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Full text of "Freiburger Geschichtsblätter ; hrsg. vom Deutschen Geschichtsforschenden Verein des Kantons Freiburg"

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FREIBIJRGER 


(iE  SCHICHTSßLÄTTER 


heraosgegeben 


vom    deutschen  geschichtsforschenden  Verein 


des 


Kantons  Freiburg. 


XI.  Jahrgang. 


Freiburg  i.  Ue.  1905. 

Verlag  der  Universsitäts-Buchliandliing. 


IV 

Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien  ira  Jahre  1898 
((  Pettauer-Studien  »  über  Kolonisation,  wirtschaftliche  und 
rechtliche  Verhaltnisse  des  steirischen  Bezirkes  Pettau,  und 
im  Jahre  1903  gab  er  im  Verein  mit  Prof.  Dopsch  in  Wien 
den  ersten  Bau  eines  großangelegten  Werkes  :  «  Die  oster- 
reichischen  Urbarien  »  heraus.  Von  kleineren  Arbeiten  ist 
noch  zu  erwähnen :  «  Die  ersten  Türkeneinfälle  in  Krain  und 
Steiermark  »,  in  Mittgn.  des  Musealvereins  für  Krain.  Un- 
serem Verein  war  er  von  Anfang  an  zugetan  und  freudig 
beigetreten.     R.  I.  P. 

Den  Austritt  haben  erklärt  die  HH.  Direktor  J.J. 
Sporri,  der  seither  gestorben  ist,  und  Karl  Nußbaum- 
Blaser.  Herr  Epards  ist  infolge  Wegzugs  aus  dem  Kan- 
ton ausgetreten,  während  die  Herren  Philipp  Buchs,  Robert 
Faver.  Anton  Felchlin,  B.  Kaiser,  Paul  Schaller,  Her- 
mann Schmidlin,  Joh.  Spicher  und  Joh.  Stutz  durchNicht- 
annahme der  Geschichtsblätter  ihren  Austritt  veranlaßt 
haben.  Der  Appell  um  Gewinnung  neuer  Mitglieder,  um 
die  Lücken  auszufüllen  und  den  Mitgliederbestand  mindestens 
aufrecht  zu  halten,  ist  nicht  fruchtlos  geblieben  ;  dagegen 
hat.  sich  der  Wunsch  nach  größerer  Stabilität  der  Mitglied- 
schaft noch  nicht  erfüllt,  indem  die  Zahl  der  Ausscheiden- 
den sich  noch  nicht  vermindert  hat. 

Unser  Schriftenaustausch  hat  nun  eine  Ausdehnung 
erreicht,  die  eine  weitere  Entwicklung  so  lange  ausschließt, 
als  unsere  Einnahmen  keine  Vermehrung,  aufweisen.  So 
ist  denn  auch  im  Berichtsjahre  nur  eine  Änderung  zu  ver- 
zeichnen, die  Anbahnung  des  Tauschverkehrs  mit  dem 
Historischen  Verein  Donauwörth. 

Die  laufenden  Geschäfte  wurden  in  zwei  Vorstands- 
sitzungen, die  beide  in  Freiburg  stattfanden,  erledigt.  Die 
Zusammensetzung  des  Vorstandes  war  die  gleiche  wie  letz- 
tes Jahr.  Mit  Rücksicht  auf  die  durch  Erstellung  einer 
gemeinsamen  Festschrift  mit  der  Soci6t6  d'Histoire  beding- 
ten Änderungen  in  Satz  und  Papier  für  das  letzte  Heft  der 
Freiburger  Geschichtsblätter  wurde  beschlossen,  den  Anti- 
qua-Satz sowie  das  neue  Papier   auch    in  Zukunft  beizube- 


halten,  und  die  Druckerei  verstand  sich  wegen  der  dadurch 
veranlagten  Verminderung  der  Zeilenzahl  zu  einer  entspre- 
chenden Preisreduktion  für  den    Druck  unserer  Zeitschrift. 

Donnerstag,  den  14.  Januar  1904,  fand  die  allgemeine 
Herbstversammlung  im  Gasthof  zum  Strauß  in  Freiburg 
statt,  bei  allerdings  schwacher  Beteiligung  von  nur  14  Mit- 
gliedern. Mit  Rücksicht  auf  die  Generalversammlung  der 
Allgemeinen  geschichtsforschenden  Gesellschaft  der  Schweiz 
im  September  1903  in  Freiburg,  zu  der  auch  die  Mitglieder 
unseres  Vereins  geladen  worden  waren,  hatte  man  die 
Herbstversammlung  so  spät  angesetzt  und  von  einem 
Vortrage  abgesehen,  um  für  die  Statutenrevision  Zeit  zu 
gewinnen.  Der  vom  Vorstande  vorgelegte  Revisionsent- 
wurf wurde  durchberaten  und  die  seit  Gründung  beste- 
henden Statuten  in  verschiedenen  Punkten  in  fibereinstim- 
mung  mit  den  seither  gewonnenen  Erfahrungen  abge- 
ändert. Darauf  wurden  die  so  revidierten  Statuten  von 
der  Versammlung  angenommen  und  beschlossen,  dieselben 
alsbald  in  Kraft  treten  zu  lassen,  im  Jahrgang  XI  der  Ge- 
schichtsblätter abzudrucken,  sowie  die  erforderliche  Zahl 
von  Sonderabdrücken  zu  erstellen.  Dieselben  folgen  hier 
im  Anhang  zu  diesem  Berichte.  Es  wurden  19  Mitglieder 
neu  aufgenommen,  nämlich  die  Herren  Jos.  Vaucher  ;  Chr. 
Vögeli;  K.  Nußbaum -Blaser  ;  Daniel  Wäber  ;  Am.  Andrej; 
Peter  Brülhart ;  Joh.  Piller;  Dr.  Friolet ;  Alph.  Horner ; 
Theodor  Piller;  Jos.  Riedo  ;  Jak.  Jenny;  Walther  Rainer; 
Martin  Schwaller;  Prof.  Levec  :  Arn.  Käser;  Ludw.  Meny; 
Dr.  Gschwend,  sowie  der  deutsche  katholische  Männer- 
verein Freiburg  mit  10  Fr.  Jahresbeitrag.  Ein  gemeinsames 
Mittagessen  vereinigte  die  Teilnehmer,  wobei  Reden  und 
humoristische  Vorträge  das  treffliche  Mahl  würzten. 

Zur  allgemeinen  Frühjahrsversammlung  fanden  sich 
Sonntag  12.  Juni  ungefähr  25  Mitglieder  und  über  40  Teil- 
nehmer in  der  Pfarreiwirtschaft  in  Heitenried  zusammen. 
Der  Präsident  entbot  den  Mitgliedern  und  Gästen  den 
Willkommsgruß  und  verband  damit  einen  kurzen  Cberblick 
über  die  Geschichte  des  Ortes.     Heitenried  dürfte  eine  alte 


VI 

deutsche  Siedelung  sein  und  erscheint  unter  dem  welschen 
Namen  Essert  in  dem  Verzeichnis  des  Propstes  Cuno  von 
Stäffis  (1228)  als  eigene  Pfairei,  allerdings  in  Abhängigkeit 
von  der  benachbarten  Kirche  in  Dudingen.  Bald  nachher 
haben  wir  Kunde  von  einem  Ritter  Ulrich  von  Heitenried  als 
Besitzer  der  gleichnamigen  Herrschaft  im  Jahre  1278.  Reich- 
licher (ließen  die  Nachrichten  erst  um  die  Mitte  des  15. 
Jahrhunderts.  In  der  dem  Savoierkriege  vorausgehenden  Span- 
nung mit  Bern  äußerte  Hensli  Hoyo  von  Schwarzenburg 
Drohworte  gegen  die  Stadt  Freiburg  wegen  ihres  Verhal- 
tens im  Armagnakenkrieg,  die  von  Nikli  Alwan  entstellt  hin- 
terbracht wurden,  so  daß  die  Freiburger  es  Hugo  entgelten 
ließen.  Dieser  schickte  darauf  der  Stadt  einen  regelrechten 
Fehdebrief  und  entführte  bei  Nacht  und  Nebel  zwei  Bauern 
von  Heitenried.  Cuntzi  Poflet  und  Niggli  Thomi,  5  Pferde, 
um  sich  für  den  ihm  durch  die  Freiburger  zugefügten  Schaden 
zu  rächen.  Die  Geschädigten  klagten  im  Juli  vor  dem  Ge- 
richt in  Bern  auf  Ersatz  gegen  Hoyo  und  Genossen, 
wurden  aber  abgewiesen,  da  der  Raub  in  ehrlicher  Fehde 
geschehen  sei  ').  Während  des  bernisch-savoischen  Krie- 
ges wurde  Heitenried  1448  durch  die  in  Guggisberg  liegende 
bernische  Besatzung  eingeäschert.  Im  Jahre  1369  gelangte 
die  Herrschaft  Heitenried  an  die  Familie  Felga  in  Freiburg 
und  dann  nach  mehrmaligem  Besitzwechsel  an  die  Diesbach 
in  Freiburg,  welche  dieselbe  1820  veräußerten  ■). 

Sodann  erhielt  Herr  Pfarrer  Schwaller  das  Wort  zu 
einem  Vortrag  über  «  Die  Grasburg )).  In  schwungvoller 
Sprache  schilderte  der  Redner  die  Schicksale  der  roman- 
tisch gelegenen,  benachbarten  Grasburg  seit  deren  nach- 
weisbaren Existenz  (1223)  bis  zu  ihrem  Verfall  (seit  1525). 
Dabei  äußerte  er  die  ansprechende  Vermutung,  daß  schon 
in  römischer  Zeit  am  gleichen  Platze  ein    befestigter    Brü- 


*)  Vgl.  die  Akten  über  diesen  ProzeL>,  herausgegeben  von  H. 
Türler,  Drei  bernische  Urteile  über  Privatfehde,  in  der  Schweiz.  Zeit- 
schrift f.  Strafrecht  IX  (l«96j  S.  *M— :W. 

*)  Vgl.  Max  de  Diesbach,  Le  dernier  seigneur  de  Heitenried,  in 
Etrennes  fribourgoises,  190*^. 


VII 

ckenkopf  bestanden  haben  dürfte,  an  dessen  Stelle  später 
die  Grasburg  getreten,  eine  Annahme,  die  in  der  nachfol- 
genden Diskussion  von  Mgr.  Kirsch  mit  dem  Hinweis  auf 
die  burgundischen  Ausgrabungen  im  nahen  Ellisried  unter- 
stützt wurde.  Da  der  Vortrag  in  den  Freiburger  Nach- 
richten im  Wortlaute  abgedruckt  wurde  *),  so  möge  ein 
Hinweis  darauf  an  dieser  Stelle  genügen. 

Darauf  machte  Hr.  Max  von  Diesbach  der  Versamm- 
lung Mitteilung  von  einer  Episode,  die  sich  im  Frühjahr 
1799  in  Heitenried  abgespielt  hatte.  Am  14.  April  wurden  da- 
selbst eine  Kompagnie  helvetischer  Truppen  unter  Hauptmann 
Varnery  durch  800  von  Wachtmeister  Joh.  Gobet  von  Geren- 
wyl  geführte  Aufständische  aus  der  Umgebung  angegriffen,  ein 
Teil  in  schmählicher  Flucht  davon  gejagt,  ein  kleines  Häuf- 
lein belagert  und  zur  Kapitulation  genötigt.  Auch  dieser 
Vortrag,  ein  verdankenswerter  Auszug  aus  einer  größern 
Abhandlung,  die  schon  früher  veröffentlicht  worden  *),  er- 
schien im  Wortlaut  in  den  Freiburger  Nachrichten  *),  sodaß 
eine  nähere  Skizzierung  überflüßig  erscheinen  dürfte. 

Herr  Emil  Zurkinden  legte  der  Versammlung  alsdann 
noch  eine  Abbildung  des  alten  Schloßes  Heitenried  vor, 
die  er  aus  dem  Nachlaß  des  Herrn  v.  Epinay  erworben  hatte 
und  die  zu  dem  letztgenannten  Vortrage  eine  willkommene 
Ergänzung  bot.  Auch  haben  die  meisten  Teilnehmer  nach 
der  Sitzung  dem  nahen  Schlosse  einen  Besuch  gemacht. 

Der  geschäftliche  Teil  wurde  eröffnet  durch  einen 
schriftlich  eingereichten  Antrag  des  am  Besuche  unserer 
Versammlung  verhinderten  Vereinsmitgliedes  Redaktor  Gut- 
knecht in  Murten.  Derselbe  wünscht,  der  Verein  möge  in 
Verbindung  mit  den  historischen  Vereinen  von  Bern  und 
Freiburg  und  gemeinsam  mit  den  Lokalbehörden  von  Mur- 
ten Schritte  tun.  um  die  Stadtmauern  von  Murten  vor  Zer- 
Störung  und  deren  Umgebung  vor  Uberbauung  zu  schützen ; 

')  Jahrg.  1904  Nr.  75,  76,  79,  82.  83. 

*)  Unter   dem    Titel :     Les   troables  de  1799,  in  Archives  de  la 
Soci^t^  d'Histoire  du  canton  de  Fribourg  IV.  vol. 
*)  Jahrg.  1904.  Nr.  71.  vom  18.  Juni. 


VIII 

auch  seien  die  Lasten  des  Unterhaltes  zu  schwer  für  Mur- 
ten  *).  Nachdem  die  Diskussion  sich  durchaus  mit  der  An- 
regung einverstanden  erklärt  hatte,  beschloß  die  Versamm- 
lung, dieselbe  energisch  zu  befürworten  und  erteilte  dem 
^  Vorstande  Auftrag,  dem  Stadtrat  von  Murten  Mitteilung  zu 
machen,  daß  unser  Verein  mit  allen  Kräften  für  Erhaltung 
der  Ringmauern  der  Stadt  Murten  eintrete  und  alle  darauf 
abzielenden  Schritte  mit  seinem  ganzen  Einfluße  unterstütze. 
Endlich  wurde  ein  Antrag  des  Vorstandes  der  Dis- 
kussion unterstellt,  der  bezweckt,  die  alte  historische  Be- 
zeichnung Freiburg  im  Uechtland,  die  heute  vielfach  außer  Ge- 
brauch gekommen  und  darum  selbst  bei  der  eidgen.  Post  nicht 
mehr  durchweg  verstanden  wird,  dadurch  wieder  zu  Ehren 
zu  bringen,  daß  auf  dem  Poststempel  außer  der  bisherigen 
ausschließlich  gebrauchten  französischen  Form  «  Fribourg  » 
auch  die  deutsche  Bezeichnung  «  Freiburg  i./Ue.  »  einge- 
führt werden  soll  in  ähnlicher  Weise,  wie  auch  Murten  und 
Biel,  ja  sogar  das  ganz  deutsche  Dorf  Tafer  eine  doppelspra- 
chige Bezeichnung  auf  dem  Poststempel  führen.  Der  An- 
trag wurde  nicht  ohne  Widerspruch  der  Mitglieder  franzo- 
sischer Zunge  von  der  Versammlung  angenommen  und  der 
Vorstand  beauftragt,  die  erforderlichen  Schritte  zu  tun. 
Auf  eine  bezügliche  Eingabe  vom  15.  Juni  erfolgte  am  12. 
Juli  eine  ablehnende  Antwort  der  Kreispostdirektion  in 
Lausanne,  aus  der  wir  folgende  Motivierung  hier  anführen 
wollen  :  «  Obwohl  wir  in  Prinzip  absolut  mit  Ihnen  der 
Meinung  sind,  daß  eine  zweisprachige  Bezeichnung  der 
Stadt  Freiburg  sich  berechtigt,  so  ist  es  hingegen  unbe- 
streitbar, daß  die  gewünschte  deutsche  Nebenbezeichung 
eine  wichtige  Ueberzahl  von  Verwechslungen  zwischen  Frei- 
burg (Schweiz)  und  Freiburg  i.  Er.  zufolge  haben  würde. 
Dieser  Meinung  sind  auch  der  Gemeinderat  Ihrer  Stadt, 
welcher  uns  benachrichtigt  hat,  sich  einstimmig  für  die 
gegenwärtige  einsprachige  Bezeichnung  ausgesprochen  zu 
haben  und  unsere  Oberpostdirektion,  die  uns  Auftrag  er- 
teilt hat,  Ihnen  in  obigem  Sinne  zu  antworten.  » 

^)  Vgl.  6ine  Einsendung  im  «  Bund  »  1904  Nr.  155.  Bl.  2. 


IX 

Mit  lebhaftem  Danke  hat  die  Versammlung  Kenntnis 
genommen  von  der  Mitteilung,  daß  der  hohe  Staatsrat  auf 
unser  Gesuch  um  einen  einmaligen  und  außerordentlichen 
Beitrag  an  die  Kosten  der  a  Festschrift  der  beiden  histori- 
schen Vereine  des  Kantons  Freiburg  zur  Jahresversammlung 
der  Allgemeinen  historischen  Gesellschaft»  uns  am  26.  Jan. 
1904  einen  solchen  von  500  Fr.  gleichwie  der  Sociötö  d'liis- 
loire  zuerkannt  hat.  Unsere  Festschrift  fand  sehr  anerken- 
nende Besprechung  von  Prof.  Dr..  G.  Meyer  von  Knonau  in 
der  Neuen  Zürcher  Zeitung  (Oktober)  und  von  Dr.  J.  Kaiin 
in  der  Schweizerischen  Bundschau  IV.,  410. 

Unsere  Jahresrechnung,  die  regelmäßig  mit  einem 
Defizit  abschließt,  dem  keinerlei  Vereinsvermogen  gegen- 
übersteht, legt  uns  nahe,  Mittel  und  Wege  ausfindig  zu 
machen,  um  aus  dieser  prekären  Situation,  die  uns  an 
größere  Aufgaben  heranzutreten  verbietet,  möglichst  bald 
herauszukommen.  Da  die  Einnahmen  sozusagen  ausschließ- 
lich für  den  Druck  unserer  Zeitschrift  Verwendung  finden, 
und  diese  als  Jahresheft  alljährlich  erscheinen  muß,  so  ist 
an  eine  Verminderung  der  Ausgaben  nicht  zu  denken  und 
muß  auf  eine  Vermehrung  der  Einnahmen  Bedacht  genom- 
men w^erden.  Eine  Erhöhung  des  Mitgliederbeitrages  er- 
scheint nicht  angezeigt,  weil  ein  erheblicher  Bückgang  der 
Mitgliederzahl  zu  befürchten  ist  und  an  eine  erhebliche 
Vermehrung  der  Mitgliederzahl  ist  auch  nicht  zu  denken. 
Darum  beschloß  die  Versammlung  auf  Antrag  des  Vorstan- 
des, nochmals  bei  der  h.  Begierung  einzukommen  um  Er- 
höhung des  Jahresbeitrages  von  ir)0  auf  .'$00  Fr.  moti^'iert 
besonders  auch  mit  den  dem  Staate  erwachsenden  Vorteilen 
aus  unserm  Tauschverkehr  mit  52  Gesellschaften  des  In- 
und  Auslandes,  deren  Publikationen  an  die  Kantonsbiblio- 
Ihek    abgegeben    werden   müssen. 


Freiburg,  den  1.  Dezember  1904. 


Der  Präsidenl  : 

Dr.  A.  Büchi. 


X 


Statuten 


des 


deutschen  geschichtsforschenden  Vereins 


des  Kantons  Freiburg. 


— •$•- 


8  1- 

Der  Verein  bezweckt,  durch  selbständige  Forschung  ins- 
besondere die  Geschichte  des  Kantons  Freiburg  klar  zu 
legen,  durch  Herausgabe  seiner  Arbeiten  und  durch  ölfent- 
liche  Vorträge  das  Verständnis  für  die  historische  Entwick- 
lung unseres  Staates  in  weitere  Kreise  zu  tragen  und  die 
Liebe  zum  engern  und  weitern  Vaterlande  zu  fördern. 

8  2. 

Zu  diesem  Zwecke  unterstutzt  der  Verein  die  Sammlung 
vaterländischer  Altertümer  gemeinsam  mit  der  bestehenden 
Sociale  d'histoire  du  canton  de  Fribourg  und  sucht  ihr  alle 
historischen  Funde  zuzuwenden  die  auf  dem  Boden  unsers 
Kantons  gemacht  werden. 

Derselbe  widmet  seine  Aufmerksamkeit  auch  den  im 
deutschen  Kantonsteil  gelegenen  Archiven  und  wird  dahin 
wirken,  daß  die  in  Staats-,  Gemeinde-  und  Kirchenarchiven 
vorhandenen  Schätze  verwertet  werden. 

Ebenso  wird  der  Verein  sein  Augenmerk  haben  auf 
historisch  merkwürdige  Gebäude,  Ruinen.  Kunstantiquitäten, 
und  nach  Kräften  die  kantonale  Kommission  für  Erhaltung 
der  geschichtlichen  Denkmäler  in  ihren  Bestrebungen  unter- 
stutzen. 


XI 

8  3. 

Jedes  Mitglied  verpflichtet  sich,  zur  Erreichung  dieser 
Zwecke  nach  Maßgabe  seiner  Kräfte  mitzuwirken,  insbe- 
sondere auf  historische  Funde  jeder  Art  zu  achten,  davon 
dem  Vereinsvorstand  rechtzeitige  und  genaue  Kenntnis  zu 
geben  und  die  Interessen  desselben  bestmöglichst  wahrzu- 
nehmen. 

8  4. 

Der  Verein  versammelt  sich  in  der  Regel  zweimal  des 
Jahres  (Frühjahr  und  Herbst)  und  bestimmt  am  Schlüsse 
der  Verhandlungen  den  Ort  seiner  nächsten  Zusammen- 
kunft. Sollte  sich  das  Komite  veranlaßt  sehen  einen  andern 
Ort  für  die  Sitzung  zu  bestimmen,  so  sind  der  Versamm- 
lung die  Gründe  hiefür  mitzuteilen.  Die  Einladung  zu  den 
Versammlungen  geschieht  durch  wenigstens  zwei  öffentliche 
Blätter  und  durch  Einladungskarten. 

§  i>- 
Die  Versammlungen  des  Vereins   sind  ölfentlich;   doch 
haben  nur  die  Mitglieder  das  Recht,  in  Angelegenheiten  des 
Vereins  abzustimmen. 

8  6- 
Zu  Beginn  jeder  Verhandlung  wird  das  Protokoll  der 
vorhergehenden  Sitzung  verlesen,  die  Zahl  der  anwesenden 
Mitglieder  und  Gäste  festgestellt,  worauf  der  Vorsitzende 
die  Tagesordnung  vorlegt.  Wofern  die  Versamn)lung  keine 
Abänderung  derselben  beschließt,  gelangen  die  Traktanden 
in  der  angegebenen  Reihenfolge  zur  Behandlung. 

Angekündigte  Anträge  sind  im  Anfange  der  Sitzung 
mitzuteilen  und  werden  am  Schlüsse  der  Tagesordnung  be- 
handelt. 

8  7. 

Die  Anmeldung  zur  Aufnahme  in  den  Verein  geschieht 
bei  einem  Mitglied  des  Vorstandes.  Derselbe  legt  das  (be- 
such der  Versammlung  vor.  Wenn  keine  Einsprache  er- 
folgt,   ist    der   Angemeldete    ohne    weiteres    aufgenommen. 


XII 

Bei  Einsprachen  entscheidet  das  absolute  Mehr  der  Vereins- 
mitglieder  in  geheimer  Abstimmung. 

§8. 

Auf  Antrag  des  Vorstandes  können  solche  Männer  zu 
Ehrenmitgliedern  ernannt  werden,  die  außerhalb  des  Kantons 
wohnen  und  sich  um  den  Verein  besondere  Verdienste  er- 
worben haben.  Sie  sind  als  Ehrenmitglieder  von  jeder  Ver- 
bindlichkeit frei  und  erhalten  die  ordentlichen  Vereinsschrif- 
ten gratis. 

8  9. 

Die  ordentliche  Vereinsversamralung  hat  sich  mit  fol- 
genden Verhandlungsgegenständen  zu  befassen  : 

a)  Genehmigung  von  Geschäfts-  und  Kassabericht. 

b)  Vorträge  geschichtlichen  Inhaltes. 

c)  Kleinere  Mitteilungen  über  geschichtliche  Gegenstände 
und  Fragen. 

d)  Vorlage   von   Altertümern,   Zeichnungen,    Urkunden, 
Quellenschriften,   Münzen   mit   deren   Erläuterungen. 

e)  Wahlen  und  Vereinsgeschäfte. 

§  10. 
Die  Einnahmen  des  Vereins  sind  : 
a)  Der  Jahresbeitrag  der  Mitglieder. 
h)  Staatsbeiträge,  Zuschüsse  von  andern  Gesellschaften. 

c)  Der  Erlös  von  Vereinsschriften. 

d)  Geschenke  und  Vermächtnisse. 

Der  Jahresbeitrag  des  Mitgliedes  beträgt  3  Franken. 
Indessen  kann  derselbe  durch  Beschluß  der  allgemeinen 
Versammlung  auf  4  Franken  erhöht  werden. 

§  H. 
Die  Auslagen  aus  der  Vereinskasse  sind  : 

a)  Die  Druckkosten  für  die  Veröffentlichungen  des  Vereins. 

b)  Kosten  für  historische  Untersuchungen  und  .Anschaf- 
fungen. 

c)  Anschaffungen  von   Geschäftsbüchern,   Porto   in  Ve- 
reinssachen und  ähnliche  Anlagen. 


XIII 

8  12. 

An  der  Spitze  des  Vereins  als  geschäftfuhrender  Aus- 
schuß steht  ein  Vorstand  von  fünf  Mitgliedern,  die  jeweilen 
in  der  Herbstversammlung  für  drei  Jahre  gewählt  werden. 

Der  Vorstand  besieht  aus  einem  Präsidenten,  Schrift- 
führer, Kassier  und  zwei  Beisitzern.  Die  Versammlung 
wählt  im  ersten  Wahlgang  den  Präsidenten,  im  zweiten  die 
übrigen  Vorstandsmitglieder.  Der  Vorstand  constituirt  sich 
im  übrigen  selber  und  ernennt  einen  Vizepräsidenten,  der 
den  Präsidenten  im  Falle  der  Verhinderung  zu  vertreten  hat. 

Sämtliche  Mitglieder  des  Vorstandes  sind  nach  Ablauf 
ihrer  Amtsdauer  wieder  wählbar. 

§  13. 

Der  Vorstand  vollzieht  die  von  der  Vereinsversammlung 
gefaßten  Beschlüsse,  prüft  die  Jahresrechnung  des  Kassiers, 
unterhält  die  Tauschverbindungen,  bestimmt  den  Inhalt  der 
Geschichtsblätter,  bereitet  die  Geschäfte  für  die  allgemeine 
Versammlung  vor  und  erledigt  jene  allgemeine  Vereinsge- 
schäfte, die  nicht  speziell  der  Generalversammlung  über- 
wiesen sind. 

8  14. 

Der  Präsident  leitet  die  allgemeinen  wie  die  Vorstands- 
sitzungen, er  beruft  die  letztern  ein  nach  Maßgabe  der  Ge- 
schäfte oder  auf  Antrag  von  zwei  Vorstandsmitgliedern  ;  er 
vertritt  den  Verein  nach  außen,  überw^acht  den  Schriften- 
austausch sowie  den  Druck  der  Geschichtsblätter  ;  er  führt 
das  Mitgliederverzeichnis  und  erstellt  jährlich  für  die  Herbst- 
versammlung einen  Geschäftsbericht,  der  in  den  Geschichts- 
blättern veröffentlicht  wird. 

8  15- 

Der  Schriftführer  führt  das  Protokoll  der  allgemeinen 
sowie  der  Vorstandssitzungen  und  besorgt  die  Einladungen 
zu  denselben. 


XIV 

8  16. 

Der  Kassier  verwaltet  die  Kasse  und  das  Vereinsver- 
mögen, er  erhebt  die  Mitgliederbeiträge  und  er  stellt  je- 
weilen  für  die  Herbstversamralung  die  Jahresrechnung,  die 
im  Auszug  in  den  Geschichtsblättern  zu  veröffentlichen  ist. 

§17. 

Der  deutsche  geschichtsforschende  Verein  des  Kantons 
Freiburg  tritt  mit  der  schweizerischen  geschichtsforschenden 
Gesellschaft  sowie  mit  andern  historischen  Vereinen,  Insti- 
tuten und  gelehrten  Gesellschaften  in  Verbindung,  nament- 
lich um  einen  regelmäßigen  Schriftenaustausch  mit  den- 
selben zu  unterhalten. 

8  18. 

Statulenrevision  findet  statt,  wenn  die  Mehrheit  einer 
ordentlichen  Vereinsversammlung  dieselbe  beschlossen  hat. 
Sie  kann  jedoch  erst  in  dir  nächst  folgenden  Versammlung 
vorgenommen  werden. 


Durchberaten    und    angenommen     in    der    allgemeinen 
Vereinsversammlung. 

Freiburg,  den   14.  Januar  1904. 

Der  Präsident 

des  deutschen  geschichtsforschenden  Vereins 
des  Kantons  Freiburg : 

Dr.  A.  Büchi. 


XV 


Kassabericht 

des  deutschen  geschichtsforsch.  Vereins  des  Kts.  Freiburg  pro  1 904. 


A.  Einnahmen. 

4  Jahresbeiträge Fr.     12.20 

5  Jahresbeiträge  von  ausw.  Mitgl »      18.40 

188  Mitgliederbeiträge »    533.45 

Jahresbeitrag  d.  k.  Männervereins  in  Freiburg  »      10. — 

Jahresbeitrag  der  Stadt  Murten »      20. 

1  Jahresbeitrag »        3.20 

Jahresbeitrag  der  tit.  Regierung »     150.— 

Ertrag  verkaufter  Geschichtsblätter    ....  »      34.— 
Erlös  aus  dem  Buchhändler-Vertrieb       ...»      32.25 

Total  der  Einnahmen  Fr.  813.50 

B.  Ausgaben. 

Defizit  von  1903 Fr.     11.52 

Bibliographie  zu  den  Geschichtsblättern  X.  »       10.— 

Postauslagen »       19.50 

Rechnung  des  Buchdruckers  für  die  Geschichts- 
blätter X ))    425.05 

Dem  Buchbinder  für  Brochieren »      84.20 

Der  Druckerei  bezahlt »    219.— 

Restzahlung  für  den  Druck  der  Geschichtsbl,  X.  »      46.90 

Total  der  Ausgaben  Fr.  8T6.17 

C.  Bilanz. 

Einnahmen Fr.  813.50 

Ausgaben       »    816.17 

Mehrausgaben  Fr.       2.67 
Tafers,  den  30.  Nov.  1904. 

J.  Bäriswyl^  Kassier. 


XVI 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

des  deutschen  gechichtsforschenden  Vereins  des  Kantons  Freiburg. 

Dezenarier  lf<>4. 


VontumJ : 

Büchi,  \y  Albert.  Professor.  Freibur«,  Präsident. 
Schaffner.  Sal.,  Pfarrer,  Kerzers,  Aktuar. 
Iiärisw\l,  J..  Staat^ein nehmer.  Tafens.  Kassier. 
Wattelet,  D'  Hans,  Advokat,  Murten. 
Schwalier,  Viktor,  Pfarrer,  Alterswil. 

Ehrenniitglie'f  : 
Schneuwly,  J.,  Staatsarcbivar,  Frei  barg. 

Mitglieder : 

Aeby,  Johann,  Substitut,  Tafers. 

—  Johann,  Pfarrer,  Plasselb. 

—  Lehrer,  St.  Antoni. 

AfTolter,  Oekonom,  Conradshaus  bei  Heilen ried. 

Andrey,  Am-,  Grolirat,  Tafer«. 

Aibre<;ht,  Anton,  Buch  bindermeister,  Frei  bürg. 

Auderset,  Albert,  Advokat,  Frei  bürg. 

Baldegger,  Jak.,  D^  phil.  Einsiedeln. 

Balmer,  Melchior,  Angestellter,  Tafers. 

Haumhauer,  D'  Heinr.,  Prof.,  Freiburg. 

Beck,  \y  J.,  Prof.,  Freiburg. 

Beeli,  Franz,  (Jberamtssch reiber,  Murten. 

Benninger,  J.  Amtsrichter,  Salvenach. 

Bertschi,  Tierarzt,  Düdingen. 

Betschen,  Adolf,  Mehlhündler,  Frei  bürg. 

Bichsel,  Tierarzt,  Courtepin. 

Birbaum,  Jos.,  Oberrichter,  Freiburg. 

Blancpain,  Achilles,  Bierbrauer,  Frei  bürg. 

Blanchard,  Philipp,  Freiburg. 

—  Tlieod.,  Betreibungsbeamter,  Tafers. 
Blumenstein,  Emil,  Pfarrer,  Murten. 
Böschung,  Ulrich,  Wirt,  Ueberstorf. 
Brügger,  Peter,  Möbelschreiner,  Frei  bürg. 


XVII 


■»; 


Brühl  hart,  Fridoi.,  Pfarrer,  F'ont. 

—  Joh.,  Gefänguisdirektor,  Fi-eiburg. 

—  Peter,  Posthalter,  Tafers. 
Buchs.  Gemeinderat,  Montilier. 

—  Paul,  Großrat,  Jaun. 

Buom berger,  D'  F.,  Redaktor,  St.  Gallen. 

Cornuz,  Gustav,  Stadtauiniann,  Murten. 

Daniels,  D'  Franz,  Professor,  Freiburg. 

Derungs,  Joh.,  Professor,  Coli.  St.  Michael,  Frei  bürg. 

Desfossez,  J.,  Pfarrer,  Jaun. 

V.  Diesbach,  Max,  Großrat,  Uebewyl. 

Dinichert,  Constautin,  Natioualrat,  Montilier. 

Dossenbach,  J.,  Seh  u  h  band  lung.  Frei  bürg. 

Ducrest,  H.,  Prof.,  CoUeg  St.  Michael,  Freiburg. 

EtTniann,  Wilh.,  Prof.,  Itonn-Kessenich,  Burgstr.  188. 

Egger,  Gh.,  Lehrer.  Guschelmut. 

Eggis,  Adolf,  Banquier,  Freiburg. 

Erlebach,  Schlosser,  Frei  bürg. 

Fasel,  Ludwig,  Ger  ich  tssch  reiber.  Tafers. 

—  Peler,  Lehrer,  Düdingen. 

—  Wilhelm,  St.  Antoni. 

—  Wirt,  Bös  in  gen. 

Fa\re,  Karl,  Hufschmied,  Freibuig. 

Felder,  D'  P.,  Hilarin,  O.  C.  Freiburg. 

Fleckner,  Karl,  Glasmaler,  Frei  bürg. 

Fleury,  P.  Bernhard,  O.  Fr.,  Frei  bürg. 

Forster,  Christian,  Lehrer,  Bennewvl  bei  Altersvvvl. 

—  Rob.,  Handelsmann,  Heiteniied. 
Fragniere,  Gebrüder,  Buchdruckeiei,  Frei  bürg. 

.    —       D'  Jos.  Prof.,  Priesterseminar,  Frei  bürg. 
'  'FViolct,  D'  Max,  Advokat,  Freiburg. 
Frei  bürg,  Kath.  deutscher  Männerverein  der  Stailt. 
Gabriel,  Paul,  Kürschner,  Frei  bürg, 
Garr.mann,  M.,  Lehrer,  Flamatt. 
Genoud,  Leo,  Großrat,  Frei  bürg. 
Gottlob,  D'  Ad.,  Prof.,  Bonn,  Bu^ichstr.  .V). 
Grimm.?,  [)r.  Hubert,  Prof.,  Frei  bürg. 
Gschwend,  Dr.  Fridolin,  Redaktor,  Frei  hu  rg. 
Gutknecht,  H.,  Redaktor,  Murton. 
Haas,  Paul,  Musikdirektor,  Frei  bürg. 
Hafner,  Hugo,  Advokat,  Murten. 
Handrick,  Franz,  Hilfsbibliothekar,  Freiburg. 
Hauptmann,  D'  F.  Prof.  Berlin  S.  W.  Prinz  AlhrechtstraUe  '>. 
Hayoz,  P.  Leo,  O.  PV.  Frei  bürg. 


xviri 


Haiiiioz,  P.  Franz,  O.  Fr.  Froif)urg. 
Heinemann,  D'  Franz,  Bibliothekar,  Luzern. 
Helfer,  Oberlehrer,  Frei  bürg. 
Henzen,  Jos.,  Arzt,  Tafers. 
Hess,  D'  J.  Jak.,  Prof.  Frei  bürg. 
Hofmann,  Heinrich,  Lehrer,  Heitenried. 
Holder,  D'  Karl,  Prof.,  Freiburg. 
Homer,  Alphons,  Tützenberg,  Schmitten. 
Hurni,  Albert,  Lehrer,  in  Berg  bei  Schmitten. 
Jenny,  Jakob,  Gemeindeschreiber-  St.  Antoni. 
Jungo,  Wirt  Schmitten. 

—  Jos.,  Notar,  Frei  bürg. 

Kälin,  Joh..  Redaktor,  Zürich,  Kreuzstraße  .T>. 

Kapper,  P.  Alb.,  O.  Fr.,  Freiburg. 

Kiiser,  Arnold,  Kaufmann,  Frei  bürg. 

Kerzers,  Volksbibliothek  von  (Regionallehrer  Sarbach/ 

Kilian,  P.  Lucas,  O.  Fr.,  Superior  Reisbuch  a.  Vils.,  Baiern 

Kirsch,  Mgr.  D'  Peter,  Prof.  Frei  bürg. 

—  Vincenz,  Glasmaler,  F'reiburg. 
Klaus,  Johann,  Pfarrer,  Ueberstorf. 
Köhler  S.  Apotheker,  FVeiburg. 
Kostanecki,  D'  Anton,  Professor,  Freiburg. 
Kruker,  Mgr.  Regens,  Albertinum,  Freiburg. 
Kuhn,  P.  Cyrill,  O.  Fr.,  Freihurg. 
Lampert,  D'  Ulr.,  Professor,  Frei  bürg. 
Läpp.  K.,  Droguerie,  Frei  bürg 

Leicht,  F'ritz,  Großrat.  Salveiiach. 

Lerch,  D'  Matthias.  Prof.,  Frei  bürg. 

Liebig,  P.  Paul,  <).  Fr.,  Freiburg. 

Liechti,  Hermann,  Großrat,  Murten. 

Lom briser,  Joseph,  Professor,  Freiburg. 

Lutz,  Adolf,  Großrat,  Greng  bei  Murten. 

Lüthi,  Emanuel,  Gymnasiallehrer,  Bern. 

Manser,  D'  Gall,  Professor.  Albertinum,  Freiburg. 

Mazzoni,  P.  Pfarrer,    Tafers. 

Meny,  Louis,  Vicar,  Tafers. 

Meyer-Brcnder.  Biirstenhandlung,  Freiburg. 

Merz,  R.  Schulinspektor,  Merlaeh 

Michel,  P.   Leo,  Prof.,  Albertinum,  Freiburg.   . 

Moser,  Othmar,   Sekundarlehrer,  Freiburg. 

V.  Mülinen,  Dr.  W.  Fr.  Professor,  Bern,  Schwarztorstraße. 

Müller,  P.  Verwalter,  Löwen l>erg  bei  Murten. 

—  Reinhard,  Lehrer,  Frei  bürg. 
Murten,  Gemeinderat  von. 


XIX 


Niirolet,  Peter,  ßetreibungsbeamter,  Murten. 
Noniia<it,  Julius,  Regiona Hehrer,  Düdingen. 
Nösberger.  Joh.,  Pfarrer,  Schmitten. 
Nussbaumer,  C,  Kleiderhandiung,  Freiburg. 
Offner,  Felix,  Sekretär,  Düdingen. 
Öser,  D'  Hugo,  Prof..  Frei  bürg. 
Passer,  J.,  Oberammtmann,  Tafers. 
Perroulaz.  R.,  Pfarrer,  Düdingen. 
Pfanner,  Dionys,  Uhrenmacher,  Frei  bürg. 

—  Karl,  Wirt,  Frei  bürg. 
Pfyffer,  Goldschmied,  Frei  bürg. 
Philippona,  Pius,  Publizist,  Bern. 

Piller,  Peter,  Gemeindekassier,  Gomma,  Rechthalten. 

—  Theodor,  Spengler,  Seeli,  Alterswü. 
Poffet,  Franz,  Wirt.  Mariahilf,  Düdingen. 

—  Jos.,  Oberammtssch reiber.  Tafers. 
Rappo,  Johann,  Gro(^rat,  Bösingen. 

—  Joseph,  Regional lehrer,  Alterswil. 
Rauber,  Lehrer,  in  Düdingen. 
Rechsteiner,  Albert,  Dr.  jur.,  Herisau*. 
Reichten,  Franz,  Frei  bürg. 

Reiehlin,  Leonz,  prakt.  Arzt,  Düdingen. 
Reinhardt,  Heinrich,  Prof.  Freiburg. 
Remy,  Leo,  Privatier,  Bulle. 
Riedo.  Joseph,  Organist,  Tafers. 

—  Lehrer.  Plaffeven. 

Riener,  Walther,  Tierarzt,  Plaffeven. 

Roche.  Paul  de,  Lehrer,  St.  Antoni. 

Rody,  Albert,  Buchbinder,  Frei  bürg. 

RulHeux,  Pfari*er,  Plaffeven. 

Ruprecht,  Oekonom,  Filiistorf. 

Uylz,  J  ,  Lehrer,  Frei  bürg. 

V.  Savigny,  D'  Leo,  Prof.,  Münster,  Westfalen. 

V.  Schaller,  Romain.  Prof.,  Frei  bürg. 

Schenker.  Emil,  Schuhhandlung,  Freiburg. 

Schlüpfer,  Konrad,  Prof.,  Frei  bürg. 

Schmid,  Eisen  h  an  dler.  Frei  bürg. 

Schmutz,  Genieindeschreiber,  Ueberstorf. 

Schnürer,  D'  Gustav,  Prof.,  Frei  bürg. 

Schwaller,  Martin,  Kaufmann,  St.  Antoni. 

Schwarz,  Pfarrer,  Frei  bürg. 

.Schwenter-Trachsler,  D'  med.,  J.,  Born,  Marktgasse  '22. 

•Siliert,  Emil,  lic.  jur.,  Notar,  Freiburg. 

Solothurn,  Kant<^n8bibliothek  von. 


XX 


Sourlier,  Stationsvorstand,  Düdingen. 

Späth,  J.  G.,  Civilstandsbeamter,  Freibui-^. 

Speiser,  D'  Fr.,  Professor,  Frei  bürg. 

Spicber,  Franz,  Gerichtspräsident,  Freiburg. 

Stadelmann,  D'  Job.,  Professor,  Frei  bürg. 

Steffens,  D'  F.,  Prof.,  Freiburg. 

V.  Stockalper,  Petermann,  Prior,  Niedergestein,  Wallis. 

StoU,  Oekonom,  Salvenach. 

Stritt,  Jos.,  Pfarrer,  Heitenried. 

Süsstrunk,  Jak..  Sekundarieh rer,  Murten. 

V.  Techtermann,  Max,  Museunisdirektor, 

Tscbachtli,  Alfred,  Gerichtspräsident,  Murten. 

Vacheron,  Max,  Kantonsrichter,  Freiburg. 

Vaucher,  Jos.,  Wirt,  Alterswil. 

Vogel,  Fr.,  Banquier,  Frei  bürg. 

Vögeli,  Christian,  Schönfels,  Heitenried. 

Vogt,  Ed.,  Musikdirektor,  Frei  bürg. 

Vonlanthen,  B.,  Hypothekar  Verwalter,  Tafers. 

—  Jos.,  Sigrist,  Heitenried. 
Wäber,  Daniel,  Wirt,  Tafers. 

—  Jos.  Vice-Präsident  des  Amtgerichtes,  Tafers. 

—  Moritz,  Professor,  Frei  bürg. 
Wagner,  D'  Peter,  Professor,  Freiburg. 
Wasmer  E.,  Eisen händler,  Freiburg. 
Wattelet,  Gustav,  Murten. 

Weber,  Humbert,  Dekan,  St,  Antoni. 
V.  Weck,  Paul,  D'  med..  Frei  bürg. 
Wegmüller  Armin,  Apotheker,  Murten. 
Weitzel,  Alfred,  Reg.  Sekretiir,  Freiburg. 
Wenger,  Pfarrer,  St.  Antoni. 
Wohlhauser,  Franz.  Advokat,  Freiburg. 
Zapletal.  P.  Vinc,  Pmf.,  Albertinum,  Freiburg. 
Zemp,  D'  Jos.,  Prof.,  Zürich,  Dufourstraße  ;"). 
Zosso,  Alois,  Heitenried. 

—  Job.  Jos.,  Heitenried. 

Zurkinden,  E.,  Schlossermeister,  Lenda,  Freiburg. 

—  Johann,  Großrat,  Düdingen. 
Zwierzina,  D'  Konrad,  Prof.,  Frei  bürg. 


Tausehvcrkchp  s.  Verzeichnis  in  Heft  X. 

Neu  hinzugekommen  : 

Donauwörth:  Historischer  Verein  für  Donauwörth  u.  Um- 
gebung. Ztschr.  :  Mitteilungen.  Adresse:  J.. Traber,  Biblio- 
thekar am  Cassianeum,  1.  Schriftführer. 


Franz  Quillimann 

ein  Frciburgcr  Historiker 

von  der  Wende  des  XVI.  Jahrhunderts 

von  tfohann  KAIin« 


Einleitung. 

Freiburg  hat,  im  Vergleich  rait  andern  Städten,  spät 
erst  der  Buchdruckerkunst  eine  bleibende  Heimstätte  inner- 
halb seiner  Mauern  gewährt').  Der  hauptsächlichste  Grund 
hiefur  liegt  in  dem  Ringen  zwischen  dem  alten  Glauben 
und  den  Anfängen  der  neuen  Lehre,  die  bereits  ihren  Weg 
durch  die  Tore  der  alten  Saanestadt  zu  finden  hoffte.  Auf- 
fallcnderweise  war  es  hier  der  Rat,  der  mit  Strenge  und 
Energie  eingriflf ;  aber  mit  den  Anfängen  der  Neuerung  im 
Glauben  wurden  auch  die  Anfänge  einer  neuen  Kunst  unter- 
druckt. Gleich  den  freiburgischen  Vertretern  des  Humanis- 
mus, die  wegen  ihrer  Hinneigung  zur  Lehre  Zwingiis  die 
Stadt  verlassen  mußten,  wurde  auch  der  erste  Buchdrucker, 
der  sich  in  Freiburg  niedergelassen,  wegen  wiederholter 
Herausgabe  neugläubiger  Schriften  aus  Stadt  und  Land- 
schaft verbannt. 


^)  Hclnemann  Fr,  Geschichte  des  Schul-  und  Bilduiigsleben» 
im  alten  Frei  bürg  bis  zum  17.  Jahrh.  Frei  burger  Geschichtsblätter, 
'2.  Jahrg.  1895,  S.  104.  Ferner  Holder  K.  Kleinere  Mitteilungen  zur 
Ge^ichichte  der  Buchdruckerkunst  in  Frei  bürg  in  der  Schweiz,  Zen- 
tralblatt für  Bibliothek wesen  1898,  S.  r>tM>0.  Ueber  die  religiösen 
und  geistigen  Zustande  in  Freiburg  im  15.  und  1(5  Jahrhundert  vgl. 
außerdem  :  Fontaine  Ch.  Notice  historiquo  sur  la  charabre  des  sco- 
larques  de  la  ville  de  Fribourg.  Frib.  1850.  .4.  Daguet :  Coup  d'oeil 
ireneral  sar  le  mouvement  intellectuel  de  Fribourg  au  XVI""  si^cle, 
in  Arrh.  de  Ifi  societe  d'hist.  du  canton  de  Frihonrt/,  II.  vol.  p. 
171-185,  Frib.  18.  Ebendesselben  :  Notes  sur  le  mouvement  intellectuel 
de  Fribourg  au  XVI'  si^cle  in  Arrh.  II.  vol.,  p.  18<)-19(5. 


^>    

Nachdem  aber  die  Stadt  am  Saaneübergang  durch  das 
große  Reformwerk,  welches  Propst  Petrus  Schneuwiy  in 
Kirche  und  Schule  begonnen  und  im  Verein  mit  dem  aposto- 
lischen Nuntius  Bonhomini  und  mit  dem  Beistand  des  Rates 
durchgeführt  hatte,  zu  einer  Hochburg  des  Katholizismus 
geworden,  in  welcher  die  Jesuiten,  damals  die  hauptsäch- 
lichsten Vorkämpfer  des  Katholizismus ,  ihren  Sitz  auf- 
schlugen, da  tauchte  der  Plan  einer  eigenen  Druckerei 
neuerdings  auf.  Denn  jetzt  begann  man  den  Mangel  jener 
Waffe,  zum  Angriff  wie  zur  Abwehr  gleich  geeignet,  bitler 
zu  fühlen. 

Doch  erst  im  Jahr  1585  trat  in  Freiburg  die  Buch- 
druckerpresse wieder  in  Tätigkeit,  um  fortan  nimmer  stille 
zu  stehen.  Nachdem  die  kirchlichen  Behörden  ein  zustim- 
mendes Gutachten  abgegeben  hatten,  ging  der  Rat  auf  das 
Anerbieten  des  Meisters  Abraham  Gemperlin  aus  Freiburg 
i.  Br.  ein,  bestellte  ihn  zum  Staatsdrucker  und  ließ  Presse 
und  Lettern  von  Basel  kommen. 

Noch  in  den  letzten  anderthalb  Dezennien  des  sechs- 
zehnten Jahrhunderts  nahm  eine  stattliche  Anzahl  Schriften 
großem  und  kleinern  Umfanges  ihren  Weg  in  die  Öffent- 
lichkeit. Es  waren  Gebetbücher,  Reisebeschreibungen,  Hei- 
ligenlegenden, kurz  zumeist  Schriftwerke  erbaulichen  und 
religiös  polemischen  Inhaltes,  seit  1590  auch  einige  latei- 
nische Profandichtungen  *). 

Das  erste  wissenschaftliche  Buch,  das  von  Freiburg  aus 
seine  Wanderung  in  die  gelehrte  Welt  antrat,  ist  zugleich 
das  Erstlingswerk  eines  seiner  berühmtesten  Söhne,  die 
fünf  Bücher  De  rebus  Helvetiorum  von  Franz  Guilliraann, 
die  1598  erschienen  sind.  Fürwahr  ein  ehrenvoller  Anfang. 
Denn   das   Werk   begründete   den   Ruhm  seines  Verfassers, 

Schon  zu  Guillimanns  Lebzeiten  erkannten  dies  jene 
Männer,    welche    damals    die    Geschicke    seiner   Vaterstadt 


*)  Es  geht  dies  hervor  aus  der  Zusammenstellung  von  M,  Mei/er: 
Xotice  bistorique  sur  la  biblioth^que  cantonale  de  Fribourg  in  Arch^ 
II.  vol.  p.  205,  SS. 


—    3    - 

lenkteo,  und  sie  ehrten  ihn  mit  Worten  und  Geschenken. 
Wenn  auch  sein  Streben,  sich  ganz  der  wissenschaftlichen 
Forschung  zu  weihen,  und  seine  eigentümliche  Vorliebe  für 
die  Habsburger  ihn  weitab  vom  Väterlichen  Herde  führten, 
in  fremder  Herren  Sold,  so  erinnerten  sie  sich  immer 
wieder  dankbar,  daß  von  seinem  Ruhme  ein  Strahl  auch 
auf  seine  Heimat  fiel.  Und  als  ihr  Mitbürger  noch  in  der 
BIQte  der  Jahre  stehend,  aber  aufgerieben  von  Sorgen  und 
Arbeit  im  Dienste  des  Hauses  Habsburg,  voll  bitterer  Ent- 
täuschong  ins  Grab  gesunken  war,  bemühte  sich  der  Rat 
von  Freiburg,  in  den  Besitz  der  ungedruckten  Fortsetzung 
jenes  Erstlingswerkes  zu  gelangen.  Durch  ihre  Herausgabe 
sollte  dem  verdienten  Gelehrten  das  schönste  literarische 
Denkmal  gesetzt  werden,  sein  eigenes  Werk.  Es  konnte 
aber  nicht  sein  ;  denn  längst  schon  hatte  der  vergrämte 
Verfasser  mit  eigener  Hand  die  Frucht  seines  Fleißes  zer- 
stört. 


Erster  Abschnitt. 


Jugendjahre  und  erste  Studien  in  Preiburg 

und  Mailand. 

1568-1587. 

Franz  Guillimann  erblickte  das  Licht  der  Welt  um  das 
Jahr  15G8  zu  Freiburg  im  Üchtland  ^).  Mit  manch  anderer 
Berühmtheit  teilt  er  das  Schicksal,  von  unbekannten  Eltern 
abzustammen.  Sein  eigentlicher  Familienname  war  Guillio- 
mens  ^).  Dies  Geschlecht  hauste  schon  seit  Ende  des  14. 
Jahrhunderts  in  der  Stadt.  Einem  Geistlichen  dieses  Na- 
mens, Pierre  Guillomen,  begegnen  wir  schon  vor  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  auf  literarischen  Pfaden,    freilich   nur  als 


^)  Unsere  Nachforschungen  im  Staatsarchiv  Frei  bürg  nach  dem 
Geburtsdatum  waren  erfolglos.  Auch  sonst  besitzen  wir  keine  authen- 
tische Angabe,  welche  einen  absolut  sichern  Schluß  gestattet.  Die 
Annahme,  Guillimann  sei  1568  geboren,  legt  mir  eine  Stelle  in  dem 
Brief  Guillimanns  an  den  Kardinal  Federigo  Borrameo  nahe.  Guilli- 
mann will  Dämlich  zu  Freiburg  im  Breisgau  dem  hl.  Karl  einen 
Altar  errichten,  seinem  Wohltäter,  a  cuius  vi  vi  in  me  tunc  quidem 
pene  puerum  et  amentiorem  et  duodecinmm  nnnnm  nonduni  egres- 
sum  piurima  fuerunt  beneficia »  —  Damit  mögen  die  Verdienste  des 
hl.  Karl  Borromeo  um  die  Einführung  der  Jesuiten  in  Freiburg,  bei 
denen  Guillimann  seine  ersten  Studien  machte,  gemeint  sein  ;  denn 
als  Guillimann  wirklich  nach  Mailand  kam,  war  Karl  schon  tot; 
der  Schreiber  fügt  auch  zu  obiger  Stelle  noch  hinzu :  « sed  multo 
plura  (seil.  beneHcia)  deßincti.  »  Die  Berufung  der  Jesuiten  nach  Frei- 
burg fällt  ins  Jahr  1580;  wenn  Guillimann  1580  ungefähr  12  Jahre 
zählte,  so  fällt  seine  Geburt  auf  Ende  1568,  vielleicht  auf  Anfang 
1569.  Anhaltspunkte  welche  eine  andere  Interpretation  der  «  vivi  in 
me...  benelicia »  wa/irscheüdic/i  machen  würden,  habeich  bis  jetzt 
nicht  gefunden.     ^)  Siehe  den  ersten  Exkurs  im  Anhang. 


—    5    — 

Abschreiber  und  Übersetzer  des  Traktates  De  consolatione 
phUosophiae  von  Boethius  '). 

Es  ist  nicht  sehr  wahrscheinlich,  daß  die  Eltern  des 
kleinen  Franz  dem  Ratsbefehl  von  1572 :  «  naan  soll  die 
Kinder  im  Has  tutsch  machen  reden  und  nicht  die  grobe 
welsche  Sprach  gewohnen,  »  ^)  punktlich  nachgelebt  haben. 
Denn  die  Kenntnis  der  französischen  Sprache  durfte  Guilli- 
mann  am  ehesten  im  Elternhause  erworben  haben.  Dagegen 
scheint  er  selbst  mehr  auf  die  Bestrebungen  der  «  gnädigen 
Herren  »  von  Freiburg,  Stadt  und  Land  mit  «  tapfern  düt- 
schen  und  eidgenössischem  Volk  »  zu  besetzen  *),  einge- 
treten zu  sein.  Denn  seine  Vorliebe  für  deutsches  Wesen, 
deutsche  Sprache,  muß  schon  in  seiner  Jugendzeit  in  ihm 
Wurzeln  gefaßt  haben. 

Zur  Zeit,  da  Guillimann  heranwuchs,  befand  sich  das 
freiburgische  Schulwesen  in  einer  Übergangsperiode.  Es 
gab  da  eine  deutsche  Schule,  welche  von  Ulrich  Burgknecht 
geleitet  wurde.  Größere  Bedeutung  kam  der  städtischen 
Lateinschule,  auch  Trivialschule  genannt,  zu.  Dank  den 
eingreifenden  Reformen  des  Propstes  Schneuwiy  war  die- 
selbe merklich  aufgeblüht.  Ihre  Statuten  fanden  einen  end- 
gültigen Ausbau  im  sogen.  Katharinenbuch.  Es  ist  nicht 
unwahrscheinlich,  daß  der  Schulmann  Schneuwiy,  welcher 
sich  um  die  damalige  Jugend  Freiburgs  so  verdient  ge- 
macht, auf  die  Talente  des  jungen  Guillimann  zuerst  auf- 
merksam geworden  ist,  ihn  «  entdeckt  »  hat.  Ob  Guilli- 
mann die  deutsche  oder  die  Lateinschule  besuchte,  läßt 
sich  nicht  feststellen.  Es  ist  nicht  einmal  bestimmt,  ob  er 
diese  städtischen  Schulen  überhaupt  besuchte.  Sichere  Daten 
erhalten  wir  erst,  nachdem  die  Trivialschule  bereits  durch 
die  Studienanstalt  der  Jesuiten,  welche  im  Jahre  I58U  be- 
rufen wurden,   ersetzt  war.     Im  Dezember  1580  kamen  die 


M  Handschrift  auf  der  Kantonsbibliothek  Froiburg  (L  .»7),  vgl.  A. 
Daguet  in  Arch.  II.  vol.  p.  187.  Es  ist  aber  ein  Anachronismus,  die 
viel  spätere,  germanisierte  Namensform  auf  den  welschen  Pierre  zu 
übertragen.     *)  Heinemann,  S.  5").     ')  Ebenda. 


—    6    ~ 

ersten  Jesuiten  nach  Freibupg  ;  aber  erst  am  18.  Oktober 
1581  eröffneten  sie  ihre  Lehrthätigkeit  in  dem  a  Schulge- 
bäude )),  das  noch  Schneuwly  erbaut  und  wohnlich  einge- 
richtet hatte  ^).  Sie  begannen  nur  mit  3  Klassen  :  Rudi- 
menta,  Grammatik  und  Syntax.  Unter  den  Zöglingen  dieser 
jungen  Pflanzung  Finden  wir  nun  auch  Guillimann.  Wahr- 
scheinlich hat  er  erst  bei  den  Jesuiten  seine  humanistischen 
Studien  begonnen.  Er  absolvierte  in  diesem  Falle  1582  die 
erste,  1583  die  zweite  und  1584  die  dritte  der  damals  allein 
bestehenden  Klassen. 

Die  steigende  Schülerzahl  machte  bald  Veränderungen 
in  Bezug  auf  die  Schullokalitäten  nötig,  und  schon  1584 
mußte  man  zum  Bau  eines  eigenen  Kollegiums  auf  dem 
Biseeplatze  schreiten  ^).  Im  September  desselben  Jahres 
wurde  den  bestehenden  Klassen  noch  eine  vierte  angefügt, 
in  welcher  Fr.  Jakob  Gretser,  der  spätere  berühmte  theo- 
logische Schriftsteller,  die  Humaniora  zu  lehren  begann. 

Ebensosehr  wie  die  Ausbildung  von  Geist  und  Körper, 
war  diejenige  des  Herzens  den  Vätern  der  Gesellschaft  ein 
Gegenstand  ihrer  Pflege  und  Sorgfalt  Die  Religion  bildete 
die  Grundlage  ihrer  Erziehung.  P.  Canisius,  der  berühmte 
Apostel  des  durch  die  Reformation  zerrissenen  Deutschland, 
war  selbst  ein  feuriger  Verehrer  der  Gottesmutter.  Wie  in 
allem  suchte  er  auch  hierin  Anhänger,  Genossen  zu  werben. 
Deshalb  gründete  er  am  Feste  Allerheiligen  1581  die  ma- 
rianische   Kongregation    im   Freiburger   Kollegium  '*).     Der 


^)  Ueher  die  Gründung  des  Jesuiten kollegs  vergl.  A.  Bfwhi , 
Urkunden  zur  Geschichte  des  Kollegiums  in  Freiburg  in  Geschichts- 
blätter 4.  S.  62  ff.  Berchtold :  Fondation  du  College  St-Michel  ä 
Fribourg  in  Eniul.  d.  Frib.  III.  p.  59.  Mct/cr :  Notices  pour  servir 
ä  rhistoire  de  la  fondation...  des  coll6ges...  catholiques  de  la  Suisse, 
Revue  de  la  Suisse  cathol.  vol.  I.  (1870).  J.  GvemamL  College  St- 
Michel  de  Fribourg,  notes  chronologiques  (ir>(i0-li')8ro  in  Etrennes  XXI. 
(1887)  p.  77  SS. 

•)  BücJn.  Geschichtsbl.  4.  S.  81. 

')  Dieses  Datum  geben  gleichzeitige  handschriftliche  Aufzeich- 
nungen, betitelt :  Congregatio  Mariana  Friburgensis :  bona  opera 
1584-16:i::J,   auf  der   Kantonsbibl.   Freiburg,    L  1^3.    Vergl.   auch  J. 


—    7    - 

erste  Präses,  «  Vater  »  genannt,  dieser  freiburgischen  So- 
dalität  war  P.  Robertus  Andrew,  der  Gefährte  des  P.  Cani- 
sius ;  der  erste  «  Vorsteher  »  war  ein  Pankraz  Pithon,  der 
zwei  andere  Freiburger,  iNikolaus  Meyer  und  Karl  von 
Diesbach  zu  a  Assistenten  »  hatte.  Aus  den  Wahlen  des 
folgenden  Jahres  gingen  als  Assistenten  hervor :  Franz 
Guillimann  und  Johann  Zaupo^),  wohl  ein  Zeichen,  daß  der 
junge  Guillimann  bei  seinen  Mitschülern  in  Liebe  und  Ach- 
tung stand. 

Gerade  diejenigen  Jahre,  in  denen  sich  Guillimanns 
Geist  zu  entwickeln  begann,  brachten,  wie  wir  angedeutet, 
ein  außerordentlich  bewegtes  Leben  in  seine  Vaterstadt. 
Der  Reform  des  Erziehungswesens  folgte  die  Anwesenheit 
des  päpstlichen  Nuntius  Bonhomini  und  die  damit  verbun- 
denen religiösen  Reformen,  dann  die  Berufung  der  Jesuiten, 
mit  denen  ein  neuer  Geist  in  die  Stadt  einzog ').  Der 
frische  Hauch,  der  nun  in  Freiburg  wehte,  das  Aufstreben 
und  Aufblühen  in  geistiger  und  religiöser  Hinsicht  rings 
um  den  reichbegabten  Knaben,  konnten  auf  das  Gedeihen 
seiner  Erziehung  und  die  Entwicklung  seines  Geistes  nur 
forderlich  wirken. 

Allein  die  aufblühende  Jesuitenschule  konnte  nur  die 
Grundlagen  höherer  Bildung  vermitteln.  Wer  darüber  hinaus 
trachtete,  war  auf  den  Besuch  fremder  Schulen  angewiesen. 
Mancher  junge  Mann  indes,  von  dessen  Kräften  für  den 
Dienst  des  Staates  oder  der  Kirche  viel  zu  erwarten  stand, 
hatte  nicht  die  Mittel,  um  fernem  Studien  obliegen  zu  kön- 


(iowmtl :  La  congn^gation  latine  du  College  de  Fribourg  in  Revue 
Cathoi.  de  la  Suisse  romande  21,  p.  38.")  flHlK)),  wo  jedoch  nicht  das 
richtige  Gründungüdatuin  angegeben  ist. 

*)  Pater  Antonius  Kauti,  qui  olTiciales  habuit  Pra?fectum  F. 
Martinum  Stielin,   Assistenten   Franciscum    Guilinianuni  et  Joannen! 

Zaupu  (sie) oninia    anno    l.")8^3  contigerunt.    Kantonsbibl.    Freib. 

Handschrift  L  193. 

•)  Vergl.  die  Einleitung  von  P.  J.  J,  Bevthier  zu  Lettres  de 
Jean-Fran<;ois  Bonomio,  Nonce  apostolique  en  Suisse  ä  Pierre  Schnewly 
etc.  Fribourg  1894. 


—    8     - 

nen.  Darum  wandte  Propst  Schneuwly  seine  Sorge  auch 
dem  Stipendiatenwesen  zu.  Er  vermehrte  die  Stipendien 
und  regelte  deren  Verteilung*). 

Der  Gründung  der  Jesuitenschule  in  Freiburg  ging 
diejenige  eines  andern  Kollegiums,  welches  für  Freiburg 
wie  für  die  übrigen  katholischen  Orte  von  großer  Bedeu- 
tung wurde,  nur  um  zwei  Jahre  vorher.  Wir  meinen  das 
Collegium  helveticum  in  Mailand,  von  Karl  Borromeo  ge- 
schaffen, um  den  katholischen  Schweizern  insbesondere  zu 
gut  gebildeten  Priestern  zu  helfen.  Die  Freiburger  hatten 
von  dem  Anerbieten  des  Kardinals,  zwei  Freiplätze  zu  be- 
setzen, im  Oktober  1580  Gebrauch  gemacht  und  zwei  Jüng- 
linge, Jakob  Haberkorn  und  Franz  Bugniet,  hingeschickt  *). 

Zwar  hatte  Kardinal  Karl  ßorromäus  Land  und  Leute 
von  Freiburg  nicht  wie  diejenigen  der  Urschweiz  aus  eige- 
ner Anschauung  kennen  gelernt.  Dennoch  bekümmerte  er 
sich  angelegentlich  um  diese  wichtige  Position  des  Katho- 
lizismus, zumal  da  ein  Begleiter  des  päpstlichen  Nuntius 
Bonhomini.  Markus  Antonius  Bellinus,  1579  dem  Kardinal 
die  Freiburger  über  die  Maßen  gerühmt  hatte  ^).  Die  Be- 
rufung der  Jesuiten  in  die  Saanestadt  ist  neben  den  Bemüh- 
ungen des  Nuntius  nach  eigenem  Geständnis  auch  seinem 
Einfluß  gutzuschreiben  •*).  Borromäus  bietet  überdies  in 
einem  Brief  vom  Jahre  1583  an  Schneuwly  seine  besondere 
Obsorge  für  die  religiöse  Wohlfahrt  des  freiburgischen  Vol- 
kes an.     Schneuwly  nahm  die  Gelegenheit  wahr,  dem  Kar- 


»)  Heinemann,   S.  1*^4   fT. 

*)  Fonldine,  Notice  page  41».  Wir  begegnen  den  In^iden  auch  in 
niohreren  Studenten  Verzeichnissen  des  Coli,  helvet.,  welche  noch  zu 
Lebzeiten  des  Kardinals  angefertigt  worden.  Siehe  Wt/ninnn  F.  der 
heilige  Karl  Borronieo  und  die  schweizer.  Eidgenossenschaft,  S.  2)4^ 
ff.  Stans  um. 

')  Wi/niann,  S.  2:j4,  drittes  Regest  und  Sfo/rcns-Reinhardt,  Nun- 
tiatur l>erichte  I,  S.  H'>.S.  Borromeo  correspondiertc  nicht  bloß  mit 
Generalvikar  Schneuwly,  sondern  aucli  mit  F.  Canisius  und  Stadt- 
pfarrer Seb.  Werro. 

*)  Lirht'nnrf ,  Karl  Horomeo  und  die  Schweizer.  Monati-osen 
lH84/a"'>. 


—    9    — 

dinal  alsbald  die  Aufnahme  seiner  zwei  «  ehrbaren  und  wohl- 
gesitteten »  Schützlinge,  Guillimann  und  Zaupo,  in  das 
helvetische  Kolleg  zu  empfehlen').  Allein  die  Aufnahme 
für  das  Jahr  1583/84  war  offenbar  nicht  möglich,  indem 
die  Freiplätze  schon  besetzt  waren  ^).  Bis  im  Herbst  1584 
blieb  Guillimann  nachweisbar  noch  an  der  Schule  der  Je- 
suiten in  Freiburg  ®). 

Die  genauen  Daten  von  Guillimanns  Aufenthalt  in  Italien 
vermögen  wir  nicht  zu  geben,  weil  sich  bisher  keine  urkund- 
lichen Zeugnisse  darüber  auffinden  ließen  *).  Die  Tatsache 
aber,  daß  Guillimann,  noch  ehe  er  nach  Deutschland  zog, 
in  Italien  seine  Studien  betrieb,  steht  fest  ^).  Er  bezeugt 
es  selber.  Alle  Wahrscheinlichkeit  spricht  auch  für  das  hel- 
vetische Kollegium    in    Mailand*).     Die    Lücken,    die    sich 


^)  Wt/mann,  S.  244.  Das  PosUikriptum  lautet :  a  duo  honetsti  et 
bonis  moribus  pra^iti  juvenes  Job.  Zaupo  et  Franciscus  Guillimanus 
ulerque  ditionis  Fribnrgensis  petunt  in  namerum  recipi  Collegii 
Helvetici,  quos  lll»«««  Amplitudini  \^*^  comendamus,  si  locum  habere 
possoni. »  Der  Brief  ist  datiert  vom  25.  Oktober  1588. 

')  Durch  Haberkorn  und  Franz  Odet.  Wi/mann,  S.  *278  ff.  Ha- 
berkorn kehrte  auch  1584  wieder  nach  Mailand  zurück.  Wi//nann, 
S.  ^i 

'}  Im  Syllabus  Discipulorum,  Kantonsbibl.  Freib.  L  294,  (fol.  37) 
i^t  Guillimann  unter  dem  Jahre  1584  an  letzter  Stelle  aufgefühit. 
Dann  folgt  eine  Lücke  (1585-151Xi). 

V  Unsere  Nachforschungen  im  Staatsarchiv  Frei  bürg  ergal>cn 
keine  Anhaltspunkte.  Auch  in  den  Verzeichnissen  der  Ambrosiana, 
des  erzbischöfl.  Archivs,  der  Staatsarchive  Mailand  und  Luzern,  die 
freilich  unvollständig  und  vielfach  undatiert  sind,  kommt  der  Name 
Guillimanns   nicht  vor.     (Private  Mitteilung  von  HH.  Wymann). 

^}  In  einem  Brief  an  Rüeger  v.  Januar  l<i02  schreibt  er:  «Tu 
doce  neque  enini  earum  regionum  fSulgoviae  seil.]  satis  peritus,  etsi 
semel  transierim,  sed  admodum  adolescens,  studiorum  et  morum 
eansa,  cum  Germaniae  haut  pauca,  sirtUi  ante  feccram  Itaiine,  vi- 
?ereni.  UnicersUätsbihl.  Basel,  Hdschr.  Ep.  vir.  cl.  Cod.  G  1  47, 
fol.  85. 

*)  Vgl.  die  oben  S.  4  zitierte  Stelle,  wo  Guillimann  den  Kar- 
dinal Karl  Borromeo  als  seinen  Woliltiiter  preist.  In  einem  Brief- 
entwurf ohne  Adresse,  ohne  Datum,  (doch  ist  er  an  eine  Persönlich- 
keit aus  der  Umgebung  des   Erzbischofs  v.  Mailand,    Kardinal  Fede- 


—     fO    — 

im  urkundlichen  Material  finden^  gestatten  es,  vorläufig 
sein  Verweilen  auf  italienischem  Boden  in  die  Jahre  1584- 
1587  zu  verlegen  ').  Wir  dürfen  wohl  auch  annehmen,  daß 
eine  der  "Früchte,  welche  der  junge  Freiburger  aus  dem 
Süden  heimbrachte,  die  Kenntnis  der  italienischen  Sprache 
war. 

In  der  großen  Schulordnung  von  1576  fordert  Schneuwiy, 
daß  nur  solche  auf  Hochschulen  geschickt  und  in  ihren 
weitern  Studien  unterstützt  werden  sollen,  w^elche  die  oberste 
Klasse  der  Lateinschule  mit  Erfolg  beendet,  die  lateinische 
und  griechische  Grammatik  und  die  Rudimente  der  Dia- 
lektik und  Rhetorik  kennen,  sowie  in  ziemlich  fließendem 
Latein  «  argumentieren  »  können.  Guillimann  mochte  ver- 
möge seines  bisherigen  Bilduogsganges  und  seiner  Be- 
gabung wohl  im  Slande  sein,  diesen  Forderungen  gerecht 
zu  werden,  und  auch  genügende  Reife  des  Charakters  be- 
sitzen, um,  die  Brust  voll  froher  Hoffnungen,  hinauszu- 
ziehen zur  hohen  Schule. 


rigo  Borpomeo  gerichtet)  fragt  Guilliniaiiii  der  Helvetica  Bibliotheca 
nach;  «quo  ea  in  loco?  Quam  cupio  attentius  eam  et  liberiu!« 
lustraro.  ..  St.  A.  J.  Cod.  1-^,  I,  21  a.  Damit  ist  wohl  die  Biblio- 
thek des  helvetischen  Kollegs  gemeint. 

M  Wir  führen  hier  noch  eine  Möglichkeit  an,  die  bei  Guilli- 
nianns  Aufenthalt  in  Mailand  in  Betracht  kommen  dürfte.  Auf  der 
Tagi*atzung  v.  "28.  Nov.  ir)H4,  welche  in  Baden  stattfand,  wurde  be- 
schlossen, den  Kardinal  von  Ems  zu  ersuchen,  je  einen  der  zwei 
Knaben,  welche  er  von  jedem  der  V  kathol.  Orte  nach  Mailand 
schickt,  sich  den  i)olitischen  Künsten  und  Wissenschaften  widmen 
zu  lassen.  (Eidtjvn.  Ahscfi.  4.  Bd.  b.  S.  847  litt,  d;  siehe  auch 
litt,  f.)  Der  Kardinal  von  Hohenems  hatte  dem  Einlluße  Karls 
nachgebend  17)S2  dem  Kollegium  Helveticum  die  Kommende  Mirasole 
zugewendet  im  Werte  von  *2700  Dukaten.  Wt/tnann,  S.  175.  SaJa, 
Documenti  1,  S.  4*21.  Guillimann  könnte  auch  von  der  Freiburger 
Schulherrenkammer  mit  einem  Stipendium  ausgestattet  nach  Mailand 
geschickt  worden  sein  :  er  hätte  dann  im  Kolleg.  Helv.  einen  ahnli- 
dien  Platz  eingenommen. 


—  li  — 


II. 


Auf  der  Hochschule  zu  Dillingen. 

1587-1589. 

Das  düstere  Bild,  welches  die  Akten  und  zeitgenos- 
sischen Quellen  vom  damaligen  deutschen  Hochschulleben 
vor  unsern  Augen  entrollen,  läßt  es  uns  verstehen,  daß 
Scbneuwiv  die  Eltern  abmahnt,  ihre  Söhne  allzufrüh  auf 
die  Hochschule  zu  bringen,  c  dann  wyl  f^st  uff  allen  hohen 
schulen  kein  rechte  wyß,  weder  zu  leeren  noch  zu  lernen 
observiert  und  gehalten  wird  und  gemeinlich  auch  eine 
solche  disziplin  an  solchen  orthen,  das  auch  gute  ingenia 
und  wolerzogene  Knaben  ehe  dort  corrumpiert  und  verderbt 
werden,  dann  daß  uß  denen,  so  böß,  etwas  guts  daruß 
werde  »  *). 

Wirklich  waren  die  Hochschulen  des  ausgehenden  16. 
Jahrhunderts,  wenigstens  in  Deutschland,  in  einem  Zustande 
tiefer  Zerrfitung.  Die  alten  Kollegien  und  Bursen  waren 
im  Verfall ;  sowohl  unter  Professoren  wie  Studenten  nah- 
men Trunksucht,  Ausschweifung,  Zänkereien  und  blutige 
Kaufhändel,  letztere  oft  mit  tötlichem  Ausgang,  überhand. 
Während  die  Horste  verödeten ,  füllten  sich  die  Wein- 
schenken ;  die  Zahl  der  Studierenden  war  an  den  meisten 
Universitäten  in  stetem  Sinken  begriffen  *).  Nur  wenige, 
vereinzelte  Stätten  gab  es.  wo  die  gute  Sitte  eine  Zuflucht 
und  die  Wissenschaft  eine  edle,  reine  Pflege  fand.  Die 
mächtige  Strömung,  welche  wir  als  katholische  Gegenrefor- 
mation bezeichnen,  bemächtigte  sich  auch  des  höhern  Stu- 
dienwesens. Namentlich  war  es  die  neugegründete  Gesell- 
schaft Jesu,  welche  eine  stattliche  Zahl  neuer  Anstalten 
errichtete  oder  schon  bestehende  zu  neuer  Blüte  bracthte. 
Unter  letztern  befand  sich  die  bischöfliche  Universität  zu  Dil- 


^)  f/eincfnann,  S.  126. 

')  Janssen^  Giesch.  des  deutschen  Volkes,  Bd.  7,  B.  Li")  tf. 


—     12    - 

lingen  ').  Sie  verdankte  ihre  Gründung  dem  Bischof  Otto 
Truchseß  von  Waldbupg.  welcher  1543  die  Regierung  des 
Bistums  und  Hochstiftes  Augsburg  unter  schwierigen  Ver- 
hältnissen angetreten  hatte.  Mehr  als  200  Pfarreien  seines 
Sprengeis  waren  an  den  Protestantismus  verloren  gegangen ; 
bei  den  Katholiken  selbst  lag  das  religiöse  Leben  darnieder, 
der  Seelsorgklerus  war  seiner  Aufgabe  weder  durch  Zahl 
noch  durch  Schulung  und  Lebensführung  gewachsen.  Fürst- 
bischof Otto  suchte  eine  Gesundung  der  Verhältnisse  na- 
mentlich durch  Heranbildung  eines  tüchtigen  Klerus  einzu- 
leiten. Der  Gedanke,  ein  Klerikalsominar  zu  gründen,  ließ 
sich  endlich  1549  verwirklichen.  1551  wurde  dieses  «  Kolle- 
gium zum  hl.  Hieron3'mus  »  von  Papst  Julius  HL  zur  Uni- 
versität erhoben.  Diese  Bildungsanstalt  erwarb  sich  in 
Bälde  einen  guten  Ruf,  dank  der  Tüchtigkeit  und  dem 
Ansehen  ihrer  Lehrer.  Allein  der  häufige  Wechsel  der 
anderswohin  berufenen  Professoren  beeinträchtigte  ihre 
Blüte.  Der  Dominikaner  Petrus  de  Soto  gab  deshalb  dem 
Bischof  den  Rat,  die  Jesuiten  zu  berufen  und  ihnen  ein 
Kollegium  zu  bauen.  Otto  ging  um  so  eher  auf  den  Rat 
ein,  als  er  bereits  den  Geist  und  die  erfolgreiche  Wirksam- 
keit des  jungen  Ordens  kennen  und  schätzen  gelernt  halte. 
Im  Oktober  1563  begannen  die  Jesuiten  ihre  Lehrtätigkeit 
in  Dillingen.  In  den  achtziger  Jahren -des  16.  Jahrhunderts 
stand  diese  Jesuitenhochschule  in  schöner  Blüte.  Ein  vor- 
treffliches Zeugnis  stellt  besonders  auch  der  erzieherischen 
Tätigkeit  der  Dillinger  Jesuiten  ein  reformierter  Bündner, 
Fortunat  von  Juvalta,  aus.  In  seinen  «  Denkwürdigkeiten  » 
berichtet  er  über  seinen  zweijährigen  Aufenthalt  auf  dieser 
Hochschule  :  u  Ich  widmete  mich  in  dem  dortigen  Jesuiten- 
kollegium dem  Studium  der  Rhetorik,  Logik  und  Philoso- 
phie mit  keineswegs   ganz   zu    bedauerndem    Erfolge.     Man 


^)  Uebep  Dillingen  besitzen  wir  nun  eine  umfangreiche  Mono- 
graphie von  /)'  Thomas  Sprclit :  Geschichte  der  ehemaligen  Univer- 
sität Dillingen  (1549-1804)  und  der  mit  ihr  verbundenen  I^hr-  und 
Erziehungsanstalten.  Freiburg  i.  Br.  1902. 


—    13    — 

braucht  dort  nicht  zu  fürchten,  daß  die  Junglinge  durch 
lasterhaften  Umgang  angesteckt  oder  verdorben  werden  ; 
denn  alle  werden  durch  eine  enggezogene  und  strenge 
Schulzucht  in  Schranken  gehalten  ;  keiner  hat  freie  Ver- 
tagung über  sein  Geld,  keiner  darf  das  Kollegium  verlassen 
und  unnütze  oder  unnötige  Ausgaben  machen  ;  keinem  wird 
das  Tragen  kostbarer  Kleider  zugestanden,  damit  nicht  ein 
solches  Beispiel  andere  zu  schädlichem  Luxus  anreize,  und 
damit  nicht  die  Eltern  durch  die  Verschwendung  ihrer  Söhne 
mit  übertriebenen  Ausgaben  belastet  werden.  Die  Lehrme- 
thode der  Jesuiten,  ihren  Fleiß  und  ihre  Sorgfalt  kann  ich 
nur  loben  und  billigen.  Keinem  Bekenner  der  reformierten 
Lehr'e  möchte  ich  indes  raten,  ihnen  seine  Kinder  zur  Er- 
ziehung anzuvertrauen  ;  denn  aus  allen  Kräften  arbeiten 
sie  beständig  daran^  den  Jünglingen  die  Irrtümer  und  aber- 
gläubischen Ansichten  der  Papisten  einzuflößen  und  einzu- 
prägen, und  haben  dieselben  einmal  tiefere  Wurzeln  ge- 
faßt, so  können  sie  nicht  leicht  wieder  entfernt  und  aus- 
gerottet werden  »  ^}.  Juvalta  brachte  die  Jahre  1586  und 
1587  dortselbst  zu  und  beurteilte  die  religiöse  Erziehung 
von  seinem  protestantischen  Standpunkte  aus.  Was  er  aber 
an  seinen  Lehrern  tadelnswert  fand,  war  in  katholischen 
Kreisen  nur  eine  Empfehlung  mehr. 

Schon  bevor  die  Jesuiten  nach  Dillingen  gekommen, 
studierten  daselbst  auch  einzelne  Mitglieder  der  schweize- 
rischen Klöster  St.  Gallen  und  Kreuzlingen  ').  Seil  1568 
ist  auch  das  Stift  Einsiedeln  vertreten  ^).  Mit  dem  Jahre 
1580  wurde  Dillingen  in  den  Gesichtskreis  der  Freiburger 
gerückt,  welche  bisher  ihre  jungen  Leute  mit  Vorliebe  nach 
der  Schwesterstadt    im   Breisgau   geschickt   hatten  *).     Die 


*;  Commentaria  vitae,  herausg.  v.  Hold  182;^.  Die  Stelle  wird 
auch  zitiert  von  Specht,  S.  74,    Janssen-Pastor,  7.  Bd.,  S.  147. 

«)  Specht,  S.  42.     ')  Specht,  S.  417. 

*)  So  hatte  Schneuwly  selbst  in  Frei  bürg  i.  Br.  doktoriert, 
Fontaine,  Notice  historique  etc.  p.  4H.  Bcrthier  vermutet,  auch  Teeh- 
teruiann  habe  in  Frei  bürg  i.  Br.  oder  in  Betsan^on  studiert.  Lettres 
de  J.  F.  Buuomio,  Einleitung,  S.  LXXV. 


—    li    — 

Jesuiten,  welche  in  den  ersten  Jahren  nach  Freiburg  kamen, 
hatten  entweder  unmittelbar  vorher,  oder  doch  frfiher  in 
Dillingen  gewirkt  M.  Dies  scheint  uns  eine  ziemlich  aus- 
reichende Erklärung  dafär  zu  bieten,  daß  Guiliimann  nach 
Dillingen  kam. 

liesiimmt«  Daten  fär  seine  Ankunft  und  Immatrikulation 
besitzen  wir  nicht ').  Indes  legen  seine  noch  erhaltenen 
Kollegien  hefte  den  Schluß  nahe,  daß  er  um  Ostern  1587 
seine  Studien  in  Diliingen  begann ').  Vielleicht  daß  er 
niH*h  die  Geißlungsszenen.  welche  sich  damals  in  der  Stadt 
abspielten,  mit  ansah.  In  der  Passionswoche  1587  geißelten 
sich  nämlich  große  Scharen,  unter  denen  sich  auch  Stu- 
denten der  Tniversitat  befanden,  in  der  Jesuitenkirche,  ein 
1ms  anhin  in  Dillingen  ungewohntes  Schauspiel^».  Im  glei- 
chen Jahn^  wurden  an  der  Donau  bei  Diliingen  sieben 
Hexen  verbrannt  •>. 

Da  wir  von  liuillimann  selbst  keine  Aufzeichnungen 
über  seine  Hochschulstudien  in  Dillingen  besitzen,  müssen 
wir  uns  ein  Bild  davon  aus  allgemein  bekannten  Zügen  des 
dorligt'a  Lebens  und  einzelnen  Cberresten  seiner  Lehrjahre 
zusammenfügen. 

Im  Jahre  1583  belruj?  die  Zahl  sämtlicher  Studierender 

•  So  i^r  ewu»  R«kwr  P.  P*«m<  ML-hKl.  vjtl.  /.  Aw/iü,  in 
Ksvibttwr  GwcciohteW.  Bd  >  1^>1.  S.  S>  1.. :  fem«  P.  Miehael  Sa- 

bdud'vi^,  P.  Asüüoi'x*  Bülviu:3iu*,  uai  #;a  P.  Saainjei.  Uv^ber  diese 
iHfrsöaLioh^fü    Bwi^ö-ir^c.    :«*.>«  l«    i.i5    iuwrnie    Leben    ier    Dülinger 

Hfisca?.  m:  i  KLi::Ä?n*-?tbI  Fwrbarv:.  L  S^.  L-zS'^njLtf  'i.i.xitatf  Coile'j. 
C" : : .  17 .  l''  '"■-*  -  "o  > .  fclisc n  r  ah:  i .  Kia aoa-jbibi .  Frwibor«  L  :^.  x. 
r^i .  JKC *      13  L::^^''rf    ' fi:t  #  / ^   > .'O' e<  i (TS  ■//:>■ ' .    \i  pAficw  ««  fntie» 


—     15    — 

150  0.  Ein  Teil  derselben  waren  Adelige,  welche  gewisse 
Klirenrechte  vor  den  übrigen  Studenten  genossen.  Die 
Mehrzahl  der  Studenten  wohnte  im  Städtchen  als  ((Externe» 
JD  Kosthäusern  zerstreut.  In  dem  von  den  Jesuiten  gelei- 
teten Konvikt  wohnten  1583  etwa  170  Studierende*).  Die 
Konviktoren  setzten  sich  zusammen  aus  Adeligen,  Ordens- 
angehörigen, bischötlichen  und  päpstlichen  Alumnen,  an- 
dern Theologen,  sowie  aus  Juristen,  Philosophen  und  Gym- 
nasiasten. Unter  den  «  Alumnen  ))  befanden  sich  im  lü. 
und  17.  Jahrhundert  solche,  die  nicht  von  Bischöfen  im 
Konvikt  untergebracht  waren,  sondern  auf  Kosten  von 
«Gönnern  »  lebten,  die  für  sie  bezahlten.  Für  arme  Stu- 
denten, auch  ((  Hafenisten  )>.  lateinisch  ollarii,  genannt,  be- 
stand schon  1580  ein  eigenes  Haus,  in  welchem  sie  Auf- 
nahme und  Unterhalt  fanden  ^).  Ob  Guillimann  auf  Kosten 
eines  «  Gönners  )>  im  Konvikt  wohnte,  oder  zu  den  «  Hafen- 
schuelern  »  gehörte,  oder  als  Externe  in  die  Stadt  lebte, 
diese  Frage  muß  vorläufig  offen  bleiben. 

Das  Schuljahr  begann  Ende  Oktober.  Vakanzen  gab 
es  seit  1567  zwei,  eine  größere  vSommervakanz,  vom  4.  Juli 
bis  zum  St.  Afratag  (7.  August)  und  eine  kleinere  Herbst- 
vakanz. Die  meisten  Studenten  mußten  aber  während  die- 
ser Ferien  in  Dilligen  bleiben.  Nur  aus  schwerwiegenden 
Gründen  und  mit  Erlaubnis  der  Eltern  oder  Vormünder 
durften  sie  heimreisen  ').  Es  ist  kaum  anzunehmen,  daß 
Guillimann  Dillingen  in  der  Zwischenzeit  verlassen. 

Die  Universität  zählte  bei  ihrer  Übernahme  durch  die 
Jesuiten  drei  Fakultäten,  die  theologische,  philosophische 
und  linguistische,  von  welchen  letztere  zum  Gymnasium  ge- 
rechnet wurde  *).  Offenbar  hatte  Guillimann  bis  anhin  nicht 
Gelegenheit  gefunden,  die  Humaniora  abzuschließen.  Denn 
er  hörte  die  Rhetorik  bei  P.  Johannes  Holonius,  einem  aus- 
gezeichneten Stilisten,  welcher  seit  1586  die  oberste  Klasse 


»)  Specht,  S.  38^^.     »)  Specht,  S.  401  f.     ')  Specht,  S.  4ir»  f. 
*j  Specht,  S.  179.     =^)  Specht,  S.  185. 


—     16    — 

des  Gymnasiums  leitete  ^).  Neben  den  Vorlesungen  gingen 
auch  praktische  Übungen  her.  Es  war  den  Schälern  vor- 
geschrieben, alle  vierzehn  Tage,  oder  doch  wenigstens 
jeden  Monat  lateinische  und  griechische  Vorträge  in  Poesie 
und  Prosa  in  öffentlicher  Versammlung  zu  halten.  Die  Vor- 
träge mußten  von  den  Schulern  verfaßt,  aber  von  den  Leh- 
rern verbessert  sein  *). 

Im  folgenden  Schuljahr,  1587/88,  treffen  wir  den  jun- 
gen Freiburger  als  a  Philosophen  ».  Bei  P.  Bacherius  hörte 
er  die  Logik  nach  Aristoteles  ^).  Wie  Thomas  von  Aquin 
in  der  Theologie,  so  war  Aristoteles  in  der  Philosophie 
Führer  und  Autorität.  Im  November  war  dieser  Traktat  zu 
Ende.  Ihm  folgte  die  Erklärung  der  acht  physischen  Bficher 
des  Aristoteles.  Aus  ihnen  sollten  die  Schüler  die  Kenntnis 
der  Naturlehre,  die  Grundzuge  der  Kosmologie,  Zoologie 
und  der  Himmelserscheinungen  schöpfen.  Im  April  1588 
schloß  sich  die  Erklärung  der  vier  Bücher  über  die  Gestirne 
und  ihre  Bewegungen  an.  Weiter  folgten  die  Bücher  vom 
Entstehen  und  Vergehen  der  Naturdinge.  Mit  Aristoteles 
Schriften  über  die  Seele  wurde  das  Schuljahr  geschlossen 
und  das  neue  1588/89  eingeleitet.  Anfangs  Januar  1589 
war  man  auch  damit  zu  Ende,  und  nun  folgt  in  Guillimanns 
Kollegienheften  noch  ein  kurzer  Traktat  über  das  Gewollte 
und  dessen  Gegenteil,  das  Unwillkürliche,  und  die  Willens- 
freiheil.    Mehr  ist  uns  nicht  erhalten  ^). 

^)  Geboren  VA2  zu  Sivry-sur-Meuse,  trat;  er  18  Jahre  alt  zu 
Köln  in  das  Noviziat.  Holonius  lehrte  Grammatik,  Humanität,  Rhe- 
torik während  :?^)  Jahren,  die  Dialektik  t^  Jahre  und  war  Studien- 
präfekt  während  20  Jahren  ;  er  starb  zu  München  am  12.  Juni  1622. 
Bihliotheqtie  de  In  Comp,  de  Jesus,  nouv.  ödition  1892-1900,  I.  part. 
Tome  IV  Col.  4;^,  435.  Tome  X  suppl.  Col.  495,  s.  a.  Specht,  S.  67, 
m\,  281.     »)  Specht,  S.  258. 

^)  Geboren  1557  zu  Antwerpen,  trat  er  am  3  Jan.  1578  in  das 
Noviziat  der  oberdeutschen  Provinz,  lehrte  Philosophie  und  Theolo- 
gie in  Diilingen  und  Ingolstadt,  starb  in  Altötting  1.  Jan.  16^)6.  A. 
a.  O.  I.  part.  Tome  I  Col.  740.  Tome  IV.  coli.  .572  n.  W.  Tome  VIII 
col.  1721,  s.  a.  Specht,  S.  2ti3y  28(i,  310. 

^)  Von    Guillimanns    Kollegien  heften    liegen    mehrere   sehr   gut 


-     17    — 

Diese  sauber  geschriebenen  und  rousterhafl  geführten 
Kollegien  hefte  geben  Zeugnis  von  dem  Fleiße,  mit  welchem 
der  junge  «  Uchtländer  »  die  Vorlesungen  besuchte  und  nach- 
schrieb. In  ununterbrochenem  FluUe  laufen  die  einzelnen 
Traklrale  vorwärts,  und  nachträgliche  Randbemerkungen  und 
Unterstreichungen  zeigen,  daß  er  dieselben  mit  der  Feder 
Id  der  Hand  durchstudierte. 

Einige  Lficken  und  Einträge  von  anderer  Hand  in  den 
Heften  von  1587  legen  die  Vermutung  nahe,  Guillimann  sei 
durch  zeitweilige  Krankheit  am  Studium  gehindert  worden. 

Im  Jahre  1588  tritt  Guillimann  zum  erstenmal  schrift- 
stellerisch vor  die  Öffentlichkeit,    indem  er  als  erste   Gabe 


erhalten  in  der  Stiftsbibliothek  Einsiedeln.  Die  verschiedenen  Trak- 
Ute  wurden  wohl- von  P.  Christoph  Hartmann  in  drei  Pergament- 
bände  geordnet,  denn  im  Inventar  des  Guillimannschen  Nachlasses 
sind  sie  noch  getrennt  aufgeführt. 

Cod  881  enthält:  P.  Petri  Bacherii  S.  J.  in  universam  Aristotel. 
Logicam  common tarias,  fol.  1-131.  Finis  Cal.  Novemb.  hora  praeme- 
ridiana  tertia  1587.  Es  folgen  (fol.  132-213)  gedruckte  Dillinger  Uni- 
versitätsschriften. Ferner:  (fol.  214-230).  De  recta  ratione  explicandi 
oratorum  excellentium  orationes  sive  Rhetorici  artificii  investigandi. 
P.  Joanois  Holonii  tractatus. 

CW.  880  enthält:  Fol.  1-161,  Reverendi  ac  docti  Petri  Bacherii 
S.  J.  Philosophiae  professoris  ordinarii  in  Aristotelis  Stagiritae  octo 
de  aascultatione  physica  libros  commentarius.  Finis  XV  cal.  April. 
1*)88).  Am  Schlüsse  die  Worte  :  Ad  majorem  Dei  matrisque  Mariae 
gloriam  et  honorem.  Franciscus  Guillimanus  Frib.  Helvetius  (fol. 
lfö-177.    Die  Eydylia  melica  von  Guillimann,  s.  u. 

Cod.  882  enthält  :  (fol.  1-56;  Bacherii  in  quattuor  de  cajlo 
libros  commentarius.  (Finis  XII  cal.  Junii  1588)  (fol.  57-117)  P. 
Bacherii  Ck)mmentarius  de  subiecto  libri  de  generatione  et  corruptione. 
(Finis  18.  calend.  Octobr.  1588,  hora  antemeridiana  nona),  (fol.  121- 
1-^)  P.  Bacherii  in  tres  Aristotelis  de  anima  libros  commentarius. 
(Finis  qoaestionum  prooemialium  6.  Idus  Octobr.  1588,  mane),  (fol. 
l'^-211.)  Summa  et  generalis  expositio  libri  de  anima  Aristotelis. 
(Finis:  Nonus  Januarii  anno  ineunte  1589,  hora  nona  antemeridiana) 
(fol.  211-216).  Tractatus  brevis  de  voluntario  ejusque  opposito  invo- 
Innlario,  nee  non  libertate.  Dieser  Codex  enthält  aul^erdein  gedruckte 
philosophische  Disputationen  ;  auf  fol.  77,  194,  206,  u.  a.  linden  sich 
Kandzeicbnuugen,  welche  Guillimanns  geschickte  Hand  verraten. 

2 


—     18    — 

seiner  Muse  fünfzehn  Gratulationsgedichte  auf  die  neukre- 
ierten Baccalauren  des  Sommers  1588  im  Druck  erscheinen 
ließ,  die  Eidyllia  melica  ').  Solche  «  Lobgedichte  »  waren 
bei  allen  Promotionen,  namentlich  bei  Erteilung  des  Doktor- 
grades, Brauch.  Sie  wurden  gewöhnlich  während  des  Pro- 
motionsaktes, zusammen  mit  den  Katalogen,  welche  die 
gedruckten  Thesen  enthielten ,  verteilt  und  auch  an  die 
auswärtigen  Kollegien  versandt  ^).  Derjenige  der  Jüngern 
Mitschüler,  welcher  diese  Lobgesänge  verfassen  durfte, 
konnte  das  wohl  als  eine  Auszeichnung  betrachten.  War 
auch  der  Inhalt  dieser  Gedichte  mehr  geistreiche  Rhetorik 
als  wirkliche  Poesie,  oft  in  echt  humanistischer  Weise  mit 
mythologischen  Bildern  und  Anklängen  überladen,  so  er- 
forderten sie  dennoch  große  Vertrautheit  mit  der  lateinischen 
Sprache  und  Verskunst  und  mit  dem  klassischen  Altertum 
und  Gewandtheit  im  Ausdruck. 

Was  die  Oden  unseres  jungen  Dichters  vor  andern 
derartigen  Schuldichtungen  auszeichnet ,  ist  der  schone 
Fluß  der  Verse  und  Maßhalten  in  Verwendung  der  Mytho- 
logie. Dem  ((  gelehrten  »  Matthias  Agricola,  von  Wisen- 
steig,  der  unter  den  neuen  Baccalauren  an  erster  Stelle 
glänzte,  widmet  er  diesen  Kranz  : 

Primam,  primus  ades,  Laureolam  capo, 

0  Phoebi  et  Sophiae  praesidium  et  decus, 

Solae  deliciae  Pieridum  chori. 

Dum  laudes  meditor  currere  per  tuas 

Et  pando  auspicio  vela  tuo  Notis, 

Me  laudum  subito  ceu  temerarium 


')  Eidyllia  melica  s^ncharistica.  Virtute  atque  eruditione  coii- 
spicuis  Dominis  Candidatis.  Cum  ante  Diein  V.  Calend.  Juliar.  in 
Catholica  et  celebri  Academia  Dilingana,  suprema  in  Philosophia 
laurea  co  n  decoraren  tu  r,  honoris  ergo  inscriptiones  dictae  acclamationes 

A 
Francisco    Guiilimanno    Nuithone    Philosophiae   studioso.     Dilingae, 
Excudebat  Joannes  Mayer  l')SS. 

')  Specht,  S.  2'2(d. 


-     19     ~ 

Immensus  numerus,  littora  prendere 
Vix  deserta  prius,  cogit  ab  aequore. 
\am  quin  sis  variis  cultus  ab  artibus» 
Qui  Suadae,  et  Sophiae,  quin  Heliconio, 
Orator,  Sophus,  et  carminibus  bonus, 
Pectus  ppolueris  fluraine,  nullus  est. 
Qui  te  iam  meritis  cernit  honoribus 
Äflectum,  dubius  :  quin  animo  magis 
Virtus,  et  pietas  insideant  tuo, 
Solus  nescit  adhuc,  caetera  quem  latent. 
Ergo  pro  meritis  quae  meritos  manent 
Digna  istis  studiis,  digna  laboribus, 
Virtuti  capias  praemia  debita  : 
Supremum  Sophia  hoc  quod  tribuit  decus, 
Quod  pauci  memores  versiculi  notant, 
Dignum  Maeonii  carminis  alite. 
Matthias  reduci  more  fit  impiger 
Ex  omni  numero  primus  agonifer 
Cursorum,  rapit  et  laureolam  citus. 

Guillimann  bewahrte  fortan  der  Muse  der  Dichtkunst, 
in  deren  Dienst  er  sich  voll  jugendlicher  Begeisterung  be- 
geben, die  Treue  bis  in  sein  reiferes  Mannesalter. 

Unter  den  Namen,  deren  Lob  er  sang,  ist  keiner,  dem 
wir  in  seinem  späteren  Leben  wieder  begegnen.  Dies  schlieft 
jedoch  die  Möglichkeit  nicht  aus,  daß  zwischen  ihm  und 
dem  Fr.  Martin  Gartenhäuser  aus  dem  Kloster  Einsiedeln, 
den  er  in  der  zwölften  Ode  als  neuen  Magister  begrüßte, 
eine  Annäherung  stattgefunden  hat  *).  Auch  mit  andern 
Mitschülern  mögen  ihn  dauernde  Freundschaftsbande  ver- 
knüpft haben.  Sicher  wissen  wir  dies  von  Ferdinand  Kröndel, 
welcher  in  den  Jahren  in  Dillingen  vielleicht  schon  als  No- 


^)  Gartenhäuser,  ein  Appenzeller,  hatte  1582  seine  Profeß  abgelegt, 
war,  noch  bevor  er  Weihen  erhalten,  von  seinen  Obern  nach  Dillin- 
gen geschickt  worden,  1588  wurde  er  magister  artium,  1589  empfing 
er  die  Priesterweihe.  Er  starb  schon  1596,  erst  33  Jahre  alt.  Gütige 
Mitteil,  des  hochvv.  Stiftsarchivars  P.  Odilo  Ringholz. 


-     20    — 

vize  der  Jesuiten  studierte  *).  Seine  spätere  Briefe  geben 
dem  im  Leben  draußen  stehenden  Freunde  Nachricht  von 
dem  Leben  und  Treiben  an  ihrer  einst  gemeinsamen  Bil- 
dungsstätte. 

Um  Ostern  oder  im  Sommer  1589  griff  Guillimann  zum 
Wanderstab,  um  nach  der  Heimat  zu  eilen  *).  Die  Gründe, 
welche  ihn  Dillingen  verlassen  hießen,  bevor  er  sich  einen 
akademischen  Grad  erworben,  sind  uns  unbekannt.  Viel- 
leicht war  es  die  Aussicht,  sich  an  der  immer  noch  glän- 
zenden und  gefeierten  Hochschule  von  Paris  den  Lorbeer 
holen  zu  dürfen.  Wenigstens  bemühte  sich  sein  Gönner, 
der  freiburgische  Generalvikar,  beim  Rate,  für  ihn  einen 
Kreiplatz  in  Paris  zu  erhalten  ^).  An  gutem  Willen  seiner 
((  gnedigen  Herren  »  fehlte  es  nicht.  Sie  beschlossen  in  der 
Sitzung  vom  15.  Oktober  1589,  ihrem  hoffnungsvollen  jun- 
gen Mitbürger  (( ein  fürdernuß  umb  das  Stipendium  zu 
Paris,  samt  einem  Pasporten,  wann  es  füglich,  daß  er  da- 
selbst kommen  möge  )).   zu  teil  werden  zu  lassen  *), 


')  Kröndel  (Croeudelinus)  war  schon  vor  ir)90  in  den  Orden  ge- 
treten. 1590  wurde  er  magister  artium,  lehrte  dann  in  Diiiingen 
Griechisch  und  Geschichte.  159^^  wui'de  er  in  das  Kollegium  zu  Frei- 
burg i.  Ue.  gesandt;  er  kehrte  wieder  nach  Dillingen  zurück,  von 
wo  er  1597  nach  Innsbruck  ging,  1600  treffen  wir  ihn  in  Luzern  als 
Lehrer  der  Rhetorik.  Hist.  Collci/.  Dilling.  a.  a.  O.  fol.  20,  24,  27. 
Flaischlin,  Geschichtliches  über  das  Gymnasium  v  Luzern,  in  Mo- 
natsrosen des  Schweiz.  Studentenver.  1881-82,  S.  87.  Von  Kröndel 
sind  drei  undatierte  Briefe  an  Guillimann  in  St.  A.  J.  Cod.  138.  i. 
fol.  55,  56,  57. 

')  Es  finden  sich  keine  Traktate,  welche  nach  dem  Januar  1589 
nachgeschrieben  sind.  In  den  Dillinger  Promotionsverzeichnissen  fin- 
det sich  keine  Spur  von  Guillimann  ;  es  ist  somit  ziemlich  sicher 
ausgeschlossen,  daß  er  das  Baccalaureat  oder  gar  einen  höheren  aka- 
demischen Grad  erlangt  hat.  (Gütige  Mitteilung  von  Herrn  Prof. 
D^  Specht). 

')  Der  König  von  Frankreich  bezahlte  nämlich  jährlich  29  Louis 
d'or  für  zwei  junge  Freiburger,  damit  sie  sich  in  Frankreich  ausbil- 
den konnten  für  den  Eintritt  in  den  Staatsdienst.  Wurden  die  Plätze 
nicht  besetzt,  so  zahlte  der  König  das  Geld  an  die  Schulherrenkam- 
mer.    Fontaine,  Notice  hist.  p.  8,  An  merk.  1. 

*)  H.  Vicaiius    (Schneuwiy  war  Geueralvikar)  Francisco  Guilli- 


-     21     — 

Allein  die  Zettläufe  waren  wipp  und  stupmisch  und  den 
Musen  nicht  günstig.  In  Fpankreich  wap  eben  der  welt- 
historische Kampf  zwischen  dem  alten  katholischen  Fpank- 
reich und  dem  Kalvinisten  Heinpich  von  Beapn  in  eine  neue 
Phase  getpeten  ^).  Aus  dem  häpetischen  Thponppätendenten 
war  ein  Konig  gewopden,  dessen  Königtum  allepdings  von 
einer  mächtigen  Paptei  im  Lande  bestpitten  wurde.  Als 
nämlich  am  1.  August  Heinpich  III.,  dep  letzte  Valois,  von 
iMSrdephand  gefallen  wap,  stellte  die  katholische  Ligue 
in  Kardinal  KapI  von  Boupbon,  den  sie  schon  1584  als 
Thronfolgep  ppoklamiept  hatte,  einen  Gegenkönig  auf.  Zwap 
befand  sich  dep  Kapdinal,  ein  gebpechlichep  Gpeis,  in  dep 
Gewalt  seines  Gegneps.  Ahep  seine  Sache  fuhpte  dep  Hep- 
zog  von  Mayen ne  pis  Genepalstatthaltep  des  Staates  und  dep 
Krone,  als  Haupt  der  Ligue.  Noch  im  Oktobep  1589  wiedep- 
hallten  die  nördlichen  Ppovinzen  Fpankpeichs  vom  Schlach- 
teniärm.  Papis  selbst  stappte  in  Waffen,  und  nachdem  im 
xMärz  1590  das  Schlachtenglück  bei  Ivpy,  im  Mal  darauf 
der  Tod  selbep  dupch  Hinwegnahme  des  Kapdinals  von  Boup- 
bon, Kapis  X.,  zu  Gunsten  Heinpichs  von  Navappa  entschie- 
den, vepweigepte  die  Hauptstadt  diesem  tpotzdem  ihpe  Anep- 
kennung.  Namentlich  die  Sopbonne  epneuepte  ihpe  feiepliche 
Erkläpung,  Heinpich  könne  als  pückfälligep  Ketzep  niemals 
die  Krone  von  Fpankreich  tpagen.  Selbst  die  nun  folgende 
vier  Monate  dauepnde  Belagepung  dupch  Ileinpich.  dep  sich 
der  IV.  nannte,  vepmochte  den  Widepstand  dep  volkreichen 
Stadt,  obwohl  sie  untep  den  Qualen  des  Hungeps  entsetzlich 
litt,  nicht  zu  bpechen.  Ehe  sie  dem  Elend  eplag,  sppengte 
das  Epscheinen  des  Hepzogs  von  Papma  mit  dem  vepeinten 
spanisch-liguistischen  Heepe  den  Belagepungsring.  Dennoch 
drehten  sich  In  dep  Folgezeit  um  die  Epobepung  odep  die 
Erhaltung  von  Papis  alle  Opepationen  dep  beiden  feindlichen 


manno  soll  ein   fürdernuß  u.  s.  w.  s.  o.  i.  Text.    Ratsnuuauil  1580. 
/•>.  Oct.  Staatsarch.  Freib.  abgeclr.  bei  D(njtiet,  Riogr.  p.  8. 

')  lieber  diese  religiös-politischen  Kämpfe  in  Frankreich  s.  Rauh*, 
französ.  Geschichte.  Ph,  A.  Scfjessci\  Ludwig  Pfyffer ;  spez.  4.  Bd. 
1-80. 


Armeen.  Und  wenn  sich  auch  zeitweilig  der  größte  Kriegs- 
lärm von  seinen  Mauern  verzog,  mußte  es  doch  stetsfort 
üeberfälle  gewärtigen  und  zusehen,  wie  Heinrich  durch 
Eroberung  der  umliegenden  Städte  und  Sperrung  der  Flusse 
ihm  die  Zufuhr  abzuschneiden  suchte. 

Unter  solchen  Umständen  war  es  für  Guillimann,  als 
Bürger  einer  Stadt,  aus  welcher  Mannschaften  im  Dienste 
der  Ligut^  standen,  nicht  ratsam,  das  kampfdurchwühlte 
Land  zu  durchwandern,  zumal  wenig  Aussicht  vorhanden 
war,  in  der  kriegerischen,  stets  bedrohten  Hauptstadt,  der 
Wissenschaft  sich  hingeben  zu  können.  Zum  ersten  mal 
kreuzen  hier  die  politischen  Ereignisse  in  Frankreich  Guil- 
limanns  Geschick  ;  sie  bringen  ihn  um  den  krönenden  Ab- 
schluß seiner  Studien.  Ein  zweitesmal  sollten  sie  ein  paar 
Jahre  später  in  seinem  Leben  eine  verhängnisvolle  Rolle 
spielen.  Wir  müßten  übermenschliches  Wissen  besitzen, 
um  sagen  zu  können,  wieseine  Laufbahn  sich  gestaltet 
hätte,  wenn  es  ihm  gelungen  wäre,  die  höchste  akademische 
Würde  zu  erringen  ;  allein  es  möchte  einem  fast  scheinen, 
als  ob  ihm  die  Verhinderung  am  Doktorieren  mehr  gescha- 
det habe,  als  die  spätere  Verbannung  aus  Solothurn.  Weil 
augenscheinlich  kein  anderer  Freiplatz  offen  stand  *),  blieb 
Guillimann  in  unfreiwilliger  Muße  in  seiner  Vaterstadt. 
Vielleicht  beabsichtigte  er,  günstigere  Zeitumstände  abzu- 
warten, um  schließlich  doch  noch  auf  die  Hochschule  von 
l\u'is  zu  ziehen. 

Wohl  aus  dieser  Zeit  stammen  seine  näheren  Beziehun- 
gen zum  Stadtpfarrer  Sebastian  Werro*).  der  gerade  1;)89 
Dekan    des    Sliflskapitels    von    St.    Nikolaus    wurde,    zum 

')  In  Turin  jrenossen  ilie  Schweizer  seit  1Ö77  von  selten  der  Her- 
zoge von  Savoyen  Vergünstigungen  Iiiiigen.  Abschietfe,  Bd.  4.  ii. 
S.  l.Vii) :  sjKviolI  die  Freiburger  t>ezogen  jährlich  nachdem  Abschluß» 
dos  Allianzvortragos  40  Sonnen krt>nen.  Hrrthier,  preface  p.  -i/.  Foii- 
ininCs  Not.  hist.  p.  8.  Anm.  1. 

M  AuUer  den)  Krief  vom  *2"».  Oklob.  KW  fand  sich  nichts  in 
Wernes  hintorlassonon  PapienM).  das  auf  iTUiIiimann  Bezug  hätte. 
Vgl.  a.  /i*i»//K  W'cr/i),  NotiiH?s  sur  la  vie  et  les  ecrits  de  Seb.  Werro, 
etc.  FriUnirtf  1K41. 


—    23    — 

Staatskanzler  Wilhelm  Techtermann  '),  den  die  gemein- 
same Neigung  für  die  Poesie  ihm  näher  bringen  mochte, 
za  P.  Petrus  Canisius  -),  dem  geistigen  Haupte  der  Frei- 
burger Jesuiten,  und  zu  P.  Petrus  Michael  *),  dem  dama- 
ligen Rektor  des  Jesuitenkollegs.  Diese  bedeutend  altern 
Männer  konnten  nun  mit  Genugtuung  auf  ihren  Schützling 
und  ehemaligen  Zögling  blicken. 

Gewiß  wirkte  der  Umgang  mit  solchen  Männern  eben- 
falls bildend  auf  Guillimann  ein.  Die  Grundlage  war  ja 
gelegt  und  so  konnte  er  sich  mit  Hilfe  von  Büchern,  welche 
ihm  diese  Freunde  zur  Verfügung  stellten,  immerhin  selb- 
ständig weiterbilden  und  sein  Wissen  vervollständigen.  Auch 
Uuillimanns  politische  Gesinnung  mag  sich  jetzt  und  unter 
dem  Einfluße  dieser  Männer  gebildet  haben.  Ein  Nachzit- 
tern  der  vorausgegangenen  Kämpfe  von  1587  und  88  um  das 
spanische  Bündnis  wird  noch  1589  und  länger  zu  verspüren 
gewesen  sein. 

Ebenso  intim  wie  anregend  mochte  auch  der  Verkehr 
mit  den  Gebildetem  seiner  Altersgenossen,  seinen  einstigen 
Studienkaraeraden,  sich  gestalten.  Während  dieses  Aufent- 
halles in  der  Heimat  schrieb  Guillimann  ein  lateinisches 
fiedicht  auf  die  Hochzeit  des  jungen  Patriziers  Hans  Wild 
mit  Margareta  Fruyo*).  Wild,  etwas  älter  als  sein  Sänger, 
mochte,  als  Meister  der  freien  Künste,  wohl  eine  besondere 
Freude  über  die  poetische  Hochzeitsgabe,  welche  sich  in  hüb- 
schem Drucke  gefällig  vorstellte,  empfinden. 

')  S  u.  'i.  Abi<chn.  8  Kap.  Ueber  Techtermann  s  Berthier  pref. 
p.  LXXIII  ff.  In  dieser  Zeit  dürfte  derselbe  die  Verse  gemacht  haben 
auf  unsern  Guillimann,  die  Dayuei  biogr.  p.  'S,  n.  5  abdruckt,  die 
sich  aber  nicht  in  dem  zitierten  Einsiedler  Codex  linden. 

*)  S.  u.  im  *2.  Abschnitt. 

')  S.  u.  2.  Abschn. :  über  Michael,  s.  m.  Notizen  in  Geschichtsbl.  8. 
S.89ff. 

*)  Gamelium,  Musicum,  Emmetrum  etc.  s.  Anhang.  Hans  Wild 
^ar  magister  artium,  wurde  löOl  Großrat  und  später  Schultheiß. 
^Mitteil.  von  Herrn  Staatsarchivar  Schneuwly.)  Doch  fehlen  uns 
jede  Spuren  brieflichen  Verkehrs  mit  Guillimann,  was  übrigens  auch 
bei  Nie.  Meyer  der  Fall  ist.  S.  a.  Leu  :  Helv.  Lex.  19.  Th.  S.  448  tf. 


~     24    — 

In  der  großen  Schulordnung  von  1576,  wandle  Bestim- 
mung enthalten,  daß  derjenige,  welcher  Stipendien  genos- 
sen, seine  Kräfte  aber  fremden  Diensten  anheimstelle,  ohne 
die  Erlaubnis  der  Obrigkeit  eingeholt  zu  haben,  zur  Rück- 
gabe der  empfangenen  Gelder  verpflichtet  sei  *).  Nur  gegen 
ganz  Arme  sollte  auf  Verlangen  nachsichtiger  gehandelt 
werden.  Allein  wie  es  scheint,  war  Guillimanns  Vaterstadt 
nicht  in  der  Lage,  ihrem  Sohne  eine  passende  Stellung  zu 
gewähren,  um  seine  Kräfte  in  ihrem  Dienste  zu  betätigen. 
Mächtiger  als  obrigkeitliche  Satzungen,  als  Heimatliebe  und 
Dankbarkeit,  war  das  Geschick,  welches  ihn  Freiburg  auf 
immer  entriß. 


^)  Hoinemann,  S.  1*^. 


Zweiter 


Der  Schulmeister  in  Solothurn. 

1590— ir»9r>. 

Sololhurn  war  dem  Beispiele  der  zwei  andern  katholi- 
schen Städte,  Luzern  und  Freiburg,  durch  Berufung  der 
Jesuiten  das  höhere  Schulwesen  zu  heben,  noch  nicht  gefolgt. 
IHe  Stellung  des  Stiftskapitels,  welchem  die  Lateinschule 
angehörte,  war  zu  mächtig.  Bedurfte  es  doch  mehr  denn 
fünfzig  Jahre  später  des  ganzen  Einflußes  hochangesehener 
Männer,  um  dessen  mannigfachen  Widerstand  zu  besiegen 
und  den  Einzug  der  Jesuiten  in  die  alte,  zerfallende  Latein- 
schule zu  ermöglichen  *). 

Ähnlich  wie  später  Schneuwiy  in  Freiburg,  hatte  im 
ersten  Viertel  des  15.  Jahrhunderts  in  Solothurn  ein  Mit- 
fjlied  des  Stiftskapitels,  der  Propst  Doktor  Felix  Hemmerli, 
sich  um  die  Reorganisation  der  Stiftsschule  in  hohem  Maße 
verdient  gemacht.  Allein,  während  er  die  Lateinschule  mog- 
l"'hst  unabhängig  vom  Rate  zu  machen  suchte,  indem  er 
'Jie  Stelle  des  Schulmeisters  den  übrigen  Stiftsämtern  an- 
''eihte  und  dessen  Wahl  dem  Kapitel  vorbehielt,  betrachtete 
^er*  Rat  die  Stiftsschule  auch  als  städtische  Schule  und 
^Pfach  es   alsbald   bestimmt   aus,   daß   Propst  und   Kapitel 

• 

einen  Schulmeister  «  nach  seinem  Gefallen  »  anzunehmen 
Glätten.  Entsprang  die  Einmischung  des  Rates  auch  gut- 
gemeinten Absichten,  so  war  dennoch  dieser  Gegensatz  dem 
^'edeihen  der  Schule  hinderlich. 


')  F.  Fiala,  Geschichtliches  über  die  Schule  von  Solothurn.  I. 
^ie  alte  Stifts-  und  Stadtschule  bis  zum  Ende  des  H5.  Jahrh.  Pro- 
8famm  der  Solothurn.  Kantonsschule,  lH7r>. 


—    26    — 

Noch  zu  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  konnte  sich  So- 
loihurn  nicht  rühmen,  daß  die  Männer,  deren  Händen  die 
Bildung  seiner  Jugend  anvertraut  war,  ihrer  Aufgabe  gerecht 
wurden.  Und  in  jenen  Tagen,  da  zum  ersten  Mal  die  Stürme 
der  Reformation  auch  in  Solothurn  Wellen  warfen,  verlor 
die  Stiftsschule  rasch  nach  einander  ihre  Schulmeister,  meist 
junge  Männer,  darunter  Kleriker,  welche  von  den  Ideen  der 
Neuerung  ergriffen,  mit  dem  Stiftskapitel  in  Zwiespalt  ge- 
rieten. 

Für  die  Lateinschule  brach  eine  bessere  Zeit  erst  wie- 
der an,  als  ein  Netfe  des  Stiftspropstes  Aal.  der  junge  Jo- 
hannes Wagner  von  Bremgarten,  zum  Schulmeister  bestellt 
ward.  Seine  Vorbildung  hatte  er  an  der  Universität  Frei- 
burg i.  Br.  unter  Glarean  erhalten.  In  Solothurn  wirkte  er 
mit  Vorliebe  und  Krfolg  für  die  humanistischen  Studien. 
Mit  wenig  Unterbrechung  hatte  er  der  Stiftsschule  ein  hal- 
bes Jahrhundert  vorgestanden,  als  er  1585  endgültig  von 
seinem  Amte  zurücktrat.  In  Anerkennung  seines  Wirkens 
wurde  er  vom  Rate  zum  Seckelmeister  einannt. 

Der  nächste  Nachfolger  Wagners  im  Schulmeisteramt 
war  ein  Ulrich  Friesen,  dem  die  Stelle  vom  Kapitel  an  der 
St.  Johannisvigil  1589  noch  auf  ein  Jahr  übertragen  wurde  *). 
Neben  ihm  versah  Johannes  Götz  aus  Freiburg  i.  Br.  die 
Stelle  des  «  Provisors  »,  welcher  den  Schulmeister  in  außer- 
ordentlichen Fällen  zu  vertreten,  ihm  sonst  als  Gehülfe  zur 
Seite  zu  stehen  hatte  -).  Trotz  seiner  Jahre  scheint  Götz 
ein  unsolider  Geselle  gewesen  zu  sein,  der  die  Arbeit  nicht 
besonders  schätzte,    aber  desto  mehr  einen  guten  Trunk "). 

Das  folgende  Jahr  war  man  am  Vorabend  des  St.  Jo- 
hannslages  noch  nicht  in  der  Lage  über  die  Besetzung  der 

')  «  Vigil  St.  Joann.  l.")81>.  Die  Schul  ist  Meister  Ulrichen  Frie- 
siMi  /ugostellt,  noch  ein  Jahr  zu  versehen,  samt  der  singend  MäOt, 
ilaU  er  sie  verseile,  wo  er's  akier  nicht  verträte  persönlich,  so  soll's 
(Umii  Provisori  folgen.  »  l^ro(oLoH  doa  Sfi/l:ihip{fci.'>  V)^2  bis  ir>9»), 
S.  718.  Hdsfhr.  im  St<iatsarohiv   Solothurn. 

•)  Fiaia,  S.  40  und  4->. 

')  Siehe  unten. 


-     27     — 

Schulmeisterstelle  Neues  besehließen  zu  können.  Immerhin 
scheint  es,  daß  Friesen  nicht  mehr  bestätigt  wurde  ')•  l^a- 
gegen  muß  dem  Generalkapitel  vom  21.  Juli  1590  ein  An- 
gebot von  Seiten  unseres  Guillimann  vorgelegen  haben.  Das 
Kapitel  beschloß  ihm  zu  antworten,  man  wolle  gegenseitig 
einen  Versuch  auf  ein  halbes  oder  ganzes  Jahr  machen  *). 

Wir  werden  kaum  fehlgehen  mit  der  Annahme,  die 
Freundschaft  zweier  hervorragender  Männer  habe  die  Brücke 
gebildet,  über  welche  Guillimann  von  Freiburg  nach  Solo- 
thurn  gelangen  konnte.  Der  eine  ist  der  uns  schon  bekannte 
Generalvikar  Schneuwiy  in  Freiburg,  der  andere  sein  Freund 
Johannes  Jakob  von  Staal,  der  damalige  Stadtschreiber  von 
Sololhurn  ^).  Aus  den  übrigen  solothuinischen  Trägern 
von  Bildung  und  Wissen  ragt  seine  Figur  hiViTor  als  Mäcen, 
der  getreu  den  Traditionen  .seiner  Familie,  nicht  bloß  die 
studierenden  Solothurner  protegierte,  sondern,  «alle  jungen 
Männer,  die  zu  Solothurn  sich  durch  wissenschaftliche  Bil- 
dung hervorthaten,  all  die  tüchtigen  Kopfe,  die  er  als  Lehr- 
kräfte oder  zu  irgend  einer  andern  Stellung  in  seine  Vater- 
stadt ziehen  konnte  »  *). 

Er  .selbst  war,  wie  Johannes  Wagner,  einst  Schüler 
Giareans  gewesen.  Das  Schicksal  aber  hatte  es  ihm  versagt. 


')  Generalkap.  v.  '23.  Junii  ir)90.  ScholarchaR  oflicium  dilaUini 
est  ad  futurum  generale  capitalum,  ProtoU.  S.   773. 

^)  Generalkap.  v.  St.  Maria  Magdal.  21.  Juli  löW.  Betreffendt 
den  Schulmeister,  soll  dem  von  Fryburg  geschrieben  werden,  wils 
ein  Stift  mit  Ime  versuchen,  ein  Jar,  oueh  ein  halbes,  det>glichen 
»oll  er  ouch   mit  dem  Stift  einen  Versuch  thun.  Prot.  S.   7^'^. 

')  Ueber  Staal,  dessen  Lebensbild  noch  zu  schreiben  ist,  siehe 
Fran^  Hq/fher :  Solothurn,  Schauplatz.  II.  Teil,  S.  71.  Leu:  Hel- 
vetisches Lexikon,  17.  T.  S.  44^^  tf.  Met/cr  J.  :  Etwas  über  die  Ijci- 
den  Hans  Jakob  v.  Stall,  Soloth.  Wochenblatt  184j,  1^}  und  1847. 
Mc^fjcr  J.  J.  :  Johann  Jakob  Rüeger.  Chronist  v.  Schaffhausen  IHöi). 
Gliitz-Hartmann,  im  Neujahrsbl.  des  bist.  Vereins  Soloth.  für  187(>. 
Bnchtolft  C.  A.  in  der  Einleitung  zur  Rügerschen  Chronik.  I.  Hd. 
TaftirinoJ/,  die  Briefe  Giareans  an  Johannes  Aal,  Stiftspropst  in  So- 
lothurn, aus  den  Jahren  1.>j8-1.>;0,  L'rkundio,  II  Bd.  'i.  Heft  189r>. 

*)  Fiala,  S.  51. 


—     28    — 

sein  Leben  im  Dienste  der  Wissenschaft  zuzubringen.  1567 
hatte  ihn  seine  Vaterstadt  auf  den  Kampfplatz  in  Frankreich 
geschickt^),  seit  seiner  Rückkehr  gehörte  seine  ganze 
Kraft  ihrem  Dienste  ^).  Die  vielen  Geschäfte  des  Stadt- 
schreibers und  «  der  Lärm  des  Forums »  wie  sich  Staal 
selber  ausdruckt,  ließen  ihm  keine  Muße,  zu  humanistischer 
Tätigkeit.  Dennoch  blieb  seine  feine  Bildung,  die  geadelt 
war  durch  einen  vornehmen  Charakter,  nicht  unbeachtet  und 
erwarb  ihm  die  Schätzung  der  bedeutendsten  Männer  seiner 
Zeit «). 

Gewiß  hat  der  um  die  höhere  Bildung  in  Solothurn  so 
besorgte  Stadtschreiber  dem  freiburgischen  Schulmanne  das 
Mißgeschick  geklagt,  daß  die  Lateinschule  seiner  Vaterstadt 
keinen  rechten  Schulmeister  habe.  Nun  befand  sich  Schneuwiy 
in  der  Lage,  zweien  zu  helfen,  einem  jungen  Mann,  der 
seit  langem  seine  Gunst  erfahren,  und  der  Stiftsschule  in 
Solothurn,  welche  als  Bildungsstätte  der  Jugend  zum  voraus 
auf  seine  Sympathien  zählen  durfte. 

Was  sollte  auch  Guillimann  länger  ohne  Stellung  in 
Freiburg.  Die  Solothurner  anderseits  hatten,  wie  wir  zwi- 
schen den  Zeilen  des  Protokolls  lesen  können,  auch  keine 
Auswahl,  und  wo  Schneuwiy  seine  Hand  dabei  hatte,  durf- 
ten sie  eines  guten  Griffes  sicher  sein.  Um  die  Mitte  des 
Septembers  lö9()  hielt  der  neue  Schulmeister  in  Solothurn 
seinen  «  Tllzug  ».  Tm  ihm  seine  erste  Hinrichtung  zu  er- 
möglichen,   ordnete    ihm    das    Kapitel    die    «  verschienenen 

^)  Als  Feldsfh reiber. 

')  Er  bekleidete  das  Amt  eines  Stadtschreibers  bis  löi^T),  in  wel- 
chem Jahre  ihm  Hans  Georg  Wagner  nachfolgt,  so  /Az/A/ttT,  Soloth. 
Schauplatz  II.  S.  -IH. 

*)  Dies  beweist  sein  ausgedehnter  Briefwechsel,  wovon  ziemlich 
viel  erhalten  ist,  zunächst  in  Kopien  von  Staal  selbst  herrührend, 
(Epistolae  v.  Staali,  2  Bde.  Hdschr.  der  Stadtbiblioth.  Solothurn), 
dann  seine  Briefe  an  Rüeger,  47  Stück,  in  Cod.  G.  I  ')^i  der  Uni- 
versbibl.  Basel  ;  andere  sind  wenigstens  verzeichnet  in  mehreren 
Kalendern,  aus  den  TOger  und  HOger  Jahren,  die  Staal  als  eine  Art 
Tagebuch  benutzte,  und  die  deshalb  von  höchster  Wichtigkeit  sind  ; 
(eljenf.  a.  d.  Stadtbiblioth.  Solothurn.) 


-     29     — 

Fmnfasten  »,  d.  h.  die  von  St.  Johannstag  bis  zum  St. 
Mathäustag  (i\,  Sept.)  fälligen  Einkünfte  zu  ').  Die  Neben- 
einkunfte  aus  den  Chorubungen  und  der  «  Singendt  Mäü  » 
beließ  man  vorläufig  noch  dem  Provisor,  bis  der  neue  Schul- 
meister sich  erkläre,  ob  er  darauf  Anspruch  mache  oder 
nicht.  Gerade  dieser  Punkt  deutet  auf  die  enge  Verbindung 
zwischen  Schule  und  Kirche  hin,  welche  dem  Amte  des 
solothurnischen  a  Ludimagister  )>  einen  kirchlichen  Charakter 
verlieh. 

In  den  Statuten,  welche  1424  Doktor  Felix  Hemmerli, 
bekannt  durch  seine  Hetzschriften  gegen  die  Schwyzer,  für 
die  solothurnische  Schule  als  Stiftspropst  niederschrieb,  — 
diese  Statuten  blieben  bis  ins  17.  Jahrhundert  hinein  in 
Kraft  —  sind  auch  die  Verpflichtungen  des  «  lateinischen 
Schulmeisters  »  deutlich  umschrieben  :  «  Der  Schulmeister 
erfülle  seine  Amtspflicht  mit  großem  Fleiße,  sowol  gegen- 
Ober  seinen  Schülern,  damit  sie  im  Schulunterrichte  nicht 
vernachlässigt  werden,  als  auch  im  Chore,  damit  der  Got- 
tesdienst, insofern  er  ihn  zu  fördern  hat,  nicht  gehindert 
wird  :  er  ist  verpflichtet,  alltäglich  in  den  passenden  Stun- 
den persönlich  Schule  zu  halten,  und  wenn  er  wegen  ge- 
wichtiger Ursachen  abwesend  sein  muß,  durch  einen  andern 
tauglichen  und  getreuen  Lehrer  für  die  Schule  zu  sorgen. 
Er  wohnt  an  Sonn-  und  Festtagen  der  Frühmesse  und  jeden 
Tag  dem  Choramte  und  den  kanonischen  Tagzeiten  bei  ;  t»r 
unterrichtet  auch  seine  Schüler,  daß  sie  an  Sonn-  und  Fest- 
tagen am  Stiftsgottesdienste  mit  f.esen  und  Singen  teilneh- 


')  18.  Septemb.  1590.  Franziskus  Guillimanus.  Am  18.  Septem- 
bris  ward  abgerathen  wägen  deß  newen  Schulmeisters  von  Freybui-g, 
so  hie  angenommen  ward  und  uffzogen,  dali  man  Ime  die  verschie- 
Denen  Fronfasten  von  Joannis  Baptistae  biü  Mathei  volgen  wolle 
lassen,  zu  Versorgung  sines  Uffzuges.  Demnach  wolle  man  es  mit 
Jme  ein  halb  ouch  ein  ganz  Jar  versuchen,  so  dann  das  Jar  umhin, 
mag  man  der  Sach  wyter  thätig  werden  zu  beyden  Siten.  Beträffendt 
«ias  Chor,  und  die  Singendt  Miiii,  soll  sölichs  Joannes  Götz  versähen 
bili  man  erfaren  mag,  ob  sy  der  Schulmeister  begäre  oder  nitt. 
l'rotolwlL,  S.  787. 


-     30    - 

men  können,  und  hält  an  hohem  Festtagen  alle  Schüler 
zum  Besuche  der  Fröhmette,  alle  Tage  durchs  ganze  Jahr 
die  Größeren  zur  Beteiligung  am  Stiftsamte  und  den  Tag- 
zeiten, sowie  zum  Besuche  der  Gräber  und  bei  andern  Fei- 
erlichkeiten an,  wie  das  von  alters  her  in  lobenswerter 
Weise  hergebracht  ist.  Dafür  empfängt  der  Schulmeister 
das  Präsenzgeld  und  die  Emolumente  wie  die  Chorherren, 
wenn  er  nämlich  den  Vigilien  und  Messen  beiwohnt  und 
mitsingt.  Er  bewähre  sich  seinen  Schulern  in  und  außer 
der  Schule  in  fleißigem  Unterrichte  und  gutem  Beispiele, 
damit  er  vor  dem  Herrn  von  allen  ihm  Anvertrauten  einst 
würdige  Rechenschaft  geben  kann,  indem  ihre  Nachlässig- 
keit sowohl  von  Gott  als  von  den  Menschen  ihm  und  nicht 
den  Schülern  aufs  schwerste  angerechnet  wird  '). 

Daß  der  Stiftsscholastikus  in  so  weitgehender  Weise 
zum  Gottesdienst  herangezogen  wurde,  wobei  er  stets  im 
Chorrock  erscheinen  mußte,  erklärt  sich  aus  seiner  Stellung 
als  OfSzial  des  Kapitels.  Allein  dies  paßte  nicht  Jedem. 
Der  Walliser  Thomas  Platter  z.  B..  der  1518  als  fahrender 
Schüler  nach  Solothurn  gekommen ,  berichtet  über  diese 
Episode  in  lakonischer  Kürze  :  «  Wir  zugen  hinweg  (d.  h. 
von  der  Schule  in  Schlettstadt)  gan  Soloturen,  do  was  ein 
ziemliche  gute  schul,  auch  beßre  narung,  aber  man  mußt 
so  gar  vill  in  der  kilchen  stäcken  und  zyt  versumen,  das 
wir  heimzugen.  »  *).  Auch  Guillimann  fand,  wie  wir  sehen 
werden,  den  Chorrock  oft  unbequem. 

Das  Einkommen  des  Schulmeisters  setzte  sich  damals 
zusammen  aus  den  I^räsenzen  eines  Chorherren,  die  sich 
auf  30  Sololhurnerpfund  und  30  Vierlei  Korn  beliefen,  dem 
Frönfastengeld  der  Schüler,  und  einem  Beitrage  des  Rates, 
alle  Fronfasten  10  Pfund  ^).  Auch  an  den  Gehalt  des  Pro- 
visors  leistete   die  Stadt    einen    Beitrag,    und    zwar    einen 


')  Fiala,  S.  27  und  28. 

*)  Thomas  und  Felix  Platter,  Autobiographien  hgg.  von  Fechter, 
Basel  1840,  S.  33. 

'    Fi'ala,  S.  40.     Amict,  S.  2üi. 


—    31     — 

gröüern  als  an  den  des  Schulmeisters^  nämlich  «  den  Tisch  )> 
oder  50  Gulden   und  alle  Fronfasten  10  Pfund.     Die  Stadt 
erlegte  ihr  Fronfastengeld  zu   Weihnachten,    in   der  Fast- 
nacht, zu  Pfingsten  und  im  Herbst  gewöhnlich   auf  Kreuz- 
erhohung ').  Neben  dem  Provisor  gab  es  noch  einen  zweiten 
Gehilfen,  den  Kollaborator  oder  Lokaten.    Dieser  hatte  sich 
hauptsächlich  dem  unterrichte  der  jungem  Knaben  zu  wid- 
men. Gewöhnlich  versah  dies  Amt  ein  junger  Kleriker,  der 
vor  den  Weihen   stand.     Neben   Guillimann   war  es   Daniel 
von  Kören,  ein  armer  Kleriker,    welcher  die  Stelle  des  Lo- 
kalen bekleidete,  bis  sie  1594  abgeschafft  wurde.  Wie  Götz, 
der  Provisor,  war  auch  der  Lokat,  Daniel  von  Buren,  älter 
als  Guillimann  ;  er  war,  bevor  er  das  theologische  Studium 
begonnen,  verheiratet  gewesen  und  war  nun  Vater  mehrerer 
Kinder^).  So  lange  er  in  Solothurn  als  Lokat  amtete,  wurden 
keine  Klagen  laut  fiber  seine  Lebensfährung,  und  verschie- 
dene Gunstbezeugungen  des  Rates  lassen  darauf  schließen, 
dal^  man   mit    ihm    zufrieden    war^).     Dagegen    scheint  er 
später  die  Mahnung,  er  soll  «  priesterlich  hußhalten  )>,  welche 
ihm  der  Rat  1594  bei  seiner  Abdankung  gab.    außer  .Acht 
gelassen  zu  haben,   obwohl  er    1597   Chorherr   geworden*). 


*)  Amiety  S.  243,  Journal  v.  1594  der  Stadt  Soiothurn,  Hd^chr. 
im  Staatsarch.  Sol.  «  Der  Amptieuthen  Fronfastengelt »  :  Hum^ni.st 
10  ff,  Provisor  25  U.  Der  Provisor  bezog  also,  in  diesem  Jahr  we- 
nigstens, mehr  Fronfastengeid  als  der  Ludimagister.  —  Es  sei  hier 
auch  ein  Irrtum  erwähnt,  der  sich  oft  in  biographischen  Notizen  über 
Goillimann  findet.  Schon  der  redselige  Hajfner  hat  unsern  Guilii- 
Qiaiin  zum  a  Provisori  »  degradiert  und  selbst  A.  Daguet  nennt  ihn 
0  proviseur  ».  Begreiflicherweise  ging  diese  irrtümliche  Bezeichnung 
In  andere  Schriften,  die  unsern  Guillimann  etwa  gelegentlich  er- 
wihnen,  über.     »)  Aniiet,  S.  589. 

')  1592  bat  er  den  Rat  um  eine  Teuerungszulage,  die  ihm  ge- 
währt wurde,  1598,  2^3.  Dez.  reichte  ihm  der  Rat  10  Gulden  aus  dem 
<iAimaseo  »,  damit  er  sich  könne  weihen  lassen.  1591,  am  1.  Juli 
gab  er  die  Lokatenstelle  auf,  dankte  dem  Rat  für  die  empfangenen 
(^ultateo  und  bat  um  Schenkung  des  Tischens  und  des  «  Gänterii  o 
welche  man  ihm  geliehen.  (Fiala,  S.  41.) 

*)  1597  treffen  wir  ihn  als    Pfarrer   in    Grenchen  ;    im   gleichen 


—    32    — 

Die  Lateinschule  war  in  einem  eigenen  Schulhause  unter- 
gebracht, welches  auf  Betreiben  des  Stadtschreibers  v.  Staal 
erbaut  und  1588  bezogen  worden  war  ^).  Dem  Schulmeister 
dagegen  hatte  das  Stiftskapitel  eine  Behausung  bauen 
müssen  *). 

Über  die  Unterrichtsfächer,  die  Lehrmethode,  die  Schul- 
bücher und  Schriftsteller,  welche  beim  Unterrichte  benutzt 
wurden,  schweigen  sich  die  Quellen  vollständig  aus').  Von 
(juillimann  erfahren  wir  ebenfalls  sehr  wenig.  Er  las  und 
kommentierte  mit  seinen  Schülern  die  Geschichte  des  Gal- 
lischen Krieges  von  Cäsar.  Um  dem  Verständnis  bei  seinen 
jungen  Lateinern  nachzuhelfen,  verfaßte  er  selbst  einen 
kurzen  Kommentar  und  eine  Einleitung  dazu,  die  er  all- 
mälig  zu  einer  kurzen  Geschichte  der  XIII  Orte  erweiterte*). 
Diese  bildet  den  Anfang  der  geschichtlichen  Studien  und 
Arbeiten  des  nachmaligen  Geschichtschreibers. 


Jahr  wurde  er  auf  sein  Ansuchen  Chorherr,  blieb  aber  noch  bis  1604 
((  foraneus  »  :  1(^2  wurde  er  gebüßt,  weil  er  mit  seinen  Bauern  ein 
Osterspiei  aufgeführt,  ohne  es  vorher  der  Zensur  des  Kapitels  zu  unter- 
steilen {Amiet,  S.  543) :  1606  wurde  er  wegen  Verstoß  gegen  das  Sit- 
tenmandat vom  Kapitel  um  100  Pfund  gebüßt  (Amiety  S.  546). 

')  Fiala,  S.  45.     »)  AmieL  S.  585.     »)  Fiala,  S.  41. 

*)  Eine  Kopie  dieser  Noctcs  fribunjenscsy  wie  die  Ueberschrift 
lautet,  liegt  auf  der  KnntonsbibL  Freibttn/.  Dieselbe  ist  1794  unter 
der  Leitung  Franz  GaUlers  nach  der  damals  in  Innsbruck  liegenden 
(c  Urschrift  »  hergestellt  worden.  Der  Verfasser  selbst  gibt  uns  über 
diese  Arbeit  einige  Aufklärung  :  (c  Cum  primum  librum  Ck)mmen- 
tariorum  Caesaris,  in  quo  bellum  Helveticum  et  Suevicum  deaeribi- 
tur,  hie  in  Helvetia  explicare  et  quantum  temporis  brevitas  patietur, 
Commentariis  il lustrare  statuerim,  non  abs  re  forte  fuerit,  prolego- 
mcna  nonnutla  conflc^re,  quae  universae  Helvetiae  et  omnium  eoram, 
guae  Caesari  lumen  praepandere  possunt,  historiam  brevem  complec- 
tiintur,  ducto  initio  ab  encomiis,  quibus  veteres  Helvetios  cohooes- 
tarunt.  »     Diese  eneomia  hat  er  auch  seinen  Antiquitates  einverleibt. 

In  der  Stiftsbibl.  Einsiedeln  Hndet  sich  ein  Exemplar  Julii 
Cftesaris  eommentarii,  ed.  v.  Glareanus,  Frib.  Brisg.  154<3.  (Cod. 
1054,  1"),  mit  Randglossen  von  Guillimanns  Hand,  die  sich  durch 
das  III,  IV,  u.  d.  ff.  Bücher  ziehen.  Gerade  das  1.  u.  II.  Buch  haben 
keine  Glossen,  wohl  deshalb,  weil  Guillimann  sieh  einen  eigeuen 
Kommentar  über  diese  2  Büchnr  anlegte). 


—    33    — 

Die  Aufsicht  über  die  Lateinschule  war  einem  Chorherrn 
als  «  Scholarcha ))  oder  «  Superattendens  ScholaB»  übertragen. 
Unter  diesen  Schulherren  waren  die  tüchtigsten  Manner 
des  Stiftes.  Von  1579  bis  1594  bekleidete  der  damalige 
Stiftsprediger,  Nikolaus  Feusi  von  Beromünster,  dieses 
Amt  *). 

Indes  bestand  seit  1582  auch  eine  weltliche  Schul- 
herrenkommission von  drei  Mitgliedern ,  mit  dem  Stadt- 
sclireiber  an  der  Spitze.  Diese  Schulherren,  sowohl  die 
geistlichen  wie  die  weltlichen,  sollten  wenigstens  alle  Fron- 
fasten die  Schulen  besuchen  und  fleißig  erforschen,  wie 
jeder  Schulmeister  seine  Kinder  in  Zucht,  Gottesfurcht  und 
andern  sein  Amt  betreffenden  Sachen  unterweise  und  for- 
dere; wenn  in  der  Schule  Unordnung  ausbrach,  hatten  sie 
einzuschreiten  *). 

Guillimann  hat  sich  mit  Eifer  und  Geschick  in  seiner 
Lehrtätigkeit  zurechtgefunden.  Rasch  hatte  er  sich  die 
Gunst  des  Rates  erobert.  Besonders  wurde  es  ihm  ange- 
rechnet, dass  er  mit  seinen  Schülern  auch  «  Comedien  ge- 
übt » ').  Unter  den  Comedien  haben  wir  wahrscheinlich 
die  damals  üblichen  Schulaufführungen  am  Schlüsse  des 
Schuljahres  zu  verstehen.  Mit  dem  Schuldienst  nahm  Guil- 
limann es  genau  und  hielt  auf  Ordnung.  Auf  geistliche 
and  weltliche  Obrigkeit  mochte  das  einen  um  so  bessern 
Eindruck  machen,  als  der  Provisor  Götz  seine  Pflicht  arg 
vernachlässigte,  so  daß  sich  das  Kapitel  genötigt  sah,  ihn 
ernstlich  zurechtzuweisen.  Man  hatte  vielerlei  über  ihn  zu 
klagen  *).     Statt  die   zwei  «  Choraulen  »,    welche   man    ihm 


V  Fiala,  S.  45  u.  46.  Dies  Amt  war  übrigens  mit  dem  des 
Stifts  Predigers  verbunden.  Vergl.  ferner  Fm/a,  Geschichtliches  u.  s.  \v. 
n.  Die  Stiftsschuie  und  das  Jesuitenkollegium  im  XVII.  Jahrh. 
1876.  S.  4.     »)  Ebenders.  S.  46.     ^)  Stiftsprotokoll ,  S.  819. 

*)  Stißsprotokoll  S.  798.  In  Vigil.  S.  Mariae  Magdalen.  1591. 
(Das  Datum  kann  nicht  richtig  sein,  weil  dieses  Kapitel  vor  dem- 
jenigen vom  23.  Juni  protokolliert  wurde  und  am  Schluß  unserer 
Notiz  noch  direkt  auf  das  St.  Johanneskapitel  hingewiesen  wird.  Es 
kann  aber  auch  nicht  auf  den  22.  Juli  1590  fallen,  weil  ihm  mehrere 

3 


—     34     — 

in  Kost  und  Unterkunft  gegeben,  damit  er  mit  seinem 
Haushalt  besser  bestehen  könne,  in  strammer  Zucht  zu 
halten,  und  im  Singen  auszubilden,  Hess  er  sie  mit  den 
Kindern  auf  der  Gasse  herumlaufen  und  vernachlässigte 
die  Gesangsübungen.  Auch  wulite  er  seine  Zunge  nicht  zu 
zugein  und  ließ  wider  die  Mitglieder  des  Stiftskapitels 
allerlei  nachteilige  Reden  fallen,  was  man  von  ihm  n  nicht 
leiden  »  wollte.  Offenbar  löste  der  Wein  dem  guten  Götz 
die  Zunge  zu  seinen  giftigen  Reden  wider  die  Stiftsherren. 
Sein  Kollege  Guilliman  beklagte  sich  nämlich,  dass  Götz 
oft  betrunken  in  die  Schule  komme  und  den  Anordnungen 
des  Schulmeisters  nicht  Folge  leiste.  In  seinem  unerbau- 
lichen Lebenswandel  wurde  er  wohl  durch  gute  Freunde 
bestärkt,  weshalb  ihm  das  Kapitel  rundweg  untersagte,  die 
Wohnungen  zweier  Stiftskapläne,  welche  vielleicht  gute 
Tropfen  in  den  Kellern  hatten,  zu  betreten.  Der  eine  der- 
selben, der  Frühmesser,  wurde  dann  im  folgenden  Jahr 
wegen  «  Politisierens  »  und  Scheltens  auf  den  König  von 
Frankreich,  vom  Kapitel  auf  Verlangen  des  Rates  gebüsst  ^). 
Der  andere,  Adam  Schnider  —  sofern  unsere  Vermutung 
richtig  ist  —  wurde  zwar  1595  Chorherr,  mußte  aber  1608 


SitzuDgsprotokolle  aus  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1590  vorangehen. 
Es  handelt  sich  somit  um  eine  Sitzung  in  den  ersten  Monaten  von 
1591.)  «Dem  Provisori  Götz  ist  anzeigt  worden,  man  habe  ihm  die 
Choraules  zu  einer  Besserung  übergän,  damit  er  sie  in  Zucht  und 
Straff  halte,  den  Gesang  mit  ihnen  übe  ;  so  schicke  er  sie  mit  den 
Kindern  auf  die  Gasse  und  lerne  wenig,  so  verkleinere  er  auch  ein 
Stift  mit  Hinterreden,  das  man  ab  Ime  nicht  leiden  werde.  Dannethin 
soll  er  aach  Herrn  Adams  und  des  Frühmessers  Haus  müßig  gan.  So 
klagt  auch  der  Schulmeister  ab  Ime,  wann  er  in  die  Schule  komme, 
sye  er  vielmal  voll  und  so  er  läsen  solle,  heiße  er  sy  disputieren  und 
wo  er  solcher  Sachen  nit  werd  abstan,  möge  er  bis  Johanois  um  eine 
andere  Condition  lugen.  » 

^)  A/ntet.  S.  5^37.  Den  Namen  des  betreffenden  Frühmessers 
konnte  ich  nicht  ermitteln  ;  auch  in  P.  Alex.  Schnüd's  «die  Kirchen- 
sätze, die  Stifts-  und  Pfarr-Greistlichkeit  des  Kantons  Solothurn  ö, 
(Solothurn  1857))  tindet  sich  nur  die  Aufzählung  der  Stiftskapläne 
ohne  nähere  Bezeichnung. 


—    35    — 

wegen  Verstosses  gegen  das  stadtische  Sittenniandat  seines 
Kanonikates  entsetzt  werden  ^).  Dem  Provisor  Götz  drohte 
das  Kapitel  mit  Entlassung  auf  St.  Johannstag  1591,  im 
Falle  er  sich  nicht  bessern  sollte.  Götz  indes  scheint  we- 
nigstens für  den  Augenblick  die  Mahnungen  beherzigt  zu 
haben.  Er  wurde  vom  Generalkapitel  vom  23.  Juni  1591 
wieder  bestätigt*). 

Etwas  umständlicher  dagegen  gestaltete  sich  die  definitive 
Anstellung  Guillimanns  als  Oberlehrer  der  Lateinschule.  Als 
die  Zeit  nahte,  zu  welcher  das  Kapitel  seine  Aemter  neu  zu 
besetzen  pflegte,  ließ  der  Schulmeister  die  Mitglieder  des 
Rates  in  die  Lateinsschule  kommmen,  wohl  um  ihnen  in 
einem  kleinen  Examen  zu  zeigen,  was  er  mit  seinen  Schü- 
lern geleistet,  und  sprach  dann  den  Wunsch  aus,  der  Rat 
möchte  durch  einen  Zweierausschuss  an  das  Kapitel  ge- 
langen und  für  ihn  ein  gutes  Wort  einlegen.  In  der  Tat 
sprachen  am  23.  Juni  Oberst  Urs  zur  Matten  und  der 
Stadischreiber  Staal  beim  Kapitel  vor,  und  stellten  Guilli- 
manns bisherigem  Wirken  ein  gutes  Zeugnis  aus.  Sie 
legten  den  Chorherren  ans  Herz,  Guillimann  doch  ja  in 
Solothurn  festzuhalten,  indem  sie  seine  Stellung  in  mate- 
rieller Hinsicht  sowohl  wie  in  Bezug  auf  Autorität  gegen- 
über den  beiden  andern  Lehrern,  —  und  darauf  scheint 
Guillimann  nicht  wenig  Gewicht  gelegt  zu  haben  —  zu 
einer  würdigen  und  annehmbaren  gestalteten.  Auf  Antrag 
des  Propstes  Urs  Häni,  wurde  die  Angelegenheit  auf  das 
nächste  Generalkapitel  vertagt  und  dem  Rat  ein  « guter 
Bescheid»  in  Aussicht  gestellt**) 


^)  Wir  vermuten  «  Herr  Adam  »  sei  niemand  anders  als  der  Kol- 
lege des  Frühmessers,  der  damalige  Stiftskaiitor  Adam  Schnider  von 
Obersteinbrano.  Er  war  1588  in  Solothurn  Stiftskaplan  geworden, 
kam  ir)89  als  Pfarrer  nach  Dornacb,  kehrte  1590  wieder  als  Kantor 
nach  Solothurn  zurück.  15^5  wurde  er  Chorherr,  wurde  aber  l(i)08  auf 
Verlangen  des  Rates  dieser  Würde  entkleidet.  Vgl.  P.  A.  Schmid,  S. 
289  und  Amiet,  S.  549.     *)  Stift sprotolwll,  S.  819. 

')  Stiftspvotokoll.  S.  818  u.  819.  1591.  Generalkapitel  vom  '23. 
Juoi.  a  Paedagogi  officium  diiatum  est  in  futurum  generale  capitulum, 


—    36    — 

Am  20.  Juli  versammelte  sieh  das  Kapitel  zu  einer 
Sitzung,  zu  der  auch  der  Schulmeister  eingeladen  wurde. 
Man  eröffnete  ihm  nun  die  Beschlüsse  des  Kapitels.  Da  er 
((  vilicht  der  Condition  ein  thuren  ghan  »,  an  seiner  Stel- 
lung keinen  Gefallen  gefunden,  so  hätten  beide  Obrigkeiten 
ein  Einsehen  gehabt ;  insbesondere  sei  ihm  sein  c  Sala- 
rium  ))  vom  Stift  um  24  VieKel  Korn  aufgebessert  worden. 
Auch  sei  es  Wille  und  Meinung  der  geistlichen  wie  der 
weltlichen  Obrigkeit,  daß  er  in  der  Schule  allein  zu  re- 
gieren habe,  und  daß  Provisor  und  Lokat  ihm  in  allen 
((  billichen  Sachen  »  gehorsam  seien.  Bei  Anständen  sollen 
sie  sich  an  den  Scholarchen  wenden.  Allein  nun  kommt 
auch  eine  Gegenforderung.  Nachdem  das  Stift  Guillimanns 
Begehren  willfahrt,  so  möge  andrerseits  auch  er  sich  der 
Vorschrift    fugen,    derzufolge    er   in  geistlicher  Tracht  an 


uü  Rath  Herrn  Propstes.  —  Es  sind  für  Kapitel  Gesandte  von  einer 
Oberkeit  abgefertiget  worden,  Herr  Stadtschryber  und  Herr  Oberst  Urs 
zur  Matten,  mit  solchem  Befeleli  :  Es  zeigt  Herr  Oberst  an,  wie  min 
Herren  (d.  b.  dem  Rate)  Bericht  worden,  dal»  ein  Kapitel  ire  Empter 
von  newem  uff  hütt  besetzendt,  habe  derhalben  der  wohlgelebrt  Mgr. 
Franziscus  Guillimannus  von  Remond  min  Herren  uiT  die  Schul  be- 
sammeln  lassen,  von  ims  begürt,  daiS  man  Ime  zwen  Uschütz  vom 
Rath  für  Kapitel  senden  wolle.  Hend  vor  Kapitel  anzeigt,  wie  er 
sich  in  der  Zyt  der  dryen  Quatember  so  er  Schulmeister  gsin,  wohl 
gehalten,  Comedien  und  anders  geübt,  in  maßen,  daß  min  Herren  für 
In  bitten,  diewil  er  verschyner  Zyt  ein  ziemliche  Bestallung  ghan 
habe,  daß  ein  Kapitel  mit  Ime  überkommen  wolle,  damit  er  bliben 
möge  und  solle  ein  Kapitel  Herrn  Schultsn  die  Antwort  wüssen 
lassen.  Ist  die  .'\ntwort  ut!  künftig  Generalkapitel  differiert  worden. 
Uß  Rath  Herrn  Piopsten  werde  dann  guet  Bescheid  werden.  »  —  Im 
Rutsprotokoü  ist  unterm  '12,  Juni  1591  folgender  Beschluss  notiert: 
a  Gerathen,  daß  min  Herren  Statisch ril>er,  () bristen  zur  Matten,  Lud- 
wig Grimm,  dem  Franzisco  Guillimanno,  dem  latynischen  Schul- 
meister zugeben  sollen  werden,  für  Herrn  Propst  und  Capitei  ze 
keren,  Ime  Zougniß  zegcben  sines  Thuns  und  Lassens,  und  daß  min 
Herron  ein  guet  Vernueg  ab  Ime  haben  :  und  das  Kapitel  Ime  Besol- 
dung geben,  daß  er  allhie  möge  verblieben.  »  Wie  wir  gesehen,  er- 
schienen tatsachlich  nur  v.  Staal  und  zur  Matten,  nicht  aber  Grimm 
vor  dem  Kapitel. 


-    37    — 

den  Prozessioneil  zu  erscheinen  habe,  damit  man  sehe  wer 
Schulmtisier  sei.  Das  sei  von  altersher  Brauch  gewesen  ; 
daneben  möge  er  auf  der  Gasse  nach  seinem  Gefallen  ge- 
kleidet gehen  ^).  Man  sieht  das  Kapitel  sträubte  sich  mit 
aller  Kraft  gegen  die  Tendenz,  das  Amt  des  Schulmeisters 
gleichsam  zu  verweltlichen,  und  die  besondere  Gunst,  welche 
die  weltliche  Behörde  Guillimann  erwies,  mochte  es  geraten 
erscheinen  lassen,  in  diesem  Punkt  feste  Hand  zu  zeigen. 
Ebenso  wenig  wie  für  den  Chorrock  scheint  Guillimann  für 
den  liturgischen  Gesang,  große  Neigung,  wohl  auch  keine 
Begabung,  besessen  zu  haben.  Die  Choralübungen,  die  je- 
weilen  um  Mittag  stattfinden  sollten,  waren  bereits  allmälig 
in  Abgang  geraten.  Deshalb  schärfte  ihm  das  Kapitel  ein, 
dafür  zu  sorgen,  daß  der  Provisor  mit  den  Sängern  von  elf 
bis  ein  Uhr  übe.  Man  wollte  eben  den  ((  Pauperibus  »,  den 
Stipendiaten,    ihre    Unterstützung   nicht    umsonst    geben  ^). 


*)  SUfUprotokoU,  S.  830.  Generalkapitel  vom  20.  Juli  1591. 
a  Magister  FraDziscos  Guillimannus,  der  Schuioieistef>  ist  für  Kapitel 
kommen  ;  ist  Im  anzeigt  worden,  wie  man  mit  Ime  vor  einem  Jar 
and  er  darg«^gen  mit  dem  Stift  der  Schul  halber  überkommen  sye. 
Nun  habe  er  vilicht  der  Condition  ein  Thuren  ghan  ;  derhalben  so 
habendt  bevde  Oberkeiten  ein  Insähen  thon,  in  maßen  daß  sin  Sala- 
rium  um  ^  qr.  von  dem  Stift  erbessert  worden  sye.  Dorzu  so  sye 
es  geistlicher  und  weltlicher  Oberkeit  Will  und  Meinung,  daß  er 
allein  die  Schul  zu  regieren  habe  und  der  Provisor  und  Locat  Ime 
gehorsam  sygendt  in  allen  billichen  Sachen  :  so  dann  etwas  witers 
fürliele,  sollendt  sy  es  dem  Schulherrn  anzeigen.  Diewyl  nun  Kapitel 
nach  synem  Begären  Ime  willfahret,  so  solle  er  sich  auch  nit  be- 
schwären,  mit  einem  Überrock  des  Piozeßion  nachzegan  in  die  Kil- 
cheu,  damit  man  sähe,  wer  Schulmeister  sye,  wie  von  altem  har  der 
Brach  gsin  ist,  darnäben  möge  er  u(T  der  Gassen  nach  synem  Gfallen 
gan  wie  er  wolle.  » 

')  FAh: adaseihst.  «Zum  andern,  beträffendt  die  Übung  mit  dem 
Choral  ist  Ime  anzeigt  worden,  damit  es  nit  ganz  in  Abgang  komme, 
wie  dann  schon  uff  dem  Wäg,  solle  ers  am  Morgen,  wann  er  uff 
Mittag  will  veniam  gän,  dem  Götzen  anzeigen,  damit  er  die  Knaben 
um  dieEylfe  beyeinander  heige,  und  do  söliche  biß  um  das  Ein  üben 
Diöge,  damit  der  Chor  versähen  sye.  Dann  man  den  Pauperibus  den 
Parten  und  anders  nicht  vergebens  geben  wolle,  wo  sy  der  Küchen 
Dicht  können  vorstehen. »     (Am    *^1.    Dezember   1591   verordnete  das 


-     38    — 

Guillimann  war  mit  den  Bedingungen  einverstanden,  ge- 
lobte Gehorsam  gegen  Propst  und  Kapitel  und  legte  in  die 
Hände  des  Statthalters  des  Propstes  das  feierliehe  Ver- 
sprechen ab  ^). 

Dem  Provisor  Götz  wurde  aufs  neue  Gehorsam  gegen 
den  Schulmeister  anbefohlen  *).  Allein  eine  strengere 
Lebenshaltung  scheint  ihm  auf  die  Dauer  nicht  behagt  zu 
haben.  Kurz  darauf  wurden  ihm  die  zwei  Choraulen  ent- 
zogen. So  verzichtete  er  denn  schon  anfangs  Oktober  1591 
auf  die  Provisorstelle.  Das  Kapitel  war  dessen  froh  ;  es 
hatte  auch  schon  einen  provisorischen  Nachfolger  bereit  in 
Melchior  Rund  von  Willisau,  Rotundus  genannt  ^).  Rund 
war  um  1583  oder  1584  in  Mailand  gewesen,  wo  er  den 
einen  solothurnischen  Freiplatz  innehatte  ^).  Es  ist  nicht 
ausgeschlossen,  dass  er  dort  schon  mit  unserem  Guillimann 
Bekanntschaft  gemacht.  Rund  brachte  es  später  bis  zum 
Propst  von  Schönenwerd  ^). 

Die  solothurnische  Schuljugend  ließ  neben  des  Lebens 
Muhen  und  Plagen  auch  dessen  heitere  Seite  gehörig  zur 
Geltung  kommen.  Alle  Jahre  erhielten  die  Schüler  der 
lateinischen  wie  der  deutschen  Schule  vom  Rate  die  Er- 
laubnis, einen  oder  zwei  Tage  lustige   Fastnacht,    mit   dem 


Kapitel :  «  Diewyl  der  Schulmeister  den  Chor  nit  verträten  kann, 
soll  er  um  einen  lugen,  ders  für  ihn  könne.  »  StilUproiokoU^  S.  841. 
Nach  Götzens  Abgang  hätte  Guillimann  die  Gesangsstunden  wieder 
selber  versehen  sollen.  Allein  augenscheinlich  mangelte  es  am 
Können.) 

*)  nbendascIJfSt.  «  Und  uff  soliches  hat  er  Propst  und  Kapitel 
obedientiam  verheißen  zu  prestieren,  und  Herrn  Propsts  Statthalter 
die  Gelübdt  gän.  »      *)  Ebenda. 

')  SilßsprotokolL  S.  8:38,  Beschluß  vom  8.  Oktober  1591 ;  Jo- 
hannes Götz  erbot  sich  zwar,  die  Schule  noch  bis  Martini  zu  ver- 
sehen, allein  man  ließ  es  «dabei  bleiben»  und  übertrug  die  Stelle 
dem  Melchior  Rund,  der  vor  den  Weihen  stand,  «  bis  man  einen 
andern  bekomme.  »      *)  Wt/nntnn.  S.  *280.  N'  10. 

*)  1592  wurde  er  Priester,  15^4-16:20  war  er  Stiftsprediger,  1595 
wurde  er  Chorherr  in  Solothurn,  1021  Propst  in  Schönewerd.  Er  starb 
1042.    P.  A.  Schmid.  S.  284. 


—    39    - 

Alter  angemessenen  Belustigungen  und  Umzügen,  halten  zu 
dürfen.  Am  St.  Nikiaustag,  dem  Feste  des  Kinderheiligen, 
zogen  die  Lateinschüler  in  feierlichem  Umzug  mit  ihrem 
ft  Schülerbischof »,  d.  h.  einem  als  St.  Nikolaus  verklei- 
deten Knaben,  in  die  Kirche  ^).  In  besonderer  Weise  wurde 
der  Schluß  des  jeweiligen  Schuljahres  gefeiert.  So  be- 
schloss  der  Rat  1591  schon  am  30.  August,  der  Stadt- 
schreiber und  der  Oberst  zur  Matten  sollen,  als  Schulherren, 
« etliche  Büechlin  ))  kaufen  und  aus  dem  «  Almusen  »  be- 
zahlen *).  Am  29.  September,  dem  St.  Michaelstag,  der 
dies  Jahr  auf  den  sogenannten  St.  Ursensonntag  fiel,  fand 
die  Schlussfeier  statt.  Erst  wurde  in  den  Schulen  die  Ju- 
gend «  examiniert »  ;  dann  nahm  der  Stiftsschulmeister, 
Franz  Guillimann,  im  Angesichte  des  versammelten  Volkes 
die  Freisverteilung  vor.  Wohl  am  Nachmittag  führte  er 
auf  einer  a  Brüge  vor  der  Kronen  »,  welche  ihm  der  städ- 
tische Werkmeister  auf  Befehl  des  Rates  eigens  aufge- 
schlagen, ((  mit  seinen  jungen  knaben  ))  ein  Schauspiel 
auf").  Er  selbst  war  dessen  Verfasser:  allein  nicht  ein- 
mal der  Titel  davon  ist  uns  überliefert. 

Im  Laufe  des  Jahres  1591  entstanden  noch  einige  an- 
dere poetische  Gaben  seiner  Muse.  Am  3.  Mai  war  der 
Stadtschreiber  v.  Staal  Vater  eines  Söhnleins  geworden. 
Guillimann  feierte  das  frohe  Familienereignis  in  einem  la- 
teinischen Geburtstagsgedicht  *).  Es  mag  dies  bereits  Aus- 
fluß und  Spiegelbild  des  zwischen  dem  jungen  Manne  und 
seinem  väterlichen  Freund  bestehenden  Verhältnisses  ge- 
wesen sein.  Denn,  daii  Guillimann  gleich  im  Anfang 
seiner  Wirksamkeit  in  Solothurn  Anlehnung  an  Staal  ge- 
sucht,   und    wohl    auch     Entgegenkommen     gefunden,     ist 


')  Fiala,  S.  46  f. 

*)  Fiala.  S.  47,  Anin.  5.  Das  «  große  Almosen  »  hatte  seinen  An- 
fang ir>47  vermittelst  ansehnlicher  Vergabungen  genommen,  damit 
arme  Bürger,  Weib  und  Mann,  Söhne  und  Töchter  unterstützt  und 
ausgesteuert  würden.     Amict.  S.  :^16.  Anm,  130. 

')  Fiala,  S.  48.  Anm.  3. 

*)  Genthliacum  Syncharisticum  etc.  s.  Anhang. 


—    40    — 

kaum  zu  bezweifeln.  Immer  mehr  sehen  wir  Staal  seinen 
ganzen  Einfluß  aufbieten,  um  die  Lebenslage  seines  jungen 
Freundes  möglichst  angenehm  zu  gestalten. 

Die  Gunst  einer  Persönlichkeit  von  dem  Ansehen  und 
Einfluße  Staals  war  für  einen  jungen,  unerfahrenen  Mann 
in  Guillimanns  Stellung  doppelt  wertvoll.  Wir  haben  die 
entgegengesetzten  Tendenzen  von  Stiftskapitel  und  Ma- 
gistrat in  Bezug  auf  ihr  Verhältnis  zur  Lateinschule  bereits 
erwähnt.  Es  bedurfte  für  einen  Schulmeister  ein  großes 
Maß  von  Klugheit,  um  sich  die  Geneigtheit  beider  «Obrig- 
keiten ))  zu  sichern.  Das  war  um  so  schwieriger,  als 
zwischen  dem  Kapitel,  dem  Stadtklerus  überhaupt,  und  der 
Mehrheit  des  Hates  auch  in  der  Politik  tiefgehende  Gegen- 
sätze bestanden. 

Seit  den  Burgunderkriegen  stellten  die  eidgenossischen 
Orte  den  französischen  Königen  zahlreiche  Kriegsmann- 
schaften. So  konnte  der  grosse  Kampf  um  die  Thronfolge, 
den  wir  oben  zu  erwähnen  Gelegenheit  hatten,  auf  die 
Eidgenossenschaft  nicht  ohne  Rückwirkung  bleiben.  Wäh- 
rend alle  katholischen  Orte,  mit  Ausnahme  Solothurns  sich 
auf  die  spanisch-liguistische  Seite  schlugen,  beließen  die 
protestantischen  Stände  ihre  Truppen  im  Dienste  Heinrichs  IIL 
Auch  Solothurn  berief  seine  Mannschaften  nicht  zurück, 
als  der  offene  Kampf  zwischen  dem  letzten  Valois  und  der 
Ligue  losbrach.  Wohl  vollzog  sich  in  Solothurn  eine 
Scheidung  der  Geister,  aber  die  Mehrheit  der  Stadtväter 
nahm  Stellung  zu  Gunsten  des  Königs.  Und  hierin  trat 
selbst  nachdem  Heinrich  HL  gestorben  und  Heinrich  von 
Bearn,  König  von  Navarra,  als  König  von  Frankreich 
Schwert  und  Szepter  führte,  kein  Wandel  ein.  Gleich 
den  evangelischen  Orten  in  der  Eidgenossenschaft  erkannte 
die  Mehrheit  des  solothurnischen  Rates  denselben  formell 
als  König    von  Frankreich  an  ').     Der   Rat   befand  sich   im 


^)  Die  Stellungnahme  Solothurns  hatte  freilich  auch  ihre  finan- 
ziellen Gründe,  wie  Soldrückstiinde  und  eine  Verschreibung  der  Stadt 
Solothurn  für  die  Krone  Frankreich  in  der  Höhe  von  120,000  Kronen. 
(Plu  A.  Segesser,  Ludw.  Pfyffer,  Bd.  4  S.  171  f.) 


-    41     — 

Einklang  mit  dem  franzosischen  Gesandten,  der  in  Solo- 
thurn  seine  Residenz  hatte;  und  gleichfalls  in  Heinrich  IV. 
den  rechtmässigen  Nachfolger  Heinrichs  III.  sah.  Solo- 
thurn  blieb  auch  fernerhin  Sitz  der  französischen  Gesandt- 
schaft, die  nun  im  Namen  Heinrichs  IV.  ihr  Amt  führte. 
Dieser  Gestaltung  der  Dinge  gegenüber  war  die  spanisch- 
liguistische  Minderheit,  welche  in  Heinrich  IV.  nur  den 
rfickfälligen  Ketzer  und  Usurpator  sehen  musste,  und  zu 
der  auch  der  Stiftsklerus  gehörte,  machtlos. 

Nun  bot  sich  unserem  Guilliraann  eine  günstige  Gele- 
genheit, auch  in  jenen  Kreisen,  welche  mit  dem  Stifts- 
kapitel  nicht  in  allen  Dingen  einig  gingen,  der  damaligen 
solothurnischen  Politik  aber  die  Richtung  gaben,  eine  ihm 
günstige  Stimmung  zu  erwecken.  Am  22.  Mai  1591  hatte 
der  Tod  dem  Obristen  Ritter  Wilhelm  Tugginer  das 
Schwert,  das  er  zeitlebens  geführt,  aus  der  Hand  genom- 
men *).  Jung  war  Tugginer  in  das  Regiment  seines  Oheims, 
des  Obersten  Wilhelm  Fröhlich,  und  damit  in  den  Dienst 
der  französischen  Krone  getreten.  Seit  1544  hatte  er  die 
blutigen  Gefilde  Italiens  und  Frankreichs  durchzogen  und 
war  in  mancher  Schlacht,  in  manchem  Sturm  dabeigewesen. 
Seinen  Ritteradel  und  den  Oberstenrang  brachte  er  als 
Auszeichnung  heim  nach  Solothurn,  das  ihm.  dem  Zürcher, 
zur  zweiten  Heimat  geworden  und  ihn  mit  hohen  Ehren- 
slellen  bedacht  hatte.  Tugginer  hatte  unter  den  Fahnen 
Heinrichs  III.  gedient  und  unter  Heinrich  IV.  seine  militä- 
rische Laufbahn  abgeschlossen.  Das  erklart,  wieso  er  trotz 
seines  religiösen  Sinnes  ein  Hauptvertreter  der  a  franzö- 
sisch»,  d.  h.  legitimisch-dynastisch-national,  gesinnten 
Kreise  und  ein  heftiger  Gegner  der  Ligue  und  ihrer  Partei- 


')  J.J.  r.  Staat:  Vita  Wilhelnii  Tuggineri,  veröff.  v.  Th.  von 
Uebenau  im  Anz.  f.  Schwg.  4.  Bd.  S.  394.  Über  seine  Laufbalui 
vgl,  Le«.  Helv.  Lexik.  Abt.  18.  S.  *k)4.,  ferner  Seqcsser,  L.  Pfyffer. 
■'.  Bd.  S.  3:^  ff.  Obwohl  dreimal  verheiratet,  hinteriiel.>  er  keine 
Leibeserben.  Über  die  sogen.  Choraulenstiftnng  Tugginers  am  Pfarr- 
itiße  St.  Urs  und  Viktor,  s.  Amiet.  S.  219. 


—    42    — 

ganger  in  der  Schweiz,  insbesondere  Ludwig  Pfyffers  ge- 
worden \). 

Auf  den  Hingang  dieses  Kriegsmannes  verfaßte  der 
Stiftsschulmeister  eine  lateinische  Ode,  worin  die  Taten  des 
Heimgegangenen  gefeiert  werden  -).  Hierin  dürfen  wir 
keineswegs  ein  Eingehen  auf  die  Ideen  der  Kreise  Tug- 
giners  erblicken.  Guillimann  hatte  gerade  als  Angehöriger 
des  Stiftskapitels  hinreichend  Grund,  ein  Loblied  auf  Tug- 
giner  anzustimmen.  Denn  ihm  verdankte  das  Stift  eine 
Institution  von  großer  Bedeutung,  das  Chorauleninstitut, 
durch  welches  das  Kapitel  in  den  Stand  gesetzt  wurde, 
seit  1585  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein,  beständig  zwei 
Knaben  zu  unterhalten,  um  sie  für  den  geistlichen  Stand 
heranzubilden. 

[n  der  ersten  Hälfte  dieses  Jahres  ist  noch  ein  anderes 
Gelegenheitspoem  unseres  jungen  Dichters  entstanden,  näm- 
lich ein  lateinisches  Glückwunschgedicht  auf  die  Erhebung 
des  damaligen  Nuntius  in  der  Schweiz,  OUavio  Paravicini, 
Bischof  von  Alessandria,  zum  Kardinal^).  Er  war  1587  von 
Sixtus  V.  zum  Nachfolger  Santonin's  ernannt  worden.  Seine 
feine. geschmeidige  Art  und  Weise,  mit  den  Staatsoberhäuptern 
der  katholischenOrle  zu  verkehren,  sicherte  ihm  bald  auch  in 
politischen  Dingen  einen  bedeutenden  Einfluß.  Seine  Stellung 
war  in  diesen  Jahren  eine  überaus  schwierige.  Als  nach  der 
unglücklichen  Schlacht  bei  Ivrv  (14.  März  1590)  die  Hilfs- 
truppen der  Ligiie  aus  den  VI  katholischen  Orten  unbezahlt 
nach  Hause  zurückkehrten,  kam  es  wegen  ungeregelter 
Soldansprüche  derselben  an  Spanien  und  den  Papst    in  Uri 


')  Kr  sagte  einst  in  Freiburg,  bald  nach  der  Ennordung  der 
Guisen  zu  Ülois  (ir)8y),  es  sei  nocli  ein  Guise  in  der  Eidgenossen- 
schaft, aber  man  soll  ihn  nur  nach  Frankreich  reiten  lassen,  so 
werde  ihm  sein  Lohn  auch  werden.  Sc(jessci\  'd.  a.  O.  3.  Bd.  S.  359 
u.  S.  4*28,  Anm.  3. 

')  Monodia  in  obitum  strenui  ac  magniftci  Herois  Domini  Grui- 
lelmi  Tugineri  etc.  s.  Anhang. 

')  Carmen  gratulatorium  etc.  s.  Anhang.  Paravicini  starb  1611, 
59  Jahre  alt.  Er  war  ein  Mann  von  hohen  Geistesgaben.  Sein  Cha- 
rakter war  einzig  von  Habsucht  befleckt.  S.  Moroni^  Dizionario,  vol. 
51,  p.  162,    Segesser,  a.  a.  O.  Bd.  3.  S.  287  ff.  Bd.  4.  S.  155  fif. 


—    43    — 

und  Luzern  zu  sturmischen  Auftritten  ^).     Mehrmals  drohte 
ein  Bruch   mit  Rom.    Allein  Paravicini  wußte  immer  wieder 
das  Schlimmste  zu  verhüten.     Seiner  diplomatischen  Tätig- 
keit blieb  denn  auch  die  Anerkennung  des  romischen  Hofes 
nicht  versagt.    Am  5.  März  1591  ernannte  ihn  Gregor  XIV. 
zum    Kardinal    und    zum   Legaten    in  Frankreich.     Am  24. 
und  25.  März  fand  in  Luzern   die  offizielle   Gratulation  des 
Rates,    feierlicher    Gottesdienst    und   die  Überreichung    des 
roten  Birettes  statt  ').  Nachdem  es  ihm  noch  gelungen  war, 
die  katholischen  Orte  zu  einer  bedeutenden  Truppensendung, 
in  päpstlichem  Sold,  an  die  Ligue  zu  vermögen,  rüstete  er 
sich  zur  Abreise  *).     Allein  die  schwer  geschädigten  Haupt- 
leute, voran  Oberst  Sebastian  von  Beroldingen,  wollten  ihn 
nicht  ziehen  lassen,  bevorder  hl.  Stuhl  ihre  Forderungen  aner- 
kannt hätte.    Diese  peinlichen  Szenen  in  Altdorf,  wo  Para- 
vicini sich  Ende  Juni  vom  Rate  von  Uri  verabschieden  wollte, 
trübten    die    letzten    Wochen,    die    er    auf    Schweizerboden 
zubrachte  *),     Mitten  in  den  aufregenden  und  anstrengenden 
Verhandlungen     wegen     des    Aufbruches     der     päpstlichen 
Truppen   dürfte    Paravicini   die  Gratulation  Guillimanns   er- 
halten haben.      Diese    Huldigung   des  «  Helvctiers  »  mochte 
dem    feingebildeten    Kirchenfürsten    nicht    geringe    Freude 
bereiten,  zumal  in  jenen  nichts   weniger   als  frohen   Tagen. 
Ob  sich  der  Dichter   der    Gunst    des    neuen  Kirchenffirston 
in  irf^end  einer  Weise  zu  erfreuen  hatte,  wissen  wir  nicht. 
Die    Annahme    liegt    nahe,    bei     der    Abneigung    des 
Sliflsschulmeisters    gegen    den    Chorrock    seien    Heiratsge- 
danken  mit   im  Spiele  gewesen.      Im   Dezember    1591    be- 
gegnen wir  ihm   als   Bräutigam.     Seine   Braut   war    Agnes 
Wiel,  aus  Freiburg   im    Breisgau  ®)  ;    wahrscheinlich   weilte 


')  Se(/<!sser.  Bd.  4.  S.  87  ff. 

')  Über  diese  «  Solennität»  s.  Balthassars  Ihücetla,  VIll.  10'^  ff. 

^)  Die  Kapitulation  kam  Ende  Mai  151»!  zum  Abj?cliluss.  l*li. 
'•l.  %eö>'t'r.  4.  Bd.  S.  ITZ. 

*)  Ph.  A.  St'f/es,<er.  S.  170. 

*)  Wir  müssen  es  Guillimann  glauben  wenn  er  (Habsburg.  p. 
l^HöO)   sagt:    «De    quibus  (seil.  Zoringonsibus)   quaecumque  se  per 


—    44    — 

sie  aber  damals  in  Solotharn  ').  Leider  fällt  ans  den  Akten, 
die  uns  zar  Verfägung  standen,  fast  gar  kein  Licht  auf 
diese  Frau,  welche  neunzehn  Jahre  unserem  Guillimami  als 
Lebensgefährtin  zur  Seite  stehen  und  des  Widerwärtigen 
genug  zu  kosten  bekommen  sollte. 

Guillimann  erinnerte  sich  bei  diesem  Anlasse  auch 
seiner  Wohltäter  und  Freunde  in  seiner  Vaterstadt ,  und 
Einladungen  ergingen  an  den  General vikar  Peter  Schneuwiy 
und  den  Rektor  der  Jesuiten,  P.  Michael.  Der  Sladtsch reiber 
Staal  selbst  bat  seinen  Freund  Schneuwiy,  die  Hochzeits- 
feier, die  auf  den  7.  Januar  1592  festgesetzt  war,  mit 
seiner  Gegenwart  zu  beehren,  und  so  nicht  blos  Guillimann. 
sondern  auch  ihm  und  seinen  andern  Vertrauten  in  Solo- 
Ihurn  die  Freude  zu  schenken,  ihn  begrüssen  zu  können  *). 

Offenbar  gefiel  es  dem  jungen  Schulmeister  in  Solo- 
Ihurn;  denn  er  gedachte  sein  Leben  fortan  dieser  Stadt  zu 
widmen.  In  Solothurn  hoffte  er  auch  für  sich  und  seine 
künftige  Familie    eine    neue  Heimat    zu    finden.     Jedenfalls 


curam  et  diligentem  veterum  scriptorum    investigationein   obtulerunt, 

haut  inferiori  studio  referani prlctidm  qfiO'/uc   Ulis    (fectnctfts   et 

dccodts,  quatenus,  utrumque  Helvetiorum  FriburgUQi  et  Brisiacorum 
urhes  clarissimas  cDndidere,  quaruni  altera  niea,  altera  meae  patria 
CM,  et  solum  natale.  »  Dafür  spricht  auch  der  Umstand,  daß  Agnes  in 
Freihurji  i.  Rr.  ein  Haus  besaU.  Nach  Schreiber  (Geschichte  der 
L'niversitiit  F'reiburg  i.  Br.  11.  S.  11*2,  Anni.;  war  ir)64  ein  Melcliicr 
Wiel  als  Hofmeister  der  adeligen  Brüder  v.  Leichtlin  in  Frei  bürg. 
Dagegen  ergaben  die  eingehenden  Nachforschungen  des  Hrn.  Stadt- 
arehivarsD' Albert  nicht  den  mindesten  Anhaltspunkt  für  die  Existenz 
diejies  Geschlechts  in  Freiburg  i.  Br. 

*j  Wahrscheinlich  bei  Verwandten.  Es  gab  damals  Wiel  in 
Solotliurn.  Im  Jahrzeitbuch  111  des  Stiftes  v.  St.  Urs  und  Viktor 
findet  sich  ein  Anton  Wiel  als  Gatte  der  Margaretha  von  Staal,  ( Vr- 
hinidiu  1S75.  S.  l'tl)  und  Staal  selbst  nennt  Guillimann  a  compaier,  n 
Bf.  an  Rüeger,  8.  Dez.  1098.  UnirersitätshihL  Basel.  Cod.  G.  I.  53. 
fol.  2:1 

')  Dies  entnehmen  wir  aus  dem  Briefe  Staals  au  Schneuwiy  v. 
?o.  Dez.  ir)91.  Der  Brief  Guillimanns  an  Schneuwiy  ist  uns  nicht 
erhalten,  ebensowenig  der  an  P.  Michael,  dagegen  die  Antwort  des 
letzteren. 


—    45    — 

mit  Wissen  und  Willen,  wenn  nicht  gar  auf  Anregung  des 
Junkers  Staai,  stellte  er  um  Neujahr  1592  an  den  Rat  das 
Gesuch  um  Aufnahme  ins  Burgrecht.  Sein  Ansuchen  fand 
warme  Befürworter  am  Stadtschreiber  und  am  Stiftsprediger 
Nikolaus  Feusi.  Ihre  Stimmen  hatten  um  so  mehr  Gewicht, 
als  Staal,  das  Haupt  der  weltlichen  Schulherrenkommission, 
und  Feusi.  als  Stiftsscholarch,  am  besten  in  der  Lage  waren 
Guillimanns  Wirken  in  der  Lateinschule  zu  werten.  Diesen 
beiden  Männern  «  zu  Ehren  »  und  in  Anbetracht  der  «  Ge- 
schicklichkeit und  Wohlgelehrte  »  des  Meisters  Franz,  wurde 
(lieser  am  3.  Januar  vom  Rate  ((  zu  einem  inneren  Burger 
uf-  und  angenommen  ».  Die  hundert  Gulden,  welche  er 
von  Rechtes  wegen  dafür  hätte  erlegen  müssen,  wurden  ihm 
geschenkt,  ebenfalls  dem  Junker  Staal  und  dem  Stifts- 
prediger zu  Ehren  und  weil  der  Schulmeister  versprochen, 
«die  Juget  desto  geflissentlicher  zu  unterwysen.  »  Es  war 
dies  eine  Begünstigung,  bezuglich  deren  der  Rat  gegen 
«gelehrte  und  künstliche  Meystern  »  freie  Hand  hatte*). 
Noch  mancher  der  solothurnischen  Ratsherren  mochte  hie- 
bei  das  Beispiel  des  vor  einem  Jahr  verstorbenen  Johannes 
Wagner  vor  Augen  haben,  und  von  dem  nunmehrigen 
Schulmeister  ähnliche  Erwartungen   hegen  '^). 


0  Uff  bittlieh  Ansuchen  des  wohlgelehrten  Meyster  Franzisci 
GuilUmann  von  Remunt  us  Fryburgbiet,  in  Ansehen  siner  Geschick- 
lichkeit und  Wohlgelehrte,  haben  min  Herren  Ine  Herren  Nikolaus 
Föasin,  dem  Prediger,  und  Junker  Hansen  Jakoben  vom  Staal,  dem 
Stattschryber  zue  Ehren,  zu  einem  Innern  Bürger  uf-  und  ange- 
nommen, so  fern  er  »yn  Mannrecht,  dai^  er  mit  keiner  Lybeigenschaft 
verhaftet  sye,  bringe,  und  Ime.  diewyl  in  der  Ordnung  des  Burg- 
rechten, mine  Herren,  die  Hand  ihnen  selbst  offen  behalten,  gegen 
gelehrte  und  künstliche  Mystern  daL>  Burgrechtens  halber  gnädige 
NachlaÜ  ze  thun,  gedachten  Herrn  Prediger  und  Herrn  Stattschryber  zu 
Ehren,  auch  von  wegen,  daß  er  sieh  anerboten,  die  Juget  desto  ge- 
flissentlicher ze  underwysen,  wie  wohl  er  hätte  100  Gulden  zu  burg- 
fecht  erleggen  sollen,  gnädiglich  geschenkt  und  nachgelassen.  Hats- 
prot,  1592,  3.  Januar.  2.  Seite.  Staatsarch.  Soloth.  abgedr.  im  Soloth. 
Wochenbl.  1810.  S.  421.  vgl.  a.  bei  Daf/uet,  biogr.  p.  4,  den  Eintrag 
ins  Bürgerbuch. 

^)  Wagner  hatte  es  bis  zum  Seckelmeister  gebracht  und  war  als 


—    46    - 

Nicht  ganz  so  optimistisch  sah  P.  Michael,  der  durch 
die  Statuten  der  Gesellschaft  verhindert  war,  Guillimanns 
Vermählungsfeier  beizuwohnen  und  sich  deswegen  brietlich 
entschuldigte.  Der  solothurner  Neubürger  hatte  ihm  voll 
Freude  und  Stolz  die  widerfahrene  Ehrung  zu  wissen 
getan.  Der  kluge  Pater  erwiderte  ihm  darauf:  Bürger  von 
Solothurn  sei  er  nun  auf  dem  Papier  ;  er  rate  ihm  aber, 
den  Verkehr  mit  seinen  alten  Freunden  nicht  zu  vernach- 
lässigen, bevor  er  erfahren,  ob  er  es  auch  in  Wirklichkeit 
sei  ').  Vielleicht  ahnte  P.  Michael,  daß  Guillimanns  poli- 
tische Anschauungen  ihn  mit  der  Solothurner  Politik  in 
Konflikt  bringen  könnten.  Doch  was  kümmerte  jetzt  solche 
Schwarzseherei  den  jungen  Schulmeister.  Der  freute  sich 
seiner  neuen  Heimat  und  des  jungen  Eheglückes. 

Im  Februar  1592  wurde  endlich  die  Stelle  des  Pro- 
visors, welche  Melchior  Hund  einstweilen  versehen,  definitiv 
besetzt.  Der  Willisauer  Johannes  Sebastian  Bärtschi,  ge- 
nannt Barzäus,  der  vorher  in  Disentis  «  Präceptor  »  gewesen, 
hatte  vernommen,  dass  die  Stelle  vakant  war  und  bewarb 
sich  nun  darum.  Er  erhielt  sie  auch.  Das  Kapitel  schärfte 
ihm  aber  Gehorsam  gegen  den  Schulmeister  ein  ^). 

Sorgen  und  Unannehmlichkeiten  ließen  auch  in  Guilli- 
manns Haushalt  nicht  lange  auf  sich  warten.  Im  Juni  kam 
er  in  Konflikt  mit  dem  Apotheker  Peter  Byß,  wegen  50 
Gulden,  welche  der  Kläger  forderte,   Guillimann   aber  ein- 


liochangeseheuer  Mann  1590  gestorben,  als  Gründer  der  «  Magistraten- 
Familie  »  Wagner.     Fiala,,  S.  4:^  f. 

*)  P.  Michael  beglückwünscht  zwar  Guillimann  zu  seiner  Ver- 
mählung, neckt  ihn  aber,  daß  er  nun  aus  einem  freien  Mann  Sklave 
eines  Weibes  geworden  sei.  Dazu  bemerkt  er  warnend:  «  Civis  Sa- 
lodorcnsis  scriptus  es,  sed  vide,  ne  quam  e  re  patriain  luam  esse 
cognoveris  ad  amicos  perscribere  negligas.  »  Hf.  v.  26.  Jan.  1592.  St. 
A .  J.  Cod.  138,  I.  f.  60. 

•)  StifUprotokoH  S.  845.  Sitz.  v.  8.  Febr.  1592.  «  Erschien  vor 
dem  Kapitel  J.  Seb.  Barcius  (!)  von  Willisau,  mit  Beistand  seines 
Schwagers  von  St.  Urban.  Er  sei  in  Graubünden  zu  Isidis  (!)  prae- 
ccptor  gewesen.  Er  hielt  an  um  eine  Kondition,  die  frei  geworden 
sein  soll  »  u.  s.  w. 


—    47    — 

gezogen  haben  sollte  ^).  Der  Handel  endete  am  19.  August 
damit.  da(^  Guillimann  verurteilt  wurde,  dem  Apotheker  25 
Gulden  zu  bezahlen  ^). 

Auch  die  Unzufriedenheit  des  Stiftskapitels  hatte  er 
erregt.  Den  Chorrock  scheint  er  seit  seiner  Verheiratung 
erst  recht  vernachlässigt  zu  haben.  Nicht  einmal  in  der 
Kirche  trug  er  ihn.  Deshalb  sah  sich  das  am  Vorabend 
von  St.  Johannistag  1592  versammelte  Kapitel  veranlasst, 
den  Schulmeister,  der  wieder  für  eine  Amtsdauer  bestätigt 
wurde,  zu  ermahnen,  in  Zukunft  im  Chorhabit  in  der  Kirche 
zu  erscheinen,  und  seinen  Platz  bei  den  Kaplänen  einzu- 
nehmen. Die  Gesangsübungen  der  Chorknaben  waren  eben- 
falls vernachlässigt  worden,  weshalb  das  Kapitel  neuerdings 
darauf  drang,  daß  der  Schulmeister  einen  bestimmten  Tag 
dafür  ansetze.  Ferner  wurde  ihm  anbedungen,  weder  in 
Bezug  auf  die  Stipendiaten  noch  sonst  Neuerungen  vorzu- 
nehmen '). 

Im  Juli  darauf  ließ  das  Kapitel  des  Schulmeisters  Haus 
vollständig  restaurieren.  Dem  Schulmeister  band  man  dafür 
aufs  Herz,  es  fortan  in  Ehren  zu  halten  *). 

Mit  dem  Chorgesang  indes  hatte  man  trotz  aller  Mah- 
nungen die  liebe  Not.    Im  Januar  1593  wurde  der  Provisor 


*)  «  Zwischen  Peter  Bies  (!),  dem  Apotheker  eins,  deine  Meyster 
Francisco  Guillimanno  dem  iatinisch  Schul meystei*  am  andern  spä- 
nigep  50  Gulden  halb,  so  der  kleger  forderet,  und  die  der  Antworter 
sollt  ingezogen  haben,  ist  erkannt,  daß  die  Spruch [herren]  wider  zu- 
sammen gan.  ö    Ratsprotokoll  1592  Juni  17.  Staatsarch.  Soloth. 

»)  RatsprotokolL  1592  Aug.  19. 

»)  StiftspvoL  S.  852.  Kapitel  vom  23.  Juni  1592.  «  Scholarchae 
oöicium  commissum  D.  M.  Francisco  Guillimanno  :  ist  Ime  vorbe- 
halten, daii  er  nüt  nüwes  macht  mit  den  pauperibus  oder  andern 
Dingen.  Er  soll  auch  einen  Tag  bestimmen,  doran  man  singen  möge, 
domit  der  Chor  versähen  sy  und  soll  in  Chorauli  habitu  ze  kilchen 
gan  und  sin  Stand  drunden  bei  den  Sacellanis,  wo  Ime  gfallt,  innän  ». 

*)  Stiftsprot.  S.  855.  Juli  159*2.  «  Die  Buwherren  sönd  Ordnung 
gan,  das  dem  Schulmeister  sin  Haus  ußgemacht  werde,  vom  Maurer, 
Zimmermann,  Tischmacherund  Schlosser,  Glaser;  dannenthin  soll  ers 
in  guten  Ehren  halten,  o 


—    48    — 

wiederum  aufgefordert,  die  <(  singend  Meß  »  zu  halten,  sonst 
werde  man  sich  um  einen  andern  umsehen  ^).  Und  vom 
Generalkapitel  am  23.  Juni  1593  wurde  an  eine  fernere 
Bestätigung  Guillimanns  geradezu  die  Bedingung  geknüpft, 
dass  er  den  alten  Brauch  mit  dem  Gesang  beibehalte,  am 
Freitag  Mittag  ((  ubersinge  »,  und  über  das  Gelernte  am 
Samstag  Morgen  «  examiniere  »  *). 

Doch  das  waren  nur  vorüberziehende  Wolklein  ohne 
weitere  Folgen  und  trotz  der  bewegten  Zeiten  scheint  die 
Lateinschule  sich  in  regelmäßigem  Gang  erhalten  zu  haben ; 
weder  Lehrer  noch  Schuler  gaben  Anlass  zu  ernsthaften 
Klagen  und  zum  Eingreifen  von  Rat  oder  Kapitel.  So  blieb 
es  zwei  Jahre. 

Anders  wurde  es  1594.  Am  21.  Januar  fand  es  der 
Hat  für  nötig,  die  Schulherren  in  die  Lateinschule  zu 
schicken,  um  die  Unordnung  abzustellen,  welche  dort  herr- 
schen und  den  Knaben  ungestraft  hingehen  solle")  Un- 
ordnung in  der  Schule  war  zwar  auch  in  Solothurn  kein 
außerordentliches  Ereignis  *},  Indes  scheint  es,  daß  die 
oben  berührten  Verhältnisse  einen  ernsteren  Hintergrund 
gehabt  haben. 

Kaum  zwei  Monate  darauf  liefen  nämlich  beim  Rate 
ernste  Klagen  ein  :  Der  lateinische  Schulmeister  habe  sich 
in  der  Schule  wie  anderwärts  in  heftigen  Worten  gegen 
den    König    von    Frankreich,    Heinrich  IV.,    ausgelassen*). 


•)  Sfißsprot.  S.  871. 

')  Siil'tspvoi.  S.  880.  Kapitel  vom  23.  Juni  1593.  «  In  Scholar- 
chani  (»eil.  electus)  M.  Franciscus  Guilliuiannus  hac  conditione,  das 
er  (Ion  alten  Bruch  behalte  mit  dem  Gsang,  am  Frytag  zu  Mittag 
üborsinge,  am  Samstag  am  Morgen  dasselbig  examiniere.  » 

^)  «  Die  Schulherren  sollen  in  die  latinische  Schul  gan  and  die 
Unordnung  abstellen,  die  sin  und  under  den  Knaben  ungestraft  für- 
gen  soll.  »  Rdthsprot.  1594.  Jan.  2\.  abijcdv.  i.  Soloth.  Wochenbl. 
S.  423.  u.  DiKjuet.  biogr.  p.  4. 

*)  So  hatte  am  20.  Dez.  1593  der  Stiftsprediger  vor  versam- 
meltem Kate  über  die  Unordnung  in  der  deutschen  Schule  geklagt. 
Fiala  S.  4(J. 

^)  Am  25.  Jan.  1592  hatte  das  Kapitel  aelbst  auf  Veriaogea    des 


-    49    - 

Stoff   zu    solchen  Äußerungen    bot    die   damalige  politische 
Lage  zur  Genüge. 

Zwei  grosse  Ereignisse  hatten  sich  im  Laufe  des  Jahres 
1593  in  Frankreich  vollzogen  :  Die  Versammlung  der  Gene- 
ralstaaten der  Ligue  in  Paris  und  der  Rücktritt  Heinrichs 
von  Navarra  zum  katholischen  Glauben.  «  Erstere  sollte 
dem  Reiche  einen  König  geben,  aber  nicht  nur  fehlte  dem 
König  das  Reich,  sie  selbst  konnten  nicht  dazu  gelangen, 
einen  König  auf  den  Schild  zu  heben  »  ').  An  den  sich 
kreuzenden  persönlichen  Interessen  Philipps  IL  und  der 
französischen  Thronbewerber  und  Parteiführer  scheiterten 
alle  Pläne,  und  ohne  den  Zweck  erreicht  zu  haben  schloß 
man  die  Versammlung  der  Stände  am  8.  August.  Ihr 
Mißerfolg  kam  Heinrich  von  Navarra  zu  Gute,  dessen  Über- 
tritt im  katholischen  Adel  und  Volk  um  so  freudiger  be- 
grüßt wurde,  je  mehr  der  Verlauf  der  Ständeversammlung 
den  Glauben  an  jede  andere  Erlösung  von  dem  langen  und 
grausamen  Bürgerkrieg  erschüttert  hatte. 

tt  Auch   in   Solothurn    triumphierte    man    über   die  Be- 
kehrung Heinrichs.    Man  glaubte  durch  sie  die  von  diesem 
Stande  in  den   französischen  Angelegenheiten    eingehaltene 
Politik  gerechtfertigt  »,  namentlich  den   katholischen  Orten 
gegenüber  *).    Letztere,  obwohl  die  Nachricht  von  Heinrichs 
Übertritt  auch  auf  sie  Eindruck  machte,  glaubten  nicht  an 
die  Aufrichtigkeit  dieses  Schrittes.    Und  mit  Recht ;  «  denn 
sie  war  kein  Ergebnis  religiöser  Begeisterung,  sondern  eine 
Tat  kühlster  politischer  Berechnung»^).   Der  Plan  war  von 
den   katholischen    Royalisten    im    Lager    Heinrichs    ausge- 
gangen.     Sie  hofften  durch  seinen  übertritt  seine  allgemeine 
Anerkennung  zu  erwirken  und  so  dem  Lande  den  ersehnten 
Frieden  zu  geben.     Allein  als  rückfälliger  Ketzer  bedurfte 
Heinrich  der  Absolution  des  Papstes.     Clemens  VIII.   indes 


Rates  zwei   politisierende   Kapläne,   die  den   König   von   Frankreich 
gescholten,  gebüßt.  Amiet.  S.  537. 

')  Segesser,  Bd.  4.  S.  235  und  S.  223. 

')  Segesser,  Bd.  4.  S.  263.    3)  s.  235. 

4 


-    50    — 

behandelte  die  Angelegenheit  mit  grosser  Vorsicht  und 
Zuräckhaltung.  Etwelche  Klärung  der  Sachlage  trat  erst 
ein,  als  gegen  Ende  des  Jahres  1593  der  Herzog  von  Nevers 
als  Gesandter  Heinrichs  IV.  in  Rom  eintraf.  Er  wurde 
zwar  vom  Papste  in  Privataudienz  empfangen,  erreichte 
jedoch  nichts,  weder  Heinrichs  Anerkennung  als  König  von 
Frankreich,  noch  dessen  Absolution.  Zu  Anfang  des  Jahres 
1594  mußte  der  Herzog  Rom  unverrichteter  Dinge  verlassen. 
Zu  gleicher  Zeit  wie  Nevers  weilte  in  der  Hauptstadt  der 
Christenheit  eine  Gesandtschaft  aus  den  katholischen  Orten  ^). 
Einer  der  Gesandten  war  Staal ;  Solothurn  hatte  darauf 
bestanden,  seinen  Stadtschreiber  mitschicken  zu  dürfen, 
obwohl  Luzern,  Schwyz  und  Uri  die  Mission  übernommen 
hatten.  Diese  Gesandtschaft  sollte  vom  Papste  besondere 
Weisungen  heimbringen,  wie  man  sich  in  Bezug  auf  die 
von  den  evangelischen  Orten  gewünschten  allgemeinen 
Friedensunterhandlungen  mit  Frankreich  zu  verhalten  habe. 
Allein  die  Gesandtschaft  mußte  sich  mit  dem  begnügen, 
was  ihr  aus  der  päpstlichen  Allokution  im  Consistorium 
vom  28.  Dezember  1593  bekannt  war :  Die  Bemühungen 
Heinrichs  von  Navarra  um  Aussöhnung  mit  dem  hl.  Stuhl 
seien  gescheitert.  Besondere  Weisungen  zu  geben,  ließ 
sich  der  Papst  nicht  herbei. 

Trotz  der  Verweigerung  der  Absolution  fiel  nun  in 
Frankreich  in  den  ersten  Monaten  des  Jahres  1594  die 
Entscheidung  zu  Gunsten  Heinrichs.  Die  Tatsache  seines 
feierlichen  öffentlichen  Übertrittes  und  seine  Bemühungen 
um  Aussöhnung  mit  Rom  genügten  bei  dem  allgemeinen 
Friedensbedürfnis  zur  Beruhigung  der  meisten  Adeligen, 
wie  der  Massen.  Über  Fragen  wie  die,  ob  die  Bekehrung 
eine  aufrichtige,  ob  Heinrich  noch  absolviert  werden  könne, 
u.  a.  wurde  nur  noch  in  gelehrten  Kreisen  gestritten  *). 
Selbst  die  vornehmsten  Häupter  der  Ligue,  mit  denen 
Heinrich  separate  Unterhandlungen  angeknüpft  hatte,  unter- 
warfen sich  mit  den  Truppen,  die  sie  befehligten,  und  den 


')  S.  263  ff.     ')  S    280  ff. 


—    51     — 

Provinzen,  die  sie  verwalteten.  Ihrem  Beispiele  folgten  die 
wichtigsten  Städte,  am  22.  März  sogar  die  Hauptstadt, 
Paris. 

Diese  Geschehnisse  vermochten  aber  die  VI  katholischen 
Orte  nicht  zur  Änderung  ihrer  bisherigen  Stellung  zu  be- 
wegen ;  sie  .verweigerten  Heinrich  immer  noch  die  Aner- 
kennung als  Konig  von  Frankreich  und  verboten  ihren 
Leuten  bei  hoher  Strafe,  in  seinen  Dienst  zu  treten.  Da- 
gegen aus  den  protestantischen  Orten  strömten,  mit  Wissen 
und  Willen  der  Obrigkeiten,  Freifähnlein  und  Ersatzmann- 
schaften zu  den  Regimentern  Wichser  und  von  Grissach 
und  den  5  Kompagnien  des  Obersten  Heidt  von  Freiburg, 
die  unter  Navarras  Fahnen  standen,  sowie  auch  auf  den 
savoyschen  Kriegsschauplatz,  wo  Mannschaften  aus  den  VI 
Orten  unter  dem  Herzog  von  Savoyen  Heinrichs  Truppen 
gegenüberstanden  ').  Es  ist  begreiflich,  daß  jetzt,  wo  die 
Anhänger  der  Ligue  für  ihre  letzten  Hoffnungen  kämpften, 
und  zwar,  trotz  der  Haltung  des  hl.  Stuhles,  mit  wenig 
Aussicht  auf  Erfolg,  die  Stimmung  auch  in  Solothurn  hüben 
und  drüben  eine  gereizte  ward.  Auch  in  der  Stadt  und  im 
Rate  mag  sich  der  Widerspruch  gegen  die  herrschende 
Richtung  geregt  haben.  Staal '),  der  immer  mehr  eine  ver- 


*)  S.  245  ff. 

*)  Über  seine   eigene    Haltung   in  den  französischen  Angelegen- 
heiten sowie  die  Motive,  \^  eiche  die  damalige  eidgenössische  Politik, 
nicht   am    wenigsten    die    solothurnische,    bewegten,    sagt  Staal  fol- 
gendes (Bf.  an  Rüeger  v.  11.  Aug.  1597):   «  Tria  kappa  kakista  (sie!; 
i.  e.    comniodum   proprium^     consiiium    jucenile    et    apud     omnes 
clandestinum  odium,   omnium    ordinum    homines  invaluisse  conspi- 
ciuntur.  Equidcni  quoad  potui  et  licuit,  ne  Helvetia  nostra  factionibus 
!*cinderetur,  tarn  publice  quam  privatus    irapedire  conatus  sum.     Sed 
^  nunc  res  redactae  videntur,   ut  ego    meique  similes    in    nullo  fere 
amplius  simus  numero  apud  eos,   qui   privatis   acti  cupiditatibus,  ea 
dantaxat  vident,  quae  modo  ante  pedes  fuit,  nuUa  earum  rerura  habita 
fatione,  quae  olim  contigerunt  et  similes  ob  causas  cervicibus  nostris 
(nisi  Deus  avertat)  iiecessario  impendere  creduntur.  »  So  zeichnet  ei*  die 
Politik  der  freien  Hand.     Daß  damit   auch  die  solothurnischen  Poli- 
tiker getroffen  werden  sollen,   ergibt  sich  aus  der  feinen  Ironie,  welche 


—    52    — 

mittelnde  Haltung  beobachtete,  mochte  im  geheimen  gleich- 
falls die  Stellungnahme  der  äbrigen  katholischen  Orte  fär 
korrekter  ansehen. 

Offen  aber  wagte  sich  der  junge  Stiftsschulmeister  mit 
feindseligen  Äusserungen  hervor,  obwohl  er  durch  die  1592 
erfolgte  Bestrafung  zweier  politisierender  und  Heinrich  IV. 
anfeindender  Stiftskapläne  hätte  gewitzigt  sein  können. 
Er  sollte  seinen  Übereifer  büßen.  Der  Rat,  der  sich  da- 
durch selbst  getroffen  fühlte,  ergriff  die  Gelegenheit,  das 
Kapitel  abermals  fühlen  zu  lassen,  wer  am  Regiment  sei, 
indem  man  einen  seiner  OfiSziale  maßregelte.  Der  Zeitpunkt 
war  um  so  günstiger,  als  der  Hauptvertreter  der  spanisch- 
ligüistischen  Ideen  in  der  Eidgenossenschaft,  Ludwig  Pfyffer, 
am  i7.  März  unerwartet  rasch  ins  Grab  sank.  Sein  Tod 
erweckte  in  den  katholischen  Orten  große  Bestürzung,  un- 
verhohlene Freude  dagegen  in  den  evangelischen  '). 

Nicht  ganz  zwei  Wochen  darauf,  am  28.  März,  kamen 
die  Klagen  gegen  Guillimann  im   Rate  zur  Verhandlung '). 


obigen  Worten  folgt:  «In  horas  expectatar  Gallas  thesaurarius,  qui, 
si  venerit,  ita  multis  refrigeriam,  ita  quibusdam,  lU  putatur,  difl- 
plicentiam  adfert.  proptera  qnod  aurifer  ille  fluvius  in  tot  rivos  dis- 
tractus  haud  esse  poterit  navigabilis  ».  UnioerstäisbibL  Basel.  G.  I. 
53.  abgedr.  von  C.  A.  Bächtold^  Einleitung,  S.  64  f. 

M  Sie  a  f rob locketen  und  freudlüteten,  als  were  Inen  jetz  die 
Katz  ab  dem  Ketl  und  sie  niemand  mehr  zu  fürchten  hettent», 
schreibt  sein  Stiefsohn  Heinrich  Murer.  Segesser  4.  Bd.  S.  286, 
An  merk. 

*)  Geraten,  daß  dem  Meister  WUhelfno(\)  Guiilimanno,  dem  lati- 
nischen  Schulmeister,  durch  Herrn  Schults  Steffen  Schwaller,  nach 
allem  Ernst  augezeigt  werde,  daß  er  sich  der  Worten,  so  er  ufif  der 
Schul  und  andern  Orten  wider  den  König  us  Frankrych  gebrucht, 
müeßige,  und  jetzundt  von  wegen  niines  Herrn  Stattschreibers  das  Best 
thon  ist  worden.  So  er  aber  mehr  fäle,  so  wollen  mine  Herren  Ine 
schicken,  dannenher  er  kommen  iüt.  —  ist  nachwertz  erkannt,  daß  er 
ingelegt  und  ime  fünfzig  Pfd.  Büß  abgevordert  werde,  demnach  durch 
den  Schultheißen  angezeigt,  daß  er  Inie  gefallen  lasse,  was  minen 
Herren  gefalle,  oder  aber  dahin  zeuche,  dannenher  er  khommen. 
RaisproL  15d4.  März  28.    abgedr.    Soloth.  Wochenbl.   1815.    S.   423. 


-    53    - 

Erst  hatte  es  den  Anschein,  als  ob  alles  mit  einem  scharfen 
Verweise  und  mit  Androhung  der  Ausweisung  für  den 
Wiederholungsfall  ablaufen  wollte,  da  der  Stadtschreiber 
für  den  Angeschuldigten  sein  vielvermogendcs  Wort  einge- 
legt hatte,  Unglücklicherweise  konnte  aber  Staal  dieser 
Sitzung  nicht  beiwohnen,  weil  er  auf  die  allgemeine  Tag- 
satzung, die  auf  den  folgenden  Tag  nach  Baden  angesagt 
war,  halte  verreisen  müssen  ').  So  gelang  es  andern 
Stimmen  durchzudringen,  welche  strengere  Maßnahmen  for- 
derten. Der  arme  Schulmeister  wurde  also  «  nachwertz  » 
verurteilt  «  ingelegt  zu  werden  und  eine  Buße  von  50  Pfund  ') 
zu  erlegen,  wenn  er  nicht  lieber  ((dahin  zeuche,  dannenhar 
er  kommen.  » 

Der  Gemaßregelte  fand  es  aber  besser,  die  verhängten 
Strafen  über  sich  ergehen  zu  lassen,  als  sein  Bürgerrecht 
aufzugeben  und  sich  einem  ungewissen  Schicksal  anzuver- 
trauen. Wahrscheinlich  banden  ihn  auch  Rücksichten  auf 
seine  Gattin  an  Solothurn,  da  sie  ihn  1593  oder  1594  zum 
Vater  machte  *). 

Die  kluge  und  versöhnliche  Politik  Heinrichs  IV.  ließ 
Frankreich  wieder  einigermaßen  zur  Ruhe  kommen.  Auch 
in  Solothurn  scheint  die  Spannung  der  Geister  etwas  nach- 
gelassen zu  haben.  Meister  Franz  griff  wieder  zur  Feder, 
um  in  grollender  Zurückgezogenheit  seine  historischen  Ar- 
beiten zur  Reife  zu  bringen.  Die  Einleitung  zu  Cäsar  wurde 
erweitert.     Der  Anlage  nach   hat   sie    viele  Ähnlichkeit  mit 


Daguet,  biogr.  p.  5.  Für  des  letztern  Behauptung,  Staal  und  andere 
Freunde  hätten  für  Guillimann  die  hohe  Buße  bezahlt,  haben  wir 
keine  Belege. 

*)  Eulg.  Absch.  Bd.  5«  S.  340.  Man  brauchte  nach  Baden  1  Vj  Tage. 
So  ritt  Staal  1598,  15.  Nov.  nach  der  Sitzung  noch  bis  nach  Aarau, 
«  quo  postridie  eius  diei,  observato  consueto  nienso^  Salodorum  usque 
pervenire  possem.  »     Bf.  an  Rüeger  v.  8.  Dez.  1598. 

')  Daß  Pfund  gemeint  sind,  ergibt  sich  daraus,  daß  eine  Buße 
von  50  Pfund  der  Landesverweisung,  die  für  Guillimann  beantragt 
war,  gleichgehalten  wurde,  s.  Amiet,  S.  538. 

•)  Staal  sagt,  (Ep.  a  Staal  I.  S.  268)  daß  Solothurn  Guillimann 
«  prima  virum  pulchrae  fecit  et  prole  parentem.  » 


-    54    — 

den  spätem  Antiquitates,  in  der  Ausfuhrung  jedoch  ist 
sie  weit  kurzer,  mangelhafter  und  unselbständiger.  Sie 
enthält  auch  Angriffe  auf  Zwingli  und  Kalvin.  Die  Schrift 
ist  in  lateinischer  Sprache  abgefaßt  und  mochte  für  den 
Schutgebrauch  berechnet  sein.  Es  ist  anzunehmen,  daß  der 
Verfaßer  die  Handschrift  noch  1594  dem  Buchdrucker  Jo- 
hann Faber  in  Pruntrut  übergab  *).  Aus  uns  unbekannten 
Gründen  schob  Faber  die  Drucklegung  Jahre  lang  hinaas, 
bis  Guillimann  endlich  sein  geistiges  Eigentum  zuruckver- 
langte. 

Am  23.  Juni  1594  trat  wie  gewohnt  das  St.  Johanns- 
kapitel  zusammen.  Guillimann  wurde  ohne  weitere  Bemer- 
kung wieder  für  ein  Jahr  bestätigt.  Leider  fehlte  dies 
Jahr  im  Kreise  der  Stiftsherren  ein  Gönner  und  väterlicher 
Freund  Guillimanns,  der  Stiftsprediger  Nikolaus  Feusi,  der 
am  5.  Juni,  also  kaum  drei  Wochen  vorher  gestorben  war. 
In  eben  dieser  Sitzung  wählte  das  Kapitel  an  seine  Stelle 
als  Stiftsprediger  Melchior  Rund,  der  kurze  Zeit  neben 
Guillimann  als  Provisor  der  Stiftsschule  gewirkt  *). 

Auch  an  der  Lateinschule  trat  eine  Veränderung  ein. 
Der  Lokat,  Daniel  von  Büren,  der  nunmehr  Priester  ge- 
worden, gab  sein  Amt  auf.  Der  Rat  ließ  die  Stelle  über- 
haupt eingehen  und  ordnete  eine  Teilung  der  Schule  in  2 
Klassen  an,  von  denen  der  Provisor  die  eine,  der  Schul- 
meister die  andere  zu  übernehmen  hatte  *).  Ende  Juli  fand 
es  das  Kapitel  für  zweckdienlich,  dem  Schulmeister  wie 
dem  Provisor  die  Schulordnung  in  Erinnerung  zu  bringen 
und  ihnen  durch  den  Schulherrn  ihr  «  Thun  und  Lassen  » 
vorzuschreiben  *). 

Am  23.  November  nahm  das  Kapitel .  abermals  auf 
Empfehlung  Schneuwiys  einen  Freiburger  in  seine  Dienste, 


*)  Staal  sehreibt  1597.  F'ebr.  !>.  an  den  Bisch,  v.  Basel:  «  Saas 
de  rebus  Helvetiois  lucubrationes,  quas  ante  annos  aliquot  typographo 
vestm  Bruntrutensi  praelo  subeieiendas  et  in  publicum  edendas  bona 
lide  eonoredidit.  ^> 

')  Sfißsprot.  S.  m\.     ')  Fiaia.  S.  41. 

*)  St.  MagdaienenkapitA?!  \.  21.  Juli  ir)94.  Sd/tsprot.  S.  920, 


-    55    - 

iodem  es  Johann  Forner,  der  wohl  Neupriester  war,  als 
Fruhmesser  unter  die  Stifskapläne  einreihte  ^).  Wir  werden 
kaum  daran  zweifein  dürfen,  dai^  die  beiden  Schützlinge 
des  freiburgischen  Generalvikars  sich  rasch  miteinander 
befreundet  haben;  gekannt  haben  sie  sich  vielleicht  von 
früher  her. 

Es  liegt  etwelche  Ironie  darin,  daß  der  Stadtrat  von 
Solothurn  ein  paar  Monate  nach  Guillimanns  Bestrafung  sich 
genötigt  sah,  den  Gemaßregelten  in  einer  intimen  Ange- 
legenheit zu  Rate  zu  ziehen. 

Als  nämlich  1594  P.  Canisius  in  Freiburg  seine  «  Wahr- 
hafte christliche  Historie  von  St.  Mauritzen  und  seiner  the- 
baischen  Legion,  auch  insonderheit  von  St.  Urso  o  dem 
Rate  von  Solothurn,  auf  dessen  Ansuchen  er  das  Buch  ge- 
schrieben, zustellte,  wandte  man  sich  an  Guillimann  um 
Auskunft,  wie  man  dem  gelehrten  Jesuiten  seine  Mühe  und 
Bereitwilligkeit  am  angemessensten  lohnen  könnte.  Der 
Befragte,  der  offenbar  mit  P.  Canisius  in  nähern  Bezieh- 
ungen stand,  riet,  demselben  die  Werke  des  hl.  Hierony- 
mus  und  des  hl.  Ambrosius  zu  schenken.  Sein  Rat  fand 
Gehör,  nur  kostete  es  große  Mühe  und  drei  Jahre  Zeit,  um 
die  Werke  ausfindig  zu  machen.  Erst  1597,  im  letzten 
Lebensjahr  des  P.  Canisius,  sollte  sein  Rat  zur  That  werden '). 

Es  mochte  damals  gerade  kein  besonderes  Vergnügen 
sein,  als  Stipendiat  der  (^horaulenstiftung  hin  und  her  ge- 
schoben zu  werden  zwischen  Schulmeister  und  Provisor, 
Provisor  und  Schulmeister  und  Kaplänen.  Man  war  mit 
dem  Provisor  Sebastian  Bärtschi  sehr  unzufrieden  und  1595 
wurde  er  wegen  seines  ünfleißes  und  seiner  Pflichtvernach- 
lässigung entlassen^).  Die  Choraulen  hatte  man  ihm  offen- 
bar schon  früher  weggenommen  und  sie  dem  Kaplan  Erhard 
Schwaller  übergeben.    Im  Dezember  1594  wurden  ihm  auch 


^)  Stißsprot.  S.  925.  «  Den  23.  Novembris  ist  D.  Johannes 
Fornerius  zu  einem  Frühmesser  angenommen  worden,  wyi  er  sin 
Cominendation  vom  Vicario  von  Fryburg  hat.  » 

')  Die  in  dieser  Angelegenheit  gewechselten  Briefe  sind  abgedr. 
im  Soloth.  Wochenbl.     1818.     S.  77  ff.     »)  Stißsprot.  S.  934. 


—    56    — 

die  50  Kronen  dafür  zugesprochen  ^).  Schwaller  kam  aber 
Ende  November  als  Pfarrer  nach  Flumenthal*)  und  so  wan- 
derten die  Knaben  wieder  an  den  Tisch  des  Magister  Guilli- 
mann.  Es  mögen  auch  da  nicht  allzufette  Speisen  aufge- 
tragen worden  sein.  Denn  wir  können  es  jedenfalls  der 
Dürftigkeit  der  Schulmeisterfamilie  zuschreiben,  daß  Guilli- 
mann  die  Holzscheite,  welche  die  Schuler  ins  Schulhaus 
bringen  mußten,  nach  Hause  nahm,  statt  damit  das  Schul- 
zimmer zu  heizen,  und  selbst  den  Ärmern,  die  Unterstützung 
genossen,  das  Holzgeld  abnahm,  sie  aber  dennoch  allesamt 
((  übel  erfrieren  »  ließ.  Am  17.  Dezember  kamen  die  einge- 
laufenen Klagen  in  einer  Sitzung  des  Kapitels  zur  Sprache. 
Guillimann  wurde  aufgefordert,  künftighin  nach  Bedarf 
heizen  zu  lassen  und  dafür  zu  sorgen,  daß  keine  Klagen 
mehr  laut  werde,  a  wo  nitt.  so  werde  man  anders  mit  Tme 
reden  werden  »  *).  Sorgen  und  solche  kleine  Reibereien 
mögen  ja  des  oftern  die  Stimmung  der  kleinen  Haushaltung 
etwas  niedergedrückt  haben.  Indes  wartete  ihrer  eine  viel 
schwerere  Prüfung. 

Bereits  zog  sich  in  Frankreich  ein  neues  Gewitter  zu- 
sammen, dessen  Ausbruch  auch  für  Guillimann  Unglück 
bedeutete.  Besondern  Haß  der  Hugenotten  hatten  die  Jesuiten 
auf  sich  geladen.  Heinrich  IV.  aber,  obwohl  mit  dem  Papste 
nicht  ausgesöhnt,  zeigte   anfangs    keine    Neigung,    auf   die 


*)  Stifisprot,  S.  928.  Dez.  1594.  «  Census  Sacellaniae  St.  Vin- 
centii  gehören  dem  D.  Erhardo,  gar  wie  sie  zu  Weihnachten  aus  u. 
angehen.  Auch  gehörend t  ime  die  50  Kronen  gar  von  den  Chorauli- 
bus,  doch  das  er  ein  Willen  mache  um  den  letzten  Monat  mit  dem 
Schulmeister,  der  sy  die  Zyt  hat  am  Tisch  ». 

*)  P.  i4.  Schniid.  Kirchensätze,  S.  109. 

*)  Stiftsprotokoü,  S.  930.  1594,  Sabbato  quattuor  temporum. 
({  M.  Franz  dem  Schulmeister  ist  anzeigt  worden,  wie  große  Klag 
kommen  von  Burgerskindern,  daß  er  Fuderholtz  nämme  von  Knaben 
und  verbränne  es  in  sinem  Huß,  müssen  sy  in  der  Schul  übel  er- 
frieren ;  dorzu  nämme  er  ouch  von  den  Pauperibus  das  Greld  vom 
Holtz.  Ist  Ime  anzeigt  worden,  das  er  nach  Nochurft  heizen  lasse, 
das  kein  Klag  mehr  komme,  wo  nitt,  so  werde  man  anders  mit  Ime 
reden  werden  ». 


-    57    - 

PISne  der  Gegner  dieser  Gesellschaft  einzutreten.  Erst,  als 
der  Konig  am  27.  Nov.  1594  von  einem  überspannten  ehema- 
ligen Jesuitenzögling  im  Antlitz  verwundet  worden,  brach  das 
Verhängnis  über  den  Orden  herein.  Ein  Jesuit  wurde  ge- 
hängt, der  ganze  Orden  gezwungen,  Frankreich  binnen  14 
Tagen  zu  räumen  ^).  Vom  Auslande  her,  führte  derselbe 
nun  die  Verteidigung  in  zahlreichen  polemischen  Schriften. 
Der  Federkrieg,  welcher  darob  entbrannte,  erhitzte  aufs 
neue  die  Gemüter. 

Dies  war  das  Vorspiel  zu  dem  neu  ausbrechenden  Kampfe 
zwischen  Frankreich  und  Spanien,  Heinrich  erblickte  in 
Philipp  II.  den  Anstifter  aller  Feindseligkeiten  und  erklärte 
demselben  am  17.  Januar  1595  offen  den  Krieg.  Philipp 
antwortete  :  er  stehe  nicht  mit  Frankreich  im  Krieg,  son- 
dern mit  Heinrich  von  Bearn,  der  vom  Papst  nie  als  Konig 
von  Frankreich  anerkannt  werde.  Alsbald  brachen  Hein- 
richs Regimenter  in  die  Freigrafschaft  Burgund,  die  sich 
durch  ihre  Neutralität  geschützt  glaubte,  ein. 

Diese  Ereignisse  riefen  in  der  Eidgenossenschaft  einer 
lebhaften  diplomatischen  Tätigkeit.  Auf  der  Tagsatzung  zu 
Baden  vom  19.  Februar  1595  beschwerte  sich  der  burgun- 
dische  Gesandte,  Scudier  Benoit.  bitter  über  diesen  Neu- 
tralitätsbrur.h  und  ermahnte  die  Eidgenossen,  gestützt  auf 
die  österreichische  Erbeinigung,  um  bewaffneten  Beistand  *). 
Mit  den  gleichen  Forderungen  trat  auch  der  spanische  Ge- 
sandte.  Alfons  Casate,  auf.  Überhaupt  war  im  Verhältnis 
der  evangelischen  Orte  und  Solothurns  zu  Heinrich  IV.  da- 
mals eine  Trübung  eingetreten.  Als  es  sich  im  Vorjahre 
um  einen  Truppenaufbruch  aus  den  katholischen  Orten,  in 
spanische  Dienste,  gehandelt  hatte,  war  der  franzosische 
Gesandte,  Nikolaus  Brulart,  Herr  von  Sillery,  auf  jede  Weise 


')  Ranke,  franz.  Gesch.  2.  Bd.  S.  8.  (3.  Aufl.) 

*)  Eiifgen.  Absc/i.     Bd.  5  a.  S.  '^'>  f.    u.  S.  .*^3.    Edaard  Rott, 

Histoire  de  la  repr^entation  diplomatique  de  la  France,  II.,  ir)r)9-1610. 

(Herne    1902)    S.  481    ff.     Rudolf   Maag :    Die   P^reigrafschaft    Bur- 

gaud  und  ihre  Beziehungen  zu  der  schweizerischen  Eidgenossenschaft 

(1477-1678).  Zürich  1891.  S.  63. 


—    58    — 

bemüht  gewesen,  denselben  zu  verhindern  ^).  Es  war  ihm 
nicht  gelungen.  Ja  selbst  mit  denjenigen  Orten,  welche 
auf  Heinrichs  Seite  standen,  bekam  er  ernste  Schwierig- 
keiten. Auf  einer  Conferenz  zu  Aarau  am  23.  und  24. 
Januar  1595  führten  die  Gesandten  der  evangelischen  und 
der  zugewandten  Orte  eine  ernste  Sprache  gegenüber  Sillerj 
wegen  der  immer  noch  unbefriedigten  Soldansprüche  an  den 
König.  Es  wurde  beschlossen,  eine  Gesandtschaft  an  den- 
selben abzuordnen.  Diese  sollte  sich  am  27.  Februar  in 
Solothurn  zusammenfinden,  um  von  da  aus  die  Reise  anzu- 
treten *). 

Das  gab  der  niedergehaltenen  Opposition  in  Solothurn 
neuen  Mut ;  sie  mochte  hoden,  neue  tumultuarische  Auftritte 
von  Seiten  unbezahlter  Söldner  würden  endlich  den  Bruch 
mit  Heinrich  herbeiführen,  und  verhüten,  daß,  wie  es  das 
Ansehen  hatte,  Mannschaften  aus  Solothurn  gegen  katho- 
lische Miteidgenossen  in  die  Schlacht  zögen  ').  Die  Herren 
vom  Stiftskapitel,  auch  andere  Geistliche,  ließen  heimlich 
und  öffentlich  wider  den  «  Navarresen  »  Schimpf  reden  hören 
und  nahmen  sich  sehr  der  Politik  an. 

Namentlich  der  Stiftsschulmeister,  Guillimann.  glaubte 
er  müsse  bei  solcher  Lage  der  Dinge  mit  seiner  Entrüstung 
nicht  zurückhalten.  Das  Vorgehen  des  Königs  gegen  die 
(lesollschaft  Jesu,  welcher  er  seine  Erziehung,  sein  Wissen 
und  Können  verdankte,  in  deren  Reihen  er  liebe  Freuride 
besaß,  mußte  ihn  im  Innersten  getroffen  haben.  Seiner 
Erbittorung  machte  er  Luft  in  harten  « ehrverletzlichen  » 
Worten  gegen  den  mit  dem  Kirchenbann  belasteten  Bearner. 
Wohl  im  Vortrauen  auf  sein  Bürgerrecht  —  vielleicht  auch 
in  der  Hoffnung,  in  der  Gunst  des  Stiftskapitels  wieder  zu 
steigen,  wagte    er    es    sogar    in    das  Getriebe    der  Politik, 


»)  Sogossor  Bd.  4,  S.  270  ff. 

•)  Kicig   .\bsch.  Bd.  o  a.  S.  358. 

")  Di^rartigo  Soldanstände  hatten  schon  im  Sommer  1593  in  dem 
«<  unorgotroiioston  »  Solothurn  tumultuarische  Auftritte  von  selten  un- 
ho/.ahltiM'  Kriogsleute  verursacht.     Se(/esser.  Bd.  4.  S.  247. 


—    59    - 

weoD  auch  nur  im  Geheimen,  einzugreifen.  Dazu  war  aber 
seine  Hand  weder  stark  noch  geübt  genug  :  er  wurde  davon 
erfaßl  und  beiseile  geschleudert,  während  das  diplomatische 
Räderwerk  seinen  Gang  keinen  Augenblick  unterbrach. 

Diesmal  konnte  ihn  auch  kein  Staal  mehr  retten,  der, 
so  wenigstens  sieht  es  aus  ^),  selbst  unter  dem  Mißtrauen 
des  Rates  zu  leiden  hatte.  In  der  Sitzung  vom  13.  März 
1595  fiel  die  Entscheidung  über  Guillimanns  Los  :  Wegen 
«heimlichen  Praktizierens  »  und  a  ehrverletzlicher  »  Worte 
wider  den  «  Künig »  soll  Meister  Franz  sein  Burgrecht 
verlieren  und  aus  der  Stadt  gewiesen  werden  '). 

Diese  Ausweisung  mußte  Guillimann  und  seine  Familie 
um  so  härter  treffen,  da  ihm  der  Rat  nur  14  Tage  Zeit 
ließ  sich  nach  einer  neuen  Stellung  und  einem  andern  Wohn- 
ort umzuschauen.  Am  Mittwoch  nach  Ostern,  am  29.  März, 
sollte  er  die  Stadt  verlassen.  Wir  wissen  nicht,  wie  das 
Kapitel  den  Ratsbeschluß  aufnahm,  der  ihm  am  14.  März 
von  einer  Abordnung  des  Rates,  bestehend  aus  Schultheiß 
Oberst  Aregger,  Oberst  Zur  Matten,  Urs  Gugger  und  zwei 
andern  Ratsmitgliedern,  mitgeteilt  wurde  ").  Wir  glauben 
aber,  die  Stiftsherren  haben  doch  den  unglücklichen  Schul- 


')  Vom  dei'  Tagsatzaug  zu  Baden  am  29.  März  1594  bis  zur 
nächsten  allgem.  Tags,  am  24.  August  1595  erscheint  Staal  auf  kei- 
nem der  besondern  läge  als  Vertreter  Solothurns  :  statt  seiner  Aregger, 
Urs  Gugger  und  Zurmatten,  die  wir  gleich  noch  kennen  lernen,  und 
weiche  in  dieser  Eigenschaft  vor  und  nachher  selten  erscheinen. 
Eidyen.  .46.sr/i.  Bd.  5,  a.  1594—1595. 

')  «  Gerathen,  diewyl  der  lateinische  Schulmeisster  Frantz  ein 
heimliches  Praktizieren  wider  den  Künig  und  viel  ehrverletzliche 
Wort  hab  usgen  lassen,  soll  er  angentz  abgewiesen,  das  Burgrecht 
ufgeben  and  fortgeschickt  werden,  und  Herr  Georg  im  Kloster  mit 
ime.  »  —  Ratsprot.  1595.  18.  März,  abgedr.  im  Soloth.  Wochen bl. 
1815.     S.  42^^. 

')  Das  Stlflsprotokoll  registriert  S.  933  einfach  :  «  1595.  Martins. 
14.  Martii  Ist  Magister  Franciscus  Guillimannus  der  Schulmeister 
vom  Herrn  Schultsn  und  dryen  der  Räten  vor  Cappitel  geurloubet 
worden,  von  wägen  das  er  sich  der  küngischen  Sachen  in  Frankrych 
ZQ  vil  annämen  wollen.  Ist  sin  Zil  gselzt  usque  ad  4.  feriam  Paschae. 
Dorzwüschen  soll  Propst  und  Cappitel  um  einen  andren  lugen.  » 


—    60    — 

meister  bedauert,  zomal  der  zweite  Teil  der  stadtrStlichen 
Mission  deutlich  erkennen  ließ,  daß  man  den  Schulmeister 
getroffen  aber  anderswohin  zielte.  Schultheiß  Aregger  ver- 
bot nämlich  im  Auftrage  des  Rates  den  Chorherren  und 
Kaplänen  bei  Verlust  ihrer  Pfründen,  fernerhin  beim  Trunk 
über  die  politische  Lage  auch  nur  zu  sprechen^).  Das  Ka- 
pitel zahlte  Guillimann  die  drei  verfallenen  «  Quatember » 
aus  ;  der  vierte  wurde  zwischen  beiden  Teilen  verrechnet 
für  die  Beköstigung  der  Choraulen  während  der  drei  letzten 
Monate  '). 

Es  ist  kaum  anzunehmen,  daß  an  dem  rücksichtslosen 
Vorgehen  des  Rates  gegen  Heinrichs  IV.  Widersacher, 
dessen  Gesandter,  Herr.  v.  Sillery,  ganz  unbeteiligt  war*). 
Übrigens  mag  bei  Guillimanns  Ausweisung  ebensosehr  wie 
die  Rachelust  einiger  zumeist  beteiligter  Politiker,  die  Absicht 
mitgespielt  haben,  mit  Gewalt  die  mißvergnügten  Stimmen 
zum  Schweigen  zu  bringen.  Die  solothurnische  Obersten- 
partei war  durch  ihre  Interessen  zu  sehr  mit  Heinrich  ver- 
bunden und  trotz  der  augenblicklichen  Anstände,  nicht 
gesonnen,  die  bisher  gewandelten  Bahnen  zu  verlassen. 
Einen  Beleg  hiefür  bildet  die  Verwarnung  des  Kapitels. 

Letzteres  war  nun  um  einen  Schulmeister  verlegen  und 


*)  «  Herren    Schults  Aregger,   Obrist   Zurmatten  und    Urs 

Gugger  für  Kappitet  kheren  sollen  und  daselbst  anzeigen,  daß  sy,  die 
Geistlichen  sich  des  Künigs  nüzit  annehmendt  noch  denselben  einichs- 
wegs  schelten  sollen,  weder  heimlich  noch  öffentlich,  sonst  auch  hin- 
weggewisen  würden.  »  Ratsprot.  Iii9ö.  13.  März.  Ober  die  Aus- 
führung dieses  Ratsbeschlusses  meldet  das  StiftsproiokoU  (S.  933) : 
«  Item  hand  sy  Chorherrn  und  Capplanen  gewarnet,  by  Verlierung 
Irer  F*f runden,  das  sy  solcher  Lygischen  Sachen  beim  Trunk  müssig 
gangendt,  niemandt  dem  andern  Anloß  gäbe,  sondern  man  solle  die 
Sache  ein  weltliche  Oberkeit  verantworten  lassen.  » 

*)  Sdrtsprot.  S.  9:iS. 

^)  Die  französischen  Gesandten  liebten  es  gegen  unbequeme  Wider- 
sacher bei  deren  Obrigkeiten  klagbar  zu  werden  :  so  verklagte  Le 
Fe  vre  Qiumartin  1646  Heinrich  von  Fleckenstein  beim  Rate  v.  Lu- 
zern,  du  Luc  1715  Alfons  v.  S(»nnenberg  ebenda,  freilich  ohne  Erfolg. 
S.  Anz.  f.  Schweiiergesch.  Bd.  5,  b.  S.  20  und  Bd.  4,  S.  470  und  473. 


—    61     — 

mußte,  nachdem  es  am  4.  April  auch  den  Provisor  Bärtschi 
wegen  Unfleiß  entlassen  ^),  froh  sein,  daß  der  alte  Götz, 
der  so  unrfihmlich  von  der  Provisorstelle  weggekommen, 
sieb  als  Schulmeister  meldete  *). 

Der  verbannte  Guillimann  aber  zog  mit  wundem  Herzen 
aus  der  Stadt,  wo  er  Ehren,  Heimat  und  häusliches  Gläck 
gefunden.  Nicht  so  bald  vergaß  er  die  ihm  angetane 
Schmach  und  Bitternis. 


')  Sfiftsprot.  (S.  934.)  4  April  1595  :  a  Johannes  Seb.  Barcäua 
entlassen,  weil  er  unfleißig  gewesen  in  Metten,  singendten  Messen, 
in  der  Gesangsübung,  im  Vorschreiben  in  der  Schule,  selten  über- 
sangen, und  auf  die  Jugendt  kein  Acht  gehabt.  » 

*)  Siiflsprot.  (S.  935.) :  o  Götzig,  der  alt  Provisor,  hatt  um  den 
Schalmeisterstaud  geschrieben,  ist  angestellt  bis  Johannis  Baptistae.  o 


Dritter  Abschnitt. 


Im  Dienste  der  spanischen  Gesandtschaft 

in  Luzern. 

1595—1605. 

I. 
Als  Sekretär  bei  Alfons  Casate. 

Die  Hoffnungen,  welche  man  früher  an  Guiilimanns 
Niederlassung  in  Solothurn,  seine  Aufnahnae  in  das  Burg- 
recht  hatte  knüpfen  können,  waren  nun  vernichtet.  Die 
Lage  der  kleinen  Familie,  die  sich  so  plötzlich  der  Heimat 
und  der  Unterhaltes  beraubt  sah.  mag  in  jenen  Tagen  eine 
recht  ernste  gewesen  sein.  P.  Michael  hat  es  noch  erlebt, 
daß  seine  Ahnung  von  1592  Wirklichkeit  geworden.  Und 
doch  ist  es  dieser  Schicksalsschlag,  dem  wir  es  verdan- 
ken, daü  Guiilimanns  aufstrebender  Geist  in  neue,  weitere 
Bahnen  gelenkt  wurde,  daß  sich  sein  Leben  nicht  in  dem 
engen  Hahmen  des  solothurnischen  Stadtbildes  abspielte. 
Man  hat  kaum  Grund  daran  zu  zweifeln,  daß  seine  Freunde, 
voran  der  Stadtschreiber,  ihn  nicht  im  Stiche  ließen,  son- 
dern sich  eifrig  daran  machten,  dem  Verbannten  eine 
neue  Heimstätte  zu  schaffen. 

Wie  es  gekommen  ist,  daß  wir  Guillimann  noch  in 
demselben  Jahre  im  Dienste  der  spanischen  Gesandtschaft 
wiederfinden,  können  wir  nur  ahnen.  Junker  Hans  Jakob 
von  Staal  besaß  in  Luzern,  der  Gesandtenresidenz,  Ver- 
wandte und   Freunde.     Zu    erstem    zählte    der   Schultheiß, 


—    63    — 

Jost  Pfyffer.  Vielleicht  hat  Guillimann  dank  ihren  guten 
Diensten  den  Weg  nach  Luzern  gefunden.  Oder  besaß  der 
solothurnische  Stadtschreiber  selbst  Einfluß  und  Ansehen 
genug,  um  den  Botschafter  der  katholischen  Majestät^ 
Alfons  Casate,  zu  vermögen,  dem  Manne  eine  Anstellung 
zu  gewähren,  über  den  der  Streit  zwischen  seinem  Herrn 
und  Heinrich  IV.  so  großes  Unheil  gebracht?  Allerdings 
kann  man  auch  an  Sebastian  Werro,  Schultheiß  Hans 
Meyer  und  Nikolaus  Meyer  in  Freiburg  denken.  Casate 
selber  mag  das  Bedürfnis  nach  einer  zuverlässigen  und 
tüchtigen  Hilfskraft  um  so  mehr  empfunden  haben,  als  er 
in  den  schweizerischen  Angelegenheiten  noch  wenig  erfah- 
ren war.  Bekleidete  er  doch  diesen  ehrenvollen,  aber 
schwierigen  Posten  seit  kaum  sechs  Monaten  '). 

Im  August  1594  war  der  alte  Pompejus  della  Croce 
nach  dreiundzwanzigjähriger  erfolgreicher  Wirksamkeit  bei 
den  katholischen  Orten,  seinem  Freund  Ludwig  Pfyffer  ins 
Grab  gefolgt.  Sofort  nach  dem  Tode  della  Croces  hatte 
der  spanische  Statthalter  in  Mailand,  Fernan  de  Velasco, 
ober  den  freigewordenen  Posten  verfügt.  Schon  am  30. 
September  1594  begrüßte  der  mailändische  Patrizier  Alfons 
Casate  als  spanischer  Ambassador  die  katholischen  Orte 
auf  einem  Tage  zu  Luzern.  Er  war  damals  29  Jahre  alt. 
Erst  hatte  er  sich  dem  Rechtsstudium  zugewandt  und  den 
Doktorhut  erworben  und  war  schon  mit  22  Jahren  an  sei- 
nes Vaters  Stelle  im  Kollegium  der  «  Decurionen  »,  dem 
Generalrate  der  Stadt  Mailand,  gelangt.  Dann  war  er  als 
Offizier  in  die  Armee  getreten,  welche  Philipp  IL  seinem 
Schwiegersohn,  dem  Herzog  Karl  Emanuel  von  Savoyen, 
gegen  Heinrich  von  Navarra  zu  Hilfe  schickte.  Diesem 
ä  Bearner »  also,  den  unser  ehmaliger  Schulmeister  mit 
Worten  und  «  Praktizieren  »  bekämpft  hatte,  war  Casate 
im  Felde   gegenübergestanden.     Das   war   gewiß   in   seinen 


M  Über  Alfons  Casate  und  seine  Tätigkeit,  s.  Reinhardt,  Cor- 
respoodeoz  von  Alfonso  and  Giroiamo  Casati  u.  s.  w.  Collect,  frib. 
fasc.  1.  1894.     Einleitung. 


—    64    — 

Augen  eine  Empfehlung  für  Guillimann.  Es  trat  noch  ein 
personliches  Moment  hinzu,  welches  eine  Annäherung  för- 
dern mußte. 

Im  Laufe  des  Jahres  1595  ließ  nämlich  Guillimann 
ein  Bändchen  «  Oden  »  auf  Christus  und  bekannte  Heilige, 
—  auch  auf  Patriarchen  des  alten  Testamentes,  —  sowie 
auf  Kirchenfeste  und  die  drei  Tugenden,  Glaube,  Hoffnung 
und  Liebe,  erscheinen  ^).  Diese  Odensammlung,  welche 
wohl  während  der  letzten  Jahre  entstanden  war,  widmete 
der  Verfasser  Alfons  Casate. 

Ob  Guillimann,  als  diese  Oden  die  Presse  Johann 
Fabers  in  Pruntrut  verließen,  schon  als  Sekretär  bei  Casate 
war,  ist  mir  nicht  bekannt ').  Doch  dürfen  wir  als  sicher 
annehmen,  daß  er  noch  1595  diese  Stelle  angetreten  hat. 
So  sehen  wir  nun  diese  beiden  Männer,  fast  Altersgenos- 
sen, den  einen  als  gewandten  Diplomatien,  den  andern  als 
emsigen  Gelehrten,  Einer  Idee  leben,  und  für  sie  ihre 
ganze  Persönlichkeit  einsetzen,  nämlich :  den  Glanz  und 
Ruhm  des  Hauses  Habsburg  zu  erhalten,  zu  vermehren,  zu 
verkünden. 

Es  ist  nicht  leicht,  in  Guillimanns  Thätigkeit  als  Se- 
kretär einen  Einblick  zu  erhalten,  weil  deren  Spuren  sehr 
spärlich  und  schwer  zu  verfolgen  sind.  Nie  erscheint  er 
als  Vertreter  auf  den  Tagsatzungen  und  Conferenzen  der 
eidgenössischen  Orte,  oder  in  sonstigen  diplomatischen  Ge- 
schäften des  Gesandten.  Damit  ist  aber  keineswegs  gesagt, 
daß  er  an  dessen  Geschäften  nicht  regen  Anteil,  vielleicht 
mit  Rat  und  Tat,  genommen  hat.  Als  Sekretär  mußte  er 
ohnehin  dem  Lauf  der  Dinge  unverwandte  Aufmerksamkeit 
zuwenden,  damit  er  jederzeit  im  Stande  war,   seinen  Herrn 


^)  Francisci  GuillimanDi  Odarum  sive  Hymnorum  Natalitionim 
libri  duo,  etc.,  s.  Anhang.  Ein  anderes  Schriftchen  «  Silvula  ele- 
giarum  »  Guillimanns  ist  gleichfalls  Casate  gewidmet.  Das  Büchlein, 
von  dem  ich  nur  ein  einziges  Exemplar,  im  Besitze  des  Hrn.  Dr.  Th. 
V.  Liebenau,  kenne,  wurde  bei  Gemperlin  in  Frei  bürg  gedruckt.  Die 
Angabe  des  Druckjahres  fehlt. 

*)  Aus  der  Widmungsode  läßt  es  sich  nicht  eutoehmeo. 


~    65    - 

ober  alles  zu  orientieren,  besonders  wenn  derselbe  auf 
längeren  Reisen  abwesend  war  ^).  Eine  weitere  Aufgabe 
war,  die  Briefe,  Berichte  und  sonstigen  diplomatischen  Ak- 
ten in  Form  zu  bringen  und  auszufertigen  ').  Gingen  solche 
Schreiben  ein,  so  kam  es  ihm  zu,  sie  Casate,  dessen  Mut- 
tersprache  Italienisch  war,  zu  übersetzen  und  zu  erläutern. 
Er  bezeichnet  sich  selber  als  Interpret  für  die  deutsche, 
franzosische  und  lateinische  Sprache  ^).  Auch  des  Spanischen 
muß  er  einigermaßen  mächtig  gewesen  sein.  Neben  Guil- 
limann  stand  noch  der  Urner  Philipp  von  Mentlen  als  Dol- 
metscher im  Dienst  Casates.  Besuchte  der  spanische  Ge- 
sandte die  Tagsatzungen  und  Conferenzen.  so  ließ  er  sich 
meist  von  seinem  Sekretär  begleiten.  Dieser  hatte  wahr- 
scheinlich über  die  Vorträge  und  Verhandlungen,  welche 
Spanien  oder  seine  Interessen  berührten ,  Protokoll  zu 
führen.  Auch  auf  andere  Reisen  nahm  Casate  den  Sekre- 
tär mit  sich,  so  1597  nach  Appenzell,  und  des  öftern  nach 
Mailand. 

Als  sich  Heinrich  IV.  1595  auf  die  spanische  Freigraf- 
schaft warf,  erschienen  wiederholt  burgundische  Gesandt- 
schaften auf  den  Tagsatzungen,  welche  dringend  die  Hülfe 
der  Eidgenossen  verlangten.  Casate  hatte  diese  Hülferufe 
mit  seinem  ganzen  Einflüsse  zu  unterstützen.  Trotzdem 
der  Papst  noch  1595  Heinrich  IV.  vom  Banne  löste,  dauerte 
der  Krieg  zwischen  Heinrich,  Philipp  II.  und  Savoyen  fort. 
Selbst   nachdem   der  zum   Sterben  müde  Philipp  1598  mit 


')  Nel  resto  il  Guillimano  mi  ha  avertito  delle  Dove  che  corrono 
per  dila,...  Casate  an  Stadtschr.  Cysat,  Bf.  v.  31.  März  1603.  Staats- 
arch.  Luzern.    Akten  :  Spanische  Gesandtschaft. 

')  Solche  Stücke  von  seiner  Hand  geschrieben  finden  sich  noch 
im  Siaatsarch.  Lusern^  Akten  :  Spanische  Gesandschaft. 

')  aConditionem  Interpretis  et  secretarii,»  nennt  er  seine  Stelle  in 
d.  Sehr  an  Erzherz.  Maxim  il.  v.  6.  Febr.  1607.  St.  A.  J,  Cod.  138, 
l,  19,  ajb;  und  in  dem  Schreiben  v.  1605  an  König  Philipp  III. 
heiUt  es  :  «  secretario  de  la  lengua  Allamana  y  francesa  y  latina  cn  la 
casa  de  su  Embaxador  ordinario  de  Esguigaros  Alfonso  Casato,  ha 
vieodose  allado  y  empleado  en  todos  los  tratados  y  negocios...» 

5 


—    66    — 

Heinrich  zu  Vervins  Frieden  geschlossen,  versachte-  der 
Herzog  von  Savoyen  noch  einen  Wafifengang,  der  indes 
unglücklich  verlief  und  1601  zu  dem  Vertrage  von  Lyon 
führte. 

Auch  in  der  Eidgenossenschaft  gestaltete  sich  die 
Lage  für  Spanien  und  die  katholischen  Interessen  nicht 
gfinstig.  Zwar  trat  im  Januar  1598  die  katholische  Lan- 
deshälfte von  Appenzell  dem  spanischen  Bündnis  bei.  Casate 
ging  selbst,  begleitet  von  Guillimann,  zu  dessen  Abschluß 
nach  Innerrhoden :  allein  das  bedeutete  nicht  viel,  im  Ver- 
gleich zu  dem,  was  in  den  südlichen  Alpenländern  Wallis 
und  Graubunden,  den  Hütern  kostbarer  Pässe  auf  dem 
Spiele  stand.  Das  Wallis  öffnete  sich  seit  1589  immer 
mehr  dem  Einfluße  Berns,  des  Vorortes  der  protestantischen 
Westschweiz,  während  Zürich,  das  an  der  Spitze  der  nord- 
schweizerischen Protestanten  stand,  dem  glaubensverwand- 
ten Zehngerichtenbund  1590  die  Hand  zum  längst  ersehnten 
Bunde  gereicht  hatte.  Im  Jahre  1600  reichten  sich  sodann 
die  beiden  Alpenrepubliken  Wallis  und  Rätien.  letztere  in 
der  Mehrheit  protestantisch,  die  Hand.  1602  traten  die 
drei  Bünde  auch  in  ein  Bundesverhältnis  zu  Bern.  Grerade 
in  den  ersten  Jahren  von  Casates  Tätigkeit  in  der  Eidge- 
nossenschaft drohten  Wallis  und  Graubünden  immer  mehr 
sich  dem  großen  ((  System  politisch-religiöser  Opposition 
gegen  das  katholische  Habsburg »  eingliedern  zu  wollen. 
Auch  die  Erneuerung  des  alten  eidgenössischen  Bündnisses 
mit  der  franzosischen  Krone  (1602),  ohne  daß  auch  nur 
Mailand  geschweige  denn  Spanien  vorbehalten  wurde,  be- 
deutete einen  Mißerfolg  des  spanischen  Botschafters,  dessen 
Stellung  durch  den  mißglückten  Anschlag  des  Herzogs  von 
Savoyen  auf  Genf,  die  sogenannte  Escalade,  noch  schwieri- 
ger wurde. 

Als  Sekretär  eines  mit  so  wichtigen  Aufgaben  betrau- 
ten Diplomaten  erhielt  Guillimann  ohne  Zweifel  einen  Ein- 
blick in  das  Werden  der  zeitgenössischen  Geschichte,  der 
nicht  ohne  Wirkung  auf  seine  historischen  Forschungen 
und  die  Darstellung  der  früheren  Zeiten  bleiben  konnte. 


-    67    — 

Werfen  wir  ao  dieser  Stelle  einen  Blick  in  Guilli- 
manns  häusliches  Leben.  Wo  Guillimann  Wohnung  bezo- 
gen, ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  ermitteln.  Doch  scheint 
uns  eine  Stelle  in  einem  Bittgesuch  an  den  König  von 
Spanien  darauf  zu  deuten,  er  habe  im  gleichen  Hause  ge- 
wohnt mit  Casate  ').  Dieser  bewohnte  den  «  Freienhof », — 
sicher  seit  1599  —  ein  großes  Doppelhaus  mit  Erkern  und 
Treppengiebeln,  das  noch  heute  am  linken  Ufer  der  Reuß 
das  untere  Ende  der  Kapellbrucke  überragt.  Die  Familie 
Guillimanns  vergrößerte  sich  ziemlich  rasch. 

Am  17.  Wintermonat  1596  wurde  dem  glücklichen 
Vater  ein  Töchterlein  getauft,  welches  den  Namen  Anna 
erhielt  *).  Taufpathen  waren  der  damalige  Schultheiß,  Rit- 
ter Jost  Krepsinger,  und  Anna  Fleckenstein.  Jost  Krepsin- 
ger  war  ein  Freund  Ludwig  Pfytfers  gewesen,  mit  dem  er 
seit  1589  im  Schultheißenamt  gewechselt  hatte  ^) 

Im  August  1600  schenkte  Frau  Agnes  ihrem  Gemahl 
einen  Knaben.  Der  spanische  Ambassador  selbst  hob  die- 
sen Sprößling  aus  der  Taufe  und  gab  ihm  seinen  Namen 
Alfons  *).  Ende  November  des  nächsten  Jahres  folgte  aber- 
mals ein  Söhnlein,  welches  den  Namen  Johann  Franziskus 
erhielt  *).   Mitte  Januar  1603  wurde  Guillimann  Vater  eines 


')  «  Ed  la  casa  de  su  Embaxador,  »  s.  o.  S.  65,  Anm.  3.  S.  a. 
Liebenau  :   Das  alte  Luzern,  S.  106  u.  S.  151. 

*)  1596.  17.  Wintermonat.  Anna  (Eltern)  Guilronini  Franz  und 
Agnes  Weil.  Taufseugen:  Jost  Krezsteiger  und  Anna  Fleckenstein. 
Kopie  der  Taufregister  der  Stadt  Lasern  1581—1600  und  Fortsetz. 
Stadiarchio,  Lasern;  darüber,  daß  in  obigen  drei  Namen,  Guilronini, 
Weil  und  Krezsteiger,  eine  falsche  Lesart  des  Kopisten  vorliegt,  ist 
kein  Zweifel.  Die  Fleckenstein  zählten  zu  den  zuverläßigsten  Stützen 
der  spanischen  Partei  in  Luzern.  Reinhardt,  Korresp.  Nachträge, 
S.  200.  Auch  Krepsinger  war  jedenfalls  spanisch  gesinnt.  (Private 
Mitteil.) 

')  S.  Th.  V.  Liebenau :  Die  Schultheißen  v.  Luzern,  im  Ge- 
Mbicbtsfr.  35.     S.  149  Cf.    Krepsinger  starb  schon  am  21.  Jan.  1598. 

*)  Taufregister.  13.  August  1600.    Stadtarch.  Luz. 

*)  0  Heri  sero  literas  a  Guillimanno  nostro  recepi,  quibus  pridie 
eins  diei  se  familia  auctum,  id  est  mascula  prole  ab  uxore  donatum 


—    68    — 

TSchterleins,  welchem  Frau  Elisabeth  Pfyfifer  und  Ritter 
Heinrich  Cloos,  —  ein  Haupt  der  span.  Partei  und  später 
Schultheiß  —  zu  Gevatter  standen  ^). 

Wir  sehen,  es  waren  vornehme  Luzernerfamilien  und 
angesehene  Persönlichkeiten,  welche  unsern  Gesandschafts- 
Sekretär  ihrer  Gevatterschaft  würdigten,  ein  Zeichen,  daß 
er  sich  nicht  geringer  Gunst  und  Achtung  erfreute.  Zudem 
war  seine  Thätigkeit  als  Sekretär  ordentlich  honoriert  •), 
und  so  war  seine  Lage  in  Luzern  derail,  daß  sie  wohl 
einen  Vergleich  mit  derjenigen  in  Sotothurn  vertrug.  Allein 
Guillimann  war  nicht  für  die  politische  Tätigkeit  geboren  ; 
sie  hatte  ihm  auch  schlechte  Frächte  eingebracht ;  immer 
mehr  verlor  er  allen  Geschmack  daran.  Was  ihn  trösten 
konnte,  war.  daß  nach  Zeiten,  die  eine  erdruckende  Ge- 
schäftslast mit  sich  brachten,  auch  Tage  der  Muße  anbra- 
chen, an  welchen  er  sich  seinen  geliebten  Musen,  poeti- 
schen oder  historischen  Arbeiten  und  Studien  widmen  durfte. 
Zumeist  jedoch  am  Abend,  statt  von  Last  und  Lärm  des 
Tages  zu  ruhen,  griff  er  zur  Feder,  um  in  den  alten  Zeit- 
bächern  zu  forschen,  um  die  Kopien  von  Inschriften  und 
Urkunden  zu  studieren,  die  gedruckten  und  handschriftli- 
chen Werke  anderer  Schriftsteller  zu  prüfen  und  zu  sich- 
ten, an  seinen  eigenen  Arbeiten  zu  sinnen  und  zu  schreiben, 
oft  tief  in  die  Nacht  hinein  *).  Vieles  hat  er  auf  Reisen 
geforscht    und  geschrieben.     Wie   ein    von    schwerer    Last 


esse  soribit.  i)  <  Staat  an  Rüeger.  Bf.  v.  2.  Dezeaih.  1601.  Universitäts- 
biblioth.  Basel).  Der  Kleine  seheint  den  vollen  Namen  des  Vaters 
erhalten  zu  haben.  Das  Solothurner  Stiftsprotokoll  nennt  S.  914 
Guillimann  ebenfalls  Johannes  Franziskus.  Indes  findet  sich  diese 
Namensform  nur  vereinzelt.  Weder  Guillimann  noch  seine  Freunde 
gebrauchen  sie. 

M  Tauft-egister,  20.  Jänner  1003.  Stadtarch.  Loi.  Über  Hein- 
rich Cloos  s.  Licftt^nttu.  Geschfr.  35    S.  154  f. 

')  Guillimann  bezeichnet  sie  als  a  neque  coniemnenda  neque  in- 
honorata.  »     Bf.  an  Maximili.m.  v.  i>.  Febr.  1607.  a.  a.  O. 

^  xc  ...Jiurnis  et  nocturnis  laboribus  et  jcorpusj.  aniraum  et  in- 
genium  exhausimus.  d  Brief  G's.  an  Ungenannt,  v.  6.  Februar  1607. 
5r  .4.  J.  Cot.   i3S,  L  t    loa. 


—    69    — 

Befreiter  jubelte  er  später,  als  die  Stunde  schlug,  welche 
ihm  die  ungern  getragene  Bürde  von  der  Schulter  nehmen 
sollte  und  eine  schönere,  freiere  Zukunft  anzukünden  schien. 
Was  er,  dieser  ersehnten  Stunde  entgegenharrend,  mit 
rastlos  fleißiger  Hand  geschaffen,  wie  er  sich  dadurch  den 
Weg  zu  den  erträumten  ((  Hohen  des  Parnasses  »  gebahnt, 
dies  zu  schildern  ist  unsere  nächste  Aufgabe. 


II. 


Das  >Verk  „De  rebus  Helvetiorum"  ;  der  Briefwechsel 

mit  Staal. 

Was  Guillimann  einstens  als  Schulmeister  mit  Absicht 
auf  den  Unterricht  der  Jugend  begonnen,  das  führte  er 
jetzt,  mitten  im  politischen  Leben  stehend,  in  größerem 
Maßstabe  weiter,  viel  höhern  Zielen  zu.  Er  selber  hat  diese 
vor  unsei  n  Augen  klargelegt. 

Wie  bei  den  alten  Römern,  —  so  schrieb  Guillimann 
an  den  Rat  von  Luzern  M  —  habe  sich  bei  den  alten  Eid- 
genossen jeglicher  beflissen  «  recht  zu  thun,  statt  voll  zu 
reden,  und  daß  seine  Wohlthaten  von  andern  geprießen  und 
geramet,  dann  daß  er  der  andern  lobe  und  erhelle.  —  Dann 
wie  fursichtig  und  weyß,  mannlich  und  großmutig  die  ge- 
wesen, bezeugen  ihr  treffentliche  Thaten,  nit  allein,  nach- 
dem sie  sich  in  ein  Pundt  und  etwaige  Einigung  eingelaßen, 
sondern  schon  bei  den  alten  Römern  und  darzwischen.  » 


*)  Begleitschreiben  bei  Überreichung  des  Werkes  «  De  rebus 
Helvetiorum  d  an  den  iRat  von  Luzern  :  es  ist  undatiert,  trägt  aber 
den  Vermerk  von  anderer  (Cysats?)  Hand  :  Anno  1603.  Ob  dies  das 
richtige  Datum,  ist  allerdings  zweifelhaft.  Das  Stück  befindet  sich 
in  der  Bürgerbibliothek  Lujern,  M,  111.    Bd.  l\  S.  314  JJ\ 


-    70    — 

((  Da  aber  gemeldte  Thaten  uß  mangel  der  Historien 
und  Geschichtschreibern  in  maßen  beschafTen.  daß  die  Ding, 
so  der  gantzen  Weit  laut  bracht  und  herlich  sein  sollten, 
kummerlich  denen  bekannt,  bei  und  um  welche  sie  besehe- 
hen  und  vollbracht  seint  worden,  alß  das  der  Helvetier  und 
Schwitzeren  Namen  zwar  weit  erschallen,  wo  sie  aber  her- 
kommen, weß  ihr  stand  und  Wesen  vor  Zeiten  gewesen, 
auch  für  Enderungen  und  Krieg  erlitten  wie  sie  dennoch 
so  manlich  ihr  alte  Freiheit  erhalet,  die  vor  meniglichen 
mit  der  Hand  errettet,  und  lestlich  bei  Fürsten  und  Poten- 
taten, Völkern  und  Nationen  in  Ansehen  und  große  Repu- 
tation kummen,  solches  wird  bei  und  von  Wenigen  recht 
und  uß  dem  Grund  erkundiget  und  erwißen.  »  Der  Grund 
liege  darin,  daß  vordem  ein  jeder  mehr  darauf  bedacht  ge- 
wesen, den  alten  Ruhm  durch  seine  Thaten  zu  mehren,  als 
ihn  vor  der  Welt  zu  verkünden.  Deshalb  können  die  Nach- 
kommen die  Fußstapfen  ihrer  Altvordern  «  alß  verborgen 
gleichsam  und  des  historischen  Liechts  und  Wahrheit  be- 
raubt, nicht  so  ring  erreichen  und  mit  Ernst  nachstreben,  » 
wie  dies  bei  griechischen  und  römischen  Helden  und  Staats- 
männern nach  ihrem  eigenen  Geständnis  der  Fall  gewesen 
sei. 

((  Dießer  und  dergleichen  dingen  oftgehabte  Betrach- 
tung, sonderlich  weil  mir  solches  bei  den  Fremden,  und 
von  anschlichen  Leuten  mehrmalen  mit  Verwunderung  für- 
geworffen,  die  nichts  höheres  bes:ehren,  dan  ein  wahren 
und  gewüßen  Bericht  und  Information  von  Eidgenoßischen 
Sachen,  haben  mich  lestlich  bewegt,  gleichwohl  kleinfügigen, 
dießes  Werklein  in  die  Hand  zu  nehmen  und  mit  sonder- 
lichem Fleiß  und  Ernst  nachzusuchen  und  ergründen,  was 
die  ajte  und  allerley  Sohribenten  [nicht  nur]  mit  griechische 
und  lateinische,  sonder  mehrley  andern  Sprachen  von  den 
Helvetiern  oder  Schwitzern  geschrieben,  und  hinder  ihnen 
gelaßen  haben,  und  dasselbig  in  ffiglicher  Ordnung  in  dießem 
Buoch  einzeschließen,  dem  ich  deßhalben  den  Titel  geben, 
von  Schweitzerischen  Sachen  oder  Antiquiteten,  daßelbig  in 
Latin  ußgohn  lassen,   damit  es  von  andern   Nationen   möge 


—    71    — 

verstanden  werden.  —  Darin  werdent  angezaigt  nit  allain 
gemelter  dreyzehn  Orten  Harkomnaen,  Ursprung,  Zunehmen, 
Enderung,  Stand  und  Wesen,  sondern  auch  allerley  Thaten, 
Krieg,  Regiment,  Zufäll,  von  der  Romeren  Zeiten  har  und 
vor  Christi  Geburt  biß  uf  den  ersten  Pundt,  mit  grundt- 
liehen  Berichten,  Zeugnußen,  Instrumenten,  Briefen,  Frei- 
heiten und  Privilegien.  /) 

Guillimann  hat  in  diesem  Schreiben  nicht  zu  viel  ge- 
sagt. Dies  lehrt  uns  ein  rascher  Blick  auf  den  Stand  der 
schweizerischen  Geschichtschreibung  im  wissenschaftlichen 
Sinn  des  zur  Neige  gehenden  sechszehnten  Jahrhunderts  M* 

Aegidius  Tschudi,  der  gelehrte  Landamraann  von  Glarus, 
dessen  Name  und  Chronik  in  späterer  Zeit  die  größte  Volks- 
tümlichkeit erlangt  haben,  die  je  einem  unserer  vaterländi- 
schen Geschichtschreiber  geworden  ist,  war  1572  gestorben, 
ohne  sein  Werk,  für  das  er  seit  50  Jahren  mit  ebensoviel 
Gelehrsamkeit  als  Emsigkeit  den  Stoff  zusammengetragen, 
gedruckt,  ja  nur  vollendet  zu  sehen.  Nur  sein  Erstlings- 
werk, die  «  uralt  wahrhaftig  alpisch  Rhetia  »  war  1538  von 
Sebastian  Munster  in  Basel  veröffentlicht  worden.  Tschudi 
hat  den  Plan  gehabt,  eine  Schweizergeschichte  größten  Stiles 
za  schreiben. 

Die  Einleitung  sollte  eine  Beschreibung  des  alten  Gal- 
lien, von  Land  und  Leuten,  desgleichen  der  a  Germaniern,  » 
sowie  ihrer  Bekehrung  zum  Christentum,  bilden.  Hiefür 
hatte  Tschudi  weitausgreifende  Forschungen  unternommen : 
auf  seinen  Reisen  in  der  Schweiz,  in  Südfrankreich  und 
Italien  hat  er  eine  gewaltige  Materialsammlung  über  das 
romische  Altertum  zusammen  gebracht.  Er  hat  auch  das 
Verdienst,  der  Erste  zu  sein,  welcher  die  römischen  In- 
schriften in  der  Schweiz  sammelte  und  erklärte. 

Diese  Einleitung  lag  1572  vollendet  vor  und  wurde 
vom  Verfasser  dem  Zürcher  Theologen  Josias  Simmler  über- 


*)  Wir  verweisen  kurz  auf  Georg  c.  Wi/ss  :  «  Geschichte  der 
HiHtoriographie  in  der  Schweiz.  »  wo  die  Spczialliteratur  über  die 
iiier  in  Betracht  kommenden  Historiker  aufgeführt  ist. 


—    72     - 

geben.  Simmler  hatte  sich  anheischig  gemacht,  das  ganze 
Werk  ins  Lateinische  zu  übertragen. 

Schon  vorher  hatte  Tschudi,  auf  Drängen  seiner  Freunde, 
die  Zeit  von  1000  bis  1470  im  sogenannten  «  Mittelbuch  » 
beschrieben.  Für  diese  Zeit  standen  ihm  ebenfalls  umfang- 
reiche Sammlungen  zu  Gebote,  die  er  zusammengetragen 
aus  dem  eidgenössischen  Archiv  in  Baden,  aus  den  Kanz- 
leien von  Luzern  und  Zürich,  und  vielen  Gotteshäusern  der 
Schweiz,  die  ihm,  wie  die  Gerichtsherren  des  Thurgau  ihre 
urkundlichen  und  handschriftlichen  Schätze  zugänglich 
gemacht  hatten.  1569  hat  er  die  Archive  der  Urschweiz 
eigens  durchforscht.  Es  war  ihm  aber  nicht  mehr  ver- 
gönnt, diesen  massenhaften  Stoff  in  der  geplanten  Weise 
zu  verarbeiten.  Jene  Einleitung,  unter  dem  Namen  (( Gallia 
comata  »  bekannt,  und  das  ((  Mittelbuch,  o  von  den  Spätem 
((  Chronicon  helveticum  ))  genannt,  verbreiteten  sich  nur 
durch  Abschriften,  bis  sie  endlich  vom  18.  Jahrhundert 
dem  Schweizervolke  in  Druck  geschenkt  wurden. 

Bevor  Tschudi  selber  zur  Verarbeitung  seines  Stoffes 
gekommen  ist,  hat  er  seine  Inschriftensammlung  dem  zür- 
cherischen Pfarrers  Johannes  Stumpf  zur  Verfügung  ge- 
stellt. Dieser  verwertete  sie  neben  selbstgesammelten,  aber 
von  Tschudi  erklärten  Inschriften  in  seiner  Chronik,  die 
1548  erschien.  Stumpf  erfreute  sich  zudem  der  Mitarbeit 
des  Stadtarztes  und  Reformators  von  St.  Gallen,  Vadians. 
Dieser  berühmte  Humanist,  von  Kaiser  Maximilian  1515 
öflFentlich  mit  dem  Dichterlorbeer  gekrönt,  lieferte  ihm  in 
kurzen  Terminen  überaus  gründlich  und  kritisch  gearbeitete 
Abschnitte  über  die  St.  Gallischen  und  Thurgauischen  Lande, 
und  wurde  so  der  w^ahre  Verfasser  großer  Teile  des  Stum- 
pfschen  Werkes.  Dagegen  blieben  Vadians  eigene  chron- 
nikalischen   Arbeiten   bis  ins   19    Jahrhundert  ungedruckt. 

Trotz  gelehrter  Mithilfe  entspricht  die  Chronik  von 
Stumpf  bei  weitem  nicht  den  Anforderungen,  welche  man 
bei  dem  damaligen  Stand  der  Wissenschaft  stellen  konnte, 
abgesehen  davon,  daß  sie  wegen  ihrer  Abfassung  in  deutscher 
Sprache  nur  einem  Teile  der  gelehrten  Welt  zugänglich  war. 


—    73    — 

Die  eigentümliche,  meistens  annalistische  Anordnung  des 
Stoffes  riß  denselben  aus  seinem  Zusammenhang  und  machte 
eine  wissenschaftlich  kritische  Durchbearbeilung  des  in 
Masse  herbeigeschleppten  Materials  sehr  schwer,  (c  Stumpf 
war  reiner  Berichterstalter,  ohne  Reflexion  und  [Nutzan- 
wendung »  '). 

Dem  Ziele,   das  Guillimann   voschwebte,   war,   gleich- 
falls von  protestantischer  Seite,  der  Professor  für  neutesta- 
mentliche  Exegese  am  Karolinum  in  Zürich,  Josias  Simmler, 
näher  gekommen.     Nach    Tschudi's    Ableben   hatte  er  sich 
anerboten,  dessen  Werk  zu  vollenden.  Allein  die  Tschudischen 
Erben  forderten  alles  zurück.     Nunmehr  war   Simmler  ge- 
zwungen,  sich   den  Weg    selber   zu    suchen.     In   Tschudis 
Arbeiten  und  Absichten  eingelebt,   hätte  er  wahrscheinlich 
dessen  Unternehmen  zu   Ende   geführt ;    jetzt    aber   konnte 
auch   er   nicht   das  vorgesteckte  Ziel   erreichen.     Bevor   er 
mit  Tschudi   in   Fühlung  getreten    war,    hatte    er   Stumpfs 
Chronik  durchgearbeitet.    Jetzt  machte  er  sich  an  die  Ver- 
arbeitung   des    schon    früher    gesammelten    Materials,    das 
Stetsfort  durch  Mitteilungen  seiner  Freunde  bereichert  wurde. 
Allein  Berufspflichten  und  Kränklichkeit  hinderten    ihn,    so 
daß  er  1574  beim  Erscheinen  eines  Probestückes,  der  «  Des- 
criptio  Vallesiae.  »  sich  bereit  erklärte,  der  Ausführung  seines 
Planes  zu   entsagen,   falls  ein  anderer  sie  auf  sich  nehme. 
Ep  entschloß  sich  aber,    wenigstens  einen  gedrängten  Aus- 
zug des  geplanten   großen  Werkes  zu    geben.     Dieser    er- 
schien 1576  unter  dem  Titel :  a  De  Republica  Helvetiorum  libri 
duo».   Noch  im  gleichen  Jahre  erschien  eine  deutsche  Aus- 
gabe:    ((  Von    dem   Regiment   der  loblichen    Eidgenossen- 
schaft, »    die   binnen    kurzem   mehrere  Neuauflagen  erlebte. 
Schon  im  Jahre  1597  lagen  fünf  französische  Übersetzungen 
des  Werkes  vor.   In  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
wurde  es  ins  Holländische  übersetzt.     Editionen  erschienen 
in  Zürich,  Genf,  Paris,  Leyden  und  Antwerpen  *). 


')  G.  c.  fVf/ss,  a.  a  O.  S.  195. 

*)  Ein  Verzeichnis  derselben   siehe  am   Schluß  der  Biographie 


-     74    — 

Diese  Verbreitung  verdankt  das  Simmler'sche  Boch 
nicht  so  sehr  dem  ersten  Teil,  welcher  eine  kurze  Geschichte 
der  alten  Eidgenossenschaft,  ihrer  Verbündeten  und  ünter- 
thanen  gibt,  als  dem  zweiten  Buch,  das  eine  ausgezeichnete 
Beschreibung  der  Staatsverfassung  der  alten  Orte,  ihrer 
Zugewandten  und  Unterthanen  im  gesamten  wie  im  einzel- 
nen gibt.  Von  höchstem  Wert  mußte  ein  solches  Werk  für 
die  Rechtswissenschaft  sein.  In  der  Tat,  es  ward  «  das 
vollständigste  Nachschlagebuch  für  das  schweizerische  Staats- 
recht für  dritthalb  Jahrhunderte  »  ^). 

Als  Guillimann  sich  ans  Werk  machte,  war  die  außer- 
ordentliche Verbreitung  dieses  Buches  erst  in  den  Anfängen 
begriffen.  Es  lag  auch  nicht  in  seiner  Absicht,  eine  aus- 
führliche Staatsbeschreibung,  sondern  eine  politische  Ge- 
schichte, zu  liefern.  Während  Simmler  den  Zuständen  des 
Landes  vor  und  unter  den  Romern  keinen  Raum  gegönnt, 
sie  höchstens  gelegentlich  gestreift  hatte,  nahm  jetzt  Guil- 
limann den  Plan  Tschudi's  wieder  auf,  und  widmete  dieser 
Periode  mehr  als  den  dritten  Teil  seiner  Darstellung*).  «So 
wenig  jene  Vorperiode  ein  Teil  der  Schweizergeschichte  ist, 
so  wichtig  ist  sie  insofern  dafür  geworden,  als  sie  einen 
Teil  der  Elemente  bereitet  hat^  welche  die  zum  großen  Teil 
heutzutage  noch  bestehenden  Eigentümlichkeilen  hervorrie- 
fen, ))  sagt  einer  ihrer  besten  Kenner  ^).    Diese  Auffassung 


Sinimlers  v.  G.  c.  IVyss  im  Neujahrbl.  z.  Best,  des  Waisenhauses  in 
Zürich.  1855. 

*)  G.  c.  fVt/ss.  a.  a.  O.  S.  212.  Ein  interessanter  Beleg,  wie 
ein  solches  Werk  auch  höchst  praktische  Bedeutung  gewinnen  konnte, 
ist  die  Berufung  des  Dr.  A.  Ruinella,  der  1607  wegen  seiner  Agita* 
tion  für  ein  Bündnis  Rhätiens  mit  Mailand  vor  das  Strafgericht  zu 
Chur  und  Ilanz  gestellt  wurde,  auf  Sitnnilcrs  Autorität,  der  die  «  Mey- 
ländische  Freundschaft  mit  der  Eidgenossenschaft  »  für  die  be«te  und 
nützlichste  angesehen  habe.  Barth.  Ahorn,  Püntoer  Aufruhr  im 
Jahre  1607,  hgg.  v.  C.  Moor,  Chur  1862,  S.  178. 

')  Dies  erklärt  sich  auch  daraus,  daß  das  Werk  hervorgegangen 
aus  jener  Einleitung  zu  Cäsars  de  hello  Gallico. 

')  n.  Moinniscn :  Die  Schweiz  in  römischer  Zeit,  in  Mitteii. 
d.  Antiqu.  Gesellsch.  in  Zürich.  Bd.  9.  S.  4. 


—    75    — 

darf  man  freilich  nicht  unserm  Historiker  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert zumuten.  Darin  aber  hatte  Guillimann  Recht,  daß 
er  die  Kenntnis  jener  Zustände  als  notwendige  Voraus- 
setzung betrachtete  für  das  volle  Verständnis  der  histo- 
rischen Entwicklung  all  jener  Ländergebiete,  welche  die 
spätere  Eidgenossenschaft  bildeten.  Ein  derartiger  Versuch 
lag  zwar  vor  in  der  Schilderung,  welche  der  berühmte 
Philologe  Glarean  in  seinen  Lobgedichten  über  die  Lage 
Helvetiens  gegeben  hatte  ').  Allein  er  war  kurzgefaßt  und 
fand  von  selten  Guillimanns,  der  dieser  literarischen  Große 
zwar  seine  Anerkennung  zollte,  doch  nicht  volle  Zustim- 
mung *). 

Mit  diesem  Überblick  haben  wir  die  Vorarbeiten  ken- 
nen gelernt,  auf  denen  Guillimann  weiterbauen  konnte.  Die 
Chronik  von  Stumpf  bot  ihm  die  römischen  Inschriften  in 
Abbildungen.  Besonderes  Gewicht  legte  er  auf  die  a  Gallia 
comata  »  von  der  er  eine  Abschrift  besaßt;.  Auch  das  n  Mittel- 
buch »  Tschudis  stand  ihm  zur  Verfugung.  Guillimann  ist 
der  erste,  welcher  es  in  so  weitgehender  Weise  ausbeutete, 
UDd  in  vielen  Dingen  finden  wir  Tschudis  Resultate  schon 
voD  Guillimann  verwertet  und  bekannt  gegeben.  Daß  die- 
ser sein  Gewährsmann  ein  so  weitgehendes,  fast  unbe- 
dingtes Vertrauen  nicht  verdiente,  hat  er  freilich  nicht  ein- 
gesehen, was  ihm  aber  nicht  zum  Vorwurf  gemacht  werden 
kann. 

Ausgegangen  ist  Guillimann,   wo  es  ihm  immer  mög- 


*)  «  Helcctiac  descriptio  et  in  laudati.<8inuinx  Hehetiorum  foodus 
panegi/ricon,  »  gedr.  bei  Adam  Petri  Basel  1515,  ferner  zusammen 
mit  dem  Kommentar  von  Oswald  Mykonius  bei  Froben,  Basel  1519, 
Thesaurus  bist.  Helv.  I  an  vierter  Stelle.  Eine  bisher  un- 
bekannte geographische  Beschreibung  der  Schweiz  von  Glarean  ist 
im  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen,  Jahrg.  1888,  S.  80  ff.  abgedruckt. 

')  De  rebus  Helo.  p.  8. 

')  De  rebus  Helo.  p.  67.  Dies  beweist  auch  die  Vergleichung 
beider  Werke  in  Bezug  auf  die  abgedruckten  Inschriften.  Vgl. 
Mommsen.  Inscriptiones  Conf.  Helv.  latinae  i.  d.  Mitteil  d.  Anti- 
quar. Gesellsch.  in  Zürich.    Bd.  X    1854. 


—     76    — 

lieh  war,  von  den  Quellen  ^).  Für  die  römische  Periode 
erscheinen  die  alten  griechischen  und  römischen  Geogra- 
phen und  Historiker  zum  erstenmal  in  solcher  Vollständig- 
keit herangezogen.  Für  die  folgende  Zeit  benutzte  er  die 
einschlägigen  mittelalterlichen  Quellenschriftsteller  und  Do- 
kumente, soweit  sie  ihm  zugänglich  waren.  Zur  Vervoll- 
ständigung seiner  Arbeit  dienten  ihm  die  humanistischen 
SchrifUseller,  mit  denen  er  sich  kritisch  auseinanderzusetzen 
liebte. 

Wenn  ihm  auch  jetzt  noch  bei  weitem  nicht  solche 
Hilfsmittel  und  gelehrte  Freunde  zu  Gebote  standen,  wie 
seinen  oben  genannten  Vorgängern,  bot  doch  seine  nun- 
mehrige Stellung  namhafte  Vorteile  gegenüber  derjenigen 
in  Solothurn.  Auf  den  Tagfahrten  traf  er  mit  Männern 
aus  den  verschiedenen  Gebieten  der  Eidgenossenschaft  zu- 
sammen, welche  nicht  nur  die  Politik  ihres  Ortes  vertraten, 
sondern  meist  auch  dessen  religiöse  Gesinnung.  Bildung  und 
Sitten  darstellten,  mit  Leuten,  welche  bald  als  schlachter- 
probte Kriegsmänner,  bald  als  staatskluge  Räte  und  Lenker 
ihres  Standes  selber  ein  Stück  Geschichte  machten.  Der 
geschäftliche  und  persönliche  Verkehr  mit  diesen  Männern 
schärfte  seinen  Blick  für  die  Eigenart  eines  jeden  der  Ge- 
meinwesen, die  sich  zu  einem  großen  Bunde  zusammenge- 
tan, führte  ihn  auch  ein  in  das  Leben  und  Weben  der 
politischen  Well,  reifte  sein  Verständnis  für  das  Werden 
der  politischen  Geschichte.  Wie  groß  übrigens  der  Wert 
persönlicher  Bekanntschaften  und  Beziehungen  für  den  Hi- 
storiker ist.  zeigt  die  Geschichte  unserer  Wissenschaft  auf 
jeden  Schritt. 

Man  darf  wohl  annehmen.  Guillimann  habe  ebenfalls 
solchen  Beziehungen  seine  Abschriften  von  erzählenden 
Quellen  und  Urkunden,  die  Kopien  von  Tscbudi's  Nachlaß 
u.  a.  m.  verdankt.   Über  Solothurn  z.  B.  machte  ihm  Staal 


^'  Guillimann  litiert  fast  immer  sowohl  seine  Qaelleo  wieseine 
Gx^\v:ihr>mäniier.  den  Namen  im  Text,  den  Fandort  am  Rando. 


-     77     — 

Milteilun^n  in  einem  Bnefe,  den  er.  um  seinem  Sf'ehrten 
Gönner  ein  Andenken  /.u  setzen,  in  sein  Werk  aufnalim. 

Nicht  wenig  kamen  ilim  die  verschiedenen  Reisen  r.\x 
statlen,  die  er  als  ßegleiter  seines  Herrn,  des  spanischen 
fiesaitdten,  unternehmen  konnte.  AuC  einer  Reise  ins  Wallis 
kopierte  er  in  St.  Mauriz  die  dortigen  Inschriften  ').  1396 
begeisterte  ihn  die  herrliclie  Gebirgswelt  Apponzells  in  süI- 
chem  Malle,  duß  seine  natürliche  Veranlagung  die  Unlust 
em  poetischen  Schaffen,  die  seit  längerer  Zeit  über  ihn  ge- 
kommen, üherwnnd  und  unter  dem  augenblicklichen  Ein- 
druck die  Verse  hervorsprudeln  ließ,  welche  den  Abschnitt 
Sber  Appenzell  in  seinem  Werke  schmökten  *),  Die  Tag- 
lülirten  nach  Baden  holen  ihm  üelegenlieil.  sich  in  jener 
ta  Altertümern  so  reichen  Gegend  umzusehen.  7^a  Beginn 
des  Jahres  1597  weilte  er  mehrere  Wochen,  wohl  in  Urlaub 
auf  väterlichem  Boden,  in  Preiburg.  Seine  Vaterstadt  ölfnete 
ihm  die  Archive  und  vertraute  ihm  ihre  urkundlichen  Schätze 
an,  weshalb  dieser  Abschnitt  seines  Werkes  auch  einender 
originalsten  geworden  isl^).  Es  ist  unwahrscheinlich,  dali 
ei'  in  diesen  Tagen  nicht  auch  das  nahe  Avenlikum  und 
l'mgebung  nach  Inschriften  abgesucht,  und  die  schon  vor- 
handenen Abschritten  mit  den  Denkmälern  selbst  verglichen 
habe. 

Unter  diesen  einigermaßen  günstigen  Umständen  war 
das  Werk  schon  im  Anfang  des  Jahres  1597  so  weit  ge- 
diehen, daß  Guillimann  daran  denken  konnte,  sich  nach 
einem  Verleger  umzusehen.  Immernoch  halle  Johann  Faber 
in  Prunlrul  jene  Erstlingsarbeit  des  ehemaligen  solothurni- 
schen  Schulraeisteis  in  Händen  und  man  würde  erwarten,  er 
liülte  ihm  kurzerhand  die  erweiterte  neue  Arbeit  übergebe», 
iimann  wandte  sich  stall  dessen  an  die  Druckerei 


i-h.  Heh.  p.  m  u.  p,  1S7.     ')  Ibid,  p.  389. 

■)  S.  das  Schreiben  de.s  Rate»  v.  4.  Januar  1613  an  die  Uiiivera. 

'  ftrtbnrg  i.  B.   in   Ongiiet'e    Biogr.    p.   HO   bs.     Auch    Al/onsa    CtieoCe 

kam   im    Februar   1597  nach    Freiburg.     Der   Magistrat   hat   am  SÜ. 

Febr.  im  a  Jtgur  »  ihm  lu  Ehren  n  Gesellschaft  gehalten.»    Comptes 

delri4or.  .V  38^,  c.  B.   I.  sem.  tr,<J7.    Staatsarchiv  Freiburg. 


-    78    - 

in  seiner  Vaterstadt.  Hiebei  kann  ihn  der  Gedanke  gelei- 
tet haben,  seiner  Vaterstadt  zu  vergönnen,  das  erste  wissen- 
schaftliche Werk  ihres  Sohnes  den  eidgenossischen  Mit- 
ständen zu  schenken.  Möglich  ist  auch,  daß  man  ihm  dort 
günstigere  Bedingungen  in  Aussicht  stellte.  Welcher  Ver- 
fasser hätte  übrigens  nicht  Bedenken  getragen,  die  Frucht 
so  vieler  Reisen,  ungezählter  Nachtwachen  *).  ein  Stack 
Lebenskraft,  einem  Drucker  anzuvertrauen,  der  die  Erfül- 
lung seiner  vertraglichen  Verpflichtungen  Jahre  lang,  über 
die  bestimmte  Frist,  hinauszögerte. 

Jetzt  mußte  aber  Guillimann  vor  allem  darauf  bedacht 
sein,  auf  glimpfliche  Weise  jene  frühere  Arbeit,  deren  Ver- 
öffentlichung ihn,  wie  er  selbst  betont,  bloß  gestellt  hatte, 
vom  Verleger  zurückzuerhalten.  Faber  scheint  jedoch  etwas 
von  des  Verfassers  Vorhaben  geahnt  zu  haben  und  wehrte 
sich  mit  zäher  Ausdauer  gegen  die  Rückgabe,  wobei  er 
sich  auf  den  seinerzeit  geschlossenen  Vertrag  steifte.  Als 
unser  Historiker  alle  seine  Vorstellungen,  Bitten,  und  Droh- 
ungen an  Fabers  Hartnäckigkeit  abprallen  sah,  wandte  er 
sich  mündlich,  auf  Tagen  in  Luzern  und  Baden  *),  sowie 
schriftlich  an  seinen  väterlichen  Freund,  den  Stadtschreiber 
von  Solothurn.  Jedoch  auch  sein  Einfluß  vermochte  nicht 
den  Pruntruter  Drucker  zu  erweichen  *).  So  wandte  sich 
Staal  auf  Guillimanns  Bitte  an  den  Bischof  von  Basel,  Ja- 
kob Blarer  von  Wartensee.  welcher  in  seiner  Residenz  1592 
die  Druckerei  errichtet  hatte.  Ihm  war  der  Buchdrucker 
auch  zinspflichtig  ^).  Wenn  jemand,  konnte  somit  er  Faber 
zur  Rückstellung  eines  Manuskriptes  verhalten. 


^)  «....  tot  labores  vigiliaeque  »  Staal  an  d.  Bischof  v.  Basel  9. 
Februar  1597. 

*)  Solche  Tage  waren  zu  Luzern  am  18.  Juni  1596,  und  am  26. 
Nov.  1596,  zu  Baden  am  30.  Juni  1596.    Eidg,  Absch,  Bd.  5  a. 

')  Staal  versuchte  durch  den  bischöfl.  Kanzler  (Nompphyiacem) 
zum  Ziele  zu  kommen.  Bf.  au  Guillim.  v.  31.  Jan.  1597,  Stadtbibl. 
Sol.  Ep.  a  Staal  I.  p.  2oO. 

^)  Vautreij  Hist.  des  ^v^ques  de  Bäle.  Einsiedeln  1884/1886. 
II.  vol.  p.  174. 


—    79    — 

In  einem  Briefe  vom  9.  Februar  1597  führt  Staal  dem 
Bischof  in  beredten  Worten  aus  :    der  Zauderer  habe  sein 
Versprechen    nicht  gehalten,    indem    er   die  Arbeit  Guilli- 
manns   nicht  in  der  festgesetzten    Zeit  veröffentlicht  habe. 
In  der  Zwischenzeit  habe  der  Verfasser  sein  Werk  derge- 
stalt verändert  und  vergrößert,   daß   es  ein  anderes  gewor- 
den und   er  jene  frühere   unreife   Frucht   nicht   länger   als 
die  seine    anerkennen    könnte,    vielmehr    dem    vorbesagten 
Buchdrucker  die  strengste  gerichtliche  Verfolgung  androhe, 
wenn  er  gegen  seinen  Willen  und  sein  ausdrückliches  Ver- 
bot zur  Herausgabe  eines  solchen  Werkes  schreiten  würde. 
Weil  aber  bisher  weder  Bitten  noch  Drohungen  von  Erfolg 
gewesen,   so  hoffe  er  nunmehr  durch  das  Ansehen  und  die 
fürstliche  Gewalt  des  Bischofs  zu  bewirken,    daß  das  Kind 
seinem  Erzeuger  zurückgegeben  werde  *).     Auf  wiederholte 
Anfrage  *)  erhielt  endlich  Staal  auf  Ostern    1597    vom    Bi- 
schof eine  Antwort,    die  aber  nicht  nach   seinem   Wunsch 
lautete.     Der  Bischof  zeigte  keine  Neigung,  die  wirklichen 
oder    vermeintlichen    Rechte    seines    Untertanen    hintanzu- 
setzen ").     Eine   Veröffentlichung  war  zwar   nicht   mehr  zu 
befürchten,  denn  das  Werklein  sei  in  sicherem  Hafen  ;   so- 
viel wenigstens  hatte  Staal  erreicht.  Die  Rückgabe  dagegen 
verweigerte  der  Drucker   beharrlich,    solange    nicht    seinen 
Forderungen   vom   Verfasser  Genüge    geleistet   würde.     Es 
hat  den  Anschein,   als   habe   man    in    der    Bischofsresidenz 
Staal  sein  Eintreten  für  Guillimann  übel   genommen  ;    denn 
in  seiner  Antwort  an   den    Bischof    entschuldigt    er    sich  : 
auf  Bitten  seines  Freundes  habe   er  sich  aus   Freundschaft 
für  denselben  verwandt.   Er  wisse  ja  nicht,  welche  Beding- 
ungen die  beiden  einst  vereinbart.     Wenn  sie  aber  seinem 
Rate  folgen   wollten,    würden    sie    die  Angelegenheit  ohne 
Galle  und  Bitterkeit  zum  Austrag   bringen.     Gefährlich   sei 


')  Bf.  V.  9.  Febr.  1597.   Stadtbibl.  Sol.   Ep.  a  Staal.  I.  p.  264. 
')  a..bis  in  eandem  scntentiam  scriptis  literis  »  an  den  Bischof, 
nicht  gerechnet  das  Schreiben  an  den  Kanzler. 

3)  Staal  an  Guillim.  Bf.  v.  13.  April  1597.  Ep.  a  Staal  I.  p.298. 


~    80    - 

es,  Poeten  zu  verletzen  :  indes  sollte  man  mit  Gutgewillteo 
in  Güte  verfahren  ^).  Der  Ausgang  dieser  Sache  ist  in 
Dunkel  gehüllt.  Doch  war  sie  Ende  Mai  1598  noch  in  der 
Schwebe ').  Erst  später  ist  Guillimann  wieder  in  den  Besitz 
seines  geistigen  Eigentums  gelangt. 

Diese  Angelegenheit  hat  zu  Beginn  des  Jahres  1597 
Anlaß  zu  einem  ziemlich  regen  Briefwechsel  zwischen  dem 
alten  Stadtschreiber  und  seinem  jungen  Freunde  gegeben. 
Deshalb  möge  an  dieser  Stelle  diesen  Zeugen  einer  treuen, 
edlen  Freundschaft  unsere  Aufmerksamkeit  vergönnt  sein  *). 

Staal  suchte  seinen  Schützling  jenes  Leid,  mit  dem 
die  Solothurner  dessen  gute  Dienste. vergolten  hatten,  durch 
doppelte  Liebe  vergessen  zu  machen.  Wie  werden  sich  die 
beiden  die  Hand  geschüttelt  haben,  wenn  die  Tagungen  in 
Luzern  und  Baden  sie  zusammenführten.  So  oft  ein  Brief 
zu  einem  dritten  Freund  wanderte,  hatte  der  Empfänger 
zugleich  einen  Gruß  von  Guillimann  an  Staal  oder  von  Staal 
an  Guillimann  auszurichten.  Der  direkte  Verkehr  zwischen 
ihnen  ging  meist  durch  die  Hände  des  Schultheißen  Jost 
Pfyffer  *),  So  läßt  Staal  durch  ihn  Guillimann  grüßen  und 
seine  Glückwünsche  auf  Neujahr  1597  übermitteln^).  Guilli- 


*)  a  Rescribam  Guilimanno  nostro  prima  quaque  opportuuitate 
quid  obsistent,  quo  minus  nostra  commeudatio  nostro  [amico]  io 
recuperando  suo  opere  speratum  pondus  habeant.  Rogatus  rogam,  et 
quidem  amicus  pro  amico.  Nescio  quibus  conditionibus  inter  ipsos 
conventum  sit,  sed  si  me  consultore  uti  velint  eo  rem  redigent,  ut 
cilra  bilem  et  amaritudinem  transigatur.  Periculosum  est,  poStas  lae- 
dere,  interca  cum  bonis  bene  agere  oportebit  ».  Staal  a.  d.  Bisch,  v. 
Basel.     Bf.  v.  6.  April  1597.     Ep.  a  Staal  I.  p.  293. 

*)  a  Salutctur  D.  F.  Guillimanus,  cuius  petitioni  in  reposcendis 
eiusdem  Commentariis,  diligenter  satisfeci,  quicunque  tandem  sequa- 
tur  effectusi).  Staal  an  Jost  Pfyffer,  Bf.  v.  28.  Mai  1596.  Ep.  a  Staal  II. 
p.  45.      *)  Rf.  V.  31.  Jan.  1597.     Ep.  a  Staal  i.  p.  250. 

*)  Srhon  1595  war  Hans  Georg  Wagner,  der  Sohn  des  ehema- 
ligen Schulmeisters  Carpentarius,  als  Stadtschreiber  gefolgt.  1596 
Juni  18,  Tag  zu  Luzern  (Eidgen.  Absch.)  erscheint  Staal  als  «  Alt- 
Stadtschreiber.  0 

»)  Bf.  V.  G.  Febr.  1597.     Ep.  a.  St.  1.  p.  262. 


-    81     -- 

mann  beeilte  sich  zu  antworten.    So  viel  uns  bekannt,  sind 
seine  Briefe  leider  verloren   und   ihr    Inhalt   läßt   sich   nur 
aus  denjenigen  Staats  erraten.    Mit  Freude  vernahm  dieser, 
daß  bei  seinem  Freunde  alles  im  alten  sei,   d.  h.  daß  der- 
selbe auf  den    eingeschlagenen    Bahnen    der   Freundschaft 
fortschreite  und  sich  durch  keine  Veränderung  der  wandel- 
bareo  menschlichen   Dinge   von    seiner    Religion    abbringen 
lasse.     Wenn  auch  Guillimann  nicht  ausdrücklich  geschrie- 
ben habe,  wohin  seine  Entrüstung  ziele,  habe  er  es   doch 
zwischen  den  Zeilen  herausgelesen.    Es  scheint  die  Gestal- 
tung der  politischen  Verhältnisse  gewesen  zu   sein,    welche 
dem   Sekretär    der    spanischen    Gesandtschaft   Mißbehagen 
verursachte.     Der  Stadtschreiber  selbst  wußte   kaum   mehr, 
was    von    den    umherschwirrenden    Gerüchten    zu    glauben, 
was  nicht.     Er  meint,   wenn  ein  Liebhaber   von   Ruhe  und 
Frieden  all  dem  Gerede  und  Geschreibsel,    das  täglich    von 
Zu-  oder  Abneigung  und  Parteilichkeit  ausgebreitet  werde, 
sein  Ohr  leihen  wollte,   so  wurde  er  in   die   heftigste   Auf- 
regung versetzt.     Gar  vieles   mißfiel   auch   ihm  und  er  ge- 
stand, wegen  des  Zustandes  des  ((  allerchristlichsten  Staates  » 
(Frankreich)  in    banger   Sorge   zu   sein.     Dann   kommt   die 
Sprache  vom  Allgemeinen  auf  das  Besondere.     Staal   sucht 
Guillimann   zu   überzeugen,    wie   sehr  es    ihm,    als    Christ, 
gezieme,   der  Stadt,  welche  sich  so  wenig  um  ihn  verdient 
gemacht,   trotzdem  das  Wohlwollen,    das  sie  ihm  entzogen, 
für  die  Zukunft  zu  bewahren.    Sie  verdiene  es  nicht  wegen 
des   Barbarentums    gewisser   dickköpfiger    Leute ,    sondern 
wegen  der  ewigen  unwandelbaren  Freundschaft,   die   einige 
edle  Bürger  für  Guillimann  hegen.    Und  es  dürfe  nicht  die 
Undankbarkeit  weniger  Menschen  ein  Vorurteil  bilden  gegen 
eine  so  berühmte,   alte  und  durch  das  Blut   und   die   Reli- 
quien thebälscher  Märtyrer  geweihte  Stadt  ^). 

Im  Februar  1597  trug  sich  Staal   auch   mit   dem   Ge- 
danken, die  Segel  einzureffen,   d.  h.  sein  Amt  ^)   niederzu- 


')  Bf.  V.  31.  Jan.  1597.  Ep.  a.  St.  1.  p.  50. 

')  Schon  15^  war  Hans   Georg  Wagner,   der  Sohn  des  ehema- 

6 


—    82    — 

legen  und  andern  die  Sorge  für  den  Staat  zu  überlassen. 
Er  teilt  dies  seinem  Freunde  mit,  auf  daß  derselbe,  falls 
etwa  in  dessen  Beisein  das  Gespräch  auf  Staal  sieb  lenke, 
ihn  verteidigen  könne.  Dem  Gerechtigkeitssinn  des  solothar- 
nischen  Volkes  schreibt  er  es  zu.  daß  ein  Mann  wie  er, 
welcher  in  keiner  Weise  um  die  Volksgunst  gebohlt,  so 
Großes  habe  leisten  können  ^).  Eis  sieht  aus,  als  habe  Guilli- 
mann  etwas  allzulebhaft  seine  Freude  bezeigt  über  die  in 
Aussicht  stehende  iMuße  des  Junkers  von  Staal,  wie  Gber 
dessen  endlichen  Entschluß,  sich  andere  mit  der  Sorge  um 
den  undankbaren  Pöbel  abmühen  zu  lassen  und  fortan  mit 
ihm  auf  dem  Parnaß  einem  unsterblichen  Namen  entgegen 
zu  träumen.  Möglicherweise  hat  er  zudem  wieder  auf  die 
ihm  selbst  widerfahrene  Unbill  hingewiesen.  Kurz,  Staal 
entschloß  sich,  ihm  darüber  einmal  ausführlicher  zu  ant- 
worten, selbst  auf  die  Gefahr  hin,  alten  Schmerz  zu  er- 
neuen und  scharf  zu  werden.  Er  glaube  für  Gott,  das 
Vaterland  und  seine  Freunde  in  diese  Welt  gesetzt  zu  sein 
und  halte  es  für  die  Pflicht  eines  rechten  Mannes,  sieb  den 
Zustand  des  Staatswesens,  wie  er  nach  seinem  Ableben 
sein  werde,  ebensosehr  angelegen  sein  zu  lassen,  wie  den 
gegenwärtigen.  Er  halte  es  für  einen  Frevel,  dem  Vater- 
lande seine  Dienste  zu  entziehen  zu  einer  Zeit,  wo  die 
Obrigkeit  in  Besorgnis  schwebe,  ob  dem  gefahrdrohenden 
Stand  der  Dinge.  «  Ich  hoffe,  eine  neidlose,  ehrliche  Nach- 
welt werde  einst  über  unsere  Pflichttreue  und  eifrige  Sorge 
für  sie,  richtiger  urteilen,  als  gewisse  Zungendrescher  un- 
serer Tage.  Wie  es  in  unserer,  vor  der  Zeit  geschriebenen 
Grabrede,  steht,  habe  ich.  zufrieden  mit  dem  Ruhme  wahrer 
Tüchtigkeit,  niemals  mit  den  gewöhnlichen  Kunstmitteln 
nach  dem  Gerede  und  Beifall  der  launischen  Menge  ge- 
hascht :  das  ist  so  klar,  wie  der  lichte  Tag.     Weder  dich, 


ligon  Schulmeisters  Carpentarius.  als  Stadtschreiber  gefolgt.  1586, 
Juni  18:  Tag  zu  Luzern  (Eidgen.  Absch.  Bd.  V.  1.  S.  406)  erscheint 
Staal  als  u  alt-Stadtsschi'eiber.  o 

')  Bf.  V.  i\.  Febr.  löiT;.     Ep.  a.  St.  l.  p.  262. 


-    83    — 

noch  die  andern  Wackern  darf  es  Wunder  nehmen,  wenn 
ich  den  Beifall  derer,  die  lieber  den  Diskus  sausen  als  den 
Philosophen  reden  hören,  nicht  finde.  »  Hierauf  beschwört 
er  seinen  Freund  aufs  neue,  den  Groll  gegen  die  Stadt, 
welche  ihn  zum  glucklichen  Gatten  und  Vater  gemacht, 
fahren  zu  lassen.  Es  sei  ja  doch  die  Heimat  Staals  ;  er 
solle  nicht  der  unschuldigen  Stadt  zur  Last  legen,  was  der 
Neid  und  das  Böotentum  einiger  weniger  ihm  zugefugt. 
Es  zieme  sich  nicht,  alle  um  der  Schuld  weniger  willen  zu 
verurteilen  und  die  schließliche  Beleidigung  dürfe  nicht  die 
frohem  Gutthaten  verdunkeln  ^). 

Als  Mitte  Februar  der  Freiburger    Buchbinder  *)    auf 
der  Durchreise  nach  Basel  in  Solothurn  vorbeikam,  vernahm 
Staal  von  ihm,    daß  Guillimann  in   seiner  Vaterstadt  weile, 
was  er  mit  Verwunderung  und  Freude  hörte.  Wenn  jemand 
von  Freiburg  auf  den  Solothurner  Markt  komme,  so  berich- 
tete Staal  eiligst  nach   Freiburg,    werde    er  demselben   ein 
Bändel    Briefe    an    Guillimann    mitgeben,    andernfalls    aber 
werde  er  bis  zur  RQckehr  des   Buchbinders   warten,    damit 
sie  nicht  in  unsichere  Hände    fallen    und    ihrem  Verfasser 
Schaden  oder  Gefahr  bringen,    da    man    heutigestags   wohl 
zusehen  mässe,    wem  man  sein  Vertrauen   schenke,    indem 
die  Welt  voll  Treulosigkeit  und  nirgends  mehr  rechte  Red- 
lichkeit zu  finden   sei.     Von   den    Solothurnern,    welche   in 
Geschäften   am    französischen    Hofe    weilen,    seien    gestern 
Briefe  eingetroffen,  welche  berichten,  daß  man  auf  baldigen 
Frieden  zwischen  dem  König  und  dem  Herzog  von  Savoyen 
hoffe.     Er  wünsche,  daß  endlich  unter  guten  und  Gott  ge- 
fälligen Bedingungen  ein  fester  und  dauernder  Friede  unter 
den  Fürsten  der  Christenheit  zu  stände  komme,  auf  daß  sie 
mit  vereinten  Kräften  dem  gemeinsamen  Feind,  welcher  an 
Deutschlands  Zerstörung  arbeite,  (den  Türken)  sich  entgegen 
werfen  können.     Zum  Schlüsse   bittet   er   Guillimann,    ihre 


')  Bf.  v.  15.  Febr.  1597.     Ep.  a.  St.  I.  p.  267-269. 
')  Johann  Straßer,   s.  d.   Bf.  d.  P.  Cauisius  an  den   Rat  von 
Soloth.  im  Soloth.  Wochenbl.  1818.  S.  77. 


—    84    — 

gemeinsamen  Freunde  zu  grüßen,  namentlich  P.  Petras 
Canisius  und  den  Schultheißen  Meyer  *). 

Im  Jahre  1597  fanden  in  Luzern,  Sonntag  den  20.  und 
Montag  den  2.  April,  die  großen  Osterspiele  statt.  Auch 
Staal  hatte  die  Absicht,  dieselben  zu  sehen  ^).  Er  schreibt 
deswegen  an  seinen  Freund  Guillimann  :  Er  hätte  erst  be- 
schlossen, bei  ihm  gastliche  Herberge  zu  nehmen.  Allein 
der  verehrte  Herr  Schultheiß,  sein  lieber  Verwandter,  habe 
ihn  so  oft  und  inständig  eingeladen,  daß  er,  wenn  er  nach 
Luzern  komme,  es  nicht  wage,  anderswo  abzusteigen  als 
bei  Jost  Pfyffer.  Dieser  habe  auch  das  Haus  seines  Schwie- 
gersohnes dem  Sohne  Staals  und  dessen  Familie  angetragen 
und  für  sie  herrichten  lassen.  Dagegen  würde  ihm  Guilli- 
mann einen  Gefallen  thun,  wenn  er  ihre  weibliche  Diener- 
schaft in  seinem  oder  eines  Nachbarn  Hause  für  die  Dauer 
der  Osterspiele  unterbringen  könnte.  Er  möchte  den  Schwie- 
gersohn des  Schultheißen  nicht  zu  sehr  belästigen,  indem 
dies  Völklein  im  gleichen  Hause  mit  der  Herrschaft  zu- 
sammen einen  allzu  lebhaften  Geist  entfalten  und  die  Stirne 
zu  hoch  tragen  könnte,  wie  er  es  von  seiner  Gemahlin,  die 
er  in  zwei  Tagen  hinschicken  werde,  ausführlicher  verneh- 
men könne  ^). 

Am  gleichen  Tag  übergab  Staal  einen  zweiten  Brief 
an  Guillimann  einem  Solothurner,  Georg  Gotthard,  der  die 
Osterspiele  in  Luzern  zu  sehen  wünschte,  zur  Verwunderung 
Staals,  weil  derselbe  ein  ungebildeter  Mann,  kein  Jünger 
der  Musen,  sei.     Derselbe  kenne   in  Luzern  niemanden  ah 


')  Bf.  V.  :21.  Febr.  1597.     Ep.  a.  St.  I.  p.  271. 

')  Aus  dem  Briefe  Staals  an  den  Bischof  von  Basel  (2  Apr. 
1597)  geht  hervor,  daß  auch  der  Bischof  die  Ostet spiele  zu  besiicheu 
gedachte.  Fleischlin  D. :  Die  Schuldramen  am  Gymnasium  zu  Lu- 
zern, im  kath.  Schweizerbl.  1885.  S.  204  ff.  D'  Rente ard- Brand- 
stet  ter :  Die  Regenz  bei  den  Luzerner  Osterspielen,  im  Luzerner  Kan- 
tonsschulbericht 1886.  S.  Büchtold :  Gesch.  der  deutschen  Lit.  i.  d. 
Schweiz.  Frauenfeld  1892,  S.  259  ff.  in  den  Anm.  S.  57  ff.  Tabelle. 
Litt.  S.  67. 

*)  Bf.  V.  13.  April  1597.    Ep.  a.  St.  1.  298-299. 


-    85    — 

Guillimaon,  durch  dessen  Verwendung  er  einen  billigen  und 
ordentlichen  Platz  zu  bekommen  hoffe.  Slaal  hätte  ihn  an 
den  Stadtschreiber  Renward  Cysat  gewiesen  ;  allein  weil 
dieser  Spielleiter  sei,  möge  er  ihn  nicht  plagen.  Während 
Staal  diese  Zeilen  schrieb,  ritt  der  Oberst  Ludwig  Wiechser 
von  Glarus  *),  auf  der  Heimreise  aus  Frankreich  begriffen, 
uDter  seinem  Fenster  vorbei.  Der  Solothurner  Stadtschrei- 
ber war  offenbar  dessen  Freund  nicht,  weder  seiner  Per- 
son noch  der  durch  diese  Person  vertretenen  Politik.  Er 
meint,  wenn  ihn  die  Neugierde  stechen  würde,  so  hätte  er 
sich  rasch  ins  Gasthaus  begeben,  um  auszuforschen  was 
Wiechser  bringe.  Allein  er  habe  den  Herbergen  und  Trink- 
gelagen längst  entsagt,  indem  er  schon  des  öftern  sich 
nicht  sehr  der  Geneigtheit  der  Menschenklasse,  die  dort 
verkehre,  zu  erfreuen  gehabt  habe.  Wahrscheinlich  singe 
Wiechser,  dem  .anderwärts  umgehenden  Gerede  nach  zu 
schließen,  das  alte  Lied.  Im  Vertrauen  wolle  er  Guillimann 
seine  Befürchtungen  mitteilen  '). 

Wenngleich  das  Mitgeteilte  nur  aus  Bruchstücken  zu- 
sammengelesen, und  mangels  der  Gegenbriefe  nicht  immer 
ganz  verständlich  ist,  gibt  es  uns  doch  einen  Einblick  in 
den  vertraulichen  Verkehr  der  beiden  Freunde.  Nichts  ent- 
halten sie  einander  vor.  Ihre  Geschäfte,  die  Vorkomnisse 
des  häuslichen  Lebens,  personlicher  Kummer  und  Mißmut, 
Wissenschaft  und  Politik,  alles  wird  besprochen.  Kann 
einer  dem  andern  einen  Dienst  erweisen,  so  thut  er  es  mit 
Freude,  um  bei  nächster  Gelegenheit  wiederum  einen  Freund- 
schaftsdienst zu  heischen.  Der  vornehme,  hochherzige  Cha- 
rakter des  Junkers  von  Staal,  welcher  der  Gesinnung  nicht 
weniger  als  der  Geburt    nach    ein    ganzer  Edelmann   war, 


*)  Derselbe  enstammte  altedlem  Glarnergesch fechte ;  er  war 
1589  Oberst  geworden  über  ein  Regiment,  das  fortan  seinen  Namen 
führte,  und  hatte  mit  demselben  1590,  im  Dienste  Heinrichs  von 
Navarra,  teilgenommen  au  der  Schlacht  bei  Jvry,  sowie  an  vielen 
Belagerungen  und  wurde  1596  samt  seinen  Nachkommen  in  den 
Adelsstand  erhoben.    Leu.  Helv.  Lex.  Abt.  19.  S.  408. 

•)  Bf.  V.  13.  April  1597.  I.  p.  300. 


—    86    — 

tritt  uns  wohl  nirgends  unverhöllter  entgegen,  als  in  seiaea 
Briefen  ^). 

Außer  in  den  persönlichen  Eigenschaften  Guillimanns 
haben  wir  den  Grund  dieses  freundschaftlichen  Verkehrs 
darin  zu  suchen,  daß  der  hochgebildete  Staatsmann  die- 
jenigen, welche  an  der  Darstellung  der  Vergangenheit  ihre 
Arbeitskraft  erprobten,  überaus  liebte  und  schätzte.  Er 
aber  hatte  seine  Lebenkraft  im  <(  Lärm  des  Forums  »  und 
in  Rechtshändeln  aufgebraucht.  Die  erdruckenden  Sorgen 
und  Muhen  für  den  Staat  hatten  sein  Haar  gebleicht  und, 
wenig  fehlte,  ihm  das  Augenlicht  geraubt.  Er  empfand  dies 
Mißgeschick  um  so  schmerzlicher,  als  jene  Männer  der 
Wissenschaft  sich  mit  dem  Ruhme  eines  unsterblichen  Na- 
mens schmückten,  während  er  von  der  Nachwelt  ruhmlos 
vergessen  werde,  wie  er  meinte  *). 

So  mögen  es  gemischte  Gefühle  gewesen  sein,  mit 
denen  der  solothurnische  Mäcen  Mitte  November  1598  auf 
der  Tagsatzung  in  Baden  wohl  aus  Jost  Pfyffers  Hand  ein 
Buch  entgegennahm  ^),  auf  dessen  Titelblatt  er  las  :    «  Fran- 


^)  Wie  gewissenhaft  Staai  seines  Amtes  als  Stadtschreiber  ge- 
waltet hat,  zeigt  folgendes  :  Er  legte  sich  eine  große  Sammlung  von 
Stadtrechten  an.  1599  war  er  schon  im  Besitze  der  meisten  « Con- 
suetudines»  der  deutschen  Fürstentümer,  sowie  einiger  Reichsstädte, 
soweit  dieselben  gedruckt  waren.  Aber  die  sogen.  Baierische  Refor- 
mation hat  er  nicht  erhalten  können,  (c  sive  illa  divulgata  sit,  sive 
solis  conscripta  Bavaris ,  in  eorundem  asservetur  Nomophylaciis, 
qua  quideni  ratione,  me  sperari  nee  requiri  deberet-  Sunt  euim  uti 
cuique  relligioni  sua  sacra,  ita  etiam  cuique  provinciae  suse  consueta- 
dines,  quas  profanari  citra  eorum,  quorum  interest,  assensuro,  ncfas 
esset.  Id  quod  fjo,  dum  ad  huc  prioessem  archivis,  quantumvis 
sa'[K\  et  quidem  a  maximis  soUicitatus  viris,  nemini  mortalium 
comnuinioaro  nee  volui  nee  debui.  Ne  ab  aliis  quidem  Rerum  publi- 
carum  Secretariis  expetendum  esse,  eodem  iure,  arbitror.  »  Bf.  an 
Rüeger,  v.  59.  März  159;).     l\  B.  Basel.  Cod,  G.  I.  53,  fol.  25. 

•)  Staal  an  Rüeger,  Bf.  v.  25.  März  1600.  L\  B.  Basel,  G.  I. 
'ij,  /!)/.  30. 

')  Jost  Pfyffer  war  Vertreter  Luzerns  auf  dieser  TagsatzuDg 
und  so  wird  diese  Übermittelung  der  Antiquitates  an  Staal  ebenfalls 
durch  seine  Hand  geschehen  sein. 


-    87     - 

cisci  Guillimanni  de   rebus   Helvetiorum    sive  Antiquitatum 
libri  V.  » 

Dieses  Buch  Guillimanns  von  a  Schweizerischen  Sachen 
oder  Aotiquiteten  »  hatte  soeben  die  Presse  des  freiburgi- 
schen  Buchdruckers  Wilhelm  Maß  verlassen.  Was  die 
äußere  Ausstattung  anbelangt,  konnte  es  sich  in  seinem 
bescheidenen  Gewände  mit  dem  Werke  von  Stumpf  nicht 
messen  ;  selbst  hinter  den  weniger  prunkvollen  Oktavbänden 
Simmlers  stand  es  in  Bezug  auf  Eleganz  und  leichte  Les- 
barkeit des  Druckes  zurück.  Um  so  höher  steht  sein  In- 
halt. Zwar  hatten  ihm  die  andern  auch  vorgearbeitet ;  den- 
noch ist  Guillimanns  Werk  das,  als  was  man  es  Staal  be- 
zeichnete :  etwas  Neues,  wie  uns  schon  eine  kurze  Durch- 
sicht zeigt  ^). 

Das  erste  Buch  stellt  den  Zustand  des  alten  a  Hel- 
vetien  »  vor  der  Eroberung  durch  die  Bömer,  dann  unter 
romischer  Herrschaft  bis  zur  Christianisierung  dar.  Das 
zweite  Kapitel  dieses  Buches,  welches  die  vier  Gaue  Hel- 
vetiens  gewesen  seien,  von  denen  bei  Cäsar  die  Rede,  gibt 
ihm  Anlaß  zu  philologischen  Erörterungen  über  den  Begriff 
des  Wortes  «  Gau  »  *). 

Im  dritten  Kapitel  *)  unternimmt  er  es,  festzustellen, 
welches  die  12  Städte  gewesen  seien,  die  von  den  Helve- 
tiepD  vor  ihrem  Auszug  verbrannt  worden,  und  im  folgenden 
Kapitel  behandelt  er  die  andern  Städte,  die  «  von  altersher 
bekannt  »  *),  Nachdem  uns  Guillimann  einen  Blick  in  das 
staatliche  Leben  der  Gallier  und  Helvetier  hat  werfen  lassen, 
erfahren  wir  etwas  von  ihren  Taten,  freilich  nicht  viel, 
weil  der  Verfasser  sich  nicht  in  Fabeln  ergehen  wolle,  wie 
andere  damalige  Schriftsteller,  die,  sei  es  um  Gunst  oder  um 
Geld,  gar  viel  geschrieben,  noch  mehr  erfunden  haben,  und 
welche  in  «  neuerer  und  neuester  Zeit,  »  von  hochgebildeten 


^)  Wir  müssen  uns  hier  auf  eine  allgemeine  gehaltene  Bespre- 
chung beschränken,  behalten  uns  aber  vor,  in  einer  eigenen  Arbeit 
das  Werk  einer  eingehendem   kritischen  Würdigung  zu  unterwerfen. 

*)  De  reb.  Hole.  p.  7.  f.    »)  Ibid.  p.  1«.  ss.     *)  Ibid.  p.  33.  ss. 


—    88    — 

Männern,  dieallesaufgreifen,  was  demjenigen  Volke,  das  sie  za 
feiern  unternommen,  zu  Ruhm  und  Lob  gereicht,  für  sichere 
Zeugen  genommen  worden  seien  ^).  Wir  müssen  daher  zu- 
frieden sein,  an  Hand  der  spärlichen  Nachrichten  der  alten 
romischen  Schriftsteller  von  den  Wanderungen  und  Gescheh- 
nissen der  umwohnenden  Volkerschaften  zu  hören  ;  dagegen 
sucht  Guillimann  zu  beweisen,  daß  die  Gessaten,  welche  in 
Italien  einbrachen  und  sogar  Rom  besetzten,  Helvetier  ge- 
wesen seien  ^).  Als  dann  die  Cimbern  nach  Gallien  kamen, 
haben  sich  die  Tiguriner  und  Tuginer,  verlockt  von  der 
reichen  Beute  derselben,  angeschlossen.  Während  aber  jene 
Gallien  und  Spanien  kreuz  und  quer  durchzogen,  drangen 
letztere  geradewegs  nach  Italien  vor  und  vernichteten  im 
Gebiete  der  Allobroger  den  Konsul  L.  Kassius  und  sein 
Heer.  Diese  Kriegstat  vollbrachten  die  Helvetier  ohne 
Mitwirkung  der  Cimbern,  wie  unser  Autor  aus  Cäsar  gegen 
Tacitus  beweist  ®). 

Im  7.  Kapitel  beschreibt  der  Verfasser  die  Kämpfe 
der  Helvetier  gegen  Cäsar ;  in  den  folgenden  acht  Kapiteln 
die  Zustände  in  Helvetien  unter  römischer  Herrschaft  und 
des  Landes  Bekehrung  zum  Christentum.  Bemerkenswert 
ist,  daß  er  die  Ansicht  aufstellt  und  verficht,  der  hl.  Petrus 
selbst  sei  der  erste  Glaubensbote  der  Helvetier  gewesen  *). 
Er  habe  den  hl.  Beat  als  Apostel  des  Landes  eingesetzt. 
In  Bezug  auf  den  hl.  Beat  beruft  er  sich  auf  P.  Canisius, 
der  vor  einigen  Jahren  dessen  Lebensgeschichte  geschrie- 
ben ^)  hatte  und  hier  hat  die  persönliche  Verehrung  für 
P.  Canisius  seiner  Kritik  einen  Streich  gespielt. 

Im  zweiten  Buch  fürt  Guillimann  dem  Leser  die  wei- 
tern Schicksale  des  Landes  bis  zum  Ursprung  der  Freiheit 


')  Ibid.  p.  49.    «)  Ibid.  p.  51  s.    »)  Ibid.  p.  55. 

*)  Ibid.  p.  135  s.  Guillimann  irrt  auch,  wenn  er  behauptet 
Petrus  sei  je  auf  der  britannischen  Insel  gewesen,  dies,  wird  vom 
Völkerapostel  Paulus  angenommen. 

')  Von  dem  uralten  apostolischen  Mann  St.  Beato,  ersten  F^ re- 
diger im  Schweizerlande.  Freib.  1589. 


—    89    — 

der  drei  Waldstätte  vor  Augen  :  die  Zeiten  des  Augustus. 
die  Kriege  gegen  die  germanischen  Völkerschaften ;  die 
Geschicke  der  römischen  Cäsaren  und  die  innern  Kämpfe 
des  römischen  Reiches ;  das  Eindringen  der  Alemannen  in 
Helvetien,  die  Völkerwanderung,  Galliens  und  Helvetiens 
Ruin  und  teilweise  Besiedelung  durch  die  Burgundionen  ; 
dann  ziehen  an  uns  vorüber  die  Könige  der  Burgundionen. 
Es  folgte  die  Herkunft,  Ausbreitung  und  Taten  der  Franken, 
die  Unterjochung  der  Alemannen  unter  fränkisches  Regi- 
ment, die  Lage  a  Helvetiens  o  nach  der  Schlacht  bei  Tolbia- 
cum,  das  salische  Gesetz,  die  fränkischen  Herrscher,  die 
Wiederherstellung  des  burgundischen  Reiches,  der  Unter- 
gang der  burgundischen  Könige,  die  Zähringer  als  Rektoren 
von  Burgund,  endlich  die  Entstehung  der  Schweizerfreiheit, 
das  erste  Bündnis  der  drei  Waldstätte  '). 

Diese  beiden  Bücher  umfassen  mehr  als  die  Hälfte  des 
ganzen  Bandes.  In  engster  Anlehnung  an  die  Quellen- 
schrifsteller  selbst,  und  an  die  damals  bekannten  Überreste 
aas  alten  Zeiten  *).  geht  unser  Geschichtschreiber  seinen 
Weg.  den  Spuren  der  Besten  folgend,  die  vor  ihm  ge- 
schrieben hatten  ;  wo  ihm  aber  diese  in  die  Irre  zu  gehen 
scheinen,  verläßt  er  ihre  Pfade,  ohne  Rücksicht  auf  Alter 
und  Namen  und  bahnt  sich  selbst  den  Weg  durch  scharf- 
sinnige, oft  allzu  spitzfindige  Untersuchungen  und  Inter- 
pretationen ^).  Manche  Kapitel  sind  deshalb  eher  philolo- 
gisch- oder  historisch-kritische  Untersuchungen  zu  nennen, 
als  Geschichtsdarstellungen  *),  Es  durchzieht  ein  lehrhaft 
kritischer  Ton  das  ganze  Werk. 

Während  Simmler  und  noch  mehr  Stumpf,  in  erzäh- 
lendem Ton  den  Leser  unterhalten,  sucht  Guillimann  durch 
Beweisen  und  Erörtern  uns  zu  überzeugen.    Er  wendet  sich 


')  Ibid.  p.  289  8s. 

*)  d.  h.  die  Inschriften,  Urkunden.  Grabschriften  u.  s.  w. 
^)  z.  B.  über  TacUus,  p.  55. 

*)  z.  B.  lib.  I.  capp.   I,  II,  III,   IV,    V,   X,    Hb.    II,  capp    III, 
VIII,  XV,  XVI,  u.  a. 


—    90    — 

lediglich  an  die  gebildete  Welt.  Dem  entspricht  sein  Stil, 
der  gedrängt  und  gedankenreich  nicht  bloß  auf  schmäckende 
Wendungen  und  Wörter  verzichtet,  sondern  oft  statt  eines 
ganzen  Satzes  ein  einziges  Wort  hinwirft,  deshalb  stellen- 
weise hart  und  schwer  verständlich  wird.  Oft  auch  gibt 
ihm  eine  kleine  Polemik  Anlaß,  kritische  Grundsätze  aus- 
zusprechen V),  oft  veranlaßt  ihn  der  Gegenstand  zur  Reflexion 
und  zu  Vergleichen  mit  der  Gegenwart  *).  Stumpf  und 
Simmler  erzählen,  Guillimann  lehrt. 

Die  gleichen  Eigenschaften  zeichnen  die  folgenden 
Bucher  aus.  Im  dritten  Buch  werden  die  XIII  Orte  der 
Reihe  nach  beschrieben.  Lage,  Zustände,  Bewohner  und 
staatliche  Entwicklung  bis  zum  Eintritt  in  den  Bund.  Ob- 
wohl Guillimann  mit  kritischem  Blick  die  Fabeln,  welche 
die  Urgeschichte  dieser  Gemeinwesen  verschleierten,  zu 
durchdringen  sucht,  verliert  er  sich  doch  selbst  im  Dunkel 
grauer  Vorzeit  in  haltlose  Hypothesen,  die  aber  immerhin 
das  Ergebnis  mühsamer  Quellenstudien  und  Interpretationen 
alter  Schrifsleller  sind  •*). 

Zum  erstenmal  finden  wir  hier  eine  .\nzahl  wertvoller 
Urkunden  aus  Uri,    Schwvz  und   Unterwaiden  M,    auch   aus 


*)  p.  4l>.  Nachdem  er  die  Fabuliersuoht  anderer  getadelt  hat, 
fährt  er  fort:  a  Hoc  tantum,  nieo  labore  relicturu:«,  qaod  scriptoribus 
antiqua  tide,  et  auctoritat«  traditum  comperei-o,  et  rationi,  iudicioque 
consentaneum.  cetera  procul  habiturus,  etc.  » 

')  p.  81.  u  Ilia  prisca  Francorum  pietas,  et  religio  fuit.  At 
nunc,  o  temi.H)ra  o  mores.  Sexcenta  sunt  alia,  etc.»  Wie  »ehr  sich 
Guillimann  ab  Deutscher  fühlte,  geht  aus  folgenden  Worten 
(p.  81  8*2»  hervor:  «  Sed  et  nostri  homines  Germanico  modo  docti,  et 
educti,  etiam  ignavissimi  (!)  quique  et  omni  humaniori  cultu  ex- 
pertes.  si  in  Galliam  miiit^itum  abierint,  tantum  non  statim  linguam 
Gallicam  iuibibunt.  sed  etiam  mores,  et  primo  corruptissimos  eitius 
quam  necesse.  aut  bonum  sil.  Nescio  enim  quam  facilis  sit  ex  Ger- 
manico tn  ifttenicumquc  sermonem,  transitus  et  declinatio,  regressus 
vero  asperrimus.  »  Diese  letztere  Beobachtung  ist  auch  heute  noch 
überall  zu  machen. 

'i  So.  wenn  er  beweisen  will,  dal*  die  Urner  von  den  Tauris- 
kern  abstammen  (p.  312  ff.). 

M  Diese  sind  höchst  wahrscheinlich  dem  a  Mittelboch  •  Tschu- 


-    91     — 

Freibargs  Archiv,  verSfiFentiicht.  Die  fibrigen  urkundlichen 
Schätze  waren  ihm  noch  verschlossen.  Die  Entstehung  der 
Freiheitsbfinde  hat  er  noch  in  den  Rahmen  des  zweiten 
Baches  aufgenommen.  Während  Guillimann  endlich  den 
Mut  gefunden  hat,  alle  die  Sagen,  welche  die  Gründung 
der  Städte  Zürich  ')  und  Solothurn  *)  ins  graue  Altertum 
hinaufrücken,  endgültig  abzuthun,  ebenso  die  Verjagung 
des  Adels  aus  den  Waldstätten  in  den  Jahren  1260-1277 
ins  Reich  der  Sage  zu  weisen*),  folgt  er  in  der  Darstellung 
der  Befreiungsgeschichte  dem  sogenannten  Mittelbuch  Tschu- 
dis.  Nicht,  daß  er  die*sen  angeblichen  Ereignissen  eine 
solche  wesentliche  Bedeutung  beimessen  würde,  wie  es  die 
urschweizerischen  Chroniken  von  Ruß^  Etterlin,  besonders 
aber  das  «  weiße  Buch  »  gethan  *),  Er  erkannte  zu  wohl, 
daß  die  Befreiung  der  Waldstätte  das  Ergebnis  langer  Ent- 
wicklung ist,  deren  treibende  Kräfte  einerseits  allmälige 
Ablösung  von  den  geistlichen  Grundherrschaften  durch 
Kauf  oder  auf  andere  Weise ,  anderseits  Privilegien 
waren,  welche  eine  Entfremdung  vom  Reiche  durch  Tausch 
oder  Verkauf  an  weltliche  Grundherren  verhindern  sollten. 
Der  springende  Punkt  liegt  nach  Guillimanns  Ansicht  in 
der  Beseitigung  fremder  Gerichtsbarkeit ;  deshalb  erklärt 
er  geradezu  König  Rudolf  I.  als  wahren  Begründer  der 
Schweizerfreiheit  *),  weil  er  129!  den  Freien  im  Tale  Schwyz 


dis  entnommen.  Beweis:  In  der  Urkunde  Friedrichs  II.  an  die 
Schwyzer  hatte  die  Tschadische  Abschrift  einen  Schreibfehler,  der 
anch  in  die  gedruckte  Ausgabe  des  Chronikon  Helv.  übergegangen 
wt;  derselbe  ist  sinnstörend  :  «  rta  ad  nos  conversione  »  statt  «  cra  ad 
no8».  Diesen  Fehler,  es  ist  nur  Mißkennung  einer  paleogr.  Abkür- 
zung, hat  auch  der  Text  der  Urkunde  in  den  Antiquitates  p.  :292. 
Diese  Urkunde  ist  also  Tschudis  Mittel  buch  entnommen,  und  ebenso 
die  übrigen  Urkunden,  die  Guillimann  bringt,  mit  Ausnahme  der 
frei  burgischen. 

')  p.  343.  f.    ")  p.  375  f.     »)  p.  294. 

*)  Daguet  (biogr.  p.  38)  irrte,  wenn  er  glaubte,  Guillimann 
habe  die  Chroniken  von  Ruß,  Etterlin  und  Schodeler  nicht  gekannt. 
In  seinen  Austriaca,  Hdschr.  d.  Haus-,  Hof-  u.  Staatsarch.  in  Wien 
erscheinen  sie  wiederholt  zitiert.    *)  p.  29-^, 


—    92    — 

die  Zusicherung  gab,  es  dürfe  nie  ein  Unfreier,  d.  i.  ein 
Angehöriger  einer  fremden  im  Tal  begüterten  Grundherr- 
schaft, ihnen  zum  Richter  gesetzt  werden.  Diese  freilich 
zu  weit  gehende  Äußerung  ist  überaus  bezeichnend  für 
seine  Auflassung').  Es  folgt  die  Schilderung,  wie  Albrecht 
mit  List  den  Stiften  ihre  Vogteien  abgezwungen  und  die 
Grundrechte  abgekauft,  um  in  jenen  Gegenden  seine  Haas- 
macht zur  Alleinherrschaft  zu  bringen.  An  dem  Widerstand 
der  drei  Länder  scheiterte  sein  Plan.  Weil  diese  seinen 
Abgesandten  erklärten,  sie  seien  Glieder  des  Reiches,  sie 
können  sich  demselben  nicht  entfremden  lassen  und  sich 
der  Macht  des  Hauses  Habsburg  unterstellen,  schickte  Al- 
brecht den  Ländern,  weil  sie  soviel  auf  dem  Reiche  hielten, 
von  des  Reiches  wegen  Vögte,  die  aber  seine  Werkzeuge 
waren ,  um  die  Widerspenstigen  gefügig  zu  machen  *). 
Hierauf  erzählt  uns  der  Verfasser  die  allbekannten  Sagen 
von  den  Vögten  ziemlich  getreu  nach  Tschudis  Mittelbuch. 
Durch  die  Antiquitates  wurden  also  weitere  Kreise  zum 
ersten  mal  mit  der  Fassung  und  Datierung  Tschudis  be- 
kannt*). Der  Tellgeschichle  fügt  Guillimann  einen  neuen 
Zug  hiezu  ;  er  gibt  Bürglen  als  Heimatsort  Teils  an  *). 

Damit  hat  Guillimann,  seinem  Führer  blindlings  fol- 
gend, den  festen  Bodfen  der  geschichtlichen  Wahrheit,  auf 
dem  er  bisher  stand,  verlassen.  Aber  er  hat  auch  das  Ver- 
dienst,  der  erste  zu  sein,  der  seine  Überzeugung  von  der 
ünhaltbarkeit  der  Überlieferung  ausgesprochen  hat ;  aller- 
dings erst  mehrere  Jahre  später  und  nur  sozusagen  einem 
guten    Freund   ins  Ohr**).     Wie    hätte   er  es  damals    auch 


')  Auch  Schulte  (der  St.  Gotthard  und  die  Habsburger,  i.  d. 
«Kultur«  1.  Jahrg.  ISOlVllHK),  S.  171)  erblickt  in  der  Verhinderung 
des  Beamten  Staates  den  Kerngedanken  der  ersten  Bünde.     *)  p.  297. 

')  Und  zwar  mit  dem  ersten  Entwürfe  Tschudis,  der  sich  jetzt 
auf  der  Zürcher  Stadtbiblioth.  findet,  wie  die  Datierung  beweist. 
Vgl.  das  gedr.  Bruchstück  (c.  //.  Wattelet)  im  Archio  f.  Schweiz. 
Gesch.  Bd.  19.  (1874)  S.  347.  fif. 

*)  li'.  Visr/ier  :  Die  Sagen  von  der  Befreiung  der  Waldstätte 
nach  ihrer  allmählichen  Ausbildung,  Leipzig  1863. 

')  Bf.  an  Goldast  v.  27.  März  1607. 


-    93    -     ' 

wagen  dürfen,  im  Dienste  der  spanischen  Linie  des  Hau- 
ses Habsburg  stehend,  die  als  unumstößliche  Tatsachen 
geltenden  Überlieferungen  vor  aller  Welt  in  Zweifel  zu 
ziehen  !  Welches  Ungewitter  hätte  er,  der  mit  Casale  oft 
nach  Altdorf  kam,  über  sich  heraufbeschworen,  wenn  noch 
mehr  als  anderthalb  Jahrhunderte  später  das  Schriftchen 
des  Pfarrers  Uriel  Freudenberger  :  w  Der  Wilhelm  Teil  ein 
dänisches  Märchen,  »  zu  Altdorf  auf  öffentlichem  Platze 
vom  Henker  verbrannt  wurde  ! 

Das  vierte  Buch  beschreibt  die  Herkunft,  die  Wohn- 
sitze, Zustände  und  die  Verfassung  der  Zugewandten,  als 
da  sind  :  Abt  und  Stadt  von  St.  Gallen,  die  drei  Bünde, 
Wallis  und  die  Städte  Rottweil^  Biel  und  Mühlhausen. 

Das  fünfte  Buch  handelt  von  den  Bündnissen  und  Ver- 
bündeten ;  von  der  österreichischen  Erbeinung,  den  Bünd- 
nissen mit  Mailand  und  Savoyen,  der  ewigen  Richtung  mit 
der  Krone  von  Frankreich.  Die  Bündnisse  mit  dem  hl. 
Stuhl,  den  Kaisern,  den  Königen  von  England  und  Ungarn, 
den  Herzogen  von  Württemberg,  Florenz,  Burgund,  den 
Bischöfen  und  Städten  von  Konstanz,  Straßburg,  Basel  und 
andern  liegen  außer  dem  Rahmen  des  Werkes  ^). 

((  Doch  wuchs  mir  ein  Buch  unter  den  Händen,  von 
der  alten  Tapferkeit,  von  Sitten,  Reden  und  Thaten  der 
Schweizer,  des  Andenkens  wert,  in  welchem  nebst  anderen 
die  meisten  Bündnisse  nach  ihrem  Wesen,  Wert  und  gegen- 
seitigen Verhältnis  zur  Sprache  kommen,  wenn  anders  dies 
Buch  trotz  der  herrschenden  traurigen  Zustände  in  Leben 
und  Wissenschaft,  aus  meiner  Hand  kommt. 

Bis  dahin  fromme  es,  daß  wenigstens  die  Altertümer 
der  Helvetier  erforscht,  veröffentlicht  und  zu  einem  Ziele 
geführt  sind.  »  Mit  diesen  Worten  schließt  Guillimann  sein 
Werk. 

Es  waren  in  der  Tat  schon  Vorarbeiten  zur  Weiter- 
fflhrung  desselben  bis  zum  Ende  des  16.  Jahrhunderts  vor- 


»)  p.  457. 


—    94    — 

banden.  Auf  uns  ist  aber  davon  nur  ein  armseliger  Über- 
rest gekommen,  kurzgefaßte  Annalen,  welche  Jahr  für  Jahr 
die  wichtigsten  Ereignisse  in  der  alten  Eidgenossenschaft 
und,  sofern  es  von  Interesse  und  Wichtigkeit,  auch  in  den 
Nachbarländern,  verzeichnen  '). 

Noch  in  dem  Schreiben  an  den  Rat  von  Luzern  spricht 
er  die  Hoffnung  aus,  in  Bälde  auch  «  den  andern  Teil  »  in 
Druck  zu  sehen  ;  freilich  fügt  er  vorsichtig  bei :  «  NVan 
aber  nit  were,  wird  ich  mir  doch  verniegen,  wo  ich  andere 
hochgelehrte  und  verständige  Leut  hiemit  anreitzen  und 
Ursach  geben  wird,  daß  sie  dasselbig  in  gleicher  Matery, 
so  sie  vor  vil  Jaren  mit  großer  Geschickligkeit  und  Erfar- 
nuß,  mehr  Fug  und  Commoditet,  Zeit  und  Gelegenheit  zu- 
sammengelesen und  vielleicht  in  ein  NNerk  gebracht,  auch 
trucken  laßen  und  gleichfalls  gemein  und  der  Welt  bekannt 
machen  ». 

Die  Ahnung,  welche  in  den  Schlußworten  durchklingt, 
sollte  sich  leider  erwahren.  Die  Aufnahme  der  Antiquitates 
und  die  Hinneigung  des  Verfassers  zu  andern  Arbeiten  in 
eigentumlicher  Wechselwirkung  von  seinen  Lebenscbicksaien 
beeinflußt  und  hinwider  diese  beeinflussend  entfremdeten 
Guillimann  mehr  und  mehr  dieser  Aufgabe. 


V«F.  Guilliinanoi  Chronicon  ab  1313-1385 1),  Handschrift. 
Cod,  436,  Stiftsbibl.  Einsiedeln.  Eine  Notiz  auf  dem  ersten  Blatt 
besagt,  daß  P.  Christoph  Hartofiann  aus  dieser  ((Chronik»  vieles 
wörtlich  in  seine  Annalen  aufgenommen  habe. 


—    95    — 


III. 


Aufnahme    der    „  Antiquitates "    und   Erweiterung    des 
Freundeskreises ;   erste  Annäherung  an  Habsburg- 
Österreich  ;  die  „Apostolica." 

Staat   fand,    wie  er  selbst  schreibt,    in   Baden   keine 
Zeit,   das  erhaltene  Werk  Guillimanns  sofort  zu  lesen.     Er 
hüllte  auch  bald  wieder  in  den  Besitz  einiger  Exemplare  zu 
gelangen  und  so  verpackte  er  die   «  Antiquitates  »   auf  der 
Stelle  und   übergab  sie   dem   Gesandten   von   Schaffhausen, 
Georg  Mäder.     Dieser  hatte   das   Buch   dem   mit   Staal  be- 
freundeten ersten   Frühprediger  am   SchafThauser  Munster, 
Johannes  Jakob  Rfieger,  zu  überbringen,  welcher  es  ihrem 
gemeinsamen  Freund  Georg  von  Werdenstein  als  einstweiliges 
Gegengeschenk  für  so  viele  von  ihm  erhaltene  Bücher,  über- 
senden sollte*).  Rüeger  war  vielseitig  gebildet:  als  Botaniker, 
Mathematiker  und   Astronom  war  er   tätig,   vor  allem  aber 
ein  eifriger  Sammler  von  Münzen  und  andern  Antiquitäten. 
Schon  mehrfach  hatte   er  sich   in    kleinern    genealogischen 
Arbeiten  versucht  und  1595  eine  Übersicht  über  die  Welt- 
geschichte erscheinen  lassen.     1596   hatte  er  den   Auftrag 
bekommen,  das  Archiv  des  Klosters  Allerheiligen  zu  ordnen 
and  zu  registrieren,   was  Anlaß  gab  zur  Entstehung  seines 
Hauptwerkes,  die  Chronik  der  Stadt  und  Landschaft  Schaff- 
hausen *). 


^)  (c  Quod  unum  in  tanta  temporis  angustia  licuit,  oblatura 
mihi  ibidem  [seil.  Badae]  nee  iectum  GuiÜmanni  nostri  de  rebus 
Helvetiorum  tractatum  (uti  rem  novam  et  insolitam)  pro  tot  acceptis 
raunuscalis  antidori  ioco,  pro  tempore,  communi  nostro  amico  Do- 
mino a  Werdeostein  tua  opera  trausmittere  volai,  arbitratus  meipsum 
simoi  ac  te  (cum  bisce  in  partibus  exemplaria  prostent,  quavis  occa- 
sione  tale  opus  recuperare  posse).  »  Bf.  v.  8.  Dez.  1598.  Unicers» 
Bibl.  Basel.  Cod.  G.  I  53  f.  23. 

*)  S.  Bächiold.  Einleitung  zu  Rüegers  Chronik,  1.  Rüegers 
Leben. 


-  %  - 

Schon  hatte  auch  der  berühmte  Augsburger  Magistrat 
Markus  Welser,  dessen  eigenes  Werk  über  die  Augsbur- 
gischen Altertumer  vor  kurzem  in  Venedig  erschienen  war. 
dem  Verfasser  der  schweizerischen  Altertümer  nachgefragt. 
Rüeger  wandte  sich  an  Staal  um  Einzelheiten  über  Guilli- 
manns  Person,  welche  nicht  lange  auf  sich  warten  ließen, 
damit  er  den  begierig  darnach  verlangenden  Welser  be- 
friedigen könne  ').  Letzterer  wünschte  übrigens  auch  mit 
Staal  in  Verbindung  zu  treten,  weil  er  sich  davon  einen 
Vorteil  versprach,  eine  Freundschaft,  die  Junker  Staal  mit 
Freuden  einging;  denn  bei  einem  solch  bedeutenden  Manne 
in  Gunst  zu  stehen,  galt  ihm  für  ehrenvoll. 

Staal  war  doch  etwas  zu  voreilig  gewesen,  als  er 
jenes  erste  Exemplar  ins  Reich  hinaus  verschickte,  denn 
es  dauerte  ziemlich  lange,  bis  er  sich  in  der  Lage  sah, 
dem  Verlangen  Rüegers  zu  entsprechen,  das  Werk  des  neu 
aufgehenden  Gestirnes  genauer  kennen  zu  lernen.  Beim 
Solothurner  Buchhändler  war  keines  erhältlich  ;  ein  Exem- 
plar, welches  der  freiburgische  Venner  Lamberger  als  Ge- 
schenk an  Staal  schickte,  trug  dessen  Namen  und  Buch- 
zeichen ').  Erst  Ende  März  1599  fand  sich  ein  Bote,  der 
das  Werk  von  Freiburg  her  mitnahm.  Hätte  derselbe  nur 
warten  können,  bis  das  Buch  in  Freiburg  in  Leder  gebunden 
und  mit  Goldschmuck  verziert  gewesen  wäre,  hätte  es  Staal 
in  einem  der  Rüeger'schen  Bibliothek  würdigen  Zustand 
seinem  Freunde  geschenkt ;  allein  der  Bote  mußte  gleich 
nach  Solothurn  zurückkehren  und  deshalb  mußte  Rüeger 
den  Fremdling  in  schlichtem  Gewände  aufnehmen  ') ;  doch 
der  ward  ihm  gar  bald  ein  lieber  Freund  und  Lehrer. 

Während  Guillimanns  Werk  hinauswanderte  in  die 
Stuben  der  Gelehrten,  in  die  Ratssäle  der  Regierungen,  in 
die  Hände  der  Gebildeten,  nicht  bloß  in  der  Eidgenossen- 
schaft,  sondern  auch  jenseits  ihrer  Grenzen,    traten  Ereig- 


*)  Staal  an  Rüeger.    Bf.  v.  8.  Dez.  1598.    a.  a.  O. 

•)  Staal  an  Rüeger.    Bf    v.  2.  März.    a.  a.  O.  f.  24. 

')  Staal  an  Rüege..    Bf.  v.  29.  März  1599.    a.  a.  O.  f.  25. 


-    97    - 

oisse  ein,    die  fär  den  Verfasser    von   höchster  Bedeutung 
geworden  sind,    weil  sie  seine  Studien  und  sein  Streben  in 
eine  Richtung   lenkten,    welche   ihn   der  Eidgenossenschaft 
entfremden  mußte  und  schließlich  in  den  Dienst  Öslerreichs 
führte.     Wir  müssen  sie  an  dieser  Stelle   berücksichtigen. 
Kardinal  Erzherzog  Albrecht  von  Osterreich,  ein  Bru- 
der des  Kaisers   Rudolf  II.,  war   1595  von  Philipp  II.  von 
Spanien  zum   Statthalter  der  Niederlande  ernannt  worden. 
Im  Alter  von  40  Jahren  legte  er  mit  päpstlicher  Dispens  den 
Kardinalspurpur  nieder  und  vermählte  sich   mit  der  spani- 
schen Infantin  Klara  Isabella.    Philipp  II.,  nicht  im  Stande 
des  niederländischen  Aufstandes  Herr  zu  werden,  hatte  die 
nördlichen  Niederlande,  falls  sie  wieder  zu  gewinnen  seien, 
seiner  Tochter  zum   Brautschatz  bestimmt,    um  so  ein  un- 
abhängiges   Königreich    der  Niederlande   zu   stiften.     1598 
fand  zu  Ferrara  die  Trauung  durch  Prokuration  statt.     Zu 
Ende  des  Jahres  reiste  der  Erzherzog  selbst  nach  Mailand, 
um  seine  Braut  zu  empfangen  und   von   da   nach   den   Nie- 
derlanden zu  geleiten.   In  Mailand  wurden  großartige  Fest- 
lichkeiten vorbereitet.     Um  denselben  beizuwohnen,   so  wie 
am  Geschäfte  zu  erledigen,  reiste  Alfons  Casate,  Ende  No- 
vember oder  anfangs   Dezember    1598   nach   Mailand.     Auf 
dieser   Reise    begleitete    ihn    sein    Sekretär  V).     Guillimann 
begann,   wir   wissen    nicht    ob    aus    eigenem   Antrieb    oder 
ermuntert  von  Casate.  im  Sattel  sitzend,  inmitten  der  Fähr- 
lichkeilen  und   Schrecknisse   einer  wilden  winterlichen   Ge- 
birgswelt,    belästigt   von    Wind,    Regen    und    Schnee,    drei 
lateinische    Lobgesänge  auf  Albrecht   und   seine   Rraut   zu 
dichten.     Diese    panegyrische    Dichtung  überreichte   Guilli- 
mann   dem    Erzherzog    im    Februar  1599.     Albrecht    nahm 
dieselbe    huldvoll    entgegen,   so  wenigstens   schien  es  dem 
Verfasser. 


')  AUgem.  deutsche  Biographie.  Bd.  I.  S.  290  ff.  —  «  [Guilli- 
manus]  si  quid  iudico,  uoa  cum  praedicto  Oratore,  vel  petiit,  vel 
iamiam  petit  Mediolanum,  ut  nova;  regin^e  sive  nupta^  sponsalitiis, 
^QS  ibdem  Regia  pompa  adparari  dicuntur,  interesse  possit  ».  Staal 
»0  Rüeger,  Bf.  v.  8.  Dez.  1598,  a.  a.  O.  f.  23. 

7 


-    98    — 

Erst  im  Juli  1599  rüstete  sich  der  Erzherzog  zum 
Aufbruch  nach  seiner  Residenz  Brüssel.  Mit  Erlaubnis  der 
übrigen  mit  Spanien  verbündeten  Orte  hatte  Luzcrn  den 
Erzherzog  eingeladen,  den  Weg  dahin  duich  die  Lande  der 
Eidgenossen  zu  nehmen,  ein  Angebot,  dem  der  Fürst  ent- 
sprach. Alfons  Casate  der  inzwischen  nach  Luzern  zurück- 
gekehrt war,  ritt  ihm  bis  an  die  mailändische  Grenze  entge- 
gen und  geleitete  das  fürstliche  Paar  nach  Flüelen.  Daselbst 
harrte  ihrer  sein  eigenes  Schiff,  daraufhin  «  mit  vielen 
schönen  seidenen  fliegenden  Fahnen  vertapeziert,  wohlge- 
ziert und  bedeckt  v  '). 

Es  war  am  Abend  des  2.  August,  als  man  das  fürst- 
liche Schiff  in  Qegleitung  anderer  Fahrzeuge  sich  der  Stadt 
Luzern  nähern  sah.  In  einem  prächtig  mit  <(  Tapeten  und 
anderem  »  gezierten  SchifiF,  über  dem  das  seidene,  mit  Fran- 
sen verzierte  Stadtbanner  flatterte,  fuhren  eine  Anzahl  Rals- 
herren  samt  Weibel,  Stadttrompetern  und  Ratsdienern  den 
hohen  Gästen  entgegen.  Vier  andere  große  Schiffe  führten 
hundert  Musketenschätzen  hinaus.  Als  man  die  Schiffe  der 
Gäste  fast  erreicht,  a  haben  die  Schützen  die  erste  Salve 
geschossen  »  *).  Unter  dem  Donner  der  großen  Geschütze 
landeten  die  Schiffe.  Unter  einem  schönen  Triumphbogen 
hindurch,  «  in  der  Stadt  kosten  uffgericht,  »  herrlich  geziert 
mit  Gemäld,  Epitaphien,  Lobsprücheln  und  dergleichen  ") — 
eine  der  Inschriften   hat  Guillimann   verfaßt  *)  —  hielt  das 


^)  a  Sabstanzliche  Verzeichnuß  mit  was  CereniODien  und  Solen- 
nität  der  Durchlauchtigst  Hochgebohren  Fürst-Erzherzog  AI  brecht  von 
Oesterrcicli  i^amt  siner  Gemahl  Isabella  der  Königin  von  Hispanien 
heraus  von  Mailand  nachher  Luzern  in  der  Eidgenossenschaft  empfan- 
gen und  geehrt  worden.  Mense  Augusto  anno  1599».  (Aus  Cysats 
ungedruckten  Manuskripten)  abgeir.  im  Unterhaltungsblatt  z.  Luzer- 
ner Eidgenossen  Jg.  1872  (12)  S.  33  ff.  Ferner  «  Kormula  wie  Erz- 
herzog  Albrecht  von  Osterreich  zu  Luzern  empfangen  worden,  anno 
ir)99  ».     Staatsarchio  Ludern, 

*)  Sabskin^.   Vcrj.     ')  Formula.    *)  Dieselbe  lautet : 

1. 
Qui  novus  Hesperio  digressus  ab  orbe  maritus 
Hie  ades>  c  lauro  serta  parata  cape. 


-    99    - 

Ffirsteopaar  seinen  Einzug  in  die  festlich  geschmückte  Stadt. 
Besonders  reich  mit  Kränzen,  Laub  und  Wappen  verziert 
war  der  «  Freiehof  »  .  Denn  der  Gesandte  hatte  Familie 
ODd  Gesinde  in  einem  andern  Hause  untergebracht  und 
seine  Wohnung  den  fürstlichen  Gästen  eingeräumt  ^). 

Am  folgenden  Tag  fand  ein  feierlicher  Gottesdienst 
statt,  und  hierauf  zeigten  die  Stadtväter  ihren  Gästen  die 
Merkwürdigkeiten  von  Luzern.  Auch  ((  haben  die  beide 
Ambassadoren  von  Hispanien  und  Savey  Ihr  fl.  Durchlaucht 
alle  zeyt  uß^  derwyllen  sy  da  still  gelegen,  flyssig  gedient, 
ja  auch  mit  vil  kostens,  sonderlich  aber  und  voruß  der  von 
Hispanien,  der  neben  anderem  Ihren  fl.  Durchlaucht  herr- 
liche  Present   von    Gewild »    gemacht    hat.     Welche    Rolle 


Aurea  serta  novi  decorabant  tempora  sponsi, 

Ornant  victricem  laurea  serta  comam. 

0  vireat  terris  semper  tua  didita  fama 

Et  vigeant  sau[c]ti  foedera  cooiugii ! 

3. 
Intetitas  viden'at  percurrit  pollice  chordas, 

Gratam  coocilians  auribus  harmoniam  ? 

Una  hinc  si  pereat  chorda,  aut  tendatur  incpte, 

Inserit  illa  omtiis  funditus  harnionia. 

Sic,  si  compositae  serventur  fcedera  pacis, 

Grande  bonum  pariunt,  grande  soluta  nialuai. 

3. 

Arctis  inipliciti  inter  sese  nexibus  angues 

Peatiferum  tsetro  virus  ab  ore  vomunt. 

Hos  necat  aetherea  lapsus  Jovis  armiger  auia, 

Et  rapit  iniecto  Belgicus  ore  leo. 

His  etiam  armatur  nodoso  stipite  dextrum. 

Contundit  crebris  ictibus  ora  gygas. 

4.  ^ 

Quid  color  hie  laetis  notat?  et  color  iste  cruoris  ? 

nie  nivem  aequiparans,  aemuius  iste  ross^e? 

nie  animos  lenes  color  indicat,  atque  benignos  : 

Terribiies  animos  hostibus  ille  notat. 

Parcere  subiectis,  et  debellare  superbos, 

Olim  Romanis,  nunc  proprium  Austriacis. 

Slaatsarchio  Ludern    Akten  :  Spanische  Gresandschaft. 

')  Formula. 


—    100    — 

hiebe!  Guillimann  als  Sekretär  Casates  zufiel^  wird  uds  nicht 
berichtet.  Er  dürfte  indes  während  dieses  kurzen  Aufent- 
haltes kaum  Gelegenheit  gefunden  haben,  sich  dem  Erzher- 
zog abermals  zu  nähern.  Am  Nachmittag  des  5.  August 
nämlich,  zog  Albrecht  mit  der  Infantin  zu  den  Toren  der 
gastlichen  Stadt  hinaus  gegen  Sursee,  wo  die  Oberen  von 
Luzern  bereits  alle  Anordnungen  zur  Nächtigung  des  Ge- 
folges getroffen  *).  Luzern  legte  sein  Festkleid  ab.  Verhallt 
war  der  Donner  der  Geschütze,  verrauscht  der  Jubel  der 
festlichen  Tage  und  auch  bald  vergessen. 

An  Guillimann  aber  ging  diese  Festlichkeit  nicht  spur- 
los vorüber  :  seine  Sympathien  für  das  Haus  Habsburg  waren 
durch  die  großartige  Huldigung  der  katholischen  Eidgenos- 
senschaft mächtig  gestärkt  worden  und  wohl  diese  Tage 
mögen  in  ihm  den  Entschluß  zur  Reife  gebracht  haben, 
seine  Arbeitskraft  der  Geschichte  des  von  ihm  so  bewun- 
derten und  verehrten  Hauses  zuzuwenden. 

Zwar  dürften  ihm  gerade  diese  Tage  auch  einige  Ent- 
täuschung gebracht  haben.  Für  die  Tätigkeit,  welche  er 
1595  im  Interesse  der  Freigrafschaft  Burgund,  somit  des 
Erzherzogs,  der  in  eben  diesem  Jahre  die  Regentschaft  der 
Niederlande  antrat,  entfaltet  hatte  ^),  glaubte  er  auf  einige 
Anerkennung  hoffen  zu  können,  nachdem  er  sich  dem  Re- 
genten zu  Mailand  mit  seinem  Poem  ins  Gredächtnis  ge- 
schrieben. Allein  diese  Erwartung  wurde  nicht  erfüllt,  sei 
es,  weil  Albrecht  im  Strudel  der  Festlichkeiten  seiner  ver- 


*)  Subst.   Verjeichn. 

')  ((Aliquot  preterierunt  anni  cum  in  rebus  Comitatas  Borgun- 
dise,  et  aiiis  negociis,  qua'  se  in  bis  Helvetiorum  partibus  obtulerunt 
pro  servitio  sua'  Altitudiiiis  Serenissimse  eaiii  dedi  et  prsestiti  ubique 
operam,  licet  hactenus  absque  ulia  omnino  compensationei)  etc.  Guil- 
limann an  ungenannte  Persönlichkeit  in  Albrechts  Umgebung  (vicll. 
Gironius)  Bf.  vom  September  oder  Oktober  1599.  St.  A.  J.  I.  8  a  V|. 
Am  25.  Juni  1595  kam  der  Einfall  Heinrichs  IV.  in  die  Freigraf- 
schaft abermals  zu  Baden  zur  Sprache.  Kid(/.  Absch,  Bd.  s.  S.  378. 
Es  ist  möglich,  daß  in  dieser  Angelegenheit  Guillimann  die  hier 
erwähnten  guten  Dienste  lei>tete. 


—    101     - 

gaß.  sei  es,  weil  er  die  Absicht  des  um  seine  Gunst  Wer- 
benden nicht  merkte  oder  nicht  merken  wollte. 

Guillimann  begann  bereits  Zweifel  zu  hegen,  ob  seine 
drei  Panegyriken  dem  ernsten,  Schmeicheleien  abgeneigten 
Fürsten    überhaupt    gefallen.     Er    muß   diese    Befürchtung 
seinem  Herrn,  Alfons  Casate,  mitgeteilt  haben.   Auf  dessen 
Rat  und    Geheiß   ging   er   endlich    auf   die  Anregung   ein, 
welche  der  ordentliche  Gesandte  der  Freigrafschaft,  Scudier 
Benoit,  gemacht  hatte  :    Er  verfaßte  eine  Bittschrift  an  den 
Erzherzog,  um  die  Begünstigungen,  welcher  sich  die  Bürger 
von  Freiburg  in  Betreff  des  Salzbezuges   aus  den   burgun- 
dischen  Salinen  erfreuten,  auch  für  seine  Person  auszuwir- 
ken. Dieses  Gesuch  sandte  er,  zugleich  mit  einem  gedruckten 
Exemplar  seiner  Panegyriken  an  den    Hof   in    Brüssel,    und 
zwar  an    eine    hochgestellte    Persönlichkeit    mit    der    Bitte, 
dieselbe  möge  beim  Fürsten  für  ihn  ihre  Fürsprache  einle- 
gen ').     Für  allfällige  Mängel  an  seinen  Lobgesängen  führt 
Guillimann  als  Entschuldigung  an,    daß  sie   auf  der  Reise 
entstanden  seien.     So  dürfe  sie  kein  billiger  Beurteiler  sei- 
ner Zudringlichkeit  und  absichtlicher  Mache  auf   Rechnung 
schreiben,    sondern   müsse  sie  betrachten   wie   einen   Apfel 
vom  nächsten  Baume  gepflückt  und  dargeboten,  oder  einen 
Trunk  Wasser,  mit  hohler  Hand  aus  dem  nächsten  Brunnen 
geschöpft,  was  doch,  wie  die  Allen  erzählen,  großen  Koni- 
gen und  Fürsten    angenehmer    gewesen    sei,    als    Gemmen 
und   Margariten.     Wenn    er    nun    dem    Fürsten  wegen  der 
Panegyriken  mit  Recht  als   Schmeichler  erschienen  sei,  so 
habe  er  vor,   ihm  durch  ein  monumentales  Werk  seine  auf- 
richtige Ergebenheit  zu  beweisen  *).     Allein  das  Bittgesuch, 
noch  1599  abgeschickt,   zeitigte  keinen  Erfolg  *).     Dennoch 


')  Vielleicht  Ferdinand  Gironius,  eine  Persönlichkeit,  von  der 
wir  ans  dem  uns  zur  Verfügung  stehenden  Material  kaum  mehr  als 
den  Naraen  erfahren. 

')  An  den  Erzherzog  selbst  richtete  er  ein  französisches  Schrei- 
ben.   St.  A,  J.  Cod.  138.  I.  f.  7. 

')  Noch  1611  mußte  Guillimann  sein  Bittgesuch  von  1599 
wiederholen,  weil  es  bislang  keine  Berücksichtigung  gefunden. 


~-     102    - 

führte  Guillimann  sein  Vorhaben,  das  er  soeben  angedeutet, 
durch. 

Die  Enttäuschung,  welche  unserem  Geschiehtschreiber 
die  Aufnahme  seines  Werkes  in  der  Eidgenossenschaft 
brachte,  war  nicht  dazu  angetan  ,  ihn  von  der  nunmehr 
eingeschlagenen  Bahn  abzubringen. 

Gewiß,  die  Antiquitates  hatten  ihre  Mängel.  Der  Ver- 
fasser selbst  fühlte  dies  wohl  und  forderte  es  von  seinen 
Freunden  geradezu  als  Zeichen  ihrer  guten  Gesinnung,  ihn 
auf  die  Schwächen  seines  Werkes  aufmerksam  zu  machen. 
Schon  im  November  1599  hatte  Rueger  Guillimanns  Buch 
durchstudiert  und  sein  Urteil  darüber  Staal  brieflich  mitge- 
teilt. Leider  kennen  wir  dasselbe  nicht  im  Wortlaut.  Wir 
müssen  uns  mit  den  paar  Andeutungen  bescheiden,  welche 
Staals  Antwort  enthält.  Dieser  entgegnet  nämlich  dem  von 
verschiedenen  Seiten  erhobenen  Vorwurfe,  Guillimann  habe 
vor  der  Herausgabe  seine  Freunde  zu  wenig  zu  Rate  gezo- 
gen :  Er  zweifle  nicht,  daß  Guillimann  bei  der  Lauterkeit 
seiner  Gesinnung,  dies  von  Herzen  gern  getan  hätte,  wenn 
ihm  nur  der  Zutritt  zu  Männern,  deren  Rat  und  Einsicht 
seinem  Werke  zu  Nutz  und  Frommen  gereichen  konnte, 
offen  gewesen  wäre.  Allein  was  jetzt  daran  zu  bessern,  zu 
ändern,  zu  mehren  sei,  könne  geschehen  bei  einer  zweiten 
und  dritten  Auflage,  wenn  der  Verfasser  durch  hinreichende 
Gründe  und  genügenden  Stoff  in  freundlicher  und  wissen- 
schaftlicher Weise  von  Gelehrten  und  Freunden  zu  einer 
Überarbeitung  veranlaßt  werde.  Wer  Geschichte  schreibe 
und  neue  Häuser,  zumal  an  öffentlichen  Wegen,  baue,  könne 
unmöglich  alles  dermaßen  absehen,  daß  er  nicht  die  ver- 
schiedensten Urteile  und  manchen  Tadel  sich  müsse  gefal- 
len lassen  '). 


^)  ((  Quod  de  Guiliroanno  nostro  scribis,  ipsum  ante  suae  histo- 
rise  editionem  amicos  consuiere  debuisse,  ab  aliis  etiam  quibusdam 
dictum  mihi  fuit.  Nee  duMto,  quo  est  candore,  quin  id  fecit  et 
libentissime,  si  quis  ei  aditum  ad  tales  viros  patefectisset,  quoram 
consiiio  et  experientia  opus  suum  illustrare  ac  doiare  potuisset.  Sed 
deuterai  phrontides  syphoterai.     Si  quid  addendum,   demendum,  aot 


-     103    — 

In  den  Augen  des  Augsburger  Mäcens,  Markus  Welser, 
hatten  die  Antiquitates  Gnade  gefunden  und  ihn  veranlaßt 
mit  deren  Verfasser  in  nähere  Bekanntschaft  zu  treten. 
Durch  Rueger  schickte  er  Ende  1599  Briefe  an  Guillimann 
und  St^aL  welch  letzterer  seinem  Freund  in  Schaffhausen 
dafür  nicht  genug  danken  konnte. 

Weniger  Anklang  als  jenseits  des  Rheines  fanden  die 
((  Schweizerischen  Sachen  »  bei  denen,  welche  sie  zumeist 
angingen.  Das  Buch  erfuhr  die  verschiedenste  Beurteilung 
und  manchen  Tadel.  Es  scheint,  daß  die  Kritiker  und  N5r- 
geler  ihre  Arbeit  schon  damals  mit  Vorliebe  mündlich  getan 
haben.  So  sind  wir  nicht  im  Stande,  ihre  Vorwurfe  zu 
präzisieren  und  zu  würdigen.  Greifbar  sowol  an  Anerken- 
nung wie  an  Tadel  ist  nur  weniges. 

Guillimanns  Vaterstadt,  Freiburg,  erwies  sich  aner- 
kennend und  freigebig  ;  sie  verehrte  dem  Verfasser  20  Weiß- 
IhalerM.  Nicht  so  Solothurn,  wo  man  dem  Verfasser  nicht 
wenig  grollte,  daß  er  es  gewagt  hatte,  die  Stadt  ihres 
ehrwürdigen  Alters  zu  entkleiden  ;  umsomehr,  als  man  in- 
folge von  Vorkommnissen,  die  kaum  vier  Jahre  zurücklagen, 
etwas  wie  persönliche  Rache  wittern  mochte.  Wie  früher 
bemerkt,  hatte  Staal  seinem  Freunde  brieflich  mitgeteilt, 
was  seine  Ansicht  über  die  geschichtliche  Entwicklung  von 
Solothurn  war  *).  Guillimann,  in  der  ehrlichen  Absicht, 
seinem  väterlichen  Gönner  eine  ganz  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  erweisen,  druckte  den  Brief  ab.  Das  machte 
in  gewissen  Kreisen  böses  Blut ;  Herabsetzung  des  vielver- 
dienten Mannes   und   Gehäßigkeiten   waren  die  Folgen   von 


immutandom,  editionis  iteratione  sive  tertiatione  fieri  poterit,  si  ra- 
tionibos  et  argumentis  ad  retractatioiiem  sutficientibus  amice  ac  docte, 
a  doctis  et  amicis  admonitus  fuerit.  Qui  historias  scribunt  et  novas 
aedes  (praesertim  publicis  viis  vicinas)  construunt  usqueadeo  oculati 
ac  circumspecti  esse  nequeunt,  quin  multoruni  repraehensiones  incur- 
rant,  et  varia  vaiiorum  iudicia  subeant».  Staal  an  Rüeger,  Bf.  v. 
6.  Dezember  1599.  U.  B.  B.  G.  /.  53  f,  28. 

*)  Vgl.  Meyer  N.  Notices  bist.  etc.  Arch.  d.  L  soc,  h,  II,  p.  20. 

»)  De  reb.  Helo.  S.  380. 


-     104    — 

Guilliroanns  Unklugheit.  Staal  war  über  die  n  Ehrung » 
nicht  erbaut.  Er  glaubte,  wenn  er  einen  edlen  Freund  sei- 
nes vollen  Vertrauens  würdige,  auf  dessen  Verschwiegenheit 
rechnen  zu  dürfen.  Hatte  er  nur  im  Traume  geahnt,  was 
Guillimann  im  Schilde  führte,  so  würde  er  seinen  Brief 
wenigstens  vorsichtiger  und  druckreif  geschrieben  haben. 
Nun,  da  der  Würfel  gefallen,  schickte  sich  seine  edle  Natur 
ins  Unvermeidliche,  dem  Unbedachten  die  wohlmeinende  Ab- 
sicht zu  Gute  haltend  ^).  Wenn  Staal  auf  diese  Weise  in  ein 
schiefes  Licht  kam,  wie  wird  man  in  Solothurn  erst  über 
Guillimann  geurteilt  haben  !  Noch  fast  siebzig  Jahre  später 
klingt  die  Entrüstung  des  verletzten  solothurnischen  Patrio- 
tismus nach  in  den  bittern  Worten  des  damaligen  Chro- 
nisten der  Stadt,  Franz  Haffner.  der  es  nicht  unterlassen 
mochte,  dem  «ehmaligen  Provisori  eine  temperierte  Laugen  » 
aufzugießen  -). 

Auch  in  des  Verfassers  nächster  Nähe  ließen  sich 
Stimmen  der  Mißbilligung  hören.  Besonders  unter  unge- 
bildeten Leuten,  welche  das  Werk  nur  vom  Hörensagen 
kannten  und.  wie  Guillimann  klagt,  in  unbilliger  Einseitig- 
keit nichts  für  wohlgetan  erachteten,  was  nicht  ihrer  Hände 
Werk.  Seiner  Ansicht  nach  lag  seine  ((  Hauptschuld  »  da- 
rin, daß  er  alles  rückhaltslos  der  Öffentlichkeit  übergeben 
habe,  während  es  besser  gewesen  wäre,  solche  Dinge  für 
sich  zu  behalten,  als  a  eine  ganze  Nation  »  der  Undankbar- 
keit zeihen   zu    müssen.     So    schreibt    Guillimann    am    15. 


^)  ((  Ad  magis  amicam,  quam  verain  nostri  menttonem  (qua 
Guiliraannus  eandorem  quidein  suum  erga  me  testatus  est,  sed  inte- 
rea  multoruni  invidia'  et  obtrectationibus  obnoxiam  nie  reddidit)  quod 
attinet,  ut  amici  ingenui  tidem  amplector,  ita  discretionem  requiro. 
Si,  vel  per  soranium  coniicere  aut  pracscire  potuissem,  eundem  eins 
fuisse  aniini,  vel  epechein  vel  certe  circumspectius  scribere  et  limam 
extern porali  epistolre  (ut  lucera  ferre  potuissct)  superaddere  voluissem. 
Nunc  cum  iaeta  sit  alea,  patienter  ferendum  est,  quod  vitari  ac  revo- 
cari  nequit  ».  Staal  an  Rüeger.  Bf.  v.  2.  März  1599.  U,  B.  B.  G.  / 
.  53  f,  24, 

*)  HaJ/her:  Soloth.  Schauplatz  II.   S.  11. 


—    105    — 

Joni  1600  an  Rueger  ').     Es  ist  dies  der  erste   Brief,  der 
iwischen    ihnen    gewechselt    wurde.     Die    Beziehungen    zu 
einem  Manne,  der  bereits  als    sachkundiger   Sammler   von 
Antiquitäten  und  Ordner  eines  bedeutenden  Archives  reiches 
geschichtliches  Material  in  die  Hände  bekam,  mochten  Gull- 
limann  ganz  besonders  wertvoll  erscheinen  und  wir  begrei- 
fen seine  Bitte  an  Räeger,  um  ihres  neuen    Freundschafts- 
bundes willen,    ihm    allfälfigen    Stoff   nicht  vorzuenthalten, 
and  gute  Winke  geben   zu   wollen,    wo   er  es   könne.  Vor 
allem  aber  möge  er  ihm  mitteilen,  was  er  über   Herkunft, 
Alter,    Stammbaum,   Wappen    und    Ehen    der    Grafen    von 
Habsborg  habe,  und  daran  werde  es  ihm  gewiß  nicht  feh- 
len.    Denn  mit  diesen  Dingen  sei  er,  Guillimann,  nunmehr 
beschäftigt  und   er  glaube,    ein   solches  Werk   sei   im  An- 
schluß an  seine  Schweizerischen  Altertumer  am  meisten  zu 
wünschen.  Er  wisse  zwar,  daß  sich  schon  mehrere  Schrift- 
steller diesen    Gegenstand  zum  Vorwurf  genommen  haben, 
aber  wie  es  scheine,  seien  sie  zu  wenig  bei   der  Wahrheit 
geblieben.     So    rasch    war   also   Guillimann    an    die    Aus- 
führung seines  Ilanes  von  1599  gegangen. 

Rüeger  war  gerne  bereit,  seinen  neuen  Freund  in  den 
Forschungen  über  die  Habsburger  zu  unterstfllzen,  aber  er 
mochte  nicht  zusehen,  wie  Guillimann  sich  voll  Unmut  von 
seinen  schweizergeschichtlichen  Studien  abwandle.  Der  Brief, 
der  alsbald  von  seiner  Seite  den  freundschaftlichen  Verkehr 
eröffnete,  spendet  dem  gekränkten  Historiker  das  höchste 
Lob  für  seine  Leistung,  und  sucht  dessen  Verstimmung 
gegen  den  v  Unverstand  »,  dem  die  n  Antiquitäten  )>  nicht 
Zusagten,  zu  verscheuchen  *). 

Rüeger  wußte  Staal  dafür  Dank,  daß  er  ihn  mit  Guil- 
limanij    befreundet    hatte ;    er    wünscht    sich    selber   Glück 


»)  Bf.  V.  15.  Juni  1600. 

*;  Rüegers  Brief  (undatiert)  muß  im  Juli  geschrieben  sein. 
Slaai  schickte  nämlich  Guillimann»  Brief  am  23.  Juni  von  Solo- 
thurn  fort,  am  4.  August  antwortet  Guillimann  bereits  auf  Rüegers 
ersten  und  letzten  uns  erhaltenen  Brief.  U.  R.  B.  G  I.  47,  abgedr. 
b.  BäclUold,  Einleit.  S.  67,  68. 


—    106    — 

dazu,  weil  er  die  Gunst  und  das  Wohlwollen  solcher  Ge- 
lehrten wie  Guillimann  über  alles  schätze.  Wenn  ihm  Staal 
in  dem  Sinne  Andeutungen  gemacht,  als  ob  er,  RQeger,  die 
Anliquitates  mit  Rat  und  Tat  hätte  fördern  können,  so 
sei  dies  leider  weit  gefehlt.  Eine  solche  Lobeserhebung 
sei  wohl  der  Ausfluß  von  Staals  Freundesliebe ;  er  aber 
müsse  das  Lob  gänzlich  zurückweisen.  «  Denn,  —  so  fährt 
er  fort  —  ich  bin  mir  wohl  bewußt  und  gestehe  es  gerne, 
daß  ich  nicht  im  Stande  wäre,  so  gelehrten  und  erfahrenen 
Geschichtforschern,  wie  du  und  deinesgleichen,  auch  in  der 
kleinsten  Sache  in  etwa  zu  nützen.  Deine  Schweizerge- 
schichte  habe  ich  gelesen,  wiederholt  gelesen  und  habe  sie 
jetzt  noch  nicht  aus  der  Hand  gelegt.  Gleichsam  einem 
Naturtrieb  folgend,  liebe  ich  die  Geschichtschreiber  und 
finde  in  den  Darstellungen  vergangener  Zeiten  mein  schön- 
stes Vergnügen.  Ohne  dich  zu  kennen,  beginne  ich  dich 
zu  lieben  und  zu  verehren  ;  ich  wünschte  mir  und  unserm 
gemeinsamen  schweizerischen  Vaterlande  Glück,  daß  uns 
ein  Mann  geschenkt  vyurde,  der  sich,  mein  Lehrer,  in  der 
Verherrlichung  des  Vaterlandes  auszeichnet.  Schon  seit 
vielen  Jahren  hegte  ich  den  heißen  Wunsch,  es  möchte 
einer  der  vielen  Gelehrten  diese  Aufgabe  in  lateinischer 
Sprache  durchführen.  Du  hast  also  keinen  (irund,  deine 
Veröffentlichung  zu  bereuen  oder  gar  ungeschehen  zu  wün- 
schen, wie  du  schreibst ;  denn  immer  finden  sich  Undank- 
bare, wie  OS  anderseits  nicht  an  ungelehrten  Leuten  fehlt, 
welche  deine  Arbeit  mit  dankbarer  Gesinnung  aufnehmen. 
Du  kennst  ja  das  Sprüchwort:  Nicht  allen  gefällt  alles. 
dies  möge  dich  über  Undank  hinwegtrosten.  Es  kann  auch 
nicht  jeder  alles  ;  »  Guillimann  z.  B.  sei  bei  der  Beschrei- 
bung von  Schaffhausen  einigemale  in  die  Irre  gegangen, 
freilich  weniger  aus  eigener  Schuld,  als  irregefürt  von  sei- 
nen Gewährsmännern. 

Auch  andere  Freunde  unseres  Gelehrten,  welche  die 
Verdienstlichkeit  und  den  Wert  seines  Werkes  zu  schätzen 
w^ußten,  redeten  ihm  zu,  dasselbe  zu  überarbeiten  und  neti 
herauszugeben.     Er  selbst  gesteht  ihnen,  daß  er  allerdings 


-     107    — 

Qm  die  Hälfte  mehr  neues  Material  in  Händen  habe.  Allein 
was  wolle  er  unter  solchen  Leuten  damit  anfangen  ?  Er 
finde  es  für  besser,  seine  Aufzeichnungen  für  sich  zu  be- 
halten. Wenn  sie  auch  weder  Gewinn  noch  weitverbreitetes 
Ansehen  eintragen,  so  betrachte  er  sie  doch  mit  großer 
Freude  und  einem  Gefühl  des  Trostes  *).  Noch  später 
sammelte  er  Stoff  zur  Geschichte  der  Eidgenossenschaft  und 
machte  in  seinem  Handexemplar  Notizen.  Zu  einer  Neuauf- 
lage aber  konnte  er  sich  nicht  entschließen. 

Worauf  sich  diese  tiefe  Verbitterung  Guillimanns  im 
einzelnen  gründete,  werden  wir  kaum  je  in  Erfahrung  brin- 
gen. So  viel  ist  wohl  anzunehmen,  als  es  in  weitern 
Kreisen  bekannt  wurde,  daß  er  sich  nunmehr  der  Geschichte 
der  Habsburger  zugewendet  habe,  blühten  für  ihn  auf 
Schweizerboden   gar   keine   Rosen  mehr-).     Wenn  es  wahr 


^)  a  De  antiquitatibus  renovandis  urgent  amici  una  tecum,  sed 
iam  dixi.  quam  vis  non  negem  addi  tarnen  tum  me  sub  manu  habere 
ferme  dimiditate  majuf*.  Sed  quid  vis  fieri  hos  intor  homines.  Satius 
ha^  nobis^cum  versari  literas,  quam  si  non  qua^stum  aut  honorem 
vulgarem  necum  una  ferant,  voluptatis  tarnen  sununum  expertes  non 
sint,  et  ^latii.  Nani  quid  aliud  his  rerum  versionibus  quaeramus». 
Guillim.  an  Rüeger.  Bf.  v.  27.  Jan.  1601.  U.  B.  n.  G  I.  47,  N*  74. 

')  Hier  ein  Wort  über  die  angebliche  Mißhandlung  Guillimanns 
durch  Schweizerbauern.  Senckenborr/  Select.  iuris  et  histor.  III,  p. 
36,  läßt  Guillimann,  einem  erst  von  ihm  vernommenen  Gerücht  zu 
folge,  sterben  inf«ilge  eilittener  Mißhandlung.  Die  Herausgeber  des 
Thesaur.  Helvet.  (die  prolegemena  sind  von  J.  J.  Brei  tinger  geschrie 
ben)  folgten  einer  Erzählung  des  Zürcher  Theologeri  J.  J.  Ulrich. 

In  der  Streitschrift  «  Vindiciae  pro  Ribliorum  Translatione  Ti- 
gurina  »  (Zürich  1616)  welche  gegen  die  Angriffe  des  Jesuiten  Jakob 
Gretser  auf  die  zürcherische  Bibelübersetzung  gerichtet  war,  \erteidigt 
Lirich  auch  das  Alter  der  Städte  Zürich  und  Solothurn  gegen  die 
kritischen  Anfechtungen  seines  Gegners.  Er  schließt  das  fünfte  Ka- 
pitel (Confutatio  nugarum  historicarum  quibus  Gretserus  Antiquitatis 
inclytae  civitatis  Tigurinae  proterve  illusit)  mit  folgenden  Worten  : 
«0)ntisce  igitur,  Gretsere  Jesuita,  ....  ne  tibi  idem  aliquando  obtin- 
gat,  quod  Fr.  Comandro  cuidara,  rerum  Helvetiorum  indagatori  nupero, 
delicatulo,  nasutulo  noviter  evenisse  fertur;  is  eiiim  ad  Caiitonem 
ioter  Pontificios  Helvetios  non  obscurum,  profectus,  honorarii  alicujus 
pro  studiis  laboribusque  Historicis  adipiscendi  gratia,  a  masculis  ejus 


—    108    - 

ist,  daß  jenes  mehrfach  berührte  Schreiben  an  den  Rat  von 
Luzern  im  Jahre  1603  abgefaßt  wurde,  so  konnte  man  in 
dem  Versprechen,  wenn  möglich  einen  zweiten  Teil  folgen 
zu  lassen,  einen  Versuch  Guillimanns  erblicken,  die  sich 
gegen  ihn  erhebende  Mißstimmung  zu  beschwichtigen. 
Eine  solche  Fortsetzung  war  auch  vorhanden.  Sie  war  im 
Stil  und  in  der  Art  des  Historikers  Julius  Florus  ver- 
faßt ;  das  war  freilich  ein  bedenkliches  Muster  *).  Die  un- 
günstige Aufnahme  der  «  Antiquitates  »  hieß  den  Verfasser  von 
der  Veröffentlichung  abstehen.  Nicht  zufrieden  damit,  ver- 
nichtete er  mit  eigener  Hand  den  größten  Teil  des  Manu- 
skriptes ^).     Indes  glauben  wir,    noch  mehr  als  der  Unter- 


loci  incolis  in  publicum  fonteni,  magno  spectantium    risu,    projectos, 
lepidisiiimum  aris  eion  (!)  reportavit  »,  p.  23. 

All  diei<e  Gerüchte  sind  wahrscheinlich  auf  ein  Vorkommnis 
zurückzuführen,  das  Guillimann  in  einem  Briefconccpt  an  einen 
Ungenannten  in  Mailand,  am  Hofe  des  Erzbiscbofs  Kardinal  Fedcrigo 
Borromeo,  andeutet:  a  Jam  enim  diu  est,  cum  ingens  me  rusticorum 
ficnsinncs  tutas  ßuf/itnntinni  pra.*stolatur  et  interpeliat  prae  furibus 
turba,  ut  aegro  et  vix  hapc  potuerim  ».  St.  A.  J.  Cod.  188.  ]  21a,. 
Das  Stück  dürfte  aus  dem  Jahre  1<>0()  stammen.  Die  angebliehe 
Mißhandlung  reduziert  sich  somit  auf  heftige  Reklamationen,  —  wo- 
bei drohende  Gesten  nicht  gefehlt  haben  werden  —  von  »eite  unbe- 
friedigter Bauern,  welche  selber  an  Spanien  noch  Soldansprüche 
hatten,  (xler  solche  für  Angehörig«)  geltend  machten.  Das  Zufällig- 
koitsmoment,  dal^  der  Sekretär  der  spanischen  Gresandtschaft,  der  so 
stürmisch  «  inter|ielliert  »  wurde,  zugleich  Verfasser  eines  beanstan- 
deten (jesoh ich U* Werkes  war,  scheint  in  der  Folgezeit  zur  Hauptsache 
geworden  zu  sein,  der  wahre  Hergang  wurde  in  steinen  Ursachen  ver- 
schoben und  in  seiner  Derbheit  übertrieben. 

M  Florus  schrieb  «  leiliglich  aus  historischen  Gesichtspunkten, 
nicht  ohne  Geist,  doc»h  mit  weni«  Geschmack  und  viel  Phrasen, 
sowie  mit  zahlreichen  wesentlichen  und  unwesentlichen  Entstellun- 
giMi  der  geschichtlichen  Wahrheit  ».  Tcaffcl,  Gesch.  der  römischen 
Literatur,  4.  Autt.  Leipzig  1882,  S.  815. 

')  « Fateor,  scripseram  res  gestas  Helvetiorum  modo  et  stylo 
Lucii  [Anneil  Flori.  F.t  eorum  foedera  cum  Romanorum  foederibus 
cont<Mideram  explicueramque  Sed  adeo  ingratas  antiquitates  habue- 
runt  ut  civpta  et  adfecta  protinus  abjecerim  maximam  jam  partem 
in  usus  |H^stii.Ms  ut  it.i  tecum  loqui  liceat:  »  Guillimann  an  Goldast. 
Bf.  V.  12.  Sopl.  UiO/.  n'r.  clor,  att  Golfia^(  epist.  p*  209, 


—    109    — 

gang  dieser  Fortsetzung  ist  das  Unterbleiben  einer  Neu- 
auflage der  « Antiquitates »  zu  bedauern  ;  denn  nachdem 
sowol  er  selber,  wie  auch  seine  neuen  Freunde  alle  Mühe 
und  Sorgfalt  auf  die  Vervollkommung  derselben  angewandt 
hatten,  wäre  Aussicht  gewesen,  ein  Werk  zu  schaffen ,  das 
in  jeder  Beziehung  alle  älteren  Werke  weit  hinter  sich  ge- 
lassen hätte. 

So  bitter  es  Guillimann  ankommen  mußte,  seine  Er- 
wartungen, die  sich  auf  redliche,  muhevolle  Arbeit  gründe- 
ten, enttäuscht  zu  sehen,  einigen  Trost  mochte  er  darin 
finden,  daß  sein  Name  zwar  nur  wenige,  aber  geistig  be- 
deutende Verehrer  gefunden,  die  in  aufrichtiger  Ergeben- 
heit dem  Mißkannten  zugetan  waren. 

Bald  nach  dem  Erscheinen  der  a  Antiquitates  »  finden 
wir  Guillimann  mit  der  Herausgabe  einer  lateinischen  Dich- 
tung beschäftigt ;  sie  bestand  aus  einer  Reihe  von  Lobge- 
sängen auf  die  Apostel ').  Kurz  nach  seinerRQckkehr  von 
Mailand  '),  am  24.  April  1599,  schickte  er  die  zwei  ersten 
Oden  gedruckt,  an  den  Stadtschreiber  von  Freiburg,  Wil- 
helm Techtermann,  als  den  a  Vornehmsten  »  ihres  Dich- 
terkreises').  Sollten  diese  Probestücke  seinen  Beifall  finden, 
so  wurden  die  andern  gleichfalls  veröffentlicht  werden. 
Besonders  werde  dies  der  Fall  sein,  wenn  Techtermann 
selbst  ein  Gedicht,  oder  ein  Epigramm,  gleichsam  als 
Uuehtturm  voranstelle,  mit  der  Fackel  voranleuchte.  Als 
Erkenntlichkeit  verspricht  Guillimann  dem  gelehrten  Staats- 
kanzler  den   gleichen   Dienst  zu   erweisen,    wenn    derselbe 


*)  0  De  aliis  Gailimanni  nostri  lucubrationibus  in  lucem  editis, 
mihi  non  constat,  exceptis  Apostolomro  vitis  et  aliis  quibusdam 
opnsculis  in  gi-atiani  amicorum  versibuM  conscriptis  ».  Bf.  v.  8  Dez. 
1598.  a.  a.  O. 

')  Am  29.  März  1599  nennt  Staal  Guillimann  a  recens  reditum.  » 
Bf.  an  Rüeger.  U.  B,  B.  G.  /.  53,  /.  25. 

')  Dieser  Brief,  im  Privatbesitz  v.  Herrn  Max  v.  Techtermann, 
der  mir  ihn  gütigst  mitteilte,  ist  gedruckt  v.  Dagttct^  im  Anz.  f. 
Schwgessch.  Bd.  111.  S.  27,  und  v.  Berthiar :  Lettres  etc.  pr6face,  p. 
UXVI. 


-     HO    - 

seine  Hoffnung  erfüllen  wurde,  indem  er  dem  Beispiele  oder 
der  Kühnheit  des  Junkern  Landsmanns  folgend,  seine  eige- 
nen Poesien  in  Druck  erscheinen  lasse.  Allein  weder  das 
eine  noch  das  andere  ging  in  Erfüllung.  Techtermann 
unterließ  es,  den  Gedichten  seines  Freundes  das  Geleite  in 
die  Welt  hinaus  zu  geben  ;  seine  eigenen  Dichtungen  sind 
verloren  gegangen.  Warum?  Wir  wissen  es  nicht.  Ander- 
weitige Nachrichten,  welche  das  Dunkel,  das  fiber  dieser 
Freundschaft  liegt,  lichten  könnten,  fehlen  uns. 

Dennoch  erschienen  die  «  Apostolica  »  oder  Loblieder 
auf  die  Apostel,  so  nannte  Guillimann  dies  jüngste  Kind  sei- 
ner Muse,  in  Freiburg,  seiner  Vaterstadt.  Ansehnliche  Män- 
ner begrüßten  und  empfahlen  die  «  Apostolica  »  in  Epigram- 
men, welche  Guillimann  an  den  Anfang  des  Buchleins  stellte. 
Zuerst  kommt  ein  bedeutender  Kriegsmann  und  Magistrat 
der  ürschweiz,  der  Oberst  Sebastian  von  Beroldingen,  der 
nicht  bloß  Schwert  und  Kommandostab,  sondern  auch  die 
Feder  zu  führen  verstand  *).    Er  hatte  ein  lateinisches  Lob- 

*)  Als  Sohn  des  politisch  bedeutenden  Ritters  und  Landam- 
manns Josua  V.  Beroldingen  stammte  er  aus  aUedlem,  hochange^ehe- 
nem  Greschlccht  des  Landes  Uri.  Sebastian  bekleidete  1576-1588  das 
Amt  des  Land vogtsch reibers  zu  Lauis.  Dann  trat  er  in  den  Dienst 
der  Ligue,  deckte  1589  in  der  unglücklichen  Schlacht  bei  Arques  den 
Rückzug  des  liguistischen  Heeres.  Nach  dem  Tode  des  Obersten 
Tanner  wurde  am  4.  Februar  1590  Bemidi ngen  von  den  Hauptleuten 
des  verwaisten  Regimentes  der  Länder  zum  Obersten  gewählt.  In 
der  verhängnisvollen  Schlacht  bei  Ivry  (14.  März  1590)  waren  die 
Regimenter  Beroldingen  und  Pfyffer  die  einzigen  Truppen,  welche 
bei  der  Auflösung  der  liguistischen  Armee  dem  Feinde  stand  hielten, 
was  ihnen  wenigstens  einen  ehrenvollen  Abzug  sicherte.  Nach  seiner 
Rückkehr  in  die  Heimat  war  Beroldingen  der  Wortführer  jener 
Hauptleute,  welche  1501  zu  Altdorf  die  Abreise  des  Nuntius  Paravi- 
cini  verhinderten.  1592  wurde  Sebastian  v.  Beruldingen  Landammann 
1593  Pannerherr.  1588  ernannte  ihn  Papst  Clemens  VIII.  zum  AuIsb 
Lateranensis  et  Palatii  apostolici  Comitem,  ac  auratse,  militise  Equi- 
tem.  Beroldingen  starb  wahrscheinlich  um  1604.  Vgl  J.  Schneller: 
Josue  und  Sebastian  v.  Beroldingen,  Geschichtsfr.  Bd.  21.  (1866)  S. 
1-23;  Th.  c.  Liebenau  :  La  famiglia  Beroldingen,  im  Bolletino  storico 
della  Svizzera  italiana,  XII.  1890.  Scffesser:  Ludw.  Pfyffer,  Bd.  4. 
S.  52  und  53.  P,  G.  Meier ;  Sebastian  von  Beroldingens  Bibliothek 
u.  8.  w.,  histor.  Neujahrsblatt  v.  Uri,  1904.  S.  1-12. 


-   111   — 

gedieht  auf  Bruder  Klaus  verfaßt,  dasselbe  1590  fiberarbei- 
tet und  dem  Nuntius  Paravicini  gewidmet,  auf  dessen  Be- 
treiben die  Heiligsprechung  des  Seligen  ernstlich  an  die 
Hand  genommen  wurde.  Dies  Epigramm  ist  leider  der  ein- 
zige Zeuge  von  Beroldingens  Beziehungen  zu  Guillimann, 
die  vielleicht  von  persönlicher  Anwesenheit  des  letztern  in 
Allorf  herrühren. 

Ein  Epigramm,  in  griechischer  Sprache,  hatte  den 
Professor  für  Griechisch  und  Geschichte  an  der  Universität 
Freiburg  i.  Br.,  Johann  Jakob  Beurer,  zum  Verfasser.  Es 
ist  wiederum  der  einzige  Überrest  dieser  Bekanntschaft. 

Es  mußte  uns  überraschen,  wenn  nicht  auch  Junker 
vüo  Staat  dem  literarischen  Erzeugnis  seines  Freundes  ein 
Geleitwort  mit  auf  den  Weg  gegeben.  Nicht  so  leicht  zwar 
hatle  Guillimann  erhalten,  was  er  wünschte.  Staal  klagte 
oämlich.  daß  seine  poetisclie  Ader,  von  Natur  aus  unbe- 
deutend und  ohne  Feuer,  durch  die  Tätigkeit  im  Lärm 
des  öffentlichen  Lebens,  zumal  als  das  Greisenalter  sich 
eiogestellt,  ganz  vertrocknet  und  nicht  ein  Tröpflein  von 
Anmut  und  Eleganz  übrig  geblieben  sei*).  So  ist  es 
begreiflich,  warum  die  Bitten  Guillimanns  so  lange  kein 
Gehör  fanden. 

Endlich  am  Sonntag  Septuagesima  muß  Staal  in  be- 
sonders guter  Stimmung  gewesen  sein.  Er  war  soeben  von 
einem  achttägigen  Besuch  bei  seinem  Sohne,  der  auf  der 
Barg  Falkenstein  als  Landvogt  hauste,  zurückgekehrt,  und 
erhielt  nun  durch  den  Sekelmeister  Peter  Sury  einen  Brief 
von  Guillimann.  Das  Schreiben  überfloß  von  Liebe  und 
Ergebenheit,  was  Staals  Herz  also  rührte,  daß  er  dem 
liebenswürdigen  Dränger  endlich  nachgab.  Er  schickte  ihm 
alsbald  den  Entwurf  zu    einem    Epigramm,    mit    der    Bitte, 


^)  a  GestiebaiD  versibus  aliquot  frontispicium  li belli  [d.  h.  der 
Antiquitates]  in  nostri  memoriani  in  sign  Ire,  sed  per  se  tenuis  et  humi 
repens  Vomstalli  venula,  iamdudum  liteiis,  tyn)pani8,  ac  forensibus 
caris,  ita  exaruit  accedente  senio,  ut  ne  guttula  quidem  uUius  leporis 
iQt  elegantiae  doctis  tuis  auribus  dignfe  supersit  ».  Staal  an  lineger, 
Bf.  V.  29.  März  1509,  a.  a.  O. 


—    112    — 

Guillimann  solle  es  ums  Himinelswillen  keinem  Menschen 
zeigen,  sondern  erst  die  Feile  ansetzen,  es  nach  Belieben 
formen  und  glätten,  es  zu  dem  seinigen  machen.  Sein  Fleiß 
möge  aus  so  viel  Dornen  sechs  oder  acht  Verslein  heraus- 
lesen, welche  als  Empfehlung  für  Guillimanns  Gedichte, 
Staals  gute  Gesinnung  gegen  seinen  Freund  kundgeben 
mögen.  Gerade  die  Besten  sollen  dieselbe  kennen  lernen. 
In  neuer  Fassung  möge  es  dann  zusammen  mit  dem  Epi- 
gramm des  Landammanns  von  Beroldingen  ins  Joch  ge- 
spannt und  ohne  erröten  zu  müssen  der  Kritik  der  gebil- 
deten Welt  ausgesetzt  werden.  Wiewohl  es  Staal  bekannt 
war,  daß  Wesen  und  Gesetz  des  Epigrammes  nicht  viele 
Verse  gestatten,  hatte  er  es  dennoch  nicht  lassen  können, 
aus  Liebe  und  Verehrung  den  glücklichsten  Nachahmer 
Pindars,  Johannes  Auratus  und  den  vorzüglichsten  zeitge- 
nössischen Dichter,  Ronsart,  der  Staals  Freundeskreise  an- 
gehörte, zu  erwähnen.  Gerne  hätte  er  auch  ein  reicheres 
Lob  Freiburgs  und  der  Jesuiten  eingeflochten  ').  Nichts  von 
all  dem  findet  sich  in  den  zwei  gedruckten  Epigrammen, 
die  Guillimanns  Hand  formte ;  offenbar  hat  er  der  strengen 
Regel  die  überflüssigen  Lobsprüche  geopfert. 

Über  den  Erfolg  dieser  Lobgesänge,  deren  Ton  und 
Metrik  den  Siegesgesängen  des  größten  Lyrikers  von  Hel- 
las, Pindaros,  abgelauscht  war,  vernehmen  wir  nichts  *). 
Von  jetzt  an  ruhte  die  dichterische  Belhätigung  unseres 
Schriftstellers,  der  sich  ganz  der  ernsten  Historie  zuwandte*). 


*)  Bf.  V.  30.  Jan.  1600.     S.  A.  J.  Cod,  138,  I  58/59, 
')  Die  Apostolica  sind  dem  Herzog  Karl  Emanuel  von  Savoyen 
gewidmet,  dem  Schwager  des  Königs   Philipp  III.  und   der    Infantin 
Klara  Isabella.     Am  Schluß  folgt  noch  eine  Ode  an  den    Savoyschen 
Gesandten  in  Luzern,  ProsjKjr  Maillardoz,  Graf  von  Tournon. 

')  «  Pocma  «  Aliquid  »  dictum  exstat  in  Molnar,  Lusibus  po6- 
ticis  variorum  authorum  et  Casparis  Dornavii  amphitheatro  sapientis 
ioco-seria»  ».  Senckenberg,  sei.  iur.  etc.  III.  40.  —  Dieses  Gredicht  (e.< 
ist  mir  nur  im  Abdruck  Dornaucrs  im  «  Amphistheatrum  sapientisB 
socratica?  ioco-serise  »  etc.  Hanau  1619,  I  Bd.  pag.  729  f.  zugänglich 
gewesen)  muss  wie  aus  einigen  Versen  hervorgeht,  im  Jahre  1611 
abgefasst  worden  sein,  und  wird  später  zu  berücksichtigen  sein« 


—    113    — 

Jedenfalls  haben  ihm  die  a  Antiquitates  »  mehr  Freunde 
geworben  als  die  «Apostolica)),  so  den  Domherrn  Georg  von 
Werdenstein,  welcher  dem  Augsburger  Gelehrtenkreise  an- 
gehörte. Seine  freundschaftlichen  Beziehungen  zu  Staal 
leiteten  sich  wohl  aus  den  Jahren  1558  und  1559  her.  da  er 
gleichzeitig  mit  Staal  im  Pensionate  Glareans  zu  Freiburg 
i.  Bp.  weilte.  Werdetistein  war  weitbekannt  durch  seine 
hohe  Bildung  aber  auch  wegen  seiner  freien  religiösen  An- 
schaoungen  ^).  Er  kannte  Guillimann  dem  Namen  nach, 
seit  ihm  Staal  dessen  Werk  zugeschickt ;  als  durch  Ruegers 
Bemühungen  der  persönliche  Verkehr  zwischen  beiden  an- 
gebahnt war,  begrößte  der  Domherr  mit  Freuden  Guilli- 
manns  Handschrift  und  versprach,  ihm  hie  und  da  zu 
schreiben  *). 

In  manchem  das  Gegenteil  des  feingebildeten  und  frei- 
sinnigen Wordenstein,  war  der  derbe  Spaßvogel  Junker 
Hans  von  Schellenberg,  ein  eifriger  Katholik,  der  es  selten 
unterließ,  mit  seinem  intimsten  Freund  Rüeger  in  den 
überaus  häufigen  Briefen  zu  polemisieren  ^).  Sogar  die 
Briefadressen  benutzte  er,  um  den  reformierten  Pfarrherren 


')  Werdenstein  besaß  Weib  und  Kind  und  war  ein  bitterer 
Feind  der  Jesuiten,  s.  Bächtold,  Einleitung  S.  38.  Er  besaß  eine 
Bibliothek,  wie  sie  nach  der  Meinung  gelehrter  Freunde  in  ganz 
Deutschland  bei  keinem  Privatmann  gefunden  wurde.  Sie  soll  6000 
Goldgulden  gekostet  haben.  Schon  1602  konnte  Werdenstein  infolge 
von  Krankheit  nicht  mehr  schreiben.  ScheUenherg  an  Rüeger  Bf. 
V.  18   Oktober  1602    U.  B.  B.  G'  l  81. 

';  Werdenstein  an  Rüeger.  Bf.  v.  19.  Dez.  1600.  U.  B.  B.  G.  I 
^5.  Staal  äußert  sich  über  diese  Freundschaft  also  zu  Rüeger :  «  Optime 
fecisti,  quod  eundem  [Guillimann]  Antiquitatis  et  historiaium  avi- 
dissimo  patrono^  aut  (debita  tanti  viri  cum  reverentia  si  dicere  liceat) 
helliconi,  nimirum  Domino  a  Werdenstein,  notum  et  amicum  red- 
dere  conatus  eis.  Est  enim  talis  Herois  notitia  et  familiaritate  dignus, 
cum  ob  raras  et  insignis  animi  doles,  tum  etiam  ob  candorem  et 
humanitatem,  qua  nihil  magis  pacatum  et  aequabile  excogitari  posset». 
Staal  an  R.  Bf.  v.  2.  Jan.  1601. 

')  Joannis  a  Schellenberg  ad  Joann.  Jacobum  Rüegerum.  U.  B. 
B.  G«  I  31.  Aus  den  Jahren  1595-1606  sind  158  Briefe  Schellenbergs 
*n  Rüeger  erhalten.  Über  Schellenberg  s.  Bächtold,  Einleit.  S.  58  ff. 

8 


I 
I 

i 


-     H4    — 

von  SchafThausen  zu  necken  ;  aber  auch  dieser  verslaod 
Spaß  und  so  litt  ihre  Freundschaft  keinen  Schaden.  Scbel- 
lenberg  war  ein  gelehrter,  eifriger  Sammler  von  Antiqui- 
täten, bekannt  als  Liebhaber  der  Musik  und  freigebiger 
Gastfreund  von  Gelehrten.  Sein  Schloß  Randegg,  nur  zwei 
Stunden  von  Schaffhausen  entfernt,  war  oft  das  StelldicheiD 
gebildeter  Männer.  Auch  Guillimann  muß  Röeger  gegen- 
über den  Wunsch  geäußert  haben,  mit  diesem  Liebhaber 
von  Altertümern,  in  Verbindung  zu  treten.  Als  Junker 
Hans  das  horte,  schrieb  er  an  Räeger ;  ((  das  ich  Francis- 
cum  Guilimanum,  bonum  historicum  zu  einem  Buelen  be- 
kommen, hab  ich  gern  gehört.  Man  weiß  von  meiner 
Schone  weit  und  breit  zu  sagen.  Ir  wollen  mir  zwar  gern 
vorm  Liecht  ston,  aber  es  hilft  dennoch  nit  ^).  Noch  kann- 
ten Ir's  nit  lassen  und  wolten  mir  gern  vorkummen.  Möchte 
sonst  sein  Historiam  Helveticam  wohl  sehen  ;  ja  wann  ers 
besser  gemacht  denn  Stumpfius,  derselbig  hat  zu  Zeiten 
gar  zu  grob  an  die  Stauden  geschlagen  »  ').  Röeger  schickte 
ihm  hierauf  die  Antiquitates.  Schellenberg,  den  vielleicht 
das  Guillimanische  Latein  etwas  sauer  ankam,  las  a  hin 
und  her  etwas  darinnen  »  und  fand,  daß  sein  neuer  Freund 
ein  ((  wohlbelesener  Autor  sei  »  "). 

Der  gute,  derbe  Humor  mußte  dem  Junker  von  Schel- 
lenberg freilich  auch  über  die  bösen  Stunden  hinweghelfen, 
in  denen  ihn  das  «  Fräulein  Podagra »  plagte.  Als  Guilli- 
mann dem  Ge(|uälten  sein  Mitleiden  äußern  ließ,  dankte 
dieser  herzlich  dafür  und  forderte  Rüeger  auf,  wenn  Guil- 
limann etwa  nach  Schaffhausen  komme,  ihn  mit  nach  Ran- 
degg* zu  nehmen*).  Daß  «  Doktor  Guillimannus  »  ihn  immer 
so  freundlich  grüßen  lasse,  sei  ihm  desto  lieber  und  ange- 

')  Ein  andermal  neckt  er  Rüeger  :  « Besorg  aber  1p  werden 
ewer  alte  List  und  Renk  brauchen,  damit  ler  mir  ihn  ab  dem  weg 
halten,  damit  ler  deß  groüen  Hunds  Gefatter  allain  sein  »....  Bf.  v. 
2i\.  April  1()0:^.   i'.   H,  B.  a.  a.  C).  .V»   ;^. 

')  Bf.  V.  '><!.  Dez.  1*)01.  U.  B.  B.  n.  a.  O.  iV-  63, 

^)  Bf.  V.  '><>.  April  \m'>  a.  a.  O. 

*)  Bf.  V.  1).  Juni  lf)02  a.  a.  O.  N'  76. 


—    115    — 

nehmer,  «  die  weil  er  ein  guoter  Katholikus  ist,  und  sich 
die  bösen  Christen  nit  verfüeren  last  ».  Wenn  derselbe  ein- 
mal zu  ihm  herauskomme,  wolle  er  schon  sehen,  ob  er 
Rüeger  nicht  um  dessen  Gunst  bringen  könne.  So  neckt 
er  seinen  Rüeger  '). 

Keine  Freundschaft  aber  sollte  sich  inniger  und  dau- 
erhafter gestalten,  als  der  Bund  mit  einem  Konventualen 
der  Fürstabtei  Einsiedeln.  Es  war  der  Bibliothekar  des 
Stiftes,  P.  Christoph  Hartmann.  Derselbe,  in  Frauenfeld 
geboren,  wo  damals  Pfarrer  Kaspar  Lang  als  theologischer 
Schriftsteller  fruchtbar  wirkte,  hatte  in  Italien  höhern  Stu- 
dien obgelegen,  war  dann  im  Alter  von  18  Jahren  ins 
Kloster  getreten,  und  noch  unter  Abt  Ulrich  III.  Bibliothe- 
kar geworden  *).  Die  Anfänge  des  Briefwechsels  zwischen 
Goillimann  und  Hartmann  sind  verloren  '). 

Der  Mönch  im  finstern  Wald  sammelte  Material  zur 
Geschichte  seines  Klosters.  Dies  mag  ihn  mit  Guillimann 
zQsammengeführt  haben.  Im  Jahre  1600  muß  die  Freund- 
schaft mit  P.  Christoph  bereits  intim  gewesen  sein ;  so 
schließen  wir  aus  dem  ersten  der  uns  erhaltenen  Briefe  an 
P.  Christoph,  datiert  vom  12.  August  dieses  Jahres^).  Guil- 
limann konnte  sich  das  lange  Schweigen  seines  Freundes 
nicht  erklären  :  sei  er  selber  Schuld  gewesen,  weil  er  sei- 
nen Brief  nicht  nochmals  ausgefertigt  und  geschickt,  oder 
waren  es  die  Geschäfte  des  Bibliothekars.  Letzterer  hat 
ihn  kurz  vorher  darüber  aufgeklärt.  Es  scheint,  daß  P. 
Christophs  Mitbrüder  es  durch  ihre    Unbedachtsamkeit  ver- 

')  Bf.  V.  18.  Oktob.  1602. 

')  Schon  am  12.  August  1600  nennt  Guillimann  seinen  Freund  : 
"priDclpalis  Eremitarum  Monasterii  Bibliothecarium  ».  Damals  aber 
lebte  noch  Abt  Ulrich  III.  Wittwiler ;  der  erst  am  11.  Oktober  starb. 
Am  15.  Oktober  wurde  Augustin  I.  Hofmann  von  Baden  (Aargau) 
wm  Abte  gewählt,  der  1602  den  Bau  einer  Bibliothek  begann  :  vgl. 
P-  Gabrkl  Meier  in  AUgem.  d.  Biographie.   Bd.  X.  S.  <>81  f. 

')  Die  noch  erhaltenen  Briefe  befinden  sich  im  Stiftsarchiv 
Einsiedeln  (AGB  2)  in  2  Faszikeln  :  vom  ersten  Fasz.  ist  eine  Ab- 
schrift in  der  Bibliothek  (Cod.  456). 

*)  Stiftsarch.  A  G  B  2  fas.  11.  N"  1. 


—    H6    — 

schuldet  hatten.  Der  Dichter  der  Apostolica  schickt  sein 
((  Pindaricum  )>  dem  Freunde,  damit  er  sie  in  der  Muße 
lese,  in  Stunden  der  Muße  seien  sie  auch  geschrieben  wor- 
den ;  wenn  sie  ihm  gefallen,  so  werde  ihm  selbst  seine 
Arbeit  um  so  angenehmer  sein.  In  einer  Nachschrift  bittet 
er  den  Huter  der  einsiedlischen  Bücherschätze,  in  Bezug 
auf  ein  Buch,  das  in  gewissen  handschriftlichen  Chroniken 
«  über  Vitarum  ^)  »  genannt  werde  und  als  schätzbares  Alter- 
tum im  finstern  Wald  aufbewahrt  sein  soll,  nachzusehen. 

Fast  jeder  Brief  an  den  nimmermäden  Bibliothekar 
enthält  eine  Bitte  um  dies  oder  jenes  Buch,  diese  oder  jene 
Nachricht.  Guillimann  selbst  schätzte  «seinen))  P.Christoph 
mehr  als  alle  andern  Freunde,  er  räumte  ihm  in  seinem 
Herzen  den  «  ersten  Platz  ))  ein  ').  Was  er  ihm  im  Lauf 
der  Jahre  Gutes  zu  danken  hatte,  das  hat  er  ihm  bei  der 
Ausarbeitung  der  Klosterannalen  reichlich  heimgezahlt.  Wir 
werden  es  an  anderer  Stelle  sehen. 

Wenn  unserm  Historiker  der  alten  Eidgenossenschaft 
auch  die  allgemeine  Anerkennung  seiner  Zeitgenossen  ver- 
sagt blieb,  so  erkannten  und  schätzten  doch  gerade  die 
Besten  die  Arbeitskraft  und  das  Talent '),  welche  die  «  Anti- 
quitates ))  geschatfen.  und  die  Nachwelt  hat  ihnen  Recht 
gegeben  *). 


^)  Gemeint  ist  der  sogen.  Liber  vit^e  eine  verlorene  Klosterge- 
schichte  aus  Anfang  14.  Jahrh.  s.  darüber  G.  c.  IVtjss :  Über  die 
Antiquitates  Monasterii  Einsidiensis  und  den  Liber  Heremi  des  Agi- 
dius  Tschudi.  hn  Jahrb.  f.  Schweizergesch.  Bd.  10  S.  ^1  ff.  der 
«Liber  vitse ))  ist  abgedruckt  S.  *i%  ff. 

2)  « in  Quorum    [seil,  amicorum]    profecto  tu  tue  merito, 

tua  humanitate,  ordine  primo »    Guillim.  an  P.  Christoph.  Bf. 

V.  1603  (undat.)  AGB  2  Jasc.  IL  .V  2, 

')  Es  scheint,  daß  Guillimann  auch  mit  Felix  Platter  von 
Basel  in  Beziehungen  gestanden  hat.  G.  schreibt  nämlich  an  Rüeger, 
er  habe  «Oconis  thesaurum  numarium  )),  noch  nicht  durchsehen 
können,  «  nisi  quod  nuper  mecum  D.  Felix  Platerus  admodum  com- 
mendabat  ab  quantitate  et  varietate  ut  volebat  ineredibili  ». 

*)  S.  die  Urteile  \ .  Gundliruj  im  Vorwort  zu  seinen  Annales 
büici,  a.  abgedr.  im  Thes.  bist.  Iielv.  prolegom.  woselbst  auch  das 
Urteil  Brcitin(/ci\<.  Vgl.  a.  Hfdlcr  i.  Bibliothek  der  Schweizer/i^schichte. 


—     117    — 


IV. 


Das  Werk  vom  Ursprung  des  Hauses  Habsburg  und 
der  Übertritt  in  Österreichs  Dienst 

Es  ist  uns  schon  bekannt,  daß  Guillimann  ohne  Zögern 
das  Werk  über  den  Ursprung  der  Habsburger  in  Angriff 
Dahm.    Aus  verschiedenen  Gründen. 

Die  vielfach  ungünstige  Aufnahme,  welche  seinen 
schweizerischen  Altertümern  geworden,  hatten  ihm  deren 
Fortsetzung  verleidet  und  ihn  bewogen,  sich  ein  anderes 
Arbeitsfeld  zu  suchen,  das  ergiebiger  zu  sein  schien  an 
neuen  Resultaten  und  wo  er  hoffen  durfte,  mehr  Anerken- 
OQDg  zu  ernten.  Ein  solches,  so  glaubte  er.  war  die  früheste 
Geschichte  desjenigen  Hauses,  welches  damals  die  halbe 
Welt  beherrschte.  Dies  Fürstenhaus  hatte  zwar  schon  da- 
mals um  so  mehr  Erforscher  seines  Ursprunges  gefunden, 
«als  es  die  Herrschergeschlechter  aller  Zeiten  an  Macht 
ond  Größe  überstrahlte  )>  ^).  Bis  dahin  jedoch  haben  die 
meisten  dieser  Schriftsteller  fast  jeder  einen  andern  Weg 
eingeschlagen,  indem  sie,  so  glaube  er,  um  so  größere 
Anerkennung  erhofften,  je  mehr  sie  auseinandergingen,  oder 
je  scharfsinniger  die  einen  zu  neuen,  den  andern  nicht 
bekannten  Ursprungshypothesen  sich  durcharbeiteten.  Er 
aber  wollte  vordringen  auf  dem  einzig  richtigen  Weg  der 
Urkunden-  und  Denkmalforschung. 

Es  hat  auch  das  Ansehen,  als  ob  seine  Stellung  als 
Sekretär  der  spanischen  Gesandtschaft  ihm  nicht  zu  genü- 
gen vermochte.  Er  fühlte  in  sich  den  Beruf  zu  Höherem  ; 
seine  Natur  drängte  ihn,  sein  Leben  ganz  in  den  Dienst 
der  Wissenschaft  zu  stellen.  Wie  hat  er  nur  an  Rüeger 
geschrieben  ?  (( Glücklich  diejenigen  ,  welchen  im  Glanz 
<ler  Ruhmessonne  großer  Männer  und  in  deren  Gesellschaft 
<las  Leben  hinfließt  in  gelehrtem  Thun  !    Wir  dagegen  sind 


')  Habsburyinca^  Vorrede  an  den  Kaiser  I. 


—    118    — 

in  diesen  Bergen  mitten  unter  den  Menschen  menschenfern. 
Gott  aber  wird  auch  dem  ein  Ende  setzen  »  ^). 

Derlei  Gedanken  und  Hoffnungen  werden  lange  bevor 
sie  in  voller  Klarheit  vor  seinem  Geiste  standen,  Wurzeln 
gefaßt  und  gekeimt  haben.  Allein  wohin  sich  wenden,  woher 
winkte  solchen  Wünschen  Erfüllung  ?  Sein  Versuch,  diiB 
Aufmerksamkeit  und  Huld  des  Regenten  der  Niederlande 
auf  sich  zu  lenken,  war,  wir  haben  es  gesehen,  nicht  ge- 
glückt. Auch  von  spanischer  Seite  erfuhren  seine  Dienste 
nicht  allzureichen  Dank  ^). 

Seit  1576  saß  auf  dem  deutschen  Kaisertron  Rudolf  II., 
eine  der  eigentümlichsten  Herrschergestalten,  welche  dem 
Hause  der  Habsburger  entstammten.  Selbst  ein  Gelehrter, 
namentlich  in  den  Naturwissenschaften  erfahren,  Liebhaber 
der  Musik  und  der  lateinischen  Dichtkunst ,  gewährte 
er  den  Jüngern  der  Künste  und  Wissenschaften  eine 
glänzende  Heimstätte.  Sein  Hof  zu  Prag  glich  einer  Aka- 
demie. Ihn  beherrschte  auch  die  Sammelwut  seines  Zeit- 
alters ;  in  vier  großen  Sälen  des  Palastes  in  Prag  waren 
Altertümer,  Seltenheiten,  ja  Wunderlichkeiten  aller  Art 
aufgehäuft.  Wenn  auch  Rudolfs  Hof  keine  Historiker  auf 
die  Dauer  beherbergte  so  erfreuten  sich  diese  dennoch 
seiner  Gunst:  namentlich  liebte  er  es,  die  Widmung  von 
historischen  Werken  entgegenzunehmen  ^). 

Von  Luzern  nach  Prag  war  allerdings  ein  weiter  Weg. 
Doch  Guillimann  war  eine  von  jenen  Naturen,  deren  Sache 
kühnes  Hoffen  und  mutiges  Wagen  ist.  Zudem  waren  es, 
wie  Guillimann  erzählt*),   Männer  aus  der  nächsten  Umge- 


^)  «  Felices  illi,  qui  in  ea  doctores  magnorum  virorum  luce  et 
consortio  aetatem  haben t....  At  nos  his  in  montibus  prope  extra  ho- 
mines  inter  homines.  Sed  dabit  Deus  his  quoque  finem  ».  Bf.  v. 
4.  Dez.  1601.  ü.  B.  B.  G.  I  47,  N"  82, 

')  Er  hat  10  Jahre  Spanien  gedient  «sin  baver  jamas  havido 
alguna  recompensa  ».  Concept.  d.  Schreib,  an  Philipp  III.  (WOo) 
St.  A.  J.  Cod.  138.  fasc.  I.  f.  5  b. 

')  S.  Gindclij;  Kaiser  Rudolf  II.  und  seine  Zeit  2.  Bde.  1862  fif. 

*)  Schreiben  an  Erzherz.  Albrecht,  v.  19.  Mai  1611.  St  A,  X 
Cod.  138.1.  f.  44  bja. 


—    119    — 

bang  des  Kaisers  und  des  Regenten  der  Niederlande,  na- 
meDtlich  einer  der  Feldherren  des  Erzherzogs  Albrecht^ 
Ferdinand  Gironius,  reich  an  Einfluß  bei  Rudolf  II.  wie  bei 
den  Erzherzogen,  welche  ihm  also  zuredeten.  Wenn  er,  mit 
Beiseitesetzung  aller  andern  Sorgen  einzig  der  Geschichte 
des  österreichischen  Fürstenhauses  seine  Arbeitskraft  widme, 
so  trage  ihm  dies  nicht  bloß  des  Kaisers  und  der  Erzher- 
zoge Huld  ein,  sondern  man  werde  ihm  auch  die  über  alles 
notwendige  Unterstützung  von  seiten  der  fürstlichen  Archive 
bereitwilliger  und  anstandslos  gewähren.  Wahrscheinlich 
sind  es  diese  Männier,  welche  ihm  Aussicht  machten,  wenn 
if  sein  Werk  über  die  Habsburger  dem  Kaiser  widme, 
von  Rudolf  mit  einem  Jahrgeld  bedacht  zu  werden,  das  ihm 
die  Möglichkeit  gewahren  würde,  sich  ganz  der  Geschichte 
hingeben  zu  dürfen,  ohne  mit  seiner  Familie  Mangel  zu 
leiden . 

Zu  all  dem  kam  seine  angeborne  Neigung  für  die 
Dynastie  der  Habsburger.  Er  sagt  es  selbst  wiederholt, 
seit  früher  Jugend,  da  er  vom  Hause  Habsburg  weder  Gutes 
noch  Böses  erfahren,  habe  er  sich  zu  demselben  hingezogen 
gefühlt^).  Ist  es  nicht,  als  ob  Traditionen,  welche  in  Frei- 
burg mehr  denn  hundert  Jahre  zuvor  durch  den  Übergang 
an  Savoyen  und  vollends  durch  den  Anschluß  an  die  Eid- 
genossenschaft zu  Grabe  getragen  worden,  in  diesem  Einen 
Mann  nochmals  aufleben  wollten,  und  das  mit  solcher  Macht, 
daß  Freiburg  einen  seiner  größten  Söhne  im  Dienste  des 
einstigen  Herrscherhauses  seine  Lebenskraft  opfern  und 
allzurascli  aufzehren  sehen  mußte. 

Seit  1599  geht  Guillimann  eifrig  den  Spuren  nach^ 
welche  die  alten  Habsburger  hinterlassen  hatten.  Er  forscht 
nach  ihnen  in  Klöstern,  Stiften,  abgelegenen  Ortschaften, 
in  Gräbern,  Denkmalern,  Urkunden  und  alten  Papieren,  die 
ep  teils  selbst  durcharbeitet,   teils   von   Freunden   oder  be- 


*)  Undat.  Schreiben  (ca.  Aug.  1608)    an  den   erzherz.  Sekretär. 
Ptber  in  Jnnsbr.  St.  A.  J.  Cod.  138.  I  24  h,. 


—    120    — 

zahlten  Leuten  durchgehen  läßt  und  sichtet  das  zusammen- 
getragene Material  mit  scharfer  Kritik  ^). 

Unter  seinen  Freunden  sind  es  besonders  P.  Christoph 
und  Rüeger,  der  1600  Pfarrer  am  Münster  zu  Schaffhausen 
geworden,  welche  ihn  unterstützen.  Ersterer  lieferte  ihm 
Material,  welches  die  österreichische  Geschichte  beschla- 
gend, in  Archiv  und  Bibliothek  des  Stiftes  Einsiedeln  ruhte. 
Letzterer  schickte  ihm  auf  seine  Bitten  Abbildungen  und 
Beschreibungen  alter  Münzen  und  Wappen,  auch  sonstige 
Mitteilungen,  selbst  Bücher.  Mit  Sehnsucht  erwartete  Guil- 
limann  jeweilen  Rüegers  Briefe,  ihn  «  dürstete  darnach  », 
wie  den  Hirsch  nach  der  Quelle  ;  denn  in  jedem  sei  etwas 
über  Altertümer,  was  ihm  von  Nutzen  sei ').  Sogar  der 
ferne  Werdenstein  lieh  seine  Hilfe  ®). 

So  rasch  war  Guillimann  mit  seiner  Arbeit  vorange- 
kommen, daß  er  schon  Anfang  November  1601  seinem  hilf- 
reichen Freund  in  Schaffhausen  berichten  konnte,  die  «  Aus- 
triaca ))  lägen  nunmehr  so  ziemlich  vollendet  vor*).  Er  wünsche 
nur,  daß  sie  der  erlauchten  Familie,  der  sie  gelten,  in  dem 
Maße  zur  Genugtuung  und  Befriedigung  gereichen,  als  sie 
ihm  Mühe  und  Kosten  verursacht.  Das  leere  Geschwätz 
eines  Lazius  und  anderer  habe  er  dergestalt  vermieden  und 
widerlegt,  daß  sie  hoffentlich  auch  Rüegers  Billigung  finden 
werden.  Einen  Verleger  habe  er  noch  nicht,  Rüeger  möge 
ihm  behilflich  sein,  einen  solchen  zu  gewinnen  *).  Guilli- 
mann war  auch  nicht  gesonnen,  sein  neues  Werk  dem 
ersten  besten  Buchdrucker  anzuvertrauen,  er  gab  zu  viel 
auf  einen  schönen  eleganten  Druck*).  Mancherlei  Umstände 

^)  Habsburgiacüy  Vorrede,  1. 

«)  Bf.  V.  :ll.  Juui  1602.  V.  B.  B.  G.  I.  47,  .V  94. 

')  So  machte  er  Guillimann  auf  die  Werke  des  Trithemius 
aufmerksam.  Guillim.  an  R.  Rf.  20.  Juni  1603.  a.  a.  O.  N'  107. 

*)  «Austriaca  nostra  qualia  qualia  postremo  absolvi»....  Bf.  v. 
5.  Nov.  1601.  a.  a.  O.  N'  80. 

»)  Ibid. 

^)  «  Habsburgiaca  nostra  sane  qualiacumque,  utinam  Augusta- 
nam  [d.  h.  v.  Augsburg]  elegantiam  typi  impetrare  possint,  sed  dod 
Video  commoditatem  ».  Bf.  an  Rüeger,  v.  4.  Dez.  1601.  «.  a.  O.  A^  82, 


—    121     — 

mögen  es  gewesen  sein,  welche  das  neue  Werk  noch  über 
drei  Jahre  dem  Tageslicht  entgegeharren  ließen.  Wir  ken- 
nen sie  zu  wenig,  um  uns  darüber  auszusprechen. 

Inzwischen  mögen  noch  einige  Vorkommnisse  Beach- 
tQDg  Gnden,  von  denen  wir  aus  Guillimanns  Briefen  Kunde 
erhalten. 

Im  Frähling  des  Jahres  1602,  reiste  Guillimann  in 
Geschäften  nach  Ensisheim,  dem  Sitz  der  Vorderösterreich i- 
sehen  Regierung  ').  Es  ist  kaum  daran  zu  zweifeln,  daß 
er  dortselbst  ebensosehr  seine  eigenen  Angelegenheiten  be- 
sorgte, wie  seine  Aufträge.  Jedenfalls  war  die  Gelegen- 
heit günstig,  um  das  Terrain  zu  sondieren,  inwiefern  Aus- 
sicht vorhanden  sein  mochte,  in  österreichischen  Dienst  zu 
gelangen  und  darin  ein  Auskommen  zu  finden. 

Es  muß  uns  auifallen,  daß  aus  den  Jahren  1601  und 
1602  nicht  ein  einziger  Brief  auf  uns  gekommen  ist,  der 
för  den  freundschaftlichen  Verkehr  zwischen  Staal  und  Guil- 
limann zeugen  würde.  Ein  Brief  Staals  aus  dem  Jahre  1603 
klart  uns  darüber  auf  ^).  Guillimann  hat  sich  in  Schreiben 
an  seinen  frühern  Provisor,  den  nunmehrigen  Stiftspredi- 
ger, Melchior  Rotundus,  über  seines  alten  Freundes  Still- 
schweigen beklagt.  Staal  bekam  diese  Briefe  zu  Gesichte 
and  beeilte  sich,  dem  peinlichen  Zustand  ein  Ende  zu  ma- 
chen. Er  vermutet,  Guillimann  habe  seinen  letzten  Brief 
vom  vorigen  Jahre  gar  nicht  erhalten.  So  müsse  er  wenig;- 
stens  annehmen,  weil  er  darauf  bis  zur  Stunde  keine  Ant- 
wort bekommen  habe.  Deshalb  lege  Guillimann  dieses 
Schweigen,  das  ihrer  Freundschaft  allerdings  nicht  wohl- 
anstehe, mit  Unrecht  ihm  zur  Last,  der  Anfang  dazu  sei 
vielmehr  von  Guillimann  ausgegangen.  Er  dürfe  sich  nicht 
wandern,  wenn  Staal  seit  jener  Zeit  das  Beispiel  der  Sera- 
phischen Frösche  nachahmend,  stumm  geblieben  sei.  Er 
habe  es  nur  gemacht  wie  Guillimann  selbst.    Als  Entschul- 


0  Bf.  an  Rüeger,  v.  21.  Mai  1602.  a,  a.  O.  N"  9i?. 
')  Staal  an   Guillimann,   Bf.  v.  12.  März  16a3.  StndthihL  So- 
^ih.  Ep.  a.  .S^  //  p.  194, 


—    122    — 

digung  könne  er  überdies  vorbringen  :  er,  Staat,  habe  im 
sichern  Glauben  gelebt,  Guillimann  sei  mit  seinem  Herrn, 
der  mehrmals  in  der  Ferne  geweilt,  nach  der  Lombardei 
und  nach  Piemont  gereist  und  noch  nicht  zurückgekehrt ; 
denn  beide  seien  schon  auf  mehrern  Tagen  nicht  erschie- 
nen. Es  freue  ihn  aber  zu  vernehmen,  daß  Guillimann  dem 
geliebten  Vaterland  zurückgegeben  sei  und  sich  guter  Ge- 
sundheit erfreue.  Was  Staat  selbst  anlange,  möge  Guilli- 
mann wissen,  wie  es  ihm  zu  Anfang  des  letzten  Jahres 
ergangen.  In  ein  und  derselben  Woche  habe  er  durch  den 
Tod  zwei  süße  Kinder  verloren,  oder  vielmehr  nach  dem 
erstrebten  Ziele  vorausgeschickt.  Des  Jahres  Ausgang  aber 
habe  einen  mehr  ehrenvollen,  als  von  ihm  angestrebten 
Abschluß  gefunden  ;  man  habe  ihn  zum  Seckelmeister  ge- 
macht. Dieses  Amt  sei  ihm,  der  nicht  im  Traum  daran 
gedacht  oder  darauf  gehofft  hätte,  einstimmig  von  Rat  und 
Volk  (d.  h.  vom  Großen  Rat)  von  Sotothurn  übertragen 
worden.  So  sei  ihm  ein  besseres  Schicksal  geworden,  als 
er  verdient  habe  und  er  danke  dem  Geschick,  wettilies  ihn 
dem  Lärm  dieser  Welt  entrißen  und  der  Philosophie  zuge- 
führt. Es  freue  ihn,  daß  Welser,  diese  glänzende  Zierde 
und  der  berühmteste  aller  Augsburgischen  Stadtpfleger  in 
seinen  Briefen  Staats  gedacht  und  er  bitte  Guillimann,  den- 
selben gelegentlich  in  seinem  Namen  zu  grüßen.  Er,  Staal. 
zähle  bald  zu  denjenigen,  welche  zum  zweitenmal  ins  Kin- 
desalter  treten,  und  er  wage  es  nicht  mehr,  solchen  Be- 
rühmtheiten ins  Handwerk  zu  pfuschen  und  gleichsam  mit 
Unrat  das  Wasser  zu  trüben.  Deshalb  verlange  er  noch- 
mals dringend  von  Guillimann,  der,  mit  reichem  Geiste 
begabt,  in  der  kraftvollen  Blüte  der  Jahre  stehe,  daß  er 
bei  Welser  dem  vom  Alter  geschwächten  und  durch  die 
beständigen  Sorgen  und  Arbeiten,  daheim  wie  im  Felde, 
gebrochenen  Staal  ein  Sachwalter  sei.  «  Lebe  nun  wohl, 
mein  gelehrter,  lauterster  Freund  Guillimann,  und  hege 
immerdar  von  deinem  Staal  jene  Meinung,  welche  nur  sel- 
tene und  aufrichtige  Freunde  von  einander  haben  sollen 
und  können.    Meine  Frau,  die  guter  Hoffnung  ist,  läßt  dich 


—    123      - 

samt  deiner  Gattin  und  deinen  Kindern  auf  das  verbind- 
lichste grüßen.  »  Mit  diesen  Worten  schließt  das  letzte 
Schreiben,  das  uns  aus  dem  Briefwechsel  der  beiden  edlen 
Freunde  erhalten  geblieben  ist. 

Auch  mit  P.  Christoph  ist  Guillimann  nicht  zufrieden, 
weil  er  ihm  seine  Briefe  nicht  beantwortete.  Scherzend 
droht  er,  sich  für  das  Schweigen  desselben  zu  rächen  : 
P.  Christoph  solle  ihm  in  Zukunft  nur  nicht  mehr  schrei- 
ben, er  würde  seine  Briefe  doch  nicht  annehmen  ^).  P. 
Christoph,  nicht  sehr  erschrocken  ob  dieser  Drohung*), 
antwortet  Guillimann.  es  sei  nicht  seine  Schuld,  daß  er 
so  lange  geschwiegen.  Er  habe  inzwischen  nachgesucht,  ob 
er  Guillimanns  Forschungen  mit  den  Handschriften  des 
Klosters  unterstützen  könne:  aber  umsonst.  Er  finde  nichts. 
Was  in  den  Büchern,  die  schon  herausgegeben  worden, 
stehe,  davon  besitze  Guillimann  bereits  Kopien,  und  über- 
dies sei  es  fast  durchwegs  unzuverlässig.  Dennoch  schickt 
er  Guillimann  einige  der  verlangten  Handschriften. 

Ein  schöner  Zug  von  dem  Vertrauen  des  ehemaligen 
Sodalitätsassistenten  auf  seine  Patronin  leuchtet  uns  aus 
Briefen  des  Jahres  1604  entgegen.  Am  26.  April  meldet 
Guillimann  an  P.  Christoph  :  Heute  sei  Frau  Agnes  mit 
knapper  Not  dem  Grabe  entronnen,  nochmals  sehe  sich  ihre 
Seele  zurückgebannt  in  den  Körper,  der  infolge  von  Magen- 
schwäche fast  aufgezehrt  sei.  P.  Christoph  erweise  ihnen 
beiden  einen  großen  Gefallen,  wenn  er  die  Gesundheit  seiner 
Gemahlin  recht  oft  der  Gottesmutter  im  Gebet  empfehle. 
Maria  rufe  sie  an,  ihr  habe  sie  sich  in  den  letzten  Tagen 
durch  ein  Gelübde  verpflichtet.  Unter  dem  glühendsten 
Dupst  leidend,  spreche  sie  stets  von  dem  Brunnen  der  aller- 
seligsten  Jungfrau.  Sobald  sie  genesen,  worauf  er  holfe 
und  was  er  durch  das  Gebet  der  Mönche  von  Gott  erhalten 
werde,   schicke    er    sie    nach    Einsiedeln,    ihr   Gelöbnis    zu 


')  Bf.  V.  14.  April  1603.  StifUarch.  Eins.  a.  a.  O.  fusc.  /,  N"  /. 
')  W  Christoph  an  Guillimann.  Bf.  v.  11^.  Mai  IWl  StifUar. 
i'Mis.  a.  a.  O.  fasc.  /,  .V  20. 


—    124    — 

lösen.  P.  Christoph  möge  mit  diesen  wenigen  Zeilen  vor- 
lieb nehmen,  weil  er  der  Last  der  Geschäfte  fast  erliege^). 

Allein  nochmals  stellte  sich  die  Gefahr  des  Todes  ein. 
In  höchster  Angst  und  Not  schickt  Guillimann  einen  eige- 
nen Boten  mit  einem  Zettel  an  seinen  Freund  in  der  Mein- 
radszelle.  mit  der  Bitte,  heute  oder  morgen  zu  Ehren  der 
allerseligsten  Jungfrau  das  hl.  Meßopfer  darzubringen,  da- 
mit Gott  seiner  Gattin  wieder  Gesundheit  und  guten  Mut 
schenke  und  ihren  gemeinsamen  Gelöbnissen  und  Wünschen 
seine  Gnade  angedeihen  lasse.  Zugleich  erwartet  er  durch 
seinen  Boten  eine  Flasche  Wermutwein  *). 

Wirklich  zog  der  Todesengel  diesmal  noch  vorüber, 
um  erst  sechs  Jahre  später  die,  wie  es  scheint,  Stetsfort 
kränkelnde  Frau  hinwegzunehmen. 

Wie  der  Briefwechsel  mit  Staal  und  mit  P.  Christoph 
Hartmann,  war  auch  der  Austausch  zwischen  Guillimann 
und  Büeger  ins  Stocken  geraten.  Warum  ?  Im  Mai  1603 
schreibt  der  vielbeschäftige  Gesandtschaftssekretär  an  den 
Pfarrherrn  in  Schaffhausen,  dali  seine  vielen  Beisen  und 
die  hieraus  entstehenden  (leschäfte  ihn  am  Schreiben  gehin- 
dert hätten.  Auch  habe  er  die  zwei  Briefe,  welche  Rüeger 
im  letzten  Winter  an  ihn  habe  abgehen  lassen,  gar  nicht 
erhalten.  Guillimann  wünscht  nun  von  seinem  Freunde 
Aufschluß  über  die  Grafen  von  Nellenburg.  Er  interessierte 
sich  für  dieselben,  weil  er  im  Sinne  hatte,  auch  die  Vor- 
fahren der  habsburgischen  Frauen  festzustellen  •*).  Die 
Ausführung  dieses  Planes  machte  natürlich  eine  Überar- 
beitung   der    «  Habsburgiaca  )>.    wie    Guillimann  sein  Werk 


»)  Bf.  V.  •>»;.  April  hm.  Sfifharch,  Eins.  a.  a.  O.  Jusc.  /,  .V  2. 

*)  Ebvnd.  fhsr,  II.  .V  10.  Allesi  verrät  die  Eile  des  Schreiben- 
den, n  An  H.  Christofel  Hartmann  Franciscus  Guilimanuä  rogat  D. 
ChristophoruQi  Hartman num,  ut  pro  Agnete  Viel  cara  coniuge  sacrum 
facere  in  honorem  Deiparae  matris  hodie  vel  cras  non  gravetur,  ut 
eam  Deus  sanitati  restituat,  animo  confirmet,  utriusque  vota,  et  desl* 
deria  siia  gratia  prosequatur.  Simul  per  prsesentem  latorem  vini 
absynthiaci  poculum  expectat  ». 

^)  Bf.  V.  ^>14.  Mai  l\m.  r.  B.  B.  G.  I  47.  S*  106. 


—     125    — 

nannte,  notig  und  durfte  die  Hauptursache  der  Verzögerung 
des  Druckes  sein. 

Im  Ganzen  wurde  die  Korrespondenz  nait  Rfieger  flei- 
ßig geführt.  Jeder  Brief  enthält  eine  Bitte,  der  Rüeger  zu 
entsprechen  hatte,  des  oftern  hinwieder  erteilt  Guillimann 
Auskunft  auf  Anfragen  Rüegers. 

Am  8.  Februar  1604  war  in  Baden  eine  allgemeine 
Tagsatzung  versaramelt,  auf  welcher  auch  der  spanische 
Gesandte  mit  seinem  Sekretär  erschienen  war.  Allerlei 
Geschäfte  hielten  die  beiden  über  acht  Tage  in  Baden  fest^ 
von  wo  Guillimann  am  14.  Februar  in  Eile  seinem  vernach- 
lässigten ROeger  schreibt :  Was  Rüeger  mache  ?  «  Hundert 
Mre  sind  es  her,  daß  ich  nichts  von  dir  noch  von  unsern 
Augsburgerfreunden  erhalten  habe.  Sind  sie  gesund  ?  Leben 
sie  überhaupt  ?  »  Es  hätte  wenig  gefehlt,  daß  er  im  Flug 
Ddch  Schaffhausen  gekommen  wäre,  hätte  er  nur  gewußt, 
daß  der  Aufenthalt  in  Baden  so  lang  dauere.  So  möge 
dies  denn  bei  nächster  Gelegenheit  geschehen  ^).  Wenn 
Rfieger  etwas  für  die  «  Habsburgiaca  »  in  die  Hände  ge- 
kommen sei,  solle  er  es  ihm  bei  nächster  Gelegenheit  mit- 
teilen. Er  denke  nun  an  deren  Herausgabe,  oder  vielmehr 
er  bereite  sie  vor.  Er  wolle  dies  Rüeger  zu  wissen  thun, 
damit  es  durch  diesen  seine  Freunde  erfahren.  Mehr  könne 
er  nicht  schreiben  unter  tausend  Störungen  und  Zerstreu- 
'Jngen,  abgesehen  von  den  Trinkgelagen  und  Schmause- 
peien  *). 

Rüeger  schickte  seinem  Freund  am  31.  März  Antwort, 
welche  denselben  auf  weiten  Umwegen  erreichte.  Erst 
wanderte  das  Packet  von  Schaffhausen  nach  Solothurn,  von 
da  nach  Morges  am  Genfersee,  von  Morges  nach  Bern,  von 
da  wieder  nach  Solothurn.  Hier  endlich  übergab  es  Staal 
^®  25.  April  dem  Seckelmeister  Peter   Sury  der   nach   Lu- 


')  Bf.  V.  14.  Febr.  1604.  u.  a,  O.  .V  Ui. 

')  «  Meditor  sive  potius  paratam  habeo  editionem.  Hoc  quoque 
^  scire  voloi,  ut  per  te  amici,  plura  non  possuiii  inter  luille  turbas, 
et  avocamenta,  praeter  compotatioues  et  convivia  ». 


—    126    — 

zern  zur  Tagsatzung  der  VII  kathol.  Orte  ging  und  es  am 
26.  dem  Adressaten  ablieferte  ^). 

Unterdessen  war  Guillimann  mit  der  königlichen  Hof- 
Buchdruckerei  der  Gebräder  Malatesta  in  Mailand  in  Ver- 
handlungen getreten.  Eben  jetzt,  im  März  1604  hatte  er 
von  dieser  Druckerei  Voranschläge  über  die  Kosten  des  an- 
zufertigenden Papieres  und  der  Drucklegung  erhalten.  Ein 
Punkt,  den  sie  dem  Verfasser  nicht  genug  ans  Herz  legen 
können,  ist,  ja  für  einen  dienstbereiten,  fertigen  Korrektor 
zu  sorgen.  Wie  sehr  diese  Anregung  begründet  war,  sollte 
die  fertige  Ausgabe  zeigen.  Den  Briefen  lagen  gedruckte 
Muster  bei,  damit  Guillimann  seine  Auswahl  treffen  und 
allfällige  Wünsche  äußern  könne.  Die  Drucker  berechneten 
den  Umfang  des  ganzen  Werkes  auf  51  Bogen.  Der  Setzer, 
so  bemerkten  sie,  könne  im  Tag  nicht  mehr  als  einen  hal- 
ben Bogen  leisten,  weil  das  Setzen  ziemlich  verdrießlich 
sei  '^). 

Offenbar  war  (luillimann  mit  den  gesandten  Druck- 
proben wie  mit  den  gestellten  Bedingungen,  unter  denen 
nicht  die  geringste  war  100  Scudi  auf  Abschlag  zu  erlegen, 
zufrieden.  Denn  in  seinem  Antwortschreiben  an  Rüeger, 
vom  30.  April,  berichtet  er,  daß  sein  Werk  im  Laufe  des 
nächsten  Monats  dem  Drucker  überliefert  werde.  Der  Ter- 
min des  Erscheinens  sei  unsicher,  wegen  der  sehr  oft  ein- 
tretenden Fahrlässigkeit  der  Buchdrucker.  Doch  werde 
Rüeger  das  Werk  binnen  wenig  Monaten  zu  Gesicht  be- 
kommen und  hoffentlich  billigen  können.  Denn  wahrlich 
mit  großer  Mühe  und  auch  mit  großen  Kosten  sei  es  zu- 
sammengesucht und  geordnet  worden  '*). 

Rüeger  hatte  seinem  Freund  auch  von  den  Neckereien 

')  Guillim.  an  Rüeger,  Bf.  v.  m.  April  1604.  a,  a.  O.  N'  112, 
Guillimann  nennt  Sury  noch  «Venner»,  obwohl  dies  Amt  Dezemb. 
l*iO.S  an  Staal  übergegangen  war. 

*)  Es  sind  noch  2  Schreiben  von  Marco  TuUio  Malatesta  vor- 
handen, das  frühere  undat.,  das  spätere  vom  18.  März  1604.  St.  A, 
J.  Cod.  138.  l  f.  64  u.f.  63/63. 

*)  Bf.  V,  30.  April  1604.  a.  a.  O. 


—    127    — 

Schellenbergs  erzählt  und  wie  sie  beide  im  Dienste  des 
«Fräulein  Podagra»  leiden.  Guillimann  meint,  die  beiden 
seien  um  ihre  liebenswürdigen  Neckereien  fast  zu  beneiden, 
weniger  freilich  um  die  Gicht,  eine  übrigens  eher  lang- 
wierige als  gefährliche  Krankheit ').  Dem  Junker  Schel- 
lenberg spendete  er  wohl  brieflich  Trost.  Dieser  freute 
sich  überaus,  bei  so  hochgelehrten  Männern,  aus  ihrem 
Briefstil  habe  er  dies  nämlich  sehen  können,  wie  Staal  und 
Guillimann,  in  einiger  Achtung  zu  stehen.  Er  läßt  sie 
freundlichst  gräßen  und  stellt  ihnen  all  seine  Studien  und 
guten  Dienste  zur  Verfügung  *). 

((Hola!  Das  botten  brodt  will  ich  haben  und  das  un- 
verzogen  I  »  so  begrüßt  Guillimann  seinen  Freund  im  Stift 
Einsiedeln  am  18.  Mai  1604.  Er  hatte  das  Botenbrod  ver- 
dient für  die  guten  Dienste,  welche  er  dem  Stift  leistete, 
als  es  sich  um  die  Ausführung  einer  kostbaren  Lampe 
handelte,  welche  Philipp  III,  für  die  Gnadenkapelle  als 
Weihegeschenk  gestiftet  hatte  ^).  Guillimann,  dessen  An- 
sicht hiebei  zu  Rate  gezogen  wurde,  hatte  alle  großen 
Künstler  von  Mailand  zusammenrufen  lassen,  um  einen 
Entwurf  zu  bekommen,  der  seinen  Wünschen  entsprochen 
hätte.  Allein  dieselben  erklärten  keine  Form  finden  zu 
können,  welche  gestatten  würde,  mehr  als  fünf  Lichter 
sichtbar  anzubringen.  Aber  die  Größe  des  Werkes  und 
der  Preis  werden   demjenigen   jener   Lampe  gleichkommen, 


')  Ebenda. 

')  Ausnahmsweise  schieibt  Schellen berg  lateinisch  :  «  D.  J. 
Jacobi  a  Staal,  Senatoris  ac  Qusestoris  Salodorensis  et  D.  Francisci 
GoilUmanni,  Virorum  (ut  nimirum  ex  stylo  eorura  perspicere  potui) 
doctissiraorum  literas  magna  cum  voluptate  perlegi.  Et  quam  vis 
^ilorum  prwconiis  me  indigiium  ii(diceni,  cum  nie  non  lateat,  quam 
curta  Sit  mihi  supellex,  attamen  in  aliqua  iestimatione  et  pietio 
^PQd  ipsos  esse  pergratum  mihi  est.  Ei^  meo  nomine  piurimam 
^'utem  dicere  et  omnia  mea  Atudia  et  olfiria  offene  ne  graveris  ».  Bf. 
an  Rüeger  v.  18.  Mai  1604.  a.  a.  O. 

')  Beim  Einfall  der  Franzosen  (1798)  ging  die  Lampe  verloren. 
Gütige  Mitteil,  des  hochw.  Stiftsarchivars  P.  Odilo  Ringholz. 


—     128    — 

welche  die  katholische  Königio,  da  sie  in  Mailand  weS 
Unserer  lieben  Frau  von  St.  Celsus  geweiht  habe, 
wahrhaft  königliches  Werk  !  Es  habe  tausend  Goldgul 
gekostet.  Er  teile  dies  P.  Christoph  mit,  auf  daß  er 
mit  ihm  freue  und  erkenne,  wie  sehr  er  dem  Stifte  enge 
Er  dürfe  es  auch  dem  «  Gnädigsten  Herrn  »  mitteilen, 
nur  im  Vertrauen,  damit  es  nicht  weiterkomme  und  31 
dem  ((  Herrn  Gesandten  u  gegenüber,  der  wohl  die  näci 
Woche  zu  ihnen  komme,  nichts  merken  lassen,  weil  d 
selbe  nämlich  selbst  ausführlichem  Bericht  erstatten 
Ob  nicht  am  Ende  die  Anregung  zu  diesem  Geschenk 
Grunde  von  Guillimann  ausgegangen  ?  Jedenfalls  hatte 
Christoph  keine  Ursache,  seine  Gefälligkeiten  und  Frei^— --"^" 
desdienste  gegenüber  dem  Sekretär  der  spanischen  Gesan»-  "^' 
Schaft  zu  bereuen,  der  es  so  gut  mit  ihm  meinte,  daß  ^^ 
sogar  auf  das  «  Botenbrod  »  verzichtete,  unter  der  Bedi'^  ^" 
gung,  daß  P.  Christoph  den  größtan  Becher  des  Stiftes  '^ 
seinem  Namen  auf  die  Gesundheit  des  «  Hochwurdigst^^^ 
und  Gnädigsten  »  leere  *). 

Die  nächsten  Monate  allerdings  hüllte  sich  Guilltmanr' 
ihm  gegenüber  in  undurchdringliches  Schweigen.  Der*' 
Grund  dieser  Saumseligkeit  lag  —  wie  er  seinem  Freund 
klagte  —  in  der  Lähmung,  welche  seine  geistige  Lebens- 
kraft damals  umfing ;  vielleicht  war  das  die  Folge  von 
Überarbeitung,  vielleicht  auch  die  Wirkung  einer*  trüben 
Gemütsstimmung.  Als  der  fleißige  Bibliothek^  zu  seiner 
Verwunderung,  ja  Entrüstung  davon  erfuhr,  rief  er  ihm 
zu  :  ((  Die  Hand  ans  Schreibrohr  !  Der  Gottin  der  Trägheit 
ein  Sühnopfer  gebracht  !  —  Sieh,  was  ich  inzwischen  ge- 
leistet habe  aus  den  vollendeten  Kommentaren.  »  Seit  er 
des  Weihnachtsfestes   wegen    ins   Stift   zurückgekehrt   sei. 


»)  Bf.  V.  18.  Mai  1604.  Süftsarch.  Eins,  n  a.  O.fasc.  l.  N*  3. 
Es  ist  unbestimmt,  wann  Guillimann  in  Mailand  weilte.  Wahr- 
scheinlich im  Januar  1604,  jedenfalls  vor  dem  30.  April,  unter  wel- 
chem Datum  er  Rüeger  schreibt,  daß  er  auf  der  nächsten  Tagsatzang 
erscheinen  werde. 

*)  Ebenda, 


f 


—    129    — 

habe  er  an  manchen  Tagen  sieben,  acht  und  neun  Stunden 
mit  Schreiben  und   Zusammenstellen  zugebracht.     Das  Ge- 
tane reue  ihn  freilich  nicht.    Er  glaube  das  Werk,  nämlicli 
die  Annalen,   könne  dem  Kloster  zur  Ehre  gereichen.     Das 
weisse  er,  daß  es  in  Deutschland,   vielleicht  in  ganz  Europa 
fcein  Kloster  gebe,    das    seine  Vorfahren    in    der    gleichen 
sichern     Reihenfolge    aufzeigen     könne.      Mit    dem    letzten 
Konrad,  d.  h.  Konrad  III.  von  Hohenrechberg,  habe  er  die 
fteihe    der   Äbte    beendet ').     Ob    wohl    P.    Christoph    jetzt 
shcon  ahnte,   wie  viel  kostbare  Zeit  und  Arbeit  seine   An- 
'^alen  denjenigen,  den  er  jetzt  aus  der  Lethargie  autrüttelte, 
'^och    kosten    sollten,    bis   dieselben    in  Wahrheit   ihm  und 
"®ni  Kloster  zur  Ehre  gereichen  konnten? 

Jene   Männer,    welche    Guillimann    überredet    hatten. 
seine  Hoffnungen  auf  den  Gelehrten   auf  dem  Kaisertron  zu 
^^ellen,  waren  nicht  müßig  geblieben.     Ohne  Zweifel  haben 
^"ir  es   ihrem   Einfluß  anzurechnen,    wenn    Rudolf   II.,    ehe 
^Och  die   Habsburgiaca   erschienen,    von   den   Arbeiten    des 
spanischen  Gesandtschaftssekretärs  Kunde  erhielt  und  seinem 
^i'uder  Maximilian,  dem  Regenten  von  Tirol  und  der  vorder- 
österreichischen  Lande  den  Befehl  zugehen  ließ,  dem  Histo- 
riker ihres  Hauses  auf  Neujahr  1605  ein   Geschenk  von  200 
Ouiden    zu    verabfolgen  *).     Am    17.  Dezember   erteilte  der 
Erzherzog  Maximilian  ^),    selbst  ein   hochherziger   Förderer 
der  Geschichtschreibung,  ein  freigebiger  Gönner  namentlich 
der  Erfoscher  der  habsburgischen    Hausgeschichte,    seinen 
Kammern  die  notigen  Anweisungen  *).    Um  aber  die  kaiser- 
liche Gunst  ja  nicht  an  einen  Unwürdigen  zu  verschwenden, 
ließ  er  durch  die  Regierung  in   Ensisheim   zuerst  Erkundi- 
gungen über  den  seiner  Fürsorge  zugewiesenen   Schützling 
^'nziehen.     So   schickten   denn   die    Ensisheimer    Räte    den 


')  Bf.  V.  30.  Dez.  1604.  Stißsarch.fasc.  I.  N"  14. 

')  Dies  erhellt  aus  dem  Schreiben  Maximilians  an  den  Kaiser. 
^'    ^>.  Mai  1607.  St.  A.  J.  Cod.  138,  f.  116/117. 
rt-  ')  Über   Maximilian    s.    Zeissbercj ;    in  d.  AUg.  d.  Biogr.    Bd. 

^^'    ^.  72  ff. 

*)  Schreiben  v.  ^.  Mai  1607. 

9 


—     130    — 

Amtmann  von  Rheinfelden,    Johann  Jakob  Eggs,    Liceotiat 
der  Rechte,  anf  Kundschaft  aus  ^).     Eggs  machte  sich  am 
Morgen  des  24.  Januar  1605.    einem  Montag,    auf  und  ritt 
zunächst  nach   Bremgarten    a  in  der  Hoffnung,  »   er  wurde 
Guillimann  a  beschehenem  Andeuten  nach  »  daselbst  finden*). 
Allein  derselbe  war  noch   zu    Luzern   im    Dienste    Casatis, 
wohin  sich  der  Amtmann  alsbald  begab.    Am  Mittwoch  end- 
lich traf  er  den  Gesuchten  und  lud  ihn  zu  einem  « Imbis  ^^ 
ein.     Während  desselben  forschte  er  Guillimann  über  alle^ 
aus,  was  man   in   Knsisheim    zu  wissen   verlangte  ;    (t  doc-%\ 
(soviel  möglich  gewesen    ist)   unvermerkter   Dingen.»    w^il 
er  ja  aus  dem  Schreiben  seiner  «  Gnädigen  Herren  nit  ve«:^— 
stehen  khdnden,  zu  was  Intent  diße  Inquisition   angestellt;.     : 
da  vielleicht  der  Inquirent    hievon,    da    man    die  sich   wewc^- 
merken  sollte  »  Gefahr  ahnen  konnte.    Des  Amtmanns  Vo  ^•- 
sieht  war  freilich  überflüssig  ;    denn  wenn  Guillimann  auc  h 
ahnte,    in    wessen   Auftrag   der  Neugierige   gekommen,   fi^c 
mochte  ihn,    der  besser  wußte  als  der  Fragende,    um   was 
es  sich  handeln  konnte,    eher  freudige  Hoffnung  als  Angsl 
erfüllen.    Durch  Eggs  erfahren  wir.  daß  damals  bereits  ein 
Teil  des   «  Buoches  von  Ankunft  und  Alter  der  Grafen  von 
Habsburg  »  gedruckt  war,    daß  der  Verfasser  «  noch  zwen 
andre  theii  und  underschideniiche  Büecher,   so   er  auch  al- 
berait  zu  redt   gebracht,    daseibsten   zu    Meylandt    trucken 
laßen  welle,  »  das  eine  über  die  Fürsten  dieses  Geschlechtes, 
das    andere    über   die    Kaiser   aus    dem    Hause  Österreich. 
Guillimann    «  verhoffe  auch,    der  mittlere  Theil  »    über  die 
Fürsten.    «  so  etwas    weitiäuflig  beschriben,  solle  noch  dist 


M  Schreiben  der  Kanimer  zu  Ensisheim    an    Maximilian,    dat. 
V.  31.  Jan.  1605. 

*)  Bericht  des  A/iifrnanns  Joh.  Jakob  lujgs  an  die  Kammer  zu 
Ensisheini,  dat.  v.  m  Jan.  IBa'».  .SV.  .4.  J.  Cod.  ISfi,  I  f,  69/70.  Die 
Eggs  stamnnten  aus  dem  Elsaü.  Joh.  Jakob  war  der  Sohn  des  Lud- 
wig Eggs.  der  l'w?  Salzbürger  zu  Rheinfeiden  geworden  war,  der 
ir)9*2  vor)  Rudolf  Jl  für  sich  und  seine  Nachkommen  den  Adeistitei 
erworben  hatte.  S.  K.  Schröter:  F.  Ignatius  Eggs,  i.  Programm 
der  Schulen  v.   Rheinfeiden  IHT^P  lö6ü. 


—     131    — 

Jahr,  und  oechstfofgenden  Jars  der  fibrig  Theii  auch  ge- 
huckt werden,  welches  er  alles  der  Römischen  Kayserlichen 
Majestät  und  meinem  allergnedigsten  Herren  underthenigist 
dedizieren  weile.  » 

Das  Werk  über  die   schweizerischen   Altertümer   war 
damals  in  Luzern  nicht  mehr  zu  bekommen.    Der  Verfasser 
selbst  hatte  in  seinem  Besitz  nur  mehr  ein  einziges  Exem- 
plar, ((  deßen  er  nit  ermangeln  khönde,   weil  er  solches  in 
vielen  Sachen»   die  er  nach  und  nach  durch  leßen  und  hö- 
feo  erkundige,  augiere.  »  Endlich  gelang  es  dem  Amtmann, 
von  Janker  Hans   Kaspar  Sonnenberg  eines  zu  erhandeln. 
«  Soviel  nun  vilgedachten   Herrn   Guillemanns   Thuen, 
Ute  und  Varmögeo  anlangen  thuet,   ist  er  gebürtig  von 
ffeiburg  in  Üchtland,    derendts  er  noch  seinen  Vater  hat ; 
'sl  verheürat  und  hat  alberait  drei  Kinder,   so  alles  Döch- 
tern*) ;  soll  noch  zuer  Zeit  eines  geringen  Vermögens  sein.  » 
So  lautet  des  Kundschafters  Bericht. 

Diese  Meldungen  müssen  die  Kammer  zu  Ensisheim 
befriedigt  haben  ;  sie  gab  dem  Amtmann  von  Rheinfelden 
Anweisung,  «  die  für  diesmal  zu  einem  neuen  Jahr  be- 
^mmten  200  Gulden  ehestens  zu  bereinigen.  »  Den  Bericht 
*ber  beförderte  sie  weiter  an  den  Hof  zu  Innsbruck ') 

Den  weitern  Bemühungen  Eggs,  der  sogar  nach  Frei- 
i^Qrg  im  Gchtland  reiste,  gelang  es  daselbst  noch  zwei 
»eitere  Exemplare  der  Antiquitates  zu  erhandeln,  welche 
«kenfalls  dem  Erzherzog  überschickt  wurden*).  Wir  finden 
^begreiflich,  daß  Maximilian  so  sehr  darauf  hielt,  dies 
Werk  seiner  persönlichen  Durchsicht  zu  unterwerfen.  Mußte 
seinem  Auge  nicht  aus  jenen  Kapiteln,  welche  dem  Ent- 
slehen der  ältesten  eidgenössischen  Bünde  gewidmet  waren, 
^6s  Verfassers  Gesinnung  gegen  Habsburg  klar   entgegen- 


')  Somit  waren  die  beiden  Söhnlein  schon  nicht  mehr  am  Leben. 
')  Schreiben  der  Kammer  zu  Ensisheim  an  Maximilian  dat.  v. 
^•Pebr.  1605.    St.  A.  J.  Cod.  138.  1  f.  68/71. 

')  Sehr.  d.  Kammer  zu  Ensish.  an  Maximilian  dat.  v.  12  Febr. 
St.  A.  J.  Cod.   138.  I  /:   72/73. 


—     132    — 

treten  ?  War  er  nicht  darauf  angewiesen,  nacli  die» 
Werke  zu  beurteilen,  ob  der  Schriftsteller,  welcher  \ 
seines  Hauses  Gunst  warb,  auch  wirklich  fähig  sei«  d 
Ruhm  und  der  Größe  seines  Geschlechtes  gerecht  zu  wi 
den,  ob  er  nicht  vielleicht  dessen  Geschichte  io  stfimp 
hafter  Weise  entstellen  würde? 

Vier  Monate  später  war  Erzherzog  Maximilian  io 
Lage,  sich  seine  Fragen  an  Hand  des  neuerschienenen  Bac 
über  den  L-rsprung  und  die  wahre  Herkunft  des  Hau 
Osterreich  beantworten  zu  können.  Am  18.  Mai  1605  tra 
die  ersten  sechs  fertigen  Exemplare  in  Luzern  ein.  Ei 
davon  mußte  Guillimann  gleich  seinem  Herrn,  dem  spa 
sehen  Ambassador,  überlassen.  Die  andern  fünfe  schic 
er  am  20.  Mai  an  den  kaiserlichen  Hof.  nach  Prag.  D 
jenige  Exemplar,  welches  dem  Kaiser  überreicht  wer 
sollte,  hatte  er  malen  lassen  ;  freilich  eine  kunstgerec 
Bemalung  der  im  Werke  abgedruckten  Wappen  war 
dieser  kurzen  Frist  unmöglich  gewesen. 

Dieser  Sendung,  welche  ein  eigener  Bote,  ein  Luzeri 
nach  Prag  tragen  mußte,  gab  Guillimann  zwei  Schrei 
an  seine  Protektoren  am  Kaiserhofe  mit,  deren  eines  w£ 
scheinlich  dem  kaiserlichen  Sekretär  Johannes  Barvii 
galt  ^).  Sie  geben  uns  einen  klaren  Einblick  in  die  PI 
und  Hoffnungen,  welche  der  Verfasser  der  Habsburgi 
an  deren  Widmung  an  den  gelehrten  Kaiser  knüpfte  : 
allem  wünscht  er  vom  Kaiser  ein  ehrenvolles,  der  kais 
liehen  Majestät  würdiges  Jahrgeld  zu  erlangen,  damit 
sich  ausschließlich  der  Schriftstellerei  hingeben  könne, 
diesen  Fall  hat  er  die  Absicht,  den  Wohnsitz  nach  Freib 
in  Breisgau  zu  verlegen.  Dann  aber  will  er  ein  kaiserlicl 
für  alle  Zukunft  geltendes  Privileg,    für  alle  seine  nach 


^)  Von  diesen  Schreiben  sind  uns  nur  die  Concepte  erha 
das  eine,  ohne  Adressat,  trägt  das  Datum  20.  Mai  lfi05.  St.  A 
Cod.  138.  1  /'.  21bJ(t^.  Das  andere  ist  undatiert  und  ebenfalls  < 
Aufschrift,  doch  wahrscheinlich  am  gleichen  Tag  geschrieben  unt 
den  kaiserlichen  Sekretär  Barvitius  gerichtet.  St.  A,  J,  Cod,  . 
l  f.  21b,. 


—    133    — 

geodeo  historischen,  poetischen  und  kritischen  Werke,  na- 

neotlich   für    alle    Ausgaben    von    Schriftstellern,    welcher 

GattDDg  immer  sie  angehören,    die  er  verbessern   oder  mit 

Anmerkungen   vei-sehen    und   kommentieren   würde  ^).     Wir 

sehen,  Guillimann  glaubte,  noch  ein  fruchtbares  Gelehrten- 

leben  vor  sich  zu  haben,  viele  Jahre  ruhmvoller  Thätigkeit. 

nach  alter  Humanistenart  Geschichte.  Poesie  und  Philologie 

zugleich   umfassend.     Was    er    seit    dem    Ausgehen   seines 

Krstiingswerkes  neben  den  politischen  Geschäften,  vollbracht, 

dorfie  so  stolze  Hoffnungen  wohl  erwecken.    Außer  den  ge- 

dniekten  Uabsburgiaca  lagen  schon   zehn    Bucher  über  die 

Fürsten  habsburgischen  Stammes  und   zum  großen  Teil  die 

Geschichte  der  Kaiser  des   Hauses   Österreich   vor.     Allein, 

om  diese    beide    Teilen    des    begonnenen    großen   Werkes 

über  die   Dynastie   der    Habsburger   vollenden    zu    können, 

Wurfte  er  der  Unterstützung  von  seiten  der  österreichischen 

Archive.   Einen  vierten  Teil  :  Das  Haus  Österreich,  oder  von 

dessen  Größe  und  Ruhm,    glaubte  er  ebenfalls,    mit   Gottes 

Hilfe,  in  kurzer  Zeit  unter  Dach  zu  bringen  ^). 

Auf  seinen  Reisen  war  es  ihm  gelungen,  —  es  ge- 
hörte Glück  dazu  —  an  den  verschiedensten  Orten  die  au- 
thentischen Bilder  der  österreichischen  Fürsten  von  Rudolf  I. 
30  bis  auf  Maximilian  I.,  ja  sogar  mehrerer  Grafen  von 
Habsburg,  aufzufinden  oder  zu  bekommen.  Dieselben,  so 
»ersichert  er,  seien  weit  verschieden  von  den  Bildern,  welche 
gemeinglich  im  Umlauf  seien.  Guillimann  selbst  hatte  be- 
reits an  deren  Herausgabe  gedacht,  aber  seine  Freunde, 
namentlich  Casate  hatten  ihm  davon  abgeraten,  indem  sie 
ßs  für  passender  fanden,  solche  Bildnisse  nicht  der  gemei- 
nen Welt  preiszugeben  ^). 

In  dem  einen  der  zwei  Briefe  berichtet  Guillimann 
seinem  Gönner  am  Hofe  Rudolfs,  welches  Vergnügen  ihm 
die  200  Gulden  gemacht,  die  er  auf  Anordnung  des  Kaisers 
nnd  des  Erzherzogs  Maximilian  vor  wenig  Wochen  empfan- 

')  St.  A.  J.  Cod.  138.  I  f.  21b,ia,. 

')  St.  A.  J.  Cod.   138.  I  f.  l^Jh,.     ')  Khcnda. 


—     134     — 

gen,  als  ((  Ehrengeschenk  uod  Anreizung  )>,  und  er  wis 
wohl,  daß  der  Adressat  dieses  Schreibens,  —  vermatli 
Barvitius  —  der  wahre  Urheber  dieses  Gnadengeschenk 
sei ;  er  sehe  ans  dieser  Tbatsache,  daß  sein  muhevoll 
Unternehmen  Anerkennung  finde.  Er  bittet  seinen  Gönnt 
seinen  Bestrebungen  beim  Kaiser  ein  warmer  Befürwor* 
zu  sein  und  verspricht :  «  Wir  werden  dem  Reiche  nu 
zur  Unzier  sein.  » 

Rudolf  II.  nahm  das  Werk,    dessen  Widmung  ihn 
schmeichelhafter  aber  unverdienter  Weise  als  staatsklu^ 
Herrscher  und  glücklichen  Schlachtengewinner  feierte,  so' 
dessen    Überbringer    huldvoll    auf.     Den    Boten    behielt 
außerordentlich   lang,    länger  als  Guillimann  lieb,    am  H 
und  ließ  ihn  endlich  reich  beschenkt  ziehen^).    In  die  t 
mat  zurückgekehrt,    verlangte  er  von  seinem   Auftragge 
noch   60  Gulden   Botenlohn.     Mit    Rucksicht   auf    das  ^ 
Kaiser  gespendete  Geld  wies  Guillimann,    dessen  finanzi 
Kräfte  durch  die  hohen  ßruckkosten   der  «  Habsburgiac 
fast  erschöpft  waren,  ein  solches  Ansinnen  zurück.     All 
vor  der  Obrigkeit  von    Luzern'  tat    der   Bote   dar,    daß 
erhaltene  Geldsumme   ein    kaiserliches   Gnadengeschenk 
seine  Person  sei  und  so  mußte  Guillimann  seine  Fordern 
anerkennen  ^). 

Ende  Mai  oder  zu  Anfang  des  Juni  erhielt  Guillima 
von  Mailand  her  die  300  bestellten  Exemplai*e  zugeschic 
Die  Kosten  dafür  betrugen  beiläufig  320  Gulden  *).  W 
nicht  am  wenigsten  in  der  Erwartung  auf  klingende  An 
kennung,  um  die  großen  Auslagen  desto  leichter  zu  trag 
schickte  er  Exemplare  an  die  Höfe  in  Brüssel  und  Madi 
Es  findet  sich  nämlich  unter  Guillimanns  hinterlassei 
Papieren  ein  in  spanischer  Sprache  abgefaßtes,  von  seil 
Hand  geschriebenes  Conzept,  in  dem  aber  von  Guillima 
stets  als  Drittperson  die  Rede  ist  *).    Das  Schreiben  seil 


^)  Bittgesuch  Guillimanns  an  Rudolf  11.,  undat.  (wohl  zu  E 
1605  oder  Anfang  1606).   Univers.  Arch.  s.  Freiburg  i,  Br.  XV  7,  A 
•)  Ebenda.    ')  Ebenda.     *)  St.  A.  J.  Cod,  138,  I  foL  5b. 


—    135    — 

f^ird  somit  zweifelsohne  unter  dem   Namen   des   spanischen 
Gesandten  Casate  dem  König   Philipp   III.  berichtet  haben, 
H^ie  der  Verfassei*  des  Werkes  vom   wahren  Ursprung  der 
Grafen  von  Habsburg,   der  aus  dem  mit  Spanien  verbände- 
teo  Freiburg  stamme,  seit  früher  Jugend,  seit  dem   Beginn 
seiner  böhern   Studien    den  Wunsch  im    Herzen    getragen, 
einst  in  den  Dienst  seiner  Majestät   und  des  Hauses  Öster- 
reich zu  treten  '),    wie  er   dann   als  Sekretär  bei  der  spa- 
nischen Gesandtschaft  Dienste  genommen,    dabei   Gelegen- 
heit gefunden,  seinen  Wünschen  nachzuleben  ^),  und  so  habe 
er  mit  vieler  Arbeit   und    ungezählten    Nachtwachen,    ohne 
Geld  und  Gesundheit  zu  schonen,  dies  Werk  zu  Stande  ge- 
bracht, das  er  hiemit  Seiner  katholischen  Majestät  zu  Fußen 
lege.     Des  Fernern  wird  noch  der  Plan  zur  Weiterführung 
des  unternommenen  Werkes  dem   König  unterbreitet.    Wir 
haben  keine  Kunde  vom    Erfolg  dieses   Schreibens  :    ob    es 
einer  Antwort  gewürdigt  wurde   oder   nicht,    ob    die  zehn- 
jährigen treuen  Dienste  Guillimanns,    die   bisher  ohne  An- 
erkennung geblieben,  die  erwartete  Auszeichnung  gefunden, 
oder  nicht. 

Der  Regent  der  Niederlande,  Erzherzog  Albrecht,  aber 
konnte  jetzt  einsehen,  daß  jene  drei  Panegyriken  von  1599 
in  der  Tat  nicht  als  bloße  Schmeichelei  aufzufassen  waren  •^). 
Es  ist  nicht  anzunehmen,  trotz  dem  Mangel  an  Be- 
weisstöcken, daß  Guillimann  es  unterlassen  habe,  dem  Erz- 
herzog Maximilian,  der  sich  so  rasch  und  bereitwillig  seiner 
angenommen »  die  a  Habsburgiaca  ))  als  Ausdruck  seiner 
Ergebenheit  zu  überreichen. 


*)  a el  qaal  siempre  ha  deniderado  desde  su    mo^« :    dad  y 

Pfincipio  de  estudios  de  emplearse  en  el  real  servitio  de  V.  M.  y  de 
'1  Itoda  casa]  D^Austria.  ä    Ebenda. 

')  « con  occasion  de  hallar  comodidad  para  poder  conseguir 

^tos  saa  deseos.  »     Ebenda. 

')  (c  Post  editionera  Mediolani  Habsburgiacorura,  quorum  exem- 
Pw  Sereoitati  tuae  eodem,  quo  prodierunt  anno  1605,  per  Ferdinan- 
^^m  Gironium »    Schreiben  v.  1611,  Mai  9.     St.  A.  J,  Cod.  138. 


-     136    — 

Wohl  die  Hauptmasse  der  Abzüge,  fünf  Ballen,  schickte 
Guillimann  von  Luzern  nach  Basel  an  den  Buchhändler 
Ludwig  Künig,  damit  derselbe  die  Exemplare  auf  der  Frank- 
turter  Messe  an  die  Buchhändler  vertreibe.  Später  ver- 
kaufte er  die  sämtlichen  in  den  Handel  gegebenen  Exem- 
plare dem  Freiburger  Buchändler  Johann  Straßer,  das  Stack 
für  23,  höchstens  24  «  Notbatzen  »  ^). 

Den  Freunden  aber,  mit  denen  er  im  Bücheraustausch 
stand,  beeilte  er  sich  das  Erzeugnis  seiner  eigenen  Schaf- 
fenskraft zu  übermitteln,  um  sie  sich  in  Gewogenheit  und 
gutem  Willen  zu  erhalten. 

Schon  am  13.  Juni  1605  ließ  er  seinem  Freund  Rüeger 
das  längst  angekündigte  Werk,  an  welchem  derselbe  nicht 
geringen  geistigen  Anteil  hatte,  zugehen  *).  Doch  beschwört 
er  ihn,  außer  den  Titel  nichts  anzuschauen,  bevor  er  das 
Verzeichnis  der  Druckfehler  durchgesehen.  «  Es  sind  ihrer 
unendlich  viele,  und  beinahe  schändliche.  Meine  Abwesen- 
heit hat  sie  verschuldet.  Da  ich  beschlossen  hatte,  in  Mai- 
land, wohin  mich  ursprünglich  andere  Geschäfte  geführt, 
so  lange  zu  bleiben,  bis  das  Werk  vollendet  wäre,  rief 
mich  anderes  anderswohin  ;  erst  nach  Rhätien,  kurz  darauf 
in  die  Schweiz,  und  zog  mich  dermaßen  davon  ab,  daß  ich 
dem  Druck  nicht  die  gewünschte  Aufmerksamkeit  schenken 
konnte  ».  Im  übrigen  möge  Rüeger  selber  darin  lesen  und 
sich  ein  festes  Urteil  bilden  und  endlich  ihn,  als  treuen 
Freund,  auf  alles,  worin  er  fehlgegangen,  aufmerksam  ma- 
chen. Wie  hätte  er  neben  so  vielen  Geschäften  und  Zer- 
streuungen ein  reiflich  durchdachtes  und  allseitig  abgewo- 
genes Werk  schaffen  können.  Den  gleichen  Dienst  fordere 
er  auch  von  den  andern  Freunden. 

^)  Undatiertes,  höchst  verworrenes  Concept  eines  Ausweisseheines 
für  den  Frei  burger  Buchbinder  Johann  Straßer  (Stiefsohn  des  Druckers 
Wilhelm  Maß.  s.  Soloth.  Wochenbl.  1818,  S.  77  f.).  St.  A.  J.  Cod. 
138  I  /:  3. 

*)  Das  Begleitschreiben  Guillimanns  in  Cod.  G.  I.  47.  N*  119 
d.  U.  B.  B.  Mit  Weglassung  von  Einleitung  und  PS.  findet  er  sich 
auch  in  dein  geschenkten  Exemplar,  das  sich  jetzt  auf  der  5l5a€/^^t6/io^/t. 
Solothuni  befindet. 


—    137    - 

Dieser  Sendung  legte  Guiliiroann  auch  ein  Exemplar 
SD  Markus  Welser  bei.  An  Werdenstein,  der  schon  seit 
1602  nicht  mehr  im  Stande  war  zu  schreiben,  gedachte  er 
bei  anderer  Gelegenheit  eines  zu  schicken. 

Am  23.  August  äbermachte  Guillimann  seinen  «  gnä- 
digen Herren  von  Freiburg »  das  ((  buoch  von  den  alten 
Grafen  von  Altenburg  und  Habsburg  ^).  Er  vermeine,  das- 
selbe werde  den  «  gestrengen  Herren  »  nicht  unangenehm 
sein,  weil  es  auch  von  Herkunft  und  Taten  der  «  Grafen  » 
von  Zähringen,  aso  ein  loblich  Statt  Freiburg  gehauen  und 
gestiftet  »,  Kundschaft  gebe. 

Wie  sehr  Guillimann  trotz  aller  Wechselfälle  seines 
Lebens  der  Vaterstadt  von  Herzen  zugetan  war,  drücken 
diese  Worte  aus:  «  Bitt  demütiglich,  Euer  Gestrengen  wel- 
lend diß  mein  tieiß  und  arbeit,  so  in  ansehen  Euer  Ge- 
strengen sonderlich  zu  gefallen,  wie  auch  dem  Vaterland 
zu  ehren,  von  mir  aufgenommen,  gnediglich  empfahen  und 
mich  alß  iren  gringsten  Underthanen  in  allweg  gunstiglich 
ffir  befohlen  haben.  » 

Dank  und  Anerkennung  seiner  Mitbürger  blieben  ihm 
nicht  aus.  Am  9.  September  beschloß  der  Rat :  «  Man  soll 
irae  bei  erster  Gelegenheit  danken  und  wann  die  Gsandten 
das  nächstmal  gan  Luzern  reisen,  werden  sie  ime  auch  mit 
der  Verehrung  ehrlich  meinen  »  ^). 

Die  Forschungen  über  die  älteste  Geschichte  der  Habs- 
burger führten  Guillimann  mit  einem  andern  Gelehrten  zu- 
sammen, der  als  überaus  fruchtbarer  Herausgeber  von  Quel- 
lenwerken  vielfach  sein  Arbeitsfeld  kreuzte.  Es  war  Melchior 
Goldast  von  Haimisfeld,  ein  Thurgauer,  dem  ein  unstetes 
Geschick  nur  selten  eine  dauernde  Ruhstatt  vergönnte  '*). 
Im  Dienste  fremder  Fürsten  fristete  er  sein  Leben,  vielfach 
mit  Armut  und  Entbehrung  kämpfend,  die  schon  an  seiner 

')  Das  Begleitschreiben  a.  d.  Staatsarrh.  Freihurtj.  Stadtsar hcn 
A.  A'*  464. 

*)  Ratsmanual,  1605,  Sept.  9.  Staatsarch.  Freib.,  abgedruckt 
^Mguä,  Biographie,  etc.,  p.  24. 

')  Vgl.  G.  r.  Wjiss  :  Historiogr.  S.  'lA-\  f. 


—     138     - 


Wiege  gestanden.     Gerade  im  Jahre  1605  erschienen  seine 
tt  Siiüvicarum  rerum  scriptores  aliquot  veteres  >>.  Goldast  war, 
wie  Kueger,  Protestant.     Dennoch    war   ihm   Guillimann  in 
;iiirH(!hliger   Freundschaft   zugetan    und    voll    Bewunderung 
für  seine  wissensrhaftliche  Fruchtbarkeit.  Als  Zeichen  seiner 
Verehrung  sandle  (m*  ihn)  im  Oktober  die  <(  Habsburgiaca  »^   V 

Auch   der   Mönch    im    Unstern  Wald   ward    nicht  ve 
^^(•ssen.     Am  Ki.  September  übergab  Guillimann  sein  Bu 
(l(»m   alten   Schaffner  des  spanischen    Gesandten,    der   si 
nacii   seiner  Heimal   aufmachte,    auf  dem  Wege  aber  no 
die  Mullergotles  von  Einsiedeln  grüßen  wollte.     Guillima 
bittel  seinen  getreuen  P.  Christoph,    dem   alten    Mann  ei 
Fri»ude  zu  bereiten,  indem  er  demselben  des  Stiftes  Kirch 
schätz  zeige'-).     Ks   ist  ein  Vorzug  geistig  wirklich  bede^ 
hMider  Menschen,  für  ihren  ungebildeten  unter  ihnen  steh 
den   Hruder  ein    fühlendes   Herz  zu    haben  ^).     Des    fern 
läÜt  Guillimann  seinen  Freund  wissen,  daß  sein  Herr,  Cas»=^'/. 
nunmehr  nach  Malien  abgereist  sei,   um  die  Lampe  für  einlas 
Khisler  zu  liesiu-gen  :    er  werde   nicht    zurückkommen,   tr^  he 
dieselbe  vollendet  sei,    selbst    auf    eigene    Kosten    hin.        JEf 
weile  somit  ganz  allein  in  Luzern,  wo  ihn  aber  P.  (Ihristop^  i. 
der  seiner  allbereits  überdrüssig  sei,  nicht  mehr  lang  such  ^" 
müsse  noch  linden  werde. 


'»  Hl.  \.  \V  OktoUM   It-iü  Kp.  Ui\  p.  1:^1.  Uuilliinanus  Brit? 
.in  iioliiast  sititt  al\l^^iru^kt  in:  ^  Virormn  ol.  et  d«>cU)rum  ad  MelL*^*' 
(«»M.isiuni  opi^toLio  o\  l»ihlioMiei\i  H.  li.   ihiileniaiii.  »  llilte*. 

»      \:r';.<,;r,*'j      /■':..<{./.    ■:.     :.    ff     *'(^C.    I,    .V'     4.      «  Vetulo     hll  ^ 

l.itnri  si  HU  Kl  Umio  ioioris.    Pt*s  <aora<  et  ornamenta  reliquiasve  oster 
dorjs.    cralniu    foivris.     V\\\\    :io>lor   «.voonoinus :    abit  domuni   suai^ 
Mvl  niMi  nt>>  vdntata  IVijMsa   Moroni iuna.    oui    tu   me  quoque  con"^ 
n)«Miital»iN     IKvi^MHiN    li>c.t:n>    abiit    in    luliam    ^sollicitatum    vestra 
l.inip.Kii';)     \iv  iwiibu  r^;>i  im  iviitvia  \ el  <uo  sunitu.  Solus  ego  isti 
^f  1  r,'.i\;,   .)•.»;  «jU.ioivn  iv.o.  :u\juo  rolvries.  4uem  modo  fastidis.  » 
\  •■•  Oi    .i,i:v.  U\\^  c\\\>:\\\\\s\\ii\o  sirh  Staat  durch  Rüeger 
.l.':.i  M,Mo:^    .u\  \\\\\\  \w  Hrio'o  \ ■\-.  S i' Ji äff h. Elisen  brachte,  wegen  d 
I  iiU\r».!-.i-.-t.'.iN,'-.i    N,  ;:u';    K.iiv.;.:o.    .iu'    ::-.    Suais   Abwe:»enbeit  de 
n.»i«M  !;•.'.;  ,;;  »:.'..:  c«':v.  l  .^1::.  .-^^^^^'un^ie:..    und   verspricht,  wenn  d 
n.M.    \* -..».i,'.  Ko;-.  .v. .  .v.»v  ^;i;  ;;;  :;..u'!.e:' .  Jen«  der  Arbeiter  sei  sein 


l  olmo^   \x  r; ; 


;* 


•    »  »  .     .    '  ' 


—    139    — 

Es  scheint  aus  diesen  Worten  hervorzugehen,  daß 
Gailiimanns  Familie  bereits  nach  Freiburg  im  Breisgau,  der 
Heimat  seiner  Gemahlin,  übergesiedelt  war.  Das  Haus  zur 
«(  Feder»  in  der  «  Vambeßgasse  »  gehorte  der  Frau  Agnes  als 
Eigentum  ^).  Diese  Stadt  empfahl  sich  außerdem  durch  ihre 
herrliche,  gesunde  Lage  ebenso  wie  durch  ihre  altberfihmte 
Hochschule,  unter  deren  Lehrern  Guillimann  den  ein  oder 
andern  verständnisvollen  Freund  seiner  Studien  zu  finden 
tioffen  konnte. 

Es  ist  nicht  möglich,  den  Austritt  aus  dem  Dienste 
der  spanischen  Gesandtschaft  zeitlich  genau  zu  bestimmen, 
sowenig  als  den  Eintritt.  Soviel  ist  sicher,  derselbe  er- 
folgte noch  im  letzten  Viertel  des  Jahres  1605  '). 

Die  tt  Habsburgiaca  »  verfehlten  ihre  Wirkung  auf  den 
kaiserlichen  Forderer  der  Wissenschatten  nicht :  er  bewil- 
ligte dem  Verfasser  ein  Jahrgeld  von  200  Gulden.  Darauf- 
hin gab  Guillimann  sein  Sekretariat  in  die  Hände  Alfonso 
Casates,  der  ihm  während  zehn  Jahren  ein  wohlwollender 
Herr  und  uneigennütziger  Förderer  seiner  Bestrebungen 
g-e Wesen    zuräck  *). 

Zwar  hielt  er  sich  noch  zeitweise  in  Luzern  auf,  um 
endlich  im  Dezember  Luzern  als  sein  eigener  Herr  zu  ver- 
lassen. 

«  Sei  gegrüßt  und  lebe  wohl,  mein  Christophorus  !  » 
Sehreibt  er  am  10.  Dezember  1605  in  letzter  Stunde  seinem 
P't^eund  im  Stift  Einsiedeln  *).  a  Ich  begebe  mich  an  he- 
gten Ort;    frage  mich  nicht,    wie  gern.  »     Er  habe  end- 


i 


*)  Laut  Inventar  über  ihre  Hinterlassenschaft,   aufgen.  am  2-^. 
ai  1612.     Unicers.  Arch.  Freib.  i.  Br.  III  G,  43. 

')  Denn  in  dem  Briefe  an    P.  Christoph,    v.  10.  Dez.  spielt  er 
*^<5h  als  freien  Mann  auf. 

')  «  Neque  eam    [pecuniam  seil.]   solum,    sed  ducentos   quoque 

leros  annuos,   quos  ante  triennium  decrevit  Caesarea  Altitas  et  Tua 

^«renitas  per  duos   praeteritos  annos    [d.  h.  1605  und  1606)    benigne 

^^Ivi  curavit.  o     Schreiben   an  Erzherzog  Maximilian,  datiert  vom  6. 

Februar  1607.     St.  A.  J,  Cod.  138,  L  /'.  I9a'h, 

*)  Bf.  V.  10.  Dez.  1605.     Stiftsarch.  a.  a.  O.  fusc.   II,    A"   4. 


—    140    — 

lieh  Menschen  gefunden  und  unter  ihnen  ihren  Freand 
Zimmermann  ^).  Von  dessen  Nüchternheit  wußte  er  vieles 
zu  sagen.  L-m  es  doch  herauszusagen  :  derselbe  habe  ihn 
so  nöchtern  gehalten,  daß  niemals,  so  glaube  er,  jemand 
trunkener  gewesen  sei,  als  er.  Und,  was  P.  Christoph 
mehr  freuen  werde,  er  sei  Guillimanns  nächster  Nachbar. 
Kaum  drei  Häuser  weit  sei  er  entfernt ;  so  werden  sie  täg- 
lich beisammen  sein,  P.  Christoph  möge  ihn  darum  begläek- 
wünschen  oder  darüber  entrüstet  sein,  —  P.  Christoph  hätte 
wohl  Grund  gehabt,  denn  der  allzugastfreundliche  Zimmer- 
mann war  Theologieprofessor  an  der  Universität  —  dem 
gnädigsten  Herrn  und  Fürsten  von  Einsiedeln  biete  er  rück- 
haitslos  seine  ganze  Üienstbereitschaft  an.  und  das  umso 
freier  und  bereitwilliger,  als  er  nunmehr,  keines  andern 
Mannes  Knecht  sich  allein  Untertan  und  verpflichtet,  sich 
selbst,  seinen  Freunden  und  solchen  Gönnern  zu  leben  ge- 
denke. Frei  möge  der  Abt  von  ihm  fordern,  was  immer 
er  wolle.  Er  habe  sich  demselben,  ja  ihnen  allen,  ganz 
angelobt.  Wenn  anders  es  hätte  sein  können,  hätte  er 
diesem  Schreiben  zuvor  des  Fürsten  Hand  geküßt.  Doch 
werde  er  die  nächste  Gelegenheit  an  sich  reißen,  um  dies 
sein  Verlangen  zu  stillen.  Inzwischen  möge  P.  Christoph 
weitere  Nachricht  aus  dem  Breisgau  erwarten,  freilich  nicht, 
bevor  Guillimann  auch  einen  Brief  von  seiner  Seite  im  Breis- 
gau zu  Gesicht  bekommen  habe. 

Die  Quellen  verschweigen  uns  die  Ursachen,  denen 
diese  Ergebenheit  Guillimanns  gegenüber  Abt  und  Convent 
des  altehrwürdigen  Stiftes  entsprang. 

Damals  trug  sich  unser  Gelehrte  auch  mit  dem  Ge- 
danken, eine  Neuausgabe  der  Briefe  des  Humanisten  und 
spätem  Papstes.  Eneo  Silvio  Piccolomini.  zu  besorgen,  ein 
Plan,  der  aber  nie  zur  Tat  wurde  *). 


M  Johann  Andreas  Zimmermann,  von  Freiburg  i.  B.  gebürtig. 
l'yli^  in  die  Matrikel  der  Hochschule  eingetragen,  1583  Magister  der 
philosophischen  Fakultät,  seit  1595  Professor  der  Theologie.  Er  starb 
1K29,  vgl.  Schreiber,  Gesch.  der  Univ.,  S.  317  u.  f. 

*)  a  Epistolas  Silvii  referam  ad  vos  proxima  commoditate,  forte 
enim  curabt>  ut  de  novo  edantur.  »     Hbenda. 


-      141     — 

Andere  Pläne,  andere  Arbeiten  traten  jetzt  in  den 
Vordergrund  und  füllten  seine  Tage  aus.  Vor  allem  galt 
es  das  Vertrauen  und  die  Gunst  des  Kaisers  und  seiner 
Brüder  ganz  zu  erobern.  Denn  auf  ihnen  ruhte  sein  ganzes 
Hoffen,  eine  bessere  Zukunft.  Nicht  ein  Ton  der  Wehmut 
oder  des  Bedauerns  dämpft  den  Jubel,  der  aus  seinen 
Worten  an  P.  Christoph  klingt.  Das  Gefühl,  er  ziehe  sei- 
nem Gluck  entgegen,  lieü  kein  anderes  aufkommen  und 
machte  ihm  selbst  das  Scheiden  aus  der  Nähe  so  lieber 
Freunde  leicht.  Sein  Auge  war  noch  geblendet  vom  Glanz 
der  Gnadensonne,  die  im  Osten  über  sein  Haupt  emporstieg; 
noch  erschien  ihm  der  österreichische  Boden  wie  ein  ge- 
lobtes Land. 


Vierter  Abschnitt. 


Der  Geschichtschreiber  des  Hauses  Österreich. 

IfiOV- 1612. 

I. 

Guillimanns  Lebensplan. 
Sein  Lehramt  an  der  Universität  Pfeiburg. 

Nicht  lange  nach  seinem  Austritt  aus  dem  Dienste  der 
spanischen  (iesandtschaft,  reichte  Guillimann  seinem  kaiser- 
lichen Herrn  eine  Denkschrift  ein.  welche  Rudolf  II.  zur 
Regelung  des  neuen  Dienstverhältnisses  veranlassen  sollte*). 

Kr  führt  darin  aus,  wie  er  mit  der  allergrößten  Sorg- 
falt, er  sage  dies  ohne  sich  zu  rühmen,  eine  habsburgische 
Geschichte  geschrieben  und  unter  dem  Namen  Seiner  kaiser- 
lichen Majestät  veröffentlicht.  Für  deren  Druck  habe  er  an 
die  3iO  Gulden  ausgelegt.  Der  Briefbote,  den  er  mit  dem 
Buche  nach  Prag  geschickt,  habe  dort  Geld  empfangen  ; 
Guillimann  habe  dasselbe  als  Entlohnung  angesehen.  Der 
Bote  aber  habe  vor  dem  Rate  von  Luzern  erklärt,  das  Geld 
sei  ein  personliches  Gnadengeschenk  des  Kaisers.  Also  sei 
er  gezwungen  wonlen.  für  Botenlohn  wiederum  60  Gulden 
auszulegen . 

'^  r  ,4.  K  .Vr,  r,  .4.  9,  Xhs^^htUi  des  Schreibens.  Es  ist 
lUulAUfM.  ilio  .\hfji$$unc  mnb>  »tvr  in  die  Zeit  vom  September  1605 
hi$  Mai  1<X>(>  UUen.  Im  Sept  ItXX^  Dümlicb  war  Gnillimann  noch 
in)  OionNU^  OjinäU^s   nn.i  am  1-v  M.ii  ItW  httte  der   Kaiser   darüber 

>olt«^r,  >oi:;o  KiM>oliiuN>*'  *:i!,^4.^l 


—   ua  — 

Weil  er  nur  über  ein  gar  geringes  Vermögen  verfüge, 

er  den  Kaiser,  ihm  die  Kosten  tragen  zu  helfen. 

Zum  andern,    soll   der  Kaiser  den   Jahresgehalt,    den 
er  ihm  zugesprochen,    auf  einen  bestimmten  Ort  anweisen, 
^0  eine  stete  und   ihm   bekannte    Auszahlung  stattzufinden 
habe. 

Zum  Dritten  erbittet  sich  Guillimann  ein  kaiserliches 
Privilegium  für  alle  Bucher,  welche  er  noch  herauszugeben 
gedachte. 

Viertens  möge  ihm  der  Kaiser   ein  Diplom  ausstellen. 

lautend  auf  alle  Klöster  in  Schwaben,  im  Breisgau  und  El- 

saü.  damit  vv  deren  Briefe  und  Bücher  durchforschen  könne, 

ttm   die   Geschichte    der   erlauchten    Familie   Sr.  Majestät, 

desto  fester  zu  gründen. 

Endlich  bitte  er  den  Kaiser,  die  Bildnisse  seiner  Vor 
fahren,    die    er   zusammengebracht,    und    welche    durchaus 
verschieden  seien  von  den  gemeinhin  bekannten,  aber  ganz 
6cht,  auf  seine  Koston  in  Kupfer  stechen  zu  lassen. 

Er  habe  seine  Beamtung  beim  spanischen  Gesandten 
in  der  Schweiz,  welche  bisher  seiner  Familie  den  Unterhalt 
gewährt,  niedergelegt  und  sich  mit  ganzer  Kraft  an  die 
Aufhellung  der  österreichischen  Geschichte  gemacht.  Schon 
überarbeite  er  die  «  Habsburgiaca,  »  welche  in  kurzem  ver- 
mehrt ausgehen  werden.  Denselben  gebe  er  zugleich  das 
Buch  von  den  österreichischen  Herzogen  und  Erzherzogen 
mit,  in  dem  jene  neuen,  noch  nie  gesehenen,  aber  echten 
Bildnisse  erscheinen  werden.  In  nicht  ferner  Zeit  soll  der 
dritte  Teil,  von  den  Kaisern  dieser  Familie  und  ein  vierter, 
von  den  bewunderungswürdigen  Taten  des  Hauses  Osterreich, 
folgen  und,  so  hofft  er,  der  Nachwelt  bleibe  nichts  übrig, 
was  sie  darüber  hinzuzufügen  hätte. 

Damit  er  aber  an  diesem  Unternehmen,  das  sein  Leben 
ganz  in  Anspruch  nehmen  werde,  nicht  mit  seiner  Familie 
^D  Grunde  gehe,  bitte  er  S.  Majestät  inständig,  sie  wolle, 
*'s  allergnädigster  Kaiser,  dem  treuen  Diener,  der  nichts 
anderes  verlange,  als  dem  erlauchtesten  Hause  eine  neue 
literarische  Leuchte  anzuzünden,  und  darüber  sterben  werde, 

■ 

^^  Göte  zu  Hilfe  kommen. 


—    144    — 

Dies  hoffe  er  zu  erlangen  :  der  Kaiser  aber  werde  es 
nicht  umsonst  tun  noch  einst  bereuen. 

In  diesem  Schreiben  ist  klar  und  bündig  das  Lebens- 
programm enthalten,  dessen  Verwirklichung  alle  seine  noch 
übrigen  Tage  erfüllte,  demgemäß  sich  sein  ganzes  Leben 
und  Streben  gestaltete.  Die  Lösung  dieser  hohen  Aufgabe 
schwebte  als  höchstes  Ziel  vor  seinem  Geiste. 

Allein  das  Unternehmen  war  nicht  vom  Glück  begün- 
stigt. Punkt  für  Punkt  mußte  er  seine  nichts  als  billigen 
Forderungen  erstreiten,  erobern,  erharren.  Dies  schwere 
Ringen  mit  widrigen  Umständen  und  menschlicher  Nach- 
lässigkeit brach  schließlich  seine  starke  Willenskraft  und 
seines  Leibes  Kraft  zugleich :  angesichts  des  winkenden 
Sieges  sinkt  er  tot  zusammen.  Dies  bildet  den  Inhalt  un- 
serer noch  übrigen  Darstellung. 

Schon  vor  Guillimanns  Niederlassung  in  Freiburg  im 
Breisgau  bereiteten  sich  Dinge  vor,  die  ihm  wenig  Freude 
brachten. 

Im  Juli  1605  schied  der  Professor  der  Geschichte  an 
der  Universität,  Johann  Jakob  Beurer,  den  wir  früher  im 
Guillimanischen  Bekanntenkreis  getroffen,  aus  dem  Leben. 
Beurer  hatte  nach  dem  Tode  Glarean's  seine  Lehrtätigkeit 
begonnen.  Er  dozierte  Griechisch  Poesie  und  Geschichte  *). 
I.etztere  behandelte  er  anfänglich  mehr  als  moralisch-poli- 
tische Nutzanwendung  von  Stellen  alter  Klassiker,  wobei 
er  die  Dichter  ebenso  heranzog  wie  die  Historiker.  Noch 
später  mußte  ihn  die  Universität  zu  einem  mehr  selbständi- 
gen Vortrag  ermahnen.  Auch  sein  Leitfaden  der  Geschichte, 
eine  Blumenlese  von  Stellen  aus  klassischen  Schriftstellern, 
ließ  die  ursprüngliche  Behandlungsweise  noch  durchblicken. 
Im  September  1595  bat  er  die  Universität  um  Anwartschaft 
auf  eine  medizinische  Professur,  wofür  er  sich  innerhalb 
Jahresfrist  vorbereiten  wolle,  denn  er  wußte  sich  in  seiner 
Dürftigkeit  nicht  mehr  anders  zu  helfen. 

Rudolf  II.  verlieh  ihm  zwar  1602  Titel    und    Prädikat 


')  Schreiber:  Gesch.  d.  Univ.  Fr.  II,  S.  236-241. 


—     145     — 

eioes    kaiserlichen    Hislorici     und    Graeri    Inlerprelis    und 

befahl    der    rniversität.    an    Beurer    zu   seinem    bisherigen 

Salariuni  auf  Lebenszeit  jährlich  lOU  Taler  zu   verabfolgen. 

Bierauf  erklärte  die  Universität,  Titel  und  Ehren  gönne  sie 

Beurer  wohl,  aber  die  100  Taler  könne  sie  nicht  bezahlen. 

Im  Jahre  1605  endlich  verwendete   sich  Erzherzog  Maxinii- 

liao  bei  der  Universität  für  die  Auszahlung.    Allein  Beurer 

starb,  ehe  es  dazu  kam. 

Darob  Beurers  Ableben  war  eine  neue  Aussicht  eröff- 
net, dem  nunmehrigen  Historiker  der  Habsburger  eine  hin- 
länglich einträgliehe  Stellung  zu  schaffen.  Erzherzog  Maxi- 
milian, dessen  Kassen  sonst  fibermäl^ig  in  Anspruch  ge- 
nommen waren,  suchte  sich  naturgemäß  die  Last,  welche 
der  Kaiser  ihm,  als  dem  Gubernator  der  vorderöstereichi- 
schen  Lande,  aufgebürdet,  so  leicht  als  möglich  zu  machen, 
indem  er  die  Universitätskasse  in  Anspruch  nahm  '). 

Es  scheint,  daß  er  alsbald  beim  akademischen  Senat 
SchpJUe  tat.  daß  derselbe  seinem  neuen  Schützling  die  ver- 
waiste Lehrkanzel  überlasse.  Denn  in  der  Senatssitzung 
vom  16.  September  1605  kam  bei  der  Beratung  über  Neu- 
besetzung der  erledigten  Professur  bereits  Guiliimanns  Per- 
sönlichkeit zur  Sprache.  Man  war  aber  nicht  geneigt,  den- 
selben in  den  Lehrkörper  der  Universität  aufzunehmen, 
«weil  in  Teutschland  kein  historicus  Professor  »  sei,  «  der 
allein  dieß  lese».  Es  wurde  beschlossen,  die  Geschichte  mit 
<len  ((  Humaniora  »  zu  verbinden  und  somit  das  Fach  dem 
Professor  der  Rhetorik,  Joseph  Langius,  übertragen  *). 

Es  wäre  aber  gefehlt  anzunehmen,  dieses  Vorgehen 
<Jßs  akademischen  Senates  habe  unserm  Gelehrten  leid  ge- 
^n.    Ganz  im  Gegenteil :    So  wenig  er   vielleicht   den  Be- 


')  1604  mußte  Erzherz.  Maximilian  voo  den  vorderösterreichi- 
^hn  Landstanden  die  Übernahme  einer  Schuldsumme  von  200,000 
^Wen,  sowie  die  Bewilligung  des  Maßpfennigs  auf  10  Jahre  ver- 
'^ögen.  {J.  Bader,  Geschichte  der  Stadt  Freiburg  i.  Br.,  Freiburg 
^^,  11.  Bd.,  S.  198.) 

*)  Prot.   Sen,  Conv.  h).   Sept.  1603. 

10 


—    146    — 

weggrflnden    dieser   ablehnenden  Haltung    beipflichtete,  so 
sehr  entsprach   sie  selbst  seinem   geheimen  Wunsche.    Er 
hatte  gehofft,  vom  Kaiser  ein  so  hohes  Jahrgeld  zu  erlangen, 
daß   er   sich    ungeteilt    seinen   schriftstellerischen   Arbeiten 
hingeben  könne.    Eis  sieht  ganz  aus,  als  ob  Guillimann  eine 
jener  stillen  Gelehrtennaturen  gewesen  sei,  die  nur  in  der 
unbelauschten  Stille  ihrer  Studierstube  zu  fruchtbarem  Schaf- 
fen aufgelegt  sind,  denen,  was  sie  zu  ihres  Geistes  Eigen- 
tum gemacht,  nur  allmälig  aus  der  Feder  fliel^t,  welche  der 
(iahe  des  raschen  Wortes  entbehren. 

Ma.ximilian  ging  jedoch  nicht  von  seinem  Plane  ab. 
Tm  sich  seinen  fürstlichen  Gönner  nichl  schon  im  Anfang 
t\\  entfremden,  fügte  sich  Guillimann  seinen  Wünschen  ')• 
.Vis  er  im  Dezember  IttOo  nach  Freiburg  kam,  nahm  er  die 
.'Vngelegenheil  abermals  an  die  Hand  und  bewarb  sich  neuer- 
dings um  die  historische  Lehrkanzel. 

In    einem    Schreiben    an    Rektor   und    Senat   erklärte 
Guillimann,  er  hal>e.  angezogen  durch  die  Berühmtheit  und 
das  geistige  Leben  dieser  Stadt  und  Akademie,  beschlossen, 
den    Kest   seines    Lebens   hier   zu    verbringen  *K     Tm  aber 
mit   der  Hochschule  in    Fühlung    zu    kommen,    zumal    falls 
diese  sich  von  ihm  etwelche   Hilfe  oder   eioeo  Vorteil   ver- 
sprtvhc.  biete  er  ihnen  in  l^ereit willigster  Weise  seine  gu- 
ten l^ienste  an,  die,  wir  er  holTe.  der  roiversiiät  nicht  zur 
Lniier  sein  wurden. 

Vni  il>  Januar  wurde  im  Senat  über  dies  Angebot 
H,it  gehalten  und  In^si-hlossen,  Guülimaon  zu  vernehmen, 
xx,'<>  füi  eine  .  l^r^>feo.iiMi  ^  er  l^Cir^hre  *«.  Er  antwortete 
^^r:auf  Sv^hriftl  oh  :  oi   ♦\'4bc  ceh-'.rt.  da*»  man  einen  Profes- 


W  ■     ^.    ^  ;>    V.:  ;'   i    A.K--          Frrirc^i     Nov.  1HI)5).    von 

^        \  *.v     *V^     \y   r    /"->K-.'    rierif'hwi.  trag  er  twlbsit 

.  >  V     V.  .    IV.    .;.-  A                   ^        C-:a     ä  Febr.  1006, 

*     v;vv       X  N           .         v^x-       :    1::n     :\.   S,  ^MTk  Die  OH- 


•--•*r.a>«i.  was'  er  b^§?ehre 


•»^     ^»• 


;*      ?:.       :•>*■ 


—     147    — 

8or  für  die   Geschichte  suche.     Hiezu,    wenn    anders    man 
ihn  geeignet  finde,  trage  er  abermals  seine  Kraft  an  *). 

Am  23.  Februar  kam  Guillimanns  Anerbieten  wieder 
Zur  Verhandlung  :  die  erledigte  Stelle  wurde  endlich  ihm 
überlassen  *). 

Ostern  i606  feierte  Guillimann  wohl  in    Luzern.    denn 
am  Weißen  Sonntag,   den  i.  April,   schickte  er  von  da  aus 
ein  Schreiben  an  seinen  Freund  P.  Christoph,  das  voll  lau- 
o'ger  Neckerei  ist:  nur  die  Nachschrift  ist  ernster  und  be- 
spricht was  die  Hauptsache  war,    den   Plan   für  die  Ausar- 
l^eitung  und  Illustration  der  Stiftsannalen  **). 

Der  neue  Universitätsprofessor  muß  aber  noch  im  Laufe 
der  ersten  Aprilwoche  nach  Freiburg  zurückgekehrt  sein. 
Wollte  er  ja  am  Montag,  iO.  April,  seine  Vorlesungen  über 
^^schichte  eröffnen  *). 

Unterdessen  war  auch  seine  Denkschrift  an  den  Kaiser 
^ichl  ohne  Erfolg  geblieben.     Am  13.  Mai  i606  ließ  Rudolf 
dieselbe  dem    Regenten  der  vordem    Lande,   seinem  Bruder 
Maximilian,    zur  Begutachtung  zugehen,    indem  er  ihm  zu- 
gleich seine  eigenen  Entschließungen   mitteilte  *).     Mit   den 
finanziellen  Forderungen  des  Bittstellers  ist  er  einverstanden 
und  gewillt  i80  Gulden   an   die    Druckkosten    der    «  Habs- 
Äurgiaca  »  beizusteuern  :  er  bittet  deshalb  seinen  erzherzog- 
lichen Bruder,  diese  Summe  «  von  unseres  gemainen  Haußes 
wegen  bezahlen  zu  lassen  ».  —  «  Also  und  dieweil  er  andere 
seine    gehabte    Dienstglegenheiten    ausgelassen,     und    sich 
allain  in  unseres  Haußes  diensten  gebrauchen  laßt,    und   in 


')  Schreiber  :  II.  S.  345  f. 

*)  «  mentis  declaratio  eius  grata,  et  lectio  [rerum]  historiarum 
ei   conceditur.  »     Prof.  Sen. 

')  St.  A.  Fi.  a.  a.  O.  fasc.  I,  N"  5.  In  dem  Briefe  sind  allerlei 
Details,    die  mangels  anderweitiger  Beleuchtung  unverständlich  sind. 

*)  «  Guillimann  will  bis  Montag  sein  principium  lectionum 
fürnehmen  und  halten,  welches  zu  affigieren  ad  diem  solis.  »  Prot. 
Sen.  Conv.  v.  7.  April  1606. 

*)  Abschrift  im  St.  A.  J.  Cod.  138.  I.  f.  7i/75.  Diese  Ab- 
schrift stammt  aus  der  Prager  Kanzlei  und  trägt  Rf/rfo/fa  Unterschrift. 


-     148    — 

demselben  sein  zeitliches  Leben  zu  beschließen  fu 
men.  auch  sonsten  anderswo  kain  Hilf!  noch  undc 
zu  suchen  hat.  erachten  Wir.  daü  Ime  zu  den  anv< 
ligten  zwayhundert :  noch  .larlich  zwayhundert :  i 
in  allem  Jahrs  vierhundert  Gulden  Dienst-  oder  Gi 
halt,  hinfur  ordentlicher,  und  an  ainem  ^ewißen 
er  wißeii  me^e.  wo  er  dieselben  zu  suechen.  aüigi 
richtig  gemacht  werden  ». 

Was  aber  das  begehrte  Patent  für  die  Klost 
und  Bibliotheken  anlange.  «  deswegen  wellen  u 
Liebden  Ir  bruderlich  Guetachten  ertailen.  was  Sv  ve 
daß  dißfalls  zu  thuen .  auch  ob  und  welcherges 
Guillemano  hierinnen  zu  willfahren  sve  ».  Und  d( 
die  Ausstellung  dieses  Patentes  ebenso  notwer 
wesen,  wie  die  F>h5hung  des  Jahrgeldes.  Khe 
überaus  wichtige  Forderung  erfüllt  wurde,  sollte  e 
noch  manche  Enttäuschung  erleben. 

Sein  Widerwille  gegen  eine  Professur  war  n 
begründet  gewesen.  Guillimann  mit  Beurer  einst  be 
konnte  wissen,  wie  wenig  glänzend ,  wie  undan, 
Stellung  des  Geschichtsprofessors  an  der  Tniversi 
und  jener  Beschluß  vom  16.  September  1605  zeigt 
genug,  daß  das  historische  Lehrfach  bei  den  « 
der  Universität  nicht  in  hoher  Achtung  stand  ')• 

Zudem,  wie  sollte  er,  akademischer  Titel  und 
bar,  sich  unter  diesen  Doktoren,  die  für  die  Jesu 
die  Jesuitenschule  nur  Worte  der  Mißachtung  hatte 
ferner  viel   älter   als   er   oder  doch    schon    längere 


')  Als  Beurer  am  1.  Febr.  V)72  an  die  philosophisch« 
(iie  Bitte  stellte,  als  Professor  der  Ge>chichte  in  ihrem  1 
rioninien  zu  werden,  Iru^  man  grolAes  Bedenken,  ihm  zu  v 
weil  sein  Lehrfac'h  nicht  notwendig  gehört,  auch  kein  Ze 
ruber  in  das  Absolutoriuni  aufgenommen  werden  müsse.  5 
wurde  er  aus  Rücksicht  auf  seine  /V/>o/*  in  den  Rat  aufg 
Srhn'ihi'i',  II.   S.  ZM^  f. 

')   S.    Srhrrihot\    II.    S.   W^. 


—     149     — 

Dienste  der  Universität  standen  ').  heimisch  fühlen  ?  Jene 
zireimah'ge  Nichtberücksichtigung  seiner  Kandidatur  im  ver- 
flossenen Herbst  mul^te  Guillimann  all  das  klar  zum  ße- 
n^ußtsein  bringen. 

Zwar  sprachen  für  ihn  seine  Werke.    Die  rasche  Ent- 
scheidung  im   Februar   jedoch   dürfte   ihre   Ursache  in  dem 
bestimmten    Wunsche    des    Regenten,    Maximilians,    gehabt 
haben,  dessen  Wünsche   zuweilen   auch   die    Form  von   Be- 
fehlen annahmen.   Gerade  das  war  aber  kein   Umstand,  der 
den  Fremdling   den  Vätern    der    Universität,    welche   eifer- 
süchtig ihre  Privilegien    und   Freiheiten,    ihr   freies  Selbst- 
l>€slimmungsrecht.    zu    hüten    bestrebt   waren  *),    genehmer 
machte.    Es  macht  den  Eindruck,  als  hätte  Guillimann  sich 
durch  sein  Anerbieten,  auf  Grund  dessen,    was  ihm  Beurer 
«  communiziert  »,   eine  Geschichte   des   Breisgaues  und  der 
elsässischen    Lande    zu    schreiben,    die    Geneigtheil    seiner 
Kollegen  erwerben  wollen  ^). 

Trotzdem  konnte  man  sich  nicht  entschließen,  ihm  das 
akademische  Bürgerrecht  zu  schenken  :  die  Matrikel  blieben 
seinem  Namen  verchlossen^). 

Unter  solchen  Umständen  ist  es  leicht  erklärlich,  daß 
Guillimann  mit  dem  Theologieprofessor  Paul  Windeck,  der 
'ö  ähnlicher  Weise  von  Erzherzog  Maximilian  der  Hoch- 
schule als    Lehrer   aufgezwungen    worden  *).    in    besonders 

')  Angerer  Christoph,  der  erste  Pandektist,  war  schon  seit  1587 
Professor  und  seit  1588  im  Rat  der  Universität.  Der  Professor  der 
ß'hik,  Damian  Wertheimer  war  seit  1584  Professor.  Dr.  Joh.  Arbo- 
?^st  Hochherr,  ungefähr  Altersgenosse  Guiiiimanns,  hatte  sämtliche 
^Vürden  der  philosophischen  und  juristischen  Fakultät  erlangt. 

')  Als  1604  die  Universität  notgedrungen  dem  Dr.  Paul  Windek 
^ine  neue  Lehrstelle  geschaffen,  um  Maximilian  zufrieden  zu  stellen, 
•^tierkte  sie  dem  Erzherzog  gegenüber  :  Sie  hoffe,  er  werde  wohl  zu 
^Q^fieden  sein,  und  es  werde  auch  das  Einkommen  der  Universität 
8«inehrt  und  selbe  bei  den  alten  Privilegien  gegen  alle  Perturbatores 
P^hiltzt  werden.     Schreiber,  11.  S.  ':föO. 

')  Prot.  Sen.  Conv.  v.  7.  April  1606. 

*)  Sein  Name  findet  sich  nicht  in  den  Universitätsmatrikeln. 
)  L'ber   Wi/uicc/v  s.  a.  Allg.  deutsche  Biogr.,  Bd.  4^{.  S.  ^^'|8y. 


intime  Beziehungen  trat.     Doktor  Windeck   hatte  immerhio 
zu  Freibup^  von   1555  bis    1558  seine  artistischen    Studien 
gemacht.     1594  war  er  Rektor  des  Seminars  zu  EnsisheiiD 
geworden.     Von    1602    bis    1604    wirkte  er  als  KanoDikos 
und  Kustos   der   Kollegiatkirche    zu    Markdorf,    im    ßistom 
Konstanz.    Nebst  andern  Schriften  hatte  er  1603  sein  «  pro- 
gnosticon  fuUiri  Status  ecciesiae  ))  erscheinen  lassen  und  dem 
von  hohem  Kifer   für  die   katholische    Sache   erfüllten  Erz- 
herzog Maximilian  gewidmet,    was   ihn   bei    diesem  also  in 
(lunst  selzte,   daß  er   ihn    sofort   in    seine    Dienste  zog  and 
'ihm  einen  Lehrstuhl  an  der  theologischen  Fakultät  z.  Frei- 
burg  verschallte.     Wenn   sich    auch   die   freundschaftliche*^ 
Beziehungen  der  beiden  Gelehrten  nicht  verfolgen  lassen, 
zu  Briefen    lag  ja    keine  Veranlassung   vor.    —    so  spric 
doch   der   l'mstand.    daü  Windeck    in  Guillimaons   Arbeit^^^ 
eingeweiht  war,  ja  der  Krbe  seines  literarischen  Xaehlass^=^^ 
und  Nachfolger  in  der  Arbeit  wurde,  deutlieh  genug. 

Den  allzugaslfreundlichen  Doktor  .Johann  Andreas  Zii^^  ^^ 
mermann.  welcher  seil  1595  die  vierte  theologische  Lehi*stel 
inne  halle,  kannte  (luillimann  von  frühem  Jahren  her  M- 

Auch  einen  Landsmann,   aus   dem   grünen   Greyerzer  "^  "^ 
land.    fand  der  neue    Professor   unter   seinen    Amtsbrüderi     ^  * 
den  Petrus  (airdinus.     Ks  ist  dies  niemand  anders  als  jen^^ 
Pierre  (".ardinaux  v«)n  Bulle,  der  1597  zu  Freiburg  ei       '* 
lateinisches  GtHÜrhl.    ilen  (lebrfidern  ReifT   gewidmet,    hat 
drucken  lassen  -i.     Ks  war   I5S7  in  die  Tniversitätsmatrik^ 
von  Freiburg  eingetragen  worden,   halle  sich   1591  die  M 
gisterwurde  erworben  und   wandle  sich  dann  der  Theolog 
/u.     Dieser  lelzlere  linslanil  verschaffte  ihm   1593  die  erl 
iligle  Lehrstelle  für  .Melaphysik.  die  er  bis  zu   seinem  A 


b 

fi: 

.-■rv 


^^  In  uMiein  Brief  \w\\\\\  Guillim:t(in  Jen  Andreas  Zimmerma 
u  MONt«»r  aiuivU'i  vonunurü'».  >>     Ziiiunermaiiu    war   !H.'hon    1579  an 
l  lUNtM-^iLtt   Kr»Mt»ur*;  iinMKUükuIij'rl  uorien.     SehrrifH'r,  II.  S.  31' 

'     ^/ '     "    W-     '..  Arvn:\i*'»  .ie  la  mv,  i.rhist.  du  canton  de 

•s'Ui»:.   II     N,'.     p    Vi:       ;»  .    Vr.-:-..   II.   |..   ISS. 


■  i 


—     151     — 

leben  versah  M.     Guillimann   war   ihm   bis   in  den   Tod  ein 
Breuer  Freund  *). 

Derjenige,  welchem  die  Geschichte  provisorisch  über- 
tr-agen  worden,  Joseph  Lang,  scheint  die  Abtretung  dieses 
Flaches  an  Guillimann  nicht  bedauert  zu  haben.  Man  Qber- 
trug  ihm  dafür  später  die  Mathematik  (!)  "*).  Mit  (guilli- 
mann haben  ihn  ziemlich  bald  gemeinsame  Interessen  ver- 
bunden *). 

Den  größten  Vorteil  gewährten  unserem  Gelehrten  die 
jaulen  Beziehungen  zu  dem  weitbekannten  Doktor  Johannes 
Fislorius,  der  für  die  katholischen  Schweizer  eine  besondere 
Vorliebe  haben  mußte.  Obwohl  ein  Hesse,  war  er  Land- 
niann  zu  Uri  und  Schwyz  und  hatte  sich  1604  anerboten. 
die  Religion  seiner  urschweizerischen  Landsleute  in  einem 
^^espräch  gegen  die  zürcherischen  Predikanten  zu  verteidi- 
gen*^).    Wie  Joseph  Lang,  war  auch   er  Convertit  •).     Erst 


')  Schreiber,  II.  S.  234. 

')  Cardinaux  starb  vor  Guillimann,    dem    er   noch  sein  Inven- 

^''iara  und  Papiere  sowie  einige  Baarschaft  anvertraut  hatte,    es  den 

^''t'jen  einzuhändigen.   Doch  dürfte  ihn  Guillimann  nicht  lange  über- 

^^t  haben,    denn    diese  Dinge  fanden  sich  noch  in  seinem  Nachlasse 

'^^d  wurden  dann  den  Erben  zugestellt.     U.  A.  Fr.  (inillün's  Incen- 

^^'^  ///.  G.  43.  f'ol.  21a. 

')  Schreiber,  II.  S.  2(^6  ff. 

*)  1612  wurde  er  von  Guillimann  beigezogen  zur  Inventarisier- 
^■^g  des  Nachlasses  seiner  ersten  Gemahlin.  U.  A.  Fr.  III.  G.  43- 
^-    Allgem.  deutsche  Biogr.   17.  Bd.  S.  602. 

*)  Eidgen.  Absrh.  5a.  S.  678,  777,  778,  780  u.  a.  O. 

*)  Als  Rat  des  Markgrafen    Jakob   III.  v.  Baden,    war   er    1588 

^^m  kalhol.  Glauben  übergetreten    Nach  der  Besetzung  Badens  durch 

^^n  protestantischen   Bruder  Jakobs,    Friedrich  Ernst,   hatte  er  Baden 

^'«rlassen  müssen.     1589   hatte  er  In    Freiburg  ein   Haus  gekauft  und 

^»n  Aufnahme  desselben  unter  Schutz   und  Privilegien  der  Universi- 

^t  nachgesucht.    Nachdem  (1591)  Jakob  III.  v.  Baden  gestorben  war, 

Ring  er  zum  Bischof  v.  Konstanz,    der   ihn   in   das    Priestertum    ein- 

^^hrte.    An  seinem  Sterbebette  (Anf.  Juni  1608)    stand    neben  andern 

^oiversitatsprofessoren    auch    Guillimann.     S.  Srhlf(//han.<s    der   nh- 

^'''ifuiUfon    Marnmeluc/iett    latein.   v.  Jakob   Gerster j    Ingolstadt  1H16, 

<^«QtHch  v.  r.   Vetter.     S.   82.     Über    Pistorius  :    s.  Allgem.  deutsche 

%r.  Bd.  26.     S.  199. 


—     152    - 

in  relfepem  Alter  in  den  geistlichen  Stand  getreten,  war 
er  einer  der  feurigsten  Vorkämpfer  des  Katholizismos. 
Zum  kais.  Rat  ernannt  weilte  er  als  Beichtvater  Rudolfs  II. 
am  Hofe  in  Prag  *).  Als  Guillimann  nach  Freiburg  kam, 
lebte  er  wieder  dortselbst.  hoch  geehrt  von  den  Mitgliedern 
der  Universität*).  Pistorius  besaß  eine  Bibliothek,  von  der 
Junker  Hans  Schellenberg,  dem  er  sie  einst  zeigte,  an 
Rueger  schrieb:  Er  hätte  nicht  geglaubt  eine  solche  bei 
einem  Fürsten  in  Deutschland  zu  finden  **).  (tuillimann 
wußte  es  zu  schätzen,  daß  ein  so  hochberuhmter  Mann  ihm 
freien  Zutritt  zu  einer  solchen  Rüstkammer  der  Wissen- 
schaft gewährte  *).  Hätte  man  ihm  von  anderer  Seite  das 
gleiche  Vertrauen  entgegengebracht,  wäre  sein  Hauptwerk 
kaum  unvollendet  geblieben. 

Es  dauerte  gar  nicht  lange,  bis  die  Abneigung  Guilli- 
manns  gegen  seine  Professur  neue  Nahrung  erhielt.  Die 
vielen  Ausschreitungen  von  Seiten  der  Magister  und  Stu- 
denten mußten  ihn  um  so  mehr  abstoßen  *),  je  ferner  er 
selbst  in  seiner  Studienzeit  einem  solchen  Treiben  gestanden, 
je  besser  er  die  stramme  Ordnung   und   den  gleichmäßigen 


')  Allgem.  d.  Biogr.  29.  Bd.     S.  494. 

')  Am  16.  April   1590   wurde    beschlossen,    dem    Dr.  Pistoriuf 
wenn  er  Aufzügen  der  Universität  beiwohne,  ehrenhalber  seinen  Ra 
unter  den  altern  Mitgliedern  der  Universität  einzuräumen.  Srhreihe 
II.    S.  243.   -  ')  Bf.  V.  10.  März  1602,  a.  a.  O. 

')  a habeamque   historiarum    editarum    maximam    copia 

non  pauca  etiam  manuscripta  ex  instructissima   bibiiotheca   Hevea 
Doraini  Pistorii,  qui  uti  omnia  sua  studia,  vota  et  desideria  vertit. 
gloriara.  exaltationem  et  perennitatem  Ser"»*«  Doraus   Austriacae, 
in  iis  suppetitandis.  et   promovendis  perlargum  se  exhibet  et  ben^ 
lentem.  »    Guillimann  an  Maximilian.  Bf.  v.  Anf.  Januar  1607. 
.4.  J.  Cod.   138.  /.  /:   16a. 

*)  Die  Universitiit  war    ins    Sinken    geraten.     1576    waren 
Universitätsstudenten    von    fast   tausend    auf  ca.  %0   herabgesucB 
1616,  also  4  Jahre  nach  Guilli manns  Ableben,  wiesen  alle  vier  F^ 
täten    nur   noch  78  Studenten    auf.     Französische   Adelige   hatte 
Freiburg  zuerst  das  Duellunwesen  aufgebracht,    von    wo    aus   es 
über  sämtliche  deutsche  Universitäten    verbreitete.     S.  Schreiher*-^ 

107.  ir. 


~     153    — 

Gang  der  vielveikannlen  Jesuitenschulen  aus  eigener  Ep- 
iahrung  zu  schätzen  wußte  ^). 

Was  er  nun  als  Lehrer  erleben  mußte,  war  ganz  dazu 
angetan,  ihm  das  Amt  ernstlich  zu  verleiden. 

Daß  die  Geschichte  sich  an  der  Universität  von  Seiten 
der  andern  Professoren  keiner  großen  Wertschätzung  er- 
freute, wissen  wir  bereits.  Noch  weniger  Achtung  für  den 
neuen  Lehrer  und  sein  Fach  bezeigten  die  Studenten.  Die 
«'gentlichen  Universitätsstudenten  hielten  sich  nicht  ver- 
pflichtet, seine  Vorlesungen  zu  besuchen,  weil  dieselbe 
ö  freie  »  seien  *).  Auch  die  Gymnasiasten  kümmerten  sich 
^enig   um  die    Geschichte  ^).     So  kam    es,    daß    oft    kaum 

• 

e»ner  oder  zwei,  noch  öfter  gar  niemand  zur  Vorlesung 
C'^schien,  während  der  Dozent  trotzdem  gezwungen  war. 
^"f  die  Universität  zu  gehen,  um  gegebenenfalls  zu  lesen  *). 
Kein    Wunder,    daß  Guillimann,    dem    auf   diese   Weise   so 


*)  Wie  gerade  die  Freiburgerprofessoren  über  die  Jesuiten kolle- 
gien  urteilten,  s.  Sclindhcr,  II.  S.  *i09.  Ähnlich  war  es  auch  an  der 
Univers.  Wien  und  Ingolstadt,  wo  man  die  Jesuiten  als  Eindringlinge 
"^^rachtete  und  ihnen  alles  Schlimme  in  die  Schuhe  schob  :  s.  Jaiissen- 
^'^'stor,  7.  Bd.   S.  143  fl.,  158  fl. 

*)  Prot,  Sen.  Conv    25.  Juli  (D.  S.  Jacobi  Apostoli)  1606. 

')  An  der  Artistenfakultät  wurden  die  Fächer  in  Jahreskursen 
*^*ehrt.     Diese  sollten  in  folgender  Ordnung  besucht  werden. 

1.  Jahr:  Logik,  Geschichte  und  Hebräisch. 

2.  »        Physik  und  Mathematik. 

•1     »        Metaphysik    und    Ethik.     Das    waren    die  öffentlichen 

*^^lesungen    (publicae    lectiones)    Schreiber,    II.    S.    183   f.     Mit   der 

"^""'islenfakultät  war   aber    noch    das   Gymnasium    academicum    ver- 

^ncien,  dessen  Lehrstellen  von  Lehrern  der  Artistenfakultät  versehen 

^^rden.     Schreiber,  II.  IHi  und  188. 

*)  «  Praesertim    cum    saepe   contingat,    ut    vix    unus  aut  alter, 

'*f^pius  etiam  nemo  ad  eam  lectionem  accedat,  et  nihilominus  necesse 

^7    in  omnem  eventum    accedere   lectorem   paratum.  »    Bf.  an  Mn.ri- 

'"«'icn/i.   Juii  1609.    St.  A.  J.  Cod.   138.  I.  f.  30b.     Die  Professoren 

^^^den  in  dieser  Hinsicht  unter  der  Kontrolle  des  Senates  :  «  Dominus 

^^iliraannus    Unara    lectionem    omisit,    ad   conventum    universitatis 

poa.tU8.  »    Def'ecUis  cxaminu  in  die  S.  Hilarii  (14.  Jan.)  1(X)7.  l^rot. 

'*'*  •  wo  sich  auch  die  «  Absentes  Alumni  »  ver/eichnct  linden. 


—     154    — 

viele  kostbare  Stunden  verloren  gingen ,  sich  schon  im 
ersten  Vierteljahre  nach  Antritt  seines  Lehramtes  beim  aka- 
demischen Senat  bitter  über  den  schlechten  Besuch  be- 
schwerte. Er  glaubte  auch,  die  für  seine  Vorlesung  ange- 
wiesene Stunde  liege  ungünstig,  da  sie  unmittelbar  der 
Mittagsmahlzeit  vorangehe,  und  er  bemühte  sich  um  deren 
Verlegung  '). 

Im  Oktober  i6ü6  ward  er  neuerdings  vorstellig  :  wegen 
allzugroüer  Unruhe  in  nächster  Nähe  habe  er  den  gewohn- 
ten Hörsaal  verlassen  und  einen  andern  beziehen  müssen. 
Auch  möge  man  doch  die  Stunde  verlegen,  damit  er  zahl- 
reichere und  aufmerksamere!!)  Zuhörer  bekomme*).  Allein 
noch  im  Dezember  hatte  man  keine  andere  passende  Stunde 
gefunden,  weil  keine  mehr  frei  war  und  so  überwies  der 
Senat  die  Angelegenheit  den)  Professorenkollegium  der 
Artistenfakultät").  Endlich  am  12.  Januar  1607  konnte  der 
Dekan  derselben  den)  Rektor  als  Ergebnis  ihrer  Beratungen 
mitteilen,  man  sei  übereingekommen,  Guillimann  «  die  dritte 
Stunde»  —  wohl  von  10-11  Uhr  —  zu  überlassen,  «zu  sehen, 
wie  es  sich  welle  anlassen  ))  *).  Allein  das  half  nichts. 
Noch  lange  nachher  beklagt  Guillimann  in  einem  Schreiben 
an  den  Erzherzog  den  schlechten  Besuch  seiner  Vorlesung 
und  die  nutzlos  verlorene  Zeit. 

Die  Stundenfrage  war  noch  in  der  Schwebe,  als  sich 
bereits  auch  ernste  Anstände  mit  den  ('Uiversitätsbehörden 
selber  ergaben.  Es  war  ein  Mißverständnis,  dem  sie  ent- 
sprangen. 

Am  27.  Oktober  1606  war  im  Senat  die  üehaltsfrage 
zur  Sprache  gekommen  und  beschlossen  worden,  Guillimann 
anfangs   ein  jährliches   Honorar    von    100  Talern   zu    bewil- 


^)  Prof.  St'fi.  Conv.  25.  Juli  H^?.  «  Guiliniannu»  de  incom- 
rnoditate....  illius  horae,  quae  proxirna  est  refectioni  meridianae.  » 

*)  Prot.  .SV//,  (^nv.  V.  16.  u.  *^.  Oktober  IHOl  a  ....ut  habeat 
auditores  atteiitiores  et  frecjuentiores.  » 

')  Prot.  .SV//..  Conv.  v.   l.  u.  -^1.  Dez.  hm. 

*)  Prot.   Scn. 


—     i5ö    - 

ligen  *).  Guillimann,  dem  die  vom  Kaiser  zugesprochenen 
Gelder  noch  nicht  ausbezahlt  worden,  uberschickte  Rudolf  II. 
eine  Bittschrift,  um  deren  Ausfolgung  zu  beschleunigen  -). 
Rudolf  IT.  aber  scheint  die  Angelegenheit  dem  Regenten 
Maximilian,  als  der  zuständigen  Behörde  fiberwjesen  zu 
haben.  Maximilian,  in  der  besten  Absicht,  die  Geldfrage 
in  möglichst  rascher  und  günstiger  Weise  zu  erledigen, 
gab  sofort  die  nötigen  Befehle  an  die  Kammer  in  Ensis- 
heim.  Ob  die  Ensisheimer  Räte,  welche  an  dem  Nichter- 
folgen  der  Gelder  nicht  schuldlos  waren,  ihren  guten  Willen 
kundgeben  wollten,  oder  ob  Guilliinanns  Bittschreiben  in 
den  durchlaufenen  Kanzleien  eine  L'mdeutung  erfahren,  kurz 
am  21.  oder  22.  November  erhielt  die  Universität  von  der 
Kammer  zu  Ensisheim  den  «  Befehl  o.  sich  über  die  eidliche 
Verpflichtung  der  Professoren  auszuweisen,  sowie  darüber, 
woher  die  Salarien  für  Guillimann  und  Lang  geschöpft  und 
erhöht  werden  möchten  ").  Dies  Schreiben  beschäftigte  den 
Senat  schon  am  23.  November  und  verursachte  nicht  ge- 
ringe Erregung,  Man  war  nicht  recht  im  klaren  darüber, 
ob  die  beiden  nur  für  sich  oder  auch  für  andere  Profes- 
soren angehalten  *),  deshalb  mußten  alle  beide  vor  dem 
Senat  erscheinen.  Guillimann  und  Lang  erklärten  sich  beide 
dahin,  niemals  seien  sie.  weder  beim  Kaiser  noch  beiu)  Erz- 
herzog um  Erhöhung  der  Salarien  eingekommen  und  wiesen 
Abschriften  ihrer  Eingabe  an  den  Kaiser  vor.  welche  dies 
bestätigten  *).     Die  Antwort  der  Universität  auf  den  Befehl 

M  Prot.  Seil.  «  Den  Thaler  zu  18  Batzen  verstanden.  » 
')  «  QuaR  mihi  antea  [d.  h.  bevor  er    sich  um  die  Professur  be- 
worben] ab  Caesare  et  principibus  decreta,    petere  et   soiiicitare    nenm 
''®<^tie  prohibeat.  Id  vero  egisse  fateor  et  agere.  »    Guillimann  an  [Alt- 
^^^titer?]  Bf.  V.  Jan.  1607.     St.  A.  J,  Cod.   138.  I.  f.  iCt. 

')  Schreiber j    II.   S.   246.     «  Der  Landvogt und  Camer 

^■^melden,    das   Gwillimannus   und  Langius  sich  beschwert,    das  sie 
^^'t^  gnueg  eins  Stipendium  haben».  Prot.  Seit.  Conv.  \\  23.  Nov.  160<). 
*)  Prot.  Sen,  Conv.  v.  1.  Dez.  1606:    am    9.    kam    die    Sache 
irmals  zur  Sprache. 

*)  So  berichtet  der   Senat,  i.  d.  Sehr,  an    die    Kammer    v.  2:2. 
^^  ni  1607.     Liber  epist.  et  concept.  H30'M610.  foi.  •^8;-W.   L.  A.  Fr. 


—     156    — 

vom   20.    November   blieb   deshalb   aus  ^).     Auf   ein  Mahn- 
schreiben der  Ref^ierung   vom   9.  Juni    1607  *)   erwiederten 
die  «  Väter  »  der  Universität  in  kurzen  Worten  :  Sie  hätten 
wider  Brauch  keine  Kopien  von  den  Bittschriften  der  beiden 
Professoren  erhalten.     Diese   aber   haben  sich  vor   versam- 
meltem  Senat   mit   ihren    Universitätssalarien    zufrieden  er- 
klärt,    llbrigens  lasse  sich  die  Universität  nicht  «  befehlen» 
und  erinnere  hiemit  die  Kammer  an  die  alten  Privilegien'). 
Die   Bäte  zu   Ensisheim    ließen    sich    diese    Zurechtweisung 
nicht  gefallen,  und,  um  wenigstens  das  letzte  Wort  zu  haben, 
forderten    sie    Rektor    und    Regenten    der    Universität  auf, 
künftighin  solche  ((  Ungebühr  »  zu  unterlassen,  ansonst  sie 
sirh  veranlaßt  sehen  würden,  die  «  Gebühr  fürzenehmen»^). 
Solche    Vorkommnisse   mußten    dem    Betroffenen  seine 
widerwillig  übernommene  Börde  nur  unerträglicher  machen. 
Schon  im  Januar    1607   war   er   fest    entschlossen,    sie  von 
Kich  zu  werfen*).     Er  machte  gegen  Niemanden   eine  Heh\ 
daraus,    daß  er  dieser   Professur   überdrüssig   sei    und  nuv 
dem  Erzherzog  zu  Gefallen    sie    auf   unbestimmte  Zeit  nocA\ 
beibehalte  •).     Denn  wozu  sollte  er   noch   länger   in   dieseio 
|)urcheinander,    in    dieser    «  Schmutzerei  »    sich    aufhält**^* 
Mehr  wage  er  nicht  zu  sagen  ").     Dem  erzherzoglichen  S«' 

';  Ihislialb  glaubte  die  Regierurjg  in  einem  Sciueiben  v.  "^ 
J/uMJar  l*^H/7  die  Universität  erinnern  zu  nuissen  und  ihr  die  Sa-^ 
/Ml  «  Uffiirderung  zuegleich  anzubefehlen.  »  Aliein  es  erfolgte  k^  ^ 
Antwort,     //.  .4.   Fv.  XV.   1 A   1. 

*)  Die  Kammer   «  befahl  »    innert    längstens    14  Tagen    de»"* 
l/MiK*'  auHnUihenden   Bericht  einzusenden.     (/.  .1     F'-.   X\\  7A  <^- 

*}  IJ.  A.  Fr.    Lib.  epist.  et  eoncept. 

♦;  S^-hr.  V.  r^8.  Juli  1607.     l\  A.  Fr.  XV.    7A  .V. 

*>)  n  pijrgo,  et  ut  melius  possira,  professionem  meam  historic^^*^ 
i\),i\\fan:  '^onntitiii.    Nori  cnim  haut  contemnendam    apud    legaturm 
\\t\\utniMt  Hi^panieriHem  conditionem  deserui,  ut  istic  professorem 
mm,  /|M;iJnvis  eo  amici  quotidianis  pene  conviciis   anno  proxiroo 
ifiilMMit    ..  w  \M.  an  Faber.  8.  Jan.  1607.  St.  A.  J.  Cotl.  138.  I.  f\ 

' )  "  I*rofessionem  aliquamdiu   adhuc    retinebo,    non    qaia    **-' 
.111(1  qM)a  prin^jeps.  »     Bf.  an  Altstetter  (?)  Jan.  1607. 

'/  //  Nam  cur  diutius  in  hac  rerum  confusione  et  sorde 

AUd^'  l//turii  dickere.    Noc  est  cur  raeiiora  sperem  »  [d.  h.  in  Bezo^ 
\\\^  |llir/<ifiiiUit|.     Ebenda. 


i^^ 


t'- 


—     157    — 

Icretär,  Michael  Faber,  gestand  er  offen,  er  habe  nicht  seine 
ansehnliche  Stellung  beim  spanischen  Gesandten   verlassen, 
uin    in  Freiburg  den  Professor  zu    spielen,   obwohl    im   ver- 
tlossenen  Jahr  seine   Freunde   täglich   in    diesem   Sinne  auf 
ihn   einredeten,  sondern  vielmehr  um  den  begonnenen  histo- 
rischen Arbeiten  zu  leben,   sie   um  so   ruhiger  und  rascher 
z.^    fördern.     Und    er   habe   sich  hierin  auf  die  Hochherzig- 
Vc:^\l  und  Freigebigkeit  so  großer  Fürsten  verlassen  und  um 
sc^   sicherer   darauf  gerechnet,    je    mehr  er  sich   aus    aller 
Kraft  für  deren  Verherrlichung  und  Unsterblichkeit  abmühe. 
t>iese  Hoffnung  sei  es,  die  ihn  auch  noch  jetzt  aufrecht  er- 
J^silte  und  tröste,  mehr  als  das,    ihn    zur  Verfolgung  seiner 
F^lane  antreibe  ^). 

Mit    Freimut    sprach    sich   Guillimann    hierüber  sogar 
dc^ra  Erzherzog  Maximilian  gegenüber  aus.     Er  deutet,    auf 
die  jüngsten  Vorkommnisse  anspielend,  seinem  hohen  Gön- 
ner an,    es  habe  sich  in    seiner   Bittschrift   an    den    Kaiser 
nicht  um  das  üniversitätssalar  gehandelt,    sondern   um   die 
Jabrgelder,  welche  man   ihm  versprochen,  bevor  er  an  eine 
Professur  gedacht,    und  die  man  ihm   immer  noch   zurück 
\^ielt-).     Frei  müsse  er  es  gestehen,   gerade  sie   seien   der 
Hauptgrund  gewesen,  warum  er  seine  angesehene  und  ein- 
trägliche Anstellung  bei  der  spanischen  Gesandtschaft  ver- 
lassen und  sich  nach  Freiburg  begeben   habe.     Aus  diesem 
Celde  habe  er.    von  allen    Sorgen    befreit,    ganz  allein    der 
österreichischen  Geschichte  zu  leben  gedacht.    Die  Professur 
wolle  er   noch    einige    Zeit    beibehalten,    einzig    dem    Erz- 


')  Bf.  V.  3.  Jan. 

')  «  Nihil  Uli  [seil.  200  floreni)  ad  professionis  saiarium,  ut- 
pote  ante  decreti,  quam  de  ea  nuruquam  cogitaverim.  Et  ut  ccre  er 
Hhere  fatear,  ea  maxima  causa  fuit,  cur  conditionem  Interpretis  et 
Secretarii  quam  per  annos  decem  sustinui  apud  legatum  in  Helvetia 
Hispaniensem  neque  contemnendam  neque  inhonoratam  deseruerim, 
«t  huc  me  contuierim,  nempe  ut  ea  pecunia  inter  cetera  omni bus  alii, 
raris  abiectis  in  scriptione  Historiae  Austriacae  (non  omnino,  ut  spero, 
iafeliciter  susceptae)  attendere  et  invigilare  possem.  »  Bf.  v.  0.  Febr. 
^.    S(.  A    J.  Cod.   138.  l.  f.  19(,!b. 


.   t! 


—     158    — 

I 
I 

herzog  zu  Gefallen.  Wenn  derselbe  das  Salariura  erhohen  ; 
wolle,  so  versichere  er  ihn  nicht  blos  seines  Dankes,  son-  ! 
dern  auch  desjenigen  seiner  Amtsnachfolger  *).  I 

Weit  ehrenvoller  und  herrlicher  werde  es  sein,   wenn      ^ 
der  Geschichtschreiber   des    Hauses    Osterreich    einzig  und      1 
allein  aus  der  Freigebigkeit  der  Fürsten  lebe,  frei  von  allen     I 
andern  Fesseln.     Denn    desto   heller  und  glänzender  würde 
darum  ihre  fürstliche  Milde  und  Größe    leuchten,    dem  Ge- 
schichtschreiber aber  wachse  dann  der  Mut  wie  die  Arbeits- 
kraft 2). 

Jedoch  fanden  diese  dringenden  und  begründeten  Vor- 
stellungen keine  Erhörung.  Guillimann  muüte  seine  Last 
weiterschleppen,  bis  es  ihm  während  seines  ersten  Inns- 
bruckeraufenthaltes  gelang,  sich  davon  zu  befreien. 


*)  «  Eius  salaiiuin  (seil,  professionis]  si  augere  Tua  Seren it^'^ 
volueiit,  Hon  mea  jarn  solum  de  ea,  sed  cuiuscumque  successuri  pi'^^' 
fessoiis,  erit  quod  omnium  nomine  laetor  et.  novas  debitasque  graf-*^^ 
referam.  »     Kiwmhi.  —  *j  Kbeiuht. 


-     159    — 


II. 

Guillimann  als  Historiker. 
Seine  Forschungen  über  die  Fürsten  Österreichs. 

Voll    froher,    stolzer  Zuversicht   schrieb   der   nunmeh- 
rige Geschichtschreiber    des    Hauses    Habsburg-Österreich 
an  seinen    hohen   Gönner  Maximilian,    niemals  habe  Öster- 
reich ein  gleiches    Werk,    wie  er  versprochen,    gesehen,  ja 
auch  nur  erhoffen  können.     Wie  habe  er  immer  die  Bemü- 
hungen des  Kaisers  Maximilian  I.,  das  Haus  Österreich  zu 
festigen  und  zu  verherrlichen,    bewundert !     Und  es  würde 
ihn  selber  schmerzen,    daü  dessen  Eifer,  das  Gelingen  und 
^«1*  Erfolg    ausgeblieben,    hätte  er   nicht    eingesehen,    dali 
'ßlztere  dem  Erzherzog  gleichen  Namens  vorbehalten  seien  *). 
War  es  Schmeichelei  und  Selbstüberhebung,   welchen 
*ese  Worte  entsprangen,  oder  war  es  allzuhohes  Vertrauen 
^^' eigene    Kraft   und   auf  das   Glück?     Vielleicht   beides, 
^'^'Jieist   wohl    letzteres.     Denn    sechs   Jahre    später    klang 
^'He  Sprache  zwar  resigniert  und  bescheiden,  der  Gedanke 
^er  war  sich  gleich  geblieben  ;    und  doch  hatte  sein  Miß- 
l^^^chick  jene   Zuversicht  gebrochen,    seinen   Charakter  ge- 
*^tert. 

Es  soll  hier  nicht  Ursprung  und  Werdegang  seines 
^Uptwerkes  im  einzelnen  geschildert  werden.  Groß  zwar 
^  die  Zahl  der  Briefe  und  Kammerschreiben,  welche  zwi- 
rnen dem  bedrängten  und  drängenden  Gelehrten  und  den 
"^^•ernden  kaiserlichen  und  erzherzoglichen  Kammerräten, 
^^  nur  für  sein  Werk  denkenden  Forscher  und  dem  viel- 
^^chäftigten  und  viel  in  Anspruch  genommenen  Mäcen 
'^cl  Regenten  ausgetauscht  wurden,  aus  denen  auch  uns 
^ti  dem  jew^eiligen    Stand    der   Arbeiten   Kunde    zukommt. 

')  a  Nemo  Austriacorum  promissum  aut  similia  vidit  aut  spe- 
^^€  poluit. »  Guillimann  an  Maximilian,  Bf.  v.  11.  Okt.  160t). 
^/.  .4.  J.  Cod.   138.  I  24a,. 


—     160    — 

Nur  soviel  dürfen  sie  hier  sprechen,  als  notwendig  ist  zur 
Erkenntnis,  daß  Guillimann  in  Wirklichkeit  daran  war,  ein 
überaus  großartiges  Werk  zu  schatten,  wie  es  damals  über 
das  Haus  Österreich  noch  keines  gab  und  erst  Jahrhunderte 
später  geben  sollte  ;  denn  nicht  eine  Sammlung  von  Sagen 
und  Anekdoten  sollte  es  werden,  bestimmt  ein  einzelnes 
Herscherhaupt  mit  Ruhmesglanz  zu  verklären,  sondern  eine 
Geschichte  des  Gesamthauses  Habsburg,  aufgebaut  auf  den 
alten  Dokumenten  und  Chroniken,  geschmückt  mit  den 
echten  Bildnissen  und  Wappen  der  Fürsten  und  Fürslinnen 
des  erlauchten  Hauses,  ein  hellstrahlendes  Zeugnis  für 
dessen  alte  unvergängliche  Majestät  und  ehrwürdigen  Glanz, 
vor  dem  alle  Neider  und  Verleumder  verstummen  sollten. 
Jene  Briefe  mögen  uns  ferner  noch  überzeugen,  daß  es 
nicht  Guillimanns  Schuld  gewesen,  wenn  auch  dem  Erz- 
herzog Maximilian  wie  seinem  Ahnherrn  Gelingen  und 
Erfolg  ausgeblieben,  wenn  der  Ausgang  dieses  großange- 
legten Unternehmens  in  keinem  Verhältnis  stand  zu  den 
langjährigen  Opfern  an  Zeit.  Geld  und  Lebenskraft. 

Ehe  wir  unserem  Geschichtsschreiber  in  seinen  Ar- 
beiten weiter  folgen,  müssen  wir  in  seine  Ideenwelt  ein- 
dringen, um  darüber  klar  zu  werden,  wie  er  das  Wesen 
der  Geschichte  auffaßte,  was  nach  seiner  Anschauung  die 
Aufgabe  des  Geschichtsschreibers  war,  mit  welchen  Mitteln, 
auf  welchen  Wegen  er  dieselbe;  erfüllt  wissen  wollte.  Dann 
erst  mag  man  seiner  Arbeitsweise  gerecht  werden,  sein 
allerdings  verhängnisvolles  Zögern,  sein  Werk  auszugeben, 
verstehen  und  den  tiefen  Schmerz  begreifen,  mit  dem  er 
die  Feder  aus  der  Hand  gab.  um  sich  zum  Sterben  nieder- 
zulegen. 

Seitdem  er  zum  erstenmal  den  Grittel  Klios  geführt, 
um  dem  Verständnis  lernbegieriger  Knaben  das  alte  Hel- 
vetien,  wie  es  Cäsar  schilderte,  näher  zu  bringen,  hat  er 
bis  zu  diesem  Zeitpunkt  eine  ernste  historische  Schulung 
durchgemacht. 

Seine  Auffassung  von  der  Geschichte  tritt  uns  schon 
in  der   Vorrede  zu  den    Antiquitates    entgegen  :    «  Also   ist 


—     161     — 

der  Menschengeist    beschaffen,    daß    er,    obwohl    für   alles 
andere    leicht    mit   Bewunderung  zu  erfüllen,    doch    nichts 
mit  mehr  Begierde   und  Freude  aufnimmt,    als   die   Kunde 
von  sich  und   seinesgleichen.     Und    nicht  selten   entspringt 
von   daher   die    Anregung    zur  Tugend denn   die   Ge- 
schichte  ist  die    Führerin    durchs    Leben,    die    Mutter  der 
W^eisheit.     Und  Knaben  gleich  sind  solche,   die  von  ihrem 
Ruhm    und   Glanz,    von    ihrer    Herkunft    nichts    wissen.  » 
Diese  Auffassung  von   der   Geschichte    ging    freilich    nicht 
über  diejenige  hinaus,    welche  das    alte   Rom    schon    hatte, 
dessen    größter  Redner    sie   in   die    Worte    faiite :    historia 
magistra  vitae. 

Also  dachte  Guillimann  noch  später,  als  er  schrieb, 
der  Kaiser  Maximilian  habe  wohl  erkannt,  daß  auf  dieser 
einen  Wissenschaft  zwei  Hauptpfeiler  menschlichen  Glückes 
f*tihen:  die  Weisheit  und  Klugheit,  daß  sie  die  wahre  Seele 
cl^r  Staatskunst,  der  Königin  aller  anderen  Wissenszweige  sei : 
^sximilian  habe  mit  Recht  Mißfallen  empfunden,  als  sein 
hrer  den  jugendlichen  Geist  vielmehr  der  Poesie  zuzu- 
^nden  trachtete,  während  Max  lieber  aus  den  Geschichts- 
*^<Jchern  die  Taten  großer  Könige  und  Fürsten  kennen  und 
^" Erstehen  gelernt  hätte'). 

Gewiß  jedes  seiner   Werke   hatte   neben  dem  pragma- 

^ Sachen  allgemeinen  noch  einen  besondern  Zweck:    die  An- 

^^^uitates  die  Verherrlichung  der  alten  Helvetier,    die  For- 

^c^hungen    über   die    Dynastie   der   Habsburger    denjenigen, 

^le  Rechte  und  Privilegien  des  Hauses  Habsburg  gegenüber 

^^n  damals    sich    häufenden    Angriffen    als   rechtmäßig   zu 


')  «Hoc  enitn  udo  literarum  genere,  duo  parari  felicitatis  huma- 
nae  maxima  instrumenta,  sapientiam  et  prudentiam,  perspexei'at,  et 
^«tam  politicae  rei  verain  esse  animam,  reliquarum  omnium  discipli- 

ö^nim  reginae Non  igitur  absque  ratione  est,  quod  adfii'mat  Maxi- 

^iHanus  sibi  summe  displicuisse,  quod  eura  institutor  adolescentem 
Ntts  aiiimum  adplicare  ad  po^sin  cuperet,  quia,  inquit  de  se,  in 
"^s^riis  magnorum  regum  ac  principum  gesta  intelligere  ac  addiscere 
•^^gis  volQit.  »  Guillimann  an  Maximilian,  undat.  Bf.  v.  Ende  1611. 
^^'  ^.  J.  Cod.  138.  I  46. 

11 


—     162    — 

erweisen  und  die  Verdienste   seiner  Fürsten   um   das  Rei^zz^TV 
und  ihre   Macht,    ihren   Ruhm  in  das   gebührende   Licht     ~i^n 
rücken. 

Welcher    Historiker  des   17.   Jahrhunderts   hätte  d 
nicht  auch  getan  !     Erst  dem  18.  Jahrhundert  war  es  m 
behalten,    die    Entwicklung    der    Geschichtschreibung 
völlig  seihstständigen   Wissenschaft  einzuleiten,   in  welc^ 
die  historische  Erkenntnis  um  ihrer  selbst  willen  Endzweck 

Doch  ist   es   aller   Anerkennung  wert,    daß  er  ber* 
die  Geschichte,    als  Darstellerin   der  strengen    tatsächlic 
Wahrheit,  gewissermaßen  in  Gegensatz  bringt  zur  frei 
staltenden  Dichtkunst,  daß  er.    obwohl  selbst  dichtend, 
Geschichtschreibung    als    Wissenschaft .     nicht    als    Kui 
Übung  betrachtet. 

Klar  war  ihm  der  Unterschied  zwischen  primären  i_3nd 
sekundären  Quellen,  eine  Scheidung,  zu  der  eine  der  be^  ten 
damaligen  methodologischen  Schriften,  diejenige  des  Fr*.^n- 
zosen  Bodin,  nocht  nicht  durchgedrungen  war. 

Sein  Werk  über  die  Habsburger  z.  B.  sollte  sich  zu- 
meist auf  die  Quellen.  Urkunden  und  Chroniken  stützen^  ;a 
aus  ihnen  erstehen  *).  «  Wie  soll  ich  mich  selber,  ^t^- 
schweige  denn  die  Nachwelt  zufrieden  stellen,  ohne  <''<■ 
fürstlichen  Archive  je  gesehen  zu  haben))?')  ruft  er  f^  '"" 
mal  mißmutig  aus. 

Dann  aber  zog  er  auch  die  gedruckte  Literatur.  so\^'^^^^ 
sie  ihm  nur  immer  erreichbar  war,  heran.  1608  wollte  ^ 
einen  eigenen  Schreiber  anstellen,  um  die  sich  auftürmer^ 
Masse  von  Literatur  bewältigen  zu  können  ^). 


')  Giiillimanii   an    Maximilian.    Bf.  v.  2.  Mai  1607.     Conce 
.SV.  /\.  ./.  /.    /.%.i»a/,. 

*)  ((  Qiiomodo  (Miiiti  mihi,   multo  minus  posteritati  satisfacia 
«lui  piincipum  ardiiva  nulla  vitierim  ».     <Tuillimann  an   Faber, 
V.  ^{.  Januar  1<KJ7.     (^<»tn-.     St.  A.  J.     Ctfff.   13^.  I,  16h. 

-^j  Guillimanii    biltet   Maximilian    um    100   Gulden    Zulage 
seinem  Gehalt,    «  eausae,   «juia  amplior  adhnc  librorum  copia  conip^ 
randa  et  in  opeiam  scriU)  alius  adsumendu^  ».     Undat.  Bf.  v.  JaliP> 
11)08.     .SV.  .4.  ./.  Cml.  /:i\,  I.   tnh. 


—     163    — 

WeDD   er  auch   mit    Feuereifer    historische    Bildnisse, 
Münzen  oder  Münz-  und  Siegelbilder  und  Wappen  sammelte, 
so    darf    man    doch   sagen,    daß    ihm   die    Wichtigkeit    der 
spätem   Hilfswissenschaften    der    Münz-  und  Wappenkunde 
nur  praktisch,  nicht  teoretisch  zum  Bewußtsein  gekommen. 
Der  Ideenkreis  unseres  Historikers  wuchs  natürlicher- 
^weise,  je   mehr  er   mit   andern    gelehrten    Zeitgenossen   in 
Gedankenaustausch  stand.     Wir  begegnen  hier  klangvollen 
Namen,  Goldast.  Erycus  Puteanus,  Marquard  Freher,   Mar- 
kus Welser. 

Puteanus,  obwohl  junger  als  Guillimann,  war  damals 
bereits  Historiograph  des  Königs  von  Spanien.  160(5  wurde 
er  auf  den  erledigten  Lehrstuhl  des  verstorbenen  Justus 
Lipsius  nach  Löwen  berufen.  Sein  Ruhm  drang  bis  an 
den  Hof  Clemens  VIIL  Ungeheuer  war  seine  Correspon- 
denz:  in  seinem  Nachlasse  fanden  sich  16000  Briefe. 

In  das  Jahr  1607   fällt   die  Abfassung  jenes    bekann- 
ten Briefes  Guillimanns  an  Goldast,   in  welchem  der  Erfor- 
scher des  Urgeschichte   der   Habsburger,    die   l'berzeugung 
ausspricht,  die  Erzählung  vom  Schützen  Teil  sei  eine  Fabel, 
^nd  auch   bereits   die  Gründe  hiefür   angibt.     Zum    ersten 
Sehe  es  keine  Chronik  und  kein  Buch,   das  vor  mehr  denn 
■hundert   Jahren    geschrieben    worden    sti    und    der  Tellge- 
^chichte  Erwähnung  tue  —  tatsächlich  sind  die  ersten  Teil 
Erwähnenden  Quellen  doch  beträchtlich  älter  —  zum  andern 
Scheine    ihm,    die   Fabel   habe   sich  im  Volksmund  aus  der 
l-egende   vom    Schützen,    der   sich    rühmte,    seinem  Knaben 
^inen    Apfel    vom    Haupt    schießen    zu    können  ,    entwickelt 
^nd  habe  zum  Zweck,  den  Haß  gegen  Habsburg  zu  nähren, 
^^berdies   seien    die   Urner   selbst    nicht   einig    über  dessen 
Beimatsort,  auch  können  sie  weder  seine   Familie   nachwei- 
sen, nach   seine   Nachkommenschaft,    während   die    meisten 
J'amiHen  aus   jener    Zeit    noch  existieren,     a  Ich  habe  noch 
^'lele  andere  Gründe,  aber  wozu  dich  mit  solchen  Dingen  auf- 
halten »,  so  schließt  Guillimann  seinen  Bescheid  M.     Er  hat 

^)«De  TellJo  quod    requiris   etsi    in    Antiquitatibus    Helvetiis 
'ioiatn  secutus,  quse  vulgarem  tradideiini,  tarnen  si  serio  et  pensitato 


i 


-      164     — 

wohl  dieser  Frage  nicht  die  Wichtigkeit  zugemessen,  welche 
man  ihr  noch  in  jüngster  Zeit  beilegte.  Bemerkenswert 
ist,  daß  der  nämliche  Historiker,  welcher  der  Tellgeschichte 
den  letzten  vollendenden  Zug  anfugte,  indem  er  zuerst 
Börglen  als  Teils  Heimat  nannte,  wiederum  der  erste  war, 
der  —  kaum  neun  Jahre  später  —  einen  ernsthaften  Schlag 
dagegen  führte.  Goldast  ließ  sich  jedoch  durch  die  Aus- 
kunft Guillimanns  nicht  von  anderweitigen  Anfragen  abhal- 
ten. Sein  Zürcherfreund,  Markus  Widler,  der  Pfarrer  in 
Kilchberg  war,  und  sich  ebenfalls  mit  Cieschichtc  beschäf- 
tigte, erwiderte  ihm  kurz,  man  könne  sich  ob  dem  Still- 
schweigen der  älteren  Quellen  nicht  wundern,  wenn  man 
den  tiefen  ßildungsstand  jener  Zeiten  in  Betracht  ziehe  und 
den  Haß(I),  den  die  Nachbaren  den  ersten  Eidgenossen 
damals  entgegenbrachten  ^).  Ob  Goldast  nicht  Guillimanns 
Gründe  doch  schwerwiegender  erschienen  ?  *) 

Leider  verschwinden  mit  dem  Jahre   1605  die   Spuren 


sententiam  proferre  lubeat,  fabulani  meram  arbitror,  praesertim  cum 
scriptoreni  aut  Chronicon  nulluni  adhuc  repeiim,  qui  ant«  centuni 
annos  vixerit  aut  scriptum  sit,  in  quo  ejus  rei  mentio  sit.  Ad 
maiorem  invidiam  ficta  videntur  ea  omnia,  et  fabulani  ortaui  ex 
more  loquendi  vulgi,  qui  Sagittarium  coininendans  poinum  de  vertice 
iilii  posse  impune  et  innoxie  dejicere  telo,  euni  jactitat  Ipsi  Uranii 
de  ejus  sede  non  conveniunt,  nee  familiam  aut  postei'üs  ejus  osten— 
dere  possunt,  cum  pleraoque  alito  familiai  eorundera  temporuni  super- 
siut.  Multa  alia  argumenta  habeo.  Sed  cur  te  morer  in  tali  re?» 
Bf.  V.  27.  März  lß07,  in  Vir.  el.  ad  M.  Goldastum  epistolae.  Frankf. 
und  Speier  1H88,  S.  178  f. 

')  ((  De  W.  Tellio  quod  rogas.  Nullam  ejus  (ieri  apud  anliquos 
scriptores  mentionem.  Mirum  non  es«t,  nosti  enini  illius  secnli  Bar- 
bariem.  Et  qua  invidia  tum  laborabant  apud  exteros  primi  coofoede- 
rati.  »     Widler  an  Goldast.   Bf.  v.   1.   Miirz  Hm.  Khenthi  S.  381. 

*)  Auf  den  Briefwechsel  Guillimanns  mit  seinen  gelehrten  Freun- 
den können  wir  hier  nicht  näher  eingehen.  Einmal  verbietet  es  die 
Beschränktheit  dos  Raumes.  AulAerdem  bedarf  unser  Material  einer 
mühevollen  Ergänzung  durch  sysl<?matische  ins  Breite  getriebene 
Nachforschungen,  sofern  uns  nicht  glückliche  Zufälle  ihrer  entheben  ; 
dann  aber  würde  es  sich  lohnen,  es  im  Zusammenhang  zu  verar- 
beiten und  \öllig  zu  erschließen. 


—    165    - 

seiner  Fpeundschaflskorrespondenz  mehr  und  mehr,  beson- 
ders derjenigen  mit  seinen  Schweizerfreunden.  So  zwingt 
uns  schon  das  Material,  unser  hauptsächlichstes  Interesse 
Guillimanns  Forschungen  über  das  Haus  Habsburg  und  sei- 
DCD  Beziehungen  zu  dessen  Fürsten  zuzuwenden. 

Wir  haben  diese  Arbeilen  von  dem  Zeitpunkte  an 
weiter  zu  verfolgen,  wo  Guillimann  sich  endgültig  in  Frei- 
burg niedergelassen  hat,  seit  dem  Frühjahr  1606. 

Seine  Absicht,  den  einen  Teil,  über  die  Herzoge,  noch 
1605  in  Druck  geben  zu  können,  den  andern,  über  die 
Kaiser,  im  folgenden  Jahre,  wurde  nicht  zur  Tat. 

Worin  die  Gründe  dieser  Verzögerung  lagen,  gibt  der 
Forscher  selbst  in  einem  Schreiben  an  :  Es  sei  kein  Zwei- 
fel, daß  in  den  fürstlichen  Archiven  überaus  viel  Material 
ZOP  Geschichte  des  Hauses  Osterreich  liege,  das  für  ihn 
durchaus  notwendig  sei  zur  Vollendung  seines  ünterneh- 
luens.  In  Bezug  auf  die  «  Habsburgiaca  »  sei  das  ganz 
anders  gewesen. 

Ohne  zu  prahlen  dürfe  er  sagen.  Niemand  habe  den 
Ipsprung  der  Habsburger  mit  mehr  Wahrhaftigkeit,  Sicher- 
W  und  Ausführlickeit  darstellen  können.  Alle  frühern 
Versuche  seien  gescheitert,  wie  marj  u.  a.  an  Jakob  Menlius 
und  Lazius  habe  sehen  honnen  ;  der  eine  sei  von  Kaiser 
Maximilian  I.  mit  ungeheuren  Geldsummen  unterstützt  wor- 
den, um  alle  Denkmäler,  welche  zur  Verherrlichung  des 
Hauses  Österreich  dienen  könnten,  in  der  Schweiz  und  in 
Sfiddeulschland  zu  durchforschen.  Die  Krgebnisse  seien  in 
ihren  Schriften  niedergelegt  und  ernten  jetzt  noch  nur  Spott 
und  Entrüstung  von  seiten  aller  scharfsinnigen  und  gewis- 
senhaften Gebildeten,  l'nd  doch  sei  die  Benutzung  der 
'»euligen  Archive  zur  Vollendung  seiner  «  Habsburgiaca  » 
nicht  so  notwendig  gewesen,  weil  die  Taten  und  Rechts- 
handlungen dieser  Fürsten  damals  nicht  so  weit  umher 
wirksam  gewesen  und  das  meiste  nur  aus  den  alten  Ur- 
kunden und  in  der  Schweiz,  ihrem  ursprünglichen  Boden, 
habe  erklärt  werden  können.  Nachdem  sich  aber  Macht 
und  Fanailie  dieser   Fürsten    ins   L'ngemessene    ausgedehnt 


—     16(3     — 

und  verbreitet  haben,    sei   das   historische   Material    größer 
geworden,  wie  auch  die  Zahl  der  Schriftsteller,  welche  da- 
rüber geschrieben  *). 

Um  der  wachsenden  Aufgabe  gerecht  zu  werden,  suchte 
(luillimann  ilhnlicher  Vergünstigungen  vom  Kaiser  teilhaftW.  g 
zu  werden,  wie  seine  beiden  Vorgänger    Menlius  und  LaziuL.    s, 
sie   einst   genossen  :    Geldmittel    in    genügender    Fülle  u^and 
Einsieht  in  die  Archive  und    Bibliotheken   der   Klöster   u    — nd 
besonders  der  österreichischen  Furslen  selber. 

Während  Hudolf  das  Jahrgeld    für   seinen    neuen   (™Se- 
schichtschi'eiber  ohne  Zogern  auf  400  Gulden  erhöhte,    1        >^ 

Gulden  an  die  Druckkosten  der  n  Habsburgiaca  »  bewillig le, 

trug  er  doch  einiges  Bedenken,    die    verlangten    Patente         zw 
gewähren.    Zwar  dürfte  das  Gutachten  seines  Bruders  Ma.      xi- 
milian  in   gunstigem    Sinne   gelautet   haben.     Dennoch    ^?=ah 
Guillimann  sich   genötigt,    beim   Kaiser   abermals  vorstel      h'g 
zu  werden.     Auch  an  den  Erzherzog  Maximilian,  in  welch ^«?ni 
er  in  kürzester  Frist  einen  überaus   wohlwollenden    Gonr    «er 
und  eifrigen  Förderer  seiner  Bt^strebungen  erkannte,  wancr^te 
er  sich.     Der   Frzheizog   war,    soweit    es   an  seiner  Per^=^  <^n 
lag.    den    Entschlieliungen .    welche    der    Kaiser    bezügl»  <*'i 
Guillimanns  finanzieller  l'nterstützung  getroffen  halte,  pün  1^1- 
lich  nachgekommen.     Auf    Bitte   des   Gelehrten  drang  aim  ^*h 
er  in  den  Kaiser,   dem   Forscher  ihi-es  Hauses  die  verlang?" 
ten  Privilegien    und   Gtuieralpatente   auszustellen.     Wie   cl^**' 
Kaiser  wisse,  hätte  Guillimann  auch  gerne  einen  Ehrentitel'  - 
Weil  all  dies  sfMuen   Eifer  wecken  und.  dem  geplanten  We?i**^ 
zu  Gute    kommen  würde,    bitte  er.   Maximilian,    seinen  k^^*^' 
serlichen  firuder,  Guillimann  den  Titel  eines  östeiTeichisch  ^^  ^ 
Historiographen  zu  bewilligen  M. 

Das  Verlangen   unseres   Historikers    nach   einem    TiC'*-^ 
entsprang  gewiß  nicht  seiner  Eitelkeit    oder   Ruhmsucht   -^ 
sondern  der  richtigen   Erkenntnis,  dali  ein  prunkvoller  Tit;-^-' ' 


M  Bf.  an  Maximilian.     Das  Schreiben  ist  in  den  ersten  Ta^^ 
des  Januar  HX»7  abgefaßt  wnprlon.     .SV.  A.  ./.  rW.   13S.  /.   lOn. 

')  Bf.  vom    >:>.  Mai  1<X)7.     St.  A.  ./.  CW.   13^.  L   116/117^ 


m 


—    167    — 

Zugange  aufschließt,    Wege   ebnet,    welche   dem   schlichten 
Manne,  sei  er  sonst  noch  so  tüchtig,  unzugänglich  bleiben. 
Die  Verwendung  des   Erzherzogs    zu    Gunsten    seines 
Schützlings,  war  von  Erfolg.    Schon  Mitte  Mai  1007,  so  war 
liuilliraann  vora    Kaiserhofe   her   benachrichtigt,    waren    die 
Schreiben  nach  Innsbruck  abgegangen,   welche  die  Bestäti- 
gung der   verordneten  Jahrgelder,    die    Zusage    zur    Über- 
nahme der  Kosten,    welche  der  Kupferstich   der   fürstlichen 
Bildnisse   verursachen  würden    enthielten*).     Im    Juli,  oder 
August  gelangte  auch  das  Diplom    zur   Einsehung   der  Ar- 
chive an  den    Hof   zu   Innsbruck  :    (?s    erstreckte    sich   aber 
nur  auf  diejenigen    der  ober-    und    vorder-österreichischen 
Uode,  während  Maximilian  es  auf  das  ganze  Reich  ausge- 
dehnt wissen  wollte. 

Immerhin  hätte  es  dem  sehnsuchtig  harrenden  For- 
scher für  einstweilen  genügt  und  guten  Dienst  getan. 
Unglücklicherweise  war  aber  das  Diplom  nebst  andern 
Schriften  unterwegs  vom  Regen  beschädigt  worden  ').  So 
war  Guillimanns  frolie  Erwartung  getäuscht  und  sollte  es 
'fip  lange  sein.  Das  an  sich  kleine  Mißgeschick  wurde  für 
Guillimanns  Werk  zum  schweren  Verhängnis  und  ist  zum 
guten  Teil  an  dessen  Scheitern  srhuld. 

Der  Erzherzog  richtete  zwar  unverzüglich  ein  Schreiben 
<*n  die  kaiserliche  Kanzlei,  worin  er  das  l-nheil  meldete  und 
zugleich  um  eine  weitere  Fassung  des  neuen  Patentes  bat, 
dahingehend,  daU  Guillimann  von  allen  Prälaten  im  romi- 
'5'^hen  Reich,  sowol  in  Klostern  als  anderswo,  die  Archive 
^'öflnet  und  die  Dokumente  anvertraut  werden  sollen  ^). 
Wäre  ein  anderer  Herrscher  als  Rudolf  II.  auf  dem  Kaiser- 
Ifone  gesessen,  hätte  alles  noch  gut  werden  können.  Ru- 
^^'f,  der  seinen  Korper  durch  ein  ausschweifendes  Leben 
geschwächt  hatte,    litt  beständig  unter  seinei-  Kränklichkeit 


')  Guillimann  an  Faber,  undatiert;  das  Stück  muL>  indes  Mitte 
1*^' geschrieben  sein.     St.  A.  J.  Cod.  138.  I.  i>3b. 

*)  Kam mepsch reiben  an  den  Kai>er  v,  2S.  Aug.  1607.  St.  A. 
''•^of/.  y.'i^.  /.  114,    ^)  Ebenda. 


9 

i 


—    168    — 

auch  an  der  Seele.     Die   Schwermut,   die   sich  in  ihm  ent- 
wickelt hatte,    war  schon    1590  zur  vollen    Entfaltung  ge- 
kommen.    Seit   jenem   unheilvollen  26.  September,    da   er  , 
von  Wut  befallen,  seinen  Obersthofmarschall  Graf  Trautsc^  ^ 
aus  dem  Dienste  gejagt,  war  in  seiner  Umgebung  ein  stett=^,v 

Wechsel   des    Personals    eingetreten,    der    eine    ordentlicl \ 

Geschäftsführung  zur  Unmöglichkeit   machte.     Rudolf  wj 
der  seiner  harrenden   Geschäftslast   nicht  gewachsen ;    dei 
noch  wollte  er  alles  selber  entscheiden  :   nicht  das  mindei 
durfte  ohne  sein  Vorwissen  geschehen.    Keiner  seiner 
durfte  es  wagen,    ein   an    Rudolf  II.  gerichtetes  Schreib    ^( 
zu  erbrechen.     So  harrten  oft  hunderte  von  Schreiben  m^^c 
natelang  ihrer  Erledigung.  Rudolfs  Launenhaftigkeit  macl       y/^ 
auch  seine  Räte  unsicher,  nachlässig  und  verdrossen.     lUMer 
einzige  unter  ihnen,  der  sich  von  früher  her  in  seiner  St  «»/. 
lung  behauptet  hatte,    war  der   kaiserliche  Geheirasekret^r 
Johann  Barvitius.    Seit  1594  besaß  er  das  ganze  Vertraue« 
seines  Herrn  :  mitten  in  der  Xacht  ließ  er  ihn  rufen.  Zwar 
auch   er  flel    mehrmals   in    Ungnade  ;  aber    Rudolf    konnte 
seiner  nicht  entbehren,    und    so  stand    er    noch    an    seines 
Herrn  Sterbelager  ^). 

Glücklicherweise  war  gerade  Barvitius  der  besondere 
Protektor  Guillimanns  am  Kaiserhofe.  Es  könnte  aber  leicht 
sein,  daß  eben  das  Jahr  1607  eine  solche  böse  Periode 
war,  in  der  Rudolf  seinen  treuesten  Dienern  das  Leben  ver- 
bitterte ^).  Vielleicht  auch  getraute  man  sich  nicht,  dem 
Kaiser   von    dem    Unglück    des    armen    Couriers,    dem    der 


')  S.  den  Art.  über  Rudolf  II.  in  der  Allg.  deutschen  Biogr, 
Bd.  29,  S.  293  ff. 

')  Gerade  damals  tauchten  die  ersten  Anzeichen  auf,  daß  der 
oberste  Kammerdiener  Philipp  Lang,  der  den  Kaiser  völlig  beherr»chte, 
sich  die  kaiserliche  Ungnade  zugezogen.  Am  1.  Juni  1608  erfolgte 
denn  auch  der  tatsächliche  Sturz  des  allmächtigen  Mannes,  der  seinen 
Einfluß  auf  Rudolf  5  Jahre  lang  in  unheilvollster  Weise  mißbraucht 
hatte.  Über  diese  interessante  Persönlichkeit  und  das  Treiben  der 
Dienerschaft  am  Hofe  Rudolfs  II.  s.  F.  Harter :  Philipp  Lang, 
Kammerdiener  Kaiser  Rudolf«  II.   Schaffhausen  1851. 


—    169    ~ 

Regen  die  ganze  wichtige  Aktensendung  verdorben,  Mittei- 
lung zu  machen.  Rudolf  hatte  seine  Launen  ;  von  Sachen, 
die  ihm  unangenehm  waren,  mochte  er  nichts  hören,  und 
der  Zutritt  zu  ihm  war  nur  wenigen  offen. 

Auch  die  politischen  Verhältnisse  mögen  ihr  Teil  an  der 
Verzögerung  verschuldet  haben.  Seit  1606  kämpfte  Rudolf 
gegen  jene  Bestrebungen,  welche  ihm  die  Leitung  der  Ge- 
schäfte aus  den  Händen  zu  winden  suchten  und  schließlich 
zu  kriegerischen  Verwickelungen  mit  seinem  Bruder  Mat- 
thias führten. 

Fast  ebenso  schwer  hielt  es,  sich  einen  Weg  zu  bahnen 
in  die  Archive  und  Bibliotheken  des  Erzherzogs  selber. 
Gaillimann  beklagt  sich  darüber  im  Jänner  t607  in  einem 
Brief  an  Maximilian  ').  Desgleichen  in  einem  Schreiben  an 
Maximilians  Sekretär,  Michael  Faber.  uul  dem  er  besonders 
vertraut  war').  Niemand,  so  wiederholt  er,  werde  ihm 
einreden,  daü  in  Innsbruck  z.  B.  keine  handschriftlichen 
Chroniken,  keine  tirolischen  Überreste  seien.  Das  gleiche 
gelte  in  Bezug  auf  die  andern  Provinzen  :  Österreich, 
Kärnten,  Steiermark. 

Ein  Verzeichnis  von  solchen  .Akten,  um  welche  Guilli- 
iö3nn  gebeten,  das  er  anfangs  Mai  1607  vom  Krzherzog 
ei'hiell,  zeigte  ihm  überdies,  daß  deren  Zahl  weit  grölier 
war.  als  er  nur  geahnt  hatte  •').  Sofort  stellte  er  des- 
wegen an  Maximilian  das  Gesuch,  ihm  Abschr-iften  davon 
Zü  schicken,  oder  ihn  selbst  zu  deren  Durchforschung  zu 
f^erufen.  Letztern  Wunsch  scheint  der  Erzher'zog  erfüllt  zu 
haben,  denn  im  Sommer  1607  äulierle  (luillimann.  trotzdem 
^as  Frühjahr  seine  Gesundheit  angegriffen  hatte,  die  Ab- 
sicht, nach  Innsbruck  zu  reisen.  Allein  die  Bündnervvir- 
''ßn  \)  des  Jahres  1607  tr-ugen  Unsicherheit  und  Kriegs- 
läriü  über  die  Grenzen  hinüber,  in  die  Thäler  der  Etsch 
"hinein  und    verhinderten    Guillimann    an    der    Ausführung 

')  St.  A.  J,  CoiL  t:iH.  1.    Khi.   —  •)  Kbcnila  I.    l'i. 

')  Bf.  V.  10.  Mai  1607.  St.  .4.  J.  Cod.   138.  /.   'JOh  , 

*)  Guillimann  an  Puteaniis,   Bf.    v.    11.  Sept.  I<i07.    St.  A.  J. 
^''^''-  138.  L  20. 


—     170    — 

dieses  Planes.     Auch   seine   Hoffnung,    die    Reise   noch  inw 
Herbst  wagen  zu  dürfen,  ward  hinfällig,  infolge  der  Ereig- 
nisse um  das   bischofliche   Schloß  Fürstenburg.     Außerdei — ^ 
hatte  riuillinianns  Gesundheit  unter  der  Hitze  des  Sonomei 
11)07.    die  sich   im   September    noch    nicht    verzogen,    sei 
gelitten. 

Damit  doch  etwas  geschehe,  sandte  er  am  19.  Septerr^i^T) 
ber  die   Inhaltsangabe,    den    firundriß,    seiner   drei    Bänd^^ij 
soweit  diese  bislier  gedi(»h(»n  waren,  an  den  Erzherzog  u»-    ,fj 
berichUMe  ihm  über  den   Stand   der   .Arbeit  ').     Wieder   bm_:3e 
toni  n-  die  .Xol wendigkeit   archivalischer  Forschungen,    o^^b^ 
wohl  auch  jetzt  schon  überaus  viel  Neues  und  UnbekannHCe^* 
in  seinem  Werk    enihalten    sei.    was    bei   einem    Vergleich  //^ 
mit  den  bisherigen  Geschichtswerken    sofort   in   die    Au^<ei7 
springe,    um    so    mehr   als   es   zugleich    mit   der   Lebensbe- 
schreibung jedes  Fürsten  auch  dessen  Bild  bringe.     In  der 
Verolfenllichung    dieser    Bildnisse    liege    auch    der    Grund, 
warum  er  sich    nicht   »»nlschlieüen    könne,    das    bisher    de 
schriebiMie   drucken    zu    lassen,    weil    er    demselben    die  in 
Kupfer  gestochenen  Bildnisse    der   österreichischen    Fürsten 
\on    Rudolf   I.   bis   auf    Maximilian    I.   mitgeben  wolle.     Mit 
griiUMi   Kosten,  äußerster  Emsigkeit   und   beinahe    unglaub- 
lichem Gluck   habe  er  sie  an  den  verschiedensten  Orten  auf- 
gefunden und  nun   malen   lassen,    auf  das  Versprechen    des 
Kaisers  hin.    die    Kosten    für  deren  Ausführung  in  Kupfer- 
slirh   zu   trairen. 

Als  t'r  dies  srhiieb.  war  er  schon  mit  der  Geschichte 
der  östci  reichischen  Kaiser  beschäftigt  ;  denn  auch  jener 
Teil,  der  xiin  der  «■  Lnbpreisun.iT  und  bewundernswürdigen 
Grni.;e  M    des  Hauses  ()slerreich    handelte,    war    nahezu    vol- 

ItMldet. 

Nocli  fehlten  ilim  ccoirraphische  Tafeln  von  allen  Teilen 
(>sterieichs  luhl  ein.'t»lnen  Städten.  Mit  deren  Herstellung 
\N;n  er  selbst  beschäftigt,  zum  Teil  suclile  er  sich  dieselben 
von  andervNärtN  /u  erweiben. 


—     171     - 

Man  wird  es  Guillimann  nicht  verdenken  können,  daß 
er  der  Ansicht  war,  wenn  seine  Arbeit  einst  in  ihrem  ganzen 
Umfang  und  ihrer  glänzenden  Ausstattung  vor  die  Öffentlich- 
keit getreten  sei,  werde  nichts  mehr  übrig  bleiben,  was 
die  lebenden  oder  kommenden  Geschlechter  zur  Erhellung 
der  Geschichte  dieser  Familie  und  zum  Preise  ihrer  ehr- 
würdigen Größe  hinzuzuffigen  hätten. 

Seinen  Bitten,  Maximilian  möge  die  Aushändigung  der 
Gelder,   welche   ihm   der  Kaiser  schon   vor  Monaten  ange- 
wiesen, ernstlich  betreiben,   kam  der  Erzherzog  nach.     Am 
3.  November  1607  erteilte  er  seiner  Kammer  zu   Ensisheim 
sti-engen  Befehl,  die  rückständigen  400  Gulden  dem  harren- 
den Gelehrten  sofort  auszufolgen    und   ihm    inskünftig   sein 
Honorar  ordentlich   zu  entrichten  \).     Allein   so   bereitwillig 
der  Erzherzog  im  Anweisen  und  «  strengen  Befehlen  »  sein 
Q^oclite,  so  säumig  waren  die  Räte  im  Auszahlen.  Was  lag 
'hnen  auch  an  dem  über  die  Grenze  gekommenen  Schreiber 
^^i  seinen    historischen    Forschungen  I     War    dem    Hause 
^'*5lerreich  mit  solch  gelehrtem   Suchen   und    Schreiben    ge- 
^'ent  zu    einer  Zeit,    wo    Verwaltung    und    Erhaltung    des 
^«^ndes,    zahlreiche  Defensionsanslallen    gegen    allenthalben 
^''ohende  Kriegsgefahr  die  Landstände    und   die    fürstlichen 
■^^ssen  über  ihre  Kräfte  in  .Anspruch  nahmen  ?   Mußten  sie 
^^^cht  pflichtgemäß  die  ihnen  spärlich  genug  zur  Verfügung 
^^ehenden  baren  Mittel  erst  dahin  wenden,    wo   es   in  ihren 
Augen    not    tat  ?     Niemand  könnle  solche  Erwägungen  an- 
flehten.    .Allein    das    half  dem    harrenden    und    bangenden 
Mann  und  seiner   Familie   nicht   über   beständige  Verlegen- 
^Uiiien  hinweg  :  denn    wie   er   sein   Geschick  nun  einmal  an 
'lasjenige  des  Hauses  Österreich  gekettet,  dieses  aber  seinen 
Dienst    angenommen,    so    war   es    auch   gehalten,    für   sein 
Auskommen  Sorge  zu  tragen. 

Wohl   nicht   mit   Unrecht  glaubte  er.    daß.    wenn    von 
Prag  her  Patente  und   Privilegien    erfolgen    würden,    seine 


')  Abschrift  v.  Kameralbschr.  v.  .*1  Nov.  ItW.  .S7.  .4.  J.  Cod. 


—     172    — 

Forderungen  auch  anderweitig  Gehör  finden  würden;  so  in 
der  xVusrichtung  seines  Jahrgeldes,  in  Sachen  der  Kupfer- 
stiche, womit  man  in  Innsbruck  aus  ihm  unbekannten  Grün- 
den bis  zur  Ankunft  der  ausstehenden  Privilegien  zurückhalte. 

\>  eichen  Krfolg  seine  Bitte   vom  Jahre    1608    zeitigte, 
seinen  Jahresgehalt  auf  500  (julden   zu   erhöhen,    damit  er 
oinen  Schreiber  anstellen  könne   weil  noch  eine  Menge  von 
Rächern    abzuschreiben   waren,    wissen    wir   nicht   genau*). 
Aber  da  er  noch   1609  nur  400  Gulden  bezog,  scheint  deren 
Erhöhung  ausgeblieben  zu  sein.    Was  hätte  eine  solche  Er- 
höhung auch  gefruchtet  ?    Waren  doch  die  Kammern  nicht 
einmal  dahinzubringen  gewesen,  Guillimann  seine  400  jähr- 
lich auszufolgen.  Nur  die  zuerst  verordneten  200  hatte  man 
ihm  jahrlich  bezahlt.     Die   später   vom    Kaiser   dazu    bewil- 
ligten 200   auszufolgen,    weigerte    man   sich   oder   schob  es 
wenigstens  hinaus  und    auf   Guillimanns    wiederholte    Frage 
nach  dem  Warum  erfolgte  keine  Auskunft  *). 

Mehr  Förderung  fanden  seine  Bemühungen  um  den 
Stich  der  fürstlichen  Bildnisse.  Zu  .Anfang  1608  konnte 
Guillimann  durch  Vermitlelun^  seines  Freundes  Markus 
Welser  mit  dem  Augsburger  Kupferstecher  Lukas  Kilian 
in  Unterhandlungen  treten.  Im  März  1608  konnte  er  schon 
dem  Erzherzog  berichten,  dali  der  Stecher  versprochen  habe, 
seine  größte  .Aufmerksamkeil  auf  Ausführung  der  Bildnisse 
zu  verwenden  '^).  Vorläufig  habi»  er  ihm  nur  eines  zum 
SlcchcMi  gcjschickt.  während  der  Maler  die  übrigen  vollende. 
Nalürlich  fehlte  auch  diesmal  nicht  die  Bitte,  die  Auszahl- 
ung des  rückständigen  Gehaltes  und  die  .Ausstellung  der 
Privilegien  und  Patente  zu  beschleunigen. 

Kaum  zwei  Wochen  später  hatte  Guillimann  von  Maxi- 
milian den  Bescheid.  dal.i  der  Vertrag  mit  Lukas  Kilian 
bestäligl  sei  V).  Des  fet  nern  wolle  ei*  darauf  Bedacht  nehmen, 
wie    ihm   die  Innsbrucker  Archive  geöffnet  werden  können. 

M  Bf.  an  Maximilian  v.  Anfang  IfiOH.  .S7.  A. ./.  To//.  I3S,  I.  '^9. 

')  Ebenda. 

•')  Bf.  V.  Tj.  März  160Ö.  .S7.  Ä.  J.  Co^i.   138.  /.  22a^. 

')  Schreiben  v.  18.  März  ItJOH.  Ehomla.  I.   119/1:^0. 


—    173    — 

Wogen  der  Privilegien  habe  er  bei  Barvitlus  Schritte  ge- 
tan und  der  Kammer  zu  Knsisheim  neuerdings  die  Entrich- 
tung seines  Gehaltes  strengstens  anbefohlen. 

Zugleich  fiberschickte  Maximiliam  seinem  Historiker 
das  spanische  Buchlein  von  «  Gervera  »  über  den  Tod  Phi- 
lipps II..  damit  er  es.  seinem  «  erbieten  nach,  in  Latein 
transferiere  ». 

Guiliimann  suchte  nun  von  seiner  Arbeitskraft  durch 
anderweitige  Veröffentlichungen  Zeugnis  zu  geben,  als  er 
sein  rnternchmen  über  die  Geschichte  des  Hauses  Öster- 
reich infolge  des  Ausbleibens  der  nötigen  Hilfe  an  Geld 
und  Material  ins  Stocken  geraten  sah. 


HI. 


Kleinere  Veröflentlichungen  aus  den  Jahren  1608  u.  1609. 

Um  seinen  gelehrten  Freunden  ein  Zeichen  zu  geben 
V^on  seiner  Schaffenskraft,  wie  um  die  huldvolle  Gesinnung 
deiner  fürstlichen  Gönner  zu  festigen,  unternahm  Guiliimann 
einige  kleinere  Arbeiten. 

Sein  Anerbieten,  die  Schrift  des  Spaniers  (^ervera  über 
den  Tod  Philipps  II.  ins  Lateinische  zu  übersetzen,  kam, 
^0  scheint  es,  dem  Erzherzog  erwünscht  ^).  Guiliimann  aber 
ergriff  mit  Freuden  diese  Gelegenheit,  um  seinem  Gönner 
zu  zeigen,  mit  welcher  Aufmerksamkeit  und  Bereitwillig- 
keit er  dessen  Aufträge  erwarte  und  auszuführen  bestrebt 
sei.  In  wenigen  Tagen,  freilich  auch  mit  wenig  Sorgfalt, 
so  sagt  er  selbst,  übersetzte  er  das  Werklein  ;  denn  die 
Buchdrucker  drängten  *).  Schon  Mitte  September  1608  kün- 
dete   er   des    Schriftchens    baldiges    Erscheinen    an.     Doch 


*)  Vgl.  Peres  Paator,    bihliografla   Madrilenna.  (Madrid  1891). 
S.  359-360. 

*)  Guiliimann  an  Goidast.     Bf.  v.  18.  Sept.  IC1OS, 


—     !74    — 

konnte  er  es  erst   am    14.  Dezember  dem   Erzherzog  übep- 
schicken  '). 

Ebenfalls  im  September  1608  vollendet  waren  die 
((  Kommentare  »  über  die  Bischöfe  von  Straßburg-).  Guil- 
limann  selbst  nennt  dieselben  ein  Flickwerk.  U\  der  Tat 
scheinen  sie  auch  nicht  allgemein  Beifall  gefunden  zu 
haben  *).    Doch  erklärt  ihre  Entstehung  die  flüchtige  Arbeit. 

Als  der  Erzherzog  Leopold,   der  damals  den  Bisehofs- 
sitz von  Straßburg  inne  hatte,   auf  seiner  Durchreise  durch 
Freiburg  Guillimann  in   Audienz   empfangen   und    ihm   mit- 
geteilt,   er    werde   binnen    weniger   Monate  wieder  daselbst 
vorbeireisen,  stieg  in  dem  Gelehrten  sofort  der  Wunsch  auf. 
den   Erzherzog   bei   seiner  Rückkehr  mit  irgend  einer  Hul- 
digung zu  empfangen.     Es   schien    ihm  am  empfehlenswer- 
testen zu  sein,  dem  Erzherzog-Bischof  seine  Vorgänger  auf 
seinem  Rischofsstuhle  vor  Augen  zu    führen,    so   gut   es   in 
der  beschränkten  Zeit   möglich  war.    Auf  eine  aktenmaßige 
Darstellung  mußte  er  mangels  an  Zeit  und  Gelegenheit  für 
archivalische  Forschungen  verzichten.     Er  hoffte  aber,   hie- 
zu  werde  sich  später  Gelegenheit  bieten,  und  wirklich  sehen 
wir  ihn  noch  1609   zu    Innsbruck  dafür  Material   sammeln. 
Vorläufig  aber  griff  er  mehr  zur  Feder,   um  sich  die  Gunst 
des  Erzherzogs  zu  sichern,    und    so    brachte   er   zu    Papier,, 
was  ihm  gerade  in  die  Finger  kam.    ohne  daß  er  systema- 
tisch gesucht  hättet.    Fehlt  diesem  Werk  auch  Gründlich— 
lichkeit  und  Gediegenheit,  so  ist  dei   starke  Band  doch  eir» 


')  «  De  obitii  Philippi  II  legis  Hispaniarum  historia  versa  in 
latinum  per  F.  Guillimaunuiii.  Friburgi  1608  ».  Bf.  an  Maximiliain 
V.  14.  Dez.  1608.  St.  A.  J.  Cod.  138.  I.  l^Sa,.  Den  vollen  Titel 
s.  u.  im  Verz.  v.  G's.  Schriften. 

')  Bf.  an  Goldast  \.  18.  Sept.  1608.  «  Francisci  Guillimann i 
De  Episcopis  argentinensibus  über  commentarius  »  etc.  Frib.  Brisg. 
«  Apud  Josephuni  Langiuni  »  1608. 

')  So  muß  man  aus  einem  Brief  Guillimanns  an  den  Straß- 
burger  Domherren  Fk-zius  v.  8.  Nov.  1609.  (St.  A.  J.  Cod.  138. 
I.  'J8  (i  b.)  schließen.  Dagegen  spricht  sich  Wogcle,  Deutsche  Histo- 
riographie, S.  H\rYj  anerkennend  über  das  Werklein  aus. 

*)  Bf.  an  Bezius.  s.  o. 


—     175    — 

Beweis,  wie  rasch  Guillimann  arbeiten  konnte  —  das  haben 
übrigens  schon  seine  frühern  Werke  bewiesen  —  und  dalj 
er,  wo  keine  wichtigen  Fragen  im  Spiele  waren,  sich  auch 
leicht  entschließen  konnte,  eine  Arbeit  aus  der  Hand  zu 
jreben.  Um  so  hoher  ist  seine  Gewissenhaftigkeit  und  sein 
Zobern  in  Bezug  auf  sein  Hauptwerk  in  Anschlag  zu  bringen. 

Eine  andere  Arbeit  jener  Monate  ist  der  Stammbaum 
des  salischen  Kaiserhauses.  Der  Verfasser  wollte  damit  die 
Seitenlinien  dieser  Familie  der  Vergessenheit  entreißen,  in 
welche  sie  durch  die  berühmtere  Hauptlinie  gedrangt  wor- 
den. Gedruckt  wurde  das  Werklein  erst  nach  seiner  Rück- 
kehr von  Innsbruck,  im  Herbst  1009  ;  der  Verfasser  wid- 
mete es  als  Beweis  der  Freundschaft  und  Dankbarkeit  dem 
erzher/oglichen  Kanzler,  Friedrich  Altstetter,  dessen  per- 
söoliche  Bekanntschaft  er  in  diesem  Sommer  gemacht  hatte'). 

Die  vierte  Arbeit,  diejenige  welche  damals  am  meisten 
praktischen  Wert  hatte,  weil  im  Hinblick  auf  die  Zeitereig- 
nisse abgefaßt,   sind  die  Stammtafeln  des  Hauses  Jülich  ^). 

Der  Jülicher  Erbfolgestreit  '*),  veranlaßt  durch  sich  w^i- 
dersprechende  Privilegien  Maximilians  I. ,  noch  verwirrt 
durch  Heiratsverträge  der  ernestinischen  I.inie  des  Hauses 
Sachsen  und  durch  Privilegien  Karls  V.,  trat  mit  dem  25. 
März  1609,  dem  Todestage  des  letzten  Herzogs  v.  Jülich, 
Cleve,  Berg,  Johann  Wilhelm,  in  ein  akutes  Sladiuni  ;  hatte 
nian  bisher  nur  über  die  von  mehreren  Seiten  erhobenen 
Ansprüche  unterhandelt,  so  stand  man  jetzt  vor  der  tatsäch- 
lichen Besitzergreifung.  Rudolf  H..  den  nach  den  Landen 
gelüstete,  hatte  für  dieses  Herzogtum  den  Markgrafen  Karl 
von  Burgau  in  Aussicht  genommen.  Doch  waren  dessen 
Bechtsansprüche  zu  schwach  und  die  österreichische  Regie- 
''ung  nicht  hinreichend  gerüstet,    um    die   Frage  in  Rudolfs 

')  «  De  Vera  origine  et  steniinaU^  Cunradi  II.  Imperatoris  Salici 
^ynUgma.  Friburgi  1609».  Guillimann  an  Altstetter,  Hf.  v.  Nov. 
1<^.    St.  A.  J.  Cod.   13H.  I.  33u,. 

*)  Genealogiae  Juiiacenses.  Friburgi  HX)!». 

')  Ober  den  Jülicber  Erbfolgestreit,  s.  M.  Ritter  in  den  Abhandl. 
^'  Kgl.  Bavr.  Akademie,  Bd.  48.   >. 


i 


—     170    — 


Sinne  «rowaltsani  zu  lösen.  Deshalb  ließ  der  Kaiser  säinl- 
lirhe  Bewerber  vor  den  Keichshofrat  laden,  um  hier  ihre 
Rechtsansprüche  <rellend  zu  machen  und  über  sie  entschei- 
den zu  lassen.  Zwei  jedo'^h.  Johann  Sigismund  von  Branden- 
burg? und  Woifj^ang  Wilhelm  vim  Pfalz-Xeuburg,  nahmen  die 
l.ande  in  tatsächlichen  Resit/  und  behaupteten  sich  auch 
mit  Hilfe  der  l'nion  {regen  den  vom  Kaiser  gesandten  Erz- 
herzog Leopold,  der  sich  in  der  Festung  Jülich  festsetzte 
und  Truppen  waib.  Trot/dem  studierte  man  an  sämtlichen 
beteiligten  Höfen,  namentlich  zu  Prag,  die  rechtliche  Seite 
der  Frage,  an  der  sich  ein  euro[iäischer  Krieg  zu  entzünden 
drohte. 

Am  14.  Januar  1009  hatte  (luillimann  dem  Markgrafen 
Karl  von  Rurgau  seine  «  Habsburgiaca  o  und  die  übersetzte 
Schrift  vom  Hingange  Philipps  It.  überschickt  und  seine 
guten  Dienste  angetragen  ^),  Weil  bei  diesem  Streite  auch 
dessen  Person  in  Frage  kam.  konnte  Guillimann  sowol  ihm 
als  auch  den  übrigen  österreichischen  Fürsten  und  dem 
Reichshofrat  einen  Dienst  erweisen,  wenn  er  ihnen  das 
Studium  der  verwickelten  Fiage  durch  übersichtliche,  aus 
den  besten  [uu\  zuverlässigsten  .\utoren  zusammengestellte 
trcnealogische  Tafeln  erleichterte. 

Du!«*h  einen  Vertrauten  am  Hofe  des  Pfalzgrafen  war 
riuillimann  inne  geworden,  daü  sämtliche  Räte  dieses  Kur- 
fürsten mit  dem  grobten  Kifer  sich  mit  dieser  Angelegen- 
heit zu  sihatfeii  machten.  Su  glaubte  er,  seine  Tafeln 
würden  di:ii  Ki'/herz<>^'  Maxinn'lian  höchst  willkommen  sein, 
iinl  ^i-hicktc  sie  ihm  am  i\.  Mai  1009  ■•.  Desgleichen  ubei*- 
'.p.ittt'lte  ei   ein  Exemplar  dem   Kizherzog  Leopold^). 

Wii  erfahren  nur.  dav»  Fizherzog  Maximilian  diese 
Arleil.    aus   «iei    er   «niilli'naniis   .  (lingebung  an  das  Haus 


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■■    1.1;.....::..*:.:.     i::    l.>  ivl.:.    IM.    v.    1*.?.    Man    1610.     5f.  .4.  J, 


—    177    — 

Österreich  aufs  neue  ersehen  ».  huldvoll  aufnahm.  Ob  sie 
für  die  Entscheidung  der  Frage,  die  übrigens  ihre  endgül- 
tige Losung  auf  dem  Wege  der  Gewalt  fand,  irgendwie  in 
ßelracht  kam,  entzieht  sich  unserer  Kenntnis.  Um  so  größer 
war  der  Erfolg  für  den  Verfasser  selbst,  indem  sie  die  Er- 
füllung seiner  Wünsche  und  Begehren  beschleunigte. 


IV. 


VS^iederaufnahme  der  habsburgischen  Forschungen  ; 

neue  Hindernisse. 

Während    sich    Uuillimann    von    seinen    «  Austriaca  » 

vveggewendet    hatte ,    war    der    Augsburger    Kupferstecher 

Lukas  Kilian  desto  eifriger  an  der   Arbeit  gewesen.     Mitte 

-April    1(>Ü8  hatte  Maximilian  mit   demselben    folgendes  Ab- 

l<ommen    getrotfen :    Kilian    sollte   monatlich   zwei  Bildnisse 

fertigstellen  und  dafür  13  Gulden  erhalten.    Damit  die  Sache 

deinen  sichern  und  raschen  Fortgang  gewinne  und  der  Kupfer- 

55lecher  sicher  zu  seinem  Geld  komme,   soll  Guillimann   das 

Geschäft   einem   eigenen   Agenten    in    Augsburg,    Friedrich 

Lebzelter,   übertragen.     Kilian    soll    je    zwei  fertige    Bilder 

dem   Agenten  überbringen   und    dafür    sein    Geld    erhalten. 

Die  Kupferstiche  aber  sollten  wohlverwahrt  nach  Innsbruck 

geschickt  werden  ^). 

Anfangs  Mai  1609  konnte  Guillimann  dem  Erzherzog 
berichten,  daü  Kilian  alle  Sorgfalt  und  seinen  ganzen  Fleiß 
darauf  verwende,  so  dalj  nur  noch  wenige  Bildnisse  fehlen, 
und  zwar,  weil  Guillimann  sie  zurückbehalten,  im  Glauben, 
Maximilian  könnte  noch  bessere  Vorlagen  haben.  Ebenso 
ziehe  er  vor.  die  Bildnisse  von  Fürsten,  deren  Portraits  schon 


*)  Maximilian  an  Alhertinelli.  Sehr.  v.  16.  April  1(308.    St.  A. 
J.  Cod.  138.  I.  127/128. 


—     178    — 

von  andern  Autoren  veröflentlicht  worden ,  nach  den  in 
Maximilians  Besitz  sich  findenden  Originalen  herauszugeben. 
Zugleich  bitte  er  den  Erzherzog  inständig,  ihm  endlich  aus 
seinen  Archiven  Unterstützung  zu  gewähren,  andernfalls 
könne  er  sein  Werk  nicht  vollenden,  und  die  Kosten,  welche 
für  die  Kupferstiche  aufgewendet  worden,  seien  umsonst'). 

Dies  ist  der  nämliche  Brief,  der  die  Jölicher  Stamm- 
tafeln zum  Erzherzog  geleitete.  Maximilian  hatte  Ende  März 
beim  Reichsvizekanzler,  Leopold  von  Strahlendorf,  wieder 
Schritte  getan,  um  das  längst  verlangte  Patent  und  Drucker- 
privilegium  zu  erhalten,  da  beide  schon  längst  bewilligt 
waren  ^). 

Im  Mai  1609  endlich  sah  er  sich  in  der  Lage,  Guil- 
limanns  neue  Aufmerksamkeit  zu  belohnen.  ((  Zu  dessen 
Ergetz  und  Forttreibung  »  ward  der  treue  Diener  zum 
((  Rat  und  Historiographen  des  Kaisers  und  der  mitinteres- 
sierten Erzherzogen  gemacht  »  und  ihm  alle  Rechte  und 
Freiheiten  dieses  Titels  verliehen,  a  Schein  und  Brief  » 
darüber  werde  ihm  die  erzherzogliche  Kanzlei  zustellen. 
Was  aber  die  angedeuteten  Schriftstücke  in  den  Archiven 
anlange,  möge  Guillimann  «  ehestens  einen  Postritt  »  nach 
Innsbruck  machen,  wo  man  ihm  so  gut  als  möglich  will- 
fahren werde  '^j. 

Noch  am  4.  Juni  hatte  Guillimann    keine  Ahnung  von 
seiner  Rangerhöhung  und  Berufung  nach  Innsbruck  *}.     In 
einem  Brief,  den    ihm   eine    Pilgerin    an    P.   Christoph    mit— 
nahm,  berichtet  er  seinem  Freund,  er  erwarte  eine  Antwoi"t^ 
von  Maximilian,  nach  deren  Empfang   er  eine  kleine   Reis 
unternehmen  werde,  mit  der  Absicht  jedoch,  auf  Peter  ua 
Paul  wieder  zu  Hause  zu  sein.     Bestimmt    könne  er  letzt<3 
res  zwar  nicht    vors[)rechen,    denn    wie    er   seinen    Fuß  n 


')  Bf.  V.  o.  Mai  1(308.     Kbemin,  l.  25ay 
')  Bf.  V.  ?ö.   März  im).     Ehcmla,  I.   1331134. 
')  Schreiben    Maxiiniliaus    an    Guillimann    v.    2H.    Mai    1( 
St.  A.  J.  Cod.   J3S'.  I.   13.'). 

')  Guillimann  an  P.  Chiislopli,  Bf.  v.  4.  Juni  160!^.  .Sf.  .\.     ^^^'' 


—     179    — 

schwer  aus  dem  Hause  setze,  so  vSetze  er  ihn  auch  schwer 
wieder  hinein. 

Wohl  wenige  Tage  später  erhielt  er  aber  das  Schrei- 
ben Maximilians.  Ungesäumt  muß  er  sich  noch  Anfangs 
Juni  auf  den  Weg  gemacht  haben.  In  Innsbruck  ange- 
langt, wurde  er  auf  seine  neue  Wurde  als  kaiserlicher  Rat 
und  Historiograph  vereidigt,  worauf  ihm  der  Erzherzog 
seine  Archive  und  Bibliotheken  erschloß.  Namentlich  erstere 
bildeten  für  unsern  Forscher  eine  kostbare  Fundgrube.  Zu 
Ende  Juni  hatte  er  bereits  vieles  gefunden  und  a  hoffte  nun 
ebenfalls  in  Archiv  und  Bibliothek  »  des  Schlosses  Ambras 
weitere  Funde  zu  thun.  Zu  diesem  Zwecke  gab  ihm  Maxi- 
milian ein  Empfehlungsschreiben  an  den  Markgrafen  Karl 
voQ  ßurgau  mit,  worin  er  ihn  bat,  Guillimann  a  als  einem 
verpflichteten  Rat  und  Diener  des  Hauses  Osterreich  »  seine 
Sammlungen  zu  eröffnen  und  Einsicht  zu  gestatten  M. 

Zu  Beginn  des  August  1609  muß  Guillimann  bereits 
wieder  reisefertig  gewesen  sein.  Der  hauptsächlichste 
Grund,  daß  er  den  so  lang  ersehnten  Aufenthalt  abkürzte, 
war  die  Krankheit  seiner  Gattin,  die  seit  dem  Johannis- 
tage 1609  bettlägerig  war. 

Im  Begriffe  abzureisen,  richtete  er  an  Maximilian  noch 
einige  schriftliche  Worte  :  Mehr  als  alles  andere  haben  ihn 
fo  gemachten  reichen  Funde  in  dem  Willen  bestärkt,  die 
einmal  begonnene  Geschichte  des  Hauses  Osterreich  fortzu- 
führen. Dies  ganz  besonders,  wenn  erst  die  beiden  Haupt- 
schwierigkeilen beseitigt  wären  durch  Befreiung  von  seiner 
Professur  und  Sicherstellung  seines  Gehaltes.  Wäre  er 
dieser  unfruchtbaren  Bürde,  der  Professur,  entledigt,  so 
könnte  er  in  einem  Jahre  mehr  leisten,  als  sonst  in  zweien 
•^der  dreien  *). 

Nicht  umsonst  waren  diesmal  seine  Vorstellungen.  Es 


')  Sehr.  V.  1.  Juli  Hm.  Sf.  A.  J.  duL  138.  I.  137/138. 
***fkgraf  Karl  von  Burgau  war  der  Sohn  Ferdinands  II.  v.  Tirol  u. 
^«f  Philippine  Welser. 

*)  Bf.  V.  Anf.  August  IßOl).   Sf.  A.  J    Cnd.   138.  /.  30h. 


l 


hat  den  Anschein,  als  ob  es  Maximilian  mit  seiner  bisheri- 
gen IJnnachgiebigkeit  bezüglich  der  Professur  nur  darum 
zu  tun  gewesen ,  Guillimann  ein  höheres  Einkommen  zu 
sichern.  Jetzt,  da  es  unter  einem  andern  Titel  vermehrt 
werden  konnte,  war  die  Professur  nicht  mehr  nötig.  So 
wurde  denn  der  Geschichtschreiber  des  Hauses  Österreich 
der  Vorlosungen  enthoben  und  ihm  dagegen  noch  100 
Gulden  a  Katssold  o  bewilligt,  so  daß  sein  Jahresgehalt 
nunmehr  500  Gulden  betrug  *). 

Ein  Kammerbefehl  vom  12.  August  1609  machte  hier- 
über der  Ensisheimer  Regierung  Mitteilung  und  befahl  ihr 
zugleich,  die  rückständigen  Gelder  a  bei  erster  Gelegenheit» 
Guillimann  auszufolgen.  In  Zukunft  aber  sollen  ihm  seine 
Gelder  jeden  Quatember  ausbezahlt  werden,  ohne  u  seine 
Heiligung  oder  Nachlaufen  ».  Guillimann  habe  vor,  wieder 
nach  Freiburg  zurückzukehren.  Zur  «  Erzeigung  unserer 
gnädigen  Gesinnung »  habe  ihm  Maximilian  eine  goldene 
Kette  im  Wert  von  200  Gulden  bewilligt.  Der  Kammer  zu 
Ensisheim  wird  befohlen,  dies  Geschenk  alsbald  zu  bestellen  n 
und  an  die  Innsbrucker  Hofkanzlei  zu  senden.  Auch  Reise-  — - 
kosten  und  was  er  in  Innsbruck  «  in  seiner  Herberge  ver-  — •- 
zehrt )),  werde  ihm  bestritten.  Letzteres  besorgte  die  Inns-  — « 
brucker  Kammer,  die  einige  «  Reitungen  »  des  «  Frälich  m^\\ 
Würt ))  zugestellt  erhielt  «  über  die  Zehrungen,  welche  ^^^  ä^ 
Johann  Lintner  —  der  Kanzler  von  Ensisheim  —  und  Franz  ,:k  mi 
Guillimann  bei  ihru  schuldig  verblieben  »,  mit  dem  Befehl,  ^  H, 
den  Wirt,  «  alß  der  die  Kreiden  zimblich  gebraucht  »  c<  » 
gemäü  den  Wirtsordnungen   zu   bezahlen.     Die   Reisekosten  ä"^  ^n 

dagegen  waren  ihm  von  der  Kammer  zu  Ensisheim  zu  ver "^- 

güten  '-). 

Nach  einer  Abwesenheit    von    ungefähr   zwölf  WochenÄT«.  n 
ti-af  Guillimann    wieder  im    Kreise    der    Seinen    ein  *).     Dass^  ^s 


')  Schreiben  Maximilians  an  die  Kammer  in  Ensi:<)ieim  v,  l'<?- 

Au.c  IW.).    .SV.  .1    ./.  CW.  I.'iS.  I.  ru/u:?. 

')  Relation  v    r, .  Juli   Um.     .SV.  .1    ./.  Coti.   138.  /.   140, 
^)  «  Redii  tandem  (Jeniponte  post  duodooiniam  pmpe  hebdoma- 

dem  )).     Uf.  an   Biderniann  v.  An.s?.  IHOf).  .SV.  .4.  /.  Cofi.  138,  I.  27b^^ 


—    181     — 

erste  war  die  Gunstbezeugungen,  die  er  in  Innsbruck  er- 
fahren, einem  der  Ensisheimerrate,  Johann  Georg  Bidermann 
zu  berichten,  wobei  er  namentlich  des  Erzherzogs  Verfü- 
gungen in  Geldsachen  heraushob  und  den  Regierungsrat 
bat,  seinen  ganzen  Einfluß  aufzubieten,  damit  ihm  nicht 
blos  die  Reisekosten,  sondern  auch  die  rückständigen  600 
Gulden  ausbezahlt  und  in  Zukunft  seine  jährlichen  500 
regelmässig  bezahlt  würden. 

Die  wenigen  Wochen,  welche  unser  Historiograph  am 
erzherzoglichen  Hofe  geweilt  hatte,  waren  bei  weitem  nicht 
hinreichend,  um  all  das  Material,  welches  für  die  Ausar- 
beitung der  österreichischen  Geschichte  notwendig  war. 
abzuschreiben  oder  sonst  auszubeuten.  Auf  Guillimanns 
Ansuchen  eintretend  beschloß  daher  Maximilian,  seinem 
Rat  das  Material  nach  Freiburg  zu  schicken.  Dasselbe, 
«Schriften  und  Bücher»  sollte  ordentlich  verzeichnet  «  flei- 
ßig eingemacht »  dem  ((  Schatzregistraturamtsverwalter ))  Joh. 
Anlon  Kribel  übergeben  werden  ;  derselbe  sollte  die  Akten 
«gen  Freiburg  füren,  all  dort  etliche  Wochen  verbleiben 
und  nach  verrichten  Ding  wiederum  allherein  füren  lassen», 
und  das  alles  auf  Kosten  der  Kammer  ^). 

So  schien  es.  als  ob  endlich  eine  entscheidende  Wen- 
dung vor  sich  gegangen,  die  allem  Zaudern  ein  Ende  be- 
reiten sollte  und  die  schließliche  Vollendung  des  großan- 
gelegten Unternehmens  in  die  allernächste  Nähe  rückte. 
Von  der  Professur  befreit  konnte  sich  der  nunmehrige 
kaiserliche  Historiogra[)h  ganz  und  ungeteilt  seinem  Werke 
^vidmen  ;  sein  Jahresgehalt  war  auf  eine  ansehnliche  Höhe 
gestiegen  :  für  Erstattung  der  Reisekosten  und  Auszahlung 
der  rückständigen  Salarien  hatte  Maximilian  die  gemessen- 
sten Weisungen  erteilt ;  die  Zusendung  des  nötigen  Akten- 
roaterials  war  zugesichert;  Patent  und  Privilegium  konnten 
jeden  Tag  vom  Kaiserhofe  eintreffen.  Dazu  der  Ehrentitel 
und  die  persönlichen  Gunsterweise  Maximilians  —  Guilli- 
manns langjährige  Wünsche   und    so   oft    getäuschte    HofF- 

')  Kam mersch reiben  v.6.  Oktob.  ir>Oy.  St.  A.  J.  Cod.  138, 1.  31, 


_     182     — 


nun<rcn  waren  ihrer  Erfüllung  nahe.  Mit  neuem  Mut  and 
frischer  Schaffenslust  heimgekehrt,  erwartete  er  nun  begie- 
rig das  aufgefundene  Material,  um  sich  sofort  nach  dessen 
Ankunft  mit  ganzer  Kraft  ans  Werk  zu  begeben. 

Balil  indes  wurde  diese  Zuversicht  herabgestiniml. 
Der  Amtsverwaller  Kiihel  saumle  merkwürdig  lange  mit 
seiner  koslbaren  Fracht  'i.  In  jenen  Tagen  des  Wartens 
besorgte  ^aiillimann.  um  doch  nicht  der  Unthätigkeit  zu 
verfallen,  die  Drucklegunfji  der  Stammtafeln  des  salisehen 
Kaiserhauses.  S<*hon  Kiidc  Okiober  konnte  er  sie  dein 
erzhorzoglichen  Kanzler.  Friedrich  Altstetter,  dem  er  sie 
widmen  wollte,  zur  Kinsicht  übersenden. 

Kurz  nachher  erfuhr  Guillimann  auch  den  Grund,  wa- 
rum Kribel  mil  den  verspruchenen  .Akten  nicht  erschien  '). 
Krzherz<»g  Maximilian  waren  nachträglich  Bedenken  aufge- 
sliegen.  so  wichtige  .\kten  über  Land  zu  schicken.  Des- 
halb lautete  sein  endlicher  Rescheid  dahin;  Guillimann  möge, 
da  er  der  Akten  durchaus  benotige.  nach  Innsbruck  kom- 
men,  um  Auszüge  daraus  zu  machen. 

Arn    IS.    .Nnvember    antwortete    Guillimann    dem    Erz-   - 
herzog,  er  i:lanl»e   zwar   die   Akten   so   geordnet  zu   haben,    , 
daii  sie  leii'hl   und  nhne   (lefahi-   überschickt   werden    konn-  —  An- 
ten.    .Vllcin  ei-  füge  sich  aufs   bereitwilligste  und  demütig 3,'- 

sle  seinem  gnätliirsten  l'rteil  :  sobald  seine  häuslichen  An An- 
gelegenheiten sich  etwa^  liesser  gestalten  werden,  wolle  er*:«  -^^p 
.Maximilians  Wunsch  willfahrcM  und  so  gut  und  so  baldtn^  i'd 
als  möglich  tliin-h  die  Tal  /eigen,  daü  er  dem  Willen  seiner  a  ^^-*-"' 
Durchlaui'ht    alle^    ainlcic    hintansetze"».     Klingt    der    Ton«^»  *^n 


A- 


..  AI  i:.i:'i:.':i  \\'\i\w  Ksii-.'iia-  :ii'paioi.  iuhiuo  qui  proniissa  er 
ron>i»:n;il:i  .i-.'loiMl  !iiv':iii:i:rii:.i  .irJ  ^^lii'l  i....  '  Bf.  v.  '>"!.  Okt.  1<5(X»  " 
Si.  .1.  ./.  ('■  ■.   ;.»v  ;     v.V-.. 

-     S.!,ivi»v::    M:i\i:^i:ia:>  \.    1.  N.n .   liJOi«.     Finm/a  I.    145. 

'    yi  Ki-i    iv.at^   ii;oi     ii  lU'ii    .^-i   teiiuiias,   arbitrabar  ita  instru— 
lUiMiUuuiii  \f:  1.1:1 1..  .  ji-i^o-r.is>o.  ui  ;iii;i  illie  describi,   alia  tuto 
al»*»i[Uo  iill-*  p'iir-il'  Ulli-  ::;ii.>:jn!ii  [v— 0  viiereiitur.  Tarnen  quia  Taa* 
Si»r    .iliiiM   \:>u:)i.   pi.  :r.  1  t'S<i!i;t.'  ei  i;U!iiiiliiiit*  in  Eius  clenientissim- 


ej»   et 


j- 
I 


—     183     — 

dieses  Schreibens  formell  und  resigniert,  so  brechen  Unmut 
Qnd  Klage  desto  heftiger  durch  in  dem  gleichzeitigen  Brief 
an  den  Kanzler  Altstetler  ').  Guillimann  kann  keine  Grunde 
finden  für  die  unerwartete  Entschließung  des  Fürsten.  Von 
ihm  selbst,  so  glaubt  er,  dürfte  fuglich  aller  Verdacht 
fern  bleiben  ;  die  Wege  seien  alle  sicher,  dennoch  werde 
ersieh  fügen,  sobald  der  Gesundheitszustand  seiner  Frau 
beruhigender  sei. 

Nach  kurzer  Unterbrechung  ihrer  Leiden  wurde  näm- 
lich Frau  Agnes  eben  im  November  1609  wieder  völlig  ans 
Lager  gefesselt  und  schwebte  zwischen  Leben  und  Tod. 
Cm  inzwischen  nicht  alles  ins  Stocken  kommen  zu  lassen, 
bat  Guillimann  den  Kanzler,  ihm  von  gewissen  Akten,  die 
er  dem  Aratsverwalter  Kribel  genau  bezeichnet  hatte,  Ab- 
schriften zu  schicken. 

Indes  hatte  auch  Erzherzog  Ma.ximilian  bereits  für 
seinen  Rat  eine  Arbeit  bereit.  Im  Jahre  1608  hatte  sich 
nämlich  der  Reichshofrat  neuerdings  mit  dem  badischen 
Erbfolgestreit  zu  befassen.  Erzherzog  Albrecht,  der  Statt- 
haller  der  Niederlande,  war  neben  dem  Grafen  von  Isenburg 
Vormund  der  Erben  des  Markgrafen  Eduard  Fortunat, 
welche  von  der  Durlacher  Linie  aus  Baden-Baden  verdrängt 
worden.  Neben  der  persönlichen  Teilnahme  für  die  Kinder 
Fortonats  mochten  die  Habsburger  noch  ein  besonderes 
Interesse  daran  haben,  die  protestantischen  Durlacher  von 
der  Regierung  der  katholischen  Lande  von  Baden-Baden 
fern  zu  halten.  Umsomehr  als  sich  namentlich  seit  Grün- 
dung der  Union  (1608)  die  evangelischen  Fürsten  offen 
Segen  Anerkennung  der  Fortunat'schen  Erben  als  iMark- 
?»afen  und  Regenten  von  Baden-Baden  erklärten.  In  den 
Jahren  1608  und  1609  wurde  auf  Fürslentagen  zu  Speier 
und  Worms  ein  Ausgleich  versucht,  jedoch  ohne  Erfolg. 
Dabei  wandten  sich  beide  Parteien  in   Denkschriften  an  die 


*)  « Ecquod  enim  periculum  ?  A  me  nempe  etiarn  suspicio- 

öem  abesse  debere  contido.    Et  per  viam    tuta  omnia  ».     Bf.  v.  Nov. 
1^.    Ebenda  /.  33a,. 


L 


deutschen  Stände,  um  die  Suceessionsfähigkeit  der  Kinder 
Fortunats.  die  aus  unebenburtiger  Ehe  stammten,  zu  bewei- 
sen oder  zu  bestreiten  '). 

Im  Auftrage  Erzherzog  Maximilians  arbeitete  auch 
Guillimann  eine  Denkschrift  aus.  zu  der  ihm  das  hinter- 
lassene  Material,  das  Pistorius  für  eine  Geschichte  der 
Markgrafen  von  Baden  zusammen  getragen,  Stoff  lieferte. 
Doch  scheint  diese  Denkschrift  nicht  mehr  Erfolg  gehabt 
zu  haben,  wie  die  andern,  indem  erst  1622  nach  der  für 
die  Union  so  unglücklichen  Schlacht  bei  Wimpfen  Georg 
Friedrich  zum  Verzicht  auf  die  obere  Grafschaft  gezwungen 
werden  konnte.  Noch  im  Dezember  1009  erscheint  Guilli- 
mann mit  der  Ausarbeitung  dieses  Memorials  beschäftigt 
und  die  Übersendung  an  den  Besteller  dürfte  erst  zu  An- 
fang 1610  stattgefunden  haben  -). 


-j* 


^)  Markgraf  Christoph  I.  hatte  seine  Lande  geteilt.  Die  obere 
Grafschaft,  Bad lmi- Baden,  kam  an  Bernhard  III  ,  wiihrend  die  untere 
Grafschaft,  Baden-Duriaohan  Markgraf  Ernst  fiel,  lu  der  Folgezeit  ging  : 

die  untere  Grafschaft  mit  ilirem    Regenten  haus   zum    Protestantliiaius  * 

über.     Ein  Nachkomme  Bernhardts  III.,  Eduard  Fortunat,  hatte  durch  j 

Mißwirtschaft  und  leicht*»innigen  Lebenswandel  die  Grafschaft  Baden-  — 

Baden  fast  ruiniert.     Da   auch    die    untere   Grafschaft    in    Mitleiden-  — 

Schaft  gezogen  wurde,    besetzte    1514    Markgraf    Frictlrieh     Ernst   von  «i 

Baden-Durlach  Fortunats  Lande.     Nach  des  ietjjtorn  Tode  (KiOO)  nahm  « 

er  I^aden-Barlen  ganz  in  seinen   Besitz,  indem  er  geltend  machte,    die  '^-* 

Kinder  Fortunats  seien   nicht  successionshihig,    weil    sie   aus  unelien-  — 

hurtiger  Ehe  h«'rvorgegangen.  und  er  sei  folglicli  der  nächste  Erbe.  Er 
wollte  Fortunats  Erben  auch  die  Grafsciiaft  Spanheim  wegnehmen. 
was  aber  vnn  Rudolf  II.  verhindert  wurde,  der  die  Successionsfrage 
dem  Keichs-Hofrat  zur  Entscheidung  übertragen  wis.sen  wollte.  Als 
Friedrich  Ernst  Hi04  starb,  trat  sein  Bruder  Georg  b'riedrich  mit 
seiner  Erbschaft  auch  den  Successionsstreit  an.  Vgl.  «  Sc/iOpJllnas, 
Historia  Zaringo-Baden*iis  »  (17<>8),  I.  l^d.  Benutzt  u.  ergänzt  wurde 
Schöpflins  Darstellung  von  J.  Chr.  Sarhs,  Einleitung  in  die  Ge- 
schichte des  markgräflichen  und  fürstlichen  Hauses  Baden.  (Kails- 
ruhe  1/70.)    :{.  u.  4.   Bd. 

*)  «  Memoriale  Actionis  primae  Badensis.  Sf.  A.  J,  Cod.  138. 
III.  fol.  J-.'J't.  Khfinln  II.  t'nL  l()U-t*J  lindet  sich  ein  Fragment  von 
-1  Blättern  «  Helatio  historica  rerum  Hachbergensium  et  Badensium  », 
welches  alnM'  nur  bis   ca    1-11.'>  geht,     l'ber    seine    Beschäftigung   mit 


—     185    ~ 

Im  Dezember  1609  wurde  Guillimann  gleichfalls  von 
Krankheit  ergriffen  ;  er  litt  noch  zu  Ende  des  Monats  am 
Fieber ;  vom  Fasten  und  Hungern  war  er  ganz  abgemagert 
und  geschwächt ').  Seine  Gattin  Agnes  litt  immer  noch 
auf  dem  Krankenlager.  Obwohl  man  kein  Mittel  unver- 
sucht liel^,  so  daß  Guillimann  selbst  fast  zum  Arzt  wurde, 
verließ  das  Fieber  die  arme  Frau  nicht  mehr  seit  Anfang 
November  1609  bis  zum  Februar  des  nächstfolgenden  Jahres. 
Seine  eigene  Krankheit,  Kummer  und  Sorgen  und  die  vielen 
•schlaflosen  Nächte  setzten  ihrem  Galten  derart  zu,  daü  die 
^anze  Zeit  für  seine  Studien  verloren  war  *). 

In  diese  trüben    Tage   hinein    leuchtete   Mitte   Februar 
'^10  ein  Sonnenstrahl.  Der  Franziskanerguardian  von  Frei- 
^^rg  überbrachte  dem  schwergeprüften  Gelehrten   die   gol- 
dene Kette,    welche  der  erzherzogliche  Sekretär  Faber  dem 
'^ater  zu  Innsbruck  übergeben.  Guillimann  beeilte  sich,  dem 
^'^zherzog  in  warmen  Worten  «einen    Dank   abzustatten   für 
^'<ts  große  und  denkwürdige  Zeugnis  seiner  Gute  und  Nacli- 
•*^icht,   das    «  süße  Band  »  ;    eher  würde  er   sterben,    als   es 
^^sziehen  '*). 

Noch  lieber  als  Gold  wären  ihm  wohl  Patent  und  Pri- 
^'''egiuui  gewesen.  Schon  einen  Monat  später  sah  er  sich 
R'^zwungen,  dem  durch  die  Politik  stark  in  Anspruch  ge- 
^^^ninenen  Erzherzog  mit  der  Bitte  lästig  zu  fallen,  ihm 
^ie   Dokumente  vom  kaiserlichen    Hofe   auszuwirken.     Denn 


i 


«Ue>ier  Angelegenheit  beriditet  Guillimann  in  zwei  Briefen  \<un  tK  n. 
"^^»-   l)ez.  IHOI^  an    Maximilian.   .SV.  .1.  J.  CoJ.   i:iS.  I.  .'i.'ih^  u.  :iia,. 

')  Rrief  an  Aitstetter,  (Conc.)  v.    >:]    Dez    hm.    .SV.  A.J.  Cod. 

*)  Brief  an  Aitstetter  v.   >.  Febr.  UilO.     Khemhi  L  :Uh,. 

*)  «  Seilicet  quidera    ita    nie   obliga\  it,    ut    prius    vitii    deserat, 

<4uam  exui  ea  possin]  aut  velini.  O  duice  vinculuni...  »  Meikwiirdigei- 

weise  sind  diese  Worte  im  Concept,  das  uns  vorlag,  gestrichen.  OITen- 

^P  fand  Guillimann  es  für  besser,  seiner  Freude  nicht  zu  lauten  .\us- 

inickzu  geben.   Bf.  an  Maximilian  (Conc.)  v.  17.  Feb..  1010.  Ehcmln 


I 


dies  seien  die  Klippen,  an  denen  sein  ganzes  Unternehnien 
zu  scheitern  drohe  \). 

In  eben  diesen  Tagen  erhielt  Guillimann  vom  Abt 
Augustin  von  Kinsiedeln.  wahrscheinlich  für  die  selbstlose 
Mitarbeit  an  den  Klosterannalen  ein  Kru/jfix,  «ein  herrliches, 
seiner  freigebigen  Hand  würdiges  Geschenk  ».  Eben  jetzt 
bereitete  Guillimann  die  Herausgabe  dieser  Annaien  vor. 
Der  Huchdru<*ker  Lang  lieü  von  der  Frankfurier  Messe  die 
auserlesensten  Schriftarten  kommen,  welche  dem  Abt  zur 
Auswahl  uberschirkl  werden  sollten.  Über  dies  und  andere 
das  Werk  beschlagende  Einzelheiten    wollte   Guillimann  am  ^ 

17.  April  Kilo    an    den    Abt    berichten*).     Schon    war  der  -7 

Urief  adressiert  und  versiegelt  und  harrte  des  Boten,  der  -»r 
ihn  mitnehmen  sollte.  Da  erlöste  endlich,  wohl  in  der  -vi 
Nacht  vom  17.  auf  den  18.  April,  der  Tod  seine  Gemahlin  r^  r 
von  ihrem  schweren  Leiden. 

Statt  dieses  ersten   Hrig^fes  Hog  nun  ein    andei*er   hin-     —  Kl- 
eiber   und    brachte    die    Ti'auerbotschaft    den    Mönchen    im 
Unstern  Wald,  welrhe  sie  mit  inniger  Teilnahme  lasen. 

rngcsaumt  suchte  dei*  Abt  den  schmerzlich  getroffe-  - 
nen  Mann  übtM-  den  Verlust  zu  trösten.  So  schon  und  in — 
Iial1sv(»ll    die    NV(»rte    sind,    durch    welche    der    Abt    seiness» ^»es 


ri) 


i'-*- 


*)  «  lv>i'uiii  mihi  >aiie  ina>riuis  usus,  noque  taiiieii  inagis  niouiirf  ■  i" 
in  »'iiiolunioiilaiii  «|uain  piofiM-to  uitins  Doiuus  Tuae  Sei"  laudein  e  ^-»  et 
jixloriain.  ad  (juain  «uiiiiia  int*a  facta  citnata  et  consilia  tamquam  ii  x  m  in 
iinirmn    si(»j)urn    convfMsritii    <\\\\\.   ^\    Ii\a  ».     Hf.    v.    17.    März   161(ÄI^J0- 

')  (luilliinann  an  Abi   Au>;uslin.    Bf.  v.  17.  April  1610.    St.  A    M"--^' 
./.  (  in/.  /.V.v.  /.  .V.'Vf/  /»,.  —  Der  UinstainI  ilaU  dieser  Brief  noch  ganz  friscIC  ^li^ch 
i'r-^i'li.'inl.  iinii  auf  lioin  'i.  I^latt  mit  »lern  Coiicept  eines  Briefes  an  Casatp-^  -^^ 
iiln'i*ichii«'lHMi  i>t  Ulli!  in  (Tuillimanns    Naehial»   aufgefunden    worden^"*  '*"? 
-iiMili»!  darauf  hin.  daLi  w  j^ar  niohl  abgesandt,  sondern  vom  Schreibe-Ä-^  *^'' 
/mn<*khohalli'n  und  wieder    auf.cesehnilt^Mi    wurde.     Daraus   schließen  -^^^ 
wir.  dal.>  \\(»Ij1  in  der  Nacht  vom  1"/.  auf  den  18.  April  der  Tod  seines^^  *'' 
(iallin    eintrat.     Am    'A).    Aprit    spricht    er    in    einem    (fclegvnt/iche^  -tjr« 
S.'hrcib.'n  an  ('asat.'  vom  Tode  seiner  Frau,    und   am    fö.  April  koi 
dnli«Ml  ihm  h.M-<>it<  .\bt  .XuuMi-^tin.    Das  Concept  des  Briefe«  an  Casat 
hiiih't  ««ich  flifiiifii   I.    lUii^, 


-     187     — 

Freundes  Leid  za  lindern  suchte,  so  mußte  doch  das  Aner- 
bieten der  weitf^ehendsten  Gastfreundschaft  noch  wirksamer 
seine  herzliche  Teilnahme  an  Guillimanns  Geschick  bekunden. 
Nicht  wenig  slille  den  Schmerz,  so  schreibt  er  nämlich, 
eine  Ortsveranderung,  eine  Reise.  Denn  zu  Hause  pHege 
der  Anblick  der  Örtlichkeiten  das  Andenken  und  die  Sehn- 
sucht aufzufrischen  und  unwillkürlich  zur  Trauer  zu  stim- 
men. Deshalb  lade  er  Guillimann  von  ganzem  Herzen  ein, 
ja  er  bitte  ihn,  auf  zwei  oder  drei  Monate  nach  Einsiedeln 
zu  kommen  und  unter  ihnen  zu  weilen,  so  lange  es  ihm 
gefalle.  Wenn  dieser  Vorschlag  nach  seinem  Sinne  sei.  so 
brauche  es  nur  ein  Wort  und  schnelle  Pferde  werden  ihn 
in  Freiburg  abholen  und  nachher  wieder  zurückbringen  '). 
Guillimann  nahm  das  hochherzige  Anerbieten  nicht 
an.  Er  fand  seinen  besten  Trost  in  Agnes'  glückseligem 
Hinscheiden,  welches  ja,  wie  er  sich  ausdrückt,  als  Preis 
t*incs  guten  L(;bens,  das  Leben  nicht  raubt,  sondern  nur 
in  ein  besseres  verwandelt.  Agnes  hatte,  nach  dem  Zeug- 
nis ihres  (iatten.  immer  so  gelebt,  als  ob  sie  jeden  Tag 
sterben  würde  und  war  so  gestorben,  als  ob  sie  ewig  leben 
würde.  Nie  hatte  sie  Oberlluli,  Reichtum,  Wohlleben.  Hul- 
digungen. Vermögen,  und  all  das,  was  die  gemeine  Welt 
liebt  und  erstrebt.  Bequemlichkeit  und  Vergnügen  begehrt, 
und  als  ihr  diese  zu  teil  gewordtm,  hatte  sie  dieselben  nur 
genossen  wie  fremdes  Gut,  wie  etwas,  das  sie  bald  ver- 
lassen mußte.  Als  ihr  eigenstes  unvergängliches  Kigentum 
dagejren  betrachtete  sie  Hescheiilenheit  und  Züchligkeit  ; 
sie  ptlegte  also  der  Frömmigkeit,  daLi  es  offenbar  war.  daß 

• 

^'e  anderswo  als  hienieden  köstliche  Früchte  ihrer  Tugend 
erhoffte.  In  ihrer  langen  Krankheit  aber  hatte  sie  immer 
s^  hellen,  fröhlichen  und  standhaften  Mut  ge/.eigt.  daß 
Nerraann  einsah,  sie  habe  nach  den  langen  Irrgängen  der 
verflossenen   Jahre   endlich   jenen  We^    eingeschlagen,    der 


1  Das  Schreiben  (indet  sich  im  Stifh<arrhir  Juii,<.  a.  a.  <).  14a; 
^'ivoilijtändig  abgedruckt  bei  Daguet,  biogr.   [».   //   f. 


—     188    — 

sie  an  das  Ziel  ihrer  Wunsche   führe,    daß   der  Tod   ihrem 
Sehnen  die  Pforten  öffne  M. 

Mit  ihrem  Vater  trauerten  zwei  Töchter  um  die  ver- 
storbene Mutter.  Susanna  und  Veronika.  Allein  der  ver- 
lassene Gatte  hatte  nicht  Zeit,  sich  langer  Trauer  um  seine 
Agnes,  die  als  stillwaltende  treubesorgte  Hausfrau  und 
Mutter  all  sein  Miljgeschick  und  die  schweren  Enttäusch- 
ungen der  letzten  Jahre  mit  ihm  durchgekostet  und  ihm 
unter  fremden  Menschen  eine  eigene  Heimstätte  bereitet 
hatte,  hinzugeben.  Denn  bereits  warteten  andere  Aufgaben 
des  Unermüdlichen. 


V. 
Letzte  Arbeiten,  Hoffnungen  und  Enttäuschungen. 

Seit  dem  Jahre  !0Ü8  wurden  zwischen  Maximilian  und 
dem  Bischof  von  Basel  weitläufige  Unterhandlungen  gepflo- 
gen über  die  geplante  Reform  der  Hochschule,  zu  Freiburg, 
welche  von  (Juillimann  mit  Interesse  verfolgt  wurden.  Da 
wurde  er  selbst  im  August  1610  vom  Erzherzog  beauftragt, 
darühei'  ein  (lUtachten  auszuarbeiten  Ma.ximilians  Plan 
war  es.  den  Bischof  von  Basel  zum  ständigen  Kanzler  zu 
erruMUHMi  -).  Es  sollte  aber  die*  Universität  auch  ein  be- 
ständig daselbst  residierendes  Hau[)t  haben.  «  wie  an  andern 
geordneten  lloclischulen  ».  Dazu  war,  als  Vizekanzler,  aus- 
erseh(Mi  Dr.  Thomas  Hendl.  Obwohl  dieser  Mann  sich  hiezu 
eigneU\  u  rtMlele  »  der  Bischof  von  Basel  sich  seinelhalben 
(i  aus  I).     Wenn  schlieiilicli  Hendl    oder  jemand    anders  der 


M  Sr.  .1.  ./.  CttJ.  i.'i.s'.  /.  ."),V  Ks  sind  Retlexioiieri  Guillimanns 
iihor  »ii'n  loi  -oiiHM'  luMiialilin.  stelloiiwoise  in  sehr  j^elehrteiii  Tone 
sji'lialttMi  ;  n'tlnoh  doulot  iiii'hts  liarauf  hin.  dai*  er  sie  in  Briefform 
Ci'hrai'lil  lind  xiM'WtMtol  halto. 

-I  Kam nuMsih reihen   an    (iuilliniann  v.  'iL  Aug.  1610.    St.  A. 


1 


—     189     ^ 

dazu  taugte,  nicht  zu  bewegen  wäre,    das  Amt  eines  stän- 
digen Vizekanzlers   zu    übernehmen,    so    würde    Maximilian 
sich  schlieliliüh  begnügen,    wenn  derselbe   wenigstens   vor- 
äbepgehend  die  Reformation  unci  Visitation  auf  sich  nehmen 
wollte.     Wäre    Hendl    auch    hiezu    nicht    zu   vermögen,    so 
sollte  Guillimann   einen   andern  vorschlagen.     Ferner   teilte 
Maximilian   seinem    Rat  die   «  Bedenken  )>    mit,    welche    er 
öbep  die  Art   und   Weise    des    Vorlesens    allen    Fakultäten 
'f  erteilt  »  hatte.     Über  alles  sollte  Guillimann  ein  ausführ- 
'i^'hes  Gutachten  abgeben,    auch  eine  beiläufige  Instruktion 
^«sarbeiten,    «  wie  sie  für  die  zukünftigen  Visitatoren   und 
'Reformatoren,  damit  die  Universität  ihren  alten  Ruhm  wie- 
Uer  erlange,  zu  geben  sei  »; 

In  diesem  Auftrag  mußte  Guillimann  eine  Ehrung  und 
^'n^n  Akt  des  vollsten  Vertrauens  erblicken.  Das  war  eine 
S'lanzende  Genugtuung,  für  die  Geringschätzung,  die  ihm 
^nd  seinem  Fach  einst  von  Seiten  der  Hochschule  zu  teil 
R'evorden. 

Anfangs  November  1610  weilte  Guillimann  bereits  in 
Innsbruck.  Daselbst  trafen  ihn  Briefe  von  P.  Christoph 
Hartmann. 

Schw^ere  Bedenken  waren  nämlich  dem  Stiftsbibliothe- 
^ar  aufgestiegen,  seinen  Namen  auf  dem  Titelblatte  prangen 
^u    sehen.     Dagegen    wandte    nun    Guillimann   seine   ganze 
Öeredtsamkeit  auf.    Wen  P.  Christoph  denn  für  den  eigent- 
lichen Baumeister  halte,  den  Maurer  oder  den  Zimmermann 
oder  denjenigen,    der  jedem  der  Arbeiter  das   Material    lie- 
fere?   Warum    er  in   Bezug   auf  den  Stil  Bedenken  habe? 
P-  Christophs   Stil   gleiche   dem    seinen    wie    die   Milch  der 
Milch,  ein  Ei  dem  andern.    Er  sei  viel  zu  gewissenhaft  und 
zu  ängstlich,  daß  er  dermaßen  einige  Kritiker  fürchte.    Diese 
^^'etden  ihn  entweder  für  einen  bekannten  Autor  halten  oder 
«*ter  gar   nicht   wissen,    wer   er   sei.     Von    jenen    habe   er 
nichts  zu  fürchten,  noch  weniger  von   letztern.     Zudem  er- 
fordere es  die  Würde   des   Stiftes    und   so   eigne   sich    nie- 
mand besser  zum  Verfasser  als  P.   Christoph.     Was  sollte 
^cnn  er  [Guillimann?]   P.  Christoph  lasse  sich  von  der  Liebe 


—     190    — 

irre  fuhren,  vom  Scheine  blenden.  Selbst  wenn  der  Abt  es 
ausdrücklich  anders  befehlen  würde,  gäbe  er,  Guillimann, 
seine  Zustimmung  nicht  *). 

Vieles  hielt  Guillimanh  in  Innsbruck  zurück.  Doch 
hoffte  er.  Weihnacihlen  zu  Hause  zu  feiern.  Auch  die  in 
Freiburg  herrschende  Pest  hatte  ihn  nicht  aufgehallen. 
Allein  seit  der  Rückkehr  des  tj-zherzogs  nach  Innsbruck 
hatten  sich  die  Hofgeschäfte  gemehrt,  zu  denen  violleicht 
auch  Guillimann  als  kaiserlicher  Hat  in  einzelnen  Fällen 
herangezogen  wurde.  Außerdem  häufte  sich  die  wissen- 
schaftliche Arbeit.  Je  länger  er  blieb,  je  mehr  er  hinein- 
griff, so  berichtet  er,    desto  weiter  öffnete  sich  das  Meer  -), 

Inzwischen  drängten  noch  die  Buchdrucker  in  Frei- 
burg, Guillimann  möge  ihnen  für  Drucklegung  einer  Schrift 
des  nunmehrigen  Kartliäusers  Jodokus  Lorichius  und  der 
Annalen  des  P.  Christoph  vom  Erzherzog  und  vom  Abt 
Auguslin  die  nötigen  Unterstützungen  verschaffen.  Diese 
Sorge  überwies  Guillimann  seinem  Freund  P.  Christoph, 
ebenso  die  Obsorge  für  den  Stich  der  Wappen  durcl»  Lukas 
Kilian,  welchen  Guillimann  auf  der  Heimreise  zu  besuchen 
gedachte. 

Am  4.  Dezember  1610  verlieh  Maximilian  dem  Historio- 
graplien  und  seiner  Familie  Adelsfreiheit  und  Wappenbesser- 
ung, (iuillimann  war  damit,  in  den  Adelsstand  erhoben  und 
dieser  Adel  sollte  laut  Urkunde  auch  auf  die  Nachkommen- 
schaft vererbt  werden  können  «  fürohin  in  ewig  Zeit»'). 


')  Guillimann  an  ''.'.  Christoph,  Hf.  v.  15.  Nov.  1610.  Sli/ts- 
(irr/tic  A7//S.  a.  a.  O.  7.  a.  P.  Christoph  liat  laut  Guiliinianns  Brief 
zwei  Schreiben  geschickt,  eines  am  1.  Nov.,  das  andere  am  *2. ; 
Guillimann  erhielt  beide  am  14.  November.  Guilliniann  setzte  in 
dieser  Angelegenheit  seinen  Willen  tatsächlich  durch  und  so  nennt 
denn  auch  das  Tik»lblaU  der  Annalen  P.  Christopl»  als  Verfasser. 
Dieser  noble  Streit  zeigt  indes,  in  welchem  Maße  Guillimann  am 
Werke  mitarbeitete. 

')  Guillimann  an  P.  Christoph,  Rf.  v.  tx».  Xov.  1010.  Sfifts- 
iirrhir   Kinsicilebi  n.   n.   O.    7. 

^)  Der  Adelsbrief  findet  sich  in  den  Tirolischen  Wappenbüchern 
im  k.  k.  Ministerium    des    Innern    in   Wien.     Er   ist   datiert  vom  4. 


—     19t     — 

Nicht  geringere  Freude  aber  bereiteten  ihm  die  kaiser- 
lichen Privilegien,  die  ebenfalls  anfangs  Dezember  in  Inns- 
bruck eintrafen.  Kv  schrieb  dies  der  lebhaften  Verwendung 
des  kaiserlichen  Sekretärs  Barvitius  zu.  Weil  aber  das 
Druckprivilegium  nur  auf  die  «  Austriaca  ))  lautete,  während 
Guilliroann  es  ausgedehnt  wissen  wollte  auf  alle  Schriften 
und  Schriftsteller,  die  er  je  herausgeben  werde,  ferner  auf 
solche  Schriften  anderer  zeitgenössischer  .Autoren  ,  deren 
Herausgabe  er  für  zweckdienlich  erachten  wurde,  so  hatte 
er  die  Absicht,  mehrere  Bändchen  über  die  Geschichte  des 
deutschen  Reiches  zu  veröffentlichen.  Deswegen  erbat  er 
sich  von  Barvitius  die  Ausfertigung  eines  neuen  Privilegs, 
das  gleichsam  einen  Anhang  zum  ersten  bilden  sollte  und 
dessen  Entwurf  er  seinem  Briefe  an  Barvitius  beilegte  ^). 

Diesen  Anlaß  benutzte  er,  um  einem  ehemaligen  Slu- 
diengenossen,  der  ihn  zu  Innsbruck  traf,  die  Gunst  des 
eiDlIuüreichen  Hofbeamten  zu  Gute  kommen  zu  lassen.  Es 
war  Dr.  Andreas  Ruinella  aus  Graubunden,  der  in  den  po- 
lilischen  Wirren  der  letzten  Jahre  eine  Rolle  gespielt.  1607 
landtlüchtig   um    700  Kronen    gebüßt    worden  *).     Er    halle 


öeiember  1610.  Danach  war  Guilliniann  berechtigt  fürderhin  fol- 
gendes Wappen  zu  führen  :  «  Als  mit  namen  einen  roth  oder  rubin- 
farbeii  Schildt,  darinnen  erscheint  ein  gelb  oder  goldtfarben  Kreuz  in 
^^f  mitten,  und  zu  allen  vier  seitten  desselben  ein  roth  oder  rubin- 
^arbe  Rosen.  Auf  dem  Schildt  ein  offner  Adelicher  Thurnierhelni 
Diit  vergultein  Timbrys  (?)  [gemeint  ist  der  Rost]  und  einer  umb- 
hangeuden  roth  oder  rubin  :  und  einwendig  underzognen  gelb  oder 
?jldtfarben  Helmdecken  geziert,  darauf  ein  güldene  künigliche  Krön, 
*^^  Welcher  abermalen  eine  deren  unden  im  Kreuz  des  Schiidts  gleich- 
förmige roth  oder  rubinfarbe  Rosen  ».  —  Das  Wappen,  welches  Guil- 
linianu  bisher  geführt,  weist  nur  kleine  Verschiedenheiten  auf :  Das 
•^feuz  war  weiß  oder  silbern,  der  Helm  otlen,  die  Krone  fehlte,  die 
Helmdecke  war  inwendig  weiß  oder  silbern.  Vgl.  Kindler  r.  KnoblucU, 
'^berbadisches  Geschlechterbuch  (1898),  Bd.  1,  S.  488,  wo  Guilli- 
™anns  früheres  Wappen,  das  noch  im  Museum  in  Freib.  i.  Br.  ver- 
wenden ist,  beschrieben  wird  und  abgebildet  ist. 

')  Bf.  an  Barvitius  v.  6.  Dez.  IHIO.    St.  A.  J.  Cod.  13^.  f.  I.'ht. 

^)  Khemfa.  Über  Ruinella  siehe  a.  o.  S.  74,  Anm.  1. 


L 


—     192    — 

jetzt  einige  Geschäfte  am  Kaiserhofe  und  Guillimann  hoffte, 
ihm  durch  seine  Rmpfehiung  das  Vertrauen  des  kaiserlichen 
Sekretärs  zu  gewinnen. 

Der  Aufenthalt  in  Innsbruck  zog  sich  diesmal  in  die 
I.änge.  Noch  Mitte  Februar  1(511  weilte  Guillimann  mit 
seinem  Amanuensis,  David  Schmidlin,  in  der  Innstadt.  Die 
Kosten  trug  wiederum  die  Regierung  *) 

Nach  seiner  Rückkehr  nach  Freiburg  im  Februar  oder 
März  1611  widmete  er  seine  ganze  Kraft  der  Ausarbeitung 
der  «Austriaca».  Um  die  7  noch  fehlenden  Bildnisse  der- 
jenigen Erzherzoge,  welclie  Albrecht  hießen,  zu  erlangen, 
wandle  er  sich  an  den  Regenten  der  Niederlande,  Erzher- 
zog Albrecht.  Nachdem  er  ihm  berichtet,  wie  er  in  den 
Dienst  des  Hauses  Habsburg  gekommen,  welche  Ehrungen 
ihm  zu  Teil  geworden,  bittet  er  Albrecht,  sein  Bildnis,  so- 
wie das  seiner  Gemahlin  erst  zu  prüfen,  bevor  sie  dem 
Kupferstecher  übergeben  wurden.  Auch  hotit  er  von  ihm 
zuverlässigere  Bildnisse  einiger  spanischen  Infantinnen  zu 
erhalten,  als  aus  der  Innsbrucker  Schatzregistratur.  Schließ- 
lich erneuert  er  sein  Gesuch  um  Ermäßigung  des  Salz- 
preises ^).  Ob  seine  Schritte  diesmal  von  Erfolg  gekrönt 
gewesen,  erfahren  wir  nirgends. 

In  die  Zeit  nach  seiner  Ruckkehr  von  Innsbruck  fällt 
auch  die  Abfassung  des  Gedichtes  «  Aliquid  »,  welches  dem 
Kanzler  Maximilians,  Altstetter.  gewidmet  ist  ^). 


')  Schreiben  der  Hofkanzlei  Innsbruck  an  die  Ob,  Österreich. 
Kammer,  v.  IH.  Febr.  1011.  St.  A.  J.  Cod.  138.  I.  149, 
')  Bf.  V.  9.  Mai  1611.  Khcnda  1.  44b/a^. 
^)  «  Aliquid  »  Francisci  Guillimanni  ad  Fridericum  Altstetterum 
cancellarium  amplissimum,  gedruckt  im  Amphitheatrum  Sapientiae 
Socraticae  Jocoseriae  etc.  a  Cm^puro  Dornario,  Hanoviae  1619.  1  Bd. 
S.  721^».  Das  Gedicht  ist  ein  Wortspiel  mit  den  beiden  Begriffen 
aliquid  und  nihil  als  Thema.  Wir  zitieren  daraus  einige  Verse,  die 
uns  über  die  Zeit  der  Abfassung  orientieren  : 

Me  quoque,  ne  dubies,  Alit/uid  tot  raensibus  Aeni 
Ad  pontem  tenuit.  Toleravi  frigora,  ventos 
Imbres  atque  nives,  et  adusti  sidera  Cancri. 
Ut  spectarem  AUffnicf,  Per  iniqua,  per  aspra  viarum 


—    193    — 

Auffallenderweise  war  Guillimann  seit  seiner  Rückkehr 
von  Innsbruck  im  Herbste  1609  von   selten  der  Stadt  Frei- 
burg unbehelligt  geblieben.     Erst  am  18.  Mai  1611  wurde 
dem  Stadtschreiber  aufgetragen,  «  mit  dem  Herrn  Francisco 
Guillimanno,  so  khein  Lektor  mehr  bei  der  Universität,  das 
er  sich  under  die  Stadt  begebe,  zu  reden  »  *). 

In    die    Mitte    des   Jahres    1611  fällt  auch  wohl  seine 
Wiederverehelichung.     Den  Namen  seiner  zweiten  Frau  konn- 
ten wir  nicht  feststellen.     Schon  im  Mai  1610  hatte  er  bei 
^«m  Ensisheimer  Rat  Joh.  Georg  Biedermann  um  die  Hand 
seiner  Tochter,  obwohl  er  sie  vorher  nie  gesehen,  angehalten 
^iid  gewünscht,    wegen    der    bevorstehenden   Abreise  nach 
'nnsbruek  die  Hochzeit  zu  beschleunigen^).  Allein  es  wurde 
'Nichts  daraus,  und  so  besorgte  denn  Guillimanns  Schwester 
^^s  Hauswesen.     1611    nahm    er  seine  Heiratspläne  wieder 
^^t.     Erst  fragte  er   abermals  bei   Biedermann   an.     Allein 
^^s  ((  Tochterchen  »  wollte  nicht  ihr  Jawort  geben,  was  Guil- 
■*'nann  nicht  wenig  ärgerte  und  das  geheime  Spiel    glück- 
'■cherer  Nebenbuhler  dahinter  vermuten  liess^).  Wir  wissen 


Perque  tot  aufractus,  valles,  inontesque  veredo 

Quatripedante  Aliquid  quaesivi,  eodemque  reperto 

Si  usque  frui  liceat,  Nihil  est,  quod  iam  immorer  ultra. 

Inio  agite,  atque  novae  sophiae  mysteria  puris 
Auribus  accipite  et  mea  dicta  lecondite  iidis 
Mentibus.  Este  procui  blaterones  atque  saperdac. 
*)  Ratsproioholl  v.  18.  Mai  1611,  v.  Freibur«  i.  Er.,  Stadtarchiv, 
^viiliimann  war  auch  Geselle  der  Zunft  zuiu    «  Gauch  »  ;    die    Stadt- 
^■"<inung  schrieb  vor,  daß  jeder  Bürger  einer  Zunft  angehöre. 

')  Es  mag  auffallend  erscheinen,  daß  Guillimann  so  bald  nach 

^^cn   Tode    seiner  Gattin     schon    wieder   auf   Freiensfüßen   erscheint. 

"^r  Umstand  indes,  daß  er  diejenige,  um  deren  Hand  er  warb,    vor- 

*^«r  noch   nie  gesehen,    muß  jeden  etwa  auftauchenden  Verdacht    be- 

^^iligen.   Es  war  Guillimann,  der  eine  längere  Abwesenheit  von  Frei- 

«virg  vor  sich  sah,    wohl  besonders  daran  gelegen,    noch    vorher  einer 

^'^' eilen  tüchtigen   Hausfrau   seine    Familie    anvertrauen  zu  können. 

^i«Ueicht  auch  daß  die  mißliche  (inanzielle  Lage  ihm  etwelche  Mit- 

R^^t  willkommen  erscheinen  ließ.     (Jber   diese  Heirat  geben  uns  zwei 

Briefe  einigen  Aufschluß.     Der  erste  ist  datiert  vom  Monat  Mai  1611. 

^t.K.j,  Cod.  138.  I.  4lb.     In   diesem   Brief  erwähnt   Guillimann 

13 


—    194    — 

nicht,  ob  sich  die  Umworbene  nicht  am  Ende  doch  ent- 
schloß, dem  kaiserlichen  Rat  und  Historigrapheo,  der  da- 
mals 42  Jahre  zählen  konnte,  ihre  Hand  zu  reichen.  Fest 
steht  nur,    dass    Guillimann    1611  sich  wieder  verheiratete. 

Im  April  1611  waren  auch  die  Annalen  des  P.  Chri- 
stoph fertig  geworden.  Guillimann  hatte  sie  einer  letzten, 
äusserst  sorgfältigen  Durchsicht  unterworfen,  verbessert, 
vermehrt  oder  verkürzt,  je  nach  Erfordernis  von  Zeit  und 
Umständen.  Nun  begann  der  Buchdrucker  Lang  mit  seiner 
Zustimmung  deren  Druck.  Der  Abt  wünschte  das  Werk 
dem  Erzherzog  Maximilian  zu  widmen,  weshalb  ihm  Guilli- 
mann, der  zuversichtlich  auf  huldvolle  Aufnahme  zählte, 
eine  Widmungsformel  überschickte.  Den  Abt  selber  aber 
beglückwünschte  er  zu  dem  Werke,  das  den  übrigen  Prä- 
laten der  Nachahmung  wert  erscheinen  müsse  ^). 

Auch  die  Austriaca  lagen  nunmehr  druckfertig  vor. 
Der  Verfasser  wandte  sich  nun  an  den  Erzherzog  mit  dem 
Vorschlag,  in  Freiburg  eine  eigene  Druckerei  zu  errichten. 
Maximilian  wollte  darüber  <(  in  Gnaden  beschließen  »,  sobald 
Guillimann  «  beiläufig  andeuten  »  würde,  wie  hoch  sich  die 
Kosten  der  Drucklegung  belaufen  werden  und  wie  es  mit 
dem  Absatz  der  Exemplare  aussehen  werde.  In  Bezug  auf 
sein  ((  Anhalten  »  um  die  Errichtung  einer  Druckerei  wolle 
er  sich  «  gegenwärtig  halten  »,  daß  eine  solche  eingerichtet 
werden  und  wie  die  Universität  den  Namen  Archiducalis  füh- 
ren soll  ^).  Die  Nachrichten  über  diese  Druckerei  fließen 
überaus  spärlich.  Doch  scheint  es,  daß  Guillimann  die  Ab- 
sicht hatte,  mit  dieser  Buchdruckerei  ein  gewinnbringendes 


seine  frühere  Anfrage  und  erneuert  sie.  Im  zweiten  v.  8.  Juni  1611, 
(St.  A.  J.  Cod.  138.  I.  42n)  bedauert  GuillimaDn  bereits  seine  Ab- 
weisung, verspricht  aber  dem  Vater  der  Abweisenden  trotzdem  die 
frühere  F'reundschaft  bewahren  zu  wollen. 

^)  Guillimann  an  Abt  Augustin,  Bf.  v.  10.  Mai  1611.  Original 
im  Stift^avchir.  Einsled.  a.  a.  O.  8a.  Concept  St.  A.  J.  Cod.  138. 
I.  4rwlb. 

')  Sehr.  Maximilians  an  Guillimann  v.  30.  Mai  1611.  St,  A. 
y.  CW.  138.  I.  150/151. 


—     195    — 

Unternehmen  zu  begründen,  wofür  ihm  die  vom  Kaiser  ver- 
langten weitgehenden  Druckerprivilegien  die  besten  Aus- 
sichten eröffneten. 

Ein  ganz  besonderes  Interesse  brachte  Guillimanns 
Werk  der  Markgraf  Karl  von  Burgau  entgegen.  Er  fühlte 
sich  offenbar  geschmeichelt,  dass  Guillimann  ihm  in  diesem 
Werke  einen  Platz  unter  den  Fürsten  Habsburgs  einzuräu- 
men gedachte.  Deshalb  bemuhte  er  sich  eifrig  um  den  an- 
geblich gedruckten  ersten  Teil.  Sein  Augenmerk  galt  be- 
sonders den  ((  Contrafettura  )),  welche  Guillimann  besaß,  und 
erbat  ihn,  ihm  zu  denselben  zu  verhelfen  ^). 

Bereits  hatte  der  Markgraf  in  Augsburg  nachfragen 
lassen,  jedoch  den  Bescheid  erhalten,  daß  das  Werk  <(  nit 
allerdings  verfertigt  und  die  Kupferstiche  noch  nicht  vor- 
handen sein  sollen».  Er  mochte  dies  nicht  glauben  und 
wandte  sich  an  den  Verfasser  persönlich  mit  der  Anfrage, 
wo  etwa  dieser  erste  Band  samt  den  angedeuteten  Kupfer- 
stichen zu  finden  sein  mochte  ».  Guillimanns  Antwort  wird 
ausweichend  gelautet  haben  *). 

Noch  fehlte  viel  zum  endlichen  Abschluß  des  Werkes, 
vor  allem  —  Geld.  Unser  Geschichtschreiber  sandte  seinen 
fertigen  Band  dem  Sekretär  Faber,  damit  Maximilian  nach 
dessen  Durchsicht  die  nötigen  Mittel  bewillige,  namentlich 
eine  Anleihe  von  500  Gulden,  wohl  zur  Einrichtung  der 
Druckerei.  Maximilian,  hilfsbereit  wie  immer,  gab  der  vor- 
derösterreichischen  Kammer  Befehl,  dem  Bittsteller  alsbald 
ein  «Subsidium  »  von  500  Gulden  einzuhändigen,  ferner  den 
rückständigen  «  Sold  ohne  Verzug  erfolgen  zu  lassen  » ;  ebenso 
dem  Amanuensis,  welcher  Guillimann  in  Insbruck  geholfen, 
die  bewilligten  50  Gulden  «  gutzumachen  ».  Dagegen  erwar- 
tete er,  daß  der  Verfasser  einige  Exemplare  an  seinen  Hof 
einliefern  werde"). 

')  Sehr,  des  Markgrafen  an  Guillimann,  vom  14.  Juli  1611. 
^^r^da  I.  152/153. 

')  Sehr,  des  Markgrafen  an  Guillimann,  vom  'ij.  Juli  1011. 
^^fida  I.  154/155,    Eine  Antwort  Guillimanns  findet  sich  nicht. 

^)  Sehr.  Maximilians  an  Guillimann  v.  1.  Aug.  1611.  Ebenda 
^'  ^^61157. 


—    196    — 

Die  Kupferstiche  sollte  Faber  von  Innsbruck  mit  der  ge- 
wohnlichen Post  nach  Freiburg  senden.  Ein  erzherzoglicbes 
Buchdruckerpatent  sollte  die  erzherzogliche  Hofkanzlei  binnen 
kurzem  ausfertigen.  So  standen  die  Dinge  im  August 
1611. 

Jedoch  abermals  vermochte  die  Kammer  in  Ensisbeim 
mit  ihren  Zahlungen  den  Anweisungen  Maximilians  nicht 
zu  folgen.  Von  dem  Vorschuß  an  die  Druckkosten  zu 
schweigen,  war  sie  noch  mit  der  Gehaltszahlung  an  Guilli- 
mann  um  sechs  Quatember,  d.  h.  um  750  Gulden  im  Ruck- 
stand. Und  wenn  Guillimann  gehofft  hatte,  diese  Summe, 
welche  ja  schon  verfallen,  endlich  ausgefolgt  zu  erhalten, 
so  sollte  er  bald  eines  andern  belehrt  werden.  Nach  vielen 
Bemühungen  erhielt  er  am  5.  Oktober  1611  ein  Kamraer- 
schreiben  von  Ensisheim,  worin  ihm  eröffnet  wurde,  daß  die 
Regierung  nicht  im  Stande  sei,  jetzt  schon  die  verordneten 
500  Gulden  auszugeben;  ebensowenig  die  50  Gulden  für 
den  Amanuensis ;  hinsichtlich  seiner  Salarien  wolle  man 
sehen,  ihm  so  bald  als  möglich  etwas  zukommen  zu  lassen'). 

Das  Ausbleiben  der  finanziellen  Unterstützung  gereichte, 
so  klagte  darauf  der  bedrängte  Gelehrte,  namentlich  in  so 
teuren  Zeiten,  seinem  Hauswesen  wie  seinem  Werke  zum 
schwersten  Nachteil.  Am  meisten  Kummer  aber  bereitete 
es  ihm,  daß  er  den  Erwartungen  und  dem  Wohlwollen  der 
Fürsten  nicht  genügen  könne,  trotz  aller  aufgewendeten 
Arbeit,  und  so  grossem  Geldaufwand.  Eine  Buchdruckerei 
ließ  sich  nicht  unterhalten  ohne  Geld,  und  Guillimanns 
Mittel  waren  völlig  erschöpft,  zumal  da  ihm  auch  sein  Ge- 
halt ausblieb.  So  wandle  er  sich  am  12.  Oktober  161i 
neuerdings  an  den  Erzherzog,  selbst  auf  die  Gefahr  hin, 
dem  Vielbeschäftigten  lästig  zu  fallen*).  Allein  ein  mehreres 

')  Sehr,  (juillimanns  an  Maximilian  v.  12.  Okt.  1611.  Ebenda 
I.  47a. 

>)  Bf.  V.  l-^  Okt.  IHll.  Kbonda  138.  L  47.  Dieser  Brief 
schildert  Guillimanns  trühe  Lage  so  klar,  daü  wir  ihn  hier  nach  dem 
Coneept  mitteilen  wollen  :  «  Importunus  esse  nolui,  etsi  decreta  ab 
luae  Serenitatis  benignitat«  pccunia  ad  oditioneni  prinii  touii  Austria- 


—    197    — 

EQ  tun  stand  nicht  in  dessen  Vermögen.  So  trat  jene 
letzte  verhängnisvolle  Stockung  ein,  welche  den  schwerge- 
tSuschten  Gelehrten  vollends  um  die  Früchte  seiner  Arbeit 
brachte.  Eine  tiefe  Entmutigung  hatte  sich  seiner  be- 
mächtigt. 

Um  wenigstens  dem  Erzherzog  Maximilian  all  seine 
Gute  und  Gunst  einigermaßen  zu  vergelten,  ordnete  und 
kommentierte  Guillimann  in  diesen  Monaten  die  lateinischen 
autobiographischen  Aufzeichnungen  Maximilians  I.  Er  hatte 
sie  aus  Staub  und  Moder  ans  Licht  gezogen,  als  er  die 
erzherzoglichen  Archive  durchforschte,  und  überreichte  nun 
diese  Arbeit   als    Zeugnis    seiner  Verehrung  für  das  Haus 


cae  bistoriae   sicuti   neque    mihi  iani  per  sex  Quatemhres  dehita  sa- 

laria  nondam  post  tot  menses  procedercnt  ac  solverentur.  Aliqua  enim 

spes  adhuc  sapererat,    fore  ut  tandein  ea  summa,    quae   neque  magna 

[et  in  magnum  tarnen  opus]  et  pro  maiori  parte  iam  debita  esset,  re- 

praeüentaretur  tandem  post  plures  soUicitationes  die  mercurii  proximo 

praeterito  (d.  h.  5.  Okt.)  literas  a  Camerae   Conslliariis  accepi,    qui- 

bu8  sigoificant,   sibi  impossibilc  esse,    iam    persolvere  quos  Tua  Ser»"* 

^^xnviii  quintjentoB  ßovciios,   sicuti    neque  qnintinaijinta    mei  ama- 

Doensis.  De  salariis  meis  vero  eos  curaturos,  ut  aliquid  quam  primum 

tieri  poterit  recipiam.    Quod  etsi  mihi  gravissimum   et    rei    meae   do- 

mesticae  uti  et  studiis  incommodissimum  et  alienissimum  accidat,  bis 

•naxirae  antjusds  lemporibus,  tamen  eo  niagis  doitM),  (juod  Tuae  Ser"* 

'^pcctationi  et  singulari  erga  me  gratiae  ac  benign itati    in    primis   sa- 

lisfaeere  non  possum  et  post  tot  Inbores  meos,    cif/ilias^   et  inipcnsa,<j 

^^iligeotiae  qualiscumque  meae  et  profecto  summae  erga  totam  Ser"""' 

domom  observantiae  specimen  aiiquod  paullo  iiiu.'*trius   exbibere    ne- 

<|neo  quam   meam    devotionem  et  omncm    opinionem.    Ita  enim    res 

^ypographicae  se  haben t,  ut  non  nisi  praesent^i  pocunia  suscipi  et  per- 

tt<?i  queant :  et  res  meae  sunt  absque  solutiorie  salarii  et  liberali  sub- 

sidio  [nimis  iam  quidem  t/nhccillaf  eiorhansfar],  Igiturad  Tuam  Sei''" 

tamquam  ad  certum  portum  et  refugium  recurro,    eamque   quam    hu- 

•öilime  et  suppliciter  precor,    ut  aliud    quod   Optimum    videbitur    hoc 

in  negotio  instituere,  ordinäre,   et  mandare  dignetur   neque  permittere 

^*lit  ut  quorum  Principum  suorum  antecessorum    gloriosissimae    me- 

'öofiae  exactae  effigies  magno  et  iaudatissimo  sumtu  aere  incidi  cura- 

^U  et  curat,   eorundemque   vita   gestaque   et   decora   amplius  deside- 

fßntor.  Sed  potius  typorum    luce   et   spiendore    publicari,   et    posteris 

^^  Ser''*  erga  maiores  suos  et  aeternum  eorum  memoriam  peculiaris 

*ßecia8  testimonia  relinqui  ». 


—     198    — 

Österreich  und  seines  hohen  Eifers  in  der  Verbreitung 
dessen  Ruhmes  dem  Erzherzog*). 

Aus  dem  Dezember  des  Jahres  1611  besitzen  wir  auch 
einen  wertvollen  Brief  GuiUimanns  an  den  Kardinal  Fede- 
rigo  Borromeo  in  Mailand.  Aus  dem  Schreiben  geht  her- 
vor, daß  Guillimann  dem  Kardinal  seit  dem  Wegzuge  von 
Luzern  keine  Nachricht  mehr  hat  zukommen  lassen.  Er 
gibt  in  dem  Briefe  vom  29.  Dez.  1611  als  Entschuldigungs- 
grund an  seine  Übersiedlung  nach  Freiburg  i.  Br.,  seine 
vielen  Reisen  in  burgundische  Landesteile,  ins  Elsaß,  nach 
Schwaben,  nach  Böhmen,  Oesterreich  und  Tirol,  die  er  im 
Auftrage  seiner  fürstlichen  Herren  unternommen,  um  deren 
Archive  zu  durchforschen^).  So  sei  ihm  wenig  Zeit  und 
Gelegenheit  für  Korrespondenzen  geblieben  und  manchmal  wie- 
derum habe  es  ihm  an  der  Gelegenheit,  Briefe  zu  übermitteln, 
gefehlt.  Dieser  Brief  ergänzt  leider  nur  andeutungsweise 
eine  gewaltige  Lücke,  die  sich  in  GuiUimanns  Korrespon- 
denz findet  Aus  dem  Jahre  1609  haben  wir  vom  8.  April 
bis  zum  8.  November  keine  Spur  von  GuiUimanns  Aufent- 
halt und  Tätigkeit,  so  daß  die  Annahme,  Guillimann  habe 
in  diesen  sieben  Monaten  einzelne  größere  Reisen  unter- 
nommen, nicht  ungerechtfertigt  erscheint. 

Noch    ein    anderes    erfahren    wir    aus    dem    gleichen 


*)  Guillimann  an  Maximilian.  Der  Bi'ief  ist  undatiert.  St.  A. 
J.  Co(L  138,  I,  40.   Vgl.  unser  Verzeichnis  v.  GuiUimanns  Schriften. 

*)  «  Sed  profecto  mutatio  primo  meae  oonditionis,  ut  et  regionis, 
mox  variae  in  diversas  provincias  Burgundiae^  Alsatiam,  Sueviam, 
Bohemiam,  Austriam,  Tyroliam  iussu  meorum  Principum  [inspicien- 
dis  et  pervolvendis    eorum    archivis]  suseeptae  peregrinationes,    haut 

paruni  temporis  et  occasionum   absumere »    Bf.  v.  29.  Dec.  1611. 

St.  A.  J.  Cod.  1H<H.  I.  -18.  —  Federigo  Borromeo,  geb.  d.  18.  Aug. 
1564  war  der  Sohn  Giulio  Caesare's,  Vetters  des  hl.  Karls  Borromeo. 
1587  Kardinal,  1595  Erzbischof  von  Mailand  ;  er  starb  1631.  Der 
obenerwähnte  Brief  und  einer  v.  8.  Mai  1612  sind  die  einzigen  Über- 
reste aus  der  Korrespondenz  zwischen  Guillimann  und  dem  Erzbischof. 
Vielleicht,  daß  der  Zufall  noch  mehr  zu  Tage  fördert.  —  Im  Briefe 
V.  8.  Mai  l<il2  dankt  Guillimann  dem  Kardinal  für  ein  «  magonm 
et  veneral)ile  pignus  B.  Caroli  »  wahrscheinlich  eine  Reliquie. 


—    199    — 

Schreiben,  nämlich,  daß  Guillimann  ein  eifriger  und  dank- 
barer Verehrer  des  Vorgängers  und  Verwandten  Federigo's, 
Karl  Borromeo,  der  1610  von   Paul   V.   kanonisiert  worden 
war.     Voll  Freude  berichtet  er  dem  Kirehenfürsten,  daß  er 
oacb  seiner  RQckkebr  vom  Kapuzinerprovinzial  P.  Alexander 
die  Erlaubnis   erhalten,    im    Haus   der    Kapuziner,    in   dem 
Doch    zwei   Altäre    fehlen,    einen   zu   errichten,   und  diesen 
habe  er  dem  heil.  Karl  Borromeo  geweiht.  Man  mochte  sogar 
herauslesen,    Guillimann   habe   noch  an   andern  Orten  dem 
hl.  Karl    Kultstätten    errichten   lassen.     Der  Umstand,  daß 
Freiburg  eine  von  allen  Nationalitäten  besuchte    Universität 
habe,  schien  ihm  diese  Stadt  noch  besonders  als  Ausgangs- 
punkt für  die  Verehrung  des  hl.  Karl  zu  empfehlen.  Guilli- 
mann erbittet  sich  von  Federigo  noch  einige  Reliquien  Karls, 
um  sie  in  den  Altären  einschließen  zu  können,  wodurch  die 
Verehrung  in  Freiburg  gefordert  und  gleichsam   approbiert 
werde.    Guillimann  hatte  auch  bereits  in  Mailand  ein  Bild- 
ois  Karls  für  seinen  Altar  malen  lassen  ^). 

Im  Frühjahr  1612  endlich  verließen  die  «Einsiedlischen 
Annalen»  die  Presse,  der  nun  doch,  vielleicht  auf  Guillimanns 
Kosten  —  daher  wohl  »ühren  seine  1500  Gulden  Schulden 
-  errichteten  erzherzoglichen  Druckerei.  Als  P.  Christoph 
das  Werk  erhielt  und  seinen  Namen  auf  dem  Titelblatt  er- 
blickte, brach  er  in  Tränen  der  Freude  aus;  er  konnte 
seinen  heißen  Dank  für  solche  selbstlose  Freundesliebe  kaum 
in  Worte  fassen*).     Als    Guillimann   vom    Abte    das  Wid- 


*)  a  Atque  huius  meae  devotioni?  [seil,  erga  nomen  Borromaeum) 
^timonium  quäle  quäle  jaraquoque  haut  volo  te  latere.  Impetravi 
praeteritis  diebus,  cum  ab  Oeniponte  domum  rediissem,  ab  R.  P. 
Äleiandro  Capucinorum  Provinciali,  ut  in  ipsorum  aede  [ex  aula  Sere- 
nissimi Archid,  Maximiliani  quam  hie  habent  elegantissimam,  sed 
dnobos  adhue  altaribus  destitutam,  unuDi  ex  illisj  eonstituere  possim. 
W  altare  nomini  et  cultui  S.  Caroli,  cuius  vivi  in  me,  tune  quidem 
P^ne  puerum  et  amentiorem  et  duodeeimum  annum  nonduni  egres- 
sam,  plurima  fuerunt  beneficia,  sed  multo  plura  defuncti  et  in  bea- 
torum  seriem  percepti,  ac  quibus  pluria  alias  consecrare  et  dedicare 
decrevi».    SL  A,  J.  Cod.  138,  I.  48. 

0  «  Benedicta  manus  tua,  benedictaque  hora  illa,  qua  opus  aba 


—    200    — 

raungsexemplar  für  den  Erzherzog  erhielt,  weilte  Maximilian 
gerade  in  Wien.  Deswegen  trug  er  Bedenken,  den  Folianten 
den  Fährlichkeiten  einer  so  weiten  Reise  auszusetzen  und 
fragte  erst  den  Erzherzog  an.  was  zu  geschehen  habe. 

Dieses  Schreiben  vora  11.  Juli  1612,  das  letzte,  welches 
wir  von  Guillimanns  Hand  besitzen,  ist  gleichsam  in  Vor- 
ahnung seines  nahen  Todes  abgefaßt').  Es  gibt  einen  zu- 
sammenfassenden Überblick  über  seine  Tätigkeit  als  Ge- 
schichtschreiber des  Hauses  Österreich  und  sollte  die  Schuld, 
daß  der  Erfolg  so  gar  nicht  den  aufgewandten  Mitteln  ent- 
sprach, von  seinen  Schultern  walzen.  Noch  immer  vermißte 
er  die  500  Gulden  für  die  Einrichtung  der  Druckerei ;  von 
seinem  Gehalt  erhielt  er  nur  kleine  Beträge,  statt  der  ver- 
fallenen 6  Raten  höchstens  drei.  Diese  kleinen  Summen 
gingen  sofort  im  täglichen  Lebensunterhalt  auf,  so  daß  er 
hilflos,  aller  Unterstützung  bar,  nichts  zur  Herausgabe  des 
Werkes  unternehmen  konnte. 

Hätte  man  ihm,  so  schreibt  er,  den  Verordnungen 
des  Fürsten  gemäß,  Vorschuß  und  Gehalt  verabfolgt,  so 
läge  der  erste  Band  zum  großen  Teil  gedruckt  vor,  da 
ja  alles  andere  bereit  sei,  auch  die  Bildnisse  und  Wappen; 
wahrlich  zu  keiner  andern  Zeit  wäre  es  so  nötig  gewesen, 
die  Herausgabe  eines  solchen  Werkes  zu  beschleunigen,  als 
eben  jetzt,  wo  dem  Hause  Osterreich  so  viele  Neider  und 
Verleumder  erstehen,  welche  durch  dies  Werk  widerlegt 
und  zum  Schweigen  gebracht  würden.  Mit  Recht  beklage 
er  sein  Geschick,  sehen  zu  müssen,  wie  seine  langjährigen 


t-o  acceptiim  et  tarn  felicitor. ..  O  auiorem  !  quem  ego  tarnen  serio  bis 
serio  iuquam  et  calidissiine  lepono,  et  spe  tui  sola  incordatione  li- 
quescam  insolvarque  in  lacrimas.  Augenter  illae  et  plenicae  quasi 
alveo  profluunt,  dum  carissimi  genitoris,  eheu,  olim  mei,  simul  re- 
cordor».  Bf.  an  Guillimann,  v.  12.  Jan  1612.  .S^.  A.  J.  Cod.  138. 
I.  160/161/16'^. 

*)  St.  A.  J.  Cod.  13S.  I.  5JI5:?.  Dies  ist  die  Reinschrift,  welche 
Maximilian  tatsächlich  erhielt,  während  das  Conzept,  welches  Gaßier 
kannte,  vom  9.  Juli  datiert  ist.  Daguet  hat  letzteres  aus  Gaßler  her- 
übergenommen, p.  77. 


-    20t     — 

tiefgreifenden  Stadien  wegen   Mangel  einer  Summe  Geldes, 
die  «um  Umfang  des  Werkes  und  der  Große  seiner  Arbeil  in 
keinem  Verhältnis-  stehe,  nicht  zu  dem   erstrebten   und   er- 
forderten Ziele  fähren.     Dies  alles  bringe  er  vor,    von    der 
äußersten  Not  gedrängt,  nicht  allein  zu   seiner    Entschuldi- 
gung, um  alle  Schuld  der  Verzögerung  und    Vernachlässi- 
gung von  sich  zu  wälzen,  sondern  auch,  damit  der  Erzherzog 
darnach  seine  Schlußnahmen  treffe.  Er  selber  glaube  dieses 
GeschichtswTrk   in   einer    Weise  geschrieben  und  mit  einer 
solchen  Sorgfalt  und  so  viel  Eifer  für  dessen  würdige  Aus- 
stattung gesorgt  zu   haben,  daß    die    andern    Königs-    und 
Fürstenhäuser    Europas    ein    ähnliches  wohl  eher  wünschen 
als  erhalten  werden.     Gleichzeitig  bitte  er    um  Bestätigung 
und  Erneuerung  der  kaiserlichen  Privilegien  durch  Matthias, 
Rudolfs   II.    Nachfolger    im    Reich,    und    zwar  in  der  dem 
Schreiben    beigelegten    Form.     Auch    ein  Verzeichnis  jener 
Akten  und  Dokumente  legte   er   noch    bei,   von   denen    ihm 
das  Archiv  in  Wien  Abschriften  besorgen  sollte. 

rber  den  Erfolg  dieses  letzten  Hilferufes  läßt  sich 
nichts  sicher  ermitteln.  Doch  scheint  er  die  Ausrichtung 
des  Vorschußes  von  500  Gulden  bewirkt  zu  haben,  da 
fiuillimann  kurz  vor  seinem  Ableben  noch  fünf  Drucker- 
gesellen einstellte,  um  mit  möglichster  Uaschheit  den  Druck 
zu  fördern,  weil  er  vielleicht  selbst  fühlte,  daß  seine  Tage 
Rezählt  waren. 

In  der  Tat,  ehe  das  Ziel  seines  I.ebens  erreicht,  bevor 
er  die  Frucht  der  sieben  Jahre  voll  Arbeit  in  vollendeter 
Reife  prangen  sah,  trat  der  unerbitterliche  Tod  an  ihn 
heran.  Über  seine  letzte  tötliche  Krankheit  ist  uns  nichts 
überliefert.  Doch  muß  seine  Gesundheit  schon  im  Mai 
fees  Jahres  (1612)  '  erschüttert  gewesen  sein.  Denn  auf 
^ein  Verlangen  wurde  ein  ins  einzelnste  gehendes  In- 
ventar über  die  Hinterlassenschaft  seiner  ersten  Gemahlin 
zu  Gunsten    der    beiden    Kinder  aufgenommen  ').     Olfenbar 


')  «  Inventarium    Fraw  Agnes   Guillimänriin  geborne  Wielin  ». 
i-aul  Einleitung  wurde  das  Inventar  aufgenommen  am  28.  Mai  1(M'2, 


—    202     — 

wollte    er    ihnen    das    mütterliche    Gut    für  den  Fall  seines 
Ablebens  vor  seinen  Gläubigern  schützen. 

Ks  ist  ein  rührendes  Zeugnis  für  die  Vaterliebe  des 
edlen  Mannes,  daß  er  lieber  seinen  Namen  und  sein  Grab 
mit  Schulden  belasten  wollte,  als  seine  Kinder. 

Am  14.  Oktober  1612,  einem  Sonntag,  berief  ihn  der 
Allmächtige  weg  aus  dieser  Zeitlichkeit*).  An  seiner  Bahre 
trauerten  eine  Witwe  und  zwei  arme  Waisen,  Susanne  und 
Veronika,  sowie  seine  Schwester. 

Dem  Begehren  der  Hinterbliebenen,  den  Toten  in  der 
Gruft  der  Universität  zu  bestatten,  wurde  zwar  vom  akade- 
mischen Senat  nicht  entsprochen,  jedoch  angeordnet,  daß 
seine  sterbliche  Hülle  von  Alumnen  aus  verschiedenen  Kol- 
legien zu  Grabe  getragen  werde  *). 

Das  war  der  Abschluß  dieses  kurzen,  aber  an  Arbeit, 
Opfern  und  Enttäuschungen  so  reichen  Menschenlebens. 


mittags  zwischen  zwölf  und  ein  Uhr,  auf  Verlangen  Guillitnanns  und 
des  Vormundes  der  Kinder,  Veronika  und  Susanna,  Johann  Sommer- 
vogol,  im  Beisein  von  Professor  Joseph  Lang  und  des  Richters  Theo- 
bald  Frauenfelder. 

*)  Schreiben  der  Universitätsbehöidon  von  Freiburg  an  die  vor- 
derösterreichisehe  Regierung  v.  15.  Okt.  1612.  St,  A.  J,  Cod.  138, 
I,  164. 

')  Schreiber  :  Greschichte  der  Univers.  Freib.  Bd.  2,  8.  249. 


—    203    — 


Schlu6. 

Kaum  war  Guillifflann  zur  Ruhe  eingegangen,  als  die 
Universität  in  Erwägung,  daß  dem  Verblichenen  als  Rat 
and  Historiograph  des  Hauses  Österreich  allerlei  wichtige 
Sachen  anvertraut  worden,  «  die  Gemach  darinnen  der- 
gleichen Sachen  vermuetlich  möchten  verwahrt  sein  o,  mit 
ihrem  Siegel  verschließen  ließ.  Folgenden  Tages  sandten 
Rektor  und  Regenten  einen  Bericht  darüber  an  die  Regie- 
rung zu  Ensisheim  ^). 

Als  Erzherzog  Maximilian  «  mit  Betauwren  »  Kunde 
erhalten  vom  Hinscheide  Guillimanns.  der  ein  «  fromber, 
geierler  und  forderist  lieber  und  getrewer  Mann  »  gewesen, 
lobte  er  die  Maßnahme  der  Universität.  Er  befahl,  Dr. 
Paul  Windeck  und  der  Verwalter  der  Schatzregistratur, 
Anton  Kribel,  sollen  ein  Inventar  über  die  hinterlassenen 
Bücher  und  Schriften  durch  den  Notar  der  Universität  auf- 
nehmen lassen,  damit  man  alles  nach  seiner  Herkunft  be- 
stimmen könne*). 

Am  10.  November  1612  machten  sich  die  Beauftragten 
unter  Beiziehung  des  Notars  Adam  Meister  an  die  Arbeit ; 
am  21.  war  dieselbe  beendet.  Noch  am  nämlichen  Tag  be- 
richteten sie  ausführlich  über  deren  Ergebnisse  an  Maxi- 
milian, Uns  interessiert  besonders  der  Zustand  der  Arbei- 
ten des  verstorbenen  Gelehrten  ^). 

Guillimann  hatte,  so  berichtet  Windeck  zwar  für  alle 
^rei  Bände  vieles  gesammelt  und  in  Bücher  und  Kapitel 
ß'ögeteilt,  und  zusammengeschrieben  ;  doch  sei  dies  Mate- 
''•al  noch  nicht  chronologisch  geordnet,  auch  Deutsches  und 
Latein  unter  einander  geschrieben. 


')  St.  A.  J.  Cod.  138.  I.  fol.   IG4. 
*)  V.  A.  F.  XV.  7a  4,  Sehr.  v.  27.  Okt.  1612. 
*)  Laut  Bericht  der  Inventarkoininission  v.  21.  Nov.  1H12.    .Sf. 
'^■J'Cod.  138.  1.  fol.   1721173. 


L 


—    204    - 

Sowol  in  den  Büchern  über  die  Erzherzoge,  wie  in 
denjenigen  über  die  Kaiser,  sei  noch  Raum  offen  gelassen, 
für  Material,  das  ihm  noch  etwa  in  die  Hände  kommen 
würde.  Für  den  dritten  Band,  über  die  Große  und  Herr- 
lichkeit des  Hauses  Österreich,  sei  gleichfalls  eine  Disposi- 
tion vorhanden,  «  aber  derzeit  noch  weniges  dafür  gesam- 
melt oder  zusammengeschrieben  ».  Guillimann  sei  a  noch 
immerdar  in  fleißiger  Zusammenbringung  und  conscription 
seiner  historischen  materi  gewest  ».  Deshalb  sei,  trotzdem 
er  kurz  vor  seinem  Ableben  Druckergesellen  eingestellt, 
doch  nichts  zum  Drucke  gelangt  als  ein  einziger  Mustei*- 
bogen. 

Maximilian  beauftragte  schon  am  26.  November  den 
Doktor  Windeck  und  den  Prof.  Joseph  Lang,  darüber  sich 
zu  beraten,  wie  die  langjährige  fleißige  Arbeit  des  hinge- 
gangenen Gelehrten  ans  Tageslicht  zu  fördern  wäre  und 
darüber  ein  Gutachten  abzugeben  ^).  Unterdessen  sollte 
Windeck  die  zu  einer  Überarbeitung  notigen  Notizen  sam- 
meln und  seiner  Zeit  ebenfalls  nach  Innsbruck  schicken. 
Ferner  soll  man  die  Schriften  und  Bücher,  die  Guillimanns 
Eigentum  waren,  a  zusammenrichten  und  in  einen  Anschlag 
bringen  »,  diejenigen,  welche  nach  Innsbruck  gehören,  ge- 
sondert verwahren,  die  entliehenen  gegen  Bescheinigung 
zurückstellen. 

Im  schweizerischen  Freiburg,  Guillimanns  Vaterstadt, 
weckte  die  Kunde  von  seinem  Hinscheid  aufrichtige  Trauer. 
Auf  Antrag  des  Generalskommissärs  Nikolaus  Meyer,  der 
mit  Guillimann  befreundet  gewesen  war,  beschloß  der  Rat, 
die  Fortsetzung  der  Antiquitates  von  den  Erben  käuflich  zu 
erwerben  '^),  um  sowol  die  sonst  verlorene  Arbeit  ihres  ge- 
lehrten Mitbürgers  der  Vergessenheit  zu  entreißen,  als  auch 
der  katholischen  Schweiz  ein  Werk  zu  schenken,  das  man 
den  durch  die  kirchlichen  Behörden  verbotenen  Geschichts- 
büchern von  Stumpf  und  Simmler  gegenüber  stellen  könnte. 

')  Sehr.  V.  26.  Nov.  1612.  Sc.  A,  J,  Cod.  138.  LfoL  208/209. 
')  St.  A.  F.  Ratsmanual,  de  dato  4.  Jan.  1613. 


—    205    — 

Dieser  Antrag  kam  zur  Ausführung  in  einem  Brief  an  den 
akademischen  Senat  der  Universität  Freiburg  *) ;  das  Schrei- 
ben, verfaßt  vom  damaligen  Kanzler  Daniel  Montenach,  ist 
in  Wahrheit  «  eine  ehrenvolle  Leichenrede,  gehalten  am 
Grabe  des  großen  Geschichtschreibers,  im  Namen  des  trau- 
ernden Vaterlandes  »  *). 

Wir  wissen,  warum  die  Schritte  Freiburgs  umsonst 
gewesen  sind  *). 

Guillimann  hat  die  Seinen  in  sehr  armlichen  Verhält- 
nissen zurückgelassen.  Deshalb  ersuchte  deren  «  verord- 
neter Vogtmann  »,  Johann  Sommervogel,  Prokurator  beim 
UDiversitätskonsistorium ,  den  akademischen  Senat,  beim 
Erzherzog  für  die  «  arme  pupillen  und  wittiben  )>  ein  Gna- 
dengeld auszuwirken.  Diesem  Ansuchen  wurde  zwar  am 
25.  Januar  1613  vom  Senat  entsprochen  *).  Allein  wir  hören 
nicht,  da(»  dieser  Schritt  von  Erfolg  begleitet  gewesen.  Die 
Uge  der  Hinterbliebenen  gestaltete  sich  immer  trüber. 

Sommervogel,  der  anfangs  gemeint  hatte,  mit  dem 
immer  noch  ausstehenden  Rest  des  Salariums  Guillimanns 
Schulden  abtragen  zu  können,  sah  sich  bald  getäuscht,  es 
wäre  denn,  dai^  die  Gläubiger  sich  entschlössen,  u  einen 
ziemlichen  Nachlaß  zu  tun»*^).  Die  Schuldenlast  betrug  un- 
gefähr 1400  oder  1500  Gulden.  An  Gegenwerten  waren 
noch  vorhanden  die  Bibliothek,  die  halbe  Druckerei  und 
<las  Haus  zur  «  Feder  ».  Letzteres,  sowie  der  größte  Teil 
(les  Hausrates  gehörte  als  mutterliches  Heiratsgut  den  Kin- 
dern. Die  goldene  Ratskette  hatte  schon  im  Mai  1013  ein 
Verwandter  der  Wittwe,  welche  übrigens  von  vermöglichen 
Eltern  war,  verlangt  und  erhalten  •). 

')  St.  A.  F.    Missivenbuch    161rM6^>>,    fol.    184:    abgedr.    bei 
^»gnel,  biographie,  p.  80  ss. 
*)  Daffuet,  biogr.  p.  60. 
^)  S.  0.  S.  108. 

')St.  A.  J.  Cod.  138,  I.  fol.  '2341 23r>. 

*)  Bericht  Windecks  an  Maximilian  v.  '^1.  Mai  1014     Ehenda 
'•  M.  243/244, 
*J  Ehe  ruf  a. 


—    206    — 

Es  hat  den  Anschein,  die  Witwe  habe  sich  bald  von 
den  Kindern  getrennt  ').  Ende'  des  Jahres  1613  soll  sie 
bei  den  Franziskanerinnen  zu  Säckingen  den  Schieier  ge- 
nommen haben  ').  Als  die  Sturme  des  30  jährigen  Krieges 
die  Klosterfrauen  aus  ihrem  Heim  vertrieben,  fand  sie  bei  den 
Franziskanerinnen  in  Bisenberg  (Montorge),  in  der  Vaterstadt 
ihres  Gatten,  eine  Zufluchtstätte.  Nachdem  sie  «  bei  guten 
Brunnen  etlicher  Mängeln  kuriert  worden  »,  schenkte  ihr 
der  Rat  von  Freiburg  1637  sechs  Kronen,  damit  sie  wieder 
in  ihr  Kloster  zurückkehren  möge,  und  den  freiburgischen 
Klosterfrauen  ((  ab  den  Kosten  komme  »  ^). 

Von  den  zwei  Töchtern  war  Susanna  die  ältere,  unge- 
fähr 19  bis  20  Jahre  alt  ^).  Sie  sollte  bald  «ah  einen  ehr- 
lichen Orth  zu  Diensten  einkommen».  Die  jüngere,  Veronika, 
werde,  so  glaubte  man.  «  geistlich  »,  und  auf  Anfragen 
Windecks  hatte  sich  ein  a  ansehnlich  Gotteshaus  »  bereit 
erklärt,  das  Kind  seinem  «  frommen  Herrn  Vattern  seiigen 
zu  Ehren  »  aufzunehmen.  Es  schien  aber  nichts  daraus  zu 
werden  *). 

Die  Schwester  Guillimanns  versorgte  sich  ais  I^ien- 
Schwester  in  dem  adeligen  Benediktinerinnenstift  Günters- 
thal in  der  Nähe  von  Freiburg  i.  Br.  •). 

Mit  Umänderung  von  Guillimanns  Grundplan  hatte 
Windeck  endlich  1617  ein  zweibändiges  Werk  fertig  ge- 
stellt, welches  die  Geschichte  sämtlicher  österreichischen 
Fürsten  und  Fürstinnen  umfaßte.    Der  erste  Band  war  größten- 


*)  Schon  1618  bei  Revision  des  Inventars  hatte  sie  2  et  Reiß- 
tröge»  hin  weggeführt.     L\  A.  F.  III.  G.  43.  fol.  15a. 

«)  St.  .4.  3.  Co(f.  138.  I.  /:  243  244.  Meine  Schritte,  ihren 
Namen  u.  s.  w.  aus  Verzeichnissen  des  Klosters  io  der  Montorge  bei 
Frei  bürg  i.  d.  Schw.  festzustellen,  blieben  leider  erfolglos. 

')  Ratsmanual  UW.  Mai  '28.  St.  A.  F.  vgl.  Daguet,  p.  58, 
Anni.  5.S. 

*)  Da  sie  noch  in  Solothurn  geboren. 

^)  Bericht  Wiudecks  an  Maximilian  v.  21.  Mai  1614.  St.  A-  3, 
Coii.  138.  I.  243  244. 

")  hht'nihi. 


-     207    — 

teils  Guillimanns  Werk,  der  zweite  aber  von  Windeck  auf 
Grund  des  von  Guillimann  gesammelten  Materials  selbstän- 
dig ausgearbeitet  und  dem  Erzherzog  Maximilian  gewidmet 
worden.  Überreicht  wurde  das  Werk  wohl  erst  1618;  denn 
am  21.  Oktober  1618  verordnete  Maximilian  von  Wien  aus, 
jedoch  ohne  die  Bände  noch  gesehen  zu  haben,  daß  Windeck 
für  seine  Arbeit  von  der  vorderosterreichischen  Kammer  mit 
lOOO  Thalern  entschädigt  werden  soll.  Dies  sollte  zugleich 
eine  Aufmunterung  sein,  damit  Windeck  sich  auch  die  Fort- 
führung des  Werkes  angelegen  sein  lasse  ^).  Allein  diese 
sowohl  wie  die  Drucklegung  des  Vorhandenen  unterblieb. 

Zwölf  Tage  nach  Ausfertigung  obigen  Schreibens  — 
noch  war  es  nicht  zur  Kenntnis  Windecks  gelangt  —  weilte 
Erzhei^og  Maximilian  nicht  mehr  unter  den  Lebenden.  Mit 
ihm  war  einer  der  besten  Fürsten  des  Hauses  Habsburg, 
ja  der  damaligen  Zeit  überhaupt,  ein  kunstsinniger  und  frei- 
gebiger Förderer  alles  Schönen  und  Guten,  von  dieser  Welt 
geschieden. 

Zwei  Jahre  später,  am  1^.  Dezember  1620,  folgte  ihm 
Windeck  ins  Grab.  Damit  waren  alle,  welche  an  den  Aus- 
triaca persönlichen  Anteil  gehabt,  zur  Ruhe  gekommen, 
und  schon  wälzten  sich  aus  Böhmen  die  Wetter  eines  fürch- 
teriichen,  verheerenden  Krieges  über  die  deutschen  Lande 
liin.  Die  habsburgischen  Fürsten  hatten  nun  anderes  zu 
Ion,  als  Druck  und  Ausstattung  gelehrter  Werke  zu  be- 
sorgen. 

Lange  Jahre  nach  Guillimanns  Tod  sollte  P.  Christoph 
seine  Liebe  zum  verstorbenen  Freund  und  zu  dessen  Waisen 
Qochmals  betätigen  können.  Die  Kinder  beklagten  sich,  daß 
•hr Vormund,  Sommervogel,  a  auf  sie  nicht  acht  habe  und 
keine  Rechnung  ablege».  So  seien  Kleinodien  verloren,  Büchei* 
und  anderes  verschleppt  worden.  P.  Christoph  wandte  sich 
'0  ihren)  Namen  an  den  akademischen  Senat  von  Freiburg 
'•  Br.  mit  der  Bitte,    man    «  wolle   Inspektion   halten    und 


*)  Sehr.  d.    Erzh.    Maximilian    an   Windeck.    St.  A.  3,  Cocl, 
^'^«-  /.  foi  246. 


—    208    — 

Reitung  nehmen  »  *).  Als  im  folgenden  Jahr  Susanna  sich 
verheiratete  *),  kaufte  er  für  die  Propstei  St.  Gerold  in  Vor- 
arlberg die  Bibliothek  seines  Freundes,  aus  der  freilich  die 
wertvollsten  Bucher  auf  Befehl  Maximilians  dem  Doktor 
Windeck  käuflich  überlassen  worden  '*).  Jetzt  ist  sie  der 
Stiftsbibliothek  in  Einsiedeln  einverleibt. 


Guillimann  war  keine  genial  veranlagte  Natur  ;  wohl 
aber  besaß  er  hervorragende  Talente,  hellen  Verstand,  eine 
seltene  Willenskraft  und  ein  weiches,  empfängliches  Gemfll; 
seine  Seele  schwang  sich  in  idealem  Flug  empor  über  die 
Niederungen  des  gemeinen  Lebens. 

Aus  kleinen  Verhältnissen  war  er  durch   verständnis- 
volle Gönner  emporgehoben    worden   in    höhere    Kreise,    in 
denen  er  sich  aber. bald   so   heimisch    fühlte,    als    wäre    er 
darin  geboren.     Aber  eben  diese  Herkunft  und  der  Mangel 
an  Glücksgütern    lasteten   wie   Blei  an    seinen    Sohlen    und 
drohten  ihn  mehrmals  wieder  in  den  Strudel   des  Gewöhn- 
lichen,   Vergänglichen    hinabzuziehen.     Wenn    er    es    doch 
bis  zum  kaiserlichen  Rat   und   Historiographen   brachte,    so 
verdankt  er  das  seiner  unverwüstlichen  Schaffenslust,  seineir^ 
starken  Willen,    der  unter  tausend  Schwierigkeiten  unwan — 
delbar    sein    Ziel    verfolgte.     Mit    Unrecht    würde  man  \t\  ^ 
((  Emporkömmling  »  nennen.    Sein  Streben  galt  nicht  vora^ 
zeitlichem  Wohlsein,    sondern   den   höchsten  idealen  Gütfei^— 
der   Menschheit.     So    starb    er    zwar    reich    an    Geist    u 
Wissen,  aber  arm,  bettelarm,  an  Geld  und  Gut. 

Ein   reiches   umfassendes  Wissen   war  allerdings  s 
Eigentum,    das  er  sich  im  Leben  draußen  erworben  ;    di 


»)  U.  A.  F.  Prot.    Univ.  lf)21,    April    26.    s.  a.  Schreiber,  J 

S.  249. 

')  1628  urkuudet  ein  Johann  Rethaler  als  Ehevogt  der  Susan 
Bct'L  z.  Inventar. 

';  Bericiit  von  Rektor  und  Regenten  der  Univ.  Freiburg  an 
Erzherzog  Leopold  v.  4.  Juli  1623.    U.  A.  F.  XV.  7a,  10  u.  11. 


~     209    — 

mißliche  UoQStände  hatten  es  ihm  unmöglich  gemacht,  sei- 
nen Talenten  jene  Ausbildung  und  Schulung  zu  teil  werden 
zu  lassen,  wie  es  manch  minder  begabtem  Kopf  mit  glän- 
zenderm  Namen  vergönnt  gewesen  ist. 

Sein  äultores  Leben  ist  arm  an  Abwechslung,    wenig- 
stens im  Vergleich  zu  andern  Zeitgenossen.     Es  war  nicht 
vom  Zufall  geleitet  und  beherrscht,  sondern  von  dem  unab- 
änderlichen Plan,  im  Dienste  der  Wissenschaft  stehend  die 
Festigung   und   Verherrlichung    des    Hauses    Österreich    zu 
Krdern.     Wenn  dieser  Plan  nicht  ganz  zur  Tat  geworden, 
ist  es  nicht  seine  Schuld.     Der  Unstern,  der  dieses  Mannes 
Leben  ein  Ziel  setzte,   ehe  seine  Aufgabe  gelöst  war,    wal- 
tete auch  fernerhin  über  seinem  Namen.     Nicht  einmal  so- 
viel ward  ihm  zu  teil,  daß  seine  unvollendeten  Arbeiten  ihre 
Ergebnisse  hätten  an  andere  hervorragende  W^erke  abgeben 
können,  um  so  wenigstens  der  Wissenschaft  einen  wirklichen 
Wenst  zu  erweisen.    Sie  blieben  verschollen,  um  erst  Jahr- 
hunderte später  und  nur  zum  Teil  den  Staub  von  sich  zu 
^cbQtteln,   zu   einer  Zeit,   da  sie,    längst  überholt  und  ent- 
*^ertet.  nur  mehr  antiquarische  Bedeutung  haben.   Auch  den 
S'^dpuckten  Werken,   obwohl  sie  zu  ihrer   Zeit  einen    Fort- 
'^cfcritt  in    der   Forschung   bedeuteten,    geht    jener    aktuelle 
•^ert  ab,   welcher  die  Werke  eines   Aventin,    SIeidan    und 
^^ochläus,  u.  a.,   weil  aus  dem  vollen  Leben   ihrer  Zeit  ge- 
^^höpft,    für  die   Mit-   und   Nachwelt  so   bedeutsam    macht, 
^o  erklärt  es  sich,    daß  unseres  Geschichtschreibers   Name 
•^^ben  andern  verdunkelt   blieb;    sein    Lob    und   Ruhm    hat 
^ich  leider  nach  dem  Erfolg  allein  bemessen. 

Wollte  man  ihm  seine  Verehrung  für  die  Habsburger 

^  ^ira  Vorwurf    machen,    so    müßte    man    zuerst   von    seinen 

*  — «bensumständen  absehen.     Gewiß,    diese  Vorliebe  hat  ihm 

ft  den  Blick  getrübt,   aber  man  hat  zu  bedenken,   daß  die 

'"^orliebe  für  eine  Nation,  eine  Dynastie,    einen  Helden,  von 

ä^herdie  Klippe  war,  an  der  selbst  die  größten  Geschicht- 

'^^chreiber  nicht  unbeschädigt  vorbeizogen;  und  noch  eines: 

i^  höher  und  weiter   —   so    lang   die  Kinzelheiten  noch  er- 

^eiinbai-  bleiben  —  der  Hislorikt'P  durch  seine  Zeit  empor- 

U 


K 


-    210     - 

gehoben  wird  über  die  Ereignisse  vergangener  Jahrzehnte, 
Jahrhunderte,  desto  weiter  wird  sein  Blick  dieselben  über- 
schauen und  desto  richtiger  ihr  gegenseitiges  Verhältnis 
abschätzen. 

Was  aber  von  jedem  Geschichtschreiber  unbedingt  ge- 
fordert werden  muß,  ist,  daß  er  wenigstens  lautern  Herzens 
und  festen  Willens  gewesen  sei,  die  Wahrheit  zum  Siege 
zu  führen  ;  daß  er  sich  nicht  vielmehr  von  Haß  und  Liebe 
als  vom  Verstände  habe  leiten  lassen.  Deshalb  je  edler, 
ruhiger  und  abgeklärter  der  Charakter,  desto  besser  taugt 
sein  Träger  zum  Historiker.  Und  edles,  selbstloses  Menschen- 
tum, verklärt  durch  tiefernste  Religiosität,  leuchtet  uns  aus 
dem  Leben,  das  in  diesen  Blättern  an  uns  vorübergezogen 
ist,  entgegen.  Schon  Staal  hat  gesagt,  es  lasse  sich  nichts 
abgeklärteres,  leidenschaftsloseres  denken,  als  Guillimanns 
feingebildete  Menschlichkeit. 


"=^>8>§^90c>- 


—    2H     — 


Übersicht  über  Guillimanns  Schriften. 


A. 
Poetische. 

^'  Gedruckte. 

1.  Eydilla  Melica  Syncharistica,  virtuteet  eruditione  conspicuis 
IX>ininis  Candidatis;  cum  ante  diem  V.  Calend.  Juliar.  in  eatholica 
^t  celebri    Academia    Dilingana   suprema  in  Philosophia  laurea  con- 

<Jecorarentur,  honoris  erf^  inscrib.  die.  accl.  a  Francisco  Guillimanno 

^nithone,  phiiosopbiae  studioso. 

Dilingae,  ezcudebat  Joannes  Mayer  1588.  in  4*^ 

2.  Gameiium  musicum,  emmetrum :  Viro  illustri,  palladiisque 
^rtibas,  qua  beilicis,  qua  iitterariis,  inclito  D.  M.  Joanni  Wild:  cum 
^irginem,  indoie  et  virtute  praestabilem  Margaretam  Frueyo  sibi  con- 
lu^m  solemni  ritu  adiungeret :  benevolentia  Franciscus  Guillimannus 
oecinit. 

Friburgi,  typis  Abrabami  Gremperlin,  1590.  in  4* 

3.  Genethllacum  Syncharisticum,  Virtutis,  et  eruditionis  laude, 
^teminatisque  antiqua  nobilitate  clarissimo  et  spectatissimo  Domino 
Joanni  Jacobo  vom  Staal,  Archigrammateo  Salodorensi :  cum  V.  Nonas 
Maii  filiolo  felioiter  auctus  esset,  benevolentiae  et  Observation is  gratia, 
P'ranciscQs  Guillimannus  Helvetius  accinehat. 

Friburgi  Helv.  ex  officina  typographica  Abr.  Gemp.  1591  in  4". 

4.  Monodia  in  obitum  strenui  ac  magniflci  herois  Dom.  Guilelmi 

Tugineri,   Equitis   Aurati,    Caroli   IX.    Gall.    Regis   Christian issimi, 

quondano  dapiferi,  strategi,  Helvetici   somathophylacii  praefecti,    nec- 

^on  «enatoris    Salodorensis   prudentissimi,    auctore    Francisco   Guili- 

onaono  Heivetio. 

Friburgi  Helv.  ex  offioina  typographica  Abraham!  Gemper- 
'ini.  1591.  in  4*. 

5.  Carmen  Gratulatorium  in  illustrissimum  Dominum,  dominum 
^<^tavium  Paravicinum,  episcopum  Alexandrinum,  apud  Helvetios 
^Postolicum  Legatum  :  recens  vero  a  S.  D.  N.  Gregorio  XIV.  Ponti- 
r^  Max.  creatum  S.  R.  E.  Cardinalem,  auctore  Francisco  Guillimanno 
*^«lvetio. 

Friburgi  Helv.  ex  officina  tyograph.  Abrah.  Gemp.  l.">91.  in   1" 

6.  Francisci   Guillimanni   Odarum   sive  Hymnorum  Natalitio- 
^'^  libi-i  duo,  ad  Nobilissinium  et  praecelleiitissimum  D.  Alphonsum 


i 


212     — 

Casatum,  regii  quondam  magni  thesaurarii  apnd  Insubres  F.  Philippi 
II.  Catholi(M.  apUii  Helvetios  legatam. 

Bruntruti.  apuil  Joannem  Fabrum  ir)95. 

7.  In  laudem  gesiaque  et  nuptias  Seren iss  Arehiducis  Alberti 
Au>lriaci.  Iin(>pp.  Max.  Aemiliani.  II.  F.,  Ferdinand].  I.  N.,  Rih 
dolphi  II.  Fraler.  For.  Cl.  Val.  Bono  Reipubi.  Christiaoae  Nati, 
panegyre;»  ires.  auclore  Francisco  Guillimanno. 

Metiiolani.  e.\  otticina  Regia  Pandulphi  Malatestae.  (1599).  Su- 
|^»eriorun»   Pernnssu.  in  4\ 

8.  Franci>i!  Guillimanni  A^K>>iulica  sive  Apostolorum  ge^ta  et 
laudes,  !ililoel  numeris  Pindarici?.  ad  Seren i^siui um  Sabaudiae  Duceni. 

Friburci.  UW.   in  JS\ 

9.  SivuU  elegiarum.  gedruckt  bei  Gera  perlin  in  Frei  bürg 
s.  S.  tu. 

10.  Aliquid  Francisci  Guillimanni  ad  Fridericum  AlUtetteruin. 
Das  Gedi.hl    ist    *:edruckl    im    Amphitheatruni  Sapientiae  S<>- 

i-raticae    Jvxv<eriae   olo.    tongeslum    tributumque  a  Caspare  Dornavio,^     ^ 
Hanoviae  ltil9. 

b.  Ungedruckte. 


1.  Vior  Ia:ei:ii>cli'-'  Stn^pben  auf  Erzherzog  Albrecht  von  i>ester r- 

reii-h  :  *:edivht.  für  .lo<>cn   Empfang  in  Luzern. 

.NM  ..V   '••*•: r-  l'^'fu.  Span.  Nielerlande,  Statthalter,  1599. 

*J.   In   Naialern  Kt^vererj.ii  iuxia    atque    Doctis:?imi    P.    Chrislrr-       >— 
|-::.ni    Htrlrr..i!i:i    l:niK»riii:>    M  »na<lerii    Einsiedleii2ii<    BibIiolhec*arr        -\>Ä 
ani'^ns  er«:  ■    iviUauim  a    riO-fi'".    -  "•  nt(o. 

>:  "s   •  •'      /:■•*.<•'■:."•*.    ,;  iJ  ^    fa^c.  11-  No    1"-?. 

:i.  i't!::>:.^:"<  :o  H.ir::r.a!:;.o  in   Üem  onoma>tieum. 

E>-':.ia  N-     1"^ 

Unvollendete  oder  verlorene. 

I     Mi::\r:   a 

0    Pi-  ;»■:.»  P.>-> 

K.u.i:  •  :   N  V  :'■    \-  >  '.:"  vi:~o!::  u-.iat    Briefe  an  Güillinian 

v;     j.'-v        P  .•    .-  .  •  >:     i  -i  '      B-...::.i      Cont    III.  l-o\ven   \^V2 


~     213    - 


B. 
Historische. 


a.  Gedruckte. 


1.  Francisci  Guilliiiianni  de  Rebus  Helvetiorum,  sive  Aiitiqui- 
tatuiij  libri  V.  ;  ex  vaiiis  scriptis,  tabulis,  inonimentis,  lapidibus, 
optimis  plurium  linguarutn  auctoribus.  Cum  Sac.  Caes.  Maiest. 
Gratia  et  privilegio. 

Friburgi  Aventicorum,  ex  otticina  typographica  M.  Wilhelmi 
Maess.  1598.  457  S.  in  4"  und  in  fol. 

Nach  29  Jahren  folgte  eine  unveninderte  iNeuauflage,  die  nur 
im  Titel  einige  Aenderungen  aufweist  : 

Fr.  Guilliniann,  Heiretia,  etc.  Amiterni^  ex.  off.  t.  Raphaeli 
Caniiletli,  1627.  in  gr.  4*. 

Zediert  Lexikon  (9.  Bd.  S.  1347)  verzeichnet  eine  Ausgabe  von  S.  Vitorino. 
/eh  konnte  kein  solches  Exemplar  ausfindig  machen. 

1710  erschienen    sie    neuerdings  in  Leipzig  (in  fol.)  zusammen 

n\\t  den  Annales  Boiorum  des  Aventinus,    herausgegeb.  v.  GuniUiiig. 

Zum    vierten    mal   gedruckt  ist  das  Werk  im  Thesaurus  histo- 

'•iae  helveticae,  an  8.  Stelle,  1'^  Seiten  in  fol. 

2.  Francisci  Guillimanni  Habsburgiaca  sive  de  antiqua  et  vera 
<^rigine  Domus  Austriae  vita  et  rebus  gestis  comitum  Vindonissensium, 
t  n  priiuis  Habsburgiorum  libri  septem.  Ad  Rudolf  um  II.  Habsburgi- 
•cXustriacum  Imperatorem  semper  Augustum.  Cum  Sac.  Caesareae 
^iaiest.  privilegio.  Mediolani,  ex  oflicina  Regia  Pandulphi  et  M. 
'Xulli  Malatestae  16(X>.     Superiorum  pcrmissu.     344  S.  in  4®.  reale. 

Einen  unveränderten    Neudruck  besorgte  :    Jo.  Zacharias  Seide- 

I  ius,  Ratisbonae  11596.  in  4^  reale. 

Dritte   Ausgabe,    ohne  Wappen,  im  Thesaur.  bist.  Helv.  an  9. 

Stelle,  104  Seiten  in  fol. 

Daguet  erwaebnt  ^biogr.  p.  $3)  auch  eine  deutsche  IJebersetzung  von  Lang.  Bis 
Jetzt  war  es  nicht  m<^lich,  die  Richtigkeit  dieser  Behauptung  zu  kontrollieren. 

8.  Francisci    Guillimanni    De   episcopis   Argen tinensibus    über 

<;ommentarius,  in  quo  super  episcoporum  seriem,    gesta   et    quamplu- 

rium  Veras  gen ealogias :    opidorum,    urbium,    in  primis   amplissimae 

Civitatis    Argeutinae,    itemque    Mouasteriorum,  Collegiorum,  aliorum 

locorum  sacrorum  Episcopatus,  origines,  incrementa,  conversiones. 

Ad    Reverendiss.    et  Serenissiraum  Leopoldum  Austriae  Archi- 

ducem,  Argentinensem  et  Passavieusem  Episcopum.  Anno  1608.  Cum 

S.  Caes.  Maiest.   privilegio   perpetuo.     Friburgi  Brisgoiae.     Apud  Jo- 

sephum  Langium.  463  S.  in  4^. 

Daguet  irrt,  wenn  er  S.  47  sagt.  Obrecht  (Prodromus  rerum  Alsaticarum]  habe 
diese  Schrift  ganz  in  sein  Werk  herübergenommen.  Obrecht  hat  sich  in  Wirklichkeit  S. 
176  (T.  nur  mit  Guiiiimann  über  Einzelheiten  kritisch  abgefunden. 


-      21t     - 

4.  Antonii  Cerverae  Cappellani  turriani  regii  ordinis  Calatravae 
libri  III  de  felici  excessu  Philipp!  IL  Auotriaci  HiFpaniarum  regis 
sive  de  rebus  meniorabilibus,  quae  in  eius  morte  acciderunt,  testimo- 
iiium  authenticum.  —  Apud  Georgium  Ham,  Friburgi  Brisgoviae  1609. 

5.  Genealogiae  Juliacenses.    Friburgi  Brisg   1609. 

6.  De  Vera  Origine  et  Stemmate  Cunradi  II.  Imperatoris  Salici 
syntagma.  Friburgi  Brisg.  1609.  Abermals  gedruckt  in  H.  Chr. 
Senckenberg:  Selecta  iuris  et  historiarum,  3.  Bd.  Frankf.  a.  M.  1735. 

7.  Hieher  zu  rechnen  ist  Guillimanns  Mitarbeit  an  den  Annales 
Heremi  Deiparae  Matris  in  Helvetia  etc.  Friburgi  Brisg.,  ex  Typo- 
graphio  Archiducali.  1612. 

b.  Ungedruckte. 

1.  Noctes  friburgenses.     Kopie  K.  B,  F. 

2.  Schweizerische  Annalen,  (iatein.)  1313-1585.  St.  B.  Ei. 
Cod,  436.  107  Bl.  in  4^ 

3.  Catalogus  Episcoporum  Constantiensium.  St.  A.  /.  Cod.  138, 
II'  »V,oa.  12  Bl.  in  fol. 

4.  Leben  K.  Friedrichs  IV.,  Maximilians  I.  und  Philipps  d. 
Schönen. 1461 — 1518.  K.  lt.  Haus-  Hof-  u.  Staatsarchiv  in  Wien.  Cod. 
7.  ^*  264  Bl.  in  fol. 

5.  De  Principum  Habsburgi-Austriacorum  vita,  moribus,  rebus 
gestis,  coniugiis,  liberis  et  variis  dominus  aquisitis  etc.  opus  absolu- 
tum,  in  duos  toraos  divisum,  quorum  primus  a  Nobili  Ciarissimo, 
Doctissiraoque  Viro  Francisco  GuiUimanno  Sac.  Caesareae  Majestatis 
Consiliario  et  Historiographo  inchoatus,  et  majori  ex  parte  summo 
studio  et  labore  congestus,  ipso  vero  praematura  morte  e  vivis  abrepto 
a  Reverendo  Nobili  Clarissimoque  Viro  Joanne  Paw/o  Windeckio  SSac. 
Theoiogiae  Doctore  et  in  Alma  Universitate  Friburgensi  Professore 
ordinario,  cui  hoc  in  mandatis  datum  erat,  multis  in  locis  non  sine 
exiguo  et  vigilanti  labore  auctus,  complectus  et  in  hanc  formam  re- 
dactus  est. 

Anno  Nativitatis  Christi  1617.  H.  H.  St.  A.  IV.  Cod.  6.  L  Bd. 
(löT  "•  104 )    ^"  ^  (Pergamenteinband). 

Als  Verfasser  des  //.  Bds.  ir^  u.  ^,  1770  S.  in  fol. )  nennt 
sich  IVindcch  \    das  Material  aber  hatte  Guillimann  gesammelt. 

c.  Verlorene. 

1.  Die  Fortsetzung  der  Antiquitates. 

2.  Brisiaca.  (Erhalten  ist  ein  Fragment,  2  Blätter,  welche  eine 
Inhaltsübersicht  und  den  Anfang  des  ersten  Buches  enthalten.  St.  A. 
J.  Cod.  138.  II.  f.  4  u.  5.) 


~      215    — 

8.  Historiae  Caesareae  scriptores  a  Carolo  Magno  usqae  ad  Ru- 
doifom  M.  Habsbargicum.  Franciscas  Guillimannus  collegit,  digessit, 
notis,  emeodationibus  illustravit.  Handschr.  Titelbl.  St.  A.  J.  Cod. 
ISP.II./ol.  10. 

4.  Geschichte  der  Markgrafen  von  Baden.  (?— 1415).  (Als  Frag- 
ment ist  erhalten  die  Relatio  historica  rerum  Hochbergensium  et 
Badensium  v.  1609/1610.     St.  A.  I.  Cod.  138.  II.  ff.  109-112.) 

Als  5.  Verlorene  Schrift  nouß  man  wahrscheinlich  auch  den 
aCommentarium  ex  ipsins(Maximiliani  1.)  manuscriptis  schedis  a  me 
collectum,  et  picturis,  ut  voluit,  et  jussit,  illustratum  »,  den  Guillimann 
1611  dem  Erzherzog  Maximilian  überreichte,  betrachten. 

Meine  Nachforschungen  darnach  waren  bis  jetzt  erfolglos.  Eine 
von  Alw.  Schulz  im  Weisskunig  (Jahrbuch  der  kunsthistorischen 
Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses,  VI.  Bd.  1888.)  teilweise 
abgedruckte  Handschrift  (K)  aus  dem  K.  k.  H.  H.  u.  Staatsarchiv 
za  Wien,  die  ich  anfänglich  dafür  hielt,  erwies  sich  bei  näherer  Ver- 
gleichung  und  Untersuchung  der  Schrift  als  viel  spätere  (Ende  des 
n.  Jahrb.)  Handschrift. 

So  ist  wenig  Aussicht  vorhanden,  die  an  sich  wertvolle  Arbeit 
^illimanns  wieder  zu  finden. 


:il6 


Handschriftliche  Quellen. 


Die  beiden  bisherigen  Biographen  Guillimanns  bauten  ihre 
Arbeiten  nur  auf  beschränktem  Quellen  materiai  auf:  FvAnz  Gassicr*) 
hatte  den  umfangreichen  Innsbrucker  Aktenbündel,  freilich  noch  nicht 
in  der  heutigen  Vollständigkeit,  zur  Verfügung  und  damit  den  Grund- 
stock und  die  Hauptsache.  So  war  er  im  Stande,  bereits  eine  ziem- 
lich zuverlässige  Biographie  zu  liefern,  der  allerdings  wertvolle  Ein- 
zelheiten, namentlich  soweit  sie  Guillimanns  größern  Lebensabschnitt 
in  der  Schweiz  betrafen,  fehlten.  Ihn  zu  ergänzen  ^ab  Alexander  Dagnei 
1845  seine  «Biographie  de  Fran^ois  Guilliraann  »  heraus.  Daguet  be- 
nutzte für  Guillimanns  aösterreichischei)  Lebensperiode  hauptsächlich 
Gaßler  ;  einige  Ergänzungen  boten  ihm  einzelne  Kopien  von  den  Briefen, 
die  im  Stiftsarchiv  Einsiedeln  liegen.  Für  die  «schweizerische»  Periode 
stand  ihm  wenig  handschriftliches  Material  zu  Gebote  :  Die  freibur- 
gischen  Rats  Protokolle,  Auszüge  aus  Guillimanns  handschriftlicher 
Chronik  in  Einsiedeln,  und  schon  erwähnte  Briefabschriften  aus  Ein- 
siedeln. Im  folgenden  Verzeichnis  der  von  uns  benützten  ungedruckten 
Quellen,  ist  dasjenige,  was  Gaßler  bekannt  war  mit  einem  Sternchen 
(*),  was  Daguet  —  wenn  auch  nur  teilweise  —  zugänglich  war,  mit 
einem  Kreuzlein  (i*)  gekennzeichnet. 

I.  Universitätsbibliothek  Basel.  Aus  der  Sammlung  Episto- 
l(U'  antographac  rirornm  doctoruin.  Die  Bde.  G'  /  3L  Joannis  a 
Schellen berg  ad  Joan.  Jac.  Rüegerum.  —  Gl  53,  Joannis  Jacobi  a 
Staal  ad  Joan.  Jac.  Rüegerum.  —  Gl  45.  Joannis  Georgii  a  Wer- 
denstein ad  Joan.  Jac.  Rüegerum.  —  G  1  47.  Variorum  ad  Joan. 
Jac.  Rüegerum  epistolae. 

II.  Einsiedeln,  a.  Siiftsarchio :  (; /^  j,  Epistolae  Francisci 
Guilliraanni  ad  P.  Christophorum  Hartman num.i*  b.  Stiftsbihliotheh. 
1.  Codd.  880,  881  u.  882  enthaltend  die  Dillinger  Kollegien  hefte  Guil- 
limanns.i*    2.  Cod.  436.  F.  Guillimanni  Chronicon  ab  1813 — 1586.t 

Vgl.  die  Beschreibung  des  Cod.  4:tö  bei  P.  Gabriel  Meier,  Catalogus  codicum 
manuscriptorum,  Tomus  I.  Einsidlae  1899. 


*}  Abhandlung  über  Guillimann  österreichischen  Geheimrat  und  Gesehicbtschreiber, 
Wien  1783. 


-     217      - 

III.  Preiburg  L  BrcL^gau,  Untcersitätsnrchic,  cit.  U.  A,  F. 
1.  loveotarieD  von  Franz  Guillimann  und  Frau  Agnes  Viel.  ///.  G 
43.-2,  Protocollis  Senatus  pars  IX.  1605-1609.  -  8.  Briefe 
auf  Guillimann  bezüglich,  fasc.  XV.  7  A.  —  4.  Liber  epist<Jlar.  et 
concept.  ab  a*  1H02-1610. 

IV.  Freiburg  /.  r/.  Sc/urci:;.  a.  Kanlonsbiblwthck\  cit.  K.  B. 
F.  1)  Hist.  Collegii  Friburgensi;*.  2}  Syllabus  Discipulorum.  L  :?94. 
(?)  Congregatio  Mariana  Friburgensis  ;  Bona  opera  l.")84— 1(>33  /.  193. 
4)  Xoctes  friburgenses«.  5)  Die  hinterlassenen  Papiere  von  Seb.  Werro. 
6)  Hist.  Collegii  Soc.  Jesu  Dilingani,  /.  S9.  h.  .Stfiatsdrchic.  cit 
St.  A.  F.  1)  Erstes  großes  Bürgerbuch  in  Pergament.  —  2)  Rats- 
nianuale.  i^eit  1.j80.t  —  3)  RatserkanntnuUbuch.  1(>%  7  -  4)  Missi- 
venbocl»  von  1612— 1622. i*  —  Kriegsrödel  von  Frei  bürg  (Stadt),  Ho- 
mont,  Corbiere,  Rue. 

V.  Innsbruck,  A-.    /.-.    Stattlialtereiarcluc,    cit.  St,  A.  I      Cod. 

tSH.     Franz    Guillimanns    nachgelassene    Schriften.*      fasc.    I.    Auf 

Guilimann  i«elbst  Bezügliches,  fol.  1—271.  a.  Originalschreiben-  und 

CoDcepte  von  Guillimann.     b.  Schreiben    an    ihn   oder  ihn  und  seine 

Werke  betreffend,     fasc.  II.  Guillimanns  Werke  (Fragnjente)  152  Bl. 

fasc,  III.  Historisches  Material  aus  Guillinianns  eigener  Zeit:    <'»2B1. 

Ia.<c.  IV.  Materialien  (Excerpte,  Urkunden)  111)  Bl.     fasc.  V.  Genea- 

logischej!.  17  Bl. 

Dieses  Material  besteht  zum  grcessten  Teil  aus  KonzcptMi  und  Fragmenten.  Ks 
K  besonders  was  die  Briefentwürfe  «les  I.  Faszikels  anbetrÜFt,  sehr  schwer,  sich  zurecht- 
iuflnden,  zumal  \iele  Stücke  doppelt  überschrieben  sind,  ()der  bunt  durcheinander  Bruch- 
^ucke  aus  verschiedenen  Zeiten  enthalten.  Vm  die  getane  Arbeit  möglichst  fruchtbar  ^11 
raachen.  haben  wir  in  unsern  Anmerkungen  eine  äusserst  genaue  Bauzeichnung  der  Fund- 
stellen durchgeführt.  Der  allgemeinen  Bezeichnung  .S/.  .4.  J.  Cod.  138  folgt  jeweilen  <lie 
Angabe  des  Faszikels  {I— Vi,  sodann  in  arabischen  ZilTern  die  Ordnungsnummerdes  Blattes, 
die Bucbstatien  a  und  6  bezeichnen  Vorder-  und  Rückseite,  die  kleinen  den  Buchst^iben 
angehängten  Ziffern,  das  Alinea  auf  der  betrelTendon  Blattsoite. 

VI.  Luzern  :  a.  Staa(s((rrhir :  fasc.  NieJerlande,  Spanien,  Ge- 
sandte, h.  S(aciCarchic:  Taufonbücher  der  Stadt  Luzern  ir)81^1«)00  u.  f- 
'•^«Piena  d,  J.  1848,  Orig.  verloren),     c.    liürf/ci'hihli'ot/tc/i  :    M.   III.     Bd.    P. 

VII.  Solothurn  :    a.    Sta(((sarc/iir  .    1)  Ratsprotokolle,  (OJQ- 
l^'^JT)-  2)  Protokoll  des  Stiftikapitels  (ir)r)2--l.")JM{).  3}  Journal  der  Stadt 
^loihurn  (1594).     b.  StadÜnbUotlwl: :  Kpistolae  a  Staal.  2  Bde. 

VIII.  Wien:  K.   u.  /.-.  IIuks-  Hof- und  Sf((n(.<((rc/iir  :    Cod.   (i. 

in,    8_a    Hb    Sc    8  d 

^"lül  löi  löl  104  (in  fol.)  De  Principuin  Hab^burgi.  Austriacorum 
^ite  etc.  V.  Guillimann  und  Windeck.  Cod.  7.  1  Bd.  (in  fol.)  \[^l  Leben 
^'  Priedriehs  IV.,  Ma.ximilians  I.  und  Eizherz.  Philipp  d.  Schönen 
^-  Guillimann. 

Mdsarchic  im  k.  h.  Miaislerluni  des  Innern.     Tiiolischo  Wap- 
P^nbücher.  (Amtliche  Kopie  von  Guillimanns  Adelsbrief). 


L 


—     218     - 


Nachträge  und  Berichtigungen. 

In  letzter  Stunde  vor  Abschluß  des  Druckes  gelangt  mir  di 
Zufall  Cod.  '422  der  Stiftsbibliothek  Einsicdeln^  der  bisher  uns 
Beachtung  entgangen  war,  zur  Kenntnis.  Derselbe  enthält  16  Bi 
von  Pistorius,  und  einen  —  den  einzigen,  der  bis  jetzt  bekaon 
von  Räegcr  an  Guillimann.  Die  Briefe  von  Pistorius  datieren 
den  Jahren  1598  (17.  Juli)  bis  1605  (30.  Januar).  Aus  ihnen  { 
hervor,  daß  die  Beziehungen  zwischen  Guillimann  und  Pis>U) 
schon  vor  Erscheinen  der  «  Antiquitates  »  begannen  und  daß  Pi;<to 
einer  derjenigen  war,  welche  Guillimann  dem  Kaiser  Rudolf  so  w 
empfahlen.     Der  Brief  von  Rüeger  stammt  vom  12.  September  1 

Auf  Seite  80  fällt  Anmerkung  4  dahin  ;   sie  wurde  aus  Verse 
dort  hineingeschoben,  gehört  aber  auf  S.  81. 

Auf  Seite  189,  unterste  Zeile,  gehört  das  Fragezeichen  nicht  n: 
in  die  Parenthese. 


Inhaltsverzeichnis 


Einleitung 

S.  1-3. 

Erster  Abschnitt. 

^-    Jugendjahre  und  erste  Studien  in  Preiburg  und  Mailand 

1568— 1587. 

Gaillimanns  Herkunft  4.  —  Erste  Erziehung  5.  —  Seine  erste 
^obulbilduug  5.  —  Als  Zögling  der  Jesuiten  6.  —  Sodali tätsassistent 
6-  —  Zeitströmungen  7.  —  Freiburg  u.  Karl  Borromeo  8.  —  Guilli- 
msLEins  Studien  in  Mailand  9. 

II.  Auf  der  Hochschule  zu  Dillingen  1587 — 1589. 

Zustände  an  den   deutschen  Hochschulen  11.  —  Die  Jesuiten- 
Vioolischule  zu  Dillingen  ;  Juvaltas  Urteil  darüber  12.  —  Guillimanns 
U  l>ersiedlung    nach    Dillingen    13.    —    Einrichtung  der  Anstalt  und 
^tndienplan  14.  —  Guillimanns  Studien  15.  —  Der  erste   Schritt  in 
^ie  Öffentlichkeit;  die   Eidylla    Melica  17.  —  Freundschaftliche  Be- 
ziehungen 19.  —  Heimkehr   nach    Freiburg ;    Bewerbung   um    einen 
**reipiatz  in  Paris  20;  Die  Tronwirren  in  Frankreich  21.  —  Aufent- 
^^*t  in  der  Heimat  22.    -    Hochzeitsgedicht  für  Hans   Wild   23.    — 
^Qdg^ltiger  Abschied  von  Freiburg  24. 

Zweiter  Abschnitt. 


Um 


Der  Schulmeister  in  Solothurn  1590 — 1595. 

Die  solothnrnische  Lateinschule  25.  —  Guillimanns  Bewerbung 


^  <ii6  Schulmeisterstelle  27.  —  Seine  Wahl :    Amtsverpflichtungen 
.'  — •  Einkommen  30.  —  Provisor  und  Lokat  31.  —  Erste  historische 
''^it  32.    —    Die  Seh ulauf sieht  33.    —    Guillimanns  Wirksamkeit; 


—     220     - 

Reibereien  mit  dem  Provisor  Götz  33.   -     Guiilimanns  definitive  An- 
stellung 35.  —  Gtitzens  Entlassung;  sein  Nachfolger   Melchior   Rund         k^ 

i\6.  —  Schulfeste  von  1591  39.  —  Geburtstagsgedicht  auf  Staals  Söhn-  _. 
lein  39.  —  Stellung  Solothurns  zu  den  französischen  Tron wirren  40.  --^ 


—  Guiilimanns*  Gedicht  auf  Oberst  Wilhelm  Tugginer  41.  —  Gratu- 
lationsi?edicht  an    dou    Nuntius    Paravicini  43.  —  Guiilimanns  Ver-   ^^ 
inahlung  mit  Agne^  Wiel  4.*!  —  Aufnahme  ins  Burgrecht  von  Solo- 
thurn  45.  —  Der  neue  Provisor  Bärtschi  46.  —  Zwist  mit  dem  Apo- 
theker ^y.  —  Muhnungen  von  selten  des  Kapitels  47.   —    Unordnung 
in  der  Schule  48.  —  Guiilimanns  Einmischung  in  die  Politik  48. 
Heim  ich  von  Navarra :   die  Frage  der  Tronfolge  in  Franrcich  49. 
Guiilimanns    MaLiregelung  5*2.    —    Die    «  Noctes  fri bürgen ses  »  5.*3. 
.\bschalfung   des    LokaUMiamtt»s   .54.  —  Guillimann    und  P.  Canisi 
55.  —  Unregelmäßigkeiten  in  der  Lateinschule  55    —  Verfolgung  d 
Jesuiten  in  Frankreich  ;  Krieg  mit  Spanien  56.  —  Rückwirkung  a 
die  Schweiz  57.    —    Wiedererwachen    der  Oppo.*<ilionspartei  in  Sol 
thuin  58.  —  Guiilimanns  Agitation  gegen  Heinrich  IV.  58.  —  Sei 
.\usweisuiig:  deren  Bedeutung  59. 


Dritter  Abschnitt. 

Im  Dienste  der  spanischen  Gesandtschalt  in  Luzern. 

151)5— li>()5. 


I.  Als  Sekret fir  hol  Al/'ons  Casatc. 

(Tuilliinanns  Eintritt  in  den  Dienst  des   spanischen    Gosand 
(>"2.  —  ('asat.es  Persönlichkeit  <).3.  —  Guiilimanns  Oden  an  Casate 
—    lätiiikoit  als  Gesandtschaftssekretär  ♦>4.    —    Familienleben    67. 
Hiiiwt'ndunü:  zur  Geschichte  <i8. 

II.   /)f(.'^  Wrt'h'  «  f)c  n'h((.<  i/clrrflonnii  n  ;   der  Brinf Wechsel  mit  Sta 


Veranlassung  des  Werkes  6l>.  —  L'berblick  über  die  damali 
Hi*'^(!lneil)er   der    Kidfrenossenschaft,    Tschudi,  Stumpf,  Siiuler  71. 
(nnlliFnanri<  Plan  7  i.  —  Seine  Quell»*n  und  Hilfsmittel,  Methode 
—  V()i  KenniuFig  des  Druckes  77.    —   Schwierigkeilen  mit  Faber:  ^ 
terMMiiiuri    Staals   78     —    Freundschaftlicher   Briefwechsel   zwisch» 
.Staal  uml  (.niillinjatin  SO.    —    Staals  Charakter  85.   —    Er  erhält 
Aiitiquitat^."<  8«;     —    Deren  Inhalt  87.    —    Vergleich  mit  Stumpf  m^ 
Siinlor  8'J.    —   GnillitnanFi   über  die   Entstehung   der    Schweixerfr 
hoit  '.♦!.  —  liiljalt  der  letzton  Bücher  93.  —  Aussicht  auf  Fortsetz 
(le>  Werko  J>.'J. 


titt 


—    221     — 

III.  AtifnaJune  der  Aniiquitaies  //.  Erweiterunf/  des  Freundeskreises  ; 
erste  Annäherung  an  Habsburxf-Osier reich ;  die  Apostolica. 

Übersendung  der  Antiquitates  an  Georg  Werdenstein  OT».  — 
Wel:«ers  Erkundigungen  nach  Guillin)ann  96.  —  Staal  schenkt  das 
Werk  Rueger  96.  —  Guillimann  in  Mailand  ;  Panegyriken  an  Al- 
brecht 97.  —  Albrechts  Reise  nach  Brüssel  ;  Empfang  in  Luzern  98. 
—  Guillimann  bewirbt  sich  um  Begünstigungen  für  den  Salzbezug 
101.  —  Aufnahme  der  Antiquitates  in  der  Gelehrtenwelt  102.  — -  In 
Freiburg:  in  Solothurn  103.  —  In  der  Urschweiz  104  —Guillimann 
wendet  sich  der  Geschichte  der  Habsburger  zu  105.  —  Lob  und  Trost 
von  Rüeger  105.  —  Zureden  der  Freunde  betreffend  Neuauflage  und 
Fortsetzung  106.  —  Guillimann  vernichtet  die  Fortsetzung  108.  — 
Die  Apostolica  ;  Guillimanns  Brief  an  Techtermann  109  —  Die  Epi- 
gflmme  von  Beroldingen,  Beurer,  Staal  110.  —  Beginn  des  Verkehrs 
mit  Werdenstein  113.  —  Schellenberg  113  —  P.  Christoph  Hait- 
mann  115. 

IV.  Das   Werk  com  Ursprung  des  Hauses  Habsburg  und  der 
Uebertritt  in  Oesterreichs  Dienst. 

Guillimann  und  die  Geschichte  der  Habsburger  117.    —    Hoff- 
nungen und  Pläne  117.  —  Kaiser  Rudolf  II.  118.  —  Zureden  einfluU- 
feicher  Hofbeamter  118.    —    Guillimanns    Sympathien    für  Habsburg 
^^9.  —  Seine  Forschungen  119.  —  Unterstützung  durch  Freunde  1'^. 
^  Reise   nach    Ensisheim    \21.    —    Stockung   im    Briefwechsel    mit 
^^al  121.  —  Desgleichen  mit  P.  Christoph  123    —  Krankheit  seiner 
^niahlin  12:^.  —  Korrespondenz  mit  Rüeger  124.    —  Vorbereitungen 
^'^ni  Druck  der  Habsburgiaca  126.    —   Guillimann    und    Schellenberg 
^^.  —   Seine    Bemühungen    um   die  «  spanische   Lampe »    für   das 
^'ift  Einsiedeln  127.  —  Erlahmen  seiner  Arbeitskraft  und   Aufmun- 
*^»"ung  von  P.  Christoph  128.  —  Rudolfs  II.  Interesse  für  Guillimann  ; 
^•^herzog  Maximilians  Erkundigungen  129.  --  Bericht  des  Amtmanns 
^'^^n  Rheinfelden  130.  —    Ein  Neujahrsgeschenk  131.   —    Maximilian 
^»^d  die  Antiquitates  131.  —  Erscheinen  der  Habsburgiaca;    Sendung 
^•^  den  Pragerhof  132.   -     Guillimanns  Erwartungen    und    Absichten 
^^2.  —  Aufnahme  der  Widmung  von    seiten    des   Kaisers;    Anstände 
«gen  Botenlohn  134.  —  Sendung  an  die  Höfe  zu  Madrid  und  Brüs- 
l  134.    —    Verkauf  im  Buchhandel  1^^).    —    Schenkung  an  Rüeger 
^^  rid  Welser ;   Druckfehler  136.    —    An  den  Rat  von  Freiburg  137.  — 
-^  1  Melchior  Goldast  137.   —  An  P.  Christoph  138.    -  (Jbersiedelung 
^«r  Familie  Guillimanns  nach  Freiburg  i.  Br.  139.    —    Austritt  aus 
basales  Dienst  :    Jahrgeld    vom  Kaiser  1'39.    —  Abschiedsbrief  an  P. 
^tetoph  139.  —  Plan  einer  Edition  der  Briefe  des  Enea  Silvio  140. 
i  berscliwängliche  Hoffnungen  141. 


i 


—    222     — 


Vierter  Abschnitt. 

Der  Geschichtschreiber  des  Hauses  Österreich. 

1605-1612. 

1.  Guillinianns  Lebensplan  ; 
Sein  Lehramt  an  der  LJnicevsilät  Freiburg. 

Denkschrift  an  den  Kaiser  142.  —  Reurers  Tod  144.  —  Maxi- 
milians Absichten  mit  der  erledigten  Professur  145.  —  Provisorische 
Besetzung  durch  die  Universität  14').  —  Guillimanns  Stellungnahme 
14.').  —  Seine  Bewerbung  146.  —  Deren  Erfolg  147.  —  Guillimann 
in  Luzern  147.  —  Antritt  seines  Lehramtes  147.  —  Schreiben  des 
Kaisers  an  Maximilian  147.  —  Guillimanns  Stellung  an  der  Univer- 
sität 148.  —  Verhältnis  zu  seinen  Kollegen  :  Beziehungen  zu  Windeck, 
Zimmermann,  Curdinus,  Lang,  Pistorius  149.  —  Seine  Unzufrieden- 
heit mit  der  Professur  152.  —  Anstände  wegen  des  Gehaltes  154.  — 
Eiitschlulo  seinem  Lehramt  zu  entsagen  156.  —  Klagen  und  Schritte 
beim  Erzherzog  Maximilian  157. 

II.  Guillimann  als  Historiker  ; 
Seine  Foi^schunt/en  über  die  Fürsten  Oesterreic/is. 

Stolze  Zuversicht  159.  —  Seine  Anschauungen  über  Geschichte 
und  Geschichtschreibung  160.  —  Beziehungen  zu  gelehrten  Zeitgenos- 
sen ;  seine  Ansicht  über  die  Tellgeschichte  168.  —  Gründe  der  Ver- 
zögerung in  der  Herausgabe  der  Austriaca  165.  —  Bemühung  um 
Hilfe  166.  —  Deren  Erfolg  16/.  —  Mißgeschick  mit  den  Privilegien 
und  Patenten  167.  —  Rudolfs  II.  geistiger  Zustand  167.  —  Barvitios 
168.  —  Guillimann  und  die  fürstlichen  Archive  169.  —  Verhinderung 
seiner  Reise  nach  Innsbruck  durch  die  Bündnerwirren  169.  —  Stand 
der  Arbeit  im  Herbst  1607  :  die  Bildnisse  der  F'ürsten  170.  —  Schwie- 
rigkeiten in  der  Auszahlung  des  Jahrgeldes  171.  —  Vertrag  mit  dem 
Augsburger  Kupferstecher  Lukas  Kilian  172. 

III.  Kleinere  VeröJ/entHrhungefi  aus  den  Jahren  160S  n.   1609. 

Übersetzung  der  Schrift  von  Cervera  über  den  Tod  Philipps  II. 
17.S.  —  Das  Werk  über  die  Bischöfe  von  Straßburg  174.  —  Der  Stamm- 
bäum  der  Salier  175.  —    Die  Stammtafeln  zur  Jüiicher  Erbfolge  175. 

IV.   IViederaufhahme  der  habsburgischcn  Forschungen  ; 

neue  Hindernisse. 

Lukas  Kilian  an  der  Arbeit  177.    —    Ernennung  Guillimanns 
/um  kaiserlichen  und  österreichischen  Rat  und  Historiographeu,  Mai 


—    223     — 

1609;  Berufung  nach  Innsbruck  178.  —  Forschungen  in  Innsbruck 
und  Ambras  179.  —  Enthebung  von  der  Professur  180,  —  Erhöhung 
des  Jahrgeldcs  180.  —  Maximilians  Zahlungsbefehle  an  die  Kam- 
mern 180.  —  Guillimanns  Warten  auf  die  versprochene  Aktensen- 
dnng  182.   —  Zurücknahme  des  Versprechens  durch  Maximilian  182. 

—  Guillimanns  Unmut  182.  —  Relation  über  den  Badischen  Erb- 
folgestreit 183.  —  Guillimanns  und  seiner  Gattin  Krankheit  185.  — 
Die  goldene  Ratskette  185.  —  Die  Klosterannalen  von  Einsiedeln  186. 

—  Tod  seiner  Gemahlin  Agnes  im  April  1610  186.  —  Trostbrief  des 
Abtes  Augustin  186.  —  Guillimanns  Lob  auf  seine  Gattin  187. 

V.  Letzte  Arbeiten,  Hql/'nunfjen  uiui  Enttäuschungen. 

Reformpläne  für  die  Universität  Freiburg  188.  —  Guillimanns 
Anteil  189.  — •  Abermalige  Forschungen  in  Innsbruck  189.  —  F. 
Christophs  Bedenken  wegen  der  Autorschaft  seiner  Annalen  189.  — 
Adclsbrief  und  Wappen  bessern  ng,  Dez.  1610  190.  —  Eintreffen  der 
Privilegien  191.  —  Empfehlungen  für  Dr.  Ruinella  191.  —  Rückkehr 
nach  Frei  bürg  ;  Arbeit  an  den  Austriaca  M2.  —  Schreiben  an  Erz- 
herzog Albrecht  192.  —  Das  Gedicht  «  Aliquid  »  192.  —  Wiederver- 
mählong  193.  —  Vorbereitungen  zum  Druck  der  Annales  Heremitani 
194.  -  Pläne  behufs  Einrichtung  einer  eigenen  Druckerei  IM.  — 
Nachfrage  des  Markgrafen  Karl  von  Burgau  195.  —  Maximilians 
Geldbewilligungen  195.  —  Unvermögen  der  Regierungskassen  196.  — 
Stillstand  in  der  Arbeit  196.  —  Ordnen  und  Abschreiben  der  auto- 
biographischen Aufzeichnungen  Kaiser  Maximilians  1.  197.  —  Kor- 
'«spondenz  Guillimanns  mit  Federigo  Borromeo  198.  —  Erscheinen 
^f  Annales  Heremitani  (Frühjahr  161*2)  199.  —  Rechtfertigung  Guil- 
limanns wegen  der  Verzögerung  der  Austriaca  *200.  —  Todesahnung  ; 
Vorsorge  für  die  Kinder  301.  —   Sein  Hinscheid  (14.  Okt.  161*2)  m. 


Schluß. 

Maßnahmen  der  Universität  und  Maximilians  betreffend  Guil- 
limanns Bücher  und  literarischen  Nachlaß  '203.  —  Schritte  des  Rates 
von  Freiburg  um  Erhaltung  seiner  Schweizergeschichte  *204.  —  Trübe 
We  der  Hinterbliebenen  205.  —  Ausarbeitung  der  Austriaca  durch 
Windeck;  Maximilians  und  Windeck's  Tod  *206.  —  P.  Christophs 
Sor^für  die  Waisen;  Ankauf  der  Bibliothek  für  St-Gerold  *207.  — 
^illimanns  Bedeutung  und  Charakter  '208. 

Übersicht  über  Guillimanns  Schriften  '211.  —  Handschriftliche 
Quellen  216.  —  Nachträge  und  Berichtigungen  ^218. 


Bibliographie  der  Freiburger  Litteratur 

für  das  Jahr  1904. 
Zusammengestellt  von  Franz  Handrick. 


Alexis,  M.  G.  Bilan  g6ographiqae  de  Tann^e  1903.  (Balletin  p6dago- 

giqoe.  XXXIJI.  1904) 
Arcari,  P.  Prefazione  air  opera  del  dott.  A.  Cantono,  dal  titolo  c  Uo 

grande  riformatore  del  secolo  XVI»  >.  Kirenze  1904, 

—  Fra  il  passato  e  Tawenire.  Lettera  aatobiograiica.  (L'Ateneo, 
Roma,  äO  marzo  1904.) 

—  Leone  decimoterzo  poeta.  Nel  numero  straordinario  del  1'  ago 
sto  1903  della  rivista  Natura  ed  Arte  dl  Milano. 

Dair  Alpi  al  mare  Prefazione  ad  una  raccolta  di  Otto  qaadri 
del  Prof.  C.  Ferrario.  Milano  1903. 

—  II  momento  morale  del  paese.  Discorso  Milano  1903. 
Archivos  de  la  soeiete  d'histoire  da  canton  de  Priboarg.  VIII.  1^ 

livraison  XXXII  p  p.  1-134.  Fribourg  (Saisse)  1903.  8*'. 
Kaldegger,  J.  Untersuchungen  über  eine  allemannische  Evaogelien- 

Handschrift  der  Stadtbibliothek  Zürich  (M  S  C,  55,  713).  Frei* 

bnrg  i.  d.  Schweiz.  Pbilos.  Dissertation.  Halle  a.  d.  S.  1904, 

106  S.  8". 
Banz,  R.  Die  Würdigung  Ciceros  in  Sallusts  Geschichte  der  catilioa- 

rischen  Verschwörung.  Einsiedeln  1904.  13  S.  4^ 
Beck,  J.  Monatsschrift  für  christliche  Sozlalrefoim.  Redigiert  von  -  . 

XXV.  Jahrgang.  1903.  Basel    XII,  616  S  8»    -  XXVI.  Jahr- 

gang  1904,  Basel.  XVIII,  7^8  S.  8' 

—  Arbeiterfrage  im  <  Kirchlichen  Handlexikon.  •  I  Band  S.  312- 
314. 

—  Armenpflege  im  «  Kirchlichen  Handlexikon  *.  I.  Bd.  S.  340-344 

—  Winterprogramm.  —  Praktische  Aufgaben  der  staatlichen  Ar- 
menpflege. (Monatsschrift  für  christliche  Sozialreform.  XXV. 
1903.  S.  530-536.) 

—  Die  Wohnungsfrage.  (Monatsschrift  für  christliche  Sozialreform. 
XXV.  1903.  S.  635-639.) 


-    225    - 

IM,  J.  Die  ländliche  Jugend.  —  Wohlfahrtseinrichtangen  far  die 
ländliche  Jongmannschaft.  (Monatsschrift  für  christliche  Sozial- 
reform.  XXVI.  1904.  S.  63-70.) 
~   Arheiterinenvereine.  (Moantsschrift  far  christliche  Sozialreform. 
XXVI.  19ü4.  S.  186-142.) 

-  Der  praktisch-soziale  Karsas  in  Zürich,  ll.-l«^.  April  1904. 
(Monatsschrift  für  christliche  Sozialreform.  XXVI.  1904.  S. 
271-275.) 

-  Wirtschaftliche  Misstände  unter  dem  Landvolke.  (Monats- 
schrift für  christliche  Sozialreform.  XXVI.  1904.  S.  196-204.) 

-  Die  Wohnungsreform.  I.  Private  Mittel  und  Wege  der  Woh- 
nangsreform.  U.  Die  Vorkehrungen  der  Gemeinde  in  der  Woh- 
Dongsreform.  III.  Die  Tätigkeit  des  Staates  in  der  Wohnnngs- 
reiorm.  (Monatsschrift  für  christliche  Sozialreform.  XXVI. 
1904.  8.  253  258 ;  805-814 ;  871-376.) 

-  Die  Wohnungsfrage  aaf  dem  Lande.  —  Der  Kinderschntz.  I. 
(MonaUschrift  für  christliche  Sozialreform.  XXVL  1904.  S. 
504-515.) 

-  Der  Vereinskalender.  —  Der  Kinderschutz.  II.  (Monatsschrift 
ftr  christliche  Sozialreform.  XXVI.  1904.  S.  581-586 ;  703-708.) 

Berthier,  J.-J.  Les  bnveurs  d'eau  du  L6th6  (dessin  de  Joseph  Moos- 
bnigger,  dit  Mariani).  —  Le  cruciiix  de  la  Porte  de  Bour- 
gaillon.  (Fribourg  artistiqne.  1903.) 

-  üne  page  de  TAntiphonaire  d'Estavayer  (Le  roi  David).  — 
La  mfere  de  Dien,  reine  de  Tünivers  (dessin  de  Hans  Fries).  — 
L'cAve  Maria»  de  M.  Paul  Moullet.  —  Le  P^lerin  (peinture 
de  Grimonx).  —  La  Pelerine  (peinture  de  Grimoux).  —  L'An- 
Donciation  (tableau  conserv^  dans  TEglise  de  la  Tour-de-Treme). 
—  La  Vierge  (nn  detail  du  tableau  de  TAnnonciation  de  la 
Tour-de-Tröme).  (Fribourg  artistiqne  1904.) 

--   Le  nouveau  vitrail  de  Saint-Nicolas  par  J.  Mehoffer  (L'adora 

tion  des  Mages).  (Fribourg  artistiqne.  1904.) 
Bartsch!,  W.  Les  voyages  en  poste  avant  les  chemins  de  fer.  (Nou- 

Teiles  6trenne8  fribourgeoises.  1905.  p.  38-48.) 
Krot,  L.  Sur  la  m^thode  de  la  prödication  contemporaine  (Lettres  ä 

nn  6tudiant).  (Revue  de  Fribourg.  35"'"  annöe  (2"»'  s6rie,  III) 

1904.  p.  721-784.) 
■occarf,  R.  de.  Biskra.  (Libertö.  1904.  N«  1.) 
Bdogard,  L.  Les  syndicats  agricoles  dans  le  canton  de  Fribourg 

(Liberia.  1904.  N«"  187,  188.) 
Ifoalton.  Miss  Florence.  (Libert6  1904.  N'  20.) 

16 


-     226     - 

Boret,  A.  Saiot  Thomas  d*Aqoin  et  la  v6rit6.  (Reyne  de  Friboarg. 

85-  annöe  (2»'  s6rie,  DI)  1904.  p.  259-268.) 
Br^mond,  U*  La  jeanesse  d'an  hnmaniste  anglais :   Thomas  More.. 

(Revae  de  Fribourg.  85"^  ann6e  (2"«  sörie,  III)  1904.  p.  5-12 ; 

121-129.) 
Britschgi,  J.  Eine  Schweiz.  Gewerbezählang.  Aas  einem  Vortrag  in 

der    freibargischen    statistisch-sozialpolitischen    Gesellschaft 

(Freibarger  Nachrichten.  1904.  N°  46-47.) 
Broillet,  F.  Chalet  des  Planches  aax  Alii^res  (Haate-Grayäre;.  (Kri- 

bourg  artististiqae  1904.) 
Bninetiere,  F.  La  renaissance  en  Italie.  (Revae  de  Friboarg.  85"* 

annöe  (2"^  s6rie,  III)  1904.  p.  161-183.) 
Bninhes,  G.  La  foi  chr^tienne  et  la  Philosophie  an  temps  de  la  re- 
naissance   Carolingienne.   Th^se  pr^sentäe  ä  la  facalt6  des 

lettres  de  TUniversitö  de  Friboarg  (Suisse).  Paris  1908.  VIII. 

207  p.  So. 
BrunheS)  J.  Cbroniqae.  Histoire  de  la  terre  et  Terrain  de  Tbistoire. 

(Revue  de  Fribourg  S4"*  annöe  (2"'-  s6rie,  U)  1908.  p.  414-429.) 

—  Chronique.  Une  nouveiie  expödition  du  c  Fram  >  dans  les  mers 
arctiques  (1898-1902)  Revue  de  Friboarg.  85"«  ann6e  i,2'"* 
s6rie,  lU)  1904  p.  682-69  i  ) 

Bninhes,  H.-J.  Une  ^cole  agricole  feminine.  (Revae  de   Friboarg, 

84»"'  ann6e  (2'°-  sörie,  II)  1908.  p.  466-484.) 
Brunhes,  M°"  U.-J*  Les  conditions  de  travail  de  la  femme  dans  Tin- 

dustrie.  Travail  ä  Tusine  et  travail  ä  domicile.  (La  Qainzaine. 

LVIL  1904.  p. 
Bächi,  A.  Hans  Greierz  und  seine  Annalen.  (Freibarger  Geschichts- 

bl&tter.  X.  1903.  8.  1-54.) 

—  Die  ältesten  Beschreibuugeo  der  Schweiz.  (Schweizerische 
Randschau  IV.  1903-1904.  S  171-188) 

—  Zur  Geschichte  des  Stiftes  Finsiedeln.  Der  Uarchenstreit  — 
Abt  Konrad  von  Hohenrechberg.  (Schweizerische  Ruudschao. 
IV.  1903-1904.  8.  478-480.) 

Bulletin  p^dagogique.  Organe  de  la  Soci6t6  friboargeolse  d*6dacation 
et  du  Mus6e  p^dagogique.  Direction  :  R.  Homer.  R^daction  : 
J.  Dessibourg.  XXXir<^  ann6e.  Fribourg  1903  VIU,  468  p.  8*. 
-  XXXIII-c  ann^e.  Fribourg  1904.  Vm,  528  p  8*. 

Buomberger,  F.  Frequenz  der  schweizerischen  Hochschulen  in  den 
Jahren  18891903,  mit  specieller  Berücksichtigung  der  Unive^ 
sität  Freiburg  Freiburg  1904.  21  S.  8". 

—  Frequenz  der  Schweiz  Hochschalen  von   1889  bis  1903.  (Frei^ 
barger  Nachrichten.  1904.  N"  34-86) 


Biömberger,  F.  Die  Streikbewega&g  in  Belgien  1896-1900.  (Monats- 
schrift für  christliche  Sozialreform  XXVI,  1904.  S.  225-227  ) 

—  Rösoltate  des  examens  p6dagogiqaes  des  recrues  en  1903.  — 
Ergebnisse  der  Beknitenprüfungen  im  Jahre  1903.  Fribourg. 

1903.  20  p.  4*. 

—  La  bi^re  en  Saisse.  (Revae  de  statistiqae.  YII'"''  annöe  N**  294. 
Paris  1904 ) 

*-    Statistik  der  schweizerischen  Bnndesbeamten  nach  ihrer  Her- 
kunft. (Monatsschrift  für  christliche  Sozialreform.  XXV.  1903.) 

—  Massenelend  and  Kalturentwicklang.  (Hochland.  I.  1903-1904. 
S.  690-697.) 

Ckait,  le,  gr^gorien*  Ponr  le  XIII""  centenaire  de  la  mort  de  saint 
Gr6goire  le  Grand  (f  12  mars  604).  (Liberty.  1904.  N°  54-55.) 

Ciaetieres,  les,  de  la  ville  de  Kribonrg  Le  cimeti^re  de  Saint- l^^o- 
nard.  (Libert6.  1904.  N«  8o.) 

Conrardj,  C.  De  VirgiliS  ApoUonii  Rhodii  imitatore  Freibarg  i.  d. 
Schweiz.  Philos.  Dissertation.  Monasterii  1904.  59  et  1  p.  8^ 

Coisultation  de  la  Revne  de  Friboarg.  Le  syndicat  professionnel 
peat-il  et  doit-il  avoir  an  caract^re  confessionnel  ?  (Revue  de 
Friboarg.  85'"«  annöe  (2-  s6rie,  III)  1904.  p.  735-749.) 

Coaus,  H.  le  prieur.  (Liberty.  1904.  N«'  284,  286.) 

Conrson,  P.  de.  La  vänärable  abbaye  de  la  Maigraoge  hors  Friboarg. 
(1255  ä  1904).  (Revae  de  Friboarg.  35-  ann6e  (2'»-  serie,  III) 

1904.  p.  241-258  ;  338-358 ;  481-500  ;  580-600.) 

Culttmore.  H.  Christina  Rossetti.  (Revae  de  Friboarg.  35"^  ann^e 
(2-«^  s6rie,  HI)  1904.  p.  641-657.) 

—  Report  on  a  Conference  held  at  (Cambridge  on  the  Training  of 
Teachers  in  Secondary  Schools  for  Boys.  (Englische  Stadien 
XXXIV.  1.  H) 

^rrat|  L.  Oraison  fan^bre  de  M.  Pierre  Raboad,  tr^s  röv6rend  do}  en 
de  Billens.  (Libertö.  1904.  N*'  12.) 

Nemont,  J.  Les  ölections  legislatives  en  Helgique.  (Revae  de  Fri- 
boarg. S5™c  annöe  (2-«  s6rie,  HI)  1904  p  510-513.) 

—  Gbroniqne   sociale.   L'enseignement  professionnel.   (Revae  de 
Friboarg.  85""  ann6e  (2«"'  s6rie,  III)  1904.  p.  617-630.) 

ßcmierre,  M"^  Louise.  (Lihertö.  1901-  N«  233 ) 

I^bourg,  J.  M.  le  chanoine  Raphaöl  Homer.  (Bnlletin  p^dago- 
gique.  XXXm.  1904  p.  145-151.) 

I^Md,  E.  I<'6cole  primaire  fribourgeoise  soos  la  R^publique  helvö- 
üqae.  1798-1803.  Thöse  pr^sent^e  ä  la  facalt^  des  lettres  de 
rUniversit^  de  Friboarg.  Friboarg  19  i5.  XIV.  182  p.  8^ 


—    228    — 

> 

Derand,  E.  Un  pr^tre  ädncateur :  M.  le  chanoine  Homer.  (Extrait  de 
la  Revue  de  Friboarg.  III.  1904.  p.  411-426.)  Friboorg  (Soisse) 
1904.  16  p.  8'. 

—  Projet  d'äcole  normale  ä  Friboarg  sous  la  Röpabliqae  helvö- 
tique.  (BalletiD  p6dagogiqae.  XXXIII.  1904.  p  287-289.) 

Devolution,  la^  da  bien  roral,  d*apr6s  le  projet  do  Code  civil  snisse. 

(Libertö.  1904.  N°  284.) 
Diesbach,  M.  de.  Loais  d*Alfry,  premier  Landamman  de  la  Di^te 

f^dörale  de   1803.  (Jahrbuch  für  schweizerische  Geschichte. 

XXIX.  1904.  S.  169-188.) 

—  La  vie  mondaine  ä  Friboarg  et  le  Cercle  de  la  Grande  Soci6t6. 
Friboarg  1904.  38  p.  8'. 

—  Le  scalptear  Hans  Geiler.  (Archives  de  la  Soci^t^  d'histoire  da 
canton  de  Friboarg.  VIII.  p.  1-14.) 

—  Tapisserie  du  XVI»'  si6cle.  (Friboarg  artistique.  1903.) 

—  Ancienne  maison  ä  Vuadens.  (FriboÜrg  artistiqne.  1904.) 

—  Le  village  de  Domdidier.  (Nouveiles  6trennes  fribonrgeoises. 

1904.  p.  8-18.) 

—  La  seigneurie  de  La-Roche.  (Nouveiles  ^trennes  fribonrgeoises. 

1905.  p.  M3.) 

—  Episode  aus  der  französ.  Revolution.  Vorgetragen  an  der  Yer 
Sammlung  des  deutschen  geschichtsforschenden  Vereins  in  Hei- 
tenried  (Freiburger  Nachrichten.  1904.  N*  71.) 

Diesbachi  R.  de.  L'utilisation  des  forces  hydrauliques  par  TEtat  dans 
le  canton  de  Fribourg.  Th^se  de  doctorat  en  droit  pr6sent6e  k 
rUniversitä  de  Fribourg.  Fribourg  1904. 172  p.  et  une  carte,  rt*. 

Dobrzyckl,  8.  Najdawuiejsze  kolendy  polskie.  (Przeglad  Powszechny. 
1903.  IV;  1904.1.) 

—  Klasycyzm  w   Odzie  de  mlodasci    Edickiewicza.   (Pami^tnick 
literacki.  1903.  zesz.  4 ) 

—  Zdobycze  j^zykoznawstwa  polskiego.  (Poradnik  JQzykowy.  1904. 
zesz.  2,  4,  6  7.) 

—  Kilka  uwag  o  Alumaczeniu  Schillera  Don  Carlosa  przez  Mikie- 
wicza.  (PamiQtnik  literacki  1904.  zesz.  1.) 

>-     Tragiczny  wick  literalury  polskicj    (Paro.  ksi^ga  kn  uczczenia 
St.  Tarnowskicgo,  Krakow,  1904.) 
Dubois,  F.-Th.   Fribourg  et  le  butin  de  Bourgogae.   Notes  böral- 
diques  (Archives  h^raldiqoes  saisses.  XVIII.  1904.  p.  45-48,) 

—  Les  armes  de  Monseigoeur  Deruaz,  6vdqoe  de  Laasanne  et 
Genäve.  (Nouvelbs  6trennes  fribourgeoises.  1905.  p.  21-24.) 

Ducotterd,  X.  Le  P.  G.  Girard  et  son  action.  (Bnlletin  pödagogique. 
XXXm.  1904) 


-    229    — 

DBcrest)  Fo  Les  procossions  aa  temps  passö  dans  le  canton  de  Fri- 
boarg.  (Archives  de  la  soci6t6  d*histoire  da  canton  de  Friboarg. 
Vin.  p.  92-134 ) 

—  Le  deraier  maltre-aotel  de  la  cath^drale  de  Lausanne.  (Revne 
bistorique  vaadoise.  XU.  1904.  p.  1ü7-171.) 

—  Ciboire  gotbiqae.  (Fribourg  artistique,  1904.) 

—  Les  litanies  en  Tbonneur  de  Pierre-Nicolas  Cbenaax    (Noa- 
velles  ^trennes  friboorgeoises.  1905.  p.  61-73.) 

Dnpraz,  E.  Les  baillis  d'Orbe  et  Echallens.  Etade  bistoriqae.  (Revae 

bistorique  vaadoise.  XH.  1904.  p.  1-12.) 
Durante,  A.  Les  c  Lettres  au  procbain  >  du  c  Novoiä  Yr^mia  >.  Notes 
sar  r^tat  actael  des  esprits  en  Rassie    (Revae  de  Friboarg. 
35™'  annöe  {2"^  s6rie,  III)  1904.  p.  750-"/ 56.) 
Keole,  1%  primaire  friboai^eoise,   soas  la  röpubliqae  helvötiqae. 

(Libertö  1904.  N*  293.) 
Iggis,  Ad.-P.  T.  La  basiliqae  soaterraine  des  saints  Marc  et  Mar- 

cellin.  (Noavelles  ötrennes  friboargeoises.  1905.  p.  81-90.) 
bseiva,  Honsei^eur,  r6v6rendissime  prövöt  de  Saint-Nicolas.  (Noo- 

velles  ötrennes  friboargeoises.  1904.  p  47-52.) 
faseiva,  A.  Cbroniqae  :  Les  associations  agricoles  en  Belgiqae.  (Re- 
vae de  Friboarg.  35-  ann6e  (2"'  s6rie,  lU)  1904.  p.  379-386 ; 
444-459) 
Krennes,  nouvelles,  Mbourgeoises,  1904   38""'  ann6e.  Friboarg 
(Sdsse)  1903.  LXXXV,  112  p.  8°. 
-    1905.  39-  ann6e.  Friboarg  (Saisse)  1904.  LXXXVUI,  132  p.  8«. 
trolntioii,  1%  da  protestantisme  liberal.  Notes  et  docaments.  (Revae 

de  Friboarg,  34"*  (2"'  s6rie,  IIJ  1 903  p.  602-608.) 
f^et,  E.  Pascal  amoareax.     (Revae  de  Friboarg.  35°"  ann^e  (2°** 

s6rie,  lU)  1904.  p.  81  -  98 ;  184  -199 ) 

FMeration  des  Soci6t6s  friboargeoises  d'agricaltare.  —  Verband  der 

landwirtscbaftlichen  Gesellschaften  des  Kantons  Freibarg.  — 

Rapport  de  1903.  —  Bericht  1903.  —  56"  annöe.  Friboarg 

1904.  107  p.  8«. 

W,R.  De  Christo  restitatore  ordinis  laesi  — De  mysteriis  Christi. — 

De  Maria  matre  Christi.    Taarini  —  Romae  1904.  X,  207  p.  8^ 

-    n  pontificato  di  Leone  XIII   (Memorie  Domenicane.  Gennaio 

1904.  p.  17     24.) 
^  iDlomo  ad  an  libro  (Luther  and  Luthertam).  (Memorie  Domeni- 
cane. Gennaio  1904,  p.  35—39.) 
*-  Oesti  Christo.   (Memorie  Domenicane.  Maggio  1904.  p.  211 — 
217 ;  295  -298.) 


—    230    — 

Felder,  H.  Geschichte  der  wissenschaftlichen  Stadien  im  Franzis- 
kanerorden bis  am  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts.  Freibarg  i. 
Br.  1904.  VIII,  557  8.  8". 

—  Das  Stadienprogramm  der  Franziskanerschulen  im  13.  Jahr- 
hundert. Mic  Herücksichtigung  des  allgemeinen  Lehrprogram- 
mes  jener  Zeit.  Freibarg  i.  d.  Schweiz  Theol.  Dissertation. 
Freibujg  i.  Br  1904.  167  S.  8'. 

--  Eine  Legenden-Handschrift  vom  Jahre  1337.  (Freiburger  Ge- 
schichtsblätter. X.  S.  102  -109.) 

—  Le  «  Solidus  Rexanus  ».  (Spink  and  Son*s  Monthly  Nomismatic 
Circular.  XII.  1904.  7310  f.) 

—  La  Madone  dans  les  po^sies  de  Jacopone  de  Todi.  (Stades 
franciscaines.  XI  1904.  p.  258—268 ;  345—363.) 

FoUetete,  E.  De  la  pr^tendue  inf6riorit6  des  nations  catholiqaes 
(Revue  de  Fribourg  SS"""  annöe  (2-  serie,  lU)  1904.  p.  321  — 
337  ;  427-443.) 

Fragiiiere,  E.  Nos  mus^es.  (Nouvelles  ötrennes  friboargeoises.  1904. 
p.  100    102 ). 

—  Alcool  et  petite  ville.  (Nouvelles  ^trennes  fribonrgeoises.  1905. 
p.  118-123.) 

Incendie  de  Neirivue.  (Nouvelles  ötrennes  fribourgeoises.  1905. 
p.  74  80.) 
Fragniere,  L.  M.  le  Rd.  Doyen  Tschopp  ;  M.  Charles  Chardonnens; 
M.  Xavier  Schorderet ;  M.  Fran^ois  Corpataux  ;  M.  Lonis  Gri- 
vel;  M.  le  prof  Dr.  Maximilien  Westermaier ;  le  p^re  Jean 
Gremaud,  missionnaire ;  M.  Albert  Sottaz  ;  M.  Jean-Mamert 
Soussens.  (Nouvelles  ötrennes  fribourgeoises.  1904.  p.  69 — 73 
et  76-90) 

—  L6on  XIII.  (Nouvelles  ^trtnnes  fribourgeoises.  1904.  p.  1—4.) 

—  Pie  X.  (Nouvelles  ötrennes  fribourgeoises.  1904.  p.  5 — 7.) 

—  M.  Jules  Blassen ;  M.  F^licien  Gillet ;  M.  Romain  Dupasquier ; 
M.  le  chanoine  Homer,  professeur;  lU.  Lonis  de  Raemy  d'Agy; 
M.  Martin  Strebel ;  M.  Fran^ois-Xavier  Menoud;  M.  le  doyen 
Fran^ois-Xavier  Nuoflfer ;  M.  le  juge  Charles  Gottrau.  (Nou- 
velles 6trennes  fribourgeoises.  1905.  p.  91     115.) 

Fribourg  artistique  ü  travers  les  äges.  1903.  Fribourg  (Snisse)  1903. 
XVL  p.  24  plancbes  et  texte,  fol 

—  1904.  Fribourg  (Suisse)  1904.  VIII  p.  24  planches  et  texte,  fol. 
Froment,  Pierre.  Chronique.  Un  6v6que  social :  Ketteier,  d^aprös  na 

livre  nouveau.  (Revue  de  Fribourg.  35"*  ann^e  2"*  serie,  III> 
1904.  p.  138—141) 


=    2S1    - 

Gtfiely  6.  Le  probl^me  de  rirrigation,  d^aprös  an  livre  röcent  (Revue 

d'^coQomie  poliüqae.  XVIL  1903.  p.  802—826.) 
Guiiier,  A.  Chroniqoe.  Le  timbre-poste  nniversel.  (Revue  de  Kribonrg. 

35-^  annöe  (2"^  s6rie,  III)  1904  p.  274-292 ) 
Gautherot,  6.  La  lutte  d'une  abbaye  jurassienne  contre  la  Revolution 
fraD^aise.  Bellelay  de  1792  ä  1798  Etüde  d'histoire  diploma- 
tique r6voltttioDaire.  (Revue  de  Fribourg.  34"*  annöe  (2'°*  sörie. 
n.  1903  p.  449-465,  563-574.) 
Genottd,  L.  L*organi^atioD  des  cours  professiouels  pour  apprentis  des 
mötiers  eu  Snisse.  Fribourg  1903  94  p.  12'. 
—    Une  ^cole  de  mötiers  au  XVII"'  si6cle.  (Revue  de  Fribourg. 
33-  ann6e  (2-  sörie,  lU)  1904.  p  757—766.) 
CleschiehtsblStter,    Freiburger,    heraugegebeu    vom  deutschen  ge- 
schicbtsforschenden  Verein  des  Kantons  Freiburg.  X    1903. 
Freiburg  i.  Ue.  1903.  XIX,  256  S.  8^ 
Girard,  R.,  de.  Questions  d^enseignement  secondaire.  Paris  et  Gen^ve 

1905.  2  vols.  XL,  454  et  XVI,  515  p.  8*. 
(ürardiB,  P.  Chroniqoe.  Russie  et  Japon  (Revue  de  Fribourg  35"* 

ann6e  (2-  serie,  III)  1904.  p.  214    223.) 
Giraod,  Y.  Chateaubriand  et  la  critique.  (La  Quinzaine.  LX.  1904.  p. 
805—316.) 
-   Sor  une  lettre  inödite  de  George  Sand  ä  Senancour.  (Extrait 
de  la  Revue  de  Fribourg.  III.  1904    p.  130—137.)  Fribourg, 
(Suisse)  1904  8  p.  8*. 
^   Histoire  des  variations  du  «  Gönie  du   christianisme  >    (Revue 

de  Fribourg.  33"'  annöe  (2-  sörie,  III)  1904.  p.  359—378.) 
^   Le  mouvement  littäraire  dans  la  Suisse  frangaise  (le  scnlpteur 
de  Christs  et  notes  bibliographiques)  (Revue  latine.  III.  1904. 
p.  231-239.) 
~    Chateaubriand  et  Victor  Hugo    Une  des  sources  de  Tc  Expia- 

tion  >.  (Revue  latine.  UL  1904  p.  306—320.) 
"^  Lettres  in^dites  de  Lamennais.  (Revue  latine  III.  1904.  p.  542 

-550.) 
~^  G.-A.   Sainte-Beuve.    Table  alphab^tique  et   anaiytique    des 
Premiers  Lundis,  Nouveaux  Lundis  et  Portraits  contemporains, 
ftvec  une  ^tudes  sur  Sainte-Beuve  et  son  oeuvre  critique.  Den- 
xiftme  Edition.  Paris  1904.  XXVU,  379  p.  18^ 
^  La  Philosophie  religieuse  de  Pascal  et  la  pensäe  contemporaine. 

Deoxi^me  Edition.  Paris  1904  64  p.  16^ 
"^  Chateaubriand:  Etudes  litt6raires  Paris  1904.  XIX,  323  p.  16^ 
^  Pascal :  Thomme,  Toeuvre,  Tinfluence.  Troisi^me  Edition,  revue 


k 


-     282    — 

corrigöe  et  considörablement  aagmentee.  Paris  1904.  XI,  SOI 
p.  16« 
Giraud,  Y.  L'6volation  da  protestantisme  liberal :  Notes  et  docomeots. 
(Revue  de  Fribourg.  1903  p.  602—608.) 

—  Le  €  Port-Royai  >  de  Sainte-Benve.  II :  Valear  bistoriqae  et 
littöraire  de  Touvrage.  (Revae  des  coars  et  conf^reDces,  28  Jan- 

"    vier  1904.) 

—  Le  «  Port  Royal »  de  Sainte-Beove.  III :  Valeur  philiosopbiqae 
et  portäe  g^n^rale  de  Toeuvre  (Revae  des  coars  et  coDförences, 
4  fövrier  1904.) 

—  Ud  chapitre  in^dit  do  «  Gänie  da  christtanisme  >.  (Revae  des 
qaestions  historiques.  LXXVI.  1904  p.  578—578.) 

—  Ud  tragment  aatographe  da  maascrit  primitif  des  «  M6moires 
d*oatre-tombe  »  (Revae  d'histoire  iitt^raire  de  la  France  XL 
1904.  p.  421-435.) 

—  A  propos  de  Chateaabriand.  (Revae  napolöonienne,  octobre 
1904.) 

—  et  A.  Gschwind.  Les  variaotes  des  « Martyrs  ».  (Revae  d*bis- 
toire  littöraire  de  la  France.  XL  1901.  p.  HO  -  189) 

Gobet^  L.  L'enseigaement  de  la  g^ographie  de  la  Saisse  d^apräs  la 
carte  f^dörale.  (Extrait  duBalletin  p^dagogiqae.  XXXIII.  1904.) 
Friboarg  1904.  16  p.  8^ 

—  L'irrigation  dans  TAsie  centrale  rasse.  (Revae  de  Friboarg. 
35-  annöe  (2-  sörie,  III)  1904.  p.  28-87. 

Gregorianus.  Le  •  motu  proprio  >  de  Pie  X,  (Libertö.  1904.  No.  1.) 
Gremaud^  Am,  Le  pont  qui  branle,  sur  ia  Sarine,  pr^s  Gray^res.  (Fri- 
boarg artistique.  1903.) 

—  Pont  de  Corbiäres.  (Nouvelles  ^trennes  friboargeoises.  1904. 
p.  91-98.) 

Gremaud,  J.  et  Schneuwly,  J.  Les  Faucigny  de  Friboarg.  (Archives 
höraldiques  suisses.  1904.  XVIII  p.  8-12) 

Greyerz^  L.  von*  Eine  schweizerisch-französische  Dichterin  (Freibar- 
ger Nachrichten.  1904.  Nr.  46—48.  50-53.) 

Grimme,  U.  Die  weltgeschichtliche  Bedeutung  Arabiens.  Mohamed. 
Mit  einer  Karte  und  60  Abbildungen.  (Weltgeschichte  in  Ka- 
rakterbildern.  IL  Abteilung.)  München  1904  92  S.  gr.  8'. 

—  Pasekstudien.  Neues  aus  der  Werkstätte  der  altjüdiscben  Philo- 
logie. 2.  Ueberblick  über  die  Pasek  Legarmeh  in  Sm.  (Biblische 
Zeitschrift.  II.  1904.  S.  28-49.) 

—  Ginnen  als  Gottheiten.  (Orientalische  Litteratar-ZeitaDg.  YU. 
1904.  S.  250—253.) 


—    288     - 

—  Der  oraemiüselie  Ablwit.  Ein  Orandproblem  der  semitischen 
Qrjunmatik.  (Verhandlangen  des  XIII.  internationalen  Orienta- 
listen-Kongresses. S.  201^204) 

GrimiMi  Ho  53  Artikel  in  Herders  Konversationslexikon. 

—  Artikel  c  Mohammed  >  in  Jewish  Encyclopedia.  VIII.  Bd. 
Qn6rig,M.  l'avocat  (Libert6.  1904.  No.  277} 

Gmy,  J.  lies,  les,  Seychelles.  (Liberia  1904   Nos.  170.  221.  275.  292 

(Snppl^ment).  299.) 

-^   De  Fribonrg  anx  Seychelles.  (Liberia.  1904.  No.  6.  14.  27.  48.) 

Handriek,  F«  Bibliographie  der  Freibarger  Litteratar  für  das  Jahr 

1908.  (Freibarger  Geschichtsbl&tter.  X.  19üS.  S   287-255.) 

Hfairichtang,   die,  des  Freibarger  Schultheissen  Arsent  (Freibarger 

Nachrichten.  1904.  Nr.  24.) 
HoMer,  K.  Die  neaeren  Forschangen  zur  Geschichte  der  staatlichen 
AiQortisationBgesetzgebang.  (Archiv  für  katholisches  Kirchen- 
recht.  LXXXIV.  1904.  S.  22-88) 

—  Beiträge  zar  Geschichte  der  Amortisationsgesetzgebang  unter 
der  Regierang  der  Kaiserin  Maria  Theresia  (1740  80).  (Ar- 
chiv för  katholisches  Kirchenrecht.  LXXXIV.  1904.  S.  288— 
298.) 

—  Ein  neaes  Organ  für  Kirchenrecht.  (Schweizerische  Rundschaa. 
IV.1908-1904.  S.  207— 212) 

—  Neuere  Litteratar  zar  schweizerischen  Kirchengeschichte. 
(Theologische  Revae  III.  1904.  col.  561—565;  593  -  596.) 

^  Zur  Geschichte  der  Basier  Synodal-  and  Diözesanstataten  bis 
zar  Reformation.  Katholische  Schweizerblätter.  XX.  1904.  S. 
241-258.) 

^  Etodes  snr  Thistoire  da  Droit  fribourgeois.  V— VII.  Separat- 
Äbzag  der  «  Libertö  *.  Fribonrg  1904. 

^  Zar  neaeren  kirchengeschichtlichen  Korschang  in  der  Schweiz. 
I.  (Schweizerische  Randschau.  V.  1904-1905.  S  123-134.) 

^  Rechts-  und  Wirtschaftsgeschichtliches  aus  dem  Sense-  und  See- 
bezirk (Freiburger  Nachrichten.  1904.  Nr.  9.  11--13) 

"^  und  D.  Lampert.  Bücher  und  Zeitscbriftenschau.  (Archiv  fQr 
katholisches  Kirchenrecht    LXXXIV.  1904  S.  211 -219;  431 
-442  und  676—689 ) 
%fcin,  B.   Lnkians  Dialoge  über  die  Götterwelt.    Freiburg  i.  d. 

Schweiz.  Philos  Dissertation.  Solothurn  1904.  60  S.  8". 
'••'ner,  M.  le  chanoine,  professear.  (Liberia  1904.  No.  69.) 

""  le  professear,  et  Töcole  primaire  fribourgeoise.  (Bulletin  p^da- 
gogiqae.  XXXni.  1904  p.  169-173  et  193-198) 


-    284    — 

Horner,  Baphael.  (ifreibarger  Nachrichten.  1904  Kr.  38.) 

Joye,  P.  Les  secours  matuels  en  Saisse.  (Revae  de  Pribourg.  S4"*  aD- 
nöe  (2-  sörie,  II)  1908.  p.  590—601.) 

Juret,  P«  G«  Etüde  gramaticale  sar  le  latin  de  S.  Filaetrias.  Thöse  de 
doctorat  äs  lettres  pr6seat6e  ä  TUniversitö  de  Friboarg(SQisse). 
Erlangen  1904.  192  p.  8*. 

Kirsch,  J.  P.  Joseph  Kardinal  Hergenröther*s  Handbuch  der  allge- 
meinen Kirchengeschichte.  Vierte  Aaflage  nea  bearbeitet  von 
— .  n.  Band  :  Die  Kirche  als  Leiterin  der  abendländischen  Ge- 
sellschaft. Freibarg  i.  Br.  1904.  XI,  1104  S.  8*. 

—  Giaseppe  Hergenröther,  Storia  aniversale  della  Chiesa  Qnarta 
edizione  rifasa  da.  — .  Prima  traduzione  italiana  del  P.  Enrico 
Rosa  Vol.  I  Firenze  1904.  Vol.  II.  Firenze  1904.  XXIV,  469  p. 
e  aoa  cartolina  8". 

—  Die  päpstlichen  Annaten  in  Deutschland  während  des  ^V.  Jahr- 
hunderts. Herausgegeben  von  — .  I  Bd.:  Von  Johann  XXII.  bis 
Ipnocenz  VI.  (Quellen  und  Forschungen  aus  dem  Gebiete  der 
Geschichte.  Herausgegeben  von  der  Görres-Gesellschaft.  IX) 
Paderborn  1908.  LVI,  344  S.  8'. 

—  Forschungen  zur  christlichen  Litteratur-  und  Dogmengeschichte. 
Herausgegeben  von  —  und  A.  Ehrhard.  III.  Bd.  2.-  4.  Heft 
Mainz  1903.  -  IV.  Bd.  Mainz  1904. 

—  Anzeiger  für  christliche  Archaeologie.  Nr.  X.  XI,  XII,  XHI. 
(Römische  Quartalscbrift  fUr  christliche  Altertumskunde  und 
für  Kirchengeschichte.  XVH  1908.  S.  354—868.  -  XYIU. 
1904.  S.  45  -54 ;  S.  150-159  ;  S.  326-333.) 

—  Comptes  d*un  collecteur  pontifical  du  diocäse  de  Lausanne  sous 
le  pape  Jean  XXII.  (Archives  de  la  Soci^tö  d'histoire  du  can- 
ton  de  Fribourg.  VIII.  p.  65-91.) 

—  Confessional.  Eglise  Saint-Michel,  Fribourg.  (Fribourg  artisti- 
que  1904.) 

—  Article  <  Aigle  >  dans  le  <  Dictionnaire  d'arch^ologie  chr6- 
tienne  et  de  liturgie  »,  publik  par  F.  Cabrol.  T.  I.  col.  1036— 
1038.  Paris. 

—  Le  Palatin  chr6tien.  (Libertö  1904.  No.  22.) 

—  und  Luksch,  U.  Geschichte  der  katholischen  Barche.  Heraus- 
gegeben von  der  österreichischen  Leo-Gesellschaft.  Lieferung 
2-14.  München  1903—1904.  4°. 

Kohl;  Hans«  Die  Reform  der  <  Volksversicherung »,  eine  Aufgabe  der 
Sozialpolitik.  Freiburg  i  d.  Schweiz.  Jur.  Dissertation.  Chem- 
niu  1903.  102  S.  S\ 


-    2S5    - 

Eostuieoki  A»  yon.  Das  eherne  Lohngesetz  Lassalles  and  die  sozial- 
politischen Ansichten  Ricardos.  (Monatsschrift  f&r  christliche 
Sozialreform.  XXVI.  1904.  8  155-166  ;  259—270.) 

Krasuski,  F.  Ueber  den  Ambitns  der  Gregorianischen  Messgesänge. 
(Veröffentlichungen  der  gregorianischen  Akademie  zn  Freibarg 
i.  d.  Schweiz.  Heft  I.)  Freibarg  i.  d.  Schweiz.  Philos.  Disserta- 
tion. Freibarg  (Schweiz)  1908.  182  S.  -f  3  Tabellen.  8' 

bbrioile,  P.  de.  Un  apologiste  da  lY'si^cle  LaChapelle  Montligeon. 
1904.  27  p.  8*. 

—  A  pross  de  la  statae  de  Renan.  (Correspondant.  CGXII.  1903 
p.  965-975.) 

—  L*6cole  po^Uqne  noa volle  aa  temps  de  Cic6ron,  (Revae  des 
coars  et  Conferences,  SO  jain  1901.) 

Ueaze;  P.  Les  dölassements  d*an  rapin.  (Noavelles  ötrennes  friboar) 

geoises.  1904.  p.  26-89 ;  1905.  p.  49    60.) 
Liib,  A«  Mitgliederverzeichnis  der  deatschen  Stadentenkongregation 

am  Coliegiam  St.  Michael  za  Freibarg  i.  d.  Schw.  Heraasgege- 

ben  von  —  anter  Mitwirkang  des  jew.  Präfekten  J.  Schmatz. 

Freibarg  (Schweiz)  1904. 
I'Unpcrt,  D*  Zar  rechtlichen  Behandlang  des  kirchlichen  Eigentams 

in  der  Schweiz.  (Separatabzag  aas  der  €  Monatsschrift  für  christl. 

Sozialreform  XXVI.  1904.)  Freibarg  (Schw )  1904.   64  S.  8". 

—  Die  Bedeatang  and  die  Aasfahrang  deb  Mota  proprio  <  Arda- 
nm  sane  manas  >  über  die  Kodifikation  des  kanonischen  Rech- 
tes. (Schweizerische  Kirclieazeitang.  1904  S.  175  -177.) 

^   Les  rapports  de  TEglise  et  de  TEtat  et  les  ressoarces  de  TEg- 

lise  en  Snisse.  (Revae  da  Clerg6  fraogais.  XLI.  190V  p.  23-36.) 

Lorenz,  i.  Freibarger  Sagen.  (Freibarger  Nachr.  1904.  Nr.  93 -9o. 

~~  Zu  Allerseelen.  (Freibarger  Nachrichten.  1904  Nr  133.) 
KandoDuet,  P.  Universität  Freibarg,  Schweiz    Bericht  über  das  Stu- 
dienjahr 1902-1903.  Erstattet  von  dem  zurücktretenden  Rektor 
~.  Kreibnrg  (Schweiz)  1904.  31  S.  8^ 

-*  Universitö  de  Friboarg,  Saisse.  Rapport  sar  Tann^e  acad6- 
mique  1902-1903,  par  le  rectear  sortant  — .  Krib.  1904.  31  p.  8". 

^  Les  chanoines-pr^chears  de  Bologne  d'apr^s  Jacqnes  de  Vitry 
(Arch.  de  la  3oci6t6  d'hist.  da  cant.  de  Kribourg.  VUI  p.  15-56  ) 

^  Chroniqae  aniversitaire.  L'ann6e  acad6miqae  1902-1903  ä  l'Uni- 
versitö  de  Friboarg.  (Revue  de  Fribourg.  34  ann6e  (2"'  s6rie 
H)  1903.  p.  609-615.) 

^  Qu'est-ce  qae  ThistOTe.  (Libertö.  1904.  N'*  16.) 


~    286    — 

Manser,  0.  Abb6  Piat  über  Sokrates.  (Scbweizeriscbe  Randscban.  lY. 
1908-1904.  S.  219-223) 

Masson,  AI«  La  po^sie  de  Lamartine  et  soo  principe  d'^volntion.  (Re- 
vue de  Fribourg.  3o"*  ann6e  (i»'  sörie,  III)  1901.  p.  561-578.) 

—  La  jeanesse  de  Lamartine :  les  ann6es  d'apprentissage  litt6raire 
(1807-1817).  (Revne  des  coars  et  Conferences,  jain  1904) 

Matniewicz,  0.*B.  Doctrina  Rnssoram  de  stata  justitise  orginalis. 

Freibarg  i.  d.  Schweiz.  Tbeol.  Dissertation.  Cracoviae  1908. 

286  p.  8'. 
Max,  Prinz,  von  Sachsen«  Die  b.  Woche.  Predigten.  Einsiedeln  1904. 

134  S.  8". 

—  Die  orientalische  Kirchenfrage  (Freibarger  Nachrichten.  1904. 
1517,  19-21,28.) 

MeditationSj  les  premi^res,  poötiqaes  de  Lamartine.  (Libert6.  1904. 

N'  295.) 
Menond,  F.-X.   Alt  Staatsrat,  (t  reiharger  Nachrichten  1904.  N*  109.) 

—  M.  Frangois-Xavier.  (Libert6.  1904.  N'*  212.  215.) 

—  M.  Clement,  r6v6rend  cur6   de   Vaisternens.  (Liberia.   1904 
N'"'  228,  235.) 

Mexin,  S*  Der  Mädchenhandel    Freibarg  i.  d  Schweiz.  Jar.  Disser- 
tation. Basel  1904.  80  S.  8°. 
Montenach,  G*  de.  Pr6face.  (Pribonrgartistique.  1908.  p.  V-XV.) 

—  Le  Service  domestiqae  dans  la  cit6  fatnre.   (Libertö    1904. 
N<^'  294,  295,  297  ) 

—  L'esthötiqae  des  villes.  (Libertö.  1904.  N^  49.) 

Musy,  M.  L'activitö  de  la  soci6t6  friboargeoise  des  sciences  natu- 
relles en  1902-1903.  (Revae  de  Friboarg.  85""  annöe  (2"'  s^rie, 
III)  1904.  p.  45-50.) 

Mutualite,  la,  acolaire  en  Belgiqae.  (Bulletin  p6dag.  XXXIII  1904) 

—  de  Fribourg.  (Libertö.  1904.  Nos.  222—223.) 

—  scolaires.  (RuUetin  pödagogique.  XXXIII.  1904.) 

Noces,  les,  d'argent  de  la  musique  de  Landwehr«  (Libertö,  1904 
N°  239.) 

NuoflTer,  Fran^ols-Xavier.  r6v6rend  doyen  d'Estavayer.  (Liberia. 
1904.  N°  229 ) 

Oser,  H.  Der  Einfiass  des  schweizerischen  Civilgesetzbuches  auf  das 
Studium  des  Privatrechts,  Rede  gehalten  am  16.  November  1903 
zur  feierlichen  Eröffnung  des  Studienjahres  190S-19C4.  Frei- 
barg, Schweiz  1904.  21  S.  8«» 

—  Gesetzgebung  und  Litteratur  der  Schweiz  in  den  Jahren  1899- 
1901.  (Jahrbuch  der  internationalen  Vereinigung  für  verglei- 


-     237    — 

cheode  Rechtswissenschaft  und  Volkswirtschaftslehre.  YII,  2. 

S,  1375-1553.) 
Page,  une,  d'histoire  ä  propos  da  soi-disant  <  droit  d*exclasion  » 

daDs  le  diocöse  de  B&le.  (Liberty.  1904.  N"*  94-96,  105.) 
Pahad,  F.  L'öglise  des  Aagustins  ou  de  St-Maarice.  (Archives  de  la 

Soci^tö  d'histoire  da  cantoo  de  Friboarg  VIII.  p.  57-64.) 

—  Eüceosoir  et  oavette  (Eglise  de  Saiat-Jean.)  (Friboarg  artis- 
tiqae.  1903.) 

—  Ostensoirs.  (Friboarg  aitistiqae.  1904.) 

Pal,  P.  Hylemorphismas  and  die  aligemein  sicheren  Ergebnisse  der 

Naturwissenschaft.  Natnrphilosophische  Untersachang  über  das 

Wesen  der  Körper.  Freibarg  i.  d.  Scbwe  iz.  Philos.  Dissertation 

Blasendorf  1904.  VII,  83  S.  8^ 
FUlipona,  P.  Jean-Mamert  Soassens.  (Revne  de  Friboarg  34°"  ann^e. 

(2-  s6rie,  II)  1903.  p.  575-589.) 
Poltera,  J.  Zar  Lehre  vom  Rückfall  mit  besonderer  Berücksichtigang 

des  schweizerischen  Strafgesetz-Vorentwarfes.   Freibarg  i.  d. 

Schweiz.  Jar.  Dissertation.  Char  1904.  112  S.  8'. 
MPradOi  N«  De  concordia  Molinae.  (Jahrbach  far  Philosophie  und 

spekulative  Theologie.  XVIII.  1904.  S  464-493.  —  XIX.  S  66- 

98.) 

—  Concordia  liberi  arbritrii  cum  divina  motione  juxta  doctrinam 
divi  Thomae  et  sancti  Augastini.  (Divus  Thomas.  XXV.  1904. 
p.  123-147;  355-374;  579-601.) 

-  Analisis  del  drama  de  Tirso  de  Molina,  €  El  Gondenado  por 
des  =  confiado  >.  —  I.  Idea  del  drama.  —  II  Doctrina  tbeolo- 
gica  en  61  contenida  sobre  la  gracia  y  la  predestinacion,  etc. 
(El  Santisimo  Rosario.  19  ;4.) 

^17)  P*  de.  Encensoir,  navette  et  plateau.  (Tresor  de  T^glise  de 
Saint-Laurent  ä  Estavayer.)  (Friboarg  artistique.  1904.) 

^estions  de  psyehologie^  physique  generale.  (Bulletin  p6dago- 
gique.  XXXII.  1903.  p.  393-398;  425-429.  XXXUI  1904. 
p.6-9;  28-30;  77-79;  100-102;  153-lo6;  177-180  et  220-223.) 

B«boud,  M.  le  doyen^  par  C.  de  T.  (bibert^.  1904.  N»  11,  12.) 

^■iy,Ch  de.  Les  trois  sanctuaires  de  Marie  dans  la  ville  de  Fri- 
boarg. Etüde  historique.  Fribourg  1904.  48  p.  12*. 

-  Notice  historique  et  g^n^alogique  snr  la  brauche  fribourgeoise 
de  la  famille  Appenthel.  (Extrait  de  la  Revue  historique  vau- 
doise.  XU.  1904.  p  65-73  et  97-107.)  Lausanne  1904.  20  p.  8°. 

—  Epicure  et  Tolstoi  ou  6goisme  et  altruisme.  Genäve  1904. 
12  p.  8". 


—    288    — 

Riemy^  Gh.  de.  L'homme,  les  aDimauz  et  lears  rapports  motnels 
Discoars.  (Edition  popalaire  de  TAmi  desanimaaz.  1904.  N"  1.) 
Bffimy,  M.  le  jage  cantooal  Louis  de.  (Liberia  1904.  N""  76.) 
Reichlen^  Fr.  L'ossaaire  et  Tob^lisque  de  Morat.  —  Les  bas-reliefs 
comm^moratifs  plac^s  ä  THötel  caotODal  de  Friboarg :  La  ba- 
taille  de  Morat,  par  Ch.  Xgael ;  la  diete  de  Stantz,  par  Ch.  Igo^l. 
(Friboarg  artistiqae.  1904.) 

—  Poailles  arch6ologiqaes.  (Noavelles  ^trenoes  friboargeoises. 
1904.  p.  19-25.) 

—  Le  cb&teaa  de  Gmy^res  et  ses  peintares  marales  (Revue  histo- 
rique  vaudoise.  XII  1904.  p.  387-396) 

Revue  de  Fribourg.  34-'  ann6e  (2-  s6rie,  II)  1903.  Friboarg  (Suisse) 
1903.  640  p.  8^ 

—  35-  annöe  (2-  sörie,  III)  1904.  Friboarg  (Saisse)  1904  800  p.  8*. 
Reymond^  M.  Ghroniqae.  Le  Gongräs  catboliqae  de  Lucerne.  (Revoe 

de  Friboarg  34'"'  anoöe  (2-  sörie,  H)  1903.  p.  509-522.) 
Reynold^  G.  de.  Jean-Jacqaes  Rousseau  et  ses  contradicteurs.   Du 
Premier  c  Discoars  »  ä  <  Tln^galit^  ».   1750-1755.  (Revae  de 
Fribourg.  35"''  annöe  (2'"c  sörie,  III)  1904  p.  514-523  ;  601-616 
et  671-681.) 

—  Pröface.  -  Costume  friboargeois  (Premi^res  annöes  du  XIX* 
siöcle).  —  Ste.  Elisabetb  (Souvenir  du  vieux  Fribourg).  (Fri- 
boarg artistiqae.  1904.) 

Roussel^  A.  Un  disciple  de  Lamennais ;  Tabb^  Garon,  d'apr^s  une 
correspondance  inädite  de  Lamennais.  (Revae  de  Friboarg. 
35'"'  ann6e  (2-  sörie,  III)  1904.  p.  13-27  ;  99-120.) 

—  Gorrespondance  de  Le  Goz,  archevSqae  de  Besan^oo.  Paris  190S. 

—  Le  R&mftyana  de  Vftlmiki.  H»"  vol.  Paris  1908. 

Rouzies^  M.  Lettres  in^dites  de  Bonald.  (Revue  de  Fribourg.  35**  an* 
n6e  (2-  s6rie,  III)  1904.  p.  661-670.) 

Ruskin.  Pages  et  dessins  de  — .  Tradactions  de  H.-J.  Brunhes.  (Noa- 
velles 6trennes  fribourgeoises.  1904.  p.  56-62.) 

Rymowicz^  Y.  Die  Pbilosopbie  von  Joseph  Golachowski  und  ilure 
Abhängigkeit  von  Schellings  Weltanschauung.  Freiburg  i.  d. 
Schweiz.  Philos.  DisserUtion.  Freibarg  (Schweiz)  1903.  117 
S.  8«. 

Savoy,  H.  Le  premier  assyriologae  suisse:  Joseph  Grivel.  1810  — 
1876.  Avec  des  lettres  in^dites  de  Hommsen,  Oppert,  Haagh» 
etc.  (Extrait  dela  Revue  de  Fribourg.  III.  1904.  p.  200-213.) 
Fribourg  (Suisse)  1904.  16  p.  8'. 

—  Ghronique :  Ba^albek  (Heliopolis).  Histoire,  monuments,  impor- 


—    289    — 

importance.  (Bevne  de  Fribourg.  S5''*aon6e(2"*8M6,in)  1904. 
p.  767  -785.) 

SiToysH.  Les  grandes  d^coavertes  assyrienoes  et  T^critare  can6i- 
forme.  (Bnlletio  p^dagogiqae.  XXXIII.  1904  p.  495-499; 
513-  515.) 

Sehaller,  R*  de*  Soci6t6  friboargeoise  des  Amis  des  Beanz-Arts.  Rap- 
port anonel  da  Gomit6  de  la  Soci^tö,  prösent^  äTAssembl^e  g6- 
n6rale  da  22  d^cembre  1903.  Friboarg  1904.  26.  p.  12^ 

-  Jardiniäres  (argent  repouss6).  —  Poöle  da  XVIII*'  si^cle.  (Fri- 
boarg artistiqae.  1904.) 

Seheimpflag,  K.  Die  kredit-  and  jastizpolitische  Bedeataag  des  Ter- 
minhandels. (Monatsschrift  für  christliche  Sozialreform  XXV. 
1903.  S.  477-492;  587-548.) 

-  Preispolitische  Organisation  der  Prodaktivslände.  (Monats- 
schrift für  christliche  Sozialreform.  XXVI  1904.  S.  377  -386; 
452-465.) 

Scheiwiler^  A*  Die  Eacharistie  in  den  aosserkirchlichen  Kreisen  im 
2.  nnd  3.  Jahrhandert  and  die  Aqnarier.  (Vollständig  in  <  For- 
schangen  zar  christlichen  Literatar-  and  Dogmengeschichte  >. 
Bd.  in,  4.  Heft  onter  dem  Titel  «  Die  Elemente  der  Eacharistie 
iD  den  ersten  drei  Jahrhaaderten  ».)  Freibarg  i.  d.  Schweiz. 
Theol.  Dissertaüon.  Freibarg  (Schweiz)  1 904.  IV,  60  S.  8'. 

SeUineker,  B«  A  la  recherche  d'ane  d^finition  de  la  philosophie.  (Re- 
vue de  Friboarg.  85"*  ann6e  (2»'  sörie.  UI)  1904.  p.  40J  -410 ; 
501—509.) 

Schmitt,  M.  Pabbö  Theodore.  (Liberty.  1904.  No.  290.) 

SehiBrer,  G.  Die  Eümmernisbilder.  (Jahresbericht  des  NeisserKanst- 
nnd  Altertams- Vereins.  VII ) 

-  Die  Kttmmemis-  and  Volto  santo  Bilder  in  der  Schweiz.  (Frei- 
borger  Geschichtsblätter.  X.  1903.  S.  110-181.) 

WiwaUer,  V  Die  Grasbarg.  Vortrag.  (Freibarger  Nachrichten.  1904. 
Nr.  75-77.  79.  82-83.) 

-  Ueber  die  Erstellang  von  Gemeindechroniken.  Referat  (Frei- 
burger Nachrichten.  1904.  Nr.  145-148.) 

Sociite  aUemande  d'Usioire.  (Liberty  1904  Nr.  286.) 
Sodite  eantonale  d'hisioire.  (Liberty.  1904.  No.  39.  HO.  296.) 
Soelete,  la,  d'hisioire  ä  la  Roche.  (Liberty.  1904.  No.  159.) 
^elmann,  J*  Berner  Ortsnamen  helvetisch-römischen  Ursprungs. 
Gals,  Ltlscherz,  Ligerz,  Vingelz,  Vinelz,  Epsach,  Ipsach,   Kall- 
nach.  Ins).  Neues  Berner  Taschenbach  auf  das  Jahr  1905.  S. 
280-258.) 


~    240    - 

Staiistique  d'etat  ciTÜ  de  la  yille  de  Fribonrg*  (Liberia.  1904.  No. 

87.) 
Statistik  der  UiiiversitSt  Freiburg  seit  ihrem  Bestände.  (Kreibar- 

ger  Nachrichten.  1904.  Nr.  39.) 

Stigessl,  Cliarles*  Le  livre  des  drapeaax  conservö  aaz  archives  d( 
TEtat  de  Fribourg.  Banderole  de  Charles  le  T6m6raire.  (Fri— 
boarg  artistiqae.  1903.) 

Strebel,  tf.  Martin.  (Liberia.  1904.  No.  80.) 

—  Papa  (Freibarger  Nachrichten  1904.  No.  43.) 
Strowski,  F.  F^nelon  et  son  pays.  (Revue  de  Friboarg.  34"*  ana^e 

(2"-  s6rie,  11)  1903  p.  337  -359  ) 
Tilleul,  le,  de  Fribourg.  Son  histoire  (1470—1904.)  (Liberia.  1904. 
No.  244.) 

Tribulations  d'un  inspecteur  scolaire  sous  la  Bepublique  helve« 

tique.  (Bulletin  p6dagogique.  XXXUI.  1904.  p.  56—59.) 
Tuor,  P.   Die  Freien  von  Laax    Ein  Beitrag  zur  Yerfassungs    and 

Standesgeschichte.   Freiburg  i.  d.  Schweiz.  Jur.  Dissertation. 

Chur  1903.  VII,  200  S.  8«\ 
Verein,  deutscher  Geselüchtsforschender,  des  Kantons  Freiburg. 

(Freiburger  Nachrichten.  1904  Nr.  70.  143.) 
Vermot,  G.  L'Eglise  et  TEcole  au  XIX*  siöcle.  (Bulletin  pödagogique. 

XXXIII.  1904.) 
Wacber,  Pfarrer.  Das  Recht  der  Kirche  auf  den  Erwerb  und  dei 

Besitz  irdischer  Güter.  (Freiburger  Nachricliten.  1904.  Nr.  11 

-119.  121-125.) 
Wagner,  P.  Die  Diatonisierung  des  gregorianischen  Gesanges  darol 

das  Liniensystem.  (Rassegna  gregoriana  1904.  Col.  244     254     ^) 

—  lieber  die  Gesänge  der  Totenmesse  (Gregorianische  Rundschi 
1904.3.  165  -167;  181-183) 

—  Gregor  der  Grosse  und  die  gregorianische  Restauration.  Zi 
12.  März  1904.  (Gregorianische  Rundschau.  1904.  S    88-*^ 
Die  Artikel  t  Alleluja  »  und  «  Alphabet  »  im  «  Dictionna' 
d'arch^ologie  chrätienne  et  de  liturgie  •,  von  Cabrol,  col.  1! 
und  1257. 

—  lieber  die  Aufgaben  der  Choral  Wissenschaft  in  Deutschla: 
(Cäcilia,  Strassburg,  Oktober  1903.) 

—  Veröffentlichungen  der  gregorianischen  Akademie  zu  Freibim^"*-^ 
(Schweiz).  Herausgegeben  von  -.  I.  Heft:  F.  Krasnski.  üet>"^'' 
den  Ambitus  der  greorianischen  Messgesftoge,.  Freibarg  (Scti^^^v^ 
19(13.  VII.  132  S  und  3  Tabellen.  S" 


—    241     — 

WagBer,  P«  Das  Dreikönigspiel  za  Freibarg  i.  d.  Schweiz.  (Freibar- 
ger Geschichtsblätter.  X.  1903.  S.  77—101.) 

—  Origioe  et  d^veloppement  da  chant  litargiqae  jasqa'ä  la  fin  da 
moyen  äge.  Tradoit  de  rallemaod  par  Tabb^  Boar.  Toamai 
1904.  888  p.  8". 

—  Kyriale  sive  Ordinariam  missae  cum  canta  gregoriano,  qaem  ex 
vetostissimis  codicibas  manascriptis  cisalpinis  collegit  et  ho- 
dierno  asai  accomodavit  — .  Graecii  1904.  VIII,  64  p.  8". 

—  Kyriale.  Die  gewöhnlichen  Messgesäni^e  nach  ansem  ältesten 
Handschriften  bearbeitet  aod  in  moderne  Notation  amgeschrie- 
ben  Graz  1904.  XII,  64  S.  ]t. 

Orgelbegleitang  zam  Kyriale.  (Lesart  anserer  ältesten  Hand- 
schriften.) Bearbeitet  von  -.  Graz  1904.  78  S.  4'. 

Watteleti  U.  Zar  Geschichte  des  Stecklikrieges  (Frei barger  Ge- 
schichtsblätter X.  1908.  S.  So -76.^ 

Weinmann^  C*  Hymnariam  Parisiense  Das  Hy mnar  der  Cistercienser- 
Abtei  Pairis  im  Elsass.  Aas  zwei  Codices  des  1:^.  and  18.  Jahr- 
hunderts heraasgeheben  und  kommentiert  Freiburg  i  d.  Schw. 
Philo*.  Dissertation.  Regensbarg  1904.  VI,  73  S.  8*. 

Weiss.  A.  M*  Apologie  des  Christentums.  4.  (id.  Soziale  Frage  and 
soziale  Ordnung  oder  Handbuch  der  Gesellschaftslehre.  Vierte 
Auflage  Kreibargi.Br.  1904  2  Teile.  XVI,  1-58:2  and  XII. 
583     1220. 8^ 

-  Lebensweisheit  in  der  Tasche.  10  Auflage  Freiburg  i.  Br.  1904 
XVin,  304  S. 

-  Die  religiöse  Gefahr.  Freiburg  i  Ur.  1904.  XX.  522  S.  8°. 

"-  Die  religiöse  Gefahr.  Zweite  und  dritte  unveränderte  Auflage. 
Freiburg  i.  Br.  1904  XX,  .H2i  S.  8\ 

~-  Zeitfragen  und  Zeitphrasen.  IV.  Das  viittelalter  als  Hindernis 
für  die  Aussöhnung  mit  der  modernen  Kultur.  (Theologisch- 
praktische  Quartalschrift.  LVI.  1903.  S  751  -764) 

"^  Dogmatische  Repetitorien.  I.  k  Idem  Dominus  omnium  »  II. 
Jansenistische  und  katholische  Lehre  von  der  Kirche.  III.  Re- 
gula fldei.  IV.  Die  grosse  J^ücke.  (Theologisch-praktische 
Qaartalschrift.  hVII.  1904.  S.  i  13;  241-252;  493-504; 
741-752.) 
"^^z»  J.  Landwirtschaftliche  Berufsbildung.  (  Kreiburger  Nachrichten* 
1904.  Nr.  25.28-29.) 

^    L'enseJgnement  agricole  (Libertö.  1904.  No.  45  46 ) 

~^    ber  schweizerische  Bauernverband  und  das  Bauernsekretariat. 


-     242    — 

(Monatsschrift  für  christliche  Sozialreform.  XXVI.  1904  S.  611 

-617;  657  -664.) 
Wyraann»  E*  Pompeo  Gampagnano  di  Masso  creato  cittadino  fribo 

hese.  (Bolletino  storico  della  Svizzera  italiana   XXV.  190S. 

156-157) 
Zapletaly  V*  Le  r6cit  de  la  Cr^ation  dans  la  Genese  (Ch  I,  I  ä  11, 

expliqu6  d'apr^s   les  d^couvertes  les  plus  r^centes.   Trade»/ 

de  Tallemand  par  P.  Meyer- Boggio  de  Stadelhofen.  Genöve  er 

Paris  1904.  XI.  158  p.  8°. 

—  Die  [Metrik  des  Baches  Qohelet.  Kreibarg  (Schweiz).  1904.  10 
S.  8'. 

—  Der  Unsterblichkeitsglaabe  Qohelets.  (Der  Katholik.  1904.  t. 
Folge.  XXX.  S.  321-327.) 

—  Die  vermeintlichen  Irrlehren  Qohelets.  (Schweizerische  Rand- 
schau.  IV.  1903-1904.  S.  463  -  468.) 

Zemp^  J.  Die  Knnst  der  Stadt  Freibarg  im  Mittelalter.  (Freibarger  Ge- 
schichtsblätter. X.  1903.  S  182-236.) 

—  Banneret  de  Friboorg  (Gravüre  de  Gr6goire  Sickinger).  —  Le 
tombeaa  da  Christ  aa  coavent  de  la  Maigrange  -  -  Le  Christ 
da  tombeaa  aa  coavent  de  la  Maigrange.  (Fribonrg  artistiqae. 
1904.) 

Zwierzina,  K«  Franenfelder  Brachstücke  von  Flecks  Floire.  (Zeit- 
schrift für  deutsches  Altertum.  XLVII.  S  161-182.) 


FREIBURGER 


GESCHICHTSBLÄTTER 


lierauisgegebeii 


vom  deutschen  geschichtsforschenden  Verein 


des 


Kantons  Freiburg. 


XII.  Jahrgang. 


^><^>^ 


Freiburg  i.  Ue.  1905. 

Verlag  der  Univd>itüts-Huchliandlimg. 


Inhaltsverzeichnis . 


A.  Geschäftliches. 

Seil 
1)  »orii'ht  iibor  das  Vereinsjahr  11X)4'05 n 

VM  KassaU^rioht  über  das  l^schilftsjahr  1904/05 

.'0  Mitv^lietlerver/oichnis x 

■I)  Schriftonaustauseh xn 

B.  Abhandlungen. 

1)  Josef  /imm^rinann.   Peter  Falk,  ein  Freiburger  Staatsmann 

und  Heerführer 1 

Kxkurs  Nr.  1  : 
Kritische   Würdiijung  der   Berichte   über  den    Arsent- 

Prozeii Seite    1^ 

Kxkurs  Nr.  '2 : 
Kalks  Verhältnis  zu  Frankreich    ....        o       132 

Kxkurs  Nr.  :i  : 
O.ijjuots  l'rleil  über  Falks  Verhallen      .     .        »       133 

.\nhanc  il.">  likundei:  »137 

IVr^ononivcisier »       146 

liilKillsvor/eichnis  .     .     .     .        »       150 

^    \\h    \\\w\\\.  Sc!neL'N^e>eM  und  Sc hui/en feste  in  Freibure  bis 

-ur  Mille  dos  \V.  Jahrhiii^ierii: 152 

•;•  i;    S,  limiicr,   K:irl  Holde:  171 

r  Joh.  K.il-:!.    V\i>    Sjr.:i?i:v:;    vor.    P.  Petrus  Canisius  an  P. 

.Kvi.^iir   Mi:.!;-:  ...  178 

»•   Klcivs'iv'  MilTv".!;::  jTi :.                                                          ....     181 
i.'  i  »lU':;  iiv  !*o  A'.".  ::.i»:i-  184 


:— > 


i 


Bericht  über  das  Vereinsjahr  1904-05. 


Das  MitRiiederverzeichnis  weist  einen  Bestand  von  203 
*ö' ;   der  Abgang  beträgt  H,   der  Zuwachs  IS,   was   einer 
Vermehrung  von  4  Mitgliedern    entspricht   gegenüber  dem 
'©Uten  Berichtsjahr.     Durch   den   Tod  wurden   dem   Verein 
^Qtrisseo  die  Herren:    Großrat   Ulrich   Böschung,   ge- 
^i^n  1832  zu  Eggelried,  seit  seiner  Verehliehung  in  Obers- 
^Ovl  niedergelassen,  1883-90  Beisitzer  des  Friedensgerichtes 
Schmitten.    1890-92  Friedensrichler,  seit  1891  Mitglied  des 
^*^ßen  Rates  und  seit  1898  Vereinsmitglied  ;   er  starb  am 
*0.  April  1905  *).   Fast  zu  gleicher  Zeit,  am  6.  April,  schied 
■^Batsrichter  und  Großrat  Josef   Wäber  von   Tafers  aus 
^©m    Leben.     Geboren    1858   zu    Gurraels   wurde    er   1875 
Priedengerichtsschreiber  in  Tafers,  1882  Civilstandsbeamter. 
^S90  Mitglied   des  Gemeinderates   und   1891    Mitglied   und 
^U  1893  Vizepräsident  des   Amtsgerichtes   in   Tafers,   seit 
^894  Mitglied  unseres  Vereins*).     Ferner   Ökonom  Stoll 
^^  SaWenach,  unserem  Verein  seit  dessen  Ciründung  ange- 
terend.    Endlich  Professor  Karl  Holder,  ein  Mitbegrün- 
der und  eines  der  tätigsten  Mitglieder  des  Vereins,  dessen 
an  andrer  Stelle  ausführlicher  gedacht  wird.   —  In   Folge 
Wegzugs  aus  dem  Kanton  ist  aus  dem  Vereine  ausgetreten 
Wl  Favre,   während   die  Herren  Gartmann,    Franz   PolTet, 
Lehrer  Riedo,   Rainer,  v.  Savigny,  v.  Stockalper  die  Nach- 
ahme nicht  mehr  eingelöst  haben. 


')  Vgl.  Nr.  44/51  der    Freiburger  Nachrichten    vom  13.  April 
«od  4.  Mtf  1905.  -  «)  Vgl.  ebenda  Nr.  47  vom  *><>.  April. 


IV 

Im  Schriftenaustausch  ist  dies  Mal  keine  Ändet'ang 
zu  verzeichnen.  Ein  Gesuch  um  Anbahnung  eines  solkhen 
mußte  vorläufig  zurückgestellt  werden. 

Die  laufenden  Geschäfte  fanden  ihre  Erledigung  in  zwei 
Vorstandssitzungen  sowie  in  drei  Fällen  auf  dem  Cirkular- 
wege.  Auf  Grund  von  §  12  der  revidierten  Statuten  wählte 
der  Vorstand  zum  Vizepräsidenten  Dr.  Hans  Vt^attelet.  An 
Stelle  des  wegen  häufiger  Verhinderung  an  der  Teilnahme 
von  Sitzungen  zurücktretenden  Pfarrer  Schaffner  wurde  Pfar- 
rer Schwaller  von  Alterswyl  zum  Schriftführer  gewählt. 
Einem  ßeschluße  der  Generalversammlung  nachkommend 
nahm  der  Vorstand  die  Frage  der  Erstellung  von  Gemeinde- 
chroniken an  die  Hand  und  beauftragte  Pfarrer  Schwaller 
mit  Abfassung  eines  Aufrufes  an  Geistlichkeit  und  Lehrer- 
schaft des  Kantons. 

Die  allgemeine  Herbstversammlung  fand  statt  Donners- 
tag 1.  Dezember  im  Gasthof  zum  Bahnhof  in  Dudingen,  bei 
einer  Beteiligung  von  aber  40  Mitgliedern  und  Gästen. 
Nach  kurzer  Begrüßung  hielt  der  Präsident  einen  Vortrag 
über  die  Freiburger  Redaktionen  der  Schilling'schen  Chronik 
der  Burgunderkriege.  Es  kommen  4  verschiedene  Hand- 
schriften in  Betracht,  die  sämtlich  undatiert  und  bis  jetzt 
noch  wenig  beachtet  worden  sind  ;  zwei  davon  sind  im  Be- 
sitz von  Graf  Max  von  Diesbach,  zwei  andere  gehören  der 
Bibliothek  der  Ökonomischen  Gesellschaft  in  Freiburg.  Die 
älteste  Handschrift,  Kopie  einer  wahrscheinlich  noch  ins 
Jahr  1477  gehörigen  Handschrift,  ist  uns  nur  in  einer  Über- 
arbeitung vom  Jahre  1645  erhalten  :  die  zweite  dürfte  aus 
dem  Jahre  1478  stammen  und  zeichnet  sich  durch  bildne- 
rischen Schmuck  aus,  der  auf  den  bekannten  Freiburger 
Künstler  Hans  Fries  als  Illustrator  hinweist.  Die  dritte, 
etwas  jüngerer  Handschrift,  vielleicht  noch  von  1480,  ent- 
hält einige  Zusätze,  die  in  den  älteren  Handschriften  fehlen, 
während  die  vierte  eine  Kopie  des  bekannten  Notars  und 
Chronisten  Ludwig  Sternei*  darstellt  auf  Grund  einer  Vor- 
lage, die  zwischen  1480  83  anzusetzen  ist.  Als  Verfasser 
der  ältesten  Freiburgei-   Bearbeitung   dürfte   der  Johanniter 


V 


Komthur  Peter  von  Molsheim,  ein  Zunftgenosse  des  ßerners 
öi'ebold  Schilling,  mit  groUer  Wahrscheinlichkeit  in  Betracht 
kommen.     Wegen   des  Anteils  des  Rates  an  der  Redaktion 
dieses  Manuscnptes  ist  dasselbe  als  eine  olfizielle  Freiburger 
Chronik  der  Uurgunderkriege  anzusehen.     Einige  charakte- 
ristische Proben  aus  den  Abweichungen  und  Zusätzen  dieser 
Handschrift  ergänzten  den    iViStündigen  Vortrag,    der   nur 
einen  Bestandteil  einer  längeren  Abhandlung  bildet,  die  an 
andrer  Stelle  ')  ausführlich  veröffentlicht  wurde. 

Darauf  erstattete  Herr  Pfarrer  Schwaller  in  einem 
bündigen  und  volkstümlichen  Referate  Bericht  über  die  Er- 
sleilong  von  Gemeindechroniken.  Als  Inhalt  derselben  kom- 
men in  Betracht  Vorkommnisse  aus  dem  Naturlauf,  aus  dem 
Leben  der  Gemeinde,  kulturhistorische  Merkwürdigkeiten. 
Sodann  erläutert  er  die  Wichtigkeit  solcher  Aufzeichnungen 
für  die  Zukunft  als  Stücke  und  Splitter  zum  großen  Spiegel 
der  Zeit :  «  Der  Wert  einer  Chronik  hängt  nicht  ab  von  der 
Grolle  des  Umkreises,  über  den  sie  berichtet :  die  Chronik 
bekommt  einen  besonderen  Wert  von  dem  Verständnis  und 
der  Liebe,  womit  ein  Chronist  seine  Aufgabe  erfaßt  und 
durchfuhrt.  Wer  aufmerkt  auf  den  Lauf  der  Natur,  wer 
Sinn  hat  für  Sage,  Sitte  und  Brauch,  wer  die  Menschen 
'»eobachtet  in  ihrer  Art  und  Sitte  und  Sprache,  in  ihren 
Bestrebungen,  Arbeiten  und  Erfolgen;  in  ihren  Freuden  und 
Leiden,  in  ihrem  Witz  und  Humor  ;  werden  Ereignissen  folgt, 
die  tiefer  ins  Leben  der  Gemeinde  eingreifen,  und  die  in  ge- 
'neinsamen  Festen  gefeiert  werden,  der  kann  wohl  um  den 
Stoffseiner  Chronik  nicht  verlegen  sein.  Das  eine  Mal  schreibt 
ef  eine  kurze  Notiz,  ein  ander  Mal  schildert  er  ausfuhrlich 
"nd  mit  innerer  Ergriffenheit.  Ein  solcher  Chronist,  sagt  der 
St. Gallen  Johannes  Keßler,  ist  der  Historie  Leben  und  Seele.  » 
AU  Probe  läßt  der  Vortragende  sodann  Aufzeichnungen  von 
Pfarrer  Roggo   in   Alterswil   sowie  von   seinem   Vater  Joh. 


*)  Unter  dem  Titel  :  Die  Chroniken  und  Chronisten  von  Frei- 
wrg  im  Uchtland,  Jahrbuch  für  Schweizergeschichte,  Bd.  XXX  und 
auch  als  Sonderabdruck  im  Buchhandel,  Freilfbrg  ItKX}. 


L 


VI 

Jakob  Schwaller  von  St.  Antoni  folgen  ^).  In  der  sich  an- 
schließenden Diskussion  wünscht  Professor  Kirsch  Ausschei- 
dung von  eigentlichen  Überresten  und  chronistischen  Bei- 
trägen, Sammlung  der  alten  kulturhistorischen  Überreste 
in  Volksgebräuchen,  Lokalnamen,  Inschriften  und  dergleichen. 
Ferner  stellte  es  sich  heraus,  daß  schon  mehrere  Geschichts- 
freunde derartige  Aufzeichnungen  angelegt  oder  wenigstens 
begonnen  haben  wie  die  Herren  Max  v.  Diesbach,  Oberamt- 
mann Passer,  Kantonsrichter  R.  de  Weck,  Gonzague  Reynold, 
Emil  Zurkinden,  der  seine  Samnjiung  dem  Vereine  zur  Ve^ 
fügung  stellt.  Mit  der  weiteren  Verfolgung  und  praktischen 
Durchfuhrung  der  gemachten  Anregungen  wird  der  Vor- 
stand beauftragt. 

Endlich  werden  noch  folgende  8  neue  Mitglieder  auf- 
genommen :  die  Herren  Otto  Gschwend,  Franz  Leitschuh, 
P.  C.  Greber,  Paul  Zeberli,  Jos.  Vogelsang,  Paul  Rody, 
Karl  Meyer  und  Spielhofer. 

Donnerstag  1.  Juni  wurde  die  allgemeine  Frühjahrs- 
Versammlung  in  Fla  matt  abgehalten  bei  einer  Beteiligung 
von  etwa  50  Mitgliedern  und  Gästen  von  Nah  und  Fern. 
In  seiner  Begrüßung  gedachte  der  Präsident  in  pietätvoller 
Weise  des  allzu  früh  verstorbenen  Professors  und  Bibliothe- 
kars Dr.  Karl  Holder,  der  durch  mehrere  Vorträge  und  zahl- 
rcM'che  Aufsätze  in  den  Geschichtsblättern  sich  um  den  Verein 
ganz  bescmders  verdient  gemacht  hat,  so  daß  wir  ihm  stets 
ein  dankbares  Andenken  bewahren  werden.  Zu  seiner  Ehrung 
erhob  sich  die  Versammlung  von  den  Sitzen. 

Alsdann  erhielt  Herr  Prof.  Schläpfer  das  Wort  zu 
seinem  Vortrag  über  Topographische  Veränderung  der  Stadt 
Freiburg  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts,  unter- 
stützt und  erläutert  durch  eine  Anzahl  anschaulicher  topo- 
graphischer Planskizzen.  Der  Vortragende  zeichnete  den 
Lauf  des  ehemaligen  Stadtgrabens,  der  das  Burgquartier  vom 
Spitalviertel   trennte  ;    die  Reichengaße  schneidend  zweigte 


')  S.  den  wörtlichen  Abdruck  des  Vortrages  in  Frei bnrger  Nach- 
riclikMi  IIXM,  Nr.  1  lö — 17  vom  10.-15.  Dezeuiber. 


VII 

sieh  ein  Seitengraben  gegen  das  Alt'sche  Haus  davon  ab, 
m  sich  ebenfalls  in  die  Saane  zu  ergießen.  Der  Ausgang 
des  Burgrings  gegen  Reichengasse  und  Besengäßlein  war 
darch  einen  Torturm  befestigt,  der  samt  der  anschließenden 
alten  Festungsmauer  im  Jahre  1463  u.  tf.  geschleift  wurde. 
Seine  Überreste  dienten  zur  Ausfüllung  des  Grabens  und 
zur  Errichtung  von  zwei  Stutzmauern  gegen  den  Graben- 
saal und  unterhalb  des  jetzigen  Rathauses.  Zur  Erinnerung 
an  die  Grabenausfällung  durfte  um  1467  die  heutige  Linde 
^pflanzt  worden  sein.  Die  Anhaltspunkte  für  alT  diese 
sorgfältigen  und  gut  dokumentierten  Aufstellungen  ergaben 
sich  aus  den  ausfuhrlichen  Angaben  der  Seckelmeisterrech- 
QQOgen  des  Staatsarchives.  Die  nachfolgende  Diskussion,  die 
von  den  Herren  Hauptmann,  Kirsch  und  dem  Vorsitzenden 
benätzt  wurde,  äußerte  sich  entweder  zustimmend  zu  den 
Äußerungen  des  Referenten  oder  brachte  noch  kleinere  Er- 
gänzungen dazu. 

Zorn  Schlüsse  las  Hr.  Emil  Zurkinden  noch  eine  Anzahl 
von  ihm  gesammelter  Hausinschriften  aus  dem  Sensebezirke 
der  Versammlung  vor.  Dieselben,  meist  religiösen,  manch- 
mal auch  humoristischen  Inhaltes,  stammen  aus  neurer  und 
öeuesler  Zeit;  doch  fehlt  es  nicht  an  solchen,  die  ins  17. 
Jahrhundert  zurückreichen.  Oft  ungelenk  und  holperig  ver- 
>^ten  sie  in  der  Regel  den  frommen  Sinn  des  Erbauers, 
der  sein  Haus  dem  Schutze  Gottes  und  seiner  Heiligen  be- 
fiehlt, oft  aber  auch  einen  derben  Volkswitz  und  schalk- 
haften Humor,  der  nicht  der  Originalität  entbehrt.  Während 
sie  uns  neben  dem  Eigentumer  häufig  auch  den  Baumeister 
nennen,  bleibt  der  Name  des  Dichters  stets  verschwiegen. 
Die  Inschriften  sind  sämtlich  und  im  Wortlaut  publizirt 
forden  ^).  Herr  Zurkinden,  der  seine  Sammlung  noch  fort 
'Qselzen  beabsichtigt,  verdient  den  Dank  des  Vereins  für 
seine  uneigennützigen  mit  personlichen  Opfern  verbundenen 
Bemühungen.  Möge  man  ihm  darum  allerorts  freundlich 
öDtgegenkommen,  statt,  wie  es  auch  schon  geschehen,  ihm 

')  Freiburger  Nachrichten  1904,  x\r.  70-74. 


VIII 

Schwierigkeiten  zu  bereiten !  Als  Ergänzung  hiezu  trug 
auch  Herr  Max  v.  Diesbach  einige  von  ihm  gesammelte  In- 
schriften vor,  die  ebenfalls  gelegentlich  veröffentlicht  werden. 
Die  Diskussion  wurde  benutzt  von  den  Herren  Prof.  Beck 
und  P.  Ignaz  Hess  aus  Engelberg,  die  beide  auf  die  kul- 
turhistorische Bedeutung  der  vielfach  wenig  beachteten  oder 
verkannten  Hauszeichen  aufmerksam  machten. 

Zum  Schlüsse  erfolgte  die  Aufnahme  von  7  neuen  Mit- 
gliedern :  den  Herren  Ruegg,  F.  Willi,  Vonlanthen,  L.  Poffet, 
Jos.  Bertschi,  Jos.  Pauchard  und  Fr.  Böschung. 

.\uf  Wunsch  der  Generalversammlung  in  DGdingen 
veranstaltete  der  Vorstand  ein  Abendessen  für  die  Vereins- 
mitglieder im  Gasthof  zu  den  Alpen  in  Düdingen  am  Mitt- 
woch 25.  Januar,  um  der  Gemütlichkeit,  die  bei  den  Ver- 
sammlungen zu  kurz  kommt,  zu  ihrem  Rechte  zu  verhelfen. 
Allein  trotz  der  vorzuglichen  Eisenbahnverbindung,  unge- 
achtet des  gewählten  Menüs  und  billigen  Preises,  blieb  der 
Besuch  weit  hinter  den  Erwartungen  zurück.  Doch  ließen 
sich  die  Teilnehmer  deswegen  nicht  verdrießen  ;  es  herrschte 
eine  ungezwungene  Fröhlichkeit,  die  durch  Reden  und  musi- 
kalische Produktionen  noch  gehoben  wurde.  Nur  die  Fahr- 
gelegenheit verhinderte,  daß  sich  die  Feier  nicht  ober  die 
mitternächtige  Stunde  hinaus  erstreckte. 

Auf  unsere  Eingabe  vom  20.  August  1904  um  Erhö- 
hung des  Staatsbeitrages  an  unsern  Verein  antwortete  der 
Staatsrat  am  2.  Mai  1905,  indem  er  mit  Rucksicht  auf  die 
von  uns  geltend  gemachten  Grunde  den  Beitrag  in  Zukunft 
auf  300  Fr.  festsetzte.  Im  Namen  des  Vereins  sprach  der 
Präsident  der  Behörde  für  ihr  freundliches  Entgegenkommen 
den  lebhaftesten  Dank  aus. 

Endlich  ist  uns  noch  ein  köstliches  Geschenk  von  einem 
fernen  Gönner  zugekommen,  der  unseres  wärmsten  Dankes 
dafür  versichert  sein  kann,  Herr  August  Ammann  zur  See- 
burg bei  Kreuzlingen  hat  unserm  Verein  ein  Exemplar  der 
Geschichte  der  Familie  Ammann  von  Zürich,  bezeichnet  mit 
der  Nr.  159  und  begleitet  von  einer  Mappe  dazugehörender 
historischer   und   anderer    Kunstbeilagen    und    Namentafeln 


IX 

freoodlichst  gewidmet.  Diese  Familiengeschichte  ist  ein 
Prachlwerk  in  vornehmster  Ausstattung,  dessen  Inhalt  viel 
reicher  ist,  als  der  Titel  ahnen  läßt.  Da  dasselbe  nicht  für 
den  Bochhandel  bestimmt  ist,  so  ist  der  Verein  dem  hoch- 
herzigen  Schenker  um  so  mehr  verpflichtet. 

Für  die  Leser  der  Geschichtsblätter  diene  noch  die 
Noliz,  daß  die  Bibliographie  in  diesem  Jahre  leider  weg- 
bleiben muß.  dafür  aber  im  nächsten  Jahrgang  nachgeholt 
werden  wird. 

Freiburg,  im  November  1905. 

Der  Piäsidont : 
Dr.    A.    BÜCHI. 


L 


Kassabericht 

des  deutschen  geschichtsforsch.  Vereins  des  Kts.  Freiburg  pro  1 905. 


A.  Einnahmen. 

's  Erlös  aus  dem  Verkauf  der  Festschrift  abzägl. 

Porto Fr.       3.5^:^  «: 

IJeitrag  der  Stadt  Murten  pro  1905    ....      »       iO 

Slaalsbeitrag  pro  1905 .     .      »     150. — 

201   Mitgliederbeitrage  abzügl.  Porto  u.  Spesen      »     587.7^    "^ 

Beitrag  des  deutsch.  Mannervereins  Freiburg  .      »)       10. 

Krlös  aus  dem  Verkauf  von  Geschichlsblätlern      »      2I.7L      "V 
Vorschuß  des  Präsidenten  an  die  Kasse.     .     .      n      48.1  ^ 

Total  der  Einnahmen  Fr.  84l.i 
B.  Ausgaben. 

I^issivsaldo  des  letzt  jährigen  Erzeigs ....  Fr.  i. 
I^ortovergutung  an  den  Präsidenten  ....  o  20. 
Druckkosten  von  (leschichtsblättern  Jahrg.  XI  .      »     767. 

Entschädi^'ung  für  Bibliographie »       10. 

Für  Brochieren  etc »       53. 

Total  der  .Ausgaben  Fr.  852. 


C.  Bilanz. 

A.  Tolaleinnahmen Fr.  841. 

B.  Tolalausiraben »    852. 


r 


.Mehrausgaben    Fr.     11.!^^^  * 


Tafers.  den  30.  .Nov.   1905. 


J.  Bäriswyly  Kassier. 


7 


ti)  VnrschuiA  des  Präsidenten     .     .     48.15 

/))  Hofizil  pro  1905 11.52  

Total  der  l^assiven  Fr.     SQ.fer*  ^* 


Verieichiiis  der  Mitglieder 

te  deutschen  getohipMsforschenden  Vereins  des  Kantons  Freiburg. 

Dezember  lOO*). 


Vorstand  : 

^chi,  Dr.  Albert,  Profe«8or,  Freiburg,  Präsident. 
J^^tteiel,  Dr.  Hans,  Advokat,  Murten,  Vizepräsident, 
^^'»waller,  Viktor,  Pferrer,  Alterswil,  Schriftführer. 
5^''i8wyl,  J.,  Staatsein pehmer,  Tafers.  Kassier. 
^       ^haffner,  Sal.,  Pfarrer,  Kerzers. 

Ehrenmitglied : 
^hneawly,  J.,  Staatsarohivar,  Freiburg. 

Mitglieder : 

^^y,  Johann,  Substitut,  Tafers. 
"^    Johann,  Pfarrer^  Plaaielb. 
""^    Lehrer,  St.  Antoni. 
■^^^olter,  Ökonom,  Conradshaus  bei  Heitenried. 
"^^  brecht,  Anton,  Buchbindermeister.  Frei  bürg, 
"^«idrey.  Am.,  Großrat,  Tafers. 
^^derset.  Albert,  Advokat,  Frei  bürg. 
^^.Idegger,  Jak  ,  Dr.  phil.,  Einsiedelu. 
^^Imer,  Melchior,  Angestellter,  Tafers. 
^^umhauer,  Dr.  Heinr.,  Prof.,  Frei  bürg, 
^ck,  Dr.  J.,  Prof.,  Freiburg, 
^^li,  Franz,  Oberamtsschreiber,  Murten. 
^nninger,  J.,  Amtsrichter,  Salvenach. 
^rtechi,  Tierarzt,  Düdingen. 
^rtscbi,  Jos.,  Gastwirt,  Düdingen. 
^tschen,  Adolf,  Mehlhändler,  Freiburg, 
öichuel,  Tierarzt,  Courtepin. 
^irbaum,  Jos.,  Oberrichter,  Freiburg, 
ölancpain,  Achilles,  Bierbrauer,  Freiburg. 
BUnchard,  Philipp,  Freiburg. 
^   Theod.,  Betreibungsam ter.  Tafers. 


XII 


Blumenütein,  Emil,  Pfarrer,  Murtn 
Böschung,  Franz,  Geineiiuleamniann,  Uberstorf. 
Bingger,  Peter,  Möbelsehreiner,  Freibarg. 
Brülhart,  FridoL,  Pfarrer,  Font. 

—  Jüh.,  Gefängiiisdirektor,  Frei  bürg. 

—  Peter,  Posthalter,  'l'afers. 
Buchs,  Gemeinderat,  Montilier. 

—  Paul,  Großrat,  Jaun. 
Buomberger,  Dr.  F.,  Redaktor,  St.  Gallen. 
Cornuz,  Gustav,  alt  Stadtammann,  Murien. 
Daniels,  Dr.  Franz,  Professor,  Frei  bürg. 

Derungs,  Joh.,  Professor,  Coli.  St.  Michael,  Frei  bürg. 

Desfossez,  J.,  Pfarrer,  Jaun. 

V.  Diesbach,  Max.  Bibliothekar,  Übewvl. 

Dinichert,  Constantin.  Nationairat,  Montilier. 

Dosseiibach,  J.,  Schuh  band  lung,  Frei  bürg. 

Ducrest,  H..  Prof  ,  Colleg  St.  Michael,  Frei  bürg. 

ECfmann,  Wilh.,  Prof.,  Bonn-Kessenich,  Burgstraße  188. 

Egger,  Ch.,  Lehrer,  Guscheimut. 

V.  Eggis,  Adolf,  Banquier,  Freiburg. 

Erlebach,  Schlosser,  Frei  bürg. 

Fasel,  Ludwig,  Gerichtsschreiber,    J'afers. 

—  Peter,  Lehrer,  Düdingen. 

—  Wilhelm,  St.  Antoni. 

—  Wirt,  Bösingen. 

Felder,  Dr.  P.,  Hilarin,  O.  C,  Frei  bürg. 

Fleck ner,  Karl,  Glasmaler.  Freiburg. 

Fleury,  P.  Bernhard,  ().  Fr.,  Frei  bürg. 

r'orster,  Christian,  Lehrer,  Bennewyl  bei  Alterswyl. 

—  Rob.,  Handelsmann,  Heitenried. 
Fragniere,  Gebrüder,  Buchdruckerei,  Frei  bürg. 

—  Dr.  Jos.  Prof.,  Priesterseminar.  Frei  bürg. 
Friolet,  Dr.  Max,  Advokat,  Frei  bürg. 

Frei  bürg.  Kath.  deutscher  Mannerverein  der  Stadt. 

Gabriel,  Paul,  Kürschner,  Freiburg. 

Genoud,  Leo,  Großrat,  Frei  bürg. 

Gottlob,  Dr.  Ad.,  Prof.,  Bonn,  Busch straße  .V). 

Greber,  Peter  Canisius,  Inspektor,  Frei  bürg. 

(irimme,  Dr.  Hu^>eit,  Prof.,  Frei  bürg. 

(ischwend,  Dr.  Fridolin,  Redaktor,  Freiburg. 

—  Otto,  Buchhändler,  Frei  bürg. 
Gutknecht,  H.,  Redaktor,  Murten. 
Haas,  Paul,  Musikdirektor,  Freiburg. 
Hafner,  Hugo.  Advokat,  MurkMi. 


xin 


Hainioz,  P.  Franz,  O.  Fr.,  Freiburg. 

Handrick,  Franz,  Hiifsbibiiothekar,  Freiburg. 

Hauptmann,  Dr.  F.  Prof.,  Berlin  S.  W.  Prinz  Albrechtstraße  5. 

Hayoz,  P.  I.eo,  O.  Fr.  Frei  bürg. 

Hei  riemann,  Dr.  Franz,  Bibliothekar,  Luzern. 

Helfer,  Oberlehrer,  Freiburg. 

Hennen,  Jos.,  Artzt,  Tafer^. 

He«r*^^  Dr.  j,  j^k.^  p^f.,  Freiburg. 

Hof  mann,  Heinrich,  Lehrer,  Heitenried. 
^öi-ner,  Alphons,  Tützenberg,  Schmitten. 
H^^r-ni,  Albert,  Lehrer,  in  Berg  bei  Schmitten. 
•'enny,  Jakob,  Gremeindesch reiber,  St.  Antoni. 
Jatigo,  Wirt,  Schmitten. 
■ —    Jos.,  Notar,  Frei  bürg. 
ÜD,  Dr.  Job.,  Redaktor,  Solothurn. 
K:af>per,  P.  Alb  ,  O.  Fr.  Freiburg. 

»er,  Arnold,  Kaufmann,  Frei  bürg, 
rzers,  Volksbibliothek  von  (Regionallehrer  Sarbach). 
Kilian,  P.  Lucas.  O.  Fr,  Superior  Reisbach  a.  Vils.,  Baiern. 
K.ii-«ch,  Mgr.,  Dr.  Peter,  Professor,  Freiburg. 

Vincenz,  Glasmaler,  Freiburg. 

Kla^vs,  Johann,  Pfarrer,  Überstorf. 
Köhler,  S.,  Apotheker,  Freiburg. 
Kostanecki,  Dr.  Anton,  Professor,  Freiburg. 
Kraker,  Mgr.  Rügens,  Freiburg. 
K.ii>in,  P.  Cyrill,  O.  Fr.,  Freiburg. 
Lannpert,  Dr.  Ulr.,  Professor,  Freiburg. 
^-^PP,  K.,  Droguerie,  Frei  bürg, 
icht,  Fritz,  Großrat,  Salvenach. 
'Jtschuh,  Dr.  Franz,  Professor,  Düdingen. 
^■■ch,  Dr.  Matthias,  Professor,  Frei  bürg. 
Uebig^  P.  Paul,  O.  Fr.,  Freiburg. 
J-»echti,  Hermann,  Großrat,  Murten. 
*-öQa briser,  Joseph,  Professor,  Freiburg. 
J^^^>    Adolf,  Großrat,  Greng  bei  Murten. 
uttii^  Emanuel,  Gymnasiallehrer,  Bern. 
^Q^er,  Dr.  Gail,  Professor,  Albertinum,  Frei  bürg, 
^«oni,  P.,  Pfarrer,  Tafers. 
^*^y,  Louis,  Vikar,  Tafers. 
^^yer,  Karl,  Notar,  Düdingen. 

-Brender,  Bürstenhandlung,  Freiburg. 
vi^^*'  R.,  Schulinspektor,  Merlach. 
^vcibei,  P.  Leo,  Prof.,  Albertinum,  Freiburg, 
^o^p   Othmar,  Sekundarlehrer,  Fi-eiburg. 


XIV 

V.  Mülinen^  Dr.  W.  Fr.  Professor,  Bern,  Schwantorstraße. 
Müller,  P.  Verwalter,  Löwen berg  bei  Märten. 

—  Reinhai'd,  Lehrer,  Frei  bürg. 
Murten,  Gremeinderat  von. 

Nicolet,  Peter,  Betreibangsbeamter,  Murten. 

Nonnast,  Julius,  Region allehrer,  Düdingen. 

Nösberger,  Joh.,  Pfarrer,  Schmitten. 

Nust^baumer,  C,  Kleiderhandlung,  Freiburg. 

Offner,  Felix,  Sekretär,  Düdingen. 

Oser,  Dr.  Hugo,  Prof.  Freiburg. 

Passer,  J.,  Oberamtmann,  Tafers. 

Pauchard,  Jos.,  Vikar  Dreifaltigkeitskirche  Bern. 

Perroulaz,  R.,  Pfarrer,  Düdingen. 

Pfanner,  Dionys,  Uhrenmacher,  Freiburg. 

—  Karl,  Wirt,  Frei  bürg. 

Pf  y  ff  er,  Goldschmied,  Frei  bürg. 

Philippona,  Pius,  Publizist,  Bern. 

Piller,  Peter,  Gemeindekassier,  Gomma,  Rechthalten. 

—  Theodor,  Spengler,  Seeli,  Aiterswil. 
Poffet,  Lucian,  Gerichtschreiber,  Tafers. 

—  Jos.,  Oberamtsschreiber,  Tafers. 
Rappo,  Johann,  Großrat,  Bösingen. 

—  Joseph,  Region  allehrer,  Aiterswil. 
Rauber,  Lehrer,  in  Düdingen. 
Rechsteiner,  Albert,  Dr.  jur.,  Herisau. 
Reichlen,  Franz,  Freiburg. 

Reichlin,  Leonz,  prakt.  Arzt,  Düdingen. 
Reinhardt,  Heinrich,  Prof.,  Freiburg. 
Remy,  Leo,  Privatier,  Bulle. 
Riedo,  Joseph,  Organist,  Tafers. 
Roche,  Paul  de,  Lehrer,  St.  Antoni. 
Rody,  Albert,  Buchbinder,  Freiburg. 

—  Paul,  Pfarrer,  Bösingen. 
Ruegg,  Ferd.,  stud.  phil..  Frei  bürg. 
Rultieux,  Pfarrer,  Plaffeyen. 
Ruprecht,  Ökonom,  Filiistorf. 
Rytz,  J.,  Lehrer,  Frei  bürg. 

V.  Schaller,  Romain,  Prof.,  Fribourg. 
Schenker,  Emil,  Schuhhandlung,  Freiburg. 
SchlÄpfer,  Konrad,  Prof.,  Frei  bürg. 
Schmid,  Eisenhändler,  Freiburg. 
Schmutz,  Gemeindeschreiber,  Überstorf. 
Schnürer,  Dr.  Gustav,  Prof.,  Freiburg. 
Schwaller,  Martin,  Kaufmann,  St.  Antoni.  - 


XV 


fawan,  Pfarrer,  Freiborg. 

fawenter-Tracbsler,  Dr.  med.,  J.,  Bern,  Marktgasse  2^. 
Bert,  Emil.  lic.  jur.,  Notar,  Freiburg, 
lotbarn,  Kaotoosbibiiotbek  von. 
orlier,  Statioos vorstand,  DQdingen. 
ät,  J.  G.,  Civiistandsbeamter,  Freibarg, 
eiser,  Dr.  Fr.,  Professor,  Frei  bürg, 
icber,  Franz,  Grerichtspräsident,  Freiburg, 
ieihofer,  Lehrer,  Kerzers. 
Edelmann,  Dr.  Job.,  Professor,  Luzern. 
Bffeos,  Dr.  F.,  Professor,  Freiburg, 
ritt,  Jos.,  Pfarrer,  Heitenried. 
li^tniDk,  Jak.,  Sekundarieb rer,  Murten. 
Tecbtermann,  Max,  Museumsdirektor, 
«hacbtli,  Alfred,  Grericbtsprftsident,  Murten» 
Mheroo,  Max,  Kantonsricbter^  Freiburg. 
Mcher,  Jos.,  Wirt,  Alterswyl. 
^ly  Fr.,  Banquier,  Frei  bürg. 
^^li,  Cbristian^  Scbönfels,  Heitenried. 
^saog,  Jos.  Seeli,  Alterswil. 
:^,  Ed.,  Musikdirektor,  Freiburg, 
''ianthen,  B.,  Hypothekar  Verwalter,  Tafers. 
"^    Stations vorstand,  Düdingen. 
"    Jos.,  Sigrist,  Heitenried. 
^r,  Daniel,  Wirt,  Tafers. 

Moritz,  Professor,  Frei  bürg. 
5öer,  Dr.  Peter,  Professor,  Frei  bürg, 
^tner,  E.,  Eisen  bändler.  Frei  bürg, 
»telet,  Gustav,  Murten. 
:>er,  Humbert,  Dekan,  St.  Anton i. 
Veck,  Paul,  Dr.  med.,  Freiburg. 
ItnüUer,  Armin,  Apotheker,  Murten. 
Uel.  Alfred,  Reg.  Sekretär,  Freiburg. 
^ger,  Pfarrer,  St.  Antoni. 
^le.  Flitz,  Direktor,  Düdingen. 
hlhauser,  Franz,  Advokat,  Freiburg, 
letal,  P.,  Vinc,  Professor,  Albertinum,  Freiburg, 
ip,  Dr.  Jos.,  Professor,  Zürich,  Dufourstraße  5. 
^rli,  P.,  Professor,  Lausannengaße,  Frei  bürg, 
•so,  Alois,  Heitenried. 
"-    Job.  Jos.,  Heitenried. 

Tkinden,  E.,  Schlossermeister,  Lenda,  Frei  bürg. 
—   iobann,  Großrat,  Düdingen. 
^ienina,  Dr.  Konrad,  Professor,  Freiburg. 


Vereine  und  Institute, 

mit  denen  wir  in  Schriftenaustausch  stehen,  Dezember  1905. 


1.   In  der  Schweiz. 


1.  Aapau  :  Historiüche  Gesellschaft  des  Kantous  Aargau.  ZeiUichrift: 

Argovia.  Prjlsident  J.  Hunziker,  Professor,  Aarau. 
'2,  Basel :  Historische  und  antiquarische  Gesellschaft.    Zeitschrift: 

Beiträge.  Präsident  Chr.  ßernouilli,  Oberbiblioth.  Basel. 
H.  —  Schweizerische  Gesellschaft  für  Volkskunde^  Zeitschrift ;  Archiv 

für  Volkskunde.  Adresse :  Prof.  Dr.  E.  Hofifmann-Krayer,  Hin- 

bodenweg  Basel. 
4.  Belliiizona  :  Bolletino  storico  della  Svizzera  Italiana.  RedakU)'' 

Kiiiilio  Motta,  Bibliotecario  della  Trivulziana  in  Mailand. 
T).  Bern  :  Historischer  Verein  des  Kantons  Bern.  Zeitschrift :  Arcbi^' 

Adresse:  Stadtbibliothek  in  Bern. 
(>.     -  AUg.  Gesch ich tsforschende  Gesellschaft  der  Schweiz  :  Jahrbuch 

Anzeiger  und  Quellen.  Adresse:  Stadtbibliothek  Bern. 
"/.  Bpigr :  Gösch  ich  tsforschender  Verein  von  Oberwallis.  Zeitschri^^  ' 

Blätter  aus  derWalli  sergeschichte.  Präsident  Prof.  Dionys  Imes* 

Brig. 
8.  C^hup :   Historisch-antiquarische   Gesellschaft   von   Graubüoci^*^' 

Zeitschrift:  Jahresbericht.  Präsident:    PI.   Plattoer,   Reg.- 

Chur. 
\).  Frauenfeld :   Historischer  Verein  des  Kantons  Tburgao. 

sohrift:  Thurgauischc  Beiträge  zur  vaterl.  Geschichte.  Präsiel 

Dr.  Joh.  Mever,  Frauenfeld. 
U).  St.  Iwallen  :  Historischer  Verein  in  St.  Gallen.  Zeitschrift:  x: 

toilungen  zur  vaterländischen  Geschichte  und    Neujahrsblä 

Präsident  Dr.  Hermann  Wartmann,  St.  Gallen. 
11.  Iii4>iif :  Societe  d'histoire  et  d'archeologie  de  Geoöve.  Zeitscb 

Hullotin  und  Mt^iioires  etdocuments.  Adresse :  1,  rue  de  V 

j\  Itoneve. 
I?    lalariiH:    Historischer  Verein   des  Kantons  Giarus.   Zeitsch  *'*-'^' 

Jaliihuoli.  Präsident  Dr.  Dinner,  Giarus. 


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Dt 


il- 


:«i: 

nA 


XVII 

13.  Lausanne  :  Sociale  d^histoire  de  la  Suisse  romande.  Zeiti^chrift : 

M^tnoires  ei  Docamentis.  Präsident  B.  van  Muyden,  Lausanne. 

14.  Loxern  :  Historischer  Verein  der  fünf  Orte  Lazern,  üii,  Schwiz, 

ünterwalden  und  Zug.  Zeitschrift:  Der  Geschichtsfreund,  Prä- 
sident Dr.  J.  L.  Brandstetter,  Luzern. 

15.  Neaenbnrgr  s  Soci^t^  Neuchäteloise  de  G^graphie.  Zeitschrift: 

Bulletin.  Bibliothekar  C.  Knapp,  prof.,  Neuenburg. 

16.  Schaffhausen  :  Historisch -antiquarischer  Verein  des  Kantons 

$cha£fbausen.  Zeitschrift:  Beiträge  zur  vaterl.  Geschichte.  Prä- 
sident Pfarrer  Bächtold,  Schaffhausen. 

17.  Sch^viriz :  Historischer  Verein.  Zeitschrift:  Mitteilungen.  Präsi- 

dent Kanzleidirektor  J.  B.  Kälin,  Schwiz. 

18.  Solothupn  :  Historischer  Verein  des  Kantons  Solothurn.   Zeit- 

schrift :  Urkundio. 

19.  Trog'en  :  Appenzellische  gemeinnützige  Gesellschaft.  Zeitschrift: 

Appenzellischc  Jahrbücher.  Adresse:  Appenzellische  Kantons- 
bibliothek Trogen. 

%•  Winterthup :  Stadtbibliothek.  Zeitschrift:  Neujahi-sblätter. 

^  Zttpich  :  Stadtbibliothek.  Zeitschrift :  Neujahrsblatt. 

^  —  Antiquarische  Gresellschaft.  Zeitschrift :  Mitteilungen.  Adresse  : 
Stadtbibliothek  Zürich. 

^-Schweizerisches  Landesmuseum.  Zeitschrift:  Anzeiger  für 
schweizerische  Altertumskunde. 

2.  Im  Ausland. 

^•Aachen:  Aachener  Geschieh ts verein.  Zeitschrift  des,  herausge- 
geben von  Dr.  Emil  Fromm.  Adresse:  Cremersche  Buchhand- 
lung. Klein  marsch  ierstraße  3.  Aachen. 

^- Aoi^bapgr  •  Historischer  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Zeitschrift  des  etc.  Adresse  :  Ausschuß  des  historischen  Vereins 
für  Schwaben  und  Neuburg  in  Augsburg. 

<^  Hapmstadt :  Historischer  Verein  für  das  GroÜherzogtum  Hessen. 
Zeitschrift :  Archiv  für  Hessij'che  Geschichte  und  Quartal blätter. 
Adresse:  Direktion  der  Großherzogl.  Hofbibliothek  Darmstadt, 
Residenzschloß. 

^'  IHllingr^n  :  Historischer  Verein  Dillingen  a.  Donau.  Zeitschrift : 
Jahrbuch.  1,  Vorsitzender:  Dr.  Th.  Specht,  Dillingen. 

5«  Donauesching'en  :  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte 
der  Baar.  Zeitschrift:  Schriften  des  Vereins  für  etc.  Adresse: 
Dr.  Tumbült.  Donaueschi ngen,  Vorstand  der  histor.  Abteilung. 

^' DonaavirOpth  :  Historischer  Verein  für  Donauwörth  und  Um- 
gebung. Zeitschrift:  Mitteilungen;  Adresse:  J.  Traber,  Biblio- 
thekar am  Cassianeum,  Donauwörth,  1.  Schriftführer. 


XVllI 

7.  Essen:   Historischer  Verein  für  Stadt  und  Stift  Hessen.   Zeit- 

schrift: Beiträge.  Vorsitzender  Dr.  K.  Ribbeck,  Essen. 

8.  Fpankfupt  a.  M. :  Verein  für  Geschichte  and  Altertamsknode 

za  Frankfurt  a.  M.  Zeitschrift:  Archiv  für  Frankfurts  Ge- 
schichte und  Kunst.  Adresse  :  Stadtarchiv  I.  Frankfurt  a.  M. 
Weck  markt  3. 

9.  Fpeibapg'  i.  Br. :  Gesellschaft  für  Beförderung  der  Geschichts- 

Altertums-  und  Völkerkunde  (Historischer  Verein).  Zeitschrift 
der  Gesellschaft  etc. 

10.  —  Kirchengeschichtlicher   Verein    für   das    Erzbistum    Freiburg. 

Zeitschrift:  Frei  burger  Diözesan- Archiv.  Frei  bürg  i./Br.  Lad- 
wigstraße  85.  Adresse:  Schriftleitung  des  Kirchengeschicbtl. 
Vereins  Dr.  Julius  Mayer. 

11.  Fpiedplohshafen :   Verein  für  Geschichte  des  Bodensees  und 

seiner  Umgebung.  Zeitschrift :  Schriften  des  Vereins  etc.  Adresse: 
Boden see- Verein,  Friedrichshafen  am  Bodensee. 

12.  Giessen:  Oberhessischer  Geschichtsverein.  Zeitschrift:  Mittei- 

lungen. Präsident  Dr.  Haupt,  Oberbibliotbekar,  Gießen. 

13.  Gpaz  :  Historischer  Verein  für   Steiermark.   Zeitschrift:    Steie- 

rische Zeitschrift  für  Geschichte.  Vorsitzender  Prof.  Dr.  von 
Zwiedineck. 

14.  Halle  a.  d.  S. :  Thüringisch-Sächsischer  Geschichts-  und  Aiter- 

tumsverein.  Zeitschrift:  Neue  Mitteilungen  aui  dem  Gebiet  his- 
torisch-antiquarischer Forschung.  Vorsitzender  Prof.  Dr.  G. 
Herzberg  in  Halle  a.  S. 

15.  Heidelbepg* :   Historischer-philosophischer  Verein.  Zeitschrift: 

Neue  Heidelberger  Jahrbücher.  Adresse:  Großherzogl.  badifiche 
Un  i  versi  tütsbi  bliothek. 

16.  tiena  :  Verein  für  Thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde, 

Zeitschrift  des  Vereins  etc.   Adresse:  Universitätsbibliothek. 

17.  Innsbpuck :  Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für  Tirol  und  Vor- 

arlberg, Bibliothekar  Dr.  J.  Egger,  Gyni.-Prof.,  Innsbruck. 

18.  Kaplspuhe  :   Badische  historische  Kommission.  Zeitschrift  für 

Geschichte  des  Oberrheins  Adresse:  Großherzogl.  General  landes- 
archiv  in  Karlsruhe. 

19.  Hielssen  :  Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Meissen.   Zeit- 

schrift :  Mitteilungen  des  Vereins  etc.  Vorsitzender  Dr.  Markos^ 
Realschule  Meissen,  Sachsen. 

20.  Mttlhaasen :    Historisches    Museum.    Zeitschrift:    Jahresheffc 

Präsident  Mathias  Mieg. 

21.  IVttpnbepg*:  Grermanisches  Nationalmuseum.  Zeitschrift :  ADiei-- 

ger  des  Germanischen  Nationalmuseums.  1.  Direktor  G.  v.  Besold- 

22.  —  Verein  für  die  Geschichte  der   Stadt  Nürnberg.   Zeitschrift  : 

Mitteilungen  des  Ver.  etc.  1.  Vorstand  :  Freiherr  von  Kress. 


XIX 

Lavensbop^;  Diözesanarchiv  von  Schwaben,  provinziai-  und 
konsthistorische  Zeitschrift,  herausgegeben  von  Amtsriebtor  a. 
D.  Beck. 

^en^nsbupgr :   Histor.  Verein  für  Oberpfalz  und  Regensburg. 
Zeitschrift  des  bist.  Ver.  etc.  Vorstand  Dr.  C.  Will,  Regensburg. 
^A werlB  :  Verein  für  Meklen burgische  Geschichte  und  Alter- 
iomekunde.  Zeitschrift :  Jahrbuch. 

^p :  Histor.    Verein    der   Pfalz.   Zeitschrift:   Mitteilungen. 
CoAservator  Dr.  L.  Grünen  walder,  Kgl.  Gymnasiallehrer. 
Stockholm  :  Kong.  Vitterhets  Historie  och  Antiquitets  Akade- 
mien (Königl.  Akademie  der  Greschichto  und  Altertumskunde). 
Zeititchrift :  Publikationen. 
Bipassburgr:  Historisch-litterarischer  Zweigverein  des  Vogesen- 
Clnbfli.    Zeitschrift:    Jahrbuch    für    Geschichte,    Sprache    und 
LiUeratur  Elsaß-Lothringens.  Adresse  :  Kais.-Universitäts-  und 
Landesbibliothek. 
Stnttg'apt ;    Königliche   öffentliche   Bibliothek.    Publikation  : 
Wörtern  bergischee   Urkunden  buch,    herausgegeben   von  der  kgl. 
Direktion  des  Haus-  und  Staatsarchives.  Vorstand  der  Bibliothek: 
Prof.  Dr.  Steiff. 
Tflbing'eii :  Königliche  Universitätsbibliothek.  Universitätspu- 

biikationen.  Bibliothekar  Dr.  F.  Thomae. 
Ulm ;    Verein    für   Kunst   und    Altertum    in    Ulm    und    Ober- 
schwaben. Zeitschrift :  Mitteilungen.  Bibliothekar  C.  F.  Müller, 
Stadtbibliothekar. 
Vaduz:    Historischer  Verein  für  das  Fürstentum  Liechtenstein. 

Zeitschrift:  Jahrbuch. 
IVepden :    Hii^torischer  Verein   für  das  Gebiet  des  ehemaligen 
Stiftes  Werden.  Zeitschrift:  Beiträge.  Vorsitzender  Dr.  P.  Jakobe. 


-fi- 


Peter  Falk 

Ein  Freiburger  Staatsmann  und  Heerführer 


von 

Jos.  Zimmermann. 


Einleitung. 

Im  Jahre    1448    war    das    Bundesverhältnis  zwischen 
^^^D  und  Freibupg  zerrissen  worden.    Das  Zusammengehen 
^^f^  Bern  mit  Savoyen  brachte  sodann  i.  J.  1452   Freiburg 
^'^tep  savoyische    Herrschaft.     Bern    strebte   nun   darnach, 
*^  ^eiburg   untertänig    zu    machen    oder  es   gemeinschaftlich 
"^•t  Savoyen    zu    regieren.     Bern    gelangte    aber    nicht    zu 
^^inem    Ziele,    darum    änderte   es    seine  Politik  gegenüber 
*^  **eiburg,    um    sich    wenigstens   Freiburgs  Freundschaft  zu 
^^ ehern,  wenn  es  nicht  gelang,  es  zu  beherrschen.  Der  Zu- 
sammenhang zwischen  Freiburg  und  Savoyen    war    immer- 
■^ Sri  locker  und   äußerlich.     Freiburg,    nicht    unempfänglich 
'Qi'die  Liebeswerbung  Berns,    begann   nun  allmählich,    an 
Ö^pn  und  durch  Bern  sich  an  die  Eidgenossenschaft   anzu- 
■^hnen.    So  schlössen  die   beiden    Städte    schon    im    Jahre 
^  4-53  ein  ewiges  Bündnis,  wobei  man  sich  gegenseitig   zur 
Hcifeleistung    verpflichtete  ;    indirekt    wurde    schon  damals 
'freiburg  zum  Verbündeten  der  Eidgenossenschaft.     An  der 
Seile  Berns  und  der  Eidgenossen  treffen  wir  die  Freiburger 
^ei  der  Eroberung  des  Thurgaus,  bei  den  Zügen  ins  Sund- 
&^u  und  bei  der  Belagerung  von  Waldshut,  trotzdem  Oster- 
^ßich  damals    noch    nicht  auf  seine  Ilerrschaftsrechte  über 
Freiburg  verzichtet  hatte.     Dann    beginnen    die    Freiburger 
ebenfalls  durch  Vermittlung  Berns,  an  den  Beratungen  der 
Eidgenossenschaft  teilzunehmen,   anfänglich  spärlich,  dann, 
seit  dem  Jahre  1462,  immer  häufiger.  Savoyen  mochte  mit 


-     3 


Ausführliche  Titel  der  öfter  angeführten  Werke 
und  handschriftlichen  Quellen. 


[ .     Cüedruckte  Litteratur : 

a.  Darstellungen: 

£^t£^Ji8:  Die  mailäadischen  Feldzü^e  der  Schweizer,  St.  Gallen  1812, 

Bd.  II.  abgek.  cit.  Fuchs. 

MC€y/9'ler:  Les  Suisses  dans  les  guerres  d'Italie  de  150(5— 1512,    In  M4- 

moires  et  documents  publik»  par  la  soci6t^   d'Histoire  et   d'Ar- 

ch^logie  de  Geneve  Bd.  XXIV,  (N.  F.  Bd.  IV,  Paris  1897). 

abgek.  cit.  Kohler. 
Gl€it:-Blozheiin  :  Fortsetzung  der  «  Geschichte  der   Eidgenossen  »  von 
Johannes  von  Müller,  Zürich  1816,  Bd.  VI. 

abgek.  cit.  Glutz-Blozheim. 
^^incmann :   Geschichte  des    Schul-   und   Bildungswesens  im  alten 
Freibuig  bis  zum  17.  Jahrhundert,  Frei  bürg  1895. 

abgek.  cit.  Heinemann. 

b.  Zeitschriften  mit  Monographien  oder  publiziertem 

urkundlichem  Material. 

■^iburger    Geschicht^jblätter,    herausgeg.    vom   deutschen    geschicht- 
forschenden Verein  des  Kantons  Freiburg,  Frei  bürg  1894  fif. 

abgek.  cit.  Geschichtsbl. 
^ger  für  schweizerische  Geschichte,  herausgeg.  von  der  allgemei- 
nen geschichtforschenden  Gesellschaft  der  Schweiz,  Bern  1870  ff. 
^  abgek.  cit.  Anzeiger. 

^   ^ohweizerische  Geschichtforscher,  Bern  1812 — 1840. 
w.  abgek.  cit.  Geschichtforscher. 

*^ilungen   der   vaterländischen    Geschichte,    herausgeg.   vom  bist. 
Verein    des    Kantons  St.  Gallen,  davon  Bd.  XXV  (N.  F.  V)  : 
Die  Vadianische  Briefsammlung  II.  herausgeg.  von  E.  Arbenz 
^  (No.  141).  abgek.  cit.  St.  Galler  Mitteilungen, 

^■^i'ves    de   la    soci^t^   d'Histoire   du   canton  de  Fribourg,  Fribourg 
^  l^öO  ff.  abgek.  cit.  Archives. 

^■ii'v  für  schweizerische  Geschichte,  herausgeg.  von  der  allg.  ge- 
schieh tforschenden  Gesellschaft  der  Schweiz  Bd  l.  Die  Infor- 
matio  Dominorum  Friburgensium.         abgek.  cit.  Informatio. 


^ozei, 


XIV 

V.  Mülinen,  Dr.  W.  Fr.  Professor,  Bern,  Schwarttorstraße. 
Möller,  P.  Verwalter,  Löwen  berg  bei  Murten. 

—  Reinhard,  Lehrer,  Frei  bürg. 
Murten,  Gemeinderat  von. 

Nicolet,  Peter,  Betreibungsbeamter,  Murten. 

Nonnast,  Julius,  Regionallehrer,  Düdingen. 

Nösberger,  Joh.,  Pfarrer,  Schmitten. 

Nus^baumer,  C,  Kleiderhandlung,  Frei  bürg. 

Offner,  Felix,  Sekretär,  Düdingen. 

Oser,  Dr.  Hugo^  Prof.  Freiburg. 

Passer,  J.,  Oberamtmann,  Tafers. 

Paucbard,  Jos.,  Vikar  Dreifaltigkeitskirche  Bern. 

Perroulaz,  R.,  Pfarrer,  Düdingen. 

Pfanner,  Dionys,  Uhren  macher,  Frei  bürg. 

—  Karl,  Wirt,  Frei  bürg. 
Pfyffer,  Groldschmied,  Frei  bürg. 
Philippona,  Pius,  Publizist.  Bern. 

Piller,  Peter,  Gemeindekassier,  Gomma,  Rechthalten. 

—  Theodor,  Spengler,  Seeli,  Alterswil. 
Poffet,  Lucian,  Gerichtschreiber,  Tafers. 

—  Jos.,  Oberamteschreiber,  Tafers. 
Rappo,  Johann,  Großrat,  Bösingen. 

—  Joseph,  Region a Hehrer,  Alterswil. 
Rauber,  Lehrer,  in  Düdingen. 
Rechsteioer,  Albert,  Dr.  jur.,  Herisau. 
Reich  len,  Franz,  Frei  bürg. 

Reichlin,  Leonz,  prakt.  Arzt,  Düdingen. 
Reinhardt,  Heinrich,  Prof.,  Frei  bürg. 
Remy,  Leo,  Privatier,  Bulle. 
Riedo,  Joseph,  Organist,  Tafers. 
Roche,  Paul  de,  Lehrer,  St.  Antoni. 
Rody,  Albert,  Buchbinder,  Freiburg. 

—  Paul,  Pfarrer,  Bösingen. 
Ruegg,  Ferd.,  stud.  phil.,  Freiburg. 
Ruffleux,  Pfarrer,  Plaffeyen. 
Ruprecht,  Ökonom,  Filiistorf. 
Rytz.  J.,  Lehrer,  Fi*eiburg. 

V.  Schaller,  Romain,  Prof.,  Fribourg. 
Schenker,  Emil,  Schuhhandlung,  Freiburg. 
Schläpfer,  Konrad,  Prof.,  Frei  bürg. 
Schmid,  Eisenhändler,  Freiburg. 
Schmutz,  Gemeindeschreiber,  Überstorf. 
Schnürer,  Dr.  Gustav,  Prof.,  Freiburg. 
Schwaller,  Martin,  Kaufmann,  St.  Antoni.  - 


—    5    - 


Eap.  1. 

Die  Familie  Falk  in  Freiburg ; 
eter  Falks  Jugend  und  Lehrzeit ;  Berührung  mit  dem 

elsässischen  Humanistenkreis. 

Das  Geschlecht  der  Falk  ist  vermutlich  in  der*   ersten 

"^Slfte    des    XV.    Jahrhunderts    in    Freiburg  eingewandert. 

■Einzelne  schwache  Beziehungen,  welche  die  Familie  zu  An- 

^Ung  des  XVI.  Jahrhunderts  mit  Payerne  hegt,  mochten  die 

Annahme    erwecken,   daß  Payerne  ihre  frühere  Heimat  ge- 

^vesen  ist. 

Der  erste  dieses  Namens,  der  in  den  öffentlichen  Bü- 
chern der  Stadt  Freiburg  genannt  ist,  war  Peter,  der  Groß- 
vater unseres  Peter  Falk  ^).  Er  war  öffentlicher,  geschwo- 
rener Schreiber  in  Freiburg,  Notar.  Von  1450  — 1409  amtete 
er  als  Stadtschreiber  von  Freiburg ;  gestorben  ist  er  im 
Jahre  4470.  Seine  beiden  Söhne  waren  Wilhelm  und  Bern- 
hard. Wilhelm  wurde  Geistlicher;  [Jernhard  widmete  sich 
dem  Berufe  seines  Vaters  und  wurde  zuerst  Notar.  Diese 
Stellung  bekleidete  er  von  1459  bis  1480.  Nach  dem  Tode 
seines  Vaters  wurde  er  dessen  Nachfolger  als  Stadtschrei- 
tier.  Verehelicht  war  er  mit  einer  Tochter  von  Peter  Ramü ; 
dadurch  war  er  mit  einer  der  vornehmsten  Familien  der 
Stadt  Freiburg  in  verwandtschaftliche  Beziehungen  getre- 
ten *).  Mit  seiner  Familie  bewohnte  er  ein  Haus  im  Burg- 
quartier,  das  zwischen  der  Kramerzunft  und  dem  Gerichts- 
^ebäude  stand,  und  das  auch  schon  seinem  Vater  gehört 
Viatte  ^).     Bernhard  hatte  vier  Kinder,  zwei  Töchter  :   Klara 


*)  Das   gr.  Bb.  nennt  ihn  «  clericus  »,  d.  h.  clerc  oder  Schrei- 
r.  —   *)  Vergl.  Anhang  No.  1.  Peter   Ramü  saß   im   kleinen  Rate 
"vom  J.  1474—1507.   1497—1499  war  er  auch  Seckelmeister. 
')  Gr.  Bb.  Fol.  105b  u.  107b  . 


-     6     — 

und  Antonia,  und  zwei  Sohne  :    Hans  und  Peter  *).    Dies 
letztern    der    beiden    Söhne    sollte    es    vorbehalten  bleibe 
während  einer   Reihe   von   Jahren    die  Geschicke  Freibu 
in  hervorragender  Weise   zu  beeinflussen  und  auch  auf 
übrige    Eidgenossenschaft    und  ihre  Politik  in  ganz  bes 
derer  und  mächtiger  Weise  einzuwirken  *). 

Wann  Peter  geboren  wurde,  ist  uns  nirgends  über! 
fert.  Aus  Gründen  jedoch,  die  wir  weiter  unten  anffih 
werden,  ist  anzunehmen,  daß  seine  Geburt  in  das  Jahrl^ 
fällt.  Einzelne  Vorkommnisse  aus  seinem  Jugendleben  s/i 
uns  allerdings  nicht  bekannt.  Dagegen  bietet  uns  die  poi 
tisch  und  kriegerisch  stürmisch  bewegte  Zeit,  in  die  se/i 
Kinderjahre  fallen,  die  Gewähr,  daß  sie  in  dem  Herzen  d( 
empfänglichen  und  intelligenten  Knaben  tiefe  Eindrücl 
hinterlassen  hat.  Er  war  etwa  zwei  Jahre  alt,  als  sein  Grol 
vater  starb,  und  sein  Vater  Stadtschreiber  wurde.  AI' 
Sohnchen  des  Stadtschreibers  wächst  der  Knabe  heran.  D 
kommen  die  Burgunderkriege.  Nach  langem  Zögern  un* 
Hadern  mit  seinem  politischen  Gewissen  schließt  sich  FreS 
bürg  der  Sache  der  Eidgenossen  an  und  kämpft  in  de 
Folge  in  den  vordersten  Reihen  in  den  ruhmreichen  Schlacht  '  ^ 
ten  gegen  die  Burgunder.  Männer  wie  Petermann  von  Fau^^  J 
cigny,  Rudolf  von  Wippingen,  Perrotet,  Willino  d'Avrief^  ^ 
Ulmann  von  Garmiswil  mochten  dem  Kleinen  als  Muste^^  -• 
von  Mut  und  Tapferkeit  zum  leuchtenden  Vorbilde  werdeir"^  '^ 
Der  Großvater  Falks,  Peter  Ramü,  begleitete  die  Fahne  d( 
Freiburger  nach  Murten  als  Kriegsrat.  Peter  war  etwa  1 
Jahre  alt,  als  Freiburg  endlich  nach  langem  Ringen  in  di 


Bund  der  Eidgenossen  aufgenommen  wurde.  Wie  oft  mochf" 
er  wohl    mit    andern  Knaben  seines  Alters  den  glänzend 
Gesandtschaften,  die  in  jenen  bewegten  Tagen   in  Freibu 
ein-   und   ausritten,    gefolgt   sein.     Wie  mußten  alle  die 


*)  Diese  wie  die  folgenden  Notizen  über  Falks  Verwandtsch 
in  aufsteigender  Linie  verdanke  ich  den  gefl.  Mitteilungen  von  H 
Staatsarchivar  Jos.  Schneuwly  in  Freiburg. 

*)  Peter  scheint  der  jüngere  der  beiden  Brüder  zu  seiu. 


>/ 


—    7    — 

Krieger  und   Gesandten    ihm    als    hehre    Beispiele  voran- 

'suchten  und  in  ihm  den  Wunsch  erwecken,  einst  es  ihnen 

l?ieichzutun.     In  seinem  väterlichen    Hause  waren    es    stets 

dieselben    großen    Eindrucke,    die    auf    sein    empfängliches 

Gemüt  einstürmten,  war  ja  doch  der  Vater  bei  allen  Rats- 

^erhandlungen  und  verkehrte  mit  den  Gesandten,   während 

der  Großvater  selber  im  Rate  mittagte. 

An  der  städtischen  Lateinschule  in  Freiburg,  die  da- 
als  von  Rottweiler  Schulmeistern  geleitet  wurde  ^),  bekam 
er  Falk,  wie  nicht  anders  anzunehmen  ist,  seinen  ersten 
Unterricht.  Doch  da  starb  ihm  sein  Vater.  Beide  Söhne. 
Hans  und  Peter,  —  Peter  war  nicht  mehr  als  14  Jahre  alt 
wurden  aus  der  Schule  genommen  '-).  Womit  sich  Peter 
Ik  in  den  nächstfolgenden  Jahren  beschäftigte,  wissen  wir 
■=itebt.  Indessen  müssen  die  Talente  des  viel  verheißenden 
«Itinglings  die  Vormünder  auf  andere  Gedanken  gebracht 
tiaben.  Sie  schickten  ihn  zu  seiner  beruflichen  Ausbildung 
ins  Elsaß. 

Dort   nämlich    begegnen    wir    zum    ersten   Mal  seiner 
Spur.     Doch  diese  läßt  uns  im  Unklaren   darüber,   ob  Kai- 
s^rsberg  oder  Kolmar  oder  beide  nacheinander  als  sein  dor- 
tiger Aufenthalts-  und  Studienort  anzunehmen.  Wenn  aber 
eine  Hypothese  eine  gewisse  Berechtigung  zu  haben  scheint, 
so  mochte    man    glauben,    daß    Sebastian   Murr  in  Kolmar 
Falks  Lehrer  war.   In  allen  Disziplinen,  die  Sebastian  Murr 
pflegte,    hebräische    Sprache   und  Theologie  ausgenommen, 
tinden   wir    Falk  später  wissenschaftlich  tatig.     Dort  näm- 
lich war    Falk    die   Gelegenheit    geboten,    sich  die  nötigen 
Kenntnisse    zu    holen    in   der  lateinischen  und  italienischen 
Sprache,  in  Geschichte,  Astronomie,  Geographie,  Architek- 
tur, Musik    und    in    der   Rechtswissenschaft'*).     Auf  diese 

^)  Heineniann,  S.  82  ff. 

')  St.  Graller  Mitteilungen  No.  141.  Schreiben  Falks  an  Vadian 
Preiburg  i.  Ü.  vom  18.  Febr.  1519. 

')  Über  Sebastian  Murr  vergl.  :  Schmidt :  Histoire  littöraire  de 
^'Älsace,  Paris  1879,  Bd.  II.  S.  30.  ff.  und  Geiyer  in  der  allg.  deutsch. 
^%aphie  Bd.  23.  S.  81. 


—    8    — 

letztere  Wissenschaft  legten  seine  Vormündep  das  Haupt- 
gewicht, denn  er  sollte  dort  zum  öffentlichen  Schreiber, 
wie  Vater  und  Großvater  es  gewesen  waren,  sich  heranbil- 
den, um  nachher  in  den  Staatsdienst  eintreten  zu  können. 
Ein  Formelbuch  ^),  worin  Falk  eine  ganze  Anzahl  von  Mu- 
sterbeispielen für  die  verschiedensten  Arten  und  Fälle  des 
Notariatsgeschäftes  sammelte,  legt  Zeugnis  ab  für  den  Eifer, 
mit  welchem  er  seinen  Beruf  ergriff.  Über  diesen  Aufent- 
halt aber  gibt  uns  Falk  keine  weitern  Aufschlüsse  *).  Nui 
das  läßt  sich  mit  ziemlicher  Sicherheit  annehmen,  daß  die- 
ser Aufenthalt  im  Elsaß  oder  wenigstens  die  letzte  Zeil 
desselben  in  die  Jahre  1489—91  fällt®).  Obwohl  Peter  An 
lagen  und  wohl  auch  Lust  zu  weiterem  Studium  zeigte, 
fanden  es  die  Vormünder  nicht  geraten,  der  nicht  sehr  be- 
mittelten Familie  Falk  weitere  Kosten  zu  verursachen.  Nacl 
1491  finden  wir  Peter  wieder  in  der  Heimat. 

Es  war  nicht  von  ungefähr  geschehen,  daß  man  Petei 
Falk  ins  Elsaß  Schickte,  damit  er  sich  im  Notariatsweser 
ausbilde,  ebensowenig,  als  es  von  ungefähr  geschah,  daü 
man  in  Freiburg  durch  Rottweiler  Schulmeister  den  Latein- 
Unterricht  erteilen  ließ.  Die  damalige  EidgenossenschafI 
war  ein  prinzipiell  deutsches  Staatswesen,  Freiburg  hinge- 
gen, wie  heute  noch,  zweisprachig  mit  Überwiegen  des 
französischen  Idioms.  Diese  Zweisprachigkeit  schien  zu  den 
neuen  Verhältnissen,  da  Freiburg  ein  Ort  der  Eidgenossen- 
schaft geworden  war,  nicht  mehr  zu   passen. 

Um  in  Zukunft  äußerlich  wie  innerlich  als  ein  volles  und 


^)  Dasselbe  befindet  sich  im  Besitz  von  Graf  Max  von  Dies- 
bach  in  Übewil  bei  Frei  bürg. 

')  Nur  ein  Ereignis  hielt  Falk  der  Aufzeichnung  für  würdig. 
Auf  der  Innenseite  des  Einbandes  des  besagten  Buches  nämlich 
schreibt  er  :  Margarethentag,  d.  i.  der  dritt  tag  nach  St.  Jakobstag 
zum  ersten  mal  geschröpft  zuo  Colmar  in  der  Kruter  badstuben. 

')  Falk  pflegte  die  eingetragenen  Musterbeispiele  zu  datieren. 
Die  ersten  derselben  tragen  in  chronologischer  Reihenfolge  die  Daten 
des  Jahres  1489,  alle  übrigen,  insofern  sie  datiert  sind,  die  Jahres- 
zahl 1490. 


—    9    - 

ganzes  Glied  der  Eidgenossenschaft  zu  erscheinen,  erlangte 
Deutschtum,  das  bisher  um  seine  Existenz  rang  und  müh- 
na  seine  Duldung  erkämpft  halte,  nicht  bloß  die  Guthei- 
X^ung  der  Obrigkeit,  sondern  deren  ausschließliche  Anerken- 
nung.  Es  ergingen  von  der  Obrigkeit  Spracherlasse  zu  einer 
sjystematischen  Zwangseinführung  der  deutschen  Sprache. 
Diese  Verordnungen  trafen  fast  gleichzeitig  Sciiule  und 
Kanzel,  Kapitel  und  Slaatskanzlei  *). 

Diese  Sprachumwälzung  erstreckte  sich  nicht  nur  auf 
die  Umgangs-  und  offizielle  Sprache,  sondern  man  ging  so- 
g-ar  in  diesen  Bestrebungen  so  weit,    daß    man  die  franzö- 
sischen Familiennamen  ins  Dtnitsche  übersetzte  oder,    wenn 
dies  nicht  möglich  war.  für  sie  an  deutsche,    ähnlich  klin- 
gende   Wörter    durch    die    verschiedenste    Zustiitzung    und 
Verstümmelung    Anlehnung    suchte.     Auch    der    Xame   der 
Familie  Falk  machte  diese  Wandlung  durch. 

Ursprünglich  nennt  sich  das  Geschlecht:  Faulcon, 
dann  beginnt  (zwischen  1490--l;)ü0)  der  deutsche  Name 
Falk,  gewöhnlich  Valck  od  Faick  geschrieben,  die  Oberhand 
^u  gewinnen,  während  sich  Faulcon  auch  in  der  Folge  als 
Ijnlepschrift  in  französisch  abgefaßten  Aktenstücken  nodi 
^^hält;  bei  latein.  Aktenstücken  nennt  sich  Falk  vielfach 
Falco. 

Wenn  somit  Peter  Falk  in  deutschen  Gebieten  seine 
Ausbildung  holte,  so  entspringt  dies  einzig  dem  Bestreben, 
^^n  neuen  Verhaltnissen  gemäß  deutsch  s|>rechende  und 
s<'hpeibende  Staatsbeamte  zu  besitzen.  Fine  glänzende  He- 
^öitenlaufbahn  konnte  einem  auf  solche  Weise  gebildeten 
Manne  nicht  fehlen. 


')  Heinemann,  a.  «i.  0.  S.  4*^— 8*^,  —  Die  schweizerische  Hund- 
^^^^  III.  Jahrg.,  Heft  II.  S.  115  tf.  Die  deutsche  Sprache  in  der 
^«Jlschweiz  von  A.  Büchi. 


—     10     - 


Eap.  2. 

Falks  erste  amtliche  Stellungen.     Gründung  eines 

eigenen  Herdes. 

Nach  Hause  zurückgekehrt,    lebte   Peter  Falk  sein 
Berufe  als  Notar,   welches   Arnt   nun   in   der  Familie   Fa 
schon  beinahe  traditionell  geworden  war.  Als  Erbe  des  vät 
liehen    Hauses    wurde    er    im  Jahre  1493  ins  freiburgisc 
Burgerrecht    aufgenommen  '),    während    sein    Bruder   Ha 
das  Bürgerrecht    sich    erst    erwarb,    nachdem    er  im  Jah 
1500   das    Haus  des  Hans  Krummenstoll,  das  an  das  Haie— ^ 
seines    Bruders   Peter  anstieß,    käuflich  erworben   hatte  *^ 
Da  Peter  Falk    gleichzeitig    mit    seiner  Aufnahme  ins  Büi-" 
gerrecht  die  Amterlaufbahn  betrat,  was  in  der  Regel  nie 
vor    dem   25.    Altersjahr    zu    geschehen    pflegte,  so  dürfe 
wir  annehmen,  es  habe  nur  das  mangelnde  Alter  ihm  vor 
her    den    Zutritt    dazu   versperrt.     Peter  wurde  nämlich  ii  ^ 
Jahre   1493   zugleich   mit  seinem    Bruder  Hans  in  den  Rj»-^ 
der  Zweihundert  auf  der  Burg  gewählt"*).    Dieser  Rat  ver:^ 
trat   die    Bürgerschaft  bei   den  Ratsverhandlungen  und  v 
Gericht ;    gewählt    wurde  er  durch  den  Rat  der  Sechzig  * 
Beiden    Brüdern    zusammen    wurde  für  die  Jahre  1493  u 
1494  gemeinsam  das  Amt  des    Gerichtsschreibers    übertr«=i^ 
gen.     Von    da    ab   bis    1505    versah    Peter   diese    Stellu 
allein,    ohne    seinen    Bruder.     Auch   walteten   sie  im  Jah 
1494    als  Wagschreiber   und    Schreiber    des    Kornmeistei-^ 
Mit  dem  Jahre  1494  trat  Peter  Falk  in  den  Rat  der  Sech 
ein,  während  Hans  in  diesem  Jahre  noch  Mitglied  des  Ra 
der  Zweihundert  blieb  **). 


')  Gr.  Bb.  Fol.  103f>  .  —  ')  Ebenda.  —  «)  Lt.  B.  B. 
*)  Geschichtsbl.  H.  Jahrg.  :  Die  Gerichtsverfassung  vonFreibd«^ 
Ü.  von  J.  Benz,  S.  2ü  ff.  —  '")  Laut  den  B.  B.  i 


Der  Rat   der  Sechzig,    anfänglich    nur  zur  Vereinfa- 
chung der  Wahlen,  der  Wahl  der  200  und  des  kleinen  Rates 
^^i*  24  bestimmt,   war  nach  und  nach  eine   eigene   Behörde 
vvordea,    die   sich    zwischen   den  Rat  der  200   und   den 
leinen  Rat  hineinschob  und  jährlich  erneuert  wurde.     Die 
öohzig    konnten   so  auch   die   gesamte    Bürgerschaft    ver- 
^■^eten,  besonders  vor  Gericht.     Die  Wahl  der  Sechzig  ge- 
^<iliah  durch  die  vier  Venner  *). 

In    den    Jahren   1495—1506   saß  Peter  neben   andern 

itgliedern  des  Rates  der  Sechzig  in  jenem  Siebener- Aus- 

:5liuß,  der  jeweils  dazu  abgeordnet  war,   am  Vorabend  von 

t.  Johann,   (d.  i.  der  23.  Juni)   die  Bürger  zu  den  Berat- 

cigen   und  Neuwahlen   des    Schultheißen,   der  Venner   und 

cier  übrigen  Ämter  aufzubieten,  und  während   der  Zeit   der 

^^ATahl  die  polizeiliche  Ordnung  in  der  Stadt  aufrecht  zu  er- 

bsilten'). 

Die  Wahl  des  Rates  der  60  durch  die  Venner  und  die 
'^^"ahl  des  Rates  der  24  und  der  200  durch  den  Rat  der 
Sechzig  wurde  immer  schon  am  Sonntag  vor  St.  Johann 
vorgenommen  '). 

Neben   ihren    Beamtungen   trieben   beide  Brüder  Han- 
del.  Welche  Artikel   ihre  Handelstätigkeit   sich   zum   Ziele 
setzte,    ist    nicht    immer   so    recht    klar:    allem    Anschein 
nach  war  es  Wein-  und  ViehhandeM),  nebenbei  auch  Holz- 


*)  Greschichtsbl.  3.  Jahrg.  a.  a.  O. 

')  Näheres    über   diese  Oi'ga Dilation  in  l'Emulatjon  II""  amiee, 
F'tibourg   ll:^-^— 44,    S.  162  u.  Itnj;  forner  Jusias  S{m/cr  :  Von\  Regi- 
ment der  Eidgenossenschaft,  Zürich  1045,  S.  40*J  ff.  —  Lt.  den  B.  B. 
*)  Benz  a.  a.  O. 

*)  Im  Jahre  1502  schrieb  Hans  als  Vogt  von  Granson  an  Peter: 

•  Jch  schicke  den  Vorzeiger  dieses  Briefes  zu  meinem  alten  Statthal- 

^' von  Pont  (Niki.  Lombard),  damit  dieser  mir  Fuhrleute  sende,  um 

^®D  Wein,  den   ich  gekauft  habe,    heimzuschaffen  ».  Und  :  «  Es  hat 

niich  gefreut,  da  ich  vernommen  habe,  daß  dein  Ochse  gut  gewesen 

^*^  Und  meiner  Schwester,  deiner  Hausfrau,  gefallen  hat».  (M.  d.  W. 

^*  P- ^^.)  —  Daß   hier   Hans   Falk  die  Frau  seines  Bruders  «seine 

^hwester»  nennt,  darf  uns  gar  nicht  irre  machen.  Es  ist  dies    nur 

*^De  Hebenswürdige  Benennung,    der    wir   in  der  familiären  Korres- 


-     12    — 


^ 


handel  ^).    Im  Auftrage  der  Regierung  geben  sie  sich  auch 
mit  der  Salzeinfuhr  von  Salins  her.  ab  ^).     Nach  damaliger 
militärischer  Einteilungsweise   gehorten    beide    Brüder   de 
Reisegesellschaft  der  Kramer  an  **). 

Die  Mutter  Falks  hatte  nach  dem  frühen  Tode  ihre 
Gatten  Bernhard  wiederum  geheiratet  und  zwar  einen  vor 
nehmen  Bürger  und  Ratsherrn  in  Payerne,  namens  Aymo 
de  Treytorrens  *).  Doch  die  Ehe  war  nicht  glücklich.  Ay 
mon  de  Treytorrens  mißhandelte  seine  Gattin,  so  daß  sie 
Hans  Falk  veranlaßt  fand,  ihm  drohende  Vorstellungen  z 
machen  und  in  einem  Schreiben  an  Peter  sich  ernstlich  dii 
Frage  stellte,  ob  es  nicht  besser  wäre,  um  ihre  Mutter  vo 
den  rohen  Behandlungen  von  Seite  ihres  Gatten  zu  sichern 
sie  wieder  zu  sich  nach  PreiLurg  zu  nehmen  (1503)  *). 

Bald  nach  der  Heirat  der  Mutter  mit  de  Treylorren 
oder  schon  vorher  hatte  eine  Schwester  Peters,  Antonia  Fal 
geheiratet,  auch  der  offenbar  ältere  Bruder  Hans  war  i 
die  Ehe  getreten  ^).  Antonia  Falk  hatte  sich  mit  Dani 
Meyer,  einem  Sti*aßburger,  der  nach  Freiburg  eingewande 
und  1491  als  Bürger  aufgenommen  worden  war,  vereh 
licht  ').     Auch    Peter    sah    sich  jetzt  nach  einer  Lebensg 


pondenz    itniuei'    und  immer  wieder  br^gegnen.     So   nennt    Falk    d 
Schwiegervater  seiner  Tochter  «Bruder».     Vgl.  auch   das    Schrei 
Mar.izaretha  Arsents  an  Kalk  bei  Daguefc  im  Anzeiger  IV.  S.  22ß. 

')  Siehe  No.  10  im  Anhang.  —  An  Hans  Falk  für   0    Fackel 
bei    der    Beerdigung   des  Herrn  von  Scharnaohthal  etc.  :  Deine  H-i 
Valkeii  umb  0  tortschen  in  tod  des  von  Scharnental  8  Ü.  S.  R.  No.  22 

')  Murten  Lj')!),  Nov.    >.  Aus  d.  M.  d.  W.  v.  P.  92. 

^)  Lt.  den   H.   R.   v.  141H)-ir>00. 

*)  Vergl.  im  Anhang  Schreiben  No.  1.  —  Diese  Heirat  m 
vor  dem  Jahre  Jl'.>7  erfolgt  sein. 

')  Ebenda. 

")  Schon  1502  schickte  Hans  einen  Sohn  zu  Peter  auf  Besuc) 
er  schreibt:  Ich  schicken  dir  min  sun  Anthoni  ;    ich  empQicbeQ 
inen,  dan  ich  nützit  erlichs  us  im  kan  ziechen.  Hans  an  Peter  15 
Juli  24.  Aus  den  M.  d    W.  v.  P.   92. 

^)  Lt.  dem  gr.  Bb.  Wir  werden  weiter  unten  noch  von  ih 
zu  handeln  haben.  Von  seinen  Söhnen  wurde  Nikolaus  1536  u 
Franz  1~M  als  Bürger  aufgenommen.  Lt.  dem  gr.  Bb. 


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-    13     - 

^Shrtin   am    (1495?).    Seine    Erkorene    war  Julie  Bonoesa, 
^•e,   wie   es  scheint  in  Payerne  wohnte  ').  Doch  das  Glück 
^^^ar-  Peter  für  den  Anfang  nicht  günstig.    Die  Kinwilligung 
^ti     dieser  Heirat,    um  die  Falk  bei    seinem    Stiefvater    und 
Seiner  Mutter  nachsuchte,  wurde  aus    irgend   einem    Anlaü 
nzögert-).  Mittlerweile  erschien  ein  anderer  Freier  auf  dem 
an,   der   Julie    Bonoesa    dann  wirklich  heiratete.     Dieser 
Ä^ann    war   ein    Sohn    des    Stiefvaters  von    Peter  Falk,  aus 
^öi-s5iep  Ehe,  oder  doch  ein  ganz  naher  Verwandter,  Wilhelm 
^c%    Treytorrens  aus  Payerne,  den  wir  spater  in  Koni  wieder 
Briden  werden.     Die  Verschleppung  der  elterlichen   Einwil- 
ligung zur  Ehe  Peters  mit  Julie  Bonoesa  erklart  sich  daraus 
zup  Genüge. 

Falks  zweite  Werbung  war  von  mehr  Gluck  begleitet. 
I^«ter   Falk    wandte    sich   diesmal  an  eine  der  vornehmsten 
S^arailien  seiner  Vaterstadt,  an  die  Familie  von  Garmiswil  *). 
I^asl  ununterbrochen  saßen  Glieder  dieser  Familie  im   klei- 
i^en  Rate  der  Stadt.     Ulmann    von   Garmiswil  gehörte  vom 
Johre  1469  bis  zu  seinem  Tode  1505  diesem  Rate  an,  nach- 
cicm  er   schon    1453  in  den   Rat  der  200  und  1460  in  den 
dcp  60  eingetreten  war.  Hugo,  sein  Sohn,  sali  von  1475  im 
Hate  der  200  und  vom  Jahre  1487  im  Rate  der  W  *).     Um 
die  Tochter  dieses  Hugo,   um  Anna  von  Garmiswil,  bewarb 
sich  Peter  Falk.     Peter  mochte  selber  fühlen,    daß    er    mit 
dieser  Werbung  hochgegriffen  habe,  und  sich  selber  wenig 
Erfolg  von    seinem    gewagten    Versuche  versprechen.  Aber 
^sst  wider    Erwarten,    nachdem    er    kurz    vorher  bei  flugo 
^in  Annas    Hand    angehalten    hatte,   wurde  ihm  seine  Bitte 
gewährt.    Am  31.  Januar  1497  nämlich  trat  Hugo  von  Gar- 
'^iswil,   der    wohl  die  Wunsche  seiner  Tochter  kannte  und 
selber  an  dem  jungen,  strebsamen  Mann  sein  Gefallen  fin- 
den mochte,  fast  unvermittelt  an  Falk  heran  und  fragte  ihn, 
ob  er  Willens  sei,  seine  Tochter  Anna,  um  deren  Hand  er 


')  Aus  den  M.  d.  W.  v.  P.  m. 
*)  Schreiben  im  Anhang  No.  1. 
*)  A.  a.  O.  —  *)  Lt.  den  B.  B. 


—     14     — 

kürzlich  angehalten  hätte,  zur  Ehe  zu  nehmen.  Ganz  be- 
täubt von  dieser  plötzlichen  Anfrage,  aber  schnell  entschlos- 
sen erklärte  er,  dies  wäre  sein  höchster  und  längst  geheg- 
ter Wunsch.  Hugo  von  Garraisvvil  hatte  nur  mit  vieler  Muhe 
die  Zustimmung  seines  Vaters  Ulmann  von  Garraiswil  zu 
dieser  Heirat  erlangen  können,  und  daraus  erklärt  sich 
das  Erstaunen  Falks  als  ganz  berechtigt.  Peter  Ramfi, 
der  Großvater  Falks  von  mütterlicher  Seite,  gab  sofort  da- 
zu seine  Zustimmung,  an  derjenigen  von  Mutter  und  Stief- 
vater war  nicht  zu  zweifeln,  nur  bat  sie  Peter,  dieseHeirats- 
angelegenheit  vorläufig  geheim  zu  halten,  jetzt  aber  schnell 
und  umsichtig  alle  Vorbereitungen  zur  Heirat  an  die  Hand 
zu  nehmen  und  nicht  zuzuwarten,  damit  nicht  etwa  ge- 
schehe, was  schon  früher  passiert  sei  ^).  Bald  darauf  wurde 
vermutlich  auch  die  Heirat  abgeschlossen,  denn  noch  im 
gleichen  Jahre  1497  teilte  Peter  mit  seinem  Bruder  Hans 
das  väterliche  Erbe  ^}. 

Kap.  3. 

Falks  Teilnahme  am  Schwabenkriege  (1499).  Weitere 
amtliche  Stellungen.  Wirken  als  Gerichtsschreiber 
(bis  1505),  als  Vogt  von  Villarepos,  als  SchultheiB 
von  Murten  (1505-1510).  Erstes  Hineintreten  in  die 
grofie  Politik  ;  Berührung  mit  Schinner  und  den 
Walliser  Verhältnissen  (1506). 

Beim  Ausbruch  des  Schwabenkrieges  finden  wir  Falk 
als  Bannerträger  und  Feldschreiber  der  Freiburger  Trup- 
pen unter  Hauptmann  Wilhelm  Felga  auf  dem  ersten  Zug 
ins   Hegau  ^).     Nachdem   am  4.   März  die  Truppen   wieder 


')  Ebenda. 

*)  Gefl.  Mitteilung  von  Herrn  Staatsarchivar  Schneuwly. 

')  Chronik  des  Hans  Fries  S.  m.  —  R.  M.  Ifi,  51b  u.  52b.  — 
Quellen  zur  Schweizergeschiclite  Bd.  '20.,  herausgeg.  von  A.  Büchi, 
die  Schreiben  No.  73,  98,  118  u.  125.  Sie  stammen,  wie  sich  aus 
dem  Schriftvergleich  ergibt,  alle  aus  der  Feder  Peter  Falks.  (C.  G.  VII.) 


—     15    — . 

nach  Hause  zurückgekehrt  waren  ^),  brachen  die  Eidgenos- 
sen am  11.  April  neuerdings  auf,  um  ins  Hegau  zu  ziehen. 
Falk  beffleitete  die  Freiburger  wiederum  in  der  Eigenschaft 
eines  Feldschreibers  ^).  Cber  Bern,  Aarau  und  Kaiserstuhl 
tt)gen  die  Freiburger  unter  Hauptmann  Dietrich  von  Englis- 
bepg  zu  den  Zürchern,  Luzernern  und  Schaffhausern  vor 
Thiengen.  Die  Stadt  wurde  genommen  und  später  samt 
<iem  Schloß  verbrannt. 

Doch  die  Belagerung  von  festen  Plätzen  fanden  die 
Eidgenossen  bald  zu  langweilig  und  zu  wenig  einträglich. 
Da  sie  nun  vernahmen,  daß  kaiserliche  Truppen  sich  im 
Sundgau  sammelten,  beschlossen  Bern,  Freiburg.  Solothurn 
nnd  Zug  trotz  den  Bitten  der  Schaffhauser,  die  den  Kampf 
im  Hegau  fortgesetzt  wissen  wollten,  ins  Sundgau  zu  zie- 
hen, um  sich  dort  auf  offenem  Felde  mit  dem  Feinde  zu 
messen '). 

Die  Berner  und  Freiburger  nahmen  den  Weg  von 
Schaffhausen  über  Lenzburg,  Aarau,  und  die  Schafmatt 
Qacfa  Liestal.  Gemeinschaftlich  mit  den  Solothurnern  und 
Lözeroern  zogen  die  Truppen  von  da  ins  Sundgau.  Da  aber 
<lie  Feinde  nirgends  stand  hielten  und  auch  die  Bezahlung 
von  Brandschatzungsgeldern  verweigerten,  so  ruckten  die 
Eidgenossen,  bis  an  die  Grenze  sengend  und  brennend,  über 
Lieslai  nach  Hause  zurück.  Mangel  an  Speise  und  Geld, 
besonders  bei  den  Bernern,  hatten  die  Truppen  ungeachtet 
^ei*  Bitten  der  Solothurner,  ihnen  bei  der  Eroberung  von 
Pfeßingen  und  Landskron  behülflich  zu  sein,  zur  Heimkehr 
l^ewogen. 

Da  sich   nach   der    Schlacht  an    der  Calven  (22.  Mai) 

abreiben  No.  118   hatte    mir   im  Aatograph  nicht  vorgelegen,    tragt 

*oef  stilistisch  alle  Merkmale  und  Eigentum  lieh  keiten  der  Sehreiben 
Falks. 

')  Fries  a.  a.  O.  S.  36. 

')  A.  a.  O.  Schreiben  No.  207),  -216,  235,  237,  20i\  282,  (alle 
von  Peter  Falk  aasgefertigt),  ebenda  Freiburger  Chronik  d.  Sehwa- 
**Dkrieges  a.  a.  O.  S.  594.  ff. 

*)  Die  Zürcher  zogen  nach  Hause  zurück  (ebenda). 


—   Ifi   — 

wiederum  Trupponansainmiungen  und  feindliche  Einfälle  i»"^ 
Sundgau  bemerkbar  machten,  zogen  die   Berner  und  Fre 
burger  Ober  Biel,    Tavannes,    Bellelay,    Glovelier    und    dt — '^ 
Ripeisch  ins  KIsaß.     Peter  Falk   begleitete   das   Freiburgt    ^*t 
Fähnlein    als   Ivriegsrat.     Dirlinsdorf  wurde    angesichts  d( 
an  Zahl    weit   überlegenen   Feindes  verbrannt.     Die  Eidg 


nossen  brannten  die  (jeschutze  auf  die  Feinde  los,  ab< 
diese  wagten  den  Angriff  ninht  zu  erwidern.  Da  unlei 
dessen  ein  obrigkeitliches  Schreiben  eingetroffen  war,  d; 
zur  Huckkehr  mahnte,  so  zogen  die  Eidgenossen,  alli 
verbrennend,  auf  dem  Wege,  auf  dem  sie  gekommen  wäre* 
in  die  Heimat  zurück  *). 

Kaum  waren   die    Freiburger  zu  Hause   wieder  ang 
langt,  da  wurde  schon   ein    neues    Aufgebot    unter    Hau| 
mann  iMartin  Techtermann  ausgesandt.   Falk  begleitete  au 
diesen    Auszug  als    Kriegsrat  -).     Der  Weg    ging    diesm. 
da    die    Feinde    vom    Etschtal    aus    in    die    Schweiz    ein: 
(Iringen  drohten,  über  Chur  und  den  Strelapaß  nach  Davi 
Die  Sclnvyzer,  Untorwaldner  und  Zuger  waren  schon  vorl 
dort  angekommen.    Da  aber  die  Eidgenossen  durch  sich^ 
Kundschaft   erfuhren.    dal.>   die   Feinde   sich    zuruckgezo^=^o 
hatten,  so  marschierl(»n  sie  durch  das  Prätigau  nach  May      «n- 
feld.     Nach   einem   erfolglosen   Demonstrationszug  des  KZ^  ai- 
sers  von  Feldkirck  aus  in  der   Richtung  gegen  die  Luzi  «^n- 
steig  zogen  die  Eidgenossen  nach  Hause**). 

Dal.)  auch  Falk  an  diesen  Zügen  einen  hervorragencJei^ 
Anteil  nahm,  ist  wohl  anzunehmen,   kennzeichnete  ja  scli*^^ 
damals    Mut    und    Entschlossenheit,    ja    Verwegenheit   c3^^ 
jungen  Mann  *). 

Nach  diesem  Kriege  amtete    er    weiter    als    Gericli  ^  **' 
srhreibtM'  bis  zum  Jahie    11)05.     In    den   Jahren    1502-li:^  ^ 

';  (»»uolItMi  z.  Si-lnvoizorgeseh.  a.  a.  O.  Schreiben  No.  417  ^'^^« 
S.  Juni  (liuvli  V'dik.  (-lironik  dea  Schwabenkriegea,  ebenda,  S.  60^-- 

-)  K.  i{.  von   \m.  . 

^}  i^noUon    f..    Schweizergosch.    Bd  •^.  a.  a.  O.  Schreiben 
1.'»'/  u.   isi    ilx'ide  \on  Falkj.    Ebenda  Chronik  des  Schwabenkri 
S.  <;i\>  II.     -  ')  Vorgl.  Beilage  No.  l. 


} 


-     17    — 

Qod   1504   war   er   auch    Landrichter  ^).     Das    Landgericht 
w^ap  eine  Instanz  für  die  Entscheidung  von  weniger  wichti- 
gen  Angelegenheiten    für   die    Bewohner    der    Landschaft. 
Für  das  Jahr  1503  erscheint  er  als  Vogt  von  Villarepos  *). 
Seine  Tätigkeit  als  Notar  verringert  sich   beim   Anwachsen 
der  Ämter  von  Jahr  zu  Jahr,  indem  diese  seine  ganze  Ar- 
beitskraft   in    Anspruch    nehmen.     Vom   24.  Juni   1505  bis 
24.   Juni   1510  bekleidete  er   im   Namen   und   Auftrag  von 
Hern  und  Freiburg  die  Wurde  eines  Schultheißen  von  Mur- 
ien  *)-     Zu  dem  Zwecke  siedelte  er  mit  seiner  F'amilie   von 
Yreiburg    nach    Murten    über.      Gleichzeitig    waltete    auch 
Hans  Falk  als  Vogt  an  verschiedenen  Orten  zu  Pont  (1497- 
1499),  zu  Orbe  (1501),  zu  Granson   (1502-5)   und   zu   Orbe 
(1505-1507  *). 

In  dieser  Zeit  stammt  aus  Peter  Falks  Feder  ein  ju- 
ristisches Gutachten  zu  Händen  seiner  Herren  in  Freiburg, 
welches  die  rechtliche  Grundlage  schaffen  sollte  für  die 
Sikniarisation  der  Propstei  Münchenwiler  durch  die  Städte 
Preiburg  und  Bern  *). 

Im  Mai  1506  finden  wir  Falk  zum  ersten  Mal  in  der 
•  großen  Politik  »  tätig  ;  währenddem  er  das  Schultheißen- 
äint  zu  Murten  bekleidet,  reitet  er  neben  Petermann  von 
Faueigny  und  dem  Alt-Venner  Peter  Adam  als  Abgeord- 
neter Preiburgs  nach  Bex  zu  den  Verhandlungen,  in  wel- 
chen die  eidgenössischen  Orte  zwischen  Savoyen  einer- 
Schinner  und  dem  Wallis  anderseits  vermittelten.  Vielleicht 
wt  Falk  bei  diesem  Anlasse  Schinner  näher  kennen  gelernt. 
Dann  treffen  wir  Falk  nicht  wieder  an  eidg.  Verhand- 

'^ßgen  beteiligt  bis  zum  September  1510,  nach  dem  Chias- 
serjage. 

»)  Lt.  B.  B. 

')  Die  B.  B.  Villarepos,  zu  deutsch  Rupertswii  oder  auch  Ru- 
wenwyler  genannt,  hatte  für  das  Jahr  1503  ausnahmsweise  einen  ei- 
Ä^nen  Vogt.  1504  warde  die  Vogtei  derjenigen  von  Montonach  ein- 
verleibt. B.  B.  von  1503. 

•)  Lt.  B.  B. 

*)  Lt.  den  B.  B. 

*)  C.   G.    XIU.  295—98,  Autograph,  304  u.  307  (ohne  Datum). 

2 


—    18    - 

Im  Juni  1510  wurde  P.  Falk  Venner  auf  dem  Burg- 
viertel in  Freiburg  ').  Als  Venner  auf  der  Burg  war  er  der 
Vorvenner,  das  Haupt  der  vier  Venner.  Einzelne  Befug- 
nisse der  Venner  haben  wir  gelegentlich  schon  erwähnt; 
von  großer  Wichtigkeit  waren  indessen  ihre  vielen  und 
bedeutenden  polizeilichen  Kompetenzen.  So  stand  ihnen 
das  Recht  zu,  alle  hervorragenden  Verhandlungsgegen- 
stände auch  zur  Beratung  vor  den  großen  Rat,  den  Rat 
der  200  oder  der  Bürger,  zu  ziehen  *). 


Eap.  4. 

Übertragung  der  Wirren  im  Wallis  auf 
Freiburger  Gebiet. 

• 

Im  Frühjahr  1509  war  das  Bündnis  zwischen  Ludwig 
XII.  von  Frankreich  mit  den  Eidgenossen  zu  Ende  gegan- 
gen und  nicht  mehr  erneuert  worden.  Um  so  leichter 
konnte  jetzt  der  Papst  mit  seinen  Anträgen  Eingang  finden. 
Sie  wurden  den  Eidgenossen  durch  den  Bischof  von  Sitten, 
Matthäus  Schinner,  übermittelt.  Schinner  war  von  jeher 
ein  entschiedener  Gegner  der  französischen  und  ein  über- 
zeugter Anhänger  der  päpstlichen  Politik,  welche  mit  der 
Forderung  auftrat :  Italien  den  ftalienern.  Anfangs  des 
Jahres  1510  eröffnete  er  als  Beauftragter  des  Papstes  die 
Unterhandlungen  zu  einem  Bund  der  Eidgenossen  mit  dem 
Papst.  Trotzdem  es  in  der  Schweiz  eine  starke  französisch 
gesinnte  Partei  gab,  wurde  doch  der  Bundesvertrag  im 
März  1510  zwischen  den  12  Orten  samt  dem  Wallis  mit 
dem  Papste  endgültig  ratifiziert. 

Gleichzeitig  oder  schon  im  Februar  hatten  die    sieben 


')  Lt.  B.  B. 

')  Josias   Sinilei-   a.   a.    O.  —  Geschichtsbl.  3.  Jahrg.  a.  a.  O. 
S.  20  ff. 


-     19    — 

Zehnten  des  Wallis  auf  Anstiften  des  Jörg  auf  der  Fluh  *) 
mit  König  Ludwig  XII.  als  Gegenschlag  gegen  Schinners 
Bestrebungen  ebenfalls  ein  Bündnis  geschlossen.  Es  war 
dies  nicht  das  erste  Mal,  daß  hier  die  Gemeinden  ohne 
Befragen  des  Bischofs,  ihres  Landesherrn,  solche  Verträge 
eingingen.  Die  Gemeinden  fühlten  sich  als  kleine  Repu- 
bliken, die  sich  frei  von  einander  und  unabhängig  stellten. 
Nur  die  fiberlieferte  Oberhoheit  des  Bischofs  hielt  sie  noch 
äußerlich  zusammen.  Gegen  diese  aber  hatte  die  demo- 
kratische Strömung  unter  dem  Volk  schon  längst  den  Kampf 
begonnen.  Jörg  war  dieses  Mal  der  Vertreter  des  demo- 
kratischen, ja  revolutionären  Gedankens,  der  sich  gegen 
den  Bischof  erhob  *).  Trotz  der  Aufforderung  der  Eidge- 
nossen an  die  Walliser,  vom  Bündnis  mit  Frankreich  zu- 
rückzatreten,  ratifizierten  die  drei  obern  Zehnten  dasselbe 
am  2.  April.  Im  Wallis  begann  darum  bittere  Feindschaft 
und  Verfolgung  zwischen  dem  Bischof  und  Auf  der  Flüh 
önd  ihren  Parteien. 

Im  Juli  1510  forderte  der  Bischof  von  Sitten  im  Na- 
iven des  Papstes  laut  Bündnis  6000  Mann  von  der  Tag- 
satzung. In  der  ersten  Hälfte  des  Monats  August  rückten 
die  Eidgenossen  —  auch  Peter  Falk  machte  den  Zug  mit  — 
'ns  Feld,  doch  der  Zug  —  Chiasserzug  genannt  —  fand  ein 
unrühmliches  Ende  ").  Man  schrieb  das  Mißlingen  dessel- 
ben unter  dem  gemeinen  Volke,  während  die  Gründe  dafür 
"^uptsächlich  anderswo  lagen,  vielfach  der  Bestechung  der 
Anführer  durch  franzosisches  Geld  zu.  Der  Papst  verwei- 
S^rte  dazu  wegen  des  Mißlingens  die  versprochene  Sold- 
^hlung.  Daher  wandte  sich  der  Zorn  des  Volkes,  das 
"»edurch  natürlich  den  größten  Schaden  erlitt,  gegen  die 
'»•anzosische  Partei  in  der  Schweiz  und  deren  führende 
Häupter. 

')  Aach  Greorg  Supersaxo  genannt.  —  Vergl.  z.  B.  Farrcr  : 
l^hichte  von  Wallis,  Sitten  laiO  Bd.  1.  S.  ?41  ü,  \i.  Zimmermann 
in  den  Geschichtsbl.,  IX.  Jahrgang,  S.  113  1!. 

')  H.  Gay  :  Histoire  du  Vailais,  Genf  1903.  S.  ir>3. 

*)  R.  R.  vom  J.  1510. 


—    20    — 

Im  Wallis  war  wahreod  der  Zeil  der  Abwesenheit 
Schiooers,  des  Chiassenages.  Aaf  der  FÜb  nicht  ODtätig 
geblieben.  Er  hatte  die  Gelegenheit  benatzl.  die  Walliser 
gegen  ihn  aufzuhetzen.  Um  der  kommenden  Verfolgung 
zo  entgehen  und  eidgenössisches  Recht  gegen  Schinnei 
anzurufen«  auch  um  eine  franzosische  Gesandschafl  bei  der 
Tagsatzung  in  ihren  erneuerten  Bundeswerbungen  zu  unter- 
stutzen, wollte  er  sich  nach  der  Ruckkehr  Schinners  übet 
Freiburg  nach  Lnzern  begeben.  In  Freiburg  aber  wurde 
Auf  der  Fluh  durch  die  erregten  Bürger,  die  in  ihm  einen 
Hauptschuldigen  an  dem  mißglückten  Feldzug  erkennen 
mochten,  festgenommen  und  ins  Gefängnis  geworfen  in 
der  Absicht,  ihn  aber  das  Fehlschlagen  des  Feldzuges  und 
die  vermuteten  Bestechungen  zu  verhören  (25.  September 
1510  ';.  Da  man  jedoch  nichts  von  ihm  erfahren  konnte, 
wurde  er  wieder  freigelassen  *). 

Seit  dem  12.  September  treffen  wir  Falk  als  Gesand- 
ten Fr-eiburgs  auf  einer  wichtigen  Tagsatzung  zu  Luzern, 
dann  auch  zu  Zürich,  wieder  zu  Luzern,  im  Dezember  zu 
Baden  mit  seinem  Bruder  Hans,  im  Februar  zu  Baden  mit 
Tavernier,  im  Juni  zu  Luzern  mit  Venner  Hans  Schwendi '). 


M  R.  M.  28.  19. 

')  F.  St.-A.  Geistl.  Sachen  No.  90,  Informatio  Dominonim 
Friburgentiiam,  abgedruckt  bei  Farrer  a.  a.  O.  Bd.  3.  S.  302  and  im 
Archiv  für  schweizerische  Geschichte,  Zürich  1843,  Bd.  I.  S.  163  ff. 
Es  ist  dieis  ein  amtliches  Aktenstück,  das  von  der  Regierang  in 
Frei  bürg  Ende  des  Jahres  1512  Peter  Falk  mitgegeben  wurde,  als  er 
mit  andern  Gesandten  nach  Rom  reiste.  Es  enthält  eine  Darstellung 
der  Wirren  in  Freiburg  zur  Zeit  des  Prozesses  gegen  Auf  der  FlÜh 
und  Arsent ;  besonders  hebt  es  den  Anteil  hervor,  den  der  Leutprie- 
Hter  Ludwig  Löubli  an  der  Befreiung  Auf  der  Flühs  hatte  und  die 
üblen  Folgen,  die  seine  Einmischung  in  diese  Angelegenheiten  zeitigte. 
Geschichtsbl.  a.  a.  O.  S.  llß  u.  12r>.  Vergl.  auch  S.  118.  Anmerk. 
.*!  —  Anshelm  III.  S.  277.  —   Vgl.  weiter  unten. 

')  Eidg.  Abschiede. 


—    21     — 


Kap.  5. 

Die  Prozesse  gegen  Jörg  Auf  der  Flüh  and  Franz  Arsent 

Der  Fumo-Handel. 

(1510-1511). 

Mittlerweile  war  auch  der  Bischof  von  Sitten  auf  dem 
Wege  nach  Luzern  nach  Freiburg  gekommen,  und  da  er 
von  der  Anwesenheit  seines  Gegners  horte,  trat  er  vor  dem 
Kai  der  Stadt  klagend  gegen  denselben  auf.  Die  Folge 
war,  daß  Jörg  wieder  gefangen  genommen  und  ins  Ge- 
ßngnis  geworfen  wurde  (25.  September  1510  *).  Nach  der 
Abreise  des  Bischofs  trat  dessen  Bruder,  Kaspar  Schinner, 
klagend  gegen  ihn  in  die  Schranken  (6.  November  *). 

Schon  lange  hatte  der  Prozeß  gedauert ;  Auf  der 
FIfih  war  mehrmals  gefoltert  worden  *).  Nun  wurde  Alt- 
Schullheiß  Franz  Arsent,  ein  Parteigänger  Frankreichs, 
Ipotzdem  er  sich  weigerte,  damit  beauftragt,  als  Schöffe 
sein  Urteil  Ober  die  Schuld  oder  Unschuld  des  Angeklag- 
ten abzugeben.  Es  wurde  ihm  zu  dem  Zwecke  Bedenkzeit 
Ws  zum  14.  Januar  gewährt  *).  Doch  die  Sache  schien  für 
Auf  der  Flüh  einen  bösen  Ausgang  nehmen  zu  wollen. 
038  Volk  war  erbittert  und  durch  geheime  Wühler,  die 
feinde  Frankreichs,   aufgehetzt  '^).     Da   verlangte  man   von 


*)  R.  M.  28.  19. 

•)  R.  M.  28.  28.  —  Geschichtsbl.  a.  a.  O.  S.  119.  Aom.  1. 

*)  Geschichtsbl.  a.  a.  O.  S.  125. 

*)  Franz  Arsent  war  Schultheiß  in  den  Jahren  1507  u.  1509. 
'  ^'  Er  war  in  zweiter  Ehe  mit  Margareta,  der  natürlichen  Toch- 
^^  ^^  bernischen  Schultheißen  Wilhelm  von  Diesbach,  verheiratet, 
""^««•gl.  Geschichtsforscher  I.  S.  117  u.  118.  -  In  den  R.  M.  28 
^^^  Samstag  vor  Wienachten  1510  (21.  Dez.)  findet  sich  die  Auf- 
zeichnung. Hat  sich  min  her  Alt-Schultheiß  genomen  zu  bedenken 
^isZinstag  nach  Hilari  (14.  Jan.). 

*)  Welcher  Grad  der  Erregung  unter  dem  Volke  schon  zu  die- 


Arsent,  daß  er  endlich  sein  Urteil  spreche.  Arsonl  wußte 
sich  im  vollen  Gegensatz  zum  Volk  und  zu  dessen  Führern, 
die  alle  von  der  Schuld  Jörgs  überzeugt  waren.  Hätte  er 
in  diesem  Augenblicke  sein  Urteil  auf  unschuldig  ausge- 
sprochen, so  wurde  er  dadurch  den  Zorn  der  ganzen  Ge- 
meinde gegen  sich  selber  wachgerufen  haben  ;  dem  Volks- 
willen aber  soweit  nachzugeben,  daß  er  gegen  seine  Über- 
zeugung sein  Schuldig  gegen  den  Angeklagten  ausgesprochen 
hätte,  dem  widerstrebte  sein  Gerechtigkeitsgefühl  und  sein 
Gewissen. 

Als  aber  Arsent  in  einer  der  folgenden  Sitzungen 
vom  Schultheißen  begehrte,  er  möge  die  Räte  und  Venner 
versammeln,  damit  er  mit  ihnen  nach  alter  Gewohnheit  und 
nach  dem  Stadtrecht  das  Urteil  berate,  da  erwiderte  ihm 
Peter  Falk,  er  werde  mit  seinem  Urteil  den  Unwillen  der 
Gemeinde  gegen  sich  erregen,  wenn  er  dasselbe  nicht  im 
Verein  mit  Rat  und  Bürgern  berate  '). 

Arsent  hatte  die  Hoffnung  gehegt,  in  einer  Versamm- 
lung des  kleines  Rates  und  der  Venner,  bei  welch  erstem 
viele  Freunde  Frankreichs  und  Gesinnungsgenossen  sich 
befanden,  in  einer  Urteilsberatung  für  sich  eine  Mehrheit 
der  Stimmen  zu  gewinnen.  Die  Gemeinde  aber,  in  deren 
Namen  Falk  hier  sprach,  und  welche  die  Sache  selber  als 
eine  wichtige  betrachtete,  verlangte,  daß  bei  der  Beratung 
hierüber  auch  der  große  Rat  herbeigezogen  werde.  Dies 
zu  verlangen,  hatte  die  Gemeinde  das  Recht;  ihre  Mitwir- 
kung aber  bedeutete  das  Verderben  des  Angeklagten.  Daher 


ser  Zeit  herrschte,  zeigt  folgende  Eintragung  ins  Manual  vom  10. 
Januar  1511 : 

Hans  Lauper  zu  den  Pfisteru  soll  niit  wütenden  Worten  gesagt 
haben,  wie  der  ehrsame  Spalter  und  auch  Peter  Räschi  eidlich  be- 
zeugen, niemand  sei  daran  schuld,  als  die  Großhansen,  die  deutschen 
Franzosen,  daß  es  nicht  möglich  wurde,  nach  Mailand  zu  gelangen 
(Chiasserzug),  und  daß  vom  Papst  den  Knechten  der  Sold  nicht  aus- 
bezahlt worden  sei.  Die  Bürger  hätten  guten  Grund,  diesen  Großhau- 
sen ihre  Häuser  zu  stürmen,  und  das  wolle  er  ihnen  raten.  R.  M. 
'2S.  51. 

*)  Vgl.  Informatio. 


-    23    — 

verziclitele  Arsent  lieber  auf  jede  Beratung  mit  andern  ;  er 
nahm  sich  vor,  das  Urteil  bei  sich  selber  zu  erwägen  und 
auf  den  festgesetzten  Tag  dasselbe  gewissenhaft,  sollte  es 
auch  dem  Willen  des  Volkes  widerstreben  und  ihm  selber 
schaden,  abzugeben.  Offenbar  war  Arsent  zu  dieser  selbst- 
ständigen Handlungsweise  berechtigt,  frei  über  Räte  und 
Bürger  hinweg  sein  Urteil  zu  fällen,  allerdings  auf  die  Ge- 
fahr hin,  es  mit  allen  zu  verderben. 

Unterdessen  gelang  es  dem  Leutpriester  von  St.  Niko- 
laus, Ludwig  Loubli,  unter  dem  Vorwande  des  Beichthorens 
Zutritt  zu  Auf  der  Fluh  zu  erlangen  ^).  Loubli  hatte  eben 
erst  durch  Verwenden  seines  Vetters  Franz  Arsent  diese 
Stellung  an  St.  Nikolaus  erlangt  *).  Der  Besuch  bei  Auf 
der  Flüh  wurde  zur  geheimen  Abmachung  zwischen  den 
beiden,  einen  Fluchtversuch  zu  wagen.  Loubli  verwickelte 
die  Frau  und  Tochter  Auf  der  Flühs,  die  in  Freiburg  an- 
wesend waren,  in  das  Geheimnis.  Er  gewann  für  seine 
Pläne  auch  Franz  Arsent  trotz  langem  Widerstreben.  Der 
Pförtner  am  Rathaus,  worin  Auf  de  Flüh  gefangen  lag. 
ein  mit  Arsent  eng  befreundeter  Mann,  wurde  bestochen  ^). 
Ein  Taglöhner,  Uldri  Bosset  *),  trug  Auf  der  Fluh,  der 
wegen  Podagra  und  der  ausgestandenen  Folterqualen  weder 
stehen  noch  gehen  konnte,  durch  das  Schlachthaus  an  die 
Saane,   wo    er   auf    einem    bereit    gehaltenen    « Weidling » 

')  Die  Informatio  (S.  165)  nennt  Arsent  den  «  sororius »  des 
^ubli  d.  i.  sororis  maritus  nach  Ducange.  —  Loubli  war  seit  dem 
^^-  Sept.  1508  Stiftsdekan  zu  Bern.  Er  war  von  1509— 12  Pfarrer 
"^od  Chorherr  in  Freibarg.  —  Über  ihn  G.  Rettig  in  der  ((Sammlung 
^foischer  Biographien  »  Bd.  1.  S.  KJO ;  auch  Apollinaire  Dellion, 
I^ictionnaire  des  paroisses  VI.  S.  :^17  u.  ;i38. 

*)  Die  Informatio  (S.  1(>5)  nennt  auch  die  Unregelmäßigkeiten, 
unter  welchen  die  Wahl  desselben  zu  stände  gekommen  war. 

')  Informatio   a.  a.  O.   —   Schreiben    Franz    Arsents    an    einen 

nannten,  abgedr.  bei  Berchtold  :  Histoire  du  canton  de  Fribourg, 

^-  n.  S.   390/91  ;    Original  im  F.  St.-A.  unter  Geistliche  Sachen 
No.  90. 

*)  R.  M.  M.  12.  (9.  August  1516).  -  Die  Chronik  Montenach 
öeont  ihn  Hagonin  Bosset  (Fol.  74  i>). 


—    24    — 

hinubergeseizt  wurde.  Hier  erwartete  ihn  Michael  Glaser 
von  Bern  mit  einem  Pferd  ^).  Dieser  brachte  ihn  gläcklich 
nach  Laupen  und  von  da  nach  Neuenburg.  Mit  Jörg  war 
auch  einer  seiner  Wächter,  Hans  Helbling  geflohen,  wäh- 
rend man  seinen  Genossen  durch  einen  tüchtigen  Trunk 
die  Pflicht  des  Wachens  vergessen  zu  machen  sich  hatte 
angelegen  sein  lassen  ^).  Dieses  geschah  in  der  Nacht  vom 
10.  auf  den  11.  Januar  1511  ^). 

Als  am  Morgen  des  11.  Januar  die  Flucht  Jörgs 
bekannt  wurde,  erhob  sich  ein  gewaltiger  Aufruhr  in  der 
Stadt.  Das  Volk  erschien  in  Wallen.  Einer  beschuldigte 
den  andern  als  Urheber  der  Flucht.  Die  vier  Wächter 
Jörgs,  die  sich  hatten  übertölpeln  lassen,  wurden  gefangen 
genommen  und  hätten  das  Leben  eingebüßt,  wenn  nicht  der 
Komthur  Peter  von  Englisberg  *)  sich  für  sie  verwendet 
hätte.  Die  Priesterschaft  fand  kein  anderes  Mittel,  die 
Gemüter  zu  beruhigen,  als  das,  daß  sie  eine  Prozession 
durch  die  Stadt  veranstaltete.  Löubli,  der  Pfarrer,  war 
nicht  dabei  ;  er  hatte  sich  schon  am  10.  Januar,  iilso  vor 
der  Flucht  Jörgs,  in  klarer  Erkenntnis  der  kommenden 
Dinge  davongemacht  *).  Jetzt  flohen  auch  andere  aus  der 
Stadt,  so  der  Stadschreiber  Nikol.  Lombard,  der  Gerichts- 
schreiber Jost  Zimmermann,  der  Abt  von  Hauterive  u.  a. 
Die  Frau  und  die  Tochter  Jörg  Auf  der  Flühs  nahmen  Zu- 
flucht im  Franziskanerkloster. 

Gegen  Arsent,  der  durch  Verzögerung  der  Urteilsab- 
gabe, soviel  man  vorerst  wissen  konnte,  zur  Ermöglichung 
der  Flucht  Jörgs  mittelbar  beigetragen  hatte,  erhob  sich  vor 
allem  der  Zorn  des  Volkes.  Er  sowie  der  Wirt,  der  für  die 
Verkostung  Auf  der  Flühs  gesorgt  hatte,  der  Hat  Hans  Krum- 


•)  Ebenda.  -  Anshelni,  III.  278. 

*)  Kantonsbibl.  Freiburg,  Frei  burger  Geschichte,  kopiert  von 
einem  Manascripto  Wettingensi.  Msc.  Fol.  64. 

')  Informatio  (S.  169).  —  Geschichtforscher   a.  a.  O.  S.  116  ff. 

*)  Über  ihn  :  E.  F.  v.  Mülinen  in  der  Sammlung  bernischer 
Biogr.  i.  521. 

*)  Informatio  a.  a.  O. 


—    25    — 

menstolM),  und  Peter  Jänny,  der  Pfortner  am  Rathaus,  hatten 
nicht  mehr  fliehen  können.  Nach  der  Prozession  hatten  sie 
sich  wieder  in  die  St.  Nikolauskirehe  begeben.  Hier  wurden 
sie  von  der  Stimmung  des  Volkes  gegen  sie  benachrichtigt 
und  gewarnt,  ja  in  der  Kirche  zu  bleiben.  Da  sie  dies  taten 
tind  die  Kirche  nicht  verließen,  wurde  der  Verdacht  auf  ihre 
Schuld  nur  noch  bestärkt.  Von  60  Mann  wurden  sie  jetzt 
den  ganzen  Tag  und  die  Nacht  über  in  strenger  Winter- 
källe  ohne  Speise  und  Trank  in  der  Kirche  bewacht,  und 
da  man  die  Wut  nicht  an  ihnen  selbst  ausüben  konnte, 
Würden  wenigstens  ihre  Kirchenstühle  zerschlagen  und  ver- 
brannt. In  Massen  drängte  sich  bald  das  Volk  in  die 
Kirche  und  besetzte  alle  Ausgänge,  um  die  Gefangenen 
durch  Hunger  zu  nötigen,  das  Asyl,  das  ihnen  die  Kirche 
gewährte,  zu  verlassen.  Indes  wußte  der  Klerus  der  Kir- 
che für  ihren  Unterhalt  zu  sorgen. 

Ära  13.  Januar  erfuhr  man  durch  einen  der  mit 
Steckbriefen  ausgeschickten  Boten,  daß  Auf  der  Fluh  und 
Helbling  nach  Neuenburg  entkommen  seien  -).  Die  drei 
Gefangenen  wurden  auf  Bitten  der  Boten,  ihrer  Verwandten 
ond  Freunde  von  Bern  an  demselben  Tage  ins  Franzis- 
kanerkloster gelassen  und  am  16.  Januar  wurde  ihnen  auf 
Böfgschaft  der  Verwandten  hin  erlaubt,  in  ihre  Häuser 
Zurückzukehren.  Bei  diesem  Ortswechsel  begleiteten  sie 
jeweils  auf  ihre  eigene  Bitte  zum  Schutze  vor  der  Bevöl- 
kerung zwei  Venner  und  der  Großweibel  Fridli  Marti  "*). 

Freiburg  hatte  bald  nach  der  Kntdeckung  des  Auf- 
enthaltsortes der  beiden  Flüchtlinge  von  Neuenbürg  die 
Auslieferung  derselben  verlangt  *).  Doch  auf  Befehl  des 
Herzogs  Ludwig  von  Orleans,   des  Gemahls  der  Anna  von 

')  Hans  Kram  menstoll  wurde  1502  Ven  ner,  von  IMi — 08   war 

^^  Peldzeugmeister,    von    150J^    weg    bis    in    die  zwanziger  Jahre  des 

*"fDanderts  (das  Jahr  1513  ausgenommen)  sitzt  er  im  kleinen  liatc. 

*)  M.  B.  No.  5.  S.  214  u.  215,  No.  0.  S.  IT/.  —  K.  M.  28.  51^» 
"•^—  Arch.  f.  seh.  Gesch.  a.  a.  U.  S.  109. 

*)  R.  M.  38.52.  —  a  Informatio  »  a.  a.  O. 

')  Anshelm  111.  278. 


—    26    — 

Hochbepg-Rotheln,  der  Herrin  von  Neuenburg,  verweigerten 
die  Neuenburger  die  Auslieferung  *).  Die  Freiburger  be- 
schlossen daher  am  16.  Januar,  mit  dem  Banner  und  mit 
300  Mann  und  Geschütz  nach  Neuenburg  zu  ziehen,  um  die 
Flüchtlinge  mit  Gewalt  herauszuholen  *).  Um  der  Gefahr 
eines  Einbruches  feindlicher  Truppen  in  ihre  Stadt  aus 
dem  Wege  zu  gehen,  übergaben  die  Neuenburger  Jörg  und 
Helbling  an  Bern  ^).  Der  Mißerfolg  des  Zuges  nach  Neuen- 
burg übte  natürlicherweise  seine  Rückwirkung  auf  die 
schon  tief  erregte  Stimmung  der  Bevölkerung  in  Freiburg 
gegen  Arsent  und  Jänny.  Da  diese  vor  der  Gemeinde  in 
ihren  Häusern  nicht  sicher  zu  sein  schienen,  so  führten 
sie  zwei  Venner  und  der  Großweibel  wieder  ins  Franziska- 
nerkloster zurück  (22.  Januar). 

Wohl  bald  nach  der  Gefangennahme  der  vier  Wächter 
des  Auf  der  Flüh,  waren  diese  einem  Verhör  unterworfen 
worden.  Einer  derselben  bezeichnete  nun  in  einem  einfa- 
chen Verhör  den  Pförtner  Peter  Jänny  als  Mitschuldigen  •). 
Sogleich  wurde  Jänny  aus  dem  Franziskanerkloster  geholt 
und  in  den  Turm  geworfen,  wo  er  ohne  Zwang  ebenfalls 
in  einem  einfachen  Verhör  gestand,  daß  er  durch  Überre- 
dung von  Seite  Ludwig  Löublis  und  Franz  Arsents,  seines 
geleisteten  Treueides  vergessend,  in  die  Flucht  Auf  der 
Flühs  eingewilligt  habe  *). 

Nach  der  Übergabe  Jörg  Auf  der  Flühs  an  Bern 
hatte  Freiburg  an  den  Bat  dieser  Stadt  das  Begehren  um 
Auslieferung  der  beiden  Gefangenen  gestellt.  Der  Zufall 
wollte  nun  gerade,  daß  man  zu  dieser  Stunde  schon  die 
definitive  Erklärung  Berns  erhalten  hatte,   daß   diesem   Ge- 


')  Musee  NeuchAtelois  Hd.  18.  S.  64:  Georges  Auf  der  Flüh  ou 
Soupersax,  ä  Xeuchätel  en  1511  par  A.  Daguet. 

')  Geschichtbl.  9.  Jahrg.  S.  126.  —  Hauptmann  war  bei  diesem 
Zuge  Dietr.  v.  Englisberg,  seine  Räte:  Wiih.  Reiff  und  Jak.  VöguÜli  : 
Peter  Falk  war  Venner ;  das  Banner  trug  Peter  von  Garmiswil.  R. 
M.  28.  52») . 

')  Anshelm  III.  278-79. 

*)*)  Informatio  (S.  169).  Siehe  dazu  Exkurs  No.  1. 


-     27    — 

suche  nicht  entsprochen  werden  würde  ^).  Es  ist  begreif- 
lich, daß  unter  diesen  Umständen  der  Zorn  des  Volkes 
seinen  Höhepunkt  erreichte  und  sieh  gegen  diejenigen  rich- 
tete, die  man  in  Händen  hatte. 

Sofort  trat  jetzt  auf  das  Begehren  Peter  Falks  der 
kleine  und  der  große  Rat  zusammen  und  beschloß  die  Ein- 
kerkerung Apsents.  Er  wurde  aus  dem  Kloster  geholt  und 
in  den  Schelmenturm  gesteckt.  Darauf  machte  Falk  mit 
den  übrigen  Vennern  und  dem  Großweibel  Haussuchung  in 
der  Wohnung  Arsents,  trieben  die  Insassen  hinaus,  schlössen 
das  Haus  ab  und  nahmen  im  Namen  der  Stadt  Besitz  von 
Arsents  Gutern.  Die  Frau  Arsents  floh  nach  Bern  (23. 
Januar  1511  *). 

Der  Prozeß  gegen  Arsent  und  Jänny  konnte  jetzt  sei- 
nen Lauf  nehmen.  Verwandte  und  Freunde  Arsents  such- 
ten zu  wiederholten  Malen  Gnade  für  Arsent  zu  erflehen  ; 
doch  ihre  Bemühungen  blieben  ohne  Erfolg. 

Diese  Bittgesuche  mußten  um  so  mehr  ihren  Zweck 
verfehlen,  ja  gerade  das  Gegenteil  von  dem  bewirkten,  was 
sie  erreichen  sollten  und  die  aufgeregte  Gemeinde  nur  noch 
fnehr  Zum  Widerstände  reizen,  je  mehr  man  sich  durch 
kleine  Erfolge  der  Gegner  gewissermaßen  überlistest  sah. 
Das  geschah  gerade  wieder  wahrend  dieser  Ereignisse.  Die 
Pfau  des  mit  Jörg  flüchtigen  Wächters  Hans  Helbling,  die 
»m  Gefängnis  streng  bewacht  wurde,  wußte  zu  entweichen 
^^i  kam  nach  Bern.  Die  Folge  davon  war  ein  Auflauf  und 
d'e  Stimmung  ward  nachher  erbitterter  denn  zuvor  ^). 

Am  17.  Februar  gestand  Franz  Arsent  frei  und  offen, 
ohne  eigentlich  verhört  zu  werden,  seine  Mitwissenschaft 
^n  der  Flucht  Auf  der  Flühs  ein  *).  Darauf  beschloß  der 
"ät  (20.  Februar),   Arsent  und  Jänny  zur   Aburteilung   vor 

')  R.  M.  28,  53b  u.  54.  -  Anshelm  III.  T^dlSO. 

')  Geschichtforb?cher  I.  12-2/2:i 

^)  Memorial  de  Fribourg  Bd.  IV.  S.  58.  —  Chronik  Montonacli, 
*^°'•^^  S.  Exkurs  No.  1  im  Anhang. 

j^       )  F.  Arsent  hat  gestern  sein  Vergicht  a  ün  marter  »  getan.    R. 
**'28.  62.  —  iuformatio  a.  a.  O.  S.  170. 


—    28     — 

Gericht  zu  stellen.  Schon  jetzt  faßte  der  Rat  auf  Bitten 
der  Freunde  Arsents,  in  deren  Namen  Peter  Falk  sprach, 
den  Beschluß,  daß,  falls  es  zur  Hinrichtung  Arsents  kom- 
men sollte,  derselbe  in  Rucksicht  auf  seine  angesehene 
Verwandtschaft,  seine  hochgestellten  Freunde  und  seine 
Vorfahren  heimlich  hinzurichten  sei,  und  daß  man  den 
Verwandten  die  Leiche  übergeben  wolle,  damit  sie  von 
diesen  in  der  Franziskanerkirche  bestattet  werden  könne  *). 
In  der  Zwischenzeit  schrieb  Arsent  aus  dem  Gefäng- 
nisse an  die  Venner  im  allgemeinen  und  an  Falk  im  beson- 
d(M'n  ')  und  bat  sie,  ihn  in  seinor  Not  nicht  verlassen  zu 
wollen,  sondern  vor  dem  Rate  seine  Fürsprecher  zu  sein. 
Einen  Freund  in  Bern  ")  bat  er  dringend,  bei  Ludwig 
Löubli  alles  zu  versuchen,  damit  dieser  auf  sein  Pfarramt 
an  der  St.  Nikolauskirche  in  Freiburg  verzichte,  was  mög- 
licherweise zur  Beruhigung  der  Gemüter  beigetragen  und 
einer  bessern  Stimmung  gegen  Arsent  Platz  gemacht  hätte  ; 
Loubli  selber  bat  er  innig,  auf  seine  Pfarrstelle  zu  resi- 
gnieren,  doch    ohne    Erfolg  *).     Loubli  scheint  nicht    fähig 


^)  Ist  dann  sach,  daß  man  iti  richten  werd,  so  soll  man  in  uf 
bitt  sinr  fründen  durch  den  Vänner  uf  der  bürg  dargetan,  ouch  in 
ansechen  sinr  fründscliaft  und  sinr  vordrn  in  heimlich  hinrichten 
und  den  fründen  den  üb  erlouben  zu  den  barfüßen  zu  begraben  lassen, 
ii.  M.  28.  63b  . 

')  Original  im  F.  St.-A.  unter  geistliche  Sachen  No.  90.  man- 
gelhaft abgedruckt  bei  Berchtold  a.  a.  O.  iL,  No  4  im  Anhang  S.  391. 

')  Original  im  F.  St.-A.  unter  geistl.  Sachen  No.  90,  ebenso 
bei  Berchtold  II.  S.  390.  Anh.  No.  4.  -  Vergl.  auch  Chr.  Monte- 
nach  Fol.  77^>  u.  78.  —  Wie  aus  dem  Schreiben  hervorgeht,  ist  der 
Adressat  einer  von  denen,  die  i.  J.  1506  mit  Arsent  eine  Jerusalem- 
fahrt unternahmen  und  zwar  offenbar  ein  Bern.er.  Fteisegenosssen  Ar- 
sents aus  Bern  waren  damals  Hans  Rud.  v.  Scharnacbthal,  Kasp.  von 
Mülinen  und  Bastian  von  Stein.  (Chr.  Montenach  Fol.  123).  Die 
Frage  bleibt  offen  zwischen  Hans  Rudolf  von  Scharnachthal  und 
Bastian  von  Stein,  die  beide  in  der  folgenden  Ratssitzung  vom  25. 
Februar  zu  Gunsten  Arsents  zu  vermitteln  suchten.  R.  M.  28.  64*> .  — 
Darüber  auch  Max  von  Diesbach  in  Nou volles  Etrennes  friboargeoises 
1891.  S.  67.  ff. 

*)  Chr.  Montenach  Fol.  78  u.  78b  . 


—    29    — 

gewesen  zu  sein,  diese  ffir  ihn  doch  unlialthnr  gewordene 
Plarrslülliinf;  dem  Leben  des  Verwandten  und  Freundes. 
der  ihm  doch  diese  Stellung  selber  verschallt  halle,  zum 
Ofifpr  zu  bringen. 

Am  6.  März  eischienen  die  Abgeordneten  dei'  Stände 
Bt-rn.  Luzein,  Unterwalden.  Zug  und  Sololhurn  und  baten, 
in  Aiibelrnchl  der  Inngen  liefangenschnft  Arsents  und 
.lännvs  und  der  Angst  und  Schmach,  die  sie  bei  dem  öflern 
l'j'scheinen  vor  Gericht  erduldet,  Gnade  wallen  zu  lassen 
und  ifie  Gefangenen  freizugeben  ').  Am  7.  März  wieder- 
hnlten  sie  im  Verein  mit  den  Fieunden  Aisents  diese  Bitte. 
Sie  wurde  ihnen  beide  Mal  abgeschlagen.  Mit  der  weitern 
Bitte,  den  l'mzeli  bis  nach  MitleCasten  (2(1.  März)  zu  ver- 
«liicben,  erreichten  sie  wenigstens  so  viel,  dal^  man  be- 
schloß, die  Rüctckelir  einiger  Räte  und  Bürger  abzuwarten, 
■litt  auf  dem  Markt  in  Gent  sich  befanden,  von  wo  sie  nach 
silier  Frist  von  6-8  Tagen  zurück  sein  konnten  *).  Denn 
■n  Fitiburg  besali  der  kleine  Rat  das  BUilgericht,  Um  ein 
Tridesorleil  fällen  zu  können,  mulilen  mindestens  zwölf  Rats- 
niilglicJer  zugegen  sein.  Dei'  grolie  Hat  hatte  nur  .Stimme 
ln'i  der  Begnadigung  "). 

Trotz  dieses  Beschlusses —  es  mochte  ihnen  die  Gele- 
BKiheit  besonders  günstig  erscheinen  —  lielien  am  10.  März 


')  Offeobar  erscliienen  die  Gesandton  infolge  der  BeAclilüsse 
<l«  Tagsatzung  vom  3.  Februar,  an  weluher  auch  Falk  toilnaliDi 
l%Absch.  No.  391  d.)  und  vom  19.  ete,  Februar  {Eidg.  Abs.ih. 
^'iUb),  Es  banien  von  Bern:  Kittor  Bastian  vom  Stein,  Peter 
lilUiii({er.  Hans  von  Wyngarten,  Sinjon  Sehöni  und  Pater  Tormao  ; 
'■«"  Loieru  ;  Mdcbior  Zurgilgen  ;  von  ünterwalden  ;  Amnianu  zum 
UMm:  von  Zog:  Seckel meisler  Stouker  und  von  Sololhuni  :  Bene- 
'li^lHngi.  Im  Namen  der  Gesandten  Fülirie  Melchior  Zurgilgen  das 
W"«  U,  M.  ä8.  66. 

'I  in  der  Gerich IssilKung  vom  7.  M.'irz  waren  anwesend  die 
"ile:  Dietr.  v.  Englisberg  (Suttlialter),  Perroman,  Velg,  Tochter- 
«»"''.  Viiling.  Nusspengei.  Werü.  Hans  Falk,  Schwendi,  Friosa  und 
Gifti  Wiio  die  i  Venner).  R.  M.  28.  67.  —  GeschichKorBcher  I. 
S.1«. 


r')s 


nier  a.  a.  O.  S.  430. 


—    30    — 

die  Tags  zuvor  angekomraeneo  Gesandten  und  Freunde  Ar- 
sents  die  anwesenden  Räte  und  Bürger  versammeln  und 
erlangten,  daß  ihnen  irgend  eine  günstige  Zusage,  die  wir 
nicht  kennen,  gegeben  wurde.  Diese  Zusage  wurde  aber 
schon  am  tt.  März  zurückgenommen  und  zwar  auf  das 
Drängen  eines  Mannes,  der  ib  der  Sitzung  vom  10.  März 
nicht  anwesend  war  ^). 

Am  18.  März  wurden  beide.  Franz  Arsent  und  Jänny, 
vor  Gericht  gestellt,  um  ein  endgültiges  Urteil  zu  verneh- 
men. Der  Spruch  lautete  dahin,  daß  Peter  Jänny,  obwohl 
des  Hochverrates  schuldig  erkannt,  aus  besonderer  Gnade 
mit  dem  Schwert  hingerichtet  werden  und  sein  Vermögen 
der  Stadt  Freiburg  zukommen  solle  *). 

Auch  Alt-Schultheiß  Franz  Arsent  wurde  des  Hoch- 
verrates schuldig  erklärt  und  verurteilt,  «  aus  besonderer 
Rücksicht  und  Gnade  »  mit  dem  Schwerte  hingerichtet  zu 
werden.  Vor  der  Exekution  des  Urteils  sollte  er  noch  der 
Abzeichens  seiner  Ritterwürde  entkleidet  werden.  Seine 
Güter  fielen  ebenfalls  der  Stadt  anheim  ^). 


*)  Geschichtforacher  h.  a.  O.  S.  127.  Der  Herausgeber  vermutet, 
es  sei  Falk  gewesen.  Vergl.  Exkurs  I. 

')  R.  M.  28.  6S^^,    ' 

')  Zinstag  vor  oculi  1511  prescntes :  Endlisberg  scultetus.  Per- 
roniaun,  Velg,  Tochterniann,  Stoß,  Larin,  Studer,  Villiiig,  Werli, 
Nusnpefgel,  Swendi,  Raniü,  Fiiess,  Gay;  Venner:  Valk,  Snewii, 
Gurni  u.  Schniid,  dazue  min  herrn  die  burger  von  Herrn  Franlz  Ar- 
sent und  Peter  Kürssners  (Jänny  war  ein  Kürschner)  sach  wegen. 

Noch  verhörung  Peter  Jännys  vergicht,  so  ist  er  us  besundern 
gnaden,  wiewol  sin  handlung  uf  vcrreterie  dienet  an  das  swert  er- 
kannt und  sin  teil  des  gutz  minen  gnäd.  herrn  der  Statt  Friburg, 
den  rechten  gelten  unschädlich. 

Darnach  ist  ouch  der  Franz  Arsent  für  gericht  gestelt,  sin  ver- 
gicht  geläsen,  dero  er  an  red  worden  ist.  So  hat  recht  und  urteil 
geben,  das  man  im  den  ritterlichen  orden  abnemen  und  darnach  os 
gnaden  und  nit  nach  siner  verräterlichen  handlung,  das  er  mit  dem 
swert  gericht  werd,  sin  teil  des  gutz  mit  wib  und  kind  minen  herrn 
der  Statt  Friburg  erkant,  den  gelten  an  schaden.  Protokoll  der  Sit- 
zung vom  18.  März  1511.  R.  M.  28.  68'» .  —  Geschichtforscher  a.  a. 
O.  S.  129  u.  130.  —  An  diesem  Tage  war  auch  noch  eine  Gesandt- 
schaft vom  Herzog  von  Savoyen  angekommen,  die  für  Arsent  F0^ 
bitte  einlegte.  R.  M.  ebenda. 


-    31  - 

Die  Hinrichtung  scheint  unmittelbar  nachher  noch  am 
gleichen  Tage,  am  18.  März  1511,  vollzogen  worden  zu  sein. 
Warum  man  den  frfihern  Beschluß  umstürzte,  wonach  Arsent, 
iiD  Falle  es  zur  Hinrichtung  kommen  sollte,  nicht  öffentlich, 
sondern  heimlich,  d.  h.  mit  Ausschluß  der  Öffentlichkeit 
hingerichtet  werden  sollte,  ist  uns  nicht  bekannt.  Wahr- 
scheinlich wollte  man  sich  das  Ansehen  der  Unparteilich- 
keit nach  außen  wahren  und  Arsent  nicht  rücksichtsvoller 
behandeln  als  den  Wächter  Peter  Jänny,  der  an  der  Ange- 
legenheit keine  größere  Schuld  trug  als  Arsent.  Gefaßt 
und  ergeben  schickte  sich  Arsent  in  das  harte  Urteil.  Sein 
Leichnam  wurde  seinen  Verwandten  übergeben,  die  ihn  in 
der  Pranziskanerkirche  links  am  Eingange  beisetzten  und 
ihm  dort  eine  Gedenktafel  errichteten  ^). 


Bei  dem  ganzen  Prozesse  gegen  Auf  der  Flüh  sowohl 
wie  gegen  Arsenfhatte  sich  ein  Teil  des  Volkes  und  der 
Bäte  von  blinder  Abneigung  gegen  die  Angeklagten  und 
Parteilichkeit  leiten  lassen.  Diese  feindselige  Stimmung  halte 

• 

'fflmer,  mehrmals  sogar  von  Seiten  der  Angeklagten  und 
ihres  Anhanges  selber,  neue  Nahrung  erhalten.  Dadurch 
^Ne  allmählich  der  Erbitterung  der  gegnerischen  Gemeinde 
aufs  Äußerste  gesteigert,  die  nun  ungestüm  das  Verderben 
def  Angeklagten  forderte.  Ja  in  der  Wut  vergaß  man  ge- 
legentlich sogar  den  Parteistandpunkt,  den  man  vertrat.   Die 

')  Dietrich  von  Englisberg  entkleidete  Arsent  seiner  Ritter- 
^'örde  vom  hl.  Grabe;  barfuß  und  barhaupt  (Arsent  schnitt  sich 
*l^r  die  Strumpfe  von  den  Füßen,  um  barfuß  gehen  zu  können) 
^hritten  die  Gefangenen  unter  dem  Klange  der  neuen  großen  Glocke, 
^'ß  zu  einem  solchen  Zwecke  zum  ersten  Mal  geläutet  wuide,  durch 
die  Stadt  zum  neuen  Richtplatz  beim  Weihertor.  Geschichtforscher 
'131.  —  Anshelm  III.  280  nennt  als  Tag  der  Hinrichtung  den  24. 
März,  was  ofifenbar  unrichtig  ist.  im  Gegensatz  dazu  nämlich  steht 
d«f  Berieht  des  Ratsmauuals  28.  09  vom  20.  März  :  Die  gegen  wärti- 
860  Unruhen  sollen  abgestellt  werden,  «  diewil  doch  Franz  Arsent 
ond  Peter  Jänny,  die  rechten  schuldigen  sächer  dorumb  gelitten 
faabeDB. 


seial 


Stimmung  wurde  wpgen  rier  Umtriebe  l^öuliliä  ho.  daß  die  i 
Kretburj^er  lüe  i'fari'kirelie  St.  Nikolaus  wii?  verpestet  mieden^ 
und  vom  Papste  selber,-  der  dncli  wahrlich  nicht  tlaranJ 
si'.biiid  war,  daU  der  Priester  Löubli  den  Preibur(;ern  eineiig 
so  schlimmen  Streich  f^uspielt  liatle,  sagten,  der  Papst  seffl 
dfsr  II  ne(|uissimiJs  vir  h  '). 

Was  l'eter  Palk  anlangt  und  den  Anteil,  den  er  . 
diesem  Prozesse  nahm,  so  ist  nicht  zu  leugnen,  daU 
Vorgehen  besonders  bei  denen,  die  den  Verhältnissen  fcrnd 
standen,  als  höchst  egoistisch  und  brutal  erscheinen  mußtej 
Man  kann  ihm  auch  tatsächlich  den  Vorwurf  nicht  ersparen,] 
daß  er  —  obwohl  oberster  und  erster  Vertreter  der  Itürf 
—  sich  doch  allzu  sehr  vom  blinden  Volkswillen  leiten  undj 
tragen  Meli.  Vielleicht  wäre  es  ihm  —  allerdings  auf  dn 
lief  ah  r  hin.  seine  Existenz  zu  vernichten  —  bei  seiniM 
grülien  Einiluß  auf  das  Volk  gelungen,  dessen  bessere  V.m-\ 
(ifindungen  wachzurufen.  Hingegen  die  Verurteilung  Arsenld 
lediglich  auf  einen  Kacheakt  Falks  zurückführen  zu  wollenj 
was  die  bisherigen,  auf  einseitiger  Berichterstattung  fu-l 
üenden  Darstellungen  tun,  ist  durchaus  falsch.  (Vergl.  Ex- 
kurs im  Anhang  N"  1), 

Mit  dem  Tode  Arsenls  war  freilich  der  Prozeß  beendet, 
aber  die  Hube  nodi  lange  nicht  wieder  hergestellt,  beson- 
ders unter  dem  Volke,  während  in  den  regierenden  Kreisen 
der  Aufregung  bald  eine  sehr  nüchterne  Stininjung  folgte. 
Die  Regierung  mußte  sich  gerüstet  halten,  die  Vorwürfe, 
die  ihr  jetzt  von  Arsents  Ki'cunden  und  Verwandten  wepeii 
des  allzustrengen  Gerichtverfahrens  gemacht  wurden,  zurück- 
zuweisen und  zu  widerlegen.  Dieses  wollte  ihr  allerdings 
nicht  recht  gelingen,  sodaß  sogar  ächte  Freunde  Freiburgs 
sieb  nicht  enthalten  konnten,  ihrem  Zweifel  Ausdruck  zu 
geben,  Freiburg  möchte  an  Arsent  einen  Justizmord  beg; 
gen    haben  *).     Ein    Glück    für   Freiburg,    daü  jetzt  andei-e 


<J  Informatio  (S.  170). 

*)  Anzeiger    N.    F.    III.    S.    394:    L.etlre  de  Ludovic  Steftier  ij 

Hana  Teoliterinann,  antien  bourgiiieatre  Je  Fribourg  par  Alex,  1 


-     33    — 

Tägesfragen  auftauchten,    die   geeignet  waren,    die    Blicke 
von  ihnen  ab  uDd  auf  andere  Dinge  hinzulenken. 


Im  Jahre  15U8  war  Jean  de  Furno,  ein  armer  savoyischer 
Edelmann,  der  vorher  Schreiber  des  Herzogs  gewesen,  nach 
Freibarg  gekommen  in  der  Absicht,  wogen  einer  Beleidi- 
gung, die  ihm  der  Herzog  zugefügt,  an  demselben  seine 
Rache  auisulassen.  Er  fibergab  zu  dem  Zwecke  den  beiden 
Städten  Bern  und  Freiburg  eine  testamentarische  Schenkungs- 
orkonde  des  verstorbenen  Herzogs  Karl  II.  von  Savoyen, 
die  in  Gunsten  beider  Städte  350,000  rh.  Gulden  bestimmte. 
Da  infolge  dessen  der  Herzog  die  Güter  De  Furnos  mit  Be- 
schlag belegte  und  dessen  Verwandte  und  Freunde  in  Sa- 
vojeD  verfolgte,  so  gab  dies  De  Furno  Anlaß,  dasselbe  auch 
W  den  Orten  Zürich,  Luzern,  üri,  Schwyz,  ünterwalden, 
Zog,  Glarus  und  Solothurn  zu  versuchen.  Er  wies  densel- 
hen  also  eine  ähnliche  Urkunde  vor  wie  ehedem  Bern  und 
Fpeiburg.  Nach  derselben  beschenkte  sie  der  verstorbene 
Herzog  mit  einer  Summe  von  800,000  rh.  Gulden  (Nov.  1510). 
Dem  Herzog  gelang  es,  die  ünechtheit  der  Urkunde  nach- 
zuweisen, er  verweigerte  darum  die  Auszahlung.  Dieses 
führte  zu  einem  Zug  einiger  eidgenossischer  Orte,  Uri  und 
Schwyz  voran,  gegen  Savoyen  (Juni  1511)  Indessen  wurden 
doch  in  Solothurn  die  Friedenspräliminarien  aufgestellt ;  die 
Troppen  wurden  zurfickberufen.  Der  definitive  Friede  kam 
in  Bern  am  17.  Juni  1511  zu  stände.  De  Furno  scheint 
SQch  mit  Falk  auf  gutem  Fuß  gestanden  zu  haben.  Im 
Mre  1512  beglückwünschte  er  Falk  zu  seinen  Erfolgen  auf 
dem  Pavierzug  und  lud  ihn,  seinen  gemeinen  Charakter 
nicht  verläugnend,  zu  einem  Gastmahl  ein,  das  er  bei  der 
Bückkehr  Falks  im  Hause  Arsents,  welches  er  soeben  er- 
standen hatte,  geben  wollte  *). 

*)  Vergl.  Anzeiger  N.  F.  III.  S.  295  und  Quellen  zur  Schwei- 
Wfgesch.  Bd  20.  Einleitung  S.  XLIX.  —  Schreiben  des  Furno  an 
den  Hauptmaon  der  Freiburger  Truppen  in  Italien,  Peter  Falk,  im 
Anzeiger  N.  F.  IV.  S.   313  durch    Daguet.     Nur  begann  die  Belage- 

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—    35    - 

maDu  gegeben  ^).  Über  Bern,  Burgdorf  und  Luzern  mar- 
schierten die  Freiburger  mit  ihren  sechs  Geschützen  dem 
GoUhard  und  Italien  zu  *).  Langsam  und  ohne  Ordnung 
folgten  die  verschiedenen  Orte.  Es  brauchte  über  zehn 
Tage,  bis  alle  in  Varese  zusammengekommen  waren.  Fürch- 
terliches Regenwetter  machte  fast  jede  Operation  zur  Un- 
möglichkeit. Bald  stellte  sich  auch  Mangel  an  Geld  ein  ; 
die  Disziplin  der  schweizerischen  Truppen  wurde  immer  be- 
denklicher. Dazu  begann  der  französische  Feldherr  Gaston 
de  Foix  den  Kleinkrieg  gegen  die  Eidgenossen.  Zwar  rückten 
sie  vor  bis  nach  Mailand,  aber  überall  wichen  ihnen  die 
Feiode  aus.  Daher  beschloß  man,  das  Feld  zu  räumen  (20. 
Dez.  1511).  Schon  jetzt  hatte  die  Zügellosigkeit  und  Un- 
geboodenheit  so  überhand  genommen,  daß  es  schlechterdings 
Qomöglich  war,  die  Ordnung  wieder  herzustellen  ^).  Mit 
dem  Beschluß  zurückzukehren  aber  losten  sich  die  Bande 
jeglicher  Ordnung.  Keine  Autorität  galt  mehr.  Mordend 
Qod  brennend  zogen  die  einzelnen  Kontingente  der  Heimat 
zo.  Am  31.  Dezember  langten  auch  die  Freiburger  zu 
Hause  wieder  an. 

Am  5.  Oktober  schon  war  zu  Rom  zwischen  dem  Papste, 
dem  König  von  Aragon  und  den  Venetianern  die  hl.  Liga 
geschlossen  worden  zum  Zwecke  der  Vertreibung  der  Fran- 
zosen aus  Italien  *).    Durch  Schreiben  des  Papstes  vom  26. 

')  R.  M.  89.  34b .  —  Seine  Räte  waren  :  Wilh.  Reiff,  Niki. 
Nosgpengel,  Hans  Schmid  und  Ulli  Schnewli.  Venner  war  der  Ven- 
n«  auf  der  Burg  Niki.  Burger  (auch  Bourgey  od.  Borgey).  Die  R. 
M.  nennen  diesen  Burger  <x  Hans  »,  das  Besä tzungs buch  und  die  Chro- 
nik von  Pavilliard  (Anzeiger  V.  S.  217.)  «  Nikolaus  »  und  die  Chro- 
nik des  Ladw.  von  Affry  (Anzeiger  1901.  No.  3.  u.  4)  a  Peter  ».  Das 
Banner  trag  Peter  von  Garmiswil  auch  (von)  GarDiiswil[er].  R. 
^  d.  J.  1511  ;  R.  M.  29.  34b ,  42  u.  43. 

*)  Aas  der  Kriegsrechnung  Peter  Falks  von  diesem  Zug,  F.  St.-A. 
^egaweaen,  den  Reisrödeln  beigelegt.  -  C.  G.  Vlll.  25.  F.  a.  F. 

')  Anshelm  111.  261. 

*)  Über  das  Abkommen  der  Eidg.  mit  der  hl.  Liga  vergl. 
Nobler  S.  285-323.  —  Fuchs  11.  S.  SOo,  If.  -  Gisi :  Der  Anteil  der 
ß^genossen  an  der  europ.  Politik  in  den  Jahren  1512—16.  Schaff- 
haosen  1866.  S.  35.  ff. 


Dez,  1511  wurden  audi  die  Eidgenossen  zum  Beilrttt  auf-  i 
gefordert.     Nach    langem    Schwanken    und  Zi'igern  erklärte  J 
auch  die  Tagsalzung  den  Beitrill.     Es  wurde  nun  auch  s»- 1 
fort  der   Befelil  erlassen,    daß   alle  Truppen  am   6.  Mai  i 
<:hur  sich  einzufinden  hätten. 

!n  wenigen  Tagen  stand  ein  sctiweizerisches  Heer  von 
24.000   Mann    auf   dem    KriegsfuU').     Freiliurg   sU-lllc    400 
Mann  ')  ;  ihr  Hauptmann,  der  sclion  am  26.    April    ernannt 
worden,  war  wiederum  Bürgermeister  Peter  Falk").     Große ^ 
Eile  hallen  die  Freiburger  nicht,   denn  als    nach    Vor«cliriftI 
der  Tagsatzung  sie  schon   in  Chur  hätten    sein   sollelt,    dil 
marschierte  ihr  Kontingent  erst  von    Freiburg  ab*).     Aucbl 
waren  die  Freiburger  mangelhaft  ausgerüstet '^).     Von  Cliurj 
rückte  des  eidg.  [leer  in  Eilmärschen  über  die  Lenzerbaidel 
und  den  Albulapaß  ins  Engadin  und  über  den  Ofcnpali  ins! 
Münslertal  und  Etsclital ").    In  Trient  wälilte  das  Heer  tleB'f 
Freiherrn    Ulrich    von    Hohensax    zum    Anführer.     ,\m    25. 
Mai  erreiclite  man  Verona  ■).  Auch  die  Truppen  dos  Papstes 
und  der  Venetianer  ruckten  jetzt  ins  Feld.    Sehinner  über- 
reichte den  schweizerischen   HaupMeuten  als  Gesandter  des 
Papstes    die  Geschenke   desselben  :    Ein    goldenes    Schwert 
und  einen  Herzogshut*).   Von  Villafranca  zog  das  vereinigle 

')  Gi8i   a.   a.   O.  S.  48.  -  Koliler  333.  IT.  -  Puelis  S.  SHi  IT. 

—  GluLü-Blozheim  Bd  6,  S.  263.  ff. 

')  Chronik  vod  Pavllliard  S.  217. 

•)  R.  M.  3Ö.  TTh.  —  Seine  Kriegarate  waren  :  Ulli  Schnewli. 
Ludwig  Pavilliard  und  Tachan  Pavilliard  ;  Vetiner  war  Jakob  T^ch- 
tormann.  Fähnrich  :  Haua  Heymo.  R.  R.  d.  J.  1512. 

■l  R.  M.  39.  79b    u.  SO^J  -  —  Chr.  d.  Pavilliard  (S.  217). 

')  F.  a.  F.,  Tclent  vcrni  32.  Mai  1511,  C.  G.  Vlll.  71, 

')  Auszug  au9  Burkhards  von  Erlacb  Rech ausguberi cht  iui  Ge- 
schieh ttoracher  Bd  1.  S.  213.  -  Köhler  (S.  3^.  Aninerk  )  nennt  den 
Cbergeber  des  kaiaorl.  GeleitbrieFes  Georg  von  Birchenstein  und  als 
den  Ort  der  Übergabe  Glarus.  Das  Ganze  stützt  sich  aut  eine  irr- 
tümlk-lie  Lesang  von  Fuchs  (S.  335.  Anmeric.  93.)  aua  dem  Briefe 
Falks  in  C  G.  VIII.  71.  Der  Übergeber  heiG>t  Jörg  von  UchleosteiD 
und  der  Ort  Glurns. 

')  C.  G.  71.  a.  a.  O.  -  Glutz-Blozheim    VI.    Anhang.  No.  19. 

-  Geachichtfurscher  1.  21.3  II.  -  Anshelm  111.  314. 

')  Anahelm  IIJ.  318.  —  Glutz-Blozheim  a.  a.  0.  Anhang  No.  19.  J 


-    37    - 

Heer  der  Schweizer  und  Venotianer  in  ununterbrochenem 
Sifigeslaufe  über  Valleggio  bis  Cremona.  Nirf^ends  begög- 
nele  ihnen  energischer  Widersland,  Durch  aufgefangene 
Briele  des  Feindes  —  Peter  Falk  übeitrug  sie  den  Haupl- 
leuten  in  deutsche  Spi'acbe  —  halten  die  Verbündeten 
übrigens  die  mißliche  Lage  der  Franzosen  kennen  gelernt. 
Cremona  ergab  sich  nach  kurzen  Unterhandlungen.  Am  S. 
Juni  zog  Schinner.  begleitet  von  etwa  1000  Mann,  wie  ein 
Triumphator  und  Befreier  in  die  Stadt  ein  und  wurde 
jiiltelnd  empfangen.  Üer  Hauptmann  von  Uern,  Burkhard 
wn  Erlach  und  Peter  Falk  rillen  an  seiner  Seite ;  nie- 
mand anderem  gewährte  er  diese  Khre,  obwohl  viele  Edle 
aus  Venedig  und  Manlua  zugegen  waren  ').  Von  da  folgten 
EiJgenossen  und  Venelianer  den  zurückweichenden  Franzosen 
aof  dem  Fuße  bis  nach  Pavia.  Am  14.  Juni  begann  die 
Belagerung  der  Stadt  ').  Nachdem  die  Belagerung  einige 
Tage  gedauert  hatte,  drangen  etwa  100  Eidgenossen  ohne 
Wissen  der  Hauptleute  in  die  Stadt  ein.  Sobald  es  ihnen 
"iSgiieh  wurde,  rieten  sie  auch  die  übrigen  Eidgenossen 
Ton  den  Mauern  aus  zur  Hülfe  herbei.  Diese  stutzen  zu- 
erst, sie  glaubten  an  eine  Kriegslist  der  Franzosen ').  Aber 
siil  einmal  kam  eine  gewaltige  Bewegung  ins  eidgenössische 
Heer,  jeder  eilte,  wie  er  nur  konnte,  über  die  Bollwerke  in 
•liD  Stadt ;  das  Freiburger  Fähnlein  unter  Peter  Falk,  ge- 
Irapen  von  Hans  Heymo,  war  das  erste,  das  die  Mauern 
überstieg  •).  Bald  waren  die  Feinde  aus  der  Stadt  hinaus 
und  über  die  Bi'ücke  des  Tessin  gejagt '). 

Groß  war  die  Beute  der  Sieger,  hesonders  an  Kriegs- 
material. Vier  Fähnlein  der  Landsknechte  hatte  man  erbeulet. 
In  einem  Hause  außerhalb  der  Stadt  fanden  die  Freiburger 
^">  ganz  neues  Banner,  ein  sog.  itoßbanner,  wie  solche  die 


')  C.  G.  Vlll.  73,  F.  a.  F..  Pavia  vom  lö.  Juni. 
')Glotz-Blozheitu  VI.  Anliaag  No.  SQ. 

'IZuiuglii  Opera  IV.  170  Traktat  über  die  Suhlacht  bei  Pavia. 
*)  C.  G.  Vlll.  73.  a.  8.  O. 
,  'J  Zwioglii    Opera  IV.   S.   171.   a.   a.   O.  -  C.  G.   Vlll.  73. 


-     38    - 

Reiterei  führte,  von  ausgezeichneter  Schönheit.  Es  wurde 
ihnen  als  Eigentum  gelassen  *).  Eine  Stadt  uro  die  andere 
unterwarf  sich  jetzt  der  Liga. 

Der  Papst  gab  zum  Dank  den  Eidgenossen  den  Titel : 
Beschirmer  der  Freiheit  der  Kirche.  Als  Zeichen  der  An- 
erkennung ihrer  Treue  ließ  er  ihnen  zwei  Banner  übergeben  *). 
Zudem  erhielt  jedes  Ort  überdies  eine  eigene  Fahne  mit  der- 
jenigen Verzierung,  die  es  wünschte.  Freiburg  wählte  auf 
den  Vorschlag  Falks  als  Fahnenbild  die  Darstellung,  wie 
Veronika  Jesus  das  Schweißtuch  darreicht **). 

Nach  der  Einnahme  Pavias  ergaben  sich  die  Soldaten 
dem  üppigsten  Lagerleben.  Aber  bald  entstand  Mangel  an 
Geld  und  Lebensmitteln.  Das  Leben  in  Saus  und  Braus, 
der  schnell  darauffolgende  Mangel,  sowie  die  Sommerhitze 
und  die  sumpfige  Gegend,  das  ganz  ungewohnte  Klima  über- 
haupt erzeugten  in  diesen  Tagen  vielfach  Krankheit  anter 
den  Truppen.  Unter  den  Freiburgern  waren  es  besonders 
die  Oberländer  aus  den  Gegenden  von  Greyerz  und  Charmey, 
die  mit  Krankheiten  heimgesucht  wurden,  während  die  Unter- 
länder sich  widerstandsfähiger  erwiesen,  so  daß  nur  wenige 
von  ihnen  erkrankten  *). 


')  C.  G.  Vlll.  73.  a.  a.  O.  —  Reproduzierte  Abbildung  io  Fri- 
bourg  artistique  ä  travers  les  äges^  1893.  Tafel  XV.  ;  dazu  Beschrei- 
bung von  Max  v.  Diesbach. 

»)  Anshelm  III.  1^26  u.  328.  —  Abgebildet  io  Stumpf:  Gemei- 
ner löbl.  Eidgenossenschaft,  Stetten,  Landen  und  Völkern  Chro- 
nikwirdige  Thatenbeschreibung,  Zürich  1606,  S.  460.  nebst  den  frü- 
hem Geschenken,  dem  Schwert  und  dem  Herzogshut.  (Diese  beiden 
letzten  Gregenstände  im  Landesmuseum  in  Zürich  aufbewahrt). 

^)  Falk  (C  G.  VIII.  85)  machte  in  seinem  Schreiben  vom  3. 
Juli  seinen  Herren  den  Vorschlag,  dieses  Fahnenbild  zu  wählen.  Wohl 
hatte  er  bei  Schinner  seinen  bezüglichen  Wunsch  schon  früher  ge- 
äußert, trotzdem  zeitlich  das  Schreiben  Schinners  an  Frei  bürg  (I.Juli) 
früher  abgefaßt  ist  als  dasjenige  Falks.  F.  St.-A.«  Greistl.  Sachen  No. 
61  u.  93,  abgedruckt  bei  Berchtold  a.  a.  O.  II.  S.  395.  —  F.  a.  F.  (C. 
G.  VIII.  75.)  —  Die  Fahne  ist  abgebildet  in  Fribourg  artistique a.  a. 
O.  1897.  Tafel  XVI. 

*)  C.  G.  VIU.  85.  a.  a.  O. 


39 


1  4,  oder  3.  Juli  verließ  das  Heer  der  Verbündeteo 
Wa  und  zog  gegen  Alessandi-ia.  Docli  die  Krankheiten 
iDvhrtcD  sich  in  den  sumpßgen  Gegenden  um  Alessandria. 
S(![)»renweise  verließen  beurlaubte  Krnnke  in  Begleitung  von 
gesunden  Kriegsknechten  das  Heei',  das  bis  Mitte  Juli 
büclistens  noch  12,000  Mann  zählte  ').  Nach  verschiedenen 
Bei^lnngen  wurde  dann  beschlossen,  heimzuziehen  *).  Am 
2i.  Juli  verlieUen  4—5,000  Kidgenossen  Alessandria  und 
togen  —  Bern,  Freiburg  und  Solothurn  mit  ihrem  Geschütz 
über  den  grolSen  St.  Bernhard  —  in  die  Heimat  zurück.  Mit 
sich  führten  sie  die  Beute  und  die  geschenkten  Banner*). 
blk  hatte  eine  Anzahl  Beutestücke,  worunter  acht  oder 
neun  sehr  schöne  Banner,  die  seinen  Einzug  in  Freiburg 
^It  Siegestrophäen  verherrliclien  sollten,  schon  zum  Voraus 
lieimlich  an  seine  Frau  nach  Freiburg  geschickt*). 

Ende  Juli  und  anfangs  August  erschienen  die  Truppen 
wieder  in  der  Heimat  und  wurden  allenthalben  mit  Ehren- 
bezKugungund  Freude  empfangen.  Am  4.  August  langte  auch 
fäfk  in  Freibarg  wieder  an ").     Die   ganze    Stadt    war    in 

')  C.  G.  VIII.  74.  SchreibflD  F.  a.  F.,  AleBaaadria  vom  16.  Jali. 
-Giachichtforsclier  I.  S.  326  u.  227. 

']  C.  G.  VIII,  75.  Sehreiben  F.  a.  F.  AleHiandri«  vom  '33.  Juli. 

']  Anshelm  111.  S.  331.  —  GeHchichttoracher  1.  238,  339  n.  347. 
-C.  G.  VIII.  75.  a.  a.  O. 

')  Anieiger  III-  335,  Wir  stimmen  im  allgemeinen  den  Aua- 
fölirungen  von  Daguet  vollkommen  bei  ;  nur  in  einem  Punkte  mils- 
•«winber  Max  von  Diesbacli  {Fribourg  arÜBtiqueltW,  Tafel  XVI) 
*"ipnichtea,  daß  namliuh  Falk  die  Fahnen  aulbewahren  wollte  Mb 
'^Klnem  feierlichen  Einzug  in  die  Stadt,  wo  sie  die  Feier  des  Eio- 
'"gM  (Q  einem  Triumphzug  gestalten  sollten.  Freilich  sollten  sie 
il)ller  Daeh  dem  Wunsche  I''alks  die  St.  Nikolauskirche  zieren,  wenn 
'''einmal  zum  Kollegiatastift  erhoben  würde.  Aber  der  Zeitpunkt 
^>  Errichtung  des  Stiftes  war  im  Juli  1513  doch  noch  zu  weit  in 
*' Ferne  liegend.  —  Eine  dieser  Fahnen,  die  des  Grafen  von  Pavia, 
'"abgebildet  in  Fribourg  artistique  a.  a.  O.  18S)H.  Tafel  XVII,  Be- 
Mbfeibnng  von  Swjesai. 

'']  Chronik  dea  Anton  Pavilliard  S.  317.  —  a  Den  jungen  kna- 
«n,  »  den  panner  und  venliiie  entgegen  zogen  sind  für  wissbrot, 
'splmelieii  und  in  barem  gelt  für  ir  usrQstung,  Wartung  des  houpt- 
""M  and  gemeiner  knechten  etc.  8  R  10  g.  6  d.  n  S.  B.  von  St. 
Joluna  in  Weihnachten  1512. 


-    40    - 

Festfreuden.  Am  6.  August  erstattete  er  dem  kleinen  und 
großen  Rate  der  Stadt  Bericht  fiber  den  italienischen  Feld- 
zug, worauf  ihm  und  seinen  Truppen  von  der  Regierung 
alle  Anerkennung  für  diesen  ehrenvollen  Zug  ausgesprochen 
wurde.  Auch  ein  päpstliches  Breve  spricht  Falk  und  den 
Freiburger  Truppen  für  ihre  ausgezeichnete  Haltung  den 
Dank  des  Papstes  aus  ^). 


Kap.  7. 

Falks  römische  Gesandtschaft  (Nov.  1512— Mai  1513). 
a.  Sein  erster  Aufenthalt  in  Rom  (Nov.-Dez.  1512). 

Die  Ruckeroberung  Mailands  war  vor  sich  gegangen, 
ohne  daß  man  zum  Voraus  bestimmt  wußte  und  abgemacht 
hatte,  was  für  eine  Regierung  im  Falle  des  Gelinges  des 
Feldzuges  in  Mailand  einzusetzen  sei  *).  Während  des  Feld- 
zuges begannen  indes,  von  den  Schweizern  angeregt,  die 
bezuglichen  Verhandlungen.  Als  dann  am  11.  August  1512 
die  Tagsatzung  zu  Baden  sich  für  die  Einsetzung  des 
jungen  Maximilian  Sforza  aussprach,  da  erklärten  sich  der 
Papst,  Venedig  und  Mailand  mit  diesem  Plane  einverstanden. 

Der  Kaiser  war  bisher  der  hl.  Liga  noch  nicht  beige- 
treten, denn  noch  immer  stand  er  im  Kriege  mit  Venedig. 
Da  aber  beide  Teile  hartnackig  sich  zeigten,  der  Kaiser 
weder  seine  Forderungen  mildern,  noch  auch  Venedig  diese 
gewahren  wollte,  so  bestand  keine  Aussicht  auf  eine  end- 
liche Verständigung.  Um  durch  einen  Umschwung  in  der 
politischen  Konstellation  vielleicht  doch  zum  Ziele  gelangen 
zu  können,  trat  jetzt  der  Papst  zum  Schaden  für  Venedig 
auf  Seite  des  Kaisers.  Um  aber  nicht  willenlos  dieser  neuen 
politischen  Richtung  sich  hingeben  zu  müssen,  auch  um 
Venedig  nicht  erdrücken  zu  lassen,  lud  der  Papst  die  Schwei- 


')  R.  M.  30.  7.  -  Vgl.  Berchtold  II.  S.  395. 
»)  Vergl.  Kohler  S.  421.  fif. 


41 


ler,  an  denen  er  eine  Stütze  zu  finden  holTte,  nacli  Rom  ein'}. 
Er  verschwieg  ihnen  aber  seine  Abmachungen  mit  dem 
Kaiser  und  den  Vertrag  gegen  Venedig.  In  der  Scliweiz, 
Ko  diese  Einladung  am  i9.  September  bekannt  wurde,  bo- 
grüUe  das  Volk  sie  freudig.  Eine  Gesandtschaft  von  den 
Verschiedenen  Orten  wurde  auserwählt,  um  die  Reise  nach 
Italiei)  anzutreten  "). 

Peter  Falk  war  von  seinen  Herren  als  Vertreter  Frei- 
burgs  2U  dieser  Sendung  abgeordnet  worden.  In  seiner 
B«glelliing  befand  sich  der  neue  l'farrei'  von  St.  Nikolaus, 
fisr  Leutpriester  Nikolaus  Bugniet*).  Am  18.  November 
legten  die  ejdg.  Gesandten  in  Rum  iin  *).  Der  |jäpst1iche 
(lardehauptraann  Kaspar  von  Silenen  war  ihnen  bis  Florenz 
siilgegen  gegangen  ").  In  der  feierlichsten  Weise  hielten 
sie  darauf  am  20.  November  ihren  Einzug  in  die  Stadt. 

Unterdessen  aber  war  die  Arbeit,  um  deretwillen  die 
Schweiier  nach  Rom  berufen  worden  waren,  schon  getan 
Kurilen.  Die  Friedensunterhandinngen  mit  Venedig  halten 
»ich  zpischlagen  ;  der  Papst  hatte  die  Anträge  des  Kaisers 
S'&a  Venedig  angenommen,  und  der  Kaiser  war  der  Liga 
Mgclpeten. 

Damit  uun  die  Schweizer  nicht  sogleich  erfahren 
snlllen,  was  geschehen  war,    wurden   ihnen    in    einem    vom 


'»Kohler  S,  479.  —  In  ufVlziellen  Kreisen  st-lieinl  übrigens  diese 
EinlsdoDg  sclion  [rflliet  bekannt  geworden  zu  sein.  In  Freibarg 
'•«lil  Kilon  im  Protokoll  der  KatssitKung  vom  'il.  Septenilier  die  Ein' 
t'^^tig:  Bedenk  dem  Burgermeinter  Falken  credenz  und  instruclioii 
m  Rom  tae  machen.  R.  M.  HO.  18<)  IT. 

')  iDstruktioii  an  Falk  in  R.  M.  30.  34. 

'}  M.  d.  W.  V.  P.  S.  -239.  Unser  pfall,  der  mit  .ürgcrillen  ist, 
'*iWm\  aiii>  fast  grüessen,  und  daß  er  sich  fürderlich  harus  maclie. 
SfihMiben  des  Hans  Falk  an  Peler  Falk  nach  Rom. 

')  Die  Namen  der  Gesandten  nennt  Anshelm  Jll.  345.  -  Vergl. 
"-'■«  S,  505. 

')  Kühler  ebenda.  -  .\nsJielm  111,  S.  .945.  —  Auch  im  Gfr- 
Httcbalta beriebt  des  Ritters  und  SchaltheiQen  Dietrich  von  Engiis- 
jnnd  Peter  Taverniera  an  Freiburg  vom  IB.  Dez.  Ibl2  (Mailand^. 
»■  VIll.  Öl. 


Vatikan  entfernten  Stadtviertel  Herbergen  angewiesen.  Erst 
vier  Tage  natli  iiirer  Ankunft  wurilen  sie  zur  päpstlichen 
Audienz  zugelassen.  Doch  ihre  Anliegen,  die  sie  im  Namen 
der  Eidgenossenschaft  vorbrachten,  die  alte  Forderung  des 
Süldes  vom  Chiasserzug  her  und  die  Befreiung  der  heimat- 
lichen Pfarreien  und  Pfründen  von  den  Kurtisanen,  wurdea. 
rundweg  ab„'eschlagen.  Am  25.  November,  nachdem  di 
Schweizern  schon  vorher  der  kaiserliche  Slatlhalter  Mat- 
thäus Lang  bezügliche  Andeutungen  gemacht  und  sie  au[g&*i 
fordert  hatte,  von  Venedig  abzulassen,  wurde  nach  einem' 
feierlichen  Aufzug  des  Papstes  und  aller  Ge-sandten  (Vene-' 
digs  ausgenommen)  nach  Santa  Maria  del  popolo  das  Bünd- 
nis in  feierlicher  Weise  verkündet.  Die  Oberraschnng  und 
der  Unwille  der  Schweizer  war  groß,  da  sie  sahen,  welches 
Spiel  man  mit  ihnen  getrieben  hatte  ').  Um  sie  zu  beru-; 
higen,  sah  sich  der  Papst  genötigt,  am  folgenden  Tage  io 
aller  Frühe  sie  in  geheimer  Audienz  zu  empfangen.  Dm" 
Papst  machte  ihnen  den  Vorschlag  und  bat  sie,  ihre  Hot- 
schaft  samt  der  Seinigen  nach  Venedig  zu  senden,  uo 
alles  zu  versuclien.  damit  Venedig  den  Frieden  annehme 
und  Ruhe  und  Frieden  in  Italien  hergestellt  werden  möchte. 
Die  schweizerischen  Abgesandten  waren  mit  dem  Antrag 
einverstanden.  Hans  von  Erlach  von  Bern  und  Bürgermeister 
Peter  Falk  wurden  als  Abgeordnete  nach  Venedig  ausei-sehen. 
Der  Papst  bestimmte  zu  seinem  Vertreter  den  Bischof  Jo- 
hannes Staßleo. 

Falk  hatte  von  seiner  Begierung  den  Auftrag  erhallen, 
eine  Anzahl  Bittgesuche  an  den  Papst  zu  bringen.  Beson- 
ders handelte  es  sich  dabei  um  die  Genehmigung  der  Wahl 
des  Nikolaus  Bugniet  zum  Pfarrer  von  St.  Nikolaus  und  die 
Erhebung  dieser  Pfarrkirche  zu  einem  Kollegiatsstitt.  Doch 
erst  am  5.  Dezember  erhielt  er.  nachdem  er  den  ganzen 
Tag  in  St,  Peter  ad  vincula  hatte  stehen  und  warten  müssen, 
mit  großer  Mühe  spät  in  der  Nacht  Zutritt  zum    Papste*). 

■)  Ansheliu  III.  340.  -  Kollier  S.  TA2. 

't  F.  a.  F.,  Rom  vom  6.  Dez.  1513.  C.  G.  VIII.  TS. 


1 


43 


Die  Audienz  war  aber  nur  ganz  kurü.  Falk  übergab  ihm 
die  II  Informatio  Doininorum  friburgensium  n,  die  Erläute- 
lunijen  der  Herren  in  Freiburg  über  die  Anteitnahme  Ludwig 
Liiiiblis  an  der  Flucht  Auf  der  Flühs  und  ihren  Folgen, 
um  dariulun,  daü  die  Stellung  Löubüs  als  Pfarrer  von  Frei- 
hnpg  gani  und  gar  unmögtioh  geworden  —  denn  dieser  hatte 
iiodi  immep  nicht  demissioniert  —  und  um  die  Genehmigung 
fiup  Walil  Bugniets  zu  erreichen  ').  Das  Ureve  zur  Geneli- 
tnigung  des  Gesuches  konnte  allerdings  in  jener  Nacht  nicht 
iiiulip  ausgefertigt  werden,  der  Papst  versprach  es  aber  zu 
lun.  Auch  versicherte  er  Falk  auf  seine  Uille  in  Erwä- 
gung, daß  «r  nach  Venedig  zu  reisen  bestimmt  war  und 
teineo  Stellvertreter  zur  Besorgung  seiner  Geschäfte  in  Rom 
mpücklieJl,  seiner  Bittgesuche  bestens  gedenken  zu  wollen. 
Gleichwohl  ging  Falk  nicht  so  ohne  weiteres  von  Rom  weg, 
sonderu  seine  Gesuche  empfahl  er  einem  Diener  des  Car- 
iltnals  Fieschi,  namens  Cotini  *),  und  beauftragte  i)'  Konstanz 
Keller  von  Bern ')  ihm  nach  Venedig  zu  berichten,  wie  es 
um  dieselben  in  Rom  bestellt  sei*). 

Schon  zur  Zeit,  als  Julius  II.  in  Bologna  weilte  (1510) 
'laltB  Freiburg  durch  den  Freund  Falks,  Peter  Tavernier'), 

')  Arn  15.  Juli  1513  war  Nikolaus  Bügniet,  trotzdem  Löubli 
"icht  reaiguiert  hatte,  —  und  darum  war  die  Wahl  eigentlich  ungUI- 
H~.  mm  P/arrer  ernannt  und  in  üegenwarl  der  Bürger  feierlicli 
äl«  Pfarrer  in  St.  Nikolaus  eingesetzt  worden.  R.  M.  HO.  i.,  M.  B. 
Nu.  r.,  Fol.  319  a.  -iSl. 

')  Im  F.  St.-A.  Undet  sich  in  einem  Faszikel  aus  dem  Nach- 
bC  Jet  praroman  ein  von  Falk  geschriebenes  Verzeichnis  aller  «einer 
<«nuche.  —  Nikol.  Fieachi,  ein  Genuese;  Ciaconiu»  u.  Obhinii» : 
VilM  PontiDcum  Romanoraiu  et  Cardinalium.  Romae  1677,     Bd  III. 

s.  m  u.  2ts. 

')  Er  war  gebürtig  aus  Schaflhausen  und  wurde  Chorherr  in 
D«ta.  Von  den  Herren  in  Bern  wurde  er  zu  einer  ganzen  Reihe  di- 
pIotnMiBoher  Sendungen  verwendet.  Anshelm;  —  weitere  Angaben  bei 
Win.  Quellen  z.  Schweizergeauh.  Dd.  Hl-  S.  20,  Anni.  Tj.  Biographie 
lehn.  -  •)  C.  G.  VIII.  73, 

'j  Gewöhnlicher  Taferney  od.  auch  Talernoir.  Von  dort  hatte 
dicMt  damalü  ein  püpstl.  Breve  gegen  Aut  der  Flüb  mitgebracbt.  In- 
El^fcHMlio  S.  168. 


an  den  Papst  das  Begehren  gerichtet,  daß  das  Benediktinei^ 
Piiyijit  von    Grandson    der  St.  Nikolauskirchc   in    Frelliurg 
uder  dem  daselbst  zu  errichtenden  Chorherrenslift  inkorpo- 
riert werden  möchte.     Diese  Bittschrift  war,    wie  viele  an- 
dere Schriftsaclien,    bei  der  Einnahme   Bolognas   durcli  di 
Franzosen   vernichtet   worden,   also   nicht    mehr  vorhandcni 
Zufällig  erfuhr  nun  Falk,  daü  die  Berner  unter  anderm  auchj 
ein  Gesuch  an  den  Papst  zu  bringen  hätten,  das  die  Inkor-' 
|)i)ration  des  Priorates  von  Grandson  an  das  St.  V'inzenzsttfl 
in  Bern  bezweckte,    Falk  protestierte  gegen  dieses  Vorgehen 
Berns  und  zeigte  den    Berner  Gesandten   die    Kopie    jener 
Bittschritt,  die  in  Bologna  verloren  gegangen  war.    Die  AIk 
geordneten  von  Bern  wollten  jedoch  anfänglich  k(<ine  Rück- 
sicht darauf  nehmen.    Schlieülich  verglichen  die  Berner  mit' 
Falk  sich  so,    Uaü   man  übeiein  kam,    ein    Gesuch    an   den 
Papst  zu  stellen,    wonach    die  Priorate  von    Grandson    und 
Payerne  ')  mit   einander  zugleich   den    beiden   Städten   oder 
ihren   Stiften    inkorporiert  werden    sollten.     Weiler    konnl 
Falk  nicht  gehen,  und  er  war  hoch  ei'freiit,  wenigstens  d. 
erreicht  zu  haben.     Die  Ansprüche  Freiburgs  auf  Grai 
waren  damit  gesichert.     Die  ganze  Abmachung  mußte  aber] 
geheim  gehalten  werden,  da  der  Herzog  von  Savuyen  schüO-l 
seit  acht  Tagen  in  Uom  war  und  einen  Erzdiakon  von  Cham^ 
b6r;  beauftragt  hatte,  die  Sache  zu  hintertreiben.     Da  Falk 
darum  in  Besorgnis  war,    so    sprach    er    darüber    mit   dem 
Papst,   und  dieser  sagte  ihm  zu,    den  Erzdiakon    nicht  ver- 
hören und   noch   weniger  dem  Bittgesuche  der  Berner  und 
Freiburger  hindernd  in  den  Weg  treten  zu  wollen. 

Damit  war  die  Audienz  vorüber,  aber  es  war  mittler- 
weile so  spät  geworden,  daß  Falk,  wenn  er  nicht  einen 
Burschen  und  seine  beiden  Vettern  Benedikt  von  Pontberose*) 
und  Wilh.  von  Treylorrens  bei  sich  gehabt  hätte,  seinen 
Heimweg  nicht  mehr  würde  gefunden  haben.    Trotzdem  Ht- 


n 

m 


')  Ein  Cluuiazenüer-StiCt. 

S)  lieber  ihn  Geachichlsbl.  IX,  Jahrg, 


45 


ten  sie  noch  eine  Stunde  lang  irrend  umher,  ehe  slu  die 
belrertende  Gasse  und  seine  Herberte  Fanden  '). 

Siphon  waren  die  drei  Gesandten:  F.rlach,  Falk  und  Sta- 
filfln')  zur  Abreise  nach  Venedig  gerüstet,  als  dieselbe  eine 
uiiIlfibsaraB  Verzögerung  erlitt  *}.  Der  l'a|isl  war,  als  sie 
liBi'  ihm  Instruktion  einholen  wollten,  nach  Ostia  gegangen. 
1)3  Mallhäiis  Lang  ihm  dorthin  nachgeritten  war,  so  befürrh- 
li'len  sie,  derselbe  [nüchte  vielleicht  den  Papst  dazu  bewegen, 
m  der  Gesandtschaft  n;icli  Venedig  Abstand  zu  nehmen. 
Iliwu  kam  es  nun  freilich  nicht.  Am  3.  Denember  war  der 
Papst  wiedci'  in  Bom.  litt  nach  St.  Johann  vom  Lateran, 
TO  das  Konzil  tagte,  und  von  da  nach  St.  Peterad  vincula, 
*'«  luan  sich  «inigte,  dali  der  Weg  nach  Venedig  anzutreten 
«■i.  Die  drei  Gesandten  erhielten  am  5.  Deüomber  ihre 
lio^lniklion.  Stafileo  machte  sich  noch  am  gleichen  Tage 
nuhdie  Abreise  Hans  von  Erlachs  und  Peter  Falks  verzö- 
^ertu  sieh  noch  bis  zu[ii  7.  Dezember.  Der  Papst  hatte 
H«ni  von  beiden  100  Dukaten  auf  den  Weg  mitgegeben, 
ilamil  sie  die  Fahrt  nicht  auf  Kosten  ihrer  Regierungen 
mH'hen  müßten,  und  damit  man  sehen  sollte,  wie  sehr  es 
iliin  um  die  Wiederherstellung  des    Friedens  zu    tun  sei'). 

Im  Falle  des  Erfolges  seiner  Gesuche  in  Rom  hatte 
fiVi  die  Absicht,  sich  von  Venedig  direkt  naeh  Mailand  zu 
l>«Keben.  Doch  er  halte  wenig  Hoffnung  auf  das  Gelingen 
vxi  machte  sich  gefaßt,  wieder  nach  Rom  zurückkehren  zu 
"iBssen.  tn  Rom  sagte  man  sich  laut,  daß  Venedig  und 
läer  Herzog  von  Ferrara  sich  mit  Frankreich  verbunden  hätten, 
"oraus  Falk  viel  Unheil  und  Krieg  erstehen  sah.  Er  mahnte 
Mer  in  seinem  Schreiben  die  RSte  in  Freiburg,  sich  go- 
füslet  lü  halten  und,  wenn  Geld  von  Mailand  und  Savoyen 
II  ihren  Händen  liege,  dasselbe  gut  zu  hüten,  um  im  Falle 
eine»  Krieges  nicht  mittellos  dazustehen. 


')  C.  G.  Viri.  72. 

')  Er  war  Titularbischof  von  Spalaio,  Sanuto :   Diarii,  iTA  B. 

*)  Ebenda  No.  10>.  (Sclireibeii  vom  26.  Dez.  von  Venedig). 


Daß  Venedig  mit  Frankreich  und  Ferrara  wegen  eines 
Bündnisses  verhandelte ,  sollten  die  Gesandten  bald  er- 
fahren ^). 

b.  Falk  auf  seiner  Gesandtschaft  nach  Venedig. 
(Dezember  1512— Januar  1513). 

In  einiger  Entfernung  vor  den  Toren  Roms  trafen  Erlach 
und  Falk  auf  Stafileo,  der  früher  abgereist  war.  Nach  neun 
Tagreisen  (15.  Dez.)  gelangten  die  drei  Gesandten  nach  Ri- 
mini  in  der  Absicht,  von  hier  aus  zu  Schifif  nach  Venedig 
zu  fahren  *). 

In  Rom  hatte  Peter  Falk  seinen  Vetter  Wilhelm  de 
Treytorrens  ^)  aus  Payerne,  der  in  Rom  als  päpstlicher 
Gardeknecht  diente,  wiedergetrotlen.  Da  Julie  Bonoesa  bei 
ihrem  Gatten  Wilhelm  sich  aufhielt,  war  natürlich  Falk  auch 
mit  ihr  in  Berührung  getreten.  Dies  scheint  in  der  Seele 
Falks  bittere  Jugenderinnerungen  wachgerufen  zu  haben.  In 
einem  Schreiben  auf  seiner  Fahrt  von  Spoletto  aus  an  Wil- 
helm de  Treytorrens  hatte  er  seine  Gefühle  verraten.  Darum 
schickte  ihm  Wilhelm  ein  Schreiben  nach,  in  welchem  er 
ihn  zu  trösten  suchte  mit  der  Bemerkung,  er  habe  ja  nur 
ihrer  schönen  Haare  wegen  sie  zur  Gattin  genommen  *). 


')  Ebenda. 

')  Ebenda. 

')  Wilh.  von  Treytorrens,  Ritter^  Edelmann  aus  dem  Waadt- 
land,  erscheint  als  außerordentlicher  Gresandter  in  der  Schweiz  im 
Auftrage  des  Gouverneurs  von  Mailand  in  Begleitung  von  Lodw.  von 
Er  lach  im  Juli  1521.  RoU  Ed. :  Histoire  de  la  repr^ntatioo  di- 
plomatique de  la  France  aupr^s  des  cantons  suisses  etc.  Bd  1.  Bern 
1900.  S.  204.  u.  a.  O.  u.  S.  581. 

*)  —  dont  suys  estez  marrye  specialement  pour  les  chevaulx 
[cheveux],  car  il  navyon  poinct  ä  pourter  la  penitence  de  cella  qua- 
vyes  rompu  ou  ailoibli  vostre  mariage  avecque  la  Julyez  Bonoesa,  la- 
quelle  se  recommande  fort  ä  vous. 

Adresse:  A  monsieur  le  bourgmaystre  de  la  vilie  de  Fribourg 
nostrc  treshonnore  cousin  ä  Venise  (von  Guiilaume  Dethrethareyn. 
Rom  1513.  Dezember  21.)  Aus  den  M.  d.  W.  v.  P.  66. 


« 


Eine  Zelt  lang  warteten  unsere  Gesandten  in  Rimini  wegen 
desslürmischen  Meeres  auf  hesseres  Wettür.  Aber  zuletzt  be- 
stiegen sie  doch  auf  Anraten  Stafileos  ein  Fahrzeug,  eine  «  barca 
longa  n,  wie  Falk  es  bezeichnet,  um  nach  Venedig  zu  fahren. 
Vflü  dem  widrigen  Wind  wurden  sie  aber  in  den  Hafen  von 
Kavünna  getrieben.  Da  es  Naclit  war,  hatten  die  Scliills- 
leulv  die  Einfahrt  zum  Hafen  nicht  gefunden,  denn  der  Fluli, 
der  dort  ins  Meer  mündet,  hatte  den  Durchgang  zum  Hafen 
»ü  mil  Kies  versperrt,  daß  man  kaum  bei  Tage  die  Furt 
trelFen  konnte.  Daher  lief  das  Schiff  mit  seinen  Insassen 
aiil  und  konnte  weder  vorwärts  noch  rückwärts  gebracht 
«erden.  Der  Wind  wurde  zudem  immer  stärker  ;  die  Wellen 
sdtlnjfen  über  die  Barke  und  warfen  sie  fast  um.  Zuletzt 
sprangen  die  SchllTsleute  ins  Wasser  und  zogen  das  Fahr- 
Mdg  in  den  Hafen.  Die  Nacht  brachte  die  Reisegesellschaft 
'1  im  Augustinerkloster  zu,  das  verödet  und  beinahe  eine 
fiuine  in  der  Nähe  stand.  Am  Morgen  gingen  sie  zu  Fuß 
"ach  Ravenna.  Dort  warteten  sie  zwei  Tage  auf  besseres 
Weller,  vergeblich;  das  Wetter  blieb  schlecht.  Zuletzt  über- 
redete sie  Stafileo  und  die  SchitTsleute,  am  Abend  wieder 
»Bis  Meer  zu  gehen,  indem  sie  den  Schweizern  versicherten, 
ilifi  das  Wetter  sich  bessern  würde.  Als  sie  wieder  zum 
Klostep  und  zu  ihrem  Schiffe  gelangt  waren,  hatte  sich  der 
Himmel  wirklich  aufgehellt,  und  der  Sturm  hatte  nachge- 
lassen. Nun  eilten  sie,  ihr  Fahrzeug  wieder  zu  besteigen. 
Bei  Anbruch  der  Nacht  fuhren  sie  ab.  Von  günstigem  Wind 
Estrieben,  kamen  sie  in  kurzer  Zeit  bei  50  Meilen  weit.  Da 
mI  einmal  kehrte  sich  der  Wind  und  kam  ihnen  gerade  eot- 
K^gen.  Trotzdem  fuhren  sie  vorwärts,  denn  sie  hatten  22 
slarke  Ruderer  bei  sich.  Doch  der  Wind  wurde  immer  stärker 
nnd  das  Meer  ungestümer ;  dazu  wurde  es  so  ünster,  daß 
ilio  Imiden  FOhrei'  des  Schiffes  gar  nicht  mehr  wuliten.  in 
Welcher  HiL-liLung  sie  fuhren,  und  wo  sie  waren.  Das  Seliill 
selber  ließ  vieles  zu  wünschen  übrig,  es  war  schmal,  mit 
geiingetn  Tiefgang,  hingegen  von  bedeutender  Länge.  Die 
MhiÜsleute  fingen  an  ängstlich  zu  werden  und  zu  verzagen, 
en  Gebete  verrichtet  und  Gelübde  getan  zu  Gunsten 


aller  Wallfahflsorte  jener  Gegend,  in  denen  man  Maria  1 
sondere  Verelirung  zu  erweisen  pflegte,  u  Da  mögt  ihr  denki 
was  H'ii-  andere  taten  ».  Pün[  Stunden  lang  sctiweblen  : 
in  dieser  Gefahr,  wo  sie  keinen  Augenblick  ihres  Lebens 
sicher  waien.  »  Wir  sind  nicht  ohne  die  Fürbitte  der  Muttor 
firiltes  und  des  hl.  Nikolaus  erlöst  worden  ».  Als  es  TaK|l 
){eworden  war,  fuhr  man  weiter,  um  niöglrchst  bald  atlj 
dieser  fürcliterlichen  Lage  befreit  zu  weiilen.  Bald  erblickti 
ein  Führer  des  Schilfes  einen  Hafen.  Dieser  aber  lag 
dein  Gebiete  des  Herzogs  von  Feri'ara,  des  Verbündelen  da 
Franzosen  und  Feindes  des  Papstes  und  der  VcnetiaiieRJ 
Aber  lieber  wollten  die  Keisenden  sich  seiner  Gnade  nnven 
trauen,  als  den  Tücken  des  Meeres  sich  länger  aussetzen^ 
Sicher  gelangten  sie  in  den  Hafen  und  von  da  durch  einel 
7.wei  Meilen  langen  Kanal  durch  das  Land  des  Herzogs,  ohw 
bemerkt  zu  werden,  auf  venetianisches  Gebiet,  wo  sie  iU 
der  Stadt  Chioggia  übernachteten.  Tags  darauf,  iiämlieli  aiq 
lii'iligen  Abend,  langte  die  Gesandt.schaft  glücklich  in  Veodj 
(iig  an  '). 

Die  Signoria  in  Venedig  halte  ihnen  ein  eigenes  Haus" 
bestellt.  Da  sie  aber  nur  ihrer  zwei  waren,  so  zogen  sie 
OS  vor,  in  einem  deulsehon  Wirlshause  Herboi^e  zu  nehmen. 
Am  Weihnaclitsfeste  wurden  sie  von  zwei  Fdetleuten  in  die 
Markuskirche  abgeholt  und  in  den  Chor  gefuhrt,  wo  sie  der 
Doge  gnädig  empfing.  Er  ließ  sie  mit  andern  Botschaftern 
neben  sich  Platz  nehmen.  Falk  war  ganz  bezaubert  von 
dem  Ungeheuern  Prunk,  der  hier  durch  die  Schaustellung 
von  Gold  und  Edelsteinen  entfaltet  wurde.  Am  2(1,  Dez, 
gab  der  Doge  dem  ordentlichen  Rate  der  Stadt  bei  sich  ein 
Gastmahl,  wozu  auch  unsere  Abgeordneten  eingeladen  waren'), 

Am  23.  Dezember  schon    hatte  Venedig  mit  den    Ge- 
sandten Ludwigs  XIL  die  Artikel  eines  Bundesvertrages  auf- 
gesetzt ;  freilich  war  derselbe  noch  nicht  unterzeichnet  wop-  J 
den.    Denn  Venedig  wollte  Zeit  gewinnen,  um  sich  über  die  J 


■)  c.  G.  VIII 

*)  Ebenda. 


H)5. 


—    49     - 

IHSne  des  Kaisers  und  vielleicht  auch  des  Königs  vorerst 
genaoer  zu  orientieren.  Trulzdem  die  beiden  schweizerischen 
Gesandten  schon  zu  Ravenna  von  der  Anwesenheit  tranzö- 
miier  Botschnfter  in  Venedig  erfahren  hatten,  so  waren 
ibneD  dieselben  am  26.  Dezember  noch  nicht  zu  Gesieht 
gekunimen.  Falk  glaubte,  es  werde  wohl  nichts  an  dem 
GerHe  sein,  und  Venedig  werde  sich  nicht  unterstehen,  die 
Franiosen  nach  Italien  zurückzurufen.  Krst  am  27.  und  28. 
[Ifzoinber  wuiden  die  drei  Gesandten  vom  fiugen  vur  dem 
ganzen  Kate  in  Audienz  empfangen.  Auf  ihre  Anträge  er- 
widerte ihnen  der  Doge  Leonardo  Loredano,  der  sonst  für 
scbeiierische  Freundschaft  sehr  empfänglicli  war,  mit  Un- 
mut '), 

Nachdem  dann  die  Signoria  in  Venedig  unsere  Ge- 
samlten  14  Tage  lang  auf  eine  Antwort  hatte  warten  lassen  =) 
und  diese  vor  dem  Rate  erklärt  hatten,  nicht  länger  warten 
iu  wullen,  da  ihre  eidgenössischen  Mitgesandten  von  lioin 
«ieder  abgezogen  seien,  da  wurde  ihnen  am  8.  Januar  die 
■Antwort  Venedigs,  die  Zurückweisung  ihrer  Friedensanträge. 
übersehen.  Dieselbe  sagte  nichts  mehr,  als  was  sie  schon 
iDm  Dogen  mündlich  auf  die  Rede  Stafileos  vernommen  hatten. 
Kur  am  Schlüsse  wandte  sich  die  Antwort  noch  ganz  bc- 
Mnders  an  die  Schweizer  Gesandten  und  bat  sie.  die  Knt- 
■cbaldigung  Venedigs  an  ihre  Herren  und  Obern  zu  bringen, 
lud  versicherte  sie  der  Freundschaft  der  Republik.  Die 
beiden  Abgeordneten  ersuchten  die  Venetianer,  daß  man 
ihnen  die  Antwort  schriftlich  gehen  möchte,  da  ihnen  das 
llaÜBniscIie  bezw.  Venetianische  nicht  sehr  geläufig  sei.  Zwei- 
Wl  wurde  ihnen  die  Gewälirung  abgeschlagen  ;  schließlich 
«hickte  man  doch  einen  Sekretär  in  ihre  Herberge,  der 
iDDen  die  Antwort  in  lateinischer  Sprache  vorlas,  womit  sie 
sich  begnügen  mußten*).  Darauf  —  es  war  wohl  am  10. 
"läer  11.  Januar    1513  —  reisten  die   drei   Gesandten  von 


■;  Ebenda.  —  Aushelm  lll.  ä'iS. 
l  ')  Samita  :  Diarii,  401. 
I    ')  Ebenda.  457.  463,  464,  4^  u.  466. 


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—     5)     - 

land  beendet  worden').  Am  25.  November  empfing  Maxi- 
milian Sforza  in  Cremona  den  Besuch  des  Verwesers  des 
Kenogtums,  Oktaviao  SforZtis,  und  Scliinners.  Der  b^indruck, 
den  der  junge  Mann  auf  die  nesuchei-  machlc,  war  durch- 
aus kein  günstiger.  Bei  seiner  Hartnäckigkeit,  Unerfnliren- 
iieil  in  den  Geschäften  und  geringen  Intelligenz  war  von 
ilim  nicIUs  für  den  Kuhm  seines  Hauses  und  das  Glück  des 
Herioglums  stu  erwarten*).  Aber  gerade  so,  wie  er  wai-, 
|i9lile  er  als  Hei'zog  den  intei'essierten  Mächten,  Ein  schwa- 
i:lier  und  unfähiger  Fürst  sullte  der  künftige  Herzug  vun 
Mailand  sein,  in  dessen  Land  man  selber  nach  Belieben 
acliüllvn  und  walten  könnte. 

Um  seine  Einsetzung  ins  Herzogtum  vorzunehmen,  ka- 
uen jetzt  die  Gesandten  der  Liga  von  allen  Seiten  herbei. 
Am  II  Dezember  erschien  auch  eine  schweizerische  Gesamjt- 
•ebift  mit  dem  strengen  Auftrag  ihrer  Regierungen,  niemand 
Inders  die  Wiedereinsetzung  Maximilians  in  sein  Rrbe  zu 
fiberlassen ,  sondern  sie  selber  vorzunehmen.  Und  ihrer 
BiergiB  gelang  es  trotz  der  heftigen  Protestation  des  Ver- 
treters des  Kaisers.  Matthäus  Längs,  und  desjenigen  des 
Königs  von  Aragon,  Cardonas,  die  Ehre  der  Einsetzung  eines 
Bertogs  in  sein  Fürstentum  für  sich  in  Anspruch  zu  nehmen. 
Das  geschah  am  29.  Dezember  1512.  Nach  diesem  feier- 
tii^hen  Akt  blieben  die  schweizerischen  Gesandten  auf  die 
Ktte  des  Herzogs  noch  einige  Zeit  bei  ihm,  um  ihm  bei  der 
Einrichtung  seiner  Regierung  behülllich  zu  sein.  Am  5. 
Janaar  endlich  gab  er  ihnen  in  Anwesenheit  der  fremden 
Gesandten  auf  dem  Hathause  eine  feierliche  Abschiedsau- 
•üew.  In  der  anerkennenswertesten  Weise  empfahl  er  sich 
und  sein  Herzogtum  dem  schweizerischen  Schutze.  Keirh- 
i  beschenkt  wurden  sie  entlassen"^. 


')  A.  a.  O. 

')  A.  a.  O. 

'I  SchallbeiQ  Dietrich  von  Engliaberg  war  waiirend  don  Vcr- 
tiiDdlDagen  schwer  erkrankt.  Auf  dem  Heimweg  war  er  in  Lugano 
WWgt.  sich  wieder  ta    Bette   zu    legen.     Englisberg    an    Freiburg, 

(I  Idl3,  Febr.  12.  C.  G.  VIII.  101. 


\ 


—    52    — 

Schinner,  Lang  und  Cardona  standen  noch  während 
des  ganzen  Monats  Januar  ihm  zu  Seiten.  Ais  am  30.  Ja- 
nuar Lang  verreiste,  ließ  er  als  seinen  Vertreter,  Andrea 
de  Burgo  aus  Cremona,  beim  Herzog  zurück.  Cardona  mit 
seiner  spanischen  Armee  und  Schinner  mit  einer  starken 
Anzahl  Schweizertruppen  blieben  ebenfalls  bei  ihm.  Die 
ganze  Verwaltung  Mailands  war  jetzt  den  Händen  dieser 
drei  Männer  übergeben,  während  Sforza  von  den  Geschäften, 
die  scheinbar  auch  keinen  Reiz  auf  ihn  auszuüben  vermoch- 
ten, fern  gehalten  wurde. 

Falk  war,  nachdem  er  von  der  venetianischen  Begleit- 
schaft bei  Rimini  sich  verabschiedet  hatte,  über  Ancona  und 
Loretto  nach  Rom  gelangt  (Ende  Januar  ^).     Überall,  wo  er     -iw^p 
durchzog,   herrschte  ein   «  großer  Sterbet ».     Julius   IL  war    -th  r 
erkrankt,  und  da  es  hieß,   er  sei  am  Sterben,   so  traf  Falk   s^Jk 

das  Volk  in  wüster,  wilder  Aufregung.   Wem  es  seine  Ver •-"- 

hältnisse  erlaubten,    der    beschützte   sein   Haus  mit  gebar -- 

nischten  Kriegern  und  sonstiger  Wehr,  die  einen  um  anderes^»^ 
zu  schädigen  und  zu  plündern,  die  andern  um  sich  vor  Über — -r?- 
fällen  zu  schützen.  In  Begleitung  des  Gardehauptmanna^ss  iS 
Kaspar  von  Silenen  ging  Falk  vier  Tage  nach  einander  zum^iiK^ 
Vatikan  bis  vor  das  Zimmer  des  Papstes  ;  eine  Audienz  abera  ^r 
konnte  er  nicht  mehr  erhalten.  Ein  Kardinal,  der  mit  seiner:9i^  /* 
Angelegenheit  betraut  worden   war,   erschien   nicht  einmal • 

Unter  solchen  Umständen  reute  es  Falk,   daß  er  nicht 
alles  hatte  liegen  lassen  und  nach  Hause  zurückgekehrt  war, 
besonders  weil  er  wegen  der  Krankheit  des  Papstes   nichtj 
ausrichten  konnte.    Jetzt  aber  Rom  zu  verlassen,  war  nicbl 
ratsam  ;   man  warnte  ihn  davor,   indem  man  sagte,    daß  er. 
falls  der  Papst  sterbe,  kaum  lebend  die  Grenzen  des  Kirchen- 
staates erreichen  oder  doch  zum   mindesten   bis  aufs  Hemd 


^)  F.  a.  F.,  Rom  1513,  Febr.  5.  C.  G.  VIII.  103.,  vergl.  auch 
Daguct :  Extrait  de  la  Correspondence  diplomatique  da  bourgmestre 
Pierre  Falk  etc.  aupr^s  des  papes  Jules    II    et   L^n  X  (1512 — 13)  im 

Anzeiger  X.  F.  VI.  »371.  ff. 


—    53     - 

aQsgepündert  werden  würde.  Er  blieb  daher,  ura  zur  Ep- 
iMiiubung  seiner  Ziele  entweder  die  Genesung  Julius  II.  oder, 
waa  er  sterben  sollte,  die  Walil  eines  neuen  Papstes  ab- 
iiiwarlen.  Falk  liatte  nämlich  in  Erfahrung  gebracht,  daß 
alle  Verfügungen  eines  verstorbenen  l'apstes  jeweüen  von 
ätinem  Nachfolger  widerrufen  würden,  wenn  sie  nicht  sciion 
IUI'  Ausführung  geiiommen  seien.  Daher  wäre  mit  dem  Ab- 
leben Julius'  II.  auch  die  Errichtung  des  Kollegiatstifles  in 
Freiburg  hiDfältig  geworden.  Falk  war  darum  entschlossen, 
lu  diesem  Falle  sofort  vor  dein  neuen  Papst  zu  erscheinen 
und  um  Bestätigung  alles  dessen  nachzusuchen,  was  Julius  II. 
l^wlligt  halte  ')■ 

Bisher  halte  Falk  mit  seinem  Diener  in  einer  «  Herreo- 
'lerbepge  «  gewohnt  und  auch  seine  drei  Pferde  da  unterge- 
■"aclit,  Da  dies  ihm  aber  zu  kostspielig  wurde  und  auch  die 
Sicherheit  in  der  Stadt  viel  zu  wünschen  übrig  ließ,  so  mie- 
tete er  sich  in  der  Nähe  der  Engeisburg,  nicht  weit  vom 
^'alikan,  bei  einem  Deutschen  zwei  kleine  Zimmer  und  eine 
Stallung.  Hier,  in  der  Nähe  der  die  Stadt  beherrschenden 
EngeLsburg  und  der  Schweizergarde,  fühlte  er  sich  sicherer  *). 

Auch  in  der  Folgezeil  konnte  Falk  keine  .\udienz  beim 
Papst  mehr  erhalten,  denn  der  Papst  bekümmerte  sieh  in- 
folge seiner  Schwäche  um  nichts  mehr.  .Alle  Hoffnung  auf 
Genesung  war  übrigens  geschwunden,  und  so  mußte  Falk 
sirli  gedulden.  Um  die  Sicherheit  der  Person  war  es  nach 
"is  vor  übel  bestellt.  Bei  jedem  Gerücht  von  dem  Hin- 
'5'ieiden  des  Papstes  wiederholten  sich  stürmische  Aulläufe. 
Ibeiall  in  der  Stadt  standen  Wachen  aufgestellt,  besonders 
'ul  der  Engelsburg.  Es  sah  in  Hom  aus,  wie  wenn  die 
Sladl  von  einem  feindlichen  Heere  belagert  würde"). 


'}  C.  G.  VIII.  102.  a-  a.  O. 

')  Ebenda,  a.  Dagaet  a.  a.  O.  375. 

')  Nauli  Falk  hatte  das  Konsisloriuni  Truppen  ausgerüstet,  um, 

»eoD  der  Papst   stürbe,  die  französischen  Kardinäle  abzuhalten,  da 

■^""ksam  glaubliche»    Gerücht  ging,    dieselben    würden    mit  einer 

flow«  iien  Weg  nach  Rom  zu  erzwingen  suchen.  (Rom,  Febr.  18.)  C. 

"^.VlII,  99.  F.  a.  F. 


-    54    - 

Trotzdem  Falk  gesund  und  ungeachtet  der  Unruhen  in 
Rom  ganz  außer  Sorgen  war,  so  verdroß  ihn  doch  der  un- 
tätige Aufenthalt,  so  daß  er  in  seiner  drastischen  Art 
schrieb :  «  Wenn  ich  in  Hosen  und  Wams  heimzukommen 
wußte,  so  wollte  ich  lieber  so  heimkommen,  als  länger  hier 
bleiben  ».  Doch  tröstete  er  sich  bei  dem  Gedanken,  daß 
bei  dem  baldigen  Tode  des  Papstes  Kardinal  Schinner  nach 
Rom  reisen  wurde,  um  ihm  beim  neuen  Papste  zu  seinem 
Ziele  zu  verhelfen.  Für  den  Fall,  daß  der  Papst  wieder 
gesund  werde,  hatte  ihm  der  kaiserliche  Botschafter,  Alberto 
Pio,  Graf  von  Carpi,  zugesagt,  seine  Sache  so  zu  fördern, 
wie  wenn  es  des  Kaisers  eigene  Angelegenheit  beträfe  '). 

Was  man  schon  lange  mit  Besorgnis  erwartet  hatte, 
trat  ein  :   Julius  II.  starb  am  21.  Februar   1513.     Am  fol- 


genden  Tage  zeigten   die   in    Rom   versammelten    Kardinälen  Me 
der  Eidgenossenschaft  und    den  Ständen    das   Ableben  de^-^s 

Papstes  an. 

*  * 

Nachdem    am  7.  März  1513  Giovanni   de'    Medici    als 
Papst  Leo  X.  aus  dem  Konklave  hervorgegangen  war,  wurd^ 
Falk  am  14.  März  im  Beisein  dreier  Kardinäle,   wovon  de. 
eine  Schinner  war,   zur  Audienz   beim  neuen   Papste  zuge — 
lassen  ^).     Als   darauf  Falk   dem   neuen   Papste   im   Namev^  ^° 
Freiburgs    seine    Anerkennung    und    Huldigung    aussprach  ä^» 
erklärte  ihm  dieser,  wie  er  die  Eidgenossen  allgemein  unc^   *^ 
besonders  liebe  und  ihnen  nicht  weniger  Gnaden  zukommer^  ■" 
lassen  wolle,  als  dies  Julius  II.  getan  hatte.  Schinner  mächtig  *-^ 
dann  den  Papst  darauf  aufmerksam,   daß  Falk  gelegentlict^  ^ 
einige   Bittgesuche   stellen   werde,    und    hob  die  Verdienste  -^ 
Freiburgs   um   die    Eroberung    Mailands    besonders    hervor**'^- 
Der  Papst  ermunterte  Falk,    nur   fröhlich  zu   begehren,    e^^^^ 
werde   Freiburg   in    seiner    Person    zu    ehren   wissen.     AL-^s 
ganz  besondere  Ehre  durfte  es  Falk   ansehen,  daß  ihn   d^^/" 


')  Ebenda. 

')  F.  a.  F.  aus  Rom  vom  14.  März  1513.  C.  G.  VIII.  59. 


-    55    - 

Papst  nach  dieser  Audienz  noch  zwei  volle  Stunden  bei  sich 
behielt,  während  er  andere  Leute  in  Audienz  empfing.  Dar- 
auf wurde  er  huldvoll  entlassen.  Falk  war  voll  Anerken- 
nung und  Lob  (ür  das  ganze  Wesen  des  neuen  Papstes, 
von  keinem  Menschen  hatte  er,  wie  er  sagt,  je  ein  schöneres 
bleifi  sprechen  liören,  als  es  der  Papst  bei  dieser  Gelegen- 
heil  gebrauchte,  Diese  Audienz  berechtigte  Falk  zu  der 
Iruhen  HolTnung,  sich  seiner  Aufträge  glücklicher  und  voll- 
kommener entledigen  zu  können,  als  dies  unter  Julius  II. 
der  Fall  gewesen  wäre  '). 

In  Freibupg  war  man  unterdessen  über  das  Verbleiben 
Falks,  von  dem  man  lange  keine  Nachricht  mehr  erhalten 
Me,  in  großen  Sorgen.  Die  Wippen  in  Italien  hatten  näm- 
lieh  alle  Verbindung  der  Schweiz  mit  Mittelitalien  unter- 
brachen. Schultheiß  und  Rat  erließen  daher  an  einen  päpst- 
licheo  Protonotar  in  Rom')  eine  Anfrage.  Man  verwunderte 
sich,  daß  Falk,  dessen  gute  und  lubliche  Sitte  es  sonst 
iraraep  gewesen  war,  sie  oft  mit  seinen  Nachrichten  zu  ep- 
lieuen,  nichts  mehr  von  sich  hören  ließ.  Die  Freiburger 
wapBD  überzeugt,  daß  das  größte  Unglück  geschehen  sei, 
das  iiinen  begegnen  konnte,  daß  Falk  ein  Unfall  getroBen 
habe.  Sie  baten  daher  den  Protonotar,  ihnen  alles  zu  be- 
richten, was  Falk  erlangt  habe  und.  im  Falle  ep  nicht  mehr 
m  leben  wäre,  ihre  Angelegenheiten  selber  zum  Abschluß 
iu  bringen,  wenn  aber  Falk  noch  lebe,  so  sollte  der  Ppo- 
lunolar  ihn  bitten,  so  bald  wie  möglich  nach  Hause  zurück- 
lukelirefi  ^). 

Bald  darauf  aber  müssen  die  Hepren  in  Freiburg  über 
Falks  Verbleiben  Aufklärung  erhalten  haben,  damals  als 
das  Schreiben  eintraf,  worin  ihnen  diesep  über  seine  Au- 
dienz berichtete.  Am  H.  .April  schrieben  nämlich  Schult- 
heiß und  Rat  an  Falk  nach  Rom,  er  solle  die  Wahl  des 
AyiDon  de  Gingins  zum  Bischof  von  Gent  beim  Papste  auf 


')  Ebenda. 

')  Wahrschainlicli  der  genannte  Benod.  v.  Pontbar 
■)  M,  B.  N-  7.  Fol.  19i>  (1513.  Miirz  8.). 


—     56 


jede  Weise  fördecn.   damit  dieser  fjute   Herr,   der  Freiburg 
und  auch  ihm  ein  (juter  Freund  sei,    als    Biscliof    bestätigt 
werde').    Auch  die  besten  Freunde  Falks,  Peter  Tavernter, 
Hans  Techtermann  und  Hans  Seilenmacher  traten  noch  ein- 
mal fjanz  besonders  bei  Falk  für  die   Wahl  des  Aj-mon  de 
Gin^ins  ein').     Doch  diese  Anstrengungen,    durch   welche 
diu  Freiburger  schon  als  Beschützer  der  Freiheit  Genfs  sich 
hervorzulun  strebten,  scheiterten  an  der  dynastischen  Politik        : 
des    Papstes,    der  Johann    von    Savoyen,    dessen    Verdienst      j 
einzig  in  der  Verwandtschaft  mit  Herzog  Karl  III.  bestand,     ^ 
einem  frommen  und  ehrwürdigen  Priester  vorzog'). 

Auch  Falk  hatte  während  der  ganzen  Fastenzeit  (6.  _  j 
Febr,  bis  27.  März  1513)  keine  Nachricht  aus  der  Heimat*  ^ 
erlangen  können,  was  ilin  sehi' beunruhigt  hatte ').  Endlich«"* - 
aber  gelangte  doch  aus  der  Heimat  ein  Schreiben  zu  ihm  «n 
das  ihm  sehr  zum  Vorteil  diente^).  Es  war  nSmlich  der«  ^ 
Freiburgern  daran  gelegen,  ihrem  Chorherrenstifl  St.  Nike«::» 
laus  möglichst  viele  Ablässe  zuzuwenden.  Falk  halte  abe  c^»  i 
ohne  eine  besondere,  bezügliche  Zuschrift  aus  der  Heimat*  ^es 
auch  auf  die  Fürbitte  Schinners  hin,    nichts  vermocht.  in«T«i 


<)  Soholth.  a.  Rat  an  Falk  (1513,  April  U.)  In  deo  M. 
Y.  P.  S.  95. 

•)  Ebenda  S.  27  u.  38  (April  38,). 

*)  Werllicli  nach  Daguet  im  Anzeiger.  VI.  377. 

*)  F.  a.  F.  Rom  vom  39.  April  1513.  C.  G.  VIII.  103. 

°)  Id  Freiburg  hatte  man  das    Sclireibeu   Falles   vom    14.  Mi» 
(C.   G.   59)  erbalten    und    an   das    Lob   des    Papstes   die   größten  E—  -^ 
wsrtun)(en  geknüpft.     Unterm   Vi.  April   dankten    ihm    die    Freibn    *" 
ger  für  seine  Mühe  nnd  Arbeit  and  meldeten  ihm,  was  sie  alles  r»  «^ 
der  päpstlichen  Heiligkeit  noch  xa  erhalten  wünschten.   Sie  erwähi»- 
ten  ihm  auch  die   Friedensnnterhanüluugeti   mit  Fraokreicb   (M.    B. 
N"  8.  Fol.  147.),  Dieser  Bericht  von  Frieden auuterhandluogen  bracht« 
Falk  so  in  Hariiiacb,    daß  er   im   Ärger  darüber  im   Schreiben    vorn 
^.  April  iü  einer  sarkastiach  bisaigen.  ja  wütenden  Apostrophe  gegen 
die  französische  Partei    in  Freiburg  seinem   Herzen   Luft   machte.  — 
Dem  Schreiben    an    Falk  war  auch  ein  anderes  an  den  Papst  beige- 
legt,  worin  Schultheiß  und    Ftat  denselben  zd  seiner  Wahl   beglück- 
wilnsclilen  und  ihm  Falk   und    ihre  Gesuche  wärmsten«  emptablen. 
M.  B.  N-  7.  Fol.  30b.  —  C.  G.  Vlll.  103.  a.  a.  O. 


-     57     — 

im  die  päpstliche  Kurie  gellend  machte,  daß  es  dem  ht. 
Stuhl  und  dei-  Peterskirche  zum  Nachteil  gereiulten  würde, 
SU  viele  Indulgenzen  einer  einzigen  Kirche  zu  gewähren. 
Wie  sich  Falk  auf  der  päpstlichen  Kanzlet  vergewisserte. 
waren  alle  ähnlichen  Begehren  abschlägig  beschieden  worden. 
ritr  Papst  war  darum  aus  Konsequenz  genötigt,  auch  das 
IteKehren  der  Freiburger  abzuschlagen,  trotzdem  er  gerne 
ilinED  willlahren  liätte.  Dessenungeachtet  erhielt  Falk  spä- 
ter vom  Papste  die  Zus;ige,  daß  er  Freiburg  aus  besonde- 
rer Huld  bewilligt  habe,  was  niemand  andeis  habe  er- 
langen können,  nämlich  dalS  er  ihnen  die  Ablässe  auf 
fünf  Jalipe  nach  römischer  Sillo  gewähre,  nach  welcher 
Zeit  sie  dann  um  die  Erneuerung  derselben  einzuknmmen 
halten  (28.  April).  Leo  X.  versprach  ihm  auch  die  Bestä- 
tigung der  Wahl  des  Leutpriesters  Niki.  Bugniet'),  sowie 
difl  von  Freiburg  geforderte  Inkorporation  einiger  Pfründen. 
Der  Papst  war  aus  Freundschaft  zu  den  Schweizern,  und 
*etl  Falk  der  erste  schweizerische  Orator  bei  seiner  Heilig- 
teil war,  willens,  den  Freiburgern  auf  ihre  Bitte  Gehör  zu 
srhenken,  und  auch  Falk  gab  sich  zufrieden,  da  er  wenigstens 
die  drei  wesentlichen  Punkte  seines  Auftrages  glücklich  er- 
Ipdigl  hatte'). 

Freilich  ging  die  Ausfertigung  der  auf  seine  Gesuche 
bezüglichen  .Aktenstücke  nicht  so  schnell  von  statten,  wie 
erwünschte.  Die  zur  Begutachtung  und  Ausfertigung  be- 
slellte  Kommission  wies,  wie  Falk  annimmt,  um  ihn  zu 
tigern  und  ihm  die  Sache  zu  verleiden,  dreimal  seine  Ge- 
suche zurück.  Immer  fanden  sie  an  denselben  etwas  auszu- 
setzen, was  er  ändern  muüte.  Zuletzt  nötigten  sie  Falk  so- 
gar, drei  Zeugen  zu  stellen,  die  eidlich  versicherten,  daß 
ilie  Anklage  Freiburgs  gegen  Lüubli,  die  «  Inforraatio  Do- 
'ninorum  Friburgensiura,  »  wahr  sei.  Erst  nach  dieser  Be- 
"^eisfuhrung  gelang  es  ihm,  das  päpstliche  Brevo  für  die 
Bestätigung  der  Wahl  Bügniets  zu  erwirken.    Diesen  Erfolg 


')  Er  war  am  15.  Juli  1J12  gewühlt  worden.  R.  M.  30.  4 
•)  C.  G.  VIII.  103    a,  a.  U. 


—     58    — 

hatte  Fatfe  vor  allem  der  Hülfe  des  Kardinals  Schinner  zn 
veidanken.  Ohne  sie  würde  et-  nichts  erreicht  haben  '). 
Es  galt  jetzt  nur  noch,  die  Bulle  der  Ert-iclitung  des  Kolle- 
gialstifles  St.  Nikolaus  zu  erhalten. 

Doch  die  Hotlnung  auf  eine  schnelle  Ausfertigung 
dieser  Bulle  und  auf  die  Abreise  von  Rom  erwies  sich  als 
illusorisch.  Als  Falk  die  Bulle  in  Empfang  nehmen  wollle, 
da  hielt  ihn  der  päpstliche  Sekretär  Balthasar  Tuerdus 
wegen  der  Indulgenzen  noch  elf  Tage  lang  auf*).  Auch 
der  Papst,  der  gesagt  hatte,  er  werde  diese  Indulgenzen 
auf  fünf  und  mehr  Jahre  gewähren,  hatte  seine  Zusage  ver- 
gessen. Als  der  Sekretär  daran  ging  die  Bulle  zu  besiegeln, 
da  erklärte  er  Falk,  der  Papst  habe  diese  Gnade  auf  nicht 
länger  als  ein  Jahr  bewilligt.  Doch  Falk  war  nicht  der  Mann, 
der  alles  das  ohne  weiteres  hinnahm.  Er  begann  von  neuem 
zu  unterhandeln,  bis  er  nach  viertägiger  Arbeit  mit  vieler 
Mühe  und  Not,  wobei  ihm  Schinner  wieder  tatkräftig  zur 
Seite  stand,  endlich  erlangte,  was  der  Papst  zugesagt  liatte 
(14.  Mai  1513)  '). 

d.  Rückreise  von  Rom  (Mai  1513).  —  Falk  bei  den  Truppen  im 
Felde  (Juni).  —  Heimkehr  (JaU  1513). 

Des  andern  Tages  (15.  bis  17.  Mai)  nahm  Falk  hoch 
erfreut  von  Rom  Abschied*).  Aber  am  Tage  nach  seiner 
Abreise  schon  traf  ihn  die  Nachricht,  die  Franzosen  hätten 
wiederum  das  Herzogtum  Mailand  zurückerobert ;  Herzog 
Maximilian  Sforza  sei  mit  den  eidgenössischen  Truppen  in 

■)  Ebenda.  —  Breve  abgedr.  im  Anzeiger.  N.  F.  VI.  380.  ^^H 
•]  C.  G.  VIII.  57.  (Mailand  1.^)1.%  Juni  13.  F.  a.  F.).  ^^M 
■}  Die    Bulle    Julius    M.    für   die    Errichtung   des    StiftM^IV 

St.  Nikolaus  datiert   vom  30.  Dez.  irilS,    abgedr.  bei  Berclitold  a.  a. 

O.    Bd.   11.    S.    396,   auch    abgedr.    in    der   Cbronique    f ri bourgeoise, 

heraosgeg.  von  H.  Rterny  de  Berligny,  Freiburg  1852,  S.  188-89. 

Leo  X.  beatütigte  nun  durcb  Bulle  vom  22.  April  1DI3  die  von 

Julius    11.    gemachten    Inkorporationen    und    (ügte   noch  andere  bei. 

Ebenda.  S.  Iffi  {4). 

')  F.  a.  F.  Mailand  vom  13.  Juni  1513,   C.  G.  V|il. 


59 


äie  Schweiz  zurückgewichen  ').  Die  Betrübnis  Falks  über 
diese  Botschaft  läßt  sicli  denken.  Aber  nichlsdesloweiiiger 
lilt  er  weiter,  mit  dem  Gedanken  beschäftigt,  wie  und  wo 
er  wohl  am  besten  aus  Italien  hinaus  gelangen  mochte. 
« Zuletzt  nahm  ich  mein  Herz  in  beide  Hände  und  be- 
sciiloB.  nach  Piacenza  zu  reiten  ».  Er  hu(Tle  fest  darauf, 
die  Eidgenossen  würden  den  Verlust  des  Herzogtums  nicht 
ohne  weiteres  auf  sich  beruhen  lassen,  sondern  all  ihr  Ver- 
iiiügen  daran  setzen,  ihre  Ehre  zu  wahren.  Auf  dem  Wege 
nach  Parma  erfuhr  er  sodann,  daß  die  Venetianer  zwischen 
Bnrgo  St.  Dennio  und  Fiorenzuola  ständen  und  jedermann 
üübiciten  und  ausi'aubten.  Darum  blieb  er  in  l'arma,  um 
aliiuwarlen,  was  die  Dinge  für  einen  Ausgang  nehmen  wür- 
den. Nach  fünftägigem  Aufenthalte  kam  dann  die  frohe 
Botschaft,  daß  die  Eidgenossen  die  Franzosen  bei  Novara 
besiegt  hätten.  Da  infolge  dessen  der  Weg  frei  geworden 
war.  ritt  er  mitten  durch  das  spanische  Lager,  das  sich  in  der 
.Nälie  befand,  und  wo  er  mit  großen  Ehren  aufgenommen 
«urde,  nach  Mailand.  —  Sein  Plan  war  ursprünglich,  so- 
W  nach  Freiburg  und  zu  den  Seinigen  zurückzukehren, 
die  er  so  lange  nicht  mehr  gesehen  hatte,  jetzt  aber,  da 
i^r  erfuhr,  daß  die  Freiburger  und  die  andern  Eidgenossen 
in  Vercelli  ständen,  brachte  er  es  nicht  übers  Herz,  er 
unllle  hineilen,  die  braven  Leute  zu  sehen,  die  sich  so 
mannhaft  geschlagen  hatten.  «  Nehmt  mir  das  nicht  für 
übel,  denn  die  große  Liebe,  die  ich  zu  den  Leuten  trage, 
drängt  mich  daau  »  *). 


I  Die^e    Nacliricitt    war    insofern  riclili);,    als   der  griil^le  Teil 

Herzogtums  in  den  Händun  der   Fran^oaen    lag,    bevor   eine  blrit- 

•cMuDg  durch    die    Waflen    erfolgte.     Mailand   und  andere  Städla 

^inii  aiil  Jubel    zu   den    Franzosen    übergegangen,    nur    Corno   uod 

Nflvara  waren   dem    Herzog    treu    geblieben.  --  Vgl.    Giai   a.    a.    0. 

H.  103. 

•)  C.  G.  VIII.  57.  *.  a.  O. 

Fteiburg  beacliloß  am  %.  April   einen  ersten   Aua/ug  mit  dem 
iDlein  and  äOO  Manu    unter   dein    Venner    auf   der    Burg,    Peter 


Als  es  nun  Falk  cndimh  gelungen  war,  seiner  Sehn- 
sucht genugzutun ,  und  seine  Freunde ,  die  Stegei-  von 
Novara,  zu  begrüßen,  da  ließen  ihn  diese  nicht  mehr  von 
sich.  Man  hieU  ilin  hin  von  Tag  zu  Tag.  wie  man  einen 
guten  Freund  hinzuhallen  vermag,  über  den  Kummer  seiner 
Familie  mochte  man  ihn  beschwichtigen,  da  der  Aufenthalt 
nur  wenige  Tage  dauern  sollte  und  die  Seinigen  von  seinem 
Wohlbefinden  längst  unterrichtet  seien.  Er  blieb,  da  er 
einsehen  mutete,  daU  er  doch  bald  mit  den  Truppen  werde 
heimkehren  und  an  dem  siegreichen  Einzug  in  seine  Vater- 
stadt, der  auch  ihm  gebührte,  werde  teilnehmen  können, 
Im  ganzen  Freiburger  Kontingent  wußte  auch  keiner  besser 
mit  der  Feder  umzugehen  als  er,  und  Schreiben  war  seine 
Lust.  Kein  Wunder,  daß  von  da  ab  auch  alle  Feldberichte 
von  ihm  abgefaßt  sind.  Ohne  offiziell  am  Feldzug  beteiligt 
zu  sein,  folgte  er  doch  dem  Heere  in  der  Stellung  eines 
erfahrenen  Ratgebers  und  Berichterstatters  ').  Von  Novara 
ging  das  Heer  über  Vercelli  und  Asti  nach  Alessandria.  um 
den  Herzog  von  Savoyen,  Asti  und  die  Markgrafen  von 
Monferrat  und  Saluzzo  für  den  Vorschub  zu  bestrafen,  den 
sie  den  Franzosen  geleistet  hatten  *). 

Räachi  als  H&uptni.  R.  M.  30.  Zi.  Am  15.  Mai  wurde  ein  zweiter 
Auszug  mit  dem  Banner  und  800  Mann  besclilo^en.  Hauptmano 
war  Schultheis  Dietrich  von  Englisberg;  RilCe :  Haiia  Krummen- 
sloll,  Ludwig  von  Praroman,  Nikiaus  Burgey  und  Louis  Raniü ; 
Venner  Kaspard,  Vögeli.  Im  R.  R.  N"  4.">  sind  beide  Aufgebole 
durch  einander  gewoi'feu  und  der  Auszug ,  aber  bloß  luit  300 
Mann,  auf  den  4.  Mai  angesetzt.  (Auch  in  der  Chronik  von  Pavil- 
lard  im  Anzeiger.  V,  217.)  Jedenfalls  ist  der  4.  Mai  der  Tag  de« 
Aufbruches  des  ersten  Aufgebotes.  Daß  beide  Aufgebote  im  Keis- 
rodel  gemischt  sind,  rührt  davon  her,  daQ  nach  der  Schlacht  bei 
Novara  beide  Abteilungen  sieb  vereiuigten  und  sich  neue  Vorge- 
setzte bestellten.  —  Ein  3.  Aufgebot  von  400  Mann  mit  dem  Fähn- 
lein wurde  am  '24.  Mai  anbefohlen  und  ritckte  am  27.  aus.  Haupt- 
mann war  Uli  Schnewli;  Räte:  Hans  Studer  und  Haus  Schmied. 
R,  M.  30.  71t>. 

')  C.  G.  Vllt.  96.  {Alessandria  1513,  Juli  4).  F.  a.  F.  Sein 
Sclireiben  von  Asli  ist  nicht  mehr  erhalten. 

')  C.  G.  Vlll.  100.  (Eidg.  HaupUeute  au  die  Tagsalzang  1513, 
Juni  30.)  -  Anshelm  111.  429  B. 


—    61     — 

Am  25.  Juli  rückten  die  Freiburger  wieder  in  ihre 
Stadt  ein  M,  und  am  28.  Juli  erschien  Falk  nach  langer 
UDterbreehung  wieder  im  Rate '). 


Kap.  8. 


Falk  als   Gesandter  in   Mailand. 
(Nov.  1513-Nov.  1514). 


a.  Sein  erster  Aufenthalt  daselbst. 
(Nov.  1513-April  1514). 

Falk  hatte  in  der  Ratssitzung  vom  26.  September  1513 
VOD  seiDen  Herren  in  Freiburg  den  Auftrag  erhalten,  ge- 
meioschartlich  mit  den  Gesandten  der  übrigen  Orte  an  den 
flof  des  Herzogs  von  Mailand  abzureisen  ^).  Ein  Empfeh- 
longsschreiben  an  den  Herzoge  dessen  er  übrigens  kaum 
bedarfl  hätte,  wurde  ihm  vom  Rate  mitgegeben  *).  In  den 
Tageo  vom  20.  November  bis  zum  5.  Dezember  1513  tagten 

0  Chronik  von  Pavillard.  217. 

*)  R.  M.  31.  9.  —  Falk  erhielt  als  Entschädigung  für  diese 
GesaodtBcbaft  nach  Rom  (223  Tage)  die  Summe  von  548  PfunJ,  16 
Schilling  nnd  6  Pfennige,  ferner  als  Entschädigung  für  die  Petitio- 
nen und  Aasfertigung  der  Breven  und  Bullen  75  Pfund,  16  Schilling 
ond  8  Pfennige.    S.  R.  N*  222. 

*)  Arnold  von  Winkelried,  Hauptmann  der  Garde  zu  Mailand, 
bekam  gleichzeitig  den  Befehl,  auf  seinem  Platz  zu  bleiben,  bis  Falk 
hineinkomme,  und  an  Schinner  wurde  ein  Dankschreiben  abzu- 
Koden  beschlossen  für  all*  das  Gute,  das  er  Frei  bürg  und  Falk  auf 
meiner  Rom  reise  erwiesen  hatte.  R.  M.  31.  24. 

*)  Das  Schreiben  beginnt :  Non  opus  esset,  nobilem  proconsu- 
lem  nostram  dilectissimum  Petrum  Falk  illustrissimse  Dominationi 
vestrs  oommendare,  cujus  virtus  ac  prudentia  approbata  illum  satis 
*c  satis  commendant.  —  Am  Schlüsse :  Eundem  ill"  D®'  vestra? 
oommendamus,  ut  sibi  aaxiiio  esse  dignetur,  cujus  medio  id  consequi 
P^t,  quod  sibi  jure  debetur.  In  hoc  fiet  nobis  res  non  minus  grata 
w  8i  nobis  ipsis  impensa  esset,  etc.  1513.  Sept.  17.  M.  B.  N"  7.  Fol. 
^^-  —  Die  Abreise  geschah  nach  den  R.  M.  zu  schließen  am  28. 
o^er29.  September. 


—    62    — 

nämlich  in  Mailand  und  Pavia  die  Abgeordneten  der  eidge- 
nössischen Orte.  Ihre  Aufgabe  war,  die  Interessen  der 
schweizerischen  Nation  im  Herzogtum  zu  schützen  *). 

Am  1.  Dezember  war  die  Konferenz  vorüber').  Bevor 
jedoch  die  eidgenössischen  Abgeordneten  verreisten,  bestell- 
ten sie  zwei  aus  ihnen  als  ständige  Vertreter  der  Eidgenos- 
senschaft am  herzoglichen  Hofe  :  Vogt  Flecklin  von  Schwyz 
und  Bürgermeister  Peter  Falk  aus  Freiburg  *).  Daß  die 
Wahl  gerade  auf  Falk  fiel,  ist  wohl  seiner  Sprachkenntnis, 
seiner  scharfen  Beobachtungsgabe  und  seiner  diplomatischen 
P>fahrung  und  Tüchtigkeit  zuzuschreiben. 

Im  Feldzuge  vom  Jahre  1513  waren  drei  Leute  von 
Alterswyl  (Freiburg),  als  sie  mit  andern  durch  das  Gebiel 
des  Markgrafen  von  Monf errat  zogen,  zwischen  Casale  un( 
Ivrea  von  Bauern  überfallen  und  getötet  worden.  Eim^n 
Vierter  blieb  halbtot  liegen.  Schon  damals  würde  da^s  .s 
eidgenössische   Heer   einen   Rachezug  unternommen  haben,     mi, 

halte  man  sicher  gewußt,  in  wessen  Gebiet  die  Tat  gesche *- 

hen  sei.     Falk  ermittelte  die  Urheberschaft  im  Gebiete  de^^  s 
Abtes    Hannibal    von    Lucedi.     Er    begann    daher   für   di^^e 
klagende  Partei  die  Verhandlungen   wegen   ihrer   Entschä —  - 
digung  und  der  Sühne  für  den  Mord.     Hans  von  Diesbach  ^ 
wurde  dann   als   Vermittler  in   diesem  Streite   bestellt, 
richterlich   oder  in   Minne  denselben  beizulegen.     Als  dam 
die  Freiburger  drohten,    mit    Waffengewalt    in    das    Gebie~ 


')  Vergl.  Glutz-Blotzheim  a.  a.  O.  Bd.  6.  S.  353. 

')  Die  Abreise  derselben  war  auf  den  3.  Dezember  festgeseUft, 
wurde  aber  noch  um  2  Tage  verschoben  (Ausheim  Hl.  494).  B«i 
dieser  Gelegenheit  gab  der  Herzog  jedem  Boten  als  Ehrengescheok 
50  rh.  Gulden.  Falk  hatte  dies  zu  berichten  vergessen,  holte  es 
aber  in  seinem  Schreiben  vom  16.  Dezember  nach,  damit  er  ei 
später  nicht  vergesse,  und  damit  nicht  das  Sprichwort  auf  ihn  An- 
wendung finde ;  So  es  is  gessen,  so  wurt  sin  vergessen.  C.  G.  VIIL 
61.  F.  a.  F*.  aus  Mailand.  —  Eldg.  Absch.  III.  2.  N*  528,  p. 

')  Vogt  Flecklin  von  Schw^ytz ,  ein  redlicher  Eidgnoß ,  and 
burgermeister  Falk  von  Frei  bürg,  ein  witziger,  tütscher,  welscher 
und  latinischer  sprachen  berichter  man.  Ansheim  111.  4d4.  —  Eidg. 
Abschiede  111.  2.  N"  528.  o. 


63 


des  Ables  einzubrechen,  falls  er  ihrem  Bepehren  nicht 
nachkomme  oder  die  Vermittlung  des  Hans  van  Diesbach 
lupöckweise,  gelang  es  diesem,  einen  Vergleich  herzu- 
slBlIen  (8.  Apr.  1514)'). 

Falk  war  zum  ständigen  Gesandten  am  Hofe  in  Mailand 
bcslimml  worden,  ohne  daß  man.  wie  es  scheint,  beim  Kat 
um  die  Bewilligung  dazu  etngekommen  war.  Und  dieser 
«ap  wirklich  mit  der  Abwesenheit  Falks  nicht  ganz  ein- 
verstanden. Zwar  wußten  die  Freiburger  die  Ehre,  die  [n;m 
ilinen  durch  diese  Wahl  antat,  wohl  zu  schätzen.  Doch  ihr 
Wunsch  wurde  es  —  infolge  der  immer  verwickelter  wer- 
denden und  schnell  wechselnden  politischen  Verhältnisse 
und  Konstellationon  —  täglich  mehr  und  mehr,  ihn  bei  sich 
laliÄben,  weil  man  einen  umsichtigen  Mann  von  Nöten  hallo 
und  auch  besorgt  war,  sein  langes  Ausbleiben  in  fremden 
Landen  möchte  seiner  Gesundheit  schaden.  Darum  baten  sie 
ihn,  er  möge  nach  Hause  zurückkehren  '),  Doch  Falk  war 
8S  ta  dieser  Zeil  noch  nicht  moglicli,  dem  Wunsche  seiner 
Ibern  zu  willfahren,  denn  da  Vogt  Flecklin  verreist  und 
noch  nicht  zurückgekehrt  war,  so  ruhte  die  ganze  Last  der 
Geschäfte,  welche  die  politischen  und  administrativen  Ver- 
hiltnisse  des  Herzogtums  betrafen,  auf  seinen  Schultern"). 
Er  war  daher  von  Arbeit  überladen,  und  täglich  kamen  neue 
Anforderungen  an  seine  Kraft  hinzu.  Zwar  hatte  er  einen 
Gehütfen,  der  ihm  vorarbeitete,  daher  sagt  Falk  von  sich, 
t^r  sollte  billigerweise  «  Maltre  des  regestes  »  genannt  wer- 
den. Aber  trotz  dieser  vielen  Geschäfte  erklärte  sich  der 
«tiermüd liehe  Mann  bereit,  bei  der  bevorstehenden  Tagung 
d«r  eidgenössischen  Gesandten  in  Lugano  zur  Ordnung  der 
Verhältnisse  in  den  gemeinen  Vogteien  im  Tessin  den  Stand 
Freiburg  nach  seinem  besten  Können  zu  vertreten,  trotzdeiu 


')  C.  G.  VIII.  96  u.  107.  F.  a.  F.  ans  Alessandria  vom  4.  Juli 
1513  nnil  aus  Mailand  vom  15.  Derember  1513.  -  M.  B.  N*  7.  Bl,  27f' 
«■»(5,  AagUBl  1513),  Bl.  451=  u.  46  (8.  April  IfiU),  43^  u.  44  (37. 
J»nuaf  1514):  N-  Ö.  Bl.  9  (11.  Okt.  1513). 

')  M,  B.  N'  8.  Fol.  12''  (9.  Januar  1514), 


.  F.  1514,  Jaoui 


I.  C.  G.  VllI,  158. 


BP  wußte  und  die  Sorge  nicht  verhohlen  konnte,  dafi  aeA 
diesmal  die  Eidgenossen  keinen  des  ItHÜenisfhen  kundigei 
Sr.hreiber  mit  sich  bringen  würden,  und  dali  darum  aoclt 
diesmal  die  Last  der  Geschäfte  wieder  hauptsächlich  ihm 
zugeschoben  werden  würde  ').  n  Wie  mir  soheint,  dürft  ihr 
wühl  glauben,  die  letzten  Boten  haben  mich  dermaßen  and 
so  gebraucht,  daß  ich  genug  von  ihnen  habe.  Ich  denke, 
es  werde  mir  weiter  aucli  so  ergehen.  Ii;h  habe  vor  dfir 
vielen  Arbeit  gar  keine  Kühe  ;  es  gereicht  mir  aber  lur 
Freude  und  zur  Lust,  euch  zu  dienen  und  zu  gefallen  n'), 
Falk  ging  nicht  gern  nach  Lugano,  wie  seine  Herren  hätten 
herausmerken  sollen,  weil  er  die  mißlichen  VerhältnisK 
zwischen  den  eidgenössischen  und  italienischen  Besatzungs- 
truppen im  Schlosse  zu  Mailand  und  die  Gefährlichkeit  der 
Lage  zur  Genüge  erkannte*).  Seine  Freunde  Fridli  Marti') 
und  Uli  Schnewly ''I  hatten  Falk  von  der  Tagsatzung  m 
geschrieben,  seine  Herren  in  Freiburg  denken  nicht  an  div 
Kosten  .  welche  diese  Gesandlschaft  verursache  (?).  BW 
seien  sie  besorgt,  das  Klima  und  die  Lebensweise  in  diesen 


')  Demnach  hati«  Falk  in  den  Sitzungen  der  Gesandleo  Ende 
ir)13  alle  Sclireibereien  selber  bewältigen  müsBen. 

■)  C.  G.  VIII.  IM.  F.  a.  F.  vom  30.  Jan.  1514. 

')  Die  Haltung  der  uidg.  Besalnungatruppen  gegenüber  den  IB- 
lienern  wurde  dort  läglicli  frecher  und  herausfordernder.  Ihre  Öte- 
mutigen  Reden  und  Handlungen  mußten  Über  kurz  oder  lang,  n 
einem  Krawall  (Uhren,  So  wagten  einige  zu  GaleaiüO  VlMonli  H 
wagen,  der  Herzog  sei  niuht  der  Herr,  sondern  sie,  die  Schweizer,  dann 
nieder,  der  Herzog  sei  so  arm,  daLi  er  seine  Kleider  habe  verkaafeii 
müssen,  und  doch  könne  er  ihnen  nicht  dun  Suld  bezahlen,  aber  di« 
Franzosen  stehen  am  Mont  Cenis,  die  werden  schon  ffir  bessere 
Besoldung  sorgen.  Solche»  redeten  sie  laut  vor  den  Würdenlrfigem 
des  Staates,  die  wohl  deutsch  verstanden,  selbst  in  Gegenwart  de* 
Herzogs,  nur  um  ihn  zu  ärgern  und  zu  reizen.  Falk  an  Itern  :  Mai- 
land 1014,  Januar  35.  in  der  Sammlung  des  Herrn  Architekten 
Ed.  von  Rodt  in  Bern  (Kopie). 

*J  Fridli  Marii  saß  im  Rate  der  Sechzig  von  1501—1511  and 
von  da  im  kleine»  Rat  bis  1533.  B.  B. 

')  Uli  Schnewli  gehörte  dem  Rat  der  Sechzig  an  von  1503— 
1509,  von  1509— lull  war  er  Venner  in  der  Au.  und  von  1511  (das 
J.  1514  ausgenommen)    bis   1543  Mitglied  des  kleinen   Rates.    B.  B. 


-     65     - 

fremden  Lande  möclite  ilim  schaden.  Auf  diesen  leisen 
Wink,  d«n  Falk  recht  wohl  verstand,  erwiderte  er  dem 
Rate  entschlossen  :  n  Meine  Herrn  !  Von  dem  Tage  an,  als 
ich  von  Zflpich  hergeritten  bin.  habe  ich  keinen  Pfennig 
nl  euere  Kosten  gebraucht,  und  ich  werde  dies  auch  nicht 
lun.  Nur  die  Ausgaben  füi'  die  Reisen  nach  Lugano.  Lo- 
i'Ätim  und  Domo  d'Ossola  werde  ich  mir  merken.  Wenn 
ich  mich  aber  daför  hier  durch  einige  Abgaben  und  Ge- 
fälle, auf  die  ihr  Anspruch  Iiabt,  entschädigen  kann,  so 
werde  ich  mich  daran  scliadlus  hallen.  Aber  um  die  Aus- 
giben  hier  zu  Mailand  und  im  ganzen  Herzogtum  habt  ihr 
euch  nicht  zu  bekümmern,  denn  der  Herzog  hält  mich 
Hulir  als  kostenfrei,  was  mir  genügt.  Ich  selber  erleide 
auch  keinen  Nachteil,  denn  ich  lasse  alles  selber  einkaufen 
lud  im  Hause  eueres  getreuen  Bürgers  ßarth^lemy  Tyon 
bsiorgen,  der  «u  meinem  Gebrauche  eine  eigene  Stube  mir 
IDgettiesen  hat.  Es  gebricht  mir  an  nichts,  und  weil  ich  alles 
Bilgerichtet  habe,  so  steht  trotz  der  außergewöhnlich  lang 
Miiaaernden  Kälte  einem  langen  Aufenthalt  nichts  im  Wege.» 
L'nd  Weil  man  seiner  Gesundheit  halber  Besorgnis  geäußert 
hatte,  schrieb  er:  »  Ihr  braucht  nicht  zu  besorgen,  daß  die 
hiesige  Luft  meiner  Gesundheit  nachteilig  sei,  denn  ich  habe 
srtibren,  daß  mein  Dableiben  nicht  gegen  meine  körperliche 
Verfassung  sei,  denn  ich  bin  Phlegraatikus.  Darum  be- 
lumint  mir  die  trockene  Luft  besser,  als  die  Feuchtigkeit, 
und  die  Hitie  besser,  als  die  Kälte»  ')■ 

Wie  bestimmt  worden  war,  ging  Falk  dem  Wunsche 
•einer  Regierung  gemäß  als  Vertreter  Freiburgs  zur  Tagung 
dw  eidgenössischen  Gesandten  nach  Lugano  ').  Kr  war  der 
BfllB  Bote,  der  dort  anlangte.  Dem  Abschiede  gemäß  hätten 
diwe  am  2.  Februar  in  Bellinzona  sein  sollen,  um  des  andern 
TigM  nach  Lugano  weiter  zu  reiten.     Tatsächlich  erschie- 


'I  Gegensatz  zwischen  dem  feucbikalten  Kümik  von  Fraibarg 
"•ondefs  im  Winter,  und  dem  trockenen  und  warmen  von  Mailand. 
CG.  VIII,  i.-,8.  a.  a.  O. 

')  F.  a.  F..  Mailand  1514,  Febr.  13.  C.  G,  Vlil.  154. 


neo  sie  aber  erst  am  5.  und  6.  Febi'uar  in  Lugano.  Der 
Empfang,  den  die  Gesandten  Falk  bereiteten,  war  sehr  ver- 
schieden ;  die  einen  freuten  sich  über  seine  Ankunft,  die 
andern  ärgerten  sich  darüber.  Anfänglich  glaubten  sie. 
der  Herzog  oder  die  llauptleute  hätten  ihn  Geschäfte 
halber  zu  ihnen  gesandt  ;  als  sie  aber  hörten,  daß  er 
als  Vertreter  Freiborgs  gekommen  sei,  da  enthielten  sie 
sich  nicht ,  ihm  darüber  ihren  Tadel  auszusjirechen  : 
"  Hätten  wir  gewulit,  daß  die  Freiburger  kein  Geld  gehabt 
hätten,  einen  eigenen  Ratsfreund  zu  diesen  Verhandlungen 
herzuschicken,  so  hätten  wir  ihnen  lieber  so  viel  Geld  vor- 
geschossen, damit  sie  dich  beim  Herzug  gelassen  hätten, 
zu  dem  dich  die  Eidgenossenschaft  gemeinschaftlich  ver- 
ordnet hat,  und  es  gefällt  uns  nicht,  daü  weder  Vogt  Fleckli 
noch  du  in  diesen  schwierigen  Zeiten  beim  Herzog  bist 
Es  machte  Falk  sichtlich  Vergnügen,  den  Verweis,  den 
hier  im  Namen  und  als  Vertreter  Freiburgs  erhielt,  an  dii 
richtige  Adresse  gelangen  zu  lassen,  denn  die  Freiburger 
hätten  aus  seinem  Schreiben  ersehen  können,  dali  er  die 
Vertretung  nicht  gerne  übernahm.  Ihrer  Weisung  hatte  er 
zwar  als  gehorsamer  Diener  nicht  widersprechen  wollen, 
aber  er  sah  voraus,  was  die  andern  dazu  sagen  würden. 
Er  entschuldigte  indes  seine  Herren  und  Obern,  so  gut  es 
ging,  und  erbot  sich  den  eidg.  Abgeordneten,  ihnen  seine 
Geschäfte  anzuvertrauen  und  zum  Hersog  zurückzureiten, 
falls  man  ihm  oder  Freiburg  wegen  dieses  Verhaltens  zür- 
nen sollte.  Sie  gaben  sich  indes  mit  seiner  Antwort  zu- 
frieden und  erklärten  sich  mit  seiner  Anwesenheit  einver- 
standen, worauf  er  eine  ganze  Woche  bei  ihnen  blieb  (5.-H. 
Februar).  Auch  diesmal  gab  es  für  ihn  wieder  viel  Arbeil, 
trotzdem  er  sich  «  des  Schreibens  und  Lesens  »  wenig  an- 
nahm, also  seine  Befürchtung  als  nicht  ganz  zutrefleoi 
sich  erwies.  Und  weil  er  schon  in  der  Tagung  vor  Weihi 
nachten  mehr  als  genug  gearbeitet  hatte,  schrieb  er  :  «  E| 
lanijuam  surdus  non  audiebam  n*}. 

')  Ebenda. 
')  Ebenda. 


äf^" 


—    67     —  ^^^ 

Der  Weggang  Falks  von  Mailand  war,  wie  zu  be- 
lürclilen  stand,  von  üblen  Folgen  begleitet.  Am  H.  Febi". 
Iiericbtete  ein  Bellenzer,  der  von  Mailand  herkam,  daß  im 
Schloütu  Mailand  zwischen  schweizerischen  und  italienischen 
Besaliungstruppen  am  9.  Februar  ein  Zusaniraensloli  statt- 
gelnnden  habe,  wobei  mehrere  Knechte  getötet  und  ver- 
wundet worden  seien.  Ein  gleicher  Henclit  des  Hauptmanns 
im  Schlosse  zu  Mailand  trat  drei  Stunden  später  ein  ;  der- 
«ellie  war  in  einem  so  aufgeregten  Tone  abgefaßt,  daß  man 
liälle  glauben  mögen,  dali  alles  in  Aufstand  und  Meuterei 
l^gen  einander  begrilfen  und  viele  umgekommen  seien.  Die 
erschreckten  Tagsatzungsboten  traten  nun  sofort  zusammen 
Dad  beschlossen,  dali  Falk  augenblicklich  nach  Mailand  zu 
reiten  habe.  Docli  diesem  muclite  es,  sollte  es  sich  wirk- 
lich m  eine  Meuterei  großem  Stiles  handeln,  gewagt  er- 
«lieinen.  allein  dorthin  zu  gehen.  Ks  wurde  ihm  darum 
der  ehemalige  Landsuhreiber  von  Glarus,  Marx  Maad,  mit- 
gfigöben.  Auf  dem  Luganersee  begegnete  den  beiden  ein 
lienoglicher  Edelmann,  der  Falk  abholen  sollte.  Dieser 
efllärte  übrigens,  daß  der  Streit  bereits  beigelegt  und  die 
Üedeulung  desselben  übertrieben  worden  sei.  Trotz  der  be- 
Fuliigetiden  Nachricht  fuhren  Falk  und  Mar.x  Maad  doch  in 
solcher  Eile  weiter,  daß  sie  am  gleichen  Abend  noch  nach 
Meodrisio  und  Tags  darauf  nach  Mailand  gelangten  (11. 
Februar).  Von  den  schweizerischen  Hauptleuten  und  Andrea 
de  Burgo  M  ließ  sich  Falk  den  Verlauf  des  Streites  erzählen. 
öoch  der  Hergang  wurde  von  den  Parteien  so  verschieden 
dargestellt,  daß  vorläufig  der  wahre  Sachverhalt  nicht  zu 
«PraiUeln  war.  Es  stellte  sich  übrigens  bald  heraus,  daß 
der  Sti-eil  nicht  von  der  vermuteten  Tragweite  war.  Tote 
hatte  es  nicht  gegeben,  nur  Martin  Hegispach  von  Freiburg 


')  B.  «lammt  aus  dem  Venetiatiischeo,  von  einem  in  Tyrol 
htgährlen  Geschlecht  and  starb  ISiÜ.  Im  Dienste  Venedigs  begiD- 
ueod,  diLDQ  anausgesetzt  in  dem  des  Hauses  Hubüburg  lial  er  xahl- 
Kiclie  Missionen  vollzogen.  —  Er  ist  damals  Vertreter  des  Kaisers 
«Ol  mail&Ddischen   Hofe.     Rösler  in  der  Allg.    deiitsah.    Biographie, 


—    GS     - 

war  am  Kopf,  aber  ninht  besonders  schwer,  verwundet  wor- 
den; aucli  einige  Schwyzer  waren  verletzt.  Viel  Gesindel 
und  Abenteuerer,  denen  jeder  Streit  willkommen  war,  um 
ihre  Taschen  füllen  oder  auch  bloß,  um  dreinschlagen  zu 
können,  hatten  sich  eben  unter  die  Truppen  gemischt.  Schon 
auf  der  Tagsalzung,  die  am  9,  Januar  1514  begann,  wai' 
beschlossen  worden,  Falk  und  FleckJin  zu  beauttragen,  alle 
eidgenössischen  Knechte,  die  ohne  Erlaubnis  dei-  Obrigkeit 
naeh  Mailand  gezogen  seien  und  nicht  im  Sold  des  Herzogs 
ständen,  bei  ihrer  Bidespilicht  heimzubieten  oder  im  Wei- 
gerungsfalle gefangen  zu  setzen').  Vielleicht  war  der  Auf- 
trag nicht  in  richtiger  Weise  ausgeführt  worden;  jedenfalls 
aber  trägt  die  Abwesenheit  der  beiden  Vertreter')  der  eidg. 
Obrigkeit  die  Hauptschuld  an  dem  Vorkommnis ,  denn 
Flecklin  war  von  seinem  Urlaube  immernoch  nictit  zurück- 
gekehrt, Falk  sagt  selber  :  «Ich  glaube  fest,  wenn  ich  hier 
gewesen  wäre,  so  wäre  der  Streit  nicht  entstanden»*). 

Trotz  den  verschiedenen  Aussagen  ist  es  aber  ziemlich 
sicher,  dali  Schweizer  die  Urheber  des  Streites  waren.  Aus 
ihnen  konnte  Falk  nichts  herausbringen.  Als  er  mit  ihnen 
reden  wollte,  warfen  sie  ihm  ein,  ob  er  denn  den  Welschen 
mehr  glauben  wolle,  als  ihnen.  Auch  dem  Herzog  gaben 
sie  keine  Auskunft.  Ihr  Gebahren  zeigte  klar  genug  ihr 
Schuldbewuijtsein,  Doch  ihrer  Frechheit  tat  das  gar  keinen 
Eintrag.  Jetzt  verlangten  sie  keck,  daß  man  ihnen  zur 
Sühne  die   Bewachung  der  Tore.    Bollwerke    und    Brücken 

•)  Eid«.  Absch.  III.  a.  N-  538  p. 

')  Flecklin  war  schon  längere  Zelt  eu  Hauwi  Scliwyz  wnrdc 
dalier  in  der  TagsaWang,  welche  am  ;jO.  Jan.  1514  beganu.  —  Flecklin 
war  selbst  anwesend  — ,  auf  gefordert,  seinen  n.\mn]ann  Flecklin  n 
wieder  zu  Bürgermeister  Falk  an  den  Hof  nach  Mailand  zu  schicken, 
um  in  den  schwierigen  Zeiten  Falk  und  dem  Herzog  zu  helfen. 
Eidg,  Absch.  lil.  3,  N'  .">40  f.  —  Flecklin,  sonst  immer  aVogl» 
betitelt,  ist  hier  ausnahmsweise  »Ammann»  geuannt.  Ein  Martin 
Flecklin  war  Ammann  von  Schwyz  6.  Juli  1513.  15,  Nov.  15H, 
28.  Jani  1515.  Vergl.  Kälin  in  G«schichtsfreaDd  32.  1%. 

3)  Anslielm  III.  30.  —  Falk  [C.  G.  VIJI,  154  a.  a.  O.)  briq 
die  beiden  alcb  widersprechenden  Berichte  beider  Partuien, 


'.)    bri^^ 


übergebe.  Die  welschen  Söldner  unter  ihrem  Hauptmann 
Silvio  Savelli.  einem  Rrimer,  der  im  Juni  zuvor  in  der 
ScIilacliL  bei  Novai-a  tapfer  railgL-kämpft  hatte,  waren  ge- 
nötigt, den  Platz  zu  räumen.  Nur  maÜändische  Truppen, 
getreue  Untertanen  des  Herzogs,  mit  denen  die  Schweizer 
nie  Streit  gehabt,  blieben  neben  den  eidg.  Besatzungs- 
Iruppen  im  St^hlosse  zurück  ').  Um  Reibereien  zu  vermei- 
den, ließ  man  Gänge  und  Tore,  durch  welche  welsche 
und  deutsche  Kriegsknechte  zusammentreffen  konnten,  ab- 
5|wrpen.  Diese  Maßregel  bewährte  sich.  Während  dreier 
Monate  hatte  man  jetzt  Ruhe,  bis  die  Begehrlichkeit  der 
Eidgenössischen  Truppen  neue  Unruhen  hervorrief'). 

Falk  wäre  nun  gern  wieder  nach  Lugano  zurückge- 
kelirl,  doch  das  ging  jetzt  nicht  an,  besonders  da  der  Herzog 
Briefe  zu  den  eidgenössischen  Boten  geschickt  hatte,  worin 
er  Falk  gauz  und  gar  für  sich  beanspruchte. 

Maximilian  Sforza  liatte  zwar  alles  getan,  um  den 
iMiilufi  eidgenössischen  Gesandten  Falk  und  Flecklin  den 
'^iftnlhalt  in  Maitand  nn'iglichst  angenehm  zu  machen.  Zum 
fanbe  für  seinen  hervorragenden  Anteil  am  Feldzuge  des 
Jahres  1512  und  als  Anerkennung  für  seine  wertvollen 
Dienste  auf  dieser  Gesandtschaft  hatte  Peter  Falk  vom  Hei<- 
log  in  Pavta  ein  Haus  und  in  Caselli  ein  Landgut  mit  Ge- 
tisulichkeiten  zum  Geschenk  erhalten  ").  Durch  herzogliches 
Dekret  vom  24.  März  löli  erhielt  er  auch  den  Rang  und 
Titel  eines  Capitano  della  Martessana '),  Falk  war  aber 
sflion  Vorher  entschlossen  gewesen,  auf  Mitlefasten  (22.  März) 
Mth  Hause    zurückzukehren  *).     Trotz    aller    Gunstbezeu- 


)Anslieliii  ebenda.   -   F;ilk  ebenda. 

')  Der   Hi^rzog    bezahlte   übei'dios,    obwolil   er    niclit  duzu    < 
lilllthwi  war,  den  Arzt  für  die   Behandlung   der  Verwundeten.    An»- 
Nm  IV.  2^, 

'}  Opera  ZuinRÜi.  Bd.  VII,  S.  11.  Schreiben  Falks  an  ZwiDgli, 
Zürich  1515.  Jan-  23. 

')  Docunienli  svizieri  del  quattrocento  in  Milano  (ohne  Angabe 
'«V«!.)  i„  Bollelino  storico  della  SviKera  Italiaua  Bd.  20,  S.  130. 
')  F.  a.  F.,  Mailand  vom  23.  Febr.  1514,  C.  G.  VIII,  116. 


—    70    - 

gungen  hielt  er  an  diesem  Plane  fest.  Auch  der  freibur- 
gische  Hauptmann  im  Schlosse  zu  Mailand,  Dietrich  von 
Englisberg,  war  seiner  Stellung  überdrussig  geworden  und 
hatte  sich  vorgenommen,  sobald  Falk  abreise,  auch  mit  ihm 
zu  gehen.  Nur  mit  vieler  Muhe  war  es  Falk  gelungen, 
ihn  noch  so  lange  zurfickzuhalten.  Für  die  dadurch  vakant 
werdende  Stelle  empfahl  Falk  den  Peter  Alt  aus  Freiburg  *), 
der  auch  anderswo  im  Dienste  Freiburgs  schon  Vorzügliches 
geleistet  hatte.  Es  kam  dem  Kandidaten  der  Umstand  zu 
gute,  daß  er  von  zu  Hause  frei  und  an  das  italienische 
Klima  gewohnt  war  *). 

Falk  hatte  unterdessen  von  der  in  Zürich  versammelten 
Tagsatzung  Urlaub  erhalten,  um  von  Mailand  verreisen 
zu  können.  Allerdings  stand  ihm  vor  der  Heimkehr  noch 
einiges  bevor.  Am  6.  März  sollte  er  mit  dem  Herzog  zum 
Kardinal  Schinner  nach  Vigevano  reiten,  von  da  sollte  Falk 
allein  nach  Turin  weiter  gehen  zu  den  Räten  des  Herzogs 
von  Savoyen  und  zum  Markgrafen  von  Monferrat  aus  dem 
Grunde,  weil  die  vertriebenen  und  verbannten  Mailänder  in 
jenen  Gegenden  sich  sammelten  und  von  da  aus  Mailand 
aufzuwiegeln  suchten.  Ob  die  Reise  wirklich  ausgeführt 
wurde,  ist  nicht  sicher,  aber  wahrscheinlich  *). 

Wann  darauf  Falk  seinen  Posten  in  Mailand  verließ 
und  nach  Hause  zurückkehrte,  ist  uns  nicht  bekannt.  In 
Zürich  referierte  er  in  der  Tagsatzung,  welche  am  4.  April 
begann,  über  seine  Gesandtschaft  *). 

*)  Auch  (d.  h.  der  ursprüngl.  Name)  Veillard,  seltener  Wel- 
hai't^  wie  ihn  Falk  nennt.  Später  verdeutscht  in  «  Alt  i).  Die  Emp- 
fehlung hatte,  wie  aus   Manualen  und   Missiven   hervorgeht,    Erfolg. 

')  Es  wäre  vielleicht  auch  nicht  Jedermann  passend,  von  der 
Heimat  wegzuziehen  und  Haus  und  Hof  zu  verlassen.  Desgleichen 
kommt  jetzt  der  Frühling  und  mit  ihm  die  Hitze,  und  wer  nicht  in 
diesem  Lande  überwintert  hat,  der  mu(^  in  Erwartung  der  sommer- 
lichen Hitze  um  so  größere  Sorge  haben.  Ich  rede  und  schreibe 
darum,  weil  ich  es  erfahren  habe,  etc.  Falk   in  C  G.  a.  a.  O.  VIII. 

116. 

')  Der  Bericht  F.  a.  F.  vom  4.  März  ist  fast   unmittelbar  vor 

der  Abreise  abgefaßt.     C.  G.  Vlll.  161. 

*)  Eidg.  Absch.  III.  2.  S.  549.  —  Erst  vom  18.  April  ab  er- 
scheint er  auch  wieder  im  Rate  in  Frei  bürg.  R.  M.  31,  67  ^. 


—    71    — 

Aber  schon  am  24.  April  erging  an  ihn  von  der  in 
Bern  versammelten  Tagsaizung  der  Befehl,  wiederum  als 
eidgeaössi scher  Gesandter  zu  Vogt  Flecklin  nach  Mailand 
sarückzakehren  ^).  Doch  die  Abreise  verzögerte  sich  noch 
lange. 

Da  indessen  seine  dreijährige  Amtsperiode  als  Bürger- 
meister von  Freiborg  mit  Ende  Juni  ablief,  so  äbergab  er 
am  16.  Mai  1514  seine  amtlichen  Bächer  und  Register  den 
Behopdeo  *).  Am  18.  oder  19.  Mai  verreiste  er  wieder  auf 
seioeo  Gesandtschaftsposten  nach  Mailand  ^). 

b.  Sein  zweiter  Aufenthalt  am  mailändischen  Hofe. 

(Mai— Nov.  1514). 

Auf  die  Trennung  der  verschiedenen  Nationalitäten  in 
der  Besatzung  des  Schlosses  zu  Mailand  war  fflr  längere 
Zeit  Rohe  gefolgt.  Aber  bald  fingen  die  eidgenossischen 
Trappen  an  fiber  Unsicherheit  zu  klagen.  Sie  brachten  da- 
mit zu  wege.  daß  die  Tagsatzung  vier  Boten  an  den  Herzog 
absandte  mit  der  Forderung,  daß  die  Schlösser  in  Mailand 
QDd  Cremona  der  Ruhe  und  Ordnung  halber  ganz  in  die 
Hände  der  schweizerischen  Truppen  zu  übergeben  seien  *). 
Vogt  Flecklin  befand  sich  schon  in  Mailand.  Falk,  der 
etwas  später  als  jene  abgereist  war,  gelangte  am  28.  Mai 
ober  Lugano  dorthin  *).  Am  gleichen  Tage  noch  ritt  er 
^on  da  weiter  bis  Vigevano  zu  Kardinal  Schinner  und  traf 
hierauf  die  eidgenössischen  Boten.   Am  30.  Mai  gelangten 


')  Eidg.  Absch.  III.  2.  N"  550  r. 

*)  Peter  Falk,  burgerraeister,  hat  sich  vor  rainen  herren,  raten 
Qod  60  entzigen  siner  registern  und  schriberanipt  und  solich  sine 
i^ister  Josten  Ztmnierniann  sineni  vertruwten  fründ  luteriich  über- 
geben mit  aller  nutzung  und  was  im  davon  langen  mag.  Das  haben 
^if  herren  also  von  im  ufgenommen.  R.  M.  31.  73. 

')  Am  17.  Mai  war  er  im  kl.  Rate  noch  anwesend,  am  19. 
fehlt  er.  R  M.  81.  73*». 

*)  Eidg.  Absch.    III.  2.  N»  551h  (9.  Mai).  —  Anshelm  IV.  18. 

•)  F.  a.  F.  1514,  Mai  30.  C.  G.  VIII.  157. 


-     72    - 

sie  dann  miteinander  nach  Pavia,  wo  sie  vom  Herzog  wohl- 
wollend empfangen  wurden.  Der  Auftrag  aber,  den  sie  im 
Namen  der  Tagsatzung  an  ihn  ausrichteten,  verstimmte  ihn 
im  höchsten  Grade.  Lange  wurde  darum  mit  dem  Herzog 
verhandelt,  doch  ohne  Erfolg.  Schon  waren  die  Boten  ohne 
Beschluß  und  unwillig  von  Pavia  nach  Vigevano  abgereist 
in  der  Absicht  heimzukehren,  als  ihnen  der  Herzog  persön- 
lich nachritt  und  ihnen  einige  Vertragsartikol  schriftlich 
flbergab  mit  dem  Auftrage,  sie  der  Tagsatzung  zu  über- 
bringen. Diese  waren  damit  einverstanden,  wollten  die 
Artikel  aber  doch  noch  vorher  den  Hauptleuten  und  Knech- 
ten im  Schlosse  zu  Mailand  vorlesen,  um  deren  Ansicht 
darüber  zu  hören.  Diese  nun  erklärten  einhellig,  daß  die 
Zugeständnisse  des  Herzogs,  wonach  den  Schweizern  im 
Schlosse  zu  Mailand  weitere  Freiheit  eingeräumt  werden 
sollten,  sie  befriedige.  Hiemit  schieden  die  vier  Boten  von 
Mailand  mit  dem  Bescheid,  dem  Herzog  von  der  nächsten 
Tagsatzung  die  Antwort  derselben  zusenden  zu  wollen  ^). 
Falk  und  Flecklin  blieben  zurück. 

Die  weniger  bevorzugte  Stellung  von  Freiburg  und 
Solothurn  als  Glieder  der  Eidgenossenschaft  kennzeichnet 
der  Bundesvertrag  des  Jahres  1481,  wonach  für  die  Bundes- 
erneuerung mit  diesen  beiden  Ständen  bestimmt  war,  daß 
der  Bundesvertrag  nicht  wie  bei  den  andern  Ständen  be- 
schworen, sondern  bloß  verlesen  werden  mußte  *).  Jedem 
Ort  war  es  natürlich  freigestellt,  diese  Pflicht  der  Minimal- 
leistung zu  Gunsten  der  beiden  Stände  zu  überschreiten,  d.  h. 
den  Bund  mit  ihnen  zu  beschworen.  Daß  es  das  Bestreben 
der  beiden  Stände  und  ihrer  Staatshäupter  war,  die  gleiche 
Rangstellung  mit  den  übrigen  Orten,  wo  man  die  Bünde 
gegenseitig  beschwören  mußte,  sich  allmählich  zu  erobern, 
liegt  auf  der  Hand. 

Gerade  jetzt  rückte  die  Zeit  der  BundeserneueruDgen 


')  Ebenda. 

')  Vgl.  Oechsli,  Orte  und  Zugewandte,  im  Jahrbuch  für  Schweiz. 
Geschichte  XIIl.  40  u.  52  fip. 


wieder  heran.  Falk  liatte  sich  darfiber  schon  mit  den  vier 
eidgenössischen  Bolen  in  MailanJ  insgesamt  und  im  bu- 
soodern  besprochen.  Docti  di»  Hoßnung  derselben,  daß  die 
ulit  Orte  Freiburg  den  Bund  beschwören  würden,  war  ge- 
iw^.  Daher  glaubt  Falk,  es  wäre  gul  gewesen,  wenn  man 
nil  jedem  einzelnen  Ort  darüber  vorher  verhandelt  hätte.  Du 
iber  das  nicht  geschehen  wai'  und  wegen  der  Kürze  der  Zeit 
■icbl  mehr  gesutiehen  kunnte,  so  rät  Falk  :  «  Ihr  erweiset 
insern  Eidgenossen  die  größte  Ehre,  die  erdacht  werden 
kann,  wenn  Ihr  ihnen  entgegenreitet  und  sie  wohl  empfan- 
gt!. Es  scheint  mir  auch  geraten,  dali  ihr  alle  Geschütze 
anl  dem  rotim  Turm,  dem  Dürren-Bühl  und  den  beiden 
Bisenbergtürmen  ihnen  zu  fahren  losbrennet,  während  sie  zu 
dun  Toren  hineinreiten.  Ich  holle,  daß  sie  das  für  gut  und 
für  einen  Ausbund  von  Ehre  halten  und  es  nie  genugsam 
werden  loben  können.  Zudem  wäre  meine  Meinung,  dali 
ihr  die  Gemeinde  im  Festschmuck  versammeln  läßt  und  diese 
in  den  Vordergrund  rückt,  damit  nicht  die  "  Liederlichen  » 
wpnanstehen,  wie  es  schon  oft  geschehen  ist  und  noch  tSg- 
lith  geschielit,  Cberhaupt  soll  nichts  unterlassen  werden, 
das  cm;h  zu  Ehren  dienen  kann.  Doch  ich  glaube  nicht, 
•iäfi  man  die  welschen  Ringlänze  aulTüliren  solle,  denn  die 
EidKenosseo  wissen  ohne  das  schon,  daß  wir  Welsch  ver- 
stehen ').  Schwören  sie  dann  oder  schwören  sie  nicht,  so 
""ilil  ihr  euch  in  jedem  Fall  darnach  zu  richten.  Mir  scheint 
^'*-  daß  es  aber  dann  dn.s  Geratenste  wäre,  wenn  ihr  gleicb 
•laraar  eine  Botschaft  von  Ort  zu  Ort  in  die  acht  Orte  schickt. 
H  hoffe,  düß  ihr  gute  Antwort  erhalten  werdet  und  zum 
"""desten  wißt,  welcher  Ort  zu  schwören  geneigt  ist  oder 
"icht,  Diese  Meinung  mögt  ihr  euch  merken,  und  ich  will 
«nlerdessen  an  diesem  Hofe  im  Namen  der  ganzen  Eidge- 
nossenschaft so  handeln,  daß  es  euch  zu  Ehre  und  Lob  go- 
reichen soll  »  '). 


')  Falk  hielt  ea  ofleubar  für  geratener,    die  eidg-    Boten    nicht 
daran  2a  erinnern,  daä  Freiburg  im  Grunde  imnier  noeii   eine   fran- 
JöfJKbe  Stadt  sei. 

C.  G,  Vlll.  157.  Mailand  1514.  Mai  30.  F.  a.  F. 


-    74     - 

Die  Herren  in  Freiburg  dankten  Falk  ffir  diese  Rat- 
schläge ^).  Man  brachte  aber,  wie  man  vermutet  hatte,  die 
Boten  der  Orte  nicht  dazu,  daß  sie  Freiburg  schworen  ^. 
Daher  befolgte  man  den  Rat  Falks.  Am  20.  Juni  bestimmte 
der  Rat  in  Freiburg  die  Boten,  die  nach  den  verschiedenen 
Orten  zu  reiten  hatten  mit  dem  Auftrage,  nur  denjenigen 
zu  schwören,  die  Freiburg  auch  schwören  wollten. 

Zum  Danke  für  seine  ausgezeichneten,  der  Stadt  Frei- 
burg geleisteten  Dienste  und  als  Anerkennung  für  dieses 
sein  stetiges  Interesse  für  die  Heimat,  auch  wenn  er  in 
weiter  Ferne  weilte,  rückte  Falk  bei  dem  folgenden  Wahlen 
am  24.  Juni  an  die  zweite  Stelle  im  kleinen  Rate  vor  und 
wurde  Statthalter  des  Schultheißen  *). 

Das  erste,  was  nun  Falk  nach  Ablauf  des  ersten  halben 
Jahres  mit  Ende  Juni  zu  tun  hatte,  betraf  die  Bezahlung, 
Ablösung  und  Versetzung  der  schweizerischen  Besatzungs- 
knechte *). 

In  dieser  Zeit  schwebten  Gerüchte  in  der  Luft  von 
allen  möglichen  Verbindungen  der  Fürsten  ,  von  einem 
großen  Bunde  zwischen  Frankreich,  dem  Kaiser  und  Spa- 
nien, auch  hieß  es,  daß  der  Papst  demselben  vielleicht  bei- 
treten werde.  Kein  Wunder,  daß  Falk  gesteht,  daß  er  in 
den  Winkelzügen  der  Politik  sich  gar  nicht  mehr  zurecht- 
finde. Immerhin  erkannte  er,  daß  das  zu  einem  Kriege  in 
Italien  fuhren  müsse.  Daher  ermahnte  er  die  Eidgenossen, 
sich  klug  zu  drehen  und  zu  wenden,  wie  es  die  unruhig 
wechselnden  Zeitläufe  erforderten,  und  wenn  es  zum  Kriege 
kommen  sollte,  die  Sache  im  Namen  Gottes  tapfer  an  die 
Hand  zu  nehmen*). 


')  R.  M.  31.  85.  (12.  Juni.) 

')  Die  BeHchwörung  des  Bundes  sollte  am  25.  Juni  slattnudeii. 
Die  vier  letzten  Orte  Freiburg,  Solothurn,  Schaffhausen  und  Appen- 
zell begehrten,  daß  man  ihnen  auch  schwören  möge.  Eidg.  Absch. 
111.  2.  N"  558b.  Die  Antwort  auf  dieses  Begehren,  bei  Anshelm  IV.  82. 

')  R.  M.  31.  86.  (16.  Juni).  —  B.  B. 

*)  C.  G.  VIII.  157.  a.  a.  O.  -  R.  M.  32.  1  »>.  —  M.  B.  N*  8. 
Pol.  17. 

')  Sunt  nobis  undique  angustiae,  sed  nulla  rel  novitas   perver- 


I        ihm  ; 

I  WISC 


Falk  fühlte  sich  unturdessun  trotz  der  vielen  Arbeit 
I  Unruhe,  wcl<'he  ihm  die  Uesalzunt^struppen  stisls  tpp- 
1(1  der-  andauernd  giswaKigen  Saminorhitze  in 
der  kühlen  Wohnung  seines  Mitbürgers  Barth.  Thyon  frisch 
udJ  gei^und.  Ev  bul  daher  seine  |]erren,  demselben  für  seine 
liaslfieundschatl  zu  danken.  Dies  zu  ton.  hallen  sie  ge- 
rade jetzt  die  beste  Uelegenheil.  Freiburg  hatte  nämlich 
vun  Thyon  eine  Anzahl  Harnische  anfertigen  lassen,  doch 
die  Arbeit  halte  ihnen  nicht  gefallen,  und  darum  hatte  er 
Jieselben  mit  ihrer  Bewilligung  nach  Genf  auf  den  Markt 
|?efnhvl,  wo  sie  aber  infolge  eines  Ir^rlums  von  Burkhard 
von  Erlai^h  als  Kriegskonterbande  konlisziert  worden  waren. 
Dalier  bat  P'alk  seine  Herren,  für  die  Herausgabe  der  Har- 
nische an  Thyon  Sorge  zu  tragen  '). 

Viel  Mühe  und  Unruhe  bereiteten  Falk  stets  die  freien 
Knechte,  die  im  Lande  sich  aufhielten  und  ihn  baten  und 
drängten,  er  möge  ihnen  eine  Stelle  in  irgend  einer  Be- 
satiung  oder  der  Giirde  verschalfen  und  daher  warteten, 
his  eine  Stelle  frei  würde.  Doch  Falk  war  nicht  gewillt, 
diese  Stellen  mit  Leuten  zu  versehen,  die  ohne  die  Erlaub- 
nis ihrer  (^bern    nach    Mailand  gelaufen    kamen,    zumal  da 

auch  die  Hegierungen  verboten    hatten,    solche  Stellen 

freien  Knechten  zu   besetzen.    Daher  wies  er  alle  diese 

iche  ab  *). 

Viele  Sorgen  verursachten  Falk  auch  die  Streitigkeiten 
wischen  den  Knechten  und  Hauptleulen    wegen   des   soge- 


'«t  iDrcia  debet.  Ferner:  Atwr  das  best«,  daa  vorliaDden,  ist  die 
Furcht  und  die  Ehre  Gottes,  ihn  anzurufen,  damit  er  seine  barm- 
i>«nige  Haud  nicht  von  ans  zurückziehe.  F.  a.  F.  1514,  Äuguttt  5. 
CG.  Vlli.  159. 

')  Ebenda.  —  Im  Schreiben  vom  31.  August  1514  ersuchte 
Jempinäii  jj^r  Rat  in  Freiburg  den  Herzog  von  Savoyeii,  ihrem 
''ilbltrger  in  Mailand  die  Harnische  wieder  zurückschicken  xa  wollen. 
M-  B.  N-  7-  Fol   31  i*, 

')  C.  G.  VIII.  150.  a.  a.  O.  —  Es  gab  willige  l-eule  genug, 
ili«  mit  vollen  Freuden  eine  Stelle  in  einer  Besatzang  angenommen 
Wtlen  iBitUchretben  des  Bastian  Teclilermann  an  seinen  Veiter 
PelerFalk,  ohne  Datum).     M.  d.  W.  v.  P.  63.  F.  a.  F. 


—    76    - 

nannten  «  Bubensoldes  ».  Alle  Orte,  drei  ausgenommen, 
güwälirLen  ihren  Hauplleuten  die  Vergünsligunfj,  sich  zu 
ihrer  Bedienung  einen  Burschen  halten  zu  dürfen,  der  dann, 
wie  es  scheint,  aus  der  allgemeinen  Kasse  bezahlt  wurde. 
so  auch  Fieibupg.  Wenn  nun  auch  dadurch  diu  Verminde- 
rung des  Soldes  für  einen  jeden  einzelnen  Mann  nur  geriug 
war,  so  gab  das  doch  Anlaß  zu  Reibereien  und  Handeln 
mit  den  Nauptleulen.  Zu  wiederholten  Malen  war  darum 
Freiburg  genötigt,  seine  Knechte  zu  mahnen,  daß  sie  ihren 
Hauptleuten  ebensoviel  erlaubten,  wie  andere  Orte  auch. 
Uieselben  Schwierigkeiten  ergaben  sich  auch  noch,  als  Peter 
Falk  längst  nicht  mehr  in  Italien  war'). 

Diese  Streitigkeilen  zwischen  den  Knechten  und  ihren 
UaupLieuten  waren  aber  nicht  die  einzigen.  Es  bestanden 
schon  seit  längerer  Zeit  auch  wieder  Reibereien  zwischen 
den  schweizerischen  ßesatzungstruppen  insgemein  mit  dem 
Herzog. 

Dieser  hatte  von  den  vier  eidgenössischen  Abgeord- 
nelen auf  seine  Konzessionen  an  die  schweizerische  Be- 
satzung in  Mailand  die  Antwort  der  Tagsatzung  zu  ver- 
nehmen verlangt.  Da  aber  keine  Antwort  eintraf,  so  ging  er 
auch  in  seinen  Maßregeln  zu  Gunsten  der  schweizerischen 
Besatzung  nicht  weiter,  darum  der  Streit*),  Um  mit  den 
beiden  Gesandten  Falk  und  Plecklin  über  die  Herstellung 
der  Ordnung  zu  unterhandeln,  schickte  nun  die  Tagsatzung 
wiederum  eine  Abordnung  von  vier  Mann  im  Namen  der 
Eidgenossen  nach  Mailand").  Ihre  Instruktion  ging  dahin. 
OS  sei  vom  Herzog  zu  verlangen,  daß  das  Schloß  in  Mai- 
land ganz  in  die  HSnde  der  schweizerischen  Besatzung  zu 
übergeben  und  die  Anzahl  der  Resatzungslruppen  zu  ver- 
mehren sei.     Im  Weigerungsfalle  wollten    die   Eidgenossea 


')  R.  M.  31.  Ö6.  (16.  Juni).  -  32.  l^b  (18.  Äug.)  —  31  ^  (13- 
Okt.)  -  M.  B.  N"  8.  Fol.  aü  und  21.  —  34  •>  {14.  Dm.  1514).  — 
F.  a.  F.,  Mailand  v.  8.  Juli  1514  ;  C.  G-  Vill.  156. 

■)  Ansbelm  IV.  21  ff. 

*)  Ein  Berncr.  Luzerner,  Basler  und  Glarner,  Anshelm  IV. 
la  -  Eidg.  Absch.  III.  3.  N"  566,  in.  (31.  Juli). 


77 


ihre  Knechte  nach  Hause  zurückberufen,  um  sie  nicht  Wei- 
lern Gefahren  auszusetzen,  —  denn  immer  belclagten  sich 
ilieselhen  wegen  Unsicherheit  vor  den  Weischen  ').  —  Der 
He«og  verantwortete  sich  daher  bei  der  Eidgenossenschaft 
über  die  ungerechtfertigten  Klagen  der  Besatzung.  Am 
18,  September  gelangte  der  Bericht  der  vier  Gesandten  an 
die  Tagsatzung.  Sie  schildorten  die  bestehenden  Zust.'inde, 
die  Verantwortung  des  Herzogs  und  seine  Beteuerung  für 
die  Sicherheit  der  Schweizer,  aber  auch  die  abschlflgige 
Antwort  desselben  bezüglich  der  vällsländigen  Übergabe 
dt'S  Stiilosses  an  die  eidgenössischen  Knechte  einer-  und 
die  Vermehrung  der  Tru|ipen  andererseits.  Schon  jetzt 
"iirJeii  Stillinien  laut,  daü  man  die  Knechte  zurückberufen 
lind  die  Bundesbriefe  vom  Herzog  zurückfordern  solle.  Dorh 
«nllle  man  noch  die  Ankunft  der  Gesandten  aus  Mailand 
abwapten.  bevor  man  weitere  Beschlüsse  faßte,  und  schrieb 
'ffii  Knechten  und  Hauptleuten,  sich  ruhig  zu  verhalten'). 
Vogt  Fleoklin  von  Schwyz  reichte  nun  der  Tagsatzung. 
«'eiche  am  3.  Oktober  begann,  ein  Gesuch  ein  um  Ablösung 
und  Entlassung  von  seiner  mailändischen  Gesandtschaft. 
öoch  faule  man  vorläufig  noch  keinen  definitiven  Entschiuli; 
WM  war  aber  doch  wohl  entschlossen,  Flecklin  zu  ersetzen. 
'^'*  handelte  sich  nur  darum,  ob  man  auch  Falk  ersetzen 
udüp  auf  seinem  Posten  belassen  wolle.  Auf  dem  nächsten 
^3?e  wollte  man  endgültig  entscheiden  "). 

Die   Tagsatzung  zu  Baden,   die  vom  23.  Oktober  ab 

'^gte,  bi'achte  im    Beisein  der    Gesandten    die    Verhältnisse 

"«  Herzogtum  Mailand  wiederum  zur  Sprache  und  die  Frage 

I       *«gen  der    Gesandtschaft    zur    Entscheidung').     Nachdem 

[      die^e  Bericht  über  ihre  Gesandtschaft  gegeben,  auch  einen 


e  Gusaiidten. 


f)  Anshelm  IV.  19.  Instruktion  i 

I  *)  Eidg.  Abscli.  Ml.  2.  N"  Ti?'^  f. 

')  Eidg.  Absch.  III  3.  N*  574  p. 

')  Am  12.  Okt.  war  Falk  wieder  in  Freiburg.  (R.  M.  Jö.  31  b). 
'^"  ilieMr  Tagsatzunft  ZQ  Baden  kann  er  nicht  teilgenommen  haben, 
'''"am  folgenden  Tage  (34.  Okt.)  in  der  RatsaiUang  in  Froibiirg 
'''='1  'ludet.  (R.  M.  3ä.  36'>). 


—    78    — 

genauen  Berfcht  des  Herzogs  vorgelegt  hatten  ^),  erklärten 
einige  Orte  nochmals,  man  solle  vom  Herzog  die  Bundes- 
briefe  zurückfordern,  die  Besatzungen  ab-  und  heimberufen, 
für  die  noch  schuldigeji  Summen  mit  Land  sich  entschädigen 
und  sich  aller  Beziehungen  mit  den  ungetreuen  Mailändern 
entschlagen.  Aber  der  Antrag  ging  nicht  durch.  Die 
meisten  Orte  waren  der  Ansicht,  es  sei  nicht  ehrenvoll, 
ein  ruhmreich  erobertes  Land  so  leichtsinnig  aus  den  Hän- 
den zu  lassen.  Auch  Falk  begehrte  jetzt  neben  Flecklin 
die  Entlassung  von  seinem  Gesandtschaftsposten,  —  sie 
mochten  beide  diese  schwierige  Stellung  durch  Kummer  und 
Verdruß  satt  bekommen  haben  — ;  daher  glaubte  man,  daß 
vielleicht  durch  einen  Personalwechsel  mit  den  Gesandten 
das  Ziel  zu  erreichen  wäre.  Die  Tagsatzung  genehmigte  daher 
die  Gesuche  der  beiden  und  schickte  als  ihre  Nachfolger 
Junker  Albrecht  von  Stein  von  Bern  und  Heinrich  Erb  von 
Uri  zum  Herzog  nach  Mailand  '). 

Auf  das  Gesuch  des  mailändischen  Kämmerlings,  man 
möchte  dem  sprachenkundigen  Falk  vergönnen,  als  Bote 
der  Eidgenossen  in  des  Herzogs  Kosten  nach  Rom  zu  ge- 
hen und  anzuhören,  was  zwischen  dem  Papst,  dem  Kaiser, 
dem  König  von  Spanien,  den  italienischen  Städten  und  Sa- 
voyen  verhandelt  würde,  wurde  beschlossen,  diese  Bewilli- 
gung zu  geben,  doch  so,  daß  Falk  sich  lediglich  auf  das 
Anhören  und  Berichten  beschränken  und  an  keinerlei  Ver- 
handlungen mitwirken  sollte.  In  diesem  Sinne  wurde  auch 
ein  Schreiben  an  Falk  erlassen  ®). 

Sei  es  nun,  daß  der  Herzog  in  Anbetracht  der  vielen 
Kosten,  die  ihm  die  Sendung  Falks  nach  Rom  verursacht 
hätte,  auf  sein  Vorhaben  verzichtete,  oder  daß  Falk  dieser 
Auftrag  zuwider  war,  und  das  ist  auch  das  Wahrscheinliche 
— <  vermutlich  hatte  der  Herzog  ihn  nicht  einmal  angefragt, 
ob  er,  dorthin   zu  gehen,   bereit  sei  *)  —  Falk  ging  nicht 


»)  Abgedr.  bei  Anshelm  IV.  19  ff. 

•)  Eidg.  Absch.  III.  2.  N*  577  m.  (23.  Okt.)  u.  Anshelm  S.  26. 

^)  Eidg.  Abäch.  ebenda,  1.  p. 

^)  Der    maiiändiscbe   Abgeordnete   hatte  schon    auf   der   Tag- 


—    79    — 

naeh  Rom.  Das  Schreiben  übrigens,  das  ihm  von  der  Tag- 
sateQDg  zukam,  war  kein  Befehl,  sondern  nnr  die  Anzeige, 
daS  man  dem  Gesuch  des  Herzogs,  ihn  nach  Rom  senden 
zu  dürfen,  entsprochen  habe.  Falk  hatte  am  römischen 
Hofe  offenbar  zu  viele  Enttäuschungen  erlebt,  als  daß  er 
das  rohige  Heim  und  seine  Familie,  in  die  er  nach  langer 
Abwesenheit  erst  vor  einigen  Tagen  wieder  zurückgekehrt 
war,  jetzt  schon  wieder  auf  unbestimmte  Zeit  verlassen 
wollte.  Man  hielt  ihn  auch  wohl  zuräck,  und  zudem  stand 
für  das  Jahr  1515  eine  andere  Reise  in  seinem  Plan,  eine 
Jerusalemfahrt. 


Kap.  9. 

Falk  in  der  Heimat.  (Dez.  1514-ApriI  1515.) 
a.   Die   Familie  Peter  Falks. 

Falk  nahm  unterdessen  in  seiner  Heimat  an  den  ge- 
wSholicben  Geschäften  des  Rates  seiner  Vaterstadt  und 
<l6r  gesamten  Eidgenossenschaft  an  Tagsatzungen  kräftigen 
Anteil. 

Nachdem  er  schon  im  Dezember  1514  in  Zürich  Frei- 
liorg  an  einer  Tagsatzung  vertreten  hatte  ^),  wurde  er  am 
S*  Janoar  1515  wieder  dorthin  abgeordnet ').  Hier  hatte 
fdik  noch  einiges  zu  erörtern  aber  seine  Gesandtschaft  beim 
Herzog  von  Mailand.  Die  beiden  neuen  Gesandten  hatten 
wahrscheinlich  in  Mailand  den  Bundesvertrag  mit  dem  Herzog 
sich  vorlegen  lassen  und  gefunden,  daß  derselbe  von  Seite 
Herzogs  ja  überhaupt  noch  nicht  einmal  besiegelt  wor- 


ntZQng  za  Lazern  die  Sache  vorgebracht,  allerdings  nicht  in  der- 
selben Formolierung.  Eidg.  Absch.  III.  2.  N*  576.  d. 

>)  R.  M.  32.  50.  —  Eidg.  Absch.  III.  2.  (S.  842.)  N"  rm. 

^  R.  M.  32.  61.  —  M.  B.  N"  8.  Fol.  27  K  Art.  a.  —  Eidg. 
Abech.  111.  2.  N*  586  a. 


den  war.  Sie  hatten  diese  hübsche  Entdeckung  der  Tag- 
salzung  gemeldet.  Sofort  (iel  auf  Falk  und  Fleckün  der 
Verdacht,  sie  halten  darum  gewußt.  Falk  verantwortete 
sich  daher,  sowie  seinen  Kollegen  Flecklin.  der  niclil  zu- 
gegen war.  l'm  seine  Unschuld  an  dieser  schweren  Ver- 
nachlässigung zu  beweisen,  bat  er,  daß  man  einen  Brief 
vorlege,  den  er  auf  einen  Tag  zu  Bern  geschrieben,  und 
worin  er  begehrt  habe,  ihm  und  Flecklin  eine  Kopi«  jenes 
Bundesbriefes  zu  senden.  Dieses  geschah,  und  es  gelang 
Falk,  an  Hand  dieser  Schrift  seine  und  seines  Kollegen 
Unsctiutd  darzulun.  Damit  gab  sich  die  Tagsatzung  zu- 
frieden '), 

Petor  Falk  und  seine  Gattin  Anna  von  Garmiswil  waien, 
wie  anzunehmen  ist,  im  Jaliie  1498  durch  die  üeburt  eines 
Töchterchens  erfreut  worden.  Es  ist  dies  das  einzige  Kind, 
das  der  Familie  erhalten  blieb.  Ein  anders  Kind  starb  Ende 
des  Jahres  1506,  als  Falk  Schultheiß  zu  Murten  war*). 
Kein  Wunder,  dalS  Falk  für  eine  gute  Erziehung  dieses 
einzigen  Lieblings,  Ursula,  besorgt  war.  Nach  ihrer  ersten 
Jugend  schickte  er  Ursula,  wie  sein  Bruder  Hans  seine 
Tochter  Katharina  zur  Erziehung  und  Bildung  ins  Zister- 
zienserinnenkloster Fraubrunnen  bei  Bein  ").  Wir  haben 
nur  ein  Schreiben  der  Tochter  an  ihren  Vater  aus  jener 
Zeit,  ein  kleines  aber  äußeist  liebenswürdig  gehaltenes 
Briefchen  *).  Wie  lange  dieser  Aufenthalt  Ursulas  im  Kloster 
zu  Fraubrunnen  dauerte,  wissen  wir  nicht,  aber  anfangs 
des  Jahres  lull  linden  wir  sie  wieder  in  der  elteilichen 
Familie.  Da  in  diesem  Jahre  die  erste  bekannte  Freiburger 
ftfSdchenschule  gegründet  wurde'),  konnte  die  weitere  Aus- 


')  Die  eidg.  Abscli.    ebenda  Art.  b.    sagen,  daß  auch  Ammann 
K&tzi  von  Schwyz  namons   des  angegriffenen  Vogt  Flecklin    sprach. 

')  Hans,  sein  Druder,  suchte  dem  lief  Betrübten  darüber  cb] 
liehen  Trost  zuzusprechen.  Vergl.  im  Anhang  N"  4. 

')  Vergl.  Anhang  N'  5. 

')  Vergl.  Anhang  N*  6. 

>)  Heinemann  S.  93. 


81 


liiMuQs  Ursulas  In  der  Heimat  sLallfinden.  Es  war  damit 
sowohl  für  ilii-  hduslicht;  KrziL'liuiig,  wiu  für  die  wis^jensuhaft- 
liclm  Ausbildung  |<esorgl  Falk  gab  denn  aucli  seiner  Frau 
den  Auftrag,  Ursula  zur  Schule  zu  scliicken  '). 

Falk  wai'.  nach  den  hinterlassenen  Schreiben  zu  schÜG- 
ten.  ein  äuliersl  liebenswürdiger  Gatte  und  Vater.  Die  Briefe 
an  seine  Frau  und  Tochter  sind  in  einem  so  warmen  und 
wuhltuenden  Tone  abgefaßt,  daß  ihre  Lektüre  uns  einen 
wahren  GenuU  bietet.  Es  sclieint  fast  unglaublich,  wie  in 
dieser  kriegerischen  Zeit  solch  duftende  Blüten  echter  Zärt- 
lichkeit sprossen  konnten  und  zwar  gerade  bei  einem  Manne, 
der  wie  Falk  in  seinem  Leben  als  Krieger.  Staatsmann 
unil  Diplomat  völlig  aufzugehen  schien  ').  Als  Vater  wai' 
üp  seil r- streng  gegenüber  seiner  Tochter.  Freilich  können 
vi'ir  aus  unser  heutigen  Zeit  heraus  kaum  einen  Malistab 
an  seine  erzieherischen  Verordnungen  anlegen.  Ev  mußte 
bissen,  was  für  ein  Mädchen  aus  vornehmer  Familie  in 
jener  Zeit  schicklich  und  erlaubt  war.  War  er  streng,  so 
btte  er  wohl  seine  guten  Gründe  dazu.  So  verbot  er 
meiner  Frau,  Ursula,  die  damals  etwa  12  bis  14  Jahre 
'äiiliii)  mochte,  allein  im  Hause  zurückzulassen.  Wenn  sie 
aufgelle,  so  möge  sie  Ursula  mit  sich  nehmen  oder  ins  Haus 
■siner  Schwester  Antonia  scliicken.  Auch  solle  sie  dieselbe 
nicht  lu  weit  herumziehen  lassen,  da  solch  junge  Töchter 
dadnroh  leicht  in  einen  üblen  Ruf  kommen  könnten,  der 
ilinen  Keitlebens  nachgehen  würde.  «  Darum  sorge  dafür, 
'kl  wir  einst  Freude  an  ibr  erleben.  Ich  habe  ihr  oft 
gesagt,  wie  sie  sich  halten  solle,  damit  sie  mein  herzliebes 
i^ind  söi  und  bleibe» ").  Nie  vergaß  Falk,  in  den  Briefen 
"n  seine  Frau  dieser  besonders  einzuschärfen,  seine  Tochter 
w  unierweisen  und  für  ihre  Erziehung  alle  mögliche 
Sorge  zu  tragen. 


')  Vergl.  Anhang  N'  7  u,  8, 

')  Ein  Schreiben  aus  dpr  Sammlung  den  Willi,  v.  Prnroinan 
l'ivun  Dagiiel  Im  Anzeiger  N.  P.  III.  :iXi  veröllenllioiit.  -  Die  übri- 
■»  »leim  im  Anhang  zu  diaaer  Arbnil. 

')  Vergl.  im  Anhang  N-  10, 


—    82    — 

Begreiflich,  daß  das  reiche  und  wohlgebildete  Bürger- 
meisterstöchterlein sehr  bald  einen  Verehrer  fand.  Freilich 
hätte  man  dies  bei  ihrer  Jagend  damals  noch  kaum  erwar- 
ten sollen.  Doch  Falk  war  mit  der  Werbung  einverstanden. 
Der  Freier  war  nämlich  kein  Geringerer  als  der  aus  vor- 
nehmer und  hochangesehener  Patrizierfamilie  stammende 
Petermann  von  Praroman.  Er  war  ein  Sohn  des  Sebold  von 
Praroman  und  wohnte  an  der  Reichengasse  ^).  Im  Jahre 
1513  war  er  in  den  Rat  der  Zweihundert  eingetreten  und 
in  darauffolgenden  in  den  der  Sechzig.  Im  Jahre  1517 
wurde  er  Mitglied  des  kleinen  Rates  und  Bürgermeister  für 
eine  Amtsdauer  von  drei  Jahren.  Dem  kleinen  Rate  ge- 
hörte er  (mit  Ausnahme  der  Jahre  1526  und  1527)  an  bis 
zu  seinem  Tode  1552.  In  drei  je  dreijährigen  Perioden  be- 
kleidete er  das  Schultheißenamt  1531—34,  1537—40  and 
1543—46  ^).  Noch  im  Jahre  1514,  als  Falk  aus  seiner  mai- 
ländischen  Gesandtschaft  zurückgekehrt  war,  wurde  die 
Hochzeit  gefeiert^).  Ursula  mochte  das  16.  Altersjahr  noch 
nicht  überschritten  haben. 

b.  Die  Errichtung  des  Kollegiatstiftes  St.  Nikolaus  in  Freibarg. 

Vor  allem  galt  es  jetzt,  ein  wichtiges  Geschäft  zum 
Abschluß  zu  bringen,  eine  Angelegenheit,  die  Falk  schon 
Monate  und  Jahre  lang  in  Atem  gehalten  hatte,  die  Errich- 
tung des  Chorherrenstiftes  in  St.  Nikolaus. 

Schon  im  Dezember  1513  hatte  Kardinal  Schinner  Falk 


')  Lt.  dem  gr.  Bb. 

*)  Lt.  B.  B.  -  Vergl.  Beilage  N«  11. 

')  Gratulationsschreiben  zu  dieser  Vermählung  von  den  beiden 
Klosterfrauen  :  Schwester  Benedikta  Fontaine  und  Schwester  George 
de  Liüront  vom  27.  Dez.  1.j14  an  ihren  Vetter  Peter  Falk.  Es  sei 
ihr  großes  Verlangen  gewesen,  schreiben  sie,  daß  es  Gott  dem  Herrn 
gefallen  hätte,  ihr  (Ursula)  die  Gnade  zu  verleihen,  daß  sie  eine  gute 
Klosterfrau  in  ihrem  Kloster  werden  möchte.  «Aber  auch  jetzt  beten 
wir  für  sie,  und  wir  empfehlen  uns  ihr  sehr  und  ihrem  vornehmen 
Gemahl  etc.  ».     Aus  den  M.  d.  W.  v.  F.  244. 


83 


seino  Verwaaderung  darüber  ausgesprochen,  daß  man  jahre- 
lang an  der  Errichtung  des  Stiftes  habe  arbeilen  können 
uiid  jetit,  da  die  Erlaubnis  dazu  der  Obrigkeit  vorliege,  die 
Or^aoisation  desselben  nicht  sofort  an  die  Hand  nehme. 
Er  gab  Falk  in  Anbetracht  des  in  Italien  allgemein  herum- 
laufenden (Jerücihles,  dali  Leo  X.  niclit  länger  als  ein  Jahr 
regieren  würde,  den  Hat,  daß  man  sofort  einen  Propst  und 
seclis  Domherren  erwähle,  damit,  wenn  der  Papst  sterbe, 
liiflgrulien  Kosten.  Mölien  und  Arbeiten  nicht  verloren  gingen. 
Talk  «ntscliuldigte  zwar  damals  seine  Herren,  indem  er  die 
(iründe  für  die  Verzögerung  dem  Kardinal  mitteilte,  er- 
mahnte aber  zugleich  den  Rat  in  Kreiburg,  der  AulTorde- 
mn^  Schinoers  unverzüglich  nachzukommen').  Allein  man 
tat  nichts. 

Als  dann  Scliinner  mit  dem  päpstlichen  Großzeremonien- 
ineisler  in  der  Schweiz  und  besonders  zu  Bern  und  auch 
in  Freihurg  sich  befand  -),  da  hielt  Falk  den  Zeitpunkt  für 
hnchsl  geeignet,  seine  Herren  in  Freihurg  zu  ermahnen,  daß 
*s  gerade  jetzt  am  besten  sich  schicken  dürfte,  an  die  Er- 
i'ii'htung  des  Kollegialstiftes  zu  denken,  indem  er  glaubte, 
Äcliinner  und  sein  Begleiter  würden  persönlich  erscheinen 
und  die  Zeremonien  und  Feierlichkeiten  vornehmen  und  leiten. 
Falk  hätte  das  für  eine  große  Ehre  gehalten,  besonders  da 
^f  liollle,  daß  der  Kardinal  in  der  Eigenschaft  eines  päpst- 
lichen Legaten  bei  der  Errichtung  sich  beteiligen  würde, 
'ndem  er  davon  überzeugt  war,  daß  auch  der  päpstliche 
Zeremonienmeister  seinen  Herren  ganzzu  Diensten  sein  würde. 
Darum  schrieb  er  am  8.  Juli  1514:  «  Denkt  darüber  nach 
und  9l«llt  es  der  Ehre  Gottes  anheim.  Wie  ich  euch  kürz- 
lich im  Abschied  geschrieben  habe,  handelt  es  sich  nur  noch 
um  Wenige  Kosten.  Die  Hauptsache  ist  getan.  Es  würde 
"'«in  Lebtag  mich  grämen,  wenn  ich  auf  euern  Befehl  so 
'iel  Mühe  und  Arbeit,  ja  tötliche  Sorge  gehabt  habe,  ein 
Still  m  errichten,  und  jetzt  das  alles  umsonst  gewesen  sein 


')  C.  G.  VIII.  107. 
*)  C,  G.  VIII.  15Ö.  : 


.  M,-kiland  v.  113.  Um.  I.'i13. 
,  Mailand  vom  8.  Juli  1.J14, 


—    84     - 

.  :;?       Vtfi   Gott,    wie   sind  jetzt  die   Herren  des  Kapitels 
^-^-.i     ULii   :?o    ungeschickt ')    und    besonders    wegen    des 

•■..f>4ienä4e^!     Darum   so   denkt    und   strebt    darnach,    in 

sj.IilIv:»-»!  Zeiten  andere  tapfere,  andächtige  und  geschickte 

^4k(.•    >ii  «iiese  Stellen  zu   setzen.     Jetzt   steht    es    aber   in 

Mtlfi  jud  euerer  Nachkommen  Hand,  diese  Herrn  zu 
«aiiioii  -^  Niemand  wird  dann  an  deren  Ungeschicklichkeit 
-^•iuiii  ^in  als  diejenigen,  welche  die  Gewalt  haben  werden, 
-iL  :ü  erwählen  und  einzusetzen.  Darum  verzagt  nicht.  Faßt 
:tt"  Sache  im  Namen  Gottes  tapfer  an,  so  wird  das  Glück 
jiTtuii  mit  euch  sein  "). 

Die  Herren  in  Freiburg  waren  nun  auch  wirklich  sofort 
Mi\ui  ire^angen,  seiner  Aufforderung  Folge  zu  leisten.  Als 
^a'   -^K'h   aber  anschickten,   seinen  Wunsch   zu  erfüllen,  da 

I  iuhrvn  sie  von  den  beiden  geistlichen  Würdenträgern,  daß 
iio  Krriohtungsbullen  des  Papstes  durch   das  Konsistorium 
widerrufen  worden  sei,  und  daß  es  darum  einer  neuen  Be- 
xuUi^ung  bedürfe.    Schinner  hatte  versprochen,  für  die  Er- 
aii^^ung  derselben  in  Rom  tätig  zu  sein,  und  man  gab  sich 
.Wi'  Hoffnung  hin,   daß  sein  Vorgehen   mit  Erfolg  begleitet 
M'in    werde.     Betreffs   der  Bezahlung  der  Annaten  *)  wollte 
Luui  mit  ihm  verhandeln,  um  möglichst  günstige  Zahlungs- 
ivvltujijungen  zu  erlangen,    was  man    nach   der   Schilderung 
K:*iks  über  die  Freigebigkeit  des  Papstes  und  der  Freund- 
xxlufl    Si'hinners    mit    ihm     zu    hoffen    berechtigt    war*). 
IVvh  >\ar  am  4.  September  noch  nichts  geschehen  •).    Die 


M  y\.  h.  sie  kehren  sich  nicht  an  die  Wünsche  des   Rates  und 
i,iV«  "^i^'h  auch  nicht  um  sie  zu  bekümmern,    weil    ihnen   der  W 
^.iw  lu  Ivfehlen  hat,  sondern  nur  der  Bischof. 

*>  vi  h.  sobald    ihr   das    Stift   aufrichtet,    so    habt  ihr   eigenes 

\\  %  »Uxvht. 

M  (\  (1.  Vlll.  150  a.  a.  (.). 

*^  K»lk  hatte  in  einem  längern  Schreiben  an    Freiburg  vom  5. 

V     «.x*  X'Mi  aus  Mailand  die  verschiedenen  Gesichtspunkte  in  beireff 

t^v.uO»lung  der    Annaten    seinen  Herren  u.  Obern  vorgelegt.  C  G- 

^   .;     l^V   Autogr. 

■^  M.  H.  N"  8.  Fol.  20  und  21.  (17.  Aug.) 

•»  i\\r  hessern  Oiicnticrung  in  der  Angclcgoiiheit,  die  den  Herren 


Heppen  !d  Freiburg  balen  daher  den  Kardinal  Schinner  zu 
wiederhoUen  Malen  um  seine  Verwendung  beim  Papste'). 
Endlich,  als  Falk  aus  seiner  maiJändischen  Gesandt- 
scüatl  zurückgekehrt  war,  geschah  doch  ein  Schritt  in  dieser 
Angelegenheit  vorwärts.  Die  Bulle  hatte  man  schon  längst 
erlangt.  Darum  beschloß  der  Rat  in  seiner  Sitzung  vom 
\i.  März  1S15.  die  Errichtung  vorzunehmen,  Zum  Pi'opst 
»ui'de  schon  jelKt,  mit  Vorbehalt  der  Annahme  der  Wahl, 
Burkhard  Tavernier  ernannt*).  Doeh  war  allem  Anschein 
nach  noch  nicht  alles,  was  zu  einem  Chorherrenslift  gehörte, 
viillkonitnen  geregelt.  Wir  scIilielSen  das  aus  der  Ahwesen- 
htil  Falks  von  Freibui'g  vom  i^-  März  bis  zum  2.  April. 
in  M'elclier  Zwischenzeit  nichts  Weiteres  vorgenommen  wurde"), 
.Am  II.  April  schritt  dann  der  kleine  Rat  zur  Wahl 
iler  Mitglieder  des  Chorherrnstiftes.  Die  frühere  Wahl  Burk- 
liai'fi  Taverniers  zum  Propst  wurde,  nachdem  dieser  seine 
Zusage  zur  .\nnahme  gegeben,  wiederholt;  Wilhelm  von 
Praivman  ernannte  man  zum  Dekan  und  Hans  Wannenmacber 
(Vannius)  zum  Kantor  *). 

'"  Pftiborg  wohl  nicht  ganz  klar  war,  ließ  man  Hioh  in  der  Rats- 
«ilfling  vom  :J1,  Aug.  das  Konkordat  der  Stadt  Bern  Über  die  Errich- 
'äng  d«  Sl.  Vinienistifles  vorlegen.  R.  M.  ;K.  ItSi-,  Mangel  an 
'i'lrheil  Dnd  Einsicht  acheiut  diu  Ursaclia  der  Verzögerung  der  Kr- 
'H-'bUiag  gewüseu  zu  «ein.  Solange  daher  Falk  abwesend  war,  hatte 
~"    keine  Eile. 

')  M.  B.  N-  8.  Fol.  2ä  1-, 

')  R.  M-  ;ja.  83  K 

'1  Wo  sich  Falk  in  dieser  Zeit  aullilelt,  bei  Schinner,  dem 
-..-...  Legaten,  bei  Tavernier  oder  den  iibrigen  für  die  Wahl  zu 
^horiiefreo  in  AuHHJcht  genommenen  Geistlichen,  um  sie  Für  die  Ad- 
"»IiiUb  einer  Walil  anzufragen,  wissen  wir  nicht.  An  der  Tagsatzung 
•^^oil  er  sich  nicht.  .\n  andern  Unternehmungen  war  Falk  auoh 
tietvotragend  beteiligt,  so  am  Orgelbau  (R,  M.  32.  76  b)  „„j  a^,  ßau 
"•««  RalhaiMes.  R.  M.  .IS.  90^  (ä.  April). 

'1  Weiter  wurden    ernannt:    Wilh,    Pavillard,    Magister    Mat- 

^hänt  Kolleubatz  (Relibati),    Hans  (Jakob)    Goltschi,    Magister    Wilh. 

*■  GarniiBwil.  l*eter  Salo,   Niki.    Velg,    Wilh,    Rono.    Wilh.    Pileli, 

^'W,  V,  Waltenwil,  Dr.  Konstanz  Keller  und  Bened.  von  Pontherose. 

bM-  aa.  ill,  —  F.  St.-A.  Geiall.    Sachen  N"  03.  -  Berchtold  a.  a. 


1 


86     — 


Damit  hatte  ein  Werk  seinen  Abschluß  gefunden,  an 
dem  Falk  seit  Jahr  und  Ta«  mit  aller  Eaei-ß'\n  seinei-  eiser- 
nen Willenskrafl  gearbeitet,  alles  Ungemach  einer  langen 
Entfernung  von  der  Heimat  erduldet,  ja  sich  selbst  der  Todes- 
gefahr ausgesetzt  hatte.  Was  Wunders,  wenn  er  jetzt  mit 
seinem  Vorhaben,  das  er  längst  als  lieben  Plan  gehegt, 
ernst  machte,  um  damit  seinem  Werke  die  Krone  aufzu- 
setzen, nämlich  eine  Wallfahrt  nach  Jerusalem  zu  unter- 
nehmen. 

[n  der  nämlichen  Sitzung,  in  welcher  die  Wahlen  der 
Mitglieder  des  Chorherrenstiftes  vorgenommen  wurden,  er- 
klärte Falk  nach  Schluß  dieses  letzten  wichtigen  Aktes  der 
Stiftserrichtung  dem  versammelten  Rat,  dass  er  beschlossen 
habe,  nach  Jerusalem  zu  pilgern.  Der  Eindruck,  den  diese 
Erklärung  hervorrief,  muß  ein  erhebender  gewesen  sein,  da 
derjenige  auf  sok-he  Weise  dem  Himmel  für  die  glückliche 
Vollendung  seines  Werkes  danken  wollte,  dem  man  selber 
so  sehr  zum  Danke  verpflichtet  war.  Der  ganze  Rat  wünschte 
ihm  Glfick  und  Heil  zu  dieser  weiten  und  gefährlichen  Fahrt. 
Als  Anerkennung  für  seine  Verdienste  gab  ihm  der  Rat 
die  Erlaubnis,  in  der  St.  Nikolauskirche  für  sich  und  seine 
Nachkommen  und  Erben  eine  Kapelle  zu  erbauen  und  einen 
Altar  zu  errichten  ').  Auch  die  Mitglieder  des  Kollegiat- 
stittes  wollten  sich  ihrem  Wohltäter  gegenüber  dankbar  er- 
weisen, indem  sie  Falk  zu  ihrem  Ratgeber,  in  der  Eigen- 
schaft eines  Stiftsvogtes,  erkoren,  womit  auch  der  Rat  ein- 
verstanden war  ^). 


O.  11.  S.  130.  Aamerk.  -  Apollinaire  Dellion  a.  a.  0.  VI,  317  ff. 
Nachdem  Pfarrer  Biigniet  gestorben  war,  wurde  am  11.  Okt.  151B 
GoltBulii  vom  Hat  zum  Ptairer  in  St.  Nikolaus  gewählt  und  am  Vi. 
Okt.  ilurcb  die  Bürger  bentütigt.     Ebenda  S.  -%M    und    R.  M.  äl.  30. 

')  Min  herren  haben  minem  horren  alten  burgermeister  Peter 
Falken  glüok  und  heil  gewünscht  zuo  sior  heiigen  fart  gon  Jerusalem 
Dud  vergönnen  im  ein  Capell  in  Sanol  Niklausen  kilchen  oebon 
Sanct  Jakoben  aitar  zue  brechen  mögen  und  die  »inem  willen  uach 
Eue  buwen  und  das  er  und  sin  erbao  oder  ander  die  gabung  derselben 
haben  mögen.  —  R.  M.  39.  91''. 

•)  R  M.  32.  däi'  (13.  Apr.)  u.  <M  (17.  Apr.). 


Kap,  10. 


Falks  erste  Wallfalirt  nach  Jerusalem  '), 
[April  15ir>-Jan,  1516). 

'  Am  äO.  April  war  der  Zeitpunkt  dei'  Abreise  nach  dem 
e  für  Falk  uod  seine  Freunde  gekommen,  Er  ver- 
ließ, begleitet  von  Hans  Soitenmacher,  seine  Vaterstadt ;  in 
Ronioiil  schloß  sich  Bernhard  MQsy  der  Falirt  an.  Über 
liaulecpfll,  Vevey  und  Aigle  gelangten  die  Reisenden  nach 
Öilon,  wo  Jakob  von  Roverea,  Herr  von  Ci'^l '),  auf  sie 
wapieie,  um  die  Reise  mitzumachen,  am  26.  April  ober 
Martigny  nach  Sitten,  wo  der  Bruder  Schinners')  aus  be- 
sondefer  Hochachtung  für  Falk  sie  sehr  freundlich  empfing 
und  bewirtete.  Von  Leuk  über  Brig  und  den  mit  Schnee 
Mecklyn  Simplon  erreichten  die  Pilger  Pallanza  und  Mai- 
land, Iliei'  machten  sie  sieben  Tage  Rasl.  Sie  warteten 
nämlich  auf  Kalk,  der  in  die  Gegend  von  Novara  abgegangen 
«Hr.  um  den  Kardinal  zu  besuchen.  Am  9.  Mai  verließ 
di«  Reisegesellschaft  Mailand.  In  Lodi  traf  sie  den  Neffen 
des  Kardinals  von  Sitten,  den  Johanniter  Peter  Schinner, 
d^r  nach  Rhodos  verreiste  *).  Auch  fanden  sie  dort  den 
Jotianniier  Petermann  von  Englisberg  *)  von  Freiburg,    der 


'}  Vcrgl.  daZD  die  einlälüliche  Beschreibung  dieBer  Fahrt  nach 
Jei  ÄufMicImungeu  eiues  Teiliielime«  (Muay)  in  Ärchives,  Bd.  V, 
iliwli  Max  voD  Diesbaoh. 

')  Ober  ihn  und  aeiae  Familie:  Ad.  Fluri  im  Berner  Taschen- 
l«rli,  Jshrg.  19Ü1,  S.  107,  ebenda  sein  Bild  Tafel  XII'>  durch  Niki. 
Mtouel.  -'chr.  Monlenaeh.  Fol.  101. 

')  Wahrscheinlich  Kaspar  Seh  inner,  vergl.Gresohichtabl.  9.  Jahrg. 
S.  119,  Anm 

'I  Vergl.  Geschichtsbl.  9.  Jahrg.  S.  119,  Anm. 

')  Vergl.  oben,  und  Fiibourg  artistique  1894,  Tafel  XVII, 
""1  Max  V.  Diesbaeli,  von  ihm  aucli  in  Aruhivea,  V.  S.  Öl. 
Petorui.  V.  Euglisberg  war  Komtbur  der  Johanniterhäuser  in  Frei- 
^tfc  Ba'sel,  München  buch  see  bei  Bern.  Thunstelten.  Rheinfelden. 
und  Eteiden.     Er  starb  am  •^.  Febr.  !:>!.'>  und    wurde    in 


ebenfalls  nach  Rhodos  gehen  wollte  und  Humbert  von  Pra< 
finniin  aus  Freibiirg  ').  sowie  eineo  Kiiplan  von  Rheinfel4 
den.  namens  Bertliolf  Hüdi,  derun  Heiseziel  Jerusalem  war. 
Von  Lodi  aus  erreichle  man  Venedig  zu  Schilf  am  lö.  Mal. 
Hier  gab  es  Zeil  genug,  noch  ein  letztes  Lebewohl  an 
die  Angehörigen  in  die  Heimat  abzusenden.  Auch  Falk 
machte  sich  die  Gelegenheit  zu  nutzen.  Obwohl  er  Ursula, 
seine  Tochter,  als  verheiratete  Frau  zurückgelassen  halte, 
wollte  er  es  doch  an  Ermahnungen  und  Ratschlägen  nicht 
fehlen  lassen,  zumal  sie  derselben  bei  ihrem  jugendlichen  Alter 
noch  wolil  bedurfte.  Darum  schrieb  er  ihr  :  ii  Lebe  friedlich 
mit  deiner  Mutter,  sei  deinem  Manne  gehorsam,  halte  dich 
an  gute  Gesellschaft  und  sei  eines  ehrbaren,  züchtigen 
Wandels.  Schweife  nicht  zu  weit  herum,  sondern  halle  , 
dich  zu  Hause.  Bitte  für  die  armen  Seelen.  Erhalle  dÜJ 
die  Gewogenheit  deines  Schwiegervaters  und  deiner  Schwie« 
germulter  u.  Der  gleiche  Brief  zeigt  auch  die  ernste,  tiefe  ' 
Frömmigkeit  Falks,  wenn  er  schreibt  :  ii  Du  weilit, 
allerliebstes  Kind,  dali  ich  dich  immer  gelehrt  habe  durch 
Wort  und  Schrift,  daf^  du  immer  und  vor  allen  Dingen  Gott 
den  Allmächtigen  ehren  und  nach  deinem  Können  ihm  die- 
nen sollst.  .Daran  ermahne  ich  dich  noch  heutzutage  in 
väterlicher  Treue.  Lau  dir  die  Welt  nicht  zu  lieb  sein,  die 
aller  Untreuen  voll  ist.  Du  hast  durch  die  Gnade  Gottes 
lesen  gelernt.  Darum  laß  dir  in  frommen  .\ndachlsbüchern 
deinem  Herzen  Trost  erholen,  Du  wirst  fürwahr  Gott  dem 
Herrn  schwerere  Rochenschaft  ablegen  müssen,  als  andere, 
die  nicht  lesen  können,  und  wenn  sie  es  noch  könnten,  doch 
Tag  und  Nacht  arbeiten  müssen,  um  für  sich  und  die  Ihrigen 


Freiburg  begr&ben,  wo  er  44  Jahre  laug  als  Komltiur  gelobt  haltu. 
Mülinen  iii  Sammlang  Bern.  Biogr.  I.  5äl).  Chr.  MonleDauh  a.  a. 
O.  Fol.  321. 

')  Er  ist  ein  Sohn  des  Rudolf  von  Praroman.  Sebold  (der 
Vater  von  Falks  Schwiegersohn)  und  dieser  Rudolf  waren,  wie  es 
scheint,  nicht  Bnlder,  sondern  Geschwislcrhindei'.  F.  St.-A,,  da» 
gr.  Bh.  —  Humbert  war  Mitglied  de»  kl.  Rates  in  Freiburg"  von  lölli 
ab,  von  1598-30  Schultheiß  und  starb  1548.  B.  B. 


-    m  — 

ihr  täglii;hes  Brnt  zu  erwerben,  was  du  nicht  zu  tun  brauchst. 
Du  hasl  von  Gült  fön!  Talente  umpfüngen;  siehe  zu.  daß  du 
ihm  andere  fünf  dazu  gewinnest  n.  Auch  ermahnlü  er  sie, 
iQr  ihn  täglich  ein  kleines  Gebet  zu  verrichten,  bis  er 
wieder  zuräi-kkehre  :  «  Sprich  aber  die  Gebete  so,  dali  du 
diu  Worte  wohl  verstehest,  denn  ein  Mensch,  der  nur  mit 
dem  Munde  betet,  dessen  Gehet  nicht  aus  dem  Grunde  seines 
Herzens  hervorgeht,  das  Gebet  eines  solchen  ist  werllos  ii'). 
Nachdem  er  dann  auch  ein  ehrenvolles  Begleilschrei- 
hen  von  Leonardo  Loredaiio,  dem  Dogen  von  Venedig,  er- 
haKen  hatte*),  bestieg  Falk  am  t.  Juli,  d.  h.  nach  anderl- 
lialhmonaljichem  Aufenthalt  in  Venedig,  mit  den  übrigen 
Pilgern  eine  Galeere.  —  Die  Rhodeserritler  waren  schon 
«inifTL'  Tage  früher  auf  einem  SegelschitI  abgefahren.  Es 
war  ein  buntes  Völkergeniiseh.  das  sich  da  zusammenfand: 
Uule  aus  aller  Herren  Länder,  tm  Ganzen  88  Pilger,  die 
frauuB,  Nonnen  und  Mitglieder  religiöser  Bruderschaften 
und  Orden  nicht  mitgerechnet.  .\iii  i.  .luli  wurden  die 
•\nlier  gelichtet,  und  am  29.  erreichte  man  Rhodos,  wo 
den  Pilgern  ein  ehrenvoller  Empfang  bereitet  wurde.  An 
der  Küste  von  Cypern  vorübersegelnd,  landete  das  Schiff 
'm  15.  August  vor  Jaffa.  Nach  fünhägigem  Warten  auf 
^11  Schiffe,  während  welcher  Zeil  mil  den  Stämmen  und 
Slädten  des  Landes  die  Verträge  wegen  des  Durchzuges 
%BHchlossen  wurden,  konnten  die  PÜger  endlich  ans  Land 
*l*igen.  In  einer  Grotle  am  Meere  wurden  sie  indes  noch 
™  ^ur  .Abreise  nach  Jerusalem,  die  des  andern  Tages  au- 
Kfili'ülen  wurde,  zusammengesperrt.  Von  den  Eingeborenen 
"urden  sie  übel  hehandelL,  viele  blutig  geschlagen. 

Der  Bericht,  von  Bernard  Müsy  selber  verfallt,  geht 
"■cht  weiter  und  lälit  uns  daher  über  das  fernere  Schicksal 
'■"'■Pilger  im  Unklaren. 


')  Vergl.  im  Anhang  N°  12, 

')  P.  Sl.-A.  Sammlung   Praroman,    Faszikel  des  Jahres)  1515. 
^%  lal  PergameDt.     VergBeotlicIit  von  M.  v.  Dieabaoh  in  Arshive« 


90 


Hnmbert  von  Praroman  wurde  in  Jerusalem  von  Nllco- 
laus  von  Lusignan.  dem  Wächter  des  hl.  Grabes,  zum 
KiUüi-  geschlagen  ').  Verschiedentlich  hat  man  auch  be- 
hauptet, daß  Falk  mit  der  Kitterwürde  vom  hl.  Grabe  be- 
kleidet wurde.  Es  beruht  das  oDenbar  ml  einem  Irrtum. 
Falk  hat  die  Riltei'wüi-do  nicht  erhalten,  denn  Müsy,  der 
bei  jedem  Namen  der  Pilger,  die  den  Ritterschlag  erhielten, 
beifügte:  «  Crealus  eques  sancti  sepnicri  >i,  würde  dies  hei 
seinem  Freund  und  Genossen  zu  tun  nicht  vergessen  haben. 
Falk  nannte  sich  in  dieser  Zeit  überliaupt  nie  Ritter.  Als 
z.  R.  nach  dieser  Reise  Zwingli  in  einem  Schreiben  »n 
Falk  diesen  «  eques  aurealus  »  betitelt  hatte ,  welclier 
Titel  nur  vom  Papste  verliehen  wurde,  so  bat  ihn  Falk,  in 
Zukunft  ihn  nicht  mit  diesem  Titel  beehren  zu  wollen,  weil 
er  kein  u  eques  aureatus  n  sei.  Die  Möglichkeit,  in  Be- 
zug auf  Falks  Rilterwürde  sich  zu  irren'),  ist  insofern  gü- 
geben,  da  die  Zeit  zwischen  der  Rückkehr  Falks  bis  tu 
seiner  Reise  nach  Paris,  wo  er  dann  von  Franz  I.  zum  Ritter 
geschlagen  wurde,  nur  ein  .lahr  beträgt  und  Falk  sich  in 
die.sflr  Zelt  vom  politischen  Leben  möglichst  ferne  hielt,  so 
dalä  sein  Name  weniger  genannt  wurde. 

Über  Venedig  kehrten  die  Pilger  nach  Hause  zurück. 
Peter  Falk,  der  sich  den  Fremden  gegenüber  sehr  gefällig 
und  aufmerksam  erwies,  hatte  aus  Palästina  einen  lang- 
geschwänzten Allen  mit  sich  genommen,  dessen  Possen  die 
Reisenden  auf  dem  Schiffe  höchlich    ergölzlen  *). 

Im  Januar  151(5  trafen  die  Wallfahrer  in  ihrer  Heimat 
wieder  ein  *).  Falk  brachte  von  seiner  Reise  auch  ein  kleines 


')  Die  Urkunde,  vom  38.  Aug.  1515  datierend,  ist  veröll< 
in  rEmulation,  Preiburg  1841.  N*  23.  S.  4  und  von    Berchtold 
O.  !1.  S.  .389. 

*)  Falk  an  Zwingli,  Freiburg  1.516,  August  Hl.,  iD  der 
sehen  Sammlung  auf  der  Zureiter  Sladtbibliolljek  (Kopie). 

*)  Jehn  Watsoa    an    Erasmus   au^    Venedig   in    Ep. 
23  and  bei  Braver.    Lettern    and    paper»  of  tlie    reign  of  Heury  VIII. 
II.  1.  N-  2728. 

')  Am  ®.  Januar  finden  wir  Falk  wiederum  in 
R.  M.  33.  45. 


rsKlffH^^ 


-     9t    — 

Heiligtam  ats  Andenken  mit,  das  aus  Partikeln  von  den  ver- 
schiedensten, biblisch  bekannten  Orten  des  neuen  Testaments 
zusammengesetzt  gewesen  sein  soll  ').  Was  es  aber  war, 
wissen  wir  nicht.  Wie  ihm  der  Rat  erlaubt  hatte,  errich- 
tele  dann  Falk  in  der  St.  Nikolauskirche  eine  Familienka- 
pelle  mit  einem  geschnitzten  Altarbilde,  das  Christus  am 
Ölberg  darstellte  '). 


Kap.  11. 

Der  Friedensschlufi  mit  Frankreich  '*). 

Falks  Gesandtschaft  nach  Paris. 

(Jan.— März  1517). 

Während  der  Abwesenheit  Falks  waren  große  und 
wichtige  Veränderungen  in  der  Eidgenossenschaft  und  in 
Italien  vor  sich  gegangen.  In  ganz  andern  politischen  Ver- 
hältnissen als  bei  der  Wegreise  fand  er  bei  seiner  Ruckkehr 
die  Heimat  wieder. 

Ludwig  XII.  war  am  t.  Januar  1515  gestorben.  Sein 
Nachfolger,  der  jugendliche  und  ehrgeizige  Franz  von  An- 
goulÄme,  ließ  sich  sogleich  bei  seiner  Thronbesteigung  den 
Titel  eines  Herzogs  von  Mailand  beilegen  und  auch  bei 
seiner  Krönung  in  Reims  als  solchen  ausrufen.  Man  konnte 
dadurch  seine  Pläne  offen  durchschauen. 

Die  Ausweisung  des  franzosischen  Gesandten  aus  der 
Schweiz  (23.  Mai  1515)   gab  dem  Konig  einen  Vorwand  zu 

')  M.  d.  W.  V.  P.  S.  251-53. 

')  Die  Kapelle  ist  die  heutige  Herz-Jesu  Kapelle,  die  vorderste 
Seitenkapelle  neben  dem  rechten  Seitenschiff;  das  geschnitzte  Altar- 
'^^M  ist  durch  ein  Gremälde  ersetzt.  Noch  heute  sieht  man  auf  dem 
^blnßstein  der  Kreuzungs punkte  der  Diagonal rippen  des  Gewölbes 
^as  Wappen  Falks  mit  dem  Kreuz  des  hl.  Grabes  und  dem  Datum 
^^^ö.  Auf  der  Altarwand  ist  auch  das  Wappen  der  Familie  von 
^^roman,  an  welche  die  Kapelle  durch  Erbschaft  überging,  ange- 
^^ht.    Vergl.  dazu  Archives  a.  a.  O.   S.  217,  von  Diesbach. 

*)  Vergi.  dazu  Gisi  a.  a.  O.  S    147.  ff. 


Rüstungen.  Die  Schweizer  sandten  darum  anfangs  Mai  4000 
Mann  zur  Veileidigung  des  Herzogtums  nach  Mailand.  Es 
gusuhali  das  gerade  in  der  Zeil,  als  Kalk  süine  Jei'usalem- 
fahrt  antrat.  Bei  seinem  ttesuche,  den  er  dem  Kardinal 
Schinner  abslattele,  erfuhr  er  woli!  als  sieher,  was  er  schon 
lange  als  unvermeidliches  Sehicksat  vorausgeahnt  hatte. 
Denn  einem  gewiegten  Staatsmann  und  Diplomaten  mocIiLen 
die  Zustände  in  Mailand  längst  als  unhaltbar  erschienen 
sein.  Die  beständigen  Sold-  und  Pensionstorderungen  der 
Soldaten  und  der  Kidgenossen,  die  Bezahlung  der  Kriegs- 
kosten an  dieselben,  die  verschwenderische  Hofhallung  des 
Herzogs,  der  dadurch  seine  Untertanen  mit  iinaufhörtichen 
Kontributionen  belastete,  seine  Unkenntnis  in  den  Geschäften 
und  die  beständigen  Wühlarbeiten  der  mailändisclien  Ver- 
bannten, das  alle.s  war  geeignet,  <]ie  Untertanen  zu  ent- 
täuschen, zu  erbittern  und  die  Festigkeit  des  Staates,  die 
auf  der  Treue  der  Untertanen,  vor  allem  aber  auf  der  Hülfe 
der  Schweiz  beruhte,  zu  untergraben.  Und  wie  war  es  mit 
der  Hülfe  der  Schweiz  bestellt?  Die  stetigen  Klagen  der 
SchlüÜbesatzung,  die  Wirren  und  Streitigkeiten,  die  dort 
herrschten,  hatten  auch  die  treuesten  Anhänger  der  italie- 
nischen Politik  mißmutig  und  verstimmt  gemacht.  Ihre 
Gegner,  die  Franzosenfreunde  hingegen,  wagten  sich  schon 
so  weit  vor,  daß  man  sich  ernstlich  die  Frage  stellte,  ob 
man  nicht  besser  täte,  sich  der  italienischen  Politik  zu  be- 
geben und  Mailand  seinem  Schicksal  zu  überlassen  ').  Falk 
und  Flecklin  aber,  die  schon  Monate  lang  diesem  Jammer 
zugeschaut,  reichten  damals  ihre  Demission  ein.  Mailand 
war  verloren,  wenn  unter  diesen  Verhältnissen  Franz  I. 
einen  Einfall  in  sein  Gebiet  unternahm.  Mochten  nicht  viel- 
leicht auch  solche  und  ähnliche  Erwägungen  nebenbei  auf 
Falk  eingewirkt  haben,  sich  von  der  Heimat  fortzubegeben, 
um  bei  der  fast  unvermeidlichen  Katastrophe  erbitterten 
oder  gar  blutigen  Parteikämpfen  in  der  Heimat  aus  dem 
Wege  zu  gehen.     Sei   dem  wie   ihm    wolle,    aber    auffällig 


')  Vorgi.  ebeod.  S.  Inl. 


—    93     - 

maßte  die  Abreise  in  diesem  Augenblicke,  wo  sich  augen- 
scheinlich withtifj;e  Ei-etgiiisse  vocbL'reiteten,  doch  erschei- 
nnn.  wenn  nicht  die  Eirieiitung  des  Kbllegiatstiftes  schon 
;in  und  für  sich  Falk  Grund  ffenug  gegeben  hätte,  ziiiii 
Danke  dafür  eine  Wallfahrt  nach  dem  hl.  Lande  anzutreten. 
Abel'  in  den  ersten  Tagen  des  August  (1515)  war  es 
i  I.  geglückt,  über  fast  ungangbare  Pässe  in  die  Po- 
be  einzudringen.  Unter  dem  beständigen  Kückzug  dar 
enliweiten  Eidgenossen  begann  er,  mit  diesen  Friedensver- 
handlungen anzuknüpfen.  Am  8.  September  wurde  zu  Gal- 
Icpate  Friedu  geschlossen.  Die  westschweizerischen  Städte 
RefD.  Freiburg  und  Sololhurn  zogen  heimwärts,  zwischen 
den  übrigen  Orten  aber,  die  den  Frieden  nicht  angenommen 
liiiUen,  und  den  Franzosen  kam  es  am  14.  September  zu 
der  für  die  Schweizer  verhängnisvollen  Schlacht  bei  Marig- 


Am  8.  Oktober  schloli  Maximilian  Sforza  trotz  dar 
Abmachung  der  päpstliclien  und  spanischen  Gesandten  und 
der  Weigerung  der  schweizerischen  Besatzung  mit  Franz  I. 
eioen  Vertrag,  wonach  er  auf  alle  Ansprüche  auf  das  Her- 
lugtum  verzichtete  und  die  Schlösser  in  Mailand  und  Oe- 
mcina  dem  König  übergab.  Auch  der  Papsl  trat  von  der 
l-iga  zurück  und  am  13.  Oktober  zu  Franz  übei'. 

Auf  das  Betreiben  von  Bern,  Freibupg  und  Sololhurn 
''am  dann  am  7.  November  der  Entwurf  zu  einem  Frieden 
und  Bund  zu  stände.  Alle  Orte  waren  mit  dem  Frieden 
einverstanden,  einige  dagegen  dem  Bunde  abgeneigt.  Doch 
wuriie  an  verschiedenen  Tagsatzungen  nichts  erreicht,  da 
Iwsonders  das  gemeine  Volk  gegen  Frankreich  war  und 
'iufch  Nachrichten  von  Bestechungen  im  letzten  Krieg  noch 
giirHJ^t  wurde.  Erst  im  Januar  wurde  die  Stimmung  für 
ein«  Versöhnung  mit  Frankreich  unter  dem  Eindrucke  ver- 
Bcliiedener  Umstände  wieder  günstiger.  Der  Pnpst  forderte 
ifn  1.  Januar  die  Eidgenossen  zum  Frieden  mit  Frankreich 
*"(-  Dies  und  weil  der  König  ihren  Anteil  an  der  vertrag- 
l'cli  auszubezahlenden  Summe  zu  begleichen  beschloll,  be- 
Bimnile   die   Orte   aulier   Zürich,    Uri,    Schwyz,    Basel     und 


—    94    — 

SchafThausen,  beim  Genfer  Pi-ieden  zu  verharren.  Am  M. 
Januar  wurde  zu  Bern  an  die  annehmenden  acht  Orle  die 
erste  Zahlung  geleistet. 

Das  war  die  politische  Lagu,  als  Falle  die  heimatliche 
Erde  wieder  betrat.  Auch  in  P'reiburg  hatte  steh  alles  ge- 
ändert. Als  das  Haupt  einer  starken  päpstlichen  Partei 
hatte  er  seine  Vaterstadt  verlassen.  Jetzt  standen  seine 
Verwandten  und  Freunde,  ja  das  ganze  Volk  im  Dienste 
neuer,  den  einstigen  ganz  entgegengeselztei'  Ideen.  Falk 
vermochte  sich  anfänglich  offenbar  in  der  neuen  Politik 
noch  nicht  zurechtzufinden.  Aber  eine  päpsllich-mailändisehe 
Politik  war  nicht  mehr  möglich,  weil  der  Herzog  von  Mai- 
land sein  Herzogtum  und  sich  selber  aufgegeben,  der  Papst 
dagegen  mit  Franz  1.  sich  verbündet  hatte. 

Falk  fand  sich  festen  Verhältnissen  gegenüber,  an 
denen  sich  nichts  ändern  ließ  ;  er  muUte  sich  mit  denselben 
wohl  oder  übel  abzufinden  suchen.  Seine  Freunde  erkannten 
seine  Lage ;  sie  überliefen  ihn  dahei'  längere  Zeit  sich 
selbst,  damit  der  Umwandlungsprozeli  in  seinem  Innern  sich 
allmählich  vollziehen  konnte.  Nebenbei  aber  suchten  sie 
durch  alle  möglichen  liücksichten,  die  sie  ihm  gegenüber 
übten,  ihn  mit  den  neuen  Ideen  vertraut  zu  machen. 

Der  Mißerfolg  des  Feldzuges,  den  im  März  der  Kaiser 
unternahm,  um  Mailand  zurQekzuerobei'n,  und  wobei  ihn 
150U0  Schweizer  hauptsächlich  aus  den  5  Orten,  auch  aus 
dem  Thurgau  und  Graubünden  und  viele  Nationalgesinnte 
aus  andern  Kantonen  in  der  Eigenschaft  als  Söldner  unter- 
stützten, war  für  die  Schweiz  selbst  ein  Glück.  Diese  Ereig- 
nisse waren  geeignet,  allen  verständigen  Eidgenossen  die 
zwingende  Notwendigkeit  einer  Innern  Annäherung  und  ge- 
meinsamen Lösung  der  französisch-italienischen  Frage  klar 
vor  Augen  zu  führen.  Sie  gingen  daher  den  Anerbietungen 
des  Königs  von  England  und  des  Kaisers  mit  höllicher  Ent- 
schuldigung aus  dem  Wege  ').  Sie  fühlten  das  Bedürfnis 
nach   Ruhe   und    Einigung,    wozu  jetzt    dadurch    der  erste 


•)  Ebenda.  S.  ^13.  ■ 


.  11.  S.  4G0- 


-     95     - 

Schritt  geschehen  war,  dali  alle  Kantone  winder  gemein- 
schadliclie  Sitzungen  liielten.  Zwar  sträubten  sich  die  5 
LIrle  immer  noch  gegen  dl«  Annahme  dei'  Genfer  Verträge, 
Als  ahep  die  andern  8  Orte  in  versöhntichem  Entgegen- 
kommen das  eigentliche  Bündnis  mit  Frankreich  (allen  ließen 
und  nur  den  Frieden  aufrecht  erhalten  wissen  wollten,  kam 
es  iirn  12.  September  in  Zürich  zu  einem  einstimmigen 
Üeschluß  eines  allgemeinen  Friedens,  dessen  Entwurf  am 
27.  September  von  den  französischen  Bevollmächtigten  an- 
genommen wurde.  Am  29.  November  fand  dann  das  Frie- 
(tenswerlc  auf  einem  KongretS  in  Freiburg  seinen  formellen 
Abschluß.  F)s  wurde  als  eine  ewige  Ric^htung  bezeichnet, 
unil  diese  h  ewige  Richtung  »  ist  bis  zur  Revolution  die 
Grundlage  aller  Verträge  zwischen  Frankreich  und  der 
Schweiz  geblieben. 

Peter  Falk  halte  an  den  Friedensverliandlnngen  immer 
steigenden  Anteil  genommen.  Nachdem  man  ilin  längere 
Zuit  in  Hube  gelassen  hatte,  fing  der  Rat  an,  ihn  anfäng- 
lich tör  kleinere,  dann  aber  für  immer  wichtigere  Dienste 
in  Anspruch  zu  nehmen,  um  ihn  auf  diese  Weise  allmählich 
mit  der  neuen  Politik  vertraut  zu  machen,  um  ihn  ganz 
lör  dieselbe  zu  gewinnen,  wurde  dem  verdienten  Staats- 
ntanrj  am  24.  Juni  1516  sogar  das  oberste  Amt  im  frei- 
hurgischen  Staatswesen,  die  Würde  des  Scliultheilien,  über- 
'fiigen'l-  In  der  Folge  sandle  man  ihn  auch  zu  den  Tag- 
*atiungen,  an  welchen  wegen  des  Friedens  mit  Frankreich 
«nlerhandell  wurde.  Mit  F.hrenämtern  und  Würden  wußte 
"isn  den  ehrgeizigen  Mann  für  die  neuen  jdeen  einzunehmen. 


'}  Den  letzten  potitlsclien  FlüchtÜDgen  aus  dem  Jalire  l.'ill 
Wurde  durch  diese  Veränderung  AmneHtie  gewälirt.  Min  lierren 
li'bco  Uldri  Bosset  (der  Jörgen  Zurflüe  durch  das  Sehindlm»  über 
°'^  SuDeii  nachten  getragen)  sin  handel  Verzügen  und  im  ir  Stadt 
nnJ  Imd  erlonpt  R.  M.  34.  13.  —  Am  13.  Nov.  l>ekam  der  Sohn 
A«Uer  Flahs,  der  papall.  NoUr  und  Dekan  zu  Sitten  Franz  Auf 
i"!  Fluh,  von  Freiburg  ein  freiea  Geleite.  M.  B,  N"  ö.  Fol.  ilb.  — 
^eii  dem  Wilh.  Arsenl,  dem  Sohn  des  Franz  Arsent,  erlaubte  man 
Hund  Und  zu  betreten  (27.  Nov.)  R.  M,  84.  37. 


Als  im  Monat  Augast  Ren<>,  der  Bastard  von  Savoyeit.  der 
Oheim  Franz  I.,  itls  fr-ünzösisuher  Gesandter  in  der  !$chweJ2 
erschien,  um  Frankreich  in  den  FriedensveHiandlungen  zu 
vertreten,  da  wurde  Schullheili  Peter  Fall«  beauftragl,  an 
der  Spitze  des  Freiburger  Rates  ihm  entgegen  zu  reiten  und 
ihn  ehrenvoll  zu  om|)Fangen.  Der  Rat  spendete  bei  dieser 
Gelegenheit  ein  Falj  Wein  und  erteilte  Falk  und  seinem 
Freunde  Hans  Techtennann  ')  den  weitern  Auftrag,  RenÖ 
nach  Bern  zu  begleiten  ;  Hans  Krummenstoll  *)  und  Jakob 
Helbling  ")  schlössen  sich  ihnen  an.  Alle  wurden  von  dem 
Gesandten  reichlich  beschenkt').  Gleichwohl  oder  vielleichl 
gerade  wegen  seiner  Teilnahme  an  der  iieneu  Politik  und 
der  Annahme  von  Geschenken.  ^  der  Rat  erklärte  sich 
zwar  mit  deren  Annahme  zufrieden  — ,  wurde  Falk  auch 
jetzt  noch,  wie  schun  früher,  verleumdet  und  angefeindet*). 
Die  Fiiedenskonterenz  in  Frcihurg  gab  den  franzijsi- 
schen  Abgesandten  Gelegenheit,  mit  den  Freiburger  Staats- 
männei'n  ")   bekannt  zu   werden,    besonders  mit   SchultheilJ 


')  Hans  T.  Hnden  wir  für  das  J.  1496  im  kl.  Rato.  IfiOO  Iral 
er  in  den  Rat  der  ttO  ein  und  l^ifß  wieder  in  den  kl.  Rat  über,  in- 
deiii  er  zugleich  das  Amt  den  Bürgermeisters  (iir  eine  Amtsdauer 
üliernaiini.     Er  starb  imi.  B.  B, 

')  S,  oben  Anmerk. 

')  Jak.  H.  war  von  1.J03  ab  Mitgl.  des  Rates  der  30  auf  der 
Burg,  l:Mä  auu  der  Liste  gestrichen,  wurde  er  1513  wieder  aufge- 
nommen und  trat  1Ö14  iii  den  kl.  Rat  ein.  Von  ]5ä0  ah  war  er 
Seckel nieister  und  starb  153-3.  B.  B. 

')  R.  M.  31.  14  (14.  Aug.}  uod  113  (30.  Aug.). 

>)  R,  M,  a3.  48  (13.  Febr.).  -  Am  1.  Oktober:  Als  sich  dann 
min  herr  Schultheisa  Peter  Falk  abermals  erclagt  etlicher  erlogener 
reden,  so  uf  in  gebiucht  sind,  ist  im  für  ein  antwuri  worden,  uiin 
herren  wüssen  von  im  niitzit  deno  lieb«  and  guota  und  hallen  io 
für  einen  biderben  Friburger,  etc.  R.  M.  34.  'i7. 

")  Im  kleinen  Rate  Balten  1.^16-1517:  Peter  Falk  (Schnltheitt). 
Hana  Studer  (Statthalter),  Hana  Techtermann,  Uli  Seiler,  Antoni 
Villing,  Petermann  Bagniet  (Seokelm.),  Bened.  von  Arx.  Peter  Ta- 
vernier.  Hana  Fries,  Fridli  Maiti,  Thoman  Pur,  Hans  Sohmid. 
Ludw.  von  Prnroraan  (Bruder  Petermanns  lt.  gr.  ßürgerbuch),  Niki. 
Bonrgey  (Burgei),    Hcnali    Gribolet,    Dietr.    von    Englisberg  (B 


(Bi^M|^J 


—     97 


Falk.  Als  der  Friede  von  Freihurg  abgeschlossen  wni-den 
war  und  der  Bastard  von  Savojen  die  eidgenössisilien  Ab- 
geordneten bal.  daU  man  zwei  Buten  bezeictinen  möchte, 
um  mit  ihm  die  Friedensurkunde  dem  KÖni(;  /.uv  ßesieglung 
lu  überbringen,  da  wurden  Feter  Falk  und  Ammann  Hans 
Si^liwarzmurer  von  Zug  für  diese  Missiun  bestimmt'). 

Dali  man  gei-sde  das  Staatsoberhaupt  jenes  Ortüs  da- 
für bestimmte,  wo  der  Friedenskongrei!  gL'lagt  hatte,  ist 
durchaus  nichts  Auffälliges.  Dali  aber  gerade  Falk,  der 
[rüliere  Feind  des  französischen  Namens,  es  sein  mußte, 
den  man  dazu  auserwählte,  geschah  wühl  nicht  ganz  ohne 
Berechnung  :  mit  derselben  Berechnung  —  von  andern  Grün- 
den abgesehen  —  hatte  man  wubl  auch  den  Kongreli  in  Frei- 
burg abgehalten,  das  sonst  nicht  oft  die  Ehre  hatte,  eidge- 
uösaische  Tagsatzungen  innert  seinen  Mauern  zu  beherbergen. 
OBenbar  wollte  man  Peter  Falk  durch  diese  ehrenvolle  Sen- 
dnng  ganz  für  Frankreich  gewinnen  ').  Andererseits  war 
er  aurh  gerade  dei'  Mann,  den  man  mit  einer  sulclien  Mis- 
sion an  den  glänzenden  königlichen  Hof  von  Frankreich  am 
«healen  betrauen  durfte.  Seine  Sprachkenntnis,  seine  di- 
lilomatische  Tüchtigkeit  und  Oeschmeidigkeit.  seine  Um- 
Sangstormcn ,  die  ganze  Eleganz  seines  Wesens,  Vorzüge, 
Oie  selioa  bei  seinen  Sendungen  nach  Venedig  und  Mailand 
MSsch laggebend  gewesen  waren,  mußten  bei  seiner  jetzigen 
Wahl  noch  entscheidender  ins  Gewicht  fallen. 

Die  Abreise  Falks  und  Schwarzmurers  nach  Paris  ver- 
werte sich  indes  noch  lange.  Erst  gegen  Ende  Januar  1517 
'Bi'peislen  die  beiden  von  Freiburg  nach  Lyon  zum  Bastard 
vqd  Savoyen,  um  mit  ihm  gemeinschaftlich  nach  Paris  wei- 
'ßp  M  gehen  ■).     Auch   hier  gab  es   wieder  einen    längern 

msloll,    Jak.    Hclbling,   Hans  AmmanD,  Uli 
Vögeli,    Humberl   von    Praroruan  (Ritler),    Niki. 
''■■wpengel.  Jak.  TechteroaanD.  Lt.  B.  B 
')  Eidg.  Absch.  III.  ä.  N-  6ffi  r. 
')  Vergl    ExkiiM  N'  2  im  Anhang, 

•)  R.  M.  M.  47.  -  Eidg.  Abacliiode.  111.  2.  N*  695  b.  -  Der 
^^Urd  halte  ala  Gouverneur  der  Proveace,  GenerallieoteaaDt  und 
Gfollwnechal  seinen  SiU  in  Lyon. 


—    98    — 

Aufenthalt.  Erst  am  6.  Februar  zogen  sie  weiter  gegen 
Paris.  Der  Bastard  folgte  ihnen  auf  dem  Fuße  nach.  Er 
hatte  sie  mit  einem  Geleitsschreiben  vorausgeschickt,  um 
nicht  etwa  in  kleinern  Ortschaften,  wo  man  zu  übernachten 
genötigt  war,  wegen  Mangel  an  den  notigen  Herbergen  — 
denn  er  hatte  ein  großes  Gefolge  bei  sich  —  bei  der  Winters- 
kälte in  eine  üble  Lage  zu  geraten  '). 

In  Paris  fanden  die  beiden  Gesandten  eine  äußerst 
freundliche  Aufnahme,  sie  wurden  wie  Fürsten  gehalten. 
Der  König  machte  wegen  der  Besieglung  der  Friedensur- 
kunde gar  keine  Schwierigkeiten,  sondern  erledigte  sie  so- 
gleich. Ein  nachträglicher  Beschluß  der  Tagsatzung  hatte 
ihren  beiden  Abgeordneten  auch  einige  Artikel  zur  Behand- 
lung in  Auftrag  gegeben,  die  nicht  in  die  Friedensarlikel 
aufgenommen  worden  waren  und  daher  eigener  Beratungen 
bedurften.  So  handelte  es  sich  unter  anderm  auch  um  die 
Erhaltung  von  Freiplätzen  für  schweizerische  Studenten  an 
der  Universität  in  Paris.  Wegen  dieses  Punktes  verhandelte 
der  König  selber  mit  ihnen.  Für  jedes  Ort  wollte  er  100 
Franken  aussetzen,  damit  es  einen  Studenten  in  Paris-halten 
könne.  Nur  machten  die  Boten  noch  zur  Bedingung,  daß 
man  mit  ihren  Studenten  in  Zukunft  passend  und  geziemend 
verkehren  und  sie  namentlich  vor  nächtlichem  ünfung  sicher 
stellen  möge  *). 

Die  Gesandten  waren  voll  des  Lobes  über  die  ehren- 
volle Aufnahme,  die  ihnen  von  der  Mutter  des  Königs,  dem 
Dauphin,  dem  Bastard  von  Savoyen  und  Galeazzo  Visconti 
im  Namen  aller  Eidgenossen  erwiesen  worden  war.  Sie 
wurden  reichlich  beschenkt,  und  Falk  wurde  auf  dieser  Ge- 
sandtschaft von  Franz  L  zum  Ritter  geschlagen. 

Nachdem  sie  dem  französischen  Hofe  im  Namen  ihrer 
Obrigkeiten  Dank  gesagt,  verließen  Falk  und  Schwarzmurer 


*)  Vei'gl.  Anzeiger.  N.  F.  IV.  S.  366.  Correspondance  de 
Messire  Rend,  bätard  de  Savoie,  herausgeg.  von  Dagaet.  —  Vergl. 
auch  den  Exkurs  N"  3  im  Anhang. 

')  Eidg.  Absch.  III.  2.  N"  695  b  und  705  n. 


-    99    — 

Paris,  um  Ende  März  wieder  in  der  Heimat  anzukommen  '). 
Am  31.  März  berichtete  Falk    vor   dem    Rate    in    Freiburg 
über  seine  Gesandtschaft  und  nannte   auch   die   Geschenke, 
die  er  erhalten.  Seine  Herren  und  Obern  zeigten  sich  herz- 
lich erfreut   über   die    ihm    zu  Teil    gewordene,    ehrenvolle 
Beschenkung  und   beglückwünschten   ihn   zu   der  erlangten 
Ritterschaft*).   Am  21.  April  erstatteten  Falk  und  Schwarz- 
marer  auch   der  Tagsatzung   in    Luzern    Bericht   über    ihre 
Sendung,   nachdem  sie  schon  anfangs  April  ihre    Hückkehr 
den  eidgenössischen  Abgeordneten  angezeigt  hatten  ^). 


Kap.  12. 

Falks  Tätigkeit  in  den  Jahren  1517—19. 

Nach  der  Schlacht  bei  Marignano  und  dem  ewigen 
Frieden  mit  Frankreich  horten  die  Eidgenossen  auf,  selbst- 
ständig in  die  Welthändel  einzugreifen*). 

Die  drei  Städte  Bern,  Freiburg  und  Sololhurn  befaßten 
sich  wieder  mit  ihrer  eigenen  Politik.  Zwistigkeilen  und 
Bündnisse  wechselten  mit  einander  ab. 


')  Am  30.  März  saß  Falk  wieder  im  Rate  in  P'reiburg.  R. 
M.  34.  62. 

')  Uf  hütt  hat  min  herr  Schultheiß  Pet^r  Falk,  ritter,  wider- 
^^ht,  was  er  zu  Paris  an  des  Königs  hof  gefunden,  besunders  ge- 
"irobt,  was  im  der  König  geschenkt.  Das  ha}>en  im  min  herren 
^lohellenklichen  vergönnt  und  nachgelassen.  Wollt  Gott,  das  es  mer 
^irel  Und  wünschen  im  siner  angenommenen  ritterschaft  glück 
^öd  heil.  R.  M.  34.  63^.  —  Anshelm  IV.  -^aj  und  nach  ihm  Stetticr: 
Zonales  oder  gründliche  Beschreibung  der  fürnembsten  Geschichten 
^nd  Thaten,  etc.  Bern  1627.  S.  r)<>ü,  schätzten,  nach  einem  ironisch 
"Essigen  Seitenhieb  auf  P'alk  und  Schwarzmurer  wegen  ihrer  Gesin- 
nungsinderung,  den  Wert  der  silbernen  und  goldenen  Gefäße,  die  sie 
*°  I^aris  erhielten,  auf  10,000  Franken. 

')  Eidg.  Absch.  III.  2.  N"  7a'')n  u.  N'  7a3a. 

*)  Gisi  a.  a.  O.  S.  228,  ferner:  Derselbe,  Der  Anteil  der 
*^%  an  der  europ.  Politik  während  der  Jahre  ir)17  bis  ir)21,  im 
•^fchiv  für  Schweiz.  Geschichte.  Zürich  1871.  Bd.  17.  S.  «VI  tf. 


I 


—    100    — 

Vorerst  kamen  Bern  und  Freiburg  mit  Savoyen  und 
dem  Kardinal  Fieschi  in  Streit  wegen  der  Inkorporation 
von  Pfründen  in  ihre  Stifte.  Wie  Falk  zur  Zeit,  als  er  auf 
der  römischen  Gesandtschaft  tätig  war,  geffirchtet  hatte, 
war  ihm  der  Gesandte  des  Herzogs  von  Savoyen  in  Rom  mit 
der  Inkorporation  der  Priorate  Grandson  und  Payerne  zu- 
vorgekommen oder  halte  dieselben  hintertrieben  ^).  Es  wäre 
zwar  Falk  ein  Leichtes  gewesen,  dieses  Abkommen  Savoyens 
mit  dem  Papste  wieder  rückgängig  zu  machen,  aber  um 
den  Herzog  nicht  zu  erzürnen,  hatten  die  Herren  in  Frei- 
burg und  Bern  lieber  darauf  verzichtet.  Damit  aber  auch 
die  beiden  Städte  nicht  leer  ausgingen,  gab  ihnen  der  Papst 
die  Hälfte  der  Einkünfte  der  Abtei  Filly  ®).  Als  nun  an- 
fangs des  Jahres  1517  der  Abt  des  Klosters  starb  und  die 
beiden  Städte  sich  anschickten,  von  ihrem  päpstlichen  Brave 
Gebrauch  zu  machen,  da  erfuhren  sie,  daß  der  Kardinal 
Fieschi  von  Papst  Leo  das  Recht  auf  die  Einkünfte  dieser 
Abtei  erlangt  und  auch  der  Herr  von  Coudröe*)  sich  der 
Abtei  bemächtigt  hatte.  Sie  schrieben  daher  am  13.  Juni 
an  den  Herzog  und  baten  ihn,  Ordnung  zu  schaffen.  Der 
Streithandel  zog  sich  dann  allmählich  in  die  Länge  und 
durch  das  Jahr  1518  hindurch  ^).  Der  Kardinal  erlangte 
sogar  vom  Papst,  daß  dieser  ihm  erlaubte,  die  beiden 
Städte  nach  Rom  zu  zitieren.  Bern  und  Freiburg  aber  er- 
klärten ihrerseits  dem  Papst,  wenn  er  ihnen  nicht  gemäß 
des  Bündnisses  entgegenkomme,  so  fühlen  sie  sich  auch 
nicht  verpflichtet,  dasselbe  zu  halten.  Nun  legte  sich  Sa-  - 
voyen  ins  Mittel.  Zwischen  zwei  Vermittlungsvorschlägen  r: 
entschieden   sich   die  beiden  Städte  für  den,   daß  jedes  der 


')  Vergl.  ol^en.  —  M.  B.  N"  7.  Fol.  65. 

')  M.  B.  ebenda.  —  Filly  liegt  etwa  2  St.  südwestl.  von  Th< 
iion,  rechts  an  der  Straße  nach  Genf. 

*;  Ein  Schloß  bei  Filly  am  Genfersee. 

')  M.  B.  N-  8.  Fol.  44'  (16.  Juni  1517  u.  7.  Juni  1518).  FoTt. 
'iJ,  <Mj.  <W,  t>y.  —  R.  M.  No  35  S.  91  u.  N'  36  S.  29  u.  ^.  —  Ans- 
i,eini  IV.  240. 


i 


—    lOi     - 

beiden  Orte  mit  einer  jährliche  Rente  von  100  Dukaten  von 
der  Abtei  sich  begnügen  wolle  ^). 

Falk  leistete  bei  allen  diesen  Verhandlungen  die  Haupt- 
arbeit, denn  er  mochte  es  als  eine  Ehrenpflicht  betrachten, 
das  begonnene  Unternehmen  der  Errichtung  des  Stiftes,  das 
Dun  einmal  sein  Werk  war,  glucklich  zu  Ende  zu  fähren. 
Er  anternahm  darum  mehrere  Reisen  nach  Genf,  Filly  und 
Bern.  Die  von  Freiburg  ausgehenden  Schreibereien,  deren 
es  viele  gab,  besorgte  er  teils  selber,  teils  redigierte  er  sie*). 

Das  Jahr  1517  brachte  auch  eine  Erneuerung  des  Burg- 
rechtes zwischen  den  drei  Städten  Bern.  Freiburg  und  So- 
lolhorn  mit  dem  Herzog  von  Savoyen.  Mit  glänzendem  Ge- 
folge kam  der  Herzog  selber  über  Freiburg  nach  Bern. 
Falk,  Humbert  von  F^raroman,  Junker  Dietrich  von  Englis- 
bepg  und  Jakob  Techterraann  gaben  ihm  dorthin  das  Ge- 
leite'). Während  der  Herzog  über  Murten  nach  Savoyen 
zurückkehrte,  waren  die  Freiburger,  von  ihm  reichlich  be- 
schenkt, mit  den  Gesandten  Berns  und  des  Herzogs  nach 
Freiburg  zurückgegangen,  wo  am  27.  November  vor  Rat 
«od  Bürgern  zwischen  Savoyen  einer-  und  Bern  und  Frei- 
hupg  andererseits  das  Burgrecht  beschworen  wurde*).  Un- 
mittelbar darauf  wurde  auch  das  Burgreclit  zwischen  Bern, 
Fpeiburg  und  Solothurn  erneuert  *).  und  am  24.  Dezember 
schlössen  dieselben  ein  Burgrechl  mit  Besangon  *). 

überall,  auch  in  eidgenössischen  Angelegenheiten, 
finden  wir  Falk  neben  den  Vertretern  der  übrigen  Orte  an 
^ep  Spitze  der  Aktion.     Nie  ist  er  in  Ruhe.    Kaum  war  er 


')  Ansbelm.  ebenda.  —  Chr.  Montenach,  Fol.  105. 

')  In  den  Missiven  sind  alle  Korrekturen  und  Zusätze  von  der 
^öd  Falks  angebracht. 

')  R.  M.  35  (14.  Nov.),  Fol.  a^^  u.  37. 

')  Anshelm  IV.  238.  —  R.  M.  35.  39^ 

*)  R.  M.  So.  41. 

•)  R.  M.  36.  48.  ff.  —  Chr.  Montenach,  Fol  106b.  _  Der 
^isep  als  Vertreter  der  Österreich.  Hausmacht  hatte,  wie  scheint, 
denken  gegen  dieses  Bündnis.  M.  B.  N'  8.  Fol.  65,  66^  u.  86^. 
"^Anshelm  IV.  271.  -  Eidg.  Absch.   III.  2.  S.  IKiU  u.  11851. 


-     102     - 

wieder  einige  Tage  in  Freiburg,  so  wurde  er  von  neuem 
weggesandt  bald  in  freiburgischen,  bald  in  eidgenossischen 
Geschäften  ^). 

Das  Jahr  i5I8  war  übrigens  für  Falk  ein  Jahr  der 
Trauer.  Zu  Anfang  des  Jahres  starben  ihm  seine  Gattin 
und  sein  Bruder  Hans  Falk.  Doch  nur  das  Todesdatum  von 
Hans  ist  etwas  genauer  bekannt.  Am  18.  März  war  der- 
selbe mit  seinem  Sohn  Wilhelm  nach  Freiburg  gekommen  ; 
er  hatte  die  Ankunft  seinem  Bruder,  dem  Schultheißen, 
schriftlich  angezeigt*).  Nicht  volle  14  Tage  später,  am  1. 
April,  liegt  uns  schon  das  Beileidsschreiben  zum  Tode  Hans 
Falks  von  selten  des  Dekans  von  Neuenburg,  Hugo  Pantzard, 
an  Peter  Falk  vor^).  Über  den  Verlust  klagte  dieser  in 
einem  Schreiben  an  Glarean.  Glarean  tröstete  Falk  mit  dem 
Hinweis  auf  das  eigene  Leid,  das  ihn  durch  den  neulichen 
Verlust  seines  Vaters  und  Bruders  getroffen  habe.  «  Wir 
müssen  die  Sache  Christus  anheimstellen,  da  der,  welcher 
seinem  Willen  widerstrebt,  im  Bunde  mit  den  Giganten 
gegen  den  Himmel  anstürmt»  *). 

Im  Juli  des  Jahres  1518  begab  sich  Falk  zur  Erho- 
lung in  die  Ferien,  nämlich  auf  eine  «  Badenfahrt,  »  die 
zwei  Monate  dauerte  (28.  Juli  bis  28.  September)**).  Wenn 
er  aber  geglaubt  hatte,  durch  diesen  Aufenthalt  in  Baden 
vor  den  Staatsgeschäften  für  einige  Zeit  eine  sichere  Zu- 
lluclitstätte  gefunden  zu  haben,  so  hatte  er  sich  getäuscht, 
denn  schon  am  12.  August  kam  ihm  der  Befehl  zu,  er 
möge  als  Vertreter  Freiburgs  an  die  Tagsatzung  nach  Zü- 
rich   gehen.     Auf    seine    schriftliche    Relation    von    diesem 


')  Die  Seckel meisterrech nungen  zählen  08  Tage  auf,  für  die 
er  mit  231  U,  12  Schilling  und  9  Pfennigen  entschädigt  wurde.  F. 
St.-A.  S.  R.  N"  '23:^. 

«)  Vergl.  N"  i:^  im  Anhang. 

')  Aus  den  M.  d.  W.  v.  P.  72. 

*)  Geschichtsbl.  IX.  S.  165. 

*)  Auch  Joach.  Vadian  glaubte,  daß  die  Bäder  ihm  und  den 
Seinigen  sehr  lohnend  und  heilsam  sein  dürften.  Zürich  1518,  Aug.  5. 
Vadian  an  Falk.  Aus  dem  Nachlaß  der  Familie  von  Praroman, 
Faszikel  des  Jahres  1518  im  F.  St.-A. 


—    103    — 

Tage  dankte  man  ihm  sehr  (7.  Sept.).  gab  ihm  aber  gleich- 
zeitig den  Befehl  —  indem  man  sich  höflichst  entschuldigte, 
daß  man  ihn  nicht  in  Ruhe  lasse  — ,  er  möge  auf  der 
nächsten  Tagung  am  14.  September  in  Zürich  Freiburg  wie- 
derum vertreten  ').  So  nahm  seine  Badenfahrt  ein  Ende. 
Am  29.  September  war  er  wieder  in  Freiburg  *). 


Schon  längst  hatten  die  Herzoge  von  Savoyen  darnach 
gelrachlet,  die  alte  Reichsstadt  Genf  sich  untertänig  zu 
machen.  Bei  Bischofswahlen  hatten  sie  stets  Abkömmlinge 
ihres  Hauses  auf  den  bischöflichen  Stuhl  von  Genf  zu  brin- 
gen gewußt.  Jetzt  aber  ging  der  Herzog  eigentlich  darauf 
aus,  das  Werk  der  Angliederung  Genfs  an  sein  Herzogtum 
zu  vollenden  *). 

Die  Freiburger  hatten  schon  früher  mit  Genf  und  ein- 
zelnen Persönlichkeiten  in  der  Stadt  Beziehungen  angeknüpft 
und  diese  wegen  des  Vorteiles,  der  daraus  dem  Freiburger 
Gewerbe  und  Handel  erwuchs,  ins  Bürgerrecht  aufgenom- 
men <). 

Als  die  Autforderung  des  Herzogs,  ihm  ihre  Freiheiten 
und  Herrlichkeiten  zu  übergeben,  an  Genf  gelangte,  riefen 
daher  die  Genfer  Ende  1518  Freiburg  zu  Hülfe,  und  dieses 
fühlte  in  sich  die  Kraft,  als  Beschützerin  der  genferischen 
Freiheit  aufzutreten.  Anfangs  des  Jahres  1519  fanden  wei- 
tere Bürgeraufnahmen  statt  *). 

Der  Rat  in  Freiburg  mit  Falk  an  der  Spitze  der  Be- 
legung wandte  sich  durch  diesen  an  Bern  und  die  Eidge- 
nossen, um   sie  zum    Anschluß    an    die  Freiheitsbestrebung 


')  M.  B.  N»  8.  Fol.  59b. 

')  R.  M.  36  (Ratssitzungen  von  den  betreffenden  Daten). 

*)  Vergl.  Kampschulte:  Joh.  Calvin,  Bd.  1.  S.  21.  ff. 

*)  Chr.   Mont^nach,   Fol.   107^'.    —   Vergl.   Kampschulte    a.   a. 

^•'ferner  Berchtold:   Fribourg  et  Gen^ve  in  den   Archives  a.  a.  O. 
Bd.  II. 

*)  R.  M.  36.  51.  (3.  Januar),  ebenda  vom  4.  u.  7.  Januar  1519. 


—     104     - 

Genfs  aufzurufen.  Doch  die  BHtsleller  wurden  überall  ab- 
{^evviesen  ').  Die  Eidgonosseri  hallen  Kwar  die  Pllicht.  deo 
P'reiburgern  im  Kriegsfälle  zu  Hülfe  /u  kürameu ;  doch  wiir 
diese  Pllicht  der  Hülfeleislung  durch  eine  Zone  beschräniit, 
über  welche  jetzt  die  Operationen  Freiburgs  weit  hinaus- 
greifea  zu  wollen  schienen  ').  Die  eidgenössischen  Slam 
beriefen  sieh  daher  auf  den  Buchstaben  des  Bundesvert 
ges.  ^ 

Der  Herzog  marschierte  auf  die  Weigerung  der  GenTer, 
sich  zu  unlerweifen,  mit  einem  Heere  in  die  Stadt  ein.  Da 
die  Freiburger  von  den  Vorgängen  in  Genf  genügend  unler- 
richlel  gewesen,  so  war  am  5.  April  ein  Haufen  freier 
Knechte  von  3—400  Mann  gegen  Genf  aufgebrochen.  Uli 
Schnewiy  und  Venner  Jakob  Werl_v  wurden  ihnen  zwar  nacli- 
geschickt,  um  sie  mit  Gewall  zurückzuhalten  :  auch  die 
Bolen  Berns  mahnten,  von  weitern  Schritten  abzustehen, 
umsonst.  Da  Freiburg  die  Not,  in  der  Genf  schwebte,  er- 
kannte, mahnte  der  Rat  Bern  zu  getreuem  Aufsehen  und 
rückte  am  6.  April  mit  dem  Banner  aus  gegen  Genf). 

Auf  die  Nachricht  vom  Heiannahen  der  Freiburger 
änderte  der  Herzog  sofort  seine  drohende  Haltung  gegen 
die  Genfer*). 

Die  Mission  Falks  an  die  eidgenössischen  Stände  konnte 


•)  Ansheloi  IV.  .341  u,  3i2.  -  Chr.  Montenaeh.  Fol.  107''.  — 
R.  U.  36.  (17.  u.  31.  l'ebr..  10-  u.  27.  Man).  -  M.  B.  N'  8.  Fol. 
7-i-T5.  —  Eidg.  Absüh.  111.  3.  N*  7691,  770  ni.  773  (S.  1144)  Spruch 
der  Eidgenossen  als  Vermittler  zwischen  dem  Herzog  von  Savoyen 
und  dem  Bischof  von  Genf  einer-  und  Freiburg  und  Gea(  andeReite. 

•)  Eidg.  Absch.  III.  1.  Anhang  S.  699  ft.  (23-  Oez.  1481). 

')  M.  B.  N"  a.  Fol.  73-75  (4.  5.  u.  6.  Apr.),  Fol.  77  (11.  Apr.) 
u.  78  (13.  Apr.).  -  R.  M.  36.  {G.  u.  11.  Apr.).  Änsbelm  IV.  S. 
344/345.  —  Der  piQUiicbe  Abmarsch  ist  aus  der  Kriegsbereitschatt 
deraelbea  wegen  des  wurttembergiachen  Krieges,  die  jetzt  aul  einmal 
hiofallig  geworden  war,  au  erklÄren.  Vergl.  Giai  im  Arohiv  für 
schweizer.  Geschichte  Bd.  17,  S.  103  ft.  und  Düring:  Ulrich  von 
Würtleoiberg  und  die  Eidgenossen  bis  1531  im  Geschieh Isireund.  Bd. 
41.  S.  131.  fl. 

')  Anshelm  IV.  S.  344. 


—     105     — 

jpUl  der  Ral  in  Freiburg  als  gescheitert  betrachten.  Zu- 
dem wurden  die  Verhältnisso  imniei'  verwi(!koller.  IJahei" 
rief  man  Kalk,  der  bislier  zu  Bern  unil  Zfirii^h  an  den 
Tagsatzungen  für  den  Anschluli  dei'  Kidgenossen  geiirbeitol 
halle,  nach  Hause  zurück  ').  Daß  die  Ost-  und  Urscliweizer 
keine  Handelsinteressen  in  der  fernen  Ithonestiidt  zu  ver- 
fechleo  hatten,  ist  begreiflich .  andere,  Bern  vor  allem , 
mochten  befürchten,  durch  diese  Verbindung  in  weitere 
bpiagerische  Händel  mit  Savoyen  oder  Frankreicti  ver- 
winkelt zu  werden,  während  sie  jetzt  mit  diesen  beiden 
Staaten  eng  befreundet  und  verbündet  waren.  Das  Bedürf- 
nis nach  Ruhe  und  Frieden  überwog  den  kriegerisclien 
Geist  der  Nation,  deren  Häiiptep  jetzt  lieber  die  reichen 
(raniösischen  Pensionen  in  Muile  verzehrten,  als  sicli  in 
Kämpfe  einließen,  die  ihnen  im  besten  Fall  doch  keinen 
firflUen  Gewinn  bringen  konnten. 

Boten  um  Buten  mahnte  daher  Freiburg  von  seinem 
Vorgehen  ab.  gingen  auch  wohl  weiter  nach  Morges '),  wo 
die  Trappen  auf  Befehl  Freiburgs  Halt  gemacht  hatten^). 
Die  Stimmung  dieser  war  sehr  kriegerisch.  Da  sie  aber 
'fernahraen,  daß  der  Generalrat  in  Genf,  um  den  Slreit  los 
tu  sein,  gemät^  dem  Abschied  von  Zürich  auf  Bündnis  und 
Burgrecht  mit  Freiburg  verzichtet  habe,  da  erklärten  sie 
sich  bereit,  über  den  Frieden  zu  beraten  '). 

Der  Rat  in  Freiburg  sprach  sich  sehr  befriedigt  Ober 
oie  Friedenspräliminarien  aus  und  wai'  sogar  geneigt,  weitere 
Konzessionen  zu  machen  '(.  Falk  mahnte  die  Truppen,  die 
Geldforderungen  nicht  zu  hoch  zu  schrauben,  damit  nicht 
"lep  Friede  daran  scheitere,  und  zu  bedenken,  daß  die  Eid- 
genossen, ihre  lieben  Mitbürger,  die  sich  um  die  Friedens- 


.  M.  36.  (8.  April). 
l')  Anshelm  IV.  S.  34(J.  -  R.  M.  36.  (7.  April). 
I")  M.  B.  N*  8.  Fol.  76,  —  Anslielra  IV.  ;M5  u.  34ti. 
V)  Eidg.  AWb.  111.  N*  776  (S.  11.%).  —  Ansheloi  IV.  34B. 

'!  Abgedr.  b,  Anshelm  IV.  M7  d.  Eidg.  Absch.   III.  2.  N'  777 
'"'   "      -  M.  B.  N"  8.  Fol.  7».  (ly.  u.  13,  April). 


—     106    - 

Vermittlung  verdient  gemacht  hätten,  nachher  glauben  und 
sagen  möchten,  die  Freiburger  hätten  nur  ihren  Eigennutz 
gesucht  und  darum  eine  vernünftige  Vermittlung  abgeschla- 
gen. Er  erinnerte  sie  an  die  ablehnende  Haltung  der  übri- 
gen Orte  im  Falle  eines  Krieges,  a  Man  habe  den  Zug 
unternommen,  um  die  Ehre  Freiburgs  betreff  derer  von  Genf 
zu  wahren,  und  diesem  sei  hiemit  Genüge  geschehen  »  '). 
Laut  Bestimmung  der  ßundesurkunde  von  1481  war  näm- 
lich Freiburg  verpflichtet,  bei  einem  Kriege  mit  einer  andern 
Macht  den  Frieden  anzunehmen,  wenn  die  Eidgenossen  oder 
die  Mehrzahl  derselben  ihn  als  nützlich  und  ehrenvoll  er- 
klärten *). 

Nachdem  dann  der  Friedensvertrag,  gegenüber  welchem 
man  noch  den  Schiedsspruch  der  gemeinen  Eidgenossen  vorbe- 
hielt, angenommen  worden  war,  zogen  die  Freiburger  mit  ihrem 
Banner  nach  Hause  zurück,  wo  sie  am  20.  April  anlangten*). 
Damit  schien  die  ganze  Angelegenheit  abgetan  zu  sein,  da 
man  nicht  annehmen  konnte,  daß  der  Vertrag  von  Morges, 
der  unter  Mitwirkung  der  eidgenossischen  Abgeordneten 
von  beiden  Teilen  angenommen  worden  war,  nicht  ratifiziert 
würde.  Daß  man  sich  hierin  argen  Täuschungen  hinge- 
geben hatte,  sollte  die  Zukunft  lehren  *). 


Kap.  13. 

Falk  als  Humanist  und  Förderer  der  Wissenschaft. 

Peter  Falk  hatte,  wie  wir  sahen,  eine  gute  humani- 
stische Bildung  genossen,  die  freilich  eher  abgebrochen 
wurde,   als  es  dem  lernbegierigen  Jüngling   lieb   war,   und 


')  M.  B.  N«  8.  Fol.  87. 

')  Eidg.  Absch.  III.  1.  Anhang.  S.  699  ff. 

')  R.  M.  36.  (20.  Apr.) 

0  Vergl.  darüber  Anshelm  IV.  351.  ff.  -  Eidg.  Absch.  111.  2. 
N'  778  q,  780  ni,  782  (Bern  29.  Juni  1519).  —  Chr.  Montenach, 
Fol.  108  ff. 


—     107    — 

mehr  auf  das  praktische  Leben  im  Dienste  des  Staates  ge- 
richtet, ihre  Verwertung  finden   sollte.     Seine   Stellung  als 
Notar  und  Gerichtschreiber  erlaubten  ihm  anfänglich  nicht, 
in  besonderer  Weise  sich  wissenschaftlich  zu  betätigen  und 
hervorzutreten.     Indes  fanden   seine  Kenntnisse  doch   bald 
nach  den  Verhältnissen  seiner  Vaterstadt  ihre  Würdigung. 
Frfihzeitig  wurde  ihm  nämlich  das  Amt  eines  freiburgischen 
Schulrektors  übertragen.  In  dieser  Stellung  beginnen  seine 
ersten  Beziehungen  zu   den  Gelehrten  ').     Die   Gesuche  um 
Lehrstellen  an  der  Schule  in  Freiburg  und   das   Aufsuchen 
passender    Lehrkräfte   erst   brachten    Falk  in   Fühlung   mit 
humanistischen    Kreisen  *).     Einen    Freund    hatte    Falk    an 
dem  für   die    schweizerische    Geschichtschreibung    wichtig 
gewordenen   Ludwig   Sterner  ^).     Im    Stillen    und    für   sich 
erweiterte  er  unterdessen  seine  humanistischen  Kenntnisse; 
als  Schultheiß  von  Murten  besaß  er  schon  eine  Bibliothek  ^). 
die  sich    nachträglich    offenbar    immer    noch    vergrößerte. 
Zwar  sind  diese  Jahre  spärlich   an   Nachrichten   über  seine 
horaanistische   Tätigkeit.     Nur  die   Abschrift   einer  Berner 
Chronik  durch  Falk  aus  dem  Jahre  1512  ist  uns  überliefert*). 
Die  Feldzüge  nach  Italien  und  seine  vielen  Beisen  er- 
weckten in  Falk,  wenn  er  nicht  in  der  Lage  war,  am  poe- 
tischen  Schaffen    der    Humanisten    selbsttätigen    Anteil    zu 
nehmen,    die   Liebe  und   Freude  an   einem   andern   Zweige 
dieser  neuen  Bestrebungen,  an  einem  Zweige,  den  er  schon 
*"  Kolmar    bei    Sebastian    Murr    näher    kennen    zu    lernen 
oBenbar  Gelegenheit  gehabt  hatte,  die  Liebe  zur  Geographie 
"öd  Erdkunde.   Ein  Bergsturz  im  Blegnolal  gab  ihm  im  Jahre 

')  Heinemann.  S.  79  u.  80. 

')  Unter  den  M.  d.  W.  v.  P.  finden  sich  zwei  solcher  Gesuche 
^S-  255  u.  218). 

*)  Vergl.  über  ihn  A.  Büchi  in  :  Quellen  zur  Schweizerge- 
'^'Jichte,  Bd.  20.  Einleitung  S.  XL!  ff.,  sowie  in  :  Die  Chroniken 
^^^  Chronisten  von  Freiburg  im  Ueclitland  im  Jahrbuch  f.  Schwei- 
^' Gesch.  XXX.  2o2  ff.  (u.  separat,  Freiburg  lim). 

*)  Vergl    Anhang  N"  12. 

')  Anzeiger,  Bd.  II.  Jahrg.  1861  S.  44  u.  18^)2  S.  1  und  Biichi 
^'  *•  0.  S.  204. 


—     108 


1513  Anlaß,  Aber  die  Ursachen  dieser  Nalui-erscheinung  seine 
Forscliungen  aniustellun.  Mit  klarem  Blick  besclir-eibt  er 
die  Ursaclien  dieses  Vorganges,  u  Das  liabe  ich  geschrieben, 
damit  das  Volk  nicht  vei-zage  aus  dem  Grunde,  als  ob  dies 
jelzt  gerade  eine  besondere  Strafe  Golles  sei,  denn  das  hat 
ganz  natürlich  geschehen  können  wegen  des  hohen  Berges 
und  des  engen  Tales,  n  Er  gibt  auch  Auskunft  über  die 
Lagerung  der  Erd-  und  Steinmassen  und  Schichten,  die  den 
Absturz  der  steilen  Bergwand  zur  Fulge  haben  muUten  ')• 
Es  ist  begreiflich,  daß  man  bei  der  Besetzung  der 
Chorherrenslelien  im  neu  errichteten  Kollegiatslifl  St.  Ni- 
kolaus vor  allem  auf  die  Wünsche  Kalks  Bücksicht  nahm. 
Der  Kantor  Wannenmacher  *),  der  Prediger  Rollenbatz,  Ma- 
gister Garmiswil,  Dr.  Konstanz  Keller')  nnd  Bened.  von  Pon- 
tlierose,  sowie  später  Volmar  und  Kother  mö^en  die  .\u[- 
nahme  unter  die  Zahl  den  Chorherren  besonders  seiner  Für- 
sprache zu  verdanken  haben*).  Sein  Wunsch  und  Auttrag 
war  es  auch  gewesen,  Franz  Kolb,  den  Prediger  bei  St. 
Vinzenz  in  Bern  für  das  neu  errichtete  Stift  in  Freiburg  zu 
gewinnen.  Doch  die  Berner  lieüen  ihn  nicht  fort  '),  Schon 
1503  war  in  St.  Nikolaus  ein  Gesangchor  eingefüiirt  und 
eine  Kantorstelle  damit  verbunden  worden  *).  Diese  Sänger- 
sehule  —  denn  Falk  gab  dem  Gesangchor  eine  teilweise 
Verknüpfung  mit  der  Schule  —  wurde  für  die  Gesanges- 
pflege, insbesondere  für  den  kirchlichen  Gesang  Freiburgs 
von  Bedeutung'}.  Von  Wichtigkeit,  besonders  für  das  frei- 

')  C.  G.  VIU,  56.  F.  a.  F.,  Pavia  vom  3.  Nov.  1513. 

<)  Allg.  d.  Biogr,  Bd.  41.  S.  158  von  Eitner.  auch  in  der 
Saramlong  bornis«hEr  Biographien  III-  S.  54  von  Fluri. 

')  H.  Türler:  Der  Berner  Chorlierr  ConsUni  Keller,  S.  2:19— 
309  der  «  Festgabe  der  Allg.  geachiehtf.  Geaellschaft  der  Schweiz  etc., 
Bern  1905. 

■)  Daguet  im  Educateur,  Bd.  30,  S.  362  H. 

")  Allg.  deutsch.  Biogr.  Bd.  10,  S.  456.  v.  Blösch.  auch  dorch 
denselben  in  der  Sammlung  bcmischer  Biographien  I.  S.  119.  —  An- 
üfligef  N.  P.  111.  ;394,  B.  u-  397.  Ferner  Eissenlöflel,  Franz  Kolb,  Zell 
i.  W.  (ohne  Jahr).  S.  397.  Beilage  I.  (seine  Berufung  nach  BevnJ. 

*)  Vergl.  Büebi  im  Anwiger  1901-  S.  453. 

')  Vergl.  Heinemann,  Schnlgesch.  S.  79. 


aiifiiK 
sicli 

AVBI 


—     109     — 

burgische    Schulwesen    und    die    Kantorei    in    St.   Nikolaus 
wurde  die  Freundschaft  Falks  mit  GIdi'ean. 

Als  zu  Anfang  des  Jahres  1515  Olurean  den  eidge- 
nüssisL-hen  Abgeordneten  auf  der  Tagsatzung  zw  Zürich  je 
ein  Exemplar  seiner  u  Descriptio  Helvetiae  >i  überreichte, 
wurde  er  mit  Peter  Falk  bekannt  ').  Auf  dessen  besonderes 
Retreiben  geschah  es  wolil,  dalS  man  Glarean  beim  ller/og 
von  Mailand  ein  jährliches  Stipendium  von  100  rli.  Gulden 
erwirkte,  das  er  an  der  Univcrsiiät  l'avia  genieHen  sollte. 
Durch  seinen  Freund  (Jlrich  Zwingli.  den  Kalk  wahrschein- 
iirh  auf  den  italienischen  Feldzügen  als  Feldprediger  der 
Glarner  kennen  gelernt  halte,  war  er  auf  den  jungen  Dichter 
iiifinei'ksam  gemacht  worden.  Doch  hatte  sich  bisher  keine 
jkk'genheit  geboten,  mit  ihm  je  in  nähere  Beziehung  zu 
Jetzt  aber  schrieb  Falk  von  Zürich  aus  an  Zwingli, 
er  mit  Glarean  eine  ähnliche  Freundschaft  wie  mit  ihm 
whlossen  habe'}.  In  der  Folge  nahm  Falk  Glaruan  mit 
sich  nach  Freiburg.  Sie  besuchten  die  Altertümer  der  Stadt 
Avenches  und  bereisten  auch  einen  Teil  der  Froiburger  und 
iroer  Alpen  "j. 

Zwingli  stand,  wie  es  scheint,  in  ziemlich  regem  Ver- 
ir  mit  Falk.     Schon  längst  hatte  ihm  Falk  den  Vorschlag 
gemacht,  er  möchte  zu  seiner  weitern  .Ausbildung  oder  Ep- 
liolung  Pavia    besuchen*).     Auch  jetzt  (1515)   munterte  er 


'I  Vergl-  FrilEBolie :  Glarean,  sein  Leben  und  seioa  Schriften, 
Frauenleld  18B0-  S.  15.  -  Gesell  ich  isbl,  Jahrg.  IX.  S,  158. 

')  Zuinglii  Opera  VJI.  S.  11.  Falk  an  Zwingli,  Zürich  TOm 
Ö.  Januar  1515. 

'J  Centralblatt  r.  Bibliulliekweseii,  Jaljrg.  ItKiä.  —  FrlUachs, 
Clsrean.  S.  89. 

'l  VoD  der  Absicht  Falks,  Zwingli  nach  Freiburg  zu  ziahen 
'^»  einer  bloßen  Einladung  dorthin  ist  nirgends  die  Rede.  Dagust 
(l'&lucateur,  Bd.  ^.  S.  a^)  kam  aber  doch  zu  einem  aolcben 
Filiusse,  da  er  übersah,  dali  das  betreffende  Schreiben  Falks  an 
^ii'ingli  (Opera  Zwingli  VII.  S.  11)  nicht  von  Freiburg,  »andern  voq 
^Mcti  aus,  ab  der  TagsaUung,  gesandt  wurde.  Heinemann  (a.  a.  O. 
^'  "•ü]  dadurch  irregeführt,  niuUle  dieae  Stelle  auch  bei  Fribsoha 
IGlireaii  a.  a,  O,  S.  16)  falsch  verstehen. 


—   HO  — 

ihn  wieder  auf,  dorthin  zu  ziehen,  indem  er  ihm  sein  Haus 
in  Pavia  und  seine  Besitzungen  in  Caselli,  die  von  der  Stadt 
12  italienische  Meilen  entfernt  waren,  auf  zwei  Jahre  zum 
Aufenthalt  anbot.  Er  riet  ihm  auch,  seinen  getreuen  Diener, 
der  mit  den  dortigen  Verhältnissen  genügend  vertraut  sei, 
in  Dienst  zu  nehmen  ^).  Die  Besprechungen  zwischen  Zwingli 
und  Falk  scheinen  meist  zu  Zürich  bei  Gelegenheit  von  Tag- 
Satzungen  stattgefunden  zu  haben.  Der  letzte  vorhandene 
Brief  Falks  an  Zwingli  datiert  vom  21.  August  1516  und 
gipfelt  ebenfalls  in  der  Verabredung  zu  einer  Besprechung 
auf  einem  Tage  in  Zürich  *). 

Die  Freundschaft  Falks  mit  Glarean  hatte  zunächst  zur 
Folge,  daß  auf  Ansuchen  Falks  Glarean  für  die  Freiburger 
Schule  einen  Lehrer  ausfindig  machte,  und  diese  besondere 
Rolle,  die  Glarean  hier  im  Dienste  Freiburgs  begann,  näm- 
lich für  die  Schule  in  Freiburg  passende  Lehrkräfte  und 
für  das  Kollegiatstift  tüchtige  Prediger  und  Kantoren  zu 
suchen,  setzte  er  fort  bis  an  sein  Lebensende.  Dadurch 
blieb  er  zeitlebens  mit  den  Häuptern  des  Freiburger  Staats- 
wesens in  engster  Verbindung  "). 

Da  indes  die  genannte  «  Descriptio  Helvetiae  »  Gla- 
reans  dem  Bedürfnis  nicht  genügen  konnte,  so  baten  zu- 
nächst Schüler  Glareans,    dann    auch    Zwingli    und  Vadian 


')  Opera  Zuinglii  VII.  S.  11.  —  Die  Rede  a  De  raetuenda 
morte  »  schickte  Falk  ihm  zurück,  da  es  ihm  wegen  der  Arielen  (Ge- 
schäfte nicht  möglich  sei,  dieselbe  abzuschreiben  (Ebenda.).  Dieses 
Letztere  ist  es,  woraus  Daguet  glaubte,  den  Schluß  ziehen  zu  dürfen, 
als  habe  Falk  von  Zwingli  häretische  Schriften  bezogen.  (L'Emula- 
tion  1841-42.  N*  12.  S.  4.).  Ihm  folgt  auch  Heinemann  irrtümlich 
a.  a.  O.  S.  76.  —  Vergl.  auch  Allg.  d.  Biogr.  Bd.  45.  S.  547  über 
diese  «  Oratio  od.  Rede  »  von  Egli. 

')  Falk  an  Zwingli,  Freiburg  1516,  Aug.  21.,  in  der  Simmler- 
schen  Sammlung  auf  der  Stadtbibliothek  in  Zürich. 

')  M.  B.  N"  8.  Fol.  29b.  —  Heinemanu,  S.  86.  —  Es  ist 
schon  mehrmals  die  Annahme  ausgesprochen  worden,  daß  Falk  in 
Beziehung  gestanden  habe  mit  Cornelius  Agrippa,  der  1523  nach 
Freiburg  kam.  (Archives  II.  136  ff.  u.  Heinemann,  S.  73).  Doch 
lassen  sich  für  diese  Annahme,  so  wahrscheinlich  sie  auch  klingen 
mag,  keine  Beweise  erbringen. 


III    - 


Um  OswnM  Mykonius.  der  damals  Lelirer  in  Zürir-li  war, 
dieses  Uedicht  Oliireans  durch  Erläuterungen  dem  Versländ- 
nis  zugänglic:lier  zu  luaclien,  P'alk  gab  bei  der  Abfassung 
(liesos  Kommenlars  Mykonius  verschiedene  Winke  '). 

Glarean  war  wirklich  nacli  Pavia  gereist;  bald  aber 
kplnie  er  nach  Base!  zurück,  da  ihm  sein  Stipendium  nicht 
ausbezahlt  wurde.  Unterm  15.  Mai  1516  widmete  dann 
Glnrcan  seinem  Maecen  Kalk  seine  »  Isagoge  in  musicen  etc.». 
eine  Anerkennung  der  niusikalisrhen  Kenntnisse  Falks'). 
Als  dann  anfangs  des  Jahres  1517  Falk  und  Schwarz- 
murer  nach  Paris  reisten  und  Glarean  sich  an  die  eidge- 
nössiche  TagsatKung  wandte  mit  der  Bitte,  daß  man  ihm 
ein  Stipendium  beim  französischen  König  erwirke,  damit  er 
in  l'aris  eine  Burse  für  schweiüerische  Studenten  ernchten 
könne,  da  wurde  Falk  beauftragt,  sich  deshalb  bei  Franz  1. 
lu  ver-wenden.  Glarean  reiste  in  der  Folge  nach  Paris.  Da 
tifi  Beginn  des  Jahres  1518  der  bekannte  Humanist  und 
Prolessor  an  der  Pariser  Universität  Publius  Kaustus  An- 
"iHlnus  starb,  so  bewarb  sich  Glarean  um  die  Nachfolge 
indessen  Amt,  mit  welchem  der  Titel  eines  «  Poeta  regius  n 
verknöpft  war.  Durch  besondere  Verwendung  Falks  beim 
'ranzösischen  Hofe  und  vor  allem  bei  Kene  von  Savoyen 
»rPBithle  schliemich  Glarean  wenigstens  zum  Teil,  was  er 
gehoBt  und  angestrebt  hatte  '}. 

In  Paris  lebte  auch  eine  Anzahl  Studenten,  welche 
i^ie  (iunst  und  Fürsprache  Peter  Falks  genossen  und  in 
dup  Börse  Glareans  wohnten.  Namentlich  ragt  unter  den- 
selben einer  hervor,  Peter  Richard  Glraud,  odei'  einfach 
Nrus  Ricardus.  wie  er  sii-li  nennt  ').    Derselbe  hatte  schon 


')  Sl.  Galler  Mitteilungen.  Bd.  £>.  S.  208  (16). 

')  FrlUHche  :  Glarean  a.  a.  O.  S.  88. 

')  Utwr  die  Bexieliungen  Falk»  zum  frauxSsiiichen  Hofe  siehe 
Jwvon  Daguet  vemHentl.  Briefe  im  Anzeiger  N.  F.  i.  S.  365  3. 
~  Gwhiehlsbl.  IX.  S.  171.  —  FriUsche  a.  a.  O.  S.  23. 

')  Es  ist  dies  der  Mag.  art..  NoUr  und  .Stadtschreiber  Pierre 
Siffti  (Ziro  od.  Giroud)  in  Freiburg.  Ein  Schiller  Farela  in  Paris. 
''°ll«er  tKh  dort  1510  <le>i    Grad    eiiie-<   Mag.  art.  und  war  einer  der 


-       112     — 

im  Jahre  1514  durch  Falk  einen  Freiplatz  an  der  Üniwprf- 
tät  Pavia  erhalten,  jetzt  erfreute  er  sich  wiederuiu  dessen 
Gunst  in  Paris').  Im  Auftrage  Peter  Falks  dichtete  im  Jahre 
1518  Glarean  eine  Grabinschrift  auf  Hans  Falk  ;  über  eine 
Grabinschrift  auf  Peters  Gattin.  Anna  von  Garmiswil,  ver- 
sprach er,  nachdenken  unü  den  Urief  wieder  suchen  und 
durchlesen  7.a  wollen,  worin  ihm  ihr  Gatte  zu  dieser  In- 
schrift die  nötigen  Angaben  gemacht  hatte;  er  konnte  ihn 
aber  nicht  finden  ').  Offenbar  hatte  er  denselben  verloren 
und  wagte  den  Verlust  nichl  recht  einzugestehen.  Als  Peter 
Giraud  von  diesem  Auftrage  Falks  erfuhr,  machte  er  sich 
selber  auch  daran,  diese  Grabinschriften  abzufassen.  Kr 
schickte  seinem  Gönner  drei  Epitaphien,  und  dieser  sprach 
sich  darüber  sehr  anerkennend  aus,  wiewohl  Giraud  ge- 
stand, dieselben  nicht  genügend  ausgearbeitet  zu  haben. 
Kr  versprach  jedoch,  wie  Falk  auch  wönsclite,  sie  bei  ge- 
legener Zeit  in  bessere  Passung  zu  bringen  ').  Da  Giraud 
auch  Unterricht  im  Griechischen  nahm,  so  gab  er  Falk  ge- 
legentlich auch  hierin  Proben  seines  Wissens  und  Könnens, 
er  übertrug  jedoch  immer  die  giiechischen  Sätze  ins  La- 
teinische, da  er  wohl  wulite,  daß  Falk  nichl  griechisch  ver- 
stand'). Peter  Giraud  kannte  aber  auch  die  Vorliehe  seines 
Gönners  für  Geographie.     Als  daher  die  Schüler  des  Grie- 


ersten  Anhänger  der  Refoi-uiaiiön ,  mußte  darum  (1523)  Freiburg  ver- 
lassen und  begab  sieli  nach  Beiu.  wo  er  '152."»)  Ratsschreiber  wurde.      , 
Vergl.  Apollinaire  Dellion,  VI.  S.  37ä.  auch  Daguel  in  Archives.  II. 
180.  Ein  Vorfahr  von    ihm,    ebenfalU    Richard    Giraud    trat  UiKl   in 
den  Kat  der  200  ein    und  blieb  darin    (das  J.  14{f7  auEgenommen]  bi«      \ 
zu  seinem  Tode  1504.  ß.  B.  —  Gtfschichlsbl.  IX.  Jahrg.  S.  163. 

')  BolJettino  stocico  deUa  Svijizera  Italiana  XIX.  S.  l(ß. 

•)  Geachichtabl.  IX.  S,  164. 

')  Aus  dem  NachlaQ  der  Familie  von  Praroman  im  F.  S(.-A. 
Faanlcel  dea  Jahres  1518. 

')  Als  Zwingli  i.  J.  1516  in  einem  Briefe  an  Falk  griechische 
Ausdrücke  gebraucht  halte,  so  bemerkte  ihm  Falk  (21.  Ang.).  er 
mQge  nicht  etwa  glauben,  daß  die  vielen  Geacbäfle  ihm  erlauben* 
sich  mit  Griechisch  abzugeben.  Simmlerache  Samnilong  i 
Stadlbibl.  Zürich  ;  De  lebus  secretis  1515-1518.  S.  Mscr.  r 


l   auf  d»^ 


-     H3     - 

chischen  in  den  häuslichen  Lesungen  die  Schriften  des  ^M-ie- 
chischeo  Geographen  Strabo  durchgenommcjn  hatte,  so  er- 
griff er  die  günstige  Gelegenheit,  um  Falk  die  große  Freude 
zu  bereiten,  die  bedeutendsten  Stellen  daraus  griechisch 
und  in  lateinischer  Übersetzung  wiederzugeben  ').  Andere 
Freibupgep,  die  damals  in  Paris  studierten  und  durch  Giraud 
ihre  Grüße  an  Falk  gelangen  ließen,  waren  Thomas  Schnewii, 
der  Sohn  des  Ulli  Schnewii,  und  Rudolf  Praderwan.  Auch 
ein  Jakob  Ernst  läßt  Falk  grüßen  ^). 

In  diesem  Jahre    1518,    wo    Falk    erst  eigentlich   als 
ilomanist  und  Forderer  des  Humanismus  hervortritt,  Finden 
wir  ihn  auch   in   Beziehung   mit   dem   Augustiner  Henricus 
Cimerius  in  Konstanz,  der  sich  dort  nicht  recht  wohl  fühlte 
und  darum   Falk  bat,   eine   Ausgabe  des   hl.  Chrysostoraus 
und  die  Interpretation  des  neuen  Testamentes  durch  Erasmus 
ihm  zu  senden,  damit  er  etwas  habe,   womit  er  sich  unter- 
halten könne  ®).     Ob  und  in  wie  w^eit  Falk  mit  Erasmus  in 
näherer  Beziehung  stand,    läßt  sich  nicht   sicher  ermitteln. 
Auf  der  Rückreise   von   Jerusalem    machte   er   neben  einer 
kurzen  Empfehlung  durch  den    Engländer  John  Watson  an 
Erasmus   die  Anzeige,    daß   es   sein  Wunsch   sei,    ihn   bal- 
digst zu  besuchen.     Weitere  Anhaltspunkte  fehlen  ♦). 

Ulrich  (Ullmann)  von  Garmiswil,  ein  jüngerer  Bruder  der 
Gemahlin  Falks,  befand  sich  damals  als  Student  in  Mainz. 
Oa  ihm  Falk  schon  längere  Zeit  keine  Unterstützung  mehr 
l^alle  zukommen  lassen,  so  wandte  sich  dieser  an  den  dort 


^)  Damit  dem    Brief   das  richtige   Mott/)   nicht  fehle,   das  nun 
allerdings  an  den  Schluß  gehörte  : 

STß«jS'ov  r£'ijy6a^«x&>v  ^i^'kiy  o-xaT'.i*    ()f  c/vOo'.>7ro«  '/«/«ttc«  y.vWj'j':y.i  z^/jc 
^ttw;,  oTBtv  rjepysTo'jTty. 

Mortales   tune   maxinie   Deos   imitantur,    quum    benedei    sunt. 
(Nachlaß  d.  Farn.  v.  Pramman.  F.  St.-A.  Faszikel  ir)18). 

)  Ebenda.  —  Über  andere  Stipendiaten  vergl.  l'Kducateur  Bd. 
*•  S.  264,  Heinemann,  S.  80  ff.  auch  C.  G.  Vill.  107.  F.  a.  F. 
Mailand,  vom  15.  Dez.  15^]. 

*)  F.  St.-A.  Nachlaß  der  Familie  von  Praroman. 

*)  John  Watson  an  Erasmus  in  Letters  and  papers  a.  a.  O. 

8 


—     114    — 

anwesenden  Augustiner-Provinzial  Konrad  Treyer  aus  Fret- 
burg,  doi'  ihm  in  Anbetraclit  seines  hohen  Schwagers  und 
Gönners  15  rh.  Gulden  gab.  Als  Garraiswi!  noch  in  dem- 
selben Jahre  nach  Mailand  ging,  lebte  er  dort  beim  Herrn 
de  Gt-ungis  '),  der  ihm  die  Pension  ausbezfihlLe.  die  Falk 
für  ihn  beslimmt  hatte.  Auch  Junker  Hans  von  Di<:sbach 
und  Rarlli.  Thyon,  ein  Frei  burger,  bei  dem  Falk  fiülier 
in  Mailand  gewohnt  hatte,  nahmen  sich  seiner  in  llQcksicht 
auf  seinen  hohen  Gönner  und  Schwager  Falk  liebevoll  an '). 
In  Mainz  war  Ulimann  von  Garmiswil  mit  einem  jun- 
gen Gelehrten  —  Longicarapianus  nennt  er  sich  —  in  Ver- 
bindung getreten  und  hatte  ihm  eine  Beschreibung  der 
Schlacht  von  Marignano,  die  von  Falk  stammte,  gezeigt. 
Dieser  Longicainpianus  crmangelte  nicht,  sein  ICrsLaunen 
über  die  Sprachfertigkeil  Falks  und  die  bei  Marignano  vtill- 
braehten  Heldentaten  der  Schweizer  auszudrücken.  In  der 
Begeisterung  darüber  falite  er  sogar  den  Enlschluli,  jene 
Schlacht  in  einem  Liede  zu  besingeu.  Vorerst  aber  wollte 
er  die  Gelegenheit  ergreifen,  um  mit  Falk  schriftlich  in 
Verbindung  zu  treten.  Er  tat  dies  in  einem  Briete,  worin 
er  Falk  in  der  begeistertsten  Weise  feiert  ")• 


')  Sr.  Geoflroy  de  Grangis  war  Rat  des   ffaozöäischen    Königs. 
Er  wurde  in  vielen  ordentlichen  und  auBerordeatliolien   Miüvioneii  ia 


die  Schweiz  gaaciiickt. 


■  Roll  Ed.:    Histoire 


etc. 


,.  a.  0.  S.  5^l5. 


de   la   reprfeientatiOD, 
St.-A.     Fasiikel    des 


I    hier   angeführt:   «Tu  prn- 

Neatorem    consilioque 

I  instiucta  lange  lateque  spanii 

priticipi    Agesilar 


')  NachlaU    der    Familie 
Jahres  1Ö18. 

')  Nur  zwei    Stellen    daraus   i 
dentia    Catoaem    illum    ut    nosti    Cena 
vinoea  in  iustitia.  cuiiia  auspicatisaim 
reguntup    populi,    Seleuco    Loerensium 

coDiparandus.  —  Tu  fulinen  belli  Marti  ut  dicitur  xqnnndut 
pries  tan  tiasimor  um  cuipiam  inipei-atorum  0.  Indem  er  auf  Falks  Ver- 
dienste um  die  Wiasenüchiilt  zu  sprechen  kommt,  Fährt  er  Furt:  a  Tu 
quideni  inter  tot  tantaque  negotia,  (quibus  reipublica;  Helvetiorum 
gratia  snbind"  dialiictaa  es),  OHsiduo  studio,  ut  de  Agesilao  perhibeb 
Xenophon,  aeraper  exullas,  ocio  vero  irislaria.  Nee  desidia,  niarcor» 
elaugues.  nee  ut  alü  torpescia  iuexertia.  O  fortunalisainiura  Fribur — 
gom,  o  beatam    Helvetiorniu  renipublicam,  quod  ei  coiitigit,  ul  egrt  — 


—     H5    — 

Falk  unterstützte   neben  der  humanistischen  Wissen- 
schaft auch  die  Kunst.    Darum  wurde  sofort  nach  der  Rück- 
kehr von  seiner  Gesandtschaft  nach  Mailand  zur  Fertigstel- 
lung des  neuen   Rathauses    in    Freiburg   ein   neuer  Anlauf 
genommen.     Wir  müssen,   da   Peter  Falk   bei  der  Ausfüh- 
rung in    hervorragendster  Weise  beteiligt  war,    annehmen, 
daß  der  Beschluß  auf  seine  Eingebung  hin  gefaßt  wurde*). 
Als  dann  der  Bau  fertig  gestellt  war,  bekam  er  als  Schult- 
heiß den   Auftrag  und   die  Vollmacht,    die    Bestuhlung  im 
neuen  Rathaus  nach  dem  Vorbild  derjenigen  des  Rathauses 
Iq  Bern  anbringen  zu  lassen  '). 

Auch  die  Privatkapelle  mit  dem  Ölberg,  einem  ge- 
schnitzten Altarbild,  die  Falk  durch  den  Werkmeister  des 
Rathauses  ^),  Hans  Felder,  errichten  ließ,  legt  Zeugnis  ab 
von  seinem  Kunstsinn. 


gini  atque  insignis  admodum  ille  philosophus  Plato  memoria  pro- 
didit:  Sapiens  gabernator  frustra  profecto  labores,  conatus  pericu- 
iaqoe  vel  belle,  vel  pace  suscipiuntur,  uisi  literaruai,  quibus  raaxime 
wspoblica  constat  lumen  excesserit ».  Wie  sich  Falk  zu  diesen 
Schmeicheleien  verhielt,  wissen  wir  nicht. 

*)  R.  M.  N*  32,  Fol.  50^  -  Vergl.  auch  :  Rahn  :  Zur  Statistik 
der  Schweiz.  Kanstdenkmäler  im  Anzeiger  für  Schweiz.  Altertums- 
konde,  Jahrg.  1883.  S.  448,  über  den  Hathausbau  S.  470  fl. ;  auch 
^'Emulation,  II*'  ann^e,  1842-43,  S.  172  ;  und  Fribourg  artistique  ä 
Ifavers  les  äges,  Jahrg.  1901.  Tafel  XXlll.  von  Kirsch.  Darnach 
^QPde  der  Bau  i.  J.  1500  begonnen.  Gylian  Atterli  war  am  Neubau 
des  Rathauses  seit  1502  tätig  gewesen.  J.  Jahre  ir>0(i  übernahm  den 
"eiterbau  Hans  Felder  der  Jüngere.  Vergl.  Joj*.  Zemp  :  Die  Kunst 
der  Stadt  Freiburg  im  Mittelalter.  Geschichtsbl.  1903  S.  365.  Doch 
scheint  damals  wenig  oder  nichts  von  den  ganz  neu  und  völlig  ver- 
moderten Bauplänen  ausgeführt  worden  zu  sein.  Im  Gegensaz  dazu, 
duschen  i.  J.  1506  der  Weiterbau  energisch  an  die  Hand  genommen 
^tie,  steht  nämlich  der  Ratsbeschluli  vom  2.  April  1511,  wonach 
^^  dieser  Sitzung  der  Plan  zur  Weiterführung  des  Baues  und  zur 
^'Jverbung  des  nötigen  Bauplatzes  vorgelegt  und  genehmigt  wurde. 
^'  M.  28.  74b. 

')  R.  M.  35.  62»>  (15.  Febr.  1518).  Die  Ausstattung  des  Innern 
^8  sich  übrigens  noch  bis  zum  Jahre  1522  hinaus.  J.  Zemp.  a.  a. 
^-  S.  365. 

*)  Der  Bau  der  Kapelle  geschah,  wie  es   häufig   in   gothischen 


Mit  <3em  Maler  Nikolaus  Manuel  in  Bern  stand  Falk 
in  Be/.ieliung.  Diesen  Beziehungen  ist  es  zu  verdatiken,  duli 
er  in  dessen  Totentanz  als  «  Srhullheiß  »  Aufnahme  fand. 
Der  Totentanz  wurde  von  Manuel,  wie  ziemlich  sieher  an- 
zunehmen ist,  in  den  Jahren  1517—1519  an  der  Ringmauer 
des  Dominikanerklosters  in  Kern  gemalt.  Die  Deutung  des 
fi  Sehultheili  w  als  ein  Porträt  Falks  gründet  sich  auf  das 
zu  dieser  Figur  gemalte  Jerusalem  kreuz,  das  jedocti  nicht 
in  Wappenform  wiedergegeben  ist  und  also  olfenbar  nur  als 
Erinnerung  an  die  Jerusalemfahrt  Falks  zu  betraehten  ist. 
An  diese  Figur  tritt  der  Tod  im  Hitlerhelm,  das  Visier  auf- 
selilagend  und  mit  dem  Wappen  der  t'amitie  Falk  Husge- 
rüstet,  heran,  während  den  Händen  des  bürgerlich  ge- 
kleideten SehultheiUen  ein  Rosenkranz  entfällt.  —  Falk 
dürfte  als  Spender  eines  Beitrages  an  die  Todesbrlder  zu 
betrachten  sein.  Der  erste  Bliek  überzeugt  uns  übrigens, 
daü  die  Figur  des  «Schultheißen»  ein  Porträtbild  ist,  denn 
die  ganze  Gestalt  und  die  Züge  tragen  ein  individuelles 
Gepräge.  Wenn  wir  uns  an  die  Worte  eiinnern,  die  Falk 
anfangs  des  Jahres  1519  Vadian  gegenüber  tat,  nämlich 
daß  er  immer  dicker  und  fetter  werde,  und  annehmen,  dali 
das  Bild  gerade  zu  dieser  Zeit  von  Manuel  gemall  wurde '}, 
so  finden  wir,  dali  jene  Aussage  mit  dieser  Dai'Stellung 
vollkommen  übereinstimmt.  Sie  zeigt  uns  eine  wohlbe- 
leibte schöne  Gestalt.  Ein  kurzer  Vollbart  umrahmt  sym- 
palhische  Gesichtszüge'). 

Ks  ist  mit  der  größten  Wahrscheinlichkeit  anKUnobnien, 
daß  Vadian  durch  Zwingli  in  diesen  Jahren  auf  Falk  aiit- 


Kircheii  gernncht  wurde,  indem   man  die  Umfa3sungHniaticrii  aa  die 
Äußere  Flucljt  der  Strabepfcller  liinaiisrücbte.  Ebenda.  S.  366. 

■)  Vergl.  da/u  Anshelm  IV.  S.  'Xö ;  KWeii  türpüiidig,  wotgestall. 
giert  und  gsoliilct  man  [Falk  und  Schw.irüniQrer),  und  n  wan  »i 
biad  (Falk  u.  Meluh.  Zur  Gilgen)  xvven  groli,  TaU  Miünn  wareml  >» 
in:    Heimfahrt  von  Jerusalem  Hans   Slockars  von  SuhaRli.    ScIialTli - 

*)  Niki.    Manuel»  Totentanz   im    Bernef   Taaehenbugh.   lahre 

1001,  von   Flury   S,  1-?Ö.  131   u.   1!«,  T;itrl  lf>l| 


merksam  semat-hL  wurde.  Vadian  war  im  Jahre  1518  plötz- 
lich von  Wien  abgereist  und  nai;li  St.  Gallen  zurückge- 
kehrt Jetzt  machte  er  sich  daran,  die  drei  Bücher  des 
GeoKraphen  Pomponius  Mela  mit  vielen  Verbesserungen  und 
einem  Komraentar  für  die  schweizerische  Jupend  herauszu- 
geben. Er  war,  da  er  Falk  in  Zürich  anwesend  glaubte, 
dorthin  gegangen,  um  ihn,  den  er  voi'hep  nie  gesehen  hatte, 
kennen  zu  lernen  und  ihm  die  Ausgalie  dieses  Werkes  zum 
Geschenk  zu  übergeben.  Als  er  ihn  jedoch  in  Zürich  nicht 
traf,  so  schickte  er  die  Arbeit  nach  Baden,  wo  Falk  damals 
zur  Kur  wellte,  und  bat  ihn,  alles  nach  seiner  Gewohn- 
heit genau  durchzulesen  und  darüber  ein  genaues  Urteil 
abzugeben,  damit  er  bei  einer  Neuaullage  seine  Verbesse- 
rungen und  Berichtigungen  einbringen  könne.  Zwar  verliehlte 
er  sieb  nicht,  daß  er  damit  Falk  eine  unerquickliche  .\rbeit 
auDade,  indem  er  glaubte,  die  vielen  mißverstandenen  Stel- 
len würden  ihm  viel  Mühe  und  Kopfzerbrechen  verursachen ; 
•r  sprach  aber  doch  die  HoHnung  aus,  daß  Falk  die  Arbeit 
Botgegen nehmen  möge.  Vadian  hätte  ihn  damals  gerne  in 
Biden  besucht,  allein  dringende  Geschäfte  riefen  ihn  nach 
Sl.  Gallen  zurück:  doch  hegte  er  die  Hoffnung,  wenn  Falk 
tngepo  Zeit  in  Baden  verweile,  ihn  dort  besuchen  und  end- 
lich von  Angesicht  zu  Angesicht  kennen  zu  lernen  ')■  Kurze 
Zeil  darauf  scheint  die  gewünschte  Begegnung  stattgefunden 
ai  haben.  Am  18,  Februar  liJIO,  als  Falk  ollenbar  das 
Werk  gelesen  hatte,  sprach  er  Vadian  noch  einmal  seinen 
"ürmsten  Dank  dafür  aus"). 

Peter  Falk  hatte  einst  Ijlarean  aufgemuntert,  eine 
Goschichte  der  Schweiz  zu  schreiben.  Doch  wegen  seiner 
"«lifahrt  nach  Jerusalem  im  Jahre  1515  und  des  Wegzuges 
ülüpeans  nach  Paris  war  aus  dem  Plane  nichts  geworden.") 
'^Ik  setzte  nun  alle  Hoffnung  auf  Vadian;  dieser  sollte  die 
HwBJzergeschichte  schreiben.     Er  hielt   ihn   dazu  an,   in- 


')  Naclil&Q  d.  Farn. 


F.    SI.-A.   Faankel  d-  J. 


')  Sl.  Galler  Mitleilungeii,  Bd.  25.  S.  316  (34)  t 
, '}  Ebenda. 


—     118    — 

dem  er  ihm  vorstellte,  wie  er  durch  ein  solches  Geschichts- 
werk sich  für  alle  Zeiten  einen  unsterblichen  Namen  machen 
werde.  Er  versprach  Vadian,  ihn  bei  dieser  Arbeit  mit  Rat 
und  Tat  zur  Seite  zu  stehen.  Doch  wollte  Falk  nicht  nur 
bei  solchen  wissenschaftlichen  Arbeiten  als  Helfer  tätig  sein, 
sondern  er  wünschte,  für  die  Heimat  auch  etwas  Selbständi- 
ges zu  leisten.  Die  Geographie  sagte  ihm  vor  allem  zu.  Schon 
früher  hatte  er  sich  mit  geographischen  Arbeiten  abgegeben. 
So  wissen  wir,  daß  er  auf  seiner  ersten  Jerusalemfahrt 
(1515)  in  seinen  Mußestunden  auf  dem  Schiffe  an  einer 
Reisebeschreibung  arbeitete.  Auch  war  in  Aussicht  genom- 
men, dieses  Werk  zu  illustrieren  ').  Leider  ist  es  uns  nicht 
mehr  erhalten. 

Jetzt  plante  Falk,  eine  Beschreibung  der  Schweiz  zu 
verfassen.  Dieselbe  sollte  sich  auf  die  Gebiete  von  der 
Quelle  der  Rhone  westlich  bis  zur  Ecluse  unterhalb  Genf 
und  von  da  auf  den  ganzen  Jura  bis  zum  Hauenstein  er- 
strecken. Die  Behandlung  des  Nordens,  dem  Rhein  ent- 
lang und  bis  zu  seinen  Quellen,  wollte  er  einem  in  den 
dortigen  Gegenden  erfahrnem  Manne  überlassen.  Berge, 
Flüsse,  alte  Städte,  die  von  ihrem  einstigen  Bestand  nur 
durch  ihre  Ruinen  erzählten,  und  neuere  Städte  und  Ort- 
schaften sollten  in  der  Behandlung  Platz  finden.  Doch  ver- 
sah er  sich  dabei  seinerseits   der  Unterstützung  Vadians  *). 

Falk  hätte  sich  noch  im  Frühjahr  1519  an  die  Arbeit 
gemacht,  wenn  es  nicht  schon  beschlossene  Sache  gewesen 
wäre,  wiederum  nach  Jerusalem  aufzubrechen.  Dazu  kam 
noch  eine  zweite  Verzögerung.  Anfangs  Februar  1519  war 
der  berühmte  Humanist  und  Doktor  beider  Rechte,  der 
Pole  Johannes  Dantiskus  ^),    ein    Ritter   vom  hl.  Grabe  und 


*)  John  Watson  an  Erasmus  a.  a.  O. 

')  St.  Galler  Mitteilungen  a.  a.  O. 

^)  Er  war  ein   berühmter   Humanist,    Diplomat   und    Priester, 
D'  beider  Rechte,  gekrönter  Dichter  und  Ritter  und  starb  als  Bischof 
von  Ermeland  i.  J.  1548.   Allg.  d.   Biog.  4.   S.    746   von    Hirsch.  — 
Die  Reise  nach  Spanien   führte  er  in    der   Folge   wirklich    aus.    St- 
Galier  Mitteilungen,  25.  S.  (201)  393. 


—    119    — 

Freund  Vadians  nach  Freiburg  gekommen  und  von  Falk 
mit  drei  edlen  Freiburger  Ratsmitgliedern  zu  Tische  ge- 
laden worden.  In  der  gemütlichen  Unterhaltung  erfuhr 
Dantiskus  von  der  Freundschaft  zwischen  Falk  und  Vadian, 
was  sofort  zu  einem  nähern  Anschluß  von  Dantiskus  an 
Falk  fährte.  Als  nun  im  Verlauf  der  Unterhaltung  Dantis- 
kus die  Absicht  kundgab,  nach  Spanien  und  Santiago  dol 
Compostella  zu  pilgern,  da  versprach  Falk  und  die  ganze 
Tischgesellschaft,  ihn  dorthin  zu  begleiten  *).  Doch  sollte 
noch  vorher  die  Reise  nach  Jerusalem  ausgeführt  werden. 


Kap.  14. 

Falks  zweite  Reise  nach  Jerusalem  ^). 

(Mai-Okt.  1519). 

Sein  Tod  und  sein  Testament. 

Schon  am  18.  Februar  il'y\9  hatte  Schultheiß  Peter 
Falk  an  Vadian  geschrieben,  er  beabsichtige,  um  Ostern 
(24.  April)  eine  Wallfahrt  nach  Syrien  und  dem  hl.  Grabe 
anzutreten  **).  Da  der  Plan  Falks  schnell  in  der  Schweiz 
bekannt  geworden  sein  muß,  so  benutzten  eine  Anzahl  Eid- 
genossen die  gunstige  Gelegenheit,  um  unter  der  erfahre- 
nden Leitung  Falks  die  Reise  mitzumachen.  Es  waren  dies 
3US  Freiburg  die  beiden  Brüder  Wilh.  und  Peter  Arsent, 
Sohne  des  Schultheißen  Franz  Arsent*),  und  Anton  Pavil- 
lard*);  von  Luzern  Melchior  Zur  Gilgen,  der  spätere  Venner 


*)  Ebenda  S.  216  {2A)  ff. 

*)  Hans  Stockars  von  Schaffhausen  Heimfahrt  von  Jerusalem 
^^19,  etc.  etc.  Schaffhausen,  18^).  —  Vergl.  Max  v.  Diesbach  in 
^fchives  a.  a.  O.  Bd.  V.  S.  218.  ff.  —  Bemerkenswert  ist  auch  die 
■^Urz  gefaßte  Biographie  des  Melchior  Zur  Gilgen  im  Geschichts- 
^«^und  1856.  Bd.  XII.  S.  205  ff.  von  Jos.  A.  Zur  Gilgen. 

')  Falk  an  Vadian  vom  18.  Febr.  1519  in  St.  Galler  Mittei- 
*^BgeD.  Bd.  ^.  N*  142.  S.  218  (26.). 

*)  Archives  a.  a.  O.  S.  218. 

')  Ebenda. 


-     120    - 

und  Schultheiß  Niki,  von  Meggen  und  der  Chorherr  Werner 
Buchholzer;  von  Schwyz  Martin  Reichrauth,  der  Sohn  des 
Landammanns  Gilg  Reichmuth  ;  von  üntetwalden  Heinrich 
Stulz,  ein  Konventuale  von  Engelberg  ;  von  Zug  Werner 
Steiner,  der  bekannte  Held  von  Marignano,  Thomas  Stocker, 
Sigismund  Schwarzmurer  und  Hans  Brandenburg;  von  Gla- 
rus  Ludwig  Tschudi  M  ;  von  Schalfhausen  Hans  Stockar ; 
von  Neuenburg  Etienne  Besanceiret,  der  Pfarrer  von  Locie  ; 
aus  dem  Waadtland  Niki.  Gachet,  ein  Geistlicher  aus  Payerne, 
und  von  Graubünden  ein  Geistlicher  aus  dem  Engadin. 

Schultheiß  Peter  Falk  wurde  von  diesen  Leuten  ge- 
beten, die  Reise  zu  organisieren  und  sich  an  die  Spitze  zu 
stellen.  Gegen  Mitte  März  (1519)  fand  zu  dem  Zwecke  zu 
Baden  eine  Versammlung  statt '*). 

Da  nun  aber  um  Ostern  Freiburg  in  kriegerischen  Ver- 
wicklungen mit  Savoyen  begriffen  war,  so  wurde  es  Falk 
schlechterdings  unmöglich,  die  Reise  schon  zu  dieser  Zeit 
anzutreten.  Als  aber  mit  dem  Vertrag  von  Morges  der 
Krieg  beendet  schien,  da  machte  man  sofort  mit  der  Reise 
ernst. 

Falk  und  Ludwig  Tschudi  hatten  den  Auftrag  erhalten, 
bei  den  eidgenössischen  Gesandten  auf  dem  Tage  zu  Zürich 
die  Pässe  und  Empfehlungsschreiben  an  Lautrec,  den  Gene- 
ralstatthalter des  Königs  von  Frankreich  in  Mailand,  und 
an  den  Dogen  und  die  Signoria  in  Venedig  in  Empfang  zu 
nehmen.  Die  Urkunden  wurden  am  12.  Mai  ausgestellt. 
Darauf  verreiste  die  Pilgerkaravanne  gegen  den  St.  Gotthard. 
In  Altdorf  wurden  sie  und  vor  allem  Falk  mit  besondern 
Ehren  empfangen  ^).    Am  3.  Juni  erreichten  die  Pilger  über 


^)  El'  ist  Bruder  von  Gilg  Tschudi.  vielleicht  auch  ein  Schüler 
Zwingiis  wie  dieser.  Falk  mochte  er  von  den  ital.  Feldzügen  her 
kennen.  Er,  wie  Stulz  und  Stockar  haben  Aufzeichnungen  von 
dieser  Reise  hinterlassen.  Siehe  u.  a.  den  Artikel  Tschudi  von 
Oechsli  in  der  Allg.  d.  Biogr. 

«)  Archives  a.  a.  O.  S.  218. 

^)  Diesbach  (Archives  V,  S.  219)  nahm  irrtümlich  an,  die  Fahrt 
sei  über  den  St.  Bernhard  gegangen.  —  Die  Freiburger  sprachen  nach- 


Mailanii  tinrt  Pavia  Venedig.  Hier  marhte  Falk,  wie  die 
Pilger  zu  tun  [illegten,  sein  TestiimetU.  Antun  l'avillnrd 
und  Willi.  Arseiil  wirkten  bei  diesem  Akte  als  Zeugen  mit. 
Aach  der  Priester  Gachet  aus  Payerne  war  zugegen.  Nach- 
dem sich  die  Reisenden  in  Venedig  am  21.  Juni  eingoschillt 
hatten,  landeten  sie  am  27.  Juli  in  Jaffa.  Am  Abend  des 
4.  August  langten  sie  endlieh  in  Jerusalem  an.  Die  Reise 
ging  diesmal  aui'li  nach  ßetlilehem.  Jericho,  an  den  Jordan 
und  ans  tote  Meer.  Anlon  Pavillard.  Ludwig  Tschudi  und 
Melchior  Zur  Oilgen  wurden  am  ti.  August  nebst  vi^en 
Pilgern  ans  andern  Ländern  mit  der  Riltecwürde  vom  hl. 
(»rabe  geziert  '). 

Einige  Tage  nachher  verließen  die  Pilger  Jerusalem 
and  schilTten  sirh  am  20.  August  in  Jaffa  wieder  ein.  Bei 
einer  Begegnung  mit  Seeräubern  wurde  den  Schweizern  die 
Ehre  zu  teil.  daG  die  Pilger  den  Ritter  Zur  Gilgen  itum 
Anführer  für  das  erwartete  Seegefecht  und  Hans  Branden- 
bürg  zum  Geschützmeister  ernannten,  während  sich  einzelne 
soeben  in  Jerusalem  zum  Ritter  geschlagene  fremde  Herren 
si-heu  zu  drücken  suchten  *).  Die  Seeräuber  getrauten  sirh 
indes  nicht,  einen  AngritI  zu  unternehmen.  Auf  Cypern 
besuchte  Tschudi  mit  den  Schweizern  in  der  Stadt  Nikosia 


ich  den  Urnern  Tür  den  ehrcnvolkn  Empfang  Fnlkn  ihren  Dank 
M.  3ii.  rX.  Mail  1519.  -  M.  I).  N'  H.  Fol,  83, 
)  AU  Bedingung  für  iiie  Erlangung  der  RitVersvürde  war  nach 
i^a  Sabungen  verlangt,  daß  einer  an*  adeliger  oder  aus  alter,  eliren- 
"'rtür  Familie  Htamnf,  die  itum  raindealen  durch  vier  Generationen 
dlndurcli  freie  Leute  waren.  Er  sollte  ein  genügendes  Vermögen 
'sitzen,  um  al»  Edelm&an  lebeu  xü  können,  and  dieaea  Vermögen 
•»lll«  weder  durch  Handel  noch  durch  Wucher  erlangt  sein.  Wer 
"hne  diege  genannten  Eigen  schallen  sich  in  die  Ritlerechaft  autneh- 
"'bh  iit&,  dessen  Aufnahme  sollt«  null  und  nichtig  sein  und  er  Bulber 
*''  ein  treu-  und  ehrloser  Mensch  gelton.  Archivea  a.  a.  O.  — 
^'>de  hier  liegt  augenscheinlich  die  Ursache,  warum  Palli,  der  von 
'''ifgerlidier  Herkunft  war  und  in  seiner  Jugend  mit  seinem  Bruder 
näHaBdeni  Krämern  Handel  getrieben  halte,  nicht  unter  die  Zahl 
''"Ritter  vom  hl.  Grabe  aufirenommen  werden  konnte. 


')  GeschichUIreund  XII.  a,  : 


.  äl9/13. 


—     122     - 

einen  guten  Freund  und  Militärkameraden,  Philipp  Stram- 
bollo.  El"  war  eiin;r  der  hervorragendsten  Männer  der  Stadt 
und  enizückt,  seinen  Freund  wieder  zu  sehen.  Nach  vielen 
Ehrenbezeugungen  durch  die  ganze  Stadt  kehrten  die  Schwei- 
zer nach  einem  siebentägigem  Aufenthalt  in  Nikosia  wieder 
auf  ihr  Schiff  zurück. 

Da  jedoch  eine  VVindsLille  au!  dem  Meere  herrschte, 
kam  das  Schiff  nur  langsam  vorwärts;  dazu  stellte  sich 
eine  erstickende  Hilze  ein.  Infolge  der  Miasmen,  die  sich 
bildeten,  entstand  auf  dem  Schiffe  eine  ansteckende  Krank- 
heit unter  den  Reisenden,  der  mehrere  erlagen.  Ende  Sep- 
tember verspürten  Zur  Gilgen  und  P'alk  die  ersten  .\nzeichen 
der  Krankheit.  Falk  legte  sich  gegen  den  1.  Oktober  zu 
Bette,  Melchior  Zur  Gilgen  starb  am  4.  und  Peler  Falk 
am  6.  Oktober.  Es  ereignete  steh  dies  auf  dem  offenen 
Meere  zwischen  den  beiden  Inseln  Cypern  und  Rhodos.  Die 
Trauer  der  Schweizer  über  den  Hinscheid  dieser  ihrer  Freunde 
und  einllüitreichen  MJteidgenossen  läßt  sich  denken.  Sie  er- 
laubten nicht,  daß  die  Leichen  nach  Seemannsbrauch  ins 
Meer  versenkt  wurden,  sondern  setzten  es  durch,  daß  die- 
selben in  gut  verschließende  Sarge  gelegt  und  diese  einer 
kleinen  Barke  anvertraut  wurden,  welche  die  Galeasse  ins 
Schlepptau  nahm.  Das  auf  den  Wellen  hüpfende  und  tan- 
zende Fahrzeug,  ein  Sinnbild  des  Spieles  des  Todes  mit  den 
Lebenden,  muß  einen  oigentümliclien,  tiefen  Eindruck  auf 
die  Überlebenden  gemacht  haben. 

In  Rhodos  angekommen'),  sandten  die  Pilger  Wilhelm 
Arsent  und  Werner  Buchholzer  zum  Uroßmeister,  um  von 
ihm  die  Erlaubnis  zu  erbitten,  die  beiden  Toten  in  geweihler 
Erde  bestatten  zu  dürfen.  Nach  vielen  Schwierigkeiten, 
weil  dio  Johanniter  wegen  der  Ansteckungsgefahr  Bedenken 
trugen,  wurde  die  Erlaubnis  erteilt').    Die  Beerdigung  fand 


')  Drd  Tage  Führte  man  sie  nach;  liättö  die  Fahrt  Unger  ftf 
dauert,  so  würde  man  die  Leichen  wegen  des  unausslehticheii  Lei- 
chengerunhes  ebenfalls  ina  Meer  habe»  werfen  müssen.  Slockar  a, 
a,  0.  S.  41. 

')  Dei'  Patrun    du»  SchlBes   mußte   achwören^    dnü  es  nicht  die 


—    123    - 

am  9.  Okiober  1519  feierlich  in  der  Franziskanerkirche  stfitt. 
Als  das  Jalir  darauF  Heint-icli  Wöllli  alis  Bern  auf  einer 
Pilgei'fatirL  nach  Jerusalem  sicli  liefaiid.  schmückte  or  in 
Rhodos  die  Gräber  Falks  und  Zur  Oilgens  mit  Marmortafeln 
mit  lateinischen  Inscliriften  '}. 

Die  manigfalligslen  Betrachtungen  sind  schon  an  diese 
Pilgerfahrten  Falks  und  an  däk  eigentümliche  Zusammen- 
treffen geknüpft  worden,  daß  gerade  Wilhelm  Arsent,  der 
Sohn  des  unglücklichen  Schultheißen  Franz  Arsent,  es  sein 
mußte,  der  für  Falk  das  Begräbnis  besorgte.  Man  spricht 
von  dem  blutigen  Bilde  Arsents,  das  Falk  ülierall  in  den 
Ratssitzungen,  auf  eidgenössischen  Tagen,  im  Felde,  auf 
seinen  diplomatischen  Sendungen,  an  den  Höfen  der  Fürsten, 
bei  festlichen  Gelagen,  zu  Hause,  wie  auf  seinen  Pilger- 
lahrten  bis  in  den  Tod  verfolgt  habe.  Doch  auch  nicht  die 
^ringste  Spur  in  den  Schriften  Falks  findet  sich,  die  einen 
Anhaltspunkt  und  die  Berechtigung  zu  solchen  Erörterungen 
gäbe.  Im  Gegenteil,  sagt  darüber  Falk  in  einem  Schreiben 
ap  Vadian  :  ii  Ich  werde  um  Ostern,  wenn  kein  Hindernis 
eintritt,  zum  zweiten  Mal  nach  .Jerusalem  verreisen.  Nach 
ein«p  hoßentlich  glücklichen  Rückkehr  von  dieser  Pilger- 
lahrl  werde  ich  kurz  nachher  wieder  verreisen,  um  Anda- 
lusien, Portugal  und  ganz  Spanien  zu  durchqueren.  Eis 
treibt  mich  nämlich  die  Lust,  diese  Gegenden  zu  sehen,  da 
iüh  anders,    wenn   ich  zu  Hause   bleibe,    so   dick    und    fett 


i^^t  Jei.  woran  sie  gestorben  seien.  Stockar  ist  iittevzeugl,  daU  der 
^i'l  falsch  und  die  KranlcheiC  nichca  anderes  als  dia  Pest  war, 
■wieinar  H  drig  lag  tag  ujut  achtief,  darnach  wQlt  er,  und  glicb 
''»rnMii  starb  ef  a.     Slocttar  a.  a.  O. 

'I  Diese  loachriftea  waren  auf  Bitte  Ulrichs  von  Garmiswyl, 
^n  Schwagers  von  Falk,  durch  Quinlinianusi,  Professor  an  der  Uni- 
veniut  in  P&via,  verterligt  worden.  Während  des  griechischen  Be- 
twiungitriege§  wurde«  die  Inschriften  um  das  Jahr  1830  mit  dem 
P"nMiskanerkloater  zerstört.  Diesbaoh  in  Areliives.  Bd.  V.  S.  337. 
^Mh  Dieabacli  war  Ulrich  von  Garmiswyl  Schüler  dieses  Quintinianus. 
W»lirs«hein lieh  liatte  Falk  seinen  Schwager  nach  Pavia  geschickt. 
Sl.  lialler  Mitteilungen  S.  363  (73), 


werde,  wie  du  mich  neulich  fd;i  du  i 
kennen  gelernt  hastuM. 


Wie  wir  wissen,  halte  Falk  in  Venedig  sein  Testament 
gemacht.  Als  er  dann  auf  dem  Sterbebette  lag  und  ihm 
(jachet  als  Priester  Beistand  leistete,  da  gab  ihm  Falk  den 
Auftrag,  das  Testament  dahin  zu  eiwertern,  dali  den  Kin- 
dern des  Daniel  Meyer  in  Freiburg  die  KrmSchtignng  ge- 
geben werde,  den  Namen  «  Falk  »  anzunehmen  '). 

Daniel  Meyei-  halle  durch  die  Verbindung  mit  der  Fa- 
milie Falk  sich  bedeutende  Vorteile  gesichert.  Peter  Falk 
unterhielt  mit  ihm  und  seiner  Familie  stets  die  besten  Re- 
ziehungen.  Deide  Mlinner  schlössen  gemeinschaftlich  Käufe 
ab.  So  erwarben  sie  in  Villette,  Grandvaux  und  Lütry  am 
Genfersee  große  Besitzungen,  besonders  Weinberge,  aber 
auch  Wiesen  und  Gebäude.  Gemeinschaftliches  Eigentum 
hatten  sie  auch  in  Payerne").  Daneben  hatte  Falk  aller- 
dings auch  eigene  Erwerbungen  gemaclit ;  so  besaß  er  in 
Friesenheit  bei  Bösingen  ein  großes  Landgut  ')■ 

Falk  halte  nun  in  seinem  Testament  die  Kinder  Daniel 
Meyers  und  seiner  Frau  Antonia  als  Milerben  neben  seiner 
Tochter  Ursuta  eingesetzt.  Durch  den  Auttrag  an  Gachet 
war  diese  Milerbschafl  zu  einer  eigentlichen  Adoption  er- 
weitert worden.  —  Es  scheint  demnach  Falk  sehr  nahe  ge- 
gangen zu  sein,    daü  er,    ohne   männliche  Nachkommen  zti 


')  Es  liandelte  sich  um  ciue  Wallfahrt  uacb  Santiago  de 
Compostella.  St.  Galler  Mitteilungen  S.  218  (36).  —  Wir  haben 
iioch  darauf  xuiückzukommen. 

■)  R.  M.  Sitzung  vom  1,  August  1530.  (Auch  sclion  in  der 
Sitzung  vom  li.  Mär/  löaO). 

*)  Alle  gemeiiisi^li,  ErwurbuiLgeii  linden  sich  aufgezeichnet  in 
einem  Heft,  betitelt:  i  Las  püsseaaiuns  aequiruez  par  diecret  hoiu« 
PJerro  Faulcon  jadix  advoja  de  Fribourg  et  put  Danyel  Muyer  et 
Anthonyin,  sa  femme,  de  noble  Andre  GUat  et  par  PranceHoa,  sa 
fumme,  lllliez  de  noble  Jehan  Loy  deVirayney».  Dieses  Hell  belindel 
eich  im  Nachlaß  der  Familie  von  Praroman,  im  Besitz  von  Herrn 
Max  von  Diesbaeh  (Erben  der  Praroman).  Auch  in  den  M.  d.  W. 
V.  P.  368. 

*)  C.  G.  Vlll.  i:i6.  F.  a.  F.  Mailand  vom  8.  Juli  1514. 


125 


hfnterlaBsen,  sterben  solite.  —  Das  Testament  wurde  aber 
von  Ursula  Lfid  Jlirem  Maiinn  Petennann  von  Praroman  an- 
(cegi-iUcn  mit  der  Begründung,  dali  t'ulk  nach  dem  Stiidt- 
recht  keine  Kompetenz  gehabt  habe,  die  Kinder  Daniel 
Meyers  als  Miterben  einzusetzen.  Nat'lidem  der  Streit  lange 
Zeit  gewährt  und  zuletzt  immer  erbitterter  geworden  war, 
wurde  endlich  auf  Anraten  von  Freunden  und  Gönnern  der 
Familie  Praroman  und  Meyer  durcti  Sehultheiß  und  Rat  der 
Stadt  zwischen  den  streitenden  Parteien  ein  gütlicher  Ver- 
gleich geschlossen,  nach  welchem  zwar  das  Testament  als 
ungültig  aufgehoben,  den  Kindern  Daniel  Meyers  jedoch 
eine  entsprechende  Abßndungssumme  in  barem  Geld  und 
Liegen  sc  liaften  zuerkannl  wurde  ')■ 

Ursula  Falk  und  Petermann  von  Praroman  hatten  zwei 
Süline  :  Wilhelm  und  Nikolaus.  Beide  studierten  bei  Gla- 
reaii  in  Fieiburg  i./ß.  Der  Erstere  hat  uns  die  wertvolle 
ilriefsammlung  hinterlassen,  von  der  wir  hier  oft  Gebrauch 
milchten.  Wegen  Kränklichkeit  scheint  er  der  Ämterlauf- 
balin  fern  geblieben  zu  sein.  Nikolaus  wurde  ebenfalls 
Schultlmiß  vpn  Freiburg,  wie  es  Vater  und  Großvater  ge- 
wesen waren.  Nach  dem  Tode  ihres  Mannes  (1552)  ver- 
heiratete sich  Ursula  als  ältere  Dame  wieder  mit  einem  ge- 
sen  Hans  Wunderlich,  einem  Bürger  von  Bern  *). 


'J  RatHerkeriiilnisbQcli  N"  4.  Fol.  69''  H.  auf  dem  F.  St--A.  — 
Originalurkunde  dieses  AbkommeiiH  auf  Pergsmeot  befindet 
Be^iUe  von  Herrn  Mai  von  Diesbach.  Das  Testament 
«Iber,  da»  wegen  seiner  Nichtigerklärung  offenbar  vernielitel  wurde, 
i'l  tiicht  mehr  vorhanden.  —  Die  beiden  Sühne  Daniel  Meyers: 
-^'ilulaDS,  der  im  Jahre  153t)  und  Fraiii,  der  irüti  zu  Bürgern  auCge- 
"nionien  wurde  (F.  St.-A.,  das  gr.  Hb.),  tmgen  demnach  nie  den 
N'»men  Fnlk. 

')  Ihr  Sohn  Nikolaus  verwaltete  ihre  Güter  in  Bärfiachen,  von 
^»W  sie  die  NuUnieliung  be^og.  —  Wahrscheinlich  itit  dieser  Be- 
'il*  aus  den  verwandlachaftllchen  Beziehungen  der  Falk  mit  den 
Twliiermann,  den  Bttrdsehern  oder  Berferschern,  wie  sie  auch  ga- 
"arint  uurden,  herzu  leiten.  —  Ursula  quitllerlc  den  Empfang  der 
^utiiiitiLungiiaumme  jeweils  mit  ihrem  Mädchennamen,  nennt  sich 
ib«r  Frau  des  Hans  Wunderlich,  Burgers  zu  Bern,  und  siegelte  mit 
dem  Wappen    Falks.     Zwei    solcher    Quittungen    im    Original    als 


-     126     - 

Wir  Bcheiden  hiemit  vam  Bild  Bioes  Mannes,  der 
durcli  eigene  Energie  und  Talkiafl  von  der  Stellung  eines 
einfachen  Notars  zur  liüclisten  Würde  im  Slaalo  sich  em- 
porschwang, der  als  Krieger  und  Üiplnmat  von  der  Heimat 
und  fremden  Füi'slen  gleich  geehrt,  seinem  ongern  nnd  wei- 
tern Vaterlande  zur  hfutlislen  Zierde  gereichte.  Eine  mai'- 
kige  Gestalt,  hat  Falk  in  eidgenössischem  wie  in  freibur- 
giscliem  Dienst,  an  den  Tagsalzungen  wie  an  fremden  Höfen 
Werke  und  Talen  vollbraeht,  für  die  ihm  heute  noch  die 
Schweizer,  vor  allem  aber  die  Freiburgcr  und  auch  die 
spätem  Geschlechter  seiner  Vaterstadt  zu  Dank  verpflichtet 
sind.  Er  ist  ein  Gelehrter  und  Humanist,  durch  den  in 
Freiburg  die  humanistische  Bewegung  eingeleitet  wurde, 
ein  Förderer  von  Wissenschaft  und  Kunst,  ein  Mann,  der 
auf  seinen  Wallfahrten  seine  religiösen  Zwecke  mit  den 
wissensehaftlichen  Bestrebungen  zu  vereinigen  wulite,  ein 
Muster  eines  liebevollen  Gatten  und  Vaters  Auf  dem  Gipfel 
seines  Ruhmes  stehend,  im  besten  Mannesaller,  fern  von 
der  Heimat,  mitten  auf  dem  Meere  hat  ihn  der  Tod  aus 
diesem  Leben  abberufen.  Viele  und  schöne  Pläne,  die  be- 
sonders der  Wissenschaft  zu  gute  gekommen  wären,  wurden 
mit  ihm  zu  Grabe  getragen.  Aber  der  Tod  hat  es  gut  mit 
ihm  gemeint,  denn  er  verschonte  ihn  vor  den  scliweren 
Innern  und  äußern  Kämpfen,  die  zur  Zeit  der  Glaubensspal- 
tung  über  den  Einzelnen  wie  über  das  Vaterland  hereinbra- 
chen, viele  herzliche  Freundschaften  zerrissen  und  aus  alten 
Freunden  oft  die  erbittertsten  Gegner  machte.  Auf  welche 
Seite  sich  Falk  gestellt  halte,  läßt  sich  nicht  entscheiden. 
—  Sein  Grab  auf  der  fernen  Meeresinsel  Rhodos  ist  zwar 
zerstört  und  verschwunden,  doch  sein  Andenken  verdient, 
in  Froiburg  ewig  fortzuleben.  Unter  den  großen  Männern 
aus  Freiburgs  Blütezeit  gebührt  ihm  ein  Ehrenplatz  I 


Nachlaß  der  Familie  von  Praroinaa  finden  aicb  im  BwiU  von  Herrn 
Max  von  Diesbach  in  Übewil.  Walireclieiiiliclj  ist  Hans  Wuuderlich 
Identisch  mit  Jean  Merveilleux,  dem  Vogt  an  dur  Zilil,  SUalsrat  der 
Johanna  von  Hochberg  iti  Neuenborg.  Siehe  Rolt  Ed.  a.  a.  0.  Bd. 
I.  Register.  —  Vergl.  auch  Eidg.  Abach.   III.  9.  N'  TOj,  Art.  , 


Exkurs  N    1. 


Kritische  Würdigung  der  Berichte  über  den  Arsent-Prozeß. 


Die  bislierigon  Darstellungen  des  Prozesses  gegen  Ar- 
M'Ml  beruhen  im  Grunde  genümmen  auf  Ginef  einitigen  Quelle, 
wfilirend  die  ii  InCormatiü  Doininurum  Fi-iburgensium  h  un- 
berücksicliligt  blieb.  Es  ist  diese  Quelle  der  oft  genannte 
Burinbt ,  der  sich  im  schweizerischen  Geschiehtforscher 
{M.  1,  S.  115)  abgedruckt  findet.  Dieser  Abdruck  stützt 
sich  auf  zwei  Originalhandsrhriften,  die  beide  im  Freiburger 
Staatsarchiv  unter  «Geistliche  Sachen»  N"  90  eingeordnet 
sind.  Wir  bezeichnen  beide  HandscbriFlen  der  Einfachheit 
Imlher  mit  a  und  b. 

r  (I  ist  unvollständig,  bricht  plötzlich  ab.  besitzt 

jedoch  größere  Korrektheit  als  i.  A  gibt  an  einer 
Stelle  eine  falsche  Lesung  des  Wortes  Luzern. 
Weil  a  dieseu  Fehler  nicht  hat  und  unvollständig 
ist.  während  b  vollständig  ist  —  beide  Fassungen, 
i  aber  b,  sind  Gbiigens  nach  der  Schrift  zu  schlie- 
fen bedeutende  Zeit  nach  dem  Jahr  15)1  entstanden—,  so 
mQÜ  man  annehmen,  daü  für  a  wie  b  eine  nicht  mehr  vor- 
liundene  Aufzeichnung  x  zur  Vorlage  gedient  hat.  Die  Ver- 
schiedenheit der  Schrift  und  wohl  auch  des  Alters  in  a  und  b 
Qiitergtützt  diese  Annahme. 

Der  Verfasser  von  x  war  olTenbar  ein  Freund  und  Zeit- 
ßenosse  Arsents,  der  in  Freiburg  wohnte,  die  Vorgänge 
lii^obachtete  und  sie  tagebuchaitig  auf  einzelnen  fliegenden 
ISiällBrn  aufzeichnete.  Daü  er  ein  Freund  Arsents  war, 
S^til  aus  jeder  Zeile  hervor,  und  dalj  er  in  Freiburg  wohnte. 
Iieweisl  die  Genauigkeit,  mit  der  er  alle  Einzelheiten  erzählt : 
Wie  die  Gesandten  und  Freunde  Arsents,  die  mit  Namen 
geüannt  sind,    nach  Freibiirg  gekommen   und  wieder  weg- 


bESundei 


—     128 


geritten  seien,  und  was  während  ihrer  Anwesenheit  und 
Abwesenheit  alles  geschah.  Kr  si^hilderl  in  ganz  kürzten 
Zügen  die  öflenlliclien  Gerichlsilzungt-n.  Aber  in  diu  ge- 
heimen Sitzungen,  in  die  des  Ideinen  Rates,  sah  er  nicht 
hinein  ;  diese  kannte  er  nicht.  Hier  mußte  das  ätadlges|iräch, 
die  allgemeine  Vermutung  dessen,  was  vorging,  gründlichere 
Berichterstattung  ersetzen. 

Während  der  Verfassei'  vun  x  ein  Zeitgenosse  der  von 
ihm  hesehriebonen  Vorgänge  war,  sind  die  Verf.  von  a  a.  b 
diesen  Zeiten  schon  zu  weil  entrückt.  Die  Verfasser  von 
a  M.  b  finden  die  Aufzeichnungen  x  und  ohne  jemand  um 
Rat  zu  fragen,  ohne  jede  eigene  Zutat,  nhne  auf  die  Zeiten- 
folge Rücksicht  zu  nehmen,  stellen  sie,  besonders  aber  der 
Vei'fasser  von  h  die  losen  Blätter  mit  ihren  Berichten  so 
zusammen,  wie  es  ihnen  gei'ade  am  besten  paßt  und  natür- 
lich erscheint.  Verfasser  von  b  springt  vom  14.  Februar 
über  auf  den  2.  März  und  behandelt  die  Zeit  bis  zum  10. 
März,  dann  beschreibt  er  die  Ereignisse  vom  21.  Februar 
mit  der  Beichte  und  Kommunion  Arsents  ;  und  um  zum  Emp- 
fang der  Sakramente  gleich  den  richtigen  Abschluü  zu 
haben,  folgt  unmittelbar  darauf  die  Verurteilung  und  Hin- 
richtung der  Angeklagten  vom  18.  März. 

Die  sog.  Chronik  Montenach  in  der  Bibliothek  der 
o^konomischen  Geseilschaft  in  Freiburg  verwertet  für  den 
Prozeti  gegen  Auf  der  Flüh  das  Schreiben  des  Jörg  Auf 
der  Flüh  an  die  eidg.  Tagsalzung  (Gcschichtsbl.  I\.  Jahrg. 
S.  118  ff),  die  Ralsmanuale,  Ratserkenntnisse  und  Missiven. 
für  den  Prozeß  gegen  Arsent  den  besprochenen  Bericht  und 
zwar  die  Fassungen  o  und  6.  Der  Verfasser  derselben  be- 
nutzt dann  ferner  das  übrige  Material  im  Freib.  St. -Archiv 
anter  geistl.  Sachen  N°  90,  während  die  Ratsmanuale,  deren 
Angaben  mit  dem  besprochenen  Berichte  oft  im  Gegensatz 
standen,  einfach  von  ihm  unberücksichtigt  blieben. 

Daß  aus  solchen  Quellen  bisher  nur  eine  einseitig« 
Darstellung  dieser  Vorgänge  möglich  war,  ist  leicht  ei-klSi^ 
lieh,  und  somit  sind  auch  die  harten  Urteile,  welche  die 
Darsteller  gegen  Falk  ffillen,  begreiflieh  und,  da  ihnen 


-     129     - 

QaelleDroaterial  nicht  vollständig  zur  Verfugung  stand,   zu 
entschuldigen.    Der  Vorwurf  aber,  daß  Falk  Arsent,  «  seinen 
Todfeind  »,    aus   Rache  oder  Ehrgeiz  vernichten  wollte,    ist 
entschieden   zurückzuweisen.     Diesen    Haß  zwischen    beiden 
Männern  auf  einen  alten  Zwist  zurückfuhren  zu  wollen,  er- 
weist sich  als  ganz  verfehlt.    Wohl   standen  im  Jahre  1495 
beide  gegen  einander  vor  dem  Richter,  und  Falk  wurde  laut 
dem  Urteil   angehalten,   eine   ehrenrührige  Aussage    gegen 
Arsent  zurückzunehmen  *).   Die  Sache  wurde  aber  bald  ver- 
gessen, und  bald  sehen  wir  die  Familien  Falks  und  Arsents 
in  bester  Freundschaft  *).     Beim  Ausbruch  der  Parteiungen 
zwischen    den    französisch    Gesinnten    und    den   Anhängern 
des  Papstes   trat  allerdings   die   Politik   trennend  zwischen 
die  beiden  Freunde.     Daß  dann  Falk   Arsent,   den   Schöffen 
im  Prozeß  gegen  Georg   Auf   der  Flüh,   ermahnte,    bei   der 
Crteilsberatung  auch  die  Bürger  zuzuziehen,  das  ging  jeden- 
falls nur  aus  der  wohlwollenden  Gesinnung  Falks  für  Arsent 
hervor.     Peter  Falk   wollte  Arsent  Unannehmlichkeiten  er- 
sparen.    Falk  war  von  der  Schuld  des  Auf  der  Flüh  über- 
zeugt; darum  konnte  er  Arsent  diesen  Rat  erteilen,  —  der 
allerdings    für    den    Angeklagten    das  Verderben    bedeutet 
hätte,  —  ohne  daß  darum  ein  Makel  auf  ihn  selbst  zurück- 
fällt; dabei  rechnete  Falk  freilich  nicht  mit  der  Gewissen- 
haftigkeit Arsents.. 

Bei  der  Beurteilung  der  Handlungsweise  Falks  muß 
inan  im  Auge  behalten,  daß  die  Venner  auch  polizeiliche 
Befugnisse  hatten,  und  daß  Arsent  als  Angehöriger  des  Burg- 
^ertels  in  dem  Bereich  der  amtlichen  Funktionen  Falks,  des 
Venners  auf  der  Burg  und  Vorvenners,  stand.  Diese  Ver- 
hältnisse sind  bisher  noch  gar  nie  genügend  gewürdigt 
forden.  Die  Nebenumstände,  die  so  schwerwiegend  den 
Gang  des  Prozesses  beeinflussen,  waren  zu  wenig  oder  gar 
oicht  bekannt.  Dadurch  ercheint  die  Gestalt  Falks  in  so 
nachteiligem    Lichte   gegenüber  dem   unglücklichen    Arsent 

')  R.  M.  13  (13.  und  15.  Juli). 

')  Anzeiger  IV,  S.  225,  und  Anhang,  Beilage  N"  2, 

9 


—     130    — 

und  seine  Handlungsweise  so  leidenschaftlich.  Bei  gehöriger 
Berücksichtigung  der  Nebenurastände  muß  das  Vorurteil 
gegen  Falk  verschwinden.  Daß  er  seine  amtlichen  Funktio- 
nen im  Begleit  anderer  Venner  und  des  Großweibels  oder 
der  Burggesellen  (der  niedern  Polizeiorgane  auf  dem  Burg- 
viertel) vornahm,  zeigt  deutlich,  daß  alles  das  in  höherem 
Auftrage  geschah.  Erst  die  Chronik  Montenach,  soweit  uns 
einschlagiges,  chronikalisches  Material  bekannt  ist,  stellt 
die  Vermutung  auf,  daß  vielleicht  Falk  der  Mann  gewesen 
sei,  der  am  11.  März  die  tags  zuvor  den  Freunden  Arsents 
gegebene  Zusage  vor  Rat  und  Bürgern  zurücknehmen  ließ. 
Alle  dieser  Chronik,  wenn  auch  bloß  indirekt  folgenden 
Darstellungen  des  Prozesses  nehmen  diese  vage  Vermutung 
sofort  als  feste  Tatsache.  Es  war  aber  jedes  Ratsmitglied 
wohl  dazu  berechtigt,  zu  verlangen,  daß  man  auf  einen 
Beschluß  zurückkomme,  besonders  wenn  derselbe  auf  eine 
Art  zu  Stande  gekommen  war,  die  beanstandet  werden  konnte. 
Der  Beschluß  vom  10.  März  war  aber  offenbar  nicht  einwand 
frei ;  darum  wurde  er  zurückgenommen,  denn  er  widersprac 
dem  am  7.  März  gefaßten  Beschlüsse,  in  Sachen  nicht 
weiter  vorzunehmen  bis  nach  der  Rückkehr  der  in  Gen^ 
weilenden  Räte  und  Bürger. 

Wenn  alle  bisherigen  Darstellungen  Falk  als  den  grim- 
migsten Feind  Arsents  bezeichnet  haben,  sp  kommen  wir  hin— 
widerum   zu  der  Annahmen,  daß  er   im  Gegenteil    noch   z» 
den  geheimen  Freunden  Arsents  zu  zählen   sei.    Allerding: 
durfte  Falk  zu  Gunsten  desselben  sich  nicht  genügend  hei* 
vorwagen  und  ist  dadurch  indirekt  nicht  frei  von  Schuld  a 
Tode  des  unglücklichen  Alt-Schultheißen.  Er  tat  für  ihn.  wa 
mit  den  Pflichten  seines  Amtes  vereinbar  war.  Daß  Falk  b 
Reginn  des  Prozesses  gegen    Arsent  für  diesen   im    Name 
seintM'  Fieunde  und  Verwandten   sprach,    schließt  jede  A 
nahnu»    (filier   Feindschaft   Falks    gegen    ihn    aus.    —    Fal^ 
schrieb  nach  der  Flucht  des  ihm  eng  befreundeten  Gerichts^ 
Schreibers   Jost   Zimmermann    die   Protokolle   der  Verbann 
hin*^en    in    den  Gerichtssitzungen  selber.     Am   21.  Fobr 
hcincrkl   Falk  ci^^enliändig  am  Schluß  des  Protokolls  :  ((  CH 


~     131     — 

Dam  Deus  summus  et  optimus  his  raediis  diebus  (die  Prozeli- 
verhandlungen  gegen  Arsent  wurden  wegen  des  Festes  Petii 
Stuhlfeier    vom   21.    bis   25.  Februar   ruhen   gelassen)    fala 
horum  pauperum   feliciter   perducat   aniniosque   eoruin,    qui 
in  eos  sunt,    mitigat »  *).     Kann    ein    Feind   so   schreiben  ? 
Der  genannte  Brief  Arsents  an  Falk  zeigt,  daß  jener  wirk- 
lich noch  die  Hoffnung  hegte,   dali  dieser  vielleicht  für  ihn 
etwas  würde  tun  können  und  auch  etwas  tun  wurde.   Ob  Falk 
seinen)  Wunsche   entsprach,    läßt    sicli    bei   den    spärlichen 
Nachrichten  der  Protokolle  nicht  ersehen.     Nur   die  Pflicht 
vermochte   einen   Keil    in   die    feste    Freundschaft    zwischen 
Arsent  und  Falk  hineinzutreiben,    aber   der   Hiß  ging  nicht 
tief  und  zeigte  sich  vielmehr  nur  an  der  Oberfläche.    Peter 
Falks  Bruder,  Hans,  war  selber  Anhänger  der  französischen 
Partei,  und  trotzdem  waren  die  Beziehungen  zwischen  beiden 
Bpfidern  herzliche  nach  wie  vor.   Freilich  erntete  Falk  durch 
seine  Haltung  den  Haß  der  Freunde  und  Verwandten  Arsents, 
besonders  der  Familie  von  Diesbach  in  Bern  -).  Aber  konnte 
öas  anders  sein,   wenn  ein   alter  Freund,  auf  den  man  alle 
Hoffnung  gesetzt  hatte,  einen  in   der  Not   im   Stiche   ließ  ? 
Falk  befand  sich  als  Venner  und  Vorvenner  in  einer  schwie- 
^•gen  Lage  ;  er  sah  sich  einer  PIlichtenkollision  gegenüber- 
gestellt.    Einerseits  mahnte  ihn  die  Freundschaft  zu  Arsent 
^nd  andererseits    sein    Amtsgefühl,    das    Gefühl,   daß    sein 
Anit  den  Pflichten   privater  Freundschaft   vorgehe,   verbun- 
den mit  der  Sorge  um  seine  eigene  Existenz.     Dieses  alles 
'^'elt  ihn  ab,  für  den  Freund   so   einzustehen,    wie   er  wohl 
gerne  getan  hätte. 


')  R.  M.  28,  64. 

')  M.  d.  W.  V.  P.  S.  87.    Margret  von    Bollingen,    Klosterfrau 
*^  Ppaubrunnen,  warnt  Falk  vor  den  Diesbach. 


—     132     — 


Exkurs  N^  2. 

Falks  Verhältnis  zu  Frankreich. 

In  dem  Maße,  wie  die  Schweiz  und  Frankreich  im 
Jahre  1516  sich  näherten  ,  entfremdeten  sich  Franz  I. 
und  Leo  X.  Dagegen  warben  jetzt  die  päpstl.  Abgeord- 
neten in  Zürich  ganz  oGFen  um  die  Gunst  Englands,  so  daß 
alles  Volk  das  Einverständnis  zwischen  Leo  X.  und  Hein- 
rich VIII.  sehen  konnte.  Da  deswegen  Frankreich  beim 
Papste  sich  beklagte,  so  sah  sich  der'  päpstl.  Vicekanzler 
veranlaßt,  die  Nuntien  zu  tadeln  und  ihnen  größere  Vorsicht 
zu  empfehlen.  Man  riet  ihnen  auch,  von  Leuten,  die  ihre 
Verhältnisse  zu  England  ausgeplaudert  hätten,  sich  ferne 
zu  halten,  besonders  sich  vor  Peter  Falk  in  Acht  zu  neh- 
nen.  Wirz ')  geht  aber  zu  weit,  wenn  er  darum  Falk  einen 
Verräter  nennt,  viel  weiter  als  der  Bericht  des  Kard.  von 
Medici  an  den  Nuntius  Garabaro  selber,  der  vielmehr  nur 
eine  Verdächtigung  gegen  verschiedene  und  besonders  ge- 
gen Falk  ausspricht.  Wer  mag  Falk  dem  Kardinal  als 
einen  Verdächtigen  bezeichnet  haben  ?  Frankreich  hätte  sich 
wohl  gehütet,  ihm  befreundete  Leute  zu  denunzieren.  Viel- 
mehr scheint  nur  der  Ärger  über  die  Haltung  dieses  wich- 
tigen Mannes,  der  jetzt  zu  Frankreich  zu  halten  schien,  in 
de  Medici  den  Verdacht  erweckt  zu  haben,  daß  Falk  nicht 
ehrlich  handle.  Und  wenn  man  auch  annimmt,  er  habe 
ausgeschwatzt,  so  mußten  doch  die  Nuntien  in  jedem  die 
Ansicht  erwecken,  als  handle  es  sich  in  ihren  Beziehungen 
zu  England  durchaus  nicht  um  ein  Geheimnis.  Sie  ver- 
rieten sich  selber  *).  Daß  Falk  kein  Verräter  des  hl.  Stuhle 
war  und  die  Erwähnung  Falks  als  Ausschwatzer  nur  au 
einem  unbegründeten  Verdacht  beruht,  zeigt  uns  der  Nach 


')  Emio  Filonardi,  der  letzte  Nuntius  in  Zürich,  S.  47. 
')  Quellen    zur    Schweizergesch.    Bd.  16.  herausgeg.  von  Ka& 
Wiiz.  S.  111. 


-     133     — 

folger   Filonardis,    Antonio   Pucci.     Peter   Falk   erhielt   von 

ibiD  am  18.   August    1518    als    Privatpension    150   Gulden, 

lind  Ober  ihn   berichtet    Pucci    folgendes :    Peter   Falk    ist, 

ivenn  er  auch  im  Gefolge    Frankreichs    steht,    immer    noch 

der  ünserige.     Er  ist  ein  Mann,    der  zu  joder  großen   Un- 

trernehmung  fähig  ist  und  mit   sich    reden   läßt,   und   wenn 

«in  Unternehmen  den  König  von  Frankreich  nicht  beleidigte 

oder    zum    Vorteil    des    Papstes    wäre,    so    glaube    ich,    er 

^^rürde  es  immer  mit  seiner  Gunst  unterstutzen.    Er  ist  das 

Waupt  der  Patrizier   in    Freiburg,   und  wer  ihn   auf   seiner 

Seite   hat,   hat   mit   ihm  auch   noch    den   größten  Teil    von 

Shnen  M. 

Exkurs  N*  3. 

Daguets  Urteil  über  Falks  Verhalten. 

Alexander  Daguet  hat  im  Anzeiger  (N.  F.  Bd.  IV.  S. 
^62  ff.)  einige  zum  Teil  undatierte  und  auch  ein  falsch  um- 
datiertes  Schreiben    an    Falk    veröffentlicht.     Die    Art    und 
^eise,  wie  dann  Daguet  nach  seinen   irrtümlichen  Aufstel- 
lungen die    Schreiben    einführt    und    erklärt,    ist    geeignet, 
jedem  Leser  seiner  Einleitung  ein    schreckliches    Bild    von 
der  Bestechlichkeit   Falks  vor   seinen   Augen   zu   enthüllen. 
Auch  Daguet    knüpft    daran    Betrachtungen    über    die    ver- 
werfliche Moral  Falks.     Das  Ganze  beruht   aber  auf  einem 
Irrtum  Daguets.  Seine  Darstellung  ist  vom  Grund  aus  falsch 
und  eine  fast  unverzeihliche  Voreingenommenheit  gegenüber 
einem  verdienten  Staatsmann.  Prüfen  wir  die  Schreiben  !  *) 
Das  erste  Schreiben  ist  das  Begleitschreiben   des  Ba- 
stards von  Savoyen  an  Falk  und  Schwarzmurer  ").     Daguet 


')  Ebenda  S.  175  £f. 

')  Sie  stammen  sämtliche  aus  dem  Manuskript  des  Wilhelm 
•von  Praroman,  des  Enkels  von  Falk,  in  der  Sammlung  Praroman 
^oa  Staats-Arcbiv  Freiburg. 

')  Anzeiger  IV.  S.  366. 


—     134    — 

sagt,  der  Bastard  habe  verlangt,  man  möge  zwei  Abgeord- 
nete an  den  Konig  schielten,  und  er  habe  auch  die  beiden 
Staatsmänner  bezeichnet,  die  seinem  königl.  Nelfen  am 
besten  gefallen  würden.  —  Davon  aber,  daß  der  Bastard 
Falk  und  Schwarzmurer  als  Gesandte  begehrt  habe,  findet 
sich  weder  in  den  eidg.  Abschieden  noch  anderswo  eine 
Spur  ^).  Ferner  glaubt  Daguet  an  die  Richtigkeit  des  Da- 
tums des  Briefes  (6.  Februar  1516)  und  nimmt  darum  an, 
der  Paß  sei  vom  Bastard  an  die  beiden  Gesandten  wirklich 
schon  am  0.  Februar  1516  ausgestellt  worden,  aber  ihrer 
Abreise  seien  Hindernisse  begegnet.  Das  hätte  doch  Daguet 
aufmerksam  machen  sollen,  er  findet  es  auch  wirklich  als 
eine  «  chose  curieuse  »,  tritt  aber  auf  die  Sache  nicht  näher 
ein.  Aber  was  hätten  denn  auch  die  Beiden  in  Paris  da- 
mals tun  sollen.  Die  Friedenverhandlungen  waren  am  6. 
Februar  1516  noch  ganz  in  ihrem  Anfangsstadium  begriffen, 
Falk  war  erst  in  den  letzten  Tagen  des  Januar  von  Jeru- 
salem nach  Hause  zuiückgekehrt,  seine  politische  Gesinnung 
war  noch  ganz  anlifranzosisch,  und  zudem  konnte  der 
Bastard  seine  Buckkehr  kaum  erfahren  haben.  Daguet 
behauptet,  Falk  und  Schwarzmurer  seien  im  Oktober  1516 
nach  Paris  gereist,  und  daraus  schließt  er,  daß  der  6.  Fe- 
bruar 1516  das  richtige  Datum  sei,  da  ein  späteres  Datum 
z.  B.  1517  keinen  Sinn  mehr  hätte  für  einen  Reisepaß, 
wenn  die  Beise  selber  schon  im  Oktober  vorher  ausgeführt 
wurde.  Hätte  aber  Daguet  in  den  Ratsmanualen  nachge- 
sehen, so  würde  er  gefunden  haben,  daß  Falk  sogar  anfangs 
Januar  1517  noch  in  Fieiburg  war  und  erst  nach  dem  9. 
Januar  abreiste.  Hätte  er  sich  die  Mühe  genommen,  den 
Brief  etwas  genauer*  duirhzulesen,  so  würde  er  gefunden 
haben,  da(,^  derselbe  an  den  «  Avoyer ))  (Schultheiß)  Peter 
Falk  ausgestellt  ist.  Falk  aber  war  nicht  schon  im  Februar 
1516  Schultheifj,  sondern  wurde  es  erst  Ende  Juni  1516. 
Daguet  hätte  einsehen  «  müssen  ».  daß  das  Datum  1516 
unrichtig  ist  und  daß  statt  dessen  1517  stehen   sollte,  weil 


')  Eidg.  Absch,  Nl.  2.  S.  1016. 


-     135     ~ 

man  in  Savoyen  und  einem  Teile  Frankreichs  bis  nach  1560 
oach  dem  Osterstil  datierte,  und  diesen  brachte  der  Bastard 
als  Savoyarde  hier  zur  Anwendung. 

Wie  dieses  sind  auch  alle  andern  Schreiben  an  den 
a  Schultheißen  »  Peter  Falk  gerichtet.  Diesen  Umstand 
fibersah  Daguet  ganz  und  gar.  Darum  war  er  im  Stande, 
sie  vor  den  24.  Juni  1516  zuröckzuverlegen.  So  z.  B.  kann 
das  Schreiben  vom  3.  April  (im  Anzeiger  S.  365)  nicht  vom 
3.  April  des  Jahres  1516  datieren,  es  ist  auch  wohl  nicht 
aas  dem  Jahre  1517,  da  Falk  damals  erst  etwa  10  Tage 
von  Paris  fort  war,  sondern  hochsl  wahrscheinlich  vom  3. 
April  1518.  Weil  auch  ein  üruß  an  Falks  Gattin  darin 
sich  findet,  kann  es  nicht  von  1519  sein,  weil  diese  damals 
nicht  mehr  am  Leben  war.  —  Das  zweite  Schreiben  ebenda 
vom  26.  Februar  (ebenda  S.  365)  kann  wieder  nicht  von  1516 
stammen,  vom  Jahr  1517  ebensowenig,  weil  Falk  zu  jener 
Zeit  gerade  mit  dem  Bastard  am  Hofe  in  Paris  sich  aufhielt ; 
es  muß  daher  aus  dem  Jahr  1518  oder  noch  eher  1519  sein. 
Und  dieses  Letztere  ist  wahrscheinlicher,  weil  der  Bastard, 
der  sonst  die  Frau  Schultheiß  in  seinen  Grüßen  nie  vergißt, 
sie  diesmal,  die  im  Frühjahr  1518  starb,  nicht  mehr  nennt. 
—  Das  vierte  Schreiben  des  Bastards  an  «  Schultheiß  und 
Ritter»  Peter  Falk  vom  17.  November  aus  Tours  belehrt 
öns  schon  durch  den  Titel  «  Ritter  )),  daß  es  nicht  vor  dem 
Jahre  1517  abgefaßt  ist.  Im  vergangenen  Jahre  («  Tannöe 
passee»)  hatte  der  Bastard  Falk  und  seinen  Freunden 
ß'ne  Anzahl  Käse  zum  Geschenk  zu  machen  versprochen. 
Es  war  dies  offenbar  auf  der  Friedenskonferenz  zu  Freiburg, 
da  der  Bastard  bei  Falk  zu  Gast  war,  möglicherweise  aber 
^w^h  erst  in  Paris  geschehen.  Wenn  Falk  das  Geschenk 
^'ö  November  1517  erhielt,  so  ist  die  i(  annöe  passee  »,  in 
Welcher  der  Bastard  dasselbe  versprach,  das  Jahr  1516, 
Welches  aber  nach  dem  Osterstil  damals  erst  mit  dem 
*2.  April  seinen  Abschluß  fand.  Die  Schenkung  muß  im 
November  1517  erfolgt  sein,  weil  Falks  Gemahlin,  für  die 
^^ch  ein  Teil  des  Geschenkes  bestimmt  ist,  im  November 
*518  nicht  mehr  lebte. 


-       136     — 

Die  Darstellung  Daguets  beruht  auf  Irrtum  und  Vor- 
urteil gegen  Falk.  Gerade  gegen  den  Vorwurf  der  Bestech- 
lichkeit müssen  wir  Falk  in  Schutz  nehmen.  Inmitten  der 
in  dieser  Beziehung  sonst  bösen  Zeit  steht  er  mit  blankem 
Schild  und  ohne  Makel  vor  uns.  Nicht  umsonst  ist  seine 
Entrüstung,  als  er  von  den  Bestechungen  auf  dem  Zuge 
nach  Dijon  hörte  *).  Falk  wäre  der  größte  Heuchler,  wenn 
die  Darstellung  Daguets  nicht  von  Grund  aus  falsch  wäre. 
Im  Gegenteil,  wenn  Falk  Geschenke  erhielt,  so  zeigte  er 
es  seinen  Obern  an,  wie  wir  schon  vielfach  gesehen  haben, 
und  wie  es  uns  in  den  Hatsmanualen  noch  mehrmals  be- 
gegnet. 


^)  Das  sind  schreckliche  Sachen,  daß  wir  solche  Leute  in  der 
Eidgenossenschaft  haben  sollen,  die  mit  solchen  Verrätereien  umge- 
hen. Gott  möge  sich  ihrer  erbarmen.  F.  a.  F.,  Mailand  v.  15.  Dez. 
1513,   C.  G.  Vlll.  107. 


f 


Anhang. 


N*  1.   Falk  an  seinen  Stiefvater,  Aymon  de  Treytorrens : 

^\  jfji'ifje  loetjca  der  IVevbunrj  um  Aenneli  ron  Garnüsicil^  BitU\  den 
-4  Sschlti3s  der  Ehe  möglichst  su  bc&chlcunujcn.  Frei  bürg  1497.  Febr. 
4-    (M.  d.  W.  V.  P.  50.) 

Sincere  sese  recoojmendat,  carissime  pater!  Nescio  quo  spirita 
is  f/uQO  de  Garmisirilr,  dactus,  feria  tertia  proxime  praeterita  me 
niutuis  verbis  allocutus  est.  dicens  si  forem  eiusdem  voluntatis  sei- 
licet  fllife  sosb  mihi  matrimonio  copulare,  caius  in  proximo  oxstite- 
cn  ,  cui  (quasi  illius  collocutionis  semivivus)  respondi,  non  minoria, 
pristinse  et  maioris  voluntatis  mc  esse.  Ipse  vero  super  lioc  dixit, 
labc>res  maximos  pro  assecutione  huius  rei,  maxime  causante  amici- 
^■^,  qua  erga  me  frueretur,  cum  genitore  suo  Domino  Uolmanno 
''al>viisse,  sed  finaliter  benignum  responsum  ab  eo  concepisse.  Ita 
9^oci  adhuc  precibus  ipsam  voluntatem  meam  consequi  possem,  qaia 
^^^is  tanquam  specialiori  refero  amicitiam  vestram  ex  corde  orantem, 
^^atcuus  gressus  vestros  hucusque  dirigere  dignomini  pro  communi- 
^atione  habenda  cum  avo  Petro  Ramii  qui  iam  satis  promptus  est. 
^on  tamen  cuiquam  de  verbis  dicti  Hugonis  nianifestare  curatis, 
*i^*^^.  ipse  me  precibus  multis  deprecatus  est,  id  secretum  tenere, 
^"^^VEtetiam  vobis  confldo.  Et  bene  valete  per  cuncta,  salutes  pluri- 
'^o^  genitori  me»  referens,  et  me  in  bis  recommendatum  teneatis,  ita 
*iUo<:j^  tam  cito  ut  poteritis  istud  conducatis  ad  effectum,  ne  proion- 
Satic>ne  temporis  ut  prius  defortunium  incombat  raptum. 
Fribargi,  sabato  post  Purificationis  anno  97. 

Totus  vester 

Petrus  Faulcon, 
Adresse:  Provido  et  honesto  viro  Aymoni  Detorculari,  consuli 
^2rniacif  patri  meo  ex  corde  dileotissimo. 

. .  N*  2.    Hans  an  Peter  Falk :   Trauer  um   die  guten  Freunde, 

_f^      dhnen    infolge    einer    ansteckenden    Krankheit    täglich    sterben, 

»^^^^  der  Allmächtige  möge  die  Trauer  bald  in  Freude  veruandeln. 

j^      ^^,  nach  den  Festtagen  (Johannes   des    Täufers   und  Peter  und 

^        ^^l,  24.  u,  29.  Juni)  su  ihm  su  kommen,  um  ihm  su  helfen,  damit 

^^ezahlt  werde,    a  Hüet  dich  aliwegeu,   an  denen  sorglichen  enden 


^»^ 


—    138    — 

zue  gan,  [wo  die  Krankheit  regiert],  darzuo  nim  etwas  von  dem 
appoteker,  dich  vor  einem  bösen  geschmack  zue  helfen.  Wilta  das 
nit  bezahlen,  so  lass  mich»  bezalen.  Bis  nit  gar,  als  du  gewent  hast, 
ein  Waghalft  zue  sind ».  Bei  seinen  Herren  in  Freiburg  will  er 
sich  entschuldigen,  dass  er  Franz  Arsent  seine  Pferde  nach  Salins 
geliehen  habe.     Grüsse  an  Aenneli  Falk, 

La  Lance  [am  Neuen burgersee]  1502,  Juni  22.  (M.  d.  W.  v. 
P.  9). 

N"  3.  Hans  an  Peter  Falk :  Klage  tcegen  der  üblen  Behand- 
lung ihrer  Mutler  durch  Ai/mon  von  Tregtorrens,  ihren  Sticfhaler. 
Massregeln,  um  künftig  ähnliche  Auftritte  ^u  eerhindern,  ?  1503, 
Sept.  20.  (M.  d.  W.  v.  P.  m), 

Getrüwei-  bruoder !  Vil  glucks  und  guoter  gesundheit  wünsch  ich 
dir  US  grund  mins  herzens  etc. 

Als  ich  zuo  diser  stund  gan  Betterlingen  bin  kommen,  hab  ich 
vernommen,  wie  der  on mächtig  hündisch  wüeterich  man  mit  unserer 
lieben  muoter  so  uncristenlich  gelabt  hab,  si  übel  geschlagen,  das  davon 
nichts  zuo  sagen  si,  darzuo  sin  tochter  Jaque  gescheut  0*  das  si  us  dem 
hus  nit  bedarf  kommen  und  unverschuld.  Söllichs  alles  han  ich  mit  im 
geredt:  ob  er  änderst  nit  mit  unser  muoter  wollte  laben,  vil  Wäger  werc, 
das  wir  si  bi  uns  annemen,  darzuo  sechc  er  uns  nit  dafür  an,  das 
wir  sölichs  von  im  liden  wollen,  sunderst  erzöugcn,  was  lüt  wir  dan 
sind.  Harumb  lieber  bruoder  wellest  im  darvon  schriben  und  im  er- 
zöugen,  das  wir  ouch  lüt  sind  uf  die  meinung,  ob  dir  und  mir  söl- 
lichs zinstag  gester  vergangen  uns  söllichs  zuo  Friburg  gesagt  si,  wil 
er  si  nit  gern  haben,  das  er  si  uns  lasse,  wollen  wir  si  gern  haben. 
Dan  wir  je  söllichs  nit  liden  wollen,  von  im  in  iren  alten  t^gen  ge- 
schlagen werden. 

Datum  ilends,  Vigilia  Mathey,  anno  1503. 

Din  getrüwer  bruoder  Hans  Falk. 

N"  4.  Hans  an  Peter  Falk  :  BcHeidsbe:eugung  und  Trostirortv 
beim  Tode  eines  Kindes.  —  IVeiuhandeL  (Ort?)  1506,  Dez.  17.  (M. 
d.  W.  v.  P.  17). 

Tiirgeliebter,  getrüwer,  lieber  bruoder  1 

Dins  zuovallenden  großen  kummers  weis  ich  dir  nicht  gnüeg- 
sam liehen  schriben  noch  klagen,  sunders  in  brüederlichen  trüwen  mir 
nit  leiders  mocht  gsin.  Ist  es  sach,  das  der  almechtig  gott  si  hat 
wellen  haben,  sollt  du  dinen  willen  ouch  darzuo  geben.  Gott  der 
hcrr  mag  dir  wol  din  leid  in  einer  ander  gestalt  noch  mit  vil  kinden 
anders  ersetzen,  das  du  dich  soverr  nit  so  gar  wellest  erifren  und  di- 
nem  üb  dadurch  und  gott  damit  nit  erzürnist.    Hüet  du  dich,   dan 


*)  Dialekt  gschände=:verlctzen. 


—    139    — 

dasdo  nitin  grösser  leid  möchtest  kommen.  Sodann,  getrüwer  bruoder, 
schicken  ich  minem  herren  dem  Seckelmeister  von  Bern  8  vass  mit 
win,  hat  er  mich  nun  zuoueebst  gar  tiüwiich  darumb  gebetten.  Bitten 
ich  dich,  dinen  wasteln  einer  lassen  usgan,  unib  8  guot  karrer,  die 
gewüss  eigen,  und  nit  über  nacht  hinnen  liggen.  Das  der  win  nit 
verg5uschet  werd,  sollt  du  inen  ernstlich  bi  tröwen  gebieten.  Hiemit 
sigest  Gott  dem  Herren  in  brüderlichen  trüwen  befolchen,  der  dich 
vor  diesem  verfluechten  und  anderen  gebresten  beschirmen  und  be- 
haeten  well.  GrücKs  mir  min  Schwester  din  husfrouwon.  Die  sollst 
da  von  mir  und  miner  husfrouwen  trüwlich  klagen. 

Datum  Donstag  vor  Thomae  anno  1506. 

Ganz  din  getrüwer  bruoder  Hans   Falk. 

Adresse :    An    minem    getrüwen    lieber    bruoder    Pettern    Falk 
Scholtbessen  zuo  Murten. 

N*  5.  Hans  an  Peter  Falk :   Dank  ßr  ein  \cujahf\^<jesc/icnk, 

^oi'icklag,   Uirc  Töchter  in  Fraubrunnea  auf  Neujahr  zu    besuchen 
mi:u  beschenken.     ?  1510,  Dez.  24.  (M.  d.  VV.  v.  P.  204). 

Bruederliche  trüw  und  was  ich  vermag  alzitzuovor!  Vor  allen 

<liogeu,  HO  weiß   ich  dich  nit  gnuogsam liehen   dankens   der    hünere, 

<iie  du  mir  in  bruoderlichen  trüwen   zuo   einem  guoten   jars   wia  ge- 

^heokt  hast      Du  sollest  mir  nichts  geben,  dan  ich  das  noch  anderes 

öwb  dich  nit  kan  und  mag  verdienen.  Der  allmechtig  Gott  well  dirs 

^'Iw  bezalen.     Unser   tochteren    halb  zuo   Frouwenbrunnen    bin    ich 

"^  willen?,  wenn  du  wilt,  mit  dir  hinab  zuoriten  und  inen  selbs  das 

^^Ijar  zuo    bringen.     Der  Vetschcrynen  ')   halb,    die    hau    ich    nach 

O'inein  vermögen  kouft,  als  guot  als  ich  die  hab  mögen  finden.    Und 

^an  rJQ  vvilt,  so  schick  mir  dinen  knecht,  will  ich  die  inniassen  in- 

^ten  und  in  binden,    das  die  ganz  und  erlich    darkomnien    müessen. 

^"  kummerlichen  des  tags  erwarten,   diner   schütten  halb;    und  du 

^'J  mir  begärist  der  kisten  oder  kästen,  die  ich  dan  hab,  wie  dies^el- 

*  s^ind,  die  sind  din  und    nit    min.     Du    sollt    mich    nichts    bitten 

*^  clelieinerlei  sachen  willen,  dan  alles  das  ich  hab  und  vermag,  ist 

^^•"Hch  ganz  din.    Mich  will  bedunken,  ee  wir  hinab  kommen,  und 

,    "^er  es  were,   darumb  wellest  mich    des   tags   berichten    und   dinen 

,     ^'ht  harschicken.    Grüess  mir  min  schwöster  zuo  tusend  malen  und 

/^it  sigest  Grott  dem    Herrn    befolchen,    der   uns   allen    gab  ein  gut 

^'»8   jar. 

Datum  vigilia  Noe[ll  anno  1501). 

Ganz  din  williger  bruoder  ff  ans  Falk, 
Adresse :  Wie  N*  4. 


')  Spezialität  in  Käse,  frz.  vaclicrin. 


\ 


—     140    - 
N*  6.  Ursula  an  ihren  Vater  Peter  Falk :  Dank  für  ein  Gt^ —         ^ 

schenk.     Schickt  ihrem   Vater  ein  Gebetbüchlein,    IVunsch,  bald  bc 
sucht  2H  iccrdcn.    (Ohne  Datum).    M.  d.  W.  v.  P.  141. 

Min  herzlieber  vatter  ! 

Min    kindiche    triiw,  min  herzlieber  vatter  und  mio   herziie 
mütterli!    Ich  laß  üch  wüssen  min  gesundheit  von  den  gnaden  got 


Desglichen  wer  mir  ein  besondere  große  fröud  von  Üch  zuo  vernemeiiHE:   i. 
Min  herzlieber  vatter!    ich  danken  üch  der  hübschen   schuhen,  so  ^^Pi« 
mir  geschickt  band  ;  ich  will  redlich  leren  und  mich  in  üweren  wille 
und  gefallen  halten  zuo  aller  zit.    Min  herz  lieber  vatter!  Ich  schicke: 
üch  hie  ein  büechlin,  han  ich  selber  geschrieben,  da  sönd  ir  in  bct( 
und  sönd  es  nit  verlieren,  und  kommend  bald  zuo  uns  oder  scbick( 
mir  min  müeterlin  bald.   Damit  sig  Gott  mit  üch  allen  und  grüessei 
mir,  wer  mir  nachfraget  und  wer  üch  lieb  ist  und  min  gotten  ^). 

Urselly  üwer  tochter. 

N'  7.  P.  Falk  an  seine  Frau:   Auftrag,   einen  Brief  su 
sonjen  und  i'rsula  jur  Schule  su  schicken.  ?  1511,  Janaar  31.  (M.  _d 

W.  V.  P.  13). 

Mins  liebs  Ennneli/n.  Ich  grüeß  dich  von  ganzem  grund  inL^^mm^as 

herzens  und  bitt  dich,  daß  du  von  stund  an,   als  bald  du  disen  bi  ie/ 

ufgetan  hast,  das  du  disen  brief,  der  hariii  verschlossen  iigt,  schick  ^^est 

dem  Vanner  in  der  Nüwenstadt^)  oder  im  Spital')  und  luog,  das  -^^o 

das  nit  underwägen    lassest.    Suß  hab  im    hus   guot  sorg  und  schzaBK.  ck 

Urseii  unser  tochter  zuo  der  Lärr. 

Datum  Fritag  vor  der  Liechmess  anno  1511. 

Peter  Falk—   ^ 

Adresse  :    Der  ersamen  frouwen  Knuelin  Falkin,  Vännerin 

Friburtj,  miner  lieben  elichen  frouwen. 

N"  8.  Falk  an  seine  Frau :  Bericht  con  seinem   und   ander 
Wohlert/ehen.    —    i'rsula   wird   besonderer   Fürsonjc   empfohlen. 
Grüsse  an  Verwandte  und  Freunde.  ?  1511,  Dez.  4.  (M.  d.  W.  v.  P.  St 

Min  liebes  Ennelin,  ich  giüeß  dich  in  elichen  trüwen  und 
ganzen  grund  mins  herzen  und  laß  dich  wüssen,  das  ich  früsch 
gesund  bin  von  den  gottes  gnaden.  Des  glichen  begär  ich  von 
ZUG  vernenien  und  von  unser  lieben  tochter  Ursel  und  bitt  dich, 
wellest  es  all  wegen  in  züchten  leren  und  halten  und  in  allem  das 
tuon,  als  ich  dir  wol  vertruw.     Min  schwager  Hans  *),   din  bru 


*)  Taufpatin. 

*)  Konrad  Gurny  (Venner  von   1509— 15 12). 

^)  Hans  Schmid  (nur  für  15 10  Venncr  ;  tritt  15  ii  in  den  kl, 
ein).  B.  B. 

*)  Hans  von  Garmiswil  war  i.  J.  1507  in  den  Rat  der  200  in 
Au  gewählt  worden   und  blieb  in  diesem  Rat  bis  15 ii.    Nachdem  er 


—     141     — 

and  wir  all  sind  früsch  und  gesund  ;  der  tuot  dich  fast  grüessen  und 
sio  liebe  husfrouw.  Grüess  mir  jedermann  besundei*s  minen  bruoder 
und  minen  vettern  Hans  und  Jahob^)  Techtermann,  Jakob  Helbling, 
min  Herren  beid  SchttUheasen  *),  Statt-*)  u.  Gericktschriber^)  \x.  all 
ander  anser  guot  fründ,  min  schicager  Daniel  und  min  schwester 
all.  Und  lass  min  Miiotter  wüssen,  das  mir  wol  gat  und  uns  allen. 
Hiemit  sigest  gott  trüwlich  befolchen,  dem  wellest  mit  andacht  die- 
nen und  tuon,  als  ich  dir  befolchen  hab. 

Datum  uf  Sant  Barbein  tag  anno  1511. 

Din  getrtiwer  huswirt  Freier  Falk^  houptman. 

Adresse:  Der  ers?amen  frouwen  Ennclin  Falkin,  burgermeisterin 
ZOO  Friburg,  miner  herzlieben  husfrouwen. 

N*  9.  Ursula  an  Ihren  Vater  Peter  Falk:   iVunsch,  dass  er 

''rtW  heimkomme.^  —  Einkerkerung  einiger  Freunde,  —  Grusse.  — 
[Freiburg  1512]  März  17.  (M.  d.   W.  v.  P.  247). 

Min  früntlicben  gruoß  und  alles  guotes  zuovor  !  Min  herzlieber 
vattcr.  Mins  mütterlin  beißt  üch  fast  grüetzen  zuo  hundert  tusend 
malen  und  betten  üch,  ir  wellen t  bald  harheim  kommen,  dan  uns 
belanget  gar  übel,  uns  dunkt,  wir  haben  üch  ir  hundert  jaren  nüt 
S^sechen.  Ouch  min  herzlieber  vatter,  wüssend  das  wir  fast  fro  sind 
gettin,  das  ir  uns  geschriben  band  und  danken  üch  zuo  hundert  malen 
öwer  8chriben,  ouch  min  herzlieber  vatter,  wir  bitten  üch,  ir  wellend 
bald  US  dem  land  kommen,  dan  es  sind  untrüw  lüt  daheim,  wie 
wir  wol  vernommen.  Ouch  min  herzlieber  vater,  etlich  lüt  mang- 
^en  üwer  gar  übel,  dan  iren  sind  viel   in   der   KäJJin   gelägen :    min 


k 


'^Jchi  wieder  gewählt  worden,  gelang  es  ihm  doch  1515,  wieder  in  den  Rat 
hineinzukommen.  J.  J.  1520  trat  er  in  den  Rat  der  Sechzig  in  der  Au 
^^r  und  starb  i.  J.   1530.     B.  B. 

*)  Jakob  T.  ist  von  1505  bis  15 15  mit  Unterbrechung  im  Rat  der 
T^^chzig  in  der  Au.  Nachdem  er  15 16  in  den  kl.  Rat  eingetreten,  starb  er 
■-    J.  1526.    B.  B. 

')  Schultheiß  war  im  J.  151 1  Ritter  Dietrich  von  Englisbcrg,  Alt- 
^^«Juliheiß  Ritter  Petermann  von  Faucigny.  Der  erstere  war  Schultheiß 
^'^^n  1512— I},  1519—21,  1522—24  und  1525—27,  d.  h.  12  Jahre,  Bürger- 
**^«istervon  15 14—17.  —  P.  v.  Faucigny  war  Schultheiß  in  den  Jahren  1478, 
^-♦^— 82,  1486—88,  1492—94,  1498 — 1500,  1504—06,  1507  und  15 10, 
"^  -  h.  18  Jahre.     B.  B. 

*)  Nikolaus  Lombard  war  Stadtschreiber  von  1493  bis  zu  seinem  Tode 
v^^.  Dez.  1515),  wo  ihm 

*)  Jost  Zimmermann  im  Amte  folgte.  Dieser  war  Gerichtschrei- 
^^  vom  Juni  1505  (Nachfolger  Peter  Falks  in  diesem  Amte)  bis  24.  Juni 
^515.    Vom  Tode  Lombards  bis  1525  war  er  Stadtschreiber.       B.  B. 


—    142    — 

Vetter  Hans  Garmiswyl,  Jakob  Helbling^  Jakob  Techtetmann  ^  Bern- 
hardt Garmiswyl  *)  uad  Ludwiif  Pq/lilt/ard  *)  oon  das  Franken 
wegen,  Goch  min  berzLieber  vatter  Ion  wir  üch  wüssen,  das  uns 
die  hundert  guidin  von  dem  Basier  worden  und  das  RyssC?)  ouch 
mit  und  ücli  heißt  jederman  grüesseu  :  min  herr  Alischullheiss  und 
min  oetter  Daniel  und  min  bestin^)  und  min  vetter  Hans  Garmistril 
und  sin  husfrouw  und  min  beslin  in  der  Magcrnouvo  *)  und  all 
frouwen.     Damit  sigent  ir  gott  dem  almechtigen  trüwlich  befolchen. 

Greben  uf  Montag  vor  Mitterfasten. 

Adresse :  Diser  brief  gehört  minem  lieben  vatter  Peter  Falk 
burgermeister  zuo  Friburg. 

N^  10.  Falk  an  seine  Frau  :  Sein  Befinden.  —  Aufträge  ßr 
Holstransport.  —  Besorgung  det  Hauswesens  und  Erziehung  der 
Tochter,  -  Grässe,  -  Trielit  1512,    Mai  29,  (M.  d.  W.  v.  P.  353). 

Min  herziiebes  Ennelin  I 

Ich  grüeß  dich  us  elicben  trüwen  und  sollt  wüssen,  das  ich 
früsch  und  gesund  bin  und  es  mir  fast  wol  gat  von  den  gnaden  gottes. 
Darum b  so  bis  du  ouch  rüewig  und  guoter  dingen,  wan  ich  trüw 
und  ho£f,  mit  großen  eren  und  froiden  wider  heimzuokommen. 

Ich  hab  2  dotzet  bömen  zuo  Wengliswgler^).  Sagdinem  bruoder, 
minem  lieben  seh  wager  Hansen  ^  das  er  versuche  bi  den  frommen 
landlüten  zuo  Tafers,  ob  si  mir  die  wollten  zuoher  füeren,  das  w-ölt 
ich  umb  si  verdienen.  Und  ob  sie  die  brächten,  so  laß  si  entladen 
vor  Unser  Froutcen  •)  und  bitt  min  herren  Gerich tsch rieber,  das  er 
mir  lüt  bestelle,  die  si  recht  ieggen.  Er  weiß  wol,  wie  man  im  tuon 
soll. 

Hab  sunst  guot  sorg  zuo  dem  hus  und  zuo  miner  lieben  tochter 
und  laß  si  nit  allein  im  hus,    für  si  mit  dir,    wan  du    hin    gangest. 


*)  Er  war  seit  1506  im  Rat  der  2(X)  in  der  Au  und  seit  15 10  irei 
Rat  der  Sechzig.  Nachdem  er  15 12  nicht  wieder  gewählt  worden,  kam  er 
mit  15 13  wieder  in  diesen  Rat  und  mit  1528  in  dem  kl.  Rat,  dem  er  bis 
1553  angehörte.     Von  hier  ab  wieder  im  Rat  der  60,  starb  er  1557.  B.  B. 

*)  Ludwig  Paxillard,  von  1507  im  Rat  der  200  (auf  der  Burg),  kam 
mit  1509  in  den  Rat  der  Sechzig.  15 12  wurde  er  nicht  wieder  gewählt, 
wohl  aber  wieder  für  15 13.    Mit   15 16  scheidet  er  aus  dem  Rate  aus.   B.  B. 

')  Daniel  Meyer  und  seine  Frau  Antonia. 

*)  Man  wäre  versucht  anzunehmen,  dass  dieses  die  Schwester  P.  Falks «^ 

Clara  Falk,  sein  möchte.     Ursula   nennt   sie    «  beslin  »,    mit    welcher  Be 

Zeichnung   dieselbe  auch  die    Antonia,    die   Frau   des   Daniel   Meyer,    un^ 
Schwester  Peter  Falks,  zu  belegen  pflegt. 

*)  Wengliswil,  eine  halbe  Stunde  oberhalb  Alterswil,  Kt.  Freiburg. 

^)  Liebfrauenkirche,  d.  h.  vor  dem  Hause  Falks. 


—    143    — 

oder  schick  si  miner  scbwester  Anthonien  und  laß  si  nit  zuo  wit 
sehweiffeii,  damit  ir  nit  ein  böser  nam  ufgelegt  werd.  Wan  soliichen 
jangen  löjhtern  vait  zuo  ziten  zuo,  das  inen  niemermer  abgat.  Da* 
ramb  underwis  si  hüpscblich,  das  wir  iren  gefröuwt  mögen  werden. 
Si  weiß  wol,  was  ich  ir  oft  und  dick  gesagt  hab,  wie  si  sich  halten 
solle,  damit  si  min  herzliebes  kind  blibe  und  sie. 

Grüeß  mir  min  bruoder,  min  scbwöster,  mine  schwäger  alle, 
min  Vetter  Haiis  Techlermann ,  Gerich tsch ri ber ,  Jakob  Helblin<j, 
Herr  Tuferney  M,  Hensli  Seitcn/nachei\  min  Herren  bed  Schultheissen 
ond  Stattschriber,  euch  den  Herren  von  Liric^  und  all  ander  unser 
guoten  fründ  und  fründin,  besunders  minen  bichtvatter  und  Herr 
Matheus  den  Prediger*)  und  laß  min  herjtiebe  muotter  wüssen,  das 
es  mir  vast  wol  gat.  Hiemit  »igest  der  heiligen  drivaltigkeit  trüwlich 
befolchen. 

Datum  zuo  Trieni  uf  Sambstag  nach  der  Uffart  anno  1512. 
Din  getrüwer  gemache!  Peter  Falk,  houptmann. 

Adresse:  Der  ersamen  frouwen  Ennelin  Faikin,  burgermeisterin 
wo  Friburg  im  Uechtland^  miner  herzlieben  elicben  frouwen  in  ir 
band. 

N'  11.  Falk  an  Petermann  von  Praroman  :  Geschenke  an  ihn. 

—  Trauer  um   den   Tod  Ludwig    Schne^iulis.    —    Empfehlung   seines 
Haum.  —  Grüsse.  —  Mailand  1514,  Juli  8.  (M.  d.  W.  v.  P.  21). 

Min  berzliebster  sun  I    Ich   grüeß  dich  von  ganzen  grund  mins 

lierzen.  Und  hat  mir  gefallen  din  schriben,  solt  ouch  nit  underwegen 

^^sen,  mir  für  und  für  zuo  schriben,   so  du    botschaft  haben  magst. 

^in  baretli  schick  ich  dir  nach  aller  notdurit  versorgt ;    ho£f  ich,   es 

^erd  dir  gefallen,   wan  ich   dir  es  von  ganzem  herzen  gern  und  un- 

S^beten  geschenkt  hab.   Will  dich  ouch  für  und  für  witer   begaben, 

*o  ver  du  in  mis  bruders  Sebolden^)   und    minem   guoten  willen  be- 

**^rpe8t,  des  ich  dir  fast  wol  vertrüw.    Mir   ist  fast  übel  beschechen 

^^  mitiem  getrüwen  fründ  Ludwigen  Schneiulin^).  Der  almechtig  got 

^«l  «iner  sei  barmherzig  sin.     Er  was  fürwar  ein  frommer,  redlicher 

^^sell.    Nun  wol  an,  wir  müessen  all  den  weg  faren.    Er  rüwt  mich 

^^r  fast  übel.    Tuo  du  dinem  müeterlin  das  best ;  laß  dir  si  befolchen 

')  Darunter  ist  wohl  das  Ratsmitglied  Peter  Tavernier  zu  verstehen, 
^-^'«tselbe  war  von  1504  ab  Mitglied  des  Rates  der  60  auf  der  Burg,  von 
*  506  bis  15 17  (seinem  Todesjahr)  im  kl.  Rat.     B.  B. 

*)  Mathäus  Rollenbatz  war  Prediger  in  St.  Nikolaus  von  1509  bis  1519. 
^^gl  Deutsche  Seelsorge  in  der  Stadt  Freiburg,  Frciburg  1893. 

')  Vater  des  Petermann  v.  Praroman.  Das  gr.  Bb.  Fol.   116^. 
*)  Wahrscheinlich  ein  Bruder  des  mit  Falk  eng  befreundeten  Venners 
^nd  Ratsmitglieds  Ulli  Schnewiy.    Er  scheint  übrigens  im  Staatsleben  keine 
^oüe  gespielt  zu  haben.     B.  B. 


-     144    — 

sin  ;   des  sollt  du  fast  wo!  geniessen,  oach   min  henliebe  tochter  be- 
zieh dir  in  ganzem  trüwen.   Ich  han  ir  oach  ein  schönen  kraoi  kooft„ 
als  du  sechen  würst.  Grüeß  mir  min  vetter  Ludwigen  and  Hansen  *}^ 
Hiemit  sigent  all  gott  dem  herren  trüwlich  befolchen. 

Datum  zuo  Mailand  uf  Samstag  nach  St.  Ulrichstag.  Ich  wQnsc 
dir  vi!  glucks  zuo  dinen  eren '). 

Din  getrüwer  Vatter  Peter  Falk. 

Adresse :  An  minen  fürgeliebten  sun  Peiermann  von  PeiTomati 

N*  12.  Falk  an  seine  Tochter :  Ucber  sein  Befinden.  —  Vatei 

liehe  Ermahnunijen  an  sie.    —  Aufinuntenint/  zum  Gebet,   besonder 
für  ihn,  —   Wie  ein  rechtos  Gebet   beschaffen   sein  soll.    —   Vvrha 

tungsmassregeln  f/er/enüber  dem  Gatten  und  den  Schwiegereltern, — 

Venedig  1515,  Juni  22.  (M.  d.  W.  v.  P.  371). 

Min  vätterlicho  trüw  zuovor.  Hersliebe  Tochter !  Wüß,  das  \mm^  ^ 
früsch  und  gesund  bin  von  den  gnadon  gottes.  Desglichen  wer  n~  r  ni 
ein  große  fröud  von  dir  zuo  vernemmen.   (Ermahnung  zum   flAit^if^  ■» 

Gebet,   siehe  oben).    Du    tindest   in    mlner  libery   der  heiligen    u 
der    alten    vätter   laben.     So   ist  der   granatöpfel  und    die  vieror 
zwentzig  alten,  oueh  der  seelen wurzgarten  vorhanden,  darin  laß  dii 
Seelen  wol  sin.     Es  kompt  die  zit,  das  es  dir  wol   kumpt.    Laß 
wol  sin  mins  liebs  kind,  so  du  mins  guot  heat.    So  findest  da  um 
den  latinischen  büchern  zuo  obrist  bi  dem  kemin  ein  buoch,   ist 
zuo  groß,  mit  wisse m  läder  überzogen  und  ia^  am   rucken   ein   wei 
verbrent  worden,  da  ich  zuo  Marien  zuo  nacht  darin  las,  als  du 
weist,  das  heißt  ein  psalter  und  ist  in    latin,   i^ber   danebent   ist 
psalter  euch  zuo   tütsch.    Und   findest  du   ob   tedem    psalmen   sii 
tittel  vor  dem  psalmen  gemacht  hab   und    warum b   er  gemacht 
oueh  wartzuo  er  guot  sie  zuo  bitten.     Ist   min   vAtterlich    begeren 
dir,  du  wellest  das  für  dich  nemen.  Darin  findest  du  etliche  psalnm 
die  guot  zuo  sprechen  sind  den  lüten,   die  über   meer  faren,   tuo 
ein  from  tiüw  kind  und  sprich  mit  audacbt  derselben  psalmen  ei  fl 


*;  Brüder  Petermanns.    Das  gr.  Bb.,  Fol.   iiy*»  (wie  Petermann 
1520  als  Bürger  aufgenommen. 

Ludwig  war  von  1507  ab  Mitglied  des  Rates  der  2qo  (auf  der 
trat  i)io  in  den  Rat  der  60  und  15 12  in  den  kl.  Rat   (der  24)   über, 
er  bis  1517  angehörte.     Von    1520—22    gehörte   er  wieder   <iem    Rat 
Sechzig  an.     Er  starb  1526. 

Hans  schied,  nachdem  er  1522  in  den  Rat  der  200  eingetreten, 
aus  diesem  Rat  wieder  aus.  1530  wurde  er  wieder  gewählt,  verliUt 
die  Stelle  schon  wieder  1534.     B.  B. 

')  Am  24.  Juni  15 14  war  Petermann  in  den  Rat  der  S^ghxig 
der  Burg)  gewählt  worden.     B.  B. 


—     145    — 

oder  zwen  all  tag,  bis  ich  wider  harheini  koni  mit  gottcs  hilf,  oilcr 
da  veroäuicst,  ob  ich  todt  oder  lebendii;  sig  und  IiL>  oder  sprich  so  be- 
«heidenlieh,  und  das  du  die  woit  woi  Vorstandes.  (Wie  soll 
man  beten.  Siehe  oben.)  Darum b  lau  mich  dir  befolchen  sin,  so 
lieb  als  du  mich  haben  magst.  (Verhaltungsmaßregel  iii'fien  ihre 
Matter,  ihren  Gatten,  die  Gesellschaft,  gegen  Schwiegervater  und 
Schwiegermutter.  S.  oben.)  Hiemit  sigcst  gott  dem  allmechtigen 
trüwlich  befolchen,   der  uns   mit  fröuden    widerumb  zuosamen    heU. 

Datum  zuo  Venedig  uf  Fritag  vor  St.  Johanstag  zu  Sungichten 
anno  1515. 

Luog,  das  du  mine  büecher  niemands  hinlichest  noch    tragest, 

dan  in   mines    bruoders    Srhohh   oder    miner   Schwester    Anfhoni/fn 

büser. 

Din  getrüwer  vatter  Pffcr  Fnlk\ 

Adresse:  An  miner  herzlieben  tochter  Ui\<('l  von  l^rrmnum. 

N' 13.  Hans  und  Wilhelm  Falk  an  Peter  Falk:  An:ri;fr 
fVw  Ankunft  in  hreihurtj.     [Freiburgl  LjIÖ,  Miirz  10.  (M.  d.  W.  v. 

P.7.) 

Kindliche  darzuo  vetterlichc  trüw  und  was  wir  noch  unser 
kindlichen  schuldigen  vermögen  alzit  zuovor.  insunder  unser  fürge- 
iiepter  herr  und  vetter  !  Wir  lassen t  (iwer  liebe  wüssen,  das  wir 
S^tert  harkomen  sind,  weüendt  nit  achten,  das  wir  jetzunt  nit  zuo 
vil  schriben,  dann  wir  jeztmal  ungeschickt  sind,  und  befelchen  uns 
biemit  alizit  in  üwer  getrüwe  vetterliche  liebe  zuo  sin.  Hiemit  sie 
^w  allmächtig  gott  üwer  trüwer  behüeter. 

Datum  Fritag  vor  Judica  me  anno  IH. 

Von  uns,  Hans  u.  Wilhelm  Fdlkvn  üwer  Siin  und  Vettern. 

Adresse:  Dem  strengen  wisen  herrn  Prtcr  Falk,  SchultheiLi  zuo 
Friburg,  unserem  insunders  lieljen  herien  und  vetter. 


_  _  —  -«»• 


10 


\ 


Personenregister. 


A. 

Adam  Peter  17. 

Agrippa  Cornelius  110. 

Alt  Peter  70. 

Amadeas  IX.  "i. 

Ammann  Hans  97. 

Andrelinus  Publius  Faustus  111. 

Arsent  Franz  '>0  -a*^,  1)5,  119,  123, 

1:>7--181,  138,  142. 
Arsent  Margareta  21,  27. 
Arsent  Peter  119. 
Arsent  Wilhelm  95,  119-1^3. 
V.  Arx  Bened.  96. 
Ätterli  Gylian  115. 
Auf  der  Flüh  Franz  95. 
Auf  der  Flüh  Georg  (Jörg)  19—26, 

31,  4;^,  95,  128,  129. 
d'  Avrie  Willino  <>. 

B. 

Besancenet  Etienne  120. 
V.  Hollingen  Margret  131. 
Bonoesa  Julie  13,  46. 
Bossot  Uldri  '>:^,  95. 
Bi)(u}rgey  siehe  Burger. 
Brandenburg  Hans  120,  121, 
Buclilioizer  Werner  l'^O,  122. 
BiignioL  Niki.  41—4:3,  57.  m. 
Biigiiiot   PottMinann  iH). 
BurgtM-  Niki.  :m.  tK),  \M'k 
di>  Burgo  Andrea  52,  (>7. 

C. 

Caniona  51.  rr.\ 
Cimoriu**  lionrii'us  113. 
Totiiii   l:;. 


D. 

Dantiskus  Johannes  118,  119. 
Detorculari  siehe  Treytorrens. 
Detrethareyn  siehe  Treytorrens. 
V.  Diesbach  131. 
V.  Diesbach  Hans  62,  (oS.  114. 
V.  Diesbach  Wilh.  21. 


E. 


V.  Englisberg  Dietrich  15»  26, 21 
41,51,60,70,96,101,141, 
V.  Englisberg  Petermann  24, 
Erasmus  v.  Rotterdam  90,  11*^ 
Erb  Heinrich  78. 
V.  Eriach  Burkhard  36,  37,  7," 
V.  Erlach  Haus  42,  45—50. 
V.  Erlach  Ludwig  46. 
Ernst  Jakob  113. 

F. 

Falk  Anna  13,  3i),  80,  81,  102, 

ia5,  137-14:3. 
Falk  Anton  12. 
Falk  Antonia  6,   12,   81,  124, 

143,  145. 
Falk  Bernhard  5,  6,  12. 
Falk  Hans  6,7, 10, 11, 12, 14,  i 

:34,  41,  80,  102,  112,  13U 

1:31»,  145. 
Falk  Katharina  80. 
Falk  Klara  5,  142. 
Falk  Peter  (älter)  5,  6. 
Falk  Ursula  80-82,  88,  124^ 

140-145. 
Falk  Wilh.  (Älter)  5. 


^12, 


^42, 


137- 


VÄ, 


-     147     — 


Falk  Wilh.  (jünger)  102.  145. 
v.Faucigny  Petermann  6,  17,  141— 

143. 
Felder  Hans  115. 
FelgaWilh.  14. 

Ferdinand  von  Aragon  35,  51. 
Fieschi  Card.  Niki.  43,  100. 
Flecklin  (Vogt)  62,  (53,  66,  68,  69, 

71,  72,  76,  77,  80,  92. 
de  Foix  Gaston  35. 
FonUine  Benedikta  82. 
Franz  1.  v.  Frankreich  90,  9->-94, 

96,  98,  111,  i;^. 
Fries  Hans  29,  30,  96. 
de  Furno  Jean  33. 

G. 

Gachet  Niki.  120,  121,  124. 

Gambaro  132. 

V-  Garmiswil  Anna  s.  Falk  Anna. 

^-  Garmiswil  Bernhard  142. 

^-  Garmiswil  Hans  140,  142. 

^-  Garmiswil  Hugo  13,  14,  1:37. 

^-  Garmiswil  Peter  26,  35. 

^'  Garmiswil  Ulmann  (älter)  6,  13, 

14,  137. 
^*  Garmiswil  Ulmann  (jünger)  113. 
114,  123. 
^'  Garmiswil  Wilh.  »5,  108. 
^^jr  siehe  Gäch. 
^ch  Peter  29,  30. 

^   Gingins  Aymon  55,  56. 
jfi»au(l  Richai'd  (älter)  112. 
^^itaud  Peter  Richard  111—113. 
I^^roud  siehe  Giraud 
^^^rean  102,  109-112,  117,  ^^5. 
^^aser  Michael  24. 
^^Itschi  Hans  (Jak.)  85,  86. 
^^  Grangis  114. 
^ribolet  Hensli  96. 
^^rny  Konrad  30,  140. 


H. 


^«gispach  Martin  67. 


Heinrich  VIII.  v.  England  l;i2. 
Helbling  Hans  24-27. 
Helbling  Jakob  96,  97,  141-14^1 
Heymo  Hans  36,  »37. 
V.  Hohensax  Ulrich  36. 
Hugi  Benedikt  21). 

J. 

Jännv  Peter  'ij— 31. 

Johann  von  Savoven,   Bischof  von 

Cjeiif  56. 
Julius    II.    Papst   18,   .T>,    40-45, 

52—54,  58. 

K. 

Karl  11.  Herz.  v.  Savoven  *3:i 
Karl  lll.  Herz.  v.  Savoven  5(],  75, 

100,  101,  lai  loi. 

Kätzi  (Ammann)  80. 

Keller  Dr.  Konstanz  4:3,  \^'),  108. 

Kolb  P>anz  108. 

Kother  108. 

Krum menstoll  Hans  10,  24,  2.5,  60, 

9<3,  97. 
Kumnio  Henz  .*34. 

L. 

Lang  Matthäus  42,   45,  .51,  52. 

Lai'in  Heinz  »30. 

Lau  per  Hans  22. 

Lautreo  120. 

Leo   X.   Papst  54— r>8,   8:3,  H4,   93, 

94,  100,  132. 
v.  Lichten  stein  Georg  •%. 
v.  Liriez  143. 
de  Liuront  Georges  82. 
Lombard  Niki.  11,  24,  141,  14:3. 
Longicampianus  114. 
Loredano  Leonardo  48,  49,  89. 
Löubli  Ludwig  20,   23,   24,  26,  28, 

:32,  4:3,  57. 
Ludwig  XI 1.  König   v.  Frankreich 

18,  19,  48,  91. 
v.  Lusignan  Niki.  90. 


i 


148    — 


M. 

Maad  Marx  (w. 
Manuel  Niki.  lir>. 
Marti  Fridii  25-27,  ♦U,  9<>. 
Maximilian  1.  Kaiser  40,  41,  51,  14. 
V.  Medici  Card.  1^J2. 
V.  Meggen  Niki.  120. 
Merveilleux  Jean  siehe  Hans  Wun- 
derlich. 
Meyer  Antonia  siehe  Falk  Antonia. 
Meyer  Daniel  12,  124,  125,  141, 142. 
Meyer  Franz  12,  125. 
Meyer  Niki.  12,  125. 
Murr  Sebastian  7,  107. 
V.  Mülinen  Kaspar  '28. 
Miisy  Bernhard  H7,  89,  IH). 
Mvkonius  Oswald  111. 

N. 

Nusspengel  Niki,  'it^,  ::K),  li\  D/. 

P. 

Pantzard  Hugo  102. 

Pavillard  Anton  119,  121. 

Pavillard  Jean  ^^>. 

Pavillard  Ludwig  ;^),  142. 

Pavillard  Wilh.  85. 

Perrotot  «>. 

Pio  Alberto,  Graf  v.  Carpi  .'►!. 

Piteli  Wilh.  85. 

V.  Pontherose  Benedikt  44,  5.5,  85, 

Praderwan   Rudolf  11-^ 
V.  Pramnian  Hans  144. 
V.  Praroinan  Humbert  88.   iH),   97, 
101. 

Praroinan  Luiiwig  r.0.  IHi,  144. 

Praroinan  Niki.   125. 

PraronKin   Pet«.Minan  82.  IH».  125. 
14.5,   114. 

Praroinan   HvuMi  '>>,  :\),  ^. 

Praioman  Si>hoM  S2,  SS,  14:1  145. 

Praroinan  Wiih.  «aller»  8.5. 

Piai^^nMii  Wilh.' junijorUV.,  125. 


\ 
\ 

V 

\ 
\ 
\ 
\ 


V.  Praroman  Ursulas.  FalkUrsm-TLl*. 
Pucci  Antonio  l*ö. 
Pur  Thoman  911 


Quintinianus  12^^. 

R. 

Ramü  Ludwig  30,  <>0. 
Raniü  Peter  5,  6,  14,  187. 
Rasch  i  Peter  22,  59,  60. 
Reich muth  Gilg  120. 
Reich muth  Martin  120. 
Reif!  Wilh.  26,  35. 
Relibati  siehe  Rollen batz. 
Ren6  von  Savoyen  (Bastard)  96 

111,  133-136. 
Rollen  batz  Matthaus  a5,  108, 
Rono  Wilh.  85. 
V.  Roverea  Jakob  87. 
Rudi  Bertolf  88. 


S. 

Salo  Peter  85. 

Savelli  Silvio  1)9. 

V.  Schar  nach  thai  Rudolf  28. 

Schinner  Kaspar  21,  87. 

Schinner   Card.   Matthäus   17 

36-;W,  51,  52,  54,  56,  5* 

70,  71,  82-84,  87,  92. 
Schinner  Peter  87. 
Schmid  Hans  ;«,  a5,  CX),  96, 
Schnewly  Ludwig  143. 
Schnewli  Thomas  113. 
Schnewli  Uli  30,  35,  36,  60,  6ir 

104,  113,  143. 
Schön i  Simon  29. 
Schwarz  murer    Hans   97—99, 

116,  KÖ,  i:i4. 
Schwarzmurer  Sigismund  120 
SchwenJi  Hans  20,  2i>,  30. 
Seiler  Uli  96. 
Si'ileninacher  Hans  56,  87,  1 


w, 


21. 

61. 


40. 


sn, 


\\\^ 


—     149    — 


Sforza  MaBsimiliano,  Herz.  v.  Mai- 
land 40.  50-52,  58,  61,  68; 
ft4,  65,  68-72, 77,  79,  92-94, 
109. 

Sforza  Oktav ian  51. 

V.  Silenen  Kaspar  41,  52. 

Suewli  siehe  Schnewly. 

Slafileo  Johannes  42,  45—47,  49. 

V.  Stein  AI  brecht  78. 

V.  Stein  Bastian  28,  29. 

Steiner  Werner  120. 

Sterner  Ludwig  32,  107. 

Stockar  Hans  120,  123. 

Stocker  Thomas  120. 

Stoss  Hans  30. 

Strambollo/Phiiipp  122. 

StQder  Hans  30,  60,  96. 

Stolz  Heinrich  120. 

Supersax  siehe  Auf  der  Flüh. 

T. 

Taferneir  siehe  Tavernier. 

Tavernier  Burkhard  85. 

7*^ernier  Peter  20, 41, 43, 50, 9«i,  14^1 

^echtermann  125. 

/^^hterraann  Bastian  75. 

"^htermann  Hans  29,  i^,  ;i2,  5<), 

%,  141,  142. 

'^^htermann  Jakob ::J6,  97,  101,  141, 
140 

.^f^^terniann  Martin  16. 

^,">'oq  Bartholomäus  65,  75,  114. 

^^^'Unger  Peter  29. 

p^^'mann  Peter  29. 

,  '^yer  Konrad  114. 
de  -*> 

*  reytorrens  Aymon  12—14,  1^7, 

*Peytorrens  Jaque  138. 
^^  "iVeytorrens  Wiih.  13,  44,  46. 


Tschudi  Gilg  120. 
Tschudi  Ludwig  120,  121. 
Tuerdus  Balthasar  58. 

V. 

Vadian  Joachim  102, 110,  116-119, 

12:S. 
Vannius  siehe  Wanneumacher. 
Veiliard  siehe  Alt. 
Velg  xVikl.  85. 
Velg  Wilh.  29,  ;i0. 
Villing  Anton  29,  :W,  9<). 
Vi.sconti  Galeazzo  ♦U,  98. 
Volmar  108. 
Vögely  Jakob  26. 
Vögel i  Kaspar  60. 
Vögel i  Tschan  97. 

W. 

Wannenmacher  Hans  85,  108. 
Watson  John  90,  113. 
V.  Wattenwil  Niki.  85. 
Werli  Jakob  104. 
Werli  Uli  2^>,  :X). 
V.  Winkelried  Arnold  61. 
V.  Wippingen  Rudolf  6. 
Wölfli  Heinrich  12:1 
Wur)derlich  Hans  125,  Vä). 
V.  Wyngarten  29. 

Z. 

Zimmermann  Jost24,  71,  TJO,  141— 

14:1 
Ziro  siehe  Giraud. 
Zum  Höfen  *^J. 
Zur  Gilgen  Melchior  29,  116,   119, 

121,  122,  123. 
Zwingli  Ulricfh  IK),  10l>,  110,  112, 

116,  120. 


<•!- 


i 


Inhaltsverzeichnis. 


Einleitung  S.  1-2. 

Ausführliche  Titel   der  öfter  angeführten  Werke  und  handschrif 

chen  Quellen  S.  3—4. 
Kap.  1.    Die  Familie  Falk  in  Freiburg  S.  5—6  ;  Peter  Falks  Jug« 

und  Lehrzeit  S.  6— 7  ;  Berührung  mit  dem  eisäßischen  l 

manistenkreis  S.  7—9. 
Kap.  2.    Falks  erste  amtliche  Stellungen  S.  10—12 :  Gründung  ei 

eigenen  Herdes  S.  12 — 14. 
Kap.  3.    Falks   Teilnahme   am    Schwabenkriege  S.  14—16.    Wei 

amtliche  Stellungen  S.  16—17  :  Wirken  als  Gerichtsschrei 

(bis  1505),   als   Vogt   von    Villarepos,   als  Schultheiß 

Murten  (1505—1510).     Erstes  Hineintreten  in  die  große 

litik  ;  Berührung  mit  Schinner  und  den  Walliser  Verh 

nissen  S.  17  u.  18. 
Kap.  4.    Übertragung  der  Wirren  im  Wallis   auf  Freiburger    Ge 

S.  18-20. 
Kap.  5.     Die   Prozesse   gegen    Jörg   Auf    der  Flüh  und  Franz  An 

S.  21— aS.  Der  Furno-Handel  S.  3;^. 
Kap.  6.    Falks  weitere  Beamtungen  S.  iM.     Der  kalte  Winterzug 

Jahre  1511  S.  :it-.S5.     Der  Pavierzug  1512  S.  '35—40. 
Kap.  7.     F'alks  römische  Gesandtschaft  (Nov.  1512— Mai    1513). 

a.  Sein  erster  Aufentlialt  in  Rom  (Nov.— Dez.   1512)  S.  40- 

b.  Falk    auf   seiner    Gesandtschaft  nach  Venedig  (Dez,  151 
Jan.  1513)  S.  4()-58. 

0.  Die    Einsetzung    Maximilian    Sforzas   als  Herzog  von  N 
land  (Dez.  1512)  S.  50—52.  —  Falks  zweiter  Aufenthai 
Rom  (Febr.-Mai  1513)  S.  52-58. 
d.  Rückreise  von  Rom  (Mai  1513)  S.  58—59.  —  Falk  bei 
Truppen    im    Felde   (Juni)  S.  60.  —  Heimkehr  (Juli  L 
S.  r>l. 
Kap.  8.     Falk  als  Gesandter  in  Mailand  (Nov.  1513— Nov.  1515> 

a.  Sein  erster  Aufenthalt  daselbst  (Nov.  1513— April  1514r 
(;i-71. 

b.  Sein    zweiter   Aufenthalt   am    mailändischen    Hofe  (VI 
Nov.  1514)  S.  71-70. 


—     151     — 

Kap.  9.    Falk  in  der  Heimat  (Dez.  1514 -April  1515). 

a.  Die  Familie  Peter  Falks  S.  79-82. 

b.  Die  Errichtung  des  Kollegiatstiftes    St.    Nikolaus   in    Frei- 
burg S.  82-87. 

Kap.  10.  Falks  erste  Wallfahrt  nach  Jerusalem  (April  1515 — Jan. 
1516)  S.  87-91. 

Kap.  11.  Der  Friedensschluß  mit  Frankreich  S.  91— 95.  —  Falks  Ge- 
sandtschaft nach  Paris  (Jan.— März  1517)  S.  95—99. 

Kap.  12.  Falks  Tätigkeit  in  den  Jahren  1517-1519  S.  99-106. 

Kap.  13.  Falk  als  Humanist  und  Förderer  der  Wissenschaft  S.  106— 
119. 

Kap.  14.  Falks  zweite  Reise  nach  Jerusalem  (Mai  —Okt.  1519)  S.  119 
— 122.  —  Sein  Tod  und  sein  Testament  S.  122—126. 

Exkurs  No.  1.  Kritische  Würdigung  der  Berichte  über  den  Arsent- 
Prozeß  S.  127-181. 

Exkurs  No.  2.  F'alks  Verhältnis  zu  Frankreich  S.  182— 13^3. 

Exkurs  No.  3.  Daguets  Urteil  über  Falks  Verhalten  S.  183-186 

Anhang  S.  137—145. 

Personenregister    S.  147—150. 


i 


Schiesswesen  und  Schützenfeste  in  Freibur^^ 

bis  zur  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts 


von 
Alb.  Büchi. 


')  Histoii-e  du  canton  de  Fribourg  1.  vol.  333,   II.  vol.  76, 
boui'g  lH-11  et  1845. 

•)  Areliives  de  la  Sociöte  d'histoire  du  canton  de  Friboorg 
vol.,  p.  f>8.   —  ^)  Etrennes  fribourgeoises  1872. 

^)  Vergl.  weiter  unten  S.  !.">;>,  A.  1. 

V  Oitizielle  Festzeitung  für  das  eidgenössische  Scbützenfes 
Luzerii.     Luzern  U>01,  S.  24.')— 10. 


Das  SchützenwescMi  der  Stadt  Freibupg  hat  bis  je^  ^A 
noch  nie  eine  zusammenhängende  Darstellung^  gefunden,  ^r^h- 
schon  es  an  Material  hiezu  keineswegs  mangelt.  Au  _ÄSer 
ein  paar  gelegentlichen  Notizen  in  den  kulturhistoris.ct — »  *" 
Partieen  der  Freiburger  Geschichte  von  Berchtoid-Be^sr^  Q- 
l)v6^)  und  Daguets  Freiburger  Geschichte  bis  zum  Ja^  ■'^ 
14S1  -)  sowie  einem  Aufsatz  über  das  Schießen  auf  d.  ^3™ 
Welschen  Platz  in  Freiburg'')  1517—1757,  ferner  einer  s^^^  ^^ 
gehaltvollen  Abhandlung  von  Stajessi*)  über  die  Fei»  ^^^ 
Waffen  in  Freiburg  in  der  Vergangenheit  und  einer  l'b^^=^[~ 
sieht  über  das  Freiburger  Schützenwesen  vornehmlich 
der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts,  verfaßt  von  d 
Unterzeichneten  ^),  ist  mir  keine  einschlägige  DarstelliB. 
bekannt.  Als  Hauptquelle  kommen  die  ungemein  reichh 
tigen  Seckelmeisterrechnungon  des  Freiburger  Staatsarchi 
(S.  II  )  in  ßotracht,  von  denen  der  Freiburger  Chorh 
Fontaine  einen  Auszug  veranstaltet  hat,  der  zwar  ni 
erschöpfend  aber  leichter  verständlich  und  vielfach  mit  1 
merkungen  des  gelehrten  Kopisten  erläutert  ist,  dane 
das  Freiburger  Mrkundenbuch  (Recueil  diplomatique) 
legentlich.    Da  die  (Ihroniken  für  diese  Zeit  sehr  dürftig  si 


in 
in 


—    153    — 

80  ist  ihoen  fast  gar  nichts  zu  entnehmen.  Einzig  über  die 
Schützenfeste  von  1441  und  1442  haben  wir  eine  sehr  schätz- 
bare Angabe  in  den  Aufzeichnungen  des  Chronisten  Hans 
Greierz,  die  wiederholt  veröffentlicht  wurdet.  D^r  vor- 
liegende Aufsatz  ist  bereits  in  franzosischer  Übersetzung 
herausgegeben  aber  an  einer  Steile,  welche  den  Abdruck 
io  dieser  Zeitschrift  mit  erweiterten  Beilagen  rechtfertigen 
dürfte'). 

Soweit  die  Freiburger  Seckelraeisterrechnungen  zurück- 
reichen,  solange  finden  wir  auch  schon  das  Schflizenvvesen 
organisirt  und   staatlich  subventionirt,  vermutlich  aus  mili- 
tärischen   Rücksichten.     Die    Anfange   dieser    Organisation 
dürften  darum  schon    um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts 
liegen:  doch  geben   uns  darüber  keine  Quellen  Aufschiuli. 
Die  schlimmen  Erfahrungen  des  Sempacherkrieges,   der  für 
Freiburg  so  verlustreich  abschloß,    dürften   den  Anstoß  ge- 
geben haben,   dem  Schützenwesen  erhöhte  Aufmerksamkeit 
zu  schenken.     Bereits  im  Jahre  1378  hatte  Freiburg  einen 
Arinbruster   (maistre  arbellestier)   für    16   Uukien    in   seine 
Oienste  genommen  —  es   scheint   nicht  der  erste  gewesen 
^ü  sein  —  auf  die  Dauer  von  10  Jahren  mit  der  Verpflichtung, 
i«*brlich  zwei  Armbrüste  zu  liefern,  die  man  mit  den  Füßen 
•*^Pannen  konnte^).     Sein   Nachfolger  von   1388—97  war  ein 
^einheimischer,  Petermann  von  Duens,  der  nur  8 /7  jahr- 
■■^h  erhielt,  während  im  Jahre  1397  der  Armbruster  Fritz- 
'^^^nn  aus  Worms  an    seine    Stelle   trat,    ebenfalls   auf  10 
*'«*hre  und  mit  der  gleichen  Verpflichtung,  jahrlic^h  zwei  Arm- 
^^Usle  zu  liefern  gegen  ein  Jahresgehalt  von   18  /7  und  eine 
'Kleidung  alljährlich  gleich  dem  Weibel  '). 

Diese  Armbruster  hatten  nicht  bloß  neue   Instrumente 
^^   erstellen   sondern   auch   die   alten   auszubessern   und   im 


0  Von  P.  Nikiaus  Rädle  im  Anzeiger  für  vSdnveiz.  Geschichte 
*>  108  aber  unvollständig  und  neuerdings  mit  Ergänzungen  in  der  Aus- 
^^  der  Aonalistischen  Aufzeichnungen  des  Hans  Greierz  von  A. 
^^chi  in  Freiburger  Geschichtsblätter  X.  14  If. 

')  Journal  de  F^te  du  Tir  cantonal,  Fribourg  IIKX),  Nr.  1—."). 

*)  Berchtold  1.  231.  —  *)  Recueil  diplomatique  V.  111. 


—     154    — 

Stand  zu  halten,  wie  aus  den  regelmäßigen    Einträgen  der 
Seckelmeisterrechnungen    leicht  ersichtlich   ist.     Die   Apnx- 
brüste  mußten   bewacht  und   probirt   werden,   was  auch      ^^ 
der  Regel  mit  Kxtraauslagen  verbunden  war.    Eine  Armbri^isV 
kostete  im  Jahre  1405:  50  Schillinge  und  1416  :  55  SchiV 
linge,    wie  uns   durch   Rechnungsposten  belegt   ist  ').     n>sis 
Gehalt  des  Armbrusters  war  im    Jahre    1412    noch    18     ^?X; 
ein  Deutscher,  Johann  Obecz,   genannt  Störenfried,  ^  mjs 
Mengersdorf  *),  bekleidete  seit  21.  September  1411  die  Sie  I  I  c. 
Als  derselbe  über  Konstanz  nach  Hause  gereist  war,  wu  r*c3e 
ein  Meister  Peter  vom  Rate  1416  auf  Lebenszeit  angestellt 
und  sein  Gehalt  1426  auf  36  ßf  erhöht  und  zwar  auf  5  Ja  f»  re 
vorausbezahlt  und  dazu   noch  jährlich   eine    neue   Armbr-usl 
von  2  Fuß  als  Geschenk  ausbedungen  ^).    Trotzdem  scheint 
es  nicht  gelungen  zu  sein,   ihn  auf  die  Dauer  festzuhalt^m: 
denn  in  den  Jahren  1429—43  finden  wir  einen    ArmbrusCer 
Namens  Schöbly,   der  mit  20  Gulden  (27— 28  ff)  jährlich 
angestellt  ist.    Im  Jahre  1436  wurde  ihm  das  Gehalt  hef  ^ab- 
gesetzt auf  20  If  nebst   einer  Kleidung  und   ihm   dafür     ^o 
junger  Armbruster  zur  Seite  gegeben  mit  100  Schilling  L.olin 
nebst  einem  Gewände  *). 

Daneben  gab  es  auch  eine  Gesellschaft  der  Bog'ö  ^' 
schützen  (arcliier)  die  ebenso  organisirt  und  staatli*^" 
unterstützt  war  und  jedenfalls  seit  1430  einen  eigenen  V<^^' 
stand  hatten  (niagistri  et  gubernatores  societatis  deis  archi*^  ^'" 
Die  Gesellscliaft  besaß  Vermögen,  spendete  daraus  ei^ 
l^eise  (1440)  und  war  im  Jahre  1430  und  1431  im  Falle. 
gar  zi(Miilich  beträchtliche  Darleihen  auf  Unterpfand  zu 
chen.  Die  Rogenschützen  hatten,  wenn  auch  seltener,  ei, 
Schützenfeste  und  besuchten  auch  solche  auswärts.  Im  J 


ne 
so- 
a- 
ne 


^)  Item    a    maistre    Fritz    per   12  arblestes    vendu  a   larb^ 
'iO  s.  j)er  la  inain  dou  grosouthier  30  8^.  S.  R.  Nr.  9  (1406).    — 
a  PekMman  arbelosteir  por  "2  arbeiestes  achitaes  per  la  main  de  M 
lavove  et  de  plusour  autres,  110  s.     S.  R.  Nr.  37  (141H). 

')  Vgl.  Reciieil  diplomat.  VII,  ^2. 

';  Vgl.  S.  R.  Nr.  27  und  47^  Miss.  com.  und  Reo.  dip.  VII 

')  Vgl.  Rec.  dipl.  VIll,  224  und  S.  R.  Nr.  54. 


—     155    - 

lil6  wurden  beim  Pfeilmachep  Hans  in  Bern  500  eiserne 
Pfeile  angeschafft  und  dafür  53  s.  4  d.  bezahlt.  Mit  dem 
Aufkommen  der  BQchsenschQtzen  verschwinden  allmählig 
die  Bogenschützen  um  die  Mitte  XV.  Jahrhunderts. 

Schon  seit  1401  finden  wir  auch  die  Büchsensch  fitzen 
(canoniers)  als  eigene  Gesellschaft  mit  einem  Büchsenmeister 
(maistres  deis  boeistes),  der  vom  Staate  fest  angestellt  und 
besoldet  war.  an  der  Spitze,   um  die   Büchsen  und  anderes 
Kriegszeug  imstande  zu  halten  und  Schießpulver  zu  verfer- 
tigen *).  Freiburg  war  jedenfalls  seit  Beginn  des  XV.  Jahr- 
hunderts schon  im  Besitze  von  Feuerwaffen.    Im  Jahre  1401 
wurde  Hanso  Gresy.  Sohn  eines  Freiburger  Bürgers,  als 
erster  Büchsenmeister  angestellt,  mit  der  Verpflichtung,  3—4 
t^hrlinge  heranzubilden,  die  Büchsen  zu  beaufsichtigen  und 
Salpeter  zu  fabrizieren  *).     Allein  man  scheint  mit  ihm  nicht 
Zufrieden   gewesen   zu   sein,    so    daß  man   künftig  wie  die 
-'^rmbruster    auch    die     Büchsenraeister    mit    Vorliebe    aus 
Deutschland  bezog.  Im  Jahre  1403  kaufte  der  Rat  8  Büchsen 
(bueistes)  zum  Preise  von   18  f(  und   ließ   durch   Petermann 
*^Ugniet  2  Zentner  und  8  S  schwarzen    Salpeter  aus   Basel 
*^^xiehen  für  29  i(  14  s.  ^).     Im   Jahre  1406   ist   von  einem 
"Ochsenmeister  aus  Mainz  (meister  deis  bueistes  de  Maynz) 
^'e  Rede,  der  schon  längere  Zeit  im  Dienste  der  Stadt  ge- 
^^^nden  haben  dürfte.     Derselbe  hatte  der   Stadt  zwei   ge- 
'^alte    Büchsen    (2   pintes   bueistes)    verkauft  und   3   große 
*^Qchsen  erstellt,  wofür  er  mit  KJl  ??  6  s.  S  d.  entschädigt 
^'^"Urde*).     Vielleicht  ist  es  der  Meister  Simon  Zinckfeld, 
^^r  1410  wieder  angestellt  wird   und    neben    ihm   kurz   da- 
^^uf  noch  ein  zweiter,  Rudolf  Metzer  von  Rlieinegg '^l. 

Ein  Meister  Johann  von  St.  (Hau de  lieferte  damals 

^     Dutzend   Büchsensteine   für  66   s.,  und   die  Ausgabe  von 

•■    s.  für  Reparatur  eines   Buchsenrades    im   gleichen   Jahre 

*)  Vgl.  Charles  Stajessi.  Les  armes  ä  feu  dans  le  passo  a  Fri- 
'^ttrg  en  Suisse.  Apchives  de  la  Soei(H<'  dhistoire  du  eanton  de  Fri- 
^xirg  VII.  vol.  —  ')  Stajessi  1.  c.  101. 

*)  S.  R.  Nr.  3  Mession   poiir  scheii.^ar. 

')  S.  R.  Nr.  8,  Messioiis  cominunaul.  —  •',)  Stajessi  1.  c. 


-     156    — 

beweist  uns,  daß  es  damals  auch  schon  Radbüchsen  gab. 
Im  Jahre  1416  kehrte  der  Büchsenmeisler  aus  Rottenburg, 
der  hier  in  städtischem  Dienste  eine  Zeitlang  gestanden, 
über  Konstanz  nach  Hause  zurück  und  erhielt  von  Schultheiß 
und  Rat  an  die  Kosten  seiner  Rückreise  2  Gulden  >).  Dann 
scheint  für  die  Steile  eines  neuen  Büchsenmeisters  ein  Wettbe- 
werb ausgeschrieben  worden  zu  sein,  woran  sich  ein  Straß- 
burger ßüchsenraeister  und  ein  Meister  Laraprecht  beteilig- 
ten. Während  ersterer  für  Hin-  und  Rückreise  mit  5  Gulden 
entschädigt  wurde,  ging  Meister  Lamprecht  als  Sieger  her- 
vor und  wurde  am  21.  Mai  1416  auf  ein  Jahr  als  Buchsen- 
meister angestellt  mit  einem  Jahresgehalt  von  76  rhein. 
Gulden  und  einer  Kleidung.  Ferner  wurden  ihm  für  jeden 
Arbeitstag  von  der  Stadt  4  Ambrosanen  zugesichert.  Dafür 
mußte  er  sich  anheischig  machen,  2  eiserne  Büchsen  zu 
verfertigen  und  4  Jünglinge  in  seiner  Kunst  zu  unterrichten. 
Im  folgenden  Jahre  wurde  der  Vertrag  w^ieder  auf  ein  Jahr 
erneuert ').  Man  hatte  offenbar  die  Absicht,  durch  Aus- 
bildung einheimischen  Nachwuchses  sich  von  den  auswär- 
tigen Büchsenmeislern  zu  emanzipieren  und  darum  sich  den 
ganz  außergewöhnlich  hohen  Jahreslohn  nicht  reuen  lassen. 
Kin  Meister  Hermann  Murer  steht  1436  an  der  Spitze 
der  Büchsenschülzen  und  wurde  neuerdings  auf  5  Jahre 
angestellt  mit  einem  Jahrgehalt  von  30  Gulden  Rh.  mit  der 
ausdrücklichen  Bedingung,  daß  er  auch  seinen  Kindern  das 
Schießen  und  sein  Handwerk  beibringe  '^),  Im  Savoyerkriege 
wird  ein  Büchsenmeister  NM  kl  aus  besonders  rühmend  er- 
wähnt durch  den  Chronisten  Hans  Greierz,  bei  Anlaß  eines 
Kampfes  bei  Chamblut  am  20.  April  1448*). 

Tragbare  Feuerwaffen ,  sog.  Handbüchsen  (canons, 
coulovrines)  erscheinen  in  Freiburg  zuerst  um  1409 ;  sie 
wurden  aus  Bronze  angefertigt  beim  Glockengießer*);  später 


')  S.  R.  Nr.  '27,  Mission  communaul. 
»)  Vgl.  Recueil  dipl.  Vll,  247.  —  ')  A.  a.  O.  VIII,  225. 
*)  Xarratio  belli  ducis  Sabaudiae  et  Bernensium  contra  Fribur- 
genses  i.  Quell,  z.  Schweiz.  Geschichte  I.  309. 

^)  item  a  Ciaudo  Gambach    jkh*  lesnienda  de  quatre  sofflet  qu  _ 


—    157    - 

bezog  man  sie  auch  aus  Nürnberg.  Seil  1440  finden  wir 
auch  Hackenbfichsen  aus  Bronze  (canon  a  croc)  daselbst, 
etwas  länger  als  die  Handbüclisen  und  ohne  die  Holzmontur 
24—30  af  schwer,  es  ist  der  Anfang  der  eigentlichen  Ar- 
tillerie. Wir  besitzen  übrigens  ein  interessantes  Verzeichnis 
der  Bewaffnung  und  Munititinsvorrate  auf  den  Festungs- 
türmen  und  Wällen  der  Stadt  vom  Jahre  1431  *). 

Der  Freiburger  Chronist  Hans  Greierz  spendet  dem  Frei- 
bupger  Schießwesen   besondere  Anerkennung  in  seiner  Be- 
schreibung des  Savoyer-Krieges,    was   um   so   höher  anzu- 
schlagen ist.  als  er  sonst  auch  mit  dem  Tadel  nicht  zurück- 
hält. Er  schreibt  nämlich  :   a  Auch  ist  wahrhaftig  zu  wissen, 
«daß  uns  Handbüchsen  (pixides).    Hackenbüchsen  (coluvri- 
<  nae)  und  Armbrüste   (balistae)    sehr  nützliche   und    gute 
« Dienste  taten  ;   denn   wenn  wir  dieses  Geschütz  nicht  ge- 
« habt  hätten,   so  wäre  ohne  Zweifel  die  ganze  Stadt  Frei- 
^burg  mit  allem,    was   darin   sich   befindet,    durch   unsere 
<*  Feinde  ringsherum  zerstört  und  vernichtet  worden,   wenn 
^  nicht  Gottes  Wille  es  verhindert  hatte.    Darum  sollen  die 
*  f'Veiburger  darauf  achten,    Büchsen-  wie   Bogenschützen 
"  hoch  zu  ehren  und  vor  Augen  zu  haben  ;  denn  gerade  die 
*  Schützen  (sagitarii)  haben  gegen  die  mit  gi'oßen  und  langen 
^  Speeren  (lancea)  bewaffneten  Feinde  so  tapfer  sich  gehal- 
^'  ten  und  gestritten,  daß  sie  gelobt  zu  werden  verdienen,  o  *) 
Kurz  zuvor  sehen  wir  die  Freiburger  Büchsenschützen 
■^h  auch  an  Schützenfesten  beteiligen  (1445),  und  bei  einem 
^'chen  holte  sich  der  Venner  des  Spitalquartiers,  Claude 
Ofdeip^    beim    Schießen    mit    der    großen    Büchse    einen 
•^^is*).     Im    Jahre    1453    besuchten    Freiburger    Büchsen- 
^^^titzen  bereits  ein  Schützenfest  in  Bern. 


^f^nt  arz    quant   Ion  fondit  les  boeistes  ordinaz   per  mesgr.   lavoyer 
^  les  consel,  44  s.  S.  R.  Nr.  Ti  v.  J.  14ir,I.  Miss,  comni.  und  Stajessi  10.*^ 
')  Abgedruckt  Rec.  dipl.  VIII,  7j  11. 

')  A.  a.  O.  S.  818.  —  ^)  Fontaine,  Compto  des  Trösoriers.  1415,  11 : 
"^^    Claude  CJoitieir,  banneret  des  Hupitaux.  pour  le  prix  qu'il  gagna  en 
^'^nt  avec  les  grosses  boistes  'ä»  sols.     Ich   konnte  diesen   Kintrag  in 
^n   Origiualien  der  Seckelmeistorpeclinungen  nicht  auf  linden. 


—     158    — 

Zur  Übung  im  Schießen  und  zum  Sporn  des  Wett- 
eifers wurden  seit  Beginn  des  XV.  Jahrhunderts  in  groüern 
oder  kleineren  Abständen  sogenannte  Blumenschießen  (traire 
la  flour)  in  Freiburg  wie  anderwärts  abgehalten,  mit  Vor- 
liebe und  auch  mit  größerer  Ausdehnung  im  Anschluß  an 
gewisse  feierliche  Anläße  z.  B.  die  Beschwörung  des  ber- 
nisch-freiburgischen  Burgrechtes  wie  in  den  Jahren  1407, 
1421  und  1453.  Da  dieselbe  gemäß  der  Erneuerung  vom 
8.  November  1403  alle  drei  Jahre  am  Dreifaltigkeitssonn- 
tage stattfand,  so  erklärt  es  sich,  daß  die  Schützenfeste 
gerne  mit  diesem  Zeitpunkte  zusammentreffen,  obwohl  ge- 
naue Zeitangaben  sich  in  den  Seckelmeisterrechnungen  nur 
ausnahmsweise  finden.  Gelegentlich  mochten  wohl  auch 
Verschiebungen  bald  in  den  Juli  oder  September  aus 
verschiedenen  Gründen  eintreten.  In  der  Regel  scheint  ein 
solches  Schießen  an  einem  Sonntag  begonnen  und  wenigstens 
2  bis  4  Tage  gedauert  (1440),  gelegentlich  (1426  und  1441) 
aber  sich  auch  bis  auf  eine  Woche  ausgedehnt  zu  haben. 
Einmal  fand  das  Schießen  im  September,  in  der  Woche  vor 
St.  Michael,  statt  (1421;.  Die  Zahl  der  Teilnehmer  durfte 
sehr  verschieden  und  von  der  Ausdehnung  des  Festes  wie 
der  Zahl  der  Preise  abhängig  gewesen  sein.  Leider  haben 
wir  nur  ausnahmsweise  einigermaßen  zuverläßige  Zahlen- 
angaben ;  meistens  sind  wir  auf  Schätzungen  angewiesen. 
Da  der  Staat  Ehrenwein  und  oft  auch  ein  Festmahl  verab- 
reichte, an  dem  Vertreter  des  Rates  sich  beteiligten,  so 
können  uns  die  Zahl  der  geschenkten  Krüge  Wein  oder 
der  Gedecke  am  Festmahl  über  die  Frequenz  einige  An- 
haltspunkte liefern. 

Im  Jahre  1402  wurden  je  14  Kruge  Wein  und  Claret 
(Wein  mit  Gewürz)  gespendet.  1403  dagegen  108  Krüge 
Wein,  1407  waren  es  ungefähr  ebensoviel  (109),  1412  sogar 
177  Krüge;  1420:  98  Krüge;  1421  :  einmal  108  und  ein 
zweites  mal  118  Krüge:  1426:  106  Krüge;  1436:  30 
Krüge.  Im  Jahre  1441  wissen  wir,  daß  es  150  Teilnehmer 
waren,  und  das  war  eines  der  größten  Feste.  Wir  dürfen 
annehmen,    daß  diese  Zahl  nur  selten  überschritten  wurde. 


~     159    - 

Allein  auch  durch  direkte  Geldbeiträge  erleichterte  der 
Staat  die  Abhaltuüg  solcher  Feste,  abgesehen  von  Verab- 
reichung von  Wein,  Ciaret,  Brod  und  ab  und  zu  auch 
Kirschen  oder  Backwerk.  So  spendet  er  1402  den  Arm- 
brustschfitzen  an  die  Auslagen  des  Blumenschießens  11  ^ 
und  außerdem  noch  den  Bogenschützen  einen  Beitrag  von 
43.  Desgleichen  i.  J.  1406  wieder  11  /t  an  die  Kosten  des  Fes- 
tes, 48  s.  6  d.  an  die  Bewirtung  der  Gäste.  1420  erhielten  die 
Bogenschützen  einen  Beitrag  von  00  s.  Im  folgenden  Jahre 
1421  gaben  Rat,  Sechzig  und  Zweihundert  an  die  Kosten 
des  Festmahls,  das  die  Schützen  ihren  auswärtigen  Gästen 
veranstalteten,  10  B[  und  1426  für  ein  gleiches  Mahl  26  /7 
2  s.,  sowMe  im  Jahre  1440  an  die  Kosten  des  Blumenschießens 
7  ff  5  s.  Das  große  Fest  vom  Jahre  1441  erforderte  wegen 
außergewöhnlicher  Zurüstungen  einen  Zuschuß  von  22  ff 
16  s.  3  d.  Dazu  kamen  noch  die  Auslagen  für  Festmahl 
und  dgl.  mit  117  Ä  19  s.  2  d. 

Während  des  Jahres  und  besonders  vor  den  Schützen- 
festen wurden  regelmäßige  Schießübungen  abgehalten,  an 
denen  alte  und  junge  Schützen  gruppenweise  sich  beteilig- 
ten. Der  Staat  subventionirte  diese  Schießübungen  mit  6 
d.  pro  Mann  und  Tag  ')  wie  er  die  Neuanschaffung  und 
Ausbesserung,  die  Bewachung  von  Armbrüsten  und  Bogen, 
das  Bemahlen  und  Entspannen,  ja  selbst  das  Probiren  der- 
selben bezahlte.  Es  scheint,  daß  die  Büchsen  auf  Staats- 
kosten verfertigt  wurden,  da  die  Büchsenmeister  für  ihre 
Arbeit  fest  angestellt  wurden.  Die  Zahl  der  Preise  für  ein 
Biumenschießen  wechseile  je  nach  der  Größe  und  Dauer  des 
Festes  von  eins  bis  sechs.  Sie  sind  von  allem  Anfang  an 
teils  in  Natura  teils  in  Geld  verabreicht  worden;  so  finden 
^ip  als  Preise  eine  Rüstung,  ein  Pferd,  goldene  und  sil- 
berne Becher,  Schalen  oder  Hinge,  selbst  Tuch.  Der  Bat 
nahm  die  Bekleidung  und  Ausrüstung  der  Schützen  auf 
seine   Rechnung.     Als    Schießplatz    wird    die    obere    Matte 


*)  Vgl.  S.  R.  Nr.  4;J  Jahrg.  14*^4  1,  Mission  pour  archiefetar- 
Ijelejtier  u.  a. 


-     160    ~ 

(planche  de  St-Jean)  am  rechten  Saaneufer  genannt  für 
die  Schützenfeste  von  1406,  1412,  1426,  1441.  während  in 
den  Jahren  1420,  1421  und  1453  das  Schießen  auf  den 
welschen  Platz  außerhalb  des  Romonttores  verlegt  wird 
(la  Place).  Bei  dem  großen  Feste  von  1441  wurden  Zelte 
aufgespannt  für  die  Schützen  und  für  die  Zeiger  eigene 
Häuschen  errichtet  ^). 

Solcher  Schützenfeste  lassen  sich  für  diese  Zeit  in 
Frei  bürg  eine  ganze  Anzahl  mit  Sicherheit  ermitteln.  Im 
Jahre  1402  haben  wir  ein  Armbrust-  und  Bogenschießen, 
im  folgenden  Jahre  1403  dagegen  lediglich  ein  Armbrust- 
schießen ;  ebenso  ein  solches  1406,  das  von  Bernern, 
Deutschen  und  Welschen  besucht  wurde  *).  Dabei  wurden 
den  Berner  Gästen  noch  besonders  24  Krüge  Ciaret  gespen- 
det. Im  September  1412  wurde  ein  Blumenschießen  abgehal- 
ten, wozu  sich  wiederum  Armbrustschützen  aus  Deutsch-  und 
Welschland  einfanden.  Zu  dem  Blumenschießen  von  1416 
erschienen  auswärtige  Gäste  aus  Bern.  Soloturn.  La 
Cluse  und  Romont.  ferner  ein  Schütze  von  Jougne. 
Dagegen  scheint  1418  nur  ein  kleines  Preisschießen  für  Arm- 
brustschützen  ohne  auswärtige  Gäste  stattgefunden  zu  haben. 
Im  Jahre  1420  wurde  ein  zweitägiges  Bogenschießen  ab- 
gehalten und  zwar  ausschließlich  für  Gäste  aus  dem 
Welschland,  von  Lausanne,  Romont,  Yverdon,  Mur- 
ten,  Stäffis  und  Peterlingen.  Der  Rat  gab  daran 
60  Schilling.  Von  Bern  nahm  nur  der  Armbrustschützen- 
meisler  teil.  Im  folgenden  Jahre  1421  haben  wir  dagegen 
wieder  ein  Armbrustscliießen  in  der  Woche  vor  St.  Michael. 
Dabei  kommen  die  Armbrustschützen  von  Bern,  Zürich, 
Aarau,  Biel,  Murten,  Peterlingen,  Milden.  Romont, 
Greierz  und  Aubonne  (?)  und  werden  von  den  Freiburger 
Schützen  in  der  Galerie  des  Gesellschaftshauses  zum  Spital 
mit  einem  xMahle  bewirtet.  Acht  Tage  währte  das  Armbrust- 
schießen vom  Julil426,  wobei  vier  Schützenmeister  und  die 


')  Vgl.  die  S.  R.  in  Freiburger  Geschichtsblätter  X,  4:^. 
2)  Die  Einträge  in  S.   R.  Nr.  10,  v.  J.  1407,    I.  dürften   sich 
noch  auf  das  vorausgehende  Jahr  beziehen.' 


—    161     — 

Weibel  die  Aufsicht  führten.  Den  auswärtigen  Gästen,  die 
nicht  näher  bezeichnet  sind,  wie  den  einlieimischen  Schützen 
warde  wiederum  eine  Mahlzeit  von  lUG  Gedecken  zu  4  s.  G  d. 
servirl,  wobei  auch  eine  Abordnung  des  Kales  inbegriffen  war. 
Dabei  wurden  auch  a  bresel  »  und  u  niebles  ))  nach  Tisch 
aufgewartet.  Ein  Wettschießen  wurde  1435  veranstaltet  um 
einen  Preis,  den  die  Freiburger  in  Murten  gewonnen  hatten ; 
daran  nahmen  teil  die  Armbrustschutzen  aus  Murten,  Wiff- 
lisburg,  Peterlingen  und  Laupen  sowie  die  Bogen- 
schützen aus  Stäffis.  Im  Jahre  1440  fand  hingegen  ein 
viertägiges  Bogenschießen  statt,  an  dessen  Kosten  der  Rat 
den  Freiburger  Schützen  fünf  Gulden  bewilligte.  Von  aus- 
wärtiger Beteiligung  erfahren  wir  nichts.  An  dem  bekannten 
großen  Armbrustschießen  vom  .luli  1441  waren  Gäste  an- 
wesend von  Basel,  Luzern,  Biel,  Bern  und  Aarau; 
es  wurde  ihnen  zu  Ehren  vom  Rate  ein  Festmahl  gegeben  M- 
Endlich  geben  uns  die  Seckelmeisterrechnungen  Kunde  von 
einem  Bfichsenschießen  vom  Jahre  1453  in  Freiburg,  wozu 
sich  auch  die  Buchsenschutzen  von  Bern  einfanden. 

Allein  die  Freiburger  begnügten  sich  nicht  damit,  Preis- 
schießen zu  veranstalten  ;  sondern  sie  pflegten  auch  den 
Einladungen  zu  solchen  nach  auswärts  zu  folgen,  und  der  Rat 
munterte  sie  dazu  auf  durch  Verabreichung  von  Beitragen 
an  die  Reisekosten.  In  der  Regel  sind  es  die  gleichen  Orte, 
die  wir  auch  an  den  hiesigen  Festen  vertreten  gefunden 
haben.  Offenbar  einer  durch  die  Armbrustschützen  von 
Cluses  bei  Anlaß  des  Freiburger  Schützenfestes  vom  Jahre 
1416  übermittelten  Einladung  folgend  begaben  sich  die  Frei- 
burger Armbrustschützen  im  gleichen  Jahre  nach  Cluses 
in  Faucigny  und  erhielten  an  die  Kosten  einen  Staalsbeitrag 
von  11  af.  Im  Jahre  1423  fand  mit  den  Berner  Armbrust- 
schützen ein  Preisschießerl  in  Laupen  statt,  woran  der 
Bat  10  fi  beisteuerte,  desgleichen  im  Jahre  1433  an  der 
Sense;  der  Ehrenwein  wurde  auf  einem  Pferde  auf  den 
Schießplatz    befordert.     Im    folgenden    Jahre    1434   nahmen 

*)  Freiburger  Geschichtsblätter  X,  43. 

11 


—     162    — 

die  Freiburger  teil  an  einem  Armbrustschießen  in  Bern 
und  erhielten  dafär  einen  Beitrag  von  Bat  und  Sechzig  im 
Betrage  von  15  Gulden.  Dagegen  erhielten  die  Bogenschützen 
für  ihre  Beteiligung  am  Schießen  in  Belmont  bloß  2  Gol- 
den im  gleichen  Jahre.  Die  Armbrustschutzen  von  Laupen 
überbrachten  1435  den  Freiburgern  eine  Einladung  zu  einem 
Schießen  in  Laupen,  und  wahrscheinlich  wurde  im  gleichen 
Jahre  auch  ein  Armbrustschießen  in  Murten  abgehalten, 
wo  sich  die  Freiburger  einen  Preis  holten.  Ferner  waren 
Freiburger  Ambrustschützen  an  einem  Blumenschießen  in 
Basel  (1440),  vermutlich  anläßlich  der  Erhebung  Felix  V. 
zum  Papste ;  der  Rat  gewährte  eine  Reiwseunterstützung  von 
insgesamt  28  Gulden  an  die  Kosten  und  in  Anerkennung 
dessen,  daß  sie  einen  Preis  heimgebracht  hatten.  Wir  wissen 
ferner,  daß  die  Bogenschützen  1441  einer  Einladung  zu 
einem  Schützenfest  nach  Jougne  folgten  und  dort  einen 
Preis  davontrugen,  worauf  der  Rat  ihnen  an  die  Kosten 
lUO  Schilling  schenkte.  Und  im  gleichen  Jahre  zogen  die 
Armbrustschützen  zu  einem  Feste  nach  Zürich  und  er- 
hielten dafür  einen  Beitrag  von  12  Gulden.  1442  folgten 
dieselben  einer  Einladung  nach  Bern  offenbar  in  sehr  großer 
Zahl,  da  ihnen  durch  Hat  und  Sechzig  ein  Beitrag  von  45 
Gulden  zuerkannt  wurde.  Wiederum  nach  Bern  zogen  die 
Freiburger  Armbrustschützen  im  Jahre  1453  zur  Erneuerung 
der  alten  Freundschaft,  als  ein  Schiedsspruch  das  alte 
Burgrecht  zwischen  Bern  und  Freiburg  wieder  in  Kraft 
setzte,  und  holten  dort  einen  Ochsen  als  Preis,  der  beim 
Einzug  mit  einem  roten  Band  bekränzt  wurde.  Dort  fanden 
sich  auch  Armbrustschützen  von  Peterlingen,  Yverdon, 
Jougne  und  Vi  vis  ein,  die  bei  ihrer  Heimreise  in  Frei- 
burg einkehrten  und  vom  Rate  bewirtet  wurden. 

So  sehen  wir  das  Schützenwesen  in  Freiburg  von  An- 
fang an  reich  gegliedert,  sorgfältig  organisiert  und  vom 
Rate  in  jeder  Weise  direkt  und  indirekt  gefordert.  Zur 
Hebung  desselben  dienten  die  Schützenfeste,  die  in  kürzeren 
Abständen  stattfanden,  und  wo  die  näher  gelegenen,  durch 
Bündnisse  und  Freundschaft   besonders  verbundenen  Städte 


—     163     — 

sich   einzufinden    und    gegenseitig    zu    besuchen    pflegten  : 
manchmal   aber  zogen   die  Freiburger  sclion  in  ansehnliche 
Entfernung,    ns^ch  Zürich   und   Basel.     Die   Mahlzeiten,    die 
da  gegeben  und  die   Aufmerksamkeit   die   den   auswärtigen 
Schützen   vom   Rate   erwiesen   wurden,    deuten   darauf  liin, 
daß  bei  solchen   Anläi^en  auch   politische  Anknüpfung  ge- 
sacht und   wohl   auch  gefunden  wurde,    obwohl   uns   nach 
dieser  Richtung  leider  alle  Quellen  im  Stiche  lassen.    Einzig 
der  Chronist  Greierz  verrät  uns,   aus   welchen  Gründen  die 
Freiburger  ihr  Schützenwesen  so  hoch  hielten.    Ihm  hatten 
sie  es  zum  großen  Teile  zu  danken,  daß  ihnen  in  der  Stunde 
schwerster  Bedrängnis  das  köstlichste  Gut.  die  Freiheit  und 
llDabhängigkeit,  nicht  verloren  ging. 


Beilagen. 

1-  Anszflge  aus    den  Seckelmeisterrechnungen  des  St.-A.  Freiburg. 

N"  /.  Jahvfjtmtj   1 102,  II.  Semester. 

Mission  oommunaul : 

Item  pour  ayteire  deis  arbelesteirs  fait  in  segant  Ics  flours,  or- 
dinetz  per  les  xiii  11  üb. 

Poar  schengar ; 

Item  pour  schengar  eis  arbeliesteiis  quant  on  treysoit  la  tlour 
P^r  vin,  ciaret  et  fremage  et  pain  00  s. 

Item  eis  archiers  quant  il  traysirent  la  flour  4  s. 

Item  por  14  pot  de  vin  et  14  elaret  (vermutlich  zum  gleichen 
Zweck)  25  s.  8  d. 

A^*.  3.  Jahnja/Kj  1403.  II.   Semester. 

Mession  pour  schengar  : 

Item  eis  arbeliestiers  qui  traisireiit  la  flour  pour  108  pot  de 
^'n  venduz  per  pot  8  d.  72  s. 

Item  a  cellours  mesme  pour  pain  et  fromage  12  s. 

Mession  communaul : 

Item  a  raeister  Johane  patissiere  pour  despin  fait  por  lo  meister 
^fbeliestiers  et  ses  compagnions  por  essayer  los  arbellestes  19  s. 

Item  pour  achet  de  8  bueistes  18  ff 

Item  a  Petermann  Btnjniet  por  2  quintal  et  8  libr.  de  salpeter 
Doir  achitecz  a  Bala  '>{)  E  14  s. 

Item  pour  la  veitire  de  cellours  25  s.  6  d. 

Item  a  meister  Fritz  pour  melliorar  1  arbellesta  20  s. 


—     164    — 

Item  pour  3  aulnes  e(.  demie  de  theiia  pour  les  palottes  de  plon 
f altes  pour  les  bueistes  2  s.  10  d. 

Item  au  dit  Perrot  pour  gouverneir  les  arbelleste  accordeir  per 
les  XIII  •  40  8. 

Item  a  meister  Johan  patissiere  pour  despin  fait  per  lo  meister 
arbellestier  et  ses  compagnions  por  esseyer  les  arbellestes  19  8. 

Item  a  Perrot  et  ses  compagnions  pour  esseyer  les  arbellestes 
per  6  jornee  12  s. 

(Ferner  findet  sich  von  jetzt  ab  regelmäßig  unter  den  Ausgaben 
eine  besondere  Rubrik,  überschrieben  c  pour  les  bueistes  o  enthaltend 
die  hiefür  gemachten  Aufwendungen). 

N*  8.   Jahrgang  1406.   I,  Semester, 

Messions  communaul  : 

Item  a  meister  Frit^  por  melliorer  11  arbellestes  outres  100  s. 
de  que  ly  borseir  a  renduz  compte  22  s. 

Item  quant  Ion  chargast  les  pierres  de  bueisty  por  les  mettre 
enz  et  les  escuriez  por  le  vin  pris  per  Hanso  Grest/^  Francois  Fvoneir, 
Willy  Schioerfuess  et  dautres  2  s. 

Item  por  despens  pris  inchief  Th'omy  de  Elsvnile  per  Yanny 
Chenens  quant  Ion  esseyast  les  arbellestes  3  s. 

Item  ou  meister  deis  bueistes  de  Maynts  por  plin  payemantde 
tot  quant  que  ly  villa  ly  poeit  devoir  dou  temps  passeiz  in  especiaul 
por  le  2  pintes  bueistes  achitayes  de  luiz  outre  la  faczon  deis  autres 
3  grant  bueistes  par   luiz   faites   de  que   ly    borseir  a   renduz  compte 

161  ff  6  8.  8  d. 

Item  por  melliorer  les  sofQet  de  la  funaigy  deis  pieires  de 
bueisty  6  s. 

Item  a  Perrod  Sauta  por  melliour  una  rua  de  bueisty         4  s. 

Item  a  meister  Johan  de  Saint  Glaude  por  1  dozanne  de  pierres 
de  bueisty  66  s. 

Item  por  despens  fait  quant  Ion  esseyast  les  arbellestes,  i^ecehuz 
per  Perrot  per  lo  comand  dou  banderet  dou  Bor  20  s. 

N'  9,  Jahrgang  1406.  IL  Semester, 

Mession  por  sehen  gar  : 

Item  a  tot  les  arbellestiers  en  chief  lour  hostes  quant  Ion    tiri- 

sist  la  flour  por  vin  48  s.  6  d. 

Item  eis  dit  arbelestiers,  per  vin  pain  et  frumages  sus  la  P/a/icAe 

55  s.  4.d. 
Mesäion  communaul  : 

Item  per  ayteit»  de  la  flour  deis  arbellestes  HB 

A'"  10.  Jahrgang  1407.  I.  Semester, 

Mession  por  sehen  gar : 

Item  eis  arbeiiestclrs  qul  hont  trahit  In  la  flour  tant  a  Berneis 


-    165    - 

qoant  a  daatress  de  Romagnies  et  d'AUa/nagniej  schengar  per  plui- 
soore  foys  inchief  loor  hoste  et  sus  la  Planchy  por  109  pot  de  vin 

4  ff  21  d. 
Item  eis  dit  arbelesteir  por  24  pot  de  claret  schengar  a  Berneis, 

*V  20,  Jahrgang  1412.  IL  Semester. 

Mission  por  schengar : 

Item  eis  arbelestiers  estranges  d'Alamagni  et  de  /?o/>}a^/i(  schen- 
gar per  plusour  foi  quant  Ion  treisi  ia  flour  ou  moix  de  Septem  bre  por 
177  pot  de  vin  lo  pot  por  8  d.,  soinma  118  s. 

Miss,  comm  :  (3.  u.  4.  Woche  September). 

Item  a  Nica  Chcncns  por  pain  et  frumage  schengar  eis  arbeles- 
tier  en  la  Planchi  de  Salnt-Johann.  ^i2  s. 

iV*  27.  Jahrgang  1416.  I.  Semester, 

Mission  communaul : 

Item  a  Johani  dAcric  por  despens  de  ciliour  qui  füren t  derra 
lo  maistre  qui  traisi  le  boeistes  et  a  Johani  Monneir  por  tei  fait  intre 
<Jo«  foy  10  s.  8  d. 

Item  a  Siuder  chappuis  por  2  jor  derra  ciliour  qui  essearent 
le  bueste  4  s.  8  d. 

Item  a  Hougonin  pour  2  jor  enqui  mesme  3  s. 

Item  a  meister  Peter  iarbelestier  por  les  despens  dou  meistre 
deis  boeistes  de  Rottemburg  30  s. 

Item  a  Willy  chappuis  por  despens  dou  dit  maistre  6  s. 

Item  ou  dit  maistre  deis  boeistes  por  despens  de  retorna  a  Cos- 
^nce  per  io  commandemant  de  mgr.  lavoie  et  dou  consel  2  flor. 
«lAlamagny  a^)  s.  6  d. 

Item  a  Hafis  philmagker  de  Borna  por  7iOO  de  fleches  de  fer 
conipta  per  la  main  de  Francei  Freneir  et  de  Perrot  53  s.  4  d. 

Item  a  Johani  dAcri  por  despens  de  ciliour  qui  füren t  en  qui 
^nt  maistre  fVillg  chappuis  et  Albogko  treiseront  les  boistes    7  s.  6  d. 

Item  ou  maistre  deis  boeiste  que  Jacob  Studer  haz  ammineir  de 
Straborg  por  »es  despens  alent  et  venant  et  per  sa  pena  compta  per 
'ä  main  de  Rueff  Kuebler  et  Jacob  Studer  .">  flor.  dAlamagny  qui 
vallieni  4  ff  8  8.  9  d. 

Item  a  maistre  Lamprecht  maistre  deis  boeistes  por  aytaire  de 
^  despens  quant  ii  venist  in  la  villa  22  s. 

Item  a  Peierman  Buri  por  despens  fait  per  les  banderet  et  les 
^tttres  awoit  lour  a  ung  dignar  quant  Ion  esseyat  maistre  Lamprech 
Qiaittre  des  bueistes  24  s. 

Item  a  celluy  mesme  (sc  banderet  deis  Hospitaul)  por  despens 
quant  Ion  esseat  io  maistre  deis  boeistes  2  s.  4  d. 


—     166    — 

N\  28,  Jahrgang  1416.  IL  Semester, 

Mission  pour  schengar  : 

Item  pour  cillour  de  Berna  arbelestier  qai  traisirent  en  la  flour 

por  6  pot  claret  et  6  pot  vin  13  s. 

Item   eis   arbelesteir  de  Salourro  por  4  pot  claret  et  4  pot  vin 

8  s.  8  d. 
Item  a  ung  arbelestier  de  Schilt/  por  3  pot  claret  et  3  pot    vin 

6  8.  6  d. 
Item  eis  arbelestier  de  Cluss  por  3  pot  claret  et  3  pot  vin 

6  s.  6  d. 
Item  eis  arbelestier  de  Romont  por  3  pot  claret  et  3  pot  vin 

6  s.  6  d. 
Item    eis   arbelestier   qui    treiseront   la  flour  pour  pain^  vin  et 
frumage  4  fif  6  s. 

Mission  communaui: 

Item   eis  arbelestier  qui  furent   por  traire  la  flour  a  Cluscs  en 
Fancignye  pour  aiteire  de  lour  despens  per  consel  et  lx  11  t? 

N'  32.  Jahrgang  1418.  IL  Semester. 

Mission  communaui : 

Item  a  nostre  arbelestier  quant  lour  traisirent   la    flour   por  12 
pot  vin  6  8. 

.V"  36.  Jahrgang  1420.  IL  Semester. 

Mission  por  schengar  : 

Item  por  schengar  eis  archief  quant  lour  traiseront  la  flour  por 

vin,  pain  et  frumage  eis  Grant  Placcs  20  s. 

Item  eis  archief  de  Lausanne  por  8  pot  vin  4  s.  8  d. 

»  »  Romniont     »    6     »       »  3  s.  6  d. 

»  »  Mural  »    6    »      »  3  s,  6  d. 

»  ))  Stacatjer      »    6    »      »  3  s.  6  d. 

»  »  Pagerno       »    6    »      »  3  s.  6  d. 

Item   eis   dit  archie   eis  Grant  Places  quant  lour  traiseront  la 

llour  per  2  joi-  por  40  pot  de  vin  et  en  pain  et  frumage       33  s.  6  d. 

Item  eis  archie  de  Losena     pour  8  pot  vin  roge  4  s.  4  d. 

»  »  Ronxmont   »     6    »      »     blain         3  s.  3  d. 

»  »  Paierno      »   12    »      »    blan   et  roge 

6  s.  6  d. 
Item  eis  dit  archief  sus  la  Place  lo  Dymenge  et  lo  Lundi    por 
pain  vin  et  fromage  33  s.  8  d. 

Mission  communaui  : 

Item  eis  archie  ordinaz  per  consel  por  aytaire  deis  mission  que 
Ion  lour  hont  heue  de  cen  que  lour  hont  trait  la  flour  00  s. 


—    167    — 

N*  37^,  Jahrgang  1421,  I,  Semester, 

Mission  por  schengar  : 

Item  eis  arcbie  äi'Yterdon,  Estacaye,  Payerno  et  Romnxont 
qaant  iour  traisirent  ia  flour  eis  Grant  Ploces  por  30  pot  de  vin 
schengar  enchie  iour  hoste^  22  s.  6  d. 

Item  mex  eis  dit  archie  aus  les  Grant  Places  lo  Dimenge  et 
lo  Londy  por  36  pot  de  vin  et  por  pain  et  fromage  37  s. 

Item  ou  maistre  arbelestier  de  Berna  por  6  pot  vin    4  s.  6.  d. 

Eis  arebief  de  Ycerdon,  de  Paierne  et  de  Rommont  por  18  pot 
de  vin  in  chief  iour  hoste  18  s.  6  d. 

item  a  ceilour  mesme  sur  ia  Placi  por  18  pot  de  vin  aussi 
pain  et  frumage  17  s.  6  d. 

N*  38.  Jahrgang  1421.  II.  Semester. 

Mission  por  schengar : 

Item  eis  arbelesteirs  de  cestour  viiles  quant  iour  veniront  traire 
Ia  Soor  in  ia  semman  devant  laSaint-Michiei  cest  a  saveir  de  Ber- 
f^,^^ Zürich,  de  Arouica,  deBeyna,  de  Murat,  de  Payerno ^  de  Mou- 
don,  de  Rommont,  de  Gruery,  de  Bouna,  a  ciiiour  de  Berna  encore 
dne  foy  et  eis  autres  a  chascone  une  foy  por  38  pot  ciaret  et  38  pot 
^in  104  s.  6  d. 

Item  eis  dit  arbeiestier  quatit  iour  marendarent  in  iaioye  de  iabey 
<few  Hospitaulx  por  18  pot  ciaret  36  s. 

Item  eis  dit  arbelestier  sus  Ia  Place  quant  iour  retresirent  les 
flours  in  tre  quatre  foy  118  pot  de  vin  por  pain  et  por  frumage  a 
Johan  Agno  6  8  14  s.  6  d. 

Item  eis  arbeiester  per  cousei  60  et  200  por  aytaire  de  ia  ma- 
fenda  que  iour  flrent  eis  arbeiestier  estranges  qui  estoient  venuz  traire 
Ia  floar  10  U, 

N*  42.  Jahrgang  1423.  II.  Semester. 

Mission  communaui: 

Eis  arbelestier  por  aytaire  de  iour  mission  quant  Iour  fuirent 
*  ^oyes  pour  traire  awei  les  arbelestier  de  Berna  10  U 

N*  48,  Jahrgang  1426.  II.  Semester. 

Mission  communaui : 

Item  pour  pain,  vin,  frumage,  serieses  quant  Ion  haz  sckengkar 
por  8  jor  eis  arbelestier  qui  hont  trait  les  troys  flours  in  ia  Planche 
^  Saint  Johan  ou  moys  de  Julliet  et  por  les  depeus  deis  quatre 
•maistre  esliet  por  gardeir  le  droit   eis  arbelestier   et   por   les   soutiers 

21  a:  12  s.  9  d, 

Item  a  Berhard  Chaucy  per  Ia  marenda  deis  arbelestier  qui 
^isireot  les  flour  qui  fuyront  a  Ia  marenda  tant  deis  estrangier  quant 


—    168     — 

daucons  de  aiessgr.  de  conseil  quant  deis  arbelestier  de  la  villa  qoi 
fuyront  a  ia  marenda  C  et  VI  fait  marchie  a  4  s.  6  d.  per  pas  aaxi 
por  14  pot  claret  apres  table  et  poi*  bresel  et  niebles  et  por  vin  apres 
table  26  U  2  9, 

N'  62^.  Jahrgantj  1433,  II.  Semester. 

Miss.  com.  : 

Item  pour  claret  et  pour  niebles  quant  les  arbelestier  furent  en 
laz  Seine/ Ina  traire  avec  les  arbelestier  de  Berna  et  auxi  mesme  pour 
pain  que  les  dit  arbelestier  despendiront  et  pour  loyer  dou  cbevai  qui 
portast  les  boteillier  7  flf  7  s. 

Item  a  maister  Srhoehh/,  maistre  deis  arbeiestes  pour  sod  soliayre 
de  cy  an  finist  a  ccstes  Challandes  lan  14S3   20  fl.  dAlam.  =z  27  U  10  s. 

N"  64.  Jahrgang  1434.  II.  Semester. 

Miss,  pour  schengar : 

Item  a  notres  arbelestier  quant  lour  veniront  de  ^er/ia  de  traire 
la  flour  pour  6  pot  claret,  6  pot  vin  17  s.  6  d. 

Item  eis  archief  ordonnar  per  messg"  conseil  et  60  pour  laitaire 
de  lour  despens  quant  lour  traisiront  ia  flour  a  Belmont  2  flor.  qui 
valont  57  s. 

Archief,  arbelestiers  : 

Item  eis  arbelestiers  qui  fuyront  a  Berna  tramis  trayre  La  flour 
en  aitaire  de  lour  missions  ordonne  per  messg''  conseil  et  60  15  flor. 
qui  valont  21  fif  7  s.  t^  d. 

iV*  66.  Jahrgang  1435.  II.  Semester. 

Mission  pour  schengar: 

Item  eis  arbelestier  de  Mnrat  et  de  Arencho  por  6  pot  claret 
0  pot  vin  22  s.  6  d. 

It^m  eis  arbelestier  de  Pagerno  por  3  pot  claret,  3  pot  vin 

11  s.  3d. 
Item  eis  arcliief  d.'Estavager  pour  3  pot  claret  3  pot  vin 

11  s.  3  d. 
Item  eis  arbelestier  de  Loes  qui  veniront  requerir    les    arbeles- 
tier de  Fribour  pour  traire  a  Loes  pour  3  pot  clarey  3  pot  vin 

11  8.  3d. 
Item  pour  clarey,  vin  et  frumaige  que  Ion  haz  schengar  eis  ar- 
belestier estrangie  et  eis  notres  quant   lour   traisiront   una    flour  que 
lour  havoent  gaigne  a  Murat  29  s.  6  d. 

iV"  76.  Jahrgang  1440.  II.  Semester. 

Mission  communaul : 

Item  eis  arbelestier  qui  furent  tramis  traire  a  Bala  en  aitaire 
de  lour  raission  ordonnar  per  messg'*  15  flor  valiont  21  ff  15  s. 


—     169     — 

Item  mais  eis  dit  arbelestiers  quant  lour  retornarent  et  appor- 
Urent  nne  floor  en  aitaire  de  lour  despens  ordonne  per  messg'*  13flor. 
valioDt  18  flf  17  s. 

Item  pour  pan  et  frumage  que  Ion  scheugast  eis  archief  quant 
notres  archief  donnarent  certainnes  flour  fürs,  lour  heurent  per4  jours 
pan  et  framagefi  qai  coste  60  s. 

Item  eis  archief  de  Frihourrj  en  aitaire  deis  tuissions  que  lour 
hont  heuz  per  les  flours  que  lour  havoent  donncr  fürs,  ordonner  per 
messg"  5  flor.  valliont  7  flf  5  s. 

N*  81,  Jahrifancf  1443.  I,  Semester. 

Miss.  com.  : 

Item  a  meister  Schöblij  arbelestrier  pour  appareliier  et  schürphar 
^  arbelestes  de  la  ville  per  compte  fait  avec  luy  en  la  presence  de 
oellonr  qui  estoent  ordonneir  pour  oyre  les  comptes  por  ie  fait  dou 
Roy  "  171  0 

N*  102.  Jahrgang  1453.  II.  Semester. 

Miss,  communaul : 

Item  eis  arbelestiers  de  ceste  ville  qui  sont  alle  traire  a  Berne 
poar  la  flour  en  aitaire  de  lour  despens  ordonne  per  mess'* 

20  fl.  videlicet  30  U. 

Item  a  Mathe  de  lalea  pour  la  marenda  dez  compaignons  arbe- 
I^tiers  de  la  ville  quant  11  amenarcnt  la  flour  de  Bema  cestassavoir 
^og  buef  et  y  furent  dez  arbelestiers  de  Piajerne,  de  Ycerdo/i,  de 
Jognye  et  de  Vieeis  ou  retor  de  la  dite  flour  de  Berne  ordonne  per 
messg"  4  ff  10  s. 

Item  oudit  Boeskumj  pour  aulters  despens  fait  per  lez  canoniers 
^ß  ceste  ville  qui  furent  a  Berne  traire  la  flour  .*K)  s. 

Item  a  Hans  von  Tacei'.i  pour  deraie  aulna  de  drap  roge  por 
1*  flour  que  Ion  donnast  es  arbelestiers  au  retor  de  Bema  .*>0  s. 

Item  pour  pain  et  frumage  pris  et  despendu  sur  la  Place  quant 
ißz  canoniers  de  Bema  sy  furent  et  traisirent  les  flours  ordonne  per 
Ines»"  "  m  s.  <)  d. 

Arbaletiers  et  canoniers  : 

.  Item  ou  dit  [Peter]  Zirinijer  pour  les  trois  paires  de  chauce/ 
^^  furent  donees  per  mess"  es  canoniers  quant  lez  canoniers  de  Bema 
*y  traisirent  la  flour  7.")  s. 


-     170    — 

2.  Auszug  aus  dem  Notariatsregister  von  Ulrich  Mano  Nr.  8. 

St.-A.  Freiburg.    (1430.) 

p.  205^.  Johannes  dou  Pont  habitens  Fribargi  debet  Johanni 
Guebat  et  HensUno  Vanion  habitantibus  Friburgenstbus  tAmqusLm  ma- 
fjistrls  et  rjubernatoribus  societatis  deU  archie  nomine  et  ad  opus 
dicte  societatis  centum  et  decem  solidos  Laus,  monete  predicte  causa 
mutui  habiti  soivendos  jure  et  obligatione  bonorum  suorum  infra 
unum  niensem  post  primam  requisitionem  dictorum  creditoruni  et(?) 
cum  dampnis,  quam  pecuniam  implicare  tenetur  in  mercantiis  ad  se- 
milucrum  etc.  Laudatum  cum  clausulis  appositis  ut  supra.  (Jahr 
14;^). 

Ebenda  Nr.  9.    (Jahr  1431.) 

p.  43.  Petrus  Boncisin  junior,  credo  burgensis  Fribunfi,  debet 
Petro  Bosset,  Henstüio  Faanio'i  burgensi  F/vT/f/zv/t  tarn  quam  magistris 
gubernatoiibus  societati.s  deis  archics  octo  libras  Laus,  monete  cur:$us 
Frib  «  causa  mutui  habiti  soivendos  jure  et  obligatione  bonorum  suorum 
infra  unum  mensem  post  primam  requisicionem  dictorum  creditorum 
vei  suorum  cum  dampnis  etc.  Laudatum  cum  clausulis  appositis  11> 
die  mensis  Junii  a'  d"«  1431'. 


i 


D"^  KARL  HOLDER 


Universitatsprofessor. 


Am  5.  Mai  1905  wurde  zu  Bitschweiler  im  Elsaü  ein 
junger  Gelehrter  zur  ewigen  Ruhe  bestattet,  der  es  verdient, 
an  dieser    Stelle  besonders  gewürdi^^t  zu  werden    als   ge- 
treues Mitglied   des   deutschen    Geschichtsvereines  wie    als 
eifriger   Mitarbeiter  an   den   Freiburger  Geschichtsblättern. 
Karl  Richard  Holder  wurde  zu  Berentzweiler  im  Ober- 
Elsaß  am   23.   September   1865  geboren.     Sein  vor  einigen 
Jahren    verstorbener   Vater   war  ein    allgemein    geachteter 
^olksschullehrer,  der  in  dem  Knaben  schon  frühe  jene  .\r- 
*^^itsamkeit  weckte,  die  ihn  in    hohem  Grade   auszeichnete. 
*-'n    außergewöhnlich    schönes    Familienleben    erblühte    in 
^^na    elterlichen   Hause,  und  die  große  Anhänglichkeit,  mit 
^^p    der    Verstorbene    von    seinen    Eltern    und    seinen   Ge- 
schwistern sprach,  besonders  aber  seiner  Mutter  oft  gedachte, 
■^üt   den    herben    Schmerz    wohl    begreifen,  den  sein  Hin- 
scheiden   bei    den    Seinigen    hervorrief.     Nachdem    er    das 
^bischöfliche  Gymnasium  von  Zillisheim  absolviert  hatte,  wid- 
mete er  sich  im  Großen  Seminar  in  Straßburg  von    1885 — 
*890    theologischen    Studien    und    empfing    am    10.  August 
*880   die    Priesterweihe.      Sein    Wissensdurst    wollte    sich 
**iit  den  theologischen  Studien  nicht  begnügen,  und  so   er- 
^Bt  er  sich  als  Xeupriester  von  seinem  Bischof  die  Erlaub- 
nis, an  die  eben  gegründete  Universität  von  Freiburg  gehen 
^w   dürfen,    welche  sich  von  Anfang  an  großer  Sympathien 
'^ni  Elsaß  erfreute. 

Hier  traf  der  junge  Geistliche  im  zweiten  Studienjahr, 
^^  Beginn  des  Wintersemesters  1890/91  ein    und   ließ  sich 


1 


—     172    — 

in  der  philosophischen  Fakultät  einschreiben,  wo  er  sich 
hauptsächlich  iiistorischen  Studien  widmete  ;  aber  auch  in 
andern  Fakultäten  horte  er  Vorlesungen,  und  besooders 
waren  es  juristische  Fächer,  denen  er  nächst  der  Geschichte 
seine  Vorliebe  zuwandte.  Am  15.  Dezember  1892  erhielt 
er  von  der  philosophischen  Fakultät  die  Doktorwürde  auf 
Grund  einer  historischen  Dissertation  über  die  Designation 
der  Nachfolger  durch  die  Päpste.  Die  Dissertation  erregte 
ein  über  das  gewöhnliche  Maß  hinausgehendes  Interesse 
wegen  der  großen  Fülle  des  Materials,  welche  in  der  kleinen 
Schrift  zusammengestellt  war.  Der  Verfasser  hatte  aus 
der  gesamten  Geschiciite  des  Papsttums  die  Fälle  zusam- 
mengestellt, in  denen  davon  die  Rede  war,  daß  ein  Papst 
daran  gedacht  hatte,  seinen  Nachfolger  zu  designieren.  In 
den  letzten  Jahren  des  Ponlifikates  Leos  XIII.  wurde  die 
von  Holder  behandelte  Frage  in  gewissen  Kreisen  aktuell, 
als  die  Möglichkeit  erörtert  wurde,  daß  Leo  XIII,  viel- 
leicht über  die  Wahl  seines  Nachfolgers  Wünsche  äußern 
könnte. 

Nach  dem  philosophischen  Doktorgrad  beabsichtigte 
Holder  sich  auch  die  Doktorwürde  in  der  juristischen  Fa- 
kultät zu  erwerben  und  ließ  sich  deshalb  noch  zwei  Jahre. 
von  1892 — 94,  in  der  juristischen  Fakultät  einschreiben. 
Aber  seine  Absicht  mußte  er  bald  aufgeben,  da  unterdessen 
nach  einer  andern  Seite  seine  Kräfte  ganz  in  Anspruch  ge- 
nommen wurden.  Der  Kantonalbibliothek  wurde  nach  der 
Gründung  der  Universität  eine  Universitätsbibliothek  ange- 
gliedert, welche  durch  reiche  Schenkungen  und  Ankäufe 
sich  rasch  mehrte,  sodaß  der  Bibliothekar  Gremaud  eine 
Unterstützung  dringend  notwendig  hatte.  Als  solche  bot 
sich  ihm  Dr.  Holder  an,  und  es  war  eine  Freude  zu  sehen, 
wie  der  bejahrte  Gelehrte  und  der  junge  Doktor  sich  immer 
näher  traten  und  aneinander  schlössen.  Nicht  nur  die  Liebe 
für  die  Bucher  vereinte  sie :  als  Priester,  als  Historiker 
fanden  sie  überall  gemeinsame  Interessen.  Durch  Gremaud 
wurde  Holder  vortrefflich  in  die  Verwaltung  der  Bibliothek. 
vor  allem  auch  in  die  Freiburger  Geschichtsforschung  eio- 


-     173    — 

geführt,  so  daß  bei  dem  plötzlichen  Tode  Gremauds  (20. 
i  1897)  niemand  im  Zweifel  war,  wem  an  seiner  Stelle 
Bibliothek  anvertraut  werden  sollte.  Bald  darauf  habi- 
litierte sich  Holder  als  Privatdozent  für  Freiburger  (le- 
schichte  und  historische  Propädeutik  mit  einer  Arbeit  be- 
titelt: Les  professions  de  foi  -^  Fribourg  au  XVl"  siöcle  ; 
als  er  dann  im  Januar  1898  der  philosophischen  Fakultät 
Doch  eine  andere  Arbeit  über  u  Die  staatsrechtliche  Stellung, 
die  Verfassung  und  Verwaltung  Avenlicums  unter  den  Rö- 
mern I)  vorlegte,  wurde  ihm  die  Lehrbewilligung  auch  auf 
die  alte  Geschichte  ausgedehnt,  und  am  17.  März  1900 
wurde  er  auf  Vorschlag  der  philosophischen  Fakultät  durch 
dea  Staatsrat  zum  außerordentlichen  Professor  für  alte  Ge- 
schichte ernannt.  So  ist  Holder  durch  alle  Stadien  der 
akademischen  Laufbahn  in  Freiburg  durchgegangen,  und 
es  war  wohl  berechtigt,  wenn  er  mit  einem  gewissen  Stolz 
darauf  liinweisen  konnte,  daß  er  durch  eigene  Kraft  sich 
die  Wege  gebahnt  habe,  nicht  durch  Glück  und  Gunst  em- 
porgekommen sei. 

Wie  kaum  einer  stand  Holder  hier  am  rechten  Platz. 
Die  Leichtigkeit,  mit  der  er  beide  Sprachen,  Deutsch  und 
Franzosisch,  beherrschte,  ermöglichte  es  ihm,  nicht  nur  in 
beiden  Sprachen  nach  Belieben  Vorlesungen  zu  halten, 
sondern  auch  als  Bibliothekar  allen,  die  zu  ihm  kamen,  zu 
entsprechen.  Er  war  wie  geschaffen  zum  Bibliothekar. 
Seine  Vorliebe  wie  seine  besondern  Anlagen  wiesen  ihn 
darauf  hin,  weniger  in  die  Tiefe  als  in  die  Breite  zu  gehen 
und  sich  fortwährend  über  die  neuen  Erscheinungen  auf 
allen  wissenschaftlichen  Gebieten  zu  unterrichten.  Oft  über- 
raschte er  die  Vertreter  der  verschiedensten  Fächer  durch 
die  Genauigkeit,  mit  welcher  er  über  Neuheiten  auf  ihrem 
Gebiet  orientiert  war.  Darum  legte  man  bei  allen  Neuan- 
schaffungen auf  seinen  Bat  großen  Wert ;  sein  urteil  wurde 
bei  Abschälzungen  von  Bibliotheken  und  Funden  nie  ohne 
Nullen  zu  Rate  gezogen.  Dazu  kam  eine  große  Geschäfts- 
Rewandtheit.  Wie  vielerlei  konnte  er  in  den  Bibliotheks- 
stunden, als  er  noch  völlig  gesund  war,  erledigen,  und  das 


—    174    — 

während  der  eine  nach  dem  anderen  an  seiner  Bureauture 
klopfte  !  Die  Bucher  und  Anli(iuariatskataloge  studierte  er 
mit  scharfem  Blick,  und  wer  einmal,  ohne  ihn  gefragt  zu 
haben,  einen  Ankauf  machte,  konnte  bald  hören,  daß  er 
durch  ihn  viel  billiger  zu  seinem  Ziel  gekommen  wäre. 
Seine  Fähigkeiten  zeigte  er  vornehmlich  bei  der  Einrichtung 
der  Seminar-Bibliotheken,  diesen  so  überaus  wichtigen  La- 
boratorien für  die  Fächer  der  theologischen,  philosophischen 
und  juristischen  Fakultät.  Hier  hat  er  sich  Verdienste  ge- 
schaffen, die  ihm  dauernden  Dank  sichern.  Die  Gelegenheit 
zu  noch  viel  großem  Verdiensten  stand  ihm  bevor  bei  dem 
Plan,  ein  dringend  notwendiges  Bibliotheksgebäude  zu  er- 
richten, dessen  Verwirklichung  sein  sehnlichstes  Streben 
war.  Die  größte  Freude  gewährte  es  ihm,  von  der  Ein- 
richtung der  neuen  Bibliothek  zu  sprechen.  Aber  ein  tücki- 
sches Geschick  wollte  es,  daß  er  gerade  an  dem  Tage,  ja 
zu  der  Stunde,  als  der  Große  Rat  die  Genehmigung  zum 
Ankauf  eines  Grundstückes  für  den  Bibliotheksbau  erteilte, 
seine  Augen  schloß,  so  daß  die  frohe  Kunde  von  dieser 
wichtigen  Entscheidung  nicht  mehr  sein  Ohr  erreichen 
konnte. 

Auch  insofern  trat  Holder  in  die  Fußstapfen  Gremauds, 
als  er  den  Vereinen  für  die  Geschichte  Freiburgs  ein  leb- 
haftes Interesse  zuwandte.  Eine  Zeitlang  war  er  Sekretär  der 
Societe  d'histoire  du  canton  de  Fribourg.  Bei  dem  deut- 
schen geschichtsforschenden  Verein  war  er  von  Anfang  an 
einer  der  eifrigsten  Mitarbeiter.  In  den  Zeitschriften  dieser 
beiden  Gesellschaften  veröffentlichte  er  hauptsächlich  seine 
Studien.  Aber  auch  viele  andere  Zeitschriften  erhielten  Bei- 
träge aus  seiner  Feder,  so  das  Archiv  für  katholisches 
Kirchenrecht,  die  «  Revue  de  la  Suisse  catholique  »,  «  Se- 
maine  catholique  »,  n  Revue  de  Fribourg  ».  die  «  Etrennes 
fribourgeoises  »,  die  «Katholischen  Schweizerblätter  »,  das 
((  Centralblalt  für  Bibliothekswesen  »,  «Der  Katholik  »,  die 
«  Pädagogischen  Blätter »  und  « Monatrosen  »,  wie  die 
«  Schweiz.  Rundschau  »,  die  «  Monatsschrift  für  christliche 
Sozial  reform ))  und  die  «Theologische  Revue»;  den  Lesern 


—     175     - 

der  «  Liberia  »  und  der  a  Fpeiburs:er  Zeitung  «  (Nachrichten) 
war  sein  Name  ein  wohlbekannter.  Seine  Publikationen 
kamen  dadurch  nicht  recht  zur  üeltung,  daß  sie  fast  aus- 
nahmslos in  Zeitschriften  niedergelegt  wurden  ;  keine  ein- 
zige Schrift  erschien  selbständig  in  einem  buchhändlerischen 
Verlag,  so  daß  sein  Name  in  den  Buchhändler-Katalogen 
and  in  den  Verzeichnissen,  welche  nur  die  Verfasser  selb- 
ständiger Bucher  auffuhren,  fehlen  dürfte,  und  sein  Beispiel  ein 
neuer  Beleg  dafür  ist,  wie  man  aus  solchen  Verzeichnissen 
nicht  voreilige  Schlüsse  ziehen  darf  Wollte  man  alle  Pub- 
likationen Holders  zusammenheften  lassen,  so  würde  man 
einen  sehr  stattlichen  Band  erhalten,  wenn  man  nicht  gar 
mehrere  Bände  dafür  herstellen  lassen  müßte.  Holder  arbeitete 
mit  einem  fast  fieberhaften  Eifer,  gleich  als  ob  er  voraus- 
geahnt hätte,  daß  ihm  nur  wenige  Jahre  für  literarische 
Tätigkeit  gegönnt  waren.  h]v  war  voll  von  Arbeitsplänen, 
und  auf  Schrift  und  Tritt  stoßen  wir  in  seinen  Verotfentli- 
chungen  auf  Ankündigungen  von  neuen  Arbeiten  und  grö- 
ßern Werken,  die  er  vorbereitete.  Der  liebste  Tag  war  ihm 
der  Sonntag,  weil  er  an  diesem  Tag  von  früh  bis  spät  un- 
gestört in  seiner  Studierstube  weilen  konnte.  Noch  auf  sei- 
nem Sterbebette  erledigte  er  Korrekturen  ;  die  letzten  trafen 
ein,  als  seine  irdische  Hülle  schon  in  den  Sarg  gelegt  war. 
Aus  den  verschiedenen  Publikationen,  deren  gesamte 
Aufzählung  hier  überflüßig  erscheint,  ')  wollen  wir  nur  noch 
einige  anführen,  vornehmlich  solche,  welche  den  Kanton 
Fpeiburg  betreffen.  Zunächst  wählen  wir  die  Studien  aus, 
welche  Sitten-  und  Rechtsgeschitchte  des  Kantons  be- 
liandeln :  Quelques  renseignemenls  sur  les  etudiants  ä  Fri- 
kourg  aux  XVI«  et  XVII«  siecles  («  Monatrosen  »  1896/97), 
Über  das  Freiburger  Studentenleben  im  XVIII.  und  in  der 
«^slen  Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts  (ebenda  1899),  Luxe 
cl  loi  somptuaire  ä  Fribourg  jusqu'au  milieu  du  XVlh  siöcle 


'j  Sie  linden  sich  sämtlich  registriert  in  der  Bibliographie  der 
^«iiburger  Geschichtsblätter  1— XI. 


-     176    — 

(Etrennes  friboupgeoises  1897),  Tntroduction  ä  l'histoire  du 
droit  friboupgeois  («  Libertö  »  1896),  Etüde  sup  Thistoire  do 
droit  fpiboupgeois  («  Libertö  »  1901/3/4).  Etüde  sur  This- 
toire  economique  de  Fribourg  («  Liberte  »  1901/2),  Ueber- 
blick  über  die  Freiburger  Verfassungsgeschichte  («Freibur- 
gep  Zeitung »  1900),  Kleinere  Beiträge  zur  Rechts-  und 
Wiptschaftsgeschichte  des  Kantons  Freibupg  (ebenda),  Kul- 
tuphistopisches  aus  Kpeibupgs  Vergangenheit  («  Freib.-Ztg.  » 
1901),  Rechts-  und  Wiptschaftsgeschichtliches  aus  dem 
Sense-  und  See-Bezipk  («  Fpeibupgep  Nachpichten  »  1904), 
Das  Landrecht  von  Jaun  («  Freibupgep  Geschichtsblätter  » 
1902).  Daran  schließen  wir  eine  noch  stattlichere  Reihe  von 
Arbeiten,  welche  Kirchengeschichte  und  im  besonderen  Ge- 
schichte des  Kirchenrechts  betreffen  :  Notice  historique  sur 
quelques  confröries  et  congregations  du  canton  de  Fribourg 
(«  Semaine  catholique  »  1898),  Das  Patronatsrecht  der  Ge- 
meinde und  des  Rates  von  Freiburg  und  das  Kollegiatstift 
St.  Nikiaus  im  16.  Jahrhundert  («  Kathol.  Schweizer-Blät- 
ter »  1899),  Ein  Traktat  des  Propstes  Peter  Schneuwly  (f 
1597)  in  Freiburg  über  das  Verhältnis  von  Kirche  und 
Staat  (Archiv  für  kath.  Kirchenrecht  1899/1900),  Etudes 
sur  rhisloire  ecciösiastique  du  canton  de  Fribourg  (Revue 
de  la  Suisse  catholique  1897/98/99/1901).  Beiträge  zur  Ge- 
schichtö  der  Synodal-Gesetzgebung  der  Diözese  Lausanne 
(((  Kath.  Scliweizep  Blattep  »  1901  2).  Uebep  Kipchenvisita- 
tion  und  Visitationsbepichto  in  der  Diözese  Lausanne  (Eben- 
da 1902),  Los  visites  pastorales  dans  le  diocfese  de  Lau- 
sanne depuis  la  fin  du  XVI»^  sifecle  (Archives  de  la  sociätä 
d'histoire  du  canton  de  Fribourg  1903),  Zur  Geschichte  der 
Basler  Synodal-  und  Diözesanstatuten  bis  zur  Reformation 
(«Kath.  Schweizer  Blätter»  1904),  Das  kirchliche  Vermö- 
gensrecht des  Kantons  Fpeibupg  («  Fpeibupger  Geschichts- 
blätter» 1897  (1902),  Beiträge  zup  Geschichte  der  Amorti- 
sationsgesetzgebung untep  dep  Regiepungdep  Kaiserin  Maria 
Theresia  (Arch.  f.  kath.  Kirchenrecht  1904).  Ueberblicken 
wir  die  vielen  Artikel  und  größeren  Abhandlungen,  so  seheo 
wir   deutlich,    wie   sein    Interesse    zuletzt   immer  mehr  der 


-     177     - 

Geschichte  des  Kirchenpechts  sich  zuwandte.  Die  Arbeiten 
auf  diesem  Felde,  das  leider  —  um  einen  Ausdruck  des 
Bischofs  Keppier  von  Rottenburg  zu  gebrauchen  —  nach 
katholischen  Gelehrten  schreit,  zogen  auch  die  Aufmerk- 
samkeit weiterer  Kreise  auf  ihn,  so  daß  vor  zwei  Jahren 
sein  Name  bei  der  Vakanz  einer  kirchenrechtlichen  Profes- 
sur an  einer  deutschen  Universität  genannt  wurde.  Leider 
war  es  ihm  nicht  vergönnt,  seine  Studien  über  die  Syno- 
dalstatuten der  schweizerischen  Diözesen  zu  einem  großen 
Ganzen  zusammenzuschließen.  Wie  dankbar  wäre  ihm  die 
Forschung  dafür  gewesen  ;  dann  hätte  es  ihm  auch  an  lau- 
terer Anerkennung  nicht  gefehlt.  Die  meisten  seiner  Pub- 
likationen sind  entweder  zusammenfassende  Uebersichten 
oder  Ausgaben  neuer  Funde,  überall  sind  es  seine  beson- 
dern bibliothekarischen  Talente  und  Interessen,  die  sich 
dabei  offenbaren.  Bei  allen  denen,  die  sich  mit  Freiburger 
Geschichte  beschäftigen,  wird  sein  Name  immer  neben  dem 
Gremauds  mit  Ehren  und  aufrichtigem  Dank  genannt  wer- 
den. 

Diejenigen  aber,  die  mit  ihm  zusammen  hier  gewirkt 
liaben,  werden  ihm  noch  ein  besonders  treues  Andenken 
bewahren.  Sie  werden  seiner  nicht  vergessen.  Wie  nahe 
ging  ihm  do'3ii  alles,  was  die  Universität  berührte  !  Er  stritt 
mit  ihr ;  er  freute  sich  und  trauerte  mit  ihr.  Von  ganzem 
Herzen  kam  ihm  der  Wunsch,  den  er  in  der  «  Freiburger 
Zeitung  »  einst  niederschrieb  :  «  Möge  die  aufblühende  Hoch- 
schule immer  mehr  eine  Quelle  geistigen  Lebens  und  ma- 
teriellen Fortschritts  für  das  opferwillige  Freiburger  Volk 
werden ! »  Wir  sind  überzeugt,  daß  auch  die  Freiburger 
ihrem  mustergültigen,  fleißigen  Bibliothekar  von  ganzem 
Berzen  nachrufen  :  Möge  er  in  Friede  ruhen  I  ^) 

G.  Seh  nur  er. 


')  Dieser  Nekrolog  ist  im  wesentlichen  gleich  in  den  Freiburger 
NÄchrichten  vom  83.  Mai  1905  abgedruckt. 


»><♦ 


12 


Ein  Schreiben 


von 


P.  Petrus  Canisius  an  P.  Joachim  Müller'). 

[Dank  für  Zusendung  von  Material  über  den  hl.  Beatus, 
dessen  handschriftliche  Lebensgeschichte  bei  einem  Bild- 
schnitzer in  Solothurn  gefunden  wurde.  Absicht,  die  Bio- 
graphie der  schweizerischen  Hauptheiligen  zu  schreiben. 
Anfang  mit  der  Vita  Fridolins.  Wunsch,  das  in  verschiede- 
nen Klostern  liegende  Material  zu  erhalten.  Bedauern  über 
die  Grausamkeit  und  Verblendung  der  Sektierer,  die  Gott 
lästern  und  auch  das  7.  Sakrament  preisgeben]. 

Freiburg  i.  Ue.,  1.  Juni  1588. 
Pax  Christi  nobis  aeterna,  Reverende  Pater! 
Missum  ad  me  librum,  qui  capita  de  Divi  Beati  ^)  his- 
toria  indicat,  perlibenter  accepi,  aliasque  plura  huc  spec- 
tantia  videre  cupio.  Dignus  est  ille  Heivetiorum  apostolus, 
qui  multorum  scriptis,  et  unguis  celebretur.  Testatur  typo- 
graphus  noster  codicem  de  hac  historia  isthic  acceptum  non 
apud  se,  sed  in  manu  efformatoris  imaginum  apud  Solo- 
thurnum  [I]  reperiri,  parvaraque  spem  nobis  praebet,  hoc 
exemplum  recuperandi  atque  recipiendi. 


')  P.  Joachim  Müller,  Conventoaie  des  Benediktinerstiftes  Ein- 
siedeln,  war  damals  Pfarrer  der  dortigen  Gemeinde.  Seine  höhern 
Studien  hatte  er,  schon  Religiöse,  zu  Diilingen  gemacht.  Über  seine 
Tätigkeit  als  Chronist  seines  Klosters  s.  P.  Gall  Morel:  Das  Büch- 
lein vom  Anfang  der  Hofstatt  zu  den  Einsiedeln  etc.  im  Geschichtsfr. 
Xlll.  S.  168  u.  169;  s.  a.  Chronique  d'Einsidlen,  ou  hist.  de  i'abb^ 
princi^re  etc.  Einsiedeln  1787.  p.  223  s.  ;  vgl.  a.  P.  Odilo  Ringholz, 
Wallfahrtsgesch.  U.  L.  Frau  v.  Einsiedeln.  S.  186  u.  194. 

')  1590  verötlentl.  Canisius  eine  Lebensgeschichte  des  hl.  Beat. 
s.  Meinr.  Meyer,  Notice  historique  sur  la  bibiioth.  cant.  in  Arcb. 
de  la  s.  h.  de  Fribourg.  II.  p.  215. 


~     179     - 

Vollem  et  ego  Sanctorum  historias,  qui  apud  Helvetios 
vioeam  Domini  primum  et  maximum  coluerunt,  scriptasex- 
tare,  ut  ejusmodi  Patronorum  et  Doctorum  vestigia.  si  non 
haereticis,  at  certe  catholicis  notiora  et  commendatoria  essent. 

Verum  doleo.  non  suppetere  nobis  vcterum  monumenta 
fide  digna,  in  quibus  desiderata  historiae  lux  appareat,  quod 
fortasse  maiores,  sui  temporis  simplicitate  content!,  tenuiter 
et  parce  admodum,  quae  ad  vitam,  doctrinam  et  mortem 
sanctorum  spectant,  attigerint. 

Kgo  in  depingendo  Divo  Fridolino  versor,  ^)  ut  initium 
aliquod  historiae  indicandum  proponam  lectoribus,  quos  hoc 
tempore  tam  nasutos  experimur,  ut  illorum  exspectationi 
difBcile  sit  respondere. 

ütinam  unum  habeamus  antistitem,  cui  sit  cordi,  ex 
vapjis  monasteriis  ea  conquirere.  quae  de  Sanctis  et  Patro- 
nis  Helvetiae  dicta,  scripta,  facta  reperire  licet,  sie  enim 
ex  tenebris  muita  in  lucem  proferri.  et  silva  quaedam  rerum 
postea  disponendarum  constitui  posset. 

Recte  tu  quidem  ac  merito  deploras  insaniam  et  insa- 
nam  crudelitatem  Sectariorum,  qui  suis  contentionibus  po- 
tius  quam  disputationibus  hoc  efficiunt,  ut  tantum  non  caeci 
cognoscant  Babylonicae  turris  aedificatores  et  legatos  eins 
bestiae,  cui  datum  est  os  ad  omneni  blasphemiam  contra 
Deam  et  tabernaculum  eins  et  Sanctos,  (jui  in  eoelo  ha- 
bilant,  profundendam.  Vere  iratus  est  Draco  in  Mulierem 
et  pergit  facere  praelium  cum  reliquis  de  semine  eins,  qui 
custodiunt  mandata  Dei.  et  habent  testimonium  Christi,  ut 
caelestis  Aquilae  verbis  utamur. 

0  miseros  et  infelices.  quibus  satis  non  est  sacramenta 
Ecciesiae  sex  repudiasse,  nisi  septimum  et  unicum  illud  pau- 
latim  quoque  deserant,  suosque  et  aliorum  liberos  secum 
Perdant.  Sed  hostibus  Kcciesiae  mentem  saniorem  prece- 
"Jor,  ne  tandem  ex  haereticis  athei  -)  plurimi  efflcianlur. 

^)  Diese  Schrift  erj^chien  loB!)  ebenfalls  bei  Gemperlin.  s.  Meyer, 
^rch.  II.  p.  21b. 

')  Man  rühmte  P.  Canisius  nach,  er  vor  allen  habe  die  Ten- 
^«nzen  des  Protestantismus  durchschaut. 


—     180     - 

Dominus  Jesus  valde  afflictum  nobis  catholicismum 
conservet  et  erigat  missis  in  vineam  suam  fidis  operariis, 
qui  passim  hodie  desiderantur. 

Bene  in  Christo  vale,  Pater,  cum  observandissimo  an- 
tistite  ^)  et  domno  decano  *)  aliisque  fratribus,  quorum  pre- 
cibus  Domino  eiusque  Matri  velim  esse  commendatus. 
Friburgi  Helvetiorum,  Calendis  Junii  Anno  1588. 

Ex  animo  tuus 

P.  Canisius. 

Adresse  :  Reverendo  in  Christo  Patri  Joachime  Müllero. 
0.  D.  B.  et  concionatori  in  Coenobio  Einsidlensi  tanquam 
fratri. 

Original  :  verloren. 

Copie:  Stiftsbibliothek  Einsiedeln:  Cod.  416.  p.  52 
und  53. 


*)  Abt  Ulrich  III.  Wittwiler  (1585-1600). 

')  P.  Augustin  Hof  mann,  Dekan  seit  1585.  Er  wurde  1600  Abt. 


Kleine  Mitteilungen. 


Erhaltung  der  Kunstdenkmäler.    UMienn   28.  .hmi 

*904  erließ  der  Staatsrat  von  Freiburg  an   sämtliche  Ober- 

^'öter.  Pfarrei-  und  Gemeinderäte  des  Kantons  ein  Cirkular, 

^^orin  er  die  im  Einverständnis  mit  der  Kirehenbehörde  am 

*^-    September    1900   eingesetzte    Üenkmälerkommission    in 

*^Hnnerung  bringt.     Ihre  Aufgabe  besteht  besonders  darin, 

^^n   Interessenten  Rat   und  Wegeleitung   und   den  Oberbe- 

*^örden    Gutachten    über    angelegte    Pläne    abzugeben.     Die 

^-'berämter  werden  angewiesen,  die  Beobachtung  dieser  An- 

'^'^clnung  zu  überwachen. 

Freiburg.  Bei  der  Einrichtung  einer  Centralheizung  in 

^^r  St.  Nikiauskirche  (1904)  mußte  die  Gruft  mit  der  Grab- 

^^Sktte  der  verstorbenen    Chorherrn    geöffnet    werden.     Alle 

^^^beine,    die   man   vorfand,    wurden   sorgfältig   aufgehoben 

^nd  in  die  Gruft  unter  der  hl.  Grabkapelle  am    südlichen 

*^nde  der  Kirche   gebracht.     Wertgegenstände   fanden    sich 

'^'cht  vor.    Die  Leichname  waren  meist  L^t  erhalten,  da  die 

-^i^wft  trocken  ist.     In  einem    Leichnam,   der   seit  etwa  300 

'•'^hren  in  der  Gruft  liegen  soll,    von   etwa   2  Meter  Länge 

"J^il  gut  erhaltenem  rotlichen  Bart  glaubte  man  die  irdischen 

^^berreste   von   Propst   Schnewiy   (f  1397),    dem    bekannten 

Pädagogen  und  verdienten  Gelehrten,  zu  erkennen. 

(Frei burger  Nachrichten). 

Grandson.   Laut  Liberte  vom  15.  November  1904  hat 
-^i^chivar  Milloud   im   Archive    zu   Grandson    die    von    Ame- 
^^118  VII.  besiegelte  Stadtfreiheit  in  einer  Pergamenturkunde 
entdeckt. 


\ 


-     182    — 

Donatyre.  Laut  Gazette  de  Lausanne  fand  man  bei 
den  Restauralionsarbeiten  in  der  dortigen  Kirche  unter  dem 
Fußboden  Särge  mit  menschlichen  Gebeinen  aber  mit  Erde 
ausgefüllt;  zwei  davon  befinden  sich  im  Chor,  die  andern 
im  Schiff.  Dieselben  scheinen  der  letzten  Zeit  der  römischen 
Herrschaft  anzugehören.  Gleichzeitig  fand  man  neben  die- 
sen Särgen  im  Chor  Gräber,  die  aus  dem  Mittelalter  her- 
rühren. Libertö  1905,  September  3. 

Die  Zünfte  in  Freiburg.  Staatsarchivar  J.  Schneuwly 
verbreitet  sich  in  einer  Zuschrift  an  das  Journal  de  Genfeve 
über  die  Bedeutung  der  französischen  Bezeichnung  abbaye 
im  Sinne  von  Körperschaft  oder  Handwerkerinnung.  Solcher 
Innungen  gab  es  sowohl  in  der  Hauptstadt  als  in  den  Be- 
zirkshauporten und  zwar  Zünfte  der  Jäger  oder  Junker,  der 
Krämer  oder  Kautleute,  derTuchweber,  der  Gerber,  Schmiede, 
Maurer  und  Metzger;  diese  letzten  drei  bestehen  heute  noch 
unter  den  Namen  Zünfte  und  so  werden  auch  ihre  Häuser 
noch  benannt. 

Diese  Innungen  haben  ein  hohes  Alter  und  reichen 
jedenfalls  bis  ins  14.  Jahrhundert  hinauf,  damals  allerdings 
vielfach  noch  andere  Namen  führend.  So  ist  die  Gesell- 
schaft der  Schmiede  schon  1385,  die  der  Bäcker  und  Müller 
1390  und  1392  eine  solche  der  Gerber  nachweisbar.  1390  löste 
sich  bereits  eine  erste  Maurerinnung  auf.  Im  Jahre  1418 
begegnen  wir  der  großen  Zunft  von  Freiburg  d.  h.  der 
Junker  bestehend  aus  49  Mitgliedern,  welche  nur  durch 
(M'nstimmige  Wahl  aufgenommen  wurden  ;  allein  Ende  15. 
Jahrhunderts  geriet  diese  Zunft  in  Verfall.  Im  Oktober  142 
gab  der  Kleine  Rat  sämtlichen  Zünften  eine  Verordnung  ubei 
Einrichtung  und  Betrieb  der  Zunftstuben.  An  der  Spitz 
einer  solchen  Zunft  standen  ein  Abt  (abbö),  4  Meister  un 
ein  Prior,  wie  aus  einer  Urkunde  des  Notars  Manot  vo 
20.  Mai  1414  ersichtlich  ist.  Die  Bezeichnung  Abt  mußt 
bald  derjenigen  eines  Zunftmeisters  (regent)  Platz  mache 

Libertö  1905,  Aug.  31. 

Freiburg.     Das  Historische  Museum  erfuhr  in   neu« 
ster  Zeit  eine  wesentliche  Umgestaltung  durch  Einräumu 


—    183    — 

eines  eigenen  Saales  für  Ikonographie  und  Holzschnitzereien 
wobei  die  zahlreichen  Werke  von  Hans  Geiler  ganz  beson- 
ders zur  Geltung  kommen.  Auch  die  Glasgemälde,  eine 
Zierde  der  Sammlung,  wurden  neu  geordnet  in  streng  chro- 
nologischer Folge;  das  Museum  besitzt  gegenwärtig  unge- 
fähr 150  Stuck.  Anderes,  wie  die  schonen  Holzschnitze- 
reien aus  dem  16.  Jahrhundert,  die  von  der  Centralheizung 
gelitten  hatten,  sowie  die  durch  Alter  schadhaft  geworde- 
nen Burgunderteppiche.  Beutestucke  aus  der  Schlacht  von 
MüPten.  wurden  mit  Hilfe  des  Schweiz.  Landesmuseums 
einer  gluchlicken  Restauration  unterzogen. 

M.  V.  Techtermann 
im  Anzeiger  f.  Schweiz.  Altertumskunde  VII. 


öffentliche  Anfrage. 


er 


Herr  Dr.  Albert  Hellwig  in  Perleberg  (Preußen),  NachÄ   ^^=^h 
ligallstraße  6,  richtet  an  die  Leser  der  Freiburgei*  Geschichte  -^^  ^^ 
blatten    folgende    Anfragen,    deren    Beantwortung  auch  de 
Herausgeber  Prof.  Dr.  A.  Buch!  gerne  entgegennimmt  uhä^'^e-     nd 
dem  Fragesteller  übermittelt: 

1.  Ist   Ihnen   etwas   über   den    Volksglauben  bekann   ^      ^^^^ 
man  könne  getrost  einen  Meineid  schworen,  wenn  mang 
wiße  Zeremonien  vornähme,  z.  B.  die  Innenfläche  der  Schwu 
band    dem    Richter  zukehre  oder  den  linken  Arm  auf  de 
Rucken  halte  oder  einige  der  Eidesformel  auslasse  u.  s.  w 

2.  Kennen  Sie  den  Brauch  der  Diebe,  den  Tatort  dur 
ihre    Exkremente    zu    verunreinigen?     Weßhalb    geschie 
das?     Nur  von  Gewohnheitsdieben?     Kennen  Sie  den  A 
druck    «Wächter»,  «Nachtwächter»,   «Posten»,    «  Schil 
wache  »,  «  Hirt  »  oder  einen  ähnlichen  für  menschliche 
kremente?     Was  ist  der  Sinn? 

3.  Ist  «  das  {\.  und  7.  Buch  Moses  »  oder  ein  «  so 
sliges  Zauberbucli  ))  im  Volke  verbreitet?  Ist  durch  d 
Glauben  des  Volkes  daran  schon  Unheil  geschehen? 

4.  Glaubt  das  Volk,  die  Zigeuner  raubten  Kinde 
Ist  ein  solcher  Fall  etwa  wirklick  passiert? 

Auch  alle  sonstigen  Angaben  über  kriminellen  Ab 
glauben  sind  für  den  Fragesteller  sehr  erwünscht,  da 
über   diesen   Gegenstand    SpezialStudien  betreibt,  die  dur  ^^" 

solche  Auskünfte  eine  besondere  Förderung  erhalten. 

A.  B 


Lrr 


-v\AAAA/V^'' 


FREIBURGER 


GESCHICHTSBLÄTTER 


lierausiretfebeH 


vom  deutschen  geschichtsforschenden  Verein 


des 


Kantons 


XIII.  Jahrgang. 


—  o-?>f«S<cC- 


Freiburg  i.  Ue.  1906. 

Verlag  der  Universitiits-I^uchhamilunir. 


Inhaltsverzeichnis. 


A.  Geschäftliches. 


•j 


J)  Bericht  über  da??  Vereinsjahr  imOU:» Ml 

'i)  Ka-ssabericht  ülx;r  das  Geschäftsjahr  liKK"»  IKI         ^^^ 

-i)  Mitgliederver/eichnis Z^^^ii 

4/  Schriftenaustauscli ^^^-  ^'^ 


J 


I^  Abhandlungen. 

J)  A.  Büclii.  Frei burirer  Miss!  ven  zur  Geschichte  des  Burgunder- 

krieces 

Register  dazu -^"^^ 

'if  Hans  Wattelet,  Aus  dem  alten  Murtenbiet. 

III.  Zur  Geschichte  des  Bauernkrieges  (Schluß)        ....        XCX^ 
.*»)  A.  Biichi,    Die   Verschwörung  gegen   die  Stadt  P'reiburg  im 

Winter  Ufil  rr>     .     .     .     .     .^    ^ 

1)  Ferd.  Rüegg,  Beteiligung  Kreiburgs  i.  Ue.  am  Appenzellerkrieg       1*-^^ 

.'»)  A.  Biichi,  7  Professor  Heinrich  Reinhardt 1*^ 

<•;  Derselbe.  Ein  Schreiben  von  Hans  Lenz   an  SchultlieiL>  und 

Rat  von  Frei  bürg J.tv> 

/;  Derselbe,  Ein  verlornes  Lied  üIkm-  den  Savoverkriei:     ...        1'^ 
"^    Klein«'  Mitteilungen        l  '* 


Bericht  über  das  Vereinsjahr  1905|6. 


Ä* 


Das   abgelaufene  Geschäftsjahr   bewegte   sich    in   den 

^Wohnten  Geleisen.     Laut  Mitgliederverzeichnis  beträgt  die 

^^hl  der  Vereinsnaitglieder  heute  198,  was  gegenüber  dem 

'^^Ijährigen  Stand  eine  Abnahme  von  5  bedeutet.     Dieselbe 

'^    baaplsachlich    aus    dem    ungenügen    Ersatz   (+   8)    zu 

^^^klären,  da  der  Abgang  ( —  13)  ungefähr  dem  letztjährigen 

'-^   11)    gleich    blieb.     Wenn    der  Mitgliederbestand    nicht 

^^t*ückgehen  soll,  so  ist  bei  dem  häufigen  Wechsel  der  Ge- 

'rinung    neuer  Mitglieder    stets    besondere    Beachtung   zu 

^"^- Henken. 

Der    Tod     hat     insgesamt    drei    Mitglieder     hinweg- 

*^^r-afft:    Benedikt    Vonlanthen,   der    dem    Verein    seit    seiner 

^^öndung    als    eifriges     Mitglied     angehorte  ').      Geboren 

^^^   8.  Dezember    1S48   zu   Heitenried   besuchte   Vonlanthen 

^^^   Mittelschulen    sowie    die    Rechtsfakultät    in    Freiburg, 

^^'Virde   dann  nach  Absolvierung  seiner  Studien  zum  Schul- 

^^^^pektor   des   Saane-    und   Glanebezirkes    ernannt    (1879), 

^*iie  Stelle,    die    er  im   Jahre   1883  mit    dem    Inspektorale 

^^s  Sensebezirkes   vertauschte,    rückte   1881    zum    Mitglied 

^^r  kantonalen    Studienkommission    vor.     Von    1880 — 1890 

^^^kleidete  er  die  Stelle   eines  Erziehungssekretärs  und  von 

1890 — 92  eine  Professur  am  Kollegium  St.  Michael.     Dann 

^'tirließ  er  den  Schuldienst  und  wurde  seit  1892  Hypothekar- 

'^'erwalter    des    Sensebezirks    und    starb    als    solcher    nach 

langer   Krankheit  am    9.    Januar   190G.    —  Ihm    folgte    im 

T*ode  nach   am   IJi.  Nov.    1905  Theodor  Blanchard,    geboren 

*863  in  Tafers,  seit  1892  Betreibungsbeamter  daselbst  und 

')  Vgl.  den  Nekrolog  in  den  «  Kreiburger  Nachrichten  »  Nr.  ö 
^^^  Ti.  Januar  1906  (von  Prof.  Dr.  Beck),  sowie  in  «Liberia»  Nr.  7 
^*>ni  11.  Januar  190;. 


IV 

Mitglied    verschiedener   Gemeindebeamlungen  M.    sowie  j 
8.  Dezember  Prof.  Heinrich  Reinhardt  (s.  d.  Nekrolog  unlei 

Ferner  sind  durch  Wegzug  dem  Vereine  verloi 
gegangen  die  HH.  Zwierzina,  P.  Leo  Hayoz,  Hofmann,  Lei 
und  Ziberli,  während  die  HH.  Rody  und  Maurer  ihren  Ai 
tritt  erklärt,  die  HH.  Fasel,  Pfanner  und  Jos.  Vonlantt 
den  Jahresbeitrag  nicht  eingelöst  haben. 

Die  Tauschverbindungen  haben  sich  von  56  auf 
vermehrt  durch  Anbahnung  des  Schriftenaustausches  i 
der  Schlesischen  Gesellschaft  fär  vaterländische  Kultur 
Breslau,  sowie  mit  dem  Verein  für  Geschichte  und  Alt 
türaer  von  Uri  in  Altorf.  Um  dieser  Ausdehnung  i 
Tauschverkehrs  und  der  Vermehrung  des  Mitgliederbest; 
des  Rechnung  zu  tragen,  hat  der  Vorstand  beschlossen, 
Auflage  der  Geschichtsblätter  von  300  auf  320  zu  vergrößi 
mit  dem  Jahrgang  XHL 

Die  laufenden  Geschäfte  wurden  in  zwei  Vorstan« 
Sitzungen  erledigt.  Eine  Versammlung  zur  Instruktion  y 
solchen  Herren,  die  sich  zur  Uebernahme  von  Gemeint 
Chroniken  bereit  erklärt  hatten,  verlief  wegen  ungeniigeni 
Beteiligung  resultatlos  und  mußte  auf  später  verschol 
werden. 

Die  allgemeine  Herbstversammlung  fand  statt,  Sonni 
den  3.  Dezember  1905  in  der  Brauerei  Murten  bei  eii 
Beteiligung  von  etwa  40  Mitgliedern  und  Freunden  ( 
Vereins.  Nach  der  üblichen  Begrüßung  durch  den  Prä 
denten,  der  den  Murtnern  die  Erhaltung  ihres  ganz  einzi« 
Stadtbildes  und  der  übrigen  historischen  Altertümer  dr 
gend  ans  Herz  legte,  folgte  der  Vortrag  von  Profes 
Dr.  Richard  Zehntbauer  über  die  Handfeste  von  Illens. 
derselbe  seinem  Inhalte  nach  inzwischen  Gegenstand  eii 
größern  selbständigen  Publikation-)  geworden  ist,  so 
hier  nur  in  aller  Kürze  darauf  hingewiesen.     Der  Vortrager 

')  Vgl.  den  Nekrolog  in  den  a  Frei  burger  Nachrichten  »  Nr. 
vom   iO.  November  19CH3. 

-)  Die  Stadtrechte  von  Frei  bürg  im  Uechtland  und  Arconci 
Illens.     Innsbruck  IW». 


A'^t>     55unächsl  einen  (berblick  über  den  heutigen  Stand  der 

^'^■ssenschaft   in   der   umstrittenen    Frage  der   Stadtrechts- 

^ntstchung  und   beleuchtete  die  verschiedenen  Stadtrechts- 

theonien,  den  Einfluß  der   Stadtherren    auf  Gerichtsbarkeit 

"^d   \erwaltung  und  die  Verbindung  der  Städte  zum  Schutze 

cT^&on  rbergriffe  der  Stadtherren.     Das  Stadtrecht  von  Ar- 

^'orioiel   und  Illens    vom  1.  Juni  1271    ist  etwas  jünger  als 

"^sjenige   von  Arberg  (1.  Mai)    und    wurde    verliehen  vom 

Slr^ci  therm    Ulrich    von    Neuenburg- Arberg.     Die    Anlage 

^'e?c*d^nkt   ihre  Bedeutung   wahrscheinlich   ihrer  Stellung  an 

^'**^ni    Saanenübergang,    vermochte    sich    aber    wegen    der 

-^«^ti^  Savciyens  und  Rivalität  Freiburgs  nicht  zu  eigentlichen 

^tSciten  zu  entwickeln,    trotzdem   sich   das  Stadtrecht  enge 

an  Freiburgisches    Vorbild    anschlol.).     Darum    gehört    das 

^^^^citrecht   von  Illens   mit   den  Rechten  von  Freiburg,   Ar- 

**^^.  Thun,  Burgdoi'f  und  Diessenhofen  zur  großen  Familie 

"^*^      Ton  Freiburg  i.  Br.  abgeleiteten  Rechte.     Illens  gelangte 

**^F^^'tier  unter  savoyische  Herrschaft  und  wurde  zur   Zeit  der 

"  ^^^^gunderkriege  durch  die  Freiburger  zerstört  (2.  Jan.  1475). 

'^^^■^     Vortragende,  der  es  vorzüglich  verstand,  seine  Zuhörer 

^***"        den  Gegenstand    zu  interessieren   und   die   vorliegende 

^^*-^ilfrage  in  den  großen  rechtsgeschichtlichen  Zusammen- 

^^'^^^  einzurücken,   gab  als  Proben   aus   der  Handfeste  die 

^^^'^mkel    über    Ding-    und    Wehrpflicht    und    berührte    zum 

luße  auch  die  angeblich  aus  dem  Jahre  1250  stammende 


^^  ^^  »^ner  Handfeste. 


Darauf  verlas   Herr  E.  Zurkinden    noch  Ergänzungen 
"^  seinen   früher   vorgetragenen    Hausinschriften    aus   dem 


se-  und  Seebezirk,  fast  sämtliche  in  deutscher  Sprache, 
j  ^    •  •Dst    solche    aus    ganz    französischen    Ortschaften   in    der 
^ebung    Freiburgs.      Dieselben   interessieren   nicht   bloß 


_jen    ihrer   meist   kindlich-naiven   Frömmigkeit,    sondern 
genug  auch  durch    derben  Witz;    sie   sind   alle   in  den 
^iburger  Nachrichten  zum  Abdrucke  gelangt. 
^  Endlich    referiert    noch    Herr   Pfarrer   Schwaller    über 

^^  Stand   der    Gemeindechroniken    und   den    Erfolg  eines 
lügliclien  Aufrufs,  wodurch  besonders  Lehrer   und  Geist- 


liehe  aufgefordert  wurden,  sich  für  Erstellung  von  solch 
Chroniken  zu  melden. 

Großrat  Leicht    machte    den  Vorschlag,   es   möge  A^ 
Verein   eine  Heimatskunde   des  Murtenbietes   an   die  Ha 
nehmen,  ähnlich  wie  solche  für  einzelne  bernische  Lande 
gegenden    bereits  existieren.     Die  Anregung  wurde  in 
nachfolgenden  Diskussion  beifällig  aufgenommen  aber  dar^ 
über   hinaus  gewünscht,    daß  die  Behandlung  der  Heimat 
künde  sich  über  den  ganzen  deutschen  Kantonsteil  erstrecke:  '^ 
solle.     Prof.  Kirsch  möchte  zwei  Jahrgänge  der  Geschichts  s^ 
blätter   speziell    für  die  Heimatkunde  einräumen.     Die  An-  ^ 
regung    wurde    darauf   dem    Vorstande    zur   Prüfung    un^ 
Begutachtung  überwiesen. 

Prof.  Kirsch  lenkt  im  weitern  die  Aufmerksamkei*^ 
des  Vereines  auf  den  traurigen  Zustand  mancher  Gemeinde  -^ 
archive  und  wünscht,  von  Prof.  Speiser  unterstüzt,  daß  Vv — - 
künden  und  Archivalien  besser,  vor  Untergang  und  Ver- — 
schleuderung  geschützt  und  die  Gemeindearchive  besser 
instand  gehalten  werden  möchten.  Der  Präsident  macht  sich" 
anheischig,  die  Anregung  der  hiefür  bestimmten  kantonaler::^ 
Kommission  zur  Kenntnis  zu  bringen. 

Als  neue  Mitglieder  werden  in  den  Verein  aufgenommene 
die    H.  H.  Tobias    von  Raemy,    ünterarchivar   in    Freiburg^ 
Oswald  Koller,  stud.  jur.  Freiburg,  Oswald  Maurer^  Schlosser— 
meister.  Murten,  Dr.  Kichard  Zehntbauer,  Prof.  in  Freiburg. 
Als  nächster  Versammlungsort  wird  Alterswil  bestimmt  und 
eine  Besichtigung  der  Burgruinen  von  Maggenberg  in  Aus- 
sicht genommen. 

Die  allgemeine  Frühjahrsversammlung  wurde  Sonntag, 
den  10.  Juni  1906,  in  der  Wirtschaft  zur  «  Alpenrose  »  in 
Alterswil  abgehalten  bei  einer  außergewöhnlichen  Beteili- 
gung von  über  100  Personen,  wovon  30  von  auswärts,  teils 
zu  Fuß  teils  zu  Wagen,  Velo  u.  s.  w.  herbeigeeilt  waren, 
gelockt  von  herrlichem  Frühlingswetter.  Nach  kurzer  Be- 
grüßung, worin  als  Antwort  auf  die  Motion  Leicht  von  der 
letzten  Versammlung  der  Präsident  die  InangritTnahme  einer 
Freiburger   Geschichte    als    Grundlage    und    Voraussetzung 


VII 

jeder  Heimatkunde,  in  Aussicht  stellte,    «rinj?   derselbe  zum 

Vortrage  über  die  Ritter  von  Maggenber^  über.    Da  dieser  in 

«ausführlicher  Gestalt  den  Lesern  der  Gesehirhtsblalter  vor- 

S'Gtthrt  werden  wird,    so  kann    hier   eine   ganz  knappe  In- 

Hallsangabe  für  einstweilen  genügen. 

Das  Geschlecht   der  Ritter   von  Maggenberg  lalit  sich 

Schon  v:)r  der  Gründung  Freiburgs  nachweisen ;    als   erster 

Vertreter  desselben   erscheint   um   die  Mitte    des  12.  .lahr- 

^»underts  ein  Cono  von  Maggenberg   als  Vertreter  des  zah- 

'"'»ngischen    Dienstadels    im    rechtland.    der    auch    bei    der 

^»rundung    Freiburgs    mitgewirkt    haben    mag.      Aus    dem 

Zähringischen    gingen    die    Maggenberger    nach    Erloschen 

dieser  Familie  über  in  den  Kiburgischen  Dienst  und  hernach 

^^    den   der  Habsburger.     Sie   erscheinen    auch    schon   früh 

^'s    Wohltäter   des    benachbarten    Klosters    Altenrvf.     Den 

'^Ochsten  Glanz  entfaltete  das  Geschlecht  jedoch  unter  Wil- 

"Glin    und  Ulrich    von  Maggenberg   zur   Zeit   König  Rudolfs 

^*^n  Habsburg,  von  denen  der  erstere  im  Dienste  der  hinter- 

'Hssenen  Witwe  Anna  des  letzten  Kiburges  stand,  während 

^^^    letztere   sich  dem  aufgehenden  Gestiin  der  Habsburger 

^^gewandt    hatte.      Für    seine    getreuen     Dienste    hat    ifim 

^^•nig  Rudolf  die  Vogtei  Alterswil    zu  Lehen    gegeben   und 

!  ^niit  auch  die  Hut  der  Reichsburgen  Grasbnrg  und  Laupen 

J^      seiner  Hand   als  Kastellan  vereinigt.     Reim   Leiiergange 

^''^iburgs  an  Habsburg  (1277)  dürfte  er  auch  die  Hand  im 

Piele  gehabt   haben.     In    den  Kriegszügen    König   Rudolfs 

^^S'en  den  Grafen  von  Savoyen  tat  er  sich  besonders  hervor 

^i    Belagerung  von  Peterlingen  (I28.'{):  zum  Lohn  für  seine 

^^ten  und  treuen  Dienste  erhi(»lt  er  die  Festun«»^  (Jümenen  und 
f3  -■  .  . 

^^   Amt  eines  Reichsvogtes  im  lechtland  und  war  dadurch 

^^t     dem    besten    Wege,    zwischen    Saane    und    Sense    eine 

_  '^ine  Landesherrschaft  zu  errichten.     Selbsl   nach  Rudolfs 


^<1  behauptete  der  kulinc  Haudegen  dem  Heiche  die  Hurgen 

^^Upen    und    Gumenen,     als    die    Feinde    Habsl)urgs     sich 

^ler  Orten    in    wuchtiger   (loalition    (»rhoheii.     Nach  seinem 

*^^o^le  (c.  1304)  ging  es  mit  dem  Geschlechte  abwärts.     Noch 

*^nden  wir  zwar  mehrere  (jlieder  desselben  als  Pfarrlierren 


fiisloiisohe  Bauwerk  dem  Wohlwollen  und  der  Fürsorge  der 
zunächst  kompetenten  kantonalen  Kommission  für  Erhaltung 
von  geschichtliehen  Denkmälern. 

In  Beantwortung  der  Anregung  Kirsch  an  der  letzten 
Versammlung  macht  das  Präsidium  Mitteilung  von  dem 
Ergebnis  seiner  inzwischen  angestellten  Erhebungen.  Dar- 
<*üs  ist  zu  entnehmen.  daLi  der  IVäsidenl  der  Subkommission 
för  Erhaltung  von  Urkunden  und  Archiven  schon  vor  Jahres- 
^''isl  im  Sinne  der  Motion  Kirsch  eine  Eingabe  an  den  h. 
Staatsrat  eingereicht  habe,  die  aber  bis  dato  unbeantwortet 
geblieben  sei. 

Vom    Departement    des    Innern     der     Schweizerischen 
***d«>enossenscliaft  ist  dem  Verein  ein  Exemplar  eines  wert- 
vollen Quellenwerkes  zur  (Jeschichte  des  Berner  Jura  wäh- 
lend  der  franzosischen  Annexion   zum    (ieschenke   gemacht 
v^oi-den.     Es  trägt   den   Titel :    Journal    de  Frangois-Joseph 
^''elatnQl — IH()2.     Memoires  dun    bourgeois  de  Porrent- 
^^y  publiees  avec  un  subside  de  la  confederation.     Delemont 
'"*06.    Das  wertvolle  (iesrhenk  wurde  vom  Präsidium  namens 
^^    Vereins  aufs  wärmste  verdankt. 

Der  Aufsatz  Kälins  über  (iuillimann  hat  in  Jahrgang  XI. 

.  ^*'   Freiburger  Geschichtsblätter  durch  Stadtarchivar  Albert 

IP^     Freiburg    i.  Br.    in  der  ((Zeitschrift  für   (Jeschichte  von 

'"^iburg    im    Breisgau     und   angrenzenden    Landschaften  w 

^^-    XXI   31  i    ff.)    eint»    sehr    anerkennende    Besprechung 

^'*Unden.     Bezensenl   schiribi:   ((Diesem  bedeutenden,  vom 

^^•^e   der   wissenschaftlichen  Arbeit   allzufrüh    abgerufenen 

*-*i-Seher     hat    Johannes    Kälin    in    dem    vorlie<j[enden    Buch 

■^     A^urdiges.  Licht  und  Schatten  «rleicIimäUig  und  gerecht 

.    "^cJerspiegelndes  Denkmal  gesetzt.     Mit  Liebe  und  Sorgfall 

^     t?r  allem  nachgegangen,    was  irgendwie  zur  Aufhellung 

Imitier    bis    dahin    noch    vi(»lfach    dunkeln    Lebensumstände 

^»tragen  konnte.     Mit  Scharfblick  und  feinem  Verständnis 

^^    er  das  innere  Wesen  des  Mannes  zu  erfassen  und  dar- 

*^^55tellen  gesucht,  den  (Jelst  und  Wert  seiner  Werte  unt(M- 

'^'-lU  und   entwickelt    und    ihm   so   seinen    rechten   Platz  in 

^*''    deutschen    Historiographie    angewiesen    und    gesichert. 


f 


Das  Gesamtbild,  das  Kälin  von  ihm  entworfen,  wi 
schwerlich  mehr  in  irgend  einem  wesentlichen  Punkte  ei 
Umgestaltung  erfahren  .  .  .  Die  Wissenschaft  wird  es  Kä 
zu  danken  wissen,  daß  er  uns  Guillimann  den  Gelehrl 
völlig  erschlossen,  Guillimann  den  Menschen  mensohl 
näher  gebracht  hat.  »   ' 

Der  folgende  Jahrgang  XII.  dagegen  hat  im  Sonnta; 
blatt  des  «  Bund  »  (Nr.  15  vom  15.  April  1906)  eine  I 
sprechung,  speziell  der  Arbeiten  von  Zimmermann  i 
Büchi  gefunden,  die  als  a  zwei  sehr  interessante  Beitri 
zur  politischen  und  kulturellen  Geschichte  Freiburgs  i 
der  Schweiz  »  bezeichnet  werden.  Eingangs  bemerkt  ^ 
Referent:  «  Der  deutsche  geschichtsforschende  Verein  ' 
Preiburg  kann  auf  keine  lange  eigene  Geschichte,  wohl  a 
auf  eine  kräftige  Entwicklung  in  der  kurzen  Zeit  sei 
Bestehens  zurückblicken,  hat  er  doch  seine  Mitgliederz 
in  den  12  Jahren  auf  200  gebracht.  In  seinen  Reihen  w 
tüchtig  gearbeitet;  das  lassen  die  Hefte  erkennen,  die  J 
auf  Jahr  erscheinen  und  deren  Inhalt  dem  Verein  sow 
als  den  einzelnen  Autoren  durch  Gedie^^enheit  zur  groi 
Ehre  gereicht.  » 

Leider  muß  auch  in  diesem  Jahre  wegen  Erkianki 
des  Bearbeiters  die  Bibliographie  wegfallen.  Wir  hoff 
die  diesjährige  undietztjätirige  zusammen  im  nächsten  H 
nachzuholen. 


Kassabeiicht 

<tes  deutschen  geechichtsforschenden  Vereins  des  Kantons  Freiburg 

pro  1905—1906. 


A.  Einnahmen. 

^*    Beiträge  vou  Mitgliedern Fr.    -X).  87 

'■-•    Clrlös  von  1  Exemplar  Festschrift »        'i.'A) 

^^aatebeitrag »    :äJÜ. — 

^^=^  Mitgliederbeiträge »    .V4.  — 

^^itrag  der  Stadt  Morten »      *iO.  — 

»>         des  kathol.  Mäooervereins  Frei  bürg »      10.  — 

^»•IcHj  von  Geschichtsblättern  I— XII »      -25.  — 

Totiil  der  Fünnahnien  Fr.  Ur^.  :»7 

B.  Ausgaben. 

^««i^it  von  19a"i Fr.     11..7> 

^^^Hnung  der  Herren  Fragniere »    •'»4«.  — 

^Ä          des  Buchbinders »      '■{♦».  — 

^*ckzahlang  eines  Vorschusses »      48.  ir> 

^^to  an  den  Hrn.  Präsidenten »        /.— 

*  ^^^^en  und  Expedition  der  Gresclnchtshlätler      ....  »      14.— 

*^^*^   der  Volksbank »     it^.'M 

Total  der  .Vus«aben  Fr.  '.MIMR) 


C.  Bilanz. 


1^         ^-innahmen Fr.  iCri.  .{7 

*      --Vusgaben »    !>4t».r,o 

Saldo     Fr.       >.  T/ 


Tafers,  Jen  'JÜ.  Novenilxir  r.KX». 


J.  Bäriswyl,  KassicM-. 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

des  deutschen  geschichisforschenden  Vereins  des  Kantons  F 


Dezember  IIKX». 


Biichi,  Dr.  Albert,  Pi'ofej«sor,  Frei  bürg,  Präsident. 
Wattelet,  Dr.  Hant«,  Advokat,  Murten,  Vizepräsident. 
Schwaller,  Viktor,  Pfarrer,  Alterswil,  Schriftführer. 
Bäriswyl,  J.,  Tafers,  Kassier. 
Schaffner,  Sai.,  Pfarrer,  Kerzers. 

KhvenmiUjUcd : 
Schneuwly,  J.,  Staatj^archivar,  Freiburg. 

Mitf/Iicdcr  : 

Aeby,  Johann,  Substitut,  Tafers. 

—  Johann^  Pfarrer,  Plasselb. 

—  Lehrer,  St.  An  ton  i. 

Affolter,  (Jekononi,  Conradshaus  bei  Heitenrieti. 
Albrecht,  Anton,  Buchbindermeister,  Freiburg. 
Andrey,  Am.,  Großrat,  Tafers. 
Audersct,  Alljert,  Advokat,  Freiburg. 
Baldegger,  Jak,  Dr.  phil.,  Gersau. 
Balmer,  Melchior,  Angestellter,  Tafers. 
Baumhauer,  Dr.  Heinr.,  Prof.,  Freiburg. 
Beck,  Dr.  J.,  Prof.,  Frei  bürg. 
Heeli,  Franz,  ()l)eraratsc!i reiber,  Murten. 
Benninger,  J.,  Amtsrichter,  Salvenach. 
Bertschi,  Meinrad,  Tierarzt,  Düdingen. 

—  Jos.,  Gastwirt,  Düdingen. 
Betschen,  Adolf,  Mehlhändler,  P>eiburg. 
Bichsel,  Tierarzt,  Courtepin. 
Birbaum,  Jos.,  Oberrichter,  Freiburg. 
Blancpain,  Achilles,  Bierbrauer,  Frei  bürg. 
Blanchard,  Philipp,  Freiburg. 
Blumenstein,  Emil,  Pfarrer,  Murten. 
Böschung,  Franz,  Gemeindeammann,  Ueberstorf. 
Brügger,  Peter,  Möbelschreiner,  Frei  bürg. 
Briilliart,  Fridol.,  Pfarrer,  Font. 

—  Joh.,  (iefängnisdirektor,  Freiburg. 

—  Peter,  Posthalter,  Tafers. 
Buchs,  Heinr.,  l\ibrikant,   Sainte-ApoUine. 


xin 


^Qcbs,  Paul,  Großrat,  Jaun. 

^Hornberger,  Dr.  F.,  Arbeitersekretär,  St.  Georgen. 
0>rnT]z,  Gustav,  alt  Stadtammann,  Murteii. 
^aoiels,  Dr.  Franz,  Professor,  Freiburg, 
^emngs,  Job.,  Professor,  Coli.  St.  Michael,  Freiburg. 
J^^fossez,  J.,  Pfarrer,  Jaun. 
^•_  Diesbacb,  Max,  Bibliothekar,  Uebewyl. 
*^illier,  Arnold,  stud.  phil,  Freiburg. 
:^inichert,  Constantin,  Nationalrat,  Alontiliei*. 
^osaenbach,  J.,  Schuhbandlung,  Freiburg. 
^acrest,  H.,  Prof.,  Coli.  St.  Michael,  Freiburg. 
^ffmann  Wilh.,  Prof.,  Bonn-Kessenich,  Burgstrasse  188. 
*f8:^r,  Ch.,  Lehrer,  Guschelmut. 
^*  ^^is»  Adolf,  Banquier,  Frei  bürg. 
*Jrlebach,  Schlosser,  Frei  bürg. 
*^asel.  Ludwig,  Gerichtsschreiber,  Tafers. 

— '     Peter,  Lehrer,  Diidingen. 
^^  —     Wirt.  Bösingen. 
Spider,  Dr.  P.,  Hiiarin,  O.  C,  Freiburg. 
^'eckner,  Karl,  Glasmaler,  Freiburg. 
g^leury,  P.  Bernhard,  O.  Fr.,  Freiburg. 
**  Erster,  Christian.  Lehrer  Bennewyl  bei  Alterswyl. 
«-^  —         Rob.,  Handelsmann,  Heitenried. 
**  **^gniere,  Gebrüder,  Buchdruckerei,  Frei  bürg. 
•^  — 7     Dr.  Jos.  Prof.,  Priester^eminar,  Freiburg, 
^'eiburg.  Kath.  deutscher  Männerverein  der  Stadt. 
*^riolet,  Dr.  Max,  Advokat,  Murten. 
J^^briel,  Paul,  Kürschner,  Freiburg. 
^^^^öotid,  Leo,  Großrat,  Freiburg. 
J^^ttlob,  Dr.  Ad.,  Prof.,  Bonn,  Buschstr.  .V). 
J:^Peber,  Peter  Canisius,  Inspektor,  Freiburg. 
J^^'ioime,  Dr.  Hubert,  Prof.,  Freiburg. 
^^schwend,  Dr.  Fridolin,  Redaktor,  Freiburg. 
^  ' —     Otto,  Buchhändler,  Freiburg. 
^^tlcnecht,  H.,  Redaktor,  Murten. 
j*^^5s,  Paul,  Musikdirektor,  Freiburg. 
fj^^'^ör»  Hugo,  Advokat,  .\Iurten. 
rj^inaoz,  P.  Franz,  O.  Fr.,  Freiburg. 
r**indrick,  Franz,  Hilfsbibliothekar,  Freihurg. 
jl^Uptmann,  Dr.  F.  Prof.,  Berlin  S.  \V.  Prinz  Albrech tstraße  'k 
2^inemann,  Dr.  Franz,  Bibliothekar,  Luzern. 
JJ^^fer,  Oberlehrer,  Freiburg. 
2^^ Seen,  Jos.,  Arzt,  Tafer». 
Ji^^^,  Dr.  J.  Jak.,  Prof.,  Freiburg. 
Ji^^'ner,  Alphons,  Tiitzenberg,  Schmitten, 
j^^^'ni,  Alb.,  Lehrer  in  Berg  bei  Schmitten. 
j?^^Oy,  Jak.,  Gremeindesch reiber,  St.  Anton i. 

^O^,  Wirt.  Schmitten. 
{^  ,7^^    Jos.,  Notar,  Freiburg. 
J^^lin,  Dr.  Job.,  Redaktor,  Solothurn. 
^pper,  P.  Alb.,  O.  Fr,  Freiburg. 
er,  Arnold.  Kaufmann,  Freiburg. 


;ji'?>'aers,  Volksbibliothek  von  (Regionallehrer  Sarbach i. 
J^jHan,  P.  Lucas.  O.  Fr.,  Superior  Reisbach  a.  Vils.,  Haiern. 
^^^*^ch,  Mgr,  Dr.  Peter,  Professor,  Freiburg. 
^^~~    Vinzenz,  Glasmaler,  Freiburff. 


XIV 


Klaus.  Joliann,  Pfarrer,  Ueberstorf. 

Köhler,  S.,  Apotheker,  Frei  bürg. 

Koller.  Oswald,  stud.  jur.,  Freiburg. 

Kosch,  Dr.  Wilh.,  Prof.,  Freiburg. 

Kostanecki,  Dr.  Aoton,  Professor,  Freiburg. 

Krucker,  Mgr.  J.,  Regens,  Frei  bürg. 

Kuhn,  P.  Cyrill,  O.  Fr.,  Freibur^. 

Lanipert,  Dr.  Ulr.  Professor,  Freiburg. 

Läpp,  K.,  Droguerie,  Frei  bürg. 

Leicht,  Fritz,  GroUrat.  Salvenach. 

I^itschuh,  Dr.  Franz,  Professor,  Düdingen. 

I^ssiac,  Dr.  Primus,  Prof.,  Frei  bürg. 

Liebig,  P.  Paul,  O.  Fr.,  Freiburg. 

Liesker,  Dr.  Gerhard,  Prof.,  Freiburg. 

Liechti,  Hermann,  GroUrat,  Murten. 

Lom  briser,  Joseph,  Professor,  Frei  bürg. 

Lutz,  Adolf,  Großrat,  Greng  bei  Murten. 

Lüthi,  Emanuel,  Gymnasiallehrer,  Bern. 

Manser,  Dr.  Gall,  Professor,  Albertinum,  Freiburg. 

Mazzoni,  P.,  Pfarrer,  Tafers. 

Meny,  Louis,  Vikar,  Wittenheim,  Elsai». 

Meyer,  Karl,  Notar,  Düdingen. 

—    -Brender,  Bürsten handlung,  Freiburg. 
Merz.  R.,  Schulinspektor,  Merlach. 
Michel,  P.  Leo,  Prof.,  Albertinum,  Freiburg. 
Moser,  Othmar,  Sekundarieh rer,  Freiburg. 
V,  Mülinen,.  Dr.  W.  Fr.  Professor,  Bern,  Schwarztorstraße. 
Müller,  P.  Verwalter,  Löwen berg  bei  Murt«n. 

—  Reinhard,  Lehrer,  Frei  bürg. 
Murten,  Gemeinderat  von. 

Nicolet,  Peter,   Betreibungsbeamter.  Murten. 

Nonnast,  Julius,  Lehrer,  Frei  bürg. 

Nösberger,  Joh.,  Pfarrer,  Schmitten. 

Nussbaumer,  C,  Kleiderhandlung,  Freiburg. 

Offner,  Felix,  Sekretär,  Düdingen. 

Oser,  Dr.  Hugo,  Prof.,  Freiburg. 

Pasßer,  J.,  Hypothekarverwalter,  Tafers. 

Pauchard,  Jos.,  Pfarrer,  Therwyl,  Baselland. 

Perroulaz,  R.,  Pfarrer,  Düdingen. 

Pfanner,  Karl,  Wirt,  Freiburg. 

Pf  y  Her.  Goldschmied,  Frei  bürg. 

Philippona,  Pius,  Publizist,  Bern. 

Piller.  Johann,  Gemeindekassier,  Gomma,  Rechthalten. 

—  Theodor,  Spengler,  Sceli,  Alterswyl. 
Poffet,  Lucian,  Gerichtschreiber,  Tafers. 

—  Jos.,  Staatseinnehmer,  Tafers. 

V.  Raemy,  Tobie,  Unterarchivar,  Freiburg. 
Kappo,  Johann,  Großrat,  Bösingen. 

— -    Josepli.  Region nalleh rer,  Alterswyl. 
Rauber,  Lehrer,  in  Düdingen. 
Rechsteiner.  Albert,  Dr.  jur.,  Fürsprch,  Appenzell. 
Reich  len,  Franz,  Frei  bürg. 
Reichlin,  Leonz,  prakt.  Arzt,  Düdingen. 
Remy,  Leo,  Privatier,  La  Tour  de  Trf'me. 
Riede,  Joseph,  Organist,  Tafers. 
Roche,  Paul  de,  Lehrer,  St.  Antoni. 


XV 


y»  Paul,  Pfarrer,  liösiuffen. 

^g,  Ferd.,  sind,  phil.,  Jona,  Kt.  St.  Gallen, 
jffoeax,  Pfarrer,  St.  Sylvester, 
pprecht«  Oekonom.  Fillistorf. 
«z,  J.,  Lehrer,  Frei  bürg. 
Schaller.  Romain,  Prof.,  Frei  bürg, 
r^crbenker.  Emil,  Schuhhandlang,  Frei  bürg. 
r3^<^bläpfer.  Konrad,  Prof.,  Frei  bürg. 
r^<3hmid.  Eisenhandler,  Freiburg, 
i^^crhmutz,  Gemeindeschreiber,  Ueberstorf. 
e$<3l3nürer,  Dr.  Gustav,  Prof.,  Freiburg, 
ri^c^bwaller,  Martin,  Kaufmann,  St.  Antoni. 
i^cshwarz,  Pfarrer,  Freiburg. 

*=5^<5 t-iwenter-Trachsler,  Dr.  med.,  J.,  Bern,  Marktizasse  tl 
SS  i  £Fert,  Emil,  Notar,  Freiburg. 
^Solothurn,  Kaotonsbibliothek  von. 
sr3>ocBrlier.  Stationsvorstand,  Düdin^en. 
^l>£i.t,  J.  G.,  Civilstandsbeamter,  Freiburg, 
iiser,  Dr.  Fr.,  Professor,  Freiburg, 
«her.  Franz,   Gerichtspräsident,  Freiburi:. 
_   i«lhofer,  Lehrer.  Kerzers. 
^"tai-cJelmann,  Dr.  Job.,  Professor,  Freiburg. 
^*^*fens.  Dr.  F.,  Professor,  Frei  bürg. 
^^i^itt,  Jos.,  Pfarrer,  Heitenried. 
^^■liCiirank,  Jak.,  Sekundarieh rer,  Murten. 
^-     Techtermann,  Max,  Freiburg, 
^^^cbachtli,  Alfred,  Gerichtspräsident,  Murten, 
,-^^cheron,  Max,  Kantonsrichter,  Freiburg. 
.^^Ucher,  Jos.,  Wirt,  Alterswyl. 
^,^Sel,  Fr.,  Banquier,  Frei  bürg. 
-^^Seli,  Chrisiian,  Schönfels,  Heitenried. 
-^^S^lsang,  Jos.,  Friedensrichter,  Seeli,  Alterswyl. 
^^^t.  Ed.,  Musikdirektor,  Freiburg. 
^^K^^^lanthen,  Stations vorstand,  Düdingon. 

**^ber.  Daniel,  Wirt,  Tafers. 
-yxr""'"     Moritz,  Professor,  Frei  bürg, 
^j»^  ^goer,  Dr.  Peter,  Professor,  Frei  bürg. 
-Wr^^Drier,  E.,  Eisen  händler.  Frei  bürg, 
-w^^^ttelet,  Gustav,  Murten, 
^>     «her,  Humbert.  Dekan,  St.  Antoni. 
W:-    Weck,  Paul,  Dr.  med..  Frei  bürg. 
\^-^gnriüller,  Armin,  Apotheker,  Murten. 
\i^^iU5eI,  Alfred,  Reg.  Sekretiir,  Freibnrg. 
\y^?^8^'*«  Pfarrer,  St.  Antoni. 
\;^^.^Ue.  Fritz,  Direktor,  Cham,  Kt.  Zug. 
^   ^hlhauser,  Franz,  Advokat,  Frei  bürg. 
^?^Pletal.  P.,  Vinz.,  Professor,  Albertinum,  Freiburi:. 
^^"Htbauer,  Dr.,  Richard,  Prof.,  Freiburg. 
jr^'^p,  Dr.  Jos.,  Professor,  Zürich,  Dufourstrayse  5. 
''^^so.  Alois,  Heitenried. 
^  Joh.,  Jos.,  Heitenried. 

^  ^*^kinden,  E.,  Schlossermeister,  Lenda,  Frei  bürg. 
Johann,  GroUrat.  Düdingen. 


Vereine  und  Institute, 

mit  denen  wir  in  Schriftenaustausch  stehen,  Dezember  1906. 


-rll. 


1.  In  der  Schweiz. 

1.  Aapau:  Historische  Gesellschaft  des  Kaotoiiü  Aargau.  Zeitschri^^  Ct: 

Argovia.  Präsident  J.  Hunziker,  Professor,  Aarau. 

2.  Altdopf :  Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  von  üri.  Pol — ^ü- 

kation  :  Neujahrsblatt.  Präsident  G.  Muheim,  Altdorf. 

3.  Rasel  :  Historische  und  antiquarische  Gesellschaft.  Zeitschri       jtf't: 

Beiträge.  Präsident  Chr.  Bernoulli,  Oberbiblioth.  Basel. 

4.  —  SchweizerischeGresellschaft  für  Volkskunde,  Zeitschrift:  Arctor"^  i^ 

für  Volkskunde.  Adresse:  Prof.  Dr.  E.  Hoffmann-Krayer,  Hi^     ä"-^* 
bodenweg,  Basel. 

•").  Bellinzona:  Holletino  storico  della  Svizzera  Italiana.  RedakU^^^-^'*' 
Emilio  Motta,  Bibliotecario  della  Trivulziana  in  Mailand. 

0.  Bern:  Historischer  Verein  des  Kantons  Bern.  Zeitschrift:  Arcl»^  * '^'• 
Adresse  :  Stadtbibliothek  in  Bern. 

7.  —  Allg.  Gesch ich tsforschende  Gresellschaft  der  Schweiz  :  Jahrbu. 

Anzeiger  und  Quellen.  Adresse:  Stadtbibliothek  Bern. 

8.  Rpig-:  Geschichtsforschender  Verein  von  Oberwallis.  Zeitsebr 

Blätter  aus  der  Wallisergeschichte.     Präsident   Pfarrer  Dioi 
Imesch.    Naters. 
!♦.  C^hur  :    Historisch-antiquarische  Gesellschaft  von    Graubünd 
Zeitschrift:  Jahresbericht.   Präsident:    PI.  Plattner,    Reg.-l 
Chur. 

10.  Fpauenfeld:   Historischer  Verein  des  Kantons  Thurgau.    Z 

Schrift :  Thurgauische  Beiträge  zur  vaterl.  Geschichte.  Präsid^ 
Dr.  Joh.  Meyer,  Frauenfeld. 

11.  St.  Gallen:  Historischer  Verein  in  St.  Galleu.  Zeitschrift: 

teilungen  zur  vaterländischen    Geschichte   und  Neujahrsbläl 
Präsident  Dr.  Hermann  Wartmann^  St.  Galleu. 
1"^.  Iiienf :  Society  d'histoire  et  d'archöologie  de  Genove.  Zeitschri 
Bulletin  und  Memoires  et  documents.  Adresse:  1,  ruede  l'Ev^ 
ä  Geneve. 


XVII 

13.  Olapus  :    Historischer   Verein  des  Kantons  Glarus,    Zeitschrift: 

Jahrbuch.  Präsident  Dr.  Dinner,  Glarus. 

14.  Lausanne:  Soci^t^  d'histoire  de  la  Suisse  roniande.  Zeitschrift: 

Memoire«  et  Docuraents.  Präsident  B.  van  Muyden,   Lausanne. 

15.  Liuzern  :  Historischer  Verein  der  fünf  Orte  Luzern,  IJri,  Schwiz, 

Unterwaiden  und  Zug.  Zeitschrift :  Der  Geschichtsfreund,  Prä- 
sident Dr.  J.  L.  Brandstetter,  Luzern. 

16.  IVeuenburgr :  Socit^te  Neuchäteioise  de  Geographie.  Zeitschrift: 

Bulletin    Bibliotheivar  C.  Knapp,  prof.,  Neuenburg. 

17.  Sehalfhausen  :   Historisch-autiquarische«*  Verein    des  Karitens 

Schaffhausen.  Zeitschrift:  Beiträge  zur  vaterl.  Geschichte.  Prä- 
sident Pfarrer  Bächtold,  Schatfhausen. 

18.  Sehwiz  :   Historischer  Verein.  Zeitschrift  :  Mitteilungen.  Präs. 

Kanzleidirektor  J.  B.  Kälin,  Schwiz. 

19.  Solothurn  :    Historischer  Verein  des  Kantons  Solothurn.  Zeit- 

schrift: Urkundio. 

20.  Tpog'en :  Appenzellische  gemeinnützige  Gesellschaft.  Zeitschrift: 

Appenzellische  Jahrbücher.    Adresse:    Appenzellische  Kantons- 
bibliothek Trogen. 

21.  Wintepthup  :  Stadtbibliothek.  Zeitschrift  :  Neujahrsblätter. 

22.  Züpieh  :  Antiquarische  Gesellschaft.  Zeitschrift :  Mitteilungen. 

Adresse:  Stadtbibliothek  Zürich. 

23.  —  Schweizerisches    Landesmuseum.      Zeitschrift:     Anzeiger    für 

schweizerische  Altertumskunde. 

24.  —  Stadtbibliothek.   Zeitschrift:  Neujahrsblatt 

2.  Im  Ausland. 

1.  Aachen  :  Aachener  Geschieh  tsverei  n.  Zeitschrift  des,  herausge- 
geben von  Dr.  Emil  Fromm.  Adresse  :  Cremersche  Buchhand- 
lung. Klein  marsch ierstraUe  3,  Aachen. 

2«  AagTsbapg* :  Historischer  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Zeitschrift  des  etc.  Adresse:  Ausschuli  des  historischen  Vereins 
für  Schwaben  und  Neuburg  in  Augsburg. 

3.  Rpeslaa  :    Seh  lesische  Gesellschaft    für    vaterländische  Cultur : 

Präsident :  Foerster,  Weidenstraße  rij  Breslau.  Publikation  : 
Jahresberichte.  Adresse:  Buchhandlung  Aderholz  Breslau,  Ring. 

4.  Dapmstadt:  Historischer  Verein  für  das  Groi^herzogtum  Hessen. 

Zeitschrift :  Archiv  für  Hessische  Geschichte  und  Quartal- 
blätter. Adresse:  Direktion  der  Großherzogl.  Hofbibliothek  Darm- 
stadt, Hesidenzschloß. 

5.  I>illin§:en  :  Historischer  Verein  Dillingen  a.  Donau.  Zeitschrift: 

Jahrbuch.  L  Vorsitzender:  Dr.  Th.  Specht,  Dillingen. 


XVIII 

<).  Donauesching'en  :  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte 
der  Baar.  Zeit?«chrift :  Schriften  des  Vereins  für  etc.  Adresse: 
Dr.  Tumbült.  Donaueschingen,  Vorstand  der  histor.  Abteilung. 

7.  DonauTtrÖpth  :  Historischer  Verein  für  Donauwörth  und  Um- 

gebung. Zeitschrift:  Mitteilungen;  Adresse:  J.  Traber,  Biblio- 
thekar am  Cassianeum,  Donauwörth.  1.  Schriftführer. 

8.  Kssen:    Historischer  Verein    für  Stadt  und  Stift  Hessen.     Zeit- 

schrift: Beiträge.  Vorsitzender  Dr.  K.  Ribbeck,  Essen. 
!>.  Frankfurt  a.  M.  :  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde 
zu  Frankfurt  a.  M.  Zeitschrift:  Archiv  für  Frankfurts  Ge- 
schichte und  Kunst.  Adresse  :  Stadtarchiv  I.  Frankfurt  a.  M. 
Weckmarkt  8. 
H).  Froibnrgr  i.  Br.  :  Gesellschaft  für  Beförderung  der  Geschichts- 
Altertums-  und  Völkerkunde  (Historischer  Verein).  Zeitschrift 
der  Gesellschaft  etc. 

11.  —  Kirchengeschichtlicher  Verein    für   das    Erzbistum    Freiburg. 

Zeitschrift:  Freiburger  Diözesan-Archiv.  Freiburg  i.  Br.  Lud- 
wigstraUe  85.  Adresse  :  Schriftleitung  des  Kirchengeschichtl. 
Vereins  Dr.  Julius  Mayer. 

12.  Oiessen  :  Oberhessischer  Gesch ich ts verein.   2ieitsch rif t :   Mittei- 

lungen. Präsident  Dr.  Haupt,  Oberbibiiothekar,  Gießen. 

1<^  Oraz  :  Historischer  Verein  für  Steiermark.  Zeitsch rif  :  Steie- 
rische Zeitschrift  für  Greschichte.  Voreitzender  Prof.  Dr.  von 
Zwiediiieck. 

14  Halle a.d.  Säle:  Thüringisch-Sächsischer  Greschichts-  und  Alter- 
tumsverein. Zeitschrift:  Neue  Mitteilungen  aus  dem  Grebiet 
historisch -antiquarischer  Forschung.  Vorsitzender  Prof.  Dr.  G. 
Herzberg  in  Halle  a.  S. 

1'»  Heidelberg':  Historisch-philosophischer  Verein.  Zeitschrift: 
Neue  Heidelberijor  Jahrbücher.  Adreße:  Großherzogl.  bädfsche 
Universitiltsbibliothek. 

HJ.  —  Badische  historische  Kommission.  Zeitschrift  für  Geschichte 
des  Oberrheiiis.  Adresse:  Großherzogl.  Generallandesffrchiv  in 
Karlsruhe. 

17.  Jena:  Verein  fin  Thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde, 
Zeitsch lift  des  Voreins  etc.  Adresse  :  Universitätsbibliothek. 

IS    IniiNhriiek  :  Zeiisdnift  des  Ferdinandeums  für  Tirol  und  Vor- 
arlh.^rg,  Bihliotht^kar  Dr.  J.  Egger.  Gym.-Prof.,  Innsbruck. 

V,K  Lliiflau  :  Verein  für  Geschichte  des  Bodensees  und  seiner  Um- 
gebung. Zeits(!hrifr.  :  Schriften  de,s  Vereins  etc.  Adresse  :  Bo- 
dofisee- Verein,  KrieJrichsliaferi  am    Bodensee. 

tl)  Meis<4en:  Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Meissen.  Zeit- 
schrift: Mitteilungen  des  Vereins  etc.  Vorsitzender  Dr.  Markus, 
Realschule  Meissen,  Sachsen. 


«X. 


54« 


XIX 

^1.  Mttlhaasen :  Historisches  Museum.  Zeitschrift:  Jahresheft. 
Präsident  Mathias  Mieg. 

^.  NOrnbepg::  Germanisches  National museum.  Zeitschrift:  Anzei- 
ger des  Germanischen  Nationalmuseums.  I.  Direktor  G.  v. 
Bezold. 

*^.  —  Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg.  Zeitschrift: 
Mitteilungen  des  Ver.  etc.  1.  Vorstand  :    Freiherr  von  Kress. 

^.  Ravensbapg* :  Diözesanarchiv  von  Schwaben,  provinzial-  und 
kunsthlKtorische  Zeitschrift,  herausgegeben  von  Amtsrichter  a. 
D.  Beck. 

^  •  Regpensbapgr :  Uistor.  Verein  für  Oberpfalz  und  Regensburg. 
Zeitschrift  des  bist.  Ver.  etc.  Vorstand  Dr.  C.  Will,  Regensburg. 

^  Sch^repin :  Verein  für  Meklen burgische  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. Zeitschrift  :  Jahrbuch. 

^^  -     Speiep:    Histor.   Verein   der  Pfalz.   Zeitschrift:    Mitteilungen. 

Conservator  Dr.  L.  Grünen  walder,  Kgl.  Gymnasiallehrer. 
^-     Stockholm:   Kong.   Vitterhets  Historie  och  Antiquitets  Aka- 
demien (Königl.  Akademie  der  Geschichte  und  Altertumskunde). 
Zeitschrift:  Publikationen. 

^^'  StpansbaPl^ :  Historisch-litterarischer  Zweigverein  des  Vogesen- 
Clubs.  Zeitschrift:  Jahrbuch  für  Geschichte,  Sprache  und  Lit- 
teratnr  Elsaß-Lothringens.  Adresse :  Kais.-Universitäts-  und 
Landesbibliothek. 
•^^-  Stattgapt:  Königliche  öffentliche  Bibliothek.  Publikation: 
Württembergisches  Urkunden  buch,  herausgegeben  von  der  kgl. 
Direktion  des  Haus-  und  Staatsarchives.  Vorstand  der  Bibliothek. 
Prof.  Dr.  Steif. 

TObingren :  Königliche  Universitätsbibliothek.  Universitätspu- 
biikatiorien.  Bibliothekar  Dr.  F.  Thomae. 

XJIm  :  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Ober- 
schwaben. Zeitschrift:  Mitteilungen.  Bibliothekar:  C.  F.  Müller, 
Stadtbibliothekar. 

^aduz:  Historischer  Verein  für  das  F'ürstentum  Lichtenstein. 
Zeitschrift:  Jahrbuch. 

^^Vcpden  :  Historischer  Verein  für  das  Gebiet  des  ehemaligen 
Stiftes  Werden.  Zeitschrift:  Beiträge.  Vorsitzender  Dr.  P.  Jakobs. 


m 


II 

I 


I  i 

f 


Freiburger  Missiven 


zur 


Oeschichte  des  Burgunderkrieges. 


Herausgegeben   von 

A.  Bflchi. 


Zu  den  reiclihaltigsten  Archiven  für  den  Burgunder- 
■^"^ieg  zählt  Ochsenbein  ')  mit  vollem  Rechte  dasjenige  von 
^**eiburg.     Es  verdient  darum  auch  vollständiger  ausgebeutet 


"^   werden,  als  es  bis  jetzt  geschah.     Zwar  hat  Ochsenbein 
Pj^^^  Freiburger  Missiven   zum  Burgunderkriege  zum   großen 
*^^ile  bereits  herausgegeben,  nämlich  32  Nummern  über  die 


it  vom   4.  Januar  bis   18.  August  1475.     Da  jedoch  das 
^issivenbuch      des     Freiburger    Staatsarchives     vom     26. 
^^Boar  1476  bis  4.  Juli  1493  eine  höchst  bedauerliche  Lücke 
aufweist,  so  konnte  auch  die  reichhaltige  Urkundensammlung 
'^chsenbeins  zur  Schlacht   bei  Murten   keinerlei   Freiburger 
"lissiven  liefern.     Ob  die  Freiburger  Kanzlei  wirklich  keine 
Zeil  mehr  hatte,  seit  Januar  1476  die  abgehende  Korrespon- 
denz ins  Missivenbuch  einzutragen,  wie  Ochsenbein  vermutet, 
''föchte  ich  bezweifeln;  denn  das  wurde  bloß  für  die  Kriegsjahre 
^•^■^  Not  eine  Erklärung  liefern.  Allein  da  diese  Lücke  sich 
^©it  darüber  hinaus  erstreckt,  so  ist  eher  anzunehmen,    es 
*®^  zwar  das  Missivenregister  geführt  worden  aber  seither 
^^''loren   gegangen,   so  dass  wir  die  Hoffnung  nicht  aufzu- 
&eben  brauchen,  es  mochte  vielleicht  wieder  zum  Vorschein 

')  Urkunden,  Einleitung  S.  VII. 


—    2    — 

kommen.  Darum  schien  es  mir  angezeigt,  die  Ausgabe  Ochsen- 
beins, die  ganz  unmotiviert  um  die  Mitte  August  1475  abbricht, 
mit  den  noch  vorhandenen  und  sehr  wichtigen  Missiven  ans 
der  zweiten  Hälfte  dieses  Jahres  zu  ergänzen,  bis  zum  völligen 
Versiegen   dieser    unersetzlichen    Quelle.     Immerhin   schien 
es   mir  im  Interesse  der  Vollständigkeit  angezeigt,  die  von 
Ochsenbein    bereits    edierten   Stücke    nochmals    in   die  nun 
folgende  Sammlung  aufzunehmen,  aber  nicht  mehr  in  wört- 
lichem Abdruck,  sondern  lediglich  als  Regest.    Viele  Stöcke, 
namentlich    die   franzosischen  Originalien,    sind  nicht  leicht 
zu  verstehen,  und  werden  deshalb  durch  Regesten  erläutert. 
Ferner  ist  der  Jahrgang  der  Zeitschrift,  in  der  sie  abgedruckt 
wurden,    nicht  in  vielen  Händen   und  heute  ziemlich  seilen 
geworden,   so   daß  sich  auch  aus  diesem  Grunde  eine  Her- 
ubernahme  empfahl.  Endlich  bedürfen  die  übrigen  Akten  zu 
ihrem  Verständnis  in  so  manchen  Fällen  des  Hinweises  auf 
dieselben,   daß  ihr  Wiederabdruck  nicht  zu  umgehen  war. 
Allein  dazu   bot  nun  die  sogenannte  Collection  Girard 
der  hiesigen  Kantonsbibliothek  *)  eine  bisher  noch  wenig  be- 
achtete    und     nie    ausgebeutete    wertvolle   Ergänzung   von 
Originalkorrespondenzen  und  gleichzeitigen  Kopien,  die  von 
Ochsenbein  nicht  benutzt  worden  war.  Da  diese  in  das  Kriegs- 
jahr 1476  hinein  und  noch  darüber  hinausreicht,  so  glaubte 
ich    alle   einschlägigen  Stücke,    die   sich   auf  Freiburg  und 
die  Schweiz   bezogen,    daraus  entnehmen  und  im  Wortlaute 
veröllentlichen  zu  sollen  ;  es  sind  ohne  Ausnahme  Aktenstücke, 
die    aus    dem    hiesigen  Archive   herstammen   aber   zur  Zeit 
der  Helvetik   in    fremde  Hände   gerieten.     Da    sie  zur  Zeit, 
da  Ochsenbein  seine  L'rkundensammlung  herausgab,  sich  noch 
auswärts  in  Privatbesitz  befanden,  erklärt  es  sich,  daß  die- 
sclhen    seinen  Nadifoischungen    entgiengen.  Unsere  Samm- 
Iuml:  hielet  sdinit  auch  eine  Ergänzung  zu  Ochsenbeins  l•^ 
kuniliMisamnilun^»^  zur  Belagerung  und  Schlacht  von  Murten. 
Nehen    den  Missiven    und  einlaufenden  amtlichen  Schreiben 

M  loluM"  don  liiliali  »lii^ser  Hundschriftensaiiimlung  von  15  Bän- 
diMi  \or»;l.  A.  Huolii,  Die  Frei  burgische  Geschichtschreibung  in  oeo- 
oroi-  Zoil.     l^oktoralsi-eJe.  Freibarg  1905,  S.  23,  Anin.  28. 


-      3     — 

wurden  wegen  des  Zusammenhangs  vereinzelte  Instruktionen 
und  Urkunden  aufgenommen.  Einige  Stucke,  die  entweder 
zu  kurz  oder  zu  unbedeudet  schienen,  um  als  Hegest  aufge- 
nommen zu  werden,  fanden  im  Kommentar  Verwertung. 

Der  Zeit  nach  wurde  der  Burgunderkrieg  im  weiteren 
Sinne  berücksicktigt.  d.  h.  von  seinen  Anfängen,  die  weit 
hinter  die  eigentliche  Kriegserklärung  hinaufreichen,  in  ver- 
einzelten Stücken  über  den  Friedensschluß  hinaus  bis  zur 
Erledigung  des  Streites  um  die  waadtländischen  Besitzungen. 
Einschreiben  des  französichen  Königs  vom  ö.  Dezember  1480 
gehört  streng  genommen  nicht  in  den  Zusammenhang,  fand 
aber  wegen  seiner  Wichtigkeit  gleichwohl  Aufnahme  (Nr.  88). 
Weitaus  die  meisten  Stücke  gehören  dem  .lalire  147;')  an  (57), 
dem  Jahre  1474  nur  9.  der  vorausgehenden  (1471-73)  Zeit  nur 
3:  auf  das  Jahr  1476  entfallen  noch  15  Stücke,  auf  die  fol- 
genden Jahre  (1477-83)  dagegen  nur  noch  5  Stücke.  Es 
erklärt  sich  dies  auch  mit  Leichtigkeit  daraus,  daß  in  den 
Zögen  des  Jahres  1475  Freiburg  l[au|)tbet(M*ligt,er  war,  be- 
sonders bei  der  Eroberung  der  Waadt  sowie  in  den  Bezieh- 
ungen zu  Savoyen,  Genf  und  Wallis.  Während  wir  über  das 
Kriegsjahr  1476  durch  zahlreiche  Urkunden-  und  Aktenpubli- 
kationen verhältnismäßig  am  einlässlichsten  orientiert  sind,  gilt 
das  vom  Jahre  1475  in  viel  geringerem  Grade.  Um  so  will- 
kommener  dürfte   darum    die  vorliegende  Publikation   sein. 

Von  den  89  Nummern  sind  55  Originalschreiben,  die 
hier  zum  erstenmal  veröffentlicht  werden.  Weitaus  die 
meisten  sind  deutsch  (50)  nur  wenige  fraiizosisch  (4)  oder 
lateinisch  (1)  abgefaßt.  Daneben  finden  sich  34  Regesten. 
wovon  nur  eines  nach  einem  ungedrucklen  Original,  die  an- 
dern alle  nach  gedruckten  Vorlagen  und  zwar  fast  ausschließ- 
lich nach  der  schon  erwähnten  Ausgabe  Ochsenbeins.  Von 
den  Original ien,  deren  Regesten  hier  folgen,  ist  der  größere 
Teil  französisch  (20)  und  nur  die  Hälfte  (10)  deutsch  und 
1  lateinisch.  Es  hängt  das  damit  zusammen,  daß  Freiburg 
sich  bis    1483  noch    des  Französichen   als  offizielle  Sprache 


—     4     — 

bediente ')  aber  nach   auswärts   in  der  Sprache  des  Adres- 
saten verkehrte. 

Ganz  unbekannt  sind  übrigens  diese  hier  zum  ersten- 
male  herausgegebenen  Missiven  nicht  geblieben,  indem  von 
Rodt  die  sog.  Collection  Girard  in  seinem  immer  noch  grund- 
legenden Werke  über  den  ßurgunderkrieg  verwertete;  das 
eine   und   andere  Stuck  wurde  auch  von  mir  im  Kommentar 
zur  Ausgabe    der  Chronik   von   Hans  Fries    bereits    citierl 
oder    auszugsweise    mitgeteilt.     Allein  eine  Gesamtausgabe 
ist   dadurch    keineswegs    überflüssig    geworden,    weil    das 
Mitgeteilte    eher    die    Neugierde    zu    reizen,    als   zu  befrie- 
digen vermochte.  Sie   erweitern   und  ergänzen  vielfach  und 
in  wichtigen  Punkten  die  schon  genannten  Ausgaben  Ochsen- 
beins, aber  auch  die  wertvolle  Sammlung  der  Depeschen  der 
itatienischen  Gesandten  vom  schweizerischen  Standpunkte  aus 
und  besonders  über  das  Kriegsjahr  1475,  ferner  die  so  auf- 
schlußreichen Kommentare  zu  den  Neuausgaben  von  Knebels 
Diarium  und  Schillings  Chronik,  von  andern  kleinern  Chro- 
niken nicht  zu  reden.  Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  ihr  Haupt- 
wert darin  besteht,  den  Anteil  Freiburgs  am  Burgunderkriege 
ins  richtige  Licht  zu  setzen:  aber  darin  erschöpft  sich  ihre 
Bedeutung   nicht.     Wir  erhalten  auch  höchst  wertvolle  und 
neue  Aufschlüsse  über  Vorgänge  der  großen  Politik  wie  E^ 
eignisse  auf  dem  Schlachtfelde,  die  der  allgemeinen  Schweizer- 
geschichte angehören.     Mancher  Zug,  der  bis  jetzt  nur  auf 
unkontrollierbaren  Angaben  von  Chronisten    beruhte,   erhalt 
nun    seine   volle   Bestätigung,    andere  Angaben     ieder  ihre 
notwendige  Berichtigung  oder  Einschränkung.     Da  uns  die 
hernischen  Korrespondenzen  nicht  vollständig  erhalten  sind, 
so  erfahren  wir   hier   manches   auf   Umwegen,  da  Freiburg 
beständig   durch  Bern   auf  dem  Laufenden   erhalten  wurde. 
Ueber   die  Eroberung   der  Waadt   haben  wir  keine  Berichte 
der  Mailändischen    Gesandten :    sondern   wir    sind    lediglich 
auf  die  schweizerichen  Chronisten  angewiesen.  Allein  diese 
sind    nun  weder  vollständig  noch  einwandfrei,  weshalb  uns 

*)  Vgl.  A.   Büchi,    Die  historische  Sprachgrenze  in    Freiburg« 
Kreiburgei'  Ge^chichtsblätler,  3.  Jahrgang. 


—    5    — 

feiep  die  Freiburgischen  Missiven   wogen   ihrer  Ausführlich- 
J^eit  und  Zuverlässigkeit   ganz  besonders  willkommen  sind. 
Dieser  amtliche  Briefverkehr  zwischen  Bern  und  Frei- 
Jt>Upg  f  llt  nun  fast  zu  gleichen  Teilen  auf  die  beiden  Orte"; 
den  37    von  Bern    abgeschickten    stehen   33   Freiburgische 
Schreiben  gegenüber.  Weiter  sind  darunter  neun  äußerst  wich- 
tige Schreiben  von  Hauptleuten  des  einen  oder  andern  Ortes 
oder  beider  zusammen  aus  dem  Feld,  unter  den  übrigen  Ab- 
sendern,  die  übrigens  nur  durch  je  ein  Schreiben  vertreten 
sind,  erwähne  ich  hier  nur  noch  den  Konig  von  Frankreich,  die 
Herzogin    von    Savoyen    und   den   Grafen   von  Greierz,    den 
Grafen  Philipp  von  Bresse  wie  den  Herrn  Claude  d'Eslavayer, 
einen  savoyischen  Lehensmann,  der  beim  Sturme  auf  Stäffis 
den  Soldatentod    fand.     Die    meisten    dieser    Missiven    (43) 
sind  an  Freiburg  gerichtet,  weit  weniger  (15)  an  Bern,  einige 
an  Bern  und  Freiburg  zusammen,  ferner  eine  Anzahl  an  die 
Verbündeten  Untertanen  der  Grafschaft  Greierz  (6),   an  den 
Gouverneur  der  Waadt  und  den  Bischof  von  Genf  (je  3),  die 
Herzogin    von  Savoyen    und   den  Grafen  von    Romont  (je  2) 
Und  die  Hauptleute  im  Feld  (2)   und   nur  vereinzelt  an  den 
Markgrafen    von   Hochberg,    an   Glarus    und    Luzern,    den 
Statthalter  des  Grafen  von  Bomont  u.  s.  w. 

Zum  Schluße  soll  nun  noch  in  aller  Kürze  der  wesent- 

liehe  Inhalt  dieser  Korrespondenz  skizziert  werden:  Zunächst 

©r-fahren   wir   von   den  Vermittlungsveisuchen   des   Herzogs 

^*on   Burgund   zwischen   den    Eidgenossen    und   Oesterreich 

f  ^är.  2)    und     den    Bemühungen    Berns     um    Kuckgabe  der 

^'om  Grafen  von  Romont   besetzten  Schlosser  im  Waadtland 

£^^,  4)    und  Sicherung   der   burgundischen    Grenzen    (5,   6). 

^hr  oft  werden    die  Truppenzuge    von  ital.  Söldnern  durch 

fcablais    und    die  Waadt    nach  Burgund    zum    Gegenstande 

^^  "^n  Beschwerden  gemacht,  die  immer  wiederkehren  (Nr.  7, 

I,  23,  26,  27,  55),  bis  die  Eroberung  der  Waadt  und  das 

^ndnis  mit  Wallis  ihnen  ein  Ende  bereiten.     Diese   bilden 

ich  einen  großen  Teil  des  Inhalts  der  savoischen  Korrespon- 

5nz  (15,  20,  26,  52),    in    der   übrigen  auch  die  Bündnisse 

tirgunds  mit  Savoyen  und  Mailand  eine  Rolle  spielen  (20,  26). 

Einiges  Licht  wirft  die  Korrespondenz  auch  auf  die  Bezieh- 


—     6    — 

ungen  des  Grafen  Philipp  von  Bresse  zu  Bern  und  Freibut^ 
(Np.  49)    und    die    Bemühungen    des  Herzogs    von   Mailand, 
zwischen   Savoyen    und   den  Eidgenossen  zu  vermitteln  (23, 
25).     Eine  eigentümliche  Rolle  spielt  der  Bischof  von  Genf, 
der    insbesondere     den     burgundischen    Truppendurchzügen 
Vorschub   leistet   und    die  Walliser   bekriegt   und  deswegen 
im  Nov.  1475  einen  Einfall  in  seine  Landschaft  zu  besorgen 
hat  (16,  38,  39,  55,  65,  60,  67,  68).     Manches  Neue  erfahren 
wir   auch    über  die  aktive  Hilfe,  welche  Bern  und  Freibupg 
durch    den    Bischof    und    die  Zehnden   im  Wallis  zu  teilge- 
worden,   ihren  Angriff  gegen  die  fremden  Söldnerdurchzüge 
wie  gegen    den   Bischof  von  Genf  (7,  14,  65,  66,  67,  68,  75, 
83).     Bei  den  spärlichen  Nachrichten  von   diesem   südwest- 
lichen  Kriegsschauplatz   sind    unsere  Berichte   doppelt  will- 
kommen.    Verhältnismäßig  wenig  erfahren  wir  dagegen  über 
die  Beziehungen  zum  französichen  Könige  (8,84),  weil  hier 
der    Verkehr    durch    Bern    geführt   wurde       Um    so   mehr 
Beachtung  verdient   darum    das  Schreiben  Ludwigs  XI  über 
das  Verhalten  der  Schweizer  Söldner  in  seinen  Diensten  im 
Jahre    1480.    wo   uns    die    einheimischen    Chronisten   völlig 
im  Stiche  lassen  (SH). 

nie  wichtigsten  Nachrichten  der  Korrespondenz  beziehen 
sii*h  indessen  auf  den  Verlauf  des  Krieges  selber.  Die 
Sclireiben  der  llauplleute  von  Bern  im  Feld  (9,  11)  über 
den  /ug  nach  Hericourl  enthalten  die  wertvollsten,  sonst 
uiricends  bekannlen  Details  und  bilden  die  Hauptquelle  für 
eine  Darstellung  dieser  Ereignisse.  Das  Aufsehen,  welches 
die  Kinnalime  von  Illingen  hervorrief,  erhellt  aus  einigen 
Mi>;si\en  (l3-ir»\  wahrend  wir  aus  Anfang  1475  von  einem 
beabsiclitigten  Einfall  in  die  Waadt  (17.  24)  vernehmen.  Ueber 
Normitllunirsversuche,  KriegsrOstungen  und  Auszüge  während 
do>i  SomnuM's  1175  unterrichten  uns  Nr.  33,  43,  45,  47, 56, 
\>ahrond  ein  Schreiben  (52i  von  einer  Niederlage  des  fran- 

vV'iichen  Königs  in  Flandern  Kunde  gibt.  Zum  Teil 
^ww.  neue  und  von  dei^  bisher  bekannten  Quellen  nicht un- 
,';,»ob!ioh    abweichende  Angaben    liefert   uns   ein    Schreiben 

HS   IWrnor  llauplleute   über  Stimmung  und    Beschlüsse  im 
wer  uu'  Blamont  \58i.     Ganz  besonders  wertvoll  sind  in- 


^     7     - 

dessen  die  aaf  die  Eroberung  der  Waadt  bezüglichen  Schreiben 
(62-64):  Das  Schreiben  des  Herrn  Claude  von  Estavayer  an 
den  Grafen  von  Romont,  dessen  Bestellung  durch  den  raschen 
Vormarsch  der  Eidgenossen  unmöglich,  und  das  dann  von  ihnen 
bei  einem  Geloteten  aufgefunden  wurde  (62).  Daranschließt 
sich  der  Bericht  der  Hauptleute  im  Felde  über  die  Vorgange 
bis  zum  19.  Oktober,  besonders  mit  den  uns  sonst  nicht  er- 
haltenen näheren  Angaben  über  die  Verhandlungen  und  Be- 
dingungen der  Uebergabe  der  waadtländischen  Städte  Milden, 
Suppierre,  Rue,  Romont,  Lausanne  (r)3)  aber  auch  über  das 
Verhalten  der  Eidgenossen  gegen  Genf  (64),  worüber  uns  von 
gegnerischer  Seite  keine  Nachrichten  vorliegen.  Ueber  den 
Entsatz  von  Yverdon  nach  dem  Ueberfall  des  Grafen  von 
Bomont  sowie  über  die  Maßnahmen  zur  Verteidigung  dieses 
Platzes  gegen  den  anrückenden  Herzog  von  Hurgund  geben 
uns  Nr.  70  und  72,  über  die  iMaßnahmen  zum  Schutze  von 
Peterlingen  bieten  Nr.  73,  74,  75  willkommene  Mitteilungen. 
Ueber  einen  Einfall  der  Greierzer  gegen  Savoyen  und  die 
Niederlage  des  Grafen  von  Romont,  Mitte  Februar  1476,  er- 
fahren wir  Neues  in  einigen  Schreiben  (75,  70,  78).  Die 
Rüstungen  des  Herzogs  und  seinen  Vormaisch  über  den  Jura 
nieldet  uns  ein  solches  vom  IG.  Febr.  (7G),  während  die 
folgenden  Schreiben  (77,  79)  sehr  wertvolle  Aufschlüße  ent- 
halten über  die  Besatzung  von  Grandson  wähirnd  der  Be- 
lagerung, eine  Bestätigung  und  zum  Teil  Ergänzung  der 
Berichte  in  der  Chronik  von  Hans  Fries.  Ueber  einen  Sieg 
^er  Freiburger  Besatzung  bei  einem  Ausfall  gegen  Grangettes 
berichtet  Nr.  80,  während  Nr.  81  die  Mitwirkung  der  Frei- 
l^urger  bei  der  Verteidigung  der  Laupener  Brücke  gegen 
^'e  Streifzüge  der  Belagerungsarmee  von  Murten  hervor- 
"^ebt,  die  bei  Schilling  totgeschwiegen  ist.  Die  lakonische 
Kurze  der  chronistischen  l'eberlieferung  über  den  neuen  Ein- 
fall in  die  Waadt  nach  der  Murtner  Schlacht  erhält  in  Nr.  8^2 
®'o>ge  Aufhellung.  Auf  die  wichtige  Insti'uktion  des  savoi- 
schen  Abgeordneten  Humbert  Cervat  und  Ant.  von  Illens  zu 
^"terhandlungen  mit  Bern  und  Freiburg  soll  wenigstens 
"iogewiesen  werden  (89).     Damit  ist  der  Inhalt  der  Haupt- 


i 


-    8    — 

Sache  nach  angedeutet;  er  ist  in  militärischer  aber  auch 
politisch-diplomatischer  Hinsicht  bedeutsam  und  dürfte  deo 
Abdruck  der  folgenden  Stücke  genügend  rechtfertigen. 
Ganz  besonders  wird  dadurch  der  Anteil  Freiburgs,  der  in 
den  Chroniken  gegenüber  demjenigen  Berns  zu  sehr  zurück- 
tritt, scharf  hervor  gehoben  und  dadurch  auch  die  künftige 
Herausgabe   der  Freiburger  Schilling-Redaktion  erleichtert. 

Für  die  Art  der  Edition  waren  nicht  bloß  die  rein 
wissenschaftlichen  Bedürfnisse,  sondern  auch  die  Rücksicht 
auf  den  speziellen  Leserkreis  der  Geschichtsblätter  maß- 
gebend. Darum  die  Regesten  an  der  Spitze  eines  jeden 
Missives,  darum  die  Erläuterungen  in  Form  von  Fußnoten 
und  endlich  ein  Namensregister  am  Schluß.  Die  Textabdrücke 
sind  buchstabentreu  doch  mit  Berücksichtigung  der  Stieve- 
schen  Editionsgrundsälze.  Doch  konnten  Vokalabtönungen 
durch  übergeschriebene  e,  v,  o,  wegen  Mangel  an  entspre- 
chenden Leitern  nicht  getreu  wiedergegeben  werden;  sie 
wurden,  so  weit  es  nicht  durch  Umlaut  möglich  war, 
durch  Nebenstellung  des  übergeschriebenen  Vokals  ange- 
deutet. Gewiße  feststehende  Abkürzungen  wie  a  gnädigen 
lieben  mitburger  »  (G.  L.  M.),  u  üwer  lieben  fründ  »  (U.  L 
Fr.),  «  üwer  brüderlichen  Lieb  »  (ü.  B.  L.)  und  dergleichen 
wurden  durch  die  Anfangsbuchstaben  bezeichnet  und  dürften 
unschwierig  zu  verstehen  sein.  Eingangs-  und  Schlußformeln 
sind  weggelassen. 

Da  die  meisten  Aktenstücke  deutsch  verfaßt  sind,  so 
sollte  es  auch  einem  Nichtfachmann  möglich  sein,  dieselben 
mit  Hilfe  der  Begesten  zu  verstehen  und  durch  diese  un- 
mittelbare Ueberlieferung  in  das  V'erständnis  jener  grolien 
Zeit  einzudringen,  die  gewiß  auch  heute  noch  jedermann  zu 
interessieren  vermag. 


—    9    — 


Abgekfirzt  citierte  Quellen  und  Abhandlungen. 


I.  Handschriftliches: 

a.  Bern,  Staatsarchiv.  (St.  A.) 

Teotsche  Missiven  C.  (Miss.) 
Ratsmanual  Nr.  11—16  (R.  M.) 

b.  Freiburg,  Kantoiisbibliothek: 
Collection  Girard  (Coli.  Girard)  vol.  VII,  IX,  XI,  XV. 

c.  Freiburg,  Staatsarchiv  (St.-A.) 

Missivenbuch  Nr.  2.  (Miss.) 
Ratsmanual  Nr.  5  (R.  M.) 
Seckelmeisterrechnungen  der  Jahre  1474—76  (S.  R.) 

II.  Gedrucktes: 

Abschiede,   Amtliche   Sammlung  der    älteren  eidgenössischen    (E.  A.) 

11.  Band  (1421-1477)  und  111.  Band  (1478-14^1^). 
Bernoulli,  August,  Basels  Anteil  am  Burgunderkriege  (Bernoulli), 

1.  Teil  1474-1475.    76.  Neujahrsblatt,    herausgegeben   von  der 
Gesellschaft  zur    Beförderung  des  Guten    und     Gemein- 
nützigen 1898,  Basel  1807. 
S.Teil.  Die  Schlacht  bei  Grandson.  77.  Neujahrsblalt  für  189f>, 

Basel,  1898. 
3.  Teil.  Murten  und  Nancy.   78.  Neujahrsblatt  für  1900,    Basel 
1899. 
Engelhardt,  Job.  Friedr.,  Der  Stadt  Murten  Chronik  und  Bürgerbuch,  im 
Schweizerischen   Geschichtsforscher   Vll.  Band,   auch    Sonder- 
abzug, Bern,  1840. 
Entreprises  duduc  de  Bourgogue  contre  les  Suisses,  Los,  Nouvelle Vitien 
publik  par  la    Society  d'histoire  et  d'arch^ologie  du  canton  de 
Neuchätel.     NeuchAtel  1884. 
Pries,  Hans,  Chronik  von,  herausgegeben  von  A.  Büchi  als  Anhang  zu 
G.  Tobler,  die  Berner  Chronik  des  Diebold  Schilling,  11.  Band, 
Bern  1901,  S.  ;M-441. 
Qingins  \jl  Sarraz,  Frdddric,  de,  DöpOches  des  ambassadeurs  milanais  sur 
les  campagnes  de  Charles-le-Hardi  de  1474—1477.   Paris  18C>8, 
2  vols. 


-    10    - 

Gingint  la  Sarraz,  Fr.,  Ddveloppement  de  rindöpeudance  du  Hant-Vallais, 
in  Archiv  für  Schweizeriche  Geschichte,  Bd.  111. 

—  —  Episodes  des  guerres  de  Bourgogiie  de  1474  ä  1476,  in  Meraoires 

et  Documents  publik  par  la  Soci^t^  d*Histoire  de  la  SaUse 
roniande.  Tome  VIII,  Lausanne  1849. 

Niteiy,  J.J.,  Hiätoire  du  Comt«^  de  Gruy^re,  in  M^moires  et  Docunients 
publi^s  par  la  Soci^t^  d'Histoire  de  la  Suisse  roniande.  Tome 
X.,  XI.  Lausanne  18ü6,  1857. 

Knebei,  Joliannit,  capellani  ecclesiae  Basiliensis  diarium,  in  Ba.<;ler  Chro- 
niken, herausgegeben  von  der  Historischen  und  Antiquarischen 
Gesellschaft  in  Basel,  2,  und  3.  Band,  Leipzig  1880/87. 

Mandrot,  Bernard  de,  Etüde  sur  les  relations  de  CharlesVll  et  de  Louis  XI. 
rois  de  France  avec  les  cantons  suisse:«  1444-  1483,  in  Jahrbuch 
für  Schweizerische  Geschichte  V.  und  VI.  Band,  Zürich  188Ö'81. 

Oolitenbein,  G.  F.,  Freiburger  Missivcn  aus  der  Zeit  des  Burgunderkrieges, 
in  Anzeiger  für  Schweizerische  Geschichte,  Neue  Folge,  II.  Bd. 

—  —  Die  Urkunden  der  Belagerung  und  Schlacht   bei  Murten,  Frei- 

burg 1876. 
V.  Rodt,  Emanuel,  Die  Feldzüge  Karls  des  Kühnen,  Herzogs  von  Burgund 

und  seiner  Erben,  2  Bände,  Schafifhausen  1843,  1844. 
[—  — )  Die   Grafen  von  Greyerz  in  ,,Der  Schweizerische  Geschichts- 
forscher* \  13  Bd.,  Bern  1846. 
Soliilling,  Diebold,  Die  Berner  Chronik  des,  1468-1484.  Im  Auftrage  des 

histt^rischen    Vereins    des   Kantons    Bern     herausgegeben    von 

Gustav  Tobler,  2  Bande,  Bern  1897,  1901. 
V.  Tillier,  Anton,  Geschichte  des  eidgenössischen  Freistaates  Bern,  IL  Bd., 

Bern  1848. 
Witte,  Heinricii,   Zur  Geschichte  der  Burgunderkriege   in  Zeitschrift  für 

Geschichte  des  Oborrheins,  Neue  Folge  VI.,  Vll.,  Vlll.,  X.  Bd. 


—   n   — 


/     . 

^  Bern  an  Freiburg. 

SamAtag,  23.  Februar  1471. 

Meldet  den  Empfang  eines  Schreibens  des  Markgrafen 

-Rudolf  von  Hochberg  ^)  an  Bern   und  von  Wilhelm   von  Roche- 

f^^rt  *)  wegen    des   Herzogs    von  Burgund  an   Freiburg-Bern 

tind   deren  Verbündete.     Uebermittlung  einer  Kopie  dieses 

'^tzlern.     Dem  Markgrafen  sei  geantwortet  worden,  er  möge 

s^ine  Zuschrift  auch  an  Freiftw/'i^  und  andere  Miteidgenossen 

4>i*ingen 

(Coli.  Girard  VII,  5  Oiig.  ungedruckt). 

*)  Graf  von  Neuen  bürg. 

')  Dr.  jur.,  borgundischer  Kammerherr. 


i^i 


2. 
Bern  an  Freiburg. 

Samstag  29.  Juni  1471. 

Schickt    eine  Warnung  wegen    der   durch    seinen    Gesandten 
berichteten    Unruhen     in     Snvoyen     und    meldet,   der  Herzog 
*J     Bnrgund    habe  Joh.  v.  Reauffremont  nach  Bern  geschickt,  um 
~*  machen  dem  Herzog  von  Oe?terieich  und  den  Eidgenossen  eine  Ver- 
eidigung einzuleiten  und  auch  zu  vernehmen,  wie  Peter  von  Hagen- 
\\   und   andero  Amtsleute  sich  gegen  dieselben  vergangen  und  zu- 
X  einen  Bund  mit  den  Eidgenossen  zu  beantragen. 

Durch  unsern  abgesandten  raotsfründ,  so  bi  üch  und 
^^ern  unsern  zuogewandten  gewesen    ist,   haben  wir  ver- 
^^^•^Bden  die  ubungen,   so  jetz   in  unsers  gnädigen  Herrn  von 
!5^^^i^oy^)   landen   sich  erheben    und  daruf  unsern  boten,    die 
*^      iinserm  namen  darin  sind,  geschrieben,  wie  ir  an  der  in- 
^legten  copy  mögen  sechen.  Und  begerend  daruf  an  üwer 
^^  früntlichen  liebe,  darin  üwern  fliß  ouch  zuo  tüond,  üch 
^c3  uns  künftigen  invall,  der  uns  zuo  unstatten  erschiessen 
cht,  zuo  verkomen. 

Sodann  G.  L.  M.  ist  uf  hüt  für  uns  komen  herr  Johann 

Boffremondty  herr  zuo  Soye^),  in  namen  und  von  wegen 

^'^^ers  gnädigen  herrn  vom  Burgunn  und  hat  nach  erzougter 

^^edenz  geredt,  wie  dann  unser  gnädiger  herr  vom  Burgunn 


—     12    — 

in  begird  hab.  fräntlich  tag  zwuschen  dem  fursten  von 
Oesterrich  und  gemeinen  Eidgnossen  zuo  leisten  und  dann 
von  Herr  Peters  von  Hagenbach^)  wegen  zuo  vernemen,  wie  er 
und  ander  siner  gnaden  ampllüt  sich  gegen  uns  erzougen  und 
im  ir  mißhandeln  in  geschrift  zuo  geben  und  zuoletzt  verrer 
puntnuss  mit  gemeinen  Eidgnossen,  ob  inen  die  zuo  gevallen 
were,  ufzuonemen  mit  verrern  Worten  nit  not  zuo  melden. 
Daruf  wir  fruntlich  antwurt  geben  und  die  sachen  für  ge- 
meiner Eidgnossen  boten  gewisen  haben... 

Datum,  Petri  und  Pauli  71. 

(Coli.  Girard  XI,  19  Original.} 

')  Herzog  Amcdeus  IX  (14^>5-72). 

')  Rurgundische  Herr-chaft  am  Doubs. 

^)  Landvogt  des  Herzogs  von  Burgund  im  Elsass  und  Sundgau. 


3. 
Bern  an  Freiburg. 

Montag,   4.  Januar  1478. 

Wunscli,  i<ich  mit  Frei  bürg  we^en  der  Schlösser  Murten,  St. 
Croix  und  anderen,  die  entgegen  den  Riehtungen  ,, verändert"  worden 
seien,  zu  verständigen.  Bitte,  morgen  so  früh  als  möglich  Boteu  her- 
zusenden. Niki.  V.  Diesbach  und  andere  Teilnehmer  am  Abschluß 
der  Richtung  werden  sich  nach  einem  andern  Ort  begeben  :  Venner 
von  Mülren  werde  davon  geredet  haben. 

Twei'  antwurt,  uf  unser  Schriften  an  U.  L.  von  einer 
botschaft  wej»:en  gangen,  haben  wir  gesechen.  Und  das  ir 
unser  furnemen  des  bas  verstan  und  üch  darnach  halten 
mögen,  so  ist  unser  vermeinter  grund  gewesen,  uns  rail 
üch  von  der  slossen  Murten,  zum  Heiligen  Criitz  und  andrer 
wegen,  so  über  die  richtungen  verendert  sind*),  in  allen 
Irüwen  zuo  underreden  und  mit  üch  anzuoslachen,  was  darin 
zuo  tuond,  das  üwer  und  unser  aller  nutz,  er  und  fromm,  ouch 
unsern  landschaften  trostlich  sy.  Harumb  wir  aber  mit  gar 
flißigem  ernst  begeren,  üwer  boten  zuo  fürdern,  das  si  morn, 
erst  (las  iemer  sin  mag,  bi  uns  sj^'en,  den  sachen  in  guoten 
trüweii     nachzuokomen.      Dann     her    Niclaus    von    Diesbach 


-     13    — 

und  ander,  so  bi  der  richtung  gewesen  sind  ^),  werden  sich 
an  ander  end  fuogen,  das  uns  nach  gestalt  diser  sach  un- 
komlich  were.  Wir  meinen,  unser  venner  i?on  3/wo/r^i  ^),  als 
der  bi  üch  ist  gewesen,  hab  ouch  deshalb  mit  üch  geredt. 
Das  wellen  wir  zu  allen  ziten  verdienen.  —  Datum  Mentag 
nach  Circumcisionis,  nach  dem  nachtmal. 

(Coli.  Girard  VII  7,  Original,  Siegel  abgefallen.) 

^)  Vereinbarung  von  Montm^lian  und  Chanib^ry  vom  8.  August 
und  5.  September  1471,  wonach  der  Graf  von  Romont  zu  sejnem  bis- 
herigen Besitz  im  Waadtland  noch  Murten,  Feterlingen,  Cudrefin, 
Montagny,  Grandson,  Corbi^res,  St  Croix  und  Les  Clte  erhielt,  vgl. 
de  Gingins,  Episodes  129. 

')  Nämlich  Petermann  von  Wabern  von  Bern,  Rudolf  von 
Wippingen  und  Jobannes  von  Praroman  von  Freiburg,  vgl.  Eidg. 
Abschiede  II  Nr.  679. 

*)  Urban  von  Mülren. 


4. 
Bern  an  Freiburg. 

Freitag,  18.  Februar  1474. 

Anfragen  an  die  Boten  des  Grafen  von  Romont,  ob  sie  den  ge- 
schwornen  Bünden  nachkommen  wollen.  Aufforderung  an  den  Land- 
vogt und  andere  in  der  Wadt,  am  1.  März  in  Murten  sich  einzufinden. 
Bitte,  dorthin  auch  eine  Botschaft  zu  senden. 

Wir  habend  unsers  gnedigen  herren,  des  grafen  von 
Roymund  boten  nach  irem  anbringen  und  langem  erzellen 
antwurt  geben,  das  wir  ie  von  unsern  manungen  nit  stan 
und  vernemen,  ob  si  den  geswornen  ewigen  bünden  ')  nach- 
komen  wellend  oder  nit,  und  das  ouch  in  keinen  andern 
fuogen  dann  umb  des  besten  willen,  als  ir  verstand,  getan. 
Und  habend  daruf  den  lantvogt  und  ander  in  der  Watt  zem 
dritten  mal  geraant,  uf  Zinstag  nach  Invocavit  ^)  ze  nacht 
gen  Murten  ze  komen.  Bitten  üwer  brüderlich  liebe,  üwer 
botschaft  alsdann  ouch  da  ze  haben,  ob  üch  anders  das 
nit  wider  abkündt  wirt  Das  wellend  wir  umb  üch  gar  mit 
bereitem  willen  verdienen  und  zu  annemer  liebe  niemermer 
vergessen.  —  Datum  an  Fritag  nach  V^alentini  a^  74. 

(Coli.  Girard  VII,  15.  Original,  Siegel  abgefallen.) 

*)  Die  bernisch-savoyische  Allianz,  zuletzt  erneuert  8.  Juli  1473. 
*)  1.  März. 


—     14    — 

5. 
Bern  an  Freiburg. 

Sonntag,  1.  Mai  1474. 

Aufgebot  in  der  Grafschaft  Nidau  auf  die  Nachricht  vom  Auf- 
bruch eines  Zuges  gegen  Morteau.  Desgleichen  Mahnung  an  Biel, 
Neuenstadt  und  Neuen  bürg  und  den  Herrn  von  Colom hier  zur  Sicherong 
der  Grenze  und  Befestigung  der  Pässe. 

Wir  haben  in  dirr  stund  warlicli  vernomen,  wie  ein 
merklicher  gezug  gen  Mortow  *)  harin  gezogen  sie  und  noch 
fürrer  ziechen  werd ,  deshalb  wir  von  stund  an  unserm 
vogt  von  Nidow  geschriben  band,  sich  mit  allen  den  unsern 
in  der  ganzen  grafschaft  zuozerüsten  und  ze  erwarten,  was 
darus  well  werden.  Desglich  haben  wir  ouch  unsern  eid- 
gnossen  und  mitburgern  von  Bieln,  Nüwenstatt  und  Nütm- 
bürg  geschriben,  sich  darnach  wissen  zuo  richten  und  mit 
den  iren  geröst  und  gewarnet  zuo  sitzen,  und  das  ouch  der 
von  Columbier^)  daran  well  sin,  das  die  passen  und  rick 
nach  notdurft  verhaget  und  verworfen  werden,  alswol  not  ist... 
—  Datum,  am  Meytag  a^  74. 

(Coilection  Girard  VII,  23.  Orig.,  Siegel  abgefallen.) 

^)  Am  Doubs  westlich  der  Neuen  burgischen  Grenze  in  Burgund. 
')  Anton  von  Colom  bier,  Statthalter  zu  Neuen  bürg. 


6. 
Bern  an  Freiburg. 

Montag,  29.  August  1474. 

Bitte  um  Absendung  der  Boten  Rudolf  von  Wippingen  und 
Schultheiss  Perroman  auf  Dienstag  zu  gemeinsamer  Beratung  wegen 
der  wunderlichen  Läufe. 

Die  künglichen  hotten  [sind],  als  ir  wissent,  her  in 
unser  statt  kommen  ').  So  sind  ouch  seralich  Sachen  dirr 
wunderlichen  loüfen -)  halb  vorhanden,  das  wir  uns  deshalb 
mit  U.  Br.  I..  underreden  müssent.  Darumb  bitten  wir  üch 
mit  hochem,  fröntlichem  ernst,  das  ir  uwer  wisen,  treifeo- 
iichen  hotten  und  sunders  herr  Ruodolfen  von  Wippingi^ 
rittern  ^)  und  den  von  Perroman  ^),  üwern  altschultheissen  und 


—     15     - 

seckelmeister,  uf  morn  Zinstag  zuo  nacht  har  in  unser  statt 
schicken,  so  wellen  wir  mit  inen  dem  besten  nach  rat- 
slagen  und  das,  so  uns  begegnet  ist,  zuo  erkennen  geben*); 
dann  in  was  sachen  wir  üch  guot  anneme  dienst  erzougen 
möchtent,  darzuo  werent  wir  ganz  bereit. 

Datum,  an  Mentag  vor  Verene  a°  74. 

(Coli.  Girard  VII,  29  Orig.  teilweise  beschädigt.  Siegel- 
spuren erhalten. 


')  Vermutlich   von   Basel,  vgl.  Knebel  II,  105. 
')  Einfall  der  Burgunder  in  den  Sundgau  vom  18.  und  19.  Aug. 
^■«1.  Knebel  II  laSff.,  Witte  VI,  S.  52  ff. 

')  Schultheiss  von  Frei  bürg  Uli— IS. 

*)  Johann  von  Perroman,  >chultheiss  von  Freiburg  1462—64  und 
-70. 
')  Vgl.  die  Mahnung  Berns  vom    22.  August  an  gemeine  Eid- 
ossen,  b.  Schilling  II  68. 


7. 

Bern  an  Freiburg. 

Freitag,  2.  September  1474. 

Verwendung   bei    Bischof    und   Hauptmann   im  Wallis  sowie 

^^  m  Marschall  von  Savoyen  für  Abstellung  von  Neuerungen.  Unbefrie- 

^^ende  Antwort    darauf.     Bitte,    ebenfalls    darüber   zu    beraten    und 

'^im  Marschall  vorstellig   zu  werden,   daß  die  Durchzüge  der  Lam- 

fter  abgestellt  werden. 

Wir   habend    dirr   tagen    unserm  herren  von  Sütm  *), 

^in    houptnaan    und    gemeinen    lantlüten    von    Wallis    von 

^gen  der  spennen  zwüschen  dera  hus  von  Saffoy  und  iren 

*^  hangen  ')  geschriben  und  begert,  die  ding  in  guotera  an- 

*^^ngen  zuo  lassen  und  kein  nüvverung  zuo  tuonde  und  inen 

^^^ch  zuo  erkennen  geben,  wie  dann  wir  unser  treßenlichen 

*^c>ten   bi  dem  margschalk  ^)  und    andern    raten  von    Saffoy 

^^hebt  und  uns  nach  dem  besten  darin  gearbeit.    Die  band 

^Os  geantwurt,  als  ir  an  dirr  copie  sechent.   das  uns  ganz 

*^ißvalt;    dann   wir  entsitzent.  das  davon  merglich  unruow 

^^oclit  erwachsen.  Und  nachdem  dann  ir  als  ouch  wir  dem 

Vorgerürten    hus   von  Saffoy  gewant   und    guots    zuo    tuond 

Schuldig  sind,  so  begern  wir  an  üch   mit  früntlichem  ernst, 

^ie  Sachen  nach  dem  besten  zuo  betrachten,  was  harin  zuo 

^^andlen  sie,  und  ouch  unserm   herren  dem  margschalk  das 


—    16    — 

angendes  zuo  schriben.  Dann  wiewol  wir  vernement,  das  die 
Lamparter  nätzit  dest  minder  uf  unsern  und  der  unsern 
schaden  durchziechent  ^),  das  uns  doch  ganz  mißvalt.  so 
woltent  wir  dennocht  gern  des  vorgerürten  löblichen  hus 
von  Saffoy  nutz  und  frommen  sechen. 

Datum,  an  Fritag  nach  Verene  a°  74. 

(Coli.  Girard  IX,  19,  Origioal.) 

')  Walther  Supersax  (1457—82.) 

*)  Vgl.  dazu  das  Schreiben  des  Bischofs  von  Genf  an  die  Her- 
zogin von  Savoyen  vom  13.  Sept.  bei  Guichenon,  Histoire  de  Savoie, 
T.  II,  424,  und  Gingins,  Döveloppement  137,  Tillier,  II  249. 

')  Franz  Graf  von  Greierz. 

*)  Vgl.  Eidg.  Absch.  II  498  l. 


8. 

Bern  an  Freiburg. 

Sonntag,  30.  Oktober  1474. 

Mitteilung  von  der  Absendung  des  Schultheißen  Nikiaus  von 
Diesbacb,  der  noch  besonders  empfohlen  wird,  mit  der  kgl.  Botschaft 
an  den  französischen  Hof.     Ihre  Ankunft  in  Freiburg  Montag  Abend. 

Wir  haben  fürgenomen,  die  zugesagten  verainung 
mit  dem  küng  ^)  und  andern,  üwer  und  unser  aller  nutz 
zuo  fürdern,  unsern  Schultheißen  herrn  Niclausen  von  Diesbach 
rittern  mit  der  künglichen  botschaft  *)  zuo  dem  küng  zuo  ver- 
tigen.  Die  werden  morn  in  dem  namen  gotts  abstatt  riten, 
bi  üch  die  nacht  zuo  sind.  Harumb  wir  mit  allem  ernst  be- 
geren,  üwer  vermögen  daran  mit  allem  ernst  zuo  keren,  das 
der  vermeldt  unser  schulthes  mit  den  andern  herrn  sicher- 
lich und  zuo  dem  besten  gefordert  werd.  Dann  uns  sölichs 
not  bedunkt  in  ansechen  dieser  löuf  und  des,  so  im  vormaln 
zuo  Jenff  begegnot  ist^)...  Wir  haben  euch  deshalb  unserm 
herrn  dem  marschalk  hiemit  ernstlich  geschriben. 

Datum,  Sunntag  nach  Symonis  und  Jude  a<»  74. 

(Coli.  Girard,  Vll,  31,  Orig.  Siegel  abgefallen. 

')  Bündnis  der  VIII  Orte  nebst  Freiburg  und  Solothurn  mit 
Ludwig  XI  von  Frankreich,  datiert  vom  26.  Okt.,  Eidg.  Absch.  II,  917. 

')  Guarcias  Faur,  Louis  de  Saint-Priest  und  Antoine  Mohet 
s.  Ed.  Rott,  Histoire  de  la  repr^sentation  diplomatique  de  la  Franoe 
auprds  des  cantons  Suisses.  Berne  19(X)  I  41. 

*^)  Bei  seiner  Rückkehr  aus  Paris  gegen  Weihnachten  1474 
wurde  Diesbach  von  der  Bevölkerung  als  Gegner  Savoyens  beschimpft 
und  verfolgt  und  entging  nur  mit  Not  ernster  Misshandlung.  Vgl. 
Schilling  i  312  und  G.  v.  Wyss  in  der  Sammlung  Beroiseber  Bio- 
graphien I  41. 


—     17     - 

9. 
Hauptleute  etc.  von  Bern  im  Feld  an  Bern. 

Im  Lager  vor  Höricourt,  Montag  7.  Nov.  1474. 

Bericht   über   den    Hinmarsch :     St.  Martin^ikiafter,   Ripetsch, 
^nintrut.    Absicht  der  Bern  er  gegen  St.  Hippolyte  zu  ziehen.  Wider- 
spruch der  Eidgenossen  dagegen.     Vereinigung  mit  den  übrigen  Eid- 
genossen, auch   denen   von  Luzern   und  Schaflfhausen  zu  gemeinsam- 
'Mem  Zug  gegen  H^ricourt.  Ankunft  daselbst  Ü.  Nov.    Eintreffen  der 
Strai^burger  am  7.  Nov. ;   doch   fehlen    noch  Basel   und  Unterwaiden, 
^^itwirkung   der    Niedern  Vereinigung  bei  der  Belagerung.     Absicht, 
deu   2—3  Meilen  entfernten  Feind  aufzusuchen  und  anzugreifen.  Vor- 
«eftreffen  bestehend  aus  den  Eidgenossen  und  400  Reisigen   des  Her- 
^ogs  von  Oesterreich.  Entschuldigung  für  den  zurückgehaltenen  Boten. 

Wir    hetten    Och    bishar    gern    etwas   geschriben    und 
^riseps  Wesens   undemcht.     So   haben    wir    das    nil    kon- 
'^^n    noch    raogen    tuon  :    dann    wir  sint  über   Saut  Martins- 
^^^^f/ter     und    den   Rippetsch  *)    mit  unsern  wagen   und  den 
^'^^ern,    wiewol    die  weg    bös    sind,    glucklichen    und   gon 
'^^<>^rentrut  kommen  und  an  demselben  end  bis  an  den  vierden 
^&    still  gelegen  mit  groliem  costen;  dann  all  ding  tür  ist. 
^     haben  ouch  wir  niemand  wellen  vertragen,  utzit  ze  ne- 
^n   under   den  fründen,   als  dann  das  üwer  will  ouch  ge- 
en  ist.     Wir  sind  ouch  an  demselben  end  zuo  Borrentrut 
Hz  unrüwig  gewesen  ;  dann  wir  gern  mit  den  unsern  für 
Politen    und    in    den    Trebelberg  ^),    dar    wir    ouch    wol 
az    nutz   und   eren    geschähet   hetten,   gezogen   werend. 
^    haben  unser  Eydgenossen,  die  dannocht  erst  am  vierden 
"^8    zuo  uns  komen   sind"),    das  nit  wellen    gestatten    und 
-röeint,  dem  abscheid  zu  Veldtkilch  *)  und  zuletsten  zuo  LiU- 
>">!*)  beschechen  nachzekommen,  damit  wir  all  by  einandern 
^rend:  dann  wir  inen  und  ouch  denen  von  Basel  das  ge- 
-Hpiben  hatten,  semlichs  mit  Sant  FuUfen   und  dem  Trebel- 
'^S  füpzenemen.      So  hat  es  inen  nit  wellen  smecken  noch 
^fallen.     Da  haben  wir  si  nit  wellen  unwillig  machen  und 
^^^d  also    zu   inen   gezogen  und  uf  gestern  Sampslag*^)  zuo 
^*^ Sern    Eidgenossen    von    Ludern    und   Schaffhusen    im    veld 
*^Oröen    und   haben    einandern  brüderlichen    empfangen    und 
^*nd  dannocht  gester  mit  inen  für  FAkort  geruckt  und  uns 
^U  den  unsern  nidergeslagen.    Die  von  Strassburg  sind  aber 

2 


—     18     — 

uf  hüt  mit  einem  lustigen  volk  und  zwei  houbtbächseo  oucb 
zuo  uns  komen  und  haben  damit  von  stund  an   für  EUcort 
geruckt,  desglich  werden  die  von  Basel  mit  irem  gezüg  oucb 
tuon.  Die  andern   unser  Eidgenossen   sind  ouch  gemeiolicb 
bi  uns,   usgenommen   Underwalden  "),   als  ir  wissend.    Und 
wir  sind  des  willens  und  der  meinung,  anders  wissent  wir 
noch   nit.    dann    daß   die   vorgerürten  von  Strassburg,  Basel 
mit   andern   stetten  Collmar   und  Slettatatt    mit    irem   gezüg 
furderlichcn  werken  und  bliben  werden  und  wir  mit  unsero 
Eidgnossen  meinend  uns  zuo  erfaren,  wo  oder  an  welchem  end 
unser  vind,  als  si  ouch  gar  nach  bi  zwein  oderdryn  milenumb 
uns  sind.  Und  wo  wir  die  findent  oder  erfarent,  da  wellen 
wir    die    mit    gotts  hilf   und    mannlicher  wer  angrifen  und 
schedigen.     Dann  wir  meinend,  wann  wir  unser  vind  um- 
bringen  möchten,    so   werend  stett   und  sloß  und  das  land 
mit  einandern  gewunnen.  Nützit  dester  minder  wirt  man  all- 
weg  vor  EUcort  werken  und  das,  des  wir  hoffen,  ouch  er- 
erobern. Wir  und  ander  unser  gemein  Eidgnossen  habenden 
Vorzug    mit    unsers   gnädigen   herrn  von  Österrich    reisigen 
gezüg,    der  ob  vierhunderlen  und  ganz  rüstig  sind  *),  und 
wir  wellend  uns  zuosamen  und  in  Ordnung  halten   und,  ob 
gott  will,  semlich  erlich  Sachen  fürnemen  und  understan,  des 
U.  G.  und  wir  ere  werden  haben.  Anders  wissen  wir  üch  dirr 
stund  nit  zeschriben  ;  dann  was  uns  begegnet,  wellen  wir  üch 
tag  und  nacht  verkünden  und  uns  darin  nit  beduren  lassen, 
(lesglichen  wir  von    üch  ouch   herzlichen   begerend.     Damit 
sind  gott  dem  allmechtigen  in  trüwen  bevolhen  und  habend 
unser   kein   acht   noch    kumber;   wir   wellend,    ob   got  wil, 
üwer   und   unser  altvordern  fuoütapfen  erlichen  ersetzen. — 
Datum  an  Mentag  vor  Sant  Martinstag  a**  74. 

Hand  nit  für  übel  sonHeinHchs  sumens  wegen*);  dann 
wir  in    als  lang  behallen  haben. 

Zedula  inserta:  G.  H.  wir  sind  von  gottes  gnaden  mit 
einaniiern  ganz  einhell,  darum  wir  vertrüwen,  uns  soll  ge- 
lingen. (Coli.  Girard  VII  ;tö.  Kopie  gleichzeitig) 

(Von  Bern  zugesandt  Mittwoch  9.,  um  Mitternacht  oiit  dem 
Beilügen  :     ((  Ouch  so  ist  üwer  bot  allwcgens  bi  den  unsern  gewesen; 


F 


-     19     - 

dieselben,  wann  er  »ich  redlichen   mit  inen  betragen  hat,  haben  in 
nit  wellen  von  inen  lassen  ».    Ebenda  S.  -T).) 


')  Le  Repais,  heute  Les  Rangiers,  mitder  Pfarrkirche  St.  Martin 
de  Repais,  Uebergang  der  Strasse  von  Delsborg  nach  Fruntrut.  Vgl. 
Geographischer  Lexikon  der  Schweiz  IVlir>.  Best/itigung  b.  Knebel  II  11(^ 

^  St.  Hippolyte  und  Montagno  de  Trt^villers  in  Burgund. 

»)  Am  2.  iSfov.  in  Pruntrut,  vgl.  Knebel  II  IIH,  117\  r>l. 

*)  Vom  2.-1*2.  Oktober  s.  Eidir.  Abschiede  II  ."HV)  IT. 

*)  21.  Oktober  u.  u.  O  II  r)13  f. 

*)  Der  Brief  scheint  demnach  Sotintags  geschri6l>cn  oder  wenig- 
^<3ns  angefangen  worden  zu  sein. 

')  Vgl.  Schilling  I  178,  Rüsch  in  Hasler  Chroniken  111  ;i04. 
nebel  I  118  ist  darum  im  Irrtum. 

')  Vgl.  die  Strassburger  Archivchronik  im  Code  historique  de 
trasbourg  11  im  und  Witte  870,  'i7r>. 

*)  So  hieß  vermutlich  der  Bote. 


10. 

Graf  Franz  von  Greierz  an  Freiburg. 

Sonntag,  i:i  Nov.  1171. 

Antwortet  auf  die  von  Bern  gejren  ihn  erhobenen  Be- 
hwerden  wegen  Durchzügen  der  Lamparten  *),    daß  schon 
dagegen  Vorsorge  getroffen  worden  sei,  wie  er  bereits  ge- 
schrieben habe.     Bitte,    niuglichst  gute  Beziehungen  herzu- 
stellen, und  Ankündigung   seines    Besuches   mit  Gefolge   in 

Pfeiburg  auf  künftigen  Dienstag  Abend. 

(Abgedr.  bei  Girard,  Tableaux  historiques.  Carouge  180*2  S.  ;J9.) 


_         ')  Vgl.   oben    Nr.  7.     Dazu    |v.   Rodt)   die  Grafen    von 
3lö  und  Hisely.  XI  m. 


Greverz 


II. 

Hauptleute,  Fenner  und  Räte  von  Bern  im  Feld 

an  Bern. 

Vor  Hericourt,  MittwDcii  10.  Nov.  ini. 

.  Ergänzende  Milteiluniren  zur  Sio^Tsdeposcho:  Na'*h  zuverlässigen 
^Zuteilungen  verlor  der  Feind  1<KX)  Tote.  Zahliviirho  ^ofangLMio  Edel- 
|«ute  aus  Burgund,  Pi.jrnerol  und  Savoion.  Au>t:iusoh  vieizen  di<^  Ge- 
*^''^geneii  aus  der  Niedern  Verein i.iiuni:.  Aufzähluni;  und  Verteilung 
^^*  ijeichen  Beute.  Aussagen  von  Gefangenen.  Schrecken  der  Feinde, 
^^oijche   Teilnehmer   am     Kampfe.       Fortsetzung   der    Belagerung 


-     20    — 

von  H^ricourt.  Verlangen  nach  Erstürmung  der  Festung.  Bitte  um 
Mitteilung  der  Siegesnach riebt  an  Schultheiss  von  Diesbach  und  den 
französischen  König.  Eroberung  eines  Schlosses  durch  Hans  von 
Hallwil, 

Wir  haben  (ich  an  unserm  nechsten  schriben  ^)  mit 
froden  zuo  erkennen  geben  die  signust,  sodann  wir  am 
ersten  angriff  mit  unsern  Eidgnossen.  die  by  uns  in  unserm 
leger  ligent,  an  unser  vigenden  getan  band;  wir  sider  har 
grüntlich  vernomen  von  dennen,  die  es  von  den  buren 
gehört,  die  die  toden  gezelt  und  zuosamen  gelesen,  das  si 
gerett  haben,  ir  sye  sechzechen  hundert  und  subenzechen 
an  der  zal  umbkomen  ^),  die  ligent  noch  all  unbegraben  an 
die,  so  in  dem  dorf  daby  verbronnen  ^)  der  ouch  vil  sind. 
Der  barmherzig  ewig  gott  well  nach  uwerm  begereo  der 
armen  seien  gnad  erzöugen ! 

Es  sind  ouch  ein  merklich  zal  löten,  ritter,  knechter 
und  ander  armer  buren  gevangen  von  Lamparter  und  Bur- 
gunder und  besunders  einer  genant  Steffan  von  Gramund  \ 
ist  vom  besten  gesiecht  in  Burgunn,  darzuo  ouch  etlicfc 
edel  von  Pineröll  vom  land  von  iSa/by  und  ander;  die  bieten 
gross  guot  sich  zuo  lösen,  etlich  villicht  me  dann  si  vermögen, 
damit  si  bi  dem  leben  belibent*).  Wir  wölten  gern  den 
eren  nach,  das  jederman  erstochen  und  nieman  gevangen 
were;  das  wurd  allweg  den  schrecken  in  unsern  vinden 
meren  und  unser  guet  lob  behalten.  Doch  ob  die  gevangen  nil 
gelöst  werden,  so  wellen  aber  wir  die  armen  löt  us  dei 
grafschaft  von  Pfirt,  der  noch  ein  merklich  zal  zuo  Bio- 
mund und  Sant  Politen  gevangen  ligen,  mit  inen  lidigen. 
Wir  haben  ouch  gros  morglich  guot  inen  angewunnen  an 
roßen,  harnesch,  sidin  gewand  und  allen  andern  dingen,  das 
ist,  als  ver  man  das  hat  mögen  tuon,  alles  zuosamentragen  und 
uf  hut  und  gesler  gebütet  worden  ®).  Und  ist  von  jeglichem 
ort,  ouch  von  unserm  (i.  H.  von  Oesterrich  und  andern  einei 
darzue  geordnet,  die  das  alles  bütent  und  verkoufent.  Es  wirl 
aber  under  uns  wenig  erschießen  ;  dann  der  lüten  zuovil  ist, 
doch  haben  wir  us  des  herren  von  Nüuenburg  '•)  blatten  geßen, 
die  sind  öworm  nachrichter  Balthasser  us  der  büt  worden  und 
sust  wellen  wir  ouch  etwas  anders,  das  wir  [lieber  genomen?] 


-     21     - 

hand.  mit  uns  heimbringen  von  guoter  spis,  win,  brot  und 

andern   dingen    [deren    si]    ußer    maßen     vil    bi    inen    ge- 

hept.     Das    ist  alles   bi    inen  an    dem    gefechte  ver[büttet 

^Jvorden  und]   unnütz  komen.     Wir  haben   ein  edelman,  ist 

ein   Lamparter  und  nit  der  minsten  einer,  bi  uns  gevanglichen 

S^ehepl;  der  bat   uns  gesagt,  das  sie  willen  haben  gehept, 

^Is  ouch  das  die  recht  warheit  ist.  ein  leger  gewaltiklichen 

neben  uns  zuo  slachen  und  sich  den  von  Elikurt,  davor  wir 

'ig'ent,  zuo  erzöugen,  damit  si  gesterkt  und  getrost  wurden; 

<äann   sie  allen   gezüg   bi  inen  gehept  und  gemeint  haben, 

*^in    Wagenburg  zue  slachen.  Wir  haben  inen  ouch  zwo  gros 

s^einbfichsen  abgewunnen,  da  jeglich  ein  größern  stein  dann 

^iris  menschen  houpt  sie,  schüsset.  Der  wellent  wir,  ob  got 

■  II,   ein    mit   uns   heimbringen®)   und   darzu   dry  oder  vier 

rker  daroßbfichsen  und  slangenbuchsen  ouch  abgewunnen, 

^sibi  ir  wol    mögen  betrachten  der  merglich   schrecken,   so 

•  ^^     si  komen  ist;  dann  si  noch   nie  geworben  noch  gebetten 

*^^nd,  die  toten  körber  lassen  zue  begraben.  Darzue  haben 

y^^ii*  inen  ouch  abgewunnen  die  panner  von  Facuney^),  das 

■st    die  recht  houptbanner  von  Burgunn,  dann  ouch  Burgunn 

^^nan  stat  und  anders  nit,  darzuo  etwan  mengs  venli,  die  ir 

^-^^ch   zem   teil   werdent   sechen.     Ks   sind   ouch  bi  inen  vil 

^ten  von  Pemund  und    suß    us  Safoy,    des   herren  sun  von 


-'«»«»ara  ^®),  als  ouch  darunder  gewesen,  und  zem  teil  umb- 
*^Omen,  darob  wir  all  und  unser  Eidgnossen  jederman  bi  uns, 
^^Is  nit  unbillich  ist,  gros  und  merglich  missvallen  band  von 
^^^gen  des  lands  von  Safoij.  Wir  zwifeln  ouch  nit,  es  werd 
^^^h  ouch  bewegen  ;  dann  wir  dabi  erkennen  die  trüw,  so 
^n  uns  mitteilt. 


Wir  ligen  noch  allweg  mit  dem  zfig  und  huschen  vor 

^^i'ikuri   und   haben    noch    nit   als  vil    geschossen,   das   man 

^^x  möcht  schaffen,  wiewol  wir  und   die  uwern  und  ander, 

^^    bi  uns   in    unserm  leger  sind,    gern  etwas  witer  darzuo 

^^tent,   und    redent   die  uwern,  das  man  si  daran  gan    und 

Hürmen  laß  ").  Sie  wellens  lieber  tuon  dann  also  erfrieren. 

Wir  wellen    aber  uns   noch   sv  nit  also  verschetzen  sunder 

^U  vorteil  die  ding  angrifen  und  fürnemen,  damit  wir,  ob 


gott  will,  keinen  schaden  enpfachend ;  dann  wir  von  gots 
gnaden  mit  einandcrn  als  einhell  und  in  ganzer  fruntschaft 
sind  und  brüderlich  lebend,  das  Geh  und  uns  allen  wol  er- 
schießen mag.  Anders  wüssen  wir  uch  dirre  zit  nflt  zue 
schriben,  dann  das  wir  U.  G.  herzlichen  danken  üwers  frünt- 
lichen  schribens  und  trostlichen  zuesagens  und  hilf,  dero 
wir  von  gottes  genaden  jetzemalen  nit  bedörfent,  dann  wir 
uns  mit  uwer  statt  panner  fromclich  und  erlich  halten  und  die, 
ob  got  will,  in  kurzem  mit  gesuntheit  heimbringen  wellend. 

L.  H.  H.  nachdem  unser  herr  der  Schultheis  '-)  zera  kflng 
[ist,]  wöll  uns  bedunken  ob  anders  das  [üwers  willens]  vvel 
sin,  das  ir  dem  küng  und  ouch  dis  ding  von  stund  an  ge- 
[schehen  melden]  *^).  Das  wurd  nach  unserm  bedunken  [uns] 
nutz  und  ere  bringen. 

Item  Hans  von  Haltvil  hat  uf  gester  vergangen  mit 
siner  gesellschaft  ein  sloß  bi  Mümpelgart  gewunnen  **).  Da 
wolt  man  im  tusent  guldin  geben.  Was  wir  fürer  ver- 
nemand,  wellen  wir  ouch  verkünden,  desglich  wir  von  uch 
begeriMi.  Damit  sind  dem  barmherzigen  ewigen  got  bevol- 
h(Mi,  d(»r  uch  nach  unserm  begeren  sellenklichen  behalten 
und  uns  zue  (ich  fi'olichen  fördern  well. 

Datum  an  Mitwuchen  nach  Martini  a^  74. 

(Coli.  Girard  VII  .37.    Schadhafte,  Heckige  Kopie.) 

(Von  Bern  mit  Begleitschreiben  vom  17.  Nov.  an  Freiburg uber- 
sandt  mit  der  Bitte,  die  Ihriiren  bei  Eid  und  Ehren  zu  vermahnen 
und  sioli  keine  Kosten  reuen  zu  lassen,  weitere  Kundschaft  aufzu- 
nehmen     1<»,  41.) 


')  Diese  erste  Sieiresdepesche  scheint  nicht  erhalten  zu  sein. 

-)  V^rl.  da/u  Schilling  1  18:)  A.  •^>:  Knebel  II  12ti,  127,  140,  I4ö. 
Die  Si'hatzungen  Knebels  gehen  ziemlich  höher.  Schreiben  der  Solo- 
turner  Hauptleute  v.  1/,  xNov.  (bei  Amiet,  Die  Burgunderfahnendes 
Solotnrner  Zeughauses.    Suloturn  18<.>8  S.  <>3)  gibt  l<v*i")an. 

'}  Frahier.  vgl.  Srhilling  I  18.3.  Knebel  II  1>C>.  Am  gleii'hen 
rage  wurden  die  Erschlagenen  von  Priestern  und  Frauen  bestattet, 
vgl.  Bericht  der  Soloiurner  Hauptleute  bei  Amiet  ♦j^i. 

^»  Stephan  von  (Trammont,  burgund.  Edelmann. 

'•''.  Uober  die  Gefangenen  s.  Knebel  II  125,  148.  Schilling  11^*^' 
isr..     Bernoulii  1   n. 

')  Zur  Beute  vgl.  Schilling  I  18:3.  Knebel  II  1:^  und  1^- 
Amiet  <".0.  ra. 

■i  lleiiirioh  von  NeutVhatel  in  Burgund,  Herr  von  Blainont 
und   Besitzer  \on   Hericourl. 


—     23     - 

*)  Geschah  auch,  8.    Schilling  I.  183. 

•)  Faucogney  im  Tai  des  Brenchin  in  Burgund. 

'•)  Nicod,  Sohn  des  Wiihelm  von  La  Sarraz,  von  den  übrigen 
Qaelien  nicht  erwähnt. 

'*)  Am  folgenden  Tage,  den  17.  Nov.  fand  die  Uebergabe  statt, 
s.  Scbillin^  1  185.     Knebel  I.  1'27  gibt  unrichtig  schon  den  16.  an. 

")  Nikiaus  von  Diesbach.  Ueber  seine  Sendung  s.  oben    Nr.  8. 

")  Geschah  am  22.  Nov.  durch  einen  eigenen  Boten,  vgl.  Knebel 
II  154  und  St.-A.  Bern,  Lat.  Miss.  A  326  v. 

**)  Unbekannt  und  von  den  andern  Quellen  nicht  erwähnt. 


12. 

Bern  an  Freiburg. 

Sonntag,  2ö.  Dezember  1474. 

Dank  für  das  Schreiben  wesen  des  Grafen  von  Romont  und 
anderer  Händel.  Bericht  an  den  Markgrafen.  Bitte  um  Mitteilung 
von  der  Ankunft  des  Gubernators,  um  einer  Erhebung  zuvorzukommen, 
sow^ie  von  der  Rückkehr  der  Frei  burger  Räte. 

Üwer  Schriften  uns  zukomen,  allerlei  Handel  U.  G.  H. 
von  Boymond  und  andrer  berürend,  haben  wir  verstanden 
und  danken  U.  B.  L.  solichs  Qwers  kostens,  mflg  und  arbeit 
mit  guotwilligem  erbieten,  das  nach  allern  unserm  vermögen 
zuo  verdienen.  Und  uf  solichs  haben  wir  unserm  gnädigen 
Herrn  dem  marggrafen*)  uf  hüt  vast  frü  geschriben  und  in 
gebetten,  sieb  darin  geburlichen  zue  halten,  und  warten  des 
siner  antwurt.  Wir  begeren  aber  mit  gar  früntlichem  ernst, 
sobald  der  gubernator  ^)  kom,  das  ir  uns  das  verkünden, 
ans  darnach  wussen  zue  halten.  Dann  womit  wir  ufruor  in 
ans  bigelegnen  landen  verkomen  mochten,  weren  wir  mit 
üwer  zuohilf,  die  uns  dann  in  dem  und  anderm  not  ist,  ganz 
geneigt.  Bedunkt  uns  ouch  nach  gestalt  allerlei  loufen 
wol  notdurftig  und  bitten  U.  L.  allweg,  sobald  uwer  rät 
anheimbsch  werden,  uns  das  an  verzug  zue  verkünden,  uns 
darnach  wüssen  zue  richten.  — 

Datum,  dem  heiligen  Wienachltag  a^  74. 

(Coli.  Girard  VII,  45.    Original,  Siegelspuren  vorhanden.) 


')  Graf  Rudolf  von  Neuen  bürg,  Markgraf  von  Röteln. 
•)  Jean  de  Vergy,  Herr   von   Montricher.      Ueber  das  Amt  des 
Gubernatoro  vgl.  Gingins  Episodes  1S2. 


~     24     — 
13. 

Bern  an  Freiburg. 

Freitag,  30.  Dezember  1474. 

Dank  für  Bereitwilligkeit  und  Zusage.  Aufschub  der  Verhand- 
lung'^n  bis  zur  Rückkehr  ihrer  Gesandten  von  derTagsatzung  in  Luzern. 
Bitte,  gleich  Soloturn  zwei  große  Schiffe  auszurüsten.  Versprechen, 
die  Beschlüsse  des  Tages  von  Luzern  ^^ofort  mitzuteilen.  Anmeldung 
einer  Ratsbotschaft  für  künftigen  Montag. 

Wir  haben  von  unsern  boten,  so  jetz  bi  üch  gewesen 
sind,  üwern  guoten  willen  und  früntlich  zuosagen,  des  wir 
üch  herzlichen  danken  und  ouch  umb  üch  verdienen  wellend, 
luter  verstanden  und  wellend  des  in  rechten  bruderlichen 
trüwen  gein  üch  niemer  ewiclich  vergessen.  Und  nach- 
dem wir  dann  in  willen  sind,  unsern  getrüwen  schultheissen 
herrn  Niclausen  von  Diespach  und  ouch  herr  Niclausen  von 
Scharnachtal  beid  rittere  [an  den]  tag  gen  Lutzern  ')  nienger- 
lei  stucken  halb  zuo  vertigen,  das  ir  nachmalea  ouch 
werden  vernemen,  so  habend  wir  urab  des  besten  willen 
dis  ding  in  ruow  gestelt,  bis  si  wider  harheim  werdent 
kommen  und  uns  abscheid  desselben  tages  zuo  erkennen 
geben  ;  doch  wellend  wir  uns  nit  dest  minder  mit  schiffen 
und  andern  dingen  zuorüsten  und  haben  ouch  etlich  unser 
kuntschaften  zuo  erfarung  der  ding  usgesant.  Darumb  bitten 
wir  üch  mit  sunderm  früntlichem  ernst,  das  ir  ouch  an- 
gends  zwei  guot  gros  geschalet  schiff  zuorüsten  und  [ander] 
notdürftig  Sachen  bedenken  und  ouch  üwer  gewili  kunt- 
schaft  usschickent.  Dosglich  [werden]  U.  E.  von  Solloteni, 
mit  den  wir  das  abgerett  hand,  mit  schiffen  und  andern 
notdurftigen  dingen  ouch  tuon.  Als  bald  sich  dann  der  tag 
zuo  Lxitzern  endet,  wellend  wir  üch  desselben  abscheid  ouch 
verkünden  und  dann  mit  üch  als  unser  allerliebsten  fründen 
ratslagen,  wie  wir  die  ding  fürnemen  wellend.  —  Sodann 
von  der  sach  wegen,  [die  die  unsern]  berüeren  ^),  als  ir  mit 
unsern  botten  ouch  gerett  hand,  wellen  wir  zwen  von  unserm 
rat  uf  nechst  kommendem  Mentag  ^J  mit  vollem  gewaltzuo  üch 
ordnen  und  dieselben  [mögen]  ouch  mit  üch  fürneraen  und  be- 
sliessen  zum  allerkomiiclieslen,  wie  dann  vorher  davon   ge- 


-     25    - 

reit  ist;  dann  wir  ganz  geneigt  und  des  willens  sind,  uns 
in  den  [und  allen]  andern  Sachen  von  üch  niemer  ewiciich 
zuo  scheiden.... 

Datum,  an  Fritag  nach  Wine[chten]  *)  a°  75**. 

(Coli.  Girai-d  VII,  61.  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

*)  Es  muß  der  Tag  vom  4.  Januar  gemeint  sein,  wo  Bern  durch 
^*^ilcl.  V.  Diesbach  vertrelen  war.  Eidg.  Absch.  115*2-.^.  v.  Rodt  1  ^^3 
^<^^»eint  das  Schreiben  auf  Freitag  nach  Vincentii  27.  Jan.  zu  verlegen. 

")  Wegen  Illingen,  v^l.  oben  Nr.  12. 

*)  Den  2.  Januar  147o. 

')  Leseart  etwas  unsicher. 


14. 

Bern  an  Freiburg. 

Dienstag,  3.  Januar  1475. 

Dank  für  die  Mitteilungen  über  Illingen  und  Wunsch,  es  nach 
arf  zu  besetz. n,  die  übrigen  Mannschaften  zu  entlassen. 

Die  früntlich  verkundung  das  hus  YUingen  berürend  ') 

V^aiben  wir  mit  begirden  gesechen,   danken  ouch  U.  L.  der 

'lait  gar  geflissnem  ernst  und  begeren  daruf,  das  ü.  L.  solich 

sloß  mit  den  üwern   und   unsern  nach   notdurft  besetz  und 

die   andern  wider  heim   verlige.     So  wellen  wir    ffirer  der 

vind  andrer  Sachen  halb  nach  üvverm  und  unserm  rat  handeln. 

das  sich  gebürt. 

Datum    snell  3^  Januarii,    in  der  10.  stund  der  nacht. 

(Coli,  üirard  VII,  51.    Orig.  Siegel  abgefallen.) 

*)  Die  Ei'ol)erung  von   lUens  geschah    am  2.  Januar,  vgl.  Fries 
^.  Schilling  I  209,  Gingins  Episodes  15(>,  v.  Rodt  I  :ilO  IT. 


15. 
Freiburg  an  Bern. 

Mittwoch,  4.  Januar  1475. 

Empfang  ihres  Schreibens  mit  der  Anlworl  an  die 
"^^0  aus  Lausanne  und  den  Herrn  von  Greierz  in  betrefl 
^^^  Wolliser  ^) .    Ankunft  der  llatsboteri  aus  Genf,  des  I^'ä- 


~     26    — 

sidenten  *)  und  des  Herrn  von  Rochefort*)  zur  Sähnang  ge- 
genvvarligep  irriger  Läufe  mit  Bern  und  Freiburg.  Ihr  Be- 
fremden wegen  Illingen  *).  Antwort:  Bereitwilligkeit,  ihre 
Mission  anzunehmen.  Wegen  Illingen  haben  beide  Städte 
im  Einverständnis  gehandelt  und  werden  es  zu  seiner  Zeit 
mit  Ehren  verantworten.  Abschrift  eines  Schreibens  des 
(irafen  Philipp  von  Bresse  in  Beilage. 

(Miss.  2,  Iv.  Abgedr.  bei  Ochseobeio  S.  33). 

')  Vgl.  oben  Nr.  10. 

')  Antoine  Champion,  Präsident  von  Piemont. 

^)  Dr.  Guillaume  de  Rochefort? 

*)  S.  Nr.  14  oben. 


16. 
Bern  an  Freiburg. 

Donnerstag,  5.  Januar  1475. 

Antwort  auf  ein  Schreiben  v.  4.  Januar.  Bitte,  sie  auf  dem 
Laufenden  und  im  Vertrauen  zu  halten.  Meldung  von  bevorstehender 
Ankunft  des  Grafen  Philipp  von  Bresse. 

Wir  haben  üwer  fruntlich  antwurt  uf  unser  schriben 
uns  getan  *)  mit  guotem  herzen  gern  vernomen  und  dabi  ver- 
standen, was  ir  dem  Presidenten  und  dem  von  Rotschifort 
von  Illingen  wegen  zuo  antwurt  geben  band,  das  uns  von 
ürh  genziclichen  wol  gefalt ,  und  spürent  dabi  anders 
nit  dann  ganze  truw  und  brüderliche  liebe,  des  wir  gein 
üch  ouch  nieuier  mer  vergessen  wellend.  Bitten  üch  da- 
rumb  niil,  besunderni  früntlichem  ernst,  als  verr  wir  iemer 
können,  oder  mögen,  was  ir  föror  vernemend  und  in  diseo 
dingen  ze  i'at  werden,  das  ir  uns  semlichs  euch  verkundeo. 
damit  wir  zun  allen  ziten  mit  einandren  ziechent  und  eins 
hlibenl,  das  wir  zuo  ewigen  ziten  gein  üch  tun  und  desglith 
an  alles  millel  üch  ouch  vertruwen  wellend. 

So  dann  von  V.  G.  H.  von  der  Press  ^)  botschaft  wegen, 
dir  jetzt  bi  uns  gewesen  ist,  und  einen  brief  siner  zuokunft 

uns  bracht  hat,  dem  haben  wir  von  munde  geantwurt,  das 
wir  siner-  zut)knnft  fr*o  sind  und  gern  hören,  was  er  an  uns 
bringen  welle  und   in  damit  hinweg  gewist,   verkünden  wir 


—    27    - 

öch,  ouch  öch  darnach  zuo  richten  und  was  uns  fürer  in  dem 
und  anderm  begegnet,  wellend   wir  üeh   ouch  zuoschriben. 
Datum  an  der  heiligen  Dryer  Küngen  abend,  umb  die 
achtend  stund  nachmittag.  a°  75. 

(Coli.  Girai-d  VII,  .VJ  Original.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  15. 

')  Graf  Philipp  von  der  Bresse.  Zu  dieser  Botschaft  vgl.  Witte 
^^11  419.  Die  Freiburger  hatten  dem  Grafen  von  Genf,  Amadiius  von 
"^^voyen  und  seinem  Bruder  Philipp  geraten,  sich  persönlich  nach 
p^^rn  zu  l)egebeis  da  durch  ihr  Erscheinen  die  bestehende  Spannung 
*^ichter  beseitigt  werden  könne.  Freiburg  Miss.  '2,  3.  Vgl.  dazu  das 
<*tl  reiben  des  Bischofs  von  Genf,  vom  19.  Januar  147.'),  bei  Gingins 
'i^pCHJhes  l  9. 


17. 
Freiburg  an  den  Bischof  von  Genf.  *) 

Freitag,  8.  Januar  147."). 

Sieht  ab  von  den  Mitteilungen,  diedesBischofsGesandten 

i  Anlaß  ihrer  Reise  über  Freiburg  nach  Ihm  hier  und  in 

*'9^i  vernommen    haben  -).     Durch    seine   eigene  Botschaft, 

Iche  die  des  Bischofs  nach  Bern  beLHeitete,    hat  der  Bat 

•^clessen    Kenntnis  erhalten   von   der  Absicht   des  Bischofs, 

^  *Cih  mit  Philipp  von  Bresse  persönlich  nach  Bern  zu  begeben 

•^      der  gleichen  Angelegenheil.    vSje  wünschen  iinn  dazu  Er- 

r^^^'g  und  bitten  ihn  untertanigst,  dieses  Vorhaben  auszufuhren 

Interesse   eines  guten  Ausganges   der  Sache,    wobei  sie 

r^prechen  ihm  behilflich  zu  sein,  soviel  sie  vermögen. 

Escript  le  VIII  ^)  de  Jan  vier  7"). 

(Miss.  II  8,  französisch,  abgedr.  bei  Ochsen  bei n  S.  ^)S.) 

(Unter  gleichem    Datum   ein  inhaltlich    gleiches  Schreiben   an 
Philipp  von  Bresse,  Miss.  II,  '•>.) 


*)  Jean  Louis  de  Savoye,  Bischof  von  (ienf  (U<»0-H'i),  (lencral- 
tthalter  diesseits  der  Alpen,  vgl.  Gingins  Episoiies  ir»l. 

')  Vgl.  dazu  das  Schreibon  des  Bischofs  an  die  Herzogin  Jolarita 
19.  Januar  bei  Gingins,  D^pcches  I  l>. 

')  Ochsenbein  liest  le  «  vin  w  de  Jan  vier;  ich  lese  H.  Januar,  was 

erzur Reise  Philipps  von  Bresse  pas>en  dürfte:  denn  nacli  jvoii  Uodt!, 

^^.^^^ch.  d.  Grafen  v.  Greierz  'UU,  lici  dw<e  zu  Anfang  dt*s  Jahres  14/."). 

•dieses  Datum    paUt  auch  besser  zu  dein  S(direibcn  der  Herzogin    \oni 

-  Jan.  bei  Gingins,  D«^pcches  I  !», 


—     28     — 

18. 
Bern  an  Freiburg. 

Samstag,  21.  Januar  1475. 

Au!«zug  von  Knechten  aus  Luzern,  Unterwaiden  und  amlern 
Orten  über  Soloturn,  Biel,  Grandson  nach  Savoyen.  Fruchtlwe 
Mahnung  Berns  zur  Umkehr.  Weiterer  Zug  nach  Biel  und  neue  Ab- 
mahnung Berns  und  Drohung,  den  Zug  gegen  Savoyen  mit  Gewalt 
zu  verhindern.  Abordnung  Scharnachtals  zu  ihnen.  Endliche  Rück* 
kehr  derselben  über  Bern  und  Entschuldigung  ihres  Vornehmens. 
Bitte  um  Mitteilung  ihres  Entschlusses  betreffend  die  Besatzung  von 
Illingen. 

Es  hat  sich  dirr  tagen  begeben,  das  sich  ein  roerkh'cli 
summ  knechten  von  unsern  Eidgnossen,  nämlich  yon  Luizem, 
UndenvaUlen  und  andern  örtern  zuosamen  gemacht  haben 
und  miteinandern  gen  Sollotem  kommen  sind ').  Und  als- 
bald wir  das  vernomen,  da  hand  wir  in  der  nacht  ein  von 
unserm  rat  dar  geordnet,  sich  ze  erkennen,  was  irs  willens 
oder  gemuts  wer:  der  hat  an  inen  fanden,  das  si  haben 
wellen  gen  Bieln  und  iren  strich  am  sew  hinut  wider  Granson 
und  in  das  land  von  Snffoy  keren.  Da  hat  er  si  in  unserm 
namen  und  von  unsres  bevelhens  wegen  gebetten,  wider 
hiM'm  ze  keren ;  dann  wir,  und  die  uns  gewant  werend,  durch 
stMiilich  ir  förnemen  mochtent  beschediget  werden,  mit  witren 
und  andern  Worten,  so  darzuo  notdurftig  gewesen  sind.  Das 
habend  si  nit  wellen  tuon  und  sind  also  gen  Bieln  kommen 
mit  einem  blauen  venlin  und  darin  ein  wiß  criUz.  Wir  haben 
von  stund  an  zwen  von  unserm  rat  inen  ilends  zuogeschickt 
und  denselben  bevolhen,  mit  inen  zuo  reden  und  gutlich  bitten 
und  eimanen,  wider  heim  ze  keren  und  uns  und  unser  ge- 
wanlen  und  sunders  in  dem  herzogtum  von  Saffoy  unbe- 
schediget  zuo  lassen  und,  ob  si  das  nit  tuon  und  uf  irem  für- 
nemen  beharren  wollen,  so  solten  si  inen  das  mit  den  uosern 
wiM-en  und  si  nit  fürrer  zieehen  noch  kommen  lassen.  Daran 
hand  si  sich  aber  nit  wellen  keren  und  vermeint,  es  solten 
muh  der  uierleil  knechten  zuo  inen  kommen,  mit  denen  wol- 
len si  vv  rat  wtM-den.  Also  haben  wir  aber  demnach  von  stand 
an  uui'li  in  der  nacht  herr  yiclausen  lon  Schamachtal  rittern 
und  andei'  unser  mitrat -<  snellirlichen  zuo  inen  geschickt 
und   si   bitten    uml  verniantMi    lassen,  wider  heim   ze  keren 


—    29     — 

and  uns  und   die  unsern   nit  ze  schedigen  und  sundei'licli 

'n   Saffoy  nIt   ze    ziechen.     Und  ob  si  das    nit   tun  wollen, 

das  si  inen   dann  semlichs  weren   sollten,   als  ouch  wir  in 

willen  gewesen  sind.  Und    haben  doch    under   inen   nieman 

W'ellen   lassen  weder  an    lib  noch  an  guot  schedigen;  dann 

das...  allein  darumb  getan,  damit  sie  gewend  und  unser  ver- 

'^'anten  und  ander  \qt\Saffoy  nit  beschedigt  wurdent.    Und  als 

si  unsern  willen  und  meinung  under  allen  malen  verstanden, 

da    band  si  doch  am  letsten  ir  fOrnemen  abgestelt  und  sind 

^^^ider  heim  gezogen  und  ein  teil  bar  in  unser  statt  kommen 

Und    gerett,    sy  haben   nit   gewist.   das   es  wider   uns  oder 

•^nser  gewanten  wer.... 

Sodann  G.  M.  als  wir  mit  üwern  wisen  hotten,  so  jetzt 

t>i     uns  gewesen   sind,   von  Illingen'^)  wegen  gerett,  da  wir 

'^  it     zwiveln,    si   haben   das   an   üch    bracht,  bitten  wir  üch 

''»-Qnllieh.    das   ir  uns  bi   dem  botten  üw»»rs  willens  under- 

■* Seilten;  dann  uns  not  wil  bedunken,  das  es  besetzt  werd. 

3  wellend  wir  gar  mit  bereitem  willen  verdienen. 

Datum,  an  Samstag  nach  Sebastiani  a""  75"". 

(Coli,  Girard  VII,  iV).  Original,  Siegel  abgefallen.) 

')  Vgl.  Schilling  I  210  Anm.  1,  und  St.-A.    Bern,  Rats^manual 
-    16,  S.  65. 

')  Urban  von  Mülren  u.  a.  vgl.  a.  a.  O. 
')  Vgl.  oben  Nr.  15. 


^n 


19. 

Freiburg  an  Bern. 

Freitag,  10.  Februar  1175. 

Heute  sei  eine  Botschaft  wegen  der  Kdlen  und  Stallte 
der  WaacU   hier  angelangt    mit  der    Mitteilung,   daß   in 


*^  Olge   der   jungst   durch   den    Grafen    von    Bresse   in    liem 

^^Iroffenen  Abrede  ')   in   dieser  Angelegenheit  Holen   an  die 

"epzogin  von  Savoyen  abgeschickt  worden    seien,    die  noch 

^*cht   zurückgekommen,    und    vielleicht    im    Gebirge  durch 

^^^hlechtes  Wetter   zurückgehalten  seien.    Darum   die   IJilte, 


—    30    - 

wenn  bis  künftigen  Sonntag  die  Antwort  der  Herzogin  nicht 
eintreffe,  nicht  ungeduldig  zu  werden. 

(Miss.  11,  4v,  abgedr.  bei  Oohsenbein  S.  59.) 

^)  Ks  ist  (las  bernische  Ultimatum  an  Savoyen,  das  in  Lau- 
sanne am  28.  Januar  unter  Ratiükations vorbehält  von  den  Vertretern 
der  Herzogin,  Philipp  von  Bresse  und  Graf  Franz  von  Greierz,  ange- 
nommen worden  war,  vgl.  das  Schreiben  de»  Bischofs  von  Genf  vom 
hl  und  von  Jean  du  Pont  vom  2S.  Januar  1474,  ferner  d^Appiano  an 
den  Herzog  von  Mailand  vom  ^].  Febr.  bei  Gingins  Dep^hes  I  9,  13, 
3^^    Die  Herzogin  hatte  14  Tage  Bedenkzeit. 


20. 
Freiburg  an  Bern. 

Dienstag,  14.  Februar  1475. 

Abordnung  von  Boten  an  den  Grafen  von  Greierz^  Mar- 
sehall von  Savoyen,  um  seinen  Rat  einzuholen  wegen  der 
konigl.  Botschaft  und  des  Geldes.  Nach  seiner  und  ihrer 
Meinung  sei  hiefur  der  Graf  von  Bresse  am  geeignetsten  \). 

Abfertigung  eines  Kundschafters  über  den  Berg,  am 
bald  etwas  zu  erfahren  vom  reisigen  Zug  in  Lamparten. 
Auch  der  Marschall  habe  deswegen  einen  Boten  abgefertigt 
und  an  die  Herzogin  geschi'ieben.  Weiterer  Bericht  wird  nach 
deren  Rückkehr  erfolgen.  Bitte,  im  Falle  die  Antwort  der 
llerzugin,  die  am  letzten  Sonntag  fällig  gewesen,  zustimmend 
laute,  dar'in  gütlich  vorzugehn  in  Hoffnung  auf  eine  glückliebe 
Erledigung  der  Sache.  Aulforderung,  einem  den  Leuten  von 
Jaun  drohenden  Ueberfall  aus  dem  Simmental  vorzubeugen*)- 

(Missiv.  II,  5.  Abgedr.  b.  Ochsenbein  S,  59) 

';  Vgl.  dazu  Mandrot  Etudes  VI  207.  Man  erwartete  mit  Ij"' 
geduld  ilio  Hoiinkehi'  der  Botschaft  und  die  Zahlung  an  Geld  aus 
Frank  reich,  s.  Ratsinanual  It),  \)1  vom  11.  Februar. 

')  Eben  zu  joner  Zeit  1*2  LS  Februar  wurden  die  Untertanen  des 
(Tiafen  von  (ireierz  unter  den  Bocken,  mit  Einschluß  von  Jaun,  durch 
ein  Uurirrecht  mit  der  Stadt  Frei  bürg  dem  Schutze  dieser  Stadt  uoter- 
^tellt.  Vir!.  St.-A.   Fbg.   Bündnisse  Nr.  178,  203,  219. 


—     31     - 

21. 
Bern  an  Freiburg. 

Dienstag,  14.  Februar  lilij. 

Gerüchtweise  Warnung  vor  einem  in  Mailand  ges(?lilossenen 
Bündnis  des  päpstl.  Legaten,  von  Neapel,  Venedig,  Savoyon,  Burgund 
Dnd  Florenz  gegen  die  Deutschen,  insbesondere  die  Kidgenossen.  Er- 
nennung des  Markgrafen  von  Montferrat  zu  dessen  Hauptmann  in  mai- 
ländischem  Sold,  Durchzug  des  Prinzen  von  Neapel  und  Zusammen- 
treffen mit  dem  Bastard  von  Burgund  in  Genf.  Drohungen  gegen  Bern! 
Zuwarten  bis  auf  die  Bestätigung  durch  Kundschafter.  Vorläulige 
Mitteilung  an  Niki.  v.  Scharnachtal  zu  Händen  der  Tagsatzung  in 
Luzern.  Bitte  um  rasche  Antwort. 

Unser  kouflöten  und  burgern  einer,  so  jetz  von  Jetiff 
harus  kommen  ist.  hat  uns  zuo  erkennen  geben,  das  im  von 
wahrhaften  koufläten.  die  er  uns  ouch  genempt  hat.  in  rechten 
truwen  und  warnung  gesagt  worden  sie,  das  dirr  vergangnen 
lagen  unsers  heiligen  vaters  des  bapstes  legaten,  ouch  des 
kängs  von  Napels  suon,  der  Venedier,  der  heizogin  von  Saffoy 
des  herzogen  von  Burgunn,  der  Florentiner  und  ander  tref- 
feniichen  botschaften  sullend  mit  und  bei  einandern  zu  Mey- 
{afu2  gewesen  sin  und  da  einen  pund  und  fruntschaft')  mit  ein- 
ander gemacht  haben  wider  die  Tatschen  und  besunder,  als 
wir  verstand,  wider  uns  Ridgnossen,  und  haben  da  den 
raarkisen  von  Montferrer  zuo  einem  houptman  geordnet;  dem 
so!  der  herzog  von  Meyland  alle  jar  geben,  dievvile  es  frid 
ist,  36000  ducalen,  und  wann  es  krieg  wirt,  zem  jar  hun- 
dert tusent  ducaten.  Si  haben  ouch  gros  hochzit  und  frdud 
mit  einandern  gehebt,  und  hat  der  \\Qviog\ov\Meyland  inen  allen 
gros  merklich  guot  an  gold,  rossen,  sidinem  gewand  und  an- 
derm  geschenkt.  Er  hat  ouch  vernomen,  das  des  kungs  von 
Napels  suon  uf  hut  Zinstag  oder  gesler  iMentag  mit  vierhundert 
pferden  gen  Jenff  sollen  kommen  *)  und  rett  man,  [er  well] 
zem  herzogen  von  Hurgund  [riten,  und  der]  well  im  sin 
locbter  geben,  und  solle  ouch  der  baschart  von  Ihrgutin  zuo 
im  ouch  gen  Jenff  kommen  ^).  Und  reden!  ouc^h  die  von 
Jenffy  dieselben  herren  wellend  für  üwer  statt  ziechen  und 
die  am  ersten  gewinnen  und  darnach  unser  statt  ganz  zer- 
stören und  enmitten  darin  schriben  «  hie  was  einest  ein 
statt,    die    hies    Bemn!^)  »     Der    allmechtig   gott    well    es 


—    32    — 

wenden :  dann  iv  und  wir  seralicher  worten  noch  gar  vil 
hören  müssent.  Und  als  dann  wir  etlich  unser  kuntschaflen 
usf^evertiget  und  von  unsern  boten,  die  bi  üch  gewesen  sind, 
verstanden,  das  ir  das  ouch  getan  band,  so  wellen  wir  der- 
selben erwarten,  und  wir  haben  ouch  nützit  desi  minder 
herr  Niclausen  von  Scharnachtal,  rittern  ^)  gen  Lutzern  ge- 
vertiget  umb  sachen.  als  ir  wissent,  und  dem  angends  dis 
ding  geschriben,  die  an  unser  Eidgnossen  zuo  bringen  und 
doch  daran  zuo  sind,  das  deshalb  durch  si  kein  afruor  be- 
schech  und  nützit  furgenomen  werd,  bis  wir  durch  üwer 
und  unser  kuntschaften  etwas  witer  und  anders  vernemend*). 

Das  verkünden  wir  uch  als  unsern  allerliebsten  fründen, 
umb    das   ir  fleh   des   ouch    zuo   halten  wissen,  wiewol  wir 
meinen,   ir  haben  durch  die  üwern  dirr  dingen  ouch  etwas 
vernomen.     Wir  hetten  ouch  herr  Niclausen  gern  etwas  gen 
Lutzern  von  üwer  antwurt  [gemeldt],  die  ir  uns,  als  ir  wissen, 
geben  sollten,  so  ist  uns  die  noch  nit  worden,   der  wir  als 
bald  das   sin  mag,  von  üch  ouch  begerent ').   Und  was  fleh 
begegne,   das  verkünden  uns,    desglich  wir  ouch  zuo  allen 
ziten  tuon  und  alles  unser  vermügen,  libs  und  guots  von  ucli 
niemer   ewiciich   scheiden    und   uns  semlicher  maß  mit  der 
hilf  gottes   mit   einandern    halten   wellend,    das   unser  raiß- 
gönnern  hochmütigen  wort  sullen  verkert  werden. 

Datum,  an  Zinstag  nach  Invocavit  a°  75°. 

_     (Coli.  Girai'd  VII,  57.  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

*}  Das  Bündnis  von  Montcalieri  zwischen  Savoyen.  Burgund 
und  Mailand  vom  30.  Januar  1475  Vgl.  Colombo,  Jolanda  duchessÄ 
(li  Savoia  in  Misoellanea  di  Storia  Italiana  XXXI  109,  v.  Rodt  I  378: 
ferner  den  Bericht  der  niailänd.  Gresandten  v.  30.  Juni  bei  Gingins, 
Dep^^ches  I  17.     Ueber  die  weitern  Verbindungen  Burgunds  s.  Knebel 

II,  -m. 

')  Friedricli  von  Tarent.  Vgl.  Nr.  22  u.  Berner  Rat^manual  16, 
{):   vom  11.  Febr.    Knebel  II  200  und  158  Variante  4. 

')  Anton,  Bastard  von  Burgund.  Vgl.  Schreiben  d'AppianoN  und 
Paiiigarola's  vom  7.  Febr.  bei  Gingins  D^p6ches  I  3,  40.  4<^.  Eidg. 
Abschiede  II,  Nr.  77(>. 

h  Vgl.  Berner  Katsmanual  Nr.  IH.  97.  vom  11.  Febr. 

')  Ueber  ihn  vgl.  Schweiz.  Geschforsch.  III  SSr2  ff. 

*")   Tagsat/ung  vom  15.  Febr.     Eidg.  Absch.  II  Nr.  770. 

■)  Dieselbe  gierig  am  gleichen  Tage  ab.  s.  Nr.  19. 


-     33    — 

22. 
Freiburg  an  die  Herzogin  von  Savoyen. 

Sonntag,  19.  Februar  1475. 

Abordnung  von  Altschultheiß  Rudolf  von  Wippingen, 
Ritter,  auf  Wunsch  der  Herzogin,  um  deren  Gesandten  Es- 
tienne  Pacot  in  der  ihr  bekannten  Angelegenheit  ')  nach 
Bern  zu  begleiten.  Unzufriedenheit  der  Berner  über  die 
Neuerungen  gegenüber  den  deutschen  Kaufleuten,  die  von 
dieser  Genfer  Messe  zurückkehren.  Wunsch,  den  Klagen 
abzuhelfen  und  die  Sachen  beim  Alten  zu  belassen.  Die 
Bemer  erwarten  die  von  Pacot  angekündigten  herzoglichen 
Gesandten  bis^.  März.  Bitte,  dieselben  rechtzeitig  dort  ein- 
treffen zu  lassen  und  einstweilen  dem  Sohne  des  Königs 
von  Neapel^)  den  üebergang  über  das  Gebirge  in  ihr  Land 
zu  wehren  und  den  Bewaffnelen  die  Pässe  zu  sperren  ®), 
weil  sie  sonst  die  Bemer  nicht  mehr  zurückzuhalten  ver- 
mochten, was  für  das  Land  sehr  gefährlich  werden  könnte. 
Da  ihr  Bote  über  Oenf  zurückkehre,  um  dort  wegen  der 
Messe  Befehl  geben  zu  lassen,  so  teilen  sie  dies  durch  ihren 
eigenen  Boten  mit.  Bitte,  die  Botschaft  zu  beschleunigen 
und  dem  Ueberbringer  dieser  Meldung  ihre  Absicht  mitzu- 
teilen. 

(Miss.  II,  7,  französ.  abgedr.  bei  Ochsen bein  II  60.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  19. 
•)  S.  oben  Nr.  21. 
»)  Vgl.  V.  Rodt  I  379. 


23. 
Freiburg  an  Bern. 

Sonntag,  19.  Februar  1475. 

Entgegennahme  der  von  Rudolf  von  Wippingen  über- 
mittelten Antwort  Berns  an  die  dorthin  gesandte  Botschaft  der 
Herzogin  von  Sat;oyen*).  Mitteilung  derselben,  schriftlich  an 
die  Herzogin  und  mundlich  an  ihre  Botschaft,  daß  nach  ihrer 
Ansicht  die  Anstände  eine  friedliche  Erledigung  finden  können 


-    34     ~ 

mit  der  Versicherung,  daß  alle  Dinge  in  ihrem  gegenwärtigen 
Bestand  bleiben  sollen  bis  zum  Eintreflen  einer  künftigen 
savoyschen  Botschaft  auf  den  8.  März,  welche  sich  beeilen 
möge,  rechtzeitig  einzutreffen.  Mahnung,  unterdessen  den 
Konigssohn  von  Neapel  nicht  in  ihre  Lande  einziehen  zu 
lassen   und   die  Pässe  allen  Reisigen  zu  verschließen  *). 

Bitte,  zu  den  Büchsen,  die  bei  der  Herzogin  gefunden 
wurden.  Acht  zu  haben. 

(Miss.  II,  Gv,  abgedr.  b.  Ochsenbeiii  S.  116.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  2r>. 
»)  Vgl.  oben  Nr.  32. 


24. 

Bern  an  Freiburg. 

Donnerstag,  23.  Februar  1475. 

Ankunft  der  mailändischen  Botschaft  in  Bern.  Bitte  um  Be- 
richt über  ihre  Forderungen  in  Freiburg.  Mitteilung  von  Absendung 
einer  Botschaft  wegen  Anwesenheit  und  Zuzug  des  Prinzen  von  Neapel 
und  des  Bastards  von  Burgund  in  Genf.  Bitte,  auch  eine  Botschaft 
dorthin  abzufertigen. 

Als  dann  die  botschaft  von  Meyland  har  kommen  ist  *), 
haben  wir  die  noch  nit  gehört  und  das  darumb  getan, 
das  wir  in  hoffnung  warend,  ir  wurden  uns  ir  anbringen, 
von  inen  an  üch  gangen,  underrichten,  damit  ir  und  wir 
in  der  anlwurl  eins  werend  und  si  ouch  ir  red  nit  endren 
wurden.  Darumb  bitten  wir  üch  mit  sunderm  fruntlichem 
ernst,  daz  ir  uns  irs  anbringens  angends  schriftlich  under- 
richten;  dann  wir  si  bis  dar  enthalten  wellend*). 

Sodann,  G.  M.  vernemend  wir,  das  des  kungs  suon 
von  Napels  und  der  bastard  von  Burgunn  noch  zuo  Jenff  und 
im  land  sind  und  sich  ouch  vast  sterkent,  das  uns  merg- 
lichen  bekumbert*^).  Und  haben  darumb  zuo  gruntlicher  er- 
farung  diri*  ding  unser  kuntschaft  bis  gen  Jettff  aber  usge- 
vertiget.  Bitten  üch  darumb  mit  früntlieher  begird,  das 
ir   üwer   kuntschaft   ouch   an    das  end  senden  und  der  be- 


—    35       - 

velhen  wellend,  die  Sachen  eigentlich  zuo  erkennen,  nmb  das 
ir  und  wir  uns  bewaren  und  ffirsechen  niü»rent.... 

Datum,  an  Donnstag  nach  Reminisceie  a°  75. 

(Coli.  Girard  VII,  oJ*,  Orig.  Siegel  teilweise  eilialteii.) 


*)  Am  22.  Febr.  traf  daselbst  Gerardo  Ceruti  ein,  vgl.  dessen 
Schreiben  vom  6./7.  März  bei  Gingins  D^peches  I  48,  r>8  und  Eidg. 
Absch.  II  527. 

*)  Vgl.  die  Antwort  unten  Nr.  2,"). 

*)  Der  Bastard  von  Burgund  traf  Ende  Februar  in  Bisanz  ein, 
vgl.  Gingins  D^^p^ches  I  4<i,  Witte  VII  12r>.  Fomor  Klagt'  gegen  die 
Herzogin  und  deren  Verantwortung  bei  Knebel  III  4.")8— (HJ.  Dort  be- 
hauptete der  Bischof  von  Genf,  der  Bastard  sei  ohne  sein  Vorwissen 
durch  Genf  gezogen,  und  auf  der  Rückreise  liabe  er  Genf  als  Pilger. 
ohne  militärische  Begleitung  und  nur  mit  .i  Pferden,  berührt. 


Freiburg  an  Bern. 

Freitag,  24.  Februar  147.'>. 

Ankündigung  des  Eintreffens   iliier  Hotschaft  in  Bern 
auf  künftigen  Dienstag.    Der  ^^egenwartjir  in  Bern  weilende 
mailändische  Bote  ')  sei  vorher  hier  gewesen  nnd  habe  sich 
|2^eäußert  wegen  der  Savoyen,    mit  dem  sein  Herr  verbündet 
sei,    und  Bern  berührenden  Fragen.     Auf   seine  Frage   um 
Rat,  und  ob  er   ohne  Geleite    sicher   doi'thin   gehen  kfinne. 
haben  sie  ihm  auf  ersteres  bemerkt,  daß  Bern  und  der  Her- 
zog von  jtfatiand  ihres  Rates  nicht  bedurften,  auf  das  zweite, 
daß   «  ir  in   der  fromkeit   und  redlikeit   sient,    daz  er   sich 
darin  nit  entsizzen  solle  ».     Zu  seiner  Begleitung  halten  sie 
ihm    beim  Wegreiten    einen    Diener  mitgegeben.      Halle  die 
mailändische    Botschaft    hier    noch    anderes    veriichlel.    so 
würden  sie  es  durch  diesen  Diener  mitgeteilt  haben.    Bitte, 
das  Ausbleiben    bezüglicher  Mitteilungen  nichl  übel  zu  ver- 
merken.    Des  Königs  Sohn  von  Neapel  und  der  Haslard  v(»n 
-Burjyttwrfsollen  weggeritten  sein,  letzleier  nach  iWv  Jjonibardei 
und    angeblich   nach   Born-),    ersterer    nach    Deutschland^), 


—    36    — 

Weitere  Nachrichten  nach  Ruckkehr  der  nach  Oenf  gesandten 
Kundschafter. 

(Miss.  2,  7,  abgedr.  bei  Ocbsenbein  S.  116.) 

*)  Gerardo  Ceruli  vgl.  oben  Nr.  24. 

')  Der  Bastard  Anton  von  Burgund  traf  am  13.  März  in  Mai- 
land ein,  um  nach  Neapel  weiter  zu  reisen,  s.  Schreiben  Mirabilias 
bei  Gingins  D^p.  I  46  ff.,  64  flf.,  106  ff.  u.  Knebel   II  192. 

')  Prinz  Friedrich  von  Tarent  war  um  Ostern  noch  in  Besan^OD 
und  konnte  nicht  zum  Herzog  von  Burgund  ins  Lager  von  Neuss  ge- 
langen, da  ihm  die  Wege  verlegt  waren.  Vgl.  Knebel  il  200,  207,  &i 
und  Gingins  Döp.  1  109,  A.  8. 


26. 
Bern  an  Freiburg. 

Montag,  20.  März  1471. 

Verhandlungen  mit  der  savoyschen  Botschaft,  die  mit  den 
bern.  und  freib.  Abgeordnelen  nach  Luzern  gegangen.  Truppendurch- 
züge der  Lombarden  und  andrer  Feinde  nach  Burgund,  auf  Grund 
einer  Lombardischen  Vereinigung.  Deshalb  Mißtrauen  in  die  Absichten 
der  savoyschen  Unterhändler  bei  der  Tagsatzung.  Vorschlag  einer  ge- 
meinsamen Verständigung  nach  Rückkehr  der  Tagsatzungsabgeordneten- 

Ir  haben,  des  wir  nit  zwiveln,  vernommen,  wie  frünt- 
lich  und  gütlich  wir  durch  üwer  B.  L.  willen  mit  den  boten 
von  Safoij ')  von  einem  artikel  an  den  andren  gehandlet  fleh 
und  uns,  als  ir  verstand,  merglichen  gelegen  und  doch 
in  unser  herzen  und  gemät  nie  kommen  ist,  das  hus  von 
Safo^  mit  keinen  beswerungen  zuo  betrüben,  so  verr  das 
von  inen  an  uns  ouch  gehallen  wurde.  Und  als  dann  die- 
selben boten  von  Safoy  mit  üwern  und  unsern  gen  Lutzeni 
geritten  -).  sind  uns  warlich  Schriften  angelangt,  das  uf  etiich 
vereinung  in  Lamparten,  üch  und  uns  und  aller  tütschen  oation 
zuowider  beschechen  ^)  die  Lamparter  und  ander  unser  vind 
durch  Safoij  enend  den  bergen  harin  ziehen  und  merglich  ste^ 
ktM).  das  doch  wider  unser  ganz  gevallen  ist,  angesechen  da 
die  andtM'n  ouch  durchgezogen  sind,  das  man  uns  ouch  zuo  er- 
kennen gab.  si  hätten  weder  harnesch  noch  andern  gezug 
und  wer  nit  uf  unsern  schaden.  Si  sind  aber  alsbald  si 
durclikamcn  mit  ihivm  harnesch  ganz  gewapnet  zem  herzogen 
von   Bur^unn   gezogen'-.     Der   und   ander   Sachen   halb  wir 


~    37     - 

nzen  geloaben  tragen,  das  si  vor  unsern  Eidgnosen  umb 
ir  werben  nit  guot  undertädinger  und  vilicht  ingedenken  sind, 
sich  mit  üwern  und  unsern  vinden  zuo  Sterken.  Das  ver- 
künden wir  üch  als  unsern  allerliebsten  frunden  in  bedenken, 
'i^ann  üwer  und  unser  boten  vom  tag  von  Lutzem  wider 
harheim  koroL*nd,  das  wir  dann  mit  einandern  nach  fflrzenemen 
sie,  damit  wir  nit,  als  bisher  beschechen  ist,  wol  bedächt- 
liehen  ratslagen,  das  üch  und  uns  dem  besten  nach  ffirze- 

nemen  sie 

Datum,  an  Mentag  nach  Palmarum  a^  75. 

(Coli.  Girard  VII,  f>3.     Orig.  Siegel  abgefallen.) 

')  Am  15.  März  war  dieselbe  in  Bern  eingetroffen,  vgl.  Schreiben 
des  8av.  Gesandten  Urban  von  Chevron  vom  17.  März  bei  Gincins 
I34p.  1  70. 

')  An  die  Tagsatzung  vom  20.  März,  wo  die  savoyschen  Anträge 
^^t*  Behandlung  kamen,  vgl.  Eidg.  Abscli.  II  531  p.  u.  Gingins  a.  a.  O. 

^)  Vgl.  oben  Nr.  21  und  Knebel  II  200. 

')  Vgl.  die  Klagrede  der  Eidgenossen  am  Kongreß  in  Freiburg 
>i   Knebel  HI  458  und  unten  Nr.  28. 


27. 
Bern  an  Freiburg. 

IMontag  20.)  März  147.'). 

1^-  Ergebnis  der  eingezogenen   Kundschaft.      Saniiniung  der  Ver- 

endeten des  Herzogs  in  Piemont.     Die  savoyschen  Botschaften  haben 

»  H5  Hinhaltung  zum  Zweck  bis  zur  erfolgten  Sammlung  der  Mann- 
^'^aften. 

üwer   fürnämen,    die    kunlschafl  berürend,    haben  wir 

^1  verstanden  und  tuond  ftch  daruf  zuo  wussen,  das  unser 

'^i'usgangen   schritt'),   daruf  s^sagt   ist,    daß   der    bapst, 

^^ng  zu  Napels.    Meyland,   Venedy,   alles   Italien    und   Lam- 

^^rten  mit  dem   hus   Safot/   in    einung   komen   und   sind    in 

Rillen,  sammungen  zuo  tuond.  als  si  ouch  gegenwüptenklich 

^^Iten,  die  in  Bemond  all   zuosamen  komen.  und  danenthin 

■*apus  wider  üch  und  uns  keren.  Und  sollen  dis  gewerb  und  er- 

^'eten  durch  die  Safoyschen  boten  beschechen  us  dem  grund, 

^^h  und    uns    also    in    gehofitem    guoten   zuo   enthalten  ^). 

^öd  aber  nit   dester    minder  sobald   die  gezug  versampnot 


-     38     -. 

werden,   die   berg  und  passen  inen  offnen  und  dann  gegen 

fleh  und  uns  im  willen  üben.... 

Datum  ut  in  littera. 

(Coli.  Girard  VII.  75.  Orig.  Beilage.) 

(roh  ölt  ollen  bar  zu  Nr.  2^  oben  und  ist  darum  gleich  zu  datieren. 
Ks  tragt  von  anderei*  Hand  in  der  linken  oberen  Ecke  die  Datierung 
i'L  März,  ohne  daU  der  Grund  dafür  ersichtlich  wäre. 

')  Vgl.  oben  Nr.  21. 

'^)  Vgl.  Sc'lireiben  d'Appianos  vom  21.,  24.,  31.  März  u.  10  April, 
bei  Gingins,  D«*p.  I,  Hl,  82.  SS,  91.  Das  Hündnis  zwischen  Mailand 
und  Hurgund  sollte  erst  auf  Ostern  verkündet  wei*den. 


28. 

Freiburg  an  den  Gouverneur  der  Waadt '). 

Samstag,  1.  April  1475. 

Milleilun«:  der  Beschwerden  der  Gesandten  der  Stadt 
Hrrn,  die  <»"*»stern  hier  waren,  daß  man,  trotz  der  Abmachung 
k(M'ni»  Loniban/en  durchziehen  zu  lassen*),  dort  zuverlässige 
Kund.^cliaft  habe  von  solchen  Durchzögen  in  Nantuaz  und 
aiuh'rwarls  durch  St.  Claude  nach  Burgund  ^).  Ferner  daß 
in  l7'/s  ein  Barbier  namens  Pappet  einen  Mann  in  Berner 
Trai'bl  mit  den  Abzeichen  und  dem  Panner  der  Stadt  Freihurg 
auf  cintM'  Kuh  reitend  ab^^ebildet,  was  ihnen  sehr  mißfalle, 
da  es  nieht  zum  Frieden  beitrage,  zumal  im  Hinblick  auf 
tlen  desweiren  in  Bern  angesetzten  Tag*).  Bitte,  solchem 
ah/uhelfen   und   voi-zubeu^LTtMi. 

Mi«^-.   1.  8.  iranzüsich,  abgedr.  b.  Ochsenbein  117) 

J'iii    ii*  VtMcv.   Herr  von  Montrioher. 

Ni:t'M.  hr.tt-  !>.'[».  Ain,  St.  Claude,  Dt^p.  Jura  Frankreich, 
Vj!.  ii/u  S-hillinü  12::»,  v.  Rtnlt  I  -STU.  Der  Vorfall  gehört 
i::    :  •::  N-  \ .  1 17  i.  w  ie  Wille  Vll  :>U>  und  Tobler,  Schilling 


t    r 
I     •  ■  ■  i  I     '  • ,>  1 1 


2!>. 

Freiburg  an  die  Gemeinde  Jaun. 

h:  ::<t:ii.\  11    April  1475. 

Aül!  !'•:  u!^::.  a:i  <Ien  auf  nächsten  Samstag  angesetzten 
\  >:i:^     ii'i    Släv^^.    Fnihurj   und    Bern   gegen   den   Herzog 


-     39    - 

von  Burgund^)   teilzunehmen     und    kraft    des    ßurgrechtes 

''Onf  Bewaffnete   auf   Freitag  Abend   in  Freiburg  zu   stellen. 

Gleiches  Aufgebot  erging   auch  nach  Illingen  um  vier 

(St.-U.  Fbg.  Miss.  2,  9,  abgedr.  Ochsenbein  S,l^^.) 

*)  Der  Zag  nach  Pontarlier  mit  40  Mann,  s.  Fries  396. 


30. 

Freiburg  an  seine  Mitbürger 
in  Greierz,  La  Tour  de  TrSme  und  Montsalvens. 

Dienstag,  11.  April  147."). 

Aufforderung,  mit  ihm,  Bern  und  seinen  Verbündelen 
sechsten  Samstag  gegen  Burgund  ins  Feld  zu  rücken  und 
^mäß  ihres  Burgrechtes  zehn  wohl  ausgerüstete  Mann 
»•'^itag  Abend  in  Freiburg  eintreffen  zu  laßen  ^). 

Gleiches  Aufgebot  ergeht  an  die  von  Corbihres  und 
armey  für  Stellung  von  je  vier  Mann. 

(Miss.  3,  9,  französ.  abgedr.  b.  Ochsen bein  S.  118.) 
»)  Vgl.  oben  Nr.  •^. 


31. 

Bern  an  Freiburg. 

[Dienstag,  18. |  April  \W). 

Erkenntlichkeit  für  die  gute  Aufnahme  ihrer  Rotschaft.  Zu- 
^e  der  Basler  auf  das  bernische  Gesuch  um  l^iterstützung  mit  einer 
t^teilaug  Reisiger.     Kopie  ilirer  Antwort  in  Beilage. 

Wir  haben  von  unsern  boten,  so  bi  ürli  gewesen  sind,  mit 
■^ochem  ruom  und  anbringen  verstanden  den  Quoten  willen 
^^Hd  große  trüw,  so  inen  in  unserni  nanien  von  iich  bescliechen, 
^^s  in  unsern  herzen  und  gemflten  nit  dein  gesclietzt  ist. 
^  nd  wir  v^rellend  euch  die  und  ander  «.^^uotete.  so  uns  von 
^^h  manigfaltiglichen  begegnent,  niemer  cwiclich  vergessen. 

Furrer,  allerliebsten  fründ  und  G.  M.  so  haben  wir 
^^m  lantvogt ')  und  ü.  K.  von  Basel  uaib  einen  reisi«^^en  ge- 


-     40    — 

zug,  Qch  und  uns  den  zuozevertigen,  geschriben ;  die  band 
uns  geantwurt,  als  ir  an  den  ingeleiten  copien  vernemend '), 
dabi  wir  verstand,  das  si  als  fromna  iute  ouch  mit  macht 
zuo  üch  und  uns  ziechen  '*),  desglich  ander  unser  gemein 
Eidgnossen  von  stetten  und  lendern  ouch  tuon  werden.... 
Datum,  an  [Zinstag]  nach  dem  Sonnentag  Jubilate  a'^TS. 

(Coli.  Girard  VII,  67,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

0  Hermann  von  Eptingen,  Landvogt  Herzog  Sigismunds  voi 
Oesterreich  im  Elsass  und  Sundgau. 

*)  Sind  nicht  mehr  vorhanden. 

*)  lieber  die  Hilfe  Basels  und  der  Niedern  Vereinigung  vgl 
dagegen  Knebel  II  204,  207,  208,  217,  219,  220  und  Bernoulli  I  27. 


32. 
Freiburg  an  die  Herzogin  von  Savoyen. 

Sonntag,  30.  April  1475. 

Dank  für  ihr  Schreiben  datiert  aus  MontcalieH  20.  Apr^EI. 

Die  Antwort  darauf  könne  erst   nach   Ruckkehr   der  Rät     «, 

die  gegenwärtig  zu  Lyon  und  anderwärts  abwesend  seien  ^  ), 

erfolgen.      Versicherung    fortwährender   Ergebenheit  geg^sn 

das  Haus  Savoyen, 

(Miss.  2,  9^-  französ.  abgedr.  bei  Ochsenbeiu  S.  118.) 

*)  Schultheiß  Peterman   Pavillard  war  seit  26.  April   in  Lyon 
und  kehrte  vor  6.  Mai  wieder  zurück,   vgl.  die  Schreiben  d'Appia nos 
vom  2(3.  April  und  6.  Mai  bei  Gingins  D^p.  1  111,  116.    Andere  Räte 
waren   auf  dem   1.  und   2.  Zuge   nach    Pontarlier,   vgl.    Fries  S.  396. 
Wer  damals  in  Lyon  war,  ist  nicht  ersichtlich. 


33. 
Freiburg  an  den  Gouverneur  der  Waadt ') 

Mittwoch,  3.  Mai  1475. 

Besorgnis  der  aus  Deutschland  und  anderswo  hierein- 
gotrolTenen  Kaufleute  wegen  Unsicherheit  der  Straße  nach 
Genf  in  Folge  gegenwärtiger  Kriegsläufe  ^).  Bitte  um  Sicher- 
heit fiir  dieselben  zu  unbehelligter  Reise  durch  das  Waadir 


—     41     — 

das  Gebiet  des  Grafen   von  Ramont,  für  diese  sowie 
tidere  deutsche  Mitbürger  zum  Besuche  der  llenfer  Messe. 

(Miss.  2,  12  französisch,  abgedr.  b.  Ochsenbein  118.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  28. 

*)  Einfall  der  Berner,  Freiburger  und  ihrer  Verbündeten  nach 
ontarlier  und  Einnahme  der  Festungen  am  Wege  zum  Jougne-Pass, 
o<iurch  die  Strasse  durch  das  Waadtland  gesperrt  war. 


34. 

Bern  an  Freiburg. 

Montag,  8.  Mai  1475. 

Mahnung  des  Bischofs  von  Basel  laut   beil.  Kopie.    Außorde- 
xi^g  an  die  Berner  im  Felde,   nach  Inhalt  der  Vereinigung  mit  den 
c^ern  Eidgenossen  gegen  Burgund  und  dem  Bischof  zu  Hilfe  zu  zie- 
'*3,   statt    sofort    umzukehren.     Weitere  Verstärkung   durch   Nach- 
gäbe im  Notfalle. 

Unser  gnediger  herr  von  Basel  hat  uns  etlich  sin  an- 

«n  geschriben  und  zuo  erkennen  geben,  als  ir  an  der  in- 

leiten  copie  ^)  verneraend,  daruf  wir  einrauoticiich  betracht 

nd,  was   gemeiner  tatschen  nation  fleh  und  uns  allen  zuo 

l)ruch   wurd   haran   gelegen  sin,  ob  man  zuo  den  dingen 

1 1:  seit  tuen:  Und  haben  daruf  den  unsern  iraveld  geschriben, 

^  s  wir  all  verbunden  sind,  nach  inhalt  der  vereinunff  zuo  sem- 

*  '■cihen  Sachen  zuo  tuond,  das  ouch  wir  an  unserm  teil  halten 

llend,  und  das  si  daruf  mit  den  üwern  und  andern  unsern 

i  clgenossen  wider  ein  versuochen  in  Burgunn  tuond  und  sich 

■^sern   vinden    männlichen    und   trostlichen    erzougent,    die 

^Sc;h   dann   gein    inen  Sterken  und  iren  fibermnot  tribent^). 

hoffen  wir,  der  alniechtig  werd  inen  noch  me  glucks  und 

Iden  *)  erzougen.  Damit  mag  ouch  dem  vorberürten  ü.  G.  H. 

n  B<isel  und  sinem  stift  geholfen  werden  ;  dann  solt  man 

Also  angendz  wider  harheim   ziechen   und   über  nacht  aber 

■hinweg  rucken,  bedunkt  uns  unkomlichen  *).  Wir  wellen  inen 

Ouch,  ob  das  not  tuet,  noch  vil  frommci'  biderber  lüten,  die 

'^^ir  goD  gotz  gnaden  wol  hand.  zuoschicken.... 

Datum^  an  Mentag  nach  (j'ucis  Jnvencionis  a**  7;). 

(Ck)ll.  Girard  VII,  m,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

^  ,  ^)  ^gi-  ^*^  Schreiben  des  Bischofs  vom  5.  Mai  in  Coli.  Girard 

VU.  71  und  Knebel  I  327. 


-     42    — 

»)  Vgl.  Witte  i.  Zeitschr.  f.  Gesch.  d.  Oberrh.  VIII  S.  2Qo. 

')  Segen,  Heil. 

')  Das  Schreiben  traf  nicht  mehr  rechtzeitig  ein.  da  die  Berne 
am  10.  Mai  schon  wieder  zu  Hause  waren,  vgl.  Schilling  I  325  A 
und  Knebel  11  232,  234. 


35. 
Freiburg  an  CorbÜres  und  Charmey. 

Dienstag«  9.  Mai  1475. 

Lob  des  Gehorsams,  der  Disziplin  und  Tapferkeit  der 
Zuzügep  aus  ihren  Orten  bei  Anlaß  des  letzten  Feldzuges 
durch  Freiburger  Hauptleute  und  Räte  im  Feld.  Dank  für 
die  stets  bewiesene  Ergebenheit  von  Seiten  der  Landleute 
wie  ihrer  Krieger  *). 

(Miss.  2,  13,  französisch.  Abgedr.  bei  Ochsen  bei  n  S.  34.) 


')  Vgl.  oben  Nr.  30. 


36. 
Pierre  de  Jougne  ^)  an  Nlklaus  von  Dlesbach. 

Jougne,  Donnerstag,  11.  Mai  1475. 

Peter  von  Jougne  berichtet,  daß  er  vom  Hauptmann  von  Jougne, 
Georg  zum  Stein,  wegen  der  versprochenen  Sicherheit  d.  Städte  an  Dies- 
haoh  gewiesen  worden.  Wünscht,  ihm  zum  Wohl  der  Burgunder  und 
Deutschen  Eröffnungen  zu  machen,  gegen  Garantie  von  Sicherheit. 

Je  suis  venus  a  Joigne  devers  le  cappitain  du  dit  Joigtie, 
George  de  la  Pierre  ^),  pour  savoir  sil  vouloit  tenir  et  assurer 
les  villes  et  villaiges,  dont  il  fut  parier  a  Orbe,  pour  le  terme 
de  cinq  sepmaines.  Le(|uel  cappitain  de  Joigne  ma  respondu 
quil  ne  feroit  nulle  surter  jusques  a  ce  quil  eustz  envoyer 
par  devers  vous  •^),  et  pour  ce  que  je  avoye  prorais  de  venir 
devers  ledit  Jeorge  a  Joigne  je  suis  venuz  et  ay  tenu  ma 
pioinesse.  Au  surplus  jay  grant  desir  de  parier  a  vous  ou 
a  ung  homme  scur  de  votre  part,  que  je  puisse  dire  pluseurs 
choses  pour  le  bien  des  Uourgoingnons  et  des  ^fewan«.  Et  quanl 
il  vous  plaira  de  moy  mander  et  baillier  scurte  a  mon  povoir, 
je   iray   parier   a   vous,   et   tout   ce  que  je  quier  de   parier 


-     43     - 

a  vous  cest  pour  bien  de  pais  et  pour  desmorer  les  pais  en 
bonne  ugnion  les  ungs  avec  les  aultros.  Ei  quant  Ion  il 
vouldra  entendre  je  me  y  emploierey  en  maniere  que  Ion 
le  cognoistra.  Et  adieu  monsgr.  le  cappitaine,  auquel  je  prie 
quil  vous  doint  une  partie  de  vous  desiers.  —  Escript  a 
Joigne  le  unzeme  jour  du  mois  de  May  lan   1475. 

Le  bien  votre  Pierre  de  Joigne, 
(Adresse:  A  mons.  le  grant  cappitaine  mess .  Nyclaux  de 
Diessbcuh^).) 

(Coli.  Girard  VII  73,  gleichzeitige  Kopie.) 

^)  Pierre  Majoris  de  Romain mötier  genannt  de  Joigne,  Kom- 
mandant von  Stadt  und  Festung  Grandson  im  Auftrag  von  I^uis  de 
Chäions-Arlay,  Herr  von  Ch«ltean-Guyon,  der  sich  ini  Lager  des  Her- 
zogs von  Burgund  vor  Neuss  befand.     S.  Gingins  Episodes  S.  161^. 

*)  Georg  von  Stein,  bernischer  Hauptmann  zu  Jougne,  vgl. 
Schilling  1  ^73. 

')  Bezieht  sich  wohl  auf  die  Einnahme  von  Orbe,  2.  u.  3.  Mai 
und  Jougne,  etwa  5.  Mai,  vgl.  Schilling  1  2*^2,  223,  v.  Rodt  1  426. 

*)  Niki.  v.  Diesbach  war  bernischer  Hauptmann  bei  diesem 
Zage,  vgl.  Schilling  1  214. 


37. 

Bern  an  Freiburg. 

Sonntag.  14.  Mai  1475. 

Ge\^ährung  von  Sicherheit  und  freiem  Geleit  für  Pierre  von 
leugne  zur  Reise  nach  Bern  auf  Dreifaltigkeitssonntag  in  Begleitung 
von  Hans  von  Stein,  um  seine  Vorschläge  anzuhören.  Bericht  Georgs 
von  Stein    über  seine  Erlebnisse  und  die  der  Besatzung  von  Jougne. 

Dem  edlen,  strengen  herr  Niciausen  von  Diespach  rittern, 
anserm  getrüwen  raitrat.  sind  etlich  Schriften  von  Fierro  de 
Jougi  zuokommen,  als  ir  an  dirr  ingeleiten  copie  ')  sechen,  da- 
puf  wir  Im  unser  sicher  fry  geleit  und  trostungzuogeschrihen 
band,  uf  Sonnentag  Trinitatis  -)  har  in  unser  statt  zuo  kom- 
men, und  haben  im  ouch  i/an^e/i  vom  S^em  unsern  burger  •') 
zaogeordnet,  in  also  har  zuo  beleiten.  Da  werden  dann  ir, 
wir  und  ander  in  disen  dingen  verwanl  sin  anbringen  ver- 
nemen  und  dann  fürrer  darin  handien,  das  sich  gebürt.  So 
hat   uns  ouch  Jörg  vom  Stein  *)  houptman  zuo  [Joungi]  ge- 


-    44    — 

schriben.  wie  im  allerlei  von  unsern  vinden  begegne  und 
anders,  das  dann  im  und  sinen  gesellen  angelegen  ist.  Doch 
wellend  si  sich  anders  nit  dann  erlich  und  mannlich  halten, 
daruf  wir  inen  allerlei  nach  notdurft  zuogesant  und  uns  gein 
inen  tröstlichen  erboten  hand.... 
Datum  am  Pfingstag  a^  75**. 

(Coli.  Girard  VII,  77.  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

')  Vgl.  Nr.  36. 

»)  21.  Mai. 

^)  Wohl  der  gleiche,  der  bei  Knebel  III  157  erwähnt  wird. 

')  Vgl.  Nr.  36  Aiim.  2. 


38. 
Freiburg  an  den  Vogt  der  Waadt  ^). 

(Montag,  29.  Mai  1475.) 

Beschwerde  wegen  Belästigung  der  Leute  von  Cknrbihre 
und  Charmey  durch  ihn,  seine  Untergebenen  und  Beamten 
in  Folge  des  jungst  abgeschlossenen  Burgrechtes  *)  der  Stadt, 
das  ja  nur  aus  alter  Freundschaft  und  Nachbarschaft  und 
zu  deren  Erhaltung  eingegangen  worden  sei.  Insbesondere 
erscheinen  einige  Verordnungen  an  genannte  Gemeinden  als 
Eingrifl  in  ihre  Freiheiten  und  alten  Gewohnheiten,  da  bei 
ihnen  altes  Gewohnheitsrecht  sei,  daß  wenn  ihnen  in  der  Graf- 
schaft eine  dauernde  Steuer  auferlegt  werde,  die  meisten  sie 
tragen.  Da  nun  der  Graf  •\)  eine  kh^'ne  Steuer  erhebe,  so  wider- 
setze sich  der  Vogt  für  einige  Leute  in  der  Grafschaft  dagegen, 
die  die  Zahlung  verweigern,  und  begünstige  sie  in  ihren: 
Widerstand.  Darum  die  ergebene  Bitte,  er  möge  von  dieser 
Gegenbefehlen  und  der  Opposition  abstehen  und  die  von  Cor- 
hieres  und  Charmey  die  Steuern  für  die  Lasten  ihres  Grafer 
einziehen  lassen. 

(Miss.  *2,  14,  französ.,  abgedr.  b.  Ochsen bein  119.) 

')  Antoine  d'lllons.  Ueber  seine  Kompetenzen  s.  Gingins  Episo- 
.ies  i:{0. 

')  Seit  i:^.  Febr.  1475  s.  St.-.\.  Fbg.  Bündnisse  und  Verträge  17d 
^)  Der  Graf  von  Greier/. 


—    45     - 

39. 
Philipp  von  Bresse  an  Bern  und  Freiburg. 

Sonntag,  4.  Juni  1475. 

Antwort  auf  ihr  Schreiben  wegen  Attalens  ^)  und  Dank 
für  ihr  Anerbieten.  Gemäß  der  letzthin  in  seiner  Anwesen- 
heil zu  Bern  getroffenen  Abmachungen  ^)  habe  er  die  dem 
Herrn  von  Orbe^}  und  andern  burgundischen  Parteigängern 
gehörigen  Plätze  im  Waadtland  in  seine  Hand  zu  bringen 
gesucht;  aber  sie  hätten  sie  ihm  nicht  übergeben  wollen. 
Sofortige  Entsendung  seiner  Leute  und  Diener  zur  Besetzung 
von  Attalens.  Versicherung,  daß  von  dort  ihnen  kein 
Schaden  mehr  zugefügt  werden  würde;  er  sei  Herr  der 
Festung  und  nicht  gewillt,  sie  wieder  fahren  zu  lassen,  ausser 
durch  Vereinbarung  mit  Bern  und  Freiburg.  Wenn  die  Leute 
der  dortigen  Besatzung  ihnen  nicht  genehm  seien  oder 
etwas  gegen  die  Abmachung  unternehmen,  so  sei  er  bereit, 
sofort  Abhilfe  zu  schaffen  *).  Bitte,  in  genanntem  Schloß 
nebst  Zubehör  kein  Kriegswerk  zu  veranstalten. 

(Miss.  2,  9,  französ.  abgedr.  b.  Ochsen bein  120.) 

')  Gehörte  als  savoysches  Lehen  dem  Herrn  Guillaume  de  la 
Baume-Montrevel,  der  zugleich  die  Herrscliaften  Arconiel  und  lUens 
öesasM. 

.         •)  Vgl.  Eidg.  Absch.  II  Nr.  79^2,  sowie  d'Appiano  vom  10.  April 
^'  Gingins  D^p.  1  91. 

*)  Hugo  von  Chälon. 

*)  Vgl.  dazu  von  Rodt  1  382.  Mandrot  VI  215. 


40. 

Freiburg  an  den  Vogt  zu  Lausanne. ') 

Dienstag,  H.  Juni  147."). 

Dank  für  die  in  Folge  der  vorgestern  gemeldeten  Be- 
endigungen der  Leute  von  Orbe  durch  Pierre  Morel  u.  a.  ge- 
troffenen Maßnahmen.  Versuch,  bei  Hern  für  genannten  Morel 
^^rzeihung  zu  erwirken.  In  Folge  Ueberweisung  dieser 
^Gelegenheit  an  Freiburg  bitten  sie  uns  aus  Friedensliebe, 
^an  m5i;e    mit  Rücksicht   auf  die  Teilgenossen  von  Orbe'^), 


—    46     - 

Morel  u.  a.  verhalten,  gutlich  mit  ihnen  zu  verhandeln,  weil 
sonst  ein  gefährlicher  Ausgang  zu  befürchten  sei. 

(Miss.  2,  15,  französ.,  abgedr.  b.  Ochsenbein  120.) 

*)  Autoioe  d'Illens. 

*)  Bern,  Soioturn  u.  Luzern. 


41. 
Amedaeus  von  Viry  0  ^^  Bern  und  Freiburg. 

Mittwoch  14.  Juni  1475. 

Uebersendung  eines  Schreibens  des  Grafen  von  Bresse-). 
Bitte  um  Antwort,  mundlich  durch  den  Boten  oder  schriftlich; 
er  werde  sie  weiter  befordern.  Dank  für  Freilassung  einiger 
seiner  Untertanen  aus  Rolle,  welche  ohne  sein  Wollen  und 
Wissen  die  beiden  Orte  höchlich  beleidiget  haben,  und  stete 
Bereitschaft  zu  Gegendiensten. 

(Miss.  2,  16,  fraozös.  abgedr.  b.  Ochsenbein  120.) 
(Im  Begleitschreiben  an  Bern  bemerkt /'rei&urjr,  es  habe 
dieses  Schreiben  sowie  dasjenige  des  Herrn  von  Dresse  er- 
öffnet und  wieder  versiegelt.  Wenn  Bert^  eine  Antwort  für 
notwendig  erachte,  so  möge  es  eine  Abschrift  davon  nach 
Freiburg  senden.) 

')  Herr  von  Mont-le-Vieux  u.  Rolle,  Schildknappe  und  Günst- 
ling Philipps  von  Bresse. 
«)  Vgl.  oben  Nr.  m. 


42. 
Herzogin  Jolanta  von  Savoyen  an  Glarus. 

Montcalicri,  Samstag  17.  Juni  1475. 

Dank  für  ihre  Bemühungen  um  Herstellung  von  Ruhe 
und  Frieden  und  Versprechen  zu  noch  grösserer  Erkennt- 
lichkeit an  gelegenem  Ort  und  bei  gunstiger  Zeit.  Höchste 
Befriedigung  über  ihre  verständige  Beurteilung  dieses  Krieges 


—    47     — 

der  Eidgenossen,  die  ja  von  Burgund,  ihrem  Nachbar  rechts, 
ood  Savayen,  dem  Nachbar  links,  noch  nie  angegiifTen  oder 
im  mindesten  geschädigt  worden  sei.  Der  Herzog  von 
Burgundf  ihr  allerliebster  Bruder,  habe  sie  ja  immer  sehr 
geliebt;  darum  wundere  sie  sich  gar  sehr  über  die  Gesin- 
nung ihrer  Miteidgenossen,  die  sie  durch  verschiedene  Künste 
gap  sehr  zum  Kriege  gegen  den  genannten  ihren  Bruder 
aufhetzen.  Trotzdem  wurde  er  ihnen  nichts  zu  leide  tun,  da 
niemand  von  Natur  ungerecht  sei  und  es  dienlicher  wäre, 
die  alle  Freundschaft  mit  ihm  zu  erneuern  ').  Absendung 
^ou  Johann  JEgli  ^)  an  sie  mit  der  Bitte,  ihm  Glauben  zu 
schenken  und  ihre  Zuneigung  im  Interesse  ihres  Staates 
nicht  Zurückzuweisen. 

(Miss.  2,  19,  lateinisch,  abgedr.  b.  Ochsen bein  1G7) 


')  Vgl,  Schilling  1  280  u.  Eidg.  Absch.  11  Oix»  g  (Tagsatzung 
von  Luzern  am  4.  Juli).  Zum  ganzen  Schreiben  vgl.  Freiburg  Miss, 
n  19  (V.  10.  Juli). 

•)  Aus  Erlach  ;  vgl.  über  ihn  Witte  X  102,  109. 


43. 
Preiburg  an  den  Gouverneur  der  Waadt '). 

Donnerstag,  '^.  Juni  1475. 

Empfang  von  Schreiben  und  Dank  für  die  Bereitwillig- 
"^^•t  zur  Beilegung  gegenwärtiger  Kriegsläufe.  Bitte,  dafür 
^^  sorgen,  daß  seine  Bemülmngen,  wovon  er  seinen  Ver- 
bündeten berichtet,  Erfolg  haben.  Dank  für  seine  Bereit- 
^Üh'gkeit  gegenüber  Freiburg  und  seinen  Verbündeten,  da 
^^t'  Fall  diese  ebenso  berühre.  Auch  sie  selber  werden  es 
^^  nichts  ermangeln  lassen,  sondern  wenn  Zeit  und  Ort  es 
^''heischen,  ihr  Möglichstes  tun. 

Begleitschreiben:  Hinweis  auf  den  beim  letzten  Zug  gegen 

*^Tgund^)  in  Gefangenschaft  seines  Sohnes  Claude  son  La- 

^^tra  geratenen  Freiburgers  Hänshj  Mary,  der  in  Holfnun^^ 

^^f  ein  hohes  Lösegeld  inimer  noch    zurückbehalten  weide. 

"ille,  bei  seinem  Sohne  sich  für  dessen  Freilaßung  zu  ver- 


\ 


-      48    — 

wenden,  da  der  arme  Mann  außer  seiner  Arbeit  und  seinen 
Schulden  nichts  besitze,  wogegen  seine  Freunde  und  Ver- 
wandten für  die  Bezahlung  der  letzteren,  die  aus  der  Ge- 
fangenschaft herrühren,  aufkommen  werden. 

(Miss.  2,  IG,  französ.,  abgedr.  b.  Ochsenbein  120.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  28. 
*)  Zug  nach  Pontarlier. 


44. 
Freiburg  an  Syndlc  und  Gouverneur  von  Grandson. 

Mittwoch,  38.  Juni  1475. 

Erinnerung  an  die  letzter  Tage  durch  ihre  und  anderer 
Orte  Abgeordnete  getroffenen  Abmachungen  betreffend  die 
Anstände  zwischen  den  Adressaten,  der  Grafschaft  Grandson, 
Pierre  von  Montagny  und  andern^).  Geneigtheit,  in  Ver- 
bindung mit  einer  bernischen  Gesandtschaft  diese  Anstände 
zu  entscheiden  mit  Rücksicht  auf  das  Wohl  der  Parteien. 
Ansetzung  eines  Tages  in  dieser  Angelegenheit  auf  Mittwoch 
5.  Juli. 

(Miss.  2,  18,  französ.,  abgedr.  b.  Ochsenbein  S.  166) 

')  Vgl.  den  Abschied  von  Grandson  vom  23.  Juni,  Eidg.  Absch.  II 
551  und  auch  Coli.  Girard  VII  83. 


45. 

Freiburg  an  Bern. 

Samstag,  1.  Juli  1475. 

Auf   den  Bericht   des   Ritters   Rudolf  von    Wippingen, 

Schultheiß,    daß  Bern   zu   erfahren    wünsche,    was  Freiburg 

auf  die  Zuschrift  des  Grafen  Oswald  von  lierstein  ')  zu  tun 

gedenke,    sei   erst  ein  Beschluß   des  Rates   gefaßt    worden, 

nämlich  die  Angelegenheit  vor  die  Eidgenossen  zu  bringen, 

mit  Rücksicht  auf  die  Besorgnis,  mit  kleiner  Macht  in  ferne 

Lande  zu  ziehen  ^). 

_  (Miss.  2,  18v.,  abgedr.  b.  Ochsenbein  166.) 

')   Seit    Mai    Landvogt    der   östeir.   Vorlande.     Vgl.    Knebel  II 
2;:^.),    275. 

2)  Die  Abschiede  schweigen  hierüber. 


—     49     — 

iG. 

Freiburg  an  Greierz^  Corbers,  Zurflüe,  Jaun,  Illingen, 
Plaffeyen  und  Schwarzenburg. 

Sanistac,  1.  Juli  ll/."). 

Zur  Abwehr  der  Burgunder,  die  sich  zusummenzichcMi  '), 
und  zur  Unterstützung  der  schon  Ausgezo^'^encn  '-)  wird  (»in 
neuer  Auszuf,'  auf  künftif^ren  Dienslaj^  in  der  Frühe  von  beiden 
Stadien  angesetzt.  Bitte,  Montag  morgen  die  ihn  zukom- 
mende Zahl  von  Leuten  wohlgerüstet  abzusenden,  und  zwar 
Oreierz  und  Jaun  je  vier,  C orbers j  Zur f lue,  Illingen ,  Plaffeyen 
je  zwei,  Schwarzenburg  (?). 

(Miss.  2,  26,  französ.,  unvolUtämlig  abgeih*.  b.  OchscMibein  .T>.) 

Dazu   noch  besondere  Anweisung   an    den   Pfarrer   von 

Spinz,  ein  Mandat  an  die  Vorsteher  tler  Heisgestdlschaflen  •*) 

zu  verkünden,   sie   mögen    innert  acht  Tagen  Geld  abliefern 

3n   den  Seckelraeister  für   die   Zusätze   in  Orbe  und  Jougne 

sowie  für  jene,  die  mit  der  Armee  gegen  Burgund  gezogen 

S'nd,  da  die  Gesellen  dessen  sehr  bedürftig  seien. 

(Miss.  2,  27.) 

Eine  gleiche  Auiforderung  ist  auch  deutsch  an  den 
Pfctrrer  von  Tafers  gerichtet  mit  dem  Zusatz,  daß  da.  wo 
"oc-h  keine  Reisgesellschaft  bestehen,  solche  innert  achtTagen 
^•ch  bilden  unter  Androhung  von  Strafe. 

(Miss.  2,  27,  abgedi*.  b.  <.)i;lisenbein  .'{5.) 

(Die  erstere  Aufforderung  scheint  an  alle  französischen,  die  letz- 
^*'ii  an  alle  deutschen  Pfarreien  ergangen  zu  sein.) 

')  Schilling  l  248.  Witte  Vllj  205,  K  A.  .',44  c. 

')  Söldner  aus  den  WaldsUttten  und  Lente  aus  der  Niedern  Verei- 
°*«iing.  Vgl.  Knebel  II  272  und  Bernoulli  1  :J^1. 
..  *)  Sie  sind  aufgezählt  von  Daguet    in    Archives    de  la    Society 

^  »^istoire  du  Cauton  de  Fribourg,  V  144  A. 


M, 


Bern  an  Freiburg. 

Dienstag,  2.  Juli  14 /T». 

P        Empfang   der  Antwort  wegen    eine**    Heerzng«.      HeschluU   des 
^*"oßen  Rates,   einen  Auszug  unter  dem  Oberbefelil  von  Nikiaus  von 

4 


—    50    - 

Diesbach  auf  Dienstag  oder  Mittwoch  nach  Kilian  in  Basel  eintrefifen 
zu  lassen.  Bitte,  sich  anzuschließen  mit  einer  Zahl  ((frommer»  Leute. 

Haben  uwer  antwurt  des  herzugs  *)  [halb]  verstan(]en 
und  sind  uf  hat  mit  unserm  Großen  Rat  über  die  Sachen 
gesessen  [und]  einhelliclichen  beslossen^  das  wir  in  dem 
namen  gottes  mit  einem  erlichen  volk,  den  [wir]  herr 
Mclaus  von  Diespach  zu  einem  obristen  houptman  zugeordnet 
hand '),  usziechen  und  uf  Zinstag  oder  Mitwochen  nach 
Kiliani  ^)  zuo  Basel  sin  wellen.  Das  verkünden  wir  U.  B.  L. 
mit  herzlicher  und  früntlicher  beger,  üch  mit  einer  zai 
frommer  lüten  ouch  zuozerüsten  und  mit  uns  zuo  ziechen*)  — 

Datum  an  Sonntag  nach  Petri  und  Pauli  a*»  75**. 

(Coli.  Girard  Vll,  91,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

^)  Vgl.  Nr.  46. 

«)  Schilling  1  244. 

')  11./12.  Juli. 

*)  Geschah  mit  einem  Fähnlein,  s.  Fries  397. 


48. 

Freiburg  an  Statthalter,  Präsident  und  Räte  des 

Grafen  von  Romont 

Montag,  3.  Juli  1475. 

Verwendung  bei  Bern  wegen  der  durch  den  Kastellan 
von  Cossonay  und  auch  schriftlich  gemachten  Mitteilungen 
in  Bezug  auf  Lugnorre  ^),  Bisheriges  Ausbleiben  einer  Ant- 
wort wegen  Abwesenheit  des  Markgrafen  von  Röteln,  Grafen 
von  Neuenburg,  der  sich  in  badischen  Landen  aufhalte.  Ver- 
sprechen, die  täglich  erwartete  Antwort  ungesäumt  zu  über- 
milteln.  Bitte,  einstweilen  Neuerungen  zu  unterlassen  um 
Gefahren  zu  vermeiden. 

(Miss.  2,  18v,  französ.,  abgedr.  b.  Ochsenbein  167.) 


')  Herrschaft  im  Wistenlacb,  die  im  15.  Jahrh.  an  die  Grafen 
von  Neuen  bürg  gekommen  war,  allein  mit  dem  Rechte  der  Wieder- 
einlösung für  die  Herren  von  Grandson,  das  1469  an  Murten  überge- 
gangen war.    Vgl.  Engel hardt  S.  47  u.  63. 


—    51     — 

49. 
Bern  an  Freiburg. 

Donnerstag,  6.  Juli  1475. 

Günstiger  Bericht  des  Altschultheilien  Peterniann  von  Wabern 
über  die  Gesinnung  der  Freiburger.  Vertagung  einer  Antwort  auf  die 
Begebren  Philipps  von  Bresse  bis  nach  der  Rückkehr  von  Nikiaus 
von  Diesbach.  Bitte,  die  Ankunft  des  Frei  burger  Fähnleins  zu  melden. 

Wir  haben  von  unserm  altschultheissen  Petermann  von 
Wabren ')  verstanden  in  'gar  mangen  weg  U.  B.  trüw  und 
lieb,  der  wir  uns  gegen  üch  bekennen  vil  pflichtig,  und  er- 
bieten uns,  das  nach  unserm  vermögen  zuo  verdienen.  Unsers 
heppn  FiiiUppen^)  beger  ist  noch  mit  keinr  antwurt  usge- 
tragen,  dann  wir  unsers  houptmans  ht^rv Niklausen  von  Diess- 
iacÄ  [zuokunft]  darzuo  erwarten  ^)  und  wellen  dann  darin  gar 
getpuwiichen  handeln  und  üch  sölichs  nit  verborgen  lassen. 
Dann  io  allen  Sachen  sind  wir  geneigt  und  guotwillig,  mit 
üch  als  unsern  brüdern  truwiich  und  gestracks  zuo  handeln. 
Wir  begeren  ouch  an  U.  L.  gar  früntlich  uns  zuo  verkünden, 
wann  die  üwern  in  unser  statt  sin  *),  so  wellen  wir  besorgen, 
inen  notdurftige  försorg  beschechen.  Wir  wüssen  ouch  an- 
ders nit,  dann  das  unser  houptman  dis  tags  werde  komen. 

Datum,  Donnstag  nach  Uolrici  75**. 

(Coli.  Girard  VII  93,  Orig.) 

^)  Schultheiss  i.  J.  1471,  Mitglied  der  Distelzwangzunft.  Schil- 
ling 1  32  A.  2. 

')  Philipp  von  Bresse,  vgl.  oben  Nr.  39  u.  Schreiben  d'Appia- 
no'8  vom  17.  Juli  bei  Gingins  D^p.  I  180. 

^      ')  Abwesend  seit  10.  Juli    auf    dem   Zug    nach    Blamont,    vgl. 
oben  Nr.  47. 

*)  Sie  zogen  am  10.  Juli  aus,  s.  Fries  'W. 


50. 

Freiburg  an  den  Bischof  von  Genf  ^). 

Montag,  10.  Juli  1475. 

Auf  den  Bericht  seines  Ratsherrn,  daß  der  Bastard  inPV 
^h  sei  und  keine  Soldner  mit  sich  bringe  ■),  und  die  Bitte, 
^®8en  des  Bastarden  weder  selber  noch  in  Bet-^i  Leute  auf- 
zubieten, wie  beschlossen  worden  sei,  da  dies  unnötig  und 


L 


—     52    — 

eine  Beleidigung  für  das  Land  wäre,  haben  sie  ihre  Ge- 
sandtschaft sofort  nach  Bern  abgefertigt,  um  ihnen  davon 
Bericht  zu  geben.  Diese  Gesandtschaft  habe  nun  zurück- 
gemeldet, daß  der  Gesandtschaft  ihres  gnädigen  Herrn,  des 
Grafen  von  Bangieu  ^),  keine  weitere  Zahl  Bewaffneter  auf- 
erlegt wurde,  wofern  der  genannte  Bastard  noch  sonst  an- 
gehörige  fremder  Staaten  durch  das  Land  ziehe.  Bitte,  seine 
Pässe  und  Lande  zu  hüten,  damit  anläßlich  des  Durchzuges 
des  Bastards  oder  anderer  Leute  keine  bedauerliche  Gefahr 
erwachse  und  im  Hinblick  auf  die  Anstände  zwischen  dem 
Bischöfe  und  seinen  Brüdern.  Bereitwilligkeit,  zur  Beilegung 
derselben  mitzuwirken,  auf  Seite  Freiburgs  wie  Berns,  dessen 
Brief  beigelegt  wird. 

(Miss.  II,  19v,  französ.,  abgedr.  b.  Ochsen bein  168.) 

*)  Jeaa-Louis  Graf  von  Savoyen  (1460—82).  Vgl.  Gingins, 
Episodes  lol. 

')  Vgl.  Gingins  Dep.  I  195,  199,  2aS,  ferner  Schreiben  Bern» 
an  Freiburg  v.  9.  u.  2*2.  Juli,  St.  A.  Bern.  Teutsche  Missiven  C.  50L 
u.  St.  A.  Freiburg  R.  M.  5,  137  ff.  139. 

')  Philipp  von  Bresse,  Graf  von  Beug^,  vgl.  oben  Nr.  41. 


51. 
Freiburg  an  Greierz^  La  Tour  und  Montsalvens. 

Donnerstag,  13.  Juli  1475. 

Erinnerung  an  die  vorgestrige  Mahnung  zur  Stellung 
von  sechs  Mann  für  den  Auszug  nach  Burgund,  obwohl  sie 
noch  mehr  hätten  fordern  konnnen^).  Ausdruck  der  Verwunde- 
rung darüber,  daß  dies  Aufgebot  nicht  gut  aufgenommen 
worden  sei,  nebst  der  Aufforderung,  es  mit  den  durch  ihr 
Burgrecht  übernommenen  Verpflichtungen  gewissenhafter  zu 
halten  und  inskünftig  keinen  Anlaß  zu  Klagen  mehr  zu 
geben.  Der  ausgebliebene  Mann  sei  auf  ihre  Kosten  durch 
einen  andern  ersetzt  worden. 

Gleiches  Schi'eiben  unlerm  28.  Juli  auch  'an  Grandvillars. 
(Miss.  11  *^0v.,  und  :2'^,  französ.,  abgedruckt  b.  Ochsenbein  1(X.K) 

')  Vgl.  oben  Xr.  4»). 


—    53    — 

52. 
Freiburg  an  seine  Hauptleute  und  Räte  im  Feld  0« 

[Nach  dem  22.  Juli  1475.] 

Dank   für  die   freudige   Siegesbotschaft*).    Uebersen- 

dung  von  80  rhein.  Gulden  durch  den  gegenwartigen  Boten 

zur  Steuer  des  Geldmangels    unter  den   Gesellen   und   zur 

Löhnung  der  Reisgesellschaften.   Den  Gesellen  Bachoi  hätte 

man  dem  Rechtsgange   nicht   entziehen    sollen.     Sie  haben 

ihn  nun   gefangen    und    werden    ihn    als   meineidigen    Dieb 

richten.     Bitte,    künftig   wegen    solcher    Missetaten    keinen 

Fehlbaren   mehr   «  abzuerbitten  »;    «  daniit   so   werdent   die 

gesellen  biderljlich  erzogen  ».  .Aulfurderung,  brüderlich  und 

in  Ehren  zusammen  zu  halten  und  sie  stets  auf  dem  Laufenden 

zu  halten  *). 

(Miss.  2,  21^.,  ohne  Adresse  und  Datum,  abgedruckt 
b.  Ochsen  bei  n  S.  34.) 

^)  Auf  dem  Zug  gegen  Blamont,  vgl.  Fries  397. 

')  Offenbar  vom  Fall  von  L'Isle  am  Doubs  in  Burcund  am 
20.  JuH. 

')  Datierung  fehlt  wi«^  die  Adresse,  ergibt  sich  aber  aus  dem 
Zusammenhang,  da  das  letzt  datierte  Schreiben  vom  14.  Juli  ist,  das 
nächstfolgende  aber  vom  28.  Juli 


53. 
Bern  an  Freiburg. 

Mittwocli,  20.  Juli  147.">. 

Nachricht  von  der  Niederlage  und  Flucht  des  Königs  durch 
^*n  Herrn  von  Charolais.  Vorschlag,  die  berriisehen  Boten  die  mit 
J«^n  frei  bürg  i  sehen  zur  Herzogin  von  Savoyeri  und  dem  Grafen  von 
^■^ierz  gehen  sollen,  bis  zum  Eintreffen  bi?stimmter  Nachrichten  zu 
'^ckzuhalten.     Bitte  um  Mitteilung  ihrer  Ansicht. 

Wir  band  gewißlich  vernomen  mit  vil  vvorten  und  ouch 
^iiPch  Schrift,  das  ir  licht  ouch  mogcnt  vernomen  haben, 
'^'e  der  berr  von  Tscharloi/.^  ')  dem  Kün^^  solle  ein  nider- 
'6?ung  getan,  in  lluchtig  gemacht  und  licht  uf  acht  oder 
2^ölf  tusent  ersiagen-),  daruf  wir  nun  zemal  unsern  boten 
S^n  Safoy  und  zuo  unser'in  gnedigcn  herrn  und  frowen  von 
Mfoy  mit  der  üwern  ze  riten  verhcpt  und  uf  unsers  hern 
vonGn/er5^),  dem  wir  solichs  hiemit  schribtMü  und  üwer 
Sövallen  gemeint   habent,   sölich    hininriten   sie    nun    zemal 


-     54    - 

nit  verfanklicl)  noch  ze  tuond  sonder  etwas  ze  verhalten,  udz 
man  der  Sachen  und  des  handeis  gestalt  und  was  denn  des 
rits  halb  furo  ze  tuond  und  das  best  sie,  etwas  baß  denn 
jetz  underwist  werden  und  sin  darnach  ze  tuond  wissen. 
Und  was  deshalb  uwers  willens,  rats  und  gevallen  sin,  das 
wellent  uns  bi  disem  unserm  boten  schriben  und  damit,  ob 
üch  der  oder  ander  sachen  halb  ützit  uns  ze  schriben  be- 
gegnet oder  wissent  wer,  und  herin  tuon  nach  unserm  sud- 
dern  getruwen.  —  Datum  uf  Mittwuch  nach  Jacobi  a°  75. 
Wir  schicken  uch  ouch  solicher  geschickt  halb  des 
schribens,   uns  worden,    herin    ein   copi  *)   transsumiert  von 

welsch  in  lutsch. 
_  (Coli.  Girard  VII,  95,  Orig.  Siegel  abgefalleo.) 

')  Der  Graf  von  Charolais. 
')  Scheint  ein  übertriebenes  Gerücht  zu  sein. 
')  Graf  F'ranz,  Marschali  von  Savoyen. 
*)  Nicht  erhalten. 


54. 
Freiburg  an  Wilh.  Mayor,  Domherr  von  Lausanne. 

Mittwoch,  26.  Juli  1475. 

Erinnei'ung  an  das,  was  er  vorgestern  mundlich  dem 
Rate  vorgetragen  habe,  worüber  man  sich  mit  Betti  bespro- 
chen habe  ').  In  Folge  dieser  Beratung  haben  sie  aus  be- 
sond(M*er  Rucksicht  auf  Major  beschlossen,  wenn  Jok.vof^ 
Jougne  seine  PIlicht  tun  werde,  wie  andere  Bewohner  von 
Orbe  sie  bestandig  tun,  und  er  zu  ihren  Händen  Rechnung 
ablegen  wird  mit  Bezug  auf  die  von  Freiburg  und  seinen 
Verbündeten  eingenommenen  Platze  '),  dann  wollen  sie  auf 
seinen  Vortrag  ihm  eine  in  jeder  Hinsicht  befriedigende  Ant- 
wort erteilen  ^), 

(Miss.  :?,  23v,  französ.  abgedr.  b.  Ochsenbein  S.  169) 

*)  Vgl.  die  Abordnung  von  Claude  u.  Humbert  Rudella  andeo 
Freihurgor  Rat  vom  25.  Juli  St.  A.  Freiburg  R.  M.  V  i;39. 

«)  Vgl.  oben  Nr.  44,  4C  u.  Eidg.  Absch.  II  Ni.  800  u.  801. 

^)  Zum  Abschiede  von  Jougne  ^6.  Juni  findet  sich  im  Frei- 
burger Exemplar  noch  folgender  Zusatz:  Item  als  zu  Joiguie  bucher 
und  register  fuiiden  sind,  so  über  die  Zins  und  nutzung  der  herschaft 


—    55    — 

Joigaye  wlsend,  ist  abgeredt,  das  man  ein  schriber,  der  welsch  und 
latin  könn,  darüber  setzen,  die  ding  uszeziechen  und  jetiichem  ort 
der  nutzung  abgeschrift  schicken,  damit  alle  örter  bericht  werden, 
wa»  zugehört  das  schloss  habe.  Ferner:  Item  von  eins  feniis  wegen 
ist  geret,  das  die  knecht  zuo  Joignie  der  »tat  Bern  zeichen  für  ein 
gemein  fenli  füren  sollen t,  angesechen  daz  die  büser  mit  beren  ge- 
zeichnet sind.    Coli.    Girard  Vll  87. 


55. 
Freiburg  an  Claude  de  Menthon,  Herrn  v.  Rochefort  ^). 

Montag,  31.  Juli  1475. 

Erinuert  an  die  Unterredung  mit  ihm  bei  Anlaß  seiner 
Durchreise  wegen  der  den  Freihurgern  schuldigen  und  ver- 
fallenen Anweisung  auf  Conthey  und  Saillon  -),  welche  Ver- 
zögerung ihnen  täglich  Schaden  bringe.  Auf  die  Bitte  um 
Zahlung  des  auf  vergangenen  Dreikonigstag  verfallenen  Be- 
trages hätte  er  geantwortet,  man  solle  seinen  V^ogt  darum 
angehen,  und  wenn  er  es  nicht  täte,  ihm  Anzeige  erstatten. 
Demgemäß  hätten  sie  einen  ihrer  Ratsherren  zum  Vizevogt 
geschickt,  der  aber  unter  verschiedenen  Entschuldigungen, 
zu  ihrem  großen  Erstaunen  zur  Antwort  gegeben  habe,  er 
sei  nicht  ermächtigt  zu  zahlen.  Darum  erneute  Bitte,  die 
schuldigen  286  Gulden  zu  bezahlen  und  das  in  ihn  gesetzte 
Vertrauen  zu  rechtfertigen.  Sonst  mußten  sie  sich  beschweren 
and  suchen  sich  schadlos  zu  halten  ^). 

Gleichlautendes  Schreiben  unter  gleichem  Datum  an 
Präsident  und  herzogl.  Schatzmeister  in  Chambiry,  worin  auf 
ftm^%und  Saillon 'ISQ,  Chillon  136,  Veoey28&,  Evian  172  Fl. 
gefordert  wird,  nebst  der  Drohung,  man  sei  nun  des  Wartens 
müde. 

(Miss.  2,  24v.  französ.,  abgedr.  b,  Ochsen bein  170.) 


Miss 


*)  Mitherr  .von  Aubonne  im  Waadtlaiid,  Ritter. 

■)  Laut  Vertrag  vom  8,  Juli  1469,    vgl.   Gingins  Episoden   491. 

•)  Vgl.  das  Mahnschreiben    des    Rates    vom    26.  Juni,  Freibg. 


,  2,  26. 


—     56      - 

56. 
Bern  an  Freiburg. 

Samstag,  5.  Aug.  1475. 

Empfang  eines  Freibupger  Schreibens.  Kundschaft  des  Prop 
von  Anisoltingen   und  anderer.    Aufbruch    von    KKM)  Bewaffneter 
Pavia,  die  noch  durch  andere  verstiiikt  durch  das  Herzogtum  Savo 
ziehen  werden.  Bitte,  sie  über  Durciizüge  zu  unterrichten.    Drohun 
am  Hofe  des  Grafen  von  Genf  gegen  Bern  und  Frei  bürg. 

Wir  haben  üvver  früntlich  [schriben  durch  das  so  j( 
....  a]   har   rurt,    gar   [vvol   verstanden],    so   langt  uns  oi 
süss  [von]   unserm   herrn   dem  propst  zuo  AnsoUingen  '), 
straks   us   den    lampardschen    landen  [gekomen]    und    in 
ander  weg   so  vil    an,    das  wir    der    raeinung   üwers    i 
unsers  ...ans  müssen  glouben :  dann  von  Pavy  sind  1600  ; 
wapnoter  zuo  roß  und  fuoß  in  Piemont  (?)  geruckt  und  ist  glo 
lieh,   das  von  andern  enden  zuo  inen  ouch  komen  ^),  da 
ein  merklich  zai  versamlet  werd:  wie  billich  aber  in  dur 
zugs  durch  das  herzogtum  Saffay,  üch  und  uns  zu  verderb 
geben  wirt  '^),  wussen  ir  mit  uvver  wisheit  wol  ze  betrachl 
und  begeren  daruf  an  U.  H.  L.   mit  allem  vollkomnen  eri 
üwer  erfaren  nach  iiotdurft  darin  ze  haben,  damit  wir 
allzit    von    üch    underricht   werden:     dann    wo    ein    s5Ic 
merklicher  züg  in  dis  orten  komen,  was  |üch    und    uns 
anstossen  deshalb  ze  schad  erwachsen  wurd,  mögen  ir 
bedenken.     Dann    uns   dabi  anlangt    vil    trowens^)    in 
grafen  von  Je7iff'  hof  von  merklichen  person  wider  üch 
uns  g(»brucht,  da  uns  je  gebür-en  wirt  dai'uf  ze  achten,  sc 
und    last   ze    verkomen.   Wir   haben   ouch  ander  fürsechi 
geordnet,  die  wir  vertruwen  üch  und  uns  ze  guot  erschiesi- 

Datum,  Sabbalo  post  Vincula  i^etri  a°  75. 

(Coli.  Girard  VII,  *Jl\  schadhaftes  Original,  Siegel  abgefaller 


')  Burkhard  Stör  (seit  14(i8-148."))  Dr.  juris  utriusque,  p;l 
licher  Protonotar,  Prior  von  Münchenweiler  und  Peterlingen,  De 
des  neu  errichteten  St.  Vinzenzstiftes  in  Bern  (14K4). 

')  Vgl.  Schreiben  Salvador«  de  Clarici  vom  21.  Aug.,  bei  ( 
gins  Dep    1  r>ll. 

^)  Vgl.  die  bestandigen  Klagen  ol)en  Nr.  50,  ferner  ScliiUii 
'i/i  ff.,    und  Schreiben  Borns    vom    '2'L  Juli,    Berner    Teutsche  N 

c  :m. 

*)  Vgl.  Freiburg.  R.  M.  5,  i'-rt"^.  vom  •^.  Juli. 


—    57     — 

57. 
Freiburg  an  Bern. 

Samstag,  12.  August  1474. 

V^opschlag.  im  Namen  der  beiden  Städte  zwei  redliche 
Männer  zu  beauftragen,  den  für  Verproviantierung  von  Orbe 
und  Jougny  noch  übriggebliebenen  Betrag  von  60  rheinischen 
Gulden  für  Bezahlung  von  Schulden  und  Rückständen  zu 
verwenden  und  über  Verwendung  des  Geldes  sich  Rechnung 
geben  zu  lassen '). 

(Miss.  '2,  Tt^'-^  ab^K'odr.  b.  Ochsonhein  S.  .T).) 
*)  Vgl.  oben  Nr.  54,  feiiiei*  Eidg.  Ab<ch.  II  'yA  \\.  k. 


58. 

Nikiaus  von  Scharnachtal^  Hauptmann  etc.  von 

Bern  im  Feld  ^)  an  Bern. 

Vor  Blfunont,  Montag,  14.  August  1475. 

Glückliche  Vei'einiguiig  seines  Panners  mit  den  übrigen  Ber- 
nern. Beratung  mit  den  Hauptleuten  der  Straßburger  und  anderen 
über  weitere  Unternehmungen  :  diese  würden  lieber  nach  Hause  oder 

f;egen  Lothringen  ziehen.  Unlust  der  Eidgenossen,  denen  es  unehr- 
ich  scheint,  «  ungeschafft »  wieder  heimzukehren.  Die  Stadt  Strass- 
burg  wird  bei  ihnen  bleiben,  die  Leute  des  Bischofs  sind  heute  zu- 
rückgekehrt. Sturm  gegen  das  von  Lamparten  und  Picarden  besetzte 
Schloß  Neuen  bürg;  weitere  Unternelimungen  gegen  Metsch  und  andere 
Schlösser.  Oeflnung  von  Stadt  und  Scliloß  Froberg  an  die  Verbün- 
deten ;  NeutraliUit  des  Heirn  von  Froberg.  Begnadigung  von  zwei 
Mißetätern  wegen  Fürbitte  der  Straßburger  und  Freiburger.  Bevor- 
stehende Niederreißung  und  Einäscherung  von  Blamont.  Verkauf  des 
Beutegutes.  Versprechen,  den  Befehlen  betr.  Brechen  und  Schleifen 
sowie  einen  Einfall  nach  Lothringen  oder  Champagne  nachzukommen. 
Vernichtung  der  aus  Blamont  entkommenen  Lamparten  und  Savoyer 
auf  dem  Feld  durch  P'reischaaren. 

Als  wir  denn  mit  üwer  statt  paner  und  den  iiwern 
usgevertiget,  sind  wir  zuo  den  uwt»pn  komun  -)  und  dieselben 
alle  von  gottes  gnaden  in  gesuntheit  funden,  die  froud  mit 
uns  und  wir  mit  inen  gelie|)t  hand,  und  sind  angends  zuo 
den  von  Strasburg  und  andern  lioptlüten  und  anwalten  der 
vereinung  gangen,  haben  mit  denen  gar  ernstlieh  gerett, 
wir  sien  inen  zuo  eren  koiHinen.   und  was  sie  bedunk  fürer 


-    58    - 

dem  besten  und  den  eren  nach  furzenemen  sin,  darin  weiieD 
wir  ouch  gern  handeln,  als  sich  gebiirt.  Wir  haben  an  inen 
merenteils  verstanden,  das  si  lieber  wider  heim  weren  und 
allweg  ze  wort  haben  gen  Lothringen  zue  ziechen.  Wir  verstan 
aber,  das  si  den  costen  entsitzen  ^).  Nutzit  des  minder  sind 
wir  mit  einandern  einhäll  und  zue  rat  worden,  sollten  wir  also 
mit  der  paner  und  einem  semlichen  erlichen  volk  herusge- 
zogen  sin  und  nit  etwas  witer  understan  und  furnemen 
sunder  also  ungeschält  wider  heim  komen,  das  uns  denn 
semlichs  unerlich  were.  Des  willens  sind  ouch  U.  E.  und 
mitburger  von  Frihurg,  Solotorn  und  ander,  und  unser  pund- 
gnossen  von  der  statt  Strasburg  werdent  sich  von  uns  ouch 
nit  sundern;  doch  ist  der  herr  von  Ochsenstein  mit  des  bi- 
schofs  Volk  von  Strasburg  hinweg  uf  hut  gezogen  und  vart 
wider  heim.  Des  achten  wir  nit  vil;  denn  wir  frommer 
löten  gnug  bi  uns  band.  Wir  haben  das  sloß  Nüwemburg*) 
hut  frö  am  tag  berennen  und  beschowen  lassen  in  meinung, 
das  mit  hilf  des  allmechtigen  understan  ze  erobern;  denn 
als  uns  gesagt  wirt,  so  sind  vil  Lamparter,  Bikart  und  ander 
darinne,  die  dem  land  merklichen  schaden  thünd.  Dester 
grosser  verlangen  wir  darzue  band. 

Wir  sind  ouch  für  Metsch  und  ander  sloß*).  die  all 
nit  verr  von  einandern  liggen,  von  einem  an  das  ander  ze 
ruken  und  hoffend,  die  mit  eren  und  der  hilf  gottes  ze  er- 
obern. Was  darus  wirt,  mögen  wir  noch  [nit]  wussen. 

G.  H.  H. !  Uf  gestern  Sunnentag  ist  der  herr  von  Fro^ 
bcrg  ®),  der  noch  nie  gloubig  werden  noch  sich  zämen  lasserm 
wolt,   in    eigner  person   zue   uns   und   andern  einungsherrn 
komen  und  han    ich,    Nidaus    von  Schamachtal,    in    namen 
unser  aller  so  wit  und  verr  mit  im  geredt,  das  er  statt  und 
sloss  Froberg,    das  von    unserm  G.  H.  von  Oesterrich  mann — 
lechen    ist,    gemeinen    hern   und   stetten   offen   gemacht   ha^ 
wider    den  herzogen   von  Burgunn    und    allermenklich    nun« 
und  zuo  ewigen  ziten,  und  hat  des  darumb  einen  versigelte  r« 
brief  mit  sinem  anhangenden  insigel  und  gewonlichem  hanci- 
zeichen  geben  und  darzue  offenlich  an  die  beigen  geswori 
dem   allem   nachzekomen    und   darwider    niemer  ewenk{i< 


—     59    — 

le  thaond.  Der  brief  ist  nach  aller  notdurft  durch  üvvern 
schriber  zue  handen  gemeiner  einungsherren  gemacht.  Doch 
last  man  den  hern  von  Froberg  in  eigener  person  bi  sinem 
leben  still  sitzen  und  nit  zue  kriegen  wider  den  burgundschen 
herzog,  nachdem  er  dann  ein  alter  man  ist.  Sin  sone  und 
andere  die  sinen  sollen  aber  nutz  dester  minder  mit  uns  im 
krieg  sin  und  das  beste  thuen,  davon  wir  ouch  all  erfrowet 
sind,  denn  Froberg  überein  nüt  zu  gewönnen  ist. 

Wir  haben  uns  hüt  all  gemeinlich  versamnet  die, 
so  vorhin  herus  waren,  und  mv  mit  inen,  und  den  eid  und 
üwer  Ordnung  ")  aber  von  nuwem  uf  gesworen  und  allerlei. 
das  darzue  notdurftig  was,  lutern  lassen,  und  nachdem 
vor  allen  den  üwern  und  einem  ganzen  gemeinen  volk 
die  zwen,  so  zu  Bumtrut  von  irs  mishandels  wegen  ge- 
legen sind,  an  ein  offen  recht  stellen  lassen,  und  haben 
üwer  zwen  venner®)  in  namen  U.  G.  zütz  inen  clagt  und 
nach  dem  rechten  und  irem  verdienen  des  rechten  begert. 
Indem  sind  üwer  pundgnossen  von  Strasburg,  üwer  mitburger 
von  Friburg^)  und  ander  komen  und  gar  treffenlich  für  si 
gebetten,  desglich  all  die  üvvern  von  stellen  und  lendern 
ouch  getan  band.  Wir  haben  dem  rechten  wellen  nachgan, 
damit  sich  ander  hernachmals  ouch  daran  stiessen.  Da  sind 
si  mit  einheller  urteil  vom  leben  zum  lod  bekennt,  si  mit 
dem  swert  ze  richten  und  dem  henker  zue  bevelhen.  Also 
haben  wir  dennocht  die  gros  bill.  die  offenlich  am  ring  und 
vormaln  ouch  von  allen  herrn  und  stellen  für  si  beschechen 
ist,  aligesechen,  und  si  bi  dem  leben  beliben  lassen,  das 
si  angends  wider  heim  keren  und  mit  diser  schmach  und 
straf,  die  dannochl  schantlich  gnueg  gewesen  ist,  ledig  sin 
und  daran  gnueg  haben  ;  doch  sollen  si  den  kosten,  über 
si  gangen,  abtragen.  Das  band  si  ouch  in  einem  gewon- 
lichen  urfech  gesworn,  und  wer  nit  als  gros  merklich  bitt 
über  si  beschechen,  so  hellen  wir  si  nach  sag  der  urteil 
richten  laussen,  damit  ander  daran  hellen  gedacht.  Und  es 
ist  nach  unserm  bedunken  wol  angeleit  gewesen  ^°). 

Wir  understand  uf  hüt  das  sloß  Blamoni  mit  andern 
oiderzewerfen,  ze  undergraben,  zerrilien,  ze  verbrennen  und 


-     60    — 

ze  erbrechen,  dann  jedermann  darzue  willig  ^*).  So  ist  ouch 
das  verflucht  bätguet  alles  verkouft,  und  wie  ir  uns  von 
demselben  brechen  und  sieifen  geschriben  und  anders  zutz 
uns  gesetzt  hand,  dem  wellen  wir  ouch  mit  hilf  des  all- 
mechtigen  gottes  erlich  fromklich  und  mannlich  nachgan 
und  mit  Lotringen  noch  Champanien  nit  witer  förnemen  **). 
Und  was  uns  allweg  begegnet  und  wir  handien  oder  thuend. 
des  wellen  wir  üch  zue  allen  ziten  verkünden  und  uns  darin 
kein  arbeit  beduren  lassen.  Desglich  wir  von  üch  ouch  be- 
geren  als  unser  allerliepsten  herren,  brudern  und  herzfründen. 
Damit  sien  der  himelschen  kungin  magt  Marien  und  irem 
kind  unserm  behalter  bevolhen. 

Datum,  an  Mentag  vor  Assumplionis  Marie  a**  75. 

G.  H.  H.  I  Wir  vernemen,  das  die  Lamparter^  Saffoyer 
und  ander,  so  in  Blamont  gewesen,  als  die  us  unserm  gleit 
und  über  die  Tub  kommen  sind,  ettlich  der  üwern  und  ander 
an  si  komen  und  haben  si  all  in  einem  leger  in  einem 
veld  geslagen  und  umbracht,  denn  man  si  zue  Clerva,  zue 
Nüwemburg  noch  an  andern  enden  nit  hat  wellen  inlassen  *•*). 
Wir  wüssen  aber  noch  kein  eigenschaft  darumb,  wir  wellen 
uns  aber  gruntlich  ervaren  und  üch,  was  uns  begegnet, 
verkünden. 

(Coli.  Girard  Vll,  99—102.  Gleichzeitige  Kopie  auch   an    Luzern, 

vgl.  Witte  VI  11  243  A.  2.) 

*)  Führer  des  II.   bernischen  Auszuges  vgl.  Schilling  I  2r>5,  261 
u.  oben  Np.  21. 

2)  Am  12.  August,  s.  Witte     VllI  24:^  ff. 

■')  Vgl.    auch  Bernoulli,   I  43   u.  Schilling  1  2(^3.     Die  Dai-steL 
lung  Wittes  weicht  hier  ab   und  wird  von   unsern  Quellen   nicht 
sUitigt. 

*)  4  Km.  westlich    von    Blamont;    doch    scheint    es    nicht   g« 
nommen  worden  zu  sein. 

'')  Fz.  Maiche,    8  Km.  südlich   von  St.  Hippolyte  in  Burgun< 
Die  übrigen  zahlt  Tobler  auf,  s.  Schilling.  I  272  A.  1. 

"*)  Fz.  Montjoie  am   rechten  Ufer    des    Doubs    nordöstl.  von  S 
Hippolvte.  Herr  von  Froborg  war  Didier  de  Thuilli^res,    vgl.  Kne 
1  202  Ä.  V.   Rodt  I  451. 

*)  Wahrscheinlich  wogen  der  Beute,  s.  Witte  243. 

*)  Ludwig  Brüi^lcr  u.  Hans  Kutler. 

■•')  Vel.  dazu  oben  Nr.  52  u.   Rodt  l  452. 

•°)  Vgl.  dazu  Knebel  11  280. 

'')  Vgl.   Schillinij,  I  2H2  u.  Bernoulli  a.  a.  O.  44. 

")  Vgl.  Witte  2o0. 

'')  Vgl.  Bernoulli  S.  44. 


—    61     - 

59. 
Hans  von  Stein,  Peter  Joren,  Peter  Ribenmann  etc. 

an  Freiburg^. 

[Oesch],  Fi*eitag,  18.  August  1475. 

Kundschaft  öher  den  Durchzug  der  Lamparter^)  in 
bernischem  Aufrag:  In  Aelen  liegen  120  Lampmier,  60  Sa- 
voyer,  auch  der  Herr  von  Thorens'^^)  mit  zwei  Söhnen;  Mu- 
sterung heute  oder  morgen.  Verabredung,  mit  den  zur  Ver- 
fügung stehenden  und  noch  zu  laufenden  Knechten  aus 
Nieder-  und  Obersimmental,  Saanen  uud  Oesch  diese  Nacht 
oder  morgen  früh  die  in  Aelen  anzugreifen.  Bitte,  um  Mit- 
teilung nach  Bern  ^). 

(Miss.  II,  29,  abgeclr.  b.  Ochsenbein  S.  36.) 

•)  Vgl.  oben  Nr.  Tm. 

')  Vgl.  Jazu  V.  Rodt,  l  49^.  Aelen  war  ein  savoysches  Lehen 
des  Herrn  von  Thorens. 

»)  Vgl.  Knebel  II  2ö9. 


60. 

Freiburg  an  Bern. 

Samstag,  2.  September  1475. 

Reklamation  durch  eine  F'rei burger  Botschaft  bei  den  Räten  des 
Grafen  von  Romont  in  Morges  wegen  Besetzung  von  Cldes.  Diese  sei 
durch  den  Gabernator  der  Waadt  mit  Einheimischen  geschehen  zum 
Schutze  der  freiburgischen  Landschaft.  Man  dürfe  sich  an  Ort  und 
Stelle  erkundigen.  Der  Herr  von  Lasarraz  sei  unschuldig  an  der  Mord- 
tat de.s  Tschan  Rodet,  der  weder  heimlich  noch  öffentlich  in  La  Sar- 
raz  aufgenommen  worden  sei.  Von  den  Absichten  des  Bastard  von  Greierz 
sei  ihnen  nichts  bekannt:  wenn  er  sicl^  nach  Burgund  begeben,  sei 
das  ohne  Wissen  und  Willen  des  Grafen  von  Greierz  geschehen,  mit 
dem  er  wegen  des  Erbes  zerfallen  sei.  Hoffnung,  daß  der  Graf  von 
Genf  die  Anstände  zwischen  der  Herzogin  von  Savoyen  und  dem  Grafen 
von  Bresse  schließen  werde.  Gerücht  von  einer  Verständigung  des 
franz.  Königs  mit  der  Herzogin  nach  Verabschiedung  der  Burgunder 
am  Hofe. 

Ir  wüssent,  wie  wir  dann  unser  treffen  lieh  bot- 
schaft,  nämlich  unsern  lieben  und  getruwen  schullheissen  ^) 
zuo  unsers  gnedigen  herrn  von  Bemont  reten  gen  Morge  diser 
hienach  begriffen  Sachen  halb^)  geschickt,  als  wir  üch  nechst- 
mals  daz  durch  unser  boten,  so  by  üch  gewesen  sint,  haben 
lassen  sagen,  wie  derselb  rat  fiirgewent  und  geredt  hat  von 


—     62    — 

des  zuogs  wegen,  so  zuo  Clees  gesetzt ").  Derselbe  uoser 
Schultheiß  hat  uns  widerbracht,  das  so  im  uf  sin  werben  geant- 
wurt  worden  ist,  so  wir  üch  hiemit  uf  üwer  begerung  zuo- 
schriben,  nämlich,  daz*dhein  Lamparter  noch  Burgonder  da 
sye,  sonder  habe  der  gubernator  und  suffent  in  der  Wuaud 
CZaes  besetzen  lassen  mit  heimischen  landsessenusserSavoye^), 
und  sye  das  beschehen  truwiichen  und  im  allerbesten,  die  un- 
Sern  und  die  landschaft  wider  unser  vigend  damit  in  guot 
huot  zeversechen,  und  des  zuo  warhafter  wisung  syent  die  ret 
content.  Ob  es  öch  und  uns  gefallt,  darzeschicken,  so  wellent 
sy  die  soldner  zuo  Ecleez  all  sampt  und  sunders  so  dick 
und  so  vil  gern  besehen  und  erfragen  lassen. 

Und  von  dez  herrn  von  Lassarra  wegen  antreffend  die 
Warnung,  er  dem  morder  genannt  Tschan  Rodet  getan  haben 
sol,  band  die  ret  gesagt,  daz  derselb  herr  zuo  inen  geschickt 
und  sich  vast  entschuldiget  sunder  vermeint  hat,  daz  sidher 
und  daz  mort  leider  beschechen,  so  sye  in  ganz  unwQssende, 
daz  der  morder  zuo  Lassarra  weder  heimlich  noch  offenlich 
ye  gewandlet  habe. 

Item  von  des  bastarden  von  Grieres^)  wegen,  als  der 
sich  hinin  gen  liurgund  gefugt  haben  sol  etc.,  habent  die 
ret  aber  geredt,  daz  inen  dezselben  bastards  fürnemen  ganz 
unwissend,  und  ob  er  sich  anders  dann  geburlich  erzouge, 
sere  leid  sie.  Si  wissent  ouch  wol,  daz  solichs  mit  unsers 
gnedigen  herrn  von  Grryers^)  wissen  noch  willen  nit  beschicht, 
dann  als  denn  dem  bastard  villicht  verschidner  Sachen  halb 
von  unserm  herrn  von  Gryers  seligen  an  guot  noch  einicher- 
lei  hab  nichtz  verlangt,  fer  ouch  für  sin  bastard  nit  gehalten 
worden.  So  ist  er  nach  des  alten  herrn  hinscheiden  von 
dem  hof  ze  Oryers  mit  Unwillen  gescheiden  und  louft  also 
uf  und  ab  siner  schanz  nach.  Deshalben  den  herrn  von 
Gryers  noch  inen  darumb  dhein  unglimpf  zuogeraessen 
werden  sol. 

Fürer  ist  unsern  boten  wider  begegnet,  wie  dann  unser 
gnedige  frow  von  Savoy  und  unser  gnediger  her  von  der 
Pres  umb  ir  stoß  und  mißhell  uf  den  graven  von  Jenff 
komen  sint  und  ist  man  ganz  in  hoSnung,  daz  der  graf  sy 


—    63     - 

verrichten,  damit  unser  gnedige  fpow  by  dem  regiment  be- 
liben  wirt '). 

Ouch  sye  unsern  boten  für  war  geredt,  daz  der  kung 
von  Frankenrich  schicke  den  bischofen  von  Valence  zuo  derge- 
sandschaft(?)  unser  gnedigen  frowen  von  Savoye,  daz  sy  sich 
mit  dem  kunig  vereinbaren  und  setzen  solle.  Und  dwil  nu  die 
Burgunder  ze  guoter  mass  us  dem  hof  gescheiden  syent,  so 
getruwe  man,  daz  darin  etwas  guots  erfolge  wirf).  Das 
alles  wir  ü.  B.  L.  im  besten  verkünden  etc. 

Datum,  2°  Septembris,  anno  ut  supra. 

(St.A.  Freiburg  Miss.  2,  JJO.) 

^)  Petermann  Paviilard.  Jn  den  S.  R.  d.  J.  fehlen  leider  die 
Botschaften  zu  Pferde. 

*)  Am  25.  Juli  waren  Claude  und  Humbert  Rudella  im  Namen 
des  Rates  des  Grafen  von  Romont,  der  Edlen  und  Städte  in  der 
Waadt,  vor  dem  Rate  in  Frei  bürg  erschienen  und  hatten  vom  Durch- 
zuge des  Bastard  von  Burgund  mit  Bedauern  Anzeige  gemacht  und 
auch  wegen  Orbe  und  Jougne  sich  bereit  erklärt,  ihre  Pflicht  zu  tun. 
Freiburger  R.  M,  V  139. 

')  Vgl.  von  Rodt  J  503  ff.  und  oben  Nr.  5^3,  57,  Schilling  1  286, 
Entreprises  236  ff. 

*)  Kommandant  von  Les  Clees  war  Pierre  von  Cossonay,  Ka- 
steiiao des  Grafen  von  Romont. 

')  Anton  von  Greierz,  Herr  von  Aigremont«  Vuadens  undVauruz. 

•)  Graf  Franz  I  von  Greierz,  7  Mai  1475. 

')  Vgl.  die  Schreiben  de  Hocheforts  vom  5.  und  d'Appiano's 
vom  10.  Sept.  bei  Gingins  1  224,  228,  ^0  und  oben  Nr.  50. 

•)  Vgl.  die  Schreiben  von  Simonetta  v.  6.  Sept.  und  Rochefort 
vom  17.  Sept.  bei  Gingins  Döp.  1  226,  240.  Vertrag  von  Soloeuvre  vom 
13.  Sept.  s.  v.  Rodt  I  474,  Mandrot  1  216. 


61. 
Freiburg  an  Bern. 

Dienstag,  2.  Oktober  1475. 

Entgegen  dem  Wunsch  der  Berner,  wegen  der  Schlösser  die  Teil- 
genossen zu  einem  Tage  nach  Frei  bürg  auf  4.  Oktober  einzuladen, 
^Ünscht  Freiburg  mit  Rücksicht  auf  die  Zeitläufte  die  Luzerner  und 
^loturner  zu  bitten,  bei  den  Schlössern  zu  bleiben.  Undiszipliniertes 
"erhalten  der  Söldner  zu  Jougne. 

Als  denn  der  streng,  vest  herr  Rudolf  von  Wippingen 
"''tter,  unser  lieber,  getruwer  altschultheiß  gestern  by  üch 
gewesen  ist,  hat  er  uns  widerbraclit,  wie  ir  ime  enipholhen 
"abent,  uns  anzebringen,  durch   uwer  wisheit  angesehen  sin 


-     64     — 

sich  zuo  underreden  und  ze  rat  werden,  wie  man  sich  nach 
usgang  dis  manods  der  schlössen  halh  ')  mit  andern  unsern 
teilgenossen  halten  solle  und  deshalhen  uf  Donnstag  nechst 
kommend  *)  tag  angesetzt  in  uwer  statt  ze  sinde,  den  dingen 
also  nachzedenken.  Daruf,  G.  L.  M.  bitten  wir  U.  L.  F.  ze 
vernemen,  daz  uns  nit  sere  not  bedunken  wil,  uf  den  ge- 
melten  tag  ze  schicken  sunder  üch  sunst  unser  jetzigen  mei- 
nung  schriftlich  ze  underri(;hten.  Die  ist  also,  daz  in  an- 
sechung  diser  jetzigen  unsteten  und  untruwen  loufen  man 
daran  sin  solle,  meren  nutz  und  gunst  damit  inzeleggen 
üwer  und  unser  teiignossen  von  Lutzern  und  Soloturn  fliß- 
lich  und  trungenlich  ze  bitten  und  gutlich  anzekeren  by  den 
schlössen  ze  beliben  und  sich  davon  nit  ze  scheiden  An  ander 
Weigerung  U.  lieben  und  bruderlichen  fruntschaft  hierin 
bittende,  dis  unser  fruntlich  und  getruw  meinung  zum 
besten  ufzenemen  *). 

Sodenn  vernemen  wir  daz  uwer,  unser  und  ander  soldner 
zuo  Jognye*)  die  huser  daselbst  abbrechent  und  damit  fürent 
und  sunst  sich  mit  andern  dingen  unwillig  flissent  und  be- 
wisent,  als  ir  dann  kurzlich,  des  wir  hoffent,  durch  etlich 
soldner,  so  darab  zichent,  witer  vernemen  werdent.  — 

Geben  uf  Zinstag  nach  Michael  a"  75. 

(St.  A.  Fbg.  Miss.  11  3:2v.) 

^)  Grandson,  Orbe,  Jougrio,  ferner  die  Verfügungen  vom  23.  Aug. 
Eidg.  Ab^ch.  11,  Nr.  m?.  Vgl.  oben  Nr.  60. 

*)  4.  Oktober. 

^)  Selion  am  2'2.  Sept.  hatte  Freiburg  beschlossen,  durch  eine 
l)ernisciie  Botschaft  den  Stand  Luzern  freundlich  zu  bitten,  bei  den 
eroberten  Schlössern  Teilhaber  zu  bleiben,  vgl.  Freib.  Miss.  2,  S'i  u. 
Eidg.  Absch.   II  ö(v\  g. 

*)  Vgl.  Schilling  I  273,  274,  2ö5,  2^. 


62. 
Claude  d'Estavayer  ')  an  den  Grafen  von  Romont  *). 

Estacat/er,  Sonntag  15.  October  1475. 

Eroberung  von  Murten  und  Wifllisburg  und  Vormarsch  der 
P'rciburgoi  nach  Peterlingen  unter  Führung  von  Rudolf  von  Wippingen 
in  Begleitung  von  Jakob  F'elga  und  Petermann  Faucigny.  Ihre  Ab- 
sicht, nicht  umzukehren,  bis  sie  den  Grafen  gefunden  haben.  Er- 
wartet das   höchstens  2,500  Mann  zälilende  Heer-  morgen.     Bitte  um 


-    65    — 

Belehnung  mit  den  Gütern  Rudolfs  v.  Wippingeii  in  und  um  Stäffiä. 
Schimpfliche  Uebergabe  Murtens. 

Mon  tres  redoubte  seigneur!  Tant  humblemont,  qne 
je  puis,  me  pecommande  a  votre  bonne  grace!.  Je  mo  lien 
asses  segur  que  votre  noble  seignion'e  est  asses  informee 
du  fait  de  Murat^)  a  laquelle  plase  savoir  que  lez  Fribour- 
geois  ont  aujourdhuy  envoye  Advenches  qui  leur  ont  fait 
obeissance  et  serment  et  doivent  comme  se  dit  aujourduy 
couchie  a  Payeme*),  Et  lez  conduyt  mess^  Rod.  de  Wippens 
leup  gpand  capitaine,  comme  se  dit  acompaignie  de  Jacob 
Felga  et  Petermann  Foucignier '').  Et  comme  dit  mess^ 
dorap.  Jehan  de  Dissy  il  dient  et  ont  dit  que  ne  tourneront 
jamaix  jusques  il  voz  ayent  trouve.  La  ([uelle  chose  de- 
sirent.  Et  comme  dit  ledit  chapellain  il  ne  sont  pas  plus 
de  2500  et  les  attendons  icy  a  demain  pour  tout  le  jour*). 
Et  lez  pensons  bien  festier  comme  le  cas  requier  et  comme 
en  aves  certiffication.  A  plaisie  dieu!  Vous  suplianl  mon 
Ires  redoubte  sg»^  que  les  biens  du  dit  mess^  Rod.  de  Wipens 
estaDs  et  dehu  Estavayer  et  alentour  me  vuellies  donnei*  a 
Celle  fin  que  ou  temps  advenir  moy  et  les  miens  vous  puissons 
öiieux  servip  ').  Et  sachez  que  Mural  et  dez  aulters  sont  estes 
prisleplus  faulcement  et  deshonestement  que  Ion  pourpoitdire 
comme  plus  amplement  votre  segniorie  sera  enfopmee  quant 
Päi'Pjdessa  sepa.  Laquelle  chose  je  desire  priant  le  tout  puis- 
sant  qui  voz  acpoisse  toujoup  voz  grans  honeups  et  doint  ppos- 
P^rite  longue.      Escpipte  Estavayer,  le  15  joup  d'octobpe  75. 

Votpe  tpcs  humble  subject  et  serviteup 
Glaude  d' Estavayer. 
Ana  mon  tpes  pedoubte  sgp. 
Le  comte  de  Romont. 

(St.  A.  Freibupg,  Miss.  2,  :)8v— .S9.) 
(Copia  cujusdam  littere  inveiite  penes  occison  apud  Staviacum). 

')  Ritter  und  Rat  des  Grafen  von  Romont,  Hauptmann  der 
°«8aUung  von  Stäffis. 

')  Jakob  von  Savoyen,  Herr  der  Waadt,  biuyundischer  (jciierai- 
^löQtenant  in  den  Niederlanden.    Vgl.  (iingins,  Kpisodes  l'^f)  tf. 

')  Uebergabe  der  Stadt  an  Bern  und  Frei  bürg,  s.  Fries  S.  398, 
Entreprises  239,  Schilling  1  ^ÄK),  v.  Rodt  1  5->0. 


5 


—    66    — 

*)  Der  Rat  empfiehlt  den  Hauptleuten  Schonung  der  Leute  von 
Peterlingen,  die  um  Gnade  gebeten  hatten.  Freiburg  Miss.  36  und  Sß'' 
vom  15.  Oktober,  und  v.  Rodt  1  o2S. 

*)  Faucigny  war  nicht  dabei,  vgl.  Fries  398  Anm.  2. 

*)  Das  Heer  mochte,  da  Bern  und  Frei  bürg  mit  dem  Panner 
ausrückten,  auch  ohne  die  später  hinzugekommenen  Orte  weit  starker 
sein  und  mindestens  das  doppelte  betragen. 

')  Vgl.  dazu  Schilling  1  293. 


63. 

Jakob  Velga,  Willi  Techterman,  Peter  Pavillard,  Hein- 
rich Matter,  Rudolf  von  Speichingen  ')  u.  a.  Hauptleute 
von  Freiburg  und  Bern  im  Feld  an  Bern  und  Freiburg. 

Roniont,  Donnerstag  19.  Oktober  1475. 

Allgemeiner  Schrecken  als  Folgen  der  Eroberung  [von  Stäffis], 
Uebergabe  von  Milden  an  Bern  und  Freiburg  gegen  Sicherung  von 
Leib  und  Gut,  Freiheiten  und  Privilegien,  Vorbehalt  eigenen  Genchts, 
Schleifung  der  Befestigung,  ferner  unter  gleichen  Bedingungen  auch 
von  Surpierre,  Rue,  Komont.  Angebotene  Unterwerfung  der  Stadt 
Lausanne.  Botschaft  des  Bischofs  von  Grenf. 

Wir  fugen  U.  G.  in  froiden  ze  wissen,  nachdem  und 
dann  der  almechtig  durch  sin  hilf  uns  die  gnad  getan  hat, 
daz  wir  die  statt  und  schloß  [Stäffis]  mit  ritterlichem  stürm 
erobert  und  ingenomen  habent  uch  wo!  wissent  *)  etc.,  also 
hat  sich  begeben,  daz  durch  die  manliche  tat  der  schräck 
sere  und  vast  in  die  andern  stett  nach  daby  umb  gelegen 
komen,  sunder  des  ersten  ein  trelfenlich  botschaft  von 
Milden  zuo  unser  beider  herren  stetten  houptlüt  komen  und 
und  ir  begerung  gewesen  ist,  sy  mit  lib  und  guot  in  iren 
schirm  zuo  beider  stetten  banden  ufzenemen^).  Also  nach 
irem  begeren  und  anfordern  ist  man  ze  rat  worden,  si  uf- 
zenemen  in  worten  hernach  volgende:  Des  ersten,  daz  si 
by  ir  lib  und  guot,  ouch  by  ir  alter  harkomenheit  und  friheit 
beliben  und  beiden  stetten  dannenthin  in  alen  Sachen  ge- 
horsam sin  sollent,  vorbehalten,  daz  si  ein  eigen  gericht  io 
statt  haben  und  darumb  witer  ir  Sachen  halb  nit  an  geist- 
liche noch  weltliche  gericht  appellieren  sollent  und  füre 
ouch  niemand  von  hin  umb  dheinerlei  Sachen  mit  dem  banna 
ze   besweren,    wie  denn   daz  in    uwern  landen  syt  und  ouchr 


-     67     — 

gewonlich  ist.     Und  darzuo  ir   stattporten   odtM*   imiren   ab- 
zetuonde,   wenn    daz   beiden  stettiMi  zno  willen  ist,   und  ein 
oSnung  darin  ze  tuonde.    Solliehs  also  ah^^M-edt  und  durch 
sy  war   stet   ze   halten    olfenlichen  in    der  kilelien  {j^esworn. 
Also  hat  sich  ein  schloß   erpeben    genant   Sorepierre  ^): 
daz  mag  man  behalten  oder  brennen.  Darnach  so  sint  komen 
die  von  Ruw^)  und  band  desglich  ouch  begert  si  ufzenemen 
in  Worten  als  die  von  Milden,  die  uns  ouch  gesworn  habend. 
Darnach   so  sint   komen   die    von  Remont ")    und    band    so- 
liehs  ouch  begert,  si  ufzenemen  in  allen  den  Worten  als  ouch 
die  von    Milden,     Uf   solich  Werbung    sint   wir   gen    Remont 
gerittön,  die  eide  von  inen  uf  morn  früg  von  inen    ze   em- 
pfachen.  Und  darnach  so  ist  ouch  zuo  uns  komen  Feter  Knuj 
von  Losen  und  hat  begert  durch  einen  credenzbrief  der  edlen 
und  bürgern  von  Losen   mit  sam|)t  denen  im  tal  ein  sicher 
geleit.    zuo   den   houptlüten   ze   komen    und  mit  inen  ir  an- 
gelegen Sachen  ze  reden  "'),   Solichs  haben  wir*  inen  zuoge- 
sagt,  daz  si  an  ein  besunder  ende  komen  sollen!,  daz  inen 
denn   bestimpt  ist,  und  nit  in   daz  here  under  das   volk   ze 
riten.    Waz   aber  ir  begerung   ist,    können  wir  üch  nit  ge- 
sagen  noch   ze  wissen    tuon.     üis   verkünden   wir   U.  G.  in 
sneiler  und  ilender  wise.... 

Geben  zuo  Remont  in  uwer*  statt,  uf  Donnstag  die  11. 
^^Und  nachmittag  nach  S.  üallenlag,  a"  75. 

Item  wir  schicken  üch  einen  biief,  der  uns  gen  Milden 
•^^^Hien  ist,  dez  bischofs  von  Yenf  boten,  die  ouch  begeren 
"^it  den  houptlüten  zu  reden  **).  Denen  haben  wir-  ouch  an 
^^2  ende  tag  angesetzt,  da  die  von  Losen  hinkommen  sollen. 

(St.  A.  Freibui'g,   Miss.  '2,  rVJ»,  Kopie.) 

')  Die  ersten  drei  sind  von  Freibuiii.  Die  beiden  let/ten  von 
^Pn.  Paviiiard  scheint  erst  später  hinzu  irekomnien  zu  sein,  virl. 
Pries  liOH  A.  2. 

'}  Vgl.  Freiburger  Ratsrnanual  ö,  ir.->v.  Kijes  'A'XK  Soliilling 
i  "^l  ff.  Entreprises  24(;.   \ .  Kodt  I  ')?«;. 

')  Fries  399.  Entreprises  2.>{.  SchilliniLr  I  MIO.  A  :;.  v.  Hudt  I 
'^.  Die  Uebergabe  geschah  demnach  vor  dem   U».  (»ktober. 

*)  Surpierre  i.  d.  Waadt,  vi:!.  Kal^fiian.  1.  c,  Schill in.ir  I  -»llJ, 
Knebel  III  318,  aber  in  Zelipi(.ri)  ont-udlt. 

')  Rue  Kt.  Freibur^.  vgl.   Schillin.i:  l  ;ilO,  oKl. 

•)  Roraont  Kt.  Freiburg    vgl.  H.  M.  a.  a.  O,  Fries  100,  Schii- 


-    68    — 

ling  I  310.  Entreprises  265,  G.  v.  Englisberg  wurde  z.   Kastellan  ein- 
gesetzt R.  M.  5,  148. 

')  Vgl.  Fries  400,  Knebel  II  307,  Entreprises  264. 

•)  Vgl.  Schilling  I  312  ff.,  Knebel  I  301,  v.  Rodt  I  546. 


64. 

Freiburg  an  Bern. 

Freitag,  27.  Oktober  1475. 

Bericht  über  die  Eroberung  des  ganzen  Waadtlandes,  Vorhahen 
der  eidgen.  Hauptleute,  nach  Genf  zu  ziehen.  Ansicht  der  Freibopger, 
daß  der  Zug  nur  gegen  den  Grafen  von  Romont  gerichtet  sei.  Bitte, 
von  dem  unberechtigten  Ueberfaile  Genfs  abzumahnen. 

Unser  houptlüt  und  getruwen  mitret,  so  jelz  im  feld 
ligende  sint '),  hand  uns  in  sneller  ile  verkunt,  wie  dez 
grafen  von  lioymont  land  alles  gewunnen  sye  in  solicher 
maß,  daz  er  nuo  nit  ein  scliuoch  ertrichs  habe  -).  Nuo  sient 
üwer  und  unsern  lieben  frund  und  getruwen  Eydgnossen. 
so  yetz  im  feld  by  den  üvvern  und  unsern  ligende  sint,  in 
willen,  sich  gen  Jenjf  'iwo  keren  ^),  deshalb  sy  mit  den  unsern 
im  veld  geredt.  Do  haben  inen  die  unsern  geantwurt,  inen  sye 
so  wyt  von  uns  nit  bevolhen,  und  hand  daruf  die  unsern 
uns  umb  unsern  willen  darin  ze  wissen  gebetten. 

Daruf  wir  uf  hüt  ernstlich  gesessen,  und  sint  in  disen 
dingen  unsäglich  betrübt,  denn  in  ansechung  dez,  so  wir 
öch  gestern  geschriben  und  gemelt  hand.  daz  üwer  und 
unser  jetziger  zug  wider  unsern  fürslen  nit  sin  noch  ge- 
langen sunder  wider  den  graven  von  BeymofU  und  sin  an- 
hang,  der  unser  viend  ist,  sin  solle  4).  Derselb  graf  mit 
harter  straf  an  sin  land  und  lüt  swerlich  gerürt  und  gestraft 
worden  ist.  So  wollte  uns  getruwiich  bedunken  uns  jet2- 
mal  ze  benügen,  und  daz  ir  und  wir  die  gruntlich  bedech- 
tent  ,  besunder  daz  wir  uns  mit  vigenden  ze  wit  und 
ze  verr  nit  belüdent,  angesechen  die  geschrift,  so  üch  und 
uns  von  üch  zuokomen,  so  di  nüwe  mer  inhaltende,  die  eben 
merklich  ze  bedenken  sint.  So  ist  Jenff  diser  vienlschaft 
nit  begrillen,  hat  sich  auch  diser  zyt  solicher  maß  nit  ge- 
sielt,  damit  man  gruntlich  ursach  hab,  es  ze  flberfalleo  *). 


—    69    — 

Uarumb,  G.  L.  B.  dwil  wir  achten,  daz  unser  6r  die 
üwep  und  die  uwer  die  unser  sye,  so  ist  unser  ganze  bitt 
an  U.  B.  L.,  daz  ir  unser  ere  darin  so  Iruwiich  wellent  be- 
denken, als  wir  des  ungezwiflet  zuo  üch  vertruwende  sint 
und  uns  unser  eren  halb  als  üwer  fruntlich  getruwen  brüder 
fleh  wellent  lassen  empfolhen  sin  und  den  üwern  und  andern 
üwern  Eydgnossen  in  daz  veld  so  ernstlieh,  als  daz  yemer 
möglich  wesen  möge,  [schriben]  daz  si  sich  dez  überfallens  an 
Jenf  mi  vermessent,  und  üch  hierin  bewisent,  als  wir  üch  des 
und  und  aller  eren  genzlich  versechent.  Das  begerent  und 
wellent  wir  sunder  zwifles  umb  üwer  liebe  und  die  üwern  alzit 
rait  ganzem  bereitem  willen  verdienen  und  begeren  dez  uwer 
anlwurt.     Uf  Fritag  vor  Symon  und  Judae  anno  75. 

(St.  A.  Freiburg.  Miss.  2,  41v.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  63  und  Fries  398  Anin.  1. 

*)  Außer  dem  Schreiben  oben  Nr.  6S  ist  uns  kein  anderes  er- 
halten. Vgl.  das  Schreiben  der  Hauptleute  vom  18.  bei  Knebel  II  306. 

•)  Vgl.  Entreprises  2i\2,  Schilling  I  3r^,  v.  Hodt  I  547. 

*)  Vgl.  die  Abtrage  Freiburgs  an  Savoven  bei  Büchi,  Freiburgs 
ßfuch  mit  Savoyen.  Freiburg  1897  S.  24f). 

*)  Gleiche  Vorstellung  erließ  der  Rat  von  Freiburg  am  27,  Okt. 
JP  die  Hauptleute  im  Felde  ergehen;  man  solle  vielmehr  mit  allen 
I^räften  dem  heranrückenden  Herzoge  entgegenziehen.  Miss.  2,  42^. 


65. 

Freiburg  an  Bern. 

Donnerstag,  23.  Nov.  1475. 

Einwilligung  des  Bischofs  von  Genf  in  einen  Waffenstillstand 
^U  den  Wallisern,  den  diese  jedoch  nicht  beobachten.  Bitte,  dem 
öischof  hierin  zu  helfen.  Vorschlag,  gemeinsam  in  dieser  Angelegen- 
^^^^  zu  intervenieren. 

Der  bischof  von  Jenf  hat  uns  geschriben,  wie  dann 
^^üschent  im  und  den  Wallisern  ein  bestand  beredt  worden 
^yc')  und  über  das  er  üch  und  uns  zuo  eren  und  uf  das. 
^ö  ir  und  wir  ime  durch  den  president  von  Piemont  ^)  haben 
'3ssen  sagen,  daz  er  von  dein  krieg  stan  solle,  gewilliget 
babe.  So  understand  sich  die  Wallisern,  daz  hus  Savoye 
^■^d  in  furo  zuo  schedigen.  Und  sider  die  Walliser  daby  nit 
*^6'iben   wellent,    so    bittet   der    genanle    bischof,  ime  darin 


—     70     - 

beholfen  ze  sinde^).  Wann  wir  nuo  vernemen,  daz  er  uch 
desglichen  ouch  gesell riben  habe,  so  bitten  wir  U.  B.  Fr. 
mit  ganzem  truwem  fliß.  die  ding  gnuogsam  mit  üwer  wisera 
ernst  ze  wegen  und  ze  bedenken,  und  damit  üeh  und  uns 
lassen  mit  üwern  und  unsern  trelfenliohen  botschaften  zuo 
den  irrungen  umb  friden  und  ruowen  werben  und  stellen, 
und  so  ö  sölichs  beschicht.  je  besser  und  nulzlicher  es  uch 
und  uns  erschiessen  wurd  *).  Und  ir  wellent  üch  harin  so 
fürdrig  und  gutwillig  bewisen,  als  wir  uch  des  sunder 
zwifels  wol  getruwen.  Das  begeren  wir  umb  üch  mit  ge- 
neigtem willen  ze  gedienen  und  begeren  des  uwer  gutlich 
verschriben  antwurt  by  dem  boten.  — Geben  uf  Sant  Clemens- 
tag, a°  75. 

(St.  A.  Freiburg,  Miss.  2,  46.) 

')  Nach  der  Niederlage  vom  13.  Nov.,  vgl.  dazu  v.   Rodt  I  568, 
Witte  X  •>:iS.  E.  A.  II  569  c.  und  Nr.  m  unten. 
^)  Aiitüine  de  Champion. 
^)  V^[.  Schilling  I  :331. 
*)  Vgl.  V.  Rodt  a.  a.  O.  u.   Schilling  I  833  A. 


()6. 

Freiburg  an  den  Bischof  von  Genf. 

Donneijstag,  2^-\.  Nov.  14^5. 

Al>-;emlnii.i^  einei'  Botschaft,  um  zu  vermitteln.  Ritte  um  Ge- 
loite  für  liie^elbo  und  um  Unterlassung  jeglicher  Neuerung. 

:\v()ns  riMMi  et  entendu  voz  iettres  lesquel.x  par  ie  pre- 
sent  porleur  noz  aves  tranzmisez  *).  Sur  quoy  voz  plaise 
savoir  (|ue  devant  la  receue  de  vos  dites  iettres  estions  de- 
lib(M'(»s  (lenvoyer  notre  embessade  et  iaquelie  est  desja  sur 
cliemin  |)ünr  suy  transporter  par  de  la  -)  par  moyen  que 
ensi  comine  |)aravanl  voz  avons  eseript  pour  ung  saufeonduyt 
eisdit  noz  ambassadeurs,  ie  vuellies  faire  et  donner  ensi 
quel  est  notoii-e  veu  les  occurrans  et  dameges  que  y  peuvent 
estre.  Et  quant  plus  tost  ledit  saufconduyt  sadressera 
eisdit  ambassadours  et  plus  tost  lesdit  ambassadours  sapro- 
ctiecont  pai'  devers  voz.  Ks(|uelx  noz  ambassadeurs  avons 
roniniis   laborer   a    la   sedation    dez   dilferans  estant  de  par 


—     71     - 

de  la  suplians  votre  grace,  que  entredex  ne  vuelliespermettere 
pap  voz  gens  eslre  fait  aulconnes  innocions,  per  lesquelx 
la  chose  pehiist  empirer.  Le  tout  puissant  voz  doint  acom- 
plissemeiU  de  voz  bons  et  nobles  desirs.  —  Escript  le  jour  de 
feste  S.  Clement,  lan   1475. 

(St.  A.  Frei  bürg,  Miss.  2,  47v.) 

»)  Vgl.  oben  Nr.  65. 

*)  Vgl.  Schilling  1  33:3  Anm. 


67. 
Freiburg  an  Bern. 

Donnerstag,  '^H.  Nov.  1475. 

Greplanter  Einfall  in  die  Landschaft  des  Bischofs  von  Genf. 
Sammlung  in  Yverdon.  Absen<iiing  einer  Luzerner  Botschaft  ins  Wallis 
zur  Beilegung  der  Unruhen  zwischen  dem  Bischof  von  Genf  und  den 
Wallisern.  Unterstützung  dieser  Bemühungen  durch  eine  bernisch- 
freiburgische  Botschaft.  Bitte,  den  Ihrigen  strikten  Befehl  zu  geben, 
von  dem  geplanten  Vorhaben  gegen  den  Bischof  abzustehen. 

Als  sich  dann  etlich  ^^esellen  von  Eydgnoßen  vermes- 
sen band,  wider  des  biscbofs  von  Jenff  landen  ziio  keren, 
und  wir  vernemen,  daz  sy  yetz  zuo  ^^uotermalkin  gen  Yferdtn 
komen  und  sich  doselbst  versamlen  sollen,  da  gelieben  wir 
üch  ze  wüssen,  daz  U.  L.  K.  von  Lntzern  '\v  trelfenlich  bot- 
.schaft  gen  Wallis  gefertiget  band,  die  irrungen  zwüschent 
dem  genannten  bischof  und  den  lantlüten  von  Wallis  zuo 
befriden  ').  Und  als  wir  vernemen ,  so  ist  jetz  durch  die 
selben  botschaft  von  Lutzern  in  disen  nechst  vergangen 
tagen  vil  der  irrungen  zuo  ruow  gestelt  und  abgered.  So 
habent  wir  von  beiden  sletten  fürgenomen,  unser  trelfenlich 
bolschaft  aldar  zuo  vertigen  mit  bevelh.  die  gemelten  ir- 
rungen helfen  zuo  befridung  und  ruow(Mi  ze  bringen  '-).  Das 
wir  üch  nuo  verkünden. 

In  den  fuogen  solte  in  solicher  anhangender  Werbung 
neisswas  schedlichs  oder  unfnglichs  durch  die  gemelten 
gesellen  wider  den  bischofen  von  Jenf  oder  die  sinen  in 
sinen  landen  uud  besunder  zuo  Romawostier'^),  da  denn  die 
gemelten  gesellen,  als  wir  vernemen,  hinkeien  wellent,  für- 


—     72    — 

genomen  und  gehandlet  werden,  mogent  ip  bedenken,  was 
uns  allen  damit  und  besunder  unsern  lieben  getruwen  Eyd- 
gnossen  von  Lutzern,  so  ir  botschaft  darunter  ze  sunen 
und  gutlich  ze  werben  gefertiget  band,  unerlicher  under- 
red  zuogemessen  werden  mochte.  Zwiflen  och  nit,  den  ü.  L.  E. 
von  Lutzern  Unwillen  daran  gewunen  wurdent.  Harurab  in 
bedenken  diser  dingen  und  ouch.  daz  wir  unser  treffenlich 
botschaft  aldar  ze  vertigen  geordnet  haben,  so  bevelhen  wir 
üch,  und  ist  och  unser  bittlich  und  hoch  vermanen  an  tich, 
daz  ir  mit  den  gemelten  gesellen,  so  jetz  ze  Yferden  ver- 
samlet  sint  oder  noch  dar  konien  werdent,  so  nach  redent 
und  verschaftent,  so  lieb  inen  sye,  iro  herren  und  unser 
aller  eren  zuo  bewaren.  Und  den  unsern  gebieten  wir  by  iren 
eiden  so  ernstlich  und  vesteclich,  als  wir  denn  daz  gebieten 
und  empfelen  können  oder  mögen,  daz  sy  fürbaß  wider  den 
genanten  bischofen  noch  die  sinen  dheinerlei  fürnemen  under- 
standent  und  sich  darin  bewisent  nach  unserm  wolgefallen. 
Das  stat  uns  umb  üch  und  inen  zuo  der  billicheit  mit  willen 
zuo  beschulden  und  zuo  erkennen. 

Datum,  snell  uf  Sant  Clemenstag,  a"  75. 

(Miss.  2,  46v,  St.  A.  Fi-eiburg.) 

')  Vgl.  Knebel  II  828. 

«)  Vgl.  oben  Nr.  66, 

*)  Am  24  beriet  der  Rat  von  Freiburg,  wie  man  sich  vorsehen 
wolle  mit  Rücksicht  auf  Romainmötier  u.  am  30.  Nov.  heißt  es  be- 
reits, daß  die  Freischaaren  überall  Schaden  anrichten  und  Romain- 
mötier  geplündert  haben.  Freiburger  R.  M.  5,  158  u.  160^'. 


08. 

Bern  an  Luzern  ^). 

Freitag,  24.  Nov.  1475. 

Gemeinsamer  Vorschlag  von  Bern  und  Frei  bürg,  daß  Luzern 
nochmals  schriftlich  oder  noch  besser  durch  eine  Botschaft  die  Walliser 
zur  Beobachtung  des  Waffenstillstandes  anhalte  bis  zur  Ankunft 
einer  Abordnung  von  Bern  und  Freiburg.  Antwort  an  den  Bischof 
von  Genf. 

Üwer  schriben  uns  by  disem  üwerra  loufer  getan,  haben 
wir  empfangen  und  uns  nach  üwerm  beveihnuss  mit  üwern 


-     73    - 

lieben  mitbruder  von  Friburg  underredt,  daruf  wider  ze 
beider  syt  des  eins  worden  sint  uf  uwer  Verbesserung,  daz, 
wiewol  ir  gen  Wallis  zelest  umb  ein  anslell  und  hinderzug 
geschriben  band  *),  so  wil  uns  doch  bedunken,  daz  ir  aber- 
mals trefTenlich  und  ernstlich  dar  schribent  und  so  6  so 
besser,  oder  aber  einen  ralzboten  dar  schickent  mit  bevelh 
eins  ernstlichen  werbens,  daz  sich  die  Walliser  enthieltent 
bis  uf  die  zyt,  daz  üvver  und  unser  von  beiden  stetten  tre- 
ffenlich boten,  so  jetz  uf  den  weg  gefertiget  sint,  da.i 
kernen  werent.  Uns  wil  ouch  bedunken  als  vor,  daz  der 
ralzbot  villicht  ersprießlicher  were,  und  witer  uf  red,  so 
sich  begeben,  werben  mochte,  das  w\v  alles  zuo  uwer  wis- 
beit  hinsetzen. 

Unser  boten  sint  ouch  gestern  brief  geantwurt  worden,  die 
wir  uch  hierin  verschlossen  senden,  daruf  wir  in  beider  stetten 
Hern  und  Friburg  namen  demselben  bischof  geantwurt  haben, 
wie  dann  wir  von  dem  uns  sölich  brief  geantwurt^),  in  willen 
gewesen  syent^  unser  trclfenlich  boten  enethalb  ze  fertigen, 
die  irrungen  helfen  ze  stillen  mit  den  gedingen,  daz  den 
boten  sicher  geleit  zuegeschick  werde,  und  so  ö  daz  ge- 
schiht,  je  bälder  die  hotten  darnahe  ryten.  Und  in  damit 
gebeten  und  ernstlich  angekert,  daz  er  nit  gestatten  solle, 
durch  sin  lüt  dheinerley  nuwerung,  so  die  irrungen  ergern 
mochtent,  fürzenemen.  Das  alles  wir  U.  Br.  L.  verkundent, 
dann  wie  wir  uch  fruntlichen  willen  bewisen  kondent,  werent 
wir  allzit  bereit.  —  Datum  uf  Sant  Katherinen  aubend,  in 
der  sibenden  stund  vormittag,  a*^  75. 

(St.  A.  Frei  bürg,  Missiven,  2,  48.) 

')  Adressat  scheint  Luzern  zu  sein,  das  neben  Bern  u.  Freiburg 
im  Wallis  intervenierte,  s.  Nr.  07. 
*)  Vgl.  oben  Nr.  (17. 
»)  Vgl.  oben  Nr.  m. 


—    74    — 


69. 


Instruction  *)  für  Anton  von  Illens,  Vog^t  von  Lausanne 
oder  für  Humbert  Cerjat,  Herr  von  Combremont  *). 

Freitag,  24.  Noveuiber  1475. 

1.  Nach  Freiburg  zu  gehen  und  dort  zu  berichten,  was  ihr  Ge- 
sandiedei'  Herzogin  wegen  der  Waliiser  vorgebracht  habe;  sie  sei  mit 
Beschickung  eines  Tages  gemäss  der  Form  ihrer  Bünde  einverstanden. 
2.  Sie  sei  mit  einem  Waffenstillstand  des  Bischofs  von  Genf  gegen- 
über den  Wallisern  einverstanden.  8.  Wieder)iolung  der  gleichen  Auf- 
träge auch  in  Bern;  ferner  sie  sei  geneigt,  an  einer  Tagung  zwischen 
Bischof  und  Walliscrn  sich  vertreten  zu  lassen.  4.  In  Bern  und  Frei- 
burg die  Rückgabe  der  Waadt  zu  fordern  und,  wenn  darüber  noch  keine 
Tagung  stattgefunden,  bei  Frei  bürg  und  durch  dieses  bei  Bern  auf 
schleunige  Ansetzung  einer  solchen  zu  dringen.  Geltendmachung  der 
darauf  bezüglichen  Rechtstitel  und  Garantien  für  den  Fall  der  Rück- 
gabe. 5.  Bereitwilligkeit  der  Herzogin,  zwischen  den  Eidgenossen  und 
Burgund  zu  vermitteln.  H.  Bitte  um  Verschiebung  des  Zahlungster- 
mins für  die  Genfer  vom  Ende  dieses  Monats  bis  Dreikönigen  event, 
gegen  Verzugszinsen. 

Premierement  ira  a  Frihourg  et  narrera  comme  ma 
dile  Damme  avoir  ouy  sez  arabassadeurs,  lesquel.x  ly  ont 
rapourte  ladvis  de  reuLx  de  Berne  et  pareillement  de  ceulx 
de  Frihourg  touctiant  le  dilferenl  de  Valeys.  A  este  eontente, 
ensvvvanl  leui*  bon  advis  (|iie  journee  se  puerguye  airnable 
pour  entendie  et  cognoislre  deisdil  dilferans  scelun  la  forme 
dez  eonfederations  eslans  entre  la  maison  de  Savoye,  si  eeiilx 
de  Berne  dune  pari  el  les  evesque  et  paisans  de  Valeys  de 
laultre  "). 

Item  (lira  (|ue  ensumaiU  ladvis  que  dessera  inande 
ma  dite  Damme  a  mons^^^  leves(|ue  de  Geneve  et  au.x  aullres 
eslans  per  della  en  armes.  (|iiilz  se  doi^enl  retirer  el  garder 
de  faire  olTenre  eonlre  lesdil  V^ileysatift.  PounjUi^y  lez  peiera 
(|iielz  viieillienl  lenir  moveii  ipie  pareilliement  de  laultre 
carlier  sot*llon  ledit  advis  aulronemenl  novite  ne  se  fait  affin 
(lue  ma  dite  Damme  soubs  umbre  de  bonne  fov  si  ensvv- 
vanl   bntr  conseil  ne  fusl  deeehue. 

Item  de  la  senira  a  Berm,  dira  et  priera  eorame  des- 
sus.  item  en  oiiltres  leur  avoir  expose  coranie  dessus. 
leur  dira   <|ut»l/.   preiirnent  journee,  silz  vueillient  prendre  I;» 


-     75    — 

Charge  poup  lesdit  evesque  et  pais  de  Valey^  ou  aultrement 
en  facent  advisep  ma  dite  Damme  de  la  journee  quant  tomps 
Sera,  se  poup  lops  ne  la  peuvent  pendre  et  cependant  doige 
estpe  tente  sopceane  de  guerre  düng  c.onse  et  daullpe. 

Item  ennoltres  tant  a  Frihourg  comme  a  Berne  justera 
en  la  melliour  fopme  (|ue  faire  le  saura  a  avoir  la  response 
de  la  pestiUition  du  pais  de  Vuaud  per  les  ambassadeiirs  quel 
dessus  desja  desmandee  *).  Kt  se  per  adventure  la  journee 
navüit  eneorez  este  entre  eulx  t(»nue  ne  deliberalion  prinse 
de  respondre,  justera  princnpalment  vers  ceulx  de  Frihourg 
et  per  leur  conseil  encores  vers  ceulx  de  Berne,  qiie  le  plus 
brief  quelz  pouppont  journee  se  liegnio  et  i-esponse  ly  soit 
feite,  afin  que  madite  Damme  sache  mieulx  comme  pourveoir 
el  besogniep  en  ceste  matiere  pour  lindempnite  delle  et  de 
^or\  dit  seigneup  le  duc  son  (iL 

Item  leup  poupra  pemonstrer  comme  le  dit  pays  de  Vuaud 

^Ppartient  amonsgr.  le  duc  son  fil  tant  per  souverainte  comme 

l*Gr*  condicions  opposeez  au  partaige  de  monsgr.  de  iZomon^ '^) 

^^n^me  per  aultre  cas  qui  pourroit  sorvenir  et  pai-eilliement 

^       noa   dite  Damme   comme  tulieris  et  administreris  de   mon 

*  *^    seigneup  son  (11  comme?  aussi  a  cause  de  son  douaire.  ainsi 

'^^  desja  plus    largemciil    per   lesdit    ambassadeiirs   leui-   a 

^^^€3  remonstpe  et  bien  le  sevcnl. 

Item  que  remm(?ttant  le  pais  comme  dessus  ser(Mt  as- 
^^^irez   que    mal    ne    domaige  wv.  Icnr  vicndra  du  carlier  nc 
*^^*i*  sus  le  dit  pais  de  Vuaud. 

Item   pemonstrera  auxi  comme  a  leur  seclb^  dcz  places 

^^ turne  ilz  bien   sevent.     (.es(|U(»llcz  (|uant   aullre    ny    aurijil 

^     pourroent   dire   au   contraire   de   rcstitucr,    pourcpioy  Icz 

^;^^*iepa  de  tant  comme  dessjis.   (lein  leur  dira  comme  madite 

^^^^mme  est  toujours  du  voloii'  (|uaulti-ef(Ms    per    sez  ambas- 

^deurs  leur  a  fait  remousticM*.  de  semphivei*  a  la  nacifu'ation 

^^  monsgr.  de  Bourgoignie^)  et  deulx  et  s(»nlira  si  bnir  siMuble 

H^e  en  quelque  faczon  eile  sen  doige  entremellrc»  et  la  ma-- 

^niere  comme   et  de  ce  (luellc^  siMjtira  i^l  toul  le  demeurant 

^'^tjndra  relFerir  on   reslei'a  bien  a   (dein  a   madile   hannne. 


—  Te- 
llern leur  dira  comme  ma  dite  Damme  a  entendu  ou 
payement  quest  a  faire  per  ceulx  de  Genhve  a  la  fin  de  ce 
moys.  et  ly  a  este  expose  per  eulx  la  difliculle  du  payement, 
car  lez  marchans  de  Geneve  qui  doivent  faire  ce  payement 
pour  la  plus  pari  ont  leurs  debiteurs,  dont  ilz  nont  peu  avoir 
satisfaction  causans  les  occurrans  ').  Pourquoy  lez  priera  de 
la  part  de  ma  dite  Damme  quel  vuellient  donner  terme  de 
ce  payement  jusques  a  la  foire  de  PApparition.  Et  se  par 
avanture  ilz  feissent  difficulte  de  ce  terme,  au  moins  le  vu- 
ellient donner  prcnnant(?)  interest  de  ceulx  de  Genive  pour 
la  dite  somme  jusques  au  dit  terme.  Yolant 

Expediees  du  commandement  de  madite  tres  redoubte 
Damme  le  24  jour  de  Novembre  1475.  Fortonern, 

(St.  A.  Freiburg,  Miss.  2,  50^.) 

*)  Citiei't  von  v.  Rodt  I  569.  Diese  war  im  Auftrage  der  Her- 
zogin von  Savoyeri  in  Bern  und  Frei  bürg  vorzutragen. 

')  Antoine  d'IIleny,  vgl  oben  S.44Hurabert  Ceryat,  Vogt  in  der 
Waadt  1473—74. 

')  Vgl.  oben  Nr.  67,  ^, 

*)  D.  h.  der  im  Oktober  gemachten  Eroberungen,  vgl.  oben  Nr. 
64.  und  v.  Rodt  I  556. 

')  Vgl.  Gingins,  Episodes  127  ff. 

*)  Vgl.  oben  Nr.  42,  43. 

')  Vgl.*  Schilling  1  313.*  E.  A.  II  569  g,  v.  Rodt  I  546  ff.  u.  oben 
Nr.  63. 


70. 
Bern  an  Freiburg. 

Samstag,  13.  Januar  1476. 

F'reiburgs  Bericht  über  die  Not  der  Besatzung  von  Yverdon. 
Bern  wünschte,  dass  Freiburg  seine  Leute  noch  zurückhält,  um  An- 
griffe zu  verhindern.  Anordnuug  des  Auszugs  des  Berner  Banners  auf 
14.  über  Murten,  Peterlingen.  Glockensturm  zum  Aufgebot  der  Mann- 
schaft im  Lande  und  Mahnung  an  Luzern  und  Solothurn  zur  Ret- 
tung des  Zusatzes.     Beförderlicher  Auszug   in   der  Frühe. 

Als  \v  uns  die  not  der  uwern  und  unsern  zuo  Yferden 
[gemeldet]  ')  und  dabi  durch  unsern  grosweibel  verstanden, 
das  ir  die  fiwern,  als  ir  uns  durch  üwer  Schriften  ^)  gelütert, 
nit  abgevertiget  haben  us  ursach  unser  schribens,  darin  wir 


—    77     — 

berören    die  üwern  ufzuohalten.     Getruwen  brüder!    ünsßr 

grund  ist  gewesen,    die  üwern  der   usloöfen   und   angriffen 

zuo  verheben  und  nit  die  üwern  und  unsern  zuo  verlassen  mit 

zu  besterken;  dann  uns  das  ganz  not  bedücht  hat,  als  wir 

uch  luter  haben  zuge[schriben].  Aber  wie  dem  allem,  so  ist 

das  in  keinen  weg  zuo  bessren,  dann  das  ir  und  wir  gestraks 

mit  Ordnung  zuoziechen  und  ir  Hb  und  leben  helfen  retten, 

das  wir  ouch  mit  gots  hilf  tuon  un  morn  in  dem  namen  der 

säligen   geburt   Cristi   mit   unserm   offnen    paner   von    statt 

rucken    und    den    nächsten    gen    Murten    und    Bätterlingen 

ziechen  wellen  und  das  mit  fürdrung  zuo  tuond.  So  haben 

wir    in    allen    unsern    landen    einen    glockensturm    ange- 

sechen,  damit  ir  und  wir  des  sterker  und  mächtiger  syen, 

^k  wol  not  ist,  und  nit  dester  minder  gon  Lutzern  und  Solch 

ttim  ylends  geschriben  ^)  mit  ganzer  macht  zuo  entschütlung 

ztiozeziechen ;   dann  wir  wellen  zuo  rettung  der  üwern  und 

Und  unsern  unser  lib,  ere  und  guot  trostlich  und  mit  manns- 

'Jiuot  setzen  und  bis  nach  dem  tod  verr  von  üch  nit  scheiden. 

t>£iran  mag  kein  not  so  gros  sin,  die  das  wende.    Wir  wellen 

Oll  oh   frü   vor  tag   abstatt   ziechen    und   uns    nach    notdurft 

fQi-^ern^).    —    Geben   Sampstag   Hilaiii,   der  fünften  stund 

*^sioh  mittentag,  a**  76. 

(Coli.  Girard  VII  laS,  Original  defekt,  Siegel  abgefallen.) 

Entre- 


t^t^i 


»)  Vgl.  Fries  401;  Schilling  l  ;i4'>.    Knebel  II  aT)  A.  2. 

272.    V.  Rodt  I  578  ff.    Gingins  Episodes  218  ff. 

')  Vom  13.  Februar,  im  Auszug  bei  Knebel. 

')  Das  Schreiben  bei  Schilling  I  ;348. 

*)  Bestätigt  durch  Fries  und  Schilling  I  849. 


71. 

**^uptleute  etc.  von  Bern,  Freiburg,  Luzern,  Solothurn 
an  Markgraf  Rudolf  von  Hochberg '). 

[Yccrdoii].    Donnerstag,  24.  Januar  1476. 

Danken  für  das  Anerbieten  des  Markgrafen,  sieh  l:>eim  Herzog 
^'pn  Burgund  für  einen  Waffenstillstand  zu  verwenden.  Bitte,  sieh  in 
^Je^er  Angelegenheit  an  Bern  oder  Frei  bürg  zu  wenden. 

Wir   haben   üwer   schrihen,   darin  ir  begeren  üch  zuo 


-     78    — 

underrichten,  ob  ir  fürer  gein  dem  herzogen  von  Burgunn 
umb  ein  bestand  nach  inhalt  des  abscheids  zuo  Basel  -) 
werben,  oder  wie  ir  uch  darin  halten  sollend,  verstanden  und 
danken  der  und  ander  guten  U.  ü.  vast  trüntlich  mit  beger, 
seralichs  umb  uch  mögen  verdienen.  Und  nach  dem  dann 
vorhin  dis  ding  vor  U.  E.  von  Bern  oder  andern  gehandelt 
worden  sind,  so  mag  U.  G.  die  Sachen  zuo  Bern  und  Friburg 
werben  und  anbringen,  so  zwifeln  wir  nit,  üch  werd  nach 
U.  G.  gevallen  antwurt,  daby  wirs  ouch  lassen  beliben.  Dann 
U.  G..  zuo  uns  ze  kommen,  bedunkt  uns  unverfenklich.  nach- 
dem dann  das  die  zit  nit  uf  im  hat.  —  Datum  an  Donnstag 
nach  Antonii,  a"  76. 

(Coli.  Girard  VII  103,  gleichzeitige  Kopie.) 

*)  Vgl.  oben  Nr.  48.  Der  Markgraf  stand  mit  Bern  in  Burg- 
recht,  war  aber  dem  Herzog  von  Burgund  lehenspllichtig. 

«)  Vom  10.  Januar,  vgl.  Knebel  11  3SS.  Schilling  1  337.  v.  Rodt 
1  589  ff. 


72. 
Bern  an  Freiburg. 

Samstag,  9.  Febr.  1476. 

Notwendigkeit,  die  Besatzung  von  Yverdon  mit  Blei,  Pulver, 
Büchsen,  Pfeilen  u.  a.  zu  versorgen.  Bitte,  durch  den  Freiburger 
Hauptmann  zu  Montenach  ein  Aufsehen  zu  haben  und  wenn  not- 
wendig ihnen  Beistand  zu  leisten  und  dem  Hauptmann  zu  Yverdon  zu 
befehlen,  keine  Lebensmittel  ausführen  zu  lassen. 

Nach  ^estalt  der  löufi),  so  ist  not,  das  die  üwern  und 
unsern  zuo  Yferden  mit  allerlei  gezüg  zuo  der  wer  gehörende, 
das  dann  bisher  beschechen  ist.  besorgt  werden  zue  für- 
komen  schmach,  schand  und  schaden,  die  inen  und  uns  be- 
gegnen mochten.  Und  horumb  so  ist  an  U.  Br.  Fr.  unser  gar 
ernslig  beger  mit  geflissner  bitt,  ir  wellend  von  stund  an 
notdurft  besorgnis  an  ply,  bulver,  büchsen,  pfilen  und  ander 
dahin  vertigen,  des^L^lichen  wir  ouch  ane  Verzug  thuen  wellen, 
ouch  üwein  houptmann  zue  Montenach-)  ernstlich  in  beveihe 
geben,  in  disen  gegenwurtigen  löufen  rait  sanapt  denen,  so 
er  vermag,    ein   getruw    ufsächen    zuo    Yferden    ze    habend 


-     79    - 

mit  tpostlichein  bistarid,  ob  das  not  wurd;  dcsglich  üwerm 
hopttnann  zue  Yferden'^),  was  an  win,  körn  und  ander  not- 
durftigtM*  habe  zue  Yf erden  sie,  dasselb  da  zue  behalten 
und  des  ganz  nütz  von  dannen  zc  lassen,  als  \v  mit  uwer 
wisheit  selbs  wüssen  zue  ermessen,  vast  notdürftig  sin.. 
Datum,  an  Sampstag  nach  Purificationis  Marie,  a**  7G. 

(Coli.  Girard  VII  107,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

')  Damals  war  Herzog  Karl  bereits  in  Jougne  angelangt,  vgl. 
Knebel  11  ^43  A.   1. 

')  Jean  Mestral,  seit  "28.  Nov.  147j.  Vgl.  Freiburger  R.  M.  5, 
1<>0.  V.  Rodt  I  524. 

')  Nach  V.  Rodt  I  578  wäre  Hans  Müller,  ein  Rerner,  dort 
Kommandant  gewesen.  Das  Kommando  über  die  Freiburger  im  dor- 
tigen Zusatz  wurde  aber  vom  Rate  an  Nicod  Cornu  übergeben  am  20. 
Januar:  ((Est  advise  in  consiiio  deslire  400  compaignons  pour  la 
guerra  et  que  Ion  leur  donnoit  ung  capitain  par  devant  lez  CC.  Est 
ordonne  Nicod  Cornu  capitain  pourestrea  Yverdon».  Freiburger  R.  M. 

5,  leyv. 


73. 
Bern  an  Freiburg, 

Sonntag,  11.  Februar  1476. 

Mißvergnügen  Berns  über  Rückberufung  des  Zusatzes  von  Peter- 
lingen  durch  den  Zusatz  in  Murten.  Absendung  eines  Ratsherrn 
Diit  etlichen  Büchsenschützen  gegen  Peterlingen  mit  dem  Befehl  an 
die  Besatzung  von  Murten,  Peterlingen  zu  behaupten.  Bitte  an  Frei- 
burg, den  Seinigen,  besonders  den  Bogenschützen,  gleiche  Weisung 
zu  geben. 

Es  ist  jetz  zuo  uns  komen  Peter  Bomgarter  unser  rat, 
vogt  zuo  Betterlingen  *),  und  hat  uns  zuo  erkennen  geben, 
wie  denn  die  uwern  und  unsern  von  Murten  die  iren,  so  si 
gon  Betterlingen  geschickt,  wider  abzuerüfen  understanden  *). 
So  haben  uns  ouch  die  von  Murten  sölii;h  meinung  selbs 
zuegeschriben,  [die]  uns  ganz  nit  gevellig,  angesechen  das, 
so  Och  und  uns  an  disen  dingen  gelegen  ist.  und  besunder, 
das  not  wirt  an  etlichen  ortiMi  mannlichen  widerstand  ze 
thuend,  verrer  inväl  zue  verkumen.  Und  haben  also  daruf 
von  unserrn  rat  einen  geoi'dnet,  angends  mit  ettlichen  bü(;hsen- 
schützen  gon  Murten  zut^  keren  und  dann  fiirrer  mit  den 
unsern,    so  jetz    daselbs  und  uf  dem  zug  sind  ••),   fürer  bis 


—    80     — 

gon  Betterlingen  zue  ziechen  und  die  von  Murten  daran  ze 
wisen,  die  iren,  ob  si  dannen  weren.  wider  zuo  vertigen 
und  denselben  zuo  sagen,  nachdem  si  etwas  epschrocken 
sind,  sich  wol  getrost  zue  enthalten;  dann  ir  und  wir  si 
nit  wellen  lassen,  mit  mer  worten,  die  darzue  dienen.  Ha- 
rumb  wir  U.  Br.  L.  gar  früntlich  bitten,  die  üwern  und  be- 
sunder  ouch  büchsenschutzen  nit  zc  verhalten,  und  ob  üch 
jemand  understünd  abzuewenden,  sölichs  nit  geschechen  zue 
lassen  *).  So  vertruwen  wir  uf  den  uszug,  so  ir  und  wir 
mit  einandern  furgenomen  haben,  die  und  ander  sach 
werden  zuo  besserer  Ordnung,  die  ouch  wol  not  ist,  körnen. 
—  Datum,  Sunnentag  vor  Valentini,  der  11.  stund  in  der 
nacht,  a°  76. 

(Coli.  Girard  VII  109,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

')  Vgl.  V.  Rodt  1  ü24t,  Kommandant  der  Besatzung  daselbst  war 
dagegen  Job.  Lari  von  Frei  bürg. 

*)  Am  9.  Febr.  hatte  Frei  bürg  Bern  aufgefordert,  Leuto  nach 
Peterlingen  zu  senden.  M.   R.  5,  178. 

*)  Am  10.  Febr.  wurden  Stadt  und  Landschaft  Bern  aufge- 
boten, vgl.  Schilling  I  856  A.  2,  Knebel  II  tU4. 

*)  Die  Freibuiger  boten  am  11.  Febr.  ihre  Mannschaft  auf,  vgl. 
Fries  402  A.  4. 


74. 
Bern  an  Freiburg, 

Dienstag,  13..  Februar  1470. 

Empfang  der  Schreiben  von  Freiburg  und  Peterlingen.  Miß- 
fallen über  den  Abzug  der  Städte  u.  das  Ausbleiben  der  abkomman- 
dierten Berner.  Absendung  eines  Bevollmächtigten  nach  Murten  mit 
dem  Befehl,  von  den  dort  lagernden  und  heute  noch  eintreffenden  600 
Mann  400  nach  Peterlingen  zu  legen  und  an  ihre  Stelle  Donnerstags 
Leute  aus  Thun,  Niedersim mental  und  Emmental  in  Murten  einrücken 
zu  lassen.  Eintreffen  der  übrigen  Berner  Freitags.  Benachrichtigung 
des  Zusatzes  in  Yfferten  durch  einen  Boten  mit  Hilfe  des  Mark- 
grafen. 

Wir  haben  verstanden  uwer  Schriften  mit  sampt  den 
briefen,  so  von  Betterlingen  sind  komen^)  und  missvallt  uns 
vast  der  abzug  der  stattlüten  und  noch  mer,  das  die  unsern, 
die  wir  anders  bescheiden  haben,  noch  hinin  nit  sind  komen*). 
Aber  nit  dester  minder  so  haben  wir  angends  ein  unsers 
rats  gon  Murten  geordnet  und  dem  bevolhen,  von  den  unsern, 


—  BI- 
SO daseibs  ligen,  der....  uf  sechs  hundert  jetz  dazuo  sind 
undhinacht  darzuo  komen,  bevolhen  und  geordnet  sind,  was 
[deren  aber  über]  zweihundert  sye,  angends  gon  Bätterlingen 
MO  fördern  und  dann  fürer  den  von  Murten  [zu  trostj  die 
unsern  von  TAun,  Nidersibental  und  Aemmental  beschriben, 
morn  zue  nacht  hie  zue  sind  und  Donnstag  fru  gon  Murten 
luo  ziechen.  So  werden  ouch  wir  uf  Fritag  mit  macht  ouch 
dahin  keren,  also  das  wir  getruwen,  si  sollen  wol  versorgt 
siD  und  werden.  Es  ist  ouch  vast  not.  Aber  der  üwern 
[und  unsern]  zuo  Yferden^)  halb  schicken  wir  angends  einen 
boten  zuo  inen  und  schriben  in  aber  üwern  und  [unsern] 
willen.  Aber  damit  solichs  des  bas  mag  beschechen,  so  be- 
geren  wir  an  unsern  [gnädigen  herren]  den  marggrafen  *), 
den  boten  zuo  inen  zuo  dem  sicherlichesten  zuo  furdern  in- 
halt  unser  [missif],  die  wir  im  schriben.  —  Datum,  Zins- 
tag vor  Valentini,  in  der  vierden  stund  nach  dem  Mittentag,  76. 
(Coli.  Girard  VU  111,  Original,  beschädigt,  Siegel  abgefallen.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  78. 

')  Ueber  den  Aufmarsch  der  Berner  vgl.  Schilling  I  T)<j  A.  2. 

*)  Dort  lagen  seit  5.  Nov.  je  *^  Mann  aus  Bern,  Frei  bürg,  So- 
lothurn  und  Luzern,  unter  dem  Kommando  des  Freiburgers  Heinr. 
Wicht.   Schilling  I  Ml  A. 

*)  Rudolf  von  Hochberg,  Graf  von  Neuen  bürg,  s.  ol^en    Nr.  71. 


75. 
Bern  an  Freiburg. 

Dienstag,  Vi.  Februar  1470. 

Nachricht  von  einem  Einfall  fie^ien  Greierz.  Aufforderung  an 
^^Oberüim mentaler,  mit  denen  von  Saanen  den  Gn^ierzern  l>eholf<Mi 
*?8ein.  Mahnung  an  Frei  bürg,  bei  «meinem  Unternohmen  nicht  vor- 
J.%  und  auf  der  Hut  zu  sein.  Nachricht  \on  der  B<da>:«MMiiiL'  P«;tcr 
'ligeiii  und  vom  Eintreffen  de<  Ht^r/niz^.  Au^sendurii:  von  Kund- 
schaftern und  Verstärkung  (Um  Bo^at/uriL'  V(»ii  Muit<Mi.  Auffnnhjrurig 
'^ro  Angriff  an  den  Bischof  von  Wallis.  Mahnung  an  Luzern 
'^ni  Zuzug.  Bitte  um  nähere  AiiLrabc  iiber  einen  f«Mnflli«ln?n  Angriff 
W^n  die  Frei  burger. 

Wir  haben  üwer  schiihen  des  invals  hall)  <I(M'  von 
^^»*)  wol  verstanden,  und  ist  uf  liiil  uns  von  den  unsiMTi 
von  Ohersibental  derglich    rneinun;;  ^^clangt.   heii  hah(Mi  wir 

r, 


—    82    — 

ernstlich  bevolhen,  mit  den  iren,  so  über  die  zal  des  uszugs 
daheim  beliben,  zuo  denen  von  Sanen  zuo  rettung  der  von 
Gryers  mannlich  zuo  ziechen  und  hoffen  v^ol,  das  beschäch. 

Und  als  wir  an  üv^ern  schriben  verstau,  das  ir  etwas 
understan  an  die  band  zuo  nemen  mit  abbruch  ze  tbuond, 
begeren  wir  an  U.  B.  L.  gar  mit  geflissnem  ernst,  gewarsam- 
lich  zuo  handeln  und  nit  zue  schnell  zue  sind.  Das  mag  Qch 
und  uns  allen  gar  wol  erschiessen  *). 

Uns  ist  ouch  hut  von  den  von  Murten  angelangt,  das 
Betterlingen  belogert  sie  mit  60000  mannen,  daruf  wir  der 
zai  halb  nit  vil  halten ').  Wir  haben  aber  usgeschickt, 
die  ding  gruntlich  zue  erkennen,  und  besunder  ouch  die  von 
Murten  vast  gesterkt  mit  einer  gueten  zaI  löten,  die  hinacht 
dahin  komen  sollen^);  dann  uns  ist  uf  hut  aber  gewQss 
verkündet,  der  herzog  sie  in  eigner  person  herüber.  Und 
nütz  des  minder,  so  haben  wir  dem  bischof  von  Wallis  und 
der  landschaft  geschriben,  angends  zuo  den  Sachen  mit  lip 
und  guot  zuo  grifen,  desglich  U.  E,  von  Luizem,  jetz  zum 
vierden  mal  ouch  schriben  lassen,  sich  selbs  und  ander  U.  E, 
so  vast  das  ieraer  sin  mag,  ze  fürdern  ^),  Und  was  uns  denn 
von  den  und  andern  begegnet,  wellen  wir  U.  B.  L.  tag  und 
nacht  verkünden. 

Dabi  hat  uns  ouch  angelangt,  wie  ein  gezöck  mit  üch 
fürgenoraen  *) ;  was  daran  sie  und  wie  das  fürgenomen 
oder  beschechen,  begeren  wir  mit  anderm,  ob  üch  ützit  be- 
gegnen wurd,  von  U.  L.  zuo  vernemen.  So  wellen  ouch  wir 
U.  B.  L.  bis  in  den  tod  nit  verlassen  sonder  unser  vermögen 
lips  undguots  ungespart  zuo  üch  setzen  mit  hilf  des  almechti- 
gen,  der  üch  und  uns  alle  wol  bewaren  wellen. 

Datum,  an  Zinstag  vor  Valentini,  a°  76. 

(Coli.  Girard  VII  113,  Orig.  Siegel  teilweise  erhalten.) 


*)  Ueberfall  von  Aubonne  8./9.  und  Romont  11. /12.  Februar, 
lieber  die  von  Frei  bürg  getroffenen  Vorkehrungen  vgl.  Fries  403. 
Schreiben  Panigarolas  vom  10.  und  13.  Febr.  bei  Gingins,  D^p.  I  275, 
277.  Gingins  Epis.  216  und  unten  Nr.  78. 

*)  Vgl.  Hisely  II  88. 

^)  Vgl.  oben  Nr.  74.  Das  Gerücht  war  übrigens  falsch,  vgl. 
Schilling  I  STA  A.  1. 

*)  Die  Burgdoifin'  rückten  aiu  13.  ein,  vgl.  Schilling  I  3ü6  A.  2. 


—     83    — 

*)  Vgl.  Schilling  1  350  A.  2  u.  Schreiben  an  Luzern  vom  glei- 
eben  Tage,  Geschieh tsfrd.  XXI 11  66  ff. 
*)  Vgl.  Knebel  II  344. 


76. 

Bern  an  Freiburg. 

Donnerstag,  15.  Februar  1476. 

Freude  über  die  Siegesbotschaft.  Auszug  von  Bern  und  Basel 
morgen,  hernach  auch  der  übrigen  beförderlich.  Meldune  von  der 
lieute  erwarteten  Ankunft  der  Herzogin  von  Savoyen  mit  §000  Mann 
in  Lausanne  und  von  5000  FuÜkn echten  des  Herzogs  von  Mailand.  Der 
Herzog  von  Burgund  mit  1200  Glenen  in  Orbe,  seine  Artillerie  unter- 
wegs, Troylus  mit  ihnen. 

Wir  haben  üwer  jetzig  schriben  verstanden  und  an  der 
niderläg  darin  begriffen  ^),  die  ob  gott  wil  unser  aller  halb 
einen  guoten  avank  zougt,  unsäglich  froud  genomen.  Und 
also  ziechen  wir  in  dem  namen  gotts  morn  von  statt '),  des- 
glich  U.  E.  von  Basel  ouch  von  ir  statt  ^),  und  die  andern 
komen  ouch  hernach.  Aber  die  andern  U.  E.  sind  noch  nit 
von  statt;  si  werden  sich  aber,  als  wir  glouben,  wellen 
fördern  *).  So  ist  uns  ouch  begegnet,  das  die  Saffaysch 
Herzogin  mit  9000  mannen  uf  hut  gon  Losen  komen  solle 
und  daruf  5000  fuosknecht  vom  herzogen  von  Meyland. 
Der  herzog  von  Burgunn  soll  je  zuo  Orha  ligen  mit  1200 
glenen  und  der  klein  buchsenzug  herüber  sin  und  zuch  der 
gros  züg  stäts  hernach  *).  Und  Troylus  soll  mit  der 
einen  herüber  sin;  davor  haben  18  pferd  gangen  und 
^ryg  wegen  mit  büchsensteinen  •).  Dis  alles  habent  wir 
U*  L.,  in  der  gestalt  uns  das  ankörnen  ist,  nit  wellen  ver- 
halten, üch  in  allweg  mit  uns  dester  bas  darin  wissen  zue 
schicken.  Damit  halt  uns  all  der  allmechtig  gott  in  seinem 
götlichen  schirm. 

Datum,  an  Donstag  nach  Valentini,  a**  7G. 

(Ck}ll.  Girard  Vll  115,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

')  Vgl.  oben  Nr.  75  u.  Knebel. 
•)  Vgl.  Schilling  I  a^  A  2.  Knebel  11  344. 
')  Am  90.  Febr.  s.  Knebel  I!  345,  Beinoulli  II  7. 
*)  Der  Auszug  war  auf  den  23.  Febr.  angesetzt,  s.  E.  A.  II  580  a. 
»)  Vgl.  dazu    Knebel  II  '^X'l,    Schilling  I  .Tv3  A.  2,    Panigarola 
'om  10.  Febr.  bei  Gingins  D6p.  I  275.  v.  Rodt  II  lö  ff. 
•)  Panigarola  a.  a.  O.  277.  (13.  Febr.). 


77. 
Heinz  Larln  ')  an  Freiburg, 

\F'ülfrli;gea  ?]  Dienstag.  20.  Februar  U7(). 
UDzufriedenheit,  dali  die  heimgeücliicktea  öO  Mann  nicht  erseUl 
wuf'len.  Dmliung  der  ziiritokgebliel)eneD   Knechte   aucb  wegzulaufeii. 
Bitte  um  VerhaltongsiiKiüregeln. 

Der  fünfzig  knechten  halb,  so  ich  Jacob  Merynm 
heim  zuo  geleiten  mit  im  gesendet  han,  die  aber  ü.  (j. 
daheim  enthalten  und  nit  widei-  harum  gesendet  hat '), 
das  nun  ein  schultheissen  und  den  rat  zuo  Betterlingen 
ouch  den  houptman  vun  Bern  vasl  unbillichen  bedunken 
vvil,  darzuo  die  andren  gesellen,  so  noch  alhie  bj  mir  sind '), 
vast  unwillig  sind  und  sprechend,  si  wellend  urlob  von  mir 
han  und  nil  lenger  hie  beliben.  und  well  ich  inen  nit  urlob 
geben,  so  wellend  si  [aber]  an  urlob  heim,  ir  schickend  denn 
die  knecht  wider  harum.  G.  M.  II.  !  Hat'uni  so  bit  ich 
üwep  wisheit,  ir  wellend  mich  iiwern  willen  schriftlichen 
lassen  wiissen,  was  mir  in  disen  dingen  zuo  tuond  sig. 
Uwer  wisheit  sol  ouch  wüssen,  das  der  houptman  von  Bern 
dise  geschieht  rainen  herren  von  Bern  ouch  geschribeo 
—  Datum  uf  Zinslag  nach  Valentini,  a"  76. 

(Coli.  Girard.  XI.  43,  Original^ 

'i  Koramaiidaii 
in  PelerlinKeD,  \aL 
1  534. 

')  Am  Q.  Febr.  bat!«  Frdbui'i;  Bern  auTgelordert,  die  Besatzung 
von  Peterliiigen  /u  veralärken  and  am  18.  dort  angefragt,  ob  e»  neine 
Süldner  von  Petartingen  zurückrufen  u.  Greierz  beseUen  eolle  ».  Pni- 
buiger  R.  M.  V  1T3.  173^,  175. 

']  Er  hatt«  175  )''reiburger  bei  Hieb,  a.  a.  0. 


in  Bern   \ 


78. 


Graf  Ludwig  von  Greierz  an  seine  Untertanen 
von  Saanen. 

GfiTiv--,  Freilag.  24,  Februar  147li. 
Vprsicherung,   dass  die  ihm  beim  Einfalle  des  Grafen 
Jakob    von  Bomont  gegen  seine  Schlösser  und  ßesilzungefl 
in  .iubonne,  FuUnieux  und  Oron  und  ik-ren  Plünderung  woj 


I 


—    85    — 

Wilhelm  von  Vergy  sowie  beim  Einmarsch  des  Herzogs  von 
Bwgund  in  die  Waadt  durch  die  Leute  von  Saanen  über 
ihre  Schuldigkeit  geleistete  Kriegshilfe  ihren  Freiheiten  un- 
schädlich und  für  die  Zukunft  in  keiner  Weise  nachteilig 
sein  sollte  ^). 

(Abgedr.  Geschichtsforsclier  XIII  582.) 

Eine  gleiche  Versicherung  gab  der  Graf  in  einer  beinahe  gleich- 
lautenden Urkunde,  dat.  Greierz  8.  März  1476.  Fehlt  bei  Ochsen- 
bein, Urk. 


')  Vgl.  oben  Nr.  75. 


79. 
Hauptmann  Peter  Strubi  (?)  an  Freiburg. 

[Grandson  ?]  Sonntag  25.  Februar  1476. 

Flacht  von  5  Mann  der  Besatzung  Samstag  Abend.  Unruhe 
J.^n  ungenügender  Unterstützung.  Unmöglichkeit,  ohne  eine  solche 
^le  Besatzung  «ich  länger  zu  halten.  Argwohn  gegen  Anton  Chausse, 
yf  nach  Frelburg  gewiesen  wurde  zur  Verantwortung,  auch  bezügl. 
«es  Fenners  von  Peterlingen. 

Wi  fügend  U.  G.  zuo  vernämend,  wie  das  nächtin  spat 

'n  der  nacht  um  die  9  fünf  man  von  diser  stat  zuo  der  mur 

"^  an  seilen  sich  gelassen  hand  '),  dem  namen  hienach  ge- 

^^*hpiben   stand    mit  namen:    Marmel  de  l/on,    Loy  Crumoins, 

*7Äan  Rattan,   Guyan  donzel,,..  Anthoine  Guay.    Und   under 

"'^cn  dingen  sind  wir  vast  unruvvig  gewesen  [und  will  uns 

^dünken],  wie  uns  wenig  zuoschoubs  beschuch,  es  sig  von 

•   G.  oder  von   ü.  H.  H.  von  Bern.     Sond   ir  wussen,    das 

•^  nit  me  hie  beliben  wellen,    wani   wir  ouch  nieman    me 

''^ögen  hie  behau,  ir  wellend  denn  ein  besser  ufseehen  zuo 

''^s  han  *).     G.    H.    H. !    uns   ist  ouc^li    furkomen,    wie  das 

^'^ihoine  Chausse  ouch   etzvvas   um   die  ding  wüss,   und  ist 

^^5  für  argwanig  hingeben.     Darum   so   hand  wir  zuo  im 

^**iflen  und  hand  uns  erkundet,  so  verr  wir  hand  gemögen. 

^ip  könnend  aber  kein  schuld  an  im  finden.  Nützet  desler- 

^indep  hand  wir   in    in  eid   genomen,    sich  gan  Friburg  in 

^^ver  stat  für  üwer  wisheil  zuo  antwurten  und  dannen  nit 


-    86    — 

zuo  komen  ftn  U.  G.  erloubung,   darum  ouch  der  venr  von 
Petterlingen  ^) , . . .  ist.     Damit  spar  üch  got  in  eren. 
Datum  uf  Sant  Matthistag,  a^  76. 

(Coli.  Girard  VII  127,  defektes  Original,  Siegel  abgefallen.) 

*)  Nach  Fries  410  sind  es  nur  vier  gewesen. 
')  Ueber  die  Stimmung   bei  der  Besatzung  ist   hier    vor  allem 
Fries  zu  vergleichen. 

')  Dem  Namen  nach  unbekannt. 


80. 

Bern  an  Freiburg. 

Sonntag,  28.  April  1476. 

Ausdruck  höchster  Freude  über  die  Siegesbotschaft.  Weiter- 
beförderung derselben  an  die  übrigen  Eidgenossen  und  Zugewandte. 

Wir  haben  der  Owern  glücklichen  gesig  ^)  durch  uwer 
verschriben  nit  ftn  allerhöchst  befrowen  unser  aller  gerouten 
verstanden,  des  wir  dem  allmechtigen  gott  lob  und  U.  B.  L. 
dank  sagend  mit  beger,  uns  allwegens  tag  und  nacht  alles 
des,  so  öch  fürkumpt  und  begegnet,  ze  berichten.  Wir  haben 
ouch  sölich  guote  mär  andern  U.  E.  und  zuogewandten  von 
stund  an  zuoschriben  lassen  *).  L.  B.  F.!  Der  allmechtig 
gott  well  uch  in  allem  üwerm  fürnemen  sälenklich  und  uns 
zuo  trost  behalten  und  für  bevolhen  haben. 

Datum,  Sunntag  Misericordia  Domini,  a^  76. 

(Coli.  Girard  Vll  121,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

*)  Sieg  der  Freiburger  vom  27.  April  über  die  Besatzung  von 
Romont.  vgl.  den  Bericht  Freiburgs  vom  28.  bei  Ochsen  bei  n,  Ur- 
kunden ir)8  u.  den  Bericht  eines  Gefangenen  ebenda.,  ferner  Knebel 
II  415,  offenbar  nach  dem  Freiburger  Originalbericht. 

')  Nach  Luzern,  Solothurn,  Basel  durch  Bern,  vgl.  Ochsen- 
bein 157. 

81. 
Bern  an  Freiburg. 

[Donnerstag,  13.]  Juni  1476. 

Empfang    des    Frei  burgischen    Schreibens.    Mahnung    an   alle  ^ 
Eidgenossen,  Zugewandte   u.  Bundesgenossen,   auch    an  Bischof  und  ^ 

Landleute  im  Wallis.   Aufgebot  der   Berner   durch  Landsturm.    An 

griff  auf  Gümenen,  Dank  für  den  Beistand  der  Freiburger«   besondei 
auch  derer  von  Bösingen. 

Wir  haben   üwer  schriben  vernomen   und  vor  und  e( 
uns  daselb  zuokäm,   haben  wir  allen  U.  E.,  zuogewandtei 


-    87    - 

ond  buntgenossen  [geschriben]  und  die  hoch  und  treßenlich 
epvordert  und  gemant '),  desglich  ouch  unsern  herrn  und 
buntgnossen  den  bischof  zuo  Wallis  und  die  lantlüt  in  hoffen 
und  ganzem  vertruwen,  menklich  werd  zuoziechen  und  darin 
kein  vlis  ungespart  lassen,  sich  ouch  nit  sumen.  Die  unsern 
haben  wir  ouch  mit  aller  macht  mit  dem  stürm  und  briefen 
beruft;  die  ziechen   all   stund   dahar^). 

Und  als  dann  die  vind  gestern  an  die  unsern  zuo  Güminen 
an  der  bruk  mit  starker  macht  kament,  litten  die  unsern  grosse 
not,  mocht  inen  ouch  nit  wol  ergangen  sin,  obdieüwern  nit 
mannlichen    und    käcklichen  zuogezogen    weren    als  getruw 
bruder,  und  insunders  die  von  Besingen  warent  bald  do,  das 
wir  üwer  brüderlich  trüw  nit  gnuog  mögen  gedanken;  dann 
das  wir  solichs  in  glichem  und  vil  grosserm  begeren  ze  ver- 
dienen *).     Was   üch    begegnet,    lassen    uns    stäts   wussen, 
Wellen  wir  üch  ouch   tuon.     Damit    bevelhen  wir    üch  dem 
Schirm  des  lidens  Cristi.  A®  etc.  76  geschriben  *). 

(Coli.  Girard  VII  125,  Orig.  Siegel  abgefallen.) 

»)  Am  10.  u.  13.  Juni  vgl.  Ochsenbein,   Urkunden  248  ff.  263. 
Scshüling  11  30  ff. 

*)  Am  12.  war  das  bernische  Panner   ins  Feld  gerückt,   Schil- 
^t^g  II  33. 

^^  ')  Ueber  diesen  Angriff  bei  Gümenen  vgl.  Ochsenbein  Urk.271 

^=^<3hillinKlI  36  u.  die  Freiburger  Chronik,  abgedr.  von  Wattelet  in  Frei 
*~*^rger  Geschichtsblätter  I  57.  Bei  Fries  steht  merkwürdigerx^eise 
^  Ichts  darüber.  Die  Seckelmeisterrechnuiigen  entlialten  einen  Posten 
^r  die  nach  Laupen  geeilten  Freiburgei-  «  pour  en  chasser  les  Bour- 
^ignons»  b.  Ochsenboin  Urk.  648. 

*)  Das  genaue  Datum  ergibt  sich  aus  der  Erwähnung  des  am  Tage 
^>rher,  12.  Juni,  erfolgten  Angriffs  auf  Gümenen.  Vgl.  Ochsenbein,  Ur- 

xinden  S.  271. 


82. 
^^auptmann,  Fenner  und  Räte  ^)  von  Freiburg  Im  Feld 

an  Freiburg, 

[Moudon]  Dienstag  25.  Juni  1476. 

Vormarsch  heute  bis  Milden  ;  Bedenkzeit  bis  morgen  auf  die 
titte  der  Stadtfrauen,  die  Stadt  nicht  zu  verbrennen.  Geleit  für  Hum- 
jrt  Ceryat  und  andere  Herren  zu  einer  Unterredung. 

Also  sind  wir  alle  gemeinlich  U.  L.  K.  und  wir[uf  hüt] 
;on  Milden  komen  und  daselbs  die  stat  beroubet  und  gebüt- 


—    88    - 

tiget^),  und  [band  uns]  doch  die  statfrowen  daselbs  ernstlich 
gebetten,  das  wir  die  [stat  nit]  brennen,  unverseret  lassen  s5l- 
lent,  daruf  wir  uns  dann  ouch  [witers]  zuo  furnemen.  ist 
zuo  bedenken,  uf  niorn  fürgenomen  haben;  [auch  sollen] 
etlich  herren,  naralich  Humbert  Cerjnt  ^)  und  ander  herren 
in  dem  [endj  an  uns  bringen  und  erwerben  lassen  umb  ge- 
leit  zuo  uns  ze  kommen,  und  mit  uns  ze  reden,  das  wir 
inen  zuogeseit  und  haben  inen  solich  geleit  geben.  Wellend 
ouch  ir  raeinung  versten  und  demnach  darin  handien,  das 
unser  aller  nutz  und  er  sin  muoss.  Was  uns  ouch  fürer 
begegnet  und  wir  ze  rat  werden  mit  U.  E.,  das  wellen  wir 
üch  genzlich  verkünden  und  tuond  üch  diz  im  allerbesten  ze 
wissen,  üch  demnach  wissen  ze  halten;  dann  wir  ie  die 
sind,  die  üwerm  willen  und  guotem  rat  volgent  wellen  mit 
hilf  des  almechtigen  gottes,  der  uns  allen  in  allen  unsern 
gescheften  hilflich  glück  und  heil  geben  welle. 

Datum  uf  Zinstag  nach  Johannis,  umb  die  9  nachmitten- 
tag,  a«  76. 

(Coli.  Girard  VII  123,  rostfleckiges  Orig.  teilweise  unleserlich,  Siegel 

abgefallen.) 

M  llire  Namen  bei  Fries  S.  414. 
»)  Vgl.  Flies  418,  Schilling  II  57,  v.   Rodt  II  294. 
^)  Herr  von  Combremont,    Rat    der   Herzogin    von   Savoyen,  s. 
oben   Nr,  <)9. 


83. 
Bern  an  Freiburg. 

Donnerstag,  17.  Oktober  1476. 

Anbringen  der  Botschaft  von  Genf  wegen  der  Walliser  und  Gex. 
Entschuldigung  der  Vorfalle  in  Ge.\  wegen  Notwehr.  Versprochen, 
gegen  die  Scliuldigen  geinal.>  der  Bünde  zu  verfahren.  Bestand  und 
Mittlung  durch  die  Botschaft  in  Frankreich  bis  St.  Andreastag.  Bitte, 
durch  den  Landvogt  auf  den  Herrn  von  La  Sarraz  Acht  zu  haben. 
Neue  Nachrichten  aus  Nancy.  Bestätigung  der  Privilegien  der  Bar- 
füßer (in  Grandson  ?). 

Wir  haben  üvver  schieben  *)  und  auch  die  red  der  bot- 
schaft  von  Jenff  wol  verstanden  ^),  und  als  dieselben  zwei 
stuck,  das  erst  der  Walliser,  das  ander  der  handeln  halb 
zuo  Gec  vollgangen,  angebracht,  haben  wir  der  von  Gee 
halb    geanlwiii't,    uns  syen  die  gestalten  nit  wol   kund   und 


-so- 
lang uns  doch  an.  das  die  fiwern,  unsern  und  ander  gon 
Oee  komen  und  in  vordrung  gewesen  syen,  ingelassen  werden 
im  pfennig  zuo  zeren,  das  sy  inen  solicher  massen  verzogen 
und  US  den  slossen  gegen  in  geschossen,  das  si  us  not  be- 
wegt syen,  sich  in  gegenwere  zuo  setzen.  Und  haben  sich 
hinin  gefügt  an  vil  orten  und  enden,  den  burgunschen  schilt 
und  sin  krutz  in  hochem  bris  funden  und  dadurch  allerlei 
fürgenomen,  das  uns  dannocht  in  ganzen  truwen  leid  sye. 
Wollten  ouch  us  begird  unser  herzen  sölichs  gemitten  syn. 
Wir  wellen  uns  aber  an  den  unsern  erkunnen,  und  ob  wir 
jemand  vinden  in  schulden,  darin  solicher  massen  handeln, 
als  unser  eren  gebürt,  in  ganzem  geneigtem  willen,  unserm 
herren  von  Jenff'^),  der  landschaft  und  menklichem  ere  und 
alle  fründschaft  zuo  bewisen  nnd  den  berednüssen  deshalb 
begriffen  gestrax  unsers  teils  nachzuokomen,  und  haben  daruf 
an  die  botschaft  begert,  gütlichen  zuo  versuchen  die  üwern 
und  unsern  in  irn  landen..  |bi]llichen  mit  worlen  und  w[erken] 

zuo  lassen (fehlen  drei  Zeilen) Je»/f  umb  bestand 

bis  Andreas  tag  (fehlen  2—3  Zeilen)  wir  dazwüschen  nachzuo- 
komen unser  [botschaft]  us  Fr(mk[richy)  tag  setzen  [mit  den 
ir]en  zuo  gütigem  abtrag  der  sach  handeln.   Das  ist  die  Sub- 
stanz unser  antwurt,  die  do(!h  uf  verrer  wort  gesetzt  ist  worden. 
Verkünden    wir  U.  B.  T..   sich    des    bass   wüssen  zu  halten. 
Des  von  Laserra  ^)  halb  geviel  uns,  das  ir  dem  landvogt 
bevelhen  uf  im  zuo  luogen  und  mit  guoter  huot  zuo  bestellen, 
wann  er  fürer  käme,  in  zue  üwern  und  unsern   handen   uf- 
{[Jl'eliept  werden,  verrer  invell,  die  ir  selbs  melden,  zuo  ver- 
komcn.     So  sind  uns  jetz  nüw  verkündung  von  Nansee  h^.- 
;^es:net,    der  wir  üch    meinung   schi(;ken.    Wir  haben    ouch 
«ien  frommen  Barfmsen^^)  zuogesagt,  si  bi  irm  alt  liarkomen 
3tuo  hanthabcn  und  alles  das  zuo  tuond,  das  in  zuo  guot  und 
fürdrung  mag  dienen.   —  Datum,   Donnstag  nach  (lalli,  7(1. 

(Coli.  Girai'd  Vfl  1;U.  Orii^.  defekt.) 

»)  Vom  Kl.  OkU)l)er,  s.  Coll.-Girard  VII  l->t>. 

')  Während  der  Gefangenschait  Jolanlas  hatte  der  Hischof  von 
Oenf  die  Regierung  von  Savoyen  diesseits  der  Alpen,  vi;I.  (jingins, 
Cpisodcs  •i>4. 

')  Der  Biscliof  von  Genf,  Jean-Louis,  Graf  von  Savoven. 


—    90    - 

*)  Vgl.  Nr.  84. 

»)  Vgl!  Knebel  III  67-68,  v.  Rodt  II  349. 
*)  Zu  Grandson,  das  seit  30.  April  im  Besitze  von  Bern,  Luzern 
und  Freiburg  war.  Schilling  I  217  ff. 


84. 

Bern  an  Freiburg. 

Freitag,  29.  Nov.  1476. 

Bericht  der  Boten  aus  Lyon  über  den  Abschied  beim  französ. 
König  und  die  Wiedereinsetzung  Jolantas  in  die  Herrschaft.  Besorgnis 
um  die  Sicherheit  der  Boten.  Bitte,  ihnen  auch  einen  Knecht  ent- 
gegen zu  schicken  zur  Begleitung. 

Uns  sind  von  unsern  boten  ^)  us  Fraukrich  ]eiz  Schriften 
komen  und  wir  darin  bericht  des  abscheids  vom  kung  solicher 
Substanz,  das  si  derscel  küng  mit  viel  guoter  werten  wolge- 
halten  und  gelassen  hat.  Si  sind  gon  Lyon  komen  und 
werden  da  etwas  empfachen,  das  sich  zue  bezaln  gebärt  ^). 
Die  savoysch  herzogin  ist  wider  zu  dem  regiment  gelassen  '). 
Unser  boten  versechen  sich  gar  bald  zuo  komen  und  das 
und  anders,  so  in  begegnet  ist,  verrer  zuo  lütern.  Wellten 
wir  üch  unverkundt  nit  lassen,  wiewol  wir  uns  versechen,  üch 
sy  von  flwern  ratsf runden  ouch  etwas  zuogeschriben. 

G.L.M.  uns  bedunkt  not,  zu  uwer  und  unser  aller  botschaf- 
tenzuo  luogen,  besunder  nach  den  Warnungen  an  üch  gangen, 
und  schiken  also  disen  unsern  knecht  zuo  in  gon  Jevff^  sich  an 
in   zue   erkunnen,   wo   und   was   irs   willens   und   ob   in  ülz 
notdurftig  sy ,    si    vor   untruwen    zuo  bewaren.    Und  haben 
unsern  boten  wenig  Worten  geschriben  sorghalb  der  Strassen, 
und   geviel   uns  gar  wol,    U.  Br.  L.  hett    ouch    ein    knecht 
mit  dem  unsern  hinin  gevertiget  *),  alle  notdurft  zuo  erkun- 
nen und  ouch  zuo  ordnen  inen  lut  zuo  begegnen,  si  gewar-   - 
samlichen  zuo  beleiten.  Was  uns  dann  nach  uwerm  rat  und  i 
notdurft  der  sach  gebärt  zue  tuen  und  wir  verstau  unsero^ 
aller  botschaften  fruchtbar,  wellen  wir  gern  und  unge«part  -: 
lips  und  guots  truwiichen  darstrecken. 

Datum,  vigilia  Andree  an  der  nacht,  a°  76. 

(Coli.  Girard  VII  133,  Orig.). 

*)  Vgl.  zu  dieser  Botschaft,    welche  um  den  20.   die  Reise  an^^r- 
trat  und  am  23.  Sept.  bereits  in  Genf  war,  Schilling  11  94  und  dei 


—    91     - 

Bericht  vom  23.  Sept.  aus  Genf  bei  Ochsenbein  Urk.  «S96  und  ihrCre- 
ditiv  vom  17.  Sepf  in  Eidg.  Absch.  II  615.  Zur  Sache  v.  Rodt  II  .330. 
Von  Freiburg  war  Petermann  von  Faucigny  der  Gresand tschaft  beige- 
geben und  war  82  Tage  abwesend,  vgl.  den  Eintrag  der  Freiburger 
S.  R.  bei  Ochsen  bei  n,  Urk.  625. 

*)  Sie  erhielt  24,000  Gulden  als  Abschlag  an  die  Kriegskosten. 
E  A  11  623.  Freiburg  allein  2418  H.  vgl.  die  S.  R.  bei  Ochsenbein 
Urk.  623. 

')  Seit  Ende  November  vgl.  Gingins,  Episodes  366.  Schilling 
ii  97. 

*)  Nicod  Michie,  Jaques  Chapuis,  Peterman  de  Oranges  wurden 
ihnen  nacheinander  entgegengeschickt,  letzterer  bis  Nyon,  Chapuis  bis 
Lyon,  vgl.  den  Eintrag  der  S.  R.  bei  Ochsen bein,  Urk.  626. 


85. 

Bern  an  Freiburg. 

Montag,  27.  Oktober  1477. 

Nachricht  von  Sammlung  von  Knechten  im  Frei  burgischen  zu 
einem  Einfall  in  Burgund.  Bitte,  darauf  Acht  zu  haben  und  es  zu 
verhindern  und  bernische  Teilnehmer  anzuzeigen,  damit  man  gegen 
sie  einschreiten  könne. 

Uns  langt  aber  an,  wie  sich  etlich  knecht  villicht  usser 
unsern  und  andern  lantschaflen  in  üwer  statt  samnen,  in 
meinung  in  Burgunn  oder  ander  end  zue  ziechen  ^).  davor 
uch  und  uns  nach  geslalt  der  löuf  geburt  zue  sind.  Ha- 
rumb  so  begeren  wir  an  U.  ß.  L'.  mit  ernst  fruntlich,  ir 
wellen  daruf  acht  und  war  nemen,  und  ob  ir  die  ding  also 
vinden,  nach  üwerm  besten  vermögen  davor  sin.  Und  ob 
jennant  der  unsern  da  were,  uns  das  verkünden,  umb  das 
wir  gen  in  wussen  zuo  handeln. 

Datum,  vigilia  Simonis  et  Jude  a""  77. 

(Coli.  Girard  IX  21,  Original.) 

*)  Vgl.  Eidg.  Absch.  11  701  i. 


86. 

Bern  an  Freiburg. 

Dienstag,  23.  Dez.  1477. 

Ansetzung  eines  Tages  nach  Luzern  zur  Bezahlung  des  Be- 
treffnisses von  Genf  und  Aufnahme  von  Geld  in  Strasssburg.  Antwort 
aus  den  Waidstätten  wegen    des  Burgrechts   mit  Frei  bürg  und    Solo- 


-    92 


und  habün  zuu  Vnder- 
an  allen  anilern  orlen 
r  rechlvei'tigung  müssen 
als    ouch  ir  begirlichi-p 


thorn.  TJebsfBendung  von  Kopien  ihres  Bunde«  mit  den  W&IdsULt|on 
2UI'  ßliisichtnahtiie  und  Instruktion  ihrer  GeaaniltschafC.  Bitle,  aut 
St,  ätephan»tag  eine  BotscbaFl  nach  Bern  zu  euLsendcn. 

Wir  haben  jelz  zuo  fürdrung  der  bezalung,  uns  allen 
von  den  von  Jenff  zuogehörlich.  und  ervolg  etwas  geiLz,  zmi 
Slrassburg  zuo  riclilung  sölhet-  dtng  besuochl.  und  (unden. 
einen  lag  gen  Lutzern  selzen  lassen  '),  dusclbs  vor  unser 
Eydgnossen  boten  zuo  reden,  liören  und  fürzuonemen  mit- 
tel, die  dann  sölhen  dingen  Efirstürlicti  weren,  darin  nu 
ein  zug  an  die  oberkeiten  jedermans  ist  besehechen.  Als 
dann  dei'  artikel  irs  abscheids  harin  verschlossen  dar  gibt 
und  uf  endrung  disei-  gescheft,  so  haben  üwer  und  unser 
mitburger  von  Lutzern  gegen  andern  unsers  bupgreehtz 
zuogepHichten  botschaUen  gelütret,  wie  sy  dann  uf  den 
merklichen  anzug  dis  burgrcuhlz  ir  boten  geverlJgt  haben 
gen  Vre.  Stvytz  und  UntiencaUien. 
Waiden  ob  dem  wald  gütige  und 
söliiclie  anlwurl  fundun,  das  sy  füre 
erwai'len  -).     Da  nu    wolgepfirlich, 

will  ist.  uns  all  rat,  hilf  und  fürstür  zuo  retlung  unser 
aller  glimpfs  und  eren  und  handhabung  söllichs  burgrechlz 
zuo  setzen,  des  guoten,  geneigten  willens  wir  uuch  sind, 
und  damit  sölliehs  alles  des  staltlieher  beschech.  so  schi- 
cken wir  U.  B.  L.  copien  der  bund  unser  Eidgenossen 
und  mitburger  von  Zürich  und  Lutzern  gegen  L'.  E.  von 
Waldateiten'^]  in  meinung,  die  srillii:lis  hoseehen  und  da- 
ruf,  was  dann  zuo  handhabung  unser  aller  glympflich  und 
guüt  sy,  mit  wolbewegnem  rat  vassen  und  dar/uü  üwer 
erlich  botschaft  uf  nechstkomenden  Suntag  zuo  naclit  zuo 
Lutzern  zuo  sind  ordnen,  mit  uns  und  andern  üwern  und 
unserii  mitburgern  gebflrlicli  in  sötlichen  dingen  und  ouch 
der  von  Jmff  halb  handien  sollen.  Des  glichen  willens  wir 
ouch  sind,  und  wo  es  an  üch  föklieh  ei'langt  möclit  wer- 
den, üwer  hotschaft  uf  sant  StelTans  *),  jetz  körnend  fruo 
by  uns  zuo  haben,  were  uns  vast  wol  gevellig,  uns  biö- 
derlichen  in  unsern  raten  zuo  einen.  Hell  aber  das  üwert- 
lialb  nil  gestalt,  so  wßllen  wir  doch  unser  botschaft  bevel- 
clien,  mit  ücli  einniülenklirli    zuo  guot.    ere    und    sierkung 


—    93     — 

söllichs  burgrechtzgeträwlich  zuoziechen.  —  Datum,  Zinstag 
an  der  nach[t]  nach  Thome  apostoli,  a*'  77**. 

(Coli.  Girard  IX  ^\  Original.) 

0  Auf  ;iO.  Dezember,  vgl.  Eidg.  Absch.  II  708  b.  709  e. 

*)  Vgl.  Eidg.  Absch.  II  708  d.  und  Segessei*,  Beiträge  zur  Gre- 
schichte  des  Stanser  Verkomm nisses,  in  Sammlung  kleiner  Schriften 
11.  Bd.  S.  25.  ff.  Bern.  1879. 

')  Buudesbrief  vom  6.  März  1353. 

*)  36.  Dezember. 


87. 
Bern  an  Freiburg. 

Mittwoch,  31.  Dezember  1477. 

Ablehnung  der  Freiburger,  für  eine  Verschreibung  von  11,000  fl. 
w  »Her  Auszahlung  in  Straßburg  mit  Bern  zusammen  Bürgschaft  zu 
leisten.  Vorschlag,  wenigstens  Rückbürge  zu  sein. 

Wir  haben  durch  unsern  getruwen,  lieben  altschult- 
l^eissen,  herrn  Päem  von  Wabern  ritter,  den  wir  in  bot- 
schaft  und  ernstlicher  beveih  bi  üch  gehept  haben,  an  ü.  L. 
friintlich  werbend,  mit  uns  hinder  einliftusend  guldin,  die 
2U0  Strasburg  zuo  vinden  sind,  und  zuoz  unser  aller  zaiung 
dienen  sollen,  mit  verschribung  zuo  stand")  etc.  verstanden, 
öS  was  ursach  ir  das  zue  thuend  nit  vermeinen,  das  uns  etli- 
^lier  mass  unbillicht,  denn  wir  U.  L.  in  sölichem,  daran 
dennocht  üch  in  bedenken  aller  gestalten  mer  denn  uns 
gelegen  ist,  ie  nit  gezukt  hetten,  wie  nun  dem  zuo  ver- 
leiden verrern  kosten,  unruw,  müyg,  Unwillen  und  ander 
'^iderwertig  inväll,  sind  wir  in  willen  hinder  sölich  obge- 
i^eldet  summ  zuo  stand,  und  ist  nochmaln  unser  früntlich 
'^itt  und  beger  an  ü.  L.  F..  dwil  und  ir  vermeinen  fleh 
Ungelegen  sin,  mit  uns  üch  darumb  als  Schuldner  zuo  vor- 
schriben,  ir  wellen  aber  in  burgschaftvvise  hinder  uns  dai'in 
ß^n  und  darin  thuen,  als  wir  üch  des  und  aller  eren  sunder 
^olvertruwen.  —  Dat.  Mittwuchdesingenden  jares  aben,  a«>  77. 

(Coli.  Girard  IX  '^A,  (original). 
')  Vgl.  oben  x\r.  86. 


König  Ludwig  von  Frankreich  an  Freiburg. 

St.  Flormia:  Diensiag.  '>.  Dexember  14«0. 

Bescliworde  Obei'  die  dort  itngänorbenen  Sfildner.  angeblich 
Eidgenossen,  in  Wirklichkeit  indessen  Deutsche,  Lothrin^r,  Ley- 
deiier  und  Sa.voyer,  welche  selbst  dEe  Eid^tiossen  xu  IndisKipün  ver- 
leiten. Auflehnung  der  Hauptleate  Galle«  uud  Sludei'  in  Rens  gegen 
die  königlichen  Kenimissitre,  ihre  Weigerung,  dem  Generalhaupt- 
niann  Hans  von  Hallwil  za  geherchen-  lleberCall  der  Sladt,  Giitangeii- 
nahiiie  der  Ofllnere  und  Ei-presfUiig  eines  BraridscIialzeB.  Bllle,  ^fbar 
sie  2ur  Urdnung  und  zum  Geboraam  anzuhalten.  Anordnung  einer 
Generalniui^urung  der  Soldtruppen  von  Gallea  und  Studer  durah  den 
Grafen  von  ChAlel  und  den  Genei-aleinnehnier  der  NorniAndi«  Joh. 
Ra^nier  mit  der  Anweisung,  diese  aus  dem  Dienste  zu  erillassttn.  der- 
gleichen alle  Nichteidgenussen.  Bitte,  gegeuteiligsn  Berichlou  der 
Söldner  von  Galles  und  Studer  keinen  Glauben  zu  schenken. 

Quia  hiis  diebus  cerliorati  fuirnus,  quod  in  soriatali- 
bus  el  biindis  genlium.  quc  a  regionibus  veslris  hüc  ema- 
narunt.  ul  nobis  inseivitent  nostris  in  guerris  t;t  querelis 
sustentandis,  eranl  permulti  qui  se  de  veris  ot  antiquis 
ligis  pi'ßler  verum  prolilebanlUi'  ').  Nam  alios  compei'tuoi 
est  tü'isse  Alamanos.  aüos  iMfwringos,  Leodtetises.  alios  vero 
Sabaudigenas  el  diversai'um  aliarum  nationum,  inier  quos 
prafBclo  multl  crant  nequam,  qui  prupler  eorum  nialuin 
regimen  seduxerunt,  abusaruiU  ai:  etiam  induxeiiinl  alios 
de  veris  et  anliquis  ligis  ad  divei'sa  mala,  scandala.  rebel- 
liones  el  inobedientias  et  masinie  in  elvilate  nostra  Ueno- 
nensi '),  quam  inliabitabat  capitaneus  GalUa  cum  sua 
societate.  In  ea  enim  mandaviinus  commissai'ios  nostros, 
ul  ideiD  Gaüea  cum  suis  jurarent  nnn  infrinj^ere  oostras 
ordinationes,  et  ut  obedireiit  domino  Johanni  de  Haltvil  *), 
quem  ordinavimus  eorum  capitaneum  generalem.  Qui  GaUes 
et  sui  scpedicti  uuram  commissaiüs  noslris  minati  Fuere 
succendere  civilalem.  Et  invadetites  habllatores  illfus  cepe- 
runt,  retinueruDt  et  transporlarunl  etiam  offleiarios  nostros, 
et  ex  priiiioribus  el  principialioribus  ipsius  civitatis  data 
eliam  eis  ßde  et  hostiliter  ab  eis  exegei'iint  40Ü  scuta  auri. 
Similiter  capitanens  Btoder  ut  sui  responsiim  dederunl  dic- 
tis  nostris  commissarüs,  quod  minime  obedirent  ipsi  gene- 
rali capilaneo  nee    ullis    uriquam    polueruiit    ralionibus   eos 


—    95    — 

inducere    ad   eidem  obedientiam  prestandam  volentes  enim 
obique  obtinero    principatum.    Quod  adhuc    nunquam    passi 
fuimus  nee  permitleremus.  Nam  nullum  nostri    regni    novi- 
mus  quamvis    magnam    et   potentem,  qui    in   tot   et   tantis 
defecisset,  quem  non  capite  plecti  fecissemus.  Verum  habito 
respectu  ad  magnam  et  cordialem   dilectionem   amcitiamque 
et  confederationem,  quam  simul  inivimus,  et  quia  vos  habe- 
mus  et  reputamus  amicissimos  et  colligatos.    Noluimus   ita 
ri«?orose    contra    ipsos    procedere    profecto    freti   et  confisi, 
quod  vos    ipsi   facietis   jus    et   justitiam.    Quapropter,    cum 
primum  de  hiis  novitatibus    certiorati    fuimus,    roandavimus 
ubique  locorum,  in  quibus  degebant    et    fuerant    talia    per- 
petrata,  dilectum  et  ßdelem  consanguineum   nostrum   comi- 
tem  Cnstrensem  et  dilectum  ac    fidelem    consiliarium    recep- 
torem  generalem   flnantiarum  ducatus  nostri  Normannie  Jo- 
hannem  Ragnier^  ut  ipsi  simul   facerent    monstram    genera- 
lem dictarum    societatum    de    Oalles  et   Stoder.    Äc    injun- 
ximus,    ut  eis    satisfactis,  pro    tempore    quo    servierunt   et 
olterius  etiam  ad    mensem    unum,    eas   cassarent  a  servicio 
oostro  et  missas  facerent,   et    similiter   Alamanos  et  omnes 
alios  non  existentes  de  veris  ligis  licentiavimus  etiam  hanc 
BiBule,    quia  partim    ipse    fuit    causa    attentatorum.     Igitur 
quia  ex  eis  sunt  permulti  ex    bandis   ipsorum  GalUs  et  Sto- 
^1  qui  sunt   de  ligis,  et  cum    erunt    apud    vos,    poterunt 
Diulta  falsa  et  preter  verum  dicere  contra  ea,  que  scribimus, 
i'ogamus  vos  in  immensum  et  quantum  in  nobis  est,  ne  eis 
cpedatis    aut  aliquam  adhibeatis  fidem.    Nam    vos    re    vera 
certiopes  reddimus  sub  corone    nostre    honore    ita    profecto 
fes  successisse.    Illustrissimi    domini    ac    amici    et    nostri 
carissimi,  Altissimus  vos  conservet  !  —  Datum  apud*  Sawdwm 
florentium,  die  quinta  Decembris  a^  80<^. 

(Coli.  Girard  IX  81,  Original,  Siegel  aufgedrückt.) 

')  Vgl.  Beschluß  der  Ta^satzuniz  vom    13.   Dez.,    Eide.  Absch. 
Hl  88  b. 

•  ')  Sens. 

')  Vgl.  dazu  Mandrot  11  '2^)2  u.  das  dort  (Anm.  2)  citierte  Schrei- 
ben Caspars  vcn  Hertenstein  vom  4.  Dezember,  im  Auszuge    bei  Lie 
"*Dao,  Eine  luzeroiscbe  Gesandtschaft   am   Hofe  König  Ludwigs  XI. 
^ou  Frankreich,  in  Monatroseu  XVU  193.  Chur  1873. 


-    96    - 

89. 
Luzern  an  Freiburg. 

Mittwoch,  13.  August  1483. 

Aufforderung,  ihren  Anteil  an  den  eroberten  Herrschaften  Mur- 
ten,  Erlach,  Grandcourt,  Cudreün,  Orbe  und  Grandson  im  künftigen 
Monat  unverzüglich  herauszugeben  und  besetzen  zu  lassen  gleich  an- 
deren gemeinen  Herrschaften  ;  wenn  das  nicht  geschehe,  gemäß  den 
Bünden  in  Willisau  Recht  zu  stehen,  einen  Tag  anzusetzen  und  dem 
Ueberbringer  denselben  schriftlich  mitzuteilen. 

Und  als  wir  Eidgnossen  in  vergangner  unser  aller 
kriegen  und  grossen  noten  mit  bewegnis  darsetzen  und 
darlegen  unser  aller  libe  und  guotes  und  umb  behebung 
willen  unser  gemeinen  Eidgnoschaft  die  stett,  herschaften, 
land  und  lüte  Murten,  Erlach,  Krancort,  Kuderfin,  Orben, 
Gransen  und  anders,  was  und  welcherlei  das  ist,  mit  aller 
oberkeit  genomen  und  zuo  unser  Eidgnossen  aller  banden 
gebracht  *)  und  die  fursichtigen,  fromen,  ersamen  und 
wisen  Schultheis,  rät  und  burger  gemeinlich  der  statt //^m, 
üwer  und  unser  besunder  guot  fründ  und  getrüw  lieb  Eid- 
gnossen und  ir  das  alles  selbs  inhand.  besetzend  und  ent- 
setzend, bruchend,  nützend  und  niessend  und  uns  davon 
unser  teile  noch  nie  gevolget  noch  gelanget,  wiewol  das 
erfordert  ist  ^),  und  wir  ie  vermeinen,  das  billich  vor  lan- 
gem von  uch  beschehen  were  und  noch  beschehe,  so  erma- 
nen  wir  uch  alles  des,  so  wir  uch  ermanen  könden  oder 
vermögen,  mit  disem  unserm  offnen  versigelten  brief  und 
boten,  und  wie  uns  das  ze  luond  gepürt,  es  fliesse  und 
gange  us  unser  gemeiner  Eidgnoschaft  pünden  und  ver- 
schribungen,  so  wir  mit  einandern  band,  und  ouch  der 
punlnüss,  darin  wir  mit  uch  sind,  das  ir  uns  unsern  teile 
und  anzal,  der  uns  von  den  obgenanten  stetten.  herschaf- 
ten, landen,  lülen  und  anderm  zuogehört  und  zuostat.  und 
süvil  des  vun  üch  ingenomen  und  zuo  uwern  banden  bracht 
und  komen,  und  wie  das  an  im  selbs  ist,  unverzogenlich 
zuo  unseni  banden  in  dem  nechsten  monad  on  lenger  uf- 
ziechen  antwurten,  geben  und  komen  und  uns  solchen  un- 
sern teile  demnach  mit  andern  uwern  und  unsem  Eidgnos- 
sen besetzen  und  inhaben  lassind,  wie  denn  das  an  andern 


—     97    — 

enden,  da  wir  Eidgnossen    gemeinlich   stett,    land    und    lut 

mit  einandern  hand,  beschicht  und  geton  wirdet  *'*).  Oder 
ob  das  in  sömlichiMn  zil  also  von  üch  nit  beschehen  weite», 
des  wir  uns  doch  nit  versechen  wellen,  das  ir  denn  in  dem 
zil  mit  uns  ze  tagen  und  zuo  recht  komen  wellent  mit 
uwern  zuogesetzten  gan  Willisow  in  die  statt  nach  lut  und 
sag  des  bundes,  darinne  wir  mit  einandern  sind.  Und  uf 
welichen  tag  in  der  zit  ir  also  da  wellen  sin,  uns  das  by 
disen)  unserm  boten  geschriftlich  zuozeschriben  *),  das  wir 
uf  den  mit  unsern  zuogesetzten  ouch  da  sin  mögen,  die 
Sachen  anzevahen,  ze  volziechen  und  ze  volenden  nach  be- 
grifung  und  anzougung  des  punds.  darinne  ir  mit  andern 
üwern  und  unsern  getrüwen  Eidgnossen  und  uns  sind.  — 
l-f  Mitwuchen  vor  Unser  Frowen  tag  im  Ougsten,  a"  1483. 

(Coli.  Girard  IX  49,  Original,  Siegel  erhalten.) 
Gleichlautende    Aufforderung   auch    an    Glarus   vona  12.  Aug., 
Schwiz  vom  13.  Aug.,  Zug  vom  14.  Aug.  in  Coli.  Girard  XI  39,  43,  47, 


^)  Ueber  den  Streit  um  diese  Eroberungen  vgl.  Ochsenbein, 
Urk.  S.  403  £f.,  Knebel  111  474,  Gingins  Episodes  361  ff.,  v.  Rodt  11 
325  ff.,  G.  Tobler,  Der  Streit  untar  den  Eidgenossen  über  die  Erobe- 
berungen im  Waadtlande  in  den  Jahren  1476—84,  im  Berner  Taschen- 
buch 1901. 

«)  Vgl.  E,  A.   lll  608  a. 

')  Am  28.  Juli  hatte  die  Tagsatzung  in  Zürich  den  Frei  burgern 
in  dieser  Angelegenheit  einen  Termin  auf  17.  Aug.  gesetzt,  vgl.  E. 
Absch.  lll  159  p.,  160  g.  Schilling  11  280. 

*)  Die  Schiedsrichter  sind  am  28.  Oktober  wirklich  zusam- 
mengetreten, vgl.  Eidg.  Absch.  lll  163  und  166  Nr.  198,  Gingins,  Epi- 
sodci»  378. 


■♦  >»<-»■ 


Register. 


A. 

Aigle  (Aelen)  Hl  V 

Alamani  s.  Deutschland. 

Amsoltingen,  Propst  von  8.  Burk- 
hard Stör. 

Attaions  4rr*. 

Aubonne  82  A.  84. 

Aul)onne,  Herr  von  s.  Claude  de 
Menthon. 

Avenches  (Advenches)  <>r». 

B. 

Bachot  53. 

Balthasar,   Scharfrichter  von  Bern 

20. 
Basel  17,  18  \  :^,  50,  78,  8;3. 

—  Bischof  von  41*. 
Bitterlingen  s.  Payerne. 
Haumgartner  (Bomgarter)  Peter.  79. 
Beaufremont,    Jean    de,     Herr  von 

Soye  11 
Bellegarde  s.  Jaun. 
Bern,  passiiu. 

—  Hauptmann  von  84'. 

—  Bote  von  s.   Hein  rieh. 

—  Nachrichter  von  s.  Balthasar. 

—  SchultheiLi  von  s.  Niki.  v.  Dies- 

bach. 

—  lavr  zu  :W. 
Biel  14,  *28. 
Hikai'ton  s.  Picardio. 

Blainont   (Hloniund)  20,  5-*»  A..   57 

Boirentrut  s.  Prunlrut. 

HtisiiigtMi  iBosiiivvn^  S7. 

Hrosso  iPrvss^    Graf    Philipp    von 

'X'\    2;.   2V>.  :X\  4."».  ir»,  .M. 

1^2. 


Brügler  Ludwig  60. 

Burgdorf  -  er  82  A. 

Burgund  -  er  (Burgunn  ,  Bourgoi- 
gnie)  20,  38,  39«,  41,42,46, 
47,  49,  «2,  aS,  91. 

—  Anton,  Bastard  von  31,  34,  .X), 

51,  63  A. 

—  Karl,  Herzog  von  11  ^ 

—  Panner  von  21. 

C. 

Cerjat  Humbert,   Herr    von  Con>- 

bremont  74,  88. 
Ceruti   Gerardo,    raail.  Botschafter 

34,  35. 
Chälon  Hugo  von,  Herr  v.  Ort)e45. 
Chamb^ry  55. 

Champagne  (Champanien)  60. 
Champion  Anton  ,    Präs.  von  Pie- 

mont  26,  69. 
Chapuis  Jacques  91  A. 
Charmey  39,  42,  44«. 
Charolais  (Tscharloys)  Graf  von  53. 
Chäteau  d'Oex  (Oesch)  61. 
Chätel  (Castrum)  Graf  von  (comes 

Castrensis)  95. 
Chaus<e  Antoine  85. 
Chillon  55, 
Clerva  60. 
Colmar  18. 
Colombier  (Columbier),  Anton  von 

14. 
Combremont,  Herr  von  s.  Humbert 

Cerjat. 
Conthey  55  *. 

Corbieres  (Corbers)  ::i9,  42,  41*,  49. 
Cornu  Nicod  79  A^ 


~    99    — 


i 


Cossonay,  Kastei  Ud  von  50. 
Caderfia  (Koderfln)  96. 

D. 

Deutschland,     Deutsche  (Alamani) 

31,  35,  ;B6,  40,  42.  il4,  ai. 
öiesbach  (Diespachj,  Nikiaas  von, 
Ritter  12,   16,  24,  42,  4^^,  50 
51. 
^i»8y  Jean  de  65. 
öoubs  (Tub)  60. 

E. 
^«li  Johann  47. 
^^iicort  8.  H^ricourt. 
^-^sass,  Landvogt  von    s.  H.  v.  Ep- 

tingen. 
mental  (Aemmental)  81 
ndes  (Spinz)  49. 
F> fingen,  Hermann  von  39. 
■-I^ch  96. 

■^««.vayer  (Stäffis)  64,  65,  66. 
Claude  d'  64,  65. 
"  I  sn  55. 

F. 

^^cigny    (Foucignier)   Pelorniann 

(xi.  91  A. 
"•^^cogn^y  (Facuney)  21. 
lUkirch  (Veldtkilch)  17. 
^  Sa  (Velga)  Jakob  65,  66. 
^^■-enz-  liner  31. 
vik  reich  90. 
Ikkt^chaft  von  16,  89. 
X-udwig  XI.  König  von  16,  63,  lU. 
iburg,  pas^im. 

Altschaltheiß   von,    s.    Rud.   v. 
Wippingen. 
Schulthcili    von    s.    Peterniann 

von  Pavillard. 
fcerg  8.  Montjoie. 

G. 

^^lles,  franz.  Hauptmann  1^4^  !»:>. 
^^x  (Gee)  83,  88  \ 
^"^  (Jenff,   Gen^ve)  16,    25,  31  \ 


33,  34 «,  36,  40,  68 »,  69,  76, 
88,  90,  92  \ 

—  Bischof  von  s.  Jean  Louis,  Graf 

von  Savoyen. 

—  Messe  von  3^^,  40. 
Grammont(Gramundj,  Stephan  von 

20. 
Grandcourt  (Krankort)  ^)6. 
Grandson  (Granse)  48,  64  A,  85,  96. 

—  Barfüsser  in  89. 
Grand  vi  IIa  rs  52. 

Granges,  Petermann  de91A. 
Greierz  -  er  (Griers,  Gruy6re)  39,  49, 
52.  81,  82. 

—  Anton,  Bastard  von  62,  6-3  A. 

—  Franz,  Graf  von  15,  19,  25,  30, 

44,  :>.%  ()^2  \ 

—  Ludwig  von  84. 
Guay  Antoine  85. 
Gümenen  87. 
Gumoins  Loy  85. 
Guyon,  donzel  85. 

H. 

Hagen  bach,  Peter  von  12. 
Halwil,   Hans  von22, lU. 
Heilig  Kreuz  s.  Ste.  Croix. 
Heinrich  (Herner  Bote?)  18. 
Höricourt(Elikurt,  Elicort)  17.  18», 

19,  2r. 

Hertonstoin,  Caspar  von  10. 
Hochberg,  Markgraf  Rudolf  von  11. 
20,  23,  50,  77,  81  A. 

L 

Jaun  (Rellegarde)  ;iO,  :^,  49. 
Jenff  s.  Genf. 

Illingen  (lllens),  24  A  ',  25,  26\  r^9, 
'  39,  49. 

—  Anton  von,  44,  45,  74. 
JorcMi  Peter  tU. 

Jougne  (Jogny,  Joigne,  Jougny)  42, 
4.3,  49,  57,  (>^  A,  V4. 

—  Job.  von  54. 


-     100 


Jougne  Pierre  Majoris  de  42*,  43. 
Italien  37. 

K. 

Kutler  Hari8  60  A. 

L. 

L'lsle  .V^A. 

I^  Roche  (Zurllüe)  49. 

La  Sarraz  (Lassarra,  Laserra)  62*. 

—  Claude  von  47,  89. 

—  Nicod  V.  Ä^,  89. 

La  Tour  de  TrOnie  J^,  i)2. 
Lamparten  -  er  s.  Lombardei  -  en 

58,  tK),  61  \  62. 
Larl  Heinz  84. 
Lausanne  (Losen)  25,  67  ^  8»3. 

—  Domherr  von  s.  Mavor. 

—  Vogt  zu,  s.  Antoinc  d'lllens. 
Le  Repais  (Ripotsch)  17. 

Les  Cl^es  (tlcleez)  62». 
Leyden  -  er  (Leodiensis)  94. 
Lombarden -ei  (Lamparten  -  er)  16, 

19,  20,  21.  m,  35,  ;%*,  37,  38. 
Lothringen  -  er  (Lothoringi)  58,  60, 

94. 
Lugnorre  TH). 
Luzern  17  -,  28,  :\'>,  (U,  71',  72  ^  77, 

82,  1H)A,  92  \  {Hl. 

—  Hauptleute  von  77. 

—  Tagsatzung  von  24',  3(i,  37,  92*. 
Lyon  40,  90,  91  A. 

M. 

Maiche  (Metseh)  58. 
Mailand  (Meyland)  31,  36. 

—  Botschaft  von  s.  Gerardo  Ceruti. 

—  Herzog  von  31  ',  35,  aS. 
Matter  Heinrich  66. 

Mayor  Wilhelm,  Domherr  54. 

Meiithon  ('laude  de,  Herr  von  Roche- 
fort .V). 

Mervn  Jakob  84. 

MeslralJean,  Hauptmann  zu  Mon- 
tenach   78. 

Mii'hi.'  NicoJ  Dl  A. 


Milden  s.  Moudon. 

Mont  (Mon)  Marmet  de  ^5. 

Montagny  Pierre  von  48. 

Montb^liard  (Mümpelgard)  22. 

Montcalieri  40,  46. 

Montenach,  Hauptmann  zu  s.  Mes- 

trai. 
Montferrat  (Montferrer)  Markgraf  v. 

31. 
Montjoie  (Froberg)  58  *,  59. 

—  Herr  von, 8.  Didier  de  Thuilli^res. 
Montsalvens  J^,  52. 

Morel  Pierre  45,  46. 
Morge»  61. 

Morteau  (Mortow)  14. 
Möry  Hänsly  47. 
Moudon  (Milden)  6«5,  67  ',  Ö7. 
Müller  Hans  79  A. 
Mülren  Urban  von  13,  28  A. 
Mümpelgart  s.  Montb^liaril. 
Murten  (Murat)  12,  13,  65»,  77, 7«*, 
80»,  81,  82«,  96. 

N. 

Nancy  (Nansee)  89. 

Nantuaz  38. 

Neapel  (Napels).  Prinz  von  31*. -51 

;m,  35. 

—  König  von  37. 

Neuen  bürg  (Nu  wen  bürg),  Schweiz. 
14. 

—  Herr  von,  s.  Rudolf  v.  Hocliberg. 
Neuchätel  i.  Burgund(Nüwemburg) 

58,  60. 
Neuenstad  t  (Nüwen  statt.  Neu  veville) 

14. 
Nidau  (Nidow)  14. 
Normandie,  Generaleinnehmer  der. 

s.  Ragnier. 
Nüwenstatt  s.  Neuenstadt. 
Nyon  91  A. 

O. 

Ochsenstein,  Herr  von  58. 
(Jeseh,  8.  ('häleau-d'Oex. 


-     101     — 


Österreich,  Herzog  Sigismund  von 

12,  18,  20,  58. 
Orbe(Orba)  42,  45 »,  49, 54,  57, 63  A, 

64  A,  83,  96. 
-  Herr  von  8.  Hugo  von  Ch4lon  45. 
Oron34. 

P. 

Pacot  Etienne  33%  36,  37. 

Pal&ieux  84. 

Pappet  38. 

Pavia  56.^ 

Pavillard  Petermann  40A,  63A,  66. 

Payeroe(Bätterlingen,  Betteilingen) 

fö,  77,  80*,  81,  82,  84  *. 
—  Fenner  von  86. 
~~"  Vogt  zu,  8.  Peter  Baumgartner. 
*^€rroman  (Praroman)  Johann  von 

14. 
^ün  20. 

Picardie-  en  (Bikarten)  58. 
^iemont(Pemund,Beinood,)  21,  37, 
56. 
F*räsjidentvon,  s.  Aut.  Champion 
■   Pierre  Georges   de    la,    s.  Georg 
von  Stein. 
^»gnerol  20. 
^^afleyen  49. 

■'^ronaan  s.  Perroman, 
'^^ntrut  (Porrentruy,    Borrentrut, 
Burntrut)  17,  59. 


^. 


R. 


^^nierJean,  Generaleinnehmer dei? 
j;^  Herzogtums  Normandie  1^K3. 

^tton  Jean  85. 
^f  ^out  8.  Romont. 
^f^^nmann  Peter  61. 
^^Ppetsch  8.  Le  Repais. 
^^hefort  (Rotschifort)  Herr  von  26. 

Claude  von  8.  Menthon. 
»^     Wilhelm  von  11. 
^^ei  Jean  (Tschan)  62. 
5^Ue  46. 


Rom  Papst  SixtusVIII.  37. 
Romaiuniötier  (Roinamostier)  71. 
Romont    (Roymund,     Remont)    66, 
67  ',  82A,  86A. 

—  Jakob,  Graf  von  13,  23,  41,  61, 

a3A,  65,  68«,  75,  84. 
Röteln  Markgraf  von,  s.  Rudolf  von 

Hoch  berg. 
Rotschi  fort  s.  Rochefort. 
Rudella  Claude  54  A,  63  A. 

—  Humbert  54  A,  a3A. 
Rue  (Ruw)  67. 

S. 

Saanen  61,  82,  84,  85. 

Saillon  55^. 

Savoyen  -  er  (Saffoy,  Sabaudigeni) 

15,   16,   20,   21,  28,  29«,  35, 
362,   37^  40^   4ö^  53^  5^^  qq^ 

61,  62,  69,  74,  94. 

—  Gesandten  von,  s.  Etienne  Pacot. 

—  Amadaeus  IX,  Herzog  von  11,53. 

—  Jean  Louis  Graf  von  27,  51,  56, 

62,  67,  69,  70,  71  *,  74,  89. 

-  Jolanta,  Herzogin  von  29.  31,  32, 
:i^,  40,  46,  53,  62,  63,  89  A, 
90. 

St.  Claude  :38. 

St.  Florence  (St.  Florentius)  94. 

St.  Hippoly te  (Sant  Politen)  17  *,  20. 

St.  Martin  de  Repais  (St.  Martins- 
klafter) 17. 

Ste.  Croix  (HI.  Kreuz)  12. 

Schaffhausen  17. 

Scharnachtal,  Nikiaus  von,  Ritter, 
24,  28,  82  ^  57. 

Schlettstadt  (Slettstatt)  18. 

Schwarzen  bürg  49. 

Schwiz  (Swytz)  92. 

Sen.s^94. 

Sim mental  (Sibental)  30,  61. 

—  Nieder  81. 

—  Ober  81. 

Sitten,  Walther  von  Supersax,  Bi- 
schof von,  15. 


102     - 


Solotui'n  (Sollotern)  -  er  24,  88,  58, 
64,  77. 

—  Hauptleute  von  77. 
Speichingen,  Rudolf  von  66. 
Spinz  s.  Ependes. 

Stäffis  s.  Estavayer. 

Stein  (de la  Pierre),  Georg  von  42,43. 

—  Hans  von  4^3,  61. 

Stör  Burkhard,  Propst  von  Amsol- 

tingen  56. 
Strassburg  -  er  17,   18,  57,  59,  92, 

98. 

—  Bischof  von  57. 

Strubi  Peter,  Hauptmann  85. 
Studer  (Stoder),  Hauptmann  94,  95. 
Supersax  Waither  von,  s.  Sitten. 
Surpierre  (Sorepierre)  67. 

T. 

Tafers  49. 

Tecbtermann  Willi  66. 
Thorens  Herr  von  61. 
Thuillieres    Didier    de,    Herr    von 

Montjoie  59,  60A. 
Thun  81. 

lierstein  Oswald  von  48. 
Tr6 villers  (Trebelberg)  17'. 
Trovlus  8:J. 
lub  s.  Doubs. 
Unterwaiden  18,  '2S,  92. 
Uri  !>•>. 

V. 

Valerice  Bischof  von  i>l 
Vautl  8.  Waadt. 
Velga  s.  Felga. 


Venedig  (Venedy)  31,  36,  51. 
Vergy  Jean  de,  Herr  von  Moniricber, 

Gouverneur  der  Waadt  23, 38, 

40,  47. 

—  Guillaume  de  85. 
Vevey  38,  55. 

Virv  Amedaeus  von  46. 
Vi  vis  8.  Vevey. 
Vuippens  s.  Wippingen. 

W. 

Waadt  (Watt,  Wuaud  Vaud.)  18. 
29,  40,  45,  62,  75  \  8"). 

—  Gouverneur  der,  s.  Jean  de  Ver- 

gy- 

—  Vogt  der,  s.  Antoine  d'Illeiis. 

Wabren  Petermann  von  51,  93. 

Waldstätte  92. 

Wallis- er   rValeys)    15,  25,  69\ 

71  \  73 «,  74  »,  75,  82,  87, 88. 
Wicht  Heinrich  81. 
Willisau  (Willisow)  Tag  von  97. 
Wippingen    (Wippens»,    Vuippt'ns). 

Rudolf  von,   Ritter   14,33', 

4«,  (33,  ()5 '.  . 

Y. 

Yverdon  (Yferden)  71,   72,   7<),  "ih 
78-,  79-,  81. 

—  Hauptmann  zu,  s.  Hans  Müller, 

Heinz  Lari. 

Z. 

Zurfliie,  s.  La  Roche. 
Zürich  {n. 


Aus  dem  alten  Murtenbiet 


Von 

Hans  Wattelet 


III.  Zur  Geschichte  des  Bauernkriegs. 

(Schluß.) 

Im  April  1654  sollte  in  Murten  eine  Konferenz  der 
beiden  Stände  Bern  und  Freiburg  abgehalten  werden,  um 
unter  andern  auch  die  verschiedenen,  aus  den  vergangenen 
Unruhen  entsprungenen  Differenzen  zu  bereinigen  *j.  Dazu 
gehörten  die  von  den  Murinem  beanspruchten,  von  den 
Freiburgern  beanstandeten  Rechte.  Freiburg  setzte  aber 
die  Vertagung  der  Zusammenkunft  durch,  weil  der  Entscheid 
über  die  weitläufigen,  von  Bern  eingeschickten  Artikel  nicht 
überstürzt  werden  könne').  Da  dieser  Stand  keine  Einsprache 
erhob,  so  fand  nach  einer  zweiten  Verschiebung  die  Kon- 
ferenz erst  am  18.  August  statt  •'*).  Zu  dieser  gab  der  Berner 
Rat  die  Instruction,  daß  die  Anträge  der  Muriner  zur  Ver- 
handlung zu  bringen  seien,  nachdem  eine  Abordnung  der 
Burgerschaft  von  den  Herren  Tillier  und  Lentulus  gehört 
worden  war*).     Geschäftsüberhäufung   brachte   es  aber  mit 


')  B.  R.  M.,  Nr.  119,  pag.  202.  F.  R   M.,  Nr.  205,  fol.  95. 

*)  F.  R.  M.,  Nr.  2a5,  fol.  UW  16.  April  UVA. 

')  F.  R.  M.,  Nr.  2a5,  fol.  1(>8,  18.  April.  —  B.  St.-Arch.  Freib. 
extraord.  Abschiede  litt,  f.,  p.  J301.  Berner  Ehrengesandte  waren:  Joh. 
Aotbonj  Tillier,  Seckelmeister  welschen  Landts;  Samuel  Früsching, 
Venner;  Cäsar  Lentulus,  des  kl.  Rnts,  und  Emanuel  Herrman,  Ge- 
neral-Konamissar. —  Freiburger  Gesandte  :  Hans  Daniel  von  Montenach, 
Ritter  und  Schultheiss;  Peter  Reifif,  Statthalter;  Nikiaus  von  Monten- 
ach und  Rudolf  Progin,  des  kleinen  Rats. 

*)  B.  St.-A.  Instruktionenbuch  S.  p.  425.  4.  Aug.  1654  (a.  St.) 
Murtner  Burgermeisterrechnung  1654. 


-     104     — 

sich,  daß  Bern  einem  weitern  Vertagungsbegeliren  der  Frei- 
bupger  keinen  Widerstand  entgegensetzte,  obwohl  die  Muriner 
auf  Erledigung  ihrer  Angelegenheiten  drangen  '),  denn, 
meinten  sie,  wenn  die  Konferenz  die  von  ihnen  beanspruchten 
Privilegien  handhabe,  so  ergebe  sich  die  Berechtigung,  den 
Zuzug  von  der  erwähnten  Bedingung  abhängig  gemacht  zu 
haben  und  könne  sonach  von  einem  Strafe  fordernden  Un- 
gehorsam nicht  mehr  die  Rede  sein.  Die  Freiburger  ihrer- 
seits erklärten  jedoch,  auf  nichts  einzutreten,  was  ihre  Alter- 
nativrechte betreffe;  die  Bestrafung  der  Murtner  Rebellen 
liege  zudem  in  ihrer  ausschliesslichen  Kompetenz^).  Die  Ein- 
willigung Berns  in  den  Verschub  war  auch  Wasser  auf  ihre 
Mühle,  denn  sie  hatten  bereits  Ladungen  an  den  Murtner 
Rat  abgehen  lassen  '^),  um  womöglich  die  Entscheidung  vor 
dem  Beschluß  der  Konferenz  herbeizuführen,  Am  3.  Sept. 
erschienen  die  Murtner  Ausgeschossenen  vor  dem  Rat  zu 
Freiburg*).  Sie  glaubten  sich  auf  die  Berichte  des  Land- 
vogts Manuel  berufen  zu  können,  freilich  zu  ihrem  Nachteil, 
wie  sie  später  erfuhren.  Der  Vogt  war  aber  im  Herbst  des 
vergangenen  Jahres  aus  dem  Leben  geschieden  und  konnte 
weder  für  Murten  einstehen  noch  das  widerrufen,  was  er, 
wie  die  Freiburger  nachträglich  behaupteten,  im  geheimen 
gegen  die  Murtner  geschrieben  halte.  Zudem  wurde  den  Ab- 
geordneten eröffnet,  daß  die  Dorfschaften  das  von  Manuel 
gegen  sieVorgebrachte  bestritten  ;  sie  erhielten  zwar  eine  Ab- 
schrift der  wider  Murten  erhobenen  Klagen,  um  eingehend  ant- 
worten zu  können,  und  wurden  angewiesen,  sich  mit  den 
Dorfmeistern,  die  auch  geladen  v^erden  sollten,  zu  einer 
zweiten  Verhandlung  wiederum  in  Freiburg  einzufinden  *). 
Der  Stadt  waren  die  Dörfer  der  Herrschaft  in  ihrer  Ver- 
teidigung zuvorgekommen.  Die  deutschen  Gemeinden  hatten 
bereits  im  Mai  des  vergangenen  Jahres  dem  Rat  zu  Freiburg 


')  F.  St.  A.  Murtner  Abschiede  litt.  F.,  fol.  36a 
•-)  F.  R.  M.  Nr.  2aj,  fol.  256,  13.  Aug. 
^)  M.  R.  M.  22.  Aug.  hl'A. 
*)  F.  R.  M.,  Nr.  2aj,  fol.  271. 
')  Mandaten  buch  Nr.  5,  fol.  69. 


-     105     - 

wissen  lassen«),  es  sei  ihnen  sehr  leid,  daß  gegen  sie  ein 
Unwillen  gefaßt  worden,  denn  wenn  sie  sich  geweigert. 
unter  andern  als  Muriner  Offizieren  zu  ziehen,  so  sei  es  nur 
aos  Mißverstand,  Unbesonnenheit  und  Einfalt,  nicht  aber 
aus  bösem  und  ungeneiglem  Willen  geschehen.  Auch  sie 
seien  bereit  gewesen,  die  gnadige  Obrigkeit  zu  verteidigen ; 
die  von  Jeuss  seien  sogar  bis  vor  das  Haus  des  Hauptmanns 
in  Murten  gezogen.  Hätte  Manuel  ihnen  mehr  als  eine  halbe 
Stunde  Bedenkzeit  über  das  beanstandete  Hesalzungsreciht 
gegeben,  so  wurde  ihr  Verhalten  wohl  ein  anderes  gt^wesen 
sein.  Die  Behauptung,  daß  sie  wider  ihre  Bruder,  die  Berner 
Bauern,  nicht  ziehen  wollten,  sei  von  einem  Welschen  aufge- 
stellt und  von  der  Mehrzahl  der  anwesenden  Deutschen  nicht 
verstanden  worden.  Es  sei  ihnen  nie  eingefallen,  die  Partei 
der  Aufständischen  zu  eingreifen.  Vielmehi*  seien  sie  zum  Ab- 
märsche gerüstet  und  mit  allem  wohl  versehen  gewesen.  Manuel 
habe  ihnen  aber  gesagt,  zu  Hause  den  Marschbefehl  zu  er- 
warten; dieser  sei  nicht  gekommen.  Die  rnterwistenlacher 
ihrerseits  schrieben  am  io.  Juni  Klö.'i  dem  Freiburger  Rat, 
daß  ihre  Vertreter  ohne  ihr  Wissen  den  am  ii.  Mai  gefasslen 
Beschhissen  zugestimmt  hätten;  sie  aber  wären  bereit  ge- 
wesen für  die  Obrigkeit  ins  Feld  zu  ziehen,  nachdem  sie 
rechtzeitig  noch  die  Überzeugung  gewonnen,  dass  die  auf- 
ständischen Bauern  sic'i  ohne  (irund  über  ihre  gnädigen 
Herren  beklagten  ^).  .Am  3.  September  1654  gaben  dann 
die  von  Lugnorre  eine  weitläufige  Auseinandersetzung  ein, 
wonach  alle  in  der  Kirche  zu  Motiers  geschworen  hätten, 
für  ihre  Obrigkeit  zu  leben  und  zu  sterben :  sie  wären  mit 
Munition  und  Heisgeld  reichlich  versehen  und  gesinnt  gewe- 
sen, auf  den  ersten  Befehl  zu  marschieren;  auch  die  gegen- 


')  F.  St.  A. 

')  F.  St.  A.  Erklärung  vom  25.  Juni  1653  (a.  St.)  :  «inais  quand 
ils  ont  seu  au  vrey  qiie  les  dits  subieets  so  soulevoyent  mal  ä  propos,  tant 
eux  les  gouverneurs  que  tous  les  communiepssans  exception  d'un  seul,  so 
sont  offerts  d'exposer  corps  et  biens  pour  la  döfeiiso  de  leur  sou verain  et 
de  la  patrie  ot  ce  devaiit  que  les  compagnies  de  soldats  fussent  passez, 
pour  aller  contrc  les  dits  rebelies  ». 


106     — 


teiligen  Behauptungen  Manuels  und  der  Muriner,  die  nnr 
neidisch  seien,  schlügen  der  Wahrheit  ins  Gesicht ')■  Zui' 
Stütze  ihrer  Eikläi'ungen  beriefun  sich  die  Kerzerser  auf 
ein  schriftliches  Zeugnis  des  Pfarrherrn  Sebastian  Eyen  '1. 
während  die  Wisteniacher  ein  solches  ihres  Pfarrers  David 
de  hompierre  vorlegten"). 

[)iese  Verteidigungen  standen  jedui'h  mit  der  Wahrheit 
im  Widerspruch,  denn  konnten  sie  einerseits  das  dem  Murt- 
ner  Rat  Kustehenda  Besatzungsrecht  nicht  bestreiten,  so 
ward  anderseits  durch  die.  Erklärung  Eycn's  sehr  bezeich- 
nender Weise  bestätigt,  dali  man  bereit  gewesen  war  zu 
marschieren  ((  mit  dem  Gcding,  dnss  ein  statt  Murten  den 
Hauptmann  und  Amtsluth  liiiiznthuindt  ».  Die  Briefe  Manuels 
sowie  die  pfarrherrlichen  Alleste  taten  übrigens  dar,  daß 
das  von  den  Murinem  beatispruelite  Besatzungsrecht  den 
Landlenten  palite,  um  sich  am  Kriegs^ug  nicht  zu  beteiligen, 
weil  sie  mit  dem  Reisgeld  nicht  versehen  waren. 

Trotz  der  Haltung  der  Dorf  seh  allen  glaubte  die  Stadt 
gewonnenes  Spiel  zu  haben.  Wenn  es  ihr  auch  sehr  ungelegen 
kam,  dali  Manuel,  der  am  besten  für  sie  hätte  Zeugnili  ablegen 
können,  nicht  mehr  am  Leben  war,  so  zeigte  sich  dessen 
Wilwe  Barbara  geh.  Wurslenherger  bereit,  zu  ihren  Gunsten 
auszusagen  U[id  die  Berichte  ihres  Gemahls,  auf  die  die  Muri- 
ner grulie  Slüeke  hielten,  zu  bekräftigen.  Darüber  ward  am 
6.  September  I(j3i  (a.  St.)  vor  dem  Notar  Ijrs  Oswald  in 
Bern  eine  schriflliche  Erklärung  aufgennnimen  M.  Die  Frau 
Landvrigtin  bestätigte,  oft  von  ihrem  Ehemanne  gehört 
zu  haben,  hinsichtlich  des  Verhallens  der  Muriner:  n  dali 
«  sy  je  und  allwegen  erbfittig  gsin  -syen.  ja  bereit  mit  nol- 
« wendigen  Waffen  verfaul,  und  willig  .Ihre  Scliuldigkeil 
H  gegen  einer  gnädigen  Oherkeil,  sobald  sy  von  Jhuen  dar- 
rt zu  erfordert  werden,  zeleisten.  Die  [.andleüth  aber,  In- 
(I  Sonderheit  die  Uß  dem  Wistenlach,  jederwylen  etwas  tür- 

')  F.  St.  A.  Brief  vom  3.  Sept.  165-1  (a.  St.). 
')  F.  St.  A.  Brief  vom  ä9.  Augast  1654  (a.  St.). 
')  F.  St.  A.  Brief  vom  38.  Aug.  ItfA  {a.  St.) 
')  F.  St.  A. 


107 


"gBStreuwl,  Ja  ihr  etlich  mit  Worten  uübroclicn.  daß  es 
»vilbepürlen  raynen  Hrn.  sei.  höchlich  betJauiii-l  ^'liabt. 
'nlannenhap  er  mit  dün  LBndIeülhen  iiit  sowol,  als  mil  dent'n 
»in  der  statt,  weliche  er  sonst  n\\  wegen  .Ihrer  Ufrlfhlig- 
"  keil  und  Treuw  iialber  fferümbl,  zetriden  wart!»'). 

Ladiin^sgeraälJ  erschient-n  die  Munlnei'  am  H.  SeptcmbüP 
'ßüi  znc  Knnfi-onlalion  mit  den  DurfmeistiTn  voi'  den  Dele- 
gierten des  Rals  in  Kreiburg.  die  Auskunft  über  folgende 
Punkte  verlangten  ') : 

K  l'oiiri]Uoy  t'annee  passive  s'agissanl  du  dimner  seeours 
"  «I  L"  Exeell"  de  Herne  üs  auroyeiit  respondu  de  ne  voul- 
"  /ciir  lirer  conlre  leurs  frerea?!) 

II  Une  cerlaine  supplication  insinu^u,  qiii  seiiiljloit  loii- 
"  eher  quelquenient  (;eus  de  Mnrat?» 

"  Pourquoy   ils   aurayent   refusu   de  prendi'e  les  armes 
"   f>oui-  los  seeours  de  leops  souverains  setgneurs  de  Herne  ?  n 
In  Betreff  der  ersten  Tratje  bezogen  sich  die  Muriner 
lUf  die  Briefe  Manuels,   indem    sie  lieslritton,   ji.'  die  ilmen 
zuffesrlioliene  .\eiissi'runt;  t:elan  zu  haben.    Hinsithtliib  der 
isv-eilen,  welche  die  von  den  überwislenlarliei'ft  aufi^esleiltc 
ttehaupliing  im  Auge  hatte,  die  Muriner  hätten  den  Niidit- 
luzup  verschuldet,    führten   sie   die   gleiche  Sprache.     Der 
dr-itlen  hielten  sie  ilire  bekannten  Ansprüctie  eiilf;ef;en.  bei- 
'Qgwnd,  daß  diese  der  Konferenz  der  beiden  StSndc   unter- 
breitet seien  Und  somit  die  Angelegenheit  bis  zu  ihrem  Ent- 
scheid eingestellt  werden  müsse.    Der  [tat  zu  Kreiburg  wollte 
l^och  von  der  Kinslelliing  nichts  wissen.    Du  der  Aussland 
ff^itjupgs  zu  Gunsten  dei'  bernischen  Alternative   nahle,   so 

')  Die  Landvügiin  war  aticli  aal  die  Oberwistanlxcliei'  nicht  ßut 
*^  »pretheii,  wie  au»  dnciii  spälerti  Bericlil  F.  R.  M.  Nr.  20l>.  Fol.  83. 
A[)ril  l(i5(i  erlieül:    MStrul   ile  Luguorre   iletnaiide   au   iiom  de  la 
-  qii'ils  puUseiit  Estre  pay^a  de  la  veuve  du  feu  l'advoyer 


"*nuel  rtea  estoffes,  qu'elle  doibt  encoie  aux  tireurs  auJt  musquel. 

')  F.   St.  A.    Supplii;;ition   der   Murtrier   in    der   Conrniiitnlion 

*««on  des  ver«chiiineii  refaellionwäseas.  -  F.  R.  M.  Nr.  205.  Fol.  «8. 
''•  t-  M.  Nr.  20r>.  Fol.  WO  Die  Ralskomniiesion  bestand  aus  den  Herren 
Schylibeisg  von  Monteriach,  Junker  Re.vH.  Seckolnieisler  von  MoiiteTi- 
^^l".  Junker  Meyer.  Vonntr  Vondeiweidt  und  dem  Stadtscbreiber. 


108 


trachtete  er  vielmehr  die  Sache  vorher  zu  erlodigon.  Er  tat  es, 
indem  er  sich  kurzer  Hand  übi^r  die  wiederholL  besläli^^len 
t'n'iheilen  Murlens  hinwegselzte,  und  ohne  den  Spruth  der 
Konferenz  ahzuwarlen,  am  12.  November  165i  ')  die  Burger- 
si^hafl  verurteilte  <  wegen  dieses  rebellischen  abschlags  — 
fl  zu  etwelrhem  ahlrag  des  Kriegskostens  »  viertauseud  Kro- 
nen zu  bezahlen,  liesondere  HeslraEung  der  Anstifter  vor- 
behalten. 

Am  selben  Tage  noch  traten  die  Freiburger  Ratsdele- 
gierliMi  zusammen,  um  in  Betrell  der  Landivute  Antrag  zu 
stellen.  Diesem  gemälJ  belegte  sie  der  Hat  mit  einer  jliisse 
von  14ÜU  Kronen,  unter  Vorbehalt  gegen  die,  welche  nament- 
lich in  Lugnorre  rebüllische  Reden  gefuhrt  hatten,  besondris 
einzuschreiten  *). 

Auf  die  Dörfer  wurden  die  ItÜO  Klonen  wie  folgt 
verteilt,  indem  die  am  Moos  Theilliabenden  stärker  belastet 
wurden  :  Merlach  20,  Greng  10,  Gurwolf  20,  Coussiberlf  30, 
Coui'levon  30,  Salvenach  üO,  .leuss  tiO,  Lurligon  40.  Ulmi/ 
80,  Gempenach  50,  Überburg  20,  Niederbnrg  40,  Altavilla 
30.  Galmiz  100.  Ried  nnd  Agriswyl  100.  Kerzers  200. 
Hüchsleri  20,  Fräsuhels  ÖO,  Löwenberg  10,  Monteüer  iO. 
Unterwislenlach  220,  Obervvistenlach  154. 

Ü'iti  hohen  Auflagen  .sollten,  wie  man  vorgab,  zur  teil- 
woisen  Deckung  der  gehabten  Kriegskoslen  dienen.  Es  «r- 
hellt  aber  aus  der  Krie^srechnung  des  Ivommissars  Hirth, 
daii  diese  Kosten  sich  im  ganzen  nur  auf  4511  Kronen, 
4  Pfund  und  14  Schilling  beliefen  "). 

Zu  leugnen  was  nicht  zu  besti-eitün  war,  halte  sonach 
den  f^andleuten  ebensowonig  Vorteil  gebi'acht.  als  es  den 
Murinem  von  Mutzen  gewesen  war,  sich  auf  die  Briefw 
Manuels  zu  berufen.  Gewiß  sprachen  die  sämtlichen  vor- 
handenen Schreiben  des  Landvogts  nicht  gegen  die  Bürger- 
schaft Murlens  und  stimmten  sie  ganz  mit  dem  Zeugnis  seiner* 
Witwe  überein.  Aber  nach  Jahren  erst  erfuhren  die  Mui 


')  F.  R.  M.  Nr.  2(0.  Fol.  ; 
')  F.  R.  M.  Nr.  305.  Fol.  : 


Murf^^J 


-     109    - 

daß  die  Freiburger  sich   namentlich  auf  die  gegen  sie  ge- 
richteten   geheimen    Mitteilungen   Manuels    gestützt    hatten, 
um  sie  der  Rebellion  zu  bezichtigen  ').    Aus  den  Akten  er- 
gibt sich  nicht,  daß  die  gnädigen  Herren  diese  angeblichen 
geheimen  Berichte  zum  Beweis  ihrer  Behauptung  den  Murt- 
nern  vorwiesen,    auch    nicht,    daß    sie   wirklich    existierten 
und  daß  sie  nicht   nachträglich   erfunden   wurden,    um   das 
gegen  Murten   eingeschlagene  Verfahren   zu    rechtfertigen. 
Die  Bußenerkenntnisse  sollten   am    27.  November  den 
Ausgeschossenen    von    Stadt    und   Land   eröffnet   werden  ^). 
Murten  allein  ließ  sich  vertreten  und  verlangte  einige  Tage 
Bedenkzeit,   die  gewährt  wurden.     In    ihrer    Not    richteten 
die  Murtner   ihre   Blicke    wieder  nach    Bern.     Abgeordnete 
Wurden  dorthin   geschickt,    während    man   Freiburg  wissen 
'leli,  daß  Murten  die  auferlegte  Geldstrafe   nicht   annehmen 
könne*).   Bern  verwendete  sich  zu  Gunsten  der  Murtner^); 
es    sei  zwar  nicht  darum  zu  lun.    die,    welche   sich    verfehlt 
haben  konnten,  zu  beschönigen  ;   da  aber  in  der  Konferenz 
vom  7.  April  1653  (a.  St.)  Freiburg  selbst  beantragt  habe, 
die  Ansprüche  der  Murtner  durch  die  beiden  Stände  unter- 
suchen zu   lassen,    so    sei    es    nur    billig,    ihrem    Begehren 
uai  grundliche  Untersuchung  zu    entsprechen    und   bis  zum 
^bspruch     den    Vollzug    der     Strafe     einzustellen  ^).      Als 
dieses    bernische    Schreiben    dem   Freiburger  Rate    vorlag, 
^'*schienen    nun   auch   die   Murtner   Delegierten,    beschwer- 
ten   sich    nochmals   über    die    ausgefällte    Strafe    und    ver- 
'^'^gten    Einstellung    bis    zur    nächsten    Jahresrechnungs- 
'^önferenz. 

Prolest  und    Begehren   wurden   in   demütiger  Sprache 


*)  F.  St.  A.  Brief  Murtens  an  Freiburg  ohne  Datum,  doch  nicht 

^^  dem  Jahre  1660:  «wvlen  domaliligen  H'  Schuldtheiß  sv  hinder- 

^^K«  als  Ungehorsame  verklagt,  so  doch  Gott  dem  al machtigen  woll 

«)  F.  R.   M.  N"  205,  fol.  ^M. 

•)  M.  R.  M.  18.  November  Ca.  St.). 

*)  B.  R.  M.  N"  121,  pag.  2:32. 

•)  Deutsche;*  Missivenbuch  N-  17,  fol.  a'-]y.  20.  Nov.  1«>j4  (a.  St.). 


-     110    - 

vorgebrafiht.  Diese  verfehlte  jedoch  die  geliofite  Wirkung'. 
Die  Fpeihurffei-  fanden  vielraelip.  daß  a  die  Uui'ger  von  Mur- 
(i  ten  ihren  fähler  aggravieren,  indem  sie  von  hiesiger  Al- 
«  ternatif  deelinieren,  und  wider  Freiburg  gebn  Bern  re- 
(i  curiert,  darum  hallen  sie  ein  mehrere  Slrad  verschuldet  »')- 
üiilei'  Andi-iihung  der  l'nyiiade  forderte  die  Obrigkeit  bis 
zum  7.  Dezember  die  kategorisehe  Antwort,  ob  an  ilei'  Be- 
streitung der  Strafe  festgehalten  werde  ').  Nach  Bern  be- 
richtete sie  in  nbsthlägigem  Sinne.  Das  geschah  am  3. 
Dezember,  weil  die  Murtnei'  der  Ladung  auf  den  ersten 
nieht  Folge  geleistet  hatten.  5ie  halten  nämlich  in  Er- 
fahrung gebracht,  dali  am  I.  Dezember  auch  die  Dnrf- 
pfleger  der  Gemeindet!  vor  den  gnädigen  Herren  ei-sebeineo 
würden.  Die  uiclits  weniger  als  kam |if lustige  Stimmung 
die.ser  Leute  war  den  Murinem  ebenso  bekannt,  als  die 
Absieht  der  Dörfer,  die  Seliuld  auf  die  Burgerschaft  zu  scliie- 
ben.  Die  Landleute  hatten  ja  für  keine  verbriefte  Privilegien 
einzutreten ;  dem  entsprach  auch  ihre  Haltung.  Sie  be- 
dankten sich  bei  den  Herren  von  Freiburg  für  die  gnädige 


')  Archiv  Murten.  Ppotokoil  lies  S lad tsch reib««  von  Freiborg 
vom  3.  DezHinber  li554  :  u  Vur  Eivev  Gnaden  erscheinen  in  aller  De- 
u  muth  utiii  Niederträchtigkeit  dero  gellii-euwe  Underthanen,  die 
0.  ComraJttierten  von  Murleo,  and  thun  dieselben  gantt  Oilhenliuh 
<i  pitlen,  daß  sy  ab  Inen  keine  Ungnad  lag^eri  w6llindt,  wann  sy  ik-b 
u  dilltnalil  über  die  annenimuni;,  der  Ihnen  uSgeseUten  grotleu  Conlri- 
u  bulionen.  der  4000  Kr.  nil  wol  erlQUieren  könnend.  1r  bedenken 
usy,  in  sfillicbem  Puhl  der  annemniatig.  Ihr  veimeinlhnbonde  xvei- 
H  pQnctige  Froylieit  lieli  bewulSten  Haubtniann  und  Heillgella  halber 
n  (u'ölliehe  beide  Puncten  dann,  vom  Eiiwer  Gm.  selb»  für  die  Con- 
o  fereotü  geaohlagen,  und  anderwerls  von  beiden  L.  Ständen  Ebren- 
«  gesandte  Für  die  er.-<thalteMde  Jatir  Rechnung  verahsclieidet  wnrden) 
n  verfällt  wärendt,  und  Ihnen  byneben  unmöglich  würe,  ubangediile 
n4000  Kr.  zu  erleg)ien,  dcuüelwegcn  Ry  hochgedaclil  E.  Gn,  ganlz 
(I  uoterlhAnig  pilten,  sy  bis  dahin  diser  Sachen  halber  gnfidig  einzii- 
n  »teilen,  und  wenn  ea  sich  dann  alsdann  betlndC.  daß  ^y  in  ihrem 
K  Verwegen  gantü  nil  gegrtlodt  gewesen,  werden  sy  »ich  einer  sällichen 
«  coniribalion  «chuidwillig  unterwerSen  und  dan  darüU  erforderlichen 
(1  Milien  wol  nachtrachlen  müssen  —  «. 

')  F.   R.   M.   N    ÄXJ,  Fol.  .-i-«. 


'  Strafe  nnd  verlangten  Termin,  um  zu  bezahlen.  Es  wurde 
IKneii  gestattet,  die  aufeilegten  betrage  liiircli  eine  Vermö- 
genssleuei'  aufzubringen  und  sie  in  drei  Katen  sammt  Zins 
zn  entrichten.  Der  Rat  kam  sogar  der  Beschwerde  von 
Lugnorre,  die  Veiteüung  der  UuLie  sei  ungerecht,  entge- 
gen, indem  er  einen  Ausschuli  beauftragte,  zu  untersuchen, 
ab  sie  zu  revidieren  sei,  doch  utine  Keduktiun  der  aiisgr- 
sprochenen  Buläe  von  I4U0  Kronen  '). 

So  lagen  die  Dinge,  als  der  Murtner  Hat  am  4.  IJe- 
zember  beschloß,  die  Burger.schaft  am  darauffolgenden  Tag 
zu  versammeln  und  ihr  die  Sache  vorzubiingen  •}.  Bei 
diesem  Anlaßt)  werden  einige  Burger.  wie  verlautete,  erklärt 
tiabeii.  was  in  dem  im  h'ieiburger  Archiv  liegenden  Bussen- 
verzeichniii  zu  lesen  steht 'j,  dali  sie  nämlich  mit  der  Strafe 
nic-hts  zu  tun  haben  wollten  ;  diejenigen,  welche  die  Sache 
eingebrockt,  und  die  man  nötigenfalls  auch  namhaft  machen 
könne,  sollten  die  Bulie  abtragen.  Das  Murtner  Rats  Manual 
schweigt  zwar  über  diesen  l'unkt.  wie  es  auch  den  ge- 
faßten Bescliluß  nicht  bringt;  dagegen  lesen  wir  in  einer 
vom  24.  November  alten  Stils  datierten  Vollmacht'*),  daU 
die  Delegierten  ermäclitigl  waren  «  underlhänig  urab  etwas 
(I  milterung  und  nachlassung  »  anzuhalten,  und  wenn  dies 
Jbren  Gnaden  nicht  genehm  sein  sollte,  sie  n  gantz  undertänig 

')  F.  R.  M,  N"  205.  Fol.  333,  Avoirie  de  Moi'at,  Correapon- 
tianoea  N"  H.  a  Myne  gn/ldige  Herren  und  Oberen  des  Ulgliclieii  Ratlis 
<i  der  Stau  Frybui'g  haljen  tlue  Lieben  Underthaoeu  der  Gmeindt  von 
n  Gr&n  im  Ainpt  Marten  von  data  Ctli'  dry  Jalir  Zih  bewilliget,  da» 
«  gelt,  so  llinen  wägen  ferndriger  Uiigehoraaiiie  zum  Kriegskosteii  utl- 
<f  erlegt  worden,  von  einem  Jahr  züid  andern  den  dritten  Cli^il  aanibt 
u  den>  Ziiiü  in  CanLiiy  alhie  zu  zahlen,  und  zu  erlegen,  und  wylen 
«I  aitdüthet  und  vermeint  wirdi,  ob  solle  die  .\btbellung  dieses  Gelts 
u  ellicheii  Gmeioden  in  daro  proportion  gegen  den  anderen  etwas  un- 
a  glycli  und  enoesHivi-ich  syn,  dilie  remia^ion  zu  thuw  habe,  tiocher- 
u  meldl  Ihr  Gnaden  ihren  vilgelieblen  Milträtlien  Herren  Slulthalteren 
jgwalt  und  bevelclie  geben.  » 

.  R.  M.  ai.  Nuveniber  ISA  [a.  St.) 
.  R.  M.  •£}.  November  (a.  St.) 

)  P.  St.  A.  Verzeich  Qusa  der  Dürfern  etc. 

)  F.  St.  A. 


—     112    — 

((  und  flahentlich  »  zu   bitten,   o  Innen   lydenliche  Termynen 
((  zum  Zahlen  anzustellen.  » 

Von  einer  Herabsetzung  der  Summe  wollten  die  Krei- 
burger  nichts  wissen.  Sonach  versprachen  die  Ratsdele- 
{^iorten  Herrcrhschwand  iinil  (jaillard  am  7.  Dezember,  die 
4000  Kronen  zu  bezahlen  a  mit  underthäniger  bitt  Ihnen 
((  diesen  Fahler  {gnädig  ze  verziehen.  »  Sie  wurden  nun  in 
Gnaden  aufgenommen,  mußten  sich  aber  im  Namen  der 
Stadt  in  der  Kantzley  verschreiben. 

Mit  dem  raschen  Entschluß,  sich  zu  unterziehen,  hal- 
len auch  die  Leiter  der  Muriner  Bürgerschaft  der  Minder 
heil,  die  sich  gegen  die  Belastung  des  Stadtseckeis  ausge- 
sprochen hatte,  jede  Bedeutung  genommen.  Am  17.  Dezember 
ward  zwar  dem  Freiburger  Rat  ein  anonymes  Schreiben ') 
vorgelegt,  des  Inhalts,  daß  in  Murten  o  uff  syten  der  ge- 
((  ringen  Burger  ein  Tun»ult  endtstand  wegen  der  der  Stadt 
((  angelegten  gellstrafi  Ihrer  im  ferndringen  unwäsen  er- 
((  zeigten  ungehorsame  halber,  davon  sie,  die  kleine  BuPf(er, 
((  nütt  zahlen,  wyllen  sie  Jederwylen  zu  gehorsame  geneigt 
K  gsyn,  sonders  wollen,  das  die,  so  gefeit,  solche  straff 
{(  eintzig  ußstandend  ohne  beschW'ärnuß  des   Stadtseckols.  b 

Die  Freiburgei*,  denen  es  vorläufig  nur  darum  zu  tun 
war.  die  4000  Kronen  zu  erhalten,  scdilugcn  sich  aber  nicht 
auf  die  Seile  iler  kleinen  Burger  und  beschlossen  demnach. 
(I,iß  OS  mit  der  L'ntei'ziehung  sein  Bewenden  haben  solle, 
((  Man   laßts  eine  gute  saclie  syn.  »  sagt  das  Ratsprotokoll. 

Der*  Muriner  Nachgeben  hatte  den  weitem  Zweck. 
Zeit  zur  Durchsetzung  ihrer  Ansprüche  zu  gewinnen  und 
womöglich  sich  der  Ausrichtung  der  Buße  zu  entziehen.  Ge- 
wiß war  das  auch  der  beste  Weg,  die  unzufriedenen  Bürger 
zu  beruhigen.  Da  die  Alternative  nun  an  Bern  überging. 
so  durft(»  Murten  einer  günstigen  Intervention  dieses  Standes 

• 

gewaltig    sein.     Um    sie    herbeizuführen,    ward    schon  im 
Mai   1()55  eine  Abordnung  nach  Bern  geschickt  *).  Verhand- 

')  F.  R.  M.  N'  2a'>,  Fol.  a42  «ein   parlicular   schryben  -  da- 
iuL>  iler  Nain  des  sehrybers  ußgerißen  ». 
'')  M.  R.  M.  8.  Mai  1655  (a.  St.). 


-     113    - 

langen,  die  angebahnt  wurden,  führten  bald  dazu,  die  Frage 
der  beanstandeten  Stadifreiheiten  nunmehr  der  nächsten 
Jahreskonferenz  zu  unterbreiten  *).  Diese  ward  auf  den  An- 
fang Septemfaor  1655  angesetzt  ^).  Die  Berner  Abgeord- 
neten, Johann  Rudolf  Willading,  Seckelmeisler  deutschen 
Lands,  und  Vincenz  Stürler,  Venner,  erhielten  die  Weisung 
darauf  zu  dringen,  daß  die  Freiheiten  der  Muriner  zu  be- 
stätigen seien  :  im  fernem  aber  sei  zu  verlangen,  daß  die 
Hälfte  der  Strafe  dem  Stand  Bern  zukomme,  wenn  Frei- 
burg auf  seinem  Bußentscheid  beharre  ^).  Dieser  Anspruch 
Bern's  verfehlte  seine  Wirkung  nicht.  Der  scheidende 
Muriner  Landvogt»)  Johann  Rudolf  von  Diesbach,  welcher 
der  Konferenz  seine  Rechnung  vorzulegen  halte,  fragte  in 
Bern  an,  ob  denn  die  der  Herrschaft  Murten  auferlegten 
Summen  wirklich  als  eine  Kriegskostenkontribution  anzu- 
sehen seien  *),  wie  die  Freiburger  behaupteten,  oder  ob  er 
sie  in  seiner  Vogtsrechnung  als  Busse  zu  buchen  habe.  Der 
Rat  entschied  sich  für  letzteres  und  schärfte  den  Ehrenge- 
sandten nochmals  ein.  darauf  zu  bestehen,  daß  die  Hälfte 
der  auferlegten  Summen  Bern  zufalle,  wo  nicht  sei  die 
Sache  auf  eine  spätere  Konferenz  zu  verschieben.  Zwei 
Tage  darauf  faßte  der  Freiburger  Rat  einen  gegenteiligen 
Beschluß®);  indem  er  seine  Gesandten  anwies,  dem  Begehren 
Bern's  entgegenzutreten,  «  weil  es  ist  kein  büß,  sondern 
«  ein  GeltstrafT,  darmil  Bern  nichts  soll  zu  schaffen  noch 
«  zuzereden  haben»'),  aber  in  die  Verschiebung  dieser 
Frage  einzuwilligen.  Damit  war  das  von  den  Murtnern  ver- 
folgte Ziel,    die   Erledigung  der  Auflage  zu  verzogern,    er- 


')  F.  R.  M.  N'  206.   Fol.  CA.   9.  April  irÄ,    Fol.  aS.  25.  Mai. 

»)  B.  St.  A.  Abscheide  litt.  G.,  p.  .S'i7,  iUl.  F.  St.  A.  Murtner- 
abscbeide,  litt.  F.  Fol.  879.  8—4.  September. 

')  B.  R.  M.  N'  1^,  p.  91.  —  Instructionen  buch  S.  p.  493,  495, 
30.  Augast. 

*)  F.  R.  M.  Am  4.  März  1655  war  er  ersetzt  worden. 

»)  B.  R.  M.  N-  124,  p.  101. 

•)  F.  R.  M.  N»  206,  Fol.  171. 

^)  F.  R.  M.  N'  206,  Fol.  173. 

8 


114     — 


reicht.  Sie  konnten  mit  diesem  Erfolge  umso  zufriedener 
sein,  als  die  Konfei'eny.  in  Sachen  des  beans|)i'uehten  Be- 
satzungsrechls  zum  Entsclieid  gelangte  : 

ir  Obwohlen  die  Statt  Murten  deü  wegen  von  beyden 
«  Oberklieitten  kheine  Sigel  nocli  Bi'ielTen  liatte.  dennocli 
((  ist  Ihnen  die  Elertion  desselbigen  (Hauptmanns)  im  be- 
«  gebenden  Fahl  bewilliget,  in  dißem  verstandt.  daß  der- 
a  selbige  der  Oberkheit  so  Ihne  bruchen  wirdt,  präsentiert 
u  unndt  wan  er  passiert  wird,  alsdan  zur  prästierung  deß 
«  gebührenden  eidtes  gehalten  werde.  » 

In  Sachen  des  Reisgelds  wurde  dagegen  beschlossen  : 
dal^  die  Muriner  es  nicht  allein  zusammenthun  und  gebüh- 
rend erlegen  sollen,  sondern  auch  "  im  Fahl  der  Noth,  wie 
{(  andere  Untertlianen  dienen,  ohne  einige  zu  Zahlung  noch 
«  bestimmung  deü  termins,  svdtenniahlen  soU'hes  by  allen 
n  anderen  ünderthanen  also  geschieht,  unndt  es  zu  de& 
n  gantzeii  Vatterlandtes,  unndt  hiemit  Ihrer  selbcseigenen 
«  conservation  geschieht ». 

Von  der  Annahme  des  Reisgeldartikels  ward  die  Ge- 
währung des  Bestattungsrechts  abhängig  gemacht ').  Bevor 
jedoch  die  Murtner  sich  darüber  aussprachen,  schickten  sie 
am  9.  September  zwei  Abgeordnete  nach  Bern,  um  die 
Ehrengesandten  an  der  Konferenz  um  Erläuterung  zu  bit- 
ten '),    während  sie  sich  bestrebten,    durch  Geschenke  die 


')  c(-  Anm.  3.  p.  113-  —  Der  nämlichen  Bedingung  war  von  der 
Konferenz  ein  weiteres  Zugeständnis  in  Bezug  auf  EineiU  und  An- 
nehranng  der  a  tiBseni  j)  in  der  Stadl  und  Herrsehafl  Murten  imler- 
tttellC  worden  :  «  passiert  —  mit  dißer  eilütterung.  naniblicli  daft  die 
(I  Jenigen  so  fie  in  der  Statt,  undt  ihrem  bezirlch  nllnenimun,  «iul- 
«  wedercr  Statt  Bern  oder  Fryburg  Ünderthanen  syend,  unndt  soll 
u  solche  reception  geschechen  mittelst  10  fl  unndt  nit  niehreres,  aber 
n  wenigeres  woi,  durch  Jeden  annemnieuden  der  Statt  zu  gutem  er^ 
H  legen  :  Frembde  aber  d.iaelbaten  zu  naturalisieren  soll  Ihnen  g&nt2- 
u  lieb  verholten,  ad  teinpus  aber  uUzenemmen,  well  sie  an  einem  f  ass 
«  untidt  deswegen  solcher  lütlion  bedörlltig  sindt.  gestattet  sein,  unndt 
n  dlse  gratilieation  so  lanj;  kräftig  verbleiben  bili  widrige  brieRen. 
«  unndt    gwarsauie  von  seilen  der   hoben    Überkheit«n    ynkkoniiii 


indl  sie  solche  also  werden 


intinui 


wöller 


')  M.  R.  M,  39.  Aug.  16Ü5  (h.  St.) 


Gunst  der  gnSdlgen  Herrn  und  Obern  von  Freiburg  zu  ge- 
winnen  und  zu  L'i'lialtcn  'l      Die  vorhandenen  Akten  geben 
keine  Aufklärung  fibci-  die  näehste  Entwirkelung  des  Streites. 
Aus  (lern    Katsprotokoll    erhellt    jedoch ,     dalj    die    Murtrier 
am  25.  November')    die    Besetzung    der    Hauptiiiannstelle 
vornahmen   und  an  die   Mannschaft  die  Warnung    ergehen 
ließen,    sieh   bereit  zu    halten,    um    auf    den    ersten  Befehl 
der   Obrigkeit    mit    Wehr    und    Watten    ohne    Verzug    zu 
marschieren.     Daraus    darf    wol    geschlossen    werden,    daß 
sie  die  von  der  Konferenz    gestellte   Bedingung    annahmen. 
Sie  hatten  auch  Grund  nachzugeben,  weil  der  Zeit  auf  {tern 
kein  großer  Verlaß  mehr  war.    Dieser  Stand  war  in  Schwie- 
rigkeiten   verwickelt    worden,    die    schließlich    zum    ersten 
V'ilmergerkrieg  führten.    Das  Verhältnis  zu  Freiburg  trübte 
sich  mehr  und  mehr.    Die  Stadt  Bern  fürchtete  sogar,  daß 
Preiburg    sich    gegen    sie    am  Streit    beteiligen    könnte*). 
I'»  dieser  Meinung  ward  sie  bestärkt  durch  das  Verbot  der 
^''^liurger  an  den    Vogt    in    Murten,    die    Kingmauern    in 
^'taod  zu  setzen    und   das  Werben   von  Kriegsvolk    zu    ge- 
stalten.   Bern  hatte  nämlich  am  8.  Januar  1656  im  gegen- 
'ß'figen  Sinne  geschrieben  ').  wogegen  Freiburg  die  Muriner 
**issen  ließ,  die  Bürgerschaft  solle  sehen,  daß  sie  dei- Obrig- 
'^tt  «  Ungnad  nicht  incurriere  » ").     Am    13.  .Januar  Hefen 
"►Un  die  Berner  den  Vogt  nach   Bern,    weil    sie  etwas  not- 


')  M,  A.  Burgenoeislerrerhiiung  IfEsi.  1657,  —  Als  Ergänzung 
"^  einer  im  Band  I.  der  Gesell i(^llt9blätte^  erHchieuencD  Arbeit  sei 
»US  dieser  Rechnung  erwähnt:  i(  Uinb  ein  Rahmen  des  Herzoge.!  uß 
"  Burgund  abeonterfactur.  so  H'  Lambellet  Werk,  dem  Wilhelm 
Misey  gäben  2  S  4  Seh. 

')  M.  R.  M.  15.  Nov.  165->  (a.  St.). 

')  B.  R.  M.  N"  123,  7.  Juli  16x.  (a.  St,).  AuB  den  eiiiRelanf 
'^■>  bricht,  was  malten  ein  Statt  Fryburg  Ibren  Underthaiien  alles 
wnat,  and  by  einer  büß,  gebotlen  habend,  sich  biß  nechst«n  Montag 
■"U  Iren  aberweren,  krut  und  lodt  zerual  üe  halten.  —  Weilen  man 
"II  weiB,  war&uff  Ihr  abaechen  gerichtet  etc. 

')  Briet  an  Solmldheiß  und  Rath  von  Murten,  Vfi.  Dezember 
^^  {•.  St.). 

■)  F.  R.  M.  N-  d07,  ful.  r,.  9.  Jan.  165Ö. 


—     116     — 

wendiges  mit  ihm  zu  reden  hätten  ^).    Ehe  sie  jedoch  nach 
dieser  Seite  hin    weiteres    unternehmen    konnten,    war  der 
Tag    von   Vilmergen    verloren   gegangen.     Den    Rückschlag 
der  Ereignisse    verspürten    die    den    Bernern    wolgesinnteo 
Murtner.      Widerspruch     hatten    vorläufig    die    Freiburger 
auch    nicht    mehr    zu   gewärtigen,    als  sie    am    6.    Februar 
1656   nach   Bern   schrieben,    daß  sie   «  niemahlen  dahin  in- 
((  tentioniert    gewesen,     äwern    ietz    zu    Murten    habenden 
«  Alternatiff  undt  rechten  einichen  yngriff  zu  thun,  sonders 
«  derselbe  wie   biß    häro    in    Ihren    uninterrumpierlen    esse 
((  verbleiben  zu   lassen.     Wan    aber   der   Zuzug,    besalzung 
((  und  fortification  der   enden   von    kheintwederer   Statt  zu- 
((  gehöriger    alternatiff    dependierend    noch    zufallend.    alU 
((  wollen  wir  nachmahlen   verhoffen,    es  üch  —  nit   zuwider 
«  sein  werde,    so  wir  die   Muriner,    uff  Unnsere   citationen 
((  zu  parieren,  sonderlich  in  Sachen  die  unnsere  reciprocier- 
((  liehe  alternation  nit  berürend,    halten,    unndt  sie  darurob 
«  rechtfertigen  werdend  »  -).     Der  Zank  zwischen  Bern  und 
Freiburg    dauerte    zwar    fort    zum    Nachteil    der    gemeinen 
Herrschaft.     Am    9.    Februar    verordnete   Bern,    im  Namen 
beider    Stände,    daß    das  Schloß   zu   Murten    mit  einer  Be- 
satzung   aus    der  Burgerschaft    zu   versehen  sei,   weil  « an 
«  den  grentzen  sich  frömbde  Voicker  samlind,  und  man  da- 
((  her  etwas  unguten  anschlags  zu  besorgen  habe  j)  ^).  Nach 
Freiburg  ward  am  selben  Tag   von    Murten    aus    berichtet, 
man    befürchte   einen    Überfall  ;    deßwegen    errichtete   man 
Pallisaden  *).     Der    Freiburger    Rat    sah    aber    darin   eine 
(Übertretung  des  Befestigungsverbotes,    und    lud  nun  Statt- 
halter,  Burgermeister  und  Venner  von  Murten  in  die  Rats- 

')  B.  R.  M.  X"  125.  p.  5. 

'^)  Freib.  Missivenbucli  4^,  p.  711. 

^)  B.  R.  M.  N"  12.").  p.  59,  29.  Jan.  1656  (a.  St.),  p-  ^L  (^• 
Jan.),  p.  8(5.  10.  Feb.  (a.  StJ  Martten.  «  Ir  Gn.  verstand  sye,  daß 
sowol  tags  als  nachts,  die  wachten  dort  utfgestelt,  das  corps  degarde 
nit  im  underen,  sonder  im  obern  Hofif  beim  Tröscherhüßli,  und  dann 
auch  allewegen  utf  der  Litze  ein  Schildtwacht  auffgestellt  werden 
solle. 

*)  F.  R.  M.  N-  207,  fol.  43. 


-     117    — 

Sitzung  vom  17.  Februar,  um  sie  über  die  Aufstellung  der 
Wacht  und  die  andern  getroffenen  Vorkehren  zur  Verant- 
wortung zu  ziehen  *).  Die  Muriner  leisteten  der  Ladung  keine 
Folge  und  wurden  neuerdings  auf  den  21 .  Februar  geladen  «  by 
a  Ungnaden  und  Incarcerierung  ungehorsambs  »  '-).  Die  Ge- 
ladenen unterließen  nicht,  dies  nach  Hern  zu  berichten,  das 
nun  nach  Freiburg  den  Bescheid  schickte,  es  müsse  die  Ausge- 
bliebenen entschuldigen  ;  übrigens  hoffe  es,  daß  man  von 
weitern  Citationen  abstehen  werde,  weil  Bern  die  Alternative 
gehöre.  Es  verlangte  auch  freundlichen  Bericht,  warum 
die  Murtner  eigentlich  geladen  worden  seien  ^).  Gleichzei- 
tig ward  an  Hauptmann  Dub  in  Murten  geschrieben  "•)  : 
«  dz  es  nit  ussert  dem  wäg  sein  werde,  daß  er  auch  der 
«  burgerscliaft  zuspreche  mit  Vertröstung  Jederweiligen 
«  Schirms,  darzu  auch  die  H.  Predicanten  ein  mittel  sein 
(c  könnind,  mit  denen  er  sonderlich  hierumb  zereden,  und 
«  alßo  hierin  beharlich  zu  operieren  wüssen  werde,  was  zu 
(«  der  Statt  und  zugehorden  guter  verwahr  —  und  erhaltung 
«  ervorderlich  sye  ».  In  Bern  war  nicht  unbekannt  geblie- 
ben, daß  die  Burgerschaft  von  Murten  und  die  Herrschafts- 
leute wiederum  nicht  einig  gingen,  wegen  deS  Anspruchs 
der  Stadt,  die  Herrschaft  zur  Bestreitung  der  an  den  Ring- 
mauern vorgenommenen  Reparaturen  heranzuziehen ,  und 
daß  Freiburg  die  Dörfer  in  ihrem  Widerstand  bestärkte.  Bern 
machte  deßwegen  Anstrengungen,  den  Zwiespalt  zu  besei- 
tigen, wie  aus  den  Berichten  erhellt,  die  Rudolf  Wursten- 
berger,  alt  Landvogt  zu  Witlisburg,  seiner  Obrigkeit  zu- 
kommen ließ.  Er  war  nach  Murten  gesandt  worden,  um  sich 
über  die  Lage  zu  erkundigen  und  gewiß  auch  die  Murtner 
zu  ermutigen.  Er  schrieb,  daß  dem  Landvolk  zu  dessen 
Abwendig-  und  Abfalligmachung  eingeblasen  werde  :  «  wann 
«sie    es    nit    mit    der    Burgerschaft    halten,     söllind    sy, 


0  F.  R.  M.  N'  207,  fol.  50,  14.  Februar. 

»)  F.  R.  M.  N-  -207,  fol.  55. 

')  B.  R.  M.  N-  125,  p.  82,  8.  Feb.  1656  (A.  St.),  p.  86,  10.  Feb. 
(A.  St.). 

*)  B.  R.  M.  N"  125,  p.  80,  7.  Feb.  1656  (A.  St.). 


II  wenn  es   recht   angaht,    sU-h   kei 


gfahr  ze   Dera 


ci  haben,  die  Bm-Kerschafl  wei'de  das  Bad  allein  ulitragen 
B  mrilit'ii  I).  Walit-süheinlk-h  entsprang  die  Haltunf<  dep  Hcrr- 
schaftsleute  der  Hoffnung,  sie  könnte  vielleiclit  zum  Ep- 
laU  der  ilmen  auferlegten  Bußen  führen.  Auf  diesen  Hoden 
abgestellt,  war  der  Erfolg  der  .\nfwiegelung  iiirht  uhne 
üedeutiing.  Dei'  Herner  Hat  fand  es  deßwegen  für  ge- 
raten, «  disen  murtnitichei)  Landtleulen,  zur  bustendigkeit 
ö  zu  sprechen  zelassen  ».  Er  befahl  Wurstenberger  n  mit 
a  den  fürgesetzten  und  vertruwtesten  von  den  Gemeinden 
n  des  Amts  Murten,  in  gcheicnbd  und  iinvernierktei-  dingen, 
(I  wie  dann  unlei-  dem  Schein  seiner  Privat-geschefTten  gr- 
a  schecher)  kann,  In  M.  G.  H.  Namen  fründtüch  zereden. 
n  sich  zu  ejnicher  abführung  bereden  nach  uffwigglen  ze 
fl  lassen,  sundern  mit  der  Statt  und  der  burgersehafl  be- 
((  stendig  Liebe  und  Leib  Kehaben,  weilen  es  umb  die  wahre 
«  Religioti  zethun,  zu  deren  sy  durch  mittel  der  Statt  Bern 
n  gebracht,  und  sich  andern  weg  keiner  mehreren  verscho- 
«  nung  ze  versei'hen  haben  wurden  ;  die  verhoHende  besl«n- 
H  digkeit  werde  auch  —  in  j;naden  erkennt  werden  »').  Ganz 
ohne  Wirkung  wird  dieTätigkeilWurstenibergers,  wenigstens 
im  deutschen  Teil  der  Herrscliaft  nicht  gewesen  sein.  Über- 
dies lieü  Bern  dem  Muriner  Bat  eine  Abschrift  des  an  Frei- 
burg gerichteten  Schroibeus  vom  18.  Kebruar  zustellen, 
wodurch  er  in  seiner  Weigerung,  der  Ladung  nach  Kreiburg 
Folge  zu  leisten,  bestärkt  wurde-).  Dieser  Stand  glaubte 
jedoch  auf  dem  einmal  eingeschlagenen  Weg  beharren  zu 
müssen.  Er  erwiderte  Bern,  daß  er  keine  Lust  habe  »zur 
«  beständigen  unverlheiUmg  und  mitregierung  ii  und  daß 
Bern  keineswegs  behaupten  könne,  in  seiner  AUernaLivc 
lädiei'L  zu  sein  <i  wylen  —  der  zuzug.  fortificalionen.  ord- 
«  nungen  ete.  in  kein  alternatifl  fallen»").  Sonach  wurden 
die  Muriner  ein  drittes  Mal  filiert.  Die  Geladenen  schrieben 
aber  nach  Freiburg,   daß  sie  von  Bei'n  den  Befehl  erhalle* 


')  1 


.  R.  M.  N-  136.  p.  80.  7.  Feb.  1656.  A.  St.). 
R.  M.  N-  125.  p.  86,  8.  Feb.  {A.  St-). 
R.  M.  N-  307,  Fol.  58. 


htlten,  nirht  Folge  zu  leisten  ').  «  Dise,  nach  der  Berneren 
n  jGngsle  entschuldiKUnf;  ist  nit  passiei-lk-h  »,  hpscliloli  der 
Freiburger  Rat.  «  deßwegen  sollen  sie,  die  Mui-toer,  er- 
(I  schyoen  — ;  iiB  widrigen  Fahl  werde  man  sich  Ihres 
11  ungehorsambs  zu  syner  Zitt  empfinden  n  *).  Bern  erneu- 
erte seinerseits  die  Weisung  an  die  Muriner,  sich  in  Frei- 
burg nithl  zu  stellen*),  und  schlug  den  Freiburgcrn  Recht 
vor.  weil  es  «  ohne  läsion  seiner  Alternativrechte  n  nicht 
gestatten  könne,  daß  die  Muriner  der  Ladung  Folge  leisteten, 
so  lange  man  ihm  deien  Grund  nicht  mitgeteilt  *).  Die 
Muriner  blieben  aus.  Da  der  Einwand  Berns  stichhaltig  war, 
so  hatte  nun  Freiburg  keine  andere  Wahl,  als  die  Sache 
einzustellen'')  und  es  beim  bernischen  Rechlsbot  bewenden 
M  lassen '). 

')  F.  R.  M.  N"  307.  Fol,  61. 

')  F.  R.  M,  N-  ä07,  Fol,  61. 

•)  B.  R.  M.  N*  125,  p.  94, 
-  M.  N*  207,  Fol.  61. 

')  F.  H.  M.  N-  207.  Fol.  6i,  24.  Feb.  1656. 

')  B.  R.  M.  N*  ri"),  p.  109,  lö.  Feb.  1Ö.56.  A.  St.  -  Im  diese 
Zeit  der  Reibungen  fiel  auch  der  \on  eiuem  Freibuiger  Drucker  be- 
sorgte Druck  zweier  gegen  Bern  geriebt«ler  FamotlibelJe,  worüber 
»ich  Bern  bei  Freiburg  beklagte  :  ii  diso  Kwey  underscbidenliche,  von 
u  rjein  Valter  der  Liigenen  inspirierte  ubelgegrlindele  fanioslibell,  das 
H  einte  der  ßärendantz.  und  das  ander  recept  wider  die  Bärenauchl 
H  tituliert,  spargiert,  Ja  in  ettuer  —  statt  selbs,  nil  allein  getruckt, 
a  sonder  auch  nflenllioh  ufl  dem  Markt  gesungen  und  (eil  gehalten.» 
(B.  St.  A.  deatBclie»  Missivenbuch  N*  18,  p.  5EÖ.  Brief  an  Frei- 
biug  vom  23.  Mär«  IGjO  (a.  St.).  Das  erslgenannlo  dieser  Libelle 
d.  h.  u  Bär^ndantz,  nach  den  2ilrchei-iachen  Byri.  pomp.  pomp,  oder 
A  Streitliedlein  zwischen  dem  B.'ircn  und  Wildenmann,  by  flllmer- 
a  gen  im  Ireyen  Ambl  gehallen  :  darbey  die  Buhlschaftt  mit  Rap- 
"  perswyl  »  ist  noch  vorhanden  (ct.  Haller.  Bibliothek  der  Schwei- 
«r  Gatchichte.  V,  p.  :Vn^)).  Der  Rat  von  Freiburg  ließ  die  Berner 
wlneeu,  daß  er  ihre  Klage  nicht  abgewartet  habe,  um  den  Drucker 
XMT  Verantwortung  lu  ziehen  ;  (Frelb.  Missivenbücher,  N"  42,  p.  736. 
Brief  an  Bern  vom  3.  April  lööü)  Dieser  entschuldige  aich  freilieh 
mit  dem  Verwand,  er  habe  nur  einen  ihm  logekommenen  Druck 
nachgedruckt  IB.  St.  A.  Freih.  Bücher  litt.  P.,  p.  529,  Briet  an  Bern 
vom  3.  April  1656  (A.  St.)  -  B.  R.  M.  N'  131.  p.  157,  18.  Dez. 
1657  lA.  Sl.).     (I  Ueber  der  Hr"  Geistlichen    Fiirtrag   wegen  deß  von 


—    läO 


Durch  die  Intervention  Berns  t,'üiieckl,  K'mf;  nan  Morte* 
Juruuf  iius,  seine  Ansprüche  ge^en  die  Landleutp  iliirchtu- 
setzen.  Namenllit^h  war  es  wrederiiin  Lugnorre  gewesen, 
das  dit>  frei  burgische  Alternative  benutzt  hatte,  um  sicti 
mit  Murten  in  Widerspruch  zu  setzen  und  sich  der  Ver- 
pllichtung  zu  entziehen .  zum  Unterhalt  der  Binunii'Uerr 
beizutragen.  Nachdem  aber  die  Alternative  an  Bern  Qbet^ 
gegangen,  erhielt  der  Vogt  in  Muilen  am  H.  MSrz  IBS( 
den  Befehl,  die  von  Lugnorre  zur  unverweillen  Bezahlung 
II  delS  Ihnen  ge7.eüchenden  theils,  weyen  der  nothwcndif 
i(  gemachten  Gattern  und  Pallisaden  vor  beiden  fürnpmbst<?r 
n  Statt-Thoien  »  anzuhalten,  (i  widrigenfalls  und  sy  nit  pa- 
n  rieren  weiten,  sy  alßdann  durch  ein  iißschutz  lOr  I'  Gn 
n  allhar  zeweisen  »  ').  Die  Oberwistenlacher  liefen  nael 
Freiburg  und  fanden  dort  auch  Schutz,  denn  als  sie  an 
11.  Mai  1651)  wiederum  einen  .4ttest  verlangten  «  coinn» 
«  ils  ont  est6  prompls,  et  voluntaires  ä  servir  messeigncurs 
n  pendant  la  r^bellion  passöe  des  paysants  »,  ward  ihnet 
dei'  Beseheid.  man  weise  sie  nicht  ab,  die  Forderung  dei 
Muriner  sowie  die  Bezahlung  der  ihnen  auferlegten  Dußt 
seien  eingestellt,  und  der  Seclfelmeister  habe  den  Auftrag 
ihnen  zu  eröffnen,  daß  die  Herren  und  Obern  von  Freibap> 
ein  gnädiges  Vergnilgen  an  ihnen  haben  ').  So  geslatlel) 
die  Gunst  Freiburgs  denen  von  l.ugnorre,  die  Erledigung 
der  Forderung   der  Stadt  Murten    zu   verschleppen  ").     Ers 

(I  H)*"  tlieolo^o  Lühtliardts  gemacliteii  bui'liü  2ur  Widerlegunj;  d«l 
"  Sclialers  von  Fryburg  hievof  ußgangerien  rfen  Stanrt  und  paPlicaUtn 
<i  persohoen  schmitclilichen  Traktats  und  famnsbuchs,  soll  Ihnen  durcl 
a  ihr  Gnaden  anzeigt  vi-erdeii.  daß  bevorderst  sy  mit  dem  I)uc)idru 
n  cker  tracciereii  und  verneinen  sollind,  was  er  vom  bogen  ncmmen 
«etc.  0 

■I  B.  R.  M.  N-  1«J.  p,  lao. 

')  F.  R.  M.  N"  a07.  Fol.  IM.  -  N'  -206.  Fol,  tÖ.  30.  Apri 
1%5.  Um  den  Freiburgern  zu  schmeiubelo,  hatten  die  Liignorre 
du  Begehren  gestellt:  u  les  armoiries  de  L.  Ex.  pour  leur  mnisci 
de  ville  nouvellemeDt  i-MdiHäe.  u  MM.  KM.  verehren  Ihnen  Ihre 
Ehrenwapen. 

■)  F.  R.  M-,  Nr,  20»,  Fol.  5ti.  .0.  Mär^  lfS7.  —  «Com»  th 
»Moral  au  subject  des  conlributions  pour  le  maintient  d 


] 


-     121 


»n  20.  Novemlinr  1669  wurden  si»;  rn  Bern  vi>riii-ti'ill  ')  und 
dann  zur  Zahltingf  gPüwiinsei.  Freiürh  liattcn  sie  in  Krei- 
büTR  den  Erfolj;.  ilali  ihnen  ihr  Anteil  an  dt;i'  ItiiUt;  vtin 
1400  Kronen  erlassen  wurde*).  Dagefien  erfuhren  die  :in- 
liarn  Dörfer,  dnli  ihr  Widerspruch  ge^nn  die  Murtrier  ihnen 
de»  Verzicht  auf  die  llulie  ni(;ht  verschalfle.  Uej-eils  am  10. 
April  1656  mußte  Balvcn:ich  einen  Teil  seines  Beli'elTuisses 
mit  2(4  ff  15  Seh.  ^   entriehten.  während  im  folgenden  Jahre 


(f  de  ville,  k  laquelle  ceax  de  Lugtiore  iie 
«  les  srresls  passfe  entra  L.  Ex.  des  de 
<v  parce  que  syn  dcni  allen  h^i-hommeii 
n  tcrüfft,  noch  Ihnen  ein  Schlü-aul  zu  gl 
c«  ^vonteti.  n  Freiburg  handhabte  die 
Abarten  zar  Bezahlung  von  vier  Dubloi 


iiillent  satisfaire  iion  obsUnls 
Etats  lau  1083,  lfii;j  et  1(120 

imäii  zu  den  Rechnungen  nit 
iiien  geltt  und  uSlagen  geben 
in    Lugnorra  und   verurleilta 


'}  In  betreff  der  Rlngnmuertell  vide  Abschied  der  KonfiM-eiiz  in 

Ih>«urten  26.-;n.  Aug.  lÖM,  (B.  St.  A.  Entraord.-AbsL-h.  litt.  F  p.  .^41); 

fc>^fa«st  sich  mit  ader  HerrschaOt  Lugiiorre  und  abiigcii  der  Graf^chaSt 

<■     Alurten  Beschwerden  ab  den  Anlagen  der  statt  daselbst  n,  Lugnune, 

c»i«vier  Dörter  de  la  Rivi.?re  (Prax,    Nnnl,   Su^iie/   und   Chaumont), 

S^.«fier»   und    Prilschelz  ,    »owie    einige    Rebbeaitier    im   Wislcnlacli, 

^^"nlleii  nicht  beisteuern  «  :tar  Erbauung  Ihrer  Ringmauern.  Statlthür- 

**    tnen;    meinen,    das    liege  den    beiden    Ständen    ab.     Die   von  Lug- 

«    narre   behaupten    auch,    daß  jetzt  die  Sachlage  eine  andere  sei  aU 

••  *nr  Zeit   der  anno  1377  erteilten  Concession  ;    da  sey   Murten   eine 

"  sivoyUche  Grenzstadt  gewesen,   die  der  Hertüog  darumb  mit  guten 

*•  Tlirnien    und  Hingmauern  umb/ogelen    und   diese  anlagen  tu  thun 

**    ihnen  concediert,  damit  die  Underlhanen  gedachter  GraHschatft  im 

**  I'all  der   noht  sieh    mit  ihren    bellten  Sachen  dahin  retiriei'eu,  und 

**   tinder  Ihrem  Schulz  rüwig  Ihre  guter  bauwen  und  nutzen  kSnnind.  n 

^5   Recht  wird  Murlen  zugesprochen,  jedoch  nicht  ao,  dali  die  Steuer 

^*«   bisher  von  (ünf  zu  fünf  Jahren  bezogen,  sondern  nur  wenn  es  die 

"'  erfordere,  mit  Rechnungslegung,  «und  das  in  byayn  eines  Jewe- 

^Criden  Herren  SchuldtheiQen,  wie  von  allem  liar,  wie  auch  dal^  von 

^^r  Herrschaflt   Lugoorre  elwann  twen    der  lürnembaten    uud  ver- 

^tAudigsteu  darzu  beruQl  werdiiid.  » 

')  B-  R.  M.  Nr.  161.  p.  äl-äS.  Lugnorre  wurde  auch  zur  Be^ 
^*>lnng  von  200  Florin  Kosten  an  Murten  verurteilt.  —  B.  R,  M., 
.  •"-  161.  p.  187.  Da  die  Lugnorrer  auf  Weihnachten  nicht  bezahlt 
"*t-ten,  erging  am  38.  Januar  Ib^/O  an  den  Landvogl  der  Befehl,  daß 
^*»ln  Inner  acht  Tagen  die  Tällen  und  Kosten  nicht  befahlt  seien, 
le  "Vornehmsten  bis  z 


'<««. 


r  Zahlung  in  Haft  zu  setzen  seien  unter  Kosten- 
'i  St.  A.  F.  Jahresruchnung  leGR  (Nr.  4ril.  p.  181). 


Miinlelier  und  Oberried  oinc  Anzatilung  von  350  ff '),  dann 
im  Jahre  1679  ').  als  die  Anpelefienheit  auch  mit  MiiPten 
zum  Abschldli  kam.  Oberried  215  ff,  Fräschels  213  ff,  Ker- 
zeps  1250  fif.  Büclislen  100  ü?.  Uurwolt  184  eT.  Galmiz350ff, 
Salveiiitcli  l3Sff,  Coussiberli-  9i  ff,  Courlevon  92  ff,  Ulmiz 
300 't  und  l'ntei-wislenlmh   1100  (T  zu  leisten  halten  ■'). 

Ffir  Mui'len  binclile  es   die  zwisclien    IJei-n   und   Frei- 
burg bestehende  Spannung')  mit  sich,    daß  die  Freiburger 
die  der  Stadt  ;iuEerlegte  Summe  vor  dei'  Hand  nicht  einzu- 
fordern wagten,    obwul   nocli    gar    nichts  einbezaiilt  worden 
war.     Freil)upg  fiilille  sich  gebunden  durcli    den    Abschied, 
den  diu  Muriner  erlangt  halten  :   darum   steht  im   Ratspro- 
tokoil  vom  5.  M3rz  1657  *) :  «  wylen  diser  abscheidt  mjnen 
II  IIH.  schädlirh,   soll  man  uff  glegenheit  trachten,    Ihne  zu    4 
«  revücieren  »,    Er  ward  aber  durch  die  Muriner  Konferenz  .a 
vom  Ü0./30.  September  1662  bestätigt").    In  Bezug  au(  dicss 
Kriegskontribulion  hatte  nun  allerdings  die  bei^nische  Inter — ■ 
vention  keine  andere  Wirkung  haben  können,  als  die  bean- 
spruchte   HSIfle    in   Frage    zu  stellen.     Während  der  berni — 
sehen  .Mternative   gingen   /.war  die  Muriner  nochmals  naclH 
Bern    und    Übermittellen   dem   Seekelmeisler  Willadiog   eir'jg 
Memonto  ■)  :  sie  wiederholten  darin  ihre  frühern  tatsächliche    u 
Auseinandersetzungen  und  gaben  dei'  ilefüichlung  Ausdrucke, 
daß  bei   der   nächstens,    d.  h.    im   Jahre    1060  elntretendt^n 

')  St.  A.  F.  Jahresreohnung  Hw7  (Nr.  tö-J). 

')  Sl.  A.  F.  .TahreshechnutiK  1079  (Nr.  475). 

')  Die  Seckelmeisterreclinutigea  im  St.  A.  F.  cnlhallen  keiw 
ZaIiIuiigoM  der  Giiiueindeii  Merlat-ti,  Greng,  itass,  Gempeiiach,  Baig, 
Allavilla  und  Löwetiberg. 

'}  PreJburg  glaabte  aogar,  Bern  l>aabsJchli,ee  einen  Handstmcll 
ßegen  die  SUdt,  obwohl  der  Vilmerger  Handel  schon  ISnesl  dvrtli 
den  P'i'ieden  vom  7.  März  Ißöß  beigelegt  war.  Daa  Ratsprolokoll  t*)" 
13.  Juni  diewea  Jahrea  entbäU  (läiulich  den  Salz  :  «  avisen  itogaVtn 
vorliabens  uH  die  statt  Fi-yburg.  von  sytton  der  Sutl  Bern;  m"" 
n  rauäs  der  Zyll,  erwarten,  unnd  der  Krieg*ralh  alle  lürsehung« 
Kwiderstaiidt  tbun.»  (F.  R.  M.  Nr.  207.  Fol.  165.) 

•)  F.  R.  M.,  Nr.  308.  Fol.  56. 

■)  B.  St,  A.  Fceib,  Exlraord.  Abscbiede,  litt.  F.,  p.  513, 


')  Arohi 


■  Mu: 


123 


frrfburgischen  Alternalive,  Freiburj;  sie  mveifelsohnc  und  un- 
verschont  zur  Zahlung  anhnlten  wei'dü.  Selir  bezeichnend 
für  die  damaligen  Veriiällnisse  war  iiir  Wunsch,  daß  dur- 
Rat  zu  Kreiburg  von  den  in  Bern  gelanen  Sihrilten  nichts 
vernelime,  n  damit  sy  tiil  je  longer  je  mehr  liy  Ihr  Gn.  zu 
a  Fryburg  In  unpunstt'n  kommen,  n  Dabei  hüben  sie  aber 
mil  NaehdfUL'k  hervor,  daß  ii  wenn  Ihr  (in,  der  SLitll  Hern 
11  Ihnen  nit  behüldlich  sind,  und  dero  väterlichen  Hand  hie- 
H  tend,  sich  der  sach  selb»  annemendl,  wie  Ihnen  die  llotT- 
«  niing  geben  wocden,  ii  sie  wol  werden  zahlen  müssen. 
Kern  tat  ober  nichts  odct'  konnte  nichts  tun,  so  dali  die 
Muriner  sich  entschliessen  mußten  besonders  auch  um  Frei- 
burg im  Streit  wider  einige  Döi'fer  auf  ihre  Seile  zu  brin- 
gen, wenigstens  einen  Teil  der  von  Bern  nicht  beanspruchten 
Hälfte  zu  entrichten.  .Am  12.  .April  ItißO  erschienen  ihre  Ab- 
geordneten  vor  dem  Frelburger  Ral.  Da  erst  sprach  man  ihnen 
van  den  angeblichen  geheimen  Anklngen  Manuels.  Sic  er- 
widerten, daß  es  ihnen  nicht  schwer  fallen  wörde,  die  gegen 
sie  vorgebrachten  Denuncialionen  zu  widerlegen,  wenn  er  no(;h 
am  Leben  wäie,  und  daß  es  gewiß  nie  die  ,Meinung  der  Sladl 
gewesen  sei,  sich  ungehorsam  zu  zeigen.  Dann  wiesen  sie  auch 
auf  die  Haltung  Berns  hin,  das  den  Schwarzeiiburgern  die 
Strafe  gemildert  habe.  Der  Ral  gab  nach  dieser  Supplik  dem 
Seckelmeister  und  dem  Sladlschreiber  Vollmacht,  eine  Mil- 
derung eintreten  zu  lassen,  wenn  die  Muriner  sich  in  Zu- 
kunft hesser  hielten  ').  Darauf  hin  entrichteten  diese  am 
20.  April  den  Betrag  von  3000 ff ')  gleich  lausend  Krcncn. 
Bis  zum  Jahre  167!)  erwähnen  nun  die  freiburgischen  Seckel- 
meislerrechnungen  keine  von  den  Murinem  gemachte  Zahlung 
mehr.  Nichtsdestoweniger  schrieben  die  Beiner  am  25.  ,lan, 
l(}64  dem  Muriner  Hat*),  sie  hallen  vernommen,  dass  nun- 
mehr die  FlSIfte  der  auferlegten  4000  Kronen  an  Kreiburg 
bezahlt  worden  sei;  demnach  werde  den  Murtneru  insinuiert, 
die  andere  Hälfte  in  Bern  auszurichten.     Am  25   Juni   und 

')  Exli'act  aU9  dem  RatsRianual  Proiburg  liti  Siadcarchiv  Muiien' 
')  SeckelnieisCerrachnung.     Muriner   BürRurniciBterrcobnuiig. 
*)  SudUrclüv  Mui'teri. 


(24    — 


25.  Aug.  dt's  {jleiitlien  .luhres  wjedephiiUen  sie  ihre  Mah- 
nung ')-  Di^  Mui'tner  7.;ih1Ien  jedoch  nicht.  Rine  dritte 
Aiiflorderung  vom  10,  Februar  lfi66  halle  keinen  bessern 
Ri'folg ').  Dei'  Anspruch  der  Bernei'  scheint  übrigens  in 
dcf  Absicht  eihobcn  worden  zu  sein,  Murlen  vor  dem  ZwanR 
sicher  zu  stellen,  eine  weilere  Zahlung  maclien  zu  müssen: 
Denn  niclit  nur  bestanden  sie  nicht  auf  der  Ausrichtung 
der  beiinspriichlen  Hälfte,  sondern  als  im  .fahre  1672  die 
Fteibiirger  den  Versuch  machten,  die  restierenden  3000  Kro- 
nen für  sich  einzufordern,  erhoben  die  Berner  wiederum 
so  energischen  Widerspruch  ").  daß  die  Sache  in  Slillstand 
geriet  und  erst  im  .lalire  1078  wiedtir  aufgenoEumen  wurde. 
Indessen  waren  die  Muriner  stetsfort  bemüht  gewesen,  die 
guten  Beziehungen  zu  Freiburg  wieder  herzustellen.  Dieses 
hatte  allerdings  im  Jahre  16(i8  einen  neuen  .\nlauf  gegen  das 
Besatzungsreeht  derBurgerschaft  unternonunen,  trotz  des  ge- 
genteiligen Abschieds  der  Rechnungskonferenz.  Bern  interve- 
nierte aber')  und  nötigte  die  Freiburger,  das  Recht  zu  re- 
spektieren. Im  weitern  suchte  Murten  jedem  Streit  mit 
Freiburg  aus  dem  Wege  zu  gehen.  So  konnte  der  Vogt 
Nikiaus  Fischer  am  I.  Dezember  1R72  den  gnädigen  Herrn 
schreiben*)  :  ii  ist  die  statt  .Murten  —  mit  leib  und  gut  ge- 
((  neigt,  willig  in  alweg  sich  gehorsamlich  oinzestellen,  und 
Halles  das  zeerstatten ,  was  geti'cue  L'nderlhanen  thun  söl- 
«  lind  )).  Nach  und  nach  waren  aucli  andere  Leute  in  den 
Freiliurger  Rat  gekommen,  so  daß  eine.  Murten  günstigere 
Stimmung  sich  geltend  machte.  Als  die  Muriner  dies  wahr- 
nahmen,  oder  wie   es   im   Ratsprotokoll   heisst  :    n  alß  man 


1  .SO.  J41 


<a.  St.)  B. 


ma^j 


'1  B.  R.  M..  Nr.  149,  p.  7b. 

')  Bciel  an  den  Vogt  in  Murten  1 
Nr.  l-'ia,  p.  1Ü6.  31.  Jan.  1666  (a.  St.). 

')  B.  R.  M,.  Nr.  16(1.  p  1",.  Am.  9.  Aug.  Iii73  (a.  St,)  erhielt 
Herr  Wursleiibergor,  den  der  Ral  fiülier  einmal  mich  Murten  genctiickl 
halte,  deii  Autlrag,  den  Fall  zw  untersuchen,  namentlich  ob  FreJburg 
berechtigt  gewesen  sei,  die  MurCner  mit  der  Busse  t»  belegen  und 
wie  diesen  hierin  üu  helfen  sei  (B.  R.  M.,  Nr.  169.  p.  35l. 


')  B.  R,  M.,  Nr.  158,  p.  83,  15.  Juni 


I  Briet  V 


i  (a.  St.). 


1  21.  Nov.  1672  (a.  St.)  in  Corresp,  Nr.  3,  F.  ! 


12S 


«  von  unsur  hochwysen  gnSdigen  Obefkeil  der  Statt  Feiburg 
(I  Ihre  vältei'linlie  Gfiligkeit  gespürt  i>,  bL'selilussen  siü  am 
i).  Dezember  1678  dieser  durch  eine  Abordnung  eine  Ritt- 
scbrift  vorlegen  zu  lassen  ').  Nebst  den  wiedeiholt  schon 
vopßi'brachlen  Beteuerungen,  wiesen  sie  nun  auoli  noch  da- 
rauf hin,  dalj  ihre  Mittel  es  ni(-hl  gestattetem,  den  von  Rem 
nicht  beanstandeten  Rest  zu  beKahien.  ii  Wann  das  VaLter- 
a  landt.  lautet  die  Schrift,  mit  Krie«  angegriöcn  werden  solle, 
n  (daß  doch  Gott  gnädig  wolle  behüten)  wir  das  Capital 
tt  schmelzen  und  notwendig  angriffi-n  mülitindt,  daher  die 
II  Burgerschaft  in  ewigB  Armubt  geraten  und  zu  keiner  Zeit 
n  sinli  wider  erhollen  könnte,  In  dein  die  Bürgerschaft  schon 
11  albereit  ein  namliaüte  Summa  eileil,  also  das  ii'  pahr  gelt 
n  vermiliest  dessen  ußgesrhopft  worden,  —  So  Ihüend  nun 
«  Eurer  Gn.  Undergehene  burger  zu  Murten  uß  dringender 
u  empfindlieher  noth  und  Zuversicht  Er.  Gn.  anflechen.  dis 
■  a  ordls  sy  mit  einer  gnedigen  und  erfreuwlichen  moderation 
a  anzesechen  und  die  restierenden  ihra  ufferlegte  Sum  abzu- 
fl  wüschen,  darunib  mehr  gedeiite  Burgerschatit  Er.  Gn.  ull 
«  eüsserste  und  aller  demütigeste  danken;  sy  auch  der  be- 
H  harlichen  Obsorg  Gottes  zu  ferneren  glUcksäligen  Regie- 
II  rung  und  allerhandt  standts  glückseligkeilen  gebührender- 
II  maßen  anbefehlen  wird').  i> 

Der  Freiburger  Rat  schenkte  dieser  Bitte  ein  geneigtes 
Ohr.  Er  fand  zwar,  daß  die  Armut  der  Muriner  Bürger- 
schaft noch  sehr  wohl  einen  Aderlaß  von  1000  Kronen  ver- 
tragen könne.  So  reduzierte  er  die  lesLierenden  3000  auf 
1000  Kronen,  ging  damit  einem  Span  mit  Bein  aus  dem 
Wege  und  erwarb  sich  den  Ruhm  eines  milden  Regiments. 
Die  Muriner  stellten  sich  täberglücklich :  sie  beschenkten 
die  Obrigkeit  mit  Fischen  und  sechs  Halbfässern  Wein  *), 
Und  am  10000  Itillertag  des  ,lahres  1<)79  tilgten  sie  die 
restierenden  1000  Kronen  «).    Am  27.  desselben  Monats  ließ 

')  M.  R.  M.  39,  Nov.  IHTÖ  (a.  St.) 

*)  Protolcoll austilge  im  Stadtarcliiv. 

*)  BftrgermeiälerrMhnung  1679.    Arohiv  Murteo. 

*)  Freib.  Seckelmebtefreohnung  Nr.  474. 


ihnen  dann  der  Rat  von  FftMbiii'K  fnlgendi;  l'rkunde  i 

tigen  und  aiistiändigen  ')  :  

<i  Wir  ScIiultheiU  und  Ruth  der  SUtU  Freibiii-^  lliün? 
i<  khundt  hiemit,  wie  in  den  vergangenen  Eydgnosäisc.lien 
«  Zerwüpllniissen  üwüsctif^n  den  Olier-keiten  und  ihren  Under- 
n  thanen  uns  unden  anderen  aurli  vorkhommen.  und  geklagt 
«worden,  ob  solten  sii-h  unsere  liebe  undt  gelreuwe  nit 
fl  allein  der  Sladt  und  Uurgerschalll  Murten.  sonders  aurli 
«  die  dahär  rührende  l.nndleulli,  unndt  DnrfTschalTten  gegen 
«  uns  in  gleirliem  wie  andere  ungehorsanimc  Underthanen 
B  vergriffen  haben,  daniral)  wir  sie  jede  absonderlinh  in  eine 
d  Ijeldstraß  gezogen  unndt  daiülier  etwas  Zahlungen  emp- 
(1  fangen  ;  weilen  wir  seithäro  unsere  Rellexiones  gemacht 
(I  über  die  besondere  Treuw  und  Fideliiat.  so  der  Rath  und 
(I  Uui'gschalTl  zu  Murten.  so  wuhl  unseren  in  Gott  rulnvenden 
n  Herren  Vorfahren,  als  uns  gulhwillig  undt  treüwlicti  er- 
«  zeigt,  undt  wir  nit  zweilTlend  sie  im  künffügen,  sowohl 
fl  als  im  Vergangenen  Ihre  Treiiw  undt  gutler  willen,  wie 
«  dan  Ilinen  gegen  Ihrer  Obrigkeit  zu  Lhnn  nützlieh,  unndt 
((  nolhwendig,  immerdar  verharren  werdend;  weiten  wir  wohl 
((  glauben  khünnend.  wann  etliche  jiartieulares  uUgesehossen 
ti  wurden,  daß  bey  dem  Ratli  undt  gemeiner  BurgerschalU  so 
0  vil  schult  nit  wäi'e  gewesen,  unndt  dali  grössere  Verbre- 
(i  ehen  sich  bey  den  Dortfsc hallten  beOnden  könnte  undt 
«würde:  Also  haben  wir  uß  unserer  vätterlirher  besonderer 
K  Wohlgewogenheit  zu  der  Stadt  Murten  alles  was  Ihrer  seit- 
fl  her  hierunder  underlolfen  sein  möchte,  es  seye  ins  Ge- 
«  mein  oder  in  [tai-licularis  vollkomlich  utigehebt,  aboliert  und 
«  vergessen,  also  daß  zu  künffligen  Zeiten  davon  nichts  mehr 
u  solle  gedacht,  undt  ihnen  desshalben  auch  nichts  verwießen, 
«  Insonderheit  auch,  daß  sie  von  Uns  unndt  Unseren  Ambts- 
«  leulhen  dei'  angelegten  Geldstraff  halber  weiteres  nit  ersuchL 
«  noch  bekhümeret,  sonders  dei-en  frey.  quitt  unndt  ledig,  uandt 
«  in  keinem  weg  zu  molestieren  undt  zu  beunruhigen  sein 
fl  sollend.     Wir  verlioBon.  daß  sie  durch  Ihres  Treüwe  ver- 


•)  Stadtarchiv  MurMii.     Urkunde  aigri.  Protasius  All. 


127 


R  halten  uns  mehreren  AnlaU  geben  werdend,  in  das  kSnlTtl^e 
n  Unsere  gnaden  zu  ciinlinuier-en  und  zu  vermehren  n. 

Am  17.  Dezember-  1688  bestätigte  zudem  Freibui-^'  tier 
Stadt  Murten  das  Hei'ht,  Hauptmann  und  Offiziere  ihres  Aus- 
zugs zu  wählen  'j. 

Seither  hielten  auch  die  Mui'tner  treu  zu  den  beiden 
Ständen.  Am  10.  September  1712  stellle  ihnen  Bern  ein 
Danksehreiben  aus  wegen  ihrer  rühmliehen  Haltung  im  zweiten 
Vilmerger  Handel').  Im  Jahre  1783  waren  sie  die  ersten, 
die.  unter  ihrem  l'ariner  und  ihren  Offlzieren.  in  Freiburg 
einzogen  .  um  der  gnädigen  Obrigkeit  den  Ansturm  der 
Greyerzer  Bauern  abwehren  zu  helfen.  Sie  halten  auch  alles 
Interesse  zur  Obrigkeit  zu  stehen,  denn  sie  half  ihnen,  ihre 
Herrschaft  über  die  Dorfschaflen  zu  stützen.  Im  Laufe  des 
18.  Jahrhunderts  mehrten  sich  die  Sli-eiligkeilen  mit  diesen^); 
die  Lage  wurde  immer  schwieriger,  da  die  Landleute  sich  den 
von  Frankreich  ausgehenden  neuen  Ideen  günstig  zeigten. 
Man  begi'eift  denn  auch,  daß  die  Herren  von  Murten  beim 
Herannahen  der  FranzoaeD  am  1.  März  1798  dem  bernischen 
Flatzkommandanlen  Major  von  Goumo^ns  schrieben: 

i(  Da  im  fahl  eines  Angrifs  zu  besorgen  sieht,  daß  bei 
«  der  gegenwärtig  unter  den  Bauern  obwaltenden  Gährung 
a  die  Stadt  derselben  Ungestüm  ausgesetzt  sein  könnte,  so 
a  sollte  zur  Vorsicht  der  Herr  Commandant  höflich  ersuchet 
«  werden,  die  Sicherheit  der  Stadt  und  ihre  Lage  zu  beher- 
n  zigen  und  etwas  an  Manschaft  zur  Besatzung  in  der  Stadt 
«zu  lassen,  und  durch  dessen  klugen  Anstalten  den  Ober- 
((  tauf  der  Bauern  zu  hemmen  *\  ii 

An  die  Gnädigen  Herren  des  hohen  Standes  Bern  war 
aucli  geschrieben  worden,  daß  die  Bürgerschaft  hoffe,  in 
Anbetracht  ihrer  unverbrüchlichen  Treue  und   ihrer  Abnei- 


')  Archiv  Murt«n. 

')  Urkunde  Big.  Von  der  Weid  Liii  Sudtarcbiv. 

')  .Sehon  im  Abscliied  vom  Ifi.  uud  115.  Dozemliei'  1671  ward 
den  Murinem  vorgeworfen,  dasa  «ie  «um  jeder.  Hadank  und  niclils- 
*  verligen  Handel  rechtigend.  ii     (B.  Sl.  A.  Absoh.  liU.  G.  p.  48»). 


')  Mis 


Arcliiv  Murten,     M.  R,  M. 


—    128    — 

gung  gegen  das  fränkische  Wesen,  die  Obrigkeit  werde  die 
Stadl  gegen  die  Franzosen  schützen.  Als  aber  aiu  2.  März 
abends  um  halb  acht  Uhr  von  Goumoens  anzeigen  lieü,  er 
werde  gemäß  erhaltenem  ßefehl  in  derselben  Nacht  noch 
sich  mit  samtlichen  Truppen  von  Murten  zurückziehen,  und 
somit  diese  Stadt  sich  selbst  überlassen  '),  war  der  Rat  ge- 
wiß froh,  daß  er  die  Vorsicht  getragen  hatte,  zur  Zeil  als  er 
das  Gegenleil  nach  Bern  schreiben  ließ,  auch  dem  General- 
issimus der  fränkischen  Armee  brieflich  vorgestellt  zu  haben, 
in  Murten  sei  alles,  wie  bekannt,  für  die  neuen  Ideen  ent- 
flammt, die  Stadt  hoffe  somit,  daß  man  sie  demgemäß  be 
handeln,  d.  h.  die  Murtner  als  Freunde  betrachten  werde.^ 
Ohne  Widerstand  fiel  der  Ort  den  Franzosen  in  die  Hände 
Nichts  kann  aber  treffender  das  traurige  Ende  der  Bürge 
herrlichkeit  Murtens  kennzeichnen,  als  der  vom  Zentralsicher— -x 
lieitsauschuß  dieser  Stadt  am  28.  Hornung  1798  erlassen^  ^c 
Aufruf. 

((  Mit   dem    größten   Schmerlz    haben    wir    vernehme    :^n 
((  müssen,  daß  unter  der  Burgerschafft  und  den  Einwohner-^-'o 
((  dieser  Stadt    und    gar  selbst   auf  dem  Land  außgestreu^^»et 
u  wird,    als   hätten    die   Gliedere   deß   (^omitte's   die    hiesi^s^c 
((  Stadt  (lassa   sowie   die   Stadtbecher  gestohlen    und    unt»-     er 
((  sich  vertheilt.     Wir  bieten  demjenigen,    der  uns  den  V       r- 
('  lieber  dieses  Gerüchts   und    infamen  Verleumdung   sict^^er 
«  anzei^'en  und  erweislich   entdecken   kann,  eine  Belobnu       jig 
u  von    zwanzi^^    neuen  Dublonen,    nebst   der   (jeheimhallUL^    ng 
((  seines  Xahmens  ))^).    Der  französische  General  machte  d    ^m 
wüsten  Gezänk  der  Bürger*  um  die  Stadtkasse  ein  Ende.      In- 
dem   er    diese,    sowie    alles    städtische    Silberzeug  zu  g-  to- 
ßerer  Sicherheit  zu  sich  nalim  und  auf  Niramerwiederse^'be/) 
wegfülu-le. 

Aber'  auch  für  die  llerrschaftsleute  trieb  der  Fall    der 
beiden    l{e»:i(M*iingen,    dei'en    harte   Hand    sie    so  oft  getvbit 
hatten,   keine  rosigen   Blüten.     Das  erhellt  wohl  am  besten 


^)  M.  R.  M. 

*)  Protokoll  des  Sicherheitsausschussos,  p.  42  b. 


—     129    — 

aus  der  dem  Sicherheitsausschulj  zugekommenen  Klage  fol- 
genden Inhalts  ^)  : 

((  Vor  dem  Centralaussithuß  der  Gemeinde  Murten  er- 
(I  schienen  die  Burger  Hans  Benninger  und  Jacob  Benninger 
«  von  Jeuss  im  hiesigen  District  und  zeigten  klagend  an.  die 
(i  zwölf  frankischen  Husaren,  welche  in  ihrer  Üorfschaftein- 
«  quartiert  seiend,  führen  sich  in  einer  so  argen  Weise  auf, 
((  daU  die  Einwohner  des  Dorfs  es  mit  diesen  Leuten  un- 
«  möglich  mehr  ausdauern  können.  Am  Morgen  begeliren 
«  sie  CafiFe.  verlangen,  daß  für  zwei  Schoppen  Werths  ein 
«  halb  Pfund  Calfe-Pulver  gekocht  werde.  Eine  Frau  habe 
((  zweyen  Husaren  zu  ihrem  Frühstück  Calfe  ein  halb  Pfund 
«  Zucker  aufgestellt,  womit  diese  aber  noch  nicht  zufrieden 
(»gewesen;  die  nehmliche  Frau  sey  genöthigt  gewesen,  am 
«  gleichen  Tag  den  beyden  Husaren  zwei  Schinken  zu  kochen. 
((  Diese  Leute  seyen  immer  besoffen,  laufen  wie  rasend  in) 
((  Dorf  herum,  drohen,  fluchen  gantz  schrecklich,  so  dar> 
«  niemand  auf  der  Straße  sicher  sei.  Sie  haben  ihre  Haus- 
((  wirthe  gezwungen,  ihnen  per  Tag  drey  Maß  Haber  aufs 
«  Pferd  zu  lifiFern.  Sie  ziehen  den  Säbel,  setzen  solchen  den 
«  Bauern  auf  die  Brust  und  rufiFen :  veux  tu  donner,  bougre!  » 

*)  Protokoll  des  Sicherlieitsausschusses,  p.   lö. 


1» 


Die  Verschwörung  gegen  die  Stadt  Freiburg 


Im  Winter  1451  52 

Von  A.  BQchi. 


Seit  dem  unseligen  Savoyerkrieg  und  dem  schimpflichen 
Muriner  Frieden  vom  18.  Juli  1448  wollte  die  Ruhe  in  der 
schwer  heimgesuchten  Stadt  Freiburg  nicht  wiederkehren*). 
Die  Stadt  war  durch  den  Krieg  erschöpft  und  das  Land, 
welches  vor  allem  der  Schauplatz  der  Verwüstungs-  und 
Plünderungszuge  gewesen  war,  nicht  mehr  imstande,  die 
unerschwinglichen  Steuern  aufzubringen.  Hüben  und  drüben 
suchte  man  die  Verantwortung  für  die  unhaltbare  Lage 
auf  die  Gegenpartei  abzuwälzen.  Das  schroffe  Eingreifen 
von  Herzog  Albrecht  VI.,  der  in  seiner  Erbilterung  über 
den  Muriner  Frieden  den  Uat  absetzte  und  die  Führer  der 
Ratspartei  gefangen  wogschleppte,  war  nicht  dazu  angetan, 
die  Lage  zu  verbessern.  Alle  Sprüche,  die  seit  Erlaß  des 
Landbriefes  ergangen  waren,  um  die  Anstände  zwischen 
den  städtischen  Zinsherren  und  den  Bauern  auf  der  Land- 
schaft zu  heben,  vermochten  die  Unruhen  nicht  zu  dämpfen 
und  keine  dauernde  Beruhigung  herzustellen.  Auch  der 
Ubergang  der  Herrschaft  von  dem  in  Freiburg  verhaßten 
Herzog  Albrecht  an  Sigismund  hatte  noch  keine  Wendung 
zum  Bessern  gebracht.  Im  Gegenteil  schien  Freiburg 
seinen  Nachbarn  Savoyen  und  Bern,  die  sich  deswegen 
bereits  verständigt  hatten,  als  sichere  Beule  verfallen. 
Die  Sympathien    der  Stadt  wandten    sich    ganz   von   Osler- 


M  Vepgl.  dazu  die  ausführliche  Darstellung  von  .4.  Bucht,  Frei- 
l)urgs  Bruch  mit  Oesterreich,  sein  Uebergan»?  an  Savoyen  und  An- 
schluss  an  die  Flidgenossenschaft.  Freiburg  1897  (Collectanea  Fribur- 
gensia  VIl). 


—    131     — 

f'eich  ab,  das  in  dieser  Bedrängnis  keine  Hilfe  bieten  konnte 

oder  wollte.     Alle  Not  hatte  dagegen  ein  Ende,    wenn  sich 

die  Stadt  demjenigen  in   die  Arme  warf,   dessen  Schuldner 

"516  war.     Es    unterliegt    wohl    keinem   Zweifel,    daß    unter 

^6ö  Ratsmitgliedern  bereits  jene  Losung  ernstlich  erwogen 

wurde,  wenn   auch  aus  leicht  erklärlichen  Gründen  sich  in 

den  Dokumenten  davon   keine  Spur  erhalten  hat.     Der  Rat 

mochte  sich  hiezu  für  berechtigt   halten,  seit  das  Gerücht 

^^  Seinen  Ohren  gedrungen,  Herzog  Sigismund  beabsichtige 

sc'He  Rechte    auf    die  Stadt    an    den   Herzog  von   Savoyen 

käuflich  abzutreten.     Der  kleine  Rat  und  die  V'enner  halten 

deswegen  Vollmacht  erhalten,  alles  zu  tun,  was  die  Umstände 

*^''h%*ischten    und    ihnen    angemessen    schien,    immerhin    so 

'^'**l^  und    so  heimlich    als    möglich.     Das   war   im   Januar 

'^^1.     Schon  vorher  hatten  übrigens  die  Fuhrer  der.Land- 

'eute  den   flüchtigen  Bürgern    in   Murten    vorgeworfen,   sie 

'^^tten  einen  Anschlag  gemacht,  die  Stadt  dem  Herzog  von 

Sav"c)yen   und   denen   von    Bern   zu  übergeben,    weshalb  der 

Her*2og  600  Reisige  nach  Murten  gelegt  habe^.  t)t»r  Sehieds- 

'^pr*och  vom  12.  Mai  1451  über  Steuern,  Auflagen  und  ün- 

gelcJ  war  zu  Ungunsten   der  Bauern    ausgefallen  und  hatte 

die      Spannung   zwischen    Stadt   und    Land    noch   verschärft. 

Sei  t  Albrecht  VI.  zurückgetreten  war,    geriet  auch  der  von 

ihm    den  Bauern  erteilte  Landbrief,  der  den  städtischen  Zins- 

herren   besonders   anstößig  war,    zusehends  in  Mißachtung. 

1)1^   Stadt  war  schon  längst  antiösterreichisch  ;  es  war  Gefahr. 

daß   auch  die  Landschaft  sich  von  der  Regierung  abwandte, 

wenn   diese   ihr   keine    materielle    Unterstützung    zu    bieten 

veninochte. 

So    reifte    der    IMan,    durch    einen   Gewaltstreich    das 

drohende  Verhängnis  abzuwehren,    die  Sladt  bei  Österreich 

^^    erhalten  und  den  Rat  mit  Anhängern  der  Herrschaft  zu 

esei^yn       Die    Akten    des    Staatsarchives    geben    darüber 

^^      ein    sehr   unvollkommenes    Bild:   die    altern   und   zeit- 


ig. ')  Vgl.    das  Manifest  der  nach    Murten    geflohenen    Freiburger 

'^'^  »vom  Juli  1450,  in  Archives  de  la  Sociale  d'hist.  de  Frib.  V  447. 


—     132    — 

genössischen  Chronisten  begnfigen  sich  mit  ganz  wenigen 
Andeutungen  von  lakonischer  Kürze.  Dagegen  fand  sich 
in  einem  Msc.  Bd.  in  Privatbesitz  in  Freiburg  das  höchst 
wichtige  Protokoll  des  Verhörs  über  die  Verschwörung  in 
einer  Abschrift  Fruyo's.  das  auch  von  Rudella  in  seiner 
noch  ungedruckten  Chronik^)  verwertet,  unsere  dürftige* 
Kenntnis  der  entscheidenden  Vorgänge  in  willkommenster 
Vi^eise  ergänzt.  Auch  Fruyo  benutzte  diese  Kundschaft  in 
seinen  uns  erhaltenen  Aufzeichnungen-),  wiewohl  sich  dabei 
einige  Ungenauigkeiten  eingeschlichen  haben.  Auf  Grund 
dieser  Aussagen  und  der  Chronik  Rudella  ergibt  sich  un- 
gefähr folgendes  Bild  vom  Verlaufe  der  Verschwörung. 

Im  Herbst  1451  war  Kuno  Grauser  von  BäriswyP^)  um 
Martini  von  den  Landsleuten  nach  Reinfelden  geschickt 
worden,  um  eine  Abschrift  des  Schiedsspruches  vom  12.  Mai 
1451  an  den  ehemaligen  Fenner  Uli  Techtermann,  genannt 
Bärfischer  und  Großweibel  Strausack,  zwei  gewalttägige 
Hauptführer  der  Freiburger  Bauern,  die  wegen  Verweiger- 
ung der  Teil  landflüchtig  geworden  waren^),  zu  überbringen. 
Techtermann  war  zur  Zeit  des  Savoyerkrieges  (1447—48) 
gleichzeitig  mit  Elpach  Fenner  und  zwar  in  der  Au.  Auch 
finden  wir  ihn  unter  den  Abgeordneten,  die  Herzog  Albrecht  VI. 
Intervention  anriefen  ;  er  war  es  ferner,  der  die  Bauern  zur 
Einreichung    ihrer   berühmten   Klageartikel   veranlaßt  hatt^ 


')  Die  nähern  Angaben  über  dieselbe  finden  sich  in  meinem 
Aufsatze;  Die  Chroniken  und  Chronisten  von  Freiburg  im  Uechtland. 
Jahrb.  f.  Schweiz.  Gesch.  XXX.  Bd.  u.  Sonderabzug,  Frei  bürg  1905. 
S.  27-2  (!. 

-')  Abgedruckt  in  Freiburger  Geschichtsblätter  Vlll  19  ff. 

';  In  der  Volkszählung  vom  Aug.  1447  finden  wir  in  Bäriswil 
einen  «  Grauser »  mit  einer  Frau,  vier  Kindern  und  einem  Knecht, 
was  auf  einen  gewissen  Wohlstand  schließen  läßt.  Vgl.  Buomberger, 
Bevölkerungs-  und  Vermögens-Statistiken  der  Stadt  und  Landschaft 
Freiburg  um  die  Mitte  des  ir>.  Jahrhunderts,  in  Freib.  GeschichtsbläWer 
VI  /VII,  S.  '3:^2,  auch  separat  Bern  IfKX).  Dieser  dürfte  mit  dem  obigen 
Kuno  identisch  sein,  der  auch  mehrere  Kinder  besitzt. 

')  Vgl.  A.  Hi'tchi,  Freiburgs  Bruch,  an  verschiedenen  Orten. 
Thonien,  Klagerodel  in  Archives  V  u.  Buomberger  a.  a.  Q. 


—    133    — 

Mod  von  Herzog  Albrechl  in  den  Rat  gewählt,  doch  schon 
im  folgenden  Jahre  wieder  beseitigt,  wegen  eines  Auflaufes 
im  September  145U  in's  Gefängnis  geworfen,  aber  von  den 
Bauern  wieder  befreit  wurde.  Bärfischer  wohnte  in  der  Au 
und  war  laut  Zählung  von  1444  verheiratet  und  besaß  drei 
Kinder.  Am  9.  November  war  Grauser  in  Rheinfelden  ange- 
langt und  wurde  von  Bärfischer  zu  Ritter  Wilhelm  von  Grünen- 
berg gefuhrt  *).  Dort  traf  er  auch  Peter  Kottrer-),  Beringer, 
den  Schultheiß  Dietrich  von  Monstral^),  Hänsli  Strausack'). 
Nickli  Alwan^'),  Hänsli  Ulrichs  von  Bunteis '•).  V^or  diesen 
richtete  er  nun  seinen  Auftrag  aus  wegen  des  Schieds- 
spruchs, worauf  dann  Wilhelm  von  Grünenberg  ihn  fragte, 
ob  er  nichts  anderes  zu  sagen  habe.  Als  er  dies  verneinte, 
habe  der  von  Grünenberg  gesagt :  Helft  ihr  uns,  so  wollen 
wir  euch  auch  helfen;  es  hilft  nicht  mehr,  mit  Briefen  um- 
zugehen, wir  müssen  es  mit  der  Hand  wehren,  und  ich  will 
selber  dazu  tun.  Auch  Thüring  von  Hallwil  ')  sei  bereit, 
in  eigener  Person  und  nach  bestem  Vermögen  mitzuhelfen. 
Dabei  wollten  sie  durch  die  Landschaft  des  Grafen  von 
Neuenburg  als  Kaufleute  verkleidet  in  kleinen  Gruppen  von 

')  Ueber  ihn  ist  zu  vergleichen  :  Au  ff  u  st  PU\ss^  Die  Freiherren 
von  Grünenberg  in  Klein  bürg  und  im  Archiv  des  histor.  Vereins  Bern. 
XVI.  187  ff.,  auch  separat  Bern  UKX). 

-)  Oes ter reich isc her  Rat.  Meister  Peter  C ho ttrer  war  im  Gefolge 
des  Herzogs  Albrecht  bei  Verkündung  des  Landbriefes  und  ist  in  der 
Urkunde  als  Zeuge  erwähnt,  s.  Bucht,  Freiburgs  Bruch  S.  17H. 

•')  Von  Herzog  Albrecht  zum  österreichischen  Hauptmann 
eingesetzt,  Schultheiß  der  Stadt  (1440-riO). 

*)  Wohnte  im  Burgviertel  und  hatte  Frau,  Sohn  und  Tochter 
laut  Zählung  von  1448.     Buombenjor,  a.  a.  (>.  "^l*! 

•'•)  Wohnte    laut  Volkszählung    von  1448   mit  Frau,    *»  Söhnen, 

1  'lochter  u.  1  Magd  im  Burgviertel  der  Stadt,  vgl.  Hnomheri/cr  a. 
a.  O.  S.  20.'). 

'•)  Besal^  laut  Volkszählung  vom  Aug.  1447  eine  größere  Haus- 
haltung von  2  Frauen,  .")  Kinder,  'i  Knechte,  sowie  seine  Mutter  und 

2  Kinder.  P>  gehörte  zu  den  leichsten  Bauern  und  versteuerte  ein 
Vermögen  von  2000  V.     A.  a.  ( ).  '2*>>. 

')  Marschall  und  Rat  des  Herzogs  von  Oestcrreich,  Hauptmann 
in  der  Stadt  Freiburg,  Freund  der  Bauern,  ein  Hauptvertreter  des 
österr.  Adels,  vgl.  AI  lg.  deutsche  Biographie  X  448. 


—     13i    ~ 

je  2 — i  Mann  ziehen  und  möglichst  unbemerkt  in  das  Frei- 
burger Gebiet  zu  kommen  suchen.  Dort  angelangt,  sollten 
sie  sich  in  vier  Gruppen  auflösen  für  jedes  der  vier  Stadi- 
tore (Berner-,  Bisenberg-.  Murten-  und  Lausannetor)  je 
100  Mann.  Dann  sollten  die  Landleute  mit  je  iO--50MaD0 
zu  jedem  Tor  kommen  und  diese  einnehmen,  worauf  die 
Österreicher  in  die  Stadt  einbrechen  und  die  mitgebrachten 
österreichischen  Fähnlein  entfalten.  Räte  und  Sechzig,  die 
ihnen  begegnen,  erstechen  würden.  Nur  wer  unter  die  Fähn- 
lein flöchtet,  sollte  Sicherheit  haben,  bis  der  Auflauf  vorbei 
wäre,  und  hernach  vor  Kriegsgericht  gestellt  werden.  Dann 
würden  sie  aus  dem  Vermögen  der  Bürger  die  Schuld  an 
den  Herzog  von  Savoyen  bezahlen^),  so  daü  kein  Bauer 
mehr  daran  zu  steuern  brauche.  Kuno  Grauser  wurde  fär 
seine  Hilfe  Freigabe  seines  Hofes,  das  beste  Haus  in  der 
Stadt  nach  seiner  Wahl  samt  allem,  was  darin  sei,  ver- 
sprochen; desgleichen  wurde  seinem  Sohn  und  den  übrigen 
Teilnehmern  des  Äufstandes  ähnliche  Belohnung  in  Aussicht 
gestellt.  Am  Tage  des  l'berfalles  sollte  niemand  in  die 
Stadt  eingelassen  werden,  bis  der  Anschlag  gelungen  sei. 
Darauf,  als  sich  (jrauser  unter  Ausflüchten  weigerte, 
diesen  Auftrag  zu  übernehmen,  haben  sie  Hänsly  ririclis 
und  Schacher  ihm  mitgegeben,  um  die  Botschaft  an  die 
Freiburger  Bauern  zu  übermitteln.  Kr  begleitete  dieselben 
bis  Hern;  dort  trennten  sie  sich  Freitag,  den  12.  November. 
Grauser  forderte  nun  Heini  Lüdin-)  und  Peter  Bechler. 
wahrscheinlich  aus  dem  Bernischen-M,  auf,  nach  Vogelshaus'i. 

')  Die  Kriegsschuld  vom  Muriner  Frieden  samt  aufgelaufeneu 
Zinsen,  vgl.  Bitchi,  a.  a.  O. 

■)  Wahrscheinlich  von  Tafers.  Ein  Lüdy  von  Tafers  w^r 
in  der  Zählun«:  von  1147  aufgeführt  mit  Frau  und  0  Kindern.  Vcl. 
linnnihvvijer  a.  a.   O.  '2»>j. 

')  Das  ergibt  sicli  einmal  daraus,  daü  er  in  der  Zählung  von  lH* 
nicht  erwähnt  wird,  sodann  aus  der  Anzeige  seiner  Hinrichtung  an 
Bern,  s.  Bucht,  a.  a.  (>.  '2*27. 

')  Dort  haushaitete  ein  Peter  Benchlis  mit  2  Frauen,  3  Kindern 
und  1  Knecht,  vgl.  Bnomhcrgcr  2*2*2.  (3der  sollte  das  vielleicht  eine 
Verschrei bung  für  Bechler  sein  ?  Vogelshaus  gehörte  den  Deutsch- 
herren in  Bern. 


—    i:«    — 

einer  abgelegenen  Besitzung  in  der  (jemeinde  Bosingen  zu 
kommen  und  ihre  Genossen  mitzubringen.  Dort  erschienen 
dann  noch  am  gleichen  Tage  außer  den  genannten  auch 
Peter  Föllistorf ').  Cuntzi  Bechler  zum  Strauß-),  Hänsli 
Molli  von  Bunteis,  auch  Hänsli  Apollonis  geheißen*),  Hänsli 
Möri*)  von  Villarsel,  Hänslis  Sohn  von  F.itzisdorf'),  Hänsli 
Thomis  von  Berfetschied.  Kunz  Sturnv,  Jacki  Bochler.  dw 
Gebräder  Tossis*^),  der  Schneider  Hegelmann  von  Buntels"., 
Willi  Moser  von  Bunteis ''),  Tli  Buri  von  Tentlingen  •'),  Peter 
tlggev,  Peter  Praderwan  "V.  Nikiaus  Gerhart,  Konrad 
Buri'O,    rii  Schmutz.    Michael  Krummo'-).     Ks   waren  fast 

'i  Hau.shaltete  in  Filiistorf,  Gemeinde  Sclnnittcn,  mit  '^  PVaueii, 
o  Kindern  u.  *i  Knechten,  laut  Zählung  v.  1  U*/.  Vgl.  linumbenjcr  S.  'ttl. 

-)  Hatte  gegen  Cieorg  von  Eridliaberg  /u  klagen.  Veigl.  den 
Klagerodel,  herausgegeben  vim  Thommm  in  Archivcs  V   [üi. 

')  Hatte  Frau  und  4  Kinder,  s.  die  Volkszählung  S.  tt^.  L!r 
war  mit  Füll istorf,  Tech term an n,  Strausack,  Möri,  H.  Tossis^,  Krunimo 
und  Schmutz  unter  den  Abgeordneten,  welche  ilie  Gemeinde  im  Mäi/ 
1449  an  den  Hof  Herzog  Albrechts  schickten,  um  sein  Einschreiten 
gegen  den  Rat  zu  veranlassen.    Vgl.  Hi\clii,  a.  a.  O.  S.  41  Anm. 

')  Auch  von  Praroman  genannt.  Kr  hatk'  eine  Frau,  einen 
erwachsenen  Sohn,  gleichen  Namens,  sofern  nicht  dieser  liier  gemeint 
ist.  und  r»  Kinder.     Vergl.  Volkszählung  von  1  14H,  S.  "^14. 

•'•)  Gemeinde  Hösingen.  Die  Zählung  von  \\\><  «Twälnit  in 
Litzisdorf  Hensli  u.  seinen  Sohn.  •»  Frauen,  <*>  Kinder  u.  't  Knecrhte. 
A.  a.  O.  'l'^L  Demnach  scheint  der  Sohn  auch  verheiratet  gewesen 
zu  sein.     Er  versteuerte  "^XX)  0  und  gehörte  zu  den  reichsten  Bauern. 

*')  Hänsli  'lo*»si  war  Gerber  und  wohnte  1444  im  Auquartier  mit 
'2,  Krauen,  aljer  ohne  Kinder,  vgl.  linntnluTtjcr,  S.  l'>0,  17.'» :  Pcii-r 
Tossi  hatte  gegen  Zinsherreu,  .Schulthcil^  und  R;ite  zu  klagen,  v^:!. 
Klagerodel  S.  430  und  Fruyo  Vlll   >>. 

')  Die  Zählung  von  111/  erwähnt  bei  lUintcIs  nui  einen  Pet«-r 
Sneider.  S.  '21-1. 

")  Ein  solcher  linJet  sich  1  US  im  Durg(|uartier  der  Stailt  mit 
Frau,  Magd  und  4  Kindern.  Kbda.  '^I.  Hatte  auch  Beschwerden 
gegen  Jakob  von  Praroman.  Vgl.  den  Klagerotlel  S.   1:^'. 

")  Hatte  sich  über  Hein/mann  Velga  beklag!,  s  Klagcrodel  S.  l'.^"^. 

'")  Einer  der  schroffsten  (Gegner  des  Stadtregimentes,  vgl.  Klagc- 
rodel 404,  l.>5.     l'eber  ihn  und  Gerhart  s.  Fruvo  S.  '^0  u.  '^1. 

")  War  kinderlos  verheiratet  i.  J.  J44H  und  wohnte  auUerhall» 
des  Mortentores  in  Frei  bürg,  vgl.  die  Zählung  S.  '.UH  a.  a.  O. 

'-')  Michael  Krummo  wohnte  in  Ittonwil  und  bosali  141«  Frau 
und  2  Kinder.    S.  Zählung  S.  'tl\. 


—    i;«5   — 

alles  Männer  aus  der  Landschaft,  die  entweder  schon  An- 
laß hatten,  über  den  städtischen  Rat  und  die  Zinsherren  bei 
Herzog  Albrecht  zu  klagen  oder  in  den  Unruhen  der  auf 
den  Krieg  folgenden  Jahre  und  in  den  Erhebungen  gegen 
den  städtischen  Rat  entschieden  die  Sache  des  Landvolkes 
vertreten  hatten  und  als  seine  Vertrauensleute  gelten  konnten. 
Insgesamt  fanden  sich  etwa  1(5  Verschworene  zusammen  und 
berieten  über  die  Vorschläge,  die  ihnen  von  Rheinfelden 
hergebracht  wurden.  .Vn  einem  iMittwoch  .\bend  sollte  der 
Handstreich  ausgeführt  werden,  und  zwar  wenn  es  finster 
war  und  kein  Mond  schien.  Alle  schienen  einverstanden; 
nur  einer  der  Verschworenen.  Hänslis  Sohn  von  Litzisdorf 
erhob  nun  dageg(»n  Bedenken  mit  Hinweis  auf  den  busen  Bund 
der  Überländer  vom  Jahre  1447,  dessen  Rädelsführer  als 
Verrät(M'  vom  Henker  gevierteilt  worden  waren.  V)-  Sein 
Schwager,  Hans  liriciis,  und  Peter  Bechlei-  suchten  seine  Be- 
fürchtungen auszureden  und  forderten  die  Anwesend'en  auf. 
durch  Handaufheben  ihre  Zustimmung  zu  erklären.  Allein 
es  scheint,  dal.»  die  Einrede  doch  einigen  Eindruck  machte; 
denn  die  Verschworenen  gingen  an  jenem  Abend  wieder 
auseinander,  ohne  einen  Beschluß  gefaßt  zu  haben. 

Am  folgenden  Tag,  Samstag  den  13.  November  kamen 
sie  neuerdings  in  Vogelshaus  zusammen,  aber  ohne  Grauser. 
der  für  gut  gefunden  hatte,  wegzubleiben,  und  ubernacli- 
(eten  dort.  Am  Siuintag.  14.  November  brachen  sie  von 
da  auf;  etwa  10 — 12  Mann  gingen  zunächst  nach  Tafers 
und  suchten  dort  (Irauser  zum  Mitgehen  zu  bewegen,  die 
andern  nahmen  ihren  Weg  über  Dudingen.  Doch  Grauser 
entschuldigle  sich  damit,  daß  er  zwei  schwer  kranke 
Kinder  zu  Hause  habe.  Da  gingen  die  Verschworenen  ohne 
Hin  weiter  nach  Freiburg  und  hielten  im  Speicher  von  Kunz 
Bechlei'  auf  der  Matte  Rat,  welchen  Bescheid  sie  den  Rhein- 
feldner  Boten  mitgeben  wollten.  Unterdessen  hatte  aber 
< Irauser    bereits    den    Räten    in    Freiburg   den    ganzen   Plan 

')  Vergl.  da/n  G.  Tohlor  im  Archiv  des  historischen  Verein? 
Hern  \1  4Ö1  If.  und  die  Kundschaft  über  iliese  Unruhen,  abgedr.  im 
Anzeiger  für  Schweiz.  Gesch.  IX  149  II. 


—     137     - 

verraten  und  sie  gewarnt.  Auch  nocli  andere  der  Ein- 
geweihten wie  Uly  Burri,  Hansli  Tosis  hatten  ihre  Bedenken 
und  meinten,  man  solle  den  Ansehlag  dem  Kate  ofTenbaren 
und  sich  der  Teilnahme  entziehen.  Allein  die  Rädelsführer 
wie  Peter  Bechler  und  Bertetschied  brachten  solche  Stim- 
men zum  Schweigen  und  setzten  den  Beschluß  durch,  und 
den  V^errätern  wurde  der  Tod  angedroht.  Sie  lehnten  den 
Vorschlag,  in  der  Dienstag  Nacht  den  Anschlag  zu  vollführen. 
ab,  versprachen  aber  zu  jeder  Stunde  mitzuwirken,  sobald 
der  Herzog  ihnen  unter  seinem  Siegel  die  Aufforderung  zu- 
kommen lasse,  die  Stadt  einzunehmen.  Mit  diesem  Bescheid 
kehrten  Hansli  l'lrich  und  Schacher  wieder  nach  Rhein- 
felden  zurück. 

Ein  ander  Mal.  als  die  Verschworenen  wieder  im 
Vogelshaus  zusammenkamen,  war  Tli  Techtermann  auch 
dabei  und  suchte  die  Bedenken  der  Zaudernden  dadurch 
zu  beseitigen,  daß  er  vorgab,  die  Stadtleute  beabsichtigten, 
die  Landleute  umzubringen  und,  wenn  sie  nicht  zuvorkommen, 
seien  sie  verlorne  Leute.  Er  riet  ihnen,  an  einem  Samstag 
(dem  gewohnten  Markttag)  in  die  Stadt  zu  kommen,  sich 
in  Gruppen  von  30—40  Mann  in  die  Wirtshäuser  zu  ver- 
teilen und  dann  den  Galterngrendel  den  von  Rheinfelden 
Ankommenden  zu  offnen. 

Im  Auftrage  von  Peter  Fülislorf  begab  sich  indessen 
Grauser  am  24.  Dezember  wiederum  nach  Rheinfelden. 
um  dort  die  Abschrift  des  Schiedsspruches  vom  12.  Mai. 
die  er  im  November  hingebracht  hatte,  wieder  zu  holen. 
Offenbar  hatte  er  die  Reise  nicht  bloß  mit  Wissen  des 
Freiburger  Rates,  sondern  auch  mit  seiner  Einwilligung 
unternommen,  um  diesen  von  den  Planen  und  weitern  Ver- 
abredungen der  Verschworenen  auf  dem  Laufenden  zu  halten. 
Sonntag,  den  26.  Dezember  traf  er  in  Rheinfelden  ein  und 
wurde  von  Barfischer  zu  Peter  Kottrer  gebracht,  wo  er 
auch  Dietrich  von  Monstral  und  Hansli  l'lrich  antraf.  Diese 
hatten  keine  Ahnung  von  der  Verraterrolle,  welche  Grauser 
spielte,    und    Kottrer    befahl    ihm,    die    Verschworenen    auf 


—     138    — 

der  Landschaft  Freiborg  zu  fragen,  ob  sie  zu  dem  Unter- 
nehmen gerästet  seien,  und  es  dann  nach  Rheinfelden  zu 
melden:  denn  er  sei  von  der  Herrschaft  ermächtigt,  ihnen 
daräber  Brief  und  Siegel  zu  geben. 

Das  berichtete  er  nun  bei  seiner  Rückkehr  einigen  Ver- 
schworenen,  denen   aber  die   Sache  zu  lange   dauerte  un 
ruchbar   zu    werden    schien.     Allein    Grauser    unterrichtet 
auch  die  Räte  von  dem,   was  man  ihm  in  Rheinfelden  auf 
getragen    hatte,    weil    er    sich    hiezu    verpflichtet    glaubt 
Auf  Montag,  14.  Februar,  war  der  Anschlag  geplant.  Thflrin 
von  Hallwil,  Wilhelm  von  Grünenberg,  Beringer  und  ande 
österreicliis(^he  Hauptleute  wollten   persönlich  die   Führu 
übernehmen  ^).     Auch  Herzog  Sigismund  war  damals  in  (L^ 
Nähe   und   urkundete   am  8.  Februar  in  Konstanz.-)    Je 
schien  der  Augenblick  gekommen,  um  der  Verschwurung 
Ende  zu  machen  und  dem  drohenden  Überfall  zuvorzukomm 
Durch  zwei  Mitverschworene,  Peter  Praderwan  und  Niki 
Gerhart,  hatte  man  unter  Anwendung  der  Tortur  umfasse 
Geständnisse   und    schon   vorher  Kenntnis  des  Planes 
eine  Bestätigung  der  Angaben  Grausers  erhalten.     Nach 
so  die  Fäden  der  Verschwörung  bloßgelegt  waren,  da  sclm 
der  Rat   am   13.  Februar  li;i2   zur  Verhaftung  der  Obri 
Mitverscliworenen  *•).     Wahrend  die  Rädelsführer  und  Ha 
Verschwörer    Peter    Fölistorf,    Hänsli    Mollis,    Heini    LmTi 
C.untz    Sturni  ')    von    Seeli,    Hänsli    Tliomi,    Cunz    Beclm  1 
Hänsli  Möri  und  Jacki  Bechier'*)  aufgegriffen  und  gefängr  * 
eingezogen  wurden,    bot  der  Hat  gleichzeitig  die  Gescb 

')  Chronik  Rudel la  Msc. 

■')  Lichnowsky,  Geschichte  des  Hauses  Habsburg.   1^.  H,  ^ 
1H4"2.  Regest  Ni«.  JH>4. 

')  Vgl.  Fruyo,  Geschichtsbl.  VIII,  :^1. 

')  Fruyo   nennt  statt  seiner  unrichtiger  Weise  Hänsli  St 
Die  gleichzeitigen  Angaben  von  Greierz  sind  hier  allein    maßget 
sie   stimmen    auch    mit  dem  Eintrag   der  Seckelmeister-Rechn 
(s.  l''rei  burger  Gesell  ich  tsblätter  X  *^y). 

')  Fruvo  nennt  hier  Peter  Bechler. 


len 


renen  auf  der  Landschaft  auf  und  ließ  sie  über  ihre  Lands- 
leute zu  Gericht  sitzen.  Sie  wurden  des  Friedensbruches 
schuldig  befunden  und  am  Fastnachtdienstag,  den  15.  Feb- 
ruar^) vor  dem  Spital  beim  St.  Georgsbrunnen  in  Freiburg 
hingerichtet  durch  das  Schwert:  zwei  von  ihnen  wurden 
auf  dem  St.  Petersfriedhof  bestattet.  Peter  Praderwan  und 
Nikiaus  Gerhart  waren  schon  vorher  im  Gefängnis  gestor- 
ben*), vermutlich  in  Folge  der  Tortur,  die  ihnen  Geständ- 
nisse erpressen  mußte.  Dornhalter,  dessen  Haus  in  der  Au 
den  Fuhrern  der  Bauernpartei  in  den  Unruhen  des  Jahres  1450 
als  Versammlungsort  gedient  hatte*),  wurde  zwar  gefangen. 
aber  auf  Bitte  einflußreicher  Freunde  und  vermutlich  auch 
weil  er  in  diese  Verschwörung  nicht  verwickelt  war,  wieder 
freigelassen  *),  während  Anton  Cornu  aus  dem  Murtenlor 
zu  entfliehen  vermochte'').  Acht  andere  waren  außer  Landes 
geflüchtet,  aber  in  die  Stadt  zurückgekehrt,  als  der  Hat 
Sechzig  und  Zweihundert  ihnen  auf  Bitte  der  Leute  von 
Plaffeyen  auf  acht  Tage  Geleit  und  Sicherheit  bewilligte, 
um  sich  zu  rechtfertigen.  Aber  die  Hauptführer  Bärfischer 
und  Strausack  waren  der  Freiburger  Justiz  nicht  erreichbar. 
Am  24.  Februar  1452  erschienen  diese  Geflohenen, 
Peter  Egger.  Peter  Tossi,  Hänsli  SIeti,  Willi  Moser.  Uli 
Burri  und  Hänsli  Tossi  vor  Schultheiß,  Bäten  und  Fennern 
auf  dem  Rathaus  in  Freiburg.  Sie  bestritten  zwar  ihre 
Teilnahme  an  der  Beratung  der  Verschworenen  nicht,  suchten 
aber  die  Schuld  von  sich  auf  die  Anstifter  und  Rädelsführer 
abzuwälzen,  baten  um  Verzeihung  und  anerboten    sirh,    für 

*)  Durch  einen  spätem  Zusatz  in  der  Gesetzes  Samniluriir  1  1<*»,S, 
welcher  den  Fastnachtmontag  als  Tag  der  Hinriclitung  nennt,  wurde 
die  Datierung  etwas  verwirrt.  Dieselbe  ist  aber  nach  dem  iiberein- 
stimmenden  Zeugnis  von  Fruyo  und  Greierz  der  Fastnachtdicustae, 
wornach  auch  die  Beilage  10  bei  Büchu  Freiburgs  Bruch,  zu  l»eiich- 
tigen  ist. 

-)  Fruyo  a.  a.  O. 

')  Archive»  de  la  Societe  d'histoire  de  1^'ribg.  V  441>. 

*)  Fruyo  S.  2*^.  Von  Dornhalter  ist  in  den  vorhandenen  Kund- 
schaften und  Akten  nirgends  die  Rede. 

'0  Fruyo  a.  a.  (>. 


—     140     — 

ewige  Zeiten  der  Stadt  freu  zu  dienen.  Der  große  Rat 
dei*  CC  verurteilte  sie  dann  zu  Geldbußen  von  1000—5001 
weil  sie  dem  Kate  von  der  Verschworung  keine  Aoieige 
erstallet  hatten'). 

Damit  war  der  letzte  Versuch,  die  Stadt  für  Öster- 
reich zu  erhalten,  gescheitert.  Das  Landvolk,  seiner  mutigeo 
und  bewahrten  Führern  beraubt,  konnte  sich  des  städtischen 
Druckes  nicht  mehr  erv^ehren,  und  ergab  sich  in  dumpfer 
Uesignation  in  sein  Schicksal.  Der  siegreich  gebliebene  Rat 
beeilte  sich  nun,  das  auszufuhren,  was  er  schon  längere  Zeit 
angestrebt  hatte.  Unter  dem  Eindrucke  der  blutigen  Hin- 
richtung der  Volksfölirer,  die  eigentlich  als  Vertreter  des 
Legimitätsprinzips  gefallen  sind,  wagte  niemand  mehr,  sich 
dem  Vorhaben  der  Räte  zu  widersetzen.  Nach  einem  Vierteljahr 
trat  Savoyen  an  die  Stelle  Österreichs,  das  nie  mehr  ernstlich 
versuchte,  seine  Ansprüche  auf  Freiburg  neuerdings  geltend 
zu  machen.  Durch  Kassierung  des  Landbriefes  von  Seiten  des 
neuen  Stadtherren  wurde  den  Bauern  die  rechtliche  Unter- 
lage für  ihre  Begehren  für  immer  entzogen.  Die  Ruhe  war 
wieder  hergestellt;  aber  noch  glühte  das  Feuer  unter  der 
Asche  weiter,  bis  die  große  Not  der  Burgunderkriege,  die 
Ablösung  von  Savoyen  und  die  Angliederung  an  die  Eid- 
genossenschaft diese  innern  Kämpfe  zum  Stillstand  brachten. 

Dieses  Verhör,  das  durch  Schultheiß  Jean  Pavillard, 
Bäte  und  Fenner  am  24.  und  29.  Februar  und  G.  März  1452 
aufgenommen  wurde,  beruht  vornehmlich  auf  den  Aussagen 
von  Peter  Kgger,  Janny  Schnewiy  von  Elswil-),  Kuno  Grauser 
und  Heiny  von  Lilzisdoif.     d'Alt  ')  behandelt  diese  Episode 


')  Die  Clii'onik  Rudella  bemerkt  dann  noch  dazu:  owie  dann 
snllichs  alles  noch  heiter  und  ouch  ire  naraen  gefunden  und  aber  hie 
von  vil  Ursachen  \v;igen  nit  genamset  werdend.»  Das  Verzeichnis 
imib  demnach  zur  Zeit  Rudellas  (liiiü)  noch  vorhanden  gewesen  sein. 

')  In  der  Volkszählung  von  1447  wird  außer  Hugo  und  Uoli 
Sriewlis  ein  nirht  vorher  benannter  Snewli  und  sein  Sohn  nnit  zwei 
Iraucn  und  T»  Kindern  unter  Elswil  angeführt.  Wahrscheinlich  isl 
(lio^or  Sohn  mit  unserm  Janni  zu  identifizieren.  Vgl.  Zählung  S.  '^^*- 

■'}  Histoire  des  Helvetiens  IV  ?14— 10. 


—  Ul- 
nar ganz  summarisch,  aber  weil  besser  als  Berchlold  ')» 
der  weder  diese  Qpelle  noch  die  daraus  abgeleiteten  An- 
gaben von  Fruyo  und  Rudella  gekannt  oder  sie  dann  völlig 
mißverstanden  zu  haben  scheint.  Denn  seine  Darstellung 
ist  phantastisch  und  Namen  und  Daten  meistens  falsch. 
Dagegen  hatte  offenbar  Daguct -)  die  Kundschaft  gekannt 
und  in  seinem  Abriß  im  wesentlichen  richtig  aber  nicht 
erschöpfend  verwertet ;  allein  wie  es  meist  sein  Brauch  ist. 
ohne  seine  Quelle  zu  nennen.  Deshalb  glaubte  ich,  bei 
meiner  Behandlung  dieser  Ereignisse*^)  Daguet  nicht  folgen 
zu  dürfen,  und  beschränkte  mich  auf  die  damals  mir  zugang- 
lichen Urkunden  und  Akten.  Diese  Kundschaft,  die  ein- 
schlägigen Berichte  von  Fruyo  und  Rudella,  die  hier  eben- 
falls Berücksichtigung  fanden,  bilden  aber  die  wichtigste 
Grandlage  zur  Darstellung  dieses  folgenschweren  Abschnittes 
der  Freiburger  Geschichte.  Ich  lasse  sie  hier  darum  im 
Wortlaute  nach  einer  Kopie  Fruyo's  von  der  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  folgen. 

Kundschaft  wider  die  ufgenommen,  so  vor  dem  spital 
nach  dem  alten  krieg  enthouptet  wurden. 

Uf  Sant  Mathias  tag  des  heiligen  zwölfboten  ')  anno 
52  in  gegenwartigkeit  miner  herren  schultheiüen'*),  raten  und 
vennern  im  rathus  zu  Fryburg  sind  kommen:  Peter  Egker, 
Peter  Tosais,  Hensli  Sletis,  Willi  Mose-. ,  Uoli  Barry  und  Hensli 
Tosis,  Uollis  sun,  die  us  unser  herrschaft  und  gebiet  gewichen 
warent  von  des  anschlags  der  verreteri  halb,  so  über  die 
statt  Fryburg  gan  sollt  und  denen  min  herren  Hat.  Sechzig 
and  Zweihundert  von  pitt  wegen  ettlicher  erber  löten  von 
üaffeyen  acht  tag  geleit  und  Sicherheit  geben  band  in  meinung. 
das   si  sich   da  der  sach   meintend  ze  entschlachen.     Also 


')  Historie  du  canton  de  Fribourg  l  ::KJ2  il.  Fribourg  1B41. 
*)  Archives  de  la  Societe  d'histoire  de  P'ribourg  V  110—1*]. 
■■')  In  Freiburgs  Bruch  S.  05  ff. 
^)  24.  PVbruar. 
'')  Jean  Pavillard. 


—     142    - 

vor  allen   dingen   ist    inen   gseit  worden  durch  min  herren 
den  schultheissen,  das  si  die  recht  warheit  der  sacben  aic^ 
allerersten  furbringen  und  eroffnen  sollten. 

Also  hub  an  Peter  Egker  und  darnach  die  andern  all 
ze  reden   und  sprachend,    daz  es  war  were,   das  umb  Sam  * 
Martins   tag   nechst  verlöfTen  an   einem  Sambstag^),  als  ^  i 
uf   Biirglen    gezert   hattend,    Peter   Hechler   und   Hansis  su 
von  Bervetschied  wigletend  si  uf  und  sprachend,  si  wellten 
si   fureri  an   einem   ende   zu  unseres   gnedigen    herren  vo 
Österrich    botschaft,    und    furtend    si    also    gan    Voglersk 
Als   si    nun   dar  kament,    giengend  Hechler  und    Bervett 
zum  tliurli  in  das  hus  hinein:   aber  si  beitetend  diewil  vc^ '' 
dem   hus.     Nach   dem   bald  ruftend  si  und   sprachend,  d 
si   ouch  hinein  kämend,    daz  si    ouch  thatend.     Si  fundeik 
aber  niemands    von  unser  herrschaft  von  Oest^irych  da  d^ 
Htnsly  Ihdrichs  und  Schacher  und  sonst  ander  unser  dorfslüt^ 
ein  michel  teil ;  da  bondend  -)  si  under  andern  mit  inen  2 
reden    und    sprachen  :    Ir  herren     wellend    ir    nun  zu  d 
sach  thun  und  helfen,    so  wirt   üwer  ding  gut,    wan   uns 
gnediger    herr  will    uch   nit   lassen   sonders  jedermann    '^ 
sinem    rechten   helfen    und   die  statt  Fryhurg  innemen.     \^ 
antwurt   ir   einer  —   aber    si  versinnend  sich    nit,    wer 
«j^ewesen  ist  —  ob   si    pfenniglüt  werend.     Antwurtetend 
nein,   wan    si   siend    mins   herren  rät  und  diener,   und  m; 
bedurfte    inen   darumb  dhein   sold  zugeben,  und   hette  mi 
venlin  von  Oesterrich  gemacht,  und  so  si  in  die  Stadt  kämen 
so   welltend   si    die  ufwerfen,    umb  das  das  volk  nit  wenl 
daz  si  viend  werend. 

Daruf  antwurtetend  si.    si  köntend  nutzit  darzu  thu 
si  zeigend  dan  brief  und  insigel  von  unser  herrschaft.     ü 
als    inen    die    sach    nit   wol    geßel,    und    si  also   us  und 
giengend,  sprach  Peter  Bechkr:  Mich  bedunkt.  das  wir  u 
könnend  furchten.     Da  antwurt  ime  Uoly  Burry:  Wie  duc:  •■' 
(»s  dich,    vvurdends    min  herren  in  der  statt  innen?     Es    ■  ^^ 


')  Samstag  nach  Martini.  (13.  Nov.) 
*)  Wohl  verschrieben  für  «begondend». 


—     143     — 

eio  sacb,  die  uns  nit  gut  thate.  Lnd  also  wurd  utzit  anders 
durch  ir  obersten  meistern  da  beschlossen,  wußten  si  nit; 
wan  si  warend  hie  ussen  bi  dem  före  und  die  andern  in 
der  Stuben. 

Darnach    wurden    si    gfragt    durch    min   herren,    den 

^chultheissen,    wie    si    angeschlagen    und    geredt     bettend, 

^isenbergthor  und  Bemthor  inzenemen.     Hanil  si  geantwurt, 

das  si  darvon  nützit  hortend,   wan   si   us  und  in    giengend 

und   gehortend   nit  alles,  daz  da  geredt  ward,    usgenomen 

der  eegnant  Hensli  Tossis,  Uolis  sun.     Der  antwurt,  daz  da 

^ol    geredt  war  von  Bernthor;  aber  von  Ih/senbergthor  gehört 

^^   nützit  gedenken. 

So  den  band  si  furer  gredt,  wie  si  bi  dem  rat,  so 
•si  zu  Fryburg  uf  der  Matten  haltend,  gewesen  sind,  darbi 
oucli  Hensli  von  Lutzisdorf  were.  Und  als  er  nützit  in  die 
^^ch  raten  wollt,  do  schnarzt^)  in  Peter  Bechler  und  wurdent 
et^ras  stossig  und  schiedend  von  einandern  und  wussend 
^it,    daz  da  utzit  anders  geraten  wurde. 

Item  band  si  alle  furer  gesprochen,  daz  Peter  Bechler 
öinest  zu  PetH  Pradenran  redt:  Wirst  du  gefangen  diser 
*5aclien  halb,  so  gib  alle  die  besten  geschlecht  hin,  des- 
gHchen  will  ich  ouch  thun,  ob  ich  gfangen  wurde,  waw 
t^escheche  daz  nu.  so  wurden  wir  all  verl  )ren  und  umb- 
kommen. 

Item  Hcfisli  Tosis,  UolUs  sun.  hal  gesprochen,  das  er 
"P^ste^r  FülUstoif  seit ;  dis  Sachen  gfallend  mir  nut;  wir  sollend 
^*  unsern  herren  in  der  statt  verkünden  und  uns  dero  ent- 
•^chlachen.  Da  antwurt  FüUistorf,  er  liette  es  jelz  gelhan  und 
^^  Ijedorfte  darumb  nützit  sorgen.  Daruf  er  es  also  ließ 
"Gilben;  und  were  daz  nit  gewesen,  er  hette  es  von  stund 
*^'nen  herren  zu  wfissen  gethan. 

Also  als  si  nun  die  handlung  der  sach,  als  obstat. 
^''Zelt  hattend.  batend  si  die  eegenanten  min  herren  gar 
^^'nstlich  mit  fliss,  were  es  sach,  das  si  darin  utzit  gefält 
^^    min    herren   darduich    erzürnt    hellend,    wan    si    darzu 

')  Hart  anfahren. 


lii     - 

einfaltif>licben  gebracht  werend,  das  man  inen  das  verziechec^ 
wellte,  und  erbutend  sich  darbi,  in  der  statt  dienst  um.^ 
trüw  ewiglichen  ze  beliben.  Daruf  ward  inen  geantwni 
min  herren  bettend  wo!  ir  meinung  vernommen;  die  weltei 
si  ouch  furer  an  die  CC  bringen,  und  was  si  darin 
und  handien  wurdent,  das  wurdend  si  wol  verneroen. 

Anno  etc.   \M'}i  uf  dem  sechsten  tag  Merzens,  da  d  i 
frommen,    wisen    Johann  PäfiUard,    Schultheiß   zu    Fryhur^^ 
Jacob  von  Endlisperg    edelknecht,    Hensli  Jungo,    venner    w. 
d(jr  Oufr^  Heini  Frieso,  venner  in  der  NiitcenstaU.  Heimmawui 
Frytagy   vennei*  uf   der   Hurgj    Ciaudo    Esel   großweibel  unc 
Hensli  von  Lanihen,   ouch  Cutio  Grauser  von  Beriswyl  under 
ougen    warend,    der     erbar   Janni    Schneuwlis    von    Elsu^g/ 
gefragt  und  ermant  bi  sinem  eid,  ein  Wahrheit  ze  sagen  w 
der  sach  hienach  gemeldet,  hat  geseit  und  bezuget  bi  dem- 
selben sinem  eid,  das  hür  einest  im  herbst  vergangen  käme   j 
zu  im  Peter  Fullistorf  im  holz  zu  einem  kolhufen,  den  er  da    \ 
brant    und    sprach,    es   were  bolschaft  kommen   von  unser 
gnedigen  herrschaft  von  Osternjch^  bäte  in,   das  er  mit  \m  gift 
Voglershus  käme,  die  ze  verhören,  das  er  ouch  tbet.     Alsä 
darkommen  funden  si  niemands  da  von  der  herrschaft  wegea 
dan  allein  Uollin  Berrerscher  und  darzu  die  personen  hienach 
mit  namen :   Peter  Pradenran,  Nidaus  Ger/iart,   Peter  Bedikf, 
Cuntzi    Sturnin,    Hensli   Molli,    Cunrad   Lari,    Ulin  SdimuUt 
Henslin  ron  Hervetschiedy  Hensly  Möry  und   Michel  Krummen^ 
Oa  liub  an  Berrescher   im  tcn,  da  si  sassend  und  tininkend. 
und    sprach:    Ich    bin    her   von   unser  gnedigen    herrschaft 
wegen    von  (htemjch  und   sinen   anweiten   zu    uch  kommeo 
uch   ze  warnen  :    dan   irh  vernommen  hab.   die  stettlut  von 
Frijhurg  siend   in    willen,    uch   umbzebringen  und   thfind  ir 
nit  darzu,  so  sind  ir  verloren  lüt.     Da  ward  im  geanlwurt: 
Wie  ratend   ir,    daz  wir   darin  ze  thund  habend?     Antwort 
er:    Mir   ist   empfolhen,   mit   uch  ze  reden,    das  ir  uf  einen 
Sambstag   in   die    statt   kommend   und    den  wurtzhüsem  in 
eiin  drissig,    in  das  ander  vierzig  man  lassend,   und  das  ir 
morndes  den  Gnlterngrendel  uftliätend,   so  weren  nir  da  mit 
zwei    oder    drihundert    man    von  Rynfelden  und    brächen  io 


—     145    — 

die  statt  mit  gwalt  und  gritfend  denne,  zu  den  uns  ^'Ul 
lieducht,  und  die  in  gfengnuss  thäten  und  si  darnach  ze 
gericht  steilen  wurden,  und  daizu,  als  er  meinte,  sollten 
houptIQt  sin  der  von  Grünenbertj,  Beringer,  der  schultheiss 
und  sonst  zwen,  die  derselb  Schneuidi  zemal  nit  genennen 
kunt.  Also  underrettend  si  sich  dai-uf  in  Berveschers 
abwäsen  und  nach  vil  red  so  sprach  Peter  Bechler:  were  es 
sach,  das  unser  gnediger  herr  uns  sollichs  verschribe,  so 
^^elltend  wir  darzu  thun,  was  bidcrblüt  darzu  thun  sollend. 
Da  sprach  Janni  Schneuwlis:  ob  er  uns  joch  vil  schribe,  so 
virill  ich  dennoch  nOtzit  damit  ze  schaffen  haben.  Kr  hat 
uns  viel  geschrieben  und  hett  uns  nit  vil  genützt.  Also 
schied  derselb  SchneuwU  von  dannen  und  weiss  nit,  was 
antwurt  sy  im  gabend.  Wol  rettend  Peter  Bechler  und 
f^unrad  Lanj:  wer  der  wäre,  der  die  sach  usbrachte,  den 
W'elltend  si  so  gern  erstechen,  als  si  je  gv'ssen  oder 
g'etrunken  bettend. 

Uf   dem   tag   und   jar,    als   vorstat,   Cu)w  Grauser  von 

^riswyl  ermant,   als  vorstat,  hat  gseit,   daz  er  einest  umb 

Sant  Martinstag  nechst  verlulfen   von   und  durch   die    lanz- 

'Öten   gan  Rynfelden  gesandt   worden,    abschrift   der  anlass 

Und  des  spruchs,  durch  den  min  mannen  zwüschen  die  statt 

Und  dem  land  gesprochen'),  dem  Bercerscher  und  Strounsach 

^pbringen,    die  Sachen  gegen    unserm  gnedigen   herren  von 

^^t^rrych,    als  si  doch   wol   wusslend.    damit   ze    vollenden. 

Also  käme  er  gan  Kynfclden  uf  Zinstag  vor  Sant  Martinstag-) 

und  bekäme   im   Berverscher;  der  fürte   in    in    her    Wilhelms 

Von    Grünenbergs  hus,   dahin   ouch    von    stund   kämend  herr 

^^fer  Kottrer^  Beringer,    der  schultheiss  '•),    Hensli   iSfroivsack, 

-*Vie/;/j   Alwan    und    Hemli    Uolrichs.     Also  sprach    der   von 

^^^inenberg  zu  im  :  VVarumb  bist  du  hier?     Antwurt  er:  das 

"*    die  Sachen  mit  den  briefen,  die  ich  gebracht  hab,  vollen- 

^^ni,    als   jp  (Jann   unser  landslütrn  meinung  wol  wössend. 

')  Schiedsspruch  vom  1*^.  Mai  14ol. 
■)  0.  November. 
.      ,  ")  Dietrich  von  Monstral  üsterr.  Ritter  und  Hauptmann,  Schult- 

^^^    von  Frei  bürg  1449  50. 

10 


—    14Ü    — 

Daruf  sprach  her  Wilhelm,  ob  er  utzit  anders  sageo  wellte- 
Antwurt   er,    im    were    sonst   dhein  ander  saeh  bevolchec^ 
Da  sprach  !ierr  Wilhelm :  Helfend  uns,  so  wellend  wir  ü^  ^ 
oucli    helf(M).     Es    hilft    nit    meer   mit  briefen   umbzegaD 
wir   müssend  es   mit  der  hand   weren,    und  ich  will  sei 
selber  darzu   thun.     Und   der    marschalk   herr  Thüring 
Hallwyl,  der   will   ouch  selber  mit  sin  selbs  lib   mit  gan 
macht  dahin    kommen    und   darumb   helfend,    so   wirt  m 
uch    ouch    helfen.     Antwurt  Grauser:  Wie  wolltend  ir  da 
kommen?     Sprach  er:    Unser  anschlag    ist  also,    das  ^^^ 
dahin   unsren   weg  durch  des  grafen  von  Nütvenburg  lao 
ncmen    werdend   und  als    koutlut   kommen,    hie  zwen,  d 
vier,  bis  das  wir  in  das  land  kommend.     Und  so  wir  da 
kommen  sind,  wollend   wir  uns  in  vier  teilen  zu  Hi/seti 
tliory   Hernfhor,   Murtenthor  und  Losenthor,  zu   jetlichem  tim 
hundert   man.     ['nd   als   die   stettlöt   nun   zemal  die  thon* 
hfltend.  so  werdend  die  landslüt  zu  jetlichem  thor  mit  vierasM^ 
oder   mit  fünfzig   mannen  kommen  und  die  thoren  also  ici- 
nemen').  So  kommen  wir  dan  und  brechend  hinin.   Sodazals« 
^'esrhicht.  so  werdend  wir  den  zu  jetlichem  thor  ein  zeiche^« 
von  (htcrn/c/i  ufwerfen,  und  zeigt  im  in  sinem   sal  diesell.e?« 
vier    venlin,    die    da    lagend,    dero    Grauser   eins   in    sin^ « 
henden    nam.     Darnach    redt    her   Wilhelm    ton  Grünenberf^^ 
Wenn    wir   die   venlin    also   ufgeworfen    habend,    so  well^"    ß 
wir  die  Uät  und  Sechzig,  wo  uns  dero  dheiner  wirt.  abneme^      ß 
und  erstechen,  und  wer  under  daz  zeichen  flucht,  der  wi^^»* 
sicher   sin.    bis   der   schimpf   vergeil.     So   wellen    wir  da  ^^ 
darnach   zu   recht  stellen,   die  wir   in  den  saclitn  übel  l 
wend.     So   das   ^^»schicht,    wellend   wir  zu  dem  gut   grifi 
und    den   herzogen    von  Sfiffoy  darus  bezalen.  inmassen  d 
kein  landsman  darvon  nut  gibt  noch  bezall.  und  wellend  d       "^ 
iimusn-  ilin    gut,    so  du  buwest.    fri    geben  und  darzu  d^^^' 
l>est  hus.  welliches  du  in  der  statt  begerest.  und  was  dar  ^^ 
ist,  oh  du  dar/u  hilfst,  als  wir  dir  ouch  wol  gelrüwen.    r*^ 

^  Wio  tyn  Jon  Aufslanden  vom  •A>.  Mai  und  Ü.  }\i\i  1V»Ä  ^f - 

/»■»•:.  Kr^'ihnrc^  Bruch  S.  Ku  u.  7o. 


-     U7     - 

hast  ein  sun,  der  mag  ouch  wol  darzu  helfen,  den  und  alle 
•line  kinder  wellend  wir  in  gut  und  eeren  setzen  und  den 
iaodslülen,  so  die  tlioren  ingenommen  haben,  wellen  wii' 
alle  die  guter,  daruf  si  sitzend,  frien,  usgenomnien  drl 
Schilling  und  ein  hun  zins  von  der  hei-ligkeit  und  vogtie 
cve^en.  Und  uF  dem  tag,  so  der  anschlag  also  zugan  wirt. 
wollen  wir  wlb,  kind  noch  sust  niemand  zu  dei-  stall 
lassen,  bis  der  anschlag  vergangen  sie. 

Daruf  anlwurt   Gmuser,  er  were  zu  sollicheii  sachen 

«e     torectit,    und  im  were  ouch  nit  bevolchen,   solliche   bot- 

">«:;  h  aft    ze    thunde ;    aber    si    möclitend    ir    eigen    botschaft 

^»  i  n  iif  Ihun    und  sollichs  durch    si  vollenden  lassen.     DaruT 

■^i       nun    Hensli  Uolrichs  und  Schacher   ordnetend,  die  mit  im 

*»er-uf    kaniend.     Da    sprach    Gramer  zu    inen    underwegen  :    . 

If*    tragend   ein   .schwäre  botschaft.     Antwurt  Schacher:  Wie 

nnagsl  du  also  verzagt   man   sin;    du    bist  doch    ein   käch 

nn    gsin.    so    man    din   utzit    bedorft.     Und    als    si    gan 

kamend,  da   ließ  si  Grauser  und  schied  von  inen,  und 

empfalhend  im  und  sprachend :  Gang  zu  Heini  Liiiiin  tiud 

*et^r  tiechUr   und    heiil  si  gan  \oijlershus    kommen  und  mit 

inen   bringend,    die   si    wussend,    die   darzu    gehörend,  und 

kuiu  du  ouch  dai'l     Und   was  d;iz  uf  dem  Fritag  nach  sant 

Mai'lins  lag').     .\lso  kam  er    desselben  tags  zu  Luäin  und 

HecAler   und    sprach  zu    inen,  si  solllend  on   verziechen  gan 

^'offlershm  kommen,    dan   wurdend   si   botschaft  von    unser 

*?nedigen    herrschaft    linden.      .Mso    kamend    si    desselben 

tags    dahin    und    mit    inen    Feter    FüUistorf.    llensU    Mollii, 

■ffensly   Möurij,   Hensly   von    BerirertscJiied,    Henslia    sun    von 

*""«i8rfoff",    Cuntzi    Sturni,    Cnntzi    Itechler.    Hegelmann    der 

'*clKii(]er    von    Pontels,    Willi   von    Pontels    und    elÜcli    ander. 

^'s  im  das  Henslin  sun  von  Lutsisiorf  seit;  wan  er  kam  nil 

"^hirj,    als    er   noch    müd    war.     Also   hübend   an   die   ob- 

S^nanten  zwen  boten,  die  si  ouch  di  tundend,  und  ollnelend 

"len     den   anschlag   in   sollicher  meinung.  als    der  da  oben 

"n     mikeltn  von   Griinenherg  gemeldet  ist.     Als  nun  Hmslie 

*""    Von  Lützistorf  sollichs    erhört,  antwurt  er,  das  er  aüL 

^^k  ')  14.  Nuvembcr  M-'il. 


rnagst 
^^n^nn 

^K  em| 


14K 


(Ifif  sach    nSIril   le   schaffen    haben   wo! 
wnsseiid,    wie    es    denen    von    Hinderlappen    peseliach,    dem 
weil   nünhandert    man    /.esumen  schwuren.     Deren  wurdeo'l 
vier    gerichl    und    gefierteilt    hIs    untrüw    verraten.      Alsn 
mochte  uns  ouch  geschechen.     Da  antwurt  im  Hann  Volrickf, 
sin  Schwager:  Du  zers  böswirht,   du  wuUtest.   dorh   langest 
wo),    das   man   von   disen  Sachen  freredt   hal,    was   wolltest 
du   den    har?     Ir   sollend    alle   hend  iifhan  und  gotl  lobeo. 
das   man   uch   zum  rechten  helfen  will!     Also  wart  dozmal 
Dützit  daselbs  beschlossen  und  schieden  also  von  eiiiandepn. 
Da  morndes,    ward  am  Sambslag  znacht,  kamend   aber  dai- 
Peter   Fäitistorf,     MolH,    Eeini  Ludi,    Cuntzi   Sttirni,     Cuntzi 
BechUr,    Willi    Moser,   Emsli  von    BerMschied,    Bentlif    Mary 
und  vil   ander,    als   im   gseit   ward,    wan   er   nit  dar  kam.     I 
Und   lagend  da    übernachl.     Da   am  Simtag  wart,    kamend 
etlich    bi    zechen    oder    zwölf  gan    Tavers  und    ledten    mit 
Grauser,    der  da   was;   Du   mullt  mit  uns  gan  Fryburg,   da 
sollend  wir  zu  lat  werden,  wie  wir  den    boten   antwortend, 
wan   die  andern   kommend   ouch   hernach  durch   Thudingtn. 
Da   schlug   er  es  inen   ab  und  sprach,  er   helle   zwei  kind     , 
siech:  der  wartete  er  alle  stund,  wan  si  von  hinnen  schieden. 
Also    kamend    si    gan    Fryburg    uf    die    Matten    in    Cuntzi     i 
Bechlers   spicher  und  wurdent  da  zu  rat.    als   im   daz  POtr 
Filtlistorf,    Peter   Bechler.    Cuntzi   Sturni    und    Cuntzi    Bechter      ' 
widerbrachtend,   si   lieltend   den   boten    geantwurt   und  den 
Zinstag,    als    si    den    zu    Hijnfelden    angeschlagen    hattend, 
abgeschlagen.     Aber  so  unser  gnediger  herr  inen  mit  sineni      i 
insigel  schribt.  daz  si  ime  die  stall  innemend,  das  wellefiil     1 
81  thun.    zu  wellicher  stund  er  daz  begert.     Indem  als  das    J 
lagen  alles  beschach,  käme  derselb  Grauner  zu  ininen  herren    M 
den  rälcQ  von  Friburg,  erzalte  inen  den  liandel  und  warnete  -3 
si  in  der  sach  etc. 

Item   hat   derselb  Grauser  (ürer  geredt   bi  siner  war 

heit  als  vor.  das  Peter  FillUslorf  in  sidher  und  darnach  gan«^ 
Rynfelden  schickt,  die  abgeschrift,  die  er  als  vor  darbrachV  * 
hat,  ze  reichen  und  schied  am  Temperfritag  vor  Wienechler 
nechst  verlüßen')  und  kam  gan  Bynfelden  am  Sontag  tum 

')  Quatem  beifrei  lag  war  der  34.  Dezember  1451. 


r-     149    — 
cfaroacb.     Also  tnorades   fürt  m  Berwescher  zu  hof  zu  herr 
-Pi^er  KatUrer,    dabi    der    schultheil^    und    Bensli    Uolrichs 
ivareod.     Da  sprach   her   Peter  zu  im,   si    hellend   solliche 
afit^'urt,  so  daz   land   den  eegenanten   boten   gethan  bette 
und  dabi  den  guten  willen,  so  si  gegen  der  herschaft  band, 
^vol    verstanden  und  hieß  und   bevalch   im   darbi,   er  sollte 
:i  lande,   mit  namen   den  in  gut  beduchte,  sagen,    so  si 
der    sach   gerech   und    gerust   werend,    das    si   es  inen 
/j  c^f^^b   gan   Rynfelden   kund    thätind,    wan    si    bettend    der 
'*^^Ä*schaft   ganzen    gwalt,    kraft   und    macht,    inen    darumb 
"•^i^f  und  sigel  ze  gäben,   der  sach  nachzekommen  und  die 
^^  vollenden.     Als   er  nun   wider  beruf   kam,   widerbracht 

^  ■"*  sollichs  Petem  Fällistorfy  Heini  LMin^  Peter  ßechler  und 

^  "*^'»1^^^  Stutmi.     Da  antwurt  im  Peter  Bechler  :\i\v  beitend  ze 
•*^  ■^^  ^,  das  wir  nit  der  sach   ustrag   gebend,    das  aber  nit 
e^  ^-Ä  %:.  ist;   wan  wirt  man   sin  inen,   so   sind  vvii  all  verloren 
'•^•^  -^     Also  darnach   kam   Grauser   zu    den  eegenanten    min 
^^^^^^r^ren   Rät,  erzalt   inen   fürer   die  handlung,    umb    daz   si 
Bi  darnach  wußtend  zu  achten,  wan  nachdem  er  der  statt 
chworen  hat,  beducht  in,   daz  er  eerenhalb  sollichs  für- 
ringen    hat.     Wan    aber   sollich    sin   red   dazmal   nit  in 
S^ Schrift  gesetzt  wurd,  hat  er  sollichs  aber  uf  dem  tag  als 
^*  ^^  *•   geredt. 

Anno  etc.  1453  uf  dem  leisten  tag  Hornung')  da  die 

^^^^mmen    wisen   Hans    oou  Perraman    des   Rats   und   Hensli 

'^0  venner  zu  Fryburg   under  ougen  vvarend,    der  erbar 

Vie  von  Lutzistorf    gefragt   und   ermant    bi   sinen    eiden, 

^■ri    warheil  ze  sagen    in   der  obgeschribnen   sach,   der  hat 

"özügel  und  gesprochen,  das  er  nülzit  anders  davon  gereden 

■^^•rine,    dan   daz   uf  Qinem   lag   vor   Sani    Andresen    tag-) 

*^1,    aber   was    tags    es   were.    kond   er   nit    eigentlichen 

^^^S'en,  als  er  vernommen  hat,  AwAHans  Uolrichs^  sin  schvvager, 

.  *^0    Miffifelden  haruf  kommen  was,  käme  er  gan   Voglershus, 

^     heißen  Willkomm  sin.     Daselbs  fand  er  Schacher,  der  mit 


')  Ä>.  Februar  140*2,  Annunziatsationjüstil  ist  zu  beachten. 
")  *-K).  November. 


-     150    - 

im  heruf  kommen  was  mit  sampt  Peter  Beckler^  Cumi 
BecUer,  Jackin  Bechler^  die  Tosy  und  vil  ander  laodslOt,  mer 
den  16  man.  Da  hub  an  Schacher  ze  reden  und  sprach,  si 
werend  heruf  durch  die  houptlut  von  Bynfelden,  die  da  von 
der  herrschaft  wegen  warend,  zu  den  landslfiten  gesandt, 
inen  den  obgemeldten  anschlag  kund  ze  thun,  und  welltend 
si  helfen,  so  wurde  man  inen  ouch  helfen.  Und  wie  die- 
selben houptifit  durch  des  grafeo  land  von  Nüwenburg  hario 
brechen  wurden  und  mit  hilf  der  landsläten  die  statt  Fry 
bürg  innemen,  dardurch  den  landsluten  usser  allen  nöten 
geholfen  sonderlich  alle  die  schuld  und  zerung,  so  si  gethan 
hattend,  inen  all  abgenommen  solltend  werden  und  jeder- 
mann zu  sinem  rechten  geholfen  wurd,  mit  viel  ander  glatten 
Worten,  umb  das  er  sy  an  sin  meinung  brächte.  Und  sollte 
der  anschlag  sin  furgang  haben  uf  einer  Mitwuchen 
znacht,  so  er  dozmal  nampt,  der  darumb  angesechen  was. 
wan  den  nit  manschin  sonders  finster  und  tunkel  sin 
wurde.  Und  als  der  obgenant  Heinz  sollich  red  erhört, 
und  anders  nit  verstund,  dan  inen  allen  solliche  sach  wol 
geßel,  wan  ouch  ir  dheiner  kein  mißfallen  oder  verdrießen 
davon  nit  erzeigt,  do  sprach  er,  er  wellte  gar  nützit  mit 
der  sach  ze  schaffen  han  und  inen  mochte  wol  geschehen 
als  denen  von  Hifiderlappen  geschach,  da  ir  vier  gefierteilet 
wurdend,  etlich  ander  enthouptet  und  etlich  in  Lamparten 
gewichen  und  daz  land  verloren  hattend.  Daruf  schoarzt 
in  Peter  Bechler  und  ander  mit  üppigen  worten,  und  also 
schied  er  in  zornsmuet  von  inen,  davon  er  nit  weiß,  was 
beschluß  oder  antwurt  si  den  benerapten  boten  gabend. 


Beteiligung  Freiburgs  i.  Ue 


am 


Appenzellerkrieg 


von 

Ferd.  Rfiegg. 


Nachdem  die  Appenzeller  innert  kurzer  Zeit  duirli 
erfolgreiche  Kampfe  gegen  den  Abt  von  St.  Gallen  und 
dessen  Verbündete  zu  ungeahnter  Machtstellung  gelangt 
waren,  beunruhigten  sie  den  umliegenden  Adel  durch  ver- 
heerende Streifzuge  so  sehr,  dati  Herzog  Fiiedrich  IV., 
der  Verwalter  der  Oesterreichischen  Vorlande,  dem  Drangen 
desselben  nachgab  und  im  Frühjahr  1405  umfassende  Maß- 
nahmen traf,  um  die  übermütigen  HauiMn  von  A|)penzell 
wieder  zum  (iehorsani  zu  zwingen. 

Freiburg  im  üechtland  stund  damals  noch  vollstän- 
dig unter  Oesterreichischer  Herrschaft,  und  so  ist  es  leicht 
begreillich,  wenn  Herzog  Friedrich  auch  diese  Stadt  zum 
Zuzüge  aufforderte. 

In  diese  Zeit  nun  fallen  einige  bemerkenswerte  bis- 
her unbeachtete  Angaben  in  den  Fceiburger  Seckelmeisler- 
rechnungen. 

Dieser  .Arbeit  liegen  i  mm  er  die  Originalien  ')  zu  (Irunde, 
wo  nichts  speziell  bemerkt  ist;  sie  allein  übermitteln  uns 
die  Kunde  von  den  Freiburgerischen  Beziehungen  zum  Ap- 

')  Leider  sind  hier  schon  für  das  Jahr  1104,  I.  Semester  \  iei* 
Blätter,  weiche  die  Botschaften  zu  Pferde  enthalten  niussten,  heraii>- 
geschnitten  :  dasselbe  ist  auch  der  Fall  fiir  das  I.  Semester  des  Jahres 
1405,  wo  14  Blätter  fehlen,  welriie  gewiss  noch  weitere  Aufsah lü^sse 
in  dieser  Angelegenheit  geboten  hätten:  denn  die  Angaben  des  11.  Se- 


-     152    — 

penzellei'krieg.  Manuale  und  Missiven  kommen  liier  erst 
später  vor,  und  anderweitige  Aufschlösse  aus  dem  Archive 
fehlen.  Auch  nicht  in  zeitgenossischen  Chroniken  und  eben- 
so wenig  in  Darstellungen  der  Appenzeller  Freiheitskämpfe 
finden  wir  unsere  Freibnrger  erwähnt. 

Im  Monat  Januar  oder  Februar  des  Jahres  1405  er- 
schienen nun  zwei  Oesterreichische  Ritter,  Gesandte  des  Her- 
zogs Friedrich,  hier  in  Freiburg:  sie  wurden  freundlich  auf- 
genommen und  bei  den  Franziskanern  gastlich  bewirtet. 
Hei  reichlichem  Wein,  Brot  und  Käse  unterhandelten  mit 
ihnen  Freiburgs  Schultheil.),  ferner  der  Grossweibel,  der  Ven- 
ner des  Spitalquartiers  ^)  u.  a.  m.  Weibel  Hentzi  besorgte 
dieser  Oesterreichischen  (iesandschaft  in  Bern  einen  Geleits- 
brief  ^j. 

Johann  Muotha  begann  nun  in  seinem  Quartiere 
Armbrustschutzen  auszuheben  ").  Dasselbe  tat  der  Venner 
des  Burgviertels,  Richard  Chastel,  von  welchem  wir 
wissen,  daß  er  zehn  Armbrustschützen  auswählte*). 

Fontaine'')  ist  der  Ansicht,  daß  eben  dieselbe  Zahl 
auch  bei  Johann  Muotha  zutreffe.  Ist  dies  richtig,  dann 
liegt  auch  die  Vermutung  nahe,  daß  überhaupt  in  jedem  Stadl- 
(|uartier  gleichviel  Mannschaft  ausgehoben  wurde  und  hier- 
aus würde  sich  eine  Truppe  von  40  Armbrustschutzen  er- 
geben. 

inesters  lassen  dies  mit  Kecht  vermuten.  Die  Sockel meistcr- Rech- 
nungen liegen  im  Staatsarcliiv  (St.-A.)  in  Frei  bürg,  sie  werden  zitiert 
mit  S.  R.  Verwendung  fanden  die  Angaben  in  Sr.l  (140r»,  11.  S^ 
niester)  Nr.  8  (1.I0<;,  I.  Somester)  und  Nr.  9  (UOC,  II.  Semester). 

')  Johann  Muotha. 

')  Die  S.  R.  verzeichnen  zwar  schon  Gesandtschaften  von  und 
zum  Herzog  von  (Jesterreich  im  Jahre  1404  und  noch  früher,  allein 
in  welcher  Beziehung  sie  zum  Kriege  stehen,  ist  nicht  nachzuweisen. 

'*)  Es  wurde  ihm  dafür  eine  Auslage  von   7  s.  vergütet. 

*)  Anlässlich  der  Aushebung  hatte  er  für  seine  Armbrustschutzen 
bei  einem  Kuchenbäcker  Km  s.  4  d.  zu  bezahlen. 

^)  Fontaine,  Collection  des  compt<?s  des  tresoriers  140"'), ''• 
Kant.  Mihi.  Kreihurg.  Fontaine  bildet  eine  zusammenfassende  Kopi^ 
der  S.  R. 


—     153    — 

Vor  ihrem  Auszuge  kehrten  diese  nochmals  zu  einem 
Abschiedstrunke  ein  bei  Johann  d'Avry,  dem  wohlbe- 
kannten Freibui'geiwirt  zum  weissen  Kreuz  M. 

Wann  die  Armbrustschützen  Freiburg  verliessen,  ist 
nirgends  bemerkt,  wahrscheinlich  im  Monat  Mai  oder  an- 
fangs Juni,  als  Herzoj:  Friedrich  zum  Kriege  rüstete. 

Hauptmann  der  Freiburger-Expedition  war  Hensly 
Velga^.  Richard  Chastel ,  derVenner  des  Burgquartier.s 
befehligte  neben  seinem  Fahnlein  auch  dasjenige  des  Au- 
viertels''i,  wahrend  dem  Veniier  Johann  Muotha  zu  dem 
seinigen*)  auch  das  Fähnlein  der  Neustadt  zugeteilt  war*). 

Ein  Trompeter  namens  J  o  h  an  n").  ein  gewisser  M  a  r  t  y  '^) 
und  ein  Harnischmacher  ^)  zogen  mit,  ebenso  der  Schifimann 
Werlv  (Jantschv,  welcher  die  Armbruslschülzen  und  ihre 
Ausrüstung  —  sie  hallen  unter-  anderem  auch  tOOü  Pfeile 
bei  sich  ^)  —  auf  Flossen  weiter  beforderte  '^). 

Die  Freiburger  halten  demnach  einen  Teil  ihrer  Reise 
auf  dem  Wasser  zurückgelegt.  Jedenfalls  von  Freiburg  weg 
—  wo  der  früher  vielbenulzte  Landungsplatz  noch  unter  dem 
\amen  «  Lenda  »  bekannt  ist  —  fuhren  sie  die  Saane  und  die 
Aare  abwärts,  wie  dies  auch  schon  früher  vorgekommen  war: 
vielleicht  benutzten  sie  auch  den  Rhein  aufwärts,  wahr- 
scheinlich diente  ihnen  auch  der  Bodensee,  um  nach  ihrem 


')  Johann  Muotha  eihiiilt  als  Vergütung  der  hiehei  gemacliion 
Auslagen  1^)  d. 

*)  Als  Besoldung,  alles  irihegrilTen,  erhielt  er  104  0 . 

')  V.V  erhielt  hiefiir  8S  D\ 

*)  Das  Kähnchen  des  Spitalquartiers  hatto  man  vor  dem  Aus- 
zuge getlitfkt  und  ein  neues  machen  las^en. 

')  Auch  er  erhielt  fiir  sich  und  seine  Mannschaft  88  u . 

")  Für  ihn  war  ebenfalls  ein  neues  Fahnchen  angeschalTt  worden. 

')  Johann  und  Marty  erhielten  je  I  0  8  s. 

■)  Larneschierre,  er  erhielt  44  s.  Fontaine  hält  ihn  irrtümlich 
für  den  Schneider  der  Trup^w. 

*)  Peterman  Malchi  erhielt  für  ihre  Anfertigung  r»  rt.  Von  der 
Stadt  Kreiburg  i.  Br.  hatte  Herzog  Friedrich  r>rHX)  Pfeile  verlangt. 

*")  Er  erhielt  4  a  IH  s. 


—    154    — 

Bestimmungsorte  Bregenz  zu  kommen,  um  welches  Herzog 
Friedrich  sein  Heer  sammelte. 

Interessant  ist,  daß  ein  besonderer  Bote,  Hentzi,  zu 
Pferde  den  Armbrustschutzen  mit  einem  Briefe  nachgeschickt 
wurde,  wodurch  man  ihnen  das  Plündern  verbot.  Ohne 
Zweifel  haben  die  Krieger  auf  ihrer  Durchreise  sich  allerlei 
Gewalttätigkeiten  zu  schulden  kommen  lassen,  sich  sogar 
vergriffen  an  geweihten  Personen  und  Sachen,  so  daß  der 
Bischof  von  Lausanne  sich  veranlasst  sah,  die  Armbrust- 
schützen mit  dem  Banne  zu  belegen  ^).  Durch  einen  Boten 
wurden  sie  hievon  in  Kenntnis  gesetzt. 

Dieser  ersten  Expedition  wurde  nun  noch  eine  Hülfs- 
truppe  nachgeschickt. 

Während  anfänglich  die  Truppenkontingente  aller  vier 
Stadtquartiere  unter  den  beiden  Vennern  des  Burg-  und 
Spitalviertels  vereinigt  waren,  erscheint  jetzt  Uolli  Buoch  er. 
der  Venner  des  Auquartiers,  selbst  mit  seiner  Mann.schaft, 
ferner  Jaqui  Kram  er  mit  einer  solchen  aus  der  Neu- 
stadt, Johann  Clory  sammelt  als  Stellvertreter  des  Venners 
Kichard  Chastels,  —  dieser  befand  sich  bereits  in  Bregenz  — 
im  Burgviertel  eine  neue  Truppe  Soldaten.  Johann  Muotha. 
der  Venner  des  Spitalcjuartiers,  war  selbst  zurückgekehrt,  um 
unter  seinen  Leuten  eine  neue  Aushebung  zu  veranstalten, 
und  wahrscheinlich  war  auch  er  es,  der  dieses  Hfilfskorps 
von  der  Stadt  verlangte  und  oi'ganisierte. 

Alle  Stadtviertel  waren  somit  bei  dein  neuen  Auszuge 
wiederum  beteiligt;  diesmal  entsandte  man  aber  nicht  mehr 
Armbrustsehützen,  sondern  einfach  Soldaten'-),  dem  An- 
schein nach  bildeten  diese  eine  Freiwilligentruppe.  Ihr  war 
ebenfalls  ein  Harnischmacher  zugeteilt;  auch  der  schon  ge- 
nannte Marty  und  der  Trompeter  Johann,  welche  mit  dem 
Venner  Johann  Muotha  zurückgekommen  waren,  befinden  sicifc. 
wieder  dabei.    Diesmal  treffen  wir  auch    einen  Augustiner 

')  Der  Schultheiss  von  Freiburg  musste  deshalb  einmal  nach 
Avenohes,  ohne  Zweifel  zum  Bischof,  reisen. 

')  In  den  S.  R.  wird  unterschieden  zwischen  «  arbellestiers  »  un- 
M  sudars  )). 


—    155    — 

• 

möoch,  Pierre  de  Bussy,  weicher  die  Expedition  beglei- 
tete, offenbar  als  Feldgeistlicher,  vielleicht  auch,  um  solchen 
Gewaltakten,  wie  sie  von  der  ersten  Expedition  auf  ihrer 
Reise  verübt  wurden,  vorzubeugen. 

Wann  dieser  zweite  Auszug  stattfand,  ist  nicht  genau 
zu  ermitteln,  er  dürfte  aber  wahrscheinlich  in  die  erste 
Hälfte  des  Monats  Juni  fallen. 

Ueber  die  Tätigkeit  beider  Expeditionen  der  Freiburger 
im  Kriege  selbst  fehlen  bis  anhin  jegliche  Angaben. 

Am  16.  Juli  überbrachte  He  nsily  Jota  den  Armbrusl- 
schfitzen  eine  Summe  Geldes  im  Betrage  von  221  U  11  s. 
4  d.  ').  In  gleicher  Mission  erschien  Jota  noch  ein  zweites 
Mal  in  Bregenz,  wohin  auch  der  Bote  Johann  —  und  zwar 
zu  Fuss  ')  —  zweimal  zu  den  Armbrustschützen  reiste,  mit 
welchem  Auftrage  ist  unbekannt. 

Inzwischen  hatte  Huguez  Ghinuz  ein  Anleihen  im 
Betrage  von  800  II  gemacht,  um  auch  die  nach  Bregenz  ge- 
sandten «  Soldaten  »  besolden  zu  können. 

Den  einen  Teil  dieser  Summe  sandte  man  an  den  Haupt- 
mann Hensly  Velga  zum  Unterhalt  der  eigenen  Leute:  - 
Marty  Mongucir  und  der  Bote  Johann  wurden  ohne 
Zweifel,  um  das  Geld  zu  überbringen,  zu  Fuss  nach  Bregenz 
geschickt  —  der  andere  Teil  kam  durch  den  Schultheissen 
zur  endgültigen  Auszahlung  der  Mannschaften  •*)  aller  Stadi- 
viertel am  10.  August;  auf  diesen  Tag  waren  unsere  Frei- 
borger von  Bregenz  nach  Hause  zurückgekehrt.  Auch  der 
Hauptmann  der  gesamten  Freiburgischen  Streitmacht,  Hensly 
Velga,  war  zurückgekommen.    Von  der,  wie  oben  biMnerkf, 


')  Die  Sammo  bestund  teils  in  ambrisane:^,  teils  in  or  diicat, 
Golddukaten  und  in  llorfins]  dalamagnie,  deutsche  Gulden. 

*)  Man  schätzte  den  Weg  von  Frei  bürg  bis  Bregenz  auf 'JO  Meilen 
und  bezahlte  für  Hin-  und  Rückweg  H4  s.,  während  Jota  für  seine 
Reise  zu  Pferd  5^)  s.  erhielt. 

•')  Der  Anführer  eines  jeden  Quartiers  erhielt  für  sich  und  seine 
L.eute  (>8flf.  Der  Harnisch macher  erhielt  ^5  Ci  10  s.  Martv  4  B  ♦*•  s. 
Der  Trompeter  Johann  Ijekam  diesmal  sogar  V'M*\  während  der  .\u- 
gustinermönch  Pierre  de  Hussy  17  P  8  s.  erhielt. 


—     156    — 

ihm    zugesandten   Geldsumme   brachte   er  noch  17  9^  11  s. 
zurück. 

Es  scheint  nun,  daß  für  das  Jahr  1405  jede  weitere 
diesbezügliche  Aktion  eingestellt  wurde.  Im  Frühjahr  1406 
treffen  wir  hingegen  eine  grössere  Gesandtschaft  an  den 
Herzog  Friedrich  IV.  von  Oesterreich,  der  damals  in  Schaff- 
hausen sich  aufhielt.  ((  Geheime  Angelegenheiten  »  —  wohl 
wegen   dem  Kriege  mit  ihm  zu  regeln,  war  der  Zweck 

dieser  Gesandtschaft.     Mit    gleichen  Aufträgen    reiste  der 
Schultheiß  Freiburgs,  veranlasst  vom  Herzog,  nach  Bern. 

Noch  im  ersten  Halbjahr  1406  kommt  wegen  Herzog 
Friedrich  eine  (Gesandtschaft  von  Lenzburg  und  Luzern 
nach  Freiburg,  um  «geheime  Sachen»  zu  verhandeln.  Hier- 
an schliessen  sich  dann  im  zweiten  Halbjahre  sehr  leb- 
hafte Beziehungen  der  Freiburger  zum  Herzog.  Drei 
grössere  Botschaften  zu  Pferde,  wobei  immer  angesehene 
Freiburger  teilnahmen,  wurden  zu  ihm  gesandt;  einmal  ge- 
schah es  auf  Verlangen  derer  von  Bern  und  von  Schwii, 
welche  deswegen  ihre  Botschafter  hieher  nach  Freiburg  ge- 
schickt hatten. 

Mit  einiger  Berechtigung  lässt  sich  hier  vermuten, 
daß  Freiburg  beigezogen  wurde  bei  Unterhandlungen  zwischen 
dem  Herzog  Friedrich  von  Oesterreich  einerseits  und  den 
x\p|)enzellern,  und  den  mit  ihnen  verbündeten  Schwizern 
anderseits  ');  vielleicht,  daß  der  Herzog  von  den  Freiburgern 
eine  gunstige  Beeinflussung  bei  Verträgen  erwartete,  indem 
Freiburg  verbündet  war  mit  Bern,  Bern  aber  durch  sein 
Bündnis  mit  den  Waldstatten  den  Schwizern  nahestund. 

Zweimal  brachten  Freiburger  Boten  zu  Fuss  dem  Her- 
zoge Briefe,  während  wir  umgekehrt  auch  herzogliche  Boten 
in  Freiburg  treffen.  Ebenfalls  wegen  dem  Herzog  von  Oester- 
reich finden  wir  den  Freiburger  Schultheißen  mit  starker 
Begleitung  in  Luzern. 

')  Ob  nicht  damals  ^chon  Friedensunterhandluiigen  angeknüpft 
wurden  ?  Herzog  Friedrich  zog  sich  ja  vom  Kriege  zurück,  nnwilli? 
und  unzufrieden  über  seine  eigenen  Leute,  auf  deren  Veranlassung«^ 
den  Krieir  übernommen  hatte. 


-     157    — 

Wenn   wir  nun   die  aus  den  S.  R.  gezogenen  Notizen 
zusammenfassen,    so  ergibt    sich    daraus  ein    neues  Glied, 
das  wir   in  die  Reihe  der  am  Appenzellerkriege  Beteiligten 
ei/ifügen   müßen;   wir  sehen   noch   deutlicher,   welche  An- 
strengung Herzog  Friedrich  gemacht,  um  den  Appenzellem 
i>eizukommen;  indem  er  nicht  nur  die  nächstliegenden  Unter- 
tanen zu  seiner  Unterstützung  aufbot,  sondern  auch  in  seinen 
en  tf€rntesten  Gebieten,    wie    in  Freiburg    im  Breisgau   und 
in      f  reihurg  im  Uechtland  die  verfugbaren  Kräfte  sammelte. 
Wohl  ist  bis  jetzt  noch  keine  Mitteilung  bekannt,  wo- 
n^ic^li  unsere  Freiburger  auch  an  den  Kämpfen  und  Schlachten 
dif^kt  beteiligt  gewesen  wären;  allein   dies  ist  kein  zwing- 
en cl«3r  Beweis,    daß  sie    nicht   trotzdem    dabei    waren;    die 
Cti  v^onisten  verzeichnen  überhaupt  nur  jene,   welche  firtlich 
nSher  und  dort  besser  bekannt  waren. 

Daß  Freiburg  im   Uechtland    sein   Möglichstes   getan, 

zei^;-t  der  Umstand,  daß  es  für  diesen  Feldzug  im  Minimum 

l^OO  ff  verauslagte,  eine  gewaltige  Summe  in  jener  Zeit,  zu- 

icisil     für  das  kleine  Freiburg.  Jedenfalls  haben  die  Freiburger 

^■ödurch  ihre  Treue  zum  Oesterreichischen  Hause  glänzend 

^^na   Ausdruck  gebracht,  gegenüber  dem  schmählichen  Ge- 

^sili  ren  der  Thurgauischen  Edelleute,  welche  erst  ihren  Herrn, 

^^rk     Herzog  Friedrich   zu    ihrem   Schutze    herbeiriefen,    um 

'^^tiliher  von  ihm  für  ihre  Mithülfe  Sold  zu  verlangen  V). 


Beilage. 

In  den  Seckelmeisterrechnungen  des  St.-A.  Freiburg 
handelt  ein  spezieller  Abschnitt  über  die  Flxpedition  nach 
Bregenz,  und  dieser  möge  hier  Platz  finden. 

Nr.  7.  Jahrijatifj  140'*.  II.  Semester  ■). 
Por  les  arbellesteirs  et  sadars  traniis  ver  inossieur  le  dux  do^- 

')  Klingen berger   Chronik,   herausgegeben    von   A.  Henne    von 
^«»•gan«.  Gotha  1861.  S.  151). 
I  ^)  Diese  Rechnungen  beziehen  sich  auf  das  I.  Semester,  wurden 

"**'    erst  eingetragen,    als  die  Freiburger  vom  Kriege  zurückkehrten. 


—    158    — 

Et  Premier  a  Hensly  Velga  cbiviteyna  deis  dit  arbeileateirs  por 
ses  gages  et  por  tot  154  H 

Itom  a  Richard  Chastel  por  sa  partia  et  la  partia  dou  binderet 
de  Logy  88  i 

Item  a  Johann  Muotha  banderet  deis  Hospitauls  por  sa  partia 
et  la  partia  dou  banderet  de  la  Novavilla  88  i 

Item  a  Johann  tromppetta  4  8  8s. 

Item  a  larnescbierre  44  s. 

Item  a  Marty  4  <f  8  s. 

Item  ou  dit  Hensily  Jota  tramis  ver  lo  dessus  dit  arbellestein 
If  1(^.  ior  de  juHiet  par  porteir  sommantef?]  tani  in  ambrisanes,  quaot 
in  or  duccat  et  flor(in8)  dalamagnie  221  U  11s.  4d. 

Item  a  Werly  Gantschy  nattoneiz  por  menar  et  nageyer  ies  dit 
arbellestiers  et  leurs  garnimant  4  ff  188. 

Item  a  Jaqui  Kramer  por  luiz  et  ses  compagnions  de  la  Nova* 
Villa  compta  per  lavoye  et  Ies  banderet  et  fat  payer  a  plin  le  19.  ior 
dogst  68  8 

Item  a  Johann  Clerye  por  luiz  et  ses  compagnions  doa  Bor 
compta  per  Ies  quels  dessus  68  8^ 

Item  a  Johann  Muotha  por  leiz  compagnions  deis  hospitauls  68 i 

Item  a  UoUy  Buocher  por  Ies  compagnions  de  Logy  68  t 

Item  a  Jarneschierre  <>fflOs. 

Item  a  Marty  4  ff  6&. 

Iteni  a  Johann  tromppetta  1^1 

Item  a  freire  Pierre  de  Bussy  augustin  per  le  mem  mossi^xx 
lavove  l/flT    "Ä^ 

Somma  880  ff  8  s-     -^ 


f  Professor  Heinrich  Reinhardt. 


Schon   viele   Opfer  hat  sich    der   grausame   Schnitter 

Tod  in  den  Reihen  der  Professoren  der  jungen  Freiburger 

Hochschule  ausgesucht;  diesmal  ist  ihm  einer  der  wägsten 

ü/id  besten,  ein  Veteran  der  alten  Garde  zum  Opfer  gefallen. 

öle  ganze  Universität  trauert  um  eine  ihrer  Koryphäen,  die 

A/storische  Wissenschaft   um  einen    ihrer  berufensten  Ver- 

^'*eter,  seine  Freunde  um  ihren  liebsten  und  treuesten  Kame- 

''aden,  das  Vaterland  um  einen  seiner  besten  Bürger. 

Heinrich  Andreas  Reinhardt  ist  aus  einer  gut  bürger- 
''^hcn  Familie  Oltens  hervorgegangen,  geboren  am  10.  Dez. 
*  ^^S.  Er  genoß  eine  sorgfältige  und  jedenfalls  acht  religiöse 
^•^^iehung   im  elterlichen  Hause,    besuchte  die  Primär-  und 


.    ^^irksschulen   seiner  Vaterstadt  und  trat   im  Herbst  1871 

"^        c3ie  vierte  Klasse  des  Gymnasiums  in  Schwyz  ein.     Schon 

^^■^1  zeichnete  er  sich  durch  hervorragende  Beanlagung  aus 

^  *^  t;  ^r  seinen  Mitschülern    und    wurde  der  erklärte  Liebling 

^^S  «^er  Lehrer. 

Durch    den   Schweizerischen    Studenten  verein,   dem   er 

^■1    hier   anschloß,    wurde   er  in    Freundschaft   verbunden 

^^ti     den    Studien-    und    Altersgenossen    Kaspar    Decurtins, 

*^  "^^  st  Feigenwinter.    Franz   Segesser,    Georg   Python    u.  a. 

eils  als  Gymnasiast  zeigte  sich  in  kleinern  Aufsätzen  und 

'trägen  seine  hervorragende  Beanlagung  zum  Historiker. 

,^^  Nach  Absolvierung  der  Maturitätsprüfung  in  Sololhurn 

^"^^^^rbst  1875)  bezog   er   die    Hochschule»    um    philologische 

.     •  ^  historischen  Studien  zu  verbinden.    An  fünf  Universitäten 

Säddeutschland  und  Österreich  legte  er  bei  vorzuglichen 

^  istern    den    soliden  Grund   zu  seinem   ausgebreiteten  und 

*^^^iegenen  Wissen,    erst  in  München,    wo  er  bei  Cornelius 

^  ^   Riehl    Geschichte,    bei    Konrad    Hofmann   Germanistik 

^^^dierte,    dann   in  Heidelberg  bei  den  Historikern  Winkel- 


—     ißO    — 

mann  und  Erdmannsdorfer  und  beim  Philologen  und  Literar- 
historiker Bartsch.  Von  entscheidender  Bedeutung  waren 
für  ihn  die  beiden  Straßburger  Seraester  1876/77,  wo  er  die 
philologischen  und  literarischen  Disziplinen  bei  Eduard 
Böhmer,  Karl  Vollmöller,  Wilhelm  Scherer  und  Max  Roediger 
fortsetzte,  aber  bereits  die  historischen  Studien  in  den 
Vordergrund  treten  ließ.  In  den  Vorlesungen  von  Baum- 
garten,  Scheffer-Boichorst,  Willmanns,  Kaufmann,  Kraos 
und  GefTken  eignete  er  sich  die  strenge  methodologische 
Schulung,  den  weiten  Blick  des  Historikers  an.  Die  Art. 
wie  Scheffer-Boichhorst  die  Geschichte  auffaßte  und  behan- 
delte, hat  Reinhardt  ganz  besonders  angesprochen.  Die 
Absicht,  aber  die  Veltliner  Frage  des  17.  Jahrhunderts 
eine  Dissertation  anzufertigen,  führte  ihn  im  Herbst  1877 
nach  Wien,  wo  er  mit  selbständigen  Quellenforschungen 
begann,  die  er  hernach  in  Innsbruck  fortsetzte.  In  Wien 
hörte  er  die  Vertreter  seines  Faches  Lorenz  und  Sickel. 
daneben  auch  Mussafia,  Franz  Brentano  u.  a.  Zwei  weitere 
Semester  brachte  er  in  Innsbruck  zu,  w^o  er  bei  Ficker, 
Busson  und  Huber  seine  fachliche  Bildung  ergänzte. 

Bevor    er    nun    seine    sorgfältigen    und    tiefgründigen 
Studien   Ober  die  Veltlinerfrage  zum  Abschluß  brachte  und 
als  Dissertation    einreichen    konnte,    wurde  er  im  Frühjahr 
1879    als    Nachfolger    Franz   Rohrers    an    die    Stelle   eines 
Geschichtslehrers  an  den  obern  Klassen  der  Realschule  wie 
des  Gymnasiums   und  Lyzeums   in  Luzern  gewählt  und  hat 
sich   bei   den   zahlreichen  Schülern,   die  er  im   Laufe  einer 
zehnjährigen    Wirksamkeit    herangebildet,     in     liebevolIeD) 
Andenken  erhalten.     Allerdings   hinderte  ihn  die  vorzeitige 
Uebernahme  der  Praxis  an  der  Ablegung  der  Doktorprüfung 
und  vielleicht  noch   mehr    seine    übergroße    Aengstlichkeil, 
jetzt  noch  das  Versäumte  nachzuholen.     Trotz  angestrengter 
und    gewissenhafter   Erfüllung  seines  Lehrberufes   fand  er 
doch  Zeit,    die  geplante   Dissertation    als   wissenschaftliche 
Beilage  zum  Jahresberichte  der  höhern  Lehranstalt  Luzero 
(pro  1881)  unter  dem  Titel  «Geschichte  der  Bündner  Wirren 
1618-20))  erscheinen  zu  lassen.  Aus  einem  Vortrage,  gehallen 


—     1(51      - 

an  einer  Jahresversammlung  des  historischen  Vereins  der 
V  Orte,  erwuchs  hernach  die  im  «  Geschichtsfreund  »  (Bd.  iOi 
publizierte  Abhandlung:  «  Der  Veltliner  Mord  (1620)  in 
seinen  unmittelbaren  Folgen  für  die  Eidgenossenschaft.  >> 
Daß  er  auch  auf  kunsthistorischem  Gebiete  seinen  Mann 
stellte,  bewies  er  durch  die  feinsinnige  Biographie  des 
Malers  und  Museumsdirektors  Jost  Schillmann  von  Luzern 
im  Neujahrsblatt  der  Zürcher    Künstlergesellschaft   (18S(J). 

Als  Geschichtslehrer  in  Luzern  fertigte  er  für  IJnter- 
richtszwecke  eine  Darstellung  der  Schweizergeschichte  an. 
die  er  lithographisch  vervielfältigte  und  seinen  Schülern 
in  die  Hand  gab.  Dieser  vielversprechende  Entwurf,  zwar 
A'orlaufig  nur  bis  1516  fortgeführt,  war  zu  einer  Zeit,  wo 
Dierauers  Geschichte  der  Schweizerischen  Kidgenossenschaft 
Dicht  existierte,  um  so  höher  anzuschlagen  und  wäre  in 
rier  Fortsetzung  zu  einem  Hotten  Handbuche  der  Schweizer- 
ji^eschichte  geworden.  Leider  kam  Iteinhardt  nicht  mehr 
^lazu  und  überließ  andern  dessen  Ausnützung. 

So  hatte  sich  Reinhardt  als  Gelehrler  und  Lehrer 
bereits  in  weitern  Kreisen  einen  Namen  gemacht,  als  seine 
Treunde  Decurtins  und  Python  bei  Gründung  der  Universität 
Freiburg  im  Herbste  1889  ihn  in  allererster  Linie  für  eine 
Geschichtsprofessur  in  Aussicht  nahmen.  Lnd  niemand 
hatte  diese  Wahl  zu  bereuen,  da  nun  erst  sein  hohes  und 
seltenes  Talent  zur  rechten  Entfaltung  gelangen  konnte  : 
denn  zum  akademischen  Lehrer  war  er  doch  so  recht 
geschaffen.  Von  allem  Anfang  an  wai-  er  wegen  seiner 
geistigen  Vorzüge  und  besonders  auch  wegen  seiner  seltenen 
Charaktereigenschaften  einer  der  angesehensten  Vertreter 
des  Professorenkollegiums  und  wurde  schon  im  zweiten  Jahie 
als  Rektor  an  die  Spitze  der  Universität  berufen.  Was  er 
da  bei  den  noch  unfertigen  Zuständen  und  überall  auf- 
tauchenden organisatorischen  Piobleraen  und  andern  Schwie- 
rigkeiten ohne  eigentliche  Kanzlei  mit  Aufbietung  einer  fast 
übermenschlichen  Kraft,  die  er  nur  aus  heiliger  Begeisterung 
für  die  große  Sache  schöpfte,  in  seinen  Rektoratsjahren 
und  in  dem  nachfolgenden  als  l^roreklor  alles  geleistet,  mit 


1  i 


> 


welch'  peinlicher  Gewissenhaftigkeit  und  ausgesprochenem 
organisatorischem  Talente  er  da  gearbeitet  hat,  wissen  nur 
jene  zu  würdigen,  die  damals  einen  nähern  Einblick  hatten. 
Doch  wurde  er  wiederum  zu  Ehren  gezogen  als  Dekan 
seiner  Fakultät  im  Jahre  1898/99,  und  noch  oft  und  gerne 
appellierte  man  auch  später  an  seine  Sachkenntnis  und 
Opferwilligkeit  in  vielen  Fakultäls-  und  Universitätskom- 
missionen. 

Als   akademischer    Lehrer   wirkte    er    mit    Ausnahme 
eines  einzigen   Semesters,    das   er  zu    einer   archivalischen 
Studienreise  nach  Spanien  gebrauchte,  ununterbrochen  wäh- 
rend der  letzten  17  Jahre   mit  der  ihm  eigenen  Gewissen- 
haftigkeit.    Die  Krgebnisse  dieser  mit  mancherlei  Unannehm 
lichkeiten    und    Entbehrungen    für    die    zarte    Konstitutio 
Reinhardts    verbundenen    aber    anderseits    doch    wieder    irr^^   ^U 
mehr   als   einer  Hinsicht  für  sein   empfängliches  Gemüt  s 
eindrucksvollen  Reise   hat  er   in   einem    kleinen,   aber  sehr 
gehaltvollen    Schriftchen     niedergelegt,    unter    dem    Titel 
Schweizergeschichtliche  Forschungen  in  spanischen  Archiver 
und  Bibliotheken    (Bern   1900),   ein   schätzbarer  Wegweise-? 
für  die  künftige  Durchforschung  dieser  Archive. 

((  Was    seine    Vorlesungen,    nach    dem    Urteil    sein 
Freundes  und   Kollegen    Decurlins'),  auszeichnete,  war  d 
sichere    Blick    für  die  Ideen,    welche  eine  Zeit  beherrschte^ 
und  in  Politik.   Literatur*  und  Kunst  ihren  Ausdruck  finde 
Besonders   in    der  Geschichte  der  Renaissance  gelangte  d 
liefsinnige    Gescliichtspliilosophie    Reinhardts    zum    vollst 
lind    reinsten    Ausdruck.     Seine    entschiedene    katholisctr 
G(;sinnung  vei'band  sich  mit  der  beneidenswerten  Fähigkei 
(las  Denken    und  Fühlen   andrer  zu    begreifen  und  zu  wüb 
(ligen.  ))     Als  Lehrer  bot  er  den  Studierenden  sein  fJester 
s(»in  Vortrag   ging   mehr  in  die  Tiefe  als  in  die  fireite  U0 
war  sehr  gehaltvoll  und  anregend,  besonders  für  die  reif 
Studenten,     l'nübertiolfen   war  er  in  der  feinen  Charakt 
istik    von  Personen    und  Situationen.     Das  W^ort   löste  s 

')  Vgl.  dessen  Nekrolog  im  «  Rasier  Volksblatt »  v.  11.  Pf-  ^  i       "^HJO. 


—    163    — 

nicht  leicht  von  seinen  Lippen:  man  merkte  ihm  an,  wie  er 
nach  einem  treffenden  Ausdrucke  rang:   wenn  er  ihn   aber 
;^efunden,   dann   fühlte  man,    daß  es  der  beste^   der  einzig 
richtige  war.     Auch  begnügte  er  sich  nicht,    seinem  Audi- 
torium   Wissenschaft   beizubringen;    seine  Auffassung  vom 
Herufe    eines    akademischen   Lehrers   war  eine    höhere ;   er 
'Wollte  seine  Hörer   im  besten  Sinne  auf  hohe  Ziele  lenken, 
i liren  Blick  weiten  und  den  Charakter  bilden.    Seine  Seminar- 
ul>ungen    waren    stets   anregend    und    gerne    besucht.     Im 
Senninar   wie  im  Privatumgang   wußte   er  wie  kein  zweiter 
«^uf    die  Studenten  seinen  erzieherischen  Einfluß  geltend  zu 
machen,   in   diesen   einen    regen    Wissensdrang   zu   wecken 
tincJ    sie    zu    selbständigem    Forschen    anzuleiten.      Die    zu 
2^€3hr  in  die  Tiefe  bohrende  Gründlichkeit  hinderte  ihn  jedoch, 
Steine  Kollegien   jeweilen  zum  äußern  Abschluß  zu  bringen. 
Unfertig  blieben   auch    die  meisten   und  gerade  seine 
?->t*i>ßten   Arbeiten.     Er   stellte   die   Ansprüche   an   sich    und 
^öine  Werke  zu  hoch,  so  daß  er  sich  nur  schwer  entschließen 
konnte,   sie  aus   der  Hand   zu   geben,    und   seit  die  Würde 
^■Oes  akademischen  Lehrers  auf  ihm  lastete,    glaubte  er  es 
-^^i  ner  Stellung  schuldig  zu  sein,  die  Anfordeiungen  an  sich 
'•oiii)  höher  zu  schrauben.     So  kam  es,  daß  seit  seiner  An- 
^^-öl  lung  in  Freiburg  seine  Produktivität  eher  ab-  als  zunahm. 
^^  <^  hl  veröffentlichte  er  noch  in  den  akademischen  Publika- 
*^rien  der  (^ollectanea  Friburgensia  «  Die  Korrespondenz  von 
*^ '  f^cnso  und  Girolamo  Casali,  s|)anisclien  Gesandten  in  der 
^^li 'weizerischen  Eidgenossenschaft,  mit  Erzheizog  Leopold  V 
•■^^    Osterreich  ir)20--23))  vFreibuig  18114).  der*en  Einleitung 
*«n  besten  Überblick  über  die  verwickelte  Bündner  Geschichte 
J^n^p2eit  enthält  und  uns  zugleich  das  große  Darslellungs- 
^■^nt   Reinhardts,    den    glänzenden    Stilisten    verraten.      In 
'^^55er  Hinsicht   beansprucht  er  unter  allen  schweizerischen 
^•^^lorikern  der  Gegenwart  neben  Dieraucr  den  ersten  Platz. 
.  .^  ^  t;  seinen  Studienjahren  hatte  Reinhardt  mit  besonderer  Vor- 
^fc^e  sich  jenen  gewaltigen  Helden  dev  Bündner  Beformations- 
/^^  t.  zugewendet,  und  mehr  als  alle  andern  Probleme  fesselten 
*^  ,  den  zartbesaiteten  und  gefühlvollen  Menschen  jene  wilden 


Geslallen  von  dämonischer  Leidenschaft,  in  denen  die  düstei 
Groüartigkeit   Üirer  Berge  sich  wiederspiegelt,    und    dieser 
.lugendliebe  ist  er  zeitlebens  treu  geblieben. 

Mit  seinem  Kollegen  Stellens  hat  er  geDteinschaflich 
die  Herausgabe  von  «  Nunziaturbenchten  aus  der  Schweiz 
seit  dem  Konzil  von  Trient  »  unternommen,  von  denen  vor 
wenigen  Wochen  der  erste  Band.  «Die  Nunziatur  von  Gio- 
vanni Francesco  Bonhomini  1579^1581  n  (Solothurn  1906) 
behandelnd,  die  Presse  verließ;  es  ist  die  Frurlit  langjühngei- 
und  mühevoller  Arbeit.  Während  die  eigentliche  Testaus- 
gabe mehi'  durch  seinen  Mitherausgeber  besorgt  wurde,  su 
ist  vor  allem  der  ungewöhnlich  reichhnllige  und  sorgfältige     ^ 

Kommentar    und   die  Gestaltung   der   Regesten   sein   Werk.  

Da  er  sich  im  Kontrollieren  und  überarbeiten  nie  genug  Iuiim 
konnte,  so  erklärt  sich  dar;ius  der  langsame  und  schleppende^^ 
Druck  dieses  monumentales  Werkes.  Fs  ist  nun  unte^ 
seiner  Hand  auch  zu  einem  Meisterwerk  geworden  unc^^ 
wird  seinen  Xamen  verewigen.  Die  dazu  gehörige  Dar-  — 
Stellung  der  Vorgeschichte  der  Nuntiiilur.  die  zunächst  al  -^K 
Einleitung  gedacht,  nun  aber  einen  eigenen  Band  zu  fülle  =^ 
bestimmt  war,  ist  im  Drucke  erst  bis  etwas  über  die  Hälfl^i^ 
gediehen  und  wird  wohl  ein  Torso  bleiben,  aber  auch  notr^^ — ■_ 
in  dieser  Gestall  ein  bleibendes  Monument  seines  FleiCs^iBH 
und  seines  Könnens  bilden,  als  grundlegende  Leistung  f^^^S 
die  Geschichte  jener  Epoche,  Noch  eine  schönere  un — = 
größere  Arbeit  harrte  seiner,  die  ihm  so  recht  auf  den  Le-  =^ 
geschnitten  war,  die  Biographie  unseres  großen  Staatsmann 
und  Kirchen  forsten  Kardinal  Schinnei'.  Über  ausgedehr^^^M 
Vorarbeiten  und  Sammlung  von  Akten  in  den  Archiven  (^^^B 

Schweiz,  Innsbruck,  Mailand,   Brüssel.    Paris  und  Simanc ■ 

ist  Reinhardt  leider  nicht  hinausgekommen.  Es  ist  das  t^ — 
so  mehr  zu  bedauern,  als  hier  seine  besondern  Vorzüge  .^^  -^ 
Schriftsteller  und  als  gründlicher  Kenner  jener  titanenhaf^Vi^B' 
und  wild  gährenden  Zeit  in  ganz  besonderer  Weise  ^^^b^-' 
Geltung  gelangt  wären.  Zum  Rezensieren  kam  er  sell^^^^r 
aber  einige  seiner  Rezensionen  sind  wahre  Kabinettslfi™  ^"^ 
einer  eben.so   tiefen    und  feinen,  als  schonenden  Kritik,  s 


163 


liBsunders  jene  über  Haflers  Georg  Jenalscli  in  den  Mittei- 
lungen des  Institutes  für  nsterreicliische  Geecliichtsforscliung. 
Noch  als  Professur  in  Luzern  liatte  er  einen  Hauptanteil 
an  der  Gründung  der  tiSchweizeriscIien  Gesellschaft  für  katho- 
lische Wissenschaft  und  Kunst  »;  er  entwarf  deren  Statuten 
und  gehörte  eine  /.eitlang  auch  der  Kedaklion  der  Katholischen 
JSchweizerblättiT  und  vorübergehend  des  ii  Vaterland  »  (für 
das  Feuilleton)  an.     Als  die  Schvveizerblälter  vor  mehr  als 
■Jahresfrist  eingingen  und  der  Gedanke  auftauchte,  an  ihrei- 
^tatt    eine    neue    historische    Zeitschrift    treten    zu    lassen, 
iDegrüÜte  er  wiederuni    mit   gewohnter    Begeisterung    diese 
Idee  und  lieli  sich  in  die  Hedaktion  der  neuen  «Zeitschrift 
für   schweizerische    Kirchengesi-hichle  ii    wählen.     Noch   vor 
■wenigen  Wochen  entwarf  er  den  Autiuf  an  die  Mitarbeiter; 
ssber  das  Erscheinen  des  Organs  sollte  er  nicht  mehr  erleben, 
^och  in  den  letzten  Stunden  vor  dem  Tode  beschäftigte  er 
»iich  mit  diesem  Unternehmen  und  sprach  darüber  mit  dem 
ft^chreiber    dieser  Zeilen.     [!nsereni    Vereine  gehörte  er  seit 
«lessGD  Gründung  an    und  brachte  ihm  die  wärmsten  Sym- 
^atliieen    entgegen.     Wenn    er  bloi:   einmal    einen   Vortrag 
gehalten  und  nie  keinen   Beitiag   für  die  Geschichtsblätter 
geliefert  hat,   so  trägt    nur  seine   anderweitige  volle  Inan- 
spruchnahme  die  Schuld   daran.     Kr  hatte  vor,    später  das 
Tersäumte  nachzuholen. 

Mit  großer  Vorliebe  hing  er  an  Luzern.  wo  er  stets 
«inen  Teil  seiner  Vakanz  im  anregenden  Verkehre  mit  seinen 
Verwandten,  Freunden  und  Bekannten  zubrachte.  Es  war 
ja  leicht  begreillich:  dort  liatte  er  seine  erste  Anstellung, 
dort  hat  er  in  der  Toc.htei-  des  Regierungsrnles  und  früheren 
Archivars  Bell  eine  seiner  würdige  Gattin  gefunden,  aus- 
gezeichnet durch  reiche  Vorzüge  des  Charakters,  zarte  Fein- 
fühligkeit  wie  hervorragenden  Geist,  die  sich  mit  regem 
F.ifer  stets  um  seine  Forschungen  interessierte  und  ihm  in 
allen  Lebenslagen  treu  zur  Seite  stand.  Leider  blieb  dieser 
Khe  der  so  erwönsrhte  Kindei'segen  versagt.  In  Luzern, 
Jas  ihm  zur  zweiten  Heimat  geworden,  wollte  er  auch 
^^^Ruben  sein.     Nacli  wenigen  Tagen  sclimerzvollen  Leidens  ! 


—    166    — 

erlöste  ihn  der  Tod  unerwartet  für  die  Angehörigen,  eine 
peinliche  Tberraschung  für  alle  seine  Freunde  und  zahl- 
reichen Bekannten,  Donnerstag,  den  6.  Dezember  1906,  und 
am  folgenden  Montag  wurde  er  im  BelPschen  Faroiliengrab 
in  den  stimmungsvollen  Arkaden  der  Hofkirche  zu  Luzern 
zur  ewigen  Ruhe  bestattet. 

Mitten  aus  unermüdlicher,  rastloser  Tätigkeit  wurde 
ihm  der  GritTel  aus  der  Kand  genommen  vom  unerbittlichen 
Sensenmann,  da  seine  Uhr  nun  abgelaufen  war —  nach  mensch- 
lichem Ermessen  zu  früh  für  alle,  die  ihm  nahe  waren, 
zu  früh  für  seine  eigenen  Arbeiten.  Denn  erst  jetzt  war 
er  im  Begriffe  zu  ernten,  was  er  in  langjähriger,  fleißiger 
Forschung  gesäet,  die  vollen  Garben  in  Gestalt  wissenschaft- 
licher Publikationen,  die  seinen  Kuf  der  Welt  verkündet 
hätten,  einzuheimsen.  Hoffentlich  werden  die  Fruchte  seines 
Fleilies  auch  in  ihrer  unfertigen  Gestalt  der  Wissenschaft 
nicht  verloren  gehen  I 

1  nd  jetzt  ist  dieses  treue  Auge,  allein  schon  ein  volles 
Programm  eines  unvertilgbaren  Idealismus,  erloschen,  das 
goldene  Herz  gebrochen,  das  zarte  Antlitz  mit  den  durch- 
geistigten Zilgen  entseelt  —  nichts  bleibt  übrig  als  seine 
Werke  und  das  Andenken  an  diesen  Mann  von  makellosem 
('harakler.  Treu  und  lauler  wie  Gold,  rein  und  kindlith 
wie  die  l-nschuld.  selbstlos  und  aufopfernd  bis  zur  Selbst- 
vergessenheil. Dabei  kein  Kopfhänger,  stets  fröhlich  um! 
gesellig,  der  erklärte  Liebling  der  Studenten,  der  in  Scherz 
und  Krnst  stets  die  rieht i'jen  Tnne  und  den  angemessensten 
Ausdruck  zu  linden  wuiite. 

Dr.  Trog,  ein  Bekannter  des  Verstorbenen,  schreibt 
am  Schlüsse  eines  schonen  Nekrologes  in  der  «  Neuen 
Zürcher  Zeitung»  (S.  Dezbr.^:  «Prof.  Reinhardt  war  ein 
Mann  von  groiiter  Liebenswürdigkeit  und  frischem  Geiste. 
Sein  Hinscheid  bedeutet  für  die  historische  Wissenschaft, 
für  die  Freiburger  Hochschule  und  für  alle,  die  mit  Hein- 
rich Ueinhardt  jemals  in  Berührung  gekommen  sind  oder 
car  in  Freundschaft  mit  ihm  verbunden  waren,  einen  trroiien 
<chmer/lichen  Verlust.  ^» 


-     I(i7     — 

Wir  können  dem  ^Heichen  Gewälirsmann  auch  beipHichten , 
wenn  ei*  unter  den  katholischen  Historikern  der  Schweiz 
Heinhardt  an  die  erste  Stelle  rückt  -  vielleicht  nicht  bloli 
unter  den  katholischen,  sondern  allen  insgesamt,  nicht  an 
Produktivität,  wohl  aber  an  Kenntnissen  und  historischer 
Veranlagung ;  denn  er  verband  mit  der  sorgfaltigsten 
Methode  die  vollendete  Kunst  der  Darstellung  wie  selten 
einer.  Er  war  nicht  bloU  ein  Handwerker,  er  war  der 
Künstler  in  seinem  Fache,  der  das  Resultat  seiner  gewissen- 
haften Forschungen  auch  in  die  abgerundetste,  sprachlich 
und  stilistische  schönste  Form  zu  kleiden  verstand. 

A.  Hiichi. 


Ein  Schreiben  von  Hans  Lenz')  an  Schult- 
heiss  und  Rat  von  Freiburg. 

S.ianon.  Fivita«:  21.  Februar  1499. 

Kdlen.  stien^joiK  frumen,  fiirsiclitij^aMi,  wisen,  gnedigen 
und  liehen  lierr(»n!  Kw.  «rnaclen  sy  zu  allen  zit  njyn  williger 
dienst.  Gnedi^ren  herrcMiI  .Nachdem  und  E,  0.  minen  herren 
den  lanllulen  von  Sanfi-)  firoschriben  haben!  mit  früutlichen 
hitt,  irer  wal  ein  nachkomen  zu  Ihun,  ursach  des  abwesens 
halb  her  llWielnts  etc.  ••),  darby  inen  enboten,  oh  sy  eines 
hriesters  nianf^lelen.  so  wellten  ir  inen  ein  verfanfjlichen  man 
und  jirieslern,  die  wib  zu  versehen  schicken,  des  sy  nun  wol 
content  sigent.  als  ir  in  irer  ^M^schrift  oder  brief  wol  ver- 
stand. Nun  was  ich  von  inen  zu  disem  brief  {geordnet  U.  Gn. 
den  ze  bringen :  hat  leider  nit  mögen  syn  zugefalhier  krank- 
heit  halb,  so  ich  nun  zemal  begriffen  bin,  doch  hotT  ich  nit 
mir  sy  zunj  dot.  ob  got  wil.  (Jnedigen  herren,  also  schick 
Kw.  (in.  denselben  brief  und  fug  euch  darby  ze  wissen,  das 
ein  groser   unwill    in  dei-  gemein    ist,    das  zu  besorgen  isl. 


')  l-eber  (ion  Schulnioister  und  ('hmiiisten  Hans  Lenz  v|?l.  Gwrg 
von  Wvü,    (iescliiclit^»   der  Histnrioiri'apliio    in    dei*   Schweiz.   Zürich 


^  /  t  I  V         ■  ^\^  lila 

'j  Laul  ihi'on  KreilieiUMi  lial»en  die  von  Saanen  den  Freiburcer 
Kaplan  WiUielni  Kono  zu  ihrem  Pfarrer  ernannt.  Allein  da  er  zur 
Zeit  eben  die  b'reiburcer  auf  ihrem  Krieirszuge  —  in  den  Hegau  iM^ 
V*.  Kel)ruar)  —  begleitete,  so  war  er  nicht  in  der  Lage,  sofort  von  <einer 
Pfriinilo  Besitz  zu  nehmen,  weshalb  der  Rat  den  Biseliof  von  Lau- 
sanne durch  Sfhreiben  vom  *^M.  Febr.  ersuchte,  jene  Hesitznahme  ohne 
Konsequenz  bis  zur  Hüekkehr  Honos  aus  dem  Feldzuge  zu  verschieben. 
St.  A.  Freibur.L',  Franz«isische  Missixen  Nr.  *J  S.  4JL  Glciche> 
Schreiln'u  auch  an  den  Prior  v.   Rougemont. 


—     IfiO     — 

kompt  er  nit  bald  und  gar  bald,  daz  er  umb  die  pf[arT] 
und  pfrund  käme.  Harumb,  lieben  gnedigen  herren,  so  wellent 
[euch  nit]  sunien,  sunderlich  an  den  probst  von  Butscli- 
mund^),  der  zu  Betterlingen  prior  ist,  ernstlichen  ankeren,  das 
derselb  still  halte,  bis  her  Wilhelm  zu  land  kome.  Des- 
glichen  an  den  bischof  von  Losan^  wan  ir  fryheit  halt  das 
innen,  das  die  landlut  in  14  dagen  nach  eins  kirchherren 
dot  einen  müssen  erwelen.  und  wo  sv  nit  ein  erwelen.  so 
falt  es  an  ein  probst  von  Rutschmund,  Der  hat  ouch  14  dag. 
darnach  falt  es  an  ein  bischof  von  Losan  ouch  14  dag, 
darnach  falt  es  gan  Rom.  Gnedigen  herren,  so  synd  daran, 
diewil  soliche  wal  einer  erwirdigen  loblichen  stat  Frthurg 
zu  lieh  und  eren  geschehen  ist.  das  die  frumen  lut  nit  umb 
ir  friheit  komen  und  ich  syn  schwarlich  muste  engelten. 
Und  mogent  nfit  bessers  thun  dan  das  E.  G.  schnell  mit 
grosem  ernst  nach  her  Wilhelmen  werbend,  das  er  die  po- 
session  empfahe.  Ouch  so  schickent  ein  verfänglichen 
erlichen.  priester  [das]  l'.  G.  und  ein  stat  von  friburg  ere 
hab    und  die   frumen  lüt    versorgt   sigent,   also  das    er  an 

Sondag  vorm  ampt  zu  Sana  sige umb  die   sibne, 

das  er  predige  [und  das  ampt]  singe  :  dann  wo  das  nit 
geschehe,  so  wfird  der  unwill  noch  [großer]  im  volk,  wan 
ich  hete  nit  gern,  das  man  einer  stat  Friburg  solte  übel 
reden  oder  schmutzen. 

Gnedigen,  lieben  herren,  verstand  myn  schriben  witer, 
dan  ichs  darthu,  und  schalTent  das  der  man  ze  land  kome; 
dan  das  volk  ist  grob.  Damit  behfit  ouch  got  sei,  lib,  gut 
und  ere.     Geben  an  sant  Peters  oubent-)  99. 

f^uer  gnaden  williger  diener 

meister  Hans  Lentz,  ein  guter  Friburger, 
Schulmeister  zu  Sa7ia. 

(Coli.  Girard  XII  169,  stock flerkiges  Original.    Sieirelspuren  erhalten.) 


')  Claude  Marchandi,   Propst  des  Cluniazenserstifts  Rougernont 
bei  Saanen  und  Prior  voti  Paverne. 

-)  Offenbar  Petri  cathedra  gemeint,  vgl.  oben  Anrn.  .*». 


—     170    — 

Adresse:  Den  edlen,  strengen,  ffirsichtigen,  frumen» 
wisen  Schultheiß  und  rat  zu  Friburg  in  OdUland,  sinen 
gnedigen  und  lieben  herren.  A.  Bücbi. 


Ein  verlornes  Lied  über  den  Savoyerkrieg. 

Von   einem  Liede  eines   ungenannten  Verfassers  öbei 
den  Freibui'ger-Krieg  von  1448  gibt  uns  folgende  Notiz  de« 
Berner  Stadtrechnungen,  Semester  I,  die  einzige  Kunde 

((Denne  einem  gesellen,   hat  ein  lied  gemacht  von  de^ 
von  Friburg  wegen,  hießen  min  herren  schenken  2  ff.» 

Vergl.  Welti,  Die  Stadtrechnungen  von  Bern   1430 — öS^"  -  ^2 
Bern  1904,  S.  248. 

Wer  war  der  Verfasser?     Welches  sein  Inhalt?    W 
können    auf   erstere   Frage   mangels   an   jeglichen    Indizii 
keinen  Aufschluß  geben  und  wagen  nicht  einmal  eine  V( 
mutung  zu   äußern.     Dagegen   wird   man   kaum  fehl  geh 
mit   der  Annahme,    es   handle  sich  um  eine  Verherrlichu 
des  Sieges   der  Berner   über  die  Freiburger,    und  das  L" 
sei  noch  wahrend  des  Krieges  entstanden,  da  sein  Verfas 
noch  im  ersten  Halbjahr   1448  vom  Rate  entschädigt  wur 
Vermutlich  ist  sein  Abhandenkommen  aus  der  bald  hern 
folgenden    Annäherung    an    Freiburg    zu   erklären,    weL 
besondere  Rücksichten  gegenüber  dem  neuen  Bundesgenoi 
empfahlen.     Vielleicht,   daß  es  aber  doch  noch  irgendwc 
Verborgenen  erhalten  ist.  A.  Bücl 


Kleine  Mitteilungen. 


Kirchenbau  in  Gletterens.    Im  Jahre   1858  winde 

^ie  Kapelle  von  Gletterens  in  eine  Pfarrkirche  umgewandelt 

wnd    ein    neues    Gebäude    errichtet.      An    die    katholische 

Kirche   zu  Gletterens  leistete   Konig  Ludwig  I.   von  Baiern 

^ine    Beisteuer    von    237    Gulden.      Vgl.  Joh.  Nep.   Sepp. 

K.udwig  Augustus,  König  von  Bayern  und  das  Zeitalter  der 

'^Wiedergeburt    der    Künste.     Zweite    Audage.    Regensburg 

"1903,  S.  809.     Obsehon   diese   Schenkung   schon   um  1844 

erfolgt  sein  durfte,  so  erfolgte  der  Neubau  doch  erst  1877, 

^s.  P.  Apollinaire  Dellion,  Dictionnaire  des  paroisses  VI  524  ff. 

Altertflmen  Freiburg.  Im  den  Preis  von  5500  Fr. 
ist  das  gothische  Haus  jenseits  der  gedeckten  Saanebrficke 
Äiart  am  Eingang,  in  Besitz  der  Stadt  Freiburg  übergegangen 
^nd  wird  vermietet  werden.  Der  Staat  wird  mit  Bundes- 
^^ubvention  eine  stilgerechte  Renovation  des  Gebäudes  durch- 
fuhren. (LibertHj 

Ringwälle  im  Üchtland.    Am  Kongreß  der  römisch- 
germanischen    Altertumsforscher    in   Basel    referierte  unser 
"Vereinsmitglied  Herr   E.  Lüthy,  Gymnasiallehrer,    aus  Bern 
%iber  die  Ringwälle  im  l-chtland.    Keine  Gegend  der  Schweiz 
ist    so    reich    an    ßefestigungswerken,    wie    gerade    dieses 
Gebiet.     Die  Ringwälle  längs  der  Aare,  der  Saane  und  der 
^ense  müssen  schon  in  früherer  Zeit  angelegt  worden  st'in. 
Der  Redner  schildert  ihre  bautechnische  Anlage.    Interessant 
ist  es,  zu  beobachten,  daß  wir  in  Württemberg  sowohl  wie  in 
Xothringen  die  gleichen  Bauformen  hei  den  Ringwällen  finden. 
jMan  darf  hoffen,  daß  in  nächster  Zeit  Ausgrabungen  dieser 
-alten    Befestigungswerke    vorgenommen    werden.      Alsdann 
erörterte   Herr  Lüthy   die  Frage,    ob    die  Aare  wirklich  die 
<Jpenze  zwischen   den    Alemanen    und    Buigundern   gebildet 
liat.     Die  neuern  Forschungen  haben  nun  ergeben,  daß  zur 


—     172    — 

Zeil  der  Volkerwanderung  die  Aare  von  den  Alemanen 
übersehrillen  wurde,  und  daß  diese  sich  bis  an  den  Geofer- 
see  ausbreiteten.  Schon  die  alemanischen  Ortsnamen  und 
I'ersonennamen  auf  der  linken  Seite  der  Aare  beweisen  es. 
Damals  haben  auch  die  Romer  die  Festungen  am  Genfersee 
und  in  den  Walliser  Alpen  angelegt.  («Bund.»; 

Römerfunde  in  Aventicum.    Eugene  Secretan  schreibt 
in  der  ((  Gazette  de  Lausanne  n,  seit  zwei  Jahrzehnten  habe 
kein    Winter,    die    Zeit    der    Ausgrabungen    in    Avenches» 
einen    so    vielversprechenden   Anfang    genommen,    wie   dei 
laufende    [1905,6].     Zuerst    fand    man    drei    wohlerhalten< 
Amphoren;  dann  wurden  zwei  Hypokauste  freigelegt;  weitei 
forderten    die   Ausgrabungen    eine   quadratische   Basis    mi 
einem  kraftigen  kannelierten  Säulenstumpf,  zutage.     In  d( 
nämlichen   Gegend   der  einstigen   Stadt    waren   vom   Staal 
angestellte    Grabungen     noch    von    weit    äberraschenderer 
Erfolg   gekrönt.     Dort  stieß  man  auf  ein  Mosaik  von  nai 
hafter  Ausdehnung,  das  mit  Rücksicht  auf  die  gegenwärtij 
Jahreszeit  .sofort  wieder  eingedeckt  wurde.     Offenbar  handi 
es    sich    um   ein   bisher    unbekanntes    öffentliches   Gebäi 
nahe  hei  dem  Quartier  schohe.     Ferner  wurde  am  27.  D 
etwa  ein  Meter  unter  dem  Boden  ein  zierlicher  kleiner,  A 
Merkur  geweihter  Votivaltar  aus  einem  mürben  weißen  St- 
aufgedeckt.     Die  Form  der  Buchstaben  weist  auf  die  b( 
Zeit  hin  :  die  Inschrift  lautet:  Cisso  L.  C.  Patern.    (Für  C' 
ist  zu  lesen:  Cissonio.     (^is.sonius  ist  ein   gallo-romanisclrier 
Heiname    Merkurs.)      Wenige    Schritte    vom    Altar    lag"         in 
«großer    Unordnung    ein    Haufe   kleiner  Glasfläschchen,       die 
niemals   im  Gebrauche  gestanden  zu  haben  scheinen;    dieon 
sie  sind  norh  alle  verschlossen.    Sie  sind  samtlich  leer;    auf- 
fallen muLi  ihr  großes  Gewicht.     Im  anstoßenden  Feld  h3tte 
die  (lesellschaft  Pro  Aventico.  ihre  Winterkampagne  erSffnef 
mit  (irabungen   nach  den  Resten   der  Symphorianuskapel/e. 
Da   sah    man    in   der  Abenddämmerung   des   15.  Dezenobers 
etwas  Giiinlic'hes  aus  der  Tiefe  schimmern.     Es  war  nichts 
weniger   als   ein   großes  kupfernes  Zierstück  von  sellsamen 


-      173    - 

Formen.  Von  der  anhaftenden  Erde  gei*eini*>t,  wog  es 
volle  17  Kilo.  Wir  haben  ein  Akroterion  vor  uns,  das  ist 
ein  Ornament  zum  Sehmuck  des  Giebels  an  einem  Tempel. 
an  einem  Denkmal  oder  auch  an  einem  Grabstein.  Bis  dahin 
ist  es  das  einzige  in  seiner  Art,  das  in  der  Schweiz  auf- 
gefunden wurde.  Ein  Akroterion  von  diesen  Ausmessungen 
setzt  ein  monumentales  Gebäude  voraus.  Bald  stielt  man 
bei  Öffnung  eines  zweiten,  mit  der  Straße  ungefähr  parallel 
laufenden  Grabens  tatsächlich  auf  Säulenstumpfe  und  statt- 
liche Gesimsreste.  Um  Raum  zu  gewinnen,  schafft  man  sie 
jeden  Tag  ins  Museum.  Es  wäre  verfrüht,  jetzt  schon  die 
Bestimmung  des  Baues  erörtern  zu  wollen.  Erwähnt  sei 
ein  1  m  hohes  Gesimsstuck,  das  den  Schmuck  eines  kraft- 
voll gearbeiteten  bartlosen,  von  einem  Glorienschein  um- 
gebenen (aureol^e)  Hauptes,  ItO  cm  breit  und  35  cm  hoch 
enthält;  ferner  eine  Halbsäule  von  der  Art,  die  man  an 
römischen  Tempeln  trifft,  1  m  hoch  und  ' A,  m  im  Durch- 
messer, weiter  zwei  Torsen  aus  Marmor,  ohne  Haupt  und 
Arme  u.  s.  f. 

Eugene  Secretan  schließt  seine  interessanten  Mit- 
teilungen mit  den  Worten :  ((Bis  dahin  ist  es  nicht  möglich 
zu  bestimmen,  was  dieses  unbekannte  Gebäude  ist  oder 
war;  offenbar  geht  es  unter  der  Landstraße  hindurch  und 
quer  zu  deren  Richtung  weiter.  Dem  Jahre  190r)  bleibt 
die  Aufgabe  überlassen,  das  Rätsel  zu  lösen,  und,  wer 
weiß,  auch  ungefähr  den  Platz  der  St.  Symphorianuskapelle 
sicherzustellen.))  (« Hund »). 

Villaz  St  Pierre.  Bei  den  Gi'abarbeiten  für  den  Hau 
eines  neuen  Schulhauses  wurden  alte  Gräber  aus  bur^»^un- 
discher  Zeit  aufgedeckt.  Leider  ging  man  nicht  mit  diM- 
nötigen  Sorgfalt  zu  Werke.  Doch  konnten  von  den  Hri- 
gaben  eine  42  cm.  lange  eiserne  Lanzenspilze  und  eine 
Gurtelschnalle  erhalten  werden.  Die  erstcM-e  wanderte  in's 
kantonale  Altertumsmuseum.  Es  ist  Vorsorge  getroffen. 
daß  bei  der  etwaigen  Auffindung  späterer  Gräbei*  mit  Sach- 
verständnis und  Vorsicht  vorgegangen  wird. 

(Freib.  Nachr.) 


—     174    — 

Die  verbrannte  Villa  Viktor  Tissots  im  Gi*eiener- 
land  enthielt  eine  Menge  zum  Teil  unersetzliche  Sachen, 
die  nun  für  inintier  verloren  sind.  Der  in  Mülhausen  ver- 
haftete •  Brandstifter,  dessen  Auslieferung  man  entgegeo- 
sieht,  hat  das  Feuer  angelegt,  um  einen  Diebstahl  ao 
Nahrungsmittel  und  Getränken  im  Wert  von  höchstens 
1200—1400  Fr.  zu  verdecken.  Unter  den  Verlusten  bedauert 
Tissot  vor  allem  seine  Papiere.  Darunter  befand  sich  ein 
genaues  Tagebuch  über  die  Ereignisse  im  Kanton  Freiburg 
wjlhrend  der  sechs  Jahre,  die  auf  den  Tag  von  Posieux. 
den  Beginn  der  konservativen  Herrschaft  im  Kanton,  folgten. 
Das  Tagebuch  stammt  von  Abb6  Chatton,  dem  Lehrer  Tissots 
im  Kollegium  St.  Michael  und  seinem  spätem  Freunde,  und 
hatte  geradezu  den  Wert  einer  unersetzlichen  historischen 
Quelle.  Weiter  nennt  die  «Omyere»  unter  den  vom  Feuer 
verzehrten  Schriftstücken  die  Reisenotizen  Tissots  aus  Ruß- 
land, Ungarn,  Spanien,  Algier,  Tunis  etc.,  sowie  Entwürfe 
zu  Romanen,  die  in  der  Schweiz  spielen.  Tissot  hat  fünf 
oder  sechs  Jahre  lang  die  Stelle  eines  Redaktionssekretars 
am  ((  Figaro  »  bekleidet.  Während  dieser  Zeit  kam  er  in 
Besitz  zahlreicher  Zuschriften  hochstehender  und  bekannter 
Zeitgenossen.  Diese  Aulographensammlung,  die  einen  Markt- 
wert von  mehreren  tausend  Franken  repräsentierte,  war 
dem  Eigentumer  besonders  an's  Herz  gewachsen;  auch  sie 
ist  nicht  mehi*.  Tissot  bekennt,  daß  es  ihm  weniger  aus- 
gemacht hätte,  alle  seine  Pac^hthöfe  verbrennen  zu  sehen 
als  dieses  Chalet  Marmotle,  in  dem  er  seine  Freunde  so 
gern  em|)(ing.  (Fieib.  Nachr.  IIHX)  Nr.  147.) 

In  der  St.  Johannskirche  auf  der  Matte  wurden 
gelegentlich  der  Renovationsarbeiten  interessante  archäolo- 
gische Entdeckungen  gcunacht.  Zunächst  gelang  es  der 
kantonalen  Kommission  füi*  Erhaltung  von  Raudenkmalern. 
die  ursprüngliche  Bauanlage  v.  Jahre  1264  bloß  zu  legen. 
Dieselbe  ist  im  Chor  noch  völlig  erhalten  mit  der  einzigen 
Ausnainne,  daß  die  Decke  ursprunglich  gewölbt  und  go- 
Ih Ische  Fenster  im  Osten  und  Süden  eingesetzt  waren     In 


~     175    — 

(Jen    folgenden   Epochen    waren    nacheinander    •  t  ivschiedene 
Msfclereien   an  den  Fenstern  angebracht  w:«    tn.     Vor  dem 
g'e^enwärtigen  Chore  findet  man  njch  S'.uren  einer  äußern 
Vor*halle  (porche),  die  am  Ende  des  XIV    Jahrhunderts  von 
KoDQthur    Wilhelm    Huser   errichtet    worden    war.     Später, 
anci     Ende  des  XV.  Jahrhunderts,  als  das  Kirchlein  zu  klein 
^öMvorden    war,    da   wurde  die   ursprungliche   Kapelle   zum 
^^liop  umgebaut  und  ein  Schilf  angesetzt.     Hei  diesem  Anlaü 
^c^ti einen   die   alten  Dekorationen   übermalt  worden  zu  sein. 
Hier  fand  man  nun  unter  einer  Tafel  (retable)  interessante 
Mc^lereien    aus    der    Zeit    des    Komthurs    Huser    auf    zwei 
^übereinander  liegenden  Bildern.     Das  untere  stellt  Christus 
^in   Kreuze  dar,  umgeben  von  mehreren  Heiligen,  das  obere 
^lie    Krönung  Mariens,  Chi'istus   und   die  Mutter  Gottes  auf 
Ginem    Throne   sitzend,    während    hinter   ihnen    zwei    Engel 
*iine  weiße  gespannte  Decke  halten  und  zwei  andere  Engel, 
•^n     den  beiden  Seiten  aufrecht,  musizieren.    Diese  Malereien 
'les   XIV.  Jahrhunderts  sind  noch  hinreichend  erhalten,  um 
restauriert  werden  zu  können.    Hei  Wegnahme  des  Verputzes 
kamen    inwendig   und  außei-halb  der  Kapelle  farbige  Orna- 
niente  zum  Vorschein  und  selbst  Hildwerke,  die  die  Kunsl- 
Keschichte  der  Stadt  Freiburg  in  ungeahnte!*  Weise  ergänzen. 
Ein  anderes  Wandgemälde,  gleich  wichti*^^  nach  (Kom- 
position und  Größe,   befindet  sich  ungefähr  in  dtM*  Mitte  des 
Süd  liehen  Seitenschilfes.     Es  behandelt  eine  Szene  aus  dem 
*vi»euzweg,    wie  Christus    unlei'   rler  Last  des  Kreuzes  fällt. 
l>ie  große  Zahl  der  Figuien,  ihr  Ausdruck  und  iliie  Haltung 
^'^^nleihen  dem  Bilde  eine  ausdrucksvolle  ()ri«:inalitäl.     .\uch 
^'^ses  Bild  durfte  erhalten  bleiben  können.     Pfarreirat  von 
^^-  Johann  und  Staatsrat  von  Fieiburg  machen  sich  verdient, 
^^'eiiij    gjg  fyp  Erhaltun«'   und  Hestaurierun":  dieser  ehrwüi- 
J^*4>en    Denkmäler    eines   Zeitalters,    das    in    Freibuig   nicht 
besonders  gut  vei-trelen  ist.  di(;  nötigen  Maßnahmen  trelfen. 

rLiherti'  Nr.  Vr>) 


■ 


. 


I 


FREIBUUGER 


iE  SCHICHTSBLÄTTER 


herausgegeben 


vom  deutschen  geschichtsforschenden  Verein 


des 


Kantons  Freiburg. 


XIY.  Jahrgang. 


— =o^>e«'S<? 


Freiburg  i.  Ue.  1907. 

Verlag  der  UniversiUits-Buchhandlung. 


Inhaltsverzeichnis. 


A.  Geschäftliches. 

Seit& 

1)  Bericht  über  das  Vereinsjahr  1906/07 in 

2)  Jahresrechnung vin 

3)  Mitglicderverzciclinis ix 

4)  Scliriflenausiausch xiii 

B.  Abhandlungen. 

1)  Hans  Wattelet,  Aus  dem  Leben  Johann  Kaspar  Siebers     .     .  1 

Anmerkungen 84 

4)  Leo  Meyer»  Die  Beteiligung  Freiburgs  an  den  Walliscr  Unruhen 

unter  Gischart  von  Rnron  (1414—1420) 113 

3)  Alh.  Bucht,  Froiburger  Stnndenten  auf  auswärtigen  Hocliscliulen  138 

4)  Derselbe,  Propst  Simon  Sehibenhart 16i 

."))  Kleine  Mitteilungen 163 


über  das  Vcreinsjahr  1906/07 ') 


Laut  Mitgliederverzeichnis  beträgt  die  Zahl  der  Vereins- 
tnitglieder  201,  was  gegenüber  dem  vergangenen  Jahre  (198) 
einem  Zuwachs  von  3  gleichkommt.  Vier  Mitglieder  hat  der 
Verein  verloren,  zwei  durch  Tod,  zwei  durch  Austritt;  es  ist 
eine  erfreuliche  Erscheinung,  daß  seit  Bestehen  des  Vereins 
die  Zahl  der  Austritte  noch  niemals  so  gering  gewesen,  und 
man  kann  nur  dem  Wunsche  Ausdruck  geben,  daß  diese 
Stabilität  auch  fürderhin  bleibe.  Neu  aufgenommen  wurden 
sieben  Mitglieder,  wodurch  die  Lücken  mehr  als  ausgefüllt 
wurden. 

Am  5.  Februar  1907  starb  Mgr.  J.  Kruker  ^),  Regens 
des  Salesianums  in  Freiburg.  Kruker  war  geboren  1841  zu 
Niederhelfenswil,  Kt.  St.  Gallen,  besuchte  die  Kanlonsreal- 
schule  in  St.  Gallen  und  das  Kollegium  in  Schwyz  und  holte 
sich  in  Mainz,  Insbruck  und  München  die  theologische  Aus- 
bildung und  begab  sich  als  junger  Geistlicher  an  der  Seit«» 
von  Bischof  Greith  zur  weitem  Ausbildung  nach  Rom  zur 
Zeit  des  vatikanischen  Konzils.  Hernach  als  Professor  nach 
Schwyz  berufen,  bekleidete  er  am  dortigen  Kollegium  nach- 
einander die  Professur  für  Mathematik,  Rhetorik,  klassische 
Sprachen  und  Philosophie  (von  1870—1890).  Durch  Bischof 
Egger  von  St.  Gallen  zur  Leitung  des  neu  errichteten  theo- 
logischen Konviktes  an  der  Universität  Froiburg  b(»rufen. 
leitete  er  dasselbe  von  1890  bis  1905  als  erter  Regens.  Seilher 
widmete  er  sich  ganz  dem  neuen  Konvikte  der  Schweizerischen 
Bischöfe,  Salesianum,  die  ihn  zu  dessen  Regens  ernannnt 
halten;  allein,  ehe  er  die  Vollendung  und  Eröffnung  erlebte, 


*)  Der  Unterzeichnete  ist  fftr  Einsendung  von  Zeitungsnummern 
mit  Nekrologen  von  Vereinsnülglicdern  oder  liistor.  Notizen  aus  Frei- 
borger Gebiet  stets  dunkbur. 

*)  Vgl.  den  Nekrolog  von  Prof.  Dr.  J.  Heck  in  den  Freiburger  Nacli- 
richten  Nr.  17;i8  1907,  auch  im  Sonderabzug  erschienen,  ferner  darnach 
Elrennes  fribourgeoises    1^,K)8   mit  wohlgetrofifenem  Bilde. 


raffle  ihn  der  Tod  plrit/licli  hinweg.  Unserem  Verein,  dem 
er  seil  dessen  Gründung  an{;ehörte.  zeigle  er  stets  ein  lelv- 
haftes  Interesse  und  von  seiner  Vorliebe  für  Geschichte  legi 
seine  Bibliothek,  die  an  das  Salesiannni  übergegangen  ist. 
ein  sprechendes  Zeugnis  ab. 

Sonntag.    14.  Juh    1907.    wunle    Herr    H.   Jos.   Stritt '). 
Pfarrer  in  Heilenried.  nach  längeren  Leiden  vom  Tode  erlöst. 
Josef  Stritt  ist  ein  Freiburger,  geboren  am  7.  März  1851  zu 
EngerUwil.    Pfarrei  Tafers :    er  besuchte  die  Sekundärschule 
in  Düdingen,   das  deutsche  Gymnasium  in  Freibnrg  und  das 
Lyzeum    in  Einsiedehi,    trat    daim    in    das    hiesige  DiOzi^saii- 
Seminar,  um  sich  zum  Priester  auszubilden  und  empfing  1878- 
die  hl.  Priesterweihe.    Seine  praktische  Wirksamkeit  heganit 
er   als  Vikar    in  La  Chaux-de-Fonds,    setzte    sie   fort  in   Dü- 
dingon.  seit  1881  als  Pfarrer  in  St.  Sylvester  und  kam  1S8»> 
in  gleicher  Eigenschafl    nach    Heitenried.    Hier  verewrigte  e«.- 
sich  durch  den  Bau  einer  (irächtigen  gotischen  Kirche,  lierei^ 
Vollendung  er  allerdings  nicht  lange  nlierleble. 

Durch  Einleitung  des  Schriftenaustausches  mit  dei^n 
Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde  in  Kass^^ 
ist  die  Zahl  der  Tausch  verbin  düngen  des  In-  und  Auslandt^^ 
von  58  auf  59  gestiegen  und  hat  damit  eine  Ausdehnung  e^~ 
langt,  die  eine  Vermehrung  nur  noch  in  den  uns  zunilcl^^^_ 
interessierenden  Gebieten  für  wünschenswert  erecheinen  Ifif —  '^f 
und    dies  um    so  mehr,  als  auch  die  zweite  Auflage  vom  ]. 

Jahrgang  beinahe  vergritfen  ist.  An  Tauschsehriften  sind  v(__ 
1.  November  1906  bis  31.  Oktober  1907  zusammen  1:20  Sttta 
eingelaufen,  worunter  ein  nahezu  vollständiges  Exemplar  cz 
Zeitschrift  des  Vereins  fftr  hessische  Geschichte  und  LancL  - 
künde. 

Der  Vorstand  hat  die  laufenden  Geschfifte 
in  zwei  Sitzungen  vom  2,  Mai  und  8.  November  erled  i 
Derselbe  schloiÄ  mit  der  Druckerei  der  Gebrüder  FraguK 
einen  Vertrag  auf  5  Jahre  über  den  Druck  unseres  Verei 
Organs  ab  unter  gleichzeitiger  Erhöhung  des  bisherigen  Pre  "5 
mit  Rücksicht  auf  die  allgemeine  Lohnsteigerung  im  Drucke 
gewerbe. 

')  Fmbiirgcr  Narhridilcn  Nr.  m  ff.  1907. 


da 


J 


Der  Vei-ein  liielt  die  i^lntntongemäj^en  zwei  Jahres- 
versammlungen: Dunnersta;^,  29.  November  1906,  in  der 
Brasserie  Vieniioise  in  Freilmrg  bei  einer  Beteiligung  von 
35  Pei-soiien.  Herr  Dr.  Hans  WnLlelet  hielt  uns  einen  in  holiem 
Grade  inleressierenden  Vortrag  üliei'  den  48ger  Journalislen 
Johann  Kaspar  Sielier.  der  im  Worllaufe  nebst  einigen  Bei- 
lagen in  diesem  Hi-ft^  abgedruckt  isl,  su  da£  eine  weitere 
liilioltsangabe  übeiflüsäig  ersdieint.  Der  Vorlragende  verstand 
fs,  durcii  eingehst  reute  saftige  Proben  die  puldizistische  Wirk- 
samkeit des  Grtlnders  und  ßedakloi's  des  in  Miirten  heraus- 
gegebenen „Wfichter"  das  Publikum  zu  fesseln,  und  dieser 
Beitrag  zur  neuesten  Freiburger  Gesctiir-hte  dürfte  nicht  nur 
die  Freibnrger  interessieren,  sondern  auch  in  der  Oslschwm 
Beachtung  finden,  indem  Sieber  vor  seiner  Anstellung  iu 
Murteil  in  Roi-schach  das  Lehrerpatent  erworben,  im  Kanton 
Züricli.  wo  seine  Heimat  war,  seine  erste  Anstellung  in  Wetzi- 
kon.  aber  auch  vor  seinem  Lebensabend  noch  die  höchsten 
Ehren  erklomm,  welche  sein  Kanton  ihm  zu  schenken  hatte, 
indem  die  Verfassungsrevision  des  Jahres  1869  ihm  den  Weg 
in  die  Zürcher  Regierung  bahnte,  in  der  er  dem  Erziehungs- 
wesen  wahrend  nielirerer  Jahre  vorstand  (1869 — 1878).  — 
Prof.  Büchi  gibt  der  Versaninilung  sodann  Kenntnis  von  einem 
von  ihm  neu  gefundenen  ZeugenverliQre,  das  den  chroni- 
kabschen  Berichten  (Iber  die  Freiburger  Verschwörung  vom 
Jahre  1452  zu  Grunde  liegt  und  die  bisher  nur  dürftig  be- 
kannten Vorgänge,  die  dem  definitiven  Bruche  mit  Oesler- 
reich  vorhergingen,  nun  mit  witnschbarer  Klarheit  aufdeckt 
und  die  bisherige  Ueberlieferiiiig  glänzend  bestätigt.  Diese 
Aussagen  sind  bereiLs  in  Jahrgang  XIII  der  Geschicblublätler 
veröfTentlicht.  —  Sudann  lenkt  Piiif.  Dr.  Hauptmann  die  Auf- 
merksamkeit der  Versammlung  auf  den  Sannelauf  auf  der 
Nordseite  des  Bisenbergs  und  spricht  die  Vermutung  aus, 
es  möchte  in  frflherer  Zeit  dort  eine  künstliche  Ableitung  der 
Saane  stattgefunden  haben,  um  das  Terrain  für  die  Neustadt 
KU  gewinnen.  Diese  für  die  Topographie  der  Stadt  nicht  un- 
wichtige Frage  führte  zu  einer  lebhaften  Diskussion,  olme 
positive  Ergehnisse,    hb'ibt    aber    gleichwohl    näherer    Lliiter- 


suclniiif^  Werl.   —  Als  neue  Mitglieder  werden   au^enooB 
die  HH.  Dillier,  Kusch,  Lessiac  und  Liesker. 

Die  allgemeine  FrOhjalira-Versammlung  wurde  SonaS 
den  26.  Mai  in  der  Pfarreiwirtschaft  zu  Rechthalten  abge- 
halten bei  einer  au&ergewühnlichen  BeteiUgung  von  gegmi 
100  Mitgliedern  und  Freunden  unserer  Gesellschaft,  zumeist 
aus  der  Gemeinde  und  näheren  Umgebung.  In  seiner  Begrft&tmg 
rechtfertigt  der  Präsident,  dala  der  Verein  nicht  früher  Rechl- 
halten  aufsuchte,  da  eben  erst  jetzt  eine  neue,  fahrbare  und 
gute  Sira&e  den  hüchgelegenen  und  aussichtsreichen  Ort  dem 
Verkehre  nahegerückt.  Sodann  entwirft  uns  Herr  Josef  Piller, 
Gemeindeschreiber,  in  1 '/astündigem  Vortrage  unter  Blitz  und 
Donner  ein  anziehendes  Bild  der  Vei^angenlieit  und  Wechsel- 
vollen  Schicksale  der  Pfarrei  Rechlhalten.  Man  begegnet  dem 
Namen  bereits  im  lä.  Jahrhundert,  indem  das  Kloster  Altenryf 
daselbst  Lehen  besaü.  Es  gehörte  zum  Besitze  der  (jtafen  von 
Tierstein,  der  1442  durch  käulliclie  Abtretung  an  Freiburg, 
gelangle  und  fortan  zum  Gebiete  der  alten  Landschaft  ge- 
hörte. Auch  Werner  von  Sigriswil  und  Ulrich  von  Maggen- 
bei^,  die  Familien  Felga  und  Praroman,  sowie  der  städtische 
Spital  besa&en  Goler  und  Lehen  in  der  Gemeinde  Rechtlmllen, 
und  die  Praroman  scheinen  daselbst  die  Gerichtsbnrkeit  be- 
sessen zu  haben  (Klagerodel  von  H49|,  KirchUch  gehörte 
Kechthalten  als  Kaplanei  zu  Tafers  und  wurde  erst  1750  zur 
eigenen  Pfarrei  erhoben,  eine  Kapelle  ist  dagegen  schon  1214 
nachzuweisen.  Als  deren  Woblläter  erscheinen  die  Ritter  von 
Helfenstein  schon  im  13.  Jahrhundert,  deren  Burg  an  der 
Sense  gelegen  war.  Eine  Schule  ist  erst  1706  nachzuweisen. 
In  den-Chronisten  Hans.  Jost.  Niklans  und  Christoph  ElLsch- 
inger  besitzt  das  kleine  Dorf  eine  ganze  Dyna.slie  von  Ge- 
schieh tschreibern,  deren  Aufzeichnungen  sich  handschriftlich 
im  Besitze  des  Friedensgerich les  Rechlhalten  finden.  Davon 
dürften  jene  von  Christoph  Ellschinger  noch  am  meisten  Wert 
haben  wegen  der  Lokalangaben,  während  das  räumUch  und 
zeithcli  dem  Schreiber  Fernerliegende  sich  vielfach  ins  Aben- 
teuerliche und  Fabelhafte  verliert.  Wir  hoffen,  den  wescwt' 
liehen   Inhalt   des  Vorlrage.i    im    nflchslen  Jahrgang    der  j 


schiehlsblftlter  abdrucken  zu  können.  —  Herr  E.  Zurkinden 
bringt  zum  Schlüsse  noch  eine  Fortsetzung  der  von  ihm  ge- 
sammelten Hausinschriften  aus  dem  Seebezirke,  die  seither 
in  den  „Freiburger  Nacimclilen"  (1907  Nr.  69  ff.)  abgedruckt 
wurden  und  stellenweise  der  Originalität  nicht  entbehren. 

Neu  wurden  in  den  Verein  aufgenommen  die  HH.  Auderset, 
ß«»cliler.  Buntschuh.  Opliger.  v,  Overbeck,  Schorer  und  Jos. 
Zurlcinden.  Herr  Pfarrer  Schwaller  macht  die  Versammlung 
au  fiTierksam  auf  ein  alleres  zweistöckiges  Geböitde  in  Alters- 
**'»!,  in  dem  er  ein  Zinshaus  vermutet.  Bei  der  Heimfahrt 
staLt«len  eine  Anzahl  Mitglieder  den  Burgundergrabern  in 
'^'-  tJrsen  einen  Besuch  ab.  Dieselben  liegen  in  einer  Sandgrube 
etwa-  200  Meter  westlich  der  neuen  Wirtschaft.  Die  Stellung 
^^t-  Skelette  und  einige  BronzefnndstOcke  weisen  mit  ziemhcher 
■**^*s%.immtheit  auf  einen  burgimdisclien  Friedhof  hin. 

Die  finanzielle  Lage  des  Vereins  hat  sich  seit  Erhöhung 

des    Staatsbeitrages  bedeutend  gebessert.  An  Stelle  des  frühem 

^^•iro nischen  Defizits  ist  gegenwärtig  ein  Vermögen  von  Über 

^''-'   Tr.  getreten.  Allein  infolge  der  inzwischen  erhöhten  Druck- 

Kost^[i  und  des  beslfindig  erweiterten  Schriftenauslausches  er- 

••OIj^ji  j;j(.|j  m,(.|,  (ijg  Ansprüche  an  die  Vereinskasse.  Immer- 

*•>     ist  dies  bescheidene  Vermögen  als  eine  erwünschte  Reserve 

V*^v«sehen,    die  uns  gestattet,    gelegentlich   den  Umfang    des 

.  ^*"teß  zu  vergrößern  oder  eine  Illustration  oder  sonstige  nr- 

^^^'•isiche  Beitagen  beizugeben.  Wün.schbar  ist  es  auch  femer. 

^^A     die  Zahl  der  Mitglieder  uns  treu  bleibe,  wenn  der  Verein 

''■^e  Aufgabe  wie  bisher  lösen  soll. 

Leider  nuili  auch  in  diesem  Jalire  wegen  neuer  Erkraii- 

"'"»g  des  Bearbeiters  die  Bibliographie  wegfallen. 

,  Jahrgang  XIII  der  Geschichtsblatler  hat  eine  sehr  aner- 

.^■^lende    Besprechung    gefunden    durch   Dr.  Guslav  Tobler, 

.    '^^'Versitätsprofessor  in  Bern,  der  die  verschiedenen  Aufsätze 

einzelnen  würdigt    und  zum  Schlüsse   sein  Urteil  in  dem 

■•^e  zusammenfa£(t:     ^Der  neue  Jahrgang   der  jungen  Zeit- 

-    ^'"ift  reiht  sich  den  früher  erschienenen  betreffend  Maunig- 

^'*-»gkeit    und  Neuheit    des  Inhalts    würdig  an".    (Sonntags- 

***^lt  des  ^Bund-   1908  Nr.  2  vom  12.  Januar». 


Jahresrechnung:  für  das  Vereinsjahr  1906/07 


A.  Einnahmen. 

Aktiv-Saldo  Fr.       2.  T 

Staatsbeitrag v  30().  - 

Beitrag  der  Stadt  Murteii »       20.  - 

Jahresbeitrag  des  deutschon  Männervereins  .     .       »       10.  — 

MitgHederbeiträge       »  566. 1 

Erlös  von  verkauften  Geschichtsblättern   ...      »       54.  — 
Rtickzahhuig  vom  Bankguthaben »       30. 

Total  Fr.  982.  F 


B.  Ausgaben. 

Druck  der  (jeschichlsblätter Fr.  632. 

Buchbinderrechnung        »  52. 

Druck  von  Einhidungskarlen »  21.  ?0 

Forloauslagen »  36.  — 

Rückvergütung  an  den  Kassier »45. 

Angelegt  auf  der  Volksbank >  195.  ~- 

Kassabarschaf  l »  1. (2 

Total  Fr.  982. 


(1.  Vermögenserzeig. 

1906  Nov.  20.  Vermögensbestand Fr.    338.  ^ 

1907  20.  »  y>     503.  '^' 


Vermögensvermehrung     Fr.    173. 


70 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

des  deutschen  geschichtsforschenden  Vereins  des  Kantons  Freiburg. 


Dezember  IIK)'/. 


Vorstand  : 

Büchi,  Dr.  Albert,  Professor,  Freiburg,  Präsident. 
Wattelet,  Dr.  Hans    Advokat,  Murten,  Vizepräsident. 
Schwaller,  Viktor,  Präfekt,  Kolleg,  P'reiburg,  Schriftführer. 
Passer,  J..  Hypothekarverwaltei,   lafers. 
LoQi briser,  J.,  Professor,  Frei  bürg. 

EhvcninitQlicfl  : 
Schneuwly,  J.,  Staatsarchivar,  Frei  bürg. 

MUf/iicdcr  : 

Aeby,  Johann,  Substitut,  Tafers. 

—  Johann,  Pfarrer,  Plasselb. 

—  Lehrer,  St.  An  ton  i. 

Affolter,  Oekonom,  Conradshaus  bei  Heiteiiriod. 
Albrecht,  Anton,  Buclibindermeister,  Freiburg. 
Andrey,  Am.,  Großrat,  Tafers. 
Auderset,  Albert,  Advokat,  Frei  bürg. 

—  Lehrer,  Alterswyl. 

Bächler,  Benedikt,  Ramsera,  Rochthalten. 

Baldegger,  Jak.,  Dr.  phil.,  Gorsau. 

Balmer^  Melchior,  Angestellter,  Tafers. 

Bäriswy,  J.,  St.  Ursen 

Baumhauer,  Dr.  Heinr.,  Prof.,  Freiburg. 

Beck,  Dr.  J.,  Prof.,  Frei  bürg. 

Beeli,  Franz,  Oberamtschreiber.  Murten. 

Bennin^er,  J.,  Amtsrichter,  Salve  nach. 

Bertschi,  Meinrad,  Tierarzt,  Diidiiigen. 

—  Jos.,  Gastwirt,  Diidingen. 
Betschen,  Adolf,  Mehlhändler,  Frei  bürg. 
Bichsel,  Tierarzt,  Courtepin. 
Blrbaum,  Jos.,  Oberrichter,  Frei  bürg. 
Blancpain,  Achilles,  Bierbrauer.  P'reiburg. 
Blanchard,  Philipp,  Fieiburg. 
Blumenstein.  Emil.  Pfarrer,  Murten. 
Böschung,  Franz,  Gemeindeammann,  Ueberstoif. 
Brügger,  Peter,  Möbelsclireiner,  Freiburg. 
Brülhart,  Fridol.,  Pfarrer,  Voui. 

—  Joh.,  Gefängnisdirektor,  P'reiburg. 

—  Peter,  Posthalter,  Tafers. 

Buchs,  Heinr.,  Fabrikant,  Sainte-Apolline. 


X 

Buchs,  Paul,  Großrat,  Jaun. 

Buntschu,  Peter,  Lehrer,  Plaffeyen. 

Buom berger,  Dr.  Fr.,  Arbeitersekretär,  Schaffhausen. 

Cornuz,  G.,altStacltammann,Thunerstraße33,  Bern. 

Daniels,  Dr.  Franz,  Professor,  Frei  bürg. 

Derungs,  Ant.,  Prof..  Kolleg  St.  Michael,  Freiburg. 

Desfossez,  J.,  Pfarrer,  Jaun. 

V.  Diesbach,  Max,  Bibliothekar,  Uebewyl. 

Dillier,  Anold,  Pr'»fes^or,  Altdorf. 

Dinichert.  Constantin,  Nationalrat,  Montilier. 

Bossen  bach,  J.,  Schuh  band lung.  Frei  bürg. 

Ducrest,  F.,  Prof.,  Kolleg  St.  Michael,  Frei  bürg. 

Effmann,\V.,  Prof.,  Bonn-Kessenich, Burgstrasse  188 

Egger,  Ch.,  Lehrer,  Guschelniut. 

V.  Eggis,  Adolf,  Banquier,  Frei  bürg. 

Erlebach,  Schlosser,  Frei  bürg. 

Fasel,  Ludwig,  Gerichtsschreiber,  Tafers. 

—  Peter,  Lehrer,  Düdingen. 

—  Wirt,  Bösingen. 

Felder,  Dr.  R,  Hifarin,  O.  C,  Freiburg. 
Fleck  ner,  Karl,  Glasmaler,  Frei  bürg. 
Fleury,  B.,  Bernard,  O.  Fr.,  F^reiburg. 
Forster,  Christian,  Lehrer,  Bennewyl  bei  Alterswyl. 
Fragni^re,  Gebrüder,  Buchdruckerei,  Frei  bürg. 

—  Dr.  Jos.  Prof.,  Priesterseminar,  Frei  bürg. 
Freiburg.  Kath.  deutscher  Männerverein  der  Stadt. 
Friolet,  Dr.  Max,  Advokat,  Murten. 

Gabriel,  Paul,  Kürschner,  Frei  bürg. 

Genoud,  Leo,  Großrat,  Freiburg. 

Gottlob,  Dr.  Ad.,  Prof.,  Bonn,  Buschstr.  55. 

Greber,  Peter,  Canisius,  Inspektor,  Freiburg. 

Grimme,  Dr.  Hubert,  Prof.,  Frei  bürg. 

Gschwend,  Dr.  Frid.,  Pfarrer,  Buchs  (St.  Gallen). 

—  Otto,  Buchhändler,  Freiburg. 
Gutknecht,  H.,  Redaktor,  Murten. 
Haas,  Paul,  Musikdirektor,  Freiburg. 
Hafner,  Hugo,  Advokat,   Murten. 
Hai  moz,  P.  Franz,  O.  Fr.,  Frei  bürg. 
Handrick,  P^'anz,  Hilfsbibliothekar,  Freiburg. 

Hauptmann,  Dr.  F.  Prof.,  Berlin,  Großlichterfelde  Holbeinstraße^ 

Heinemann,  Dr.  Franz,  Bibliothekar,  Luzern. 

Helfer,  Oberlehrer,  Frei  bürg. 

Henzen,  Jos.,  Arzt,  Tafers. 

Hess,  Dr.  J.  Jak.,  Prof.,  Freiburg. 

Homer,  Alphons,  Tützenberg,  Schmitten. 

Hurni,  Alb.,  Lehrer  in  UcA'fi,  bei  Schmitten. 

Jenny,  Jak.,  Gemeindeschreiber,  St.  Antoni. 

Jungo,  Wirt,  Schmitten. 

—  Jos.,  Notar,  Frei  bürg. 

Kälin,  Dr.  Joh.,  Redaktor,  Solothurn. 

Kapper,  P.  Alb.,  O.   Fr.,  Freiburg. 

Kaeser,  Arnold,  Kaufmann,  F'reiburg. 

Kerzers,  Volksbibliothek  von  (Regionallehrer  Sarbach). 

Kilian,  P.  Lucas,  O.  Fr.,  Franziskanerkloster,  Würzburg,  Bayera. 

Kirsch,  Mgr.,  Dr.  Peter,  Professor,  Frei  bürg. 

—  Vinzenz,  Glasmaler,  Freiburg. 


XL 


Klaas,  Johann,  Pfarrer,  Ueberstorf. 
Köhler,  S.,  Apotheker,  Frei  bürg. 
Koller,  Oswald,  stud.  jur.,  Freiburg. 
Kosch,  Dr.  Wilh.,  Prof.,  Frei  bürg. 
Kostanecki,  Dr.  Anton,  Prof.,  Frei  bürg. 
Kahn,  P.,  Cyrill,  O.  Fr.,  Freiburg,  f 
Lampert,  Dr.  Ulr.,  Prof.,  Freiburg. 
Läpp,  K.,  Droguerie,  Frei  bürg. 
Leicht,  Fritz,  Großrat,  Salvenach. 
Leitschah,  Dr.  Franz,  Prof ,  Düdingen. 
Lessiac,  Dr.  Primus,  Prof.,  Freiburg. 
Liebig,  P.  Paul,  O.  Fr.,  Frei  bürg. 
Liesker,  Dr.  Gerhard,  Prof..  Freiburg. 
Liechti,  Hermann,  Großrat,  Murten. 
Lutz,  Adolf,  Großrat,  Greng  bei  Murten. 
Lüthi,  Emanuel,  Gymnasiaiiehrer,  Bern. 
Manser,  Dr.  Gall,  Prof.,  Albertinum,  Frei  bürg. 
Mazzoni,  P.,  Pfarrer,  Tafers. 
Meny,  Louis,  Vikar,  Wittenheim,  Elsaß. 
Meyer,  Karl,  Notar,  Düdingen. 

—  -Brender,  Bürstenhandlung,  Freiburg. 
Merz,  R.,  Schul  Inspektor,  Merlach. 
Michel«  P.  Leo,  Prof.  Albertinum,  Freiburg. 
Moser,  Othmar,  Sekundarieh rer.  Frei  bürg. 

V.  Mülinen,  Dr.  W.  Fr.  Prof.,  Bern,  Schwaizlorstraße. 
Müller,  P.,  Verwalter,  Löwen berg  bei  Murten. 

—  Reinhard,  Lehrer,  Frei  bürg. 
Morten,  Gemeinderat  von. 

Nioolet,  Peter,  Betreibungsbeamter,  Murten. 

Nonnast,  Julius,  Lehrer,  Frei  bürg. 

Nösberger,  Joh.,  Pfarrer,  Schmitten. 

Nussbaumer,  C.,  Kleiderhandlung,  Freiburg. 

Offner,  Felix,  Sekrelilr,  Düdingen. 

Oser,  Dr.  Hugo,  Prof.,  Frei  bürg. 

Oppliger,  Ernst,  Lehrer,  Frei  bürg. 

V.  Overbeck,  Dr.  Alfred,  Prof.,  Frei  bürg. 

Paochard,  Jos.,  Redaktor,  Freiburg. 

Perroulaz,  R.,  Pfarrer,  Düdingen. 

Pfanner,  Karl,  Frei  bürg. 

Pfyfifer,  Goldschmied,  Frei  bürg. 

Philippona,  Pius,  Publizist,  Bern. 

Piller,  J.,  Gemeindekassier,  Gomma,  ReiihthulUMi. 

—  Theodor,  Spengler,  Seeli,  Altorswyl. 
Poffet,  Lucian,  Gerichtsschreiber,  Tafers. 

—  Jos.,  Staatseinnehmer,  Tafers. 

V.  Raemy,  Tobias,  Unterarchivar,  Freiburg. 
Rappo,  Johann,  Großrat,  Bösingen. 

—  Joseph,  Region  alle  h  rer,  Alterswyl. 
Raaber,  Lehrer,  in  Düdingen. 

Rechtsteiner,  Albert,  Dr.  jur.,  Fürsprech,  Appenzoll. 

Reichlen,  Franz,  Frei  bürg. 

Reichlin,  Leonz,  prakt.  Arzt,  Düdingen. 

Remy,  Leon,  Privatier,  La  Tour-de-TrOme. 

Riedo,  Joseph,  Organist,  Tafers. 

Roche,  Paul  de,  Lehrer,  St.  Antoni. 

Rody,  Paul,  Pfarrer,  Bösingen. 


XII 


Ruegg,  Ferd.,  cand.  phil.,  Frei  bürg. 

RufHeux,  Pfarrer,  St.  Sylvester. 

Rupprecht,  Oekoiioni,  Filiistorf. 

Rytz,  J.,  Lehrer,  Frei  bürg. 

Schaffner,  S.,  Pfarrer,  Kerzers. 

V.  Schaller,  Romain,  Prof.,  Frei  bürg. 

Schenker,  Emil,  Schuhhandlung,  Freiburg. 

Schläpfer,  Konrad,  Prof.,  Frei  bürg. 

Schmid,  Eisen händ  1er,  Frei  bürg. 

Schmutz,  Joh.,  Gemeindeschreiber,  Ueberstorf. 

Schnürer,  Dr.  Gustav,  Prof.,  Frei  bürg. 

Söhorcr,  Dr.  Hans,  Prof*  Frei  bürg. 

Sohwaller,  Martin,  Großrat,  St.  Antoni. 

Sohwarz,  Pfarrer,  Frei  bürg. 

Schwenter-Trachsler,  Dr.  med.,  J.,  Bern,  \[arktgasse  '^2. 

Siffert,  Emil,  Notar,  Freiburg. 

Solothurn,  Kantonsbibliothek  von. 

Sourlier,  Stations vorstand,  Düdingen. 

Spät,  J.  G.,  Zivilstandsbeamter,  Freiburg. 

Speiser,  Dr.  Vr.,  Prof.,  Frei  bürg. 

Spicher,  Franz,  Gerichtspräsident,  Freiburg. 

Spielhofer,  Lehrer,  Kerzers. 

Stadelmann,  Dr.  Joh.,  Prof.,  P'reiburg. 

Steffens,  Dr.  Fr.,  Prof.,  F'reiburg. 

Süßtrunk,  Jakob,  Sekundarieh rer,  Murten. 

v.  Techtermann,  Max,  Frei  bürg. 

Tschachtli,  Alfred,  Gerichtspräsident,  Murten. 

Vacheron,  Max,  Kantoiisrichter,  Freiburg. 

Vaucher.  Jos.,  Wirt,  Alterswyl. 

Vogel,  Fr.,  Hanquier,  Frei  bürg. 

Vögeli,  Christian,  Schön fels,  Heitenried. 

Vogelsang,  Jos.,  Friedensrichter,    Seeli,    Alterswyl. 

Vogt,  Ed.,  Musikdirektor,  Fri-iburg. 

Vonlanthen,  Stationsvorstand,  Düdingen. 

Wäber,  Daniel,  Wirt,  Tafers. 

—     Moritz,  Prof.,  Freiburg. 
Wagner,  Dr.  Peter,  Prof.,  Froiburg. 
Wassmer,  Eduard,  Eisen  händler.  Frei  bürg. 
Wattelet,  Gustav.   Murten. 
Weber,  Humbert,  Dekan,  St.  Antoni. 
V.  Weck,  Paul,  Dr.  med.,  Frei  bürg. 
Wegmüller,  Armin,  Apotheker,  Murten. 
Weitzel,  Alfred,   Reg.  Sekrelär,  Freiburg. 
Wenger,  Pfarrer,  St.  Antoni. 
Wille,  Fritz,  Direcktor,  Cham,  Kt.  Zug. 
Wohlhauser,  Franz,  Advokat,  Freiburg. 
Zapletal,  P.,  Vinz.,  Prof.,  Albertinum,  Froiburg. 
Zelintbauor,  Dr.  Richard.   Prof.,  Frei  bürg. 
Zemp,  Dr.  Jos.,  Prof.,  Züricli,  Dufourstrasse  3. 
/osso,  Joh.  Jos.,  Heitenricd. 
Zurkinden,  E.,  Sclilossormeister,  Lenda,   Freiburg. 

--     Johann,  Großrat,  Diidinjiren. 
Jos.,  Prof.,  Kolleg,  Frei  bürg. 


Vereine  und  Institute, 

mit  denen  wir  in  Schriftenaustausch  stehen,  Dezember  1907. 


f ,  In  der  SchiAreiz. 


.  Anpau:  Historische  Gesellachnft  des  Kanlnns  Äargnu.  Zeitsuhiiltr 

Arguvia.  Präsident  J.  Hunziker,  Professor,  Aarau. 
'.  Aildopr  :  Verein  für  Geschichte  und  Allertüinei-  von  Uri.  Puhli- 

haliun  :  NeujahntblaCt.  Präsident  G.  Muheim,  Alldorf. 
)■  Ba«el  :  Hi^lorinche  und  antiquarische  Geitellachaft.  Zeitsclirift : 

Beiträge.  Präsident  Chr.  Bernouili,  Obcrbibliolh.  Basel. 
.  —  SchweizerischeGeBellMchaft  für  Volkskunde,  Zeilsuhrilt:  Archiv 

fnr  Volkskunde.  Adi'esse  :  Prof.  Dr.  E-  HoRniann-Krayer,  Hirz- 

bodenweg,  Basel. 
.  Belliazona:  Bolletino  storlco  delia  Svizxera  Italiana.  Rotlaktor: 

Eiiiiliu  Motta,  Bibliotecario  della  Tnvulziana  in  Mailand. 
.  BePDi  Historischer  Verein  dea  Kantons  Bern.  Zeitschrift:  Archiv. 

Adresse  :  Stadtbibliothek  in  Bern. 
.  —  Allfi.  GeschichtsforschandeGesellachaft  der  Schweiz:  Jahrbuch. 

Anzeiger  und  Quellen.  Adresse:  Stadtbibllotheh  Bern. 
.  Brlg";  Geschichtsforschender  Verein  von  Oberwallis.  Zeitsulrrift : 

Blätter  ans  der  Wallisergeschichte.     President   Pfarrer  Dionys 

Iioesch.    Naters- 
'.  Chup  :    Historisch-antiquarische  Gesellschaft  von   Graubünden, 

Zeitschrift:  Jahresbericht,    Präsident:    PI.  Plattner,    Keg.-Rat. 

Chur. 
.  Fpauenfeld;  Historischer  Verein  des  Kantons  Thurgau.    Zeit- 
schrift :  Thurgauivche  Beiträge  zur  vaterl. Geschichte.  Präsident: 

Dl'.  Joh.  Meyer,  Frauenfeld. 
.  St.  Gallen:  Historischer  Verein  in  St.  Gallen.  Zeitschrift:  Mit- 
teilungen zur  vaterländischen    Geschichte   und  Neu  Jahrsblätter. 

PrSsldant  Dr.  Hermann  Wartmann,  St.  Gallen. 
'.  Genf:  SociStä  d'hi^toire  et  d'archtelogie  de  Genuve.  Zeitschrift: 

Bulletin  und  Mämolreii  et  documents.  Adresse:  l,ruede  l'Evech^. 

ä  Genuve. 
-  GlaPDs:    Historischer  Verein  des  Kantons  Giarus.    Zeitschrift: 

Jahrbuch.  Präsident  Dr.  Dinner,  Gtarus. 
.  Lausanne:  Sociätä  d'histoire  de  la  Suisse  ramande.  Zeitschrift: 

Mämoires  et  Documents.  Präsident  B.  van  Muyden,    Lausanne. 
I.  Lazern  :  Historischer  Verein  der  fünf  Orte  Ludern,  Uri,  Schwiz. 

Unterwaiden  und  Zug.  Zeitschrift:  Der  Geschichtstroand,  Prä- 
sident Dr.  i.  L.  Brandstette r,  Luzero, 


[Ci,  iVRUenbupfc  !  Sociale  NeuchäteloUe  de  Geogi'apb i?-  Zeitsclirift: 
Dulkliii-  Bibliothekar  C.  Koapp,  prof.,  Neueaburg. 

17.  Sohnffhausen  :  HiBtoriacli-anliijuarischer  Verein   de»  KanWn* 

Suhütthausei).  Zeitschrilt:  Beiträge  zur  vatert.  äescliicbte.  PiA- 
ajdent  Plärrer  ßächtold,  Schaffhauaen. 

18.  Schwiz  i  HistoriKcher  Verein.  Zeit^cbfift:  Mitteiluagen.  Piit. 

Kuiizluidireklor  J.  B.  Käliu,  Schwiz. 
IB.  SolothuPD  !    Historiacher  Verein  des  KauCons  Solotbani.  Zeit- 

sclinfi:    Urkiindin  und    Mltieilungen  des    Hitit.   Ver.    Adrera«: 

Dr.  TaUrinoff,  Präsideot. 
iO.  Tpo^en:  Appen^ellische  gemeinnüUige  Gesellschsfl- ZeilMhiUr 

Apiien^ullUclie  Jahrbücher.    Adresae:    Appenxelliache  Kaulon»- 

bibliolhek  Trogen. 
!1.  Vl'intt^rthDP  :  Stsdtbibliotbek.  Zeitscfarllt:  Neujabrsbläiier 
i2.    ZUrIvh  :  AnliquariijfheGe.ielUchaft.  Zeitschrift :  Mitteilungen. 

Adraitse:  SMdlbiblioUiek  Zürich. 
S.  —  SchweizeriBches    Landes museum.      Zeitschritt :     Anteiger   dir 

Bchweizenaelie  Allerlmnukonde. 
J4.  —  Stadlbibliothek,  ZeitKuhrift:  Neujahrablatt. 


^j 


Im  Ausland. 


.Vtit^heD  :    Aacher 
geben  v"n  Dr. 
IniiK.  Kteini 


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Ge.'ehlehtsverein.  Zeitschrift  des,    heraii!„ 
I  Ki'onirn.  Adre'Uie  :  Cremeraohe' Bucbband' 
iraoliierstraßt'  3,  Aaehan, 
.  AufC><har|p  :    Historischer  Verein    für  SebwAhen  und  Nenhurg. 
Zjlt'<ctii'llt  dea  etc.  A'lres<te:  Ausschuß  ded  hiatoriacbea  Ver«ii» 
'  für  Sehwaben  ujid  Neuburg  in  Augsburg. 
.  Breslau  :     Schleai^'ohe  Gesellschaft    für   vateriändi.tcbe  Cultur; 
Pi'ä>id<'nt  ;    Foci'iiter,    WeiileuKtialle  20   BtesUu.    Publikatiun: 
Jahre.tberiehte.  Adresse:  Buchhandlung  Aderhul«  Bre^lnu,  Rinji. 
.  l>Bi'iii»>tadt :  Hi^toriseher  Verein  für  dax  Groltherzogtuni  Hc^-an. 
Zi-itMHirift  :     Arcliiv    für    Hessische    Gesehii^hte  und    ijuailil 
bUitLT.  Adresr^e:  Direktion  der  Groß herzogl.  Hufbibliotbek  Üarm- 
«ladt,  Residenzsch kiU. 

erein  Dillinßen  a  Dtinau.  Zeitsobrill: 
■:  Dr.  Tb.  Specht,  Dillingeu. 
.  Do n aueseh t Dg-en  I  Verein  für  G^xchichte  und  Naturgi^cliiclil« 
der  Baar.    Zeil-chrift:   Schriften  de»  Vereins   für  eto.    Adresse: 
Dr.  Tüuibütt.  Do[iaueschingen,  Vurntand  der  hiatur.  Aixeiliing. 
.  DonanwfiFth  :  Historischer  Verein  tur  Donanwßrth  und  Um- 
gebung. Zeilschrift:  Miit^ilungen  ;  Adresse:  J.  Traber.  Biblio- 
thekar am  Casaianeum.  Donauwörth.  1.  Schriftführer. 
.  Esxen:    Historischer  Verein    für  Stadt  und   Stift  Essen.    Zeit- 
schrift;  Heilläge.  Voi-sitzcnder  Dr.  K.  Ribbeek.  Essen. 
.  KranktuPt  a.  M. :  Verein  für  Gescbiclite  und  Allprtnmskunde 
zu  Frankfurt  a.   M.  ZeitscIiriU:    Archiv    für    Frankfurts  (ie- 
si:hic1ile  und  Kunst.  Adresse:    Stadlarobiv  I.    T 
Weckniarkt  3. 


Fraukiml  a.  M.       J 


iÜ.  C'^reibuFg'  i,  Br. ;  Gesellscliatt  Iiir  Belörderung  der  Gescliiehls- 

Atkirtoms-  und  Völkerkunde  (HbtorUclier  Verein).    ZeiUelirUt 

der  GeHeiUchaK  etc. 
^1.       —  Kirchengeschichtlicher  Verein    für   das    Erzbistum    Freiburg. 

Zeitschrift:  Freiburger  Diö^euan- Archiv.    Adreaae  :  Stadtarchiv, 

Turmstraße  1,  Freiburg. 
J--    4jviesseti  :  Oberhessi'jcher  Gofichi cht» verein.    Zeitschrift:  Mittei- 

Juügan.  Präsident  Dr.   Haupt,  UberbiUliothekar,  Giei^n. 
^■*-    ViSraz :    Hiftorischer  Verein    für  Steiermark.  Zeitschrift;    Steie- 

vii-che  Zeitschrift  für  Geschichte.     VorsiLtender  Prof.  Dr.  von 

Zwiedineck. 
11-     KXallea.  d.  Säle:  Thüringisch-Sächsischer  Geschichts-  nnd  Alter- 

lumsterein.    Zeilschrift:     Neue    Mitteilurijfen    aus    dem  Gebiet 

hi-tDrisch-anliquirL-chBr  Forschung.   Vorsil/ender  Pml.  Dr.  G, 

Herzberg  in  Halle  a.  S. 
'■'-    KXeldelbeF^ :     Hisloriüch-philoaophii'cher    Verein.   Zeitsclirift : 

Neue  Httidel berver  Jahrbücher.    Adreüe;    Groliherzogl.  badische 

Universitdtübibliothek. 
"•■         - —  BadJHche  biitorische  KommisMon.    Zeitsichri/t  für  Geschichte 

des  Oberrhein».    Adresse:    Grul^lierzogl.  Gunefallaudesarcbiv  in 

Karlsruhe. 
^'-    •■«^na:  Voreio  für  Thüringische  Geschichte  und  Allert'imi;kunde. 

ZeitHchrift  des  Vereins  vU:.  Adresse  :  Universil.itsbib1iothek- 

-  KtiDsbruck:  ZBit^«'h^iFt  des  Ferdinandeums  für  Tirol  und  Vor- 

arlberg. Adresse:  Museum^  Ferdin^iideum,  Innsbruck. 
■      K<n<üHt^|  :    Verein    für   hessische  Geschichte  und   LaiideBkumlc. 
Zeitschrift  de«  Vereins  etc.     Adres^'e:  Lund<»bibliulhek. 
Vl^lntlnn  :  Verein  für  Ge-^chichte  des  Biidensees  und  iteiner  Um- 
gebung. Zeitichrift:     ScIiriFteii    des  Vereins  etc.  Ad i esse  :     B»- 
dftisee- Verein,  FriedrichshafBii  am  Bodcnaee. 
^'-     -^teissea:    Verein  für  die  Geschichte  der   SUdt  Meissen.  Zeit- 
schrift: Mitteilungen  de«  Verein«  etc.  Vorsitzender  Dr.  Markus, 
.^^  Realschule  Meissen.  Sachsen. 

I^laihausen:    HisKirisches    Museum.    Zeitschrift:    Jahresliefr. 

Piasident  Mathias  Mieg. 
^Nlürnberg':  Germanisclies  Nationaldiuscum.  Zeitschrift:  Anzei- 
ger   des   Germanischen     Naiii)nalniuseumi.     I.    Direktor  G.    v. 
BMuld. 

-  -Verein    für  die  Geschichte   der    Stadt  Nürnbeig.    Zeitschrift: 
y^  Mitteilungen  des  Vor.  etc.  1.  Viirstand  :    Freilierr  von  Krens. 

ttlavensburg' :  Diöze^antiruhtv  von  Schwaben,  provinzial-  und 

kuiisthislorlHcho  Zeit-'cbrift,    herausgegeben  von  Amtsrichtci  a. 

,^  D.  Beck. 

'     ^fhwerlD  :  Verein  für  M<-klenhurgische  Geschichte  und  Aller- 
i^^  lum-kuiid«.  Zeit-cliriri;  Jahrbuch. 

"^^    Sp*'f«r:    Histor.   Veivin  der  Ptnlz.   Zfitachrifl :    Mitteilungen, 
Couservator  Dr.  L.  Grüneiiwulder,  Kgl.  Gymnasiallehrer. 


XVI 

*29.  Stoc*kholin:  Kong.  Vitterhets  Historie  och  Aotiquitets  Aka- 
demien (Königl.  Akademie  der  Geschichte  und  Altertaniskunde). 
Zeitschrift:  Publikationen. 

'U).  Strassbnpg':  Historisch-litterarischer  Zweigverein  des  Vogesen- 
Clubs.  Zeitschrift:  Jahrbuch  für  Geschichte,  Sprache  und  Lit- 
teratur  Elsaß-Lothringens.  Adresse:  Kais.-Universitäts-  und 
Landesbibliothek. 

•U.  Stuttgart:  Königliche  öffentliche  Bibliothek.  PubliKation : 
Württembergisches  Urkundenbuch,  herausgegeben  von  der  kgl. 
Direktion  des  Haus-  und  Staatsarchives.  Vorstand  der  Bibliothek. 
Prof.  Dr.  Steif. 

•i2.  Tübingen:  Königliche  Universitätsbibliothek.  Universitätspu- 
blikationen. Bibliothekar  Dr.  F.  Thomae. 

.*W.  Ulm  :  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Ober- 
sehwaben. Zeitschrift:  Mitteilungen.  Bibliothekar:  C.  F.  Müller, 
Stadtbibliothekar. 

•-{4.  Vaduz :  Historischer  Verein  für  das  Fürstentum  Lichtenstein. 
Zeitschrift:  Jahrbuch. 

•i^>.  Werden  :  Historischer  Verein  für  das  Gebiet  des  eheraaligeo 
Stiftes  Werden.  Zeitschrift:  Beiträge.  Vorsitzender  Dr.  P.  Jakobs 


Der  Schtilrat  der  Sladt  Murteii  veT-sammelte  sich  am 
27,  Mäpv,  1845.  um  <fie  an  tli^r  Mfiiichenschule  vakant  ge- 
wordene Lehrstelle  der  deutschen  Sprachp  zu  besetzen  ')■ 
Von  sechszelin  Bewerbern  berücksichtigte  er  nach  den  Probe- 
lektionen nur  zwei-),  nftnilich  Johann  Kaspar  Sieber,  Sekun- 
darlehrer  in  Seehach,  Kt.  Zürich,  und  Rainhold  Rüegg,  Lehrer 
in  Wadenswil,  Der  Berichterstatter.  Schuldirektor  Holzinger, 
glaubte,  dem  ersferen  den  Vorzug  geben  zu  müssen,  «weil 
er  eine  entschiedenere  Gewandtheit  in  der  deutschen  Sprache 
wenigstens  nach  Massgahe  des  von  ihm  gelieferten  deutschen 
Aufsatzes,  sowie  eine  größere  Reife  des  Urteils  und  eine 
wohlfiberdachte  Methode"  an  den  Tag  legte  als  sein  noch 
sehr  jut!;i'ndiicher  Konkurrent").  Gegen  den  vorgeschlagenen 
Kandidaten  ward  nun  allerdings  ein  Passus  aiH  dessen  An- 
meldungssch reiben  hervorgehoben,  daß  persAnliche  Umstände 
es  ihm  wdnschbar  machten,  eine  Stelle  außer  seinem  Kanton 
zu  suchen.  Dies  bezog  dann  ein  Mitglied  des  Rates  auf  eine 
Nachricht,  die  ihm  zugegangen  war,  Sieher  sei  nämlich 
„wegen  Einmischung  politischer  Dinge  in  seiner  Schule"  von 
den  Schülbehörden  des  Kantons  Zürich  auf  mehrere  Jahre 
suspendiert  worden.  Da  aber  Lehrer  Huber  *"),  der  von  dem  Ge- 
schehenen Kenntnis  hatte,  beruhigende  Mitteilungen  machte. 
so  erfolgte  die  Wahl  Siebers  mit  Stimmenmehrheit.  Er  wurde 
unverweilt  davon  benachrichtigt.  Am  14.  April  bereits  traf 
seine  Antwort  ein'),  er  danke  fCir  das  ihm  gesclienkte  Zu- 
trauen und  werde  das  LehnuTit  sofort  antreten. 


—    2     - 


Mit  jenen  Emytiiüsen  im  Kanton  Zdricli,  nuF  dio  in  iler 
ScIuilraUsitzung  angespielt  worden  war,  hatte  es  Folgenii<> 
Bewandtnis.  Seit  22.  Feliruai-  1841  anliefe  Sielit^  als  U-hrcr 
an  (ier  Sekundarsrhnle  von  Wetzikun.  In  diesem  zorclierisi-hi'ii 
Dürfe  beheiTselite  der  politiselie  l'arteistreit  naih  dt-n  'Mhy 
StOiTnen  dns  ChlTL-n (liehe  Leben  ganz  und  gar''|.  Als  Gegiifr 
des  in  Zürieh  nni  Ruder  stehenden  Regiments,  ab  Feind  Her 
lieslehenden  kin-ldiehcii  Einrirhtung  nnd  der  Geist lirlibit. 
betoiligle  sich  Sieber  namentlich  in  der  Weise  am  Kuinpf. 
Aaü  er  dnrrh  seine  Lehre  nicht  nur  die  zukünftigen  |ioli- 
tischen  Ansichten  seiner  Sehnler,  sondern  auch  durch  iliesp 
selbst  die  Eltern  zn  beeinfinssen  Irachlet*".  Weil  man  i[i  Jei) 
Familien  viel  politisierte,  erregte  seine  Haltung  im  nllgt- 
meiiien  weiiig  Anstoß,  und  wenn  auch  einige  Vflter.  unter- 
stntzt  von  den  Geistlichen,  namentlich  von  Pfarrer  Hug.  ülwr 
die  Lehrweise  Siebers  sieh  beschwerten,  «n  ]i;hiuble  iWh 
die  in  ilirer  Mehrheit  mit  ihm  und  seinem  Lehrziel  einverstan- 
dene Sekundarschnlpdege  auf  die  Klagen  nicht  eintreten  tm  mfls- 
•scn.  Beim  Scbniexamen  vom  'S.U.  April  184;J  aber  erhiflt  Hag 
Einsicht  in  mehroi-e  Aufsatzhefte  iler  SekundarsciiOler""):  "larin 
entdeckte  er  Vieles,  das  den  in  Regiemngskn'isen  herrschenden 
Ansichten  zuwiderlief  und  wogegen  einzuschreiten  war.  Um 
.<iich  die  Beweismittel  zu  sichern,  ei^ritf  er  die  Hefte  und 
würde  er  auch  mit  ihnen  davongegangen  sein,  wenn  ernidil 
auf  den  Widersland  des  Lehrers  gestoßen  wflre.  Die  Schriften 
gehörten  den  Schfllern.  behauptete  dieser,  und  müßten  ihwn 
gesichert  bleiben.  Ein  böser  Zank  entstand  danib.  Srhliefilicli 
drangen  die  SekundarscbulpHoger  auf  den  Pfarrer  ein  uoi! 
drohten  ihm  mit  einer  Diebstahlsklage,  wenn  er  die  Hefte 
nicht  imverzrtglirh  aushändige.  Hug  sah  die  Anssichtslosi«- 
keit  des  Widerstandes  ein  und  ließ  die  Anfsalzschriflen  fiiliR-ti. 
worauf  Sieber  sie  den  Snhnlern  zustellte. 

Diese  Vorgänge  verschärften  die  gereizte  Stimmung  in 
der  Gemeinde :  sie  mußten  die  Stellung  Siehers  auch  nm  *' 
schwieriger  gestalten,  als  ein  großer  Teil  des  Volkes  w 
nicht  mit  ihm  hielt.  Davon  konnte  er  -■^ich  überzeugen,  sl« 
er  am  7.  Mni  bei  Aidaß    einer    in  der    Kirche    abgeludlemii 


-    3    — 


Gemeindeversainmluiig  einen  Redner  unterhrflch.  Er  ward 
gepackt;  der  Rnf  ertönte:  herunter  mit  dem  Stölzlin^;,  dem 
Irrlehrer  der  Sekundarschüler,  und  unter  „HaarrOpfen  und 
Stö&eii"  ward  er  vom  Kanzelboden,  wo  er  stand,  hiniinter- 
Kebmcht  und  aus  der  Kirche  geächatTt.  Dieser  Vorfall  gab 
Anlalit  zu  weitern  Maßnaliniun  gegen  ihn.  Pfarrer  Hirzel  in 
Pfäfiikun,  dessen  Kirehgenossen  zu  Otlenhausen  nach  Wetzikon 
Bekundarhchulpflichtig  waren,  legte  beim  Erziehungsrate  gegen 
Sieber  Klage  ein,  indem  er  auf  dessen  verderbliche  Lehr- 
weise hinwies.  An  die  Schulpflege  erging  nun  die  Autforde- 
rung, die  bearbeiteten  Aufsätze  einzuliefern.  Sie  gab  ihr  keine 
Folge.  Ihr  Widerstand  blieb  aber  ohne  die  gewünschte  Wir- 
kung, denn  Pfarrer  Hug  hatte  sich  zu  Eltern,  die  ihm  als 
Gegner  des  angefdchtenen  Lehrerr«  bekannt  waren,  begeben 
und  von  ihnen  etliche,  mit  den  Korrektm-en  Siebers  vei-se- 
hene  Aufsatzhefte  erhalten.  Dieses  Material  reichte  hin.  die 
Klage  zu  stutzen. 

Nach  dessen  Einsichtnahme  fand  die  OberbehöivJe,  daß 
die  in  den  Aufsätzen  sich  breit  machenden  Anschauungen 
.sich  nicht  mit  dem.  Sieber  anvertrauten  Lebramle  verlrdgeil. 
Nicht  nur  warf  sie  allen  eine  nicht  /u  gestattende  Rohheit 
im  Stil  vor,  sondern  sie  behauptete  auch,  der  Lehrer  habe  die 
Bibel  durch  denjenigen  betitelt  „der  Umsturz  des  Postwagens" 
auf  eine  infame  Weise  ins  Lacherhche  gezogen  ").  In  andern 
sei  nicht  nur  die  kathobsrhe,  sondern  auch  die  protestan- 
tische Geistlichkeit  aufs  empörendste  verspottet  worden. 
Aufsätze  solchen  Inhaltes  dürfe  man  durch  die  Kinder  nicht 
machen  lassen,  wenn  man  nicht  die  Toleranz  der  verschie- 
denen Konfessionen  unter  einander  gefährden  wolle.  Ja, 
meinte  man.  sogar  die  schweizerische  Neutralität  sei  durch 
sie  bedroht '').  Danach  kam  der  Erziehungsrat  dazu.  Sieher 
am  28.  Juni  1843  zu  suspendieren  "). 

Die  Einstelhmg-sverfftgung  betonte  namentlich: 
dass  der  in  den  Aufsätzen,  deren  Themata  meistens  ganz 
au&er  dem  Gesichtskreise  und  der  Erfahrung  der  Schüler 
Uegen.  sich  aussprechende  Geist  als  ein  höchst  tadelnswerter 
und  verwerllicher  zu  bezeichnen  sei,  indem  sich  darin  kund 
gebe: 


„ein  hoher  Grad  von  DOnkel  und  ein  sehr  anmaßendes  At 
„sprechen,  ein  leichlferliger.  frivoler  Sinn : 
„eine  gegen  die  Kirche  und  ihre  Diener,  ja  selbst  die  Kirchen- 
„lehre,  und  zwar  nicht  nur  einer  fremden,  sondern  auch  der 
„eigenen  Konfession  durchaus  feindselige  und  abs(diatzige 
„Gesinnung,  die  über  das,  was  Andern  ehrwürdig  sei.  spotlc 
„lind  jede  Einwirkung  und  Belehrung  von  Seite  der  Geisl- 
„lichen  auf  die  noch  minderjährigen  und  dem  ßeligions- 
„unterricht  nichl  entwachsenen  Verfasser  dieser  Aufsätze  bei- 
„nahe  unmöglich  mache: 

,,ein  politischer  Fanatismus  und  roher  Parteiha&,  der  die  Ver- 
„fasser,  wenn  er  fortdaure  und  verhöltnismäßig  zunehme, 
„unfähig  mache,  auch  nur  als  Staatsbürger  einst  ihre  wahre 
„Bestimmung  zu  erfüllen; 

„auch  aus  den  Verhessenmgen,  die  der  Lehrer  hie  und  du 
„angebracht  habe.  leuchte  keineswegs  das  Bestreben  hervor, 
„den  ungebohrlicben  Geist  di^r  Scholer  nachdrücklich  und 
„mit  Ernst  in  seine  Schranken  zurück  zu  weisen,  da  sie  enl- 
„weder  aus  unbedeutenden  Milderungen  des  Ausdrucks  be- 
„slehen  oder  auch  teilweise  aus  Verschärfungen  oder  Sleige- 
„rungen  ganz  im  Sinne  des  Verfassers," 

Der  Ersieh  ungsrat  ging  dann  am  12.  Juli  1843  einen 
Schritt  weiter,  indem  er  verfügte:  die  Sekundarschulpflcge 
von  Wetzikon  sei  zu  rüffeln,  weil  sie  Sieber  in  seinem  Treil»en 
habe  gewähren  lassen,  dieser  aber  sei  dem  Strafgericht  ?.ii 
Oberweisen,  da  er  „einen  wichtigen  Teil  seines  Unlerrichls 
„auf  eine  Weise  geführt  habe,  dafi  ihm  nicht  etwa  bIo&  bei 
„unvorsichtig  und  taktlos  gewählten  Aufgaben  ein  tadelns* 
„wertes  Zulassen  mutwilligen  und  ungeziemenden  Mi&bi-auchea 
„dieser  Aufgaben  durcli  die  Schüler  zur  Last  falle,  sondern 
„eigene,  mit  Absicht  verfolgte  und  durch  genaue  Anleitung 
„und  Vorbereitung  der  Schüler  von  seiner  Seite  in 's  Werk 
„gesetzte  Bestrebungen,  so  da&  in  einem  solchen  für  Geisl 
„und  Gemüt  der  dem  Lehrer  anverlranten  Jugend  gleichver- 
„derblichen  Wirken  nur  die  schwerste  Verletzung  der  Amts-  — 
„pflicht  erblickt  werden  könne,  welche  das  Einschreiten  dei~"n 
„Staatsbehörden  als  notwendig  erscheinen  lasse." 


Am  27.  Oktober  1843  sprach  das  Bezirksgericht  Hinweil 
die  in  die  Untersuchung  mitverwickelten  Sekundarschiilpfleger 
frei,  dagegen  verurteilte  es  Sielier  ?,u  einer  Buße  von  250  Fr. 
und  zur  Amtseinstellting  für  ein  Jahr.  Mildernd  für  den  Lehrer 
zogen  die  Richter  in  Betracht;  daü  die  sämtlichen  Sekundar- 
schüler  angaben,  sie  hätten  grofje  Liehe  zu  ihrem  gegen- 
^vfirtigen  Lehrer  und  da£  alle  bis  auf  zwei  erklärten,  das 
Benehmen  des  Herrn  Hug  hätte  ihnen  keine  Achtung  ein- 
geflößt: 

T,dali  der  häusliche  Einfluß  der  Eltern  jener  Kinder  dem 
-^Lehrer  eine  einseitige  Richtung  gtib,  was  insliesondere  auch 
.^daraus  erhellt,  daß  ein  Teil  jener  Eltern  ihre  vollkommenste 
-,Zufriedenheit  mit  der  von  Sieber  befolgten  Lehrmethode 
n  bezeugten ; 

^daß  die  politisch  aufgeregten  Zeiten  und  insbesondere  die 
I, Verhältnisse  der  Gemeinde  Wetzikon,  wo  l>ekanntlicli  seit 
(«einigen  Jahren  alle  Fragen  auf  das  politische  Feld  gezogen 
.«wurden,  berücksichtigt  werden  müßten : 
»,daß  die  persönliche,  vielleicht  zu  einseitige  Gesinnung  der 
«»Mehrheit  der  Fliege,  von  welcher  stets  die  Erneuerungswahl 
»,<jea  Lehrers  abhing,  gemäß  ihren  Jahresberichten  die  Me- 
*,thode  des  Lehrers  billigte; 

^daß  sich  in  den  Akten  auch  nicht  eine  Spur  fand,  wonach 
t^das  Betragen  des  Lehrers  selbst  als  unwürdig,  unsittlich 
i^oder  unmoralisch  hätte  erklärt  werden  müssen". 

Sowohl  der  Staatsanwalt  Rahn  als  der  verurteilte  Sieber, 
Jessen  Verteidigung  Furrer  führte,  legten  gegen  dieses  Urteil 
(erufting  ein.  Am  18.  Dezember  1843  entschied  das  Oberge- 
richtin  Abänderung  des  untergerichtlichen  Urteils,  daßdie  Buße 
f  hundert  Franken  reduziert,  der  Lehrer  aber  seines  Amtes 
entsetzt  und  für  die  Dauer  von  fünf  Jahren  zur  Bekleidung 
»leuer  Stellen  unfähig  erklärt  sei.  Die  Schärfe  dieses  Spruches 
"V-urde  nicht  gemildert  durch  den  Umstand,  daß  das  Ober- 
Bericht  am  nämlichen  Tage  den  Küfer  Heinrich  Müller  in 
Kempten,  der  von  Sieber  gesagt  halte,  er  lehre  die  Kinder 
sku  Schelmen,  wegen  Beschimpfung  mit  einer  Buße  von  dreißig 
^Ä'rankeu  belegte "). 


6     — 


Die  VeriirteihiriK  brarlite  <ie[i  Lehrer  um  seinen  Br'ol- 
erwerb;  er  begab  sich  nun  nach  Rorschach,  um  liorl  di« 
Prüfung  zur  Erlangung  des  »I.  gallischen  Lehrpatünts  zu  be- 
stehen. Drr  katholische  Erziehniipsral  dieses  Kantons,  an 
den  er  sieh  am  4.  November  1844  gewendet  hatte,  walir- 
scheinlicb  weil  er  vermutete,  die  protestantische  Behörde 
habe  Kenntnis  vom  Urteil  des  Zürcher  Appellhofes,  behan- 
delte das  Begehren  am  7.  desselben  Monatas.  Er  entschied 
verneinend  vorerst  die  Frage,  „  ob  bei  der  bestehenden 
„konfessionellen  Trennung  des  st.  gallischen  Erziehungswesens 
„überhaupt  auch  Niihtkatholiken  vom  katholischen  Erzie- 
„hungsrat  patentiert  werden  können";  sodann  aber  besthlofi 
er  „für  diesen  speziellen  Fall  in  Ermangf^lung  tüchtiger 
„katholischer  Kandidaten  für  Reallehreratellen,  und  in  Be- 
ntracht der  persönlichen  Eigenschaften,  der  vorgelegten  Sitteii- 
„und  Tüchtigkeitszeugnisse  des  Fetenten  und  in  Betracht, 
„daß  die  F'ächer,  fOr  welcher  di<'ser  patentiert  zu  werden 
„wünscht,  nur  Realien  sind,  die  den  Lehrer  nicht  wohl  ver- 
„anla-tsen  köinien,  auf  kiidiliche  Begriffe  und  religiöse  Ge- 
nfühle der  Zöglinge  Igdierend  einzuwirken:  es  sei  unter  diesen 
„Mattenden  umstanden  eine  Ausnahme  gegen  oben  ausge- 
„sproclienen  Grundsatz  zu  gestatten  imd  ilas  Präsidium  er- 
„mflchtigt,  H.  Sieber  zu  einer  Konkursprüfung  einzuladen, 
„ihn  je  nach  den  Umstanden  der  Prüfung  auf  höchstens  zwei 
„Jalire  zu  patentieren,  und  für  den  Fall  der  Patentierung  und 
„der  Anstellung  an  ehier  katholischen  BeaUchnle  ihm  das 
„Versprechen  abzunehmen,  sich  eines  soliden,  ruhigen  Be- 
„tragens  bestreben  und  in  Rede  und  Handlung  alles  vermeülj 
„zu  wollen,  was  die  kirchlichen  und  religiösen  BegnfTe 
„katholischen  Zöglinge  irgendwie  verletzen  könnte'")". 

Nach   abgelegter  Prüfung   erhielt  Sieber  dann  auch'^ 
Patent,   suchte  aber  um  keine  Anstellung  nach"),    ofTenbar, 
weil    ihm    die  vom    katholischen  Erziehungsrate   dem  Patent-^ 

mitgegebenen  Bcschifliikungen  seiner,  auf  den  Kauipf  gericli 

teten  Natur  zuwider  waren.  Uebrigens  kamen  die  Zürcheo^ 
Vorgftnge  bald  darauf  den  St.  Gailern  zu  Uhi'en.  die  sich  iiuE^^ 
beeilten,    am  3.  -lanuar   184-^  das  ausgestellte  Patent  nis| 


;en  Be- 


gMtig  zit  ani)ulli'.'i'(;ii.  Da»  Aktuariat  ward  beauFiragt,  es  so- 
gleich zu rQc'kzn fordern  und  im  Falle  Sieber  nicht  entsj>rcfheii 
wollte,  dnrch  Publikatiüi)  in  den  iiPt'entlicheti  ßläitern,  uiiler 
Angabe  der  Gründe  als  entki-äftel  zu  erklären  '-).  Dabei  blieb 
aber  der  kulholisclie  Kraehungsi-at  von  St.  Gallen  nicht  stehen. 
Ein  SU  gefährlicher  Maiin.  wie  Sieber  einer  war,  niii£ite  ver- 
folgt werden.  Er  lieij  ihm  uachforächeii  und  vernahm,  daij 
er  eine  Lehrstelle  an  der  slftdiisrhen  Mädcherischule  in  Murteii 
erhallen  hatte.  Der  Hat  glauhle  mm,  die  Frcihurger  Re- 
gierung auf  die  Gefahren,  welche  die  Anstellung  Sieber's  in 
sich  trug,  auFnierksani  machen  zu  rndssen''').  Der  freibur- 
gi34:li<;  Erziehungsrat  verdankte  die  Milliilung.  ersuchte  den 
Muriner  Oberaiiitinann  um  Auskunft^')  und  beschloß  am 
ätj.  Apnl  1845.  dem  Stadtrat  das  st.  gallisttie  Schreiben  vor- 
legen zu  liLssen,  mit  der  Einladung,  Sieber  zu  entfernen. 
,Nous  ne  dutitons  pas.  heißt  es  im  Brief  an  den  Ober 
„anilmann.  «jue  lorsque  cette  antorite  |le  coiir^eil  de  vitte  do 
„Morat)  (jui  igiiore  les  anlecedents  du  sieur  .Sieber,  aura  regu 
„connaisance  de  celte  pi^ce.  eile  n'hesitera  pas  ä  Ini  retirer 
„sa  confiaiice.  Nous  vous  prinns  de  l'inviler  ä  eloigner  cot 
„individu  de  son  culiege,  avant  iju'ilail  en  le  teinps  de  seiner 
„ses  riiauvaises  doelrines"  '*'}, 

Am  30.  desselben  Monates  befaßte  .sich  der  Muriner 
Schuhat  mit  dieser  Angelegeidieit.  Er  l)eschlo&.  bei  dem 
zOrcberi sehen  Erziehungsrale  nflhere  Erkundigungen  einzu- 
ziehen und  ihn  speziell  um  Mitteilung  der  gegen  den  Lehrer 
seiner  Zeit  gefülirlen  Prozedur  lu  ei'suchen,  außerdem  die 
Ankunft  Siebers  abzuwarten,  um  ihn  selbst  einveriiehnien 
zu  können,  bevor  in  der  Sache  weitere  Beschlösse  gefaßt 
würden '").  Ende  Juni  waren  die  Zürcher  Berichte  noch 
nicht  eingetroffen"),  woid  aber  hatte  Sieber  die  Gelegenheit 
wahrgenommen,  sich  als  Lehrer  im  vorteilhaftesten  Lichte 
zu  zeigen  und  als  tüchtige  Kraft  immer  allgemeinere  Aner- 
kennung zu  linden.  Mit  dessen  Leistungen  zufrieden,  dachte 
auch  der  Muriner  Schulrat  um  so  weniger  daran,  dem  Wunsche 
des  Eraiebungsrat  nachzuleben,  als  ibe  zwischen  dem  protea- 
tanlischen  Murtenbiel  mid  der  kalholischen  Regierung  in  Frei- 


!mrg  hesteliende  Spannung  ein  Eingehen  auf,  vuii  dieser  Seite 
kommende  Anträge  verhinderte. 

Siebers  Richtung    kam  in  Murten    auf  den  iln'  zusagen- 
den Boden,    Nicht  nur   teüte  die  Mehrzahl   der  Kollegen  die 
politischen  Ansichten  des  neuen  Lehrers,  sondern  diese  fanden 
ebenfalls  lebhaften  Anklang  bei  den  Hintersassen,  nanienthch 
bei  einigen  eingewanderten  Deulschschwelzern  und  Deiilschen. 
Verwunderlich  konnte  es  aucli  nicht  sein,  doli  Sieher  akbald 
in  die  gegen  Freiburg  gerichteten  Strömungen  einlenkte.  Als 
Ende  1846    der  Zug    nach    der  Hauptstadt   zum   Sturze    der 
verhaßten  Regierung  geplant  und  am  6.  .lanuar  1847  ausge- 
führt wurde,  war  er  dabei,  halle  er  ja  schon  in  einem  der  Auf- 
sülze seiner  Wetzikoner  SchOler  die  Lehre  aufgestellt :   „wenn 
ein  Volk  unterürtlckt  wird,  so  ist  ein  Aufruhr  nötig  tiiid  ge- 
recht".   Für  ihn  unterlag    somit  die  grundsätzliche  Bereehti- 
gung  des  Futsches  keinem  Zweifel.  An  dessen  Gelingen  glaubte 
er  jedoch    nicht;    er   sah    vielmehr   sein  Mißlingen   voraus, 
„Diese  Ueberzeugung   gewann  ich,    schrieb  er  spater'*),    als 
„ich    gleich    beim    Abmarsch    der    Insurrektionskolonne    Ge- 
diegenheit halte,    einen    der    meislbeteiligten  Anstifter  diese» 
„einfältigen  Zuges,  den  damals  aus  sehr  merk  würdigen  Grün- 
„den  abgesetzten  Amtsschreiber  Chatoney  mititdrisch  zu  exn- 
„minieren.    Die  Antworten    gaben    mir  ein  Zeugnis    für  die 
„Fähigkeiten  dieses  Menschen!    Ich  zog  aber  doch  mit,   weil 
„ich  nicht  feig  erscheinen  wollte  und  zudem  immer  der  Mei- 
„nung  bin,  daja  ein  rechter  Radikaler  den  Erfolg  nicht  immer 
„voraus    schon  auf   dem  Teller  haben  muß.    wenn  ei-  etwas 
„rechtes  vornimmt.    Der  Erfolg   dieser    traurigen  Fastiiachls- 
„komödie   ist  bekannt!"     Es  liegt  nichts  vor.    das    zur  An- 
nahme berechtigte.  Sieher  wfire  eher  der  Mann  gewesen,  den       m 
Angriff   auf  Freiburg    militärisch    aussichlsvoller    zu    oi^ani-   — 
sicren,    wenn    er   auch  stets   groÜie  Vorlielw  für  den  Stutzer  —im 
und  das  Niederknallen  der  Gegner  zeigte.    Näheres  Zusehen^~^ 
und  kühlere  Betrachtung  der  Dinge,    wie  sie  lagen,   und  denv  — 
KrflI'te,    welche  die  Menschen    bewegten,    würden    ihn  auch.^^ 
üluTKcngt  haben,  daß  der  wesenlhchsle  Grund  des  Mißlingen^  ^r~ 
weniger    in    der    unzureichenden    militärischen    Organ isatioi~:j^Mi 


hIs  im  Mangel  von  idealen  Moliven  bei  den  meisten  der  Teil- 
nehmer lag.  Die  Begeisterung,  mit  der  er  sich  der  Sache  der 
Muriner  annahm,  hatte  ihn  zu  spät  erkennen  la.sscn,  t\aü  ihrer 
ein  gro&er  Teil  zn  jenen  Zopfbflrgern  gehörten,  die  ein 
VVetzikoner  Aufsatz  so  anschaulich  schilderte.  Freilich  gah 
dann  das  Mi&lingen  des  Putsthes  Sieber  vollauf  Gelegen- 
lieil,  diese  Menschen  naher  kennen  /.u  lernen. 

Die  Folgen  des  versuchten  Handstreiches  nahmen  die 
^ladtkasse  in  so  bedeutendem  MaDie  in  Anspruch,  da&  die 
Nutzung  der  Bürger  am  Gomeiiidegut  in  Gefahr  geriet.  Der 
GriiJini  der  so  in  ihren  Interessen  Bedrohten  richtete  sich 
«luch  zunächst  gegen  die  Fremden,  namentlich  gegen  die 
Schiilmeisfer.  denen  man  die  Schuld  an  dem  unglücklichen 
Ereignisse  beimaß.  Daß  einer  dieser  Lehrer,  namens  Kinke- 
lin, nach  Freibnrg  ins  Gefängnis  gebracht  worden  war'-'), 
"^"veil  er  auch  am  Insurreklinnszug  teilgenommen  hatte,  wird 
■  nanche  mit  Befriedigung  erfüllt  haben.  Die  in  Murten  Ge- 
l:>liebenen.  worunter  Sieber.  mußten  aber  die  ganze  Flut  der 
^^3<ischimpfungen  über  sich  ergehen  lassen,  wie  sie  denn  seit 
-Tahren  schon  nicht  nur  wegen  ihrer  Gesinimngen,  sondern 
"v-omehmlich  auch  wegen  ihrer  vermeintlich  hohen  Gehfliter 
^  inem  großen  Teil  der  Bürgerschaft  verhaßt  waren.  Die  sich 
fc>ietende  Gelegenheit,  mit  ihnen  abzufahren,  glaubte  man  um 
^i-«  eher  benutzen  zu  kßnnen,  als  der  Schulratsprasident,  der 
"V- orerwöJmte  Cbatoney,  schon  in  seiner  Examenrede  zu  Ostern 
V  846  den  Lehrern  den  allerdings  nicht  befolgten  Rat  erteilt 
■"fcatte,  daß  sie  sich  „in  Momenten  voti  pnülischen  Zerwllrf- 
3-»  nissen  daran  auf  keinerlei  Weise  beteiligen  möchten"'"). 
ÄOie  gegen  die  Lehrer  gemachte  Stimmung  wird  am  lösten 
*iurch  das  Schreiben,  welches  Lehrer  Nikiaus  WegmflUer,  ein 
-*3emer,  am  12.  F'ebruar  1S47  an  den  Schulrat  richtete,  ge- 
•«cnnlzeiehnet: 

„Es  kann  Ihnen  uiclit  entgangen  sein,  ilaß  unsere  Schule, 
■s-T.  insbesondere  aber  das  an  derselben  angeslellle  Lehrer- 
■»T- personal,  schon  seit  Jahren  bei  einem  großen  Teil  der  hie- 
■»^sigen  Bürgerschaft  zu  einem  Gegenstand  der  leidenschaft- 
»lichen  Anfeindung  geworden  ist.  Nicht  gewohnt,  mich  durch 


10 


„Angriffe  dieser  Art  in  der  Erfüllung  meiner  Pllirhlen  irre 
„machen  zu  lassen,  ging  irli  stets  meinen  gewuhnton  ruhigen 
„Gang,  vertrauensvoll  die  Zeit  erwartend,  wo  sich  dergleichen 
„Ersehe! Illingen  in  ihre  unlauterii  Schranken  ziu-Qckziehen 
nwth'den.  Dal!)  ich  mich  in  meinen  Erwartungen  gröblich  ge- 
„l^scht.  duvun  liegen  leider  die  hetrOhendsten  Beweise  ani 
„Tag.  Weit  entfernt,  diese  Fakta  auf  die  gegenwärtigen  Zu- 
„stände  Muiien's  beziehen  oder  sie  gar  als  eine  Folge  des 
„dermaligen  Gemütszustandes  seiner  Bewohner  charakteri* 
„sieren  zu  wollen,  rede  ich  vielmehr  von  der  neuern  und 
„neueslen  Vergangenheit,  wii  man  sich  nicht  scheute,  auf 
„offener  Ölralie  wie  in  Gesellscliaffen  —  iialQrlich  in  Gegeii- 
„wart  von  Schülern  —  die  Lehrer  zn  lieschnldigeii :  „sie 
„frftßen  der  Stadt  das  Burgergut  weg;  sie  wftren  für  ihre 
„geringen  Leistungen  OhermäJdig  besoldet:  mit  einem  Wort: 
„es  sei  Gnade,  dat  man  dieses  Gesindel  nicht  schon  langst 
„davon  gejagt  elc."*  Ich  muli  zu  meinem  Bedauern  gestehen, 
„daü  ich  dei^leicben  Kränkungen  «och  nirgends  als  hier  hi 
„Murten  erfdhrenl  PVei  und  offen  sei  hieniil  erklörl,  (laß  ich 
„jeden  Kreuzer,  den  ich  hier  (wie  ich  glaube)  ehrhch  venlient. 
„dem  hierörligen  Publikum  für  Lebensmillel,  Kleider  und 
„andere  Bedürfnisse  getreulich  ziirückgezalilt.  -  Und  neim 
„mich  das  Schicksal  früher  oder  später  von  Murteii  wegführt, 
„können  es  die  Quittungen  bezeugen,  dalj  ich  trotz  rier  Aus- 
„serslen  Einfachheit  und  der  sparsamsten  Lebensweise,  im 
„eigentlichen  Sinne  des  Wortes  keinen  Heller  davon  ge- 
„bracht"  ^'), 

Die  Behörde,  welche  die  Grundlosigkeit  der  gegen  die 
Lehrer  erhobenen  Beschuldigungen  kannte,  suchte  zu  be-  - 
schwichligen  und  wünschte,  da&  Wegniüller  sicli  die  ihm  und  M 
seinen  Kollegen  zugefügten  Kränkungen  nicht  so  sehr  ziuar, 
Herzen  gehen  lasse,  „vveil  es  nunmehr  nur  die  i-ohen  Aus — ^ 
„brOche  eines  dummen  Pöbels  seien,  gegen  welche  man  Ober— —3 
„all  anzukämpfen  habe  und  daß  er  sich  hierin  getrost  au.^c: 
„die  alljährlichen  ihm  von  der  Behörde  erteilten  guten  Zeu(=Küj 
„nisse.  auf  ilim  stets  erwiesenes  Wohlwollen  und  ihm  lita 
„zeugte  Zurriedenbeit    und  Gewogenheit    berufen    köi 


11 


ähnlichem  Siiiiic  wunl  iimli  d*-!!  tiiidfni  Lehrern  ge- 
schrieben -'). 

Inzwischen  ging  die  Regierung  dumiif  niis,  die  am  I'iitsi^h 
Schuld  tragenden  festzustellen  und  zur  Verantwortimg  zu 
ziehen.  Die  später  sogenannte  Jennerprozediir  war  im  Wachsen 
begrilTen.  Am  1.  Mflrz  ersuchte  ilie  Direktion  der  Zentral* 
pohzei  den  Oberanitiimnn  in  Miirten  "|.  ein  Verzeichnis  der 
Ausländer,  die  direkten  oder  indirekten  Anteil  am  Aufstand 
genommen  hatten,  einzusihirken.  „Comme  il  sera  questinn, 
.heiüt  es  in  dem  Schreiben,  de  prononcer  le  renvoi  de  tous 
„les  etrangers  au  canton,  qui  oiit  participti  ä  la  revolte,  il 
„tie  faui  oubtier  pcrsoime."  Gewisse  Leute  in  Mnrfen  sorgten 
dafür,  daß  wenigstens  die  fremden  Lelu'pr  nicht  übersehen 
wurden  :  so  kam  luicli  Siel)er  auf  da-s  Verzeidmis,  Am 
äl.  April  1S47  erhielt  dann  da^  Oberaml  die  Mitteilung.  da& 
am  7.  desselben  Monates  folgende  Sehulmeister  wegen  der 
Beteiligung  an  den  .leinierereignissen  ihivr  Amtsstellen  ent- 
setzt und  uns  dem  Kanton  ausgewiesen  seien:  der  Zllniher 
Schneider  in  Bni^.  deiWaadtlflnder  Lonp  in  Praz.  der  Zürcher 
Sieber,  die  Berner  Duniel  und  Christian  Bialler  in  Murten-''). 
Am  29.  April  wurden  die  Heiniatseheine  der  Muriner  Lehrer 
dem  Olieramt   zur  Vornahme  der  sofortigen  Ausweisung  zu- 

'  gestellt"').  AUenlings  versuchte  der  Stadtrat,  auf  Antrag  des 
Schulrates,  sich  dagegen  zu  erheben,  indem  er  der  Rogiernng 

I  eine  n^'nfach  un<l  ei[izig  mit  Rücksicht  auf  die  Schule"  ab- 
gefaßte Bittschrift  7.n  (imisten  der  Abgesetzten  einreichte  ^O- 
Die  vom  Schulrat  gewünsditen  Erwflgniigen,  —  „daü  laut  §  29 
„des  Beschlusses  vom  IS.  Februar  1807  die  Schulen  der  Stadt 
„Murten  urnnittellmr  unter  dem  Rate  stehen:  da&  dieser  auch 
„in    der  am  iJl.  Juli  182(1    erlasseiuMi  Schulordnung   für  den 

,   „Bezirk  Murlen.  Art.  t»7,  wiederholt  wird ;  da&  dem  Gemeinde- 

'  „rat  auiier  dem  in  dem  vnni  Staatsrate  a.  18:^5  sanktionierten 
^Statut  die  alleinige  Kom[>etenz  zur  Krwfthlung  und  Abbe- 
„rufung  der  Lehrer  zuerkannt  ist;  dal)  der  Erziehungsrat 
„durch  seinen  Destitutionsbesehluß  sich  einen  willkürlichen 
„ßngriff  in  die  Rechte  und  Befugnisse  des  hiesigen  Ge- 
„nieinderales  erlaubt  hat :  diilj  derlei  Eingriffe  und  Anmaßungen 


—     12 


„die  Selbfltftndigkeit  Her  hiesigen  Scliulbehnrdeii  und  Utr 
^Scluile  auf  eine  Weise  unlei^raben.  die  ein  eiilsdiiedenes 
„Entgegentreten  rorderti" "):  —  wurden  jedwh  in  die  der 
Regierung  eingeschickte  Bittschrift  nicht  anfgenninmen,  da 
der  Wegweisungsbeschlut  unter  Umstünden  diktiert  wor- 
den sei,  gegen  die  nicht  remonstriert  werden  küniie.  Man 
wagte  ehen  nicht,  die  der  Stadtbehörde  zustehenden  Rechte 
zu  behaupten,  weil  man  fürchtete,  es  könnten  daraus  der  Ge- 
meinde noch  weitere  finanzielle  Belastungen  erwaclisen.  Wie 
zu  erwarten  stand,  hatte  die  Vorkehr  dann  auch  keinen  Er- 
folg. Sieber  niusste  Murten  verlassen.  Am  1.  Mai  1S47  be- 
galt  er  sich  nach  Bern  -"),  um  vnn  dort  aus  wegen  seiiwr 
konkordatswidrigen  Venveisung,  wie  er  den  Akt  der  Regierung 
nannte.  Beschwerde  zu  fahren,  sowie  auch  die  Weiterent- 
wicklung der  Dinge  zu  verfolgen  und  abzuwarten.  Er  richtete 
sich  an  die  Regierung  seines  Kantons,  die  von  Freibui^H^ 
tedung  des  Ausweisungsbeschlu.'ises  verlangte '").  Die  Frei- 
biirger  waren  um  Gründe  nicht  verlegen  und  erwiderten: 
«  qne  le  renvoi  du  sieur  Sieber  a  ete  prononce  ensuite  de  I'avis 

*  officiel  que  dans  la  nuit  du  6  au  7  janvier,  il  avait  inarchf 
t  contre  le  gouvernement  avec  la  colonne  des  insurges  miini- 
« toiß.  Un  acte  aussi  reprehensible  dans  un  simple  citoycii 
«  prennit  un  caractere  bien  autrement  grave  dans  un  horame 

*  prepose  ä  l'education    de  la  jeunesse   et  devait    necessoirr- 

*  inent  amener  sa  destitution  et  t^on  expulsion.  Nous  estitnonft 
«  n'avoir  point  outrepasse  dans  la  circonstance  les  limilettik 
<  notre  droit  et  nous  avnns  la  confiance  que  sur  ces  reiiseigne- 
«ments  vous  en  restei-ez  ligalement  convaincu.  Au  reste  les 
■  doleances  du  sieur  Sieber  oiit  d'autant  plus  lieu  de  iimis 
« surprendre  que  si  Ion  eut  procede  ä  soii  ^gard  seion  la 
»  rigueur  des  lois,  il  eut  ete  prealablement  incarcere  et  puili  »"■ 

Damit  erachtete  die  Freibnrger  Regierung  die  Beschwerde 
Siehei-s  als  erledigt.  Audi  seinen  Murtner  Interessen  ging  « 
nicht  besser.  Kaum  hatte  er  dem  Kanton  den  Rücken  ge- 
kehrt, so  brachte  der  Muriner  Schulinspeklor  einen  unter 
dem  Drucke  der  Finanznot  entstandenen  und  von  eia^V  , 
Bürgern  verlangten     Entwurf  einer  neuen    OrganisaÜoi 


—     13    ~- 


Stadtschule  ein.  der  die  Aufhebung  der  Sieber'scheii  Lehr- 
stelle vorsah"^).  Dieser  den  ausgewiesenen  Lehrer  treffende 
Antrag  fand  auch  um  au  eher  die  Genehmigung  des  Stadt- 
rates, als  die  Meisten  der  Freunde  Siebers  entweder  landes- 
flOchtig  waren  oder  in  Freiburg  hinter  Schloß  und  Riegel 
sa&en.  Als  er  vom  Beschhiü  der  Gemeindebehörde  Kenntnis 
erhielt,  richtete  er  an  sie  eine  Zuschrift  ^^),  worin  er  Verwahrung 
gegen  die  in  ihrem  Scho&e  gegen  ihn  ausgesprochene  Ver- 
dflchtigimg,  als  gehöre  er  zu  den  Kommunisten  und  Atheisten, 
einlegte;  zugleich  erklärte  er,  und  darauf  kam  es  ihm  vor- 
nehmlich an,  «seine  Rechtsansprüche  als  Lehrer,  die  auf 
«einem  mit  der  Behörde  abgeschlossenen  Dienstvertrag  be- 
«  ruhten,  trotz  des  Auslreibungsbeschlusses  des  freiburgisclien 
«Staatsrates  gegendber  den  Stadtbehörden  von  Murten  be- 
« haupten  zu  wollen  und  da&  er  sich  fftr  so  lange  als  Lehrer 

<  der  Schule  betrachten  werde,   bis  ein  Abberufungsbeschlu& 

<  erfolgt  sei ».  Der  Schulrat  beschloß,  dieses  Schreiben  Siebers 
ad  acta  zu  legen  und  die  ferneren  Schritte,  die  der  Ausge- 
wiesene zu  machen  fflr  gut  finde,  abzuwerten. 

Eher  als  der  Stadlral  von  Murten  i-s  sich  träumen  ließ, 
kam  Sieber  dazu,  ihm  seinen  Anspruch  in  Erinnerung  zu 
bringen.  Die  Bewegung  gegen  den  Sonderbund  war  in  Fhiß 
geraten,  Sieher  schrieb  ein  Jahr  spflier*'),  in  Bern  nach  Kräften 
gegen  den  Sonderbund  und  für  den  Kanto[i  Freiburg  gear- 
beitet zu  haben,  was  ihm  manches  Kompliment  eingetragen 
hfttte,  namentlich  auch  vom  vorerwfihnten  Chaloney.  dem 
nachherigen  Staatsrat  und  Oberanilmann,  der  nadi  dem 
Putsche  auch  nach  Bern  gezogen  war,  dort  mit  dem  frühern 
Muriner  Lehrer  verkehrte  und  ihn  sogar  zwischen  den  Zeilen 
lesen  ließ,  wie  sehr  man  ihm  dankbar  sein  werde.  Die  Verspre- 
chungen aus  dem  Munde  dieses  Mannes  seien  es  aber  nicht 
gewesen,  die  ihn  zu  seiner  politischen  Tätigkeit  bewogen 
hittten,  sondern  was  er  getan,  habe  er  für  die  Sache  getan. 
In  diesem  Sinne  auch  zog  Sieber  als  FreiwiUiger  mit  den  eidge- 
nö.ssicheu  Truppen  im  November  1847  nach  Freiburg.  Er 
war  unter  den  250  Männern,  die  die  provisorische  Regierung 
wählten.    Deren  Mitglieder,  wie  er  herichlet,    rückten    furcht- 


aaiii  an  uiul  italimi'ii    liami    pomadig  Besitz  von   den  f^iilin'n 

Nach  dieser  politischen  Tat  kehrte  er  wieder  nach  Murtfii 
zurück,  indi-m  er  sich  nicht  mehr  an  die  Ohlen  Erfahrunf^cn, 
die  er  dort  gemacht  hatte,  erinnern  wolltf.  oder  glutibt«.  sie 
hintansetzen  zu  dürfen  zum  Nnlzen  der  Volkssaclie.  die  im 
Kanton  Freiburg  so  sehr  im  Argen  lag.  Allerdings  lialle  fr 
auch  seine  Forderungsrechte  gegen  die  Stadt  zu  walirpn. 
Siehera  Wesen  und  (Charakter  würden  jV'duch  ganz  falsch  he- 
urteill,  wenn  man  annähme,  du&  die  materielk-n  Interessen 
vor  allem  aus  seine  Rückkehr  nacli  Murten  veranla£it  hatten. 
Er  verfolgte  ein  idcalero-s  Ziel.  Der  zweijährige  Aufenthalt  in 
dem  altem  Stfldlchen  hatte  ihm  die  Erkenntnis  gebracht,  dufi, 
wenn  die  freiheitlichen  Bestreitungen  einiger  Mßnner  hei  einem 
Teile  der  Einwohner,  rmmentlich  bei  der  Bdrgerschaft,  keinen 
Anklang  fanden,  der  (Jrnnd  voniehmtich  in  der  Tatsache  zu 
suchen  war,  daß  die  kleinen  Bürger  seit  Jahrhunderten  durch  ^ 
begüterte  Familien,  in  denen  sich  die  Regierungsfähigkeil  ver-      — 

erbte,    von  jeder  Beteiligung  an  ÖfTcnllirhen  Dingen  fern  ge-   

halten  wurden,    und    daß  Andere   mil    jeder    Regierung   zu-  —  ^ 

frieden  waren,  sobald  sie  ihnen  die  Sesselherrsrliafl  sicherte -^ 

Diese  undemok rauschen  Verhältnisse  Murlens  zu  bessern,  wai-^  -m 
die  Aufgabe,  die  sieh  Sieber  zunüchst  stellle.  Zu  ihrer  Lösun|^^  m 
gab  es  nur  ein  Mittel:  die  Preise.  Ab  Manu  der  Tat  mächtig» ^^^ 
er  sich  sofort  ans  Werk.  Am  Neujahr  1848  gründete  er  ein»  m'  - 
Zeitung,  die  erste,  die  in  Murten  gedruckt  ward.  Sie  erhielÄ'^;^ 
den  Namen  «  Der  Wächter,  ein  freisinniges  Volksblatl  >.  De-^^ 
Mui'tner  Schriftsetzer  Kart  Deloseji  flbernalun  den  Druck.  K-^"^"^ 
isl  unmöglich,  festzustellen,  mit  welchen  Mittehi  ilas  BlaV  -^^ 
heransgegebeii  wurde,  auch  nicht,  wieviel  Abonnenten  i_J]^  ' 
fand,  und  ob  die  zum  Bezirke  gehörenden  prolestantische^^^^s^^ 
Dörfer  es  untei-sldtzlen.  Wahrscheinlich  werden  die  FreuntT— ^^ 
Siebers  die  Kosten  be-slrillen  haben,  soweit  sie  niehl  durcm^cz^ 
Abonnemente ,  30  Balzen  für  das  ganze  Jahr ,  gedecfl-  ^^ 
waren.    Vielleicht  auch  glaubte  Sieber,    er    werde,    wenn  ^^ 

wieder  als  Lehrer    urigeslelll    oder    wenn    ihm    die    verlan^^S"** 
Knischadigung    ausgelichtet  würde,    mit    seinem  Gehalt,    (^B  ^^f" 


lö 


seiner  einrachcn  Lebenswoise  mehr  als  genflgte,  das  piiliü- 
zistUclie  Unternehmen  fördern  können.  Sein  Gesuch  um 
WiederansMIung  als  Lehrer  erhielt  aber  bereits  am  23.  Fe- 
hmar  eine  venieiiiende  Lösung,  'indem  der  Gemeinderat  auf 
eine  durch  Sielter  provozierte  Anfrage  der  Regierung  erwi- 
derte, daii  von  einer  Wiederwahl  nicht  mehr  die  Rede  sein 
könne,  weü  die  seiner  Zeit  von  ihm  hDkleidele  Lehrstelle 
nufgehoben  sei'").  Die  ein  Jahr  7.uvor  entstandene  Bewegung 
gegen  die  Schnlmeisler  hatte  .«ich  noch  nicht  gelegt.  Andere 
der  früheren  Kollegen  Siehers  sollten  dem  wegretii'ganisierten 
Lehrer  folgen.  Damuf  lieziig  sich  die  am  2!t.  Mftrz  vom 
■«Wächter»  gebmchte  Notiz ^"|.  daü  gegen  einige  derselben, 
« von  deren  geistiger  Uelterlegenheil  der  eine  und  andere 
«  eifersüchtige  Zopf  sich  ohumSchtig  fOhle,  sich  eine  schflnd- 
"•  liehe  Intrigue  entspinne  >.  Kin  Mitglied  des  Stadtrates  hatte 
«iSmlich  den  Antrag  ge.stellt,  es  seien  alle  Lehrer  al-s  provi- 
sorich  zu  erklären.  Wie  eine  aus  Lehrerkreiseii  stammende 
Korrespondenz  hervorhob,  trug  num  in  gewissen  Hegionen 
immer  noch  den  Glauben  zur  Scliau,  daü  »die  in  letzter  Zeil 
■•  stattgehabte  ^sehr  uatOrliehe  und  gesunde)  Agitation  im  Be- 
"  zirk  Murten  durch  die  an  der  Stadtschule  an^estelllen 
-Lehrer  hervorgerufen  worden  sei  •.  Der  Streit  spielte  in  den 
-"  Goiifedere  »  hinöher,  indem  ein  Muriner  Korrespondent  die 
Behauptungen  des  «Wächter»  zu  widerlegen  suchte  und  den 
Murtner  Lehrern  vorwarf,  data  sie  sich  mehr  mit  Politik  als 
milder  ErfGlhmg  ihrer  BerufspHichten  beschflftiglen ''"l.  Darauf 
antwortete  nicht  nur  die  gesamte  Lehrerschaft  mit  einer  ge- 
pfefferten Enlgegung,  sondern  der  stadtische  Schulrat  sah 
sich  genötigt,  der  Wahrheit  das  Wort  zu  reden,  indem  er  den 
Lehrern  das  im  *  Wßchter  » "")  und  im  «  Conf^döre  » '")  Ver- 
öfl'enllichte  Zeugnis  au.sstellte  und  den  Korrespondenten  als 
einen  gemeinen  und  gehässigen  Ehrabschneider  bezeichnete. 
Trotzdem  war  aber  mit  den  allerbesten  GrOnden  bei  den 
Murtner  Behörden  nichts  mehr  fdr  Siebers  Lehrstelle  auszu- 
richten, auch  ans  den  Gemein dei-echnungen  ist  nicht  ersicht- 
lich, i\a£i  ihm  eine  Vei^Otung  entrichtet  woriien.  Dagegen 
~"    (chloEi  der   R;il.    den    =  Wrtchter »    in    dem    .Sinne  zu    f.V- 


—     16 


dem.  dass  ihm  sämlliche  Inserate  amtlichen  CharaJcters 
übergeben  würden.  Ein  Gesuch  des  Freiburger  «  Confeder^  ». 
des  seit  Neujahr  bestehenden  liberalen  Blattes,  ihm  eine  Un- 
terstützung durch  AklienObernahme  zukommen  zu  lassen, 
ward  abgewiesen,  indem  es  Murten  zunächst  obliege,  den 
, Wächter"  zu  begünstigen"). 

Dieses  Blatt  erschien  jeden  Mittwoch,  Bezeichnend  für 
Murten  ist,  da£i  dort  kein  Exemplar  desselben  zu  tindeii  ist. 
Die  Bibliothek  der  gemeinnützigen  Gesellschaft  zu  Freiburg 
besitzt  68  Nummern,  die  Nunimeni  1.  10.  71 — 77  fehlen. 
37  Nummern,  worunter  die  sieben  letzten,  nicht  aber  die 
Programmnummer,  waren  vor  kurzem  bei  einem  Antiquar  in 
Slans  erhältlich. 

Die  lokalen  Verhältnisse,  unter  denen  die  Zeitung  ins 
Leben  gerufen  wurde,  imrf  die  dürftigen  Mittel,  auf  die  sie 
zählen  konnte,  versprachen  ihr  keine  lange  Lebensdauer,  nb- 
gleich  der  frische  Wind,  der  durch  das  Land  strich,  solche 
L^nternehmen  zu  begünstigen  schien,  und  wie  wohl  Sieber 
seinen  gro&eu  Mut  und  .seine  ganze  geistige  Kraft  daran 
setzte.  Anfänglich  fehlte  es  ihm  auch  nicht  an  Aufmunte- 
rungen. Im  Februar  lobte  ihn  einer:  „Es  gefallt  uns.  Herr 
Wächter,  daß  Ihr  für  das  Volk  schreibt".  Sieber  anlworlele: 
„Es  soll  immer  geschehen.  Viele  sind,  die  es  wnhl  meinen, 
aber  Wenige,  die  ein  Opfer  bringen*').  Ein  anderer  Frei- 
bui^er  Kurrespondent  schrieb  ihm  "*) :  „Arbeite  thfltig  für 
die  heilige  Sache  des  Volke.';.  Vielleicht  bekommst  du  auf 
dei  Erde  den  verdienten  Lohn  nicht,  aber  im  Hinmiel  er- 
hältst du  ein  schönes  Plätzchen :  das  will  i  <ir  schriftlig  gfl". 

Nicht  nur  für  die  Muriner,  .sundern  für  das  deutsche 
Volk  des  Kinitons  liestimmt,  sollte  der  « Wäciiter »  dazu 
dienen,  es  politisch  zu  erziehen.  Erreichte  da.s  Blatt  diesen 
Zweck?  Wer  es  riachliest,  erhält  den  Eindnick,  daü  es  über 
die  Köpfe  der  Gro&zahl  der  Muriner  Leser  hinweg  geschrieben 
war.  Darin  liegt  einer  der  wesentlichsten  Gründe  seines  wenig 
na<;hhaltigen  Erfolges.  Zwar  begrüßte  der  Confed^r^  am  8. 
Januar*-')  das  Erscheinen  der  neuen  Zeitung  mit  den  Worleni 


.N(.i 


sah 


luons  avec  joie  I  appai 


■ition  d'une  feuille 


parei 


itlei 


17 


en  Mairent  les  habitaiits  de  la  partie  allemaude  du  canton, 
[Mjurra  faire  im  bien  itnmensp  an  pays  ».  Indem  es  so  seiner 
Hoffnimg  Ausdruck  gab.  unterlag  das  Freibnrger  Oi^an  wohl 
eiaer  Tflnschiiug,  denn  die  dentschen  Katholiken  des  Kantons 
waren  für  die  Ansichten  und  Bestrebungen  des  Zfln-her  Demo- 
kraten noch  lan^e  nicht  reif.  Dazu  kam  die  geheime  imd 
später  dann  olTene  Opposition  des  Miirtuer  Patriziats,  das 
keine  Gelegenheit  unlienOtzt  lieii,  die  Zeitung  zu  veHfichtigen. 
Am  13,  Januar  schon  suchte  ein  Muriner  Korrespondent  des 
„Coüfedere"  "|  den  „Wftchter"  herunter  zu  machen,  indem 
er  dessen  Redacleur  fftlsdiUclierweise  mit  der  Autorschaft 
eines  in  Mnrten  veröffenthchten  Neujalirgedichts  lieziehtigte, 
beifOgend.  da6  ein  in  so  trivalem  Stile  geschriebener  Ergufi 
sei  „  giiere  propre  ä  eclairer  le  peuple  et  ä  donner  essor  ä 
des  id^es  geuereuses  et  liberales".  Sieber  bestritt,  da£  seine 
Zeitung  mit  dem  fraglichen  Gedicht,  dessen  Text  nicht  er- 
halten ist,  in  irgend  welcher  Beziehung  stehe.  «  Da  man  alier 
„  an  jenem  Produkt  Anstoß  nehmen  will,  schrieb  er  am  19. 
^  Januar*^),  wahrscheinlich  weil  es  die  SonderbQndler  lächer- 
^  lieh  macht,  diese  edelsten  Volksbegiftcker  neuesten  Datums, 
„so  versichert  der  „Wächter",  daß  es  hier  von  einer  sehr 
-„  zahlreichen  Gesellschaft  freisinniger  und  gebildeter  Mfiiuier 
w  mit  der  ungezwungensten  Lustigkeit  wiederholt  gesungen 
,„  worden  ist,  wie  es  sich  denn  überhaupt  des  allgemeinen 
3,  Beifalls  von  Seite  derjenigen  zu  erfreuen  gehabt  hat.  welclie 
T,  Scherz  verstehen.  Gewisse  haihliberale  Feinschmecker  in 
,  Freiburg,  die  mit  den  Wölfen  heulten,  als  diese  den  Ton 
«angaben,  und  eidgenössische  Kreuzlein  auf  die  Brust  hef- 
-teten.  als  man  ihnen  aus  der  Patsche  geholfen,  sind  hier 
,  keine  Autorität ". 

Dieser  erste  Hieb  auf  die  Liberalen  von  der  JustemiUen- 
rasse,  wie  er  die,  seinen  in  sie  gesetzten  Erwartungen  nicht 
entsprechenden  Leute  der  provisorischen  Regierung  nannte, 
sollte  nicht  der  letzte  sein,  hatte  Sieber  ja  schon  i»  seinen 
NeujahrswQn sehen  diesen  , Zöpfen  voll  Lftus'  und  Nüj'  einen 
scharfen  Strfihl,  der  tief  bis  auf  die  Haut  eindringe",  ge- 
wünscht '*). 


Für  die  überall  sich  kundgebenden  freiheitlichen  Bewe- 
gungen in  seiner  Zeitung  energisch  einzustehen,  war  ihm 
ebenso  selbstverslttndlith,  als  die  Fonierimgen  der  Volksreehte. 
der  Volkswohlfahrl  und  die  Notwendigkeit  der  sozialen  Re- 
formen mit  Nachdruck  den  Regierungen  in  Erinnerung  zu 
bringen.  So  niahiite  er  die  Regierung  von  Freibiirg  daran  *^. 
die  Auatrocknung  des  groläen  Mooses  nicht  mehr  langer  hin- 
ausschieben 7.U  lassen,  da  dieses  Werk,  eine  tmab»ehl»are 
Reihe  guter  Folgen  haben  müsse;  in  einem  anderen  Artikel: 
„Sind  die  Armen  auch  Menschen"  ")  schilderte  er  eindring- 
lich, wie  sehr  es  bisher  der  Staat  vernachlflßigte,  der  Gro6- 
zahl  seiner  Bürger  durch  eine  gute  Erziehung  das  Lebens- 
glück zu  sichern.  Aber  wie  könnte  es  anders  sein,  bi-tonle 
er  wiederholt,  wenn  die  Regierung  und  mit  ihr  die  Beamten 
glauben,  sie  seien  nicht  fOr  das  Volk,  sondern  dieses  sei  für 
sie  da.  „Ruft  man  das  Volk  nie  auf.  sich  über  öfTentUche 
Angelegenheiten  auszusprechen",  lie&  sich  ein  Freiburger 
Korrespondent  des  ,  Wächter"  vornehmen,  „so  würdigt  man  es 
herab,  statt  sein  moralisches  Bewußli^ein  zu  heben;  man  pro- 
voziert so  gewaltsames  Ansichrei&en  hartnackig  vorenthaltener 
Rechte;  man  bilde  sich  doch  nicht  ein,  da&  die  Regierung 
lange  ohne  die  Unterstützung  des  Volkes  marschieren  könne: 
anstatt  es  sich  zuzugesellen,  demütigt  man  es.  Aber  der  Gegen- 
stoß wird  nur  um  so  furchtbarer  sein""'),  „Die  Furcht  vor 
dem  Volk  mulä  schwinden.  So  lange  diese,  rief  Sieher  der 
Regierung  in  seinem  Artikel:  „Der  Große  Rat  und  das  Volk" 
zu°"),  nicht  durch  größere  Liebe  zu  demselben,  durch  größere 
Achtung  vor  seinen  Rechten  verdrängt  wird,  wahrlich!  so 
lange  wandeln  wir  den  Irrweg  und  es  Ist  i-ein  unmriglich, 
daß  unser  schwaches  politische  Leben  sich  kräftigen  und  das 
Volk  in  allseitiger  Betätigung  vorwärts  bringen  könne.  Dieser 
höchst  verderbhche  Irrtum,  dessen  Bekämpfung  ihe  Lebens- 
aufgabe demokratischer  Journalisten  sein  muß,  hat  schon 
mehr  als  einer  Regierung  die  vorteilhafteste  Stellung  ge- 
kostet: es  wird  manche  andere  noch  stürzen".  In  jedem  Falle 
aber  dürfe  sich  das  freiburgisclie  Volk  der  in  der  Wahl  der 
Beamten  liegende  Bürgschaft  gegen  Verletzung  seiner  Rö( 


19 


nicht  entschlagen'')-  Sieber  beantragte  deshalb  eine  Petition 
an  den  gro^n  Rat,  um  auf  beförderlichste  Ausarbeitung  eines 
VerantworIlichkeiLsgesetzea  für  die  Beamten,  welches  für  die 
unfähigen  und  schlechten  unter  ihnen  eine  Zuchtrute,  für  das 
Volk  eine  Schutzwehr  sei,  zu  dringen  ^'|.  Ein  Bürger  dea 
deutschen  Bezirks  schrieb  dem  „WSchter"  im  Mai^*|:  pünler 
der  neuen  Ordnung  der  Dinge  haben  wir  Foumier's  Stufen- 
Fegiment  nicht  mehr,  aber  eine  Bureaii-  und  Plätzearistokratie, 
die  zu  einem  Plätzefiatnziat  faktisch  sich  auszubilden  droht. 
Platze  und  Aeinter  werden  nicht  nur  an  Aristokraten  oder 
wenigsten»  an  BOi-ger  vergeben,  die  für  den  Fortschritt  Nichts 
wirken,  sondern  man  zieht  selbst  diejenigen  vor,  welche  unter 
ttllen  Umständen  passiv  sind,  überh&ufte  Geschäfte  haben  und 
überflüssigen  Reichtum  besitzen.  HotTnungnvolle,  tätige,  dem 
Fortsehritt  huldigende  Mftnner,  die  nur  besitzen,  was  sie  ver- 
dienen, werden  nittlil  erhört.  Einige  Justemilieuaner  dagegen 
mOssen  mit  ehrenvollen  Aemtern  überreichlich  bedacht  sein". 
Folgerichtig  kam  dann  Sieber  dazu,  nicht  nur  die  Frage  auf* 
!  zuwerfen  ^) :  „Wenn  ein  Staatsmt  auf  die  Tagsatzung  geht,  be- 
zieht er  dann  auch  noch  während  seiner  Abwesenheit  die 
Besoldung  eines  Mitgliedes  eines  Staatsrates?",  sondern  bei 
Anlaß  der  ersten  Nationalrats  wählen  zu  verlangen;  „  dafe 
vom  Nalionalrat  unbarmherzig  alle  Beamten  ausgeschlossen 
werden  müssen,  wenn  das  Volk  einige  Garantie  haben  will, 
da£i  seine  Repräsentanten  sich  nicht  mit  den  Kantonsmenschen 
idenlißzieren.  oder  mit  andern  Worten,  dafi  seine  Vertretung 
nicht  zur  bloßen  Komödie  werde*"*). 

Von  der  Unerlä&lichkeit  der  sozialen  Reformen  handelnd, 
erklärt  der  Redaktor  des  „Wächter":  „der  politischen  Irr- 
fahrten sind  wir  niQile;  versuchen  wir's,  auf  socialen  Boden 
zu  treten",  '^|  weissagt  aber  '■''),  da&  „die  Bourgeoisie  wird 
nun  allerlei  politische  Reformen  vornehmen  und  genügsam 
die  Steuerruder  des  Staates  ergreifen.  Die  egalitö  und  fra- 
teiTiit^  (Gleichheit  und  Verbrüderung)  ist  ihr  blo&ea  Trugbild. 
Aber  den  Schrei  des  Elendes  überhört  oder  mi&achtet.  den 
Ruf  der  Zeil  verhöhnt  und  eine  Revolution,  —  blutiger  und 
grausamer  als  alle,  wird  das  gesellschaftliche  LOgenwerk  um- 


20 


sto&ei)  und  auf  den  dichgesfleten  Hftuptern  der  Menscliheib- 
verrfiter  das  Reich  der  Freiheit  und  Gleichheit  aufbauen".  — 
nUeber  wie  viele  hlutige  (abgeschlagene)  Köpfe  die  heilige 
Trias,  Freiheil,  Gleichheit  und  Verbrüderung  einherschm'lfn 
wird,  hängt  ab  von  der  Thorheit  und  Zähigkeit  der  Geld- 
aristokratie"  ^"•). 

Es  ist  nicht  gluubwürdig.  daÜi  die  Murtenbieter  diesem 
gewalttätigen  Rufe  nach  sozialen  Reformen  viel  Verstfindüi» 
entgegenbrachten.  Dagegen  ist  gewiß,  daü  die  Sprache,  in 
der  sich  Sieber  und  einige  seiner  Mitarbeiter  ergingen,  nur 
vorübergehend  gefiel  und  schließlich  Anstoß  erregte,  nament- 
lich bei  denjenigen  seiner  Gegner,  welche  der  Ansicht  waren, 
daß  der  hflfliehe  Ton  der  Kraft  der  Beweisführung  keinen  Ein- 
trag tun  könne.  Es  war  eben  die  Qberschwflngiiche  Sprache,  lü» 
schon  in  Wetzikon  Anlaß  zu  Klagen  gegeben  hatte.  Er  mehle 
zwar''),  sich  jener  Ruhe  zu  befleißen,  die  dem  Volkslehrer, 
der  natürlich  über  die  Flegeljahre  hinaus  sein  müsse,  wohl 
erlaubt  sei.  Seine  Gegner  glaubten  aber  diese  Ruhe  in  der 
von  ihm  gefährten  Polemik  nicht  zu  finden.  Der  ,Cw 
fed^r^"  z.  B.  beklagte  sich  bitter"'):  „On  se  rappeUe  qu'i 
l'occasion  de  la  nouvelle  Constitution  fribourgeoise  nous  avou 
voulu  diacuter  principes  avec  la  Sentinelle  moratoise  („  Wflib- 
ter");  on  nous  a  ril'pondu  par  des  sottises;  on  nous  a  ti&it^ 
d'äne,  de  b^Ittre,  de  jusle-milieu.  d'öleve  des  j^suites.  etc. 
Depuis  lors  il  n'est  pas  de  nuni^ro  du  „Wächter"  oü  iifflB 
n'ayons  et^  injurie;  il  est  vrai  que  nous  n'avons  po»  et^  seul 
en  butte  aux  attaques  de  cet  obscur  Journal :  le  gouvemement 
la  Di^te,  enfin  tout  ce  qu'il  y  a  de  plus  respeclable  4  FH« 
bourg  et  en  Suisse,  en  ont  eu  leur  large  part  ".  Obwohl  dieser 
Auslassung  des  Regierun g^organs  der  Vorwurf  zu  übertreiben 
nicht  erspart  werden  kann,  so  ist  doch  zuzugeben,  daß  Sie- 
her»  hohe  Meinung  von  sich  selbst  ihm  nicht  immer  gestaltete, 
die  Gegner  richtig  zu  würdigen,  wie  sie  auch  diese  oft  vw- 
hiiuierte,  ihm  gerecht  zu  werden.  Die  Zeitungsfehde  nahm 
im  Laufe  der  Zeit  eine  solche  Verbissenheit  an.  da£  er  box 
wenigsten  mit  den  Worten  wählerisch  war.  So  richtete  er  an 
den  Gonfedere  die  Frage;     _PaDi  auf!   —  In  einem  der  auf- 


21     - 


gehobenen  Klöster  gedenken  sie  ein  Nairenhaus  einzuri^ten. 
Was   sagst    du    dazu  ?„*■")     und    schiieb   er   im    Artikel^"): 
^Offizieller   Biindesjubel "     von    den    Murtner    Bürgern ,   von 
denen    namentlich    die    mit    Aenitein    bedachten    seine    An- 
sichtfo    Ober    das    Verfassungswerk    nicht    teilten:      „  Lustig 
isl's,  wie  der  Spiefe  in  jedem  Mistkäfer  sein  Portrait  erkennt, 
wie  er  schäumt  und  wütet  Qber  andere,  nattlrlich  überlegene 
Kräfte,  die  an  seiner  Schlafltiütze  zupfen.   Wie  der  Spie£i  in 
dieser  Beziehung  der  personifizierte  Blftdsinn  ist,  so  die  per- 
sonifizierte Gemeinheit   rücksichllich    der    politischen    Grund- 
satzlosigkeit".    Seine  zur  provisorischen  Regierung  stehenden 
Gegner  bezeichnete  er  als  Schafskopfliberale,  Quarlalzapfen- 
ritfer,  als  charakterlose,  feige,  durch  und  durch  korrumpierte 
Liberale,    mit    denen    er    möglichst   selten  zusammenkommen 
werde  und  dann  nur.  um  sie  wie  lästige  SchmeiEifliegen  auf 
die  Seite  zu  schlagen "").  Da&  dadurch  die  Gegner  sich  zu  Ei^ 
widerungen    hinrei&en  lieD^n,    die   nur  durch  grobe  Sprache 
sich  auszeichneten,  oder  die  seine  Fähigkeiten  sowohl  als  seine 
diieigennützigkeit  in  Frage  stellten,    war    unvermeidlich.    So 
erwuchsen  ihm  überall  Feinde,  die,  als  sie  ihm  mit  der  Wahr- 
tieit  nicht  beikommen   konnten,    zur   Lüge   Zuflucht  nehmen. 
Die  Gründe,  die  in  dieser  Sachlage  ein  greifbares  Ergeb- 
■ni-s  seiner  Tätigkeit  verunmöglichlen,  suchte  er  nicht  in  sich, 
^sondern  in  der  mangelnden  Volkserziehung,  über  die  er  sich 
in  einer  Weise  ausließ,  die  nun  allerdings  zeigte,  daß  er  als 
%Qchtiger  Schulmann  die  Mängel  des  damaligen  Schulwesens 
■ichtig    erkannt  hatte.     In   einem  Artikel,    betitelt     „Volkaer- 
aiehung  im  Umkreise"  sagte  er"'): 

„Was  sind  die  Früchte  des  Schulunterrichtes  ?  Zum  Haus* 
gebrauch  etwas  Lesen,  Scbreilien  und  Rechnen;  dann  Bil>el- 
geschichte  und  Dognieidehre.  Alles  andere  wird  mit  entschie- 
denem Mi&trauen  behandelt.  Schon  das  Gedächtnis  des  Schul- 
kindes wimmelt  von  überirdischen  Gegenständen,  deren  Ver- 
ständnis. Annehmen  oder  Verwerfen  erst  dem  reiferen  Mannes- 
verslande  vorbehalten  sein  kann.  Statt  sorgfältig  fOr  die  Ver- 
mittlung der  innern  mit  der  äu&eren  Welt  zum  lebendigen 
i  für  die  sittliche  Schönheit  ausgehildet  zu  werden,  mu& 


22 


sich  das  Gefohl  mit  einer  bleisdiwereii.  miljegriffenen  Theo- 
loRie  eindrücken  lassen.  Daher  jene  traurige  Rohheit,  die  einem 
so  oft  entgegentritt:  (üe  Freude  an  Vßllerei,  Zulenn-ißerei. 
Schl^hAndelt)  «nd  Tierquuleii.  die  NaclilflJaigkeit  der  E^ 
ziehung,  die  Ähstiimpfung  gegen  Nnlur  und  Kunst,  ^e^en 
Fnmilieii-,  Gemeinde-  und  Staalslelien.  Wie  kann  der  jiui^e 
Mensch  die  Natur  liehen,  die  Leiden  dea  Tieres  mitffihlen 
lernen,  wenn  Niemand  in  diese  Welt  ihn  einfohrt.  ihm  seinen 
Platü  lind  Beruf  in  ihr  gezeigt  hat,  wenn  er  Gott  nur  aU 
eine  Ah»traktion  aus  dem  Katechismus  kennt,  dessen  geist- 
loses Auswendiglernen  ihn  noch  jelzt  als  unaiif^enehine  Er 
iiinerung  verfolgt?  Wie  soll  er  sich  für  Gemeinde  und  Staat 
interessieren,  die  er  fast  nur  aus  dem  Erscheinen  der  PoÜMi 
kennt?"  «Für  die  Republik,  wo  jeder  Bürger  an  den  Öffent- 
lichen Geschäften  teilnimmt,  ja  ku  Acmlern  jedor  Art  be- 
rufen werden  kann,  daher  ein  gesundes  Urteil  und  mancheilä 
Kenntnisse  he^itKen  muiä,  meinte  er  ein  ander  Mal,  iat  eio 
gutes  Schulwesen  die  Haiiptbedingung  besserer,  erfreulidier 
Zustände.  Wenn  alte  urteilsfähig,  gut  und  tälig  sind,  so  ^nij 
sie  auch  frei,  und  aus  ist's  mit  jeder  Bedrückung  weltlieiitf 
und  geistlicher  Aristokraten^^"),  Ralioneile  Erziehimg  sflinl* 
lieber  Volksklassen  ist  die  einzige  feste  Basis,  auf  welcher 
die  Democratie  in  schöner  Gestaltung  sich  zu  heben  m* 
mag"«'"). 

Von  dem  neuen  ScJiulwesen  versprach  er  sich  jedoch  im 
allgemeinen  nicht  viel  gutes,  weil  die  Tagsatzung  das  Weaent> 
liebste  vergessen  habe,  nämlich  das  Erziebuitgswesen  unter 
Bundesauf sieht  zu  stellen  *'), 

In  einer  Reihe  von  bemerkenswerten  Aufsätzen  legte 
Sieber  seine  Ansichten  über  den  Stand  der  freiburgischpn 
Volksbildung  und  die  Mittel,  ihr  aufzuhelfen,  nieder  *"•).  Ein 
Schulinspektor  soll  ihm  von  der  Schuljugend  des  Sensebe- 
zirkes  geschrieben  haben:  „Die  Jugend  tritt  mit  reinem  Herwn. 
mit  lebendigem  Bildungstrieb  in  die  Schule,  Wie  .selten  weil 
man  aber  in  der  Schule  diese  guten  Eigenschaften  zu  t*- 
tätigen !  Wie  oft  wird  nicht  darin  die  Jugend  verdorben,  statt 
gebildet.     Bis  jetzt  verfolgt  man  keine  Entwicklung,  son<i 


23 


gemile  das  GegeiUoil.  i'lii'ri  um  ciin'  geistige  und    moralische 
Versuiikeiiheit  herljfiziifOliien.   —  Bis   jetzt  waren  die  Schu- 
selbst    viel    zu    schlecht    idierwacht ;    viele    wurden    oft 
lirend    des    ganzen     Jahres     weiler    vom     Pfarrer    noch 
I  der  Ortsheiiörde  besucht.     Der   Lehrer  blieb   sich    selbst 
fiberlaseen.  —  Die    Scbulen    ermangeln    durchaus    passender 
Lehrmittel,  inflividueller  wie  allgemeiner.    Da  die  Kinder  das 
Schuhnalerial  selbst  anschatüen  müssen,  so  kommt  es  manch- 
mal vor,  daß   hülMose  Arme    während    ganzer   Monate    ohne 
das  Notwendige  sind,  ohne  Schulbücher  und  .Schreibniaterial. 
__Po  versitzen  sie  denn  die  kostl>arsle  Bildungsmt  im  Nicht.s- 
,  schlafen  aucii  häutig  auf   den   halten    Bänken    ein.     So 
^wohnen  sie    sich    nn    die    Trftgtieil !     Lehrer    und    Schüler 
lrro»4ten  in  Gleichgültigkeit   und  Dunmiheit.  und  die  Schule 
I  stationär.  —  Den  deuUchen   Schulen   namentlich   man- 
I  durchaus   gute  Lehrkräfte.     Die  jetzigen    Lehrer    unter- 
sten gleichsam  gezwungen,  mit  einer    Unbeholfenheit,    die 
ihrerken  verursachen  mu&  ;    sie  haben    keine    innige  Cber- 
IBguiig  von  der  guten  Sache  ;   oft  selkst  sind  sie  nicht  ein- 
I  von  der  Wichtigkeit  ihres  heiligen  Amtes  durchdrungen." 
Was    Wunders   übrigens ,    wenn    man    hört .    wie    die 
ihrer  gestellt   waren :     „sie    sind  fiufeerst   schlecht  besoldet, 
I  das  winzige  Einkommen  wird    ihnen    zudem    noch    sehr 
^eimflßig  verabreicht.     Es   gibt   Lehrer,  die   ihre    Besol- 
mg  noch  von  zwei  vollen  Jahren  zu  fonlern  haben;  andere 
genötigt,    dieselbe    von    Haus    zu    Haus    zu    erbetteln, 
^le  Gemeinden  gel)en  weder  Wohnung    noch    Holz.     Viele 
iiulhAuser  sind  dumpf,  eng  und  schlecht  beleuchtet."    Wie 
hätte  unter  solchen  Umständen  der  Ruf  Siebers  gehört  wer- 
den können  :  „Es  ist  eine  der  heiligsten  Aufgaben  der  Jugend- 
lehrer,    in   den   Kindern    die   Klamme    der   Begeisterung   für 
Recht  und  Wahrheit  anzufachen  und  ernstlich    zu    betätigen. 
Durch    die  Ausbildung   und  Kräftigung   dieser  Eigenschaften 
feilen  sie  in  praklisdier  Hinsicht   am   Gewissesten  für  die 
mukratie,  die  nur  auf  fiecht  und  Wahrheit  beruhen  .soll"  "*'), 
Als  endlich  nach  langem,    für  den  ungeduldigen  Schul- 
Klim  viel  zu  langem  Hinausschieben  der  Entwurf  des  Hchnl- 


gesetzes  herausksm.  lOgte  er  das  kleinliche  und    pedantiscliel 
in  demselben,  das  von  jener   unglOckUchen.    in    den    Kflpfea^ 
steckenden  Idee  des  Polizeistaales  konime,    von  jenem    unse- 
ligen Müstrauen  gegen    das    Volk,    von   jener   Staatsmaxlme, 
das  Volk  väterlich  zu  i-egiereri,  anstatt    es  an   freien  Inslitu« 
lionen  grolj  zu  /.iehen  und  allmähtig    /.um    verständigen    Ge-  J 
hraiich  seiner  Freitieit  zu  hefflhigen.   Vieles,  die  Lehrerschaft  1 
betreffend,  lag  ihm  nicht   it'cht,    weil    es   sie    allzu  -sehr  derj 
Willkür  der  Oberbehörden    aussetzte.     Namentlich    nahm 
Anstoß  an  den  im  Entwürfe   vorgesehenen  Prfimien  für  aus>l 
gezeichnete  Lehrer  *').  „Die  wirklich   ausgezeichneten    LelirerT 
werden  dieses  Prämien  Unwesen  einstimmig  verwerfen,  meint! 
er ;    es  bringt  keinen  Vorteil,  dagegen  den  Nachteil,    daß 
Speichellefker    eraieht  I"  —  Die    Prämien    erinnern  ihn  allzu 
sehr  an  Industrieausstellung  und  Vielizdchlerei  *"  ■)  ;  sie  sind'l 
ein  Hohn  auf  die  WOi"de  des  Lehramtes. 

Dringend  bat  Sieber  den  Groüien  Rat  um  EinfOhrungl 
des  Grundsalzes  allgemeiner,  f(lr  alle  Schulen  ohligatorischerl 
Lehrmittel:  dies  sei  von  unendlich  großer  Bedeutung.  L^ndf 
dann  der  nichtwOrdig  minime  Slaatsbeitrag ;  15000  Franken] 
für  das  gesamte  Primarschulwesen !  Ihr  werdet  sehen, 
kßndele  er,  daß  Ihr  die  Gemeinden  kräftiger  unterstützen  müßt. 

Bisher  war  den  Lehrern  auch  nie  Gelegenheit  geboten 
worden,  einen  zureichenden  Bildungsgrad  zu  erwerben.  Von 
der  im  Entwurf  in  Aussicht  genommenen  Lehrerbildungsan- 
stalt, erklärte  Sieber,  sie  werde  ihren  Zweck  nicht  erreichen ; 
dagegen  wün-schte  er  Verbindung  mit  Bern  oder  Waadt  durch 
Konkordat,  weil  vorläufig  wolfeiler  und  besser'*^).  „Wiewohl 
müßte  es  übrigens  den  jungen  Leuten  Ihun,  die  ganze  Ge- 
nerationen bilden  und  besser  bilden  sollen,  wenn  sie  ander- 
wärts in  gesunderer  Luft  freien,  frischen  Sinn  einatmen 
konnten."  Die  Gnindlwdingimg  "")  jede»  erfi-eulichen  Auf- 
schwunges im  Schulwesen  seien  nebst  rationellen  und  obliga- 
torischen Lehnnitteln  tüchtige,  d.  h.  geistig  regsame  und 
unabhängig  und  methodisch  befähigte  Lehrer,  derer  äußi-re 
Stellung  natürlich  in  jeder  Beziehung  würdig  und  der  Wieb- 
tigkeit  der  Aufgabe  entsprechend  >ein  müsse.    Daraus  keime 


25 


alles  andere  wie  von  selbst  hervor,  „wenn  In  der  Lehramts- 
srhule  Lehrer  wirken,  die  aufopfernd  dahin  arbeiten,  daüi 
ans  ihr  ein  Geschlecht  hervorgehe,  das  mit  der  Erleuchtung 
auch  die  Warme  für  alles  Edle  und  Gute  mitbringt,  und  das 
dessen  Verwirklichung  zur  Aufgabe  des  Lebens  sich  macht"  "'•'). 
Sollte,  was  man  anderwärts  in  schönster  Fölle  erreicht,  nicht 
auoh  im  Kantun  Freiburg  möglich  sein'*'"')? 

Doch  zögerte  da.-i  Schulgesetz  über  die  Massen,  das 
Licht  der  Welt  zu  erblicken  ;  da  fuhr  Sieber  in  herlwn  Worten 
los :  „Behörden,  die  den  alten  erbännlichen  Zustand  nur 
noch  einen  Tag  länger  dulden,  mdssen  ebenso  fluchbeladen 
vor  der  richtenden  Zukunft  erscheinen,  als  diejenigen,  die  ihn 
mit  berechneter  Schlechtigkeit  herbeigeführt  haben.  —  Ein 
im  Volksschulwesen  verlorenes  halbes  Jahr  ladet  aber  min- 
destens fünf  Strafjahre  im  politi-schen  Fegfeuer  auf  den 
ROckeii  der  Scimldigen"  "'). 

Sein  mahnender  Ruf  ward  nicht  gehört.  Das  endlich 
publizierte  Gesetz  brachte  dem  Schulmanne  bittere  Enttäu- 
schungen. An  andere  Schul  Verhältnisse  gewöhnt,  fand  er  in 
ihm  namenthch  keine  Gewähr  dafür,  da&  es  zu  einem  krOf- 
tigeii,  »eibständigen  und  charakterfesten  Lehrerstand  führen 
■werde.  Ohne  einen  solchen  seien  alle  Gesetze  und  Dekrete 
fürs  Schulwesen  Makulatur.  Auch  sei  die  ganze  AulFassung 
cies  Gesetzes  von  der  Stellung  der  Lehrer  zu  den  Behörden 
"Verfehlt  und  werde  Knechte,  Augendiener  und  Heuchler 
erzeugen. 

Wie  mit  seinen  Ratschlägen  für  das  Schulwesen,  er- 
%!ing  es  Sieber  mit  seinen  poUtischen  Wünschen  und  Anträ- 
gen. Die  leitenden  Männer  in  Freiburg  brachten  ihm  nicht  nur 
Kiicbt  das  nötige  Verständnis  entgegen,  sondern  er  war  auch 
«Jurch  seine  mit  der  klerikalen  Bewegung  im  Kanton  zeitlich 
atusammenfallende.  immer  mehr  gegen  die  Regierung  sich 
richtende  PoHtik  eine  sehr  anrüchige  Person  gewonlen. 
I)ak  unter  solchen  Umständen  sein  Ruf  für  die  Gleichbe- 
«■echtigung  der  deutschen  Sprache,  für  größere  Zuverlässig- 
keit der  deutschen  Gesetzestexte  und  rechtzeitige  Bekannt- 
ibung  der  Entwürfe  z.  B.  wirkungslos  verhallte  "**).  lag  um 


i 


26     — 


sn  mehr  auf  der  Hand,  als  iiicIiL  nur  die  deuUchen  Abgp- 
(irdiielen  ihn  darin  nicht  untßrr^UUzten,  sondern  auch  (tie 
Deutschen  üherhaupl  wegen  der  Hatlung  der  Gro&rAte  ilcs 
SensebezirzK  in  Freihnrg  schlecht  angeschrieben  waren.  Hier 
hatte  der  Wind  der  Unzufriedenheit,  der  von  Murten  her 
kam.  die  Verstimmung  gegen  die  Deutschen  vertieft  Sicher 
schüttete  öl  ins  Feuer,  indem  er  einerseits  die  ausnahms- 
weise (einseitig  konfessionelle  und  lokale)  Stellung,  welche 
die  Muriner  Deputierten  seit  IS30  einnahmen,  tadelte  iinil 
ihr  Aufgeben  verlangte,  um  einer  rein  politischen  Platz  zu 
machen  ""),  und  anderseits  der  Regierung  vorwarf,  sie  wo!!* 
dem  Volke  das  Licht  der  Sonne  entziehen,  ihm  freies  FVfl- 
fen  und  Forscheu  verkümmern,  jedem  edleren  Streben  Tör 
und  Tor  vei-scidie&en.  ihm  Steine  statt  Bi-ot,  Scorpioneii 
slalt  Fische  vorwerfen.  Wer  das  tue.  sei  ein  Feind  dir 
Republik,  ein  Verrater  der  Freiheit :  sei  er  ein  Prfllnt  oder 
ein  Deniagog,  ein  Konservativer  oder  ein  Radikaler.  Furl 
mit  ihm  '■"'■)  !  Der  Confödere  aber  gab  der  Lage  mit  fnl- 
genden  Worten  Ausdnick  : 

«  Le  plus  grand  calme  regne  dans  ies  districts  frant;«* 
du  cantoii :  il  n'y  a  d'agitation  que  dans  la  partie  alleinando, 
surtnul  dan«  le  district  de  Mnrat,  grilce  aux  uienees  de  ipiel- 
qiies  ^trangers  peu  digiies  de  Ihuspilalite  que  nutre  eaiiton 
leur  aecorde.  Les  districts  de  la  Singine  et  du  Lac  Äont 
r4ellement  un  embarras  |iour  notre  ranton ;  ret  embarras,  il 
n'y  aurait  {ju'un  moyen  de  le  faire  dis|>arallre:  la  rfiforme 
du  pacte  '".  Gleichzeitig  veröffenllichle  der  Conf^M  eine 
Artikelserie  Ql>er  diesen  sehr  wichtigen  Gegenstand,  aus  der 
hervorzuhelwn  ist  '')  :  „Selon  nous.  —  il  y  aurait  enci>re 
une  autre.  non  moins  importanle  qnestion  A  n^oudre, 
ce  serait  celle  de  savoir  s'il  ne  convieudrait  pas  d'apportfir 
&  la  division  du  tenitoire  de  la  Suisse  en  22  cantons.  le« 
changements  que  l'experience  des  temps  a  dämonlrte  nicw 
saires.  Gelte  question  na  encore  et^  touchee  par  personne 
avant  nous.  —  Mais  avant  d'entrer  en  matiöre  .«iir  cell* 
que-ition,  nous  devons  reijainer  contre  l'interpretation  (pw 
l'on  s'enl  pln  ä  domier  a  une    phrase    de   uolre    domier  HU- 


27 


macl 

inleii 

Morr 

I  plus 

nous 


m^ro".  In  Miirten  war  näinlkli  einigen  Anliflngem  der 
ftegieriing  der  Satz  aufgffaUen,  dalt  die  deutschen  Bi^zJrlic  des 
Sees  und  der  Sense  der  Entwicklung  des  Kantons  nur  liinderlich 
aeien.  Sie  unterüe^n  nicht  die  Hc<laktion  aufmerksam  zu 
machen,  daß  maii  peinlich,  heröhrt  sei.  Diese  erklärte  nun : 
luus  avouons  que  le  mot  <  embarras  >  est  un  peu  vague  et 
it  donner  Ueu  ä  Interpretation.  Mais  on  a  cru  que  nous 
mettre  sur  la  meine  ligne  les  denx  districls  [larlant 
allemand  :  or  nous  devons  declarer  qne  tel  n'a  pas  ele  iiotre 
Intention  et  que  nous  sommes  loin  d'attribner  au  districl  de 
Mural  tuut  entier  les  excwitricitfe  de  tel  nu  tel  ecrivailleur 
plus  Oll  nioins  interesse  ä  agiler  le  pays,  L'embarras  dont 
nous  voulons  parier,  se  rattache  a  un  tont  autre  ordre  d'i- 
ä&es;  et  ce  n'est  que  quand  nuus  uurons  expose  notre 
itßme  de  reconstitution  cantoiiale  de  la  Suisse  que  Ton 
irra  bien  cuniprendre  ce  que  nous  avuns  voulu  dii'e".  Der 
luch  des  Cunri^dere,  das  unglQckliche  Wort  ■  emhtirras  > 
idgerechl  zu  machen,  lautet  so :  „Nous  avons  la  convic- 
qu'un  remaniemeut  de  la  carte  de  la  Suisse  est  ahsolu- 
;ot  necessaire  et  que  cette  nöcessit^  resulle  des  ditferences 
profondes  qui  säparent  ceilaines  populations  que  les  Irait^s 
de  1815  ont  reunies  aous  un  mßme  gouvernement  (waren 
Sense-  und  Seebezirk  nicht  vordem  liereits  freiburgisch  ?) 
Ces  difTerences  ont  foit  iiaitre  des  antipathies  dont  nous 
avoiis  pu  apprendre  ä  connaitre  les  fächeuses  cons^quences. 
Les  troubles  qui,  a  plusieurs  reprises,  ont  agit^  le  Jura  her- 
nois.  n'avaienl  pns  d'autre  cause.  —  11  eii  est  de  infme  de 
la  partie  allemande  du  canlon  de  Friboui^  et  c'est  pour  cela 
que  nous  avons  dit  que  le  diafrict  allemand  et  celui  de  Mo- 
rst i^taient  un  veritable  embarras  pour  notre  canton.  — 
Conmie  on  voit,  les  traites  ont  reiini  des  populations  entre 
lesquelles  les  moeurs,  les  lois.  la  religioii,  tnais  surtout  la 
langue,  avaient  etabli  en  quelque  sorle  un  miir  de  separa- 
C'est  la  un  mal  grave  auquel  nons  devons  remedier. 
it  ce  que  nous  proposons  de  faiit>  au  nioyen  d'^changea 
terriloire  entre  certains  cantons.  D'abord  on  separerait  du 
de  Berne :    1)  tout  le   Jura    fiant^iis.    c'est-ä-dire    les 


districts  de  la  Neuveville,  de  Courtelary,  de  Montier,  des 
Franches  Montagiies,  de  Porrentmy  el  de  Delenioiit,  formant 
une  popiilatioii  de  71000  ämes,  qui  seraieiit  r^uiiiä  au  cantoii 
et  republique  de  Neiirhfitel :  2)  le  district  (alleiDaiid)  de 
Laufon.  peuple  per  5.294  habitants  catholiqiies,  que  Von 
joindrait  au  canton  de  Soleiire.  Le  cantoii  de  Beriie  recevrait 
eil  conipensatioii  :  1)  toute  la  partie  alleinaride  du  canton  de 
Fribourg,  aoit  le  district  allemand  et  le  district  de  Moral, 
sauf  le  Vully,  c'est-Ä-diie,  une  population  de  24.000  Arnes 
euviron  ;  le  district  protestant  de  Bucheggberg  dan-s  le  can- 
ton de  Soleure,  peuplä  par  6.000  habitants"....  "|. 

AulTallend  ist.  daß  Sieber  diese  Ausführungen  nicht 
aufgi'ifr,  iini  mit  ihnen  die,  wie  wir  sehen  werden,  im  Muj' 
tenbezirk  aufti-elenden  Trennungsgelüste  zu  unterstützen. 
Man  wird  wol  sein  Stillschweigen  damit  zu  erklären  haben, 
da&  tT  die  Cbelstände.  welche  der  Confedere  hervorgehoben 
hatte,  weniger  durch  eine  Umgestaltung  der  Kantonsgrenzen, 
als  durch  die  einheitliche  RepubUk  einerseits  und  durch  die 
Hebung  der  pulitischeu  Bildung  des  Volkes  anderseits  be- 
.seitigen  wollte.  Ln  betreff  des  Kantons  F'reiburg  namentlich 
entsprangen  für  den  Muriner  Demokraten  alle  das  Land  in 
Unruhe  versetzenden  Konflikte  nicht  nur  ans  der  schädlichen 
Einwirkung  der  Geistlichkeit,  sondern  hauptsachlich  aus  der 
mangelnden  politischen  Bildung  des  Volkes.  Neben  der 
Presse  sah  er  nur  ein  Mittel  dieser  aufzuhelfen :  die  Volks- 
vereine. Indem  er  in  Murteii  den  „Wächter"  ins  Leben  rief, 
trieb  er  auch  zur  Gründung  eines  solchen  Vereins.  Alles 
für  das  Volk  durch  das  Volk  war  dabei  sein  Wahlspruch  ''), 
„Wo  die  Regierung  und  ihre  Anschauungs-  und  Handlungs- 
weise im  Volk  wurzelt,  wo  es  sich  mitinteressierl  weiß  Ijei 
jeder  Vorkehr :  —  wo  jeder  dem  andern  gleich,  keiner  be- 
vorzugt ist  :  wo  die  Leiter  des  Staates  nicht  Herren  und 
Gebieter,  sondern  Diener  des  Volkes  sind,  wo  alles  für  das 
Volk,  mit  dem  Volk,  und  durch  das  Volk  geschieht,  da 
glaubt  der  Wächter,  entstehen  solide  Zustande  und  feste 
Däiniiie  gegen  das  nimmer  ruhende  Fluten  der  Reaktion* 
-auch    ohne    staalsklnge  PraventivmaJjregeln" ,    dun 


Amtsdauei'  nach  Wahlen,  die  oft  ein  Ergebniß  dps  Augen- 
blicks sind,  und  durch  „starke  Regierungagewalt.  Mit  Leib 
und  Seele  in  und  mit  dem  Volke  und  fßr  dasselbe  leben, 
das  sei  die  Aufgabe  seiner  höchsten  Beamten".  „Diese  For- 
derung, ließ  sich  ein  Gleichgesinnter  aus  der  Hauptstadt  ver- 
nehmen '*  ')■  darfst  du  noch  oft  wiederholen,  bis  sie  von 
allen  Übelhörigen  vei-standen  wird.  Sie  legen  sich  schon 
auf  die  trage  Haut,  wie  wenn  bereits  schon  Alles  getan 
wäre.  Sieht  man  aber  genauer  nach,  so  stecken  wir  noch 
bis  über  die  Ohren  im  alten  Morast.  Denn  unsere  Aufgabe, 
die  sittliche,  geistige  und  materielle  Erhebung  unseres  Vol- 
lst nicht  (las  Werk  eines  Vierteljahres".  Was  der 
Vflchter"  namentlich  verpfinte  '" ''),  das  waren  die  politi- 
I  Schmausereien,  nach  denen  man.  wenn  der  Dampf 
des  Weines  verflogen  sei,  in  trfigem  Nichtstun  dahinlungere. 
Auch  berichtete  der  *  Nouvelliste  vaudois  >  '* '),  „in  Frei- 
burg treten  die  Bedürfnisse  des  Landes,  die  Dringlichkeit  der 
Lage  zurück  vor  dem  Wunsche  eines  Deputierten,  heim  zu 
gehen,  um  Weib  und  Kinder  zu  umarmen,  nachdem  er  — 
zwei  Tage  fortgewesen  I  In  Freiburg  ist  es  einem  guten 
BOi^er  unmöglich,  sich  während  vier  Tagen  unausgesetzt 
den  gesetzgeberischen  Arbeiten  zu  widmen  ;  in  Freiburg 
vertagt  man  sich  vor  einem  Feste,  man  vertagt  sich  vor 
einem  Markt,  man  vertagt  sich  bei  jeder  Gelegenheit".  Diese 
gewiß  übertriebene  Schilderung  der  gesetzgeberischen  Un- 
tÄiigkeit.  über  die  er  sich  übrigens  oft  beklagte,  spornte  Sie- 
ber aber  zu  erhöiiter  Tätigkeit  an. 

Bei  der  Bildung  eines  Volksvereins  in  Murten  konnte 
er  nicht  stehen  bleiben.  Er  bemühte  sich,  solche  auf 
dem  Lande  zu  gründen  '*).  Ihnen  maß  er  eine  große  Be- 
deutung für  Murten  bei,  wie  er  in  berndeutscher  Mundart 
dartat  "):  „Im  Bezirk  Murten  hei  so  Vnlksverein  (io  ne 
andere  Nutze :  d's  Landvolk  het  gege  d'Stadt  geng  es 
g'wüsses  Mißtrauen.  Wenn  de  der  Bur  Sbe  immene  settige 
Verein  frei  si  Meinig  darf  sftge  und  sis  Wort  de  andere 
Mitgliedere  und  de  andere  Volksvereine  im  Kanton  g'fallt, 
muß  de,  wenn  der  Bur  g'^^ehl,  daß  das  o  öppis  gilt,  was 


30 


er  seit,  li's  verschwinde:  d'E  Mi&liaiieinigkeil,  die  Qsem  Be- 
zirk so  noth  thuet,  wird  dadurch  herg  stellt,  und  i  glaut>e. 
da&  der  Bezirk  Murteii  uf  da  Weg  stark  wird  uud  daü  er 
großes  leiste  clia." 

Versammluiigeu  des  Volksvereins  wurden  auf  dem  Lande 
abgehalten  ;  ihre  Erfolge  scheinen  aber  keineswegs  nachhal- 
tige gewesen  zu  sein.  Wenn  auch  anfflnglich  reger  Eifer 
gezeigt  wurde,  so  erlahmte  er  doch  bald  vor  der  Ergebnis- 
losigkeit der  Täligkeit  der  Vereine.  Daß  die  Freiheitsbfiume 
im  Murtenbiet  umgehauen  wurden,  als  der  Gro&e  Rat  dem 
Volke  die  Abstimmung  Hlier  die  Verfassung  entzog,  war  wol 
geeignet,  der  gesetzgebenden  Behönle  zu  zeigen,  was  die 
Murleiibieter  von  ihr  hielten,  aber  viel  war  damit  nicht  er- 
reicht. Im  Laufe  der  Zeit  ti-at  auch  an  den  Tag.  da£ 
Manche  mit  der  rücksichtslosen  Draufgängerei  Siebers  nicht 
einverstanden  waren  und  da£  ein  großer  Teil  des  Volkes 
sowol  nichts  tat  für  die  Verwirklichung  seiner  in  Vielem 
der  Zeit  voraus  eilenden  Bestrebungen  als  auch  keinen  Sinn 
hatte  für  die  von  ihm  angestrebte  konsequente  DurchfQhrnng 
der  demokratischen  Grundsalze.  An  diese  war  man  in  der 
ehemaligen  gemeinen  Herrsehafl  der  gnädigen  Herren  von 
Bern  und  Freibnrg  nicht  gewöhnt;  ja.  meint  der  „Wächter", 
<  der  Freiburger  ist,  scheint  es,  zum  Unterthan  geboren;  er 
beschäftigt  sich  nicht  gern  mit  rtlFenlhchen  Angelegenheiten; 
das  wfire  ja  verlorne  Zeit  oder  könnte  wohl  gar  als  straf- 
bare Usurpation  der  Rechte  der  Regierung  ausgelegt  werden  '**).» 
Das  Bedenklich.sle  war  aber,  daß  man  immer  mehr  denjenigen 
Gehör  schenkte,  die  die  UneigenuQtzigkeit  Siebers  in  Zweifel 
zogen,  obwol  er  nichts  unterließ,  nm  die  Mitbürger  von  seiner 
Selbstlosigkeit  zu  überzeugen.  So  entstanden  ihm  Schwierig- 
keilen, die  ihn  zu  Fall  brachten  und  die  Tfiligkeit  des  Volks- 
vereins Ifthm  legten. 

Der  aus  der  Unterlanenzeit  überkommene  Mangel  an 
fester  Überzeugung,  von  Sieber  richtig  erkannt,  konnte  nicht 
durch  einige  gutgemeinte  Zettungsarlikel  beseitigt  wenten. 
Wahrsi'heinhch  ist  sogar,  daß  sein  Artikel :  „sich  kompro- 
mittieren.    Ein  Wort  an  die  Liberalen"  ''"),    eher  die    gegi 


31 


teil^^  Wirkung  hatte,  denn  viele  mußten  ihr  BiW  in  der 
gegebenen  Schilderunj^  der  Lauen  und  Charakterlosen  wie- 
derfinden : 

„Im  entscheidenden  Augenblick  mu&  man  schwär/  oder 
weiß,  man  darf  nicht  grau  sein.  Von  jedem  wiixl  also  eine 
Überzeugung  gefordert.  Wenn  nun  auch  die  sogenannte 
politische  Überzeugung  bodenlos  ist,  —  so  möchten  wir  es 
doch  für  einen  großen  Gewinn  ansehen,  daß  jeder  auf  eine 
bestimmte  Seite  sich  zu  stellen  wagt,  sei  es  zu  den  Böcken, 
sei  es  zu  den  Schafen.  —  Es  gibt  Menschen,  die  rechl  gut 
mitmarschieren  könnten,  die  das  Prinzip  und  die  Mittel, 
ihm  Geltung  zu  verschatTen,  recht  gut  begreifen,  die  jedodi 
rechts  oder  links  anzustoßen  befürchten,  die  fOrehten,  sich 
dort  ein  unfreundliches  Gesidit.  hier  einen  lauern  Gönner, 
dort  einen  abtrünnigen  Klienten  oder  Kunden,  hier  gar  einen 
erbitterten  persönlichen  Gegner  zu  zu  ziehen.  Dem  Simpel 
oder  dem  geckenhaften  Taugenichts,  dem  Genußsüchtigen  ist 
„Neutralität"  im  Parteikampf,  ist  lau  wasserwarmes  Soßtun, 
ist  Schlotter  und  Schwanken,  ist  judenmäßige  Achselträgerei 
und  die  schamloseste  politische  Charakterlosigkeit  wohl  ei^ 
laubt,  nicht  aber  dem  Einsichtigen,  der  sich  selber  achten 
gelernt  hat.  Die  ihm  aus  entschiedener  Haltung  erwachsen- 
den Nachteile  oder  Vorteile  werden  gewiihnhch  zu  hoch  an- 
geschlagen, und  wie  immer,  flieht  das  Gespenst,  wenn  man 
ihm  nur  mutig  ins  Gesicht  langt.  Aber  aucJi  bei  drohendem 
Risiko  kann  der  Ehrenhafte  seine  Maimeswürde  nicht  an 
eitlen  Gewinn  setzen.  Über  Alles  geht  Ehre,  SclbstachUmg, 
Stolz.  So  ein  wenig  Klugheit  isl  der  Anfang  zu  viel  Klug- 
heit, und  unvermerkt  gerät  man  so  auf  die  Bahn  der  grund- 
satzlosen Unentschiedenheit.  Man  sieht  sich  bei  jeder  innern 
Regung  um,  ob  nicht  vielleicht  ein  Lauscher  den  Verrfiter 
mache :  man  flieht,  wie  Peter  Sehlemihl.  vor  seinem  eige- 
nen Schatten.  „Da  will  ich  nicht  mitmachen,  will  mich  zu- 
rückziehen ;  es  ist  immerhin  besser,  machens  die  andern ! 
Ich — ich  könnte  mich  kompromittieren !"  —  Aha.  kompro- 
mittieren !  Gut.  Nur  SU  ehrlich  eingestanden ;  dann  wissen 
wir  doch,  woran  wir  sind.     Denjenigen,  welche  bis  jetzt  fest 


-    32    — 

und  treu  zu  der  demokratischen  Fahne  der  Radikalen  gehal- 
ten haben,  möchten  wir  den  Rat  geben,  nie  ans  Kompro« 
mittleren  zu  denken  und  sich  Jene  hundert  Schritte  vom 
Leib  zu  halten,  die  mit  superklugen  Mäßigung  und  Herren- 
dienerei  eine  Gunst,  ein  Lächeln,  ein  —  Ämtchen  etc.  zu 
erschleichen  suchen.  Gradaus  —  und  soUt's  dem  Teufel  ein 
Ohr  kosten." 

Aber  nur  zu  bald  mu&te  sich  Sieber  überzeugen,  dafi 
die  von  ihm  verfochtenen  Ideen,  wenn  nicht  dem  Teufel,  so 
doch  ihm  mehr  als  ein  Ohr  kosteten.  Durchaus  selbstlos, 
wie  er  in  Allem  war,  was  er  tat ;  durchdrungen  von  der 
Richtigkeit  seiner  Anschauungen,  deren  Sieg  er  in  nächster 
Zukunft  erwartete,  ging  er  nicht  darauf  aus,  die  Gunst  der 
Behörden  zu  suchen  und  zu  gewinnen.  Was  lag  ihm,  dem 
Volksmann,  an  ihr!  Die  Feindschaft  des  Murtner  Stadtrates 
oder  der  Regierung  von  Lolohuhu,  wie  er  den  „kaum  zu 
schätzenden  und  nicht  abzusetzenden  Gemeinderat"  nannte, 
dessen  stehendes  Gebet  sei :  „Spiefebürgerei  verlaß  mich 
nicht"  ^'),  machte  ihm  keine  Sorgen.  Er  kehrte  sich  auch 
nicht  daran,  daß  die  Feinde  im  Rate  in  Freiburg  gegen  ihn 
schüren  halfen  und  gleich  beim  Erscheinen  des  „Wächter" 
(Kmi  Ton  anschlugen,  mit  dem  Siebers  Freiburger  Zeit  aus- 
klingen sollte:  „man  wird  bald  die  Geisel  zur  Hand  nehmen 
und  die  fremden  Fötzel  dem  Teufel  zu  jagen  !"  '^^)  Unbe- 
kümmert um  das,  was  gegen  ihn  unternommen  werden 
konnte,  ohne  Furcht  vor  der  „tölpelhaften  BrutaUtät,^  „der 
chinesischen  Brutahtät,*^  wie  er  die  Jagd  auf  die  Fremden 
nannte  '^),  schrieb  Sieber  rücksichtslos  und  mutig  drauflos 
sowol  in  allgemeiner  als  in  schweizerischer  und  speziell  frei- 
buru;ischer  Politik.  „Wir  würden  uns  schämen,  rief  er  aus*'^). 
auch  nur  ein  einziges  Mal  im  Leben  Menschenfurcht  gekannt 
zu  haben. ~ 

WeiHi  er  die  ivpublikanischen  Regungen  in  den.  die 
Schweiz  umgebenden  Staaten  mit  freudiger  Hoffnung  den 
Lesern  mitteilte  und  für  die  Unterdrückten  seine  Lanze  ein- 
legte, so  kt>nnte  er.  der  überall,  den  Stutzer  in  der  Hand. 
zu  Hülfe  eilen  wollte  "'^K  nicht  umhin  gegen  die  Tagsatzung 


m 


aufzutreten,  weil  sie  sich  allen  nii^^wlifligeii  Kontlikfen  gegen- 
Qber  neutral  verliielt.  Nenlcal  bleibten,  erklärte  er  am  29,  A[iril 
io  seiiietn  Blatte  '■'),  nachdem  der  Muriner  Volksvereiii  nm 
selben  Tage  beschlossen  hot!e,  an  den  Groüen  Rat  eine  Pe- 
tition ^egeii  die  Nt^ntralitfit  k  Und  (»rix  tyi  sihirken  ""),  heifit 
kalt  und  teilunhmlos  den  Leiden  und  Freuden  Anderer  zusehen ; 
Neutralität  ist  nichts  anderes  als  Faulheit.  Untätigkeit  und 
Omrakt«rlosigkeit,  ein  feiges  Verkriechen  ins  Schneckenhaus 
der  Selbstsucht  '**").  Die  NeutralitäLskummisäion  der  Tagsatzung 
habe  der  NenIralitAt  eine  wächserne  Nase  angehängt,  und  das 
sej  imch  da*  Traurigste.  Während  man  die  Londiardei  im  Stiche 
lasse,  gebe  man  /.ii,  daü  iler  nea[)olilanisclie  Henker  Schwei- 
Eersöhnc  zum  Vtilksinord  konniitindiere.  Hat  die  Schweiz, 
empörte  sicli  Sielier,  nnr  Knpilultilinneii  gegen  die  Völker, 
keine  für  dieselben  ?  Von  der  veralteten.  nnvulkslOmliclien. 
abgestorbenen,  kostspieligen,  sflfüsanten  nnd  diplomatischen 
Tagsalzung,  mit  der  der  Begrilf  langweiliger  .Strohdresche- 
rt'i  unzertrennlich  sei :  die  seit  l>einahe  einem  Jalne  an  neuen 
ßalkeii  zinimei'e  und  am  ICnde  die  alten  wurmstichigen  wie* 
der  fOr  die  besten  halte '"- :  die  viel  zu  viel  mittelalterliche 
Rücksichten  trage,  viel  zu  viel  nimötige  Klopffechlerei  treibe, 
>Hel  zu  wenig  Sinn  f(lr  Zeiilralisittioii  habe ;  die  Anüerst  we- 
nig Garantie  biete  fOr  eine  radikale  Hefurm  der  eidgenös- 
sischen Verhältnisse  :  die  wuhrscheinUch  „in  Bei-ücksichügung 
der  historischen  Grunilluge"  die  alte  Jacke  mit  einigen  neuen 
Luppen  nicken  und  in  diese  das  geduldige  Schweizervolk 
stecken  werde  '"'')  :  von  diest-r  Tagsalzung.  die  unfruehtliar 
sei.  wie  Madame  Sarah  selig,  war  jedoch  seinra  Erachtens 
nichts  anderes  zu  erwarten  "").  Freilich,  wenn  man  sich 
nimmennehr  zu  helfen  wisse,  wende  man  sich  an  dieses  alte 
Weib,  das  immer  ein  gutes  Sfllblein  in  der  Tasche  habe,  um 
die  Verrenkungen  <ies  h.  Vororts  zu  heilen  "'"1. 

Seinem  Unrniith  über  ilie  betrübenden  Zustände  und 
die  Uhnmacht  der  Tagsatzung  machte  der.  von  Enttäuschung 
zti  Enttäuschung  eilende  Demokrat  in  einem  im  Juni  an  die 
oberste  Landesbeliörde  gerichteten  ofTenen  Sendschreiben 
Luft  :  "I     „Den  Sonilerhnnd  ImbI   Ihr    aufgelöst,    rief   er   ihr 


-     34     - 


zu.  und  dafOr  LoIj  iinH  Dank  (,'perntet.  Ich  moJnerscite  fabf 
Euch  nie  f;edankl,  weü  ich  die  wolhegrOiniete  t'berzcugiing 
halte,  Ihr  vnrdicnl  eü  nicht.  —  Hat  niclit  die  gro6e  Mcn^ 
von  Euch  wie  Espenlanl»  gezittei-t,  als  der  Bcschliilj  wiiii-r 
den  Soiiderbuiid  Euren  Lippen  malere  vous  eiilfahn-n  war? 
Hftttet  Ihr  je.  ohne  den  Trotx  der  Verblendung,  welche  lüf 
SniiderhQudier  in  der  H«1Tniuis  auf  franzöftische  und  rtsttT- 
reichiflche  Holfe  in  eckelhafler  Weise  von  sich  gaben,  eine» 
Beschhib  dennoch  gefaßl  V  —  Ninuiiernicbr  1  Ich  saß  (fljjlicJi 
auf  Euren  Bfinken,  und  mir  und  hundert  und  lausend  ainleni 
eruslfii  Radikalen  ist  der  Anj^slscliweiü  Ober  ilen  Körper 
gelaulen,  wenu  wir  Euer  Marklen  und  Lavieren,  Euer  Wan- 
ken und  Schwanken  sahen." 

Und  dann  zu  den  Ursachen  der  von  ihm  gertl^eo 
Ülielslflnde  (ibergehend,  wies  ei'  die  Tagsatzungsben-en.  iIü- 
nen  die  Nation  in  daiikhariir  Kohrung  glänzende  Krftii»' 
vom  allersnlideslen  Stroh  um  ihre  Schlafen  winde,  an,  diese 
Ursaclien  im  Kantonalegoismus  zu  suchen,  der  nicht  im 
Volke  der  Kantone  liege,  sondern  in  den  KantoiiatbchAnJcii. 
KantonalgrOlJen  und  Kantonalkapazitäten.  von  denen  nur  zu 
manche  dmch  Interesse  und  Verwöhinnig  an  dem  allen 
Kantonalschlendriun  hingen"').  Darum  weg  mit  den  Kanto- 
nen I     An  ihre  Stelle  trete  die  einheitliche  Republik  ! 

Der  Einheitsgedanke  finde  allenüngs  nur  scheiiibnre 
Slärkung  durch  den  im  Bundesverfassungüentwurf  vorgt'se* 
henen.  aus  der  Volkswahl  hervorgehenden  Nalionalrat.  denn 
an  ihn  werde  der  Slfindei-al,  also  die  alle  verroslele  la^- 
salzuiig  mit  ihren  22  Knbsscheei-en  sich  hflngen.  daran 
zehren  und  nagen.  Daü  die  beiden  HAte  sich  die  Augen 
nicht  auskratzen  werden,  i'rgebe  sich  daraus :  „die  Mitj^Iie- 
der  des  Stäiiderales  sind  idfizielle  Kanlonalregiermigsmäitner. 
die  des  Nalionalrates  sind  Affilierte  dra  Onirtalzapfeiiurdeiis. 
also  Advokalcn  oder  Aspimnien  auf  Ämter,  deren  va  iu  der 
neuen  Wirlschafl  noch  einige  liundert  gutbesoldete  wehr  ge> 
ben  winl.  oder  endUcli  sind  sie  Bourgeois.  Geldnienächcn. 
di?  mit  den  Regierungeji  samt  und  sonders  gleirhes  lulerx'--«*' 
bsiteii,  dem  Volk  den  Daumen  auf  den  Nacken  zu  set7.eu  '-"l'. 


Siiflter  behauptete  Sieber  das  Gegenteil*'*'''):  „Der  Nationnl- 
uiid  der  Slfinderat  werden  sicli  einander  ewig  in  den  llaaien 
liegen,  denn  der  Ständerat  wird  vornehmer  und  eine  Art  von 
Adelskammer  sein  wollen",  und  in  einem  Momente  aufflackern- 
den  Mutes  srhrieh  er  dann  wiederum  ins  Land  hinaus:  „Doch, 
ilir  Vaterlandsh erzen  fern  und  nah.  die  ihr  in  stillem  Unmnte 
bitter  klagt,  aufgeschaut  und  nicht  verzagt,  das  Schweizervolk 
wird  einen  Nationulrat  erwählen.  Flüchtet  Euch.  Ihr  £ulen; 
ntterl  ihr  Krämerseelen""")! 

Bald  aber  bestürmten  ihn  Zweifel:  „Der  flu&erhch  or- 
ganisierte Sonderhund  ist  gefallen,  tler  Sonderbund  der  Geister 
bleibt  bestehen.  Wir  wenige  Radikale  in  den  Sonderbunds- 
kantonen, wir  werden  fast  rasend,  da(j  das  Zauberwort  Ein- 
heii  nicht  ausgesprochen  worden  ist.  welches  auf  einen  Sehlag 
all  unsere  Ratlosigkeit,  all  unser  geistiges  (und  materielles) 
Elend  weggeblasen  hotte.  Aber  eben!  die  Fabrikanten  scheuten 
die  Anstrengung,  um  eine  herrliche  Kulturaufgabe  durchzu* 
führen:  der  Vorgang  eines  Stapfer,  eines  Pestalozzi  zQndete 
in  ihren  kalten  Herzen  jenen  heiligen  Funken  der  Menschen- 
liel)e  nicht  an.  der  zu  treuer  Hingabe  ans  Volk  mahnt.  Sie 
Uehett  und  nchfen  das  Volk  nicht!  Das  ist  das  rechte  Wort! 
ich  bab's  gefunden!""''). 

In  die  wenig  versprechenden  Aussichten,  die  Sieber  an 
einer  Wendung  der  Dinge  zu  Gunsten  des  Einheitsstaates 
l)einahe  voraweifeln  ließen,  brachten  die  an  verschiedenen 
Orten  der  Schweiz  erfolgten  Kundgebungen  für  die  Abschaf- 
fung der  KantonalsouveräEielät  ""')  einige  Aufheiterung.  So- 
gar Großratsprftsident  Dr.  Alfred  Escher  in  Zürich  hatte 
sich  in  einer  im  „Wächter"  abgedruckten  Rede  zu  Gunsten  der 
CentraÜsieriing  ausgesprochen  ""):  „Zwei  Leitsterne  mödite 
ich  Ihnen  bei  Ihrem  Sti-eben  nach  einer  Umgestaltung  unse- 
i-er  Bunde.seinrichtnngen  bestfiiidig  im  Auge  zu  behalten 
enijifehlen.  die  Umwandlung  des  Schweizerbundes  in  einen 
Schweizerischen  Staat,  und  sollte  dies  noch  nicht  erreicht 
werden  kOmien,  die  Gleichstellung  aller  Schweizerbürger  iji 
Bundessachen".  Auch  war  das  Blatt  „in  der  Lage  gewesen. 
<len  Murinem   „mit  grolji'r  Schadenfreude"    niit/.utcilrn,  „da& 


-    36    - 

Borger  Stämpfli,  Fiiianzdirektor  in  Bern,  das  neue  Bundes- 
projekt für  unausführbar  hält,  da  es  im  Finanzpunkte  krin 
richtiges  Verhältnis  zwischen  den  Einnahmen  und  Ausgaben 
des  Bundes  herstellt"  **^  %  Ein  eingesandter  Bericht  aus  Frei- 
burg betonte,  daß  nur  eine  schweizerische  Einheitsrepublik 
mit  einheitlicher  Gesetzgebung  und  Verwaltung  helfen  könne  **^^y, 
während  eine  Korrespondenz  aus  dem  Kanton  Ochsenbein, 
wie  er  den  Kanton  Bern  naimte,  in  den  Ruf  einstimmte: 
„Kein  Kanton  ist  imstande,  auf  längere  Zeit  etw^as  Rechtes 
zu  leisten.  Es  lebe  die  Einheit"  ***-).  ^Eine  helvetische  Volksre- 
gierung, die  in  allen  Landesteilen  ihre  entsprechenden  Organe 
habe,  bemerkte  der  „Wächter",  werde  in  einem  einzigen  Jahre 
mehr  Gutes  stiften,  als  die  22  Sonderbündler  in  ihren  Schnecken- 
häusern  in  hundert  Jahren '^•^).  Den  Lesern  wurden  die  Vorteile 
der  Einheitsregierung  eindringlich  vorgestellt;  durch  sie  würde 
a)  die  Schweiz  für  die  Zukunft  gegen  alle  Sonderbündelei  ge- 
schützt: b)  eine  sichere  Gerechtigkeitspflege  erzweckt;  cj  die 
Staalswirtschaft  in  jeder  Beziehung  besser  betrieben;  d)  für 
Handel  und  Gewerbe  in  der  ganzen  Schweiz  gleich  gesorgt; 
e)  das  Beamtennetz  mit  seinem  Stolze  auseinanderfallen "  **•). 
Diesen  fünf  Funkten  fügte  Sieber  erläuternd  bei,  daß  „be- 
s(ni(lers  auf  Verminderung  der  Beamtungen  einerseits,  ander- 
seits auf  fortsclireitende  Verbesserung  der  Volksschule  hin- 
gearbeitet, und  besonders  in  Schuld-  und  Prozessachen  eine 
kurze,  faßliche^  und  wolfeile  Gesetzgebung  für  die  ganze 
Schvv(4z  erlassen  werden  müßte.  Zudem  würde  eine  Ein- 
beitsregierung  in  jeder  Weise  der  überhandnehmenden  Fe- 
dernfuchserei  energisch  begegnen,  da  nicht  diese,  sondern 
Gewerbe  und  Gewerbsfleiß  den  Wolstand  und  das  Glück 
eines  Landes  heben". 

Aus  den  zu  Tage  tretenden  Symptomen  schloß  dann 
der  „Wücht(»r"  :  „so  werden  denn  die  Kantone  fort  müssen. 
Wie  traurig !  Wie  werden  die  zwei  Dutzend  Väter  des  todt- 
gebornen  Kindleins  an  seinem  Grabe  heulen  !  Es  ist  zu  ver- 
drießlicli,  alle  Staatsweislieit  geht  zu  schänden  und  am  Ende 
hat  der  Muriner  Volksverein,  welcher  zuerst  die  Einheits- 
re|)ul)lik  durch  einen  Verfassungsrat  predigte,  einen  gesundem 


■il 


Blick  gehabt  als  die  s&mtlich  sehr  bei-ühinlen  Staalsmftiioer 
der  Biindesrevisionskommissioii*'  ■■'). 

Am  19.  März  liatle  sieli  der  Volksverein,  dessen  Peti- 
tionen keine  Berücksichtiguri{{  gefunden,  versainniell  und 
sich  nach  reiflicher  Debatte  einmütig  für  die  helvetische  Ein- 
heiLsrcpublik,  als  der  einzigen  dem  Schweizervolke  ange- 
messenen und  in  der  groläen  Gegenwart  seiner  würdigen 
Staabiform,  erklärt  ""J.  Von  diesem  Wunsche  ward  dt-m  Zentral- 
komitee  des  schweizerischen  Volksvereins,  dem  sich  die  Murtner 
anschlössen,  unverzüglich  Kenntnis  gegeben  in  folgendem 
Wortlaut : 

, Aufhebung  der  KantonaHlfit,  d,  h,  des  V)estehenden 
Systems  der  Enghei'zigkeit  und  Selbstsucht,  das  jede  ratio- 
nelle Entwicklung  hemmt  und  hindert,  und  Vereinigung  der 
zerstttcklen  und  zerrissenen  Schweiz  zu  einem  politischen 
Körper;  Vermischung  der  getrennten  Völkerschaften  unseres 
Vaterlandes  zu  einer  Nation.  Daher  imr  eine  Repräsentation 
der  Nntion  durch  einen  schweizerischen  Großrat !  Daher  Auf- 
stellung eines  schweizerischen  Verfassungsrates,  da  nur  dieser 
die  Befftliigiing  besitzt,  die  Buiidesrevision  von  dem  ratiunellen 
Standpunkt  aus  zu  erledigen". 

Die  lobende  Erwähnung,  die  das  i>asellandsc haftliche 
Volksblatt  *'"^  von  den  Bestrebungen  des  Murtner  Volksvereins 
für  die  Einheitsrepuhlik  brachte,  wirkte  nicht  nur  als  Auf- 
munlerung,  sondern  war  auch  Oel  auf  die  stetafort  von 
Freiburg  geschlflgenen  Wunden.  Das  freiburgische  Regie- 
niugsorgan  bekämpfte  energisch  .'Siebers  Ausführungen.  Die- 
ser begleitete  aber  die  VerrilT'enIlichung  der  Postulate  des 
Volksvereins  mit  der  lk>merkung,  daß  die  Einheitsrepublik 
durchdringen  müsse,  trotzdem  „ein  blödsinniger  Kerl"  im 
Confedeiv  sie  ungeheuerlich  nenne.  Er  wisse  nl>er  schon, 
woher  der  Widerstand  der  Freiburger  komme.  „Wenn  für 
uns  Alle  Platz  wäre  in  den  obersten  eidgen.  Bebürden,  da 
wollten  wir  schon  für  die  Einheit  stimmen  —  ä  la.  bonheur! 
Lieber  alwr  in  Krähwinkel  der  erste,  als  in  Bern  der  zweite. 
So  ein  eidg.  Unterbeamter  im  Administrativ-  oder  Gerichts- 
ivesen  —  was    ist   er    bei  der  strengen  Kontrolle?    Dagegen 


—    :iit 


tragpndpii  Pfliiagntjeii  zii  sclit'ii.  Jedenfalls  schnß  der  Demokrat 
hif  iiml  da  mit  seinen  Voi-schlftKeii  (ibers  Ziel  hinaus  :  slatt 
sii^  aller  der  Mn^iichkeit  aiizii passen,  riet  er  /.nni  Wider- 
stand, denn  ohne  Kampf  schien  ihm  sein  Ziel  nichl  erreicli- 
liar.  Darum  srhrieh  er  atieh  in  einem  «Biindesfliekerei" 
hi^tilelleti  Arlikel  "|  :  „Was  uns  nur  reiten  kann,  das  sind 
Stürme,  starke,  gewaltige  SiHrme,  welche  dii-  Unentschiede- 
nen. Schwankenden.  Spreuleichten  fortwirbeln,  weit,  weit, 
auf  Nimmerwiedersehen  !" 

Oliwnl  er  aber  weder  zu  den  Federleichten  noch 
7.U  den  ClierzeiignnKslohen  gehörte,  bedurfte  es  dieses  Stur- 
mes nicht,  um  ihn  ans  der  politischen  Stellung,  welche  er 
ini  Kanton  F'reibui^  zu  erringen  hüllte,  auf  Nimmerwieder- 
sehen wen/ufegen.  Dtjch  inuli  er  geahnt  hatwn,  was  ge- 
si  hellen  könnte,  als  er,  nach  der  Annaliine  der  vun  ihm  be- 
kfimpfltn  Slaal-H Verfassung,  iai  »Wächter"  seinen  Kampf 
gegen  die  Freiburger  mit  den  Worten  einleitete  "■')  : 

pWfthrend  in  den  meisten  Ländern  Europas  jeder 
Zwist  verstummt  vor  den  Posauiientönen  der  Freiheit,  die 
der  Ruf  des  gallischi'n  Hahns  «us  dem  Schlafe  geweckt  : 
wahrend  Furcht  und  Schwache  und  kleinliche  Bedenklich- 
keit ini  gewaltigen  Slurmakkurd  der  grollen  Gegenwart  sich 
aullüscn  und  iiian  sich  nllerwarts  zul raueiisvoll  ins  Meer 
der  Reformen  stürzt,  wini  man  es  einem  begeisterten,  aber 
in  seinen  gerechten  KrwHjInngen  gelfinschlen  Demokinten 
verzeihen,  wenn  er  nur  ungern  von  Giganten  zu  Fygmäeu 
sich  wendet,  wenn  er  mir  iiiil  Eckel  den  Fehdehandschuh 
der  Polemik  mit  Leuten  auFniinmt,  die  wilhrend  er  selbst 
nur  mit  Gründen  kämpfen  kann,  zur  Untcrstfitzung  ihrer 
schwachfüljigen  Argimienle  nnd  gnmdldsen  Angriffe  und  Kur 
Bemflnleluiig  ihrer  Impotenz  und  Charaktei-seh wache  eine 
willige  Polizei  und  Gendarmerie  hinter  stich  haben  müssen. 
Die  Waffen  sind  zu  ungleich,  und  wenn  wir  dennoch  auf 
den  Kampfplatz  treten,  wenn  wir  den  liefen  Abscheu  über- 
winden, den  die  Berufung  auf  Gewalt,  ja  auf  ruhe  Gewalt 
uns  einflöljl, 


.  gesc 

Stillschweige! 


emsig 


verbreiteten 


Mei 


Ullg 


40 


* 


Vot-ftcbtih  TM  leisten,  alis  ziehe    man    im    Bezirk    Mtirten    Rin 
Seil  der  ExtruvHgaiizeii." 

„Bekanntlieli,  fuhr  Sit'U'r  fort  ""),  iiiaditeii  lUo  Iheore- 
li»dieii  und  praktischen  Bemerkungen  (ies  „Wäcliier"  ober 
die  neue  Verfassung  Itöses  Rlul  hei  den  gutin  Freihtirgerii; 
ja,  der  Verfabsungsfreiind  meldet  man  würde  im  ersten 
heiligen  Eifer  den  Redaktor  muidi  stens  gt-iteinigt  hnlten ; 
aucJi  sprach  mau  von  Wtgweisung    Prefipiozeli,  otf..  etc."* 

Diesem,  dem  GewilLer  vmau-geheiiden  Wetterte urhleii 
schenkte  er  «her  keine  weiteiv  Bearhtimg.  ,,Wer  wnllli-  andi. 
predigte  er  seinen  Lesern""'),  so  wenig  Glauben  hnhen  an 
den  Geist  der  Zeit,  der  mSchlig  durchs  (leitankemeich  weht, 
so  wenig  Glanbi:?n  an  iMe  Allkraft  der  einfachen  deniukrti- 
ti^hen  Griindsätzc,  so  wenig  Gliuihen  au  die  TAIigkeit  der 
Fnrtschriltsparlei,  so  wenig  Glaulien  an  die  Zweck mAlJigkeit 
einer  alle  guten  Krflfte  und  Triehfedeni  des  Volkes  in  Mit- 
wirkung ziehenden  Volkserziehmigsinelhode  I vermittelst  der 
Teilnahme  am  öffentlichen  politischen  Leben,  durch  Vereine, 
Schule.  Presse  etc.).  so  wenig  Glauben  endlich  an  ilie  Zu- 
länglichkeit der  großen  Hülfsmittel,  welche  in  den  Hftnden 
einsichtiger  und  streb-sainer  Behöi-den  liegen?  Uns,  wir  sprechen 
es  freudig  aus,  fehlt  dieser  Glaube  nicht.  Um  so  nachdrnck- 
licber  binden  wir  den  Staatsbehörden  auF-s  Gewissen,  eJne 
einlache,  ungekünstelte,  volkstflinliche  Ge.setzgebnng  und  Ver- 
waltung anzustreben,  ohne  iüngeres  Zügern  uuil  Zaudern  das 
Schul-  und  Vereinswesen  in  freundlicher  Geslaltnng  iii.s  Lubeii 
zu  führen,  und  ganz  besonders  auch  die  nmleriellen  Interessen 
mit  den  geistigen  in  Harmonie  /.u  bringen,  d.  h.  diet^ellteri 
auf  breiter  humanistischer  Gnmdlage  zu  ordnen.  Es  wäre, 
wir  wiederholen  es  zum  hundertsten  Male,  eine  höchst  be- 
klagenswerte Verblendung  von  ihrer  Seite,  die  geistige  Re—  ■ 
generution  von  oben  herab,  gleichsam  von  Jupilers  Thron 
aus.  oline  die  lebendigste  Anregung  und  Mitbeteilignng  dee 
Volkes  vurnehmen  und  die  materiellen  den  pohlisclien  Inte 
ressen  imd  Faktoren  nachsetzen  zu  wollen.  Wenn  wir  ntcl».t^ 
befdrchten  mflßlen,  Mir^tleutnug  /.u  erfalu-e«.  so  würden  wf 
auch    noch  aiualen.    am  rechten  Orte    <iie  rerhteii    Leute 


-     41 


fff^trauchen,  ohne  dabei  persönliche  Zu-  oder  Abneigung  mit- 
spielen zu  lassen".  —  ,Gewi&  kfmnte  es  dem  ForUchrillt  nur 
forderlich  sein,  wenn  die  brauchharen  KrSfle.  wo  sie  sich 
finden  mf^en.  in  den  Dienst  des  Volkes  gezogen  würden,"'"") 
—  „Krmnen  sich  die  Behfirden  nuf  diesen  rein  sachlichen 
Standpunkt  stellen,  kfinnen  sie  ein  Ziel  klar  sich  denken  und 
die  Mittel,  dahin  zu  gelangen,  mW  Lleberlegnng  auffinden,  so 
nuifj  ihnen  und  uns  Allen  die  Zukunft  nnseres  Kantons  wie 
ein  heller  FrOhlingsmorgen  lenihlen." 

Sein  geistiges  Auge,  das  die  Morgenröte  einer  hessern 
Zeit  sah,  wurde  niK'h  nicht  durch  mangelnde  Zuvei-sicht  in 
die  neue  Ordnung  der  Dinge  getrübt;  sein  Zutrauen  r.»  den 
Gerichten  war  noch  nicht  erschüttert,  obgleich  er  schon  die 
Frage  aufgeworfen  halte;  -Wie  lange  wollen  die  Geridile 
iiot'h  warten,  bis  sie  den  einzelnen  Richtern  die  Anhörung 
der  Parteien  in  Privataudienzen  verbieten'?""""')  Fest  stand 
auch  sein  Glaube""'')  an  die  UnmOglichkeil  der  Verletzung 
der  Ntederlassungsfreihcit  durch  Ausweisung,  wiewohl  Manches 
darauf  hinwies"'"!,  daii  die  freie  Niederlassung  Gefalir  lief. 
pZU  einer  blo&ea  Täuschmig  zu  werden,  daß  statt  die  Nieder- 
lassung an  keine  andere  Bedingung,  als  an  das  Vorweisen 
des  Heimatscheincs  zu  kn(tpfen.  dann  aber  jedweder  Chikane 
polizeilicher  Malice  den  Riegel  zu  schieU'n.  d.h.  die  Wegweisung 
eines  Niedergelassenen  nnrnüglich  zu  machen,  indem  ja  die  Ge- 
richle  dafür  da  sind,  allfalljgc  Vergehen  nach  den  bestehenden 
Gesetzen  zu  lieslrafen,  diese  Niederlassung  wieder  auf  eine 
Weise  verklausuliert  wei-de,  dali  der  Niedergelassene  ganz  der 
Willkür  der  KBntoiiall}eh<^rden  preisgegelien  sei;  dali  gerade  in 
diesem  Punkte  ein  unzweideutiger  Fortschritt  dringend  Not  tue 
und  ein  schweizeriftches  Bürgerrecht  eitunid  zur  Wahrheit  wer- 
den sollte".  Namentlich  erhob  er  sicli  in  dem  Artikel  „die  Tag- 
satzung als  Sitten-  und  Kelzerrichter"  '""')  gegen  die  Forderung, 
data  man,  um  in  einem  nnilern  Kantone  Niederlassung  zu  er- 
halten, neben  vielen  andern  Dingen,  auch  nachweisen  müsse, 
man  sei  ein  Christ  und  zwar  ein  guter  Christ,  der  ein  sitt- 
liches Loben  führe:  _Christeiihim  und  Sittlichkeit  der  Nieder- 
gelassenen stehen  fortwrilireiid  luiter  der   strengsten  Aufsicht 


43 


der  Polizei ;  fnhrt  dei-  Niedergelassene  nach  den  Ansid 
der  GtMisd'nriiifii  ein  unsittliches  Leben,  so  können  ihn  d 
jeden  Augenhiick  wegWHiscn.  Was  geht  aber  die  Polizei 
meine  Rehgion  und  meine  Sittlichkeit  an  ?  —  Und  ist  das 
Glaubens-  und  Gewissensfreiheit,  wenn  ihr  die  Gensd'Hrnien 
zu  V'flgtt?n  über  unser  Innerstes,  Heiligstes  setzt  ?  Wahrbfif- 
tig,  der  heilige  Vater  in  Rom  ist  nogar  Treisiiniiger  als  die 
Tttgsatzuug.  —  Die  Tagsutzung  ist  denn  auch  so  gnädig, 
den  anerkannten  diristUchen  Konfessinnen  das  Recht  freitr 
ReligionsHbung  im  ganzen  Umfang  der  Eidgenossens..hsA 
zu  garanlieien  :  aber  man  merke  wohl  —  nur  den  vom  Staate 
anerkamiten  christlichen  Konfessionen.  Die  Deiilschkallio- 
likeii,  die  Lichtfivunde.  die  Pietisten,  die  Momiers.  die  .luden 
und  Heiden,  kui-z  Alle,  welche  nicht  unbedingt  auf  die 
Worte  eines  vom  Staate  ungestellten  Pfarrers  schwören, 
haben  nicht  das  Recht,  ötrenllichen  Gottesdienst  zu  hallen. 
Das  ist  die  Rechtsgleichheit,  wie  sie  die  Tagsatzung  verslHit. 
Wer  gibi  Kuch  alier  das  fiecbl,  die  Wege  zum  Himn)el  fOr 
Eudi  allein  in  Beschlag  zu  nehmen  ?  Wer  gibt  Kuch  Jas 
Recht,  eine  ZoUlinie  zwischen  Euch  und  uiisenn  Herrgoll 
aufzustellen,  und  alle  Seufzer,  alle  Gebete,  welche  nicbl 
durch  den  vorn  Staate  bezahlten  geistlichen  LohnkutscUer 
hinüber  transportiert  werden,  für  Konln'bande  zu  erklaren? 
Ist  es  deini  nicht  genug,  daii  die  Gensd'amien  den  freien 
Verkehr  auf  unsern  Landstraljen  hemmen,  miissen  sie  iin^ 
auch  nocli  die  Wege  zum  Himmel  versperren"  ? 

Im  Muriner  Volksveiein.  dessen  geistiger  Fahrer  er  war, 
und  dem  die  vielen  scharfen  Ausfalle  Siebers  auf  seine  un- 
versöhnlichste Gegnerschaft,  die  Kirche  und  ihre  Diener,  die 
Hinnnelsdragoner.  wie  er  sie  mit  Vorliebe  nannte,  ganz  be- 
sonders angenehmen  waren,  entfaltete  er,  nach  wie  vor.  eine 
unermüdliche  Tätigkeit.  Da£i  dabei  in  nebensAchlicheii  Dingen 
viel  kostbare  Zeit  verloren  ging  und  viel  zu  viel  Worte  ge* 
macht  wui-den.  war  jedenfalls  am  wenigsten  seine  Schuld. 
Seiner  Kampfesbtst  entsprach  es  allerdings,  dafi  eines  der 
ersten,  vorn  Verein  an  die  Regierimg  geriditet«n  Begehren 
dahin    ging,    den    Murtnern    die    zwei    Kanonen,    welche    die 


4S 


Sonderbuiidsregierung  ihnen  weggenommen  hAtte,  ?,urnckzu~ 
geben.  Vom  Muriner  Vrilksvereiii  war  anch  die  Verbren- 
nung der  Jennerjirncednr  beantragt  worden  :  ,.Manner,  die 
Monate  lang  im  Kerker  litten,  wollen  ihre  Angeber  nnd  die 
Knifle  iimi  Rflnke  ihrer  polilischäii  Feinde  iiieht  kennen 
lernen  ;  sie  wollen  Au-h  nicht  rftchen  an  ihn-n  Qußlern,  aber 
den  Flammen  und  der  Vergessenheil  (Iber^eben  wullen  sie 
das  Werk  der  Arglist  und  Bosheit"  "'). 

Diese  Verbremiung  fand  am  31.  .lanuar  IS48  auf  deiiv 
LiebFranen platz  in  Freiburg  slalt,  wn  eine  HeilnerbOhne  er- 
richtet worden  war  zwischen  zwei  Scheiterhaufen,  auf  deren 
einem  die  Folterwerkzetige,  auf  dem  andern  die  Prozeßakten 
lagen.  Zwei  Reden  wurden  gehalten :  eine  franzAsisehe  vom 
Advokaten  Weitzel,  nnd  die  deutsche  von  Sieber.  Nach  den- 
selben steckten  Fröbhcher  Sohn  und  Architekt  Weiliel  die' 
Scheiterhaufen  in  Bmnd.  wflhrend  die  prograininAldigen  (Je- 
sKnge  des  Mfinnerchors  in  de[i  .liibelrnreo  der  Masse  unter- 
gingen "), 

Siebers  Rede  wuide  nachher  im  Hnnk  verbreitet '^"l.  Kin 
Exemplar  derselben  ist  nicht  in  Murteii.  wot  tiber  in  der 
Bibliothek  der  gemeiimützigen  Gesellschaft  in  Freilmrg  erhal- 
ten.    Auf  dem  Titelblatt  steht  die  Notiz  i 

„Dieweilen  die-^er  Üiscurs  von  wegen  seines  Salzes 
etzlichen  lau  wasserliberalen  Freibnrgern  Bauchgrimmen  ver- 
ursachet hat  und  es  nach  der  homöopathischen  Heilmetode 
nßtig  ist.  den  Kranklieiissloir  durch  seine  Anwendung  als 
fifedicament  in  entgcKengiselzter  Richtung  abzutöten,  hal>en 
xrir  uns,  aufgemuntert  durch  den  Rat  eines  erfahrenen  Arz- 
tes und  durch  vielseitiges  Verlangen  unserer  liehen  Bur- 
f^ersame  entschlossen,  diesen  Discurs  dem  Druck  zu  llherge- 
fcen.  M%e  er  die  Alten  und  die  .lungen  von  dem  vermale- 
deiten Bauchweh  gründlich  kurieren  I     Amen". 

Der  Redner,  mit  dem  gezogenen  Sftbel  heftig  gestiku- 
lierend '-''I.  hob  mit  der  Versicherung  an,  daß  der  Volks- 
verein von  Murteil,  indem  er  die  Verbrennung  der  Jenner- 
proeedur  anregte  und  bebarlich  verlangte .  .,keinesweg$- 
*in  bbilic^    (iaiikelspiel    für    ilie     schaulustige    Menge  vemn- 


fe 


-    44    — 

lassen  wollte :  vielmehr  war  es  ihm  bei  der  Vernich- 
tung eines  Werkes  persönlicher  Leidenschaft  und  politischer 
Rachsucht  darum  zu  tun,  der  Welt  ein  schlagendes  Beispiel 
zu  geben,  daß  wie  der  weise  Joliannes  von  Müller  sagt, 
jedes  Werk  der  Leidenschaft  sich  durch  sich  selbst  auflöst 
Gleichzeitig,  so  glaubte  der  Muriner  Volksverein,  dürfte  die 
bei  diesem  Autodafe  zusammentretende  patriotische  Versamm- 
lung dem  Großen  Rate  einige  gute  Ratschläge  geben,  damit 
aus  der  Asche  der  mittelalterlichen  und  modernen  Folter- 
werkzeuge ein  lebenskräftiges  und  blOtetreibendes  schönes 
»G(»bild(*  zu  unserer  aller  Freude  erwachsen  möge". 

Sieber  brachte  der  Ratscliläge  eine  ganze  Fülle.  Er 
beantragte  eine  Adresse  an  den  großen  Rat,  um  diesem  zu 
erklären,  in  Erwägung  ^daß  der  Beschluß  desselben  vom 
13.  und  14.  Januar  betreffend  die  Lebensfragen  unseres 
Kantons  keineswegs  diejenigen  Maßregeln  in  sich  schlieft, 
welche  die  demokratische  Entwicklung  auf  die  Dauer  zu 
sichern  und  das  geistige  und  materielle  Wohl  des  Volkes  in 
Zukunft  zu  fördern  geeignet  wären : 

1.  Die  Existenz  der  Klöster  ist  unverträglich  mit  dem 
dcMnoknitischen  Staalsleben. 

2.  Sie  sollen  deßhalb  samt  und  sonders  aufgehoben 
werden. 

3.  Der  Bischof  und  die  Klerisei  sind  unschädlich  zu 
machen. 

4.  Die  Urheber  und  Beförderer  des  Sonderbundes  sind 
für  innner  zu  verl>annen. 

5.  Das  Verfassungswerk  ist  beförderlich  in  demokra- 
tischer Richtung  zu  Ende  zu  führen  und  der  Sanktion  des 
Volkes  vorzulegen". 

Von  dieser  A(hess(^  an  den  Großen  Rat  weiß  der  Be- 
richt (h's  (lonfedere  nichts,  indem  er  sich  zu  bemerken  be- 
gnügt. Sieber  habe  eine  Rede  gehalten  ^rempli  d'excellentes 
verites,  niai>  que  nons  a Urions  prefere  entendre  a  la  reunion 
d<\s  ditfereutes  sections  <le  la  societe  patriotique^.  Im  ^Wftch- 
lei"  ward  dagegen  behauptet,  die  Vorschläge  seien  von  der 
\'er>aininlung  mit  freudigem  Zuruf  unterstützt  worden.    Von 


4Ö 


der  im  Wurfe  liegenden  Verfassung  verlangte  der  Redner^ 
dalä  man  in  ihr  keinerlei  Spuren  von  der  Ängstlichkeit  be- 
merken dOrfe,  wie  doch  das  Volk  niögtich^t  auf  die  Seitp  zu 
schieben  sein  möchte,  sondern  daß  sie  vielmehr  eine  allseitige 
und  umftissende  Beteiligung  und  Betätigung  desselben  bei 
allen  Reformen  imd  namentlich  bei  der  Losreissung  von 
veralteten  Begriffen  und  bei  der  Heranbildung  zur  freien 
Gedaiikenbewegung  fOrnilieh  und  ausdrücklieh  erheische. 

Der  jubelnde  Zuruf  des  V<dkes  Iduschle  ihn  jedoch 
nittil  ober  das,  was  vom  Gro&en  Rat  zu  erwarten  stand. 
Indem  er  über  die  Freiburger  Versimindung  in  seiner  Zei- 
tung berichtete,  stellte  er  das  PnigniistJkon  auf:  "^) 

„3,  Januar.  HolTnungen  und  Befllrchlungen,  Tauschun- 
gen sti-eiten  mit  einaniler  um  den  Sieg.  —  Bis  zum  16.  hat- 
ten die  Hoffnungen  die  Oberhand,  jetzt  sind  die  Befürch- 
tungen Sioger.  Das  schleichende  Gift  des  Bösen  hat  sich 
unter  dem  Schutz,  des  jQstemilieu  geltend  gemacht.  Diese» 
unheilbringende  Jüstemilieu  hat    im    Groüen    Rat    von    Frei- 

ifaurg  Majorität  erlangt.     Selbst  .solche,  die  sich  radikal  scheU 
ien  lassen,  sind  ihm  beigetreten.     Was  bleibt  nun  dem  Volk 
■lOch  übrig,    wie    können    wir    unsere    Vertreter    wiede  r    auf 
den  Weg  des  Fortschrittes    zurQckleiten  ?     Ein  Millel  wflre : 
«len  Großen  Rat  mir   als  Verfassimgsrat    anzuerkennen    und 
«Tiit  der  Aufstellung  der  Verfassung  wieder   zu   neuen   Groß- 
'  «ralswahlen  zu  schreiten,    und  schnell  die  Beschlüsse,  die  bis 
^ahin  gefaßt  wurden,    in  gm&en  Volksversammlungen   iinzn- 
■lebmen  oder  zu  verwerfen.     Dieses  wären  legale  Akte  eines 
»souverflnen  Vulkes,  welches  sich    an    den    letzten    Rettungs- 
f  Knlkeii  anklammern  nmß,  um  nicht    wieder    in    einen    noch 
r  lodenloseren  Sumpf,  als  der  frühere  war.  zu  gemteii". 
'■  Doch    nicht    nur    die    Regierung    und     ihre    Anhänger. 

i,  .„saft  und  krafllose  Halbnianner.  die  sich  vor  ihrem  eigenen 
Schatten  füi'cbleu.  Leute,  die  ein  Aintchen  gekriegt  haben 
und  nun  gern  im  Frieden  die  Uuartalzapl'en  geuiessen  möch- 
ten" ""•).  sondern  auch  das  freihurgi-sclie  Volk,  das  damak 
in  seiner  Mehrheil  ganz  andern  Zielen  zustrebte,  als  die  von 
Sielicr  erblickten,  war  dessen  deniiikralischen  VorschlRgen 
nicht  gewogen. 


—    46    — 

Die  Erkenntnis  der  Fruchtlosigkeit  aller  im  Sinne  seiner 
Anträge  gemachten  Anstrengungen  brachte  Sieber  wol  auch 
dazu,  im  eingesandten  Bericht  über  das  Autodafe  die  auf 
eine  im  Murtner  Volksverein  entstandene  Strömung  hinwei- 
sende Warnung  an  die  Freiburger  sieben  zu  lassen  :  ^wenii 
eine  freundliche  freisinnige,  dauerhafte  Gestaltung  der  Verhält- 
nisse unseres  Kantons  auch  ferner  unmöglich  ist :  so  wird  man 
es  begreiflich  finden,  wenn  die  Murtner  die  Stunde  verwün- 
schen, die  ihr  Schicksal  an  das  des  Kantons  Freiburg  kettele.  — 
Sollen  wir  unabänderlich  mit  Freiburg  vereinigt  bleiben,  so  wer- 
den wir  dies  nur  dann  freudig  sein  können,  wenn  für  eine  freie 
(leslaltung  unsers  Staatswesens  uns  Gewähr  gegeben  wird. 
Kann  man  dieses,  so  werden  wir  auch  freudig  in  jeder  Not 
und  Gefahr  zu  Freiburg  stehen,  wie's  wackern  Männern  und 
braven  Bürgern  ziemt *^. 

Damit  wurde  auf  Trennungsbestrebungen  angespielt, 
die  schon  am  19.  November  1847  die  provisorische  Regie- 
mnu  veranlalit  hatten,  ihrem  Oberamtmann  in  Murten  zu 
schn^lHMi :  ^Volre  honore  du  17  courant  nous  a  fait  con- 
naitre  nu'il  existe  dans  votre  dislrict  des  dispositions  de  se(>a- 
nUi«Mi  *lu  canlon  de  Fril)ourg**-''*^}.  Die  Regierung  empfahl 
..tlarreler  ces  dangereux  desseins  et  de  communiquer  les 
noni-i  df»  ceux  qui  les  favorisenl".  Sie  tauchten  im  Volks- 
Nrivin  wieder  auf.  In  dessen  von  Sieber  redigierlen  Peli- 
\'\o\\  an  i\r\\  (in»lien  Rat  vom  Januar  1848  heilit  es  •'*)  :  „Der 
H«virk  Miirlen  hatte,  solange  der  Kanlon  Freiburg  unter  dem 
Jocht'  «l»M*  .lesnilen  seufzte,  mir  mit  zerknirschtem  Herzen 
einen  Tr'\\  Ars  Kanton>  ausgemacht  und  er  hat  sich  nach 
Trtinnnu  tjfM'hnl'*.  Kine  am  20.  Februar  in  Boll  stattge- 
lial»tr  \*tr>annnhnig  des  VolksvertMus  war  auch  von  einer 
Mintnt'i  Dilr^ation  l»esnchl  wonlen.  Amtsprokurator  Adolf 
Hubir.  natlnnaliuer  OlKirichler.  hielt  eine  Rede,  in  der  er  in 
Krimunnm  braclile.  dat  tiie  Freisinnigen  von  Boll  und  Murten 
innuiM-  durch  starke  Synq>athie  vereinigt  gewesen  seien. 
..Di«"-»'  Syni|K\lhie  zu  blieben.  nul>sen  die  Liberalen  in  ge- 
nuMn-Huihiu  Anslrt'bfn  jrn*T  Refi>nnen.  welche  die  geistige 
uiul  m«;ni»lle  Wohlfahrt  des  Volkes  l)egrQnden.   zusammen- 


47 


treffen.  Unter  dieser  Voraussetziinp  wird  Mtirten  treii  zu  der 
frei  burgischen  Familie  hallen"  '" ').  An  der  Vereiiisversainnilung 
in  Kerzers  vom  27.^")  Februar  hob  dt-r  Präsident,  Dr.  Htiber,  in 
seinen  ErÖfFiiungsworten  hervor,  da&  das  Beharren  der  Regierung 
in  der  eingeschlagenen  Kiehtuiig  keineswegs  geeignet  sei,  dem 
Kanton  Freiburg  die  Herzen  der  Murtenbieter  zu  gewinnen. 
„Wenn  wir  umsonst  rufen,  sagti-  er  zu  den  zaMreich  Versam- 
mellen, wenn  man  uns,  die  wir  unseix'  Kompagnien  zur 
Sicherheit  der  Staalsliehörden  in  den  Dienst  uitlssen  treten 
sehen,  von  sich  stil&t,  und  par  pri^Tei'enre  absolutistische 
Regierungssteine  statt  demokratischen  Brodes  gibt,  su  sagen 
wir  adieu  und  suchen  wir  unser  Heil  anderswu".  Diese  Rede 
veranlagte  die  Regierung,  ihren  Amtmaim  in  Murten  zu  be- 
auftragen "^'j,  wegen  der  Trennungsgelttste  eine  öntersucliung 
zu  führen,  damit  nötigenfalls  eingeschritten  werden  könne. 
Er  ward  auch  ermahnt,  ein  scharfes  Auge  auf  gewisse  Um- 
stttraler  und  die  durch  politische  Rührigkeit  sich  hervortuen- 
den Fremden  zu  haben,  in  keinem  Falle  aber  zu  unterlassen, 
die  Genieindedelegierteii  vor  der  nach  Murten  einberufenen 
Volksversauimlung  zu  sich  zu  bescheiden.  „Vous  leur  repri- 
senterez,  heüät  es  im  regierungsrftl liehen  Schreiben  ^^''),  leg 
conse(]nences  fächeuses  ijue  puurraieiit  altirer  sur  le  district 
de  Mnmt  des  manifestations  hostiles  k  l'autnritä  superieure 
et  lenr  adresserez  une  serieuse  exhortalion  de  s'abstenir  de 
tont  acte  provocateur".  Die  Regierung  war  schon  durch  das 
Umhauen  der  Freiheitsbäume  in  nervAse  Aufregung  geraten. 
Für  sie  tagen  darin :  „des  manifestations  hostiles  au  nouveJ 
ordre  des  choses  et  injurieuses  pour  la  Confed^ration"  *■'•}.  Sie 
brachte  deshalb  dem  Oberamtmaim  das  Dekret  vom  l^ö.  No- 
vember 1847  in  Frinnerimg.  dessen  Anwendung  die  Beseiti- 
gung der  Freiheitsbaume,  „acte  qui  pourrait  reploiiger  le  can- 
ton  dans  rannarchie",  ku  rechtfertigen  schien.  Um  der,  wie 
sie  uieiiite,  drohenden  Revolution  einen  Riegel  vurzuschiebeu. 
vei-ordnelc  sie,  dati  die  Bflume  wieder  aufzurichten  seien.  Der 
OberaintniHim.  der  Wistenlacher  Noyer,  tat  jedoch  nicht  nur 
nichts,  sondern  er  lieb  es  geschehen,  da£i  in  Murten  sLiitt  des 
uiugi-liaiient-n    Biuimes    ein    kleines  Bftumcheu.    un  <leui  ein 


49 


^fiimer  non  seulement  le  principe  absolu  de  la  libertä  d'^crire, 
mais  d'aholir  toute  restriction  imagiiiable  a  cette  liberte,  enfin 
lorsque  la  Deesse  coniiiieiK'e  son  tour  du  nionde.  convient-Ü 
an  Guuveriienieiil  du  Conloii  de  Fribourg  d'attaqiier  une  feuüle 
indifjerie  ■?  En  uii  mot,  je  pr^vise :  non."  Der  SlaaUanwalt 
schlolj  aber,  daß  einer  der  vom  „Wächter"  gebrachlen  Ar- 
tikel aber  die  Folgen  der  Nichtgenehmigung  der  Verfassung 
durcb  das  Volk  eine  unzulfi£ige  Drohung  enthalte:  „Voilä 
certes  un  brandon  rt^volutionnaire  jete  au  inilieu  de  la  natiun, 
qui.  pris  par  ses  paroles,  exige  d^jä  que  le  Pouvoir  —  ecarte 
les  ennemis  qui  s'ölevent,  mOme  de  rangs  inattendus,  eontre 
no9  nouvelles  institutions.  J'ai  entendu  d'ailleurs  l'expreäsioii 
d'uue  multitude  de  gens  temoignant  hautement  leur  däsappro- 
bation  ä  la  lecture  du  No.  10  du  „Wächter".  —  Toutefoia, 
sachant  qu'il  y  a  dans  le  district  de  Morat  quelques  meneurs, 
qui,  SMUä  le  pr^texle  de  patnotisnie  y  s^inent  du  truuble  et 
que  möme  le  chef  de  ces  mecontents  est  ^tranger  au  Canlon 
de  Friboui^,  j'estinie  qu'il  y  a  lieu  d'eveiller  lattention  de 
la  Police  centrale  ä  cet  ^gard,  et  ä  l'autoriäer  ä  faire  evacuer 
le  pays  par  les  brouillona  qui  ne  lui  apparliennent  pas". 
Villard  liefe  auch  seine  Vorgesetzten  wissen,  daß  er  als  Präsi- 
dent der  freiburgischen  Sektion  des  Volksvereins  dieser  den 
Antrag  gestellt  habe,  der  auch  angenommen  worden  sei:  „une 
desapprobation  de  la  feuille,  le  „Wächter"  Nu.  10.  et  une 
invitation  amiaile  ä  la  section  de  Morat,  de  se  retirer  de  la 
voie  incongtitutionnelle  et  dissidente,  dans  laquelle  eile  s'est 
Jette".  Diese,  an  den  Muriner  Volksverein  gerichtetet  Mahnung 
erzielte  einen  gro&en  Heiterkeitserfolg,  Die  Regierung  aber 
schrieb  dem  Amtmann  in  Murten,  .sie  teile  ganz  die  An- 
schauung des  ätaatsanwalts,  daß  den  Zeitungsartikeln  keine 
Beachtung  zu  schenken  sei :  „qui  ä  ce  qu'il  parait,  sont  plus- 
tät  le  fruit  dune  Imagination  surchauiTte  et  excentrique  que 
de  tendances  subversives  de  l'ordre  social  dans  notre  canton. 
Cependanl  nous  ne  voulons  pas  que  quelques  brouillons  vien- 
oent  semer  le  trouble  dans  un  pays  qui  re^^sorl  a  peine  d'une 
crise  violente  et  c'est  pour  cela  que  nous  vous  invitons  ä 
t  le  redacteur  soit  l'editeur  du  dit  Journal  aupr^s-de 


50     - 


vous,  Vou9  leur  representerez  le  daiiger  auquel  ils  exposenl 
le  pays  eii  siiivant  iiiie  pareilte  condiiite  et  les  iiiviterex 
s^rieiisenient  ä  s'absteiiir  de  manifestations  semblables  ä  celles 
qui  ont  provnque  le  bl&me  de  Tautorite  sup^rieure  qui  säum 
au  besoiit  allier  avec  la  clämence  soii  devoir  de  veiUer  A  La 
tranquillite  et  au  respect  dil  aux  lois  du  pays"  "^b).  Der  „Con- 
feder^"  seinepseils  unterließ  iiidit,  gegen  den  Redacteur  des 
„Wftphter"  zu  hetzen,  indem  er  im  Leitartikel  vom  11.  März  "*^) 
die  Behauptung  Siehers.  die  vom  Vulke  nicht  genehmigt« 
Verfassung  sei  für  dieses  nicht  rechts  verbindlich,  als  „appel 
direcl  ä  la  rövolte"  erklärte,  mit  dem  Hinweise  „nous  dou- 
tous  fort  que  le  gouvernement  reste  tranquille  devant  de 
pareilles  provocations".  Die  Autfassung  des  Hofblaltes  von 
der  Volkswahl  der  Beamten  entsprach  auch  in  allen  SlQcken 
derjenigen,  die  der  Staatsanwalt  Villard  in  seinem  Schreiben 
Ober  die  Nr.  10  des  ^Wächter"  der  Regierung  nahe  gelegt 
hatte:  „est-ce a^rieuseuienl  qu'on  vi«?iil  nous  proposer  un  pareil 
Systeme,  ä  nous,  Fribourgeois?  De  bonne  toi,  pense-t-on  que 
ai  les  gens  de  Villaz-St-Pierre  ou  de  Chesopelloz  elaient  appelte 
a  nommer  eux-m^mes  tes  pr^fets  et  les  juges.  nous  aiirions  des 
fonctionneires  capables  el  independants  ?"  Alle  seine  Befctrch- 
tungen  und  Aussetzungen  über  die  Besetzung  der  OlTentUdien 
Stellen  faßte  dagegen  der  „Wächter"  zusammen,  indem  er  eine 
im  „Democrate  de  la  Broye"  erschienene  freiburgische  Korres- 
pondenz in  Uebersetzung  brachte:  „Wenn  man  nicht  besser 
als  früher  das  Talent,  das  Verdienst,  die  beharrliche  und  auf- 
opfernde Hingebung  fürs  Gemeinwohl  zu  würdigen  wei£, 
wenn  Prüfungen  bloiae  Formalitäten  bleiben,  wenn  der  Nepo- 
tismus (die  Vellerbegttnstigung  etc.),  Kolterie  und  Intrigiie  die 
einzigen  Wege  sind,  auf  denen  man  zu  Aemtern  gelangt,  dann 
ist  sehr  zu  fürchten,  dafi  darunter  der  Forlschrill  leide  und 
das  Mißtrauen  mit  seinen  bedenklichen  Folgen  wachse.  Unser 
Kanton  ist  kaum  rekonstituiert,  und  schon  sieht  man  Leute 
begünstigt,  die  sich  nur  durch  Gleichgültigkeit  und  niedrigen 
Eigennutz  ausgezeichnet  haben,  dem  sie  nun  durch  Bücklinge? 
und  Kriecherei  Befriedigung  zu  verschaffen  suchen""*'). 

Der  Üheramtmann    lud  nun  Sieber    sowie  den  Heran» — 


51     - 


geber  Delos^a  in  seine  Audienz  und  ließ  ihnen  die  regierungs- 
rätlichen  Ermahnniigen  zu  teil  weiden.  Der  Reilacteur  quit- 
tierte den  Rüffel  mit  den  Worten '"''') :  „Well,  g'liei  um".  Auch 
der  Volkaverein  befalÄte  sich  mit  der  Sache  und  kam  am  19 
Mßrz  zum  Entschluß  „es  sei  in  Erwägung,  da&  ea  nach 
allen  Vorgängen  der  Ehre  des  Vereins  zuwider  wfire,  die 
Beseitigung  der  die  Presse  mordenden  Gesetze  von  1831 
und  1845  vom  Großen  Rate  zu  verlangen,  welche  eine  frei- 
sinnige Regierung  ohne  besondere  Aufforderung  ohnehin 
radikal  ahschafTe,  von  einer  Petition  zu  abstrahieren  und 
davon  der  Öffentlichkeit  Kenntni-s  /.u  geben" ""),  Sieber  er- 
klärte seinerseits  ab  Protest  gegen  den  in  der  obrigkeitlichen 
Ermahnung  liegenden  verfassungswidrigen  Eingriff  in  die  Pre^ 
freiheit,  er  werde  treu  und  unentwegt  in  der  eingeschlagenen 
Richtung  lieharren:  er  kenne  seine  Gegner,  das  Lumpenvolk, 
durch  und  durch;  ihr  Gesrhnatter  mache  ihm  nichl  heiß''). 
Dagegen  ließ  er  durchblicken,  daß  ihm  die  bestimmtesten 
Zusicherungen  von  Seite  der  Regierung  gemacht  worden 
seien,  daß  er  aber  geantwortet  habe,  er  verkaufe  seine 
Seele  nicht.  Für  sich  persönlich  hätte  er  goldene  Berge 
erobert,  wenn  er  so  ein  bischen  artig,  d.  h.  servil  hatte 
«ein  wollen.  Er  gedenke  aber  die  Volksinteressen  zu  ver- 
teidigen, so  lange  ihm  ein  bischen  Athem  bleibe-'"). 

Die  Folge  dieser  Zerwürfnisse  war  znnächst,  daß  die 
Regierung  den  Oberamtmann  Noyer  durch  den  bereits  er- 
vfthnlen  Gliatoney  ersetzte.  Die  Bevfilkerung  des  Bezirks,  sagt 
<Jer  „Wächter",  wünschte  die  Wiederwahl  des  Bürgere  Noyer, 
<ler  sich  durch  sein  gemessenes  Auftreten,  durch  die  in  jeder 
Hinsicht  einem  Volksbeamten  so  nötige  HumaniiÄt  alle  Herzen 
gewonnen  hatte"").  Alier  diesen  Wunsch  meinte  die  Regierung, 
deren  Mitglied  Chatoney  war,  unberücksichtigt  lassen  zu 
müssen,  denn  das  Liebäugeln  mit  dem  Volksverein  und  die 
Schwäche  Noyers  bei  der  Jagd  auf  die  Bfiren,  welche  der 
Regierung  aufgebiniden  wurden,  waren  doch  zu  augenfällig 
gewesen,  als  daß  er  als  Stütze  der  Ordnung  hätte  beibehalten 
■werden  können.  So  z.  B.  hatte  sich  der  Staatsrat  ohne  Zu- 
lun des  Murtner  Oberamtmanns,  der  wiederum  bhnd  gewesen, 


-     52 


d.  h.  der  wu&te.  da&  an  der  ganzen  Sache  nicIiLs  war,  sagen 
lassen  :  „des  bniils  inquietants  se  propagent  dans  la  oiinpagne 
touchanl  une  preteiidue  atlitque  mödit^e  par  les  Moratois  contre 
les  öiuventä,  bruit  qii'exploile  la  iiialveülance  poiir  cxjinpro- 
Diettre  la  süref^  publique,  et  abuser  de  la  boime  ftii  des 
citoyens.  Des  vödettes  orit  mfime  6t6  organis^es  et  echelun^es. 
11  parait  qu'on  se  propose  de  sonner  le  tocsin"  '"").  Wahr  ist. 
da&  Sieber  fortwahrend  gegen  die  Klöster  loszog,  von  einem 
Sturm  auf  dieselben  war  aber  nie  die  Rede  gewesen;  mit 
der  Kloslerfrage  hatten  sich  die  Volksversammlungen  auch 
nicht  befaljt.  dagegen  hatte  schon  die  vom  8.  Mfint  die  Er- 
wartung ausgesprochen '*"").  „die  Regierung  werde  bei  Er- 
nennung der  hiesigen  Bezirksbeamlen  die  Wünsche  der  Be- 
völkerung berücksichtigen,  und  so  das  Band  des  Vertraueiis, 
welches  durch  mißfäliige  Wahlen  gänzlich  erschüttert  werden 
kAnnle,  befestigen".  Doch  ohne  Erfulg.  Am  25.  Juni  ver- 
sammelte sich  der  Volksverein  und  beschloß  auf  den  Antrag 
des  Borgers  Heinrich  Herrenschwand  """'),  dem  Staatsrat  das 
Befremden  darüber  au^^zudrückcn,  da&  er  in  der  von  ihr  ge- 
troffenen Wahl  Ghatoney's  den  Volkswillen  nicht  respektiert 
habe.  Das  von  Sieber  redigierte  Vereinsschreiben  vom  27.  Juni 
an  den  Staalsrat  gab  dem  Unwillen  über  die  getroflfene  Wahl 
in  folgenden  Worten  Ausdruck"""):  „Der  Verlust  des  Herro 
Noyer  möchte  leichler  verschmerzt  werden,  wenn  dessen  Nach- 
folger eine  Wahl  nach  dem  Volkssinne  wflre.  —  Die  neue 
Wahl  muß  mit  Recht  eine  unglückliche  genannt  werden: 
Zwietracht  und  Haß  wird  die  Gemüter  wieder  auseinander 
rei&en,  welche  unter  Noyer's  väterhcher  Verwaltung  sich  zu 
nahern  begonnen  hatten.  Wir  haben  kein  Hecht,  gegen  die 
Wahl  zu  protestieren,  sonst  würden  wir  es  tun;  aber  wir 
haben  ein  Recht  zu  bedauern,  dn&  Ihnen  so  wenig  an  der 
Ruhe  und  Zufriedenheil,  so  wenig  an  den  Wünschen  und  dem 
Glücke  des  Bezirks  Murlen  liegt.  —  Allerwürts,  gutwillig  oder 
gezwungen,  suchen  die  Regierungen  den  Wünschen  des  Volkes 
zu  entsprechen;  muß  es  uns  nicht  befremden,  daß  die  frei- 
ainnige  Regierung  des  Kantons  Freiburg  nnsei-e  Wünsche 
nicht  erhört,  die  Wünsche  einer  freisinnigen  Bevölkerung,  die 


53 


der 
lEhr, 

■voU- 
Aus: 

Hat 

nicl: 
P  Liel 


mit  Gut  unti  Blut  ihrer  Regierung  in  der  Stunde  der  Gefahr 
beistehen  würde?  Soll  der  Bezirk  Murten  auch  unter  einer 
freisinnigen  Regierung  fortan  bedauern,  daü  ihn  das  Geschick 
an  diesen  Kanton  gekettet  hat,  weil  er  fortwährend  wie  ein 
Stiefkind  behandelt  wird?"  Daß  aber  der  Trennungsgedanke, 
der  in  die.sem  Schreiben  wiederum  hervortrat,  ohne  Mitwirkung 
Siebers  entstanden  war,  hatte  er  schon  in  seiner  „Erwiderung 
an  die  Idioten"  betont'™''):  „Aus  demselben  Gefühl  unbilliger 
Beiseitesetzung  sind,  ohne  Zutundes  „ Wfichter",  die  Trennungs- 
gelQste  wieder  wacbgeworden,  die  als  innigster  Herzenswunsch 
30  lange  fortwuchern  werden,  bis  die  poHtischen  und  materi- 
ellen Beschwerden  des  Bezirks  endlich  Erhörung  finden".  In 
der  erwähnten  Sitzung  beschloß  der  Volksverein  auch,  „zu 
Ehren  des  un begreiflicherweise  versto&enen  Oberamtmanna 
[oyer,  den  der  Bezirk  achtet  und  liebt,  ein  Bankett  zu  ver- 
italten.  Zugleich  wurde  eine  Deputation  von  drei  Mitgliedern 
'ählt,  die  ihm  den  Dank  des  Volksvereins  für  seine  ehren- 
"volle  Amtstätigkeit  und  das  Beileid  für  seine  Nichterwählung 
Auszusprechen  hatte'""')-  Das  Bankett,  an  dem  bei  hundert 
^finner  teilnahmen,  —  „nur  der  Muriner  Spieß  fand  sich 
iiiclit  ein",  Hchrieb  der  „Wächter" """)  -—  gestaltete  sich 
-ZU  einer  für  den  Weggewählten  ehrenvollen  Kundgebung", 
ganzen  sei  wenig,  aber  gut  gesprochen  worden,  und  als 
lyer  mit  schlichten,  aber  eindringlichen  Worten  zu  ver- 
inlicher  Gesinnung,  zum  tatigen  Handeln  im  Geiste  der 
Liebe  und  Freiheit  und  bebaiTHcher  Ausdauer  im  Kampf  um 
die  höchsten  Güter  des  Lebens  mahnte,  da  habe  der  Beifalls- 
jubel kein  Ende  nehmen  wollen.  Ein  Zug  begleitete  „den 
'ackern  bis  in  den  Schloßhof  zu  seiner  Wohnung  mid  nahm 
iter  Musikklang  und  feurigem  Lebehoch  von  ihm  Abschied." 
ir  sind  grundsatzlich  gegen  die  Vergötterung  von  Personen, 
Tkte  Sieber  in  seiner  Zeitung ;  aber  da  es  in  der  Be- 
itenwelt  so  äußerst  wenig  echte  Volksmänner  gibt,  die  sich 
ungeheuchelte  Vertrauen  des  Volkes  zu  erwerben  wissen, 
so  ist  auch  für  uns  eine  dem  Verdienste  aus  freien  Stücken 
dargebrachte  Huldigung  erhebend".  Lob  auszustreuen,  war 
irdings    keine    Schwäche    des  „Wächter" :    denn    für    den 


54 


ciemokratisclien  Zeitungsschreiber  galt,  was  frülier  schon  in 
seiner  Zeitung  über  die  Haltung  der  volkstflmlichen  Presse 
zu  lesen  stand:  „Daraus  folgern  zu  wollen,  daß  wir  nun  tlie 
Lanntroinmel  des  Ruhmes  unanfliftrlieh  schlagen  würden,  wäre 
unrichtig.  Wir  haben  andere  BegritTe  von  der  Auf{;abe  der 
Presse  als  Bürger  Weilzel,  der  den  „Conft^der^"  anraunle,  weil 
er  sich  einige  tadelnde  Bemerkungen  über  den  GroEten  Rat  er- 
laubt  halte.  Tadeln  soll  die  Presse,  tadeln!  Das  Gute  trägt  die 
Empfehlung  in  der  Rege!  auf  der  Stirne  und  bedarf  keiner 
marktschreierischen  Anpreisung.  Den  vnlkslOinhihen  Beanileti. 
deren  grfiüter  Khrgeiz  der  ist,  in  richtiger  Würdigung  des 
Volksinslinktes,  Alles  für  das  Volk  zu  lun,  für  das  gute, 
aber  nii&handelte  Volk,  diesen  Beamten  nniß  der  Tadel  will- 
kommen sein,  .la,  aber  wenn  er  sonst  mehr  schadet  als 
nützt,  wenn  sich  als  Resultat  dieses  allerdings  wolgemeinteo 
Tadels  eine  feindliche  Gesinnung  bei  denen  ergibt,  die  niclit 
alles  zu  erwägen  im  Stande  sind,  soll  er  dann  nicht  ver- 
stummen ?  Nein,  er  soll  forlbruniinen  bis  er  übertlössig 
wird"  '"'I- 

Da  Sieber  lias  Brummen  nicht  unterließ,  so  griff  man  nun 
in  Freibui^  zu  einem  schflrferen  Mittel,  um  den  widerspflns- 
tigen  „Wflchler"  zu  /.fihmeEi.  Gestützt  auf  ein,  mit  der  Verfassung 
in  Widerspruch  stehendes  Gesetz  verlangte  die  Regierung. 
daJi  die  Zeitung  Kaution  leiste.  Als  der  Redaktor  sich  rilier  die 
in  diesem  Begehren  liegende  Knebelung  der  Presse  beklagte, 
erwiderte  ihm  der  Conf^dtir^  '"*) : 

„On  voll  bien  que  M.  Sieber  est  Zurichnis  et  qu'il  n'en- 
tend  rien  ä  no»  affaires,  —  Chacun  sait  que  le  cautionne- 
ment  (qu'ou  exige  des  feuüles  publiques)  est  exige  non  jiar 
la  nouvelle  Constitution,  niais  par  une  loi  deja  bien  vieille. 
la  loi  sur  la  presse  du  Ii2  decembre  1831.  Cette  loi  est 
illiberale,  lyrannique.  nous  l'avouons  ;  mais  laut  qu'elle  n'aum 
pas  (iie  r6voqu6e  par  le  Grand  Conseil,  il  notis  faudra  en 
respecter  les  prescriptions  et  ne  pas  en  accuser  le  nouvei 
ordre  des  choses  de  ce  qu'il  n'a  pas  fait".  Wie  stimmte  rlas 
aber  mit  einer  frühern  Auslassung  des  nfimlicheii  Blattes  zur 
Bekämpfung  des  von  SielMir  der  Verfassung  gemachten  V^ 


^^ 


—    55 


Wurfes,  sie  garantiere  die  Preiäfreiheit  nicht :  „Voici  les  moUfs 
qui  engageiit  M.  le  Wächter  ä  porter  ce  jiigement  si  severe : 
D'ahord  cetle  coiistitiitioti  iie  garantit  pas  la  libertä  illimit^ 
rde  la  presse.  Or.  voici  ce  qu'oii  liit  ä  l'art.  10:  „La  lib(?rW 
de  la  presse  est  garantie.  La  loi  dt^termine  les  peines  qu'en- 
trainent  los  ahus  He  cette  liberte.  La  ceiisure  ou  toiit  autre 
mesiire  prevenlive  est  inlerilite.  Aiicuiie  mefsMi'e  fiscale  ne 
pourra  grever  les  puhlicationH  de  la  presse".  Nons  prierons 
le  Wächter  de  iious  citer  une  seule  Constitution  qui  ail  pos^ 
un  principe  aussi  large.  Tandis  qne  daiis  le  caiiton  de 
Berne  la  presse  est  enlrav6e  de  lontes  les  mani^ios  par  une 
fiscalite  tymnnique,  ici,  ä  Fril)ourg,  les  journaux  sout,  de 
por  la  consliltition,  exenipls  de  toul  iinpöf  et  inesure  fiscale 
quelconque.  Si  ce  n'est  pas  lä  garantir  la  lilwrt^  de  la 
presae.  qnVnlend-nn  [lar  cette  gamntie  ?  Allez.  Monsieur  le 
Wächter,  votis  n't'tes  qu'un  ingrat  "")■*.  Wie  reimte  sich  diese 
I  "vielgerühmte  Freiheit  der  Presse  mit  der  Tatsache,  da£i  der 
iStaalsanwall  Villani  am  18.  Januar  den  Oberamtmaun  in 
|Uurteii  ersucht  hatte,  den  Herausgober  des  „Wächter"  anzu- 
P'hallen,  der  Staatsanwaltschaft  jede  Nummer  des  Blattes  vnr- 
',  Bulegeii  ?  '"^ ') 

Der  .Wächter",  dessen  Redakteur  nievei^aß,  für  die  ihm 
vom  Kanton  Freiburg  gewährte  GEistfreundschaft  wenig  Dank- 
barkeit im  Sinne  der  Regierung  zu  zeigen,  leistete  auch  die  ver- 
.  Jangte  Kaution  nicht,  auf  der    übrigens    vorlaufig   nicht    he- 
inden  wurde.    Die  Zeitung  erscliieii  vom  1.  April  an  sogai- 
)  zwei  wöchentlichen  Nummern,    ohne    Preiserhöhung,    was 
iem  Conf^er^  zur    hämischen    Bemerkung    Anlaß  gab  :    „il 
ftfnraft    qne    le    journoliste-p^agogue    n'avait    plus    assez    de 
ftplace  pour    dire    Loutes    ses    platitndes  :    le  Wächter    paralt 
laintenant  deiix  fois  par   semaines"  "").    Sieber    ardwortete 
6iit  einem  viel  Heiterkeil  erregenden    Entwürfe    eines    Prefi- 
jesetzes  für  die  bevoglete  Repubhk  N.  N.  (3(X>0  Meilen  hinter 
rotterbami). 

'  1.  Die  Preiäfreiheit  ist  gewährleistet.  —  §  2.  Diejeni- 
[en  Zeilungi'n,    welche    die    Tflligkeil     und    LInlätigkeil    der 
rHegierung  und  in  den  anucnehmslen   V'ni-ialinnen  lolien.  sind 


56 


kautions-  und  portofrei.  —  §  3.  Diejenigen  Zeitungen,  welche 
angeblich  im  Interesse  der  Volkawohlfarl,  die  Regiening 
mißtrauisch  bewachen  und  mitunter  tadeln  und  rügen  und 
destruktiv- radikale  Tendenzen  unter  den  Untertanen  frevenl- 
licli  zu  verbreileii  bemQht  sind,  haben  nicht  nur  keinen  An- 
spruch auf  die  in  §  2  enthahene  VergOnsttguiig,  sondern 
sie  können  unter  Umslftnden  auf  den.  Wege  des  summari- 
schen Strafverfahrens  ohne  Komplimente  geradezu  unter- 
drückt werden.  —  §  4.  Durch  gegenwartiges  Gesetx  werden 
die  Pre&geselze  von  Anno  Tubak  und  Anno  Löffelstiel  nicht 
aufgeholfen,  sondern  ergönzf  "'^). 

So  ward  Sieher  nicht  müde,  ungeachtet  aller  DrDhung<>n, 
an  Allem,  was  ihm  nicht  recht  schien,  schonungslose  Kritik  eu 
Qhen.  Auch  nahm  er  die  Gelegenheit  wahr .  wiederum 
gegen  die  Regierung  zu  donnern,  als  das  Ohergericht  die 
beiden  Neuenburger  BIfltter,  den  „ Constitution nel  neuchä- 
telois"  und  den  „Courrier  auisse".  zwei  klerikale  oder  kon- 
servative Organe,  in  Anwendung  des  Prefegesetzes  vom 
Jahre  1846  zu  je  50()  Franken  Buße  verurteilte  "*")  :  in  der 
Verfassung  garantiere  die  Regierung  die  Prefifreiheit  und 
lasse  anderseiU  noch  ein  veraltetes  Gesetz  bestehen  und  an- 
wenden, das  zur  Preßfreiheil  passe  wie  die  Faust  aufs  Auge. 
„Wie  kann  der  gegenwöilige  Staatsml  so  schwach  sein, 
ruft  Sieher  aus,  sich  dieses  Gesetzes  als  eines  Mittels  zu 
bedienen,  um  schlechte  Gegner  los  /.u  werden"  '"'). 

Dann  blieb  er  nicht  ohne  Unterstützung  von  Freiburg. 
Der  „Wächter"  brachte  eine  Korrespondenz  aus  der  Haupt- 
stadt '""l,  die  die  Regierung  aufmerksam  machte,  wie  sehr 
sie  Unrecht  habe,  die  Presse  zu  knebeln  :  sie  solle  vielmehr 
sich  derselben  bedienen,  um  die  von  ihren  Gegnern  verbrei- 
teten Lßgen  ober  die  Verschleuderung  der  Klostergöter  zu 
zerstören.  Weim  die  Regierung  die  öffentliche  Meinung  uo- 
beachtet  lassen  zu  können  glaube,  so  werde  sie  sich  dieselbe 
immer  mehr  entfremden  ;  sie  werde  vielleiclit  zu  bereuen 
haben,  daß  sie  zu  beherzigen  vergaß,  es  sei  eine  deniokra' 
tische  Beviilkenmg,  die  sie  vertrete,  und  daß  dieses  Volk 
das  natürliche  und  unveräusserliche    Recht    besitze,    die  Ver- 


57 


Wendung  des  Staatsvermögens  zu  kennen.  Der  Korrespon* 
<ient  wies  auch  auf  andere  Sonderbnndskanlone  hin,  die  in 
betreff  der  Klostei^üler  das  nftmliche  getan  hätten  wie  Frei- 
burg ;  dort  habe  man  sich  aber  bemüht,  statistische  Anga- 
ben 7U  veröffentlichen,  woraus  das  Volk  Ober  Vermögen, 
Einkünfte,  Ausgaben  und  PerMnimlbestand  der  geistlichen 
Korporationen  sich  habe  belehren  können.  Wenn  die  Re- 
gierung die  Mühe  sich  nehmen  wollte,  jene  statistischen 
Nach  Weisungen  öffentlich  zu  geben,  so  könnten  doch  ihre 
Anhänger  gesetzt  das  Volk  selbst  läse  sie  nicht,  die  Wahr- 
heit bezeugen  und  verbreiten,  wenn  man  von  skandalösem 
Verschleudern  der  KlostergOlcr  spreche.  Aber  im  Kanton 
Freiburg  wolle  man  von  Aufklärung  des  Volkes  Über  diese 
wichtigen  Fragen  nichts  wissen.  Die  Regierung  ahme  eben 
^en  Kaiser  von  RuHiland  nach,  der  mit  Grund  behauptet,  er 
»ei  seinen  Völkern  keine  Rechenschaft  schuldig.  Im  Anschluß 
hob  Sieber  hervor,  die  Regierung  publiziere  von  Zeit  zu  Zeit 
Berichte  über  die  Ereignisse  im  In-  und  Ausland  und  lasse 
sie  im  Lande  herum  verteilen.  Ihre  eigenen  Verhandlungen 
veröffentliche  sie  jedoch  nicht,  damit  die  Blli-ger  nicht  wisse», 
was  im   Kanton  vorgehe ^""'l. 

Aber  seine  Tätigkeit  in  der  kantonalen  Politik  drehte 
sich  nicht  nur  um  die  von  der  Regiemng  aus  Parteizwecken 
in  Frage  gestellte  Preßfreiheit,  .sondern  namentlich  auch  um 
4lie  durch  die  Staat3verfa.ssung  zu  sichernden  Volksrechte '"*''). 
Der  Kampf  zwischen  ihm  und  dem  Staatsrate,  der  ihn  im 
Confedörö  führen  ließ,  entbrannte  gleich  nach  der  Volksver- 
sammlung vom  31.  Januar.  Als  das  Verfassungsprojekt 
erschien,  glaubte  zwar  der  „Wächter",  es  zeuge  davon,  da& 
man  ernstlich  sich  bestrebe,  Freiburg  in  die  Zahl  der  glück- 
lichen, freien  Kantone  einzureihen.  Überraschend  sei  aber, 
^]afi  die  Verfassung  dem  Volke  nicht  unterbreitet  werden 
solle.  „Wie  ist  es  nur  möglich.  niu&  man  sich  fragen  •""), 
daß  man  dem  Volke  des  Kantone  Freiburg  dieses  wichtige 
und  erste  Recht,  die  Abstimmung  über  seine  Verfassung, 
vorenthalten  will.  Nie  und  nimmer  würden  sich  die  Frei- 
sinnigen tiea    Bezirks    Miirten,    nie    lUid     iiimnK'r  würde    der 


58 


hiesige  Volksverein  sich  mit  rliespr  Maßregel  einverstanden 
erklären.  Wir  glauben  die  Bedenklichkeilen,  welche  diesem 
§.  gerufen  haben  mOgen,  zu  kennen  und  können  gleichwohJ, 
wenn  wir  auch  alles,  was  zu  dessen  Entschuldigung  vorge- 
bracht werden  möchte,  reiflich  erwägen,  unsei-e  An&ichl 
hierilber  nicht  ändern.  Wir  haben  im  Kanton  Freibur^  kein 
Velo ;  wir  haben  nicht  das  Recht,  den  Großen  Rat  abzube- 
rufen, wir  haben  Behörden  mit  einer  mehrjöhrigen  Amis- 
dauer (in  Betracht  der  eigentümlichen  Zustände  unseres 
Kantons  können  wir  nns  auch  das  gefallen  las-seii)  ;  aber  um 
so  entschiedener  erheben  wir  uns  gegen  eine  solche  Beein- 
trAchtigung  der  Vnlksrechte  wie  die  in  Frage  stehende. 
Wenn  die  Gefahr,  da&  die  neue  Verfassung  verworfen  werde, 
auch  größer  wäre,  als  sie  es  in  der  Tat  nicht  ist,  rnoßten 
wir  denniKh  darauf  beharren,  daß  dem  Volke  die  Ausübung 
der  Abstimmung  über  die  Verfassung,  dieses  erste  Recht 
des  Souverains,  nicht  geschmälert  werde.  Wohl  ist's  bis 
dahin  bei  uns  so  Brauch  gewesen,  dem  Volke  das  Grund- 
gesetz nicht  vorzulegen  ;  aber  diesen  „Brauch"  muß  jeder 
Patriot  als  einen  argen  Mißbrauch  bezeichnen.  ^Zutrauen 
erweckt  Zutrauen  1"  Wer  kennt  nicht  diesen  schönen  Spruch 
und  dessen  hohen  Sinn  ?  Möchten  die  Behörden,  welche  das 
Verfassiing,swerk  auszuarbeiten  haben,  ihn  beherzigen.  Man 
entwerfe  eine  tüchtige  Verfassung :  man  beweise  dadurch, 
da&  man  für'-s  Wohl  des  Landes,  für  die  Sache  der  Freiheit 
und  einer  glücklichen  Zukunfl  begeistert  ist,  und  lege  dann 
die  Arbeit  dem  Volk  zur  Sanktion  vor.  Wir  sind  fest  Ober* 
zeugt,  das  Volk  des  Kantons  Freiburg  wird  dieses  Zutrauen 
EU  schätzen  wissen  ;  es  wird  die  Probe  zu  seiner  Ehre  be- 
stehen und  die  mit  Mißtrauen  geängstigten  Gemüter  werden 
errötend  gestehen  müssen,  daß  das  Volk  seinen  Behörden 
gut  ist,  wenn  die  Behörden  dem  Volke  wahrhaft  gut  sind*. 
Auf  das  Experiment  wollte  es  die  Itegierung  nicht  an- 
kommen lassen.  Die  Verfassung  ward  dem  Volke  nicht 
unterbreitet.  In  Berücksichtigung  der  umstände,  sehrieh  der 
„Wfichter"  am  28.  P'ebruar  "").  wei-den  die  Liberalen  nk 
Bedauern  sich  Idgen.   jedocli  nicht  ohne  aufs  enischiee 


Ion    Uli     j 

1 


59 


Hl  verlangen,  da^  die  Verfassung  durchweg  ilemokratische- 
ond  freisinnig«  Bestininiuiij-en  enthalte.  Snllten  sie  sich 
hierin  irren,  sollte  der  Große  Rat  den  Entwurf  verscJiliinm- 
bessern,  so  behalten  sich  die  Liheralen  vor.  die  Abslim- 
mungsfrage  wieder  aufzugreifen  und  nach  ihrem  Willen  zu 
eriedigen.  Wenn  es  wahr  ist  —  und  wer  will  nein  sagen  — 
da&  Regierung  und  Groüer  Rat  den  günstigen  Augenbliclt 
verschliefen,  in  dieser  und  andern  wichtigen  Fragen  den 
Hoffnungen  der  Liberalen  zu  entsprechen,  so  soll  man  nicht 
glauben,  sie  würden  nun  in  beharrUcher  Langmut  jede  Kon- 
zession eingehen  und  mit  sich  machen  las-sen.  was  man 
will.  Nein  I  Nach  dem  ungeheuren  Opfer,  das  sie  bringen, 
iodem  sie  für  dies  Mal  aus  reiner  Liebe  zur  Sache  dem 
etrien  SouverainitAtsrecht  entsagen,  müssen  sie  dabei  blei- 
ben, da&  man  die  begangeneti  Fehler  durch  um  so  radika- 
lere Mittel  gut  mache.  Das  Jüstemilieu  möge  sein  frevles- 
Spiel  nicht  so  weil  treiben,  his  den  Radikalen  der  Gedutd- 
hden  zerreißt.  Wir  sind  bereits  zu  alt  geworden  um  uns 
immer  düpieren  zu  lassen.  Man  fahre  ab  mit  der  Nacht- 
haubenpolitik, die  in  undankbarer  Danaidenweise  lauwarmes 
Wasser  ins  alte  Sieb  gieül". 

Um  nun  die  Regierung  nicht  lange  darübiT  im  Unkia" 
ren  xu  lassen,  was  man  in  Murten  unter  den  demokratischen 
und  freisinnigen  Verfassungsbestimmungen  verstand,  trat  der 
"Volksverein  zusammen  und  einigte  sich  über  folgende  An- 
trfige  '"),  die  Sieber  teilweise  schon  am  31.  Januar  dem  auf  dem 
Liebfrauen  platz  versammelten  Volke  vorgelegt  hatte:  1.  „Die 
Beamten  können  nur  durch  richterliches  Urteil  von  ihren  Stellen 
entsetzt  werden.  2.  Die  Klöster  sind  unvertrflglich  mit  den  Be- 
strebungen des  Staates.  3.  Der  Staat  übernimmt  die  Obsoi^e  für 
die  Erziehung  der  Jugend  bis  zum  20.  Altersjalir.  4.  Ebenso 
för  die  Armen,  denen  er  hinreichende  und  angemessene  Be- 
schäftigung gibt.  5.  Bezug  einer  Steuer  auf  das  Vermögen, 
damit  die  reichen  Herren  imd  die  Klöster  auch  etwas  zu  den 
Lasten  des  Staates  beilragen  mtts.sen.  (i.  Streitigkeiten  zwischen 
Staat  und  Privaten  entscheidet  der  Zivilrichter,  7.  Der  Grund- 
l>esilz  darf  ein  durch  das  Gesetz  festzustellendes  Maximum  nicht 


eberschreiten,  8.  Kein  besonderes  Pre&gesetz!  9.  Wahl  der 
Bezirks-  und  Gemeindebeamten  durch  die  Bezirke  und  Ge- 
ineinden.  10.  Besoldung  der  Beamten  durch  den  Staat,  damit 
■die  drückenden  Sportein  und  Emolumeiile  wegfallen." 

Die  wenigsten  dieser  Postulate  fanden  Anklang.  Am 
-8.  März  versammelte  sich  deshalb  das  Volk  in  Murten 
und  beschloß,  dem  Staatsrat  einen  in  sciiarfer  Spraclie 
gehaltenen  Protest  einzuschicken,  den  man  von  den  Gemein- 
■den  des  alten  Murtenbietes  unterzeichnen  ließ"').  Da.s  Er- 
gebnis desselben  faßte  der  „Wächter" "")  folgendermaßen 
zusammen:  „Freiburgischer  Fortschritt.  Ereter  Sprung:  Einer 
freien  Versammlung  wird  das  Protokoll  abgefordert  (Vereins- 
freiheit).  Zweiter  Sprung:  Die  freie  Presse  („WSchter")  wird 
■ermahnt  (Preßfreiheil).  Dritter  Sprung :  Den  freien  Gemeinden 
wird  das  Petitionieren  Ober  andere  ala  Verwaltuiigsgegen- 
stände  untersagt  (Petition.srecht)." 

In  seinen  Ausfällen  gegexi  die  Regierung  und  ihre  Zei- 
tung"^, „die  nur  da  sei,  um  was  in  Freiburg  vorgeht,  zu  loben 
und  zu  bewundem"  ^""),  fand  Sieber  noch  schärfere  AusdrQdce, 
und  um  seinen  Lesern  darzutuii,  daß  er  nicht  allein  sei  in  der 
Verurteilung  der  Staatsverfassung,  brachte  der  „Wä<hter"  die 
abschätzigen  Urteile  verschiedener  schweizerischer  Zeitungen, 
von  denen  wir  hier  nur  zwei  zitieren  wollen:  der  „Volksmann" 
von  Thurgau :  „Eine  Verfassung  mit  solchen  Lücken,  mit  solchen 
Höckern  und  Kröpfen  ist  nicht  vulkstQmUch.  —  Haben  di«  libe- 
ralen Herren  in  Freiburg  de»  Verstand  verloren?  —  War  e5 
ihnen  nur  um  eine  liberale  Sesselherrschaft  zu  tun?  Wahrlich, 
■der  Bezirk  Murten  tat  recht,  die  Freiheitsbäume  umzuhauen, 
und  das  Solothurner  VolksblatI  :  „Die  Freiburger  Verfassung 
huldigt  ganz  dem  Prinzip  der  Sessclberi'scbaft,  indem  das 
Volk  keine  Beamten  zn  wählen  hat,  und  der  jetzige  Große 
Rat  erst  nach  9  .Jahren,  bei  Ahlauf  dieser  Verfassung,  und 
bevor  der  neue  Große  Rat  gewählt  ist,  den  Regierungsrat 
und  die  Beamten  wieder  auf  9  fernere  Jahre  zu  wählen  be- 
fugt sein  soll.  Heißt  das  nicht  dem  Volke  Hohn  und  Spolt 
.gesprochen  ?  Erbhcken  wir  nicht  auch  hier  den  Neuarislo- 
Jcratismns,  die  neu  auftauchende    Herrschaft    der    Ses-^elasse- 


51     ~ 


kiiranK  ?    Wird  die  Tagsatziing  die  Schmach  auf  sich    neh- 
men und  einer  solchen  Verfassung  die  Garantie  geben"  ? 

Die  Stimmung  wurde  allmfihlig  so  gespannt,  da&  der 
Muriner  Volksverein,  „gestützt  auf  die  keineswegs  erfreuli- 
chen Erfahrungen,  die  er  mit  Rücksicht  auf  den  Erfolg  sei- 
ner demokratischen  Bestrebungen  hat  machen  müssen",  be- 
schloß, vom  Anschluß  an  das  sogenaimte  Cenlralkomitee  in 
Freiburg  abzusehen  und  die  auf  den  9.  April  angesetzte 
Hauptversammlung  nicht  zu  beschicken  "*).  Der  Confiider^ 
sprach  deswegen  von  einem  Muriner  Sonderbund.  Doch  gab 
es  auch  Leute  in  Freiburg,  die  zu  den  Murinem  standen. 
Eine  Korrespondenz  vom  13.  April  äußerte  sich  "^)  :  „Daß. 
der  Bezirk  Murten  nicht  immer  unsere  kiu-zen  Ideen  billigen, 
unsere  beschrankten  Ansichten  teilen  kann,  ist  begreiflich  : 
Jedem,  der  die  Stufe  politischer  Aufklarung  beider  Kantons- 
teile kennt,  und  weiß,  welchen  Unterricht  und  welche  Er- 
ziehung die  Murtner  Jugend  erhalt,  und  von  wem  und  auf 
welche  Art  und  Weise  seit  30  Jahren  die  Freiburger  erzo- 
gen worden  sind,  dem  ist  dieses  sehr  erklftrlich.  ^  Während 
das  Volk  hiesiger  Stadt  von  einem  engherzigen  Kanfönli- 
und  Spießburget^eist  sich  beherrschen  läßt,  scheint  man  im 
Bezirk  Murten  den  Blick  vielmehr  auf  das  Schweizerische, 
auf  das  Nationale  zu  richten.  —  Der  Bezirk  Murten  ist  wei- 
ter voi^erückt  und  kann  sich  nicht  mehr  nur  mit  Fahnen- 
geflatter und  patriotischen  Prozessionen  begnügen.  Man  hat 
daher  Unrecht,  ihm  deßhalb  Vorwürfe  zu  machen.  Wir 
denken,  unsere  Mitbürger  in  Murten  werden,  sobald  die' 
hiesigen  Liberalen  die  Politik  wirklich  von  einem  hohem 
Standpunkte,  als  dem  des  individuellen  und  des  persönlichen 
Interesses  betrachten,  uns  mit  Freuden  wieder  die  Bruder- 
hand reichen  und  das  Alte  vergessen". 

Inzwischen  nahm  der  Federkrieg  seinen  Fortgang.  Auf- 
gebracht über  die  Kritik,  der  Sieber  die  Verfassung  unterzog, 
fiel  der  Conf^der^  einige  Tage  nach  der  Annahme  derselben 
durch  den  Großen  Rat  über  den  Murtner  Gegner  her  "") : 
„Lägislateur  qui  siegez  au  Grand  Conseil,  inclinez-vous  :  le 
Lycurgue  allemand  de    Morat  a  parle  !    Heureux,    trois    foi» 


iheiireux  1b  {»eiiple  frilioui^eois.  qui  a  pnfin  trouv6  le  menlor 
dont  il  avait  besoin  pour  ne  pas  errer  dans  les  voies  nou- 
velle»  oii  11  vieiit  d'entrer.  C'e^t  un  bien  gmnd  dücteur  que 
Monsieur  le  Wächter  1  Äucuiis  pretendent,  ä  la  verile,  qu'ü 
ne  sait  dire  qiie  des  sottiaes  :  mais  c'est  lä  une  grande  ca- 
lomnie,  et  iious  aftimioiis,  au  contraire,  (jue  dans  le  canton 
-de  Fribourg  il  n'y  a  que  le  Wächter  qui  ail  le  sens  com- 
mun  et  que  lui  seut  couiiait  le»  vrais  principes  de  libeii^  et 
de  democi-atie  ;  nouft  aulres,  pauvres  idiols,  nous  avons  l'in- 
telligeiHw  trop  bortiee  pour  conipreridre  quelque  chose  ä  ces 
principes  :  nous  en  sonimes  «ncore  a  I'a  b  e  de  la  polilique. 
et  ce  que  nous  avons  de  mieux  4  faire,  c'est  d'aller  ä  l'i^le 
du  Wächter". 

Diese  Auslassungen  riefen  der  bereits  erwähnten  „Er- 
widerung Siebers  an  die  Idioten",  in  der  er  unumwunden  er- 
klärte, daii  er  sich  weder  dui-ch  Drohungen  noch  durch  Ver^ 
sprechuugen  von  seinem  Ziele,  die  Handlungen  der  Behörden 
einer  scharfen  Kritik  zu  unterwerfen,  werde  abbringen 
.lassen  "'), 

Nun  sollte  für  die  Verfassung  die  Garantie  der  Tag- 
satzung  eingeholt  werden.  Hier  versuchte  der  Muriner  Vollts- 
verein  anzusetzen,  als  er  auf  Siebers  Antrag  am  25.  Juni 
'einstimmig  beschloß""),  der  eidgenössischen  Behörde  eine 
Eingabe  einzureichen,  es  sei  die  Garantie  zu  verweigern,  weil 
die  Verfassung  dem  Volk  nicht  vorgelegt  wurden  und  auch 
sonst  die  Volkssouverttnitftt  abgesetzt  worden  sei.  Die  vom 
„Wächter"  veröffentlichle  Petition  betonte""):  „Im  Kanton 
Freiburg  hat  der  Gr.  Rat  eiue  Verfassung  bearbeitet,  welche 
am  19.  März  dieses  Jahres  in  Kraft  getreten  ist,  ohne  dem 
Volke  zur  Annahme  oder  Verwerfung  vorgelegt  worden  zu 
sein.  Der  Volksvercin  von  .Murten,  ja  die  ganze  Bevölkerung 
dieses  Bezirkes  protestierte  vergeblich  gegen  diese  unerhörte 
Verletzung  der  Volkssouveränilät,  welch  letztere  in  der  Ver- 
fassung doch  ausdrücklich  anerkannt  ist.  Es  blieb  uns  kein 
anderes  Mittel  übrig,  als  das  der  gewaltsamen  Selbsthülfe. 
Davon  hielt  uns  der  geistige  und  politische  Zustand  anderer 
Kantonsteile  ab.     Da  wir  aber   das    usurpatorische  Verfai 


63 


■des  Freiburger  Gro&en  Rates  unniöglich  dulden  kbiinen.  ohne 
una  den  Vorwurf  der  Feigheit  und  des  wohlverdienten  He- 
lotentums  zuzuziehen,  so  wenden  wir  uns  mit  dem  Begehren 
an  Sie,  der  frei  burgischen  Katitons  Verfassung  die  eidgenössische 
Gamntie  zu  verweigern".  Gleichzeitig  verlangte  der  Verein, 
die  Tagsatzung  solle  dem  frei  burgischen  Großen  Rate  die 
bestimmte  Weisung  üukommen  lassen,  rQcksichtUch  der  neuen 
Bundesverfassung  die  freie  Volksabstimmung  anzuordnen. 
„Wir  werden  doch  zu  dem  obersten  Lebensgeselz  des  Schwei- 
zervolkes auch  etwas  zu  sagen  haben",  lautete  die  Petition. 
„Sonst  setze  man  für  uns  die  Volkssouveränitat  ah  und  er- 
kläre uns  fär  mundtot  und  rechtlos.  Es  wfire  eine  beispiel- 
lose  Erniedrigung  für  uns,  stillschweigend  zusehen  zu  müssen, 
wfthi-end  die  Bevölkerungen  der  Nachbarkantone,  während 
das  ganze  übrige  Schweizervolk  ihr  freies  Votum  abgeben; 
wir  wfirden  uns  gegen  eine  derartige  kaiserlich-königliche 
BeeintrAchligimg  der  Volkssouveränität  mit  allen  Mitteln  auf- 
lehnen, wir  würden  uns  dagegen  wie  ein  Mann  erheben,  wenn 
uns  nicht  die  physischen  Mittel  gebrächen". 

Gegen  die  Verweigerung  der  eidgen.  Garantie  ward  aber 
hervorgehoben,  was  früher  bereits  im  Confederö  über  die  von 
Sieber  aufgeslelllen  Theorien  gesagt  woi-den  war'^":  „il  ötait 
re.serv^au  „Wächter"  d'önietlre  des  principes  aussi  anarchistes. 
Pour  notre  compte  iios  eussiuns  dfeir*  que  la  nouvelle  Cons- 
titution eOt  pu  recevoir  la  sanction  populaii-e;  niais  franche- 
ment  oii  cela  nous  aurait-il  conduit?  La  nouvelle  Constitution 
eut  ^t^  rejete  dans  la  plupart  des  districU  catholitjues  pour 
£tre  trop  radicale,  et  dans  le  district  de  Morut  pour  ne  pas 
I'fetre  assez". 

Sieber  und  der  Volksverein  erlitten  wiederum  eine  Ent- 
täuschung, indem  die  Tagsatzung  der  Freiburger  Verfassung 
die  Garantie  erteilte.  Darauf  muülen  sie  allerdings  nach  den 
neuesten,  im  „Wftchter"  über  diese  höchste  Schweiz.  Behörde 
gebrachten  Nachrichten  gefaßt  sein :  „Der  Zuhörer  bei  der- 
artigen Verhandlungen  muß  glauben,  sich  statt  im  Sitzungs- 
säle der  Schweizerischen  Tagsat/.ung  in  einer  Ki-ämerbude  zu 
beßnden.  Jede  prinzipielle  Anregung,  jede  über  Kantonalinte' 


ressen  stehende  Idee,  die  sich  etwa  geltend  machen  i 
überhaupt  jeder  Ausdruck  eines  ffir  die  Menschheit  schlagende» 
Herzens  wird  mit  (Iberniü tigern  Adiselzucken  und  rabulistischen 
Schlagwörtern  zurückgewiesen"'^"").  Um  die  Muriner  über 
den  Mi&erfolg  zu  trüsten,  konstatierte  ein  Freihurger  Korres- 
pondent des  „Wächter",  dali  die  Tagsatziuig  die  Verfassung 
garantiert  habe,  nicht  ohne  die  Preibui^er  Gesandtscliafl  auf 
die  Arniensüuderbank  gesetzt  zu  haben  '").  Sieber  seinerseits 
glaubte  auch  noch  ein  Uehriges  tun  zu  inOssen,  itidem  er  im 
„Wächter"  die  von  Dr.  Bussard  für  die  Genehmigung  ge- 
haltene Rede  scharf  hernahm.  Ehrlicher  wfire  es  gewesen, 
meinte  das  Blatt,  wenn  Bussard  sich  so  au.sgedrnckt  hotte'—): 

„Es  ist  Euch  bekannt,  wie  wenig  im  Kanton  Freiburg 
seit  1830  für  Volkserziehung,  für  Ausbildung  des  pohtischen 
Lebens  getan  worden  ist.  Unser  Volk  schmachtet  also  noch 
unter  der  Wucht  abscheulicher  Vorurteile;  es  ist  unfähig, 
das  Gute,  wenn  es  neu  ist,  zu  schäl7.en.  Darum  haben  wir 
die  Verfassung  in  vielfacher  Hinsicht,  wie  Ihr  seht,  aristo- 
kratiseh  machen  müssen ;  ja,  so  ungern  wir  es  taten,  wir 
haben,  wie  Diktatoren,  die  Verfassung  dem  Volke  verliehen, 
ohne  da&  es  darüber  abstimmen  durfte.  So  ungenügend  sie 
ist  —  es  hatte  sie  doch  verworfen!  Getreue  und  Hebe  Eid- 
genussen,  erwägt  diese  Umstände  und  garantiert  sie  dennoch. 
Zum  Dank  dafür  wollen  wir  künftig  tüchtig  arbeiten,  da£  e» 
bald  besser  und  lichter  werde". 

Die  Genehmigung  zeigte  der  „Confed^rö"  seinen  Lesern 
durch  ein  besonderes  Bulletin  an  und  die  Regierung  eröffnetft 
sie  dem  Volke  durch  12  Kanonenschüsse  '^'').  Diese  Kanonade 
brach  den  Widersland  des  Muriner  Volksvereins  nicht.  Auf 
dem  kantonalen  Boden  geschlagen,  versuchte  er  nun  auf  dem 
eidgenössischen  der  Freiburger  Regierung  beizukummen.  Die 
Bundesverfassung  suIUe  dem  Volke  unterbreitet  und  von  ihm 
nicht  angenommen  werden.  Es  ward  ihr  vorgeworfen,  dali 
deren  Bestimmungen  über  Preüfreibeit  und  r^iederlas^ungs- 
recht  nur  schOne  Worte  seien;  daß  sie  das  Vereiiisret-ht  ver-- 
nichte,  statt  garantiere,  und  daß  die  Vertassungsfabrikanteiu 
dem  Volke  einen  allzu  kostspieligen  Beanitenappai 


t>5 


Der  „Wflrhter"  fügte  bei,  er  sei,  wviel  ihm  liekaiinl,  _iias 
enite  Blatt,  welches  den  Entwurf  aus  tleni  GnmHe  vi-rdanimte, 
daß  keine  ßetlimmiingeii  betrelfend  den  Volksunterrichl  darin 
enthalten  seien,  wahrend  doch  die  Ernchtuiifi;  eine»  durchaus 
nrUlokratischen  hiülitutes,  tier  Huchrichule,  wenif^iStent^  faktd- 
tativ  in  Aussicht  gestellt  wei-de.  Unsere  Argumentation,  die 
sich  namentlich  auf  die  Sonderbundskantone  und  auf  die 
Notwendifjkeit  bezog,  ihnen  vun  Seite  der  Zentralgewalt  dikla- 
lorisch  anzubefehlen,  was  sie  aus  eigenem  Antrieb  nimmer- 
mehr  vornehmen  würden,  ist  von  keiner  Seite  gründUch  wider- 
legt worden.  Damit  blieb  alwr  das  gewichtigste  Motiv  zur 
Verwerfung  aufrecht.  Stftiide  es  in  unserer  Macht,  wir  würden 
deshalb  alle  Exemplare  des  Flickwerks  in  tausend  Stücke  zer- 
rei^n  und  bis  auf  den  letzten  Fapierschnitzel  ins  verzehrende 
Fener  werfen"  '"'*). 

„Allen  den  im  Projekt  entdeckten  Mängeln  kann  mir  das 
von  einem  Verfassungsi-at  für  die  Einheitsrepublik  entworfene 
Grundgesetz  ablielfen",  führte  Sielrer  in  seinem  Artikel  über 
die  Bundesverfassung  und  die  Radikalen  aus.  ^Schon  in  zwei 
Jahren  könne  eine  Bundesrevolution  die  Fabrikanten  des  neuen 
Entwurfes  mit  Ihrem  bedeutenden  Anhang.  Leute,  die  das 
Volk  so  lange  am  Nan-enseil  ibi-er  Grundsatzlosigkeit  herum- 
gezogen haben,  auf  eine  Weise  zu  Buden  werfen,  die  ihnen 
daa  Aufstehen  fOrderhin  verleiden  sollte.  Diese  Lektion  wün- 
schen wir  dem  Schweizervolk  nicht,  wohl  aber  seinen  soge- 
nannten Fohrern  die  verdiente  derbe  Znchtigung.  Es  ist  un- 
umgänglich notwenig,  daß  die  i-adikale  Partei  an  dem  neuen 
Machwerk  rüttle  und  nage,  bis  es  in  seijier  wahren  Gestalt, 
als  miftgestaltetes  Ungetüm,  das  die  Volksfreiheit  und  die 
demokratische  Entwicklung  in  seinem  weiten  Rachen  ver- 
schlingt, zum  Vorschein  komme.  Dann  wird  der  Augenbhck 
da  sein,  an  eine  soziale  Demokratie  zu  denken"  '"j- 

Der  Muriner  Zeitungsschreiber  verhehlte    sich  trotzdem 
nicht,  da£i  die  Verfassung  die  Zustimmung  des  schweizerischen 
Volks  erhalten  werde.     Man    müsse  sich  demnach  ohne  Ver- 
zug mit  den  Konsequenzen    der    Annahme    befassen,    meinte 
tiinit  der  Bernerzeiinng '-") :    Hinwirkunf;  auf  ^ule  Wahlen 


—     HH     — 


Uli-    die  ulUcklidit- 


in    (ieii    Naliuiinlrul    sei    itas    ersle, 
Einfnttntng     und     lüe    fruchtbare    Entwicktill  in     der    neuen 
Verfassung    zu    tun    sei;    denn     wenn    in    den    Nationalral 
schlecht    gcwttlilt    würde,    so    träten    als    notwendige    Fol^eu 
davon  ein :     daß    auch    ein    schlechter     Bundesrat    «n    die     i 
Spitze  kftnie:  unter  schlecht  sei  alles,   was  Justemilieii.  Kon- 
servativer,   Aristokrat   oder  Ultramontaner  ist.  zu  verstehen; 
da&    die    politische     Entwicklung    des    Bundes    von     vorne- 
herein verstOni Hielt  wdrde:  da&  ein  unvermeidlicher  ROckRang 
der  Politik    aller    einzelner  Kantone    stattfinde;     unter  einer     " 
konservativen  Bundesregierung  sei    eine   radikale  Kantonsre- 
giennig  eine  Unmöglichkeit;    unter  einer  jttstemilietian lachen     j 
Bundesregierung    mülite   bald  die    ganze  Schweiz  ein  Juste- 
milieu  werden;    daß   endlich  die  flu&ere  Politik  der  Schwm 
schlecht  vertreten  wöre.    Während    aber  der  Murtner  Volks-     | 
verein  und  sein  Organ  für  Verwerfung  der  Bundesverfassung     " 
durch  das  Volk,   eventuell  durch  den  Großen  Ral  arbeitete»,     I 
verwarf  die  Sektion  von  Freiburg  ^*')   mit   grolier  Mehrheil 
den   Antrag   de«    Advokaten  Weitzel,    die    Bundesverfassung     I 
dem  Volk  zu  unterbreiten,  und  beschloß,  dem  Gr.  Rate  deren     I 
Ainiahme    zu    empfehlen.    Die    Petition    des    Murtner  Volks- 
\ereins    an    die  Tagsatzung    in  beli-eff  der  Volksabsliinmung 
halte  auch  keinen  Erfolg.  Die  unverantwoiiliclien  Tagsatzinigs-     | 
fttrsten    gaben    uns   nichl    einmal  .Antwort,    beriehtete  Sietier     | 
im   nWftchter".     „So    hört    denn,    eiferte  er  '-")■    ihr.    die    ihr     ] 
solches  Unrecht  tut,   und  ihr,    die    ihr  es  duldet:     «Wir  pro-     j 
testieren  vor  Mit-  und  Nachwelt  feierlichst  gegen  diese  Rechts- 
verletzung. Wir  haben  die  Bundesverfassung  nichl  annehmen, 
nicht  verwerfen  dürfen:   so  fügen  wir  uns  auch  nicht!" 

Zu  dem  Nichlerfolg   in  dieser  Sache  gesellte  sich  dann 
der  liinsichtHch  der  Wahlen  in  den  Nationalrat.  Am  20.  Sep- 
tember schrieb  Sieber'*"),    „er  sei  aufgefordert  worden,    sidi 
als  Kandidat  zu  stellen.  Verböte  es  ihm  nicht  seine  Schüchlem- 
lieit,    crklfirle    er   seinen   Freunden,    so  würde    er   gern   enl — | 
sprechen,  obwohl  er  einsichtig  genug  sei.  um  zu  wis.sen,  dakifl 
seine  Entschiedenheit,  sein  blanker  Radikalismus  ihn  bei  gf-__^ 
wissen  Leuten  i-ben  nicht  sehr  empfehlen.   Der  Kanfon  Fre-^^ 


67 


burfi  habt'  fünf  Mitglieder  in  den  eidg.  Nalionnlmt  zu  wählen. 
Durch  die  Bestimmung  der  Bundeäverfassuiif^ ;  „die  Wahlen 
sind  direkt"  komme  Obrigens  der  Gro&e  Rat  in  eine  fatale 
Stellung,  indem  er  das  Volk  diesmal  nicht  leicht  entbehren 
ki^nne.  Es  sei  ihm  aber  nichts  unmö{;lich.  Um  die  Sache  ab- 
zukürzen, habe  jemand  den  sehr  praktischen  Vorschlag  ge- 
macht, der  Staatsrat  solle  ganz  ungeniert  fünf  Landjäger  in 
den  Nationalrat  abordnen:  man  wöre  doch  der  Gesinnung 
versichert"  '*"). 

Die  fortgesetzten  Vorwürfe  Siebei-s,  zu  einer  Zeit,  wo 
überall  das  katholische  Volk  sich  rührte,  brachten  scMieijlich 
die  Regiernng  so  aus  dem  Häuschen.  da6  sie  sich  verleiten 
lie&.  auf  den  selion  vor  Monaten  erhaltenen  Rat  einzugchen, 
den  unbequemen  Zeitungsschreiber  aus  dem  Lande  zu  jagen. 
Im  Kanton  herrschte  groiäe  Aufregung;  um  das  bald  hie 
bald  da  gegen  die  neue  Ordnung  ausbrechende  Feuer  zu 
dämpfen,  waren  auch  schon  die  benachbarten  Kantone  zu 
Hilfe  gerufen  worden  '^"').  Dazu  kam  das  Gefühl  der  Regierung 
mit  lit'V  großen  Mehrheit  des  Volkes  in  Widei-sprucli  zu 
stehen  und  die  üeberzeugimg  der  Unmöglichkeit,  diesen  Wider- 
spruch zu  bändigen.  Siebera  Opposition,  zeitlich  mit  dem 
Widersland  der  gro&en  Masse  des  Volkes  zusammenfallend, 
erschien,  als  ob  sie  dem  Einverständnis  mit  den  Ultramon- 
tanen entspränge.  Der  Volksmann  sah  auch  em,  da&  ihm 
ein  derartiger  Vorwurf  gemacht  werden  könnte.  Am  22.  März 
bereits  wies  er  ihn  zurück  mit  den  Worten  "") :  „Wenn  Monerat 
mit  seinen  Gesellen,  in  zufälliger  Uebereinstininiung  mit  uns. 
an  der  Volkssouveränität  festhält,  liegt  darin  ein  Beweis,  daß 
der  Grundsatz  an  sich  verwerflich  sei?  Oder  soll  der  Zufall 
uns  bestimmen,  ein  Recht  aufzugeben,  das  der  Bürger  der 
Demokratie,  wenn  er  auch  wollte,  nicht  aufgeben  kann,  weil 
es  eben  ein  unveräußerliches  ist?"  In  der  Berner-Zeitung  !■"'( 
hob  er  auch  hervor:  „Dieser  Tage  log  man  dem  katholischen 
Volke  vor,  die  Muriner  würden  das  Kloster  Hautenve  an- 
greifen. Daß  eine  übertriebene  Angst  die  guten  Freiburger 
befiel,  daß  Berner  und  Freiburger  auf  die  Beine  mußten, 
kann  höchstens  Lachen   erregen,    wie   aber   die    Muriner   ins 


68 


Spiel  gezogen  werden  konnten.  it>t  uns  noch  nicht  deutlich. 
Von  gewaltsamen  Angriffen  oder  gar  von  einem  Einverständ- 
nis mit  den  Ullramontanen  war  nie  die  Rede,  vielmehr 
wollte  man  hier  den  Kanton  Freiburg  seinem  verdienten 
Schicksal  überlassen  und  seine  Hoffnung  auf  eine  radikale 
Bundesrevision  bauen".  Fflr  das  von  ihm  erstrebt?  Zii-l 
erschien  ihm  aber  das  Zusammentreffen  der  beiden  Oppo- 
sitionen doch  ersprießlich  zn  sein,  was  er  am  16.  April  den 
Lesern  des  „Wfichter"  mitteilte'");  „Ma&lin  und  verschieden!- 
andere  Bursche  dieses  Gelichters  sind  wieder  Kurftck.  Man 
spricht  von  einer  ultramontanen  Zeitung,  die  sie  gründen 
wollen.  Dann  kftme  die  hohe  Regierung  zwischen  zwei 
Feuer".  Das  in  Aussicht  genommene  katholische  Organ  sollte 
den  Namen  „Le  Conservateur"  erhalten.  Es  blieb  aber  Iwi 
der  Absicht.  Von  dem  Erscheinen  dieser  Zeitung  erwartt-t^- 
Sieber,  daß  es  die  EmpOndlicIikeit  der  Regierung  gegen  den 
Tadel  der  Presse  schon  beben  werde,  wenn  das  Blatt  dann 
das  Regiment  Nummer  für  Nummer  verdächtige.  Die  Herren 
knimen  dann  froh  sein  über  den  „Wächter",  der  .-iie  auf 
Uebelstände  und  Verstösse  in  der  guten  Absicht  aufmerksam 
mache,  denselben  abzuhelfen  lind  so  den  Gegnern  die  WafTen 
zu  Angriffen  zu  benehmen  '""'|. 

Nachdem  der  „Confedere"  gegen  Sieber  den  Vorwurf 
erhoben  hatte,  er  predige  anarchistische  Theorien  und  rufe 
zur  Aufruhr,  bezichtigte  er  ihn  am  8.  Juli ''").  er  lasse  sich 
KU  schulden  kommen  .de  sauvages  agressions.  des  sorties 
viiilentes  contre  toul  ce  qui  est,  tont  ce  qui  se  fait  en  Suiiise 
et  dans  notre  canton.  —  S'ils  (Sieber  und  der  Volksver«inl 
(^taient  pay6s  pour  fomenter  le  Irouble  et  la  discorde,  qu'on 
le  dise.  feraient-ils  mieux?"  In  Erwiderung  auf  diese  Beschul- 
digimg stellte  Sieber.  nachdem  er  öfters  schon  erklärt  liatte. 
er  setze  den  Verdächtigungen  des  „Confedöre"  seine  tiefe  Ver- 
achtung entgegen,  an  seine  Leser  die  Frage  :  „Was  sagen 
unsere  Le.ser  dazu,  wenn  der  ^Confedere"  behauptet,  wir 
könnten  nicht  firger  Unruhe  und  Zwietracht  säen,  wenn  wir 
dafür  bezahlt  wftren!?  Wir  antworten  darauf  bloß,  <la&  wir 
dem  Kanton  Freiburg  Glüfk  wünschen  dürften,   wenn  er  ker 


bestechlichere  uiid  keine  unehrenhaftere  Bürger  z&hlte,  als 
wir  sind,  der  „Wflchter"  und  Comp".  „Es  führt  uns  nicht 
irre,  wenn  der  Tadel  otTenbarer  Missbrauche  und  Mißgrifl'e 
.wilde  Aggressiou".  phefliger  Ausfall"  tituliert  wird.  Wir 
wissen  ganz  gut,  wie  wir  schreiben  niQ&teii.  um  angenehm 
zu  sein:  dazu  bequemen  wir  uns  nicht,  wenn  es  auf  Unkosten 
der  Wahrheit  geschehen  soll"  '^^ ").  Einige  Tage  später  gewährte 
der  „Wflchter"  einer  freiburgischen  Korrespondenz  Raum,  die 
die  aufrührerische  Frage  aufwarf  und  beantwortete:  „Waa 
wollte  also  die  Eidgenossenschaft  (trotz  Art.  4  der  Uebergangs- 
U'stimmungen)  anfangen,  wenn  in  Erwägung  des  Art.  6  c- 
der  Bundesverfassung  das  Freiburgervolk  in  Masse  aufstünde? 
Sie  IIIU&  zusehen,  wie  das  Volk  sich  frei  konstituiert;  sie 
darf  nichts  einwenden,  wofern  das  Volk  den  Grundsätzen  der 
Bundesverfassung  treu  bleibt"  '"*). 

Berücksichtigt  man  endlich  noch  die  in  den  Petitionen 
des  Volkfivereins  geführte  Sprache  und  die  von  Sieher  der 
Verfassung  gemachten  Vorwürfe,  so  bedurfte  es  nur  noch 
eines  Schrittes,  um  ihn  des  Einverständnisses  mit  den  Kleri- 
kalen zu  verdächtigen  und  zu  beschuldigen.  Da£  dieser  Schritt 
gelaii  wurde,  Itesorgten  einige  Muriner,  denen  die  im  „Wächter" 
gebrachlen  Aussetzungen  arg  in  die  Na^e  gestochen  hatten. 
Sieber  machte  »ich  zwar  über  sie  lustig,  indem  er  in  der 
Nummer  vom  lt>.  September  kund  gab,  „da&  ein  Murtner 
Spie&,  bekanni  durch  seine  Flegelhaftigkeit  und  Fraubaserei, 
die  wichtige  Entdeckung  gemacht  habe,  der  „Wächter"  sei 
den  Jesuiten  verkauft"  '"*). 

Trotz  ihrer  unzweifelhaften  Verlogenheil  machte  diese 
von  Murten  ausgegangene  Beschuldigung  ihren  Weg.  Für 
die  bevorstehenden  Na tionalrals wählen  hatte  der  Gro&e  Rat 
in  seinem  Dekret  vom  23.  September  bestimmt :  Art.  2,  Tout 
suisse  äge  de  vingl  aus  revolus,  porteur  d'un  certificat  de- 
livre  par  le  syndic  de  la  commune  de  son  domicile,  altestant 
■pi'il  a  prete  serment  ü  la  Constitution  cantimale  et  f<^d6rale. 
et  qiii  du  reste  n'esl  point  prive  de  la  quaht^  de  citoyen 
actif  par  la  l^gislation  cantonale,  a  le  droit  de  voler  dans  le 
fliege  electoral  dont  le  lien  de  son  diiniicile  fait  partie.  Nul 


70 


rie  jM'ut  ^tie  Hdmis  (lans  lasseniblee  eleclomle.  .s"il  ne  porle 
exl^rieurement  et  d'urie  nianiere  ^videiile  le  c<;rtiticat  requis 
par  \e  pi^apnl  articte.  Le  Gonseil  d'Klal  est  chargi?  de  r^diger 
la  fomuile  du  serment".  Art.  12  des  staatsrechtlichen  Aus- 
ftlhiTingabesohlusses  vom  4.  Oktober  verfügte  dann.  da&  alle 
Gemeinden  des  alten  Miirtenbiets  in  Domdidier  zu  stimmen 
hatten.  Daraus  nabni  der  Mui-tiier  Volksvercin  Anlag,  sich 
am  Abend  des  7.  Oktober  /.u  versammeln.  Sieber,  von  der 
verlangten  Eidesleistung  sprechend,  erklärte  sie  „als  einen  mi- 
wQrdigeii,  die  Ausschließung  gewissenhafter  (wenn  auch  durch 
den  unverschämten  Bischof  und  seiner  Klerisei  verfilhrter)  katho- 
lischer Staatsbürger  bezweckenden  Kniff,  der  eine  verfassungs- 
widrige Verkümmerung  des  Wahli-ecbts  enthfilt".  Dagi:>gen 
mÜ5.se  der  Volksvei-ein  feierlichst  protestieren,  wenn  er  auf 
Konsequenz  und  auf  ehi'envolle  Antezedenzien  halte.  Der 
Redner  stellte  demnach  folgenden  Antrag :  „Der  Muriner  Volks- 
verein, nach  tlinsicht  .des  die  Nationalratswahlen  anoi-dnenden 
Groferalsbeschlusses,  wurnach  ilas  Wahlrecht  durch  die  Fur- 
derung  der  Eidesleistung  auf  zwei,  dem  Kanton  Kreiburg  ge« 
waltsam  aufgedrungene  Verfassungen  (des  Kantons  und  dttr 
Schweiz)  verfassungswidrig  verklausuliert  und  verkümmert 
wird,  beschließt.  da&  er  sich  bei  diesen  Wahlen  nicht  be- 
teiligen, sondern  l)ei  dem  demnächst  zusammentretenden 
Nationalrate  feierlichst  dagegen  protestieren  und  verlangen 
werde,  er  wolle  die  bundes verfassungswidrig  vorgenommenen 
Wahlen  des  Kanton»  Freibui^  kassieren  und  sofort  neue  an- 
ordnen". Dieser  Antrag  Siebers  ward  angenommen  und  der 
Gegenantrag  des  Landwirts  Heinrich  Herrenschwand  —  „daß 
man  sich  zahlreich  bei  der  am  20.  ds.  stattfindenden  National- 
ralswahl  in  Domdidier  einfinden,  wohl  selbst  mit  Hülfe  der 
Ultramoii tauen  und  nötigenfalls  mit  Gewalt  gegen  die  bundes- 
verfassungswidrige  Verkümmerung  des  Wahlrechts  auflehnen 
und  sodann  in  frei  konstituierter  Versammlung  zur  Wahlvei^ 
handhmg  schreiten  möge"  —  verworfen,  „obwohl  gewi£ 
mancher,  berichtete  der  ^  Wftchter"  '''"1.  den  Herrenschwandachen 
vorgezogen  hfltte,  wenn  er  nicht  mit  Inkonvenienzen  verbunden 
gewesen  wilre". 


i 


71 


Kniim  war  der  Antrag  Sielwrs  zum  Hesrhliiß  prhol)en 
worden.  >o  ließ  iliii  ilcr  ObeiBniliiiaiiii  Cluitoncy  iliinli  Kil- 
lioten  ili-r  Regierung  7.ur  KeniitiiU  lii-ingeii.  Difst  liielt  nun 
ilie  Zeit  für  gekoniiiicn,  gegen  SietH-r  <leii  gewi&  schon  lAiigst 
gepl«ntt;n  Schlag  zu  führen.  Im  Prolokull  de»  StaaUrnles  vom 
S.  OktolK-r  steht  darüber  Folgendes : 

„II  est  fait  lecture  d'une  lettre  exp^tliee  par  e»tat'ette 
par  laqnelle  li-  Prf-fet  «In  Lac  infornie  de  c*'  qui  s'eHl  paasä 
le  7.  au  soir  ä  fassemblef  jiatriotique.  Celle-ii  tonijMiäee  de 
Sä  t  m  per.soiine&  aurait  decide  snr  la  proposition  de  Mr. 
Sieber  dt-  demander  au  Coiiheil  l'td^ral  raniiulatioii  des  elec- 
tious  du  Canton  de  Fribourg.  le.s  i'utistiUitinnii  Ted^rale  et 
uanloiialfr  irnyant  pas  ete  souinise  ä  la  tsanctiun  du  pcupl«.  Mr. 
Henri  Herrensi-hwand  aurait  conseiUe  de  se  rcuiiir  au  i>arli 
du  Sonderbund  pour  dissoudre  russembl^e  de  Üonididier.  Mr. 
le  Direcleur  de  la  Police  relate  quelques  fails  ii  l'appui  ilc  la 
revt'latiou  coinnuiniqni^e  par  Mr.  le  President.  Les  resolutions 
siiivantes  .sont  inises  en  votation.  Fant-il  expulscr  iinniedi(it<^- 
nient  ilu  caiilon  le  (.-itoyen  Sieljer?  Oui.  Arr6ter  Henri  Herreii- 
schwand  au  inomenl  jnge  opppurtnn  ]>ar  le  Piefct.  et  le  faire 
Iransporter  ä  Fribourg?  Oui*"  "^'). 

Chntnney  glaubte  nähere  Vorschriften  veiliingeii  /,u 
inßs^r>.  iiamenilich  ob  dem  ausgewiesenen  Redakteur  nicht 
eine  Frist  zur  Regelung  seiner  persönlichen  Angelegeidieiten 
«u  gewftliren  sei.  Die  Regierung  beschloß  aber:  _il  n'est  ac- 
corde  aucun  tcrme.  on  manifeslera  au  Pri^fet  la  surpristi  de 
ve  qu'il  ii'ail  pas  execnle  immedialement  Tortire  ile  renvoi 
Ue  Mr.  Sieber".  Herrenschwand  beti-elTend  ward  vert'ügt,  daü 
«T  dem  Uni  ersuch  ungsricht  er  in  Freiburg  zugeführt  wei-den 
j^oUe.  In  Ri'Wig  auf  den  „Wflchter"  endlich  wurde  geant- 
wortet :  „en  applicaÜon  des  art.  4  und  28  de  la  loi  du  17 
tlecembre  1831  sui"  la  jjoiice  de  la  presse,  le  Prüfet  fera  ex- 
hiber  chaqne  immero  du  „Wftchter"  au  .Substitut  ilu  Procnreur 
^eiiei-al  de  iv  distriet,  alin  que  le  sequestre  immediat  pnisse 
etre  ordonne,  .s'il  y  a  Heu"  '■").  Der  Staatsanwalt  aber  soll 
bei  der  Bekanntmachung  der  Wegweisung  Siebers  nUHgerufen 
liahen  :  „voilä  qm-  noire  (lonsi'ü  il'Elal  sail  f-tn-energiqu«'"  '''-'l. 


72 


Der  Vnllüiig  dieser  Maßregeln  Tand  am  9./10.  Oktober  statt. 
Sieber  wurde  von  einem  Landjäger  bei  Pfauen  (iher  die 
Grenze  ge.-M:haffl.  Gründe  wurden  ihm  ebensowenig  angegeben 
als  dem  Verleger  Delosea  fOr  die  über  die  von  ihm  heraus- 
gegebene Zeitung  verhängte  Censur  '*").  Die  Nummer  fi9 
vom  11.  Üktdber  verkOndete  den  Lesern,  da&.  obwohl  der 
Redakteur  von  Murten  weggewiesen  worden  sei,  das  Blatt 
dennoch  in  derselben  Tendenz  auch  künftig  ei-scheinen  wenle. 
Gegen  die  Censur  werde  allerdings  alles  Protestieren  nichts 
nutzen:  „Woher  aber,  werden  die  Leser  fi'agen.  dieses  ßn- 
schreiten  gegen  freisinnige  Mflnner.  gegen  ein  sehr  geachtetem 
freisinniges  Blatt?  Wir  wissen  es  nicht.  Wahrscheinlich  ist 
der  Lihemlismns  der  Regiemng  ein  neuer,  bisher  n<»ch  unbe- 
kannter. Man  muCt  ilin  gründhch  studieren.  Sidier  ist,  da& 
im  Kanton  eine  starke  Aufregung  herrecht.  Das  „treue"  Militär 
ist  auf  den  Beinen.  Die  kontributionspflichtigen  140  Gremeinden 
lamentien-n :  die  Pfaffen  alarmieren:  die  Freisinnigen  sind  lau, 
lau.  weil  nn/ufrieden  mit  dem  Gang  der  öffentlichen  Ange- 
legeidieiten.  Wie  es  scheint,  hat  das  Ziisammentretfen  all 
dieser  Ei-scbeinungen  die  Regierung  vermocht,  su  eine  Art 
Kriegszustand  ülwr  den  Kantim  zu  verhängen.  Weil  wir  zen- 
siert sind  und  unsere  Gedanken  unterdrücken  müssen,  beten 
wir  zum  ersten  Mal  in  unserem  Leben  .Herr  erlfise  uns  !"  '"1 
Der  Verleger  versuchte  zunächst  sich  der  über  das  Blatt 
verhängten  Censur  zu  unterziehen,  indem  er  die  Nummer 
vom  U.  Oktober  der  eingesetzten  Censurbehörde  vorlegte, 
bevor  er  die  VerteiUuig  vornahm.  Da  der  Bescheid  des  Ober- 
anitnianus  zögerte,  so  ließ  er  das  Blatt  verteile«.  Der  Substi- 
tut des  Staatsanwaltes,  Anton  Engelhard,  ließ  nun  die  nocli 
nicht  zur  Verteihuig  gekommenen  Nummern  konfiszieren  und 
Strafklage  gegen  Delosea  einlegen'"!.  Der  Staatsrat  befaüte 
sich  mit  der  Sache  am  12.  Oktober,  nachdem  der  Oberaint- 
munii  ihm  das  Eigebnis  der  gegen  den  -Wfichter"  ergriffenen 
Mafii-egeln  gemeldet  liatte.  Der  Vorsteher  des  PoIizei<ieparte- 
riients  teilte  dem  Rate  einige  ÄMzf  aus  der  konfiszierten 
Nummer  nn'l  und  beantragte  Unterdrückung  des  Blattes.  Der 
Rat    be>clirfiiikte    si.li    jedmli    auf  di.-  Verr.rdmmg.     daß  ( 


73 


-Wfichler"  nur  ei'scheinen  dürfe,  wenn  ilic  von  ihm  verlangte 
Kaution  ijeleiiitef  werde.  Die  Strafverfolgung  sei  einzustellen 
mjil  nur  wieder  aufzunehmen,  wenn  das  Blalt  erscheinen 
"ioUle,  ohne  die  ihm  gestellte  Bedingung  erfallt  zu  haben,  in 
welchem  Falle  es  dann  ohne  weiteres  zu  unterdrOcken  sei"*). 
Am  14.  Oktober  erschien  aber  eine  neue  Nummer  des 
.Wächter",  ohne  dafe  die  von  der  Regierung  verlangte  Kaution 
geleistet  worden  wBrp.  Sie  enthielt  die  erste  Aeu6erung 
Siebers  über  seine  Wegweisuiig:  „Es  gibt  Leute,  die  in  kri- 
tiiichen  Momenten  total  den  Kopf  verlieren,  so  da&  sie  Dumm- 
heiten über  Dummheiten  begehen,  —  Da^  alles  hat  noch 
weniger  auf  sich;  wenn  aber  Leute,  in  deren  HSnde  die 
'"iffentliche  Gewalt  liegt,  riich  zu  unülierlegten  und  mutwilligen 
Streichen  hinreiEien  lassen,  so  ist  das  sehr  gefflhrhch  für  den 
verfassungsmäßigen  Rechtszustand.  und  mit  den  Garantien  fflr 
tlie  rechtliche  Stellung  der  Bürger  ist's  ans.  So  schickt  der 
Sultan  einem  Beamten  die  seidene  Schnur:  der  Pascha  spuckt 
dem  Kadi  in's  Angesicht:  der  russische  Zar  verschreibt  si- 
liiiisches  Eis:  die  absolutistiächen  Regierungen  gewisser  Kan- 
tone der  Schweiz  kerkern  ein,  verbannen,  strafen;  —  Alles 
•:>hne  Motiv,  —  Vergeblich  fragte  ich  nach  Gründen  —  man 
^ab  mir  keine  an.  eben  weil  man  es  nicht  konnte.  Ich  würde 
«lieses  diktatorische  Verfahren  ganz  gut  begreifen,  wenn  der 
Kriegszu-stand  förndich  Ober  den  Kanton  verhängt  wäre;  der 
Exjjulsionsbeschlufä  nUtßte  dann  so  gefaßt  sein;  den  Herrn 
Sieber  weisen  wir  fort,  weil  wir,  während  des  über  den 
Kanton  verhängten  Kriegszuülandes  nicht  ilnlden  können,  dnk 
man,  wie  Herr  Sieber  tut,  den  Maßstab  strenger  Grund- 
sätzlichkeit an  unsere,  den  Bedürfnissen  des  Augenbhcks  an- 
gepaßten Maßnahmen  lege.  Ich  begreife  einen  solchen  Be- 
schluß, oltschon  er  ebenfalls  verfassungswidrig  und  ungerecht 
wäi-e:  der  just  vorliegende  aber  verstößt  7U  entsetzlich  gegen 
\erfassungsm&ßiges  Recht,  ist  in  seinen  präsnniptiven  Mo- 
tiven so  bodenlos,  daß  ich  aimehmen  muß.  es  sei  ihm  eüie 
lügenhafte,  absichtlich  entstellende  Denunziation  vomusge- 
gangen  und  er  selbst  sei  in  der  ei-sten  /.oririgen  Aufwallung 
pfaßt  worden.    —    Ich  htiln-  stlion  einiiml   die   Khiv  gehabt. 


ans  dem  Kanton  Kreibui'g  viTwiies»;ii  zu  werden :  es  geschah 
dui'ch  die  Jesnitenregierung  nach  den  Jannarereignissen  im 
Jahre  1847.  So  ungerecht  dieser  Beschluß  war  —  die  Jesiiiten- 
regiermig  gab  mir  ducli  (JrHnde  an  und  war  in  der  VoII- 
/.iehung  humnii.  was  ich  von  der  gegenwärtigen  nicht  s^en 
könnte,  —  Ich  Füge  nur  noch  bei,  da&  ich  die  GrQiide,  d.  h. 
die  Ungründe  meiner  ExpuLsion  vernehmen  werde.  Ich  kenne 
sie  ischon;  sie  lauten  ulso:  .,Der  Herr  .Sieber  ist  uns  zu 
radikal,  zu  grund^tzUch:  er  ist  ein  nnerbittUcher  Kritikus: 
er  schwatzt  den  Leuten  von  ihren  Rechten  vor;  er  Iftßt  nicht 
mit  sich  markten:  er  ver.steht  unsere  -  exzeptionclli'  Stellung 
nicht:  er  ist  uns  im  Wege"  '*■'), 

Von  der  Unbegründetheit  der  regierungsMlhclien  Ver- 
fügung ausgehend,  gelangle  nun  auch  der  Verleger  an  den 
Staatsrat  und  Imt  um  Aufhebung  des  Verbotes.  Der  Oher- 
amtmann  beantragte  Abweisung  und  fand  die  Unt«rstQlzitug 
des  Jüstizdirektors.  Am  16.  Oktober  l)eschl»£i  die  Regienmg. 
es  sei  dem  Murtner  Buchdrucker  mitzuteilen.  da&  das  Verbot 
aufrecht  erhalten  werde,  ^pour  Ini  eviter  un  pnices  de  pi'esse 
auquel  il  6tait  expose  soit  ensuite  d'une  ilenoiice  faite  coiUrv 
tun  des  derniers  numeros  de  ce  Journal,  snil  par  siiitc  de  Iti 
non  Observation  des  formahtes  prescrites  par  la  loi  siu'  la 
presse".  Der  Obemmlmann  erhielt  gleichzeitig  den  Auftrag, 
dem  Herausgeber  des  „Wflchter"  zur  Kenntnis  zu  bringen, 
dafi  die  Strafverfolgung  dahinfallen  werde,  wenn  er  sich  unter- 
ziehe. Im  anderen  Falle  aber  halte  der  Staalsmt  dafür,  da^ 
die  Zeitung  solange  noch  henuisgegel>en  werden  kcHine.  hin 
durch  richlerliclien  Entscheid  das  Verbot  bestätigt  sei  '"I. 
Letztei-e  Einschränkung  des  Verbotes  hätte  als  Antwort  auf 
ein  Schreiben  des  Amtsrichters  Weger  in  Murlen  vom  sellx'u 
Tage  gelten  können  "■■),  in  dem  er  iler  Regierung  die  Un- 
gesetzlichkeit ihres  Vorgehens  gegen  den  , Wächter"  vorhielt 
und  namenthch  hervorhob,  data  darin  ein  unznlätiiger  Eingritf 
in  die  richterliche  Machtsphäre  liege.  Kwar  um  so  mehr, 
als  beim  Gerieht  bereits  eine  Klage  gegen  den  „Wächter" 
anhängig  gemacht  woivlen  sei.  Wegeis  Protest  gelangte  alier 
er-'l  am   17.  Oktober  in  die  Hflnde  dir  Regierung  mit  einem 


75 


Schreiben  des  Oberamtmauns :  „cette  lettre  nrexplitjiie  suffi^a- 
ment    pourquoi    riiiiprinitiur   ilii    „Wächter"   a.    iioii    obstaiit 
I  votre  defense,  Contimit  \a  dtstributiuii  de  soii  juuriial,  il  aiiru 
1  auasi  eu  connaissance  de  lu  maiii^i'e  de  voir  tottt  ä  fait  etratif^e 
de  M.  le  Juge  Weger,  sur  la  eonipetence  des  tribtiiiaiix.  Fort 
de    cet  appui.    l'imprimeiir  iiuiiliniiem  ä  publier  soii  Journal 
ainsi  qu'il  le  declare  ä  qiii  veut  ('enteiidre"  "''|.    Der  Bericht 
der  Jusbzdirektion    hielt    dafür,    doli   der  Staatsmt   Mich  dem 
bemohetiden  Eindruck,  den  Wegers  inlervenlioii  hervorrufini 
■uQsse,  nicht  entziehen  kCVnnc,  dalä  eine  Strafverfolgung  nun- 
mehr  unerläüüich  geworden  sei  und  dn&  der  Gerichl.sprft8ident 
vorläufig  die  Einstellung  der  Zeitung  l>is  zu  erfolgter  Kaution»- 
leistung    zu    verfügen    habe  "■).     Delosen    glaubte    den    wei- 
tem   Maßnahmen    zuvorzukommen    indem    er    am    19.    Ok- 
tober an  das  Oberamt  schrieb,  er  unterziehe  »ich  und  weitle 
demnm'h  »eine  Zeitung  solange   ah  dem  Gesetze  nicht  nach- 
f^elebt  sei  ""),    nicht  mehr  publiKieren.    Bevor  er  aber  Mittel 
und  Wege  gefunden  hatte,  sein  Versprechen  zu  erfnllen,  lieHv 
er  ani  21,  Oktober    die  Nummer  71    drucken  und  verteilen. 
Einige  Tage    später    richtete    er    au    die  Regierung   eine  Pe- 
tition ""I.    in    der   er   nach    sehr   zutretFenden  rechlichen  Er- 
örterungen ziuii  Schlnshe  kam :    ^daÜt  die  durch  das    früiiere 
Pre&gesetz  vorgeschriebene  Kaution    eine    vorgreifeiule,    eine 
Üskalische,  also  eine  Maßregel  ist,  welclie  .-iir))  mit  dem  Wort- 
laut der  V'erfassnug  durchaus  nicht  vertrflgt,  daü  dieses  Pre6- 
gesetz  also  absohit  von    selbst    dabiiifalleii    iim&".    Die  Re- 
gierung beschloß  aber,    „auf  die  mehr  oder  weniger  irrigen" 
Ansichten    des  Buchdruckers    nicht   einzutreten  und  ließ  den 
Oberanitmann  wissen,  daü  es  bei  ihrem  ersten  Beschluß  sein 
Bewenden  hal»  und  Delosea.  wenn  er  damit  nicht  zufrieden 
sei,   sich  an  die  Gerichte  wenden  mfige  '*"). 

Nicht  bessern  Erfolg  halte  eine  Petition,  die  4-7  slimin- 
fUhige  Barger  von  Murteii  am  24.  Oktober  zugunsten  Siebers 
an  den  Staatsrat  richteten  '"'l.  Sie  wies  darauf  hin,  da& 
Herrenschwand  wieder  tuif  freien  Fuß  gesetzt  sei  '■'''),  dal» 
auch  dem  Preßprozeß  gegen  den  „Wöchter"  keine  Folge  ge- 
;;eben  wciile  und  ilnß  nur  sein  Ri-dakteur  in  der  Verhamnmg 


—     7« 


bleibe.  Zur  gänzlichen  Beruhigung  der  Muriner  sowie  zur 
Wiederbefestigung  des  Vertrauens  sei  die  Verweisung  Siebers 
zurückzunehmen.  Unter  dem  Muriner  Freikorps  seien  viele 
Angehörige  anderer  Kantone,  die  erklärten,  keineswegs  ge- 
sonnen zu  sehi,  fnr  eine  Regierung  ins  Feld  zu  ziehen,  die 
<)as  SchweizerbUrger recht  nicht  nach  der  durch  die  neuen 
Bundesakien  vorgeschriebenen  Weise  gestatte.  Die  Ansicht, 
die  Sieber  in  Betreff  des  Modus  der  Nationalratswahien  aus- 
gesprochen habe,  werde  nicht  nur  von  hunderlen  von  Borgern 
aus  dem  Murtenbiet  geteilt,  sondern  sei  auch  von  den  ange- 
sehensten liberalen  Blättern  der  deutschen  Schweiz  verteidigt 
wurden  "");  sie  enthalte  durchaus  nichts  Revolutionäres.  Durch 
das  Zni'Ocknebnien  der  Verweisung  würde  die  Regierung 
manchem  spätem  Vorwurf  entgehen,  sich  hundert  Herzen  aufe 
neue  gewiimen  und  manchen  kräftigen  Arm.  der  in  der  Stunde 
<ter  Gefahr  sie  verteidigen  werde. 

Das  Begleitschreiben  des  Oberamlinaniis  <''")  ging  dai^uf 
aus ,  die  Absichten  der  Unterzeichner  zu  verdächtigen. 
Delos^a,  der  die  Petition  den  Freunden  und  Gesinnungsge- 
nossen Siebers  vorlegte,  habe  einen  Teil  der  Unterschriften 
mit  der  unwahren  Behauptung  erschlichen,  die  Regierung 
warte  nur  auf  die  Petition,  um  die  Wegweisung  des  Redak- 
teur.s  des  ,. Wächter"  zurückzunehmen.  Striche  man  diese 
Unterzeichner,  so  Hieben  nur  die  Mitglieder  des  Volksvereins. 
Das  Auffallendste  sei  jedoch,  dag  vier  Slaatsl>eanite,  allerdings 
Mitglieder  des  Volksvereins,  die  Petition  unterzeichneten,  um 
ifamit  das  Betragen  Sieber-s  zu  ix'chtfertigen  und  der  Re- 
gierung Um-echt  zn  gehen.  Dagegen  sei  zu  beachten,  dafi  nur 
die  Anhänger  der  Sieber'schen  Politik  sich  ober  die  Weg- 
weisung geärgert  hätten,  während  die  Landbevölkerung  nicht 
nur  mit  ihr  einverstanden,  sondern  auch  der  Ansicht  gewejse» 
sei,  daß  Sieher  schon  längst  hätte  aus  dem  Lande  gejagt 
werden  sollen.  Die  Bauern  würden  die  Aufliebung  der 
Wegweisung  als  Schwäche  empfinden.  Wenn  die  Re- 
gierung sich  je  mit  der  Absicht  getragen  hatte.  Sieber  die 
Rnckkehr  in  den  Kanton  zu  gestatten,  so  würden  jedenfalls  ^ 
die    Aeti&erungtn    ihres    MurNnT    Amlmann»    sie    veranlaßt^: 


i 


I  nehmen.  Am  31.  Oktober  wies  sie 


hiüien.  cisvmi  Umgang  t 
die  Petition  ab  ''■'). 

Die  von  der  Regierung  angebahnten  Dinge  nahmen  nun 
ihren  Lauf,    Wie  ein   Hohn  klang  es  aber,    wenn    der  „Con- 
Tödere"    in    seiner    Nummer    vom   12.  Oktober    da.s  Unwahr- 
ächeinliche  berichtete,  er  habe  durch  den  „Wftdiler"  erst  von 
den  Anordnungen  der  Regierung  Kenntnis  erhalten.  Er  kßnne 
beinahe  nicht  daran  glauben.  Sollte  die  Sache  aber  auf  Wahr- 
heil beruhen,    su  würde   er   sich  datm    dem  Proteste  Siebers 
anschhe&en  '^^|.    Für    das    Regierungsorgan    war    mit    die.*er 
Möglichkeit  die  Angelegenheit  abgetan.   Ihm  genügte,  daß  der 
unbequeme    und  unermüdliche  Gegner    aus  dem  Kanton  ent- 
fernt war.  In  der  in  Bern  erscheinenden  „La  Suisse"  '*")  aber 
fuhr   ein  FViburger  —  mau  vermutete    in  ihm   {\en  Kanzler 
Dr.  Berchtold  —  Ober  Sieber  her:  „11  y  a  sous  tous  les  re- 
gime» et  dans  toUs  les  EtaLs  de  ces  espriLs  inquiets.  brouillons, 
toujours  m^contens  de  ce  qui  les  eutoure,  parcequ'il  sont  trop 
conteii-s  (l'eux-m£:mes.  poussant  toujours  aux  revolutions,  dans 
le  fol  espoir    que    töl    ou    tard    l'uue    d'elles  assonvira  ]eurs 
aiDbitons ;  genies  incompris  qui  passent  leur  vie  ä  fronder  a 
tort  et  &  travefK,  sans  tenir  compte  des  impossibilit^s.    Dans 
les   situations    calmes,    ces    hommes    sont   plus  ridicules  que 
dangereux,    plus  dignes   de  pitiä  que  de  cot^re.    Mais  quand 
lous  les  esprits  s'ethauffent.    quand  toutes    les    [lassions  fer- 
■nentent,    qnand    le»    matieres    comhustibles    n'attendenl  que 
r^tincelle.  cause  d'un  vaste  incendie.  alors  il  est  de  toute  n6- 
Cessite   d'eloigner   ces    brouillons   dans  Tintei-et  de  l'ordre  et 
Je  la  paix  publique.    Tels    sont    les   molifs  qui   onl  engage 
l'autorit^    ä    faire    sortir   du  cantou  de  Fribourg  le  Zurichois 
lieber,  redacteur  du  „Wächter*".  Depuis  longtemps  cette  feuille 
ftxcentrique  qui.  du  reste,  n'avail  pas  eiicore  rempU  les  con- 
^itions  legales  de  son  existence,  trahissait  des  tendances  sus- 
fiectes,  semait  la  division  parini  les  liberaux  et  cherchait  ä  pro- 
l^ager  des  doctrines  subversives  d'un  ordre  de  chose  regulier 
«Jans  notre  cantori,  oü  le  redacteur  avail  trnuv^  une  gi^n^reuse 
liospitalite,   11  i^tait  temps  de  mettre  un  terme  ä  Tabus    qu'il 
«5n  faisaif,  Anders  Niggeler.  der  in  der  von  ihm  redigierten 


i 


78 


pBevner  Zeituiif;''  den  Freibiipger  Regierun 
an  den  Kopf  warf:  „Wer  frei  sein  will,  mufe  vor  allem  ge- 
recht sein  lernen"  '"').  Die  Korrespondenz  der  ^Smsse",  die 
Sieber  als  lunidafOttiscli  bezeichnete,  trieb  ihn  zur  VerOffenl- 
lichung  eines  zweiten.  „Ich  und  Sie"  betitelten  Artikels,  in 
welchem  er  den  Willkürakt  der  Regiening  aufs  entschiedenst« 
brandmarkte^''").  „Dnrfle  ich  hofTen,  sagte  er,  da&  meioeGx- 
pulsion  dem  Fortschritt  im  Kanton  Freiburg  forderlich  w&rr, 
was  ich  freilich  nicht  einsehe,  ich  gAbe  mich  gerne  zufrieden. 
Es  scheint  mir  aber,  diese  hohe  Regierung  mü&te  das  ganie 
Volk  fortjagen,  um  mit  den  Unzufriedenen  gänzlich  au&u- 
rAuinen.  Mit  meiner  Fortweisung  ist  niclib  gewonnen  abi  eine 
sehr  unsaubere  Scitf  auf  dem  Protokoll".  —  Was  ihn  aber 
am  meisten  krfinkte.  das  war  der  Vorwurf,  er  habe  den  Ultra- 
montanen in  die  Hände  gearbeitet.  Uoch  meinte  er,  mit  dieser 
scharfsinnig  ausgeheckten  Beschuldigung,  der  von  den  Satel- 
bten  der  (Jewnll  und  den  Eckenstehern  aus  dem  voniehm«! 
Pftbel  ao  unter  der  Hand  verbreitet  werde  und  auch  in  einem 
kanaillösen  Artikel  der  „Sutsse"  ihren  Ableger  gefunden  hatw. 
werde  der  Willkürakt  nur  noch  lächerlich  gemacht  Die  ihm 
in  der  „Suisse"  mit  soviel  Delikatesse  vorgehaltene  Gastfreund- 
schaft des  Kantons  Freibtirg,  die  er  übrigens,  wenn  man  mit 
dem  Niederlassungsrecht  nicht  schmählichen  Spott  üiebe. 
keinen  roten  Heller  wert  schätzte,  die  er  ja  um  den  gleich«) 
Preis  des  Duckens  und  Kriechens  auch  in  Ru&land  fände. 
hal>e  er  hundertfach  bezahlt.  Im  Kanton  Freiburg  habe  i'f 
den  beifall  aller  einsichtigen  Bürger,  den  schnödesten  Unilank 
und  die  gewisseidoseste.  Gesetz  und  Veri'assung  mit  Fü&eti 
tretende  Behandlung  eines  demokratischen  Regiments  geemteL 
„Ich  habe,  scbloü  Sieber,  dem  neunjährigen  Gro&en  Rate  und 
der  acht-  (d.  h.  Iti)  jahrigen  Regierung  s.  Z.  prophezeit,  at 
werde  es  in  der  angefangenen  Weise  mit  der  Regeneration 
des  Kantons  in  100  Jahren  nicht  so  weit  bringen  als  z.  B. 
der  Kanton  Zürich  in  10  Jahren.  Dieser  Meinung  bin  ich  nodi 
jetzt;  es  kommt  nämlich  zu  den  früheren  Faktoren  noch  der 
hinzu,  dat  der  (irnlie  Rat  in  wenigen  Jahren  voraussicfatUti 
konservativ  lidlramontan)  sein  wird.    Entweder    müssen  alsi 


-    79 


iniiiier  die  eidgeiiössisclieii  Bajonette  [larat  sein,  oder  der 
Große  Ral  mu&  die  Amtsdauer  seiner  Mitglieder  um  weitere 
20  Jahre  verlängern  und  die  Selbstergänzung  anordnen". 

Aus  den  vorliegenden  Akten  ergibt  sich  die  gänzliche 
Unbegründetheit  der  gegen  Sieber  vorgebrachten  Beschuldi- 
gung, mit  den  Ultramoiitanen  paktiert  zu  haben.  Die  „Suisse" 
schi-ieb  :  „le  [larti  du  Sonderbund  et  les  ultramontains,  sou- 
tenus  et  encourages  par  les  n6ü-radicaux.  ont  fait  une  lev6e 
de  boucliers  (jui  leur  a  mal  r^ussi"  '''").  Unter  Neoradikalen 
verstand  der  Schreiber  den  von  Sieber  geleitetet)  Muriner 
Volksvtrein.  Dieser  erwiderte  im  „Wächter"  vom  1.  No- 
vember '""l:  «Schon  die  Bezeii-hnung  der  grundsälzlirbe  Demo- 
kraten mit  dem  gesuchten  Titel  „Neoradikale"  ist  ein  gemeiner 
Kniff  a  la  Böhmer,  wofHr  der  Erfinder  höchstens  ein  Polizei- 
hrevet  oder  eine  Manischelle  verdiente.  Im  Kanton  Freiburg 
kennt  man  nur  drei  Parteien:  Ultramontane.  Anbänger  des 
Beamtenliberalismus  oder  Quartalzapfenritter  und  Demokraten. 
Die  letztem  sind  nicht  wehr  zahlreich,  halten  treu  zu  den 
(Jnindsätzen  der  demokratischen  Republik  :  Volk.ssouverfinitat, 
Rechtsgleicheit.  Unabhängigkeit  der  .Instiz.  Kontrolle  der  Be- 
amten. Bildung  fOr  Alle.  etc.  In  der  Anwendung  dieser  Grund- 
sÄtze  gestatten  sie  keine  Modifikationen,  weil  die  erste  Mo- 
difikation auch  der  ei-ste  Schritt  zur  Willkür  ist.  —  Der 
«hiSnste  Beruf  des  freien  Mannes  ist  der,  wahr  und  uneigen- 
nOtzig  nach  der  Verwirklichung  idealer  Prinzipien  zu  strelien 
und  seine  ganze  Manneskraft,  die  Stärke  seines  Geistes,  das 
Feuer  eines  fühlenden  Hemens  in  den  Kampf  einzusetzen.  — 
Ist  es  ein  Verbrechen,  zur  Tätigkeit  anzutreiben  und  zu  ver- 
langen. da&  man  Grundsätze  nicht  mutwillig  verletze?  Bis 
jetzt  hat  noch  nicht  einmal  Jemand  wahrscheinlich  machen 
kßnnen,  daß  diese  von  der  Regierung  begangenen  Verletzungen 
notwendig  gewesen  seien.  Die  Demokraten  verdienten  alle  Ver- 
achtung, die  man  politischer  Grundsatzlosigkeit  zollt,  weim 
sie  zum  Unerhörten  stille  schwiegen.  Jetzt  auf  einmal  sind 
sie  Alliierte  der  Uttramontaneii  I  Leute,  von  denen  man  viel- 
leicht höchstens  schon  ein  „vive  la  r^publique"  gehört  hal> 
kgen  eine  solche  Anklage!"  Allerdings  empfahl  der  _Wftch- 


Rate  <.lii>  umfassendste  Amnestie  i 
Ziehung  auf  die  letzten  Voi-gänge  im  Kautuii :  ^so  sehr  wir 
die  Urheber  des  vei-suchten  Aufruhrs  verahscheiieii.  so  sehr 
sind  wir  gegen  eine  neue  Riesenprozedur.  Des  ZUi>dslntT> 
der  Unzufriedenheit  ist  ohnehin  noch  genug  da.  Man  achtf 
das  Volk,  man  .schenke  ihm  Zutrauen:  damit  wird  man  weiter 
kommen,  als  mit  einer  nnendlicheu  Defensivstellung.  E)s  wird 
uns  nicht  stark  wurmen,  wegen  dieser  Bemerkimg  wieder 
des  EinverstAndnisses  mit  den  Ullraniontanen  t>ezQchtigt  zu 
werden.  Die  Vei^augenheit  sei  unser  Richter:  auch  die  zu- 
künftigen Ereignisse  seien's!" 

Ganz  folgerichtig  warf  daim  da.s  Muriner  Blatt  die  Frage 
auf  und  setzte  sich  damit  wieder  dem  Vorwurfe  ans,  mit  den 
Sonde rbünd lern  zu  paktieren  '"'};  „mit  welchem  Recht  jagl 
der  Staatsrat  einen  Bürger  des  Kantons,  den  Borger  Marilley. 
über  die  Grenzen"?  Mit  dem  Bischof  hätten  wir  längst  schon 
kurzen  Prozeß  gemacht;  wir  hätten  ihn  gar  nicht  anerkannt, 
wir  hätten  das  Bistum  aufgehoben.  —  Aber  der  konkrete 
Borger  Marilley,  der  zufällig  Bischof  ist.  darf  mit  dem  Ami 
nicht  identifiziert  werden.  Was  anfangen  ?  Eine  Teilung  isl 
nicht  praktikabel.  ALso  fort  mit  dem  Bischof,  der  Marilley 
mag  da  bleiben ;   stUidigt  er,  so  verfallt  er  dem  Gericht". 

Die  aufrichtigen  Lilwralen  frngen  sich  auch  mit  Sieber, 
wohin  es  mit  der  Heilighaltung  der  Verfassung  im  Kaiitun 
Freiburg  noch  kommen  werde.  Am  4.  November  veröffent- 
lichte der  „Wächter"  die  Summe  der  bisherigen,  die  Muriner 
Demokraten  treffenden   Verfassungsverletzungen  '"*) : 

1.  Verletzung  des  Vereinsrechts :  einer  Versamndung  freier 

Bürger  wird  das  Protokoll  abgefordert. 
Ü.  Verletzung  der  Preßfreiheit :  dem   „Wächter"  wird  offi- 
ziell insiiuiiert.    kein  Artikel    gegen    die  Verfassung  m 
bringen. 
;i.  Ein  Borger  wird  ohne  Angabe  eines  Gnmdes,  ohne  Vor- 
weisung eines  Verhaftsbefehls  eingekerkert. 

4.  Ein   Bürger  wii-d  seinem    natürlichen  Richter  entzogen. 

5,  Ein  Bürger  wird   ohne  Grund  aus  dem  Kanton  gejugl. 


ti.  Eiih 


Jouri 


i'ird  die  Zensi 


uferlegl. 


81 


7.  Von  einem  Journal  wird  üino  Kantion  verlangt 

8.  Biiiem  Borger  wiril  nhne  Gnind   das  Haus  durchsuclit. 

9.  Da-*  schweiKerirtfhe  Wahlrechl  wird  duivli  Abfordennis 
ifines    Eides    ntif   ilii'    Kfiiitiins-    inid    Hi indes verfnssiinK 
vernichlet. 
In  der  folgenden  Nuninier.   iler  Irtuti'n  "■').    limchte  der 

„Wfirldcr"  nonh  den  Rekurs  des  Murtiier  Volksvereins  an 
i)en  Nalionalrat,  in  dem  die  Nichtigkeit  der  Nationalrals- 
wahlen  im  Kanton  Freilmrg  verlangt  wni-de.  Dann  stellte  er 
sein  Erscheinen  ein,  da  er  die  verlangte  Kaution  nicht  hatte 
aufbringen  können.  An  seine  Stelle  trat  der  -Vnlksliole".  von 
dem  der  .Confed^re"  am  '2H.  Deiemher  schriph '""):  ^noiis 
aviuns  vn  paraitiv  avec  plaJsir  le  prospetlus  du  „Volfcsbote". 
Journal  de  Morat,  snccessenr  du  „Wächter",  mais  qui  pro- 
nit>ttait  d'&tre  d'une  allure  moins  agressive  et  d'un  espril  phis 
eil  hariuonie  ä  Tetal  moral  et  polilique  de  notre  canlon:  c"est 
tJonc  aver  une  penible  surprise  que  mnis  avons  vn  ce  Journal 
ü  son  premier  articie  sur  Friboui^,  nons  attaquer  d'une  niaiiiere 
*jue  nous  nonnnerions  deloyale,  si  iious  ne  ta  croyions  tont 
siniplemcnt  inconsidei-ee.  —  Est-ce  i|u*il  aurait  herite  de  la 
bienveillänre  du  ..Wöchler"  «  notre  egard?"  '"*).  Am  2S.  De- 
zember'"") ward  der  Oberamlmann  ersucht,  von  dieser  neuen 
Älurtner  Zeitung  die  Kaution  von  ÜWt  Fmnkfu  zu  l'ordeni, 
"Woinit  dns  Gesetz  vom  17.  De/,ind>er  ISHl  seine'  Anweiulung 
finden  werde. 

Sieber,  iler  gleich  nach  seiner  Ausweisung  von  Pfaui-n 
■lach  Bern  gezogen  war,  von  wo  aus  er  die  Redaktion  des 
^Wächter"  leitete,  verstand  unter  dem  „nous"  des  ^t^on- 
^ptlfr^"  nicht  etwa  die  Redaktion  dieses  Blattes,  sondern  dif 
Üegiening.  die  ihrerseits  es  mit  seiner  Ausweisung  emsl 
viuhm.  obwohl  er  ihrer  wegen  einer  von  ihr  gemachten  Er- 
findung mit  Freuden  gedaclilt^,  „Erfindung,  die  sieh  auch 
«nderwärts  bewähren  dtlrfte.  Die  Staatskanzlei  besorge  nämlich 
^x  officio  die  Korrespondenz  in  die  answflrligen  Blatter,  um 
«Jie  Verdienste  des  Guberniums  in  mehr  oder  minder  lilumen- 
«^ichen  Gemälden  vor  die  Welt  liinzuslellen.  Um  nun  der 
einen    ordentlichen  Anstrich  zu    geben,    beantrage    er 


82 


p  achten  Direktion,  die  dann  d' 
hielte :  Diix-klion  der  oflizielleii  Zeitungskorrespondenz.  Er 
verspreche  feierlich  dafOr  sorgen  zn  wollen,  da&  sie  immer 
7.\veekma£tig  beschäftigt  werde "  ""^).  Die  Regierung  fanci 
Jedoch,  daß  Sieber  sich  außerhalb  des  Kantons  ungefährlicher 
mit  freibui^ischen  Zuständen  befassen  köimte.  und  wollte  ihn 
nicht  einmal  besuchsweise  im  Lande  dulden.  Einige  Tagt' 
nach  seiner  Ausweisung  ließ  sie  hei  Nacht  uinl  Nehel  da- 
Haus  eines  Murtners  untersuclien,  weil  man  huffie.  dort  den 
Ausgewiesenen  zu  finden.  Als  er  davon  Kenntnis  erhielt, 
riet  er  den  Murinem  „ihre  Schafslangnmt"  an  der  Stelle  in 
.■Schillers  Teil  zu  stählen:  „Bis  in  das  Innerste  der  HStiser 
dringen  die  Boten  der  Gewalt  etc."* ;  gegen  WillkOr  sei  ge- 
waltsame Seihslhülfe  ernstes  Pflichtgehot ""'),  Am  3.  No- 
vemlier  war  er  wieder  nach  Murten  gekommen ,  um  ain 
selben  Tage  noch  nach  Bern  zm-ückznkehren.  Der  Oberaml- 
mann  rflfTelte  aber  den  Stadtanmiann  weil  er  niiterlasseii 
halte,  ihn  von  der  Anwesenheit  Siebers  in  Kenntnis  zu  setzen 
oder  diesen  zu  verhaften  '"■'). 

In  Bern,  wohin  sich  Sieher  nicht  wenig  deswegen  1k>- 
gehen  hatte,  um  die  Verhandlungen  des  Nationalrates  Ober 
die  eingelegte  Nichligkeilsheschwerde  gegen  die  Freiburger 
Wahlen  zu  verfolgen  und  wo  er  nun  auch  Gelegenheil  er- 
hielt, zu  sehen,  wie  sowolil  seine  eigene  Beschwei-de  wegen 
seiner  Ausweisung  als  namentlich  auch  der  Rekurs  des  Volks- 
vereins zu  Grabe  gelragen  wurden  "'"M,  setzte  er  als  Mitredaktor 
der  „Berner  Zeitung"  sein  unentwegtes,  unermüdliches  KOnipfen 
um  das  Prinzip  der  Demokmtie  fort.  Ins  richtige  Fahrwasser 
kam  er  aber  ei-st,  als  er  im  Jahre  1850  wieder  im  Kanton 
Zürich  eine  Lehrerstelle  Obernehmen  durfte "").  Wahrend 
neunzehn  Jahre  wirkte  er  an  der  Sekundärschule  in  üster. 
bis  er  im  Jahi-e  1869  vom  Zürcher  Volk  in  Anerkennung 
seiner  Tüchtigkeit  und  seiner  grundsätzlichen  Fesligkeit  iii 
den  Regierungsrat  gewfthlt  wurde,  wo  er  bis  zu  seinem,  am 
!22.  Januar  1878  erfolgten  Hinscheide  das  Ersieh nngs(le|jarle- 
nient  leitete.  Als  Zeitungsschreiber  halte  er  nicht  unwesentlich« 
zum  Falle   des    damaligen  Regiments   beigetragen 


genau  4ti  Jahre  alt,  schreibt  Greulich,  als  Sieber  am  15.  De- 
zember 1867  den  Stuhl  der  Laiidsgeiiieinde  in  Uster  bestieg, 
die  mit  ihren  drei  Sdiwesteni  in  Zürich,  Winterthur  und 
BQlach  die  Fahne  der  Verfassungsrevision  machlvoll  erhob. 
Das  Landsgemeinde-Manifest  war  in  begeisterter  und  fomi- 
voUendeler  Sprache  von  Sieber  geschrieben.  In  der  Vollkrafl 
seiner  Jahre  stand  er  damals  vor  uns,  Ober  mittelgroß,  eine 
imponierende  Gestalt,  mit  einem  feingeschnittenen  energischen 
Oesichl,  dann  ein  par  knhne,  .'^chönblaue  Augen  blilzlen  und 
das  von  leicht  ergrautem,  blondem,  langem  Haar  und  wallen- 
dem Bart  eingerahmt  war.  Wenn  er  sich  erhob,  sah  man  auf 
den  ersten  Bbck :  hier  ist  kein  Besinnen  und  Zaudern,  der 
weiß,  was  er  will,  und  er  will  mit  aller  Kraft,  was  er  für 
recht  halt".  Dieses  Bild,  das  der  Gesinnungsgenosse  von  ihm 
gibt,  tritt  uns  auch  aus  der  Freibui^er  Zeit  des  zielbewußten 
Mannes  und  dem  von  ihm  geleiteten  „WSchter"  entgegen. 
Eine  eigentümliche  Tücke  des  Geschicks  war  es  fi'eibch,  daß 
der  Mann  sich  im  Interesse  der  von  ihm  verfochtenen  de- 
mokratischen Grundsltt/.!'  hergeben  mußte,  die  Stelle  eines 
Regierung» rates,  eines  „Kantonsuierischen  und  Qnarlalzapfen- 
ritters"  anzunehmen. 

Als  Vorsteher  des  zürcherischen  Erziehungswesens  blieb 
er  aber  doch  der  „Volksreprfisentant  von  Achtem  Schrott  und 
Korn",  von  dem  er  einmal  im  „Wächter"  schrieb'"),  er 
müsse  seine  Sendung  als  eine  heilige  betrachten  und  solle 
sich  durch  dieses  Gefühl  zum  Guten  anspornen,  inmitten  der 
Kämpfe  aufmuntern,  beim  Anprallen  widerspenstiger  Faktoren 
stärken  lassen.  Im  Laufe  der  Zeit  mochte  sich  Vieles  in 
ihm  gemildert  und  abgeklärt  haben.  Vielleicht  war  auch 
vergessen,  was  er  den  Freiburger  Liberalen  ins  Stammbuch 
geschrieben  hatte  :  „Ihr  solltet  ihm,  wenn  Ihr  wirklich  Volks- 
männer wäret,  dankbar  sein  für  sein  Mißtrauen  gegen  Euch, 
wie  gegen  Alles,  was  nach  Quartalzapfen  riecht.  Ihr  kennt 
unsere  Meinung  vom  Regieren ;  sie  ist  immer  dieselbe,  und 
wenn  der  „Wächter"  gestorben  sein  wird,  soll  man  ihm  die 
Grabschnft  setzen:   „Ici  git,  qui  toujours  douta"''-. 


Anmerkungen. 


'1  Archiv  Murlen.  (A.  M.)  Schulmbproliiki.ll  IJ.  p.  139.  l«  lio- 
halt  äOÜ  Livrea;  nauh  zweijähriger  DicDstiuit  WH)  L. 

')  A,  M.  Schulral^prolokoll  U,  p.  141-143. 

'I  A.  M.  S^hulmlaprolokoH  II,  p.  143-144. 

""1  AmtsvorgaQger  Siebera.  .Schill rats|ir"lokoli  II,  ji.  I!W. 

'I  A,  M.  Schulralsprotok'iil  II.  p.  146. 

^)  rf.  Folix  Meier,  Gesthjchle  der  Geiiieiiitle  Wetzikon.  Iisruii^- 
g^eben  von  <lnr  Ltsscgescllschafl  Oherwelzikon.  )i.  ■593ff. 

''  «1  Dr.  Jakob  Mnssiknmnmr,  einer  iler  ärhflier  Siehers,  lebt  jetri 
noch  ID  Wetzikon. 

")  lieber  diia  Vorkommnis  vom  7.  Mai  stehl  in  der  ZOrcher  Frei- 
l/iga-Zeitung  Nr.  19  vom  li.  Mai  1843:  „In  Wetzikon  soll  bei  •leu 
Wahlen  eine  Aeussening  eines  Schullehrers  so  a]lg«uinine  Erbitterung 
erregt  haben,  dass  der  vorlaute  Sprecher  von  Mttnnern  beider  Parteien 
nicht  gur  sanft  tut  Kirche  hinaus  apediert  worden  sei."  —  Diu  Nr.  ä(t 
vom  19.  Mui  hraiihtc  dann  einen  der  Au&atie  („Da»  Reich  der  Dunkel- 
heit") mit  und  ohne  Korrekturen  Siebers,  indem  die  Kedaklioii  der 
Vernffentliehiitig  die  Bemerkung  vorauasrhickte :  .Aus  diesem  Aufsattc 
mag  das  Volk  dea  Kantons  Zdrieh  erkennen,  dass  es  norh  nii-ht  untfliig 
xusehen  durf,  wenn  es  die  liJkrfasten  und  heiligsten  Interessen,  die  ein 
Volk  hiit.  nicht  gefilbrden  will."  —  StAstsari-hiv  Zflrioh.  Krimiiiulproto- 
koil  H.  p.  207SI.  18.  Dez.  1813.  Der  Vorwurf,  sein  Gespött  mit  der  Bibel 
getrieben  und  die  Arhtiing  vor  den  kireldiehen  Einrichtungen  untiT- 
graben  zu  haben,  bezog  sich  auf  Tolgende  Stelle:  «Und  erst  fing  «r  zu 
predigen  an  aus  dem  139.  P«alni.  Und  wie  er  schrie:  wQrde  ich  in  den 
Himmel  hinauf  steigen,  so  bist  dn  da;  wflrdc  ich  mein  Bett  tn  der 
Holle  aufschlagen,  siehe,  so  bist  du  auch  da.  Hops!  lenkte  der  Wogen 
über  Bc)rcl  hinunter.  Die  Brüder  entrannen  noch  zur  rechten  Zeil,  nher 
die  Herren  Pfarrer  schienen  in  die  Hnlle  hinuiisteigeii  zu  wollen  :  denn 
sie  sanken  noch  tief  in  den  Schuee;  sie  seufzten  und  girrlen  wie  Tartel- 
tauben  und  hatten  Backen  wie  gefrorne  Rfllien.  Ach,  rief  der  Eine: 
Was  Goll  thnt,  das  isl  wohlgetan.  Jii,  wohlgetliuu,  rief  der  Student 
bichend. . 

Aus  anderen  AutsUtzen  wurden  noch^lehenile  Stellen  hervor- 
gehoben : 

Haben  die  Leute  recht,  wenn  sie  wnnsclien,  dnss  d>> 
allen  Zeiten  wiederkehren  mnehten? 


85 


iGrBael  niler  Arl  fandeu  in  vergangeDeu  Schrtrkeuszeiten  st&tt 
mit  EnUetzeD  ileiikt  mao  daran;  denii  die  Pfaffen  konnten  sehalten 
walten  luich  Belielipii:  aber  jetzt  hat  sich  dos  Wetter  gekehrt. 
Kein  guter,  freier  und  wittsenschaftliehender  Eidgtnoss  wird  die  alte  Zeit 
wieder  nifen.  Nur  die  Stfldter,  PüiBen.  iler  Popsl  und  die  Zopfbürger 
wOnschen  sie.  auf  daas  -lie  nieder  herrschen  können,  wir  zuvor.  Allein 
»ir  Mignn  nicht,  das9  sie  darum  die  alte  Zeit  wieder  wollen,  sondern  ai« 
die  Religion  sei  verloren  und  man  achte  sie  gar  nicht  mehr. 
Oh  ihr  listigen  SehlBukOpfe." 
Der  ZopfbOrger. 

„Solche  Geschtlpfe  sind  gleich  dem  Wolf  im  Schafskleide;  man 
sich  holen  vor  solchen  Runhtiücren,  die  ein  Kreuz  auf  der  Brust, 
die  Hnlle  im  Herien  tragen.  Diese  uiedertrflrhtige  Rotte  wiU 
nichts  von  Freiheit  wissen,  viel  lieber  schiene  Damen  kQsseii.  Solche 
MSnner  .'Uillte  dos  Vulk,  wenn  es  auch  im  geringelten  (irade  einsiehts- 
voll  wfire.  aiis  dem  Laude  schiiifeu:  ilenn  es  kostet  Geld,  iLeao  Leckerli- 
fresser und  PfalTenkappen  zu  erhallen.  Wenn  ein  Bauer  etwas  von 
Freiheil  zu  ihnen  sagt,  geht  es  ihm  gut,  wenn  er  nicht  wenigaleos 
Itsbenslangliche  Zuchthausstrafe  bekoniiut." 

Erklärung  einiger  Fremdwörter. 

lUltramonton   oder    rJImisch    tiat   den   gleichen   BegrilT   und    man 
it  darunter  alle  Die,  welche  dem  Papsl  in  Rom  und  dem  in  Zürich 
ittian  sind.'* 

Liberalismus  und  Radikalismus. 
_Der  Liberalismus   isl    ein  Schaf,    dem   man  Friedens hedingungen 
in^  Uhr  llnstert   und   ihm  r.u  gleicher  Zeit  den  Kopf  imidri'ht.    Nicht 
Friedens  Worte,   nur  der  entschlossenste  Radikalisiumi.  dic>  l'hiil.  können 
uns  noch  helfen  und  erretten,  sonst  uichts." 


^Oh  il 


Itsbenslan 


Dil 


stokratei 


.Klunte  ich  den  Himmel  liitten.  dosa  er  diese  frechen  Buhen 
durch  einen  verzehrenden  Blitzschlag  in  das  Innerste  der  Erde  schlage, 
iclr  Ihate  its  ohne  Säumen.  Solche  Z5pfe  am  Ruder  des  Staates  sind 
ein  tJngInt'k.  Vielleicht  wiril  die  alte  Welt  einmal  aussterben  und  aus 
der  Asche  wird  ein  neuer  Zweig  hervorbrechen  und  dann  „Nieder"  mit 
den  lebenden  MOuchskulten,  Arislokratenbandeu." 

An  die  Jnnglinge  des  schweizerischen  Vaterlandes. 

„Hasset  das  Tjrannenjoeli  und  die  Despotie.  Verschmtlht  die 
Pfiiffenherrachafl  und  die  Aristokratie.  Seid  Feinde  der  Freiheitsunter- 
drDcker,  der  Pfaffen  und  der  Zopfbürger.  Hassel  die  Schwarzen,  welche 
das  Volk  immer  im  Si'hlumme  der  Dunkelheit  und  Finsternis  hatten 
wollen  mid  hanget  ihnen  nicht  uu  wie  Göttern.  Lussl  Euch  nicht  mit 
Sklavenketlen  binden,  denn  dazu  sind  die  Aristokraten  und  Pfaffen  alle 
tnblicke  bereit." 


An  du  Forsten. 

„Ihr  glaub!  als  Weise  tlte  Augen  des  rreilie{tsUclieii<leri 
Terbltnden  ?     Aber   well  beruh  roto    Hedner   und    Dic-hls-r   lOseii 
auf  und    es    wird    einst   eine  Zeit   kämmen,    wu    ihr   mil  all  <tpn  Euren 
samt  und  .-«initers  veijagt  werdet." 

Pnrleiung  und  Aufruhr. 

„Wran  ein  Volk  unlerdrOekt  wird,  so  ist  ein  Aufruhr  nlthig  um! 
gerecbl." 

'I  Sluatsarcbiv  ZSrich.  Kriminalprotokoll  11.   p.  ä084.   IH.  Hex.  IH4S. 
T  Meier.  1.  c,  p.  598  S. 

')  Kriininalprotokoll  11.  p.  3071-2072.  Am  14.  Dezember  zog  der 
Staatsanwalt  seine  Berufung  gegen  das.  den  SchulratsprSsidenten  Jakob 
Toblar  freiapreubendo  Urteil  des  Hinweiler  Bezirksgericht  zurDck.  —  Ur- 
teil des  Appcllbofes  in  Kriniinolprotoknll  II.  p.  2079  ff.  —  Ueber  die 
obei^richtUcLen  Verhandlungen  beriuhtete  die  ZOrrher  Freitags-Zeitong 
Nr.  51  vom  23.  Dezember  184.3 :  „Letzten  Montag  beurtheUte  das  Obrr- 
garicht  den  Sekundartcliret  Sieber  von  Wctzikon.  —  Nur  durch  Slirb- 
entseheid  ward  der  Antrag  auch  auf  eine  Gcfbngnisutrafe  beseitigt.  —  Du 
man  das  Obergerirht  nicht  der  politiaehen  Leidenschaftlichkeit  wird  be- 
schuldigen können,  so  ergibt  sich  wohl  aus  diesem  Urtheile.  das»  Herr 
Sieber  es  ai^  getrieben  haben  muss."  Criminal- Partei  vortrage,  1843, 
p.  546  ß. 

'")  Protokoll  des  katholiseben  Er/ieliung^rslen  de«  Knntnns  St. 
GaUen  vom  7.  Nnvemlier  1844.  (N.  5«>6.) 

")  ProtokoU  des  Kalb.  Erzieh ungarates  vom  lä.  Dezember  lSi4. 
(Nr.  595.1  Gleichzeitig  mit  Sieber  hafte  auch  Pbihpp  Juugo  von  Freitiuf^ 
das  Realle hrereuunen  bestanden.  Das  auf  zwei  Jahre  au^estellle  Patent 
bet&higl«  ziuii  Unterricht  in  der  deutschen  Sprarhe,  der  Burhliiiltuntf. 
der  Geomelrie,  dem  Zeichnen  und  Schönschreiben. 

")  Pnitok<)ll  des  kslh.  Erxiehungsrates  lom  3.  Januar  lB4ö.  (Nr.  Ai 
—  Der  sL  gallischen  Behf)rde  lag  ein  pfarrnmtlicher  Bericht  von  Welii- 
kon  d.  d.  28.  Dez.  1844  vor.  der  betonte,  dass  Sieber  sidi  der  „Ver- 
breitung  irreligiöser,  leichtfertiger  und  verwerflicher  Gesinnung  unter 
seine  .Schfller"  schuldig  gemacht  hatte. 

'")  Staatsarchiv  Freiburg  {A.  F.)  Pri'tocole  ilu  nonseil  iIVducAtioii. 
p.  44.  m.  April  1845.  •  Le  Pr^ident  du  Conseil  d'E(tui»ti»n  i-atliolitfue 
de  St-  Gall  annonce  que  c«l  individu  luuni  d'un  hrevet  at.  galloLi  a  tili 
condnaine  par  le  tribunal  il'appel  de  ZOrjcli.  pour  nvciir  enseignö  I'im- 
moralii^  et  l'irr^ligiun  k  »es  ^Uves.  • 

")  Archiv  des  Ohersrnts  Mnrlen.  (A.  0.  M.(  Corresp.  I84ö.  Fri- 
bourg.  16.  urril. 

'"1  A.  0.  M.    -    Corrfsp,   1845.  Frihourg.  äfi.  avril. 
"')  A.  M.  äcbulrataprot'.koll  11,    p.  151.    -    „Schreiben   de»    PrA^-i- 
denten  des  st.  gallischen  katholischen   Erziehungsrates  Herrn  Maller.  — 
in  welchem    bemerkt   ist,    —    doss   Herr  Sieber    durdi  einen  Spruch  "lt■^ 


87 


lürfiierisclieu  Obergerii-liL 


iiif  ftlnr  Jahre  pingeslelll  wnrdpii.  —    wil 
r  Srhulr    ilio   Ai'liliMig   viir  iIpdi  lHtf«tcheii(li'i]   KinJiciilhiitiip 
tilntaiigeselzt.  ~ 

")  A.  M.  Svliiilratsprotoknll  11.  p.  155.  34.  Jmti.  -  „Das  PrilaJ- 
'lium  t^igt  an.  Aaa»  Herr  Egli,  SekreUr  den  zflrrlierjschen  Erziehnntp'- 
rotes,  sn  den  miiii  -sich  in  Snchen  dra  Hnmi  Sieber  geiwenilet,  brietlieli 
gemelilet  liube.  doss  t^r  noi.-h  besch&ftigl  sei,  die  Cnpii>ii  der  (r^licheii 
Alctei)fitnuk(.'  aiuiiferlip^n,   dass  iJer  Veriug  der  Sur)ie  ilaln'r  rtlhre,  dms 

L         (U  ein  HuiiptiliikiiiiK^til   bis    dato   noch    nicht   hahf  iiriiulleii  klttiieii."   — 

^M^A^  Akten  sF-beintMi  nie  iiui'h  Mitrl<'n  gekummeii  ta  xciii. 

^^^K      ")  WBcbtf-r  (W.)  Nr.  71.   Artikel  ^Inb  imd  .Sie'. 

^^^H       "■!  A.  M.  Sehulrotaprotnkoll  II.  p.  llti.   II.  Fe-bm»r   tHi7. 

^^^H       ">)  A.  M.  Sehiilrabprulokoll  11.  p.  18II.I8I.   13.  Mni   IS40. 

^^^B       ")  A.  M.  Aktenbaad  zu  STbulraU'pmlnkoll  11,  p.  195. 

^^^H        ")  A.  M.  SchuIrBtnprolokoll  II.  p.  MII.   II.  Febrimr  lftl'7. 

^^^H         ")  A.  M.  Sc'bii)ratäpn>ti>kotl  II.  p.  m,.   IT,.  Kebmir  IH»7. 

^^H        "1  A.  0.  M.  Corre.sp.  1»47. 

^^^H       ''■)  A.  O.  M.  Corres)).  1S47. 

^^^p        »-)  A.  0.  M.  Con-eap.   1847. 

^^*  ")  SehiilwUprolokoll  11,  p.  Atä.  -  Äl.  April  ISI".    -  Uer  Kir.-Iieii- 

r  ral  bentltztc  die  DesHtution  dar  der  Kirche   feindlich   gesinnten  Muriner 

I  liehrer,    um   dHs   Reicht    zu    beunsprurlien,    bei   der  Benetzung  der  Lehr- 

»teilen  ein  Wort  niitmlen  üu  dOrfeii.  (ßri<>f  de.'^  Kirchenrate»  an  <leti 
Climieinilerat  vom  'HL  April.)  Der  Schulmt,  „(Iber  eine  derartige  S'.hliU'.'<- 
■inbnie.  deren  unbeilvolle  Cunseigitenzen  sich  gleieh  bei  der  ersten  Re- 
llexion  darstellen,  i'iitrQstet''.  fand:  „es  solle  voHSufig  lieiui  PrÄaidenti'ii 
des  Kirrbenrathe.t  dahin  gewirkt  werden,  dos»  die  Ansfertlgang  des  ge- 
ituriitmi  Be&ndeiia  nr>rb  uufgesrbiiben  werde.  Sonach  sei  deni  Genieindi-- 
nith  der  Antniy  vorzulegen,  ilnss  er  beim  Kircheiirotl)  sehrifUich  ein- 
lange, um  von  ihm  die  Revokation  seines  Bvsrhlnsse.s  zu  fordem."  Die 
ÜMiebe  ward  aber  beri-its  im  Mai  durch  den  Kirehenrat  der  Regierung 
tnrgebrarht.  Der  Erzieh iingsrat  licss  sich  darflber  in  seinem  Schreiben 
vom  16.  Scpl«iuh«r  nn  den  Kirehenrat  (Stostsarehiv.  Pnit.  di-  lu  curresp, 
du  eonseil  d'Edui'ation,  p.  &6)  vernehnen.  Er  beklagte  sieh  Hber  den 
Tun  di-s  gemeinderätliuhen  SchreibeiLt.  diut  der  Regierung  das  Recht  be- 
stritten halte,  die  vakant  gewordenen  Lehrsttdien  Biisxuschreiben  i  •  tioiis 
luirions  cependunt  ddttr^  que  le  i'onseil  eoinuuiual  de  Mnrat  se  fnt  sen'i 
d'iin  style  plus  n-speetueiis  [iiiur  nous  signuler  rerrein,  daus  laqueile 
nnus  etionü  tomb^,  et  qii'il  eul  bien  voulu  ne  pas  oublier  ijue  le  Con- 
«iil  d'^uc«tiiiii  esl  plae^  nu  rang  des  nutorili-H  siipörieurea.  •  In  der 
Hauptsuebe  über  fnhrlc  er  aus:  •  en  ve^udu  druit  de  haute  surveillanee, 
UIJ1J9  astimons  puuvoir  et  ni^me  devoir  tcarter  imni&lintenienl  de  Ten- 
M^ignemeut  tnul  inslituteiir  qui  sc  rendrnit  iiidigne  de  l'etre  et  rclii  i'i 
Mnml.  loul  BUssi  bien  que  dann  le  resle  du  ciintnn.   —   Alin  ni\'ii  l'nveuir 


nons  soynriB  mi 

«in   eil    Telut   de    remplir  les  devoirs  ([iii  iioiis  aont  im- 

ixtsea  {Mir  bi  loi. 

iiotiä  vuii»  priüiis  uusai  d'avoir  laboiiU: 

1.  de    n« 

HS   fairü.  ft  iu  liii  de   cliitquc  aiin6e  itt-nliürp,  im  rapjiorl 

.l^tnille   et   cireo 

ville  de  Mumt; 

i.  de  niiiiH  teiiir  olio(|iif  tnit   uu    i'ouraut   iIi-h  n 
r»ieiit  aitrvenir  daiis  vv  [lerHomiel, 

3.  afiii  de  sdiiuiettre,  i-us  äelieunt,  ä  nolre  nililii-atioti  In  iioiU]- 
imtioii  lies  iiisühileitrs  et  insMliitrites  plaete  4  In  Ute  de  Teeole  pri. 
iiinire  prnpivuiuiil  dite  iitUndu  i^ue  le  äflmlralli  h  qiij  appHrtieiuieiit  etur 
.HiiTlea  de  DoniiimüoiiH.  ii'y  prorädant  ((u'eii  lieii  nl  ploi'e  du  ronsetl 
ei^lräiasHque.  doit  le»  winineltre  k  In  mdme  »unolinn  (jiie  relle^  iip^rpc- 
[tur  i-ette  niitorite   (regl.  du  •il  juillet  iHiti.  ort.  33).  > 

=")  A.  M.  Sehulralapmtok<.U  11.  p.  ^li.    i3.  April  1»47. 

"'}  A.  O.  M.  Corresp.   1847.     Leilre  du   1"  tiiui   1H47  de 
iiiuini.  FiiiiiiiiiMsuire  de  pnlice  de  Murat  an  pri^fet. 

-')  A.  F.  PrriWol..  du  LüHseil  d'Etut  du   17  »lul   l«i7.  p.  ' 

")  A.  F.  Fi'oWole  du  ciinseil  d'EiliienUon  du  ä1  moi  1847,  | 
-   Pn.t<.<-olo   du    Ccmscll   .i'Etut.   p.  2»7.    Ci.rresp.  eirt^ri.-iir 
p.  574. 

")  A.  M.  S.-liiilratspr.>l..kMll   11.  J..303.  4.  Mai  J»47, 

■■•'•}  A.  M.  .S-Iiiilmtapmtuküll  II,  p.äia.  «P.  Juni   1847. 

"I  W.  Nr.  71  v(.iii  3l.0kluW  |M4«.    -    Wfllirciid  • 
Aiif<.-nl)iiiltiv>  scheint  Sielier  lÜe  von  Greulii-h:  (Srfltliuiicr  Kaleiid' 
„.Inhaiin     Kaspar    äieber"    envilhtiteii     „Briefe    nlier    itie    Legal itl 
Zflrfher  Hegietutig  viiii  einem  Rcvuliitimini'"  gesrliriebcii  < 

""I  W.  Nr.  71. 


4  ipii  pour- 

■Jou'Tk- 
üiiieiit  etur 

...  ,.p*r^^ 

j.  c^^l 

17.  p.  23fi. 
1845-1847. 

leiidoR^^^H 


'"(  A,  F.    Prutoi'iile  ilfM   i 


iirreMiMiudniife»  du  CmiHfil  d'EduHiöon. 
p.  3Uß.  —  Briel'  uu  den  Oberunilnuinii  in  Miirtt^ii  vcmi  ~i.  Fcbninr.  A.  M. 
SohulniUprot..koU  II.  p.  437.  «t.  Fel.niur  1«4«. 

"1  W.  Nr.  13.  ffl.  Mar/  184«,  -  Ein  Freibui^er  Korrespoudeiil 
der  „Neiii'ii  Znrrlier  Zeitung-  vom  10.  Mai  184«,  Nr.  131.  silireibt  Ober 
Murien:  „In  deui  refnrmierteii  Tril  dys  Karilous  —  Murteu  —  ist  die 
Bevnlkeruiig  der  liberalen  .StaiiU'irdiiiiiifj  zu|.'et)i«u.  Doch  <lrolil  aiteh 
liier  dos  Wied.Taufkrmimeii  des  kleinslildti>..ben.  BolhsLsttcliUg<!n  Miirtaer- 
IHitririaU.  da»  durrb  dr-ii  EinduH»  des  min  Sbial.snith  nvancierteo  Chefs. 
Chatoney,  wieder  in  diu  Ber.irksiidininistriiti'iii  sieh  einEudrftngea  I 
DUiig   hnt,   der  Regiernrig   nlli'    Sy]ii|Hil!ii''ii    luiil  »lies  Vi-rlraiien  i 

")    Coiifedöi*   Nr.  44.  -    l.t.  April.   -    Nr.  40.    - 
W,  Nr.  li.   -   a.  Motz.     Aus    der   Erwiderung  nn    die   Idioten, 
Ladung:    ^Wir  aolltun  vielmelir  gesunde  EHeinentc  freudig  willkoinnifn 
lieLssen.  wenn  sie  »ich  in  iinserii  freiem  liistittittnnen  wnhl  und  liciniiscli 
fnhirn    niiil    -iiih    hei    deren  Au.ihildiui^'  inil  ihrer  "ft  vortrefflicliett { 


gea  &^^ 

u.    KwSil 
koinnifn 
lictnUKli      . 
leira^^ 


wirkiuig  bt^lheiligell  -  iiii'ht  par  gravi'  et  pitie,  sundevn  vini  Veniuiirt- 
■  Hill  RechU  wegen.  —  Hicnuit  ist  wohl  aueh  die  vollkoniiiiCDe  Berei'liti' 
ffuag  einiger  ttlrlitiger  Muriner  Lehrer  an  politiachen  Verhandlungen 
Tlleil  zu  nehnieu,  dai^than ;  es  wäre  denn,  dusK  man  sie  als  reehllose 
Parias  und  die  Freibiirger  Freiheit  uls  eine  von  dur  tti-hten  Freiheil 
»(lexilisrli  versi-hiedüne  quulitiüeren  »ollte.  zu  ileren  VerstAndnis  es  be- 
•wnders  feiner  Wesen  bedürfe."  —  W.  Nr.  l'J.  —  IM.  April.  -  „Wegen 
des  inuern  Znsammenbunges  zwisi-heii  Si'hule  nnil  Leben  mUs-ten  dir 
Lehrer  schon  von  Beni&  wegen  [lolitisieren.  —  Die  den  Lehrern  gi'- 
itiHuhte  Insinuation,  sirfa  ihrer  pvlilischen  Wirksanikeil  zu  begeben,  ist 
ulso  nirht  niu"  eine  hOchsl  giuipelhaflf  Philislerei,  die  uns  Etkel  ver- 
tirsachL  sondern  iiueh  ein  slrofbswr  Versuch,  sie  vc)n  ihrer  heiligsten 
BQrgcrpflicht  iib/u^ieheii." 

'")  W.  Nr.  m.  LS.  Mai. 

'")  Conr^lßr.'.  Nr.TM.  ».  Mui.  A..M.  S-Iiiilrrit~|ii'..|.>ki.ll  ILp-SM*!. 
-  13.  April  184«. 

'■)  A.  M,  Ilulsmonual.  Beachlii.ss  vi.ni  3.  Jununr  IMÖ.  —  A.O.M. 
Corresp.  184^.    Brief  des  Genieinderals    oti    du»  Olieraml  vom   10.  Mflri. 

")  W.  Nr.  7.   IG.  Februar. 

■'•(  W.  Nr.  7. 

")  Conf&lere  Nr.  3. 

")  Conffkiire  Nr.  h. 

'»)  W.  Nr.  3.  IH.  Januar.  -  Inseml  in  VV.  St.  i.  „Es  ist  fori- 
«ahrcnd  in  der  Druekerei  Delos^  /u  5  Ruppen  »u  liuben  :  Uarmloseü 
Sylvesterlieii  Ober  den  lintergniig  der  Srnderbflndler.  Naeh  der  Melndie; 
Losst  uns  viiri  den  Wumlerdingen.  ninn.  äuin  etr." 

'")  W.  Nr.  ä. 

'0  W  Nr.  **.  Ü.  Mai.  -  Si.b.r  glnubl.-  .iin-li  »n  d.-r  Hand  ge- 
inachter  Beoliai'hluugeu  und  erbtillener  Berichtig  \nr  der  Auswanderung 
nach  Amerika  narneo  zu  uiOssen.  rf.  Nr.  31).  ±2.  April.  -  Nr.2r>.  10. 
Mw.  -  Nr.  Äi.  -  Nr.  58.  i.  Sept.  -  Nr.  Iß.  8.  April :  Artikel  „Sind 
die  Armen  uuch  Mensrhen  ? "  —  Nr.  *2.  «.  Jtili.  Artikel  über  Auf- 
leilmig  eines  Teils  des  Grundbesitzes  an  die  Amien.  —  Nr.  ÖO.  ö.  August. 
Artikel  Ober  ArheiterverhflUnisse.  -  Nr.  .'>4.  19.  August  „Die  Heimalh' 
losen  und  der  huniane  LiberidisiiiiLs."  —  Nr.  -19.  Ii.  -September.  „Ge- 
werbswesen." 

"(  W.  Nr.  IH. 

"1  W.  Nr.  54. 

'")  W.  Nr.  .'.7.  ;tO.  Aupiii-I, 

-')  W.  Sr.Ät.  3.  Mui. 

'*)  W.  Nr.  .m  m.  Juni. 

")   W.  Nr.  33.  3.  Mai. 

")  W.  Nr.  43,   13,  Juli. 

"»I  W.  Nr.  5.3.  lü,  Aofiiivi, 


90 


^■)  W.  Nr.  15.  5.  April. 

>")  W.  Nr.  14.  1.  April. 

"-■)  W.  Nr.  lä. 

■■■■t  W.  Nr.  li 

")  Confrd^rt  No.  +7.  «I.  April. 

■^>)  W.  Nr.  1*.  1.  April. 

■■")  W.  Nr.  «2.  l(i.  Sepleml>er. 

•"'I  W.  Nr.  la. 

"'I  W.  Nr.  35.  7.  Juni. 

"■*)  W.  Nr.  14.   Artikel  ,Etriehnng«< Wesen». 

"'b)  W.  Nr.  4.  26.  Jaoiiar. 

"')  W.  Nr.  47.  26.  Juli. 

"')  W.  Nr.  14.  46.  47.  48.  4».  öfi.  -  LVber  .Itn  .Sekundär 
iiviliirriclit  im  Kanton  Freiburg  ausserU'  sieb  Sit^ber  im  W,  Nr.  S7: 
„Slaataschulen,  die  Aber  den  Kreis  der  allgemi^inen  Volksbildung  hinaii»- 
gehen.  sind  in  dt'r  Rcgi^l  urisliikruüsclie  Institute.  ni:r  ftlr  die  Rpiriten 
geschaffen,  uur  von  ihnen  besucht.  Will  man  dieses  verfassungswidrige 
Unrecht  nicht,  so  muss  num  zwei  Grundsfttze  adoptieren:  I.  dass  nur 
die  (fthigern.  vom  Schulinspektnr  und  Li'hror  ausgewählten  Kinder  - 
gleichviel  oh  reii'h  oder  arm  —  Zutritt  in  diese  hohem  Anstalten  findea: 
3.  Unterstntzung  der  Omieni  Kinder  dureh  Stipendien.  -  Der  Entwurf 
aelüt  fest,  dasa  i:i  jcilem  Bp/.irke  nicht  au'hr  iiLw  eini-  ^kiutdarsrhul« 
heHtehen  dtlrfe.  Nein,  der  Paragraph  solltt^  oIho  lauten:  „In  jeilpni  Bf- 
lirk  soll  sofnrt  wenigsten»  eine  Sekundarsrhnle  gcgrUndet  werd«ai,"  - 
Das  höhere  Unterrichts wesen  M  viel  zu  kost'^pielig  im  Vfrhallnis  xnr 
unendlich  wichtigem  Volksschule.  —  Der  Elemenlarunterrichl  erfttTderl 
tclchtigere  MSuner.  als  der  akademische.  —  Dem  Entwürfe  fi^hlt  eine 
Anstalt  ganz:  es  Ist  die  Sfhnlp  fllr  Er wuclisenc.  deren  Besutrh  natlh- 
lieh  freiwillig  wBre.  Sie  hatte  mehr  den  Charakter  eines  Vereins,  w-> 
alle  Er.scheinungen  des  Öffentlichen  Lebens  frei  besprochen.  Ober  '/.n- 
tlAai!»  und  VerbKltniäse  im  Leben  des  Menschen  und  der  Natur  Auf- 
schlösse gegeben,  wo  durch  gesellige  Unterhaltung,  mit  Gesang  etc.  ilii' 
Muhen  des  Tages  verscheucht  und  alle  {^ng  und  gaben  rohen  Sitten 
verdrangt  würden.  Dii'se  Schule  ist  in  uusem  .Augen  Hie  wichtigst'- 
und  ihr  Gewinn  Her  beHeutsamsle.  An  sie  schlnswn  sich  lUe  politituhrn 
Volksvereine  an. 

"'•)  W.  Nr.  19.  —  Nr.  4ä.  ä.  Jnli. 

"■)  W.  Nr.  5». 

'"')  W.  Nr.  IS.  15.  April.  -  „Viehprsmien  i.i.d  JngendhHll 
Mil  dicker  ZusammensteJIung  ist  genug  gesagt.  Für  die  Viehxuel 
der  StiLal  Geld.  fDr  die  Erziehung  Her  Jugend  nii-hl.  Natürlich:' 
sorgt  dir  das  Wichtigste  luerst." 

■"■)   W.  Nr.  äl. 

""I  W.  Nr.  m.  7.  Jnni. 


"*)  W.  Nr.  22.  29.  April. 
~t)  W.  Nr.  37.  21.  J.ini. 
•")  W.  Nr.  37. 

")  W,  Nr.  9.  1.  Mara.  -  „Die  ileutsche  Betirbfitung  der  Ver- 
fiwsiiiig  (wie  sSintlicIier  EteschlDaae  und  Gesetze  unterm  aiteti  und  neuen 
Regiment)  ist  sehr  manf^lhaft,  [st  ijenn  Nieinund  zu  fiuilen.  der  ein 
urdenUiehes  Deutsirfa  sch^(^ibt?'■  Bei  Beratung  Ober  die  PeUtion  des 
Viilks  Vereins  betr.  die  Verflßeiitlichung  der  Verhandln  [igen  des  Grossen 
Rates,  gab  sirh  der  bitt«rate  Unrnnl  ntier  clie  Art  imd  Weise  kund, 
mit  welcher  die  deutschen  Petitionen  vom  <troasen  Rut  ukifgennmmen 
»erden.  Beim  Verlesen  derselben  —  ent/emtcn  sich  die  Mitglieder 
grltsatentheils:  man  nalim  dnvon  wenig  Notiz.  Hat  diese  krankhafte 
Voruehmthuerei  etwa  aui'h  unsere  Murtuer  Grossrfllhf  ergriffenl"  — 
Nr.  42.  8.  Juli.  „Die  Imhe  Slaalskunzlei  »i'heint  sich  um  die  deulsdie 
Bevölkerung,  welche  dovli  beinahe  den  vierten  Theil  dos  Katitiins  aiw- 
tiui<rbt,  blutwenig  zu  kümmern.  Selten  werden  neftetiteHentwOrfe.  nicht 
eintital  die  wichtigsten,  ins  Deutsche  flbersetzt,  und  von  rer bizeitiger 
VerUn-ilong  unter  die  Böller  zur  (tffentlicben  Besprechung  ist  niemals 
<lic  Rede."  -  Nr.  61.  13.  September:  .Um  einen  BegritT  zu  erhallen, 
wie  gnindsclilecht  in  Freiburg  Oberselzt  wird,  miis»  man  das  neue  Schul- 
gesetz auf  deutsch  lesen.  Es  kommt  in  demselben  hie  und  da  purer 
Unsinn  vor.  Nur  ein  Bfiapicl!  Des  iiotions  ^li^mentaires  H'histoire 
naturelle   dans   leiir   application  i  rbygiäiie  etc.  wird  nberselzt  mit;    die 

allgemeinen  Regeln der  Naturgesrhii-hte    in   ihrer  Beziehung   zur 

Wftsserheilkunde." 

Dnss   die  VorwOrfe    Siebers    keinen   Narhhull    fonden.   /eigl    wolil 
am  besten   die: 

Synoptische  Zusammenstellung 

^•'a»r  der  wMBntDchen  Dlfterenzen,  die  zwischen  dem  franii)«ischen  und  dem  deultchm, 

in  den  deutschen  Gemeinden  publizierten  Texte  des  im  lahre  1873 

promulgierlen  SIralgetetz buche«  bestehen. 

Erster  Ururk   lö7a. 


_         A.ct  13.   Le  Corps  du  supplid^  stra 
**ivri  k  SB  famille,   si   eile   le   reelame. 


Der  Leii'bnam  «ues  Hingerichteten 
kann  seiner  Fajuilie.  wenn  sie  denselben 
begehrt,  übergeben  werden,  welche  den- 
selben  in    aller   Stille    beerdigen   lassen 

soll. 


^Vrt.27.     1.  al.    La 

.mr>s.viU<.» 

i'e.sl 

Die    K< 

ifisknUoD    findet  n 

:  k  reiiaih-t 

"1.. 

xtimmten 

Iwt», 

^^  Art,  48.  1,  al,  La  peine  em-o 
^***  complices  e»(  d«  qunri  o 
9»**aTfe  de  ceile  lii[.5e  contre  Tai 


Der  GehOlfe  wird  mit  einer  big  ilrei 
Vifiiel  der  ftlr  den  Urheber  de«  Ver- 
brechens angedrohlen  .Strafe  bel^. 


i 


Ari.  5ä.  2.  al.  Si  le  nhue  n  n  i-n^ 
etf  fxäcHle.  il  H  a  Heu  i'i  faire  Ofipli- 
cation  rftw  rigle«  reltUice«  ä  In  lenln- 
Uve.  aaus  ttservt  de»  diaposifintm  cm- 
itiitniifii  aux  art.  41  et  dB  ei-dtstu». 

Art.  59.  Uelui  qui,  dou»  une  ex(r<>iiip 
u^ceaaitä  el  poiir  y  subveiiir.  ciinunel 
■in  vol  de  rommestibles.  jieul  u'&rr  n\ 
r<'>'lier(ili^  ni  puiii  per  In  Jiistii-e. 

Art.  er>.  1.  ul.  La  di-fciise  de  ^ui- 
ni^uie  IUI  (i'HQtmi  conlre  um-  bIUhju''  il- 
k'gule  dHiis  le  liiit  <le  (irnl^ger  la  ftfr- 
aiiutte.  le  domicile  tni  la  propri&^  de 
«rlui  qui  est  altaqui5,  est  l^Unie  et 
nun  puniüsobl«,  lürsque  lu  {H^rsunue  al- 
tjiquee  iie  jteut  nbtentr  In  [irolertion  de 
i'AutonU  ou  WH  aulre  mcoutb  süffi- 
sant; lorsqii'il  f  &  urgfure  et  que  les 
uinj-Miis  Av  defense  ont  fte  |)ru|i<>rtir)nii^ 
Uli  danger. 

Art.  70.  3.  al.  Toulefob  la  pfhit 
|ir^vue  pnr  la  loi  [luiir  l'iufractioii  lu 
plii»  grave  pourra.  siiivanl  Ift»  rirci.ii- 
staiii:«s.  Mre  6levee  d'lin  lierw. 

Art.  74.  Snnt  eonsid^res  ennime  eriine 
du  laiav^  genre  «.'iix  qui  sout  elasaA* 
aons  chnniii  Aes  nuinM»  suivont»: 

Nil.  .").  Ceux  pontre  In  vie.  lu  suiitt-. 
In  lilieiifi   I'I    In   sflrete    des  personnes: 


Art.  76.  Lu  peine  de  lu  nieidlve  ■■st 
dvlnmiio^if  iiinsi  qu'il  sitit : 

c)  eil  i'tta  de  räcidive  utl^pure,  la 
peiiie  sera  poriic  jtisqu'av  triple  du 
maximvnt  de  la  peitie  ntroMfue. 

Art.  77.  3.  ul.  Le  rieidivütt  tuiquel 
vn  frr,4dat>l  de  peine  »'aura  pu  fire 
»jouU,  pourra  niaumoitt»  Mre  aoumis 
ä  de«  preiicripli'itiii!  plva  rigimreuxeH 
ipif  dftermiiiern  le  fi{fiemeHt  pr^va 
il  l'nri.  24  du  pr4gfint  rode. 


Wer  IUI  Zusbmde  der  aiiswntrii 
Ndtli  and  am  derselben  abzuhelfm.  Eß- 
waren slielilt.  dem  kann  die  gericbl' 
liehe  Virrtolgung  und  dir  BstnAmf 
erlassen  tpenlen. 

Die  VeHlieiiligung  »einer  itelbiladül 
■fines  Andern,  iini  nein  oder  (utdtni 
Leben.  Leib.  EigeittkuHi.  Bevit  v« 
einem  «iderreehtliclien  Angriff  Ol 
sfhDtzen.  ist  slrallas.  nenn  fDr  die  »■ 
gegriffeiie  Pirrsan  diu"  Schotx  d«tOWf 
keit  f*der  «tue  andere  Hülfe  nichi  (^ 
hültlich,  wenn  die  Gefahr  diingrad  und 
die  Verteiiligungamitte!  dcrMibM  «!■ 
sprechend  waren. 

Da.-^.  rilr  die  sehwersle  Tbtt  top- 
drohte,  höchnie  Slrtrfmtias  kuo  bei 
solehem  Zusammentreffen  slnfblW 
HHiidlungen,  ji-  uurh  Umatl«!«!!!  am 
ein  DiiHet  erhfilit   »erden. 

Ak  gleii'hurlig  gellün  die  iinlcTJcdtf 
der  fdlgenden  Nummern  tusanwO' 
gestrillen  Verhreüheii ; 

Nr.  ä.  Die  Verbrechen  gegen  ^ 
Leben,  die  Gesundheit  und  die  p«««- 
lii'he  Sifhorheit; 

Die  RQcklnllstrare  nicd  f(•lgal<^ 
niussen  bestimml: 

c)  bei  fernem  RnvkfUlen.  wird  <<« 
Dreifache  drs  höchsten  Sfco/'w«**'' 
erkannt. 


Wti.    Dons  tniLs  les  ena,  1u 
Ion    peul  (itre  ileoutnil^«    lora- 
t  M'Onle  dnq  uns  ilepuis  l'ex- 
le  la  peine  pHncipale. 
.    Golui  ipii  reeonrt  i-ii    jträcc 

b.   les  dcnx  tiera  de  »i  |ii^ji)« 

cnndanmä  pour  la  pri^mi^re 
Fusion  6  tetnps.  ä  l'empri- 
I  ou  au  bannisaenient.  üii  st 
aMire  <te  res  peines  nüt  le  ri*- 
le  coiouiiitulion. 
i,  2,  ul.  Si  Ics  circonstauces 
iit  (l'Ptre  uientiannfips  n'exis- 
Itt  peine  aera  riduile  en  un 
unent    qiii   iic  pourrn  esriyer 

nu  bonnisseinent  de  k  Cuti- 
pour  le  ni^nie  Icniie.  na  k 
le  de  äOO  i  ÖItU  Irenes. 
k  Les  cas  ile  peil  de  gravit^ 
i  lu  rteislsDoe  auni  k16  dirig^ 
emploj-ä  subalterne  >i<i  un 
1  forue  pi)blii|Ue,  serrint  tnilli^s 
lelleniHnt. 

!5.  Pour  deterininer  le  roil 
e  l'homiclde,  il  ne  aera  pus 
*  de»  circoiiatauces  suivanles: 
I  solns  opportun»  ou  eSicjii-e« 
np^ch^  lu  bleaaure  tl'fire  mar- 
w'une  bifiasure  de.  niSme  Ha- 
iti itf  sjtt4n'p.  ilana  d'niifres 
leg  serourK  tle  l'aii,  nu  i/ii« 
e  n'auraU  H€  suivie  de  miirt 
'in  rfe  la  coiiglitufiofi  physi- 
1  vidime,  o»  eiifiii  rh  cir- 
r  ruxidfulellen  ilatis  iFsi/iieflpn 
faiie. 

0.  2.  rL  Si  \a  mort  d^  k 
I  eat  suivic.   le  c(iu{iable  scni 

ä   une   r^rliisinn    de    dU   aiia 

B.  Le  erimeesl  aggruv^  »'il  u 
s   Aaaa  le»  liri-miälnncea  sui- 


k. 


In  slleii  Fallen  kunn  die  Wted<^r' 
eiiisetzung  verlangt  werden,  wi^nn,  von 
d^r  Erlnustna  der  HaupUtrafe  nn, 
ftitif  Jahre  veiflossen  sind. 

Dur  Venirteilte.  welcher  um  Begnadi- 
)fiing  ansuehl.  miiss  von  seiuer  Strafe 
Husge.standen  haben : 

litt,  b,  xnei  Dritteile^  wenn  er 

;ciim  ersten  Mul  zur  zeitlii'ben  Reklusiim 
<"ler  Lundes Verweisung  verurteilt  ist. 
ixler  wenn  diese  .Strafe  die  Folge  einer 
Strnrver Wandlung  war, 

IM  keiner  der  eben  ern Ahnten  Um- 
stände vorhanden,  so  kann  iti«  Strafe 
i»  fiefhngnis  bis  auf  liAchalens  1  Julir 
oder  in  Verbnnnnng  aus  der  Eidge- 
nossenai-haft  Rlr  die  gleiche  Dauer  oder 
in  eine  Geldbnsse  von  äOO  bis  500  Fr. 
fccirnnrfeH  werden. 

In  Fulleti  geringerer  Bedeutjing,  wo 
der  Widersland  gegen  Unterangestetite 
Oller  einen  Diener  der  Staulsgewult  ge- 
rictitet  war.  tritt  eine  zuchtgeriehtliehe 
Strafe  ein. 

Bei  Feststellung  des  Thaibestaodes 
der  T^tdtung  kommt  es  nicht  in  Be- 
truirht.  oh  der  IndtUi'lif  Erfolg  einer 
Verletzung  durch  «eilige  itder  iwcek- 
infissige  Hälfe  hatte  verliindert  wenlen 
kJ^nnen  oder  oft  eine  VerMeung  dieser 
Art  in  midtren  FdUet,  durch  Hülfr 
der  Kunst  nur  wegfn  der  eigenfiitH' 
liehen  Leibfsbvschaffeuheit  dea  Ue- 
lOtlteien  oder  ii'vi/en  der  zufßlligeti 
l'iiu<lände.  unter  rre/cAeti  sie  Bugefüifl 
wurde,  den  lödtHrhen  Krfitlg  gehabt 
hal. 

Wenn  dadureh  iler  Tod  der  Si'hwjin- 
geren  venirsaeht  wnrde.  so  tritt  rwnnz^- 
jahrige     big    I eben siBTigli ehe    Rekhision 

Es  tritt  ein  Eraehwurnngsgnind  ein, 
wenn  das  Verbrechen  in  folgenden  fm- 
standen  verßbt   worden: 


tiMrques  mentionnfe  ä  rartidii  pr£c£denl 
«I  BO  fait  »sage  daiis  un  hui  illirit«. 
rs^  piini  d'un  emprimniiienient  de  1  a« 
OK  pltw,  uu  d'une  aniendp  qui  nViL- 
e^dera  pas  lUOO  franus. 

Art.  1S5.  Ind^pendammeDt  des  peines 
ätnblics  pur  les  iirücles  qui  pr^pfdeiit,  le 
juge  prmioucf  In  cmifiacalian,  et,  s'il 
j  a  lieu,  lu  deatniction  des  scbdus,  des 
marteaux.  morqiiea  et  poio^ons  cnntre- 
ßiiU.       , 

Art.  IW.  Si.pour/'actltfef  l'ex^iitiiin 
dea  crimes  pr^vus  aux  urtieles  194  et 
195,  OT*  puur  en  empicher  la  poursuite. 
un  homicidf!  ust  volontairRment  conunis, 
I«  eoupafali^  sera  puoi  de  inorl.  soiia  r^- 
acsre  de  1b  disposition  ^crite  ä  TarL  67 
d-deasus. 

Art.  äOä.  Snnl  piuii.s  Aw  U  mäaie 
peiai  tAiriie  k  l'art.  lä)! : 

1'  les  foiictiaiiiiairet>  et  tnugibtrat» 
qtU  ge  rimfieni  roHpablen  de  airruptiim 
a»   de  atduHion    k    l'i'gard    dc!<    per- 

les  contre  leaquellea  ila  doivpnt  pro- 
cMer  k  uiie  instmction  ou  enquätc. 


Werkzeuge,  wovdd  in)  vorhergehenden 
Artikel  .die  Rede  ist,  bemOchtigt  und 
leinen  gesetzwidrigen  Gebrauch  davna 
macht,  wird  mit  einer  Oetdbusse  bi»  zu 
tOOO  Franken  bestrafl. 

Nebst  den  im  vorgehenden  Artikel 
verhängtet!  ^trufen  kann  der  Richter 
die  Konfiskation,  und  je  nach  Um- 
standen, die  Vernichtung  der  nach- 
gemachton  Siegel,  Hammer,  Zeichwerk- 
leuge,  Stempel  awnaprechen. 

Ist  zur  Ausfllhrung  der  in  den  Ar- 
tikeln 194  und  195  besproclienen  Ver- 
brechen ein  freiwilliger  Todschlng  vor- 
flbt  worden,  so  soll  die  Todesstrafe 
gegen  den  Schuldigen  verhflngt  werden, 
unter  Vfirhehalt  der  im  Art.  G7  ent- 
haltenen GeaetiesviiraehrifL 

Die  in  Art.  201  verhflngle  Strafe 
IrifTt: 

1.  Die  Beamlen  oder  Magistrat»- 
personen.  welche  mit  Persaneii.  gegen 
welc^he  sie  eine  Untersuuhiiug  zu  führen 
haben,  umArMige  Hanfllungen  h<-- 
geheti    oder   heyünstinett. 


Art,  i09.  Cclui  qui,  daus  l'intention 
He  so  prucurer  un  profil  illicite  ou  de 
nuire  aux  droits  d'nn  liers,  incendie  sa 
|>ropre  choae  ttimqu'etle  est  du  genre 
d«  cettes  gui  sont  »lenftonnees  ä  l'art. 
308  et  qu'il  n'cn  r^siilte  anvun  <langer 
ponT  lea  personnes  ou  pour  les  proprii^läs 
d'antrui.  est  puni  pur  une  räcliiäion  de 
I  A  tf  aus  ei  pur  uiie  aiut-u<le  de  UM 
Jt  ÖÜOO  fruJU's. 


Art.  all.  Si  le  coupahle  a  volontaire- 
Bient  £l<iuff^  ou  arr£t6  l'incendie  avant 
«jn'il  ait  produil  un  pr^judice  notable. 
In  peine  sern  c'orrectioniu'llu. 


Wer  in  der  Absicht,  sich  einen  un- 
erlaubten Vorteil  zu  verscljaffeii  oder  in 
irgend  einer  Weise  die  Rechte  anderer 
zu  beeintrSchtigen.  seine  eigene  Sache 
in  Brand  1^.  wird,  itisofern  seinn 
Hatidluiuj  nicht  unter  die  Be»tintm- 
uttgen  des  Art.  'JOH  fällt  und  kein«  Ge- 
fahr fllr  Menschen  oder  das  Eigentbum 
Anderer  vorhanden  gewesen  war,  mit 
Reklusiuii  VDU  1  hb  xu  B  Jahren  und 
mit  einer  Geldbusse  von  !£U0  bis  zu  ÜOIN) 
Frnnken  bcsiran. 

Hut  derThftter  nurh  gelegtem  Brande 
freiwillig  den  Ausbruch  des  Feuers  ver- 
hindert oder  das  ausgebrocheue  Feuar 
gcIriHc^ht.  bevor  ein  erheblicher  Noch- 
tlieit  entstunden  Ist,  so  hann  eine  zucht- 
gerit'litliche  Strafe  gi^eu  ihn  verhängt 


ArLiia.  I.  ul.  ".i'liii  «(ui.  In.rs  Ita  ras 
-•[j^aleratmt  [it^viis.  tlann  le  desa^ti  lie 
nuire.  d*tniil  rni  Midoriiimgc  la  pro- 
yriiU  H'niilriii,  seru  |iiini  (m'bm  ipt'il 
m(  da  tfi-apris.  vi  Ic  fait  ne  mnstiliie 
pas  nn  fait  phis  )tro\ 


Wer  abgvst'tii-ii  von  deji  ^pni(41  l~- 
stiuuuleu  Follfiii  fremdes  Cigenbim  t>ir 
saulicli  «ersWri  oder  bfisi-hliiigt  "ird. 
wenii  die  Tlint  tiiclil  in  ein  srhww-r- 
Verhrei-Iieii  uiiiwrtet  und  ksint  '•"- 
stänrlf  eitttrelti.  lieslrnfl  ....  rtc. 


Hf 


■    Vu 


Innees  fiivm4r4ps  nui  hH.  214  ft  2W. 

Ali.  238.  Celui  i|iu,  snit  ii  l'itiile  (t'uii 
fniix  noiii  DU  d'niir  faiissp  ijiiulile.  sull 
en  s'slLritiuaDl  uii  errtdit  tneiisonger.  hm  fh 
fnisntit  naitre  (/««  e»t>^rmirnii  iiti  itra 
rrninlc3  ehim6riii«ea.  soit  pti  fin- 
plofant  toute  inanii-iiVD!  rraiiduleiiae,  s* 
rnit  renicltre  ijiielque  cliose.  se  rend 
t'oapable  d'eKrroquerie. 

Arl.  sau.  I.al.  Oeliti  qiu.  sHemnicnt 
•A.  duns  Iti  d*>HS^  de  se  l'n|iproprier, 
'«nustruit  ou  eriMsve  ane  rhosP  «pi)arle- 
iiunt  u  uiitnii,  saiis  le  ronseiilenient  du 
propri^Uire,  du  possüssfur  ou  da  d^ten- 
leur,  snns  recourir  btulefitis  ä  la  vio- 
lenee,  coiuiiipt  iiii  vol. 

Le  Vül  esl  wnsonira^  dii 
!>■  d£linquant  a  cnlev^    la 

Art  232.  2.  ol.  Toiitefois.  i-ii  rui-oii 
ili<9  pirvoDstourea  uttiinliaiitcs  et  du  pi'U 
•ie  Tolpur  des  objr^b  soiisiraits.  cdrtains 
vnU  qualitiAs  poiiTTont  i*lre  traiys  roiume 
di*lfts  et  renvoyfc  «it  ju|!:i?  njirwlimmtl. 
(V.  Brt.  417.) 

Art.  233.  U  vr,l  ,-^\  .|i.iilili.>  .laus 
l'im  dpa  öis  suivaiits: 

N*  2.  Lorsciu'il  < 
d'ullTUctiuil,  IUI  d'eari 
,■/«/■; 


muiiiont  •{■ne 


iid>> 


N°  7.  Lnrs({ue  le  viil  t-sl  cuniniiä  jiar 
dr-ui  ou  pliisieurs  it)divi<Itis  rmuririi^)! 
•In»«  ce  but. 

Art.  237.  Sonl,  fntr'dHtrfa.  consi- 
deres   romnii-   ronfife  4  In  foi  publique: 


Wi-r  duri-ii  lieliram-h  KJncs  (alsH.™ 
Nonieiiä  oder  einer  fakflie»  GigensrhidL 
eines  erdir.hlpten  Kredits.  '(arr>  Ki- 
rfgunii  lätisrhi-tiflrr  Hoffnungen  'lir 
Besorgnis  eiiii-ii  irünrrierHeu  Ktfiiv 
oder  dundi  Anwendung  arglistiger  Kunst- 
griffe sich  etwas  verabfolgen  lAsal,  nmriA 
sieh  der  Prellerei  äi-liuldig. 

Wer  wissentlirb  eine  (reindc  Sukr 
in  der  AliHivhi.  sich  dieselbe  rerhlwiilrf 
zuzueignen,  ohne  Einwilligung  dt«Ei^- 
tbOmert..  Besitzers  oder  InholirTs  wn^ 
nininit,  iiia>'bl  ^i<-h  de»  DJehstahb  ^•ini- 
dig. 

Dan  Verbrerli«!  tsl  vi.IIejidet.  soUW 
der  Thfitcr  die  Suelie  crgriffi-n  ««•'  "» 
seiiu'  fien-nll  gehm.-l.l   hnl. 


Der  IHebsliiliI  ial  ein  ijualififii^M 
Iti  folgenden  Fallen: 

Nr.  2.  Wi-mi  der  IHchsUliI  iw- 
niitleUt  iMubrilclis  oder  Eiiisteigctt>  !•" 
finngen  wurde; 

Nr.  7.  Wem.  der  DirljataW  vun  !■« 
mler  luehrercn.  welche  sich  tmr  /W*- 
genetzten  YerübHUj/  vim  DiehnleM  ">• 
banden  haben,  be^angrtu  ist. 

Oberhaupt  sind,  als  d«r  Affeallirlira 
Treue  un vertraut,  oiisuselien : 


—     !)7 


. . .  Lf^a  iHsfnuHf'Hfs  (ianrivHliut'c 
fi  il'exploitatioH  dans  in  cawpa<fne 
</w  autmir  fies  htUtnimtts  .... 

Los  portos,  les  grillt's.  \vs  roiHluii^ 
<reau,  les  «»nsoignes,  \v.s  rev#»rbi?ros  ei 
les  untres  ohjots  qni  peiiveiil  etre  <le- 
tach^^s  et  euleves  a  Vpxtet'imn'  iU*s  bafi- 
meiitti  H  (If's  f'Hc/os.  nitj'  fonfainPs.  cfr. 

Ali.  i247.  iU'iUn  qiii  uyant  ete  inis  eii 
|Missessiou  Oll  coiistitue  gnnlieii  <le  la 
chose  niobiliere  «ruiitrui,  sous  roi)li- 
^tion  de  la  coiiserver.  de  lu  reiidre  uii 
ile  la  reniotlre.  aliene.  eiigage.  dissipe. 
Oll  ddtoiinie  cette  rliose  elc 


Art.  i25:2.  L*ul)iis  de  roiiüaiire  qiii  iie 
«If^passe  pas  *^)  francs,  nn  i\\\\  \\{\s\ 
uggrave  par  aiieiiiie  des  eircoiislaiices 
nieDtionn^es  ä  Tart.  :241>,  est  reprime 
forrectionnelleiiient . 

Art.  3^.  l.al.  Celui  cpii,  eu  deliors  dos 
eirconstances  enoncees  aiix  art.  116  et 
117  du  present  eode,  aura  prociire  oii 
facilite  Tevasion  d'uu  deteiui.  sera  puni 
iVun  emprisonneineiit  qiii  n'exredera  pas 
2  mois  ou  d*uiic  amende  <pii  ne  de- 
fMissera  pas  400  f ran  es. 

Art.  330.  Celui  qni.  par  raniioiice  de 
faits  faux  ou  denatures.  prov(Mpie  la  haiiie 
on  le  möpris  des  institutions  de  TEtat 
ou  des  ordoiuiaiiees  de  Fantorite  ete. 

Art.  336.  Celui  qui.  dans  le  ras  fiUniv 
legitime  d^fetuse  f»t«* 

Art,  347.  2"  al.  La  ni«5iiie  peine  sera 
uppliquöe  ä  eelui  qui  outrage  un  iiiinistre 
dn  culte  dans  IVxercie.e  oii  <>  raison  df 
ses  fonctimts.  ou  cpii  troiihle  im  eonvoi 
ftin^bre. 

Art.  353.  Celui  qui.  apres  avoir  reiju 
poiir  boiines  dos  nioiinaies  tausses.  etc., 
«era  puni  de  1  ä  H  mois  d'eniprisotnie- 
fnent  ou  d*une  amende  d<'  1(K)  a  *i()() 
francs. 


,  . .  Aeker-  und  Ha mjt^rätsckafteH . 
liui'  dem  Felde  o<ler  um  die  Hüiiser  .  ,  . 

'riiüren,  (iitt*'r.  Wasserrohren,  Au.s- 
hiingesehilde.  Laternen  u.  andere  (jegeii- 
stftiid<*.  iCf'fvhf  fiussfrhfdh  dov  debänd/' 
ifdf'r  Kinf  rief  lim  fff'H  tm  Urämien  eir, 
abgelöst  lind  \vegg«'iioiiiiiMMi  werden 
können. 

Wer  eine  Iremde.  bewegliebe  Saebe. 
deren  Besitz  oder  (lewabrsam  er  mit 
der  VfM-ptliebtung  erlangt  bat,  sie  /n 
verwabren,  zii  renrfiUen.  /iirüekzugeben 
oder  abzuliefern,  zum  Naeb teile  des  Eigen- 
tümers oder  eines  anderen  Bercehtigteii 
verilussert.  verptilndet.  verbrauebl  o«lrr 
bei  Seite  scbntft.  «»tc. 

* 

Die  L'nterscb lagung,  deren  Wert  nirbt 
3<M)  Franken  übersteigt  tnid  bei  welcber 
keine  »1er  im  Art.  iMl)  erwillinten  Um- 
stiliide  vorkomiiKMi.  wird  zurbtgeriebt- 
lieb  bestralt. 

Wer,  ausser  den  in  den  AHikeln  1  It» 
und  117  dieses  Strafgesetzbuebes  er- 
wllbnten  Umstünden,  die  Entweicbun^ 
eines  (lefungenen  bewirkt  oder  befördert, 
wird  mit  (lefäiignis  bis  zu  iL  Monaten 
oder  mit  (i«ddbiisse  bis  zu  4fMHf  Franken 
bestraft. 

Wer  dureb  flffenflifheBehftupt litten 
oder  Verbreilifiifj  erdiebteter  «nler  ent- 
stellter Tbatsaebeii  ete 


Wer    im    Xufsf finde    «meinen    (iegm-r 


ete 


Die  iiiimliebe  Strafe  triift  denjenigen. 
welelK'r  einen  Religioiisdiener  wülurend 
der  Ausübung  seiner  Amisverrichtiuigen 
b(>sebimpft  oder  ein<'n  Leiebenzug  stört. 

Wer  falscbes   oder  verf^lsebtes  (jcld 

ete wird   mit  (iet^lngnis    von  2  bis 

SH  .7  Mtmaien  oder  mit  (xeldbusse  von 
1()0  bis  zu  ^^M)  Franktm  bestraft. 


—    m 


Art.  IITm.  1.  al.  Olui  qiii.  .  .  sera  puiii 
d'iiu  ('iu[>nsoiiii<MiH>nt  i\v.  3  iiiols  au  plus 
et  (l*uiie  aiu<Mi<K^  «jui  u<>  ili'^passt^ra  [ms 
d(>0  francs. 

Art.  357.  Les  nuMlerius,  rliirurgiens 
f>1<'.  scront  [Minis  <ruiie  redusion  a  la 
nuiisoii  <lo  corrcelioii  pour  un  ternie  qiii 
n't'XcedfTa  [ms  (5  uiois,  ou  d'un  eni- 
ftrisonnemeul  de  1  n  3  fn<ns. 

Art.  JUK).  Colui  qui,  apres  avoir  reudu 
un  faux  t<'>nH»ignage  en  justice,  Ic  re- 
tracic  8[H>nt{UH'niont  avant  «[u'il  alt  sorti 
se»  effet>i  o\  avant  loute  [loursuite,  sera 
[»Ulli  dv  la  [>ris(»n  [>our  uu  ternie  qui 
n'oxcedera  pas  ^  iiiois. 

(Der  Sehlusssatz  fehlt  im  frauzösi- 
sriien  Text  und  ist  ganz  sinnwidrig  an 
die  Spitze  des  Art.  361  gestellt.) 

Art.  JiH8:   1.  al.  ('elui  ([ui  aidera  dans 

Tacte    du  suieide sera  [>uni  d'une 

reehisioii  a  la  iimison  de  eorreetion  pen- 
dant  4ans  au  [dus  ou  d'uti  emprisotiue- 
nifinf  qui    ae  sera  pas   hiffhieu»'  a  .7 

ilfOiü. 

Art.  373.  Si  Tauteur  des  lesions  cor- 
[Mtrelles.  [uvvues  aux  arl.  37i>  et  371  ri- 
dessu.s,  a  \inle  ou  neglige  les  devoirs  [mr- 
tieuliers  de  sa  t'nnrtion,  de  .soii  «'tat  ou 
de  soll  indiistrie.  //  potn'va,  outre  la 
[»eine  qui  y  est  slatui'e.  etre  deelare  iu- 
ra [»able  ete. 

Arl.  37t).  4.  al.  La  [»eine  sera  dr  4 
ntois  d'eiHftrisiniHt'iHf'ftf  ele. 

Art.  3S3.  1.  al.  L*ex[>o.siti<»ii  d'uiie 
per.soiiiie  hors  detat  de  se  seeourir  elle- 
iiiönie  e.st  Uli  d«'*lit  lorsquVIle  a  lieu  dans 
des  eireoii.staiKes  cf  daii>  un  endroit  tel 
qiTil  n'v  avait  ä  redout«'r  aucuii  danger 
pour  la  vie  ou  la  sante  de  la  [»ers<»nne 
expo.see. 

Art.  »W».  3.  al.  La  teiiiiiu*  indigene 
qui  deposera  daiis  res  iiiaisons  ou  hos- 
j»ires   reiit'aiit   illetritiiiie  (ju'elle  aiira  iiiis 


Wer wird  mit  (jefilngnis  bi> 

zu   drei    Monaten    oder   mit    Geldbasse 
l»is  zu  1ÄK>  Franken  bestraft. 

Aerzte,  Wundärzte  etc.  werden  mit 
Einsperrung  im  Zuehtliausi»  bis  zu  ß 
Monaten  bestraft 


Wenn  derjenige,  der  ein  faL»rlM> 
Zeugnis  vor  Gericht  al>gclegt  hat,  da<»- 
selbe,  bevor  es  .seine  Wirkung  ge&usseri. 
und  bevor  eine  gerichtliche  Untersuchnng 
gegen  ihn  eingeleitet  worden  ist,  aos 
eigener  Bewegung  widerruft,  wird  mit 
Gefängnis  bis  zu  2  Monaten  bestraft. 

2.  AL  Ist  der  Kid  geschtroren  wor- 
den, so  wird  die  Strafe  auf  das  Dop- 
pelte erhöht. 

Wer    bei  einem  Selbstmorde  behfll^ 

lieh  ist    wird    mit  Einsperruttg 

bis  zu  4  Jahren  oder  mit  Gefängnis  bis 
SU  3  Monaten  bestraft. 


Wenn  bei  den  in  den  obigen  Ar- 
tikeln 370  II.  371  vorgesehenen  Körjw« 
Verletzungen  der  Thftter  die  ihm  Ter- 
möge  .seines  Amtes,  Berufs  oder  GewerW 
obliegenden  besondem  Pflichten  oIhmt- 
treten  hat.  so  soll  derselbe  —  fiir  un- 
illhig  etc. 

GeHlngnisstrafe  6/^*  zu  4  Moiiattii 
tritt  ein  etc. 

Die  Aii.ssetzung  einer  liQlflosen  Pm^ 
soll  ist  ein  Vergehen,  wenn  dieselbe 
unter  üiiistAudeii  w/f  r  in  einem  Orte 
geschieht  etc. 


Eine  IiilAnderin.  welche  ihr  im  Aus- 
lände geborenes  uneheliches  Kind  in 
solche    Hftu.ser    oder    AnstuUen     lmte^ 


99     — 


Doode  k  IViranger  pourra  öire  punie 

le  röclusioii  &  la  maison  de  correction 

\  mois  au  plus. 

Irt.  390.   2.  al.   La  circonstance  que 

lit  a  eu  Heu  de  nuit  et  dans  un  Heu 

V  est  aggravante. 

iii.  393.  2.  al.  Le  jugemeut  de  trou- 

nation    prononcc    en   outre    la   coii- 

tkm  e^  la   destruction   des    ecrils 

■  •  • 

krt  401.   3.  al.    II   n*y   uuru   Heu    ä 

fwUwe  d'office  qii*en  ca.s  de  sraiidut«^ 

k. 

Lrt.  411.   L*imputation  d*un  fait  pu- 

lUe  ou  de  naiure  ä  exposer  celui 

em  est  Vobjet  au  m4pris  mi  ä  la 

le  des  cUoyens  etc. 

iit  415.   2.  al.   Si  rattcinte  a  Thoii- 

'  a  Mj6  publique,  le  jugemeni  --  de- 

linora    en    möine     leiups    le    mcMle 

>  d^ai  de  la  pubHcation  etc. 

iti.  421.    Lorsqu*i1  s*agit   d*niie  pre- 

«  fiiute  — ,   la  peine   est   rHlnUe  a 

r^primande. 

ürt.428.  Sera  puni  d'un  pfnprutfmne- 

i  OM   de   la    maison    de    correction 

*  le  tenne  de  40  jours   au  plus  etc. 

Irt  433.   Quiconque   offre   a   vcndre 

löbite  des  plans  ou  de.s  HilleKs  d*une 

ie     etc.    dans    le    but   de    favoriser 

)loitation  d*une   loterie  tiait  nutori- 

sera  puni  etc. 

iri,   441.     L*abus     de     [»ouvoir    re- 

i6  aux  art  283,  284,  285  et  :28t>  <hi 

Bnt  Code,  s*il  exLste  des  circonstaiiccs 

uiantes  etc.  sera  puni  d'iin  empri- 

\emefU  de  15  jours  au  moins.   ou 

d  aiuende  qui  ue  dep&ssera  pas  3<N) 

S. 

ort.  461.  N"  4.  Sera  puni <'(<Ini 

dans  les  cas  de  pcu  de  gravit«'. 
aon  etat  d'ivresse  ou  des  acles  qiii 
>8cnit  lapudeur  ou  les  honnes  ino(>iir-%. 
e  du  sc^ndale. 


bringt,  wird  mit  Einsperrung  im  Zucht- 
hause bis  zu  3  Monaten  bestraft. 

Es  gilt  als  Erschwerungsgniiid,  wenn 
die  That  zur  Nachtzeit  oder  in  einem 
abgelegenen  Orte  verQbt  worden  ist. 

In  dem  Strafurteil  ist  zugleich  auch 
Contiscation  der  au.sgestellten  .... 
Schriften   ....   zu  erkennen. 

l)ie  (jerichtliche  Verfolg uuy  wird 
nur  dann  eingeleitet  et<*. 

Wer  in  Beziehung  auf  einen  Anderen 
eine  strafbare,  aber  auf  keine  Beweise 
sich  stützende,  Thatsache  behaupt<'t  etc. 

Dieses  Erkenntnis  wird  zugleich  die 
Art  und  Weise  dieser  Bekanntmachung 
—   bestimmen. 

Die  Strafe  des  Diebstahls  kanu  sich 
auf  einen  Verweis  beschränken  etc. 

Wird  mit  EiiLsperrung  im  Zuchthause 
bis  zu  M)  Tagen  etc. 

Wer  für  eine  Lotterie  Plftne  oder 
Zeddel  zum  Kaufe  antrflgt  etc.  und  wer 
sonst  auf  irgend  eine  Welse  zum  Be- 
irieb einer  Lotterie  beitrftgt,  wird 

bestraft. 

Der  nach  «ien  Art,  48;i,  284,  2a'j  und 
280  dieses  Strafgesetzbuches  mit  Strafe 
bedrohte  Gewaltsmissbrauch  wird  .... 
mit  Geldbusse,  doch  nicht  Ober  3(M)  Fr., 
bestraft. 


Wer   in    erhehii^heu    Fällen    durch 
seine  Trunkenheit  etc.   Aergeniis  gibt. 


lesrhirliti' 
:>  l)«niliiiiitr» 


Iiii    .lehrt-    IHHK    nurdi'    eiiir    nein-   Auflag.'    >le>  <lei>lai'l< 
lieran^v^eljen.  'li''  nur  Arn  (üoiohstülliiiigcn  mit  Hem  rrniizn-sisdit-i: 

Arl.  i3i.  ä.  nl..  li».-  in  Ji-r  r-rsU-..  Au»j|t«V"-  tVliltr. 
tfutragfu. 

ArL.  SÜi.     UKHt  ist  nuf  4(K)  iicrul>gcäi<tzl . 

Art.  mi.  Nr.  4  Imitel  jeUt:  wer  iu   iuierl..'lili.-l.ni   l-fillrn  «    

Difispr  Beitrsfi  zur  fiesohirlitF  iler  fri'iliurt^ini'lii'ii  UcHet]^::ebiinli 
:siill  (Dl  ilin^r  Stfllp  iii  <-in«r  l>e«iiiiHi-rn»  Abliun<l)nti){  fll)er  iliif  Gesrhirlitc 
il»r  deiilsi-lien  Sprache  im  Kanton  Freiburg  im  (9.  Jalirlninilcrt  erglti»J 
werileii.  Der  Uusbuid,  iloh»  Arl.  läü  z.  B.  cini-  AbwpivJiung  «rigl.  lii" 
ftlr  di«  HJc!iliglf«iL  nie»  d«iiität'hei>  Texln«  apricht,  liem-hligl  xiir  Frugi', 
oll  di^r  fnuir/isUi^lii'  IVxl  hu,  wip  it  piibli3'Ji>rl  «'itrili 
<i(T  (((^swtlxgetKriidpii  Ü4?liflrili'  hfrvorgiiip. 

'■■)  W.  Nr.  S.  23.  Febrmir. 

""I  W.  Nr.  13. 

"")  N"  m.    11   luurs. 

■')  N°  31     14  11.11t*. 

■-')  N-  m.   111  .NU», 

■'I  Nr.  3.  19.  Jdiiimr.  -  Nr.  \H.  lli.  ^^i,lp.i.li,.r.  Arlikd 
Vulki*v«rpino".  Mit  der  EiTeioliimg  ^ßiisUger  Roanltoti'  Iwirl  HaniT 
die  Spannung  der  rcvolutimiiireii  Krnflf  lucistt^i.s  niif:  sir  f^rn.aKt^ii,  on- 
lall  in  fitisigi-iti.  iiniiiiturlirui-linni'ni  ScbiilTHii  ihre  Intensität  tu  !»'■ 
wfllircn;  mit  ondnrn  Wnrten:  die  nevnlutioiicii  durch wllliitcii  his  jct'l 
nur  dii'  Uberllfii-Iii'.  Ai.l'  den  SesHi^ln  A'L'rd):in  di?  i^ifrigat*:'!!  KrtuliitiMiSri' 
lahm,  lind  n<^ni.  nun  nicht  ein  ojirügeiidi^r.  kontroll i^reiuler.  ricUlf^ndtr 
Faktor  über  iill  diese»  Beamten volk  sieb  ülelll  und  ilii'  ullgHiieini' 
(morutiscbe)  l^iliing  ib'r  nfft-ntlirtien  Ang<^legenheitetl  featlilÜL  sc  bt  di*- 
Aristokrutiv  der  Bun-nukraleu  du,  diu  innerlich  noch  fiel  srhlee.liler  aus- 
sieht, ulii  dii'  l'rflhere  Gfhiirtsurislokrntie.  Diraes  aber  iitl  der  ZiistHiiil 
d«r  niristen  schweizerischen  Demukratieu.  Die  einug«'  /urxichpndc 
(ianintie  Ihr  t-in  bewitgtes  politisch*-»  L<'ben.  ITlr  einen  iniin^r  radiknlen 
Fortschritt  liegt  iu  Vulke  selbst,  nnd  (vorlautig)  in  einer  solcl.i^^ii  Orgniif 
»ati«n  ilesst^lben,  die  sicli  fem  hfill  von  allen  Lacherlichkeileo  des  g«g(?n- 
wdrtigen  ätiuites.  Wir  apreclii-ü  von  Volks  vereinen,  die  sich  in  ibrir 
tiesnintheil  als  Volkstribuiittt  Oher  den  Staut  stellen,  ohne  jeditdi  muru 
andern  als  einen  mnruliaehen  Einflusa  ouszunben.  Eüue  ftitgstUriie.  ja 
mbstrauische  Uehi-rwachuug  der  Thfltigkeit  aller  Kantonshehnnlen,  nie 
4ie  diesem  Tributial  mfSgli''li  und  obn*:  Krloiihni»  erlnnht  wäre.  ti.II»-Ii> 
verhindern,  do^s  das  Volk  um  seine  Rechte  iHVslolden,  iliti-  es  einer 
itystematiscbei.  Ausbeutung  anbeinifutleii  unil  in  ein  heillost»  U||| 
thanen verbal luis  nenerding-^  /iirtlck^inketi  »'finli'. 
fielen  dann  von  selhrtl  weg." 

^■■"1  W.  Nr.  7. 


■■►)  W.  Nr.  K 

■='^1  W.  Nr.  i.  ii.  .1« 

■'I  W.  Nr.  3, 

■■)  W.  Nr, 5.  2.  F.hi 

■^■•)  W.  Nr.  W. 

'")  Vi.  Nr.  *i. 

='i  W,  Ni.  V. 

-|   \\:  Sr.  i. 


.1l>l<. 


^■'1  W.  Nr.  la.  i^.  Miir/  -  .Kr.-ni.li-.  s.bri.;!.  Sirlirt  tu  seim-r 
.Krmdrrutig  an  lÜe  lilinlru-,  gibt  <<.s  in  Murli^  gar  k'-in'-.  [Krjenigun. 
wrlehc  nun  mil  diesmi  odinüeii  Titel  dem  VolksimlrBriHimiü  flberliefcm 
n>Arhtc.  sind  Schweizer  oder  Rcpidilikaner  niis  d^r  NnchbarBchaR:  Fmi' 
xiMMi,  Badpiiser,  Wnrlli-tiitiHrfter  pIt.  Alle  li<>bt.ri  ilii>  Freiheit,  wie  wir. 
Alf  sind  Kaiifleutr,  luduatricUp  odpr  Handwprki.r.  ilip  in  d«r  Bptrmbung 
ihrt-r  Oesrb&ftr  dmhitlli  iiirhl  ke^rhrBnkl  sitiif,  wpil  in  ihrer  Heimalli 
J«Mi  Scliwi^i»-ni  Gegenrii-ht  gp.hidtei)  wini."  —  W'  Nr.  M.  I.  MHra,  — 
.Win  b«kiuiut.  SU«!  in  Miirtt-n  n^bst  ili-ti   fh-iliiiriüisi'hpti  AnsOsstu)  virte 


Vrrmdtf't  als  Uonirr.   Aorgutipr.  Zürohpr.  WandtlOndcr 


vliHfller  and  uichrerp 
iiiiph  doEu  die  ):niix  Fri-n 
i'iii  ß^iwnhner  komMiPii.' 
"b)  W,  Nr.  :ä». 
VI  W,  Nr,  2«. 


nndi-rn  Knulancn.     Ja^f 


«eh  B)t<plUlid- 
I  Aiesp  fort  und 
.Hif  jV.I>'s  Hon- 


..Ein  Krt-itiiirgiT  KL-rrL-!.p...inlt-al  mai'lilp  .Ion 
Vurschlng.  wnder  fOr  ■K.ch  gegen  die  Uestnnvichvr  in  ItuliPti  Pnrtei  nu 
i-i^greifen,  7.nn<)pm  un  die  beiden  Gegner  Vemitttliiiigsinaiiner  ubntscn- 
ilpn,  die  PS  Teraiiohpii  sollten,  in^r  Abwmdung  eines  »nni^l  iinvermrid- 
llrhen  Krieges,  Frieilcnsvorsrhlttgc  xu  Diarhen,  w.>|phpn  Mflnnern  nueli 
Art  des  neligen  Bnidi^r  Klans  es  uni  Ende  diirh  vidlei.'hl  glfleken  wflrde. 
IUP  Streitpiiden  xu  freundlicher  Au»);lpiphun^  des  entAtmidenen  Zwistes 
tu  vermögen,-  Dleaen  ^'nrselÜBfi  tiegleilele  Sieber  mit  den  Worti-n: 
.Hio  Zeiten  der  Vermittlung  .-«iiid  viirabrr.  Krii^l  Krieg!-  —  Einem  in 
Miirten  wnhni-nden  Reirhsdenbtpfien  luitle  der  Stndtrnt  zur  üiiter.itfltmng 
der  hadi«rtieii  Revolntitui  ^^ppIih  Stdrk  Snhulknppc)  und  sortis  Pntntn- 
tH--.-hen  IUI'  Vi-rfOgung  grittullt.     A.  M.  Bnlsmeiinnl  X.  p.  !tOO. 

'"I  W.  Nr.  22.  -  '"M  Petition  in  Nr.  24  des  „Wn.liter-,  -  ■'•'•)  w. 
ÜT.  M.  10,  Juni.  I  Ifienes  Sendsi^li reiben  Siebers  im  die  TngsHtiung  Ober 
^■HwtRilitat.  -  "--l  W.  Nr.  34,  -  "-ri  W.  Nr,  2.  -  ™)  W.  Nr.  19, 
^^■m  W.  Nr.  18,  -  '•}  W.  Nr. :«.  :U.  35,  -  7,  10.  li.  Jmit. 
^^^^K"*)  W.  Nr.  15.  .W'i  f^tnekl  der  eigi-ntlielie  KiintunnlrgoiKinu??'' 
nffililer  „Bemerteitung-.  -  W.  Nr.äl.  26.  April,  bmchtr  Hne  Korre- 
■•pondenit  aui*  Meilen  vom  15.  April,  die  die  Stiniiiiung  iti  Zdrinh  fwhr 
»  in  der  Schweii  ««n«n  Kantnn  gibt,  vn 
<  ist  f>  bei  uiik!  Guter  Himmel,  welrbe 
M-.-.  Znnll-.  Hp'Jrk.-.  Kriminal-.  Ober-  nn.l 


droetisrh  -.rhtldprte :    „Wen 
1  viel   auf  Beutultr    hlilt. 


K 


i 


102 


uiiUtri-  Kiirtitor  gibl  w  W  uns !  Du  weissl,  li«»»  ilir  «■hiiupiifri-nd'i. 
Znrrlicrweilic^r,  Bäbeli,  RSgeli,  Kttngeli.  Klefeli  etc,  »uhuii  hui  Kvli^prin-- 
blast  von  1839  gnisaeii  Anlheil  lwtt«u,  und  tiueli  «liesiutd  ncrden  'ü'- 
bemeldet«'!!  Zflrcherhaubeii  einer  Eiiibcitsri?)iublik  mil  ullfr  Gewalt  ilirrr 
ai:biuett«nideii  Stimmen  eutgegen wirken.  Ui^bpx  die  GrOiidt-  bist  <bi  bnlil 
im  Klaren,  nenn  du  dicb  erinnerst  wie  y;emf  sich  hier  dii-  FrnuRii  di<- 
Titel  der  M&nner  zueignen:  Frau  frftaidentin.  Frau  (tevatttr  Deark-<- 
riehlerin,  Frau  FDOrupHilzehauptiuaniiiTi  i  Nanue  Taaali,  Frau  Bcürkäsi-Iinl- 
pfiej^rin!  etc.  —  Und  ist  einer  gur  Kuntiinarutli.  au  weist  liu.  wos  .Iil- 
hier  zn  bedeuten  bat!  In  iler  Cliaise  unf  Zori  iunu  Gihre^  int  »chwiirr. 
Frui'k  uFs  Ratbiis  s|iHtziere,  wu  der  I^aniljager  alleiiiul  vor  Eiuei»  iniLs> 
s'Gwebr  präsentiere  und  wn  einem  olle  Lnt  sOge:  («ilt  grflelii,  Herr 
Kntitonsrotb !  —  'la.'>  Ihiit  ho  einem  ZorDiegi^l  bis  in  die  Zehen  hiiiid- 
gut  und  seitler  Frtiii  und  dem  Vett«r  und  din*  BOsi  anrh.  —  Du  wir»l 
dich  auch  über  die  Neutralitalsinatriiktiun  unseres  Gr.  Käthes  ver- 
wundern. Sei  veraiiihert.  dasa  an  diesem  weiliiscbon,  miserablen  Br- 
scldusae  die  ZarirtLgeli  wieder  groasc  Schuld  tragen.  Schon  bt-ini 
Sonderbundskricg  wollten  Bluntschli  und  Gysi  die  Abatimmnng  nWr 
Krieg  nnd  Frieden  den  Weibern  in  die  HSnile  geben,  weil  sie  tqii  ■)!< 
her  deren  Macht  kannten.  Du  hflttest  dos  Gepl&rr  sehen  solli>n.  uls 
unsere  Sehoggeli,  Scbangli.  Heiri  und  Chasperli  in  den  Kri<.'g  niusstm: 
BS  wnr  verholtnismlL-uig  so  gmss,  ja  grr>sser,  als  die  Freud  enkouiMii- 
bei  ihrer  Rtlekkuiift,  „Aber  naeb  Italien  liehen  «ud  eleu  lirnii'U  l."ii>- 
harden  helfen,  das  g&nier  bim  Eid  iidd  za !'  so  \il\t9i  ihi  :cie  jrlrl 
jammern.  ^1  srhlafe  eh  nQmme  bi  Mim.  wflnn  er  im  Gr.  Kuth  für  itc 
tWtnd  Krieg  stimmt',  sagt  diese  und  jene  Fran  KnnlonsrHthin.  —  Urlivr 
die  Luge  im  Kanton  Bern  vertiffenllichte  lier  „Wnohter'-  in  Nr.  i 
Korrespondeiu :  „Es  stinkt  wus  im  Barengruhen.' 

'••f]  W.  Nr.  34.    -    "'bb)  w.  Nr.  4fl.  -    "i^i  W.  Nr.  5S.  ■ 
Nr.  W. 

•'  J)  W.  Nr.  14.  l.  April.  „Ausser  dem  Miu^ner  V,.lksverein  lud 
sich  auch  der  von  Delsbcrg  Rlr  ilie  helvetische  Einheitsrepublik  an?' 
gesprochen."  —  W.  Nr.  16.  „Die  Volksvereine  von  Genf  und  Aarwangrn 
verlangen  die  Einheitsrepuhlik  und  einen  vom  Volk  gewAhllen  Ver- 
fasMungsrath.  Conftd#re,  pasH  aufl"  —  W,  Nr.  30.  _Sellist  in  der  flsl- 
lichen  Sehweii  sind  die  Schäfchen  nimmer  rei'hl  „zutmidich'.  Umi 
hnrt  von  einer  in  Baden  oder  ZOrich  domnftchst  abzulialtendon  1 
Versammlung,  welche  einen  Verfassiuigsralb  verlangen  w 

"")  W.  Nr.  17.  12.  April.  -  Nr.  iW.  30.  Mai.  -  Nr.  30.  ■ 
Nr.  15,  „Ke  Idee  greift,  wie  uion  sieht,  mach  um  sich.  Dus  Vol 
entschieden  dafllr;  nur  die  3  Bataillone  Groärtthe  und  die  ä  Kompagnien 
Regenten,  die  an  der  Sttuitskuh  inelki'U  und  die  grolien  Herren  spielru. 
blieben  gern  l«im  Allen."  -  '")  W.  Nr.  30.  -  "«(  W.  Nr.  15.  Korr. 
vom    ±    Apnh    .S>    kiiiin's    unmö^lidi    r<Tl».'<'b<>n !     E-    i 


—     103    — 

Stcuerraaini    herl    Eulgciiossenschufl.    erburiue    tlirh    iiiist'r!'*  "-)    W. 

Nr.  29.  -  ««)  W.  Nr.  13.  iM  Mftrz.   -  ''')  W.  Nr.  31.        ")  W.  Nr.  -20. 

*"*)  W.  Nr.  12.  —  Nr.  13  reproduziert  eine  Beriier  Korrespomlenz 
<ler  „Neuen  Zürcher  Zeitung**  Nr.  85  Ober  freiburgisrhe  Politik :  y,D«.sN 
die  Freiburger  Liberalen  bei  der  Ke<»rganiiiation  des  Kantons  nicht  d(>n 
rechten  W^  getroffen  hidien,  ist  uideugbar.  Zur  Zeit  uls  die  Ver- 
fassung entworfen  wurde,  erschien  in  <icr  Berner-Zeitung  ein  in  mehreren 
Nummern  fortsetzender  Aufsatz  Ober  „die  Regeneration  der  Sniderbunds- 
kantone^,  worin  der  Rnth  ertheilt  wurde,  bei  den  neuen  Staatseinrieh- 
tungeu  das  Volk  weder  zu  fttrehten,  noch  in  seinen  Vorurtbeilen  uiul 
Verimingen  zu  schonen,  noch  dasselbe  in  seinen  politischen  Freiheits- 
rechten zu  lieschrftnken,  ausser  etwa  in  st)lchen  Beziehungen,  die  an 
>ich  unwesentlich,  den  Pfaffen  die  Thftre  zu  Wühlereien  öffn«*ten.  Die^e 
Ansicht  ist  weiler  in  Freiburg  noch  in  Luzern  bef(»lgt  wt»rden.  Man 
hat  das  Volk  gefürchtet,  seine  unwürdigsten  Vorurtheile  geschont  und 
ihnen  sogar  Principien  aufgeopfert  und  endlich,  wieder  aus  Furcht,  ihm 
<liejenigen  Rechte  verkümmert,  welche  in  der  Schweiz  nun  einmal 
national  sind.^ 

**«  -)  W.  Nr.  17.  12.  April.  -  Berner-Zeitung  Nr.  7t>.  Ä>.  Mftrz.  — 
"«b)  W.  Nr.  54.  19.  August  -  H6c)  W.  Nr.  ;tö.  -  **"J)  W.  Nr.  9.  - 
"^  W.  Nr.  27.  17.  Mai.  Neben  die^sen  Vorschlag  stelle  man  den  andern: 
^Man  lasse  die  Offiziere  durch  die  S)ldaten  wfthlen.**  W.  Nr.  13.  — 
•*")  W.  Nr.  30.  -  *^»)  W.  Nr.  11.  -  •")  \V.  Nr.  12.  -  ="'-)  W.  Nr.  31. 
""")    W.  Nr.  13.    -    ""='^)  W.    Nr.  21.  -    ^'''^i  W.    Nr.  :iO.  '"^I  W. 

Nr.  33.    -    "^'J)  W.  Nr.  :33. 

"•)  W.  Nr.  3. 

•^  W.  Nr.  5.  -  Confedere  Nr.  14.  3.  Februar.  «  Sur  la  phic- 
de  Notre-Dame  se  trouvai«'nt  prepares  deux  buchers,  des  deux  cotes  «le 
Tarbre  de  liberte.  I/un  d«*  c<'s  bucliers  portait  tous  les  instruments  Av 
torture  du  moyeu-Age  <pii  sont  restes  <lans  la  Mauvaise-Tour.  t<»ls  (jue 
le  c6ne  renverse,  la  roue.  les  toiumux  a  double  fond,  la  bamjuette  «ie 
la  question,  la  menotte,  los  cli<»valets,  la  buche  triangulaire,  le  tourni- 
<{uet  a  Strangulation,  la  chemise  des  supplicie^s.  etc.  Le  potiuui  «ini 
s*6levait  au  milien  de  ce  buclier  portait   rinscription  suivante: 

torture  aiicienne. 

1815-18:«). 

Ici,  fante  de  luiiii«'re. 

On  torture  la  matien*. 

Au  poteaii  de  lautre  buclier  on  voyait  ap[iendu>  le>  pieces  de  la 
procedure    monstrc    et    le>    ahat-jours    des     prisntis.     tle    poteau    portait 

rinscription : 

tnrtiire  nnnvelle. 

1H47. 
Ici.  par  un  art   infernal. 
On  snt   tortnrer  le  nioral. 


-     104     - 


L'iif  lrilimi<>  smiumiK-p  Jos  iliffuri-iil-^  ilrit|i<'iutx  ät»il  plui.^-  iiiiln- 
h-a  Heus  bOolwra.'-  IHf  Nr.  15  <tfs  Coiifed^n^  braililc-  ili«  T.-xlr  Hfr  vmi 
■Irr  Soi'i£ti-  He  cluttil  vorgpüiigenpii  Lii^t^r.  —  I>iu«  iridil  Jedinuami  AU- 
iiit-ale  Aiiflossiin^  SJ^lirrH  tviltr.  iTlicIlt  nus  i>iitrr  Frriliiitgrr  Knrrps|ioii- 
i]<-iiz  iler  qHoriter-^luii)i-  Nr.  £>  vom  äfl,  Jimiiar :  .Kniifli;;«!  Snniitai! 
ilfn  !W.  Hiril  uLs  Vorgiiiig  itlir  Feier  viiiii  ilnniulTnlgoiiili'ii  Mniitog  ili-r 
Snnilerliuiiil  in  sciiieni  ^iiidh'u  Fiiiii|<  tu  Grolir  gelra([<>ii.  Zu  itit-avui 
V.u6v  sind  srimii  nher  IlMt  Munkpii  betstcllt.  wrlrh«  <lii-  roK<;liif<lai<'ii 
HimptjMTSimMi  ituil  Leilcr  ilieaef.  Rniiderbiinilcs  vorsteUeu  wer<leii  " 

'"■I  W.  Nr.«.  -J.  Feliriinr.  Iiisfrut:  Bm  K«rl  DflosiT-a.  Biirti- 
.lrii.-ker.  iiikI  b.-i  Hrmi  Wttgcr.  BiiHiliiuaiT.  iH  von  iiiin  oii  h  1  Bntirij 
/.ii  liatifii:  Rcd^  des  Hemi  Biolirr,  f^ehallfii  in  Frvibiti^  luii  31.  Jaiiiinr. 
—  I)ili1i<>lfaii|iii'  üo  tu  äocii^b^  ('■cimomiijTii',  Möluiigo  rrnnuirgmiHi's,  lil?» 
I.>i<.    •(  iH>lilique    vul    VII    n"   IKi 

■■l    Millmliiiiif  Hiiic  Aiigi'iL/' 11^(11      —       I  U     Nr     1  I   W 

.Nr    7 

"^l  \  O  M  —  "11  liretbcii  du  Polirt  idiri  kli  m  >iiui  Ä  \neiiiber 
IH47  ordre  dt*  r«iiiinuiiii|iipr  lf>  tmtns  d^s  ((niiigir^  i|iii  s^joiinuml  dnii,-- 
ti  (WntI  !<iiril  hosüles  nn  iioinel  nrdri  de«,  iliosis  jHHir  qiiati  |>itiä.~i 
1f>  eiqiiilsiT''  ~  Sihrpibeii  dfr  |)ro%i<ii>nM.boii  Hegipning  \om  ii  Dr- 
/eiubtr  1847  Ordn  di  snrtmllir  aiiSHi  -f m rr-nind  ijiu  ikissiMp  tes  n» 
niiioii.->  iiiHlhddistüS  iDKimur«)  <i  il  kd  imsI'  diiiis  ]•  dUtnd  s  il  }r  m  B 
iiiiuN  koiiä  iiiiilnni  d  mci  di  In  forci  -^il  li  falloit  pour  diKsoiulrc  c«» 
rintuoiiii  datigertnsps  ot  i  »nijirotiieHuiitos  jicmr  le  uiilon  —  W  Nr  S, 
~  „Die  prnMxortsi  hr  Rr^icriiii^  bat  die  SlniideliTCTMiniiuIiin^im  M 
ITami  BoLwl  im  Wisknbrb  \orbuton      Uud  bei    Rntluiid?- 

'I  W      \r    ♦  \iu   17    No»f'iid»r  IS47    ^.11    iii    der    Jeiib,th«i. 

kiribc  711  MiirliK  i  Ine  Volks viTsiiiiiiiitiiiLfc  -tliitl^elViiidei]  liabeiu  fllxr  du 
(idmb  k<n>  Binilil  uiilTnlniden  i«t  Bi.  im  „MurUiibieW  Nr  11  \mu 
I.  Pebriiui  ltf7ll  beiidliU  Üiielli  M  j.  duifiilK  nar  dn^  in  A  M.  Akten 
liund  zum  Riilsiiuiniittl  \tWl  licgetuU  \om  I')  Noti^nitK-r  datiiYti  von 
Vt  Fusiiailil  Inlutun  I.kiIiü  Valer  Iloiiiel  Herrm  und  Adnir  Hub^r 
iiiiterreieliiirtf  xi:id  uu  ilic  <>eiii<  iridi  n  drs  Miirtcn bieten  ^rtrlilcb 
kri  i'i'-cbrMlK  n  frilgeiidnn  InbalLs 

„In  dir  leylen  MiHnmb  Im  17  liesf  -^luHf;!  Imbteti  Ü1urk^ 
M  i-uiiiiiiiluii};  wiiriic  der  f^nindsnlrbdi''  ^^un>•<■ll  einbelli|i  itU'iicesprni-lini 
_-iili  mu  Freiburg  mi  lieiinnti  und  uii  Bern  luuiiicbUesHOu"  Ltn  dtcsrti 
Uiinsili  ins  Wirk  /u  mUmi  uud  dti  (insi  blugondm  ^  nrki  breii  zu 
Irrffeii  wurd  nnc  ( ommtsiiiMi  UK-drr 
k<-i(  itra  Au[U(i(cni  dnrrbdrun);i'ii  >  I 
Miiinnitl  iitid  br«eliWaen  mit  i  t' 
/■■  Iritin      Iiifulgi    gwtern   tliill 

Ibeii     liubmi   »11-     Iii     Int.     11  I     |  luO.-sn.      la-« 

\i.-.Mii-.-  d.^  Hn/irk,-  Mint  I  I  In     I  I    win!      In-,  jmI 


Ihcscihe    \nin  Avr  Wirbti^ 

I     IUI  nllmbiheD  Tiigf  \»r 

t     I  -.  I    ui  \  r-rbuulun)c 

I  Ulli    >  Mii^  II  der 


lOi) 


>i«r  ilir  irtlitnllc  <;ai'HnUc  iler 
'rmriliiriairragpti  /u  en(- 
wihlri'ifli   vorliegi'nil^ii  Gr- 


■üiil^ntkr  Srhritte  g«'hipl«'ii.  inHi>in 

<lif  Tugsatiuiig.  "li"'  mit  Bmiit;  i 
Kantons  Iverfo.snangi'ti  ulleiii  (lli 
-cheidmi  liube.  vnr  nlleni  iiiis  il. 
^■.haAi<  L-rle<ligeii  oiflsäf: 

jeAet  tipgtMiNtmiil  von  EifiTHin-lit  iiiiU  /.»i^t  iiiilfr  ili-ii  lil>i>ml(iii 
ätAndcii.  vnricnglkli  jeM.  imircrnt  iiiiil 

ileni  Auslande  aitrh  luchl  ilcr  gt-rinK^lt'  Viirnniiil  xur  Ein- 
iniHchiiiig  in  iiTisfiv  Augplegcnliciti>n  gi^golicii  werden  iiiO&sc. 
£rwiirleii  wir  daher,  Iheure  Mitbnrg(»r.  den  gnnsti^eii  Zeitpiuikl. 
inGills  iiirltl  aiL'ibleilieii  wird,  und  »eyd  Tiwt  nbeneiigl.  i\aas  wir 
und  jeden  UuisUindvii  dn-t  in  iiiih  ^eaelxteZn trauen  zn  reiiht- 
IWtigcn  .iiu'ili'lL.  inid  da.-  Wolil  nnd  liiler>'s«e  dc>  ganzen  llei-irks  in 
j<nlef  Zeil  vor  Augen  hulicn  werden." 

Die  Trenn II i;gafruge  niinic  iiti  EL-Jünbalinalrcil  wieder  iiufgt^riSen. 
Am  il.  NnvenilHT  18AK  aoll  in  Murlen  (Mnrlenbieter  vom  6.  Februar 
1470)  das  Vnlh  »ii-li  irraanirnell  hnhcn.  um  »ich  inil  dieser  Frage  zu 
■  •(•bss«D:  dmdi  inirli  durfllmr  isl  kein  Berietd  nrtwitcji.  Dagegen  waril 
«ir  Kwei  Jahre  spnt^i'  ir.n  einer  lireinienden.  .AdvnkBt  Hsrner.  Redakteur 
•  le.4  qMnrIenbieler".  bea)iraeb  ;sie  in  iler  rurerwabnlen  Nnmmer  »eine» 
Itlnltt»«  im  Artikel  -Preilnirgisehe  Kmiiiirwelsr''  und  kiini  mi  der  Hanii 
V'in  Dokumriilen  /um  Schbia^.  (1b.ss  [(er  Gedanke  einer  Trennung  im 
A'.dke  deh  Murtr<nbietea  lebendig  aoi.  Na.'li  „Hnrienhieter'-  (Nr.  12 
^t.  Febnitn  IH70)  srhHehei.  die  „.S-il.i(him>er  NnfbricblPu"  Ober  die 
TTennungsli'i^e;  „Der  (>f<luuke  ist  iiieht  neu.  Miirten  wird  »ttt|s  slief- 
(UJlltA'lieb  von  Freibnrg  iiebanilelL  Krstece  B<>wnbtier  siinl  mit  deii- 
jnmgeii  vuti  lli'ni  slaun»-.  s|irHvli-  und  re1igjt)iiHVvrwaii<ll.  DRruin  Ul 
all«  AnsrIdua.'M  ein  niitnrlicher  und  wird  beiderseits  gewOiuteht.  Die 
Süaebe  ist  über  keinesweg»  leieht  und  wird  <■>'  riiieh  viele  Wurte  kaat«ii. 
bis  die  Snelie  im  Frie<len  ge.sebUehtel  sr-in  wird.  Iiideasen:  nflt  nahlub 
ji'wiiuil."  Dill  Nr.  IS  broi'bti'  nludirbe  Aenssnrnngen  anderer  Zeitungen, 
Aiu  II.  F.bnwr  bewbUs  der  Hii.i.lw.rker-  inid  Gewt-rhe verein  von 
Murl«ii  nn  ZilsHumiungSHi-hrfilirii  im  ilen  Reiluklenr  des  „Milrienkieter" 
\St.  1»  l:l.  Fehmur;.  in  licui  /ii  le>eti  >telil :  _Die  Treinuing  de»  Mllrtcn- 
tiieles  viin  Freiburg  iiuf  eidgenft.s.sisrli  g<'.^et/lic'lii'in  Wi-ge  int  der  n<'- 
danke,  der  uns  ebrusu  leblinfl  iMiaeelt,  wie  unseri'  Vorfiiliren.  Der  Ver- 
ptn  hat  ilie  UeherKeiiginig.  das-  jeiler  Mnrtfinbleter  zu  jeder  Zeil  für 
•lir»e  Idee  i'insletien  wird,  und  ilii^n  der  geHnmtn  ulte  Murtfinlie^irk  voiii 
l^li'ir.ben  Geiste  beseelt  ist.  Alle  bi.sli«rigeiL  Besehtn»««  fies  Miirtenbieter- 
Volk^ts  liekrSfUgen  djege  Oebvrzeiigung."  Die  Abtreiuning  Murtens  vuu 
I  Fndlrarjt  w-urd  nueh  sehr  seharf  \i'rfiiebteii  vnni  «Anzeiger  von  lliter- 
^^Um%  de^^eti  AitsUlhrungeri  it.-r  „Mnrtrii|,i,-(er-  iu  der  Nr.  IB  > 
^^Hbtiruiir         cxloii...   Lnu'lilr.      A.ln.MHi.'  Sili t.  i.ii-  .I't  ~.'h>ve 


—     106     - 

rischeii  Fresse  cf.  Murtcnbieier  Nr.  19,  6.  März  1870.  Diegos  Blatt 
hrachio  dami  eine  Reihe  von  Leitartikeln  Aber  „die  Lostreinnmg  6^ 
Murtenbietes  von  Freiburg-,  Nr.  22,  23,  24,  25,  29,  40,  41  u.  in  Nr.  «: 
„Steht  ein  Wort  davon  in  der  Bibel,  dass  die  Mortenbicier  mit  ilem 
Sattel  auf  dem  Rflcken  und  die  Frciburger  mit  Sporen  ou  den  Füssen 
auf  die  Welt  konuuen?-  Am  12.  Juni  1870  fand  dann  in  der  dciitsrheii 
Kirche  eine  Volksversammlung  statt,  au  der  Ober  2000  Mann  sif*h  lie- 
teiligten,  so  dass  die  Kirche  nicht  alle  zu  fassen  vermochte.  Sie  ge- 
nehmigte den  Antrag:  „Die  Versammlung  spricht  grundsAtzlich  deii 
Wunsch  der  Trennung  von  Freiburg  und  des  Anschlusses  an  eineu 
andern  Kanton  aus.  Eine  Conimission  soll  in  energischer,  aber  gesetz- 
licher Weise  an  der  Verwirklichung  dieses  Wunsches  arbeiten."  (Morten- 
bieter  Nr.  48,  15.  Juni  1870.)  Am  15.  desselben  Monats  licss  der  Oh»T- 
amtmann  H.  ReifT  den  Gemeindeammftnnem  folgendes  Kreisschreiben  zn- 
stellen:  „In  Folge  Befehles  des  Staatsrates  habt  Ihr  mir  unverzfiglicb 
die  genaue  Anzahl  der  freiburgischen  Aktivbtlrger  anzugeben,  welche 
aus  Eurer  Gemeinde  an  die  Versammlung  vom  12.  dies  gekommen  sind." 
Die  Greyerzer  schickten  eine  aufmunternde  Adresse  nach  Marteii. 
(Murtenbieter  Nr.  55.)  Im  Laufe  der  nächsten  Jahre  verlor  sich  die  Be- 
wegung im  Kampfe  um  naher  liegende  Dinge. 

•♦^ «)  W.  Nr.  8.  -  Confedf^re  Nr.  23,  24.  Februar.  «  Nous  regret- 
tons  de  ne  pouvoir  rendre  leurs  paroles  chaleureases  que  les  patriote> 
<le  ta  montagne  out  accucillies  par  de  fr^ueuts  bnivos.  >   —  '''*)  W.  Nr.  1*. 

-  »^«)  A.  0.  M.  Corr.   184^.    Brief  vom  6.  Mftrz.    -     "•'^)  A.  O.  M.  Ott. 
1848.    Brief   vom    7.  Mnrz.     -     '•  )    A.  O.  M.    Corr.   184^.     Brief  vom  4 
Februar. 

"'•J)  A.  ()  M.  Corr.  1848.  Brief  vtim  17.  Mürz.  —  Nover  sehciiil 
sich  darauf  beschränkt  zu  hnben.  dem  Stadtaramaini  am  (>.  März  1H4^ 
nachstehenden  Brief  zu  schreiben:  <<  Les  deux  arbres  de  Hberte  planti^ 
dans  cette  ville  Tun  a  la  Croix  du  marche,  Tautre  a  la  rive,  comme  eii»- 
hl^me  <le  notre  alliance  iiwr  la  Confederation.  et  notre  d<^livrance  <lr 
l'alliance  du  Sonderbond«»  viennent  dötre  sciez  cette  miit  a  la  liauteiir 
de  deux  pied ;  Je  vous  invite  a  faire  replanter  les  sus-diis  arbres  de  ii- 
herte,  de  mon  cotes  je  ferni  toutes  les  <l«^marches  n«^cessaircs  pour  tle- 
«•ouvrir  les  auteurs  de  cet  altoiitiit  cpii  ne  teiid  «ju'a  troubler  r«»rdre  et 
la  tranquillite  !  »  (A.  M.  Aktenband  zu  Raismanual  X.  Nr.  24.  —  Orth«»- 
urraphie  des  Originals.) 

"'*j  A.  ().  M.  Corr.  1848.  —  "0  Staatsarchiv.  Bericht  vom  W 
Mftrz.  —  ""g)  A.  ().  M.  Corr.  1848.  Brief  vom  17.  MSrz.  -  •'h)  0»ii- 
M(^re  Nr.  30.   -    '"')  W.  Nr.  49.    -    ''k)  W.  Nr.   13. 

'")  W.  Nr.   12.  ••)   W.  Nr.  Jl.   15.  Mllrz.   -    "•)  VV.   Nr.  17.  - 

•)  W.    Nr.  35.  •»")    A.  <).  M.     Corr.    1848.     Brief   vom    21.  Mörz.  - 

"•'•;  W.  Nr.  3t;,    17.  Juni.   -      "'"l';  W.  Nr.  39.  -  '"^c)  W.  Nr.  40.  1.  Juli- 

—  '""Mj  W.   Nr.    11.         '""«•)   VV.  Nr.  39.   --    ""'0  W.  Nr.  41.      -    ""j  W. 


Nr.  12.  -  '°-|  Nr.  33.  -  ""|  Nr.  3(1.  -  ""■)  A.  M.  M  C.irr.  I84Ö.  - 
""I  Nr  40.  4.  April.  -  "■")  W.  Nr.  17.  -  ""■>  W.  Nr.  a,  -  '"')  W. 
Nr.  3«.  ConKdrr^  Nr.  17.  IK,  -  •")  W.  Nr.  55.  ö.  Aii|fiisl,  -  ""-|  W. 
Nr.  «I.  -  "■')  W,  Nr.  fi.  -  "")  W.  Nr.  «,  -  '")  W.  iNr.  li.  7.  — 
'")  W,  Nr.  9.  -  '"'j  W.  Nr.  14.  -  "")  W.  Nr.  11.  H.  -  '"''(  W. 
Nr.44.  l5.Jali.-"*)  W.  Nr.  IS.  -  ""1  W.Nr.  1«.  -  ""(Nr.Hll.-  «reolicli: 
I.  c.  Iiu  Vi>rf(i»suiigarut  (1866)  ftllirit^  rtr  (Sieber)  rtfii  Nunieii  ^Mosev". 
'")  W.  Nr.  11.  li.  -  '••)  W.  Nr.  3».  —  ■■")  W.  Nr.  4ü.  -  "*)  Nr.  W. 
"".)  W.  Nr.  46.  -  '")  W,  Nr-  4«.  lU.  Jnli.  -  "-i  W.  Nr.  44.  - 
'")  Nr.  8S.  13.  Juli.  -  "•)  W,  Nr.  :J7.  -  '»)  W.  Nr.  M,  ».  Aogiwl.  — 
"")  Nr.  53.  -  ■")  W.  Nr.  54.  19.  August.  -  "■)  W.  Nr.  B»,  ».  Se|i- 
U-inbt-r.  -   "")  W.  Nr.  63.  ä«.  Stptemher.  -  "",  W.  Nr.  fti,  16.  &ptemb.-r. 

"•••a,  Vuii  iler  Eiidv  Uktober  erfolgieii  BeHotzuiig  ilea  Seiisebezirks 
itiircli  fiii  Bcmtir  Balaillon  berichtelf  dii:'  .tNeur  ZDrrher  Zeitung " 
iNr.  SOä.  m.  Okloberf.  ilass  lUe  Soldalpn  hniiplxacblich  iteiijenigcn 
Hftustni  /iigcteill  wiiriloii.  wo  lutui  „EütruwIlrHlc  iitiil  feinps  Ci-inßse  filr 
ilic  OfsUrreidinr"  in  Bereilarhull  [ftwetd  holte. 

■"■)  W.  Nr.  12,  -  '"'")  Nr.  75.  2N.  Mar»;,  -  '■"■-)  W.  Nr.  44.  - 
'■'■)  W.  Nr,  äl.  -  ■")  Nr.  Ml,  -  •'"•)  W,  Nr.  43.  -  '")  W.  Nr.  *'.. 
'»)  W.  Nr.  6ä,     -      "")   W.  Nr.  «9.   II.  Olitobcr.  '")  A.  F.   Pr.>lok.)ll 

■les  SlanUrHl«s.  (i.  .)67,  -  ""j  A.  H.  Protnkull  iles  Sluatsrul«^.  p.  568- 
56».  -  '">)  Freib.  Kurrfapomk-nz  im  „Wniht«r-  Nr.  79,  1.1.  Oktober. 
""t)  A.  M.  AkU-iibaiiil  nun  Munaal  X.  Nr.  9.5.  Brit-f  vom  Kl.  OkUiber. 
W,  Nr.  77.  -  "~)  W.  Nr,  69.  -  '■")  W.  Nr.  69.  -  "'j  W.  Nr.  70.  - 
'")  A.  F.  Protokoll  ilca  Staataratcs,  p.  581-582.  li.  ükltilier.  -  '")  W. 
Nr.  70.  -  '")  0.  A,  M  Corr.  184«.  Briof  vom  16.  Oktober.  -  '"■>  A.  F. 
Wttger  wnr  eingewanderter   nnd  eingutidrgrTter  Deiitii'bOT.  "")  A.  F. 

-  '")  A.  F.  Berirbl  vom  «).  Okiober.  ■-  '")  A,  O.  M.  -  "■')  A.  F. 
M.  Oktober.  -  ''■")  A.  V.  Protokoll  drs  SlimtsruteH.  31  Okiober.  — 
t.A.  M.  t:<.rr.  IH4«.  Hripf  vom  selbfiii  Tuk, 

'*')  A.  F. 

"■-1  A.  F.  W.  Nr.  77, 

■"'1    Nene  ZOri-hi-r-Zcilimg    Nr.  *S6,     H.   Ilklober.     -Es   liiit   nun 

nil  der  Verordnung  »eine  Rii'bligkeit.  Au»»  wir  diejenigen  zu  di'ii 
Wahlen  zugelassen  werden  sollen,  wi^lelie  xuvor  die  Ksiitonsverbssiuig 
IxtschwUreii.  Die  Abnii^bl  ist  einl^nehtend.  Sulehe  MÜIfI  kßnnen 
(Ibrigens  nur  duxu  tlieiicn.  di^  Erbitterung  gegen  dir-  Rcgierun)^  /u  steigern 
and  dies  um  ao  mehr,  als  jene  Vt^rordnuiig  der  neuen  BimdesverTasanng 
luwider  iBoll.  —  Wa.s  ist  uuf  dem  Wege,  den  etniiinl  un.sen-  Begicrang 
bftrelen  hat.  nicht  Alle»  möglich?  -  Beriier-Zeitimg  Nr.  i43.  10.  Ok- 
üiher.  -  „Nai;h  d^ni  Dokrel  dts  Gr.  Rathes  muss  jeder,  der  zur  Walil- 
versujumlung  Zutritt  haben  will,  ein  Zeugnis  vi.rzeigen.  iIush  er  nuf  <ti<: 
K(U)tonn-VerfHSflun>;  den  Eid  geschworen  hübe.  Das  iül  eine  S|)^bulatiirit 
nuf   die  (JewisHMi.      -      K*    li«nil..|(    si.-li    liier    ^on   Ai.-nluniir    eim-^  rlen 


-     108     — 

>*-Äi»*'Lr*-HMiriivni    zu>leliciitlt'n    RiH-lites    —    unter  welchen  Heiiiiiguiigeii 
•u»r««f>  äittssrAbt  >vin1.  da^  hnt  die  Buiideäverfu.ssuug  allein  zu  bcätimuieii. 
itta  JB  •)i«f>ir  niRss  Mrh  der  Kanton  halten;    wenn  er   aber    durch  einen 
lat-te^itcik'hrti  Bexfhiuss,  wie  hier  geschehen  ist,  noch  die  Erfüllung  be- 
^  itiAff^r.   uik4it    in  der  Bundesverfassung  enthaltenen   Bedingungen,  ftir 
4if  WxftIVrv«4i(tcuiig  verlangt,  so  liegt  darin  eben  eine  kaiit<»nalc  Usar* 
*aQu«t.    ri«f  »htf  iKitii»iuileii  Behörden  nicht  dulden  können.^  —  Confeden* 
V-    tÄ      -  lV|,»at*   «|n^lquf>s  jours,  plusieurs  journaux  de  la  Suisse  alle- 
ikomce  -**  ^  tT«:  j*ct>   «l'un    l>oau    zele  pniu*   denigrer  et  conibattre  tout  tv 
tOi  ^  iiifc  •feiE»,'^  n«>tn»  eantou.     On  |mrle  de  nous   comme  un  romancier. 
iui   iojni  Lli  ditthiiMe  de  prendre  une    contree  de  la  Chine    jxmr  la  scene 
u  ^'    fc^r.'ttl»'  -<i  fable.  |Kirleniit  de  ce  jmys.  Nul  doute  qu'un  hon  nombre 
i»^'  l»?v*t«:'ur^  de  la  (iazette  «le  Bcnie,  de   celle  de  Zürich  et  d'autres  n*a}»* 
•r»»a***«t  5aii>  reserve  ce  ijue  content  de  nos  affaires    ces  jouruaux  qui, 
.»  ilefiiut   dVxactitude   et    <le    bienveillance,    |>aient    au    moins    leurs  lf<- 
'.••Urs  d*un  apiomb   et  d*un  dognmtisme  adinirables.    11  iren  est  point  d*- 
iit^nio    |Mnir   les   lecteurs    fribourgeois    qui    connaissent   tant  soit  peu  les 
at^iires  et  la  |H>sition  du  (jouvemement  et  du  cauton.  Nous  ne  |K>uvoiiä 
\oir  daus  les  articles  hostiles  [»ublies  demierenient  par  ces  jouniaux  que 
des  dedauiatinns   deplorables    et   des    roystifications   dont    ils  deviennciil 
les  preniieres  victimes    en   se  ren<lant    les  organes  de  c^rtains  brouillon.s 
peut-t'tre  ass«'z  coiuuis  «'liez  eux  pour  n'y  avoir  pas  le  moindre  credit,  cl 
qiu  veulent  racheter  leur  nullit«^  par  des  exageratioius  el  des  uiensongc>. 
II  est   facheux    <le    voir   quelcpie.«^    organes  de  la  presse    liberale   accueilir 
^uis    ciMitröle    leurs    tristes     dechuiiations. »      Erwidenuig    der    «Neuen 
/archer-Zeitung-       Nr.    2tH.     :J0.     Oktober,     «(iewisse      Herren    datiicr 
Kreiburg,'    scheinen    sich    die    deutsche    Reichsgewalt    zum     Muster  lu 
uehnien.-     Dagegen    der    Kanzler    Berchtold    in    « La    Suisse  >    Nr.   341*. 
IX  i*kti>ber.     «  Depuis     quelcpi<>s    tenips    nous   lisoiLs    avec    une   penible 
^i'i1»rise  daii«»  ipu'lques  feuilles  de  la  Suisse  alleniaiuie   des   articles  fiiri- 
i»»'UiU  ronlre  le  (•ouvernenient  de  Fribourg.    el    la  Bemer-Zeitiuig  ne  !<• 
vixU»  en  rien  a    cel    egard    au    Journal    ultnimontain    de    Schwyz.     Elst-«*e 
Ua^rxl?    esliM-  iMdente    coniiab'?   est-ce  une  croisade  ealculee?     (le  qu'il 
\  .i  ib*    "»i^r.    cVst    tjue    la    reaction    est    {»arfaitenient    servie  jwir  res  pr»^ 
.rjtvbis    orvaiu"»  du    progr»'s.     II  e^t    iinp<»ssible  de  mettre  a  nu  une  plus 
«av*'    ii»uonuice    de  iu»s  affaires    iiderieures.     Soit  article  dt»  corn'spoii- 
vktu\v»  ^*»it  article  de  foiul.  celui  «le  Frilnuirg  dans  le  deniier  nuuiero  <!«■ 
;*   kH-rtuT-Zeduui;  M»ul»*\e    riuilignation    et   le  degofd.       --     Nr.  :254.    i4. 
^  VvNh-  «  La  roterie  de  la  Beruer-Zeitung  nVn    demord  |K)iut.     Inw- 

^»i«v^\\»«^  uu   honuue    malade    et    extenu«'.    defendant  avee  ses  denii^"^ 
\.»v^  >.<  tv^mille.    «piuii    tign     veut    Iui   ravir.     Au  milieu  de  la  bitte  im 
*>^*%*<   »;<ilee.\   v  ieut   Iui   niordn-    les  jand»es.     (Test  Timuge  du   Cnmveme- 
..a%    k    >*iOK»uri;   Inttaiit   .nntn    |.   S»nderbuud.  et  harceb*  |>ar  la  Bemer- 


-      IO!l 


")  A.  F.    -    '■')  A.  K.     IV..l..kuli   .1,-,^  Sluiihnii.-    |i.   Mi-    - 
\  Nr.  lÄ   li.  KktoliPT.  -    ■-|  Nr.  äW    14    Ükl<)l>pr.    -     "'|   Nr,  iM 
t  rtklohcr.  d',  mich   ^N.-iie  Zflr.-lirr-/.-il»Mg"  Nr.  äWrt.  I*.  nktnhpr. 
}  W.  Nr.  71.  —  '^"i  Nr.  ä7M. 

I  W.  Nr.  7*.  N.  /.Umher  Z.  Nr.  -MM.  i».  Oktol.fr.  -  „W.-jin 
t  VprfKvnr  des  Schn-ilwiis  sagt,  iliuvt  ilic  ,gli>ir-lix'<itig(>ii  AiigrifTc  ilr-^ 
sinmibuUHimi»  uml  ilcs  LIUruradikBJk>niiis  «-in  tti-hlugeiiiW  Hi-Vfi^ 
,  (lif«  ili»-  Fmilmi^r  Kfgipninir  ilcii  iTchli-ii  Weg  \ t-rfolfti',  so  iniis> 
iirli  (Twiilpm.  liaas  VerfasHungavrrlelKuii^ri  lui'l  MjsMiirlit'ii  iIit  (.icsctM' 
iinmöglii-ti  clw  rrrlile  Weg  seiii  kiiiiii*-'ii.*  -  Die  „cxcpjdionplli-  Luge,  in 
der  .sirli  der  Kuiitiin  Frfihurg  l>r>tiiii!rt.  •liNpviiMeri  ülx-r  ilii'  Rvgieniiif: 
AI  von  dor  Vprpllirhtiing  Wrfuxsiiiig  uiid  (ieset)!  zu  ni-hti'ii.  .la.  gf- 
f  ArhUiitg  vor  dem  Rerlit  Lsl  ilint  riiiiige  St&rku.  Vei-lOsst  Mi- 
p  ihr  »orgt^ecii'liiirlf  Bahn,  wie  iw  leider  geHrhehen  ist,  und  siirht 
k  ihn-  Ri>UiiU|i  in  (ji'WHiLstrfirhMi  uinl  Kniffen,  a<i  wird  sie  sieh  vr-r- 
luf  den  Libernliitniu»  bFnileii.  dessen  Fuhne  nie  fUlirt."  — 
I  W.  Nr.  74.  -  •■■•■■)  W.  Nr.  75,  4.  Novemlirr,  -  '"™|  W.  Nr.  75.  - 
)  W.  Nr.  71»,  H.  Novenilwr.  —  ""'I  Voji  dii'-sor  *weiU>n  Muriner  Zritun>: 
i«t  nicht»  erhalten.  Aiieh  hior  war  die  Verwaltung  der  Hlndtischen 
Bibliothek  «irht  anfder  Hflhe  -  ""I  A.  ü.  M.  drresj..  18tK.  -  "")  W. 
Nr.  73.  -  '"'t  W.  Nr.  7ä.  —  "")  A.  II.  M.  Schmiben  Huijers  im  den 
llb^rniulniaiiD  voni  Ti.  NiivHmlier.  —  A.  M.  Aktenband  zu  Ratnniuitiial  X. 
Nr.   106. 

"-'1  Neu»-  ZOrdier-ZHlunj!  Nr.  :iäll.  ;W1.  15..  Iß.  N.iveinber.  ^ 
Hemer-Zciluiig  Nr.  ä74,  15.  Novuiuher.  Der  Natiitnulnit  kassierte  um 
14  Nnvumber  di>'  h'reibiirger  Wahlen,  indem  sieb  44-  Summen  für  den 
Antrag  St£ni|ini.s  (J.  die  Wahlverordming  des  Knntnns  Freiburg,  itjs.i- 
weit  die  andere  Beitingnogen  enthalt  als  die  dnrrb  die  Bundenverfiissuii^ 
voTgesehriebenen,  ist  nichtig;  i.  demzufnlge  sind  die  kraft  dieser  Ver- 
ordnung vorgenommenen  Wnlilen  nichtig  erklArt:  3,  der  KtuiUin  Fn-i- 
burg  wird  eingeladen,  eine  neue  Woldiirdnung  in  Uelkereiiistimniiing  mit 
•lern  Bunde  zu  erlassen  und  neue  Wahlen  anzuordnen.)  ftli'  Kassatimi 
g^t^u  4H  nir  die  lienebinigiing  aTisspruclien.  Referent  ttlr  ilie  Koin- 
laissionsm ehrheil,  die  Abweisung  des  Muriner  Rekurset^  heantragle.  wiir 
Dr.  Kasimir  Pfyffer,  Scliwuger  da--  l-Veibuigers  Bussurd:  »Es  wftre  zu 
wDiiBchen  gewesen,  Freihnrg  bfllle  die  Verlassuiig  dem  Vnlke  viirgelegl. 
■loch  nian  hübe  sirli  auf  den  gleic'ben  Standpunkt  geMlelll  wie  ilie  friiii- 
/Osiaehr  National verssmndung.  ctie  vom  Volke  aueh  ubstrahiert.  Die 
Wahlen  sind  zu  genehmigen,  weil  alle  niif  die  Wahl  hezngliehen  An- 
iirdnimgeii  der  Regierung  Oborlasseil  seien  iin<l  die  Petenten  den  von 
dem  kantonalen  Beschlüsse  angesetzten  Rekurstermin  versßumt  hfittiMi." 
Dr.  Alfred  Eaeher  stellte  den  Antrag  auf  Kassuliiim  „E»  gebe  otwii). 
höheres  als  Sympalbie.  Man  solle  Dicht  vergeissen,  iln.ts.  wenn  man  in 
der  Mehrheit  sei.  tu  kiinie  man  auch  in  Minderheil  gemthen   und  dann 


-     110    - 


liHiss'-  Vi:  iviu  ilii  niii',  nii  iL'li  dir.  Duaa  ilpr  Nation alralli  kuiiijiif Lf iit il 
lieweisp  ii«r  Bcsi'liliias  ilor  Tagsatiiing,  iüp  Natur  der  Suche  und  dir 
Vorgänge.  Diif  Bestimmung  »ei  gur  nicht  nur  IbrtncIlM'  Nolur.  sondcm 
sie  grufp  in  dos  Gewissen  des  Borger)«  tief  ein  und  lasse  »ich  mit  dein 
Tragen  <lrr  eidgen  Armbinde  nicht  vergleichen.  Die  EidcslnisUing  dii& 
Volk«-,  diw  S<invprfin.s.  sei  iiupruilisctip,  weil  sie  sith  nirhl  «rawingru 
juase.  hii  Kontnn  Freiburg  liAtlfu  HiHi  Knilikolti  und  Ultniinonlan«'  gn- 
weigert,  ilen  Eid  eu  leisten  und  orstcre  verstehen  die  Freiheit  niiders 
als  sie  die  Regierung  zu  verstehen  seheine.  Hinsirlitlinli  ilor  p<ditiseheii 
Misi^riire  der  Freihurger  Regierung  spricht  li^süher  den  Hclijtrf-'tcii  Tndel 
niis.  flier  riOksp  man  zeigen,  duss  das  SlanwrvFrlEonininJsK  nicht  nii-hr 
gelte.  8<<h0tze  uinn  die  BOi^er  gegen  UetiergritTe  der  Rr^iernng  und 
wahre  man  die  Elestiinniiingen  der  Bundesverfassung.  —  Aus  d«ni  Vntum 
Ti-og's  IWr  KuMSstion:  „In  einer  Republik  soll  dos  tili^hsle  Mnsü  for- 
[nellcr  tierechtigkeit  hesti<:hen  und  diese  sei  in  Freiburg  geschmolerl 
witrdeii,  schnurstracks  gegeu  die  Bnndesverfassuug.  Auch  er  hsttr  eiiuiN 
solchen  Eid  verweigert  und  lieher  das  Stiinnirechl  verloren.  Man  wnllti' 
etwas  verlangen,  um  einen  groasen  Theit  d<!5  Volke.'H  von  den  WnlÜMi 
ff'rn  KU  holten.  Snldii^r  /.wung  widerstrebe  republik  an  i»chem  Stnnr  im 
hnehbten  Grade.  Die  Konsequenzen  fllhren  zu  AhsunlilAten.  Aber  eii 
.scheint,  man  fllrchte  die  MnjoriiAt  im  Kanton  Frcihurg  und  g«ntde  du 
ftlrehte  nian  sie.  wo  man  diis  Hecht  der  MajoritAl  uni  lautesten  prukla- 
miere.  Die  MajorilAt  im  Kuul<.<n  Freibur^;  sei  nun  aber  i 
»alive  und  uiu-h  der  mnsat'  nion  Gerechtigkint  wentpii  lassen. 
OITeiilieil  und  Ehrlichkeit !  .sonst  kehre  sich  der  Spiess  g 
Der  ConfM^ri'  blies  ein  anderes  Lied  fNr.  197.  IB.  Novemhor): 
jureille  d^cisinn  non.s  alnrmoroit.  si  nmis  n'nvions  soiis  loa  juax  l&fl 
stitulion  f^dfiralo,  laqnelle  i^tiiblil  formellcment  au  N*  17  de  rorL  1 
ile  pliiH  u  VbtL  8U.  i|Ue  la  (|uestion  tranch^  psT  le  Consral  natioiuil  J 
{ms  dfi  SU  conipälence.  niais  bien  de  oelle  de  rAsHemld^e  fikl^ 
ITiic  il^)iöctie  que  nous  vcuoiis  recevoir  nous  raasure  mCine  eumpt^lH 
Pliuieur»  uienibre.s  de  lu  .'Uii-disante  tnajoril^  du  Conseil  nutiannl  nnl  «U 
toute  dl-  »uite  apri'-s  lu  sikniH;  qu'iLs  uvnient  cummi»  lui  ubiu>  de  |Hiiivair. 
et  ci-  uinlin  mt^me  (l^>t  «»^  motion  a  dO  6tre  pr^sentM  au  (k>ns«il  natiotud 
[Hir  M.  Funk  (l'itn  des  part.Lsans  de  la  motion  StJlnijitli|  pour  f&ire  re- 
veru'r  1»  haute  oasenihli^e  de  »a  d^eision.  ■  Das  Regie rungsorguii  lirachle 
es  nii-ht  fllwr  .•»ich.  diese  Gelegenheit  nicht  zu  liendben.  den  Muriner 
Radikalen  einen  Hieb /u  ver-'^etien  (Nr.  läS.  18.  November):  •  Hdia^j 
uvail  eiitendu  In  |)lainte  de  SU  individub  de  Morat  .'«li-disauts  r 
i  priiivipes.  occupfei  de]>uiA  l'etablissemenl  du  nouveau  gouveroim 
FribtHirg  h  dSclanier  n  torl  el  ä  truvprs.  i  Irapa-wer  le  jHiirvair  cn  \ 
ci renn» taue«,  individu^  du  re^te  i{ui  viudruienl  se  tujre  up|>uler  le  VS 
verein  el  qui  mmi  parfaitemeiit  im|x>pululres.  {Mirluiteinent  iatAib  %' 
iluigiiAs  iiheit  eux  ni'i  Ms  sonl  i'onnus;   on  n   entendu  quelques  Uiirsl 


111 


pulicr  u  äiü  oblijj;^  d'ekpulstt 
lotnpArp.i  le»  »iil  •MMitninis,  »  —  La  Siiiaan  ihnrseits  (Nr.  274,  fß,  Nov.): 
'  C'esl  uu  iW^ueroeul  ivgreltulilc.  iluuluiircux  que  le  viitr  par  lc(|unl  lo 
('.onseil  nutiunitl  a  cass*  hier  le*  ulediuiia  Ae  Friboui^.  —  Ü"e  le  Coii- 
-eil  natinnnl  prcnnp  gardol  II  viepl  de  cniisnrrer,  shds  s'en  doutor  peul- 
"bv.  Ib  suprämotie  de  I'EglUr  ^iir  TEtnl.  L'Etnt  a  voulu  contre  I'EgliBc 
\c  s<>riucnl:  It-  hiil  Alait  aiissi  Ti^^rul.  Ia  nmjorit^  du  Cimsetl  tiHlionnl 
vieiit  de  livrer.  HuUuil  qui-  erlu  est  en  eile,  le  {xiiivnir  leniporel  au  pou- 
n.ir  spirilupl,  »  Auf  dm  Antrag  Funk.-,  wurde  am  15.  November  eine 
.iiis.'^erorilcutlii'lie  Sitziiii)i;  ul)gt>li(dlcii.  um  filier  die  Fmgo  eii  entsi'hoideii. 
oh  die  Freiliurger  bis  zuiu  EiiLHrh>-id  dtr  Wulilfrugv  niilit  hu  den  Vcr- 
liHiidlungeii  teilnehmet!  kfliiiilen  Her  Aiilran  wiirdi^  uiil  73  g^en  13 
-Stininien  Abgewiesen.  —  Diis  gegeo  den  Bejiehlus*  des  Niitloualntte» 
iiini  li.  November  gerielilele  PriJlestsr.hrtibi'U  der  Freiburger  Rugierung 
wurde  in  Nr.  278.  19.  November  der  Berner-Zeiliiiig  ubgeilruckt.  Die 
Angelc^nheil  wnrd  iini  dl.  Nnveiidier  von  der  Bundes vcrsoinmlung  be- 
hundelt.  Hit  6S  ge^en  5H  8tiaiiu(in  erhielt  der  Antrag  der  Kommission»- 
tnebrheit,  c»  srI  die  SRhlus^nuhme  des  NntiiinulrateA  vom  t^.  Nnveniber 
mifeuhehen,  die  Zuetinititiitig  der  beiden  Röte  D^r  WiuidUttnder  Eyt*'l 
flibrtp  zu  Gunsten  des  Meli rti ei tsun tragen  a.  u.  uns:  „Der  Bund  verbiete 
di^  Eidcsftirdemng  nicht.  alst>  sei  sie  erliiubl.  Hnitc  man  den  Enl^clicid 
de«  Natjniiiilrates  unfreeht.  sti  Hei  t\a»  eilt  grosser  Si'.liritt  Kiir  Einheit-s- 
regieruiig.  nnf  deren  Standpunkt  sii'h  Herr  SlAoipfli  genlellt  habe.  Die 
Ftegiening  ton  Wnudl  Imlit'  gutm  den  gleiehen  Eid  gefonlerl  und  ilie 
Wahlen  von  Wuudt  hübe  n>an  dneh  anerkannl.  In  Znrith  fordere  nun 
ja  den  Eid  ebenfallH.  Kassiere  man  die  Wühlen,  so  stftrze  mnu  die  Re- 
gierung uud  helfe  den  Lntrumontuncn  iiuf.*-  (Bemer- Zeitung  Nr.  S7ti. 
J80.|  Mit  tickuniilcr  bunioriatisi'her  Wnrze  habe  Dr.  Emil  Frei  gegen 
rleu  Uohrheitsanlrag  gcspriH'hen  :  „Dus  Freibnrger  Wuhldekrel  nage  den 
Borgern  von  Freiburg;  Sonntitg  Murgens  bis  eiiic  ^jtuIldl.'  vor  dem  Mittu^- 
«<seii  seid  ihr  AkUvbnrger.  dünn  von  1 1  bis  13  Uhr  -«eid  ihr  ea  nidil 
mehr:  dagegen  kount  ilir  euch  naeh  dem  Mitlagotoen  wieder  nlh-r  jmll- 
lisrhcn  Rechte  erfreuen.  Die  Regierung  von  Uri  hiitle  mit  gleivbcni 
Rechl«  alloulidls  einen  Eid  zu  Ungiin.Hleu  dnr  Boudesverfiisautig  viui 
ihren  Borgern  fordern  küunen.  als  ihr  Heglernng  mn  Frnihurg  einen 
solelien  vi  Gunsten  dcrsell>en  itirgeschrielien  habe.  Man  iiabe  gesagt, 
die  Kassulion  der  Wahlen  werde  der  Sigiiulsnhuss  Rlr  eine  Reliellion  im 
Kanton  Fretburg  werden;  der  Sebuss  sei  lusgegongeti,  ober  die  Rebellion 
anagoblieben."  (Neue  ZOri'hcr-Zeititng  Nr.  338.)  Als  in  Freiburg  der 
Reschluss  der  Bundesversammlung  bekuruit  wurde.  Hess  Ihn  die  Re- 
gierung mit  Kanonendunner  bt^rOasen.'  (Conf^löre  Nr.  139.)  —  ,Di" 
Kaiitonalsonverftnetitl*',  iicltrieb  die  Bemcr-Zcitnng  Nr.  J7tf,  „triumphiert 
jetzt  schon  über  den  kaum  ins  Leben  getretenen  neuen  Ifaiiid",  wahrend 
t  der  N.  ZOrihc-r  Zeitung  (Nr.  : 


-     112      - 

im  Kanttui  Freibiirg  ziisiimiiicnrusste :  ^Aiubos  «nlrr  J-Inniiiifr!  J>i«> 
wenigen  LilnTalen,  die  es  gnindäützlirli  sind  und  auf  das  Kocht  und  di*' 
(■eseizc,  als  der  Richtschnur  aller  Handlungen,  hinweisen,  »rhalti'n  «lit- 
Antwort:  «Prinzipien  hin,  Prinzipien  her.  ausserordentliche  l-nistfindi*. 
ausserordentlich«*  Mittel."  Wer  von  ihnen  nicht  mitmachen,  den  Hanniier 
nicht  mitschwingen  will,  der  lauft  Gefahr,  selbst  auf  den  Amboss  /ii 
kommen.  Die  Zukunft  wird  lehren,  (»b  die  Politik  der  (iewnlttfitigkeit 
(Hier  die  der  Mfissigung  und  (lesetzmässigkeit  ß\r  den  Kanton  die  he$8rn> 
gewesen  sein  wird.**  Der  Freihurger  Korrespondent  der  •'.  La  Suiss«* 
iNr.  28:2)  dagegen  glaubte  <lrii  Zeitpunkt  fQr  gekommen,  um  Rsrlu.'r  am 
Zeuge  zu  ilicken:  «(«e  ]»auvre  r.onseil  a  fait  la  un  pielre  dehnt.  Prendri' 
le  parti  de  28  ecerveles  tpii  se  posaicnt  en  mandataires  d*une  population 
de  dix  mille  Arnes  attatpier  ^^n  gouvernement  aux  prises  ave<*  le  Sonder- 
bund, invoquer  Tinviolabilite  des  formes  au  riscpie  de  cimiproniettre  Ir- 
[>riiicipes,  se  mettre  en  flagrante  Opposition  avec  les  antecedens.  cViait 
trahir  ou  T^goisme  le  plus  abject  ou  la  plus  crasse  ignorance  de  la  Si- 
tuation. Et  dire  que  cette  ignobte  agression  partait  surtout  de  Zürich, 
dont  la  capitale  passe  pour  TAfhenes  de  la  SuLsse!  On  croirait  plutöt 
tju'elle  en  est  TAbd^ni,  et  >a  conduite  tonte  empreinte,  conune  vou> 
Tavez  dit,  de  MirhoJfhunt.  ne  fait  hoinieur  ni  a  Mr.  Eschcr  ni  a  ceux 
({ui  Tont  envoye.** 

•'«)  Greulich  1.  c. 

^")  W.  Nr.  42. 

•■^)  W.  Nr.  42. 


Errata. 

St»ite     ti.  Zeile  17.  welche  statt  welcher. 

18.  .,  18,  vernehmen  statt  vornehmen. 

..         «  «,  »M.  liegenden  statt  liegende. 

20.  ..         1.  dichtgesfteten  statt  dichgesfietrn. 
~         ..  .,  10.  geführten  statt  geführten. 

21.  „  21.  nahmen  statt  nehmen. 
^MK  -        l.  das  Misstrauen  statt  d*s. 

.,  «         1,  d'Einigkeit  statt  d'E  Misstraueinigki^it. 

42.  .,  »U.  angenehm  statt  angenehmen. 

47.  ,.  82,  anarchie  statt  annarchie. 

48.  ..        ."),  iiotre  statt  noter. 
V.K  „        4,  canton  statt  (*onton. 

..        «  -,  27,  gerichtete  statt  gerirhtetet. 

')0.  «        t»,  du  statt  drt. 

t)U,  ..  :^.  i\  statt  a. 

70.  „        4.  staatsratliclu^n  statt  staatsre<*htlirht>ii. 

l'i.  ..  21.  rechtlichen  statt  rechtigen. 


Beteiligung  Freiburgs  an  den  Wailiser  Unruhen 

unter  Gitschart  von  Raron  (1414—1420) 


_lii  ilfdi  jm-f  (lo  man  m\U'  vitii  hmIs  jjeluii't  1414  jar. 
filiuoli  sicli  ki'ieg,  stösse  iiEid  .misshelle  in  <tein  lniiil<-  ze 
Wallis  zwdsclienl  tleni  ciwirtligL'n  lierreii,  her  Wilhelmen  von 
Karoii.  bisdiof  ze  Sitten,  und  Gitzhnrlen  von  Harun,  .frycii 
lierren  ze  Enilis,  hinein  vetter  und  lantvngt  ze  Wallis  zc 
einem  teile  und  dem  laut  ze  Wallis  zem  andern  teile"  ')-  Oie 
Ursarlien  dieses  langen  und  veriiängjiisv ollen  Kneges  liegen 
";inige  Jahre  zurUck.  Anno  1403  hatten  der  Bischof  von  Sitten  -1 
und  die  Landleute  von  Wallis  mit  den  drei  Orten  Lnnern. 
tili  und  Unterwalden  ein  ewiges  Burg-  und  Landrorhl  ver- 
ibart  Darin  ward  auch  „eigentlieh  und  T^underlich  hoi-elt. 
r,  ubgenannte  bischof  noch  lantlüt  von  Waliis.  noch 
unser  riaclikomuien  uns  liinfürhin  mit  niemaii  verbinden  siillenl 
mit  eiden  noch  mit  gcltlpt,  diesem  burgretht  und  Innirecbl 
?.(■  schaden ''I.  Doch  schon  7  .lahre  apiiter  (141l)| 't  gingen  der 
gleiche  Bischof  Wilhelm  V.  und  die  Vertreter  der  Wallj.ser 
Gemeinden  mit  dem  Herzog  von  Savoyen.  Amadeus  V!I1.. 
filien  Bund  ein,    der   enlsciueden    dem   -bnrg-  und  lanlrecht 


')    Die    Bei'iicr    Chronik     von    (!.   .liisliDisi'r.     li'?raii7ii;''t;iOH>ii     mih 
J.  Sludpr.  Bi-m  IfOO.  S.  Ä>1. 
'(  Wilhelm  V.  seit  IVtÜ. 

'i  Eidgen.  Abscliit^c.  B.  I.  {^.  Aufl.  Luz<-m  1874.  .S.  104.  Nr.  J44.| 
■)  Grcmnuct:  llotfiimi'iits  rel<iU&  &  l'liisloire  du  Valnis.   Tome  VII. 


7.e  sclmilen"  «ein  konnfo.  Jedenfalls  halte  der  Herzug  seine 
Nebenubsichten  zum  NncliteÜ  i\ev  Eiiigenossen.  Der  Landes- 
hitupLmaiin  Gilschart  halle  nun  die  Pflieht  gehibl.  Ol>er  die 
Folgen  gewissenhaft  zu  wachen.  Er  tat  es  nicht.  Vielmehr  1 
handelte  er  selber  bunde.swiiirig.  indem  er  1414  dem  gleichen  ' 
Herzog  des  Landes  Pässe  öffnete  zur  Eroberung  des  von  den 
Eidgenossen  besetzten  EschenlaU.  Noch  im  gleichen  Jahre 
l>egleilete  Gitschart  den  römischen  König  Sigmund  mit  einer 
richar  Reisiger  durchs  Wallis  imd  steigerte  dadurch  das  Miü- 
trauen  und  die  Unzufriedenheil  des  Volkes.  Als  endlirli  sogar 
gemeldet  wunle,  der  LEinde.stiaitplmann  ziehe  wider  Hecht  und 
Herkommen  die  verfallenen  Lehen  des  Landes  fflr  den  Bischuf 
ein  '),  ila  ward  die  Erhilterimg  groß,  und  was  etwa  noch, 
wie  der  Chronist  JusUnger  behauptet,  „etlich  unendlich  höw 
lüle  ungliches  anviengin" ').  das  lüste  sich  in  Aufruhr  und 
Slumi  auf:  Das  Volk  erhob  die  Matze:  „Also  fureii  si  zu 
und  machten  ein  paner.  daran  gemalet  waz  ein  bretkiii  mit 
vil  hmiden  ....  Und  leiten  die  sachen  und  die  verretrve  ane 
/e  Prige  (Brig),  wie  sie  den  obgenant  iren  lierren,  den  bisehnf, 
vertritien"  *).  GiUchart  flüchtete  und  tloh  nach  Bern,  dessen 
Bürger  er  war.  Dort  bat  er,  man  möchte  ihm  helfen.  Al>er 
,des  wollten  sieh  die  von  Bern  dozemale  nil  underwinden'  '). 
Vom  Rat  zu  Bern  abgewiesen,  ging  er  nach  Freibui^j^).  Aie- 
dieser  Zeit  stammen  die  ersten  Notizen  der  Freiburger  Sflctel- 
meisterrechnnngen  Ober  Gitschart  von  Haren ''). 


'(  Vgl.  Eid.  Aliflcli.  0.  O.  Nr.  «7.  S.  314  u.  215  (Di^  Kl.i)|i.ii 
KaroDs  UJid  der  Ljiudlciite  Klagrn  vor  dem  Scliieilsgerir.lit  In  Zürirlii. 

T  B.  0.  S.  ä53. 

°)  Jnstinger  a.  0.  S.  254,  Nr.  4^. 

')  JuaUiiger  a.  O.  S.  äKi,  Nr.  4^.1, 

']  Eine  nberskhUirJie  Dnrsli'llung  UlUi-liurta  von  Roron  iiuil  seluei 
Kampfe  ^Jbt  (GuUcuril  und  Widacliart  hdittig:  die  Eid.  Absch.  hüben  (ül- 
»i^luirt)  «l5.s<-h  im  37.  Bd.  der  Allgemeinen  donLidien  Biugrapliie. 

"I  Diu  Frciburger  StLckelmeidtcrreclinniigen  aind  aufbewalirl  im 
SUalsari^liiv  eu  Freiburg  i.  Ue.  und  tragen  als  Titel:  CollecUon  >i«* 
<-iiin|iles  des  tT^Horiers  de  la  ville  dt'  Fribiiiirg.  Ftlt  unsen*  Angulicn 
kamen  einzig  die  Jalire  I4l2--14i3  Lj  Betrat-lit.  Von  diesen  RMlmnn^rn 
jriht  es  drei  vi'rsrhiedene  Itedaklioncii:    I,  dpr  Entwurf,  iinspr  .Jcmrnul" 


-     115     - 

Gitschart  von  Raroii  ging  also  im  Jahre  1414  von  Bern 
weg  hilfesuchend  nach  Freibnrg,  und  zwar  ließ  er  es  mit 
■lie.sem  Besuche  nicht  bewenden:  er  kam  bald  wieder  zum 
/.weilen  Male.  Die  S.  R.  N»  24"".  die  vom  Juni  bis  Weih- 
nachten 1414  reioiieii.  IxTichten  unter  dem  Titel  Ausschank 
au  Gaste  (Mission  pur  schengar),  daß  der  Schnllheiß  (avoyer) 
Freiburgs  an  dem  Landeshauptmann  von  Wallis  zwei  Mal 
ijastfreundschaft  geübt ')  und  im  giuizen  für  12  Ma&  „warmen 
Wein"  (clareir)*!  und  12  Maß  gewöhnlichen  Wein  27  Schilling 
liezahit  habe. 

Die  Freiburger  schenklen  dem  Herrn  von  Raron  Gehör 
lind  legten  sich  ins  Mittel.  Der  Sfickelmeister  Henlzilly  Bon- 
visin  gibt  durch  seine  Ausgaben  zwischen  Januar  und  Sl, 
.(ohannistag  1415  darüber  Aufschluß  %  Petermanii  VeJga 
wurde  mit  drei  Begleitern  zu  Pferd  ins  Wallis  geschickt  zum 
Landeshauptmann  und  zu  den  Landleuteu.  um  unter  ihnen 
Frieden  zu  stiften  ^).  Die  Gesandtschaft  hatte  Erfolg,  doch 
die  Ruhe  währte  nicht.  „Die  tagding  hielten  die  Walliser  uii- 
lang.  denne  daz  si  ze  stund  darfuren  und  namen  im  wol  viertzig 

(Euilon  uder  broiiillon  genannt),  für  die  meisten  Posten;  9.  die  Rein- 
4l^h^ift,  dos  eig^ntlirbe  Original,  auf  starkem  Papierfolio  beidseitig  mit 
liSiißg  wcctiselnder  Sclirelbneise  in  den  Treib,  romanischen  Mnndart- 
runiieu  des  XV.  Jahrb.  gesebrieheu:  3.  eine  teilweise  Überarbeitung  und 
Cbersctzung  ins  Prunzfixisrh  des  Vi.  JubrlmmlerLs  vuii  Cunoniiuis  Fon- 
taine. Die  Revlinniigen  sind  in  Halbjulirrechnungcn  geteilt  und  reichi>Ti 
jeweilen  vom  Januur  hia  zum  Juni  (St-Jean)  und  vom  Juni  l>is  Januar. 
In  der  ATisliDlirung  hielt  ich  mieh  sn  dos  Original,  das  ich  ob  seines 
(ibiloioglschen  und  pulflo^^rapliischen  Wertes  zeiuhengetreu  abschrieb  und 
mit  der  Oberurl>eitung  verglichen  liabe.  Ich  ftibre  dioso  Rechnungen  an 
mit  S.  R.  und  der  Nummer,  die  sie  tragen. 

')  a  Guichur  de  lu  rogiiy.  ballif  de  Valeis  por  2  foy  srhengar. 

')  clarelr  —  uusnahnis weise  auch  claret  geaeliriebeii  —  acheint 
eine  Art  Ehrenwein  gewesen  zu  sein.  Nach  der  Erklfirung  drs  Stunta- 
nrcbivars  Sthnauwly  war  es  Wein,  der  nnter  Zugabe  von  Zui'ker  und 
JUmmt  gekocht  worden  war. 

'^  ('.oinpte  de  hentzilly  Bouvisin  tresoreir,  por  la  ^ain  Johann  1415. 
Vr.  ST..  (Mission  h  chevel). 

*)  Irausmist  in  Volley  ver  lo  ballif  et  ly  paysttnt  par  faire  la 
p*i  inter  lour.  por  IX  ior.  Vgl.  Gremnud  a.  O.  T.  Vil,  p.  14ß  ,per 
Iractotum  imbilis  viri  Peterniandi  Vclgen  de  Friburgo'". 


-     IH>    — 

ochsen:  i]amacli  zorhradieii  si  ini  sin  liita  ze  Sii)er.s.  zer- 
brachen tini)  verbratiden  si  ini  Hiieii  turne  ze  LOgg,  tln 
rschlugen  si  sich  für  die  vesti  Perignrda  (Beauregard)  und  hv- 
lagen  die"  ').  Gilscharl  Höh  ein  zweites  und  drittes  Mal  nach 
Bern  luid  bat  dringend  urn  Schutz.  Die  Walliser  brachten 
ihrerseits  die  Sache  auf  dip  TagsalKiuig  vom  31.  August 
t41Ö').  ■ 

Dern  nahm  sich  jetzt  des  Herin  von  Kdiun  an.  Keij 
leii'ii  zwischen  WaHispru  und  Bernern  dauirrlen  neiler, 
die  Tagsatzung  vom  23.  August  1417  halte  wieder  ihre  liebi^ 
Not  mit  der  Vermittlung ").    Die  Walüser  zogen  indessen  vor 
die  Veste  Seta,  auch  Sewen,  Seon,  de  la  Sole  genannt,  „nit 
wit  von  der  Stall  Sitten  gelegen,  die  des  BischutTs  was.   da- 
rinn    domaln    Herr   Gilzhart  [sj    von    Raren   Wih    und    Kiud 
warend,    und    belegerlend    die  Vesti    slark    an   allen   Ortei 
lAegidii  Tschudii  Chronicon  Helv..  herausgegeben  von  J. 
.!selin.  %  Teil.    Basel,  173Ö,   S.  74.)     Anf  Verwendung 

»ndten  (Sebultheiüen)  der  Sladt  Freiburg  (am  11,  Herbat 
monat  1417  :  Urk.  im  Staatsarchiv  Bern.  Eid,  Absch,  B.  1 
erste  Aull.  S,  98).  erhielten  Gilscharls  Gemahlin  Mai^arelc 
imd  seine  Kinder  freien  Abzug ').  Bern  verlangte  darauf 
von  Wallis  eine  bestimmte  Antworl  Ober  die  Angelegenbeil 
des  Herrn  von  Raron.  allein  die  blieb  aus.  Auf  beiden  Seiten 
rasselten  die  Eisen,  In  der  Tat  begann  mit  dem  Jahre  141:S 
ein  ernster  Kriegszusland,  in  dem  die  Freiburger  ihren  Bunde«- 
brOdeni.  den  Bernern,  Hilfstrup|)en  stclllen. 

Der  freiburgische  Säckelmeister  Jakob  von  I'raroman 
hui  hierüber  in  seinen  Rechnungen  vom  Juni  bis  zu  Weib- 
nachten 141iS  mehrere  Posten  eingetragen '^j.  Da  sind  vorab 
mehrere  Reisen    zu  Pferde  angegeben,   die  darauf  hindeuten. 


hten 
gus^l 

P 

lebe 

vor 
„nit 

da- 

äud  I 

M 


')  Justinger  a.  0.  S.  356,  Nr.  4äU. 

'(  Eid,  Al)8.h,  B.  0,  S.  164,  Nr.  :fö». 

■)  Eid.  Absch,  a.  0,  S.  185,  Nr,  3»6. 

*)  Eid.  Ab9i-li.  ...  0.  S.  189  u,  lao.  Nr.  *)5. 

')  „Cy  apres  conttcgnyoiil  Im  delivrnnces  faiti-'s  per  lo  dil  Jurt 
il«  l'niri>nian  tresoreir  a  cause  de  smi  uflicr  dix  (di's)  lu  dil  lt>.  jur  ili. 
dit  nioix  Juing  liui  Coren  1418  jusqnc  dery  preaont  cutnpte."  Nr.  3f. 


117 


ilaß  Freiburg  vtrmiUelii  wollte.  Dreimal  reilet  der  Schultheib 
mit  seiner  BegleiUrhaft  iiacli  Bern :  Für  das  erste  Mal  heilit 
IS  l>lo&  „in  der  Allgelegenheit  zwischen  Bern  und  Wallis* '}; 
Heniqiicl,  Glaudo  (K)aiis)  Gainhaeh,  der  Bannerherr  des  Spital- 
ijuartiers,  und  Drugnyat  bilden  das  Gefolge.  Das  zweite  Mal 
wird  einfach  gesagt  „in  der  Walliser  Angelegenheit"  -),  Eni- 
ijiiet.  Hensly  Velga,  Basset  und  Gnmhach  sind  die  Begleiter, 
Die  dritte  Reise  veri-at  schon  mehr  KriegHgedanken  „in 
Sachen  des  Kampfes  unserer  Mitbürger  von  Bern  undderWalliser 
und  der  Bimdesgenoasen  (Eidgenossen)"  ').  Noch  ist  ein  ge- 
wisser Hans  von  Haron  als  Freiburgs  Gast  vermerkt;  man 
kredenzte  ihm  drei  Kannen  (pot)  Rotwein  und  ebensoviel 
Weißwein.  Dieser  Herr  suchte  ohne  Zweifel  gegen  die  Wal- 
liser Stimmung  zu  iiincheu.  Jedenfalls  hatten  diese  Absicht 
lierniscbe  Gesandte,  die  in  der  Saanesladt  gasthche  Aufnahme 
fanden;  sie  begehrten  geradezu,  daü  ihnen  die  Freibui^er  in 
iler  Walliser  Angelegenheit  hfllfen  ')■  1*8»  gleiche  Begehren 
wunle  ein  zweites  Mal  gestellt  durch  Anton  Guglon,  der  eben- 
falls  von  Bern  kam  '•').  Gleich  darauf  verzeichnet  die  Rech- 
nnug  wieder  einen  Besuch  dessell)ei!  l>enii&chen  Geschftfls- 
trägers;  diesmal  verlangt  er  von  Freibui'g  rundweg  Kriegs- 
erklttning  an  Wallis").  Dem  Gedanken  eines  friedlichen  Ver- 
ijleiches  diente  aber  wohl  der  Umstand,  dafi  der  Kanzler 
des  deutschen  Königs  und  sein  Begleiter  (compagnoii).  der 
Gesandte  des  Papste«,  unter  zwei  Maleii  (inier  due  foi)  in 
Freibiirg  -wegen  der  Angelegenheit  des  Wallis"  eigens  vor- 
'prachen  '1.    Ob   der  Vertreter  Ztirichs ").   von   dem  die  Rede 


|.o. 


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.ll.     ll,T 


'  dll.oil-  <lr 


")  p<ir  1(1  Jesbal  ilu  nntri.'  i?umlK>rf;cix  <le  Bunin  i'l  ilnis  Vuliaau  et 
ili-is  ulye,  por  2  jor. 

')  Uuant    loiir   iios  «-enirput   roqiiirir  uiteiri  por  lo   iiiil  de  Vulaü. 

■  ")  Qniutt  il  n<is  est  vuiiux  re<juiri[r]  |ior  In  soconile  fuit. 

-^  Uuant  il  venisf  requirir  que  non  HefScaant  i^illinir  ilc  Vatdx. 

1  Quant  il  vignirt  por  \a  fait  de  Valeix. 

T  Wohl   Rtlrgi-niieislrr    Mriß_    ,|<t   an    ciiior    im.lerPii   Stellf    gc- 


118 


ist,  ebenfalls  zur  Vermittlung  in  Freiburg  eintraf,  ist  nichl 
gesagt,  aber  nach  der  Mittlerrolle  Zürichs  und  seiner  freund- 
hellen  Gesinnung  gegeiiflber  Wallis  ist  es  wahrscheinlich  '(■ 
Auch  wird  erwähnt.  da&  ein  Abgesandter  des  Papstes  sich 
für  die  Walliser  in  Freiburg  nochmals  verwendet  hat  -). 

Trotz  alldem  gewann  das  Friedensschiffnicht  Oberwasser. 
Die  Freiburger  blieben  fest  in  ihrer  Eidestreue  und  gingen 
übel  oder  wohl  g^gen  die  Walliser  zu  Feld.  Bern  schien  sich 
nach  allen  Seiten  zu  rühren.  Auf  sein  Verlangen  wird  der 
Freiburger  Schultheiß  mit  einem  Gefolge  ,, wegen  des  Kanipfei- 
mit  den  Wallisern"*')  nach  dem  Hasli  geschickt  und  lür  acht 
Tage  bezahlt  (fdr  ihn  nnd  3  Pferd  1  if.  A  Schiihng).  E-s  folgl 
gleich  eine  Auslage  für  den  gleichen  Zweck:  Petennaiin 
Gudrifm  und  Rurjf  Kuobler  werden  mit  den  bernisclien  Ge- 
sandten zum  „Herrn  von  Suvoyen''  (monsegnyour)  gesandt, 
„um  den  Bernern  Hilfe  gegen  die  Walliser  zu  erwirken'^  *f. 
Die  Löhnung  läuft  auf  neun  Tage,  Auch  trelFen  wiederhol» 
Boten  von  Bern  in  Freiburg  ein:  es  ist  ein  reger  Verkehr 
zwischen  dem  Herzog  von  Savoyen,  dem  Landvogt  der  Waadt 
und  der  Stadt  Bern.  Man  gewinnt  aus  dem  Ganzen  den  Ein- 
druck- da&  Gitschart  den  Krieg  ins  Land  trug,  indem  er  vor- 
erst Bern,  nach  vielen  Anstrengungen  und  nutzlosen  Ver- 
suchen, in  seinen  Plan  zog.    Bern  gewann  nicht  ohne  Mtlhi* 

')  Vgl.  Eid.  Absrh,  a.  0.  S.  aU3,  Nr.  i'äH.  Dio  Bnrgcrmeisler 
Glcnl«r  und  MeiB  haben  fttr  den  Tag  in  Huslo  (15.  S«pt.  1418)  voII<^ 
Gewalt,  zu  rcdeu,  zu  werben  und  zn  lim,  iini  die  Suche  möglichst  zum 
iiulen  zu  briagea.  Ähnlich  S.  ä05,  Nr.  433  |1418,  19.  Gel.  T^  lu  Ein- 
siedeln]. 

')  Mission  por  schengar  14)8,  Nr:  32,  von  Jiiui  bis  Wcihnuchleii. 
In  einem  Breve,  datiert  zu  Mantiia  unter  licni  34.  Nov.  1418  (aLgedr. 
Kneueil  diplomat,  du  Canton  de  Fiibonrg  VII,  76)  erhebt  der  heil. 
Vater  Klage  gegiui  die  Freibnrger,  ilufi  sie  den  Bemern  zu  einem  Eai>> 
füll  ins  Wallis  freien  Durulixug  (zum  Siuimentul  «der  nach  dem  Genfer- 
See)  gcw&lirlfiu;  er  entbindet  sie  von  dem  Bundeseide,  kmft  dessen  £1' 
den  Bemem  olTeneii  Weg  geben,  Lebpoa mittel  liefern  etc.  mnüten. 

')  a  la  requeste  de  notre  roinborgeix  de  Bern«  —  por  lo  desbal 
de  Valeij. 

')  por  la  reqiieata  ile  faire  ayloire  (aider)  a  i'illour  de  Bern» 
rontre  riltoLir  de  Valeix. 


II!) 


,  Alhilaiiii  macitti'n  Freibiirg  ui 
Sdirillo  beim  Hciiii  vun  Süvoyen.  und  so  konnto  es  im  Norden 
titid  Westen  und  teils  auch  im  Sfideii  gegen  die  Walliser 
losgeheil.  -  -  Ueber  den  Kriegsziig.  der  auf  Ansuchen  Berns 
gef^en  das  Wallis  iintt'rnomiiien  werden  sollte,  hat  die  Sftckel- 
meislerrechnung  eine  eigene  Ruhrik  '). 

Der  Srluiltheilj  IwriiFI  zunächst  die  vier  fiannerherren 
Ifaanderet)  und  plle^l  mit  Ihnen  und  andern,  die  liierzii  be- 
ordnel  waren,  {ly  autre)  in  der  Gaststulie  des  Johann  d'Avrie 
Beratung.  Das  war  eine  Art  Werbung»-  um)  Aushehungstag: 
MaJi  besliiiimte  die  Wehmifinner,  die  nach  dem  Wallis  ziehen 
Iqui  doivoni  aleir)  inid  wieder  die  in  Freii)ui^  bleibeit  sollten 
irenmnir).  wnhl  als  Wacht  und  Resirve.  Dabei  waren  die 
Krieger  'ill'enbar  guter  Otiige.  Ein  Millagsmahl  (dynarj  und 
ein  Abeiidlirol  (merenda)  wüi-/ten  das  (ianxu  und  setzten  eine 
Rechnung  von  34  SchiUing  und  G  Denare  ah. 

Die  Bannerherren  gingen  darauf  zu  ihren  Leulcii.  um 
ihnen  kund  zu  tun,  was  gemeinsam  abgemacht  worden  war*). 
Kulel  Miissu  ist  als  llaunerherr  von  der  Burg  Iborj  genannt: 
derWeibel  Janni  Anderti,  von  der  Neustadt ;  Kl.  Gambach.  vom 
Spit;il viertel  und,  olme  Eigennamen,  der  Feimer  des  Auijuar- 
liem  (banneret  de  lOgi).  Wietilspach  ging  als  Kußbule  mit  der 
Kriegserklärung  nach  dem  Wallis  ab-').  Er  bekam  dafUr  K 
Taggelder.  Als  er  zurflck  war,  niu^te  er  nach  Bern,  um  dem 
dortigen  Rat  «her  seine  Reise  Bericht  zu  erstatten ').  Noch 
tnif   ein  Brief  voin   Verweser   der  Kirrhe  vnn    Sitten  '1    nnil 


'I  MK-.><>li  |..'l'  U<  llliivaLK'lii.'  <|ili  ä.-  lloil  n.ir.'  in  V.il.-j>  Kill  IV- 
.jueaLa  Ji-  noliv  combur^dx  .U-  Bi-rnu.   (Nr.  :ii,   141».   i.  Holhjal.r). 

-|  por  dar  visitar  per  lu»  tillsgirs  vu  sa  [wrtje  Icm  ){ni>gny"iii- 
iBaattni)  cjui  dinvoiil  ulur  cii  clievaiithie  cl  ijui  iluivunl  reiiiaiiir. 

")  pur  porU  lu  Iftri?  ilc  (letTieDK^nt.  *)  Ixamnist  a  Burua  por 
mnnstra  uii  i'ünscl  cnnipnt  lei  c^tei  iilei  ou  viagc  doli  deffieiiipiit.  ")  per  I" 
ammistrurrp  in  li^lics  de  Sinn.  Es  war  Andreas  (de  Benciis)  rfe  Guuld«. 
frflticr  Erzbiscliuf  von  Culorzo.  Die  Kirchen  vcrsnmiiilnng  von  KonsUnx 
hatte  naniliih  den  Biscliof  von  Sitten  Wilhelm  V.  von  Rarun  zur  Reelieii- 
srhnft  geiügpii  nnil  tihgc-aelzt.  Uumnf  wurde  der  genannte  Anilreas  de 
VntalAa  nm  6.  Juni  1418  vom  Coiidl  /um  Verwalter  des  Bistums' Sitten 
i-ingesclül.  rini   1 1.  Anjrnsl   vom  Pnpsl   Martin  V.  Iiestillitfl  und  inii  7.  Sepl 


1:^(1 


süKar  der  Priur  der  Auf^iisluier  aus  Wiillis ')  in  FreiLurp 
(III  (li>i  hcliuUhei&  ging  de'«\\cgen  eigens  imcli  Bi  in  iIr'  RüsI- 
iing  gidiili  inilis  «Liter  l-iii  Maggfiilifi^  malt  67  SiliiWiH'. 
Hiiot  Kiiubl(>i  litfiit  6  ,  Uii/eii  «eilic  und  schwar/L  (Frei- 
liiirgci  I'ailieii)  Sude  zu  Fiunseii  an  /»ii  linnipetui''),  der 
Scil.i  Hen^l\  Mn\ri  liiingl  SilmOit  an  12S  Silnldt  (larges). 
iiiii  SU  lusMi  IUI  den  Ami  /ii  passen  Nl^,kll  Walkir -tlmiiedel 
(piireiral  5(H)  Sililenders|iioge  (de  lanell  /nitilit '|  OoUdii 
ridit.l  mm  Pffil.  Im  Muster  Peter  ail^itft  adit  Tage  an 
Viniliiilstui  Sl'l  \iiiibinsts(hiiflit  weidtn  angefertigt,  und 
I  ti  I  Ml  \it  I  tiiiKiit  2^  ^^  Hl  tis  SIC  (inzuschiiiieun  man  seliafTl 
Kl  'S|iaiinlia(kiii  iiin^~  daihalesl)  18  Liddriemin  nml  '2 
s  lilri»-.(l  (dai)  Fl)i  die  Aimiiiu<:l  an  Da  K 'steii  steigen  nnf 
M-{  /7  s  s   10  ,1 

In  d<  I  folgend  n  ReLliiinng  vom  Jt)  lamitir  liis  /.um 
li    lum  14lt     Ni     U    «n  l   .  ui  Wallt  iistilMand  trwflhnt. 

Zdiaii     Nh«,,     /»r,    1    «'li'Hi'-    riiddau.     di.     Wullisei 

JIM  iliti  n  il<  rj  Mint  mi^I  k  lieii  sdiulllieitt  und  BnrgumeUter 
\nri  Iinhii,  «LH  Im  d  -liall  \  m  den  Bernirn  uaih  Bern 
l"  Ulf  11  lind  Raul  Kiiddii  ward  anl  Verlangen  Berns  mit 
den  lieniisclien  (iesandten  iiarti  Zoricli  eiithoteri.  um  gegen 
die  Walliscr  vurKugehen  (procedir)  gemä£i  dem  Vergleielu- 
l|iir  vcriiiz  doli  eiimijrnmesH,   Diese  Reise  kostete  31   Tage, 

in  dei  dinanl'  r<dgi'iiden  Zeil,  deren  Anklagen  zwisclien 
iliKi  l:i.  .Inni  U19  mal  dem  19.  Januar  1420  gobuchl  siml. 
Iivlen  die  Feind>eligkeiten  in  ein  neues  Stadium,  (jitsolinrt 
von  Rttrun  wnnle  in  Fieihnig  abermalö  benirlet '1.    In  ZOrlrli 

\:u  ilt'n  WnlliäiTU  l>ei  .l<-r  Morse  iinterliulli  Sitleti  feirrlirh  iils  OlxTJiirtr 
.■m|>raii(;pn.  Gicni,in»l  a.  O.  VU,  S.  260.  Nr.  «83, 

'I   Ij  jiri Icis  iHigiisliiis  vttnist  de  Valcis.    '(  jior  gieiiUnr  G7  torgv». 

"I  Eiiii|iii'l  mir  silioii  frnluT  für  >-i[io  Tntnipr^l«'  nin'h  Lniisiiim»  iiml 
<;<-iir  gewliirkl  m.ril(iii.  Missii.n  ri  rlievul.  N"  Si.  ■)  Chi-r  oirrel,  vgl. 
LiHrf.  Dii-li(iiiiiuirL>  de  In  Iiiiikuo  fruiniiisr.  I'aris,  1883,  •  wirrwiii  =  :  eboiisu 
Uli  CoDg.'.  riUisaai-iiiiii  iiitdim-  l-I  iiif.  Int.  Puris  IMIr  Quadnrrips=U.lu 
liiilistHruiJi.  Itlfvin.  i-pisiMoin  ol  r..riiiii  .|iin<lrutii :  vjcrkunliger  Srlilpititiv- 
in\cr  Wiirli-pinli. 

1  DeUiiniici-.  ruili-^  JHT  l'i  dil  Hfiiit(il|y  Ronvisiii.  Iivwrcir  . . ■ 
.lU  I<..til    XIll-    i..r    lU.u    IUI    iiii-ix  <U-  Juiii^i  liKi  .-iirfiil    m.S.   )Rr..nill.-n 


Ingtc  tfns  achtgliedrigf  Scliiedsgericht  ivegen  der  -Slfi&e" 
zwiüclieii  Bern  und  Wallis,  am  2,  Mai  1419  '(.  Bern  ersuchte 
die  Fieibiiri;er,  als  Zeugen  «üfziitreleii.  In  der  Tal  rill  der 
Sehultliti&  JflC[iiet  Lombard*)  mil  einer  Begleilscliafl  nach 
Züricli,  -da  man  Zeugnis  gelten  solÜe  ttber  die  Walliser  laiil 
(uder^zuni")  UrteiLspruch,  den  die  adil  Sduedsricliter  getragen 
hatten*"  (oder  „tragen  sollten'"}").  Vielleicht  Iiflngt  es  damit 
ziisamineii,  wenn  es  später  heiüt,  Wietilspach  sei  mit  dem 
Sc'hultheiij  iiaeli  Zflricd  l>eordnet  wonlen  als  Zeuge,  daü  tiu' 
pS6line  Hämischer  vor  der  Kriegserklärung  gefangen  ge- 
nommen wurden".  Gleich  darauf  steht  eine  Aiisgalte  fClr  eine 
andere  Heise  zu  Pferd.  Der  Schulllieili  und  der  Fenner  Clau- 
dius (iandmeh  und  andere  werden  nach  Bern  verlangt,  um 
nlwr  den  Knegsplan  wider  die  Walliser  einig  zu  werden  '). 
Alleui  Anschein  »ach  rllstete  man  jetzt  mit  neuem  Eifer:  Bei 
Schwnrtz  werden  ein  Dutzend  (dezanne)  ArmbnistgehRnge 
lltaudrel  gekauft,  die  ein  gewisser  Loup  (Wolf)  zu  uÄheii 
Icudre)  liekommt.  Sieben  Arbeiter  (compagnon)  lesen  (triaz) 
Schleuderspte&e  (Pfeile,  Bolzen)  aus  und  bringen  sie  in  Bündel 
Ifardell;  an  den  Lanzen  wird  ein  roles  Fahnchen  (pennon)  mit 
flnem  weißen  Kreuze'')  angebracht:  deiWirt  Herman  Lin  weher 
lieköstigt  Leute  vnri  linggisberg  (monicucbin),  die  der  Stadt 
Pferde  xnr  Verfilmung  stellten,  um  Gepäck  nach  dem  Wallis 
zu  fOhr>n  ").  Kill  Schnsli  T  liefert  zwei  lederne  Köcher  (carquay) 
und  Meister  Peler  niacbl  am  S.  August  (Ic  VHI  ior  dost)  den 
vier  Bannerherreii  nnd  „einigen  andern*"  die  Herlinnug  Ober 


tt  1  s)    flu        1  r  H 

hnü     El  <■        ist  (_  t.  clior  in  der  RpfhiiiHi(j 

14^      M-l    t  Mnl 

1     bo  t  gcnnn   t    b    R    3.    u.  ä'il.. 

Ed   Abs  h 

l)    S   -»ll     Nr   44o         '1  Koutmue  ftlgl«   den 

Nu  aen      n  Hunde  1 

)      1        betrug       lub     «:    Foiituini-  Oheraetzi; 

lopw     luse   U.         1 

[Mir  1      Sa      las  Or  guiul  Imt :  .  sur  cÜloar  di- 

\  ale  X  !.  r   ia      ein 

1       L   Mit  nrl  Ire  )  auurent  diiimev.    Die  lui- 

«ständig,     ^tl  rc  1 

U           1 1    n   1 1    1  n  Aii5s.-)ilHg  gelicii.    Sinn 

\va\>ra  be  d     \   IT      u  p 

eu     »       =  U     lus  Ger  e\  l    über   die  W.  iirteUeii 

ider  wie  liaben  d  e  W     las  Urted  de»  <  enrt  tes  bcfnijrt!      ')  por   otdi- 

Hz  r  nie  t  I       I    t  Im  rc  r  ntre  II  ur   le  ^  r1h[x.      '')  Beroer  Fahne. 

]        seri    p  I    lu    dtv  pi  ur  nur    urr  ^ »  en  Vtdeis.  —  Gi^igls- 

i    r){     I      ,1      1             II)         s  h  \ogle 


Hi 


taii  Armbrusten  fpor  arbelestes  apparellie;:^)  atit 
(sur)  dem  Zuge  nach  dem  Wallis.  Der  Sclimied,  ,der  )ii'i 
(eiichie)  Franz  Froveir  wohnte",  wird  bezahlt  für  15  Sponti- 
hackeii  und  15  dazu  n»:hörige  PIlöcke  ifeitvales) '|-  ebens" 
für  12  Pflöcke  zu  WalTengeht-nkeii. 

Da  tritt  der  Srbultheiß  mit  den  vier  Bannerherren  und 
mehreren  Mitgliedern  des  kleinen  Rates  (mnsel)  und  df^ 
6()er  Rates  beim  Wirt  Jobann  d'Avrie  zusummeii.  nni  dii' 
nötigen  Pferde  auszuwälilen.  (Quant  il  elbesirent  les  chivaull. 
Darauf  gehen  die  Hauptleute  jeder  zu  seinen  Untergebenen, 
um  Heer-  und  Waffenschau  zu  hallen,  besonders  aber  um 
sieh  nach  Rüstungen  und  Harnischen  umzuiseben  (por  regav- 
dar  tes  aines,  por  regai-dar  (jnirir  les  harnech.  harneschi. 
Der  Weibel  Thouy  reitet  vier  Tage  durch  die  (icnieinrien 
(perroches),  um  den  Landleuten  aufzutragen,  da&  sie  sich  Ih- 
reit  liaHeii  und  zur  Musterung  stellen ').  Wielilspach  bringi 
nach  Neuenburg.  Yverdon.  Lucens  und  Vivis  |Vivei|  Bol- 
schaft,  daß  die  (ofl^enbar  ausgelosten  heerpilichtigenl  Frei- 
burger (nostres  borgeix)  dem  Heerbanner  nach  dem  WaUi> 
zu  Folgen  haben.  Der  Weg  führt  die  Krieger  über  die  Sense.  E- 
wird  eine  eigene  neue  Bi-ücke  erbaut.  Dafür  sind  "H  Tagewerke 
der  Ziuimerleute,  2  Tagewerke  der  Handlanger  und  24  Pfnml 
Seil  verrechnet  (por  ponteyer  aur  la  senginaj,  Ueber  den  Zug 
nach  Lntschen  imd  Aber  den  nach  dem  Hasli  werden  einige 
liestimmte  Notizen  gegeben. 

lieber  den  LöLschenzug,  der  anfangs  August  Hl'J  begann, 
bei&t  es:  ^Es  wai-en  IDO  Schwertgenossen  (cumpagnon),  von 
denen  waren  40  ArndirustscIiQtzen  und  60  Lanzentrflger;  sii' 
waren  geschickt  auf  Verlangen  der  Berner,  der  Bundeshrüder 
Freiburgs,  um  ihnen  im  Wallis  zur  Seite  zu  sieben,  am  Ort 
genannt  im  Lntschtal  (ou  vaul  de  löschen).  Sie  erhielten  für 
acht  Tage  200  ft  Sold.  Ihr  Hauphnann  hieß  Willy  MossH^; 
er  war  der  Befehlshaber  aller,  der  Schützen  wie  der  Landen- 
knechte"  "). 


')  Fiiiitiüiie;  faiilriii,      ')  jHir  l'iiire  In  u 
1  Missi..,,  |«,r  1..  V,.lf.is.   I4ISI.  N"  ;H 


^     123     ~ 

Der  Trompeter  Robiii.  der  auf  Hin  ganzes  Jahr  angr- 
stellt  war  und  im  voraus  ein  Quai-lal ')  seines  Lohnes  be- 
zof^en  hatte,  begleitete  die  Mannschaft  bis  Bern  und  erhiell 
dafür  zwei  Taglöhne,  ISSolidi-).  In  der  Begleitsthafl  wei-den 
noch  ausdrflcklich  genannt:  Peter  Banwart  aus  Bern.  Peter 
Merien  und  zwei  gemeine  Weibsbilder  ^).  Das  vereinig!'* 
Heer  wurde  auf  5000  Mann  geschätzt :  Es  waren  100  Frei- 
burger,  100  Solothurner,  die  übrigen  Bemer.  Der  Zug  ginj; 
durch  das  Gastertal.  Eine  Vorhut,  bestehend  aus  Oberländern, 
eilte  voraus  und  besetzte  das  Elsigkin.  Am  St.  Litrenzta^ 
früh,  den  10.  August  1419,  erreicht«-  man  den  „Schönen  Bül*". 
Die  Walliser  standen  mit  zwei  Bannern  bei  der  Gandegge.  Dort 
setzte  es  ein  Scharmützel  ab.  und  es  blieben  ein  Berner 
(H.  Türler)  und  ein  Walliser  toi.  Die  Walliaer  Vorposten 
hätten  nun  mit  der  Mannschaft  im  Elsigklin  gern  unterhan- 
delt. Nach  langem  Hin-  und  Herreden  wollten  aber  dii' 
kampflustigen  Oberländer  von  einer  Verständigung  iiiclit- 
wissen,  griffen  die  Wulliser  an  und  warfen  sie  hinter  die  Gand- 
egge zurück.  Indes  rückte  die  Hauptmacht  heran.  Es  wurde  auf 
dem  Gletscher  Nachtquartier  genommen.  „Und  so  heiß  der 
Tag  gewesen  war,  also  bitter  kalt  war  die  Nacht,  und  es 
ward  gro&er  Frost  gelilten  von  Kalte  und  Ungewitter'". 
(Justinger,  a.  0.  S.  266,  267.  Nr.  440).  Die  an  diesem  Feldzug.' 
beteiligten  Freiburger  kehrten  alle  glücklich  heim  und  wurden 
für  acht  Tage  bezahlt.  Man  darf  daraus  schlieEten.  daß  der 
Feldzug  mit  der  Brandschatzuug  Latschens  endete  und  nicht 
mehr  als  acht  Tage  gedauert  habe. 

Für  den  Feldzug  nach  dem  Hasli,  der  im  Herbst  1415* 
unteritommen    wurde,    kommt    folgendes    in    Betracht.     Die 


')  UDe  lempurc.  '|  Uic-  ttiTliriiiiigeii  liulicii  Ü  (Ptuaä).  r,  IsoliJil. 
und  d  (denarc)  ein  oilor  ilsa  anilere  Mal  oucti  sfcbler.  1  ß  =t  30  t; 
1  s  ^  13  d.  Ein  s  war  id  jener  Zeil  eine  Mflnze,  die  au  wirldirhciii 
Werte  etwa  unserm  Franken  gleictdiajn,  {ct.  Lil.trä,  Diüliooiiuirr  fi.  0.) 
und  im  Deutsehen  gcwChulii-h  dureli  Schilling  Oberaetzt  wiirdi'. 

*)  Gllies  communes,  die  Fontaine  „Fatinenhuren"  neniil.  Ein<- 
■mdere  Stelle  meldet  Ähnliches.  Es  isl  woht  die  Rede  vom  Zu^e  nucli 
dem  Hottlilal.  Dort  steht:  a  dues  lilies  de  seigle  (saevuli  —  WeltntSdeH 
(|ue  liont  este  iti  In  i'li.>vau('liie,  ii  i'hnscone  40  3. 


—    124    — 

I{aäti]ii(;  geschielit  nacli  ulieii  Seiten :  Wehr  iiiid  Waffen 
werdi'ii  geflickt  und  beschafft.  E^  wurtle,  naeli  den  Vnrbi'- 
reilungen  zu  scIilieEiPii,  eine  stallliclie  AdmiIiI  Krieger  aufgr- 
l>oteii  '|.  Vier  Mflnner  von  Giiggisberg  fohrten  mit  I2  Pferden 
Kisti-n,  Spiefie.  ArmbrOste  laid  zwei  Fässer  (dos  bariaull 
l'Or  dii-  Schützen.  Sie  }jing'-n  nl«>i'  Gnttanneii  und  erhieUeti 
Tür  IJt  Tage  Löhnnns-  Hahns  liup  einen  Sack  Spie IW  von  Hasli 
htnflhfr  und  wieder  zurück  (outre  la  monlagny  ft  rctornn 
hasli).  E.  Bruner  schaUte  mit  seinen  <iefährteii  vier  Wiirf- 
maschinen  (Karrohali^ten)  von  Ha»U  hiiiQher  und  wieder  her- 
ül«'r-|.  .[(ih.  Maiclii  bekonnnt  22  s.  fflr  eine  Wachsfackef. 
welche  der  Schultheis  nach  dem  WolUs  mitnahm  ;  so  Iieitt  «■» 
auch  Villi  drei  andern  Farkehi  (torches),  welche  \l  it,  und  19  i{. 
wiigeii  und  M  s.  3  d.  gewartet  waren:  nebenbei  stehen  noch 
.'i  H  erster  Kerzen  im  Werte  von  ^7  s.  fi  d,  So  hatte  man 
:-ich  gut  vorgesehen  zum  Leuchten.  Heizen  und  vielleiclit 
auch  Verbrennen. 

Der  Weibel  üto  wird  entschädigt  fdr  seine  Mfthe 
(peina).  das  Ffihnchen  zu  tragen  ')  und  der  Fchllrompeter 
«rbölt  seine  Belohnung'):  Mehr  steht  nicht  an  klai-en  An- 
Italien.  Doch  wold  zum  gleichen  Zuge  gehörten  die  zwei 
FeldkaplJine,  vnn  denen  die  Kechnmig  meldet:  Frare  Albreclit. 
ein  Augustiner,  und  Don  Johann  Gruyeri,  jeder  liezug  ffir 
-•'eine  Dienste  fifl  Schilling.  Den  Kriegszup  selber,  den  die 
Derner  gemeinsam  mit  dem  „schrmen  wol  eraögolen  Frei- 
burger Volk  ze  rosse  und  ze  fuße''  ilurcli  das  Haslital  nach 
dem  Wallis  ausfobrlen.  beschreibt  der  Chronist  Juslinger  (a. 
O.  S.  270  und  271.  Nr.  451  und  452).  Am  29.  Sept.  I411I 
Zug  das  Heei  13(HH)  Maim  stuik  \on  Hash  talaufwärts: 
am  Tß^e  daianf   d<  n   iO      «an!  du   Mai'^di  ob  de*  sthlech- 


I  ^kt  uariiil  nucli  mit  (Idi  i  ii  Bern  (ieiisellitn  70g  al  ir  Oi>«r- 
liiil  r  ilarnoch  atlc  ir  stet  utnl  iilli  die  ireii  NN''  tlif  ton  Fithtiura 
mit  mnem  srhunpii  nnl  eizüfiiiieii  iM  z  loiise  uiiii  zr  (»ßf  Instiofn^ 
.1    U    S    *7I    Nr  452 

I  „iirlialeste^  a  \wMa-  i  I  i  |  ir  |  ti  I  Uli  »In 
-Sil    li ->  ilinra    Fniitiiiiic 

I  iIp  pirtnr  1u  |enn<n  i     lii\a  il         t    i   1«  j    i  i  i    trimpi  lUi  {inr 


teil  Wetters  eingestellt.  Am  1.  Oklobi'r  winde  die  Grimsel 
Qbersi'hiitteii  und  der  Wnlliwer  Boden  eneiclil.  Die  Krieger, 
die  Wühl  schon  hinter  dem  „Spillel"  noeh  auf  Berner  Ge- 
hief,  ihren  Hauptleuten  und  Fenneru  Gehorsam  geloht  halten, 
stürzten  alsdann  sengend  und  brennend  auf  die  nächsten 
Dörfei  :  Obergestein  (1.  Okl.l,  Ober-  und  Niederwald  (2.  Okl.| 
wurden  eingeäschert,  und  allenllialben  wuchsen  Greuel  und 
Verwüstung.  Doch  oberhalb  Ulrichen  stellten  sich  die  Gomser 
entgegen.  Ihr  Führer  war  iler  riesenslarke  Thomas  Riedi  in 
der  Bünden.  Ihm  brachte  zur  rechten  Stunde  der  Diakon 
Miiiichove  mit  400  Münsterern  Verstärkung.  So  wai-  die 
Streitmacht  der  Walliser  zu  700  Wackern  angewachsen.  In 
der  Arzerschluchl,  etwa  7  Minuten  Ober  UlrichetJ.  oitlnete 
Riedi  seine  getreuen  zum  Kampfe.  Es  lielen  auf  Berner 
Seite  über  40  Mann.  Doch  behaupteten  die  Hemer  das  Feld, 
machten  aber  Kehrt  und  zogen  nach  Gestein  zurück.  Ob  sie 
vorerst  noch  Ulrichen  in  Flammen  setzten,  ist  zweifelhaft. 
Justinger  und  T.schudi  ))ehaupten  es,  der  Walli.ser  Chronist 
Branlschen  und  der  Augenzeuge  Minichove  wissen  nichts  da- 
von. Die  wackere  Gegenwehr  d»r  Walhscr,  der  Gedanke  an 
,bOs  Welter"  und  die  wohlbegrOiidete  Furcht,  vielleicht  über 
Nacht  schon  im  Rhonetal  verschneit  und  von  jegliclier  Zufuhr 
abgeschnitten  zu  werden,  beschleunigten  den  Rückzug.  Schon 
am  Ta^e  nach  dem  Kampfe  in  der  Azerschluelit  erstieg  das  Heer 
der  Verbündelen  wieder  die  Giimsel  und  zog  heimwärts.  Die 
Nachhut  be^iitand  einen  letzten  Strauß  hinter  dem  Spittcl, 
nahe  am  Raihisrliboden.  wo  sie  von  einigen  hundert  Wal- 
lisem  unvoraehens  angegriffen  wurde.  Die  Verluste  müssen 
nicht  unbedeutend  gewesen  sein.  (Vgl.  P.  Am-Herd,  Denk- 
wQrdigkeifen  von  Ulrichen.  Bern.  187H,  S.  48,) 

Walnend  viele  Krieger  im  Felde  stunden,  dachte  Frei- 
burg an  seine  eigene  Verteidigung :  Es  liefe  seine  Ton- 
sieben  Wochen  Tag  und  Nacht  bewachen.  Genannt  sind  al> 
Waehtposten;  les  portes  Estades,  la  porta  vers  les  Grant 
Place,  vers  Losena  (Lausannentori,    !o    pont  dona  Mari '),    1« 


')  Am  niilieru  Marteuiur.  vgl.  Kueiiiy  Jo  Berügu; 
eoise.  Frihourg  18.'i3  ]..  .50  A.  i. 


Chroniqtic  fri- 


126    — 


tjorta  doli  bisemberg  (Bisembergtnrf  et  la  porta  deis  Esten 
(Weiherlor). 

An  letzter  Stelle  ist  die  Rede  vom  Peldzug.  den  Fi*i- 
burg  (Iher  den  Genfersee  gemeinsam  mit  Savoyen  und  Bern 
4;egen  das  Rhonelal  zu  imternehmen  dachte. 

Johann  Loscher  wurde  nach  dem  See  geschickt  (ver  In 
riveri  dnu  lay),  damit  er  sich  der  Fahrzeuge  versicherte,  um 
(lepfick  und  Proviant  (vivre)  hinüber  zu  schaffen,  „als  man 
Siegen  Wallis  losschlagen  (traire)  wollte'".  Es  geben  Buten 
liin  und  her.  Der  Scliultheili  belcummt  von  Bern  Auftrag, 
nach  Evian  (eis  vians)  zum  Herzog  von  Savoyen  zu  reisen. 
I']in  anderes  Mal  tnu&  er  mit  dem  ScbultheiEi  von  Bern  nach 
Thouoii  (thunon).  Ein  Ruderkneeht  (vaulet)  beförderte  sie  Aber 
den  See  hin  und  zurOck  und  erhielt  lö  s.  Eine  zweite  Reise 
unternahm  der  Schullbeifj  von  Freiburg  über  die  Rhone  (lo 
Ronoz)  nach  Evian  und  wohl  über  den  .See  zurück.  Endlich 
traf  ein  Bote  ein  mit  einem  Briefe  des  Laiidvogtes  (bullifl 
tier  Waadt.  „da6  man  nicht  Ober  den  See  gehe"  (que  Ion 
iiou  passeit  pas  lo  lay).  Die  Zeit  des  Friedens  war  nahe.  Die 
Rechnungen  des  Jahres  1420  (S.  R.  Nr.  35}  enthalten  einige 
Angaben.  Der  Schultheiß  und  Gesandle  von  Bern,  Gitschari 
von  Raron,  Abgeordnete  von  Solotlmrn.  Schwyz  und  Glarus, 
Bürgermeister  Meiß  aus  ZO rieh:  alle  diese  hohen  Persönlich- 
keiten waren  in  kurzer  Zeit  Freiburgs  Gflste.  Sie  waren  auf 
■lem  Wege  zum  Herzoge  von  Savoyen;  sie  trugen  bei  oder 
fingen  selber  zur  Friedenskonferenz  von  Evian,  Der  Schult- 
heiß von  Freiburg  nahm  ebenfalls  daran  teil  und  verrechnete 
für  20  Tage  für  seine  drei  Pferde  24  U.  Ihn  begleiteten  sein 
Diener  {un  vauief),  Petennann  Cudrifin  mit  zwei  Knechten  und 
drei  Pferden  und  Ileniki,  der  sonst  so  oft  genannte,  fclin 
eigenes  Saumpferd  trug  die  Kleider  |les  robes).  In  Evian 
/;ahlten  sie  dem  Gastgeber  (lour  hoste)  für  das  Zimmer  (la 
«hambre)  und  den  Stall  6  ff  17  s:  dem  Kellermeister  (bololie) 
des  Herzogs  für  Wein  22  s.  9  d.  und  „wohl  zu  wissen.  daJi 
^ie  gar  nicht  gerechnet  haben  (poent  compta)  die  Falirt  über 
den  See,  denn  der  Herr  von  Lausaime  und  die  Beriier  habe» 
die  Kosleu  getragen"  (lour  iiont  fait  aventage).  Das  geschah. 


127     - 

^als  man  Frieden  machte  zwischen  unsern  Bundeshrüdern 
von  Bern  und  den  WaUisern"  —  quanl  Ion  fist  la  pais  de 
iires  comborgeix  de  Berna  et  deis  VaHsans  (S.  R.  Nr.  35)  am 
2Tx  Januar  1420  ^). 

')  Eid.  Ahsch.  I.  B.  ±  Aufl.  S.  228,  N«  47:>. 

Anm.  Unter  den  Auslugen  vom  25.  Juni  1422  his  /um  28. 
Januar  1425  steht  noch  ein  Nachtrag:  Meister  Peter  erhielt  2tHT  4  s  9  d 
(ÜT  das  Ausbessern  (meliorement)  einer  großen  Zahl  von  ArnihrQsten. 
ilie  zerbrochen  und  in  einem  gar  elenden  Zustand  aus  dem  Wallis 
zurückgebracht  worden  waren. 


Freiburger  Studenten] 

auf  auswärtigen  Hochschulen. 

Vnii    A.    B(-<:hi. 


.ScIlOii  sfil  ileiii  Ausgange  des  MiltelaltiTn  I 
al>  und  zn  FrciburHer  Studierenden  aiil'  ausni: 
tjchulen.  erst  sporadisch,  dann  häufiger  liesondeis  seil  der  Re- 
formation. Dft  jedoch  die  Matrikeln  der  Hoclischulen,  die  al- 
lein hiertlbev  /.nverMiig  Auf»chlii£(  geben  können,  nicht  olle 
erhalten  und  die  uns  überlieferten  nocli  wenig  durchforsclit 
und  nur  zum  geringen  Teil  durch  den  Druck  zuganglich  ge- 
macht sind,  so  haben  wir  über  diese  wichtige  Seite  des  mittel- 
alterlichen Geisteslebens  bis  jetzt  nur  sehr  dürftige  Kenntnis, 
am  wenigsten  von  den  italienischen  Universitäten  und  iiiclit 
viel  mehr  von  Franki-eicb,  am  besten  noch  vim  Ueutschland. 
Leider  veiiiii&t  man  noch  immer  die  für  unser  Land  so  wich- 
tige Basler  Matrikel.  Von  süddeutschen  Matrikeln  kommt 
au&er  derjenigen  von  Heidelberg  und  Tübingen,  die  Iteide  für 
Freibui^  nur  eine  sehr  geringe  Ausbeute  bieten,  vor  allem 
die  eben  im  Drucke  erschienene  von  Freibnrg  im  Breisgaii 
in  ßelmcht.  (Hemusgegeben  von  Hermaim  Mayer.  I.  Baml 
Freibui^  i.  Br.  1907).  DicMe  musterhafte  Ausgabe  erötfnet  uns 
einen  ungeahnten  Einblick  in  das  geistige  Leben  der  Schweix. 
speziell  der  kutliolisclien  Schweiz,  welche  ihre  Söhne  vor  allem 
(Ueser  katholisch  gebliebenen  Hochschule  anverlmnle.  seitdem 
Basel  zur  Reform  übergetreten  war.  Sind  deshalb  die  Auf- 
schlüsse über  studierende  Schweizer,  die  uns  durch  diu  IrüfT* 
liehe  und  mit  Anmerkungen  reich  versehene  Ausgabe  geboten 
werden,  im  allgemeinen  sehr  wichtig,  so  sind  sie  es  nicht 
minder  für  Freiburg,  das  jedenfalls  auf  keine  Hocb-sebule  s 
viele    seiner  Söhne    geschickt   hat    wie    nach   Freiburg, 


~     1^9     - 

niutlich  nicht  bloß  aus  allüherlioferter  Vorliebe  für  die  züh- 
ringische  Schwestersladl.  sondern  darum,  weil  sicli  hier  an 
einer  katholischen  Anstalt  zAigleich  (lelegenheit  bot.  die  für 
den  künftigen  Geistlichen.  Juristen  und  Staatsmann  unum- 
gAnliche  Gelüuligkeit  in  der  deutschen  Sprache  anzueignen, 
welche  ihnen  das  Mutterhaus  nicht  vermittelte,  aber  ihre  An- 
stellung erfonlerte.  Zugleich  linden  wir  hier  auch  den  Schlüssel 
für  manche  sonst  unerklArliche  Berufung  ausw/lrtiger  Geist- 
licher, Stadlschulmeister  und  Stadtrtrzte.  deren  Bekanntschaft 
an  der  Universität  gemacht  worden  war,  wie  diejenige  von 
Propst  Schiebenhart.  Ferner  können  wir  daraus  ersehen,  dat 
Freiburg  über  eine  Zahl  akademisch  gebildeter  (ieisllicher  und 
Laien  verfügte,  die  uns  das  Geistesleben  als  bedeulsamer  er- 
scheinen lassen,  als  bisherangenommen  wurde  und  für  manche 
Anregungen  im  Geistesleben  uns  die  längst  verinilite  Krklürung 
bieten  dürften.  Nicht  ums(»nst  finden  wir  unter  diesen  Stu- 
denten Vertreter  der  angesehensten  Geschlechter  un<l  der 
höchsten  Aemter  in  Kirche  und  Staat,  wie  (xraf  Franz  von 
Greierz,  die  Stiftsprö[)sle  IVter  ScluH^vly,  Sebastian  Werro. 
Simon  Schibenhart,  Job.  von  Ligerz,  Ant.  d'Alt  und  Jakob 
König,  den  Abt  von  Allenryf  Ant.  I)u[)asquier.  den  gelehrten 
Augustiner  Provinzial  Konrad  Tn»ver,  die  (Chorherren  Jean 
l'homv,  Jak.  Sihnewlv.  J(»h.  Eckenthaler.  Peter  Balze.  Wilh. 
Tavernev.  Bud.  (iuev,  Jak.  Brandenbmt'er:  die  Schulthei&en: 
Job.  Studer.    Niki.  v.  Diesbach.    Job.  Bevfi',  Franz  v.  AtTrv. 

fr  « 

Franz  Gottitiu;  (Jelehrte  wie:  Pierre  Gardinaux.  Volw  Küntzle. 
Jean  Juat,  Wilh.  Techtfuinann.  Simon  Gmiiel.  l^uchdrucker 
Mftss;  Ghronislen  wie:  Hans  Greierz,  Jak.  Gudrefin,  Franz 
Budella,  Job.  Daniel  von  Monl(Miach:  Batsherren  und  Heer- 
führer wie:  Niki.  Mairr,  IVter  Beytt*,  (ieorg  Peter  von  Monte- 
nach,  Theodor  v.  Endlislx'rg.  Niki,  von  P^rroman,  Johami 
Krummenstoll,  Jean  Ant.  B<\vnold,  usw.  Auch  eine  grolie 
Zahl  von  Mitgliedern  der  Schulherrenkannner  finden  sich  <la- 
runler.  Von  GrdensleutrMi  begegnen  wir  vier  Augustinern 
(Nr.  3,  48.  149,  UM)),  zwei  Franziskanern  (Nr.  2,  21),  einem 
Jesuiten  (250).  Als  nobiles  wiTden  bezeichnet  Angehörige  der 
Familien  Pavillard.  AtTry,  Endlisperg.  Maillard,  Diesbach,  Esta- 


—     130    ~ 

vayer,  Zurthaimen,  Ligerz,  Fivaz,  Forel,  Mayer,  Erhard,  Rey- 
nold,  Monlenach,  Bauinan,  Wild,  Ferroman,  Müller.  Da  ge- 
wohnheilsgemäß  die  Edlen  eine  höhere  Gebuhr  entrichteten, 
so  erklärt  es  sich,  daß  nicht  alle,  welche  auf  das  Prädikat 
Anspruch  erheben  durften,  davon  Gebrauch  machten.  Nach 
der  Heimat  ist  weitaus  die  größte  Zahl  aus  der  Stadt  oder 
wenigstens  ihr  zugewiesen ;  aus  der  Landschaft  finden  sich  von 
Romont  9  (Nr.  13,  33,  34,  59,  60,  113,  123,  176,  207)  aus 
Greyerz  8  (Nr.  21,  26,  125,  126,  160/62,  309,  311),  Dom- 
didier  3  (37/39),  je  1  aus  Bulle  (144),  Cottens  (336),  Montet 
(337),  Estavayer  (271),  Grandson  (319),  Murten  (339).  Beson- 
dere Bemerkungen  geben  uns  zuweilen  Aufschluß  über  Perso- 
nalien, Verwandtschaft  (121/22,  130/31,  146,  202,  228/29, 
273/74),  Lehrer,  Studium,  selbst  Heimat  und  dgl.  (zu  Nr.  3, 
60,  61,  HO,  111,  155,  198,  299,  302,  337,  340). 

Während  des  XV.  Jahrhunderts  findet  sich  nur  ein  Frei- 
burger in  der  Freiburger  Matrikel  eingetragen.  Erst  seitdem  die 
Glaubenstrennung  erfolgt  und  Basel  die  Reform  angenommen, 
beginnen  die  Freiburger  sich  in  Masse  und  mit  Vorliebe  der 
katholisch  gebliebenen  Hochschule  in  der  allen  Zähringersladt 
zuzuwenden,  wo  der  bekannte  Humanist  Glarean  insbeson- 
dere die  katholischen  Schweizer  an  sich  zog.  Insgesamt  stu- 
dierten in  dem  Zeitraum  von  1482 — 165r),  also  in  172  Jahren, 
285  Freiburger  aus  Stadt,  Land  und  Ib^M-schaftsgebiet  einzig' 
in  Freiburg  im  Breisgau.  Zuweilen  ist  die  Zugehörigkeit  zu 
Freiburg  nur  aus  den  Familiennamen  ersichtlich,  wenn  die 
Ortsangabe  weggelassen  wurde.  Die  Zahl  der  Graduierten  ist 
verhältnismüliiig  gering,  im  ganzen  nur  23.  Das  Studiuni 
findet  sich  erst  in  den  späteren  Jahren  angegeben.  Wenn 
einer  sich  dort  die  Grade  holte  oder  in  eine  andere 
Fakultät  übertrat,  so  sind  die  Einträge  aus  den  betreffen- 
den Protokollen  ebenfalls  aufgenonnnen.  Manchmal  wird  auch 
der  Stand  angegeben  (clericus,  laicus),  aber  nicht  durch- 
weg. Die  Namen  sind  oft  verstünnnelt,  latinisiert  oder  nach 
d(;m  Gehör  aufgezeichnet.  Der  Ileiniatort  ist  nicht  immer  mit 
der  wirklieben  Heiniat  identisch,  sondern  es  wird,  wenn  es 
ein  Dorf  ist,    dafür  die  näcbstgelegene  Stadt  oder  der  Regie- 


~     131     — 

rungssitz  angegeben.  In  früherer  Zeit  wird  die  Landeszuge- 
hörigkeit nach  Diözesen  angegeben ;  seit  der  Reformation  hat 
sich  aber  Unordnung  eingeschHchen  und  werden  die  Freiburger 
bald  der  Diözese  BesanQon,  bald  der  von  Sitten,  Konstanz  oder 
Basel  zugeschrieben;  später  auch  nach  dem  Heimatland  (Hel- 
vetus).  Der  Gegensatz  gegen  Freiburg  im  Breisgau  wird  stest 
durch  den  Zusatz  Uechtland,  später  Helvetia  zum  Ausdruck  ge- 
bracht. Regelmä&ig  findet  sich  Jahr  und  Tag  der  Immatriku- 
lation, Stamm  und  Herkunft  der  Studierenden,  vielfach  auch  der 
Stand  angegeben.  Weitere  Angaben  kommen  nur  ausnahms- 
weise vor  und  sind  in  der  Regel  vom  Herausgeber  aus  an- 
dern Universitätsakten  beigefügt.  Die  Namen  der  Rektoren, 
welche  die  Immatrikulation  vornahmen,  habe  icli  weggelassen ; 
sie  und  die  Namen  der  gleichzeitig  immatrikulierten  Studie- 
renden anderweitiger  Herkunft  können  nur  aus  der  Matrikel 
selbst  ersehen  werden. 

Da  wir  meist  aus  der  Zeit  vor  1580  noch  keine  Taufbücher 
besitzen,  so  haben  wir  in  der  Matrikel  auch  einen  Anhalt,  um 
das  Alter  der  Studierenden  zu  bestimmen.  Der  Herausgeber  der 
Matrikel  hat  ermittelt,  daß  bei  denjenigen,  wo  eine  Altersbestim- 
mung möghch  war,  keiner  über  IH  Jahre  alt  war  (S.  LXXXVII 
der  Einleitung).  Mind(»rjähnge  unter  15  Jahren  sind  daran  er- 
kennbar, (lau  sie  den  Eid  nicht  selber  ablegen  durften.  01)schon 
es  nun  davon  öfter  Abweichungen  gegeben  hat,  so  dürfte  uns  in 
vielen  Fällen  diese  Zahl  zur  Altersbestimnumg  von  Nutzen 
sein.  Auffallen  dürfte  die  verhältnismäßig  große  Zahl  derjenigen, 
die  als  Kleriker  bezeichnet  sind  (15):  doch  darf  dabei  nicht 
übersehen  werden,  daß  auch  die  Inhaber  der  niederen  Weihen, 
die  sich  später  noch  verheiraten  durften,  so  bezeichnet  wurden, 
wie  umg(^kehrt  sich  mancher  immatrikulieren  ließ,  der  erst 
später  Kleriker  wurde.  Weit  mehr  (87)  sind  als  Laien  einge- 
tragen, aber  die  meisten  weder  als  das  eine  noch  das  andere: 
später  verliert  sich  die  Unlerscheidung. 

Hieher  gehörten  eigentlich  auch  solche,  die  niciit  von 
Freiburg  gebürtig  sind,  aber  nachher  dort  Ansjtellung  und 
Niederlassung  fanden,  wie  Propst  Schii.'beidiart  (1545)  und  der 
Rektor  des  Jesuitenkollegs,  Theobald  Biler  von  Altkirch  (1039); 


-     132     - 

doch  konnteil  diese  in  der  folgenden  Tabelle  keine  Berück- 
sichtigung finden.  Andere  wie  Nicolaus  Mürsing,  Chor- 
herr von  St.  Nikolaus,  von  Dellion  (S.  332)  als  Mitstudent 
Werro's  in  Freiburg  bezeichnet,  sind  aus  der  bisherigen  Liste 
der  „Freiburger  Studenten"  zu  streichen. 

Obwohl  die  tihrigen  einschlägigen  Matrikeln  nicht  an- 
nähernd von  solcher  Bedeutung  sind  für  Freiburg  hn  Uecht- 
land  wie  diejenigen  von  Freiburg  im  Breisgau,  so  wurden 
dennocli  diejenigen  von  Heidelberg  und  Tübingen  (bis  1600)  zur 
Ergänzung  herangezogen,  ferner  Matrikelauszüge,  zum  Teil 
gedruckte  wie  für  Orleans  und  Montpellier,  zum  Teil  hand- 
schriftliche nach  den  Originalmatrikeln  wie  von  Wien,  während 
eine  Durchsicht  der  Kölner  Matrikel  (bis  1556)  keinen  einzigen 
Freiburger  konstatierte. 

Im  Anhange  folgt  nun  die  Liste  der  so  ermittelten  Stu- 
denten samt  alphabetischem  Register.  Der  wörtliche  Auszug 
der  Freiburger  Studenten  hat  nicht  nur  den  Zweck,  ein  voll- 
ständiges Verzeichnis  der  studierenden  Freiburger  aus  dem 
Uechtland  zu  liefern  und  die  Leser  auf  die  Wichtigkeit  der 
Matrikelausgaben  aufmerksam  zu  machen,  sondern  auch 
Fehler  in  der  Publikation  zu  berichtigen  sowohl  bezüglich 
Schreibung  der  Familiennamen  als  bezüglich  der  Zuteilung 
von  nicht  näher  bezeichneten  Studierenden  zu  unserem  Frei- 
burg, was  nur  durch  genaue  Kenntnis  der  Familiennamen 
möglich  ist.  Dagegen  glaubte  ich  von  einem  weitergehenden 
Konmientar  absehen  zu  dürfen,  da  hier  die  Grenzen  schwer 
zu  ziehen  sind  und  bei  richtiger  Schreibung  der  Namen  «uoli 
der  Gebrauch  schon  genügent!  erleichtert  ist.  Die  Reihenfolge 
ist  wie  in  der  Matrikel  die  chronologische.  Die  dort  gebrauchten 
Abkürzungen  sind  auch  hier  beibehalten :  in  Betracht  kommen 

folgende : 

a  =^  artium  d.  ^r-  dedit 

aiig.  ^^  angaria  (Fron fasten)  dio.  =  diocesis 

b.  ^^  bacalarius  m.  =  magiler 

bac.  =  bacius,  eine  Münze 

Für  Beihülfe    bei    der  Indentifizierung    der   Geschlechtü- 

namen  bin  ich  den  HH.  J.  Schneuwly  und  Tobie  de  Raeniy, 

Archivaren,  sehr  zu  Dank  verpflichtet. 


133     - 


I.  Frciburgcr  Studenten  an  der  Universität 

Freiburg  im  Breisgau. 


Jahr 

1  1482     Maji  14.  Anthonius  Mürsing  de  Frihurg  in  Üclit- 

laiid.  clericus,  Losaniiansis  dioc.  iiilitu- 
lalus. 

2  1505     ()v[.  16.  Albertus    Coblcnser     de    Fribiirgo   in 

Neychtland  ordinis  Minoriiin. 

3  1514   Sept.  30.  Fr.  Conradus  Tregarius    de  Friburgo 

Echtlandie  ordinis  heremitarum  divi  An- 
gustini  et  prior  conventns  in  oppido  illo 
Frihnrgensi.  dioecesis  Lansannensis. 

4  1529  Martii  23.  Joannes  Cuensis  ex  Friburgo  in  Ycb- 

land,  Lansonenis  diocesis. 

5  —    Marcii  21).  Christophorus    Paffilar,    Friburgensis 

ex  Ocldandia  dioc.  Lausanensis,  nolulis 
dedit  (>  nrsigeros. 
(}       —    Marcii  31.  Petrus  Maier  ex  Friburgo,  Ocblandia. 

7  -      Aprilio  25.  Georgius    Garmarswyl ,    Friburgensis 

Helvetioruni,  diocesis  Losannensis. 

8  1532      Junii  2.  Franciscus    Lustriacus,     Friburgensis 

ex  Ucbllandia,  clericus  diocesis  Lausa- 
nensis. 

Nr.  2)  Offenbar  itlenlLsch  iiiil  doiii  im  Vcrzcicliiiis  der  Miiioritcii  von 
Freiburg  aufgefttbrten  Gabriel  (loblenzer,  f  1:2.  April  l.'>00,  vgl.  /*.  Ber- 
nard Fleunj,  Catalogne  des  religieux  du  eouvonl  des  (lordeliers  de 
Fribourg  (de  1^.>G-11H)."))  in  Archives  de  la  S>eiele  d'bistoire  du  ranton 
de  Fribourg.  VIII. 

3)  Konrad  Treger  oder  Treyer  (e.  1480— 1.>4'2).  sf>iller  Guardian 
<les  AugusUnerklosters  in  Freiburg  und  Provinzial  in  Oberdeutsehland. 
vgl.  AJIg.  D.  BHHjraphie,  38,  4^1)  un«l  Schmidlt'n,  Solothurns  Glaubens- 
kanipf  und  Reformation  im  IG.  Jalub.  Solotli.  l^.KM-,  S.  «M-.  Anm.  4,  wo 
die  ganze  Literatur  über  ibn  zusannuenge^tellt  ist. 

4)  Jean  Cruz  (?),  Gborberr  in  Freiburg  ir):i4—  4l2,  vgl.  Apollinaire 
Dellion,  Dielionnaire  liistorique  et  stati.stiijue  des  paroisses  catlioliques  du 
eanlon  de  Fribourg.  VI.  vol.  Fribourg  1888,  p.  32»H,  oder  Cuentz  Üuentzis? 


-     134    — 

Julir 

9     1532      Juiiii  2.  Johannes  Khrumenstal  \  fratres,  uter- 

10  —  ^2.  Anthonius         —  /     que  laieus 

prefati    oppidi  Friburgensis    et  diocesis 
Lausanensis. 

11  —       Nov.  13.  Ludovicus  Bassetus,    Friburgensis   ex 

Ichtlandia,  laieus  dioc.  Lausaii. 

12  1533       Jan.  2.  Petrus  Beraldus^  Friburgensis  ex  Ichl- 

landia,  clericus,  dioc.  Laus. 

13  —         Julii  6.  Georius  Moscha  ex  Rhotodemonte,  lai- 

eus, dioeesis  Lousanensis. 

14  1534    Julii  17.  Franciscus  Vögelin  ex  Friburgo  Echt- 

landie,  laieus. 

15  1534    Sept.  27.  Wilhelmus  von  Perroman  ex  Fryburgo 

Uehtlandie,  laieus  dioeesis  Lausanensis. 

16  Sept.  27.  Petrus    von   Perroman    ex    Fryburgo 

Uehtlandie. 

17  —         Nov.  4.  Petrus  Major  ex  Friburgo  Uehtlandie, 

laieus.  dioc.  Lausan. 

1<S  1535  Martii  5.  Joannes  Martini  ex  Friburgo,  Ueht- 
landie. 

11)     15.')7       Miüi   1.  Joannes  Teodcricus  Khrumenstall  ex 

Frib.  Ichtland,    laic.   dioc.  Lausanensis. 

20         -         Mail   1.  Joannes    Udalricus    Studcr    ex    Frib. 

lehtland.  laieus.  dioc.  Laus. 


Nr.  lOj  Söline  des  lialshcrrn  Hans  Knimmen»toll :  Anloii,  Cliorherr 
in  PVeihiirg  151^8-1547,  .loliaiin,  spator  St«(Uschrcibcr  von  Frciburg.  vgl. 
DeUion  1.  c.  824. 

12)  Seit  15.*J<S  Franziskaner  in  Frcihurg,    vgl.  Fleury  u.  a.  O. 

13)  Roniont. 

15)  Sohn  des  Peteriuann  von  1*.  und  der  Ursula  F''alk,  Enkel  von 
Schnllheiü  Falk  und  Verfasser  einer  inis  erhaltenen  wertvollen  Brief- 
sannnlung,  studierte  auch  in  Dijon,  vgl.  Zimmermann,  Peter  Falk,  Freil». 
(ieschirhtshl.  Xll,  125  und  Sonderabzug,  Freiburg  1905  und  Da{ft4€t  im 
Anz.  r.  Schweiz.  Gesch.  III  23. 

20)  Schultheis  der  Stadt  Freibnrg  in  den  Jahren  1549—1551. 
1 .553  - 1 5.55,  1 558  - 1 559 . 


-     135     — 

Jahr 

21  1537      Nov.  6.  Franciscus,    comcs    de    Grucria    do- 

minus Montis  Cervini,  laicus,  dioc.  Lo- 
sannensis. 

22  1538       Sept  3.  Nicolaus  Tcrreman  ex  Friburgo  Ucht- 

landie,  laicus. 

23  1540     Maii  28.  Jacobiis  Brandenburger   de    Friburgo 

in  Ichtlandt,  laicus. 

24  1542    Nov.  10.  Nicolaus  Pirradus  ex  Fryburg  in  Icht- 

land,  laicus,  dioc.  Losan. 

25  1543      Junii  4.  Rodolphus  Lewenstain     \    de  Fribur- 

26  —  -  Humbertus  Thausis  /    go  Ocbt- 

land,  laic.  dioc.  Losan. 

27  —    Octol).  19.  Nicolaus  Zimerman  |      laic.  de 

28  —         V        -j     Wilhelmus  Krumenstol  \    Friburgo 

29  —         .,        „     Daniel  a  Montana  J    Oechtland. 

dioc.  Losanens. 

30  Dec.  29.  Franciscus  Ridella    ex  Friburgo  Icbt- 

landiae,  laicus  Losan.  dioc. 

31  1544     Oct.  20.  Nicolaus  Gatten  ex  Friburgo  in  Uiecht- 

lande. 


Nr.  :21)  Graf  Franz  von  Grcycrz,  Herr  von  Monsalvens,  Baron  von 
Anbonne,  Sohn  Johann  II.  Brudor  des  letzten  Grafen  Michael  "|"  1550. 
Vgl.  (Geschieh tsforscher  XIII  444>. 

22)    Olfenhar  verschrieben,  vielleicht  Techtermann  ? 

2."))    Ratsherr  und  Tagsatznngsgesandier. 

28)  Mitglied  des  (iroßen  Rates  1550.  der  Sechzig  1505,  Fenner  1578 
nnd  Mitghed  der  neugcgrOndelen  Schulherrenkanimer  1577,  des  Kleinen 
Rates  1580,  f  1609,  vgl.  Fontaine,  Nolice  historiqne  sur  la  chanibre  des 
scolarqnes  de  la  ville  de  Fribonrg.   edilee  par  Berchtold.    Fribourg  1850, 

p.  59  ir. 

29)  Ein  Daniel  Monlenach  von  Doiupierre  war  seil  1557  Notar 
in  Freiburg,  vgl.  J.  Schneivlyj  Tableau  alphabeti(jue  des  notaires  de 
Fribourg  1869,  seit  1560  Bflrger  von  Freiburg,   s.  Archives  I  468. 

30)  Franz  Rudella  (c.  1530—1588)  Verf.  einer  ungedruckten  großen 
Freiburger  Stadtchronik,  vgl.  A.  Büchi,  Die  Chroniken  und  Chronisten 
von  Freiburg  im  Uechlland,  Jahrbuch  für  Schweiz.  Geschichte,  XXX.  Bd. 
und  Sonderabzug,  Freiburg  1905,  S.  278  ff. 


—     13«j     - 

Jahr 

32     1544     Nov.  14.  Casparus  Wcrlin   ex    Friburgo   Uchl- 

landiae,  laicns. 
38       --       Julii  27.  Antonius   )  Malgcrdus  ex  Rotodomonte 

34  —         —     —  Ludwicus  /         laic.  dioc.  Losann. 

35  1545     Julii  27.  Joannes    Deplc    ex    Friburgo    Oecbt- 

landiae,  laic.  dioc.  Losann. 

36  —      Aug.  13.  Jo.  Paur  e  Friburgi  Oecbtlandiae  laic. 

dioc.   Laus. 

37  154(>  Marc.  12.  Dionysius  Fomcrodus  ex  Dondidi  apud 

Friburg.  Oechtland.  laic.  dioc.  Los. 

38  —         y.        3.  Johannes    Motathi      "^  fratres   e  Doii- 

39  -  „        —  Benedictus     —  /  didi    ut   supra. 

40  1549     Maii  21.  Ulrichus  BemcrFryburgensisex  Nuich- 

tonibus,  Los.  dioc.  laic. 

41  -        Sept.  11.  Fr.    Nicolaus    Mattier,    ordinis    Fran- 

cisci  minor,  professus  nionaslerii  in  Fri- 
burgo ad  Huicbtones. 

42  1551    Junii  13.  Petrus  Bruno    ex    Friburg    Helveliae 

dioc.  Walesien  (I)  laicus. 

43  1554     Apr.  10.  Petrus  Ryter,    Fril)urgensis.    Helvetio- 

runi,  laicus  dioc.  Const. 

44  Junii  3.  Udalriclius  Bryndenburger  Frv  bingen. 

Helvelicus  laic.  (Brandenburger). 

45  155()     Apr.   14.  Petrus  Freitag  ex  Friburgo  Nuithonuin. 

laicus. 

4i)       —       Maii  31.  ^X/'ilhelmus  Daverney  ex  Fri])urgo  Cclü- 

landie. 

i7     1557      Jan.   10.  Petrus  Gaudius  ex  Friburgo  Ilelvetiae, 

laicus. 

4S       -  Jan.  29.  Jacobus  Milebach,  F'ryburgen.  Helveli- 

cus. ordinis  August.  (Mülil)acb). 


Xr.  41)    t   l.>r).->.  Vgl.  Fleun^  a.  u.  0.  3:>G. 

41))    WiHiolm  Tiivernev.  Cliorliorr  in  Freihurg.    Pfarrer  von  Tufers 
(l.'»Or>-l.M)l),  vgl.  Dellion  l  v.  \^^i. 


-     137     - 

Jahr 

49  1557     April  25.  Petrus    Schneblin,    Friburgens.  Hel- 

veticus  laicus. 

50  —       Sept.  20.  Vitus  Ruginct,  Friburgens.  Helvetius, 

laicus. 

51  1558     Od.  2().  Christophorus     Ruginetus,      Fryburg. 

Jechtland.  dioc.  Losanii.,  laicus. 

52  1560     Febr.  7.  Joannes  Domus    ex   Fryburgo    Yecht- 

laudiae,  dioc.  Losannae,  laicus. 

53  1560    Nov.  12.  Ludovicus  Bawiler,   Friburg.   Helvet., 

uobilis,  dioc.  Los.,  laicus.  (Pavillard). 

54  1562      Junii  6.  Petrus  Kintzle,  Friburg.  Ichtland.Losan. 

dioc,    laicus,    bac.  arL  in   ang.    crucis 
1563. 

55  —        Aug.  3.  Jacobus  Schnewly,    Friburg.  Ichtland, 

laicus,  bac.  art.  in  ang.  cruc.  1563. 

56  —      Octob.  I.  Rodolphus    Progynus,    Friburg.    Icht- 

land. laicus. 

57  1563   Febr.  15).  Joannes  Ludvicus  Getz,    Friburgensis 

Helvetioruni.  (Goetz). 

58  —  Aprilis  21.  Franciscus  Alexius,  Friburg.  in  Helvel., 

laic. 

59  —       Dec,  20.  Michael    Hugetus,    Rotundoniontanus, 

laicus,  dio.  Losannensis. 


Nr.  4D)  Peter  Schnewly,  Cliorlierr  und  Propst  von  St.  Niklaus  in 
Freiburg  (e.  1539— 97),  vgl.  Fontaine  1.  c.  S.  45  ff.  Dellion  328  und  Frans 
Heinemann,  Gcschiclite  des  Schul-  und  Bildungslcbens  im  alten  Frei- 
burg,   Frcib.  Geschichtsbl.  II  und  Sonderabzug  Freiburg  1895,  S.  117  ff. 

5:2)  Johann  Thomy,    Chorherr  in  Freiburg  1564,  vgl.  Dellion  328. 

54)  Dr.  med.  und  Stadtarzt,  Mitglied  des  Rates  der  CC  seit  1579, 
der  LX  seit  1582  und  der  Schulherrenkammer  seit  1577,  vgl.  Fontaine, 
p.  55. 

55)  Chorherr  in  St.  Niklaus  in  Freiburg,  seit  1578  Pfarrer  in  Un- 
dingen, vgl.  Dellion  330. 

50)  Notar  in  Vaulruz.  Bürger  d.  Stadt  Freiburg  1573,  Mitglied  des 
Rates  der  (iC  1587,  Heimlicher  1607.  s.  Archivcs  I  469. 


-     138     - 

Juhr 

60  1565      Nov.  3.  Wilhclmus  Mcs    ex  Friburg  Helvelio- 

runi,  laic,    dio.  Loso. 

Bac.  art.  5.  Juli  1569,  mgr.  17.  Jiilii  1571,  seit 
27.  Juni  1588  verheiratet  mit  Ursula  Niis.s- 
benglerin  von  Freiburg  im  Uechlland. 

61  —      Octol).  1.  Casparus     Burknecht      ex     Fryburgo 

Yechtland,  dioc.  Lozen.,  laicus. 

Bac.  art.  in  ang.  pent.  1568  mgr.  31.  Jan.  1570, 
notarius  univ.  2.  Sept.  1571,  venu,  mit  Elisa- 
beth SchiiuUerin,  wurde  Sekretär  des  Basler 
Domkapitels,  1577  als  solcher  entlassen  und 
1579  wieder  als  solcher  angestellt, 

62  1568     Dec.  10.  Joannes  Pasquanus,   Friburg.  Helvet., 

laicus,  bac.  art.  17.  Oct.  1570. 

63  1569    Junii  12.  Petrus  Reinaldt    ex  Friburg   in  Helv. 

laicus. 

64  —  —    —  Johannes  Amoldus    ex  Friburg.    Hei- 

vetior.  dioc.  Losan.,  laicus. 

65  —       Dec.  23.  Nicolaus  Sessinger,    Friburgens.    Hei- 

vetioruiu,  diocesis  Lausanens,  laicus. 

66  1570      April  9.  Willielmus  Tochterman,  Friburgen.  in 

Niecbtland,  dioc.  Lausanens.   laicus. 

67  1570    April  20.  Ludovicus  a  Villario,  Friburgen.  Nui- 

tborum,  dioc.  Lausan. 
6<S       —      Sept.  10.  Franciscus  Krummenstoll,  Friburgen. 

ex  Niecbtland,  diocesis  Lausanen. 

69  -  Franciscus    Castellanus,    Grueriensis, 

dioc.  Lausanensis. 

70  1571    Junii  20.  Simon  Gornel,  Friburg.  Yechtlan.,  dioc. 

Losan,  laic.  bac.  art.  14.  Jan.  1573. 

Nr.  C>0)  Biirlidriicker  in  Froiburg  (15'C)  — 98),  \g\.  Archives  de  Fri- 
hoiir-  II   l<S:i  und  :>17  IT. 

C)())  Hiiiiiuni.st.  Gescliichtschroihor  und  Recht^hisloriker  in  F'rei- 
hiirg  (l.").")!  — 101«S),  vgl.  A,  lU'ichf,  Die  Chroniken  etc.  von  Freiburg  28G  ff. 

(>7)  Moiifli  im  Cysterzienserstill  Altenryf,  vgl.  J.  Berthier,  Lettres 
de  .lcan-Fran«;oi.s  Bonoiuio,  Friboiirg  181)4,  p.  6:2. 

70)  Lehrer  an  der  Lateinschule  in  Freiburg,  vgl.  Heinemann. 
Schulgesch.  S.   138. 


-     139     - 

Jahr 

71  1572    Febr.  29.  Jodocus  Frcyburgcr,  Fryburgensis  Hel- 

vetiorum,  dioc.  Bisantinae,  laicus. 

72  —       —       —  Sebastianus  Wcrro,  Friburgensis  Hel- 

vetiorum,  laicus,  bac.  art.  16.  Jan.  1573. 

73  1574  Martii  15.  Johannes  Gerber,  Friburgensis  ex  Nui- 

lonibus,  laicus  dio.  Lausan. 

74  1575     Apr.  27.  Anthonius  a  Montenach  Friburgensis 

Nuithonum,  laicus,  bac.  art.  9.  Oct.  1576 
mgr.  8.  Jul.  1578. 

75  Juni  8.  Johannes  Eckenthaler  Friburgensis  Hei 

vetiorum,    bac.    art.    27.  Nov.  1576  ni 
8.  Jul.  1578. 

76  —  —     —  Petrus   Cardinalis,    Friburgensis  Hei 

vetiorum.  bac.  art.  27.  Nov.  1576. 

77  1576    Aug.  16.  Nicolaus  a  Diepbach   Friburgen.  Nui 

Ihonuni,  dio.  Losanen,  laicus.  (Diesbach) 

78  -  -      Sept.  15.  Carolas  Alexius,  Friburgen.  Nuithonum 

dioc.  Losannen,  laicus,  bac.  art.  11.  Jan 
1580. 

79  —         -       19.  Laurentius  Boccardus,  Friburgen.  Nui 

Ihonum,  dioc.  Losannens.  laic. 

80  1577    Nov.  13.  Petrus  ab  Afry  nobilis,  laicus  ex  Fry 

burgo    Helvetiorum,    Vesuntinen.    dioc 
ded.  9  bac. 


Nr.  7:2)  1574  mag.  art  der  UiiivtT^jililt  Froil>iirg,  Propst  von  St.  Ni- 
klaiis  in  Freiburg  und  fruchtbarer  Schriftsteller  (1555—  1G14),  vgl.  Fontaine 
p.  GO,  Dellion  384  und  Betihier,  1.  c.  Einleitung  p.  LXIV  ff. 

74)  Notar  (seit  1583),  Fenner  und  Mitglied  der  Schulherrenkaniuier 
in  Freiburg,  f  1G39,  vgl.  Fontaine  p.  74. 

75)  Chorherr  von  St.  Niklaus  in  Freiburg  (1579- IGU),  vgl.  Bel- 
lion 333. 

76)  Fierre  (^ardinaux  oder  Curdi  von  Bulle,  Prof.  der  Theologie  an 
der  Universität  Freiburg  im  Breisgau  und  Freund  des  Historikers  Guilli- 
mann,  vgl.  /.  Kälin.  Franz  Guillimann,  ein  Freiburger  Historiker  um 
die  Wende  der  XVI.  .lahrh.  Freiburger  Geschichtsbl.  XII  und  Sonder- 
abzug Freiburg  1*.K)5  S.  150,  dessen  Angaben  bezüglich  Promotion  hienacli 
zu  berichtigen  sind. 

77)  Schultheiß  4^1'  Stadt  Freiburg  in  den  .Jahren  1614/15,  1618  19, 
16:22  23.  1626  27. 


-     140    - 

Juhr 

81  1577       üec.  4.  Casparus   Rozc,    laicus,    Fryburgensis 

Helv.  Vesuntinens.  dio. 

82  1578.    Marl.  8.  Franciscus  Brunyel,  laicus  ex  Fryburgo 

Nuitlionuni,  Vesuntinensis  diocesis. 

83  1578      MarL  8  Jacobus  Haberkorn   ex   eadein  patria 

laicus,  b.  art.  21.  Jan.  1580. 

84  .     -  .     _-  Pangratius  Schneulin,  laicus  ex  eadem. 

85  Jiinii  18.  Jodocus  Millenbach,    Friburg.    Niiilo- 

nuin,  laicus. 
8(>     1571>  Febr.  26.  Hcnricus  Lambertus,  Frib.  Nuitlio.  dioc. 

(klonst,  lai. 

87  -         Mail  25.  SebastianusMilbach,  FriburgensisNoi- 

thouum,  Losannensis  dio. 

88  -       Julii  16.  Petrus  Grissetus,  Friburgensis  ex  Nui- 

tonibus,  diocesis  Losanensis. 

89  1580     Oct.  23.  Johannes  Bucquetus  ex  Friburgo  Hel- 

vetiorum,    dioc.  Losannensis.    (Bugnet, 
Bouquet?) 

90  15N1     Apr.   18.  'Walthcrus  a  Wiszolach,  Rotundinionlis 

llelvetius,  laicus,  diccoc.  Vesuntinensis 
(Wislobacher)  bac.  art.  8.  Jan.   1583. 

91  -  —  Nicolaus  Frayo    (Fniyo)   Fryburgensis 

Helvelioruni,    laicus,    diocoes.   Vesunti- 
nensis. 

92  —       Maii  25.  Georgias  Messelius  ex  Fryburgo  Hei- 

vetioruni,  laic.  dioc.  Vesuntinensis. 

93  —     -     Joannes  Pütung  (Pytlion)  ex  eadem  civi- 

late  et  diocoe.  laicus. 
<)4        ._         —  Burckardus    Hug    ejusdeni    oppidi    et 

diocoe.  laicus. 

95  Julii  21.  Nicolaus  Gottron,    Fryburgensis    Hei- 

vetior.  laic.  diocoe.  Vesuntinensis. 

96  15.S2  5.  Petrus  a  Montenach  ex  Fritnirgo  Nui- 


Nr.  \Hi)    Soit    loi^    Notar  und  Uulsthreiber    in  Fr<»iburg,     t  1(>^^ 
vgl.  Fouininr.  p.  74  und  Arrhivcs  I  468. 


97 

1583 

98 

1584 

99 

1584 

100 

-  -- 

101 

102 

- — 

103 

104 

1585 

ejusdein  patriae 

et  diocoesis, 

laici. 


-     141     - 

Jahr 

thonuin  in  Helveliis,  laicus,  sub  dioeces. 
Bisontinensi. 
Febr.  4.  Ulricus  Ratz  ex  Friburg.  Helvetioruni 
laiciis,  diocoe.  Consl. 

Junii  14.  Pancratius  Bittung,  Friburgensis  Hel- 
vetioruni, laiciis,  diocoes.  Losannensis, 
bac.  art.  7.  Jan.  1586. 

Junii  14.  Jacobus  Charetu 

—  —  Blasius  Barberus 
—  Jacobus  Garinus 

—  —  Claudius  Bacchodus 

—  —  Jacobus  Frossardus 
Junii  15.  Theodoricus  ab  Engclspcrg,  Fribur- 
gensis Helvetiorum,  Losannensis  diocesis 
1  fl.  12  bac.  in  ly,  tal. 

105  -         Julii  4.  Petrus  Perret,    Friburg.    Helvetioruni, 

dioc.  Losannensis. 

106  1585       Julii  4.  Joannes  Berger,    Friburgensis  Helvet. 

ejusdem  dioees. 

107  —         --     -     Jacobus  Castellus,  Friburgensis  Hevet. 

ejusdem  dioees. 

108  Nov.   18.  Petrus  Raze  ex  Friburgo  Helvetioruni. 

dioees.  Lausanens.    21  bac. 

109  —  —     —  Jacobus  Raze  frater  precedentis.  21  bac. 

110  —  —  Franciscus  a  Grangy,    Helvetius    Fri- 

burgensis, praeceptor  precedentium  duo- 
rum. 

111  —  —     _  Petrus  Orisetus  Friburg.  Helvetius  ante 

quinquennium  inscriptus  clericus. 

112  1586    Martii  3.  Nicolaus    Maier     Helvet.    Friburgens. 

dioeces.  Lausanensis. 

Nr.  99)  Jak.  Chervel,  Pfarrer  von  Freiburg  1(529  bis  1«:39.  Vgl. 
Dellion  359. 

108)  Cborberr  von  St.  Nikiaus  in  Freiburg  1588,  f  1625.  vgl. 
DelUoti  334. 

112)  Mitglied  des  Kleinen  Rates  und  der  Sohulherrenkammer, 
t  1616,  vgl.  Fofitaine  74. 


—     142    — 

Jahr 

113  1586       Dec.  4.  Claudius  Odclinus  (Oddinus)  (Rotemon- 

tensis),  laicus  dio.  Losannensis. 

114  1587     Mali  13.  Petrus  Curdinus  ex  Friburgo  Helvetio- 

runi. 

115  —      Nov.  18.  Anthonius  Rennsanus  ex  Friburgo  Nui- 

Ihonum,  diocoesis  Losanensis. 

116  1588     Mail  12.  Petrus  de  Molendino  Friburgensis  Hel- 

vet.  dioc.  Losannensis. 

117  —         Julii  1.  Jacobus  Diemant,  Friburgensis  Helvet. 

diocesis  Losannensis. 

118  1588      Aug.  6.  Anthonius  de  Pascua    Helvetius   Fri- 

burgensis. 

119  —        Sept.  1.  Simon  Berrot,    Friburgensis  Helvetio- 

runi,  dioc.  Losan. 

120  —         —     —  Bartholomaeus  Reinoldus  Friburgensis 

(Helvet.  ?) 

121  1589  Marlii  13.  Antonius  Corbator 

122  —  -      —  Jacobus  Corbator    )    bürge 

123  1590      Mart.  8.  Antonius  Malliat,     Rliotundimontensis 

nobilis  laicus  diocoe.  Losannensis. 

124  —  _  -     _   Georgius    a    Diesbach,    Fryburgensis 

Uelvelioruni  nob.  laic.  dio.  ejusd. 

125  -         S(»|)t.  21.  Christinus  Corbin,    Gruerionsis   dioec. 

Losanensis. 

126  —  —       -  Petrus  Burguinodus,  Grueriensis,  dioec. 

Losanensis. 

127  1591     Julii  10.  Franciscus  Lanius,    Friburgensis  Ucli- 

landus  dioc.  Lausanensis.  (Metzger). 

Nr.  118)  Anloinc  Dupasqiiior,  Dr.  Iheoh,  apostol.  Protonolar,  Chor- 
herr von  St.  Nikiaus  l.V.)7.  Gciieralvikar  der  Diözese  Lausanne,  Abi  von 
AUenryf  1001»,  vgl.  neUiüif  335. 

i'^'l)  von  Gn'icrz  und  Freiburg,  Canlor  und  Coadjnlor  des  Kapitels 
von  St.  Nikiaus  15%,  f  1014,  vgl.  DelHon  3^4. 

12())  P.  Bour(pienoud  von  Charmey,  Notar  in  Freiburg  seit  1590, 
vgl.  SchHf'ivJif. 


or  \     patrueles  Fri- 
►r    /   bürden.  Helvelii 


-     143    — 

Juhr 

128     1591     Julii  11.  Jacobus  Griuetty  eijiisdem  urbis  et  dio- 

cesis. 
121)       —         —    20.  Claudius  Chucx  sacerdos  Friburgensis 

in  Ut'hlandia,  Lausan.  dioc. 

130  —  —  Johannes  Caspar us  ^      Burgknecht 

131  —  —     —  „       Henricus    /    fmtres  Fribur- 

genses.  (Helvet.  ?) 

132  1592    Junii  11.  Josephus  a  Stavia    ex  Fryburgo   Hei 

vetiorum  nobilis,  laicus,  diocoes.  Losan 
noiisis.    det  4  flor. 

133  —  —     —  Simeon   Proginus  ex   eodeni    loco,  lai 

ciis  ejiisdein  dio.    bac.  art. 

134  —  —  Philippus  Roletus  ejusdem  patriae,  lai 

cus,  ejusdem  dioc.    14.  Mai  1594. 

135  —  —    19.  Franciscus  Proginus,  Fryburgensis  Hei 

vetiorum,  laic.  dio.  Losaimensis. 

136  1592     Julii  18.  Petrus  zu  der  Thannc,  nobilis  Frybur 

gensis  Helveliorum,  laicus,  diocae.  Los 
a\  Zurthanen  ded.  3  (?)  den.) 

137  —  —     -     Ludovicus  Känel    ejusdem  civitatis  et 

diocoe.  laicus.    ded.  \^2  flor. 

138  —  —     —  Joonnes  Gee,  ejusdem  loci,  laicus.  ded. 

taxam. 

139  —      Nov.  28.  Jacobus  Progenus,    Fryburgensis  Hel- 

veliorum,  laicus,  diocoesis  Losaimensis. 
det.  taxam. 

140  1593       Dec.  7.  Carolus  Corpator        i         ,^  .         .. 

4  A4  i-       1       i-     1  11  I  ex  (jriers,  dioc. 

141  —  -     --   Carolus  Castellus         f      t     , 

142  —  —     —  Franciscus  Castellus  )       ^ 

143  1594       Maii  7.  Tobias  Gottrouw,  Friburgensis  Helve- 

lius,  dioc.  Lausan.  b.  art.  30.  Mai  1595. 

144  --      Junii  15.  Joannes  a  Villario,  Bollensis,  dioc.  Lau- 

sanensis,  presbyter,  b.  art.  7.  Jan.  1597. 

145  1595    April  15.  Martinus  Reuff,  Friburg.  Helvet.  dioc. 

Lausan. 
14()       -  —     —  Nicolaus  Reuff,  Friburg.  Helvet.  pres- 

cripti  frater. 


-     144     - 

Jahr 

147  1595      Aug.  3.  Lconorius  a  Diesbach,    Friburg.  Uch- 

landiae,  nobilis  dioc.  Lausan. 

148  —  —    25.  JoanncsGcorgiusVoglin,  Friburg.  Uch- 

landiae,  dioc.  Laus. 

149  1596       Jan.  3.  Blasius  Bourgkenect,  Friburgensis  Hel- 

vet.  Augustensium  fralrum  monaclius, 
diocoe.  Losan. 

150  —        Jul.  20.  Franciscus  Hyrtt,  Friburg.  Helvet.,  lai- 

cus,  Losann. 

151  1597     üec.  17.  Petrus  Broginus,  Friburgens.  Helvet. 

152  1599  Marl.  27.  Christianus  Langhaus,  Friburg.  Helvet. 

153  —     April  16.  Petrus  Dochterman,    Friburg.  Helvet. 

154  —      Junii  14.  Anthonius  Cudretus,  Friburg.  Helvet., 

dioc.  Losann. 

155  1599     Julii  22.  Nicolaus  Barotus,  Friburgensis  Helvet. 

duorum  prescriptoruui  (sc.  Jacobus  et 
Henric.  Vallier  Solenlurnen)  praeceptor, 
qui  et  ipsorum  nomine  jurauientum  praes- 
titit. 

156  1601      Jan.  11.  Udalricus  Bouignie,  Friburgensis  Uclil- 

landie,  Laus.  dioc.  stud.  huni.  (Bugnet). 

157  —       Maii    10.  Joannes  Jacobus  Molitor  ex  Fryburgo 

lielvelioruni,  laicus,  diocoo.  Basiliensis  (!) 
solv.  taxani. 

158  1()02     Maii  30.  Petrus  Raiff  Fril)urgensis  ex  Helvetia. 

159  —         Aug.  1.'  Jacobus    Bawman,    Friburgensis  Hei- 

vetius. 

160  —      Nov.   13.  Michael  Ziegler  ex  Friburgo  Nuitonuni. 

161  1604   Mart.  15.  Casparus  Lavi,  Frib.  Helvetioruni  rhe- 

lor.     (Lari?) 

162  —      April  23.  Franciscus    Bauhmann,    Frib.  Helvet. 

logic. 

163  —         Maii  3.  Petrus  Danetus,  Friburgensis  Helvetius. 


Nr.  158)    Biirgorniei.ster  von   Fivibiirg,    Mitglied  der   Schulherreu- 
kammer,  f  1(>57. 


-     145     - 

Jahr 

164  1604     Maii  29.  Joannes  Rhumi  Friburgensis  Helvetius. 

165  —         Julii  1.  Gulielmus  Fladenstein,  Helvetius  Fri- 

burgensis. 

166  —         —    15.  Joannes    Ludovicus   Reiff    Friburgen- 

sis Helvetius. 

167  —        Nov.  3.  Franciscus    ab   Afri    nobil.    Helvetius 

Friburg. 

168  1605  April.  29.  Joannes  Udalricus  Zimmermann,  Fri- 

burgeu.  Helvet. 

169  —       Julii  12.  Joan.  Feldner,    Frib.  Uclitland.,    dioc. 

Laus,  rliet.  stud. 

170  —      Aug.  30.  Nicolaus  a  Ligerz,    Friburg.   Uchland. 

die.  Lausannensis,  nobilis,  rhetor.  stud. 

171  —      Ociob.  4.  Joannes  Jacob.  Bucher,  Frib.  Uchtland. 

die.  Laus.  log. 

172  1605    Octob.  4.  Joan.  Dan.  a  Montenach  Frib.  Uchtl. 

die.  Laus,  pbysic.  b.  art.  3.  Jan.  1606, 
nigr.  8.  Jan.  1608. 

173  —  —    21.  Claudius  Cordinus,  Friburg.  Uchtl.  die. 

Laus,  gramm.  st. 

174  -         Der.  29.  Jacobus    Maister,    Friburgensis  Ucht- 

landiae,  stud.  juris. 

175  1606    April  10.  Jo.  Jac.  Techterman,  Friburgen.  Helvet. 

st.  pbiae. 

176  —      Jiniii  14.  Joannes  Musius,  Rotundimontensis  laic. 

dioc.  Losan, 

177  1607     Jan.  16.  Rudolphus  Guay  Friburg.  Helvet.,    b. 

art.  3.  Jun.  1608,    nigr.  12.  Jan.  1610 
(Givay). 

Nr.  160)    Sclniltheiü  von  Freibiirg  (1(>30-51  wiederholt),  Mitglied 
der  Schulherreiikammer,  f  1G53. 

167)  Schultheiß  von  Freiburg  1644—45. 

172)  Notar  in  Freiburg  seit  1613,  vgl.  Schnen'Iy. 

177)  Rodolphe  Guey  de  Vuadens,   bischöfl.  Sekretär,    Chorherr  zu 

St.  Nikiaus  in  Freiburg  1619,  f  164«,  vgl.  Dellioti,  338. 

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-.     .>  I.iKiovicus    a  Prato   Romano, 

••  :."  .iiis    Wildt.     Fril.m-.    ilio.     Ij.^.i. 

-    ^.-  Stutz   rnJMir-rn^i^   1  l«'l\  <lii!-. 
\  j.^'.aus   Mull 

-•:!•!.:   l.-nnlilii^  jiiMiii^     Xii-.    .\i,.| 

\       N    '.    Ii"!!   Ii.kl..r  N,.ii   Li..!,rr.uj,.,,   in  ]>.  ;. 


-     147     - 

Jahr 

Friburg.  Helvet.  privatim  in  bacc.  crea- 
tiis  est  26.  Apr.  1717  matricula  fac.  art. 
ingr.  6.  Junii  1617). 

199  1615  Oct.  i±  Fr.  Petrus  Morat,  Frib.  Helvet.  s.  Au- 
gust, professus. 

2(M)       —         —    16.  Henricus  Fiwa,    Frib.  Helvet.   nobilis. 

and.  phi. 

201  Nicolaus  Fiwa,     Frib.  Helvet.   nobilis. 

aud.  plii, 

202  1616       Maii  8.  Jocobus  Vögelin  )      Helvetii  Fribur- 

203  —         —     —  Daniel  —       /       genses  fratres 

204  1617    Junii   14.  Nicolaus  a  Forri,  nobilis  Friburgensis 

Helvetius. 

205  —  —    15.  Joannes  Christophorus  Ruos,  Fribur- 

gensis Helvetius. 

206  —  —    22.  Petrus     Krummenstoll,     Friburgensis 

Helvetius. 

207  1618       Julii  1.  Joannes  Castellanus,  Rotundimontensis 

diocoesis  Loüanensis,  logicae  studiosus. 

208  —      Sept.  18.  Nobilis    Joannes    Franciscus    Mayer» 

Friburg.  Helvet.  diocoes.  Loßan.  dialec- 
ticus. 

209  1618     Ocl.  17.  Andreas  Consanderus  Friburg.  Helvet. 

diocoes.  Lo&an.  philos.  studiosus. 

210  -  —    2:{.  Mauritius  Rugler,  Frib.  Helvet.  diocoes. 

Losari. 

211  —  —     —  Jacobus  Cemetus  —         —     rbetor. 

212  1619     Apr.  12.  Petrus  Quensis  (?)  -         — 

213  1620    Sept.  24.  Joan.  Jacobus  Studer,    Friburg.    Hel- 

vetius. 

214  —        Oct.  16.  F.  Joannes  Sali  Friburgensis 

215  -  —     —  F.  Joannes  Ulrich  . 

216  —  —     —  F.  Jacobus  Meyer      —  ) 

217  —         —    21.  Petrus  Vögelins  —         Helvetius. 

218  —  —  Antonius     —  —  — 


g.....o      I    jj^j 


-     148    - 

Jahr 

219  1620     Oct.  16.  Joannes  Zua   Friburgensis    Helvetius 

(bac.  art.  2.  Maii  1621  mgr.   19.  Julii 
1622). 

220  —      Nov.  12.  Jacobus  Gillerdus  Friburgensis  Helve- 

tius (bac.  art.  2.  Maii  1621  (Gilierdus), 
mgr.  19.  Julii  1622). 

221  —  —    13.  Jodocus  Carolus  Werlin  Friburgensis 

Helvetius  (bac.  art.  2.  Maii  1621.  Werly). 

222  —  —    15.  Antonius  Kemerling  Friburgensis  Hel- 

vetius (bac.  art.  2.  Maii  1621  Kam- 
merling,  mgr.  19.  Julii  1622). 

223  — Dec.  (vor8.)  Wilhelmus    Meier,    Friburgensis    Hel- 

vetius ?  (Guil.  Maii  Friburg.  Brisg.  bac. 
a.  12.  Dec.  1628). 

224  1621     Oct.  20.  Franciscus   Bidermann    Friburg.  Hel- 

vet.  stud.  phys.  (bac.  a.  29.  Apr.  1622 
mgr.  12.  Jul.  1623). 

225  —  —     —  Petrus  Bugnonius  Friburg.  Helvet.  sind. 

phys.  episc.  Laus.  (bac.  29.  Apr.  1622 
(P.  Pugnimus  Frib.  Helv.)  mgr.  12.  Jul. 
1623. 

226  1621    Nov.   15.  Joan.  Udalricus  Pettung  Friburg.  Helv. 

227  —  —     —  Joan.  Jacob.  Bawmann       —         — 

228  1622      Oct.  26.  Abrahamus  a  Montenach  \   Helvetii 

229  —  —     —  Georgius  Petrus  a  —  /    fratres 

(Friburg.?) 

230  —        Nov.  3.  Fridolinus  Genter    Friburg.  Helvetius 

(b.  a.  29.  Apr.  1624,  matr.  fac.  theol. 
1624/25:  Jo.  Frid.  G.  Seckhingensis). 

Nr.  :21«))  Jean  .Jiuil,  von  SUlffis,  MatheniuUker  und  Militäringciiienr, 

^22)  Chorlierr  von  St.  Niklans  in  Freiburg  1623,  f  1678,  vgl. 
Ik'llioH  338. 

22-1)  Kaplan  an  Liebfraiien  in  Freiburg  1036  und  Pfarrer  von  Bö- 
singen,  vgl.  Dellion  424. 

22U)  Raischreiber  von  Freiburg.  Mitglied  der  Sehulherrenkamnicr 
t  1648. 


...     140     - 

Jahr 

231     1622      Nov.  7.  Petrus  Hilario  Fiihurg.  Helvetius 
«232       ...  —     —  Jacobus  de  Monte  Fril)urg.  Helvelius. 

233  —         —     —  Jacobus  Stutz  Friburg.  Helvetius  (b.  a. 

29.  Apr.  1624  mgr.  7.  Jul.  1625  inatr. 
fac.  theol.  1625/26). 

234  —         —     —  Henricus  Kolb  Friburg.  Helvetius. 

235  —  —     ■—  Franciscus  Crofiitus  Friburg.  Helvetius 

b.  a.  29.  Apr.   1624  (Crosytus)  mgr.  7. 
Juli   1625  (Crositus). 

236  Nov.  28.  Franciscus  Anthonius  a  Pascuis,  Hel- 

vet.  (Frib.?) 

237  1623    Nov.  28.  Blasius  Rami  Friburg.  Helv. 

238  1625     Ott.  15.  Beatus    Jacobus    Pitthon,    Friburgen. 

Helv.     b.  art.  26.  Mai  1626    (Pytbon). 

239  —     —  Casparus  Ziegler  Friburg<Mi.  Helv. 

240  -  Petrus  Zua  -  — 

241  --  -  Henricus  Pitther 

242  -  —      -    Jodocus  Wildt 

243  —  Jacobus  Rex 

244  -  —     —  Joannes  Michael  Wildt  Friburg.  (Helv.?) 

245  1()2()       Mali  8.  Theodatus  Castellus,  Friburg.  Helv. 

246  —    Odob.  20.  Nicolaus  Wild,  iiobilis  Friburg.  in  Ucb- 

landia. 

247  -  Claudius  Monviliar  Friburg.  Ucblandiae. 

248  -        Nov.  14.  Petrus  Reinolt,  Friburg.  liehet. 

249  1628        Oft.  6.  Joannes  Udalricus  Wildt,  Friburgeiisis 

H(?lvetius. 

250  —    17.  M.   Christophorus    Bauman,    Friburg. 

Helvet.    Soc.    Jesu     niatr.    far.    theol. 
1630  31. 


Nr.  237)  Bl.  Ra(Muy,   Notar  in  Froilmrg  soit  1630.   vgl.  iSf'hnew1y, 
243)  Jiikob  König,  (Iliorhorr  zu  Sh  Niklans  in  Freil>urg  1(5.33,  Stadt- 

pfarror   (1653-50)    nn<l    Fisknlproinotor    16.'>3,    l*roj>.st    KWO— 1670,    vgl. 

Delliofi  ;^W. 


-     150     - 

Jahr 

251  1629       Jan.  9.  Joannes  Adamus   Friburgcnsis  Helve- 

tius,  physicus. 

252  —         —     —  Ludovicus    Grangeanus     Fribiirgensis 

Helvetius,  phys.  (Granseanus).  noch  dort 
3.  Sept.  1632. 

253  1630     Febr.  3.  Petrus  Wildt,  Helvetius  Friburg. 

254  -  -  -     —  Franciscus  Petrus  Gutterot    Friburg. 

Helvet.  (Gottrau?) 

255  --  —      7.  Franciscus  Jacobus  Bauman  Friburg. 

Helvet. 

256  —      Junii  14.  Nicol.    Christoph.    Gottrau,     Friburg. 

Helvet.  huni. 

257  —       Dec.  16.  Laurentius    Buletus    Friburg.    Helvet. 

matr.  fac.  theol.  1632/33. 

258  1631       Jun.  7.  Joannes  Henricus  AIligertz(ALigertz?) 

Fryburg.  Helv. 

251)        -  Jul.  6.  Henricus  a  Eirgentz,  Fryburg.  Helvel. 

log. 

2()0     1(>49     Oct.  20.  Petrus  Rostier  Friburg.  Helveta,  phys. 

et  inst.  slud. 

261  —  Rud.    Techterman    Friburg.    Helveta. 

phys.  et  inst.  shul.  mgr.  11.  Jun.  1651. 

262  1650      ücl.  25.  Jo.  Murer,  Fribur.  Helv.  aud.  nietaphy. 

263  1651     Febr.    1.  Daniel  a  Mondenach,  Frib.  Helv.  inst. 

et  can.  stud. 

0 

264  —         —     —  Jo.  Jacobus  Ziegler,   Frib.  Helv.  inst. 

et  log.  stud.  physic.  stud.  21.  Jan  1652. 

265  -    Octob.   10.  Franciscus  Josephus  "Wildt,    Friburg. 

H(»lvet.  logicus. 


Nr.  :251^)  Franz  PohT  Gotlrow  de  Billons,  SchuUlieili  von  Freihiirg. 
Mitglied  (lor  Scbulhcrrcnkaunner,  v<j:I.  Fontaine  75. 

258)  Cliorlierr  und  Prop.^l  zu  St.  Niklnus  in  Freiburg  1645— 1650. 
vgl.  Dellion  a*U). 


-     151     - 

Jalir 

266  1651     Oct.  10.  Jo.  Antonius    a    Montenach    Friburg. 

Helvet.  log. 

267  —  —     —  Franciscus  Wildt,  Friburg.  Helv.  log. 

268  1653     Oct.  16.  Carolas  a  Diespach,    Friburg.  Helvet. 

jur.   slud. 

269  1654    Mali  23.  Ignatius    Curti,    Friburgensis    Helvet. 

theol.  spec.  stud.  inatr.  fac.  theol.  9.  Nov. 
1654. 

270  —  _.     _-  Jacob.  Christoph.  Brandeburger    Fri- 

burg. Helvet.  log.  stud. 

271  —    Octob.  24.  Barthol.  Courti,  Friburgensis  Helvetius, 

pliys.  stud. 

272  —        Nov.  7.  Tobias  Tardi,   Stafliacensis  Helvetius, 

logiees  stud. 

273  —         —      —  Henricus    Wildt,    Friburg.    Helvetius, 

logiees  stud. 

274  —         —    23.  Franciscus  Petrus  Vögelin,  Friburgen- 

sis Helvet.  rhetor.  fratres  gerniani. 

275  —  —     —  Franciscus  Antonius  Vögelin  de  I)um- 

dedies,    Friburgensis   Helvelior.   rbetor. 
fratres  germani. 

276  1655    April  13.  Beatus  Ludovicus  a  Berman,  Fribur- 

gensis Helv.  pbys. 

277  —  —    2S.  Joannes  Jacobus  Bauman    Friburgen- 

sis Helv.  pbys. 

278  -  —    29.  Petrus  Dechtermann  Friburgensis  Helv. 

log.  Studiosus. 

279  —    Octob.  16.  Franciscus  a  Reinold  \     fratres,  Fri- 

280  —  —     —  Joannes  a  Reinold       J  bürg.  Helvet. 

281  —         —     --  Ludovicus  a  Reinold  J  rudinient.stud. 


Nr.  i270)  Chorherr  von  St.  Nikluiis  in  Frcihurg  KJCO— l(>ti9.  vgl. 
Dellion   MO. 

27:2)  Tühie  de  Tanly  <le  Montravol,  eeuyer.  Herr  von  Rueyres. 
Vogt  von  ChAtel,  Ratsherr  und  Gouverneur  von  StilOis,  geh.  17.  Sept. 
Jt>41,  vgl.  Arclüvcs  heraldi<|ues  suisses  1906  S.  122. 


-     152    — 

Jahr 

282     1655     Oct.  25.  Georgius    Antonius    Wüdt,     Friburg. 

Helvet.  pliys.  et  instit.  jur.  stud. 
2S3     1656        —  24.  Franciscus   Prosper    de  Gady,     Frib. 

Helvetius  log. 

284  —         —     —  Simon  Zazze,    Frib.  Helvetus   logicus. 

285  1656     Oct.  30.  Jo.  Jacobus  Haimon,  Friburg.  Helvetus, 

theol.  stud.    matr.  fac.  theol.   21.  Nov. 
1656  (Haymo). 


286 

1613 

287 

288 

1626 

289 

290 

1638 

291 

292 

293 

1642 

n.  In  Orleans   (1478—1686). 

(Vgl.  Anzeiger   für  Schweiz.  Gesch.  II  244,  267  von  Alph.  Rivier). 

Johannes  Jacobus  Bucher,  Friburgensis  Hel- 
vetius. 

Ludovicus  Erhardus  nobilis         —  — 

Johannes  Reynoldus  —  — 

Antonius  Reynoldus  —  — 

40  Nicolaus  a  Perroman  — 

—     Jean  Nicolas  Reyff  —  — 

Johannes  Rodolphus  a  Pascuis    —  — 

Jodocus  Petrus  de  Monte  Friburgensis  Hel- 
vetius, Lausan.  dioc.  Juris  canonici  doctor. 

294  —  Franciscus  Carolus  a  Perroman  Friburgen- 

sis Helvetius. 

295  1648  Franciscus  Josephus  Reyff,  Friburgensis. 

296  1673  Franciscus  Augustinus  a  Diesbach,  Fribur- 

gensis Helvetius. 

297  1(576  Johannes    Josephus    a  Forel,    Friburgensis 

Helvetius. 

298  1677  Franciscus  Josephus  de  Gottrauw    Fribur- 

gensis Helvetius. 

299  1679  Antonius  d'Alt,  Friburgensis  Helvetius. 

Nr.  299)  Aposlol.  F<»t(>ii(»tur.  C^horhorr  1(>84  und  Dekan  des  Kapitels 
von  St.  Nikiaus  in  Freilmrg  lf)9(),  Pn)p.st  daselbst  1707,  f  t736.  vgl. 
Delliou  ai2. 


-     153     - 

Jahr 

300  1679  Henricus    Ignatius    de  Maillardor,    Fribur- 

gensis  Holvetius,  Procuralor  1(>80. 

301  —  Franciscus    Romanus    a  Diesbach,    Fribur- 

goiisis. 

302  l(>7y  Johannes  Jacobus  Buman,  Friburgonsis  Hel- 

vetius. 

303  --  Petrus  Aug.  a  Maillardor,  Friburgensis,  Pro- 

curutor  1(582. 

Jean  Joseph  de  Montenach  iV  Orsoniieiis. 
Friburgensis  Helvetius. 

Josephus  Prothasius  Fegeli,  Friburgensis. 
Franciscus  Gualterus  Gady,  Friburgensis 
Hf*lvetius. 

Tobias  Kuenli  Friburgensis. 
Josephus  Techtermann 
309       —  Johannes  Henricus  Wildt 


304 

1G80 

SOT} 

30() 

1Ü.S1 

307 

1<)82 

308 

^_^ 

IIL  Freiburger 
Licenciaten  der  Medizin  von  Montpellier. 

(Piibliz.  von  Ch.    L«»  Fort  im  Anzeig.  f.  Sirhwciz.   Gesrh.   N.  F.  X.  171). 
Juhr 

310  1049  Jacques  Gendre  de  Gruyere  Suisse. 

31 1  1741  Jean  Bouquet  de  Fribourg 

312  1744  Claude  Fran^ois  Gachet  de  Gruyere   Suisse. 

313  1753  Fran^ois  Joseph  Paris   de  Fribourg 

314  1760  Theodule  Dupasquier  Canton  Fribourg    — 

315  1778  Blaise  Adalric  Thorin  de  Fribourg          — 
310  1779  Andre  Ducrest  de  Fribourg. 

IV.   Freiburger  Studenten  in  Tübingen. 

(Vgl.  Heinrich  Herniclink.   Die  Mutriiceln  der  l'niversitftt  Tübingen 
I.  Bd.  Die  Matrikeln  von   Ii77-1G<HK     Stiiltgarl   11MM>.| 
Juhr 

317     1497       Mai  :29.  Johannes    Luduvici     de    Engelsperg, 

b.  a.  2.  Octobris  1498  (inalricula  Facul- 
latis  artiuni :  <le  Kngolsperg  ex  Friburg). 


-     154    - 

Jahr 

318  1513    Nov.  26.  Wilhelmus   Dachs    de    Superioii    Fri- 

burgo. 

319  1590      Nov.  5.  Johannes  Rosatus,  Grandissonensis  sub 

ditione    Bernensiuni   et  Friburgensium. 


V.   Freiburger  Studenten  in  Wien. 

(GQtige  Mitteilung  von  Ferd.  Rüegg,  cand.  hist.,  nach  der  hdschl. 

Wiener  Matrikel). 
Jalir 

320  1404     Sem.    I    Chuonradus  Rarochingen  de  Friburga 

(?)  2  g. 

321  1421     Sem.  II    Johannes  Gruerie   de    Friburgo    Ocht- 

(October)  landie,  nalionis  Austrie,  (pauper).    (Der 

Rektomtsweclisel  fand  am  13.  Oktober 
statt.) 

322  1427     Sem.  11    Jacobus    Cudrifin    de    Freyburgo     in 

Nüchtland,  dedit  4  gr.  (fol.  19). 

323  1430     Sem.    I    Petrus  de  Mossitz   de  Friburgo    4  gr. 

(fol.  43). 

324  -  —       "Wilhelmus  Bugniet  de  Friburgo  4  gr. 

(fol.  43). 

325  —  -         Henricus  de  Prato  Romano  4  g. 
320       —              —       Petrus  —  —       frater  ejus 

de  Friburgo  4  g. 
327     1452  —       Paulus  Comitis  de  Friburgo  4  g. 


Nr.  *^i21)  Freihurger  Notar  uiul  Chronlsi  {r.  iW4  —  G7)).\§\.  A.  Biichi. 
i>14  fV. 

3:2:2)  Sla(ll.srhreil)er  u.  Chronist  in  Freihurg,  f  14(>4,  vgl.  .1.  Bfichi, 

225  ir. 

82H)  Peler  Mossu,  einer  4ler  reichsten  Freihurger  Bürger,  wohnte  im 
Burgviertel,  vgl.  Ferd,  Buomherfjer,  Bevölkerungs«  u.  Vermögensstatistik 
hl  der  Stadt  und  Landschaft  Freihurg  um  die  Milte  des  15.  Jahrh.  Frei- 
hurger  GeschirhJshl.  VI  VII  und  Sonderahzug,  Bern   1900,  S.  210. 

324)    Doinp    Willermo  de  Bugniet,    ein  Geistlicher,  wahrscheinlich 
Kaplan  in  Freihurg,   vgl.  Buomberger  a.  a.  0.  210. 


155      - 


VI.   In  Heidelberg. 

(Vgl.  Töpkt».   Wie  Matrikel  der  Universilüt  Heidelberg  i:te«J-184<> 

5  H.  18H4-1904  Heidelberg). 

Jahr 

;128     1401    Sept.  i20.  Christianus  de  Ghambach  dt. 

312!)     1449   (Juni  23.  bis  Aug.)  Jacobus  Lumbard  de  Friburg. 

330  1741       .Inni  7.  Petrus  Reinoldt,  Friburgeiisis  Helvetus. 

jur.  utr.  cand. 

331  -         —        -  Joan  Ant.  de  Ramy,  Fribnrgeiisis,  jur. 

utr.  cand. 

332  1754    Marl.  10.  Praenobilis  dorn.  Josephus  Michael  de 

Reinold,  Friburg(?nsis  Grison.  (Lausan.?) 
jur.  cand. 

333  —      Nov.   10.  Ignatius  de  Raynnold,  Frybourgo-Hel- 

vilicus,  juris  cand. 

334  1704     Dec.  13.  Dom.  Nicolaus  de  Montenach,  patritius 

Friburgensis  Helvelus,  jur.  utr.  cand. 

335  —  —   Dom.  Tobias  Pancratius  Bauman    dr 

Strus,    patritius  Friburgensis  Helvelus. 
jur.  utr.  c^nd. 
33()     1705     Dec.  14.  Praenobilis  ac  generosus  dorn.  Joannes 

Nicolaus  de  Montenach  de  Cotlens, 
Friburgo-Helvetus  patrilius,  suam  ma- 
Iriculam  renovavit.   (Mit  Wappen). 

337  1700       D<»c.  5.  Ferillustris  ac  generosus  dorn.  Philippus 

Ludovicus  l.  baro  de  Praroman  de 
Montel,  patritius  Fribuigensis.  jurium 
sind. 

338  1770       Juni  tJ.  Balthasar  Müller,  Melveto-Friburgensis, 

patrilius,  jur.  utr.  cand. 

33!)     ISOO        Mai  3.  Carl  Engelhard  aus  Murlen  i.<l.  Schweiz. 

studierte  bisher  die  Recble  untl  Kameral- 
wissenscbaft  in  Freyburg»  V'ater  Doctor 
Fngelhard  in  Murlen. 


-     156     - 

Zum  Magister  art.  promoviert  (Album  promotorum  in 

fac.  pliil.  ex  parte  catholicorum) : 

.'J4()     1 750     promotore  rev.  patre  Christophoro  Beringer  soc, 

Jesu :  Franciscus  Blanck  Fribi#g.  sem.  Card. 
couv.  (Friburgi  Ue.?) 

341     1739     Nicol.  von  der  Weyd,  Friburg.  Helvetius,    au- 

ditor  juris  canonici  (sedulus). 


Alphabetisches  Verzeichnis. 


Adam  Jolianu     251. 
Afry  Peter  von    80. 

—  Franz  von     1H7. 
Alex  Franz    58. 

-  Karl     78. 
Alt  Anton    298. 
-     Peter  182. 
Arnold  Jolianii     04. 
Hacchodus  Claudius     102. 
Barberus  (Barhey  V)  Blasiu.s     100. 
Barotus  Niklaus     155. 

Basset  (Bassetus)  Ludwig     11. 
Berald  (Beraldus.  Boulard?)  Vo\vr    12. 
Herger   Johann     106. 
Berner  Ulrich     40. 
Beroud  Simon     119. 
Bidermaini  Franz     224. 
Blane  (Blanrk)  Franz     340. 
Boecard  Laurenz     79. 
Bouchier   s.  Lanius. 

Bourgknecht  (l^urkneehl)    Blasius     149. 
Heinrich     UM. 

—  .Johann  Kaspar     130. 

—  Kaspar     Gl. 
Bourquenoud  (de  Charmey?)  Peier    12(). 
Brandenburger  .lakoh     23. 

—  (Bryndenhurgcr)  ririch  44. 

—  .Jakoh  Christoph     2G9. 
Brun  Pierre  s.  Bruno 


^ 


Bruno  (Brun?)  Peter    42. 
Brunyel  (Bunyet?)  s.  Bugnel. 
Bucher  Joh.  Jak.     171.     285. 
Bucquet  (Bouquet)  Johann     80 

-  Jean     310. 
Bugnet  (Brunyel)  Franz    82. 

~       (Bouignie)  Ulrich     15(>. 

-  Wilhelm     324. 
Bugnon  Peter     225. 

Bullet  (Bnletus)  Lorenz     257. 
Bunuin  Franz     162. 

Franz   Jakoh     255. 

(Bawmaii)  .hikob     159. 

-  Jc»h.  Jakoh     227,     27r>. 

-  M.  Christoph     i:50. 
Cardinaux  (C^rdinalis)  Peter 
Castella  (Castellanus)    Franz 

-  Jacoh     107. 
Johann     207. 

-  Kari     lil. 
Theodat.     245. 

Cemetus  Jakoh     211. 
Charetus  (Chervet?)  Jakoh 
Chervet  s.  (Charetus. 
Chuex  Claudius     129. 
Coblenser  Albert     2. 
Comte  (Comitis)  Paul     327. 
Corbin  Christinus     125. 
Cordev  s.  Cordinus. 


301. 


76. 
69, 


142. 


99. 


-     157    — 


(.lordiiuis  (Cordey?)  Claudius     lUIi. 
Corpataux  Anton     121. 

—  Jukob     122. 

—  Karl     140. 

(.osanilcy    (Consunderus)   Andreas     201). 

Crossitua  (Croty?)  Franz     235. 

C4ruz  Jean  s.  Cuensis. 

Cu<lre  (Cudrehis)  Anton     154. 

Cudrofin  Jaques     321. 

Cudretus  s.  Cudre. 

Cuensis  (Cruz?)  Jobs.     4. 

Curdinus  (Curdy  de  Bulle?)  Peter    114. 

Curti   Ignaz    268. 

-  Barthol.    270. 
Dachs  Wilhelm    317. 
Danetus  (Than?)  Peter     ICvi. 
Davemey  s.  Tavemey. 
Deplait  Jean  s.  De[>le. 
Deple  (Deplait?)  Johann    35. 
Dieinant  (Dunant?)  Jakob     117. 
Diesbach  Franz  Augustin  v.     2t)5. 

Franz  Roman  v.     300. 
Georg  von     124. 

—  Karl  von    267. 

—  Leonorius  v.     147. 

—  Nikiaus  von     77. 
Domus  Johann  s.  Tbomy. 
Ducrest  Andre     315. 
Dumont  Jakob    232. 

-  Jost  Peter    292. 
Dupasqiiier  s.  Vondcrweid. 
Eekenthaler  Johann     75. 
Eirgentz  (?)  Heinrich  von     259. 
Engelhard  Karl     339. 

Englisperg  (Engelsi)erg)  Job.  Ludwij,'  v. 
316. 
—  Theodor  von     104. 

Erhard  Ludwig    286. 
Erlacb  Johann  v.     188. 
Rstavaycr  Joseph  de     132. 
Favre  (Faber)  Franz     181. 
Feldner  Job.     169. 
Fiwaz  Heinrich    200. 

-  Nikolaus     201. 
Fladenstein  Wilhelm     165. 


\ 


Forel  ».  Grisel  de  Forel. 

Fomerod  Dionys    37. 

Freiburger  Jost     71. 

Freitag  Peter    45. 

Frossard  Jakob     103. 

Fruyo  Nikiaus    91 . 

Gachet  Claude  p'ran<;ois    311. 

(lady  (Gatten)  Franz  Prosper     282. 

—  Franz  Walther    305. 
~     Niki.    31. 

Ganibach  Christian  v.     328. 

Garin  Jakob     101. 

Garmiswyl  (Garmarswyl)  (ieorg    7. 

Gatten  s.  Gadv. 

Gandhis  s.  Joye. 

Gendre  Jacques  309. 

Genter  F'ridolin     230. 

Gerber  Johann     73. 

Getz  (Goetz)  Job.  Ludwig     57 

Gex  Johann     138. 

(iiller  (Gillerdus)  Jakob     220. 

Gottrau  (Gotlraw)  Franz  Jos.  v.    297. 

Franz  Peter  (Gutterot)     254. 

Johann  Emanuel     184. 

—  Nikiaus    95. 

Nikiaus  Christoph     256. 

Tobias     143. 
Granges  (Grangy)  Fran^ois  des     110. 
Grangier  Ludwig     252. 
Greierz  Graf  Franz  von     21. 
(Jriset  (Grissetus)  de  Forel   (Forri). 

—  Johann  Jos.     296. 
NikUius     2(M. 

—  iVter    88. 
(irivet  Jakob     128. 
Gruyerc  Jeiui  320. 
(iuay  Rudolph     177. 
Gurnel  (Gornel)  Simon     70. 
Gutterot,  s.  Gottrau. 
Haberkorn  Jakob     83. 
Haimo  Job.  Jakob     28i. 
Hillaire  (Hillario)  Peter     231. 
Hug  Burkhard     94. 
Hugetus  (Huguet)  Michael     59. 
Huober  Peter     189. 


158    - 


Hyii   Franz     150. 
Jaudet   s.  Zaudct. 
Joye  (Gandhis)  Peter    49. 
Juat  (Zua)  Johann     219. 

-  Petor    240. 
Kämerling  Anton     222. 
Kanel  Ludwig     137. 
Kolb  Heinrich    234. 
König  (Rex)  Jakob     243. 
KrumincnstoU  (Khnimenstal)  Anton   10. 

—  Franz    69. 

—  Johs.     9. 

—  Joh.  Theodor.     19. 
Peter     206. 

—  Wilhehn  28. 
Kiicnlin  Tobias    306. 

Kuentzi  (Quensis)  Peter    54,     212. 

Lambert  Heinrich    86. 

Langbans  Christian     152. 

Lanius  (Bouchier,  Metzger)  Franz    127. 

Lari  (La vi)  Caspar     161. 

Ligerz  Joh.  Heinrich  von     258. 

Nikhnis  von     170. 
Loewensteiii   Rudolph     2.">. 
Lombard  Jukob     32.5. 
Lntry  (Luslriaciis)  Franz     8. 
Maier  Joh.  Franz     208. 
-       V.  .hikob     216. 

-  Nikolaus     112. 
Peier     6. 

-  Wilhehn     223. 

Maillard  jMalgenhis,  Mallial)  Auion  33. 
123. 
—         Ludwig    34. 
Maillardoz  (Maillardor)    Heinrich  Ignaz. 
V.     299. 
Niklaus     190. 
Peter  August   v.     302. 
Major  Petor     17. 
Maister  Jakfd)     174. 

Malgerdus  Anl.  \  ._   ...      , 

^  T     ,    .      y    >.  Maillard. 

—  Ludwig   ) 

Martini  Johann      18. 

Mä.ss*(Mes)  Wilhelm     60. 

MatlhT.  l'i-.  Niklaus  O.  Fr.     41. 


i 


( 


Messelo  (MesscHus)  Georg    9!^. 

Metzger  s.  Lanius. 

Molin  Pierre  du     116. 

Moli  tor  s.  Mo  Her. 

Montenach  (Montana)  Abruhani  von  228. 

—  Anton  von    74. 

—  Daniel    von     29,     193.     262. 

—  Georg  Peter  v.     229. 

—  Joh.  Anton  v.   265. 

—  Joh.  Daniel  v.     172. 

—  Joh.  Jos.  (v.  OrsonneiLs)  303. 

—  Kaspar  von     194. 

—  Niklaus  v.    334. 

—  Peter  von     96. 
Montveillard  (Monviliar)    Claudius    247. 
Morat  Christopli     178. 

—       Peter     199. 
Mose  ha  Georg     13. 
Mossu  (Mossitz)  Peter    322. 
Motathi  (Mottaz?)  Benedikt    39. 

—  Johann     38. 
Mull  Niklaus     198. 

Mnlobach  (Milebach)  Jakob     48. 

—  Jost    85. 

—  Sebastian     87. 
Mnller  (Molitor)  Baltlutsar     335. 

-  Joh.  Jakob     157. 
Murcr  Johann     262. 
Mürsing  Ant.     1. 

Musy  (Musius)  Johann     176. 

Ody  (Odelinus)  Claudius      113. 

Oriset  Peler     111. 

Paris  I-'ranyois  Jos.     312. 

Pasqiianus    (a  Pascuis,  du  Piisi|nier)    s. 

Vonderweid. 
Paiir  Johann     36. 
Pavillard  (Pafifdar,  Bawiler)  Christopli  5. 

—     Ludwig     53. 
Perrel  Peler     105. 

Perroman  (Praroman)    Beat    Ludwig    v. 
195,     275. 

—  Iranz  Karl  v.     293. 

—  Heinrich  v.     325. 

—  Johann  Ulrich  v.      180. 

—  Niklaus  v.     187,     289. 


159     - 


IVrroniaii  (Praroniaii)  Feter  v.     16. 

—  (de   Montet)    Philij)p    Ludwig 
337. 

—  Wilhelm  V.     15. 
IMrradus  (l'Orro?)  Nikiaus     24. 
Progiu   Kranz     135. 

—  Jakob     139. 

—  Peter     151. 

—  Rudolph     56. 

—  Simeon     133. 
Pftrro  s.  Pirradus. 

Python  (Pnlung,  Pilther.  Bittung)  Heal 
Jakob    238. 

—  Heinrich     241. 

—  Johann     93. 

—  Joh.  Ulrich    226. 

—  F'ankraz     98. 
Quensis  s.  Kuentzi. 
Raeiny  (Ranii)  Blasius     237. 

—  Joh.  Ant.  de  331. 
Rarochingen  Konrad  32(). 
Ratze  (Ratz)  Jakob     109. 

—  Kaspar    81. 

—  Peter     108. 

—  Simon  s.  Zazze. 

—  IJlricli     97. 

Rennsanus  (Renysan?)  Ant.     115. 
ReylF  (Reuffj  Franz  Jos.     2*J1. 

—  Jean  Ni<'olas     290. 

—  Joh.  Ludwig     KM). 

—  Martin     145. 

—  Nicola  HS     146. 

—  Peter     158. 

Reynold    (Rcinaldt.    Reinoldus)     Anicui 
288. 

—  Barihol.     120. 

—  Franz  von     278. 

—  Igiiaz  V.     33:3. 

—  Johann  von     279. 
Jos.  Michael  V.     :W2. 

—  Ludwig  von     280. 

—  Peter     63.     248. 
Rhumi  Joh.     164. 
Rieder  Peter  s.  Ryt<'r, 
Rolet  Philipp     134. 


) 


Rosat  Jean     319. 
Rossier  (Rostier)  Peter    2(»0. 
Rudella  (Ridellaj  Franz    30. 
Ruginet  Christoph     51. 

—         Veitla     50. 
Rugler  Moritz    210. 
Ruoss  Joh.  Christoph.     205. 
Ryter  (Rieder?)  IVter    43. 
Still  F.  Johann     214. 
Schncwly  (Schneblin,  Schneulin)  Jakob 


55. 


—  Pankraz    84. 

-  Peter     49. 
Sessinger  Niklaiis     65. 
Studer  Joh.  Ulrich     20. 

-  Joh.  .lakob     213. 
Stutz  Hugo     197. 

—  Jakob     23;i 
Tardy  Tobias    271. 
Taverney  (Daverney)   Wilhelm     46. 
Techtenuann   (Tochterman)    Joh.  Jakob 

ly«>. 

-  Josejdi     307. 
Nikiaus  s.  Terremau. 
Peter     15:^.     277. 

-  Rudolph     2t  Jl. 

-  Wilhelm     6(). 
Terreman  (Tijchlermann  ?)  Nikiaus    22 
Than  s.  Danetus. 
Thausis  (Tossis?)  Humbert    2ti. 
Tlioniy  (l)oiuus)  Jean     52. 
Thr»rin  Blaise  xVihilric     314. 
Tregor  (Treyer)  Konrad  3, 
Ulrich  F.  Johann     215. 
Villars  (a  Vilhirio)  Johann     144. 

—  Ludwig  du     67. 
Vissaula  (\Vissohuh)  Walther  a     90. 

Jos.  Prolhas     304. 
Vr.gelin  Ant(»n     218. 

-  Daniel    21«. 
1  ranz     14. 
I-'ranz  Anton     274. 
Franz  Peter     273. 
Jakob     202. 

1       —       Johaini     185. 


i    - 


UV) 


Vogf'Iiii  Joli.  <>corg     14h. 

-  l'cltr    317. 
Voiifl4*rwei<I  (I)upasc|uior)  Anton 

—  <Ilati<linH     179. 

—  Franz  Anion     ^^i, 
Johann     Ci. 

Joh.  KiKlulf    391. 
Niklans    IUI. 
IVliT  191. 

—       'niiVwinii*  JJi.'i. 

WcTÜn  Jo-^l  Karl     331. 

-  Kas|Mir    ;i3,     193. 
Wi-rro  SflniNtian     73. 
Willi  Franz     30(>. 

—     Franz  Joseph     3ß4. 
WiM  <itH)rg  Anton    381. 


118. 


Wild  Joliaiin  H«:.riti.     IKi.     '21-2. 

—  Johann  MirLo»!     iJ44. 

—  Johann  L'lh  h     349. 

—  Jo^l     343. 

—  Xiklau-     1>;.     34<i. 

—  Foter    3r>i. 
Wissolach  :?.  Vi->--ila7. 

Zaudot  (Jaudet?    Ht-inrich     l^*«i. 
Zazzo.    Ratze?    Simon        3>Cl. 
Zicglcr  Joh.  JaL^li     3(»4. 

—  Ka«|tar    389. 

—  Mirharl     lO». 
Zinimemiann  Joh.  Ulrich     lijir*. 

—  Nikluus     37. 

Ziia  .s.  Jiiat. 
Zurthann<?n  Pr-ttr     I3<i. 


>♦<■»-» 


Propst  Simon  Schibenhart 

Simon  Schibenhart,  1545  zum  Stadtprediger  von  Freiburg 
und  1552.  24.  November  zum  Propst  von  St.  Nikiaus  daselbst, 
resignierte  aber  bereits  am  28.  August  1554  und  begab  sich 
in  seine  Heimat  nach  Augsburg,  um  dort  die  Predigerstelle 
an  der  Kathedrale  zu  tibernehmen.  Er  verewigte  sein  An- 
denken auch  durch  eine  nach  ihm  benannte  Stiftung  *).  Er 
stand  im  Rufe  großer  Gelehrsamkeit  und  Frömmigkeit  und 
war  auch  dort  mit  P.  Canisius  -)  enger  in  Berührung  ge- 
kommen. 

Ueber  seine  Herkunft  waren  wir  bisher  schlecht  unter- 
richtet. Nach  Dellipn  stammt  er  aus  Freiburg  i.  Br.  Das  er- 
weist sich  nun  als  irrig,  indem  die  Matrikel  von  Freiburg  im 
Breisgau  *)  uns  hierüber  neue  und  sehr  gute  Aufschlüsse  gibt. 
Dort  ist  unterm  Jahre  1534  unter  dem  Rektorate  von  Martin 
Kygelin  art.  et  theol.  mag.  als  23.  eingetragen:  „Simon 
Schibenhart,  Auguslanus,  Laicus.  undecima  Januarii".  Schiben- 
hart stanmit  somit  aus  Augsburg  und  bezog  am  11.  Januar 
1534  die  Universilüt  Freiburg  im  Breisgau,  wo  im  Jahre  vor- 
her zwei  Freiburger  und  im  selben  Jahre  vier  Freiburger  im- 
matrikuliert wurden  als  Laie.  Im  Jahre  1535  erhielt  er  dort 
den  (jrad  eines  bac.  art.  (in  angaria  Crucis)  1537  (in  angaria  *) 
Nativitalis  Domini)  den  eines  mag.  art.  In  den  Jahren  1541/42 
und  1544  45  bekleidete  er  die  Würde  eines  Dekans  der  Ar- 
tistenfakultät. Dann  erwarb  er  sich  auch  die  theologischen 
Grade  als  bacalarius  biblicus  am  26.  Mai  1542  und  als  ba- 
calarius    sententiarius    am    27.  Oktober  1543.    Am    13.  Juni 


')    Vgl.   ApolL  Delliov.  Diciionnairc  des  paroisscs  VI,  325  und  Die 
deutsche  Seelsorge  iu  der  Stadt  Freiburg,  Freiburg  1893,  S.  11,  li2  u.  87. 

-)   Vgl.  Braunsben/er,  Epistulae  IV.  806,  807. 

-')  Herausgeg.  von  Hermann  Mayer.  I.  Band  Freiburg  i.  ür.  1907. 
S.  288  und  Anm.  ib. 

^)  Frobnfasten. 

Jt 


—     162    — 

1554,  nachdem  er  längst  das  Amt  eines  Stadt predigers  von 
Freiburg  bekleidet  und  bereits  Propst  des  dortigen  KoUegiat- 
Stiftes  geworden,  hielt  er  es  nicht  unter  seiner  Würde,  sich 
noch  um  die  höchsten  theologischen  Grade  zu  bewerben.  Am 
13.  Juni  .1554,  kurz  vor  seiner  Resignation  und  vielleicht  im 
Hinblick  auf  dieselbe,  wurde  er  noch  zum  lic.  und  Doctor 
theol.  promoviert  und  figuriert  in  den  Listen  unter  dem  Ein- 
trag „Simon  Schibenhart,  ex  Augusta,  concionator  Friburgi 
Uechtlandia?".  Wir  begreifen  nun,  da£  sich  der  Rat  große 
Mühe  gab,  diesen  gelehrten  Mann,  der  auch  literarisch  tätig 
war,  nach  Freiburg  zu  ziehen,    wo  er  einer  der  Vorkämpfer 

der  katholischen  Gegenreform  geworden  ist. 

A.  Büchi. 


Kleine  Mitteilungen.*) 

Burgundergräber.  Auf  einem  Hügel,  westlich  von  Sl. 
Ursen,  entdeckte  man  seit  Frühjahr  1906,  anläßlich  der  Aus- 
beutung einer  grolWn  rundlichen  Kiesgrube  von  40  ni  Durch- 
messer und  6  m  Höhe,  auf  der  ganzen  Oberfläche  über  150  Grä- 
ber meist  ziemlich  genau  gegen  Osten,  die  Köpfe  gegen  Sonnen- 
aufgang gerichtet.  Die  Gebeine  liegen  in  einfachen  Gruben 
von  25—90  cm  Tiefe  im  Sande,  die  Arme  teils  am  Skelett 
anliegend,  teils  auf  der  Brust  liegend,  der  Körper  auf  dem 
Haupt  oder  an  den  Füßen  von  Steinen  beschwert.  Von  Särgen 
finden  sich  nur  ausnahmsweise  noch  Spuren ;  die  meisten 
Leichname  scheinen  in  die  bloße  Erde  gelegt  worden  zu  sein. 
Von  Gegenständen  wurden  nur  ein  bronzenes  Armband  am 
rechten  Arm  eines  Skeletts  gefunden,  ferner  eine  eiserne  Gürtel- 
schnalle und  endlich  an  einem  andern  Knochengerüst  ein 
kleiner  Bronzering  mit  St.  xVndreaskreuz.  Die  vorgefundenen 
(legenstände  lassen  die  Gräber  dem  6.  Jahrhundert  angehörig 

erscheinen. 

Gazette  de  Lnusanne.  20.  Dezeinher  1906. 

*)  Kin>oiuliing  v(»ii  Zeitungsausschnitten  ans  Lokalblättern  mit 
solclion  Notizen  nimmt  der  Verfasser  dieser  Rubrik  stets  dankbar  ent- 
gegen. 


-     163     - 

üeberreste  von  Alt-Frelburg.  Bei  Errichtung  einer 
Wartehalle,  verbunden  mit  unterirdischem  öffentlichem  Abort, 
stieß  man  auf  dem  Arkadenplatz  auf  alte  Mauerftberreste,  die 
vom  ehemaligen  Spital  und  Zeughaus  herrühren  dürften. 
Ersteres  stand  vom  12.  bis  17.  Jahrhundert  an  Stelle  der 
heutigen  Arkaden.  Daran  schloß  sich  gegen  den  Pont-Mure 
die  Tuchhalle,  auch  für  den  Verkauf  von  Leder  und  Brot, 
später  zu  einem  Zeughaus  umgewandelt,  von  den  französischen 
Soldaten  im  Jahre  1798  geplündert  und  bald  darnach  nieder- 
gerissen. Der  Platz  wurde  seither  in  eine  öflFentliclie  Anlage 
umgewandet  und  mit  Ulmen  bepflanzt. 

LiberU  vorn  18,  Oktober  1907. 

Historische  Spuren  im  Murtenbiet.  Am  Murtensee 
zählt  man  17  Pfahlbaustationen,  Noch  bezeichnen  ausge- 
dehnte Gruppen  von  Pfählen,  die  bei  tiefem  Wasserstand  über 
die  Oberfläche  emporragen,  die  genauen  SteUen  der  Ansiede- 
lungen, so  in  Greng,  ferner  zwischen  Vallamand  und  Motier, 
sowie  östlich  vom  Ausgang  der  Broye.  Als  älteste  dieser  An- 
lagen betrachtet  man  die  sogenannten  Steinberge,  wie  es  deren 
gibt  zwischen  Merlach  und  der  Denksäule  und  bei  Guevaux. 
Auch  am  sogenaimten  Güni,  einem  in  der  Fläche  des  großen 
Mooses  westlich  von  Kerzers  gelegenen,  etwas  erhöhtem  Felde, 
waren  Pfablbaugegenstände  zutage  gefördert,  was  auf  dortige 
Niederlassungen  schließen  läßt.  Die  Pfahlbaufunde  aus  hiesiger 
Gegend  sind  an  die  Museen  von  Murten,  Freiburg  und  Bern 
gelangt. 

Spuren  von  Hünengräbern  fmden  sich  noch  im  Murlen- 
wald  ob  Altavilla  und  in  noch  größerer  Zahl  und  schön  ge- 
ordnet auf  der  Höhe  zwischen  Cordast  und  Brigels,  ferner 
ein  Begräbnisfeld  aus  ungefähr  derselben  Zeit  zwischen 
Büchsein  und  Gempenach  mit  ähnlichen  Funden  wie  in  den 
Hünengräbern. 

An  die  römische  Besiedelting  erinnern  zahlreiche  Orts- 
namen. Ferner  finden  wir  auch  Spuren  der  alten  Römerstraße 
im  großen  Moos  längs  der  Eisenbahnlinie  zw^ischen  Montilier 
und  Galmiz.  Hieher  gehört  auch  der  alte  ..Heidenweg**  durch 
die  sogenannten  „Hormatten"    und    die  noch  wohl  erhaltene 


-     164     - 

Stra&e,  die  vom  Rande  des  Mooses  bei  Kallnach  in  der  Rich- 
tung nach  Sololhurn  durch  die  Ebene  zieht.  Die  große  Heer- 
straße von  Aventicum.nach  Petinesca  bei  Biel  soll  über  den 
Wislenlacherberg  geführt  haben  über  Lugnorre-Joressant  und 
von  hier  übers  Moos  direkt  nach  Ins.  An  die  Broye  oberhalb 
La  Sauge  sind  noch  Ueberreste  davon  zu  sehen.  Römische 
Spuren  wurden  ferner  entdeckt  auf  dem  Felde  zwischen  Galmiz 
und  der  Berner  Straße  in  Gestalt  von  Ziegel-  und  Mauerres- 
ten als  Unterlage  der  Ackerkrunune.  Münzfimde  deuten  darauf 
hin,  daß  auch  die  beiden  Längsufer  des  Sees  von  den  Römern 
besetzt  waren.  Solche  Münzfunde  wurden  gemacht  beim  Bahn- 
bau zwischen  Murten  und  Merlach. 

Aus  der  Zeit  der  neuburgundischen  Herrschaft  dürfte  der 
Sarazennenturm  auf  halber  Höhe  des  Wistenlach  oberhalb 
Praz  vermutlich  hei*stammen.  An  Burgruinen  weist  der  Bezirk 
nur  jene  von  Gurwolf  im  Walde  oberhalb  des  Dorfes  auf: 
an  den  Grenzen  des  Murtenbietes  stehen  die  Ruinen  von 
Montagny  an  der  Arbogne  und  Oltigen  an  der  Aare;  i\uch 
der  alte  Turm  von  Vivei-s  gehört  hieher.  Nur  die  Sage  be- 
richtet uns  tles  weitern  von  festen  Punkten,  die  seither  spurlos 
\rrschwunden  sind.  So  hinrichtet  der  Volksmund,  daß  auf  dem 
Kebl>erg  von  Ried  ein  Schloß  gestanden  halien  soll.  Zur  Zeil 
der  Reformntion  scheint  manches  kirchliche  Baudenkmal  ab- 
m'l ragen  worden  zu  sein,  von  deni  sich  heute  nur  noch  der 
Namen  erhalten  hat.  Darauf  hin  weisen  die  manchmal  vor- 
kommenden Orlsbezeichnungen.  die  von  „Kapelle^  abgeleitet 
>ind,  ein  „Kä|)|)eli''  bei  Ri*M!  und  der  westhchen  Teile  von 
<rahniz  ist  bekaimt  unter  dem  Namen  ^auf  der  Zappelen". 
wo  ebenfalls  eine   Kapelle  stand. 

( Murfctibider  190ü,    Nr.  71  vom  o.  Sept.) 

Münzfunci«  In  P^t^iburg  wurden  laut  Gzpst.  in  einem  (ie- 
>chüfte  beim  Spalten  des  Holzes  in  einem  alten  StQck  Holz 
Goldstücke  im  Werte  von  über  1000  Franken  eingebohrt  ge- 
finulen.    die  meisten  tragen  als  Prägungsjahr  die  Zahl   181:2, 

{Mnrtenhider,   10.  Oktober  1906.) 


iHniH 

3  biQS  om  722  ''sa 


DATEDUE 


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STANFORD  UNIVERSITY  UBRARIE 
STANFORD,  CAUFORNIA    94305 


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