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''"RU^i
FREIBIJRGER
(iE SCHICHTSßLÄTTER
heraosgegeben
vom deutschen geschichtsforschenden Verein
des
Kantons Freiburg.
XI. Jahrgang.
Freiburg i. Ue. 1905.
Verlag der Universsitäts-Buchliandliing.
IV
Akademie der Wissenschaften zu Wien ira Jahre 1898
(( Pettauer-Studien » über Kolonisation, wirtschaftliche und
rechtliche Verhaltnisse des steirischen Bezirkes Pettau, und
im Jahre 1903 gab er im Verein mit Prof. Dopsch in Wien
den ersten Bau eines großangelegten Werkes : « Die oster-
reichischen Urbarien » heraus. Von kleineren Arbeiten ist
noch zu erwähnen : « Die ersten Türkeneinfälle in Krain und
Steiermark », in Mittgn. des Musealvereins für Krain. Un-
serem Verein war er von Anfang an zugetan und freudig
beigetreten. R. I. P.
Den Austritt haben erklärt die HH. Direktor J.J.
Sporri, der seither gestorben ist, und Karl Nußbaum-
Blaser. Herr Epards ist infolge Wegzugs aus dem Kan-
ton ausgetreten, während die Herren Philipp Buchs, Robert
Faver. Anton Felchlin, B. Kaiser, Paul Schaller, Her-
mann Schmidlin, Joh. Spicher und Joh. Stutz durchNicht-
annahme der Geschichtsblätter ihren Austritt veranlaßt
haben. Der Appell um Gewinnung neuer Mitglieder, um
die Lücken auszufüllen und den Mitgliederbestand mindestens
aufrecht zu halten, ist nicht fruchtlos geblieben ; dagegen
hat. sich der Wunsch nach größerer Stabilität der Mitglied-
schaft noch nicht erfüllt, indem die Zahl der Ausscheiden-
den sich noch nicht vermindert hat.
Unser Schriftenaustausch hat nun eine Ausdehnung
erreicht, die eine weitere Entwicklung so lange ausschließt,
als unsere Einnahmen keine Vermehrung, aufweisen. So
ist denn auch im Berichtsjahre nur eine Änderung zu ver-
zeichnen, die Anbahnung des Tauschverkehrs mit dem
Historischen Verein Donauwörth.
Die laufenden Geschäfte wurden in zwei Vorstands-
sitzungen, die beide in Freiburg stattfanden, erledigt. Die
Zusammensetzung des Vorstandes war die gleiche wie letz-
tes Jahr. Mit Rücksicht auf die durch Erstellung einer
gemeinsamen Festschrift mit der Soci6t6 d'Histoire beding-
ten Änderungen in Satz und Papier für das letzte Heft der
Freiburger Geschichtsblätter wurde beschlossen, den Anti-
qua-Satz sowie das neue Papier auch in Zukunft beizube-
halten, und die Druckerei verstand sich wegen der dadurch
veranlagten Verminderung der Zeilenzahl zu einer entspre-
chenden Preisreduktion für den Druck unserer Zeitschrift.
Donnerstag, den 14. Januar 1904, fand die allgemeine
Herbstversammlung im Gasthof zum Strauß in Freiburg
statt, bei allerdings schwacher Beteiligung von nur 14 Mit-
gliedern. Mit Rücksicht auf die Generalversammlung der
Allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz
im September 1903 in Freiburg, zu der auch die Mitglieder
unseres Vereins geladen worden waren, hatte man die
Herbstversammlung so spät angesetzt und von einem
Vortrage abgesehen, um für die Statutenrevision Zeit zu
gewinnen. Der vom Vorstande vorgelegte Revisionsent-
wurf wurde durchberaten und die seit Gründung beste-
henden Statuten in verschiedenen Punkten in fibereinstim-
mung mit den seither gewonnenen Erfahrungen abge-
ändert. Darauf wurden die so revidierten Statuten von
der Versammlung angenommen und beschlossen, dieselben
alsbald in Kraft treten zu lassen, im Jahrgang XI der Ge-
schichtsblätter abzudrucken, sowie die erforderliche Zahl
von Sonderabdrücken zu erstellen. Dieselben folgen hier
im Anhang zu diesem Berichte. Es wurden 19 Mitglieder
neu aufgenommen, nämlich die Herren Jos. Vaucher ; Chr.
Vögeli; K. Nußbaum -Blaser ; Daniel Wäber ; Am. Andrej;
Peter Brülhart ; Joh. Piller; Dr. Friolet ; Alph. Horner ;
Theodor Piller; Jos. Riedo ; Jak. Jenny; Walther Rainer;
Martin Schwaller; Prof. Levec : Arn. Käser; Ludw. Meny;
Dr. Gschwend, sowie der deutsche katholische Männer-
verein Freiburg mit 10 Fr. Jahresbeitrag. Ein gemeinsames
Mittagessen vereinigte die Teilnehmer, wobei Reden und
humoristische Vorträge das treffliche Mahl würzten.
Zur allgemeinen Frühjahrsversammlung fanden sich
Sonntag 12. Juni ungefähr 25 Mitglieder und über 40 Teil-
nehmer in der Pfarreiwirtschaft in Heitenried zusammen.
Der Präsident entbot den Mitgliedern und Gästen den
Willkommsgruß und verband damit einen kurzen Cberblick
über die Geschichte des Ortes. Heitenried dürfte eine alte
VI
deutsche Siedelung sein und erscheint unter dem welschen
Namen Essert in dem Verzeichnis des Propstes Cuno von
Stäffis (1228) als eigene Pfairei, allerdings in Abhängigkeit
von der benachbarten Kirche in Dudingen. Bald nachher
haben wir Kunde von einem Ritter Ulrich von Heitenried als
Besitzer der gleichnamigen Herrschaft im Jahre 1278. Reich-
licher (ließen die Nachrichten erst um die Mitte des 15.
Jahrhunderts. In der dem Savoierkriege vorausgehenden Span-
nung mit Bern äußerte Hensli Hoyo von Schwarzenburg
Drohworte gegen die Stadt Freiburg wegen ihres Verhal-
tens im Armagnakenkrieg, die von Nikli Alwan entstellt hin-
terbracht wurden, so daß die Freiburger es Hugo entgelten
ließen. Dieser schickte darauf der Stadt einen regelrechten
Fehdebrief und entführte bei Nacht und Nebel zwei Bauern
von Heitenried. Cuntzi Poflet und Niggli Thomi, 5 Pferde,
um sich für den ihm durch die Freiburger zugefügten Schaden
zu rächen. Die Geschädigten klagten im Juli vor dem Ge-
richt in Bern auf Ersatz gegen Hoyo und Genossen,
wurden aber abgewiesen, da der Raub in ehrlicher Fehde
geschehen sei '). Während des bernisch-savoischen Krie-
ges wurde Heitenried 1448 durch die in Guggisberg liegende
bernische Besatzung eingeäschert. Im Jahre 1369 gelangte
die Herrschaft Heitenried an die Familie Felga in Freiburg
und dann nach mehrmaligem Besitzwechsel an die Diesbach
in Freiburg, welche dieselbe 1820 veräußerten ■).
Sodann erhielt Herr Pfarrer Schwaller das Wort zu
einem Vortrag über « Die Grasburg )). In schwungvoller
Sprache schilderte der Redner die Schicksale der roman-
tisch gelegenen, benachbarten Grasburg seit deren nach-
weisbaren Existenz (1223) bis zu ihrem Verfall (seit 1525).
Dabei äußerte er die ansprechende Vermutung, daß schon
in römischer Zeit am gleichen Platze ein befestigter Brü-
*) Vgl. die Akten über diesen ProzeL>, herausgegeben von H.
Türler, Drei bernische Urteile über Privatfehde, in der Schweiz. Zeit-
schrift f. Strafrecht IX (l«96j S. *M— :W.
*) Vgl. Max de Diesbach, Le dernier seigneur de Heitenried, in
Etrennes fribourgoises, 190*^.
VII
ckenkopf bestanden haben dürfte, an dessen Stelle später
die Grasburg getreten, eine Annahme, die in der nachfol-
genden Diskussion von Mgr. Kirsch mit dem Hinweis auf
die burgundischen Ausgrabungen im nahen Ellisried unter-
stützt wurde. Da der Vortrag in den Freiburger Nach-
richten im Wortlaute abgedruckt wurde *), so möge ein
Hinweis darauf an dieser Stelle genügen.
Darauf machte Hr. Max von Diesbach der Versamm-
lung Mitteilung von einer Episode, die sich im Frühjahr
1799 in Heitenried abgespielt hatte. Am 14. April wurden da-
selbst eine Kompagnie helvetischer Truppen unter Hauptmann
Varnery durch 800 von Wachtmeister Joh. Gobet von Geren-
wyl geführte Aufständische aus der Umgebung angegriffen, ein
Teil in schmählicher Flucht davon gejagt, ein kleines Häuf-
lein belagert und zur Kapitulation genötigt. Auch dieser
Vortrag, ein verdankenswerter Auszug aus einer größern
Abhandlung, die schon früher veröffentlicht worden *), er-
schien im Wortlaut in den Freiburger Nachrichten *), sodaß
eine nähere Skizzierung überflüßig erscheinen dürfte.
Herr Emil Zurkinden legte der Versammlung alsdann
noch eine Abbildung des alten Schloßes Heitenried vor,
die er aus dem Nachlaß des Herrn v. Epinay erworben hatte
und die zu dem letztgenannten Vortrage eine willkommene
Ergänzung bot. Auch haben die meisten Teilnehmer nach
der Sitzung dem nahen Schlosse einen Besuch gemacht.
Der geschäftliche Teil wurde eröffnet durch einen
schriftlich eingereichten Antrag des am Besuche unserer
Versammlung verhinderten Vereinsmitgliedes Redaktor Gut-
knecht in Murten. Derselbe wünscht, der Verein möge in
Verbindung mit den historischen Vereinen von Bern und
Freiburg und gemeinsam mit den Lokalbehörden von Mur-
ten Schritte tun. um die Stadtmauern von Murten vor Zer-
Störung und deren Umgebung vor Uberbauung zu schützen ;
') Jahrg. 1904 Nr. 75, 76, 79, 82. 83.
*) Unter dem Titel : Les troables de 1799, in Archives de la
Soci^t^ d'Histoire du canton de Fribourg IV. vol.
*) Jahrg. 1904. Nr. 71. vom 18. Juni.
VIII
auch seien die Lasten des Unterhaltes zu schwer für Mur-
ten *). Nachdem die Diskussion sich durchaus mit der An-
regung einverstanden erklärt hatte, beschloß die Versamm-
lung, dieselbe energisch zu befürworten und erteilte dem
^ Vorstande Auftrag, dem Stadtrat von Murten Mitteilung zu
machen, daß unser Verein mit allen Kräften für Erhaltung
der Ringmauern der Stadt Murten eintrete und alle darauf
abzielenden Schritte mit seinem ganzen Einfluße unterstütze.
Endlich wurde ein Antrag des Vorstandes der Dis-
kussion unterstellt, der bezweckt, die alte historische Be-
zeichnung Freiburg im Uechtland, die heute vielfach außer Ge-
brauch gekommen und darum selbst bei der eidgen. Post nicht
mehr durchweg verstanden wird, dadurch wieder zu Ehren
zu bringen, daß auf dem Poststempel außer der bisherigen
ausschließlich gebrauchten französischen Form « Fribourg »
auch die deutsche Bezeichnung « Freiburg i./Ue. » einge-
führt werden soll in ähnlicher Weise, wie auch Murten und
Biel, ja sogar das ganz deutsche Dorf Tafer eine doppelspra-
chige Bezeichnung auf dem Poststempel führen. Der An-
trag wurde nicht ohne Widerspruch der Mitglieder franzo-
sischer Zunge von der Versammlung angenommen und der
Vorstand beauftragt, die erforderlichen Schritte zu tun.
Auf eine bezügliche Eingabe vom 15. Juni erfolgte am 12.
Juli eine ablehnende Antwort der Kreispostdirektion in
Lausanne, aus der wir folgende Motivierung hier anführen
wollen : « Obwohl wir in Prinzip absolut mit Ihnen der
Meinung sind, daß eine zweisprachige Bezeichnung der
Stadt Freiburg sich berechtigt, so ist es hingegen unbe-
streitbar, daß die gewünschte deutsche Nebenbezeichung
eine wichtige Ueberzahl von Verwechslungen zwischen Frei-
burg (Schweiz) und Freiburg i. Er. zufolge haben würde.
Dieser Meinung sind auch der Gemeinderat Ihrer Stadt,
welcher uns benachrichtigt hat, sich einstimmig für die
gegenwärtige einsprachige Bezeichnung ausgesprochen zu
haben und unsere Oberpostdirektion, die uns Auftrag er-
teilt hat, Ihnen in obigem Sinne zu antworten. »
^) Vgl. 6ine Einsendung im « Bund » 1904 Nr. 155. Bl. 2.
IX
Mit lebhaftem Danke hat die Versammlung Kenntnis
genommen von der Mitteilung, daß der hohe Staatsrat auf
unser Gesuch um einen einmaligen und außerordentlichen
Beitrag an die Kosten der a Festschrift der beiden histori-
schen Vereine des Kantons Freiburg zur Jahresversammlung
der Allgemeinen historischen Gesellschaft» uns am 26. Jan.
1904 einen solchen von 500 Fr. gleichwie der Sociötö d'liis-
loire zuerkannt hat. Unsere Festschrift fand sehr anerken-
nende Besprechung von Prof. Dr.. G. Meyer von Knonau in
der Neuen Zürcher Zeitung (Oktober) und von Dr. J. Kaiin
in der Schweizerischen Bundschau IV., 410.
Unsere Jahresrechnung, die regelmäßig mit einem
Defizit abschließt, dem keinerlei Vereinsvermogen gegen-
übersteht, legt uns nahe, Mittel und Wege ausfindig zu
machen, um aus dieser prekären Situation, die uns an
größere Aufgaben heranzutreten verbietet, möglichst bald
herauszukommen. Da die Einnahmen sozusagen ausschließ-
lich für den Druck unserer Zeitschrift Verwendung finden,
und diese als Jahresheft alljährlich erscheinen muß, so ist
an eine Verminderung der Ausgaben nicht zu denken und
muß auf eine Vermehrung der Einnahmen Bedacht genom-
men w^erden. Eine Erhöhung des Mitgliederbeitrages er-
scheint nicht angezeigt, weil ein erheblicher Bückgang der
Mitgliederzahl zu befürchten ist und an eine erhebliche
Vermehrung der Mitgliederzahl ist auch nicht zu denken.
Darum beschloß die Versammlung auf Antrag des Vorstan-
des, nochmals bei der h. Begierung einzukommen um Er-
höhung des Jahresbeitrages von ir)0 auf .'$00 Fr. moti^'iert
besonders auch mit den dem Staate erwachsenden Vorteilen
aus unserm Tauschverkehr mit 52 Gesellschaften des In-
und Auslandes, deren Publikationen an die Kantonsbiblio-
Ihek abgegeben werden müssen.
Freiburg, den 1. Dezember 1904.
Der Präsidenl :
Dr. A. Büchi.
X
Statuten
des
deutschen geschichtsforschenden Vereins
des Kantons Freiburg.
— •$•-
8 1-
Der Verein bezweckt, durch selbständige Forschung ins-
besondere die Geschichte des Kantons Freiburg klar zu
legen, durch Herausgabe seiner Arbeiten und durch ölfent-
liche Vorträge das Verständnis für die historische Entwick-
lung unseres Staates in weitere Kreise zu tragen und die
Liebe zum engern und weitern Vaterlande zu fördern.
8 2.
Zu diesem Zwecke unterstutzt der Verein die Sammlung
vaterländischer Altertümer gemeinsam mit der bestehenden
Sociale d'histoire du canton de Fribourg und sucht ihr alle
historischen Funde zuzuwenden die auf dem Boden unsers
Kantons gemacht werden.
Derselbe widmet seine Aufmerksamkeit auch den im
deutschen Kantonsteil gelegenen Archiven und wird dahin
wirken, daß die in Staats-, Gemeinde- und Kirchenarchiven
vorhandenen Schätze verwertet werden.
Ebenso wird der Verein sein Augenmerk haben auf
historisch merkwürdige Gebäude, Ruinen. Kunstantiquitäten,
und nach Kräften die kantonale Kommission für Erhaltung
der geschichtlichen Denkmäler in ihren Bestrebungen unter-
stutzen.
XI
8 3.
Jedes Mitglied verpflichtet sich, zur Erreichung dieser
Zwecke nach Maßgabe seiner Kräfte mitzuwirken, insbe-
sondere auf historische Funde jeder Art zu achten, davon
dem Vereinsvorstand rechtzeitige und genaue Kenntnis zu
geben und die Interessen desselben bestmöglichst wahrzu-
nehmen.
8 4.
Der Verein versammelt sich in der Regel zweimal des
Jahres (Frühjahr und Herbst) und bestimmt am Schlüsse
der Verhandlungen den Ort seiner nächsten Zusammen-
kunft. Sollte sich das Komite veranlaßt sehen einen andern
Ort für die Sitzung zu bestimmen, so sind der Versamm-
lung die Gründe hiefür mitzuteilen. Die Einladung zu den
Versammlungen geschieht durch wenigstens zwei öffentliche
Blätter und durch Einladungskarten.
§ i>-
Die Versammlungen des Vereins sind ölfentlich; doch
haben nur die Mitglieder das Recht, in Angelegenheiten des
Vereins abzustimmen.
8 6-
Zu Beginn jeder Verhandlung wird das Protokoll der
vorhergehenden Sitzung verlesen, die Zahl der anwesenden
Mitglieder und Gäste festgestellt, worauf der Vorsitzende
die Tagesordnung vorlegt. Wofern die Versamn)lung keine
Abänderung derselben beschließt, gelangen die Traktanden
in der angegebenen Reihenfolge zur Behandlung.
Angekündigte Anträge sind im Anfange der Sitzung
mitzuteilen und werden am Schlüsse der Tagesordnung be-
handelt.
8 7.
Die Anmeldung zur Aufnahme in den Verein geschieht
bei einem Mitglied des Vorstandes. Derselbe legt das (be-
such der Versammlung vor. Wenn keine Einsprache er-
folgt, ist der Angemeldete ohne weiteres aufgenommen.
XII
Bei Einsprachen entscheidet das absolute Mehr der Vereins-
mitglieder in geheimer Abstimmung.
§8.
Auf Antrag des Vorstandes können solche Männer zu
Ehrenmitgliedern ernannt werden, die außerhalb des Kantons
wohnen und sich um den Verein besondere Verdienste er-
worben haben. Sie sind als Ehrenmitglieder von jeder Ver-
bindlichkeit frei und erhalten die ordentlichen Vereinsschrif-
ten gratis.
8 9.
Die ordentliche Vereinsversamralung hat sich mit fol-
genden Verhandlungsgegenständen zu befassen :
a) Genehmigung von Geschäfts- und Kassabericht.
b) Vorträge geschichtlichen Inhaltes.
c) Kleinere Mitteilungen über geschichtliche Gegenstände
und Fragen.
d) Vorlage von Altertümern, Zeichnungen, Urkunden,
Quellenschriften, Münzen mit deren Erläuterungen.
e) Wahlen und Vereinsgeschäfte.
§ 10.
Die Einnahmen des Vereins sind :
a) Der Jahresbeitrag der Mitglieder.
h) Staatsbeiträge, Zuschüsse von andern Gesellschaften.
c) Der Erlös von Vereinsschriften.
d) Geschenke und Vermächtnisse.
Der Jahresbeitrag des Mitgliedes beträgt 3 Franken.
Indessen kann derselbe durch Beschluß der allgemeinen
Versammlung auf 4 Franken erhöht werden.
§ H.
Die Auslagen aus der Vereinskasse sind :
a) Die Druckkosten für die Veröffentlichungen des Vereins.
b) Kosten für historische Untersuchungen und .Anschaf-
fungen.
c) Anschaffungen von Geschäftsbüchern, Porto in Ve-
reinssachen und ähnliche Anlagen.
XIII
8 12.
An der Spitze des Vereins als geschäftfuhrender Aus-
schuß steht ein Vorstand von fünf Mitgliedern, die jeweilen
in der Herbstversammlung für drei Jahre gewählt werden.
Der Vorstand besieht aus einem Präsidenten, Schrift-
führer, Kassier und zwei Beisitzern. Die Versammlung
wählt im ersten Wahlgang den Präsidenten, im zweiten die
übrigen Vorstandsmitglieder. Der Vorstand constituirt sich
im übrigen selber und ernennt einen Vizepräsidenten, der
den Präsidenten im Falle der Verhinderung zu vertreten hat.
Sämtliche Mitglieder des Vorstandes sind nach Ablauf
ihrer Amtsdauer wieder wählbar.
§ 13.
Der Vorstand vollzieht die von der Vereinsversammlung
gefaßten Beschlüsse, prüft die Jahresrechnung des Kassiers,
unterhält die Tauschverbindungen, bestimmt den Inhalt der
Geschichtsblätter, bereitet die Geschäfte für die allgemeine
Versammlung vor und erledigt jene allgemeine Vereinsge-
schäfte, die nicht speziell der Generalversammlung über-
wiesen sind.
8 14.
Der Präsident leitet die allgemeinen wie die Vorstands-
sitzungen, er beruft die letztern ein nach Maßgabe der Ge-
schäfte oder auf Antrag von zwei Vorstandsmitgliedern ; er
vertritt den Verein nach außen, überw^acht den Schriften-
austausch sowie den Druck der Geschichtsblätter ; er führt
das Mitgliederverzeichnis und erstellt jährlich für die Herbst-
versammlung einen Geschäftsbericht, der in den Geschichts-
blättern veröffentlicht wird.
8 15-
Der Schriftführer führt das Protokoll der allgemeinen
sowie der Vorstandssitzungen und besorgt die Einladungen
zu denselben.
XIV
8 16.
Der Kassier verwaltet die Kasse und das Vereinsver-
mögen, er erhebt die Mitgliederbeiträge und er stellt je-
weilen für die Herbstversamralung die Jahresrechnung, die
im Auszug in den Geschichtsblättern zu veröffentlichen ist.
§17.
Der deutsche geschichtsforschende Verein des Kantons
Freiburg tritt mit der schweizerischen geschichtsforschenden
Gesellschaft sowie mit andern historischen Vereinen, Insti-
tuten und gelehrten Gesellschaften in Verbindung, nament-
lich um einen regelmäßigen Schriftenaustausch mit den-
selben zu unterhalten.
8 18.
Statulenrevision findet statt, wenn die Mehrheit einer
ordentlichen Vereinsversammlung dieselbe beschlossen hat.
Sie kann jedoch erst in dir nächst folgenden Versammlung
vorgenommen werden.
Durchberaten und angenommen in der allgemeinen
Vereinsversammlung.
Freiburg, den 14. Januar 1904.
Der Präsident
des deutschen geschichtsforschenden Vereins
des Kantons Freiburg :
Dr. A. Büchi.
XV
Kassabericht
des deutschen geschichtsforsch. Vereins des Kts. Freiburg pro 1 904.
A. Einnahmen.
4 Jahresbeiträge Fr. 12.20
5 Jahresbeiträge von ausw. Mitgl » 18.40
188 Mitgliederbeiträge » 533.45
Jahresbeitrag d. k. Männervereins in Freiburg » 10. —
Jahresbeitrag der Stadt Murten » 20.
1 Jahresbeitrag » 3.20
Jahresbeitrag der tit. Regierung » 150.—
Ertrag verkaufter Geschichtsblätter .... » 34.—
Erlös aus dem Buchhändler-Vertrieb ...» 32.25
Total der Einnahmen Fr. 813.50
B. Ausgaben.
Defizit von 1903 Fr. 11.52
Bibliographie zu den Geschichtsblättern X. » 10.—
Postauslagen » 19.50
Rechnung des Buchdruckers für die Geschichts-
blätter X )) 425.05
Dem Buchbinder für Brochieren » 84.20
Der Druckerei bezahlt » 219.—
Restzahlung für den Druck der Geschichtsbl, X. » 46.90
Total der Ausgaben Fr. 8T6.17
C. Bilanz.
Einnahmen Fr. 813.50
Ausgaben » 816.17
Mehrausgaben Fr. 2.67
Tafers, den 30. Nov. 1904.
J. Bäriswyl^ Kassier.
XVI
Verzeichnis der Mitglieder
des deutschen gechichtsforschenden Vereins des Kantons Freiburg.
Dezenarier lf<>4.
VontumJ :
Büchi, \y Albert. Professor. Freibur«, Präsident.
Schaffner. Sal., Pfarrer, Kerzers, Aktuar.
Iiärisw\l, J.. Staat^ein nehmer. Tafens. Kassier.
Wattelet, D' Hans, Advokat, Murten.
Schwalier, Viktor, Pfarrer, Alterswil.
Ehrenniitglie'f :
Schneuwly, J., Staatsarcbivar, Frei barg.
Mitglieder :
Aeby, Johann, Substitut, Tafers.
— Johann, Pfarrer, Plasselb.
— Lehrer, St. Antoni.
AfTolter, Oekonom, Conradshaus bei Heilen ried.
Andrey, Am-, Grolirat, Tafer«.
Aibre<;ht, Anton, Buch bindermeister, Frei bürg.
Auderset, Albert, Advokat, Frei bürg.
Baldegger, Jak., D^ phil. Einsiedeln.
Balmer, Melchior, Angestellter, Tafers.
Haumhauer, D' Heinr., Prof., Freiburg.
Beck, \y J., Prof., Freiburg.
Beeli, Franz, (Jberamtssch reiber, Murten.
Benninger, J. Amtsrichter, Salvenach.
Bertschi, Tierarzt, Düdingen.
Betschen, Adolf, Mehlhündler, Frei bürg.
Bichsel, Tierarzt, Courtepin.
Birbaum, Jos., Oberrichter, Freiburg.
Blancpain, Achilles, Bierbrauer, Frei bürg.
Blanchard, Philipp, Freiburg.
— Tlieod., Betreibungsbeamter, Tafers.
Blumenstein, Emil, Pfarrer, Murten.
Böschung, Ulrich, Wirt, Ueberstorf.
Brügger, Peter, Möbelschreiner, Frei bürg.
XVII
■»;
Brühl hart, Fridoi., Pfarrer, F'ont.
— Joh., Gefänguisdirektor, Fi-eiburg.
— Peter, Posthalter, Tafers.
Buchs. Gemeinderat, Montilier.
— Paul, Großrat, Jaun.
Buom berger, D' F., Redaktor, St. Gallen.
Cornuz, Gustav, Stadtauiniann, Murten.
Daniels, D' Franz, Professor, Freiburg.
Derungs, Joh., Professor, Coli. St. Michael, Frei bürg.
Desfossez, J., Pfarrer, Jaun.
V. Diesbach, Max, Großrat, Uebewyl.
Dinichert, Constautin, Natioualrat, Montilier.
Dossenbach, J., Seh u h band lung. Frei bürg.
Ducrest, H., Prof., CoUeg St. Michael, Freiburg.
EtTniann, Wilh., Prof., Itonn-Kessenich, Burgstr. 188.
Egger, Gh., Lehrer. Guschelmut.
Eggis, Adolf, Banquier, Freiburg.
Erlebach, Schlosser, Frei bürg.
Fasel, Ludwig, Ger ich tssch reiber. Tafers.
— Peler, Lehrer, Düdingen.
— Wilhelm, St. Antoni.
— Wirt, Bös in gen.
Fa\re, Karl, Hufschmied, Freibuig.
Felder, D' P., Hilarin, O. C. Freiburg.
Fleckner, Karl, Glasmaler, Frei bürg.
Fleury, P. Bernhard, O. Fr., Frei bürg.
Forster, Christian, Lehrer, Bennewvl bei Altersvvvl.
— Rob., Handelsmann, Heiteniied.
Fragniere, Gebrüder, Buchdruckeiei, Frei bürg.
. — D' Jos. Prof., Priesterseminar, Frei bürg.
' 'FViolct, D' Max, Advokat, Freiburg.
Frei bürg, Kath. deutscher Männerverein der Stailt.
Gabriel, Paul, Kürschner, Frei bürg,
Garr.mann, M., Lehrer, Flamatt.
Genoud, Leo, Großrat, Frei bürg.
Gottlob, D' Ad., Prof., Bonn, Bu^ichstr. .V).
Grimm.?, [)r. Hubert, Prof., Frei bürg.
Gschwend, Dr. Fridolin, Redaktor, Frei hu rg.
Gutknecht, H., Redaktor, Murton.
Haas, Paul, Musikdirektor, Frei bürg.
Hafner, Hugo, Advokat, Murten.
Handrick, Franz, Hilfsbibliothekar, Freiburg.
Hauptmann, D' F. Prof. Berlin S. W. Prinz AlhrechtstraUe '>.
Hayoz, P. Leo, O. PV. Frei bürg.
xviri
Haiiiioz, P. Franz, O. Fr. Froif)urg.
Heinemann, D' Franz, Bibliothekar, Luzern.
Helfer, Oberlehrer, Frei bürg.
Henzen, Jos., Arzt, Tafers.
Hess, D' J. Jak., Prof. Frei bürg.
Hofmann, Heinrich, Lehrer, Heitenried.
Holder, D' Karl, Prof., Freiburg.
Homer, Alphons, Tützenberg, Schmitten.
Hurni, Albert, Lehrer, in Berg bei Schmitten.
Jenny, Jakob, Gemeindeschreiber- St. Antoni.
Jungo, Wirt Schmitten.
— Jos., Notar, Frei bürg.
Kälin, Joh.. Redaktor, Zürich, Kreuzstraße .T>.
Kapper, P. Alb., O. Fr., Freiburg.
Kiiser, Arnold, Kaufmann, Frei bürg.
Kerzers, Volksbibliothek von (Regionallehrer Sarbach/
Kilian, P. Lucas, O. Fr., Superior Reisbuch a. Vils., Baiern
Kirsch, Mgr. D' Peter, Prof. Frei bürg.
— Vincenz, Glasmaler, F'reiburg.
Klaus, Johann, Pfarrer, Ueberstorf.
Köhler S. Apotheker, FVeiburg.
Kostanecki, D' Anton, Professor, Freiburg.
Kruker, Mgr. Regens, Albertinum, Freiburg.
Kuhn, P. Cyrill, O. Fr., Freihurg.
Lampert, D' Ulr., Professor, Frei bürg.
Läpp. K., Droguerie, Frei bürg
Leicht, F'ritz, Großrat. Salveiiach.
Lerch, D' Matthias. Prof., Frei bürg.
Liebig, P. Paul, <). Fr., Freiburg.
Liechti, Hermann, Großrat, Murten.
Lom briser, Joseph, Professor, Freiburg.
Lutz, Adolf, Großrat, Greng bei Murten.
Lüthi, Emanuel, Gymnasiallehrer, Bern.
Manser, D' Gall, Professor. Albertinum, Freiburg.
Mazzoni, P. Pfarrer, Tafers.
Meny, Louis, Vicar, Tafers.
Meyer-Brcnder. Biirstenhandlung, Freiburg.
Merz, R. Schulinspektor, Merlaeh
Michel, P. Leo, Prof., Albertinum, Freiburg. .
Moser, Othmar, Sekundarlehrer, Freiburg.
V. Mülinen, Dr. W. Fr. Professor, Bern, Schwarztorstraße.
Müller, P. Verwalter, Löwen l>erg bei Murten.
— Reinhard, Lehrer, Frei bürg.
Murten, Gemeinderat von.
XIX
Niirolet, Peter, ßetreibungsbeamter, Murten.
Noniia<it, Julius, Regiona Hehrer, Düdingen.
Nösberger. Joh., Pfarrer, Schmitten.
Nussbaumer, C, Kleiderhandiung, Freiburg.
Offner, Felix, Sekretär, Düdingen.
Öser, D' Hugo, Prof.. Frei bürg.
Passer, J., Oberammtmann, Tafers.
Perroulaz. R., Pfarrer, Düdingen.
Pfanner, Dionys, Uhrenmacher, Frei bürg.
— Karl, Wirt, Frei bürg.
Pfyffer, Goldschmied, Frei bürg.
Philippona, Pius, Publizist, Bern.
Piller, Peter, Gemeindekassier, Gomma, Rechthalten.
— Theodor, Spengler, Seeli, Alterswü.
Poffet, Franz, Wirt. Mariahilf, Düdingen.
— Jos., Oberammtssch reiber. Tafers.
Rappo, Johann, Gro(^rat, Bösingen.
— Joseph, Regional lehrer, Alterswil.
Rauber, Lehrer, in Düdingen.
Rechsteiner, Albert, Dr. jur., Herisau*.
Reichten, Franz, Frei bürg.
Reiehlin, Leonz, prakt. Arzt, Düdingen.
Reinhardt, Heinrich, Prof. Freiburg.
Remy, Leo, Privatier, Bulle.
Riedo. Joseph, Organist, Tafers.
— Lehrer. Plaffeven.
Riener, Walther, Tierarzt, Plaffeven.
Roche. Paul de, Lehrer, St. Antoni.
Rody, Albert, Buchbinder, Frei bürg.
RulHeux, Pfari*er, Plaffeven.
Ruprecht, Oekonom, Filiistorf.
Uylz, J , Lehrer, Frei bürg.
V. Savigny, D' Leo, Prof., Münster, Westfalen.
V. Schaller, Romain. Prof., Frei bürg.
Schenker. Emil, Schuhhandlung, Freiburg.
Schlüpfer, Konrad, Prof., Frei bürg.
Schmid, Eisen h an dler. Frei bürg.
Schmutz, Genieindeschreiber, Ueberstorf.
Schnürer, D' Gustav, Prof., Frei bürg.
Schwaller, Martin, Kaufmann, St. Antoni.
Schwarz, Pfarrer, Frei bürg.
.Schwenter-Trachsler, D' med., J., Born, Marktgasse '22.
•Siliert, Emil, lic. jur., Notar, Freiburg.
Solothurn, Kant<^n8bibliothek von.
XX
Sourlier, Stationsvorstand, Düdingen.
Späth, J. G., Civilstandsbeamter, Freibui-^.
Speiser, D' Fr., Professor, Frei bürg.
Spicber, Franz, Gerichtspräsident, Freiburg.
Stadelmann, D' Job., Professor, Frei bürg.
Steffens, D' F., Prof., Freiburg.
V. Stockalper, Petermann, Prior, Niedergestein, Wallis.
StoU, Oekonom, Salvenach.
Stritt, Jos., Pfarrer, Heitenried.
Süsstrunk, Jak.. Sekundarieh rer, Murten.
V. Techtermann, Max, Museunisdirektor,
Tscbachtli, Alfred, Gerichtspräsident, Murten.
Vacheron, Max, Kantonsrichter, Freiburg.
Vaucher, Jos., Wirt, Alterswil.
Vogel, Fr., Banquier, Frei bürg.
Vögeli, Christian, Schönfels, Heitenried.
Vogt, Ed., Musikdirektor, Frei bürg.
Vonlanthen, B., Hypothekar Verwalter, Tafers.
— Jos., Sigrist, Heitenried.
Wäber, Daniel, Wirt, Tafers.
— Jos. Vice-Präsident des Amtgerichtes, Tafers.
— Moritz, Professor, Frei bürg.
Wagner, D' Peter, Professor, Freiburg.
Wasmer E., Eisen händler, Freiburg.
Wattelet, Gustav, Murten.
Weber, Humbert, Dekan, St, Antoni.
V. Weck, Paul, D' med.. Frei bürg.
Wegmüller Armin, Apotheker, Murten.
Weitzel, Alfred, Reg. Sekretiir, Freiburg.
Wenger, Pfarrer, St. Antoni.
Wohlhauser, Franz. Advokat, Freiburg.
Zapletal. P. Vinc, Pmf., Albertinum, Freiburg.
Zemp, D' Jos., Prof., Zürich, Dufourstraße ;").
Zosso, Alois, Heitenried.
— Job. Jos., Heitenried.
Zurkinden, E., Schlossermeister, Lenda, Freiburg.
— Johann, Großrat, Düdingen.
Zwierzina, D' Konrad, Prof., Frei bürg.
Tausehvcrkchp s. Verzeichnis in Heft X.
Neu hinzugekommen :
Donauwörth: Historischer Verein für Donauwörth u. Um-
gebung. Ztschr. : Mitteilungen. Adresse: J.. Traber, Biblio-
thekar am Cassianeum, 1. Schriftführer.
Franz Quillimann
ein Frciburgcr Historiker
von der Wende des XVI. Jahrhunderts
von tfohann KAIin«
Einleitung.
Freiburg hat, im Vergleich rait andern Städten, spät
erst der Buchdruckerkunst eine bleibende Heimstätte inner-
halb seiner Mauern gewährt'). Der hauptsächlichste Grund
hiefur liegt in dem Ringen zwischen dem alten Glauben
und den Anfängen der neuen Lehre, die bereits ihren Weg
durch die Tore der alten Saanestadt zu finden hoffte. Auf-
fallcnderweise war es hier der Rat, der mit Strenge und
Energie eingriflf ; aber mit den Anfängen der Neuerung im
Glauben wurden auch die Anfänge einer neuen Kunst unter-
druckt. Gleich den freiburgischen Vertretern des Humanis-
mus, die wegen ihrer Hinneigung zur Lehre Zwingiis die
Stadt verlassen mußten, wurde auch der erste Buchdrucker,
der sich in Freiburg niedergelassen, wegen wiederholter
Herausgabe neugläubiger Schriften aus Stadt und Land-
schaft verbannt.
^) Hclnemann Fr, Geschichte des Schul- und Bilduiigsleben»
im alten Frei bürg bis zum 17. Jahrh. Frei burger Geschichtsblätter,
'2. Jahrg. 1895, S. 104. Ferner Holder K. Kleinere Mitteilungen zur
Ge^ichichte der Buchdruckerkunst in Frei bürg in der Schweiz, Zen-
tralblatt für Bibliothek wesen 1898, S. r>tM>0. Ueber die religiösen
und geistigen Zustande in Freiburg im 15. und 1(5 Jahrhundert vgl.
außerdem : Fontaine Ch. Notice historiquo sur la charabre des sco-
larques de la ville de Fribourg. Frib. 1850. .4. Daguet : Coup d'oeil
ireneral sar le mouvement intellectuel de Fribourg au XVI"" si^cle,
in Arrh. de Ifi societe d'hist. du canton de Frihonrt/, II. vol. p.
171-185, Frib. 18. Ebendesselben : Notes sur le mouvement intellectuel
de Fribourg au XVI' si^cle in Arrh. II. vol., p. 18<)-19(5.
^>
Nachdem aber die Stadt am Saaneübergang durch das
große Reformwerk, welches Propst Petrus Schneuwiy in
Kirche und Schule begonnen und im Verein mit dem aposto-
lischen Nuntius Bonhomini und mit dem Beistand des Rates
durchgeführt hatte, zu einer Hochburg des Katholizismus
geworden, in welcher die Jesuiten, damals die hauptsäch-
lichsten Vorkämpfer des Katholizismus , ihren Sitz auf-
schlugen, da tauchte der Plan einer eigenen Druckerei
neuerdings auf. Denn jetzt begann man den Mangel jener
Waffe, zum Angriff wie zur Abwehr gleich geeignet, bitler
zu fühlen.
Doch erst im Jahr 1585 trat in Freiburg die Buch-
druckerpresse wieder in Tätigkeit, um fortan nimmer stille
zu stehen. Nachdem die kirchlichen Behörden ein zustim-
mendes Gutachten abgegeben hatten, ging der Rat auf das
Anerbieten des Meisters Abraham Gemperlin aus Freiburg
i. Br. ein, bestellte ihn zum Staatsdrucker und ließ Presse
und Lettern von Basel kommen.
Noch in den letzten anderthalb Dezennien des sechs-
zehnten Jahrhunderts nahm eine stattliche Anzahl Schriften
großem und kleinern Umfanges ihren Weg in die Öffent-
lichkeit. Es waren Gebetbücher, Reisebeschreibungen, Hei-
ligenlegenden, kurz zumeist Schriftwerke erbaulichen und
religiös polemischen Inhaltes, seit 1590 auch einige latei-
nische Profandichtungen *).
Das erste wissenschaftliche Buch, das von Freiburg aus
seine Wanderung in die gelehrte Welt antrat, ist zugleich
das Erstlingswerk eines seiner berühmtesten Söhne, die
fünf Bücher De rebus Helvetiorum von Franz Guilliraann,
die 1598 erschienen sind. Fürwahr ein ehrenvoller Anfang.
Denn das Werk begründete den Ruhm seines Verfassers,
Schon zu Guillimanns Lebzeiten erkannten dies jene
Männer, welche damals die Geschicke seiner Vaterstadt
*) Es geht dies hervor aus der Zusammenstellung von M, Mei/er:
Xotice bistorique sur la biblioth^que cantonale de Fribourg in Arch^
II. vol. p. 205, SS.
— 3 -
lenkteo, und sie ehrten ihn mit Worten und Geschenken.
Wenn auch sein Streben, sich ganz der wissenschaftlichen
Forschung zu weihen, und seine eigentümliche Vorliebe für
die Habsburger ihn weitab vom Väterlichen Herde führten,
in fremder Herren Sold, so erinnerten sie sich immer
wieder dankbar, daß von seinem Ruhme ein Strahl auch
auf seine Heimat fiel. Und als ihr Mitbürger noch in der
BIQte der Jahre stehend, aber aufgerieben von Sorgen und
Arbeit im Dienste des Hauses Habsburg, voll bitterer Ent-
täuschong ins Grab gesunken war, bemühte sich der Rat
von Freiburg, in den Besitz der ungedruckten Fortsetzung
jenes Erstlingswerkes zu gelangen. Durch ihre Herausgabe
sollte dem verdienten Gelehrten das schönste literarische
Denkmal gesetzt werden, sein eigenes Werk. Es konnte
aber nicht sein ; denn längst schon hatte der vergrämte
Verfasser mit eigener Hand die Frucht seines Fleißes zer-
stört.
Erster Abschnitt.
Jugendjahre und erste Studien in Preiburg
und Mailand.
1568-1587.
Franz Guillimann erblickte das Licht der Welt um das
Jahr 15G8 zu Freiburg im Üchtland ^). Mit manch anderer
Berühmtheit teilt er das Schicksal, von unbekannten Eltern
abzustammen. Sein eigentlicher Familienname war Guillio-
mens ^). Dies Geschlecht hauste schon seit Ende des 14.
Jahrhunderts in der Stadt. Einem Geistlichen dieses Na-
mens, Pierre Guillomen, begegnen wir schon vor Mitte des
15. Jahrhunderts auf literarischen Pfaden, freilich nur als
^) Unsere Nachforschungen im Staatsarchiv Frei bürg nach dem
Geburtsdatum waren erfolglos. Auch sonst besitzen wir keine authen-
tische Angabe, welche einen absolut sichern Schluß gestattet. Die
Annahme, Guillimann sei 1568 geboren, legt mir eine Stelle in dem
Brief Guillimanns an den Kardinal Federigo Borrameo nahe. Guilli-
mann will Dämlich zu Freiburg im Breisgau dem hl. Karl einen
Altar errichten, seinem Wohltäter, a cuius vi vi in me tunc quidem
pene puerum et amentiorem et duodecinmm nnnnm nonduni egres-
sum piurima fuerunt beneficia » — Damit mögen die Verdienste des
hl. Karl Borromeo um die Einführung der Jesuiten in Freiburg, bei
denen Guillimann seine ersten Studien machte, gemeint sein ; denn
als Guillimann wirklich nach Mailand kam, war Karl schon tot;
der Schreiber fügt auch zu obiger Stelle noch hinzu : « sed multo
plura (seil. beneHcia) deßincti. » Die Berufung der Jesuiten nach Frei-
burg fällt ins Jahr 1580; wenn Guillimann 1580 ungefähr 12 Jahre
zählte, so fällt seine Geburt auf Ende 1568, vielleicht auf Anfang
1569. Anhaltspunkte welche eine andere Interpretation der « vivi in
me... benelicia » wa/irscheüdic/i machen würden, habeich bis jetzt
nicht gefunden. ^) Siehe den ersten Exkurs im Anhang.
— 5 —
Abschreiber und Übersetzer des Traktates De consolatione
phUosophiae von Boethius ').
Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß die Eltern des
kleinen Franz dem Ratsbefehl von 1572 : « naan soll die
Kinder im Has tutsch machen reden und nicht die grobe
welsche Sprach gewohnen, » ^) punktlich nachgelebt haben.
Denn die Kenntnis der französischen Sprache durfte Guilli-
mann am ehesten im Elternhause erworben haben. Dagegen
scheint er selbst mehr auf die Bestrebungen der « gnädigen
Herren » von Freiburg, Stadt und Land mit « tapfern düt-
schen und eidgenössischem Volk » zu besetzen *), einge-
treten zu sein. Denn seine Vorliebe für deutsches Wesen,
deutsche Sprache, muß schon in seiner Jugendzeit in ihm
Wurzeln gefaßt haben.
Zur Zeit, da Guillimann heranwuchs, befand sich das
freiburgische Schulwesen in einer Übergangsperiode. Es
gab da eine deutsche Schule, welche von Ulrich Burgknecht
geleitet wurde. Größere Bedeutung kam der städtischen
Lateinschule, auch Trivialschule genannt, zu. Dank den
eingreifenden Reformen des Propstes Schneuwiy war die-
selbe merklich aufgeblüht. Ihre Statuten fanden einen end-
gültigen Ausbau im sogen. Katharinenbuch. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß der Schulmann Schneuwiy, welcher
sich um die damalige Jugend Freiburgs so verdient ge-
macht, auf die Talente des jungen Guillimann zuerst auf-
merksam geworden ist, ihn « entdeckt » hat. Ob Guilli-
mann die deutsche oder die Lateinschule besuchte, läßt
sich nicht feststellen. Es ist nicht einmal bestimmt, ob er
diese städtischen Schulen überhaupt besuchte. Sichere Daten
erhalten wir erst, nachdem die Trivialschule bereits durch
die Studienanstalt der Jesuiten, welche im Jahre I58U be-
rufen wurden, ersetzt war. Im Dezember 1580 kamen die
M Handschrift auf der Kantonsbibliothek Froiburg (L .»7), vgl. A.
Daguet in Arch. II. vol. p. 187. Es ist aber ein Anachronismus, die
viel spätere, germanisierte Namensform auf den welschen Pierre zu
übertragen. *) Heinemann, S. 5"). ') Ebenda.
— 6 ~
ersten Jesuiten nach Freibupg ; aber erst am 18. Oktober
1581 eröffneten sie ihre Lehrthätigkeit in dem a Schulge-
bäude )), das noch Schneuwly erbaut und wohnlich einge-
richtet hatte ^). Sie begannen nur mit 3 Klassen : Rudi-
menta, Grammatik und Syntax. Unter den Zöglingen dieser
jungen Pflanzung Finden wir nun auch Guillimann. Wahr-
scheinlich hat er erst bei den Jesuiten seine humanistischen
Studien begonnen. Er absolvierte in diesem Falle 1582 die
erste, 1583 die zweite und 1584 die dritte der damals allein
bestehenden Klassen.
Die steigende Schülerzahl machte bald Veränderungen
in Bezug auf die Schullokalitäten nötig, und schon 1584
mußte man zum Bau eines eigenen Kollegiums auf dem
Biseeplatze schreiten ^). Im September desselben Jahres
wurde den bestehenden Klassen noch eine vierte angefügt,
in welcher Fr. Jakob Gretser, der spätere berühmte theo-
logische Schriftsteller, die Humaniora zu lehren begann.
Ebensosehr wie die Ausbildung von Geist und Körper,
war diejenige des Herzens den Vätern der Gesellschaft ein
Gegenstand ihrer Pflege und Sorgfalt Die Religion bildete
die Grundlage ihrer Erziehung. P. Canisius, der berühmte
Apostel des durch die Reformation zerrissenen Deutschland,
war selbst ein feuriger Verehrer der Gottesmutter. Wie in
allem suchte er auch hierin Anhänger, Genossen zu werben.
Deshalb gründete er am Feste Allerheiligen 1581 die ma-
rianische Kongregation im Freiburger Kollegium '*). Der
^) Ueher die Gründung des Jesuiten kollegs vergl. A. Bfwhi ,
Urkunden zur Geschichte des Kollegiums in Freiburg in Geschichts-
blätter 4. S. 62 ff. Berchtold : Fondation du College St-Michel ä
Fribourg in Eniul. d. Frib. III. p. 59. Mct/cr : Notices pour servir
ä rhistoire de la fondation... des coll6ges... catholiques de la Suisse,
Revue de la Suisse cathol. vol. I. (1870). J. GvemamL College St-
Michel de Fribourg, notes chronologiques (ir>(i0-li')8ro in Etrennes XXI.
(1887) p. 77 SS.
•) BücJn. Geschichtsbl. 4. S. 81.
') Dieses Datum geben gleichzeitige handschriftliche Aufzeich-
nungen, betitelt : Congregatio Mariana Friburgensis : bona opera
1584-16:i::J, auf der Kantonsbibl. Freiburg, L 1^3. Vergl. auch J.
— 7 -
erste Präses, « Vater » genannt, dieser freiburgischen So-
dalität war P. Robertus Andrew, der Gefährte des P. Cani-
sius ; der erste « Vorsteher » war ein Pankraz Pithon, der
zwei andere Freiburger, iNikolaus Meyer und Karl von
Diesbach zu a Assistenten » hatte. Aus den Wahlen des
folgenden Jahres gingen als Assistenten hervor : Franz
Guillimann und Johann Zaupo^), wohl ein Zeichen, daß der
junge Guillimann bei seinen Mitschülern in Liebe und Ach-
tung stand.
Gerade diejenigen Jahre, in denen sich Guillimanns
Geist zu entwickeln begann, brachten, wie wir angedeutet,
ein außerordentlich bewegtes Leben in seine Vaterstadt.
Der Reform des Erziehungswesens folgte die Anwesenheit
des päpstlichen Nuntius Bonhomini und die damit verbun-
denen religiösen Reformen, dann die Berufung der Jesuiten,
mit denen ein neuer Geist in die Stadt einzog '). Der
frische Hauch, der nun in Freiburg wehte, das Aufstreben
und Aufblühen in geistiger und religiöser Hinsicht rings
um den reichbegabten Knaben, konnten auf das Gedeihen
seiner Erziehung und die Entwicklung seines Geistes nur
forderlich wirken.
Allein die aufblühende Jesuitenschule konnte nur die
Grundlagen höherer Bildung vermitteln. Wer darüber hinaus
trachtete, war auf den Besuch fremder Schulen angewiesen.
Mancher junge Mann indes, von dessen Kräften für den
Dienst des Staates oder der Kirche viel zu erwarten stand,
hatte nicht die Mittel, um fernem Studien obliegen zu kön-
(iowmtl : La congn^gation latine du College de Fribourg in Revue
Cathoi. de la Suisse romande 21, p. 38.") flHlK)), wo jedoch nicht das
richtige Gründungüdatuin angegeben ist.
*) Pater Antonius Kauti, qui olTiciales habuit Pra?fectum F.
Martinum Stielin, Assistenten Franciscum Guilinianuni et Joannen!
Zaupu (sie) oninia anno l.")8^3 contigerunt. Kantonsbibl. Freib.
Handschrift L 193.
•) Vergl. die Einleitung von P. J. J, Bevthier zu Lettres de
Jean-Fran<;ois Bonomio, Nonce apostolique en Suisse ä Pierre Schnewly
etc. Fribourg 1894.
— 8 -
nen. Darum wandte Propst Schneuwly seine Sorge auch
dem Stipendiatenwesen zu. Er vermehrte die Stipendien
und regelte deren Verteilung*).
Der Gründung der Jesuitenschule in Freiburg ging
diejenige eines andern Kollegiums, welches für Freiburg
wie für die übrigen katholischen Orte von großer Bedeu-
tung wurde, nur um zwei Jahre vorher. Wir meinen das
Collegium helveticum in Mailand, von Karl Borromeo ge-
schaffen, um den katholischen Schweizern insbesondere zu
gut gebildeten Priestern zu helfen. Die Freiburger hatten
von dem Anerbieten des Kardinals, zwei Freiplätze zu be-
setzen, im Oktober 1580 Gebrauch gemacht und zwei Jüng-
linge, Jakob Haberkorn und Franz Bugniet, hingeschickt *).
Zwar hatte Kardinal Karl ßorromäus Land und Leute
von Freiburg nicht wie diejenigen der Urschweiz aus eige-
ner Anschauung kennen gelernt. Dennoch bekümmerte er
sich angelegentlich um diese wichtige Position des Katho-
lizismus, zumal da ein Begleiter des päpstlichen Nuntius
Bonhomini. Markus Antonius Bellinus, 1579 dem Kardinal
die Freiburger über die Maßen gerühmt hatte ^). Die Be-
rufung der Jesuiten in die Saanestadt ist neben den Bemüh-
ungen des Nuntius nach eigenem Geständnis auch seinem
Einfluß gutzuschreiben •*). Borromäus bietet überdies in
einem Brief vom Jahre 1583 an Schneuwly seine besondere
Obsorge für die religiöse Wohlfahrt des freiburgischen Vol-
kes an. Schneuwly nahm die Gelegenheit wahr, dem Kar-
») Heinemann, S. 1*^4 fT.
*) Fonldine, Notice page 41». Wir begegnen den In^iden auch in
niohreren Studenten Verzeichnissen des Coli, helvet., welche noch zu
Lebzeiten des Kardinals angefertigt worden. Siehe Wt/ninnn F. der
heilige Karl Borronieo und die schweizer. Eidgenossenschaft, S. 2)4^
ff. Stans um.
') Wi/niann, S. 2:j4, drittes Regest und Sfo/rcns-Reinhardt, Nun-
tiatur l>erichte I, S. H'>.S. Borromeo correspondiertc nicht bloß mit
Generalvikar Schneuwly, sondern aucli mit F. Canisius und Stadt-
pfarrer Seb. Werro.
*) Lirht'nnrf , Karl Horomeo und die Schweizer. Monati-osen
lH84/a"'>.
— 9 —
dinal alsbald die Aufnahme seiner zwei « ehrbaren und wohl-
gesitteten » Schützlinge, Guillimann und Zaupo, in das
helvetische Kolleg zu empfehlen'). Allein die Aufnahme
für das Jahr 1583/84 war offenbar nicht möglich, indem
die Freiplätze schon besetzt waren ^). Bis im Herbst 1584
blieb Guillimann nachweisbar noch an der Schule der Je-
suiten in Freiburg ®).
Die genauen Daten von Guillimanns Aufenthalt in Italien
vermögen wir nicht zu geben, weil sich bisher keine urkund-
lichen Zeugnisse darüber auffinden ließen *). Die Tatsache
aber, daß Guillimann, noch ehe er nach Deutschland zog,
in Italien seine Studien betrieb, steht fest ^). Er bezeugt
es selber. Alle Wahrscheinlichkeit spricht auch für das hel-
vetische Kollegium in Mailand*). Die Lücken, die sich
^) Wt/mann, S. 244. Das PosUikriptum lautet : a duo honetsti et
bonis moribus pra^iti juvenes Job. Zaupo et Franciscus Guillimanus
ulerque ditionis Fribnrgensis petunt in namerum recipi Collegii
Helvetici, quos lll»««« Amplitudini \^*^ comendamus, si locum habere
possoni. » Der Brief ist datiert vom 25. Oktober 1588.
') Durch Haberkorn und Franz Odet. Wi/mann, S. *278 ff. Ha-
berkorn kehrte auch 1584 wieder nach Mailand zurück. Wi//nann,
S. ^i
'} Im Syllabus Discipulorum, Kantonsbibl. Freib. L 294, (fol. 37)
i^t Guillimann unter dem Jahre 1584 an letzter Stelle aufgefühit.
Dann folgt eine Lücke (1585-151Xi).
V Unsere Nachforschungen im Staatsarchiv Frei bürg ergal>cn
keine Anhaltspunkte. Auch in den Verzeichnissen der Ambrosiana,
des erzbischöfl. Archivs, der Staatsarchive Mailand und Luzern, die
freilich unvollständig und vielfach undatiert sind, kommt der Name
Guillimanns nicht vor. (Private Mitteilung von HH. Wymann).
^} In einem Brief an Rüeger v. Januar l<i02 schreibt er: «Tu
doce neque enini earum regionum fSulgoviae seil.] satis peritus, etsi
semel transierim, sed admodum adolescens, studiorum et morum
eansa, cum Germaniae haut pauca, sirtUi ante feccram Itaiine, vi-
?ereni. UnicersUätsbihl. Basel, Hdschr. Ep. vir. cl. Cod. G 1 47,
fol. 85.
*) Vgl. die oben S. 4 zitierte Stelle, wo Guillimann den Kar-
dinal Karl Borromeo als seinen Woliltiiter preist. In einem Brief-
entwurf ohne Adresse, ohne Datum, (doch ist er an eine Persönlich-
keit aus der Umgebung des Erzbischofs v. Mailand, Kardinal Fede-
— fO —
im urkundlichen Material finden^ gestatten es, vorläufig
sein Verweilen auf italienischem Boden in die Jahre 1584-
1587 zu verlegen '). Wir dürfen wohl auch annehmen, daß
eine der "Früchte, welche der junge Freiburger aus dem
Süden heimbrachte, die Kenntnis der italienischen Sprache
war.
In der großen Schulordnung von 1576 fordert Schneuwiy,
daß nur solche auf Hochschulen geschickt und in ihren
weitern Studien unterstützt werden sollen, w^elche die oberste
Klasse der Lateinschule mit Erfolg beendet, die lateinische
und griechische Grammatik und die Rudimente der Dia-
lektik und Rhetorik kennen, sowie in ziemlich fließendem
Latein « argumentieren » können. Guillimann mochte ver-
möge seines bisherigen Bilduogsganges und seiner Be-
gabung wohl im Slande sein, diesen Forderungen gerecht
zu werden, und auch genügende Reife des Charakters be-
sitzen, um, die Brust voll froher Hoffnungen, hinauszu-
ziehen zur hohen Schule.
rigo Borpomeo gerichtet) fragt Guilliniaiiii der Helvetica Bibliotheca
nach; «quo ea in loco? Quam cupio attentius eam et liberiu!«
lustraro. .. St. A. J. Cod. 1-^, I, 21 a. Damit ist wohl die Biblio-
thek des helvetischen Kollegs gemeint.
M Wir führen hier noch eine Möglichkeit an, die bei Guilli-
nianns Aufenthalt in Mailand in Betracht kommen dürfte. Auf der
Tagi*atzung v. "28. Nov. ir)H4, welche in Baden stattfand, wurde be-
schlossen, den Kardinal von Ems zu ersuchen, je einen der zwei
Knaben, welche er von jedem der V kathol. Orte nach Mailand
schickt, sich den i)olitischen Künsten und Wissenschaften widmen
zu lassen. (Eidtjvn. Ahscfi. 4. Bd. b. S. 847 litt, d; siehe auch
litt, f.) Der Kardinal von Hohenems hatte dem Einlluße Karls
nachgebend 17)S2 dem Kollegium Helveticum die Kommende Mirasole
zugewendet im Werte von *2700 Dukaten. Wt/tnann, S. 175. SaJa,
Documenti 1, S. 4*21. Guillimann könnte auch von der Freiburger
Schulherrenkammer mit einem Stipendium ausgestattet nach Mailand
geschickt worden sein : er hätte dann im Kolleg. Helv. einen ahnli-
dien Platz eingenommen.
— li —
II.
Auf der Hochschule zu Dillingen.
1587-1589.
Das düstere Bild, welches die Akten und zeitgenos-
sischen Quellen vom damaligen deutschen Hochschulleben
vor unsern Augen entrollen, läßt es uns verstehen, daß
Scbneuwiv die Eltern abmahnt, ihre Söhne allzufrüh auf
die Hochschule zu bringen, c dann wyl f^st uff allen hohen
schulen kein rechte wyß, weder zu leeren noch zu lernen
observiert und gehalten wird und gemeinlich auch eine
solche disziplin an solchen orthen, das auch gute ingenia
und wolerzogene Knaben ehe dort corrumpiert und verderbt
werden, dann daß uß denen, so böß, etwas guts daruß
werde » *).
Wirklich waren die Hochschulen des ausgehenden 16.
Jahrhunderts, wenigstens in Deutschland, in einem Zustande
tiefer Zerrfitung. Die alten Kollegien und Bursen waren
im Verfall ; sowohl unter Professoren wie Studenten nah-
men Trunksucht, Ausschweifung, Zänkereien und blutige
Kaufhändel, letztere oft mit tötlichem Ausgang, überhand.
Während die Horste verödeten , füllten sich die Wein-
schenken ; die Zahl der Studierenden war an den meisten
Universitäten in stetem Sinken begriffen *). Nur wenige,
vereinzelte Stätten gab es. wo die gute Sitte eine Zuflucht
und die Wissenschaft eine edle, reine Pflege fand. Die
mächtige Strömung, welche wir als katholische Gegenrefor-
mation bezeichnen, bemächtigte sich auch des höhern Stu-
dienwesens. Namentlich war es die neugegründete Gesell-
schaft Jesu, welche eine stattliche Zahl neuer Anstalten
errichtete oder schon bestehende zu neuer Blüte bracthte.
Unter letztern befand sich die bischöfliche Universität zu Dil-
^) f/eincfnann, S. 126.
') Janssen^ Giesch. des deutschen Volkes, Bd. 7, B. Li") tf.
— 12 -
lingen '). Sie verdankte ihre Gründung dem Bischof Otto
Truchseß von Waldbupg. welcher 1543 die Regierung des
Bistums und Hochstiftes Augsburg unter schwierigen Ver-
hältnissen angetreten hatte. Mehr als 200 Pfarreien seines
Sprengeis waren an den Protestantismus verloren gegangen ;
bei den Katholiken selbst lag das religiöse Leben darnieder,
der Seelsorgklerus war seiner Aufgabe weder durch Zahl
noch durch Schulung und Lebensführung gewachsen. Fürst-
bischof Otto suchte eine Gesundung der Verhältnisse na-
mentlich durch Heranbildung eines tüchtigen Klerus einzu-
leiten. Der Gedanke, ein Klerikalsominar zu gründen, ließ
sich endlich 1549 verwirklichen. 1551 wurde dieses « Kolle-
gium zum hl. Hieron3'mus » von Papst Julius HL zur Uni-
versität erhoben. Diese Bildungsanstalt erwarb sich in
Bälde einen guten Ruf, dank der Tüchtigkeit und dem
Ansehen ihrer Lehrer. Allein der häufige Wechsel der
anderswohin berufenen Professoren beeinträchtigte ihre
Blüte. Der Dominikaner Petrus de Soto gab deshalb dem
Bischof den Rat, die Jesuiten zu berufen und ihnen ein
Kollegium zu bauen. Otto ging um so eher auf den Rat
ein, als er bereits den Geist und die erfolgreiche Wirksam-
keit des jungen Ordens kennen und schätzen gelernt halte.
Im Oktober 1563 begannen die Jesuiten ihre Lehrtätigkeit
in Dillingen. In den achtziger Jahren -des 16. Jahrhunderts
stand diese Jesuitenhochschule in schöner Blüte. Ein vor-
treffliches Zeugnis stellt besonders auch der erzieherischen
Tätigkeit der Dillinger Jesuiten ein reformierter Bündner,
Fortunat von Juvalta, aus. In seinen « Denkwürdigkeiten »
berichtet er über seinen zweijährigen Aufenthalt auf dieser
Hochschule : u Ich widmete mich in dem dortigen Jesuiten-
kollegium dem Studium der Rhetorik, Logik und Philoso-
phie mit keineswegs ganz zu bedauerndem Erfolge. Man
^) Uebep Dillingen besitzen wir nun eine umfangreiche Mono-
graphie von /)' Thomas Sprclit : Geschichte der ehemaligen Univer-
sität Dillingen (1549-1804) und der mit ihr verbundenen I^hr- und
Erziehungsanstalten. Freiburg i. Br. 1902.
— 13 —
braucht dort nicht zu fürchten, daß die Junglinge durch
lasterhaften Umgang angesteckt oder verdorben werden ;
denn alle werden durch eine enggezogene und strenge
Schulzucht in Schranken gehalten ; keiner hat freie Ver-
tagung über sein Geld, keiner darf das Kollegium verlassen
und unnütze oder unnötige Ausgaben machen ; keinem wird
das Tragen kostbarer Kleider zugestanden, damit nicht ein
solches Beispiel andere zu schädlichem Luxus anreize, und
damit nicht die Eltern durch die Verschwendung ihrer Söhne
mit übertriebenen Ausgaben belastet werden. Die Lehrme-
thode der Jesuiten, ihren Fleiß und ihre Sorgfalt kann ich
nur loben und billigen. Keinem Bekenner der reformierten
Lehr'e möchte ich indes raten, ihnen seine Kinder zur Er-
ziehung anzuvertrauen ; denn aus allen Kräften arbeiten
sie beständig daran^ den Jünglingen die Irrtümer und aber-
gläubischen Ansichten der Papisten einzuflößen und einzu-
prägen, und haben dieselben einmal tiefere Wurzeln ge-
faßt, so können sie nicht leicht wieder entfernt und aus-
gerottet werden » ^}. Juvalta brachte die Jahre 1586 und
1587 dortselbst zu und beurteilte die religiöse Erziehung
von seinem protestantischen Standpunkte aus. Was er aber
an seinen Lehrern tadelnswert fand, war in katholischen
Kreisen nur eine Empfehlung mehr.
Schon bevor die Jesuiten nach Dillingen gekommen,
studierten daselbst auch einzelne Mitglieder der schweize-
rischen Klöster St. Gallen und Kreuzlingen '). Seil 1568
ist auch das Stift Einsiedeln vertreten ^). Mit dem Jahre
1580 wurde Dillingen in den Gesichtskreis der Freiburger
gerückt, welche bisher ihre jungen Leute mit Vorliebe nach
der Schwesterstadt im Breisgau geschickt hatten *). Die
*; Commentaria vitae, herausg. v. Hold 182;^. Die Stelle wird
auch zitiert von Specht, S. 74, Janssen-Pastor, 7. Bd., S. 147.
«) Specht, S. 42. ') Specht, S. 417.
*) So hatte Schneuwly selbst in Frei bürg i. Br. doktoriert,
Fontaine, Notice historique etc. p. 4H. Bcrthier vermutet, auch Teeh-
teruiann habe in Frei bürg i. Br. oder in Betsan^on studiert. Lettres
de J. F. Buuomio, Einleitung, S. LXXV.
— li —
Jesuiten, welche in den ersten Jahren nach Freiburg kamen,
hatten entweder unmittelbar vorher, oder doch frfiher in
Dillingen gewirkt M. Dies scheint uns eine ziemlich aus-
reichende Erklärung dafär zu bieten, daß Guiliimann nach
Dillingen kam.
liesiimmt« Daten fär seine Ankunft und Immatrikulation
besitzen wir nicht '). Indes legen seine noch erhaltenen
Kollegien hefte den Schluß nahe, daß er um Ostern 1587
seine Studien in Diliingen begann '). Vielleicht daß er
niH*h die Geißlungsszenen. welche sich damals in der Stadt
abspielten, mit ansah. In der Passionswoche 1587 geißelten
sich nämlich große Scharen, unter denen sich auch Stu-
denten der Tniversitat befanden, in der Jesuitenkirche, ein
1ms anhin in Dillingen ungewohntes Schauspiel^». Im glei-
chen Jahn^ wurden an der Donau bei Diliingen sieben
Hexen verbrannt •>.
Da wir von liuillimann selbst keine Aufzeichnungen
über seine Hochschulstudien in Dillingen besitzen, müssen
wir uns ein Bild davon aus allgemein bekannten Zügen des
dorligt'a Lebens und einzelnen Cberresten seiner Lehrjahre
zusammenfügen.
Im Jahre 1583 belruj? die Zahl sämtlicher Studierender
• So i^r ewu» R«kwr P. P*«m< ML-hKl. vjtl. /. Aw/iü, in
Ksvibttwr GwcciohteW. Bd > 1^>1. S. S> 1.. : fem« P. Miehael Sa-
bdud'vi^, P. Asüüoi'x* Bülviu:3iu*, uai #;a P. Saainjei. Uv^ber diese
iHfrsöaLioh^fü Bwi^ö-ir^c. :«*.>« l« i.i5 iuwrnie Leben ier Dülinger
Hfisca?. m: i KLi::Ä?n*-?tbI Fwrbarv:. L S^. L-zS'^njLtf 'i.i.xitatf Coile'j.
C" : : . 17 . l'' '"■-* - "o > . fclisc n r ah: i . Kia aoa-jbibi . Frwibor« L :^. x.
r^i . JKC * 13 L::^^''rf ' fi:t # / ^ > .'O' e< i (TS ■//:>■ ' . \i pAficw «« fntie»
— 15 —
150 0. Ein Teil derselben waren Adelige, welche gewisse
Klirenrechte vor den übrigen Studenten genossen. Die
Mehrzahl der Studenten wohnte im Städtchen als ((Externe»
JD Kosthäusern zerstreut. In dem von den Jesuiten gelei-
teten Konvikt wohnten 1583 etwa 170 Studierende*). Die
Konviktoren setzten sich zusammen aus Adeligen, Ordens-
angehörigen, bischötlichen und päpstlichen Alumnen, an-
dern Theologen, sowie aus Juristen, Philosophen und Gym-
nasiasten. Unter den « Alumnen )) befanden sich im lü.
und 17. Jahrhundert solche, die nicht von Bischöfen im
Konvikt untergebracht waren, sondern auf Kosten von
«Gönnern » lebten, die für sie bezahlten. Für arme Stu-
denten, auch (( Hafenisten )>. lateinisch ollarii, genannt, be-
stand schon 1580 ein eigenes Haus, in welchem sie Auf-
nahme und Unterhalt fanden ^). Ob Guillimann auf Kosten
eines « Gönners )> im Konvikt wohnte, oder zu den « Hafen-
schuelern » gehörte, oder als Externe in die Stadt lebte,
diese Frage muß vorläufig offen bleiben.
Das Schuljahr begann Ende Oktober. Vakanzen gab
es seit 1567 zwei, eine größere vSommervakanz, vom 4. Juli
bis zum St. Afratag (7. August) und eine kleinere Herbst-
vakanz. Die meisten Studenten mußten aber während die-
ser Ferien in Dilligen bleiben. Nur aus schwerwiegenden
Gründen und mit Erlaubnis der Eltern oder Vormünder
durften sie heimreisen '). Es ist kaum anzunehmen, daß
Guillimann Dillingen in der Zwischenzeit verlassen.
Die Universität zählte bei ihrer Übernahme durch die
Jesuiten drei Fakultäten, die theologische, philosophische
und linguistische, von welchen letztere zum Gymnasium ge-
rechnet wurde *). Offenbar hatte Guillimann bis anhin nicht
Gelegenheit gefunden, die Humaniora abzuschließen. Denn
er hörte die Rhetorik bei P. Johannes Holonius, einem aus-
gezeichneten Stilisten, welcher seit 1586 die oberste Klasse
») Specht, S. 38^^. ») Specht, S. 401 f. ') Specht, S. 4ir» f.
*j Specht, S. 179. =^) Specht, S. 185.
— 16 —
des Gymnasiums leitete ^). Neben den Vorlesungen gingen
auch praktische Übungen her. Es war den Schälern vor-
geschrieben, alle vierzehn Tage, oder doch wenigstens
jeden Monat lateinische und griechische Vorträge in Poesie
und Prosa in öffentlicher Versammlung zu halten. Die Vor-
träge mußten von den Schulern verfaßt, aber von den Leh-
rern verbessert sein *).
Im folgenden Schuljahr, 1587/88, treffen wir den jun-
gen Freiburger als a Philosophen ». Bei P. Bacherius hörte
er die Logik nach Aristoteles ^). Wie Thomas von Aquin
in der Theologie, so war Aristoteles in der Philosophie
Führer und Autorität. Im November war dieser Traktat zu
Ende. Ihm folgte die Erklärung der acht physischen Bficher
des Aristoteles. Aus ihnen sollten die Schüler die Kenntnis
der Naturlehre, die Grundzuge der Kosmologie, Zoologie
und der Himmelserscheinungen schöpfen. Im April 1588
schloß sich die Erklärung der vier Bücher über die Gestirne
und ihre Bewegungen an. Weiter folgten die Bücher vom
Entstehen und Vergehen der Naturdinge. Mit Aristoteles
Schriften über die Seele wurde das Schuljahr geschlossen
und das neue 1588/89 eingeleitet. Anfangs Januar 1589
war man auch damit zu Ende, und nun folgt in Guillimanns
Kollegienheften noch ein kurzer Traktat über das Gewollte
und dessen Gegenteil, das Unwillkürliche, und die Willens-
freiheil. Mehr ist uns nicht erhalten ^).
^) Geboren VA2 zu Sivry-sur-Meuse, trat; er 18 Jahre alt zu
Köln in das Noviziat. Holonius lehrte Grammatik, Humanität, Rhe-
torik während :?^) Jahren, die Dialektik t^ Jahre und war Studien-
präfekt während 20 Jahren ; er starb zu München am 12. Juni 1622.
Bihliotheqtie de In Comp, de Jesus, nouv. ödition 1892-1900, I. part.
Tome IV Col. 4;^, 435. Tome X suppl. Col. 495, s. a. Specht, S. 67,
m\, 281. ») Specht, S. 258.
^) Geboren 1557 zu Antwerpen, trat er am 3 Jan. 1578 in das
Noviziat der oberdeutschen Provinz, lehrte Philosophie und Theolo-
gie in Diilingen und Ingolstadt, starb in Altötting 1. Jan. 16^)6. A.
a. O. I. part. Tome I Col. 740. Tome IV. coli. .572 n. W. Tome VIII
col. 1721, s. a. Specht, S. 2ti3y 28(i, 310.
^) Von Guillimanns Kollegien heften liegen mehrere sehr gut
- 17 —
Diese sauber geschriebenen und rousterhafl geführten
Kollegien hefte geben Zeugnis von dem Fleiße, mit welchem
der junge « Uchtländer » die Vorlesungen besuchte und nach-
schrieb. In ununterbrochenem FluUe laufen die einzelnen
Traklrale vorwärts, und nachträgliche Randbemerkungen und
Unterstreichungen zeigen, daß er dieselben mit der Feder
Id der Hand durchstudierte.
Einige Lficken und Einträge von anderer Hand in den
Heften von 1587 legen die Vermutung nahe, Guillimann sei
durch zeitweilige Krankheit am Studium gehindert worden.
Im Jahre 1588 tritt Guillimann zum erstenmal schrift-
stellerisch vor die Öffentlichkeit, indem er als erste Gabe
erhalten in der Stiftsbibliothek Einsiedeln. Die verschiedenen Trak-
Ute wurden wohl- von P. Christoph Hartmann in drei Pergament-
bände geordnet, denn im Inventar des Guillimannschen Nachlasses
sind sie noch getrennt aufgeführt.
Cod 881 enthält: P. Petri Bacherii S. J. in universam Aristotel.
Logicam common tarias, fol. 1-131. Finis Cal. Novemb. hora praeme-
ridiana tertia 1587. Es folgen (fol. 132-213) gedruckte Dillinger Uni-
versitätsschriften. Ferner: (fol. 214-230). De recta ratione explicandi
oratorum excellentium orationes sive Rhetorici artificii investigandi.
P. Joanois Holonii tractatus.
CW. 880 enthält: Fol. 1-161, Reverendi ac docti Petri Bacherii
S. J. Philosophiae professoris ordinarii in Aristotelis Stagiritae octo
de aascultatione physica libros commentarius. Finis XV cal. April.
1*)88). Am Schlüsse die Worte : Ad majorem Dei matrisque Mariae
gloriam et honorem. Franciscus Guillimanus Frib. Helvetius (fol.
lfö-177. Die Eydylia melica von Guillimann, s. u.
Cod. 882 enthält : (fol. 1-56; Bacherii in quattuor de cajlo
libros commentarius. (Finis XII cal. Junii 1588) (fol. 57-117) P.
Bacherii Ck)mmentarius de subiecto libri de generatione et corruptione.
(Finis 18. calend. Octobr. 1588, hora antemeridiana nona), (fol. 121-
1-^) P. Bacherii in tres Aristotelis de anima libros commentarius.
(Finis qoaestionum prooemialium 6. Idus Octobr. 1588, mane), (fol.
l'^-211.) Summa et generalis expositio libri de anima Aristotelis.
(Finis: Nonus Januarii anno ineunte 1589, hora nona antemeridiana)
(fol. 211-216). Tractatus brevis de voluntario ejusque opposito invo-
Innlario, nee non libertate. Dieser Codex enthält aul^erdein gedruckte
philosophische Disputationen ; auf fol. 77, 194, 206, u. a. linden sich
Kandzeicbnuugen, welche Guillimanns geschickte Hand verraten.
2
— 18 —
seiner Muse fünfzehn Gratulationsgedichte auf die neukre-
ierten Baccalauren des Sommers 1588 im Druck erscheinen
ließ, die Eidyllia melica '). Solche « Lobgedichte » waren
bei allen Promotionen, namentlich bei Erteilung des Doktor-
grades, Brauch. Sie wurden gewöhnlich während des Pro-
motionsaktes, zusammen mit den Katalogen, welche die
gedruckten Thesen enthielten , verteilt und auch an die
auswärtigen Kollegien versandt ^). Derjenige der Jüngern
Mitschüler, welcher diese Lobgesänge verfassen durfte,
konnte das wohl als eine Auszeichnung betrachten. War
auch der Inhalt dieser Gedichte mehr geistreiche Rhetorik
als wirkliche Poesie, oft in echt humanistischer Weise mit
mythologischen Bildern und Anklängen überladen, so er-
forderten sie dennoch große Vertrautheit mit der lateinischen
Sprache und Verskunst und mit dem klassischen Altertum
und Gewandtheit im Ausdruck.
Was die Oden unseres jungen Dichters vor andern
derartigen Schuldichtungen auszeichnet , ist der schone
Fluß der Verse und Maßhalten in Verwendung der Mytho-
logie. Dem (( gelehrten » Matthias Agricola, von Wisen-
steig, der unter den neuen Baccalauren an erster Stelle
glänzte, widmet er diesen Kranz :
Primam, primus ades, Laureolam capo,
0 Phoebi et Sophiae praesidium et decus,
Solae deliciae Pieridum chori.
Dum laudes meditor currere per tuas
Et pando auspicio vela tuo Notis,
Me laudum subito ceu temerarium
') Eidyllia melica s^ncharistica. Virtute atque eruditione coii-
spicuis Dominis Candidatis. Cum ante Diein V. Calend. Juliar. in
Catholica et celebri Academia Dilingana, suprema in Philosophia
laurea co n decoraren tu r, honoris ergo inscriptiones dictae acclamationes
A
Francisco Guiilimanno Nuithone Philosophiae studioso. Dilingae,
Excudebat Joannes Mayer l')SS.
') Specht, S. 2'2(d.
- 19 ~
Immensus numerus, littora prendere
Vix deserta prius, cogit ab aequore.
\am quin sis variis cultus ab artibus»
Qui Suadae, et Sophiae, quin Heliconio,
Orator, Sophus, et carminibus bonus,
Pectus ppolueris fluraine, nullus est.
Qui te iam meritis cernit honoribus
Äflectum, dubius : quin animo magis
Virtus, et pietas insideant tuo,
Solus nescit adhuc, caetera quem latent.
Ergo pro meritis quae meritos manent
Digna istis studiis, digna laboribus,
Virtuti capias praemia debita :
Supremum Sophia hoc quod tribuit decus,
Quod pauci memores versiculi notant,
Dignum Maeonii carminis alite.
Matthias reduci more fit impiger
Ex omni numero primus agonifer
Cursorum, rapit et laureolam citus.
Guillimann bewahrte fortan der Muse der Dichtkunst,
in deren Dienst er sich voll jugendlicher Begeisterung be-
geben, die Treue bis in sein reiferes Mannesalter.
Unter den Namen, deren Lob er sang, ist keiner, dem
wir in seinem späteren Leben wieder begegnen. Dies schlieft
jedoch die Möglichkeit nicht aus, daß zwischen ihm und
dem Fr. Martin Gartenhäuser aus dem Kloster Einsiedeln,
den er in der zwölften Ode als neuen Magister begrüßte,
eine Annäherung stattgefunden hat *). Auch mit andern
Mitschülern mögen ihn dauernde Freundschaftsbande ver-
knüpft haben. Sicher wissen wir dies von Ferdinand Kröndel,
welcher in den Jahren in Dillingen vielleicht schon als No-
^) Gartenhäuser, ein Appenzeller, hatte 1582 seine Profeß abgelegt,
war, noch bevor er Weihen erhalten, von seinen Obern nach Dillin-
gen geschickt worden, 1588 wurde er magister artium, 1589 empfing
er die Priesterweihe. Er starb schon 1596, erst 33 Jahre alt. Gütige
Mitteil, des hochvv. Stiftsarchivars P. Odilo Ringholz.
- 20 —
vize der Jesuiten studierte *). Seine spätere Briefe geben
dem im Leben draußen stehenden Freunde Nachricht von
dem Leben und Treiben an ihrer einst gemeinsamen Bil-
dungsstätte.
Um Ostern oder im Sommer 1589 griff Guillimann zum
Wanderstab, um nach der Heimat zu eilen *). Die Gründe,
welche ihn Dillingen verlassen hießen, bevor er sich einen
akademischen Grad erworben, sind uns unbekannt. Viel-
leicht war es die Aussicht, sich an der immer noch glän-
zenden und gefeierten Hochschule von Paris den Lorbeer
holen zu dürfen. Wenigstens bemühte sich sein Gönner,
der freiburgische Generalvikar, beim Rate, für ihn einen
Kreiplatz in Paris zu erhalten ^). An gutem Willen seiner
(( gnedigen Herren » fehlte es nicht. Sie beschlossen in der
Sitzung vom 15. Oktober 1589, ihrem hoffnungsvollen jun-
gen Mitbürger (( ein fürdernuß umb das Stipendium zu
Paris, samt einem Pasporten, wann es füglich, daß er da-
selbst kommen möge )). zu teil werden zu lassen *),
') Kröndel (Croeudelinus) war schon vor ir)90 in den Orden ge-
treten. 1590 wurde er magister artium, lehrte dann in Diiiingen
Griechisch und Geschichte. 159^^ wui'de er in das Kollegium zu Frei-
burg i. Ue. gesandt; er kehrte wieder nach Dillingen zurück, von
wo er 1597 nach Innsbruck ging, 1600 treffen wir ihn in Luzern als
Lehrer der Rhetorik. Hist. Collci/. Dilling. a. a. O. fol. 20, 24, 27.
Flaischlin, Geschichtliches über das Gymnasium v Luzern, in Mo-
natsrosen des Schweiz. Studentenver. 1881-82, S. 87. Von Kröndel
sind drei undatierte Briefe an Guillimann in St. A. J. Cod. 138. i.
fol. 55, 56, 57.
') Es finden sich keine Traktate, welche nach dem Januar 1589
nachgeschrieben sind. In den Dillinger Promotionsverzeichnissen fin-
det sich keine Spur von Guillimann ; es ist somit ziemlich sicher
ausgeschlossen, daß er das Baccalaureat oder gar einen höheren aka-
demischen Grad erlangt hat. (Gütige Mitteilung von Herrn Prof.
D^ Specht).
') Der König von Frankreich bezahlte nämlich jährlich 29 Louis
d'or für zwei junge Freiburger, damit sie sich in Frankreich ausbil-
den konnten für den Eintritt in den Staatsdienst. Wurden die Plätze
nicht besetzt, so zahlte der König das Geld an die Schulherrenkam-
mer. Fontaine, Notice hist. p. 8, An merk. 1.
*) H. Vicaiius (Schneuwiy war Geueralvikar) Francisco Guilli-
- 21 —
Allein die Zettläufe waren wipp und stupmisch und den
Musen nicht günstig. In Fpankreich wap eben der welt-
historische Kampf zwischen dem alten katholischen Fpank-
reich und dem Kalvinisten Heinpich von Beapn in eine neue
Phase getpeten ^). Aus dem häpetischen Thponppätendenten
war ein Konig gewopden, dessen Königtum allepdings von
einer mächtigen Paptei im Lande bestpitten wurde. Als
nämlich am 1. August Heinpich III., dep letzte Valois, von
iMSrdephand gefallen wap, stellte die katholische Ligue
in Kardinal KapI von Boupbon, den sie schon 1584 als
Thronfolgep ppoklamiept hatte, einen Gegenkönig auf. Zwap
befand sich dep Kapdinal, ein gebpechlichep Gpeis, in dep
Gewalt seines Gegneps. Ahep seine Sache fuhpte dep Hep-
zog von Mayen ne pis Genepalstatthaltep des Staates und dep
Krone, als Haupt der Ligue. Noch im Oktobep 1589 wiedep-
hallten die nördlichen Ppovinzen Fpankpeichs vom Schlach-
teniärm. Papis selbst stappte in Waffen, und nachdem im
xMärz 1590 das Schlachtenglück bei Ivpy, im Mal darauf
der Tod selbep dupch Hinwegnahme des Kapdinals von Boup-
bon, Kapis X., zu Gunsten Heinpichs von Navappa entschie-
den, vepweigepte die Hauptstadt diesem tpotzdem ihpe Anep-
kennung. Namentlich die Sopbonne epneuepte ihpe feiepliche
Erkläpung, Heinpich könne als pückfälligep Ketzep niemals
die Krone von Fpankreich tpagen. Selbst die nun folgende
vier Monate dauepnde Belagepung dupch Ileinpich. dep sich
der IV. nannte, vepmochte den Widepstand dep volkreichen
Stadt, obwohl sie untep den Qualen des Hungeps entsetzlich
litt, nicht zu bpechen. Ehe sie dem Elend eplag, sppengte
das Epscheinen des Hepzogs von Papma mit dem vepeinten
spanisch-liguistischen Heepe den Belagepungsring. Dennoch
drehten sich In dep Folgezeit um die Epobepung odep die
Erhaltung von Papis alle Opepationen dep beiden feindlichen
manno soll ein fürdernuß u. s. w. s. o. i. Text. Ratsnuuauil 1580.
/•>. Oct. Staatsarch. Freib. abgeclr. bei D(njtiet, Riogr. p. 8.
') lieber diese religiös-politischen Kämpfe in Frankreich s. Rauh*,
französ. Geschichte. Ph, A. Scfjessci\ Ludwig Pfyffer ; spez. 4. Bd.
1-80.
Armeen. Und wenn sich auch zeitweilig der größte Kriegs-
lärm von seinen Mauern verzog, mußte es doch stetsfort
üeberfälle gewärtigen und zusehen, wie Heinrich durch
Eroberung der umliegenden Städte und Sperrung der Flusse
ihm die Zufuhr abzuschneiden suchte.
Unter solchen Umständen war es für Guillimann, als
Bürger einer Stadt, aus welcher Mannschaften im Dienste
der Ligut^ standen, nicht ratsam, das kampfdurchwühlte
Land zu durchwandern, zumal wenig Aussicht vorhanden
war, in der kriegerischen, stets bedrohten Hauptstadt, der
Wissenschaft sich hingeben zu können. Zum ersten mal
kreuzen hier die politischen Ereignisse in Frankreich Guil-
limanns Geschick ; sie bringen ihn um den krönenden Ab-
schluß seiner Studien. Ein zweitesmal sollten sie ein paar
Jahre später in seinem Leben eine verhängnisvolle Rolle
spielen. Wir müßten übermenschliches Wissen besitzen,
um sagen zu können, wieseine Laufbahn sich gestaltet
hätte, wenn es ihm gelungen wäre, die höchste akademische
Würde zu erringen ; allein es möchte einem fast scheinen,
als ob ihm die Verhinderung am Doktorieren mehr gescha-
det habe, als die spätere Verbannung aus Solothurn. Weil
augenscheinlich kein anderer Freiplatz offen stand *), blieb
Guillimann in unfreiwilliger Muße in seiner Vaterstadt.
Vielleicht beabsichtigte er, günstigere Zeitumstände abzu-
warten, um schließlich doch noch auf die Hochschule von
l\u'is zu ziehen.
Wohl aus dieser Zeit stammen seine näheren Beziehun-
gen zum Stadtpfarrer Sebastian Werro*). der gerade 1;)89
Dekan des Sliflskapitels von St. Nikolaus wurde, zum
') In Turin jrenossen ilie Schweizer seit 1Ö77 von selten der Her-
zoge von Savoyen Vergünstigungen Iiiiigen. Abschietfe, Bd. 4. ii.
S. l.Vii) : sjKviolI die Freiburger t>ezogen jährlich nachdem Abschluß»
dos Allianzvortragos 40 Sonnen krt>nen. Hrrthier, preface p. -i/. Foii-
ininCs Not. hist. p. 8. Anm. 1.
M AuUer den) Krief vom *2"». Oklob. KW fand sich nichts in
Wernes hintorlassonon PapienM). das auf iTUiIiimann Bezug hätte.
Vgl. a. /i*i»//K W'cr/i), NotiiH?s sur la vie et les ecrits de Seb. Werro,
etc. FriUnirtf 1K41.
— 23 —
Staatskanzler Wilhelm Techtermann '), den die gemein-
same Neigung für die Poesie ihm näher bringen mochte,
za P. Petrus Canisius -), dem geistigen Haupte der Frei-
burger Jesuiten, und zu P. Petrus Michael *), dem dama-
ligen Rektor des Jesuitenkollegs. Diese bedeutend altern
Männer konnten nun mit Genugtuung auf ihren Schützling
und ehemaligen Zögling blicken.
Gewiß wirkte der Umgang mit solchen Männern eben-
falls bildend auf Guillimann ein. Die Grundlage war ja
gelegt und so konnte er sich mit Hilfe von Büchern, welche
ihm diese Freunde zur Verfügung stellten, immerhin selb-
ständig weiterbilden und sein Wissen vervollständigen. Auch
Uuillimanns politische Gesinnung mag sich jetzt und unter
dem Einfluße dieser Männer gebildet haben. Ein Nachzit-
tern der vorausgegangenen Kämpfe von 1587 und 88 um das
spanische Bündnis wird noch 1589 und länger zu verspüren
gewesen sein.
Ebenso intim wie anregend mochte auch der Verkehr
mit den Gebildetem seiner Altersgenossen, seinen einstigen
Studienkaraeraden, sich gestalten. Während dieses Aufent-
halles in der Heimat schrieb Guillimann ein lateinisches
fiedicht auf die Hochzeit des jungen Patriziers Hans Wild
mit Margareta Fruyo*). Wild, etwas älter als sein Sänger,
mochte, als Meister der freien Künste, wohl eine besondere
Freude über die poetische Hochzeitsgabe, welche sich in hüb-
schem Drucke gefällig vorstellte, empfinden.
') S u. 'i. Abi<chn. 8 Kap. Ueber Techtermann s Berthier pref.
p. LXXIII ff. In dieser Zeit dürfte derselbe die Verse gemacht haben
auf unsern Guillimann, die Dayuei biogr. p. 'S, n. 5 abdruckt, die
sich aber nicht in dem zitierten Einsiedler Codex linden.
*) S. u. im *2. Abschnitt.
') S. u. 2. Abschn. : über Michael, s. m. Notizen in Geschichtsbl. 8.
S.89ff.
*) Gamelium, Musicum, Emmetrum etc. s. Anhang. Hans Wild
^ar magister artium, wurde löOl Großrat und später Schultheiß.
^Mitteil. von Herrn Staatsarchivar Schneuwly.) Doch fehlen uns
jede Spuren brieflichen Verkehrs mit Guillimann, was übrigens auch
bei Nie. Meyer der Fall ist. S. a. Leu : Helv. Lex. 19. Th. S. 448 tf.
~ 24 —
In der großen Schulordnung von 1576, wandle Bestim-
mung enthalten, daß derjenige, welcher Stipendien genos-
sen, seine Kräfte aber fremden Diensten anheimstelle, ohne
die Erlaubnis der Obrigkeit eingeholt zu haben, zur Rück-
gabe der empfangenen Gelder verpflichtet sei *). Nur gegen
ganz Arme sollte auf Verlangen nachsichtiger gehandelt
werden. Allein wie es scheint, war Guillimanns Vaterstadt
nicht in der Lage, ihrem Sohne eine passende Stellung zu
gewähren, um seine Kräfte in ihrem Dienste zu betätigen.
Mächtiger als obrigkeitliche Satzungen, als Heimatliebe und
Dankbarkeit, war das Geschick, welches ihn Freiburg auf
immer entriß.
^) Hoinemann, S. 1*^.
Zweiter
Der Schulmeister in Solothurn.
1590— ir»9r>.
Sololhurn war dem Beispiele der zwei andern katholi-
schen Städte, Luzern und Freiburg, durch Berufung der
Jesuiten das höhere Schulwesen zu heben, noch nicht gefolgt.
IHe Stellung des Stiftskapitels, welchem die Lateinschule
angehörte, war zu mächtig. Bedurfte es doch mehr denn
fünfzig Jahre später des ganzen Einflußes hochangesehener
Männer, um dessen mannigfachen Widerstand zu besiegen
und den Einzug der Jesuiten in die alte, zerfallende Latein-
schule zu ermöglichen *).
Ähnlich wie später Schneuwiy in Freiburg, hatte im
ersten Viertel des 15. Jahrhunderts in Solothurn ein Mit-
fjlied des Stiftskapitels, der Propst Doktor Felix Hemmerli,
sich um die Reorganisation der Stiftsschule in hohem Maße
verdient gemacht. Allein, während er die Lateinschule mog-
l"'hst unabhängig vom Rate zu machen suchte, indem er
'Jie Stelle des Schulmeisters den übrigen Stiftsämtern an-
''eihte und dessen Wahl dem Kapitel vorbehielt, betrachtete
^er* Rat die Stiftsschule auch als städtische Schule und
^Pfach es alsbald bestimmt aus, daß Propst und Kapitel
•
einen Schulmeister « nach seinem Gefallen » anzunehmen
Glätten. Entsprang die Einmischung des Rates auch gut-
gemeinten Absichten, so war dennoch dieser Gegensatz dem
^'edeihen der Schule hinderlich.
') F. Fiala, Geschichtliches über die Schule von Solothurn. I.
^ie alte Stifts- und Stadtschule bis zum Ende des H5. Jahrh. Pro-
8famm der Solothurn. Kantonsschule, lH7r>.
— 26 —
Noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts konnte sich So-
loihurn nicht rühmen, daß die Männer, deren Händen die
Bildung seiner Jugend anvertraut war, ihrer Aufgabe gerecht
wurden. Und in jenen Tagen, da zum ersten Mal die Stürme
der Reformation auch in Solothurn Wellen warfen, verlor
die Stiftsschule rasch nach einander ihre Schulmeister, meist
junge Männer, darunter Kleriker, welche von den Ideen der
Neuerung ergriffen, mit dem Stiftskapitel in Zwiespalt ge-
rieten.
Für die Lateinschule brach eine bessere Zeit erst wie-
der an, als ein Netfe des Stiftspropstes Aal. der junge Jo-
hannes Wagner von Bremgarten, zum Schulmeister bestellt
ward. Seine Vorbildung hatte er an der Universität Frei-
burg i. Br. unter Glarean erhalten. In Solothurn wirkte er
mit Vorliebe und Krfolg für die humanistischen Studien.
Mit wenig Unterbrechung hatte er der Stiftsschule ein hal-
bes Jahrhundert vorgestanden, als er 1585 endgültig von
seinem Amte zurücktrat. In Anerkennung seines Wirkens
wurde er vom Rate zum Seckelmeister einannt.
Der nächste Nachfolger Wagners im Schulmeisteramt
war ein Ulrich Friesen, dem die Stelle vom Kapitel an der
St. Johannisvigil 1589 noch auf ein Jahr übertragen wurde *).
Neben ihm versah Johannes Götz aus Freiburg i. Br. die
Stelle des « Provisors », welcher den Schulmeister in außer-
ordentlichen Fällen zu vertreten, ihm sonst als Gehülfe zur
Seite zu stehen hatte -). Trotz seiner Jahre scheint Götz
ein unsolider Geselle gewesen zu sein, der die Arbeit nicht
besonders schätzte, aber desto mehr einen guten Trunk ").
Das folgende Jahr war man am Vorabend des St. Jo-
hannslages noch nicht in der Lage über die Besetzung der
') « Vigil St. Joann. l.")81>. Die Schul ist Meister Ulrichen Frie-
siMi /ugostellt, noch ein Jahr zu versehen, samt der singend MäOt,
ilaU er sie verseile, wo er's akier nicht verträte persönlich, so soll's
(Umii Provisori folgen. » l^ro(oLoH doa Sfi/l:ihip{fci.'> V)^2 bis ir>9»),
S. 718. Hdsfhr. im St<iatsarohiv Solothurn.
•) Fiaia, S. 40 und 4->.
') Siehe unten.
- 27 —
Schulmeisterstelle Neues besehließen zu können. Immerhin
scheint es, daß Friesen nicht mehr bestätigt wurde ')• l^a-
gegen muß dem Generalkapitel vom 21. Juli 1590 ein An-
gebot von Seiten unseres Guillimann vorgelegen haben. Das
Kapitel beschloß ihm zu antworten, man wolle gegenseitig
einen Versuch auf ein halbes oder ganzes Jahr machen *).
Wir werden kaum fehlgehen mit der Annahme, die
Freundschaft zweier hervorragender Männer habe die Brücke
gebildet, über welche Guillimann von Freiburg nach Solo-
thurn gelangen konnte. Der eine ist der uns schon bekannte
Generalvikar Schneuwiy in Freiburg, der andere sein Freund
Johannes Jakob von Staal, der damalige Stadtschreiber von
Sololhurn ^). Aus den übrigen solothuinischen Trägern
von Bildung und Wissen ragt seine Figur hiViTor als Mäcen,
der getreu den Traditionen .seiner Familie, nicht bloß die
studierenden Solothurner protegierte, sondern, «alle jungen
Männer, die zu Solothurn sich durch wissenschaftliche Bil-
dung hervorthaten, all die tüchtigen Kopfe, die er als Lehr-
kräfte oder zu irgend einer andern Stellung in seine Vater-
stadt ziehen konnte » *).
Er .selbst war, wie Johannes Wagner, einst Schüler
Giareans gewesen. Das Schicksal aber hatte es ihm versagt.
') Generalkap. v. '23. Junii ir)90. ScholarchaR oflicium dilaUini
est ad futurum generale capitalum, ProtoU. S. 773.
^) Generalkap. v. St. Maria Magdal. 21. Juli löW. Betreffendt
den Schulmeister, soll dem von Fryburg geschrieben werden, wils
ein Stift mit Ime versuchen, ein Jar, oueh ein halbes, det>glichen
»oll er ouch mit dem Stift einen Versuch thun. Prot. S. 7^'^.
') Ueber Staal, dessen Lebensbild noch zu schreiben ist, siehe
Fran^ Hq/fher : Solothurn, Schauplatz. II. Teil, S. 71. Leu: Hel-
vetisches Lexikon, 17. T. S. 44^^ tf. Met/cr J. : Etwas über die Ijci-
den Hans Jakob v. Stall, Soloth. Wochenblatt 184j, 1^} und 1847.
Mc^fjcr J. J. : Johann Jakob Rüeger. Chronist v. Schaffhausen IHöi).
Gliitz-Hartmann, im Neujahrsbl. des bist. Vereins Soloth. für 187(>.
Bnchtolft C. A. in der Einleitung zur Rügerschen Chronik. I. Hd.
TaftirinoJ/, die Briefe Giareans an Johannes Aal, Stiftspropst in So-
lothurn, aus den Jahren 1.>j8-1.>;0, L'rkundio, II Bd. 'i. Heft 189r>.
*) Fiala, S. 51.
— 28 —
sein Leben im Dienste der Wissenschaft zuzubringen. 1567
hatte ihn seine Vaterstadt auf den Kampfplatz in Frankreich
geschickt^), seit seiner Rückkehr gehörte seine ganze
Kraft ihrem Dienste ^). Die vielen Geschäfte des Stadt-
schreibers und « der Lärm des Forums » wie sich Staal
selber ausdruckt, ließen ihm keine Muße, zu humanistischer
Tätigkeit. Dennoch blieb seine feine Bildung, die geadelt
war durch einen vornehmen Charakter, nicht unbeachtet und
erwarb ihm die Schätzung der bedeutendsten Männer seiner
Zeit «).
Gewiß hat der um die höhere Bildung in Solothurn so
besorgte Stadtschreiber dem freiburgischen Schulmanne das
Mißgeschick geklagt, daß die Lateinschule seiner Vaterstadt
keinen rechten Schulmeister habe. Nun befand sich Schneuwiy
in der Lage, zweien zu helfen, einem jungen Mann, der
seit langem seine Gunst erfahren, und der Stiftsschule in
Solothurn, welche als Bildungsstätte der Jugend zum voraus
auf seine Sympathien zählen durfte.
Was sollte auch Guillimann länger ohne Stellung in
Freiburg. Die Solothurner anderseits hatten, wie wir zwi-
schen den Zeilen des Protokolls lesen können, auch keine
Auswahl, und wo Schneuwiy seine Hand dabei hatte, durf-
ten sie eines guten Griffes sicher sein. Um die Mitte des
Septembers lö9() hielt der neue Schulmeister in Solothurn
seinen « Tllzug ». Tm ihm seine erste Hinrichtung zu er-
möglichen, ordnete ihm das Kapitel die « verschienenen
^) Als Feldsfh reiber.
') Er bekleidete das Amt eines Stadtschreibers bis löi^T), in wel-
chem Jahre ihm Hans Georg Wagner nachfolgt, so /Az/A/ttT, Soloth.
Schauplatz II. S. -IH.
*) Dies beweist sein ausgedehnter Briefwechsel, wovon ziemlich
viel erhalten ist, zunächst in Kopien von Staal selbst herrührend,
(Epistolae v. Staali, 2 Bde. Hdschr. der Stadtbiblioth. Solothurn),
dann seine Briefe an Rüeger, 47 Stück, in Cod. G. I ')^i der Uni-
versbibl. Basel ; andere sind wenigstens verzeichnet in mehreren
Kalendern, aus den TOger und HOger Jahren, die Staal als eine Art
Tagebuch benutzte, und die deshalb von höchster Wichtigkeit sind ;
(eljenf. a. d. Stadtbiblioth. Solothurn.)
- 29 —
Fmnfasten », d. h. die von St. Johannstag bis zum St.
Mathäustag (i\, Sept.) fälligen Einkünfte zu '). Die Neben-
einkunfte aus den Chorubungen und der « Singendt Mäü »
beließ man vorläufig noch dem Provisor, bis der neue Schul-
meister sich erkläre, ob er darauf Anspruch mache oder
nicht. Gerade dieser Punkt deutet auf die enge Verbindung
zwischen Schule und Kirche hin, welche dem Amte des
solothurnischen a Ludimagister )> einen kirchlichen Charakter
verlieh.
In den Statuten, welche 1424 Doktor Felix Hemmerli,
bekannt durch seine Hetzschriften gegen die Schwyzer, für
die solothurnische Schule als Stiftspropst niederschrieb, —
diese Statuten blieben bis ins 17. Jahrhundert hinein in
Kraft — sind auch die Verpflichtungen des « lateinischen
Schulmeisters » deutlich umschrieben : « Der Schulmeister
erfülle seine Amtspflicht mit großem Fleiße, sowol gegen-
Ober seinen Schülern, damit sie im Schulunterrichte nicht
vernachlässigt werden, als auch im Chore, damit der Got-
tesdienst, insofern er ihn zu fördern hat, nicht gehindert
wird : er ist verpflichtet, alltäglich in den passenden Stun-
den persönlich Schule zu halten, und wenn er wegen ge-
wichtiger Ursachen abwesend sein muß, durch einen andern
tauglichen und getreuen Lehrer für die Schule zu sorgen.
Er wohnt an Sonn- und Festtagen der Frühmesse und jeden
Tag dem Choramte und den kanonischen Tagzeiten bei ; t»r
unterrichtet auch seine Schüler, daß sie an Sonn- und Fest-
tagen am Stiftsgottesdienste mit f.esen und Singen teilneh-
') 18. Septemb. 1590. Franziskus Guillimanus. Am 18. Septem-
bris ward abgerathen wägen deß newen Schulmeisters von Freybui-g,
so hie angenommen ward und uffzogen, dali man Ime die verschie-
Denen Fronfasten von Joannis Baptistae biü Mathei volgen wolle
lassen, zu Versorgung sines Uffzuges. Demnach wolle man es mit
Jme ein halb ouch ein ganz Jar versuchen, so dann das Jar umhin,
mag man der Sach wyter thätig werden zu beyden Siten. Beträffendt
«ias Chor, und die Singendt Miiii, soll sölichs Joannes Götz versähen
bili man erfaren mag, ob sy der Schulmeister begäre oder nitt.
l'rotolwlL, S. 787.
- 30 -
men können, und hält an hohem Festtagen alle Schüler
zum Besuche der Fröhmette, alle Tage durchs ganze Jahr
die Größeren zur Beteiligung am Stiftsamte und den Tag-
zeiten, sowie zum Besuche der Gräber und bei andern Fei-
erlichkeiten an, wie das von alters her in lobenswerter
Weise hergebracht ist. Dafür empfängt der Schulmeister
das Präsenzgeld und die Emolumente wie die Chorherren,
wenn er nämlich den Vigilien und Messen beiwohnt und
mitsingt. Er bewähre sich seinen Schulern in und außer
der Schule in fleißigem Unterrichte und gutem Beispiele,
damit er vor dem Herrn von allen ihm Anvertrauten einst
würdige Rechenschaft geben kann, indem ihre Nachlässig-
keit sowohl von Gott als von den Menschen ihm und nicht
den Schülern aufs schwerste angerechnet wird ').
Daß der Stiftsscholastikus in so weitgehender Weise
zum Gottesdienst herangezogen wurde, wobei er stets im
Chorrock erscheinen mußte, erklärt sich aus seiner Stellung
als OfSzial des Kapitels. Allein dies paßte nicht Jedem.
Der Walliser Thomas Platter z. B.. der 1518 als fahrender
Schüler nach Solothurn gekommen , berichtet über diese
Episode in lakonischer Kürze : « Wir zugen hinweg (d. h.
von der Schule in Schlettstadt) gan Soloturen, do was ein
ziemliche gute schul, auch beßre narung, aber man mußt
so gar vill in der kilchen stäcken und zyt versumen, das
wir heimzugen. » *). Auch Guillimann fand, wie wir sehen
werden, den Chorrock oft unbequem.
Das Einkommen des Schulmeisters setzte sich damals
zusammen aus den I^räsenzen eines Chorherren, die sich
auf 30 Sololhurnerpfund und 30 Vierlei Korn beliefen, dem
Frönfastengeld der Schüler, und einem Beitrage des Rates,
alle Fronfasten 10 Pfund ^). Auch an den Gehalt des Pro-
visors leistete die Stadt einen Beitrag, und zwar einen
') Fiala, S. 27 und 28.
*) Thomas und Felix Platter, Autobiographien hgg. von Fechter,
Basel 1840, S. 33.
' Fi'ala, S. 40. Amict, S. 2üi.
— 31 —
gröüern als an den des Schulmeisters^ nämlich « den Tisch )>
oder 50 Gulden und alle Fronfasten 10 Pfund. Die Stadt
erlegte ihr Fronfastengeld zu Weihnachten, in der Fast-
nacht, zu Pfingsten und im Herbst gewöhnlich auf Kreuz-
erhohung '). Neben dem Provisor gab es noch einen zweiten
Gehilfen, den Kollaborator oder Lokaten. Dieser hatte sich
hauptsächlich dem unterrichte der jungem Knaben zu wid-
men. Gewöhnlich versah dies Amt ein junger Kleriker, der
vor den Weihen stand. Neben Guillimann war es Daniel
von Kören, ein armer Kleriker, welcher die Stelle des Lo-
kalen bekleidete, bis sie 1594 abgeschafft wurde. Wie Götz,
der Provisor, war auch der Lokat, Daniel von Buren, älter
als Guillimann ; er war, bevor er das theologische Studium
begonnen, verheiratet gewesen und war nun Vater mehrerer
Kinder^). So lange er in Solothurn als Lokat amtete, wurden
keine Klagen laut fiber seine Lebensfährung, und verschie-
dene Gunstbezeugungen des Rates lassen darauf schließen,
dal^ man mit ihm zufrieden war^). Dagegen scheint er
später die Mahnung, er soll « priesterlich hußhalten )>, welche
ihm der Rat 1594 bei seiner Abdankung gab. außer .Acht
gelassen zu haben, obwohl er 1597 Chorherr geworden*).
*) Amiety S. 243, Journal v. 1594 der Stadt Soiothurn, Hd^chr.
im Staatsarch. Sol. « Der Amptieuthen Fronfastengelt » : Hum^ni.st
10 ff, Provisor 25 U. Der Provisor bezog also, in diesem Jahr we-
nigstens, mehr Fronfastengeid als der Ludimagister. — Es sei hier
auch ein Irrtum erwähnt, der sich oft in biographischen Notizen über
Goillimann findet. Schon der redselige Hajfner hat unsern Guilii-
Qiaiin zum a Provisori » degradiert und selbst A. Daguet nennt ihn
0 proviseur ». Begreiflicherweise ging diese irrtümliche Bezeichnung
In andere Schriften, die unsern Guillimann etwa gelegentlich er-
wihnen, über. ») Aniiet, S. 589.
') 1592 bat er den Rat um eine Teuerungszulage, die ihm ge-
währt wurde, 1598, 2^3. Dez. reichte ihm der Rat 10 Gulden aus dem
<iAimaseo », damit er sich könne weihen lassen. 1591, am 1. Juli
gab er die Lokatenstelle auf, dankte dem Rat für die empfangenen
(^ultateo und bat um Schenkung des Tischens und des « Gänterii o
welche man ihm geliehen. (Fiala, S. 41.)
*) 1597 treffen wir ihn als Pfarrer in Grenchen ; im gleichen
— 32 —
Die Lateinschule war in einem eigenen Schulhause unter-
gebracht, welches auf Betreiben des Stadtschreibers v. Staal
erbaut und 1588 bezogen worden war ^). Dem Schulmeister
dagegen hatte das Stiftskapitel eine Behausung bauen
müssen *).
Über die Unterrichtsfächer, die Lehrmethode, die Schul-
bücher und Schriftsteller, welche beim Unterrichte benutzt
wurden, schweigen sich die Quellen vollständig aus'). Von
(juillimann erfahren wir ebenfalls sehr wenig. Er las und
kommentierte mit seinen Schülern die Geschichte des Gal-
lischen Krieges von Cäsar. Um dem Verständnis bei seinen
jungen Lateinern nachzuhelfen, verfaßte er selbst einen
kurzen Kommentar und eine Einleitung dazu, die er all-
mälig zu einer kurzen Geschichte der XIII Orte erweiterte*).
Diese bildet den Anfang der geschichtlichen Studien und
Arbeiten des nachmaligen Geschichtschreibers.
Jahr wurde er auf sein Ansuchen Chorherr, blieb aber noch bis 1604
(( foraneus » : 1(^2 wurde er gebüßt, weil er mit seinen Bauern ein
Osterspiei aufgeführt, ohne es vorher der Zensur des Kapitels zu unter-
steilen {Amiet, S. 543) : 1606 wurde er wegen Verstoß gegen das Sit-
tenmandat vom Kapitel um 100 Pfund gebüßt (Amiety S. 546).
') Fiala, S. 45. ») AmieL S. 585. ») Fiala, S. 41.
*) Eine Kopie dieser Noctcs fribunjenscsy wie die Ueberschrift
lautet, liegt auf der KnntonsbibL Freibttn/. Dieselbe ist 1794 unter
der Leitung Franz GaUlers nach der damals in Innsbruck liegenden
(c Urschrift » hergestellt worden. Der Verfasser selbst gibt uns über
diese Arbeit einige Aufklärung : (c Cum primum librum Ck)mmen-
tariorum Caesaris, in quo bellum Helveticum et Suevicum deaeribi-
tur, hie in Helvetia explicare et quantum temporis brevitas patietur,
Commentariis il lustrare statuerim, non abs re forte fuerit, prolego-
mcna nonnutla conflc^re, quae universae Helvetiae et omnium eoram,
guae Caesari lumen praepandere possunt, historiam brevem complec-
tiintur, ducto initio ab encomiis, quibus veteres Helvetios cohooes-
tarunt. » Diese eneomia hat er auch seinen Antiquitates einverleibt.
In der Stiftsbibl. Einsiedeln Hndet sich ein Exemplar Julii
Cftesaris eommentarii, ed. v. Glareanus, Frib. Brisg. 154<3. (Cod.
1054, 1"), mit Randglossen von Guillimanns Hand, die sich durch
das III, IV, u. d. ff. Bücher ziehen. Gerade das 1. u. II. Buch haben
keine Glossen, wohl deshalb, weil Guillimann sieh einen eigeuen
Kommentar über diese 2 Büchnr anlegte).
— 33 —
Die Aufsicht über die Lateinschule war einem Chorherrn
als « Scholarcha )) oder « Superattendens ScholaB» übertragen.
Unter diesen Schulherren waren die tüchtigsten Manner
des Stiftes. Von 1579 bis 1594 bekleidete der damalige
Stiftsprediger, Nikolaus Feusi von Beromünster, dieses
Amt *).
Indes bestand seit 1582 auch eine weltliche Schul-
herrenkommission von drei Mitgliedern , mit dem Stadt-
sclireiber an der Spitze. Diese Schulherren, sowohl die
geistlichen wie die weltlichen, sollten wenigstens alle Fron-
fasten die Schulen besuchen und fleißig erforschen, wie
jeder Schulmeister seine Kinder in Zucht, Gottesfurcht und
andern sein Amt betreffenden Sachen unterweise und for-
dere; wenn in der Schule Unordnung ausbrach, hatten sie
einzuschreiten *).
Guillimann hat sich mit Eifer und Geschick in seiner
Lehrtätigkeit zurechtgefunden. Rasch hatte er sich die
Gunst des Rates erobert. Besonders wurde es ihm ange-
rechnet, dass er mit seinen Schülern auch « Comedien ge-
übt » '). Unter den Comedien haben wir wahrscheinlich
die damals üblichen Schulaufführungen am Schlüsse des
Schuljahres zu verstehen. Mit dem Schuldienst nahm Guil-
limann es genau und hielt auf Ordnung. Auf geistliche
and weltliche Obrigkeit mochte das einen um so bessern
Eindruck machen, als der Provisor Götz seine Pflicht arg
vernachlässigte, so daß sich das Kapitel genötigt sah, ihn
ernstlich zurechtzuweisen. Man hatte vielerlei über ihn zu
klagen *). Statt die zwei « Choraulen », welche man ihm
V Fiala, S. 45 u. 46. Dies Amt war übrigens mit dem des
Stifts Predigers verbunden. Vergl. ferner Fm/a, Geschichtliches u. s. \v.
n. Die Stiftsschuie und das Jesuitenkollegium im XVII. Jahrh.
1876. S. 4. ») Ebenders. S. 46. ^) Stiftsprotokoll , S. 819.
*) Stißsprotokoll S. 798. In Vigil. S. Mariae Magdalen. 1591.
(Das Datum kann nicht richtig sein, weil dieses Kapitel vor dem-
jenigen vom 23. Juni protokolliert wurde und am Schluß unserer
Notiz noch direkt auf das St. Johanneskapitel hingewiesen wird. Es
kann aber auch nicht auf den 22. Juli 1590 fallen, weil ihm mehrere
3
— 34 —
in Kost und Unterkunft gegeben, damit er mit seinem
Haushalt besser bestehen könne, in strammer Zucht zu
halten, und im Singen auszubilden, Hess er sie mit den
Kindern auf der Gasse herumlaufen und vernachlässigte
die Gesangsübungen. Auch wulite er seine Zunge nicht zu
zugein und ließ wider die Mitglieder des Stiftskapitels
allerlei nachteilige Reden fallen, was man von ihm n nicht
leiden » wollte. Offenbar löste der Wein dem guten Götz
die Zunge zu seinen giftigen Reden wider die Stiftsherren.
Sein Kollege Guilliman beklagte sich nämlich, dass Götz
oft betrunken in die Schule komme und den Anordnungen
des Schulmeisters nicht Folge leiste. In seinem unerbau-
lichen Lebenswandel wurde er wohl durch gute Freunde
bestärkt, weshalb ihm das Kapitel rundweg untersagte, die
Wohnungen zweier Stiftskapläne, welche vielleicht gute
Tropfen in den Kellern hatten, zu betreten. Der eine der-
selben, der Frühmesser, wurde dann im folgenden Jahr
wegen « Politisierens » und Scheltens auf den König von
Frankreich, vom Kapitel auf Verlangen des Rates gebüsst ^).
Der andere, Adam Schnider — sofern unsere Vermutung
richtig ist — wurde zwar 1595 Chorherr, mußte aber 1608
SitzuDgsprotokolle aus der zweiten Hälfte des Jahres 1590 vorangehen.
Es handelt sich somit um eine Sitzung in den ersten Monaten von
1591.) «Dem Provisori Götz ist anzeigt worden, man habe ihm die
Choraules zu einer Besserung übergän, damit er sie in Zucht und
Straff halte, den Gesang mit ihnen übe ; so schicke er sie mit den
Kindern auf die Gasse und lerne wenig, so verkleinere er auch ein
Stift mit Hinterreden, das man ab Ime nicht leiden werde. Dannethin
soll er aach Herrn Adams und des Frühmessers Haus müßig gan. So
klagt auch der Schulmeister ab Ime, wann er in die Schule komme,
sye er vielmal voll und so er läsen solle, heiße er sy disputieren und
wo er solcher Sachen nit werd abstan, möge er bis Johanois um eine
andere Condition lugen. »
^) A/ntet. S. 5^37. Den Namen des betreffenden Frühmessers
konnte ich nicht ermitteln ; auch in P. Alex. Schnüd's «die Kirchen-
sätze, die Stifts- und Pfarr-Greistlichkeit des Kantons Solothurn ö,
(Solothurn 1857)) tindet sich nur die Aufzählung der Stiftskapläne
ohne nähere Bezeichnung.
— 35 —
wegen Verstosses gegen das stadtische Sittenniandat seines
Kanonikates entsetzt werden ^). Dem Provisor Götz drohte
das Kapitel mit Entlassung auf St. Johannstag 1591, im
Falle er sich nicht bessern sollte. Götz indes scheint we-
nigstens für den Augenblick die Mahnungen beherzigt zu
haben. Er wurde vom Generalkapitel vom 23. Juni 1591
wieder bestätigt*).
Etwas umständlicher dagegen gestaltete sich die definitive
Anstellung Guillimanns als Oberlehrer der Lateinschule. Als
die Zeit nahte, zu welcher das Kapitel seine Aemter neu zu
besetzen pflegte, ließ der Schulmeister die Mitglieder des
Rates in die Lateinsschule kommmen, wohl um ihnen in
einem kleinen Examen zu zeigen, was er mit seinen Schü-
lern geleistet, und sprach dann den Wunsch aus, der Rat
möchte durch einen Zweierausschuss an das Kapitel ge-
langen und für ihn ein gutes Wort einlegen. In der Tat
sprachen am 23. Juni Oberst Urs zur Matten und der
Stadischreiber Staal beim Kapitel vor, und stellten Guilli-
manns bisherigem Wirken ein gutes Zeugnis aus. Sie
legten den Chorherren ans Herz, Guillimann doch ja in
Solothurn festzuhalten, indem sie seine Stellung in mate-
rieller Hinsicht sowohl wie in Bezug auf Autorität gegen-
über den beiden andern Lehrern, — und darauf scheint
Guillimann nicht wenig Gewicht gelegt zu haben — zu
einer würdigen und annehmbaren gestalteten. Auf Antrag
des Propstes Urs Häni, wurde die Angelegenheit auf das
nächste Generalkapitel vertagt und dem Rat ein « guter
Bescheid» in Aussicht gestellt**)
^) Wir vermuten « Herr Adam » sei niemand anders als der Kol-
lege des Frühmessers, der damalige Stiftskaiitor Adam Schnider von
Obersteinbrano. Er war 1588 in Solothurn Stiftskaplan geworden,
kam ir)89 als Pfarrer nach Dornacb, kehrte 1590 wieder als Kantor
nach Solothurn zurück. 15^5 wurde er Chorherr, wurde aber l(i)08 auf
Verlangen des Rates dieser Würde entkleidet. Vgl. P. A. Schmid, S.
289 und Amiet, S. 549. *) Stift sprotolwll, S. 819.
') Stiftspvotokoll. S. 818 u. 819. 1591. Generalkapitel vom '23.
Juoi. a Paedagogi officium diiatum est in futurum generale capitulum,
— 36 —
Am 20. Juli versammelte sieh das Kapitel zu einer
Sitzung, zu der auch der Schulmeister eingeladen wurde.
Man eröffnete ihm nun die Beschlüsse des Kapitels. Da er
(( vilicht der Condition ein thuren ghan », an seiner Stel-
lung keinen Gefallen gefunden, so hätten beide Obrigkeiten
ein Einsehen gehabt ; insbesondere sei ihm sein c Sala-
rium )) vom Stift um 24 VieKel Korn aufgebessert worden.
Auch sei es Wille und Meinung der geistlichen wie der
weltlichen Obrigkeit, daß er in der Schule allein zu re-
gieren habe, und daß Provisor und Lokat ihm in allen
(( billichen Sachen » gehorsam seien. Bei Anständen sollen
sie sich an den Scholarchen wenden. Allein nun kommt
auch eine Gegenforderung. Nachdem das Stift Guillimanns
Begehren willfahrt, so möge andrerseits auch er sich der
Vorschrift fugen, derzufolge er in geistlicher Tracht an
uü Rath Herrn Propstes. — Es sind für Kapitel Gesandte von einer
Oberkeit abgefertiget worden, Herr Stadtschryber und Herr Oberst Urs
zur Matten, mit solchem Befeleli : Es zeigt Herr Oberst an, wie min
Herren (d. b. dem Rate) Bericht worden, dal» ein Kapitel ire Empter
von newem uff hütt besetzendt, habe derhalben der wohlgelebrt Mgr.
Franziscus Guillimannus von Remond min Herren uiT die Schul be-
sammeln lassen, von ims begürt, daiS man Ime zwen Uschütz vom
Rath für Kapitel senden wolle. Hend vor Kapitel anzeigt, wie er
sich in der Zyt der dryen Quatember so er Schulmeister gsin, wohl
gehalten, Comedien und anders geübt, in maßen, daß min Herren für
In bitten, diewil er verschyner Zyt ein ziemliche Bestallung ghan
habe, daß ein Kapitel mit Ime überkommen wolle, damit er bliben
möge und solle ein Kapitel Herrn Schultsn die Antwort wüssen
lassen. Ist die .'\ntwort ut! künftig Generalkapitel differiert worden.
Uß Rath Herrn Piopsten werde dann guet Bescheid werden. » — Im
Rutsprotokoü ist unterm '12, Juni 1591 folgender Beschluss notiert:
a Gerathen, daß min Herren Statisch ril>er, () bristen zur Matten, Lud-
wig Grimm, dem Franzisco Guillimanno, dem latynischen Schul-
meister zugeben sollen werden, für Herrn Propst und Capitei ze
keren, Ime Zougniß zegcben sines Thuns und Lassens, und daß min
Herron ein guet Vernueg ab Ime haben : und das Kapitel Ime Besol-
dung geben, daß er allhie möge verblieben. » Wie wir gesehen, er-
schienen tatsachlich nur v. Staal und zur Matten, nicht aber Grimm
vor dem Kapitel.
- 37 —
den Prozessioneil zu erscheinen habe, damit man sehe wer
Schulmtisier sei. Das sei von altersher Brauch gewesen ;
daneben möge er auf der Gasse nach seinem Gefallen ge-
kleidet gehen ^). Man sieht das Kapitel sträubte sich mit
aller Kraft gegen die Tendenz, das Amt des Schulmeisters
gleichsam zu verweltlichen, und die besondere Gunst, welche
die weltliche Behörde Guillimann erwies, mochte es geraten
erscheinen lassen, in diesem Punkt feste Hand zu zeigen.
Ebenso wenig wie für den Chorrock scheint Guillimann für
den liturgischen Gesang, große Neigung, wohl auch keine
Begabung, besessen zu haben. Die Choralübungen, die je-
weilen um Mittag stattfinden sollten, waren bereits allmälig
in Abgang geraten. Deshalb schärfte ihm das Kapitel ein,
dafür zu sorgen, daß der Provisor mit den Sängern von elf
bis ein Uhr übe. Man wollte eben den (( Pauperibus », den
Stipendiaten, ihre Unterstützung nicht umsonst geben ^).
*) SUfUprotokoU, S. 830. Generalkapitel vom 20. Juli 1591.
a Magister FraDziscos Guillimannus, der Schuioieistef> ist für Kapitel
kommen ; ist Im anzeigt worden, wie man mit Ime vor einem Jar
and er darg«^gen mit dem Stift der Schul halber überkommen sye.
Nun habe er vilicht der Condition ein Thuren ghan ; derhalben so
habendt bevde Oberkeiten ein Insähen thon, in maßen daß sin Sala-
rium um ^ qr. von dem Stift erbessert worden sye. Dorzu so sye
es geistlicher und weltlicher Oberkeit Will und Meinung, daß er
allein die Schul zu regieren habe und der Provisor und Locat Ime
gehorsam sygendt in allen billichen Sachen : so dann etwas witers
fürliele, sollendt sy es dem Schulherrn anzeigen. Diewyl nun Kapitel
nach synem Begären Ime willfahret, so solle er sich auch nit be-
schwären, mit einem Überrock des Piozeßion nachzegan in die Kil-
cheu, damit man sähe, wer Schulmeister sye, wie von altem har der
Brach gsin ist, darnäben möge er u(T der Gassen nach synem Gfallen
gan wie er wolle. »
') FAh: adaseihst. «Zum andern, beträffendt die Übung mit dem
Choral ist Ime anzeigt worden, damit es nit ganz in Abgang komme,
wie dann schon uff dem Wäg, solle ers am Morgen, wann er uff
Mittag will veniam gän, dem Götzen anzeigen, damit er die Knaben
um dieEylfe beyeinander heige, und do söliche biß um das Ein üben
Diöge, damit der Chor versähen sye. Dann man den Pauperibus den
Parten und anders nicht vergebens geben wolle, wo sy der Küchen
Dicht können vorstehen. » (Am *^1. Dezember 1591 verordnete das
- 38 —
Guillimann war mit den Bedingungen einverstanden, ge-
lobte Gehorsam gegen Propst und Kapitel und legte in die
Hände des Statthalters des Propstes das feierliehe Ver-
sprechen ab ^).
Dem Provisor Götz wurde aufs neue Gehorsam gegen
den Schulmeister anbefohlen *). Allein eine strengere
Lebenshaltung scheint ihm auf die Dauer nicht behagt zu
haben. Kurz darauf wurden ihm die zwei Choraulen ent-
zogen. So verzichtete er denn schon anfangs Oktober 1591
auf die Provisorstelle. Das Kapitel war dessen froh ; es
hatte auch schon einen provisorischen Nachfolger bereit in
Melchior Rund von Willisau, Rotundus genannt ^). Rund
war um 1583 oder 1584 in Mailand gewesen, wo er den
einen solothurnischen Freiplatz innehatte ^). Es ist nicht
ausgeschlossen, dass er dort schon mit unserem Guillimann
Bekanntschaft gemacht. Rund brachte es später bis zum
Propst von Schönenwerd ^).
Die solothurnische Schuljugend ließ neben des Lebens
Muhen und Plagen auch dessen heitere Seite gehörig zur
Geltung kommen. Alle Jahre erhielten die Schüler der
lateinischen wie der deutschen Schule vom Rate die Er-
laubnis, einen oder zwei Tage lustige Fastnacht, mit dem
Kapitel : « Diewyl der Schulmeister den Chor nit verträten kann,
soll er um einen lugen, ders für ihn könne. » StilUproiokoU^ S. 841.
Nach Götzens Abgang hätte Guillimann die Gesangsstunden wieder
selber versehen sollen. Allein augenscheinlich mangelte es am
Können.)
*) nbendascIJfSt. « Und uff soliches hat er Propst und Kapitel
obedientiam verheißen zu prestieren, und Herrn Propsts Statthalter
die Gelübdt gän. » *) Ebenda.
') SilßsprotokolL S. 8:38, Beschluß vom 8. Oktober 1591 ; Jo-
hannes Götz erbot sich zwar, die Schule noch bis Martini zu ver-
sehen, allein man ließ es «dabei bleiben» und übertrug die Stelle
dem Melchior Rund, der vor den Weihen stand, « bis man einen
andern bekomme. » *) Wt/nntnn. S. *280. N' 10.
*) 1592 wurde er Priester, 15^4-16:20 war er Stiftsprediger, 1595
wurde er Chorherr in Solothurn, 1021 Propst in Schönewerd. Er starb
1042. P. A. Schmid. S. 284.
— 39 -
Alter angemessenen Belustigungen und Umzügen, halten zu
dürfen. Am St. Nikiaustag, dem Feste des Kinderheiligen,
zogen die Lateinschüler in feierlichem Umzug mit ihrem
ft Schülerbischof », d. h. einem als St. Nikolaus verklei-
deten Knaben, in die Kirche ^). In besonderer Weise wurde
der Schluß des jeweiligen Schuljahres gefeiert. So be-
schloss der Rat 1591 schon am 30. August, der Stadt-
schreiber und der Oberst zur Matten sollen, als Schulherren,
« etliche Büechlin )) kaufen und aus dem « Almusen » be-
zahlen *). Am 29. September, dem St. Michaelstag, der
dies Jahr auf den sogenannten St. Ursensonntag fiel, fand
die Schlussfeier statt. Erst wurde in den Schulen die Ju-
gend « examiniert » ; dann nahm der Stiftsschulmeister,
Franz Guillimann, im Angesichte des versammelten Volkes
die Freisverteilung vor. Wohl am Nachmittag führte er
auf einer a Brüge vor der Kronen », welche ihm der städ-
tische Werkmeister auf Befehl des Rates eigens aufge-
schlagen, (( mit seinen jungen knaben )) ein Schauspiel
auf"). Er selbst war dessen Verfasser: allein nicht ein-
mal der Titel davon ist uns überliefert.
Im Laufe des Jahres 1591 entstanden noch einige an-
dere poetische Gaben seiner Muse. Am 3. Mai war der
Stadtschreiber v. Staal Vater eines Söhnleins geworden.
Guillimann feierte das frohe Familienereignis in einem la-
teinischen Geburtstagsgedicht *). Es mag dies bereits Aus-
fluß und Spiegelbild des zwischen dem jungen Manne und
seinem väterlichen Freund bestehenden Verhältnisses ge-
wesen sein. Denn, daii Guillimann gleich im Anfang
seiner Wirksamkeit in Solothurn Anlehnung an Staal ge-
sucht, und wohl auch Entgegenkommen gefunden, ist
') Fiala, S. 46 f.
*) Fiala. S. 47, Anin. 5. Das « große Almosen » hatte seinen An-
fang ir>47 vermittelst ansehnlicher Vergabungen genommen, damit
arme Bürger, Weib und Mann, Söhne und Töchter unterstützt und
ausgesteuert würden. Amict. S. :^16. Anm, 130.
') Fiala, S. 48. Anm. 3.
*) Genthliacum Syncharisticum etc. s. Anhang.
— 40 —
kaum zu bezweifeln. Immer mehr sehen wir Staal seinen
ganzen Einfluß aufbieten, um die Lebenslage seines jungen
Freundes möglichst angenehm zu gestalten.
Die Gunst einer Persönlichkeit von dem Ansehen und
Einfluße Staals war für einen jungen, unerfahrenen Mann
in Guillimanns Stellung doppelt wertvoll. Wir haben die
entgegengesetzten Tendenzen von Stiftskapitel und Ma-
gistrat in Bezug auf ihr Verhältnis zur Lateinschule bereits
erwähnt. Es bedurfte für einen Schulmeister ein großes
Maß von Klugheit, um sich die Geneigtheit beider «Obrig-
keiten )) zu sichern. Das war um so schwieriger, als
zwischen dem Kapitel, dem Stadtklerus überhaupt, und der
Mehrheit des Hates auch in der Politik tiefgehende Gegen-
sätze bestanden.
Seit den Burgunderkriegen stellten die eidgenossischen
Orte den französischen Königen zahlreiche Kriegsmann-
schaften. So konnte der grosse Kampf um die Thronfolge,
den wir oben zu erwähnen Gelegenheit hatten, auf die
Eidgenossenschaft nicht ohne Rückwirkung bleiben. Wäh-
rend alle katholischen Orte, mit Ausnahme Solothurns sich
auf die spanisch-liguistische Seite schlugen, beließen die
protestantischen Stände ihre Truppen im Dienste Heinrichs IIL
Auch Solothurn berief seine Mannschaften nicht zurück,
als der offene Kampf zwischen dem letzten Valois und der
Ligue losbrach. Wohl vollzog sich in Solothurn eine
Scheidung der Geister, aber die Mehrheit der Stadtväter
nahm Stellung zu Gunsten des Königs. Und hierin trat
selbst nachdem Heinrich HL gestorben und Heinrich von
Bearn, König von Navarra, als König von Frankreich
Schwert und Szepter führte, kein Wandel ein. Gleich
den evangelischen Orten in der Eidgenossenschaft erkannte
die Mehrheit des solothurnischen Rates denselben formell
als König von Frankreich an '). Der Rat befand sich im
^) Die Stellungnahme Solothurns hatte freilich auch ihre finan-
ziellen Gründe, wie Soldrückstiinde und eine Verschreibung der Stadt
Solothurn für die Krone Frankreich in der Höhe von 120,000 Kronen.
(Plu A. Segesser, Ludw. Pfyffer, Bd. 4 S. 171 f.)
- 41 —
Einklang mit dem franzosischen Gesandten, der in Solo-
thurn seine Residenz hatte; und gleichfalls in Heinrich IV.
den rechtmässigen Nachfolger Heinrichs III. sah. Solo-
thurn blieb auch fernerhin Sitz der französischen Gesandt-
schaft, die nun im Namen Heinrichs IV. ihr Amt führte.
Dieser Gestaltung der Dinge gegenüber war die spanisch-
liguistische Minderheit, welche in Heinrich IV. nur den
rfickfälligen Ketzer und Usurpator sehen musste, und zu
der auch der Stiftsklerus gehörte, machtlos.
Nun bot sich unserem Guilliraann eine günstige Gele-
genheit, auch in jenen Kreisen, welche mit dem Stifts-
kapitel nicht in allen Dingen einig gingen, der damaligen
solothurnischen Politik aber die Richtung gaben, eine ihm
günstige Stimmung zu erwecken. Am 22. Mai 1591 hatte
der Tod dem Obristen Ritter Wilhelm Tugginer das
Schwert, das er zeitlebens geführt, aus der Hand genom-
men *). Jung war Tugginer in das Regiment seines Oheims,
des Obersten Wilhelm Fröhlich, und damit in den Dienst
der französischen Krone getreten. Seit 1544 hatte er die
blutigen Gefilde Italiens und Frankreichs durchzogen und
war in mancher Schlacht, in manchem Sturm dabeigewesen.
Seinen Ritteradel und den Oberstenrang brachte er als
Auszeichnung heim nach Solothurn, das ihm. dem Zürcher,
zur zweiten Heimat geworden und ihn mit hohen Ehren-
slellen bedacht hatte. Tugginer hatte unter den Fahnen
Heinrichs III. gedient und unter Heinrich IV. seine militä-
rische Laufbahn abgeschlossen. Das erklart, wieso er trotz
seines religiösen Sinnes ein Hauptvertreter der a franzö-
sisch», d. h. legitimisch-dynastisch-national, gesinnten
Kreise und ein heftiger Gegner der Ligue und ihrer Partei-
') J.J. r. Staat: Vita Wilhelnii Tuggineri, veröff. v. Th. von
Uebenau im Anz. f. Schwg. 4. Bd. S. 394. Über seine Laufbalui
vgl, Le«. Helv. Lexik. Abt. 18. S. *k)4., ferner Seqcsser, L. Pfyffer.
■'. Bd. S. 3:^ ff. Obwohl dreimal verheiratet, hinteriiel.> er keine
Leibeserben. Über die sogen. Choraulenstiftnng Tugginers am Pfarr-
itiße St. Urs und Viktor, s. Amiet. S. 219.
— 42 —
ganger in der Schweiz, insbesondere Ludwig Pfyffers ge-
worden \).
Auf den Hingang dieses Kriegsmannes verfaßte der
Stiftsschulmeister eine lateinische Ode, worin die Taten des
Heimgegangenen gefeiert werden -). Hierin dürfen wir
keineswegs ein Eingehen auf die Ideen der Kreise Tug-
giners erblicken. Guillimann hatte gerade als Angehöriger
des Stiftskapitels hinreichend Grund, ein Loblied auf Tug-
giner anzustimmen. Denn ihm verdankte das Stift eine
Institution von großer Bedeutung, das Chorauleninstitut,
durch welches das Kapitel in den Stand gesetzt wurde,
seit 1585 bis in die neueste Zeit hinein, beständig zwei
Knaben zu unterhalten, um sie für den geistlichen Stand
heranzubilden.
[n der ersten Hälfte dieses Jahres ist noch ein anderes
Gelegenheitspoem unseres jungen Dichters entstanden, näm-
lich ein lateinisches Glückwunschgedicht auf die Erhebung
des damaligen Nuntius in der Schweiz, OUavio Paravicini,
Bischof von Alessandria, zum Kardinal^). Er war 1587 von
Sixtus V. zum Nachfolger Santonin's ernannt worden. Seine
feine. geschmeidige Art und Weise, mit den Staatsoberhäuptern
der katholischenOrle zu verkehren, sicherte ihm bald auch in
politischen Dingen einen bedeutenden Einfluß. Seine Stellung
war in diesen Jahren eine überaus schwierige. Als nach der
unglücklichen Schlacht bei Ivrv (14. März 1590) die Hilfs-
truppen der Ligiie aus den VI katholischen Orten unbezahlt
nach Hause zurückkehrten, kam es wegen ungeregelter
Soldansprüche derselben an Spanien und den Papst in Uri
') Kr sagte einst in Freiburg, bald nach der Ennordung der
Guisen zu Ülois (ir)8y), es sei nocli ein Guise in der Eidgenossen-
schaft, aber man soll ihn nur nach Frankreich reiten lassen, so
werde ihm sein Lohn auch werden. Sc(jessci\ 'd. a. O. 3. Bd. S. 359
u. S. 4*28, Anm. 3.
') Monodia in obitum strenui ac magniftci Herois Domini Grui-
lelmi Tugineri etc. s. Anhang.
') Carmen gratulatorium etc. s. Anhang. Paravicini starb 1611,
59 Jahre alt. Er war ein Mann von hohen Geistesgaben. Sein Cha-
rakter war einzig von Habsucht befleckt. S. Moroni^ Dizionario, vol.
51, p. 162, Segesser, a. a. O. Bd. 3. S. 287 ff. Bd. 4. S. 155 fif.
— 43 —
und Luzern zu sturmischen Auftritten ^). Mehrmals drohte
ein Bruch mit Rom. Allein Paravicini wußte immer wieder
das Schlimmste zu verhüten. Seiner diplomatischen Tätig-
keit blieb denn auch die Anerkennung des romischen Hofes
nicht versagt. Am 5. März 1591 ernannte ihn Gregor XIV.
zum Kardinal und zum Legaten in Frankreich. Am 24.
und 25. März fand in Luzern die offizielle Gratulation des
Rates, feierlicher Gottesdienst und die Überreichung des
roten Birettes statt '). Nachdem es ihm noch gelungen war,
die katholischen Orte zu einer bedeutenden Truppensendung,
in päpstlichem Sold, an die Ligue zu vermögen, rüstete er
sich zur Abreise *). Allein die schwer geschädigten Haupt-
leute, voran Oberst Sebastian von Beroldingen, wollten ihn
nicht ziehen lassen, bevorder hl. Stuhl ihre Forderungen aner-
kannt hätte. Diese peinlichen Szenen in Altdorf, wo Para-
vicini sich Ende Juni vom Rate von Uri verabschieden wollte,
trübten die letzten Wochen, die er auf Schweizerboden
zubrachte *), Mitten in den aufregenden und anstrengenden
Verhandlungen wegen des Aufbruches der päpstlichen
Truppen dürfte Paravicini die Gratulation Guillimanns er-
halten haben. Diese Huldigung des « Helvctiers » mochte
dem feingebildeten Kirchenfürsten nicht geringe Freude
bereiten, zumal in jenen nichts weniger als frohen Tagen.
Ob sich der Dichter der Gunst des neuen Kirchenffirston
in irf^end einer Weise zu erfreuen hatte, wissen wir nicht.
Die Annahme liegt nahe, bei der Abneigung des
Sliflsschulmeisters gegen den Chorrock seien Heiratsge-
danken mit im Spiele gewesen. Im Dezember 1591 be-
gegnen wir ihm als Bräutigam. Seine Braut war Agnes
Wiel, aus Freiburg im Breisgau ®) ; wahrscheinlich weilte
') Se(/<!sser. Bd. 4. S. 87 ff.
') Über diese « Solennität» s. Balthassars Ihücetla, VIll. 10'^ ff.
^) Die Kapitulation kam Ende Mai 151»! zum Abj?cliluss. l*li.
'•l. %eö>'t'r. 4. Bd. S. ITZ.
*) Ph. A. St'f/es,<er. S. 170.
*) Wir müssen es Guillimann glauben wenn er (Habsburg. p.
l^HöO) sagt: «De quibus (seil. Zoringonsibus) quaecumque se per
— 44 —
sie aber damals in Solotharn '). Leider fällt ans den Akten,
die uns zar Verfägung standen, fast gar kein Licht auf
diese Frau, welche neunzehn Jahre unserem Guillimami als
Lebensgefährtin zur Seite stehen und des Widerwärtigen
genug zu kosten bekommen sollte.
Guillimann erinnerte sich bei diesem Anlasse auch
seiner Wohltäter und Freunde in seiner Vaterstadt , und
Einladungen ergingen an den General vikar Peter Schneuwiy
und den Rektor der Jesuiten, P. Michael. Der Sladtsch reiber
Staal selbst bat seinen Freund Schneuwiy, die Hochzeits-
feier, die auf den 7. Januar 1592 festgesetzt war, mit
seiner Gegenwart zu beehren, und so nicht blos Guillimann.
sondern auch ihm und seinen andern Vertrauten in Solo-
Ihurn die Freude zu schenken, ihn begrüssen zu können *).
Offenbar gefiel es dem jungen Schulmeister in Solo-
Ihurn; denn er gedachte sein Leben fortan dieser Stadt zu
widmen. In Solothurn hoffte er auch für sich und seine
künftige Familie eine neue Heimat zu finden. Jedenfalls
curam et diligentem veterum scriptorum investigationein obtulerunt,
haut inferiori studio referani prlctidm qfiO'/uc Ulis (fectnctfts et
dccodts, quatenus, utrumque Helvetiorum FriburgUQi et Brisiacorum
urhes clarissimas cDndidere, quaruni altera niea, altera meae patria
CM, et solum natale. » Dafür spricht auch der Umstand, daß Agnes in
Freihurji i. Rr. ein Haus besaU. Nach Schreiber (Geschichte der
L'niversitiit F'reiburg i. Br. 11. S. 11*2, Anni.; war ir)64 ein Melcliicr
Wiel als Hofmeister der adeligen Brüder v. Leichtlin in Frei bürg.
Dagegen ergaben die eingehenden Nachforschungen des Hrn. Stadt-
arehivarsD' Albert nicht den mindesten Anhaltspunkt für die Existenz
diejies Geschlechts in Freiburg i. Br.
*j Wahrscheinlich bei Verwandten. Es gab damals Wiel in
Solotliurn. Im Jahrzeitbuch 111 des Stiftes v. St. Urs und Viktor
findet sich ein Anton Wiel als Gatte der Margaretha von Staal, ( Vr-
hinidiu 1S75. S. l'tl) und Staal selbst nennt Guillimann a compaier, n
Bf. an Rüeger, 8. Dez. 1098. UnirersitätshihL Basel. Cod. G. I. 53.
fol. 2:1
') Dies entnehmen wir aus dem Briefe Staals au Schneuwiy v.
?o. Dez. ir)91. Der Brief Guillimanns an Schneuwiy ist uns nicht
erhalten, ebensowenig der an P. Michael, dagegen die Antwort des
letzteren.
— 45 —
mit Wissen und Willen, wenn nicht gar auf Anregung des
Junkers Staai, stellte er um Neujahr 1592 an den Rat das
Gesuch um Aufnahme ins Burgrecht. Sein Ansuchen fand
warme Befürworter am Stadtschreiber und am Stiftsprediger
Nikolaus Feusi. Ihre Stimmen hatten um so mehr Gewicht,
als Staal, das Haupt der weltlichen Schulherrenkommission,
und Feusi. als Stiftsscholarch, am besten in der Lage waren
Guillimanns Wirken in der Lateinschule zu werten. Diesen
beiden Männern « zu Ehren » und in Anbetracht der « Ge-
schicklichkeit und Wohlgelehrte » des Meisters Franz, wurde
(lieser am 3. Januar vom Rate (( zu einem inneren Burger
uf- und angenommen ». Die hundert Gulden, welche er
von Rechtes wegen dafür hätte erlegen müssen, wurden ihm
geschenkt, ebenfalls dem Junker Staal und dem Stifts-
prediger zu Ehren und weil der Schulmeister versprochen,
«die Juget desto geflissentlicher zu unterwysen. » Es war
dies eine Begünstigung, bezuglich deren der Rat gegen
«gelehrte und künstliche Meystern » freie Hand hatte*).
Noch mancher der solothurnischen Ratsherren mochte hie-
bei das Beispiel des vor einem Jahr verstorbenen Johannes
Wagner vor Augen haben, und von dem nunmehrigen
Schulmeister ähnliche Erwartungen hegen '^).
0 Uff bittlieh Ansuchen des wohlgelehrten Meyster Franzisci
GuilUmann von Remunt us Fryburgbiet, in Ansehen siner Geschick-
lichkeit und Wohlgelehrte, haben min Herren Ine Herren Nikolaus
Föasin, dem Prediger, und Junker Hansen Jakoben vom Staal, dem
Stattschryber zue Ehren, zu einem Innern Bürger uf- und ange-
nommen, so fern er »yn Mannrecht, dai^ er mit keiner Lybeigenschaft
verhaftet sye, bringe, und Ime. diewyl in der Ordnung des Burg-
rechten, mine Herren, die Hand ihnen selbst offen behalten, gegen
gelehrte und künstliche Mystern daL> Burgrechtens halber gnädige
NachlaÜ ze thun, gedachten Herrn Prediger und Herrn Stattschryber zu
Ehren, auch von wegen, daß er sieh anerboten, die Juget desto ge-
flissentlicher ze underwysen, wie wohl er hätte 100 Gulden zu burg-
fecht erleggen sollen, gnädiglich geschenkt und nachgelassen. Hats-
prot, 1592, 3. Januar. 2. Seite. Staatsarch. Soloth. abgedr. im Soloth.
Wochenbl. 1810. S. 421. vgl. a. bei Daf/uet, biogr. p. 4, den Eintrag
ins Bürgerbuch.
^) Wagner hatte es bis zum Seckelmeister gebracht und war als
— 46 -
Nicht ganz so optimistisch sah P. Michael, der durch
die Statuten der Gesellschaft verhindert war, Guillimanns
Vermählungsfeier beizuwohnen und sich deswegen brietlich
entschuldigte. Der solothurner Neubürger hatte ihm voll
Freude und Stolz die widerfahrene Ehrung zu wissen
getan. Der kluge Pater erwiderte ihm darauf: Bürger von
Solothurn sei er nun auf dem Papier ; er rate ihm aber,
den Verkehr mit seinen alten Freunden nicht zu vernach-
lässigen, bevor er erfahren, ob er es auch in Wirklichkeit
sei '). Vielleicht ahnte P. Michael, daß Guillimanns poli-
tische Anschauungen ihn mit der Solothurner Politik in
Konflikt bringen könnten. Doch was kümmerte jetzt solche
Schwarzseherei den jungen Schulmeister. Der freute sich
seiner neuen Heimat und des jungen Eheglückes.
Im Februar 1592 wurde endlich die Stelle des Pro-
visors, welche Melchior Hund einstweilen versehen, definitiv
besetzt. Der Willisauer Johannes Sebastian Bärtschi, ge-
nannt Barzäus, der vorher in Disentis « Präceptor » gewesen,
hatte vernommen, dass die Stelle vakant war und bewarb
sich nun darum. Er erhielt sie auch. Das Kapitel schärfte
ihm aber Gehorsam gegen den Schulmeister ein ^).
Sorgen und Unannehmlichkeiten ließen auch in Guilli-
manns Haushalt nicht lange auf sich warten. Im Juni kam
er in Konflikt mit dem Apotheker Peter Byß, wegen 50
Gulden, welche der Kläger forderte, Guillimann aber ein-
liochangeseheuer Mann 1590 gestorben, als Gründer der « Magistraten-
Familie » Wagner. Fiala,, S. 4:^ f.
*) P. Michael beglückwünscht zwar Guillimann zu seiner Ver-
mählung, neckt ihn aber, daß er nun aus einem freien Mann Sklave
eines Weibes geworden sei. Dazu bemerkt er warnend: « Civis Sa-
lodorcnsis scriptus es, sed vide, ne quam e re patriain luam esse
cognoveris ad amicos perscribere negligas. » Hf. v. 26. Jan. 1592. St.
A . J. Cod. 138, I. f. 60.
•) StifUprotokoH S. 845. Sitz. v. 8. Febr. 1592. « Erschien vor
dem Kapitel J. Seb. Barcius (!) von Willisau, mit Beistand seines
Schwagers von St. Urban. Er sei in Graubünden zu Isidis (!) prae-
ccptor gewesen. Er hielt an um eine Kondition, die frei geworden
sein soll » u. s. w.
— 47 —
gezogen haben sollte ^). Der Handel endete am 19. August
damit. da(^ Guillimann verurteilt wurde, dem Apotheker 25
Gulden zu bezahlen ^).
Auch die Unzufriedenheit des Stiftskapitels hatte er
erregt. Den Chorrock scheint er seit seiner Verheiratung
erst recht vernachlässigt zu haben. Nicht einmal in der
Kirche trug er ihn. Deshalb sah sich das am Vorabend
von St. Johannistag 1592 versammelte Kapitel veranlasst,
den Schulmeister, der wieder für eine Amtsdauer bestätigt
wurde, zu ermahnen, in Zukunft im Chorhabit in der Kirche
zu erscheinen, und seinen Platz bei den Kaplänen einzu-
nehmen. Die Gesangsübungen der Chorknaben waren eben-
falls vernachlässigt worden, weshalb das Kapitel neuerdings
darauf drang, daß der Schulmeister einen bestimmten Tag
dafür ansetze. Ferner wurde ihm anbedungen, weder in
Bezug auf die Stipendiaten noch sonst Neuerungen vorzu-
nehmen ').
Im Juli darauf ließ das Kapitel des Schulmeisters Haus
vollständig restaurieren. Dem Schulmeister band man dafür
aufs Herz, es fortan in Ehren zu halten *).
Mit dem Chorgesang indes hatte man trotz aller Mah-
nungen die liebe Not. Im Januar 1593 wurde der Provisor
*) « Zwischen Peter Bies (!), dem Apotheker eins, deine Meyster
Francisco Guillimanno dem iatinisch Schul meystei* am andern spä-
nigep 50 Gulden halb, so der kleger forderet, und die der Antworter
sollt ingezogen haben, ist erkannt, daß die Spruch [herren] wider zu-
sammen gan. ö Ratsprotokoll 1592 Juni 17. Staatsarch. Soloth.
») RatsprotokolL 1592 Aug. 19.
») StiftspvoL S. 852. Kapitel vom 23. Juni 1592. « Scholarchae
oöicium commissum D. M. Francisco Guillimanno : ist Ime vorbe-
halten, daii er nüt nüwes macht mit den pauperibus oder andern
Dingen. Er soll auch einen Tag bestimmen, doran man singen möge,
domit der Chor versähen sy und soll in Chorauli habitu ze kilchen
gan und sin Stand drunden bei den Sacellanis, wo Ime gfallt, innän ».
*) Stiftsprot. S. 855. Juli 159*2. « Die Buwherren sönd Ordnung
gan, das dem Schulmeister sin Haus ußgemacht werde, vom Maurer,
Zimmermann, Tischmacherund Schlosser, Glaser; dannenthin soll ers
in guten Ehren halten, o
— 48 —
wiederum aufgefordert, die <( singend Meß » zu halten, sonst
werde man sich um einen andern umsehen ^). Und vom
Generalkapitel am 23. Juni 1593 wurde an eine fernere
Bestätigung Guillimanns geradezu die Bedingung geknüpft,
dass er den alten Brauch mit dem Gesang beibehalte, am
Freitag Mittag (( ubersinge », und über das Gelernte am
Samstag Morgen « examiniere » *).
Doch das waren nur vorüberziehende Wolklein ohne
weitere Folgen und trotz der bewegten Zeiten scheint die
Lateinschule sich in regelmäßigem Gang erhalten zu haben ;
weder Lehrer noch Schuler gaben Anlass zu ernsthaften
Klagen und zum Eingreifen von Rat oder Kapitel. So blieb
es zwei Jahre.
Anders wurde es 1594. Am 21. Januar fand es der
Hat für nötig, die Schulherren in die Lateinschule zu
schicken, um die Unordnung abzustellen, welche dort herr-
schen und den Knaben ungestraft hingehen solle") Un-
ordnung in der Schule war zwar auch in Solothurn kein
außerordentliches Ereignis *}, Indes scheint es, daß die
oben berührten Verhältnisse einen ernsteren Hintergrund
gehabt haben.
Kaum zwei Monate darauf liefen nämlich beim Rate
ernste Klagen ein : Der lateinische Schulmeister habe sich
in der Schule wie anderwärts in heftigen Worten gegen
den König von Frankreich, Heinrich IV., ausgelassen*).
•) Sfißsprot. S. 871.
') Siil'tspvoi. S. 880. Kapitel vom 23. Juni 1593. « In Scholar-
chani (»eil. electus) M. Franciscus Guilliuiannus hac conditione, das
er (Ion alten Bruch behalte mit dem Gsang, am Frytag zu Mittag
üborsinge, am Samstag am Morgen dasselbig examiniere. »
^) « Die Schulherren sollen in die latinische Schul gan and die
Unordnung abstellen, die sin und under den Knaben ungestraft für-
gen soll. » Rdthsprot. 1594. Jan. 2\. abijcdv. i. Soloth. Wochenbl.
S. 423. u. DiKjuet. biogr. p. 4.
*) So hatte am 20. Dez. 1593 der Stiftsprediger vor versam-
meltem Kate über die Unordnung in der deutschen Schule geklagt.
Fiala S. 4(J.
^) Am 25. Jan. 1592 hatte das Kapitel aelbst auf Veriaogea des
- 49 -
Stoff zu solchen Äußerungen bot die damalige politische
Lage zur Genüge.
Zwei grosse Ereignisse hatten sich im Laufe des Jahres
1593 in Frankreich vollzogen : Die Versammlung der Gene-
ralstaaten der Ligue in Paris und der Rücktritt Heinrichs
von Navarra zum katholischen Glauben. « Erstere sollte
dem Reiche einen König geben, aber nicht nur fehlte dem
König das Reich, sie selbst konnten nicht dazu gelangen,
einen König auf den Schild zu heben » '). An den sich
kreuzenden persönlichen Interessen Philipps IL und der
französischen Thronbewerber und Parteiführer scheiterten
alle Pläne, und ohne den Zweck erreicht zu haben schloß
man die Versammlung der Stände am 8. August. Ihr
Mißerfolg kam Heinrich von Navarra zu Gute, dessen Über-
tritt im katholischen Adel und Volk um so freudiger be-
grüßt wurde, je mehr der Verlauf der Ständeversammlung
den Glauben an jede andere Erlösung von dem langen und
grausamen Bürgerkrieg erschüttert hatte.
tt Auch in Solothurn triumphierte man über die Be-
kehrung Heinrichs. Man glaubte durch sie die von diesem
Stande in den französischen Angelegenheiten eingehaltene
Politik gerechtfertigt », namentlich den katholischen Orten
gegenüber *). Letztere, obwohl die Nachricht von Heinrichs
Übertritt auch auf sie Eindruck machte, glaubten nicht an
die Aufrichtigkeit dieses Schrittes. Und mit Recht ; « denn
sie war kein Ergebnis religiöser Begeisterung, sondern eine
Tat kühlster politischer Berechnung»^). Der Plan war von
den katholischen Royalisten im Lager Heinrichs ausge-
gangen. Sie hofften durch seinen übertritt seine allgemeine
Anerkennung zu erwirken und so dem Lande den ersehnten
Frieden zu geben. Allein als rückfälliger Ketzer bedurfte
Heinrich der Absolution des Papstes. Clemens VIII. indes
Rates zwei politisierende Kapläne, die den König von Frankreich
gescholten, gebüßt. Amiet. S. 537.
') Segesser, Bd. 4. S. 235 und S. 223.
') Segesser, Bd. 4. S. 263. 3) s. 235.
4
- 50 —
behandelte die Angelegenheit mit grosser Vorsicht und
Zuräckhaltung. Etwelche Klärung der Sachlage trat erst
ein, als gegen Ende des Jahres 1593 der Herzog von Nevers
als Gesandter Heinrichs IV. in Rom eintraf. Er wurde
zwar vom Papste in Privataudienz empfangen, erreichte
jedoch nichts, weder Heinrichs Anerkennung als König von
Frankreich, noch dessen Absolution. Zu Anfang des Jahres
1594 mußte der Herzog Rom unverrichteter Dinge verlassen.
Zu gleicher Zeit wie Nevers weilte in der Hauptstadt der
Christenheit eine Gesandtschaft aus den katholischen Orten ^).
Einer der Gesandten war Staal ; Solothurn hatte darauf
bestanden, seinen Stadtschreiber mitschicken zu dürfen,
obwohl Luzern, Schwyz und Uri die Mission übernommen
hatten. Diese Gesandtschaft sollte vom Papste besondere
Weisungen heimbringen, wie man sich in Bezug auf die
von den evangelischen Orten gewünschten allgemeinen
Friedensunterhandlungen mit Frankreich zu verhalten habe.
Allein die Gesandtschaft mußte sich mit dem begnügen,
was ihr aus der päpstlichen Allokution im Consistorium
vom 28. Dezember 1593 bekannt war : Die Bemühungen
Heinrichs von Navarra um Aussöhnung mit dem hl. Stuhl
seien gescheitert. Besondere Weisungen zu geben, ließ
sich der Papst nicht herbei.
Trotz der Verweigerung der Absolution fiel nun in
Frankreich in den ersten Monaten des Jahres 1594 die
Entscheidung zu Gunsten Heinrichs. Die Tatsache seines
feierlichen öffentlichen Übertrittes und seine Bemühungen
um Aussöhnung mit Rom genügten bei dem allgemeinen
Friedensbedürfnis zur Beruhigung der meisten Adeligen,
wie der Massen. Über Fragen wie die, ob die Bekehrung
eine aufrichtige, ob Heinrich noch absolviert werden könne,
u. a. wurde nur noch in gelehrten Kreisen gestritten *).
Selbst die vornehmsten Häupter der Ligue, mit denen
Heinrich separate Unterhandlungen angeknüpft hatte, unter-
warfen sich mit den Truppen, die sie befehligten, und den
') S. 263 ff. ') S 280 ff.
— 51 —
Provinzen, die sie verwalteten. Ihrem Beispiele folgten die
wichtigsten Städte, am 22. März sogar die Hauptstadt,
Paris.
Diese Geschehnisse vermochten aber die VI katholischen
Orte nicht zur Änderung ihrer bisherigen Stellung zu be-
wegen ; sie .verweigerten Heinrich immer noch die Aner-
kennung als Konig von Frankreich und verboten ihren
Leuten bei hoher Strafe, in seinen Dienst zu treten. Da-
gegen aus den protestantischen Orten strömten, mit Wissen
und Willen der Obrigkeiten, Freifähnlein und Ersatzmann-
schaften zu den Regimentern Wichser und von Grissach
und den 5 Kompagnien des Obersten Heidt von Freiburg,
die unter Navarras Fahnen standen, sowie auch auf den
savoyschen Kriegsschauplatz, wo Mannschaften aus den VI
Orten unter dem Herzog von Savoyen Heinrichs Truppen
gegenüberstanden '). Es ist begreiflich, daß jetzt, wo die
Anhänger der Ligue für ihre letzten Hoffnungen kämpften,
und zwar, trotz der Haltung des hl. Stuhles, mit wenig
Aussicht auf Erfolg, die Stimmung auch in Solothurn hüben
und drüben eine gereizte ward. Auch in der Stadt und im
Rate mag sich der Widerspruch gegen die herrschende
Richtung geregt haben. Staal '), der immer mehr eine ver-
*) S. 245 ff.
*) Über seine eigene Haltung in den französischen Angelegen-
heiten sowie die Motive, \^ eiche die damalige eidgenössische Politik,
nicht am wenigsten die solothurnische, bewegten, sagt Staal fol-
gendes (Bf. an Rüeger v. 11. Aug. 1597): « Tria kappa kakista (sie!;
i. e. comniodum proprium^ consiiium jucenile et apud omnes
clandestinum odium, omnium ordinum homines invaluisse conspi-
ciuntur. Equidcni quoad potui et licuit, ne Helvetia nostra factionibus
!*cinderetur, tarn publice quam privatus irapedire conatus sum. Sed
^ nunc res redactae videntur, ut ego meique similes in nullo fere
amplius simus numero apud eos, qui privatis acti cupiditatibus, ea
dantaxat vident, quae modo ante pedes fuit, nuUa earum rerura habita
fatione, quae olim contigerunt et similes ob causas cervicibus nostris
(nisi Deus avertat) iiecessario impendere creduntur. » So zeichnet ei* die
Politik der freien Hand. Daß damit auch die solothurnischen Poli-
tiker getroffen werden sollen, ergibt sich aus der feinen Ironie, welche
— 52 —
mittelnde Haltung beobachtete, mochte im geheimen gleich-
falls die Stellungnahme der äbrigen katholischen Orte fär
korrekter ansehen.
Offen aber wagte sich der junge Stiftsschulmeister mit
feindseligen Äusserungen hervor, obwohl er durch die 1592
erfolgte Bestrafung zweier politisierender und Heinrich IV.
anfeindender Stiftskapläne hätte gewitzigt sein können.
Er sollte seinen Übereifer büßen. Der Rat, der sich da-
durch selbst getroffen fühlte, ergriff die Gelegenheit, das
Kapitel abermals fühlen zu lassen, wer am Regiment sei,
indem man einen seiner OfiSziale maßregelte. Der Zeitpunkt
war um so günstiger, als der Hauptvertreter der spanisch-
ligüistischen Ideen in der Eidgenossenschaft, Ludwig Pfyffer,
am i7. März unerwartet rasch ins Grab sank. Sein Tod
erweckte in den katholischen Orten große Bestürzung, un-
verhohlene Freude dagegen in den evangelischen ').
Nicht ganz zwei Wochen darauf, am 28. März, kamen
die Klagen gegen Guillimann im Rate zur Verhandlung ').
obigen Worten folgt: «In horas expectatar Gallas thesaurarius, qui,
si venerit, ita multis refrigeriam, ita quibusdam, lU putatur, difl-
plicentiam adfert. proptera qnod aurifer ille fluvius in tot rivos dis-
tractus haud esse poterit navigabilis ». UnioerstäisbibL Basel. G. I.
53. abgedr. von C. A. Bächtold^ Einleitung, S. 64 f.
M Sie a f rob locketen und freudlüteten, als were Inen jetz die
Katz ab dem Ketl und sie niemand mehr zu fürchten hettent»,
schreibt sein Stiefsohn Heinrich Murer. Segesser 4. Bd. S. 286,
An merk.
*) Geraten, daß dem Meister WUhelfno(\) Guiilimanno, dem lati-
nischen Schulmeister, durch Herrn Schults Steffen Schwaller, nach
allem Ernst augezeigt werde, daß er sich der Worten, so er ufif der
Schul und andern Orten wider den König us Frankrych gebrucht,
müeßige, und jetzundt von wegen niines Herrn Stattschreibers das Best
thon ist worden. So er aber mehr fäle, so wollen mine Herren Ine
schicken, dannenher er kommen iüt. — ist nachwertz erkannt, daß er
ingelegt und ime fünfzig Pfd. Büß abgevordert werde, demnach durch
den Schultheißen angezeigt, daß er Inie gefallen lasse, was minen
Herren gefalle, oder aber dahin zeuche, dannenher er khommen.
RaisproL 15d4. März 28. abgedr. Soloth. Wochenbl. 1815. S. 423.
- 53 -
Erst hatte es den Anschein, als ob alles mit einem scharfen
Verweise und mit Androhung der Ausweisung für den
Wiederholungsfall ablaufen wollte, da der Stadtschreiber
für den Angeschuldigten sein vielvermogendcs Wort einge-
legt hatte, Unglücklicherweise konnte aber Staal dieser
Sitzung nicht beiwohnen, weil er auf die allgemeine Tag-
satzung, die auf den folgenden Tag nach Baden angesagt
war, halte verreisen müssen '). So gelang es andern
Stimmen durchzudringen, welche strengere Maßnahmen for-
derten. Der arme Schulmeister wurde also « nachwertz »
verurteilt « ingelegt zu werden und eine Buße von 50 Pfund ')
zu erlegen, wenn er nicht lieber ((dahin zeuche, dannenhar
er kommen. »
Der Gemaßregelte fand es aber besser, die verhängten
Strafen über sich ergehen zu lassen, als sein Bürgerrecht
aufzugeben und sich einem ungewissen Schicksal anzuver-
trauen. Wahrscheinlich banden ihn auch Rücksichten auf
seine Gattin an Solothurn, da sie ihn 1593 oder 1594 zum
Vater machte *).
Die kluge und versöhnliche Politik Heinrichs IV. ließ
Frankreich wieder einigermaßen zur Ruhe kommen. Auch
in Solothurn scheint die Spannung der Geister etwas nach-
gelassen zu haben. Meister Franz griff wieder zur Feder,
um in grollender Zurückgezogenheit seine historischen Ar-
beiten zur Reife zu bringen. Die Einleitung zu Cäsar wurde
erweitert. Der Anlage nach hat sie viele Ähnlichkeit mit
Daguet, biogr. p. 5. Für des letztern Behauptung, Staal und andere
Freunde hätten für Guillimann die hohe Buße bezahlt, haben wir
keine Belege.
*) Eulg. Absch. Bd. 5« S. 340. Man brauchte nach Baden 1 Vj Tage.
So ritt Staal 1598, 15. Nov. nach der Sitzung noch bis nach Aarau,
« quo postridie eius diei, observato consueto nienso^ Salodorum usque
pervenire possem. » Bf. an Rüeger v. 8. Dez. 1598.
') Daß Pfund gemeint sind, ergibt sich daraus, daß eine Buße
von 50 Pfund der Landesverweisung, die für Guillimann beantragt
war, gleichgehalten wurde, s. Amiet, S. 538.
•) Staal sagt, (Ep. a Staal I. S. 268) daß Solothurn Guillimann
« prima virum pulchrae fecit et prole parentem. »
- 54 —
den spätem Antiquitates, in der Ausfuhrung jedoch ist
sie weit kurzer, mangelhafter und unselbständiger. Sie
enthält auch Angriffe auf Zwingli und Kalvin. Die Schrift
ist in lateinischer Sprache abgefaßt und mochte für den
Schutgebrauch berechnet sein. Es ist anzunehmen, daß der
Verfaßer die Handschrift noch 1594 dem Buchdrucker Jo-
hann Faber in Pruntrut übergab *). Aus uns unbekannten
Gründen schob Faber die Drucklegung Jahre lang hinaas,
bis Guillimann endlich sein geistiges Eigentum zuruckver-
langte.
Am 23. Juni 1594 trat wie gewohnt das St. Johanns-
kapitel zusammen. Guillimann wurde ohne weitere Bemer-
kung wieder für ein Jahr bestätigt. Leider fehlte dies
Jahr im Kreise der Stiftsherren ein Gönner und väterlicher
Freund Guillimanns, der Stiftsprediger Nikolaus Feusi, der
am 5. Juni, also kaum drei Wochen vorher gestorben war.
In eben dieser Sitzung wählte das Kapitel an seine Stelle
als Stiftsprediger Melchior Rund, der kurze Zeit neben
Guillimann als Provisor der Stiftsschule gewirkt *).
Auch an der Lateinschule trat eine Veränderung ein.
Der Lokat, Daniel von Büren, der nunmehr Priester ge-
worden, gab sein Amt auf. Der Rat ließ die Stelle über-
haupt eingehen und ordnete eine Teilung der Schule in 2
Klassen an, von denen der Provisor die eine, der Schul-
meister die andere zu übernehmen hatte *). Ende Juli fand
es das Kapitel für zweckdienlich, dem Schulmeister wie
dem Provisor die Schulordnung in Erinnerung zu bringen
und ihnen durch den Schulherrn ihr « Thun und Lassen »
vorzuschreiben *).
Am 23. November nahm das Kapitel . abermals auf
Empfehlung Schneuwiys einen Freiburger in seine Dienste,
*) Staal sehreibt 1597. F'ebr. !>. an den Bisch, v. Basel: « Saas
de rebus Helvetiois lucubrationes, quas ante annos aliquot typographo
vestm Bruntrutensi praelo subeieiendas et in publicum edendas bona
lide eonoredidit. ^>
') Sfißsprot. S. m\. ') Fiaia. S. 41.
*) St. MagdaienenkapitA?! \. 21. Juli ir)94. Sd/tsprot. S. 920,
- 55 -
iodem es Johann Forner, der wohl Neupriester war, als
Fruhmesser unter die Stifskapläne einreihte ^). Wir werden
kaum daran zweifein dürfen, dai^ die beiden Schützlinge
des freiburgischen Generalvikars sich rasch miteinander
befreundet haben; gekannt haben sie sich vielleicht von
früher her.
Es liegt etwelche Ironie darin, daß der Stadtrat von
Solothurn ein paar Monate nach Guillimanns Bestrafung sich
genötigt sah, den Gemaßregelten in einer intimen Ange-
legenheit zu Rate zu ziehen.
Als nämlich 1594 P. Canisius in Freiburg seine « Wahr-
hafte christliche Historie von St. Mauritzen und seiner the-
baischen Legion, auch insonderheit von St. Urso o dem
Rate von Solothurn, auf dessen Ansuchen er das Buch ge-
schrieben, zustellte, wandte man sich an Guillimann um
Auskunft, wie man dem gelehrten Jesuiten seine Mühe und
Bereitwilligkeit am angemessensten lohnen könnte. Der
Befragte, der offenbar mit P. Canisius in nähern Bezieh-
ungen stand, riet, demselben die Werke des hl. Hierony-
mus und des hl. Ambrosius zu schenken. Sein Rat fand
Gehör, nur kostete es große Mühe und drei Jahre Zeit, um
die Werke ausfindig zu machen. Erst 1597, im letzten
Lebensjahr des P. Canisius, sollte sein Rat zur That werden ').
Es mochte damals gerade kein besonderes Vergnügen
sein, als Stipendiat der (^horaulenstiftung hin und her ge-
schoben zu werden zwischen Schulmeister und Provisor,
Provisor und Schulmeister und Kaplänen. Man war mit
dem Provisor Sebastian Bärtschi sehr unzufrieden und 1595
wurde er wegen seines ünfleißes und seiner Pflichtvernach-
lässigung entlassen^). Die Choraulen hatte man ihm offen-
bar schon früher weggenommen und sie dem Kaplan Erhard
Schwaller übergeben. Im Dezember 1594 wurden ihm auch
^) Stißsprot. S. 925. « Den 23. Novembris ist D. Johannes
Fornerius zu einem Frühmesser angenommen worden, wyi er sin
Cominendation vom Vicario von Fryburg hat. »
') Die in dieser Angelegenheit gewechselten Briefe sind abgedr.
im Soloth. Wochenbl. 1818. S. 77 ff. ») Stißsprot. S. 934.
— 56 —
die 50 Kronen dafür zugesprochen ^). Schwaller kam aber
Ende November als Pfarrer nach Flumenthal*) und so wan-
derten die Knaben wieder an den Tisch des Magister Guilli-
mann. Es mögen auch da nicht allzufette Speisen aufge-
tragen worden sein. Denn wir können es jedenfalls der
Dürftigkeit der Schulmeisterfamilie zuschreiben, daß Guilli-
mann die Holzscheite, welche die Schuler ins Schulhaus
bringen mußten, nach Hause nahm, statt damit das Schul-
zimmer zu heizen, und selbst den Ärmern, die Unterstützung
genossen, das Holzgeld abnahm, sie aber dennoch allesamt
(( übel erfrieren » ließ. Am 17. Dezember kamen die einge-
laufenen Klagen in einer Sitzung des Kapitels zur Sprache.
Guillimann wurde aufgefordert, künftighin nach Bedarf
heizen zu lassen und dafür zu sorgen, daß keine Klagen
mehr laut werde, a wo nitt. so werde man anders mit Tme
reden werden » *). Sorgen und solche kleine Reibereien
mögen ja des oftern die Stimmung der kleinen Haushaltung
etwas niedergedrückt haben. Indes wartete ihrer eine viel
schwerere Prüfung.
Bereits zog sich in Frankreich ein neues Gewitter zu-
sammen, dessen Ausbruch auch für Guillimann Unglück
bedeutete. Besondern Haß der Hugenotten hatten die Jesuiten
auf sich geladen. Heinrich IV. aber, obwohl mit dem Papste
nicht ausgesöhnt, zeigte anfangs keine Neigung, auf die
*) Stifisprot, S. 928. Dez. 1594. « Census Sacellaniae St. Vin-
centii gehören dem D. Erhardo, gar wie sie zu Weihnachten aus u.
angehen. Auch gehörend t ime die 50 Kronen gar von den Chorauli-
bus, doch das er ein Willen mache um den letzten Monat mit dem
Schulmeister, der sy die Zyt hat am Tisch ».
*) P. i4. Schniid. Kirchensätze, S. 109.
*) Stiftsprotokoü, S. 930. 1594, Sabbato quattuor temporum.
({ M. Franz dem Schulmeister ist anzeigt worden, wie große Klag
kommen von Burgerskindern, daß er Fuderholtz nämme von Knaben
und verbränne es in sinem Huß, müssen sy in der Schul übel er-
frieren ; dorzu nämme er ouch von den Pauperibus das Greld vom
Holtz. Ist Ime anzeigt worden, das er nach Nochurft heizen lasse,
das kein Klag mehr komme, wo nitt, so werde man anders mit Ime
reden werden ».
- 57 -
PISne der Gegner dieser Gesellschaft einzutreten. Erst, als
der Konig am 27. Nov. 1594 von einem überspannten ehema-
ligen Jesuitenzögling im Antlitz verwundet worden, brach das
Verhängnis über den Orden herein. Ein Jesuit wurde ge-
hängt, der ganze Orden gezwungen, Frankreich binnen 14
Tagen zu räumen ^). Vom Auslande her, führte derselbe
nun die Verteidigung in zahlreichen polemischen Schriften.
Der Federkrieg, welcher darob entbrannte, erhitzte aufs
neue die Gemüter.
Dies war das Vorspiel zu dem neu ausbrechenden Kampfe
zwischen Frankreich und Spanien, Heinrich erblickte in
Philipp II. den Anstifter aller Feindseligkeiten und erklärte
demselben am 17. Januar 1595 offen den Krieg. Philipp
antwortete : er stehe nicht mit Frankreich im Krieg, son-
dern mit Heinrich von Bearn, der vom Papst nie als Konig
von Frankreich anerkannt werde. Alsbald brachen Hein-
richs Regimenter in die Freigrafschaft Burgund, die sich
durch ihre Neutralität geschützt glaubte, ein.
Diese Ereignisse riefen in der Eidgenossenschaft einer
lebhaften diplomatischen Tätigkeit. Auf der Tagsatzung zu
Baden vom 19. Februar 1595 beschwerte sich der burgun-
dische Gesandte, Scudier Benoit. bitter über diesen Neu-
tralitätsbrur.h und ermahnte die Eidgenossen, gestützt auf
die österreichische Erbeinigung, um bewaffneten Beistand *).
Mit den gleichen Forderungen trat auch der spanische Ge-
sandte. Alfons Casate, auf. Überhaupt war im Verhältnis
der evangelischen Orte und Solothurns zu Heinrich IV. da-
mals eine Trübung eingetreten. Als es sich im Vorjahre
um einen Truppenaufbruch aus den katholischen Orten, in
spanische Dienste, gehandelt hatte, war der franzosische
Gesandte, Nikolaus Brulart, Herr von Sillery, auf jede Weise
') Ranke, franz. Gesch. 2. Bd. S. 8. (3. Aufl.)
*) Eiifgen. Absc/i. Bd. 5 a. S. '^'> f. u. S. .*^3. Edaard Rott,
Histoire de la repr^entation diplomatique de la France, II., ir)r)9-1610.
(Herne 1902) S. 481 ff. Rudolf Maag : Die P^reigrafschaft Bur-
gaud und ihre Beziehungen zu der schweizerischen Eidgenossenschaft
(1477-1678). Zürich 1891. S. 63.
— 58 —
bemüht gewesen, denselben zu verhindern ^). Es war ihm
nicht gelungen. Ja selbst mit denjenigen Orten, welche
auf Heinrichs Seite standen, bekam er ernste Schwierig-
keiten. Auf einer Conferenz zu Aarau am 23. und 24.
Januar 1595 führten die Gesandten der evangelischen und
der zugewandten Orte eine ernste Sprache gegenüber Sillerj
wegen der immer noch unbefriedigten Soldansprüche an den
König. Es wurde beschlossen, eine Gesandtschaft an den-
selben abzuordnen. Diese sollte sich am 27. Februar in
Solothurn zusammenfinden, um von da aus die Reise anzu-
treten *).
Das gab der niedergehaltenen Opposition in Solothurn
neuen Mut ; sie mochte hoden, neue tumultuarische Auftritte
von Seiten unbezahlter Söldner würden endlich den Bruch
mit Heinrich herbeiführen, und verhüten, daß, wie es das
Ansehen hatte, Mannschaften aus Solothurn gegen katho-
lische Miteidgenossen in die Schlacht zögen '). Die Herren
vom Stiftskapitel, auch andere Geistliche, ließen heimlich
und öffentlich wider den « Navarresen » Schimpf reden hören
und nahmen sich sehr der Politik an.
Namentlich der Stiftsschulmeister, Guillimann. glaubte
er müsse bei solcher Lage der Dinge mit seiner Entrüstung
nicht zurückhalten. Das Vorgehen des Königs gegen die
(lesollschaft Jesu, welcher er seine Erziehung, sein Wissen
und Können verdankte, in deren Reihen er liebe Freuride
besaß, mußte ihn im Innersten getroffen haben. Seiner
Erbittorung machte er Luft in harten « ehrverletzlichen »
Worten gegen den mit dem Kirchenbann belasteten Bearner.
Wohl im Vortrauen auf sein Bürgerrecht — vielleicht auch
in der Hoffnung, in der Gunst des Stiftskapitels wieder zu
steigen, wagte er es sogar in das Getriebe der Politik,
») Sogossor Bd. 4, S. 270 ff.
•) Kicig .\bsch. Bd. o a. S. 358.
") Di^rartigo Soldanstände hatten schon im Sommer 1593 in dem
«< unorgotroiioston » Solothurn tumultuarische Auftritte von selten un-
ho/.ahltiM' Kriogsleute verursacht. Se(/esser. Bd. 4. S. 247.
— 59 -
weoD auch nur im Geheimen, einzugreifen. Dazu war aber
seine Hand weder stark noch geübt genug : er wurde davon
erfaßl und beiseile geschleudert, während das diplomatische
Räderwerk seinen Gang keinen Augenblick unterbrach.
Diesmal konnte ihn auch kein Staal mehr retten, der,
so wenigstens sieht es aus ^), selbst unter dem Mißtrauen
des Rates zu leiden hatte. In der Sitzung vom 13. März
1595 fiel die Entscheidung über Guillimanns Los : Wegen
«heimlichen Praktizierens » und a ehrverletzlicher » Worte
wider den « Künig » soll Meister Franz sein Burgrecht
verlieren und aus der Stadt gewiesen werden ').
Diese Ausweisung mußte Guillimann und seine Familie
um so härter treffen, da ihm der Rat nur 14 Tage Zeit
ließ sich nach einer neuen Stellung und einem andern Wohn-
ort umzuschauen. Am Mittwoch nach Ostern, am 29. März,
sollte er die Stadt verlassen. Wir wissen nicht, wie das
Kapitel den Ratsbeschluß aufnahm, der ihm am 14. März
von einer Abordnung des Rates, bestehend aus Schultheiß
Oberst Aregger, Oberst Zur Matten, Urs Gugger und zwei
andern Ratsmitgliedern, mitgeteilt wurde "). Wir glauben
aber, die Stiftsherren haben doch den unglücklichen Schul-
') Vom dei' Tagsatzaug zu Baden am 29. März 1594 bis zur
nächsten allgem. Tags, am 24. August 1595 erscheint Staal auf kei-
nem der besondern läge als Vertreter Solothurns : statt seiner Aregger,
Urs Gugger und Zurmatten, die wir gleich noch kennen lernen, und
weiche in dieser Eigenschaft vor und nachher selten erscheinen.
Eidyen. .46.sr/i. Bd. 5, a. 1594—1595.
') « Gerathen, diewyl der lateinische Schulmeisster Frantz ein
heimliches Praktizieren wider den Künig und viel ehrverletzliche
Wort hab usgen lassen, soll er angentz abgewiesen, das Burgrecht
ufgeben and fortgeschickt werden, und Herr Georg im Kloster mit
ime. » — Ratsprot. 1595. 18. März, abgedr. im Soloth. Wochen bl.
1815. S. 42^^.
') Das Stlflsprotokoll registriert S. 933 einfach : « 1595. Martins.
14. Martii Ist Magister Franciscus Guillimannus der Schulmeister
vom Herrn Schultsn und dryen der Räten vor Cappitel geurloubet
worden, von wägen das er sich der küngischen Sachen in Frankrych
ZQ vil annämen wollen. Ist sin Zil gselzt usque ad 4. feriam Paschae.
Dorzwüschen soll Propst und Cappitel um einen andren lugen. »
— 60 —
meister bedauert, zomal der zweite Teil der stadtrStlichen
Mission deutlich erkennen ließ, daß man den Schulmeister
getroffen aber anderswohin zielte. Schultheiß Aregger ver-
bot nämlich im Auftrage des Rates den Chorherren und
Kaplänen bei Verlust ihrer Pfründen, fernerhin beim Trunk
über die politische Lage auch nur zu sprechen^). Das Ka-
pitel zahlte Guillimann die drei verfallenen « Quatember »
aus ; der vierte wurde zwischen beiden Teilen verrechnet
für die Beköstigung der Choraulen während der drei letzten
Monate ').
Es ist kaum anzunehmen, daß an dem rücksichtslosen
Vorgehen des Rates gegen Heinrichs IV. Widersacher,
dessen Gesandter, Herr. v. Sillery, ganz unbeteiligt war*).
Übrigens mag bei Guillimanns Ausweisung ebensosehr wie
die Rachelust einiger zumeist beteiligter Politiker, die Absicht
mitgespielt haben, mit Gewalt die mißvergnügten Stimmen
zum Schweigen zu bringen. Die solothurnische Obersten-
partei war durch ihre Interessen zu sehr mit Heinrich ver-
bunden und trotz der augenblicklichen Anstände, nicht
gesonnen, die bisher gewandelten Bahnen zu verlassen.
Einen Beleg hiefür bildet die Verwarnung des Kapitels.
Letzteres war nun um einen Schulmeister verlegen und
*) « Herren Schults Aregger, Obrist Zurmatten und Urs
Gugger für Kappitet kheren sollen und daselbst anzeigen, daß sy, die
Geistlichen sich des Künigs nüzit annehmendt noch denselben einichs-
wegs schelten sollen, weder heimlich noch öffentlich, sonst auch hin-
weggewisen würden. » Ratsprot. Iii9ö. 13. März. Ober die Aus-
führung dieses Ratsbeschlusses meldet das StiftsproiokoU (S. 933) :
« Item hand sy Chorherrn und Capplanen gewarnet, by Verlierung
Irer F*f runden, das sy solcher Lygischen Sachen beim Trunk müssig
gangendt, niemandt dem andern Anloß gäbe, sondern man solle die
Sache ein weltliche Oberkeit verantworten lassen. »
*) Sdrtsprot. S. 9:iS.
^) Die französischen Gesandten liebten es gegen unbequeme Wider-
sacher bei deren Obrigkeiten klagbar zu werden : so verklagte Le
Fe vre Qiumartin 1646 Heinrich von Fleckenstein beim Rate v. Lu-
zern, du Luc 1715 Alfons v. S(»nnenberg ebenda, freilich ohne Erfolg.
S. Anz. f. Schweiiergesch. Bd. 5, b. S. 20 und Bd. 4, S. 470 und 473.
— 61 —
mußte, nachdem es am 4. April auch den Provisor Bärtschi
wegen Unfleiß entlassen ^), froh sein, daß der alte Götz,
der so unrfihmlich von der Provisorstelle weggekommen,
sieb als Schulmeister meldete *).
Der verbannte Guillimann aber zog mit wundem Herzen
aus der Stadt, wo er Ehren, Heimat und häusliches Gläck
gefunden. Nicht so bald vergaß er die ihm angetane
Schmach und Bitternis.
') Sfiftsprot. (S. 934.) 4 April 1595 : a Johannes Seb. Barcäua
entlassen, weil er unfleißig gewesen in Metten, singendten Messen,
in der Gesangsübung, im Vorschreiben in der Schule, selten über-
sangen, und auf die Jugendt kein Acht gehabt. »
*) Siiflsprot. (S. 935.) : o Götzig, der alt Provisor, hatt um den
Schalmeisterstaud geschrieben, ist angestellt bis Johannis Baptistae. o
Dritter Abschnitt.
Im Dienste der spanischen Gesandtschaft
in Luzern.
1595—1605.
I.
Als Sekretär bei Alfons Casate.
Die Hoffnungen, welche man früher an Guiilimanns
Niederlassung in Solothurn, seine Aufnahnae in das Burg-
recht hatte knüpfen können, waren nun vernichtet. Die
Lage der kleinen Familie, die sich so plötzlich der Heimat
und der Unterhaltes beraubt sah. mag in jenen Tagen eine
recht ernste gewesen sein. P. Michael hat es noch erlebt,
daß seine Ahnung von 1592 Wirklichkeit geworden. Und
doch ist es dieser Schicksalsschlag, dem wir es verdan-
ken, daü Guiilimanns aufstrebender Geist in neue, weitere
Bahnen gelenkt wurde, daß sich sein Leben nicht in dem
engen Hahmen des solothurnischen Stadtbildes abspielte.
Man hat kaum Grund daran zu zweifeln, daß seine Freunde,
voran der Stadtschreiber, ihn nicht im Stiche ließen, son-
dern sich eifrig daran machten, dem Verbannten eine
neue Heimstätte zu schaffen.
Wie es gekommen ist, daß wir Guillimann noch in
demselben Jahre im Dienste der spanischen Gesandtschaft
wiederfinden, können wir nur ahnen. Junker Hans Jakob
von Staal besaß in Luzern, der Gesandtenresidenz, Ver-
wandte und Freunde. Zu erstem zählte der Schultheiß,
— 63 —
Jost Pfyffer. Vielleicht hat Guillimann dank ihren guten
Diensten den Weg nach Luzern gefunden. Oder besaß der
solothurnische Stadtschreiber selbst Einfluß und Ansehen
genug, um den Botschafter der katholischen Majestät^
Alfons Casate, zu vermögen, dem Manne eine Anstellung
zu gewähren, über den der Streit zwischen seinem Herrn
und Heinrich IV. so großes Unheil gebracht? Allerdings
kann man auch an Sebastian Werro, Schultheiß Hans
Meyer und Nikolaus Meyer in Freiburg denken. Casate
selber mag das Bedürfnis nach einer zuverlässigen und
tüchtigen Hilfskraft um so mehr empfunden haben, als er
in den schweizerischen Angelegenheiten noch wenig erfah-
ren war. Bekleidete er doch diesen ehrenvollen, aber
schwierigen Posten seit kaum sechs Monaten ').
Im August 1594 war der alte Pompejus della Croce
nach dreiundzwanzigjähriger erfolgreicher Wirksamkeit bei
den katholischen Orten, seinem Freund Ludwig Pfyffer ins
Grab gefolgt. Sofort nach dem Tode della Croces hatte
der spanische Statthalter in Mailand, Fernan de Velasco,
ober den freigewordenen Posten verfügt. Schon am 30.
September 1594 begrüßte der mailändische Patrizier Alfons
Casate als spanischer Ambassador die katholischen Orte
auf einem Tage zu Luzern. Er war damals 29 Jahre alt.
Erst hatte er sich dem Rechtsstudium zugewandt und den
Doktorhut erworben und war schon mit 22 Jahren an sei-
nes Vaters Stelle im Kollegium der « Decurionen », dem
Generalrate der Stadt Mailand, gelangt. Dann war er als
Offizier in die Armee getreten, welche Philipp IL seinem
Schwiegersohn, dem Herzog Karl Emanuel von Savoyen,
gegen Heinrich von Navarra zu Hilfe schickte. Diesem
ä Bearner » also, den unser ehmaliger Schulmeister mit
Worten und « Praktizieren » bekämpft hatte, war Casate
im Felde gegenübergestanden. Das war gewiß in seinen
M Über Alfons Casate und seine Tätigkeit, s. Reinhardt, Cor-
respoodeoz von Alfonso and Giroiamo Casati u. s. w. Collect, frib.
fasc. 1. 1894. Einleitung.
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Augen eine Empfehlung für Guillimann. Es trat noch ein
personliches Moment hinzu, welches eine Annäherung för-
dern mußte.
Im Laufe des Jahres 1595 ließ nämlich Guillimann
ein Bändchen « Oden » auf Christus und bekannte Heilige,
— auch auf Patriarchen des alten Testamentes, — sowie
auf Kirchenfeste und die drei Tugenden, Glaube, Hoffnung
und Liebe, erscheinen ^). Diese Odensammlung, welche
wohl während der letzten Jahre entstanden war, widmete
der Verfasser Alfons Casate.
Ob Guillimann, als diese Oden die Presse Johann
Fabers in Pruntrut verließen, schon als Sekretär bei Casate
war, ist mir nicht bekannt '). Doch dürfen wir als sicher
annehmen, daß er noch 1595 diese Stelle angetreten hat.
So sehen wir nun diese beiden Männer, fast Altersgenos-
sen, den einen als gewandten Diplomatien, den andern als
emsigen Gelehrten, Einer Idee leben, und für sie ihre
ganze Persönlichkeit einsetzen, nämlich : den Glanz und
Ruhm des Hauses Habsburg zu erhalten, zu vermehren, zu
verkünden.
Es ist nicht leicht, in Guillimanns Thätigkeit als Se-
kretär einen Einblick zu erhalten, weil deren Spuren sehr
spärlich und schwer zu verfolgen sind. Nie erscheint er
als Vertreter auf den Tagsatzungen und Conferenzen der
eidgenössischen Orte, oder in sonstigen diplomatischen Ge-
schäften des Gesandten. Damit ist aber keineswegs gesagt,
daß er an dessen Geschäften nicht regen Anteil, vielleicht
mit Rat und Tat, genommen hat. Als Sekretär mußte er
ohnehin dem Lauf der Dinge unverwandte Aufmerksamkeit
zuwenden, damit er jederzeit im Stande war, seinen Herrn
^) Francisci GuillimanDi Odarum sive Hymnorum Natalitionim
libri duo, etc., s. Anhang. Ein anderes Schriftchen « Silvula ele-
giarum » Guillimanns ist gleichfalls Casate gewidmet. Das Büchlein,
von dem ich nur ein einziges Exemplar, im Besitze des Hrn. Dr. Th.
V. Liebenau, kenne, wurde bei Gemperlin in Frei bürg gedruckt. Die
Angabe des Druckjahres fehlt.
*) Aus der Widmungsode läßt es sich nicht eutoehmeo.
~ 65 -
ober alles zu orientieren, besonders wenn derselbe auf
längeren Reisen abwesend war ^). Eine weitere Aufgabe
war, die Briefe, Berichte und sonstigen diplomatischen Ak-
ten in Form zu bringen und auszufertigen '). Gingen solche
Schreiben ein, so kam es ihm zu, sie Casate, dessen Mut-
tersprache Italienisch war, zu übersetzen und zu erläutern.
Er bezeichnet sich selber als Interpret für die deutsche,
franzosische und lateinische Sprache ^). Auch des Spanischen
muß er einigermaßen mächtig gewesen sein. Neben Guil-
limann stand noch der Urner Philipp von Mentlen als Dol-
metscher im Dienst Casates. Besuchte der spanische Ge-
sandte die Tagsatzungen und Conferenzen. so ließ er sich
meist von seinem Sekretär begleiten. Dieser hatte wahr-
scheinlich über die Vorträge und Verhandlungen, welche
Spanien oder seine Interessen berührten , Protokoll zu
führen. Auch auf andere Reisen nahm Casate den Sekre-
tär mit sich, so 1597 nach Appenzell, und des öftern nach
Mailand.
Als sich Heinrich IV. 1595 auf die spanische Freigraf-
schaft warf, erschienen wiederholt burgundische Gesandt-
schaften auf den Tagsatzungen, welche dringend die Hülfe
der Eidgenossen verlangten. Casate hatte diese Hülferufe
mit seinem ganzen Einflüsse zu unterstützen. Trotzdem
der Papst noch 1595 Heinrich IV. vom Banne löste, dauerte
der Krieg zwischen Heinrich, Philipp II. und Savoyen fort.
Selbst nachdem der zum Sterben müde Philipp 1598 mit
') Nel resto il Guillimano mi ha avertito delle Dove che corrono
per dila,... Casate an Stadtschr. Cysat, Bf. v. 31. März 1603. Staats-
arch. Luzern. Akten : Spanische Gesandtschaft.
') Solche Stücke von seiner Hand geschrieben finden sich noch
im Siaatsarch. Lusern^ Akten : Spanische Gesandschaft.
') aConditionem Interpretis et secretarii,» nennt er seine Stelle in
d. Sehr an Erzherz. Maxim il. v. 6. Febr. 1607. St. A. J, Cod. 138,
l, 19, ajb; und in dem Schreiben v. 1605 an König Philipp III.
heiUt es : « secretario de la lengua Allamana y francesa y latina cn la
casa de su Embaxador ordinario de Esguigaros Alfonso Casato, ha
vieodose allado y empleado en todos los tratados y negocios...»
5
— 66 —
Heinrich zu Vervins Frieden geschlossen, versachte- der
Herzog von Savoyen noch einen Wafifengang, der indes
unglücklich verlief und 1601 zu dem Vertrage von Lyon
führte.
Auch in der Eidgenossenschaft gestaltete sich die
Lage für Spanien und die katholischen Interessen nicht
gfinstig. Zwar trat im Januar 1598 die katholische Lan-
deshälfte von Appenzell dem spanischen Bündnis bei. Casate
ging selbst, begleitet von Guillimann, zu dessen Abschluß
nach Innerrhoden : allein das bedeutete nicht viel, im Ver-
gleich zu dem, was in den südlichen Alpenländern Wallis
und Graubunden, den Hütern kostbarer Pässe auf dem
Spiele stand. Das Wallis öffnete sich seit 1589 immer
mehr dem Einfluße Berns, des Vorortes der protestantischen
Westschweiz, während Zürich, das an der Spitze der nord-
schweizerischen Protestanten stand, dem glaubensverwand-
ten Zehngerichtenbund 1590 die Hand zum längst ersehnten
Bunde gereicht hatte. Im Jahre 1600 reichten sich sodann
die beiden Alpenrepubliken Wallis und Rätien. letztere in
der Mehrheit protestantisch, die Hand. 1602 traten die
drei Bünde auch in ein Bundesverhältnis zu Bern. Grerade
in den ersten Jahren von Casates Tätigkeit in der Eidge-
nossenschaft drohten Wallis und Graubünden immer mehr
sich dem großen (( System politisch-religiöser Opposition
gegen das katholische Habsburg » eingliedern zu wollen.
Auch die Erneuerung des alten eidgenössischen Bündnisses
mit der franzosischen Krone (1602), ohne daß auch nur
Mailand geschweige denn Spanien vorbehalten wurde, be-
deutete einen Mißerfolg des spanischen Botschafters, dessen
Stellung durch den mißglückten Anschlag des Herzogs von
Savoyen auf Genf, die sogenannte Escalade, noch schwieri-
ger wurde.
Als Sekretär eines mit so wichtigen Aufgaben betrau-
ten Diplomaten erhielt Guillimann ohne Zweifel einen Ein-
blick in das Werden der zeitgenössischen Geschichte, der
nicht ohne Wirkung auf seine historischen Forschungen
und die Darstellung der früheren Zeiten bleiben konnte.
- 67 —
Werfen wir ao dieser Stelle einen Blick in Guilli-
manns häusliches Leben. Wo Guillimann Wohnung bezo-
gen, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Doch scheint
uns eine Stelle in einem Bittgesuch an den König von
Spanien darauf zu deuten, er habe im gleichen Hause ge-
wohnt mit Casate '). Dieser bewohnte den « Freienhof », —
sicher seit 1599 — ein großes Doppelhaus mit Erkern und
Treppengiebeln, das noch heute am linken Ufer der Reuß
das untere Ende der Kapellbrucke überragt. Die Familie
Guillimanns vergrößerte sich ziemlich rasch.
Am 17. Wintermonat 1596 wurde dem glücklichen
Vater ein Töchterlein getauft, welches den Namen Anna
erhielt *). Taufpathen waren der damalige Schultheiß, Rit-
ter Jost Krepsinger, und Anna Fleckenstein. Jost Krepsin-
ger war ein Freund Ludwig Pfytfers gewesen, mit dem er
seit 1589 im Schultheißenamt gewechselt hatte ^)
Im August 1600 schenkte Frau Agnes ihrem Gemahl
einen Knaben. Der spanische Ambassador selbst hob die-
sen Sprößling aus der Taufe und gab ihm seinen Namen
Alfons *). Ende November des nächsten Jahres folgte aber-
mals ein Söhnlein, welches den Namen Johann Franziskus
erhielt *). Mitte Januar 1603 wurde Guillimann Vater eines
') « Ed la casa de su Embaxador, » s. o. S. 65, Anm. 3. S. a.
Liebenau : Das alte Luzern, S. 106 u. S. 151.
*) 1596. 17. Wintermonat. Anna (Eltern) Guilronini Franz und
Agnes Weil. Taufseugen: Jost Krezsteiger und Anna Fleckenstein.
Kopie der Taufregister der Stadt Lasern 1581—1600 und Fortsetz.
Stadiarchio, Lasern; darüber, daß in obigen drei Namen, Guilronini,
Weil und Krezsteiger, eine falsche Lesart des Kopisten vorliegt, ist
kein Zweifel. Die Fleckenstein zählten zu den zuverläßigsten Stützen
der spanischen Partei in Luzern. Reinhardt, Korresp. Nachträge,
S. 200. Auch Krepsinger war jedenfalls spanisch gesinnt. (Private
Mitteil.)
') S. Th. V. Liebenau : Die Schultheißen v. Luzern, im Ge-
Mbicbtsfr. 35. S. 149 Cf. Krepsinger starb schon am 21. Jan. 1598.
*) Taufregister. 13. August 1600. Stadtarch. Luz.
*) 0 Heri sero literas a Guillimanno nostro recepi, quibus pridie
eins diei se familia auctum, id est mascula prole ab uxore donatum
— 68 —
TSchterleins, welchem Frau Elisabeth Pfyfifer und Ritter
Heinrich Cloos, — ein Haupt der span. Partei und später
Schultheiß — zu Gevatter standen ^).
Wir sehen, es waren vornehme Luzernerfamilien und
angesehene Persönlichkeiten, welche unsern Gesandschafts-
Sekretär ihrer Gevatterschaft würdigten, ein Zeichen, daß
er sich nicht geringer Gunst und Achtung erfreute. Zudem
war seine Thätigkeit als Sekretär ordentlich honoriert •),
und so war seine Lage in Luzern derail, daß sie wohl
einen Vergleich mit derjenigen in Sotothurn vertrug. Allein
Guillimann war nicht für die politische Tätigkeit geboren ;
sie hatte ihm auch schlechte Frächte eingebracht ; immer
mehr verlor er allen Geschmack daran. Was ihn trösten
konnte, war. daß nach Zeiten, die eine erdruckende Ge-
schäftslast mit sich brachten, auch Tage der Muße anbra-
chen, an welchen er sich seinen geliebten Musen, poeti-
schen oder historischen Arbeiten und Studien widmen durfte.
Zumeist jedoch am Abend, statt von Last und Lärm des
Tages zu ruhen, griff er zur Feder, um in den alten Zeit-
bächern zu forschen, um die Kopien von Inschriften und
Urkunden zu studieren, die gedruckten und handschriftli-
chen Werke anderer Schriftsteller zu prüfen und zu sich-
ten, an seinen eigenen Arbeiten zu sinnen und zu schreiben,
oft tief in die Nacht hinein *). Vieles hat er auf Reisen
geforscht und geschrieben. Wie ein von schwerer Last
esse soribit. i) < Staat an Rüeger. Bf. v. 2. Dezeaih. 1601. Universitäts-
biblioth. Basel). Der Kleine seheint den vollen Namen des Vaters
erhalten zu haben. Das Solothurner Stiftsprotokoll nennt S. 914
Guillimann ebenfalls Johannes Franziskus. Indes findet sich diese
Namensform nur vereinzelt. Weder Guillimann noch seine Freunde
gebrauchen sie.
M Tauft-egister, 20. Jänner 1003. Stadtarch. Loi. Über Hein-
rich Cloos s. Licftt^nttu. Geschfr. 35 S. 154 f.
') Guillimann bezeichnet sie als a neque coniemnenda neque in-
honorata. » Bf. an Maximili.m. v. i>. Febr. 1607. a. a. O.
^ xc ...Jiurnis et nocturnis laboribus et jcorpusj. aniraum et in-
genium exhausimus. d Brief G's. an Ungenannt, v. 6. Februar 1607.
5r .4. J. Cot. i3S, L t loa.
— 69 —
Befreiter jubelte er später, als die Stunde schlug, welche
ihm die ungern getragene Bürde von der Schulter nehmen
sollte und eine schönere, freiere Zukunft anzukünden schien.
Was er, dieser ersehnten Stunde entgegenharrend, mit
rastlos fleißiger Hand geschaffen, wie er sich dadurch den
Weg zu den erträumten (( Hohen des Parnasses » gebahnt,
dies zu schildern ist unsere nächste Aufgabe.
II.
Das >Verk „De rebus Helvetiorum" ; der Briefwechsel
mit Staal.
Was Guillimann einstens als Schulmeister mit Absicht
auf den Unterricht der Jugend begonnen, das führte er
jetzt, mitten im politischen Leben stehend, in größerem
Maßstabe weiter, viel höhern Zielen zu. Er selber hat diese
vor unsei n Augen klargelegt.
Wie bei den alten Römern, — so schrieb Guillimann
an den Rat von Luzern M — habe sich bei den alten Eid-
genossen jeglicher beflissen « recht zu thun, statt voll zu
reden, und daß seine Wohlthaten von andern geprießen und
geramet, dann daß er der andern lobe und erhelle. — Dann
wie fursichtig und weyß, mannlich und großmutig die ge-
wesen, bezeugen ihr treffentliche Thaten, nit allein, nach-
dem sie sich in ein Pundt und etwaige Einigung eingelaßen,
sondern schon bei den alten Römern und darzwischen. »
*) Begleitschreiben bei Überreichung des Werkes « De rebus
Helvetiorum d an den iRat von Luzern : es ist undatiert, trägt aber
den Vermerk von anderer (Cysats?) Hand : Anno 1603. Ob dies das
richtige Datum, ist allerdings zweifelhaft. Das Stück befindet sich
in der Bürgerbibliothek Lujern, M, 111. Bd. l\ S. 314 JJ\
- 70 —
(( Da aber gemeldte Thaten uß mangel der Historien
und Geschichtschreibern in maßen beschafTen. daß die Ding,
so der gantzen Weit laut bracht und herlich sein sollten,
kummerlich denen bekannt, bei und um welche sie besehe-
hen und vollbracht seint worden, alß das der Helvetier und
Schwitzeren Namen zwar weit erschallen, wo sie aber her-
kommen, weß ihr stand und Wesen vor Zeiten gewesen,
auch für Enderungen und Krieg erlitten wie sie dennoch
so manlich ihr alte Freiheit erhalet, die vor meniglichen
mit der Hand errettet, und lestlich bei Fürsten und Poten-
taten, Völkern und Nationen in Ansehen und große Repu-
tation kummen, solches wird bei und von Wenigen recht
und uß dem Grund erkundiget und erwißen. » Der Grund
liege darin, daß vordem ein jeder mehr darauf bedacht ge-
wesen, den alten Ruhm durch seine Thaten zu mehren, als
ihn vor der Welt zu verkünden. Deshalb können die Nach-
kommen die Fußstapfen ihrer Altvordern « alß verborgen
gleichsam und des historischen Liechts und Wahrheit be-
raubt, nicht so ring erreichen und mit Ernst nachstreben, »
wie dies bei griechischen und römischen Helden und Staats-
männern nach ihrem eigenen Geständnis der Fall gewesen
sei.
(( Dießer und dergleichen dingen oftgehabte Betrach-
tung, sonderlich weil mir solches bei den Fremden, und
von anschlichen Leuten mehrmalen mit Verwunderung für-
geworffen, die nichts höheres bes:ehren, dan ein wahren
und gewüßen Bericht und Information von Eidgenoßischen
Sachen, haben mich lestlich bewegt, gleichwohl kleinfügigen,
dießes Werklein in die Hand zu nehmen und mit sonder-
lichem Fleiß und Ernst nachzusuchen und ergründen, was
die ajte und allerley Sohribenten [nicht nur] mit griechische
und lateinische, sonder mehrley andern Sprachen von den
Helvetiern oder Schwitzern geschrieben, und hinder ihnen
gelaßen haben, und dasselbig in ffiglicher Ordnung in dießem
Buoch einzeschließen, dem ich deßhalben den Titel geben,
von Schweitzerischen Sachen oder Antiquiteten, daßelbig in
Latin ußgohn lassen, damit es von andern Nationen möge
— 71 —
verstanden werden. — Darin werdent angezaigt nit allain
gemelter dreyzehn Orten Harkomnaen, Ursprung, Zunehmen,
Enderung, Stand und Wesen, sondern auch allerley Thaten,
Krieg, Regiment, Zufäll, von der Romeren Zeiten har und
vor Christi Geburt biß uf den ersten Pundt, mit grundt-
liehen Berichten, Zeugnußen, Instrumenten, Briefen, Frei-
heiten und Privilegien. /)
Guillimann hat in diesem Schreiben nicht zu viel ge-
sagt. Dies lehrt uns ein rascher Blick auf den Stand der
schweizerischen Geschichtschreibung im wissenschaftlichen
Sinn des zur Neige gehenden sechszehnten Jahrhunderts M*
Aegidius Tschudi, der gelehrte Landamraann von Glarus,
dessen Name und Chronik in späterer Zeit die größte Volks-
tümlichkeit erlangt haben, die je einem unserer vaterländi-
schen Geschichtschreiber geworden ist, war 1572 gestorben,
ohne sein Werk, für das er seit 50 Jahren mit ebensoviel
Gelehrsamkeit als Emsigkeit den Stoff zusammengetragen,
gedruckt, ja nur vollendet zu sehen. Nur sein Erstlings-
werk, die « uralt wahrhaftig alpisch Rhetia » war 1538 von
Sebastian Munster in Basel veröffentlicht worden. Tschudi
hat den Plan gehabt, eine Schweizergeschichte größten Stiles
za schreiben.
Die Einleitung sollte eine Beschreibung des alten Gal-
lien, von Land und Leuten, desgleichen der a Germaniern, »
sowie ihrer Bekehrung zum Christentum, bilden. Hiefür
hatte Tschudi weitausgreifende Forschungen unternommen :
auf seinen Reisen in der Schweiz, in Südfrankreich und
Italien hat er eine gewaltige Materialsammlung über das
romische Altertum zusammen gebracht. Er hat auch das
Verdienst, der Erste zu sein, welcher die römischen In-
schriften in der Schweiz sammelte und erklärte.
Diese Einleitung lag 1572 vollendet vor und wurde
vom Verfasser dem Zürcher Theologen Josias Simmler über-
*) Wir verweisen kurz auf Georg c. Wi/ss : « Geschichte der
HiHtoriographie in der Schweiz. » wo die Spczialliteratur über die
iiier in Betracht kommenden Historiker aufgeführt ist.
— 72 -
geben. Simmler hatte sich anheischig gemacht, das ganze
Werk ins Lateinische zu übertragen.
Schon vorher hatte Tschudi, auf Drängen seiner Freunde,
die Zeit von 1000 bis 1470 im sogenannten « Mittelbuch »
beschrieben. Für diese Zeit standen ihm ebenfalls umfang-
reiche Sammlungen zu Gebote, die er zusammengetragen
aus dem eidgenössischen Archiv in Baden, aus den Kanz-
leien von Luzern und Zürich, und vielen Gotteshäusern der
Schweiz, die ihm, wie die Gerichtsherren des Thurgau ihre
urkundlichen und handschriftlichen Schätze zugänglich
gemacht hatten. 1569 hat er die Archive der Urschweiz
eigens durchforscht. Es war ihm aber nicht mehr ver-
gönnt, diesen massenhaften Stoff in der geplanten Weise
zu verarbeiten. Jene Einleitung, unter dem Namen (( Gallia
comata » bekannt, und das (( Mittelbuch, o von den Spätem
(( Chronicon helveticum )) genannt, verbreiteten sich nur
durch Abschriften, bis sie endlich vom 18. Jahrhundert
dem Schweizervolke in Druck geschenkt wurden.
Bevor Tschudi selber zur Verarbeitung seines Stoffes
gekommen ist, hat er seine Inschriftensammlung dem zür-
cherischen Pfarrers Johannes Stumpf zur Verfügung ge-
stellt. Dieser verwertete sie neben selbstgesammelten, aber
von Tschudi erklärten Inschriften in seiner Chronik, die
1548 erschien. Stumpf erfreute sich zudem der Mitarbeit
des Stadtarztes und Reformators von St. Gallen, Vadians.
Dieser berühmte Humanist, von Kaiser Maximilian 1515
öflFentlich mit dem Dichterlorbeer gekrönt, lieferte ihm in
kurzen Terminen überaus gründlich und kritisch gearbeitete
Abschnitte über die St. Gallischen und Thurgauischen Lande,
und wurde so der w^ahre Verfasser großer Teile des Stum-
pfschen Werkes. Dagegen blieben Vadians eigene chron-
nikalischen Arbeiten bis ins 19 Jahrhundert ungedruckt.
Trotz gelehrter Mithilfe entspricht die Chronik von
Stumpf bei weitem nicht den Anforderungen, welche man
bei dem damaligen Stand der Wissenschaft stellen konnte,
abgesehen davon, daß sie wegen ihrer Abfassung in deutscher
Sprache nur einem Teile der gelehrten Welt zugänglich war.
— 73 —
Die eigentümliche, meistens annalistische Anordnung des
Stoffes riß denselben aus seinem Zusammenhang und machte
eine wissenschaftlich kritische Durchbearbeilung des in
Masse herbeigeschleppten Materials sehr schwer, (c Stumpf
war reiner Berichterstalter, ohne Reflexion und [Nutzan-
wendung » ').
Dem Ziele, das Guillimann voschwebte, war, gleich-
falls von protestantischer Seite, der Professor für neutesta-
mentliche Exegese am Karolinum in Zürich, Josias Simmler,
näher gekommen. Nach Tschudi's Ableben hatte er sich
anerboten, dessen Werk zu vollenden. Allein die Tschudischen
Erben forderten alles zurück. Nunmehr war Simmler ge-
zwungen, sich den Weg selber zu suchen. In Tschudis
Arbeiten und Absichten eingelebt, hätte er wahrscheinlich
dessen Unternehmen zu Ende geführt ; jetzt aber konnte
auch er nicht das vorgesteckte Ziel erreichen. Bevor er
mit Tschudi in Fühlung getreten war, hatte er Stumpfs
Chronik durchgearbeitet. Jetzt machte er sich an die Ver-
arbeitung des schon früher gesammelten Materials, das
Stetsfort durch Mitteilungen seiner Freunde bereichert wurde.
Allein Berufspflichten und Kränklichkeit hinderten ihn, so
daß er 1574 beim Erscheinen eines Probestückes, der « Des-
criptio Vallesiae. » sich bereit erklärte, der Ausführung seines
Planes zu entsagen, falls ein anderer sie auf sich nehme.
Ep entschloß sich aber, wenigstens einen gedrängten Aus-
zug des geplanten großen Werkes zu geben. Dieser er-
schien 1576 unter dem Titel : a De Republica Helvetiorum libri
duo». Noch im gleichen Jahre erschien eine deutsche Aus-
gabe: (( Von dem Regiment der loblichen Eidgenossen-
schaft, » die binnen kurzem mehrere Neuauflagen erlebte.
Schon im Jahre 1597 lagen fünf französische Übersetzungen
des Werkes vor. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
wurde es ins Holländische übersetzt. Editionen erschienen
in Zürich, Genf, Paris, Leyden und Antwerpen *).
') G. c. fVf/ss, a. a O. S. 195.
*) Ein Verzeichnis derselben siehe am Schluß der Biographie
- 74 —
Diese Verbreitung verdankt das Simmler'sche Boch
nicht so sehr dem ersten Teil, welcher eine kurze Geschichte
der alten Eidgenossenschaft, ihrer Verbündeten und ünter-
thanen gibt, als dem zweiten Buch, das eine ausgezeichnete
Beschreibung der Staatsverfassung der alten Orte, ihrer
Zugewandten und Unterthanen im gesamten wie im einzel-
nen gibt. Von höchstem Wert mußte ein solches Werk für
die Rechtswissenschaft sein. In der Tat, es ward « das
vollständigste Nachschlagebuch für das schweizerische Staats-
recht für dritthalb Jahrhunderte » ^).
Als Guillimann sich ans Werk machte, war die außer-
ordentliche Verbreitung dieses Buches erst in den Anfängen
begriffen. Es lag auch nicht in seiner Absicht, eine aus-
führliche Staatsbeschreibung, sondern eine politische Ge-
schichte, zu liefern. Während Simmler den Zuständen des
Landes vor und unter den Romern keinen Raum gegönnt,
sie höchstens gelegentlich gestreift hatte, nahm jetzt Guil-
limann den Plan Tschudi's wieder auf, und widmete dieser
Periode mehr als den dritten Teil seiner Darstellung*). «So
wenig jene Vorperiode ein Teil der Schweizergeschichte ist,
so wichtig ist sie insofern dafür geworden, als sie einen
Teil der Elemente bereitet hat^ welche die zum großen Teil
heutzutage noch bestehenden Eigentümlichkeilen hervorrie-
fen, )) sagt einer ihrer besten Kenner ^). Diese Auffassung
Sinimlers v. G. c. IVyss im Neujahrbl. z. Best, des Waisenhauses in
Zürich. 1855.
*) G. c. fVt/ss. a. a. O. S. 212. Ein interessanter Beleg, wie
ein solches Werk auch höchst praktische Bedeutung gewinnen konnte,
ist die Berufung des Dr. A. Ruinella, der 1607 wegen seiner Agita*
tion für ein Bündnis Rhätiens mit Mailand vor das Strafgericht zu
Chur und Ilanz gestellt wurde, auf Sitnnilcrs Autorität, der die « Mey-
ländische Freundschaft mit der Eidgenossenschaft » für die be«te und
nützlichste angesehen habe. Barth. Ahorn, Püntoer Aufruhr im
Jahre 1607, hgg. v. C. Moor, Chur 1862, S. 178.
') Dies erklärt sich auch daraus, daß das Werk hervorgegangen
aus jener Einleitung zu Cäsars de hello Gallico.
') n. Moinniscn : Die Schweiz in römischer Zeit, in Mitteii.
d. Antiqu. Gesellsch. in Zürich. Bd. 9. S. 4.
— 75 —
darf man freilich nicht unserm Historiker aus dem 16. Jahr-
hundert zumuten. Darin aber hatte Guillimann Recht, daß
er die Kenntnis jener Zustände als notwendige Voraus-
setzung betrachtete für das volle Verständnis der histo-
rischen Entwicklung all jener Ländergebiete, welche die
spätere Eidgenossenschaft bildeten. Ein derartiger Versuch
lag zwar vor in der Schilderung, welche der berühmte
Philologe Glarean in seinen Lobgedichten über die Lage
Helvetiens gegeben hatte '). Allein er war kurzgefaßt und
fand von selten Guillimanns, der dieser literarischen Große
zwar seine Anerkennung zollte, doch nicht volle Zustim-
mung *).
Mit diesem Überblick haben wir die Vorarbeiten ken-
nen gelernt, auf denen Guillimann weiterbauen konnte. Die
Chronik von Stumpf bot ihm die römischen Inschriften in
Abbildungen. Besonderes Gewicht legte er auf die a Gallia
comata » von der er eine Abschrift besaßt;. Auch das n Mittel-
buch » Tschudis stand ihm zur Verfugung. Guillimann ist
der erste, welcher es in so weitgehender Weise ausbeutete,
UDd in vielen Dingen finden wir Tschudis Resultate schon
voD Guillimann verwertet und bekannt gegeben. Daß die-
ser sein Gewährsmann ein so weitgehendes, fast unbe-
dingtes Vertrauen nicht verdiente, hat er freilich nicht ein-
gesehen, was ihm aber nicht zum Vorwurf gemacht werden
kann.
Ausgegangen ist Guillimann, wo es ihm immer mög-
*) « Helcctiac descriptio et in laudati.<8inuinx Hehetiorum foodus
panegi/ricon, » gedr. bei Adam Petri Basel 1515, ferner zusammen
mit dem Kommentar von Oswald Mykonius bei Froben, Basel 1519,
Thesaurus bist. Helv. I an vierter Stelle. Eine bisher un-
bekannte geographische Beschreibung der Schweiz von Glarean ist
im Zentralblatt für Bibliothekswesen, Jahrg. 1888, S. 80 ff. abgedruckt.
') De rebus Helo. p. 8.
') De rebus Helo. p. 67. Dies beweist auch die Vergleichung
beider Werke in Bezug auf die abgedruckten Inschriften. Vgl.
Mommsen. Inscriptiones Conf. Helv. latinae i. d. Mitteil d. Anti-
quar. Gesellsch. in Zürich. Bd. X 1854.
— 76 —
lieh war, von den Quellen ^). Für die römische Periode
erscheinen die alten griechischen und römischen Geogra-
phen und Historiker zum erstenmal in solcher Vollständig-
keit herangezogen. Für die folgende Zeit benutzte er die
einschlägigen mittelalterlichen Quellenschriftsteller und Do-
kumente, soweit sie ihm zugänglich waren. Zur Vervoll-
ständigung seiner Arbeit dienten ihm die humanistischen
SchrifUseller, mit denen er sich kritisch auseinanderzusetzen
liebte.
Wenn ihm auch jetzt noch bei weitem nicht solche
Hilfsmittel und gelehrte Freunde zu Gebote standen, wie
seinen oben genannten Vorgängern, bot doch seine nun-
mehrige Stellung namhafte Vorteile gegenüber derjenigen
in Solothurn. Auf den Tagfahrten traf er mit Männern
aus den verschiedenen Gebieten der Eidgenossenschaft zu-
sammen, welche nicht nur die Politik ihres Ortes vertraten,
sondern meist auch dessen religiöse Gesinnung. Bildung und
Sitten darstellten, mit Leuten, welche bald als schlachter-
probte Kriegsmänner, bald als staatskluge Räte und Lenker
ihres Standes selber ein Stück Geschichte machten. Der
geschäftliche und persönliche Verkehr mit diesen Männern
schärfte seinen Blick für die Eigenart eines jeden der Ge-
meinwesen, die sich zu einem großen Bunde zusammenge-
tan, führte ihn auch ein in das Leben und Weben der
politischen Well, reifte sein Verständnis für das Werden
der politischen Geschichte. Wie groß übrigens der Wert
persönlicher Bekanntschaften und Beziehungen für den Hi-
storiker ist. zeigt die Geschichte unserer Wissenschaft auf
jeden Schritt.
Man darf wohl annehmen. Guillimann habe ebenfalls
solchen Beziehungen seine Abschriften von erzählenden
Quellen und Urkunden, die Kopien von Tscbudi's Nachlaß
u. a. m. verdankt. Über Solothurn z. B. machte ihm Staal
^' Guillimann litiert fast immer sowohl seine Qaelleo wieseine
Gx^\v:ihr>mäniier. den Namen im Text, den Fandort am Rando.
- 77 —
Milteilun^n in einem Bnefe, den er. um seinem Sf'ehrten
Gönner ein Andenken /.u setzen, in sein Werk aufnalim.
Nicht wenig kamen ilim die verschiedenen Reisen r.\x
statlen, die er als ßegleiter seines Herrn, des spanischen
fiesaitdten, unternehmen konnte. AuC einer Reise ins Wallis
kopierte er in St. Mauriz die dortigen Inschriften '). 1396
begeisterte ihn die herrliclie Gebirgswelt Apponzells in süI-
chem Malle, duß seine natürliche Veranlagung die Unlust
em poetischen Schaffen, die seit längerer Zeit über ihn ge-
kommen, üherwnnd und unter dem augenblicklichen Ein-
druck die Verse hervorsprudeln ließ, welche den Abschnitt
Sber Appenzell in seinem Werke schmökten *), Die Tag-
lülirten nach Baden holen ihm üelegenlieil. sich in jener
ta Altertümern so reichen Gegend umzusehen. 7^a Beginn
des Jahres 1597 weilte er mehrere Wochen, wohl in Urlaub
auf väterlichem Boden, in Preiburg. Seine Vaterstadt ölfnete
ihm die Archive und vertraute ihm ihre urkundlichen Schätze
an, weshalb dieser Abschnitt seines Werkes auch einender
originalsten geworden isl^). Es ist unwahrscheinlich, dali
ei' in diesen Tagen nicht auch das nahe Avenlikum und
l'mgebung nach Inschriften abgesucht, und die schon vor-
handenen Abschritten mit den Denkmälern selbst verglichen
habe.
Unter diesen einigermaßen günstigen Umständen war
das Werk schon im Anfang des Jahres 1597 so weit ge-
diehen, daß Guillimann daran denken konnte, sich nach
einem Verleger umzusehen. Immernoch halle Johann Faber
in Prunlrul jene Erstlingsarbeit des ehemaligen solothurni-
schen Schulraeisteis in Händen und man würde erwarten, er
liülte ihm kurzerhand die erweiterte neue Arbeit übergebe»,
iimann wandte sich stall dessen an die Druckerei
i-h. Heh. p. m u. p, 1S7. ') Ibid, p. 389.
■) S. das Schreiben de.s Rate» v. 4. Januar 1613 an die Uiiivera.
' ftrtbnrg i. B. in Ongiiet'e Biogr. p. HO bs. Auch Al/onsa CtieoCe
kam im Februar 1597 nach Freiburg. Der Magistrat hat am SÜ.
Febr. im a Jtgur » ihm lu Ehren n Gesellschaft gehalten.» Comptes
delri4or. .V 38^, c. B. I. sem. tr,<J7. Staatsarchiv Freiburg.
- 78 -
in seiner Vaterstadt. Hiebei kann ihn der Gedanke gelei-
tet haben, seiner Vaterstadt zu vergönnen, das erste wissen-
schaftliche Werk ihres Sohnes den eidgenossischen Mit-
ständen zu schenken. Möglich ist auch, daß man ihm dort
günstigere Bedingungen in Aussicht stellte. Welcher Ver-
fasser hätte übrigens nicht Bedenken getragen, die Frucht
so vieler Reisen, ungezählter Nachtwachen *). ein Stack
Lebenskraft, einem Drucker anzuvertrauen, der die Erfül-
lung seiner vertraglichen Verpflichtungen Jahre lang, über
die bestimmte Frist, hinauszögerte.
Jetzt mußte aber Guillimann vor allem darauf bedacht
sein, auf glimpfliche Weise jene frühere Arbeit, deren Ver-
öffentlichung ihn, wie er selbst betont, bloß gestellt hatte,
vom Verleger zurückzuerhalten. Faber scheint jedoch etwas
von des Verfassers Vorhaben geahnt zu haben und wehrte
sich mit zäher Ausdauer gegen die Rückgabe, wobei er
sich auf den seinerzeit geschlossenen Vertrag steifte. Als
unser Historiker alle seine Vorstellungen, Bitten, und Droh-
ungen an Fabers Hartnäckigkeit abprallen sah, wandte er
sich mündlich, auf Tagen in Luzern und Baden *), sowie
schriftlich an seinen väterlichen Freund, den Stadtschreiber
von Solothurn. Jedoch auch sein Einfluß vermochte nicht
den Pruntruter Drucker zu erweichen *). So wandte sich
Staal auf Guillimanns Bitte an den Bischof von Basel, Ja-
kob Blarer von Wartensee. welcher in seiner Residenz 1592
die Druckerei errichtet hatte. Ihm war der Buchdrucker
auch zinspflichtig ^). Wenn jemand, konnte somit er Faber
zur Rückstellung eines Manuskriptes verhalten.
^) «.... tot labores vigiliaeque » Staal an d. Bischof v. Basel 9.
Februar 1597.
*) Solche Tage waren zu Luzern am 18. Juni 1596, und am 26.
Nov. 1596, zu Baden am 30. Juni 1596. Eidg, Absch, Bd. 5 a.
') Staal versuchte durch den bischöfl. Kanzler (Nompphyiacem)
zum Ziele zu kommen. Bf. au Guillim. v. 31. Jan. 1597, Stadtbibl.
Sol. Ep. a Staal I. p. 2oO.
^) Vautreij Hist. des ^v^ques de Bäle. Einsiedeln 1884/1886.
II. vol. p. 174.
— 79 —
In einem Briefe vom 9. Februar 1597 führt Staal dem
Bischof in beredten Worten aus : der Zauderer habe sein
Versprechen nicht gehalten, indem er die Arbeit Guilli-
manns nicht in der festgesetzten Zeit veröffentlicht habe.
In der Zwischenzeit habe der Verfasser sein Werk derge-
stalt verändert und vergrößert, daß es ein anderes gewor-
den und er jene frühere unreife Frucht nicht länger als
die seine anerkennen könnte, vielmehr dem vorbesagten
Buchdrucker die strengste gerichtliche Verfolgung androhe,
wenn er gegen seinen Willen und sein ausdrückliches Ver-
bot zur Herausgabe eines solchen Werkes schreiten würde.
Weil aber bisher weder Bitten noch Drohungen von Erfolg
gewesen, so hoffe er nunmehr durch das Ansehen und die
fürstliche Gewalt des Bischofs zu bewirken, daß das Kind
seinem Erzeuger zurückgegeben werde *). Auf wiederholte
Anfrage *) erhielt endlich Staal auf Ostern 1597 vom Bi-
schof eine Antwort, die aber nicht nach seinem Wunsch
lautete. Der Bischof zeigte keine Neigung, die wirklichen
oder vermeintlichen Rechte seines Untertanen hintanzu-
setzen "). Eine Veröffentlichung war zwar nicht mehr zu
befürchten, denn das Werklein sei in sicherem Hafen ; so-
viel wenigstens hatte Staal erreicht. Die Rückgabe dagegen
verweigerte der Drucker beharrlich, solange nicht seinen
Forderungen vom Verfasser Genüge geleistet würde. Es
hat den Anschein, als habe man in der Bischofsresidenz
Staal sein Eintreten für Guillimann übel genommen ; denn
in seiner Antwort an den Bischof entschuldigt er sich :
auf Bitten seines Freundes habe er sich aus Freundschaft
für denselben verwandt. Er wisse ja nicht, welche Beding-
ungen die beiden einst vereinbart. Wenn sie aber seinem
Rate folgen wollten, würden sie die Angelegenheit ohne
Galle und Bitterkeit zum Austrag bringen. Gefährlich sei
') Bf. V. 9. Febr. 1597. Stadtbibl. Sol. Ep. a Staal. I. p. 264.
') a..bis in eandem scntentiam scriptis literis » an den Bischof,
nicht gerechnet das Schreiben an den Kanzler.
3) Staal an Guillim. Bf. v. 13. April 1597. Ep. a Staal I. p.298.
~ 80 -
es, Poeten zu verletzen : indes sollte man mit Gutgewillteo
in Güte verfahren ^). Der Ausgang dieser Sache ist in
Dunkel gehüllt. Doch war sie Ende Mai 1598 noch in der
Schwebe '). Erst später ist Guillimann wieder in den Besitz
seines geistigen Eigentums gelangt.
Diese Angelegenheit hat zu Beginn des Jahres 1597
Anlaß zu einem ziemlich regen Briefwechsel zwischen dem
alten Stadtschreiber und seinem jungen Freunde gegeben.
Deshalb möge an dieser Stelle diesen Zeugen einer treuen,
edlen Freundschaft unsere Aufmerksamkeit vergönnt sein *).
Staal suchte seinen Schützling jenes Leid, mit dem
die Solothurner dessen gute Dienste. vergolten hatten, durch
doppelte Liebe vergessen zu machen. Wie werden sich die
beiden die Hand geschüttelt haben, wenn die Tagungen in
Luzern und Baden sie zusammenführten. So oft ein Brief
zu einem dritten Freund wanderte, hatte der Empfänger
zugleich einen Gruß von Guillimann an Staal oder von Staal
an Guillimann auszurichten. Der direkte Verkehr zwischen
ihnen ging meist durch die Hände des Schultheißen Jost
Pfyffer *), So läßt Staal durch ihn Guillimann grüßen und
seine Glückwünsche auf Neujahr 1597 übermitteln^). Guilli-
*) a Rescribam Guilimanno nostro prima quaque opportuuitate
quid obsistent, quo minus nostra commeudatio nostro [amico] io
recuperando suo opere speratum pondus habeant. Rogatus rogam, et
quidem amicus pro amico. Nescio quibus conditionibus inter ipsos
conventum sit, sed si me consultore uti velint eo rem redigent, ut
cilra bilem et amaritudinem transigatur. Periculosum est, poStas lae-
dere, interca cum bonis bene agere oportebit ». Staal a. d. Bisch, v.
Basel. Bf. v. 6. April 1597. Ep. a Staal I. p. 293.
*) a Salutctur D. F. Guillimanus, cuius petitioni in reposcendis
eiusdem Commentariis, diligenter satisfeci, quicunque tandem sequa-
tur effectusi). Staal an Jost Pfyffer, Bf. v. 28. Mai 1596. Ep. a Staal II.
p. 45. *) Rf. V. 31. Jan. 1597. Ep. a Staal i. p. 250.
*) Srhon 1595 war Hans Georg Wagner, der Sohn des ehema-
ligen Schulmeisters Carpentarius, als Stadtschreiber gefolgt. 1596
Juni 18, Tag zu Luzern (Eidgen. Absch.) erscheint Staal als « Alt-
Stadtschreiber. 0
») Bf. V. G. Febr. 1597. Ep. a. St. 1. p. 262.
- 81 --
mann beeilte sich zu antworten. So viel uns bekannt, sind
seine Briefe leider verloren und ihr Inhalt läßt sich nur
aus denjenigen Staats erraten. Mit Freude vernahm dieser,
daß bei seinem Freunde alles im alten sei, d. h. daß der-
selbe auf den eingeschlagenen Bahnen der Freundschaft
fortschreite und sich durch keine Veränderung der wandel-
bareo menschlichen Dinge von seiner Religion abbringen
lasse. Wenn auch Guillimann nicht ausdrücklich geschrie-
ben habe, wohin seine Entrüstung ziele, habe er es doch
zwischen den Zeilen herausgelesen. Es scheint die Gestal-
tung der politischen Verhältnisse gewesen zu sein, welche
dem Sekretär der spanischen Gesandtschaft Mißbehagen
verursachte. Der Stadtschreiber selbst wußte kaum mehr,
was von den umherschwirrenden Gerüchten zu glauben,
was nicht. Er meint, wenn ein Liebhaber von Ruhe und
Frieden all dem Gerede und Geschreibsel, das täglich von
Zu- oder Abneigung und Parteilichkeit ausgebreitet werde,
sein Ohr leihen wollte, so wurde er in die heftigste Auf-
regung versetzt. Gar vieles mißfiel auch ihm und er ge-
stand, wegen des Zustandes des (( allerchristlichsten Staates »
(Frankreich) in banger Sorge zu sein. Dann kommt die
Sprache vom Allgemeinen auf das Besondere. Staal sucht
Guillimann zu überzeugen, wie sehr es ihm, als Christ,
gezieme, der Stadt, welche sich so wenig um ihn verdient
gemacht, trotzdem das Wohlwollen, das sie ihm entzogen,
für die Zukunft zu bewahren. Sie verdiene es nicht wegen
des Barbarentums gewisser dickköpfiger Leute , sondern
wegen der ewigen unwandelbaren Freundschaft, die einige
edle Bürger für Guillimann hegen. Und es dürfe nicht die
Undankbarkeit weniger Menschen ein Vorurteil bilden gegen
eine so berühmte, alte und durch das Blut und die Reli-
quien thebälscher Märtyrer geweihte Stadt ^).
Im Februar 1597 trug sich Staal auch mit dem Ge-
danken, die Segel einzureffen, d. h. sein Amt ^) niederzu-
') Bf. V. 31. Jan. 1597. Ep. a. St. 1. p. 50.
') Schon 15^ war Hans Georg Wagner, der Sohn des ehema-
6
— 82 —
legen und andern die Sorge für den Staat zu überlassen.
Er teilt dies seinem Freunde mit, auf daß derselbe, falls
etwa in dessen Beisein das Gespräch auf Staal sieb lenke,
ihn verteidigen könne. Dem Gerechtigkeitssinn des solothar-
nischen Volkes schreibt er es zu. daß ein Mann wie er,
welcher in keiner Weise um die Volksgunst gebohlt, so
Großes habe leisten können ^). Eis sieht aus, als habe Guilli-
mann etwas allzulebhaft seine Freude bezeigt über die in
Aussicht stehende iMuße des Junkers von Staal, wie Gber
dessen endlichen Entschluß, sich andere mit der Sorge um
den undankbaren Pöbel abmühen zu lassen und fortan mit
ihm auf dem Parnaß einem unsterblichen Namen entgegen
zu träumen. Möglicherweise hat er zudem wieder auf die
ihm selbst widerfahrene Unbill hingewiesen. Kurz, Staal
entschloß sich, ihm darüber einmal ausführlicher zu ant-
worten, selbst auf die Gefahr hin, alten Schmerz zu er-
neuen und scharf zu werden. Er glaube für Gott, das
Vaterland und seine Freunde in diese Welt gesetzt zu sein
und halte es für die Pflicht eines rechten Mannes, sieb den
Zustand des Staatswesens, wie er nach seinem Ableben
sein werde, ebensosehr angelegen sein zu lassen, wie den
gegenwärtigen. Er halte es für einen Frevel, dem Vater-
lande seine Dienste zu entziehen zu einer Zeit, wo die
Obrigkeit in Besorgnis schwebe, ob dem gefahrdrohenden
Stand der Dinge. « Ich hoffe, eine neidlose, ehrliche Nach-
welt werde einst über unsere Pflichttreue und eifrige Sorge
für sie, richtiger urteilen, als gewisse Zungendrescher un-
serer Tage. Wie es in unserer, vor der Zeit geschriebenen
Grabrede, steht, habe ich. zufrieden mit dem Ruhme wahrer
Tüchtigkeit, niemals mit den gewöhnlichen Kunstmitteln
nach dem Gerede und Beifall der launischen Menge ge-
hascht : das ist so klar, wie der lichte Tag. Weder dich,
ligon Schulmeisters Carpentarius. als Stadtschreiber gefolgt. 1586,
Juni 18: Tag zu Luzern (Eidgen. Absch. Bd. V. 1. S. 406) erscheint
Staal als u alt-Stadtsschi'eiber. o
') Bf. V. i\. Febr. löiT;. Ep. a. St. l. p. 262.
- 83 —
noch die andern Wackern darf es Wunder nehmen, wenn
ich den Beifall derer, die lieber den Diskus sausen als den
Philosophen reden hören, nicht finde. » Hierauf beschwört
er seinen Freund aufs neue, den Groll gegen die Stadt,
welche ihn zum glucklichen Gatten und Vater gemacht,
fahren zu lassen. Es sei ja doch die Heimat Staals ; er
solle nicht der unschuldigen Stadt zur Last legen, was der
Neid und das Böotentum einiger weniger ihm zugefugt.
Es zieme sich nicht, alle um der Schuld weniger willen zu
verurteilen und die schließliche Beleidigung dürfe nicht die
frohem Gutthaten verdunkeln ^).
Als Mitte Februar der Freiburger Buchbinder *) auf
der Durchreise nach Basel in Solothurn vorbeikam, vernahm
Staal von ihm, daß Guillimann in seiner Vaterstadt weile,
was er mit Verwunderung und Freude hörte. Wenn jemand
von Freiburg auf den Solothurner Markt komme, so berich-
tete Staal eiligst nach Freiburg, werde er demselben ein
Bändel Briefe an Guillimann mitgeben, andernfalls aber
werde er bis zur RQckehr des Buchbinders warten, damit
sie nicht in unsichere Hände fallen und ihrem Verfasser
Schaden oder Gefahr bringen, da man heutigestags wohl
zusehen mässe, wem man sein Vertrauen schenke, indem
die Welt voll Treulosigkeit und nirgends mehr rechte Red-
lichkeit zu finden sei. Von den Solothurnern, welche in
Geschäften am französischen Hofe weilen, seien gestern
Briefe eingetroffen, welche berichten, daß man auf baldigen
Frieden zwischen dem König und dem Herzog von Savoyen
hoffe. Er wünsche, daß endlich unter guten und Gott ge-
fälligen Bedingungen ein fester und dauernder Friede unter
den Fürsten der Christenheit zu stände komme, auf daß sie
mit vereinten Kräften dem gemeinsamen Feind, welcher an
Deutschlands Zerstörung arbeite, (den Türken) sich entgegen
werfen können. Zum Schlüsse bittet er Guillimann, ihre
') Bf. v. 15. Febr. 1597. Ep. a. St. I. p. 267-269.
') Johann Straßer, s. d. Bf. d. P. Cauisius an den Rat von
Soloth. im Soloth. Wochenbl. 1818. S. 77.
— 84 —
gemeinsamen Freunde zu grüßen, namentlich P. Petras
Canisius und den Schultheißen Meyer *).
Im Jahre 1597 fanden in Luzern, Sonntag den 20. und
Montag den 2. April, die großen Osterspiele statt. Auch
Staal hatte die Absicht, dieselben zu sehen ^). Er schreibt
deswegen an seinen Freund Guillimann : Er hätte erst be-
schlossen, bei ihm gastliche Herberge zu nehmen. Allein
der verehrte Herr Schultheiß, sein lieber Verwandter, habe
ihn so oft und inständig eingeladen, daß er, wenn er nach
Luzern komme, es nicht wage, anderswo abzusteigen als
bei Jost Pfyffer. Dieser habe auch das Haus seines Schwie-
gersohnes dem Sohne Staals und dessen Familie angetragen
und für sie herrichten lassen. Dagegen würde ihm Guilli-
mann einen Gefallen thun, wenn er ihre weibliche Diener-
schaft in seinem oder eines Nachbarn Hause für die Dauer
der Osterspiele unterbringen könnte. Er möchte den Schwie-
gersohn des Schultheißen nicht zu sehr belästigen, indem
dies Völklein im gleichen Hause mit der Herrschaft zu-
sammen einen allzu lebhaften Geist entfalten und die Stirne
zu hoch tragen könnte, wie er es von seiner Gemahlin, die
er in zwei Tagen hinschicken werde, ausführlicher verneh-
men könne ^).
Am gleichen Tag übergab Staal einen zweiten Brief
an Guillimann einem Solothurner, Georg Gotthard, der die
Osterspiele in Luzern zu sehen wünschte, zur Verwunderung
Staals, weil derselbe ein ungebildeter Mann, kein Jünger
der Musen, sei. Derselbe kenne in Luzern niemanden ah
') Bf. V. :21. Febr. 1597. Ep. a. St. I. p. 271.
') Aus dem Briefe Staals an den Bischof von Basel (2 Apr.
1597) geht hervor, daß auch der Bischof die Ostet spiele zu besiicheu
gedachte. Fleischlin D. : Die Schuldramen am Gymnasium zu Lu-
zern, im kath. Schweizerbl. 1885. S. 204 ff. D' Rente ard- Brand-
stet ter : Die Regenz bei den Luzerner Osterspielen, im Luzerner Kan-
tonsschulbericht 1886. S. Büchtold : Gesch. der deutschen Lit. i. d.
Schweiz. Frauenfeld 1892, S. 259 ff. in den Anm. S. 57 ff. Tabelle.
Litt. S. 67.
*) Bf. V. 13. April 1597. Ep. a. St. 1. 298-299.
- 85 —
Guillimaon, durch dessen Verwendung er einen billigen und
ordentlichen Platz zu bekommen hoffe. Slaal hätte ihn an
den Stadtschreiber Renward Cysat gewiesen ; allein weil
dieser Spielleiter sei, möge er ihn nicht plagen. Während
Staal diese Zeilen schrieb, ritt der Oberst Ludwig Wiechser
von Glarus *), auf der Heimreise aus Frankreich begriffen,
uDter seinem Fenster vorbei. Der Solothurner Stadtschrei-
ber war offenbar dessen Freund nicht, weder seiner Per-
son noch der durch diese Person vertretenen Politik. Er
meint, wenn ihn die Neugierde stechen würde, so hätte er
sich rasch ins Gasthaus begeben, um auszuforschen was
Wiechser bringe. Allein er habe den Herbergen und Trink-
gelagen längst entsagt, indem er schon des öftern sich
nicht sehr der Geneigtheit der Menschenklasse, die dort
verkehre, zu erfreuen gehabt habe. Wahrscheinlich singe
Wiechser, dem .anderwärts umgehenden Gerede nach zu
schließen, das alte Lied. Im Vertrauen wolle er Guillimann
seine Befürchtungen mitteilen ').
Wenngleich das Mitgeteilte nur aus Bruchstücken zu-
sammengelesen, und mangels der Gegenbriefe nicht immer
ganz verständlich ist, gibt es uns doch einen Einblick in
den vertraulichen Verkehr der beiden Freunde. Nichts ent-
halten sie einander vor. Ihre Geschäfte, die Vorkomnisse
des häuslichen Lebens, personlicher Kummer und Mißmut,
Wissenschaft und Politik, alles wird besprochen. Kann
einer dem andern einen Dienst erweisen, so thut er es mit
Freude, um bei nächster Gelegenheit wiederum einen Freund-
schaftsdienst zu heischen. Der vornehme, hochherzige Cha-
rakter des Junkers von Staal, welcher der Gesinnung nicht
weniger als der Geburt nach ein ganzer Edelmann war,
*) Derselbe enstammte altedlem Glarnergesch fechte ; er war
1589 Oberst geworden über ein Regiment, das fortan seinen Namen
führte, und hatte mit demselben 1590, im Dienste Heinrichs von
Navarra, teilgenommen au der Schlacht bei Jvry, sowie an vielen
Belagerungen und wurde 1596 samt seinen Nachkommen in den
Adelsstand erhoben. Leu. Helv. Lex. Abt. 19. S. 408.
•) Bf. V. 13. April 1597. I. p. 300.
— 86 —
tritt uns wohl nirgends unverhöllter entgegen, als in seiaea
Briefen ^).
Außer in den persönlichen Eigenschaften Guillimanns
haben wir den Grund dieses freundschaftlichen Verkehrs
darin zu suchen, daß der hochgebildete Staatsmann die-
jenigen, welche an der Darstellung der Vergangenheit ihre
Arbeitskraft erprobten, überaus liebte und schätzte. Er
aber hatte seine Lebenkraft im <( Lärm des Forums » und
in Rechtshändeln aufgebraucht. Die erdruckenden Sorgen
und Muhen für den Staat hatten sein Haar gebleicht und,
wenig fehlte, ihm das Augenlicht geraubt. Er empfand dies
Mißgeschick um so schmerzlicher, als jene Männer der
Wissenschaft sich mit dem Ruhme eines unsterblichen Na-
mens schmückten, während er von der Nachwelt ruhmlos
vergessen werde, wie er meinte *).
So mögen es gemischte Gefühle gewesen sein, mit
denen der solothurnische Mäcen Mitte November 1598 auf
der Tagsatzung in Baden wohl aus Jost Pfyffers Hand ein
Buch entgegennahm ^), auf dessen Titelblatt er las : « Fran-
^) Wie gewissenhaft Staai seines Amtes als Stadtschreiber ge-
waltet hat, zeigt folgendes : Er legte sich eine große Sammlung von
Stadtrechten an. 1599 war er schon im Besitze der meisten « Con-
suetudines» der deutschen Fürstentümer, sowie einiger Reichsstädte,
soweit dieselben gedruckt waren. Aber die sogen. Baierische Refor-
mation hat er nicht erhalten können, (c sive illa divulgata sit, sive
solis conscripta Bavaris , in eorundem asservetur Nomophylaciis,
qua quideni ratione, me sperari nee requiri deberet- Sunt euim uti
cuique relligioni sua sacra, ita etiam cuique provinciae suse consueta-
dines, quas profanari citra eorum, quorum interest, assensuro, ncfas
esset. Id quod fjo, dum ad huc prioessem archivis, quantumvis
sa'[K\ et quidem a maximis soUicitatus viris, nemini mortalium
comnuinioaro nee volui nee debui. Ne ab aliis quidem Rerum publi-
carum Secretariis expetendum esse, eodem iure, arbitror. » Bf. an
Rüeger, v. 59. März 159;). l\ B. Basel. Cod, G. I. 53, fol. 25.
•) Staal an Rüeger, Bf. v. 25. März 1600. L\ B. Basel, G. I.
'ij, /!)/. 30.
') Jost Pfyffer war Vertreter Luzerns auf dieser TagsatzuDg
und so wird diese Übermittelung der Antiquitates an Staal ebenfalls
durch seine Hand geschehen sein.
- 87 -
cisci Guillimanni de rebus Helvetiorum sive Antiquitatum
libri V. »
Dieses Buch Guillimanns von a Schweizerischen Sachen
oder Aotiquiteten » hatte soeben die Presse des freiburgi-
schen Buchdruckers Wilhelm Maß verlassen. Was die
äußere Ausstattung anbelangt, konnte es sich in seinem
bescheidenen Gewände mit dem Werke von Stumpf nicht
messen ; selbst hinter den weniger prunkvollen Oktavbänden
Simmlers stand es in Bezug auf Eleganz und leichte Les-
barkeit des Druckes zurück. Um so höher steht sein In-
halt. Zwar hatten ihm die andern auch vorgearbeitet ; den-
noch ist Guillimanns Werk das, als was man es Staal be-
zeichnete : etwas Neues, wie uns schon eine kurze Durch-
sicht zeigt ^).
Das erste Buch stellt den Zustand des alten a Hel-
vetien » vor der Eroberung durch die Bömer, dann unter
romischer Herrschaft bis zur Christianisierung dar. Das
zweite Kapitel dieses Buches, welches die vier Gaue Hel-
vetiens gewesen seien, von denen bei Cäsar die Rede, gibt
ihm Anlaß zu philologischen Erörterungen über den Begriff
des Wortes « Gau » *).
Im dritten Kapitel *) unternimmt er es, festzustellen,
welches die 12 Städte gewesen seien, die von den Helve-
tiepD vor ihrem Auszug verbrannt worden, und im folgenden
Kapitel behandelt er die andern Städte, die « von altersher
bekannt » *), Nachdem uns Guillimann einen Blick in das
staatliche Leben der Gallier und Helvetier hat werfen lassen,
erfahren wir etwas von ihren Taten, freilich nicht viel,
weil der Verfasser sich nicht in Fabeln ergehen wolle, wie
andere damalige Schriftsteller, die, sei es um Gunst oder um
Geld, gar viel geschrieben, noch mehr erfunden haben, und
welche in « neuerer und neuester Zeit, » von hochgebildeten
^) Wir müssen uns hier auf eine allgemeine gehaltene Bespre-
chung beschränken, behalten uns aber vor, in einer eigenen Arbeit
das Werk einer eingehendem kritischen Würdigung zu unterwerfen.
*) De reb. Hole. p. 7. f. ») Ibid. p. 1«. ss. *) Ibid. p. 33. ss.
— 88 —
Männern, dieallesaufgreifen, was demjenigen Volke, das sie za
feiern unternommen, zu Ruhm und Lob gereicht, für sichere
Zeugen genommen worden seien ^). Wir müssen daher zu-
frieden sein, an Hand der spärlichen Nachrichten der alten
romischen Schriftsteller von den Wanderungen und Gescheh-
nissen der umwohnenden Volkerschaften zu hören ; dagegen
sucht Guillimann zu beweisen, daß die Gessaten, welche in
Italien einbrachen und sogar Rom besetzten, Helvetier ge-
wesen seien ^). Als dann die Cimbern nach Gallien kamen,
haben sich die Tiguriner und Tuginer, verlockt von der
reichen Beute derselben, angeschlossen. Während aber jene
Gallien und Spanien kreuz und quer durchzogen, drangen
letztere geradewegs nach Italien vor und vernichteten im
Gebiete der Allobroger den Konsul L. Kassius und sein
Heer. Diese Kriegstat vollbrachten die Helvetier ohne
Mitwirkung der Cimbern, wie unser Autor aus Cäsar gegen
Tacitus beweist ®).
Im 7. Kapitel beschreibt der Verfasser die Kämpfe
der Helvetier gegen Cäsar ; in den folgenden acht Kapiteln
die Zustände in Helvetien unter römischer Herrschaft und
des Landes Bekehrung zum Christentum. Bemerkenswert
ist, daß er die Ansicht aufstellt und verficht, der hl. Petrus
selbst sei der erste Glaubensbote der Helvetier gewesen *).
Er habe den hl. Beat als Apostel des Landes eingesetzt.
In Bezug auf den hl. Beat beruft er sich auf P. Canisius,
der vor einigen Jahren dessen Lebensgeschichte geschrie-
ben ^) hatte und hier hat die persönliche Verehrung für
P. Canisius seiner Kritik einen Streich gespielt.
Im zweiten Buch fürt Guillimann dem Leser die wei-
tern Schicksale des Landes bis zum Ursprung der Freiheit
') Ibid. p. 49. «) Ibid. p. 51 s. ») Ibid. p. 55.
*) Ibid. p. 135 s. Guillimann irrt auch, wenn er behauptet
Petrus sei je auf der britannischen Insel gewesen, dies, wird vom
Völkerapostel Paulus angenommen.
') Von dem uralten apostolischen Mann St. Beato, ersten F^ re-
diger im Schweizerlande. Freib. 1589.
— 89 —
der drei Waldstätte vor Augen : die Zeiten des Augustus.
die Kriege gegen die germanischen Völkerschaften ; die
Geschicke der römischen Cäsaren und die innern Kämpfe
des römischen Reiches ; das Eindringen der Alemannen in
Helvetien, die Völkerwanderung, Galliens und Helvetiens
Ruin und teilweise Besiedelung durch die Burgundionen ;
dann ziehen an uns vorüber die Könige der Burgundionen.
Es folgte die Herkunft, Ausbreitung und Taten der Franken,
die Unterjochung der Alemannen unter fränkisches Regi-
ment, die Lage a Helvetiens o nach der Schlacht bei Tolbia-
cum, das salische Gesetz, die fränkischen Herrscher, die
Wiederherstellung des burgundischen Reiches, der Unter-
gang der burgundischen Könige, die Zähringer als Rektoren
von Burgund, endlich die Entstehung der Schweizerfreiheit,
das erste Bündnis der drei Waldstätte ').
Diese beiden Bücher umfassen mehr als die Hälfte des
ganzen Bandes. In engster Anlehnung an die Quellen-
schrifsteller selbst, und an die damals bekannten Überreste
aas alten Zeiten *). geht unser Geschichtschreiber seinen
Weg. den Spuren der Besten folgend, die vor ihm ge-
schrieben hatten ; wo ihm aber diese in die Irre zu gehen
scheinen, verläßt er ihre Pfade, ohne Rücksicht auf Alter
und Namen und bahnt sich selbst den Weg durch scharf-
sinnige, oft allzu spitzfindige Untersuchungen und Inter-
pretationen ^). Manche Kapitel sind deshalb eher philolo-
gisch- oder historisch-kritische Untersuchungen zu nennen,
als Geschichtsdarstellungen *), Es durchzieht ein lehrhaft
kritischer Ton das ganze Werk.
Während Simmler und noch mehr Stumpf, in erzäh-
lendem Ton den Leser unterhalten, sucht Guillimann durch
Beweisen und Erörtern uns zu überzeugen. Er wendet sich
') Ibid. p. 289 8s.
*) d. h. die Inschriften, Urkunden. Grabschriften u. s. w.
^) z. B. über TacUus, p. 55.
*) z. B. lib. I. capp. I, II, III, IV, V, X, Hb. II, capp III,
VIII, XV, XVI, u. a.
— 90 —
lediglich an die gebildete Welt. Dem entspricht sein Stil,
der gedrängt und gedankenreich nicht bloß auf schmäckende
Wendungen und Wörter verzichtet, sondern oft statt eines
ganzen Satzes ein einziges Wort hinwirft, deshalb stellen-
weise hart und schwer verständlich wird. Oft auch gibt
ihm eine kleine Polemik Anlaß, kritische Grundsätze aus-
zusprechen V), oft veranlaßt ihn der Gegenstand zur Reflexion
und zu Vergleichen mit der Gegenwart *). Stumpf und
Simmler erzählen, Guillimann lehrt.
Die gleichen Eigenschaften zeichnen die folgenden
Bucher aus. Im dritten Buch werden die XIII Orte der
Reihe nach beschrieben. Lage, Zustände, Bewohner und
staatliche Entwicklung bis zum Eintritt in den Bund. Ob-
wohl Guillimann mit kritischem Blick die Fabeln, welche
die Urgeschichte dieser Gemeinwesen verschleierten, zu
durchdringen sucht, verliert er sich doch selbst im Dunkel
grauer Vorzeit in haltlose Hypothesen, die aber immerhin
das Ergebnis mühsamer Quellenstudien und Interpretationen
alter Schrifsleller sind •*).
Zum erstenmal finden wir hier eine .\nzahl wertvoller
Urkunden aus Uri, Schwvz und Unterwaiden M, auch aus
*) p. 4l>. Nachdem er die Fabuliersuoht anderer getadelt hat,
fährt er fort: a Hoc tantum, nieo labore relicturu:«, qaod scriptoribus
antiqua tide, et auctoritat« traditum comperei-o, et rationi, iudicioque
consentaneum. cetera procul habiturus, etc. »
') p. 81. u Ilia prisca Francorum pietas, et religio fuit. At
nunc, o temi.H)ra o mores. Sexcenta sunt alia, etc.» Wie »ehr sich
Guillimann ab Deutscher fühlte, geht aus folgenden Worten
(p. 81 8*2» hervor: « Sed et nostri homines Germanico modo docti, et
educti, etiam ignavissimi (!) quique et omni humaniori cultu ex-
pertes. si in Galliam miiit^itum abierint, tantum non statim linguam
Gallicam iuibibunt. sed etiam mores, et primo corruptissimos eitius
quam necesse. aut bonum sil. Nescio enim quam facilis sit ex Ger-
manico tn ifttenicumquc sermonem, transitus et declinatio, regressus
vero asperrimus. » Diese letztere Beobachtung ist auch heute noch
überall zu machen.
'i So. wenn er beweisen will, dal* die Urner von den Tauris-
kern abstammen (p. 312 ff.).
M Diese sind höchst wahrscheinlich dem a Mittelboch • Tschu-
- 91 —
Freibargs Archiv, verSfiFentiicht. Die fibrigen urkundlichen
Schätze waren ihm noch verschlossen. Die Entstehung der
Freiheitsbfinde hat er noch in den Rahmen des zweiten
Baches aufgenommen. Während Guillimann endlich den
Mut gefunden hat, alle die Sagen, welche die Gründung
der Städte Zürich ') und Solothurn *) ins graue Altertum
hinaufrücken, endgültig abzuthun, ebenso die Verjagung
des Adels aus den Waldstätten in den Jahren 1260-1277
ins Reich der Sage zu weisen*), folgt er in der Darstellung
der Befreiungsgeschichte dem sogenannten Mittelbuch Tschu-
dis. Nicht, daß er die*sen angeblichen Ereignissen eine
solche wesentliche Bedeutung beimessen würde, wie es die
urschweizerischen Chroniken von Ruß^ Etterlin, besonders
aber das « weiße Buch » gethan *), Er erkannte zu wohl,
daß die Befreiung der Waldstätte das Ergebnis langer Ent-
wicklung ist, deren treibende Kräfte einerseits allmälige
Ablösung von den geistlichen Grundherrschaften durch
Kauf oder auf andere Weise , anderseits Privilegien
waren, welche eine Entfremdung vom Reiche durch Tausch
oder Verkauf an weltliche Grundherren verhindern sollten.
Der springende Punkt liegt nach Guillimanns Ansicht in
der Beseitigung fremder Gerichtsbarkeit ; deshalb erklärt
er geradezu König Rudolf I. als wahren Begründer der
Schweizerfreiheit *), weil er 129! den Freien im Tale Schwyz
dis entnommen. Beweis: In der Urkunde Friedrichs II. an die
Schwyzer hatte die Tschadische Abschrift einen Schreibfehler, der
anch in die gedruckte Ausgabe des Chronikon Helv. übergegangen
wt; derselbe ist sinnstörend : « rta ad nos conversione » statt « cra ad
no8». Diesen Fehler, es ist nur Mißkennung einer paleogr. Abkür-
zung, hat auch der Text der Urkunde in den Antiquitates p. :292.
Diese Urkunde ist also Tschudis Mittel buch entnommen, und ebenso
die übrigen Urkunden, die Guillimann bringt, mit Ausnahme der
frei burgischen.
') p. 343. f. ") p. 375 f. ») p. 294.
*) Daguet (biogr. p. 38) irrte, wenn er glaubte, Guillimann
habe die Chroniken von Ruß, Etterlin und Schodeler nicht gekannt.
In seinen Austriaca, Hdschr. d. Haus-, Hof- u. Staatsarch. in Wien
erscheinen sie wiederholt zitiert. *) p. 29-^,
— 92 —
die Zusicherung gab, es dürfe nie ein Unfreier, d. i. ein
Angehöriger einer fremden im Tal begüterten Grundherr-
schaft, ihnen zum Richter gesetzt werden. Diese freilich
zu weit gehende Äußerung ist überaus bezeichnend für
seine Auflassung'). Es folgt die Schilderung, wie Albrecht
mit List den Stiften ihre Vogteien abgezwungen und die
Grundrechte abgekauft, um in jenen Gegenden seine Haas-
macht zur Alleinherrschaft zu bringen. An dem Widerstand
der drei Länder scheiterte sein Plan. Weil diese seinen
Abgesandten erklärten, sie seien Glieder des Reiches, sie
können sich demselben nicht entfremden lassen und sich
der Macht des Hauses Habsburg unterstellen, schickte Al-
brecht den Ländern, weil sie soviel auf dem Reiche hielten,
von des Reiches wegen Vögte, die aber seine Werkzeuge
waren , um die Widerspenstigen gefügig zu machen *).
Hierauf erzählt uns der Verfasser die allbekannten Sagen
von den Vögten ziemlich getreu nach Tschudis Mittelbuch.
Durch die Antiquitates wurden also weitere Kreise zum
ersten mal mit der Fassung und Datierung Tschudis be-
kannt*). Der Tellgeschichle fügt Guillimann einen neuen
Zug hiezu ; er gibt Bürglen als Heimatsort Teils an *).
Damit hat Guillimann, seinem Führer blindlings fol-
gend, den festen Bodfen der geschichtlichen Wahrheit, auf
dem er bisher stand, verlassen. Aber er hat auch das Ver-
dienst, der erste zu sein, der seine Überzeugung von der
ünhaltbarkeit der Überlieferung ausgesprochen hat ; aller-
dings erst mehrere Jahre später und nur sozusagen einem
guten Freund ins Ohr**). Wie hätte er es damals auch
') Auch Schulte (der St. Gotthard und die Habsburger, i. d.
«Kultur« 1. Jahrg. ISOlVllHK), S. 171) erblickt in der Verhinderung
des Beamten Staates den Kerngedanken der ersten Bünde. *) p. 297.
') Und zwar mit dem ersten Entwürfe Tschudis, der sich jetzt
auf der Zürcher Stadtbiblioth. findet, wie die Datierung beweist.
Vgl. das gedr. Bruchstück (c. //. Wattelet) im Archio f. Schweiz.
Gesch. Bd. 19. (1874) S. 347. fif.
*) li'. Visr/ier : Die Sagen von der Befreiung der Waldstätte
nach ihrer allmählichen Ausbildung, Leipzig 1863.
') Bf. an Goldast v. 27. März 1607.
- 93 - '
wagen dürfen, im Dienste der spanischen Linie des Hau-
ses Habsburg stehend, die als unumstößliche Tatsachen
geltenden Überlieferungen vor aller Welt in Zweifel zu
ziehen ! Welches Ungewitter hätte er, der mit Casale oft
nach Altdorf kam, über sich heraufbeschworen, wenn noch
mehr als anderthalb Jahrhunderte später das Schriftchen
des Pfarrers Uriel Freudenberger : w Der Wilhelm Teil ein
dänisches Märchen, » zu Altdorf auf öffentlichem Platze
vom Henker verbrannt wurde !
Das vierte Buch beschreibt die Herkunft, die Wohn-
sitze, Zustände und die Verfassung der Zugewandten, als
da sind : Abt und Stadt von St. Gallen, die drei Bünde,
Wallis und die Städte Rottweil^ Biel und Mühlhausen.
Das fünfte Buch handelt von den Bündnissen und Ver-
bündeten ; von der österreichischen Erbeinung, den Bünd-
nissen mit Mailand und Savoyen, der ewigen Richtung mit
der Krone von Frankreich. Die Bündnisse mit dem hl.
Stuhl, den Kaisern, den Königen von England und Ungarn,
den Herzogen von Württemberg, Florenz, Burgund, den
Bischöfen und Städten von Konstanz, Straßburg, Basel und
andern liegen außer dem Rahmen des Werkes ^).
(( Doch wuchs mir ein Buch unter den Händen, von
der alten Tapferkeit, von Sitten, Reden und Thaten der
Schweizer, des Andenkens wert, in welchem nebst anderen
die meisten Bündnisse nach ihrem Wesen, Wert und gegen-
seitigen Verhältnis zur Sprache kommen, wenn anders dies
Buch trotz der herrschenden traurigen Zustände in Leben
und Wissenschaft, aus meiner Hand kommt.
Bis dahin fromme es, daß wenigstens die Altertümer
der Helvetier erforscht, veröffentlicht und zu einem Ziele
geführt sind. » Mit diesen Worten schließt Guillimann sein
Werk.
Es waren in der Tat schon Vorarbeiten zur Weiter-
fflhrung desselben bis zum Ende des 16. Jahrhunderts vor-
») p. 457.
— 94 —
banden. Auf uns ist aber davon nur ein armseliger Über-
rest gekommen, kurzgefaßte Annalen, welche Jahr für Jahr
die wichtigsten Ereignisse in der alten Eidgenossenschaft
und, sofern es von Interesse und Wichtigkeit, auch in den
Nachbarländern, verzeichnen ').
Noch in dem Schreiben an den Rat von Luzern spricht
er die Hoffnung aus, in Bälde auch « den andern Teil » in
Druck zu sehen ; freilich fügt er vorsichtig bei : « NVan
aber nit were, wird ich mir doch verniegen, wo ich andere
hochgelehrte und verständige Leut hiemit anreitzen und
Ursach geben wird, daß sie dasselbig in gleicher Matery,
so sie vor vil Jaren mit großer Geschickligkeit und Erfar-
nuß, mehr Fug und Commoditet, Zeit und Gelegenheit zu-
sammengelesen und vielleicht in ein NNerk gebracht, auch
trucken laßen und gleichfalls gemein und der Welt bekannt
machen ».
Die Ahnung, welche in den Schlußworten durchklingt,
sollte sich leider erwahren. Die Aufnahme der Antiquitates
und die Hinneigung des Verfassers zu andern Arbeiten in
eigentumlicher Wechselwirkung von seinen Lebenscbicksaien
beeinflußt und hinwider diese beeinflussend entfremdeten
Guillimann mehr und mehr dieser Aufgabe.
V«F. Guilliinanoi Chronicon ab 1313-1385 1), Handschrift.
Cod, 436, Stiftsbibl. Einsiedeln. Eine Notiz auf dem ersten Blatt
besagt, daß P. Christoph Hartofiann aus dieser ((Chronik» vieles
wörtlich in seine Annalen aufgenommen habe.
— 95 —
III.
Aufnahme der „ Antiquitates " und Erweiterung des
Freundeskreises ; erste Annäherung an Habsburg-
Österreich ; die „Apostolica."
Staat fand, wie er selbst schreibt, in Baden keine
Zeit, das erhaltene Werk Guillimanns sofort zu lesen. Er
hüllte auch bald wieder in den Besitz einiger Exemplare zu
gelangen und so verpackte er die « Antiquitates » auf der
Stelle und übergab sie dem Gesandten von Schaffhausen,
Georg Mäder. Dieser hatte das Buch dem mit Staal be-
freundeten ersten Frühprediger am SchafThauser Munster,
Johannes Jakob Rfieger, zu überbringen, welcher es ihrem
gemeinsamen Freund Georg von Werdenstein als einstweiliges
Gegengeschenk für so viele von ihm erhaltene Bücher, über-
senden sollte*). Rüeger war vielseitig gebildet: als Botaniker,
Mathematiker und Astronom war er tätig, vor allem aber
ein eifriger Sammler von Münzen und andern Antiquitäten.
Schon mehrfach hatte er sich in kleinern genealogischen
Arbeiten versucht und 1595 eine Übersicht über die Welt-
geschichte erscheinen lassen. 1596 hatte er den Auftrag
bekommen, das Archiv des Klosters Allerheiligen zu ordnen
and zu registrieren, was Anlaß gab zur Entstehung seines
Hauptwerkes, die Chronik der Stadt und Landschaft Schaff-
hausen *).
^) (c Quod unum in tanta temporis angustia licuit, oblatura
mihi ibidem [seil. Badae] nee iectum GuiÜmanni nostri de rebus
Helvetiorum tractatum (uti rem novam et insolitam) pro tot acceptis
raunuscalis antidori ioco, pro tempore, communi nostro amico Do-
mino a Werdeostein tua opera trausmittere volai, arbitratus meipsum
simoi ac te (cum bisce in partibus exemplaria prostent, quavis occa-
sione tale opus recuperare posse). » Bf. v. 8. Dez. 1598. Unicers»
Bibl. Basel. Cod. G. I 53 f. 23.
*) S. Bächiold. Einleitung zu Rüegers Chronik, 1. Rüegers
Leben.
- % -
Schon hatte auch der berühmte Augsburger Magistrat
Markus Welser, dessen eigenes Werk über die Augsbur-
gischen Altertumer vor kurzem in Venedig erschienen war.
dem Verfasser der schweizerischen Altertümer nachgefragt.
Rüeger wandte sich an Staal um Einzelheiten über Guilli-
manns Person, welche nicht lange auf sich warten ließen,
damit er den begierig darnach verlangenden Welser be-
friedigen könne '). Letzterer wünschte übrigens auch mit
Staal in Verbindung zu treten, weil er sich davon einen
Vorteil versprach, eine Freundschaft, die Junker Staal mit
Freuden einging; denn bei einem solch bedeutenden Manne
in Gunst zu stehen, galt ihm für ehrenvoll.
Staal war doch etwas zu voreilig gewesen, als er
jenes erste Exemplar ins Reich hinaus verschickte, denn
es dauerte ziemlich lange, bis er sich in der Lage sah,
dem Verlangen Rüegers zu entsprechen, das Werk des neu
aufgehenden Gestirnes genauer kennen zu lernen. Beim
Solothurner Buchhändler war keines erhältlich ; ein Exem-
plar, welches der freiburgische Venner Lamberger als Ge-
schenk an Staal schickte, trug dessen Namen und Buch-
zeichen '). Erst Ende März 1599 fand sich ein Bote, der
das Werk von Freiburg her mitnahm. Hätte derselbe nur
warten können, bis das Buch in Freiburg in Leder gebunden
und mit Goldschmuck verziert gewesen wäre, hätte es Staal
in einem der Rüeger'schen Bibliothek würdigen Zustand
seinem Freunde geschenkt ; allein der Bote mußte gleich
nach Solothurn zurückkehren und deshalb mußte Rüeger
den Fremdling in schlichtem Gewände aufnehmen ') ; doch
der ward ihm gar bald ein lieber Freund und Lehrer.
Während Guillimanns Werk hinauswanderte in die
Stuben der Gelehrten, in die Ratssäle der Regierungen, in
die Hände der Gebildeten, nicht bloß in der Eidgenossen-
schaft, sondern auch jenseits ihrer Grenzen, traten Ereig-
*) Staal an Rüeger. Bf. v. 8. Dez. 1598. a. a. O.
•) Staal an Rüeger. Bf v. 2. März. a. a. O. f. 24.
') Staal an Rüege.. Bf. v. 29. März 1599. a. a. O. f. 25.
- 97 -
oisse ein, die fär den Verfasser von höchster Bedeutung
geworden sind, weil sie seine Studien und sein Streben in
eine Richtung lenkten, welche ihn der Eidgenossenschaft
entfremden mußte und schließlich in den Dienst Öslerreichs
führte. Wir müssen sie an dieser Stelle berücksichtigen.
Kardinal Erzherzog Albrecht von Osterreich, ein Bru-
der des Kaisers Rudolf II., war 1595 von Philipp II. von
Spanien zum Statthalter der Niederlande ernannt worden.
Im Alter von 40 Jahren legte er mit päpstlicher Dispens den
Kardinalspurpur nieder und vermählte sich mit der spani-
schen Infantin Klara Isabella. Philipp II., nicht im Stande
des niederländischen Aufstandes Herr zu werden, hatte die
nördlichen Niederlande, falls sie wieder zu gewinnen seien,
seiner Tochter zum Brautschatz bestimmt, um so ein un-
abhängiges Königreich der Niederlande zu stiften. 1598
fand zu Ferrara die Trauung durch Prokuration statt. Zu
Ende des Jahres reiste der Erzherzog selbst nach Mailand,
um seine Braut zu empfangen und von da nach den Nie-
derlanden zu geleiten. In Mailand wurden großartige Fest-
lichkeiten vorbereitet. Um denselben beizuwohnen, so wie
am Geschäfte zu erledigen, reiste Alfons Casate, Ende No-
vember oder anfangs Dezember 1598 nach Mailand. Auf
dieser Reise begleitete ihn sein Sekretär V). Guillimann
begann, wir wissen nicht ob aus eigenem Antrieb oder
ermuntert von Casate. im Sattel sitzend, inmitten der Fähr-
lichkeilen und Schrecknisse einer wilden winterlichen Ge-
birgswelt, belästigt von Wind, Regen und Schnee, drei
lateinische Lobgesänge auf Albrecht und seine Rraut zu
dichten. Diese panegyrische Dichtung überreichte Guilli-
mann dem Erzherzog im Februar 1599. Albrecht nahm
dieselbe huldvoll entgegen, so wenigstens schien es dem
Verfasser.
') AUgem. deutsche Biographie. Bd. I. S. 290 ff. — « [Guilli-
manus] si quid iudico, uoa cum praedicto Oratore, vel petiit, vel
iamiam petit Mediolanum, ut nova; regin^e sive nupta^ sponsalitiis,
^QS ibdem Regia pompa adparari dicuntur, interesse possit ». Staal
»0 Rüeger, Bf. v. 8. Dez. 1598, a. a. O. f. 23.
7
- 98 —
Erst im Juli 1599 rüstete sich der Erzherzog zum
Aufbruch nach seiner Residenz Brüssel. Mit Erlaubnis der
übrigen mit Spanien verbündeten Orte hatte Luzcrn den
Erzherzog eingeladen, den Weg dahin duich die Lande der
Eidgenossen zu nehmen, ein Angebot, dem der Fürst ent-
sprach. Alfons Casate der inzwischen nach Luzern zurück-
gekehrt war, ritt ihm bis an die mailändische Grenze entge-
gen und geleitete das fürstliche Paar nach Flüelen. Daselbst
harrte ihrer sein eigenes Schiff, daraufhin « mit vielen
schönen seidenen fliegenden Fahnen vertapeziert, wohlge-
ziert und bedeckt v ').
Es war am Abend des 2. August, als man das fürst-
liche Schiff in Qegleitung anderer Fahrzeuge sich der Stadt
Luzern nähern sah. In einem prächtig mit <( Tapeten und
anderem » gezierten SchifiF, über dem das seidene, mit Fran-
sen verzierte Stadtbanner flatterte, fuhren eine Anzahl Rals-
herren samt Weibel, Stadttrompetern und Ratsdienern den
hohen Gästen entgegen. Vier andere große Schiffe führten
hundert Musketenschätzen hinaus. Als man die Schiffe der
Gäste fast erreicht, a haben die Schützen die erste Salve
geschossen » *). Unter dem Donner der großen Geschütze
landeten die Schiffe. Unter einem schönen Triumphbogen
hindurch, « in der Stadt kosten uffgericht, » herrlich geziert
mit Gemäld, Epitaphien, Lobsprücheln und dergleichen ") —
eine der Inschriften hat Guillimann verfaßt *) — hielt das
^) a Sabstanzliche Verzeichnuß mit was CereniODien und Solen-
nität der Durchlauchtigst Hochgebohren Fürst-Erzherzog AI brecht von
Oesterrcicli i^amt siner Gemahl Isabella der Königin von Hispanien
heraus von Mailand nachher Luzern in der Eidgenossenschaft empfan-
gen und geehrt worden. Mense Augusto anno 1599». (Aus Cysats
ungedruckten Manuskripten) abgeir. im Unterhaltungsblatt z. Luzer-
ner Eidgenossen Jg. 1872 (12) S. 33 ff. Ferner « Kormula wie Erz-
herzog Albrecht von Osterreich zu Luzern empfangen worden, anno
ir)99 ». Staatsarchio Ludern,
*) Sabskin^. Vcrj. ') Formula. *) Dieselbe lautet :
1.
Qui novus Hesperio digressus ab orbe maritus
Hie ades> c lauro serta parata cape.
- 99 -
Ffirsteopaar seinen Einzug in die festlich geschmückte Stadt.
Besonders reich mit Kränzen, Laub und Wappen verziert
war der « Freiehof » . Denn der Gesandte hatte Familie
ODd Gesinde in einem andern Hause untergebracht und
seine Wohnung den fürstlichen Gästen eingeräumt ^).
Am folgenden Tag fand ein feierlicher Gottesdienst
statt, und hierauf zeigten die Stadtväter ihren Gästen die
Merkwürdigkeiten von Luzern. Auch (( haben die beide
Ambassadoren von Hispanien und Savey Ihr fl. Durchlaucht
alle zeyt uß^ derwyllen sy da still gelegen, flyssig gedient,
ja auch mit vil kostens, sonderlich aber und voruß der von
Hispanien, der neben anderem Ihren fl. Durchlaucht herr-
liche Present von Gewild » gemacht hat. Welche Rolle
Aurea serta novi decorabant tempora sponsi,
Ornant victricem laurea serta comam.
0 vireat terris semper tua didita fama
Et vigeant sau[c]ti foedera cooiugii !
3.
Intetitas viden'at percurrit pollice chordas,
Gratam coocilians auribus harmoniam ?
Una hinc si pereat chorda, aut tendatur incpte,
Inserit illa omtiis funditus harnionia.
Sic, si compositae serventur fcedera pacis,
Grande bonum pariunt, grande soluta nialuai.
3.
Arctis inipliciti inter sese nexibus angues
Peatiferum tsetro virus ab ore vomunt.
Hos necat aetherea lapsus Jovis armiger auia,
Et rapit iniecto Belgicus ore leo.
His etiam armatur nodoso stipite dextrum.
Contundit crebris ictibus ora gygas.
4. ^
Quid color hie laetis notat? et color iste cruoris ?
nie nivem aequiparans, aemuius iste ross^e?
nie animos lenes color indicat, atque benignos :
Terribiies animos hostibus ille notat.
Parcere subiectis, et debellare superbos,
Olim Romanis, nunc proprium Austriacis.
Slaatsarchio Ludern Akten : Spanische Gresandschaft.
') Formula.
— 100 —
hiebe! Guillimann als Sekretär Casates zufiel^ wird uds nicht
berichtet. Er dürfte indes während dieses kurzen Aufent-
haltes kaum Gelegenheit gefunden haben, sich dem Erzher-
zog abermals zu nähern. Am Nachmittag des 5. August
nämlich, zog Albrecht mit der Infantin zu den Toren der
gastlichen Stadt hinaus gegen Sursee, wo die Oberen von
Luzern bereits alle Anordnungen zur Nächtigung des Ge-
folges getroffen *). Luzern legte sein Festkleid ab. Verhallt
war der Donner der Geschütze, verrauscht der Jubel der
festlichen Tage und auch bald vergessen.
An Guillimann aber ging diese Festlichkeit nicht spur-
los vorüber : seine Sympathien für das Haus Habsburg waren
durch die großartige Huldigung der katholischen Eidgenos-
senschaft mächtig gestärkt worden und wohl diese Tage
mögen in ihm den Entschluß zur Reife gebracht haben,
seine Arbeitskraft der Geschichte des von ihm so bewun-
derten und verehrten Hauses zuzuwenden.
Zwar dürften ihm gerade diese Tage auch einige Ent-
täuschung gebracht haben. Für die Tätigkeit, welche er
1595 im Interesse der Freigrafschaft Burgund, somit des
Erzherzogs, der in eben diesem Jahre die Regentschaft der
Niederlande antrat, entfaltet hatte ^), glaubte er auf einige
Anerkennung hoffen zu können, nachdem er sich dem Re-
genten zu Mailand mit seinem Poem ins Gredächtnis ge-
schrieben. Allein diese Erwartung wurde nicht erfüllt, sei
es, weil Albrecht im Strudel der Festlichkeiten seiner ver-
*) Subst. Verjeichn.
') ((Aliquot preterierunt anni cum in rebus Comitatas Borgun-
dise, et aiiis negociis, qua' se in bis Helvetiorum partibus obtulerunt
pro servitio sua' Altitudiiiis Serenissimse eaiii dedi et prsestiti ubique
operam, licet hactenus absque ulia omnino compensationei) etc. Guil-
limann an ungenannte Persönlichkeit in Albrechts Umgebung (vicll.
Gironius) Bf. vom September oder Oktober 1599. St. A. J. I. 8 a V|.
Am 25. Juni 1595 kam der Einfall Heinrichs IV. in die Freigraf-
schaft abermals zu Baden zur Sprache. Kid(/. Absch, Bd. s. S. 378.
Es ist möglich, daß in dieser Angelegenheit Guillimann die hier
erwähnten guten Dienste lei>tete.
— 101 -
gaß. sei es, weil er die Absicht des um seine Gunst Wer-
benden nicht merkte oder nicht merken wollte.
Guillimann begann bereits Zweifel zu hegen, ob seine
drei Panegyriken dem ernsten, Schmeicheleien abgeneigten
Fürsten überhaupt gefallen. Er muß diese Befürchtung
seinem Herrn, Alfons Casate, mitgeteilt haben. Auf dessen
Rat und Geheiß ging er endlich auf die Anregung ein,
welche der ordentliche Gesandte der Freigrafschaft, Scudier
Benoit, gemacht hatte : Er verfaßte eine Bittschrift an den
Erzherzog, um die Begünstigungen, welcher sich die Bürger
von Freiburg in Betreff des Salzbezuges aus den burgun-
dischen Salinen erfreuten, auch für seine Person auszuwir-
ken. Dieses Gesuch sandte er, zugleich mit einem gedruckten
Exemplar seiner Panegyriken an den Hof in Brüssel, und
zwar an eine hochgestellte Persönlichkeit mit der Bitte,
dieselbe möge beim Fürsten für ihn ihre Fürsprache einle-
gen '). Für allfällige Mängel an seinen Lobgesängen führt
Guillimann als Entschuldigung an, daß sie auf der Reise
entstanden seien. So dürfe sie kein billiger Beurteiler sei-
ner Zudringlichkeit und absichtlicher Mache auf Rechnung
schreiben, sondern müsse sie betrachten wie einen Apfel
vom nächsten Baume gepflückt und dargeboten, oder einen
Trunk Wasser, mit hohler Hand aus dem nächsten Brunnen
geschöpft, was doch, wie die Allen erzählen, großen Koni-
gen und Fürsten angenehmer gewesen sei, als Gemmen
und Margariten. Wenn er nun dem Fürsten wegen der
Panegyriken mit Recht als Schmeichler erschienen sei, so
habe er vor, ihm durch ein monumentales Werk seine auf-
richtige Ergebenheit zu beweisen *). Allein das Bittgesuch,
noch 1599 abgeschickt, zeitigte keinen Erfolg *). Dennoch
') Vielleicht Ferdinand Gironius, eine Persönlichkeit, von der
wir ans dem uns zur Verfügung stehenden Material kaum mehr als
den Naraen erfahren.
') An den Erzherzog selbst richtete er ein französisches Schrei-
ben. St. A, J. Cod. 138. I. f. 7.
') Noch 1611 mußte Guillimann sein Bittgesuch von 1599
wiederholen, weil es bislang keine Berücksichtigung gefunden.
~- 102 -
führte Guillimann sein Vorhaben, das er soeben angedeutet,
durch.
Die Enttäuschung, welche unserem Geschiehtschreiber
die Aufnahme seines Werkes in der Eidgenossenschaft
brachte, war nicht dazu angetan , ihn von der nunmehr
eingeschlagenen Bahn abzubringen.
Gewiß, die Antiquitates hatten ihre Mängel. Der Ver-
fasser selbst fühlte dies wohl und forderte es von seinen
Freunden geradezu als Zeichen ihrer guten Gesinnung, ihn
auf die Schwächen seines Werkes aufmerksam zu machen.
Schon im November 1599 hatte Rueger Guillimanns Buch
durchstudiert und sein Urteil darüber Staal brieflich mitge-
teilt. Leider kennen wir dasselbe nicht im Wortlaut. Wir
müssen uns mit den paar Andeutungen bescheiden, welche
Staals Antwort enthält. Dieser entgegnet nämlich dem von
verschiedenen Seiten erhobenen Vorwurfe, Guillimann habe
vor der Herausgabe seine Freunde zu wenig zu Rate gezo-
gen : Er zweifle nicht, daß Guillimann bei der Lauterkeit
seiner Gesinnung, dies von Herzen gern getan hätte, wenn
ihm nur der Zutritt zu Männern, deren Rat und Einsicht
seinem Werke zu Nutz und Frommen gereichen konnte,
offen gewesen wäre. Allein was jetzt daran zu bessern, zu
ändern, zu mehren sei, könne geschehen bei einer zweiten
und dritten Auflage, wenn der Verfasser durch hinreichende
Gründe und genügenden Stoff in freundlicher und wissen-
schaftlicher Weise von Gelehrten und Freunden zu einer
Überarbeitung veranlaßt werde. Wer Geschichte schreibe
und neue Häuser, zumal an öffentlichen Wegen, baue, könne
unmöglich alles dermaßen absehen, daß er nicht die ver-
schiedensten Urteile und manchen Tadel sich müsse gefal-
len lassen ').
^) (( Quod de Guiliroanno nostro scribis, ipsum ante suae histo-
rise editionem amicos consuiere debuisse, ab aliis etiam quibusdam
dictum mihi fuit. Nee duMto, quo est candore, quin id fecit et
libentissime, si quis ei aditum ad tales viros patefectisset, quoram
consiiio et experientia opus suum illustrare ac doiare potuisset. Sed
deuterai phrontides syphoterai. Si quid addendum, demendum, aot
- 103 —
In den Augen des Augsburger Mäcens, Markus Welser,
hatten die Antiquitates Gnade gefunden und ihn veranlaßt
mit deren Verfasser in nähere Bekanntschaft zu treten.
Durch Rueger schickte er Ende 1599 Briefe an Guillimann
und St^aL welch letzterer seinem Freund in Schaffhausen
dafür nicht genug danken konnte.
Weniger Anklang als jenseits des Rheines fanden die
(( Schweizerischen Sachen » bei denen, welche sie zumeist
angingen. Das Buch erfuhr die verschiedenste Beurteilung
und manchen Tadel. Es scheint, daß die Kritiker und N5r-
geler ihre Arbeit schon damals mit Vorliebe mündlich getan
haben. So sind wir nicht im Stande, ihre Vorwurfe zu
präzisieren und zu würdigen. Greifbar sowol an Anerken-
nung wie an Tadel ist nur weniges.
Guillimanns Vaterstadt, Freiburg, erwies sich aner-
kennend und freigebig ; sie verehrte dem Verfasser 20 Weiß-
IhalerM. Nicht so Solothurn, wo man dem Verfasser nicht
wenig grollte, daß er es gewagt hatte, die Stadt ihres
ehrwürdigen Alters zu entkleiden ; umsomehr, als man in-
folge von Vorkommnissen, die kaum vier Jahre zurücklagen,
etwas wie persönliche Rache wittern mochte. Wie früher
bemerkt, hatte Staal seinem Freunde brieflich mitgeteilt,
was seine Ansicht über die geschichtliche Entwicklung von
Solothurn war *). Guillimann, in der ehrlichen Absicht,
seinem väterlichen Gönner eine ganz besondere Aufmerk-
samkeit zu erweisen, druckte den Brief ab. Das machte
in gewissen Kreisen böses Blut ; Herabsetzung des vielver-
dienten Mannes und Gehäßigkeiten waren die Folgen von
immutandom, editionis iteratione sive tertiatione fieri poterit, si ra-
tionibos et argumentis ad retractatioiiem sutficientibus amice ac docte,
a doctis et amicis admonitus fuerit. Qui historias scribunt et novas
aedes (praesertim publicis viis vicinas) construunt usqueadeo oculati
ac circumspecti esse nequeunt, quin multoruni repraehensiones incur-
rant, et varia vaiiorum iudicia subeant». Staal an Rüeger, Bf. v.
6. Dezember 1599. U. B. B. G. /. 53 f, 28.
*) Vgl. Meyer N. Notices bist. etc. Arch. d. L soc, h, II, p. 20.
») De reb. Helo. S. 380.
- 104 —
Guilliroanns Unklugheit. Staal war über die n Ehrung »
nicht erbaut. Er glaubte, wenn er einen edlen Freund sei-
nes vollen Vertrauens würdige, auf dessen Verschwiegenheit
rechnen zu dürfen. Hatte er nur im Traume geahnt, was
Guillimann im Schilde führte, so würde er seinen Brief
wenigstens vorsichtiger und druckreif geschrieben haben.
Nun, da der Würfel gefallen, schickte sich seine edle Natur
ins Unvermeidliche, dem Unbedachten die wohlmeinende Ab-
sicht zu Gute haltend ^). Wenn Staal auf diese Weise in ein
schiefes Licht kam, wie wird man in Solothurn erst über
Guillimann geurteilt haben ! Noch fast siebzig Jahre später
klingt die Entrüstung des verletzten solothurnischen Patrio-
tismus nach in den bittern Worten des damaligen Chro-
nisten der Stadt, Franz Haffner. der es nicht unterlassen
mochte, dem «ehmaligen Provisori eine temperierte Laugen »
aufzugießen -).
Auch in des Verfassers nächster Nähe ließen sich
Stimmen der Mißbilligung hören. Besonders unter unge-
bildeten Leuten, welche das Werk nur vom Hörensagen
kannten und. wie Guillimann klagt, in unbilliger Einseitig-
keit nichts für wohlgetan erachteten, was nicht ihrer Hände
Werk. Seiner Ansicht nach lag seine (( Hauptschuld » da-
rin, daß er alles rückhaltslos der Öffentlichkeit übergeben
habe, während es besser gewesen wäre, solche Dinge für
sich zu behalten, als a eine ganze Nation » der Undankbar-
keit zeihen zu müssen. So schreibt Guillimann am 15.
^) (( Ad magis amicam, quam verain nostri menttonem (qua
Guiliraannus eandorem quidein suum erga me testatus est, sed inte-
rea multoruni invidia' et obtrectationibus obnoxiam nie reddidit) quod
attinet, ut amici ingenui tidem amplector, ita discretionem requiro.
Si, vel per soranium coniicere aut pracscire potuissem, eundem eins
fuisse aniini, vel epechein vel certe circumspectius scribere et limam
extern porali epistolre (ut lucera ferre potuissct) superaddere voluissem.
Nunc cum iaeta sit alea, patienter ferendum est, quod vitari ac revo-
cari nequit ». Staal an Rüeger. Bf. v. 2. März 1599. U, B. B. G. /
. 53 f, 24,
*) HaJ/her: Soloth. Schauplatz II. S. 11.
— 105 —
Joni 1600 an Rueger '). Es ist dies der erste Brief, der
iwischen ihnen gewechselt wurde. Die Beziehungen zu
einem Manne, der bereits als sachkundiger Sammler von
Antiquitäten und Ordner eines bedeutenden Archives reiches
geschichtliches Material in die Hände bekam, mochten Gull-
limann ganz besonders wertvoll erscheinen und wir begrei-
fen seine Bitte an Räeger, um ihres neuen Freundschafts-
bundes willen, ihm allfälfigen Stoff nicht vorzuenthalten,
and gute Winke geben zu wollen, wo er es könne. Vor
allem aber möge er ihm mitteilen, was er über Herkunft,
Alter, Stammbaum, Wappen und Ehen der Grafen von
Habsborg habe, und daran werde es ihm gewiß nicht feh-
len. Denn mit diesen Dingen sei er, Guillimann, nunmehr
beschäftigt und er glaube, ein solches Werk sei im An-
schluß an seine Schweizerischen Altertumer am meisten zu
wünschen. Er wisse zwar, daß sich schon mehrere Schrift-
steller diesen Gegenstand zum Vorwurf genommen haben,
aber wie es scheine, seien sie zu wenig bei der Wahrheit
geblieben. So rasch war also Guillimann an die Aus-
führung seines Ilanes von 1599 gegangen.
Rüeger war gerne bereit, seinen neuen Freund in den
Forschungen über die Habsburger zu unterstfllzen, aber er
mochte nicht zusehen, wie Guillimann sich voll Unmut von
seinen schweizergeschichtlichen Studien abwandle. Der Brief,
der alsbald von seiner Seite den freundschaftlichen Verkehr
eröffnete, spendet dem gekränkten Historiker das höchste
Lob für seine Leistung, und sucht dessen Verstimmung
gegen den v Unverstand », dem die n Antiquitäten )> nicht
Zusagten, zu verscheuchen *).
Rüeger wußte Staal dafür Dank, daß er ihn mit Guil-
limanij befreundet hatte ; er wünscht sich selber Glück
») Bf. V. 15. Juni 1600.
*; Rüegers Brief (undatiert) muß im Juli geschrieben sein.
Slaai schickte nämlich Guillimann» Brief am 23. Juni von Solo-
thurn fort, am 4. August antwortet Guillimann bereits auf Rüegers
ersten und letzten uns erhaltenen Brief. U. R. B. G I. 47, abgedr.
b. BäclUold, Einleit. S. 67, 68.
— 106 —
dazu, weil er die Gunst und das Wohlwollen solcher Ge-
lehrten wie Guillimann über alles schätze. Wenn ihm Staal
in dem Sinne Andeutungen gemacht, als ob er, RQeger, die
Anliquitates mit Rat und Tat hätte fördern können, so
sei dies leider weit gefehlt. Eine solche Lobeserhebung
sei wohl der Ausfluß von Staals Freundesliebe ; er aber
müsse das Lob gänzlich zurückweisen. « Denn, — so fährt
er fort — ich bin mir wohl bewußt und gestehe es gerne,
daß ich nicht im Stande wäre, so gelehrten und erfahrenen
Geschichtforschern, wie du und deinesgleichen, auch in der
kleinsten Sache in etwa zu nützen. Deine Schweizerge-
schichte habe ich gelesen, wiederholt gelesen und habe sie
jetzt noch nicht aus der Hand gelegt. Gleichsam einem
Naturtrieb folgend, liebe ich die Geschichtschreiber und
finde in den Darstellungen vergangener Zeiten mein schön-
stes Vergnügen. Ohne dich zu kennen, beginne ich dich
zu lieben und zu verehren ; ich wünschte mir und unserm
gemeinsamen schweizerischen Vaterlande Glück, daß uns
ein Mann geschenkt vyurde, der sich, mein Lehrer, in der
Verherrlichung des Vaterlandes auszeichnet. Schon seit
vielen Jahren hegte ich den heißen Wunsch, es möchte
einer der vielen Gelehrten diese Aufgabe in lateinischer
Sprache durchführen. Du hast also keinen (irund, deine
Veröffentlichung zu bereuen oder gar ungeschehen zu wün-
schen, wie du schreibst ; denn immer finden sich Undank-
bare, wie OS anderseits nicht an ungelehrten Leuten fehlt,
welche deine Arbeit mit dankbarer Gesinnung aufnehmen.
Du kennst ja das Sprüchwort: Nicht allen gefällt alles.
dies möge dich über Undank hinwegtrosten. Es kann auch
nicht jeder alles ; » Guillimann z. B. sei bei der Beschrei-
bung von Schaffhausen einigemale in die Irre gegangen,
freilich weniger aus eigener Schuld, als irregefürt von sei-
nen Gewährsmännern.
Auch andere Freunde unseres Gelehrten, welche die
Verdienstlichkeit und den Wert seines Werkes zu schätzen
w^ußten, redeten ihm zu, dasselbe zu überarbeiten und neti
herauszugeben. Er selbst gesteht ihnen, daß er allerdings
- 107 —
Qm die Hälfte mehr neues Material in Händen habe. Allein
was wolle er unter solchen Leuten damit anfangen ? Er
finde es für besser, seine Aufzeichnungen für sich zu be-
halten. Wenn sie auch weder Gewinn noch weitverbreitetes
Ansehen eintragen, so betrachte er sie doch mit großer
Freude und einem Gefühl des Trostes *). Noch später
sammelte er Stoff zur Geschichte der Eidgenossenschaft und
machte in seinem Handexemplar Notizen. Zu einer Neuauf-
lage aber konnte er sich nicht entschließen.
Worauf sich diese tiefe Verbitterung Guillimanns im
einzelnen gründete, werden wir kaum je in Erfahrung brin-
gen. So viel ist wohl anzunehmen, als es in weitern
Kreisen bekannt wurde, daß er sich nunmehr der Geschichte
der Habsburger zugewendet habe, blühten für ihn auf
Schweizerboden gar keine Rosen mehr-). Wenn es wahr
^) a De antiquitatibus renovandis urgent amici una tecum, sed
iam dixi. quam vis non negem addi tarnen tum me sub manu habere
ferme dimiditate majuf*. Sed quid vis fieri hos intor homines. Satius
ha^ nobis^cum versari literas, quam si non qua^stum aut honorem
vulgarem necum una ferant, voluptatis tarnen sununum expertes non
sint, et ^latii. Nani quid aliud his rerum versionibus quaeramus».
Guillim. an Rüeger. Bf. v. 27. Jan. 1601. U. B. n. G I. 47, N* 74.
') Hier ein Wort über die angebliche Mißhandlung Guillimanns
durch Schweizerbauern. Senckenborr/ Select. iuris et histor. III, p.
36, läßt Guillimann, einem erst von ihm vernommenen Gerücht zu
folge, sterben inf«ilge eilittener Mißhandlung. Die Herausgeber des
Thesaur. Helvet. (die prolegemena sind von J. J. Brei tinger geschrie
ben) folgten einer Erzählung des Zürcher Theologeri J. J. Ulrich.
In der Streitschrift « Vindiciae pro Ribliorum Translatione Ti-
gurina » (Zürich 1616) welche gegen die Angriffe des Jesuiten Jakob
Gretser auf die zürcherische Bibelübersetzung gerichtet war, \erteidigt
Lirich auch das Alter der Städte Zürich und Solothurn gegen die
kritischen Anfechtungen seines Gegners. Er schließt das fünfte Ka-
pitel (Confutatio nugarum historicarum quibus Gretserus Antiquitatis
inclytae civitatis Tigurinae proterve illusit) mit folgenden Worten :
«0)ntisce igitur, Gretsere Jesuita, .... ne tibi idem aliquando obtin-
gat, quod Fr. Comandro cuidara, rerum Helvetiorum indagatori nupero,
delicatulo, nasutulo noviter evenisse fertur; is eiiim ad Caiitonem
ioter Pontificios Helvetios non obscurum, profectus, honorarii alicujus
pro studiis laboribusque Historicis adipiscendi gratia, a masculis ejus
— 108 -
ist, daß jenes mehrfach berührte Schreiben an den Rat von
Luzern im Jahre 1603 abgefaßt wurde, so konnte man in
dem Versprechen, wenn möglich einen zweiten Teil folgen
zu lassen, einen Versuch Guillimanns erblicken, die sich
gegen ihn erhebende Mißstimmung zu beschwichtigen.
Eine solche Fortsetzung war auch vorhanden. Sie war im
Stil und in der Art des Historikers Julius Florus ver-
faßt ; das war freilich ein bedenkliches Muster *). Die un-
günstige Aufnahme der « Antiquitates » hieß den Verfasser von
der Veröffentlichung abstehen. Nicht zufrieden damit, ver-
nichtete er mit eigener Hand den größten Teil des Manu-
skriptes ^). Indes glauben wir, noch mehr als der Unter-
loci incolis in publicum fonteni, magno spectantium risu, projectos,
lepidisiiimum aris eion (!) reportavit », p. 23.
All diei<e Gerüchte sind wahrscheinlich auf ein Vorkommnis
zurückzuführen, das Guillimann in einem Briefconccpt an einen
Ungenannten in Mailand, am Hofe des Erzbiscbofs Kardinal Fedcrigo
Borromeo, andeutet: a Jam enim diu est, cum ingens me rusticorum
ficnsinncs tutas ßuf/itnntinni pra.*stolatur et interpeliat prae furibus
turba, ut aegro et vix hapc potuerim ». St. A. J. Cod. 188. ] 21a,.
Das Stück dürfte aus dem Jahre 1<>0() stammen. Die angebliehe
Mißhandlung reduziert sich somit auf heftige Reklamationen, — wo-
bei drohende Gesten nicht gefehlt haben werden — von »eite unbe-
friedigter Bauern, welche selber an Spanien noch Soldansprüche
hatten, (xler solche für Angehörig«) geltend machten. Das Zufällig-
koitsmoment, dal^ der Sekretär der spanischen Gresandtschaft, der so
stürmisch « inter|ielliert » wurde, zugleich Verfasser eines beanstan-
deten (jesoh ich U* Werkes war, scheint in der Folgezeit zur Hauptsache
geworden zu sein, der wahre Hergang wurde in steinen Ursachen ver-
schoben und in seiner Derbheit übertrieben.
M Florus schrieb « leiliglich aus historischen Gesichtspunkten,
nicht ohne Geist, doc»h mit weni« Geschmack und viel Phrasen,
sowie mit zahlreichen wesentlichen und unwesentlichen Entstellun-
giMi der geschichtlichen Wahrheit ». Tcaffcl, Gesch. der römischen
Literatur, 4. Autt. Leipzig 1882, S. 815.
') « Fateor, scripseram res gestas Helvetiorum modo et stylo
Lucii [Anneil Flori. F.t eorum foedera cum Romanorum foederibus
cont<Mideram explicueramque Sed adeo ingratas antiquitates habue-
runt ut civpta et adfecta protinus abjecerim maximam jam partem
in usus |H^stii.Ms ut it.i tecum loqui liceat: » Guillimann an Goldast.
Bf. V. 12. Sopl. UiO/. n'r. clor, att Golfia^( epist. p* 209,
— 109 —
gang dieser Fortsetzung ist das Unterbleiben einer Neu-
auflage der « Antiquitates » zu bedauern ; denn nachdem
sowol er selber, wie auch seine neuen Freunde alle Mühe
und Sorgfalt auf die Vervollkommung derselben angewandt
hatten, wäre Aussicht gewesen, ein Werk zu schaffen , das
in jeder Beziehung alle älteren Werke weit hinter sich ge-
lassen hätte.
So bitter es Guillimann ankommen mußte, seine Er-
wartungen, die sich auf redliche, muhevolle Arbeit gründe-
ten, enttäuscht zu sehen, einigen Trost mochte er darin
finden, daß sein Name zwar nur wenige, aber geistig be-
deutende Verehrer gefunden, die in aufrichtiger Ergeben-
heit dem Mißkannten zugetan waren.
Bald nach dem Erscheinen der a Antiquitates » finden
wir Guillimann mit der Herausgabe einer lateinischen Dich-
tung beschäftigt ; sie bestand aus einer Reihe von Lobge-
sängen auf die Apostel '). Kurz nach seinerRQckkehr von
Mailand '), am 24. April 1599, schickte er die zwei ersten
Oden gedruckt, an den Stadtschreiber von Freiburg, Wil-
helm Techtermann, als den a Vornehmsten » ihres Dich-
terkreises'). Sollten diese Probestücke seinen Beifall finden,
so wurden die andern gleichfalls veröffentlicht werden.
Besonders werde dies der Fall sein, wenn Techtermann
selbst ein Gedicht, oder ein Epigramm, gleichsam als
Uuehtturm voranstelle, mit der Fackel voranleuchte. Als
Erkenntlichkeit verspricht Guillimann dem gelehrten Staats-
kanzler den gleichen Dienst zu erweisen, wenn derselbe
*) 0 De aliis Gailimanni nostri lucubrationibus in lucem editis,
mihi non constat, exceptis Apostolomro vitis et aliis quibusdam
opnsculis in gi-atiani amicorum versibuM conscriptis ». Bf. v. 8 Dez.
1598. a. a. O.
') Am 29. März 1599 nennt Staal Guillimann a recens reditum. »
Bf. an Rüeger. U. B, B. G. /. 53, /. 25.
') Dieser Brief, im Privatbesitz v. Herrn Max v. Techtermann,
der mir ihn gütigst mitteilte, ist gedruckt v. Dagttct^ im Anz. f.
Schwgessch. Bd. 111. S. 27, und v. Berthiar : Lettres etc. pr6face, p.
UXVI.
- HO -
seine Hoffnung erfüllen wurde, indem er dem Beispiele oder
der Kühnheit des Junkern Landsmanns folgend, seine eige-
nen Poesien in Druck erscheinen lasse. Allein weder das
eine noch das andere ging in Erfüllung. Techtermann
unterließ es, den Gedichten seines Freundes das Geleite in
die Welt hinaus zu geben ; seine eigenen Dichtungen sind
verloren gegangen. Warum? Wir wissen es nicht. Ander-
weitige Nachrichten, welche das Dunkel, das fiber dieser
Freundschaft liegt, lichten könnten, fehlen uns.
Dennoch erschienen die « Apostolica » oder Loblieder
auf die Apostel, so nannte Guillimann dies jüngste Kind sei-
ner Muse, in Freiburg, seiner Vaterstadt. Ansehnliche Män-
ner begrüßten und empfahlen die « Apostolica » in Epigram-
men, welche Guillimann an den Anfang des Buchleins stellte.
Zuerst kommt ein bedeutender Kriegsmann und Magistrat
der ürschweiz, der Oberst Sebastian von Beroldingen, der
nicht bloß Schwert und Kommandostab, sondern auch die
Feder zu führen verstand *). Er hatte ein lateinisches Lob-
*) Als Sohn des politisch bedeutenden Ritters und Landam-
manns Josua V. Beroldingen stammte er aus aUedlem, hochange^ehe-
nem Greschlccht des Landes Uri. Sebastian bekleidete 1576-1588 das
Amt des Land vogtsch reibers zu Lauis. Dann trat er in den Dienst
der Ligue, deckte 1589 in der unglücklichen Schlacht bei Arques den
Rückzug des liguistischen Heeres. Nach dem Tode des Obersten
Tanner wurde am 4. Februar 1590 Bemidi ngen von den Hauptleuten
des verwaisten Regimentes der Länder zum Obersten gewählt. In
der verhängnisvollen Schlacht bei Ivry (14. März 1590) waren die
Regimenter Beroldingen und Pfyffer die einzigen Truppen, welche
bei der Auflösung der liguistischen Armee dem Feinde stand hielten,
was ihnen wenigstens einen ehrenvollen Abzug sicherte. Nach seiner
Rückkehr in die Heimat war Beroldingen der Wortführer jener
Hauptleute, welche 1501 zu Altdorf die Abreise des Nuntius Paravi-
cini verhinderten. 1592 wurde Sebastian v. Beruldingen Landammann
1593 Pannerherr. 1588 ernannte ihn Papst Clemens VIII. zum AuIsb
Lateranensis et Palatii apostolici Comitem, ac auratse, militise Equi-
tem. Beroldingen starb wahrscheinlich um 1604. Vgl J. Schneller:
Josue und Sebastian v. Beroldingen, Geschichtsfr. Bd. 21. (1866) S.
1-23; Th. c. Liebenau : La famiglia Beroldingen, im Bolletino storico
della Svizzera italiana, XII. 1890. Scffesser: Ludw. Pfyffer, Bd. 4.
S. 52 und 53. P, G. Meier ; Sebastian von Beroldingens Bibliothek
u. 8. w., histor. Neujahrsblatt v. Uri, 1904. S. 1-12.
- 111 —
gedieht auf Bruder Klaus verfaßt, dasselbe 1590 fiberarbei-
tet und dem Nuntius Paravicini gewidmet, auf dessen Be-
treiben die Heiligsprechung des Seligen ernstlich an die
Hand genommen wurde. Dies Epigramm ist leider der ein-
zige Zeuge von Beroldingens Beziehungen zu Guillimann,
die vielleicht von persönlicher Anwesenheit des letztern in
Allorf herrühren.
Ein Epigramm, in griechischer Sprache, hatte den
Professor für Griechisch und Geschichte an der Universität
Freiburg i. Br., Johann Jakob Beurer, zum Verfasser. Es
ist wiederum der einzige Überrest dieser Bekanntschaft.
Es mußte uns überraschen, wenn nicht auch Junker
vüo Staat dem literarischen Erzeugnis seines Freundes ein
Geleitwort mit auf den Weg gegeben. Nicht so leicht zwar
hatle Guillimann erhalten, was er wünschte. Staal klagte
oämlich. daß seine poetisclie Ader, von Natur aus unbe-
deutend und ohne Feuer, durch die Tätigkeit im Lärm
des öffentlichen Lebens, zumal als das Greisenalter sich
eiogestellt, ganz vertrocknet und nicht ein Tröpflein von
Anmut und Eleganz übrig geblieben sei*). So ist es
begreiflich, warum die Bitten Guillimanns so lange kein
Gehör fanden.
Endlich am Sonntag Septuagesima muß Staal in be-
sonders guter Stimmung gewesen sein. Er war soeben von
einem achttägigen Besuch bei seinem Sohne, der auf der
Barg Falkenstein als Landvogt hauste, zurückgekehrt, und
erhielt nun durch den Sekelmeister Peter Sury einen Brief
von Guillimann. Das Schreiben überfloß von Liebe und
Ergebenheit, was Staals Herz also rührte, daß er dem
liebenswürdigen Dränger endlich nachgab. Er schickte ihm
alsbald den Entwurf zu einem Epigramm, mit der Bitte,
^) a GestiebaiD versibus aliquot frontispicium li belli [d. h. der
Antiquitates] in nostri memoriani in sign Ire, sed per se tenuis et humi
repens Vomstalli venula, iamdudum liteiis, tyn)pani8, ac forensibus
caris, ita exaruit accedente senio, ut ne guttula quidem uUius leporis
iQt elegantiae doctis tuis auribus dignfe supersit ». Staal an lineger,
Bf. V. 29. März 1509, a. a. O.
— 112 —
Guillimann solle es ums Himinelswillen keinem Menschen
zeigen, sondern erst die Feile ansetzen, es nach Belieben
formen und glätten, es zu dem seinigen machen. Sein Fleiß
möge aus so viel Dornen sechs oder acht Verslein heraus-
lesen, welche als Empfehlung für Guillimanns Gedichte,
Staals gute Gesinnung gegen seinen Freund kundgeben
mögen. Gerade die Besten sollen dieselbe kennen lernen.
In neuer Fassung möge es dann zusammen mit dem Epi-
gramm des Landammanns von Beroldingen ins Joch ge-
spannt und ohne erröten zu müssen der Kritik der gebil-
deten Welt ausgesetzt werden. Wiewohl es Staal bekannt
war, daß Wesen und Gesetz des Epigrammes nicht viele
Verse gestatten, hatte er es dennoch nicht lassen können,
aus Liebe und Verehrung den glücklichsten Nachahmer
Pindars, Johannes Auratus und den vorzüglichsten zeitge-
nössischen Dichter, Ronsart, der Staals Freundeskreise an-
gehörte, zu erwähnen. Gerne hätte er auch ein reicheres
Lob Freiburgs und der Jesuiten eingeflochten '). Nichts von
all dem findet sich in den zwei gedruckten Epigrammen,
die Guillimanns Hand formte ; offenbar hat er der strengen
Regel die überflüssigen Lobsprüche geopfert.
Über den Erfolg dieser Lobgesänge, deren Ton und
Metrik den Siegesgesängen des größten Lyrikers von Hel-
las, Pindaros, abgelauscht war, vernehmen wir nichts *).
Von jetzt an ruhte die dichterische Belhätigung unseres
Schriftstellers, der sich ganz der ernsten Historie zuwandte*).
*) Bf. V. 30. Jan. 1600. S. A. J. Cod, 138, I 58/59,
') Die Apostolica sind dem Herzog Karl Emanuel von Savoyen
gewidmet, dem Schwager des Königs Philipp III. und der Infantin
Klara Isabella. Am Schluß folgt noch eine Ode an den Savoyschen
Gesandten in Luzern, ProsjKjr Maillardoz, Graf von Tournon.
') « Pocma « Aliquid » dictum exstat in Molnar, Lusibus po6-
ticis variorum authorum et Casparis Dornavii amphitheatro sapientis
ioco-seria» ». Senckenberg, sei. iur. etc. III. 40. — Dieses Gredicht (e.<
ist mir nur im Abdruck Dornaucrs im « Amphistheatrum sapientisB
socratica? ioco-serise » etc. Hanau 1619, I Bd. pag. 729 f. zugänglich
gewesen) muss wie aus einigen Versen hervorgeht, im Jahre 1611
abgefasst worden sein, und wird später zu berücksichtigen sein«
— 113 —
Jedenfalls haben ihm die a Antiquitates » mehr Freunde
geworben als die «Apostolica)), so den Domherrn Georg von
Werdenstein, welcher dem Augsburger Gelehrtenkreise an-
gehörte. Seine freundschaftlichen Beziehungen zu Staal
leiteten sich wohl aus den Jahren 1558 und 1559 her. da er
gleichzeitig mit Staal im Pensionate Glareans zu Freiburg
i. Bp. weilte. Werdetistein war weitbekannt durch seine
hohe Bildung aber auch wegen seiner freien religiösen An-
schaoungen ^). Er kannte Guillimann dem Namen nach,
seit ihm Staal dessen Werk zugeschickt ; als durch Ruegers
Bemühungen der persönliche Verkehr zwischen beiden an-
gebahnt war, begrößte der Domherr mit Freuden Guilli-
manns Handschrift und versprach, ihm hie und da zu
schreiben *).
In manchem das Gegenteil des feingebildeten und frei-
sinnigen Wordenstein, war der derbe Spaßvogel Junker
Hans von Schellenberg, ein eifriger Katholik, der es selten
unterließ, mit seinem intimsten Freund Rüeger in den
überaus häufigen Briefen zu polemisieren ^). Sogar die
Briefadressen benutzte er, um den reformierten Pfarrherren
') Werdenstein besaß Weib und Kind und war ein bitterer
Feind der Jesuiten, s. Bächtold, Einleitung S. 38. Er besaß eine
Bibliothek, wie sie nach der Meinung gelehrter Freunde in ganz
Deutschland bei keinem Privatmann gefunden wurde. Sie soll 6000
Goldgulden gekostet haben. Schon 1602 konnte Werdenstein infolge
von Krankheit nicht mehr schreiben. ScheUenherg an Rüeger Bf.
V. 18 Oktober 1602 U. B. B. G' l 81.
'; Werdenstein an Rüeger. Bf. v. 19. Dez. 1600. U. B. B. G. I
^5. Staal äußert sich über diese Freundschaft also zu Rüeger : « Optime
fecisti, quod eundem [Guillimann] Antiquitatis et historiaium avi-
dissimo patrono^ aut (debita tanti viri cum reverentia si dicere liceat)
helliconi, nimirum Domino a Werdenstein, notum et amicum red-
dere conatus eis. Est enim talis Herois notitia et familiaritate dignus,
cum ob raras et insignis animi doles, tum etiam ob candorem et
humanitatem, qua nihil magis pacatum et aequabile excogitari posset».
Staal an R. Bf. v. 2. Jan. 1601.
') Joannis a Schellenberg ad Joann. Jacobum Rüegerum. U. B.
B. G« I 31. Aus den Jahren 1595-1606 sind 158 Briefe Schellenbergs
*n Rüeger erhalten. Über Schellenberg s. Bächtold, Einleit. S. 58 ff.
8
I
I
i
- H4 —
von SchafThausen zu necken ; aber auch dieser verslaod
Spaß und so litt ihre Freundschaft keinen Schaden. Scbel-
lenberg war ein gelehrter, eifriger Sammler von Antiqui-
täten, bekannt als Liebhaber der Musik und freigebiger
Gastfreund von Gelehrten. Sein Schloß Randegg, nur zwei
Stunden von Schaffhausen entfernt, war oft das StelldicheiD
gebildeter Männer. Auch Guillimann muß Röeger gegen-
über den Wunsch geäußert haben, mit diesem Liebhaber
von Altertümern, in Verbindung zu treten. Als Junker
Hans das horte, schrieb er an Räeger ; (( das ich Francis-
cum Guilimanum, bonum historicum zu einem Buelen be-
kommen, hab ich gern gehört. Man weiß von meiner
Schone weit und breit zu sagen. Ir wollen mir zwar gern
vorm Liecht ston, aber es hilft dennoch nit ^). Noch kann-
ten Ir's nit lassen und wolten mir gern vorkummen. Möchte
sonst sein Historiam Helveticam wohl sehen ; ja wann ers
besser gemacht denn Stumpfius, derselbig hat zu Zeiten
gar zu grob an die Stauden geschlagen » '). Röeger schickte
ihm hierauf die Antiquitates. Schellenberg, den vielleicht
das Guillimanische Latein etwas sauer ankam, las a hin
und her etwas darinnen » und fand, daß sein neuer Freund
ein (( wohlbelesener Autor sei » ").
Der gute, derbe Humor mußte dem Junker von Schel-
lenberg freilich auch über die bösen Stunden hinweghelfen,
in denen ihn das « Fräulein Podagra » plagte. Als Guilli-
mann dem Ge(|uälten sein Mitleiden äußern ließ, dankte
dieser herzlich dafür und forderte Rüeger auf, wenn Guil-
limann etwa nach Schaffhausen komme, ihn mit nach Ran-
degg* zu nehmen*). Daß « Doktor Guillimannus » ihn immer
so freundlich grüßen lasse, sei ihm desto lieber und ange-
') Ein andermal neckt er Rüeger : « Besorg aber 1p werden
ewer alte List und Renk brauchen, damit ler mir ihn ab dem weg
halten, damit ler deß groüen Hunds Gefatter allain sein ».... Bf. v.
2i\. April 1()0:^. i'. H, B. a. a. C). .V» ;^.
') Bf. V. '><!. Dez. 1*)01. U. B. B. n. a. O. iV- 63,
^) Bf. V. '><>. April \m'> a. a. O.
*) Bf. V. 1). Juni lf)02 a. a. O. N' 76.
— 115 —
nehmer, « die weil er ein guoter Katholikus ist, und sich
die bösen Christen nit verfüeren last ». Wenn derselbe ein-
mal zu ihm herauskomme, wolle er schon sehen, ob er
Rüeger nicht um dessen Gunst bringen könne. So neckt
er seinen Rüeger ').
Keine Freundschaft aber sollte sich inniger und dau-
erhafter gestalten, als der Bund mit einem Konventualen
der Fürstabtei Einsiedeln. Es war der Bibliothekar des
Stiftes, P. Christoph Hartmann. Derselbe, in Frauenfeld
geboren, wo damals Pfarrer Kaspar Lang als theologischer
Schriftsteller fruchtbar wirkte, hatte in Italien höhern Stu-
dien obgelegen, war dann im Alter von 18 Jahren ins
Kloster getreten, und noch unter Abt Ulrich III. Bibliothe-
kar geworden *). Die Anfänge des Briefwechsels zwischen
Goillimann und Hartmann sind verloren ').
Der Mönch im finstern Wald sammelte Material zur
Geschichte seines Klosters. Dies mag ihn mit Guillimann
zQsammengeführt haben. Im Jahre 1600 muß die Freund-
schaft mit P. Christoph bereits intim gewesen sein ; so
schließen wir aus dem ersten der uns erhaltenen Briefe an
P. Christoph, datiert vom 12. August dieses Jahres^). Guil-
limann konnte sich das lange Schweigen seines Freundes
nicht erklären : sei er selber Schuld gewesen, weil er sei-
nen Brief nicht nochmals ausgefertigt und geschickt, oder
waren es die Geschäfte des Bibliothekars. Letzterer hat
ihn kurz vorher darüber aufgeklärt. Es scheint, daß P.
Christophs Mitbrüder es durch ihre Unbedachtsamkeit ver-
') Bf. V. 18. Oktob. 1602.
') Schon am 12. August 1600 nennt Guillimann seinen Freund :
"priDclpalis Eremitarum Monasterii Bibliothecarium ». Damals aber
lebte noch Abt Ulrich III. Wittwiler ; der erst am 11. Oktober starb.
Am 15. Oktober wurde Augustin I. Hofmann von Baden (Aargau)
wm Abte gewählt, der 1602 den Bau einer Bibliothek begann : vgl.
P- Gabrkl Meier in AUgem. d. Biographie. Bd. X. S. <>81 f.
') Die noch erhaltenen Briefe befinden sich im Stiftsarchiv
Einsiedeln (AGB 2) in 2 Faszikeln : vom ersten Fasz. ist eine Ab-
schrift in der Bibliothek (Cod. 456).
*) Stiftsarch. A G B 2 fas. 11. N" 1.
— H6 —
schuldet hatten. Der Dichter der Apostolica schickt sein
(( Pindaricum )> dem Freunde, damit er sie in der Muße
lese, in Stunden der Muße seien sie auch geschrieben wor-
den ; wenn sie ihm gefallen, so werde ihm selbst seine
Arbeit um so angenehmer sein. In einer Nachschrift bittet
er den Huter der einsiedlischen Bücherschätze, in Bezug
auf ein Buch, das in gewissen handschriftlichen Chroniken
« über Vitarum ^) » genannt werde und als schätzbares Alter-
tum im finstern Wald aufbewahrt sein soll, nachzusehen.
Fast jeder Brief an den nimmermäden Bibliothekar
enthält eine Bitte um dies oder jenes Buch, diese oder jene
Nachricht. Guillimann selbst schätzte «seinen)) P.Christoph
mehr als alle andern Freunde, er räumte ihm in seinem
Herzen den « ersten Platz )) ein '). Was er ihm im Lauf
der Jahre Gutes zu danken hatte, das hat er ihm bei der
Ausarbeitung der Klosterannalen reichlich heimgezahlt. Wir
werden es an anderer Stelle sehen.
Wenn unserm Historiker der alten Eidgenossenschaft
auch die allgemeine Anerkennung seiner Zeitgenossen ver-
sagt blieb, so erkannten und schätzten doch gerade die
Besten die Arbeitskraft und das Talent '), welche die « Anti-
quitates )) geschatfen. und die Nachwelt hat ihnen Recht
gegeben *).
^) Gemeint ist der sogen. Liber vit^e eine verlorene Klosterge-
schichte aus Anfang 14. Jahrh. s. darüber G. c. IVtjss : Über die
Antiquitates Monasterii Einsidiensis und den Liber Heremi des Agi-
dius Tschudi. hn Jahrb. f. Schweizergesch. Bd. 10 S. ^1 ff. der
«Liber vitse )) ist abgedruckt S. *i% ff.
2) « in Quorum [seil, amicorum] profecto tu tue merito,
tua humanitate, ordine primo » Guillim. an P. Christoph. Bf.
V. 1603 (undat.) AGB 2 Jasc. IL .V 2,
') Es scheint, daß Guillimann auch mit Felix Platter von
Basel in Beziehungen gestanden hat. G. schreibt nämlich an Rüeger,
er habe «Oconis thesaurum numarium )), noch nicht durchsehen
können, « nisi quod nuper mecum D. Felix Platerus admodum com-
mendabat ab quantitate et varietate ut volebat ineredibili ».
*) S. die Urteile \ . Gundliruj im Vorwort zu seinen Annales
büici, a. abgedr. im Thes. bist. Iielv. prolegom. woselbst auch das
Urteil Brcitin(/ci\<. Vgl. a. Hfdlcr i. Bibliothek der Schweizer/i^schichte.
— 117 —
IV.
Das Werk vom Ursprung des Hauses Habsburg und
der Übertritt in Österreichs Dienst
Es ist uns schon bekannt, daß Guillimann ohne Zögern
das Werk über den Ursprung der Habsburger in Angriff
Dahm. Aus verschiedenen Gründen.
Die vielfach ungünstige Aufnahme, welche seinen
schweizerischen Altertümern geworden, hatten ihm deren
Fortsetzung verleidet und ihn bewogen, sich ein anderes
Arbeitsfeld zu suchen, das ergiebiger zu sein schien an
neuen Resultaten und wo er hoffen durfte, mehr Anerken-
OQDg zu ernten. Ein solches, so glaubte er. war die früheste
Geschichte desjenigen Hauses, welches damals die halbe
Welt beherrschte. Dies Fürstenhaus hatte zwar schon da-
mals um so mehr Erforscher seines Ursprunges gefunden,
«als es die Herrschergeschlechter aller Zeiten an Macht
ond Größe überstrahlte )> ^). Bis dahin jedoch haben die
meisten dieser Schriftsteller fast jeder einen andern Weg
eingeschlagen, indem sie, so glaube er, um so größere
Anerkennung erhofften, je mehr sie auseinandergingen, oder
je scharfsinniger die einen zu neuen, den andern nicht
bekannten Ursprungshypothesen sich durcharbeiteten. Er
aber wollte vordringen auf dem einzig richtigen Weg der
Urkunden- und Denkmalforschung.
Es hat auch das Ansehen, als ob seine Stellung als
Sekretär der spanischen Gesandtschaft ihm nicht zu genü-
gen vermochte. Er fühlte in sich den Beruf zu Höherem ;
seine Natur drängte ihn, sein Leben ganz in den Dienst
der Wissenschaft zu stellen. Wie hat er nur an Rüeger
geschrieben ? (( Glücklich diejenigen , welchen im Glanz
<ler Ruhmessonne großer Männer und in deren Gesellschaft
<las Leben hinfließt in gelehrtem Thun ! Wir dagegen sind
') Habsburyinca^ Vorrede an den Kaiser I.
— 118 —
in diesen Bergen mitten unter den Menschen menschenfern.
Gott aber wird auch dem ein Ende setzen » ^).
Derlei Gedanken und Hoffnungen werden lange bevor
sie in voller Klarheit vor seinem Geiste standen, Wurzeln
gefaßt und gekeimt haben. Allein wohin sich wenden, woher
winkte solchen Wünschen Erfüllung ? Sein Versuch, diiB
Aufmerksamkeit und Huld des Regenten der Niederlande
auf sich zu lenken, war, wir haben es gesehen, nicht ge-
glückt. Auch von spanischer Seite erfuhren seine Dienste
nicht allzureichen Dank ^).
Seit 1576 saß auf dem deutschen Kaisertron Rudolf II.,
eine der eigentümlichsten Herrschergestalten, welche dem
Hause der Habsburger entstammten. Selbst ein Gelehrter,
namentlich in den Naturwissenschaften erfahren, Liebhaber
der Musik und der lateinischen Dichtkunst , gewährte
er den Jüngern der Künste und Wissenschaften eine
glänzende Heimstätte. Sein Hof zu Prag glich einer Aka-
demie. Ihn beherrschte auch die Sammelwut seines Zeit-
alters ; in vier großen Sälen des Palastes in Prag waren
Altertümer, Seltenheiten, ja Wunderlichkeiten aller Art
aufgehäuft. Wenn auch Rudolfs Hof keine Historiker auf
die Dauer beherbergte so erfreuten sich diese dennoch
seiner Gunst: namentlich liebte er es, die Widmung von
historischen Werken entgegenzunehmen ^).
Von Luzern nach Prag war allerdings ein weiter Weg.
Doch Guillimann war eine von jenen Naturen, deren Sache
kühnes Hoffen und mutiges Wagen ist. Zudem waren es,
wie Guillimann erzählt*), Männer aus der nächsten Umge-
^) « Felices illi, qui in ea doctores magnorum virorum luce et
consortio aetatem haben t.... At nos his in montibus prope extra ho-
mines inter homines. Sed dabit Deus his quoque finem ». Bf. v.
4. Dez. 1601. ü. B. B. G. I 47, N" 82,
') Er hat 10 Jahre Spanien gedient «sin baver jamas havido
alguna recompensa ». Concept. d. Schreib, an Philipp III. (WOo)
St. A. J. Cod. 138. fasc. I. f. 5 b.
') S. Gindclij; Kaiser Rudolf II. und seine Zeit 2. Bde. 1862 fif.
*) Schreiben an Erzherz. Albrecht, v. 19. Mai 1611. St A, X
Cod. 138.1. f. 44 bja.
— 119 —
bang des Kaisers und des Regenten der Niederlande, na-
meDtlich einer der Feldherren des Erzherzogs Albrecht^
Ferdinand Gironius, reich an Einfluß bei Rudolf II. wie bei
den Erzherzogen, welche ihm also zuredeten. Wenn er, mit
Beiseitesetzung aller andern Sorgen einzig der Geschichte
des österreichischen Fürstenhauses seine Arbeitskraft widme,
so trage ihm dies nicht bloß des Kaisers und der Erzher-
zoge Huld ein, sondern man werde ihm auch die über alles
notwendige Unterstützung von seiten der fürstlichen Archive
bereitwilliger und anstandslos gewähren. Wahrscheinlich
sind es diese Männier, welche ihm Aussicht machten, wenn
if sein Werk über die Habsburger dem Kaiser widme,
von Rudolf mit einem Jahrgeld bedacht zu werden, das ihm
die Möglichkeit gewahren würde, sich ganz der Geschichte
hingeben zu dürfen, ohne mit seiner Familie Mangel zu
leiden .
Zu all dem kam seine angeborne Neigung für die
Dynastie der Habsburger. Er sagt es selbst wiederholt,
seit früher Jugend, da er vom Hause Habsburg weder Gutes
noch Böses erfahren, habe er sich zu demselben hingezogen
gefühlt^). Ist es nicht, als ob Traditionen, welche in Frei-
burg mehr denn hundert Jahre zuvor durch den Übergang
an Savoyen und vollends durch den Anschluß an die Eid-
genossenschaft zu Grabe getragen worden, in diesem Einen
Mann nochmals aufleben wollten, und das mit solcher Macht,
daß Freiburg einen seiner größten Söhne im Dienste des
einstigen Herrscherhauses seine Lebenskraft opfern und
allzurascli aufzehren sehen mußte.
Seit 1599 geht Guillimann eifrig den Spuren nach^
welche die alten Habsburger hinterlassen hatten. Er forscht
nach ihnen in Klöstern, Stiften, abgelegenen Ortschaften,
in Gräbern, Denkmalern, Urkunden und alten Papieren, die
ep teils selbst durcharbeitet, teils von Freunden oder be-
*) Undat. Schreiben (ca. Aug. 1608) an den erzherz. Sekretär.
Ptber in Jnnsbr. St. A. J. Cod. 138. I 24 h,.
— 120 —
zahlten Leuten durchgehen läßt und sichtet das zusammen-
getragene Material mit scharfer Kritik ^).
Unter seinen Freunden sind es besonders P. Christoph
und Rüeger, der 1600 Pfarrer am Münster zu Schaffhausen
geworden, welche ihn unterstützen. Ersterer lieferte ihm
Material, welches die österreichische Geschichte beschla-
gend, in Archiv und Bibliothek des Stiftes Einsiedeln ruhte.
Letzterer schickte ihm auf seine Bitten Abbildungen und
Beschreibungen alter Münzen und Wappen, auch sonstige
Mitteilungen, selbst Bücher. Mit Sehnsucht erwartete Guil-
limann jeweilen Rüegers Briefe, ihn « dürstete darnach »,
wie den Hirsch nach der Quelle ; denn in jedem sei etwas
über Altertümer, was ihm von Nutzen sei '). Sogar der
ferne Werdenstein lieh seine Hilfe ®).
So rasch war Guillimann mit seiner Arbeit vorange-
kommen, daß er schon Anfang November 1601 seinem hilf-
reichen Freund in Schaffhausen berichten konnte, die « Aus-
triaca )) lägen nunmehr so ziemlich vollendet vor*). Er wünsche
nur, daß sie der erlauchten Familie, der sie gelten, in dem
Maße zur Genugtuung und Befriedigung gereichen, als sie
ihm Mühe und Kosten verursacht. Das leere Geschwätz
eines Lazius und anderer habe er dergestalt vermieden und
widerlegt, daß sie hoffentlich auch Rüegers Billigung finden
werden. Einen Verleger habe er noch nicht, Rüeger möge
ihm behilflich sein, einen solchen zu gewinnen *). Guilli-
mann war auch nicht gesonnen, sein neues Werk dem
ersten besten Buchdrucker anzuvertrauen, er gab zu viel
auf einen schönen eleganten Druck*). Mancherlei Umstände
^) Habsburgiacüy Vorrede, 1.
«) Bf. V. :ll. Juui 1602. V. B. B. G. I. 47, .V 94.
') So machte er Guillimann auf die Werke des Trithemius
aufmerksam. Guillim. an R. Rf. 20. Juni 1603. a. a. O. N' 107.
*) «Austriaca nostra qualia qualia postremo absolvi».... Bf. v.
5. Nov. 1601. a. a. O. N' 80.
») Ibid.
^) « Habsburgiaca nostra sane qualiacumque, utinam Augusta-
nam [d. h. v. Augsburg] elegantiam typi impetrare possint, sed dod
Video commoditatem ». Bf. an Rüeger, v. 4. Dez. 1601. «. a. O. A^ 82,
— 121 —
mögen es gewesen sein, welche das neue Werk noch über
drei Jahre dem Tageslicht entgegeharren ließen. Wir ken-
nen sie zu wenig, um uns darüber auszusprechen.
Inzwischen mögen noch einige Vorkommnisse Beach-
tQDg Gnden, von denen wir aus Guillimanns Briefen Kunde
erhalten.
Im Frähling des Jahres 1602, reiste Guillimann in
Geschäften nach Ensisheim, dem Sitz der Vorderösterreich i-
sehen Regierung '). Es ist kaum daran zu zweifeln, daß
er dortselbst ebensosehr seine eigenen Angelegenheiten be-
sorgte, wie seine Aufträge. Jedenfalls war die Gelegen-
heit günstig, um das Terrain zu sondieren, inwiefern Aus-
sicht vorhanden sein mochte, in österreichischen Dienst zu
gelangen und darin ein Auskommen zu finden.
Es muß uns auifallen, daß aus den Jahren 1601 und
1602 nicht ein einziger Brief auf uns gekommen ist, der
för den freundschaftlichen Verkehr zwischen Staal und Guil-
limann zeugen würde. Ein Brief Staals aus dem Jahre 1603
klart uns darüber auf ^). Guillimann hat sich in Schreiben
an seinen frühern Provisor, den nunmehrigen Stiftspredi-
ger, Melchior Rotundus, über seines alten Freundes Still-
schweigen beklagt. Staal bekam diese Briefe zu Gesichte
and beeilte sich, dem peinlichen Zustand ein Ende zu ma-
chen. Er vermutet, Guillimann habe seinen letzten Brief
vom vorigen Jahre gar nicht erhalten. So müsse er wenig;-
stens annehmen, weil er darauf bis zur Stunde keine Ant-
wort bekommen habe. Deshalb lege Guillimann dieses
Schweigen, das ihrer Freundschaft allerdings nicht wohl-
anstehe, mit Unrecht ihm zur Last, der Anfang dazu sei
vielmehr von Guillimann ausgegangen. Er dürfe sich nicht
wandern, wenn Staal seit jener Zeit das Beispiel der Sera-
phischen Frösche nachahmend, stumm geblieben sei. Er
habe es nur gemacht wie Guillimann selbst. Als Entschul-
0 Bf. an Rüeger, v. 21. Mai 1602. a, a. O. N" 9i?.
') Staal an Guillimann, Bf. v. 12. März 16a3. StndthihL So-
^ih. Ep. a. .S^ // p. 194,
— 122 —
digung könne er überdies vorbringen : er, Staat, habe im
sichern Glauben gelebt, Guillimann sei mit seinem Herrn,
der mehrmals in der Ferne geweilt, nach der Lombardei
und nach Piemont gereist und noch nicht zurückgekehrt ;
denn beide seien schon auf mehrern Tagen nicht erschie-
nen. Es freue ihn aber zu vernehmen, daß Guillimann dem
geliebten Vaterland zurückgegeben sei und sich guter Ge-
sundheit erfreue. Was Staat selbst anlange, möge Guilli-
mann wissen, wie es ihm zu Anfang des letzten Jahres
ergangen. In ein und derselben Woche habe er durch den
Tod zwei süße Kinder verloren, oder vielmehr nach dem
erstrebten Ziele vorausgeschickt. Des Jahres Ausgang aber
habe einen mehr ehrenvollen, als von ihm angestrebten
Abschluß gefunden ; man habe ihn zum Seckelmeister ge-
macht. Dieses Amt sei ihm, der nicht im Traum daran
gedacht oder darauf gehofft hätte, einstimmig von Rat und
Volk (d. h. vom Großen Rat) von Sotothurn übertragen
worden. So sei ihm ein besseres Schicksal geworden, als
er verdient habe und er danke dem Geschick, wettilies ihn
dem Lärm dieser Welt entrißen und der Philosophie zuge-
führt. Es freue ihn, daß Welser, diese glänzende Zierde
und der berühmteste aller Augsburgischen Stadtpfleger in
seinen Briefen Staats gedacht und er bitte Guillimann, den-
selben gelegentlich in seinem Namen zu grüßen. Er, Staal.
zähle bald zu denjenigen, welche zum zweitenmal ins Kin-
desalter treten, und er wage es nicht mehr, solchen Be-
rühmtheiten ins Handwerk zu pfuschen und gleichsam mit
Unrat das Wasser zu trüben. Deshalb verlange er noch-
mals dringend von Guillimann, der, mit reichem Geiste
begabt, in der kraftvollen Blüte der Jahre stehe, daß er
bei Welser dem vom Alter geschwächten und durch die
beständigen Sorgen und Arbeiten, daheim wie im Felde,
gebrochenen Staal ein Sachwalter sei. « Lebe nun wohl,
mein gelehrter, lauterster Freund Guillimann, und hege
immerdar von deinem Staal jene Meinung, welche nur sel-
tene und aufrichtige Freunde von einander haben sollen
und können. Meine Frau, die guter Hoffnung ist, läßt dich
— 123 -
samt deiner Gattin und deinen Kindern auf das verbind-
lichste grüßen. » Mit diesen Worten schließt das letzte
Schreiben, das uns aus dem Briefwechsel der beiden edlen
Freunde erhalten geblieben ist.
Auch mit P. Christoph ist Guillimann nicht zufrieden,
weil er ihm seine Briefe nicht beantwortete. Scherzend
droht er, sich für das Schweigen desselben zu rächen :
P. Christoph solle ihm in Zukunft nur nicht mehr schrei-
ben, er würde seine Briefe doch nicht annehmen ^). P.
Christoph, nicht sehr erschrocken ob dieser Drohung*),
antwortet Guillimann. es sei nicht seine Schuld, daß er
so lange geschwiegen. Er habe inzwischen nachgesucht, ob
er Guillimanns Forschungen mit den Handschriften des
Klosters unterstützen könne: aber umsonst. Er finde nichts.
Was in den Büchern, die schon herausgegeben worden,
stehe, davon besitze Guillimann bereits Kopien, und über-
dies sei es fast durchwegs unzuverlässig. Dennoch schickt
er Guillimann einige der verlangten Handschriften.
Ein schöner Zug von dem Vertrauen des ehemaligen
Sodalitätsassistenten auf seine Patronin leuchtet uns aus
Briefen des Jahres 1604 entgegen. Am 26. April meldet
Guillimann an P. Christoph : Heute sei Frau Agnes mit
knapper Not dem Grabe entronnen, nochmals sehe sich ihre
Seele zurückgebannt in den Körper, der infolge von Magen-
schwäche fast aufgezehrt sei. P. Christoph erweise ihnen
beiden einen großen Gefallen, wenn er die Gesundheit seiner
Gemahlin recht oft der Gottesmutter im Gebet empfehle.
Maria rufe sie an, ihr habe sie sich in den letzten Tagen
durch ein Gelübde verpflichtet. Unter dem glühendsten
Dupst leidend, spreche sie stets von dem Brunnen der aller-
seligsten Jungfrau. Sobald sie genesen, worauf er holfe
und was er durch das Gebet der Mönche von Gott erhalten
werde, schicke er sie nach Einsiedeln, ihr Gelöbnis zu
') Bf. V. 14. April 1603. StifUarch. Eins. a. a. O. fusc. /, N" /.
') W Christoph an Guillimann. Bf. v. 11^. Mai IWl StifUar.
i'Mis. a. a. O. fasc. /, .V 20.
— 124 —
lösen. P. Christoph möge mit diesen wenigen Zeilen vor-
lieb nehmen, weil er der Last der Geschäfte fast erliege^).
Allein nochmals stellte sich die Gefahr des Todes ein.
In höchster Angst und Not schickt Guillimann einen eige-
nen Boten mit einem Zettel an seinen Freund in der Mein-
radszelle. mit der Bitte, heute oder morgen zu Ehren der
allerseligsten Jungfrau das hl. Meßopfer darzubringen, da-
mit Gott seiner Gattin wieder Gesundheit und guten Mut
schenke und ihren gemeinsamen Gelöbnissen und Wünschen
seine Gnade angedeihen lasse. Zugleich erwartet er durch
seinen Boten eine Flasche Wermutwein *).
Wirklich zog der Todesengel diesmal noch vorüber,
um erst sechs Jahre später die, wie es scheint, Stetsfort
kränkelnde Frau hinwegzunehmen.
Wie der Briefwechsel mit Staal und mit P. Christoph
Hartmann, war auch der Austausch zwischen Guillimann
und Büeger ins Stocken geraten. Warum ? Im Mai 1603
schreibt der vielbeschäftige Gesandtschaftssekretär an den
Pfarrherrn in Schaffhausen, dali seine vielen Beisen und
die hieraus entstehenden (leschäfte ihn am Schreiben gehin-
dert hätten. Auch habe er die zwei Briefe, welche Rüeger
im letzten Winter an ihn habe abgehen lassen, gar nicht
erhalten. Guillimann wünscht nun von seinem Freunde
Aufschluß über die Grafen von Nellenburg. Er interessierte
sich für dieselben, weil er im Sinne hatte, auch die Vor-
fahren der habsburgischen Frauen festzustellen •*). Die
Ausführung dieses Planes machte natürlich eine Überar-
beitung der « Habsburgiaca )>. wie Guillimann sein Werk
») Bf. V. •>»;. April hm. Sfifharch, Eins. a. a. O. Jusc. /, .V 2.
*) Ebvnd. fhsr, II. .V 10. Allesi verrät die Eile des Schreiben-
den, n An H. Christofel Hartmann Franciscus Guilimanuä rogat D.
ChristophoruQi Hartman num, ut pro Agnete Viel cara coniuge sacrum
facere in honorem Deiparae matris hodie vel cras non gravetur, ut
eam Deus sanitati restituat, animo confirmet, utriusque vota, et desl*
deria siia gratia prosequatur. Simul per prsesentem latorem vini
absynthiaci poculum expectat ».
^) Bf. V. ^>14. Mai l\m. r. B. B. G. I 47. S* 106.
— 125 —
nannte, notig und durfte die Hauptursache der Verzögerung
des Druckes sein.
Im Ganzen wurde die Korrespondenz nait Rfieger flei-
ßig geführt. Jeder Brief enthält eine Bitte, der Rüeger zu
entsprechen hatte, des oftern hinwieder erteilt Guillimann
Auskunft auf Anfragen Rüegers.
Am 8. Februar 1604 war in Baden eine allgemeine
Tagsatzung versaramelt, auf welcher auch der spanische
Gesandte mit seinem Sekretär erschienen war. Allerlei
Geschäfte hielten die beiden über acht Tage in Baden fest^
von wo Guillimann am 14. Februar in Eile seinem vernach-
lässigten ROeger schreibt : Was Rüeger mache ? « Hundert
Mre sind es her, daß ich nichts von dir noch von unsern
Augsburgerfreunden erhalten habe. Sind sie gesund ? Leben
sie überhaupt ? » Es hätte wenig gefehlt, daß er im Flug
Ddch Schaffhausen gekommen wäre, hätte er nur gewußt,
daß der Aufenthalt in Baden so lang dauere. So möge
dies denn bei nächster Gelegenheit geschehen ^). Wenn
Rfieger etwas für die « Habsburgiaca » in die Hände ge-
kommen sei, solle er es ihm bei nächster Gelegenheit mit-
teilen. Er denke nun an deren Herausgabe, oder vielmehr
er bereite sie vor. Er wolle dies Rüeger zu wissen thun,
damit es durch diesen seine Freunde erfahren. Mehr könne
er nicht schreiben unter tausend Störungen und Zerstreu-
'Jngen, abgesehen von den Trinkgelagen und Schmause-
peien *).
Rüeger schickte seinem Freund am 31. März Antwort,
welche denselben auf weiten Umwegen erreichte. Erst
wanderte das Packet von Schaffhausen nach Solothurn, von
da nach Morges am Genfersee, von Morges nach Bern, von
da wieder nach Solothurn. Hier endlich übergab es Staal
^® 25. April dem Seckelmeister Peter Sury der nach Lu-
') Bf. V. 14. Febr. 1604. u. a, O. .V Ui.
') « Meditor sive potius paratam habeo editionem. Hoc quoque
^ scire voloi, ut per te amici, plura non possuiii inter luille turbas,
et avocamenta, praeter compotatioues et convivia ».
— 126 —
zern zur Tagsatzung der VII kathol. Orte ging und es am
26. dem Adressaten ablieferte ^).
Unterdessen war Guillimann mit der königlichen Hof-
Buchdruckerei der Gebräder Malatesta in Mailand in Ver-
handlungen getreten. Eben jetzt, im März 1604 hatte er
von dieser Druckerei Voranschläge über die Kosten des an-
zufertigenden Papieres und der Drucklegung erhalten. Ein
Punkt, den sie dem Verfasser nicht genug ans Herz legen
können, ist, ja für einen dienstbereiten, fertigen Korrektor
zu sorgen. Wie sehr diese Anregung begründet war, sollte
die fertige Ausgabe zeigen. Den Briefen lagen gedruckte
Muster bei, damit Guillimann seine Auswahl treffen und
allfällige Wünsche äußern könne. Die Drucker berechneten
den Umfang des ganzen Werkes auf 51 Bogen. Der Setzer,
so bemerkten sie, könne im Tag nicht mehr als einen hal-
ben Bogen leisten, weil das Setzen ziemlich verdrießlich
sei '^).
Offenbar war (luillimann mit den gesandten Druck-
proben wie mit den gestellten Bedingungen, unter denen
nicht die geringste war 100 Scudi auf Abschlag zu erlegen,
zufrieden. Denn in seinem Antwortschreiben an Rüeger,
vom 30. April, berichtet er, daß sein Werk im Laufe des
nächsten Monats dem Drucker überliefert werde. Der Ter-
min des Erscheinens sei unsicher, wegen der sehr oft ein-
tretenden Fahrlässigkeit der Buchdrucker. Doch werde
Rüeger das Werk binnen wenig Monaten zu Gesicht be-
kommen und hoffentlich billigen können. Denn wahrlich
mit großer Mühe und auch mit großen Kosten sei es zu-
sammengesucht und geordnet worden '*).
Rüeger hatte seinem Freund auch von den Neckereien
') Guillim. an Rüeger, Bf. v. m. April 1604. a, a. O. N' 112,
Guillimann nennt Sury noch «Venner», obwohl dies Amt Dezemb.
l*iO.S an Staal übergegangen war.
*) Es sind noch 2 Schreiben von Marco TuUio Malatesta vor-
handen, das frühere undat., das spätere vom 18. März 1604. St. A,
J. Cod. 138. l f. 64 u.f. 63/63.
*) Bf. V, 30. April 1604. a. a. O.
— 127 —
Schellenbergs erzählt und wie sie beide im Dienste des
«Fräulein Podagra» leiden. Guillimann meint, die beiden
seien um ihre liebenswürdigen Neckereien fast zu beneiden,
weniger freilich um die Gicht, eine übrigens eher lang-
wierige als gefährliche Krankheit '). Dem Junker Schel-
lenberg spendete er wohl brieflich Trost. Dieser freute
sich überaus, bei so hochgelehrten Männern, aus ihrem
Briefstil habe er dies nämlich sehen können, wie Staal und
Guillimann, in einiger Achtung zu stehen. Er läßt sie
freundlichst gräßen und stellt ihnen all seine Studien und
guten Dienste zur Verfügung *).
((Hola! Das botten brodt will ich haben und das un-
verzogen I » so begrüßt Guillimann seinen Freund im Stift
Einsiedeln am 18. Mai 1604. Er hatte das Botenbrod ver-
dient für die guten Dienste, welche er dem Stift leistete,
als es sich um die Ausführung einer kostbaren Lampe
handelte, welche Philipp III, für die Gnadenkapelle als
Weihegeschenk gestiftet hatte ^). Guillimann, dessen An-
sicht hiebei zu Rate gezogen wurde, hatte alle großen
Künstler von Mailand zusammenrufen lassen, um einen
Entwurf zu bekommen, der seinen Wünschen entsprochen
hätte. Allein dieselben erklärten keine Form finden zu
können, welche gestatten würde, mehr als fünf Lichter
sichtbar anzubringen. Aber die Größe des Werkes und
der Preis werden demjenigen jener Lampe gleichkommen,
') Ebenda.
') Ausnahmsweise schieibt Schellen berg lateinisch : « D. J.
Jacobi a Staal, Senatoris ac Qusestoris Salodorensis et D. Francisci
GoilUmanni, Virorum (ut nimirum ex stylo eorura perspicere potui)
doctissiraorum literas magna cum voluptate perlegi. Et quam vis
^ilorum prwconiis me indigiium ii(diceni, cum nie non lateat, quam
curta Sit mihi supellex, attamen in aliqua iestimatione et pietio
^PQd ipsos esse pergratum mihi est. Ei^ meo nomine piurimam
^'utem dicere et omnia mea Atudia et olfiria offene ne graveris ». Bf.
an Rüeger v. 18. Mai 1604. a. a. O.
') Beim Einfall der Franzosen (1798) ging die Lampe verloren.
Gütige Mitteil, des hochw. Stiftsarchivars P. Odilo Ringholz.
— 128 —
welche die katholische Königio, da sie in Mailand weS
Unserer lieben Frau von St. Celsus geweiht habe,
wahrhaft königliches Werk ! Es habe tausend Goldgul
gekostet. Er teile dies P. Christoph mit, auf daß er
mit ihm freue und erkenne, wie sehr er dem Stifte enge
Er dürfe es auch dem « Gnädigsten Herrn » mitteilen,
nur im Vertrauen, damit es nicht weiterkomme und 31
dem (( Herrn Gesandten u gegenüber, der wohl die näci
Woche zu ihnen komme, nichts merken lassen, weil d
selbe nämlich selbst ausführlichem Bericht erstatten
Ob nicht am Ende die Anregung zu diesem Geschenk
Grunde von Guillimann ausgegangen ? Jedenfalls hatte
Christoph keine Ursache, seine Gefälligkeiten und Frei^— --"^"
desdienste gegenüber dem Sekretär der spanischen Gesan»- "^'
Schaft zu bereuen, der es so gut mit ihm meinte, daß ^^
sogar auf das « Botenbrod » verzichtete, unter der Bedi'^ ^"
gung, daß P. Christoph den größtan Becher des Stiftes '^
seinem Namen auf die Gesundheit des « Hochwurdigst^^^
und Gnädigsten » leere *).
Die nächsten Monate allerdings hüllte sich Guilltmanr'
ihm gegenüber in undurchdringliches Schweigen. Der*'
Grund dieser Saumseligkeit lag — wie er seinem Freund
klagte — in der Lähmung, welche seine geistige Lebens-
kraft damals umfing ; vielleicht war das die Folge von
Überarbeitung, vielleicht auch die Wirkung einer* trüben
Gemütsstimmung. Als der fleißige Bibliothek^ zu seiner
Verwunderung, ja Entrüstung davon erfuhr, rief er ihm
zu : (( Die Hand ans Schreibrohr ! Der Gottin der Trägheit
ein Sühnopfer gebracht ! — Sieh, was ich inzwischen ge-
leistet habe aus den vollendeten Kommentaren. » Seit er
des Weihnachtsfestes wegen ins Stift zurückgekehrt sei.
») Bf. V. 18. Mai 1604. Süftsarch. Eins, n a. O.fasc. l. N* 3.
Es ist unbestimmt, wann Guillimann in Mailand weilte. Wahr-
scheinlich im Januar 1604, jedenfalls vor dem 30. April, unter wel-
chem Datum er Rüeger schreibt, daß er auf der nächsten Tagsatzang
erscheinen werde.
*) Ebenda,
f
— 129 —
habe er an manchen Tagen sieben, acht und neun Stunden
mit Schreiben und Zusammenstellen zugebracht. Das Ge-
tane reue ihn freilich nicht. Er glaube das Werk, nämlicli
die Annalen, könne dem Kloster zur Ehre gereichen. Das
weisse er, daß es in Deutschland, vielleicht in ganz Europa
fcein Kloster gebe, das seine Vorfahren in der gleichen
sichern Reihenfolge aufzeigen könne. Mit dem letzten
Konrad, d. h. Konrad III. von Hohenrechberg, habe er die
fteihe der Äbte beendet '). Ob wohl P. Christoph jetzt
shcon ahnte, wie viel kostbare Zeit und Arbeit seine An-
'^alen denjenigen, den er jetzt aus der Lethargie autrüttelte,
'^och kosten sollten, bis dieselben in Wahrheit ihm und
"®ni Kloster zur Ehre gereichen konnten?
Jene Männer, welche Guillimann überredet hatten.
seine Hoffnungen auf den Gelehrten auf dem Kaisertron zu
^^ellen, waren nicht müßig geblieben. Ohne Zweifel haben
^"ir es ihrem Einfluß anzurechnen, wenn Rudolf II., ehe
^Och die Habsburgiaca erschienen, von den Arbeiten des
spanischen Gesandtschaftssekretärs Kunde erhielt und seinem
^i'uder Maximilian, dem Regenten von Tirol und der vorder-
österreichischen Lande den Befehl zugehen ließ, dem Histo-
riker ihres Hauses auf Neujahr 1605 ein Geschenk von 200
Ouiden zu verabfolgen *). Am 17. Dezember erteilte der
Erzherzog Maximilian ^), selbst ein hochherziger Förderer
der Geschichtschreibung, ein freigebiger Gönner namentlich
der Erfoscher der habsburgischen Hausgeschichte, seinen
Kammern die notigen Anweisungen *). Um aber die kaiser-
liche Gunst ja nicht an einen Unwürdigen zu verschwenden,
ließ er durch die Regierung in Ensisheim zuerst Erkundi-
gungen über den seiner Fürsorge zugewiesenen Schützling
^'nziehen. So schickten denn die Ensisheimer Räte den
') Bf. V. 30. Dez. 1604. Stißsarch.fasc. I. N" 14.
') Dies erhellt aus dem Schreiben Maximilians an den Kaiser.
^' ^>. Mai 1607. St. A. J. Cod. 138, f. 116/117.
rt- ') Über Maximilian s. Zeissbercj ; in d. AUg. d. Biogr. Bd.
^^' ^. 72 ff.
*) Schreiben v. ^. Mai 1607.
9
— 130 —
Amtmann von Rheinfelden, Johann Jakob Eggs, Liceotiat
der Rechte, anf Kundschaft aus ^). Eggs machte sich am
Morgen des 24. Januar 1605. einem Montag, auf und ritt
zunächst nach Bremgarten a in der Hoffnung, » er wurde
Guillimann a beschehenem Andeuten nach » daselbst finden*).
Allein derselbe war noch zu Luzern im Dienste Casatis,
wohin sich der Amtmann alsbald begab. Am Mittwoch end-
lich traf er den Gesuchten und lud ihn zu einem « Imbis ^^
ein. Während desselben forschte er Guillimann über alle^
aus, was man in Knsisheim zu wissen verlangte ; (t doc-%\
(soviel möglich gewesen ist) unvermerkter Dingen.» w^il
er ja aus dem Schreiben seiner « Gnädigen Herren nit ve«:^—
stehen khdnden, zu was Intent diße Inquisition angestellt;. :
da vielleicht der Inquirent hievon, da man die sich wewc^-
merken sollte » Gefahr ahnen konnte. Des Amtmanns Vo ^•-
sieht war freilich überflüssig ; denn wenn Guillimann auc h
ahnte, in wessen Auftrag der Neugierige gekommen, fi^c
mochte ihn, der besser wußte als der Fragende, um was
es sich handeln konnte, eher freudige Hoffnung als Angsl
erfüllen. Durch Eggs erfahren wir. daß damals bereits ein
Teil des « Buoches von Ankunft und Alter der Grafen von
Habsburg » gedruckt war, daß der Verfasser « noch zwen
andre theii und underschideniiche Büecher, so er auch al-
berait zu redt gebracht, daseibsten zu Meylandt trucken
laßen welle, » das eine über die Fürsten dieses Geschlechtes,
das andere über die Kaiser aus dem Hause Österreich.
Guillimann « verhoffe auch, der mittlere Theil » über die
Fürsten. « so etwas weitiäuflig beschriben, solle noch dist
M Schreiben der Kanimer zu Ensisheim an Maximilian, dat.
V. 31. Jan. 1605.
*) Bericht des A/iifrnanns Joh. Jakob lujgs an die Kammer zu
Ensisheini, dat. v. m Jan. IBa'». .SV. .4. J. Cod. ISfi, I f, 69/70. Die
Eggs stamnnten aus dem Elsaü. Joh. Jakob war der Sohn des Lud-
wig Eggs. der l'w? Salzbürger zu Rheinfeiden geworden war, der
ir)9*2 vor) Rudolf Jl für sich und seine Nachkommen den Adeistitei
erworben hatte. S. K. Schröter: F. Ignatius Eggs, i. Programm
der Schulen v. Rheinfeiden IHT^P lö6ü.
— 131 —
Jahr, und oechstfofgenden Jars der fibrig Theii auch ge-
huckt werden, welches er alles der Römischen Kayserlichen
Majestät und meinem allergnedigsten Herren underthenigist
dedizieren weile. »
Das Werk über die schweizerischen Altertümer war
damals in Luzern nicht mehr zu bekommen. Der Verfasser
selbst hatte in seinem Besitz nur mehr ein einziges Exem-
plar, (( deßen er nit ermangeln khönde, weil er solches in
vielen Sachen» die er nach und nach durch leßen und hö-
feo erkundige, augiere. » Endlich gelang es dem Amtmann,
von Janker Hans Kaspar Sonnenberg eines zu erhandeln.
« Soviel nun vilgedachten Herrn Guillemanns Thuen,
Ute und Varmögeo anlangen thuet, ist er gebürtig von
ffeiburg in Üchtland, derendts er noch seinen Vater hat ;
'sl verheürat und hat alberait drei Kinder, so alles Döch-
tern*) ; soll noch zuer Zeit eines geringen Vermögens sein. »
So lautet des Kundschafters Bericht.
Diese Meldungen müssen die Kammer zu Ensisheim
befriedigt haben ; sie gab dem Amtmann von Rheinfelden
Anweisung, « die für diesmal zu einem neuen Jahr be-
^mmten 200 Gulden ehestens zu bereinigen. » Den Bericht
*ber beförderte sie weiter an den Hof zu Innsbruck ')
Den weitern Bemühungen Eggs, der sogar nach Frei-
i^Qrg im Gchtland reiste, gelang es daselbst noch zwei
»eitere Exemplare der Antiquitates zu erhandeln, welche
«kenfalls dem Erzherzog überschickt wurden*). Wir finden
^begreiflich, daß Maximilian so sehr darauf hielt, dies
Werk seiner persönlichen Durchsicht zu unterwerfen. Mußte
seinem Auge nicht aus jenen Kapiteln, welche dem Ent-
slehen der ältesten eidgenössischen Bünde gewidmet waren,
^6s Verfassers Gesinnung gegen Habsburg klar entgegen-
') Somit waren die beiden Söhnlein schon nicht mehr am Leben.
') Schreiben der Kammer zu Ensisheim an Maximilian dat. v.
^•Pebr. 1605. St. A. J. Cod. 138. 1 f. 68/71.
') Sehr. d. Kammer zu Ensish. an Maximilian dat. v. 12 Febr.
St. A. J. Cod. 138. I /: 72/73.
— 132 —
treten ? War er nicht darauf angewiesen, nacli die»
Werke zu beurteilen, ob der Schriftsteller, welcher \
seines Hauses Gunst warb, auch wirklich fähig sei« d
Ruhm und der Größe seines Geschlechtes gerecht zu wi
den, ob er nicht vielleicht dessen Geschichte io stfimp
hafter Weise entstellen würde?
Vier Monate später war Erzherzog Maximilian io
Lage, sich seine Fragen an Hand des neuerschienenen Bac
über den L-rsprung und die wahre Herkunft des Hau
Osterreich beantworten zu können. Am 18. Mai 1605 tra
die ersten sechs fertigen Exemplare in Luzern ein. Ei
davon mußte Guillimann gleich seinem Herrn, dem spa
sehen Ambassador, überlassen. Die andern fünfe schic
er am 20. Mai an den kaiserlichen Hof. nach Prag. D
jenige Exemplar, welches dem Kaiser überreicht wer
sollte, hatte er malen lassen ; freilich eine kunstgerec
Bemalung der im Werke abgedruckten Wappen war
dieser kurzen Frist unmöglich gewesen.
Dieser Sendung, welche ein eigener Bote, ein Luzeri
nach Prag tragen mußte, gab Guillimann zwei Schrei
an seine Protektoren am Kaiserhofe mit, deren eines w£
scheinlich dem kaiserlichen Sekretär Johannes Barvii
galt ^). Sie geben uns einen klaren Einblick in die PI
und Hoffnungen, welche der Verfasser der Habsburgi
an deren Widmung an den gelehrten Kaiser knüpfte :
allem wünscht er vom Kaiser ein ehrenvolles, der kais
liehen Majestät würdiges Jahrgeld zu erlangen, damit
sich ausschließlich der Schriftstellerei hingeben könne,
diesen Fall hat er die Absicht, den Wohnsitz nach Freib
in Breisgau zu verlegen. Dann aber will er ein kaiserlicl
für alle Zukunft geltendes Privileg, für alle seine nach
^) Von diesen Schreiben sind uns nur die Concepte erha
das eine, ohne Adressat, trägt das Datum 20. Mai lfi05. St. A
Cod. 138. 1 /'. 21bJ(t^. Das andere ist undatiert und ebenfalls <
Aufschrift, doch wahrscheinlich am gleichen Tag geschrieben unt
den kaiserlichen Sekretär Barvitius gerichtet. St. A, J, Cod, .
l f. 21b,.
— 133 —
geodeo historischen, poetischen und kritischen Werke, na-
neotlich für alle Ausgaben von Schriftstellern, welcher
GattDDg immer sie angehören, die er verbessern oder mit
Anmerkungen vei-sehen und kommentieren würde ^). Wir
sehen, Guillimann glaubte, noch ein fruchtbares Gelehrten-
leben vor sich zu haben, viele Jahre ruhmvoller Thätigkeit.
nach alter Humanistenart Geschichte. Poesie und Philologie
zugleich umfassend. Was er seit dem Ausgehen seines
Krstiingswerkes neben den politischen Geschäften, vollbracht,
dorfie so stolze Hoffnungen wohl erwecken. Außer den ge-
dniekten Uabsburgiaca lagen schon zehn Bucher über die
Fürsten habsburgischen Stammes und zum großen Teil die
Geschichte der Kaiser des Hauses Österreich vor. Allein,
om diese beide Teilen des begonnenen großen Werkes
über die Dynastie der Habsburger vollenden zu können,
Wurfte er der Unterstützung von seiten der österreichischen
Archive. Einen vierten Teil : Das Haus Österreich, oder von
dessen Größe und Ruhm, glaubte er ebenfalls, mit Gottes
Hilfe, in kurzer Zeit unter Dach zu bringen ^).
Auf seinen Reisen war es ihm gelungen, — es ge-
hörte Glück dazu — an den verschiedensten Orten die au-
thentischen Bilder der österreichischen Fürsten von Rudolf I.
30 bis auf Maximilian I., ja sogar mehrerer Grafen von
Habsburg, aufzufinden oder zu bekommen. Dieselben, so
»ersichert er, seien weit verschieden von den Bildern, welche
gemeinglich im Umlauf seien. Guillimann selbst hatte be-
reits an deren Herausgabe gedacht, aber seine Freunde,
namentlich Casate hatten ihm davon abgeraten, indem sie
ßs für passender fanden, solche Bildnisse nicht der gemei-
nen Welt preiszugeben ^).
In dem einen der zwei Briefe berichtet Guillimann
seinem Gönner am Hofe Rudolfs, welches Vergnügen ihm
die 200 Gulden gemacht, die er auf Anordnung des Kaisers
nnd des Erzherzogs Maximilian vor wenig Wochen empfan-
') St. A. J. Cod. 138. I f. 21b,ia,.
') St. A. J. Cod. 138. I f. l^Jh,. ') Khcnda.
— 134 —
gen, als (( Ehrengeschenk uod Anreizung )>, und er wis
wohl, daß der Adressat dieses Schreibens, — vermatli
Barvitius — der wahre Urheber dieses Gnadengeschenk
sei ; er sehe ans dieser Tbatsache, daß sein muhevoll
Unternehmen Anerkennung finde. Er bittet seinen Gönnt
seinen Bestrebungen beim Kaiser ein warmer Befürwor*
zu sein und verspricht : « Wir werden dem Reiche nu
zur Unzier sein. »
Rudolf II. nahm das Werk, dessen Widmung ihn
schmeichelhafter aber unverdienter Weise als staatsklu^
Herrscher und glücklichen Schlachtengewinner feierte, so'
dessen Überbringer huldvoll auf. Den Boten behielt
außerordentlich lang, länger als Guillimann lieb, am H
und ließ ihn endlich reich beschenkt ziehen^). In die t
mat zurückgekehrt, verlangte er von seinem Auftragge
noch 60 Gulden Botenlohn. Mit Rucksicht auf das ^
Kaiser gespendete Geld wies Guillimann, dessen finanzi
Kräfte durch die hohen ßruckkosten der « Habsburgiac
fast erschöpft waren, ein solches Ansinnen zurück. All
vor der Obrigkeit von Luzern' tat der Bote dar, daß
erhaltene Geldsumme ein kaiserliches Gnadengeschenk
seine Person sei und so mußte Guillimann seine Fordern
anerkennen ^).
Ende Mai oder zu Anfang des Juni erhielt Guillima
von Mailand her die 300 bestellten Exemplai*e zugeschic
Die Kosten dafür betrugen beiläufig 320 Gulden *). W
nicht am wenigsten in der Erwartung auf klingende An
kennung, um die großen Auslagen desto leichter zu trag
schickte er Exemplare an die Höfe in Brüssel und Madi
Es findet sich nämlich unter Guillimanns hinterlassei
Papieren ein in spanischer Sprache abgefaßtes, von seil
Hand geschriebenes Conzept, in dem aber von Guillima
stets als Drittperson die Rede ist *). Das Schreiben seil
^) Bittgesuch Guillimanns an Rudolf 11., undat. (wohl zu E
1605 oder Anfang 1606). Univers. Arch. s. Freiburg i, Br. XV 7, A
•) Ebenda. ') Ebenda. *) St. A. J. Cod, 138, I foL 5b.
— 135 —
f^ird somit zweifelsohne unter dem Namen des spanischen
Gesandten Casate dem König Philipp III. berichtet haben,
H^ie der Verfassei* des Werkes vom wahren Ursprung der
Grafen von Habsburg, der aus dem mit Spanien verbände-
teo Freiburg stamme, seit früher Jugend, seit dem Beginn
seiner böhern Studien den Wunsch im Herzen getragen,
einst in den Dienst seiner Majestät und des Hauses Öster-
reich zu treten '), wie er dann als Sekretär bei der spa-
nischen Gesandtschaft Dienste genommen, dabei Gelegen-
heit gefunden, seinen Wünschen nachzuleben ^), und so habe
er mit vieler Arbeit und ungezählten Nachtwachen, ohne
Geld und Gesundheit zu schonen, dies Werk zu Stande ge-
bracht, das er hiemit Seiner katholischen Majestät zu Fußen
lege. Des Fernern wird noch der Plan zur Weiterführung
des unternommenen Werkes dem König unterbreitet. Wir
haben keine Kunde vom Erfolg dieses Schreibens : ob es
einer Antwort gewürdigt wurde oder nicht, ob die zehn-
jährigen treuen Dienste Guillimanns, die bisher ohne An-
erkennung geblieben, die erwartete Auszeichnung gefunden,
oder nicht.
Der Regent der Niederlande, Erzherzog Albrecht, aber
konnte jetzt einsehen, daß jene drei Panegyriken von 1599
in der Tat nicht als bloße Schmeichelei aufzufassen waren •^).
Es ist nicht anzunehmen, trotz dem Mangel an Be-
weisstöcken, daß Guillimann es unterlassen habe, dem Erz-
herzog Maximilian, der sich so rasch und bereitwillig seiner
angenommen » die a Habsburgiaca )) als Ausdruck seiner
Ergebenheit zu überreichen.
*) a el qaal siempre ha deniderado desde su mo^« : dad y
Pfincipio de estudios de emplearse en el real servitio de V. M. y de
'1 Itoda casa] D^Austria. ä Ebenda.
') « con occasion de hallar comodidad para poder conseguir
^tos saa deseos. » Ebenda.
') (c Post editionera Mediolani Habsburgiacorura, quorum exem-
Pw Sereoitati tuae eodem, quo prodierunt anno 1605, per Ferdinan-
^^m Gironium » Schreiben v. 1611, Mai 9. St. A. J, Cod. 138.
- 136 —
Wohl die Hauptmasse der Abzüge, fünf Ballen, schickte
Guillimann von Luzern nach Basel an den Buchhändler
Ludwig Künig, damit derselbe die Exemplare auf der Frank-
turter Messe an die Buchhändler vertreibe. Später ver-
kaufte er die sämtlichen in den Handel gegebenen Exem-
plare dem Freiburger Buchändler Johann Straßer, das Stack
für 23, höchstens 24 « Notbatzen » ^).
Den Freunden aber, mit denen er im Bücheraustausch
stand, beeilte er sich das Erzeugnis seiner eigenen Schaf-
fenskraft zu übermitteln, um sie sich in Gewogenheit und
gutem Willen zu erhalten.
Schon am 13. Juni 1605 ließ er seinem Freund Rüeger
das längst angekündigte Werk, an welchem derselbe nicht
geringen geistigen Anteil hatte, zugehen *). Doch beschwört
er ihn, außer den Titel nichts anzuschauen, bevor er das
Verzeichnis der Druckfehler durchgesehen. « Es sind ihrer
unendlich viele, und beinahe schändliche. Meine Abwesen-
heit hat sie verschuldet. Da ich beschlossen hatte, in Mai-
land, wohin mich ursprünglich andere Geschäfte geführt,
so lange zu bleiben, bis das Werk vollendet wäre, rief
mich anderes anderswohin ; erst nach Rhätien, kurz darauf
in die Schweiz, und zog mich dermaßen davon ab, daß ich
dem Druck nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenken
konnte ». Im übrigen möge Rüeger selber darin lesen und
sich ein festes Urteil bilden und endlich ihn, als treuen
Freund, auf alles, worin er fehlgegangen, aufmerksam ma-
chen. Wie hätte er neben so vielen Geschäften und Zer-
streuungen ein reiflich durchdachtes und allseitig abgewo-
genes Werk schaffen können. Den gleichen Dienst fordere
er auch von den andern Freunden.
^) Undatiertes, höchst verworrenes Concept eines Ausweisseheines
für den Frei burger Buchbinder Johann Straßer (Stiefsohn des Druckers
Wilhelm Maß. s. Soloth. Wochenbl. 1818, S. 77 f.). St. A. J. Cod.
138 I /: 3.
*) Das Begleitschreiben Guillimanns in Cod. G. I. 47. N* 119
d. U. B. B. Mit Weglassung von Einleitung und PS. findet er sich
auch in dein geschenkten Exemplar, das sich jetzt auf der 5l5a€/^^t6/io^/t.
Solothuni befindet.
— 137 -
Dieser Sendung legte Guiliiroann auch ein Exemplar
SD Markus Welser bei. An Werdenstein, der schon seit
1602 nicht mehr im Stande war zu schreiben, gedachte er
bei anderer Gelegenheit eines zu schicken.
Am 23. August äbermachte Guillimann seinen « gnä-
digen Herren von Freiburg » das (( buoch von den alten
Grafen von Altenburg und Habsburg ^). Er vermeine, das-
selbe werde den « gestrengen Herren » nicht unangenehm
sein, weil es auch von Herkunft und Taten der « Grafen »
von Zähringen, aso ein loblich Statt Freiburg gehauen und
gestiftet », Kundschaft gebe.
Wie sehr Guillimann trotz aller Wechselfälle seines
Lebens der Vaterstadt von Herzen zugetan war, drücken
diese Worte aus: « Bitt demütiglich, Euer Gestrengen wel-
lend diß mein tieiß und arbeit, so in ansehen Euer Ge-
strengen sonderlich zu gefallen, wie auch dem Vaterland
zu ehren, von mir aufgenommen, gnediglich empfahen und
mich alß iren gringsten Underthanen in allweg gunstiglich
ffir befohlen haben. »
Dank und Anerkennung seiner Mitbürger blieben ihm
nicht aus. Am 9. September beschloß der Rat : « Man soll
irae bei erster Gelegenheit danken und wann die Gsandten
das nächstmal gan Luzern reisen, werden sie ime auch mit
der Verehrung ehrlich meinen » ^).
Die Forschungen über die älteste Geschichte der Habs-
burger führten Guillimann mit einem andern Gelehrten zu-
sammen, der als überaus fruchtbarer Herausgeber von Quel-
lenwerken vielfach sein Arbeitsfeld kreuzte. Es war Melchior
Goldast von Haimisfeld, ein Thurgauer, dem ein unstetes
Geschick nur selten eine dauernde Ruhstatt vergönnte '*).
Im Dienste fremder Fürsten fristete er sein Leben, vielfach
mit Armut und Entbehrung kämpfend, die schon an seiner
') Das Begleitschreiben a. d. Staatsarrh. Freihurtj. Stadtsar hcn
A. A'* 464.
*) Ratsmanual, 1605, Sept. 9. Staatsarch. Freib., abgedruckt
^Mguä, Biographie, etc., p. 24.
') Vgl. G. r. Wjiss : Historiogr. S. 'lA-\ f.
— 138 -
Wiege gestanden. Gerade im Jahre 1605 erschienen seine
tt Siiüvicarum rerum scriptores aliquot veteres >>. Goldast war,
wie Kueger, Protestant. Dennoch war ihm Guillimann in
;iiirH(!hliger Freundschaft zugetan und voll Bewunderung
für seine wissensrhaftliche Fruchtbarkeit. Als Zeichen seiner
Verehrung sandle (m* ihn) im Oktober die <( Habsburgiaca »^ V
Auch der Mönch im Unstern Wald ward nicht ve
^^(•ssen. Am Ki. September übergab Guillimann sein Bu
(l(»m alten Schaffner des spanischen Gesandten, der si
nacii seiner Heimal aufmachte, auf dem Wege aber no
die Mullergotles von Einsiedeln grüßen wollte. Guillima
bittel seinen getreuen P. Christoph, dem alten Mann ei
Fri»ude zu bereiten, indem er demselben des Stiftes Kirch
schätz zeige'-). Ks ist ein Vorzug geistig wirklich bede^
hMider Menschen, für ihren ungebildeten unter ihnen steh
den Hruder ein fühlendes Herz zu haben ^). Des fern
läÜt Guillimann seinen Freund wissen, daß sein Herr, Cas»=^'/.
nunmehr nach Malien abgereist sei, um die Lampe für einlas
Khisler zu liesiu-gen : er werde nicht zurückkommen, tr^ he
dieselbe vollendet sei, selbst auf eigene Kosten hin. JEf
weile somit ganz allein in Luzern, wo ihn aber P. (Ihristop^ i.
der seiner allbereits überdrüssig sei, nicht mehr lang such ^"
müsse noch linden werde.
'» Hl. \. \V OktoUM It-iü Kp. Ui\ p. 1:^1. Uuilliinanus Brit?
.in iioliiast sititt al\l^^iru^kt in: ^ Virormn ol. et d«>cU)rum ad MelL*^*'
(«»M.isiuni opi^toLio o\ l»ihlioMiei\i H. li. ihiileniaiii. » llilte*.
» \:r';.<,;r,*'j /■':..<{./. ■:. :. ff *'(^C. I, .V' 4. « Vetulo hll ^
l.itnri si HU Kl Umio ioioris. Pt*s <aora< et ornamenta reliquiasve oster
dorjs. cralniu foivris. V\\\\ :io>lor «.voonoinus : abit domuni suai^
Mvl niMi nt>> vdntata IVijMsa Moroni iuna. oui tu me quoque con"^
n)«Miital»iN IKvi^MHiN li>c.t:n> abiit in luliam ^sollicitatum vestra
l.inip.Kii';) \iv iwiibu r^;>i im iviitvia \ el <uo sunitu. Solus ego isti
^f 1 r,'.i\;, .)•.»; «jU.ioivn iv.o. :u\juo rolvries. 4uem modo fastidis. »
\ •■• Oi .i,i:v. U\\^ c\\\>:\\\\\s\\ii\o sirh Staat durch Rüeger
.l.':.i M,Mo:^ .u\ \\\\\\ \w Hrio'o \ ■\-. S i' Ji äff h. Elisen brachte, wegen d
I iiU\r».!-.i-.-t.'.iN,'-.i N, ;:u'; K.iiv.;.:o. .iu' ::-. Suais Abwe:»enbeit de
n.»i«M !;•.'.; ,;; »:.'..: c«':v. l .^1::. .-^^^^^'un^ie:.. und verspricht, wenn d
n.M. \* -..».i,'. Ko;-. .v. . .v.»v ^;i; ;;; :;..u'!.e:' . Jen« der Arbeiter sei sein
l olmo^ \x r; ;
;*
• » » . . ' '
— 139 —
Es scheint aus diesen Worten hervorzugehen, daß
Gailiimanns Familie bereits nach Freiburg im Breisgau, der
Heimat seiner Gemahlin, übergesiedelt war. Das Haus zur
«( Feder» in der « Vambeßgasse » gehorte der Frau Agnes als
Eigentum ^). Diese Stadt empfahl sich außerdem durch ihre
herrliche, gesunde Lage ebenso wie durch ihre altberfihmte
Hochschule, unter deren Lehrern Guillimann den ein oder
andern verständnisvollen Freund seiner Studien zu finden
tioffen konnte.
Es ist nicht möglich, den Austritt aus dem Dienste
der spanischen Gesandtschaft zeitlich genau zu bestimmen,
sowenig als den Eintritt. Soviel ist sicher, derselbe er-
folgte noch im letzten Viertel des Jahres 1605 ').
Die tt Habsburgiaca » verfehlten ihre Wirkung auf den
kaiserlichen Forderer der Wissenschatten nicht : er bewil-
ligte dem Verfasser ein Jahrgeld von 200 Gulden. Darauf-
hin gab Guillimann sein Sekretariat in die Hände Alfonso
Casates, der ihm während zehn Jahren ein wohlwollender
Herr und uneigennütziger Förderer seiner Bestrebungen
g-e Wesen zuräck *).
Zwar hielt er sich noch zeitweise in Luzern auf, um
endlich im Dezember Luzern als sein eigener Herr zu ver-
lassen.
« Sei gegrüßt und lebe wohl, mein Christophorus ! »
Sehreibt er am 10. Dezember 1605 in letzter Stunde seinem
P't^eund im Stift Einsiedeln *). a Ich begebe mich an he-
gten Ort; frage mich nicht, wie gern. » Er habe end-
i
*) Laut Inventar über ihre Hinterlassenschaft, aufgen. am 2-^.
ai 1612. Unicers. Arch. Freib. i. Br. III G, 43.
') Denn in dem Briefe an P. Christoph, v. 10. Dez. spielt er
*^<5h als freien Mann auf.
') « Neque eam [pecuniam seil.] solum, sed ducentos quoque
leros annuos, quos ante triennium decrevit Caesarea Altitas et Tua
^«renitas per duos praeteritos annos [d. h. 1605 und 1606) benigne
^^Ivi curavit. o Schreiben an Erzherzog Maximilian, datiert vom 6.
Februar 1607. St. A. J, Cod. 138, L /'. I9a'h,
*) Bf. V. 10. Dez. 1605. Stiftsarch. a. a. O. fusc. II, A" 4.
— 140 —
lieh Menschen gefunden und unter ihnen ihren Freand
Zimmermann ^). Von dessen Nüchternheit wußte er vieles
zu sagen. L-m es doch herauszusagen : derselbe habe ihn
so nöchtern gehalten, daß niemals, so glaube er, jemand
trunkener gewesen sei, als er. Und, was P. Christoph
mehr freuen werde, er sei Guillimanns nächster Nachbar.
Kaum drei Häuser weit sei er entfernt ; so werden sie täg-
lich beisammen sein, P. Christoph möge ihn darum begläek-
wünschen oder darüber entrüstet sein, — P. Christoph hätte
wohl Grund gehabt, denn der allzugastfreundliche Zimmer-
mann war Theologieprofessor an der Universität — dem
gnädigsten Herrn und Fürsten von Einsiedeln biete er rück-
haitslos seine ganze Üienstbereitschaft an. und das umso
freier und bereitwilliger, als er nunmehr, keines andern
Mannes Knecht sich allein Untertan und verpflichtet, sich
selbst, seinen Freunden und solchen Gönnern zu leben ge-
denke. Frei möge der Abt von ihm fordern, was immer
er wolle. Er habe sich demselben, ja ihnen allen, ganz
angelobt. Wenn anders es hätte sein können, hätte er
diesem Schreiben zuvor des Fürsten Hand geküßt. Doch
werde er die nächste Gelegenheit an sich reißen, um dies
sein Verlangen zu stillen. Inzwischen möge P. Christoph
weitere Nachricht aus dem Breisgau erwarten, freilich nicht,
bevor Guillimann auch einen Brief von seiner Seite im Breis-
gau zu Gesicht bekommen habe.
Die Quellen verschweigen uns die Ursachen, denen
diese Ergebenheit Guillimanns gegenüber Abt und Convent
des altehrwürdigen Stiftes entsprang.
Damals trug sich unser Gelehrte auch mit dem Ge-
danken, eine Neuausgabe der Briefe des Humanisten und
spätem Papstes. Eneo Silvio Piccolomini. zu besorgen, ein
Plan, der aber nie zur Tat wurde *).
M Johann Andreas Zimmermann, von Freiburg i. B. gebürtig.
l'yli^ in die Matrikel der Hochschule eingetragen, 1583 Magister der
philosophischen Fakultät, seit 1595 Professor der Theologie. Er starb
1K29, vgl. Schreiber, Gesch. der Univ., S. 317 u. f.
*) a Epistolas Silvii referam ad vos proxima commoditate, forte
enim curabt> ut de novo edantur. » Hbenda.
- 141 —
Andere Pläne, andere Arbeiten traten jetzt in den
Vordergrund und füllten seine Tage aus. Vor allem galt
es das Vertrauen und die Gunst des Kaisers und seiner
Brüder ganz zu erobern. Denn auf ihnen ruhte sein ganzes
Hoffen, eine bessere Zukunft. Nicht ein Ton der Wehmut
oder des Bedauerns dämpft den Jubel, der aus seinen
Worten an P. Christoph klingt. Das Gefühl, er ziehe sei-
nem Gluck entgegen, lieü kein anderes aufkommen und
machte ihm selbst das Scheiden aus der Nähe so lieber
Freunde leicht. Sein Auge war noch geblendet vom Glanz
der Gnadensonne, die im Osten über sein Haupt emporstieg;
noch erschien ihm der österreichische Boden wie ein ge-
lobtes Land.
Vierter Abschnitt.
Der Geschichtschreiber des Hauses Österreich.
IfiOV- 1612.
I.
Guillimanns Lebensplan.
Sein Lehramt an der Universität Pfeiburg.
Nicht lange nach seinem Austritt aus dem Dienste der
spanischen (iesandtschaft, reichte Guillimann seinem kaiser-
lichen Herrn eine Denkschrift ein. welche Rudolf II. zur
Regelung des neuen Dienstverhältnisses veranlassen sollte*).
Kr führt darin aus, wie er mit der allergrößten Sorg-
falt, er sage dies ohne sich zu rühmen, eine habsburgische
Geschichte geschrieben und unter dem Namen Seiner kaiser-
lichen Majestät veröffentlicht. Für deren Druck habe er an
die 3iO Gulden ausgelegt. Der Briefbote, den er mit dem
Buche nach Prag geschickt, habe dort Geld empfangen ;
Guillimann habe dasselbe als Entlohnung angesehen. Der
Bote aber habe vor dem Rate von Luzern erklärt, das Geld
sei ein personliches Gnadengeschenk des Kaisers. Also sei
er gezwungen wonlen. für Botenlohn wiederum 60 Gulden
auszulegen .
'^ r ,4. K .Vr, r, .4. 9, Xhs^^htUi des Schreibens. Es ist
lUulAUfM. ilio .\hfji$$unc mnb> »tvr in die Zeit vom September 1605
hi$ Mai 1<X>(> UUen. Im Sept ItXX^ Dümlicb war Gnillimann noch
in) OionNU^ OjinäU^s nn.i am 1-v M.ii ItW httte der Kaiser darüber
>olt«^r, >oi:;o KiM>oliiuN>*' *:i!,^4.^l
— ua —
Weil er nur über ein gar geringes Vermögen verfüge,
er den Kaiser, ihm die Kosten tragen zu helfen.
Zum andern, soll der Kaiser den Jahresgehalt, den
er ihm zugesprochen, auf einen bestimmten Ort anweisen,
^0 eine stete und ihm bekannte Auszahlung stattzufinden
habe.
Zum Dritten erbittet sich Guillimann ein kaiserliches
Privilegium für alle Bucher, welche er noch herauszugeben
gedachte.
Viertens möge ihm der Kaiser ein Diplom ausstellen.
lautend auf alle Klöster in Schwaben, im Breisgau und El-
saü. damit vv deren Briefe und Bücher durchforschen könne,
ttm die Geschichte der erlauchten Familie Sr. Majestät,
desto fester zu gründen.
Endlich bitte er den Kaiser, die Bildnisse seiner Vor
fahren, die er zusammengebracht, und welche durchaus
verschieden seien von den gemeinhin bekannten, aber ganz
6cht, auf seine Koston in Kupfer stechen zu lassen.
Er habe seine Beamtung beim spanischen Gesandten
in der Schweiz, welche bisher seiner Familie den Unterhalt
gewährt, niedergelegt und sich mit ganzer Kraft an die
Aufhellung der österreichischen Geschichte gemacht. Schon
überarbeite er die « Habsburgiaca, » welche in kurzem ver-
mehrt ausgehen werden. Denselben gebe er zugleich das
Buch von den österreichischen Herzogen und Erzherzogen
mit, in dem jene neuen, noch nie gesehenen, aber echten
Bildnisse erscheinen werden. In nicht ferner Zeit soll der
dritte Teil, von den Kaisern dieser Familie und ein vierter,
von den bewunderungswürdigen Taten des Hauses Osterreich,
folgen und, so hofft er, der Nachwelt bleibe nichts übrig,
was sie darüber hinzuzufügen hätte.
Damit er aber an diesem Unternehmen, das sein Leben
ganz in Anspruch nehmen werde, nicht mit seiner Familie
^D Grunde gehe, bitte er S. Majestät inständig, sie wolle,
*'s allergnädigster Kaiser, dem treuen Diener, der nichts
anderes verlange, als dem erlauchtesten Hause eine neue
literarische Leuchte anzuzünden, und darüber sterben werde,
■
^^ Göte zu Hilfe kommen.
— 144 —
Dies hoffe er zu erlangen : der Kaiser aber werde es
nicht umsonst tun noch einst bereuen.
In diesem Schreiben ist klar und bündig das Lebens-
programm enthalten, dessen Verwirklichung alle seine noch
übrigen Tage erfüllte, demgemäß sich sein ganzes Leben
und Streben gestaltete. Die Lösung dieser hohen Aufgabe
schwebte als höchstes Ziel vor seinem Geiste.
Allein das Unternehmen war nicht vom Glück begün-
stigt. Punkt für Punkt mußte er seine nichts als billigen
Forderungen erstreiten, erobern, erharren. Dies schwere
Ringen mit widrigen Umständen und menschlicher Nach-
lässigkeit brach schließlich seine starke Willenskraft und
seines Leibes Kraft zugleich : angesichts des winkenden
Sieges sinkt er tot zusammen. Dies bildet den Inhalt un-
serer noch übrigen Darstellung.
Schon vor Guillimanns Niederlassung in Freiburg im
Breisgau bereiteten sich Dinge vor, die ihm wenig Freude
brachten.
Im Juli 1605 schied der Professor der Geschichte an
der Universität, Johann Jakob Beurer, den wir früher im
Guillimanischen Bekanntenkreis getroffen, aus dem Leben.
Beurer hatte nach dem Tode Glarean's seine Lehrtätigkeit
begonnen. Er dozierte Griechisch Poesie und Geschichte *).
I.etztere behandelte er anfänglich mehr als moralisch-poli-
tische Nutzanwendung von Stellen alter Klassiker, wobei
er die Dichter ebenso heranzog wie die Historiker. Noch
später mußte ihn die Universität zu einem mehr selbständi-
gen Vortrag ermahnen. Auch sein Leitfaden der Geschichte,
eine Blumenlese von Stellen aus klassischen Schriftstellern,
ließ die ursprüngliche Behandlungsweise noch durchblicken.
Im September 1595 bat er die Universität um Anwartschaft
auf eine medizinische Professur, wofür er sich innerhalb
Jahresfrist vorbereiten wolle, denn er wußte sich in seiner
Dürftigkeit nicht mehr anders zu helfen.
Rudolf II. verlieh ihm zwar 1602 Titel und Prädikat
') Schreiber: Gesch. d. Univ. Fr. II, S. 236-241.
— 145 —
eioes kaiserlichen Hislorici und Graeri Inlerprelis und
befahl der rniversität. an Beurer zu seinem bisherigen
Salariuni auf Lebenszeit jährlich lOU Taler zu verabfolgen.
Bierauf erklärte die Universität, Titel und Ehren gönne sie
Beurer wohl, aber die 100 Taler könne sie nicht bezahlen.
Im Jahre 1605 endlich verwendete sich Erzherzog Maxinii-
liao bei der Universität für die Auszahlung. Allein Beurer
starb, ehe es dazu kam.
Darob Beurers Ableben war eine neue Aussicht eröff-
net, dem nunmehrigen Historiker der Habsburger eine hin-
länglich einträgliehe Stellung zu schaffen. Erzherzog Maxi-
milian, dessen Kassen sonst fibermäl^ig in Anspruch ge-
nommen waren, suchte sich naturgemäß die Last, welche
der Kaiser ihm, als dem Gubernator der vorderöstereichi-
schen Lande, aufgebürdet, so leicht als möglich zu machen,
indem er die Universitätskasse in Anspruch nahm ').
Es scheint, daß er alsbald beim akademischen Senat
SchpJUe tat. daß derselbe seinem neuen Schützling die ver-
waiste Lehrkanzel überlasse. Denn in der Senatssitzung
vom 16. September 1605 kam bei der Beratung über Neu-
besetzung der erledigten Professur bereits Guiliimanns Per-
sönlichkeit zur Sprache. Man war aber nicht geneigt, den-
selben in den Lehrkörper der Universität aufzunehmen,
«weil in Teutschland kein historicus Professor » sei, « der
allein dieß lese». Es wurde beschlossen, die Geschichte mit
<len (( Humaniora » zu verbinden und somit das Fach dem
Professor der Rhetorik, Joseph Langius, übertragen *).
Es wäre aber gefehlt anzunehmen, dieses Vorgehen
<Jßs akademischen Senates habe unserm Gelehrten leid ge-
^n. Ganz im Gegenteil : So wenig er vielleicht den Be-
') 1604 mußte Erzherz. Maximilian voo den vorderösterreichi-
^hn Landstanden die Übernahme einer Schuldsumme von 200,000
^Wen, sowie die Bewilligung des Maßpfennigs auf 10 Jahre ver-
'^ögen. {J. Bader, Geschichte der Stadt Freiburg i. Br., Freiburg
^^, 11. Bd., S. 198.)
*) Prot. Sen, Conv. h). Sept. 1603.
10
— 146 —
weggrflnden dieser ablehnenden Haltung beipflichtete, so
sehr entsprach sie selbst seinem geheimen Wunsche. Er
hatte gehofft, vom Kaiser ein so hohes Jahrgeld zu erlangen,
daß er sich ungeteilt seinen schriftstellerischen Arbeiten
hingeben könne. Eis sieht ganz aus, als ob Guillimann eine
jener stillen Gelehrtennaturen gewesen sei, die nur in der
unbelauschten Stille ihrer Studierstube zu fruchtbarem Schaf-
fen aufgelegt sind, denen, was sie zu ihres Geistes Eigen-
tum gemacht, nur allmälig aus der Feder fliel^t, welche der
(iahe des raschen Wortes entbehren.
Ma.ximilian ging jedoch nicht von seinem Plane ab.
Tm sich seinen fürstlichen Gönner nichl schon im Anfang
t\\ entfremden, fügte sich Guillimann seinen Wünschen ')•
.Vis er im Dezember IttOo nach Freiburg kam, nahm er die
.'Vngelegenheil abermals an die Hand und bewarb sich neuer-
dings um die historische Lehrkanzel.
In einem Schreiben an Rektor und Senat erklärte
Guillimann, er hal>e. angezogen durch die Berühmtheit und
das geistige Leben dieser Stadt und Akademie, beschlossen,
den Kest seines Lebens hier zu verbringen *K Tm aber
mit der Hochschule in Fühlung zu kommen, zumal falls
diese sich von ihm etwelche Hilfe oder eioeo Vorteil ver-
sprtvhc. biete er ihnen in l^ereit willigster Weise seine gu-
ten l^ienste an, die, wir er holTe. der roiversiiät nicht zur
Lniier sein wurden.
Vni il> Januar wurde im Senat über dies Angebot
H,it gehalten und In^si-hlossen, Guülimaon zu vernehmen,
xx,'<> füi eine . l^r^>feo.iiMi ^ er l^Cir^hre *«. Er antwortete
^^r:auf Sv^hriftl oh : oi ♦\'4bc ceh-'.rt. da*» man einen Profes-
W ■ ^. ^ ;> V.: ;' i A.K-- Frrirc^i Nov. 1HI)5). von
^ \ *.v *V^ \y r /"->K-.' rierif'hwi. trag er twlbsit
. > V V. . IV. .;.- A ^ C-:a ä Febr. 1006,
* v;vv X N . v^x- : 1::n :\. S, ^MTk Die OH-
•--•*r.a>«i. was' er b^§?ehre
•»^ ^»•
;* ?:. :•>*■
— 147 —
8or für die Geschichte suche. Hiezu, wenn anders man
ihn geeignet finde, trage er abermals seine Kraft an *).
Am 23. Februar kam Guillimanns Anerbieten wieder
Zur Verhandlung : die erledigte Stelle wurde endlich ihm
überlassen *).
Ostern i606 feierte Guillimann wohl in Luzern. denn
am Weißen Sonntag, den i. April, schickte er von da aus
ein Schreiben an seinen Freund P. Christoph, das voll lau-
o'ger Neckerei ist: nur die Nachschrift ist ernster und be-
spricht was die Hauptsache war, den Plan für die Ausar-
l^eitung und Illustration der Stiftsannalen **).
Der neue Universitätsprofessor muß aber noch im Laufe
der ersten Aprilwoche nach Freiburg zurückgekehrt sein.
Wollte er ja am Montag, iO. April, seine Vorlesungen über
^^schichte eröffnen *).
Unterdessen war auch seine Denkschrift an den Kaiser
^ichl ohne Erfolg geblieben. Am 13. Mai i606 ließ Rudolf
dieselbe dem Regenten der vordem Lande, seinem Bruder
Maximilian, zur Begutachtung zugehen, indem er ihm zu-
gleich seine eigenen Entschließungen mitteilte *). Mit den
finanziellen Forderungen des Bittstellers ist er einverstanden
und gewillt i80 Gulden an die Druckkosten der « Habs-
Äurgiaca » beizusteuern : er bittet deshalb seinen erzherzog-
lichen Bruder, diese Summe « von unseres gemainen Haußes
wegen bezahlen zu lassen ». — « Also und dieweil er andere
seine gehabte Dienstglegenheiten ausgelassen, und sich
allain in unseres Haußes diensten gebrauchen laßt, und in
') Schreiber : II. S. 345 f.
*) « mentis declaratio eius grata, et lectio [rerum] historiarum
ei conceditur. » Prof. Sen.
') St. A. Fi. a. a. O. fasc. I, N" 5. In dem Briefe sind allerlei
Details, die mangels anderweitiger Beleuchtung unverständlich sind.
*) « Guillimann will bis Montag sein principium lectionum
fürnehmen und halten, welches zu affigieren ad diem solis. » Prot.
Sen. Conv. v. 7. April 1606.
*) Abschrift im St. A. J. Cod. 138. I. f. 7i/75. Diese Ab-
schrift stammt aus der Prager Kanzlei und trägt Rf/rfo/fa Unterschrift.
- 148 —
demselben sein zeitliches Leben zu beschließen fu
men. auch sonsten anderswo kain Hilf! noch undc
zu suchen hat. erachten Wir. daü Ime zu den anv<
ligten zwayhundert : noch .larlich zwayhundert : i
in allem Jahrs vierhundert Gulden Dienst- oder Gi
halt, hinfur ordentlicher, und an ainem ^ewißen
er wißeii me^e. wo er dieselben zu suechen. aüigi
richtig gemacht werden ».
Was aber das begehrte Patent für die Klost
und Bibliotheken anlange. « deswegen wellen u
Liebden Ir bruderlich Guetachten ertailen. was Sv ve
daß dißfalls zu thuen . auch ob und welcherges
Guillemano hierinnen zu willfahren sve ». Und d(
die Ausstellung dieses Patentes ebenso notwer
wesen, wie die F>h5hung des Jahrgeldes. Khe
überaus wichtige Forderung erfüllt wurde, sollte e
noch manche Enttäuschung erleben.
Sein Widerwille gegen eine Professur war n
begründet gewesen. Guillimann mit Beurer einst be
konnte wissen, wie wenig glänzend , wie undan,
Stellung des Geschichtsprofessors an der Tniversi
und jener Beschluß vom 16. September 1605 zeigt
genug, daß das historische Lehrfach bei den «
der Universität nicht in hoher Achtung stand ')•
Zudem, wie sollte er, akademischer Titel und
bar, sich unter diesen Doktoren, die für die Jesu
die Jesuitenschule nur Worte der Mißachtung hatte
ferner viel älter als er oder doch schon längere
') Als Beurer am 1. Febr. V)72 an die philosophisch«
(iie Bitte stellte, als Professor der Ge>chichte in ihrem 1
rioninien zu werden, Iru^ man grolAes Bedenken, ihm zu v
weil sein Lehrfac'h nicht notwendig gehört, auch kein Ze
ruber in das Absolutoriuni aufgenommen werden müsse. 5
wurde er aus Rücksicht auf seine /V/>o/* in den Rat aufg
Srhn'ihi'i', II. S. ZM^ f.
') S. Srhrrihot\ II. S. W^.
— 149 —
Dienste der Universität standen '). heimisch fühlen ? Jene
zireimah'ge Nichtberücksichtigung seiner Kandidatur im ver-
flossenen Herbst mul^te Guillimann all das klar zum ße-
n^ußtsein bringen.
Zwar sprachen für ihn seine Werke. Die rasche Ent-
scheidung im Februar jedoch dürfte ihre Ursache in dem
bestimmten Wunsche des Regenten, Maximilians, gehabt
haben, dessen Wünsche zuweilen auch die Form von Be-
fehlen annahmen. Gerade das war aber kein Umstand, der
den Fremdling den Vätern der Universität, welche eifer-
süchtig ihre Privilegien und Freiheiten, ihr freies Selbst-
l>€slimmungsrecht. zu hüten bestrebt waren *), genehmer
machte. Es macht den Eindruck, als hätte Guillimann sich
durch sein Anerbieten, auf Grund dessen, was ihm Beurer
« communiziert », eine Geschichte des Breisgaues und der
elsässischen Lande zu schreiben, die Geneigtheil seiner
Kollegen erwerben wollen ^).
Trotzdem konnte man sich nicht entschließen, ihm das
akademische Bürgerrecht zu schenken : die Matrikel blieben
seinem Namen verchlossen^).
Unter solchen Umständen ist es leicht erklärlich, daß
Guillimann mit dem Theologieprofessor Paul Windeck, der
'ö ähnlicher Weise von Erzherzog Maximilian der Hoch-
schule als Lehrer aufgezwungen worden *). in besonders
') Angerer Christoph, der erste Pandektist, war schon seit 1587
Professor und seit 1588 im Rat der Universität. Der Professor der
ß'hik, Damian Wertheimer war seit 1584 Professor. Dr. Joh. Arbo-
?^st Hochherr, ungefähr Altersgenosse Guiiiimanns, hatte sämtliche
^Vürden der philosophischen und juristischen Fakultät erlangt.
') Als 1604 die Universität notgedrungen dem Dr. Paul Windek
^ine neue Lehrstelle geschaffen, um Maximilian zufrieden zu stellen,
•^tierkte sie dem Erzherzog gegenüber : Sie hoffe, er werde wohl zu
^Q^fieden sein, und es werde auch das Einkommen der Universität
8«inehrt und selbe bei den alten Privilegien gegen alle Perturbatores
P^hiltzt werden. Schreiber, 11. S. ':föO.
') Prot. Sen. Conv. v. 7. April 1606.
*) Sein Name findet sich nicht in den Universitätsmatrikeln.
) L'ber Wi/uicc/v s. a. Allg. deutsche Biogr., Bd. 4^{. S. ^^'|8y.
intime Beziehungen trat. Doktor Windeck hatte immerhio
zu Freibup^ von 1555 bis 1558 seine artistischen Studien
gemacht. 1594 war er Rektor des Seminars zu EnsisheiiD
geworden. Von 1602 bis 1604 wirkte er als KanoDikos
und Kustos der Kollegiatkirche zu Markdorf, im ßistom
Konstanz. Nebst andern Schriften hatte er 1603 sein « pro-
gnosticon fuUiri Status ecciesiae )) erscheinen lassen und dem
von hohem Kifer für die katholische Sache erfüllten Erz-
herzog Maximilian gewidmet, was ihn bei diesem also in
(lunst selzte, daß er ihn sofort in seine Dienste zog and
'ihm einen Lehrstuhl an der theologischen Fakultät z. Frei-
burg verschallte. Wenn sich auch die freundschaftliche*^
Beziehungen der beiden Gelehrten nicht verfolgen lassen,
zu Briefen lag ja keine Veranlassung vor. — so spric
doch der l'mstand. daü Windeck in Guillimaons Arbeit^^^
eingeweiht war, ja der Krbe seines literarischen Xaehlass^=^^
und Nachfolger in der Arbeit wurde, deutlieh genug.
Den allzugaslfreundlichen Doktor .Johann Andreas Zii^^ ^^
mermann. welcher seil 1595 die vierte theologische Lehi*stel
inne halle, kannte (luillimann von frühem Jahren her M-
Auch einen Landsmann, aus dem grünen Greyerzer "^ "^
land. fand der neue Professor unter seinen Amtsbrüderi ^ *
den Petrus (airdinus. Ks ist dies niemand anders als jen^^
Pierre (".ardinaux v«)n Bulle, der 1597 zu Freiburg ei '*
lateinisches GtHÜrhl. ilen (lebrfidern ReifT gewidmet, hat
drucken lassen -i. Ks war I5S7 in die Tniversitätsmatrik^
von Freiburg eingetragen worden, halle sich 1591 die M
gisterwurde erworben und wandle sich dann der Theolog
/u. Dieser lelzlere linslanil verschaffte ihm 1593 die erl
iligle Lehrstelle für .Melaphysik. die er bis zu seinem A
b
fi:
.-■rv
^^ In uMiein Brief \w\\\\\ Guillim:t(in Jen Andreas Zimmerma
u MONt«»r aiuivU'i vonunurü'». >> Ziiiunermaiiu war !H.'hon 1579 an
l lUNtM-^iLtt Kr»Mt»ur*; iinMKUükuIij'rl uorien. SehrrifH'r, II. S. 31'
' ^/ ' " W- '.. Arvn:\i*'» .ie la mv, i.rhist. du canton de
•s'Ui»:. II N,'. p Vi: ;» . Vr.-:-.. II. |.. ISS.
■ i
— 151 —
leben versah M. Guillimann war ihm bis in den Tod ein
Breuer Freund *).
Derjenige, welchem die Geschichte provisorisch über-
tr-agen worden, Joseph Lang, scheint die Abtretung dieses
Flaches an Guillimann nicht bedauert zu haben. Man Qber-
trug ihm dafür später die Mathematik (!) "*). Mit (guilli-
mann haben ihn ziemlich bald gemeinsame Interessen ver-
bunden *).
Den größten Vorteil gewährten unserem Gelehrten die
jaulen Beziehungen zu dem weitbekannten Doktor Johannes
Fislorius, der für die katholischen Schweizer eine besondere
Vorliebe haben mußte. Obwohl ein Hesse, war er Land-
niann zu Uri und Schwyz und hatte sich 1604 anerboten.
die Religion seiner urschweizerischen Landsleute in einem
^^espräch gegen die zürcherischen Predikanten zu verteidi-
gen*^). Wie Joseph Lang, war auch er Convertit •). Erst
') Schreiber, II. S. 234.
') Cardinaux starb vor Guillimann, dem er noch sein Inven-
^''iara und Papiere sowie einige Baarschaft anvertraut hatte, es den
^''t'jen einzuhändigen. Doch dürfte ihn Guillimann nicht lange über-
^^t haben, denn diese Dinge fanden sich noch in seinem Nachlasse
'^^d wurden dann den Erben zugestellt. U. A. Fr. (inillün's Incen-
^^'^ ///. G. 43. f'ol. 21a.
') Schreiber, II. S. 2(^6 ff.
*) 1612 wurde er von Guillimann beigezogen zur Inventarisier-
^■^g des Nachlasses seiner ersten Gemahlin. U. A. Fr. III. G. 43-
^- Allgem. deutsche Biogr. 17. Bd. S. 602.
*) Eidgen. Absrh. 5a. S. 678, 777, 778, 780 u. a. O.
*) Als Rat des Markgrafen Jakob III. v. Baden, war er 1588
^^m kalhol. Glauben übergetreten Nach der Besetzung Badens durch
^^n protestantischen Bruder Jakobs, Friedrich Ernst, hatte er Baden
^'«rlassen müssen. 1589 hatte er In Freiburg ein Haus gekauft und
^»n Aufnahme desselben unter Schutz und Privilegien der Universi-
^t nachgesucht. Nachdem (1591) Jakob III. v. Baden gestorben war,
Ring er zum Bischof v. Konstanz, der ihn in das Priestertum ein-
^^hrte. An seinem Sterbebette (Anf. Juni 1608) stand neben andern
^oiversitatsprofessoren auch Guillimann. S. Srhlf(//han.<s der nh-
^'''ifuiUfon Marnmeluc/iett latein. v. Jakob Gerster j Ingolstadt 1H16,
<^«QtHch v. r. Vetter. S. 82. Über Pistorius : s. Allgem. deutsche
%r. Bd. 26. S. 199.
— 152 -
in relfepem Alter in den geistlichen Stand getreten, war
er einer der feurigsten Vorkämpfer des Katholizismos.
Zum kais. Rat ernannt weilte er als Beichtvater Rudolfs II.
am Hofe in Prag *). Als Guillimann nach Freiburg kam,
lebte er wieder dortselbst. hoch geehrt von den Mitgliedern
der Universität*). Pistorius besaß eine Bibliothek, von der
Junker Hans Schellenberg, dem er sie einst zeigte, an
Rueger schrieb: Er hätte nicht geglaubt eine solche bei
einem Fürsten in Deutschland zu finden **). (tuillimann
wußte es zu schätzen, daß ein so hochberuhmter Mann ihm
freien Zutritt zu einer solchen Rüstkammer der Wissen-
schaft gewährte *). Hätte man ihm von anderer Seite das
gleiche Vertrauen entgegengebracht, wäre sein Hauptwerk
kaum unvollendet geblieben.
Es dauerte gar nicht lange, bis die Abneigung Guilli-
manns gegen seine Professur neue Nahrung erhielt. Die
vielen Ausschreitungen von Seiten der Magister und Stu-
denten mußten ihn um so mehr abstoßen *), je ferner er
selbst in seiner Studienzeit einem solchen Treiben gestanden,
je besser er die stramme Ordnung und den gleichmäßigen
') Allgem. d. Biogr. 29. Bd. S. 494.
') Am 16. April 1590 wurde beschlossen, dem Dr. Pistoriuf
wenn er Aufzügen der Universität beiwohne, ehrenhalber seinen Ra
unter den altern Mitgliedern der Universität einzuräumen. Srhreihe
II. S. 243. - ') Bf. V. 10. März 1602, a. a. O.
') a habeamque historiarum editarum maximam copia
non pauca etiam manuscripta ex instructissima bibiiotheca Hevea
Doraini Pistorii, qui uti omnia sua studia, vota et desideria vertit.
gloriara. exaltationem et perennitatem Ser"»*« Doraus Austriacae,
in iis suppetitandis. et promovendis perlargum se exhibet et ben^
lentem. » Guillimann an Maximilian. Bf. v. Anf. Januar 1607.
.4. J. Cod. 138. /. /: 16a.
*) Die Universitiit war ins Sinken geraten. 1576 waren
Universitätsstudenten von fast tausend auf ca. %0 herabgesucB
1616, also 4 Jahre nach Guilli manns Ableben, wiesen alle vier F^
täten nur noch 78 Studenten auf. Französische Adelige hatte
Freiburg zuerst das Duellunwesen aufgebracht, von wo aus es
über sämtliche deutsche Universitäten verbreitete. S. Schreiher*-^
107. ir.
~ 153 —
Gang der vielveikannlen Jesuitenschulen aus eigener Ep-
iahrung zu schätzen wußte ^).
Was er nun als Lehrer erleben mußte, war ganz dazu
angetan, ihm das Amt ernstlich zu verleiden.
Daß die Geschichte sich an der Universität von Seiten
der andern Professoren keiner großen Wertschätzung er-
freute, wissen wir bereits. Noch weniger Achtung für den
neuen Lehrer und sein Fach bezeigten die Studenten. Die
«'gentlichen Universitätsstudenten hielten sich nicht ver-
pflichtet, seine Vorlesungen zu besuchen, weil dieselbe
ö freie » seien *). Auch die Gymnasiasten kümmerten sich
^enig um die Geschichte ^). So kam es, daß oft kaum
•
e»ner oder zwei, noch öfter gar niemand zur Vorlesung
C'^schien, während der Dozent trotzdem gezwungen war.
^"f die Universität zu gehen, um gegebenenfalls zu lesen *).
Kein Wunder, daß Guillimann, dem auf diese Weise so
*) Wie gerade die Freiburgerprofessoren über die Jesuiten kolle-
gien urteilten, s. Sclindhcr, II. S. *i09. Ähnlich war es auch an der
Univers. Wien und Ingolstadt, wo man die Jesuiten als Eindringlinge
"^^rachtete und ihnen alles Schlimme in die Schuhe schob : s. Jaiissen-
^'^'stor, 7. Bd. S. 143 fl., 158 fl.
*) Prot, Sen. Conv 25. Juli (D. S. Jacobi Apostoli) 1606.
') An der Artistenfakultät wurden die Fächer in Jahreskursen
*^*ehrt. Diese sollten in folgender Ordnung besucht werden.
1. Jahr: Logik, Geschichte und Hebräisch.
2. » Physik und Mathematik.
•1 » Metaphysik und Ethik. Das waren die öffentlichen
*^^lesungen (publicae lectiones) Schreiber, II. S. 183 f. Mit der
"^""'islenfakultät war aber noch das Gymnasium academicum ver-
^ncien, dessen Lehrstellen von Lehrern der Artistenfakultät versehen
^^rden. Schreiber, II. IHi und 188.
*) « Praesertim cum saepe contingat, ut vix unus aut alter,
'*f^pius etiam nemo ad eam lectionem accedat, et nihilominus necesse
^7 in omnem eventum accedere lectorem paratum. » Bf. an Mn.ri-
'"«'icn/i. Juii 1609. St. A. J. Cod. 138. I. f. 30b. Die Professoren
^^^den in dieser Hinsicht unter der Kontrolle des Senates : « Dominus
^^iliraannus Unara lectionem omisit, ad conventum universitatis
poa.tU8. » Def'ecUis cxaminu in die S. Hilarii (14. Jan.) 1(X)7. l^rot.
'*'* • wo sich auch die « Absentes Alumni » ver/eichnct linden.
— 154 —
viele kostbare Stunden verloren gingen , sich schon im
ersten Vierteljahre nach Antritt seines Lehramtes beim aka-
demischen Senat bitter über den schlechten Besuch be-
schwerte. Er glaubte auch, die für seine Vorlesung ange-
wiesene Stunde liege ungünstig, da sie unmittelbar der
Mittagsmahlzeit vorangehe, und er bemühte sich um deren
Verlegung ').
Im Oktober i6ü6 ward er neuerdings vorstellig : wegen
allzugroüer Unruhe in nächster Nähe habe er den gewohn-
ten Hörsaal verlassen und einen andern beziehen müssen.
Auch möge man doch die Stunde verlegen, damit er zahl-
reichere und aufmerksamere!!) Zuhörer bekomme*). Allein
noch im Dezember hatte man keine andere passende Stunde
gefunden, weil keine mehr frei war und so überwies der
Senat die Angelegenheit den) Professorenkollegium der
Artistenfakultät"). Endlich am 12. Januar 1607 konnte der
Dekan derselben den) Rektor als Ergebnis ihrer Beratungen
mitteilen, man sei übereingekommen, Guillimann « die dritte
Stunde» — wohl von 10-11 Uhr — zu überlassen, «zu sehen,
wie es sich welle anlassen )) *). Allein das half nichts.
Noch lange nachher beklagt Guillimann in einem Schreiben
an den Erzherzog den schlechten Besuch seiner Vorlesung
und die nutzlos verlorene Zeit.
Die Stundenfrage war noch in der Schwebe, als sich
bereits auch ernste Anstände mit den ('Uiversitätsbehörden
selber ergaben. Es war ein Mißverständnis, dem sie ent-
sprangen.
Am 27. Oktober 1606 war im Senat die üehaltsfrage
zur Sprache gekommen und beschlossen worden, Guillimann
anfangs ein jährliches Honorar von 100 Talern zu bewil-
^) Prof. St'fi. Conv. 25. Juli H^?. « Guiliniannu» de incom-
rnoditate.... illius horae, quae proxirna est refectioni meridianae. »
*) Prot. .SV//, (^nv. V. 16. u. *^. Oktober IHOl a ....ut habeat
auditores atteiitiores et frecjuentiores. »
') Prot. .SV//.. Conv. v. l. u. -^1. Dez. hm.
*) Prot. Scn.
— i5ö -
ligen *). Guillimann, dem die vom Kaiser zugesprochenen
Gelder noch nicht ausbezahlt worden, uberschickte Rudolf II.
eine Bittschrift, um deren Ausfolgung zu beschleunigen -).
Rudolf IT. aber scheint die Angelegenheit dem Regenten
Maximilian, als der zuständigen Behörde fiberwjesen zu
haben. Maximilian, in der besten Absicht, die Geldfrage
in möglichst rascher und günstiger Weise zu erledigen,
gab sofort die nötigen Befehle an die Kammer in Ensis-
heim. Ob die Ensisheimer Räte, welche an dem Nichter-
folgen der Gelder nicht schuldlos waren, ihren guten Willen
kundgeben wollten, oder ob Guilliinanns Bittschreiben in
den durchlaufenen Kanzleien eine L'mdeutung erfahren, kurz
am 21. oder 22. November erhielt die Universität von der
Kammer zu Ensisheim den « Befehl o. sich über die eidliche
Verpflichtung der Professoren auszuweisen, sowie darüber,
woher die Salarien für Guillimann und Lang geschöpft und
erhöht werden möchten "). Dies Schreiben beschäftigte den
Senat schon am 23. November und verursachte nicht ge-
ringe Erregung, Man war nicht recht im klaren darüber,
ob die beiden nur für sich oder auch für andere Profes-
soren angehalten *), deshalb mußten alle beide vor dem
Senat erscheinen. Guillimann und Lang erklärten sich beide
dahin, niemals seien sie. weder beim Kaiser noch beiu) Erz-
herzog um Erhöhung der Salarien eingekommen und wiesen
Abschriften ihrer Eingabe an den Kaiser vor. welche dies
bestätigten *). Die Antwort der Universität auf den Befehl
M Prot. Seil. « Den Thaler zu 18 Batzen verstanden. »
') « QuaR mihi antea [d. h. bevor er sich um die Professur be-
worben] ab Caesare et principibus decreta, petere et soiiicitare nenm
''®<^tie prohibeat. Id vero egisse fateor et agere. » Guillimann an [Alt-
^^^titer?] Bf. V. Jan. 1607. St. A. J, Cod. 138. I. f. iCt.
') Schreiber j II. S. 246. « Der Landvogt und Camer
^■^melden, das Gwillimannus und Langius sich beschwert, das sie
^^'t^ gnueg eins Stipendium haben». Prot. Seit. Conv. \\ 23. Nov. 160<).
*) Prot. Sen, Conv. v. 1. Dez. 1606: am 9. kam die Sache
irmals zur Sprache.
*) So berichtet der Senat, i. d. Sehr, an die Kammer v. 2:2.
^^ ni 1607. Liber epist. et concept. H30'M610. foi. •^8;-W. L. A. Fr.
— 156 —
vom 20. November blieb deshalb aus ^). Auf ein Mahn-
schreiben der Ref^ierung vom 9. Juni 1607 *) erwiederten
die « Väter » der Universität in kurzen Worten : Sie hätten
wider Brauch keine Kopien von den Bittschriften der beiden
Professoren erhalten. Diese aber haben sich vor versam-
meltem Senat mit ihren Universitätssalarien zufrieden er-
klärt, llbrigens lasse sich die Universität nicht « befehlen»
und erinnere hiemit die Kammer an die alten Privilegien').
Die Bäte zu Ensisheim ließen sich diese Zurechtweisung
nicht gefallen, und, um wenigstens das letzte Wort zu haben,
forderten sie Rektor und Regenten der Universität auf,
künftighin solche (( Ungebühr » zu unterlassen, ansonst sie
sirh veranlaßt sehen würden, die « Gebühr fürzenehmen»^).
Solche Vorkommnisse mußten dem Betroffenen seine
widerwillig übernommene Börde nur unerträglicher machen.
Schon im Januar 1607 war er fest entschlossen, sie von
Kich zu werfen*). Er machte gegen Niemanden eine Heh\
daraus, daß er dieser Professur überdrüssig sei und nuv
dem Erzherzog zu Gefallen sie auf unbestimmte Zeit nocA\
beibehalte •). Denn wozu sollte er noch länger in dieseio
|)urcheinander, in dieser « Schmutzerei » sich aufhält**^*
Mehr wage er nicht zu sagen "). Dem erzherzoglichen S«'
'; Ihislialb glaubte die Regierurjg in einem Sciueiben v. "^
J/uMJar l*^H/7 die Universität erinnern zu nuissen und ihr die Sa-^
/Ml « Uffiirderung zuegleich anzubefehlen. » Aliein es erfolgte k^ ^
Antwort, //. .4. Fv. XV. 1 A 1.
*) Die Kammer « befahl » innert längstens 14 Tagen de»"*
l/MiK*' auHnUihenden Bericht einzusenden. (/. .1 F'-. X\\ 7A <^-
*} IJ. A. Fr. Lib. epist. et eoncept.
♦; S^-hr. V. r^8. Juli 1607. l\ A. Fr. XV. 7A .V.
*>) n pijrgo, et ut melius possira, professionem meam historic^^*^
i\),i\\fan: '^onntitiii. Nori cnim haut contemnendam apud legaturm
\\t\\utniMt Hi^panieriHem conditionem deserui, ut istic professorem
mm, /|M;iJnvis eo amici quotidianis pene conviciis anno proxiroo
ifiilMMit .. w \M. an Faber. 8. Jan. 1607. St. A. J. Cotl. 138. I. f\
' ) " I*rofessionem aliquamdiu adhuc retinebo, non qaia **-'
.111(1 qM)a prin^jeps. » Bf. an Altstetter (?) Jan. 1607.
'/ // Nam cur diutius in hac rerum confusione et sorde
AUd^' l//turii dickere. Noc est cur raeiiora sperem » [d. h. in Bezo^
\\\^ |llir/<ifiiiUit|. Ebenda.
i^^
t'-
— 157 —
Icretär, Michael Faber, gestand er offen, er habe nicht seine
ansehnliche Stellung beim spanischen Gesandten verlassen,
uin in Freiburg den Professor zu spielen, obwohl im ver-
tlossenen Jahr seine Freunde täglich in diesem Sinne auf
ihn einredeten, sondern vielmehr um den begonnenen histo-
rischen Arbeiten zu leben, sie um so ruhiger und rascher
z.^ fördern. Und er habe sich hierin auf die Hochherzig-
Vc:^\l und Freigebigkeit so großer Fürsten verlassen und um
sc^ sicherer darauf gerechnet, je mehr er sich aus aller
Kraft für deren Verherrlichung und Unsterblichkeit abmühe.
t>iese Hoffnung sei es, die ihn auch noch jetzt aufrecht er-
J^silte und tröste, mehr als das, ihn zur Verfolgung seiner
F^lane antreibe ^).
Mit Freimut sprach sich Guillimann hierüber sogar
dc^ra Erzherzog Maximilian gegenüber aus. Er deutet, auf
die jüngsten Vorkommnisse anspielend, seinem hohen Gön-
ner an, es habe sich in seiner Bittschrift an den Kaiser
nicht um das üniversitätssalar gehandelt, sondern um die
Jabrgelder, welche man ihm versprochen, bevor er an eine
Professur gedacht, und die man ihm immer noch zurück
\^ielt-). Frei müsse er es gestehen, gerade sie seien der
Hauptgrund gewesen, warum er seine angesehene und ein-
trägliche Anstellung bei der spanischen Gesandtschaft ver-
lassen und sich nach Freiburg begeben habe. Aus diesem
Celde habe er. von allen Sorgen befreit, ganz allein der
österreichischen Geschichte zu leben gedacht. Die Professur
wolle er noch einige Zeit beibehalten, einzig dem Erz-
') Bf. V. 3. Jan.
') « Nihil Uli [seil. 200 floreni) ad professionis saiarium, ut-
pote ante decreti, quam de ea nuruquam cogitaverim. Et ut ccre er
Hhere fatear, ea maxima causa fuit, cur conditionem Interpretis et
Secretarii quam per annos decem sustinui apud legatum in Helvetia
Hispaniensem neque contemnendam neque inhonoratam deseruerim,
«t huc me contuierim, nempe ut ea pecunia inter cetera omni bus alii,
raris abiectis in scriptione Historiae Austriacae (non omnino, ut spero,
iafeliciter susceptae) attendere et invigilare possem. » Bf. v. 0. Febr.
^. S(. A J. Cod. 138. l. f. 19(,!b.
. t!
— 158 —
I
I
herzog zu Gefallen. Wenn derselbe das Salariura erhohen ;
wolle, so versichere er ihn nicht blos seines Dankes, son- !
dern auch desjenigen seiner Amtsnachfolger *). I
Weit ehrenvoller und herrlicher werde es sein, wenn ^
der Geschichtschreiber des Hauses Osterreich einzig und 1
allein aus der Freigebigkeit der Fürsten lebe, frei von allen I
andern Fesseln. Denn desto heller und glänzender würde
darum ihre fürstliche Milde und Größe leuchten, dem Ge-
schichtschreiber aber wachse dann der Mut wie die Arbeits-
kraft 2).
Jedoch fanden diese dringenden und begründeten Vor-
stellungen keine Erhörung. Guillimann muüte seine Last
weiterschleppen, bis es ihm während seines ersten Inns-
bruckeraufenthaltes gelang, sich davon zu befreien.
*) « Eius salaiiuin (seil, professionis] si augere Tua Seren it^'^
volueiit, Hon mea jarn solum de ea, sed cuiuscumque successuri pi'^^'
fessoiis, erit quod omnium nomine laetor et. novas debitasque graf-*^^
referam. » Kiwmhi. — *j Kbeiuht.
- 159 —
II.
Guillimann als Historiker.
Seine Forschungen über die Fürsten Österreichs.
Voll froher, stolzer Zuversicht schrieb der nunmeh-
rige Geschichtschreiber des Hauses Habsburg-Österreich
an seinen hohen Gönner Maximilian, niemals habe Öster-
reich ein gleiches Werk, wie er versprochen, gesehen, ja
auch nur erhoffen können. Wie habe er immer die Bemü-
hungen des Kaisers Maximilian I., das Haus Österreich zu
festigen und zu verherrlichen, bewundert ! Und es würde
ihn selber schmerzen, daü dessen Eifer, das Gelingen und
^«1* Erfolg ausgeblieben, hätte er nicht eingesehen, dali
'ßlztere dem Erzherzog gleichen Namens vorbehalten seien *).
War es Schmeichelei und Selbstüberhebung, welchen
*ese Worte entsprangen, oder war es allzuhohes Vertrauen
^^' eigene Kraft und auf das Glück? Vielleicht beides,
^'^'Jieist wohl letzteres. Denn sechs Jahre später klang
^'He Sprache zwar resigniert und bescheiden, der Gedanke
^er war sich gleich geblieben ; und doch hatte sein Miß-
l^^^chick jene Zuversicht gebrochen, seinen Charakter ge-
*^tert.
Es soll hier nicht Ursprung und Werdegang seines
^Uptwerkes im einzelnen geschildert werden. Groß zwar
^ die Zahl der Briefe und Kammerschreiben, welche zwi-
rnen dem bedrängten und drängenden Gelehrten und den
"^^•ernden kaiserlichen und erzherzoglichen Kammerräten,
^^ nur für sein Werk denkenden Forscher und dem viel-
^^chäftigten und viel in Anspruch genommenen Mäcen
'^cl Regenten ausgetauscht wurden, aus denen auch uns
^ti dem jew^eiligen Stand der Arbeiten Kunde zukommt.
') a Nemo Austriacorum promissum aut similia vidit aut spe-
^^€ poluit. » Guillimann an Maximilian, Bf. v. 11. Okt. 160t).
^/. .4. J. Cod. 138. I 24a,.
— 160 —
Nur soviel dürfen sie hier sprechen, als notwendig ist zur
Erkenntnis, daß Guillimann in Wirklichkeit daran war, ein
überaus großartiges Werk zu schatten, wie es damals über
das Haus Österreich noch keines gab und erst Jahrhunderte
später geben sollte ; denn nicht eine Sammlung von Sagen
und Anekdoten sollte es werden, bestimmt ein einzelnes
Herscherhaupt mit Ruhmesglanz zu verklären, sondern eine
Geschichte des Gesamthauses Habsburg, aufgebaut auf den
alten Dokumenten und Chroniken, geschmückt mit den
echten Bildnissen und Wappen der Fürsten und Fürslinnen
des erlauchten Hauses, ein hellstrahlendes Zeugnis für
dessen alte unvergängliche Majestät und ehrwürdigen Glanz,
vor dem alle Neider und Verleumder verstummen sollten.
Jene Briefe mögen uns ferner noch überzeugen, daß es
nicht Guillimanns Schuld gewesen, wenn auch dem Erz-
herzog Maximilian wie seinem Ahnherrn Gelingen und
Erfolg ausgeblieben, wenn der Ausgang dieses großange-
legten Unternehmens in keinem Verhältnis stand zu den
langjährigen Opfern an Zeit. Geld und Lebenskraft.
Ehe wir unserem Geschichtsschreiber in seinen Ar-
beiten weiter folgen, müssen wir in seine Ideenwelt ein-
dringen, um darüber klar zu werden, wie er das Wesen
der Geschichte auffaßte, was nach seiner Anschauung die
Aufgabe des Geschichtsschreibers war, mit welchen Mitteln,
auf welchen Wegen er dieselbe; erfüllt wissen wollte. Dann
erst mag man seiner Arbeitsweise gerecht werden, sein
allerdings verhängnisvolles Zögern, sein Werk auszugeben,
verstehen und den tiefen Schmerz begreifen, mit dem er
die Feder aus der Hand gab. um sich zum Sterben nieder-
zulegen.
Seitdem er zum erstenmal den Grittel Klios geführt,
um dem Verständnis lernbegieriger Knaben das alte Hel-
vetien, wie es Cäsar schilderte, näher zu bringen, hat er
bis zu diesem Zeitpunkt eine ernste historische Schulung
durchgemacht.
Seine Auffassung von der Geschichte tritt uns schon
in der Vorrede zu den Antiquitates entgegen : « Also ist
— 161 —
der Menschengeist beschaffen, daß er, obwohl für alles
andere leicht mit Bewunderung zu erfüllen, doch nichts
mit mehr Begierde und Freude aufnimmt, als die Kunde
von sich und seinesgleichen. Und nicht selten entspringt
von daher die Anregung zur Tugend denn die Ge-
schichte ist die Führerin durchs Leben, die Mutter der
W^eisheit. Und Knaben gleich sind solche, die von ihrem
Ruhm und Glanz, von ihrer Herkunft nichts wissen. »
Diese Auffassung von der Geschichte ging freilich nicht
über diejenige hinaus, welche das alte Rom schon hatte,
dessen größter Redner sie in die Worte faiite : historia
magistra vitae.
Also dachte Guillimann noch später, als er schrieb,
der Kaiser Maximilian habe wohl erkannt, daß auf dieser
einen Wissenschaft zwei Hauptpfeiler menschlichen Glückes
f*tihen: die Weisheit und Klugheit, daß sie die wahre Seele
cl^r Staatskunst, der Königin aller anderen Wissenszweige sei :
^sximilian habe mit Recht Mißfallen empfunden, als sein
hrer den jugendlichen Geist vielmehr der Poesie zuzu-
^nden trachtete, während Max lieber aus den Geschichts-
*^<Jchern die Taten großer Könige und Fürsten kennen und
^" Erstehen gelernt hätte').
Gewiß jedes seiner Werke hatte neben dem pragma-
^ Sachen allgemeinen noch einen besondern Zweck: die An-
^^^uitates die Verherrlichung der alten Helvetier, die For-
^c^hungen über die Dynastie der Habsburger denjenigen,
^le Rechte und Privilegien des Hauses Habsburg gegenüber
^^n damals sich häufenden Angriffen als rechtmäßig zu
') «Hoc enitn udo literarum genere, duo parari felicitatis huma-
nae maxima instrumenta, sapientiam et prudentiam, perspexei'at, et
^«tam politicae rei verain esse animam, reliquarum omnium discipli-
ö^nim reginae Non igitur absque ratione est, quod adfii'mat Maxi-
^iHanus sibi summe displicuisse, quod eura institutor adolescentem
Ntts aiiimum adplicare ad po^sin cuperet, quia, inquit de se, in
"^s^riis magnorum regum ac principum gesta intelligere ac addiscere
•^^gis volQit. » Guillimann an Maximilian, undat. Bf. v. Ende 1611.
^^' ^. J. Cod. 138. I 46.
11
— 162 —
erweisen und die Verdienste seiner Fürsten um das Rei^zz^TV
und ihre Macht, ihren Ruhm in das gebührende Licht ~i^n
rücken.
Welcher Historiker des 17. Jahrhunderts hätte d
nicht auch getan ! Erst dem 18. Jahrhundert war es m
behalten, die Entwicklung der Geschichtschreibung
völlig seihstständigen Wissenschaft einzuleiten, in welc^
die historische Erkenntnis um ihrer selbst willen Endzweck
Doch ist es aller Anerkennung wert, daß er ber*
die Geschichte, als Darstellerin der strengen tatsächlic
Wahrheit, gewissermaßen in Gegensatz bringt zur frei
staltenden Dichtkunst, daß er. obwohl selbst dichtend,
Geschichtschreibung als Wissenschaft . nicht als Kui
Übung betrachtet.
Klar war ihm der Unterschied zwischen primären i_3nd
sekundären Quellen, eine Scheidung, zu der eine der be^ ten
damaligen methodologischen Schriften, diejenige des Fr*.^n-
zosen Bodin, nocht nicht durchgedrungen war.
Sein Werk über die Habsburger z. B. sollte sich zu-
meist auf die Quellen. Urkunden und Chroniken stützen^ ;a
aus ihnen erstehen *). « Wie soll ich mich selber, ^t^-
schweige denn die Nachwelt zufrieden stellen, ohne <''<■
fürstlichen Archive je gesehen zu haben))?') ruft er f^ '""
mal mißmutig aus.
Dann aber zog er auch die gedruckte Literatur. so\^'^^^^
sie ihm nur immer erreichbar war, heran. 1608 wollte ^
einen eigenen Schreiber anstellen, um die sich auftürmer^
Masse von Literatur bewältigen zu können ^).
') Giiillimanii an Maximilian. Bf. v. 2. Mai 1607. Conce
.SV. /\. ./. /. /.%.i»a/,.
*) (( Qiiomodo (Miiiti mihi, multo minus posteritati satisfacia
«lui piincipum ardiiva nulla vitierim ». <Tuillimann an Faber,
V. ^{. Januar 1<KJ7. (^<»tn-. St. A. J. Ctfff. 13^. I, 16h.
-^j Guillimanii biltet Maximilian um 100 Gulden Zulage
seinem Gehalt, « eausae, «juia amplior adhnc librorum copia conip^
randa et in opeiam scriU) alius adsumendu^ ». Undat. Bf. v. JaliP>
11)08. .SV. .4. ./. Cml. /:i\, I. tnh.
— 163 —
WeDD er auch mit Feuereifer historische Bildnisse,
Münzen oder Münz- und Siegelbilder und Wappen sammelte,
so darf man doch sagen, daß ihm die Wichtigkeit der
spätem Hilfswissenschaften der Münz- und Wappenkunde
nur praktisch, nicht teoretisch zum Bewußtsein gekommen.
Der Ideenkreis unseres Historikers wuchs natürlicher-
^weise, je mehr er mit andern gelehrten Zeitgenossen in
Gedankenaustausch stand. Wir begegnen hier klangvollen
Namen, Goldast. Erycus Puteanus, Marquard Freher, Mar-
kus Welser.
Puteanus, obwohl junger als Guillimann, war damals
bereits Historiograph des Königs von Spanien. 160(5 wurde
er auf den erledigten Lehrstuhl des verstorbenen Justus
Lipsius nach Löwen berufen. Sein Ruhm drang bis an
den Hof Clemens VIIL Ungeheuer war seine Correspon-
denz: in seinem Nachlasse fanden sich 16000 Briefe.
In das Jahr 1607 fällt die Abfassung jenes bekann-
ten Briefes Guillimanns an Goldast, in welchem der Erfor-
scher des Urgeschichte der Habsburger, die l'berzeugung
ausspricht, die Erzählung vom Schützen Teil sei eine Fabel,
^nd auch bereits die Gründe hiefür angibt. Zum ersten
Sehe es keine Chronik und kein Buch, das vor mehr denn
■hundert Jahren geschrieben worden sti und der Tellge-
^chichte Erwähnung tue — tatsächlich sind die ersten Teil
Erwähnenden Quellen doch beträchtlich älter — zum andern
Scheine ihm, die Fabel habe sich im Volksmund aus der
l-egende vom Schützen, der sich rühmte, seinem Knaben
^inen Apfel vom Haupt schießen zu können , entwickelt
^nd habe zum Zweck, den Haß gegen Habsburg zu nähren,
^^berdies seien die Urner selbst nicht einig über dessen
Beimatsort, auch können sie weder seine Familie nachwei-
sen, nach seine Nachkommenschaft, während die meisten
J'amiHen aus jener Zeit noch existieren, a Ich habe noch
^'lele andere Gründe, aber wozu dich mit solchen Dingen auf-
halten », so schließt Guillimann seinen Bescheid M. Er hat
^)«De TellJo quod requiris etsi in Antiquitatibus Helvetiis
'ioiatn secutus, quse vulgarem tradideiini, tarnen si serio et pensitato
i
- 164 —
wohl dieser Frage nicht die Wichtigkeit zugemessen, welche
man ihr noch in jüngster Zeit beilegte. Bemerkenswert
ist, daß der nämliche Historiker, welcher der Tellgeschichte
den letzten vollendenden Zug anfugte, indem er zuerst
Börglen als Teils Heimat nannte, wiederum der erste war,
der — kaum neun Jahre später — einen ernsthaften Schlag
dagegen führte. Goldast ließ sich jedoch durch die Aus-
kunft Guillimanns nicht von anderweitigen Anfragen abhal-
ten. Sein Zürcherfreund, Markus Widler, der Pfarrer in
Kilchberg war, und sich ebenfalls mit Cieschichtc beschäf-
tigte, erwiderte ihm kurz, man könne sich ob dem Still-
schweigen der älteren Quellen nicht wundern, wenn man
den tiefen ßildungsstand jener Zeiten in Betracht ziehe und
den Haß(I), den die Nachbaren den ersten Eidgenossen
damals entgegenbrachten ^). Ob Goldast nicht Guillimanns
Gründe doch schwerwiegender erschienen ? *)
Leider verschwinden mit dem Jahre 1605 die Spuren
sententiam proferre lubeat, fabulani meram arbitror, praesertim cum
scriptoreni aut Chronicon nulluni adhuc repeiim, qui ant« centuni
annos vixerit aut scriptum sit, in quo ejus rei mentio sit. Ad
maiorem invidiam ficta videntur ea omnia, et fabulani ortaui ex
more loquendi vulgi, qui Sagittarium coininendans poinum de vertice
iilii posse impune et innoxie dejicere telo, euni jactitat Ipsi Uranii
de ejus sede non conveniunt, nee familiam aut postei'üs ejus osten—
dere possunt, cum pleraoque alito familiai eorundera temporuni super-
siut. Multa alia argumenta habeo. Sed cur te morer in tali re?»
Bf. V. 27. März lß07, in Vir. el. ad M. Goldastum epistolae. Frankf.
und Speier 1H88, S. 178 f.
') (( De W. Tellio quod rogas. Nullam ejus (ieri apud anliquos
scriptores mentionem. Mirum non es«t, nosti enini illius secnli Bar-
bariem. Et qua invidia tum laborabant apud exteros primi coofoede-
rati. » Widler an Goldast. Bf. v. 1. Miirz Hm. Khenthi S. 381.
*) Auf den Briefwechsel Guillimanns mit seinen gelehrten Freun-
den können wir hier nicht näher eingehen. Einmal verbietet es die
Beschränktheit dos Raumes. AulAerdem bedarf unser Material einer
mühevollen Ergänzung durch sysl<?matische ins Breite getriebene
Nachforschungen, sofern uns nicht glückliche Zufälle ihrer entheben ;
dann aber würde es sich lohnen, es im Zusammenhang zu verar-
beiten und \öllig zu erschließen.
— 165 -
seiner Fpeundschaflskorrespondenz mehr und mehr, beson-
ders derjenigen mit seinen Schweizerfreunden. So zwingt
uns schon das Material, unser hauptsächlichstes Interesse
Guillimanns Forschungen über das Haus Habsburg und sei-
DCD Beziehungen zu dessen Fürsten zuzuwenden.
Wir haben diese Arbeilen von dem Zeitpunkte an
weiter zu verfolgen, wo Guillimann sich endgültig in Frei-
burg niedergelassen hat, seit dem Frühjahr 1606.
Seine Absicht, den einen Teil, über die Herzoge, noch
1605 in Druck geben zu können, den andern, über die
Kaiser, im folgenden Jahre, wurde nicht zur Tat.
Worin die Gründe dieser Verzögerung lagen, gibt der
Forscher selbst in einem Schreiben an : Es sei kein Zwei-
fel, daß in den fürstlichen Archiven überaus viel Material
ZOP Geschichte des Hauses Osterreich liege, das für ihn
durchaus notwendig sei zur Vollendung seines ünterneh-
luens. In Bezug auf die « Habsburgiaca » sei das ganz
anders gewesen.
Ohne zu prahlen dürfe er sagen. Niemand habe den
Ipsprung der Habsburger mit mehr Wahrhaftigkeit, Sicher-
W und Ausführlickeit darstellen können. Alle frühern
Versuche seien gescheitert, wie marj u. a. an Jakob Menlius
und Lazius habe sehen honnen ; der eine sei von Kaiser
Maximilian I. mit ungeheuren Geldsummen unterstützt wor-
den, um alle Denkmäler, welche zur Verherrlichung des
Hauses Österreich dienen könnten, in der Schweiz und in
Sfiddeulschland zu durchforschen. Die Krgebnisse seien in
ihren Schriften niedergelegt und ernten jetzt noch nur Spott
und Entrüstung von seiten aller scharfsinnigen und gewis-
senhaften Gebildeten, l'nd doch sei die Benutzung der
'»euligen Archive zur Vollendung seiner « Habsburgiaca »
nicht so notwendig gewesen, weil die Taten und Rechts-
handlungen dieser Fürsten damals nicht so weit umher
wirksam gewesen und das meiste nur aus den alten Ur-
kunden und in der Schweiz, ihrem ursprünglichen Boden,
habe erklärt werden können. Nachdem sich aber Macht
und Fanailie dieser Fürsten ins L'ngemessene ausgedehnt
— 16(3 —
und verbreitet haben, sei das historische Material größer
geworden, wie auch die Zahl der Schriftsteller, welche da-
rüber geschrieben *).
Um der wachsenden Aufgabe gerecht zu werden, suchte
(luillimann ilhnlicher Vergünstigungen vom Kaiser teilhaftW. g
zu werden, wie seine beiden Vorgänger Menlius und LaziuL. s,
sie einst genossen : Geldmittel in genügender Fülle u^and
Einsieht in die Archive und Bibliotheken der Klöster u — nd
besonders der österreichischen Furslen selber.
Während Hudolf das Jahrgeld für seinen neuen (™Se-
schichtschi'eiber ohne Zogern auf 400 Gulden erhöhte, 1 >^
Gulden an die Druckkosten der n Habsburgiaca » bewillig le,
trug er doch einiges Bedenken, die verlangten Patente zw
gewähren. Zwar dürfte das Gutachten seines Bruders Ma. xi-
milian in gunstigem Sinne gelautet haben. Dennoch ^?=ah
Guillimann sich genötigt, beim Kaiser abermals vorstel h'g
zu werden. Auch an den Erzherzog Maximilian, in welch ^«?ni
er in kürzester Frist einen überaus wohlwollenden Gonr «er
und eifrigen Förderer seiner Bt^strebungen erkannte, wancr^te
er sich. Der Frzheizog war, soweit es an seiner Per^=^ <^n
lag. den Entschlieliungen . welche der Kaiser bezügl» <*'i
Guillimanns finanzieller l'nterstützung getroffen halte, pün 1^1-
lich nachgekommen. Auf Bitte des Gelehrten drang aim ^*h
er in den Kaiser, dem Forscher ihi-es Hauses die verlang?"
ten Privilegien und Gtuieralpatente auszustellen. Wie cl^**'
Kaiser wisse, hätte Guillimann auch gerne einen Ehrentitel' -
Weil all dies sfMuen Eifer wecken und. dem geplanten We?i**^
zu Gute kommen würde, bitte er. Maximilian, seinen k^^*^'
serlichen firuder, Guillimann den Titel eines östeiTeichisch ^^ ^
Historiographen zu bewilligen M.
Das Verlangen unseres Historikers nach einem TiC'*-^
entsprang gewiß nicht seiner Eitelkeit oder Ruhmsucht -^
sondern der richtigen Erkenntnis, dali ein prunkvoller Tit;-^-' '
M Bf. an Maximilian. Das Schreiben ist in den ersten Ta^^
des Januar HX»7 abgefaßt wnprlon. .SV. A. ./. rW. 13S. /. lOn.
') Bf. vom >:>. Mai 1<X)7. St. A. ./. CW. 13^. L 116/117^
m
— 167 —
Zugange aufschließt, Wege ebnet, welche dem schlichten
Manne, sei er sonst noch so tüchtig, unzugänglich bleiben.
Die Verwendung des Erzherzogs zu Gunsten seines
Schützlings, war von Erfolg. Schon Mitte Mai 1007, so war
liuilliraann vora Kaiserhofe her benachrichtigt, waren die
Schreiben nach Innsbruck abgegangen, welche die Bestäti-
gung der verordneten Jahrgelder, die Zusage zur Über-
nahme der Kosten, welche der Kupferstich der fürstlichen
Bildnisse verursachen würden enthielten*). Im Juli, oder
August gelangte auch das Diplom zur Einsehung der Ar-
chive an den Hof zu Innsbruck : (?s erstreckte sich aber
nur auf diejenigen der ober- und vorder-österreichischen
Uode, während Maximilian es auf das ganze Reich ausge-
dehnt wissen wollte.
Immerhin hätte es dem sehnsuchtig harrenden For-
scher für einstweilen genügt und guten Dienst getan.
Unglücklicherweise war aber das Diplom nebst andern
Schriften unterwegs vom Regen beschädigt worden '). So
war Guillimanns frolie Erwartung getäuscht und sollte es
'fip lange sein. Das an sich kleine Mißgeschick wurde für
Guillimanns Werk zum schweren Verhängnis und ist zum
guten Teil an dessen Scheitern srhuld.
Der Erzherzog richtete zwar unverzüglich ein Schreiben
<*n die kaiserliche Kanzlei, worin er das l-nheil meldete und
zugleich um eine weitere Fassung des neuen Patentes bat,
dahingehend, daU Guillimann von allen Prälaten im romi-
'5'^hen Reich, sowol in Klostern als anderswo, die Archive
^'öflnet und die Dokumente anvertraut werden sollen ^).
Wäre ein anderer Herrscher als Rudolf II. auf dem Kaiser-
Ifone gesessen, hätte alles noch gut werden können. Ru-
^^'f, der seinen Korper durch ein ausschweifendes Leben
geschwächt hatte, litt beständig unter seinei- Kränklichkeit
') Guillimann an Faber, undatiert; das Stück muL> indes Mitte
1*^' geschrieben sein. St. A. J. Cod. 138. I. i>3b.
*) Kam mepsch reiben an den Kai>er v, 2S. Aug. 1607. St. A.
''•^of/. y.'i^. /. 114, ^) Ebenda.
9
i
— 168 —
auch an der Seele. Die Schwermut, die sich in ihm ent-
wickelt hatte, war schon 1590 zur vollen Entfaltung ge-
kommen. Seit jenem unheilvollen 26. September, da er ,
von Wut befallen, seinen Obersthofmarschall Graf Trautsc^ ^
aus dem Dienste gejagt, war in seiner Umgebung ein stett=^,v
Wechsel des Personals eingetreten, der eine ordentlicl \
Geschäftsführung zur Unmöglichkeit machte. Rudolf wj
der seiner harrenden Geschäftslast nicht gewachsen ; dei
noch wollte er alles selber entscheiden : nicht das mindei
durfte ohne sein Vorwissen geschehen. Keiner seiner
durfte es wagen, ein an Rudolf II. gerichtetes Schreib ^(
zu erbrechen. So harrten oft hunderte von Schreiben m^^c
natelang ihrer Erledigung. Rudolfs Launenhaftigkeit macl y/^
auch seine Räte unsicher, nachlässig und verdrossen. lUMer
einzige unter ihnen, der sich von früher her in seiner St «»/.
lung behauptet hatte, war der kaiserliche Geheirasekret^r
Johann Barvitius. Seit 1594 besaß er das ganze Vertraue«
seines Herrn : mitten in der Xacht ließ er ihn rufen. Zwar
auch er flel mehrmals in Ungnade ; aber Rudolf konnte
seiner nicht entbehren, und so stand er noch an seines
Herrn Sterbelager ^).
Glücklicherweise war gerade Barvitius der besondere
Protektor Guillimanns am Kaiserhofe. Es könnte aber leicht
sein, daß eben das Jahr 1607 eine solche böse Periode
war, in der Rudolf seinen treuesten Dienern das Leben ver-
bitterte ^). Vielleicht auch getraute man sich nicht, dem
Kaiser von dem Unglück des armen Couriers, dem der
') S. den Art. über Rudolf II. in der Allg. deutschen Biogr,
Bd. 29, S. 293 ff.
') Gerade damals tauchten die ersten Anzeichen auf, daß der
oberste Kammerdiener Philipp Lang, der den Kaiser völlig beherr»chte,
sich die kaiserliche Ungnade zugezogen. Am 1. Juni 1608 erfolgte
denn auch der tatsächliche Sturz des allmächtigen Mannes, der seinen
Einfluß auf Rudolf 5 Jahre lang in unheilvollster Weise mißbraucht
hatte. Über diese interessante Persönlichkeit und das Treiben der
Dienerschaft am Hofe Rudolfs II. s. F. Harter : Philipp Lang,
Kammerdiener Kaiser Rudolf« II. Schaffhausen 1851.
— 169 ~
Regen die ganze wichtige Aktensendung verdorben, Mittei-
lung zu machen. Rudolf hatte seine Launen ; von Sachen,
die ihm unangenehm waren, mochte er nichts hören, und
der Zutritt zu ihm war nur wenigen offen.
Auch die politischen Verhältnisse mögen ihr Teil an der
Verzögerung verschuldet haben. Seit 1606 kämpfte Rudolf
gegen jene Bestrebungen, welche ihm die Leitung der Ge-
schäfte aus den Händen zu winden suchten und schließlich
zu kriegerischen Verwickelungen mit seinem Bruder Mat-
thias führten.
Fast ebenso schwer hielt es, sich einen Weg zu bahnen
in die Archive und Bibliotheken des Erzherzogs selber.
Gaillimann beklagt sich darüber im Jänner t607 in einem
Brief an Maximilian '). Desgleichen in einem Schreiben an
Maximilians Sekretär, Michael Faber. uul dem er besonders
vertraut war'). Niemand, so wiederholt er, werde ihm
einreden, daü in Innsbruck z. B. keine handschriftlichen
Chroniken, keine tirolischen Überreste seien. Das gleiche
gelte in Bezug auf die andern Provinzen : Österreich,
Kärnten, Steiermark.
Ein Verzeichnis von solchen .Akten, um welche Guilli-
iö3nn gebeten, das er anfangs Mai 1607 vom Krzherzog
ei'hiell, zeigte ihm überdies, daß deren Zahl weit grölier
war. als er nur geahnt hatte •'). Sofort stellte er des-
wegen an Maximilian das Gesuch, ihm Abschr-iften davon
Zü schicken, oder ihn selbst zu deren Durchforschung zu
f^erufen. Letztern Wunsch scheint der Erzher'zog erfüllt zu
haben, denn im Sommer 1607 äulierle (luillimann. trotzdem
^as Frühjahr seine Gesundheit angegriffen hatte, die Ab-
sicht, nach Innsbruck zu reisen. Allein die Bündnervvir-
''ßn \) des Jahres 1607 tr-ugen Unsicherheit und Kriegs-
läriü über die Grenzen hinüber, in die Thäler der Etsch
"hinein und verhinderten Guillimann an der Ausführung
') St. A. J, CoiL t:iH. 1. Khi. — •) Kbcnila I. l'i.
') Bf. V. 10. Mai 1607. St. .4. J. Cod. 138. /. 'JOh ,
*) Guillimann an Puteaniis, Bf. v. 11. Sept. I<i07. St. A. J.
^''^''- 138. L 20.
— 170 —
dieses Planes. Auch seine Hoffnung, die Reise noch inw
Herbst wagen zu dürfen, ward hinfällig, infolge der Ereig-
nisse um das bischofliche Schloß Fürstenburg. Außerdei — ^
hatte riuillinianns Gesundheit unter der Hitze des Sonomei
11)07. die sich im September noch nicht verzogen, sei
gelitten.
Damit doch etwas geschehe, sandte er am 19. Septerr^i^T)
ber die Inhaltsangabe, den firundriß, seiner drei Bänd^^ij
soweit diese bislier gedi(»h(»n waren, an den Erzherzog u»- ,fj
berichUMe ihm über den Stand der .Arbeit '). Wieder bm_:3e
toni n- die .Xol wendigkeit archivalischer Forschungen, o^^b^
wohl auch jetzt schon überaus viel Neues und UnbekannHCe^*
in seinem Werk enihalten sei. was bei einem Vergleich //^
mit den bisherigen Geschichtswerken sofort in die Au^<ei7
springe, um so mehr als es zugleich mit der Lebensbe-
schreibung jedes Fürsten auch dessen Bild bringe. In der
Verolfenllichung dieser Bildnisse liege auch der Grund,
warum er sich nicht »»nlschlieüen könne, das bisher de
schriebiMie drucken zu lassen, weil er demselben die in
Kupfer gestochenen Bildnisse der österreichischen Fürsten
\on Rudolf I. bis auf Maximilian I. mitgeben wolle. Mit
griiUMi Kosten, äußerster Emsigkeit und beinahe unglaub-
lichem Gluck habe er sie an den verschiedensten Orten auf-
gefunden und nun malen lassen, auf das Versprechen des
Kaisers hin. die Kosten für deren Ausführung in Kupfer-
slirh zu trairen.
Als t'r dies srhiieb. war er schon mit der Geschichte
der östci reichischen Kaiser beschäftigt ; denn auch jener
Teil, der xiin der «■ Lnbpreisun.iT und bewundernswürdigen
Grni.;e M des Hauses ()slerreich handelte, war nahezu vol-
ItMldet.
Nocli fehlten ilim ccoirraphische Tafeln von allen Teilen
(>sterieichs luhl ein.'t»lnen Städten. Mit deren Herstellung
\N;n er selbst beschäftigt, zum Teil suclile er sich dieselben
von andervNärtN /u erweiben.
— 171 -
Man wird es Guillimann nicht verdenken können, daß
er der Ansicht war, wenn seine Arbeit einst in ihrem ganzen
Umfang und ihrer glänzenden Ausstattung vor die Öffentlich-
keit getreten sei, werde nichts mehr übrig bleiben, was
die lebenden oder kommenden Geschlechter zur Erhellung
der Geschichte dieser Familie und zum Preise ihrer ehr-
würdigen Größe hinzuzuffigen hätten.
Seinen Bitten, Maximilian möge die Aushändigung der
Gelder, welche ihm der Kaiser schon vor Monaten ange-
wiesen, ernstlich betreiben, kam der Erzherzog nach. Am
3. November 1607 erteilte er seiner Kammer zu Ensisheim
sti-engen Befehl, die rückständigen 400 Gulden dem harren-
den Gelehrten sofort auszufolgen und ihm inskünftig sein
Honorar ordentlich zu entrichten \). Allein so bereitwillig
der Erzherzog im Anweisen und « strengen Befehlen » sein
Q^oclite, so säumig waren die Räte im Auszahlen. Was lag
'hnen auch an dem über die Grenze gekommenen Schreiber
^^i seinen historischen Forschungen I War dem Hause
^'*5lerreich mit solch gelehrtem Suchen und Schreiben ge-
^'ent zu einer Zeit, wo Verwaltung und Erhaltung des
^«^ndes, zahlreiche Defensionsanslallen gegen allenthalben
^''ohende Kriegsgefahr die Landstände und die fürstlichen
■^^ssen über ihre Kräfte in .Anspruch nahmen ? Mußten sie
^^^cht pflichtgemäß die ihnen spärlich genug zur Verfügung
^^ehenden baren Mittel erst dahin wenden, wo es in ihren
Augen not tat ? Niemand könnle solche Erwägungen an-
flehten. .Allein das half dem harrenden und bangenden
Mann und seiner Familie nicht über beständige Verlegen-
^Uiiien hinweg : denn wie er sein Geschick nun einmal an
'lasjenige des Hauses Österreich gekettet, dieses aber seinen
Dienst angenommen, so war es auch gehalten, für sein
Auskommen Sorge zu tragen.
Wohl nicht mit Unrecht glaubte er. daß. wenn von
Prag her Patente und Privilegien erfolgen würden, seine
') Abschrift v. Kameralbschr. v. .*1 Nov. ItW. .S7. .4. J. Cod.
— 172 —
Forderungen auch anderweitig Gehör finden würden; so in
der xVusrichtung seines Jahrgeldes, in Sachen der Kupfer-
stiche, womit man in Innsbruck aus ihm unbekannten Grün-
den bis zur Ankunft der ausstehenden Privilegien zurückhalte.
\> eichen Krfolg seine Bitte vom Jahre 1608 zeitigte,
seinen Jahresgehalt auf 500 (julden zu erhöhen, damit er
oinen Schreiber anstellen könne weil noch eine Menge von
Rächern abzuschreiben waren, wissen wir nicht genau*).
Aber da er noch 1609 nur 400 Gulden bezog, scheint deren
Erhöhung ausgeblieben zu sein. Was hätte eine solche Er-
höhung auch gefruchtet ? Waren doch die Kammern nicht
einmal dahinzubringen gewesen, Guillimann seine 400 jähr-
lich auszufolgen. Nur die zuerst verordneten 200 hatte man
ihm jahrlich bezahlt. Die später vom Kaiser dazu bewil-
ligten 200 auszufolgen, weigerte man sich oder schob es
wenigstens hinaus und auf Guillimanns wiederholte Frage
nach dem Warum erfolgte keine Auskunft *).
Mehr Förderung fanden seine Bemühungen um den
Stich der fürstlichen Bildnisse. Zu .Anfang 1608 konnte
Guillimann durch Vermitlelun^ seines Freundes Markus
Welser mit dem Augsburger Kupferstecher Lukas Kilian
in Unterhandlungen treten. Im März 1608 konnte er schon
dem Erzherzog berichten, dali der Stecher versprochen habe,
seine größte .Aufmerksamkeil auf Ausführung der Bildnisse
zu verwenden '^). Vorläufig habi» er ihm nur eines zum
SlcchcMi gcjschickt. während der Maler die übrigen vollende.
Nalürlich fehlte auch diesmal nicht die Bitte, die Auszahl-
ung des rückständigen Gehaltes und die .Ausstellung der
Privilegien und Patente zu beschleunigen.
Kaum zwei Wochen später hatte Guillimann von Maxi-
milian den Bescheid. dal.i der Vertrag mit Lukas Kilian
bestäligl sei V). Des fet nern wolle ei* darauf Bedacht nehmen,
wie ihm die Innsbrucker Archive geöffnet werden können.
M Bf. an Maximilian v. Anfang IfiOH. .S7. A. ./. To//. I3S, I. '^9.
') Ebenda.
•') Bf. V. Tj. März 160Ö. .S7. Ä. J. Co^i. 138. /. 22a^.
') Schreiben v. 18. März ItJOH. Ehomla. I. 119/1:^0.
— 173 —
Wogen der Privilegien habe er bei Barvitlus Schritte ge-
tan und der Kammer zu Knsisheim neuerdings die Entrich-
tung seines Gehaltes strengstens anbefohlen.
Zugleich fiberschickte Maximiliam seinem Historiker
das spanische Buchlein von « Gervera » über den Tod Phi-
lipps II.. damit er es. seinem « erbieten nach, in Latein
transferiere ».
Guiliimann suchte nun von seiner Arbeitskraft durch
anderweitige Veröffentlichungen Zeugnis zu geben, als er
sein rnternchmen über die Geschichte des Hauses Öster-
reich infolge des Ausbleibens der nötigen Hilfe an Geld
und Material ins Stocken geraten sah.
HI.
Kleinere Veröflentlichungen aus den Jahren 1608 u. 1609.
Um seinen gelehrten Freunden ein Zeichen zu geben
V^on seiner Schaffenskraft, wie um die huldvolle Gesinnung
deiner fürstlichen Gönner zu festigen, unternahm Guiliimann
einige kleinere Arbeiten.
Sein Anerbieten, die Schrift des Spaniers (^ervera über
den Tod Philipps II. ins Lateinische zu übersetzen, kam,
^0 scheint es, dem Erzherzog erwünscht ^). Guiliimann aber
ergriff mit Freuden diese Gelegenheit, um seinem Gönner
zu zeigen, mit welcher Aufmerksamkeit und Bereitwillig-
keit er dessen Aufträge erwarte und auszuführen bestrebt
sei. In wenigen Tagen, freilich auch mit wenig Sorgfalt,
so sagt er selbst, übersetzte er das Werklein ; denn die
Buchdrucker drängten *). Schon Mitte September 1608 kün-
dete er des Schriftchens baldiges Erscheinen an. Doch
*) Vgl. Peres Paator, bihliografla Madrilenna. (Madrid 1891).
S. 359-360.
*) Guiliimann an Goidast. Bf. v. 18. Sept. IC1OS,
— !74 —
konnte er es erst am 14. Dezember dem Erzherzog übep-
schicken ').
Ebenfalls im September 1608 vollendet waren die
(( Kommentare » über die Bischöfe von Straßburg-). Guil-
limann selbst nennt dieselben ein Flickwerk. U\ der Tat
scheinen sie auch nicht allgemein Beifall gefunden zu
haben *). Doch erklärt ihre Entstehung die flüchtige Arbeit.
Als der Erzherzog Leopold, der damals den Bisehofs-
sitz von Straßburg inne hatte, auf seiner Durchreise durch
Freiburg Guillimann in Audienz empfangen und ihm mit-
geteilt, er werde binnen weniger Monate wieder daselbst
vorbeireisen, stieg in dem Gelehrten sofort der Wunsch auf.
den Erzherzog bei seiner Rückkehr mit irgend einer Hul-
digung zu empfangen. Es schien ihm am empfehlenswer-
testen zu sein, dem Erzherzog-Bischof seine Vorgänger auf
seinem Rischofsstuhle vor Augen zu führen, so gut es in
der beschränkten Zeit möglich war. Auf eine aktenmaßige
Darstellung mußte er mangels an Zeit und Gelegenheit für
archivalische Forschungen verzichten. Er hoffte aber, hie-
zu werde sich später Gelegenheit bieten, und wirklich sehen
wir ihn noch 1609 zu Innsbruck dafür Material sammeln.
Vorläufig aber griff er mehr zur Feder, um sich die Gunst
des Erzherzogs zu sichern, und so brachte er zu Papier,,
was ihm gerade in die Finger kam. ohne daß er systema-
tisch gesucht hättet. Fehlt diesem Werk auch Gründlich—
lichkeit und Gediegenheit, so ist dei starke Band doch eir»
') « De obitii Philippi II legis Hispaniarum historia versa in
latinum per F. Guillimaunuiii. Friburgi 1608 ». Bf. an Maximiliain
V. 14. Dez. 1608. St. A. J. Cod. 138. I. l^Sa,. Den vollen Titel
s. u. im Verz. v. G's. Schriften.
') Bf. an Goldast \. 18. Sept. 1608. « Francisci Guillimann i
De Episcopis argentinensibus über commentarius » etc. Frib. Brisg.
« Apud Josephuni Langiuni » 1608.
') So muß man aus einem Brief Guillimanns an den Straß-
burger Domherren Fk-zius v. 8. Nov. 1609. (St. A. J. Cod. 138.
I. 'J8 (i b.) schließen. Dagegen spricht sich Wogcle, Deutsche Histo-
riographie, S. H\rYj anerkennend über das Werklein aus.
*) Bf. an Bezius. s. o.
— 175 —
Beweis, wie rasch Guillimann arbeiten konnte — das haben
übrigens schon seine frühern Werke bewiesen — und dalj
er, wo keine wichtigen Fragen im Spiele waren, sich auch
leicht entschließen konnte, eine Arbeit aus der Hand zu
jreben. Um so hoher ist seine Gewissenhaftigkeit und sein
Zobern in Bezug auf sein Hauptwerk in Anschlag zu bringen.
Eine andere Arbeit jener Monate ist der Stammbaum
des salischen Kaiserhauses. Der Verfasser wollte damit die
Seitenlinien dieser Familie der Vergessenheit entreißen, in
welche sie durch die berühmtere Hauptlinie gedrangt wor-
den. Gedruckt wurde das Werklein erst nach seiner Rück-
kehr von Innsbruck, im Herbst 1009 ; der Verfasser wid-
mete es als Beweis der Freundschaft und Dankbarkeit dem
erzher/oglichen Kanzler, Friedrich Altstetter, dessen per-
söoliche Bekanntschaft er in diesem Sommer gemacht hatte').
Die vierte Arbeit, diejenige welche damals am meisten
praktischen Wert hatte, weil im Hinblick auf die Zeitereig-
nisse abgefaßt, sind die Stammtafeln des Hauses Jülich ^).
Der Jülicher Erbfolgestreit '*), veranlaßt durch sich w^i-
dersprechende Privilegien Maximilians I. , noch verwirrt
durch Heiratsverträge der ernestinischen I.inie des Hauses
Sachsen und durch Privilegien Karls V., trat mit dem 25.
März 1609, dem Todestage des letzten Herzogs v. Jülich,
Cleve, Berg, Johann Wilhelm, in ein akutes Sladiuni ; hatte
nian bisher nur über die von mehreren Seiten erhobenen
Ansprüche unterhandelt, so stand man jetzt vor der tatsäch-
lichen Besitzergreifung. Rudolf H.. den nach den Landen
gelüstete, hatte für dieses Herzogtum den Markgrafen Karl
von Burgau in Aussicht genommen. Doch waren dessen
Bechtsansprüche zu schwach und die österreichische Regie-
''ung nicht hinreichend gerüstet, um die Frage in Rudolfs
') « De Vera origine et steniinaU^ Cunradi II. Imperatoris Salici
^ynUgma. Friburgi 1609». Guillimann an Altstetter, Hf. v. Nov.
1<^. St. A. J. Cod. 13H. I. 33u,.
*) Genealogiae Juiiacenses. Friburgi HX)!».
') Ober den Jülicber Erbfolgestreit, s. M. Ritter in den Abhandl.
^' Kgl. Bavr. Akademie, Bd. 48. >.
i
— 170 —
Sinne «rowaltsani zu lösen. Deshalb ließ der Kaiser säinl-
lirhe Bewerber vor den Keichshofrat laden, um hier ihre
Rechtsansprüche <rellend zu machen und über sie entschei-
den zu lassen. Zwei jedo'^h. Johann Sigismund von Branden-
burg? und Woifj^ang Wilhelm vim Pfalz-Xeuburg, nahmen die
l.ande in tatsächlichen Resit/ und behaupteten sich auch
mit Hilfe der l'nion {regen den vom Kaiser gesandten Erz-
herzog Leopold, der sich in der Festung Jülich festsetzte
und Truppen waib. Trot/dem studierte man an sämtlichen
beteiligten Höfen, namentlich zu Prag, die rechtliche Seite
der Frage, an der sich ein euro[iäischer Krieg zu entzünden
drohte.
Am 14. Januar 1009 hatte (luillimann dem Markgrafen
Karl von Rurgau seine « Habsburgiaca o und die übersetzte
Schrift vom Hingange Philipps It. überschickt und seine
guten Dienste angetragen ^), Weil bei diesem Streite auch
dessen Person in Frage kam. konnte Guillimann sowol ihm
als auch den übrigen österreichischen Fürsten und dem
Reichshofrat einen Dienst erweisen, wenn er ihnen das
Studium der verwickelten Fiage durch übersichtliche, aus
den besten [uu\ zuverlässigsten .\utoren zusammengestellte
trcnealogische Tafeln erleichterte.
Du!«*h einen Vertrauten am Hofe des Pfalzgrafen war
riuillimann inne geworden, daü sämtliche Räte dieses Kur-
fürsten mit dem grobten Kifer sich mit dieser Angelegen-
heit zu sihatfeii machten. Su glaubte er, seine Tafeln
würden di:ii Ki'/herz<>^' Maxinn'lian höchst willkommen sein,
iinl ^i-hicktc sie ihm am i\. Mai 1009 ■•. Desgleichen ubei*-
'.p.ittt'lte ei ein Exemplar dem Kizherzog Leopold^).
Wii erfahren nur. dav» Fizherzog Maximilian diese
Arleil. aus «iei er «niilli'naniis . (lingebung an das Haus
s
.s
-Ä jr
n
e
s
' H: --.•. M.i\:::.".!:.i:-. •• . •' M:i: 1»'<^* : .;a^ Concepl i«t datiert
Mv. ^ .\ '. • :>'v ; ;*.".,.
■■ 1.1;.....::..*:.:. i:: l.> ivl.:. IM. v. 1*.?. Man 1610. 5f. .4. J,
— 177 —
Österreich aufs neue ersehen ». huldvoll aufnahm. Ob sie
für die Entscheidung der Frage, die übrigens ihre endgül-
tige Losung auf dem Wege der Gewalt fand, irgendwie in
ßelracht kam, entzieht sich unserer Kenntnis. Um so größer
war der Erfolg für den Verfasser selbst, indem sie die Er-
füllung seiner Wünsche und Begehren beschleunigte.
IV.
VS^iederaufnahme der habsburgischen Forschungen ;
neue Hindernisse.
Während sich Uuillimann von seinen « Austriaca »
vveggewendet hatte , war der Augsburger Kupferstecher
Lukas Kilian desto eifriger an der Arbeit gewesen. Mitte
-April 1(>Ü8 hatte Maximilian mit demselben folgendes Ab-
l<ommen getrotfen : Kilian sollte monatlich zwei Bildnisse
fertigstellen und dafür 13 Gulden erhalten. Damit die Sache
deinen sichern und raschen Fortgang gewinne und der Kupfer-
55lecher sicher zu seinem Geld komme, soll Guillimann das
Geschäft einem eigenen Agenten in Augsburg, Friedrich
Lebzelter, übertragen. Kilian soll je zwei fertige Bilder
dem Agenten überbringen und dafür sein Geld erhalten.
Die Kupferstiche aber sollten wohlverwahrt nach Innsbruck
geschickt werden ^).
Anfangs Mai 1609 konnte Guillimann dem Erzherzog
berichten, daü Kilian alle Sorgfalt und seinen ganzen Fleiß
darauf verwende, so dalj nur noch wenige Bildnisse fehlen,
und zwar, weil Guillimann sie zurückbehalten, im Glauben,
Maximilian könnte noch bessere Vorlagen haben. Ebenso
ziehe er vor. die Bildnisse von Fürsten, deren Portraits schon
*) Maximilian an Alhertinelli. Sehr. v. 16. April 1(308. St. A.
J. Cod. 138. I. 127/128.
— 178 —
von andern Autoren veröflentlicht worden , nach den in
Maximilians Besitz sich findenden Originalen herauszugeben.
Zugleich bitte er den Erzherzog inständig, ihm endlich aus
seinen Archiven Unterstützung zu gewähren, andernfalls
könne er sein Werk nicht vollenden, und die Kosten, welche
für die Kupferstiche aufgewendet worden, seien umsonst').
Dies ist der nämliche Brief, der die Jölicher Stamm-
tafeln zum Erzherzog geleitete. Maximilian hatte Ende März
beim Reichsvizekanzler, Leopold von Strahlendorf, wieder
Schritte getan, um das längst verlangte Patent und Drucker-
privilegium zu erhalten, da beide schon längst bewilligt
waren ^).
Im Mai 1609 endlich sah er sich in der Lage, Guil-
limanns neue Aufmerksamkeit zu belohnen. (( Zu dessen
Ergetz und Forttreibung » ward der treue Diener zum
(( Rat und Historiographen des Kaisers und der mitinteres-
sierten Erzherzogen gemacht » und ihm alle Rechte und
Freiheiten dieses Titels verliehen, a Schein und Brief »
darüber werde ihm die erzherzogliche Kanzlei zustellen.
Was aber die angedeuteten Schriftstücke in den Archiven
anlange, möge Guillimann « ehestens einen Postritt » nach
Innsbruck machen, wo man ihm so gut als möglich will-
fahren werde '^j.
Noch am 4. Juni hatte Guillimann keine Ahnung von
seiner Rangerhöhung und Berufung nach Innsbruck *}. In
einem Brief, den ihm eine Pilgerin an P. Christoph mit—
nahm, berichtet er seinem Freund, er erwarte eine Antwoi"t^
von Maximilian, nach deren Empfang er eine kleine Reis
unternehmen werde, mit der Absicht jedoch, auf Peter ua
Paul wieder zu Hause zu sein. Bestimmt könne er letzt<3
res zwar nicht vors[)rechen, denn wie er seinen Fuß n
') Bf. V. o. Mai 1(308. Kbemin, l. 25ay
') Bf. V. ?ö. März im). Ehcmla, I. 1331134.
') Schreiben Maxiiniliaus an Guillimann v. 2H. Mai 1(
St. A. J. Cod. J3S'. I. 13.').
') Guillimann an P. Chiislopli, Bf. v. 4. Juni 160!^. .Sf. .\. ^^^''
— 179 —
schwer aus dem Hause setze, so vSetze er ihn auch schwer
wieder hinein.
Wohl wenige Tage später erhielt er aber das Schrei-
ben Maximilians. Ungesäumt muß er sich noch Anfangs
Juni auf den Weg gemacht haben. In Innsbruck ange-
langt, wurde er auf seine neue Wurde als kaiserlicher Rat
und Historiograph vereidigt, worauf ihm der Erzherzog
seine Archive und Bibliotheken erschloß. Namentlich erstere
bildeten für unsern Forscher eine kostbare Fundgrube. Zu
Ende Juni hatte er bereits vieles gefunden und a hoffte nun
ebenfalls in Archiv und Bibliothek » des Schlosses Ambras
weitere Funde zu thun. Zu diesem Zwecke gab ihm Maxi-
milian ein Empfehlungsschreiben an den Markgrafen Karl
voQ ßurgau mit, worin er ihn bat, Guillimann a als einem
verpflichteten Rat und Diener des Hauses Osterreich » seine
Sammlungen zu eröffnen und Einsicht zu gestatten M.
Zu Beginn des August 1609 muß Guillimann bereits
wieder reisefertig gewesen sein. Der hauptsächlichste
Grund, daß er den so lang ersehnten Aufenthalt abkürzte,
war die Krankheit seiner Gattin, die seit dem Johannis-
tage 1609 bettlägerig war.
Im Begriffe abzureisen, richtete er an Maximilian noch
einige schriftliche Worte : Mehr als alles andere haben ihn
fo gemachten reichen Funde in dem Willen bestärkt, die
einmal begonnene Geschichte des Hauses Osterreich fortzu-
führen. Dies ganz besonders, wenn erst die beiden Haupt-
schwierigkeilen beseitigt wären durch Befreiung von seiner
Professur und Sicherstellung seines Gehaltes. Wäre er
dieser unfruchtbaren Bürde, der Professur, entledigt, so
könnte er in einem Jahre mehr leisten, als sonst in zweien
•^der dreien *).
Nicht umsonst waren diesmal seine Vorstellungen. Es
') Sehr. V. 1. Juli Hm. Sf. A. J. duL 138. I. 137/138.
***fkgraf Karl von Burgau war der Sohn Ferdinands II. v. Tirol u.
^«f Philippine Welser.
*) Bf. V. Anf. August IßOl). Sf. A. J Cnd. 138. /. 30h.
l
hat den Anschein, als ob es Maximilian mit seiner bisheri-
gen IJnnachgiebigkeit bezüglich der Professur nur darum
zu tun gewesen , Guillimann ein höheres Einkommen zu
sichern. Jetzt, da es unter einem andern Titel vermehrt
werden konnte, war die Professur nicht mehr nötig. So
wurde denn der Geschichtschreiber des Hauses Österreich
der Vorlosungen enthoben und ihm dagegen noch 100
Gulden a Katssold o bewilligt, so daß sein Jahresgehalt
nunmehr 500 Gulden betrug *).
Ein Kammerbefehl vom 12. August 1609 machte hier-
über der Ensisheimer Regierung Mitteilung und befahl ihr
zugleich, die rückständigen Gelder a bei erster Gelegenheit»
Guillimann auszufolgen. In Zukunft aber sollen ihm seine
Gelder jeden Quatember ausbezahlt werden, ohne u seine
Heiligung oder Nachlaufen ». Guillimann habe vor, wieder
nach Freiburg zurückzukehren. Zur « Erzeigung unserer
gnädigen Gesinnung » habe ihm Maximilian eine goldene
Kette im Wert von 200 Gulden bewilligt. Der Kammer zu
Ensisheim wird befohlen, dies Geschenk alsbald zu bestellen n
und an die Innsbrucker Hofkanzlei zu senden. Auch Reise- — -
kosten und was er in Innsbruck « in seiner Herberge ver- — •-
zehrt )), werde ihm bestritten. Letzteres besorgte die Inns- — «
brucker Kammer, die einige « Reitungen » des « Frälich m^\\
Würt )) zugestellt erhielt « über die Zehrungen, welche ^^^ ä^
Johann Lintner — der Kanzler von Ensisheim — und Franz ,:k mi
Guillimann bei ihru schuldig verblieben », mit dem Befehl, ^ H,
den Wirt, « alß der die Kreiden zimblich gebraucht » c< »
gemäü den Wirtsordnungen zu bezahlen. Die Reisekosten ä"^ ^n
dagegen waren ihm von der Kammer zu Ensisheim zu ver "^-
güten '-).
Nach einer Abwesenheit von ungefähr zwölf WochenÄT«. n
ti-af Guillimann wieder im Kreise der Seinen ein *). Dass^ ^s
') Schreiben Maximilians an die Kammer in Ensi:<)ieim v, l'<?-
Au.c IW.). .SV. .1 ./. CW. I.'iS. I. ru/u:?.
') Relation v r, . Juli Um. .SV. .1 ./. Coti. 138. /. 140,
^) « Redii tandem (Jeniponte post duodooiniam pmpe hebdoma-
dem )). Uf. an Biderniann v. An.s?. IHOf). .SV. .4. /. Cofi. 138, I. 27b^^
— 181 —
erste war die Gunstbezeugungen, die er in Innsbruck er-
fahren, einem der Ensisheimerrate, Johann Georg Bidermann
zu berichten, wobei er namentlich des Erzherzogs Verfü-
gungen in Geldsachen heraushob und den Regierungsrat
bat, seinen ganzen Einfluß aufzubieten, damit ihm nicht
blos die Reisekosten, sondern auch die rückständigen 600
Gulden ausbezahlt und in Zukunft seine jährlichen 500
regelmässig bezahlt würden.
Die wenigen Wochen, welche unser Historiograph am
erzherzoglichen Hofe geweilt hatte, waren bei weitem nicht
hinreichend, um all das Material, welches für die Ausar-
beitung der österreichischen Geschichte notwendig war.
abzuschreiben oder sonst auszubeuten. Auf Guillimanns
Ansuchen eintretend beschloß daher Maximilian, seinem
Rat das Material nach Freiburg zu schicken. Dasselbe,
«Schriften und Bücher» sollte ordentlich verzeichnet « flei-
ßig eingemacht » dem (( Schatzregistraturamtsverwalter )) Joh.
Anlon Kribel übergeben werden ; derselbe sollte die Akten
«gen Freiburg füren, all dort etliche Wochen verbleiben
und nach verrichten Ding wiederum allherein füren lassen»,
und das alles auf Kosten der Kammer ^).
So schien es. als ob endlich eine entscheidende Wen-
dung vor sich gegangen, die allem Zaudern ein Ende be-
reiten sollte und die schließliche Vollendung des großan-
gelegten Unternehmens in die allernächste Nähe rückte.
Von der Professur befreit konnte sich der nunmehrige
kaiserliche Historiogra[)h ganz und ungeteilt seinem Werke
^vidmen ; sein Jahresgehalt war auf eine ansehnliche Höhe
gestiegen : für Erstattung der Reisekosten und Auszahlung
der rückständigen Salarien hatte Maximilian die gemessen-
sten Weisungen erteilt ; die Zusendung des nötigen Akten-
roaterials war zugesichert; Patent und Privilegium konnten
jeden Tag vom Kaiserhofe eintreffen. Dazu der Ehrentitel
und die persönlichen Gunsterweise Maximilians — Guilli-
manns langjährige Wünsche und so oft getäuschte HofF-
') Kam mersch reiben v.6. Oktob. ir>Oy. St. A. J. Cod. 138, 1. 31,
_ 182 —
nun<rcn waren ihrer Erfüllung nahe. Mit neuem Mut and
frischer Schaffenslust heimgekehrt, erwartete er nun begie-
rig das aufgefundene Material, um sich sofort nach dessen
Ankunft mit ganzer Kraft ans Werk zu begeben.
Balil indes wurde diese Zuversicht herabgestiniml.
Der Amtsverwaller Kiihel saumle merkwürdig lange mit
seiner koslbaren Fracht 'i. In jenen Tagen des Wartens
besorgte ^aiillimann. um doch nicht der Unthätigkeit zu
verfallen, die Drucklegunfji der Stammtafeln des salisehen
Kaiserhauses. S<*hon Kiidc Okiober konnte er sie dein
erzhorzoglichen Kanzler. Friedrich Altstetter, dem er sie
widmen wollte, zur Kinsicht übersenden.
Kurz nachher erfuhr Guillimann auch den Grund, wa-
rum Kribel mil den verspruchenen .Akten nicht erschien ').
Krzherz<»g Maximilian waren nachträglich Bedenken aufge-
sliegen. so wichtige .\kten über Land zu schicken. Des-
halb lautete sein endlicher Rescheid dahin; Guillimann möge,
da er der Akten durchaus benotige. nach Innsbruck kom-
men, um Auszüge daraus zu machen.
Arn IS. .Nnvember antwortete Guillimann dem Erz- -
herzog, er i:lanl»e zwar die Akten so geordnet zu haben, ,
daii sie leii'hl und nhne (lefahi- überschickt werden konn- — An-
ten. .Vllcin ei- füge sich aufs bereitwilligste und demütig 3,'-
sle seinem gnätliirsten l'rteil : sobald seine häuslichen An An-
gelegenheiten sich etwa^ liesser gestalten werden, wolle er*:« -^^p
.Maximilians Wunsch willfahrcM und so gut und so baldtn^ i'd
als möglich tliin-h die Tal /eigen, daü er dem Willen seiner a ^^-*-"'
Durchlaui'ht alle^ ainlcic hintansetze"». Klingt der Ton«^» *^n
A-
.. AI i:.i:'i:.':i \\'\i\w Ksii-.'iia- :ii'paioi. iuhiuo qui proniissa er
ron>i»:n;il:i .i-.'loiMl !iiv':iii:i:rii:.i .irJ ^^lii'l i.... ' Bf. v. '>"!. Okt. 1<5(X» "
Si. .1. ./. ('■ ■. ;.»v ; v.V-..
- S.!,ivi»v:: M:i\i:^i:ia:> \. 1. N.n . liJOi«. Finm/a I. 145.
' yi Ki-i iv.at^ ii;oi ii lU'ii .^-i teiiuiias, arbitrabar ita instru—
lUiMiUuuiii \f: 1.1:1 1.. . ji-i^o-r.is>o. ui ;iii;i illie describi, alia tuto
al»*»i[Uo iill-* p'iir-il' Ulli- ::;ii.>:jn!ii [v— 0 viiereiitur. Tarnen quia Taa*
Si»r .iliiiM \:>u:)i. pi. :r. 1 t'S<i!i;t.' ei i;U!iiiiliiiit* in Eius clenientissim-
ej» et
j-
I
— 183 —
dieses Schreibens formell und resigniert, so brechen Unmut
Qnd Klage desto heftiger durch in dem gleichzeitigen Brief
an den Kanzler Altstetler '). Guillimann kann keine Grunde
finden für die unerwartete Entschließung des Fürsten. Von
ihm selbst, so glaubt er, dürfte fuglich aller Verdacht
fern bleiben ; die Wege seien alle sicher, dennoch werde
ersieh fügen, sobald der Gesundheitszustand seiner Frau
beruhigender sei.
Nach kurzer Unterbrechung ihrer Leiden wurde näm-
lich Frau Agnes eben im November 1609 wieder völlig ans
Lager gefesselt und schwebte zwischen Leben und Tod.
Cm inzwischen nicht alles ins Stocken kommen zu lassen,
bat Guillimann den Kanzler, ihm von gewissen Akten, die
er dem Aratsverwalter Kribel genau bezeichnet hatte, Ab-
schriften zu schicken.
Indes hatte auch Erzherzog Ma.ximilian bereits für
seinen Rat eine Arbeit bereit. Im Jahre 1608 hatte sich
nämlich der Reichshofrat neuerdings mit dem badischen
Erbfolgestreit zu befassen. Erzherzog Albrecht, der Statt-
haller der Niederlande, war neben dem Grafen von Isenburg
Vormund der Erben des Markgrafen Eduard Fortunat,
welche von der Durlacher Linie aus Baden-Baden verdrängt
worden. Neben der persönlichen Teilnahme für die Kinder
Fortonats mochten die Habsburger noch ein besonderes
Interesse daran haben, die protestantischen Durlacher von
der Regierung der katholischen Lande von Baden-Baden
fern zu halten. Umsomehr als sich namentlich seit Grün-
dung der Union (1608) die evangelischen Fürsten offen
Segen Anerkennung der Fortunat'schen Erben als iMark-
?»afen und Regenten von Baden-Baden erklärten. In den
Jahren 1608 und 1609 wurde auf Fürslentagen zu Speier
und Worms ein Ausgleich versucht, jedoch ohne Erfolg.
Dabei wandten sich beide Parteien in Denkschriften an die
*) « Ecquod enim periculum ? A me nempe etiarn suspicio-
öem abesse debere contido. Et per viam tuta omnia ». Bf. v. Nov.
1^. Ebenda /. 33a,.
L
deutschen Stände, um die Suceessionsfähigkeit der Kinder
Fortunats. die aus unebenburtiger Ehe stammten, zu bewei-
sen oder zu bestreiten ').
Im Auftrage Erzherzog Maximilians arbeitete auch
Guillimann eine Denkschrift aus. zu der ihm das hinter-
lassene Material, das Pistorius für eine Geschichte der
Markgrafen von Baden zusammen getragen, Stoff lieferte.
Doch scheint diese Denkschrift nicht mehr Erfolg gehabt
zu haben, wie die andern, indem erst 1622 nach der für
die Union so unglücklichen Schlacht bei Wimpfen Georg
Friedrich zum Verzicht auf die obere Grafschaft gezwungen
werden konnte. Noch im Dezember 1009 erscheint Guilli-
mann mit der Ausarbeitung dieses Memorials beschäftigt
und die Übersendung an den Besteller dürfte erst zu An-
fang 1610 stattgefunden haben -).
-j*
^) Markgraf Christoph I. hatte seine Lande geteilt. Die obere
Grafschaft, Bad lmi- Baden, kam an Bernhard III , wiihrend die untere
Grafschaft, Baden-Duriaohan Markgraf Ernst fiel, lu der Folgezeit ging :
die untere Grafschaft mit ilirem Regenten haus zum Protestantliiaius *
über. Ein Nachkomme Bernhardts III., Eduard Fortunat, hatte durch j
Mißwirtschaft und leicht*»innigen Lebenswandel die Grafschaft Baden- —
Baden fast ruiniert. Da auch die untere Grafschaft in Mitleiden- —
Schaft gezogen wurde, besetzte 1514 Markgraf Frictlrieh Ernst von «i
Baden-Durlach Fortunats Lande. Nach des ietjjtorn Tode (KiOO) nahm «
er I^aden-Barlen ganz in seinen Besitz, indem er geltend machte, die '^-*
Kinder Fortunats seien nicht successionshihig, weil sie aus unelien- —
hurtiger Ehe h«'rvorgegangen. und er sei folglicli der nächste Erbe. Er
wollte Fortunats Erben auch die Grafsciiaft Spanheim wegnehmen.
was aber vnn Rudolf II. verhindert wurde, der die Successionsfrage
dem Keichs-Hofrat zur Entscheidung übertragen wis.sen wollte. Als
Friedrich Ernst Hi04 starb, trat sein Bruder Georg b'riedrich mit
seiner Erbschaft auch den Successionsstreit an. Vgl. « Sc/iOpJllnas,
Historia Zaringo-Baden*iis » (17<>8), I. l^d. Benutzt u. ergänzt wurde
Schöpflins Darstellung von J. Chr. Sarhs, Einleitung in die Ge-
schichte des markgräflichen und fürstlichen Hauses Baden. (Kails-
ruhe 1/70.) :{. u. 4. Bd.
*) « Memoriale Actionis primae Badensis. Sf. A. J, Cod. 138.
III. fol. J-.'J't. Khfinln II. t'nL l()U-t*J lindet sich ein Fragment von
-1 Blättern « Helatio historica rerum Hachbergensium et Badensium »,
welches alnM' nur bis ca 1-11.'> geht, l'ber seine Beschäftigung mit
— 185 ~
Im Dezember 1609 wurde Guillimann gleichfalls von
Krankheit ergriffen ; er litt noch zu Ende des Monats am
Fieber ; vom Fasten und Hungern war er ganz abgemagert
und geschwächt '). Seine Gattin Agnes litt immer noch
auf dem Krankenlager. Obwohl man kein Mittel unver-
sucht liel^, so daß Guillimann selbst fast zum Arzt wurde,
verließ das Fieber die arme Frau nicht mehr seit Anfang
November 1609 bis zum Februar des nächstfolgenden Jahres.
Seine eigene Krankheit, Kummer und Sorgen und die vielen
•schlaflosen Nächte setzten ihrem Galten derart zu, daü die
^anze Zeit für seine Studien verloren war *).
In diese trüben Tage hinein leuchtete Mitte Februar
'^10 ein Sonnenstrahl. Der Franziskanerguardian von Frei-
^^rg überbrachte dem schwergeprüften Gelehrten die gol-
dene Kette, welche der erzherzogliche Sekretär Faber dem
'^ater zu Innsbruck übergeben. Guillimann beeilte sich, dem
^'^zherzog in warmen Worten «einen Dank abzustatten für
^'<ts große und denkwürdige Zeugnis seiner Gute und Nacli-
•*^icht, das « süße Band » ; eher würde er sterben, als es
^^sziehen '*).
Noch lieber als Gold wären ihm wohl Patent und Pri-
^'''egiuui gewesen. Schon einen Monat später sah er sich
R'^zwungen, dem durch die Politik stark in Anspruch ge-
^^^ninenen Erzherzog mit der Bitte lästig zu fallen, ihm
^ie Dokumente vom kaiserlichen Hofe auszuwirken. Denn
i
«Ue>ier Angelegenheit beriditet Guillimann in zwei Briefen \<un tK n.
"^^»- l)ez. IHOI^ an Maximilian. .SV. .1. J. CoJ. i:iS. I. .'i.'ih^ u. :iia,.
') Rrief an Aitstetter, (Conc.) v. >:] Dez hm. .SV. A.J. Cod.
*) Brief an Aitstetter v. >. Febr. UilO. Khemhi L :Uh,.
*) « Seilicet quidera ita nie obliga\ it, ut prius vitii deserat,
<4uam exui ea possin] aut velini. O duice vinculuni... » Meikwiirdigei-
weise sind diese Worte im Concept, das uns vorlag, gestrichen. OITen-
^P fand Guillimann es für besser, seiner Freude nicht zu lauten .\us-
inickzu geben. Bf. an Maximilian (Conc.) v. 17. Feb.. 1010. Ehcmln
I
dies seien die Klippen, an denen sein ganzes Unternehnien
zu scheitern drohe \).
In eben diesen Tagen erhielt Guillimann vom Abt
Augustin von Kinsiedeln. wahrscheinlich für die selbstlose
Mitarbeit an den Klosterannalen ein Kru/jfix, «ein herrliches,
seiner freigebigen Hand würdiges Geschenk ». Eben jetzt
bereitete Guillimann die Herausgabe dieser Annaien vor.
Der Huchdru<*ker Lang lieü von der Frankfurier Messe die
auserlesensten Schriftarten kommen, welche dem Abt zur
Auswahl uberschirkl werden sollten. Über dies und andere
das Werk beschlagende Einzelheiten wollte Guillimann am ^
17. April Kilo an den Abt berichten*). Schon war der -7
Urief adressiert und versiegelt und harrte des Boten, der -»r
ihn mitnehmen sollte. Da erlöste endlich, wohl in der -vi
Nacht vom 17. auf den 18. April, der Tod seine Gemahlin r^ r
von ihrem schweren Leiden.
Statt dieses ersten Hrig^fes Hog nun ein andei*er hin- — Kl-
eiber und brachte die Ti'auerbotschaft den Mönchen im
Unstern Wald, welrhe sie mit inniger Teilnahme lasen.
rngcsaumt suchte dei* Abt den schmerzlich getroffe- -
nen Mann übtM- den Verlust zu trösten. So schon und in —
Iial1sv(»ll die NV(»rte sind, durch welche der Abt seiness» ^»es
ri)
i'-*-
*) « lv>i'uiii mihi >aiie ina>riuis usus, noque taiiieii inagis niouiirf ■ i"
in »'iiiolunioiilaiii «|uain piofiM-to uitins Doiuus Tuae Sei" laudein e ^-» et
jixloriain. ad (juain «uiiiiia int*a facta citnata et consilia tamquam ii x m in
iinirmn si(»j)urn convfMsritii <\\\\\. ^\ Ii\a ». Hf. v. 17. März 161(ÄI^J0-
') (luilliinann an Abi Au>;uslin. Bf. v. 17. April 1610. St. A M"--^'
./. ( in/. /.V.v. /. .V.'Vf/ /»,. — Der UinstainI ilaU dieser Brief noch ganz friscIC ^li^ch
i'r-^i'li.'inl. iinii auf lioin 'i. I^latt mit »lern Coiicept eines Briefes an Casatp-^ -^^
iiln'i*ichii«'lHMi i>t Ulli! in (Tuillimanns Naehial» aufgefunden worden^"* '*"?
-iiMili»! darauf hin. daLi w j^ar niohl abgesandt, sondern vom Schreibe-Ä-^ *^''
/mn<*khohalli'n und wieder auf.cesehnilt^Mi wurde. Daraus schließen -^^^
wir. dal.> \\(»Ij1 in der Nacht vom 1"/. auf den 18. April der Tod seines^^ *''
(iallin eintrat. Am 'A). Aprit spricht er in einem (fclegvnt/iche^ -tjr«
S.'hrcib.'n an ('asat.' vom Tode seiner Frau, und am fö. April koi
dnli«Ml ihm h.M-<>it< .\bt .XuuMi-^tin. Das Concept des Briefe« an Casat
hiiih't ««ich flifiiifii I. lUii^,
- 187 —
Freundes Leid za lindern suchte, so mußte doch das Aner-
bieten der weitf^ehendsten Gastfreundschaft noch wirksamer
seine herzliche Teilnahme an Guillimanns Geschick bekunden.
Nicht wenig slille den Schmerz, so schreibt er nämlich,
eine Ortsveranderung, eine Reise. Denn zu Hause pHege
der Anblick der Örtlichkeiten das Andenken und die Sehn-
sucht aufzufrischen und unwillkürlich zur Trauer zu stim-
men. Deshalb lade er Guillimann von ganzem Herzen ein,
ja er bitte ihn, auf zwei oder drei Monate nach Einsiedeln
zu kommen und unter ihnen zu weilen, so lange es ihm
gefalle. Wenn dieser Vorschlag nach seinem Sinne sei. so
brauche es nur ein Wort und schnelle Pferde werden ihn
in Freiburg abholen und nachher wieder zurückbringen ').
Guillimann nahm das hochherzige Anerbieten nicht
an. Er fand seinen besten Trost in Agnes' glückseligem
Hinscheiden, welches ja, wie er sich ausdrückt, als Preis
t*incs guten L(;bens, das Leben nicht raubt, sondern nur
in ein besseres verwandelt. Agnes hatte, nach dem Zeug-
nis ihres (iatten. immer so gelebt, als ob sie jeden Tag
sterben würde und war so gestorben, als ob sie ewig leben
würde. Nie hatte sie Oberlluli, Reichtum, Wohlleben. Hul-
digungen. Vermögen, und all das, was die gemeine Welt
liebt und erstrebt. Bequemlichkeit und Vergnügen begehrt,
und als ihr diese zu teil gewordtm, hatte sie dieselben nur
genossen wie fremdes Gut, wie etwas, das sie bald ver-
lassen mußte. Als ihr eigenstes unvergängliches Kigentum
dagejren betrachtete sie Hescheiilenheit und Züchligkeit ;
sie ptlegte also der Frömmigkeit, daLi es offenbar war. daß
•
^'e anderswo als hienieden köstliche Früchte ihrer Tugend
erhoffte. In ihrer langen Krankheit aber hatte sie immer
s^ hellen, fröhlichen und standhaften Mut ge/.eigt. daß
Nerraann einsah, sie habe nach den langen Irrgängen der
verflossenen Jahre endlich jenen We^ eingeschlagen, der
1 Das Schreiben (indet sich im Stifh<arrhir Juii,<. a. a. <). 14a;
^'ivoilijtändig abgedruckt bei Daguet, biogr. [». // f.
— 188 —
sie an das Ziel ihrer Wunsche führe, daß der Tod ihrem
Sehnen die Pforten öffne M.
Mit ihrem Vater trauerten zwei Töchter um die ver-
storbene Mutter. Susanna und Veronika. Allein der ver-
lassene Gatte hatte nicht Zeit, sich langer Trauer um seine
Agnes, die als stillwaltende treubesorgte Hausfrau und
Mutter all sein Miljgeschick und die schweren Enttäusch-
ungen der letzten Jahre mit ihm durchgekostet und ihm
unter fremden Menschen eine eigene Heimstätte bereitet
hatte, hinzugeben. Denn bereits warteten andere Aufgaben
des Unermüdlichen.
V.
Letzte Arbeiten, Hoffnungen und Enttäuschungen.
Seit dem Jahre !0Ü8 wurden zwischen Maximilian und
dem Bischof von Basel weitläufige Unterhandlungen gepflo-
gen über die geplante Reform der Hochschule, zu Freiburg,
welche von (Juillimann mit Interesse verfolgt wurden. Da
wurde er selbst im August 1610 vom Erzherzog beauftragt,
darühei' ein (lUtachten auszuarbeiten Ma.ximilians Plan
war es. den Bischof von Basel zum ständigen Kanzler zu
erruMUHMi -). Es sollte aber die* Universität auch ein be-
ständig daselbst residierendes Hau[)t haben. « wie an andern
geordneten lloclischulen ». Dazu war, als Vizekanzler, aus-
erseh(Mi Dr. Thomas Hendl. Obwohl dieser Mann sich hiezu
eigneU\ u rtMlele » der Bischof von Basel sich seinelhalben
(i aus I). Wenn schlieiilicli Hendl oder jemand anders der
M Sr. .1. ./. CttJ. i.'i.s'. /. ."),V Ks sind Retlexioiieri Guillimanns
iihor »ii'n loi -oiiHM' luMiialilin. stelloiiwoise in sehr j^elehrteiii Tone
sji'lialttMi ; n'tlnoh doulot iiii'hts liarauf hin. dai* er sie in Briefform
Ci'hrai'lil lind xiM'WtMtol halto.
-I Kam nuMsih reihen an (iuilliniann v. 'iL Aug. 1610. St. A.
1
— 189 ^
dazu taugte, nicht zu bewegen wäre, das Amt eines stän-
digen Vizekanzlers zu übernehmen, so würde Maximilian
sich schlieliliüh begnügen, wenn derselbe wenigstens vor-
äbepgehend die Reformation unci Visitation auf sich nehmen
wollte. Wäre Hendl auch hiezu nicht zu vermögen, so
sollte Guillimann einen andern vorschlagen. Ferner teilte
Maximilian seinem Rat die « Bedenken )> mit, welche er
öbep die Art und Weise des Vorlesens allen Fakultäten
'f erteilt » hatte. Über alles sollte Guillimann ein ausführ-
'i^'hes Gutachten abgeben, auch eine beiläufige Instruktion
^«sarbeiten, « wie sie für die zukünftigen Visitatoren und
'Reformatoren, damit die Universität ihren alten Ruhm wie-
Uer erlange, zu geben sei »;
In diesem Auftrag mußte Guillimann eine Ehrung und
^'n^n Akt des vollsten Vertrauens erblicken. Das war eine
S'lanzende Genugtuung, für die Geringschätzung, die ihm
^nd seinem Fach einst von Seiten der Hochschule zu teil
R'evorden.
Anfangs November 1610 weilte Guillimann bereits in
Innsbruck. Daselbst trafen ihn Briefe von P. Christoph
Hartmann.
Schw^ere Bedenken waren nämlich dem Stiftsbibliothe-
^ar aufgestiegen, seinen Namen auf dem Titelblatte prangen
^u sehen. Dagegen wandte nun Guillimann seine ganze
Öeredtsamkeit auf. Wen P. Christoph denn für den eigent-
lichen Baumeister halte, den Maurer oder den Zimmermann
oder denjenigen, der jedem der Arbeiter das Material lie-
fere? Warum er in Bezug auf den Stil Bedenken habe?
P- Christophs Stil gleiche dem seinen wie die Milch der
Milch, ein Ei dem andern. Er sei viel zu gewissenhaft und
zu ängstlich, daß er dermaßen einige Kritiker fürchte. Diese
^^'etden ihn entweder für einen bekannten Autor halten oder
«*ter gar nicht wissen, wer er sei. Von jenen habe er
nichts zu fürchten, noch weniger von letztern. Zudem er-
fordere es die Würde des Stiftes und so eigne sich nie-
mand besser zum Verfasser als P. Christoph. Was sollte
^cnn er [Guillimann?] P. Christoph lasse sich von der Liebe
— 190 —
irre fuhren, vom Scheine blenden. Selbst wenn der Abt es
ausdrücklich anders befehlen würde, gäbe er, Guillimann,
seine Zustimmung nicht *).
Vieles hielt Guillimanh in Innsbruck zurück. Doch
hoffte er. Weihnacihlen zu Hause zu feiern. Auch die in
Freiburg herrschende Pest hatte ihn nicht aufgehallen.
Allein seit der Rückkehr des tj-zherzogs nach Innsbruck
hatten sich die Hofgeschäfte gemehrt, zu denen violleicht
auch Guillimann als kaiserlicher Hat in einzelnen Fällen
herangezogen wurde. Außerdem häufte sich die wissen-
schaftliche Arbeit. Je länger er blieb, je mehr er hinein-
griff, so berichtet er, desto weiter öffnete sich das Meer -),
Inzwischen drängten noch die Buchdrucker in Frei-
burg, Guillimann möge ihnen für Drucklegung einer Schrift
des nunmehrigen Kartliäusers Jodokus Lorichius und der
Annalen des P. Christoph vom Erzherzog und vom Abt
Auguslin die nötigen Unterstützungen verschaffen. Diese
Sorge überwies Guillimann seinem Freund P. Christoph,
ebenso die Obsorge für den Stich der Wappen durcl» Lukas
Kilian, welchen Guillimann auf der Heimreise zu besuchen
gedachte.
Am 4. Dezember 1610 verlieh Maximilian dem Historio-
graplien und seiner Familie Adelsfreiheit und Wappenbesser-
ung, (iuillimann war damit, in den Adelsstand erhoben und
dieser Adel sollte laut Urkunde auch auf die Nachkommen-
schaft vererbt werden können « fürohin in ewig Zeit»').
') Guillimann an ''.'. Christoph, Hf. v. 15. Nov. 1610. Sli/ts-
(irr/tic A7//S. a. a. O. 7. a. P. Christoph liat laut Guiliinianns Brief
zwei Schreiben geschickt, eines am 1. Nov., das andere am *2. ;
Guillimann erhielt beide am 14. November. Guilliniann setzte in
dieser Angelegenheit seinen Willen tatsächlich durch und so nennt
denn auch das Tik»lblaU der Annalen P. Christopl» als Verfasser.
Dieser noble Streit zeigt indes, in welchem Maße Guillimann am
Werke mitarbeitete.
') Guillimann an P. Christoph, Rf. v. tx». Xov. 1010. Sfifts-
iirrhir Kinsicilebi n. n. O. 7.
^) Der Adelsbrief findet sich in den Tirolischen Wappenbüchern
im k. k. Ministerium des Innern in Wien. Er ist datiert vom 4.
— 19t —
Nicht geringere Freude aber bereiteten ihm die kaiser-
lichen Privilegien, die ebenfalls anfangs Dezember in Inns-
bruck eintrafen. Kv schrieb dies der lebhaften Verwendung
des kaiserlichen Sekretärs Barvitius zu. Weil aber das
Druckprivilegium nur auf die « Austriaca )) lautete, während
Guilliroann es ausgedehnt wissen wollte auf alle Schriften
und Schriftsteller, die er je herausgeben werde, ferner auf
solche Schriften anderer zeitgenössischer .Autoren , deren
Herausgabe er für zweckdienlich erachten wurde, so hatte
er die Absicht, mehrere Bändchen über die Geschichte des
deutschen Reiches zu veröffentlichen. Deswegen erbat er
sich von Barvitius die Ausfertigung eines neuen Privilegs,
das gleichsam einen Anhang zum ersten bilden sollte und
dessen Entwurf er seinem Briefe an Barvitius beilegte ^).
Diesen Anlaß benutzte er, um einem ehemaligen Slu-
diengenossen, der ihn zu Innsbruck traf, die Gunst des
eiDlIuüreichen Hofbeamten zu Gute kommen zu lassen. Es
war Dr. Andreas Ruinella aus Graubunden, der in den po-
lilischen Wirren der letzten Jahre eine Rolle gespielt. 1607
landtlüchtig um 700 Kronen gebüßt worden *). Er halle
öeiember 1610. Danach war Guilliniann berechtigt fürderhin fol-
gendes Wappen zu führen : « Als mit namen einen roth oder rubin-
farbeii Schildt, darinnen erscheint ein gelb oder goldtfarben Kreuz in
^^f mitten, und zu allen vier seitten desselben ein roth oder rubin-
^arbe Rosen. Auf dem Schildt ein offner Adelicher Thurnierhelni
Diit vergultein Timbrys (?) [gemeint ist der Rost] und einer umb-
hangeuden roth oder rubin : und einwendig underzognen gelb oder
?jldtfarben Helmdecken geziert, darauf ein güldene künigliche Krön,
*^^ Welcher abermalen eine deren unden im Kreuz des Schiidts gleich-
förmige roth oder rubinfarbe Rosen ». — Das Wappen, welches Guil-
linianu bisher geführt, weist nur kleine Verschiedenheiten auf : Das
•^feuz war weiß oder silbern, der Helm otlen, die Krone fehlte, die
Helmdecke war inwendig weiß oder silbern. Vgl. Kindler r. KnoblucU,
'^berbadisches Geschlechterbuch (1898), Bd. 1, S. 488, wo Guilli-
™anns früheres Wappen, das noch im Museum in Freib. i. Br. ver-
wenden ist, beschrieben wird und abgebildet ist.
') Bf. an Barvitius v. 6. Dez. IHIO. St. A. J. Cod. 13^. f. I.'ht.
^) Khemfa. Über Ruinella siehe a. o. S. 74, Anm. 1.
L
— 192 —
jetzt einige Geschäfte am Kaiserhofe und Guillimann hoffte,
ihm durch seine Rmpfehiung das Vertrauen des kaiserlichen
Sekretärs zu gewinnen.
Der Aufenthalt in Innsbruck zog sich diesmal in die
I.änge. Noch Mitte Februar 1(511 weilte Guillimann mit
seinem Amanuensis, David Schmidlin, in der Innstadt. Die
Kosten trug wiederum die Regierung *)
Nach seiner Rückkehr nach Freiburg im Februar oder
März 1611 widmete er seine ganze Kraft der Ausarbeitung
der «Austriaca». Um die 7 noch fehlenden Bildnisse der-
jenigen Erzherzoge, welclie Albrecht hießen, zu erlangen,
wandle er sich an den Regenten der Niederlande, Erzher-
zog Albrecht. Nachdem er ihm berichtet, wie er in den
Dienst des Hauses Habsburg gekommen, welche Ehrungen
ihm zu Teil geworden, bittet er Albrecht, sein Bildnis, so-
wie das seiner Gemahlin erst zu prüfen, bevor sie dem
Kupferstecher übergeben wurden. Auch hotit er von ihm
zuverlässigere Bildnisse einiger spanischen Infantinnen zu
erhalten, als aus der Innsbrucker Schatzregistratur. Schließ-
lich erneuert er sein Gesuch um Ermäßigung des Salz-
preises ^). Ob seine Schritte diesmal von Erfolg gekrönt
gewesen, erfahren wir nirgends.
In die Zeit nach seiner Ruckkehr von Innsbruck fällt
auch die Abfassung des Gedichtes « Aliquid », welches dem
Kanzler Maximilians, Altstetter. gewidmet ist ^).
') Schreiben der Hofkanzlei Innsbruck an die Ob, Österreich.
Kammer, v. IH. Febr. 1011. St. A. J. Cod. 138. I. 149,
') Bf. V. 9. Mai 1611. Khcnda 1. 44b/a^.
^) « Aliquid » Francisci Guillimanni ad Fridericum Altstetterum
cancellarium amplissimum, gedruckt im Amphitheatrum Sapientiae
Socraticae Jocoseriae etc. a Cm^puro Dornario, Hanoviae 1619. 1 Bd.
S. 721^». Das Gedicht ist ein Wortspiel mit den beiden Begriffen
aliquid und nihil als Thema. Wir zitieren daraus einige Verse, die
uns über die Zeit der Abfassung orientieren :
Me quoque, ne dubies, Alit/uid tot raensibus Aeni
Ad pontem tenuit. Toleravi frigora, ventos
Imbres atque nives, et adusti sidera Cancri.
Ut spectarem AUffnicf, Per iniqua, per aspra viarum
— 193 —
Auffallenderweise war Guillimann seit seiner Rückkehr
von Innsbruck im Herbste 1609 von selten der Stadt Frei-
burg unbehelligt geblieben. Erst am 18. Mai 1611 wurde
dem Stadtschreiber aufgetragen, « mit dem Herrn Francisco
Guillimanno, so khein Lektor mehr bei der Universität, das
er sich under die Stadt begebe, zu reden » *).
In die Mitte des Jahres 1611 fällt auch wohl seine
Wiederverehelichung. Den Namen seiner zweiten Frau konn-
ten wir nicht feststellen. Schon im Mai 1610 hatte er bei
^«m Ensisheimer Rat Joh. Georg Biedermann um die Hand
seiner Tochter, obwohl er sie vorher nie gesehen, angehalten
^iid gewünscht, wegen der bevorstehenden Abreise nach
'nnsbruek die Hochzeit zu beschleunigen^). Allein es wurde
'Nichts daraus, und so besorgte denn Guillimanns Schwester
^^s Hauswesen. 1611 nahm er seine Heiratspläne wieder
^^t. Erst fragte er abermals bei Biedermann an. Allein
^^s (( Tochterchen » wollte nicht ihr Jawort geben, was Guil-
■*'nann nicht wenig ärgerte und das geheime Spiel glück-
'■cherer Nebenbuhler dahinter vermuten liess^). Wir wissen
Perque tot aufractus, valles, inontesque veredo
Quatripedante Aliquid quaesivi, eodemque reperto
Si usque frui liceat, Nihil est, quod iam immorer ultra.
Inio agite, atque novae sophiae mysteria puris
Auribus accipite et mea dicta lecondite iidis
Mentibus. Este procui blaterones atque saperdac.
*) Ratsproioholl v. 18. Mai 1611, v. Freibur« i. Er., Stadtarchiv,
^viiliimann war auch Geselle der Zunft zuiu « Gauch » ; die Stadt-
^■"<inung schrieb vor, daß jeder Bürger einer Zunft angehöre.
') Es mag auffallend erscheinen, daß Guillimann so bald nach
^^cn Tode seiner Gattin schon wieder auf Freiensfüßen erscheint.
"^r Umstand indes, daß er diejenige, um deren Hand er warb, vor-
*^«r noch nie gesehen, muß jeden etwa auftauchenden Verdacht be-
^^iligen. Es war Guillimann, der eine längere Abwesenheit von Frei-
«virg vor sich sah, wohl besonders daran gelegen, noch vorher einer
^'^' eilen tüchtigen Hausfrau seine Familie anvertrauen zu können.
^i«Ueicht auch daß die mißliche (inanzielle Lage ihm etwelche Mit-
R^^t willkommen erscheinen ließ. (Jber diese Heirat geben uns zwei
Briefe einigen Aufschluß. Der erste ist datiert vom Monat Mai 1611.
^t.K.j, Cod. 138. I. 4lb. In diesem Brief erwähnt Guillimann
13
— 194 —
nicht, ob sich die Umworbene nicht am Ende doch ent-
schloß, dem kaiserlichen Rat und Historigrapheo, der da-
mals 42 Jahre zählen konnte, ihre Hand zu reichen. Fest
steht nur, dass Guillimann 1611 sich wieder verheiratete.
Im April 1611 waren auch die Annalen des P. Chri-
stoph fertig geworden. Guillimann hatte sie einer letzten,
äusserst sorgfältigen Durchsicht unterworfen, verbessert,
vermehrt oder verkürzt, je nach Erfordernis von Zeit und
Umständen. Nun begann der Buchdrucker Lang mit seiner
Zustimmung deren Druck. Der Abt wünschte das Werk
dem Erzherzog Maximilian zu widmen, weshalb ihm Guilli-
mann, der zuversichtlich auf huldvolle Aufnahme zählte,
eine Widmungsformel überschickte. Den Abt selber aber
beglückwünschte er zu dem Werke, das den übrigen Prä-
laten der Nachahmung wert erscheinen müsse ^).
Auch die Austriaca lagen nunmehr druckfertig vor.
Der Verfasser wandte sich nun an den Erzherzog mit dem
Vorschlag, in Freiburg eine eigene Druckerei zu errichten.
Maximilian wollte darüber <( in Gnaden beschließen », sobald
Guillimann « beiläufig andeuten » würde, wie hoch sich die
Kosten der Drucklegung belaufen werden und wie es mit
dem Absatz der Exemplare aussehen werde. In Bezug auf
sein (( Anhalten » um die Errichtung einer Druckerei wolle
er sich « gegenwärtig halten », daß eine solche eingerichtet
werden und wie die Universität den Namen Archiducalis füh-
ren soll ^). Die Nachrichten über diese Druckerei fließen
überaus spärlich. Doch scheint es, daß Guillimann die Ab-
sicht hatte, mit dieser Buchdruckerei ein gewinnbringendes
seine frühere Anfrage und erneuert sie. Im zweiten v. 8. Juni 1611,
(St. A. J. Cod. 138. I. 42n) bedauert GuillimaDn bereits seine Ab-
weisung, verspricht aber dem Vater der Abweisenden trotzdem die
frühere F'reundschaft bewahren zu wollen.
^) Guillimann an Abt Augustin, Bf. v. 10. Mai 1611. Original
im Stift^avchir. Einsled. a. a. O. 8a. Concept St. A. J. Cod. 138.
I. 4rwlb.
') Sehr. Maximilians an Guillimann v. 30. Mai 1611. St, A.
y. CW. 138. I. 150/151.
— 195 —
Unternehmen zu begründen, wofür ihm die vom Kaiser ver-
langten weitgehenden Druckerprivilegien die besten Aus-
sichten eröffneten.
Ein ganz besonderes Interesse brachte Guillimanns
Werk der Markgraf Karl von Burgau entgegen. Er fühlte
sich offenbar geschmeichelt, dass Guillimann ihm in diesem
Werke einen Platz unter den Fürsten Habsburgs einzuräu-
men gedachte. Deshalb bemuhte er sich eifrig um den an-
geblich gedruckten ersten Teil. Sein Augenmerk galt be-
sonders den (( Contrafettura )), welche Guillimann besaß, und
erbat ihn, ihm zu denselben zu verhelfen ^).
Bereits hatte der Markgraf in Augsburg nachfragen
lassen, jedoch den Bescheid erhalten, daß das Werk <( nit
allerdings verfertigt und die Kupferstiche noch nicht vor-
handen sein sollen». Er mochte dies nicht glauben und
wandte sich an den Verfasser persönlich mit der Anfrage,
wo etwa dieser erste Band samt den angedeuteten Kupfer-
stichen zu finden sein mochte ». Guillimanns Antwort wird
ausweichend gelautet haben *).
Noch fehlte viel zum endlichen Abschluß des Werkes,
vor allem — Geld. Unser Geschichtschreiber sandte seinen
fertigen Band dem Sekretär Faber, damit Maximilian nach
dessen Durchsicht die nötigen Mittel bewillige, namentlich
eine Anleihe von 500 Gulden, wohl zur Einrichtung der
Druckerei. Maximilian, hilfsbereit wie immer, gab der vor-
derösterreichischen Kammer Befehl, dem Bittsteller alsbald
ein «Subsidium » von 500 Gulden einzuhändigen, ferner den
rückständigen « Sold ohne Verzug erfolgen zu lassen » ; ebenso
dem Amanuensis, welcher Guillimann in Insbruck geholfen,
die bewilligten 50 Gulden « gutzumachen ». Dagegen erwar-
tete er, daß der Verfasser einige Exemplare an seinen Hof
einliefern werde").
') Sehr, des Markgrafen an Guillimann, vom 14. Juli 1611.
^^r^da I. 152/153.
') Sehr, des Markgrafen an Guillimann, vom 'ij. Juli 1011.
^^fida I. 154/155, Eine Antwort Guillimanns findet sich nicht.
^) Sehr. Maximilians an Guillimann v. 1. Aug. 1611. Ebenda
^' ^^61157.
— 196 —
Die Kupferstiche sollte Faber von Innsbruck mit der ge-
wohnlichen Post nach Freiburg senden. Ein erzherzoglicbes
Buchdruckerpatent sollte die erzherzogliche Hofkanzlei binnen
kurzem ausfertigen. So standen die Dinge im August
1611.
Jedoch abermals vermochte die Kammer in Ensisbeim
mit ihren Zahlungen den Anweisungen Maximilians nicht
zu folgen. Von dem Vorschuß an die Druckkosten zu
schweigen, war sie noch mit der Gehaltszahlung an Guilli-
mann um sechs Quatember, d. h. um 750 Gulden im Ruck-
stand. Und wenn Guillimann gehofft hatte, diese Summe,
welche ja schon verfallen, endlich ausgefolgt zu erhalten,
so sollte er bald eines andern belehrt werden. Nach vielen
Bemühungen erhielt er am 5. Oktober 1611 ein Kamraer-
schreiben von Ensisheim, worin ihm eröffnet wurde, daß die
Regierung nicht im Stande sei, jetzt schon die verordneten
500 Gulden auszugeben; ebensowenig die 50 Gulden für
den Amanuensis ; hinsichtlich seiner Salarien wolle man
sehen, ihm so bald als möglich etwas zukommen zu lassen').
Das Ausbleiben der finanziellen Unterstützung gereichte,
so klagte darauf der bedrängte Gelehrte, namentlich in so
teuren Zeiten, seinem Hauswesen wie seinem Werke zum
schwersten Nachteil. Am meisten Kummer aber bereitete
es ihm, daß er den Erwartungen und dem Wohlwollen der
Fürsten nicht genügen könne, trotz aller aufgewendeten
Arbeit, und so grossem Geldaufwand. Eine Buchdruckerei
ließ sich nicht unterhalten ohne Geld, und Guillimanns
Mittel waren völlig erschöpft, zumal da ihm auch sein Ge-
halt ausblieb. So wandle er sich am 12. Oktober 161i
neuerdings an den Erzherzog, selbst auf die Gefahr hin,
dem Vielbeschäftigten lästig zu fallen*). Allein ein mehreres
') Sehr, (juillimanns an Maximilian v. 12. Okt. 1611. Ebenda
I. 47a.
>) Bf. V. l-^ Okt. IHll. Kbonda 138. L 47. Dieser Brief
schildert Guillimanns trühe Lage so klar, daü wir ihn hier nach dem
Coneept mitteilen wollen : « Importunus esse nolui, etsi decreta ab
luae Serenitatis benignitat« pccunia ad oditioneni prinii touii Austria-
— 197 —
EQ tun stand nicht in dessen Vermögen. So trat jene
letzte verhängnisvolle Stockung ein, welche den schwerge-
tSuschten Gelehrten vollends um die Früchte seiner Arbeit
brachte. Eine tiefe Entmutigung hatte sich seiner be-
mächtigt.
Um wenigstens dem Erzherzog Maximilian all seine
Gute und Gunst einigermaßen zu vergelten, ordnete und
kommentierte Guillimann in diesen Monaten die lateinischen
autobiographischen Aufzeichnungen Maximilians I. Er hatte
sie aus Staub und Moder ans Licht gezogen, als er die
erzherzoglichen Archive durchforschte, und überreichte nun
diese Arbeit als Zeugnis seiner Verehrung für das Haus
cae bistoriae sicuti neque mihi iani per sex Quatemhres dehita sa-
laria nondam post tot menses procedercnt ac solverentur. Aliqua enim
spes adhuc sapererat, fore ut tandein ea summa, quae neque magna
[et in magnum tarnen opus] et pro maiori parte iam debita esset, re-
praeüentaretur tandem post plures soUicitationes die mercurii proximo
praeterito (d. h. 5. Okt.) literas a Camerae Conslliariis accepi, qui-
bu8 sigoificant, sibi impossibilc esse, iam persolvere quos Tua Ser»"*
^^xnviii quintjentoB ßovciios, sicuti neque qnintinaijinta mei ama-
Doensis. De salariis meis vero eos curaturos, ut aliquid quam primum
tieri poterit recipiam. Quod etsi mihi gravissimum et rei meae do-
mesticae uti et studiis incommodissimum et alienissimum accidat, bis
•naxirae antjusds lemporibus, tamen eo niagis doitM), (juod Tuae Ser"*
'^pcctationi et singulari erga me gratiae ac benign itati in primis sa-
lisfaeere non possum et post tot Inbores meos, cif/ilias^ et inipcnsa,<j
^^iligeotiae qualiscumque meae et profecto summae erga totam Ser"""'
domom observantiae specimen aiiquod paullo iiiu.'*trius exbibere ne-
<|neo quam meam devotionem et omncm opinionem. Ita enim res
^ypographicae se haben t, ut non nisi praesent^i pocunia suscipi et per-
tt<?i queant : et res meae sunt absque solutiorie salarii et liberali sub-
sidio [nimis iam quidem t/nhccillaf eiorhansfar], Igiturad Tuam Sei''"
tamquam ad certum portum et refugium recurro, eamque quam hu-
•öilime et suppliciter precor, ut aliud quod Optimum videbitur hoc
in negotio instituere, ordinäre, et mandare dignetur neque permittere
^*lit ut quorum Principum suorum antecessorum gloriosissimae me-
'öofiae exactae effigies magno et iaudatissimo sumtu aere incidi cura-
^U et curat, eorundemque vita gestaque et decora amplius deside-
fßntor. Sed potius typorum luce et spiendore publicari, et posteris
^^ Ser''* erga maiores suos et aeternum eorum memoriam peculiaris
*ßecia8 testimonia relinqui ».
— 198 —
Österreich und seines hohen Eifers in der Verbreitung
dessen Ruhmes dem Erzherzog*).
Aus dem Dezember des Jahres 1611 besitzen wir auch
einen wertvollen Brief GuiUimanns an den Kardinal Fede-
rigo Borromeo in Mailand. Aus dem Schreiben geht her-
vor, daß Guillimann dem Kardinal seit dem Wegzuge von
Luzern keine Nachricht mehr hat zukommen lassen. Er
gibt in dem Briefe vom 29. Dez. 1611 als Entschuldigungs-
grund an seine Übersiedlung nach Freiburg i. Br., seine
vielen Reisen in burgundische Landesteile, ins Elsaß, nach
Schwaben, nach Böhmen, Oesterreich und Tirol, die er im
Auftrage seiner fürstlichen Herren unternommen, um deren
Archive zu durchforschen^). So sei ihm wenig Zeit und
Gelegenheit für Korrespondenzen geblieben und manchmal wie-
derum habe es ihm an der Gelegenheit, Briefe zu übermitteln,
gefehlt. Dieser Brief ergänzt leider nur andeutungsweise
eine gewaltige Lücke, die sich in GuiUimanns Korrespon-
denz findet Aus dem Jahre 1609 haben wir vom 8. April
bis zum 8. November keine Spur von GuiUimanns Aufent-
halt und Tätigkeit, so daß die Annahme, Guillimann habe
in diesen sieben Monaten einzelne größere Reisen unter-
nommen, nicht ungerechtfertigt erscheint.
Noch ein anderes erfahren wir aus dem gleichen
*) Guillimann an Maximilian. Der Bi'ief ist undatiert. St. A.
J. Co(L 138, I, 40. Vgl. unser Verzeichnis v. GuiUimanns Schriften.
*) « Sed profecto mutatio primo meae oonditionis, ut et regionis,
mox variae in diversas provincias Burgundiae^ Alsatiam, Sueviam,
Bohemiam, Austriam, Tyroliam iussu meorum Principum [inspicien-
dis et pervolvendis eorum archivis] suseeptae peregrinationes, haut
paruni temporis et occasionum absumere » Bf. v. 29. Dec. 1611.
St. A. J. Cod. 1H<H. I. -18. — Federigo Borromeo, geb. d. 18. Aug.
1564 war der Sohn Giulio Caesare's, Vetters des hl. Karls Borromeo.
1587 Kardinal, 1595 Erzbischof von Mailand ; er starb 1631. Der
obenerwähnte Brief und einer v. 8. Mai 1612 sind die einzigen Über-
reste aus der Korrespondenz zwischen Guillimann und dem Erzbischof.
Vielleicht, daß der Zufall noch mehr zu Tage fördert. — Im Briefe
V. 8. Mai l<il2 dankt Guillimann dem Kardinal für ein « magonm
et veneral)ile pignus B. Caroli » wahrscheinlich eine Reliquie.
— 199 —
Schreiben, nämlich, daß Guillimann ein eifriger und dank-
barer Verehrer des Vorgängers und Verwandten Federigo's,
Karl Borromeo, der 1610 von Paul V. kanonisiert worden
war. Voll Freude berichtet er dem Kirehenfürsten, daß er
oacb seiner RQckkebr vom Kapuzinerprovinzial P. Alexander
die Erlaubnis erhalten, im Haus der Kapuziner, in dem
Doch zwei Altäre fehlen, einen zu errichten, und diesen
habe er dem heil. Karl Borromeo geweiht. Man mochte sogar
herauslesen, Guillimann habe noch an andern Orten dem
hl. Karl Kultstätten errichten lassen. Der Umstand, daß
Freiburg eine von allen Nationalitäten besuchte Universität
habe, schien ihm diese Stadt noch besonders als Ausgangs-
punkt für die Verehrung des hl. Karl zu empfehlen. Guilli-
mann erbittet sich von Federigo noch einige Reliquien Karls,
um sie in den Altären einschließen zu können, wodurch die
Verehrung in Freiburg gefordert und gleichsam approbiert
werde. Guillimann hatte auch bereits in Mailand ein Bild-
ois Karls für seinen Altar malen lassen ^).
Im Frühjahr 1612 endlich verließen die «Einsiedlischen
Annalen» die Presse, der nun doch, vielleicht auf Guillimanns
Kosten — daher wohl »ühren seine 1500 Gulden Schulden
- errichteten erzherzoglichen Druckerei. Als P. Christoph
das Werk erhielt und seinen Namen auf dem Titelblatt er-
blickte, brach er in Tränen der Freude aus; er konnte
seinen heißen Dank für solche selbstlose Freundesliebe kaum
in Worte fassen*). Als Guillimann vom Abte das Wid-
*) a Atque huius meae devotioni? [seil, erga nomen Borromaeum)
^timonium quäle quäle jaraquoque haut volo te latere. Impetravi
praeteritis diebus, cum ab Oeniponte domum rediissem, ab R. P.
Äleiandro Capucinorum Provinciali, ut in ipsorum aede [ex aula Sere-
nissimi Archid, Maximiliani quam hie habent elegantissimam, sed
dnobos adhue altaribus destitutam, unuDi ex illisj eonstituere possim.
W altare nomini et cultui S. Caroli, cuius vivi in me, tune quidem
P^ne puerum et amentiorem et duodeeimum annum nonduni egres-
sam, plurima fuerunt beneficia, sed multo plura defuncti et in bea-
torum seriem percepti, ac quibus pluria alias consecrare et dedicare
decrevi». SL A, J. Cod. 138, I. 48.
0 « Benedicta manus tua, benedictaque hora illa, qua opus aba
— 200 —
raungsexemplar für den Erzherzog erhielt, weilte Maximilian
gerade in Wien. Deswegen trug er Bedenken, den Folianten
den Fährlichkeiten einer so weiten Reise auszusetzen und
fragte erst den Erzherzog an. was zu geschehen habe.
Dieses Schreiben vora 11. Juli 1612, das letzte, welches
wir von Guillimanns Hand besitzen, ist gleichsam in Vor-
ahnung seines nahen Todes abgefaßt'). Es gibt einen zu-
sammenfassenden Überblick über seine Tätigkeit als Ge-
schichtschreiber des Hauses Österreich und sollte die Schuld,
daß der Erfolg so gar nicht den aufgewandten Mitteln ent-
sprach, von seinen Schultern walzen. Noch immer vermißte
er die 500 Gulden für die Einrichtung der Druckerei ; von
seinem Gehalt erhielt er nur kleine Beträge, statt der ver-
fallenen 6 Raten höchstens drei. Diese kleinen Summen
gingen sofort im täglichen Lebensunterhalt auf, so daß er
hilflos, aller Unterstützung bar, nichts zur Herausgabe des
Werkes unternehmen konnte.
Hätte man ihm, so schreibt er, den Verordnungen
des Fürsten gemäß, Vorschuß und Gehalt verabfolgt, so
läge der erste Band zum großen Teil gedruckt vor, da
ja alles andere bereit sei, auch die Bildnisse und Wappen;
wahrlich zu keiner andern Zeit wäre es so nötig gewesen,
die Herausgabe eines solchen Werkes zu beschleunigen, als
eben jetzt, wo dem Hause Osterreich so viele Neider und
Verleumder erstehen, welche durch dies Werk widerlegt
und zum Schweigen gebracht würden. Mit Recht beklage
er sein Geschick, sehen zu müssen, wie seine langjährigen
t-o acceptiim et tarn felicitor. .. O auiorem ! quem ego tarnen serio bis
serio iuquam et calidissiine lepono, et spe tui sola incordatione li-
quescam insolvarque in lacrimas. Augenter illae et plenicae quasi
alveo profluunt, dum carissimi genitoris, eheu, olim mei, simul re-
cordor». Bf. an Guillimann, v. 12. Jan 1612. .S^. A. J. Cod. 138.
I. 160/161/16'^.
*) St. A. J. Cod. 13S. I. 5JI5:?. Dies ist die Reinschrift, welche
Maximilian tatsächlich erhielt, während das Conzept, welches Gaßier
kannte, vom 9. Juli datiert ist. Daguet hat letzteres aus Gaßler her-
übergenommen, p. 77.
- 20t —
tiefgreifenden Stadien wegen Mangel einer Summe Geldes,
die «um Umfang des Werkes und der Große seiner Arbeil in
keinem Verhältnis- stehe, nicht zu dem erstrebten und er-
forderten Ziele fähren. Dies alles bringe er vor, von der
äußersten Not gedrängt, nicht allein zu seiner Entschuldi-
gung, um alle Schuld der Verzögerung und Vernachlässi-
gung von sich zu wälzen, sondern auch, damit der Erzherzog
darnach seine Schlußnahmen treffe. Er selber glaube dieses
GeschichtswTrk in einer Weise geschrieben und mit einer
solchen Sorgfalt und so viel Eifer für dessen würdige Aus-
stattung gesorgt zu haben, daß die andern Königs- und
Fürstenhäuser Europas ein ähnliches wohl eher wünschen
als erhalten werden. Gleichzeitig bitte er um Bestätigung
und Erneuerung der kaiserlichen Privilegien durch Matthias,
Rudolfs II. Nachfolger im Reich, und zwar in der dem
Schreiben beigelegten Form. Auch ein Verzeichnis jener
Akten und Dokumente legte er noch bei, von denen ihm
das Archiv in Wien Abschriften besorgen sollte.
rber den Erfolg dieses letzten Hilferufes läßt sich
nichts sicher ermitteln. Doch scheint er die Ausrichtung
des Vorschußes von 500 Gulden bewirkt zu haben, da
fiuillimann kurz vor seinem Ableben noch fünf Drucker-
gesellen einstellte, um mit möglichster Uaschheit den Druck
zu fördern, weil er vielleicht selbst fühlte, daß seine Tage
Rezählt waren.
In der Tat, ehe das Ziel seines I.ebens erreicht, bevor
er die Frucht der sieben Jahre voll Arbeit in vollendeter
Reife prangen sah, trat der unerbitterliche Tod an ihn
heran. Über seine letzte tötliche Krankheit ist uns nichts
überliefert. Doch muß seine Gesundheit schon im Mai
fees Jahres (1612) ' erschüttert gewesen sein. Denn auf
^ein Verlangen wurde ein ins einzelnste gehendes In-
ventar über die Hinterlassenschaft seiner ersten Gemahlin
zu Gunsten der beiden Kinder aufgenommen '). Olfenbar
') « Inventarium Fraw Agnes Guillimänriin geborne Wielin ».
i-aul Einleitung wurde das Inventar aufgenommen am 28. Mai 1(M'2,
— 202 —
wollte er ihnen das mütterliche Gut für den Fall seines
Ablebens vor seinen Gläubigern schützen.
Ks ist ein rührendes Zeugnis für die Vaterliebe des
edlen Mannes, daß er lieber seinen Namen und sein Grab
mit Schulden belasten wollte, als seine Kinder.
Am 14. Oktober 1612, einem Sonntag, berief ihn der
Allmächtige weg aus dieser Zeitlichkeit*). An seiner Bahre
trauerten eine Witwe und zwei arme Waisen, Susanne und
Veronika, sowie seine Schwester.
Dem Begehren der Hinterbliebenen, den Toten in der
Gruft der Universität zu bestatten, wurde zwar vom akade-
mischen Senat nicht entsprochen, jedoch angeordnet, daß
seine sterbliche Hülle von Alumnen aus verschiedenen Kol-
legien zu Grabe getragen werde *).
Das war der Abschluß dieses kurzen, aber an Arbeit,
Opfern und Enttäuschungen so reichen Menschenlebens.
mittags zwischen zwölf und ein Uhr, auf Verlangen Guillitnanns und
des Vormundes der Kinder, Veronika und Susanna, Johann Sommer-
vogol, im Beisein von Professor Joseph Lang und des Richters Theo-
bald Frauenfelder.
*) Schreiben der Universitätsbehöidon von Freiburg an die vor-
derösterreichisehe Regierung v. 15. Okt. 1612. St, A. J, Cod. 138,
I, 164.
') Schreiber : Greschichte der Univers. Freib. Bd. 2, 8. 249.
— 203 —
Schlu6.
Kaum war Guillifflann zur Ruhe eingegangen, als die
Universität in Erwägung, daß dem Verblichenen als Rat
and Historiograph des Hauses Österreich allerlei wichtige
Sachen anvertraut worden, « die Gemach darinnen der-
gleichen Sachen vermuetlich möchten verwahrt sein o, mit
ihrem Siegel verschließen ließ. Folgenden Tages sandten
Rektor und Regenten einen Bericht darüber an die Regie-
rung zu Ensisheim ^).
Als Erzherzog Maximilian « mit Betauwren » Kunde
erhalten vom Hinscheide Guillimanns. der ein « fromber,
geierler und forderist lieber und getrewer Mann » gewesen,
lobte er die Maßnahme der Universität. Er befahl, Dr.
Paul Windeck und der Verwalter der Schatzregistratur,
Anton Kribel, sollen ein Inventar über die hinterlassenen
Bücher und Schriften durch den Notar der Universität auf-
nehmen lassen, damit man alles nach seiner Herkunft be-
stimmen könne*).
Am 10. November 1612 machten sich die Beauftragten
unter Beiziehung des Notars Adam Meister an die Arbeit ;
am 21. war dieselbe beendet. Noch am nämlichen Tag be-
richteten sie ausführlich über deren Ergebnisse an Maxi-
milian, Uns interessiert besonders der Zustand der Arbei-
ten des verstorbenen Gelehrten ^).
Guillimann hatte, so berichtet Windeck zwar für alle
^rei Bände vieles gesammelt und in Bücher und Kapitel
ß'ögeteilt, und zusammengeschrieben ; doch sei dies Mate-
''•al noch nicht chronologisch geordnet, auch Deutsches und
Latein unter einander geschrieben.
') St. A. J. Cod. 138. I. fol. IG4.
*) V. A. F. XV. 7a 4, Sehr. v. 27. Okt. 1612.
*) Laut Bericht der Inventarkoininission v. 21. Nov. 1H12. .Sf.
'^■J'Cod. 138. 1. fol. 1721173.
L
— 204 -
Sowol in den Büchern über die Erzherzoge, wie in
denjenigen über die Kaiser, sei noch Raum offen gelassen,
für Material, das ihm noch etwa in die Hände kommen
würde. Für den dritten Band, über die Große und Herr-
lichkeit des Hauses Österreich, sei gleichfalls eine Disposi-
tion vorhanden, « aber derzeit noch weniges dafür gesam-
melt oder zusammengeschrieben ». Guillimann sei a noch
immerdar in fleißiger Zusammenbringung und conscription
seiner historischen materi gewest ». Deshalb sei, trotzdem
er kurz vor seinem Ableben Druckergesellen eingestellt,
doch nichts zum Drucke gelangt als ein einziger Mustei*-
bogen.
Maximilian beauftragte schon am 26. November den
Doktor Windeck und den Prof. Joseph Lang, darüber sich
zu beraten, wie die langjährige fleißige Arbeit des hinge-
gangenen Gelehrten ans Tageslicht zu fördern wäre und
darüber ein Gutachten abzugeben ^). Unterdessen sollte
Windeck die zu einer Überarbeitung notigen Notizen sam-
meln und seiner Zeit ebenfalls nach Innsbruck schicken.
Ferner soll man die Schriften und Bücher, die Guillimanns
Eigentum waren, a zusammenrichten und in einen Anschlag
bringen », diejenigen, welche nach Innsbruck gehören, ge-
sondert verwahren, die entliehenen gegen Bescheinigung
zurückstellen.
Im schweizerischen Freiburg, Guillimanns Vaterstadt,
weckte die Kunde von seinem Hinscheid aufrichtige Trauer.
Auf Antrag des Generalskommissärs Nikolaus Meyer, der
mit Guillimann befreundet gewesen war, beschloß der Rat,
die Fortsetzung der Antiquitates von den Erben käuflich zu
erwerben '^), um sowol die sonst verlorene Arbeit ihres ge-
lehrten Mitbürgers der Vergessenheit zu entreißen, als auch
der katholischen Schweiz ein Werk zu schenken, das man
den durch die kirchlichen Behörden verbotenen Geschichts-
büchern von Stumpf und Simmler gegenüber stellen könnte.
') Sehr. V. 26. Nov. 1612. Sc. A, J, Cod. 138. LfoL 208/209.
') St. A. F. Ratsmanual, de dato 4. Jan. 1613.
— 205 —
Dieser Antrag kam zur Ausführung in einem Brief an den
akademischen Senat der Universität Freiburg *) ; das Schrei-
ben, verfaßt vom damaligen Kanzler Daniel Montenach, ist
in Wahrheit « eine ehrenvolle Leichenrede, gehalten am
Grabe des großen Geschichtschreibers, im Namen des trau-
ernden Vaterlandes » *).
Wir wissen, warum die Schritte Freiburgs umsonst
gewesen sind *).
Guillimann hat die Seinen in sehr armlichen Verhält-
nissen zurückgelassen. Deshalb ersuchte deren « verord-
neter Vogtmann », Johann Sommervogel, Prokurator beim
UDiversitätskonsistorium , den akademischen Senat, beim
Erzherzog für die « arme pupillen und wittiben )> ein Gna-
dengeld auszuwirken. Diesem Ansuchen wurde zwar am
25. Januar 1613 vom Senat entsprochen *). Allein wir hören
nicht, da(» dieser Schritt von Erfolg begleitet gewesen. Die
Uge der Hinterbliebenen gestaltete sich immer trüber.
Sommervogel, der anfangs gemeint hatte, mit dem
immer noch ausstehenden Rest des Salariums Guillimanns
Schulden abtragen zu können, sah sich bald getäuscht, es
wäre denn, dai^ die Gläubiger sich entschlössen, u einen
ziemlichen Nachlaß zu tun»*^). Die Schuldenlast betrug un-
gefähr 1400 oder 1500 Gulden. An Gegenwerten waren
noch vorhanden die Bibliothek, die halbe Druckerei und
<las Haus zur « Feder ». Letzteres, sowie der größte Teil
(les Hausrates gehörte als mutterliches Heiratsgut den Kin-
dern. Die goldene Ratskette hatte schon im Mai 1013 ein
Verwandter der Wittwe, welche übrigens von vermöglichen
Eltern war, verlangt und erhalten •).
') St. A. F. Missivenbuch 161rM6^>>, fol. 184: abgedr. bei
^»gnel, biographie, p. 80 ss.
*) Daffuet, biogr. p. 60.
^) S. 0. S. 108.
')St. A. J. Cod. 138, I. fol. '2341 23r>.
*) Bericht Windecks an Maximilian v. '^1. Mai 1014 Ehenda
'• M. 243/244,
*J Ehe ruf a.
— 206 —
Es hat den Anschein, die Witwe habe sich bald von
den Kindern getrennt '). Ende' des Jahres 1613 soll sie
bei den Franziskanerinnen zu Säckingen den Schieier ge-
nommen haben '). Als die Sturme des 30 jährigen Krieges
die Klosterfrauen aus ihrem Heim vertrieben, fand sie bei den
Franziskanerinnen in Bisenberg (Montorge), in der Vaterstadt
ihres Gatten, eine Zufluchtstätte. Nachdem sie « bei guten
Brunnen etlicher Mängeln kuriert worden », schenkte ihr
der Rat von Freiburg 1637 sechs Kronen, damit sie wieder
in ihr Kloster zurückkehren möge, und den freiburgischen
Klosterfrauen (( ab den Kosten komme » ^).
Von den zwei Töchtern war Susanna die ältere, unge-
fähr 19 bis 20 Jahre alt ^). Sie sollte bald «ah einen ehr-
lichen Orth zu Diensten einkommen». Die jüngere, Veronika,
werde, so glaubte man. « geistlich », und auf Anfragen
Windecks hatte sich ein a ansehnlich Gotteshaus » bereit
erklärt, das Kind seinem « frommen Herrn Vattern seiigen
zu Ehren » aufzunehmen. Es schien aber nichts daraus zu
werden *).
Die Schwester Guillimanns versorgte sich ais I^ien-
Schwester in dem adeligen Benediktinerinnenstift Günters-
thal in der Nähe von Freiburg i. Br. •).
Mit Umänderung von Guillimanns Grundplan hatte
Windeck endlich 1617 ein zweibändiges Werk fertig ge-
stellt, welches die Geschichte sämtlicher österreichischen
Fürsten und Fürstinnen umfaßte. Der erste Band war größten-
*) Schon 1618 bei Revision des Inventars hatte sie 2 et Reiß-
tröge» hin weggeführt. L\ A. F. III. G. 43. fol. 15a.
«) St. .4. 3. Co(f. 138. I. /: 243 244. Meine Schritte, ihren
Namen u. s. w. aus Verzeichnissen des Klosters io der Montorge bei
Frei bürg i. d. Schw. festzustellen, blieben leider erfolglos.
') Ratsmanual UW. Mai '28. St. A. F. vgl. Daguet, p. 58,
Anni. 5.S.
*) Da sie noch in Solothurn geboren.
^) Bericht Wiudecks an Maximilian v. 21. Mai 1614. St. A- 3,
Coii. 138. I. 243 244.
") hht'nihi.
- 207 —
teils Guillimanns Werk, der zweite aber von Windeck auf
Grund des von Guillimann gesammelten Materials selbstän-
dig ausgearbeitet und dem Erzherzog Maximilian gewidmet
worden. Überreicht wurde das Werk wohl erst 1618; denn
am 21. Oktober 1618 verordnete Maximilian von Wien aus,
jedoch ohne die Bände noch gesehen zu haben, daß Windeck
für seine Arbeit von der vorderosterreichischen Kammer mit
lOOO Thalern entschädigt werden soll. Dies sollte zugleich
eine Aufmunterung sein, damit Windeck sich auch die Fort-
führung des Werkes angelegen sein lasse ^). Allein diese
sowohl wie die Drucklegung des Vorhandenen unterblieb.
Zwölf Tage nach Ausfertigung obigen Schreibens —
noch war es nicht zur Kenntnis Windecks gelangt — weilte
Erzhei^og Maximilian nicht mehr unter den Lebenden. Mit
ihm war einer der besten Fürsten des Hauses Habsburg,
ja der damaligen Zeit überhaupt, ein kunstsinniger und frei-
gebiger Förderer alles Schönen und Guten, von dieser Welt
geschieden.
Zwei Jahre später, am 1^. Dezember 1620, folgte ihm
Windeck ins Grab. Damit waren alle, welche an den Aus-
triaca persönlichen Anteil gehabt, zur Ruhe gekommen,
und schon wälzten sich aus Böhmen die Wetter eines fürch-
teriichen, verheerenden Krieges über die deutschen Lande
liin. Die habsburgischen Fürsten hatten nun anderes zu
Ion, als Druck und Ausstattung gelehrter Werke zu be-
sorgen.
Lange Jahre nach Guillimanns Tod sollte P. Christoph
seine Liebe zum verstorbenen Freund und zu dessen Waisen
Qochmals betätigen können. Die Kinder beklagten sich, daß
•hr Vormund, Sommervogel, a auf sie nicht acht habe und
keine Rechnung ablege». So seien Kleinodien verloren, Büchei*
und anderes verschleppt worden. P. Christoph wandte sich
'0 ihren) Namen an den akademischen Senat von Freiburg
'• Br. mit der Bitte, man « wolle Inspektion halten und
*) Sehr. d. Erzh. Maximilian an Windeck. St. A. 3, Cocl,
^'^«- /. foi 246.
— 208 —
Reitung nehmen » *). Als im folgenden Jahr Susanna sich
verheiratete *), kaufte er für die Propstei St. Gerold in Vor-
arlberg die Bibliothek seines Freundes, aus der freilich die
wertvollsten Bucher auf Befehl Maximilians dem Doktor
Windeck käuflich überlassen worden '*). Jetzt ist sie der
Stiftsbibliothek in Einsiedeln einverleibt.
Guillimann war keine genial veranlagte Natur ; wohl
aber besaß er hervorragende Talente, hellen Verstand, eine
seltene Willenskraft und ein weiches, empfängliches Gemfll;
seine Seele schwang sich in idealem Flug empor über die
Niederungen des gemeinen Lebens.
Aus kleinen Verhältnissen war er durch verständnis-
volle Gönner emporgehoben worden in höhere Kreise, in
denen er sich aber. bald so heimisch fühlte, als wäre er
darin geboren. Aber eben diese Herkunft und der Mangel
an Glücksgütern lasteten wie Blei an seinen Sohlen und
drohten ihn mehrmals wieder in den Strudel des Gewöhn-
lichen, Vergänglichen hinabzuziehen. Wenn er es doch
bis zum kaiserlichen Rat und Historiographen brachte, so
verdankt er das seiner unverwüstlichen Schaffenslust, seineir^
starken Willen, der unter tausend Schwierigkeiten unwan —
delbar sein Ziel verfolgte. Mit Unrecht würde man \t\ ^
(( Emporkömmling » nennen. Sein Streben galt nicht vora^
zeitlichem Wohlsein, sondern den höchsten idealen Gütfei^—
der Menschheit. So starb er zwar reich an Geist u
Wissen, aber arm, bettelarm, an Geld und Gut.
Ein reiches umfassendes Wissen war allerdings s
Eigentum, das er sich im Leben draußen erworben ; di
») U. A. F. Prot. Univ. lf)21, April 26. s. a. Schreiber, J
S. 249.
') 1628 urkuudet ein Johann Rethaler als Ehevogt der Susan
Bct'L z. Inventar.
'; Bericiit von Rektor und Regenten der Univ. Freiburg an
Erzherzog Leopold v. 4. Juli 1623. U. A. F. XV. 7a, 10 u. 11.
~ 209 —
mißliche UoQStände hatten es ihm unmöglich gemacht, sei-
nen Talenten jene Ausbildung und Schulung zu teil werden
zu lassen, wie es manch minder begabtem Kopf mit glän-
zenderm Namen vergönnt gewesen ist.
Sein äultores Leben ist arm an Abwechslung, wenig-
stens im Vergleich zu andern Zeitgenossen. Es war nicht
vom Zufall geleitet und beherrscht, sondern von dem unab-
änderlichen Plan, im Dienste der Wissenschaft stehend die
Festigung und Verherrlichung des Hauses Österreich zu
Krdern. Wenn dieser Plan nicht ganz zur Tat geworden,
ist es nicht seine Schuld. Der Unstern, der dieses Mannes
Leben ein Ziel setzte, ehe seine Aufgabe gelöst war, wal-
tete auch fernerhin über seinem Namen. Nicht einmal so-
viel ward ihm zu teil, daß seine unvollendeten Arbeiten ihre
Ergebnisse hätten an andere hervorragende W^erke abgeben
können, um so wenigstens der Wissenschaft einen wirklichen
Wenst zu erweisen. Sie blieben verschollen, um erst Jahr-
hunderte später und nur zum Teil den Staub von sich zu
^cbQtteln, zu einer Zeit, da sie, längst überholt und ent-
*^ertet. nur mehr antiquarische Bedeutung haben. Auch den
S'^dpuckten Werken, obwohl sie zu ihrer Zeit einen Fort-
'^cfcritt in der Forschung bedeuteten, geht jener aktuelle
•^ert ab, welcher die Werke eines Aventin, SIeidan und
^^ochläus, u. a., weil aus dem vollen Leben ihrer Zeit ge-
^^höpft, für die Mit- und Nachwelt so bedeutsam macht,
^o erklärt es sich, daß unseres Geschichtschreibers Name
•^^ben andern verdunkelt blieb; sein Lob und Ruhm hat
^ich leider nach dem Erfolg allein bemessen.
Wollte man ihm seine Verehrung für die Habsburger
^ ^ira Vorwurf machen, so müßte man zuerst von seinen
* — «bensumständen absehen. Gewiß, diese Vorliebe hat ihm
ft den Blick getrübt, aber man hat zu bedenken, daß die
'"^orliebe für eine Nation, eine Dynastie, einen Helden, von
ä^herdie Klippe war, an der selbst die größten Geschicht-
'^^chreiber nicht unbeschädigt vorbeizogen; und noch eines:
i^ höher und weiter — so lang die Kinzelheiten noch er-
^eiinbai- bleiben — der Hislorikt'P durch seine Zeit empor-
U
K
- 210 -
gehoben wird über die Ereignisse vergangener Jahrzehnte,
Jahrhunderte, desto weiter wird sein Blick dieselben über-
schauen und desto richtiger ihr gegenseitiges Verhältnis
abschätzen.
Was aber von jedem Geschichtschreiber unbedingt ge-
fordert werden muß, ist, daß er wenigstens lautern Herzens
und festen Willens gewesen sei, die Wahrheit zum Siege
zu führen ; daß er sich nicht vielmehr von Haß und Liebe
als vom Verstände habe leiten lassen. Deshalb je edler,
ruhiger und abgeklärter der Charakter, desto besser taugt
sein Träger zum Historiker. Und edles, selbstloses Menschen-
tum, verklärt durch tiefernste Religiosität, leuchtet uns aus
dem Leben, das in diesen Blättern an uns vorübergezogen
ist, entgegen. Schon Staal hat gesagt, es lasse sich nichts
abgeklärteres, leidenschaftsloseres denken, als Guillimanns
feingebildete Menschlichkeit.
"=^>8>§^90c>-
— 2H —
Übersicht über Guillimanns Schriften.
A.
Poetische.
^' Gedruckte.
1. Eydilla Melica Syncharistica, virtuteet eruditione conspicuis
IX>ininis Candidatis; cum ante diem V. Calend. Juliar. in eatholica
^t celebri Academia Dilingana suprema in Philosophia laurea con-
<Jecorarentur, honoris erf^ inscrib. die. accl. a Francisco Guillimanno
^nithone, phiiosopbiae studioso.
Dilingae, ezcudebat Joannes Mayer 1588. in 4*^
2. Gameiium musicum, emmetrum : Viro illustri, palladiisque
^rtibas, qua beilicis, qua iitterariis, inclito D. M. Joanni Wild: cum
^irginem, indoie et virtute praestabilem Margaretam Frueyo sibi con-
lu^m solemni ritu adiungeret : benevolentia Franciscus Guillimannus
oecinit.
Friburgi, typis Abrabami Gremperlin, 1590. in 4*
3. Genethllacum Syncharisticum, Virtutis, et eruditionis laude,
^teminatisque antiqua nobilitate clarissimo et spectatissimo Domino
Joanni Jacobo vom Staal, Archigrammateo Salodorensi : cum V. Nonas
Maii filiolo felioiter auctus esset, benevolentiae et Observation is gratia,
P'ranciscQs Guillimannus Helvetius accinehat.
Friburgi Helv. ex officina typographica Abr. Gemp. 1591 in 4".
4. Monodia in obitum strenui ac magniflci herois Dom. Guilelmi
Tugineri, Equitis Aurati, Caroli IX. Gall. Regis Christian issimi,
quondano dapiferi, strategi, Helvetici somathophylacii praefecti, nec-
^on «enatoris Salodorensis prudentissimi, auctore Francisco Guili-
onaono Heivetio.
Friburgi Helv. ex offioina typographica Abraham! Gemper-
'ini. 1591. in 4*.
5. Carmen Gratulatorium in illustrissimum Dominum, dominum
^<^tavium Paravicinum, episcopum Alexandrinum, apud Helvetios
^Postolicum Legatum : recens vero a S. D. N. Gregorio XIV. Ponti-
r^ Max. creatum S. R. E. Cardinalem, auctore Francisco Guillimanno
*^«lvetio.
Friburgi Helv. ex officina tyograph. Abrah. Gemp. l.">91. in 1"
6. Francisci Guillimanni Odarum sive Hymnorum Natalitio-
^'^ libi-i duo, ad Nobilissinium et praecelleiitissimum D. Alphonsum
i
212 —
Casatum, regii quondam magni thesaurarii apnd Insubres F. Philippi
II. Catholi(M. apUii Helvetios legatam.
Bruntruti. apuil Joannem Fabrum ir)95.
7. In laudem gesiaque et nuptias Seren iss Arehiducis Alberti
Au>lriaci. Iin(>pp. Max. Aemiliani. II. F., Ferdinand]. I. N., Rih
dolphi II. Fraler. For. Cl. Val. Bono Reipubi. Christiaoae Nati,
panegyre;» ires. auclore Francisco Guillimanno.
Metiiolani. e.\ otticina Regia Pandulphi Malatestae. (1599). Su-
|^»eriorun» Pernnssu. in 4\
8. Franci>i! Guillimanni A^K>>iulica sive Apostolorum ge^ta et
laudes, !ililoel numeris Pindarici?. ad Seren i^siui um Sabaudiae Duceni.
Friburci. UW. in JS\
9. SivuU elegiarum. gedruckt bei Gera perlin in Frei bürg
s. S. tu.
10. Aliquid Francisci Guillimanni ad Fridericum AlUtetteruin.
Das Gedi.hl ist *:edruckl im Amphitheatruni Sapientiae S<>-
i-raticae Jvxv<eriae olo. tongeslum tributumque a Caspare Dornavio,^ ^
Hanoviae ltil9.
b. Ungedruckte.
1. Vior Ia:ei:ii>cli'-' Stn^pben auf Erzherzog Albrecht von i>ester r-
reii-h : *:edivht. für .lo<>cn Empfang in Luzern.
.NM ..V '••*•: r- l'^'fu. Span. Nielerlande, Statthalter, 1599.
*J. In Naialern Kt^vererj.ii iuxia atque Doctis:?imi P. Chrislrr- >—
|-::.ni Htrlrr..i!i:i l:niK»riii:> M »na<lerii Einsiedleii2ii< BibIiolhec*arr -\>Ä
ani'^ns er«: ■ iviUauim a riO-fi'". - "• nt(o.
>: "s • •' /:■•*.<•'■:."•*. ,; iJ ^ fa^c. 11- No 1"-?.
:i. i't!::>:.^:"< :o H.ir::r.a!:;.o in Üem onoma>tieum.
E>-':.ia N- 1"^
Unvollendete oder verlorene.
I Mi::\r: a
0 Pi- ;»■:.» P.>->
K.u.i: • : N V :'■ \- > '.:" vi:~o!:: u-.iat Briefe an Güillinian
v; j.'-v P .• .- . • >: i -i ' B-...::.i Cont III. l-o\ven \^V2
~ 213 -
B.
Historische.
a. Gedruckte.
1. Francisci Guilliiiianni de Rebus Helvetiorum, sive Aiitiqui-
tatuiij libri V. ; ex vaiiis scriptis, tabulis, inonimentis, lapidibus,
optimis plurium linguarutn auctoribus. Cum Sac. Caes. Maiest.
Gratia et privilegio.
Friburgi Aventicorum, ex otticina typographica M. Wilhelmi
Maess. 1598. 457 S. in 4" und in fol.
Nach 29 Jahren folgte eine unveninderte iNeuauflage, die nur
im Titel einige Aenderungen aufweist :
Fr. Guilliniann, Heiretia, etc. Amiterni^ ex. off. t. Raphaeli
Caniiletli, 1627. in gr. 4*.
Zediert Lexikon (9. Bd. S. 1347) verzeichnet eine Ausgabe von S. Vitorino.
/eh konnte kein solches Exemplar ausfindig machen.
1710 erschienen sie neuerdings in Leipzig (in fol.) zusammen
n\\t den Annales Boiorum des Aventinus, herausgegeb. v. GuniUiiig.
Zum vierten mal gedruckt ist das Werk im Thesaurus histo-
'•iae helveticae, an 8. Stelle, 1'^ Seiten in fol.
2. Francisci Guillimanni Habsburgiaca sive de antiqua et vera
<^rigine Domus Austriae vita et rebus gestis comitum Vindonissensium,
t n priiuis Habsburgiorum libri septem. Ad Rudolf um II. Habsburgi-
•cXustriacum Imperatorem semper Augustum. Cum Sac. Caesareae
^iaiest. privilegio. Mediolani, ex oflicina Regia Pandulphi et M.
'Xulli Malatestae 16(X>. Superiorum pcrmissu. 344 S. in 4®. reale.
Einen unveränderten Neudruck besorgte : Jo. Zacharias Seide-
I ius, Ratisbonae 11596. in 4^ reale.
Dritte Ausgabe, ohne Wappen, im Thesaur. bist. Helv. an 9.
Stelle, 104 Seiten in fol.
Daguet erwaebnt ^biogr. p. $3) auch eine deutsche IJebersetzung von Lang. Bis
Jetzt war es nicht m<^lich, die Richtigkeit dieser Behauptung zu kontrollieren.
8. Francisci Guillimanni De episcopis Argen tinensibus über
<;ommentarius, in quo super episcoporum seriem, gesta et quamplu-
rium Veras gen ealogias : opidorum, urbium, in primis amplissimae
Civitatis Argeutinae, itemque Mouasteriorum, Collegiorum, aliorum
locorum sacrorum Episcopatus, origines, incrementa, conversiones.
Ad Reverendiss. et Serenissiraum Leopoldum Austriae Archi-
ducem, Argentinensem et Passavieusem Episcopum. Anno 1608. Cum
S. Caes. Maiest. privilegio perpetuo. Friburgi Brisgoiae. Apud Jo-
sephum Langium. 463 S. in 4^.
Daguet irrt, wenn er S. 47 sagt. Obrecht (Prodromus rerum Alsaticarum] habe
diese Schrift ganz in sein Werk herübergenommen. Obrecht hat sich in Wirklichkeit S.
176 (T. nur mit Guiiiimann über Einzelheiten kritisch abgefunden.
- 21t -
4. Antonii Cerverae Cappellani turriani regii ordinis Calatravae
libri III de felici excessu Philipp! IL Auotriaci HiFpaniarum regis
sive de rebus meniorabilibus, quae in eius morte acciderunt, testimo-
iiium authenticum. — Apud Georgium Ham, Friburgi Brisgoviae 1609.
5. Genealogiae Juliacenses. Friburgi Brisg 1609.
6. De Vera Origine et Stemmate Cunradi II. Imperatoris Salici
syntagma. Friburgi Brisg. 1609. Abermals gedruckt in H. Chr.
Senckenberg: Selecta iuris et historiarum, 3. Bd. Frankf. a. M. 1735.
7. Hieher zu rechnen ist Guillimanns Mitarbeit an den Annales
Heremi Deiparae Matris in Helvetia etc. Friburgi Brisg., ex Typo-
graphio Archiducali. 1612.
b. Ungedruckte.
1. Noctes friburgenses. Kopie K. B, F.
2. Schweizerische Annalen, (iatein.) 1313-1585. St. B. Ei.
Cod, 436. 107 Bl. in 4^
3. Catalogus Episcoporum Constantiensium. St. A. /. Cod. 138,
II' »V,oa. 12 Bl. in fol.
4. Leben K. Friedrichs IV., Maximilians I. und Philipps d.
Schönen. 1461 — 1518. K. lt. Haus- Hof- u. Staatsarchiv in Wien. Cod.
7. ^* 264 Bl. in fol.
5. De Principum Habsburgi-Austriacorum vita, moribus, rebus
gestis, coniugiis, liberis et variis dominus aquisitis etc. opus absolu-
tum, in duos toraos divisum, quorum primus a Nobili Ciarissimo,
Doctissiraoque Viro Francisco GuiUimanno Sac. Caesareae Majestatis
Consiliario et Historiographo inchoatus, et majori ex parte summo
studio et labore congestus, ipso vero praematura morte e vivis abrepto
a Reverendo Nobili Clarissimoque Viro Joanne Paw/o Windeckio SSac.
Theoiogiae Doctore et in Alma Universitate Friburgensi Professore
ordinario, cui hoc in mandatis datum erat, multis in locis non sine
exiguo et vigilanti labore auctus, complectus et in hanc formam re-
dactus est.
Anno Nativitatis Christi 1617. H. H. St. A. IV. Cod. 6. L Bd.
(löT "• 104 ) ^" ^ (Pergamenteinband).
Als Verfasser des //. Bds. ir^ u. ^, 1770 S. in fol. ) nennt
sich IVindcch \ das Material aber hatte Guillimann gesammelt.
c. Verlorene.
1. Die Fortsetzung der Antiquitates.
2. Brisiaca. (Erhalten ist ein Fragment, 2 Blätter, welche eine
Inhaltsübersicht und den Anfang des ersten Buches enthalten. St. A.
J. Cod. 138. II. f. 4 u. 5.)
~ 215 —
8. Historiae Caesareae scriptores a Carolo Magno usqae ad Ru-
doifom M. Habsbargicum. Franciscas Guillimannus collegit, digessit,
notis, emeodationibus illustravit. Handschr. Titelbl. St. A. J. Cod.
ISP.II./ol. 10.
4. Geschichte der Markgrafen von Baden. (?— 1415). (Als Frag-
ment ist erhalten die Relatio historica rerum Hochbergensium et
Badensium v. 1609/1610. St. A. I. Cod. 138. II. ff. 109-112.)
Als 5. Verlorene Schrift nouß man wahrscheinlich auch den
aCommentarium ex ipsins(Maximiliani 1.) manuscriptis schedis a me
collectum, et picturis, ut voluit, et jussit, illustratum », den Guillimann
1611 dem Erzherzog Maximilian überreichte, betrachten.
Meine Nachforschungen darnach waren bis jetzt erfolglos. Eine
von Alw. Schulz im Weisskunig (Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses, VI. Bd. 1888.) teilweise
abgedruckte Handschrift (K) aus dem K. k. H. H. u. Staatsarchiv
za Wien, die ich anfänglich dafür hielt, erwies sich bei näherer Ver-
gleichung und Untersuchung der Schrift als viel spätere (Ende des
n. Jahrb.) Handschrift.
So ist wenig Aussicht vorhanden, die an sich wertvolle Arbeit
^illimanns wieder zu finden.
:il6
Handschriftliche Quellen.
Die beiden bisherigen Biographen Guillimanns bauten ihre
Arbeiten nur auf beschränktem Quellen materiai auf: FvAnz Gassicr*)
hatte den umfangreichen Innsbrucker Aktenbündel, freilich noch nicht
in der heutigen Vollständigkeit, zur Verfügung und damit den Grund-
stock und die Hauptsache. So war er im Stande, bereits eine ziem-
lich zuverlässige Biographie zu liefern, der allerdings wertvolle Ein-
zelheiten, namentlich soweit sie Guillimanns größern Lebensabschnitt
in der Schweiz betrafen, fehlten. Ihn zu ergänzen ^ab Alexander Dagnei
1845 seine «Biographie de Fran^ois Guilliraann » heraus. Daguet be-
nutzte für Guillimanns aösterreichischei) Lebensperiode hauptsächlich
Gaßler ; einige Ergänzungen boten ihm einzelne Kopien von den Briefen,
die im Stiftsarchiv Einsiedeln liegen. Für die «schweizerische» Periode
stand ihm wenig handschriftliches Material zu Gebote : Die freibur-
gischen Rats Protokolle, Auszüge aus Guillimanns handschriftlicher
Chronik in Einsiedeln, und schon erwähnte Briefabschriften aus Ein-
siedeln. Im folgenden Verzeichnis der von uns benützten ungedruckten
Quellen, ist dasjenige, was Gaßler bekannt war mit einem Sternchen
(*), was Daguet — wenn auch nur teilweise — zugänglich war, mit
einem Kreuzlein (i*) gekennzeichnet.
I. Universitätsbibliothek Basel. Aus der Sammlung Episto-
l(U' antographac rirornm doctoruin. Die Bde. G' / 3L Joannis a
Schellen berg ad Joan. Jac. Rüegerum. — Gl 53, Joannis Jacobi a
Staal ad Joan. Jac. Rüegerum. — Gl 45. Joannis Georgii a Wer-
denstein ad Joan. Jac. Rüegerum. — G 1 47. Variorum ad Joan.
Jac. Rüegerum epistolae.
II. Einsiedeln, a. Siiftsarchio : (; /^ j, Epistolae Francisci
Guilliraanni ad P. Christophorum Hartman num.i* b. Stiftsbihliotheh.
1. Codd. 880, 881 u. 882 enthaltend die Dillinger Kollegien hefte Guil-
limanns.i* 2. Cod. 436. F. Guillimanni Chronicon ab 1813 — 1586.t
Vgl. die Beschreibung des Cod. 4:tö bei P. Gabriel Meier, Catalogus codicum
manuscriptorum, Tomus I. Einsidlae 1899.
*} Abhandlung über Guillimann österreichischen Geheimrat und Gesehicbtschreiber,
Wien 1783.
- 217 -
III. Preiburg L BrcL^gau, Untcersitätsnrchic, cit. U. A, F.
1. loveotarieD von Franz Guillimann und Frau Agnes Viel. ///. G
43.-2, Protocollis Senatus pars IX. 1605-1609. - 8. Briefe
auf Guillimann bezüglich, fasc. XV. 7 A. — 4. Liber epist<Jlar. et
concept. ab a* 1H02-1610.
IV. Freiburg /. r/. Sc/urci:;. a. Kanlonsbiblwthck\ cit. K. B.
F. 1) Hist. Collegii Friburgensi;*. 2} Syllabus Discipulorum. L :?94.
(?) Congregatio Mariana Friburgensis ; Bona opera l.")84— 1(>33 /. 193.
4) Xoctes friburgenses«. 5) Die hinterlassenen Papiere von Seb. Werro.
6) Hist. Collegii Soc. Jesu Dilingani, /. S9. h. .Stfiatsdrchic. cit
St. A. F. 1) Erstes großes Bürgerbuch in Pergament. — 2) Rats-
nianuale. i^eit 1.j80.t — 3) RatserkanntnuUbuch. 1(>% 7 - 4) Missi-
venbocl» von 1612— 1622. i* — Kriegsrödel von Frei bürg (Stadt), Ho-
mont, Corbiere, Rue.
V. Innsbruck, A-. /.-. Stattlialtereiarcluc, cit. St, A. I Cod.
tSH. Franz Guillimanns nachgelassene Schriften.* fasc. I. Auf
Guilimann i«elbst Bezügliches, fol. 1—271. a. Originalschreiben- und
CoDcepte von Guillimann. b. Schreiben an ihn oder ihn und seine
Werke betreffend, fasc. II. Guillimanns Werke (Fragnjente) 152 Bl.
fasc, III. Historisches Material aus Guillinianns eigener Zeit: <'»2B1.
Ia.<c. IV. Materialien (Excerpte, Urkunden) 111) Bl. fasc. V. Genea-
logischej!. 17 Bl.
Dieses Material besteht zum grcessten Teil aus KonzcptMi und Fragmenten. Ks
K besonders was die Briefentwürfe «les I. Faszikels anbetrÜFt, sehr schwer, sich zurecht-
iuflnden, zumal \iele Stücke doppelt überschrieben sind, ()der bunt durcheinander Bruch-
^ucke aus verschiedenen Zeiten enthalten. Vm die getane Arbeit möglichst fruchtbar ^11
raachen. haben wir in unsern Anmerkungen eine äusserst genaue Bauzeichnung der Fund-
stellen durchgeführt. Der allgemeinen Bezeichnung .S/. .4. J. Cod. 138 folgt jeweilen <lie
Angabe des Faszikels {I— Vi, sodann in arabischen ZilTern die Ordnungsnummerdes Blattes,
die Bucbstatien a und 6 bezeichnen Vorder- und Rückseite, die kleinen den Buchst^iben
angehängten Ziffern, das Alinea auf der betrelTendon Blattsoite.
VI. Luzern : a. Staa(s((rrhir : fasc. NieJerlande, Spanien, Ge-
sandte, h. S(aciCarchic: Taufonbücher der Stadt Luzern ir)81^1«)00 u. f-
'•^«Piena d, J. 1848, Orig. verloren), c. liürf/ci'hihli'ot/tc/i : M. III. Bd. P.
VII. Solothurn : a. Sta(((sarc/iir . 1) Ratsprotokolle, (OJQ-
l^'^JT)- 2) Protokoll des Stiftikapitels (ir)r)2--l.")JM{). 3} Journal der Stadt
^loihurn (1594). b. StadÜnbUotlwl: : Kpistolae a Staal. 2 Bde.
VIII. Wien: K. u. /.-. IIuks- Hof- und Sf((n(.<((rc/iir : Cod. (i.
in, 8_a Hb Sc 8 d
^"lül löi löl 104 (in fol.) De Principuin Hab^burgi. Austriacorum
^ite etc. V. Guillimann und Windeck. Cod. 7. 1 Bd. (in fol.) \[^l Leben
^' Priedriehs IV., Ma.ximilians I. und Eizherz. Philipp d. Schönen
^- Guillimann.
Mdsarchic im k. h. Miaislerluni des Innern. Tiiolischo Wap-
P^nbücher. (Amtliche Kopie von Guillimanns Adelsbrief).
L
— 218 -
Nachträge und Berichtigungen.
In letzter Stunde vor Abschluß des Druckes gelangt mir di
Zufall Cod. '422 der Stiftsbibliothek Einsicdeln^ der bisher uns
Beachtung entgangen war, zur Kenntnis. Derselbe enthält 16 Bi
von Pistorius, und einen — den einzigen, der bis jetzt bekaon
von Räegcr an Guillimann. Die Briefe von Pistorius datieren
den Jahren 1598 (17. Juli) bis 1605 (30. Januar). Aus ihnen {
hervor, daß die Beziehungen zwischen Guillimann und Pis>U)
schon vor Erscheinen der « Antiquitates » begannen und daß Pi;<to
einer derjenigen war, welche Guillimann dem Kaiser Rudolf so w
empfahlen. Der Brief von Rüeger stammt vom 12. September 1
Auf Seite 80 fällt Anmerkung 4 dahin ; sie wurde aus Verse
dort hineingeschoben, gehört aber auf S. 81.
Auf Seite 189, unterste Zeile, gehört das Fragezeichen nicht n:
in die Parenthese.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
S. 1-3.
Erster Abschnitt.
^- Jugendjahre und erste Studien in Preiburg und Mailand
1568— 1587.
Gaillimanns Herkunft 4. — Erste Erziehung 5. — Seine erste
^obulbilduug 5. — Als Zögling der Jesuiten 6. — Sodali tätsassistent
6- — Zeitströmungen 7. — Freiburg u. Karl Borromeo 8. — Guilli-
msLEins Studien in Mailand 9.
II. Auf der Hochschule zu Dillingen 1587 — 1589.
Zustände an den deutschen Hochschulen 11. — Die Jesuiten-
Vioolischule zu Dillingen ; Juvaltas Urteil darüber 12. — Guillimanns
U l>ersiedlung nach Dillingen 13. — Einrichtung der Anstalt und
^tndienplan 14. — Guillimanns Studien 15. — Der erste Schritt in
^ie Öffentlichkeit; die Eidylla Melica 17. — Freundschaftliche Be-
ziehungen 19. — Heimkehr nach Freiburg ; Bewerbung um einen
**reipiatz in Paris 20; Die Tronwirren in Frankreich 21. — Aufent-
^^*t in der Heimat 22. - Hochzeitsgedicht für Hans Wild 23. —
^Qdg^ltiger Abschied von Freiburg 24.
Zweiter Abschnitt.
Um
Der Schulmeister in Solothurn 1590 — 1595.
Die solothnrnische Lateinschule 25. — Guillimanns Bewerbung
^ <ii6 Schulmeisterstelle 27. — Seine Wahl : Amtsverpflichtungen
.' — • Einkommen 30. — Provisor und Lokat 31. — Erste historische
''^it 32. — Die Seh ulauf sieht 33. — Guillimanns Wirksamkeit;
— 220 -
Reibereien mit dem Provisor Götz 33. - Guiilimanns definitive An-
stellung 35. — Gtitzens Entlassung; sein Nachfolger Melchior Rund k^
i\6. — Schulfeste von 1591 39. — Geburtstagsgedicht auf Staals Söhn- _.
lein 39. — Stellung Solothurns zu den französischen Tron wirren 40. --^
— Guiilimanns* Gedicht auf Oberst Wilhelm Tugginer 41. — Gratu-
lationsi?edicht an dou Nuntius Paravicini 43. — Guiilimanns Ver- ^^
inahlung mit Agne^ Wiel 4.*! — Aufnahme ins Burgrecht von Solo-
thurn 45. — Der neue Provisor Bärtschi 46. — Zwist mit dem Apo-
theker ^y. — Muhnungen von selten des Kapitels 47. — Unordnung
in der Schule 48. — Guiilimanns Einmischung in die Politik 48.
Heim ich von Navarra : die Frage der Tronfolge in Franrcich 49.
Guiilimanns MaLiregelung 5*2. — Die « Noctes fri bürgen ses » 5.*3.
.\bschalfung des LokaUMiamtt»s .54. — Guillimann und P. Canisi
55. — Unregelmäßigkeiten in der Lateinschule 55 — Verfolgung d
Jesuiten in Frankreich ; Krieg mit Spanien 56. — Rückwirkung a
die Schweiz 57. — Wiedererwachen der Oppo.*<ilionspartei in Sol
thuin 58. — Guiilimanns Agitation gegen Heinrich IV. 58. — Sei
.\usweisuiig: deren Bedeutung 59.
Dritter Abschnitt.
Im Dienste der spanischen Gesandtschalt in Luzern.
151)5— li>()5.
I. Als Sekret fir hol Al/'ons Casatc.
(Tuilliinanns Eintritt in den Dienst des spanischen Gosand
(>"2. — ('asat.es Persönlichkeit <).3. — Guiilimanns Oden an Casate
— lätiiikoit als Gesandtschaftssekretär ♦>4. — Familienleben 67.
Hiiiwt'ndunü: zur Geschichte <i8.
II. /)f(.'^ Wrt'h' « f)c n'h((.< i/clrrflonnii n ; der Brinf Wechsel mit Sta
Veranlassung des Werkes 6l>. — L'berblick über die damali
Hi*'^(!lneil)er der Kidfrenossenschaft, Tschudi, Stumpf, Siiuler 71.
(nnlliFnanri< Plan 7 i. — Seine Quell»*n und Hilfsmittel, Methode
— V()i KenniuFig des Druckes 77. — Schwierigkeilen mit Faber: ^
terMMiiiuri Staals 78 — Freundschaftlicher Briefwechsel zwisch»
.Staal uml (.niillinjatin SO. — Staals Charakter 85. — Er erhält
Aiitiquitat^."< 8«; — Deren Inhalt 87. — Vergleich mit Stumpf m^
Siinlor 8'J. — GnillitnanFi über die Entstehung der Schweixerfr
hoit '.♦!. — liiljalt der letzton Bücher 93. — Aussicht auf Fortsetz
(le> Werko J>.'J.
titt
— 221 —
III. AtifnaJune der Aniiquitaies //. Erweiterunf/ des Freundeskreises ;
erste Annäherung an Habsburxf-Osier reich ; die Apostolica.
Übersendung der Antiquitates an Georg Werdenstein OT». —
Wel:«ers Erkundigungen nach Guillin)ann 96. — Staal schenkt das
Werk Rueger 96. — Guillimann in Mailand ; Panegyriken an Al-
brecht 97. — Albrechts Reise nach Brüssel ; Empfang in Luzern 98.
— Guillimann bewirbt sich um Begünstigungen für den Salzbezug
101. — Aufnahme der Antiquitates in der Gelehrtenwelt 102. — - In
Freiburg: in Solothurn 103. — In der Urschweiz 104 —Guillimann
wendet sich der Geschichte der Habsburger zu 105. — Lob und Trost
von Rüeger 105. — Zureden der Freunde betreffend Neuauflage und
Fortsetzung 106. — Guillimann vernichtet die Fortsetzung 108. —
Die Apostolica ; Guillimanns Brief an Techtermann 109 — Die Epi-
gflmme von Beroldingen, Beurer, Staal 110. — Beginn des Verkehrs
mit Werdenstein 113. — Schellenberg 113 — P. Christoph Hait-
mann 115.
IV. Das Werk com Ursprung des Hauses Habsburg und der
Uebertritt in Oesterreichs Dienst.
Guillimann und die Geschichte der Habsburger 117. — Hoff-
nungen und Pläne 117. — Kaiser Rudolf II. 118. — Zureden einfluU-
feicher Hofbeamter 118. — Guillimanns Sympathien für Habsburg
^^9. — Seine Forschungen 119. — Unterstützung durch Freunde 1'^.
^ Reise nach Ensisheim \21. — Stockung im Briefwechsel mit
^^al 121. — Desgleichen mit P. Christoph 123 — Krankheit seiner
^niahlin 12:^. — Korrespondenz mit Rüeger 124. — Vorbereitungen
^'^ni Druck der Habsburgiaca 126. — Guillimann und Schellenberg
^^. — Seine Bemühungen um die « spanische Lampe » für das
^'ift Einsiedeln 127. — Erlahmen seiner Arbeitskraft und Aufmun-
*^»"ung von P. Christoph 128. — Rudolfs II. Interesse für Guillimann ;
^•^herzog Maximilians Erkundigungen 129. -- Bericht des Amtmanns
^'^^n Rheinfelden 130. — Ein Neujahrsgeschenk 131. — Maximilian
^»^d die Antiquitates 131. — Erscheinen der Habsburgiaca; Sendung
^•^ den Pragerhof 132. - Guillimanns Erwartungen und Absichten
^^2. — Aufnahme der Widmung von seiten des Kaisers; Anstände
«gen Botenlohn 134. — Sendung an die Höfe zu Madrid und Brüs-
l 134. — Verkauf im Buchhandel 1^^). — Schenkung an Rüeger
^^ rid Welser ; Druckfehler 136. — An den Rat von Freiburg 137. —
-^ 1 Melchior Goldast 137. — An P. Christoph 138. - (Jbersiedelung
^«r Familie Guillimanns nach Freiburg i. Br. 139. — Austritt aus
basales Dienst : Jahrgeld vom Kaiser 1'39. — Abschiedsbrief an P.
^tetoph 139. — Plan einer Edition der Briefe des Enea Silvio 140.
i berscliwängliche Hoffnungen 141.
i
— 222 —
Vierter Abschnitt.
Der Geschichtschreiber des Hauses Österreich.
1605-1612.
1. Guillinianns Lebensplan ;
Sein Lehramt an der LJnicevsilät Freiburg.
Denkschrift an den Kaiser 142. — Reurers Tod 144. — Maxi-
milians Absichten mit der erledigten Professur 145. — Provisorische
Besetzung durch die Universität 14'). — Guillimanns Stellungnahme
14.'). — Seine Bewerbung 146. — Deren Erfolg 147. — Guillimann
in Luzern 147. — Antritt seines Lehramtes 147. — Schreiben des
Kaisers an Maximilian 147. — Guillimanns Stellung an der Univer-
sität 148. — Verhältnis zu seinen Kollegen : Beziehungen zu Windeck,
Zimmermann, Curdinus, Lang, Pistorius 149. — Seine Unzufrieden-
heit mit der Professur 152. — Anstände wegen des Gehaltes 154. —
Eiitschlulo seinem Lehramt zu entsagen 156. — Klagen und Schritte
beim Erzherzog Maximilian 157.
II. Guillimann als Historiker ;
Seine Foi^schunt/en über die Fürsten Oesterreic/is.
Stolze Zuversicht 159. — Seine Anschauungen über Geschichte
und Geschichtschreibung 160. — Beziehungen zu gelehrten Zeitgenos-
sen ; seine Ansicht über die Tellgeschichte 168. — Gründe der Ver-
zögerung in der Herausgabe der Austriaca 165. — Bemühung um
Hilfe 166. — Deren Erfolg 16/. — Mißgeschick mit den Privilegien
und Patenten 167. — Rudolfs II. geistiger Zustand 167. — Barvitios
168. — Guillimann und die fürstlichen Archive 169. — Verhinderung
seiner Reise nach Innsbruck durch die Bündnerwirren 169. — Stand
der Arbeit im Herbst 1607 : die Bildnisse der F'ürsten 170. — Schwie-
rigkeiten in der Auszahlung des Jahrgeldes 171. — Vertrag mit dem
Augsburger Kupferstecher Lukas Kilian 172.
III. Kleinere VeröJ/entHrhungefi aus den Jahren 160S n. 1609.
Übersetzung der Schrift von Cervera über den Tod Philipps II.
17.S. — Das Werk über die Bischöfe von Straßburg 174. — Der Stamm-
bäum der Salier 175. — Die Stammtafeln zur Jüiicher Erbfolge 175.
IV. IViederaufhahme der habsburgischcn Forschungen ;
neue Hindernisse.
Lukas Kilian an der Arbeit 177. — Ernennung Guillimanns
/um kaiserlichen und österreichischen Rat und Historiographeu, Mai
— 223 —
1609; Berufung nach Innsbruck 178. — Forschungen in Innsbruck
und Ambras 179. — Enthebung von der Professur 180, — Erhöhung
des Jahrgeldcs 180. — Maximilians Zahlungsbefehle an die Kam-
mern 180. — Guillimanns Warten auf die versprochene Aktensen-
dnng 182. — Zurücknahme des Versprechens durch Maximilian 182.
— Guillimanns Unmut 182. — Relation über den Badischen Erb-
folgestreit 183. — Guillimanns und seiner Gattin Krankheit 185. —
Die goldene Ratskette 185. — Die Klosterannalen von Einsiedeln 186.
— Tod seiner Gemahlin Agnes im April 1610 186. — Trostbrief des
Abtes Augustin 186. — Guillimanns Lob auf seine Gattin 187.
V. Letzte Arbeiten, Hql/'nunfjen uiui Enttäuschungen.
Reformpläne für die Universität Freiburg 188. — Guillimanns
Anteil 189. — • Abermalige Forschungen in Innsbruck 189. — F.
Christophs Bedenken wegen der Autorschaft seiner Annalen 189. —
Adclsbrief und Wappen bessern ng, Dez. 1610 190. — Eintreffen der
Privilegien 191. — Empfehlungen für Dr. Ruinella 191. — Rückkehr
nach Frei bürg ; Arbeit an den Austriaca M2. — Schreiben an Erz-
herzog Albrecht 192. — Das Gedicht « Aliquid » 192. — Wiederver-
mählong 193. — Vorbereitungen zum Druck der Annales Heremitani
194. - Pläne behufs Einrichtung einer eigenen Druckerei IM. —
Nachfrage des Markgrafen Karl von Burgau 195. — Maximilians
Geldbewilligungen 195. — Unvermögen der Regierungskassen 196. —
Stillstand in der Arbeit 196. — Ordnen und Abschreiben der auto-
biographischen Aufzeichnungen Kaiser Maximilians 1. 197. — Kor-
'«spondenz Guillimanns mit Federigo Borromeo 198. — Erscheinen
^f Annales Heremitani (Frühjahr 161*2) 199. — Rechtfertigung Guil-
limanns wegen der Verzögerung der Austriaca *200. — Todesahnung ;
Vorsorge für die Kinder 301. — Sein Hinscheid (14. Okt. 161*2) m.
Schluß.
Maßnahmen der Universität und Maximilians betreffend Guil-
limanns Bücher und literarischen Nachlaß '203. — Schritte des Rates
von Freiburg um Erhaltung seiner Schweizergeschichte *204. — Trübe
We der Hinterbliebenen 205. — Ausarbeitung der Austriaca durch
Windeck; Maximilians und Windeck's Tod *206. — P. Christophs
Sor^für die Waisen; Ankauf der Bibliothek für St-Gerold *207. —
^illimanns Bedeutung und Charakter '208.
Übersicht über Guillimanns Schriften '211. — Handschriftliche
Quellen 216. — Nachträge und Berichtigungen ^218.
Bibliographie der Freiburger Litteratur
für das Jahr 1904.
Zusammengestellt von Franz Handrick.
Alexis, M. G. Bilan g6ographiqae de Tann^e 1903. (Balletin p6dago-
giqoe. XXXIJI. 1904)
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— Fra il passato e Tawenire. Lettera aatobiograiica. (L'Ateneo,
Roma, äO marzo 1904.)
— Leone decimoterzo poeta. Nel numero straordinario del 1' ago
sto 1903 della rivista Natura ed Arte dl Milano.
Dair Alpi al mare Prefazione ad una raccolta di Otto qaadri
del Prof. C. Ferrario. Milano 1903.
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Handschrift der Stadtbibliothek Zürich (M S C, 55, 713). Frei*
bnrg i. d. Schweiz. Pbilos. Dissertation. Halle a. d. S. 1904,
106 S. 8".
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rischen Verschwörung. Einsiedeln 1904. 13 S. 4^
Beck, J. Monatsschrift für christliche Sozlalrefoim. Redigiert von - .
XXV. Jahrgang. 1903. Basel XII, 616 S 8» - XXVI. Jahr-
gang 1904, Basel. XVIII, 7^8 S. 8'
— Arbeiterfrage im < Kirchlichen Handlexikon. • I Band S. 312-
314.
— Armenpflege im « Kirchlichen Handlexikon *. I. Bd. S. 340-344
— Winterprogramm. — Praktische Aufgaben der staatlichen Ar-
menpflege. (Monatsschrift für christliche Sozialreform. XXV.
1903. S. 530-536.)
— Die Wohnungsfrage. (Monatsschrift für christliche Sozialreform.
XXV. 1903. S. 635-639.)
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ländliche Jongmannschaft. (Monatsschrift für christliche Sozial-
reform. XXVI. 1904. S. 63-70.)
~ Arheiterinenvereine. (Moantsschrift far christliche Sozialreform.
XXVI. 19ü4. S. 186-142.)
- Der praktisch-soziale Karsas in Zürich, ll.-l«^. April 1904.
(Monatsschrift für christliche Sozialreform. XXVI. 1904. S.
271-275.)
- Wirtschaftliche Misstände unter dem Landvolke. (Monats-
schrift für christliche Sozialreform. XXVI. 1904. S. 196-204.)
- Die Wohnungsreform. I. Private Mittel und Wege der Woh-
nangsreform. U. Die Vorkehrungen der Gemeinde in der Woh-
Dongsreform. III. Die Tätigkeit des Staates in der Wohnnngs-
reiorm. (Monatsschrift für christliche Sozialreform. XXVI.
1904. 8. 253 258 ; 805-814 ; 871-376.)
- Die Wohnungsfrage aaf dem Lande. — Der Kinderschntz. I.
(MonaUschrift für christliche Sozialreform. XXVL 1904. S.
504-515.)
- Der Vereinskalender. — Der Kinderschutz. II. (Monatsschrift
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- üne page de TAntiphonaire d'Estavayer (Le roi David). —
La mfere de Dien, reine de Tünivers (dessin de Hans Fries). —
L'cAve Maria» de M. Paul Moullet. — Le P^lerin (peinture
de Grimonx). — La Pelerine (peinture de Grimoux). — L'An-
Donciation (tableau conserv^ dans TEglise de la Tour-de-Treme).
— La Vierge (nn detail du tableau de TAnnonciation de la
Tour-de-Tröme). (Fribourg artistiqne 1904.)
-- Le nouveau vitrail de Saint-Nicolas par J. Mehoffer (L'adora
tion des Mages). (Fribourg artistiqne. 1904.)
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Die Artikel t Alleluja » und « Alphabet » im « Dictionna'
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— Veröffentlichungen der gregorianischen Akademie zu Freibim^"*-^
(Schweiz). Herausgegeben von -. I. Heft: F. Krasnski. üet>"^''
den Ambitus der greorianischen Messgesftoge,. Freibarg (Scti^^^v^
19(13. VII. 132 S und 3 Tabellen. S"
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WagBer, P« Das Dreikönigspiel za Freibarg i. d. Schweiz. (Freibar-
ger Geschichtsblätter. X. 1903. S. 77—101.)
— Origioe et d^veloppement da chant litargiqae jasqa'ä la fin da
moyen äge. Tradoit de rallemaod par Tabb^ Boar. Toamai
1904. 888 p. 8".
— Kyriale sive Ordinariam missae cum canta gregoriano, qaem ex
vetostissimis codicibas manascriptis cisalpinis collegit et ho-
dierno asai accomodavit — . Graecii 1904. VIII, 64 p. 8".
— Kyriale. Die gewöhnlichen Messgesäni^e nach ansem ältesten
Handschriften bearbeitet aod in moderne Notation amgeschrie-
ben Graz 1904. XII, 64 S. ]t.
Orgelbegleitang zam Kyriale. (Lesart anserer ältesten Hand-
schriften.) Bearbeitet von -. Graz 1904. 78 S. 4'.
Watteleti U. Zar Geschichte des Stecklikrieges (Frei barger Ge-
schichtsblätter X. 1908. S. So -76.^
Weinmann^ C* Hymnariam Parisiense Das Hy mnar der Cistercienser-
Abtei Pairis im Elsass. Aas zwei Codices des 1:^. and 18. Jahr-
hunderts heraasgeheben und kommentiert Freiburg i d. Schw.
Philo*. Dissertation. Regensbarg 1904. VI, 73 S. 8*.
Weiss. A. M* Apologie des Christentums. 4. (id. Soziale Frage and
soziale Ordnung oder Handbuch der Gesellschaftslehre. Vierte
Auflage Kreibargi.Br. 1904 2 Teile. XVI, 1-58:2 and XII.
583 1220. 8^
- Lebensweisheit in der Tasche. 10 Auflage Freiburg i. Br. 1904
XVin, 304 S.
- Die religiöse Gefahr. Freiburg i Ur. 1904. XX. 522 S. 8°.
"- Die religiöse Gefahr. Zweite und dritte unveränderte Auflage.
Freiburg i. Br. 1904 XX, .H2i S. 8\
~- Zeitfragen und Zeitphrasen. IV. Das viittelalter als Hindernis
für die Aussöhnung mit der modernen Kultur. (Theologisch-
praktische Quartalschrift. LVI. 1903. S 751 -764)
"^ Dogmatische Repetitorien. I. k Idem Dominus omnium » II.
Jansenistische und katholische Lehre von der Kirche. III. Re-
gula fldei. IV. Die grosse J^ücke. (Theologisch-praktische
Qaartalschrift. hVII. 1904. S. i 13; 241-252; 493-504;
741-752.)
"^^z» J. Landwirtschaftliche Berufsbildung. ( Kreiburger Nachrichten*
1904. Nr. 25.28-29.)
^ L'enseJgnement agricole (Libertö. 1904. No. 45 46 )
~^ ber schweizerische Bauernverband und das Bauernsekretariat.
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(Monatsschrift für christliche Sozialreform. XXVI. 1904 S. 611
-617; 657 -664.)
Wyraann» E* Pompeo Gampagnano di Masso creato cittadino fribo
hese. (Bolletino storico della Svizzera italiana XXV. 190S.
156-157)
Zapletaly V* Le r6cit de la Cr^ation dans la Genese (Ch I, I ä 11,
expliqu6 d'apr^s les d^couvertes les plus r^centes. Trade»/
de Tallemand par P. Meyer- Boggio de Stadelhofen. Genöve er
Paris 1904. XI. 158 p. 8°.
— Die [Metrik des Baches Qohelet. Kreibarg (Schweiz). 1904. 10
S. 8'.
— Der Unsterblichkeitsglaabe Qohelets. (Der Katholik. 1904. t.
Folge. XXX. S. 321-327.)
— Die vermeintlichen Irrlehren Qohelets. (Schweizerische Rand-
schau. IV. 1903-1904. S. 463 - 468.)
Zemp^ J. Die Knnst der Stadt Freibarg im Mittelalter. (Freibarger Ge-
schichtsblätter. X. 1903. S 182-236.)
— Banneret de Friboorg (Gravüre de Gr6goire Sickinger). — Le
tombeaa da Christ aa coavent de la Maigrange - - Le Christ
da tombeaa aa coavent de la Maigrange. (Fribonrg artistiqae.
1904.)
Zwierzina, K« Franenfelder Brachstücke von Flecks Floire. (Zeit-
schrift für deutsches Altertum. XLVII. S 161-182.)
FREIBURGER
GESCHICHTSBLÄTTER
lierauisgegebeii
vom deutschen geschichtsforschenden Verein
des
Kantons Freiburg.
XII. Jahrgang.
^><^>^
Freiburg i. Ue. 1905.
Verlag der Univd>itüts-Huchliandlimg.
Inhaltsverzeichnis .
A. Geschäftliches.
Seil
1) »orii'ht iibor das Vereinsjahr 11X)4'05 n
VM KassaU^rioht über das l^schilftsjahr 1904/05
.'0 Mitv^lietlerver/oichnis x
■I) Schriftonaustauseh xn
B. Abhandlungen.
1) Josef /imm^rinann. Peter Falk, ein Freiburger Staatsmann
und Heerführer 1
Kxkurs Nr. 1 :
Kritische Würdiijung der Berichte über den Arsent-
Prozeii Seite 1^
Kxkurs Nr. '2 :
Kalks Verhältnis zu Frankreich .... o 132
Kxkurs Nr. :i :
O.ijjuots l'rleil über Falks Verhallen . . » 133
.\nhanc il."> likundei: »137
IVr^ononivcisier » 146
liilKillsvor/eichnis . . . . » 150
^ \\h \\\w\\\. Sc!neL'N^e>eM und Sc hui/en feste in Freibure bis
-ur Mille dos \V. Jahrhiii^ierii: 152
•;• i; S, limiicr, K:irl Holde: 171
r Joh. K.il-:!. V\i> Sjr.:i?i:v:; vor. P. Petrus Canisius an P.
.Kvi.^iir Mi:.!;-: ... 178
»• Klcivs'iv' MilTv".!;:: jTi :. .... 181
i.' i »lU':; iiv !*o A'.". ::.i»:i- 184
:— >
i
Bericht über das Vereinsjahr 1904-05.
Das MitRiiederverzeichnis weist einen Bestand von 203
*ö' ; der Abgang beträgt H, der Zuwachs IS, was einer
Vermehrung von 4 Mitgliedern entspricht gegenüber dem
'©Uten Berichtsjahr. Durch den Tod wurden dem Verein
^Qtrisseo die Herren: Großrat Ulrich Böschung, ge-
^i^n 1832 zu Eggelried, seit seiner Verehliehung in Obers-
^Ovl niedergelassen, 1883-90 Beisitzer des Friedensgerichtes
Schmitten. 1890-92 Friedensrichler, seit 1891 Mitglied des
^*^ßen Rates und seit 1898 Vereinsmitglied ; er starb am
*0. April 1905 *). Fast zu gleicher Zeit, am 6. April, schied
■^Batsrichter und Großrat Josef Wäber von Tafers aus
^©m Leben. Geboren 1858 zu Gurraels wurde er 1875
Priedengerichtsschreiber in Tafers, 1882 Civilstandsbeamter.
^S90 Mitglied des Gemeinderates und 1891 Mitglied und
^U 1893 Vizepräsident des Amtsgerichtes in Tafers, seit
^894 Mitglied unseres Vereins*). Ferner Ökonom Stoll
^^ SaWenach, unserem Verein seit dessen Ciründung ange-
terend. Endlich Professor Karl Holder, ein Mitbegrün-
der und eines der tätigsten Mitglieder des Vereins, dessen
an andrer Stelle ausführlicher gedacht wird. — In Folge
Wegzugs aus dem Kanton ist aus dem Vereine ausgetreten
Wl Favre, während die Herren Gartmann, Franz PolTet,
Lehrer Riedo, Rainer, v. Savigny, v. Stockalper die Nach-
ahme nicht mehr eingelöst haben.
') Vgl. Nr. 44/51 der Freiburger Nachrichten vom 13. April
«od 4. Mtf 1905. - «) Vgl. ebenda Nr. 47 vom *><>. April.
IV
Im Schriftenaustausch ist dies Mal keine Ändet'ang
zu verzeichnen. Ein Gesuch um Anbahnung eines solkhen
mußte vorläufig zurückgestellt werden.
Die laufenden Geschäfte fanden ihre Erledigung in zwei
Vorstandssitzungen sowie in drei Fällen auf dem Cirkular-
wege. Auf Grund von § 12 der revidierten Statuten wählte
der Vorstand zum Vizepräsidenten Dr. Hans Vt^attelet. An
Stelle des wegen häufiger Verhinderung an der Teilnahme
von Sitzungen zurücktretenden Pfarrer Schaffner wurde Pfar-
rer Schwaller von Alterswyl zum Schriftführer gewählt.
Einem ßeschluße der Generalversammlung nachkommend
nahm der Vorstand die Frage der Erstellung von Gemeinde-
chroniken an die Hand und beauftragte Pfarrer Schwaller
mit Abfassung eines Aufrufes an Geistlichkeit und Lehrer-
schaft des Kantons.
Die allgemeine Herbstversammlung fand statt Donners-
tag 1. Dezember im Gasthof zum Bahnhof in Dudingen, bei
einer Beteiligung von aber 40 Mitgliedern und Gästen.
Nach kurzer Begrüßung hielt der Präsident einen Vortrag
über die Freiburger Redaktionen der Schilling'schen Chronik
der Burgunderkriege. Es kommen 4 verschiedene Hand-
schriften in Betracht, die sämtlich undatiert und bis jetzt
noch wenig beachtet worden sind ; zwei davon sind im Be-
sitz von Graf Max von Diesbach, zwei andere gehören der
Bibliothek der Ökonomischen Gesellschaft in Freiburg. Die
älteste Handschrift, Kopie einer wahrscheinlich noch ins
Jahr 1477 gehörigen Handschrift, ist uns nur in einer Über-
arbeitung vom Jahre 1645 erhalten : die zweite dürfte aus
dem Jahre 1478 stammen und zeichnet sich durch bildne-
rischen Schmuck aus, der auf den bekannten Freiburger
Künstler Hans Fries als Illustrator hinweist. Die dritte,
etwas jüngerer Handschrift, vielleicht noch von 1480, ent-
hält einige Zusätze, die in den älteren Handschriften fehlen,
während die vierte eine Kopie des bekannten Notars und
Chronisten Ludwig Sternei* darstellt auf Grund einer Vor-
lage, die zwischen 1480 83 anzusetzen ist. Als Verfasser
der ältesten Freiburgei- Bearbeitung dürfte der Johanniter
V
Komthur Peter von Molsheim, ein Zunftgenosse des ßerners
öi'ebold Schilling, mit groUer Wahrscheinlichkeit in Betracht
kommen. Wegen des Anteils des Rates an der Redaktion
dieses Manuscnptes ist dasselbe als eine olfizielle Freiburger
Chronik der Uurgunderkriege anzusehen. Einige charakte-
ristische Proben aus den Abweichungen und Zusätzen dieser
Handschrift ergänzten den iViStündigen Vortrag, der nur
einen Bestandteil einer längeren Abhandlung bildet, die an
andrer Stelle ') ausführlich veröffentlicht wurde.
Darauf erstattete Herr Pfarrer Schwaller in einem
bündigen und volkstümlichen Referate Bericht über die Er-
sleilong von Gemeindechroniken. Als Inhalt derselben kom-
men in Betracht Vorkommnisse aus dem Naturlauf, aus dem
Leben der Gemeinde, kulturhistorische Merkwürdigkeiten.
Sodann erläutert er die Wichtigkeit solcher Aufzeichnungen
für die Zukunft als Stücke und Splitter zum großen Spiegel
der Zeit : « Der Wert einer Chronik hängt nicht ab von der
Grolle des Umkreises, über den sie berichtet : die Chronik
bekommt einen besonderen Wert von dem Verständnis und
der Liebe, womit ein Chronist seine Aufgabe erfaßt und
durchfuhrt. Wer aufmerkt auf den Lauf der Natur, wer
Sinn hat für Sage, Sitte und Brauch, wer die Menschen
'»eobachtet in ihrer Art und Sitte und Sprache, in ihren
Bestrebungen, Arbeiten und Erfolgen; in ihren Freuden und
Leiden, in ihrem Witz und Humor ; werden Ereignissen folgt,
die tiefer ins Leben der Gemeinde eingreifen, und die in ge-
'neinsamen Festen gefeiert werden, der kann wohl um den
Stoffseiner Chronik nicht verlegen sein. Das eine Mal schreibt
ef eine kurze Notiz, ein ander Mal schildert er ausfuhrlich
"nd mit innerer Ergriffenheit. Ein solcher Chronist, sagt der
St. Gallen Johannes Keßler, ist der Historie Leben und Seele. »
AU Probe läßt der Vortragende sodann Aufzeichnungen von
Pfarrer Roggo in Alterswil sowie von seinem Vater Joh.
*) Unter dem Titel : Die Chroniken und Chronisten von Frei-
wrg im Uchtland, Jahrbuch für Schweizergeschichte, Bd. XXX und
auch als Sonderabdruck im Buchhandel, Freilfbrg ItKX}.
L
VI
Jakob Schwaller von St. Antoni folgen ^). In der sich an-
schließenden Diskussion wünscht Professor Kirsch Ausschei-
dung von eigentlichen Überresten und chronistischen Bei-
trägen, Sammlung der alten kulturhistorischen Überreste
in Volksgebräuchen, Lokalnamen, Inschriften und dergleichen.
Ferner stellte es sich heraus, daß schon mehrere Geschichts-
freunde derartige Aufzeichnungen angelegt oder wenigstens
begonnen haben wie die Herren Max v. Diesbach, Oberamt-
mann Passer, Kantonsrichter R. de Weck, Gonzague Reynold,
Emil Zurkinden, der seine Samnjiung dem Vereine zur Ve^
fügung stellt. Mit der weiteren Verfolgung und praktischen
Durchfuhrung der gemachten Anregungen wird der Vor-
stand beauftragt.
Endlich werden noch folgende 8 neue Mitglieder auf-
genommen : die Herren Otto Gschwend, Franz Leitschuh,
P. C. Greber, Paul Zeberli, Jos. Vogelsang, Paul Rody,
Karl Meyer und Spielhofer.
Donnerstag 1. Juni wurde die allgemeine Frühjahrs-
Versammlung in Fla matt abgehalten bei einer Beteiligung
von etwa 50 Mitgliedern und Gästen von Nah und Fern.
In seiner Begrüßung gedachte der Präsident in pietätvoller
Weise des allzu früh verstorbenen Professors und Bibliothe-
kars Dr. Karl Holder, der durch mehrere Vorträge und zahl-
rcM'che Aufsätze in den Geschichtsblättern sich um den Verein
ganz bescmders verdient gemacht hat, so daß wir ihm stets
ein dankbares Andenken bewahren werden. Zu seiner Ehrung
erhob sich die Versammlung von den Sitzen.
Alsdann erhielt Herr Prof. Schläpfer das Wort zu
seinem Vortrag über Topographische Veränderung der Stadt
Freiburg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, unter-
stützt und erläutert durch eine Anzahl anschaulicher topo-
graphischer Planskizzen. Der Vortragende zeichnete den
Lauf des ehemaligen Stadtgrabens, der das Burgquartier vom
Spitalviertel trennte ; die Reichengaße schneidend zweigte
') S. den wörtlichen Abdruck des Vortrages in Frei bnrger Nach-
riclikMi IIXM, Nr. 1 lö — 17 vom 10.-15. Dezeuiber.
VII
sieh ein Seitengraben gegen das Alt'sche Haus davon ab,
m sich ebenfalls in die Saane zu ergießen. Der Ausgang
des Burgrings gegen Reichengasse und Besengäßlein war
darch einen Torturm befestigt, der samt der anschließenden
alten Festungsmauer im Jahre 1463 u. tf. geschleift wurde.
Seine Überreste dienten zur Ausfüllung des Grabens und
zur Errichtung von zwei Stutzmauern gegen den Graben-
saal und unterhalb des jetzigen Rathauses. Zur Erinnerung
an die Grabenausfällung durfte um 1467 die heutige Linde
^pflanzt worden sein. Die Anhaltspunkte für alT diese
sorgfältigen und gut dokumentierten Aufstellungen ergaben
sich aus den ausfuhrlichen Angaben der Seckelmeisterrech-
QQOgen des Staatsarchives. Die nachfolgende Diskussion, die
von den Herren Hauptmann, Kirsch und dem Vorsitzenden
benätzt wurde, äußerte sich entweder zustimmend zu den
Äußerungen des Referenten oder brachte noch kleinere Er-
gänzungen dazu.
Zorn Schlüsse las Hr. Emil Zurkinden noch eine Anzahl
von ihm gesammelter Hausinschriften aus dem Sensebezirke
der Versammlung vor. Dieselben, meist religiösen, manch-
mal auch humoristischen Inhaltes, stammen aus neurer und
öeuesler Zeit; doch fehlt es nicht an solchen, die ins 17.
Jahrhundert zurückreichen. Oft ungelenk und holperig ver-
>^ten sie in der Regel den frommen Sinn des Erbauers,
der sein Haus dem Schutze Gottes und seiner Heiligen be-
fiehlt, oft aber auch einen derben Volkswitz und schalk-
haften Humor, der nicht der Originalität entbehrt. Während
sie uns neben dem Eigentumer häufig auch den Baumeister
nennen, bleibt der Name des Dichters stets verschwiegen.
Die Inschriften sind sämtlich und im Wortlaut publizirt
forden ^). Herr Zurkinden, der seine Sammlung noch fort
'Qselzen beabsichtigt, verdient den Dank des Vereins für
seine uneigennützigen mit personlichen Opfern verbundenen
Bemühungen. Möge man ihm darum allerorts freundlich
öDtgegenkommen, statt, wie es auch schon geschehen, ihm
') Freiburger Nachrichten 1904, x\r. 70-74.
VIII
Schwierigkeiten zu bereiten ! Als Ergänzung hiezu trug
auch Herr Max v. Diesbach einige von ihm gesammelte In-
schriften vor, die ebenfalls gelegentlich veröffentlicht werden.
Die Diskussion wurde benutzt von den Herren Prof. Beck
und P. Ignaz Hess aus Engelberg, die beide auf die kul-
turhistorische Bedeutung der vielfach wenig beachteten oder
verkannten Hauszeichen aufmerksam machten.
Zum Schlüsse erfolgte die Aufnahme von 7 neuen Mit-
gliedern : den Herren Ruegg, F. Willi, Vonlanthen, L. Poffet,
Jos. Bertschi, Jos. Pauchard und Fr. Böschung.
.\uf Wunsch der Generalversammlung in DGdingen
veranstaltete der Vorstand ein Abendessen für die Vereins-
mitglieder im Gasthof zu den Alpen in Düdingen am Mitt-
woch 25. Januar, um der Gemütlichkeit, die bei den Ver-
sammlungen zu kurz kommt, zu ihrem Rechte zu verhelfen.
Allein trotz der vorzuglichen Eisenbahnverbindung, unge-
achtet des gewählten Menüs und billigen Preises, blieb der
Besuch weit hinter den Erwartungen zurück. Doch ließen
sich die Teilnehmer deswegen nicht verdrießen ; es herrschte
eine ungezwungene Fröhlichkeit, die durch Reden und musi-
kalische Produktionen noch gehoben wurde. Nur die Fahr-
gelegenheit verhinderte, daß sich die Feier nicht ober die
mitternächtige Stunde hinaus erstreckte.
Auf unsere Eingabe vom 20. August 1904 um Erhö-
hung des Staatsbeitrages an unsern Verein antwortete der
Staatsrat am 2. Mai 1905, indem er mit Rucksicht auf die
von uns geltend gemachten Grunde den Beitrag in Zukunft
auf 300 Fr. festsetzte. Im Namen des Vereins sprach der
Präsident der Behörde für ihr freundliches Entgegenkommen
den lebhaftesten Dank aus.
Endlich ist uns noch ein köstliches Geschenk von einem
fernen Gönner zugekommen, der unseres wärmsten Dankes
dafür versichert sein kann, Herr August Ammann zur See-
burg bei Kreuzlingen hat unserm Verein ein Exemplar der
Geschichte der Familie Ammann von Zürich, bezeichnet mit
der Nr. 159 und begleitet von einer Mappe dazugehörender
historischer und anderer Kunstbeilagen und Namentafeln
IX
freoodlichst gewidmet. Diese Familiengeschichte ist ein
Prachlwerk in vornehmster Ausstattung, dessen Inhalt viel
reicher ist, als der Titel ahnen läßt. Da dasselbe nicht für
den Bochhandel bestimmt ist, so ist der Verein dem hoch-
herzigen Schenker um so mehr verpflichtet.
Für die Leser der Geschichtsblätter diene noch die
Noliz, daß die Bibliographie in diesem Jahre leider weg-
bleiben muß. dafür aber im nächsten Jahrgang nachgeholt
werden wird.
Freiburg, im November 1905.
Der Piäsidont :
Dr. A. BÜCHI.
L
Kassabericht
des deutschen geschichtsforsch. Vereins des Kts. Freiburg pro 1 905.
A. Einnahmen.
's Erlös aus dem Verkauf der Festschrift abzägl.
Porto Fr. 3.5^:^ «:
IJeitrag der Stadt Murten pro 1905 .... » iO
Slaalsbeitrag pro 1905 . . » 150. —
201 Mitgliederbeitrage abzügl. Porto u. Spesen » 587.7^ "^
Beitrag des deutsch. Mannervereins Freiburg . ») 10.
Krlös aus dem Verkauf von Geschichlsblätlern » 2I.7L "V
Vorschuß des Präsidenten an die Kasse. . . n 48.1 ^
Total der Einnahmen Fr. 84l.i
B. Ausgaben.
I^issivsaldo des letzt jährigen Erzeigs .... Fr. i.
I^ortovergutung an den Präsidenten .... o 20.
Druckkosten von (leschichtsblättern Jahrg. XI . » 767.
Entschädi^'ung für Bibliographie » 10.
Für Brochieren etc » 53.
Total der .Ausgaben Fr. 852.
C. Bilanz.
A. Tolaleinnahmen Fr. 841.
B. Tolalausiraben » 852.
r
.Mehrausgaben Fr. 11.!^^^ *
Tafers. den 30. .Nov. 1905.
J. Bäriswyly Kassier.
7
ti) VnrschuiA des Präsidenten . . 48.15
/)) Hofizil pro 1905 11.52
Total der l^assiven Fr. SQ.fer* ^*
Verieichiiis der Mitglieder
te deutschen getohipMsforschenden Vereins des Kantons Freiburg.
Dezember lOO*).
Vorstand :
^chi, Dr. Albert, Profe«8or, Freiburg, Präsident.
J^^tteiel, Dr. Hans, Advokat, Murten, Vizepräsident,
^^'»waller, Viktor, Pferrer, Alterswil, Schriftführer.
5^''i8wyl, J., Staatsein pehmer, Tafers. Kassier.
^ ^haffner, Sal., Pfarrer, Kerzers.
Ehrenmitglied :
^hneawly, J., Staatsarohivar, Freiburg.
Mitglieder :
^^y, Johann, Substitut, Tafers.
"^ Johann, Pfarrer^ Plaaielb.
""^ Lehrer, St. Antoni.
■^^^olter, Ökonom, Conradshaus bei Heitenried.
"^^ brecht, Anton, Buchbindermeister. Frei bürg,
"^«idrey. Am., Großrat, Tafers.
^^derset. Albert, Advokat, Frei bürg.
^^.Idegger, Jak , Dr. phil., Einsiedelu.
^^Imer, Melchior, Angestellter, Tafers.
^^umhauer, Dr. Heinr., Prof., Frei bürg,
^ck, Dr. J., Prof., Freiburg,
^^li, Franz, Oberamtsschreiber, Murten.
^nninger, J., Amtsrichter, Salvenach.
^rtechi, Tierarzt, Düdingen.
^rtscbi, Jos., Gastwirt, Düdingen.
^tschen, Adolf, Mehlhändler, Freiburg,
öichuel, Tierarzt, Courtepin.
^irbaum, Jos., Oberrichter, Freiburg,
ölancpain, Achilles, Bierbrauer, Freiburg.
BUnchard, Philipp, Freiburg.
^ Theod., Betreibungsam ter. Tafers.
XII
Blumenütein, Emil, Pfarrer, Murtn
Böschung, Franz, Geineiiuleamniann, Uberstorf.
Bingger, Peter, Möbelsehreiner, Freibarg.
Brülhart, FridoL, Pfarrer, Font.
— Jüh., Gefängiiisdirektor, Frei bürg.
— Peter, Posthalter, 'l'afers.
Buchs, Gemeinderat, Montilier.
— Paul, Großrat, Jaun.
Buomberger, Dr. F., Redaktor, St. Gallen.
Cornuz, Gustav, alt Stadtammann, Murien.
Daniels, Dr. Franz, Professor, Frei bürg.
Derungs, Joh., Professor, Coli. St. Michael, Frei bürg.
Desfossez, J., Pfarrer, Jaun.
V. Diesbach, Max. Bibliothekar, Übewvl.
Dinichert, Constantin. Nationairat, Montilier.
Dosseiibach, J., Schuh band lung, Frei bürg.
Ducrest, H.. Prof , Colleg St. Michael, Frei bürg.
ECfmann, Wilh., Prof., Bonn-Kessenich, Burgstraße 188.
Egger, Ch., Lehrer, Guscheimut.
V. Eggis, Adolf, Banquier, Freiburg.
Erlebach, Schlosser, Frei bürg.
Fasel, Ludwig, Gerichtsschreiber, J'afers.
— Peter, Lehrer, Düdingen.
— Wilhelm, St. Antoni.
— Wirt, Bösingen.
Felder, Dr. P., Hilarin, O. C, Frei bürg.
Fleck ner, Karl, Glasmaler. Freiburg.
Fleury, P. Bernhard, (). Fr., Frei bürg.
r'orster, Christian, Lehrer, Bennewyl bei Alterswyl.
— Rob., Handelsmann, Heitenried.
Fragniere, Gebrüder, Buchdruckerei, Frei bürg.
— Dr. Jos. Prof., Priesterseminar. Frei bürg.
Friolet, Dr. Max, Advokat, Frei bürg.
Frei bürg. Kath. deutscher Mannerverein der Stadt.
Gabriel, Paul, Kürschner, Freiburg.
Genoud, Leo, Großrat, Frei bürg.
Gottlob, Dr. Ad., Prof., Bonn, Busch straße .V).
Greber, Peter Canisius, Inspektor, Frei bürg.
(irimme, Dr. Hu^>eit, Prof., Frei bürg.
(ischwend, Dr. Fridolin, Redaktor, Freiburg.
— Otto, Buchhändler, Frei bürg.
Gutknecht, H., Redaktor, Murten.
Haas, Paul, Musikdirektor, Freiburg.
Hafner, Hugo. Advokat, MurkMi.
xin
Hainioz, P. Franz, O. Fr., Freiburg.
Handrick, Franz, Hiifsbibiiothekar, Freiburg.
Hauptmann, Dr. F. Prof., Berlin S. W. Prinz Albrechtstraße 5.
Hayoz, P. I.eo, O. Fr. Frei bürg.
Hei riemann, Dr. Franz, Bibliothekar, Luzern.
Helfer, Oberlehrer, Freiburg.
Hennen, Jos., Artzt, Tafer^.
He«r*^^ Dr. j, j^k.^ p^f., Freiburg.
Hof mann, Heinrich, Lehrer, Heitenried.
^öi-ner, Alphons, Tützenberg, Schmitten.
H^^r-ni, Albert, Lehrer, in Berg bei Schmitten.
•'enny, Jakob, Gremeindesch reiber, St. Antoni.
Jatigo, Wirt, Schmitten.
■ — Jos., Notar, Frei bürg.
ÜD, Dr. Job., Redaktor, Solothurn.
K:af>per, P. Alb , O. Fr. Freiburg.
»er, Arnold, Kaufmann, Frei bürg,
rzers, Volksbibliothek von (Regionallehrer Sarbach).
Kilian, P. Lucas. O. Fr, Superior Reisbach a. Vils., Baiern.
K.ii-«ch, Mgr., Dr. Peter, Professor, Freiburg.
Vincenz, Glasmaler, Freiburg.
Kla^vs, Johann, Pfarrer, Überstorf.
Köhler, S., Apotheker, Freiburg.
Kostanecki, Dr. Anton, Professor, Freiburg.
Kraker, Mgr. Rügens, Freiburg.
K.ii>in, P. Cyrill, O. Fr., Freiburg.
Lannpert, Dr. Ulr., Professor, Freiburg.
^-^PP, K., Droguerie, Frei bürg,
icht, Fritz, Großrat, Salvenach.
'Jtschuh, Dr. Franz, Professor, Düdingen.
^■■ch, Dr. Matthias, Professor, Frei bürg.
Uebig^ P. Paul, O. Fr., Freiburg.
J-»echti, Hermann, Großrat, Murten.
*-öQa briser, Joseph, Professor, Freiburg.
J^^^> Adolf, Großrat, Greng bei Murten.
uttii^ Emanuel, Gymnasiallehrer, Bern.
^Q^er, Dr. Gail, Professor, Albertinum, Frei bürg,
^«oni, P., Pfarrer, Tafers.
^*^y, Louis, Vikar, Tafers.
^^yer, Karl, Notar, Düdingen.
-Brender, Bürstenhandlung, Freiburg.
vi^^*' R., Schulinspektor, Merlach.
^vcibei, P. Leo, Prof., Albertinum, Freiburg,
^o^p Othmar, Sekundarlehrer, Fi-eiburg.
XIV
V. Mülinen^ Dr. W. Fr. Professor, Bern, Schwantorstraße.
Müller, P. Verwalter, Löwen berg bei Märten.
— Reinhai'd, Lehrer, Frei bürg.
Murten, Gremeinderat von.
Nicolet, Peter, Betreibangsbeamter, Murten.
Nonnast, Julius, Region allehrer, Düdingen.
Nösberger, Joh., Pfarrer, Schmitten.
Nust^baumer, C, Kleiderhandlung, Freiburg.
Offner, Felix, Sekretär, Düdingen.
Oser, Dr. Hugo, Prof. Freiburg.
Passer, J., Oberamtmann, Tafers.
Pauchard, Jos., Vikar Dreifaltigkeitskirche Bern.
Perroulaz, R., Pfarrer, Düdingen.
Pfanner, Dionys, Uhrenmacher, Freiburg.
— Karl, Wirt, Frei bürg.
Pf y ff er, Goldschmied, Frei bürg.
Philippona, Pius, Publizist, Bern.
Piller, Peter, Gemeindekassier, Gomma, Rechthalten.
— Theodor, Spengler, Seeli, Aiterswil.
Poffet, Lucian, Gerichtschreiber, Tafers.
— Jos., Oberamtsschreiber, Tafers.
Rappo, Johann, Großrat, Bösingen.
— Joseph, Region allehrer, Aiterswil.
Rauber, Lehrer, in Düdingen.
Rechsteiner, Albert, Dr. jur., Herisau.
Reichlen, Franz, Freiburg.
Reichlin, Leonz, prakt. Arzt, Düdingen.
Reinhardt, Heinrich, Prof., Freiburg.
Remy, Leo, Privatier, Bulle.
Riedo, Joseph, Organist, Tafers.
Roche, Paul de, Lehrer, St. Antoni.
Rody, Albert, Buchbinder, Freiburg.
— Paul, Pfarrer, Bösingen.
Ruegg, Ferd., stud. phil.. Frei bürg.
Rultieux, Pfarrer, Plaffeyen.
Ruprecht, Ökonom, Filiistorf.
Rytz, J., Lehrer, Frei bürg.
V. Schaller, Romain, Prof., Fribourg.
Schenker, Emil, Schuhhandlung, Freiburg.
SchlÄpfer, Konrad, Prof., Frei bürg.
Schmid, Eisenhändler, Freiburg.
Schmutz, Gemeindeschreiber, Überstorf.
Schnürer, Dr. Gustav, Prof., Freiburg.
Schwaller, Martin, Kaufmann, St. Antoni. -
XV
fawan, Pfarrer, Freiborg.
fawenter-Tracbsler, Dr. med., J., Bern, Marktgasse 2^.
Bert, Emil. lic. jur., Notar, Freiburg,
lotbarn, Kaotoosbibiiotbek von.
orlier, Statioos vorstand, DQdingen.
ät, J. G., Civiistandsbeamter, Freibarg,
eiser, Dr. Fr., Professor, Frei bürg,
icber, Franz, Grerichtspräsident, Freiburg,
ieihofer, Lehrer, Kerzers.
Edelmann, Dr. Job., Professor, Luzern.
Bffeos, Dr. F., Professor, Freiburg,
ritt, Jos., Pfarrer, Heitenried.
li^tniDk, Jak., Sekundarieb rer, Murten.
Tecbtermann, Max, Museumsdirektor,
«hacbtli, Alfred, Grericbtsprftsident, Murten»
Mheroo, Max, Kantonsricbter^ Freiburg.
Mcher, Jos., Wirt, Alterswyl.
^ly Fr., Banquier, Frei bürg.
^^li, Cbristian^ Scbönfels, Heitenried.
^saog, Jos. Seeli, Alterswil.
:^, Ed., Musikdirektor, Freiburg,
''ianthen, B., Hypothekar Verwalter, Tafers.
"^ Stations vorstand, Düdingen.
" Jos., Sigrist, Heitenried.
^r, Daniel, Wirt, Tafers.
Moritz, Professor, Frei bürg.
5öer, Dr. Peter, Professor, Frei bürg,
^tner, E., Eisen bändler. Frei bürg,
»telet, Gustav, Murten.
:>er, Humbert, Dekan, St. Anton i.
Veck, Paul, Dr. med., Freiburg.
ItnüUer, Armin, Apotheker, Murten.
Uel. Alfred, Reg. Sekretär, Freiburg.
^ger, Pfarrer, St. Antoni.
^le. Flitz, Direktor, Düdingen.
hlhauser, Franz, Advokat, Freiburg,
letal, P., Vinc, Professor, Albertinum, Freiburg,
ip, Dr. Jos., Professor, Zürich, Dufourstraße 5.
^rli, P., Professor, Lausannengaße, Frei bürg,
•so, Alois, Heitenried.
"- Job. Jos., Heitenried.
Tkinden, E., Schlossermeister, Lenda, Frei bürg.
— iobann, Großrat, Düdingen.
^ienina, Dr. Konrad, Professor, Freiburg.
Vereine und Institute,
mit denen wir in Schriftenaustausch stehen, Dezember 1905.
1. In der Schweiz.
1. Aapau : Historiüche Gesellschaft des Kantous Aargau. ZeiUichrift:
Argovia. Prjlsident J. Hunziker, Professor, Aarau.
'2, Basel : Historische und antiquarische Gesellschaft. Zeitschrift:
Beiträge. Präsident Chr. ßernouilli, Oberbiblioth. Basel.
H. — Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde^ Zeitschrift ; Archiv
für Volkskunde. Adresse : Prof. Dr. E. Hofifmann-Krayer, Hin-
bodenweg Basel.
4. Belliiizona : Bolletino storico della Svizzera Italiana. RedakU)''
Kiiiilio Motta, Bibliotecario della Trivulziana in Mailand.
T). Bern : Historischer Verein des Kantons Bern. Zeitschrift : Arcbi^'
Adresse: Stadtbibliothek in Bern.
(>. - AUg. Gesch ich tsforschende Gesellschaft der Schweiz : Jahrbuch
Anzeiger und Quellen. Adresse: Stadtbibliothek Bern.
"/. Bpigr : Gösch ich tsforschender Verein von Oberwallis. Zeitschri^^ '
Blätter aus derWalli sergeschichte. Präsident Prof. Dionys Imes*
Brig.
8. C^hup : Historisch-antiquarische Gesellschaft von Graubüoci^*^'
Zeitschrift: Jahresbericht. Präsident: PI. Plattoer, Reg.-
Chur.
\). Frauenfeld : Historischer Verein des Kantons Tburgao.
sohrift: Thurgauischc Beiträge zur vaterl. Geschichte. Präsiel
Dr. Joh. Mever, Frauenfeld.
U). St. Iwallen : Historischer Verein in St. Gallen. Zeitschrift: x:
toilungen zur vaterländischen Geschichte und Neujahrsblä
Präsident Dr. Hermann Wartmann, St. Gallen.
11. Iii4>iif : Societe d'histoire et d'archeologie de Geoöve. Zeitscb
Hullotin und Mt^iioires etdocuments. Adresse : 1, rue de V
j\ Itoneve.
I? lalariiH: Historischer Verein des Kantons Giarus. Zeitsch *'*-'^'
Jaliihuoli. Präsident Dr. Dinner, Giarus.
\,
Dt
il-
:«i:
nA
XVII
13. Lausanne : Sociale d^histoire de la Suisse romande. Zeiti^chrift :
M^tnoires ei Docamentis. Präsident B. van Muyden, Lausanne.
14. Loxern : Historischer Verein der fünf Orte Lazern, üii, Schwiz,
ünterwalden und Zug. Zeitschrift: Der Geschichtsfreund, Prä-
sident Dr. J. L. Brandstetter, Luzern.
15. Neaenbnrgr s Soci^t^ Neuchäteloise de G^graphie. Zeitschrift:
Bulletin. Bibliothekar C. Knapp, prof., Neuenburg.
16. Schaffhausen : Historisch -antiquarischer Verein des Kantons
$cha£fbausen. Zeitschrift: Beiträge zur vaterl. Geschichte. Prä-
sident Pfarrer Bächtold, Schaffhausen.
17. Sch^viriz : Historischer Verein. Zeitschrift: Mitteilungen. Präsi-
dent Kanzleidirektor J. B. Kälin, Schwiz.
18. Solothupn : Historischer Verein des Kantons Solothurn. Zeit-
schrift : Urkundio.
19. Trog'en : Appenzellische gemeinnützige Gesellschaft. Zeitschrift:
Appenzellischc Jahrbücher. Adresse: Appenzellische Kantons-
bibliothek Trogen.
%• Winterthup : Stadtbibliothek. Zeitschrift: Neujahi-sblätter.
^ Zttpich : Stadtbibliothek. Zeitschrift : Neujahrsblatt.
^ — Antiquarische Gresellschaft. Zeitschrift : Mitteilungen. Adresse :
Stadtbibliothek Zürich.
^-Schweizerisches Landesmuseum. Zeitschrift: Anzeiger für
schweizerische Altertumskunde.
2. Im Ausland.
^•Aachen: Aachener Geschieh ts verein. Zeitschrift des, herausge-
geben von Dr. Emil Fromm. Adresse: Cremersche Buchhand-
lung. Klein marsch ierstraße 3. Aachen.
^- Aoi^bapgr • Historischer Verein für Schwaben und Neuburg.
Zeitschrift des etc. Adresse : Ausschuß des historischen Vereins
für Schwaben und Neuburg in Augsburg.
<^ Hapmstadt : Historischer Verein für das GroÜherzogtum Hessen.
Zeitschrift : Archiv für Hessij'che Geschichte und Quartal blätter.
Adresse: Direktion der Großherzogl. Hofbibliothek Darmstadt,
Residenzschloß.
^' IHllingr^n : Historischer Verein Dillingen a. Donau. Zeitschrift :
Jahrbuch. 1, Vorsitzender: Dr. Th. Specht, Dillingen.
5« Donauesching'en : Verein für Geschichte und Naturgeschichte
der Baar. Zeitschrift: Schriften des Vereins für etc. Adresse:
Dr. Tumbült. Donaueschi ngen, Vorstand der histor. Abteilung.
^' DonaavirOpth : Historischer Verein für Donauwörth und Um-
gebung. Zeitschrift: Mitteilungen; Adresse: J. Traber, Biblio-
thekar am Cassianeum, Donauwörth, 1. Schriftführer.
XVllI
7. Essen: Historischer Verein für Stadt und Stift Hessen. Zeit-
schrift: Beiträge. Vorsitzender Dr. K. Ribbeck, Essen.
8. Fpankfupt a. M. : Verein für Geschichte and Altertamsknode
za Frankfurt a. M. Zeitschrift: Archiv für Frankfurts Ge-
schichte und Kunst. Adresse : Stadtarchiv I. Frankfurt a. M.
Weck markt 3.
9. Fpeibapg' i. Br. : Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-
Altertums- und Völkerkunde (Historischer Verein). Zeitschrift
der Gesellschaft etc.
10. — Kirchengeschichtlicher Verein für das Erzbistum Freiburg.
Zeitschrift: Frei burger Diözesan- Archiv. Frei bürg i./Br. Lad-
wigstraße 85. Adresse: Schriftleitung des Kirchengeschicbtl.
Vereins Dr. Julius Mayer.
11. Fpiedplohshafen : Verein für Geschichte des Bodensees und
seiner Umgebung. Zeitschrift : Schriften des Vereins etc. Adresse:
Boden see- Verein, Friedrichshafen am Bodensee.
12. Giessen: Oberhessischer Geschichtsverein. Zeitschrift: Mittei-
lungen. Präsident Dr. Haupt, Oberbibliotbekar, Gießen.
13. Gpaz : Historischer Verein für Steiermark. Zeitschrift: Steie-
rische Zeitschrift für Geschichte. Vorsitzender Prof. Dr. von
Zwiedineck.
14. Halle a. d. S. : Thüringisch-Sächsischer Geschichts- und Aiter-
tumsverein. Zeitschrift: Neue Mitteilungen aui dem Gebiet his-
torisch-antiquarischer Forschung. Vorsitzender Prof. Dr. G.
Herzberg in Halle a. S.
15. Heidelbepg* : Historischer-philosophischer Verein. Zeitschrift:
Neue Heidelberger Jahrbücher. Adresse: Großherzogl. badifiche
Un i versi tütsbi bliothek.
16. tiena : Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde,
Zeitschrift des Vereins etc. Adresse: Universitätsbibliothek.
17. Innsbpuck : Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vor-
arlberg, Bibliothekar Dr. J. Egger, Gyni.-Prof., Innsbruck.
18. Kaplspuhe : Badische historische Kommission. Zeitschrift für
Geschichte des Oberrheins Adresse: Großherzogl. General landes-
archiv in Karlsruhe.
19. Hielssen : Verein für die Geschichte der Stadt Meissen. Zeit-
schrift : Mitteilungen des Vereins etc. Vorsitzender Dr. Markos^
Realschule Meissen, Sachsen.
20. Mttlhaasen : Historisches Museum. Zeitschrift: Jahresheffc
Präsident Mathias Mieg.
21. IVttpnbepg*: Grermanisches Nationalmuseum. Zeitschrift : ADiei--
ger des Germanischen Nationalmuseums. 1. Direktor G. v. Besold-
22. — Verein für die Geschichte der Stadt Nürnberg. Zeitschrift :
Mitteilungen des Ver. etc. 1. Vorstand : Freiherr von Kress.
XIX
Lavensbop^; Diözesanarchiv von Schwaben, provinziai- und
konsthistorische Zeitschrift, herausgegeben von Amtsriebtor a.
D. Beck.
^en^nsbupgr : Histor. Verein für Oberpfalz und Regensburg.
Zeitschrift des bist. Ver. etc. Vorstand Dr. C. Will, Regensburg.
^A werlB : Verein für Meklen burgische Geschichte und Alter-
iomekunde. Zeitschrift : Jahrbuch.
^p : Histor. Verein der Pfalz. Zeitschrift: Mitteilungen.
CoAservator Dr. L. Grünen walder, Kgl. Gymnasiallehrer.
Stockholm : Kong. Vitterhets Historie och Antiquitets Akade-
mien (Königl. Akademie der Greschichto und Altertumskunde).
Zeititchrift : Publikationen.
Bipassburgr: Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesen-
Clnbfli. Zeitschrift: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und
LiUeratur Elsaß-Lothringens. Adresse : Kais.-Universitäts- und
Landesbibliothek.
Stnttg'apt ; Königliche öffentliche Bibliothek. Publikation :
Wörtern bergischee Urkunden buch, herausgegeben von der kgl.
Direktion des Haus- und Staatsarchives. Vorstand der Bibliothek:
Prof. Dr. Steiff.
Tflbing'eii : Königliche Universitätsbibliothek. Universitätspu-
biikationen. Bibliothekar Dr. F. Thomae.
Ulm ; Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Ober-
schwaben. Zeitschrift : Mitteilungen. Bibliothekar C. F. Müller,
Stadtbibliothekar.
Vaduz: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein.
Zeitschrift: Jahrbuch.
IVepden : Hii^torischer Verein für das Gebiet des ehemaligen
Stiftes Werden. Zeitschrift: Beiträge. Vorsitzender Dr. P. Jakobe.
-fi-
Peter Falk
Ein Freiburger Staatsmann und Heerführer
von
Jos. Zimmermann.
Einleitung.
Im Jahre 1448 war das Bundesverhältnis zwischen
^^^D und Freibupg zerrissen worden. Das Zusammengehen
^^f^ Bern mit Savoyen brachte sodann i. J. 1452 Freiburg
^'^tep savoyische Herrschaft. Bern strebte nun darnach,
*^ ^eiburg untertänig zu machen oder es gemeinschaftlich
"^•t Savoyen zu regieren. Bern gelangte aber nicht zu
^^inem Ziele, darum änderte es seine Politik gegenüber
*^ **eiburg, um sich wenigstens Freiburgs Freundschaft zu
^^ ehern, wenn es nicht gelang, es zu beherrschen. Der Zu-
sammenhang zwischen Freiburg und Savoyen war immer-
■^ Sri locker und äußerlich. Freiburg, nicht unempfänglich
'Qi'die Liebeswerbung Berns, begann nun allmählich, an
Ö^pn und durch Bern sich an die Eidgenossenschaft anzu-
■^hnen. So schlössen die beiden Städte schon im Jahre
^ 4-53 ein ewiges Bündnis, wobei man sich gegenseitig zur
Hcifeleistung verpflichtete ; indirekt wurde schon damals
'freiburg zum Verbündeten der Eidgenossenschaft. An der
Seile Berns und der Eidgenossen treffen wir die Freiburger
^ei der Eroberung des Thurgaus, bei den Zügen ins Sund-
&^u und bei der Belagerung von Waldshut, trotzdem Oster-
^ßich damals noch nicht auf seine Ilerrschaftsrechte über
Freiburg verzichtet hatte. Dann beginnen die Freiburger
ebenfalls durch Vermittlung Berns, an den Beratungen der
Eidgenossenschaft teilzunehmen, anfänglich spärlich, dann,
seit dem Jahre 1462, immer häufiger. Savoyen mochte mit
- 3
Ausführliche Titel der öfter angeführten Werke
und handschriftlichen Quellen.
[ . Cüedruckte Litteratur :
a. Darstellungen:
£^t£^Ji8: Die mailäadischen Feldzü^e der Schweizer, St. Gallen 1812,
Bd. II. abgek. cit. Fuchs.
MC€y/9'ler: Les Suisses dans les guerres d'Italie de 150(5— 1512, In M4-
moires et documents publik» par la soci6t^ d'Histoire et d'Ar-
ch^logie de Geneve Bd. XXIV, (N. F. Bd. IV, Paris 1897).
abgek. cit. Kohler.
Gl€it:-Blozheiin : Fortsetzung der « Geschichte der Eidgenossen » von
Johannes von Müller, Zürich 1816, Bd. VI.
abgek. cit. Glutz-Blozheim.
^^incmann : Geschichte des Schul- und Bildungswesens im alten
Freibuig bis zum 17. Jahrhundert, Frei bürg 1895.
abgek. cit. Heinemann.
b. Zeitschriften mit Monographien oder publiziertem
urkundlichem Material.
■^iburger Geschicht^jblätter, herausgeg. vom deutschen geschicht-
forschenden Verein des Kantons Freiburg, Frei bürg 1894 fif.
abgek. cit. Geschichtsbl.
^ger für schweizerische Geschichte, herausgeg. von der allgemei-
nen geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz, Bern 1870 ff.
^ abgek. cit. Anzeiger.
^ ^ohweizerische Geschichtforscher, Bern 1812 — 1840.
w. abgek. cit. Geschichtforscher.
*^ilungen der vaterländischen Geschichte, herausgeg. vom bist.
Verein des Kantons St. Gallen, davon Bd. XXV (N. F. V) :
Die Vadianische Briefsammlung II. herausgeg. von E. Arbenz
^ (No. 141). abgek. cit. St. Galler Mitteilungen,
^■^i'ves de la soci^t^ d'Histoire du canton de Fribourg, Fribourg
^ l^öO ff. abgek. cit. Archives.
^■ii'v für schweizerische Geschichte, herausgeg. von der allg. ge-
schieh tforschenden Gesellschaft der Schweiz Bd l. Die Infor-
matio Dominorum Friburgensium. abgek. cit. Informatio.
^ozei,
XIV
V. Mülinen, Dr. W. Fr. Professor, Bern, Schwarttorstraße.
Möller, P. Verwalter, Löwen berg bei Murten.
— Reinhard, Lehrer, Frei bürg.
Murten, Gemeinderat von.
Nicolet, Peter, Betreibungsbeamter, Murten.
Nonnast, Julius, Regionallehrer, Düdingen.
Nösberger, Joh., Pfarrer, Schmitten.
Nus^baumer, C, Kleiderhandlung, Frei bürg.
Offner, Felix, Sekretär, Düdingen.
Oser, Dr. Hugo^ Prof. Freiburg.
Passer, J., Oberamtmann, Tafers.
Paucbard, Jos., Vikar Dreifaltigkeitskirche Bern.
Perroulaz, R., Pfarrer, Düdingen.
Pfanner, Dionys, Uhren macher, Frei bürg.
— Karl, Wirt, Frei bürg.
Pfyffer, Groldschmied, Frei bürg.
Philippona, Pius, Publizist. Bern.
Piller, Peter, Gemeindekassier, Gomma, Rechthalten.
— Theodor, Spengler, Seeli, Alterswil.
Poffet, Lucian, Gerichtschreiber, Tafers.
— Jos., Oberamteschreiber, Tafers.
Rappo, Johann, Großrat, Bösingen.
— Joseph, Region a Hehrer, Alterswil.
Rauber, Lehrer, in Düdingen.
Rechsteioer, Albert, Dr. jur., Herisau.
Reich len, Franz, Frei bürg.
Reichlin, Leonz, prakt. Arzt, Düdingen.
Reinhardt, Heinrich, Prof., Frei bürg.
Remy, Leo, Privatier, Bulle.
Riedo, Joseph, Organist, Tafers.
Roche, Paul de, Lehrer, St. Antoni.
Rody, Albert, Buchbinder, Freiburg.
— Paul, Pfarrer, Bösingen.
Ruegg, Ferd., stud. phil., Freiburg.
Ruffleux, Pfarrer, Plaffeyen.
Ruprecht, Ökonom, Filiistorf.
Rytz. J., Lehrer, Fi*eiburg.
V. Schaller, Romain, Prof., Fribourg.
Schenker, Emil, Schuhhandlung, Freiburg.
Schläpfer, Konrad, Prof., Frei bürg.
Schmid, Eisenhändler, Freiburg.
Schmutz, Gemeindeschreiber, Überstorf.
Schnürer, Dr. Gustav, Prof., Freiburg.
Schwaller, Martin, Kaufmann, St. Antoni. -
— 5 -
Eap. 1.
Die Familie Falk in Freiburg ;
eter Falks Jugend und Lehrzeit ; Berührung mit dem
elsässischen Humanistenkreis.
Das Geschlecht der Falk ist vermutlich in der* ersten
"^Slfte des XV. Jahrhunderts in Freiburg eingewandert.
■Einzelne schwache Beziehungen, welche die Familie zu An-
^Ung des XVI. Jahrhunderts mit Payerne hegt, mochten die
Annahme erwecken, daß Payerne ihre frühere Heimat ge-
^vesen ist.
Der erste dieses Namens, der in den öffentlichen Bü-
chern der Stadt Freiburg genannt ist, war Peter, der Groß-
vater unseres Peter Falk ^). Er war öffentlicher, geschwo-
rener Schreiber in Freiburg, Notar. Von 1450 — 1409 amtete
er als Stadtschreiber von Freiburg ; gestorben ist er im
Jahre 4470. Seine beiden Söhne waren Wilhelm und Bern-
hard. Wilhelm wurde Geistlicher; [Jernhard widmete sich
dem Berufe seines Vaters und wurde zuerst Notar. Diese
Stellung bekleidete er von 1459 bis 1480. Nach dem Tode
seines Vaters wurde er dessen Nachfolger als Stadtschrei-
tier. Verehelicht war er mit einer Tochter von Peter Ramü ;
dadurch war er mit einer der vornehmsten Familien der
Stadt Freiburg in verwandtschaftliche Beziehungen getre-
ten *). Mit seiner Familie bewohnte er ein Haus im Burg-
quartier, das zwischen der Kramerzunft und dem Gerichts-
^ebäude stand, und das auch schon seinem Vater gehört
Viatte ^). Bernhard hatte vier Kinder, zwei Töchter : Klara
*) Das gr. Bb. nennt ihn « clericus », d. h. clerc oder Schrei-
r. — *) Vergl. Anhang No. 1. Peter Ramü saß im kleinen Rate
"vom J. 1474—1507. 1497—1499 war er auch Seckelmeister.
') Gr. Bb. Fol. 105b u. 107b .
- 6 —
und Antonia, und zwei Sohne : Hans und Peter *). Dies
letztern der beiden Söhne sollte es vorbehalten bleibe
während einer Reihe von Jahren die Geschicke Freibu
in hervorragender Weise zu beeinflussen und auch auf
übrige Eidgenossenschaft und ihre Politik in ganz bes
derer und mächtiger Weise einzuwirken *).
Wann Peter geboren wurde, ist uns nirgends über!
fert. Aus Gründen jedoch, die wir weiter unten anffih
werden, ist anzunehmen, daß seine Geburt in das Jahrl^
fällt. Einzelne Vorkommnisse aus seinem Jugendleben s/i
uns allerdings nicht bekannt. Dagegen bietet uns die poi
tisch und kriegerisch stürmisch bewegte Zeit, in die se/i
Kinderjahre fallen, die Gewähr, daß sie in dem Herzen d(
empfänglichen und intelligenten Knaben tiefe Eindrücl
hinterlassen hat. Er war etwa zwei Jahre alt, als sein Grol
vater starb, und sein Vater Stadtschreiber wurde. AI'
Sohnchen des Stadtschreibers wächst der Knabe heran. D
kommen die Burgunderkriege. Nach langem Zögern un*
Hadern mit seinem politischen Gewissen schließt sich FreS
bürg der Sache der Eidgenossen an und kämpft in de
Folge in den vordersten Reihen in den ruhmreichen Schlacht ' ^
ten gegen die Burgunder. Männer wie Petermann von Fau^^ J
cigny, Rudolf von Wippingen, Perrotet, Willino d'Avrief^ ^
Ulmann von Garmiswil mochten dem Kleinen als Muste^^ -•
von Mut und Tapferkeit zum leuchtenden Vorbilde werdeir"^ '^
Der Großvater Falks, Peter Ramü, begleitete die Fahne d(
Freiburger nach Murten als Kriegsrat. Peter war etwa 1
Jahre alt, als Freiburg endlich nach langem Ringen in di
Bund der Eidgenossen aufgenommen wurde. Wie oft mochf"
er wohl mit andern Knaben seines Alters den glänzend
Gesandtschaften, die in jenen bewegten Tagen in Freibu
ein- und ausritten, gefolgt sein. Wie mußten alle die
*) Diese wie die folgenden Notizen über Falks Verwandtsch
in aufsteigender Linie verdanke ich den gefl. Mitteilungen von H
Staatsarchivar Jos. Schneuwly in Freiburg.
*) Peter scheint der jüngere der beiden Brüder zu seiu.
>/
— 7 —
Krieger und Gesandten ihm als hehre Beispiele voran-
'suchten und in ihm den Wunsch erwecken, einst es ihnen
l?ieichzutun. In seinem väterlichen Hause waren es stets
dieselben großen Eindrucke, die auf sein empfängliches
Gemüt einstürmten, war ja doch der Vater bei allen Rats-
^erhandlungen und verkehrte mit den Gesandten, während
der Großvater selber im Rate mittagte.
An der städtischen Lateinschule in Freiburg, die da-
als von Rottweiler Schulmeistern geleitet wurde ^), bekam
er Falk, wie nicht anders anzunehmen ist, seinen ersten
Unterricht. Doch da starb ihm sein Vater. Beide Söhne.
Hans und Peter, — Peter war nicht mehr als 14 Jahre alt
wurden aus der Schule genommen '-). Womit sich Peter
Ik in den nächstfolgenden Jahren beschäftigte, wissen wir
■=itebt. Indessen müssen die Talente des viel verheißenden
«Itinglings die Vormünder auf andere Gedanken gebracht
tiaben. Sie schickten ihn zu seiner beruflichen Ausbildung
ins Elsaß.
Dort nämlich begegnen wir zum ersten Mal seiner
Spur. Doch diese läßt uns im Unklaren darüber, ob Kai-
s^rsberg oder Kolmar oder beide nacheinander als sein dor-
tiger Aufenthalts- und Studienort anzunehmen. Wenn aber
eine Hypothese eine gewisse Berechtigung zu haben scheint,
so mochte man glauben, daß Sebastian Murr in Kolmar
Falks Lehrer war. In allen Disziplinen, die Sebastian Murr
pflegte, hebräische Sprache und Theologie ausgenommen,
tinden wir Falk später wissenschaftlich tatig. Dort näm-
lich war Falk die Gelegenheit geboten, sich die nötigen
Kenntnisse zu holen in der lateinischen und italienischen
Sprache, in Geschichte, Astronomie, Geographie, Architek-
tur, Musik und in der Rechtswissenschaft'*). Auf diese
^) Heineniann, S. 82 ff.
') St. Graller Mitteilungen No. 141. Schreiben Falks an Vadian
Preiburg i. Ü. vom 18. Febr. 1519.
') Über Sebastian Murr vergl. : Schmidt : Histoire littöraire de
^'Älsace, Paris 1879, Bd. II. S. 30. ff. und Geiyer in der allg. deutsch.
^%aphie Bd. 23. S. 81.
— 8 —
letztere Wissenschaft legten seine Vormündep das Haupt-
gewicht, denn er sollte dort zum öffentlichen Schreiber,
wie Vater und Großvater es gewesen waren, sich heranbil-
den, um nachher in den Staatsdienst eintreten zu können.
Ein Formelbuch ^), worin Falk eine ganze Anzahl von Mu-
sterbeispielen für die verschiedensten Arten und Fälle des
Notariatsgeschäftes sammelte, legt Zeugnis ab für den Eifer,
mit welchem er seinen Beruf ergriff. Über diesen Aufent-
halt aber gibt uns Falk keine weitern Aufschlüsse *). Nui
das läßt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß die-
ser Aufenthalt im Elsaß oder wenigstens die letzte Zeil
desselben in die Jahre 1489—91 fällt®). Obwohl Peter An
lagen und wohl auch Lust zu weiterem Studium zeigte,
fanden es die Vormünder nicht geraten, der nicht sehr be-
mittelten Familie Falk weitere Kosten zu verursachen. Nacl
1491 finden wir Peter wieder in der Heimat.
Es war nicht von ungefähr geschehen, daß man Petei
Falk ins Elsaß Schickte, damit er sich im Notariatsweser
ausbilde, ebensowenig, als es von ungefähr geschah, daü
man in Freiburg durch Rottweiler Schulmeister den Latein-
Unterricht erteilen ließ. Die damalige EidgenossenschafI
war ein prinzipiell deutsches Staatswesen, Freiburg hinge-
gen, wie heute noch, zweisprachig mit Überwiegen des
französischen Idioms. Diese Zweisprachigkeit schien zu den
neuen Verhältnissen, da Freiburg ein Ort der Eidgenossen-
schaft geworden war, nicht mehr zu passen.
Um in Zukunft äußerlich wie innerlich als ein volles und
^) Dasselbe befindet sich im Besitz von Graf Max von Dies-
bach in Übewil bei Frei bürg.
') Nur ein Ereignis hielt Falk der Aufzeichnung für würdig.
Auf der Innenseite des Einbandes des besagten Buches nämlich
schreibt er : Margarethentag, d. i. der dritt tag nach St. Jakobstag
zum ersten mal geschröpft zuo Colmar in der Kruter badstuben.
') Falk pflegte die eingetragenen Musterbeispiele zu datieren.
Die ersten derselben tragen in chronologischer Reihenfolge die Daten
des Jahres 1489, alle übrigen, insofern sie datiert sind, die Jahres-
zahl 1490.
— 9 -
ganzes Glied der Eidgenossenschaft zu erscheinen, erlangte
Deutschtum, das bisher um seine Existenz rang und müh-
na seine Duldung erkämpft halte, nicht bloß die Guthei-
X^ung der Obrigkeit, sondern deren ausschließliche Anerken-
nung. Es ergingen von der Obrigkeit Spracherlasse zu einer
sjystematischen Zwangseinführung der deutschen Sprache.
Diese Verordnungen trafen fast gleichzeitig Sciiule und
Kanzel, Kapitel und Slaatskanzlei *).
Diese Sprachumwälzung erstreckte sich nicht nur auf
die Umgangs- und offizielle Sprache, sondern man ging so-
g-ar in diesen Bestrebungen so weit, daß man die franzö-
sischen Familiennamen ins Dtnitsche übersetzte oder, wenn
dies nicht möglich war. für sie an deutsche, ähnlich klin-
gende Wörter durch die verschiedenste Zustiitzung und
Verstümmelung Anlehnung suchte. Auch der Xame der
Familie Falk machte diese Wandlung durch.
Ursprünglich nennt sich das Geschlecht: Faulcon,
dann beginnt (zwischen 1490--l;)ü0) der deutsche Name
Falk, gewöhnlich Valck od Faick geschrieben, die Oberhand
^u gewinnen, während sich Faulcon auch in der Folge als
Ijnlepschrift in französisch abgefaßten Aktenstücken nodi
^^hält; bei latein. Aktenstücken nennt sich Falk vielfach
Falco.
Wenn somit Peter Falk in deutschen Gebieten seine
Ausbildung holte, so entspringt dies einzig dem Bestreben,
^^n neuen Verhaltnissen gemäß deutsch s|>rechende und
s<'hpeibende Staatsbeamte zu besitzen. Fine glänzende He-
^öitenlaufbahn konnte einem auf solche Weise gebildeten
Manne nicht fehlen.
') Heinemann, a. «i. 0. S. 4*^— 8*^, — Die schweizerische Hund-
^^^^ III. Jahrg., Heft II. S. 115 tf. Die deutsche Sprache in der
^«Jlschweiz von A. Büchi.
— 10 -
Eap. 2.
Falks erste amtliche Stellungen. Gründung eines
eigenen Herdes.
Nach Hause zurückgekehrt, lebte Peter Falk sein
Berufe als Notar, welches Arnt nun in der Familie Fa
schon beinahe traditionell geworden war. Als Erbe des vät
liehen Hauses wurde er im Jahre 1493 ins freiburgisc
Burgerrecht aufgenommen '), während sein Bruder Ha
das Bürgerrecht sich erst erwarb, nachdem er im Jah
1500 das Haus des Hans Krummenstoll, das an das Haie— ^
seines Bruders Peter anstieß, käuflich erworben hatte *^
Da Peter Falk gleichzeitig mit seiner Aufnahme ins Büi-"
gerrecht die Amterlaufbahn betrat, was in der Regel nie
vor dem 25. Altersjahr zu geschehen pflegte, so dürfe
wir annehmen, es habe nur das mangelnde Alter ihm vor
her den Zutritt dazu versperrt. Peter wurde nämlich ii ^
Jahre 1493 zugleich mit seinem Bruder Hans in den Rj»-^
der Zweihundert auf der Burg gewählt"*). Dieser Rat ver:^
trat die Bürgerschaft bei den Ratsverhandlungen und v
Gericht ; gewählt wurde er durch den Rat der Sechzig *
Beiden Brüdern zusammen wurde für die Jahre 1493 u
1494 gemeinsam das Amt des Gerichtsschreibers übertr«=i^
gen. Von da ab bis 1505 versah Peter diese Stellu
allein, ohne seinen Bruder. Auch walteten sie im Jah
1494 als Wagschreiber und Schreiber des Kornmeistei-^
Mit dem Jahre 1494 trat Peter Falk in den Rat der Sech
ein, während Hans in diesem Jahre noch Mitglied des Ra
der Zweihundert blieb **).
') Gr. Bb. Fol. 103f> . — ') Ebenda. — «) Lt. B. B.
*) Geschichtsbl. H. Jahrg. : Die Gerichtsverfassung vonFreibd«^
Ü. von J. Benz, S. 2ü ff. — '") Laut den B. B. i
Der Rat der Sechzig, anfänglich nur zur Vereinfa-
chung der Wahlen, der Wahl der 200 und des kleinen Rates
^^i* 24 bestimmt, war nach und nach eine eigene Behörde
vvordea, die sich zwischen den Rat der 200 und den
leinen Rat hineinschob und jährlich erneuert wurde. Die
öohzig konnten so auch die gesamte Bürgerschaft ver-
^■^eten, besonders vor Gericht. Die Wahl der Sechzig ge-
^<iliah durch die vier Venner *).
In den Jahren 1495—1506 saß Peter neben andern
itgliedern des Rates der Sechzig in jenem Siebener- Aus-
:5liuß, der jeweils dazu abgeordnet war, am Vorabend von
t. Johann, (d. i. der 23. Juni) die Bürger zu den Berat-
cigen und Neuwahlen des Schultheißen, der Venner und
cier übrigen Ämter aufzubieten, und während der Zeit der
^^ATahl die polizeiliche Ordnung in der Stadt aufrecht zu er-
bsilten').
Die Wahl des Rates der 60 durch die Venner und die
'^^"ahl des Rates der 24 und der 200 durch den Rat der
Sechzig wurde immer schon am Sonntag vor St. Johann
vorgenommen ').
Neben ihren Beamtungen trieben beide Brüder Han-
del. Welche Artikel ihre Handelstätigkeit sich zum Ziele
setzte, ist nicht immer so recht klar: allem Anschein
nach war es Wein- und ViehhandeM), nebenbei auch Holz-
*) Greschichtsbl. 3. Jahrg. a. a. O.
') Näheres über diese Oi'ga Dilation in l'Emulatjon II"" amiee,
F'tibourg ll:^-^— 44, S. 162 u. Itnj; forner Jusias S{m/cr : Von\ Regi-
ment der Eidgenossenschaft, Zürich 1045, S. 40*J ff. — Lt. den B. B.
*) Benz a. a. O.
*) Im Jahre 1502 schrieb Hans als Vogt von Granson an Peter:
• Jch schicke den Vorzeiger dieses Briefes zu meinem alten Statthal-
^' von Pont (Niki. Lombard), damit dieser mir Fuhrleute sende, um
^®D Wein, den ich gekauft habe, heimzuschaffen ». Und : « Es hat
niich gefreut, da ich vernommen habe, daß dein Ochse gut gewesen
^*^ Und meiner Schwester, deiner Hausfrau, gefallen hat». (M. d. W.
^* P- ^^.) — Daß hier Hans Falk die Frau seines Bruders «seine
^hwester» nennt, darf uns gar nicht irre machen. Es ist dies nur
*^De Hebenswürdige Benennung, der wir in der familiären Korres-
- 12 —
^
handel ^). Im Auftrage der Regierung geben sie sich auch
mit der Salzeinfuhr von Salins her. ab ^). Nach damaliger
militärischer Einteilungsweise gehorten beide Brüder de
Reisegesellschaft der Kramer an **).
Die Mutter Falks hatte nach dem frühen Tode ihre
Gatten Bernhard wiederum geheiratet und zwar einen vor
nehmen Bürger und Ratsherrn in Payerne, namens Aymo
de Treytorrens *). Doch die Ehe war nicht glücklich. Ay
mon de Treytorrens mißhandelte seine Gattin, so daß sie
Hans Falk veranlaßt fand, ihm drohende Vorstellungen z
machen und in einem Schreiben an Peter sich ernstlich dii
Frage stellte, ob es nicht besser wäre, um ihre Mutter vo
den rohen Behandlungen von Seite ihres Gatten zu sichern
sie wieder zu sich nach PreiLurg zu nehmen (1503) *).
Bald nach der Heirat der Mutter mit de Treylorren
oder schon vorher hatte eine Schwester Peters, Antonia Fal
geheiratet, auch der offenbar ältere Bruder Hans war i
die Ehe getreten ^). Antonia Falk hatte sich mit Dani
Meyer, einem Sti*aßburger, der nach Freiburg eingewande
und 1491 als Bürger aufgenommen worden war, vereh
licht '). Auch Peter sah sich jetzt nach einer Lebensg
pondenz itniuei' und immer wieder br^gegnen. So nennt Falk d
Schwiegervater seiner Tochter «Bruder». Vgl. auch das Schrei
Mar.izaretha Arsents an Kalk bei Daguefc im Anzeiger IV. S. 22ß.
') Siehe No. 10 im Anhang. — An Hans Falk für 0 Fackel
bei der Beerdigung des Herrn von Scharnaohthal etc. : Deine H-i
Valkeii umb 0 tortschen in tod des von Scharnental 8 Ü. S. R. No. 22
') Murten Lj')!), Nov. >. Aus d. M. d. W. v. P. 92.
^) Lt. den H. R. v. 141H)-ir>00.
*) Vergl. im Anhang Schreiben No. 1. — Diese Heirat m
vor dem Jahre Jl'.>7 erfolgt sein.
') Ebenda.
") Schon 1502 schickte Hans einen Sohn zu Peter auf Besuc)
er schreibt: Ich schicken dir min sun Anthoni ; ich empQicbeQ
inen, dan ich nützit erlichs us im kan ziechen. Hans an Peter 15
Juli 24. Aus den M. d W. v. P. 92.
^) Lt. dem gr. Bb. Wir werden weiter unten noch von ih
zu handeln haben. Von seinen Söhnen wurde Nikolaus 1536 u
Franz 1~M als Bürger aufgenommen. Lt. dem gr. Bb.
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- 13 -
^Shrtin am (1495?). Seine Erkorene war Julie Bonoesa,
^•e, wie es scheint in Payerne wohnte '). Doch das Glück
^^^ar- Peter für den Anfang nicht günstig. Die Kinwilligung
^ti dieser Heirat, um die Falk bei seinem Stiefvater und
Seiner Mutter nachsuchte, wurde aus irgend einem Anlaü
nzögert-). Mittlerweile erschien ein anderer Freier auf dem
an, der Julie Bonoesa dann wirklich heiratete. Dieser
Ä^ann war ein Sohn des Stiefvaters von Peter Falk, aus
^öi-s5iep Ehe, oder doch ein ganz naher Verwandter, Wilhelm
^c% Treytorrens aus Payerne, den wir spater in Koni wieder
Briden werden. Die Verschleppung der elterlichen Einwil-
ligung zur Ehe Peters mit Julie Bonoesa erklart sich daraus
zup Genüge.
Falks zweite Werbung war von mehr Gluck begleitet.
I^«ter Falk wandte sich diesmal an eine der vornehmsten
S^arailien seiner Vaterstadt, an die Familie von Garmiswil *).
I^asl ununterbrochen saßen Glieder dieser Familie im klei-
i^en Rate der Stadt. Ulmann von Garmiswil gehörte vom
Johre 1469 bis zu seinem Tode 1505 diesem Rate an, nach-
cicm er schon 1453 in den Rat der 200 und 1460 in den
dcp 60 eingetreten war. Hugo, sein Sohn, sali von 1475 im
Hate der 200 und vom Jahre 1487 im Rate der W *). Um
die Tochter dieses Hugo, um Anna von Garmiswil, bewarb
sich Peter Falk. Peter mochte selber fühlen, daß er mit
dieser Werbung hochgegriffen habe, und sich selber wenig
Erfolg von seinem gewagten Versuche versprechen. Aber
^sst wider Erwarten, nachdem er kurz vorher bei flugo
^in Annas Hand angehalten hatte, wurde ihm seine Bitte
gewährt. Am 31. Januar 1497 nämlich trat Hugo von Gar-
'^iswil, der wohl die Wunsche seiner Tochter kannte und
selber an dem jungen, strebsamen Mann sein Gefallen fin-
den mochte, fast unvermittelt an Falk heran und fragte ihn,
ob er Willens sei, seine Tochter Anna, um deren Hand er
') Aus den M. d. W. v. P. m.
*) Schreiben im Anhang No. 1.
*) A. a. O. — *) Lt. den B. B.
— 14 —
kürzlich angehalten hätte, zur Ehe zu nehmen. Ganz be-
täubt von dieser plötzlichen Anfrage, aber schnell entschlos-
sen erklärte er, dies wäre sein höchster und längst geheg-
ter Wunsch. Hugo von Garraisvvil hatte nur mit vieler Muhe
die Zustimmung seines Vaters Ulmann von Garraiswil zu
dieser Heirat erlangen können, und daraus erklärt sich
das Erstaunen Falks als ganz berechtigt. Peter Ramfi,
der Großvater Falks von mütterlicher Seite, gab sofort da-
zu seine Zustimmung, an derjenigen von Mutter und Stief-
vater war nicht zu zweifeln, nur bat sie Peter, dieseHeirats-
angelegenheit vorläufig geheim zu halten, jetzt aber schnell
und umsichtig alle Vorbereitungen zur Heirat an die Hand
zu nehmen und nicht zuzuwarten, damit nicht etwa ge-
schehe, was schon früher passiert sei ^). Bald darauf wurde
vermutlich auch die Heirat abgeschlossen, denn noch im
gleichen Jahre 1497 teilte Peter mit seinem Bruder Hans
das väterliche Erbe ^}.
Kap. 3.
Falks Teilnahme am Schwabenkriege (1499). Weitere
amtliche Stellungen. Wirken als Gerichtsschreiber
(bis 1505), als Vogt von Villarepos, als SchultheiB
von Murten (1505-1510). Erstes Hineintreten in die
grofie Politik ; Berührung mit Schinner und den
Walliser Verhältnissen (1506).
Beim Ausbruch des Schwabenkrieges finden wir Falk
als Bannerträger und Feldschreiber der Freiburger Trup-
pen unter Hauptmann Wilhelm Felga auf dem ersten Zug
ins Hegau ^). Nachdem am 4. März die Truppen wieder
') Ebenda.
*) Gefl. Mitteilung von Herrn Staatsarchivar Schneuwly.
') Chronik des Hans Fries S. m. — R. M. Ifi, 51b u. 52b. —
Quellen zur Schweizergeschiclite Bd. '20., herausgeg. von A. Büchi,
die Schreiben No. 73, 98, 118 u. 125. Sie stammen, wie sich aus
dem Schriftvergleich ergibt, alle aus der Feder Peter Falks. (C. G. VII.)
— 15 — .
nach Hause zurückgekehrt waren ^), brachen die Eidgenos-
sen am 11. April neuerdings auf, um ins Hegau zu ziehen.
Falk beffleitete die Freiburger wiederum in der Eigenschaft
eines Feldschreibers ^). Cber Bern, Aarau und Kaiserstuhl
tt)gen die Freiburger unter Hauptmann Dietrich von Englis-
bepg zu den Zürchern, Luzernern und Schaffhausern vor
Thiengen. Die Stadt wurde genommen und später samt
<iem Schloß verbrannt.
Doch die Belagerung von festen Plätzen fanden die
Eidgenossen bald zu langweilig und zu wenig einträglich.
Da sie nun vernahmen, daß kaiserliche Truppen sich im
Sundgau sammelten, beschlossen Bern, Freiburg. Solothurn
nnd Zug trotz den Bitten der Schaffhauser, die den Kampf
im Hegau fortgesetzt wissen wollten, ins Sundgau zu zie-
hen, um sich dort auf offenem Felde mit dem Feinde zu
messen ').
Die Berner und Freiburger nahmen den Weg von
Schaffhausen über Lenzburg, Aarau, und die Schafmatt
Qacfa Liestal. Gemeinschaftlich mit den Solothurnern und
Lözeroern zogen die Truppen von da ins Sundgau. Da aber
<lie Feinde nirgends stand hielten und auch die Bezahlung
von Brandschatzungsgeldern verweigerten, so ruckten die
Eidgenossen, bis an die Grenze sengend und brennend, über
Lieslai nach Hause zurück. Mangel an Speise und Geld,
besonders bei den Bernern, hatten die Truppen ungeachtet
^ei* Bitten der Solothurner, ihnen bei der Eroberung von
Pfeßingen und Landskron behülflich zu sein, zur Heimkehr
l^ewogen.
Da sich nach der Schlacht an der Calven (22. Mai)
abreiben No. 118 hatte mir im Aatograph nicht vorgelegen, tragt
*oef stilistisch alle Merkmale und Eigentum lieh keiten der Sehreiben
Falks.
') Fries a. a. O. S. 36.
') A. a. O. Schreiben No. 207), -216, 235, 237, 20i\ 282, (alle
von Peter Falk aasgefertigt), ebenda Freiburger Chronik d. Sehwa-
**Dkrieges a. a. O. S. 594. ff.
*) Die Zürcher zogen nach Hause zurück (ebenda).
— Ifi —
wiederum Trupponansainmiungen und feindliche Einfälle i»"^
Sundgau bemerkbar machten, zogen die Berner und Fre
burger Ober Biel, Tavannes, Bellelay, Glovelier und dt — '^
Ripeisch ins KIsaß. Peter Falk begleitete das Freiburgt ^*t
Fähnlein als Ivriegsrat. Dirlinsdorf wurde angesichts d(
an Zahl weit überlegenen Feindes verbrannt. Die Eidg
nossen brannten die (jeschutze auf die Feinde los, ab<
diese wagten den Angriff ninht zu erwidern. Da unlei
dessen ein obrigkeitliches Schreiben eingetroffen war, d;
zur Huckkehr mahnte, so zogen die Eidgenossen, alli
verbrennend, auf dem Wege, auf dem sie gekommen wäre*
in die Heimat zurück *).
Kaum waren die Freiburger zu Hause wieder ang
langt, da wurde schon ein neues Aufgebot unter Hau|
mann iMartin Techtermann ausgesandt. Falk begleitete au
diesen Auszug als Kriegsrat -). Der Weg ging diesm.
da die Feinde vom Etschtal aus in die Schweiz ein:
(Iringen drohten, über Chur und den Strelapaß nach Davi
Die Sclnvyzer, Untorwaldner und Zuger waren schon vorl
dort angekommen. Da aber die Eidgenossen durch sich^
Kundschaft erfuhren. dal.> die Feinde sich zuruckgezo^=^o
hatten, so marschierl(»n sie durch das Prätigau nach May «n-
feld. Nach einem erfolglosen Demonstrationszug des KZ^ ai-
sers von Feldkirck aus in der Richtung gegen die Luzi «^n-
steig zogen die Eidgenossen nach Hause**).
Dal.) auch Falk an diesen Zügen einen hervorragencJei^
Anteil nahm, ist wohl anzunehmen, kennzeichnete ja scli*^^
damals Mut und Entschlossenheit, ja Verwegenheit c3^^
jungen Mann *).
Nach diesem Kriege amtete er weiter als Gericli ^ **'
srhreibtM' bis zum Jahie 11)05. In den Jahren 1502-li:^ ^
'; (»»uolItMi z. Si-lnvoizorgeseh. a. a. O. Schreiben No. 417 ^'^^«
S. Juni (liuvli V'dik. (-lironik dea Schwabenkriegea, ebenda, S. 60^--
-) K. i{. von \m. .
^} i^noUon f.. Schweizergosch. Bd •^. a. a. O. Schreiben
1.'»'/ u. isi ilx'ide \on Falkj. Ebenda Chronik des Schwabenkri
S. <;i\> II. - ') Vorgl. Beilage No. l.
}
- 17 —
Qod 1504 war er auch Landrichter ^). Das Landgericht
w^ap eine Instanz für die Entscheidung von weniger wichti-
gen Angelegenheiten für die Bewohner der Landschaft.
Für das Jahr 1503 erscheint er als Vogt von Villarepos *).
Seine Tätigkeit als Notar verringert sich beim Anwachsen
der Ämter von Jahr zu Jahr, indem diese seine ganze Ar-
beitskraft in Anspruch nehmen. Vom 24. Juni 1505 bis
24. Juni 1510 bekleidete er im Namen und Auftrag von
Hern und Freiburg die Wurde eines Schultheißen von Mur-
ien *)- Zu dem Zwecke siedelte er mit seiner F'amilie von
Yreiburg nach Murten über. Gleichzeitig waltete auch
Hans Falk als Vogt an verschiedenen Orten zu Pont (1497-
1499), zu Orbe (1501), zu Granson (1502-5) und zu Orbe
(1505-1507 *).
In dieser Zeit stammt aus Peter Falks Feder ein ju-
ristisches Gutachten zu Händen seiner Herren in Freiburg,
welches die rechtliche Grundlage schaffen sollte für die
Sikniarisation der Propstei Münchenwiler durch die Städte
Preiburg und Bern *).
Im Mai 1506 finden wir Falk zum ersten Mal in der
• großen Politik » tätig ; währenddem er das Schultheißen-
äint zu Murten bekleidet, reitet er neben Petermann von
Faueigny und dem Alt-Venner Peter Adam als Abgeord-
neter Preiburgs nach Bex zu den Verhandlungen, in wel-
chen die eidgenössischen Orte zwischen Savoyen einer-
Schinner und dem Wallis anderseits vermittelten. Vielleicht
wt Falk bei diesem Anlasse Schinner näher kennen gelernt.
Dann treffen wir Falk nicht wieder an eidg. Verhand-
'^ßgen beteiligt bis zum September 1510, nach dem Chias-
serjage.
») Lt. B. B.
') Die B. B. Villarepos, zu deutsch Rupertswii oder auch Ru-
wenwyler genannt, hatte für das Jahr 1503 ausnahmsweise einen ei-
Ä^nen Vogt. 1504 warde die Vogtei derjenigen von Montonach ein-
verleibt. B. B. von 1503.
•) Lt. B. B.
*) Lt. den B. B.
*) C. G. XIU. 295—98, Autograph, 304 u. 307 (ohne Datum).
2
— 18 -
Im Juni 1510 wurde P. Falk Venner auf dem Burg-
viertel in Freiburg '). Als Venner auf der Burg war er der
Vorvenner, das Haupt der vier Venner. Einzelne Befug-
nisse der Venner haben wir gelegentlich schon erwähnt;
von großer Wichtigkeit waren indessen ihre vielen und
bedeutenden polizeilichen Kompetenzen. So stand ihnen
das Recht zu, alle hervorragenden Verhandlungsgegen-
stände auch zur Beratung vor den großen Rat, den Rat
der 200 oder der Bürger, zu ziehen *).
Eap. 4.
Übertragung der Wirren im Wallis auf
Freiburger Gebiet.
•
Im Frühjahr 1509 war das Bündnis zwischen Ludwig
XII. von Frankreich mit den Eidgenossen zu Ende gegan-
gen und nicht mehr erneuert worden. Um so leichter
konnte jetzt der Papst mit seinen Anträgen Eingang finden.
Sie wurden den Eidgenossen durch den Bischof von Sitten,
Matthäus Schinner, übermittelt. Schinner war von jeher
ein entschiedener Gegner der französischen und ein über-
zeugter Anhänger der päpstlichen Politik, welche mit der
Forderung auftrat : Italien den ftalienern. Anfangs des
Jahres 1510 eröffnete er als Beauftragter des Papstes die
Unterhandlungen zu einem Bund der Eidgenossen mit dem
Papst. Trotzdem es in der Schweiz eine starke französisch
gesinnte Partei gab, wurde doch der Bundesvertrag im
März 1510 zwischen den 12 Orten samt dem Wallis mit
dem Papste endgültig ratifiziert.
Gleichzeitig oder schon im Februar hatten die sieben
') Lt. B. B.
') Josias Sinilei- a. a. O. — Geschichtsbl. 3. Jahrg. a. a. O.
S. 20 ff.
- 19 —
Zehnten des Wallis auf Anstiften des Jörg auf der Fluh *)
mit König Ludwig XII. als Gegenschlag gegen Schinners
Bestrebungen ebenfalls ein Bündnis geschlossen. Es war
dies nicht das erste Mal, daß hier die Gemeinden ohne
Befragen des Bischofs, ihres Landesherrn, solche Verträge
eingingen. Die Gemeinden fühlten sich als kleine Repu-
bliken, die sich frei von einander und unabhängig stellten.
Nur die fiberlieferte Oberhoheit des Bischofs hielt sie noch
äußerlich zusammen. Gegen diese aber hatte die demo-
kratische Strömung unter dem Volk schon längst den Kampf
begonnen. Jörg war dieses Mal der Vertreter des demo-
kratischen, ja revolutionären Gedankens, der sich gegen
den Bischof erhob *). Trotz der Aufforderung der Eidge-
nossen an die Walliser, vom Bündnis mit Frankreich zu-
rückzatreten, ratifizierten die drei obern Zehnten dasselbe
am 2. April. Im Wallis begann darum bittere Feindschaft
und Verfolgung zwischen dem Bischof und Auf der Flüh
önd ihren Parteien.
Im Juli 1510 forderte der Bischof von Sitten im Na-
iven des Papstes laut Bündnis 6000 Mann von der Tag-
satzung. In der ersten Hälfte des Monats August rückten
die Eidgenossen — auch Peter Falk machte den Zug mit —
'ns Feld, doch der Zug — Chiasserzug genannt — fand ein
unrühmliches Ende "). Man schrieb das Mißlingen dessel-
ben unter dem gemeinen Volke, während die Gründe dafür
"^uptsächlich anderswo lagen, vielfach der Bestechung der
Anführer durch franzosisches Geld zu. Der Papst verwei-
S^rte dazu wegen des Mißlingens die versprochene Sold-
^hlung. Daher wandte sich der Zorn des Volkes, das
"»edurch natürlich den größten Schaden erlitt, gegen die
'»•anzosische Partei in der Schweiz und deren führende
Häupter.
') Aach Greorg Supersaxo genannt. — Vergl. z. B. Farrcr :
l^hichte von Wallis, Sitten laiO Bd. 1. S. ?41 ü, \i. Zimmermann
in den Geschichtsbl., IX. Jahrgang, S. 113 1!.
') H. Gay : Histoire du Vailais, Genf 1903. S. ir>3.
*) R. R. vom J. 1510.
— 20 —
Im Wallis war wahreod der Zeil der Abwesenheit
Schiooers, des Chiassenages. Aaf der FÜb nicht ODtätig
geblieben. Er hatte die Gelegenheit benatzl. die Walliser
gegen ihn aufzuhetzen. Um der kommenden Verfolgung
zo entgehen und eidgenössisches Recht gegen Schinnei
anzurufen« auch um eine franzosische Gesandschafl bei der
Tagsatzung in ihren erneuerten Bundeswerbungen zu unter-
stutzen, wollte er sich nach der Ruckkehr Schinners übet
Freiburg nach Lnzern begeben. In Freiburg aber wurde
Auf der Fluh durch die erregten Bürger, die in ihm einen
Hauptschuldigen an dem mißglückten Feldzug erkennen
mochten, festgenommen und ins Gefängnis geworfen in
der Absicht, ihn aber das Fehlschlagen des Feldzuges und
die vermuteten Bestechungen zu verhören (25. September
1510 ';. Da man jedoch nichts von ihm erfahren konnte,
wurde er wieder freigelassen *).
Seit dem 12. September treffen wir Falk als Gesand-
ten Fr-eiburgs auf einer wichtigen Tagsatzung zu Luzern,
dann auch zu Zürich, wieder zu Luzern, im Dezember zu
Baden mit seinem Bruder Hans, im Februar zu Baden mit
Tavernier, im Juni zu Luzern mit Venner Hans Schwendi ').
M R. M. 28. 19.
') F. St.-A. Geistl. Sachen No. 90, Informatio Dominonim
Friburgentiiam, abgedruckt bei Farrer a. a. O. Bd. 3. S. 302 and im
Archiv für schweizerische Geschichte, Zürich 1843, Bd. I. S. 163 ff.
Es ist dieis ein amtliches Aktenstück, das von der Regierang in
Frei bürg Ende des Jahres 1512 Peter Falk mitgegeben wurde, als er
mit andern Gesandten nach Rom reiste. Es enthält eine Darstellung
der Wirren in Freiburg zur Zeit des Prozesses gegen Auf der FlÜh
und Arsent ; besonders hebt es den Anteil hervor, den der Leutprie-
Hter Ludwig Löubli an der Befreiung Auf der Flühs hatte und die
üblen Folgen, die seine Einmischung in diese Angelegenheiten zeitigte.
Geschichtsbl. a. a. O. S. llß u. 12r>. Vergl. auch S. 118. Anmerk.
.*! — Anshelm III. S. 277. — Vgl. weiter unten.
') Eidg. Abschiede.
— 21 —
Kap. 5.
Die Prozesse gegen Jörg Auf der Flüh and Franz Arsent
Der Fumo-Handel.
(1510-1511).
Mittlerweile war auch der Bischof von Sitten auf dem
Wege nach Luzern nach Freiburg gekommen, und da er
von der Anwesenheit seines Gegners horte, trat er vor dem
Kai der Stadt klagend gegen denselben auf. Die Folge
war, daß Jörg wieder gefangen genommen und ins Ge-
ßngnis geworfen wurde (25. September 1510 *). Nach der
Abreise des Bischofs trat dessen Bruder, Kaspar Schinner,
klagend gegen ihn in die Schranken (6. November *).
Schon lange hatte der Prozeß gedauert ; Auf der
FIfih war mehrmals gefoltert worden *). Nun wurde Alt-
Schullheiß Franz Arsent, ein Parteigänger Frankreichs,
Ipotzdem er sich weigerte, damit beauftragt, als Schöffe
sein Urteil Ober die Schuld oder Unschuld des Angeklag-
ten abzugeben. Es wurde ihm zu dem Zwecke Bedenkzeit
Ws zum 14. Januar gewährt *). Doch die Sache schien für
Auf der Flüh einen bösen Ausgang nehmen zu wollen.
038 Volk war erbittert und durch geheime Wühler, die
feinde Frankreichs, aufgehetzt '^). Da verlangte man von
*) R. M. 28. 19.
•) R. M. 28. 28. — Geschichtsbl. a. a. O. S. 119. Aom. 1.
*) Geschichtsbl. a. a. O. S. 125.
*) Franz Arsent war Schultheiß in den Jahren 1507 u. 1509.
' ^' Er war in zweiter Ehe mit Margareta, der natürlichen Toch-
^^ ^^ bernischen Schultheißen Wilhelm von Diesbach, verheiratet,
""^««•gl. Geschichtsforscher I. S. 117 u. 118. - In den R. M. 28
^^^ Samstag vor Wienachten 1510 (21. Dez.) findet sich die Auf-
zeichnung. Hat sich min her Alt-Schultheiß genomen zu bedenken
^isZinstag nach Hilari (14. Jan.).
*) Welcher Grad der Erregung unter dem Volke schon zu die-
Arsent, daß er endlich sein Urteil spreche. Arsonl wußte
sich im vollen Gegensatz zum Volk und zu dessen Führern,
die alle von der Schuld Jörgs überzeugt waren. Hätte er
in diesem Augenblicke sein Urteil auf unschuldig ausge-
sprochen, so wurde er dadurch den Zorn der ganzen Ge-
meinde gegen sich selber wachgerufen haben ; dem Volks-
willen aber soweit nachzugeben, daß er gegen seine Über-
zeugung sein Schuldig gegen den Angeklagten ausgesprochen
hätte, dem widerstrebte sein Gerechtigkeitsgefühl und sein
Gewissen.
Als aber Arsent in einer der folgenden Sitzungen
vom Schultheißen begehrte, er möge die Räte und Venner
versammeln, damit er mit ihnen nach alter Gewohnheit und
nach dem Stadtrecht das Urteil berate, da erwiderte ihm
Peter Falk, er werde mit seinem Urteil den Unwillen der
Gemeinde gegen sich erregen, wenn er dasselbe nicht im
Verein mit Rat und Bürgern berate ').
Arsent hatte die Hoffnung gehegt, in einer Versamm-
lung des kleines Rates und der Venner, bei welch erstem
viele Freunde Frankreichs und Gesinnungsgenossen sich
befanden, in einer Urteilsberatung für sich eine Mehrheit
der Stimmen zu gewinnen. Die Gemeinde aber, in deren
Namen Falk hier sprach, und welche die Sache selber als
eine wichtige betrachtete, verlangte, daß bei der Beratung
hierüber auch der große Rat herbeigezogen werde. Dies
zu verlangen, hatte die Gemeinde das Recht; ihre Mitwir-
kung aber bedeutete das Verderben des Angeklagten. Daher
ser Zeit herrschte, zeigt folgende Eintragung ins Manual vom 10.
Januar 1511 :
Hans Lauper zu den Pfisteru soll niit wütenden Worten gesagt
haben, wie der ehrsame Spalter und auch Peter Räschi eidlich be-
zeugen, niemand sei daran schuld, als die Großhansen, die deutschen
Franzosen, daß es nicht möglich wurde, nach Mailand zu gelangen
(Chiasserzug), und daß vom Papst den Knechten der Sold nicht aus-
bezahlt worden sei. Die Bürger hätten guten Grund, diesen Großhau-
sen ihre Häuser zu stürmen, und das wolle er ihnen raten. R. M.
'2S. 51.
*) Vgl. Informatio.
- 23 —
verziclitele Arsent lieber auf jede Beratung mit andern ; er
nahm sich vor, das Urteil bei sich selber zu erwägen und
auf den festgesetzten Tag dasselbe gewissenhaft, sollte es
auch dem Willen des Volkes widerstreben und ihm selber
schaden, abzugeben. Offenbar war Arsent zu dieser selbst-
ständigen Handlungsweise berechtigt, frei über Räte und
Bürger hinweg sein Urteil zu fällen, allerdings auf die Ge-
fahr hin, es mit allen zu verderben.
Unterdessen gelang es dem Leutpriester von St. Niko-
laus, Ludwig Loubli, unter dem Vorwande des Beichthorens
Zutritt zu Auf der Fluh zu erlangen ^). Loubli hatte eben
erst durch Verwenden seines Vetters Franz Arsent diese
Stellung an St. Nikolaus erlangt *). Der Besuch bei Auf
der Flüh wurde zur geheimen Abmachung zwischen den
beiden, einen Fluchtversuch zu wagen. Loubli verwickelte
die Frau und Tochter Auf der Flühs, die in Freiburg an-
wesend waren, in das Geheimnis. Er gewann für seine
Pläne auch Franz Arsent trotz langem Widerstreben. Der
Pförtner am Rathaus, worin Auf de Flüh gefangen lag.
ein mit Arsent eng befreundeter Mann, wurde bestochen ^).
Ein Taglöhner, Uldri Bosset *), trug Auf der Fluh, der
wegen Podagra und der ausgestandenen Folterqualen weder
stehen noch gehen konnte, durch das Schlachthaus an die
Saane, wo er auf einem bereit gehaltenen « Weidling »
') Die Informatio (S. 165) nennt Arsent den « sororius » des
^ubli d. i. sororis maritus nach Ducange. — Loubli war seit dem
^^- Sept. 1508 Stiftsdekan zu Bern. Er war von 1509— 12 Pfarrer
"^od Chorherr in Freibarg. — Über ihn G. Rettig in der ((Sammlung
^foischer Biographien » Bd. 1. S. KJO ; auch Apollinaire Dellion,
I^ictionnaire des paroisses VI. S. :^17 u. ;i38.
*) Die Informatio (S. 1(>5) nennt auch die Unregelmäßigkeiten,
unter welchen die Wahl desselben zu stände gekommen war.
') Informatio a. a. O. — Schreiben Franz Arsents an einen
nannten, abgedr. bei Berchtold : Histoire du canton de Fribourg,
^- n. S. 390/91 ; Original im F. St.-A. unter Geistliche Sachen
No. 90.
*) R. M. M. 12. (9. August 1516). - Die Chronik Montenach
öeont ihn Hagonin Bosset (Fol. 74 i>).
— 24 —
hinubergeseizt wurde. Hier erwartete ihn Michael Glaser
von Bern mit einem Pferd ^). Dieser brachte ihn gläcklich
nach Laupen und von da nach Neuenburg. Mit Jörg war
auch einer seiner Wächter, Hans Helbling geflohen, wäh-
rend man seinen Genossen durch einen tüchtigen Trunk
die Pflicht des Wachens vergessen zu machen sich hatte
angelegen sein lassen ^). Dieses geschah in der Nacht vom
10. auf den 11. Januar 1511 ^).
Als am Morgen des 11. Januar die Flucht Jörgs
bekannt wurde, erhob sich ein gewaltiger Aufruhr in der
Stadt. Das Volk erschien in Wallen. Einer beschuldigte
den andern als Urheber der Flucht. Die vier Wächter
Jörgs, die sich hatten übertölpeln lassen, wurden gefangen
genommen und hätten das Leben eingebüßt, wenn nicht der
Komthur Peter von Englisberg *) sich für sie verwendet
hätte. Die Priesterschaft fand kein anderes Mittel, die
Gemüter zu beruhigen, als das, daß sie eine Prozession
durch die Stadt veranstaltete. Löubli, der Pfarrer, war
nicht dabei ; er hatte sich schon am 10. Januar, iilso vor
der Flucht Jörgs, in klarer Erkenntnis der kommenden
Dinge davongemacht *). Jetzt flohen auch andere aus der
Stadt, so der Stadschreiber Nikol. Lombard, der Gerichts-
schreiber Jost Zimmermann, der Abt von Hauterive u. a.
Die Frau und die Tochter Jörg Auf der Flühs nahmen Zu-
flucht im Franziskanerkloster.
Gegen Arsent, der durch Verzögerung der Urteilsab-
gabe, soviel man vorerst wissen konnte, zur Ermöglichung
der Flucht Jörgs mittelbar beigetragen hatte, erhob sich vor
allem der Zorn des Volkes. Er sowie der Wirt, der für die
Verkostung Auf der Flühs gesorgt hatte, der Hat Hans Krum-
•) Ebenda. - Anshelni, III. 278.
*) Kantonsbibl. Freiburg, Frei burger Geschichte, kopiert von
einem Manascripto Wettingensi. Msc. Fol. 64.
') Informatio (S. 169). — Geschichtforscher a. a. O. S. 116 ff.
*) Über ihn : E. F. v. Mülinen in der Sammlung bernischer
Biogr. i. 521.
*) Informatio a. a. O.
— 25 —
menstolM), und Peter Jänny, der Pfortner am Rathaus, hatten
nicht mehr fliehen können. Nach der Prozession hatten sie
sich wieder in die St. Nikolauskirehe begeben. Hier wurden
sie von der Stimmung des Volkes gegen sie benachrichtigt
und gewarnt, ja in der Kirche zu bleiben. Da sie dies taten
tind die Kirche nicht verließen, wurde der Verdacht auf ihre
Schuld nur noch bestärkt. Von 60 Mann wurden sie jetzt
den ganzen Tag und die Nacht über in strenger Winter-
källe ohne Speise und Trank in der Kirche bewacht, und
da man die Wut nicht an ihnen selbst ausüben konnte,
Würden wenigstens ihre Kirchenstühle zerschlagen und ver-
brannt. In Massen drängte sich bald das Volk in die
Kirche und besetzte alle Ausgänge, um die Gefangenen
durch Hunger zu nötigen, das Asyl, das ihnen die Kirche
gewährte, zu verlassen. Indes wußte der Klerus der Kir-
che für ihren Unterhalt zu sorgen.
Ära 13. Januar erfuhr man durch einen der mit
Steckbriefen ausgeschickten Boten, daß Auf der Fluh und
Helbling nach Neuenburg entkommen seien -). Die drei
Gefangenen wurden auf Bitten der Boten, ihrer Verwandten
ond Freunde von Bern an demselben Tage ins Franzis-
kanerkloster gelassen und am 16. Januar wurde ihnen auf
Böfgschaft der Verwandten hin erlaubt, in ihre Häuser
Zurückzukehren. Bei diesem Ortswechsel begleiteten sie
jeweils auf ihre eigene Bitte zum Schutze vor der Bevöl-
kerung zwei Venner und der Großweibel Fridli Marti "*).
Freiburg hatte bald nach der Kntdeckung des Auf-
enthaltsortes der beiden Flüchtlinge von Neuenbürg die
Auslieferung derselben verlangt *). Doch auf Befehl des
Herzogs Ludwig von Orleans, des Gemahls der Anna von
') Hans Kram menstoll wurde 1502 Ven ner, von IMi — 08 war
^^ Peldzeugmeister, von 150J^ weg bis in die zwanziger Jahre des
*"fDanderts (das Jahr 1513 ausgenommen) sitzt er im kleinen liatc.
*) M. B. No. 5. S. 214 u. 215, No. 0. S. IT/. — K. M. 28. 51^»
"•^— Arch. f. seh. Gesch. a. a. U. S. 109.
*) R. M. 38.52. — a Informatio » a. a. O.
') Anshelm 111. 278.
— 26 —
Hochbepg-Rotheln, der Herrin von Neuenburg, verweigerten
die Neuenburger die Auslieferung *). Die Freiburger be-
schlossen daher am 16. Januar, mit dem Banner und mit
300 Mann und Geschütz nach Neuenburg zu ziehen, um die
Flüchtlinge mit Gewalt herauszuholen *). Um der Gefahr
eines Einbruches feindlicher Truppen in ihre Stadt aus
dem Wege zu gehen, übergaben die Neuenburger Jörg und
Helbling an Bern ^). Der Mißerfolg des Zuges nach Neuen-
burg übte natürlicherweise seine Rückwirkung auf die
schon tief erregte Stimmung der Bevölkerung in Freiburg
gegen Arsent und Jänny. Da diese vor der Gemeinde in
ihren Häusern nicht sicher zu sein schienen, so führten
sie zwei Venner und der Großweibel wieder ins Franziska-
nerkloster zurück (22. Januar).
Wohl bald nach der Gefangennahme der vier Wächter
des Auf der Flüh, waren diese einem Verhör unterworfen
worden. Einer derselben bezeichnete nun in einem einfa-
chen Verhör den Pförtner Peter Jänny als Mitschuldigen •).
Sogleich wurde Jänny aus dem Franziskanerkloster geholt
und in den Turm geworfen, wo er ohne Zwang ebenfalls
in einem einfachen Verhör gestand, daß er durch Überre-
dung von Seite Ludwig Löublis und Franz Arsents, seines
geleisteten Treueides vergessend, in die Flucht Auf der
Flühs eingewilligt habe *).
Nach der Übergabe Jörg Auf der Flühs an Bern
hatte Freiburg an den Bat dieser Stadt das Begehren um
Auslieferung der beiden Gefangenen gestellt. Der Zufall
wollte nun gerade, daß man zu dieser Stunde schon die
definitive Erklärung Berns erhalten hatte, daß diesem Ge-
') Musee NeuchAtelois Hd. 18. S. 64: Georges Auf der Flüh ou
Soupersax, ä Xeuchätel en 1511 par A. Daguet.
') Geschichtbl. 9. Jahrg. S. 126. — Hauptmann war bei diesem
Zuge Dietr. v. Englisberg, seine Räte: Wiih. Reiff und Jak. VöguÜli :
Peter Falk war Venner ; das Banner trug Peter von Garmiswil. R.
M. 28. 52») .
') Anshelm III. 278-79.
*)*) Informatio (S. 169). Siehe dazu Exkurs No. 1.
- 27 —
suche nicht entsprochen werden würde ^). Es ist begreif-
lich, daß unter diesen Umständen der Zorn des Volkes
seinen Höhepunkt erreichte und sieh gegen diejenigen rich-
tete, die man in Händen hatte.
Sofort trat jetzt auf das Begehren Peter Falks der
kleine und der große Rat zusammen und beschloß die Ein-
kerkerung Apsents. Er wurde aus dem Kloster geholt und
in den Schelmenturm gesteckt. Darauf machte Falk mit
den übrigen Vennern und dem Großweibel Haussuchung in
der Wohnung Arsents, trieben die Insassen hinaus, schlössen
das Haus ab und nahmen im Namen der Stadt Besitz von
Arsents Gutern. Die Frau Arsents floh nach Bern (23.
Januar 1511 *).
Der Prozeß gegen Arsent und Jänny konnte jetzt sei-
nen Lauf nehmen. Verwandte und Freunde Arsents such-
ten zu wiederholten Malen Gnade für Arsent zu erflehen ;
doch ihre Bemühungen blieben ohne Erfolg.
Diese Bittgesuche mußten um so mehr ihren Zweck
verfehlen, ja gerade das Gegenteil von dem bewirkten, was
sie erreichen sollten und die aufgeregte Gemeinde nur noch
fnehr Zum Widerstände reizen, je mehr man sich durch
kleine Erfolge der Gegner gewissermaßen überlistest sah.
Das geschah gerade wieder wahrend dieser Ereignisse. Die
Pfau des mit Jörg flüchtigen Wächters Hans Helbling, die
»m Gefängnis streng bewacht wurde, wußte zu entweichen
^^i kam nach Bern. Die Folge davon war ein Auflauf und
d'e Stimmung ward nachher erbitterter denn zuvor ^).
Am 17. Februar gestand Franz Arsent frei und offen,
ohne eigentlich verhört zu werden, seine Mitwissenschaft
^n der Flucht Auf der Flühs ein *). Darauf beschloß der
"ät (20. Februar), Arsent und Jänny zur Aburteilung vor
') R. M. 28, 53b u. 54. - Anshelm III. T^dlSO.
') Geschichtforb?cher I. 12-2/2:i
^) Memorial de Fribourg Bd. IV. S. 58. — Chronik Montonacli,
*^°'•^^ S. Exkurs No. 1 im Anhang.
j^ ) F. Arsent hat gestern sein Vergicht a ün marter » getan. R.
**'28. 62. — iuformatio a. a. O. S. 170.
— 28 —
Gericht zu stellen. Schon jetzt faßte der Rat auf Bitten
der Freunde Arsents, in deren Namen Peter Falk sprach,
den Beschluß, daß, falls es zur Hinrichtung Arsents kom-
men sollte, derselbe in Rucksicht auf seine angesehene
Verwandtschaft, seine hochgestellten Freunde und seine
Vorfahren heimlich hinzurichten sei, und daß man den
Verwandten die Leiche übergeben wolle, damit sie von
diesen in der Franziskanerkirche bestattet werden könne *).
In der Zwischenzeit schrieb Arsent aus dem Gefäng-
nisse an die Venner im allgemeinen und an Falk im beson-
d(M'n ') und bat sie, ihn in seinor Not nicht verlassen zu
wollen, sondern vor dem Rate seine Fürsprecher zu sein.
Einen Freund in Bern ") bat er dringend, bei Ludwig
Löubli alles zu versuchen, damit dieser auf sein Pfarramt
an der St. Nikolauskirche in Freiburg verzichte, was mög-
licherweise zur Beruhigung der Gemüter beigetragen und
einer bessern Stimmung gegen Arsent Platz gemacht hätte ;
Loubli selber bat er innig, auf seine Pfarrstelle zu resi-
gnieren, doch ohne Erfolg *). Loubli scheint nicht fähig
^) Ist dann sach, daß man iti richten werd, so soll man in uf
bitt sinr fründen durch den Vänner uf der bürg dargetan, ouch in
ansechen sinr fründscliaft und sinr vordrn in heimlich hinrichten
und den fründen den üb erlouben zu den barfüßen zu begraben lassen,
ii. M. 28. 63b .
') Original im F. St.-A. unter geistliche Sachen No. 90. man-
gelhaft abgedruckt bei Berchtold a. a. O. iL, No 4 im Anhang S. 391.
') Original im F. St.-A. unter geistl. Sachen No. 90, ebenso
bei Berchtold II. S. 390. Anh. No. 4. - Vergl. auch Chr. Monte-
nach Fol. 77^> u. 78. — Wie aus dem Schreiben hervorgeht, ist der
Adressat einer von denen, die i. J. 1506 mit Arsent eine Jerusalem-
fahrt unternahmen und zwar offenbar ein Bern.er. Fteisegenosssen Ar-
sents aus Bern waren damals Hans Rud. v. Scharnacbthal, Kasp. von
Mülinen und Bastian von Stein. (Chr. Montenach Fol. 123). Die
Frage bleibt offen zwischen Hans Rudolf von Scharnachthal und
Bastian von Stein, die beide in der folgenden Ratssitzung vom 25.
Februar zu Gunsten Arsents zu vermitteln suchten. R. M. 28. 64*> . —
Darüber auch Max von Diesbach in Nou volles Etrennes friboargeoises
1891. S. 67. ff.
*) Chr. Montenach Fol. 78 u. 78b .
— 29 —
gewesen zu sein, diese ffir ihn doch unlialthnr gewordene
Plarrslülliinf; dem Leben des Verwandten und Freundes.
der ihm doch diese Stellung selber verschallt halle, zum
Ofifpr zu bringen.
Am 6. März eischienen die Abgeordneten dei' Stände
Bt-rn. Luzein, Unterwalden. Zug und Sololhurn und baten,
in Aiibelrnchl der Inngen liefangenschnft Arsents und
.lännvs und der Angst und Schmach, die sie bei dem öflern
l'j'scheinen vor Gericht erduldet, Gnade wallen zu lassen
und ifie Gefangenen freizugeben '). Am 7. März wieder-
hnlten sie im Verein mit den Fieunden Aisents diese Bitte.
Sie wurde ihnen beide Mal abgeschlagen. Mit der weitern
Bitte, den l'mzeli bis nach MitleCasten (2(1. März) zu ver-
«liicben, erreichten sie wenigstens so viel, dal^ man be-
schloß, die Rüctckelir einiger Räte und Bürger abzuwarten,
■litt auf dem Markt in Gent sich befanden, von wo sie nach
silier Frist von 6-8 Tagen zurück sein konnten *). Denn
■n Fitiburg besali der kleine Rat das BUilgericht, Um ein
Tridesorleil fällen zu können, mulilen mindestens zwölf Rats-
niilglicJer zugegen sein. Dei' grolie Hat hatte nur .Stimme
ln'i der Begnadigung ").
Trotz dieses Beschlusses — es mochte ihnen die Gele-
BKiheit besonders günstig erscheinen — lielien am 10. März
') Offeobar erscliienen die Gesandton infolge der BeAclilüsse
<l« Tagsatzung vom 3. Februar, an weluher auch Falk toilnaliDi
l%Absch. No. 391 d.) und vom 19. ete, Februar {Eidg. Abs.ih.
^'iUb), Es banien von Bern: Kittor Bastian vom Stein, Peter
lilUiii({er. Hans von Wyngarten, Sinjon Sehöni und Pater Tormao ;
'■«" Loieru ; Mdcbior Zurgilgen ; von ünterwalden ; Amnianu zum
UMm: von Zog: Seckel meisler Stouker und von Sololhuni : Bene-
'li^lHngi. Im Namen der Gesandten Fülirie Melchior Zurgilgen das
W"« U, M. ä8. 66.
'I in der Gerich IssilKung vom 7. M.'irz waren anwesend die
"ile: Dietr. v. Englisberg (Suttlialter), Perroman, Velg, Tochter-
«»"''. Viiling. Nusspengei. Werü. Hans Falk, Schwendi, Friosa und
Gifti Wiio die i Venner). R. M. 28. 67. — GeschichKorBcher I.
S.1«.
r')s
nier a. a. O. S. 430.
— 30 —
die Tags zuvor angekomraeneo Gesandten und Freunde Ar-
sents die anwesenden Räte und Bürger versammeln und
erlangten, daß ihnen irgend eine günstige Zusage, die wir
nicht kennen, gegeben wurde. Diese Zusage wurde aber
schon am tt. März zurückgenommen und zwar auf das
Drängen eines Mannes, der ib der Sitzung vom 10. März
nicht anwesend war ^).
Am 18. März wurden beide. Franz Arsent und Jänny,
vor Gericht gestellt, um ein endgültiges Urteil zu verneh-
men. Der Spruch lautete dahin, daß Peter Jänny, obwohl
des Hochverrates schuldig erkannt, aus besonderer Gnade
mit dem Schwert hingerichtet werden und sein Vermögen
der Stadt Freiburg zukommen solle *).
Auch Alt-Schultheiß Franz Arsent wurde des Hoch-
verrates schuldig erklärt und verurteilt, « aus besonderer
Rücksicht und Gnade » mit dem Schwerte hingerichtet zu
werden. Vor der Exekution des Urteils sollte er noch der
Abzeichens seiner Ritterwürde entkleidet werden. Seine
Güter fielen ebenfalls der Stadt anheim ^).
*) Geschichtforacher h. a. O. S. 127. Der Herausgeber vermutet,
es sei Falk gewesen. Vergl. Exkurs I.
') R. M. 28. 6S^^, '
') Zinstag vor oculi 1511 prescntes : Endlisberg scultetus. Per-
roniaun, Velg, Tochterniann, Stoß, Larin, Studer, Villiiig, Werli,
Nusnpefgel, Swendi, Raniü, Fiiess, Gay; Venner: Valk, Snewii,
Gurni u. Schniid, dazue min herrn die burger von Herrn Franlz Ar-
sent und Peter Kürssners (Jänny war ein Kürschner) sach wegen.
Noch verhörung Peter Jännys vergicht, so ist er us besundern
gnaden, wiewol sin handlung uf vcrreterie dienet an das swert er-
kannt und sin teil des gutz minen gnäd. herrn der Statt Friburg,
den rechten gelten unschädlich.
Darnach ist ouch der Franz Arsent für gericht gestelt, sin ver-
gicht geläsen, dero er an red worden ist. So hat recht und urteil
geben, das man im den ritterlichen orden abnemen und darnach os
gnaden und nit nach siner verräterlichen handlung, das er mit dem
swert gericht werd, sin teil des gutz mit wib und kind minen herrn
der Statt Friburg erkant, den gelten an schaden. Protokoll der Sit-
zung vom 18. März 1511. R. M. 28. 68'» . — Geschichtforscher a. a.
O. S. 129 u. 130. — An diesem Tage war auch noch eine Gesandt-
schaft vom Herzog von Savoyen angekommen, die für Arsent F0^
bitte einlegte. R. M. ebenda.
- 31 -
Die Hinrichtung scheint unmittelbar nachher noch am
gleichen Tage, am 18. März 1511, vollzogen worden zu sein.
Warum man den frfihern Beschluß umstürzte, wonach Arsent,
iiD Falle es zur Hinrichtung kommen sollte, nicht öffentlich,
sondern heimlich, d. h. mit Ausschluß der Öffentlichkeit
hingerichtet werden sollte, ist uns nicht bekannt. Wahr-
scheinlich wollte man sich das Ansehen der Unparteilich-
keit nach außen wahren und Arsent nicht rücksichtsvoller
behandeln als den Wächter Peter Jänny, der an der Ange-
legenheit keine größere Schuld trug als Arsent. Gefaßt
und ergeben schickte sich Arsent in das harte Urteil. Sein
Leichnam wurde seinen Verwandten übergeben, die ihn in
der Pranziskanerkirche links am Eingange beisetzten und
ihm dort eine Gedenktafel errichteten ^).
Bei dem ganzen Prozesse gegen Auf der Flüh sowohl
wie gegen Arsenfhatte sich ein Teil des Volkes und der
Bäte von blinder Abneigung gegen die Angeklagten und
Parteilichkeit leiten lassen. Diese feindselige Stimmung halte
•
'fflmer, mehrmals sogar von Seiten der Angeklagten und
ihres Anhanges selber, neue Nahrung erhalten. Dadurch
^Ne allmählich der Erbitterung der gegnerischen Gemeinde
aufs Äußerste gesteigert, die nun ungestüm das Verderben
def Angeklagten forderte. Ja in der Wut vergaß man ge-
legentlich sogar den Parteistandpunkt, den man vertrat. Die
') Dietrich von Englisberg entkleidete Arsent seiner Ritter-
^'örde vom hl. Grabe; barfuß und barhaupt (Arsent schnitt sich
*l^r die Strumpfe von den Füßen, um barfuß gehen zu können)
^hritten die Gefangenen unter dem Klange der neuen großen Glocke,
^'ß zu einem solchen Zwecke zum ersten Mal geläutet wuide, durch
die Stadt zum neuen Richtplatz beim Weihertor. Geschichtforscher
'131. — Anshelm III. 280 nennt als Tag der Hinrichtung den 24.
März, was ofifenbar unrichtig ist. im Gegensatz dazu nämlich steht
d«f Berieht des Ratsmauuals 28. 09 vom 20. März : Die gegen wärti-
860 Unruhen sollen abgestellt werden, « diewil doch Franz Arsent
ond Peter Jänny, die rechten schuldigen sächer dorumb gelitten
faabeDB.
seial
Stimmung wurde wpgen rier Umtriebe l^öuliliä ho. daß die i
Kretburj^er lüe i'fari'kirelie St. Nikolaus wii? verpestet mieden^
und vom Papste selber,- der dncli wahrlich nicht tlaranJ
si'.biiid war, daU der Priester Löubli den Preibur(;ern eineiig
so schlimmen Streich f^uspielt liatle, sagten, der Papst seffl
dfsr II ne(|uissimiJs vir h ').
Was l'eter Palk anlangt und den Anteil, den er .
diesem Prozesse nahm, so ist nicht zu leugnen, daU
Vorgehen besonders bei denen, die den Verhältnissen fcrnd
standen, als höchst egoistisch und brutal erscheinen mußtej
Man kann ihm auch tatsächlich den Vorwurf nicht ersparen,]
daß er — obwohl oberster und erster Vertreter der Itürf
— sich doch allzu sehr vom blinden Volkswillen leiten undj
tragen Meli. Vielleicht wäre es ihm — allerdings auf dn
lief ah r hin. seine Existenz zu vernichten — bei seiniM
grülien Einiluß auf das Volk gelungen, dessen bessere V.m-\
(ifindungen wachzurufen. Hingegen die Verurteilung Arsenld
lediglich auf einen Kacheakt Falks zurückführen zu wollenj
was die bisherigen, auf einseitiger Berichterstattung fu-l
üenden Darstellungen tun, ist durchaus falsch. (Vergl. Ex-
kurs im Anhang N" 1),
Mit dem Tode Arsenls war freilich der Prozeß beendet,
aber die Hube nodi lange nicht wieder hergestellt, beson-
ders unter dem Volke, während in den regierenden Kreisen
der Aufregung bald eine sehr nüchterne Stininjung folgte.
Die Regierung mußte sich gerüstet halten, die Vorwürfe,
die ihr jetzt von Arsents Ki'cunden und Verwandten wepeii
des allzustrengen Gerichtverfahrens gemacht wurden, zurück-
zuweisen und zu widerlegen. Dieses wollte ihr allerdings
nicht recht gelingen, sodaß sogar ächte Freunde Freiburgs
sieb nicht enthalten konnten, ihrem Zweifel Ausdruck zu
geben, Freiburg möchte an Arsent einen Justizmord beg;
gen haben *). Ein Glück für Freiburg, daü jetzt andei-e
<J Informatio (S. 170).
*) Anzeiger N. F. III. S. 394: L.etlre de Ludovic Steftier ij
Hana Teoliterinann, antien bourgiiieatre Je Fribourg par Alex, 1
- 33 —
Tägesfragen auftauchten, die geeignet waren, die Blicke
von ihnen ab uDd auf andere Dinge hinzulenken.
Im Jahre 15U8 war Jean de Furno, ein armer savoyischer
Edelmann, der vorher Schreiber des Herzogs gewesen, nach
Freibarg gekommen in der Absicht, wogen einer Beleidi-
gung, die ihm der Herzog zugefügt, an demselben seine
Rache auisulassen. Er fibergab zu dem Zwecke den beiden
Städten Bern und Freiburg eine testamentarische Schenkungs-
orkonde des verstorbenen Herzogs Karl II. von Savoyen,
die in Gunsten beider Städte 350,000 rh. Gulden bestimmte.
Da infolge dessen der Herzog die Güter De Furnos mit Be-
schlag belegte und dessen Verwandte und Freunde in Sa-
vojeD verfolgte, so gab dies De Furno Anlaß, dasselbe auch
W den Orten Zürich, Luzern, üri, Schwyz, ünterwalden,
Zog, Glarus und Solothurn zu versuchen. Er wies densel-
hen also eine ähnliche Urkunde vor wie ehedem Bern und
Fpeiburg. Nach derselben beschenkte sie der verstorbene
Herzog mit einer Summe von 800,000 rh. Gulden (Nov. 1510).
Dem Herzog gelang es, die ünechtheit der Urkunde nach-
zuweisen, er verweigerte darum die Auszahlung. Dieses
führte zu einem Zug einiger eidgenossischer Orte, Uri und
Schwyz voran, gegen Savoyen (Juni 1511) Indessen wurden
doch in Solothurn die Friedenspräliminarien aufgestellt ; die
Troppen wurden zurfickberufen. Der definitive Friede kam
in Bern am 17. Juni 1511 zu stände. De Furno scheint
SQch mit Falk auf gutem Fuß gestanden zu haben. Im
Mre 1512 beglückwünschte er Falk zu seinen Erfolgen auf
dem Pavierzug und lud ihn, seinen gemeinen Charakter
nicht verläugnend, zu einem Gastmahl ein, das er bei der
Bückkehr Falks im Hause Arsents, welches er soeben er-
standen hatte, geben wollte *).
*) Vergl. Anzeiger N. F. III. S. 295 und Quellen zur Schwei-
Wfgesch. Bd 20. Einleitung S. XLIX. — Schreiben des Furno an
den Hauptmaon der Freiburger Truppen in Italien, Peter Falk, im
Anzeiger N. F. IV. S. 313 durch Daguet. Nur begann die Belage-
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— 35 -
maDu gegeben ^). Über Bern, Burgdorf und Luzern mar-
schierten die Freiburger mit ihren sechs Geschützen dem
GoUhard und Italien zu *). Langsam und ohne Ordnung
folgten die verschiedenen Orte. Es brauchte über zehn
Tage, bis alle in Varese zusammengekommen waren. Fürch-
terliches Regenwetter machte fast jede Operation zur Un-
möglichkeit. Bald stellte sich auch Mangel an Geld ein ;
die Disziplin der schweizerischen Truppen wurde immer be-
denklicher. Dazu begann der französische Feldherr Gaston
de Foix den Kleinkrieg gegen die Eidgenossen. Zwar rückten
sie vor bis nach Mailand, aber überall wichen ihnen die
Feiode aus. Daher beschloß man, das Feld zu räumen (20.
Dez. 1511). Schon jetzt hatte die Zügellosigkeit und Un-
geboodenheit so überhand genommen, daß es schlechterdings
Qomöglich war, die Ordnung wieder herzustellen ^). Mit
dem Beschluß zurückzukehren aber losten sich die Bande
jeglicher Ordnung. Keine Autorität galt mehr. Mordend
Qod brennend zogen die einzelnen Kontingente der Heimat
zo. Am 31. Dezember langten auch die Freiburger zu
Hause wieder an.
Am 5. Oktober schon war zu Rom zwischen dem Papste,
dem König von Aragon und den Venetianern die hl. Liga
geschlossen worden zum Zwecke der Vertreibung der Fran-
zosen aus Italien *). Durch Schreiben des Papstes vom 26.
') R. M. 89. 34b . — Seine Räte waren : Wilh. Reiff, Niki.
Nosgpengel, Hans Schmid und Ulli Schnewli. Venner war der Ven-
n« auf der Burg Niki. Burger (auch Bourgey od. Borgey). Die R.
M. nennen diesen Burger <x Hans », das Besä tzungs buch und die Chro-
nik von Pavilliard (Anzeiger V. S. 217.) « Nikolaus » und die Chro-
nik des Ladw. von Affry (Anzeiger 1901. No. 3. u. 4) a Peter ». Das
Banner trag Peter von Garmiswil auch (von) GarDiiswil[er]. R.
^ d. J. 1511 ; R. M. 29. 34b , 42 u. 43.
*) Aas der Kriegsrechnung Peter Falks von diesem Zug, F. St.-A.
^egaweaen, den Reisrödeln beigelegt. - C. G. Vlll. 25. F. a. F.
') Anshelm 111. 261.
*) Über das Abkommen der Eidg. mit der hl. Liga vergl.
Nobler S. 285-323. — Fuchs 11. S. SOo, If. - Gisi : Der Anteil der
ß^genossen an der europ. Politik in den Jahren 1512—16. Schaff-
haosen 1866. S. 35. ff.
Dez, 1511 wurden audi die Eidgenossen zum Beilrttt auf- i
gefordert. Nach langem Schwanken und Zi'igern erklärte J
auch die Tagsalzung den Beitrill. Es wurde nun auch s»- 1
fort der Befelil erlassen, daß alle Truppen am 6. Mai i
<:hur sich einzufinden hätten.
!n wenigen Tagen stand ein sctiweizerisches Heer von
24.000 Mann auf dem KriegsfuU'). Freiliurg sU-lllc 400
Mann ') ; ihr Hauptmann, der sclion am 26. April ernannt
worden, war wiederum Bürgermeister Peter Falk"). Große ^
Eile hallen die Freiburger nicht, denn als nach Vor«cliriftI
der Tagsatzung sie schon in Chur hätten sein sollelt, dil
marschierte ihr Kontingent erst von Freiburg ab*). Aucbl
waren die Freiburger mangelhaft ausgerüstet '^). Von Cliurj
rückte des eidg. [leer in Eilmärschen über die Lenzerbaidel
und den Albulapaß ins Engadin und über den Ofcnpali ins!
Münslertal und Etsclital "). In Trient wälilte das Heer tleB'f
Freiherrn Ulrich von Hohensax zum Anführer. ,\m 25.
Mai erreiclite man Verona ■). Auch die Truppen dos Papstes
und der Venetianer ruckten jetzt ins Feld. Sehinner über-
reichte den schweizerischen HaupMeuten als Gesandter des
Papstes die Geschenke desselben : Ein goldenes Schwert
und einen Herzogshut*). Von Villafranca zog das vereinigle
') Gi8i a. a. O. S. 48. - Koliler 333. IT. - Puelis S. SHi IT.
— GluLü-Blozheim Bd 6, S. 263. ff.
') Chronik vod Pavllliard S. 217.
•) R. M. 3Ö. TTh. — Seine Kriegarate waren : Ulli Schnewli.
Ludwig Pavilliard und Tachan Pavilliard ; Vetiner war Jakob T^ch-
tormann. Fähnrich : Haua Heymo. R. R. d. J. 1512.
■l R. M. 39. 79b u. SO^J - — Chr. d. Pavilliard (S. 217).
') F. a. F., Tclent vcrni 32. Mai 1511, C. G. Vlll. 71,
') Auszug au9 Burkhards von Erlacb Rech ausguberi cht iui Ge-
schieh ttoracher Bd 1. S. 213. - Köhler (S. 3^. Aninerk ) nennt den
Cbergeber des kaiaorl. GeleitbrieFes Georg von Birchenstein und als
den Ort der Übergabe Glarus. Das Ganze stützt sich aut eine irr-
tümlk-lie Lesang von Fuchs (S. 335. Anmeric. 93.) aua dem Briefe
Falks in C G. VIII. 71. Der Übergeber heiG>t Jörg von UchleosteiD
und der Ort Glurns.
') C. G. 71. a. a. O. - Glutz-Blozheim VI. Anhang. No. 19.
- Geachichtfurscher 1. 21.3 II. - Anshelm 111. 314.
') Anahelm IIJ. 318. — Glutz-Blozheim a. a. 0. Anhang No. 19. J
- 37 -
Heer der Schweizer und Venotianer in ununterbrochenem
Sifigeslaufe über Valleggio bis Cremona. Nirf^ends begög-
nele ihnen energischer Widersland, Durch aufgefangene
Briele des Feindes — Peter Falk übeitrug sie den Haupl-
leuten in deutsche Spi'acbe — halten die Verbündeten
übrigens die mißliche Lage der Franzosen kennen gelernt.
Cremona ergab sich nach kurzen Unterhandlungen. Am S.
Juni zog Schinner. begleitet von etwa 1000 Mann, wie ein
Triumphator und Befreier in die Stadt ein und wurde
jiiltelnd empfangen. Üer Hauptmann von Uern, Burkhard
wn Erlach und Peter Falk rillen an seiner Seite ; nie-
mand anderem gewährte er diese Khre, obwohl viele Edle
aus Venedig und Manlua zugegen waren '). Von da folgten
EiJgenossen und Venelianer den zurückweichenden Franzosen
aof dem Fuße bis nach Pavia. Am 14. Juni begann die
Belagerung der Stadt '). Nachdem die Belagerung einige
Tage gedauert hatte, drangen etwa 100 Eidgenossen ohne
Wissen der Hauptleute in die Stadt ein. Sobald es ihnen
"iSgiieh wurde, rieten sie auch die übrigen Eidgenossen
Ton den Mauern aus zur Hülfe herbei. Diese stutzen zu-
erst, sie glaubten an eine Kriegslist der Franzosen '). Aber
siil einmal kam eine gewaltige Bewegung ins eidgenössische
Heer, jeder eilte, wie er nur konnte, über die Bollwerke in
•liD Stadt ; das Freiburger Fähnlein unter Peter Falk, ge-
Irapen von Hans Heymo, war das erste, das die Mauern
überstieg •). Bald waren die Feinde aus der Stadt hinaus
und über die Bi'ücke des Tessin gejagt ').
Groß war die Beute der Sieger, hesonders an Kriegs-
material. Vier Fähnlein der Landsknechte hatte man erbeulet.
In einem Hause außerhalb der Stadt fanden die Freiburger
^"> ganz neues Banner, ein sog. itoßbanner, wie solche die
') C. G. Vlll. 73, F. a. F.. Pavia vom lö. Juni.
')Glotz-Blozheitu VI. Anliaag No. SQ.
'IZuiuglii Opera IV. 170 Traktat über die Suhlacht bei Pavia.
*) C. G. Vlll. 73. a. 8. O.
, 'J Zwioglii Opera IV. S. 171. a. a. O. - C. G. Vlll. 73.
- 38 -
Reiterei führte, von ausgezeichneter Schönheit. Es wurde
ihnen als Eigentum gelassen *). Eine Stadt uro die andere
unterwarf sich jetzt der Liga.
Der Papst gab zum Dank den Eidgenossen den Titel :
Beschirmer der Freiheit der Kirche. Als Zeichen der An-
erkennung ihrer Treue ließ er ihnen zwei Banner übergeben *).
Zudem erhielt jedes Ort überdies eine eigene Fahne mit der-
jenigen Verzierung, die es wünschte. Freiburg wählte auf
den Vorschlag Falks als Fahnenbild die Darstellung, wie
Veronika Jesus das Schweißtuch darreicht **).
Nach der Einnahme Pavias ergaben sich die Soldaten
dem üppigsten Lagerleben. Aber bald entstand Mangel an
Geld und Lebensmitteln. Das Leben in Saus und Braus,
der schnell darauffolgende Mangel, sowie die Sommerhitze
und die sumpfige Gegend, das ganz ungewohnte Klima über-
haupt erzeugten in diesen Tagen vielfach Krankheit anter
den Truppen. Unter den Freiburgern waren es besonders
die Oberländer aus den Gegenden von Greyerz und Charmey,
die mit Krankheiten heimgesucht wurden, während die Unter-
länder sich widerstandsfähiger erwiesen, so daß nur wenige
von ihnen erkrankten *).
') C. G. Vlll. 73. a. a. O. — Reproduzierte Abbildung io Fri-
bourg artistique ä travers les äges^ 1893. Tafel XV. ; dazu Beschrei-
bung von Max v. Diesbach.
») Anshelm III. 1^26 u. 328. — Abgebildet io Stumpf: Gemei-
ner löbl. Eidgenossenschaft, Stetten, Landen und Völkern Chro-
nikwirdige Thatenbeschreibung, Zürich 1606, S. 460. nebst den frü-
hem Geschenken, dem Schwert und dem Herzogshut. (Diese beiden
letzten Gregenstände im Landesmuseum in Zürich aufbewahrt).
^) Falk (C G. VIII. 85) machte in seinem Schreiben vom 3.
Juli seinen Herren den Vorschlag, dieses Fahnenbild zu wählen. Wohl
hatte er bei Schinner seinen bezüglichen Wunsch schon früher ge-
äußert, trotzdem zeitlich das Schreiben Schinners an Frei bürg (I.Juli)
früher abgefaßt ist als dasjenige Falks. F. St.-A.« Greistl. Sachen No.
61 u. 93, abgedruckt bei Berchtold a. a. O. II. S. 395. — F. a. F. (C.
G. VIII. 75.) — Die Fahne ist abgebildet in Fribourg artistique a. a.
O. 1897. Tafel XVI.
*) C. G. VIU. 85. a. a. O.
39
1 4, oder 3. Juli verließ das Heer der Verbündeteo
Wa und zog gegen Alessandi-ia. Docli die Krankheiten
iDvhrtcD sich in den sumpßgen Gegenden um Alessandria.
S(![)»renweise verließen beurlaubte Krnnke in Begleitung von
gesunden Kriegsknechten das Heei', das bis Mitte Juli
büclistens noch 12,000 Mann zählte '). Nach verschiedenen
Bei^lnngen wurde dann beschlossen, heimzuziehen *). Am
2i. Juli verlieUen 4—5,000 Kidgenossen Alessandria und
togen — Bern, Freiburg und Solothurn mit ihrem Geschütz
über den grolSen St. Bernhard — in die Heimat zurück. Mit
sich führten sie die Beute und die geschenkten Banner*).
blk hatte eine Anzahl Beutestücke, worunter acht oder
neun sehr schöne Banner, die seinen Einzug in Freiburg
^It Siegestrophäen verherrliclien sollten, schon zum Voraus
lieimlich an seine Frau nach Freiburg geschickt*).
Ende Juli und anfangs August erschienen die Truppen
wieder in der Heimat und wurden allenthalben mit Ehren-
bezKugungund Freude empfangen. Am 4. August langte auch
fäfk in Freibarg wieder an "). Die ganze Stadt war in
') C. G. VIII. 74. SchreibflD F. a. F., AleBaaadria vom 16. Jali.
-Giachichtforsclier I. S. 326 u. 227.
'] C. G. VIII, 75. Sehreiben F. a. F. AleHiandri« vom '33. Juli.
'] Anshelm 111. S. 331. — GeHchichttoracher 1. 238, 339 n. 347.
-C. G. VIII. 75. a. a. O.
') Anieiger III- 335, Wir stimmen im allgemeinen den Aua-
fölirungen von Daguet vollkommen bei ; nur in einem Punkte mils-
•«winber Max von Diesbacli {Fribourg arÜBtiqueltW, Tafel XVI)
*"ipnichtea, daß namliuh Falk die Fahnen aulbewahren wollte Mb
'^Klnem feierlichen Einzug in die Stadt, wo sie die Feier des Eio-
'"gM (Q einem Triumphzug gestalten sollten. Freilich sollten sie
il)ller Daeh dem Wunsche I''alks die St. Nikolauskirche zieren, wenn
'''einmal zum Kollegiatastift erhoben würde. Aber der Zeitpunkt
^> Errichtung des Stiftes war im Juli 1513 doch noch zu weit in
*' Ferne liegend. — Eine dieser Fahnen, die des Grafen von Pavia,
'"abgebildet in Fribourg artistique a. a. O. 18S)H. Tafel XVII, Be-
Mbfeibnng von Swjesai.
''] Chronik dea Anton Pavilliard S. 317. — a Den jungen kna-
«n, » den panner und venliiie entgegen zogen sind für wissbrot,
'splmelieii und in barem gelt für ir usrQstung, Wartung des houpt-
""M and gemeiner knechten etc. 8 R 10 g. 6 d. n S. B. von St.
Joluna in Weihnachten 1512.
- 40 -
Festfreuden. Am 6. August erstattete er dem kleinen und
großen Rate der Stadt Bericht fiber den italienischen Feld-
zug, worauf ihm und seinen Truppen von der Regierung
alle Anerkennung für diesen ehrenvollen Zug ausgesprochen
wurde. Auch ein päpstliches Breve spricht Falk und den
Freiburger Truppen für ihre ausgezeichnete Haltung den
Dank des Papstes aus ^).
Kap. 7.
Falks römische Gesandtschaft (Nov. 1512— Mai 1513).
a. Sein erster Aufenthalt in Rom (Nov.-Dez. 1512).
Die Ruckeroberung Mailands war vor sich gegangen,
ohne daß man zum Voraus bestimmt wußte und abgemacht
hatte, was für eine Regierung im Falle des Gelinges des
Feldzuges in Mailand einzusetzen sei *). Während des Feld-
zuges begannen indes, von den Schweizern angeregt, die
bezuglichen Verhandlungen. Als dann am 11. August 1512
die Tagsatzung zu Baden sich für die Einsetzung des
jungen Maximilian Sforza aussprach, da erklärten sich der
Papst, Venedig und Mailand mit diesem Plane einverstanden.
Der Kaiser war bisher der hl. Liga noch nicht beige-
treten, denn noch immer stand er im Kriege mit Venedig.
Da aber beide Teile hartnackig sich zeigten, der Kaiser
weder seine Forderungen mildern, noch auch Venedig diese
gewahren wollte, so bestand keine Aussicht auf eine end-
liche Verständigung. Um durch einen Umschwung in der
politischen Konstellation vielleicht doch zum Ziele gelangen
zu können, trat jetzt der Papst zum Schaden für Venedig
auf Seite des Kaisers. Um aber nicht willenlos dieser neuen
politischen Richtung sich hingeben zu müssen, auch um
Venedig nicht erdrücken zu lassen, lud der Papst die Schwei-
') R. M. 30. 7. - Vgl. Berchtold II. S. 395.
») Vergl. Kohler S. 421. fif.
41
ler, an denen er eine Stütze zu finden holTte, nacli Rom ein'}.
Er verschwieg ihnen aber seine Abmachungen mit dem
Kaiser und den Vertrag gegen Venedig. In der Scliweiz,
Ko diese Einladung am i9. September bekannt wurde, bo-
grüUe das Volk sie freudig. Eine Gesandtschaft von den
Verschiedenen Orten wurde auserwählt, um die Reise nach
Italiei) anzutreten ").
Peter Falk war von seinen Herren als Vertreter Frei-
burgs 2U dieser Sendung abgeordnet worden. In seiner
B«glelliing befand sich der neue l'farrei' von St. Nikolaus,
fisr Leutpriester Nikolaus Bugniet*). Am 18. November
legten die ejdg. Gesandten in Rum iin *). Der |jäpst1iche
(lardehauptraann Kaspar von Silenen war ihnen bis Florenz
siilgegen gegangen "). In der feierlichsten Weise hielten
sie darauf am 20. November ihren Einzug in die Stadt.
Unterdessen aber war die Arbeit, um deretwillen die
Schweiier nach Rom berufen worden waren, schon getan
Kurilen. Die Friedensunterhandinngen mit Venedig halten
»ich zpischlagen ; der Papst hatte die Anträge des Kaisers
S'&a Venedig angenommen, und der Kaiser war der Liga
Mgclpeten.
Damit uun die Schweizer nicht sogleich erfahren
snlllen, was geschehen war, wurden ihnen in einem vom
'»Kohler S, 479. — In ufVlziellen Kreisen st-lieinl übrigens diese
EinlsdoDg sclion [rflliet bekannt geworden zu sein. In Freibarg
'•«lil Kilon im Protokoll der KatssitKung vom 'il. Septenilier die Ein'
t'^^tig: Bedenk dem Burgermeinter Falken credenz und instruclioii
m Rom tae machen. R. M. HO. 18<) IT.
') iDstruktioii an Falk in R. M. 30. 34.
'} M. d. W. V. P. S. -239. Unser pfall, der mit .ürgcrillen ist,
'*iWm\ aiii> fast grüessen, und daß er sich fürderlich harus maclie.
SfihMiben des Hans Falk an Peler Falk nach Rom.
') Die Namen der Gesandten nennt Anshelm Jll. 345. - Vergl.
"-'■« S, 505.
') Kühler ebenda. - .\nsJielm 111, S. .945. — Auch im Gfr-
Httcbalta beriebt des Ritters und SchaltheiQen Dietrich von Engiis-
jnnd Peter Taverniera an Freiburg vom IB. Dez. Ibl2 (Mailand^.
»■ VIll. Öl.
Vatikan entfernten Stadtviertel Herbergen angewiesen. Erst
vier Tage natli iiirer Ankunft wurilen sie zur päpstlichen
Audienz zugelassen. Doch ihre Anliegen, die sie im Namen
der Eidgenossenschaft vorbrachten, die alte Forderung des
Süldes vom Chiasserzug her und die Befreiung der heimat-
lichen Pfarreien und Pfründen von den Kurtisanen, wurdea.
rundweg ab„'eschlagen. Am 25. November, nachdem di
Schweizern schon vorher der kaiserliche Slatlhalter Mat-
thäus Lang bezügliche Andeutungen gemacht und sie au[g&*i
fordert hatte, von Venedig abzulassen, wurde nach einem'
feierlichen Aufzug des Papstes und aller Ge-sandten (Vene-'
digs ausgenommen) nach Santa Maria del popolo das Bünd-
nis in feierlicher Weise verkündet. Die Oberraschnng und
der Unwille der Schweizer war groß, da sie sahen, welches
Spiel man mit ihnen getrieben hatte '). Um sie zu beru-;
higen, sah sich der Papst genötigt, am folgenden Tage io
aller Frühe sie in geheimer Audienz zu empfangen. Dm"
Papst machte ihnen den Vorschlag und bat sie, ihre Hot-
schaft samt der Seinigen nach Venedig zu senden, uo
alles zu versuclien. damit Venedig den Frieden annehme
und Ruhe und Frieden in Italien hergestellt werden möchte.
Die schweizerischen Abgesandten waren mit dem Antrag
einverstanden. Hans von Erlach von Bern und Bürgermeister
Peter Falk wurden als Abgeordnete nach Venedig ausei-sehen.
Der Papst bestimmte zu seinem Vertreter den Bischof Jo-
hannes Staßleo.
Falk hatte von seiner Begierung den Auftrag erhallen,
eine Anzahl Bittgesuche an den Papst zu bringen. Beson-
ders handelte es sich dabei um die Genehmigung der Wahl
des Nikolaus Bugniet zum Pfarrer von St. Nikolaus und die
Erhebung dieser Pfarrkirche zu einem Kollegiatsstitt. Doch
erst am 5. Dezember erhielt er. nachdem er den ganzen
Tag in St, Peter ad vincula hatte stehen und warten müssen,
mit großer Mühe spät in der Nacht Zutritt zum Papste*).
■) Ansheliu III. 340. - Kollier S. TA2.
't F. a. F., Rom vom 6. Dez. 1513. C. G. VIII. TS.
1
43
Die Audienz war aber nur ganz kurü. Falk übergab ihm
die II Informatio Doininorum friburgensium n, die Erläute-
lunijen der Herren in Freiburg über die Anteitnahme Ludwig
Liiiiblis an der Flucht Auf der Flühs und ihren Folgen,
um dariulun, daü die Stellung Löubüs als Pfarrer von Frei-
hnpg gani und gar unmögtioh geworden — denn dieser hatte
iiodi immep nicht demissioniert — und um die Genehmigung
fiup Walil Bugniets zu erreichen '). Das Ureve zur Geneli-
tnigung des Gesuches konnte allerdings in jener Nacht nicht
iiiulip ausgefertigt werden, der Papst versprach es aber zu
lun. Auch versicherte er Falk auf seine Uille in Erwä-
gung, daß «r nach Venedig zu reisen bestimmt war und
teineo Stellvertreter zur Besorgung seiner Geschäfte in Rom
mpücklieJl, seiner Bittgesuche bestens gedenken zu wollen.
Gleichwohl ging Falk nicht so ohne weiteres von Rom weg,
sonderu seine Gesuche empfahl er einem Diener des Car-
iltnals Fieschi, namens Cotini *), und beauftragte i)' Konstanz
Keller von Bern ') ihm nach Venedig zu berichten, wie es
um dieselben in Rom bestellt sei*).
Schon zur Zeit, als Julius II. in Bologna weilte (1510)
'laltB Freiburg durch den Freund Falks, Peter Tavernier'),
') Arn 15. Juli 1513 war Nikolaus Bügniet, trotzdem Löubli
"icht reaiguiert hatte, — und darum war die Wahl eigentlich ungUI-
H~. mm P/arrer ernannt und in üegenwarl der Bürger feierlicli
äl« Pfarrer in St. Nikolaus eingesetzt worden. R. M. HO. i., M. B.
Nu. r., Fol. 319 a. -iSl.
') Im F. St.-A. Undet sich in einem Faszikel aus dem Nach-
bC Jet praroman ein von Falk geschriebenes Verzeichnis aller «einer
<«nuche. — Nikol. Fieachi, ein Genuese; Ciaconiu» u. Obhinii» :
VilM PontiDcum Romanoraiu et Cardinalium. Romae 1677, Bd III.
s. m u. 2ts.
') Er war gebürtig aus Schaflhausen und wurde Chorherr in
D«ta. Von den Herren in Bern wurde er zu einer ganzen Reihe di-
pIotnMiBoher Sendungen verwendet. Anshelm; — weitere Angaben bei
Win. Quellen z. Schweizergeauh. Dd. Hl- S. 20, Anni. Tj. Biographie
lehn. - •) C. G. VIII. 73,
'j Gewöhnlicher Taferney od. auch Talernoir. Von dort hatte
dicMt damalü ein püpstl. Breve gegen Aut der Flüb mitgebracbt. In-
El^fcHMlio S. 168.
an den Papst das Begehren gerichtet, daß das Benediktinei^
Piiyijit von Grandson der St. Nikolauskirchc in Frelliurg
uder dem daselbst zu errichtenden Chorherrenslift inkorpo-
riert werden möchte. Diese Bittschrift war, wie viele an-
dere Schriftsaclien, bei der Einnahme Bolognas durcli di
Franzosen vernichtet worden, also nicht mehr vorhandcni
Zufällig erfuhr nun Falk, daü die Berner unter anderm auchj
ein Gesuch an den Papst zu bringen hätten, das die Inkor-'
|)i)ration des Priorates von Grandson an das St. V'inzenzsttfl
in Bern bezweckte, Falk protestierte gegen dieses Vorgehen
Berns und zeigte den Berner Gesandten die Kopie jener
Bittschritt, die in Bologna verloren gegangen war. Die AIk
geordneten von Bern wollten jedoch anfänglich k(<ine Rück-
sicht darauf nehmen. Schlieülich verglichen die Berner mit'
Falk sich so, Uaü man übeiein kam, ein Gesuch an den
Papst zu stellen, wonach die Priorate von Grandson und
Payerne ') mit einander zugleich den beiden Städten oder
ihren Stiften inkorporiert werden sollten. Weiler konnl
Falk nicht gehen, und er war hoch ei'freiit, wenigstens d.
erreicht zu haben. Die Ansprüche Freiburgs auf Grai
waren damit gesichert. Die ganze Abmachung mußte aber]
geheim gehalten werden, da der Herzog von Savuyen schüO-l
seit acht Tagen in Uom war und einen Erzdiakon von Cham^
b6r; beauftragt hatte, die Sache zu hintertreiben. Da Falk
darum in Besorgnis war, so sprach er darüber mit dem
Papst, und dieser sagte ihm zu, den Erzdiakon nicht ver-
hören und noch weniger dem Bittgesuche der Berner und
Freiburger hindernd in den Weg treten zu wollen.
Damit war die Audienz vorüber, aber es war mittler-
weile so spät geworden, daß Falk, wenn er nicht einen
Burschen und seine beiden Vettern Benedikt von Pontberose*)
und Wilh. von Treylorrens bei sich gehabt hätte, seinen
Heimweg nicht mehr würde gefunden haben. Trotzdem Ht-
n
m
') Ein Cluuiazenüer-StiCt.
S) lieber ihn Geachichlsbl. IX, Jahrg,
45
ten sie noch eine Stunde lang irrend umher, ehe slu die
belrertende Gasse und seine Herberte Fanden ').
Siphon waren die drei Gesandten: F.rlach, Falk und Sta-
filfln') zur Abreise nach Venedig gerüstet, als dieselbe eine
uiiIlfibsaraB Verzögerung erlitt *}. Der l'a|isl war, als sie
liBi' ihm Instruktion einholen wollten, nach Ostia gegangen.
1)3 Mallhäiis Lang ihm dorthin nachgeritten war, so befürrh-
li'len sie, derselbe [nüchte vielleicht den Papst dazu bewegen,
m der Gesandtschaft n;icli Venedig Abstand zu nehmen.
Iliwu kam es nun freilich nicht. Am 3. Denember war der
Papst wiedci' in Bom. litt nach St. Johann vom Lateran,
TO das Konzil tagte, und von da nach St. Peterad vincula,
*'« luan sich «inigte, dali der Weg nach Venedig anzutreten
«■i. Die drei Gesandten erhielten am 5. Deüomber ihre
lio^lniklion. Stafileo machte sich noch am gleichen Tage
nuhdie Abreise Hans von Erlachs und Peter Falks verzö-
^ertu sieh noch bis zu[ii 7. Dezember. Der Papst hatte
H«ni von beiden 100 Dukaten auf den Weg mitgegeben,
ilamil sie die Fahrt nicht auf Kosten ihrer Regierungen
mH'hen müßten, und damit man sehen sollte, wie sehr es
iliin um die Wiederherstellung des Friedens zu tun sei').
Im Falle des Erfolges seiner Gesuche in Rom hatte
fiVi die Absicht, sich von Venedig direkt naeh Mailand zu
l>«Keben. Doch er halte wenig Hoffnung auf das Gelingen
vxi machte sich gefaßt, wieder nach Rom zurückkehren zu
"iBssen. tn Rom sagte man sich laut, daß Venedig und
läer Herzog von Ferrara sich mit Frankreich verbunden hätten,
"oraus Falk viel Unheil und Krieg erstehen sah. Er mahnte
Mer in seinem Schreiben die RSte in Freiburg, sich go-
füslet lü halten und, wenn Geld von Mailand und Savoyen
II ihren Händen liege, dasselbe gut zu hüten, um im Falle
eine» Krieges nicht mittellos dazustehen.
') C. G. Viri. 72.
') Er war Titularbischof von Spalaio, Sanuto : Diarii, iTA B.
*) Ebenda No. 10>. (Sclireibeii vom 26. Dez. von Venedig).
Daß Venedig mit Frankreich und Ferrara wegen eines
Bündnisses verhandelte , sollten die Gesandten bald er-
fahren ^).
b. Falk auf seiner Gesandtschaft nach Venedig.
(Dezember 1512— Januar 1513).
In einiger Entfernung vor den Toren Roms trafen Erlach
und Falk auf Stafileo, der früher abgereist war. Nach neun
Tagreisen (15. Dez.) gelangten die drei Gesandten nach Ri-
mini in der Absicht, von hier aus zu Schifif nach Venedig
zu fahren *).
In Rom hatte Peter Falk seinen Vetter Wilhelm de
Treytorrens ^) aus Payerne, der in Rom als päpstlicher
Gardeknecht diente, wiedergetrotlen. Da Julie Bonoesa bei
ihrem Gatten Wilhelm sich aufhielt, war natürlich Falk auch
mit ihr in Berührung getreten. Dies scheint in der Seele
Falks bittere Jugenderinnerungen wachgerufen zu haben. In
einem Schreiben auf seiner Fahrt von Spoletto aus an Wil-
helm de Treytorrens hatte er seine Gefühle verraten. Darum
schickte ihm Wilhelm ein Schreiben nach, in welchem er
ihn zu trösten suchte mit der Bemerkung, er habe ja nur
ihrer schönen Haare wegen sie zur Gattin genommen *).
') Ebenda.
') Ebenda.
') Wilh. von Treytorrens, Ritter^ Edelmann aus dem Waadt-
land, erscheint als außerordentlicher Gresandter in der Schweiz im
Auftrage des Gouverneurs von Mailand in Begleitung von Lodw. von
Er lach im Juli 1521. RoU Ed. : Histoire de la repr^ntatioo di-
plomatique de la France aupr^s des cantons suisses etc. Bd 1. Bern
1900. S. 204. u. a. O. u. S. 581.
*) — dont suys estez marrye specialement pour les chevaulx
[cheveux], car il navyon poinct ä pourter la penitence de cella qua-
vyes rompu ou ailoibli vostre mariage avecque la Julyez Bonoesa, la-
quelle se recommande fort ä vous.
Adresse: A monsieur le bourgmaystre de la vilie de Fribourg
nostrc treshonnore cousin ä Venise (von Guiilaume Dethrethareyn.
Rom 1513. Dezember 21.) Aus den M. d. W. v. P. 66.
«
Eine Zelt lang warteten unsere Gesandten in Rimini wegen
desslürmischen Meeres auf hesseres Wettür. Aber zuletzt be-
stiegen sie doch auf Anraten Stafileos ein Fahrzeug, eine « barca
longa n, wie Falk es bezeichnet, um nach Venedig zu fahren.
Vflü dem widrigen Wind wurden sie aber in den Hafen von
Kavünna getrieben. Da es Naclit war, hatten die Scliills-
leulv die Einfahrt zum Hafen nicht gefunden, denn der Fluli,
der dort ins Meer mündet, hatte den Durchgang zum Hafen
»ü mil Kies versperrt, daß man kaum bei Tage die Furt
trelFen konnte. Daher lief das Schiff mit seinen Insassen
aiil und konnte weder vorwärts noch rückwärts gebracht
«erden. Der Wind wurde zudem immer stärker ; die Wellen
sdtlnjfen über die Barke und warfen sie fast um. Zuletzt
sprangen die SchllTsleute ins Wasser und zogen das Fahr-
Mdg in den Hafen. Die Nacht brachte die Reisegesellschaft
'1 im Augustinerkloster zu, das verödet und beinahe eine
fiuine in der Nähe stand. Am Morgen gingen sie zu Fuß
"ach Ravenna. Dort warteten sie zwei Tage auf besseres
Weller, vergeblich; das Wetter blieb schlecht. Zuletzt über-
redete sie Stafileo und die SchitTsleute, am Abend wieder
»Bis Meer zu gehen, indem sie den Schweizern versicherten,
ilifi das Wetter sich bessern würde. Als sie wieder zum
Klostep und zu ihrem Schiffe gelangt waren, hatte sich der
Himmel wirklich aufgehellt, und der Sturm hatte nachge-
lassen. Nun eilten sie, ihr Fahrzeug wieder zu besteigen.
Bei Anbruch der Nacht fuhren sie ab. Von günstigem Wind
Estrieben, kamen sie in kurzer Zeit bei 50 Meilen weit. Da
mI einmal kehrte sich der Wind und kam ihnen gerade eot-
K^gen. Trotzdem fuhren sie vorwärts, denn sie hatten 22
slarke Ruderer bei sich. Doch der Wind wurde immer stärker
nnd das Meer ungestümer ; dazu wurde es so ünster, daß
ilio Imiden FOhrei' des Schiffes gar nicht mehr wuliten. in
Welcher HiL-liLung sie fuhren, und wo sie waren. Das Seliill
selber ließ vieles zu wünschen übrig, es war schmal, mit
geiingetn Tiefgang, hingegen von bedeutender Länge. Die
MhiÜsleute fingen an ängstlich zu werden und zu verzagen,
en Gebete verrichtet und Gelübde getan zu Gunsten
aller Wallfahflsorte jener Gegend, in denen man Maria 1
sondere Verelirung zu erweisen pflegte, u Da mögt ihr denki
was H'ii- andere taten ». Pün[ Stunden lang sctiweblen :
in dieser Gefahr, wo sie keinen Augenblick ihres Lebens
sicher waien. » Wir sind nicht ohne die Fürbitte der Muttor
firiltes und des hl. Nikolaus erlöst worden ». Als es TaK|l
){eworden war, fuhr man weiter, um niöglrchst bald atlj
dieser fürcliterlichen Lage befreit zu weiilen. Bald erblickti
ein Führer des Schilfes einen Hafen. Dieser aber lag
dein Gebiete des Herzogs von Feri'ara, des Verbündelen da
Franzosen und Feindes des Papstes und der VcnetiaiieRJ
Aber lieber wollten die Keisenden sich seiner Gnade nnven
trauen, als den Tücken des Meeres sich länger aussetzen^
Sicher gelangten sie in den Hafen und von da durch einel
7.wei Meilen langen Kanal durch das Land des Herzogs, ohw
bemerkt zu werden, auf venetianisches Gebiet, wo sie iU
der Stadt Chioggia übernachteten. Tags darauf, iiämlieli aiq
lii'iligen Abend, langte die Gesandt.schaft glücklich in Veodj
(iig an ').
Die Signoria in Venedig halte ihnen ein eigenes Haus"
bestellt. Da sie aber nur ihrer zwei waren, so zogen sie
OS vor, in einem deulsehon Wirlshause Herboi^e zu nehmen.
Am Weihnaclitsfeste wurden sie von zwei Fdetleuten in die
Markuskirche abgeholt und in den Chor gefuhrt, wo sie der
Doge gnädig empfing. Er ließ sie mit andern Botschaftern
neben sich Platz nehmen. Falk war ganz bezaubert von
dem Ungeheuern Prunk, der hier durch die Schaustellung
von Gold und Edelsteinen entfaltet wurde. Am 2(1, Dez,
gab der Doge dem ordentlichen Rate der Stadt bei sich ein
Gastmahl, wozu auch unsere Abgeordneten eingeladen waren'),
Am 23. Dezember schon hatte Venedig mit den Ge-
sandten Ludwigs XIL die Artikel eines Bundesvertrages auf-
gesetzt ; freilich war derselbe noch nicht unterzeichnet wop- J
den. Denn Venedig wollte Zeit gewinnen, um sich über die J
■) c. G. VIII
*) Ebenda.
H)5.
— 49 -
IHSne des Kaisers und vielleicht auch des Königs vorerst
genaoer zu orientieren. Trulzdem die beiden schweizerischen
Gesandten schon zu Ravenna von der Anwesenheit tranzö-
miier Botschnfter in Venedig erfahren hatten, so waren
ibneD dieselben am 26. Dezember noch nicht zu Gesieht
gekunimen. Falk glaubte, es werde wohl nichts an dem
GerHe sein, und Venedig werde sich nicht unterstehen, die
Franiosen nach Italien zurückzurufen. Krst am 27. und 28.
[Ifzoinber wuiden die drei Gesandten vom fiugen vur dem
ganzen Kate in Audienz empfangen. Auf ihre Anträge er-
widerte ihnen der Doge Leonardo Loredano, der sonst für
scbeiierische Freundschaft sehr empfänglicli war, mit Un-
mut '),
Nachdem dann die Signoria in Venedig unsere Ge-
samlten 14 Tage lang auf eine Antwort hatte warten lassen =)
und diese vor dem Rate erklärt hatten, nicht länger warten
iu wullen, da ihre eidgenössischen Mitgesandten von lioin
«ieder abgezogen seien, da wurde ihnen am 8. Januar die
■Antwort Venedigs, die Zurückweisung ihrer Friedensanträge.
übersehen. Dieselbe sagte nichts mehr, als was sie schon
iDm Dogen mündlich auf die Rede Stafileos vernommen hatten.
Kur am Schlüsse wandte sich die Antwort noch ganz bc-
Mnders an die Schweizer Gesandten und bat sie. die Knt-
■cbaldigung Venedigs an ihre Herren und Obern zu bringen,
lud versicherte sie der Freundschaft der Republik. Die
beiden Abgeordneten ersuchten die Venetianer, daß man
ihnen die Antwort schriftlich gehen möchte, da ihnen das
llaÜBniscIie bezw. Venetianische nicht sehr geläufig sei. Zwei-
Wl wurde ihnen die Gewälirung abgeschlagen ; schließlich
«hickte man doch einen Sekretär in ihre Herberge, der
iDDen die Antwort in lateinischer Sprache vorlas, womit sie
sich begnügen mußten*). Darauf — es war wohl am 10.
"läer 11. Januar 1513 — reisten die drei Gesandten von
■; Ebenda. — Aushelm lll. ä'iS.
l ') Samita : Diarii, 401.
I ') Ebenda. 457. 463, 464, 4^ u. 466.
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— 5) -
land beendet worden'). Am 25. November empfing Maxi-
milian Sforza in Cremona den Besuch des Verwesers des
Kenogtums, Oktaviao SforZtis, und Scliinners. Der b^indruck,
den der junge Mann auf die nesuchei- machlc, war durch-
aus kein günstiger. Bei seiner Hartnäckigkeit, Unerfnliren-
iieil in den Geschäften und geringen Intelligenz war von
ilim nicIUs für den Kuhm seines Hauses und das Glück des
Herioglums stu erwarten*). Aber gerade so, wie er wai-,
|i9lile er als Hei'zog den intei'essierten Mächten, Ein schwa-
i:lier und unfähiger Fürst sullte der künftige Herzug vun
Mailand sein, in dessen Land man selber nach Belieben
acliüllvn und walten könnte.
Um seine Einsetzung ins Herzogtum vorzunehmen, ka-
uen jetzt die Gesandten der Liga von allen Seiten herbei.
Am II Dezember erschien auch eine schweizerische Gesamjt-
•ebift mit dem strengen Auftrag ihrer Regierungen, niemand
Inders die Wiedereinsetzung Maximilians in sein Rrbe zu
fiberlassen , sondern sie selber vorzunehmen. Und ihrer
BiergiB gelang es trotz der heftigen Protestation des Ver-
treters des Kaisers. Matthäus Längs, und desjenigen des
Königs von Aragon, Cardonas, die Ehre der Einsetzung eines
Bertogs in sein Fürstentum für sich in Anspruch zu nehmen.
Das geschah am 29. Dezember 1512. Nach diesem feier-
tii^hen Akt blieben die schweizerischen Gesandten auf die
Ktte des Herzogs noch einige Zeit bei ihm, um ihm bei der
Einrichtung seiner Regierung behülllich zu sein. Am 5.
Janaar endlich gab er ihnen in Anwesenheit der fremden
Gesandten auf dem Hathause eine feierliche Abschiedsau-
•üew. In der anerkennenswertesten Weise empfahl er sich
und sein Herzogtum dem schweizerischen Schutze. Keirh-
i beschenkt wurden sie entlassen"^.
') A. a. O.
') A. a. O.
'I SchallbeiQ Dietrich von Engliaberg war waiirend don Vcr-
tiiDdlDagen schwer erkrankt. Auf dem Heimweg war er in Lugano
WWgt. sich wieder ta Bette zu legen. Englisberg an Freiburg,
(I Idl3, Febr. 12. C. G. VIII. 101.
\
— 52 —
Schinner, Lang und Cardona standen noch während
des ganzen Monats Januar ihm zu Seiten. Ais am 30. Ja-
nuar Lang verreiste, ließ er als seinen Vertreter, Andrea
de Burgo aus Cremona, beim Herzog zurück. Cardona mit
seiner spanischen Armee und Schinner mit einer starken
Anzahl Schweizertruppen blieben ebenfalls bei ihm. Die
ganze Verwaltung Mailands war jetzt den Händen dieser
drei Männer übergeben, während Sforza von den Geschäften,
die scheinbar auch keinen Reiz auf ihn auszuüben vermoch-
ten, fern gehalten wurde.
Falk war, nachdem er von der venetianischen Begleit-
schaft bei Rimini sich verabschiedet hatte, über Ancona und
Loretto nach Rom gelangt (Ende Januar ^). Überall, wo er -iw^p
durchzog, herrschte ein « großer Sterbet ». Julius IL war -th r
erkrankt, und da es hieß, er sei am Sterben, so traf Falk s^Jk
das Volk in wüster, wilder Aufregung. Wem es seine Ver •-"-
hältnisse erlaubten, der beschützte sein Haus mit gebar --
nischten Kriegern und sonstiger Wehr, die einen um anderes^»^
zu schädigen und zu plündern, die andern um sich vor Über — -r?-
fällen zu schützen. In Begleitung des Gardehauptmanna^ss iS
Kaspar von Silenen ging Falk vier Tage nach einander zum^iiK^
Vatikan bis vor das Zimmer des Papstes ; eine Audienz abera ^r
konnte er nicht mehr erhalten. Ein Kardinal, der mit seiner:9i^ /*
Angelegenheit betraut worden war, erschien nicht einmal •
Unter solchen Umständen reute es Falk, daß er nicht
alles hatte liegen lassen und nach Hause zurückgekehrt war,
besonders weil er wegen der Krankheit des Papstes nichtj
ausrichten konnte. Jetzt aber Rom zu verlassen, war nicbl
ratsam ; man warnte ihn davor, indem man sagte, daß er.
falls der Papst sterbe, kaum lebend die Grenzen des Kirchen-
staates erreichen oder doch zum mindesten bis aufs Hemd
^) F. a. F., Rom 1513, Febr. 5. C. G. VIII. 103., vergl. auch
Daguct : Extrait de la Correspondence diplomatique da bourgmestre
Pierre Falk etc. aupr^s des papes Jules II et L^n X (1512 — 13) im
Anzeiger X. F. VI. »371. ff.
— 53 -
aQsgepündert werden würde. Er blieb daher, ura zur Ep-
iMiiubung seiner Ziele entweder die Genesung Julius II. oder,
waa er sterben sollte, die Walil eines neuen Papstes ab-
iiiwarlen. Falk liatte nämlich in Erfahrung gebracht, daß
alle Verfügungen eines verstorbenen l'apstes jeweüen von
ätinem Nachfolger widerrufen würden, wenn sie nicht sciion
IUI' Ausführung geiiommen seien. Daher wäre mit dem Ab-
leben Julius' II. auch die Errichtung des Kollegiatstifles in
Freiburg hiDfältig geworden. Falk war darum entschlossen,
lu diesem Falle sofort vor dein neuen Papst zu erscheinen
und um Bestätigung alles dessen nachzusuchen, was Julius II.
l^wlligt halte ')■
Bisher halte Falk mit seinem Diener in einer « Herreo-
'lerbepge « gewohnt und auch seine drei Pferde da unterge-
■"aclit, Da dies ihm aber zu kostspielig wurde und auch die
Sicherheit in der Stadt viel zu wünschen übrig ließ, so mie-
tete er sich in der Nähe der Engeisburg, nicht weit vom
^'alikan, bei einem Deutschen zwei kleine Zimmer und eine
Stallung. Hier, in der Nähe der die Stadt beherrschenden
EngeLsburg und der Schweizergarde, fühlte er sich sicherer *).
Auch in der Folgezeil konnte Falk keine .\udienz beim
Papst mehr erhalten, denn der Papst bekümmerte sieh in-
folge seiner Schwäche um nichts mehr. .Alle Hoffnung auf
Genesung war übrigens geschwunden, und so mußte Falk
sirli gedulden. Um die Sicherheit der Person war es nach
"is vor übel bestellt. Bei jedem Gerücht von dem Hin-
'5'ieiden des Papstes wiederholten sich stürmische Aulläufe.
Ibeiall in der Stadt standen Wachen aufgestellt, besonders
'ul der Engelsburg. Es sah in Hom aus, wie wenn die
Sladl von einem feindlichen Heere belagert würde").
'} C. G. VIII. 102. a- a. O.
') Ebenda, a. Dagaet a. a. O. 375.
') Nauli Falk hatte das Konsisloriuni Truppen ausgerüstet, um,
»eoD der Papst stürbe, die französischen Kardinäle abzuhalten, da
■^""ksam glaubliche» Gerücht ging, dieselben würden mit einer
flow« iien Weg nach Rom zu erzwingen suchen. (Rom, Febr. 18.) C.
"^.VlII, 99. F. a. F.
- 54 -
Trotzdem Falk gesund und ungeachtet der Unruhen in
Rom ganz außer Sorgen war, so verdroß ihn doch der un-
tätige Aufenthalt, so daß er in seiner drastischen Art
schrieb : « Wenn ich in Hosen und Wams heimzukommen
wußte, so wollte ich lieber so heimkommen, als länger hier
bleiben ». Doch tröstete er sich bei dem Gedanken, daß
bei dem baldigen Tode des Papstes Kardinal Schinner nach
Rom reisen wurde, um ihm beim neuen Papste zu seinem
Ziele zu verhelfen. Für den Fall, daß der Papst wieder
gesund werde, hatte ihm der kaiserliche Botschafter, Alberto
Pio, Graf von Carpi, zugesagt, seine Sache so zu fördern,
wie wenn es des Kaisers eigene Angelegenheit beträfe ').
Was man schon lange mit Besorgnis erwartet hatte,
trat ein : Julius II. starb am 21. Februar 1513. Am fol-
genden Tage zeigten die in Rom versammelten Kardinälen Me
der Eidgenossenschaft und den Ständen das Ableben de^-^s
Papstes an.
* *
Nachdem am 7. März 1513 Giovanni de' Medici als
Papst Leo X. aus dem Konklave hervorgegangen war, wurd^
Falk am 14. März im Beisein dreier Kardinäle, wovon de.
eine Schinner war, zur Audienz beim neuen Papste zuge —
lassen ^). Als darauf Falk dem neuen Papste im Namev^ ^°
Freiburgs seine Anerkennung und Huldigung aussprach ä^»
erklärte ihm dieser, wie er die Eidgenossen allgemein unc^ *^
besonders liebe und ihnen nicht weniger Gnaden zukommer^ ■"
lassen wolle, als dies Julius II. getan hatte. Schinner mächtig *-^
dann den Papst darauf aufmerksam, daß Falk gelegentlict^ ^
einige Bittgesuche stellen werde, und hob die Verdienste -^
Freiburgs um die Eroberung Mailands besonders hervor**'^-
Der Papst ermunterte Falk, nur fröhlich zu begehren, e^^^^
werde Freiburg in seiner Person zu ehren wissen. AL-^s
ganz besondere Ehre durfte es Falk ansehen, daß ihn d^^/"
') Ebenda.
') F. a. F. aus Rom vom 14. März 1513. C. G. VIII. 59.
- 55 -
Papst nach dieser Audienz noch zwei volle Stunden bei sich
behielt, während er andere Leute in Audienz empfing. Dar-
auf wurde er huldvoll entlassen. Falk war voll Anerken-
nung und Lob (ür das ganze Wesen des neuen Papstes,
von keinem Menschen hatte er, wie er sagt, je ein schöneres
bleifi sprechen liören, als es der Papst bei dieser Gelegen-
heil gebrauchte, Diese Audienz berechtigte Falk zu der
Iruhen HolTnung, sich seiner Aufträge glücklicher und voll-
kommener entledigen zu können, als dies unter Julius II.
der Fall gewesen wäre ').
In Freibupg war man unterdessen über das Verbleiben
Falks, von dem man lange keine Nachricht mehr erhalten
Me, in großen Sorgen. Die Wippen in Italien hatten näm-
lieh alle Verbindung der Schweiz mit Mittelitalien unter-
brachen. Schultheiß und Rat erließen daher an einen päpst-
licheo Protonotar in Rom') eine Anfrage. Man verwunderte
sich, daß Falk, dessen gute und lubliche Sitte es sonst
iraraep gewesen war, sie oft mit seinen Nachrichten zu ep-
lieuen, nichts mehr von sich hören ließ. Die Freiburger
wapBD überzeugt, daß das größte Unglück geschehen sei,
das iiinen begegnen konnte, daß Falk ein Unfall getroBen
habe. Sie baten daher den Protonotar, ihnen alles zu be-
richten, was Falk erlangt habe und. im Falle ep nicht mehr
m leben wäre, ihre Angelegenheiten selber zum Abschluß
iu bringen, wenn aber Falk noch lebe, so sollte der Ppo-
lunolar ihn bitten, so bald wie möglich nach Hause zurück-
lukelirefi ^).
Bald darauf aber müssen die Hepren in Freiburg über
Falks Verbleiben Aufklärung erhalten haben, damals als
das Schreiben eintraf, worin ihnen diesep über seine Au-
dienz berichtete. Am H. .April schrieben nämlich Schult-
heiß und Rat an Falk nach Rom, er solle die Wahl des
AyiDon de Gingins zum Bischof von Gent beim Papste auf
') Ebenda.
') Wahrschainlicli der genannte Benod. v. Pontbar
■) M, B. N- 7. Fol. 19i> (1513. Miirz 8.).
— 56
jede Weise fördecn. damit dieser fjute Herr, der Freiburg
und auch ihm ein (juter Freund sei, als Biscliof bestätigt
werde'). Auch die besten Freunde Falks, Peter Tavernter,
Hans Techtermann und Hans Seilenmacher traten noch ein-
mal fjanz besonders bei Falk für die Wahl des Aj-mon de
Gin^ins ein'). Doch diese Anstrengungen, durch welche
diu Freiburger schon als Beschützer der Freiheit Genfs sich
hervorzulun strebten, scheiterten an der dynastischen Politik :
des Papstes, der Johann von Savoyen, dessen Verdienst j
einzig in der Verwandtschaft mit Herzog Karl III. bestand, ^
einem frommen und ehrwürdigen Priester vorzog').
Auch Falk hatte während der ganzen Fastenzeit (6. _ j
Febr, bis 27. März 1513) keine Nachricht aus der Heimat* ^
erlangen können, was ilin sehi' beunruhigt hatte '). Endlich«"* -
aber gelangte doch aus der Heimat ein Schreiben zu ihm «n
das ihm sehr zum Vorteil diente^). Es war nSmlich der« ^
Freiburgern daran gelegen, ihrem Chorherrenstifl St. Nike«::»
laus möglichst viele Ablässe zuzuwenden. Falk halte abe c^» i
ohne eine besondere, bezügliche Zuschrift aus der Heimat* ^es
auch auf die Fürbitte Schinners hin, nichts vermocht. in«T«i
<) Soholth. a. Rat an Falk (1513, April U.) In deo M.
Y. P. S. 95.
•) Ebenda S. 27 u. 38 (April 38,).
*) Werllicli nach Daguet im Anzeiger. VI. 377.
*) F. a. F. Rom vom 39. April 1513. C. G. VIII. 103.
°) Id Freiburg hatte man das Sclireibeu Falles vom 14. Mi»
(C. G. 59) erbalten und an das Lob des Papstes die größten E— -^
wsrtun)(en geknüpft. Unterm Vi. April dankten ihm die Freibn *"
ger für seine Mühe nnd Arbeit and meldeten ihm, was sie alles r» «^
der päpstlichen Heiligkeit noch xa erhalten wünschten. Sie erwähi»-
ten ihm auch die Friedensnnterhanüluugeti mit Fraokreicb (M. B.
N" 8. Fol. 147.), Dieser Bericht von Frieden auuterhandluogen bracht«
Falk so in Hariiiacb, daß er im Ärger darüber im Schreiben vorn
^. April iü einer sarkastiach bisaigen. ja wütenden Apostrophe gegen
die französische Partei in Freiburg seinem Herzen Luft machte. —
Dem Schreiben an Falk war auch ein anderes an den Papst beige-
legt, worin Schultheiß und Ftat denselben zd seiner Wahl beglück-
wilnsclilen und ihm Falk und ihre Gesuche wärmsten« emptablen.
M. B. N- 7. Fol. 30b. — C. G. Vlll. 103. a. a. O.
- 57 —
im die päpstliche Kurie gellend machte, daß es dem ht.
Stuhl und dei- Peterskirche zum Nachteil gereiulten würde,
SU viele Indulgenzen einer einzigen Kirche zu gewähren.
Wie sich Falk auf der päpstlichen Kanzlet vergewisserte.
waren alle ähnlichen Begehren abschlägig beschieden worden.
ritr Papst war darum aus Konsequenz genötigt, auch das
IteKehren der Freiburger abzuschlagen, trotzdem er gerne
ilinED willlahren liätte. Dessenungeachtet erhielt Falk spä-
ter vom Papste die Zus;ige, daß er Freiburg aus besonde-
rer Huld bewilligt habe, was niemand andeis habe er-
langen können, nämlich dalS er ihnen die Ablässe auf
fünf Jalipe nach römischer Sillo gewähre, nach welcher
Zeit sie dann um die Erneuerung derselben einzuknmmen
halten (28. April). Leo X. versprach ihm auch die Bestä-
tigung der Wahl des Leutpriesters Niki. Bugniet'), sowie
difl von Freiburg geforderte Inkorporation einiger Pfründen.
Der Papst war aus Freundschaft zu den Schweizern, und
*etl Falk der erste schweizerische Orator bei seiner Heilig-
teil war, willens, den Freiburgern auf ihre Bitte Gehör zu
srhenken, und auch Falk gab sich zufrieden, da er wenigstens
die drei wesentlichen Punkte seines Auftrages glücklich er-
Ipdigl hatte').
Freilich ging die Ausfertigung der auf seine Gesuche
bezüglichen .Aktenstücke nicht so schnell von statten, wie
erwünschte. Die zur Begutachtung und Ausfertigung be-
slellte Kommission wies, wie Falk annimmt, um ihn zu
tigern und ihm die Sache zu verleiden, dreimal seine Ge-
suche zurück. Immer fanden sie an denselben etwas auszu-
setzen, was er ändern muüte. Zuletzt nötigten sie Falk so-
gar, drei Zeugen zu stellen, die eidlich versicherten, daß
ilie Anklage Freiburgs gegen Lüubli, die « Inforraatio Do-
'ninorum Friburgensiura, » wahr sei. Erst nach dieser Be-
"^eisfuhrung gelang es ihm, das päpstliche Brevo für die
Bestätigung der Wahl Bügniets zu erwirken. Diesen Erfolg
') Er war am 15. Juli 1J12 gewühlt worden. R. M. 30. 4
•) C. G. VIII. 103 a, a. U.
— 58 —
hatte Fatfe vor allem der Hülfe des Kardinals Schinner zn
veidanken. Ohne sie würde et- nichts erreicht haben ').
Es galt jetzt nur noch, die Bulle der Ert-iclitung des Kolle-
gialstifles St. Nikolaus zu erhalten.
Doch die Hotlnung auf eine schnelle Ausfertigung
dieser Bulle und auf die Abreise von Rom erwies sich als
illusorisch. Als Falk die Bulle in Empfang nehmen wollle,
da hielt ihn der päpstliche Sekretär Balthasar Tuerdus
wegen der Indulgenzen noch elf Tage lang auf*). Auch
der Papst, der gesagt hatte, er werde diese Indulgenzen
auf fünf und mehr Jahre gewähren, hatte seine Zusage ver-
gessen. Als der Sekretär daran ging die Bulle zu besiegeln,
da erklärte er Falk, der Papst habe diese Gnade auf nicht
länger als ein Jahr bewilligt. Doch Falk war nicht der Mann,
der alles das ohne weiteres hinnahm. Er begann von neuem
zu unterhandeln, bis er nach viertägiger Arbeit mit vieler
Mühe und Not, wobei ihm Schinner wieder tatkräftig zur
Seite stand, endlich erlangte, was der Papst zugesagt liatte
(14. Mai 1513) ').
d. Rückreise von Rom (Mai 1513). — Falk bei den Truppen im
Felde (Juni). — Heimkehr (JaU 1513).
Des andern Tages (15. bis 17. Mai) nahm Falk hoch
erfreut von Rom Abschied*). Aber am Tage nach seiner
Abreise schon traf ihn die Nachricht, die Franzosen hätten
wiederum das Herzogtum Mailand zurückerobert ; Herzog
Maximilian Sforza sei mit den eidgenössischen Truppen in
■) Ebenda. — Breve abgedr. im Anzeiger. N. F. VI. 380. ^^H
•] C. G. VIII. 57. (Mailand 1.^)1.% Juni 13. F. a. F.). ^^M
■} Die Bulle Julius M. für die Errichtung des StiftM^IV
St. Nikolaus datiert vom 30. Dez. irilS, abgedr. bei Berclitold a. a.
O. Bd. 11. S. 396, auch abgedr. in der Cbronique f ri bourgeoise,
heraosgeg. von H. Rterny de Berligny, Freiburg 1852, S. 188-89.
Leo X. beatütigte nun durcb Bulle vom 22. April 1DI3 die von
Julius 11. gemachten Inkorporationen und (ügte noch andere bei.
Ebenda. S. Iffi {4).
') F. a. F. Mailand vom 13. Juni 1513, C. G. V|il.
59
äie Schweiz zurückgewichen '). Die Betrübnis Falks über
diese Botschaft läßt sicli denken. Aber nichlsdesloweiiiger
lilt er weiter, mit dem Gedanken beschäftigt, wie und wo
er wohl am besten aus Italien hinaus gelangen mochte.
« Zuletzt nahm ich mein Herz in beide Hände und be-
sciiloB. nach Piacenza zu reiten ». Er hu(Tle fest darauf,
die Eidgenossen würden den Verlust des Herzogtums nicht
ohne weiteres auf sich beruhen lassen, sondern all ihr Ver-
iiiügen daran setzen, ihre Ehre zu wahren. Auf dem Wege
nach Parma erfuhr er sodann, daß die Venetianer zwischen
Bnrgo St. Dennio und Fiorenzuola ständen und jedermann
üübiciten und ausi'aubten. Darum blieb er in l'arma, um
aliiuwarlen, was die Dinge für einen Ausgang nehmen wür-
den. Nach fünftägigem Aufenthalte kam dann die frohe
Botschaft, daß die Eidgenossen die Franzosen bei Novara
besiegt hätten. Da infolge dessen der Weg frei geworden
war. ritt er mitten durch das spanische Lager, das sich in der
.Nälie befand, und wo er mit großen Ehren aufgenommen
«urde, nach Mailand. — Sein Plan war ursprünglich, so-
W nach Freiburg und zu den Seinigen zurückzukehren,
die er so lange nicht mehr gesehen hatte, jetzt aber, da
i^r erfuhr, daß die Freiburger und die andern Eidgenossen
in Vercelli ständen, brachte er es nicht übers Herz, er
unllle hineilen, die braven Leute zu sehen, die sich so
mannhaft geschlagen hatten. « Nehmt mir das nicht für
übel, denn die große Liebe, die ich zu den Leuten trage,
drängt mich daau » *).
I Die^e Nacliricitt war insofern riclili);, als der griil^le Teil
Herzogtums in den Händun der Fran^oaen lag, bevor eine blrit-
•cMuDg durch die Waflen erfolgte. Mailand und andere Städla
^inii aiil Jubel zu den Franzosen übergegangen, nur Corno uod
Nflvara waren dem Herzog treu geblieben. -- Vgl. Giai a. a. 0.
H. 103.
•) C. G. VIII. 57. *. a. O.
Fteiburg beacliloß am %. April einen ersten Aua/ug mit dem
iDlein and äOO Manu unter dein Venner auf der Burg, Peter
Als es nun Falk cndimh gelungen war, seiner Sehn-
sucht genugzutun , und seine Freunde , die Stegei- von
Novara, zu begrüßen, da ließen ihn diese nicht mehr von
sich. Man hieU ilin hin von Tag zu Tag. wie man einen
guten Freund hinzuhallen vermag, über den Kummer seiner
Familie mochte man ihn beschwichtigen, da der Aufenthalt
nur wenige Tage dauern sollte und die Seinigen von seinem
Wohlbefinden längst unterrichtet seien. Er blieb, da er
einsehen mutete, daU er doch bald mit den Truppen werde
heimkehren und an dem siegreichen Einzug in seine Vater-
stadt, der auch ihm gebührte, werde teilnehmen können,
Im ganzen Freiburger Kontingent wußte auch keiner besser
mit der Feder umzugehen als er, und Schreiben war seine
Lust. Kein Wunder, daß von da ab auch alle Feldberichte
von ihm abgefaßt sind. Ohne offiziell am Feldzug beteiligt
zu sein, folgte er doch dem Heere in der Stellung eines
erfahrenen Ratgebers und Berichterstatters '). Von Novara
ging das Heer über Vercelli und Asti nach Alessandria. um
den Herzog von Savoyen, Asti und die Markgrafen von
Monferrat und Saluzzo für den Vorschub zu bestrafen, den
sie den Franzosen geleistet hatten *).
Räachi als H&uptni. R. M. 30. Zi. Am 15. Mai wurde ein zweiter
Auszug mit dem Banner und 800 Mann besclilo^en. Hauptmano
war Schultheis Dietrich von Englisberg; RilCe : Haiia Krummen-
sloll, Ludwig von Praroman, Nikiaus Burgey und Louis Raniü ;
Venner Kaspard, Vögeli. Im R. R. N" 4."> sind beide Aufgebole
durch einander gewoi'feu und der Auszug , aber bloß luit 300
Mann, auf den 4. Mai angesetzt. (Auch in der Chronik von Pavil-
lard im Anzeiger. V, 217.) Jedenfalls ist der 4. Mai der Tag de«
Aufbruches des ersten Aufgebotes. Daß beide Aufgebote im Keis-
rodel gemischt sind, rührt davon her, daQ nach der Schlacht bei
Novara beide Abteilungen sieb vereiuigten und sich neue Vorge-
setzte bestellten. — Ein 3. Aufgebot von 400 Mann mit dem Fähn-
lein wurde am '24. Mai anbefohlen und ritckte am 27. aus. Haupt-
mann war Uli Schnewli; Räte: Hans Studer und Haus Schmied.
R, M. 30. 71t>.
') C. G. Vllt. 96. {Alessandria 1513, Juli 4). F. a. F. Sein
Sclireiben von Asli ist nicht mehr erhalten.
') C. G. Vlll. 100. (Eidg. HaupUeute au die Tagsalzang 1513,
Juni 30.) - Anshelm 111. 429 B.
— 61 —
Am 25. Juli rückten die Freiburger wieder in ihre
Stadt ein M, und am 28. Juli erschien Falk nach langer
UDterbreehung wieder im Rate ').
Kap. 8.
Falk als Gesandter in Mailand.
(Nov. 1513-Nov. 1514).
a. Sein erster Aufenthalt daselbst.
(Nov. 1513-April 1514).
Falk hatte in der Ratssitzung vom 26. September 1513
VOD seiDen Herren in Freiburg den Auftrag erhalten, ge-
meioschartlich mit den Gesandten der übrigen Orte an den
flof des Herzogs von Mailand abzureisen ^). Ein Empfeh-
longsschreiben an den Herzoge dessen er übrigens kaum
bedarfl hätte, wurde ihm vom Rate mitgegeben *). In den
Tageo vom 20. November bis zum 5. Dezember 1513 tagten
0 Chronik von Pavillard. 217.
*) R. M. 31. 9. — Falk erhielt als Entschädigung für diese
GesaodtBcbaft nach Rom (223 Tage) die Summe von 548 PfunJ, 16
Schilling nnd 6 Pfennige, ferner als Entschädigung für die Petitio-
nen und Aasfertigung der Breven und Bullen 75 Pfund, 16 Schilling
ond 8 Pfennige. S. R. N* 222.
*) Arnold von Winkelried, Hauptmann der Garde zu Mailand,
bekam gleichzeitig den Befehl, auf seinem Platz zu bleiben, bis Falk
hineinkomme, und an Schinner wurde ein Dankschreiben abzu-
Koden beschlossen für all* das Gute, das er Frei bürg und Falk auf
meiner Rom reise erwiesen hatte. R. M. 31. 24.
*) Das Schreiben beginnt : Non opus esset, nobilem proconsu-
lem nostram dilectissimum Petrum Falk illustrissimse Dominationi
vestrs oommendare, cujus virtus ac prudentia approbata illum satis
*c satis commendant. — Am Schlüsse : Eundem ill" D®' vestra?
oommendamus, ut sibi aaxiiio esse dignetur, cujus medio id consequi
P^t, quod sibi jure debetur. In hoc fiet nobis res non minus grata
w 8i nobis ipsis impensa esset, etc. 1513. Sept. 17. M. B. N" 7. Fol.
^^- — Die Abreise geschah nach den R. M. zu schließen am 28.
o^er29. September.
— 62 —
nämlich in Mailand und Pavia die Abgeordneten der eidge-
nössischen Orte. Ihre Aufgabe war, die Interessen der
schweizerischen Nation im Herzogtum zu schützen *).
Am 1. Dezember war die Konferenz vorüber'). Bevor
jedoch die eidgenössischen Abgeordneten verreisten, bestell-
ten sie zwei aus ihnen als ständige Vertreter der Eidgenos-
senschaft am herzoglichen Hofe : Vogt Flecklin von Schwyz
und Bürgermeister Peter Falk aus Freiburg *). Daß die
Wahl gerade auf Falk fiel, ist wohl seiner Sprachkenntnis,
seiner scharfen Beobachtungsgabe und seiner diplomatischen
P>fahrung und Tüchtigkeit zuzuschreiben.
Im Feldzuge vom Jahre 1513 waren drei Leute von
Alterswyl (Freiburg), als sie mit andern durch das Gebiel
des Markgrafen von Monf errat zogen, zwischen Casale un(
Ivrea von Bauern überfallen und getötet worden. Eim^n
Vierter blieb halbtot liegen. Schon damals würde da^s .s
eidgenössische Heer einen Rachezug unternommen haben, mi,
halte man sicher gewußt, in wessen Gebiet die Tat gesche *-
hen sei. Falk ermittelte die Urheberschaft im Gebiete de^^ s
Abtes Hannibal von Lucedi. Er begann daher für di^^e
klagende Partei die Verhandlungen wegen ihrer Entschä — -
digung und der Sühne für den Mord. Hans von Diesbach ^
wurde dann als Vermittler in diesem Streite bestellt,
richterlich oder in Minne denselben beizulegen. Als dam
die Freiburger drohten, mit Waffengewalt in das Gebie~
') Vergl. Glutz-Blotzheim a. a. O. Bd. 6. S. 353.
') Die Abreise derselben war auf den 3. Dezember festgeseUft,
wurde aber noch um 2 Tage verschoben (Ausheim Hl. 494). B«i
dieser Gelegenheit gab der Herzog jedem Boten als Ehrengescheok
50 rh. Gulden. Falk hatte dies zu berichten vergessen, holte es
aber in seinem Schreiben vom 16. Dezember nach, damit er ei
später nicht vergesse, und damit nicht das Sprichwort auf ihn An-
wendung finde ; So es is gessen, so wurt sin vergessen. C. G. VIIL
61. F. a. F*. aus Mailand. — Eldg. Absch. III. 2. N* 528, p.
') Vogt Flecklin von Schw^ytz , ein redlicher Eidgnoß , and
burgermeister Falk von Frei bürg, ein witziger, tütscher, welscher
und latinischer sprachen berichter man. Ansheim 111. 4d4. — Eidg.
Abschiede 111. 2. N" 528. o.
63
des Ables einzubrechen, falls er ihrem Bepehren nicht
nachkomme oder die Vermittlung des Hans van Diesbach
lupöckweise, gelang es diesem, einen Vergleich herzu-
slBlIen (8. Apr. 1514)').
Falk war zum ständigen Gesandten am Hofe in Mailand
bcslimml worden, ohne daß man. wie es scheint, beim Kat
um die Bewilligung dazu etngekommen war. Und dieser
«ap wirklich mit der Abwesenheit Falks nicht ganz ein-
verstanden. Zwar wußten die Freiburger die Ehre, die [n;m
ilinen durch diese Wahl antat, wohl zu schätzen. Doch ihr
Wunsch wurde es — infolge der immer verwickelter wer-
denden und schnell wechselnden politischen Verhältnisse
und Konstellationon — täglich mehr und mehr, ihn bei sich
laliÄben, weil man einen umsichtigen Mann von Nöten hallo
und auch besorgt war, sein langes Ausbleiben in fremden
Landen möchte seiner Gesundheit schaden. Darum baten sie
ihn, er möge nach Hause zurückkehren '), Doch Falk war
8S ta dieser Zeil noch nicht moglicli, dem Wunsche seiner
Ibern zu willfahren, denn da Vogt Flecklin verreist und
noch nicht zurückgekehrt war, so ruhte die ganze Last der
Geschäfte, welche die politischen und administrativen Ver-
hiltnisse des Herzogtums betrafen, auf seinen Schultern").
Er war daher von Arbeit überladen, und täglich kamen neue
Anforderungen an seine Kraft hinzu. Zwar hatte er einen
Gehütfen, der ihm vorarbeitete, daher sagt Falk von sich,
t^r sollte billigerweise « Maltre des regestes » genannt wer-
den. Aber trotz dieser vielen Geschäfte erklärte sich der
«tiermüd liehe Mann bereit, bei der bevorstehenden Tagung
d«r eidgenössischen Gesandten in Lugano zur Ordnung der
Verhältnisse in den gemeinen Vogteien im Tessin den Stand
Freiburg nach seinem besten Können zu vertreten, trotzdeiu
') C. G. VIII. 96 u. 107. F. a. F. ans Alessandria vom 4. Juli
1513 nnil aus Mailand vom 15. Derember 1513. - M. B. N* 7. Bl, 27f'
«■»(5, AagUBl 1513), Bl. 451= u. 46 (8. April IfiU), 43^ u. 44 (37.
J»nuaf 1514): N- Ö. Bl. 9 (11. Okt. 1513).
') M, B. N' 8. Fol. 12'' (9. Januar 1514),
. F. 1514, Jaoui
I. C. G. VllI, 158.
BP wußte und die Sorge nicht verhohlen konnte, dafi aeA
diesmal die Eidgenossen keinen des ItHÜenisfhen kundigei
Sr.hreiber mit sich bringen würden, und dali darum aoclt
diesmal die Last der Geschäfte wieder hauptsächlich ihm
zugeschoben werden würde '). n Wie mir soheint, dürft ihr
wühl glauben, die letzten Boten haben mich dermaßen and
so gebraucht, daß ich genug von ihnen habe. Ich denke,
es werde mir weiter aucli so ergehen. Ii;h habe vor dfir
vielen Arbeit gar keine Kühe ; es gereicht mir aber lur
Freude und zur Lust, euch zu dienen und zu gefallen n'),
Falk ging nicht gern nach Lugano, wie seine Herren hätten
herausmerken sollen, weil er die mißlichen VerhältnisK
zwischen den eidgenössischen und italienischen Besatzungs-
truppen im Schlosse zu Mailand und die Gefährlichkeit der
Lage zur Genüge erkannte*). Seine Freunde Fridli Marti')
und Uli Schnewly ''I hatten Falk von der Tagsatzung m
geschrieben, seine Herren in Freiburg denken nicht an div
Kosten . welche diese Gesandlschaft verursache (?). BW
seien sie besorgt, das Klima und die Lebensweise in diesen
') Demnach hati« Falk in den Sitzungen der Gesandleo Ende
ir)13 alle Sclireibereien selber bewältigen müsBen.
■) C. G. VIII. IM. F. a. F. vom 30. Jan. 1514.
') Die Haltung der uidg. Besalnungatruppen gegenüber den IB-
lienern wurde dort läglicli frecher und herausfordernder. Ihre Öte-
mutigen Reden und Handlungen mußten Über kurz oder lang, n
einem Krawall (Uhren, So wagten einige zu GaleaiüO VlMonli H
wagen, der Herzog sei niuht der Herr, sondern sie, die Schweizer, dann
nieder, der Herzog sei so arm, daLi er seine Kleider habe verkaafeii
müssen, und doch könne er ihnen nicht dun Suld bezahlen, aber di«
Franzosen stehen am Mont Cenis, die werden schon ffir bessere
Besoldung sorgen. Solche» redeten sie laut vor den Würdenlrfigem
des Staates, die wohl deutsch verstanden, selbst in Gegenwart de*
Herzogs, nur um ihn zu ärgern und zu reizen. Falk an Itern : Mai-
land 1014, Januar 35. in der Sammlung des Herrn Architekten
Ed. von Rodt in Bern (Kopie).
*J Fridli Marii saß im Rate der Sechzig von 1501—1511 and
von da im kleine» Rat bis 1533. B. B.
') Uli Schnewli gehörte dem Rat der Sechzig an von 1503—
1509, von 1509— lull war er Venner in der Au. und von 1511 (das
J. 1514 ausgenommen) bis 1543 Mitglied des kleinen Rates. B. B.
- 65 -
fremden Lande möclite ilim schaden. Auf diesen leisen
Wink, d«n Falk recht wohl verstand, erwiderte er dem
Rate entschlossen : n Meine Herrn ! Von dem Tage an, als
ich von Zflpich hergeritten bin. habe ich keinen Pfennig
nl euere Kosten gebraucht, und ich werde dies auch nicht
lun. Nur die Ausgaben füi' die Reisen nach Lugano. Lo-
i'Ätim und Domo d'Ossola werde ich mir merken. Wenn
ich mich aber daför hier durch einige Abgaben und Ge-
fälle, auf die ihr Anspruch Iiabt, entschädigen kann, so
werde ich mich daran scliadlus hallen. Aber um die Aus-
giben hier zu Mailand und im ganzen Herzogtum habt ihr
euch nicht zu bekümmern, denn der Herzog hält mich
Hulir als kostenfrei, was mir genügt. Ich selber erleide
auch keinen Nachteil, denn ich lasse alles selber einkaufen
lud im Hause eueres getreuen Bürgers ßarth^lemy Tyon
bsiorgen, der «u meinem Gebrauche eine eigene Stube mir
IDgettiesen hat. Es gebricht mir an nichts, und weil ich alles
Bilgerichtet habe, so steht trotz der außergewöhnlich lang
Miiaaernden Kälte einem langen Aufenthalt nichts im Wege.»
L'nd Weil man seiner Gesundheit halber Besorgnis geäußert
hatte, schrieb er: » Ihr braucht nicht zu besorgen, daß die
hiesige Luft meiner Gesundheit nachteilig sei, denn ich habe
srtibren, daß mein Dableiben nicht gegen meine körperliche
Verfassung sei, denn ich bin Phlegraatikus. Darum be-
lumint mir die trockene Luft besser, als die Feuchtigkeit,
und die Hitie besser, als die Kälte» ')■
Wie bestimmt worden war, ging Falk dem Wunsche
•einer Regierung gemäß als Vertreter Freiburgs zur Tagung
dw eidgenössischen Gesandten nach Lugano '). Kr war der
BfllB Bote, der dort anlangte. Dem Abschiede gemäß hätten
diwe am 2. Februar in Bellinzona sein sollen, um des andern
TigM nach Lugano weiter zu reiten. Tatsächlich erschie-
'I Gegensatz zwischen dem feucbikalten Kümik von Fraibarg
"•ondefs im Winter, und dem trockenen und warmen von Mailand.
CG. VIII, i.-,8. a. a. O.
') F. a. F.. Mailand 1514, Febr. 13. C. G, Vlil. 154.
neo sie aber erst am 5. und 6. Febi'uar in Lugano. Der
Empfang, den die Gesandten Falk bereiteten, war sehr ver-
schieden ; die einen freuten sich über seine Ankunft, die
andern ärgerten sich darüber. Anfänglich glaubten sie.
der Herzog oder die llauptleute hätten ihn Geschäfte
halber zu ihnen gesandt ; als sie aber hörten, daß er
als Vertreter Freiborgs gekommen sei, da enthielten sie
sich nicht , ihm darüber ihren Tadel auszusjirechen :
" Hätten wir gewulit, daß die Freiburger kein Geld gehabt
hätten, einen eigenen Ratsfreund zu diesen Verhandlungen
herzuschicken, so hätten wir ihnen lieber so viel Geld vor-
geschossen, damit sie dich beim Herzug gelassen hätten,
zu dem dich die Eidgenossenschaft gemeinschaftlich ver-
ordnet hat, und es gefällt uns nicht, daü weder Vogt Fleckli
noch du in diesen schwierigen Zeiten beim Herzog bist
Es machte Falk sichtlich Vergnügen, den Verweis, den
hier im Namen und als Vertreter Freiburgs erhielt, an dii
richtige Adresse gelangen zu lassen, denn die Freiburger
hätten aus seinem Schreiben ersehen können, dali er die
Vertretung nicht gerne übernahm. Ihrer Weisung hatte er
zwar als gehorsamer Diener nicht widersprechen wollen,
aber er sah voraus, was die andern dazu sagen würden.
Er entschuldigte indes seine Herren und Obern, so gut es
ging, und erbot sich den eidg. Abgeordneten, ihnen seine
Geschäfte anzuvertrauen und zum Hersog zurückzureiten,
falls man ihm oder Freiburg wegen dieses Verhaltens zür-
nen sollte. Sie gaben sich indes mit seiner Antwort zu-
frieden und erklärten sich mit seiner Anwesenheit einver-
standen, worauf er eine ganze Woche bei ihnen blieb (5.-H.
Februar). Auch diesmal gab es für ihn wieder viel Arbeil,
trotzdem er sich « des Schreibens und Lesens » wenig an-
nahm, also seine Befürchtung als nicht ganz zutrefleoi
sich erwies. Und weil er schon in der Tagung vor Weihi
nachten mehr als genug gearbeitet hatte, schrieb er : « E|
lanijuam surdus non audiebam n*}.
') Ebenda.
') Ebenda.
äf^"
— 67 — ^^^
Der Weggang Falks von Mailand war, wie zu be-
lürclilen stand, von üblen Folgen begleitet. Am H. Febi".
Iiericbtete ein Bellenzer, der von Mailand herkam, daß im
Schloütu Mailand zwischen schweizerischen und italienischen
Besaliungstruppen am 9. Februar ein Zusaniraensloli statt-
gelnnden habe, wobei mehrere Knechte getötet und ver-
wundet worden seien. Ein gleicher Henclit des Hauptmanns
im Schlosse zu Mailand trat drei Stunden später ein ; der-
«ellie war in einem so aufgeregten Tone abgefaßt, daß man
liälle glauben mögen, dali alles in Aufstand und Meuterei
l^gen einander begrilfen und viele umgekommen seien. Die
erschreckten Tagsatzungsboten traten nun sofort zusammen
Dad beschlossen, dali Falk augenblicklich nach Mailand zu
reiten habe. Docli diesem muclite es, sollte es sich wirk-
lich m eine Meuterei großem Stiles handeln, gewagt er-
«lieinen. allein dorthin zu gehen. Ks wurde ihm darum
der ehemalige Landsuhreiber von Glarus, Marx Maad, mit-
gfigöben. Auf dem Luganersee begegnete den beiden ein
lienoglicher Edelmann, der Falk abholen sollte. Dieser
efllärte übrigens, daß der Streit bereits beigelegt und die
Üedeulung desselben übertrieben worden sei. Trotz der be-
Fuliigetiden Nachricht fuhren Falk und Mar.x Maad doch in
solcher Eile weiter, daß sie am gleichen Abend noch nach
Meodrisio und Tags darauf nach Mailand gelangten (11.
Februar). Von den schweizerischen Hauptleuten und Andrea
de Burgo M ließ sich Falk den Verlauf des Streites erzählen.
öoch der Hergang wurde von den Parteien so verschieden
dargestellt, daß vorläufig der wahre Sachverhalt nicht zu
«PraiUeln war. Es stellte sich übrigens bald heraus, daß
der Sti-eil nicht von der vermuteten Tragweite war. Tote
hatte es nicht gegeben, nur Martin Hegispach von Freiburg
') B. «lammt aus dem Venetiatiischeo, von einem in Tyrol
htgährlen Geschlecht and starb ISiÜ. Im Dienste Venedigs begiD-
ueod, diLDQ anausgesetzt in dem des Hauses Hubüburg lial er xahl-
Kiclie Missionen vollzogen. — Er ist damals Vertreter des Kaisers
«Ol mail&Ddischen Hofe. Rösler in der Allg. deiitsah. Biographie,
— GS -
war am Kopf, aber ninht besonders schwer, verwundet wor-
den; aucli einige Schwyzer waren verletzt. Viel Gesindel
und Abenteuerer, denen jeder Streit willkommen war, um
ihre Taschen füllen oder auch bloß, um dreinschlagen zu
können, hatten sich eben unter die Truppen gemischt. Schon
auf der Tagsalzung, die am 9, Januar 1514 begann, wai'
beschlossen worden, Falk und FleckJin zu beauttragen, alle
eidgenössischen Knechte, die ohne Erlaubnis dei- Obrigkeit
naeh Mailand gezogen seien und nicht im Sold des Herzogs
ständen, bei ihrer Bidespilicht heimzubieten oder im Wei-
gerungsfalle gefangen zu setzen'). Vielleicht war der Auf-
trag nicht in richtiger Weise ausgeführt worden; jedenfalls
aber trägt die Abwesenheit der beiden Vertreter') der eidg.
Obrigkeit die Hauptschuld an dem Vorkommnis , denn
Flecklin war von seinem Urlaube immernoch nictit zurück-
gekehrt, Falk sagt selber : «Ich glaube fest, wenn ich hier
gewesen wäre, so wäre der Streit nicht entstanden»*).
Trotz den verschiedenen Aussagen ist es aber ziemlich
sicher, dali Schweizer die Urheber des Streites waren. Aus
ihnen konnte Falk nichts herausbringen. Als er mit ihnen
reden wollte, warfen sie ihm ein, ob er denn den Welschen
mehr glauben wolle, als ihnen. Auch dem Herzog gaben
sie keine Auskunft. Ihr Gebahren zeigte klar genug ihr
Schuldbewuijtsein, Doch ihrer Frechheit tat das gar keinen
Eintrag. Jetzt verlangten sie keck, daß man ihnen zur
Sühne die Bewachung der Tore. Bollwerke und Brücken
•) Eid«. Absch. III. a. N- 538 p.
') Flecklin war schon längere Zelt eu Hauwi Scliwyz wnrdc
dalier in der TagsaWang, welche am ;jO. Jan. 1514 beganu. — Flecklin
war selbst anwesend — , auf gefordert, seinen n.\mn]ann Flecklin n
wieder zu Bürgermeister Falk an den Hof nach Mailand zu schicken,
um in den schwierigen Zeiten Falk und dem Herzog zu helfen.
Eidg, Absch. lil. 3, N' .">40 f. — Flecklin, sonst immer aVogl»
betitelt, ist hier ausnahmsweise »Ammann» geuannt. Ein Martin
Flecklin war Ammann von Schwyz 6. Juli 1513. 15, Nov. 15H,
28. Jani 1515. Vergl. Kälin in G«schichtsfreaDd 32. 1%.
3) Anslielm III. 30. — Falk [C. G. VIJI, 154 a. a. O.) briq
die beiden alcb widersprechenden Berichte beider Partuien,
'.) bri^^
übergebe. Die welschen Söldner unter ihrem Hauptmann
Silvio Savelli. einem Rrimer, der im Juni zuvor in der
ScIilacliL bei Novai-a tapfer railgL-kämpft hatte, waren ge-
nötigt, den Platz zu räumen. Nur maÜändische Truppen,
getreue Untertanen des Herzogs, mit denen die Schweizer
nie Streit gehabt, blieben neben den eidg. Besatzungs-
Iruppen im St^hlosse zurück '). Um Reibereien zu vermei-
den, ließ man Gänge und Tore, durch welche welsche
und deutsche Kriegsknechte zusammentreffen konnten, ab-
5|wrpen. Diese Maßregel bewährte sich. Während dreier
Monate hatte man jetzt Ruhe, bis die Begehrlichkeit der
Eidgenössischen Truppen neue Unruhen hervorrief').
Falk wäre nun gern wieder nach Lugano zurückge-
kelirl, doch das ging jetzt nicht an, besonders da der Herzog
Briefe zu den eidgenössischen Boten geschickt hatte, worin
er Falk gauz und gar für sich beanspruchte.
Maximilian Sforza liatte zwar alles getan, um den
iMiilufi eidgenössischen Gesandten Falk und Flecklin den
'^iftnlhalt in Maitand nn'iglichst angenehm zu machen. Zum
fanbe für seinen hervorragenden Anteil am Feldzuge des
Jahres 1512 und als Anerkennung für seine wertvollen
Dienste auf dieser Gesandtschaft hatte Peter Falk vom Hei<-
log in Pavta ein Haus und in Caselli ein Landgut mit Ge-
tisulichkeiten zum Geschenk erhalten "). Durch herzogliches
Dekret vom 24. März löli erhielt er auch den Rang und
Titel eines Capitano della Martessana '), Falk war aber
sflion Vorher entschlossen gewesen, auf Mitlefasten (22. März)
Mth Hause zurückzukehren *). Trotz aller Gunstbezeu-
)Anslieliii ebenda. - F;ilk ebenda.
') Der Hi^rzog bezahlte übei'dios, obwolil er niclit duzu <
lilllthwi war, den Arzt für die Behandlung der Verwundeten. An»-
Nm IV. 2^,
'} Opera ZuinRÜi. Bd. VII, S. 11. Schreiben Falks an ZwiDgli,
Zürich 1515. Jan- 23.
') Docunienli svizieri del quattrocento in Milano (ohne Angabe
'«V«!.) i„ Bollelino storico della SviKera Italiaua Bd. 20, S. 130.
') F. a. F., Mailand vom 23. Febr. 1514, C. G. VIII, 116.
— 70 -
gungen hielt er an diesem Plane fest. Auch der freibur-
gische Hauptmann im Schlosse zu Mailand, Dietrich von
Englisberg, war seiner Stellung überdrussig geworden und
hatte sich vorgenommen, sobald Falk abreise, auch mit ihm
zu gehen. Nur mit vieler Muhe war es Falk gelungen,
ihn noch so lange zurfickzuhalten. Für die dadurch vakant
werdende Stelle empfahl Falk den Peter Alt aus Freiburg *),
der auch anderswo im Dienste Freiburgs schon Vorzügliches
geleistet hatte. Es kam dem Kandidaten der Umstand zu
gute, daß er von zu Hause frei und an das italienische
Klima gewohnt war *).
Falk hatte unterdessen von der in Zürich versammelten
Tagsatzung Urlaub erhalten, um von Mailand verreisen
zu können. Allerdings stand ihm vor der Heimkehr noch
einiges bevor. Am 6. März sollte er mit dem Herzog zum
Kardinal Schinner nach Vigevano reiten, von da sollte Falk
allein nach Turin weiter gehen zu den Räten des Herzogs
von Savoyen und zum Markgrafen von Monferrat aus dem
Grunde, weil die vertriebenen und verbannten Mailänder in
jenen Gegenden sich sammelten und von da aus Mailand
aufzuwiegeln suchten. Ob die Reise wirklich ausgeführt
wurde, ist nicht sicher, aber wahrscheinlich *).
Wann darauf Falk seinen Posten in Mailand verließ
und nach Hause zurückkehrte, ist uns nicht bekannt. In
Zürich referierte er in der Tagsatzung, welche am 4. April
begann, über seine Gesandtschaft *).
*) Auch (d. h. der ursprüngl. Name) Veillard, seltener Wel-
hai't^ wie ihn Falk nennt. Später verdeutscht in « Alt i). Die Emp-
fehlung hatte, wie aus Manualen und Missiven hervorgeht, Erfolg.
') Es wäre vielleicht auch nicht Jedermann passend, von der
Heimat wegzuziehen und Haus und Hof zu verlassen. Desgleichen
kommt jetzt der Frühling und mit ihm die Hitze, und wer nicht in
diesem Lande überwintert hat, der mu(^ in Erwartung der sommer-
lichen Hitze um so größere Sorge haben. Ich rede und schreibe
darum, weil ich es erfahren habe, etc. Falk in C G. a. a. O. VIII.
116.
') Der Bericht F. a. F. vom 4. März ist fast unmittelbar vor
der Abreise abgefaßt. C. G. Vlll. 161.
*) Eidg. Absch. III. 2. S. 549. — Erst vom 18. April ab er-
scheint er auch wieder im Rate in Frei bürg. R. M. 31, 67 ^.
— 71 —
Aber schon am 24. April erging an ihn von der in
Bern versammelten Tagsaizung der Befehl, wiederum als
eidgeaössi scher Gesandter zu Vogt Flecklin nach Mailand
sarückzakehren ^). Doch die Abreise verzögerte sich noch
lange.
Da indessen seine dreijährige Amtsperiode als Bürger-
meister von Freiborg mit Ende Juni ablief, so äbergab er
am 16. Mai 1514 seine amtlichen Bächer und Register den
Behopdeo *). Am 18. oder 19. Mai verreiste er wieder auf
seioeo Gesandtschaftsposten nach Mailand ^).
b. Sein zweiter Aufenthalt am mailändischen Hofe.
(Mai— Nov. 1514).
Auf die Trennung der verschiedenen Nationalitäten in
der Besatzung des Schlosses zu Mailand war fflr längere
Zeit Rohe gefolgt. Aber bald fingen die eidgenossischen
Trappen an fiber Unsicherheit zu klagen. Sie brachten da-
mit zu wege. daß die Tagsatzung vier Boten an den Herzog
absandte mit der Forderung, daß die Schlösser in Mailand
QDd Cremona der Ruhe und Ordnung halber ganz in die
Hände der schweizerischen Truppen zu übergeben seien *).
Vogt Flecklin befand sich schon in Mailand. Falk, der
etwas später als jene abgereist war, gelangte am 28. Mai
ober Lugano dorthin *). Am gleichen Tage noch ritt er
^on da weiter bis Vigevano zu Kardinal Schinner und traf
hierauf die eidgenössischen Boten. Am 30. Mai gelangten
') Eidg. Absch. III. 2. N" 550 r.
*) Peter Falk, burgerraeister, hat sich vor rainen herren, raten
Qod 60 entzigen siner registern und schriberanipt und solich sine
i^ister Josten Ztmnierniann sineni vertruwten fründ luteriich über-
geben mit aller nutzung und was im davon langen mag. Das haben
^if herren also von im ufgenommen. R. M. 31. 73.
') Am 17. Mai war er im kl. Rate noch anwesend, am 19.
fehlt er. R M. 81. 73*».
*) Eidg. Absch. III. 2. N» 551h (9. Mai). — Anshelm IV. 18.
•) F. a. F. 1514, Mai 30. C. G. VIII. 157.
- 72 -
sie dann miteinander nach Pavia, wo sie vom Herzog wohl-
wollend empfangen wurden. Der Auftrag aber, den sie im
Namen der Tagsatzung an ihn ausrichteten, verstimmte ihn
im höchsten Grade. Lange wurde darum mit dem Herzog
verhandelt, doch ohne Erfolg. Schon waren die Boten ohne
Beschluß und unwillig von Pavia nach Vigevano abgereist
in der Absicht heimzukehren, als ihnen der Herzog persön-
lich nachritt und ihnen einige Vertragsartikol schriftlich
flbergab mit dem Auftrage, sie der Tagsatzung zu über-
bringen. Diese waren damit einverstanden, wollten die
Artikel aber doch noch vorher den Hauptleuten und Knech-
ten im Schlosse zu Mailand vorlesen, um deren Ansicht
darüber zu hören. Diese nun erklärten einhellig, daß die
Zugeständnisse des Herzogs, wonach den Schweizern im
Schlosse zu Mailand weitere Freiheit eingeräumt werden
sollten, sie befriedige. Hiemit schieden die vier Boten von
Mailand mit dem Bescheid, dem Herzog von der nächsten
Tagsatzung die Antwort derselben zusenden zu wollen ^).
Falk und Flecklin blieben zurück.
Die weniger bevorzugte Stellung von Freiburg und
Solothurn als Glieder der Eidgenossenschaft kennzeichnet
der Bundesvertrag des Jahres 1481, wonach für die Bundes-
erneuerung mit diesen beiden Ständen bestimmt war, daß
der Bundesvertrag nicht wie bei den andern Ständen be-
schworen, sondern bloß verlesen werden mußte *). Jedem
Ort war es natürlich freigestellt, diese Pflicht der Minimal-
leistung zu Gunsten der beiden Stände zu überschreiten, d. h.
den Bund mit ihnen zu beschworen. Daß es das Bestreben
der beiden Stände und ihrer Staatshäupter war, die gleiche
Rangstellung mit den übrigen Orten, wo man die Bünde
gegenseitig beschwören mußte, sich allmählich zu erobern,
liegt auf der Hand.
Gerade jetzt rückte die Zeit der BundeserneueruDgen
') Ebenda.
') Vgl. Oechsli, Orte und Zugewandte, im Jahrbuch für Schweiz.
Geschichte XIIl. 40 u. 52 fip.
wieder heran. Falk liatte sich darfiber schon mit den vier
eidgenössischen Bolen in MailanJ insgesamt und im bu-
soodern besprochen. Docti di» Hoßnung derselben, daß die
ulit Orte Freiburg den Bund beschwören würden, war ge-
iw^. Daher glaubt Falk, es wäre gul gewesen, wenn man
nil jedem einzelnen Ort darüber vorher verhandelt hätte. Du
iber das nicht geschehen wai' und wegen der Kürze der Zeit
■icbl mehr gesutiehen kunnte, so rät Falk : « Ihr erweiset
insern Eidgenossen die größte Ehre, die erdacht werden
kann, wenn Ihr ihnen entgegenreitet und sie wohl empfan-
gt!. Es scheint mir auch geraten, dali ihr alle Geschütze
anl dem rotim Turm, dem Dürren-Bühl und den beiden
Bisenbergtürmen ihnen zu fahren losbrennet, während sie zu
dun Toren hineinreiten. Ich holle, daß sie das für gut und
für einen Ausbund von Ehre halten und es nie genugsam
werden loben können. Zudem wäre meine Meinung, dali
ihr die Gemeinde im Festschmuck versammeln läßt und diese
in den Vordergrund rückt, damit nicht die " Liederlichen »
wpnanstehen, wie es schon oft geschehen ist und noch tSg-
lith geschielit, Cberhaupt soll nichts unterlassen werden,
das cm;h zu Ehren dienen kann. Doch ich glaube nicht,
•iäfi man die welschen Ringlänze aulTüliren solle, denn die
EidKenosseo wissen ohne das schon, daß wir Welsch ver-
stehen '). Schwören sie dann oder schwören sie nicht, so
""ilil ihr euch in jedem Fall darnach zu richten. Mir scheint
^'*- daß es aber dann dn.s Geratenste wäre, wenn ihr gleicb
•laraar eine Botschaft von Ort zu Ort in die acht Orte schickt.
H hoffe, düß ihr gute Antwort erhalten werdet und zum
"""desten wißt, welcher Ort zu schwören geneigt ist oder
"icht, Diese Meinung mögt ihr euch merken, und ich will
«nlerdessen an diesem Hofe im Namen der ganzen Eidge-
nossenschaft so handeln, daß es euch zu Ehre und Lob go-
reichen soll » ').
') Falk hielt ea ofleubar für geratener, die eidg- Boten nicht
daran 2a erinnern, daä Freiburg im Grunde imnier noeii eine fran-
JöfJKbe Stadt sei.
C. G, Vlll. 157. Mailand 1514. Mai 30. F. a. F.
- 74 -
Die Herren in Freiburg dankten Falk ffir diese Rat-
schläge ^). Man brachte aber, wie man vermutet hatte, die
Boten der Orte nicht dazu, daß sie Freiburg schworen ^.
Daher befolgte man den Rat Falks. Am 20. Juni bestimmte
der Rat in Freiburg die Boten, die nach den verschiedenen
Orten zu reiten hatten mit dem Auftrage, nur denjenigen
zu schwören, die Freiburg auch schwören wollten.
Zum Danke für seine ausgezeichneten, der Stadt Frei-
burg geleisteten Dienste und als Anerkennung für dieses
sein stetiges Interesse für die Heimat, auch wenn er in
weiter Ferne weilte, rückte Falk bei dem folgenden Wahlen
am 24. Juni an die zweite Stelle im kleinen Rate vor und
wurde Statthalter des Schultheißen *).
Das erste, was nun Falk nach Ablauf des ersten halben
Jahres mit Ende Juni zu tun hatte, betraf die Bezahlung,
Ablösung und Versetzung der schweizerischen Besatzungs-
knechte *).
In dieser Zeit schwebten Gerüchte in der Luft von
allen möglichen Verbindungen der Fürsten , von einem
großen Bunde zwischen Frankreich, dem Kaiser und Spa-
nien, auch hieß es, daß der Papst demselben vielleicht bei-
treten werde. Kein Wunder, daß Falk gesteht, daß er in
den Winkelzügen der Politik sich gar nicht mehr zurecht-
finde. Immerhin erkannte er, daß das zu einem Kriege in
Italien fuhren müsse. Daher ermahnte er die Eidgenossen,
sich klug zu drehen und zu wenden, wie es die unruhig
wechselnden Zeitläufe erforderten, und wenn es zum Kriege
kommen sollte, die Sache im Namen Gottes tapfer an die
Hand zu nehmen*).
') R. M. 31. 85. (12. Juni.)
') Die BeHchwörung des Bundes sollte am 25. Juni slattnudeii.
Die vier letzten Orte Freiburg, Solothurn, Schaffhausen und Appen-
zell begehrten, daß man ihnen auch schwören möge. Eidg. Absch.
111. 2. N" 558b. Die Antwort auf dieses Begehren, bei Anshelm IV. 82.
') R. M. 31. 86. (16. Juni). — B. B.
*) C. G. VIII. 157. a. a. O. - R. M. 32. 1 »>. — M. B. N* 8.
Pol. 17.
') Sunt nobis undique angustiae, sed nulla rel novitas perver-
I ihm ;
I WISC
Falk fühlte sich unturdessun trotz der vielen Arbeit
I Unruhe, wcl<'he ihm die Uesalzunt^struppen stisls tpp-
1(1 der- andauernd giswaKigen Saminorhitze in
der kühlen Wohnung seines Mitbürgers Barth. Thyon frisch
udJ gei^und. Ev bul daher seine |]erren, demselben für seine
liaslfieundschatl zu danken. Dies zu ton. hallen sie ge-
rade jetzt die beste Uelegenheil. Freiburg hatte nämlich
vun Thyon eine Anzahl Harnische anfertigen lassen, doch
die Arbeit halte ihnen nicht gefallen, und darum hatte er
Jieselben mit ihrer Bewilligung nach Genf auf den Markt
|?efnhvl, wo sie aber infolge eines Ir^rlums von Burkhard
von Erlai^h als Kriegskonterbande konlisziert worden waren.
Dalier bat P'alk seine Herren, für die Herausgabe der Har-
nische an Thyon Sorge zu tragen ').
Viel Mühe und Unruhe bereiteten Falk stets die freien
Knechte, die im Lande sich aufhielten und ihn baten und
drängten, er möge ihnen eine Stelle in irgend einer Be-
satiung oder der Giirde verschalfen und daher warteten,
his eine Stelle frei würde. Doch Falk war nicht gewillt,
diese Stellen mit Leuten zu versehen, die ohne die Erlaub-
nis ihrer (^bern nach Mailand gelaufen kamen, zumal da
auch die Hegierungen verboten hatten, solche Stellen
freien Knechten zu besetzen. Daher wies er alle diese
iche ab *).
Viele Sorgen verursachten Falk auch die Streitigkeiten
wischen den Knechten und Hauptleulen wegen des soge-
'«t iDrcia debet. Ferner: Atwr das best«, daa vorliaDden, ist die
Furcht und die Ehre Gottes, ihn anzurufen, damit er seine barm-
i>«nige Haud nicht von ans zurückziehe. F. a. F. 1514, Äuguttt 5.
CG. Vlli. 159.
') Ebenda. — Im Schreiben vom 31. August 1514 ersuchte
Jempinäii jj^r Rat in Freiburg den Herzog von Savoyeii, ihrem
''ilbltrger in Mailand die Harnische wieder zurückschicken xa wollen.
M- B. N- 7- Fol 31 i*,
') C. G. VIII. 150. a. a. O. — Es gab willige l-eule genug,
ili« mit vollen Freuden eine Stelle in einer Besatzang angenommen
Wtlen iBitUchretben des Bastian Teclilermann an seinen Veiter
PelerFalk, ohne Datum). M. d. W. v. P. 63. F. a. F.
— 76 -
nannten « Bubensoldes ». Alle Orte, drei ausgenommen,
güwälirLen ihren Hauplleuten die Vergünsligunfj, sich zu
ihrer Bedienung einen Burschen halten zu dürfen, der dann,
wie es scheint, aus der allgemeinen Kasse bezahlt wurde.
so auch Fieibupg. Wenn nun auch dadurch diu Verminde-
rung des Soldes für einen jeden einzelnen Mann nur geriug
war, so gab das doch Anlaß zu Reibereien und Handeln
mit den Nauptleulen. Zu wiederholten Malen war darum
Freiburg genötigt, seine Knechte zu mahnen, daß sie ihren
Hauptleuten ebensoviel erlaubten, wie andere Orte auch.
Uieselben Schwierigkeiten ergaben sich auch noch, als Peter
Falk längst nicht mehr in Italien war').
Diese Streitigkeilen zwischen den Knechten und ihren
UaupLieuten waren aber nicht die einzigen. Es bestanden
schon seit längerer Zeit auch wieder Reibereien zwischen
den schweizerischen ßesatzungstruppen insgemein mit dem
Herzog.
Dieser hatte von den vier eidgenössischen Abgeord-
nelen auf seine Konzessionen an die schweizerische Be-
satzung in Mailand die Antwort der Tagsatzung zu ver-
nehmen verlangt. Da aber keine Antwort eintraf, so ging er
auch in seinen Maßregeln zu Gunsten der schweizerischen
Besatzung nicht weiter, darum der Streit*), Um mit den
beiden Gesandten Falk und Plecklin über die Herstellung
der Ordnung zu unterhandeln, schickte nun die Tagsatzung
wiederum eine Abordnung von vier Mann im Namen der
Eidgenossen nach Mailand"). Ihre Instruktion ging dahin.
OS sei vom Herzog zu verlangen, daß das Schloß in Mai-
land ganz in die HSnde der schweizerischen Besatzung zu
übergeben und die Anzahl der Resatzungslruppen zu ver-
mehren sei. Im Weigerungsfalle wollten die Eidgenossea
') R. M. 31. Ö6. (16. Juni). - 32. l^b (18. Äug.) — 31 ^ (13-
Okt.) - M. B. N" 8. Fol. aü und 21. — 34 •> {14. Dm. 1514). —
F. a. F., Mailand v. 8. Juli 1514 ; C. G- Vill. 156.
■) Ansbelm IV. 21 ff.
*) Ein Berncr. Luzerner, Basler und Glarner, Anshelm IV.
la - Eidg. Absch. III. 3. N" 566, in. (31. Juli).
77
ihre Knechte nach Hause zurückberufen, um sie nicht Wei-
lern Gefahren auszusetzen, — denn immer belclagten sich
ilieselhen wegen Unsicherheit vor den Weischen '). — Der
He«og verantwortete sich daher bei der Eidgenossenschaft
über die ungerechtfertigten Klagen der Besatzung. Am
18, September gelangte der Bericht der vier Gesandten an
die Tagsatzung. Sie schildorten die bestehenden Zust.'inde,
die Verantwortung des Herzogs und seine Beteuerung für
die Sicherheit der Schweizer, aber auch die abschlflgige
Antwort desselben bezüglich der vällsländigen Übergabe
dt'S Stiilosses an die eidgenössischen Knechte einer- und
die Vermehrung der Tru|ipen andererseits. Schon jetzt
"iirJeii Stillinien laut, daü man die Knechte zurückberufen
lind die Bundesbriefe vom Herzog zurückfordern solle. Dorh
«nllle man noch die Ankunft der Gesandten aus Mailand
abwapten. bevor man weitere Beschlüsse faßte, und schrieb
'ffii Knechten und Hauptleuten, sich ruhig zu verhalten').
Vogt Fleoklin von Schwyz reichte nun der Tagsatzung.
«'eiche am 3. Oktober begann, ein Gesuch ein um Ablösung
und Entlassung von seiner mailändischen Gesandtschaft.
öoch faule man vorläufig noch keinen definitiven Entschiuli;
WM war aber doch wohl entschlossen, Flecklin zu ersetzen.
'^'* handelte sich nur darum, ob man auch Falk ersetzen
udüp auf seinem Posten belassen wolle. Auf dem nächsten
^3?e wollte man endgültig entscheiden ").
Die Tagsatzung zu Baden, die vom 23. Oktober ab
'^gte, bi'achte im Beisein der Gesandten die Verhältnisse
"« Herzogtum Mailand wiederum zur Sprache und die Frage
I *«gen der Gesandtschaft zur Entscheidung'). Nachdem
[ die^e Bericht über ihre Gesandtschaft gegeben, auch einen
e Gusaiidten.
f) Anshelm IV. 19. Instruktion i
I *) Eidg. Abscli. Ml. 2. N" Ti?'^ f.
') Eidg. Absch. III 3. N* 574 p.
') Am 12. Okt. war Falk wieder in Freiburg. (R. M. Jö. 31 b).
'^" ilieMr Tagsatzunft ZQ Baden kann er nicht teilgenommen haben,
'''"am folgenden Tage (34. Okt.) in der RatsaiUang in Froibiirg
'''='1 'ludet. (R. M. 3ä. 36'>).
— 78 —
genauen Berfcht des Herzogs vorgelegt hatten ^), erklärten
einige Orte nochmals, man solle vom Herzog die Bundes-
briefe zurückfordern, die Besatzungen ab- und heimberufen,
für die noch schuldigeji Summen mit Land sich entschädigen
und sich aller Beziehungen mit den ungetreuen Mailändern
entschlagen. Aber der Antrag ging nicht durch. Die
meisten Orte waren der Ansicht, es sei nicht ehrenvoll,
ein ruhmreich erobertes Land so leichtsinnig aus den Hän-
den zu lassen. Auch Falk begehrte jetzt neben Flecklin
die Entlassung von seinem Gesandtschaftsposten, — sie
mochten beide diese schwierige Stellung durch Kummer und
Verdruß satt bekommen haben — ; daher glaubte man, daß
vielleicht durch einen Personalwechsel mit den Gesandten
das Ziel zu erreichen wäre. Die Tagsatzung genehmigte daher
die Gesuche der beiden und schickte als ihre Nachfolger
Junker Albrecht von Stein von Bern und Heinrich Erb von
Uri zum Herzog nach Mailand ').
Auf das Gesuch des mailändischen Kämmerlings, man
möchte dem sprachenkundigen Falk vergönnen, als Bote
der Eidgenossen in des Herzogs Kosten nach Rom zu ge-
hen und anzuhören, was zwischen dem Papst, dem Kaiser,
dem König von Spanien, den italienischen Städten und Sa-
voyen verhandelt würde, wurde beschlossen, diese Bewilli-
gung zu geben, doch so, daß Falk sich lediglich auf das
Anhören und Berichten beschränken und an keinerlei Ver-
handlungen mitwirken sollte. In diesem Sinne wurde auch
ein Schreiben an Falk erlassen ®).
Sei es nun, daß der Herzog in Anbetracht der vielen
Kosten, die ihm die Sendung Falks nach Rom verursacht
hätte, auf sein Vorhaben verzichtete, oder daß Falk dieser
Auftrag zuwider war, und das ist auch das Wahrscheinliche
— < vermutlich hatte der Herzog ihn nicht einmal angefragt,
ob er, dorthin zu gehen, bereit sei *) — Falk ging nicht
») Abgedr. bei Anshelm IV. 19 ff.
•) Eidg. Absch. III. 2. N* 577 m. (23. Okt.) u. Anshelm S. 26.
^) Eidg. Abäch. ebenda, 1. p.
^) Der maiiändiscbe Abgeordnete hatte schon auf der Tag-
— 79 —
naeh Rom. Das Schreiben übrigens, das ihm von der Tag-
sateQDg zukam, war kein Befehl, sondern nnr die Anzeige,
daS man dem Gesuch des Herzogs, ihn nach Rom senden
zu dürfen, entsprochen habe. Falk hatte am römischen
Hofe offenbar zu viele Enttäuschungen erlebt, als daß er
das rohige Heim und seine Familie, in die er nach langer
Abwesenheit erst vor einigen Tagen wieder zurückgekehrt
war, jetzt schon wieder auf unbestimmte Zeit verlassen
wollte. Man hielt ihn auch wohl zuräck, und zudem stand
für das Jahr 1515 eine andere Reise in seinem Plan, eine
Jerusalemfahrt.
Kap. 9.
Falk in der Heimat. (Dez. 1514-ApriI 1515.)
a. Die Familie Peter Falks.
Falk nahm unterdessen in seiner Heimat an den ge-
wSholicben Geschäften des Rates seiner Vaterstadt und
<l6r gesamten Eidgenossenschaft an Tagsatzungen kräftigen
Anteil.
Nachdem er schon im Dezember 1514 in Zürich Frei-
liorg an einer Tagsatzung vertreten hatte ^), wurde er am
S* Janoar 1515 wieder dorthin abgeordnet '). Hier hatte
fdik noch einiges zu erörtern aber seine Gesandtschaft beim
Herzog von Mailand. Die beiden neuen Gesandten hatten
wahrscheinlich in Mailand den Bundesvertrag mit dem Herzog
sich vorlegen lassen und gefunden, daß derselbe von Seite
Herzogs ja überhaupt noch nicht einmal besiegelt wor-
ntZQng za Lazern die Sache vorgebracht, allerdings nicht in der-
selben Formolierung. Eidg. Absch. III. 2. N* 576. d.
>) R. M. 32. 50. — Eidg. Absch. III. 2. (S. 842.) N" rm.
^ R. M. 32. 61. — M. B. N" 8. Fol. 27 K Art. a. — Eidg.
Abech. 111. 2. N* 586 a.
den war. Sie hatten diese hübsche Entdeckung der Tag-
salzung gemeldet. Sofort (iel auf Falk und Fleckün der
Verdacht, sie halten darum gewußt. Falk verantwortete
sich daher, sowie seinen Kollegen Flecklin. der niclil zu-
gegen war. l'm seine Unschuld an dieser schweren Ver-
nachlässigung zu beweisen, bat er, daß man einen Brief
vorlege, den er auf einen Tag zu Bern geschrieben, und
worin er begehrt habe, ihm und Flecklin eine Kopi« jenes
Bundesbriefes zu senden. Dieses geschah, und es gelang
Falk, an Hand dieser Schrift seine und seines Kollegen
Unsctiutd darzulun. Damit gab sich die Tagsatzung zu-
frieden '),
Petor Falk und seine Gattin Anna von Garmiswil waien,
wie anzunehmen ist, im Jaliie 1498 durch die üeburt eines
Töchterchens erfreut worden. Es ist dies das einzige Kind,
das der Familie erhalten blieb. Ein anders Kind starb Ende
des Jahres 1506, als Falk Schultheiß zu Murten war*).
Kein Wunder, dalS Falk für eine gute Erziehung dieses
einzigen Lieblings, Ursula, besorgt war. Nach ihrer ersten
Jugend schickte er Ursula, wie sein Bruder Hans seine
Tochter Katharina zur Erziehung und Bildung ins Zister-
zienserinnenkloster Fraubrunnen bei Bein "). Wir haben
nur ein Schreiben der Tochter an ihren Vater aus jener
Zeit, ein kleines aber äußeist liebenswürdig gehaltenes
Briefchen *). Wie lange dieser Aufenthalt Ursulas im Kloster
zu Fraubrunnen dauerte, wissen wir nicht, aber anfangs
des Jahres lull linden wir sie wieder in der elteilichen
Familie. Da in diesem Jahre die erste bekannte Freiburger
ftfSdchenschule gegründet wurde'), konnte die weitere Aus-
') Die eidg. Abscli. ebenda Art. b. sagen, daß auch Ammann
K&tzi von Schwyz namons des angegriffenen Vogt Flecklin sprach.
') Hans, sein Druder, suchte dem lief Betrübten darüber cb]
liehen Trost zuzusprechen. Vergl. im Anhang N" 4.
') Vergl. Anhang N' 5.
') Vergl. Anhang N* 6.
>) Heinemann S. 93.
81
liiMuQs Ursulas In der Heimat sLallfinden. Es war damit
sowohl für ilii- hduslicht; KrziL'liuiig, wiu für die wis^jensuhaft-
liclm Ausbildung |<esorgl Falk gab denn aucli seiner Frau
den Auftrag, Ursula zur Schule zu scliicken ').
Falk wai'. nach den hinterlassenen Schreiben zu schÜG-
ten. ein äuliersl liebenswürdiger Gatte und Vater. Die Briefe
an seine Frau und Tochter sind in einem so warmen und
wuhltuenden Tone abgefaßt, daß ihre Lektüre uns einen
wahren GenuU bietet. Es sclieint fast unglaublich, wie in
dieser kriegerischen Zeit solch duftende Blüten echter Zärt-
lichkeit sprossen konnten und zwar gerade bei einem Manne,
der wie Falk in seinem Leben als Krieger. Staatsmann
unil Diplomat völlig aufzugehen schien '). Als Vater wai'
üp seil r- streng gegenüber seiner Tochter. Freilich können
vi'ir aus unser heutigen Zeit heraus kaum einen Malistab
an seine erzieherischen Verordnungen anlegen. Ev mußte
bissen, was für ein Mädchen aus vornehmer Familie in
jener Zeit schicklich und erlaubt war. War er streng, so
btte er wohl seine guten Gründe dazu. So verbot er
meiner Frau, Ursula, die damals etwa 12 bis 14 Jahre
'äiiliii) mochte, allein im Hause zurückzulassen. Wenn sie
aufgelle, so möge sie Ursula mit sich nehmen oder ins Haus
■siner Schwester Antonia scliicken. Auch solle sie dieselbe
nicht lu weit herumziehen lassen, da solch junge Töchter
dadnroh leicht in einen üblen Ruf kommen könnten, der
ilinen Keitlebens nachgehen würde. « Darum sorge dafür,
'kl wir einst Freude an ibr erleben. Ich habe ihr oft
gesagt, wie sie sich halten solle, damit sie mein herzliebes
i^ind söi und bleibe» "). Nie vergaß Falk, in den Briefen
"n seine Frau dieser besonders einzuschärfen, seine Tochter
w unierweisen und für ihre Erziehung alle mögliche
Sorge zu tragen.
') Vergl. Anhang N' 7 u, 8,
') Ein Schreiben aus dpr Sammlung den Willi, v. Prnroinan
l'ivun Dagiiel Im Anzeiger N. P. III. :iXi veröllenllioiit. - Die übri-
■» »leim im Anhang zu diaaer Arbnil.
') Vergl. im Anhang N- 10,
— 82 —
Begreiflich, daß das reiche und wohlgebildete Bürger-
meisterstöchterlein sehr bald einen Verehrer fand. Freilich
hätte man dies bei ihrer Jagend damals noch kaum erwar-
ten sollen. Doch Falk war mit der Werbung einverstanden.
Der Freier war nämlich kein Geringerer als der aus vor-
nehmer und hochangesehener Patrizierfamilie stammende
Petermann von Praroman. Er war ein Sohn des Sebold von
Praroman und wohnte an der Reichengasse ^). Im Jahre
1513 war er in den Rat der Zweihundert eingetreten und
in darauffolgenden in den der Sechzig. Im Jahre 1517
wurde er Mitglied des kleinen Rates und Bürgermeister für
eine Amtsdauer von drei Jahren. Dem kleinen Rate ge-
hörte er (mit Ausnahme der Jahre 1526 und 1527) an bis
zu seinem Tode 1552. In drei je dreijährigen Perioden be-
kleidete er das Schultheißenamt 1531—34, 1537—40 and
1543—46 ^). Noch im Jahre 1514, als Falk aus seiner mai-
ländischen Gesandtschaft zurückgekehrt war, wurde die
Hochzeit gefeiert^). Ursula mochte das 16. Altersjahr noch
nicht überschritten haben.
b. Die Errichtung des Kollegiatstiftes St. Nikolaus in Freibarg.
Vor allem galt es jetzt, ein wichtiges Geschäft zum
Abschluß zu bringen, eine Angelegenheit, die Falk schon
Monate und Jahre lang in Atem gehalten hatte, die Errich-
tung des Chorherrenstiftes in St. Nikolaus.
Schon im Dezember 1513 hatte Kardinal Schinner Falk
') Lt. dem gr. Bb.
*) Lt. B. B. - Vergl. Beilage N« 11.
') Gratulationsschreiben zu dieser Vermählung von den beiden
Klosterfrauen : Schwester Benedikta Fontaine und Schwester George
de Liüront vom 27. Dez. 1.j14 an ihren Vetter Peter Falk. Es sei
ihr großes Verlangen gewesen, schreiben sie, daß es Gott dem Herrn
gefallen hätte, ihr (Ursula) die Gnade zu verleihen, daß sie eine gute
Klosterfrau in ihrem Kloster werden möchte. «Aber auch jetzt beten
wir für sie, und wir empfehlen uns ihr sehr und ihrem vornehmen
Gemahl etc. ». Aus den M. d. W. v. F. 244.
83
seino Verwaaderung darüber ausgesprochen, daß man jahre-
lang an der Errichtung des Stiftes habe arbeilen können
uiid jetit, da die Erlaubnis dazu der Obrigkeit vorliege, die
Or^aoisation desselben nicht sofort an die Hand nehme.
Er gab Falk in Anbetracht des in Italien allgemein herum-
laufenden (Jerücihles, dali Leo X. niclit länger als ein Jahr
regieren würde, den Hat, daß man sofort einen Propst und
seclis Domherren erwähle, damit, wenn der Papst sterbe,
liiflgrulien Kosten. Mölien und Arbeiten nicht verloren gingen.
Talk «ntscliuldigte zwar damals seine Herren, indem er die
(iründe für die Verzögerung dem Kardinal mitteilte, er-
mahnte aber zugleich den Rat in Kreiburg, der AulTorde-
mn^ Schinoers unverzüglich nachzukommen'). Allein man
tat nichts.
Als dann Scliinner mit dem päpstlichen Großzeremonien-
ineisler in der Schweiz und besonders zu Bern und auch
in Freihurg sich befand -), da hielt Falk den Zeitpunkt für
hnchsl geeignet, seine Herren in Freihurg zu ermahnen, daß
*s gerade jetzt am besten sich schicken dürfte, an die Er-
i'ii'htung des Kollegialstiftes zu denken, indem er glaubte,
Äcliinner und sein Begleiter würden persönlich erscheinen
und die Zeremonien und Feierlichkeiten vornehmen und leiten.
Falk hätte das für eine große Ehre gehalten, besonders da
^f liollle, daß der Kardinal in der Eigenschaft eines päpst-
lichen Legaten bei der Errichtung sich beteiligen würde,
'ndem er davon überzeugt war, daß auch der päpstliche
Zeremonienmeister seinen Herren ganzzu Diensten sein würde.
Darum schrieb er am 8. Juli 1514: « Denkt darüber nach
und 9l«llt es der Ehre Gottes anheim. Wie ich euch kürz-
lich im Abschied geschrieben habe, handelt es sich nur noch
um Wenige Kosten. Die Hauptsache ist getan. Es würde
"'«in Lebtag mich grämen, wenn ich auf euern Befehl so
'iel Mühe und Arbeit, ja tötliche Sorge gehabt habe, ein
Still m errichten, und jetzt das alles umsonst gewesen sein
') C. G. VIII. 107.
*) C, G. VIII. 15Ö. :
. M,-kiland v. 113. Um. I.'i13.
, Mailand vom 8. Juli 1.J14,
— 84 -
. :;? Vtfi Gott, wie sind jetzt die Herren des Kapitels
^-^-.i ULii :?o ungeschickt ') und besonders wegen des
•■..f>4ienä4e^! Darum so denkt und strebt darnach, in
sj.IilIv:»-»! Zeiten andere tapfere, andächtige und geschickte
^4k(.• >ii «iiese Stellen zu setzen. Jetzt steht es aber in
Mtlfi jud euerer Nachkommen Hand, diese Herrn zu
«aiiioii -^ Niemand wird dann an deren Ungeschicklichkeit
-^•iuiii ^in als diejenigen, welche die Gewalt haben werden,
-iL :ü erwählen und einzusetzen. Darum verzagt nicht. Faßt
:tt" Sache im Namen Gottes tapfer an, so wird das Glück
jiTtuii mit euch sein ").
Die Herren in Freiburg waren nun auch wirklich sofort
Mi\ui ire^angen, seiner Aufforderung Folge zu leisten. Als
^a' -^K'h aber anschickten, seinen Wunsch zu erfüllen, da
I iuhrvn sie von den beiden geistlichen Würdenträgern, daß
iio Krriohtungsbullen des Papstes durch das Konsistorium
widerrufen worden sei, und daß es darum einer neuen Be-
xuUi^ung bedürfe. Schinner hatte versprochen, für die Er-
aii^^ung derselben in Rom tätig zu sein, und man gab sich
.Wi' Hoffnung hin, daß sein Vorgehen mit Erfolg begleitet
M'in werde. Betreffs der Bezahlung der Annaten *) wollte
Luui mit ihm verhandeln, um möglichst günstige Zahlungs-
ivvltujijungen zu erlangen, was man nach der Schilderung
K:*iks über die Freigebigkeit des Papstes und der Freund-
xxlufl Si'hinners mit ihm zu hoffen berechtigt war*).
IVvh >\ar am 4. September noch nichts geschehen •). Die
M y\. h. sie kehren sich nicht an die Wünsche des Rates und
i,iV« "^i^'h auch nicht um sie zu bekümmern, weil ihnen der W
^.iw lu Ivfehlen hat, sondern nur der Bischof.
*> vi h. sobald ihr das Stift aufrichtet, so habt ihr eigenes
\\ % »Uxvht.
M (\ (1. Vlll. 150 a. a. (.).
*^ K»lk hatte in einem längern Schreiben an Freiburg vom 5.
V «.x* X'Mi aus Mailand die verschiedenen Gesichtspunkte in beireff
t^v.uO»lung der Annaten seinen Herren u. Obern vorgelegt. C G-
^ .; l^V Autogr.
■^ M. H. N" 8. Fol. 20 und 21. (17. Aug.)
•» i\\r hessern Oiicnticrung in der Angclcgoiiheit, die den Herren
Heppen !d Freiburg balen daher den Kardinal Schinner zu
wiederhoUen Malen um seine Verwendung beim Papste').
Endlich, als Falk aus seiner maiJändischen Gesandt-
scüatl zurückgekehrt war, geschah doch ein Schritt in dieser
Angelegenheit vorwärts. Die Bulle hatte man schon längst
erlangt. Darum beschloß der Rat in seiner Sitzung vom
\i. März 1S15. die Errichtung vorzunehmen, Zum Pi'opst
»ui'de schon jelKt, mit Vorbehalt der Annahme der Wahl,
Burkhard Tavernier ernannt*). Doeh war allem Anschein
nach noch nicht alles, was zu einem Chorherrenslift gehörte,
viillkonitnen geregelt. Wir scIilielSen das aus der Ahwesen-
htil Falks von Freibui'g vom i^- März bis zum 2. April.
in M'elclier Zwischenzeit nichts Weiteres vorgenommen wurde"),
.Am II. April schritt dann der kleine Rat zur Wahl
iler Mitglieder des Chorherrnstiftes. Die frühere Wahl Burk-
liai'fi Taverniers zum Propst wurde, nachdem dieser seine
Zusage zur .\nnahme gegeben, wiederholt; Wilhelm von
Praivman ernannte man zum Dekan und Hans Wannenmacber
(Vannius) zum Kantor *).
'" Pftiborg wohl nicht ganz klar war, ließ man Hioh in der Rats-
«ilfling vom :J1, Aug. das Konkordat der Stadt Bern Über die Errich-
'äng d« Sl. Vinienistifles vorlegen. R. M. ;K. ItSi-, Mangel an
'i'lrheil Dnd Einsicht acheiut diu Ursaclia der Verzögerung der Kr-
'H-'bUiag gewüseu zu «ein. Solange daher Falk abwesend war, hatte
~" keine Eile.
') M. B. N- 8. Fol. 2ä 1-,
') R. M- ;ja. 83 K
'1 Wo sich Falk in dieser Zeit aullilelt, bei Schinner, dem
-..-... Legaten, bei Tavernier oder den iibrigen für die Wahl zu
^horiiefreo in AuHHJcht genommenen Geistlichen, um sie Für die Ad-
"»IiiUb einer Walil anzufragen, wissen wir nicht. An der Tagsatzung
•^^oil er sich nicht. .\n andern Unternehmungen war Falk auoh
tietvotragend beteiligt, so am Orgelbau (R, M. 32. 76 b) „„j a^, ßau
"•«« RalhaiMes. R. M. .IS. 90^ (ä. April).
'1 Weiter wurden ernannt: Wilh, Pavillard, Magister Mat-
^hänt Kolleubatz (Relibati), Hans (Jakob) Goltschi, Magister Wilh.
*■ GarniiBwil. l*eter Salo, Niki. Velg, Wilh, Rono. Wilh. Pileli,
^'W, V, Waltenwil, Dr. Konstanz Keller und Bened. von Pontherose.
bM- aa. ill, — F. St.-A. Geiall. Sachen N" 03. - Berchtold a. a.
1
86 —
Damit hatte ein Werk seinen Abschluß gefunden, an
dem Falk seit Jahr und Ta« mit aller Eaei-ß'\n seinei- eiser-
nen Willenskrafl gearbeitet, alles Ungemach einer langen
Entfernung von der Heimat erduldet, ja sich selbst der Todes-
gefahr ausgesetzt hatte. Was Wunders, wenn er jetzt mit
seinem Vorhaben, das er längst als lieben Plan gehegt,
ernst machte, um damit seinem Werke die Krone aufzu-
setzen, nämlich eine Wallfahrt nach Jerusalem zu unter-
nehmen.
[n der nämlichen Sitzung, in welcher die Wahlen der
Mitglieder des Chorherrenstiftes vorgenommen wurden, er-
klärte Falk nach Schluß dieses letzten wichtigen Aktes der
Stiftserrichtung dem versammelten Rat, dass er beschlossen
habe, nach Jerusalem zu pilgern. Der Eindruck, den diese
Erklärung hervorrief, muß ein erhebender gewesen sein, da
derjenige auf sok-he Weise dem Himmel für die glückliche
Vollendung seines Werkes danken wollte, dem man selber
so sehr zum Danke verpflichtet war. Der ganze Rat wünschte
ihm Glfick und Heil zu dieser weiten und gefährlichen Fahrt.
Als Anerkennung für seine Verdienste gab ihm der Rat
die Erlaubnis, in der St. Nikolauskirche für sich und seine
Nachkommen und Erben eine Kapelle zu erbauen und einen
Altar zu errichten '). Auch die Mitglieder des Kollegiat-
stittes wollten sich ihrem Wohltäter gegenüber dankbar er-
weisen, indem sie Falk zu ihrem Ratgeber, in der Eigen-
schaft eines Stiftsvogtes, erkoren, womit auch der Rat ein-
verstanden war ^).
O. 11. S. 130. Aamerk. - Apollinaire Dellion a. a. 0. VI, 317 ff.
Nachdem Pfarrer Biigniet gestorben war, wurde am 11. Okt. 151B
GoltBulii vom Hat zum Ptairer in St. Nikolaus gewählt und am Vi.
Okt. ilurcb die Bürger bentütigt. Ebenda S. -%M und R. M. äl. 30.
') Min herren haben minem horren alten burgermeister Peter
Falken glüok und heil gewünscht zuo sior heiigen fart gon Jerusalem
Dud vergönnen im ein Capell in Sanol Niklausen kilchen oebon
Sanct Jakoben aitar zue brechen mögen und die »inem willen uach
Eue buwen und das er und sin erbao oder ander die gabung derselben
haben mögen. — R. M. 39. 91''.
•) R M. 32. däi' (13. Apr.) u. <M (17. Apr.).
Kap, 10.
Falks erste Wallfalirt nach Jerusalem '),
[April 15ir>-Jan, 1516).
' Am äO. April war der Zeitpunkt dei' Abreise nach dem
e für Falk uod seine Freunde gekommen, Er ver-
ließ, begleitet von Hans Soitenmacher, seine Vaterstadt ; in
Ronioiil schloß sich Bernhard MQsy der Falirt an. Über
liaulecpfll, Vevey und Aigle gelangten die Reisenden nach
Öilon, wo Jakob von Roverea, Herr von Ci'^l '), auf sie
wapieie, um die Reise mitzumachen, am 26. April ober
Martigny nach Sitten, wo der Bruder Schinners') aus be-
sondefer Hochachtung für Falk sie sehr freundlich empfing
und bewirtete. Von Leuk über Brig und den mit Schnee
Mecklyn Simplon erreichten die Pilger Pallanza und Mai-
land, Iliei' machten sie sieben Tage Rasl. Sie warteten
nämlich auf Kalk, der in die Gegend von Novara abgegangen
«Hr. um den Kardinal zu besuchen. Am 9. Mai verließ
di« Reisegesellschaft Mailand. In Lodi traf sie den Neffen
des Kardinals von Sitten, den Johanniter Peter Schinner,
d^r nach Rhodos verreiste *). Auch fanden sie dort den
Jotianniier Petermann von Englisberg *) von Freiburg, der
'} Vcrgl. daZD die einlälüliche Beschreibung dieBer Fahrt nach
Jei ÄufMicImungeu eiues Teiliielime« (Muay) in Ärchives, Bd. V,
iliwli Max voD Diesbaoh.
') Ober ihn und aeiae Familie: Ad. Fluri im Berner Taschen-
l«rli, Jshrg. 19Ü1, S. 107, ebenda sein Bild Tafel XII'> durch Niki.
Mtouel. -'chr. Monlenaeh. Fol. 101.
') Wahrscheinlich Kaspar Seh inner, vergl.Gresohichtabl. 9. Jahrg.
S. 119, Anm
'I Vergl. Geschichtsbl. 9. Jahrg. S. 119, Anm.
') Vergl. oben, und Fiibourg artistique 1894, Tafel XVII,
""1 Max V. Diesbaeli, von ihm aucli in Aruhivea, V. S. Öl.
Petorui. V. Euglisberg war Komtbur der Johanniterhäuser in Frei-
^tfc Ba'sel, München buch see bei Bern. Thunstelten. Rheinfelden.
und Eteiden. Er starb am •^. Febr. !:>!.'> und wurde in
ebenfalls nach Rhodos gehen wollte und Humbert von Pra<
finniin aus Freibiirg '). sowie eineo Kiiplan von Rheinfel4
den. namens Bertliolf Hüdi, derun Heiseziel Jerusalem war.
Von Lodi aus erreichle man Venedig zu Schilf am lö. Mal.
Hier gab es Zeil genug, noch ein letztes Lebewohl an
die Angehörigen in die Heimat abzusenden. Auch Falk
machte sich die Gelegenheit zu nutzen. Obwohl er Ursula,
seine Tochter, als verheiratete Frau zurückgelassen halte,
wollte er es doch an Ermahnungen und Ratschlägen nicht
fehlen lassen, zumal sie derselben bei ihrem jugendlichen Alter
noch wolil bedurfte. Darum schrieb er ihr : ii Lebe friedlich
mit deiner Mutter, sei deinem Manne gehorsam, halte dich
an gute Gesellschaft und sei eines ehrbaren, züchtigen
Wandels. Schweife nicht zu weit herum, sondern halle ,
dich zu Hause. Bitte für die armen Seelen. Erhalle dÜJ
die Gewogenheit deines Schwiegervaters und deiner Schwie«
germulter u. Der gleiche Brief zeigt auch die ernste, tiefe '
Frömmigkeit Falks, wenn er schreibt : ii Du weilit,
allerliebstes Kind, dali ich dich immer gelehrt habe durch
Wort und Schrift, daf^ du immer und vor allen Dingen Gott
den Allmächtigen ehren und nach deinem Können ihm die-
nen sollst. .Daran ermahne ich dich noch heutzutage in
väterlicher Treue. Lau dir die Welt nicht zu lieb sein, die
aller Untreuen voll ist. Du hast durch die Gnade Gottes
lesen gelernt. Darum laß dir in frommen .\ndachlsbüchern
deinem Herzen Trost erholen, Du wirst fürwahr Gott dem
Herrn schwerere Rochenschaft ablegen müssen, als andere,
die nicht lesen können, und wenn sie es noch könnten, doch
Tag und Nacht arbeiten müssen, um für sich und die Ihrigen
Freiburg begr&ben, wo er 44 Jahre laug als Komltiur gelobt haltu.
Mülinen iii Sammlang Bern. Biogr. I. 5äl). Chr. MonleDauh a. a.
O. Fol. 321.
') Er ist ein Sohn des Rudolf von Praroman. Sebold (der
Vater von Falks Schwiegersohn) und dieser Rudolf waren, wie es
scheint, nicht Bnlder, sondern Geschwislcrhindei'. F. St.-A,, da»
gr. Bh. — Humbert war Mitglied de» kl. Rates in Freiburg" von lölli
ab, von 1598-30 Schultheiß und starb 1548. B. B.
- m —
ihr täglii;hes Brnt zu erwerben, was du nicht zu tun brauchst.
Du hasl von Gült fön! Talente umpfüngen; siehe zu. daß du
ihm andere fünf dazu gewinnest n. Auch ermahnlü er sie,
iQr ihn täglich ein kleines Gebet zu verrichten, bis er
wieder zuräi-kkehre : « Sprich aber die Gebete so, dali du
diu Worte wohl verstehest, denn ein Mensch, der nur mit
dem Munde betet, dessen Gehet nicht aus dem Grunde seines
Herzens hervorgeht, das Gebet eines solchen ist werllos ii').
Nachdem er dann auch ein ehrenvolles Begleilschrei-
hen von Leonardo Loredaiio, dem Dogen von Venedig, er-
haKen hatte*), bestieg Falk am t. Juli, d. h. nach anderl-
lialhmonaljichem Aufenthalt in Venedig, mit den übrigen
Pilgern eine Galeere. — Die Rhodeserritler waren schon
«inifTL' Tage früher auf einem SegelschitI abgefahren. Es
war ein buntes Völkergeniiseh. das sich da zusammenfand:
Uule aus aller Herren Länder, tm Ganzen 88 Pilger, die
frauuB, Nonnen und Mitglieder religiöser Bruderschaften
und Orden nicht mitgerechnet. .\iii i. .luli wurden die
•\nlier gelichtet, und am 29. erreichte man Rhodos, wo
den Pilgern ein ehrenvoller Empfang bereitet wurde. An
der Küste von Cypern vorübersegelnd, landete das Schiff
'm 15. August vor Jaffa. Nach fünhägigem Warten auf
^11 Schiffe, während welcher Zeil mil den Stämmen und
Slädten des Landes die Verträge wegen des Durchzuges
%BHchlossen wurden, konnten die PÜger endlich ans Land
*l*igen. In einer Grotle am Meere wurden sie indes noch
™ ^ur .Abreise nach Jerusalem, die des andern Tages au-
Kfili'ülen wurde, zusammengesperrt. Von den Eingeborenen
"urden sie übel hehandelL, viele blutig geschlagen.
Der Bericht, von Bernard Müsy selber verfallt, geht
"■cht weiter und lälit uns daher über das fernere Schicksal
'■"'■Pilger im Unklaren.
') Vergl. im Anhang N° 12,
') P. Sl.-A. Sammlung Praroman, Faszikel des Jahres) 1515.
^% lal PergameDt. VergBeotlicIit von M. v. Dieabaoh in Arshive«
90
Hnmbert von Praroman wurde in Jerusalem von Nllco-
laus von Lusignan. dem Wächter des hl. Grabes, zum
KiUüi- geschlagen '). Verschiedentlich hat man auch be-
hauptet, daß Falk mit der Kitterwürde vom hl. Grabe be-
kleidet wurde. Es beruht das oDenbar ml einem Irrtum.
Falk hat die Riltei'wüi-do nicht erhalten, denn Müsy, der
bei jedem Namen der Pilger, die den Ritterschlag erhielten,
beifügte: « Crealus eques sancti sepnicri >i, würde dies hei
seinem Freund und Genossen zu tun nicht vergessen haben.
Falk nannte sich in dieser Zeit überliaupt nie Ritter. Als
z. R. nach dieser Reise Zwingli in einem Schreiben »n
Falk diesen « eques aurealus » betitelt hatte , welclier
Titel nur vom Papste verliehen wurde, so bat ihn Falk, in
Zukunft ihn nicht mit diesem Titel beehren zu wollen, weil
er kein u eques aureatus n sei. Die Möglichkeit, in Be-
zug auf Falks Rilterwürde sich zu irren'), ist insofern gü-
geben, da die Zeit zwischen der Rückkehr Falks bis tu
seiner Reise nach Paris, wo er dann von Franz I. zum Ritter
geschlagen wurde, nur ein .lahr beträgt und Falk sich in
die.sflr Zelt vom politischen Leben möglichst ferne hielt, so
dalä sein Name weniger genannt wurde.
Über Venedig kehrten die Pilger nach Hause zurück.
Peter Falk, der sich den Fremden gegenüber sehr gefällig
und aufmerksam erwies, hatte aus Palästina einen lang-
geschwänzten Allen mit sich genommen, dessen Possen die
Reisenden auf dem Schiffe höchlich ergölzlen *).
Im Januar 151(5 trafen die Wallfahrer in ihrer Heimat
wieder ein *). Falk brachte von seiner Reise auch ein kleines
') Die Urkunde, vom 38. Aug. 1515 datierend, ist veröll<
in rEmulation, Preiburg 1841. N* 23. S. 4 und von Berchtold
O. !1. S. .389.
*) Falk an Zwingli, Freiburg 1.516, August Hl., iD der
sehen Sammlung auf der Zureiter Sladtbibliolljek (Kopie).
*) Jehn Watsoa an Erasmus au^ Venedig in Ep.
23 and bei Braver. Lettern and paper» of tlie reign of Heury VIII.
II. 1. N- 2728.
') Am ®. Januar finden wir Falk wiederum in
R. M. 33. 45.
rsKlffH^^
- 9t —
Heiligtam ats Andenken mit, das aus Partikeln von den ver-
schiedensten, biblisch bekannten Orten des neuen Testaments
zusammengesetzt gewesen sein soll '). Was es aber war,
wissen wir nicht. Wie ihm der Rat erlaubt hatte, errich-
tele dann Falk in der St. Nikolauskirche eine Familienka-
pelle mit einem geschnitzten Altarbilde, das Christus am
Ölberg darstellte ').
Kap. 11.
Der Friedensschlufi mit Frankreich '*).
Falks Gesandtschaft nach Paris.
(Jan.— März 1517).
Während der Abwesenheit Falks waren große und
wichtige Veränderungen in der Eidgenossenschaft und in
Italien vor sich gegangen. In ganz andern politischen Ver-
hältnissen als bei der Wegreise fand er bei seiner Ruckkehr
die Heimat wieder.
Ludwig XII. war am t. Januar 1515 gestorben. Sein
Nachfolger, der jugendliche und ehrgeizige Franz von An-
goulÄme, ließ sich sogleich bei seiner Thronbesteigung den
Titel eines Herzogs von Mailand beilegen und auch bei
seiner Krönung in Reims als solchen ausrufen. Man konnte
dadurch seine Pläne offen durchschauen.
Die Ausweisung des franzosischen Gesandten aus der
Schweiz (23. Mai 1515) gab dem Konig einen Vorwand zu
') M. d. W. V. P. S. 251-53.
') Die Kapelle ist die heutige Herz-Jesu Kapelle, die vorderste
Seitenkapelle neben dem rechten Seitenschiff; das geschnitzte Altar-
'^^M ist durch ein Gremälde ersetzt. Noch heute sieht man auf dem
^blnßstein der Kreuzungs punkte der Diagonal rippen des Gewölbes
^as Wappen Falks mit dem Kreuz des hl. Grabes und dem Datum
^^^ö. Auf der Altarwand ist auch das Wappen der Familie von
^^roman, an welche die Kapelle durch Erbschaft überging, ange-
^^ht. Vergl. dazu Archives a. a. O. S. 217, von Diesbach.
*) Vergi. dazu Gisi a. a. O. S 147. ff.
Rüstungen. Die Schweizer sandten darum anfangs Mai 4000
Mann zur Veileidigung des Herzogtums nach Mailand. Es
gusuhali das gerade in der Zeil, als Kalk süine Jei'usalem-
fahrt antrat. Bei seinem ttesuche, den er dem Kardinal
Schinner abslattele, erfuhr er woli! als sieher, was er schon
lange als unvermeidliches Sehicksat vorausgeahnt hatte.
Denn einem gewiegten Staatsmann und Diplomaten mocIiLen
die Zustände in Mailand längst als unhaltbar erschienen
sein. Die beständigen Sold- und Pensionstorderungen der
Soldaten und der Kidgenossen, die Bezahlung der Kriegs-
kosten an dieselben, die verschwenderische Hofhallung des
Herzogs, der dadurch seine Untertanen mit iinaufhörtichen
Kontributionen belastete, seine Unkenntnis in den Geschäften
und die beständigen Wühlarbeiten der mailändisclien Ver-
bannten, das alle.s war geeignet, <]ie Untertanen zu ent-
täuschen, zu erbittern und die Festigkeit des Staates, die
auf der Treue der Untertanen, vor allem aber auf der Hülfe
der Schweiz beruhte, zu untergraben. Und wie war es mit
der Hülfe der Schweiz bestellt? Die stetigen Klagen der
SchlüÜbesatzung, die Wirren und Streitigkeiten, die dort
herrschten, hatten auch die treuesten Anhänger der italie-
nischen Politik mißmutig und verstimmt gemacht. Ihre
Gegner, die Franzosenfreunde hingegen, wagten sich schon
so weit vor, daß man sich ernstlich die Frage stellte, ob
man nicht besser täte, sich der italienischen Politik zu be-
geben und Mailand seinem Schicksal zu überlassen '). Falk
und Flecklin aber, die schon Monate lang diesem Jammer
zugeschaut, reichten damals ihre Demission ein. Mailand
war verloren, wenn unter diesen Verhältnissen Franz I.
einen Einfall in sein Gebiet unternahm. Mochten nicht viel-
leicht auch solche und ähnliche Erwägungen nebenbei auf
Falk eingewirkt haben, sich von der Heimat fortzubegeben,
um bei der fast unvermeidlichen Katastrophe erbitterten
oder gar blutigen Parteikämpfen in der Heimat aus dem
Wege zu gehen. Sei dem wie ihm wolle, aber auffällig
') Vorgi. ebeod. S. Inl.
— 93 -
maßte die Abreise in diesem Augenblicke, wo sich augen-
scheinlich withtifj;e Ei-etgiiisse vocbL'reiteten, doch erschei-
nnn. wenn nicht die Eirieiitung des Kbllegiatstiftes schon
;in und für sich Falk Grund ffenug gegeben hätte, ziiiii
Danke dafür eine Wallfahrt nach dem hl. Lande anzutreten.
Abel' in den ersten Tagen des August (1515) war es
i I. geglückt, über fast ungangbare Pässe in die Po-
be einzudringen. Unter dem beständigen Kückzug dar
enliweiten Eidgenossen begann er, mit diesen Friedensver-
handlungen anzuknüpfen. Am 8. September wurde zu Gal-
Icpate Friedu geschlossen. Die westschweizerischen Städte
RefD. Freiburg und Sololhurn zogen heimwärts, zwischen
den übrigen Orten aber, die den Frieden nicht angenommen
liiiUen, und den Franzosen kam es am 14. September zu
der für die Schweizer verhängnisvollen Schlacht bei Marig-
Am 8. Oktober schloli Maximilian Sforza trotz dar
Abmachung der päpstliclien und spanischen Gesandten und
der Weigerung der schweizerischen Besatzung mit Franz I.
eioen Vertrag, wonach er auf alle Ansprüche auf das Her-
lugtum verzichtete und die Schlösser in Mailand und Oe-
mcina dem König übergab. Auch der Papsl trat von der
l-iga zurück und am 13. Oktober zu Franz übei'.
Auf das Betreiben von Bern, Freibupg und Sololhurn
''am dann am 7. November der Entwurf zu einem Frieden
und Bund zu stände. Alle Orte waren mit dem Frieden
einverstanden, einige dagegen dem Bunde abgeneigt. Doch
wuriie an verschiedenen Tagsatzungen nichts erreicht, da
Iwsonders das gemeine Volk gegen Frankreich war und
'iufch Nachrichten von Bestechungen im letzten Krieg noch
giirHJ^t wurde. Erst im Januar wurde die Stimmung für
ein« Versöhnung mit Frankreich unter dem Eindrucke ver-
Bcliiedener Umstände wieder günstiger. Der Pnpst forderte
ifn 1. Januar die Eidgenossen zum Frieden mit Frankreich
*"(- Dies und weil der König ihren Anteil an der vertrag-
l'cli auszubezahlenden Summe zu begleichen beschloll, be-
Bimnile die Orte aulier Zürich, Uri, Schwyz, Basel und
— 94 —
SchafThausen, beim Genfer Pi-ieden zu verharren. Am M.
Januar wurde zu Bern an die annehmenden acht Orle die
erste Zahlung geleistet.
Das war die politische Lagu, als Falle die heimatliche
Erde wieder betrat. Auch in P'reiburg hatte steh alles ge-
ändert. Als das Haupt einer starken päpstlichen Partei
hatte er seine Vaterstadt verlassen. Jetzt standen seine
Verwandten und Freunde, ja das ganze Volk im Dienste
neuer, den einstigen ganz entgegengeselztei' Ideen. Falk
vermochte sich anfänglich offenbar in der neuen Politik
noch nicht zurechtzufinden. Aber eine päpsllich-mailändisehe
Politik war nicht mehr möglich, weil der Herzog von Mai-
land sein Herzogtum und sich selber aufgegeben, der Papst
dagegen mit Franz 1. sich verbündet hatte.
Falk fand sich festen Verhältnissen gegenüber, an
denen sich nichts ändern ließ ; er muUte sich mit denselben
wohl oder übel abzufinden suchen. Seine Freunde erkannten
seine Lage ; sie überliefen ihn dahei' längere Zeit sich
selbst, damit der Umwandlungsprozeli in seinem Innern sich
allmählich vollziehen konnte. Nebenbei aber suchten sie
durch alle möglichen liücksichten, die sie ihm gegenüber
übten, ihn mit den neuen Ideen vertraut zu machen.
Der Mißerfolg des Feldzuges, den im März der Kaiser
unternahm, um Mailand zurQekzuerobei'n, und wobei ihn
150U0 Schweizer hauptsächlich aus den 5 Orten, auch aus
dem Thurgau und Graubünden und viele Nationalgesinnte
aus andern Kantonen in der Eigenschaft als Söldner unter-
stützten, war für die Schweiz selbst ein Glück. Diese Ereig-
nisse waren geeignet, allen verständigen Eidgenossen die
zwingende Notwendigkeit einer Innern Annäherung und ge-
meinsamen Lösung der französisch-italienischen Frage klar
vor Augen zu führen. Sie gingen daher den Anerbietungen
des Königs von England und des Kaisers mit höllicher Ent-
schuldigung aus dem Wege '). Sie fühlten das Bedürfnis
nach Ruhe und Einigung, wozu jetzt dadurch der erste
•) Ebenda. S. ^13. ■
. 11. S. 4G0-
- 95 -
Schritt geschehen war, dali alle Kantone winder gemein-
schadliclie Sitzungen liielten. Zwar sträubten sich die 5
LIrle immer noch gegen dl« Annahme dei' Genfer Verträge,
Als ahep die andern 8 Orte in versöhntichem Entgegen-
kommen das eigentliche Bündnis mit Frankreich (allen ließen
und nur den Frieden aufrecht erhalten wissen wollten, kam
es iirn 12. September in Zürich zu einem einstimmigen
Üeschluß eines allgemeinen Friedens, dessen Entwurf am
27. September von den französischen Bevollmächtigten an-
genommen wurde. Am 29. November fand dann das Frie-
(tenswerlc auf einem KongretS in Freiburg seinen formellen
Abschluß. F)s wurde als eine ewige Ric^htung bezeichnet,
unil diese h ewige Richtung » ist bis zur Revolution die
Grundlage aller Verträge zwischen Frankreich und der
Schweiz geblieben.
Peter Falk halte an den Friedensverliandlnngen immer
steigenden Anteil genommen. Nachdem man ilin längere
Zuit in Hube gelassen hatte, fing der Rat an, ihn anfäng-
lich tör kleinere, dann aber für immer wichtigere Dienste
in Anspruch zu nehmen, um ihn auf diese Weise allmählich
mit der neuen Politik vertraut zu machen, um ihn ganz
lör dieselbe zu gewinnen, wurde dem verdienten Staats-
ntanrj am 24. Juni 1516 sogar das oberste Amt im frei-
hurgischen Staatswesen, die Würde des Scliultheilien, über-
'fiigen'l- In der Folge sandle man ihn auch zu den Tag-
*atiungen, an welchen wegen des Friedens mit Frankreich
«nlerhandell wurde. Mit F.hrenämtern und Würden wußte
"isn den ehrgeizigen Mann für die neuen jdeen einzunehmen.
'} Den letzten potitlsclien FlüchtÜDgen aus dem Jalire l.'ill
Wurde durch diese Veränderung AmneHtie gewälirt. Min lierren
li'bco Uldri Bosset (der Jörgen Zurflüe durch das Sehindlm» über
°'^ SuDeii nachten getragen) sin handel Verzügen und im ir Stadt
nnJ Imd erlonpt R. M. 34. 13. — Am 13. Nov. l>ekam der Sohn
A«Uer Flahs, der papall. NoUr und Dekan zu Sitten Franz Auf
i"! Fluh, von Freiburg ein freiea Geleite. M. B, N" ö. Fol. ilb. —
^eii dem Wilh. Arsenl, dem Sohn des Franz Arsent, erlaubte man
Hund Und zu betreten (27. Nov.) R. M, 84. 37.
Als im Monat Augast Ren<>, der Bastard von Savoyeit. der
Oheim Franz I., itls fr-ünzösisuher Gesandter in der !$chweJ2
erschien, um Frankreich in den FriedensveHiandlungen zu
vertreten, da wurde Schullheili Peter Fall« beauftragl, an
der Spitze des Freiburger Rates ihm entgegen zu reiten und
ihn ehrenvoll zu om|)Fangen. Der Rat spendete bei dieser
Gelegenheit ein Falj Wein und erteilte Falk und seinem
Freunde Hans Techtennann ') den weitern Auftrag, RenÖ
nach Bern zu begleiten ; Hans Krummenstoll *) und Jakob
Helbling ") schlössen sich ihnen an. Alle wurden von dem
Gesandten reichlich beschenkt'). Gleichwohl oder vielleichl
gerade wegen seiner Teilnahme an der iieneu Politik und
der Annahme von Geschenken. ^ der Rat erklärte sich
zwar mit deren Annahme zufrieden — , wurde Falk auch
jetzt noch, wie schun früher, verleumdet und angefeindet*).
Die Fiiedenskonterenz in Frcihurg gab den franzijsi-
schen Abgesandten Gelegenheit, mit den Freiburger Staats-
männei'n ") bekannt zu werden, besonders mit SchultheilJ
') Hans T. Hnden wir für das J. 1496 im kl. Rato. IfiOO Iral
er in den Rat der ttO ein und l^ifß wieder in den kl. Rat über, in-
deiii er zugleich das Amt den Bürgermeisters (iir eine Amtsdauer
üliernaiini. Er starb imi. B. B,
') S, oben Anmerk.
') Jak. H. war von 1.J03 ab Mitgl. des Rates der 30 auf der
Burg, l:Mä auu der Liste gestrichen, wurde er 1513 wieder aufge-
nommen und trat 1Ö14 iii den kl. Rat ein. Von ]5ä0 ah war er
Seckel nieister und starb 153-3. B. B.
') R. M. 31. 14 (14. Aug.} uod 113 (30. Aug.).
>) R, M, a3. 48 (13. Febr.). - Am 1. Oktober: Als sich dann
min herr Schultheisa Peter Falk abermals erclagt etlicher erlogener
reden, so uf in gebiucht sind, ist im für ein antwuri worden, uiin
herren wüssen von im niitzit deno lieb« and guota und hallen io
für einen biderben Friburger, etc. R. M. 34. 'i7.
") Im kleinen Rate Balten 1.^16-1517: Peter Falk (Schnltheitt).
Hana Studer (Statthalter), Hana Techtermann, Uli Seiler, Antoni
Villing, Petermann Bagniet (Seokelm.), Bened. von Arx. Peter Ta-
vernier. Hana Fries, Fridli Maiti, Thoman Pur, Hans Sohmid.
Ludw. von Prnroraan (Bruder Petermanns lt. gr. ßürgerbuch), Niki.
Bonrgey (Burgei), Hcnali Gribolet, Dietr. von Englisberg (B
(Bi^M|^J
— 97
Falk. Als der Friede von Freihurg abgeschlossen wni-den
war und der Bastard von Savojen die eidgenössisilien Ab-
geordneten bal. daU man zwei Buten bezeictinen möchte,
um mit ihm die Friedensurkunde dem KÖni(; /.uv ßesieglung
lu überbringen, da wurden Feter Falk und Ammann Hans
Si^liwarzmurer von Zug für diese Missiun bestimmt').
Dali man gei-sde das Staatsoberhaupt jenes Ortüs da-
für bestimmte, wo der Friedenskongrei! gL'lagt hatte, ist
durchaus nichts Auffälliges. Dali aber gerade Falk, der
[rüliere Feind des französischen Namens, es sein mußte,
den man dazu auserwählte, geschah wühl nicht ganz ohne
Berechnung : mit derselben Berechnung — von andern Grün-
den abgesehen — hatte man wubl auch den Kongreli in Frei-
burg abgehalten, das sonst nicht oft die Ehre hatte, eidge-
uösaische Tagsatzungen innert seinen Mauern zu beherbergen.
OBenbar wollte man Peter Falk durch diese ehrenvolle Sen-
dnng ganz für Frankreich gewinnen '). Andererseits war
er aurh gerade dei' Mann, den man mit einer sulclien Mis-
sion an den glänzenden königlichen Hof von Frankreich am
«healen betrauen durfte. Seine Sprachkenntnis, seine di-
lilomatische Tüchtigkeit und Oeschmeidigkeit. seine Um-
Sangstormcn , die ganze Eleganz seines Wesens, Vorzüge,
Oie selioa bei seinen Sendungen nach Venedig und Mailand
MSsch laggebend gewesen waren, mußten bei seiner jetzigen
Wahl noch entscheidender ins Gewicht fallen.
Die Abreise Falks und Schwarzmurers nach Paris ver-
werte sich indes noch lange. Erst gegen Ende Januar 1517
'Bi'peislen die beiden von Freiburg nach Lyon zum Bastard
vqd Savoyen, um mit ihm gemeinschaftlich nach Paris wei-
'ßp M gehen ■). Auch hier gab es wieder einen längern
msloll, Jak. Hclbling, Hans AmmanD, Uli
Vögeli, Humberl von Praroruan (Ritler), Niki.
''■■wpengel. Jak. TechteroaanD. Lt. B. B
') Eidg. Absch. III. ä. N- 6ffi r.
') Vergl ExkiiM N' 2 im Anhang,
•) R. M. M. 47. - Eidg. Abacliiode. 111. 2. N* 695 b. - Der
^^Urd halte ala Gouverneur der Proveace, GenerallieoteaaDt und
Gfollwnechal seinen SiU in Lyon.
— 98 —
Aufenthalt. Erst am 6. Februar zogen sie weiter gegen
Paris. Der Bastard folgte ihnen auf dem Fuße nach. Er
hatte sie mit einem Geleitsschreiben vorausgeschickt, um
nicht etwa in kleinern Ortschaften, wo man zu übernachten
genötigt war, wegen Mangel an den notigen Herbergen —
denn er hatte ein großes Gefolge bei sich — bei der Winters-
kälte in eine üble Lage zu geraten ').
In Paris fanden die beiden Gesandten eine äußerst
freundliche Aufnahme, sie wurden wie Fürsten gehalten.
Der König machte wegen der Besieglung der Friedensur-
kunde gar keine Schwierigkeiten, sondern erledigte sie so-
gleich. Ein nachträglicher Beschluß der Tagsatzung hatte
ihren beiden Abgeordneten auch einige Artikel zur Behand-
lung in Auftrag gegeben, die nicht in die Friedensarlikel
aufgenommen worden waren und daher eigener Beratungen
bedurften. So handelte es sich unter anderm auch um die
Erhaltung von Freiplätzen für schweizerische Studenten an
der Universität in Paris. Wegen dieses Punktes verhandelte
der König selber mit ihnen. Für jedes Ort wollte er 100
Franken aussetzen, damit es einen Studenten in Paris-halten
könne. Nur machten die Boten noch zur Bedingung, daß
man mit ihren Studenten in Zukunft passend und geziemend
verkehren und sie namentlich vor nächtlichem ünfung sicher
stellen möge *).
Die Gesandten waren voll des Lobes über die ehren-
volle Aufnahme, die ihnen von der Mutter des Königs, dem
Dauphin, dem Bastard von Savoyen und Galeazzo Visconti
im Namen aller Eidgenossen erwiesen worden war. Sie
wurden reichlich beschenkt, und Falk wurde auf dieser Ge-
sandtschaft von Franz L zum Ritter geschlagen.
Nachdem sie dem französischen Hofe im Namen ihrer
Obrigkeiten Dank gesagt, verließen Falk und Schwarzmurer
*) Vei'gl. Anzeiger. N. F. IV. S. 366. Correspondance de
Messire Rend, bätard de Savoie, herausgeg. von Dagaet. — Vergl.
auch den Exkurs N" 3 im Anhang.
') Eidg. Absch. III. 2. N" 695 b und 705 n.
- 99 —
Paris, um Ende März wieder in der Heimat anzukommen ').
Am 31. März berichtete Falk vor dem Rate in Freiburg
über seine Gesandtschaft und nannte auch die Geschenke,
die er erhalten. Seine Herren und Obern zeigten sich herz-
lich erfreut über die ihm zu Teil gewordene, ehrenvolle
Beschenkung und beglückwünschten ihn zu der erlangten
Ritterschaft*). Am 21. April erstatteten Falk und Schwarz-
marer auch der Tagsatzung in Luzern Bericht über ihre
Sendung, nachdem sie schon anfangs April ihre Hückkehr
den eidgenössischen Abgeordneten angezeigt hatten ^).
Kap. 12.
Falks Tätigkeit in den Jahren 1517—19.
Nach der Schlacht bei Marignano und dem ewigen
Frieden mit Frankreich horten die Eidgenossen auf, selbst-
ständig in die Welthändel einzugreifen*).
Die drei Städte Bern, Freiburg und Sololhurn befaßten
sich wieder mit ihrer eigenen Politik. Zwistigkeilen und
Bündnisse wechselten mit einander ab.
') Am 30. März saß Falk wieder im Rate in P'reiburg. R.
M. 34. 62.
') Uf hütt hat min herr Schultheiß Pet^r Falk, ritter, wider-
^^ht, was er zu Paris an des Königs hof gefunden, besunders ge-
"irobt, was im der König geschenkt. Das ha}>en im min herren
^lohellenklichen vergönnt und nachgelassen. Wollt Gott, das es mer
^irel Und wünschen im siner angenommenen ritterschaft glück
^öd heil. R. M. 34. 63^. — Anshelm IV. -^aj und nach ihm Stetticr:
Zonales oder gründliche Beschreibung der fürnembsten Geschichten
^nd Thaten, etc. Bern 1627. S. r)<>ü, schätzten, nach einem ironisch
"Essigen Seitenhieb auf P'alk und Schwarzmurer wegen ihrer Gesin-
nungsinderung, den Wert der silbernen und goldenen Gefäße, die sie
*° I^aris erhielten, auf 10,000 Franken.
') Eidg. Absch. III. 2. N" 7a'')n u. N' 7a3a.
*) Gisi a. a. O. S. 228, ferner: Derselbe, Der Anteil der
*^% an der europ. Politik während der Jahre ir)17 bis ir)21, im
•^fchiv für Schweiz. Geschichte. Zürich 1871. Bd. 17. S. «VI tf.
I
— 100 —
Vorerst kamen Bern und Freiburg mit Savoyen und
dem Kardinal Fieschi in Streit wegen der Inkorporation
von Pfründen in ihre Stifte. Wie Falk zur Zeit, als er auf
der römischen Gesandtschaft tätig war, geffirchtet hatte,
war ihm der Gesandte des Herzogs von Savoyen in Rom mit
der Inkorporation der Priorate Grandson und Payerne zu-
vorgekommen oder halte dieselben hintertrieben ^). Es wäre
zwar Falk ein Leichtes gewesen, dieses Abkommen Savoyens
mit dem Papste wieder rückgängig zu machen, aber um
den Herzog nicht zu erzürnen, hatten die Herren in Frei-
burg und Bern lieber darauf verzichtet. Damit aber auch
die beiden Städte nicht leer ausgingen, gab ihnen der Papst
die Hälfte der Einkünfte der Abtei Filly ®). Als nun an-
fangs des Jahres 1517 der Abt des Klosters starb und die
beiden Städte sich anschickten, von ihrem päpstlichen Brave
Gebrauch zu machen, da erfuhren sie, daß der Kardinal
Fieschi von Papst Leo das Recht auf die Einkünfte dieser
Abtei erlangt und auch der Herr von Coudröe*) sich der
Abtei bemächtigt hatte. Sie schrieben daher am 13. Juni
an den Herzog und baten ihn, Ordnung zu schaffen. Der
Streithandel zog sich dann allmählich in die Länge und
durch das Jahr 1518 hindurch ^). Der Kardinal erlangte
sogar vom Papst, daß dieser ihm erlaubte, die beiden
Städte nach Rom zu zitieren. Bern und Freiburg aber er-
klärten ihrerseits dem Papst, wenn er ihnen nicht gemäß
des Bündnisses entgegenkomme, so fühlen sie sich auch
nicht verpflichtet, dasselbe zu halten. Nun legte sich Sa- -
voyen ins Mittel. Zwischen zwei Vermittlungsvorschlägen r:
entschieden sich die beiden Städte für den, daß jedes der
') Vergl. ol^en. — M. B. N" 7. Fol. 65.
') M. B. ebenda. — Filly liegt etwa 2 St. südwestl. von Th<
iion, rechts an der Straße nach Genf.
*; Ein Schloß bei Filly am Genfersee.
') M. B. N- 8. Fol. 44' (16. Juni 1517 u. 7. Juni 1518). FoTt.
'iJ, <Mj. <W, t>y. — R. M. No 35 S. 91 u. N' 36 S. 29 u. ^. — Ans-
i,eini IV. 240.
i
— lOi -
beiden Orte mit einer jährliche Rente von 100 Dukaten von
der Abtei sich begnügen wolle ^).
Falk leistete bei allen diesen Verhandlungen die Haupt-
arbeit, denn er mochte es als eine Ehrenpflicht betrachten,
das begonnene Unternehmen der Errichtung des Stiftes, das
Dun einmal sein Werk war, glucklich zu Ende zu fähren.
Er anternahm darum mehrere Reisen nach Genf, Filly und
Bern. Die von Freiburg ausgehenden Schreibereien, deren
es viele gab, besorgte er teils selber, teils redigierte er sie*).
Das Jahr 1517 brachte auch eine Erneuerung des Burg-
rechtes zwischen den drei Städten Bern. Freiburg und So-
lolhorn mit dem Herzog von Savoyen. Mit glänzendem Ge-
folge kam der Herzog selber über Freiburg nach Bern.
Falk, Humbert von F^raroman, Junker Dietrich von Englis-
bepg und Jakob Techterraann gaben ihm dorthin das Ge-
leite'). Während der Herzog über Murten nach Savoyen
zurückkehrte, waren die Freiburger, von ihm reichlich be-
schenkt, mit den Gesandten Berns und des Herzogs nach
Freiburg zurückgegangen, wo am 27. November vor Rat
«od Bürgern zwischen Savoyen einer- und Bern und Frei-
hupg andererseits das Burgrecht beschworen wurde*). Un-
mittelbar darauf wurde auch das Burgreclit zwischen Bern,
Fpeiburg und Solothurn erneuert *). und am 24. Dezember
schlössen dieselben ein Burgrechl mit Besangon *).
überall, auch in eidgenössischen Angelegenheiten,
finden wir Falk neben den Vertretern der übrigen Orte an
^ep Spitze der Aktion. Nie ist er in Ruhe. Kaum war er
') Ansbelm. ebenda. — Chr. Montenach, Fol. 105.
') In den Missiven sind alle Korrekturen und Zusätze von der
^öd Falks angebracht.
') R. M. 35 (14. Nov.), Fol. a^^ u. 37.
') Anshelm IV. 238. — R. M. 35. 39^
*) R. M. So. 41.
•) R. M. 36. 48. ff. — Chr. Montenach, Fol 106b. _ Der
^isep als Vertreter der Österreich. Hausmacht hatte, wie scheint,
denken gegen dieses Bündnis. M. B. N' 8. Fol. 65, 66^ u. 86^.
"^Anshelm IV. 271. - Eidg. Absch. III. 2. S. IKiU u. 11851.
- 102 -
wieder einige Tage in Freiburg, so wurde er von neuem
weggesandt bald in freiburgischen, bald in eidgenossischen
Geschäften ^).
Das Jahr i5I8 war übrigens für Falk ein Jahr der
Trauer. Zu Anfang des Jahres starben ihm seine Gattin
und sein Bruder Hans Falk. Doch nur das Todesdatum von
Hans ist etwas genauer bekannt. Am 18. März war der-
selbe mit seinem Sohn Wilhelm nach Freiburg gekommen ;
er hatte die Ankunft seinem Bruder, dem Schultheißen,
schriftlich angezeigt*). Nicht volle 14 Tage später, am 1.
April, liegt uns schon das Beileidsschreiben zum Tode Hans
Falks von selten des Dekans von Neuenburg, Hugo Pantzard,
an Peter Falk vor^). Über den Verlust klagte dieser in
einem Schreiben an Glarean. Glarean tröstete Falk mit dem
Hinweis auf das eigene Leid, das ihn durch den neulichen
Verlust seines Vaters und Bruders getroffen habe. « Wir
müssen die Sache Christus anheimstellen, da der, welcher
seinem Willen widerstrebt, im Bunde mit den Giganten
gegen den Himmel anstürmt» *).
Im Juli des Jahres 1518 begab sich Falk zur Erho-
lung in die Ferien, nämlich auf eine « Badenfahrt, » die
zwei Monate dauerte (28. Juli bis 28. September)**). Wenn
er aber geglaubt hatte, durch diesen Aufenthalt in Baden
vor den Staatsgeschäften für einige Zeit eine sichere Zu-
lluclitstätte gefunden zu haben, so hatte er sich getäuscht,
denn schon am 12. August kam ihm der Befehl zu, er
möge als Vertreter Freiburgs an die Tagsatzung nach Zü-
rich gehen. Auf seine schriftliche Relation von diesem
') Die Seckel meisterrech nungen zählen 08 Tage auf, für die
er mit 231 U, 12 Schilling und 9 Pfennigen entschädigt wurde. F.
St.-A. S. R. N" '23:^.
«) Vergl. N" i:^ im Anhang.
') Aus den M. d. W. v. P. 72.
*) Geschichtsbl. IX. S. 165.
*) Auch Joach. Vadian glaubte, daß die Bäder ihm und den
Seinigen sehr lohnend und heilsam sein dürften. Zürich 1518, Aug. 5.
Vadian an Falk. Aus dem Nachlaß der Familie von Praroman,
Faszikel des Jahres 1518 im F. St.-A.
— 103 —
Tage dankte man ihm sehr (7. Sept.). gab ihm aber gleich-
zeitig den Befehl — indem man sich höflichst entschuldigte,
daß man ihn nicht in Ruhe lasse — , er möge auf der
nächsten Tagung am 14. September in Zürich Freiburg wie-
derum vertreten '). So nahm seine Badenfahrt ein Ende.
Am 29. September war er wieder in Freiburg *).
Schon längst hatten die Herzoge von Savoyen darnach
gelrachlet, die alte Reichsstadt Genf sich untertänig zu
machen. Bei Bischofswahlen hatten sie stets Abkömmlinge
ihres Hauses auf den bischöflichen Stuhl von Genf zu brin-
gen gewußt. Jetzt aber ging der Herzog eigentlich darauf
aus, das Werk der Angliederung Genfs an sein Herzogtum
zu vollenden *).
Die Freiburger hatten schon früher mit Genf und ein-
zelnen Persönlichkeiten in der Stadt Beziehungen angeknüpft
und diese wegen des Vorteiles, der daraus dem Freiburger
Gewerbe und Handel erwuchs, ins Bürgerrecht aufgenom-
men <).
Als die Autforderung des Herzogs, ihm ihre Freiheiten
und Herrlichkeiten zu übergeben, an Genf gelangte, riefen
daher die Genfer Ende 1518 Freiburg zu Hülfe, und dieses
fühlte in sich die Kraft, als Beschützerin der genferischen
Freiheit aufzutreten. Anfangs des Jahres 1519 fanden wei-
tere Bürgeraufnahmen statt *).
Der Rat in Freiburg mit Falk an der Spitze der Be-
legung wandte sich durch diesen an Bern und die Eidge-
nossen, um sie zum Anschluß an die Freiheitsbestrebung
') M. B. N» 8. Fol. 59b.
') R. M. 36 (Ratssitzungen von den betreffenden Daten).
*) Vergl. Kampschulte: Joh. Calvin, Bd. 1. S. 21. ff.
*) Chr. Mont^nach, Fol. 107^'. — Vergl. Kampschulte a. a.
^•'ferner Berchtold: Fribourg et Gen^ve in den Archives a. a. O.
Bd. II.
*) R. M. 36. 51. (3. Januar), ebenda vom 4. u. 7. Januar 1519.
— 104 -
Genfs aufzurufen. Doch die BHtsleller wurden überall ab-
{^evviesen '). Die Eidgonosseri hallen Kwar die Pllicht. deo
P'reiburgern im Kriegsfälle zu Hülfe /u kürameu ; doch wiir
diese Pllicht der Hülfeleislung durch eine Zone beschräniit,
über welche jetzt die Operationen Freiburgs weit hinaus-
greifea zu wollen schienen '). Die eidgenössischen Slam
beriefen sieh daher auf den Buchstaben des Bundesvert
ges. ^
Der Herzog marschierte auf die Weigerung der GenTer,
sich zu unlerweifen, mit einem Heere in die Stadt ein. Da
die Freiburger von den Vorgängen in Genf genügend unler-
richlel gewesen, so war am 5. April ein Haufen freier
Knechte von 3—400 Mann gegen Genf aufgebrochen. Uli
Schnewiy und Venner Jakob Werl_v wurden ihnen zwar nacli-
geschickt, um sie mit Gewall zurückzuhalten : auch die
Bolen Berns mahnten, von weitern Schritten abzustehen,
umsonst. Da Freiburg die Not, in der Genf schwebte, er-
kannte, mahnte der Rat Bern zu getreuem Aufsehen und
rückte am 6. April mit dem Banner aus gegen Genf).
Auf die Nachricht vom Heiannahen der Freiburger
änderte der Herzog sofort seine drohende Haltung gegen
die Genfer*).
Die Mission Falks an die eidgenössischen Stände konnte
•) Ansheloi IV. .341 u, 3i2. - Chr. Montenaeh. Fol. 107''. —
R. U. 36. (17. u. 31. l'ebr.. 10- u. 27. Man). - M. B. N' 8. Fol.
7-i-T5. — Eidg. Absüh. 111. 3. N* 7691, 770 ni. 773 (S. 1144) Spruch
der Eidgenossen als Vermittler zwischen dem Herzog von Savoyen
und dem Bischof von Genf einer- und Freiburg und Gea( andeReite.
•) Eidg. Absch. III. 1. Anhang S. 699 ft. (23- Oez. 1481).
') M. B. N" a. Fol. 73-75 (4. 5. u. 6. Apr.), Fol. 77 (11. Apr.)
u. 78 (13. Apr.). - R. M. 36. {G. u. 11. Apr.). Änsbelm IV. S.
344/345. — Der piQUiicbe Abmarsch ist aus der Kriegsbereitschatt
deraelbea wegen des wurttembergiachen Krieges, die jetzt aul einmal
hiofallig geworden war, au erklÄren. Vergl. Giai im Arohiv für
schweizer. Geschichte Bd. 17, S. 103 ft. und Düring: Ulrich von
Würtleoiberg und die Eidgenossen bis 1531 im Geschieh Isireund. Bd.
41. S. 131. fl.
') Anshelm IV. S. 344.
— 105 —
jpUl der Ral in Freiburg als gescheitert betrachten. Zu-
dem wurden die Verhältnisso imniei' verwi(!koller. IJahei"
rief man Kalk, der bislier zu Bern unil Zfirii^h an den
Tagsatzungen für den Anschluli dei' Kidgenossen geiirbeitol
halle, nach Hause zurück '). Daß die Ost- und Urscliweizer
keine Handelsinteressen in der fernen Ithonestiidt zu ver-
fechleo hatten, ist begreiflich . andere, Bern vor allem ,
mochten befürchten, durch diese Verbindung in weitere
bpiagerische Händel mit Savoyen oder Frankreicti ver-
winkelt zu werden, während sie jetzt mit diesen beiden
Staaten eng befreundet und verbündet waren. Das Bedürf-
nis nach Ruhe und Frieden überwog den kriegerisclien
Geist der Nation, deren Häiiptep jetzt lieber die reichen
(raniösischen Pensionen in Muile verzehrten, als sicli in
Kämpfe einließen, die ihnen im besten Fall doch keinen
firflUen Gewinn bringen konnten.
Boten um Buten mahnte daher Freiburg von seinem
Vorgehen ab. gingen auch wohl weiter nach Morges '), wo
die Trappen auf Befehl Freiburgs Halt gemacht hatten^).
Die Stimmung dieser war sehr kriegerisch. Da sie aber
'fernahraen, daß der Generalrat in Genf, um den Slreit los
tu sein, gemät^ dem Abschied von Zürich auf Bündnis und
Burgrecht mit Freiburg verzichtet habe, da erklärten sie
sich bereit, über den Frieden zu beraten ').
Der Rat in Freiburg sprach sich sehr befriedigt Ober
oie Friedenspräliminarien aus und wai' sogar geneigt, weitere
Konzessionen zu machen '(. Falk mahnte die Truppen, die
Geldforderungen nicht zu hoch zu schrauben, damit nicht
"lep Friede daran scheitere, und zu bedenken, daß die Eid-
genossen, ihre lieben Mitbürger, die sich um die Friedens-
. M. 36. (8. April).
l') Anshelm IV. S. 34(J. - R. M. 36. (7. April).
I") M. B. N* 8. Fol. 76, — Anslielra IV. ;M5 u. 34ti.
V) Eidg. AWb. 111. N* 776 (S. 11.%). — Ansheloi IV. 34B.
'! Abgedr. b, Anshelm IV. M7 d. Eidg. Absch. III. 2. N' 777
'"' " - M. B. N" 8. Fol. 7». (ly. u. 13, April).
— 106 -
Vermittlung verdient gemacht hätten, nachher glauben und
sagen möchten, die Freiburger hätten nur ihren Eigennutz
gesucht und darum eine vernünftige Vermittlung abgeschla-
gen. Er erinnerte sie an die ablehnende Haltung der übri-
gen Orte im Falle eines Krieges, a Man habe den Zug
unternommen, um die Ehre Freiburgs betreff derer von Genf
zu wahren, und diesem sei hiemit Genüge geschehen » ').
Laut Bestimmung der ßundesurkunde von 1481 war näm-
lich Freiburg verpflichtet, bei einem Kriege mit einer andern
Macht den Frieden anzunehmen, wenn die Eidgenossen oder
die Mehrzahl derselben ihn als nützlich und ehrenvoll er-
klärten *).
Nachdem dann der Friedensvertrag, gegenüber welchem
man noch den Schiedsspruch der gemeinen Eidgenossen vorbe-
hielt, angenommen worden war, zogen die Freiburger mit ihrem
Banner nach Hause zurück, wo sie am 20. April anlangten*).
Damit schien die ganze Angelegenheit abgetan zu sein, da
man nicht annehmen konnte, daß der Vertrag von Morges,
der unter Mitwirkung der eidgenossischen Abgeordneten
von beiden Teilen angenommen worden war, nicht ratifiziert
würde. Daß man sich hierin argen Täuschungen hinge-
geben hatte, sollte die Zukunft lehren *).
Kap. 13.
Falk als Humanist und Förderer der Wissenschaft.
Peter Falk hatte, wie wir sahen, eine gute humani-
stische Bildung genossen, die freilich eher abgebrochen
wurde, als es dem lernbegierigen Jüngling lieb war, und
') M. B. N« 8. Fol. 87.
') Eidg. Absch. III. 1. Anhang. S. 699 ff.
') R. M. 36. (20. Apr.)
0 Vergl. darüber Anshelm IV. 351. ff. - Eidg. Absch. 111. 2.
N' 778 q, 780 ni, 782 (Bern 29. Juni 1519). — Chr. Montenach,
Fol. 108 ff.
— 107 —
mehr auf das praktische Leben im Dienste des Staates ge-
richtet, ihre Verwertung finden sollte. Seine Stellung als
Notar und Gerichtschreiber erlaubten ihm anfänglich nicht,
in besonderer Weise sich wissenschaftlich zu betätigen und
hervorzutreten. Indes fanden seine Kenntnisse doch bald
nach den Verhältnissen seiner Vaterstadt ihre Würdigung.
Frfihzeitig wurde ihm nämlich das Amt eines freiburgischen
Schulrektors übertragen. In dieser Stellung beginnen seine
ersten Beziehungen zu den Gelehrten '). Die Gesuche um
Lehrstellen an der Schule in Freiburg und das Aufsuchen
passender Lehrkräfte erst brachten Falk in Fühlung mit
humanistischen Kreisen *). Einen Freund hatte Falk an
dem für die schweizerische Geschichtschreibung wichtig
gewordenen Ludwig Sterner ^). Im Stillen und für sich
erweiterte er unterdessen seine humanistischen Kenntnisse;
als Schultheiß von Murten besaß er schon eine Bibliothek ^).
die sich nachträglich offenbar immer noch vergrößerte.
Zwar sind diese Jahre spärlich an Nachrichten über seine
horaanistische Tätigkeit. Nur die Abschrift einer Berner
Chronik durch Falk aus dem Jahre 1512 ist uns überliefert*).
Die Feldzüge nach Italien und seine vielen Beisen er-
weckten in Falk, wenn er nicht in der Lage war, am poe-
tischen Schaffen der Humanisten selbsttätigen Anteil zu
nehmen, die Liebe und Freude an einem andern Zweige
dieser neuen Bestrebungen, an einem Zweige, den er schon
*" Kolmar bei Sebastian Murr näher kennen zu lernen
oBenbar Gelegenheit gehabt hatte, die Liebe zur Geographie
"öd Erdkunde. Ein Bergsturz im Blegnolal gab ihm im Jahre
') Heinemann. S. 79 u. 80.
') Unter den M. d. W. v. P. finden sich zwei solcher Gesuche
^S- 255 u. 218).
*) Vergl. über ihn A. Büchi in : Quellen zur Schweizerge-
'^'Jichte, Bd. 20. Einleitung S. XL! ff., sowie in : Die Chroniken
^^^ Chronisten von Freiburg im Ueclitland im Jahrbuch f. Schwei-
^' Gesch. XXX. 2o2 ff. (u. separat, Freiburg lim).
*) Vergl Anhang N" 12.
') Anzeiger, Bd. II. Jahrg. 1861 S. 44 u. 18^)2 S. 1 und Biichi
^' *• 0. S. 204.
— 108
1513 Anlaß, Aber die Ursachen dieser Nalui-erscheinung seine
Forscliungen aniustellun. Mit klarem Blick besclir-eibt er
die Ursaclien dieses Vorganges, u Das liabe ich geschrieben,
damit das Volk nicht vei-zage aus dem Grunde, als ob dies
jelzt gerade eine besondere Strafe Golles sei, denn das hat
ganz natürlich geschehen können wegen des hohen Berges
und des engen Tales, n Er gibt auch Auskunft über die
Lagerung der Erd- und Steinmassen und Schichten, die den
Absturz der steilen Bergwand zur Fulge haben muUten ')•
Es ist begreiflich, daß man bei der Besetzung der
Chorherrenslelien im neu errichteten Kollegiatslifl St. Ni-
kolaus vor allem auf die Wünsche Kalks Bücksicht nahm.
Der Kantor Wannenmacher *), der Prediger Rollenbatz, Ma-
gister Garmiswil, Dr. Konstanz Keller') nnd Bened. von Pon-
tlierose, sowie später Volmar und Kother mö^en die .\u[-
nahme unter die Zahl den Chorherren besonders seiner Für-
sprache zu verdanken haben*). Sein Wunsch und Auttrag
war es auch gewesen, Franz Kolb, den Prediger bei St.
Vinzenz in Bern für das neu errichtete Stift in Freiburg zu
gewinnen. Doch die Berner lieüen ihn nicht fort '), Schon
1503 war in St. Nikolaus ein Gesangchor eingefüiirt und
eine Kantorstelle damit verbunden worden *). Diese Sänger-
sehule — denn Falk gab dem Gesangchor eine teilweise
Verknüpfung mit der Schule — wurde für die Gesanges-
pflege, insbesondere für den kirchlichen Gesang Freiburgs
von Bedeutung'}. Von Wichtigkeit, besonders für das frei-
') C. G. VIU, 56. F. a. F., Pavia vom 3. Nov. 1513.
<) Allg. d. Biogr, Bd. 41. S. 158 von Eitner. auch in der
Saramlong bornis«hEr Biographien III- S. 54 von Fluri.
') H. Türler: Der Berner Chorlierr ConsUni Keller, S. 2:19—
309 der « Festgabe der Allg. geachiehtf. Geaellschaft der Schweiz etc.,
Bern 1905.
■) Daguet im Educateur, Bd. 30, S. 362 H.
") Allg. deutsch. Biogr. Bd. 10, S. 456. v. Blösch. auch dorch
denselben in der Sammlung bcmischer Biographien I. S. 119. — An-
üfligef N. P. 111. ;394, B. u- 397. Ferner Eissenlöflel, Franz Kolb, Zell
i. W. (ohne Jahr). S. 397. Beilage I. (seine Berufung nach BevnJ.
*) Vergl. Büebi im Anwiger 1901- S. 453.
') Vergl. Heinemann, Schnlgesch. S. 79.
aiifiiK
sicli
AVBI
— 109 —
burgische Schulwesen und die Kantorei in St. Nikolaus
wurde die Freundschaft Falks mit GIdi'ean.
Als zu Anfang des Jahres 1515 Olurean den eidge-
nüssisL-hen Abgeordneten auf der Tagsatzung zw Zürich je
ein Exemplar seiner u Descriptio Helvetiae >i überreichte,
wurde er mit Peter Falk bekannt '). Auf dessen besonderes
Retreiben geschah es wolil, dalS man Glarean beim ller/og
von Mailand ein jährliches Stipendium von 100 rli. Gulden
erwirkte, das er an der Univcrsiiät l'avia genieHen sollte.
Durch seinen Freund (Jlrich Zwingli. den Kalk wahrschein-
iirh auf den italienischen Feldzügen als Feldprediger der
Glarner kennen gelernt halte, war er auf den jungen Dichter
iiifinei'ksam gemacht worden. Doch hatte sich bisher keine
jkk'genheit geboten, mit ihm je in nähere Beziehung zu
Jetzt aber schrieb Falk von Zürich aus an Zwingli,
er mit Glarean eine ähnliche Freundschaft wie mit ihm
whlossen habe'}. In der Folge nahm Falk Glaruan mit
sich nach Freiburg. Sie besuchten die Altertümer der Stadt
Avenches und bereisten auch einen Teil der Froiburger und
iroer Alpen "j.
Zwingli stand, wie es scheint, in ziemlich regem Ver-
ir mit Falk. Schon längst hatte ihm Falk den Vorschlag
gemacht, er möchte zu seiner weitern .Ausbildung oder Ep-
liolung Pavia besuchen*). Auch jetzt (1515) munterte er
'I Vergl- FrilEBolie : Glarean, sein Leben und seioa Schriften,
Frauenleld 18B0- S. 15. - Gesell ich isbl, Jahrg. IX. S, 158.
') Zuinglii Opera VJI. S. 11. Falk an Zwingli, Zürich TOm
Ö. Januar 1515.
'J Centralblatt r. Bibliulliekweseii, Jaljrg. ItKiä. — FrlUachs,
Clsrean. S. 89.
'l VoD der Absicht Falks, Zwingli nach Freiburg zu ziahen
'^» einer bloßen Einladung dorthin ist nirgends die Rede. Dagust
(l'&lucateur, Bd. ^. S. a^) kam aber doch zu einem aolcben
Filiusse, da er übersah, dali das betreffende Schreiben Falks an
^ii'ingli (Opera Zwingli VII. S. 11) nicht von Freiburg, »andern voq
^Mcti aus, ab der TagsaUung, gesandt wurde. Heinemann (a. a. O.
^' "•ü] dadurch irregeführt, niuUle dieae Stelle auch bei Fribsoha
IGlireaii a. a, O, S. 16) falsch verstehen.
— HO —
ihn wieder auf, dorthin zu ziehen, indem er ihm sein Haus
in Pavia und seine Besitzungen in Caselli, die von der Stadt
12 italienische Meilen entfernt waren, auf zwei Jahre zum
Aufenthalt anbot. Er riet ihm auch, seinen getreuen Diener,
der mit den dortigen Verhältnissen genügend vertraut sei,
in Dienst zu nehmen ^). Die Besprechungen zwischen Zwingli
und Falk scheinen meist zu Zürich bei Gelegenheit von Tag-
Satzungen stattgefunden zu haben. Der letzte vorhandene
Brief Falks an Zwingli datiert vom 21. August 1516 und
gipfelt ebenfalls in der Verabredung zu einer Besprechung
auf einem Tage in Zürich *).
Die Freundschaft Falks mit Glarean hatte zunächst zur
Folge, daß auf Ansuchen Falks Glarean für die Freiburger
Schule einen Lehrer ausfindig machte, und diese besondere
Rolle, die Glarean hier im Dienste Freiburgs begann, näm-
lich für die Schule in Freiburg passende Lehrkräfte und
für das Kollegiatstift tüchtige Prediger und Kantoren zu
suchen, setzte er fort bis an sein Lebensende. Dadurch
blieb er zeitlebens mit den Häuptern des Freiburger Staats-
wesens in engster Verbindung ").
Da indes die genannte « Descriptio Helvetiae » Gla-
reans dem Bedürfnis nicht genügen konnte, so baten zu-
nächst Schüler Glareans, dann auch Zwingli und Vadian
') Opera Zuinglii VII. S. 11. — Die Rede a De raetuenda
morte » schickte Falk ihm zurück, da es ihm wegen der Arielen (Ge-
schäfte nicht möglich sei, dieselbe abzuschreiben (Ebenda.). Dieses
Letztere ist es, woraus Daguet glaubte, den Schluß ziehen zu dürfen,
als habe Falk von Zwingli häretische Schriften bezogen. (L'Emula-
tion 1841-42. N* 12. S. 4.). Ihm folgt auch Heinemann irrtümlich
a. a. O. S. 76. — Vergl. auch Allg. d. Biogr. Bd. 45. S. 547 über
diese « Oratio od. Rede » von Egli.
') Falk an Zwingli, Freiburg 1516, Aug. 21., in der Simmler-
schen Sammlung auf der Stadtbibliothek in Zürich.
') M. B. N" 8. Fol. 29b. — Heinemanu, S. 86. — Es ist
schon mehrmals die Annahme ausgesprochen worden, daß Falk in
Beziehung gestanden habe mit Cornelius Agrippa, der 1523 nach
Freiburg kam. (Archives II. 136 ff. u. Heinemann, S. 73). Doch
lassen sich für diese Annahme, so wahrscheinlich sie auch klingen
mag, keine Beweise erbringen.
III -
Um OswnM Mykonius. der damals Lelirer in Zürir-li war,
dieses Uedicht Oliireans durch Erläuterungen dem Versländ-
nis zugänglic:lier zu luaclien, P'alk gab bei der Abfassung
(liesos Kommenlars Mykonius verschiedene Winke ').
Glarean war wirklich nacli Pavia gereist; bald aber
kplnie er nach Base! zurück, da ihm sein Stipendium nicht
ausbezahlt wurde. Unterm 15. Mai 1516 widmete dann
Glnrcan seinem Maecen Kalk seine » Isagoge in musicen etc.».
eine Anerkennung der niusikalisrhen Kenntnisse Falks').
Als dann anfangs des Jahres 1517 Falk und Schwarz-
murer nach Paris reisten und Glarean sich an die eidge-
nössiche TagsatKung wandte mit der Bitte, daß man ihm
ein Stipendium beim französischen König erwirke, damit er
in l'aris eine Burse für schweiüerische Studenten ernchten
könne, da wurde Falk beauftragt, sich deshalb bei Franz 1.
lu ver-wenden. Glarean reiste in der Folge nach Paris. Da
tifi Beginn des Jahres 1518 der bekannte Humanist und
Prolessor an der Pariser Universität Publius Kaustus An-
"iHlnus starb, so bewarb sich Glarean um die Nachfolge
indessen Amt, mit welchem der Titel eines « Poeta regius n
verknöpft war. Durch besondere Verwendung Falks beim
'ranzösischen Hofe und vor allem bei Kene von Savoyen
»rPBithle schliemich Glarean wenigstens zum Teil, was er
gehoBt und angestrebt hatte '}.
In Paris lebte auch eine Anzahl Studenten, welche
i^ie (iunst und Fürsprache Peter Falks genossen und in
dup Börse Glareans wohnten. Namentlich ragt unter den-
selben einer hervor, Peter Richard Glraud, odei' einfach
Nrus Ricardus. wie er sii-li nennt '). Derselbe hatte schon
') Sl. Galler Mitteilungen. Bd. £>. S. 208 (16).
') FrlUHche : Glarean a. a. O. S. 88.
') Utwr die Bexieliungen Falk» zum frauxSsiiichen Hofe siehe
Jwvon Daguet vemHentl. Briefe im Anzeiger N. F. i. S. 365 3.
~ Gwhiehlsbl. IX. S. 171. — FriUsche a. a. O. S. 23.
') Es ist dies der Mag. art.. NoUr und .Stadtschreiber Pierre
Siffti (Ziro od. Giroud) in Freiburg. Ein Schiller Farela in Paris.
''°ll«er tKh dort 1510 <le>i Grad eiiie-< Mag. art. und war einer der
- 112 —
im Jahre 1514 durch Falk einen Freiplatz an der Üniwprf-
tät Pavia erhalten, jetzt erfreute er sich wiederuiu dessen
Gunst in Paris'). Im Auftrage Peter Falks dichtete im Jahre
1518 Glarean eine Grabinschrift auf Hans Falk ; über eine
Grabinschrift auf Peters Gattin. Anna von Garmiswil, ver-
sprach er, nachdenken unü den Urief wieder suchen und
durchlesen 7.a wollen, worin ihm ihr Gatte zu dieser In-
schrift die nötigen Angaben gemacht hatte; er konnte ihn
aber nicht finden '). Offenbar hatte er denselben verloren
und wagte den Verlust nichl recht einzugestehen. Als Peter
Giraud von diesem Auftrage Falks erfuhr, machte er sich
selber auch daran, diese Grabinschriften abzufassen. Kr
schickte seinem Gönner drei Epitaphien, und dieser sprach
sich darüber sehr anerkennend aus, wiewohl Giraud ge-
stand, dieselben nicht genügend ausgearbeitet zu haben.
Kr versprach jedoch, wie Falk auch wönsclite, sie bei ge-
legener Zeit in bessere Passung zu bringen '). Da Giraud
auch Unterricht im Griechischen nahm, so gab er Falk ge-
legentlich auch hierin Proben seines Wissens und Könnens,
er übertrug jedoch immer die giiechischen Sätze ins La-
teinische, da er wohl wulite, daß Falk nichl griechisch ver-
stand'). Peter Giraud kannte aber auch die Vorliehe seines
Gönners für Geographie. Als daher die Schüler des Grie-
ersten Anhänger der Refoi-uiaiiön , mußte darum (1523) Freiburg ver-
lassen und begab sieli nach Beiu. wo er '152."») Ratsschreiber wurde. ,
Vergl. Apollinaire Dellion, VI. S. 37ä. auch Daguel in Archives. II.
180. Ein Vorfahr von ihm, ebenfalU Richard Giraud trat UiKl in
den Kat der 200 ein und blieb darin (das J. 14{f7 auEgenommen] bi« \
zu seinem Tode 1504. ß. B. — Gtfschichlsbl. IX. Jahrg. S. 163.
') BolJettino stocico deUa Svijizera Italiana XIX. S. l(ß.
•) Geachichtabl. IX. S, 164.
') Aus dem NachlaQ der Familie von Praroman im F. S(.-A.
Faanlcel dea Jahres 1518.
') Als Zwingli i. J. 1516 in einem Briefe an Falk griechische
Ausdrücke gebraucht halte, so bemerkte ihm Falk (21. Ang.). er
mQge nicht etwa glauben, daß die vielen Geacbäfle ihm erlauben*
sich mit Griechisch abzugeben. Simmlerache Samnilong i
Stadlbibl. Zürich ; De lebus secretis 1515-1518. S. Mscr. r
l auf d»^
- H3 -
chischen in den häuslichen Lesungen die Schriften des ^M-ie-
chischeo Geographen Strabo durchgenommcjn hatte, so er-
griff er die günstige Gelegenheit, um Falk die große Freude
zu bereiten, die bedeutendsten Stellen daraus griechisch
und in lateinischer Übersetzung wiederzugeben '). Andere
Freibupgep, die damals in Paris studierten und durch Giraud
ihre Grüße an Falk gelangen ließen, waren Thomas Schnewii,
der Sohn des Ulli Schnewii, und Rudolf Praderwan. Auch
ein Jakob Ernst läßt Falk grüßen ^).
In diesem Jahre 1518, wo Falk erst eigentlich als
ilomanist und Forderer des Humanismus hervortritt, Finden
wir ihn auch in Beziehung mit dem Augustiner Henricus
Cimerius in Konstanz, der sich dort nicht recht wohl fühlte
und darum Falk bat, eine Ausgabe des hl. Chrysostoraus
und die Interpretation des neuen Testamentes durch Erasmus
ihm zu senden, damit er etwas habe, womit er sich unter-
halten könne ®). Ob und in wie w^eit Falk mit Erasmus in
näherer Beziehung stand, läßt sich nicht sicher ermitteln.
Auf der Rückreise von Jerusalem machte er neben einer
kurzen Empfehlung durch den Engländer John Watson an
Erasmus die Anzeige, daß es sein Wunsch sei, ihn bal-
digst zu besuchen. Weitere Anhaltspunkte fehlen ♦).
Ulrich (Ullmann) von Garmiswil, ein jüngerer Bruder der
Gemahlin Falks, befand sich damals als Student in Mainz.
Oa ihm Falk schon längere Zeit keine Unterstützung mehr
l^alle zukommen lassen, so wandte sich dieser an den dort
^) Damit dem Brief das richtige Mott/) nicht fehle, das nun
allerdings an den Schluß gehörte :
STß«jS'ov r£'ijy6a^«x&>v ^i^'kiy o-xaT'.i* ()f c/vOo'.>7ro« '/«/«ttc« y.vWj'j':y.i z^/jc
^ttw;, oTBtv rjepysTo'jTty.
Mortales tune maxinie Deos imitantur, quum benedei sunt.
(Nachlaß d. Farn. v. Pramman. F. St.-A. Faszikel ir)18).
) Ebenda. — Über andere Stipendiaten vergl. l'Kducateur Bd.
*• S. 264, Heinemann, S. 80 ff. auch C. G. Vill. 107. F. a. F.
Mailand, vom 15. Dez. 15^].
*) F. St.-A. Nachlaß der Familie von Praroman.
*) John Watson an Erasmus in Letters and papers a. a. O.
8
— 114 —
anwesenden Augustiner-Provinzial Konrad Treyer aus Fret-
burg, doi' ihm in Anbetraclit seines hohen Schwagers und
Gönners 15 rh. Gulden gab. Als Garraiswi! noch in dem-
selben Jahre nach Mailand ging, lebte er dort beim Herrn
de Gt-ungis '), der ihm die Pension ausbezfihlLe. die Falk
für ihn beslimmt hatte. Auch Junker Hans von Di<:sbach
und Rarlli. Thyon, ein Frei burger, bei dem Falk fiülier
in Mailand gewohnt hatte, nahmen sich seiner in llQcksicht
auf seinen hohen Gönner und Schwager Falk liebevoll an ').
In Mainz war Ulimann von Garmiswil mit einem jun-
gen Gelehrten — Longicarapianus nennt er sich — in Ver-
bindung getreten und hatte ihm eine Beschreibung der
Schlacht von Marignano, die von Falk stammte, gezeigt.
Dieser Longicainpianus crmangelte nicht, sein ICrsLaunen
über die Sprachfertigkeil Falks und die bei Marignano vtill-
braehten Heldentaten der Schweizer auszudrücken. In der
Begeisterung darüber falite er sogar den Enlschluli, jene
Schlacht in einem Liede zu besingeu. Vorerst aber wollte
er die Gelegenheit ergreifen, um mit Falk schriftlich in
Verbindung zu treten. Er tat dies in einem Briete, worin
er Falk in der begeistertsten Weise feiert ")•
') Sr. Geoflroy de Grangis war Rat des ffaozöäischen Königs.
Er wurde in vielen ordentlichen und auBerordeatliolien Miüvioneii ia
die Schweiz gaaciiickt.
■ Roll Ed.: Histoire
etc.
,. a. 0. S. 5^l5.
de la reprfeientatiOD,
St.-A. Fasiikel des
I hier angeführt: «Tu prn-
Neatorem consilioque
I instiucta lange lateque spanii
priticipi Agesilar
') NachlaU der Familie
Jahres 1Ö18.
') Nur zwei Stellen daraus i
dentia Catoaem illum ut nosti Cena
vinoea in iustitia. cuiiia auspicatisaim
reguntup populi, Seleuco Loerensium
coDiparandus. — Tu fulinen belli Marti ut dicitur xqnnndut
pries tan tiasimor um cuipiam inipei-atorum 0. Indem er auf Falks Ver-
dienste um die Wiasenüchiilt zu sprechen kommt, Fährt er Furt: a Tu
quideni inter tot tantaque negotia, (quibus reipublica; Helvetiorum
gratia snbind" dialiictaa es), OHsiduo studio, ut de Agesilao perhibeb
Xenophon, aeraper exullas, ocio vero irislaria. Nee desidia, niarcor»
elaugues. nee ut alü torpescia iuexertia. O fortunalisainiura Fribur —
gom, o beatam Helvetiorniu renipublicam, quod ei coiitigit, ul egrt —
— H5 —
Falk unterstützte neben der humanistischen Wissen-
schaft auch die Kunst. Darum wurde sofort nach der Rück-
kehr von seiner Gesandtschaft nach Mailand zur Fertigstel-
lung des neuen Rathauses in Freiburg ein neuer Anlauf
genommen. Wir müssen, da Peter Falk bei der Ausfüh-
rung in hervorragendster Weise beteiligt war, annehmen,
daß der Beschluß auf seine Eingebung hin gefaßt wurde*).
Als dann der Bau fertig gestellt war, bekam er als Schult-
heiß den Auftrag und die Vollmacht, die Bestuhlung im
neuen Rathaus nach dem Vorbild derjenigen des Rathauses
Iq Bern anbringen zu lassen ').
Auch die Privatkapelle mit dem Ölberg, einem ge-
schnitzten Altarbild, die Falk durch den Werkmeister des
Rathauses ^), Hans Felder, errichten ließ, legt Zeugnis ab
von seinem Kunstsinn.
gini atque insignis admodum ille philosophus Plato memoria pro-
didit: Sapiens gabernator frustra profecto labores, conatus pericu-
iaqoe vel belle, vel pace suscipiuntur, uisi literaruai, quibus raaxime
wspoblica constat lumen excesserit ». Wie sich Falk zu diesen
Schmeicheleien verhielt, wissen wir nicht.
*) R. M. N* 32, Fol. 50^ - Vergl. auch : Rahn : Zur Statistik
der Schweiz. Kanstdenkmäler im Anzeiger für Schweiz. Altertums-
konde, Jahrg. 1883. S. 448, über den Hathausbau S. 470 fl. ; auch
^'Emulation, II*' ann^e, 1842-43, S. 172 ; und Fribourg artistique ä
Ifavers les äges, Jahrg. 1901. Tafel XXlll. von Kirsch. Darnach
^QPde der Bau i. J. 1500 begonnen. Gylian Atterli war am Neubau
des Rathauses seit 1502 tätig gewesen. J. Jahre ir>0(i übernahm den
"eiterbau Hans Felder der Jüngere. Vergl. Joj*. Zemp : Die Kunst
der Stadt Freiburg im Mittelalter. Geschichtsbl. 1903 S. 365. Doch
scheint damals wenig oder nichts von den ganz neu und völlig ver-
moderten Bauplänen ausgeführt worden zu sein. Im Gegensaz dazu,
duschen i. J. 1506 der Weiterbau energisch an die Hand genommen
^tie, steht nämlich der Ratsbeschluli vom 2. April 1511, wonach
^^ dieser Sitzung der Plan zur Weiterführung des Baues und zur
^'Jverbung des nötigen Bauplatzes vorgelegt und genehmigt wurde.
^' M. 28. 74b.
') R. M. 35. 62»> (15. Febr. 1518). Die Ausstattung des Innern
^8 sich übrigens noch bis zum Jahre 1522 hinaus. J. Zemp. a. a.
^- S. 365.
*) Der Bau der Kapelle geschah, wie es häufig in gothischen
Mit <3em Maler Nikolaus Manuel in Bern stand Falk
in Be/.ieliung. Diesen Beziehungen ist es zu verdatiken, duli
er in dessen Totentanz als « Srhullheiß » Aufnahme fand.
Der Totentanz wurde von Manuel, wie ziemlich sieher an-
zunehmen ist, in den Jahren 1517—1519 an der Ringmauer
des Dominikanerklosters in Kern gemalt. Die Deutung des
fi Sehultheili w als ein Porträt Falks gründet sich auf das
zu dieser Figur gemalte Jerusalem kreuz, das jedocti nicht
in Wappenform wiedergegeben ist und also olfenbar nur als
Erinnerung an die Jerusalemfahrt Falks zu betraehten ist.
An diese Figur tritt der Tod im Hitlerhelm, das Visier auf-
selilagend und mit dem Wappen der t'amitie Falk Husge-
rüstet, heran, während den Händen des bürgerlich ge-
kleideten SehultheiUen ein Rosenkranz entfällt. — Falk
dürfte als Spender eines Beitrages an die Todesbrlder zu
betrachten sein. Der erste Bliek überzeugt uns übrigens,
daü die Figur des «Schultheißen» ein Porträtbild ist, denn
die ganze Gestalt und die Züge tragen ein individuelles
Gepräge. Wenn wir uns an die Worte eiinnern, die Falk
anfangs des Jahres 1519 Vadian gegenüber tat, nämlich
daß er immer dicker und fetter werde, und annehmen, dali
das Bild gerade zu dieser Zeit von Manuel gemall wurde '},
so finden wir, dali jene Aussage mit dieser Dai'Stellung
vollkommen übereinstimmt. Sie zeigt uns eine wohlbe-
leibte schöne Gestalt. Ein kurzer Vollbart umrahmt sym-
palhische Gesichtszüge').
Ks ist mit der größten Wahrscheinlichkeit anKUnobnien,
daß Vadian durch Zwingli in diesen Jahren auf Falk aiit-
Kircheii gernncht wurde, indem man die Umfa3sungHniaticrii aa die
Äußere Flucljt der Strabepfcller liinaiisrücbte. Ebenda. S. 366.
■) Vergl. da/u Anshelm IV. S. 'Xö ; KWeii türpüiidig, wotgestall.
giert und gsoliilct man [Falk und Schw.irüniQrer), und n wan »i
biad (Falk u. Meluh. Zur Gilgen) xvven groli, TaU Miünn wareml >»
in: Heimfahrt von Jerusalem Hans Slockars von SuhaRli. ScIialTli -
*) Niki. Manuel» Totentanz im Bernef Taaehenbugh. lahre
1001, von Flury S, 1-?Ö. 131 u. 1!«, T;itrl lf>l|
merksam semat-hL wurde. Vadian war im Jahre 1518 plötz-
lich von Wien abgereist und nai;li St. Gallen zurückge-
kehrt Jetzt machte er sich daran, die drei Bücher des
GeoKraphen Pomponius Mela mit vielen Verbesserungen und
einem Komraentar für die schweizerische Jupend herauszu-
geben. Er war, da er Falk in Zürich anwesend glaubte,
dorthin gegangen, um ihn, den er voi'hep nie gesehen hatte,
kennen zu lernen und ihm die Ausgalie dieses Werkes zum
Geschenk zu übergeben. Als er ihn jedoch in Zürich nicht
traf, so schickte er die Arbeit nach Baden, wo Falk damals
zur Kur wellte, und bat ihn, alles nach seiner Gewohn-
heit genau durchzulesen und darüber ein genaues Urteil
abzugeben, damit er bei einer Neuaullage seine Verbesse-
rungen und Berichtigungen einbringen könne. Zwar verliehlte
er sieb nicht, daß er damit Falk eine unerquickliche .\rbeit
auDade, indem er glaubte, die vielen mißverstandenen Stel-
len würden ihm viel Mühe und Kopfzerbrechen verursachen ;
•r sprach aber doch die HoHnung aus, daß Falk die Arbeit
Botgegen nehmen möge. Vadian hätte ihn damals gerne in
Biden besucht, allein dringende Geschäfte riefen ihn nach
Sl. Gallen zurück: doch hegte er die Hoffnung, wenn Falk
tngepo Zeit in Baden verweile, ihn dort besuchen und end-
lich von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen ')■ Kurze
Zeil darauf scheint die gewünschte Begegnung stattgefunden
ai haben. Am 18, Februar liJIO, als Falk ollenbar das
Werk gelesen hatte, sprach er Vadian noch einmal seinen
"ürmsten Dank dafür aus").
Peter Falk hatte einst Ijlarean aufgemuntert, eine
Goschichte der Schweiz zu schreiben. Doch wegen seiner
"«lifahrt nach Jerusalem im Jahre 1515 und des Wegzuges
ülüpeans nach Paris war aus dem Plane nichts geworden.")
'^Ik setzte nun alle Hoffnung auf Vadian; dieser sollte die
HwBJzergeschichte schreiben. Er hielt ihn dazu an, in-
') Naclil&Q d. Farn.
F. SI.-A. Faankel d- J.
') Sl. Galler Mitleilungeii, Bd. 25. S. 316 (34) t
, '} Ebenda.
— 118 —
dem er ihm vorstellte, wie er durch ein solches Geschichts-
werk sich für alle Zeiten einen unsterblichen Namen machen
werde. Er versprach Vadian, ihn bei dieser Arbeit mit Rat
und Tat zur Seite zu stehen. Doch wollte Falk nicht nur
bei solchen wissenschaftlichen Arbeiten als Helfer tätig sein,
sondern er wünschte, für die Heimat auch etwas Selbständi-
ges zu leisten. Die Geographie sagte ihm vor allem zu. Schon
früher hatte er sich mit geographischen Arbeiten abgegeben.
So wissen wir, daß er auf seiner ersten Jerusalemfahrt
(1515) in seinen Mußestunden auf dem Schiffe an einer
Reisebeschreibung arbeitete. Auch war in Aussicht genom-
men, dieses Werk zu illustrieren '). Leider ist es uns nicht
mehr erhalten.
Jetzt plante Falk, eine Beschreibung der Schweiz zu
verfassen. Dieselbe sollte sich auf die Gebiete von der
Quelle der Rhone westlich bis zur Ecluse unterhalb Genf
und von da auf den ganzen Jura bis zum Hauenstein er-
strecken. Die Behandlung des Nordens, dem Rhein ent-
lang und bis zu seinen Quellen, wollte er einem in den
dortigen Gegenden erfahrnem Manne überlassen. Berge,
Flüsse, alte Städte, die von ihrem einstigen Bestand nur
durch ihre Ruinen erzählten, und neuere Städte und Ort-
schaften sollten in der Behandlung Platz finden. Doch ver-
sah er sich dabei seinerseits der Unterstützung Vadians *).
Falk hätte sich noch im Frühjahr 1519 an die Arbeit
gemacht, wenn es nicht schon beschlossene Sache gewesen
wäre, wiederum nach Jerusalem aufzubrechen. Dazu kam
noch eine zweite Verzögerung. Anfangs Februar 1519 war
der berühmte Humanist und Doktor beider Rechte, der
Pole Johannes Dantiskus ^), ein Ritter vom hl. Grabe und
*) John Watson an Erasmus a. a. O.
') St. Galler Mitteilungen a. a. O.
^) Er war ein berühmter Humanist, Diplomat und Priester,
D' beider Rechte, gekrönter Dichter und Ritter und starb als Bischof
von Ermeland i. J. 1548. Allg. d. Biog. 4. S. 746 von Hirsch. —
Die Reise nach Spanien führte er in der Folge wirklich aus. St-
Galier Mitteilungen, 25. S. (201) 393.
— 119 —
Freund Vadians nach Freiburg gekommen und von Falk
mit drei edlen Freiburger Ratsmitgliedern zu Tische ge-
laden worden. In der gemütlichen Unterhaltung erfuhr
Dantiskus von der Freundschaft zwischen Falk und Vadian,
was sofort zu einem nähern Anschluß von Dantiskus an
Falk fährte. Als nun im Verlauf der Unterhaltung Dantis-
kus die Absicht kundgab, nach Spanien und Santiago dol
Compostella zu pilgern, da versprach Falk und die ganze
Tischgesellschaft, ihn dorthin zu begleiten *). Doch sollte
noch vorher die Reise nach Jerusalem ausgeführt werden.
Kap. 14.
Falks zweite Reise nach Jerusalem ^).
(Mai-Okt. 1519).
Sein Tod und sein Testament.
Schon am 18. Februar il'y\9 hatte Schultheiß Peter
Falk an Vadian geschrieben, er beabsichtige, um Ostern
(24. April) eine Wallfahrt nach Syrien und dem hl. Grabe
anzutreten **). Da der Plan Falks schnell in der Schweiz
bekannt geworden sein muß, so benutzten eine Anzahl Eid-
genossen die gunstige Gelegenheit, um unter der erfahre-
nden Leitung Falks die Reise mitzumachen. Es waren dies
3US Freiburg die beiden Brüder Wilh. und Peter Arsent,
Sohne des Schultheißen Franz Arsent*), und Anton Pavil-
lard*); von Luzern Melchior Zur Gilgen, der spätere Venner
*) Ebenda S. 216 {2A) ff.
*) Hans Stockars von Schaffhausen Heimfahrt von Jerusalem
^^19, etc. etc. Schaffhausen, 18^). — Vergl. Max v. Diesbach in
^fchives a. a. O. Bd. V. S. 218. ff. — Bemerkenswert ist auch die
■^Urz gefaßte Biographie des Melchior Zur Gilgen im Geschichts-
^«^und 1856. Bd. XII. S. 205 ff. von Jos. A. Zur Gilgen.
') Falk an Vadian vom 18. Febr. 1519 in St. Galler Mittei-
*^BgeD. Bd. ^. N* 142. S. 218 (26.).
*) Archives a. a. O. S. 218.
') Ebenda.
- 120 -
und Schultheiß Niki, von Meggen und der Chorherr Werner
Buchholzer; von Schwyz Martin Reichrauth, der Sohn des
Landammanns Gilg Reichmuth ; von üntetwalden Heinrich
Stulz, ein Konventuale von Engelberg ; von Zug Werner
Steiner, der bekannte Held von Marignano, Thomas Stocker,
Sigismund Schwarzmurer und Hans Brandenburg; von Gla-
rus Ludwig Tschudi M ; von Schalfhausen Hans Stockar ;
von Neuenburg Etienne Besanceiret, der Pfarrer von Locie ;
aus dem Waadtland Niki. Gachet, ein Geistlicher aus Payerne,
und von Graubünden ein Geistlicher aus dem Engadin.
Schultheiß Peter Falk wurde von diesen Leuten ge-
beten, die Reise zu organisieren und sich an die Spitze zu
stellen. Gegen Mitte März (1519) fand zu dem Zwecke zu
Baden eine Versammlung statt '*).
Da nun aber um Ostern Freiburg in kriegerischen Ver-
wicklungen mit Savoyen begriffen war, so wurde es Falk
schlechterdings unmöglich, die Reise schon zu dieser Zeit
anzutreten. Als aber mit dem Vertrag von Morges der
Krieg beendet schien, da machte man sofort mit der Reise
ernst.
Falk und Ludwig Tschudi hatten den Auftrag erhalten,
bei den eidgenössischen Gesandten auf dem Tage zu Zürich
die Pässe und Empfehlungsschreiben an Lautrec, den Gene-
ralstatthalter des Königs von Frankreich in Mailand, und
an den Dogen und die Signoria in Venedig in Empfang zu
nehmen. Die Urkunden wurden am 12. Mai ausgestellt.
Darauf verreiste die Pilgerkaravanne gegen den St. Gotthard.
In Altdorf wurden sie und vor allem Falk mit besondern
Ehren empfangen ^). Am 3. Juni erreichten die Pilger über
^) El' ist Bruder von Gilg Tschudi. vielleicht auch ein Schüler
Zwingiis wie dieser. Falk mochte er von den ital. Feldzügen her
kennen. Er, wie Stulz und Stockar haben Aufzeichnungen von
dieser Reise hinterlassen. Siehe u. a. den Artikel Tschudi von
Oechsli in der Allg. d. Biogr.
«) Archives a. a. O. S. 218.
^) Diesbach (Archives V, S. 219) nahm irrtümlich an, die Fahrt
sei über den St. Bernhard gegangen. — Die Freiburger sprachen nach-
Mailanii tinrt Pavia Venedig. Hier marhte Falk, wie die
Pilger zu tun [illegten, sein TestiimetU. Antun l'avillnrd
und Willi. Arseiil wirkten bei diesem Akte als Zeugen mit.
Aach der Priester Gachet aus Payerne war zugegen. Nach-
dem sich die Reisenden in Venedig am 21. Juni eingoschillt
hatten, landeten sie am 27. Juli in Jaffa. Am Abend des
4. August langten sie endlieh in Jerusalem an. Die Reise
ging diesmal aui'li nach ßetlilehem. Jericho, an den Jordan
und ans tote Meer. Anlon Pavillard. Ludwig Tschudi und
Melchior Zur Oilgen wurden am ti. August nebst vi^en
Pilgern ans andern Ländern mit der Riltecwürde vom hl.
(»rabe geziert ').
Einige Tage nachher verließen die Pilger Jerusalem
and schilTten sirh am 20. August in Jaffa wieder ein. Bei
einer Begegnung mit Seeräubern wurde den Schweizern die
Ehre zu teil. daG die Pilger den Ritter Zur Gilgen itum
Anführer für das erwartete Seegefecht und Hans Branden-
bürg zum Geschützmeister ernannten, während sich einzelne
soeben in Jerusalem zum Ritter geschlagene fremde Herren
si-heu zu drücken suchten *). Die Seeräuber getrauten sirh
indes nicht, einen AngritI zu unternehmen. Auf Cypern
besuchte Tschudi mit den Schweizern in der Stadt Nikosia
ich den Urnern Tür den ehrcnvolkn Empfang Fnlkn ihren Dank
M. 3ii. rX. Mail 1519. - M. I). N' H. Fol, 83,
) AU Bedingung für iiie Erlangung der RitVersvürde war nach
i^a Sabungen verlangt, daß einer an* adeliger oder aus alter, eliren-
"'rtür Familie Htamnf, die itum raindealen durch vier Generationen
dlndurcli freie Leute waren. Er sollte ein genügendes Vermögen
'sitzen, um al» Edelm&an lebeu xü können, and dieaea Vermögen
•»lll« weder durch Handel noch durch Wucher erlangt sein. Wer
"hne diege genannten Eigen schallen sich in die Ritlerechaft autneh-
"'bh iit&, dessen Aufnahme sollt« null und nichtig sein und er Bulber
*'' ein treu- und ehrloser Mensch gelton. Archivea a. a. O. —
^'>de hier liegt augenscheinlich die Ursache, warum Palli, der von
'''ifgerlidier Herkunft war und in seiner Jugend mit seinem Bruder
näHaBdeni Krämern Handel getrieben halte, nicht unter die Zahl
''"Ritter vom hl. Grabe aufirenommen werden konnte.
') GeschichUIreund XII. a, :
. äl9/13.
— 122 -
einen guten Freund und Militärkameraden, Philipp Stram-
bollo. El" war eiin;r der hervorragendsten Männer der Stadt
und enizückt, seinen Freund wieder zu sehen. Nach vielen
Ehrenbezeugungen durch die ganze Stadt kehrten die Schwei-
zer nach einem siebentägigem Aufenthalt in Nikosia wieder
auf ihr Schiff zurück.
Da jedoch eine VVindsLille au! dem Meere herrschte,
kam das Schiff nur langsam vorwärts; dazu stellte sich
eine erstickende Hilze ein. Infolge der Miasmen, die sich
bildeten, entstand auf dem Schiffe eine ansteckende Krank-
heit unter den Reisenden, der mehrere erlagen. Ende Sep-
tember verspürten Zur Gilgen und P'alk die ersten .\nzeichen
der Krankheit. Falk legte sich gegen den 1. Oktober zu
Bette, Melchior Zur Gilgen starb am 4. und Peler Falk
am 6. Oktober. Es ereignete steh dies auf dem offenen
Meere zwischen den beiden Inseln Cypern und Rhodos. Die
Trauer der Schweizer über den Hinscheid dieser ihrer Freunde
und einllüitreichen MJteidgenossen läßt sich denken. Sie er-
laubten nicht, daß die Leichen nach Seemannsbrauch ins
Meer versenkt wurden, sondern setzten es durch, daß die-
selben in gut verschließende Sarge gelegt und diese einer
kleinen Barke anvertraut wurden, welche die Galeasse ins
Schlepptau nahm. Das auf den Wellen hüpfende und tan-
zende Fahrzeug, ein Sinnbild des Spieles des Todes mit den
Lebenden, muß einen oigentümliclien, tiefen Eindruck auf
die Überlebenden gemacht haben.
In Rhodos angekommen'), sandten die Pilger Wilhelm
Arsent und Werner Buchholzer zum Uroßmeister, um von
ihm die Erlaubnis zu erbitten, die beiden Toten in geweihler
Erde bestatten zu dürfen. Nach vielen Schwierigkeiten,
weil dio Johanniter wegen der Ansteckungsgefahr Bedenken
trugen, wurde die Erlaubnis erteilt'). Die Beerdigung fand
') Drd Tage Führte man sie nach; liättö die Fahrt Unger ftf
dauert, so würde man die Leichen wegen des unausslehticheii Lei-
chengerunhes ebenfalls ina Meer habe» werfen müssen. Slockar a,
a, 0. S. 41.
') Dei' Patrun du» SchlBes mußte achwören^ dnü es nicht die
— 123 -
am 9. Okiober 1519 feierlich in der Franziskanerkirche stfitt.
Als das Jalir darauF Heint-icli Wöllli alis Bern auf einer
Pilgei'fatirL nach Jerusalem sicli liefaiid. schmückte or in
Rhodos die Gräber Falks und Zur Oilgens mit Marmortafeln
mit lateinischen Inscliriften '}.
Die manigfalligslen Betrachtungen sind schon an diese
Pilgerfahrten Falks und an däk eigentümliche Zusammen-
treffen geknüpft worden, daß gerade Wilhelm Arsent, der
Sohn des unglücklichen Schultheißen Franz Arsent, es sein
mußte, der für Falk das Begräbnis besorgte. Man spricht
von dem blutigen Bilde Arsents, das Falk ülierall in den
Ratssitzungen, auf eidgenössischen Tagen, im Felde, auf
seinen diplomatischen Sendungen, an den Höfen der Fürsten,
bei festlichen Gelagen, zu Hause, wie auf seinen Pilger-
lahrten bis in den Tod verfolgt habe. Doch auch nicht die
^ringste Spur in den Schriften Falks findet sich, die einen
Anhaltspunkt und die Berechtigung zu solchen Erörterungen
gäbe. Im Gegenteil, sagt darüber Falk in einem Schreiben
ap Vadian : ii Ich werde um Ostern, wenn kein Hindernis
eintritt, zum zweiten Mal nach .Jerusalem verreisen. Nach
ein«p hoßentlich glücklichen Rückkehr von dieser Pilger-
lahrl werde ich kurz nachher wieder verreisen, um Anda-
lusien, Portugal und ganz Spanien zu durchqueren. Eis
treibt mich nämlich die Lust, diese Gegenden zu sehen, da
iüh anders, wenn ich zu Hause bleibe, so dick und fett
i^^t Jei. woran sie gestorben seien. Stockar ist iittevzeugl, daU der
^i'l falsch und die KranlcheiC nichca anderes als dia Pest war,
■wieinar H drig lag tag ujut achtief, darnach wQlt er, und glicb
''»rnMii starb ef a. Slocttar a. a. O.
'I Diese loachriftea waren auf Bitte Ulrichs von Garmiswyl,
^n Schwagers von Falk, durch Quinlinianusi, Professor an der Uni-
veniut in P&via, verterligt worden. Während des griechischen Be-
twiungitriege§ wurde« die Inschriften um das Jahr 1830 mit dem
P"nMiskanerkloater zerstört. Diesbaoh in Areliives. Bd. V. S. 337.
^Mh Dieabacli war Ulrich von Garmiswyl Schüler dieses Quintinianus.
W»lirs«hein lieh liatte Falk seinen Schwager nach Pavia geschickt.
Sl. lialler Mitteilungen S. 363 (73),
werde, wie du mich neulich fd;i du i
kennen gelernt hastuM.
Wie wir wissen, halte Falk in Venedig sein Testament
gemacht. Als er dann auf dem Sterbebette lag und ihm
(jachet als Priester Beistand leistete, da gab ihm Falk den
Auftrag, das Testament dahin zu eiwertern, dali den Kin-
dern des Daniel Meyer in Freiburg die KrmSchtignng ge-
geben werde, den Namen « Falk » anzunehmen ').
Daniel Meyei- halle durch die Verbindung mit der Fa-
milie Falk sich bedeutende Vorteile gesichert. Peter Falk
unterhielt mit ihm und seiner Familie stets die besten Re-
ziehungen. Deide Mlinner schlössen gemeinschaftlich Käufe
ab. So erwarben sie in Villette, Grandvaux und Lütry am
Genfersee große Besitzungen, besonders Weinberge, aber
auch Wiesen und Gebäude. Gemeinschaftliches Eigentum
hatten sie auch in Payerne"). Daneben hatte Falk aller-
dings auch eigene Erwerbungen gemaclit ; so besaß er in
Friesenheit bei Bösingen ein großes Landgut ')■
Falk halte nun in seinem Testament die Kinder Daniel
Meyers und seiner Frau Antonia als Milerben neben seiner
Tochter Ursuta eingesetzt. Durch den Auttrag an Gachet
war diese Milerbschafl zu einer eigentlichen Adoption er-
weitert worden. — Es scheint demnach Falk sehr nahe ge-
gangen zu sein, daü er, ohne männliche Nachkommen zti
') Es liandelte sich um ciue Wallfahrt uacb Santiago de
Compostella. St. Galler Mitteilungen S. 218 (36). — Wir haben
iioch darauf xuiückzukommen.
■) R. M. Sitzung vom 1, August 1530. (Auch sclion in der
Sitzung vom li. Mär/ löaO).
*) Alle gemeiiisi^li, ErwurbuiLgeii linden sich aufgezeichnet in
einem Heft, betitelt: i Las püsseaaiuns aequiruez par diecret hoiu«
PJerro Faulcon jadix advoja de Fribourg et put Danyel Muyer et
Anthonyin, sa femme, de noble Andre GUat et par PranceHoa, sa
fumme, lllliez de noble Jehan Loy deVirayney». Dieses Hell belindel
eich im Nachlaß der Familie von Praroman, im Besitz von Herrn
Max von Diesbaeh (Erben der Praroman). Auch in den M. d. W.
V. P. 368.
*) C. G. Vlll. i:i6. F. a. F. Mailand vom 8. Juli 1514.
125
hfnterlaBsen, sterben solite. — Das Testament wurde aber
von Ursula Lfid Jlirem Maiinn Petennann von Praroman an-
(cegi-iUcn mit der Begründung, dali t'ulk nach dem Stiidt-
recht keine Kompetenz gehabt habe, die Kinder Daniel
Meyers als Miterben einzusetzen. Nat'lidem der Streit lange
Zeit gewährt und zuletzt immer erbitterter geworden war,
wurde endlich auf Anraten von Freunden und Gönnern der
Familie Praroman und Meyer durcti Sehultheiß und Rat der
Stadt zwischen den streitenden Parteien ein gütlicher Ver-
gleich geschlossen, nach welchem zwar das Testament als
ungültig aufgehoben, den Kindern Daniel Meyers jedoch
eine entsprechende Abßndungssumme in barem Geld und
Liegen sc liaften zuerkannl wurde ')■
Ursula Falk und Petermann von Praroman hatten zwei
Süline : Wilhelm und Nikolaus. Beide studierten bei Gla-
reaii in Fieiburg i./ß. Der Erstere hat uns die wertvolle
ilriefsammlung hinterlassen, von der wir hier oft Gebrauch
milchten. Wegen Kränklichkeit scheint er der Ämterlauf-
balin fern geblieben zu sein. Nikolaus wurde ebenfalls
Schultlmiß vpn Freiburg, wie es Vater und Großvater ge-
wesen waren. Nach dem Tode ihres Mannes (1552) ver-
heiratete sich Ursula als ältere Dame wieder mit einem ge-
sen Hans Wunderlich, einem Bürger von Bern *).
'J RatHerkeriiilnisbQcli N" 4. Fol. 69'' H. auf dem F. St--A. —
Originalurkunde dieses AbkommeiiH auf Pergsmeot befindet
Be^iUe von Herrn Mai von Diesbach. Das Testament
«Iber, da» wegen seiner Nichtigerklärung offenbar vernielitel wurde,
i'l tiicht mehr vorhanden. — Die beiden Sühne Daniel Meyers:
-^'ilulaDS, der im Jahre 153t) und Fraiii, der irüti zu Bürgern auCge-
"nionien wurde (F. St.-A., das gr. Hb.), tmgen demnach nie den
N'»men Fnlk.
') Ihr Sohn Nikolaus verwaltete ihre Güter in Bärfiachen, von
^»W sie die NuUnieliung be^og. — Wahrscheinlich itit dieser Be-
'il* aus den verwandlachaftllchen Beziehungen der Falk mit den
Twliiermann, den Bttrdsehern oder Berferschern, wie sie auch ga-
"arint uurden, herzu leiten. — Ursula quitllerlc den Empfang der
^utiiiitiLungiiaumme jeweils mit ihrem Mädchennamen, nennt sich
ib«r Frau des Hans Wunderlich, Burgers zu Bern, und siegelte mit
dem Wappen Falks. Zwei solcher Quittungen im Original als
- 126 -
Wir Bcheiden hiemit vam Bild Bioes Mannes, der
durcli eigene Energie und Talkiafl von der Stellung eines
einfachen Notars zur liüclisten Würde im Slaalo sich em-
porschwang, der als Krieger und Üiplnmat von der Heimat
und fremden Füi'slen gleich geehrt, seinem ongern nnd wei-
tern Vaterlande zur hfutlislen Zierde gereichte. Eine mai'-
kige Gestalt, hat Falk in eidgenössischem wie in freibur-
giscliem Dienst, an den Tagsalzungen wie an fremden Höfen
Werke und Talen vollbraeht, für die ihm heute noch die
Schweizer, vor allem aber die Freiburgcr und auch die
spätem Geschlechter seiner Vaterstadt zu Dank verpflichtet
sind. Er ist ein Gelehrter und Humanist, durch den in
Freiburg die humanistische Bewegung eingeleitet wurde,
ein Förderer von Wissenschaft und Kunst, ein Mann, der
auf seinen Wallfahrten seine religiösen Zwecke mit den
wissensehaftlichen Bestrebungen zu vereinigen wulite, ein
Muster eines liebevollen Gatten und Vaters Auf dem Gipfel
seines Ruhmes stehend, im besten Mannesaller, fern von
der Heimat, mitten auf dem Meere hat ihn der Tod aus
diesem Leben abberufen. Viele und schöne Pläne, die be-
sonders der Wissenschaft zu gute gekommen wären, wurden
mit ihm zu Grabe getragen. Aber der Tod hat es gut mit
ihm gemeint, denn er verschonte ihn vor den scliweren
Innern und äußern Kämpfen, die zur Zeit der Glaubensspal-
tung über den Einzelnen wie über das Vaterland hereinbra-
chen, viele herzliche Freundschaften zerrissen und aus alten
Freunden oft die erbittertsten Gegner machte. Auf welche
Seite sich Falk gestellt halte, läßt sich nicht entscheiden.
— Sein Grab auf der fernen Meeresinsel Rhodos ist zwar
zerstört und verschwunden, doch sein Andenken verdient,
in Froiburg ewig fortzuleben. Unter den großen Männern
aus Freiburgs Blütezeit gebührt ihm ein Ehrenplatz I
Nachlaß der Familie von Praroinaa finden aicb im BwiU von Herrn
Max von Diesbach in Übewil. Walireclieiiiliclj ist Hans Wuuderlich
Identisch mit Jean Merveilleux, dem Vogt an dur Zilil, SUalsrat der
Johanna von Hochberg iti Neuenborg. Siehe Rolt Ed. a. a. 0. Bd.
I. Register. — Vergl. auch Eidg. Abach. III. 9. N' TOj, Art. ,
Exkurs N 1.
Kritische Würdigung der Berichte über den Arsent-Prozeß.
Die bislierigon Darstellungen des Prozesses gegen Ar-
M'Ml beruhen im Grunde genümmen auf Ginef einitigen Quelle,
wfilirend die ii InCormatiü Doininurum Fi-iburgensium h un-
berücksicliligt blieb. Es ist diese Quelle der oft genannte
Burinbt , der sich im schweizerischen Geschiehtforscher
{M. 1, S. 115) abgedruckt findet. Dieser Abdruck stützt
sich auf zwei Originalhandsrhriften, die beide im Freiburger
Staatsarchiv unter «Geistliche Sachen» N" 90 eingeordnet
sind. Wir bezeichnen beide HandscbriFlen der Einfachheit
Imlher mit a und b.
r (I ist unvollständig, bricht plötzlich ab. besitzt
jedoch größere Korrektheit als i. A gibt an einer
Stelle eine falsche Lesung des Wortes Luzern.
Weil a dieseu Fehler nicht hat und unvollständig
ist. während b vollständig ist — beide Fassungen,
i aber b, sind Gbiigens nach der Schrift zu schlie-
fen bedeutende Zeit nach dem Jahr 15)1 entstanden—, so
mQÜ man annehmen, daü für a wie b eine nicht mehr vor-
liundene Aufzeichnung x zur Vorlage gedient hat. Die Ver-
schiedenheit der Schrift und wohl auch des Alters in a und b
Qiitergtützt diese Annahme.
Der Verfasser von x war olTenbar ein Freund und Zeit-
ßenosse Arsents, der in Freiburg wohnte, die Vorgänge
lii^obachtete und sie tagebuchaitig auf einzelnen fliegenden
ISiällBrn aufzeichnete. Daü er ein Freund Arsents war,
S^til aus jeder Zeile hervor, und dalj er in Freiburg wohnte.
Iieweisl die Genauigkeit, mit der er alle Einzelheiten erzählt :
Wie die Gesandten und Freunde Arsents, die mit Namen
geüannt sind, nach Freibiirg gekommen und wieder weg-
bESundei
— 128
geritten seien, und was während ihrer Anwesenheit und
Abwesenheit alles geschah. Kr si^hilderl in ganz kürzten
Zügen die öflenlliclien Gerichlsilzungt-n. Aber in diu ge-
heimen Sitzungen, in die des Ideinen Rates, sah er nicht
hinein ; diese kannte er nicht. Hier mußte das ätadlges|iräch,
die allgemeine Vermutung dessen, was vorging, gründlichere
Berichterstattung ersetzen.
Während der Verfassei' vun x ein Zeitgenosse der von
ihm hesehriebonen Vorgänge war, sind die Verf. von a a. b
diesen Zeiten schon zu weil entrückt. Die Verfasser von
a M. b finden die Aufzeichnungen x und ohne jemand um
Rat zu fragen, ohne jede eigene Zutat, nhne auf die Zeiten-
folge Rücksicht zu nehmen, stellen sie, besonders aber der
Vei'fasser von h die losen Blätter mit ihren Berichten so
zusammen, wie es ihnen gei'ade am besten paßt und natür-
lich erscheint. Verfasser von b springt vom 14. Februar
über auf den 2. März und behandelt die Zeit bis zum 10.
März, dann beschreibt er die Ereignisse vom 21. Februar
mit der Beichte und Kommunion Arsents ; und um zum Emp-
fang der Sakramente gleich den richtigen Abschluü zu
haben, folgt unmittelbar darauf die Verurteilung und Hin-
richtung der Angeklagten vom 18. März.
Die sog. Chronik Montenach in der Bibliothek der
o^konomischen Geseilschaft in Freiburg verwertet für den
Prozeti gegen Auf der Flüh das Schreiben des Jörg Auf
der Flüh an die eidg. Tagsalzung (Gcschichtsbl. I\. Jahrg.
S. 118 ff), die Ralsmanuale, Ratserkenntnisse und Missiven.
für den Prozeß gegen Arsent den besprochenen Bericht und
zwar die Fassungen o und 6. Der Verfasser derselben be-
nutzt dann ferner das übrige Material im Freib. St. -Archiv
anter geistl. Sachen N° 90, während die Ratsmanuale, deren
Angaben mit dem besprochenen Berichte oft im Gegensatz
standen, einfach von ihm unberücksichtigt blieben.
Daß aus solchen Quellen bisher nur eine einseitig«
Darstellung dieser Vorgänge möglich war, ist leicht ei-klSi^
lieh, und somit sind auch die harten Urteile, welche die
Darsteller gegen Falk ffillen, begreiflieh und, da ihnen
- 129 -
QaelleDroaterial nicht vollständig zur Verfugung stand, zu
entschuldigen. Der Vorwurf aber, daß Falk Arsent, « seinen
Todfeind », aus Rache oder Ehrgeiz vernichten wollte, ist
entschieden zurückzuweisen. Diesen Haß zwischen beiden
Männern auf einen alten Zwist zurückfuhren zu wollen, er-
weist sich als ganz verfehlt. Wohl standen im Jahre 1495
beide gegen einander vor dem Richter, und Falk wurde laut
dem Urteil angehalten, eine ehrenrührige Aussage gegen
Arsent zurückzunehmen *). Die Sache wurde aber bald ver-
gessen, und bald sehen wir die Familien Falks und Arsents
in bester Freundschaft *). Beim Ausbruch der Parteiungen
zwischen den französisch Gesinnten und den Anhängern
des Papstes trat allerdings die Politik trennend zwischen
die beiden Freunde. Daß dann Falk Arsent, den Schöffen
im Prozeß gegen Georg Auf der Flüh, ermahnte, bei der
Crteilsberatung auch die Bürger zuzuziehen, das ging jeden-
falls nur aus der wohlwollenden Gesinnung Falks für Arsent
hervor. Peter Falk wollte Arsent Unannehmlichkeiten er-
sparen. Falk war von der Schuld des Auf der Flüh über-
zeugt; darum konnte er Arsent diesen Rat erteilen, — der
allerdings für den Angeklagten das Verderben bedeutet
hätte, — ohne daß darum ein Makel auf ihn selbst zurück-
fällt; dabei rechnete Falk freilich nicht mit der Gewissen-
haftigkeit Arsents..
Bei der Beurteilung der Handlungsweise Falks muß
inan im Auge behalten, daß die Venner auch polizeiliche
Befugnisse hatten, und daß Arsent als Angehöriger des Burg-
^ertels in dem Bereich der amtlichen Funktionen Falks, des
Venners auf der Burg und Vorvenners, stand. Diese Ver-
hältnisse sind bisher noch gar nie genügend gewürdigt
forden. Die Nebenumstände, die so schwerwiegend den
Gang des Prozesses beeinflussen, waren zu wenig oder gar
oicht bekannt. Dadurch ercheint die Gestalt Falks in so
nachteiligem Lichte gegenüber dem unglücklichen Arsent
') R. M. 13 (13. und 15. Juli).
') Anzeiger IV, S. 225, und Anhang, Beilage N" 2,
9
— 130 —
und seine Handlungsweise so leidenschaftlich. Bei gehöriger
Berücksichtigung der Nebenurastände muß das Vorurteil
gegen Falk verschwinden. Daß er seine amtlichen Funktio-
nen im Begleit anderer Venner und des Großweibels oder
der Burggesellen (der niedern Polizeiorgane auf dem Burg-
viertel) vornahm, zeigt deutlich, daß alles das in höherem
Auftrage geschah. Erst die Chronik Montenach, soweit uns
einschlagiges, chronikalisches Material bekannt ist, stellt
die Vermutung auf, daß vielleicht Falk der Mann gewesen
sei, der am 11. März die tags zuvor den Freunden Arsents
gegebene Zusage vor Rat und Bürgern zurücknehmen ließ.
Alle dieser Chronik, wenn auch bloß indirekt folgenden
Darstellungen des Prozesses nehmen diese vage Vermutung
sofort als feste Tatsache. Es war aber jedes Ratsmitglied
wohl dazu berechtigt, zu verlangen, daß man auf einen
Beschluß zurückkomme, besonders wenn derselbe auf eine
Art zu Stande gekommen war, die beanstandet werden konnte.
Der Beschluß vom 10. März war aber offenbar nicht einwand
frei ; darum wurde er zurückgenommen, denn er widersprac
dem am 7. März gefaßten Beschlüsse, in Sachen nicht
weiter vorzunehmen bis nach der Rückkehr der in Gen^
weilenden Räte und Bürger.
Wenn alle bisherigen Darstellungen Falk als den grim-
migsten Feind Arsents bezeichnet haben, sp kommen wir hin—
widerum zu der Annahmen, daß er im Gegenteil noch z»
den geheimen Freunden Arsents zu zählen sei. Allerding:
durfte Falk zu Gunsten desselben sich nicht genügend hei*
vorwagen und ist dadurch indirekt nicht frei von Schuld a
Tode des unglücklichen Alt-Schultheißen. Er tat für ihn. wa
mit den Pflichten seines Amtes vereinbar war. Daß Falk b
Reginn des Prozesses gegen Arsent für diesen im Name
seintM' Fieunde und Verwandten sprach, schließt jede A
nahnu» (filier Feindschaft Falks gegen ihn aus. — Fal^
schrieb nach der Flucht des ihm eng befreundeten Gerichts^
Schreibers Jost Zimmermann die Protokolle der Verbann
hin*^en in den Gerichtssitzungen selber. Am 21. Fobr
hcincrkl Falk ci^^enliändig am Schluß des Protokolls : (( CH
~ 131 —
Dam Deus summus et optimus his raediis diebus (die Prozeli-
verhandlungen gegen Arsent wurden wegen des Festes Petii
Stuhlfeier vom 21. bis 25. Februar ruhen gelassen) fala
horum pauperum feliciter perducat aniniosque eoruin, qui
in eos sunt, mitigat » *). Kann ein Feind so schreiben ?
Der genannte Brief Arsents an Falk zeigt, daß jener wirk-
lich noch die Hoffnung hegte, dali dieser vielleicht für ihn
etwas würde tun können und auch etwas tun wurde. Ob Falk
seinen) Wunsche entsprach, läßt sicli bei den spärlichen
Nachrichten der Protokolle nicht ersehen. Nur die Pflicht
vermochte einen Keil in die feste Freundschaft zwischen
Arsent und Falk hineinzutreiben, aber der Hiß ging nicht
tief und zeigte sich vielmehr nur an der Oberfläche. Peter
Falks Bruder, Hans, war selber Anhänger der französischen
Partei, und trotzdem waren die Beziehungen zwischen beiden
Bpfidern herzliche nach wie vor. Freilich erntete Falk durch
seine Haltung den Haß der Freunde und Verwandten Arsents,
besonders der Familie von Diesbach in Bern -). Aber konnte
öas anders sein, wenn ein alter Freund, auf den man alle
Hoffnung gesetzt hatte, einen in der Not im Stiche ließ ?
Falk befand sich als Venner und Vorvenner in einer schwie-
^•gen Lage ; er sah sich einer PIlichtenkollision gegenüber-
gestellt. Einerseits mahnte ihn die Freundschaft zu Arsent
^nd andererseits sein Amtsgefühl, das Gefühl, daß sein
Anit den Pflichten privater Freundschaft vorgehe, verbun-
den mit der Sorge um seine eigene Existenz. Dieses alles
'^'elt ihn ab, für den Freund so einzustehen, wie er wohl
gerne getan hätte.
') R. M. 28, 64.
') M. d. W. V. P. S. 87. Margret von Bollingen, Klosterfrau
*^ Ppaubrunnen, warnt Falk vor den Diesbach.
— 132 —
Exkurs N^ 2.
Falks Verhältnis zu Frankreich.
In dem Maße, wie die Schweiz und Frankreich im
Jahre 1516 sich näherten , entfremdeten sich Franz I.
und Leo X. Dagegen warben jetzt die päpstl. Abgeord-
neten in Zürich ganz oGFen um die Gunst Englands, so daß
alles Volk das Einverständnis zwischen Leo X. und Hein-
rich VIII. sehen konnte. Da deswegen Frankreich beim
Papste sich beklagte, so sah sich der' päpstl. Vicekanzler
veranlaßt, die Nuntien zu tadeln und ihnen größere Vorsicht
zu empfehlen. Man riet ihnen auch, von Leuten, die ihre
Verhältnisse zu England ausgeplaudert hätten, sich ferne
zu halten, besonders sich vor Peter Falk in Acht zu neh-
nen. Wirz ') geht aber zu weit, wenn er darum Falk einen
Verräter nennt, viel weiter als der Bericht des Kard. von
Medici an den Nuntius Garabaro selber, der vielmehr nur
eine Verdächtigung gegen verschiedene und besonders ge-
gen Falk ausspricht. Wer mag Falk dem Kardinal als
einen Verdächtigen bezeichnet haben ? Frankreich hätte sich
wohl gehütet, ihm befreundete Leute zu denunzieren. Viel-
mehr scheint nur der Ärger über die Haltung dieses wich-
tigen Mannes, der jetzt zu Frankreich zu halten schien, in
de Medici den Verdacht erweckt zu haben, daß Falk nicht
ehrlich handle. Und wenn man auch annimmt, er habe
ausgeschwatzt, so mußten doch die Nuntien in jedem die
Ansicht erwecken, als handle es sich in ihren Beziehungen
zu England durchaus nicht um ein Geheimnis. Sie ver-
rieten sich selber *). Daß Falk kein Verräter des hl. Stuhle
war und die Erwähnung Falks als Ausschwatzer nur au
einem unbegründeten Verdacht beruht, zeigt uns der Nach
') Emio Filonardi, der letzte Nuntius in Zürich, S. 47.
') Quellen zur Schweizergesch. Bd. 16. herausgeg. von Ka&
Wiiz. S. 111.
- 133 —
folger Filonardis, Antonio Pucci. Peter Falk erhielt von
ibiD am 18. August 1518 als Privatpension 150 Gulden,
lind Ober ihn berichtet Pucci folgendes : Peter Falk ist,
ivenn er auch im Gefolge Frankreichs steht, immer noch
der ünserige. Er ist ein Mann, der zu joder großen Un-
trernehmung fähig ist und mit sich reden läßt, und wenn
«in Unternehmen den König von Frankreich nicht beleidigte
oder zum Vorteil des Papstes wäre, so glaube ich, er
^^rürde es immer mit seiner Gunst unterstutzen. Er ist das
Waupt der Patrizier in Freiburg, und wer ihn auf seiner
Seite hat, hat mit ihm auch noch den größten Teil von
Shnen M.
Exkurs N* 3.
Daguets Urteil über Falks Verhalten.
Alexander Daguet hat im Anzeiger (N. F. Bd. IV. S.
^62 ff.) einige zum Teil undatierte und auch ein falsch um-
datiertes Schreiben an Falk veröffentlicht. Die Art und
^eise, wie dann Daguet nach seinen irrtümlichen Aufstel-
lungen die Schreiben einführt und erklärt, ist geeignet,
jedem Leser seiner Einleitung ein schreckliches Bild von
der Bestechlichkeit Falks vor seinen Augen zu enthüllen.
Auch Daguet knüpft daran Betrachtungen über die ver-
werfliche Moral Falks. Das Ganze beruht aber auf einem
Irrtum Daguets. Seine Darstellung ist vom Grund aus falsch
und eine fast unverzeihliche Voreingenommenheit gegenüber
einem verdienten Staatsmann. Prüfen wir die Schreiben ! *)
Das erste Schreiben ist das Begleitschreiben des Ba-
stards von Savoyen an Falk und Schwarzmurer "). Daguet
') Ebenda S. 175 £f.
') Sie stammen sämtliche aus dem Manuskript des Wilhelm
•von Praroman, des Enkels von Falk, in der Sammlung Praroman
^oa Staats-Arcbiv Freiburg.
') Anzeiger IV. S. 366.
— 134 —
sagt, der Bastard habe verlangt, man möge zwei Abgeord-
nete an den Konig schielten, und er habe auch die beiden
Staatsmänner bezeichnet, die seinem königl. Nelfen am
besten gefallen würden. — Davon aber, daß der Bastard
Falk und Schwarzmurer als Gesandte begehrt habe, findet
sich weder in den eidg. Abschieden noch anderswo eine
Spur ^). Ferner glaubt Daguet an die Richtigkeit des Da-
tums des Briefes (6. Februar 1516) und nimmt darum an,
der Paß sei vom Bastard an die beiden Gesandten wirklich
schon am 0. Februar 1516 ausgestellt worden, aber ihrer
Abreise seien Hindernisse begegnet. Das hätte doch Daguet
aufmerksam machen sollen, er findet es auch wirklich als
eine « chose curieuse », tritt aber auf die Sache nicht näher
ein. Aber was hätten denn auch die Beiden in Paris da-
mals tun sollen. Die Friedenverhandlungen waren am 6.
Februar 1516 noch ganz in ihrem Anfangsstadium begriffen,
Falk war erst in den letzten Tagen des Januar von Jeru-
salem nach Hause zuiückgekehrt, seine politische Gesinnung
war noch ganz anlifranzosisch, und zudem konnte der
Bastard seine Buckkehr kaum erfahren haben. Daguet
behauptet, Falk und Schwarzmurer seien im Oktober 1516
nach Paris gereist, und daraus schließt er, daß der 6. Fe-
bruar 1516 das richtige Datum sei, da ein späteres Datum
z. B. 1517 keinen Sinn mehr hätte für einen Reisepaß,
wenn die Beise selber schon im Oktober vorher ausgeführt
wurde. Hätte aber Daguet in den Ratsmanualen nachge-
sehen, so würde er gefunden haben, daß Falk sogar anfangs
Januar 1517 noch in Fieiburg war und erst nach dem 9.
Januar abreiste. Hätte er sich die Mühe genommen, den
Brief etwas genauer* duirhzulesen, so würde er gefunden
haben, da(,^ derselbe an den « Avoyer )) (Schultheiß) Peter
Falk ausgestellt ist. Falk aber war nicht schon im Februar
1516 Schultheifj, sondern wurde es erst Ende Juni 1516.
Daguet hätte einsehen « müssen ». daß das Datum 1516
unrichtig ist und daß statt dessen 1517 stehen sollte, weil
') Eidg. Absch, Nl. 2. S. 1016.
- 135 ~
man in Savoyen und einem Teile Frankreichs bis nach 1560
oach dem Osterstil datierte, und diesen brachte der Bastard
als Savoyarde hier zur Anwendung.
Wie dieses sind auch alle andern Schreiben an den
a Schultheißen » Peter Falk gerichtet. Diesen Umstand
fibersah Daguet ganz und gar. Darum war er im Stande,
sie vor den 24. Juni 1516 zuröckzuverlegen. So z. B. kann
das Schreiben vom 3. April (im Anzeiger S. 365) nicht vom
3. April des Jahres 1516 datieren, es ist auch wohl nicht
aas dem Jahre 1517, da Falk damals erst etwa 10 Tage
von Paris fort war, sondern hochsl wahrscheinlich vom 3.
April 1518. Weil auch ein üruß an Falks Gattin darin
sich findet, kann es nicht von 1519 sein, weil diese damals
nicht mehr am Leben war. — Das zweite Schreiben ebenda
vom 26. Februar (ebenda S. 365) kann wieder nicht von 1516
stammen, vom Jahr 1517 ebensowenig, weil Falk zu jener
Zeit gerade mit dem Bastard am Hofe in Paris sich aufhielt ;
es muß daher aus dem Jahr 1518 oder noch eher 1519 sein.
Und dieses Letztere ist wahrscheinlicher, weil der Bastard,
der sonst die Frau Schultheiß in seinen Grüßen nie vergißt,
sie diesmal, die im Frühjahr 1518 starb, nicht mehr nennt.
— Das vierte Schreiben des Bastards an « Schultheiß und
Ritter» Peter Falk vom 17. November aus Tours belehrt
öns schon durch den Titel « Ritter )), daß es nicht vor dem
Jahre 1517 abgefaßt ist. Im vergangenen Jahre (« Tannöe
passee») hatte der Bastard Falk und seinen Freunden
ß'ne Anzahl Käse zum Geschenk zu machen versprochen.
Es war dies offenbar auf der Friedenskonferenz zu Freiburg,
da der Bastard bei Falk zu Gast war, möglicherweise aber
^w^h erst in Paris geschehen. Wenn Falk das Geschenk
^'ö November 1517 erhielt, so ist die i( annöe passee », in
Welcher der Bastard dasselbe versprach, das Jahr 1516,
Welches aber nach dem Osterstil damals erst mit dem
*2. April seinen Abschluß fand. Die Schenkung muß im
November 1517 erfolgt sein, weil Falks Gemahlin, für die
^^ch ein Teil des Geschenkes bestimmt ist, im November
*518 nicht mehr lebte.
- 136 —
Die Darstellung Daguets beruht auf Irrtum und Vor-
urteil gegen Falk. Gerade gegen den Vorwurf der Bestech-
lichkeit müssen wir Falk in Schutz nehmen. Inmitten der
in dieser Beziehung sonst bösen Zeit steht er mit blankem
Schild und ohne Makel vor uns. Nicht umsonst ist seine
Entrüstung, als er von den Bestechungen auf dem Zuge
nach Dijon hörte *). Falk wäre der größte Heuchler, wenn
die Darstellung Daguets nicht von Grund aus falsch wäre.
Im Gegenteil, wenn Falk Geschenke erhielt, so zeigte er
es seinen Obern an, wie wir schon vielfach gesehen haben,
und wie es uns in den Hatsmanualen noch mehrmals be-
gegnet.
^) Das sind schreckliche Sachen, daß wir solche Leute in der
Eidgenossenschaft haben sollen, die mit solchen Verrätereien umge-
hen. Gott möge sich ihrer erbarmen. F. a. F., Mailand v. 15. Dez.
1513, C. G. Vlll. 107.
f
Anhang.
N* 1. Falk an seinen Stiefvater, Aymon de Treytorrens :
^\ jfji'ifje loetjca der IVevbunrj um Aenneli ron Garnüsicil^ BitU\ den
-4 Sschlti3s der Ehe möglichst su bc&chlcunujcn. Frei bürg 1497. Febr.
4- (M. d. W. V. P. 50.)
Sincere sese recoojmendat, carissime pater! Nescio quo spirita
is f/uQO de Garmisirilr, dactus, feria tertia proxime praeterita me
niutuis verbis allocutus est. dicens si forem eiusdem voluntatis sei-
licet fllife sosb mihi matrimonio copulare, caius in proximo oxstite-
cn , cui (quasi illius collocutionis semivivus) respondi, non minoria,
pristinse et maioris voluntatis mc esse. Ipse vero super lioc dixit,
labc>res maximos pro assecutione huius rei, maxime causante amici-
^■^, qua erga me frueretur, cum genitore suo Domino Uolmanno
''al>viisse, sed finaliter benignum responsum ab eo concepisse. Ita
9^oci adhuc precibus ipsam voluntatem meam consequi possem, qaia
^^^is tanquam specialiori refero amicitiam vestram ex corde orantem,
^^atcuus gressus vestros hucusque dirigere dignomini pro communi-
^atione habenda cum avo Petro Ramii qui iam satis promptus est.
^on tamen cuiquam de verbis dicti Hugonis nianifestare curatis,
*i^*^^. ipse me precibus multis deprecatus est, id secretum tenere,
^"^^VEtetiam vobis confldo. Et bene valete per cuncta, salutes pluri-
'^o^ genitori me» referens, et me in bis recommendatum teneatis, ita
*iUo<:j^ tam cito ut poteritis istud conducatis ad effectum, ne proion-
Satic>ne temporis ut prius defortunium incombat raptum.
Fribargi, sabato post Purificationis anno 97.
Totus vester
Petrus Faulcon,
Adresse: Provido et honesto viro Aymoni Detorculari, consuli
^2rniacif patri meo ex corde dileotissimo.
. . N* 2. Hans an Peter Falk : Trauer um die guten Freunde,
_f^ dhnen infolge einer ansteckenden Krankheit täglich sterben,
»^^^^ der Allmächtige möge die Trauer bald in Freude veruandeln.
j^ ^^, nach den Festtagen (Johannes des Täufers und Peter und
^ ^^l, 24. u, 29. Juni) su ihm su kommen, um ihm su helfen, damit
^^ezahlt werde, a Hüet dich aliwegeu, an denen sorglichen enden
^»^
— 138 —
zue gan, [wo die Krankheit regiert], darzuo nim etwas von dem
appoteker, dich vor einem bösen geschmack zue helfen. Wilta das
nit bezahlen, so lass mich» bezalen. Bis nit gar, als du gewent hast,
ein Waghalft zue sind ». Bei seinen Herren in Freiburg will er
sich entschuldigen, dass er Franz Arsent seine Pferde nach Salins
geliehen habe. Grüsse an Aenneli Falk,
La Lance [am Neuen burgersee] 1502, Juni 22. (M. d. W. v.
P. 9).
N" 3. Hans an Peter Falk : Klage tcegen der üblen Behand-
lung ihrer Mutler durch Ai/mon von Tregtorrens, ihren Sticfhaler.
Massregeln, um künftig ähnliche Auftritte ^u eerhindern, ? 1503,
Sept. 20. (M. d. W. v. P. m),
Getrüwei- bruoder ! Vil glucks und guoter gesundheit wünsch ich
dir US grund mins herzens etc.
Als ich zuo diser stund gan Betterlingen bin kommen, hab ich
vernommen, wie der on mächtig hündisch wüeterich man mit unserer
lieben muoter so uncristenlich gelabt hab, si übel geschlagen, das davon
nichts zuo sagen si, darzuo sin tochter Jaque gescheut 0* das si us dem
hus nit bedarf kommen und unverschuld. Söllichs alles han ich mit im
geredt: ob er änderst nit mit unser muoter wollte laben, vil Wäger werc,
das wir si bi uns annemen, darzuo sechc er uns nit dafür an, das
wir sölichs von im liden wollen, sunderst erzöugcn, was lüt wir dan
sind. Harumb lieber bruoder wellest im darvon schriben und im er-
zöugen, das wir ouch lüt sind uf die meinung, ob dir und mir söl-
lichs zinstag gester vergangen uns söllichs zuo Friburg gesagt si, wil
er si nit gern haben, das er si uns lasse, wollen wir si gern haben.
Dan wir je söllichs nit liden wollen, von im in iren alten t^gen ge-
schlagen werden.
Datum ilends, Vigilia Mathey, anno 1503.
Din getrüwer bruoder Hans Falk.
N" 4. Hans an Peter Falk : BcHeidsbe:eugung und Trostirortv
beim Tode eines Kindes. — IVeiuhandeL (Ort?) 1506, Dez. 17. (M.
d. W. v. P. 17).
Tiirgeliebter, getrüwer, lieber bruoder 1
Dins zuovallenden großen kummers weis ich dir nicht gnüeg-
sam liehen schriben noch klagen, sunders in brüederlichen trüwen mir
nit leiders mocht gsin. Ist es sach, das der almechtig gott si hat
wellen haben, sollt du dinen willen ouch darzuo geben. Gott der
hcrr mag dir wol din leid in einer ander gestalt noch mit vil kinden
anders ersetzen, das du dich soverr nit so gar wellest erifren und di-
nem üb dadurch und gott damit nit erzürnist. Hüet du dich, dan
*) Dialekt gschände=:verlctzen.
— 139 —
dasdo nitin grösser leid möchtest kommen. Sodann, getrüwer bruoder,
schicken ich minem herren dem Seckelmeister von Bern 8 vass mit
win, hat er mich nun zuoueebst gar tiüwiich darumb gebetten. Bitten
ich dich, dinen wasteln einer lassen usgan, unib 8 guot karrer, die
gewüss eigen, und nit über nacht hinnen liggen. Das der win nit
verg5uschet werd, sollt du inen ernstlich bi tröwen gebieten. Hiemit
sigest Gott dem Herren in brüderlichen trüwen befolchen, der dich
vor diesem verfluechten und anderen gebresten beschirmen und be-
haeten well. GrücKs mir min Schwester din husfrouwon. Die sollst
da von mir und miner husfrouwen trüwlich klagen.
Datum Donstag vor Thomae anno 1506.
Ganz din getrüwer bruoder Hans Falk.
Adresse : An minem getrüwen lieber bruoder Pettern Falk
Scholtbessen zuo Murten.
N* 5. Hans an Peter Falk : Dank ßr ein \cujahf\^<jesc/icnk,
^oi'icklag, Uirc Töchter in Fraubrunnea auf Neujahr zu besuchen
mi:u beschenken. ? 1510, Dez. 24. (M. d. VV. v. P. 204).
Bruederliche trüw und was ich vermag alzitzuovor! Vor allen
<liogeu, HO weiß ich dich nit gnuogsam liehen dankens der hünere,
<iie du mir in bruoderlichen trüwen zuo einem guoten jars wia ge-
^heokt hast Du sollest mir nichts geben, dan ich das noch anderes
öwb dich nit kan und mag verdienen. Der allmechtig Gott well dirs
^'Iw bezalen. Unser tochteren halb zuo Frouwenbrunnen bin ich
"^ willen?, wenn du wilt, mit dir hinab zuoriten und inen selbs das
^^Ijar zuo bringen. Der Vetschcrynen ') halb, die hau ich nach
O'inein vermögen kouft, als guot als ich die hab mögen finden. Und
^an rJQ vvilt, so schick mir dinen knecht, will ich die inniassen in-
^ten und in binden, das die ganz und erlich darkomnien müessen.
^" kummerlichen des tags erwarten, diner schütten halb; und du
^'J mir begärist der kisten oder kästen, die ich dan hab, wie dies^el-
* s^ind, die sind din und nit min. Du sollt mich nichts bitten
*^ clelieinerlei sachen willen, dan alles das ich hab und vermag, ist
^^•"Hch ganz din. Mich will bedunken, ee wir hinab kommen, und
, "^er es were, darumb wellest mich des tags berichten und dinen
, ^'ht harschicken. Grüess mir min schwöster zuo tusend malen und
/^it sigest Grott dem Herrn befolchen, der uns allen gab ein gut
^'»8 jar.
Datum vigilia Noe[ll anno 1501).
Ganz din williger bruoder ff ans Falk,
Adresse : Wie N* 4.
') Spezialität in Käse, frz. vaclicrin.
\
— 140 -
N* 6. Ursula an ihren Vater Peter Falk : Dank für ein Gt^ — ^
schenk. Schickt ihrem Vater ein Gebetbüchlein, IVunsch, bald bc
sucht 2H iccrdcn. (Ohne Datum). M. d. W. v. P. 141.
Min herzlieber vatter !
Min kindiche triiw, min herzlieber vatter und mio herziie
mütterli! Ich laß üch wüssen min gesundheit von den gnaden got
Desglichen wer mir ein besondere große fröud von Üch zuo vernemeiiHE: i.
Min herzlieber vatter! ich danken üch der hübschen schuhen, so ^^Pi«
mir geschickt band ; ich will redlich leren und mich in üweren wille
und gefallen halten zuo aller zit. Min herz lieber vatter! Ich schicke:
üch hie ein büechlin, han ich selber geschrieben, da sönd ir in bct(
und sönd es nit verlieren, und kommend bald zuo uns oder scbick(
mir min müeterlin bald. Damit sig Gott mit üch allen und grüessei
mir, wer mir nachfraget und wer üch lieb ist und min gotten ^).
Urselly üwer tochter.
N' 7. P. Falk an seine Frau: Auftrag, einen Brief su
sonjen und i'rsula jur Schule su schicken. ? 1511, Janaar 31. (M. _d
W. V. P. 13).
Mins liebs Ennneli/n. Ich grüeß dich von ganzem grund inL^^mm^as
herzens und bitt dich, daß du von stund an, als bald du disen bi ie/
ufgetan hast, das du disen brief, der hariii verschlossen iigt, schick ^^est
dem Vanner in der Nüwenstadt^) oder im Spital') und luog, das -^^o
das nit underwägen lassest. Suß hab im hus guot sorg und schzaBK. ck
Urseii unser tochter zuo der Lärr.
Datum Fritag vor der Liechmess anno 1511.
Peter Falk— ^
Adresse : Der ersamen frouwen Knuelin Falkin, Vännerin
Friburtj, miner lieben elichen frouwen.
N" 8. Falk an seine Frau : Bericht con seinem und ander
Wohlert/ehen. — i'rsula wird besonderer Fürsonjc empfohlen.
Grüsse an Verwandte und Freunde. ? 1511, Dez. 4. (M. d. W. v. P. St
Min liebes Ennelin, ich giüeß dich in elichen trüwen und
ganzen grund mins herzen und laß dich wüssen, das ich früsch
gesund bin von den gottes gnaden. Des glichen begär ich von
ZUG vernenien und von unser lieben tochter Ursel und bitt dich,
wellest es all wegen in züchten leren und halten und in allem das
tuon, als ich dir wol vertruw. Min schwager Hans *), din bru
*) Taufpatin.
*) Konrad Gurny (Venner von 1509— 15 12).
^) Hans Schmid (nur für 15 10 Venncr ; tritt 15 ii in den kl,
ein). B. B.
*) Hans von Garmiswil war i. J. 1507 in den Rat der 200 in
Au gewählt worden und blieb in diesem Rat bis 15 ii. Nachdem er
— 141 —
and wir all sind früsch und gesund ; der tuot dich fast grüessen und
sio liebe husfrouw. Grüess mir jedermann besundei*s minen bruoder
und minen vettern Hans und Jahob^) Techtermann, Jakob Helbling,
min Herren beid SchttUheasen *), Statt-*) u. Gericktschriber^) \x. all
ander anser guot fründ, min schicager Daniel und min schwester
all. Und lass min Miiotter wüssen, das mir wol gat und uns allen.
Hiemit sigest gott trüwlich befolchen, dem wellest mit andacht die-
nen und tuon, als ich dir befolchen hab.
Datum uf Sant Barbein tag anno 1511.
Din getrtiwer huswirt Freier Falk^ houptman.
Adresse: Der ers?amen frouwen Ennclin Falkin, burgermeisterin
ZOO Friburg, miner herzlieben husfrouwen.
N* 9. Ursula an Ihren Vater Peter Falk: iVunsch, dass er
''rtW heimkomme.^ — Einkerkerung einiger Freunde, — Grusse. —
[Freiburg 1512] März 17. (M. d. W. v. P. 247).
Min früntlicben gruoß und alles guotes zuovor ! Min herzlieber
vattcr. Mins mütterlin beißt üch fast grüetzen zuo hundert tusend
malen und betten üch, ir wellen t bald harheim kommen, dan uns
belanget gar übel, uns dunkt, wir haben üch ir hundert jaren nüt
S^sechen. Ouch min herzlieber vatter, wüssend das wir fast fro sind
gettin, das ir uns geschriben band und danken üch zuo hundert malen
öwer 8chriben, ouch min herzlieber vatter, wir bitten üch, ir wellend
bald US dem land kommen, dan es sind untrüw lüt daheim, wie
wir wol vernommen. Ouch min herzlieber vater, etlich lüt mang-
^en üwer gar übel, dan iren sind viel in der KäJJin gelägen : min
k
'^Jchi wieder gewählt worden, gelang es ihm doch 1515, wieder in den Rat
hineinzukommen. J. J. 1520 trat er in den Rat der Sechzig in der Au
^^r und starb i. J. 1530. B. B.
*) Jakob T. ist von 1505 bis 15 15 mit Unterbrechung im Rat der
T^^chzig in der Au. Nachdem er 15 16 in den kl. Rat eingetreten, starb er
■- J. 1526. B. B.
') Schultheiß war im J. 151 1 Ritter Dietrich von Englisbcrg, Alt-
^^«Juliheiß Ritter Petermann von Faucigny. Der erstere war Schultheiß
^'^^n 1512— I}, 1519—21, 1522—24 und 1525—27, d. h. 12 Jahre, Bürger-
**^«istervon 15 14—17. — P. v. Faucigny war Schultheiß in den Jahren 1478,
^-♦^— 82, 1486—88, 1492—94, 1498 — 1500, 1504—06, 1507 und 15 10,
"^ - h. 18 Jahre. B. B.
*) Nikolaus Lombard war Stadtschreiber von 1493 bis zu seinem Tode
v^^. Dez. 1515), wo ihm
*) Jost Zimmermann im Amte folgte. Dieser war Gerichtschrei-
^^ vom Juni 1505 (Nachfolger Peter Falks in diesem Amte) bis 24. Juni
^515. Vom Tode Lombards bis 1525 war er Stadtschreiber. B. B.
— 142 —
Vetter Hans Garmiswyl, Jakob Helbling^ Jakob Techtetmann ^ Bern-
hardt Garmiswyl *) uad Ludwiif Pq/lilt/ard *) oon das Franken
wegen, Goch min berzLieber vatter Ion wir üch wüssen, das uns
die hundert guidin von dem Basier worden und das RyssC?) ouch
mit und ücli heißt jederman grüesseu : min herr Alischullheiss und
min oetter Daniel und min bestin^) und min vetter Hans Garmistril
und sin husfrouw und min beslin in der Magcrnouvo *) und all
frouwen. Damit sigent ir gott dem almechtigen trüwlich befolchen.
Greben uf Montag vor Mitterfasten.
Adresse : Diser brief gehört minem lieben vatter Peter Falk
burgermeister zuo Friburg.
N^ 10. Falk an seine Frau : Sein Befinden. — Aufträge ßr
Holstransport. — Besorgung det Hauswesens und Erziehung der
Tochter, - Grässe, - Trielit 1512, Mai 29, (M. d. W. v. P. 353).
Min herziiebes Ennelin I
Ich grüeß dich us elicben trüwen und sollt wüssen, das ich
früsch und gesund bin und es mir fast wol gat von den gnaden gottes.
Darum b so bis du ouch rüewig und guoter dingen, wan ich trüw
und ho£f, mit großen eren und froiden wider heimzuokommen.
Ich hab 2 dotzet bömen zuo Wengliswgler^). Sagdinem bruoder,
minem lieben seh wager Hansen ^ das er versuche bi den frommen
landlüten zuo Tafers, ob si mir die wollten zuoher füeren, das w-ölt
ich umb si verdienen. Und ob sie die brächten, so laß si entladen
vor Unser Froutcen •) und bitt min herren Gerich tsch rieber, das er
mir lüt bestelle, die si recht ieggen. Er weiß wol, wie man im tuon
soll.
Hab sunst guot sorg zuo dem hus und zuo miner lieben tochter
und laß si nit allein im hus, für si mit dir, wan du hin gangest.
*) Er war seit 1506 im Rat der 2(X) in der Au und seit 15 10 irei
Rat der Sechzig. Nachdem er 15 12 nicht wieder gewählt worden, kam er
mit 15 13 wieder in diesen Rat und mit 1528 in dem kl. Rat, dem er bis
1553 angehörte. Von hier ab wieder im Rat der 60, starb er 1557. B. B.
*) Ludwig Paxillard, von 1507 im Rat der 200 (auf der Burg), kam
mit 1509 in den Rat der Sechzig. 15 12 wurde er nicht wieder gewählt,
wohl aber wieder für 15 13. Mit 15 16 scheidet er aus dem Rate aus. B. B.
') Daniel Meyer und seine Frau Antonia.
*) Man wäre versucht anzunehmen, dass dieses die Schwester P. Falks «^
Clara Falk, sein möchte. Ursula nennt sie « beslin », mit welcher Be
Zeichnung dieselbe auch die Antonia, die Frau des Daniel Meyer, un^
Schwester Peter Falks, zu belegen pflegt.
*) Wengliswil, eine halbe Stunde oberhalb Alterswil, Kt. Freiburg.
^) Liebfrauenkirche, d. h. vor dem Hause Falks.
— 143 —
oder schick si miner scbwester Anthonien und laß si nit zuo wit
sehweiffeii, damit ir nit ein böser nam ufgelegt werd. Wan soliichen
jangen löjhtern vait zuo ziten zuo, das inen niemermer abgat. Da*
ramb underwis si hüpscblich, das wir iren gefröuwt mögen werden.
Si weiß wol, was ich ir oft und dick gesagt hab, wie si sich halten
solle, damit si min herzliebes kind blibe und sie.
Grüeß mir min bruoder, min scbwöster, mine schwäger alle,
min Vetter Haiis Techlermann , Gerich tsch ri ber , Jakob Helblin<j,
Herr Tuferney M, Hensli Seitcn/nachei\ min Herren bed Schultheissen
ond Stattschriber, euch den Herren von Liric^ und all ander unser
guoten fründ und fründin, besunders minen bichtvatter und Herr
Matheus den Prediger*) und laß min herjtiebe muotter wüssen, das
es mir vast wol gat. Hiemit »igest der heiligen drivaltigkeit trüwlich
befolchen.
Datum zuo Trieni uf Sambstag nach der Uffart anno 1512.
Din getrüwer gemache! Peter Falk, houptmann.
Adresse: Der ersamen frouwen Ennelin Faikin, burgermeisterin
wo Friburg im Uechtland^ miner herzlieben elicben frouwen in ir
band.
N' 11. Falk an Petermann von Praroman : Geschenke an ihn.
— Trauer um den Tod Ludwig Schne^iulis. — Empfehlung seines
Haum. — Grüsse. — Mailand 1514, Juli 8. (M. d. W. v. P. 21).
Min berzliebster sun I Ich grüeß dich von ganzen grund mins
lierzen. Und hat mir gefallen din schriben, solt ouch nit underwegen
^^sen, mir für und für zuo schriben, so du botschaft haben magst.
^in baretli schick ich dir nach aller notdurit versorgt ; ho£f ich, es
^erd dir gefallen, wan ich dir es von ganzem herzen gern und un-
S^beten geschenkt hab. Will dich ouch für und für witer begaben,
*o ver du in mis bruders Sebolden^) und minem guoten willen be-
**^rpe8t, des ich dir fast wol vertrüw. Mir ist fast übel beschechen
^^ mitiem getrüwen fründ Ludwigen Schneiulin^). Der almechtig got
^«l «iner sei barmherzig sin. Er was fürwar ein frommer, redlicher
^^sell. Nun wol an, wir müessen all den weg faren. Er rüwt mich
^^r fast übel. Tuo du dinem müeterlin das best ; laß dir si befolchen
') Darunter ist wohl das Ratsmitglied Peter Tavernier zu verstehen,
^-^'«tselbe war von 1504 ab Mitglied des Rates der 60 auf der Burg, von
* 506 bis 15 17 (seinem Todesjahr) im kl. Rat. B. B.
*) Mathäus Rollenbatz war Prediger in St. Nikolaus von 1509 bis 1519.
^^gl Deutsche Seelsorge in der Stadt Freiburg, Frciburg 1893.
') Vater des Petermann v. Praroman. Das gr. Bb. Fol. 116^.
*) Wahrscheinlich ein Bruder des mit Falk eng befreundeten Venners
^nd Ratsmitglieds Ulli Schnewiy. Er scheint übrigens im Staatsleben keine
^oüe gespielt zu haben. B. B.
- 144 —
sin ; des sollt du fast wo! geniessen, oach min henliebe tochter be-
zieh dir in ganzem trüwen. Ich han ir oach ein schönen kraoi kooft„
als du sechen würst. Grüeß mir min vetter Ludwigen and Hansen *}^
Hiemit sigent all gott dem herren trüwlich befolchen.
Datum zuo Mailand uf Samstag nach St. Ulrichstag. Ich wQnsc
dir vi! glucks zuo dinen eren ').
Din getrüwer Vatter Peter Falk.
Adresse : An minen fürgeliebten sun Peiermann von PeiTomati
N* 12. Falk an seine Tochter : Ucber sein Befinden. — Vatei
liehe Ermahnunijen an sie. — Aufinuntenint/ zum Gebet, besonder
für ihn, — Wie ein rechtos Gebet beschaffen sein soll. — Vvrha
tungsmassregeln f/er/enüber dem Gatten und den Schwiegereltern, —
Venedig 1515, Juni 22. (M. d. W. v. P. 371).
Min vätterlicho trüw zuovor. Hersliebe Tochter ! Wüß, das \mm^ ^
früsch und gesund bin von den gnadon gottes. Desglichen wer n~ r ni
ein große fröud von dir zuo vernemmen. (Ermahnung zum flAit^if^ ■»
Gebet, siehe oben). Du tindest in mlner libery der heiligen u
der alten vätter laben. So ist der granatöpfel und die vieror
zwentzig alten, oueh der seelen wurzgarten vorhanden, darin laß dii
Seelen wol sin. Es kompt die zit, das es dir wol kumpt. Laß
wol sin mins liebs kind, so du mins guot heat. So findest da um
den latinischen büchern zuo obrist bi dem kemin ein buoch, ist
zuo groß, mit wisse m läder überzogen und ia^ am rucken ein wei
verbrent worden, da ich zuo Marien zuo nacht darin las, als du
weist, das heißt ein psalter und ist in latin, i^ber danebent ist
psalter euch zuo tütsch. Und findest du ob tedem psalmen sii
tittel vor dem psalmen gemacht hab und warum b er gemacht
oueh wartzuo er guot sie zuo bitten. Ist min vAtterlich begeren
dir, du wellest das für dich nemen. Darin findest du etliche psalnm
die guot zuo sprechen sind den lüten, die über meer faren, tuo
ein from tiüw kind und sprich mit audacbt derselben psalmen ei fl
*; Brüder Petermanns. Das gr. Bb., Fol. iiy*» (wie Petermann
1520 als Bürger aufgenommen.
Ludwig war von 1507 ab Mitglied des Rates der 2qo (auf der
trat i)io in den Rat der 60 und 15 12 in den kl. Rat (der 24) über,
er bis 1517 angehörte. Von 1520—22 gehörte er wieder <iem Rat
Sechzig an. Er starb 1526.
Hans schied, nachdem er 1522 in den Rat der 200 eingetreten,
aus diesem Rat wieder aus. 1530 wurde er wieder gewählt, verliUt
die Stelle schon wieder 1534. B. B.
') Am 24. Juni 15 14 war Petermann in den Rat der S^ghxig
der Burg) gewählt worden. B. B.
— 145 —
oder zwen all tag, bis ich wider harheini koni mit gottcs hilf, oilcr
da veroäuicst, ob ich todt oder lebendii; sig und IiL> oder sprich so be-
«heidenlieh, und das du die woit woi Vorstandes. (Wie soll
man beten. Siehe oben.) Darum b lau mich dir befolchen sin, so
lieb als du mich haben magst. (Verhaltungsmaßregel iii'fien ihre
Matter, ihren Gatten, die Gesellschaft, gegen Schwiegervater und
Schwiegermutter. S. oben.) Hiemit sigcst gott dem allmechtigen
trüwlich befolchen, der uns mit fröuden widerumb zuosamen heU.
Datum zuo Venedig uf Fritag vor St. Johanstag zu Sungichten
anno 1515.
Luog, das du mine büecher niemands hinlichest noch tragest,
dan in mines bruoders Srhohh oder miner Schwester Anfhoni/fn
büser.
Din getrüwer vatter Pffcr Fnlk\
Adresse: An miner herzlieben tochter Ui\<('l von l^rrmnum.
N' 13. Hans und Wilhelm Falk an Peter Falk: An:ri;fr
fVw Ankunft in hreihurtj. [Freiburgl LjIÖ, Miirz 10. (M. d. W. v.
P.7.)
Kindliche darzuo vetterlichc trüw und was wir noch unser
kindlichen schuldigen vermögen alzit zuovor. insunder unser fürge-
iiepter herr und vetter ! Wir lassen t (iwer liebe wüssen, das wir
S^tert harkomen sind, weüendt nit achten, das wir jetzunt nit zuo
vil schriben, dann wir jeztmal ungeschickt sind, und befelchen uns
biemit alizit in üwer getrüwe vetterliche liebe zuo sin. Hiemit sie
^w allmächtig gott üwer trüwer behüeter.
Datum Fritag vor Judica me anno IH.
Von uns, Hans u. Wilhelm Fdlkvn üwer Siin und Vettern.
Adresse: Dem strengen wisen herrn Prtcr Falk, SchultheiLi zuo
Friburg, unserem insunders lieljen herien und vetter.
_ _ — -«»•
10
\
Personenregister.
A.
Adam Peter 17.
Agrippa Cornelius 110.
Alt Peter 70.
Amadeas IX. "i.
Ammann Hans 97.
Andrelinus Publius Faustus 111.
Arsent Franz '>0 -a*^, 1)5, 119, 123,
1:>7--181, 138, 142.
Arsent Margareta 21, 27.
Arsent Peter 119.
Arsent Wilhelm 95, 119-1^3.
V. Arx Bened. 96.
Ätterli Gylian 115.
Auf der Flüh Franz 95.
Auf der Flüh Georg (Jörg) 19—26,
31, 4;^, 95, 128, 129.
d' Avrie Willino <>.
B.
Besancenet Etienne 120.
V. Hollingen Margret 131.
Bonoesa Julie 13, 46.
Bossot Uldri '>:^, 95.
Bi)(u}rgey siehe Burger.
Brandenburg Hans 120, 121,
Buclilioizer Werner l'^O, 122.
BiignioL Niki. 41—4:3, 57. m.
Biigiiiot PottMinann iH).
BurgtM- Niki. :m. tK), \M'k
di> Burgo Andrea 52, (>7.
C.
Caniona 51. rr.\
Cimoriu** lionrii'us 113.
Totiiii l:;.
D.
Dantiskus Johannes 118, 119.
Detorculari siehe Treytorrens.
Detrethareyn siehe Treytorrens.
V. Diesbach 131.
V. Diesbach Hans 62, (oS. 114.
V. Diesbach Wilh. 21.
E.
V. Englisberg Dietrich 15» 26, 21
41,51,60,70,96,101,141,
V. Englisberg Petermann 24,
Erasmus v. Rotterdam 90, 11*^
Erb Heinrich 78.
V. Eriach Burkhard 36, 37, 7,"
V. Erlach Haus 42, 45—50.
V. Erlach Ludwig 46.
Ernst Jakob 113.
F.
Falk Anna 13, 3i), 80, 81, 102,
ia5, 137-14:3.
Falk Anton 12.
Falk Antonia 6, 12, 81, 124,
143, 145.
Falk Bernhard 5, 6, 12.
Falk Hans 6,7, 10, 11, 12, 14, i
:34, 41, 80, 102, 112, 13U
1:31», 145.
Falk Katharina 80.
Falk Klara 5, 142.
Falk Peter (älter) 5, 6.
Falk Ursula 80-82, 88, 124^
140-145.
Falk Wilh. (Älter) 5.
^12,
^42,
137-
VÄ,
- 147 —
Falk Wilh. (jünger) 102. 145.
v.Faucigny Petermann 6, 17, 141—
143.
Felder Hans 115.
FelgaWilh. 14.
Ferdinand von Aragon 35, 51.
Fieschi Card. Niki. 43, 100.
Flecklin (Vogt) 62, (53, 66, 68, 69,
71, 72, 76, 77, 80, 92.
de Foix Gaston 35.
FonUine Benedikta 82.
Franz 1. v. Frankreich 90, 9->-94,
96, 98, 111, i;^.
Fries Hans 29, 30, 96.
de Furno Jean 33.
G.
Gachet Niki. 120, 121, 124.
Gambaro 132.
V- Garmiswil Anna s. Falk Anna.
^- Garmiswil Bernhard 142.
^- Garmiswil Hans 140, 142.
^- Garmiswil Hugo 13, 14, 1:37.
^- Garmiswil Peter 26, 35.
^' Garmiswil Ulmann (älter) 6, 13,
14, 137.
^* Garmiswil Ulmann (jünger) 113.
114, 123.
^' Garmiswil Wilh. »5, 108.
^^jr siehe Gäch.
^ch Peter 29, 30.
^ Gingins Aymon 55, 56.
jfi»au(l Richai'd (älter) 112.
^^itaud Peter Richard 111—113.
I^^roud siehe Giraud
^^^rean 102, 109-112, 117, ^^5.
^^aser Michael 24.
^^Itschi Hans (Jak.) 85, 86.
^^ Grangis 114.
^ribolet Hensli 96.
^^rny Konrad 30, 140.
H.
^«gispach Martin 67.
Heinrich VIII. v. England l;i2.
Helbling Hans 24-27.
Helbling Jakob 96, 97, 141-14^1
Heymo Hans 36, »37.
V. Hohensax Ulrich 36.
Hugi Benedikt 21).
J.
Jännv Peter 'ij— 31.
Johann von Savoven, Bischof von
Cjeiif 56.
Julius II. Papst 18, .T>, 40-45,
52—54, 58.
K.
Karl 11. Herz. v. Savoven *3:i
Karl lll. Herz. v. Savoven 5(], 75,
100, 101, lai loi.
Kätzi (Ammann) 80.
Keller Dr. Konstanz 4:3, \^'), 108.
Kolb P>anz 108.
Kother 108.
Krum menstoll Hans 10, 24, 2.5, 60,
9<3, 97.
Kumnio Henz .*34.
L.
Lang Matthäus 42, 45, .51, 52.
Lai'in Heinz »30.
Lau per Hans 22.
Lautreo 120.
Leo X. Papst 54— r>8, 8:3, H4, 93,
94, 100, 132.
v. Lichten stein Georg •%.
v. Liriez 143.
de Liuront Georges 82.
Lombard Niki. 11, 24, 141, 14:3.
Longicampianus 114.
Loredano Leonardo 48, 49, 89.
Löubli Ludwig 20, 23, 24, 26, 28,
:32, 4:3, 57.
Ludwig XI 1. König v. Frankreich
18, 19, 48, 91.
v. Lusignan Niki. 90.
i
148 —
M.
Maad Marx (w.
Manuel Niki. lir>.
Marti Fridii 25-27, ♦U, 9<>.
Maximilian 1. Kaiser 40, 41, 51, 14.
V. Medici Card. 1^J2.
V. Meggen Niki. 120.
Merveilleux Jean siehe Hans Wun-
derlich.
Meyer Antonia siehe Falk Antonia.
Meyer Daniel 12, 124, 125, 141, 142.
Meyer Franz 12, 125.
Meyer Niki. 12, 125.
Murr Sebastian 7, 107.
V. Mülinen Kaspar '28.
Miisy Bernhard H7, 89, IH).
Mvkonius Oswald 111.
N.
Nusspengel Niki, 'it^, ::K), li\ D/.
P.
Pantzard Hugo 102.
Pavillard Anton 119, 121.
Pavillard Jean ^^>.
Pavillard Ludwig ;^), 142.
Pavillard Wilh. 85.
Perrotot «>.
Pio Alberto, Graf v. Carpi .'►!.
Piteli Wilh. 85.
V. Pontherose Benedikt 44, 5.5, 85,
Praderwan Rudolf 11-^
V. Pramnian Hans 144.
V. Praroinan Humbert 88. iH), 97,
101.
Praroinan Luiiwig r.0. IHi, 144.
Praroinan Niki. 125.
PraronKin Pet«.Minan 82. IH». 125.
14.5, 114.
Praroinan HvuMi '>>, :\), ^.
Praioman Si>hoM S2, SS, 14:1 145.
Praroinan Wiih. «aller» 8.5.
Piai^^nMii Wilh.' junijorUV., 125.
\
\
V
\
\
\
\
V. Praroman Ursulas. FalkUrsm-TLl*.
Pucci Antonio l*ö.
Pur Thoman 911
Quintinianus 12^^.
R.
Ramü Ludwig 30, <>0.
Raniü Peter 5, 6, 14, 187.
Rasch i Peter 22, 59, 60.
Reich muth Gilg 120.
Reich muth Martin 120.
Reif! Wilh. 26, 35.
Relibati siehe Rollen batz.
Ren6 von Savoyen (Bastard) 96
111, 133-136.
Rollen batz Matthaus a5, 108,
Rono Wilh. 85.
V. Roverea Jakob 87.
Rudi Bertolf 88.
S.
Salo Peter 85.
Savelli Silvio 1)9.
V. Schar nach thai Rudolf 28.
Schinner Kaspar 21, 87.
Schinner Card. Matthäus 17
36-;W, 51, 52, 54, 56, 5*
70, 71, 82-84, 87, 92.
Schinner Peter 87.
Schmid Hans ;«, a5, CX), 96,
Schnewly Ludwig 143.
Schnewli Thomas 113.
Schnewli Uli 30, 35, 36, 60, 6ir
104, 113, 143.
Schön i Simon 29.
Schwarz murer Hans 97—99,
116, KÖ, i:i4.
Schwarzmurer Sigismund 120
SchwenJi Hans 20, 2i>, 30.
Seiler Uli 96.
Si'ileninacher Hans 56, 87, 1
w,
21.
61.
40.
sn,
\\\^
— 149 —
Sforza MaBsimiliano, Herz. v. Mai-
land 40. 50-52, 58, 61, 68;
ft4, 65, 68-72, 77, 79, 92-94,
109.
Sforza Oktav ian 51.
V. Silenen Kaspar 41, 52.
Suewli siehe Schnewly.
Slafileo Johannes 42, 45—47, 49.
V. Stein AI brecht 78.
V. Stein Bastian 28, 29.
Steiner Werner 120.
Sterner Ludwig 32, 107.
Stockar Hans 120, 123.
Stocker Thomas 120.
Stoss Hans 30.
Strambollo/Phiiipp 122.
StQder Hans 30, 60, 96.
Stolz Heinrich 120.
Supersax siehe Auf der Flüh.
T.
Taferneir siehe Tavernier.
Tavernier Burkhard 85.
7*^ernier Peter 20, 41, 43, 50, 9«i, 14^1
^echtermann 125.
/^^hterraann Bastian 75.
"^htermann Hans 29, i^, ;i2, 5<),
%, 141, 142.
'^^htermann Jakob ::J6, 97, 101, 141,
140
.^f^^terniann Martin 16.
^,">'oq Bartholomäus 65, 75, 114.
^^^'Unger Peter 29.
p^^'mann Peter 29.
, '^yer Konrad 114.
de -*>
* reytorrens Aymon 12—14, 1^7,
*Peytorrens Jaque 138.
^^ "iVeytorrens Wiih. 13, 44, 46.
Tschudi Gilg 120.
Tschudi Ludwig 120, 121.
Tuerdus Balthasar 58.
V.
Vadian Joachim 102, 110, 116-119,
12:S.
Vannius siehe Wanneumacher.
Veiliard siehe Alt.
Velg xVikl. 85.
Velg Wilh. 29, ;i0.
Villing Anton 29, :W, 9<).
Vi.sconti Galeazzo ♦U, 98.
Volmar 108.
Vögely Jakob 26.
Vögel i Kaspar 60.
Vögel i Tschan 97.
W.
Wannenmacher Hans 85, 108.
Watson John 90, 113.
V. Wattenwil Niki. 85.
Werli Jakob 104.
Werli Uli 2^>, :X).
V. Winkelried Arnold 61.
V. Wippingen Rudolf 6.
Wölfli Heinrich 12:1
Wur)derlich Hans 125, Vä).
V. Wyngarten 29.
Z.
Zimmermann Jost24, 71, TJO, 141—
14:1
Ziro siehe Giraud.
Zum Höfen *^J.
Zur Gilgen Melchior 29, 116, 119,
121, 122, 123.
Zwingli Ulricfh IK), 10l>, 110, 112,
116, 120.
<•!-
i
Inhaltsverzeichnis.
Einleitung S. 1-2.
Ausführliche Titel der öfter angeführten Werke und handschrif
chen Quellen S. 3—4.
Kap. 1. Die Familie Falk in Freiburg S. 5—6 ; Peter Falks Jug«
und Lehrzeit S. 6— 7 ; Berührung mit dem eisäßischen l
manistenkreis S. 7—9.
Kap. 2. Falks erste amtliche Stellungen S. 10—12 : Gründung ei
eigenen Herdes S. 12 — 14.
Kap. 3. Falks Teilnahme am Schwabenkriege S. 14—16. Wei
amtliche Stellungen S. 16—17 : Wirken als Gerichtsschrei
(bis 1505), als Vogt von Villarepos, als Schultheiß
Murten (1505—1510). Erstes Hineintreten in die große
litik ; Berührung mit Schinner und den Walliser Verh
nissen S. 17 u. 18.
Kap. 4. Übertragung der Wirren im Wallis auf Freiburger Ge
S. 18-20.
Kap. 5. Die Prozesse gegen Jörg Auf der Flüh und Franz An
S. 21— aS. Der Furno-Handel S. 3;^.
Kap. 6. Falks weitere Beamtungen S. iM. Der kalte Winterzug
Jahre 1511 S. :it-.S5. Der Pavierzug 1512 S. '35—40.
Kap. 7. F'alks römische Gesandtschaft (Nov. 1512— Mai 1513).
a. Sein erster Aufentlialt in Rom (Nov.— Dez. 1512) S. 40-
b. Falk auf seiner Gesandtschaft nach Venedig (Dez, 151
Jan. 1513) S. 4()-58.
0. Die Einsetzung Maximilian Sforzas als Herzog von N
land (Dez. 1512) S. 50—52. — Falks zweiter Aufenthai
Rom (Febr.-Mai 1513) S. 52-58.
d. Rückreise von Rom (Mai 1513) S. 58—59. — Falk bei
Truppen im Felde (Juni) S. 60. — Heimkehr (Juli L
S. r>l.
Kap. 8. Falk als Gesandter in Mailand (Nov. 1513— Nov. 1515>
a. Sein erster Aufenthalt daselbst (Nov. 1513— April 1514r
(;i-71.
b. Sein zweiter Aufenthalt am mailändischen Hofe (VI
Nov. 1514) S. 71-70.
— 151 —
Kap. 9. Falk in der Heimat (Dez. 1514 -April 1515).
a. Die Familie Peter Falks S. 79-82.
b. Die Errichtung des Kollegiatstiftes St. Nikolaus in Frei-
burg S. 82-87.
Kap. 10. Falks erste Wallfahrt nach Jerusalem (April 1515 — Jan.
1516) S. 87-91.
Kap. 11. Der Friedensschluß mit Frankreich S. 91— 95. — Falks Ge-
sandtschaft nach Paris (Jan.— März 1517) S. 95—99.
Kap. 12. Falks Tätigkeit in den Jahren 1517-1519 S. 99-106.
Kap. 13. Falk als Humanist und Förderer der Wissenschaft S. 106—
119.
Kap. 14. Falks zweite Reise nach Jerusalem (Mai —Okt. 1519) S. 119
— 122. — Sein Tod und sein Testament S. 122—126.
Exkurs No. 1. Kritische Würdigung der Berichte über den Arsent-
Prozeß S. 127-181.
Exkurs No. 2. F'alks Verhältnis zu Frankreich S. 182— 13^3.
Exkurs No. 3. Daguets Urteil über Falks Verhalten S. 183-186
Anhang S. 137—145.
Personenregister S. 147—150.
i
Schiesswesen und Schützenfeste in Freibur^^
bis zur Mitte des XV. Jahrhunderts
von
Alb. Büchi.
') Histoii-e du canton de Fribourg 1. vol. 333, II. vol. 76,
boui'g lH-11 et 1845.
•) Areliives de la Sociöte d'histoire du canton de Friboorg
vol., p. f>8. — ^) Etrennes fribourgeoises 1872.
^) Vergl. weiter unten S. !.">;>, A. 1.
V Oitizielle Festzeitung für das eidgenössische Scbützenfes
Luzerii. Luzern U>01, S. 24.')— 10.
Das SchützenwescMi der Stadt Freibupg hat bis je^ ^A
noch nie eine zusammenhängende Darstellung^ gefunden, ^r^h-
schon es an Material hiezu keineswegs mangelt. Au _ÄSer
ein paar gelegentlichen Notizen in den kulturhistoris.ct — » *"
Partieen der Freiburger Geschichte von Berchtoid-Be^sr^ Q-
l)v6^) und Daguets Freiburger Geschichte bis zum Ja^ ■'^
14S1 -) sowie einem Aufsatz über das Schießen auf d. ^3™
Welschen Platz in Freiburg'') 1517—1757, ferner einer s^^^ ^^
gehaltvollen Abhandlung von Stajessi*) über die Fei» ^^^
Waffen in Freiburg in der Vergangenheit und einer l'b^^=^[~
sieht über das Freiburger Schützenwesen vornehmlich
der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts, verfaßt von d
Unterzeichneten ^), ist mir keine einschlägige DarstelliB.
bekannt. Als Hauptquelle kommen die ungemein reichh
tigen Seckelmeisterrechnungon des Freiburger Staatsarchi
(S. II ) in ßotracht, von denen der Freiburger Chorh
Fontaine einen Auszug veranstaltet hat, der zwar ni
erschöpfend aber leichter verständlich und vielfach mit 1
merkungen des gelehrten Kopisten erläutert ist, dane
das Freiburger Mrkundenbuch (Recueil diplomatique)
legentlich. Da die (Ihroniken für diese Zeit sehr dürftig si
in
in
— 153 —
80 ist ihoen fast gar nichts zu entnehmen. Einzig über die
Schützenfeste von 1441 und 1442 haben wir eine sehr schätz-
bare Angabe in den Aufzeichnungen des Chronisten Hans
Greierz, die wiederholt veröffentlicht wurdet. D^r vor-
liegende Aufsatz ist bereits in franzosischer Übersetzung
herausgegeben aber an einer Steile, welche den Abdruck
io dieser Zeitschrift mit erweiterten Beilagen rechtfertigen
dürfte').
Soweit die Freiburger Seckelraeisterrechnungen zurück-
reichen, solange finden wir auch schon das Schflizenvvesen
organisirt und staatlich subventionirt, vermutlich aus mili-
tärischen Rücksichten. Die Anfange dieser Organisation
dürften darum schon um die Mitte des XIV. Jahrhunderts
liegen: doch geben uns darüber keine Quellen Aufschiuli.
Die schlimmen Erfahrungen des Sempacherkrieges, der für
Freiburg so verlustreich abschloß, dürften den Anstoß ge-
geben haben, dem Schützenwesen erhöhte Aufmerksamkeit
zu schenken. Bereits im Jahre 1378 hatte Freiburg einen
Arinbruster (maistre arbellestier) für 16 Uukien in seine
Oienste genommen — es scheint nicht der erste gewesen
^ü sein — auf die Dauer von 10 Jahren mit der Verpflichtung,
i«*brlich zwei Armbrüste zu liefern, die man mit den Füßen
•*^Pannen konnte^). Sein Nachfolger von 1388—97 war ein
^einheimischer, Petermann von Duens, der nur 8 /7 jahr-
■■^h erhielt, während im Jahre 1397 der Armbruster Fritz-
'^^^nn aus Worms an seine Stelle trat, ebenfalls auf 10
*'«*hre und mit der gleichen Verpflichtung, jahrlic^h zwei Arm-
^^Usle zu liefern gegen ein Jahresgehalt von 18 /7 und eine
'Kleidung alljährlich gleich dem Weibel ').
Diese Armbruster hatten nicht bloß neue Instrumente
^^ erstellen sondern auch die alten auszubessern und im
0 Von P. Nikiaus Rädle im Anzeiger für vSdnveiz. Geschichte
*> 108 aber unvollständig und neuerdings mit Ergänzungen in der Aus-
^^ der Aonalistischen Aufzeichnungen des Hans Greierz von A.
^^chi in Freiburger Geschichtsblätter X. 14 If.
') Journal de F^te du Tir cantonal, Fribourg IIKX), Nr. 1—.").
*) Berchtold 1. 231. — *) Recueil diplomatique V. 111.
— 154 —
Stand zu halten, wie aus den regelmäßigen Einträgen der
Seckelmeisterrechnungen leicht ersichtlich ist. Die Apnx-
brüste mußten bewacht und probirt werden, was auch ^^
der Regel mit Kxtraauslagen verbunden war. Eine Armbri^isV
kostete im Jahre 1405: 50 Schillinge und 1416 : 55 SchiV
linge, wie uns durch Rechnungsposten belegt ist '). n>sis
Gehalt des Armbrusters war im Jahre 1412 noch 18 ^?X;
ein Deutscher, Johann Obecz, genannt Störenfried, ^ mjs
Mengersdorf *), bekleidete seit 21. September 1411 die Sie I I c.
Als derselbe über Konstanz nach Hause gereist war, wu r*c3e
ein Meister Peter vom Rate 1416 auf Lebenszeit angestellt
und sein Gehalt 1426 auf 36 ßf erhöht und zwar auf 5 Ja f» re
vorausbezahlt und dazu noch jährlich eine neue Armbr-usl
von 2 Fuß als Geschenk ausbedungen ^). Trotzdem scheint
es nicht gelungen zu sein, ihn auf die Dauer festzuhalt^m:
denn in den Jahren 1429—43 finden wir einen ArmbrusCer
Namens Schöbly, der mit 20 Gulden (27— 28 ff) jährlich
angestellt ist. Im Jahre 1436 wurde ihm das Gehalt hef ^ab-
gesetzt auf 20 If nebst einer Kleidung und ihm dafür ^o
junger Armbruster zur Seite gegeben mit 100 Schilling L.olin
nebst einem Gewände *).
Daneben gab es auch eine Gesellschaft der Bog'ö ^'
schützen (arcliier) die ebenso organisirt und staatli*^"
unterstützt war und jedenfalls seit 1430 einen eigenen V<^^'
stand hatten (niagistri et gubernatores societatis deis archi*^ ^'"
Die Gesellscliaft besaß Vermögen, spendete daraus ei^
l^eise (1440) und war im Jahre 1430 und 1431 im Falle.
gar zi(Miilich beträchtliche Darleihen auf Unterpfand zu
chen. Die Rogenschützen hatten, wenn auch seltener, ei,
Schützenfeste und besuchten auch solche auswärts. Im J
ne
so-
a-
ne
^) Item a maistre Fritz per 12 arblestes vendu a larb^
'iO s. j)er la inain dou grosouthier 30 8^. S. R. Nr. 9 (1406). —
a PekMman arbelosteir por "2 arbeiestes achitaes per la main de M
lavove et de plusour autres, 110 s. S. R. Nr. 37 (141H).
') Vgl. Reciieil diplomat. VII, ^2.
'; Vgl. S. R. Nr. 27 und 47^ Miss. com. und Reo. dip. VII
') Vgl. Rec. dipl. VIll, 224 und S. R. Nr. 54.
— 155 -
lil6 wurden beim Pfeilmachep Hans in Bern 500 eiserne
Pfeile angeschafft und dafür 53 s. 4 d. bezahlt. Mit dem
Aufkommen der BQchsenschQtzen verschwinden allmählig
die Bogenschützen um die Mitte XV. Jahrhunderts.
Schon seit 1401 finden wir auch die Büchsensch fitzen
(canoniers) als eigene Gesellschaft mit einem Büchsenmeister
(maistres deis boeistes), der vom Staate fest angestellt und
besoldet war. an der Spitze, um die Büchsen und anderes
Kriegszeug imstande zu halten und Schießpulver zu verfer-
tigen *). Freiburg war jedenfalls seit Beginn des XV. Jahr-
hunderts schon im Besitze von Feuerwaffen. Im Jahre 1401
wurde Hanso Gresy. Sohn eines Freiburger Bürgers, als
erster Büchsenmeister angestellt, mit der Verpflichtung, 3—4
t^hrlinge heranzubilden, die Büchsen zu beaufsichtigen und
Salpeter zu fabrizieren *). Allein man scheint mit ihm nicht
Zufrieden gewesen zu sein, so daß man künftig wie die
-'^rmbruster auch die Büchsenraeister mit Vorliebe aus
Deutschland bezog. Im Jahre 1403 kaufte der Rat 8 Büchsen
(bueistes) zum Preise von 18 f( und ließ durch Petermann
*^Ugniet 2 Zentner und 8 S schwarzen Salpeter aus Basel
*^^xiehen für 29 i( 14 s. ^). Im Jahre 1406 ist von einem
"Ochsenmeister aus Mainz (meister deis bueistes de Maynz)
^'e Rede, der schon längere Zeit im Dienste der Stadt ge-
^^^nden haben dürfte. Derselbe hatte der Stadt zwei ge-
'^alte Büchsen (2 pintes bueistes) verkauft und 3 große
*^Qchsen erstellt, wofür er mit KJl ?? 6 s. S d. entschädigt
^'^"Urde*). Vielleicht ist es der Meister Simon Zinckfeld,
^^r 1410 wieder angestellt wird und neben ihm kurz da-
^^uf noch ein zweiter, Rudolf Metzer von Rlieinegg '^l.
Ein Meister Johann von St. (Hau de lieferte damals
^ Dutzend Büchsensteine für 66 s., und die Ausgabe von
•■ s. für Reparatur eines Buchsenrades im gleichen Jahre
*) Vgl. Charles Stajessi. Les armes ä feu dans le passo a Fri-
'^ttrg en Suisse. Apchives de la Soei(H<' dhistoire du eanton de Fri-
^xirg VII. vol. — ') Stajessi 1. c. 101.
*) S. R. Nr. 3 Mession poiir scheii.^ar.
') S. R. Nr. 8, Messioiis cominunaul. — •',) Stajessi 1. c.
- 156 —
beweist uns, daß es damals auch schon Radbüchsen gab.
Im Jahre 1416 kehrte der Büchsenmeisler aus Rottenburg,
der hier in städtischem Dienste eine Zeitlang gestanden,
über Konstanz nach Hause zurück und erhielt von Schultheiß
und Rat an die Kosten seiner Rückreise 2 Gulden >). Dann
scheint für die Steile eines neuen Büchsenmeisters ein Wettbe-
werb ausgeschrieben worden zu sein, woran sich ein Straß-
burger ßüchsenraeister und ein Meister Laraprecht beteilig-
ten. Während ersterer für Hin- und Rückreise mit 5 Gulden
entschädigt wurde, ging Meister Lamprecht als Sieger her-
vor und wurde am 21. Mai 1416 auf ein Jahr als Buchsen-
meister angestellt mit einem Jahresgehalt von 76 rhein.
Gulden und einer Kleidung. Ferner wurden ihm für jeden
Arbeitstag von der Stadt 4 Ambrosanen zugesichert. Dafür
mußte er sich anheischig machen, 2 eiserne Büchsen zu
verfertigen und 4 Jünglinge in seiner Kunst zu unterrichten.
Im folgenden Jahre wurde der Vertrag w^ieder auf ein Jahr
erneuert '). Man hatte offenbar die Absicht, durch Aus-
bildung einheimischen Nachwuchses sich von den auswär-
tigen Büchsenmeislern zu emanzipieren und darum sich den
ganz außergewöhnlich hohen Jahreslohn nicht reuen lassen.
Kin Meister Hermann Murer steht 1436 an der Spitze
der Büchsenschülzen und wurde neuerdings auf 5 Jahre
angestellt mit einem Jahrgehalt von 30 Gulden Rh. mit der
ausdrücklichen Bedingung, daß er auch seinen Kindern das
Schießen und sein Handwerk beibringe '^), Im Savoyerkriege
wird ein Büchsenmeister NM kl aus besonders rühmend er-
wähnt durch den Chronisten Hans Greierz, bei Anlaß eines
Kampfes bei Chamblut am 20. April 1448*).
Tragbare Feuerwaffen , sog. Handbüchsen (canons,
coulovrines) erscheinen in Freiburg zuerst um 1409 ; sie
wurden aus Bronze angefertigt beim Glockengießer*); später
') S. R. Nr. '27, Mission communaul.
») Vgl. Recueil dipl. Vll, 247. — ') A. a. O. VIII, 225.
*) Xarratio belli ducis Sabaudiae et Bernensium contra Fribur-
genses i. Quell, z. Schweiz. Geschichte I. 309.
^) item a Ciaudo Gambach jkh* lesnienda de quatre sofflet qu _
— 157 -
bezog man sie auch aus Nürnberg. Seil 1440 finden wir
auch Hackenbfichsen aus Bronze (canon a croc) daselbst,
etwas länger als die Handbüclisen und ohne die Holzmontur
24—30 af schwer, es ist der Anfang der eigentlichen Ar-
tillerie. Wir besitzen übrigens ein interessantes Verzeichnis
der Bewaffnung und Munititinsvorrate auf den Festungs-
türmen und Wällen der Stadt vom Jahre 1431 *).
Der Freiburger Chronist Hans Greierz spendet dem Frei-
bupger Schießwesen besondere Anerkennung in seiner Be-
schreibung des Savoyer-Krieges, was um so höher anzu-
schlagen ist. als er sonst auch mit dem Tadel nicht zurück-
hält. Er schreibt nämlich : a Auch ist wahrhaftig zu wissen,
«daß uns Handbüchsen (pixides). Hackenbüchsen (coluvri-
< nae) und Armbrüste (balistae) sehr nützliche und gute
« Dienste taten ; denn wenn wir dieses Geschütz nicht ge-
« habt hätten, so wäre ohne Zweifel die ganze Stadt Frei-
^burg mit allem, was darin sich befindet, durch unsere
<* Feinde ringsherum zerstört und vernichtet worden, wenn
^ nicht Gottes Wille es verhindert hatte. Darum sollen die
* f'Veiburger darauf achten, Büchsen- wie Bogenschützen
" hoch zu ehren und vor Augen zu haben ; denn gerade die
* Schützen (sagitarii) haben gegen die mit gi'oßen und langen
^ Speeren (lancea) bewaffneten Feinde so tapfer sich gehal-
^' ten und gestritten, daß sie gelobt zu werden verdienen, o *)
Kurz zuvor sehen wir die Freiburger Büchsenschützen
■^h auch an Schützenfesten beteiligen (1445), und bei einem
^'chen holte sich der Venner des Spitalquartiers, Claude
Ofdeip^ beim Schießen mit der großen Büchse einen
•^^is*). Im Jahre 1453 besuchten Freiburger Büchsen-
^^^titzen bereits ein Schützenfest in Bern.
^f^nt arz quant Ion fondit les boeistes ordinaz per mesgr. lavoyer
^ les consel, 44 s. S. R. Nr. Ti v. J. 14ir,I. Miss, comni. und Stajessi 10.*^
') Abgedruckt Rec. dipl. VIII, 7j 11.
') A. a. O. S. 818. — ^) Fontaine, Compto des Trösoriers. 1415, 11 :
"^^ Claude CJoitieir, banneret des Hupitaux. pour le prix qu'il gagna en
^'^nt avec les grosses boistes 'ä» sols. Ich konnte diesen Kintrag in
^n Origiualien der Seckelmeistorpeclinungen nicht auf linden.
— 158 —
Zur Übung im Schießen und zum Sporn des Wett-
eifers wurden seit Beginn des XV. Jahrhunderts in groüern
oder kleineren Abständen sogenannte Blumenschießen (traire
la flour) in Freiburg wie anderwärts abgehalten, mit Vor-
liebe und auch mit größerer Ausdehnung im Anschluß an
gewisse feierliche Anläße z. B. die Beschwörung des ber-
nisch-freiburgischen Burgrechtes wie in den Jahren 1407,
1421 und 1453. Da dieselbe gemäß der Erneuerung vom
8. November 1403 alle drei Jahre am Dreifaltigkeitssonn-
tage stattfand, so erklärt es sich, daß die Schützenfeste
gerne mit diesem Zeitpunkte zusammentreffen, obwohl ge-
naue Zeitangaben sich in den Seckelmeisterrechnungen nur
ausnahmsweise finden. Gelegentlich mochten wohl auch
Verschiebungen bald in den Juli oder September aus
verschiedenen Gründen eintreten. In der Regel scheint ein
solches Schießen an einem Sonntag begonnen und wenigstens
2 bis 4 Tage gedauert (1440), gelegentlich (1426 und 1441)
aber sich auch bis auf eine Woche ausgedehnt zu haben.
Einmal fand das Schießen im September, in der Woche vor
St. Michael, statt (1421;. Die Zahl der Teilnehmer durfte
sehr verschieden und von der Ausdehnung des Festes wie
der Zahl der Preise abhängig gewesen sein. Leider haben
wir nur ausnahmsweise einigermaßen zuverläßige Zahlen-
angaben ; meistens sind wir auf Schätzungen angewiesen.
Da der Staat Ehrenwein und oft auch ein Festmahl verab-
reichte, an dem Vertreter des Rates sich beteiligten, so
können uns die Zahl der geschenkten Krüge Wein oder
der Gedecke am Festmahl über die Frequenz einige An-
haltspunkte liefern.
Im Jahre 1402 wurden je 14 Kruge Wein und Claret
(Wein mit Gewürz) gespendet. 1403 dagegen 108 Krüge
Wein, 1407 waren es ungefähr ebensoviel (109), 1412 sogar
177 Krüge; 1420: 98 Krüge; 1421 : einmal 108 und ein
zweites mal 118 Krüge: 1426: 106 Krüge; 1436: 30
Krüge. Im Jahre 1441 wissen wir, daß es 150 Teilnehmer
waren, und das war eines der größten Feste. Wir dürfen
annehmen, daß diese Zahl nur selten überschritten wurde.
~ 159 -
Allein auch durch direkte Geldbeiträge erleichterte der
Staat die Abhaltuüg solcher Feste, abgesehen von Verab-
reichung von Wein, Ciaret, Brod und ab und zu auch
Kirschen oder Backwerk. So spendet er 1402 den Arm-
brustschfitzen an die Auslagen des Blumenschießens 11 ^
und außerdem noch den Bogenschützen einen Beitrag von
43. Desgleichen i. J. 1406 wieder 11 /t an die Kosten des Fes-
tes, 48 s. 6 d. an die Bewirtung der Gäste. 1420 erhielten die
Bogenschützen einen Beitrag von 00 s. Im folgenden Jahre
1421 gaben Rat, Sechzig und Zweihundert an die Kosten
des Festmahls, das die Schützen ihren auswärtigen Gästen
veranstalteten, 10 B[ und 1426 für ein gleiches Mahl 26 /7
2 s., sowMe im Jahre 1440 an die Kosten des Blumenschießens
7 ff 5 s. Das große Fest vom Jahre 1441 erforderte wegen
außergewöhnlicher Zurüstungen einen Zuschuß von 22 ff
16 s. 3 d. Dazu kamen noch die Auslagen für Festmahl
und dgl. mit 117 Ä 19 s. 2 d.
Während des Jahres und besonders vor den Schützen-
festen wurden regelmäßige Schießübungen abgehalten, an
denen alte und junge Schützen gruppenweise sich beteilig-
ten. Der Staat subventionirte diese Schießübungen mit 6
d. pro Mann und Tag ') wie er die Neuanschaffung und
Ausbesserung, die Bewachung von Armbrüsten und Bogen,
das Bemahlen und Entspannen, ja selbst das Probiren der-
selben bezahlte. Es scheint, daß die Büchsen auf Staats-
kosten verfertigt wurden, da die Büchsenmeister für ihre
Arbeit fest angestellt wurden. Die Zahl der Preise für ein
Biumenschießen wechseile je nach der Größe und Dauer des
Festes von eins bis sechs. Sie sind von allem Anfang an
teils in Natura teils in Geld verabreicht worden; so finden
^ip als Preise eine Rüstung, ein Pferd, goldene und sil-
berne Becher, Schalen oder Hinge, selbst Tuch. Der Bat
nahm die Bekleidung und Ausrüstung der Schützen auf
seine Rechnung. Als Schießplatz wird die obere Matte
*) Vgl. S. R. Nr. 4;J Jahrg. 14*^4 1, Mission pour archiefetar-
Ijelejtier u. a.
- 160 ~
(planche de St-Jean) am rechten Saaneufer genannt für
die Schützenfeste von 1406, 1412, 1426, 1441. während in
den Jahren 1420, 1421 und 1453 das Schießen auf den
welschen Platz außerhalb des Romonttores verlegt wird
(la Place). Bei dem großen Feste von 1441 wurden Zelte
aufgespannt für die Schützen und für die Zeiger eigene
Häuschen errichtet ^).
Solcher Schützenfeste lassen sich für diese Zeit in
Frei bürg eine ganze Anzahl mit Sicherheit ermitteln. Im
Jahre 1402 haben wir ein Armbrust- und Bogenschießen,
im folgenden Jahre 1403 dagegen lediglich ein Armbrust-
schießen ; ebenso ein solches 1406, das von Bernern,
Deutschen und Welschen besucht wurde *). Dabei wurden
den Berner Gästen noch besonders 24 Krüge Ciaret gespen-
det. Im September 1412 wurde ein Blumenschießen abgehal-
ten, wozu sich wiederum Armbrustschützen aus Deutsch- und
Welschland einfanden. Zu dem Blumenschießen von 1416
erschienen auswärtige Gäste aus Bern. Soloturn. La
Cluse und Romont. ferner ein Schütze von Jougne.
Dagegen scheint 1418 nur ein kleines Preisschießen für Arm-
brustschützen ohne auswärtige Gäste stattgefunden zu haben.
Im Jahre 1420 wurde ein zweitägiges Bogenschießen ab-
gehalten und zwar ausschließlich für Gäste aus dem
Welschland, von Lausanne, Romont, Yverdon, Mur-
ten, Stäffis und Peterlingen. Der Rat gab daran
60 Schilling. Von Bern nahm nur der Armbrustschützen-
meisler teil. Im folgenden Jahre 1421 haben wir dagegen
wieder ein Armbrustscliießen in der Woche vor St. Michael.
Dabei kommen die Armbrustschützen von Bern, Zürich,
Aarau, Biel, Murten, Peterlingen, Milden. Romont,
Greierz und Aubonne (?) und werden von den Freiburger
Schützen in der Galerie des Gesellschaftshauses zum Spital
mit einem xMahle bewirtet. Acht Tage währte das Armbrust-
schießen vom Julil426, wobei vier Schützenmeister und die
') Vgl. die S. R. in Freiburger Geschichtsblätter X, 4:^.
2) Die Einträge in S. R. Nr. 10, v. J. 1407, I. dürften sich
noch auf das vorausgehende Jahr beziehen.'
— 161 —
Weibel die Aufsicht führten. Den auswärtigen Gästen, die
nicht näher bezeichnet sind, wie den einlieimischen Schützen
warde wiederum eine Mahlzeit von lUG Gedecken zu 4 s. G d.
servirl, wobei auch eine Abordnung des Kales inbegriffen war.
Dabei wurden auch a bresel » und u niebles )) nach Tisch
aufgewartet. Ein Wettschießen wurde 1435 veranstaltet um
einen Preis, den die Freiburger in Murten gewonnen hatten ;
daran nahmen teil die Armbrustschutzen aus Murten, Wiff-
lisburg, Peterlingen und Laupen sowie die Bogen-
schützen aus Stäffis. Im Jahre 1440 fand hingegen ein
viertägiges Bogenschießen statt, an dessen Kosten der Rat
den Freiburger Schützen fünf Gulden bewilligte. Von aus-
wärtiger Beteiligung erfahren wir nichts. An dem bekannten
großen Armbrustschießen vom .luli 1441 waren Gäste an-
wesend von Basel, Luzern, Biel, Bern und Aarau;
es wurde ihnen zu Ehren vom Rate ein Festmahl gegeben M-
Endlich geben uns die Seckelmeisterrechnungen Kunde von
einem Bfichsenschießen vom Jahre 1453 in Freiburg, wozu
sich auch die Buchsenschutzen von Bern einfanden.
Allein die Freiburger begnügten sich nicht damit, Preis-
schießen zu veranstalten ; sondern sie pflegten auch den
Einladungen zu solchen nach auswärts zu folgen, und der Rat
munterte sie dazu auf durch Verabreichung von Beitragen
an die Reisekosten. In der Regel sind es die gleichen Orte,
die wir auch an den hiesigen Festen vertreten gefunden
haben. Offenbar einer durch die Armbrustschützen von
Cluses bei Anlaß des Freiburger Schützenfestes vom Jahre
1416 übermittelten Einladung folgend begaben sich die Frei-
burger Armbrustschützen im gleichen Jahre nach Cluses
in Faucigny und erhielten an die Kosten einen Staalsbeitrag
von 11 af. Im Jahre 1423 fand mit den Berner Armbrust-
schützen ein Preisschießerl in Laupen statt, woran der
Bat 10 fi beisteuerte, desgleichen im Jahre 1433 an der
Sense; der Ehrenwein wurde auf einem Pferde auf den
Schießplatz befordert. Im folgenden Jahre 1434 nahmen
*) Freiburger Geschichtsblätter X, 43.
11
— 162 —
die Freiburger teil an einem Armbrustschießen in Bern
und erhielten dafär einen Beitrag von Bat und Sechzig im
Betrage von 15 Gulden. Dagegen erhielten die Bogenschützen
für ihre Beteiligung am Schießen in Belmont bloß 2 Gol-
den im gleichen Jahre. Die Armbrustschutzen von Laupen
überbrachten 1435 den Freiburgern eine Einladung zu einem
Schießen in Laupen, und wahrscheinlich wurde im gleichen
Jahre auch ein Armbrustschießen in Murten abgehalten,
wo sich die Freiburger einen Preis holten. Ferner waren
Freiburger Ambrustschützen an einem Blumenschießen in
Basel (1440), vermutlich anläßlich der Erhebung Felix V.
zum Papste ; der Rat gewährte eine Reiwseunterstützung von
insgesamt 28 Gulden an die Kosten und in Anerkennung
dessen, daß sie einen Preis heimgebracht hatten. Wir wissen
ferner, daß die Bogenschützen 1441 einer Einladung zu
einem Schützenfest nach Jougne folgten und dort einen
Preis davontrugen, worauf der Rat ihnen an die Kosten
lUO Schilling schenkte. Und im gleichen Jahre zogen die
Armbrustschützen zu einem Feste nach Zürich und er-
hielten dafür einen Beitrag von 12 Gulden. 1442 folgten
dieselben einer Einladung nach Bern offenbar in sehr großer
Zahl, da ihnen durch Hat und Sechzig ein Beitrag von 45
Gulden zuerkannt wurde. Wiederum nach Bern zogen die
Freiburger Armbrustschützen im Jahre 1453 zur Erneuerung
der alten Freundschaft, als ein Schiedsspruch das alte
Burgrecht zwischen Bern und Freiburg wieder in Kraft
setzte, und holten dort einen Ochsen als Preis, der beim
Einzug mit einem roten Band bekränzt wurde. Dort fanden
sich auch Armbrustschützen von Peterlingen, Yverdon,
Jougne und Vi vis ein, die bei ihrer Heimreise in Frei-
burg einkehrten und vom Rate bewirtet wurden.
So sehen wir das Schützenwesen in Freiburg von An-
fang an reich gegliedert, sorgfältig organisiert und vom
Rate in jeder Weise direkt und indirekt gefordert. Zur
Hebung desselben dienten die Schützenfeste, die in kürzeren
Abständen stattfanden, und wo die näher gelegenen, durch
Bündnisse und Freundschaft besonders verbundenen Städte
— 163 —
sich einzufinden und gegenseitig zu besuchen pflegten :
manchmal aber zogen die Freiburger sclion in ansehnliche
Entfernung, ns^ch Zürich und Basel. Die Mahlzeiten, die
da gegeben und die Aufmerksamkeit die den auswärtigen
Schützen vom Rate erwiesen wurden, deuten darauf liin,
daß bei solchen Anläi^en auch politische Anknüpfung ge-
sacht und wohl auch gefunden wurde, obwohl uns nach
dieser Richtung leider alle Quellen im Stiche lassen. Einzig
der Chronist Greierz verrät uns, aus welchen Gründen die
Freiburger ihr Schützenwesen so hoch hielten. Ihm hatten
sie es zum großen Teile zu danken, daß ihnen in der Stunde
schwerster Bedrängnis das köstlichste Gut. die Freiheit und
llDabhängigkeit, nicht verloren ging.
Beilagen.
1- Anszflge aus den Seckelmeisterrechnungen des St.-A. Freiburg.
N" /. Jahvfjtmtj 1 102, II. Semester.
Mission oommunaul :
Item pour ayteire deis arbelesteirs fait in segant Ics flours, or-
dinetz per les xiii 11 üb.
Poar schengar ;
Item pour schengar eis arbeliesteiis quant on treysoit la tlour
P^r vin, ciaret et fremage et pain 00 s.
Item eis archiers quant il traysirent la flour 4 s.
Item por 14 pot de vin et 14 elaret (vermutlich zum gleichen
Zweck) 25 s. 8 d.
A^*. 3. Jahnja/Kj 1403. II. Semester.
Mession pour schengar :
Item eis arbeliestiers qui traisireiit la flour pour 108 pot de
^'n venduz per pot 8 d. 72 s.
Item a cellours mesme pour pain et fromage 12 s.
Mession communaul :
Item a raeister Johane patissiere pour despin fait por lo meister
^fbeliestiers et ses compagnions por essayer los arbellestes 19 s.
Item pour achet de 8 bueistes 18 ff
Item a Petermann Btnjniet por 2 quintal et 8 libr. de salpeter
Doir achitecz a Bala '>{) E 14 s.
Item pour la veitire de cellours 25 s. 6 d.
Item a meister Fritz pour melliorar 1 arbellesta 20 s.
— 164 —
Item pour 3 aulnes e(. demie de theiia pour les palottes de plon
f altes pour les bueistes 2 s. 10 d.
Item au dit Perrot pour gouverneir les arbelleste accordeir per
les XIII • 40 8.
Item a meister Johan patissiere pour despin fait per lo meister
arbellestier et ses compagnions por esseyer les arbellestes 19 8.
Item a Perrot et ses compagnions pour esseyer les arbellestes
per 6 jornee 12 s.
(Ferner findet sich von jetzt ab regelmäßig unter den Ausgaben
eine besondere Rubrik, überschrieben c pour les bueistes o enthaltend
die hiefür gemachten Aufwendungen).
N* 8. Jahrgang 1406. I, Semester,
Messions communaul :
Item a meister Frit^ por melliorer 11 arbellestes outres 100 s.
de que ly borseir a renduz compte 22 s.
Item quant Ion chargast les pierres de bueisty por les mettre
enz et les escuriez por le vin pris per Hanso Grest/^ Francois Fvoneir,
Willy Schioerfuess et dautres 2 s.
Item por despens pris inchief Th'omy de Elsvnile per Yanny
Chenens quant Ion esseyast les arbellestes 3 s.
Item ou meister deis bueistes de Maynts por plin payemantde
tot quant que ly villa ly poeit devoir dou temps passeiz in especiaul
por le 2 pintes bueistes achitayes de luiz outre la faczon deis autres
3 grant bueistes par luiz faites de que ly borseir a renduz compte
161 ff 6 8. 8 d.
Item por melliorer les sofQet de la funaigy deis pieires de
bueisty 6 s.
Item a Perrod Sauta por melliour una rua de bueisty 4 s.
Item a meister Johan de Saint Glaude por 1 dozanne de pierres
de bueisty 66 s.
Item por despens fait quant Ion esseyast les arbellestes, i^ecehuz
per Perrot per lo comand dou banderet dou Bor 20 s.
N' 9, Jahrgang 1406. IL Semester,
Mession por sehen gar :
Item a tot les arbellestiers en chief lour hostes quant Ion tiri-
sist la flour por vin 48 s. 6 d.
Item eis dit arbelestiers, per vin pain et frumages sus la P/a/icAe
55 s. 4.d.
Mesäion communaul :
Item per ayteit» de la flour deis arbellestes HB
A'" 10. Jahrgang 1407. I. Semester,
Mession por sehen gar :
Item eis arbeiiestclrs qul hont trahit In la flour tant a Berneis
- 165 -
qoant a daatress de Romagnies et d'AUa/nagniej schengar per plui-
soore foys inchief loor hoste et sus la Planchy por 109 pot de vin
4 ff 21 d.
Item eis dit arbelesteir por 24 pot de claret schengar a Berneis,
*V 20, Jahrgang 1412. IL Semester.
Mission por schengar :
Item eis arbelestiers estranges d'Alamagni et de /?o/>}a^/i( schen-
gar per plusour foi quant Ion treisi ia flour ou moix de Septem bre por
177 pot de vin lo pot por 8 d., soinma 118 s.
Miss, comm : (3. u. 4. Woche September).
Item a Nica Chcncns por pain et frumage schengar eis arbeles-
tier en la Planchi de Salnt-Johann. ^i2 s.
iV* 27. Jahrgang 1416. I. Semester,
Mission communaul :
Item a Johani dAcric por despens de ciliour qui füren t derra
lo maistre qui traisi le boeistes et a Johani Monneir por tei fait intre
<Jo« foy 10 s. 8 d.
Item a Siuder chappuis por 2 jor derra ciliour qui essearent
le bueste 4 s. 8 d.
Item a Hougonin pour 2 jor enqui mesme 3 s.
Item a meister Peter iarbelestier por les despens dou meistre
deis boeistes de Rottemburg 30 s.
Item a Willy chappuis por despens dou dit maistre 6 s.
Item ou dit maistre deis boeistes por despens de retorna a Cos-
^nce per io commandemant de mgr. lavoie et dou consel 2 flor.
«lAlamagny a^) s. 6 d.
Item a Hafis philmagker de Borna por 7iOO de fleches de fer
conipta per la main de Francei Freneir et de Perrot 53 s. 4 d.
Item a Johani dAcri por despens de ciliour qui füren t en qui
^nt maistre fVillg chappuis et Albogko treiseront les boistes 7 s. 6 d.
Item ou maistre deis boeiste que Jacob Studer haz ammineir de
Straborg por »es despens alent et venant et per sa pena compta per
'ä main de Rueff Kuebler et Jacob Studer ."> flor. dAlamagny qui
vallieni 4 ff 8 8. 9 d.
Item a maistre Lamprecht maistre deis boeistes por aytaire de
^ despens quant ii venist in la villa 22 s.
Item a Peierman Buri por despens fait per les banderet et les
^tttres awoit lour a ung dignar quant Ion esseyat maistre Lamprech
Qiaittre des bueistes 24 s.
Item a celluy mesme (sc banderet deis Hospitaul) por despens
quant Ion esseat io maistre deis boeistes 2 s. 4 d.
— 166 —
N\ 28, Jahrgang 1416. IL Semester,
Mission pour schengar :
Item pour cillour de Berna arbelestier qai traisirent en la flour
por 6 pot claret et 6 pot vin 13 s.
Item eis arbelesteir de Salourro por 4 pot claret et 4 pot vin
8 s. 8 d.
Item a ung arbelestier de Schilt/ por 3 pot claret et 3 pot vin
6 8. 6 d.
Item eis arbelestier de Cluss por 3 pot claret et 3 pot vin
6 s. 6 d.
Item eis arbelestier de Romont por 3 pot claret et 3 pot vin
6 s. 6 d.
Item eis arbelestier qui treiseront la flour pour pain^ vin et
frumage 4 fif 6 s.
Mission communaui:
Item eis arbelestier qui furent por traire la flour a Cluscs en
Fancignye pour aiteire de lour despens per consel et lx 11 t?
N' 32. Jahrgang 1418. IL Semester.
Mission communaui :
Item a nostre arbelestier quant lour traisirent la flour por 12
pot vin 6 8.
.V" 36. Jahrgang 1420. IL Semester.
Mission por schengar :
Item por schengar eis archief quant lour traiseront la flour por
vin, pain et frumage eis Grant Placcs 20 s.
Item eis archief de Lausanne por 8 pot vin 4 s. 8 d.
» » Romniont » 6 » » 3 s. 6 d.
» » Mural » 6 » » 3 s, 6 d.
» )) Stacatjer » 6 » » 3 s. 6 d.
» » Pagerno » 6 » » 3 s. 6 d.
Item eis dit archie eis Grant Places quant lour traiseront la
llour per 2 joi- por 40 pot de vin et en pain et frumage 33 s. 6 d.
Item eis archie de Losena pour 8 pot vin roge 4 s. 4 d.
» » Ronxmont » 6 » » blain 3 s. 3 d.
» » Paierno » 12 » » blan et roge
6 s. 6 d.
Item eis dit archief sus la Place lo Dymenge et lo Lundi por
pain vin et fromage 33 s. 8 d.
Mission communaui :
Item eis archie ordinaz per consel por aytaire deis mission que
Ion lour hont heue de cen que lour hont trait la flour 00 s.
— 167 —
N* 37^, Jahrgang 1421, I, Semester,
Mission por schengar :
Item eis arcbie äi'Yterdon, Estacaye, Payerno et Romnxont
qaant iour traisirent ia flour eis Grant Ploces por 30 pot de vin
schengar enchie iour hoste^ 22 s. 6 d.
Item mex eis dit archie aus les Grant Places lo Dimenge et
lo Londy por 36 pot de vin et por pain et fromage 37 s.
Item ou maistre arbelestier de Berna por 6 pot vin 4 s. 6. d.
Eis arebief de Ycerdon, de Paierne et de Rommont por 18 pot
de vin in chief iour hoste 18 s. 6 d.
item a ceilour mesme sur ia Placi por 18 pot de vin aussi
pain et frumage 17 s. 6 d.
N* 38. Jahrgang 1421. II. Semester.
Mission por schengar :
Item eis arbelesteirs de cestour viiles quant iour veniront traire
Ia Soor in ia semman devant laSaint-Michiei cest a saveir de Ber-
f^,^^ Zürich, de Arouica, deBeyna, de Murat, de Payerno ^ de Mou-
don, de Rommont, de Gruery, de Bouna, a ciiiour de Berna encore
dne foy et eis autres a chascone une foy por 38 pot ciaret et 38 pot
^in 104 s. 6 d.
Item eis dit arbeiestier quatit iour marendarent in iaioye de iabey
<few Hospitaulx por 18 pot ciaret 36 s.
Item eis dit arbelestier sus Ia Place quant iour retresirent les
flours in tre quatre foy 118 pot de vin por pain et por frumage a
Johan Agno 6 8 14 s. 6 d.
Item eis arbeiester per cousei 60 et 200 por aytaire de ia ma-
fenda que iour flrent eis arbeiestier estranges qui estoient venuz traire
Ia floar 10 U,
N* 42. Jahrgang 1423. II. Semester.
Mission communaui:
Eis arbelestier por aytaire de iour mission quant Iour fuirent
* ^oyes pour traire awei les arbelestier de Berna 10 U
N* 48, Jahrgang 1426. II. Semester.
Mission communaui :
Item pour pain, vin, frumage, serieses quant Ion haz sckengkar
por 8 jor eis arbelestier qui hont trait les troys flours in ia Planche
^ Saint Johan ou moys de Julliet et por les depeus deis quatre
•maistre esliet por gardeir le droit eis arbelestier et por les soutiers
21 a: 12 s. 9 d,
Item a Berhard Chaucy per Ia marenda deis arbelestier qui
^isireot les flour qui fuyront a Ia marenda tant deis estrangier quant
— 168 —
daucons de aiessgr. de conseil quant deis arbelestier de la villa qoi
fuyront a ia marenda C et VI fait marchie a 4 s. 6 d. per pas aaxi
por 14 pot claret apres table et poi* bresel et niebles et por vin apres
table 26 U 2 9,
N' 62^. Jahrgantj 1433, II. Semester.
Miss. com. :
Item pour claret et pour niebles quant les arbelestier furent en
laz Seine/ Ina traire avec les arbelestier de Berna et auxi mesme pour
pain que les dit arbelestier despendiront et pour loyer dou cbevai qui
portast les boteillier 7 flf 7 s.
Item a maister Srhoehh/, maistre deis arbeiestes pour sod soliayre
de cy an finist a ccstes Challandes lan 14S3 20 fl. dAlam. =z 27 U 10 s.
N" 64. Jahrgang 1434. II. Semester.
Miss, pour schengar :
Item a notres arbelestier quant lour veniront de ^er/ia de traire
la flour pour 6 pot claret, 6 pot vin 17 s. 6 d.
Item eis archief ordonnar per messg" conseil et 60 pour laitaire
de lour despens quant lour traisiront ia flour a Belmont 2 flor. qui
valont 57 s.
Archief, arbelestiers :
Item eis arbelestiers qui fuyront a Berna tramis trayre La flour
en aitaire de lour missions ordonne per messg'' conseil et 60 15 flor.
qui valont 21 fif 7 s. t^ d.
iV* 66. Jahrgang 1435. II. Semester.
Mission pour schengar:
Item eis arbelestier de Mnrat et de Arencho por 6 pot claret
0 pot vin 22 s. 6 d.
It^m eis arbelestier de Pagerno por 3 pot claret, 3 pot vin
11 s. 3d.
Item eis arcliief d.'Estavager pour 3 pot claret 3 pot vin
11 s. 3 d.
Item eis arbelestier de Loes qui veniront requerir les arbeles-
tier de Fribour pour traire a Loes pour 3 pot clarey 3 pot vin
11 8. 3d.
Item pour clarey, vin et frumaige que Ion haz schengar eis ar-
belestier estrangie et eis notres quant lour traisiront una flour que
lour havoent gaigne a Murat 29 s. 6 d.
iV" 76. Jahrgang 1440. II. Semester.
Mission communaul :
Item eis arbelestier qui furent tramis traire a Bala en aitaire
de lour raission ordonnar per messg'* 15 flor valiont 21 ff 15 s.
— 169 —
Item mais eis dit arbelestiers quant lour retornarent et appor-
Urent nne floor en aitaire de lour despens ordonne per messg'* 13flor.
valioDt 18 flf 17 s.
Item pour pan et frumage que Ion scheugast eis archief quant
notres archief donnarent certainnes flour fürs, lour heurent per4 jours
pan et framagefi qai coste 60 s.
Item eis archief de Frihourrj en aitaire deis tuissions que lour
hont heuz per les flours que lour havoent donncr fürs, ordonner per
messg" 5 flor. valliont 7 flf 5 s.
N* 81, Jahrifancf 1443. I, Semester.
Miss. com. :
Item a meister Schöblij arbelestrier pour appareliier et schürphar
^ arbelestes de la ville per compte fait avec luy en la presence de
oellonr qui estoent ordonneir pour oyre les comptes por ie fait dou
Roy " 171 0
N* 102. Jahrgang 1453. II. Semester.
Miss, communaul :
Item eis arbelestiers de ceste ville qui sont alle traire a Berne
poar la flour en aitaire de lour despens ordonne per mess'*
20 fl. videlicet 30 U.
Item a Mathe de lalea pour la marenda dez compaignons arbe-
I^tiers de la ville quant 11 amenarcnt la flour de Bema cestassavoir
^og buef et y furent dez arbelestiers de Piajerne, de Ycerdo/i, de
Jognye et de Vieeis ou retor de la dite flour de Berne ordonne per
messg" 4 ff 10 s.
Item oudit Boeskumj pour aulters despens fait per lez canoniers
^ß ceste ville qui furent a Berne traire la flour .*K) s.
Item a Hans von Tacei'.i pour deraie aulna de drap roge por
1* flour que Ion donnast es arbelestiers au retor de Bema .*>0 s.
Item pour pain et frumage pris et despendu sur la Place quant
ißz canoniers de Bema sy furent et traisirent les flours ordonne per
Ines»" " m s. <) d.
Arbaletiers et canoniers :
. Item ou dit [Peter] Zirinijer pour les trois paires de chauce/
^^ furent donees per mess" es canoniers quant lez canoniers de Bema
*y traisirent la flour 7.") s.
- 170 —
2. Auszug aus dem Notariatsregister von Ulrich Mano Nr. 8.
St.-A. Freiburg. (1430.)
p. 205^. Johannes dou Pont habitens Fribargi debet Johanni
Guebat et HensUno Vanion habitantibus Friburgenstbus tAmqusLm ma-
fjistrls et rjubernatoribus societatis deU archie nomine et ad opus
dicte societatis centum et decem solidos Laus, monete predicte causa
mutui habiti soivendos jure et obligatione bonorum suorum infra
unum niensem post primam requisitionem dictorum creditoruni et(?)
cum dampnis, quam pecuniam implicare tenetur in mercantiis ad se-
milucrum etc. Laudatum cum clausulis appositis ut supra. (Jahr
14;^).
Ebenda Nr. 9. (Jahr 1431.)
p. 43. Petrus Boncisin junior, credo burgensis Fribunfi, debet
Petro Bosset, Henstüio Faanio'i burgensi F/vT/f/zv/t tarn quam magistris
gubernatoiibus societati.s deis archics octo libras Laus, monete cur:$us
Frib « causa mutui habiti soivendos jure et obligatione bonorum suorum
infra unum mensem post primam requisicionem dictorum creditorum
vei suorum cum dampnis etc. Laudatum cum clausulis appositis 11>
die mensis Junii a' d"« 1431'.
i
D"^ KARL HOLDER
Universitatsprofessor.
Am 5. Mai 1905 wurde zu Bitschweiler im Elsaü ein
junger Gelehrter zur ewigen Ruhe bestattet, der es verdient,
an dieser Stelle besonders gewürdi^^t zu werden als ge-
treues Mitglied des deutschen Geschichtsvereines wie als
eifriger Mitarbeiter an den Freiburger Geschichtsblättern.
Karl Richard Holder wurde zu Berentzweiler im Ober-
Elsaß am 23. September 1865 geboren. Sein vor einigen
Jahren verstorbener Vater war ein allgemein geachteter
^olksschullehrer, der in dem Knaben schon frühe jene .\r-
*^^itsamkeit weckte, die ihn in hohem Grade auszeichnete.
*-'n außergewöhnlich schönes Familienleben erblühte in
^^na elterlichen Hause, und die große Anhänglichkeit, mit
^^p der Verstorbene von seinen Eltern und seinen Ge-
schwistern sprach, besonders aber seiner Mutter oft gedachte,
■^üt den herben Schmerz wohl begreifen, den sein Hin-
scheiden bei den Seinigen hervorrief. Nachdem er das
^bischöfliche Gymnasium von Zillisheim absolviert hatte, wid-
mete er sich im Großen Seminar in Straßburg von 1885 —
*890 theologischen Studien und empfing am 10. August
*880 die Priesterweihe. Sein Wissensdurst wollte sich
**iit den theologischen Studien nicht begnügen, und so er-
^Bt er sich als Xeupriester von seinem Bischof die Erlaub-
nis, an die eben gegründete Universität von Freiburg gehen
^w dürfen, welche sich von Anfang an großer Sympathien
'^ni Elsaß erfreute.
Hier traf der junge Geistliche im zweiten Studienjahr,
^^ Beginn des Wintersemesters 1890/91 ein und ließ sich
1
— 172 —
in der philosophischen Fakultät einschreiben, wo er sich
hauptsächlich iiistorischen Studien widmete ; aber auch in
andern Fakultäten horte er Vorlesungen, und besooders
waren es juristische Fächer, denen er nächst der Geschichte
seine Vorliebe zuwandte. Am 15. Dezember 1892 erhielt
er von der philosophischen Fakultät die Doktorwürde auf
Grund einer historischen Dissertation über die Designation
der Nachfolger durch die Päpste. Die Dissertation erregte
ein über das gewöhnliche Maß hinausgehendes Interesse
wegen der großen Fülle des Materials, welche in der kleinen
Schrift zusammengestellt war. Der Verfasser hatte aus
der gesamten Geschiciite des Papsttums die Fälle zusam-
mengestellt, in denen davon die Rede war, daß ein Papst
daran gedacht hatte, seinen Nachfolger zu designieren. In
den letzten Jahren des Ponlifikates Leos XIII. wurde die
von Holder behandelte Frage in gewissen Kreisen aktuell,
als die Möglichkeit erörtert wurde, daß Leo XIII, viel-
leicht über die Wahl seines Nachfolgers Wünsche äußern
könnte.
Nach dem philosophischen Doktorgrad beabsichtigte
Holder sich auch die Doktorwürde in der juristischen Fa-
kultät zu erwerben und ließ sich deshalb noch zwei Jahre.
von 1892 — 94, in der juristischen Fakultät einschreiben.
Aber seine Absicht mußte er bald aufgeben, da unterdessen
nach einer andern Seite seine Kräfte ganz in Anspruch ge-
nommen wurden. Der Kantonalbibliothek wurde nach der
Gründung der Universität eine Universitätsbibliothek ange-
gliedert, welche durch reiche Schenkungen und Ankäufe
sich rasch mehrte, sodaß der Bibliothekar Gremaud eine
Unterstützung dringend notwendig hatte. Als solche bot
sich ihm Dr. Holder an, und es war eine Freude zu sehen,
wie der bejahrte Gelehrte und der junge Doktor sich immer
näher traten und aneinander schlössen. Nicht nur die Liebe
für die Bucher vereinte sie : als Priester, als Historiker
fanden sie überall gemeinsame Interessen. Durch Gremaud
wurde Holder vortrefflich in die Verwaltung der Bibliothek.
vor allem auch in die Freiburger Geschichtsforschung eio-
- 173 —
geführt, so daß bei dem plötzlichen Tode Gremauds (20.
i 1897) niemand im Zweifel war, wem an seiner Stelle
Bibliothek anvertraut werden sollte. Bald darauf habi-
litierte sich Holder als Privatdozent für Freiburger (le-
schichte und historische Propädeutik mit einer Arbeit be-
titelt: Les professions de foi -^ Fribourg au XVl" siöcle ;
als er dann im Januar 1898 der philosophischen Fakultät
Doch eine andere Arbeit über u Die staatsrechtliche Stellung,
die Verfassung und Verwaltung Avenlicums unter den Rö-
mern I) vorlegte, wurde ihm die Lehrbewilligung auch auf
die alte Geschichte ausgedehnt, und am 17. März 1900
wurde er auf Vorschlag der philosophischen Fakultät durch
dea Staatsrat zum außerordentlichen Professor für alte Ge-
schichte ernannt. So ist Holder durch alle Stadien der
akademischen Laufbahn in Freiburg durchgegangen, und
es war wohl berechtigt, wenn er mit einem gewissen Stolz
darauf liinweisen konnte, daß er durch eigene Kraft sich
die Wege gebahnt habe, nicht durch Glück und Gunst em-
porgekommen sei.
Wie kaum einer stand Holder hier am rechten Platz.
Die Leichtigkeit, mit der er beide Sprachen, Deutsch und
Franzosisch, beherrschte, ermöglichte es ihm, nicht nur in
beiden Sprachen nach Belieben Vorlesungen zu halten,
sondern auch als Bibliothekar allen, die zu ihm kamen, zu
entsprechen. Er war wie geschaffen zum Bibliothekar.
Seine Vorliebe wie seine besondern Anlagen wiesen ihn
darauf hin, weniger in die Tiefe als in die Breite zu gehen
und sich fortwährend über die neuen Erscheinungen auf
allen wissenschaftlichen Gebieten zu unterrichten. Oft über-
raschte er die Vertreter der verschiedensten Fächer durch
die Genauigkeit, mit welcher er über Neuheiten auf ihrem
Gebiet orientiert war. Darum legte man bei allen Neuan-
schaffungen auf seinen Bat großen Wert ; sein urteil wurde
bei Abschälzungen von Bibliotheken und Funden nie ohne
Nullen zu Rate gezogen. Dazu kam eine große Geschäfts-
Rewandtheit. Wie vielerlei konnte er in den Bibliotheks-
stunden, als er noch völlig gesund war, erledigen, und das
— 174 —
während der eine nach dem anderen an seiner Bureauture
klopfte ! Die Bucher und Anli(iuariatskataloge studierte er
mit scharfem Blick, und wer einmal, ohne ihn gefragt zu
haben, einen Ankauf machte, konnte bald hören, daß er
durch ihn viel billiger zu seinem Ziel gekommen wäre.
Seine Fähigkeiten zeigte er vornehmlich bei der Einrichtung
der Seminar-Bibliotheken, diesen so überaus wichtigen La-
boratorien für die Fächer der theologischen, philosophischen
und juristischen Fakultät. Hier hat er sich Verdienste ge-
schaffen, die ihm dauernden Dank sichern. Die Gelegenheit
zu noch viel großem Verdiensten stand ihm bevor bei dem
Plan, ein dringend notwendiges Bibliotheksgebäude zu er-
richten, dessen Verwirklichung sein sehnlichstes Streben
war. Die größte Freude gewährte es ihm, von der Ein-
richtung der neuen Bibliothek zu sprechen. Aber ein tücki-
sches Geschick wollte es, daß er gerade an dem Tage, ja
zu der Stunde, als der Große Rat die Genehmigung zum
Ankauf eines Grundstückes für den Bibliotheksbau erteilte,
seine Augen schloß, so daß die frohe Kunde von dieser
wichtigen Entscheidung nicht mehr sein Ohr erreichen
konnte.
Auch insofern trat Holder in die Fußstapfen Gremauds,
als er den Vereinen für die Geschichte Freiburgs ein leb-
haftes Interesse zuwandte. Eine Zeitlang war er Sekretär der
Societe d'histoire du canton de Fribourg. Bei dem deut-
schen geschichtsforschenden Verein war er von Anfang an
einer der eifrigsten Mitarbeiter. In den Zeitschriften dieser
beiden Gesellschaften veröffentlichte er hauptsächlich seine
Studien. Aber auch viele andere Zeitschriften erhielten Bei-
träge aus seiner Feder, so das Archiv für katholisches
Kirchenrecht, die « Revue de la Suisse catholique », « Se-
maine catholique », n Revue de Fribourg ». die « Etrennes
fribourgeoises », die «Katholischen Schweizerblätter », das
(( Centralblalt für Bibliothekswesen », «Der Katholik », die
« Pädagogischen Blätter » und « Monatrosen », wie die
« Schweiz. Rundschau », die « Monatsschrift für christliche
Sozial reform )) und die «Theologische Revue»; den Lesern
— 175 -
der « Liberia » und der a Fpeiburs:er Zeitung « (Nachrichten)
war sein Name ein wohlbekannter. Seine Publikationen
kamen dadurch nicht recht zur üeltung, daß sie fast aus-
nahmslos in Zeitschriften niedergelegt wurden ; keine ein-
zige Schrift erschien selbständig in einem buchhändlerischen
Verlag, so daß sein Name in den Buchhändler-Katalogen
and in den Verzeichnissen, welche nur die Verfasser selb-
ständiger Bucher auffuhren, fehlen dürfte, und sein Beispiel ein
neuer Beleg dafür ist, wie man aus solchen Verzeichnissen
nicht voreilige Schlüsse ziehen darf Wollte man alle Pub-
likationen Holders zusammenheften lassen, so würde man
einen sehr stattlichen Band erhalten, wenn man nicht gar
mehrere Bände dafür herstellen lassen müßte. Holder arbeitete
mit einem fast fieberhaften Eifer, gleich als ob er voraus-
geahnt hätte, daß ihm nur wenige Jahre für literarische
Tätigkeit gegönnt waren. h]v war voll von Arbeitsplänen,
und auf Schrift und Tritt stoßen wir in seinen Verotfentli-
chungen auf Ankündigungen von neuen Arbeiten und grö-
ßern Werken, die er vorbereitete. Der liebste Tag war ihm
der Sonntag, weil er an diesem Tag von früh bis spät un-
gestört in seiner Studierstube weilen konnte. Noch auf sei-
nem Sterbebette erledigte er Korrekturen ; die letzten trafen
ein, als seine irdische Hülle schon in den Sarg gelegt war.
Aus den verschiedenen Publikationen, deren gesamte
Aufzählung hier überflüßig erscheint, ') wollen wir nur noch
einige anführen, vornehmlich solche, welche den Kanton
Fpeiburg betreffen. Zunächst wählen wir die Studien aus,
welche Sitten- und Rechtsgeschitchte des Kantons be-
liandeln : Quelques renseignemenls sur les etudiants ä Fri-
kourg aux XVI« et XVII« siecles (« Monatrosen » 1896/97),
Über das Freiburger Studentenleben im XVIII. und in der
«^slen Hälfte des XIX. Jahrhunderts (ebenda 1899), Luxe
cl loi somptuaire ä Fribourg jusqu'au milieu du XVlh siöcle
'j Sie linden sich sämtlich registriert in der Bibliographie der
^«iiburger Geschichtsblätter 1— XI.
- 176 —
(Etrennes friboupgeoises 1897), Tntroduction ä l'histoire du
droit friboupgeois (« Libertö » 1896), Etüde sup Thistoire do
droit fpiboupgeois (« Libertö » 1901/3/4). Etüde sur This-
toire economique de Fribourg (« Liberte » 1901/2), Ueber-
blick über die Freiburger Verfassungsgeschichte («Freibur-
gep Zeitung » 1900), Kleinere Beiträge zur Rechts- und
Wiptschaftsgeschichte des Kantons Freibupg (ebenda), Kul-
tuphistopisches aus Kpeibupgs Vergangenheit (« Freib.-Ztg. »
1901), Rechts- und Wiptschaftsgeschichtliches aus dem
Sense- und See-Bezipk (« Fpeibupgep Nachpichten » 1904),
Das Landrecht von Jaun (« Freibupgep Geschichtsblätter »
1902). Daran schließen wir eine noch stattlichere Reihe von
Arbeiten, welche Kirchengeschichte und im besonderen Ge-
schichte des Kirchenrechts betreffen : Notice historique sur
quelques confröries et congregations du canton de Fribourg
(« Semaine catholique » 1898), Das Patronatsrecht der Ge-
meinde und des Rates von Freiburg und das Kollegiatstift
St. Nikiaus im 16. Jahrhundert (« Kathol. Schweizer-Blät-
ter » 1899), Ein Traktat des Propstes Peter Schneuwly (f
1597) in Freiburg über das Verhältnis von Kirche und
Staat (Archiv für kath. Kirchenrecht 1899/1900), Etudes
sur rhisloire ecciösiastique du canton de Fribourg (Revue
de la Suisse catholique 1897/98/99/1901). Beiträge zur Ge-
schichtö der Synodal-Gesetzgebung der Diözese Lausanne
((( Kath. Scliweizep Blattep » 1901 2). Uebep Kipchenvisita-
tion und Visitationsbepichto in der Diözese Lausanne (Eben-
da 1902), Los visites pastorales dans le diocfese de Lau-
sanne depuis la fin du XVI»^ sifecle (Archives de la sociätä
d'histoire du canton de Fribourg 1903), Zur Geschichte der
Basler Synodal- und Diözesanstatuten bis zur Reformation
(«Kath. Schweizer Blätter» 1904), Das kirchliche Vermö-
gensrecht des Kantons Fpeibupg (« Fpeibupger Geschichts-
blätter» 1897 (1902), Beiträge zup Geschichte der Amorti-
sationsgesetzgebung untep dep Regiepungdep Kaiserin Maria
Theresia (Arch. f. kath. Kirchenrecht 1904). Ueberblicken
wir die vielen Artikel und größeren Abhandlungen, so seheo
wir deutlich, wie sein Interesse zuletzt immer mehr der
- 177 -
Geschichte des Kirchenpechts sich zuwandte. Die Arbeiten
auf diesem Felde, das leider — um einen Ausdruck des
Bischofs Keppier von Rottenburg zu gebrauchen — nach
katholischen Gelehrten schreit, zogen auch die Aufmerk-
samkeit weiterer Kreise auf ihn, so daß vor zwei Jahren
sein Name bei der Vakanz einer kirchenrechtlichen Profes-
sur an einer deutschen Universität genannt wurde. Leider
war es ihm nicht vergönnt, seine Studien über die Syno-
dalstatuten der schweizerischen Diözesen zu einem großen
Ganzen zusammenzuschließen. Wie dankbar wäre ihm die
Forschung dafür gewesen ; dann hätte es ihm auch an lau-
terer Anerkennung nicht gefehlt. Die meisten seiner Pub-
likationen sind entweder zusammenfassende Uebersichten
oder Ausgaben neuer Funde, überall sind es seine beson-
dern bibliothekarischen Talente und Interessen, die sich
dabei offenbaren. Bei allen denen, die sich mit Freiburger
Geschichte beschäftigen, wird sein Name immer neben dem
Gremauds mit Ehren und aufrichtigem Dank genannt wer-
den.
Diejenigen aber, die mit ihm zusammen hier gewirkt
liaben, werden ihm noch ein besonders treues Andenken
bewahren. Sie werden seiner nicht vergessen. Wie nahe
ging ihm do'3ii alles, was die Universität berührte ! Er stritt
mit ihr ; er freute sich und trauerte mit ihr. Von ganzem
Herzen kam ihm der Wunsch, den er in der « Freiburger
Zeitung » einst niederschrieb : « Möge die aufblühende Hoch-
schule immer mehr eine Quelle geistigen Lebens und ma-
teriellen Fortschritts für das opferwillige Freiburger Volk
werden ! » Wir sind überzeugt, daß auch die Freiburger
ihrem mustergültigen, fleißigen Bibliothekar von ganzem
Berzen nachrufen : Möge er in Friede ruhen I ^)
G. Seh nur er.
') Dieser Nekrolog ist im wesentlichen gleich in den Freiburger
NÄchrichten vom 83. Mai 1905 abgedruckt.
»><♦
12
Ein Schreiben
von
P. Petrus Canisius an P. Joachim Müller').
[Dank für Zusendung von Material über den hl. Beatus,
dessen handschriftliche Lebensgeschichte bei einem Bild-
schnitzer in Solothurn gefunden wurde. Absicht, die Bio-
graphie der schweizerischen Hauptheiligen zu schreiben.
Anfang mit der Vita Fridolins. Wunsch, das in verschiede-
nen Klostern liegende Material zu erhalten. Bedauern über
die Grausamkeit und Verblendung der Sektierer, die Gott
lästern und auch das 7. Sakrament preisgeben].
Freiburg i. Ue., 1. Juni 1588.
Pax Christi nobis aeterna, Reverende Pater!
Missum ad me librum, qui capita de Divi Beati ^) his-
toria indicat, perlibenter accepi, aliasque plura huc spec-
tantia videre cupio. Dignus est ille Heivetiorum apostolus,
qui multorum scriptis, et unguis celebretur. Testatur typo-
graphus noster codicem de hac historia isthic acceptum non
apud se, sed in manu efformatoris imaginum apud Solo-
thurnum [I] reperiri, parvaraque spem nobis praebet, hoc
exemplum recuperandi atque recipiendi.
') P. Joachim Müller, Conventoaie des Benediktinerstiftes Ein-
siedeln, war damals Pfarrer der dortigen Gemeinde. Seine höhern
Studien hatte er, schon Religiöse, zu Diilingen gemacht. Über seine
Tätigkeit als Chronist seines Klosters s. P. Gall Morel: Das Büch-
lein vom Anfang der Hofstatt zu den Einsiedeln etc. im Geschichtsfr.
Xlll. S. 168 u. 169; s. a. Chronique d'Einsidlen, ou hist. de i'abb^
princi^re etc. Einsiedeln 1787. p. 223 s. ; vgl. a. P. Odilo Ringholz,
Wallfahrtsgesch. U. L. Frau v. Einsiedeln. S. 186 u. 194.
') 1590 verötlentl. Canisius eine Lebensgeschichte des hl. Beat.
s. Meinr. Meyer, Notice historique sur la bibiioth. cant. in Arcb.
de la s. h. de Fribourg. II. p. 215.
~ 179 -
Vollem et ego Sanctorum historias, qui apud Helvetios
vioeam Domini primum et maximum coluerunt, scriptasex-
tare, ut ejusmodi Patronorum et Doctorum vestigia. si non
haereticis, at certe catholicis notiora et commendatoria essent.
Verum doleo. non suppetere nobis vcterum monumenta
fide digna, in quibus desiderata historiae lux appareat, quod
fortasse maiores, sui temporis simplicitate content!, tenuiter
et parce admodum, quae ad vitam, doctrinam et mortem
sanctorum spectant, attigerint.
Kgo in depingendo Divo Fridolino versor, ^) ut initium
aliquod historiae indicandum proponam lectoribus, quos hoc
tempore tam nasutos experimur, ut illorum exspectationi
difBcile sit respondere.
ütinam unum habeamus antistitem, cui sit cordi, ex
vapjis monasteriis ea conquirere. quae de Sanctis et Patro-
nis Helvetiae dicta, scripta, facta reperire licet, sie enim
ex tenebris muita in lucem proferri. et silva quaedam rerum
postea disponendarum constitui posset.
Recte tu quidem ac merito deploras insaniam et insa-
nam crudelitatem Sectariorum, qui suis contentionibus po-
tius quam disputationibus hoc efficiunt, ut tantum non caeci
cognoscant Babylonicae turris aedificatores et legatos eins
bestiae, cui datum est os ad omneni blasphemiam contra
Deam et tabernaculum eins et Sanctos, (jui in eoelo ha-
bilant, profundendam. Vere iratus est Draco in Mulierem
et pergit facere praelium cum reliquis de semine eins, qui
custodiunt mandata Dei. et habent testimonium Christi, ut
caelestis Aquilae verbis utamur.
0 miseros et infelices. quibus satis non est sacramenta
Ecciesiae sex repudiasse, nisi septimum et unicum illud pau-
latim quoque deserant, suosque et aliorum liberos secum
Perdant. Sed hostibus Kcciesiae mentem saniorem prece-
"Jor, ne tandem ex haereticis athei -) plurimi efflcianlur.
^) Diese Schrift erj^chien loB!) ebenfalls bei Gemperlin. s. Meyer,
^rch. II. p. 21b.
') Man rühmte P. Canisius nach, er vor allen habe die Ten-
^«nzen des Protestantismus durchschaut.
— 180 -
Dominus Jesus valde afflictum nobis catholicismum
conservet et erigat missis in vineam suam fidis operariis,
qui passim hodie desiderantur.
Bene in Christo vale, Pater, cum observandissimo an-
tistite ^) et domno decano *) aliisque fratribus, quorum pre-
cibus Domino eiusque Matri velim esse commendatus.
Friburgi Helvetiorum, Calendis Junii Anno 1588.
Ex animo tuus
P. Canisius.
Adresse : Reverendo in Christo Patri Joachime Müllero.
0. D. B. et concionatori in Coenobio Einsidlensi tanquam
fratri.
Original : verloren.
Copie: Stiftsbibliothek Einsiedeln: Cod. 416. p. 52
und 53.
*) Abt Ulrich III. Wittwiler (1585-1600).
') P. Augustin Hof mann, Dekan seit 1585. Er wurde 1600 Abt.
Kleine Mitteilungen.
Erhaltung der Kunstdenkmäler. UMienn 28. .hmi
*904 erließ der Staatsrat von Freiburg an sämtliche Ober-
^'öter. Pfarrei- und Gemeinderäte des Kantons ein Cirkular,
^^orin er die im Einverständnis mit der Kirehenbehörde am
*^- September 1900 eingesetzte Üenkmälerkommission in
*^Hnnerung bringt. Ihre Aufgabe besteht besonders darin,
^^n Interessenten Rat und Wegeleitung und den Oberbe-
*^örden Gutachten über angelegte Pläne abzugeben. Die
^-'berämter werden angewiesen, die Beobachtung dieser An-
'^'^clnung zu überwachen.
Freiburg. Bei der Einrichtung einer Centralheizung in
^^r St. Nikiauskirche (1904) mußte die Gruft mit der Grab-
^^Sktte der verstorbenen Chorherrn geöffnet werden. Alle
^^^beine, die man vorfand, wurden sorgfältig aufgehoben
^nd in die Gruft unter der hl. Grabkapelle am südlichen
*^nde der Kirche gebracht. Wertgegenstände fanden sich
'^'cht vor. Die Leichname waren meist L^t erhalten, da die
-^i^wft trocken ist. In einem Leichnam, der seit etwa 300
'•'^hren in der Gruft liegen soll, von etwa 2 Meter Länge
"J^il gut erhaltenem rotlichen Bart glaubte man die irdischen
^^berreste von Propst Schnewiy (f 1397), dem bekannten
Pädagogen und verdienten Gelehrten, zu erkennen.
(Frei burger Nachrichten).
Grandson. Laut Liberte vom 15. November 1904 hat
-^i^chivar Milloud im Archive zu Grandson die von Ame-
^^118 VII. besiegelte Stadtfreiheit in einer Pergamenturkunde
entdeckt.
\
- 182 —
Donatyre. Laut Gazette de Lausanne fand man bei
den Restauralionsarbeiten in der dortigen Kirche unter dem
Fußboden Särge mit menschlichen Gebeinen aber mit Erde
ausgefüllt; zwei davon befinden sich im Chor, die andern
im Schiff. Dieselben scheinen der letzten Zeit der römischen
Herrschaft anzugehören. Gleichzeitig fand man neben die-
sen Särgen im Chor Gräber, die aus dem Mittelalter her-
rühren. Libertö 1905, September 3.
Die Zünfte in Freiburg. Staatsarchivar J. Schneuwly
verbreitet sich in einer Zuschrift an das Journal de Genfeve
über die Bedeutung der französischen Bezeichnung abbaye
im Sinne von Körperschaft oder Handwerkerinnung. Solcher
Innungen gab es sowohl in der Hauptstadt als in den Be-
zirkshauporten und zwar Zünfte der Jäger oder Junker, der
Krämer oder Kautleute, derTuchweber, der Gerber, Schmiede,
Maurer und Metzger; diese letzten drei bestehen heute noch
unter den Namen Zünfte und so werden auch ihre Häuser
noch benannt.
Diese Innungen haben ein hohes Alter und reichen
jedenfalls bis ins 14. Jahrhundert hinauf, damals allerdings
vielfach noch andere Namen führend. So ist die Gesell-
schaft der Schmiede schon 1385, die der Bäcker und Müller
1390 und 1392 eine solche der Gerber nachweisbar. 1390 löste
sich bereits eine erste Maurerinnung auf. Im Jahre 1418
begegnen wir der großen Zunft von Freiburg d. h. der
Junker bestehend aus 49 Mitgliedern, welche nur durch
(M'nstimmige Wahl aufgenommen wurden ; allein Ende 15.
Jahrhunderts geriet diese Zunft in Verfall. Im Oktober 142
gab der Kleine Rat sämtlichen Zünften eine Verordnung ubei
Einrichtung und Betrieb der Zunftstuben. An der Spitz
einer solchen Zunft standen ein Abt (abbö), 4 Meister un
ein Prior, wie aus einer Urkunde des Notars Manot vo
20. Mai 1414 ersichtlich ist. Die Bezeichnung Abt mußt
bald derjenigen eines Zunftmeisters (regent) Platz mache
Libertö 1905, Aug. 31.
Freiburg. Das Historische Museum erfuhr in neu«
ster Zeit eine wesentliche Umgestaltung durch Einräumu
— 183 —
eines eigenen Saales für Ikonographie und Holzschnitzereien
wobei die zahlreichen Werke von Hans Geiler ganz beson-
ders zur Geltung kommen. Auch die Glasgemälde, eine
Zierde der Sammlung, wurden neu geordnet in streng chro-
nologischer Folge; das Museum besitzt gegenwärtig unge-
fähr 150 Stuck. Anderes, wie die schonen Holzschnitze-
reien aus dem 16. Jahrhundert, die von der Centralheizung
gelitten hatten, sowie die durch Alter schadhaft geworde-
nen Burgunderteppiche. Beutestucke aus der Schlacht von
MüPten. wurden mit Hilfe des Schweiz. Landesmuseums
einer gluchlicken Restauration unterzogen.
M. V. Techtermann
im Anzeiger f. Schweiz. Altertumskunde VII.
öffentliche Anfrage.
er
Herr Dr. Albert Hellwig in Perleberg (Preußen), NachÄ ^^=^h
ligallstraße 6, richtet an die Leser der Freiburgei* Geschichte -^^ ^^
blatten folgende Anfragen, deren Beantwortung auch de
Herausgeber Prof. Dr. A. Buch! gerne entgegennimmt uhä^'^e- nd
dem Fragesteller übermittelt:
1. Ist Ihnen etwas über den Volksglauben bekann ^ ^^^^
man könne getrost einen Meineid schworen, wenn mang
wiße Zeremonien vornähme, z. B. die Innenfläche der Schwu
band dem Richter zukehre oder den linken Arm auf de
Rucken halte oder einige der Eidesformel auslasse u. s. w
2. Kennen Sie den Brauch der Diebe, den Tatort dur
ihre Exkremente zu verunreinigen? Weßhalb geschie
das? Nur von Gewohnheitsdieben? Kennen Sie den A
druck «Wächter», «Nachtwächter», «Posten», « Schil
wache », « Hirt » oder einen ähnlichen für menschliche
kremente? Was ist der Sinn?
3. Ist « das {\. und 7. Buch Moses » oder ein « so
sliges Zauberbucli )) im Volke verbreitet? Ist durch d
Glauben des Volkes daran schon Unheil geschehen?
4. Glaubt das Volk, die Zigeuner raubten Kinde
Ist ein solcher Fall etwa wirklick passiert?
Auch alle sonstigen Angaben über kriminellen Ab
glauben sind für den Fragesteller sehr erwünscht, da
über diesen Gegenstand SpezialStudien betreibt, die dur ^^"
solche Auskünfte eine besondere Förderung erhalten.
A. B
Lrr
-v\AAAA/V^''
FREIBURGER
GESCHICHTSBLÄTTER
lierausiretfebeH
vom deutschen geschichtsforschenden Verein
des
Kantons
XIII. Jahrgang.
— o-?>f«S<cC-
Freiburg i. Ue. 1906.
Verlag der Universitiits-I^uchhamilunir.
Inhaltsverzeichnis.
A. Geschäftliches.
•j
J) Bericht über da?? Vereinsjahr imOU:» Ml
'i) Ka-ssabericht ülx;r das Geschäftsjahr liKK"» IKI ^^^
-i) Mitgliederver/eichnis Z^^^ii
4/ Schriftenaustauscli ^^^- ^'^
J
I^ Abhandlungen.
J) A. Büclii. Frei burirer Miss! ven zur Geschichte des Burgunder-
krieces
Register dazu -^"^^
'if Hans Wattelet, Aus dem alten Murtenbiet.
III. Zur Geschichte des Bauernkrieges (Schluß) .... XCX^
.*») A. Biichi, Die Verschwörung gegen die Stadt P'reiburg im
Winter Ufil rr> . . . . .^ ^
1) Ferd. Rüegg, Beteiligung Kreiburgs i. Ue. am Appenzellerkrieg 1*-^^
.'») A. Biichi, 7 Professor Heinrich Reinhardt 1*^
<•; Derselbe. Ein Schreiben von Hans Lenz an SchultlieiL> und
Rat von Frei bürg J.tv>
/; Derselbe, Ein verlornes Lied üIkm- den Savoverkriei: ... 1'^
"^ Klein«' Mitteilungen l '*
Bericht über das Vereinsjahr 1905|6.
Ä*
Das abgelaufene Geschäftsjahr bewegte sich in den
^Wohnten Geleisen. Laut Mitgliederverzeichnis beträgt die
^^hl der Vereinsnaitglieder heute 198, was gegenüber dem
'^^Ijährigen Stand eine Abnahme von 5 bedeutet. Dieselbe
'^ baaplsachlich aus dem ungenügen Ersatz (+ 8) zu
^^^klären, da der Abgang ( — 13) ungefähr dem letztjährigen
'-^ 11) gleich blieb. Wenn der Mitgliederbestand nicht
^^t*ückgehen soll, so ist bei dem häufigen Wechsel der Ge-
'rinung neuer Mitglieder stets besondere Beachtung zu
^"^- Henken.
Der Tod hat insgesamt drei Mitglieder hinweg-
*^^r-afft: Benedikt Vonlanthen, der dem Verein seit seiner
^^öndung als eifriges Mitglied angehorte '). Geboren
^^^ 8. Dezember 1S48 zu Heitenried besuchte Vonlanthen
^^^ Mittelschulen sowie die Rechtsfakultät in Freiburg,
^^'Virde dann nach Absolvierung seiner Studien zum Schul-
^^^^pektor des Saane- und Glanebezirkes ernannt (1879),
^*iie Stelle, die er im Jahre 1883 mit dem Inspektorale
^^s Sensebezirkes vertauschte, rückte 1881 zum Mitglied
^^r kantonalen Studienkommission vor. Von 1880 — 1890
^^^kleidete er die Stelle eines Erziehungssekretärs und von
1890 — 92 eine Professur am Kollegium St. Michael. Dann
^'tirließ er den Schuldienst und wurde seit 1892 Hypothekar-
'^'erwalter des Sensebezirks und starb als solcher nach
langer Krankheit am 9. Januar 190G. — Ihm folgte im
T*ode nach am IJi. Nov. 1905 Theodor Blanchard, geboren
*863 in Tafers, seit 1892 Betreibungsbeamter daselbst und
') Vgl. den Nekrolog in den « Kreiburger Nachrichten » Nr. ö
^^^ Ti. Januar 1906 (von Prof. Dr. Beck), sowie in «Liberia» Nr. 7
^*>ni 11. Januar 190;.
IV
Mitglied verschiedener Gemeindebeamlungen M. sowie j
8. Dezember Prof. Heinrich Reinhardt (s. d. Nekrolog unlei
Ferner sind durch Wegzug dem Vereine verloi
gegangen die HH. Zwierzina, P. Leo Hayoz, Hofmann, Lei
und Ziberli, während die HH. Rody und Maurer ihren Ai
tritt erklärt, die HH. Fasel, Pfanner und Jos. Vonlantt
den Jahresbeitrag nicht eingelöst haben.
Die Tauschverbindungen haben sich von 56 auf
vermehrt durch Anbahnung des Schriftenaustausches i
der Schlesischen Gesellschaft fär vaterländische Kultur
Breslau, sowie mit dem Verein für Geschichte und Alt
türaer von Uri in Altorf. Um dieser Ausdehnung i
Tauschverkehrs und der Vermehrung des Mitgliederbest;
des Rechnung zu tragen, hat der Vorstand beschlossen,
Auflage der Geschichtsblätter von 300 auf 320 zu vergrößi
mit dem Jahrgang XHL
Die laufenden Geschäfte wurden in zwei Vorstan«
Sitzungen erledigt. Eine Versammlung zur Instruktion y
solchen Herren, die sich zur Uebernahme von Gemeint
Chroniken bereit erklärt hatten, verlief wegen ungeniigeni
Beteiligung resultatlos und mußte auf später verschol
werden.
Die allgemeine Herbstversammlung fand statt, Sonni
den 3. Dezember 1905 in der Brauerei Murten bei eii
Beteiligung von etwa 40 Mitgliedern und Freunden (
Vereins. Nach der üblichen Begrüßung durch den Prä
denten, der den Murtnern die Erhaltung ihres ganz einzi«
Stadtbildes und der übrigen historischen Altertümer dr
gend ans Herz legte, folgte der Vortrag von Profes
Dr. Richard Zehntbauer über die Handfeste von Illens.
derselbe seinem Inhalte nach inzwischen Gegenstand eii
größern selbständigen Publikation-) geworden ist, so
hier nur in aller Kürze darauf hingewiesen. Der Vortrager
') Vgl. den Nekrolog in den a Frei burger Nachrichten » Nr.
vom iO. November 19CH3.
-) Die Stadtrechte von Frei bürg im Uechtland und Arconci
Illens. Innsbruck IW».
A'^t> 55unächsl einen (berblick über den heutigen Stand der
^'^■ssenschaft in der umstrittenen Frage der Stadtrechts-
^ntstchung und beleuchtete die verschiedenen Stadtrechts-
theonien, den Einfluß der Stadtherren auf Gerichtsbarkeit
"^d \erwaltung und die Verbindung der Städte zum Schutze
cT^&on rbergriffe der Stadtherren. Das Stadtrecht von Ar-
^'orioiel und Illens vom 1. Juni 1271 ist etwas jünger als
"^sjenige von Arberg (1. Mai) und wurde verliehen vom
Slr^ci therm Ulrich von Neuenburg- Arberg. Die Anlage
^'e?c*d^nkt ihre Bedeutung wahrscheinlich ihrer Stellung an
^'**^ni Saanenübergang, vermochte sich aber wegen der
-^«^ti^ Savciyens und Rivalität Freiburgs nicht zu eigentlichen
^tSciten zu entwickeln, trotzdem sich das Stadtrecht enge
an Freiburgisches Vorbild anschlol.). Darum gehört das
^^^^citrecht von Illens mit den Rechten von Freiburg, Ar-
**^^. Thun, Burgdoi'f und Diessenhofen zur großen Familie
"^*^ Ton Freiburg i. Br. abgeleiteten Rechte. Illens gelangte
**^F^^'tier unter savoyische Herrschaft und wurde zur Zeit der
" ^^^^gunderkriege durch die Freiburger zerstört (2. Jan. 1475).
'^^^■^ Vortragende, der es vorzüglich verstand, seine Zuhörer
^***" den Gegenstand zu interessieren und die vorliegende
^^*-^ilfrage in den großen rechtsgeschichtlichen Zusammen-
^^'^^^ einzurücken, gab als Proben aus der Handfeste die
^^^'^mkel über Ding- und Wehrpflicht und berührte zum
luße auch die angeblich aus dem Jahre 1250 stammende
^^ ^^ »^ner Handfeste.
Darauf verlas Herr E. Zurkinden noch Ergänzungen
"^ seinen früher vorgetragenen Hausinschriften aus dem
se- und Seebezirk, fast sämtliche in deutscher Sprache,
j ^ • •Dst solche aus ganz französischen Ortschaften in der
^ebung Freiburgs. Dieselben interessieren nicht bloß
_jen ihrer meist kindlich-naiven Frömmigkeit, sondern
genug auch durch derben Witz; sie sind alle in den
^iburger Nachrichten zum Abdrucke gelangt.
^ Endlich referiert noch Herr Pfarrer Schwaller über
^^ Stand der Gemeindechroniken und den Erfolg eines
lügliclien Aufrufs, wodurch besonders Lehrer und Geist-
liehe aufgefordert wurden, sich für Erstellung von solch
Chroniken zu melden.
Großrat Leicht machte den Vorschlag, es möge A^
Verein eine Heimatskunde des Murtenbietes an die Ha
nehmen, ähnlich wie solche für einzelne bernische Lande
gegenden bereits existieren. Die Anregung wurde in
nachfolgenden Diskussion beifällig aufgenommen aber dar^
über hinaus gewünscht, daß die Behandlung der Heimat
künde sich über den ganzen deutschen Kantonsteil erstrecke: '^
solle. Prof. Kirsch möchte zwei Jahrgänge der Geschichts s^
blätter speziell für die Heimatkunde einräumen. Die An- ^
regung wurde darauf dem Vorstande zur Prüfung un^
Begutachtung überwiesen.
Prof. Kirsch lenkt im weitern die Aufmerksamkei*^
des Vereines auf den traurigen Zustand mancher Gemeinde -^
archive und wünscht, von Prof. Speiser unterstüzt, daß Vv — -
künden und Archivalien besser, vor Untergang und Ver- —
schleuderung geschützt und die Gemeindearchive besser
instand gehalten werden möchten. Der Präsident macht sich"
anheischig, die Anregung der hiefür bestimmten kantonaler::^
Kommission zur Kenntnis zu bringen.
Als neue Mitglieder werden in den Verein aufgenommene
die H. H. Tobias von Raemy, ünterarchivar in Freiburg^
Oswald Koller, stud. jur. Freiburg, Oswald Maurer^ Schlosser—
meister. Murten, Dr. Kichard Zehntbauer, Prof. in Freiburg.
Als nächster Versammlungsort wird Alterswil bestimmt und
eine Besichtigung der Burgruinen von Maggenberg in Aus-
sicht genommen.
Die allgemeine Frühjahrsversammlung wurde Sonntag,
den 10. Juni 1906, in der Wirtschaft zur « Alpenrose » in
Alterswil abgehalten bei einer außergewöhnlichen Beteili-
gung von über 100 Personen, wovon 30 von auswärts, teils
zu Fuß teils zu Wagen, Velo u. s. w. herbeigeeilt waren,
gelockt von herrlichem Frühlingswetter. Nach kurzer Be-
grüßung, worin als Antwort auf die Motion Leicht von der
letzten Versammlung der Präsident die InangritTnahme einer
Freiburger Geschichte als Grundlage und Voraussetzung
VII
jeder Heimatkunde, in Aussicht stellte, «rinj? derselbe zum
Vortrage über die Ritter von Maggenber^ über. Da dieser in
«ausführlicher Gestalt den Lesern der Gesehirhtsblalter vor-
S'Gtthrt werden wird, so kann hier eine ganz knappe In-
Hallsangabe für einstweilen genügen.
Das Geschlecht der Ritter von Maggenberg lalit sich
Schon v:)r der Gründung Freiburgs nachweisen ; als erster
Vertreter desselben erscheint um die Mitte des 12. .lahr-
^»underts ein Cono von Maggenberg als Vertreter des zah-
'"'»ngischen Dienstadels im rechtland. der auch bei der
^»rundung Freiburgs mitgewirkt haben mag. Aus dem
Zähringischen gingen die Maggenberger nach Erloschen
dieser Familie über in den Kiburgischen Dienst und hernach
^^ den der Habsburger. Sie erscheinen auch schon früh
^'s Wohltäter des benachbarten Klosters Altenrvf. Den
'^Ochsten Glanz entfaltete das Geschlecht jedoch unter Wil-
"Glin und Ulrich von Maggenberg zur Zeit König Rudolfs
^*^n Habsburg, von denen der erstere im Dienste der hinter-
'Hssenen Witwe Anna des letzten Kiburges stand, während
^^^ letztere sich dem aufgehenden Gestiin der Habsburger
^^gewandt hatte. Für seine getreuen Dienste hat ifim
^^•nig Rudolf die Vogtei Alterswil zu Lehen gegeben und
! ^niit auch die Hut der Reichsburgen Grasbnrg und Laupen
J^ seiner Hand als Kastellan vereinigt. Reim Leiiergange
^''^iburgs an Habsburg (1277) dürfte er auch die Hand im
Piele gehabt haben. In den Kriegszügen König Rudolfs
^^S'en den Grafen von Savoyen tat er sich besonders hervor
^i Belagerung von Peterlingen (I28.'{): zum Lohn für seine
^^ten und treuen Dienste erhi(»lt er die Festun«»^ (Jümenen und
f3 -■ . .
^^ Amt eines Reichsvogtes im lechtland und war dadurch
^^t dem besten Wege, zwischen Saane und Sense eine
_ '^ine Landesherrschaft zu errichten. Selbsl nach Rudolfs
^<1 behauptete der kulinc Haudegen dem Heiche die Hurgen
^^Upen und Gumenen, als die Feinde Habsl)urgs sich
^ler Orten in wuchtiger (loalition (»rhoheii. Nach seinem
*^^o^le (c. 1304) ging es mit dem Geschlechte abwärts. Noch
*^nden wir zwar mehrere (jlieder desselben als Pfarrlierren
fiisloiisohe Bauwerk dem Wohlwollen und der Fürsorge der
zunächst kompetenten kantonalen Kommission für Erhaltung
von geschichtliehen Denkmälern.
In Beantwortung der Anregung Kirsch an der letzten
Versammlung macht das Präsidium Mitteilung von dem
Ergebnis seiner inzwischen angestellten Erhebungen. Dar-
<*üs ist zu entnehmen. daLi der IVäsidenl der Subkommission
för Erhaltung von Urkunden und Archiven schon vor Jahres-
^''isl im Sinne der Motion Kirsch eine Eingabe an den h.
Staatsrat eingereicht habe, die aber bis dato unbeantwortet
geblieben sei.
Vom Departement des Innern der Schweizerischen
***d«>enossenscliaft ist dem Verein ein Exemplar eines wert-
vollen Quellenwerkes zur (Jeschichte des Berner Jura wäh-
lend der franzosischen Annexion zum (ieschenke gemacht
v^oi-den. Es trägt den Titel : Journal de Frangois-Joseph
^''elatnQl — IH()2. Memoires dun bourgeois de Porrent-
^^y publiees avec un subside de la confederation. Delemont
'"*06. Das wertvolle (iesrhenk wurde vom Präsidium namens
^^ Vereins aufs wärmste verdankt.
Der Aufsatz Kälins über (iuillimann hat in Jahrgang XI.
. ^*' Freiburger Geschichtsblätter durch Stadtarchivar Albert
IP^ Freiburg i. Br. in der ((Zeitschrift für (Jeschichte von
'"^iburg im Breisgau und angrenzenden Landschaften w
^^- XXI 31 i ff.) eint» sehr anerkennende Besprechung
^'*Unden. Bezensenl schiribi: ((Diesem bedeutenden, vom
^^•^e der wissenschaftlichen Arbeit allzufrüh abgerufenen
*-*i-Seher hat Johannes Kälin in dem vorlie<j[enden Buch
■^ A^urdiges. Licht und Schatten «rleicIimäUig und gerecht
. "^cJerspiegelndes Denkmal gesetzt. Mit Liebe und Sorgfall
^ t?r allem nachgegangen, was irgendwie zur Aufhellung
Imitier bis dahin noch vi(»lfach dunkeln Lebensumstände
^»tragen konnte. Mit Scharfblick und feinem Verständnis
^^ er das innere Wesen des Mannes zu erfassen und dar-
*^^55tellen gesucht, den (Jelst und Wert seiner Werte unt(M-
'^'-lU und entwickelt und ihm so seinen rechten Platz in
^*'' deutschen Historiographie angewiesen und gesichert.
f
Das Gesamtbild, das Kälin von ihm entworfen, wi
schwerlich mehr in irgend einem wesentlichen Punkte ei
Umgestaltung erfahren . . . Die Wissenschaft wird es Kä
zu danken wissen, daß er uns Guillimann den Gelehrl
völlig erschlossen, Guillimann den Menschen mensohl
näher gebracht hat. » '
Der folgende Jahrgang XII. dagegen hat im Sonnta;
blatt des « Bund » (Nr. 15 vom 15. April 1906) eine I
sprechung, speziell der Arbeiten von Zimmermann i
Büchi gefunden, die als a zwei sehr interessante Beitri
zur politischen und kulturellen Geschichte Freiburgs i
der Schweiz » bezeichnet werden. Eingangs bemerkt ^
Referent: « Der deutsche geschichtsforschende Verein '
Preiburg kann auf keine lange eigene Geschichte, wohl a
auf eine kräftige Entwicklung in der kurzen Zeit sei
Bestehens zurückblicken, hat er doch seine Mitgliederz
in den 12 Jahren auf 200 gebracht. In seinen Reihen w
tüchtig gearbeitet; das lassen die Hefte erkennen, die J
auf Jahr erscheinen und deren Inhalt dem Verein sow
als den einzelnen Autoren durch Gedie^^enheit zur groi
Ehre gereicht. »
Leider muß auch in diesem Jahre wegen Erkianki
des Bearbeiters die Bibliographie wegfallen. Wir hoff
die diesjährige undietztjätirige zusammen im nächsten H
nachzuholen.
Kassabeiicht
<tes deutschen geechichtsforschenden Vereins des Kantons Freiburg
pro 1905—1906.
A. Einnahmen.
^* Beiträge vou Mitgliedern Fr. -X). 87
'■-• Clrlös von 1 Exemplar Festschrift » 'i.'A)
^^aatebeitrag » :äJÜ. —
^^=^ Mitgliederbeiträge » .V4. —
^^itrag der Stadt Morten » *iO. —
»> des kathol. Mäooervereins Frei bürg » 10. —
^»•IcHj von Geschichtsblättern I— XII » -25. —
Totiil der Fünnahnien Fr. Ur^. :»7
B. Ausgaben.
^««i^it von 19a"i Fr. 11..7>
^^^Hnung der Herren Fragniere » •'»4«. —
^Ä des Buchbinders » '■{♦». —
^*ckzahlang eines Vorschusses » 48. ir>
^^to an den Hrn. Präsidenten » /.—
* ^^^^en und Expedition der Gresclnchtshlätler .... » 14.—
*^^*^ der Volksbank » it^.'M
Total der .Vus«aben Fr. '.MIMR)
C. Bilanz.
1^ ^-innahmen Fr. iCri. .{7
* --Vusgaben » !>4t».r,o
Saldo Fr. >. T/
Tafers, Jen 'JÜ. Novenilxir r.KX».
J. Bäriswyl, KassicM-.
Verzeichnis der Mitglieder
des deutschen geschichisforschenden Vereins des Kantons F
Dezember IIKX».
Biichi, Dr. Albert, Pi'ofej«sor, Frei bürg, Präsident.
Wattelet, Dr. Hant«, Advokat, Murten, Vizepräsident.
Schwaller, Viktor, Pfarrer, Alterswil, Schriftführer.
Bäriswyl, J., Tafers, Kassier.
Schaffner, Sai., Pfarrer, Kerzers.
KhvenmiUjUcd :
Schneuwly, J., Staatj^archivar, Freiburg.
Mitf/Iicdcr :
Aeby, Johann, Substitut, Tafers.
— Johann^ Pfarrer, Plasselb.
— Lehrer, St. An ton i.
Affolter, (Jekononi, Conradshaus bei Heitenrieti.
Albrecht, Anton, Buchbindermeister, Freiburg.
Andrey, Am., Großrat, Tafers.
Audersct, Alljert, Advokat, Freiburg.
Baldegger, Jak, Dr. phil., Gersau.
Balmer, Melchior, Angestellter, Tafers.
Baumhauer, Dr. Heinr., Prof., Freiburg.
Beck, Dr. J., Prof., Frei bürg.
Heeli, Franz, ()l)eraratsc!i reiber, Murten.
Benninger, J., Amtsrichter, Salvenach.
Bertschi, Meinrad, Tierarzt, Düdingen.
— Jos., Gastwirt, Düdingen.
Betschen, Adolf, Mehlhändler, P>eiburg.
Bichsel, Tierarzt, Courtepin.
Birbaum, Jos., Oberrichter, Freiburg.
Blancpain, Achilles, Bierbrauer, Frei bürg.
Blanchard, Philipp, Freiburg.
Blumenstein, Emil, Pfarrer, Murten.
Böschung, Franz, Gemeindeammann, Ueberstorf.
Brügger, Peter, Möbelschreiner, Frei bürg.
Briilliart, Fridol., Pfarrer, Font.
— Joh., (iefängnisdirektor, Freiburg.
— Peter, Posthalter, Tafers.
Buchs, Heinr., l\ibrikant, Sainte-ApoUine.
xin
^Qcbs, Paul, Großrat, Jaun.
^Hornberger, Dr. F., Arbeitersekretär, St. Georgen.
0>rnT]z, Gustav, alt Stadtammann, Murteii.
^aoiels, Dr. Franz, Professor, Freiburg,
^emngs, Job., Professor, Coli. St. Michael, Freiburg.
J^^fossez, J., Pfarrer, Jaun.
^•_ Diesbacb, Max, Bibliothekar, Uebewyl.
*^illier, Arnold, stud. phil, Freiburg.
:^inichert, Constantin, Nationalrat, Alontiliei*.
^osaenbach, J., Schuhbandlung, Freiburg.
^acrest, H., Prof., Coli. St. Michael, Freiburg.
^ffmann Wilh., Prof., Bonn-Kessenich, Burgstrasse 188.
*f8:^r, Ch., Lehrer, Guschelmut.
^* ^^is» Adolf, Banquier, Frei bürg.
*Jrlebach, Schlosser, Frei bürg.
*^asel. Ludwig, Gerichtsschreiber, Tafers.
— ' Peter, Lehrer, Diidingen.
^^ — Wirt. Bösingen.
Spider, Dr. P., Hiiarin, O. C, Freiburg.
^'eckner, Karl, Glasmaler, Freiburg.
g^leury, P. Bernhard, O. Fr., Freiburg.
** Erster, Christian. Lehrer Bennewyl bei Alterswyl.
«-^ — Rob., Handelsmann, Heitenried.
** **^gniere, Gebrüder, Buchdruckerei, Frei bürg.
•^ — 7 Dr. Jos. Prof., Priester^eminar, Freiburg,
^'eiburg. Kath. deutscher Männerverein der Stadt.
*^riolet, Dr. Max, Advokat, Murten.
J^^briel, Paul, Kürschner, Freiburg.
^^^^öotid, Leo, Großrat, Freiburg.
J^^ttlob, Dr. Ad., Prof., Bonn, Buschstr. .V).
J:^Peber, Peter Canisius, Inspektor, Freiburg.
J^^'ioime, Dr. Hubert, Prof., Freiburg.
^^schwend, Dr. Fridolin, Redaktor, Freiburg.
^ ' — Otto, Buchhändler, Freiburg.
^^tlcnecht, H., Redaktor, Murten.
j*^^5s, Paul, Musikdirektor, Freiburg.
fj^^'^ör» Hugo, Advokat, .\Iurten.
rj^inaoz, P. Franz, O. Fr., Freiburg.
r**indrick, Franz, Hilfsbibliothekar, Freihurg.
jl^Uptmann, Dr. F. Prof., Berlin S. \V. Prinz Albrech tstraße 'k
2^inemann, Dr. Franz, Bibliothekar, Luzern.
JJ^^fer, Oberlehrer, Freiburg.
2^^ Seen, Jos., Arzt, Tafer».
Ji^^^, Dr. J. Jak., Prof., Freiburg.
Ji^^'ner, Alphons, Tiitzenberg, Schmitten,
j^^^'ni, Alb., Lehrer in Berg bei Schmitten.
j?^^Oy, Jak., Gremeindesch reiber, St. Anton i.
^O^, Wirt. Schmitten.
{^ ,7^^ Jos., Notar, Freiburg.
J^^lin, Dr. Job., Redaktor, Solothurn.
^pper, P. Alb., O. Fr, Freiburg.
er, Arnold. Kaufmann, Freiburg.
;ji'?>'aers, Volksbibliothek von (Regionallehrer Sarbach i.
J^jHan, P. Lucas. O. Fr., Superior Reisbach a. Vils., Haiern.
^^^*^ch, Mgr, Dr. Peter, Professor, Freiburg.
^^~~ Vinzenz, Glasmaler, Freiburff.
XIV
Klaus. Joliann, Pfarrer, Ueberstorf.
Köhler, S., Apotheker, Frei bürg.
Koller. Oswald, stud. jur., Freiburg.
Kosch, Dr. Wilh., Prof., Freiburg.
Kostanecki, Dr. Aoton, Professor, Freiburg.
Krucker, Mgr. J., Regens, Frei bürg.
Kuhn, P. Cyrill, O. Fr., Freibur^.
Lanipert, Dr. Ulr. Professor, Freiburg.
Läpp, K., Droguerie, Frei bürg.
Leicht, Fritz, GroUrat. Salvenach.
I^itschuh, Dr. Franz, Professor, Düdingen.
I^ssiac, Dr. Primus, Prof., Frei bürg.
Liebig, P. Paul, O. Fr., Freiburg.
Liesker, Dr. Gerhard, Prof., Freiburg.
Liechti, Hermann, GroUrat, Murten.
Lom briser, Joseph, Professor, Frei bürg.
Lutz, Adolf, Großrat, Greng bei Murten.
Lüthi, Emanuel, Gymnasiallehrer, Bern.
Manser, Dr. Gall, Professor, Albertinum, Freiburg.
Mazzoni, P., Pfarrer, Tafers.
Meny, Louis, Vikar, Wittenheim, Elsai».
Meyer, Karl, Notar, Düdingen.
— -Brender, Bürsten handlung, Freiburg.
Merz. R., Schulinspektor, Merlach.
Michel, P. Leo, Prof., Albertinum, Freiburg.
Moser, Othmar, Sekundarieh rer, Freiburg.
V, Mülinen,. Dr. W. Fr. Professor, Bern, Schwarztorstraße.
Müller, P. Verwalter, Löwen berg bei Murt«n.
— Reinhard, Lehrer, Frei bürg.
Murten, Gemeinderat von.
Nicolet, Peter, Betreibungsbeamter. Murten.
Nonnast, Julius, Lehrer, Frei bürg.
Nösberger, Joh., Pfarrer, Schmitten.
Nussbaumer, C, Kleiderhandlung, Freiburg.
Offner, Felix, Sekretär, Düdingen.
Oser, Dr. Hugo, Prof., Freiburg.
Pasßer, J., Hypothekarverwalter, Tafers.
Pauchard, Jos., Pfarrer, Therwyl, Baselland.
Perroulaz, R., Pfarrer, Düdingen.
Pfanner, Karl, Wirt, Freiburg.
Pf y Her. Goldschmied, Frei bürg.
Philippona, Pius, Publizist, Bern.
Piller. Johann, Gemeindekassier, Gomma, Rechthalten.
— Theodor, Spengler, Sceli, Alterswyl.
Poffet, Lucian, Gerichtschreiber, Tafers.
— Jos., Staatseinnehmer, Tafers.
V. Raemy, Tobie, Unterarchivar, Freiburg.
Kappo, Johann, Großrat, Bösingen.
— - Josepli. Region nalleh rer, Alterswyl.
Rauber, Lehrer, in Düdingen.
Rechsteiner. Albert, Dr. jur., Fürsprch, Appenzell.
Reich len, Franz, Frei bürg.
Reichlin, Leonz, prakt. Arzt, Düdingen.
Remy, Leo, Privatier, La Tour de Trf'me.
Riede, Joseph, Organist, Tafers.
Roche, Paul de, Lehrer, St. Antoni.
XV
y» Paul, Pfarrer, liösiuffen.
^g, Ferd., sind, phil., Jona, Kt. St. Gallen,
jffoeax, Pfarrer, St. Sylvester,
pprecht« Oekonom. Fillistorf.
«z, J., Lehrer, Frei bürg.
Schaller. Romain, Prof., Frei bürg,
r^crbenker. Emil, Schuhhandlang, Frei bürg.
r3^<^bläpfer. Konrad, Prof., Frei bürg.
r^<3hmid. Eisenhandler, Freiburg,
i^^crhmutz, Gemeindeschreiber, Ueberstorf.
e$<3l3nürer, Dr. Gustav, Prof., Freiburg,
ri^c^bwaller, Martin, Kaufmann, St. Antoni.
i^cshwarz, Pfarrer, Freiburg.
*=5^<5 t-iwenter-Trachsler, Dr. med., J., Bern, Marktizasse tl
SS i £Fert, Emil, Notar, Freiburg.
^Solothurn, Kaotonsbibliothek von.
sr3>ocBrlier. Stationsvorstand, Düdin^en.
^l>£i.t, J. G., Civilstandsbeamter, Freiburg,
iiser, Dr. Fr., Professor, Freiburg,
«her. Franz, Gerichtspräsident, Freiburi:.
_ i«lhofer, Lehrer. Kerzers.
^"tai-cJelmann, Dr. Job., Professor, Freiburg.
^*^*fens. Dr. F., Professor, Frei bürg.
^^i^itt, Jos., Pfarrer, Heitenried.
^^■liCiirank, Jak., Sekundarieh rer, Murten.
^- Techtermann, Max, Freiburg,
^^^cbachtli, Alfred, Gerichtspräsident, Murten,
,-^^cheron, Max, Kantonsrichter, Freiburg.
.^^Ucher, Jos., Wirt, Alterswyl.
^,^Sel, Fr., Banquier, Frei bürg.
-^^Seli, Chrisiian, Schönfels, Heitenried.
-^^S^lsang, Jos., Friedensrichter, Seeli, Alterswyl.
^^^t. Ed., Musikdirektor, Freiburg.
^^K^^^lanthen, Stations vorstand, Düdingon.
**^ber. Daniel, Wirt, Tafers.
-yxr""'" Moritz, Professor, Frei bürg,
^j»^ ^goer, Dr. Peter, Professor, Frei bürg.
-Wr^^Drier, E., Eisen händler. Frei bürg,
-w^^^ttelet, Gustav, Murten,
^> «her, Humbert. Dekan, St. Antoni.
W:- Weck, Paul, Dr. med.. Frei bürg.
\^-^gnriüller, Armin, Apotheker, Murten.
\i^^iU5eI, Alfred, Reg. Sekretiir, Freibnrg.
\y^?^8^'*« Pfarrer, St. Antoni.
\;^^.^Ue. Fritz, Direktor, Cham, Kt. Zug.
^ ^hlhauser, Franz, Advokat, Frei bürg.
^?^Pletal. P., Vinz., Professor, Albertinum, Freiburi:.
^^"Htbauer, Dr., Richard, Prof., Freiburg.
jr^'^p, Dr. Jos., Professor, Zürich, Dufourstrayse 5.
''^^so. Alois, Heitenried.
^ Joh., Jos., Heitenried.
^ ^*^kinden, E., Schlossermeister, Lenda, Frei bürg.
Johann, GroUrat. Düdingen.
Vereine und Institute,
mit denen wir in Schriftenaustausch stehen, Dezember 1906.
-rll.
1. In der Schweiz.
1. Aapau: Historische Gesellschaft des Kaotoiiü Aargau. Zeitschri^^ Ct:
Argovia. Präsident J. Hunziker, Professor, Aarau.
2. Altdopf : Verein für Geschichte und Altertümer von üri. Pol — ^ü-
kation : Neujahrsblatt. Präsident G. Muheim, Altdorf.
3. Rasel : Historische und antiquarische Gesellschaft. Zeitschri jtf't:
Beiträge. Präsident Chr. Bernoulli, Oberbiblioth. Basel.
4. — SchweizerischeGresellschaft für Volkskunde, Zeitschrift: Arctor"^ i^
für Volkskunde. Adresse: Prof. Dr. E. Hoffmann-Krayer, Hi^ ä"-^*
bodenweg, Basel.
•"). Bellinzona: Holletino storico della Svizzera Italiana. RedakU^^^-^'*'
Emilio Motta, Bibliotecario della Trivulziana in Mailand.
0. Bern: Historischer Verein des Kantons Bern. Zeitschrift: Arcl»^ * '^'•
Adresse : Stadtbibliothek in Bern.
7. — Allg. Gesch ich tsforschende Gresellschaft der Schweiz : Jahrbu.
Anzeiger und Quellen. Adresse: Stadtbibliothek Bern.
8. Rpig-: Geschichtsforschender Verein von Oberwallis. Zeitsebr
Blätter aus der Wallisergeschichte. Präsident Pfarrer Dioi
Imesch. Naters.
!♦. C^hur : Historisch-antiquarische Gesellschaft von Graubünd
Zeitschrift: Jahresbericht. Präsident: PI. Plattner, Reg.-l
Chur.
10. Fpauenfeld: Historischer Verein des Kantons Thurgau. Z
Schrift : Thurgauische Beiträge zur vaterl. Geschichte. Präsid^
Dr. Joh. Meyer, Frauenfeld.
11. St. Gallen: Historischer Verein in St. Galleu. Zeitschrift:
teilungen zur vaterländischen Geschichte und Neujahrsbläl
Präsident Dr. Hermann Wartmann^ St. Galleu.
1"^. Iiienf : Society d'histoire et d'archöologie de Genove. Zeitschri
Bulletin und Memoires et documents. Adresse: 1, ruede l'Ev^
ä Geneve.
XVII
13. Olapus : Historischer Verein des Kantons Glarus, Zeitschrift:
Jahrbuch. Präsident Dr. Dinner, Glarus.
14. Lausanne: Soci^t^ d'histoire de la Suisse roniande. Zeitschrift:
Memoire« et Docuraents. Präsident B. van Muyden, Lausanne.
15. Liuzern : Historischer Verein der fünf Orte Luzern, IJri, Schwiz,
Unterwaiden und Zug. Zeitschrift : Der Geschichtsfreund, Prä-
sident Dr. J. L. Brandstetter, Luzern.
16. IVeuenburgr : Socit^te Neuchäteioise de Geographie. Zeitschrift:
Bulletin Bibliotheivar C. Knapp, prof., Neuenburg.
17. Sehalfhausen : Historisch-autiquarische«* Verein des Karitens
Schaffhausen. Zeitschrift: Beiträge zur vaterl. Geschichte. Prä-
sident Pfarrer Bächtold, Schatfhausen.
18. Sehwiz : Historischer Verein. Zeitschrift : Mitteilungen. Präs.
Kanzleidirektor J. B. Kälin, Schwiz.
19. Solothurn : Historischer Verein des Kantons Solothurn. Zeit-
schrift: Urkundio.
20. Tpog'en : Appenzellische gemeinnützige Gesellschaft. Zeitschrift:
Appenzellische Jahrbücher. Adresse: Appenzellische Kantons-
bibliothek Trogen.
21. Wintepthup : Stadtbibliothek. Zeitschrift : Neujahrsblätter.
22. Züpieh : Antiquarische Gesellschaft. Zeitschrift : Mitteilungen.
Adresse: Stadtbibliothek Zürich.
23. — Schweizerisches Landesmuseum. Zeitschrift: Anzeiger für
schweizerische Altertumskunde.
24. — Stadtbibliothek. Zeitschrift: Neujahrsblatt
2. Im Ausland.
1. Aachen : Aachener Geschieh tsverei n. Zeitschrift des, herausge-
geben von Dr. Emil Fromm. Adresse : Cremersche Buchhand-
lung. Klein marsch ierstraUe 3, Aachen.
2« AagTsbapg* : Historischer Verein für Schwaben und Neuburg.
Zeitschrift des etc. Adresse: Ausschuli des historischen Vereins
für Schwaben und Neuburg in Augsburg.
3. Rpeslaa : Seh lesische Gesellschaft für vaterländische Cultur :
Präsident : Foerster, Weidenstraße rij Breslau. Publikation :
Jahresberichte. Adresse: Buchhandlung Aderholz Breslau, Ring.
4. Dapmstadt: Historischer Verein für das Groi^herzogtum Hessen.
Zeitschrift : Archiv für Hessische Geschichte und Quartal-
blätter. Adresse: Direktion der Großherzogl. Hofbibliothek Darm-
stadt, Hesidenzschloß.
5. I>illin§:en : Historischer Verein Dillingen a. Donau. Zeitschrift:
Jahrbuch. L Vorsitzender: Dr. Th. Specht, Dillingen.
XVIII
<). Donauesching'en : Verein für Geschichte und Naturgeschichte
der Baar. Zeit?«chrift : Schriften des Vereins für etc. Adresse:
Dr. Tumbült. Donaueschingen, Vorstand der histor. Abteilung.
7. DonauTtrÖpth : Historischer Verein für Donauwörth und Um-
gebung. Zeitschrift: Mitteilungen; Adresse: J. Traber, Biblio-
thekar am Cassianeum, Donauwörth. 1. Schriftführer.
8. Kssen: Historischer Verein für Stadt und Stift Hessen. Zeit-
schrift: Beiträge. Vorsitzender Dr. K. Ribbeck, Essen.
!>. Frankfurt a. M. : Verein für Geschichte und Altertumskunde
zu Frankfurt a. M. Zeitschrift: Archiv für Frankfurts Ge-
schichte und Kunst. Adresse : Stadtarchiv I. Frankfurt a. M.
Weckmarkt 8.
H). Froibnrgr i. Br. : Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-
Altertums- und Völkerkunde (Historischer Verein). Zeitschrift
der Gesellschaft etc.
11. — Kirchengeschichtlicher Verein für das Erzbistum Freiburg.
Zeitschrift: Freiburger Diözesan-Archiv. Freiburg i. Br. Lud-
wigstraUe 85. Adresse : Schriftleitung des Kirchengeschichtl.
Vereins Dr. Julius Mayer.
12. Oiessen : Oberhessischer Gesch ich ts verein. 2ieitsch rif t : Mittei-
lungen. Präsident Dr. Haupt, Oberbibiiothekar, Gießen.
1<^ Oraz : Historischer Verein für Steiermark. Zeitsch rif : Steie-
rische Zeitschrift für Greschichte. Voreitzender Prof. Dr. von
Zwiediiieck.
14 Halle a.d. Säle: Thüringisch-Sächsischer Greschichts- und Alter-
tumsverein. Zeitschrift: Neue Mitteilungen aus dem Grebiet
historisch -antiquarischer Forschung. Vorsitzender Prof. Dr. G.
Herzberg in Halle a. S.
1'» Heidelberg': Historisch-philosophischer Verein. Zeitschrift:
Neue Heidelberijor Jahrbücher. Adreße: Großherzogl. bädfsche
Universitiltsbibliothek.
HJ. — Badische historische Kommission. Zeitschrift für Geschichte
des Oberrheiiis. Adresse: Großherzogl. Generallandesffrchiv in
Karlsruhe.
17. Jena: Verein fin Thüringische Geschichte und Altertumskunde,
Zeitsch lift des Voreins etc. Adresse : Universitätsbibliothek.
IS IniiNhriiek : Zeiisdnift des Ferdinandeums für Tirol und Vor-
arlh.^rg, Bihliotht^kar Dr. J. Egger. Gym.-Prof., Innsbruck.
V,K Lliiflau : Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Um-
gebung. Zeits(!hrifr. : Schriften de,s Vereins etc. Adresse : Bo-
dofisee- Verein, KrieJrichsliaferi am Bodensee.
tl) Meis<4en: Verein für die Geschichte der Stadt Meissen. Zeit-
schrift: Mitteilungen des Vereins etc. Vorsitzender Dr. Markus,
Realschule Meissen, Sachsen.
«X.
54«
XIX
^1. Mttlhaasen : Historisches Museum. Zeitschrift: Jahresheft.
Präsident Mathias Mieg.
^. NOrnbepg:: Germanisches National museum. Zeitschrift: Anzei-
ger des Germanischen Nationalmuseums. I. Direktor G. v.
Bezold.
*^. — Verein für die Geschichte der Stadt Nürnberg. Zeitschrift:
Mitteilungen des Ver. etc. 1. Vorstand : Freiherr von Kress.
^. Ravensbapg* : Diözesanarchiv von Schwaben, provinzial- und
kunsthlKtorische Zeitschrift, herausgegeben von Amtsrichter a.
D. Beck.
^ • Regpensbapgr : Uistor. Verein für Oberpfalz und Regensburg.
Zeitschrift des bist. Ver. etc. Vorstand Dr. C. Will, Regensburg.
^ Sch^repin : Verein für Meklen burgische Geschichte und Alter-
tumskunde. Zeitschrift : Jahrbuch.
^^ - Speiep: Histor. Verein der Pfalz. Zeitschrift: Mitteilungen.
Conservator Dr. L. Grünen walder, Kgl. Gymnasiallehrer.
^- Stockholm: Kong. Vitterhets Historie och Antiquitets Aka-
demien (Königl. Akademie der Geschichte und Altertumskunde).
Zeitschrift: Publikationen.
^^' StpansbaPl^ : Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesen-
Clubs. Zeitschrift: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Lit-
teratnr Elsaß-Lothringens. Adresse : Kais.-Universitäts- und
Landesbibliothek.
•^^- Stattgapt: Königliche öffentliche Bibliothek. Publikation:
Württembergisches Urkunden buch, herausgegeben von der kgl.
Direktion des Haus- und Staatsarchives. Vorstand der Bibliothek.
Prof. Dr. Steif.
TObingren : Königliche Universitätsbibliothek. Universitätspu-
biikatiorien. Bibliothekar Dr. F. Thomae.
XJIm : Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Ober-
schwaben. Zeitschrift: Mitteilungen. Bibliothekar: C. F. Müller,
Stadtbibliothekar.
^aduz: Historischer Verein für das F'ürstentum Lichtenstein.
Zeitschrift: Jahrbuch.
^^Vcpden : Historischer Verein für das Gebiet des ehemaligen
Stiftes Werden. Zeitschrift: Beiträge. Vorsitzender Dr. P. Jakobs.
m
II
I
I i
f
Freiburger Missiven
zur
Oeschichte des Burgunderkrieges.
Herausgegeben von
A. Bflchi.
Zu den reiclihaltigsten Archiven für den Burgunder-
■^"^ieg zählt Ochsenbein ') mit vollem Rechte dasjenige von
^**eiburg. Es verdient darum auch vollständiger ausgebeutet
"^ werden, als es bis jetzt geschah. Zwar hat Ochsenbein
Pj^^^ Freiburger Missiven zum Burgunderkriege zum großen
*^^ile bereits herausgegeben, nämlich 32 Nummern über die
it vom 4. Januar bis 18. August 1475. Da jedoch das
^issivenbuch des Freiburger Staatsarchives vom 26.
^^Boar 1476 bis 4. Juli 1493 eine höchst bedauerliche Lücke
aufweist, so konnte auch die reichhaltige Urkundensammlung
'^chsenbeins zur Schlacht bei Murten keinerlei Freiburger
"lissiven liefern. Ob die Freiburger Kanzlei wirklich keine
Zeil mehr hatte, seit Januar 1476 die abgehende Korrespon-
denz ins Missivenbuch einzutragen, wie Ochsenbein vermutet,
''föchte ich bezweifeln; denn das wurde bloß für die Kriegsjahre
^•^■^ Not eine Erklärung liefern. Allein da diese Lücke sich
^©it darüber hinaus erstreckt, so ist eher anzunehmen, es
*®^ zwar das Missivenregister geführt worden aber seither
^^''loren gegangen, so dass wir die Hoffnung nicht aufzu-
&eben brauchen, es mochte vielleicht wieder zum Vorschein
') Urkunden, Einleitung S. VII.
— 2 —
kommen. Darum schien es mir angezeigt, die Ausgabe Ochsen-
beins, die ganz unmotiviert um die Mitte August 1475 abbricht,
mit den noch vorhandenen und sehr wichtigen Missiven ans
der zweiten Hälfte dieses Jahres zu ergänzen, bis zum völligen
Versiegen dieser unersetzlichen Quelle. Immerhin schien
es mir im Interesse der Vollständigkeit angezeigt, die von
Ochsenbein bereits edierten Stücke nochmals in die nun
folgende Sammlung aufzunehmen, aber nicht mehr in wört-
lichem Abdruck, sondern lediglich als Regest. Viele Stöcke,
namentlich die franzosischen Originalien, sind nicht leicht
zu verstehen, und werden deshalb durch Regesten erläutert.
Ferner ist der Jahrgang der Zeitschrift, in der sie abgedruckt
wurden, nicht in vielen Händen und heute ziemlich seilen
geworden, so daß sich auch aus diesem Grunde eine Her-
ubernahme empfahl. Endlich bedürfen die übrigen Akten zu
ihrem Verständnis in so manchen Fällen des Hinweises auf
dieselben, daß ihr Wiederabdruck nicht zu umgehen war.
Allein dazu bot nun die sogenannte Collection Girard
der hiesigen Kantonsbibliothek *) eine bisher noch wenig be-
achtete und nie ausgebeutete wertvolle Ergänzung von
Originalkorrespondenzen und gleichzeitigen Kopien, die von
Ochsenbein nicht benutzt worden war. Da diese in das Kriegs-
jahr 1476 hinein und noch darüber hinausreicht, so glaubte
ich alle einschlägigen Stücke, die sich auf Freiburg und
die Schweiz bezogen, daraus entnehmen und im Wortlaute
veröllentlichen zu sollen ; es sind ohne Ausnahme Aktenstücke,
die aus dem hiesigen Archive herstammen aber zur Zeit
der Helvetik in fremde Hände gerieten. Da sie zur Zeit,
da Ochsenbein seine L'rkundensammlung herausgab, sich noch
auswärts in Privatbesitz befanden, erklärt es sich, daß die-
sclhen seinen Nadifoischungen entgiengen. Unsere Samm-
Iuml: hielet sdinit auch eine Ergänzung zu Ochsenbeins l•^
kuniliMisamnilun^»^ zur Belagerung und Schlacht von Murten.
Nehen den Missiven und einlaufenden amtlichen Schreiben
M loluM" don liiliali »lii^ser Hundschriftensaiiimlung von 15 Bän-
diMi \or»;l. A. Huolii, Die Frei burgische Geschichtschreibung in oeo-
oroi- Zoil. l^oktoralsi-eJe. Freibarg 1905, S. 23, Anin. 28.
- 3 —
wurden wegen des Zusammenhangs vereinzelte Instruktionen
und Urkunden aufgenommen. Einige Stucke, die entweder
zu kurz oder zu unbedeudet schienen, um als Hegest aufge-
nommen zu werden, fanden im Kommentar Verwertung.
Der Zeit nach wurde der Burgunderkrieg im weiteren
Sinne berücksicktigt. d. h. von seinen Anfängen, die weit
hinter die eigentliche Kriegserklärung hinaufreichen, in ver-
einzelten Stücken über den Friedensschluß hinaus bis zur
Erledigung des Streites um die waadtländischen Besitzungen.
Einschreiben des französichen Königs vom ö. Dezember 1480
gehört streng genommen nicht in den Zusammenhang, fand
aber wegen seiner Wichtigkeit gleichwohl Aufnahme (Nr. 88).
Weitaus die meisten Stücke gehören dem .lalire 147;') an (57),
dem Jahre 1474 nur 9. der vorausgehenden (1471-73) Zeit nur
3: auf das Jahr 1476 entfallen noch 15 Stücke, auf die fol-
genden Jahre (1477-83) dagegen nur noch 5 Stücke. Es
erklärt sich dies auch mit Leichtigkeit daraus, daß in den
Zögen des Jahres 1475 Freiburg l[au|)tbet(M*ligt,er war, be-
sonders bei der Eroberung der Waadt sowie in den Bezieh-
ungen zu Savoyen, Genf und Wallis. Während wir über das
Kriegsjahr 1476 durch zahlreiche Urkunden- und Aktenpubli-
kationen verhältnismäßig am einlässlichsten orientiert sind, gilt
das vom Jahre 1475 in viel geringerem Grade. Um so will-
kommener dürfte darum die vorliegende Publikation sein.
Von den 89 Nummern sind 55 Originalschreiben, die
hier zum erstenmal veröffentlicht werden. Weitaus die
meisten sind deutsch (50) nur wenige fraiizosisch (4) oder
lateinisch (1) abgefaßt. Daneben finden sich 34 Regesten.
wovon nur eines nach einem ungedrucklen Original, die an-
dern alle nach gedruckten Vorlagen und zwar fast ausschließ-
lich nach der schon erwähnten Ausgabe Ochsenbeins. Von
den Original ien, deren Regesten hier folgen, ist der größere
Teil französisch (20) und nur die Hälfte (10) deutsch und
1 lateinisch. Es hängt das damit zusammen, daß Freiburg
sich bis 1483 noch des Französichen als offizielle Sprache
— 4 —
bediente ') aber nach auswärts in der Sprache des Adres-
saten verkehrte.
Ganz unbekannt sind übrigens diese hier zum ersten-
male herausgegebenen Missiven nicht geblieben, indem von
Rodt die sog. Collection Girard in seinem immer noch grund-
legenden Werke über den ßurgunderkrieg verwertete; das
eine und andere Stuck wurde auch von mir im Kommentar
zur Ausgabe der Chronik von Hans Fries bereits citierl
oder auszugsweise mitgeteilt. Allein eine Gesamtausgabe
ist dadurch keineswegs überflüssig geworden, weil das
Mitgeteilte eher die Neugierde zu reizen, als zu befrie-
digen vermochte. Sie erweitern und ergänzen vielfach und
in wichtigen Punkten die schon genannten Ausgaben Ochsen-
beins, aber auch die wertvolle Sammlung der Depeschen der
itatienischen Gesandten vom schweizerischen Standpunkte aus
und besonders über das Kriegsjahr 1475, ferner die so auf-
schlußreichen Kommentare zu den Neuausgaben von Knebels
Diarium und Schillings Chronik, von andern kleinern Chro-
niken nicht zu reden. Es liegt auf der Hand, daß ihr Haupt-
wert darin besteht, den Anteil Freiburgs am Burgunderkriege
ins richtige Licht zu setzen: aber darin erschöpft sich ihre
Bedeutung nicht. Wir erhalten auch höchst wertvolle und
neue Aufschlüsse über Vorgänge der großen Politik wie E^
eignisse auf dem Schlachtfelde, die der allgemeinen Schweizer-
geschichte angehören. Mancher Zug, der bis jetzt nur auf
unkontrollierbaren Angaben von Chronisten beruhte, erhalt
nun seine volle Bestätigung, andere Angaben ieder ihre
notwendige Berichtigung oder Einschränkung. Da uns die
hernischen Korrespondenzen nicht vollständig erhalten sind,
so erfahren wir hier manches auf Umwegen, da Freiburg
beständig durch Bern auf dem Laufenden erhalten wurde.
Ueber die Eroberung der Waadt haben wir keine Berichte
der Mailändischen Gesandten : sondern wir sind lediglich
auf die schweizerichen Chronisten angewiesen. Allein diese
sind nun weder vollständig noch einwandfrei, weshalb uns
*) Vgl. A. Büchi, Die historische Sprachgrenze in Freiburg«
Kreiburgei' Ge^chichtsblätler, 3. Jahrgang.
— 5 —
feiep die Freiburgischen Missiven wogen ihrer Ausführlich-
J^eit und Zuverlässigkeit ganz besonders willkommen sind.
Dieser amtliche Briefverkehr zwischen Bern und Frei-
Jt>Upg f llt nun fast zu gleichen Teilen auf die beiden Orte";
den 37 von Bern abgeschickten stehen 33 Freiburgische
Schreiben gegenüber. Weiter sind darunter neun äußerst wich-
tige Schreiben von Hauptleuten des einen oder andern Ortes
oder beider zusammen aus dem Feld, unter den übrigen Ab-
sendern, die übrigens nur durch je ein Schreiben vertreten
sind, erwähne ich hier nur noch den Konig von Frankreich, die
Herzogin von Savoyen und den Grafen von Greierz, den
Grafen Philipp von Bresse wie den Herrn Claude d'Eslavayer,
einen savoyischen Lehensmann, der beim Sturme auf Stäffis
den Soldatentod fand. Die meisten dieser Missiven (43)
sind an Freiburg gerichtet, weit weniger (15) an Bern, einige
an Bern und Freiburg zusammen, ferner eine Anzahl an die
Verbündeten Untertanen der Grafschaft Greierz (6), an den
Gouverneur der Waadt und den Bischof von Genf (je 3), die
Herzogin von Savoyen und den Grafen von Romont (je 2)
Und die Hauptleute im Feld (2) und nur vereinzelt an den
Markgrafen von Hochberg, an Glarus und Luzern, den
Statthalter des Grafen von Bomont u. s. w.
Zum Schluße soll nun noch in aller Kürze der wesent-
liehe Inhalt dieser Korrespondenz skizziert werden: Zunächst
©r-fahren wir von den Vermittlungsveisuchen des Herzogs
^*on Burgund zwischen den Eidgenossen und Oesterreich
f ^är. 2) und den Bemühungen Berns um Kuckgabe der
^'om Grafen von Romont besetzten Schlosser im Waadtland
£^^, 4) und Sicherung der burgundischen Grenzen (5, 6).
^hr oft werden die Truppenzuge von ital. Söldnern durch
fcablais und die Waadt nach Burgund zum Gegenstande
^^ "^n Beschwerden gemacht, die immer wiederkehren (Nr. 7,
I, 23, 26, 27, 55), bis die Eroberung der Waadt und das
^ndnis mit Wallis ihnen ein Ende bereiten. Diese bilden
ich einen großen Teil des Inhalts der savoischen Korrespon-
5nz (15, 20, 26, 52), in der übrigen auch die Bündnisse
tirgunds mit Savoyen und Mailand eine Rolle spielen (20, 26).
Einiges Licht wirft die Korrespondenz auch auf die Bezieh-
— 6 —
ungen des Grafen Philipp von Bresse zu Bern und Freibut^
(Np. 49) und die Bemühungen des Herzogs von Mailand,
zwischen Savoyen und den Eidgenossen zu vermitteln (23,
25). Eine eigentümliche Rolle spielt der Bischof von Genf,
der insbesondere den burgundischen Truppendurchzügen
Vorschub leistet und die Walliser bekriegt und deswegen
im Nov. 1475 einen Einfall in seine Landschaft zu besorgen
hat (16, 38, 39, 55, 65, 60, 67, 68). Manches Neue erfahren
wir auch über die aktive Hilfe, welche Bern und Freibupg
durch den Bischof und die Zehnden im Wallis zu teilge-
worden, ihren Angriff gegen die fremden Söldnerdurchzüge
wie gegen den Bischof von Genf (7, 14, 65, 66, 67, 68, 75,
83). Bei den spärlichen Nachrichten von diesem südwest-
lichen Kriegsschauplatz sind unsere Berichte doppelt will-
kommen. Verhältnismäßig wenig erfahren wir dagegen über
die Beziehungen zum französichen Könige (8,84), weil hier
der Verkehr durch Bern geführt wurde Um so mehr
Beachtung verdient darum das Schreiben Ludwigs XI über
das Verhalten der Schweizer Söldner in seinen Diensten im
Jahre 1480. wo uns die einheimischen Chronisten völlig
im Stiche lassen (SH).
nie wichtigsten Nachrichten der Korrespondenz beziehen
sii*h indessen auf den Verlauf des Krieges selber. Die
Sclireiben der llauplleute von Bern im Feld (9, 11) über
den /ug nach Hericourl enthalten die wertvollsten, sonst
uiricends bekannlen Details und bilden die Hauptquelle für
eine Darstellung dieser Ereignisse. Das Aufsehen, welches
die Kinnalime von Illingen hervorrief, erhellt aus einigen
Mi>;si\en (l3-ir»\ wahrend wir aus Anfang 1475 von einem
beabsiclitigten Einfall in die Waadt (17. 24) vernehmen. Ueber
Normitllunirsversuche, KriegsrOstungen und Auszüge während
do>i SomnuM's 1175 unterrichten uns Nr. 33, 43, 45, 47, 56,
\>ahrond ein Schreiben (52i von einer Niederlage des fran-
vV'iichen Königs in Flandern Kunde gibt. Zum Teil
^ww. neue und von dei^ bisher bekannten Quellen nicht un-
,';,»ob!ioh abweichende Angaben liefert uns ein Schreiben
HS IWrnor llauplleute über Stimmung und Beschlüsse im
wer uu' Blamont \58i. Ganz besonders wertvoll sind in-
^ 7 -
dessen die aaf die Eroberung der Waadt bezüglichen Schreiben
(62-64): Das Schreiben des Herrn Claude von Estavayer an
den Grafen von Romont, dessen Bestellung durch den raschen
Vormarsch der Eidgenossen unmöglich, und das dann von ihnen
bei einem Geloteten aufgefunden wurde (62). Daranschließt
sich der Bericht der Hauptleute im Felde über die Vorgange
bis zum 19. Oktober, besonders mit den uns sonst nicht er-
haltenen näheren Angaben über die Verhandlungen und Be-
dingungen der Uebergabe der waadtländischen Städte Milden,
Suppierre, Rue, Romont, Lausanne (r)3) aber auch über das
Verhalten der Eidgenossen gegen Genf (64), worüber uns von
gegnerischer Seite keine Nachrichten vorliegen. Ueber den
Entsatz von Yverdon nach dem Ueberfall des Grafen von
Bomont sowie über die Maßnahmen zur Verteidigung dieses
Platzes gegen den anrückenden Herzog von Hurgund geben
uns Nr. 70 und 72, über die iMaßnahmen zum Schutze von
Peterlingen bieten Nr. 73, 74, 75 willkommene Mitteilungen.
Ueber einen Einfall der Greierzer gegen Savoyen und die
Niederlage des Grafen von Romont, Mitte Februar 1476, er-
fahren wir Neues in einigen Schreiben (75, 70, 78). Die
Rüstungen des Herzogs und seinen Vormaisch über den Jura
nieldet uns ein solches vom IG. Febr. (7G), während die
folgenden Schreiben (77, 79) sehr wertvolle Aufschlüße ent-
halten über die Besatzung von Grandson wähirnd der Be-
lagerung, eine Bestätigung und zum Teil Ergänzung der
Berichte in der Chronik von Hans Fries. Ueber einen Sieg
^er Freiburger Besatzung bei einem Ausfall gegen Grangettes
berichtet Nr. 80, während Nr. 81 die Mitwirkung der Frei-
l^urger bei der Verteidigung der Laupener Brücke gegen
^'e Streifzüge der Belagerungsarmee von Murten hervor-
"^ebt, die bei Schilling totgeschwiegen ist. Die lakonische
Kurze der chronistischen l'eberlieferung über den neuen Ein-
fall in die Waadt nach der Murtner Schlacht erhält in Nr. 8^2
®'o>ge Aufhellung. Auf die wichtige Insti'uktion des savoi-
schen Abgeordneten Humbert Cervat und Ant. von Illens zu
^"terhandlungen mit Bern und Freiburg soll wenigstens
"iogewiesen werden (89). Damit ist der Inhalt der Haupt-
i
- 8 —
Sache nach angedeutet; er ist in militärischer aber auch
politisch-diplomatischer Hinsicht bedeutsam und dürfte deo
Abdruck der folgenden Stücke genügend rechtfertigen.
Ganz besonders wird dadurch der Anteil Freiburgs, der in
den Chroniken gegenüber demjenigen Berns zu sehr zurück-
tritt, scharf hervor gehoben und dadurch auch die künftige
Herausgabe der Freiburger Schilling-Redaktion erleichtert.
Für die Art der Edition waren nicht bloß die rein
wissenschaftlichen Bedürfnisse, sondern auch die Rücksicht
auf den speziellen Leserkreis der Geschichtsblätter maß-
gebend. Darum die Regesten an der Spitze eines jeden
Missives, darum die Erläuterungen in Form von Fußnoten
und endlich ein Namensregister am Schluß. Die Textabdrücke
sind buchstabentreu doch mit Berücksichtigung der Stieve-
schen Editionsgrundsälze. Doch konnten Vokalabtönungen
durch übergeschriebene e, v, o, wegen Mangel an entspre-
chenden Leitern nicht getreu wiedergegeben werden; sie
wurden, so weit es nicht durch Umlaut möglich war,
durch Nebenstellung des übergeschriebenen Vokals ange-
deutet. Gewiße feststehende Abkürzungen wie a gnädigen
lieben mitburger » (G. L. M.), u üwer lieben fründ » (U. L
Fr.), « üwer brüderlichen Lieb » (ü. B. L.) und dergleichen
wurden durch die Anfangsbuchstaben bezeichnet und dürften
unschwierig zu verstehen sein. Eingangs- und Schlußformeln
sind weggelassen.
Da die meisten Aktenstücke deutsch verfaßt sind, so
sollte es auch einem Nichtfachmann möglich sein, dieselben
mit Hilfe der Begesten zu verstehen und durch diese un-
mittelbare Ueberlieferung in das V'erständnis jener grolien
Zeit einzudringen, die gewiß auch heute noch jedermann zu
interessieren vermag.
— 9 —
Abgekfirzt citierte Quellen und Abhandlungen.
I. Handschriftliches:
a. Bern, Staatsarchiv. (St. A.)
Teotsche Missiven C. (Miss.)
Ratsmanual Nr. 11—16 (R. M.)
b. Freiburg, Kantoiisbibliothek:
Collection Girard (Coli. Girard) vol. VII, IX, XI, XV.
c. Freiburg, Staatsarchiv (St.-A.)
Missivenbuch Nr. 2. (Miss.)
Ratsmanual Nr. 5 (R. M.)
Seckelmeisterrechnungen der Jahre 1474—76 (S. R.)
II. Gedrucktes:
Abschiede, Amtliche Sammlung der älteren eidgenössischen (E. A.)
11. Band (1421-1477) und 111. Band (1478-14^1^).
Bernoulli, August, Basels Anteil am Burgunderkriege (Bernoulli),
1. Teil 1474-1475. 76. Neujahrsblatt, herausgegeben von der
Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemein-
nützigen 1898, Basel 1807.
S.Teil. Die Schlacht bei Grandson. 77. Neujahrsblalt für 189f>,
Basel, 1898.
3. Teil. Murten und Nancy. 78. Neujahrsblatt für 1900, Basel
1899.
Engelhardt, Job. Friedr., Der Stadt Murten Chronik und Bürgerbuch, im
Schweizerischen Geschichtsforscher Vll. Band, auch Sonder-
abzug, Bern, 1840.
Entreprises duduc de Bourgogue contre les Suisses, Los, Nouvelle Vitien
publik par la Society d'histoire et d'arch^ologie du canton de
Neuchätel. NeuchAtel 1884.
Pries, Hans, Chronik von, herausgegeben von A. Büchi als Anhang zu
G. Tobler, die Berner Chronik des Diebold Schilling, 11. Band,
Bern 1901, S. ;M-441.
Qingins \jl Sarraz, Frdddric, de, DöpOches des ambassadeurs milanais sur
les campagnes de Charles-le-Hardi de 1474—1477. Paris 18C>8,
2 vols.
- 10 -
Gingint la Sarraz, Fr., Ddveloppement de rindöpeudance du Hant-Vallais,
in Archiv für Schweizeriche Geschichte, Bd. 111.
— — Episodes des guerres de Bourgogiie de 1474 ä 1476, in Meraoires
et Documents publik par la Soci^t^ d*Histoire de la SaUse
roniande. Tome VIII, Lausanne 1849.
Niteiy, J.J., Hiätoire du Comt«^ de Gruy^re, in M^moires et Docunients
publi^s par la Soci^t^ d'Histoire de la Suisse roniande. Tome
X., XI. Lausanne 18ü6, 1857.
Knebei, Joliannit, capellani ecclesiae Basiliensis diarium, in Ba.<;ler Chro-
niken, herausgegeben von der Historischen und Antiquarischen
Gesellschaft in Basel, 2, und 3. Band, Leipzig 1880/87.
Mandrot, Bernard de, Etüde sur les relations de CharlesVll et de Louis XI.
rois de France avec les cantons suisse:« 1444- 1483, in Jahrbuch
für Schweizerische Geschichte V. und VI. Band, Zürich 188Ö'81.
Oolitenbein, G. F., Freiburger Missivcn aus der Zeit des Burgunderkrieges,
in Anzeiger für Schweizerische Geschichte, Neue Folge, II. Bd.
— — Die Urkunden der Belagerung und Schlacht bei Murten, Frei-
burg 1876.
V. Rodt, Emanuel, Die Feldzüge Karls des Kühnen, Herzogs von Burgund
und seiner Erben, 2 Bände, Schafifhausen 1843, 1844.
[— — ) Die Grafen von Greyerz in ,,Der Schweizerische Geschichts-
forscher* \ 13 Bd., Bern 1846.
Soliilling, Diebold, Die Berner Chronik des, 1468-1484. Im Auftrage des
histt^rischen Vereins des Kantons Bern herausgegeben von
Gustav Tobler, 2 Bande, Bern 1897, 1901.
V. Tillier, Anton, Geschichte des eidgenössischen Freistaates Bern, IL Bd.,
Bern 1848.
Witte, Heinricii, Zur Geschichte der Burgunderkriege in Zeitschrift für
Geschichte des Oborrheins, Neue Folge VI., Vll., Vlll., X. Bd.
— n —
/ .
^ Bern an Freiburg.
SamAtag, 23. Februar 1471.
Meldet den Empfang eines Schreibens des Markgrafen
-Rudolf von Hochberg ^) an Bern und von Wilhelm von Roche-
f^^rt *) wegen des Herzogs von Burgund an Freiburg-Bern
tind deren Verbündete. Uebermittlung einer Kopie dieses
'^tzlern. Dem Markgrafen sei geantwortet worden, er möge
s^ine Zuschrift auch an Freiftw/'i^ und andere Miteidgenossen
4>i*ingen
(Coli. Girard VII, 5 Oiig. ungedruckt).
*) Graf von Neuen bürg.
') Dr. jur., borgundischer Kammerherr.
i^i
2.
Bern an Freiburg.
Samstag 29. Juni 1471.
Schickt eine Warnung wegen der durch seinen Gesandten
berichteten Unruhen in Snvoyen und meldet, der Herzog
*J Bnrgund habe Joh. v. Reauffremont nach Bern geschickt, um
~* machen dem Herzog von Oe?terieich und den Eidgenossen eine Ver-
eidigung einzuleiten und auch zu vernehmen, wie Peter von Hagen-
\\ und andero Amtsleute sich gegen dieselben vergangen und zu-
X einen Bund mit den Eidgenossen zu beantragen.
Durch unsern abgesandten raotsfründ, so bi üch und
^^ern unsern zuogewandten gewesen ist, haben wir ver-
^^^•^Bden die ubungen, so jetz in unsers gnädigen Herrn von
!5^^^i^oy^) landen sich erheben und daruf unsern boten, die
*^ iinserm namen darin sind, geschrieben, wie ir an der in-
^legten copy mögen sechen. Und begerend daruf an üwer
^^ früntlichen liebe, darin üwern fliß ouch zuo tüond, üch
^c3 uns künftigen invall, der uns zuo unstatten erschiessen
cht, zuo verkomen.
Sodann G. L. M. ist uf hüt für uns komen herr Johann
Boffremondty herr zuo Soye^), in namen und von wegen
^'^^ers gnädigen herrn vom Burgunn und hat nach erzougter
^^edenz geredt, wie dann unser gnädiger herr vom Burgunn
— 12 —
in begird hab. fräntlich tag zwuschen dem fursten von
Oesterrich und gemeinen Eidgnossen zuo leisten und dann
von Herr Peters von Hagenbach^) wegen zuo vernemen, wie er
und ander siner gnaden ampllüt sich gegen uns erzougen und
im ir mißhandeln in geschrift zuo geben und zuoletzt verrer
puntnuss mit gemeinen Eidgnossen, ob inen die zuo gevallen
were, ufzuonemen mit verrern Worten nit not zuo melden.
Daruf wir fruntlich antwurt geben und die sachen für ge-
meiner Eidgnossen boten gewisen haben...
Datum, Petri und Pauli 71.
(Coli. Girard XI, 19 Original.}
') Herzog Amcdeus IX (14^>5-72).
') Rurgundische Herr-chaft am Doubs.
^) Landvogt des Herzogs von Burgund im Elsass und Sundgau.
3.
Bern an Freiburg.
Montag, 4. Januar 1478.
Wunscli, i<ich mit Frei bürg we^en der Schlösser Murten, St.
Croix und anderen, die entgegen den Riehtungen ,, verändert" worden
seien, zu verständigen. Bitte, morgen so früh als möglich Boteu her-
zusenden. Niki. V. Diesbach und andere Teilnehmer am Abschluß
der Richtung werden sich nach einem andern Ort begeben : Venner
von Mülren werde davon geredet haben.
Twei' antwurt, uf unser Schriften an U. L. von einer
botschaft wej»:en gangen, haben wir gesechen. Und das ir
unser furnemen des bas verstan und üch darnach halten
mögen, so ist unser vermeinter grund gewesen, uns rail
üch von der slossen Murten, zum Heiligen Criitz und andrer
wegen, so über die richtungen verendert sind*), in allen
Irüwen zuo underreden und mit üch anzuoslachen, was darin
zuo tuond, das üwer und unser aller nutz, er und fromm, ouch
unsern landschaften trostlich sy. Harumb wir aber mit gar
flißigem ernst begeren, üwer boten zuo fürdern, das si morn,
erst (las iemer sin mag, bi uns sj^'en, den sachen in guoten
trüweii nachzuokomen. Dann her Niclaus von Diesbach
- 13 —
und ander, so bi der richtung gewesen sind ^), werden sich
an ander end fuogen, das uns nach gestalt diser sach un-
komlich were. Wir meinen, unser venner i?on 3/wo/r^i ^), als
der bi üch ist gewesen, hab ouch deshalb mit üch geredt.
Das wellen wir zu allen ziten verdienen. — Datum Mentag
nach Circumcisionis, nach dem nachtmal.
(Coli. Girard VII 7, Original, Siegel abgefallen.)
^) Vereinbarung von Montm^lian und Chanib^ry vom 8. August
und 5. September 1471, wonach der Graf von Romont zu sejnem bis-
herigen Besitz im Waadtland noch Murten, Feterlingen, Cudrefin,
Montagny, Grandson, Corbi^res, St Croix und Les Clte erhielt, vgl.
de Gingins, Episodes 129.
') Nämlich Petermann von Wabern von Bern, Rudolf von
Wippingen und Jobannes von Praroman von Freiburg, vgl. Eidg.
Abschiede II Nr. 679.
*) Urban von Mülren.
4.
Bern an Freiburg.
Freitag, 18. Februar 1474.
Anfragen an die Boten des Grafen von Romont, ob sie den ge-
schwornen Bünden nachkommen wollen. Aufforderung an den Land-
vogt und andere in der Wadt, am 1. März in Murten sich einzufinden.
Bitte, dorthin auch eine Botschaft zu senden.
Wir habend unsers gnedigen herren, des grafen von
Roymund boten nach irem anbringen und langem erzellen
antwurt geben, das wir ie von unsern manungen nit stan
und vernemen, ob si den geswornen ewigen bünden ') nach-
komen wellend oder nit, und das ouch in keinen andern
fuogen dann umb des besten willen, als ir verstand, getan.
Und habend daruf den lantvogt und ander in der Watt zem
dritten mal geraant, uf Zinstag nach Invocavit ^) ze nacht
gen Murten ze komen. Bitten üwer brüderlich liebe, üwer
botschaft alsdann ouch da ze haben, ob üch anders das
nit wider abkündt wirt Das wellend wir umb üch gar mit
bereitem willen verdienen und zu annemer liebe niemermer
vergessen. — Datum an Fritag nach V^alentini a^ 74.
(Coli. Girard VII, 15. Original, Siegel abgefallen.)
*) Die bernisch-savoyische Allianz, zuletzt erneuert 8. Juli 1473.
*) 1. März.
— 14 —
5.
Bern an Freiburg.
Sonntag, 1. Mai 1474.
Aufgebot in der Grafschaft Nidau auf die Nachricht vom Auf-
bruch eines Zuges gegen Morteau. Desgleichen Mahnung an Biel,
Neuenstadt und Neuen bürg und den Herrn von Colom hier zur Sicherong
der Grenze und Befestigung der Pässe.
Wir haben in dirr stund warlicli vernomen, wie ein
merklicher gezug gen Mortow *) harin gezogen sie und noch
fürrer ziechen werd , deshalb wir von stund an unserm
vogt von Nidow geschriben band, sich mit allen den unsern
in der ganzen grafschaft zuozerüsten und ze erwarten, was
darus well werden. Desglich haben wir ouch unsern eid-
gnossen und mitburgern von Bieln, Nüwenstatt und Nütm-
bürg geschriben, sich darnach wissen zuo richten und mit
den iren geröst und gewarnet zuo sitzen, und das ouch der
von Columbier^) daran well sin, das die passen und rick
nach notdurft verhaget und verworfen werden, alswol not ist...
— Datum, am Meytag a^ 74.
(Coilection Girard VII, 23. Orig., Siegel abgefallen.)
^) Am Doubs westlich der Neuen burgischen Grenze in Burgund.
') Anton von Colom bier, Statthalter zu Neuen bürg.
6.
Bern an Freiburg.
Montag, 29. August 1474.
Bitte um Absendung der Boten Rudolf von Wippingen und
Schultheiss Perroman auf Dienstag zu gemeinsamer Beratung wegen
der wunderlichen Läufe.
Die künglichen hotten [sind], als ir wissent, her in
unser statt kommen '). So sind ouch seralich Sachen dirr
wunderlichen loüfen -) halb vorhanden, das wir uns deshalb
mit U. Br. I.. underreden müssent. Darumb bitten wir üch
mit hochem, fröntlichem ernst, das ir uwer wisen, treifeo-
iichen hotten und sunders herr Ruodolfen von Wippingi^
rittern ^) und den von Perroman ^), üwern altschultheissen und
— 15 -
seckelmeister, uf morn Zinstag zuo nacht har in unser statt
schicken, so wellen wir mit inen dem besten nach rat-
slagen und das, so uns begegnet ist, zuo erkennen geben*);
dann in was sachen wir üch guot anneme dienst erzougen
möchtent, darzuo werent wir ganz bereit.
Datum, an Mentag vor Verene a° 74.
(Coli. Girard VII, 29 Orig. teilweise beschädigt. Siegel-
spuren erhalten.
') Vermutlich von Basel, vgl. Knebel II, 105.
') Einfall der Burgunder in den Sundgau vom 18. und 19. Aug.
^■«1. Knebel II laSff., Witte VI, S. 52 ff.
') Schultheiss von Frei bürg Uli— IS.
*) Johann von Perroman, >chultheiss von Freiburg 1462—64 und
-70.
') Vgl. die Mahnung Berns vom 22. August an gemeine Eid-
ossen, b. Schilling II 68.
7.
Bern an Freiburg.
Freitag, 2. September 1474.
Verwendung bei Bischof und Hauptmann im Wallis sowie
^^ m Marschall von Savoyen für Abstellung von Neuerungen. Unbefrie-
^^ende Antwort darauf. Bitte, ebenfalls darüber zu beraten und
'^im Marschall vorstellig zu werden, daß die Durchzüge der Lam-
fter abgestellt werden.
Wir habend dirr tagen unserm herren von Sütm *),
^in houptnaan und gemeinen lantlüten von Wallis von
^gen der spennen zwüschen dera hus von Saffoy und iren
*^ hangen ') geschriben und begert, die ding in guotera an-
*^^ngen zuo lassen und kein nüvverung zuo tuonde und inen
^^^ch zuo erkennen geben, wie dann wir unser treßenlichen
*^c>ten bi dem margschalk ^) und andern raten von Saffoy
^^hebt und uns nach dem besten darin gearbeit. Die band
^Os geantwurt, als ir an dirr copie sechent. das uns ganz
*^ißvalt; dann wir entsitzent. das davon merglich unruow
^^oclit erwachsen. Und nachdem dann ir als ouch wir dem
Vorgerürten hus von Saffoy gewant und guots zuo tuond
Schuldig sind, so begern wir an üch mit früntlichem ernst,
^ie Sachen nach dem besten zuo betrachten, was harin zuo
^^andlen sie, und ouch unserm herren dem margschalk das
— 16 —
angendes zuo schriben. Dann wiewol wir vernement, das die
Lamparter nätzit dest minder uf unsern und der unsern
schaden durchziechent ^), das uns doch ganz mißvalt. so
woltent wir dennocht gern des vorgerürten löblichen hus
von Saffoy nutz und frommen sechen.
Datum, an Fritag nach Verene a° 74.
(Coli. Girard IX, 19, Origioal.)
') Walther Supersax (1457—82.)
*) Vgl. dazu das Schreiben des Bischofs von Genf an die Her-
zogin von Savoyen vom 13. Sept. bei Guichenon, Histoire de Savoie,
T. II, 424, und Gingins, Döveloppement 137, Tillier, II 249.
') Franz Graf von Greierz.
*) Vgl. Eidg. Absch. II 498 l.
8.
Bern an Freiburg.
Sonntag, 30. Oktober 1474.
Mitteilung von der Absendung des Schultheißen Nikiaus von
Diesbacb, der noch besonders empfohlen wird, mit der kgl. Botschaft
an den französischen Hof. Ihre Ankunft in Freiburg Montag Abend.
Wir haben fürgenomen, die zugesagten verainung
mit dem küng ^) und andern, üwer und unser aller nutz
zuo fürdern, unsern Schultheißen herrn Niclausen von Diesbach
rittern mit der künglichen botschaft *) zuo dem küng zuo ver-
tigen. Die werden morn in dem namen gotts abstatt riten,
bi üch die nacht zuo sind. Harumb wir mit allem ernst be-
geren, üwer vermögen daran mit allem ernst zuo keren, das
der vermeldt unser schulthes mit den andern herrn sicher-
lich und zuo dem besten gefordert werd. Dann uns sölichs
not bedunkt in ansechen dieser löuf und des, so im vormaln
zuo Jenff begegnot ist^)... Wir haben euch deshalb unserm
herrn dem marschalk hiemit ernstlich geschriben.
Datum, Sunntag nach Symonis und Jude a<» 74.
(Coli. Girard, Vll, 31, Orig. Siegel abgefallen.
') Bündnis der VIII Orte nebst Freiburg und Solothurn mit
Ludwig XI von Frankreich, datiert vom 26. Okt., Eidg. Absch. II, 917.
') Guarcias Faur, Louis de Saint-Priest und Antoine Mohet
s. Ed. Rott, Histoire de la repr^sentation diplomatique de la Franoe
auprds des cantons Suisses. Berne 19(X) I 41.
*^) Bei seiner Rückkehr aus Paris gegen Weihnachten 1474
wurde Diesbach von der Bevölkerung als Gegner Savoyens beschimpft
und verfolgt und entging nur mit Not ernster Misshandlung. Vgl.
Schilling i 312 und G. v. Wyss in der Sammlung Beroiseber Bio-
graphien I 41.
— 17 -
9.
Hauptleute etc. von Bern im Feld an Bern.
Im Lager vor Höricourt, Montag 7. Nov. 1474.
Bericht über den Hinmarsch : St. Martin^ikiafter, Ripetsch,
^nintrut. Absicht der Bern er gegen St. Hippolyte zu ziehen. Wider-
spruch der Eidgenossen dagegen. Vereinigung mit den übrigen Eid-
genossen, auch denen von Luzern und Schaflfhausen zu gemeinsam-
'Mem Zug gegen H^ricourt. Ankunft daselbst Ü. Nov. Eintreffen der
Strai^burger am 7. Nov. ; doch fehlen noch Basel und Unterwaiden,
^^itwirkung der Niedern Vereinigung bei der Belagerung. Absicht,
deu 2—3 Meilen entfernten Feind aufzusuchen und anzugreifen. Vor-
«eftreffen bestehend aus den Eidgenossen und 400 Reisigen des Her-
^ogs von Oesterreich. Entschuldigung für den zurückgehaltenen Boten.
Wir hetten Och bishar gern etwas geschriben und
^riseps Wesens undemcht. So haben wir das nil kon-
'^^n noch raogen tuon : dann wir sint über Saut Martins-
^^^^f/ter und den Rippetsch *) mit unsern wagen und den
^'^^ern, wiewol die weg bös sind, glucklichen und gon
'^^<>^rentrut kommen und an demselben end bis an den vierden
^& still gelegen mit groliem costen; dann all ding tür ist.
^ haben ouch wir niemand wellen vertragen, utzit ze ne-
^n under den fründen, als dann das üwer will ouch ge-
en ist. Wir sind ouch an demselben end zuo Borrentrut
Hz unrüwig gewesen ; dann wir gern mit den unsern für
Politen und in den Trebelberg ^), dar wir ouch wol
az nutz und eren geschähet hetten, gezogen werend.
^ haben unser Eydgenossen, die dannocht erst am vierden
"^8 zuo uns komen sind"), das nit wellen gestatten und
-röeint, dem abscheid zu Veldtkilch *) und zuletsten zuo LiU-
>">!*) beschechen nachzekommen, damit wir all by einandern
^rend: dann wir inen und ouch denen von Basel das ge-
-Hpiben hatten, semlichs mit Sant FuUfen und dem Trebel-
'^S füpzenemen. So hat es inen nit wellen smecken noch
^fallen. Da haben wir si nit wellen unwillig machen und
^^^d also zu inen gezogen und uf gestern Sampslag*^) zuo
^*^ Sern Eidgenossen von Ludern und Schaffhusen im veld
*^Oröen und haben einandern brüderlichen empfangen und
^*nd dannocht gester mit inen für FAkort geruckt und uns
^U den unsern nidergeslagen. Die von Strassburg sind aber
2
— 18 —
uf hüt mit einem lustigen volk und zwei houbtbächseo oucb
zuo uns komen und haben damit von stund an für EUcort
geruckt, desglich werden die von Basel mit irem gezüg oucb
tuon. Die andern unser Eidgenossen sind ouch gemeiolicb
bi uns, usgenommen Underwalden "), als ir wissend. Und
wir sind des willens und der meinung, anders wissent wir
noch nit. dann daß die vorgerürten von Strassburg, Basel
mit andern stetten Collmar und Slettatatt mit irem gezüg
furderlichcn werken und bliben werden und wir mit unsero
Eidgnossen meinend uns zuo erfaren, wo oder an welchem end
unser vind, als si ouch gar nach bi zwein oderdryn milenumb
uns sind. Und wo wir die findent oder erfarent, da wellen
wir die mit gotts hilf und mannlicher wer angrifen und
schedigen. Dann wir meinend, wann wir unser vind um-
bringen möchten, so werend stett und sloß und das land
mit einandern gewunnen. Nützit dester minder wirt man all-
weg vor EUcort werken und das, des wir hoffen, ouch er-
erobern. Wir und ander unser gemein Eidgnossen habenden
Vorzug mit unsers gnädigen herrn von Österrich reisigen
gezüg, der ob vierhunderlen und ganz rüstig sind *), und
wir wellend uns zuosamen und in Ordnung halten und, ob
gott will, semlich erlich Sachen fürnemen und understan, des
U. G. und wir ere werden haben. Anders wissen wir üch dirr
stund nit zeschriben ; dann was uns begegnet, wellen wir üch
tag und nacht verkünden und uns darin nit beduren lassen,
(lesglichen wir von üch ouch herzlichen begerend. Damit
sind gott dem allmechtigen in trüwen bevolhen und habend
unser kein acht noch kumber; wir wellend, ob got wil,
üwer und unser altvordern fuoütapfen erlichen ersetzen. —
Datum an Mentag vor Sant Martinstag a** 74.
Hand nit für übel sonHeinHchs sumens wegen*); dann
wir in als lang behallen haben.
Zedula inserta: G. H. wir sind von gottes gnaden mit
einaniiern ganz einhell, darum wir vertrüwen, uns soll ge-
lingen. (Coli. Girard VII ;tö. Kopie gleichzeitig)
(Von Bern zugesandt Mittwoch 9., um Mitternacht oiit dem
Beilügen : (( Ouch so ist üwer bot allwcgens bi den unsern gewesen;
F
- 19 -
dieselben, wann er »ich redlichen mit inen betragen hat, haben in
nit wellen von inen lassen ». Ebenda S. -T).)
') Le Repais, heute Les Rangiers, mitder Pfarrkirche St. Martin
de Repais, Uebergang der Strasse von Delsborg nach Fruntrut. Vgl.
Geographischer Lexikon der Schweiz IVlir>. Best/itigung b. Knebel II 11(^
^ St. Hippolyte und Montagno de Trt^villers in Burgund.
») Am 2. iSfov. in Pruntrut, vgl. Knebel II IIH, 117\ r>l.
*) Vom 2.-1*2. Oktober s. Eidir. Abschiede II ."HV) IT.
*) 21. Oktober u. u. O II r)13 f.
*) Der Brief scheint demnach Sotintags geschri6l>cn oder wenig-
^<3ns angefangen worden zu sein.
') Vgl. Schilling I 178, Rüsch in Hasler Chroniken 111 ;i04.
nebel I 118 ist darum im Irrtum.
') Vgl. die Strassburger Archivchronik im Code historique de
trasbourg 11 im und Witte 870, 'i7r>.
*) So hieß vermutlich der Bote.
10.
Graf Franz von Greierz an Freiburg.
Sonntag, i:i Nov. 1171.
Antwortet auf die von Bern gejren ihn erhobenen Be-
hwerden wegen Durchzügen der Lamparten *), daß schon
dagegen Vorsorge getroffen worden sei, wie er bereits ge-
schrieben habe. Bitte, niuglichst gute Beziehungen herzu-
stellen, und Ankündigung seines Besuches mit Gefolge in
Pfeiburg auf künftigen Dienstag Abend.
(Abgedr. bei Girard, Tableaux historiques. Carouge 180*2 S. ;J9.)
_ ') Vgl. oben Nr. 7. Dazu |v. Rodt) die Grafen von
3lö und Hisely. XI m.
Greverz
II.
Hauptleute, Fenner und Räte von Bern im Feld
an Bern.
Vor Hericourt, MittwDcii 10. Nov. ini.
. Ergänzende Milteiluniren zur Sio^Tsdeposcho: Na'*h zuverlässigen
^Zuteilungen verlor der Feind 1<KX) Tote. Zahliviirho ^ofangLMio Edel-
|«ute aus Burgund, Pi.jrnerol und Savoion. Au>t:iusoh vieizen di<^ Ge-
*^''^geneii aus der Niedern Verein i.iiuni:. Aufzähluni; und Verteilung
^^* ijeichen Beute. Aussagen von Gefangenen. Schrecken der Feinde,
^^oijche Teilnehmer am Kampfe. Fortsetzung der Belagerung
- 20 —
von H^ricourt. Verlangen nach Erstürmung der Festung. Bitte um
Mitteilung der Siegesnach riebt an Schultheiss von Diesbach und den
französischen König. Eroberung eines Schlosses durch Hans von
Hallwil,
Wir haben (ich an unserm nechsten schriben ^) mit
froden zuo erkennen geben die signust, sodann wir am
ersten angriff mit unsern Eidgnossen. die by uns in unserm
leger ligent, an unser vigenden getan band; wir sider har
grüntlich vernomen von dennen, die es von den buren
gehört, die die toden gezelt und zuosamen gelesen, das si
gerett haben, ir sye sechzechen hundert und subenzechen
an der zal umbkomen ^), die ligent noch all unbegraben an
die, so in dem dorf daby verbronnen ^) der ouch vil sind.
Der barmherzig ewig gott well nach uwerm begereo der
armen seien gnad erzöugen !
Es sind ouch ein merklich zal löten, ritter, knechter
und ander armer buren gevangen von Lamparter und Bur-
gunder und besunders einer genant Steffan von Gramund \
ist vom besten gesiecht in Burgunn, darzuo ouch etlicfc
edel von Pineröll vom land von iSa/by und ander; die bieten
gross guot sich zuo lösen, etlich villicht me dann si vermögen,
damit si bi dem leben belibent*). Wir wölten gern den
eren nach, das jederman erstochen und nieman gevangen
were; das wurd allweg den schrecken in unsern vinden
meren und unser guet lob behalten. Doch ob die gevangen nil
gelöst werden, so wellen aber wir die armen löt us dei
grafschaft von Pfirt, der noch ein merklich zal zuo Bio-
mund und Sant Politen gevangen ligen, mit inen lidigen.
Wir haben ouch gros morglich guot inen angewunnen an
roßen, harnesch, sidin gewand und allen andern dingen, das
ist, als ver man das hat mögen tuon, alles zuosamentragen und
uf hut und gesler gebütet worden ®). Und ist von jeglichem
ort, ouch von unserm (i. H. von Oesterrich und andern einei
darzue geordnet, die das alles bütent und verkoufent. Es wirl
aber under uns wenig erschießen ; dann der lüten zuovil ist,
doch haben wir us des herren von Nüuenburg '•) blatten geßen,
die sind öworm nachrichter Balthasser us der büt worden und
sust wellen wir ouch etwas anders, das wir [lieber genomen?]
- 21 -
hand. mit uns heimbringen von guoter spis, win, brot und
andern dingen [deren si] ußer maßen vil bi inen ge-
hept. Das ist alles bi inen an dem gefechte ver[büttet
^Jvorden und] unnütz komen. Wir haben ein edelman, ist
ein Lamparter und nit der minsten einer, bi uns gevanglichen
S^ehepl; der bat uns gesagt, das sie willen haben gehept,
^Is ouch das die recht warheit ist. ein leger gewaltiklichen
neben uns zuo slachen und sich den von Elikurt, davor wir
'ig'ent, zuo erzöugen, damit si gesterkt und getrost wurden;
<äann sie allen gezüg bi inen gehept und gemeint haben,
*^in Wagenburg zue slachen. Wir haben inen ouch zwo gros
s^einbfichsen abgewunnen, da jeglich ein größern stein dann
^iris menschen houpt sie, schüsset. Der wellent wir, ob got
■ II, ein mit uns heimbringen®) und darzu dry oder vier
rker daroßbfichsen und slangenbuchsen ouch abgewunnen,
^sibi ir wol mögen betrachten der merglich schrecken, so
• ^^ si komen ist; dann si noch nie geworben noch gebetten
*^^nd, die toten körber lassen zue begraben. Darzue haben
y^^ii* inen ouch abgewunnen die panner von Facuney^), das
■st die recht houptbanner von Burgunn, dann ouch Burgunn
^^nan stat und anders nit, darzuo etwan mengs venli, die ir
^-^^ch zem teil werdent sechen. Ks sind ouch bi inen vil
^ten von Pemund und suß us Safoy, des herren sun von
-'«»«»ara ^®), als ouch darunder gewesen, und zem teil umb-
*^Omen, darob wir all und unser Eidgnossen jederman bi uns,
^^Is nit unbillich ist, gros und merglich missvallen band von
^^^gen des lands von Safoij. Wir zwifeln ouch nit, es werd
^^^h ouch bewegen ; dann wir dabi erkennen die trüw, so
^n uns mitteilt.
Wir ligen noch allweg mit dem zfig und huschen vor
^^i'ikuri und haben noch nit als vil geschossen, das man
^^x möcht schaffen, wiewol wir und die uwern und ander,
^^ bi uns in unserm leger sind, gern etwas witer darzuo
^^tent, und redent die uwern, das man si daran gan und
Hürmen laß "). Sie wellens lieber tuon dann also erfrieren.
Wir wellen aber uns noch sv nit also verschetzen sunder
^U vorteil die ding angrifen und fürnemen, damit wir, ob
gott will, keinen schaden enpfachend ; dann wir von gots
gnaden mit einandcrn als einhell und in ganzer fruntschaft
sind und brüderlich lebend, das Geh und uns allen wol er-
schießen mag. Anders wüssen wir uch dirre zit nflt zue
schriben, dann das wir U. G. herzlichen danken üwers frünt-
lichen schribens und trostlichen zuesagens und hilf, dero
wir von gottes genaden jetzemalen nit bedörfent, dann wir
uns mit uwer statt panner fromclich und erlich halten und die,
ob got will, in kurzem mit gesuntheit heimbringen wellend.
L. H. H. nachdem unser herr der Schultheis '-) zera kflng
[ist,] wöll uns bedunken ob anders das [üwers willens] vvel
sin, das ir dem küng und ouch dis ding von stund an ge-
[schehen melden] *^). Das wurd nach unserm bedunken [uns]
nutz und ere bringen.
Item Hans von Haltvil hat uf gester vergangen mit
siner gesellschaft ein sloß bi Mümpelgart gewunnen **). Da
wolt man im tusent guldin geben. Was wir fürer ver-
nemand, wellen wir ouch verkünden, desglich wir von uch
begeriMi. Damit sind dem barmherzigen ewigen got bevol-
h(Mi, d(»r uch nach unserm begeren sellenklichen behalten
und uns zue (ich fi'olichen fördern well.
Datum an Mitwuchen nach Martini a^ 74.
(Coli. Girard VII .37. Schadhafte, Heckige Kopie.)
(Von Bern mit Begleitschreiben vom 17. Nov. an Freiburg uber-
sandt mit der Bitte, die Ihriiren bei Eid und Ehren zu vermahnen
und sioli keine Kosten reuen zu lassen, weitere Kundschaft aufzu-
nehmen 1<», 41.)
') Diese erste Sieiresdepesche scheint nicht erhalten zu sein.
-) V^rl. da/u Schilling 1 18:) A. •^>: Knebel II 12ti, 127, 140, I4ö.
Die Si'hatzungen Knebels gehen ziemlich höher. Schreiben der Solo-
turner Hauptleute v. 1/, xNov. (bei Amiet, Die Burgunderfahnendes
Solotnrner Zeughauses. Suloturn 18<.>8 S. <>3) gibt l<v*i")an.
'} Frahier. vgl. Srhilling I 18.3. Knebel II 1>C>. Am gleii'hen
rage wurden die Erschlagenen von Priestern und Frauen bestattet,
vgl. Bericht der Soloiurner Hauptleute bei Amiet ♦j^i.
^» Stephan von (Trammont, burgund. Edelmann.
'•''. Uober die Gefangenen s. Knebel II 125, 148. Schilling 11^*^'
isr.. Bernoulii 1 n.
') Zur Beute vgl. Schilling I 18:3. Knebel II 1:^ und 1^-
Amiet <".0. ra.
■i lleiiirioh von NeutVhatel in Burgund, Herr von Blainont
und Besitzer \on Hericourl.
— 23 -
*) Geschah auch, 8. Schilling I. 183.
•) Faucogney im Tai des Brenchin in Burgund.
'•) Nicod, Sohn des Wiihelm von La Sarraz, von den übrigen
Qaelien nicht erwähnt.
'*) Am folgenden Tage, den 17. Nov. fand die Uebergabe statt,
s. Scbillin^ 1 185. Knebel I. 1'27 gibt unrichtig schon den 16. an.
") Nikiaus von Diesbach. Ueber seine Sendung s. oben Nr. 8.
") Geschah am 22. Nov. durch einen eigenen Boten, vgl. Knebel
II 154 und St.-A. Bern, Lat. Miss. A 326 v.
**) Unbekannt und von den andern Quellen nicht erwähnt.
12.
Bern an Freiburg.
Sonntag, 2ö. Dezember 1474.
Dank für das Schreiben wesen des Grafen von Romont und
anderer Händel. Bericht an den Markgrafen. Bitte um Mitteilung
von der Ankunft des Gubernators, um einer Erhebung zuvorzukommen,
sow^ie von der Rückkehr der Frei burger Räte.
Üwer Schriften uns zukomen, allerlei Handel U. G. H.
von Boymond und andrer berürend, haben wir verstanden
und danken U. B. L. solichs Qwers kostens, mflg und arbeit
mit guotwilligem erbieten, das nach allern unserm vermögen
zuo verdienen. Und uf solichs haben wir unserm gnädigen
Herrn dem marggrafen*) uf hüt vast frü geschriben und in
gebetten, sieb darin geburlichen zue halten, und warten des
siner antwurt. Wir begeren aber mit gar früntlichem ernst,
sobald der gubernator ^) kom, das ir uns das verkünden,
ans darnach wussen zue halten. Dann womit wir ufruor in
ans bigelegnen landen verkomen mochten, weren wir mit
üwer zuohilf, die uns dann in dem und anderm not ist, ganz
geneigt. Bedunkt uns ouch nach gestalt allerlei loufen
wol notdurftig und bitten U. L. allweg, sobald uwer rät
anheimbsch werden, uns das an verzug zue verkünden, uns
darnach wüssen zue richten. —
Datum, dem heiligen Wienachltag a^ 74.
(Coli. Girard VII, 45. Original, Siegelspuren vorhanden.)
') Graf Rudolf von Neuen bürg, Markgraf von Röteln.
•) Jean de Vergy, Herr von Montricher. Ueber das Amt des
Gubernatoro vgl. Gingins Episodes 1S2.
~ 24 —
13.
Bern an Freiburg.
Freitag, 30. Dezember 1474.
Dank für Bereitwilligkeit und Zusage. Aufschub der Verhand-
lung'^n bis zur Rückkehr ihrer Gesandten von derTagsatzung in Luzern.
Bitte, gleich Soloturn zwei große Schiffe auszurüsten. Versprechen,
die Beschlüsse des Tages von Luzern ^^ofort mitzuteilen. Anmeldung
einer Ratsbotschaft für künftigen Montag.
Wir haben von unsern boten, so jetz bi üch gewesen
sind, üwern guoten willen und früntlich zuosagen, des wir
üch herzlichen danken und ouch umb üch verdienen wellend,
luter verstanden und wellend des in rechten bruderlichen
trüwen gein üch niemer ewiclich vergessen. Und nach-
dem wir dann in willen sind, unsern getrüwen schultheissen
herrn Niclausen von Diespach und ouch herr Niclausen von
Scharnachtal beid rittere [an den] tag gen Lutzern ') nienger-
lei stucken halb zuo vertigen, das ir nachmalea ouch
werden vernemen, so habend wir urab des besten willen
dis ding in ruow gestelt, bis si wider harheim werdent
kommen und uns abscheid desselben tages zuo erkennen
geben ; doch wellend wir uns nit dest minder mit schiffen
und andern dingen zuorüsten und haben ouch etlich unser
kuntschaften zuo erfarung der ding usgesant. Darumb bitten
wir üch mit sunderm früntlichem ernst, das ir ouch an-
gends zwei guot gros geschalet schiff zuorüsten und [ander]
notdürftig Sachen bedenken und ouch üwer gewili kunt-
schaft usschickent. Dosglich [werden] U. E. von Solloteni,
mit den wir das abgerett hand, mit schiffen und andern
notdurftigen dingen ouch tuon. Als bald sich dann der tag
zuo Lxitzern endet, wellend wir üch desselben abscheid ouch
verkünden und dann mit üch als unser allerliebsten fründen
ratslagen, wie wir die ding fürnemen wellend. — Sodann
von der sach wegen, [die die unsern] berüeren ^), als ir mit
unsern botten ouch gerett hand, wellen wir zwen von unserm
rat uf nechst kommendem Mentag ^J mit vollem gewaltzuo üch
ordnen und dieselben [mögen] ouch mit üch fürneraen und be-
sliessen zum allerkomiiclieslen, wie dann vorher davon ge-
- 25 -
reit ist; dann wir ganz geneigt und des willens sind, uns
in den [und allen] andern Sachen von üch niemer ewiciich
zuo scheiden....
Datum, an Fritag nach Wine[chten] *) a° 75**.
(Coli. Girai-d VII, 61. Orig. Siegel abgefallen.)
*) Es muß der Tag vom 4. Januar gemeint sein, wo Bern durch
^*^ilcl. V. Diesbach vertrelen war. Eidg. Absch. 115*2-.^. v. Rodt 1 ^^3
^<^^»eint das Schreiben auf Freitag nach Vincentii 27. Jan. zu verlegen.
") Wegen Illingen, v^l. oben Nr. 12.
*) Den 2. Januar 147o.
') Leseart etwas unsicher.
14.
Bern an Freiburg.
Dienstag, 3. Januar 1475.
Dank für die Mitteilungen über Illingen und Wunsch, es nach
arf zu besetz. n, die übrigen Mannschaften zu entlassen.
Die früntlich verkundung das hus YUingen berürend ')
V^aiben wir mit begirden gesechen, danken ouch U. L. der
'lait gar geflissnem ernst und begeren daruf, das ü. L. solich
sloß mit den üwern und unsern nach notdurft besetz und
die andern wider heim verlige. So wellen wir ffirer der
vind andrer Sachen halb nach üvverm und unserm rat handeln.
das sich gebürt.
Datum snell 3^ Januarii, in der 10. stund der nacht.
(Coli, üirard VII, 51. Orig. Siegel abgefallen.)
*) Die Ei'ol)erung von lUens geschah am 2. Januar, vgl. Fries
^. Schilling I 209, Gingins Episodes 15(>, v. Rodt I :ilO IT.
15.
Freiburg an Bern.
Mittwoch, 4. Januar 1475.
Empfang ihres Schreibens mit der Anlworl an die
"^^0 aus Lausanne und den Herrn von Greierz in betrefl
^^^ Wolliser ^) . Ankunft der llatsboteri aus Genf, des I^'ä-
~ 26 —
sidenten *) und des Herrn von Rochefort*) zur Sähnang ge-
genvvarligep irriger Läufe mit Bern und Freiburg. Ihr Be-
fremden wegen Illingen *). Antwort: Bereitwilligkeit, ihre
Mission anzunehmen. Wegen Illingen haben beide Städte
im Einverständnis gehandelt und werden es zu seiner Zeit
mit Ehren verantworten. Abschrift eines Schreibens des
(irafen Philipp von Bresse in Beilage.
(Miss. 2, Iv. Abgedr. bei Ochseobeio S. 33).
') Vgl. oben Nr. 10.
') Antoine Champion, Präsident von Piemont.
^) Dr. Guillaume de Rochefort?
*) S. Nr. 14 oben.
16.
Bern an Freiburg.
Donnerstag, 5. Januar 1475.
Antwort auf ein Schreiben v. 4. Januar. Bitte, sie auf dem
Laufenden und im Vertrauen zu halten. Meldung von bevorstehender
Ankunft des Grafen Philipp von Bresse.
Wir haben üwer fruntlich antwurt uf unser schriben
uns getan *) mit guotem herzen gern vernomen und dabi ver-
standen, was ir dem Presidenten und dem von Rotschifort
von Illingen wegen zuo antwurt geben band, das uns von
ürh genziclichen wol gefalt , und spürent dabi anders
nit dann ganze truw und brüderliche liebe, des wir gein
üch ouch nieuier mer vergessen wellend. Bitten üch da-
rumb niil, besunderni früntlichem ernst, als verr wir iemer
können, oder mögen, was ir föror vernemend und in diseo
dingen ze i'at werden, das ir uns semlichs euch verkundeo.
damit wir zun allen ziten mit einandren ziechent und eins
hlibenl, das wir zuo ewigen ziten gein üch tun und desglith
an alles millel üch ouch vertruwen wellend.
So dann von V. G. H. von der Press ^) botschaft wegen,
dir jetzt bi uns gewesen ist, und einen brief siner zuokunft
uns bracht hat, dem haben wir von munde geantwurt, das
wir siner- zut)knnft fr*o sind und gern hören, was er an uns
bringen welle und in damit hinweg gewist, verkünden wir
— 27 -
öch, ouch öch darnach zuo richten und was uns fürer in dem
und anderm begegnet, wellend wir üeh ouch zuoschriben.
Datum an der heiligen Dryer Küngen abend, umb die
achtend stund nachmittag. a° 75.
(Coli. Girai-d VII, .VJ Original.)
') Vgl. oben Nr. 15.
') Graf Philipp von der Bresse. Zu dieser Botschaft vgl. Witte
^^11 419. Die Freiburger hatten dem Grafen von Genf, Amadiius von
"^^voyen und seinem Bruder Philipp geraten, sich persönlich nach
p^^rn zu l)egebeis da durch ihr Erscheinen die bestehende Spannung
*^ichter beseitigt werden könne. Freiburg Miss. '2, 3. Vgl. dazu das
<*tl reiben des Bischofs von Genf, vom 19. Januar 147.'), bei Gingins
'i^pCHJhes l 9.
17.
Freiburg an den Bischof von Genf. *)
Freitag, 8. Januar 147.").
Sieht ab von den Mitteilungen, diedesBischofsGesandten
i Anlaß ihrer Reise über Freiburg nach Ihm hier und in
*'9^i vernommen haben -). Durch seine eigene Botschaft,
Iche die des Bischofs nach Bern beLHeitete, hat der Bat
•^clessen Kenntnis erhalten von der Absicht des Bischofs,
^ *Cih mit Philipp von Bresse persönlich nach Bern zu begeben
•^ der gleichen Angelegenheil. vSje wünschen iinn dazu Er-
r^^^'g und bitten ihn untertanigst, dieses Vorhaben auszufuhren
Interesse eines guten Ausganges der Sache, wobei sie
r^prechen ihm behilflich zu sein, soviel sie vermögen.
Escript le VIII ^) de Jan vier 7").
(Miss. II 8, französisch, abgedr. bei Ochsen bei n S. ^)S.)
(Unter gleichem Datum ein inhaltlich gleiches Schreiben an
Philipp von Bresse, Miss. II, '•>.)
*) Jean Louis de Savoye, Bischof von (ienf (U<»0-H'i), (lencral-
tthalter diesseits der Alpen, vgl. Gingins Episoiies ir»l.
') Vgl. dazu das Schreibon des Bischofs an die Herzogin Jolarita
19. Januar bei Gingins, D^pcches I l>.
') Ochsenbein liest le « vin w de Jan vier; ich lese H. Januar, was
erzur Reise Philipps von Bresse pas>en dürfte: denn nacli jvoii Uodt!,
^^.^^^ch. d. Grafen v. Greierz 'UU, lici dw<e zu Anfang dt*s Jahres 14/.").
•dieses Datum paUt auch besser zu dein S(direibcn der Herzogin \oni
- Jan. bei Gingins, D«^pcches I !»,
— 28 —
18.
Bern an Freiburg.
Samstag, 21. Januar 1475.
Au!«zug von Knechten aus Luzern, Unterwaiden und amlern
Orten über Soloturn, Biel, Grandson nach Savoyen. Fruchtlwe
Mahnung Berns zur Umkehr. Weiterer Zug nach Biel und neue Ab-
mahnung Berns und Drohung, den Zug gegen Savoyen mit Gewalt
zu verhindern. Abordnung Scharnachtals zu ihnen. Endliche Rück*
kehr derselben über Bern und Entschuldigung ihres Vornehmens.
Bitte um Mitteilung ihres Entschlusses betreffend die Besatzung von
Illingen.
Es hat sich dirr tagen begeben, das sich ein roerkh'cli
summ knechten von unsern Eidgnossen, nämlich yon Luizem,
UndenvaUlen und andern örtern zuosamen gemacht haben
und miteinandern gen Sollotem kommen sind '). Und als-
bald wir das vernomen, da hand wir in der nacht ein von
unserm rat dar geordnet, sich ze erkennen, was irs willens
oder gemuts wer: der hat an inen fanden, das si haben
wellen gen Bieln und iren strich am sew hinut wider Granson
und in das land von Snffoy keren. Da hat er si in unserm
namen und von unsres bevelhens wegen gebetten, wider
hiM'm ze keren ; dann wir, und die uns gewant werend, durch
stMiilich ir förnemen mochtent beschediget werden, mit witren
und andern Worten, so darzuo notdurftig gewesen sind. Das
habend si nit wellen tuon und sind also gen Bieln kommen
mit einem blauen venlin und darin ein wiß criUz. Wir haben
von stund an zwen von unserm rat inen ilends zuogeschickt
und denselben bevolhen, mit inen zuo reden und gutlich bitten
und eimanen, wider heim ze keren und uns und unser ge-
wanlen und sunders in dem herzogtum von Saffoy unbe-
schediget zuo lassen und, ob si das nit tuon und uf irem für-
nemen beharren wollen, so solten si inen das mit den uosern
wiM-en und si nit fürrer zieehen noch kommen lassen. Daran
hand si sich aber nit wellen keren und vermeint, es solten
muh der uierleil knechten zuo inen kommen, mit denen wol-
len si vv rat wtM-den. Also haben wir aber demnach von stand
an uui'li in der nacht herr yiclausen lon Schamachtal rittern
und andei' unser mitrat -< snellirlichen zuo inen geschickt
und si bitten uml verniantMi lassen, wider heim ze keren
— 29 —
and uns und die unsern nit ze schedigen und sundei'licli
'n Saffoy nIt ze ziechen. Und ob si das nit tun wollen,
das si inen dann semlichs weren sollten, als ouch wir in
willen gewesen sind. Und haben doch under inen nieman
W'ellen lassen weder an lib noch an guot schedigen; dann
das... allein darumb getan, damit sie gewend und unser ver-
'^'anten und ander \qt\Saffoy nit beschedigt wurdent. Und als
si unsern willen und meinung under allen malen verstanden,
da band si doch am letsten ir fOrnemen abgestelt und sind
^^^ider heim gezogen und ein teil bar in unser statt kommen
Und gerett, sy haben nit gewist. das es wider uns oder
•^nser gewanten wer....
Sodann G. M. als wir mit üwern wisen hotten, so jetzt
t>i uns gewesen sind, von Illingen'^) wegen gerett, da wir
'^ it zwiveln, si haben das an üch bracht, bitten wir üch
''»-Qnllieh. das ir uns bi dem botten üw»»rs willens under-
■* Seilten; dann uns not wil bedunken, das es besetzt werd.
3 wellend wir gar mit bereitem willen verdienen.
Datum, an Samstag nach Sebastiani a"" 75"".
(Coli, Girard VII, iV). Original, Siegel abgefallen.)
') Vgl. Schilling I 210 Anm. 1, und St.-A. Bern, Rats^manual
- 16, S. 65.
') Urban von Mülren u. a. vgl. a. a. O.
') Vgl. oben Nr. 15.
^n
19.
Freiburg an Bern.
Freitag, 10. Februar 1175.
Heute sei eine Botschaft wegen der Kdlen und Stallte
der WaacU hier angelangt mit der Mitteilung, daß in
*^ Olge der jungst durch den Grafen von Bresse in liem
^^Iroffenen Abrede ') in dieser Angelegenheit Holen an die
"epzogin von Savoyen abgeschickt worden seien, die noch
^*cht zurückgekommen, und vielleicht im Gebirge durch
^^^hlechtes Wetter zurückgehalten seien. Darum die IJilte,
— 30 -
wenn bis künftigen Sonntag die Antwort der Herzogin nicht
eintreffe, nicht ungeduldig zu werden.
(Miss. 11, 4v, abgedr. bei Oohsenbein S. 59.)
^) Ks ist (las bernische Ultimatum an Savoyen, das in Lau-
sanne am 28. Januar unter Ratiükations vorbehält von den Vertretern
der Herzogin, Philipp von Bresse und Graf Franz von Greierz, ange-
nommen worden war, vgl. das Schreiben de» Bischofs von Genf vom
hl und von Jean du Pont vom 2S. Januar 1474, ferner d^Appiano an
den Herzog von Mailand vom ^]. Febr. bei Gingins Dep^hes I 9, 13,
3^^ Die Herzogin hatte 14 Tage Bedenkzeit.
20.
Freiburg an Bern.
Dienstag, 14. Februar 1475.
Abordnung von Boten an den Grafen von Greierz^ Mar-
sehall von Savoyen, um seinen Rat einzuholen wegen der
konigl. Botschaft und des Geldes. Nach seiner und ihrer
Meinung sei hiefur der Graf von Bresse am geeignetsten \).
Abfertigung eines Kundschafters über den Berg, am
bald etwas zu erfahren vom reisigen Zug in Lamparten.
Auch der Marschall habe deswegen einen Boten abgefertigt
und an die Herzogin geschi'ieben. Weiterer Bericht wird nach
deren Rückkehr erfolgen. Bitte, im Falle die Antwort der
llerzugin, die am letzten Sonntag fällig gewesen, zustimmend
laute, dar'in gütlich vorzugehn in Hoffnung auf eine glückliebe
Erledigung der Sache. Aulforderung, einem den Leuten von
Jaun drohenden Ueberfall aus dem Simmental vorzubeugen*)-
(Missiv. II, 5. Abgedr. b. Ochsenbein S, 59)
'; Vgl. dazu Mandrot Etudes VI 207. Man erwartete mit Ij"'
geduld ilio Hoiinkehi' der Botschaft und die Zahlung an Geld aus
Frank reich, s. Ratsinanual It), \)1 vom 11. Februar.
') Eben zu joner Zeit 1*2 LS Februar wurden die Untertanen des
(Tiafen von (ireierz unter den Bocken, mit Einschluß von Jaun, durch
ein Uurirrecht mit der Stadt Frei bürg dem Schutze dieser Stadt uoter-
^tellt. Vir!. St.-A. Fbg. Bündnisse Nr. 178, 203, 219.
— 31 -
21.
Bern an Freiburg.
Dienstag, 14. Februar lilij.
Gerüchtweise Warnung vor einem in Mailand ges(?lilossenen
Bündnis des päpstl. Legaten, von Neapel, Venedig, Savoyon, Burgund
Dnd Florenz gegen die Deutschen, insbesondere die Kidgenossen. Er-
nennung des Markgrafen von Montferrat zu dessen Hauptmann in mai-
ländischem Sold, Durchzug des Prinzen von Neapel und Zusammen-
treffen mit dem Bastard von Burgund in Genf. Drohungen gegen Bern!
Zuwarten bis auf die Bestätigung durch Kundschafter. Vorläulige
Mitteilung an Niki. v. Scharnachtal zu Händen der Tagsatzung in
Luzern. Bitte um rasche Antwort.
Unser kouflöten und burgern einer, so jetz von Jetiff
harus kommen ist. hat uns zuo erkennen geben, das im von
wahrhaften koufläten. die er uns ouch genempt hat. in rechten
truwen und warnung gesagt worden sie, das dirr vergangnen
lagen unsers heiligen vaters des bapstes legaten, ouch des
kängs von Napels suon, der Venedier, der heizogin von Saffoy
des herzogen von Burgunn, der Florentiner und ander tref-
feniichen botschaften sullend mit und bei einandern zu Mey-
{afu2 gewesen sin und da einen pund und fruntschaft') mit ein-
ander gemacht haben wider die Tatschen und besunder, als
wir verstand, wider uns Ridgnossen, und haben da den
raarkisen von Montferrer zuo einem houptman geordnet; dem
so! der herzog von Meyland alle jar geben, dievvile es frid
ist, 36000 ducalen, und wann es krieg wirt, zem jar hun-
dert tusent ducaten. Si haben ouch gros hochzit und frdud
mit einandern gehebt, und hat der \\Qviog\ov\Meyland inen allen
gros merklich guot an gold, rossen, sidinem gewand und an-
derm geschenkt. Er hat ouch vernomen, das des kungs von
Napels suon uf hut Zinstag oder gesler iMentag mit vierhundert
pferden gen Jenff sollen kommen *) und rett man, [er well]
zem herzogen von Hurgund [riten, und der] well im sin
locbter geben, und solle ouch der baschart von Ihrgutin zuo
im ouch gen Jenff kommen ^). Und reden! ouc^h die von
Jenffy dieselben herren wellend für üwer statt ziechen und
die am ersten gewinnen und darnach unser statt ganz zer-
stören und enmitten darin schriben « hie was einest ein
statt, die hies Bemn!^) » Der allmechtig gott well es
— 32 —
wenden : dann iv und wir seralicher worten noch gar vil
hören müssent. Und als dann wir etlich unser kuntschaflen
usf^evertiget und von unsern boten, die bi üch gewesen sind,
verstanden, das ir das ouch getan band, so wellen wir der-
selben erwarten, und wir haben ouch nützit desi minder
herr Niclausen von Scharnachtal, rittern ^) gen Lutzern ge-
vertiget umb sachen. als ir wissent, und dem angends dis
ding geschriben, die an unser Eidgnossen zuo bringen und
doch daran zuo sind, das deshalb durch si kein afruor be-
schech und nützit furgenomen werd, bis wir durch üwer
und unser kuntschaften etwas witer und anders vernemend*).
Das verkünden wir uch als unsern allerliebsten fründen,
umb das ir fleh des ouch zuo halten wissen, wiewol wir
meinen, ir haben durch die üwern dirr dingen ouch etwas
vernomen. Wir hetten ouch herr Niclausen gern etwas gen
Lutzern von üwer antwurt [gemeldt], die ir uns, als ir wissen,
geben sollten, so ist uns die noch nit worden, der wir als
bald das sin mag, von üch ouch begerent '). Und was fleh
begegne, das verkünden uns, desglich wir ouch zuo allen
ziten tuon und alles unser vermügen, libs und guots von ucli
niemer ewiciich scheiden und uns semlicher maß mit der
hilf gottes mit einandern halten wellend, das unser raiß-
gönnern hochmütigen wort sullen verkert werden.
Datum, an Zinstag nach Invocavit a° 75°.
_ (Coli. Girai'd VII, 57. Orig. Siegel abgefallen.)
*} Das Bündnis von Montcalieri zwischen Savoyen. Burgund
und Mailand vom 30. Januar 1475 Vgl. Colombo, Jolanda duchessÄ
(li Savoia in Misoellanea di Storia Italiana XXXI 109, v. Rodt I 378:
ferner den Bericht der niailänd. Gresandten v. 30. Juni bei Gingins,
Dep^^ches I 17. Ueber die weitern Verbindungen Burgunds s. Knebel
II, -m.
') Friedricli von Tarent. Vgl. Nr. 22 u. Berner Rat^manual 16,
{): vom 11. Febr. Knebel II 200 und 158 Variante 4.
') Anton, Bastard von Burgund. Vgl. Schreiben d'AppianoN und
Paiiigarola's vom 7. Febr. bei Gingins D^p6ches I 3, 40. 4<^. Eidg.
Abschiede II, Nr. 77(>.
h Vgl. Berner Katsmanual Nr. IH. 97. vom 11. Febr.
') Ueber ihn vgl. Schweiz. Geschforsch. III SSr2 ff.
*") Tagsat/ung vom 15. Febr. Eidg. Absch. II Nr. 770.
■) Dieselbe gierig am gleichen Tage ab. s. Nr. 19.
- 33 —
22.
Freiburg an die Herzogin von Savoyen.
Sonntag, 19. Februar 1475.
Abordnung von Altschultheiß Rudolf von Wippingen,
Ritter, auf Wunsch der Herzogin, um deren Gesandten Es-
tienne Pacot in der ihr bekannten Angelegenheit ') nach
Bern zu begleiten. Unzufriedenheit der Berner über die
Neuerungen gegenüber den deutschen Kaufleuten, die von
dieser Genfer Messe zurückkehren. Wunsch, den Klagen
abzuhelfen und die Sachen beim Alten zu belassen. Die
Bemer erwarten die von Pacot angekündigten herzoglichen
Gesandten bis^. März. Bitte, dieselben rechtzeitig dort ein-
treffen zu lassen und einstweilen dem Sohne des Königs
von Neapel^) den üebergang über das Gebirge in ihr Land
zu wehren und den Bewaffnelen die Pässe zu sperren ®),
weil sie sonst die Bemer nicht mehr zurückzuhalten ver-
mochten, was für das Land sehr gefährlich werden könnte.
Da ihr Bote über Oenf zurückkehre, um dort wegen der
Messe Befehl geben zu lassen, so teilen sie dies durch ihren
eigenen Boten mit. Bitte, die Botschaft zu beschleunigen
und dem Ueberbringer dieser Meldung ihre Absicht mitzu-
teilen.
(Miss. II, 7, französ. abgedr. bei Ochsen bein II 60.)
') Vgl. oben Nr. 19.
•) S. oben Nr. 21.
») Vgl. V. Rodt I 379.
23.
Freiburg an Bern.
Sonntag, 19. Februar 1475.
Entgegennahme der von Rudolf von Wippingen über-
mittelten Antwort Berns an die dorthin gesandte Botschaft der
Herzogin von Sat;oyen*). Mitteilung derselben, schriftlich an
die Herzogin und mundlich an ihre Botschaft, daß nach ihrer
Ansicht die Anstände eine friedliche Erledigung finden können
- 34 ~
mit der Versicherung, daß alle Dinge in ihrem gegenwärtigen
Bestand bleiben sollen bis zum Eintreflen einer künftigen
savoyschen Botschaft auf den 8. März, welche sich beeilen
möge, rechtzeitig einzutreffen. Mahnung, unterdessen den
Konigssohn von Neapel nicht in ihre Lande einziehen zu
lassen und die Pässe allen Reisigen zu verschließen *).
Bitte, zu den Büchsen, die bei der Herzogin gefunden
wurden. Acht zu haben.
(Miss. II, Gv, abgedr. b. Ochsenbeiii S. 116.)
') Vgl. oben Nr. 2r>.
») Vgl. oben Nr. 32.
24.
Bern an Freiburg.
Donnerstag, 23. Februar 1475.
Ankunft der mailändischen Botschaft in Bern. Bitte um Be-
richt über ihre Forderungen in Freiburg. Mitteilung von Absendung
einer Botschaft wegen Anwesenheit und Zuzug des Prinzen von Neapel
und des Bastards von Burgund in Genf. Bitte, auch eine Botschaft
dorthin abzufertigen.
Als dann die botschaft von Meyland har kommen ist *),
haben wir die noch nit gehört und das darumb getan,
das wir in hoffnung warend, ir wurden uns ir anbringen,
von inen an üch gangen, underrichten, damit ir und wir
in der anlwurl eins werend und si ouch ir red nit endren
wurden. Darumb bitten wir üch mit sunderm fruntlichem
ernst, daz ir uns irs anbringens angends schriftlich under-
richten; dann wir si bis dar enthalten wellend*).
Sodann, G. M. vernemend wir, das des kungs suon
von Napels und der bastard von Burgunn noch zuo Jenff und
im land sind und sich ouch vast sterkent, das uns merg-
lichen bekumbert*^). Und haben darumb zuo gruntlicher er-
farung diri* ding unser kuntschaft bis gen Jettff aber usge-
vertiget. Bitten üch darumb mit früntlieher begird, das
ir üwer kuntschaft ouch an das end senden und der be-
— 35 -
velhen wellend, die Sachen eigentlich zuo erkennen, nmb das
ir und wir uns bewaren und ffirsechen niü»rent....
Datum, an Donnstag nach Reminisceie a° 75.
(Coli. Girard VII, oJ*, Orig. Siegel teilweise eilialteii.)
*) Am 22. Febr. traf daselbst Gerardo Ceruti ein, vgl. dessen
Schreiben vom 6./7. März bei Gingins D^peches I 48, r>8 und Eidg.
Absch. II 527.
*) Vgl. die Antwort unten Nr. 2,").
*) Der Bastard von Burgund traf Ende Februar in Bisanz ein,
vgl. Gingins D^^p^ches I 4<i, Witte VII 12r>. Fomor Klagt' gegen die
Herzogin und deren Verantwortung bei Knebel III 4.")8— (HJ. Dort be-
hauptete der Bischof von Genf, der Bastard sei ohne sein Vorwissen
durch Genf gezogen, und auf der Rückreise liabe er Genf als Pilger.
ohne militärische Begleitung und nur mit .i Pferden, berührt.
Freiburg an Bern.
Freitag, 24. Februar 147.'>.
Ankündigung des Eintreffens iliier Hotschaft in Bern
auf künftigen Dienstag. Der ^^egenwartjir in Bern weilende
mailändische Bote ') sei vorher hier gewesen nnd habe sich
|2^eäußert wegen der Savoyen, mit dem sein Herr verbündet
sei, und Bern berührenden Fragen. Auf seine Frage um
Rat, und ob er ohne Geleite sicher doi'thin gehen kfinne.
haben sie ihm auf ersteres bemerkt, daß Bern und der Her-
zog von jtfatiand ihres Rates nicht bedurften, auf das zweite,
daß « ir in der fromkeit und redlikeit sient, daz er sich
darin nit entsizzen solle ». Zu seiner Begleitung halten sie
ihm beim Wegreiten einen Diener mitgegeben. Halle die
mailändische Botschaft hier noch anderes veriichlel. so
würden sie es durch diesen Diener mitgeteilt haben. Bitte,
das Ausbleiben bezüglicher Mitteilungen nichl übel zu ver-
merken. Des Königs Sohn von Neapel und der Haslard v(»n
-Burjyttwrfsollen weggeritten sein, letzleier nach iWv Jjonibardei
und angeblich nach Born-), ersterer nach Deutschland^),
— 36 —
Weitere Nachrichten nach Ruckkehr der nach Oenf gesandten
Kundschafter.
(Miss. 2, 7, abgedr. bei Ocbsenbein S. 116.)
*) Gerardo Ceruli vgl. oben Nr. 24.
') Der Bastard Anton von Burgund traf am 13. März in Mai-
land ein, um nach Neapel weiter zu reisen, s. Schreiben Mirabilias
bei Gingins D^p. I 46 ff., 64 flf., 106 ff. u. Knebel II 192.
') Prinz Friedrich von Tarent war um Ostern noch in Besan^OD
und konnte nicht zum Herzog von Burgund ins Lager von Neuss ge-
langen, da ihm die Wege verlegt waren. Vgl. Knebel il 200, 207, &i
und Gingins Döp. 1 109, A. 8.
26.
Bern an Freiburg.
Montag, 20. März 1471.
Verhandlungen mit der savoyschen Botschaft, die mit den
bern. und freib. Abgeordnelen nach Luzern gegangen. Truppendurch-
züge der Lombarden und andrer Feinde nach Burgund, auf Grund
einer Lombardischen Vereinigung. Deshalb Mißtrauen in die Absichten
der savoyschen Unterhändler bei der Tagsatzung. Vorschlag einer ge-
meinsamen Verständigung nach Rückkehr der Tagsatzungsabgeordneten-
Ir haben, des wir nit zwiveln, vernommen, wie frünt-
lich und gütlich wir durch üwer B. L. willen mit den boten
von Safoij ') von einem artikel an den andren gehandlet fleh
und uns, als ir verstand, merglichen gelegen und doch
in unser herzen und gemät nie kommen ist, das hus von
Safo^ mit keinen beswerungen zuo betrüben, so verr das
von inen an uns ouch gehallen wurde. Und als dann die-
selben boten von Safoy mit üwern und unsern gen Lutzeni
geritten -). sind uns warlich Schriften angelangt, das uf etiich
vereinung in Lamparten, üch und uns und aller tütschen oation
zuowider beschechen ^) die Lamparter und ander unser vind
durch Safoij enend den bergen harin ziehen und merglich ste^
ktM). das doch wider unser ganz gevallen ist, angesechen da
die andtM'n ouch durchgezogen sind, das man uns ouch zuo er-
kennen gab. si hätten weder harnesch noch andern gezug
und wer nit uf unsern schaden. Si sind aber alsbald si
durclikamcn mit ihivm harnesch ganz gewapnet zem herzogen
von Bur^unn gezogen'-. Der und ander Sachen halb wir
~ 37 -
nzen geloaben tragen, das si vor unsern Eidgnosen umb
ir werben nit guot undertädinger und vilicht ingedenken sind,
sich mit üwern und unsern vinden zuo Sterken. Das ver-
künden wir üch als unsern allerliebsten frunden in bedenken,
'i^ann üwer und unser boten vom tag von Lutzem wider
harheim koroL*nd, das wir dann mit einandern nach fflrzenemen
sie, damit wir nit, als bisher beschechen ist, wol bedächt-
liehen ratslagen, das üch und uns dem besten nach ffirze-
nemen sie
Datum, an Mentag nach Palmarum a^ 75.
(Coli. Girard VII, f>3. Orig. Siegel abgefallen.)
') Am 15. März war dieselbe in Bern eingetroffen, vgl. Schreiben
des 8av. Gesandten Urban von Chevron vom 17. März bei Gincins
I34p. 1 70.
') An die Tagsatzung vom 20. März, wo die savoyschen Anträge
^^t* Behandlung kamen, vgl. Eidg. Abscli. II 531 p. u. Gingins a. a. O.
^) Vgl. oben Nr. 21 und Knebel II 200.
') Vgl. die Klagrede der Eidgenossen am Kongreß in Freiburg
>i Knebel HI 458 und unten Nr. 28.
27.
Bern an Freiburg.
IMontag 20.) März 147.').
1^- Ergebnis der eingezogenen Kundschaft. Saniiniung der Ver-
endeten des Herzogs in Piemont. Die savoyschen Botschaften haben
» H5 Hinhaltung zum Zweck bis zur erfolgten Sammlung der Mann-
^'^aften.
üwer fürnämen, die kunlschafl berürend, haben wir
^1 verstanden und tuond ftch daruf zuo wussen, das unser
'^i'usgangen schritt'), daruf s^sagt ist, daß der bapst,
^^ng zu Napels. Meyland, Venedy, alles Italien und Lam-
^^rten mit dem hus Safot/ in einung komen und sind in
Rillen, sammungen zuo tuond. als si ouch gegenwüptenklich
^^Iten, die in Bemond all zuosamen komen. und danenthin
■*apus wider üch und uns keren. Und sollen dis gewerb und er-
^'eten durch die Safoyschen boten beschechen us dem grund,
^^h und uns also in gehofitem guoten zuo enthalten ^).
^öd aber nit dester minder sobald die gezug versampnot
- 38 -.
werden, die berg und passen inen offnen und dann gegen
fleh und uns im willen üben....
Datum ut in littera.
(Coli. Girard VII. 75. Orig. Beilage.)
(roh ölt ollen bar zu Nr. 2^ oben und ist darum gleich zu datieren.
Ks tragt von anderei* Hand in der linken oberen Ecke die Datierung
i'L März, ohne daU der Grund dafür ersichtlich wäre.
') Vgl. oben Nr. 21.
'^) Vgl. Sc'lireiben d'Appianos vom 21., 24., 31. März u. 10 April,
bei Gingins, D«*p. I, Hl, 82. SS, 91. Das Hündnis zwischen Mailand
und Hurgund sollte erst auf Ostern verkündet wei*den.
28.
Freiburg an den Gouverneur der Waadt ').
Samstag, 1. April 1475.
Milleilun«: der Beschwerden der Gesandten der Stadt
Hrrn, die <»"*»stern hier waren, daß man, trotz der Abmachung
k(M'ni» Loniban/en durchziehen zu lassen*), dort zuverlässige
Kund.^cliaft habe von solchen Durchzögen in Nantuaz und
aiuh'rwarls durch St. Claude nach Burgund ^). Ferner daß
in l7'/s ein Barbier namens Pappet einen Mann in Berner
Trai'bl mit den Abzeichen und dem Panner der Stadt Freihurg
auf cintM' Kuh reitend ab^^ebildet, was ihnen sehr mißfalle,
da es nieht zum Frieden beitrage, zumal im Hinblick auf
tlen desweiren in Bern angesetzten Tag*). Bitte, solchem
ah/uhelfen und voi-zubeu^LTtMi.
Mi«^-. 1. 8. iranzüsich, abgedr. b. Ochsenbein 117)
J'iii ii* VtMcv. Herr von Montrioher.
Ni:t'M. hr.tt- !>.'[». Ain, St. Claude, Dt^p. Jura Frankreich,
Vj!. ii/u S-hillinü 12::», v. Rtnlt I -STU. Der Vorfall gehört
i:: : •:: N- \ . 1 17 i. w ie Wille Vll :>U> und Tobler, Schilling
t r
I • ■ ■ i I ' • ,> 1 1
2!>.
Freiburg an die Gemeinde Jaun.
h: ::<t:ii.\ 11 April 1475.
Aül! !'•: u!^::. a:i <Ien auf nächsten Samstag angesetzten
\ >:i:^ ii'i Släv^^. Fnihurj und Bern gegen den Herzog
- 39 -
von Burgund^) teilzunehmen und kraft des ßurgrechtes
''Onf Bewaffnete auf Freitag Abend in Freiburg zu stellen.
Gleiches Aufgebot erging auch nach Illingen um vier
(St.-U. Fbg. Miss. 2, 9, abgedr. Ochsenbein S,l^^.)
*) Der Zag nach Pontarlier mit 40 Mann, s. Fries 396.
30.
Freiburg an seine Mitbürger
in Greierz, La Tour de TrSme und Montsalvens.
Dienstag, 11. April 147.").
Aufforderung, mit ihm, Bern und seinen Verbündelen
sechsten Samstag gegen Burgund ins Feld zu rücken und
^mäß ihres Burgrechtes zehn wohl ausgerüstete Mann
»•'^itag Abend in Freiburg eintreffen zu laßen ^).
Gleiches Aufgebot ergeht an die von Corbihres und
armey für Stellung von je vier Mann.
(Miss. 3, 9, französ. abgedr. b. Ochsen bein S. 118.)
») Vgl. oben Nr. •^.
31.
Bern an Freiburg.
[Dienstag, 18. | April \W).
Erkenntlichkeit für die gute Aufnahme ihrer Rotschaft. Zu-
^e der Basler auf das bernische Gesuch um l^iterstützung mit einer
t^teilaug Reisiger. Kopie ilirer Antwort in Beilage.
Wir haben von unsern boten, so bi ürli gewesen sind, mit
■^ochem ruom und anbringen verstanden den Quoten willen
^^Hd große trüw, so inen in unserni nanien von iich bescliechen,
^^s in unsern herzen und gemflten nit dein gesclietzt ist.
^ nd wir v^rellend euch die und ander «.^^uotete. so uns von
^^h manigfaltiglichen begegnent, niemer cwiclich vergessen.
Furrer, allerliebsten fründ und G. M. so haben wir
^^m lantvogt ') und ü. K. von Basel uaib einen reisi«^^en ge-
- 40 —
zug, Qch und uns den zuozevertigen, geschriben ; die band
uns geantwurt, als ir an den ingeleiten copien vernemend '),
dabi wir verstand, das si als fromna iute ouch mit macht
zuo üch und uns ziechen '*), desglich ander unser gemein
Eidgnossen von stetten und lendern ouch tuon werden....
Datum, an [Zinstag] nach dem Sonnentag Jubilate a'^TS.
(Coli. Girard VII, 67, Orig. Siegel abgefallen.)
0 Hermann von Eptingen, Landvogt Herzog Sigismunds voi
Oesterreich im Elsass und Sundgau.
*) Sind nicht mehr vorhanden.
*) lieber die Hilfe Basels und der Niedern Vereinigung vgl
dagegen Knebel II 204, 207, 208, 217, 219, 220 und Bernoulli I 27.
32.
Freiburg an die Herzogin von Savoyen.
Sonntag, 30. April 1475.
Dank für ihr Schreiben datiert aus MontcalieH 20. Apr^EI.
Die Antwort darauf könne erst nach Ruckkehr der Rät «,
die gegenwärtig zu Lyon und anderwärts abwesend seien ^ ),
erfolgen. Versicherung fortwährender Ergebenheit geg^sn
das Haus Savoyen,
(Miss. 2, 9^- französ. abgedr. bei Ochsenbeiu S. 118.)
*) Schultheiß Peterman Pavillard war seit 26. April in Lyon
und kehrte vor 6. Mai wieder zurück, vgl. die Schreiben d'Appia nos
vom 2(3. April und 6. Mai bei Gingins D^p. 1 111, 116. Andere Räte
waren auf dem 1. und 2. Zuge nach Pontarlier, vgl. Fries S. 396.
Wer damals in Lyon war, ist nicht ersichtlich.
33.
Freiburg an den Gouverneur der Waadt ')
Mittwoch, 3. Mai 1475.
Besorgnis der aus Deutschland und anderswo hierein-
gotrolTenen Kaufleute wegen Unsicherheit der Straße nach
Genf in Folge gegenwärtiger Kriegsläufe ^). Bitte um Sicher-
heit fiir dieselben zu unbehelligter Reise durch das Waadir
— 41 —
das Gebiet des Grafen von Ramont, für diese sowie
tidere deutsche Mitbürger zum Besuche der llenfer Messe.
(Miss. 2, 12 französisch, abgedr. b. Ochsenbein 118.)
') Vgl. oben Nr. 28.
*) Einfall der Berner, Freiburger und ihrer Verbündeten nach
ontarlier und Einnahme der Festungen am Wege zum Jougne-Pass,
o<iurch die Strasse durch das Waadtland gesperrt war.
34.
Bern an Freiburg.
Montag, 8. Mai 1475.
Mahnung des Bischofs von Basel laut beil. Kopie. Außorde-
xi^g an die Berner im Felde, nach Inhalt der Vereinigung mit den
c^ern Eidgenossen gegen Burgund und dem Bischof zu Hilfe zu zie-
'*3, statt sofort umzukehren. Weitere Verstärkung durch Nach-
gäbe im Notfalle.
Unser gnediger herr von Basel hat uns etlich sin an-
«n geschriben und zuo erkennen geben, als ir an der in-
leiten copie ^) verneraend, daruf wir einrauoticiich betracht
nd, was gemeiner tatschen nation fleh und uns allen zuo
l)ruch wurd haran gelegen sin, ob man zuo den dingen
1 1: seit tuen: Und haben daruf den unsern iraveld geschriben,
^ s wir all verbunden sind, nach inhalt der vereinunff zuo sem-
* '■cihen Sachen zuo tuond, das ouch wir an unserm teil halten
llend, und das si daruf mit den üwern und andern unsern
i clgenossen wider ein versuochen in Burgunn tuond und sich
■^sern vinden männlichen und trostlichen erzougent, die
^Sc;h dann gein inen Sterken und iren fibermnot tribent^).
hoffen wir, der alniechtig werd inen noch me glucks und
Iden *) erzougen. Damit mag ouch dem vorberürten ü. G. H.
n B<isel und sinem stift geholfen werden ; dann solt man
Also angendz wider harheim ziechen und über nacht aber
■hinweg rucken, bedunkt uns unkomlichen *). Wir wellen inen
Ouch, ob das not tuet, noch vil frommci' biderber lüten, die
'^^ir goD gotz gnaden wol hand. zuoschicken....
Datum^ an Mentag nach (j'ucis Jnvencionis a** 7;).
(Ck)ll. Girard VII, m, Orig. Siegel abgefallen.)
^ , ^) ^gi- ^*^ Schreiben des Bischofs vom 5. Mai in Coli. Girard
VU. 71 und Knebel I 327.
- 42 —
») Vgl. Witte i. Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. VIII S. 2Qo.
') Segen, Heil.
') Das Schreiben traf nicht mehr rechtzeitig ein. da die Berne
am 10. Mai schon wieder zu Hause waren, vgl. Schilling I 325 A
und Knebel 11 232, 234.
35.
Freiburg an CorbÜres und Charmey.
Dienstag« 9. Mai 1475.
Lob des Gehorsams, der Disziplin und Tapferkeit der
Zuzügep aus ihren Orten bei Anlaß des letzten Feldzuges
durch Freiburger Hauptleute und Räte im Feld. Dank für
die stets bewiesene Ergebenheit von Seiten der Landleute
wie ihrer Krieger *).
(Miss. 2, 13, französisch. Abgedr. bei Ochsen bei n S. 34.)
') Vgl. oben Nr. 30.
36.
Pierre de Jougne ^) an Nlklaus von Dlesbach.
Jougne, Donnerstag, 11. Mai 1475.
Peter von Jougne berichtet, daß er vom Hauptmann von Jougne,
Georg zum Stein, wegen der versprochenen Sicherheit d. Städte an Dies-
haoh gewiesen worden. Wünscht, ihm zum Wohl der Burgunder und
Deutschen Eröffnungen zu machen, gegen Garantie von Sicherheit.
Je suis venus a Joigne devers le cappitain du dit Joigtie,
George de la Pierre ^), pour savoir sil vouloit tenir et assurer
les villes et villaiges, dont il fut parier a Orbe, pour le terme
de cinq sepmaines. Le(|uel cappitain de Joigne ma respondu
quil ne feroit nulle surter jusques a ce quil eustz envoyer
par devers vous •^), et pour ce que je avoye prorais de venir
devers ledit Jeorge a Joigne je suis venuz et ay tenu ma
pioinesse. Au surplus jay grant desir de parier a vous ou
a ung homme scur de votre part, que je puisse dire pluseurs
choses pour le bien des Uourgoingnons et des ^fewan«. Et quanl
il vous plaira de moy mander et baillier scurte a mon povoir,
je iray parier a vous, et tout ce que je quier de parier
- 43 -
a vous cest pour bien de pais et pour desmorer les pais en
bonne ugnion les ungs avec les aultros. Ei quant Ion il
vouldra entendre je me y emploierey en maniere que Ion
le cognoistra. Et adieu monsgr. le cappitaine, auquel je prie
quil vous doint une partie de vous desiers. — Escript a
Joigne le unzeme jour du mois de May lan 1475.
Le bien votre Pierre de Joigne,
(Adresse: A mons. le grant cappitaine mess . Nyclaux de
Diessbcuh^).)
(Coli. Girard VII 73, gleichzeitige Kopie.)
^) Pierre Majoris de Romain mötier genannt de Joigne, Kom-
mandant von Stadt und Festung Grandson im Auftrag von I^uis de
Chäions-Arlay, Herr von Ch«ltean-Guyon, der sich ini Lager des Her-
zogs von Burgund vor Neuss befand. S. Gingins Episodes S. 161^.
*) Georg von Stein, bernischer Hauptmann zu Jougne, vgl.
Schilling 1 ^73.
') Bezieht sich wohl auf die Einnahme von Orbe, 2. u. 3. Mai
und Jougne, etwa 5. Mai, vgl. Schilling 1 2*^2, 223, v. Rodt 1 426.
*) Niki. v. Diesbach war bernischer Hauptmann bei diesem
Zage, vgl. Schilling 1 214.
37.
Bern an Freiburg.
Sonntag. 14. Mai 1475.
Ge\^ährung von Sicherheit und freiem Geleit für Pierre von
leugne zur Reise nach Bern auf Dreifaltigkeitssonntag in Begleitung
von Hans von Stein, um seine Vorschläge anzuhören. Bericht Georgs
von Stein über seine Erlebnisse und die der Besatzung von Jougne.
Dem edlen, strengen herr Niciausen von Diespach rittern,
anserm getrüwen raitrat. sind etlich Schriften von Fierro de
Jougi zuokommen, als ir an dirr ingeleiten copie ') sechen, da-
puf wir Im unser sicher fry geleit und trostungzuogeschrihen
band, uf Sonnentag Trinitatis -) har in unser statt zuo kom-
men, und haben im ouch i/an^e/i vom S^em unsern burger •')
zaogeordnet, in also har zuo beleiten. Da werden dann ir,
wir und ander in disen dingen verwanl sin anbringen ver-
nemen und dann fürrer darin handien, das sich gebürt. So
hat uns ouch Jörg vom Stein *) houptman zuo [Joungi] ge-
- 44 —
schriben. wie im allerlei von unsern vinden begegne und
anders, das dann im und sinen gesellen angelegen ist. Doch
wellend si sich anders nit dann erlich und mannlich halten,
daruf wir inen allerlei nach notdurft zuogesant und uns gein
inen tröstlichen erboten hand....
Datum am Pfingstag a^ 75**.
(Coli. Girard VII, 77. Orig. Siegel abgefallen.)
') Vgl. Nr. 36.
») 21. Mai.
^) Wohl der gleiche, der bei Knebel III 157 erwähnt wird.
') Vgl. Nr. 36 Aiim. 2.
38.
Freiburg an den Vogt der Waadt ^).
(Montag, 29. Mai 1475.)
Beschwerde wegen Belästigung der Leute von Cknrbihre
und Charmey durch ihn, seine Untergebenen und Beamten
in Folge des jungst abgeschlossenen Burgrechtes *) der Stadt,
das ja nur aus alter Freundschaft und Nachbarschaft und
zu deren Erhaltung eingegangen worden sei. Insbesondere
erscheinen einige Verordnungen an genannte Gemeinden als
Eingrifl in ihre Freiheiten und alten Gewohnheiten, da bei
ihnen altes Gewohnheitsrecht sei, daß wenn ihnen in der Graf-
schaft eine dauernde Steuer auferlegt werde, die meisten sie
tragen. Da nun der Graf •\) eine kh^'ne Steuer erhebe, so wider-
setze sich der Vogt für einige Leute in der Grafschaft dagegen,
die die Zahlung verweigern, und begünstige sie in ihren:
Widerstand. Darum die ergebene Bitte, er möge von dieser
Gegenbefehlen und der Opposition abstehen und die von Cor-
hieres und Charmey die Steuern für die Lasten ihres Grafer
einziehen lassen.
(Miss. *2, 14, französ., abgedr. b. Ochsen bein 119.)
') Antoine d'lllons. Ueber seine Kompetenzen s. Gingins Episo-
.ies i:{0.
') Seit i:^. Febr. 1475 s. St.-.\. Fbg. Bündnisse und Verträge 17d
^) Der Graf von Greier/.
— 45 -
39.
Philipp von Bresse an Bern und Freiburg.
Sonntag, 4. Juni 1475.
Antwort auf ihr Schreiben wegen Attalens ^) und Dank
für ihr Anerbieten. Gemäß der letzthin in seiner Anwesen-
heil zu Bern getroffenen Abmachungen ^) habe er die dem
Herrn von Orbe^} und andern burgundischen Parteigängern
gehörigen Plätze im Waadtland in seine Hand zu bringen
gesucht; aber sie hätten sie ihm nicht übergeben wollen.
Sofortige Entsendung seiner Leute und Diener zur Besetzung
von Attalens. Versicherung, daß von dort ihnen kein
Schaden mehr zugefügt werden würde; er sei Herr der
Festung und nicht gewillt, sie wieder fahren zu lassen, ausser
durch Vereinbarung mit Bern und Freiburg. Wenn die Leute
der dortigen Besatzung ihnen nicht genehm seien oder
etwas gegen die Abmachung unternehmen, so sei er bereit,
sofort Abhilfe zu schaffen *). Bitte, in genanntem Schloß
nebst Zubehör kein Kriegswerk zu veranstalten.
(Miss. 2, 9, französ. abgedr. b. Ochsen bein 120.)
') Gehörte als savoysches Lehen dem Herrn Guillaume de la
Baume-Montrevel, der zugleich die Herrscliaften Arconiel und lUens
öesasM.
. •) Vgl. Eidg. Absch. II Nr. 79^2, sowie d'Appiano vom 10. April
^' Gingins D^p. 1 91.
*) Hugo von Chälon.
*) Vgl. dazu von Rodt 1 382. Mandrot VI 215.
40.
Freiburg an den Vogt zu Lausanne. ')
Dienstag, H. Juni 147.").
Dank für die in Folge der vorgestern gemeldeten Be-
endigungen der Leute von Orbe durch Pierre Morel u. a. ge-
troffenen Maßnahmen. Versuch, bei Hern für genannten Morel
^^rzeihung zu erwirken. In Folge Ueberweisung dieser
^Gelegenheit an Freiburg bitten sie uns aus Friedensliebe,
^an m5i;e mit Rücksicht auf die Teilgenossen von Orbe'^),
— 46 -
Morel u. a. verhalten, gutlich mit ihnen zu verhandeln, weil
sonst ein gefährlicher Ausgang zu befürchten sei.
(Miss. 2, 15, französ., abgedr. b. Ochsenbein 120.)
*) Autoioe d'Illens.
*) Bern, Soioturn u. Luzern.
41.
Amedaeus von Viry 0 ^^ Bern und Freiburg.
Mittwoch 14. Juni 1475.
Uebersendung eines Schreibens des Grafen von Bresse-).
Bitte um Antwort, mundlich durch den Boten oder schriftlich;
er werde sie weiter befordern. Dank für Freilassung einiger
seiner Untertanen aus Rolle, welche ohne sein Wollen und
Wissen die beiden Orte höchlich beleidiget haben, und stete
Bereitschaft zu Gegendiensten.
(Miss. 2, 16, fraozös. abgedr. b. Ochsenbein 120.)
(Im Begleitschreiben an Bern bemerkt /'rei&urjr, es habe
dieses Schreiben sowie dasjenige des Herrn von Dresse er-
öffnet und wieder versiegelt. Wenn Bert^ eine Antwort für
notwendig erachte, so möge es eine Abschrift davon nach
Freiburg senden.)
') Herr von Mont-le-Vieux u. Rolle, Schildknappe und Günst-
ling Philipps von Bresse.
«) Vgl. oben Nr. m.
42.
Herzogin Jolanta von Savoyen an Glarus.
Montcalicri, Samstag 17. Juni 1475.
Dank für ihre Bemühungen um Herstellung von Ruhe
und Frieden und Versprechen zu noch grösserer Erkennt-
lichkeit an gelegenem Ort und bei gunstiger Zeit. Höchste
Befriedigung über ihre verständige Beurteilung dieses Krieges
— 47 —
der Eidgenossen, die ja von Burgund, ihrem Nachbar rechts,
ood Savayen, dem Nachbar links, noch nie angegiifTen oder
im mindesten geschädigt worden sei. Der Herzog von
Burgundf ihr allerliebster Bruder, habe sie ja immer sehr
geliebt; darum wundere sie sich gar sehr über die Gesin-
nung ihrer Miteidgenossen, die sie durch verschiedene Künste
gap sehr zum Kriege gegen den genannten ihren Bruder
aufhetzen. Trotzdem wurde er ihnen nichts zu leide tun, da
niemand von Natur ungerecht sei und es dienlicher wäre,
die alle Freundschaft mit ihm zu erneuern '). Absendung
^ou Johann JEgli ^) an sie mit der Bitte, ihm Glauben zu
schenken und ihre Zuneigung im Interesse ihres Staates
nicht Zurückzuweisen.
(Miss. 2, 19, lateinisch, abgedr. b. Ochsen bein 1G7)
') Vgl, Schilling 1 280 u. Eidg. Absch. 11 Oix» g (Tagsatzung
von Luzern am 4. Juli). Zum ganzen Schreiben vgl. Freiburg Miss,
n 19 (V. 10. Juli).
•) Aus Erlach ; vgl. über ihn Witte X 102, 109.
43.
Preiburg an den Gouverneur der Waadt ').
Donnerstag, '^. Juni 1475.
Empfang von Schreiben und Dank für die Bereitwillig-
"^^•t zur Beilegung gegenwärtiger Kriegsläufe. Bitte, dafür
^^ sorgen, daß seine Bemülmngen, wovon er seinen Ver-
bündeten berichtet, Erfolg haben. Dank für seine Bereit-
^Üh'gkeit gegenüber Freiburg und seinen Verbündeten, da
^^t' Fall diese ebenso berühre. Auch sie selber werden es
^^ nichts ermangeln lassen, sondern wenn Zeit und Ort es
^''heischen, ihr Möglichstes tun.
Begleitschreiben: Hinweis auf den beim letzten Zug gegen
*^Tgund^) in Gefangenschaft seines Sohnes Claude son La-
^^tra geratenen Freiburgers Hänshj Mary, der in Holfnun^^
^^f ein hohes Lösegeld inimer noch zurückbehalten weide.
"ille, bei seinem Sohne sich für dessen Freilaßung zu ver-
\
- 48 —
wenden, da der arme Mann außer seiner Arbeit und seinen
Schulden nichts besitze, wogegen seine Freunde und Ver-
wandten für die Bezahlung der letzteren, die aus der Ge-
fangenschaft herrühren, aufkommen werden.
(Miss. 2, IG, französ., abgedr. b. Ochsenbein 120.)
') Vgl. oben Nr. 28.
*) Zug nach Pontarlier.
44.
Freiburg an Syndlc und Gouverneur von Grandson.
Mittwoch, 38. Juni 1475.
Erinnerung an die letzter Tage durch ihre und anderer
Orte Abgeordnete getroffenen Abmachungen betreffend die
Anstände zwischen den Adressaten, der Grafschaft Grandson,
Pierre von Montagny und andern^). Geneigtheit, in Ver-
bindung mit einer bernischen Gesandtschaft diese Anstände
zu entscheiden mit Rücksicht auf das Wohl der Parteien.
Ansetzung eines Tages in dieser Angelegenheit auf Mittwoch
5. Juli.
(Miss. 2, 18, französ., abgedr. b. Ochsenbein S. 166)
') Vgl. den Abschied von Grandson vom 23. Juni, Eidg. Absch. II
551 und auch Coli. Girard VII 83.
45.
Freiburg an Bern.
Samstag, 1. Juli 1475.
Auf den Bericht des Ritters Rudolf von Wippingen,
Schultheiß, daß Bern zu erfahren wünsche, was Freiburg
auf die Zuschrift des Grafen Oswald von lierstein ') zu tun
gedenke, sei erst ein Beschluß des Rates gefaßt worden,
nämlich die Angelegenheit vor die Eidgenossen zu bringen,
mit Rücksicht auf die Besorgnis, mit kleiner Macht in ferne
Lande zu ziehen ^).
_ (Miss. 2, 18v., abgedr. b. Ochsenbein 166.)
') Seit Mai Landvogt der östeir. Vorlande. Vgl. Knebel II
2;:^.), 275.
2) Die Abschiede schweigen hierüber.
— 49 —
iG.
Freiburg an Greierz^ Corbers, Zurflüe, Jaun, Illingen,
Plaffeyen und Schwarzenburg.
Sanistac, 1. Juli ll/.").
Zur Abwehr der Burgunder, die sich zusummenzichcMi '),
und zur Unterstützung der schon Ausgezo^'^encn '-) wird (»in
neuer Auszuf,' auf künftif^ren Dienslaj^ in der Frühe von beiden
Stadien angesetzt. Bitte, Montag morgen die ihn zukom-
mende Zahl von Leuten wohlgerüstet abzusenden, und zwar
Oreierz und Jaun je vier, C orbers j Zur f lue, Illingen , Plaffeyen
je zwei, Schwarzenburg (?).
(Miss. 2, 26, französ., unvolUtämlig abgeih*. b. OchscMibein .T>.)
Dazu noch besondere Anweisung an den Pfarrer von
Spinz, ein Mandat an die Vorsteher tler Heisgestdlschaflen •*)
zu verkünden, sie mögen innert acht Tagen Geld abliefern
3n den Seckelraeister für die Zusätze in Orbe und Jougne
sowie für jene, die mit der Armee gegen Burgund gezogen
S'nd, da die Gesellen dessen sehr bedürftig seien.
(Miss. 2, 27.)
Eine gleiche Auiforderung ist auch deutsch an den
Pfctrrer von Tafers gerichtet mit dem Zusatz, daß da. wo
"oc-h keine Reisgesellschaft bestehen, solche innert achtTagen
^•ch bilden unter Androhung von Strafe.
(Miss. 2, 27, abgedi*. b. <.)i;lisenbein .'{5.)
(Die erstere Aufforderung scheint an alle französischen, die letz-
^*'ii an alle deutschen Pfarreien ergangen zu sein.)
') Schilling l 248. Witte Vllj 205, K A. .',44 c.
') Söldner aus den WaldsUttten und Lente aus der Niedern Verei-
°*«iing. Vgl. Knebel II 272 und Bernoulli 1 :J^1.
.. *) Sie sind aufgezählt von Daguet in Archives de la Society
^ »^istoire du Cauton de Fribourg, V 144 A.
M,
Bern an Freiburg.
Dienstag, 2. Juli 14 /T».
P Empfang der Antwort wegen eine** Heerzng«. HeschluU des
^*"oßen Rates, einen Auszug unter dem Oberbefelil von Nikiaus von
4
— 50 -
Diesbach auf Dienstag oder Mittwoch nach Kilian in Basel eintrefifen
zu lassen. Bitte, sich anzuschließen mit einer Zahl ((frommer» Leute.
Haben uwer antwurt des herzugs *) [halb] verstan(]en
und sind uf hat mit unserm Großen Rat über die Sachen
gesessen [und] einhelliclichen beslossen^ das wir in dem
namen gottes mit einem erlichen volk, den [wir] herr
Mclaus von Diespach zu einem obristen houptman zugeordnet
hand '), usziechen und uf Zinstag oder Mitwochen nach
Kiliani ^) zuo Basel sin wellen. Das verkünden wir U. B. L.
mit herzlicher und früntlicher beger, üch mit einer zai
frommer lüten ouch zuozerüsten und mit uns zuo ziechen*) —
Datum an Sonntag nach Petri und Pauli a*» 75**.
(Coli. Girard Vll, 91, Orig. Siegel abgefallen.)
^) Vgl. Nr. 46.
«) Schilling 1 244.
') 11./12. Juli.
*) Geschah mit einem Fähnlein, s. Fries 397.
48.
Freiburg an Statthalter, Präsident und Räte des
Grafen von Romont
Montag, 3. Juli 1475.
Verwendung bei Bern wegen der durch den Kastellan
von Cossonay und auch schriftlich gemachten Mitteilungen
in Bezug auf Lugnorre ^), Bisheriges Ausbleiben einer Ant-
wort wegen Abwesenheit des Markgrafen von Röteln, Grafen
von Neuenburg, der sich in badischen Landen aufhalte. Ver-
sprechen, die täglich erwartete Antwort ungesäumt zu über-
milteln. Bitte, einstweilen Neuerungen zu unterlassen um
Gefahren zu vermeiden.
(Miss. 2, 18v, französ., abgedr. b. Ochsenbein 167.)
') Herrschaft im Wistenlacb, die im 15. Jahrh. an die Grafen
von Neuen bürg gekommen war, allein mit dem Rechte der Wieder-
einlösung für die Herren von Grandson, das 1469 an Murten überge-
gangen war. Vgl. Engel hardt S. 47 u. 63.
— 51 —
49.
Bern an Freiburg.
Donnerstag, 6. Juli 1475.
Günstiger Bericht des Altschultheilien Peterniann von Wabern
über die Gesinnung der Freiburger. Vertagung einer Antwort auf die
Begebren Philipps von Bresse bis nach der Rückkehr von Nikiaus
von Diesbach. Bitte, die Ankunft des Frei burger Fähnleins zu melden.
Wir haben von unserm altschultheissen Petermann von
Wabren ') verstanden in 'gar mangen weg U. B. trüw und
lieb, der wir uns gegen üch bekennen vil pflichtig, und er-
bieten uns, das nach unserm vermögen zuo verdienen. Unsers
heppn FiiiUppen^) beger ist noch mit keinr antwurt usge-
tragen, dann wir unsers houptmans ht^rv Niklausen von Diess-
iacÄ [zuokunft] darzuo erwarten ^) und wellen dann darin gar
getpuwiichen handeln und üch sölichs nit verborgen lassen.
Dann io allen Sachen sind wir geneigt und guotwillig, mit
üch als unsern brüdern truwiich und gestracks zuo handeln.
Wir begeren ouch an U. L. gar früntlich uns zuo verkünden,
wann die üwern in unser statt sin *), so wellen wir besorgen,
inen notdurftige försorg beschechen. Wir wüssen ouch an-
ders nit, dann das unser houptman dis tags werde komen.
Datum, Donnstag nach Uolrici 75**.
(Coli. Girard VII 93, Orig.)
^) Schultheiss i. J. 1471, Mitglied der Distelzwangzunft. Schil-
ling 1 32 A. 2.
') Philipp von Bresse, vgl. oben Nr. 39 u. Schreiben d'Appia-
no'8 vom 17. Juli bei Gingins D^p. I 180.
^ ') Abwesend seit 10. Juli auf dem Zug nach Blamont, vgl.
oben Nr. 47.
*) Sie zogen am 10. Juli aus, s. Fries 'W.
50.
Freiburg an den Bischof von Genf ^).
Montag, 10. Juli 1475.
Auf den Bericht seines Ratsherrn, daß der Bastard inPV
^h sei und keine Soldner mit sich bringe ■), und die Bitte,
^®8en des Bastarden weder selber noch in Bet-^i Leute auf-
zubieten, wie beschlossen worden sei, da dies unnötig und
L
— 52 —
eine Beleidigung für das Land wäre, haben sie ihre Ge-
sandtschaft sofort nach Bern abgefertigt, um ihnen davon
Bericht zu geben. Diese Gesandtschaft habe nun zurück-
gemeldet, daß der Gesandtschaft ihres gnädigen Herrn, des
Grafen von Bangieu ^), keine weitere Zahl Bewaffneter auf-
erlegt wurde, wofern der genannte Bastard noch sonst an-
gehörige fremder Staaten durch das Land ziehe. Bitte, seine
Pässe und Lande zu hüten, damit anläßlich des Durchzuges
des Bastards oder anderer Leute keine bedauerliche Gefahr
erwachse und im Hinblick auf die Anstände zwischen dem
Bischöfe und seinen Brüdern. Bereitwilligkeit, zur Beilegung
derselben mitzuwirken, auf Seite Freiburgs wie Berns, dessen
Brief beigelegt wird.
(Miss. II, 19v, französ., abgedr. b. Ochsen bein 168.)
*) Jeaa-Louis Graf von Savoyen (1460—82). Vgl. Gingins,
Episodes lol.
') Vgl. Gingins Dep. I 195, 199, 2aS, ferner Schreiben Bern»
an Freiburg v. 9. u. 2*2. Juli, St. A. Bern. Teutsche Missiven C. 50L
u. St. A. Freiburg R. M. 5, 137 ff. 139.
') Philipp von Bresse, Graf von Beug^, vgl. oben Nr. 41.
51.
Freiburg an Greierz^ La Tour und Montsalvens.
Donnerstag, 13. Juli 1475.
Erinnerung an die vorgestrige Mahnung zur Stellung
von sechs Mann für den Auszug nach Burgund, obwohl sie
noch mehr hätten fordern konnnen^). Ausdruck der Verwunde-
rung darüber, daß dies Aufgebot nicht gut aufgenommen
worden sei, nebst der Aufforderung, es mit den durch ihr
Burgrecht übernommenen Verpflichtungen gewissenhafter zu
halten und inskünftig keinen Anlaß zu Klagen mehr zu
geben. Der ausgebliebene Mann sei auf ihre Kosten durch
einen andern ersetzt worden.
Gleiches Schi'eiben unlerm 28. Juli auch 'an Grandvillars.
(Miss. 11 *^0v., und :2'^, französ., abgedruckt b. Ochsenbein 1(X.K)
') Vgl. oben Xr. 4»).
— 53 —
52.
Freiburg an seine Hauptleute und Räte im Feld 0«
[Nach dem 22. Juli 1475.]
Dank für die freudige Siegesbotschaft*). Uebersen-
dung von 80 rhein. Gulden durch den gegenwartigen Boten
zur Steuer des Geldmangels unter den Gesellen und zur
Löhnung der Reisgesellschaften. Den Gesellen Bachoi hätte
man dem Rechtsgange nicht entziehen sollen. Sie haben
ihn nun gefangen und werden ihn als meineidigen Dieb
richten. Bitte, künftig wegen solcher Missetaten keinen
Fehlbaren mehr « abzuerbitten »; « daniit so werdent die
gesellen biderljlich erzogen ». .Aulfurderung, brüderlich und
in Ehren zusammen zu halten und sie stets auf dem Laufenden
zu halten *).
(Miss. 2, 21^., ohne Adresse und Datum, abgedruckt
b. Ochsen bei n S. 34.)
^) Auf dem Zug gegen Blamont, vgl. Fries 397.
') Offenbar vom Fall von L'Isle am Doubs in Burcund am
20. JuH.
') Datierung fehlt wi«^ die Adresse, ergibt sich aber aus dem
Zusammenhang, da das letzt datierte Schreiben vom 14. Juli ist, das
nächstfolgende aber vom 28. Juli
53.
Bern an Freiburg.
Mittwocli, 20. Juli 147.">.
Nachricht von der Niederlage und Flucht des Königs durch
^*n Herrn von Charolais. Vorschlag, die berriisehen Boten die mit
J«^n frei bürg i sehen zur Herzogin von Savoyeri und dem Grafen von
^■^ierz gehen sollen, bis zum Eintreffen bi?stimmter Nachrichten zu
'^ckzuhalten. Bitte um Mitteilung ihrer Ansicht.
Wir band gewißlich vernomen mit vil vvorten und ouch
^iiPch Schrift, das ir licht ouch mogcnt vernomen haben,
'^'e der berr von Tscharloi/.^ ') dem Kün^^ solle ein nider-
'6?ung getan, in lluchtig gemacht und licht uf acht oder
2^ölf tusent ersiagen-), daruf wir nun zemal unsern boten
S^n Safoy und zuo unser'in gnedigcn herrn und frowen von
Mfoy mit der üwern ze riten verhcpt und uf unsers hern
vonGn/er5^), dem wir solichs hiemit schribtMü und üwer
Sövallen gemeint habent, sölich hininriten sie nun zemal
- 54 -
nit verfanklicl) noch ze tuond sonder etwas ze verhalten, udz
man der Sachen und des handeis gestalt und was denn des
rits halb furo ze tuond und das best sie, etwas baß denn
jetz underwist werden und sin darnach ze tuond wissen.
Und was deshalb uwers willens, rats und gevallen sin, das
wellent uns bi disem unserm boten schriben und damit, ob
üch der oder ander sachen halb ützit uns ze schriben be-
gegnet oder wissent wer, und herin tuon nach unserm sud-
dern getruwen. — Datum uf Mittwuch nach Jacobi a° 75.
Wir schicken uch ouch solicher geschickt halb des
schribens, uns worden, herin ein copi *) transsumiert von
welsch in lutsch.
_ (Coli. Girard VII, 95, Orig. Siegel abgefalleo.)
') Der Graf von Charolais.
') Scheint ein übertriebenes Gerücht zu sein.
') Graf F'ranz, Marschali von Savoyen.
*) Nicht erhalten.
54.
Freiburg an Wilh. Mayor, Domherr von Lausanne.
Mittwoch, 26. Juli 1475.
Erinnei'ung an das, was er vorgestern mundlich dem
Rate vorgetragen habe, worüber man sich mit Betti bespro-
chen habe '). In Folge dieser Beratung haben sie aus be-
sond(M*er Rucksicht auf Major beschlossen, wenn Jok.vof^
Jougne seine PIlicht tun werde, wie andere Bewohner von
Orbe sie bestandig tun, und er zu ihren Händen Rechnung
ablegen wird mit Bezug auf die von Freiburg und seinen
Verbündeten eingenommenen Platze '), dann wollen sie auf
seinen Vortrag ihm eine in jeder Hinsicht befriedigende Ant-
wort erteilen ^),
(Miss. :?, 23v, französ. abgedr. b. Ochsenbein S. 169)
*) Vgl. die Abordnung von Claude u. Humbert Rudella andeo
Freihurgor Rat vom 25. Juli St. A. Freiburg R. M. V i;39.
«) Vgl. oben Nr. 44, 4C u. Eidg. Absch. II Ni. 800 u. 801.
^) Zum Abschiede von Jougne ^6. Juni findet sich im Frei-
burger Exemplar noch folgender Zusatz: Item als zu Joiguie bucher
und register fuiiden sind, so über die Zins und nutzung der herschaft
— 55 —
Joigaye wlsend, ist abgeredt, das man ein schriber, der welsch und
latin könn, darüber setzen, die ding uszeziechen und jetiichem ort
der nutzung abgeschrift schicken, damit alle örter bericht werden,
wa» zugehört das schloss habe. Ferner: Item von eins feniis wegen
ist geret, das die knecht zuo Joignie der »tat Bern zeichen für ein
gemein fenli füren sollen t, angesechen daz die büser mit beren ge-
zeichnet sind. Coli. Girard Vll 87.
55.
Freiburg an Claude de Menthon, Herrn v. Rochefort ^).
Montag, 31. Juli 1475.
Erinuert an die Unterredung mit ihm bei Anlaß seiner
Durchreise wegen der den Freihurgern schuldigen und ver-
fallenen Anweisung auf Conthey und Saillon -), welche Ver-
zögerung ihnen täglich Schaden bringe. Auf die Bitte um
Zahlung des auf vergangenen Dreikonigstag verfallenen Be-
trages hätte er geantwortet, man solle seinen V^ogt darum
angehen, und wenn er es nicht täte, ihm Anzeige erstatten.
Demgemäß hätten sie einen ihrer Ratsherren zum Vizevogt
geschickt, der aber unter verschiedenen Entschuldigungen,
zu ihrem großen Erstaunen zur Antwort gegeben habe, er
sei nicht ermächtigt zu zahlen. Darum erneute Bitte, die
schuldigen 286 Gulden zu bezahlen und das in ihn gesetzte
Vertrauen zu rechtfertigen. Sonst mußten sie sich beschweren
and suchen sich schadlos zu halten ^).
Gleichlautendes Schreiben unter gleichem Datum an
Präsident und herzogl. Schatzmeister in Chambiry, worin auf
ftm^%und Saillon 'ISQ, Chillon 136, Veoey28&, Evian 172 Fl.
gefordert wird, nebst der Drohung, man sei nun des Wartens
müde.
(Miss. 2, 24v. französ., abgedr. b, Ochsen bein 170.)
Miss
*) Mitherr .von Aubonne im Waadtlaiid, Ritter.
■) Laut Vertrag vom 8, Juli 1469, vgl. Gingins Episoden 491.
•) Vgl. das Mahnschreiben des Rates vom 26. Juni, Freibg.
, 2, 26.
— 56 -
56.
Bern an Freiburg.
Samstag, 5. Aug. 1475.
Empfang eines Freibupger Schreibens. Kundschaft des Prop
von Anisoltingen und anderer. Aufbruch von KKM) Bewaffneter
Pavia, die noch durch andere verstiiikt durch das Herzogtum Savo
ziehen werden. Bitte, sie über Durciizüge zu unterrichten. Drohun
am Hofe des Grafen von Genf gegen Bern und Frei bürg.
Wir haben üvver früntlich [schriben durch das so j(
.... a] har rurt, gar [vvol verstanden], so langt uns oi
süss [von] unserm herrn dem propst zuo AnsoUingen '),
straks us den lampardschen landen [gekomen] und in
ander weg so vil an, das wir der raeinung üwers i
unsers ...ans müssen glouben : dann von Pavy sind 1600 ;
wapnoter zuo roß und fuoß in Piemont (?) geruckt und ist glo
lieh, das von andern enden zuo inen ouch komen ^), da
ein merklich zai versamlet werd: wie billich aber in dur
zugs durch das herzogtum Saffay, üch und uns zu verderb
geben wirt '^), wussen ir mit uvver wisheit wol ze betrachl
und begeren daruf an U. H. L. mit allem vollkomnen eri
üwer erfaren nach iiotdurft darin ze haben, damit wir
allzit von üch underricht werden: dann wo ein s5Ic
merklicher züg in dis orten komen, was |üch und uns
anstossen deshalb ze schad erwachsen wurd, mögen ir
bedenken. Dann uns dabi anlangt vil trowens^) in
grafen von Je7iff' hof von merklichen person wider üch
uns g(»brucht, da uns je gebür-en wirt dai'uf ze achten, sc
und last ze verkomen. Wir haben ouch ander fürsechi
geordnet, die wir vertruwen üch und uns ze guot erschiesi-
Datum, Sabbalo post Vincula i^etri a° 75.
(Coli. Girard VII, *Jl\ schadhaftes Original, Siegel abgefaller
') Burkhard Stör (seit 14(i8-148.")) Dr. juris utriusque, p;l
licher Protonotar, Prior von Münchenweiler und Peterlingen, De
des neu errichteten St. Vinzenzstiftes in Bern (14K4).
') Vgl. Schreiben Salvador« de Clarici vom 21. Aug., bei (
gins Dep 1 r>ll.
^) Vgl. die bestandigen Klagen ol)en Nr. 50, ferner ScliiUii
'i/i ff., und Schreiben Borns vom '2'L Juli, Berner Teutsche N
c :m.
*) Vgl. Freiburg. R. M. 5, i'-rt"^. vom •^. Juli.
— 57 —
57.
Freiburg an Bern.
Samstag, 12. August 1474.
V^opschlag. im Namen der beiden Städte zwei redliche
Männer zu beauftragen, den für Verproviantierung von Orbe
und Jougny noch übriggebliebenen Betrag von 60 rheinischen
Gulden für Bezahlung von Schulden und Rückständen zu
verwenden und über Verwendung des Geldes sich Rechnung
geben zu lassen ').
(Miss. '2, Tt^'-^ ab^K'odr. b. Ochsonhein S. .T).)
*) Vgl. oben Nr. 54, feiiiei* Eidg. Ab<ch. II 'yA \\. k.
58.
Nikiaus von Scharnachtal^ Hauptmann etc. von
Bern im Feld ^) an Bern.
Vor Blfunont, Montag, 14. August 1475.
Glückliche Vei'einiguiig seines Panners mit den übrigen Ber-
nern. Beratung mit den Hauptleuten der Straßburger und anderen
über weitere Unternehmungen : diese würden lieber nach Hause oder
f;egen Lothringen ziehen. Unlust der Eidgenossen, denen es unehr-
ich scheint, « ungeschafft » wieder heimzukehren. Die Stadt Strass-
burg wird bei ihnen bleiben, die Leute des Bischofs sind heute zu-
rückgekehrt. Sturm gegen das von Lamparten und Picarden besetzte
Schloß Neuen bürg; weitere Unternelimungen gegen Metsch und andere
Schlösser. Oeflnung von Stadt und Scliloß Froberg an die Verbün-
deten ; NeutraliUit des Heirn von Froberg. Begnadigung von zwei
Mißetätern wegen Fürbitte der Straßburger und Freiburger. Bevor-
stehende Niederreißung und Einäscherung von Blamont. Verkauf des
Beutegutes. Versprechen, den Befehlen betr. Brechen und Schleifen
sowie einen Einfall nach Lothringen oder Champagne nachzukommen.
Vernichtung der aus Blamont entkommenen Lamparten und Savoyer
auf dem Feld durch P'reischaaren.
Als wir denn mit üwer statt paner und den iiwern
usgevertiget, sind wir zuo den uwt»pn komun -) und dieselben
alle von gottes gnaden in gesuntheit funden, die froud mit
uns und wir mit inen gelie|)t hand, und sind angends zuo
den von Strasburg und andern lioptlüten und anwalten der
vereinung gangen, haben mit denen gar ernstlieh gerett,
wir sien inen zuo eren koiHinen. und was sie bedunk fürer
- 58 -
dem besten und den eren nach furzenemen sin, darin weiieD
wir ouch gern handeln, als sich gebiirt. Wir haben an inen
merenteils verstanden, das si lieber wider heim weren und
allweg ze wort haben gen Lothringen zue ziechen. Wir verstan
aber, das si den costen entsitzen ^). Nutzit des minder sind
wir mit einandern einhäll und zue rat worden, sollten wir also
mit der paner und einem semlichen erlichen volk herusge-
zogen sin und nit etwas witer understan und furnemen
sunder also ungeschält wider heim komen, das uns denn
semlichs unerlich were. Des willens sind ouch U. E. und
mitburger von Frihurg, Solotorn und ander, und unser pund-
gnossen von der statt Strasburg werdent sich von uns ouch
nit sundern; doch ist der herr von Ochsenstein mit des bi-
schofs Volk von Strasburg hinweg uf hut gezogen und vart
wider heim. Des achten wir nit vil; denn wir frommer
löten gnug bi uns band. Wir haben das sloß Nüwemburg*)
hut frö am tag berennen und beschowen lassen in meinung,
das mit hilf des allmechtigen understan ze erobern; denn
als uns gesagt wirt, so sind vil Lamparter, Bikart und ander
darinne, die dem land merklichen schaden thünd. Dester
grosser verlangen wir darzue band.
Wir sind ouch für Metsch und ander sloß*). die all
nit verr von einandern liggen, von einem an das ander ze
ruken und hoffend, die mit eren und der hilf gottes ze er-
obern. Was darus wirt, mögen wir noch [nit] wussen.
G. H. H. ! Uf gestern Sunnentag ist der herr von Fro^
bcrg ®), der noch nie gloubig werden noch sich zämen lasserm
wolt, in eigner person zue uns und andern einungsherrn
komen und han ich, Nidaus von Schamachtal, in namen
unser aller so wit und verr mit im geredt, das er statt und
sloss Froberg, das von unserm G. H. von Oesterrich mann —
lechen ist, gemeinen hern und stetten offen gemacht ha^
wider den herzogen von Burgunn und allermenklich nun«
und zuo ewigen ziten, und hat des darumb einen versigelte r«
brief mit sinem anhangenden insigel und gewonlichem hanci-
zeichen geben und darzue offenlich an die beigen geswori
dem allem nachzekomen und darwider niemer ewenk{i<
— 59 —
le thaond. Der brief ist nach aller notdurft durch üvvern
schriber zue handen gemeiner einungsherren gemacht. Doch
last man den hern von Froberg in eigener person bi sinem
leben still sitzen und nit zue kriegen wider den burgundschen
herzog, nachdem er dann ein alter man ist. Sin sone und
andere die sinen sollen aber nutz dester minder mit uns im
krieg sin und das beste thuen, davon wir ouch all erfrowet
sind, denn Froberg überein nüt zu gewönnen ist.
Wir haben uns hüt all gemeinlich versamnet die,
so vorhin herus waren, und mv mit inen, und den eid und
üwer Ordnung ") aber von nuwem uf gesworen und allerlei.
das darzue notdurftig was, lutern lassen, und nachdem
vor allen den üwern und einem ganzen gemeinen volk
die zwen, so zu Bumtrut von irs mishandels wegen ge-
legen sind, an ein offen recht stellen lassen, und haben
üwer zwen venner®) in namen U. G. zütz inen clagt und
nach dem rechten und irem verdienen des rechten begert.
Indem sind üwer pundgnossen von Strasburg, üwer mitburger
von Friburg^) und ander komen und gar treffenlich für si
gebetten, desglich all die üvvern von stellen und lendern
ouch getan band. Wir haben dem rechten wellen nachgan,
damit sich ander hernachmals ouch daran stiessen. Da sind
si mit einheller urteil vom leben zum lod bekennt, si mit
dem swert ze richten und dem henker zue bevelhen. Also
haben wir dennocht die gros bill. die offenlich am ring und
vormaln ouch von allen herrn und stellen für si beschechen
ist, aligesechen, und si bi dem leben beliben lassen, das
si angends wider heim keren und mit diser schmach und
straf, die dannochl schantlich gnueg gewesen ist, ledig sin
und daran gnueg haben ; doch sollen si den kosten, über
si gangen, abtragen. Das band si ouch in einem gewon-
lichen urfech gesworn, und wer nit als gros merklich bitt
über si beschechen, so hellen wir si nach sag der urteil
richten laussen, damit ander daran hellen gedacht. Und es
ist nach unserm bedunken wol angeleit gewesen ^°).
Wir understand uf hüt das sloß Blamoni mit andern
oiderzewerfen, ze undergraben, zerrilien, ze verbrennen und
- 60 —
ze erbrechen, dann jedermann darzue willig ^*). So ist ouch
das verflucht bätguet alles verkouft, und wie ir uns von
demselben brechen und sieifen geschriben und anders zutz
uns gesetzt hand, dem wellen wir ouch mit hilf des all-
mechtigen gottes erlich fromklich und mannlich nachgan
und mit Lotringen noch Champanien nit witer förnemen **).
Und was uns allweg begegnet und wir handien oder thuend.
des wellen wir üch zue allen ziten verkünden und uns darin
kein arbeit beduren lassen. Desglich wir von üch ouch be-
geren als unser allerliepsten herren, brudern und herzfründen.
Damit sien der himelschen kungin magt Marien und irem
kind unserm behalter bevolhen.
Datum, an Mentag vor Assumplionis Marie a** 75.
G. H. H. I Wir vernemen, das die Lamparter^ Saffoyer
und ander, so in Blamont gewesen, als die us unserm gleit
und über die Tub kommen sind, ettlich der üwern und ander
an si komen und haben si all in einem leger in einem
veld geslagen und umbracht, denn man si zue Clerva, zue
Nüwemburg noch an andern enden nit hat wellen inlassen *•*).
Wir wüssen aber noch kein eigenschaft darumb, wir wellen
uns aber gruntlich ervaren und üch, was uns begegnet,
verkünden.
(Coli. Girard Vll, 99—102. Gleichzeitige Kopie auch an Luzern,
vgl. Witte VI 11 243 A. 2.)
*) Führer des II. bernischen Auszuges vgl. Schilling I 2r>5, 261
u. oben Np. 21.
2) Am 12. August, s. Witte VllI 24:^ ff.
■') Vgl. auch Bernoulli, I 43 u. Schilling 1 2(^3. Die Dai-steL
lung Wittes weicht hier ab und wird von unsern Quellen nicht
sUitigt.
*) 4 Km. westlich von Blamont; doch scheint es nicht g«
nommen worden zu sein.
'') Fz. Maiche, 8 Km. südlich von St. Hippolyte in Burgun<
Die übrigen zahlt Tobler auf, s. Schilling. I 272 A. 1.
"*) Fz. Montjoie am rechten Ufer des Doubs nordöstl. von S
Hippolvte. Herr von Froborg war Didier de Thuilli^res, vgl. Kne
1 202 Ä. V. Rodt I 451.
*) Wahrscheinlich wogen der Beute, s. Witte 243.
*) Ludwig Brüi^lcr u. Hans Kutler.
■•') Vel. dazu oben Nr. 52 u. Rodt l 452.
•°) Vgl. dazu Knebel 11 280.
'') Vgl. Schillinij, I 2H2 u. Bernoulli a. a. O. 44.
") Vgl. Witte 2o0.
'') Vgl. Bernoulli S. 44.
— 61 -
59.
Hans von Stein, Peter Joren, Peter Ribenmann etc.
an Freiburg^.
[Oesch], Fi*eitag, 18. August 1475.
Kundschaft öher den Durchzug der Lamparter^) in
bernischem Aufrag: In Aelen liegen 120 Lampmier, 60 Sa-
voyer, auch der Herr von Thorens'^^) mit zwei Söhnen; Mu-
sterung heute oder morgen. Verabredung, mit den zur Ver-
fügung stehenden und noch zu laufenden Knechten aus
Nieder- und Obersimmental, Saanen uud Oesch diese Nacht
oder morgen früh die in Aelen anzugreifen. Bitte, um Mit-
teilung nach Bern ^).
(Miss. II, 29, abgeclr. b. Ochsenbein S. 36.)
•) Vgl. oben Nr. Tm.
') Vgl. Jazu V. Rodt, l 49^. Aelen war ein savoysches Lehen
des Herrn von Thorens.
») Vgl. Knebel II 2ö9.
60.
Freiburg an Bern.
Samstag, 2. September 1475.
Reklamation durch eine F'rei burger Botschaft bei den Räten des
Grafen von Romont in Morges wegen Besetzung von Cldes. Diese sei
durch den Gabernator der Waadt mit Einheimischen geschehen zum
Schutze der freiburgischen Landschaft. Man dürfe sich an Ort und
Stelle erkundigen. Der Herr von Lasarraz sei unschuldig an der Mord-
tat de.s Tschan Rodet, der weder heimlich noch öffentlich in La Sar-
raz aufgenommen worden sei. Von den Absichten des Bastard von Greierz
sei ihnen nichts bekannt: wenn er sicl^ nach Burgund begeben, sei
das ohne Wissen und Willen des Grafen von Greierz geschehen, mit
dem er wegen des Erbes zerfallen sei. Hoffnung, daß der Graf von
Genf die Anstände zwischen der Herzogin von Savoyen und dem Grafen
von Bresse schließen werde. Gerücht von einer Verständigung des
franz. Königs mit der Herzogin nach Verabschiedung der Burgunder
am Hofe.
Ir wüssent, wie wir dann unser treffen lieh bot-
schaft, nämlich unsern lieben und getruwen schullheissen ^)
zuo unsers gnedigen herrn von Bemont reten gen Morge diser
hienach begriffen Sachen halb^) geschickt, als wir üch nechst-
mals daz durch unser boten, so by üch gewesen sint, haben
lassen sagen, wie derselb rat fiirgewent und geredt hat von
— 62 —
des zuogs wegen, so zuo Clees gesetzt "). Derselbe uoser
Schultheiß hat uns widerbracht, das so im uf sin werben geant-
wurt worden ist, so wir üch hiemit uf üwer begerung zuo-
schriben, nämlich, daz*dhein Lamparter noch Burgonder da
sye, sonder habe der gubernator und suffent in der Wuaud
CZaes besetzen lassen mit heimischen landsessenusserSavoye^),
und sye das beschehen truwiichen und im allerbesten, die un-
Sern und die landschaft wider unser vigend damit in guot
huot zeversechen, und des zuo warhafter wisung syent die ret
content. Ob es öch und uns gefallt, darzeschicken, so wellent
sy die soldner zuo Ecleez all sampt und sunders so dick
und so vil gern besehen und erfragen lassen.
Und von dez herrn von Lassarra wegen antreffend die
Warnung, er dem morder genannt Tschan Rodet getan haben
sol, band die ret gesagt, daz derselb herr zuo inen geschickt
und sich vast entschuldiget sunder vermeint hat, daz sidher
und daz mort leider beschechen, so sye in ganz unwQssende,
daz der morder zuo Lassarra weder heimlich noch offenlich
ye gewandlet habe.
Item von des bastarden von Grieres^) wegen, als der
sich hinin gen liurgund gefugt haben sol etc., habent die
ret aber geredt, daz inen dezselben bastards fürnemen ganz
unwissend, und ob er sich anders dann geburlich erzouge,
sere leid sie. Si wissent ouch wol, daz solichs mit unsers
gnedigen herrn von Grryers^) wissen noch willen nit beschicht,
dann als denn dem bastard villicht verschidner Sachen halb
von unserm herrn von Gryers seligen an guot noch einicher-
lei hab nichtz verlangt, fer ouch für sin bastard nit gehalten
worden. So ist er nach des alten herrn hinscheiden von
dem hof ze Oryers mit Unwillen gescheiden und louft also
uf und ab siner schanz nach. Deshalben den herrn von
Gryers noch inen darumb dhein unglimpf zuogeraessen
werden sol.
Fürer ist unsern boten wider begegnet, wie dann unser
gnedige frow von Savoy und unser gnediger her von der
Pres umb ir stoß und mißhell uf den graven von Jenff
komen sint und ist man ganz in hoSnung, daz der graf sy
— 63 -
verrichten, damit unser gnedige fpow by dem regiment be-
liben wirt ').
Ouch sye unsern boten für war geredt, daz der kung
von Frankenrich schicke den bischofen von Valence zuo derge-
sandschaft(?) unser gnedigen frowen von Savoye, daz sy sich
mit dem kunig vereinbaren und setzen solle. Und dwil nu die
Burgunder ze guoter mass us dem hof gescheiden syent, so
getruwe man, daz darin etwas guots erfolge wirf). Das
alles wir ü. B. L. im besten verkünden etc.
Datum, 2° Septembris, anno ut supra.
(St.A. Freiburg Miss. 2, JJO.)
^) Petermann Paviilard. Jn den S. R. d. J. fehlen leider die
Botschaften zu Pferde.
*) Am 25. Juli waren Claude und Humbert Rudella im Namen
des Rates des Grafen von Romont, der Edlen und Städte in der
Waadt, vor dem Rate in Frei bürg erschienen und hatten vom Durch-
zuge des Bastard von Burgund mit Bedauern Anzeige gemacht und
auch wegen Orbe und Jougne sich bereit erklärt, ihre Pflicht zu tun.
Freiburger R. M, V 139.
') Vgl. von Rodt J 503 ff. und oben Nr. 5^3, 57, Schilling 1 286,
Entreprises 236 ff.
*) Kommandant von Les Clees war Pierre von Cossonay, Ka-
steiiao des Grafen von Romont.
') Anton von Greierz, Herr von Aigremont« Vuadens undVauruz.
•) Graf Franz I von Greierz, 7 Mai 1475.
') Vgl. die Schreiben de Hocheforts vom 5. und d'Appiano's
vom 10. Sept. bei Gingins 1 224, 228, ^0 und oben Nr. 50.
•) Vgl. die Schreiben von Simonetta v. 6. Sept. und Rochefort
vom 17. Sept. bei Gingins Döp. 1 226, 240. Vertrag von Soloeuvre vom
13. Sept. s. v. Rodt I 474, Mandrot 1 216.
61.
Freiburg an Bern.
Dienstag, 2. Oktober 1475.
Entgegen dem Wunsch der Berner, wegen der Schlösser die Teil-
genossen zu einem Tage nach Frei bürg auf 4. Oktober einzuladen,
^Ünscht Freiburg mit Rücksicht auf die Zeitläufte die Luzerner und
^loturner zu bitten, bei den Schlössern zu bleiben. Undiszipliniertes
"erhalten der Söldner zu Jougne.
Als denn der streng, vest herr Rudolf von Wippingen
"''tter, unser lieber, getruwer altschultheiß gestern by üch
gewesen ist, hat er uns widerbraclit, wie ir ime enipholhen
"abent, uns anzebringen, durch uwer wisheit angesehen sin
- 64 —
sich zuo underreden und ze rat werden, wie man sich nach
usgang dis manods der schlössen halh ') mit andern unsern
teilgenossen halten solle und deshalhen uf Donnstag nechst
kommend *) tag angesetzt in uwer statt ze sinde, den dingen
also nachzedenken. Daruf, G. L. M. bitten wir U. L. F. ze
vernemen, daz uns nit sere not bedunken wil, uf den ge-
melten tag ze schicken sunder üch sunst unser jetzigen mei-
nung schriftlich ze underri(;hten. Die ist also, daz in an-
sechung diser jetzigen unsteten und untruwen loufen man
daran sin solle, meren nutz und gunst damit inzeleggen
üwer und unser teiignossen von Lutzern und Soloturn fliß-
lich und trungenlich ze bitten und gutlich anzekeren by den
schlössen ze beliben und sich davon nit ze scheiden An ander
Weigerung U. lieben und bruderlichen fruntschaft hierin
bittende, dis unser fruntlich und getruw meinung zum
besten ufzenemen *).
Sodenn vernemen wir daz uwer, unser und ander soldner
zuo Jognye*) die huser daselbst abbrechent und damit fürent
und sunst sich mit andern dingen unwillig flissent und be-
wisent, als ir dann kurzlich, des wir hoffent, durch etlich
soldner, so darab zichent, witer vernemen werdent. —
Geben uf Zinstag nach Michael a" 75.
(St. A. Fbg. Miss. 11 3:2v.)
^) Grandson, Orbe, Jougrio, ferner die Verfügungen vom 23. Aug.
Eidg. Ab^ch. 11, Nr. m?. Vgl. oben Nr. 60.
*) 4. Oktober.
^) Selion am 2'2. Sept. hatte Freiburg beschlossen, durch eine
l)ernisciie Botschaft den Stand Luzern freundlich zu bitten, bei den
eroberten Schlössern Teilhaber zu bleiben, vgl. Freib. Miss. 2, S'i u.
Eidg. Absch. II ö(v\ g.
*) Vgl. Schilling I 273, 274, 2ö5, 2^.
62.
Claude d'Estavayer ') an den Grafen von Romont *).
Estacat/er, Sonntag 15. October 1475.
Eroberung von Murten und Wifllisburg und Vormarsch der
P'rciburgoi nach Peterlingen unter Führung von Rudolf von Wippingen
in Begleitung von Jakob F'elga und Petermann Faucigny. Ihre Ab-
sicht, nicht umzukehren, bis sie den Grafen gefunden haben. Er-
wartet das höchstens 2,500 Mann zälilende Heer- morgen. Bitte um
- 65 —
Belehnung mit den Gütern Rudolfs v. Wippingeii in und um Stäffiä.
Schimpfliche Uebergabe Murtens.
Mon tres redoubte seigneur! Tant humblemont, qne
je puis, me pecommande a votre bonne grace!. Je mo lien
asses segur que votre noble seignion'e est asses informee
du fait de Murat^) a laquelle plase savoir que lez Fribour-
geois ont aujourdhuy envoye Advenches qui leur ont fait
obeissance et serment et doivent comme se dit aujourduy
couchie a Payeme*), Et lez conduyt mess^ Rod. de Wippens
leup gpand capitaine, comme se dit acompaignie de Jacob
Felga et Petermann Foucignier ''). Et comme dit mess^
dorap. Jehan de Dissy il dient et ont dit que ne tourneront
jamaix jusques il voz ayent trouve. La ([uelle chose de-
sirent. Et comme dit ledit chapellain il ne sont pas plus
de 2500 et les attendons icy a demain pour tout le jour*).
Et lez pensons bien festier comme le cas requier et comme
en aves certiffication. A plaisie dieu! Vous suplianl mon
Ires redoubte sg»^ que les biens du dit mess^ Rod. de Wipens
estaDs et dehu Estavayer et alentour me vuellies donnei* a
Celle fin que ou temps advenir moy et les miens vous puissons
öiieux servip '). Et sachez que Mural et dez aulters sont estes
prisleplus faulcement et deshonestement que Ion pourpoitdire
comme plus amplement votre segniorie sera enfopmee quant
Päi'Pjdessa sepa. Laquelle chose je desire priant le tout puis-
sant qui voz acpoisse toujoup voz grans honeups et doint ppos-
P^rite longue. Escpipte Estavayer, le 15 joup d'octobpe 75.
Votpe tpcs humble subject et serviteup
Glaude d' Estavayer.
Ana mon tpes pedoubte sgp.
Le comte de Romont.
(St. A. Freibupg, Miss. 2, :)8v— .S9.)
(Copia cujusdam littere inveiite penes occison apud Staviacum).
') Ritter und Rat des Grafen von Romont, Hauptmann der
°«8aUung von Stäffis.
') Jakob von Savoyen, Herr der Waadt, biuyundischer (jciierai-
^löQtenant in den Niederlanden. Vgl. (iingins, Kpisodes l'^f) tf.
') Uebergabe der Stadt an Bern und Frei bürg, s. Fries S. 398,
Entreprises 239, Schilling 1 ^ÄK), v. Rodt 1 5->0.
5
— 66 —
*) Der Rat empfiehlt den Hauptleuten Schonung der Leute von
Peterlingen, die um Gnade gebeten hatten. Freiburg Miss. 36 und Sß''
vom 15. Oktober, und v. Rodt 1 o2S.
*) Faucigny war nicht dabei, vgl. Fries 398 Anm. 2.
*) Das Heer mochte, da Bern und Frei bürg mit dem Panner
ausrückten, auch ohne die später hinzugekommenen Orte weit starker
sein und mindestens das doppelte betragen.
') Vgl. dazu Schilling 1 293.
63.
Jakob Velga, Willi Techterman, Peter Pavillard, Hein-
rich Matter, Rudolf von Speichingen ') u. a. Hauptleute
von Freiburg und Bern im Feld an Bern und Freiburg.
Roniont, Donnerstag 19. Oktober 1475.
Allgemeiner Schrecken als Folgen der Eroberung [von Stäffis],
Uebergabe von Milden an Bern und Freiburg gegen Sicherung von
Leib und Gut, Freiheiten und Privilegien, Vorbehalt eigenen Genchts,
Schleifung der Befestigung, ferner unter gleichen Bedingungen auch
von Surpierre, Rue, Komont. Angebotene Unterwerfung der Stadt
Lausanne. Botschaft des Bischofs von Grenf.
Wir fugen U. G. in froiden ze wissen, nachdem und
dann der almechtig durch sin hilf uns die gnad getan hat,
daz wir die statt und schloß [Stäffis] mit ritterlichem stürm
erobert und ingenomen habent uch wo! wissent *) etc., also
hat sich begeben, daz durch die manliche tat der schräck
sere und vast in die andern stett nach daby umb gelegen
komen, sunder des ersten ein trelfenlich botschaft von
Milden zuo unser beider herren stetten houptlüt komen und
und ir begerung gewesen ist, sy mit lib und guot in iren
schirm zuo beider stetten banden ufzenemen^). Also nach
irem begeren und anfordern ist man ze rat worden, si uf-
zenemen in worten hernach volgende: Des ersten, daz si
by ir lib und guot, ouch by ir alter harkomenheit und friheit
beliben und beiden stetten dannenthin in alen Sachen ge-
horsam sin sollent, vorbehalten, daz si ein eigen gericht io
statt haben und darumb witer ir Sachen halb nit an geist-
liche noch weltliche gericht appellieren sollent und füre
ouch niemand von hin umb dheinerlei Sachen mit dem banna
ze besweren, wie denn daz in uwern landen syt und ouchr
- 67 —
gewonlich ist. Und darzuo ir stattporten odtM* imiren ab-
zetuonde, wenn daz beiden stettiMi zno willen ist, und ein
oSnung darin ze tuonde. Solliehs also ah^^M-edt und durch
sy war stet ze halten olfenlichen in der kilelien {j^esworn.
Also hat sich ein schloß erpeben genant Sorepierre ^):
daz mag man behalten oder brennen. Darnach so sint komen
die von Ruw^) und band desglich ouch begert si ufzenemen
in Worten als die von Milden, die uns ouch gesworn habend.
Darnach so sint komen die von Remont ") und band so-
liehs ouch begert, si ufzenemen in allen den Worten als ouch
die von Milden, Uf solich Werbung sint wir gen Remont
gerittön, die eide von inen uf morn früg von inen ze em-
pfachen. Und darnach so ist ouch zuo uns komen Feter Knuj
von Losen und hat begert durch einen credenzbrief der edlen
und bürgern von Losen mit sam|)t denen im tal ein sicher
geleit. zuo den houptlüten ze komen und mit inen ir an-
gelegen Sachen ze reden "'), Solichs haben wir* inen zuoge-
sagt, daz si an ein besunder ende komen sollen!, daz inen
denn bestimpt ist, und nit in daz here under das volk ze
riten. Waz aber ir begerung ist, können wir üch nit ge-
sagen noch ze wissen tuon. üis verkünden wir U. G. in
sneiler und ilender wise....
Geben zuo Remont in uwer* statt, uf Donnstag die 11.
^^Und nachmittag nach S. üallenlag, a" 75.
Item wir schicken üch einen biief, der uns gen Milden
•^^^Hien ist, dez bischofs von Yenf boten, die ouch begeren
"^it den houptlüten zu reden **). Denen haben wir- ouch an
^^2 ende tag angesetzt, da die von Losen hinkommen sollen.
(St. A. Freibui'g, Miss. '2, rVJ», Kopie.)
') Die ersten drei sind von Freibuiii. Die beiden let/ten von
^Pn. Paviiiard scheint erst später hinzu irekomnien zu sein, virl.
Pries liOH A. 2.
'} Vgl. Freiburger Ratsrnanual ö, ir.->v. Kijes 'A'XK Soliilling
i "^l ff. Entreprises 24(;. \ . Kodt I ')?«;.
') Fries 399. Entreprises 2.>{. SchilliniLr I MIO. A :;. v. Hudt I
'^. Die Uebergabe geschah demnach vor dem U». (»ktober.
*) Surpierre i. d. Waadt, vi:!. Kal^fiian. 1. c, Schill in.ir I -»llJ,
Knebel III 318, aber in Zelipi(.ri) ont-udlt.
') Rue Kt. Freibur^. vgl. Schillin.i: l ;ilO, oKl.
•) Roraont Kt. Freiburg vgl. H. M. a. a. O, Fries 100, Schii-
- 68 —
ling I 310. Entreprises 265, G. v. Englisberg wurde z. Kastellan ein-
gesetzt R. M. 5, 148.
') Vgl. Fries 400, Knebel II 307, Entreprises 264.
•) Vgl. Schilling I 312 ff., Knebel I 301, v. Rodt I 546.
64.
Freiburg an Bern.
Freitag, 27. Oktober 1475.
Bericht über die Eroberung des ganzen Waadtlandes, Vorhahen
der eidgen. Hauptleute, nach Genf zu ziehen. Ansicht der Freibopger,
daß der Zug nur gegen den Grafen von Romont gerichtet sei. Bitte,
von dem unberechtigten Ueberfaile Genfs abzumahnen.
Unser houptlüt und getruwen mitret, so jelz im feld
ligende sint '), hand uns in sneller ile verkunt, wie dez
grafen von lioymont land alles gewunnen sye in solicher
maß, daz er nuo nit ein scliuoch ertrichs habe -). Nuo sient
üwer und unsern lieben frund und getruwen Eydgnossen.
so yetz im feld by den üvvern und unsern ligende sint, in
willen, sich gen Jenjf 'iwo keren ^), deshalb sy mit den unsern
im veld geredt. Do haben inen die unsern geantwurt, inen sye
so wyt von uns nit bevolhen, und hand daruf die unsern
uns umb unsern willen darin ze wissen gebetten.
Daruf wir uf hüt ernstlich gesessen, und sint in disen
dingen unsäglich betrübt, denn in ansechung dez, so wir
öch gestern geschriben und gemelt hand. daz üwer und
unser jetziger zug wider unsern fürslen nit sin noch ge-
langen sunder wider den graven von BeymofU und sin an-
hang, der unser viend ist, sin solle 4). Derselb graf mit
harter straf an sin land und lüt swerlich gerürt und gestraft
worden ist. So wollte uns getruwiich bedunken uns jet2-
mal ze benügen, und daz ir und wir die gruntlich bedech-
tent , besunder daz wir uns mit vigenden ze wit und
ze verr nit belüdent, angesechen die geschrift, so üch und
uns von üch zuokomen, so di nüwe mer inhaltende, die eben
merklich ze bedenken sint. So ist Jenff diser vienlschaft
nit begrillen, hat sich auch diser zyt solicher maß nit ge-
sielt, damit man gruntlich ursach hab, es ze flberfalleo *).
— 69 —
Uarumb, G. L. B. dwil wir achten, daz unser 6r die
üwep und die uwer die unser sye, so ist unser ganze bitt
an U. B. L., daz ir unser ere darin so Iruwiich wellent be-
denken, als wir des ungezwiflet zuo üch vertruwende sint
und uns unser eren halb als üwer fruntlich getruwen brüder
fleh wellent lassen empfolhen sin und den üwern und andern
üwern Eydgnossen in daz veld so ernstlieh, als daz yemer
möglich wesen möge, [schriben] daz si sich dez überfallens an
Jenf mi vermessent, und üch hierin bewisent, als wir üch des
und und aller eren genzlich versechent. Das begerent und
wellent wir sunder zwifles umb üwer liebe und die üwern alzit
rait ganzem bereitem willen verdienen und begeren dez uwer
anlwurt. Uf Fritag vor Symon und Judae anno 75.
(St. A. Freiburg. Miss. 2, 41v.)
') Vgl. oben Nr. 63 und Fries 398 Anin. 1.
*) Außer dem Schreiben oben Nr. 6S ist uns kein anderes er-
halten. Vgl. das Schreiben der Hauptleute vom 18. bei Knebel II 306.
•) Vgl. Entreprises 2i\2, Schilling I 3r^, v. Hodt I 547.
*) Vgl. die Abtrage Freiburgs an Savoven bei Büchi, Freiburgs
ßfuch mit Savoyen. Freiburg 1897 S. 24f).
*) Gleiche Vorstellung erließ der Rat von Freiburg am 27, Okt.
JP die Hauptleute im Felde ergehen; man solle vielmehr mit allen
I^räften dem heranrückenden Herzoge entgegenziehen. Miss. 2, 42^.
65.
Freiburg an Bern.
Donnerstag, 23. Nov. 1475.
Einwilligung des Bischofs von Genf in einen Waffenstillstand
^U den Wallisern, den diese jedoch nicht beobachten. Bitte, dem
öischof hierin zu helfen. Vorschlag, gemeinsam in dieser Angelegen-
^^^^ zu intervenieren.
Der bischof von Jenf hat uns geschriben, wie dann
^^üschent im und den Wallisern ein bestand beredt worden
^yc') und über das er üch und uns zuo eren und uf das.
^ö ir und wir ime durch den president von Piemont ^) haben
'3ssen sagen, daz er von dein krieg stan solle, gewilliget
babe. So understand sich die Wallisern, daz hus Savoye
^■^d in furo zuo schedigen. Und sider die Walliser daby nit
*^6'iben wellent, so bittet der genanle bischof, ime darin
— 70 -
beholfen ze sinde^). Wann wir nuo vernemen, daz er uch
desglichen ouch gesell riben habe, so bitten wir U. B. Fr.
mit ganzem truwem fliß. die ding gnuogsam mit üwer wisera
ernst ze wegen und ze bedenken, und damit üeh und uns
lassen mit üwern und unsern trelfenliohen botschaften zuo
den irrungen umb friden und ruowen werben und stellen,
und so ö sölichs beschicht. je besser und nulzlicher es uch
und uns erschiessen wurd *). Und ir wellent üch harin so
fürdrig und gutwillig bewisen, als wir uch des sunder
zwifels wol getruwen. Das begeren wir umb üch mit ge-
neigtem willen ze gedienen und begeren des uwer gutlich
verschriben antwurt by dem boten. — Geben uf Sant Clemens-
tag, a° 75.
(St. A. Freiburg, Miss. 2, 46.)
') Nach der Niederlage vom 13. Nov., vgl. dazu v. Rodt I 568,
Witte X •>:iS. E. A. II 569 c. und Nr. m unten.
^) Aiitüine de Champion.
^) V^[. Schilling I :331.
*) Vgl. V. Rodt a. a. O. u. Schilling I 833 A.
()6.
Freiburg an den Bischof von Genf.
Donneijstag, 2^-\. Nov. 14^5.
Al>-;emlnii.i^ einei' Botschaft, um zu vermitteln. Ritte um Ge-
loite für liie^elbo und um Unterlassung jeglicher Neuerung.
:\v()ns riMMi et entendu voz iettres lesquel.x par ie pre-
sent porleur noz aves tranzmisez *). Sur quoy voz plaise
savoir (|ue devant la receue de vos dites iettres estions de-
lib(M'(»s (lenvoyer notre embessade et iaquelie est desja sur
cliemin |)ünr suy transporter par de la -) par moyen que
ensi comine |)aravanl voz avons eseript pour ung saufeonduyt
eisdit noz ambassadeurs, ie vuellies faire et donner ensi
quel est notoii-e veu les occurrans et dameges que y peuvent
estre. Et quant plus tost ledit saufconduyt sadressera
eisdit ambassadours et plus tost lesdit ambassadours sapro-
ctiecont pai' devers voz. Ks(|uelx noz ambassadeurs avons
roniniis laborer a la sedation dez dilferans estant de par
— 71 -
de la suplians votre grace, que entredex ne vuelliespermettere
pap voz gens eslre fait aulconnes innocions, per lesquelx
la chose pehiist empirer. Le tout puissant voz doint acom-
plissemeiU de voz bons et nobles desirs. — Escript le jour de
feste S. Clement, lan 1475.
(St. A. Frei bürg, Miss. 2, 47v.)
») Vgl. oben Nr. 65.
*) Vgl. Schilling 1 33:3 Anm.
67.
Freiburg an Bern.
Donnerstag, '^H. Nov. 1475.
Greplanter Einfall in die Landschaft des Bischofs von Genf.
Sammlung in Yverdon. Absen<iiing einer Luzerner Botschaft ins Wallis
zur Beilegung der Unruhen zwischen dem Bischof von Genf und den
Wallisern. Unterstützung dieser Bemühungen durch eine bernisch-
freiburgische Botschaft. Bitte, den Ihrigen strikten Befehl zu geben,
von dem geplanten Vorhaben gegen den Bischof abzustehen.
Als sich dann etlich ^^esellen von Eydgnoßen vermes-
sen band, wider des biscbofs von Jenff landen ziio keren,
und wir vernemen, daz sy yetz zuo ^^uotermalkin gen Yferdtn
komen und sich doselbst versamlen sollen, da gelieben wir
üch ze wüssen, daz U. L. K. von Lntzern '\v trelfenlich bot-
.schaft gen Wallis gefertiget band, die irrungen zwüschent
dem genannten bischof und den lantlüten von Wallis zuo
befriden '). Und als wir vernemen , so ist jetz durch die
selben botschaft von Lutzern in disen nechst vergangen
tagen vil der irrungen zuo ruow gestelt und abgered. So
habent wir von beiden sletten fürgenomen, unser trelfenlich
bolschaft aldar zuo vertigen mit bevelh. die gemelten ir-
rungen helfen zuo befridung und ruow(Mi ze bringen '-). Das
wir üch nuo verkünden.
In den fuogen solte in solicher anhangender Werbung
neisswas schedlichs oder unfnglichs durch die gemelten
gesellen wider den bischofen von Jenf oder die sinen in
sinen landen uud besunder zuo Romawostier'^), da denn die
gemelten gesellen, als wir vernemen, hinkeien wellent, für-
— 72 —
genomen und gehandlet werden, mogent ip bedenken, was
uns allen damit und besunder unsern lieben getruwen Eyd-
gnossen von Lutzern, so ir botschaft darunter ze sunen
und gutlich ze werben gefertiget band, unerlicher under-
red zuogemessen werden mochte. Zwiflen och nit, den ü. L. E.
von Lutzern Unwillen daran gewunen wurdent. Harurab in
bedenken diser dingen und ouch. daz wir unser treffenlich
botschaft aldar ze vertigen geordnet haben, so bevelhen wir
üch, und ist och unser bittlich und hoch vermanen an tich,
daz ir mit den gemelten gesellen, so jetz ze Yferden ver-
samlet sint oder noch dar konien werdent, so nach redent
und verschaftent, so lieb inen sye, iro herren und unser
aller eren zuo bewaren. Und den unsern gebieten wir by iren
eiden so ernstlich und vesteclich, als wir denn daz gebieten
und empfelen können oder mögen, daz sy fürbaß wider den
genanten bischofen noch die sinen dheinerlei fürnemen under-
standent und sich darin bewisent nach unserm wolgefallen.
Das stat uns umb üch und inen zuo der billicheit mit willen
zuo beschulden und zuo erkennen.
Datum, snell uf Sant Clemenstag, a" 75.
(Miss. 2, 46v, St. A. Fi-eiburg.)
') Vgl. Knebel II 828.
«) Vgl. oben Nr. 66,
*) Am 24 beriet der Rat von Freiburg, wie man sich vorsehen
wolle mit Rücksicht auf Romainmötier u. am 30. Nov. heißt es be-
reits, daß die Freischaaren überall Schaden anrichten und Romain-
mötier geplündert haben. Freiburger R. M. 5, 158 u. 160^'.
08.
Bern an Luzern ^).
Freitag, 24. Nov. 1475.
Gemeinsamer Vorschlag von Bern und Frei bürg, daß Luzern
nochmals schriftlich oder noch besser durch eine Botschaft die Walliser
zur Beobachtung des Waffenstillstandes anhalte bis zur Ankunft
einer Abordnung von Bern und Freiburg. Antwort an den Bischof
von Genf.
Üwer schriben uns by disem üwerra loufer getan, haben
wir empfangen und uns nach üwerm beveihnuss mit üwern
- 73 -
lieben mitbruder von Friburg underredt, daruf wider ze
beider syt des eins worden sint uf uwer Verbesserung, daz,
wiewol ir gen Wallis zelest umb ein anslell und hinderzug
geschriben band *), so wil uns doch bedunken, daz ir aber-
mals trefTenlich und ernstlich dar schribent und so 6 so
besser, oder aber einen ralzboten dar schickent mit bevelh
eins ernstlichen werbens, daz sich die Walliser enthieltent
bis uf die zyt, daz üvver und unser von beiden stetten tre-
ffenlich boten, so jetz uf den weg gefertiget sint, da.i
kernen werent. Uns wil ouch bedunken als vor, daz der
ralzbot villicht ersprießlicher were, und witer uf red, so
sich begeben, werben mochte, das w\v alles zuo uwer wis-
beit hinsetzen.
Unser boten sint ouch gestern brief geantwurt worden, die
wir uch hierin verschlossen senden, daruf wir in beider stetten
Hern und Friburg namen demselben bischof geantwurt haben,
wie dann wir von dem uns sölich brief geantwurt^), in willen
gewesen syent^ unser trclfenlich boten enethalb ze fertigen,
die irrungen helfen ze stillen mit den gedingen, daz den
boten sicher geleit zuegeschick werde, und so ö daz ge-
schiht, je bälder die hotten darnahe ryten. Und in damit
gebeten und ernstlich angekert, daz er nit gestatten solle,
durch sin lüt dheinerley nuwerung, so die irrungen ergern
mochtent, fürzenemen. Das alles wir U. Br. L. verkundent,
dann wie wir uch fruntlichen willen bewisen kondent, werent
wir allzit bereit. — Datum uf Sant Katherinen aubend, in
der sibenden stund vormittag, a*^ 75.
(St. A. Frei bürg, Missiven, 2, 48.)
') Adressat scheint Luzern zu sein, das neben Bern u. Freiburg
im Wallis intervenierte, s. Nr. 07.
*) Vgl. oben Nr. (17.
») Vgl. oben Nr. m.
— 74 —
69.
Instruction *) für Anton von Illens, Vog^t von Lausanne
oder für Humbert Cerjat, Herr von Combremont *).
Freitag, 24. Noveuiber 1475.
1. Nach Freiburg zu gehen und dort zu berichten, was ihr Ge-
sandiedei' Herzogin wegen der Waliiser vorgebracht habe; sie sei mit
Beschickung eines Tages gemäss der Form ihrer Bünde einverstanden.
2. Sie sei mit einem Waffenstillstand des Bischofs von Genf gegen-
über den Wallisern einverstanden. 8. Wieder)iolung der gleichen Auf-
träge auch in Bern; ferner sie sei geneigt, an einer Tagung zwischen
Bischof und Walliscrn sich vertreten zu lassen. 4. In Bern und Frei-
burg die Rückgabe der Waadt zu fordern und, wenn darüber noch keine
Tagung stattgefunden, bei Frei bürg und durch dieses bei Bern auf
schleunige Ansetzung einer solchen zu dringen. Geltendmachung der
darauf bezüglichen Rechtstitel und Garantien für den Fall der Rück-
gabe. 5. Bereitwilligkeit der Herzogin, zwischen den Eidgenossen und
Burgund zu vermitteln. H. Bitte um Verschiebung des Zahlungster-
mins für die Genfer vom Ende dieses Monats bis Dreikönigen event,
gegen Verzugszinsen.
Premierement ira a Frihourg et narrera comme ma
dile Damme avoir ouy sez arabassadeurs, lesquel.x ly ont
rapourte ladvis de reuLx de Berne et pareillement de ceulx
de Frihourg touctiant le dilferenl de Valeys. A este eontente,
ensvvvanl leui* bon advis (|iie journee se puerguye airnable
pour entendie et cognoislre deisdil dilferans scelun la forme
dez eonfederations eslans entre la maison de Savoye, si eeiilx
de Berne dune pari el les evesque et paisans de Valeys de
laultre ").
Item (lira (|ue ensumaiU ladvis que dessera inande
ma dite Damme a mons^^^ leves(|ue de Geneve et au.x aullres
eslans per della en armes. (|iiilz se doi^enl retirer el garder
de faire olTenre eonlre lesdil V^ileysatift. PounjUi^y lez peiera
(|iielz viieillienl lenir moveii ipie pareilliement de laultre
carlier sot*llon ledit advis aulronemenl novite ne se fait affin
(lue ma dite Damme soubs umbre de bonne fov si ensvv-
vanl bntr conseil ne fusl deeehue.
Item de la senira a Berm, dira et priera eorame des-
sus. item en oiiltres leur avoir expose coranie dessus.
leur dira <|ut»l/. preiirnent journee, silz vueillient prendre I;»
- 75 —
Charge poup lesdit evesque et pais de Valey^ ou aultrement
en facent advisep ma dite Damme de la journee quant tomps
Sera, se poup lops ne la peuvent pendre et cependant doige
estpe tente sopceane de guerre düng c.onse et daullpe.
Item ennoltres tant a Frihourg comme a Berne justera
en la melliour fopme (|ue faire le saura a avoir la response
de la pestiUition du pais de Vuaud per les ambassadeiirs quel
dessus desja desmandee *). Kt se per adventure la journee
navüit eneorez este entre eulx t(»nue ne deliberalion prinse
de respondre, justera princnpalment vers ceulx de Frihourg
et per leur conseil encores vers ceulx de Berne, qiie le plus
brief quelz pouppont journee se liegnio et i-esponse ly soit
feite, afin que madite Damme sache mieulx comme pourveoir
el besogniep en ceste matiere pour lindempnite delle et de
^or\ dit seigneup le duc son (iL
Item leup poupra pemonstrer comme le dit pays de Vuaud
^Ppartient amonsgr. le duc son fil tant per souverainte comme
l*Gr* condicions opposeez au partaige de monsgr. de iZomon^ '^)
^^n^me per aultre cas qui pourroit sorvenir et pai-eilliement
^ noa dite Damme comme tulieris et administreris de mon
* *^ seigneup son (11 comme? aussi a cause de son douaire. ainsi
'^^ desja plus largemciil per lesdit ambassadeiirs leui- a
^^^€3 remonstpe et bien le sevcnl.
Item que remm(?ttant le pais comme dessus ser(Mt as-
^^^irez que mal ne domaige wv. Icnr vicndra du carlier nc
*^^*i* sus le dit pais de Vuaud.
Item pemonstrera auxi comme a leur seclb^ dcz places
^^ turne ilz bien sevent. (.es(|U(»llcz (|uant aullre ny aurijil
^ pourroent dire au contraire de rcstitucr, pourcpioy Icz
^;^^*iepa de tant comme dessjis. (lein leur dira comme madite
^^^^mme est toujours du voloii' (|uaulti-ef(Ms per sez ambas-
^deurs leur a fait remousticM*. de semphivei* a la nacifu'ation
^^ monsgr. de Bourgoignie^) et deulx et s(»nlira si bnir siMuble
H^e en quelque faczon eile sen doige entremellrc» et la ma--
^niere comme et de ce (luellc^ siMjtira i^l toul le demeurant
^'^tjndra relFerir on reslei'a bien a (dein a madile hannne.
— Te-
llern leur dira comme ma dite Damme a entendu ou
payement quest a faire per ceulx de Genhve a la fin de ce
moys. et ly a este expose per eulx la difliculle du payement,
car lez marchans de Geneve qui doivent faire ce payement
pour la plus pari ont leurs debiteurs, dont ilz nont peu avoir
satisfaction causans les occurrans '). Pourquoy lez priera de
la part de ma dite Damme quel vuellient donner terme de
ce payement jusques a la foire de PApparition. Et se par
avanture ilz feissent difficulte de ce terme, au moins le vu-
ellient donner prcnnant(?) interest de ceulx de Genive pour
la dite somme jusques au dit terme. Yolant
Expediees du commandement de madite tres redoubte
Damme le 24 jour de Novembre 1475. Fortonern,
(St. A. Freiburg, Miss. 2, 50^.)
*) Citiei't von v. Rodt I 569. Diese war im Auftrage der Her-
zogin von Savoyeri in Bern und Frei bürg vorzutragen.
') Antoine d'IIleny, vgl oben S.44Hurabert Ceryat, Vogt in der
Waadt 1473—74.
') Vgl. oben Nr. 67, ^,
*) D. h. der im Oktober gemachten Eroberungen, vgl. oben Nr.
64. und v. Rodt I 556.
') Vgl. Gingins, Episodes 127 ff.
*) Vgl. oben Nr. 42, 43.
') Vgl.* Schilling 1 313.* E. A. II 569 g, v. Rodt I 546 ff. u. oben
Nr. 63.
70.
Bern an Freiburg.
Samstag, 13. Januar 1476.
F'reiburgs Bericht über die Not der Besatzung von Yverdon.
Bern wünschte, dass Freiburg seine Leute noch zurückhält, um An-
griffe zu verhindern. Anordnuug des Auszugs des Berner Banners auf
14. über Murten, Peterlingen. Glockensturm zum Aufgebot der Mann-
schaft im Lande und Mahnung an Luzern und Solothurn zur Ret-
tung des Zusatzes. Beförderlicher Auszug in der Frühe.
Als \v uns die not der uwern und unsern zuo Yferden
[gemeldet] ') und dabi durch unsern grosweibel verstanden,
das ir die fiwern, als ir uns durch üwer Schriften ^) gelütert,
nit abgevertiget haben us ursach unser schribens, darin wir
— 77 —
berören die üwern ufzuohalten. Getruwen brüder! ünsßr
grund ist gewesen, die üwern der usloöfen und angriffen
zuo verheben und nit die üwern und unsern zuo verlassen mit
zu besterken; dann uns das ganz not bedücht hat, als wir
uch luter haben zuge[schriben]. Aber wie dem allem, so ist
das in keinen weg zuo bessren, dann das ir und wir gestraks
mit Ordnung zuoziechen und ir Hb und leben helfen retten,
das wir ouch mit gots hilf tuon un morn in dem namen der
säligen geburt Cristi mit unserm offnen paner von statt
rucken und den nächsten gen Murten und Bätterlingen
ziechen wellen und das mit fürdrung zuo tuond. So haben
wir in allen unsern landen einen glockensturm ange-
sechen, damit ir und wir des sterker und mächtiger syen,
^k wol not ist, und nit dester minder gon Lutzern und Solch
ttim ylends geschriben ^) mit ganzer macht zuo entschütlung
ztiozeziechen ; dann wir wellen zuo rettung der üwern und
Und unsern unser lib, ere und guot trostlich und mit manns-
'Jiuot setzen und bis nach dem tod verr von üch nit scheiden.
t>£iran mag kein not so gros sin, die das wende. Wir wellen
Oll oh frü vor tag abstatt ziechen und uns nach notdurft
fQi-^ern^). — Geben Sampstag Hilaiii, der fünften stund
*^sioh mittentag, a** 76.
(Coli. Girard VII laS, Original defekt, Siegel abgefallen.)
Entre-
t^t^i
») Vgl. Fries 401; Schilling l ;i4'>. Knebel II aT) A. 2.
272. V. Rodt I 578 ff. Gingins Episodes 218 ff.
') Vom 13. Februar, im Auszug bei Knebel.
') Das Schreiben bei Schilling I ;348.
*) Bestätigt durch Fries und Schilling I 849.
71.
**^uptleute etc. von Bern, Freiburg, Luzern, Solothurn
an Markgraf Rudolf von Hochberg ').
[Yccrdoii]. Donnerstag, 24. Januar 1476.
Danken für das Anerbieten des Markgrafen, sieh l:>eim Herzog
^'pn Burgund für einen Waffenstillstand zu verwenden. Bitte, sieh in
^Je^er Angelegenheit an Bern oder Frei bürg zu wenden.
Wir haben üwer schrihen, darin ir begeren üch zuo
- 78 —
underrichten, ob ir fürer gein dem herzogen von Burgunn
umb ein bestand nach inhalt des abscheids zuo Basel -)
werben, oder wie ir uch darin halten sollend, verstanden und
danken der und ander guten U. ü. vast trüntlich mit beger,
seralichs umb uch mögen verdienen. Und nach dem dann
vorhin dis ding vor U. E. von Bern oder andern gehandelt
worden sind, so mag U. G. die Sachen zuo Bern und Friburg
werben und anbringen, so zwifeln wir nit, üch werd nach
U. G. gevallen antwurt, daby wirs ouch lassen beliben. Dann
U. G.. zuo uns ze kommen, bedunkt uns unverfenklich. nach-
dem dann das die zit nit uf im hat. — Datum an Donnstag
nach Antonii, a" 76.
(Coli. Girard VII 103, gleichzeitige Kopie.)
*) Vgl. oben Nr. 48. Der Markgraf stand mit Bern in Burg-
recht, war aber dem Herzog von Burgund lehenspllichtig.
«) Vom 10. Januar, vgl. Knebel 11 3SS. Schilling 1 337. v. Rodt
1 589 ff.
72.
Bern an Freiburg.
Samstag, 9. Febr. 1476.
Notwendigkeit, die Besatzung von Yverdon mit Blei, Pulver,
Büchsen, Pfeilen u. a. zu versorgen. Bitte, durch den Freiburger
Hauptmann zu Montenach ein Aufsehen zu haben und wenn not-
wendig ihnen Beistand zu leisten und dem Hauptmann zu Yverdon zu
befehlen, keine Lebensmittel ausführen zu lassen.
Nach ^estalt der löufi), so ist not, das die üwern und
unsern zuo Yferden mit allerlei gezüg zuo der wer gehörende,
das dann bisher beschechen ist. besorgt werden zue für-
komen schmach, schand und schaden, die inen und uns be-
gegnen mochten. Und horumb so ist an U. Br. Fr. unser gar
ernslig beger mit geflissner bitt, ir wellend von stund an
notdurft besorgnis an ply, bulver, büchsen, pfilen und ander
dahin vertigen, des^L^lichen wir ouch ane Verzug thuen wellen,
ouch üwein houptmann zue Montenach-) ernstlich in beveihe
geben, in disen gegenwurtigen löufen rait sanapt denen, so
er vermag, ein getruw ufsächen zuo Yferden ze habend
- 79 -
mit tpostlichein bistarid, ob das not wurd; dcsglich üwerm
hopttnann zue Yferden'^), was an win, körn und ander not-
durftigtM* habe zue Yf erden sie, dasselb da zue behalten
und des ganz nütz von dannen zc lassen, als \v mit uwer
wisheit selbs wüssen zue ermessen, vast notdürftig sin..
Datum, an Sampstag nach Purificationis Marie, a** 7G.
(Coli. Girard VII 107, Orig. Siegel abgefallen.)
') Damals war Herzog Karl bereits in Jougne angelangt, vgl.
Knebel 11 ^43 A. 1.
') Jean Mestral, seit "28. Nov. 147j. Vgl. Freiburger R. M. 5,
1<>0. V. Rodt I 524.
') Nach V. Rodt I 578 wäre Hans Müller, ein Rerner, dort
Kommandant gewesen. Das Kommando über die Freiburger im dor-
tigen Zusatz wurde aber vom Rate an Nicod Cornu übergeben am 20.
Januar: ((Est advise in consiiio deslire 400 compaignons pour la
guerra et que Ion leur donnoit ung capitain par devant lez CC. Est
ordonne Nicod Cornu capitain pourestrea Yverdon». Freiburger R. M.
5, leyv.
73.
Bern an Freiburg,
Sonntag, 11. Februar 1476.
Mißvergnügen Berns über Rückberufung des Zusatzes von Peter-
lingen durch den Zusatz in Murten. Absendung eines Ratsherrn
Diit etlichen Büchsenschützen gegen Peterlingen mit dem Befehl an
die Besatzung von Murten, Peterlingen zu behaupten. Bitte an Frei-
burg, den Seinigen, besonders den Bogenschützen, gleiche Weisung
zu geben.
Es ist jetz zuo uns komen Peter Bomgarter unser rat,
vogt zuo Betterlingen *), und hat uns zuo erkennen geben,
wie denn die uwern und unsern von Murten die iren, so si
gon Betterlingen geschickt, wider abzuerüfen understanden *).
So haben uns ouch die von Murten sölii;h meinung selbs
zuegeschriben, [die] uns ganz nit gevellig, angesechen das,
so Och und uns an disen dingen gelegen ist. und besunder,
das not wirt an etlichen ortiMi mannlichen widerstand ze
thuend, verrer inväl zue verkumen. Und haben also daruf
von unserrn rat einen geoi'dnet, angends mit ettlichen bü(;hsen-
schützen gon Murten zut^ keren und dann fiirrer mit den
unsern, so jetz daselbs und uf dem zug sind ••), fürer bis
— 80 —
gon Betterlingen zue ziechen und die von Murten daran ze
wisen, die iren, ob si dannen weren. wider zuo vertigen
und denselben zuo sagen, nachdem si etwas epschrocken
sind, sich wol getrost zue enthalten; dann ir und wir si
nit wellen lassen, mit mer worten, die darzue dienen. Ha-
rumb wir U. Br. L. gar früntlich bitten, die üwern und be-
sunder ouch büchsenschutzen nit zc verhalten, und ob üch
jemand understünd abzuewenden, sölichs nit geschechen zue
lassen *). So vertruwen wir uf den uszug, so ir und wir
mit einandern furgenomen haben, die und ander sach
werden zuo besserer Ordnung, die ouch wol not ist, körnen.
— Datum, Sunnentag vor Valentini, der 11. stund in der
nacht, a° 76.
(Coli. Girard VII 109, Orig. Siegel abgefallen.)
') Vgl. V. Rodt 1 ü24t, Kommandant der Besatzung daselbst war
dagegen Job. Lari von Frei bürg.
*) Am 9. Febr. hatte Frei bürg Bern aufgefordert, Leuto nach
Peterlingen zu senden. M. R. 5, 178.
*) Am 10. Febr. wurden Stadt und Landschaft Bern aufge-
boten, vgl. Schilling I 856 A. 2, Knebel II tU4.
*) Die Freibuiger boten am 11. Febr. ihre Mannschaft auf, vgl.
Fries 402 A. 4.
74.
Bern an Freiburg,
Dienstag, 13.. Februar 1470.
Empfang der Schreiben von Freiburg und Peterlingen. Miß-
fallen über den Abzug der Städte u. das Ausbleiben der abkomman-
dierten Berner. Absendung eines Bevollmächtigten nach Murten mit
dem Befehl, von den dort lagernden und heute noch eintreffenden 600
Mann 400 nach Peterlingen zu legen und an ihre Stelle Donnerstags
Leute aus Thun, Niedersim mental und Emmental in Murten einrücken
zu lassen. Eintreffen der übrigen Berner Freitags. Benachrichtigung
des Zusatzes in Yfferten durch einen Boten mit Hilfe des Mark-
grafen.
Wir haben verstanden uwer Schriften mit sampt den
briefen, so von Betterlingen sind komen^) und missvallt uns
vast der abzug der stattlüten und noch mer, das die unsern,
die wir anders bescheiden haben, noch hinin nit sind komen*).
Aber nit dester minder so haben wir angends ein unsers
rats gon Murten geordnet und dem bevolhen, von den unsern,
— BI-
SO daseibs ligen, der.... uf sechs hundert jetz dazuo sind
undhinacht darzuo komen, bevolhen und geordnet sind, was
[deren aber über] zweihundert sye, angends gon Bätterlingen
MO fördern und dann fürer den von Murten [zu trostj die
unsern von TAun, Nidersibental und Aemmental beschriben,
morn zue nacht hie zue sind und Donnstag fru gon Murten
luo ziechen. So werden ouch wir uf Fritag mit macht ouch
dahin keren, also das wir getruwen, si sollen wol versorgt
siD und werden. Es ist ouch vast not. Aber der üwern
[und unsern] zuo Yferden^) halb schicken wir angends einen
boten zuo inen und schriben in aber üwern und [unsern]
willen. Aber damit solichs des bas mag beschechen, so be-
geren wir an unsern [gnädigen herren] den marggrafen *),
den boten zuo inen zuo dem sicherlichesten zuo furdern in-
halt unser [missif], die wir im schriben. — Datum, Zins-
tag vor Valentini, in der vierden stund nach dem Mittentag, 76.
(Coli. Girard VU 111, Original, beschädigt, Siegel abgefallen.)
') Vgl. oben Nr. 78.
') Ueber den Aufmarsch der Berner vgl. Schilling I T)<j A. 2.
*) Dort lagen seit 5. Nov. je *^ Mann aus Bern, Frei bürg, So-
lothurn und Luzern, unter dem Kommando des Freiburgers Heinr.
Wicht. Schilling I Ml A.
*) Rudolf von Hochberg, Graf von Neuen bürg, s. ol^en Nr. 71.
75.
Bern an Freiburg.
Dienstag, Vi. Februar 1470.
Nachricht von einem Einfall fie^ien Greierz. Aufforderung an
^^Oberüim mentaler, mit denen von Saanen den Gn^ierzern l>eholf<Mi
*?8ein. Mahnung an Frei bürg, bei «meinem Unternohmen nicht vor-
J.% und auf der Hut zu sein. Nachricht \on der B<da>:«MMiiiL' P«;tcr
'ligeiii und vom Eintreffen de< Ht^r/niz^. Au^sendurii: von Kund-
schaftern und Verstärkung (Um Bo^at/uriL' V(»ii Muit<Mi. Auffnnhjrurig
'^ro Angriff an den Bischof von Wallis. Mahnung an Luzern
'^ni Zuzug. Bitte um nähere AiiLrabc iiber einen f«Mnflli«ln?n Angriff
W^n die Frei burger.
Wir haben üwer schiihen des invals hall) <I(M' von
^^»*) wol verstanden, und ist uf liiil uns von den unsiMTi
von Ohersibental derglich rneinun;; ^^clangt. heii hah(Mi wir
r,
— 82 —
ernstlich bevolhen, mit den iren, so über die zal des uszugs
daheim beliben, zuo denen von Sanen zuo rettung der von
Gryers mannlich zuo ziechen und hoffen v^ol, das beschäch.
Und als wir an üv^ern schriben verstau, das ir etwas
understan an die band zuo nemen mit abbruch ze tbuond,
begeren wir an U. B. L. gar mit geflissnem ernst, gewarsam-
lich zuo handeln und nit zue schnell zue sind. Das mag Qch
und uns allen gar wol erschiessen *).
Uns ist ouch hut von den von Murten angelangt, das
Betterlingen belogert sie mit 60000 mannen, daruf wir der
zai halb nit vil halten '). Wir haben aber usgeschickt,
die ding gruntlich zue erkennen, und besunder ouch die von
Murten vast gesterkt mit einer gueten zaI löten, die hinacht
dahin komen sollen^); dann uns ist uf hut aber gewQss
verkündet, der herzog sie in eigner person herüber. Und
nütz des minder, so haben wir dem bischof von Wallis und
der landschaft geschriben, angends zuo den Sachen mit lip
und guot zuo grifen, desglich U. E, von Luizem, jetz zum
vierden mal ouch schriben lassen, sich selbs und ander U. E,
so vast das ieraer sin mag, ze fürdern ^), Und was uns denn
von den und andern begegnet, wellen wir U. B. L. tag und
nacht verkünden.
Dabi hat uns ouch angelangt, wie ein gezöck mit üch
fürgenoraen *) ; was daran sie und wie das fürgenomen
oder beschechen, begeren wir mit anderm, ob üch ützit be-
gegnen wurd, von U. L. zuo vernemen. So wellen ouch wir
U. B. L. bis in den tod nit verlassen sonder unser vermögen
lips undguots ungespart zuo üch setzen mit hilf des almechti-
gen, der üch und uns alle wol bewaren wellen.
Datum, an Zinstag vor Valentini, a° 76.
(Coli. Girard VII 113, Orig. Siegel teilweise erhalten.)
*) Ueberfall von Aubonne 8./9. und Romont 11. /12. Februar,
lieber die von Frei bürg getroffenen Vorkehrungen vgl. Fries 403.
Schreiben Panigarolas vom 10. und 13. Febr. bei Gingins, D^p. I 275,
277. Gingins Epis. 216 und unten Nr. 78.
*) Vgl. Hisely II 88.
^) Vgl. oben Nr. 74. Das Gerücht war übrigens falsch, vgl.
Schilling I STA A. 1.
*) Die Burgdoifin' rückten aiu 13. ein, vgl. Schilling I 3ü6 A. 2.
— 83 —
*) Vgl. Schilling 1 350 A. 2 u. Schreiben an Luzern vom glei-
eben Tage, Geschieh tsfrd. XXI 11 66 ff.
*) Vgl. Knebel II 344.
76.
Bern an Freiburg.
Donnerstag, 15. Februar 1476.
Freude über die Siegesbotschaft. Auszug von Bern und Basel
morgen, hernach auch der übrigen beförderlich. Meldune von der
lieute erwarteten Ankunft der Herzogin von Savoyen mit §000 Mann
in Lausanne und von 5000 FuÜkn echten des Herzogs von Mailand. Der
Herzog von Burgund mit 1200 Glenen in Orbe, seine Artillerie unter-
wegs, Troylus mit ihnen.
Wir haben üwer jetzig schriben verstanden und an der
niderläg darin begriffen ^), die ob gott wil unser aller halb
einen guoten avank zougt, unsäglich froud genomen. Und
also ziechen wir in dem namen gotts morn von statt '), des-
glich U. E. von Basel ouch von ir statt ^), und die andern
komen ouch hernach. Aber die andern U. E. sind noch nit
von statt; si werden sich aber, als wir glouben, wellen
fördern *). So ist uns ouch begegnet, das die Saffaysch
Herzogin mit 9000 mannen uf hut gon Losen komen solle
und daruf 5000 fuosknecht vom herzogen von Meyland.
Der herzog von Burgunn soll je zuo Orha ligen mit 1200
glenen und der klein buchsenzug herüber sin und zuch der
gros züg stäts hernach *). Und Troylus soll mit der
einen herüber sin; davor haben 18 pferd gangen und
^ryg wegen mit büchsensteinen •). Dis alles habent wir
U* L., in der gestalt uns das ankörnen ist, nit wellen ver-
halten, üch in allweg mit uns dester bas darin wissen zue
schicken. Damit halt uns all der allmechtig gott in seinem
götlichen schirm.
Datum, an Donstag nach Valentini, a** 7G.
(Ck}ll. Girard Vll 115, Orig. Siegel abgefallen.)
') Vgl. oben Nr. 75 u. Knebel.
•) Vgl. Schilling I a^ A 2. Knebel 11 344.
') Am 90. Febr. s. Knebel I! 345, Beinoulli II 7.
*) Der Auszug war auf den 23. Febr. angesetzt, s. E. A. II 580 a.
») Vgl. dazu Knebel II '^X'l, Schilling I .Tv3 A. 2, Panigarola
'om 10. Febr. bei Gingins D6p. I 275. v. Rodt II lö ff.
•) Panigarola a. a. O. 277. (13. Febr.).
77.
Heinz Larln ') an Freiburg,
\F'ülfrli;gea ?] Dienstag. 20. Februar U7().
UDzufriedenheit, dali die heimgeücliicktea öO Mann nicht erseUl
wuf'len. Dmliung der ziiritokgebliel)eneD Knechte aucb wegzulaufeii.
Bitte um VerhaltongsiiKiüregeln.
Der fünfzig knechten halb, so ich Jacob Merynm
heim zuo geleiten mit im gesendet han, die aber ü. (j.
daheim enthalten und nit widei- harum gesendet hat '),
das nun ein schultheissen und den rat zuo Betterlingen
ouch den houptman vun Bern vasl unbillichen bedunken
vvil, darzuo die andren gesellen, so noch alhie bj mir sind '),
vast unwillig sind und sprechend, si wellend urlob von mir
han und nil lenger hie beliben. und well ich inen nit urlob
geben, so wellend si [aber] an urlob heim, ir schickend denn
die knecht wider harum. G. M. II. ! Hat'uni so bit ich
üwep wisheit, ir wellend mich iiwern willen schriftlichen
lassen wiissen, was mir in disen dingen zuo tuond sig.
Uwer wisheit sol ouch wüssen, das der houptman von Bern
dise geschieht rainen herren von Bern ouch geschribeo
— Datum uf Zinslag nach Valentini, a" 76.
(Coli. Girard. XI. 43, Original^
'i Koramaiidaii
in PelerlinKeD, \aL
1 534.
') Am Q. Febr. bat!« Frdbui'i; Bern auTgelordert, die Besatzung
von Peterliiigen /u veralärken and am 18. dort angefragt, ob e» neine
Süldner von Petartingen zurückrufen u. Greierz beseUen eolle ». Pni-
buiger R. M. V 1T3. 173^, 175.
'] Er hatt« 175 )''reiburger bei Hieb, a. a. 0.
in Bern \
78.
Graf Ludwig von Greierz an seine Untertanen
von Saanen.
GfiTiv--, Freilag. 24, Februar 147li.
Vprsicherung, dass die ihm beim Einfalle des Grafen
Jakob von Bomont gegen seine Schlösser und ßesilzungefl
in .iubonne, FuUnieux und Oron und ik-ren Plünderung woj
I
— 85 —
Wilhelm von Vergy sowie beim Einmarsch des Herzogs von
Bwgund in die Waadt durch die Leute von Saanen über
ihre Schuldigkeit geleistete Kriegshilfe ihren Freiheiten un-
schädlich und für die Zukunft in keiner Weise nachteilig
sein sollte ^).
(Abgedr. Geschichtsforsclier XIII 582.)
Eine gleiche Versicherung gab der Graf in einer beinahe gleich-
lautenden Urkunde, dat. Greierz 8. März 1476. Fehlt bei Ochsen-
bein, Urk.
') Vgl. oben Nr. 75.
79.
Hauptmann Peter Strubi (?) an Freiburg.
[Grandson ?] Sonntag 25. Februar 1476.
Flacht von 5 Mann der Besatzung Samstag Abend. Unruhe
J.^n ungenügender Unterstützung. Unmöglichkeit, ohne eine solche
^le Besatzung «ich länger zu halten. Argwohn gegen Anton Chausse,
yf nach Frelburg gewiesen wurde zur Verantwortung, auch bezügl.
«es Fenners von Peterlingen.
Wi fügend U. G. zuo vernämend, wie das nächtin spat
'n der nacht um die 9 fünf man von diser stat zuo der mur
"^ an seilen sich gelassen hand '), dem namen hienach ge-
^^*hpiben stand mit namen: Marmel de l/on, Loy Crumoins,
*7Äan Rattan, Guyan donzel,,.. Anthoine Guay. Und under
"'^cn dingen sind wir vast unruvvig gewesen [und will uns
^dünken], wie uns wenig zuoschoubs beschuch, es sig von
• G. oder von ü. H. H. von Bern. Sond ir wussen, das
•^ nit me hie beliben wellen, wani wir ouch nieman me
''^ögen hie behau, ir wellend denn ein besser ufseehen zuo
''^s han *). G. H. H. ! uns ist ouc^li furkomen, wie das
^'^ihoine Chausse ouch etzvvas um die ding wüss, und ist
^^5 für argwanig hingeben. Darum so hand wir zuo im
^**iflen und hand uns erkundet, so verr wir hand gemögen.
^ip könnend aber kein schuld an im finden. Nützet desler-
^indep hand wir in in eid genomen, sich gan Friburg in
^^ver stat für üwer wisheil zuo antwurten und dannen nit
- 86 —
zuo komen ftn U. G. erloubung, darum ouch der venr von
Petterlingen ^) , . . . ist. Damit spar üch got in eren.
Datum uf Sant Matthistag, a^ 76.
(Coli. Girard VII 127, defektes Original, Siegel abgefallen.)
*) Nach Fries 410 sind es nur vier gewesen.
') Ueber die Stimmung bei der Besatzung ist hier vor allem
Fries zu vergleichen.
') Dem Namen nach unbekannt.
80.
Bern an Freiburg.
Sonntag, 28. April 1476.
Ausdruck höchster Freude über die Siegesbotschaft. Weiter-
beförderung derselben an die übrigen Eidgenossen und Zugewandte.
Wir haben der Owern glücklichen gesig ^) durch uwer
verschriben nit ftn allerhöchst befrowen unser aller gerouten
verstanden, des wir dem allmechtigen gott lob und U. B. L.
dank sagend mit beger, uns allwegens tag und nacht alles
des, so öch fürkumpt und begegnet, ze berichten. Wir haben
ouch sölich guote mär andern U. E. und zuogewandten von
stund an zuoschriben lassen *). L. B. F.! Der allmechtig
gott well uch in allem üwerm fürnemen sälenklich und uns
zuo trost behalten und für bevolhen haben.
Datum, Sunntag Misericordia Domini, a^ 76.
(Coli. Girard Vll 121, Orig. Siegel abgefallen.)
*) Sieg der Freiburger vom 27. April über die Besatzung von
Romont. vgl. den Bericht Freiburgs vom 28. bei Ochsen bei n, Ur-
kunden ir)8 u. den Bericht eines Gefangenen ebenda., ferner Knebel
II 415, offenbar nach dem Freiburger Originalbericht.
') Nach Luzern, Solothurn, Basel durch Bern, vgl. Ochsen-
bein 157.
81.
Bern an Freiburg.
[Donnerstag, 13.] Juni 1476.
Empfang des Frei burgischen Schreibens. Mahnung an alle ^
Eidgenossen, Zugewandte u. Bundesgenossen, auch an Bischof und ^
Landleute im Wallis. Aufgebot der Berner durch Landsturm. An
griff auf Gümenen, Dank für den Beistand der Freiburger« besondei
auch derer von Bösingen.
Wir haben üwer schriben vernomen und vor und e(
uns daselb zuokäm, haben wir allen U. E., zuogewandtei
- 87 -
ond buntgenossen [geschriben] und die hoch und treßenlich
epvordert und gemant '), desglich ouch unsern herrn und
buntgnossen den bischof zuo Wallis und die lantlüt in hoffen
und ganzem vertruwen, menklich werd zuoziechen und darin
kein vlis ungespart lassen, sich ouch nit sumen. Die unsern
haben wir ouch mit aller macht mit dem stürm und briefen
beruft; die ziechen all stund dahar^).
Und als dann die vind gestern an die unsern zuo Güminen
an der bruk mit starker macht kament, litten die unsern grosse
not, mocht inen ouch nit wol ergangen sin, obdieüwern nit
mannlichen und käcklichen zuogezogen weren als getruw
bruder, und insunders die von Besingen warent bald do, das
wir üwer brüderlich trüw nit gnuog mögen gedanken; dann
das wir solichs in glichem und vil grosserm begeren ze ver-
dienen *). Was üch begegnet, lassen uns stäts wussen,
Wellen wir üch ouch tuon. Damit bevelhen wir üch dem
Schirm des lidens Cristi. A® etc. 76 geschriben *).
(Coli. Girard VII 125, Orig. Siegel abgefallen.)
») Am 10. u. 13. Juni vgl. Ochsenbein, Urkunden 248 ff. 263.
Scshüling 11 30 ff.
*) Am 12. war das bernische Panner ins Feld gerückt, Schil-
^t^g II 33.
^^ ') Ueber diesen Angriff bei Gümenen vgl. Ochsenbein Urk.271
^=^<3hillinKlI 36 u. die Freiburger Chronik, abgedr. von Wattelet in Frei
*~*^rger Geschichtsblätter I 57. Bei Fries steht merkwürdigerx^eise
^ Ichts darüber. Die Seckelmeisterrechnuiigen entlialten einen Posten
^r die nach Laupen geeilten Freiburgei- « pour en chasser les Bour-
^ignons» b. Ochsenboin Urk. 648.
*) Das genaue Datum ergibt sich aus der Erwähnung des am Tage
^>rher, 12. Juni, erfolgten Angriffs auf Gümenen. Vgl. Ochsenbein, Ur-
xinden S. 271.
82.
^^auptmann, Fenner und Räte ^) von Freiburg Im Feld
an Freiburg,
[Moudon] Dienstag 25. Juni 1476.
Vormarsch heute bis Milden ; Bedenkzeit bis morgen auf die
titte der Stadtfrauen, die Stadt nicht zu verbrennen. Geleit für Hum-
jrt Ceryat und andere Herren zu einer Unterredung.
Also sind wir alle gemeinlich U. L. K. und wir[uf hüt]
;on Milden komen und daselbs die stat beroubet und gebüt-
— 88 -
tiget^), und [band uns] doch die statfrowen daselbs ernstlich
gebetten, das wir die [stat nit] brennen, unverseret lassen s5l-
lent, daruf wir uns dann ouch [witers] zuo furnemen. ist
zuo bedenken, uf niorn fürgenomen haben; [auch sollen]
etlich herren, naralich Humbert Cerjnt ^) und ander herren
in dem [endj an uns bringen und erwerben lassen umb ge-
leit zuo uns ze kommen, und mit uns ze reden, das wir
inen zuogeseit und haben inen solich geleit geben. Wellend
ouch ir raeinung versten und demnach darin handien, das
unser aller nutz und er sin muoss. Was uns ouch fürer
begegnet und wir ze rat werden mit U. E., das wellen wir
üch genzlich verkünden und tuond üch diz im allerbesten ze
wissen, üch demnach wissen ze halten; dann wir ie die
sind, die üwerm willen und guotem rat volgent wellen mit
hilf des almechtigen gottes, der uns allen in allen unsern
gescheften hilflich glück und heil geben welle.
Datum uf Zinstag nach Johannis, umb die 9 nachmitten-
tag, a« 76.
(Coli. Girard VII 123, rostfleckiges Orig. teilweise unleserlich, Siegel
abgefallen.)
M llire Namen bei Fries S. 414.
») Vgl. Flies 418, Schilling II 57, v. Rodt II 294.
^) Herr von Combremont, Rat der Herzogin von Savoyen, s.
oben Nr, <)9.
83.
Bern an Freiburg.
Donnerstag, 17. Oktober 1476.
Anbringen der Botschaft von Genf wegen der Walliser und Gex.
Entschuldigung der Vorfalle in Ge.\ wegen Notwehr. Versprochen,
gegen die Scliuldigen geinal.> der Bünde zu verfahren. Bestand und
Mittlung durch die Botschaft in Frankreich bis St. Andreastag. Bitte,
durch den Landvogt auf den Herrn von La Sarraz Acht zu haben.
Neue Nachrichten aus Nancy. Bestätigung der Privilegien der Bar-
füßer (in Grandson ?).
Wir haben üvver schieben *) und auch die red der bot-
schaft von Jenff wol verstanden ^), und als dieselben zwei
stuck, das erst der Walliser, das ander der handeln halb
zuo Gec vollgangen, angebracht, haben wir der von Gee
halb geanlwiii't, uns syen die gestalten nit wol kund und
-so-
lang uns doch an. das die fiwern, unsern und ander gon
Oee komen und in vordrung gewesen syen, ingelassen werden
im pfennig zuo zeren, das sy inen solicher massen verzogen
und US den slossen gegen in geschossen, das si us not be-
wegt syen, sich in gegenwere zuo setzen. Und haben sich
hinin gefügt an vil orten und enden, den burgunschen schilt
und sin krutz in hochem bris funden und dadurch allerlei
fürgenomen, das uns dannocht in ganzen truwen leid sye.
Wollten ouch us begird unser herzen sölichs gemitten syn.
Wir wellen uns aber an den unsern erkunnen, und ob wir
jemand vinden in schulden, darin solicher massen handeln,
als unser eren gebürt, in ganzem geneigtem willen, unserm
herren von Jenff'^), der landschaft und menklichem ere und
alle fründschaft zuo bewisen nnd den berednüssen deshalb
begriffen gestrax unsers teils nachzuokomen, und haben daruf
an die botschaft begert, gütlichen zuo versuchen die üwern
und unsern in irn landen.. |bi]llichen mit worlen und w[erken]
zuo lassen (fehlen drei Zeilen) Je»/f umb bestand
bis Andreas tag (fehlen 2—3 Zeilen) wir dazwüschen nachzuo-
komen unser [botschaft] us Fr(mk[richy) tag setzen [mit den
ir]en zuo gütigem abtrag der sach handeln. Das ist die Sub-
stanz unser antwurt, die do(!h uf verrer wort gesetzt ist worden.
Verkünden wir U. B. T.. sich des bass wüssen zu halten.
Des von Laserra ^) halb geviel uns, das ir dem landvogt
bevelhen uf im zuo luogen und mit guoter huot zuo bestellen,
wann er fürer käme, in zue üwern und unsern handen uf-
{[Jl'eliept werden, verrer invell, die ir selbs melden, zuo ver-
komcn. So sind uns jetz nüw verkündung von Nansee h^.-
;^es:net, der wir üch meinung schi(;ken. Wir haben ouch
«ien frommen Barfmsen^^) zuogesagt, si bi irm alt liarkomen
3tuo hanthabcn und alles das zuo tuond, das in zuo guot und
fürdrung mag dienen. — Datum, Donnstag nach (lalli, 7(1.
(Coli. Girai'd Vfl 1;U. Orii^. defekt.)
») Vom Kl. OkU)l)er, s. Coll.-Girard VII l->t>.
') Während der Gefangenschait Jolanlas hatte der Hischof von
Oenf die Regierung von Savoyen diesseits der Alpen, vi;I. (jingins,
Cpisodcs •i>4.
') Der Biscliof von Genf, Jean-Louis, Graf von Savoven.
— 90 -
*) Vgl. Nr. 84.
») Vgl! Knebel III 67-68, v. Rodt II 349.
*) Zu Grandson, das seit 30. April im Besitze von Bern, Luzern
und Freiburg war. Schilling I 217 ff.
84.
Bern an Freiburg.
Freitag, 29. Nov. 1476.
Bericht der Boten aus Lyon über den Abschied beim französ.
König und die Wiedereinsetzung Jolantas in die Herrschaft. Besorgnis
um die Sicherheit der Boten. Bitte, ihnen auch einen Knecht ent-
gegen zu schicken zur Begleitung.
Uns sind von unsern boten ^) us Fraukrich ]eiz Schriften
komen und wir darin bericht des abscheids vom kung solicher
Substanz, das si derscel küng mit viel guoter werten wolge-
halten und gelassen hat. Si sind gon Lyon komen und
werden da etwas empfachen, das sich zue bezaln gebärt ^).
Die savoysch herzogin ist wider zu dem regiment gelassen ').
Unser boten versechen sich gar bald zuo komen und das
und anders, so in begegnet ist, verrer zuo lütern. Wellten
wir üch unverkundt nit lassen, wiewol wir uns versechen, üch
sy von flwern ratsf runden ouch etwas zuogeschriben.
G.L.M. uns bedunkt not, zu uwer und unser aller botschaf-
tenzuo luogen, besunder nach den Warnungen an üch gangen,
und schiken also disen unsern knecht zuo in gon Jevff^ sich an
in zue erkunnen, wo und was irs willens und ob in ülz
notdurftig sy , si vor untruwen zuo bewaren. Und haben
unsern boten wenig Worten geschriben sorghalb der Strassen,
und geviel uns gar wol, U. Br. L. hett ouch ein knecht
mit dem unsern hinin gevertiget *), alle notdurft zuo erkun-
nen und ouch zuo ordnen inen lut zuo begegnen, si gewar- -
samlichen zuo beleiten. Was uns dann nach uwerm rat und i
notdurft der sach gebärt zue tuen und wir verstau unsero^
aller botschaften fruchtbar, wellen wir gern und unge«part -:
lips und guots truwiichen darstrecken.
Datum, vigilia Andree an der nacht, a° 76.
(Coli. Girard VII 133, Orig.).
*) Vgl. zu dieser Botschaft, welche um den 20. die Reise an^^r-
trat und am 23. Sept. bereits in Genf war, Schilling 11 94 und dei
— 91 -
Bericht vom 23. Sept. aus Genf bei Ochsenbein Urk. «S96 und ihrCre-
ditiv vom 17. Sepf in Eidg. Absch. II 615. Zur Sache v. Rodt II .330.
Von Freiburg war Petermann von Faucigny der Gresand tschaft beige-
geben und war 82 Tage abwesend, vgl. den Eintrag der Freiburger
S. R. bei Ochsen bei n, Urk. 625.
*) Sie erhielt 24,000 Gulden als Abschlag an die Kriegskosten.
E A 11 623. Freiburg allein 2418 H. vgl. die S. R. bei Ochsenbein
Urk. 623.
') Seit Ende November vgl. Gingins, Episodes 366. Schilling
ii 97.
*) Nicod Michie, Jaques Chapuis, Peterman de Oranges wurden
ihnen nacheinander entgegengeschickt, letzterer bis Nyon, Chapuis bis
Lyon, vgl. den Eintrag der S. R. bei Ochsen bein, Urk. 626.
85.
Bern an Freiburg.
Montag, 27. Oktober 1477.
Nachricht von Sammlung von Knechten im Frei burgischen zu
einem Einfall in Burgund. Bitte, darauf Acht zu haben und es zu
verhindern und bernische Teilnehmer anzuzeigen, damit man gegen
sie einschreiten könne.
Uns langt aber an, wie sich etlich knecht villicht usser
unsern und andern lantschaflen in üwer statt samnen, in
meinung in Burgunn oder ander end zue ziechen ^). davor
uch und uns nach geslalt der löuf geburt zue sind. Ha-
rumb so begeren wir an U. ß. L'. mit ernst fruntlich, ir
wellen daruf acht und war nemen, und ob ir die ding also
vinden, nach üwerm besten vermögen davor sin. Und ob
jennant der unsern da were, uns das verkünden, umb das
wir gen in wussen zuo handeln.
Datum, vigilia Simonis et Jude a"" 77.
(Coli. Girard IX 21, Original.)
*) Vgl. Eidg. Absch. 11 701 i.
86.
Bern an Freiburg.
Dienstag, 23. Dez. 1477.
Ansetzung eines Tages nach Luzern zur Bezahlung des Be-
treffnisses von Genf und Aufnahme von Geld in Strasssburg. Antwort
aus den Waidstätten wegen des Burgrechts mit Frei bürg und Solo-
- 92
und habün zuu Vnder-
an allen anilern orlen
r rechlvei'tigung müssen
als ouch ir begirlichi-p
thorn. TJebsfBendung von Kopien ihres Bunde« mit den W&IdsULt|on
2UI' ßliisichtnahtiie und Instruktion ihrer GeaaniltschafC. Bitle, aut
St, ätephan»tag eine BotscbaFl nach Bern zu euLsendcn.
Wir haben jelz zuo fürdrung der bezalung, uns allen
von den von Jenff zuogehörlich. und ervolg etwas geiLz, zmi
Slrassburg zuo riclilung sölhet- dtng besuochl. und (unden.
einen lag gen Lutzern selzen lassen '), dusclbs vor unser
Eydgnossen boten zuo reden, liören und fürzuonemen mit-
tel, die dann sölhen dingen Efirstürlicti weren, darin nu
ein zug an die oberkeiten jedermans ist besehechen. Als
dann dei' artikel irs abscheids harin verschlossen dar gibt
und uf endrung disei- gescheft, so haben üwer und unser
mitburger von Lutzern gegen andern unsers bupgreehtz
zuogepHichten botschaUen gelütret, wie sy dann uf den
merklichen anzug dis burgrcuhlz ir boten geverlJgt haben
gen Vre. Stvytz und UntiencaUien.
Waiden ob dem wald gütige und
söliiclie anlwurl fundun, das sy füre
erwai'len -). Da nu wolgepfirlich,
will ist. uns all rat, hilf und fürstür zuo retlung unser
aller glimpfs und eren und handhabung söllichs burgrechlz
zuo setzen, des guoten, geneigten willens wir uuch sind,
und damit sölliehs alles des staltlieher beschech. so schi-
cken wir U. B. L. copien der bund unser Eidgenossen
und mitburger von Zürich und Lutzern gegen L'. E. von
Waldateiten'^] in meinung, die srillii:lis hoseehen und da-
ruf, was dann zuo handhabung unser aller glympflich und
guüt sy, mit wolbewegnem rat vassen und dar/uü üwer
erlich botschaft uf nechstkomenden Suntag zuo naclit zuo
Lutzern zuo sind ordnen, mit uns und andern üwern und
unserii mitburgern gebflrlicli in sötlichen dingen und ouch
der von Jmff halb handien sollen. Des glichen willens wir
ouch sind, und wo es an üch föklieh ei'langt möclit wer-
den, üwer hotschaft uf sant StelTans *), jetz körnend fruo
by uns zuo haben, were uns vast wol gevellig, uns biö-
derlichen in unsern raten zuo einen. Hell aber das üwert-
lialb nil gestalt, so wßllen wir doch unser botschaft bevel-
clien, mit ücli einniülenklirli zuo guot. ere und sierkung
— 93 —
söllichs burgrechtzgeträwlich zuoziechen. — Datum, Zinstag
an der nach[t] nach Thome apostoli, a*' 77**.
(Coli. Girard IX ^\ Original.)
0 Auf ;iO. Dezember, vgl. Eidg. Absch. II 708 b. 709 e.
*) Vgl. Eidg. Absch. II 708 d. und Segessei*, Beiträge zur Gre-
schichte des Stanser Verkomm nisses, in Sammlung kleiner Schriften
11. Bd. S. 25. ff. Bern. 1879.
') Buudesbrief vom 6. März 1353.
*) 36. Dezember.
87.
Bern an Freiburg.
Mittwoch, 31. Dezember 1477.
Ablehnung der Freiburger, für eine Verschreibung von 11,000 fl.
w »Her Auszahlung in Straßburg mit Bern zusammen Bürgschaft zu
leisten. Vorschlag, wenigstens Rückbürge zu sein.
Wir haben durch unsern getruwen, lieben altschult-
l^eissen, herrn Päem von Wabern ritter, den wir in bot-
schaft und ernstlicher beveih bi üch gehept haben, an ü. L.
friintlich werbend, mit uns hinder einliftusend guldin, die
2U0 Strasburg zuo vinden sind, und zuoz unser aller zaiung
dienen sollen, mit verschribung zuo stand") etc. verstanden,
öS was ursach ir das zue thuend nit vermeinen, das uns etli-
^lier mass unbillicht, denn wir U. L. in sölichem, daran
dennocht üch in bedenken aller gestalten mer denn uns
gelegen ist, ie nit gezukt hetten, wie nun dem zuo ver-
leiden verrern kosten, unruw, müyg, Unwillen und ander
'^iderwertig inväll, sind wir in willen hinder sölich obge-
i^eldet summ zuo stand, und ist nochmaln unser früntlich
'^itt und beger an ü. L. F.. dwil und ir vermeinen fleh
Ungelegen sin, mit uns üch darumb als Schuldner zuo vor-
schriben, ir wellen aber in burgschaftvvise hinder uns dai'in
ß^n und darin thuen, als wir üch des und aller eren sunder
^olvertruwen. — Dat. Mittwuchdesingenden jares aben, a«> 77.
(Coli. Girard IX '^A, (original).
') Vgl. oben x\r. 86.
König Ludwig von Frankreich an Freiburg.
St. Flormia: Diensiag. '>. Dexember 14«0.
Bescliworde Obei' die dort itngänorbenen Sfildner. angeblich
Eidgenossen, in Wirklichkeit indessen Deutsche, Lothrin^r, Ley-
deiier und Sa.voyer, welche selbst dEe Eid^tiossen xu IndisKipün ver-
leiten. Auflehnung der Hauptleate Galle« uud Sludei' in Rens gegen
die königlichen Kenimissitre, ihre Weigerung, dem Generalhaupt-
niann Hans von Hallwil za geherchen- lleberCall der Sladt, Giitangeii-
nahiiie der Ofllnere und Ei-presfUiig eines BraridscIialzeB. Bllle, ^fbar
sie 2ur Urdnung und zum Geboraam anzuhalten. Anordnung einer
Generalniui^urung der Soldtruppen von Gallea und Studer durah den
Grafen von ChAlel und den Genei-aleinnehnier der NorniAndi« Joh.
Ra^nier mit der Anweisung, diese aus dem Dienste zu erillassttn. der-
gleichen alle Nichteidgenussen. Bitte, gegeuteiligsn Berichlou der
Söldner von Galles und Studer keinen Glauben zu schenken.
Quia hiis diebus cerliorati fuirnus, quod in soriatali-
bus el biindis genlium. quc a regionibus veslris hüc ema-
narunt. ul nobis inseivitent nostris in guerris t;t querelis
sustentandis, eranl permulti qui se de veris ot antiquis
ligis pi'ßler verum prolilebanlUi' '). Nam alios compei'tuoi
est tü'isse Alamanos. aüos iMfwringos, Leodtetises. alios vero
Sabaudigenas el diversai'um aliarum nationum, inier quos
prafBclo multl crant nequam, qui prupler eorum nialuin
regimen seduxerunt, abusaruiU ai: etiam induxeiiinl alios
de veris et anliquis ligis ad divei'sa mala, scandala. rebel-
liones el inobedientias et masinie in elvilate nostra Ueno-
nensi '), quam inliabitabat capitaneus GalUa cum sua
societate. In ea enim mandaviinus commissai'ios nostros,
ul ideiD Gaüea cum suis jurarent nnn infrinj^ere oostras
ordinationes, et ut obedireiit domino Johanni de Haltvil *),
quem ordinavimus eorum capitaneum generalem. Qui GaUes
et sui scpedicti uuram commissaiüs noslris minati Fuere
succendere civilalem. Et invadetites habllatores illfus cepe-
runt, retinueruDt et transporlarunl etiam offleiarios nostros,
et ex priiiioribus el principialioribus ipsius civitatis data
eliam eis ßde et hostiliter ab eis exegei'iint 40Ü scuta auri.
Similiter capitanens Btoder ut sui responsiim dederunl dic-
tis nostris commissarüs, quod minime obedirent ipsi gene-
rali capilaneo nee ullis uriquam polueruiit ralionibus eos
— 95 —
inducere ad eidem obedientiam prestandam volentes enim
obique obtinero principatum. Quod adhuc nunquam passi
fuimus nee permitleremus. Nam nullum nostri regni novi-
mus quamvis magnam et potentem, qui in tot et tantis
defecisset, quem non capite plecti fecissemus. Verum habito
respectu ad magnam et cordialem dilectionem amcitiamque
et confederationem, quam simul inivimus, et quia vos habe-
mus et reputamus amicissimos et colligatos. Noluimus ita
ri«?orose contra ipsos procedere profecto freti et confisi,
quod vos ipsi facietis jus et justitiam. Quapropter, cum
primum de hiis novitatibus certiorati fuimus, roandavimus
ubique locorum, in quibus degebant et fuerant talia per-
petrata, dilectum et ßdelem consanguineum nostrum comi-
tem Cnstrensem et dilectum ac fidelem consiliarium recep-
torem generalem flnantiarum ducatus nostri Normannie Jo-
hannem Ragnier^ ut ipsi simul facerent monstram genera-
lem dictarum societatum de Oalles et Stoder. Äc injun-
ximus, ut eis satisfactis, pro tempore quo servierunt et
olterius etiam ad mensem unum, eas cassarent a servicio
oostro et missas facerent, et similiter Alamanos et omnes
alios non existentes de veris ligis licentiavimus etiam hanc
BiBule, quia partim ipse fuit causa attentatorum. Igitur
quia ex eis sunt permulti ex bandis ipsorum GalUs et Sto-
^1 qui sunt de ligis, et cum erunt apud vos, poterunt
Diulta falsa et preter verum dicere contra ea, que scribimus,
i'ogamus vos in immensum et quantum in nobis est, ne eis
cpedatis aut aliquam adhibeatis fidem. Nam vos re vera
certiopes reddimus sub corone nostre honore ita profecto
fes successisse. Illustrissimi domini ac amici et nostri
carissimi, Altissimus vos conservet ! — Datum apud* Sawdwm
florentium, die quinta Decembris a^ 80<^.
(Coli. Girard IX 81, Original, Siegel aufgedrückt.)
') Vgl. Beschluß der Ta^satzuniz vom 13. Dez., Eide. Absch.
Hl 88 b.
• ') Sens.
') Vgl. dazu Mandrot 11 '2^)2 u. das dort (Anm. 2) citierte Schrei-
ben Caspars vcn Hertenstein vom 4. Dezember, im Auszuge bei Lie
"*Dao, Eine luzeroiscbe Gesandtschaft am Hofe König Ludwigs XI.
^ou Frankreich, in Monatroseu XVU 193. Chur 1873.
- 96 -
89.
Luzern an Freiburg.
Mittwoch, 13. August 1483.
Aufforderung, ihren Anteil an den eroberten Herrschaften Mur-
ten, Erlach, Grandcourt, Cudreün, Orbe und Grandson im künftigen
Monat unverzüglich herauszugeben und besetzen zu lassen gleich an-
deren gemeinen Herrschaften ; wenn das nicht geschehe, gemäß den
Bünden in Willisau Recht zu stehen, einen Tag anzusetzen und dem
Ueberbringer denselben schriftlich mitzuteilen.
Und als wir Eidgnossen in vergangner unser aller
kriegen und grossen noten mit bewegnis darsetzen und
darlegen unser aller libe und guotes und umb behebung
willen unser gemeinen Eidgnoschaft die stett, herschaften,
land und lüte Murten, Erlach, Krancort, Kuderfin, Orben,
Gransen und anders, was und welcherlei das ist, mit aller
oberkeit genomen und zuo unser Eidgnossen aller banden
gebracht *) und die fursichtigen, fromen, ersamen und
wisen Schultheis, rät und burger gemeinlich der statt //^m,
üwer und unser besunder guot fründ und getrüw lieb Eid-
gnossen und ir das alles selbs inhand. besetzend und ent-
setzend, bruchend, nützend und niessend und uns davon
unser teile noch nie gevolget noch gelanget, wiewol das
erfordert ist ^), und wir ie vermeinen, das billich vor lan-
gem von uch beschehen were und noch beschehe, so erma-
nen wir uch alles des, so wir uch ermanen könden oder
vermögen, mit disem unserm offnen versigelten brief und
boten, und wie uns das ze luond gepürt, es fliesse und
gange us unser gemeiner Eidgnoschaft pünden und ver-
schribungen, so wir mit einandern band, und ouch der
punlnüss, darin wir mit uch sind, das ir uns unsern teile
und anzal, der uns von den obgenanten stetten. herschaf-
ten, landen, lülen und anderm zuogehört und zuostat. und
süvil des vun üch ingenomen und zuo uwern banden bracht
und komen, und wie das an im selbs ist, unverzogenlich
zuo unseni banden in dem nechsten monad on lenger uf-
ziechen antwurten, geben und komen und uns solchen un-
sern teile demnach mit andern uwern und unsem Eidgnos-
sen besetzen und inhaben lassind, wie denn das an andern
— 97 —
enden, da wir Eidgnossen gemeinlich stett, land und lut
mit einandern hand, beschicht und geton wirdet *'*). Oder
ob das in sömlichiMn zil also von üch nit beschehen weite»,
des wir uns doch nit versechen wellen, das ir denn in dem
zil mit uns ze tagen und zuo recht komen wellent mit
uwern zuogesetzten gan Willisow in die statt nach lut und
sag des bundes, darinne wir mit einandern sind. Und uf
welichen tag in der zit ir also da wellen sin, uns das by
disen) unserm boten geschriftlich zuozeschriben *), das wir
uf den mit unsern zuogesetzten ouch da sin mögen, die
Sachen anzevahen, ze volziechen und ze volenden nach be-
grifung und anzougung des punds. darinne ir mit andern
üwern und unsern getrüwen Eidgnossen und uns sind. —
l-f Mitwuchen vor Unser Frowen tag im Ougsten, a" 1483.
(Coli. Girard IX 49, Original, Siegel erhalten.)
Gleichlautende Aufforderung auch an Glarus vona 12. Aug.,
Schwiz vom 13. Aug., Zug vom 14. Aug. in Coli. Girard XI 39, 43, 47,
^) Ueber den Streit um diese Eroberungen vgl. Ochsenbein,
Urk. S. 403 £f., Knebel 111 474, Gingins Episodes 361 ff., v. Rodt 11
325 ff., G. Tobler, Der Streit untar den Eidgenossen über die Erobe-
berungen im Waadtlande in den Jahren 1476—84, im Berner Taschen-
buch 1901.
«) Vgl. E, A. lll 608 a.
') Am 28. Juli hatte die Tagsatzung in Zürich den Frei burgern
in dieser Angelegenheit einen Termin auf 17. Aug. gesetzt, vgl. E.
Absch. lll 159 p., 160 g. Schilling 11 280.
*) Die Schiedsrichter sind am 28. Oktober wirklich zusam-
mengetreten, vgl. Eidg. Absch. lll 163 und 166 Nr. 198, Gingins, Epi-
sodci» 378.
■♦ >»<-»■
Register.
A.
Aigle (Aelen) Hl V
Alamani s. Deutschland.
Amsoltingen, Propst von 8. Burk-
hard Stör.
Attaions 4rr*.
Aubonne 82 A. 84.
Aul)onne, Herr von s. Claude de
Menthon.
Avenches (Advenches) <>r».
B.
Bachot 53.
Balthasar, Scharfrichter von Bern
20.
Basel 17, 18 \ :^, 50, 78, 8;3.
— Bischof von 41*.
Bitterlingen s. Payerne.
Haumgartner (Bomgarter) Peter. 79.
Beaufremont, Jean de, Herr von
Soye 11
Bellegarde s. Jaun.
Bern, passiiu.
— Hauptmann von 84'.
— Bote von s. Hein rieh.
— Nachrichter von s. Balthasar.
— SchultheiLi von s. Niki. v. Dies-
bach.
— lavr zu :W.
Biel 14, *28.
Hikai'ton s. Picardio.
Blainont (Hloniund) 20, 5-*» A.. 57
Boirentrut s. Prunlrut.
HtisiiigtMi iBosiiivvn^ S7.
Hrosso iPrvss^ Graf Philipp von
'X'\ 2;. 2V>. :X\ 4."». ir», .M.
1^2.
Brügler Ludwig 60.
Burgdorf - er 82 A.
Burgund - er (Burgunn , Bourgoi-
gnie) 20, 38, 39«, 41,42,46,
47, 49, «2, aS, 91.
— Anton, Bastard von 31, 34, .X),
51, 63 A.
— Karl, Herzog von 11 ^
— Panner von 21.
C.
Cerjat Humbert, Herr von Con>-
bremont 74, 88.
Ceruti Gerardo, raail. Botschafter
34, 35.
Chälon Hugo von, Herr v. Ort)e45.
Chamb^ry 55.
Champagne (Champanien) 60.
Champion Anton , Präs. von Pie-
mont 26, 69.
Chapuis Jacques 91 A.
Charmey 39, 42, 44«.
Charolais (Tscharloys) Graf von 53.
Chäteau d'Oex (Oesch) 61.
Chätel (Castrum) Graf von (comes
Castrensis) 95.
Chaus<e Antoine 85.
Chillon 55,
Clerva 60.
Colmar 18.
Colombier (Columbier), Anton von
14.
Combremont, Herr von s. Humbert
Cerjat.
Conthey 55 *.
Corbieres (Corbers) ::i9, 42, 41*, 49.
Cornu Nicod 79 A^
~ 99 —
i
Cossonay, Kastei Ud von 50.
Caderfia (Koderfln) 96.
D.
Deutschland, Deutsche (Alamani)
31, 35, ;B6, 40, 42. il4, ai.
öiesbach (Diespachj, Nikiaas von,
Ritter 12, 16, 24, 42, 4^^, 50
51.
^i»8y Jean de 65.
öoubs (Tub) 60.
E.
^«li Johann 47.
^^iicort 8. H^ricourt.
^-^sass, Landvogt von s. H. v. Ep-
tingen.
mental (Aemmental) 81
ndes (Spinz) 49.
F> fingen, Hermann von 39.
■-I^ch 96.
■^««.vayer (Stäffis) 64, 65, 66.
Claude d' 64, 65.
" I sn 55.
F.
^^cigny (Foucignier) Pelorniann
(xi. 91 A.
"•^^cogn^y (Facuney) 21.
lUkirch (Veldtkilch) 17.
^ Sa (Velga) Jakob 65, 66.
^^■-enz- liner 31.
vik reich 90.
Ikkt^chaft von 16, 89.
X-udwig XI. König von 16, 63, lU.
iburg, pas^im.
Altschaltheiß von, s. Rud. v.
Wippingen.
Schulthcili von s. Peterniann
von Pavillard.
fcerg 8. Montjoie.
G.
^^lles, franz. Hauptmann 1^4^ !»:>.
^^x (Gee) 83, 88 \
^"^ (Jenff, Gen^ve) 16, 25, 31 \
33, 34 «, 36, 40, 68 », 69, 76,
88, 90, 92 \
— Bischof von s. Jean Louis, Graf
von Savoyen.
— Messe von 3^^, 40.
Grammont(Gramundj, Stephan von
20.
Grandcourt (Krankort) ^)6.
Grandson (Granse) 48, 64 A, 85, 96.
— Barfüsser in 89.
Grand vi IIa rs 52.
Granges, Petermann de91A.
Greierz - er (Griers, Gruy6re) 39, 49,
52. 81, 82.
— Anton, Bastard von 62, 6-3 A.
— Franz, Graf von 15, 19, 25, 30,
44, :>.% ()^2 \
— Ludwig von 84.
Guay Antoine 85.
Gümenen 87.
Gumoins Loy 85.
Guyon, donzel 85.
H.
Hagen bach, Peter von 12.
Halwil, Hans von22, lU.
Heilig Kreuz s. Ste. Croix.
Heinrich (Herner Bote?) 18.
Höricourt(Elikurt, Elicort) 17. 18»,
19, 2r.
Hertonstoin, Caspar von 10.
Hochberg, Markgraf Rudolf von 11.
20, 23, 50, 77, 81 A.
L
Jaun (Rellegarde) ;iO, :^, 49.
Jenff s. Genf.
Illingen (lllens), 24 A ', 25, 26\ r^9,
' 39, 49.
— Anton von, 44, 45, 74.
JorcMi Peter tU.
Jougne (Jogny, Joigne, Jougny) 42,
4.3, 49, 57, (>^ A, V4.
— Job. von 54.
- 100
Jougne Pierre Majoris de 42*, 43.
Italien 37.
K.
Kutler Hari8 60 A.
L.
L'lsle .V^A.
I^ Roche (Zurllüe) 49.
La Sarraz (Lassarra, Laserra) 62*.
— Claude von 47, 89.
— Nicod V. Ä^, 89.
La Tour de TrOnie J^, i)2.
Lamparten - er s. Lombardei - en
58, tK), 61 \ 62.
Larl Heinz 84.
Lausanne (Losen) 25, 67 ^ 8»3.
— Domherr von s. Mavor.
— Vogt zu, s. Antoinc d'lllens.
Le Repais (Ripotsch) 17.
Les Cl^es (tlcleez) 62».
Leyden - er (Leodiensis) 94.
Lombarden -ei (Lamparten - er) 16,
19, 20, 21. m, 35, ;%*, 37, 38.
Lothringen - er (Lothoringi) 58, 60,
94.
Lugnorre TH).
Luzern 17 -, 28, :\'>, (U, 71', 72 ^ 77,
82, 1H)A, 92 \ {Hl.
— Hauptleute von 77.
— Tagsatzung von 24', 3(i, 37, 92*.
Lyon 40, 90, 91 A.
M.
Maiche (Metseh) 58.
Mailand (Meyland) 31, 36.
— Botschaft von s. Gerardo Ceruti.
— Herzog von 31 ', 35, aS.
Matter Heinrich 66.
Mayor Wilhelm, Domherr 54.
Meiithon ('laude de, Herr von Roche-
fort .V).
Mervn Jakob 84.
MeslralJean, Hauptmann zu Mon-
tenach 78.
Mii'hi.' NicoJ Dl A.
Milden s. Moudon.
Mont (Mon) Marmet de ^5.
Montagny Pierre von 48.
Montb^liard (Mümpelgard) 22.
Montcalieri 40, 46.
Montenach, Hauptmann zu s. Mes-
trai.
Montferrat (Montferrer) Markgraf v.
31.
Montjoie (Froberg) 58 *, 59.
— Herr von, 8. Didier de Thuilli^res.
Montsalvens J^, 52.
Morel Pierre 45, 46.
Morge» 61.
Morteau (Mortow) 14.
Möry Hänsly 47.
Moudon (Milden) 6«5, 67 ', Ö7.
Müller Hans 79 A.
Mülren Urban von 13, 28 A.
Mümpelgart s. Montb^liaril.
Murten (Murat) 12, 13, 65», 77, 7«*,
80», 81, 82«, 96.
N.
Nancy (Nansee) 89.
Nantuaz 38.
Neapel (Napels). Prinz von 31*. -51
;m, 35.
— König von 37.
Neuen bürg (Nu wen bürg), Schweiz.
14.
— Herr von, s. Rudolf v. Hocliberg.
Neuchätel i. Burgund(Nüwemburg)
58, 60.
Neuenstad t (Nüwen statt. Neu veville)
14.
Nidau (Nidow) 14.
Normandie, Generaleinnehmer der.
s. Ragnier.
Nüwenstatt s. Neuenstadt.
Nyon 91 A.
O.
Ochsenstein, Herr von 58.
(Jeseh, 8. ('häleau-d'Oex.
- 101 —
Österreich, Herzog Sigismund von
12, 18, 20, 58.
Orbe(Orba) 42, 45 », 49, 54, 57, 63 A,
64 A, 83, 96.
- Herr von 8. Hugo von Ch4lon 45.
Oron34.
P.
Pacot Etienne 33% 36, 37.
Pal&ieux 84.
Pappet 38.
Pavia 56.^
Pavillard Petermann 40A, 63A, 66.
Payeroe(Bätterlingen, Betteilingen)
fö, 77, 80*, 81, 82, 84 *.
— Fenner von 86.
~~" Vogt zu, 8. Peter Baumgartner.
*^€rroman (Praroman) Johann von
14.
^ün 20.
Picardie- en (Bikarten) 58.
^iemont(Pemund,Beinood,) 21, 37,
56.
F*räsjidentvon, s. Aut. Champion
■ Pierre Georges de la, s. Georg
von Stein.
^»gnerol 20.
^^afleyen 49.
■'^ronaan s. Perroman,
'^^ntrut (Porrentruy, Borrentrut,
Burntrut) 17, 59.
^.
R.
^^nierJean, Generaleinnehmer dei?
j;^ Herzogtums Normandie 1^K3.
^tton Jean 85.
^f ^out 8. Romont.
^f^^nmann Peter 61.
^^Ppetsch 8. Le Repais.
^^hefort (Rotschifort) Herr von 26.
Claude von 8. Menthon.
»^ Wilhelm von 11.
^^ei Jean (Tschan) 62.
5^Ue 46.
Rom Papst SixtusVIII. 37.
Romaiuniötier (Roinamostier) 71.
Romont (Roymund, Remont) 66,
67 ', 82A, 86A.
— Jakob, Graf von 13, 23, 41, 61,
a3A, 65, 68«, 75, 84.
Röteln Markgraf von, s. Rudolf von
Hoch berg.
Rotschi fort s. Rochefort.
Rudella Claude 54 A, 63 A.
— Humbert 54 A, a3A.
Rue (Ruw) 67.
S.
Saanen 61, 82, 84, 85.
Saillon 55^.
Savoyen - er (Saffoy, Sabaudigeni)
15, 16, 20, 21, 28, 29«, 35,
362, 37^ 40^ 4ö^ 53^ 5^^ qq^
61, 62, 69, 74, 94.
— Gesandten von, s. Etienne Pacot.
— Amadaeus IX, Herzog von 11,53.
— Jean Louis Graf von 27, 51, 56,
62, 67, 69, 70, 71 *, 74, 89.
- Jolanta, Herzogin von 29. 31, 32,
:i^, 40, 46, 53, 62, 63, 89 A,
90.
St. Claude :38.
St. Florence (St. Florentius) 94.
St. Hippoly te (Sant Politen) 17 *, 20.
St. Martin de Repais (St. Martins-
klafter) 17.
Ste. Croix (HI. Kreuz) 12.
Schaffhausen 17.
Scharnachtal, Nikiaus von, Ritter,
24, 28, 82 ^ 57.
Schlettstadt (Slettstatt) 18.
Schwarzen bürg 49.
Schwiz (Swytz) 92.
Sen.s^94.
Sim mental (Sibental) 30, 61.
— Nieder 81.
— Ober 81.
Sitten, Walther von Supersax, Bi-
schof von, 15.
102 -
Solotui'n (Sollotern) - er 24, 88, 58,
64, 77.
— Hauptleute von 77.
Speichingen, Rudolf von 66.
Spinz s. Ependes.
Stäffis s. Estavayer.
Stein (de la Pierre), Georg von 42,43.
— Hans von 4^3, 61.
Stör Burkhard, Propst von Amsol-
tingen 56.
Strassburg - er 17, 18, 57, 59, 92,
98.
— Bischof von 57.
Strubi Peter, Hauptmann 85.
Studer (Stoder), Hauptmann 94, 95.
Supersax Waither von, s. Sitten.
Surpierre (Sorepierre) 67.
T.
Tafers 49.
Tecbtermann Willi 66.
Thorens Herr von 61.
Thuillieres Didier de, Herr von
Montjoie 59, 60A.
Thun 81.
lierstein Oswald von 48.
Tr6 villers (Trebelberg) 17'.
Trovlus 8:J.
lub s. Doubs.
Unterwaiden 18, '2S, 92.
Uri !>•>.
V.
Valerice Bischof von i>l
Vautl 8. Waadt.
Velga s. Felga.
Venedig (Venedy) 31, 36, 51.
Vergy Jean de, Herr von Moniricber,
Gouverneur der Waadt 23, 38,
40, 47.
— Guillaume de 85.
Vevey 38, 55.
Virv Amedaeus von 46.
Vi vis 8. Vevey.
Vuippens s. Wippingen.
W.
Waadt (Watt, Wuaud Vaud.) 18.
29, 40, 45, 62, 75 \ 8").
— Gouverneur der, s. Jean de Ver-
gy-
— Vogt der, s. Antoine d'Illeiis.
Wabren Petermann von 51, 93.
Waldstätte 92.
Wallis- er rValeys) 15, 25, 69\
71 \ 73 «, 74 », 75, 82, 87, 88.
Wicht Heinrich 81.
Willisau (Willisow) Tag von 97.
Wippingen (Wippens», Vuippt'ns).
Rudolf von, Ritter 14,33',
4«, (33, ()5 '. .
Y.
Yverdon (Yferden) 71, 72, 7<), "ih
78-, 79-, 81.
— Hauptmann zu, s. Hans Müller,
Heinz Lari.
Z.
Zurfliie, s. La Roche.
Zürich {n.
Aus dem alten Murtenbiet
Von
Hans Wattelet
III. Zur Geschichte des Bauernkriegs.
(Schluß.)
Im April 1654 sollte in Murten eine Konferenz der
beiden Stände Bern und Freiburg abgehalten werden, um
unter andern auch die verschiedenen, aus den vergangenen
Unruhen entsprungenen Differenzen zu bereinigen *j. Dazu
gehörten die von den Murinem beanspruchten, von den
Freiburgern beanstandeten Rechte. Freiburg setzte aber
die Vertagung der Zusammenkunft durch, weil der Entscheid
über die weitläufigen, von Bern eingeschickten Artikel nicht
überstürzt werden könne'). Da dieser Stand keine Einsprache
erhob, so fand nach einer zweiten Verschiebung die Kon-
ferenz erst am 18. August statt •'*). Zu dieser gab der Berner
Rat die Instruction, daß die Anträge der Muriner zur Ver-
handlung zu bringen seien, nachdem eine Abordnung der
Burgerschaft von den Herren Tillier und Lentulus gehört
worden war*). Geschäftsüberhäufung brachte es aber mit
') B. R. M., Nr. 119, pag. 202. F. R M., Nr. 205, fol. 95.
*) F. R. M., Nr. 2a5, fol. UW 16. April UVA.
') F. R. M., Nr. 2a5, fol. 1(>8, 18. April. — B. St.-Arch. Freib.
extraord. Abschiede litt, f., p. J301. Berner Ehrengesandte waren: Joh.
Aotbonj Tillier, Seckelmeister welschen Landts; Samuel Früsching,
Venner; Cäsar Lentulus, des kl. Rnts, und Emanuel Herrman, Ge-
neral-Konamissar. — Freiburger Gesandte : Hans Daniel von Montenach,
Ritter und Schultheiss; Peter Reifif, Statthalter; Nikiaus von Monten-
ach und Rudolf Progin, des kleinen Rats.
*) B. St.-A. Instruktionenbuch S. p. 425. 4. Aug. 1654 (a. St.)
Murtner Burgermeisterrechnung 1654.
- 104 —
sich, daß Bern einem weitern Vertagungsbegeliren der Frei-
bupger keinen Widerstand entgegensetzte, obwohl die Muriner
auf Erledigung ihrer Angelegenheiten drangen '), denn,
meinten sie, wenn die Konferenz die von ihnen beanspruchten
Privilegien handhabe, so ergebe sich die Berechtigung, den
Zuzug von der erwähnten Bedingung abhängig gemacht zu
haben und könne sonach von einem Strafe fordernden Un-
gehorsam nicht mehr die Rede sein. Die Freiburger ihrer-
seits erklärten jedoch, auf nichts einzutreten, was ihre Alter-
nativrechte betreffe; die Bestrafung der Murtner Rebellen
liege zudem in ihrer ausschliesslichen Kompetenz^). Die Ein-
willigung Berns in den Verschub war auch Wasser auf ihre
Mühle, denn sie hatten bereits Ladungen an den Murtner
Rat abgehen lassen '^), um womöglich die Entscheidung vor
dem Beschluß der Konferenz herbeizuführen, Am 3. Sept.
erschienen die Murtner Ausgeschossenen vor dem Rat zu
Freiburg*). Sie glaubten sich auf die Berichte des Land-
vogts Manuel berufen zu können, freilich zu ihrem Nachteil,
wie sie später erfuhren. Der Vogt war aber im Herbst des
vergangenen Jahres aus dem Leben geschieden und konnte
weder für Murten einstehen noch das widerrufen, was er,
wie die Freiburger nachträglich behaupteten, im geheimen
gegen die Murtner geschrieben halte. Zudem wurde den Ab-
geordneten eröffnet, daß die Dorfschaften das von Manuel
gegen sieVorgebrachte bestritten ; sie erhielten zwar eine Ab-
schrift der wider Murten erhobenen Klagen, um eingehend ant-
worten zu können, und wurden angewiesen, sich mit den
Dorfmeistern, die auch geladen v^erden sollten, zu einer
zweiten Verhandlung wiederum in Freiburg einzufinden *).
Der Stadt waren die Dörfer der Herrschaft in ihrer Ver-
teidigung zuvorgekommen. Die deutschen Gemeinden hatten
bereits im Mai des vergangenen Jahres dem Rat zu Freiburg
') F. St. A. Murtner Abschiede litt. F., fol. 36a
•-) F. R. M. Nr. 2aj, fol. 256, 13. Aug.
^) M. R. M. 22. Aug. hl'A.
*) F. R. M., Nr. 2aj, fol. 271.
') Mandaten buch Nr. 5, fol. 69.
- 105 -
wissen lassen«), es sei ihnen sehr leid, daß gegen sie ein
Unwillen gefaßt worden, denn wenn sie sich geweigert.
unter andern als Muriner Offizieren zu ziehen, so sei es nur
aos Mißverstand, Unbesonnenheit und Einfalt, nicht aber
aus bösem und ungeneiglem Willen geschehen. Auch sie
seien bereit gewesen, die gnadige Obrigkeit zu verteidigen ;
die von Jeuss seien sogar bis vor das Haus des Hauptmanns
in Murten gezogen. Hätte Manuel ihnen mehr als eine halbe
Stunde Bedenkzeit über das beanstandete Hesalzungsreciht
gegeben, so wurde ihr Verhalten wohl ein anderes gt^wesen
sein. Die Behauptung, daß sie wider ihre Bruder, die Berner
Bauern, nicht ziehen wollten, sei von einem Welschen aufge-
stellt und von der Mehrzahl der anwesenden Deutschen nicht
verstanden worden. Es sei ihnen nie eingefallen, die Partei
der Aufständischen zu eingreifen. Vielmehi* seien sie zum Ab-
märsche gerüstet und mit allem wohl versehen gewesen. Manuel
habe ihnen aber gesagt, zu Hause den Marschbefehl zu er-
warten; dieser sei nicht gekommen. Die rnterwistenlacher
ihrerseits schrieben am io. Juni Klö.'i dem Freiburger Rat,
daß ihre Vertreter ohne ihr Wissen den am ii. Mai gefasslen
Beschhissen zugestimmt hätten; sie aber wären bereit ge-
wesen für die Obrigkeit ins Feld zu ziehen, nachdem sie
rechtzeitig noch die Überzeugung gewonnen, dass die auf-
ständischen Bauern sic'i ohne (irund über ihre gnädigen
Herren beklagten ^). .Am 3. September 1654 gaben dann
die von Lugnorre eine weitläufige Auseinandersetzung ein,
wonach alle in der Kirche zu Motiers geschworen hätten,
für ihre Obrigkeit zu leben und zu sterben : sie wären mit
Munition und Heisgeld reichlich versehen und gesinnt gewe-
sen, auf den ersten Befehl zu marschieren; auch die gegen-
') F. St. A.
') F. St. A. Erklärung vom 25. Juni 1653 (a. St.) : «inais quand
ils ont seu au vrey qiie les dits subieets so soulevoyent mal ä propos, tant
eux les gouverneurs que tous les communiepssans exception d'un seul, so
sont offerts d'exposer corps et biens pour la döfeiiso de leur sou verain et
de la patrie ot ce devaiit que les compagnies de soldats fussent passez,
pour aller contrc les dits rebelies ».
106 —
teiligen Behauptungen Manuels und der Muriner, die nnr
neidisch seien, schlügen der Wahrheit ins Gesicht ')■ Zui'
Stütze ihrer Eikläi'ungen beriefun sich die Kerzerser auf
ein schriftliches Zeugnis des Pfarrherrn Sebastian Eyen '1.
während die Wisteniacher ein solches ihres Pfarrers David
de hompierre vorlegten").
[)iese Verteidigungen standen jedui'h mit der Wahrheit
im Widerspruch, denn konnten sie einerseits das dem Murt-
ner Rat Kustehenda Besatzungsrecht nicht bestreiten, so
ward anderseits durch die. Erklärung Eycn's sehr bezeich-
nender Weise bestätigt, dali man bereit gewesen war zu
marschieren (( mit dem Gcding, dnss ein statt Murten den
Hauptmann und Amtsluth liiiiznthuindt ». Die Briefe Manuels
sowie die pfarrherrlichen Alleste taten übrigens dar, daß
das von den Murinem beatispruelite Besatzungsrecht den
Landlenten palite, um sich am Kriegs^ug nicht zu beteiligen,
weil sie mit dem Reisgeld nicht versehen waren.
Trotz der Haltung der Dorf seh allen glaubte die Stadt
gewonnenes Spiel zu haben. Wenn es ihr auch sehr ungelegen
kam, dali Manuel, der am besten für sie hätte Zeugnili ablegen
können, nicht mehr am Leben war, so zeigte sich dessen
Wilwe Barbara geh. Wurslenherger bereit, zu ihren Gunsten
auszusagen U[id die Berichte ihres Gemahls, auf die die Muri-
ner grulie Slüeke hielten, zu bekräftigen. Darüber ward am
6. September I(j3i (a. St.) vor dem Notar Ijrs Oswald in
Bern eine schriflliche Erklärung aufgennnimen M. Die Frau
Landvrigtin bestätigte, oft von ihrem Ehemanne gehört
zu haben, hinsichtlich des Verhallens der Muriner: n dali
« sy je und allwegen erbfittig gsin -syen. ja bereit mit nol-
« wendigen Waffen verfaul, und willig .Ihre Scliuldigkeil
H gegen einer gnädigen Oherkeil, sobald sy von Jhuen dar-
rt zu erfordert werden, zeleisten. Die [.andleüth aber, In-
(I Sonderheit die Uß dem Wistenlach, jederwylen etwas tür-
') F. St. A. Brief vom 3. Sept. 165-1 (a. St.).
') F. St. A. Brief vom ä9. Augast 1654 (a. St.).
') F. St. A. Brief vom 38. Aug. ItfA {a. St.)
') F. St. A.
107
"gBStreuwl, Ja ihr etlich mit Worten uübroclicn. daß es
»vilbepürlen raynen Hrn. sei. höchlich betJauiii-l ^'liabt.
'nlannenhap er mit dün LBndIeülhen iiit sowol, als mil dent'n
»in der statt, weliche er sonst n\\ wegen .Ihrer Ufrlfhlig-
" keil und Treuw iialber fferümbl, zetriden wart!»').
Ladiin^sgeraälJ erschient-n die Munlnei' am H. SeptcmbüP
'ßüi znc Knnfi-onlalion mit den DurfmeistiTn voi' den Dele-
gierten des Rals in Kreiburg. die Auskunft über folgende
Punkte verlangten ') :
K l'oiiri]Uoy t'annee passive s'agissanl du dimner seeours
" «I L" Exeell" de Herne üs auroyeiit respondu de ne voul-
" /ciir lirer conlre leurs frerea?!)
II Une cerlaine supplication insinu^u, qiii seiiiljloit loii-
" eher quelquenient (;eus de Mnrat?»
" Pourquoy ils aurayent refusu de prendi'e les armes
" f>oui- los seeours de leops souverains setgneurs de Herne ? n
In Betreff der ersten Tratje bezogen sich die Muriner
lUf die Briefe Manuels, indem sie lieslritton, ji.' die ilmen
zuffesrlioliene .\eiissi'runt; t:elan zu haben. Hinsithtliib der
isv-eilen, welche die von den überwislenlarliei'ft aufi^esleiltc
ttehaupliing im Auge hatte, die Muriner hätten den Niidit-
luzup verschuldet, führten sie die gleiche Sprache. Der
dr-itlen hielten sie ilire bekannten Ansprüctie eiilf;ef;en. bei-
'Qgwnd, daß diese der Konferenz der beiden StSndc unter-
breitet seien Und somit die Angelegenheit bis zu ihrem Ent-
scheid eingestellt werden müsse. Der [tat zu Kreiburg wollte
l^och von der Kinslelliing nichts wissen. Du der Aussland
ff^itjupgs zu Gunsten dei' bernischen Alternative nahle, so
') Die Landvügiin war aticli aal die Oberwistanlxcliei' nicht ßut
*^ »pretheii, wie au» dnciii spälerti Bericlil F. R. M. Nr. 20l>. Fol. 83.
A[)ril l(i5(i erlieül: MStrul ile Luguorre iletnaiide au iiom de la
- qii'ils puUseiit Estre pay^a de la veuve du feu l'advoyer
"*nuel rtea estoffes, qu'elle doibt encoie aux tireurs auJt musquel.
') F. St. A. Supplii;;ition der Murtrier in der Conrniiitnlion
*««on des ver«chiiineii refaellionwäseas. - F. R. M. Nr. 205. Fol. «8.
''• t- M. Nr. 20r>. Fol. WO Die Ralskomniiesion bestand aus den Herren
Schylibeisg von Monteriach, Junker Re.vH. Seckolnieisler von MoiiteTi-
^^l". Junker Meyer. Vonntr Vondeiweidt und dem Stadtscbreiber.
108
trachtete er vielmehr die Sache vorher zu erlodigon. Er tat es,
indem er sich kurzer Hand übi^r die wiederholL besläli^^len
t'n'iheilen Murlens hinwegselzte, und ohne den Spruth der
Konferenz ahzuwarlen, am 12. November 165i ') die Burger-
si^hafl verurteilte < wegen dieses rebellischen abschlags —
fl zu etwelrhem ahlrag des Kriegskostens » viertauseud Kro-
nen zu bezahlen, liesondere HeslraEung der Anstifter vor-
behalten.
Am selben Tage noch traten die Freiburger Ratsdele-
gierliMi zusammen, um in Betrell der Landivute Antrag zu
stellen. Diesem gemälJ belegte sie der Hat mit einer jliisse
von 14ÜU Kronen, unter Vorbehalt gegen die, welche nament-
lich in Lugnorre rebüllische Reden gefuhrt hatten, besondris
einzuschreiten *).
Auf die Dörfer wurden die ItÜO Klonen wie folgt
verteilt, indem die am Moos Theilliabenden stärker belastet
wurden : Merlach 20, Greng 10, Gurwolf 20, Coussiberlf 30,
Coui'levon 30, Salvenach üO, .leuss tiO, Lurligon 40. Ulmi/
80, Gempenach 50, Überburg 20, Niederbnrg 40, Altavilla
30. Galmiz 100. Ried nnd Agriswyl 100. Kerzers 200.
Hüchsleri 20, Fräsuhels ÖO, Löwenberg 10, Monteüer iO.
Unterwislenlach 220, Obervvistenlach 154.
Ü'iti hohen Auflagen .sollten, wie man vorgab, zur teil-
woisen Deckung der gehabten Kriegskoslen dienen. Es «r-
hellt aber aus der Krie^srechnung des Ivommissars Hirth,
daii diese Kosten sich im ganzen nur auf 4511 Kronen,
4 Pfund und 14 Schilling beliefen ").
Zu leugnen was nicht zu besti-eitün war, halte sonach
den f^andleuten ebensowonig Vorteil gebi'acht. als es den
Murinem von Mutzen gewesen war, sich auf die Briefw
Manuels zu berufen. Gewiß sprachen die sämtlichen vor-
handenen Schreiben des Landvogts nicht gegen die Bürger-
schaft Murlens und stimmten sie ganz mit dem Zeugnis seiner*
Witwe überein. Aber nach Jahren erst erfuhren die Mui
') F. R. M. Nr. 2(0. Fol. ;
') F. R. M. Nr. 305. Fol. :
Murf^^J
- 109 -
daß die Freiburger sich namentlich auf die gegen sie ge-
richteten geheimen Mitteilungen Manuels gestützt hatten,
um sie der Rebellion zu bezichtigen '). Aus den Akten er-
gibt sich nicht, daß die gnädigen Herren diese angeblichen
geheimen Berichte zum Beweis ihrer Behauptung den Murt-
nern vorwiesen, auch nicht, daß sie wirklich existierten
und daß sie nicht nachträglich erfunden wurden, um das
gegen Murten eingeschlagene Verfahren zu rechtfertigen.
Die Bußenerkenntnisse sollten am 27. November den
Ausgeschossenen von Stadt und Land eröffnet werden ^).
Murten allein ließ sich vertreten und verlangte einige Tage
Bedenkzeit, die gewährt wurden. In ihrer Not richteten
die Murtner ihre Blicke wieder nach Bern. Abgeordnete
Wurden dorthin geschickt, während man Freiburg wissen
'leli, daß Murten die auferlegte Geldstrafe nicht annehmen
könne*). Bern verwendete sich zu Gunsten der Murtner^);
es sei zwar nicht darum zu lun. die, welche sich verfehlt
haben konnten, zu beschönigen ; da aber in der Konferenz
vom 7. April 1653 (a. St.) Freiburg selbst beantragt habe,
die Ansprüche der Murtner durch die beiden Stände unter-
suchen zu lassen, so sei es nur billig, ihrem Begehren
uai grundliche Untersuchung zu entsprechen und bis zum
^bspruch den Vollzug der Strafe einzustellen ^). Als
dieses bernische Schreiben dem Freiburger Rate vorlag,
^'*schienen nun auch die Murtner Delegierten, beschwer-
ten sich nochmals über die ausgefällte Strafe und ver-
'^'^gten Einstellung bis zur nächsten Jahresrechnungs-
'^önferenz.
Prolest und Begehren wurden in demütiger Sprache
*) F. St. A. Brief Murtens an Freiburg ohne Datum, doch nicht
^^ dem Jahre 1660: «wvlen domaliligen H' Schuldtheiß sv hinder-
^^K« als Ungehorsame verklagt, so doch Gott dem al machtigen woll
«) F. R. M. N" 205, fol. ^M.
•) M. R. M. 18. November Ca. St.).
*) B. R. M. N" 121, pag. 2:32.
•) Deutsche;* Missivenbuch N- 17, fol. a'-]y. 20. Nov. 1«>j4 (a. St.).
- 110 -
vorgebrafiht. Diese verfehlte jedoch die geliofite Wirkung'.
Die Fpeihurffei- fanden vielraelip. daß a die Uui'ger von Mur-
(i ten ihren fähler aggravieren, indem sie von hiesiger Al-
« ternatif deelinieren, und wider Freiburg gebn Bern re-
(i curiert, darum hallen sie ein mehrere Slrad verschuldet »')-
üiilei' Andi-iihung der l'nyiiade forderte die Obrigkeit bis
zum 7. Dezember die kategorisehe Antwort, ob an ilei' Be-
streitung der Strafe festgehalten werde '). Nach Bern be-
richtete sie in nbsthlägigem Sinne. Das geschah am 3.
Dezember, weil die Murtnei' der Ladung auf den ersten
nieht Folge geleistet hatten. 5ie halten nämlich in Er-
fahrung gebracht, dali am I. Dezember auch die Dnrf-
pfleger der Gemeindet! vor den gnädigen Herren ei-sebeineo
würden. Die uiclits weniger als kam |if lustige Stimmung
die.ser Leute war den Murinem ebenso bekannt, als die
Absieht der Dörfer, die Seliuld auf die Burgerschaft zu scliie-
ben. Die Landleute hatten ja für keine verbriefte Privilegien
einzutreten ; dem entsprach auch ihre Haltung. Sie be-
dankten sich bei den Herren von Freiburg für die gnädige
') Archiv Murten. Ppotokoil lies S lad tsch reib«« von Freiborg
vom 3. DezHinber li554 : u Vur Eivev Gnaden erscheinen in aller De-
u muth utiii Niederträchtigkeit dero gellii-euwe Underthanen, die
0. ComraJttierten von Murleo, and thun dieselben gantt Oilhenliuh
<i pitlen, daß sy ab Inen keine Ungnad lag^eri w6llindt, wann sy ik-b
u dilltnalil über die annenimuni;, der Ihnen uSgeseUten grotleu Conlri-
u bulionen. der 4000 Kr. nil wol erlQUieren könnend. 1r bedenken
usy, in sfillicbem Puhl der annemniatig. Ihr veimeinlhnbonde xvei-
H pQnctige Froylieit lieli bewulSten Haubtniann und Heillgella halber
n (u'ölliehe beide Puncten dann, vom Eiiwer Gm. selb» für die Con-
o fereotü geaohlagen, und anderwerls von beiden L. Ständen Ebren-
« gesandte Für die er.-<thalteMde Jatir Rechnung verahsclieidet wnrden)
n verfällt wärendt, und Ihnen byneben unmöglich würe, ubangediile
n4000 Kr. zu erleg)ien, dcuüelwegcn Ry hochgedaclil E. Gn, ganlz
(I uoterlhAnig pilten, sy bis dahin diser Sachen halber gnfidig einzii-
n »teilen, und wenn ea sich dann alsdann betlndC. daß ^y in ihrem
K Verwegen gantü nil gegrtlodt gewesen, werden sy »ich einer sällichen
« coniribalion «chuidwillig unterwerSen und dan darüU erforderlichen
(1 Milien wol nachtrachlen müssen — «.
') F. R. M. N ÄXJ, Fol. .-i-«.
' Strafe nnd verlangten Termin, um zu bezahlen. Es wurde
IKneii gestattet, die aufeilegten betrage liiircli eine Vermö-
genssleuei' aufzubringen und sie in drei Katen sammt Zins
zn entrichten. Der Rat kam sogar der Beschwerde von
Lugnorre, die Veiteüung der UuLie sei ungerecht, entge-
gen, indem er einen Ausschuli beauftragte, zu untersuchen,
ab sie zu revidieren sei, doch utine Keduktiun der aiisgr-
sprochenen Buläe von I4U0 Kronen ').
So lagen die Dinge, als der Murtner Hat am 4. IJe-
zember beschloß, die Burger.schaft am darauffolgenden Tag
zu versammeln und ihr die Sache vorzubiingen •}. Bei
diesem Anlaßt) werden einige Burger. wie verlautete, erklärt
tiabeii. was in dem im h'ieiburger Archiv liegenden Bussen-
verzeichniii zu lesen steht 'j, dali sie nämlich mit der Strafe
nic-hts zu tun haben wollten ; diejenigen, welche die Sache
eingebrockt, und die man nötigenfalls auch namhaft machen
könne, sollten die Bulie abtragen. Das Murtner Rats Manual
schweigt zwar über diesen l'unkt. wie es auch den ge-
faßten Bescliluß nicht bringt; dagegen lesen wir in einer
vom 24. November alten Stils datierten Vollmacht'*), daU
die Delegierten ermäclitigl waren « underlhänig urab etwas
(I milterung und nachlassung » anzuhalten, und wenn dies
Jbren Gnaden nicht genehm sein sollte, sie n gantz undertänig
') F. R. M, N" 205. Fol. 333, Avoirie de Moi'at, Correapon-
tianoea N" H. a Myne gn/ldige Herren und Oberen des Ulgliclieii Ratlis
<i der Stau Frybui'g haljen tlue Lieben Underthaoeu der Gmeindt von
n Gr&n im Ainpt Marten von data Ctli' dry Jalir Zih bewilliget, da»
« gelt, so llinen wägen ferndriger Uiigehoraaiiie zum Kriegskosteii utl-
<f erlegt worden, von einem Jahr züid andern den dritten Cli^il aanibt
u den> Ziiiü in CanLiiy alhie zu zahlen, und zu erlegen, und wylen
«I aitdüthet und vermeint wirdi, ob solle die .\btbellung dieses Gelts
u ellicheii Gmeioden in daro proportion gegen den anderen etwas un-
a glycli und enoesHivi-ich syn, dilie remia^ion zu thuw habe, tiocher-
u meldl Ihr Gnaden ihren vilgelieblen Milträtlien Herren Slulthalteren
jgwalt und bevelclie geben. »
. R. M. ai. Nuveniber ISA [a. St.)
. R. M. •£}. November (a. St.)
) P. St. A. Verzeich Qusa der Dürfern etc.
) F. St. A.
— 112 —
(( und flahentlich » zu bitten, o Innen lydenliche Termynen
(( zum Zahlen anzustellen. »
Von einer Herabsetzung der Summe wollten die Krei-
burger nichts wissen. Sonach versprachen die Ratsdele-
{^iorten Herrcrhschwand iinil (jaillard am 7. Dezember, die
4000 Kronen zu bezahlen a mit underthäniger bitt Ihnen
(( diesen Fahler {gnädig ze verziehen. » Sie wurden nun in
Gnaden aufgenommen, mußten sich aber im Namen der
Stadt in der Kantzley verschreiben.
Mit dem raschen Entschluß, sich zu unterziehen, hal-
len auch die Leiter der Muriner Bürgerschaft der Minder
heil, die sich gegen die Belastung des Stadtseckeis ausge-
sprochen hatte, jede Bedeutung genommen. Am 17. Dezember
ward zwar dem Freiburger Rat ein anonymes Schreiben ')
vorgelegt, des Inhalts, daß in Murten o uff syten der ge-
(( ringen Burger ein Tun»ult endtstand wegen der der Stadt
(( angelegten gellstrafi Ihrer im ferndringen unwäsen er-
(( zeigten ungehorsame halber, davon sie, die kleine BuPf(er,
(( nütt zahlen, wyllen sie Jederwylen zu gehorsame geneigt
K gsyn, sonders wollen, das die, so gefeit, solche straff
{( eintzig ußstandend ohne beschW'ärnuß des Stadtseckols. b
Die Freiburgei*, denen es vorläufig nur darum zu tun
war. die 4000 Kronen zu erhalten, scdilugcn sich aber nicht
auf die Seile iler kleinen Burger und beschlossen demnach.
(I,iß OS mit der L'ntei'ziehung sein Bewenden haben solle,
(( Man laßts eine gute saclie syn. » sagt das Ratsprotokoll.
Der* Muriner Nachgeben hatte den weitem Zweck.
Zeit zur Durchsetzung ihrer Ansprüche zu gewinnen und
womöglich sich der Ausrichtung der Buße zu entziehen. Ge-
wiß war das auch der beste Weg, die unzufriedenen Bürger
zu beruhigen. Da die Alternative nun an Bern überging.
so durft(» Murten einer günstigen Intervention dieses Standes
•
gewaltig sein. Um sie herbeizuführen, ward schon im
Mai 1()55 eine Abordnung nach Bern geschickt *). Verhand-
') F. R. M. N' 2a'>, Fol. a42 «ein parlicular schryben - da-
iuL> iler Nain des sehrybers ußgerißen ».
'') M. R. M. 8. Mai 1655 (a. St.).
- 113 -
langen, die angebahnt wurden, führten bald dazu, die Frage
der beanstandeten Stadifreiheiten nunmehr der nächsten
Jahreskonferenz zu unterbreiten *). Diese ward auf den An-
fang Septemfaor 1655 angesetzt ^). Die Berner Abgeord-
neten, Johann Rudolf Willading, Seckelmeisler deutschen
Lands, und Vincenz Stürler, Venner, erhielten die Weisung
darauf zu dringen, daß die Freiheiten der Muriner zu be-
stätigen seien : im fernem aber sei zu verlangen, daß die
Hälfte der Strafe dem Stand Bern zukomme, wenn Frei-
burg auf seinem Bußentscheid beharre ^). Dieser Anspruch
Bern's verfehlte seine Wirkung nicht. Der scheidende
Muriner Landvogt») Johann Rudolf von Diesbach, welcher
der Konferenz seine Rechnung vorzulegen halte, fragte in
Bern an, ob denn die der Herrschaft Murten auferlegten
Summen wirklich als eine Kriegskostenkontribution anzu-
sehen seien *), wie die Freiburger behaupteten, oder ob er
sie in seiner Vogtsrechnung als Busse zu buchen habe. Der
Rat entschied sich für letzteres und schärfte den Ehrenge-
sandten nochmals ein. darauf zu bestehen, daß die Hälfte
der auferlegten Summen Bern zufalle, wo nicht sei die
Sache auf eine spätere Konferenz zu verschieben. Zwei
Tage darauf faßte der Freiburger Rat einen gegenteiligen
Beschluß®); indem er seine Gesandten anwies, dem Begehren
Bern's entgegenzutreten, « weil es ist kein büß, sondern
« ein GeltstrafT, darmil Bern nichts soll zu schaffen noch
« zuzereden haben»'), aber in die Verschiebung dieser
Frage einzuwilligen. Damit war das von den Murtnern ver-
folgte Ziel, die Erledigung der Auflage zu verzogern, er-
') F. R. M. N' 206. Fol. CA. 9. April irÄ, Fol. aS. 25. Mai.
») B. St. A. Abscheide litt. G., p. .S'i7, iUl. F. St. A. Murtner-
abscbeide, litt. F. Fol. 879. 8—4. September.
') B. R. M. N' 1^, p. 91. — Instructionen buch S. p. 493, 495,
30. Augast.
*) F. R. M. Am 4. März 1655 war er ersetzt worden.
») B. R. M. N- 124, p. 101.
•) F. R. M. N» 206, Fol. 171.
^) F. R. M. N' 206, Fol. 173.
8
114 —
reicht. Sie konnten mit diesem Erfolge umso zufriedener
sein, als die Konfei'eny. in Sachen des beans|)i'uehten Be-
satzungsrechls zum Entsclieid gelangte :
ir Obwohlen die Statt Murten deü wegen von beyden
« Oberklieitten kheine Sigel nocli Bi'ielTen liatte. dennocli
(( ist Ihnen die Elertion desselbigen (Hauptmanns) im be-
« gebenden Fahl bewilliget, in dißem verstandt. daß der-
a selbige der Oberkheit so Ihne bruchen wirdt, präsentiert
u unndt wan er passiert wird, alsdan zur prästierung deß
« gebührenden eidtes gehalten werde. »
In Sachen des Reisgelds wurde dagegen beschlossen :
dal^ die Muriner es nicht allein zusammenthun und gebüh-
rend erlegen sollen, sondern auch " im Fahl der Noth, wie
{( andere Untertlianen dienen, ohne einige zu Zahlung noch
« bestimmung deü termins, svdtenniahlen soU'hes by allen
n anderen ünderthanen also geschieht, unndt es zu de&
n gantzeii Vatterlandtes, unndt hiemit Ihrer selbcseigenen
« conservation geschieht ».
Von der Annahme des Reisgeldartikels ward die Ge-
währung des Bestattungsrechts abhängig gemacht '). Bevor
jedoch die Murtner sich darüber aussprachen, schickten sie
am 9. September zwei Abgeordnete nach Bern, um die
Ehrengesandten an der Konferenz um Erläuterung zu bit-
ten '), während sie sich bestrebten, durch Geschenke die
') c(- Anm. 3. p. 113- — Der nämlichen Bedingung war von der
Konferenz ein weiteres Zugeständnis in Bezug auf EineiU und An-
nehranng der a tiBseni j) in der Stadl und Herrsehafl Murten imler-
tttellC worden : « passiert — mit dißer eilütterung. naniblicli daft die
(I Jenigen so fie in der Statt, undt ihrem bezirlch nllnenimun, «iul-
« wedercr Statt Bern oder Fryburg Ünderthanen syend, unndt soll
u solche reception geschechen mittelst 10 fl unndt nit niehreres, aber
n wenigeres woi, durch Jeden annemnieuden der Statt zu gutem er^
H legen : Frembde aber d.iaelbaten zu naturalisieren soll Ihnen g&nt2-
u lieb verholten, ad teinpus aber uUzenemmen, well sie an einem f ass
« untidt deswegen solcher lütlion bedörlltig sindt. gestattet sein, unndt
n dlse gratilieation so lanj; kräftig verbleiben bili widrige brieRen.
« unndt gwarsauie von seilen der hoben Überkheit«n ynkkoniiii
indl sie solche also werden
intinui
wöller
') M. R. M, 39. Aug. 16Ü5 (h. St.)
Gunst der gnSdlgen Herrn und Obern von Freiburg zu ge-
winnen und zu L'i'lialtcn 'l Die vorhandenen Akten geben
keine Aufklärung fibci- die näehste Entwirkelung des Streites.
Aus (lern Katsprotokoll erhellt jedoch , dalj die Murtrier
am 25. November') die Besetzung der Hauptiiiannstelle
vornahmen und an die Mannschaft die Warnung ergehen
ließen, sieh bereit zu halten, um auf den ersten Befehl
der Obrigkeit mit Wehr und Watten ohne Verzug zu
marschieren. Daraus darf wol geschlossen werden, daß
sie die von der Konferenz gestellte Bedingung annahmen.
Sie hatten auch Grund nachzugeben, weil der Zeit auf {tern
kein großer Verlaß mehr war. Dieser Stand war in Schwie-
rigkeiten verwickelt worden, die schließlich zum ersten
V'ilmergerkrieg führten. Das Verhältnis zu Freiburg trübte
sich mehr und mehr. Die Stadt Bern fürchtete sogar, daß
Preiburg sich gegen sie am Streit beteiligen könnte*).
I'» dieser Meinung ward sie bestärkt durch das Verbot der
^''^liurger an den Vogt in Murten, die Kingmauern in
^'taod zu setzen und das Werben von Kriegsvolk zu ge-
stalten. Bern hatte nämlich am 8. Januar 1656 im gegen-
'ß'figen Sinne geschrieben '). wogegen Freiburg die Muriner
**issen ließ, die Bürgerschaft solle sehen, daß sie dei- Obrig-
'^tt « Ungnad nicht incurriere » "). Am 13. .Januar Hefen
"►Un die Berner den Vogt nach Bern, weil sie etwas not-
') M, A. Burgenoeislerrerhiiung IfEsi. 1657, — Als Ergänzung
"^ einer im Band I. der Gesell i(^llt9blätte^ erHchieuencD Arbeit sei
»US dieser Rechnung erwähnt: i( Uinb ein Rahmen des Herzoge.! uß
" Burgund abeonterfactur. so H' Lambellet Werk, dem Wilhelm
Misey gäben 2 S 4 Seh.
') M. R. M. 15. Nov. 165-> (a. St.).
') B. R. M. N" 123, 7. Juli 16x. (a. St,). AuB den eiiiRelanf
'^■> bricht, was malten ein Statt Fryburg Ibren Underthaiien alles
wnat, and by einer büß, gebotlen habend, sich biß nechst«n Montag
■"U Iren aberweren, krut und lodt zerual üe halten. — Weilen man
"II weiB, war&uff Ihr abaechen gerichtet etc.
') Briet an Solmldheiß und Rath von Murten, Vfi. Dezember
^^ {•. St.).
■) F. R. M. N- d07, ful. r,. 9. Jan. 165Ö.
— 116 —
wendiges mit ihm zu reden hätten ^). Ehe sie jedoch nach
dieser Seite hin weiteres unternehmen konnten, war der
Tag von Vilmergen verloren gegangen. Den Rückschlag
der Ereignisse verspürten die den Bernern wolgesinnteo
Murtner. Widerspruch hatten vorläufig die Freiburger
auch nicht mehr zu gewärtigen, als sie am 6. Februar
1656 nach Bern schrieben, daß sie « niemahlen dahin in-
(( tentioniert gewesen, äwern ietz zu Murten habenden
« Alternatiff undt rechten einichen yngriff zu thun, sonders
« derselbe wie biß häro in Ihren uninterrumpierlen esse
(( verbleiben zu lassen. Wan aber der Zuzug, besalzung
(( und fortification der enden von kheintwederer Statt zu-
(( gehöriger alternatiff dependierend noch zufallend. alU
(( wollen wir nachmahlen verhoffen, es üch — nit zuwider
« sein werde, so wir die Muriner, uff Unnsere citationen
(( zu parieren, sonderlich in Sachen die unnsere reciprocier-
(( liehe alternation nit berürend, halten, unndt sie darurob
« rechtfertigen werdend » -). Der Zank zwischen Bern und
Freiburg dauerte zwar fort zum Nachteil der gemeinen
Herrschaft. Am 9. Februar verordnete Bern, im Namen
beider Stände, daß das Schloß zu Murten mit einer Be-
satzung aus der Burgerschaft zu versehen sei, weil « an
« den grentzen sich frömbde Voicker samlind, und man da-
(( her etwas unguten anschlags zu besorgen habe j) ^). Nach
Freiburg ward am selben Tag von Murten aus berichtet,
man befürchte einen Überfall ; deßwegen errichtete man
Pallisaden *). Der Freiburger Rat sah aber darin eine
(Übertretung des Befestigungsverbotes, und lud nun Statt-
halter, Burgermeister und Venner von Murten in die Rats-
') B. R. M. X" 125. p. 5.
'^) Freib. Missivenbucli 4^, p. 711.
^) B. R. M. N" 12."). p. 59, 29. Jan. 1656 (a. St.), p- ^L (^•
Jan.), p. 8(5. 10. Feb. (a. StJ Martten. « Ir Gn. verstand sye, daß
sowol tags als nachts, die wachten dort utfgestelt, das corps degarde
nit im underen, sonder im obern Hofif beim Tröscherhüßli, und dann
auch allewegen utf der Litze ein Schildtwacht auffgestellt werden
solle.
*) F. R. M. N- 207, fol. 43.
- 117 —
Sitzung vom 17. Februar, um sie über die Aufstellung der
Wacht und die andern getroffenen Vorkehren zur Verant-
wortung zu ziehen *). Die Muriner leisteten der Ladung keine
Folge und wurden neuerdings auf den 21 . Februar geladen « by
a Ungnaden und Incarcerierung ungehorsambs » '-). Die Ge-
ladenen unterließen nicht, dies nach Hern zu berichten, das
nun nach Freiburg den Bescheid schickte, es müsse die Ausge-
bliebenen entschuldigen ; übrigens hoffe es, daß man von
weitern Citationen abstehen werde, weil Bern die Alternative
gehöre. Es verlangte auch freundlichen Bericht, warum
die Murtner eigentlich geladen worden seien ^). Gleichzei-
tig ward an Hauptmann Dub in Murten geschrieben "•) :
« dz es nit ussert dem wäg sein werde, daß er auch der
« burgerscliaft zuspreche mit Vertröstung Jederweiligen
« Schirms, darzu auch die H. Predicanten ein mittel sein
(c könnind, mit denen er sonderlich hierumb zereden, und
« alßo hierin beharlich zu operieren wüssen werde, was zu
(« der Statt und zugehorden guter verwahr — und erhaltung
« ervorderlich sye ». In Bern war nicht unbekannt geblie-
ben, daß die Burgerschaft von Murten und die Herrschafts-
leute wiederum nicht einig gingen, wegen deS Anspruchs
der Stadt, die Herrschaft zur Bestreitung der an den Ring-
mauern vorgenommenen Reparaturen heranzuziehen , und
daß Freiburg die Dörfer in ihrem Widerstand bestärkte. Bern
machte deßwegen Anstrengungen, den Zwiespalt zu besei-
tigen, wie aus den Berichten erhellt, die Rudolf Wursten-
berger, alt Landvogt zu Witlisburg, seiner Obrigkeit zu-
kommen ließ. Er war nach Murten gesandt worden, um sich
über die Lage zu erkundigen und gewiß auch die Murtner
zu ermutigen. Er schrieb, daß dem Landvolk zu dessen
Abwendig- und Abfalligmachung eingeblasen werde : « wann
«sie es nit mit der Burgerschaft halten, söllind sy,
0 F. R. M. N' 207, fol. 50, 14. Februar.
») F. R. M. N- -207, fol. 55.
') B. R. M. N- 125, p. 82, 8. Feb. 1656 (A. St.), p. 86, 10. Feb.
(A. St.).
*) B. R. M. N" 125, p. 80, 7. Feb. 1656 (A. St.).
II wenn es recht angaht, sU-h kei
gfahr ze Dera
ci haben, die Bm-Kerschafl wei'de das Bad allein ulitragen
B mrilit'ii I). Walit-süheinlk-h entsprang die Haltunf< dep Hcrr-
schaftsleute der Hoffnung, sie könnte vielleiclit zum Ep-
laU der ilmen auferlegten Bußen führen. Auf diesen Hoden
abgestellt, war der Erfolg der .\nfwiegelung iiirht uhne
üedeutiing. Dei' Herner Hat fand es deßwegen für ge-
raten, « disen murtnitichei) Landtleulen, zur bustendigkeit
ö zu sprechen zelassen ». Er befahl Wurstenberger n mit
a den fürgesetzten und vertruwtesten von den Gemeinden
n des Amts Murten, in gcheicnbd und iinvernierktei- dingen,
(I wie dann unlei- dem Schein seiner Privat-geschefTten gr-
a schecher) kann, In M. G. H. Namen fründtüch zereden.
n sich zu ejnicher abführung bereden nach uffwigglen ze
fl lassen, sundern mit der Statt und der burgersehafl be-
(( stendig Liebe und Leib Kehaben, weilen es umb die wahre
« Religioti zethun, zu deren sy durch mittel der Statt Bern
n gebracht, und sich andern weg keiner mehreren verscho-
« nung ze versei'hen haben wurden ; die verhoHende besl«n-
H digkeit werde auch — in j;naden erkennt werden »'). Ganz
ohne Wirkung wird dieTätigkeilWurstenibergers, wenigstens
im deutschen Teil der Herrscliaft nicht gewesen sein. Über-
dies lieü Bern dem Muriner Bat eine Abschrift des an Frei-
burg gerichteten Schroibeus vom 18. Kebruar zustellen,
wodurch er in seiner Weigerung, der Ladung nach Kreiburg
Folge zu leisten, bestärkt wurde-). Dieser Stand glaubte
jedoch auf dem einmal eingeschlagenen Weg beharren zu
müssen. Er erwiderte Bern, daß er keine Lust habe »zur
« beständigen unverlheiUmg und mitregierung ii und daß
Bern keineswegs behaupten könne, in seiner AUernaLivc
lädiei'L zu sein <i wylen — der zuzug. fortificalionen. ord-
« nungen ete. in kein alternatifl fallen»"). Sonach wurden
die Muriner ein drittes Mal filiert. Die Geladenen schrieben
aber nach Freiburg, daß sie von Bei'n den Befehl erhalle*
') 1
. R. M. N- 136. p. 80. 7. Feb. 1656. A. St.).
R. M. N- 125. p. 86, 8. Feb. {A. St-).
R. M. N- 307, Fol. 58.
htlten, nirht Folge zu leisten '). « Dise, nach der Berneren
n jGngsle entschuldiKUnf; ist nit passiei-lk-h », hpscliloli der
Freiburger Rat. « deßwegen sollen sie, die Mui-toer, er-
(I schyoen — ; iiB widrigen Fahl werde man sich Ihres
11 ungehorsambs zu syner Zitt empfinden n *). Bern erneu-
erte seinerseits die Weisung an die Muriner, sich in Frei-
burg nithl zu stellen*), und schlug den Freiburgcrn Recht
vor. weil es « ohne läsion seiner Alternativrechte n nicht
gestatten könne, daß die Muriner der Ladung Folge leisteten,
so lange man ihm deien Grund nicht mitgeteilt *). Die
Muriner blieben aus. Da der Einwand Berns stichhaltig war,
so hatte nun Freiburg keine andere Wahl, als die Sache
einzustellen'') und es beim bernischen Rechlsbot bewenden
M lassen ').
') F. R. M. N" 307. Fol, 61.
') F. R. M, N- ä07, Fol, 61.
•) B. R. M. N* 125, p. 94,
- M. N* 207, Fol. 61.
') F. H. M. N- 207. Fol. 6i, 24. Feb. 1656.
') B. R. M. N* ri"), p. 109, lö. Feb. 1Ö.56. A. St. - Im diese
Zeit der Reibungen fiel auch der \on eiuem Freibuiger Drucker be-
sorgte Druck zweier gegen Bern geriebt«ler FamotlibelJe, worüber
»ich Bern bei Freiburg beklagte : ii diso Kwey underscbidenliche, von
u rjein Valter der Liigenen inspirierte ubelgegrlindele fanioslibell, das
H einte der ßärendantz. und das ander recept wider die Bärenauchl
H tituliert, spargiert, Ja in ettuer — statt selbs, nil allein getruckt,
a sonder auch nflenllioh ufl dem Markt gesungen und (eil gehalten.»
(B. St. A. deatBclie» Missivenbuch N* 18, p. 5EÖ. Brief an Frei-
biug vom 23. Mär« IGjO (a. St.). Das erslgenannlo dieser Libelle
d. h. u Bär^ndantz, nach den 2ilrchei-iachen Byri. pomp. pomp, oder
A Streitliedlein zwischen dem B.'ircn und Wildenmann, by flllmer-
a gen im Ireyen Ambl gehallen : darbey die Buhlschaftt mit Rap-
" perswyl » ist noch vorhanden (ct. Haller. Bibliothek der Schwei-
«r Gatchichte. V, p. :Vn^)). Der Rat von Freiburg ließ die Berner
wlneeu, daß er ihre Klage nicht abgewartet habe, um den Drucker
XMT Verantwortung lu ziehen ; (Frelb. Missivenbücher, N" 42, p. 736.
Brief an Bern vom 3. April lööü) Dieser entschuldige aich freilieh
mit dem Verwand, er habe nur einen ihm logekommenen Druck
nachgedruckt IB. St. A. Freih. Bücher litt. P., p. 529, Briet an Bern
vom 3. April 1656 (A. St.) - B. R. M. N' 131. p. 157, 18. Dez.
1657 lA. Sl.). (I Ueber der Hr" Geistlichen Fiirtrag wegen deß von
— läO
Durch die Intervention Berns t,'üiieckl, K'mf; nan Morte*
Juruuf iius, seine Ansprüche ge^en die Landleutp iliirchtu-
setzen. Namenllit^h war es wrederiiin Lugnorre gewesen,
das dit> frei burgische Alternative benutzt hatte, um sicti
mit Murten in Widerspruch zu setzen und sich der Ver-
pllichtung zu entziehen . zum Unterhalt der Binunii'Uerr
beizutragen. Nachdem aber die Alternative an Bern Qbet^
gegangen, erhielt der Vogt in Muilen am H. MSrz IBS(
den Befehl, die von Lugnorre zur unverweillen Bezahlung
II delS Ihnen ge7.eüchenden theils, weyen der nothwcndif
i( gemachten Gattern und Pallisaden vor beiden fürnpmbst<?r
n Statt-Thoien » anzuhalten, (i widrigenfalls und sy nit pa-
n rieren weiten, sy alßdann durch ein iißschutz lOr I' Gn
n allhar zeweisen » '). Die Oberwistenlacher liefen nael
Freiburg und fanden dort auch Schutz, denn als sie an
11. Mai 1651) wiederum einen .4ttest verlangten « coinn»
« ils ont est6 prompls, et voluntaires ä servir messeigncurs
n pendant la r^bellion passöe des paysants », ward ihnet
dei' Beseheid. man weise sie nicht ab, die Forderung dei
Muriner sowie die Bezahlung der ihnen auferlegten Dußt
seien eingestellt, und der Seclfelmeister habe den Auftrag
ihnen zu eröffnen, daß die Herren und Obern von Freibap>
ein gnädiges Vergnilgen an ihnen haben '). So geslatlel)
die Gunst Freiburgs denen von l.ugnorre, die Erledigung
der Forderung der Stadt Murten zu verschleppen "). Ers
(I H)*" tlieolo^o Lühtliardts gemacliteii bui'liü 2ur Widerlegunj; d«l
" Sclialers von Fryburg hievof ußgangerien rfen Stanrt und paPlicaUtn
<i persohoen schmitclilichen Traktats und famnsbuchs, soll Ihnen durcl
a ihr Gnaden anzeigt vi-erdeii. daß bevorderst sy mit dem I)uc)idru
n cker tracciereii und verneinen sollind, was er vom bogen ncmmen
«etc. 0
■I B. R. M. N- 1«J. p, lao.
') F. R. M. N" a07. Fol. IM. - N' -206. Fol, tÖ. 30. Apri
1%5. Um den Freiburgern zu schmeiubelo, hatten die Liignorre
du Begehren gestellt: u les armoiries de L. Ex. pour leur mnisci
de ville nouvellemeDt i-MdiHäe. u MM. KM. verehren Ihnen Ihre
Ehrenwapen.
■) F. R. M-, Nr, 20», Fol. 5ti. .0. Mär^ lfS7. — «Com» th
»Moral au subject des conlributions pour le maintient d
]
- 121
»n 20. Novemlinr 1669 wurden si»; rn Bern vi>riii-ti'ill ') und
dann zur Zahltingf gPüwiinsei. Freiürh liattcn sie in Krei-
büTR den Erfolj;. ilali ihnen ihr Anteil an dt;i' ItiiUt; vtin
1400 Kronen erlassen wurde*). Dagefien erfuhren die :in-
liarn Dörfer, dnli ihr Widerspruch ge^nn die Murtrier ihnen
de» Verzicht auf die llulie ni(;ht verschalfle. Uej-eils am 10.
April 1656 mußte Balvcn:ich einen Teil seines Beli'elTuisses
mit 2(4 ff 15 Seh. ^ entriehten. während im folgenden Jahre
(f de ville, k laquelle ceax de Lugtiore iie
« les srresls passfe entra L. Ex. des de
<v parce que syn dcni allen h^i-hommeii
n tcrüfft, noch Ihnen ein Schlü-aul zu gl
c« ^vonteti. n Freiburg handhabte die
Abarten zar Bezahlung von vier Dubloi
iiillent satisfaire iion obsUnls
Etats lau 1083, lfii;j et 1(120
imäii zu den Rechnungen nit
iiien geltt und uSlagen geben
in Lugnorra und verurleilta
'} In betreff der Rlngnmuertell vide Abschied der KonfiM-eiiz in
Ih>«urten 26.-;n. Aug. lÖM, (B. St. A. Entraord.-AbsL-h. litt. F p. .^41);
fc>^fa«st sich mit ader HerrschaOt Lugiiorre und abiigcii der Graf^chaSt
<■ Alurten Beschwerden ab den Anlagen der statt daselbst n, Lugnune,
c»i«vier Dörter de la Rivi.?re (Prax, Nnnl, Su^iie/ und Chaumont),
S^.«fier» und Prilschelz , »owie einige Rebbeaitier im Wislcnlacli,
^^"nlleii nicht beisteuern « :tar Erbauung Ihrer Ringmauern. Statlthür-
** tnen; meinen, das liege den beiden Ständen ab. Die von Lug-
« narre behaupten auch, daß jetzt die Sachlage eine andere sei aU
•• *nr Zeit der anno 1377 erteilten Concession ; da sey Murten eine
" sivoyUche Grenzstadt gewesen, die der Hertüog darumb mit guten
*• Tlirnien und Hingmauern umb/ogelen und diese anlagen tu thun
** ihnen concediert, damit die Underlhanen gedachter GraHschatft im
** I'all der noht sieh mit ihren bellten Sachen dahin retiriei'eu, und
** tinder Ihrem Schulz rüwig Ihre guter bauwen und nutzen kSnnind. n
^5 Recht wird Murlen zugesprochen, jedoch nicht ao, dali die Steuer
^*« bisher von (ünf zu fünf Jahren bezogen, sondern nur wenn es die
"' erfordere, mit Rechnungslegung, «und das in byayn eines Jewe-
^Criden Herren SchuldtheiQen, wie von allem liar, wie auch dal^ von
^^r Herrschaflt Lugoorre elwann twen der lürnembaten uud ver-
^tAudigsteu darzu beruQl werdiiid. »
') B- R. M. Nr. 161. p. äl-äS. Lugnorre wurde auch zur Be^
^*>lnng von 200 Florin Kosten an Murten verurteilt. — B. R, M.,
. •"- 161. p. 187. Da die Lugnorrer auf Weihnachten nicht bezahlt
"*t-ten, erging am 38. Januar Ib^/O an den Landvogl der Befehl, daß
^*»ln Inner acht Tagen die Tällen und Kosten nicht befahlt seien,
le "Vornehmsten bis z
'<««.
r Zahlung in Haft zu setzen seien unter Kosten-
'i St. A. F. Jahresruchnung leGR (Nr. 4ril. p. 181).
Miinlelier und Oberried oinc Anzatilung von 350 ff '), dann
im Jahre 1679 '). als die Anpelefienheit auch mit MiiPten
zum Abschldli kam. Oberried 215 ff, Fräschels 213 ff, Ker-
zeps 1250 fif. Büclislen 100 ü?. Uurwolt 184 eT. Galmiz350ff,
Salveiiitcli l3Sff, Coussiberli- 9i ff, Courlevon 92 ff, Ulmiz
300 't und l'ntei-wislenlmh 1100 (T zu leisten halten ■').
Ffir Mui'len binclile es die zwisclien IJei-n und Frei-
burg bestehende Spannung') mit sich, daß die Freiburger
die der Stadt ;iuEerlegte Summe vor dei' Hand nicht einzu-
fordern wagten, obwul nocli gar nichts einbezaiilt worden
war. Freil)upg fiilille sich gebunden durcli den Abschied,
den diu Muriner erlangt halten : darum steht im Ratspro-
tokoil vom 5. M3rz 1657 *) : « wylen diser abscheidt mjnen
II IIH. schädlirh, soll man uff glegenheit trachten, Ihne zu 4
« revücieren », Er ward aber durch die Muriner Konferenz .a
vom Ü0./30. September 1662 bestätigt"). In Bezug au( dicss
Kriegskontribulion hatte nun allerdings die bei^nische Inter — ■
vention keine andere Wirkung haben können, als die bean-
spruchte HSIfle in Frage zu stellen. Während der berni —
sehen .Mternative gingen /.war die Muriner nochmals naclH
Bern und Übermittellen dem Seekelmeisler Willadiog eir'jg
Memonto ■) : sie wiederholten darin ihre frühern tatsächliche u
Auseinandersetzungen und gaben dei' ilefüichlung Ausdrucke,
daß bei der nächstens, d. h. im Jahre 1060 elntretendt^n
') St. A. F. Jahresreohnung Hw7 (Nr. tö-J).
') Sl. A. F. .TahreshechnutiK 1079 (Nr. 475).
') Die Seckelmeisterreclinutigea im St. A. F. cnlhallen keiw
ZaIiIuiigoM der Giiiueindeii Merlat-ti, Greng, itass, Gempeiiach, Baig,
Allavilla und Löwetiberg.
'} PreJburg glaabte aogar, Bern l>aabsJchli,ee einen Handstmcll
ßegen die SUdt, obwohl der Vilmerger Handel schon ISnesl dvrtli
den P'i'ieden vom 7. März Ißöß beigelegt war. Daa Ratsprolokoll t*)"
13. Juni diewea Jahrea entbäU (läiulich den Salz : « avisen itogaVtn
vorliabens uH die statt Fi-yburg. von sytton der Sutl Bern; m""
n rauäs der Zyll, erwarten, unnd der Krieg*ralh alle lürsehung«
Kwiderstaiidt tbun.» (F. R. M. Nr. 207. Fol. 165.)
•) F. R. M., Nr. 308. Fol. 56.
■) B. St, A. Fceib, Exlraord. Abscbiede, litt. F., p. 513,
') Arohi
■ Mu:
123
frrfburgischen Alternalive, Freiburj; sie mveifelsohnc und un-
verschont zur Zahlung anhnlten wei'dü. Selir bezeichnend
für die damaligen Veriiällnisse war iiir Wunsch, daß dur-
Rat zu Kreiburg von den in Bern gelanen Sihrilten nichts
vernelime, n damit sy tiil je longer je mehr liy Ihr Gn. zu
a Fryburg In unpunstt'n kommen, n Dabei hüben sie aber
mil NaehdfUL'k hervor, daß ii wenn Ihr (in, der SLitll Hern
11 Ihnen nit behüldlich sind, und dero väterlichen Hand hie-
H tend, sich der sach selb» annemendl, wie Ihnen die llotT-
« niing geben wocden, ii sie wol werden zahlen müssen.
Kern tat ober nichts odct' konnte nichts tun, so dali die
Muriner sich entschliessen mußten besonders auch um Frei-
burg im Streit wider einige Döi'fer auf ihre Seile zu brin-
gen, wenigstens einen Teil der von Bern nicht beanspruchten
Hälfte zu entrichten. .Am 12. .April ItißO erschienen ihre Ab-
geordneten vor dem Frelburger Ral. Da erst sprach man ihnen
van den angeblichen geheimen Anklngen Manuels. Sic er-
widerten, daß es ihnen nicht schwer fallen wörde, die gegen
sie vorgebrachten Denuncialionen zu widerlegen, wenn er no(;h
am Leben wäie, und daß es gewiß nie die ,Meinung der Sladl
gewesen sei, sich ungehorsam zu zeigen. Dann wiesen sie auch
auf die Haltung Berns hin, das den Schwarzeiiburgern die
Strafe gemildert habe. Der Ral gab nach dieser Supplik dem
Seckelmeister und dem Sladlschreiber Vollmacht, eine Mil-
derung eintreten zu lassen, wenn die Muriner sich in Zu-
kunft hesser hielten '). Darauf hin entrichteten diese am
20. April den Betrag von 3000 ff ') gleich lausend Krcncn.
Bis zum Jahre 167!) erwähnen nun die freiburgischen Seckel-
meislerrechnungen keine von den Murinem gemachte Zahlung
mehr. Nichtsdestoweniger schrieben die Beiner am 25. ,lan,
l(}64 dem Muriner Hat*), sie hallen vernommen, dass nun-
mehr die FlSIfte der auferlegten 4000 Kronen an Kreiburg
bezahlt worden sei; demnach werde den Murtneru insinuiert,
die andere Hälfte in Bern auszurichten. Am 25 Juni und
') Exli'act aU9 dem RatsRianual Proiburg liti Siadcarchiv Muiien'
') SeckelnieisCerrachnung. Muriner BürRurniciBterrcobnuiig.
*) SudUrclüv Mui'teri.
(24 —
25. Aug. dt's {jleiitlien .luhres wjedephiiUen sie ihre Mah-
nung ')- Di^ Mui'tner 7.;ih1Ien jedoch nicht. Rine dritte
Aiiflorderung vom 10, Februar lfi66 halle keinen bessern
Ri'folg '). Dei' Anspruch der Bernei' scheint übrigens in
dcf Absicht eihobcn worden zu sein, Murlen vor dem ZwanR
sicher zu stellen, eine weilere Zahlung maclien zu müssen:
Denn niclit nur bestanden sie nicht auf der Ausrichtung
der beiinspriichlen Hälfte, sondern als im .fahre 1672 die
Fteibiirger den Versuch machten, die restierenden 3000 Kro-
nen für sich einzufordern, erhoben die Berner wiederum
so energischen Widerspruch "). daß die Sache in Slillstand
geriet und erst im .lalire 1078 wiedtir aufgenoEumen wurde.
Indessen waren die Muriner stetsfort bemüht gewesen, die
guten Beziehungen zu Freiburg wieder herzustellen. Dieses
hatte allerdings im Jahre 16(i8 einen neuen .\nlauf gegen das
Besatzungsreeht derBurgerschaft unternonunen, trotz des ge-
genteiligen Abschieds der Rechnungskonferenz. Bern interve-
nierte aber') und nötigte die Freiburger, das Recht zu re-
spektieren. Im weitern suchte Murten jedem Streit mit
Freiburg aus dem Wege zu gehen. So konnte der Vogt
Nikiaus Fischer am I. Dezember 1R72 den gnädigen Herrn
schreiben*) : ii ist die statt .Murten — mit leib und gut ge-
(( neigt, willig in alweg sich gehorsamlich oinzestellen, und
Halles das zeerstatten , was geti'cue L'nderlhanen thun söl-
« lind )). Nach und nach waren aucli andere Leute in den
Freiliurger Rat gekommen, so daß eine. Murten günstigere
Stimmung sich geltend machte. Als die Muriner dies wahr-
nahmen, oder wie es im Ratsprotokoll heisst : n alß man
1 .SO. J41
<a. St.) B.
ma^j
'1 B. R. M.. Nr. 149, p. 7b.
') Bciel an den Vogt in Murten 1
Nr. l-'ia, p. 1Ü6. 31. Jan. 1666 (a. St.).
') B. R. M,. Nr. 16(1. p 1",. Am. 9. Aug. Iii73 (a. St,) erhielt
Herr Wursleiibergor, den der Ral fiülier einmal mich Murten genctiickl
halte, deii Autlrag, den Fall zw untersuchen, namentlich ob FreJburg
berechtigt gewesen sei, die MurCner mit der Busse t» belegen und
wie diesen hierin üu helfen sei (B. R. M., Nr. 169. p. 35l.
') B. R, M., Nr. 158, p. 83, 15. Juni
I Briet V
i (a. St.).
1 21. Nov. 1672 (a. St.) in Corresp, Nr. 3, F. !
12S
« von unsur hochwysen gnSdigen Obefkeil der Statt Feiburg
(I Ihre vältei'linlie Gfiligkeit gespürt i>, bL'selilussen siü am
i). Dezember 1678 dieser durch eine Abordnung eine Ritt-
scbrift vorlegen zu lassen '). Nebst den wiedeiholt schon
vopßi'brachlen Beteuerungen, wiesen sie nun auoli noch da-
rauf hin, dalj ihre Mittel es ni(-hl gestattetem, den von Rem
nicht beanstandeten Rest zu beKahien. ii Wann das VaLter-
a landt. lautet die Schrift, mit Krie« angegriöcn werden solle,
n (daß doch Gott gnädig wolle behüten) wir das Capital
tt schmelzen und notwendig angriffi-n mülitindt, daher die
II Burgerschaft in ewigB Armubt geraten und zu keiner Zeit
n sinli wider erhollen könnte, In dein die Bürgerschaft schon
11 albereit ein namliaüte Summa eileil, also das ii' pahr gelt
n vermiliest dessen ußgesrhopft worden, — So Ihüend nun
« Eurer Gn. Undergehene burger zu Murten uß dringender
u empfindlieher noth und Zuversicht Er. Gn. anflechen. dis
■ a ordls sy mit einer gnedigen und erfreuwlichen moderation
a anzesechen und die restierenden ihra ufferlegte Sum abzu-
fl wüschen, darunib mehr gedeiite Burgerschatit Er. Gn. ull
« eüsserste und aller demütigeste danken; sy auch der be-
H harlichen Obsorg Gottes zu ferneren glUcksäligen Regie-
II rung und allerhandt standts glückseligkeilen gebührender-
II maßen anbefehlen wird'). i>
Der Freiburger Rat schenkte dieser Bitte ein geneigtes
Ohr. Er fand zwar, daß die Armut der Muriner Bürger-
schaft noch sehr wohl einen Aderlaß von 1000 Kronen ver-
tragen könne. So reduzierte er die lesLierenden 3000 auf
1000 Kronen, ging damit einem Span mit Bein aus dem
Wege und erwarb sich den Ruhm eines milden Regiments.
Die Muriner stellten sich täberglücklich : sie beschenkten
die Obrigkeit mit Fischen und sechs Halbfässern Wein *),
Und am 10000 Itillertag des ,lahres 1<)79 tilgten sie die
restierenden 1000 Kronen «). Am 27. desselben Monats ließ
') M. R. M. 39, Nov. IHTÖ (a. St.)
*) Protolcoll austilge im Stadtarcliiv.
*) BftrgermeiälerrMhnung 1679. Arohiv Murteo.
*) Freib. Seckelmebtefreohnung Nr. 474.
ihnen dann der Rat von FftMbiii'K fnlgendi; l'rkunde i
tigen und aiistiändigen ') :
<i Wir ScIiultheiU und Ruth der SUtU Freibiii-^ lliün?
i< khundt hiemit, wie in den vergangenen Eydgnosäisc.lien
« Zerwüpllniissen üwüsctif^n den Olier-keiten und ihren Under-
n thanen uns unden anderen aurli vorkhommen. und geklagt
«worden, ob solten sii-h unsere liebe undt gelreuwe nit
fl allein der Sladt und Uurgerschalll Murten. sonders aurli
« die dahär rührende l.nndleulli, unndt DnrfTschalTten gegen
« uns in gleirliem wie andere ungehorsanimc Underthanen
B vergriffen haben, daniral) wir sie jede absonderlinh in eine
d Ijeldstraß gezogen unndt daiülier etwas Zahlungen emp-
(1 fangen ; weilen wir seithäro unsere Rellexiones gemacht
(I über die besondere Treuw und Fideliiat. so der Rath und
(I Uui'gschalTl zu Murten. so wuhl unseren in Gott rulnvenden
n Herren Vorfahren, als uns gulhwillig undt treüwlicti er-
« zeigt, undt wir nit zweilTlend sie im künffügen, sowohl
fl als im Vergangenen Ihre Treiiw undt gutler willen, wie
« dan Ilinen gegen Ihrer Obrigkeit zu Lhnn nützlieh, unndt
(( nolhwendig, immerdar verharren werdend; weiten wir wohl
(( glauben khünnend. wann etliche jiartieulares uUgesehossen
ti wurden, daß bey dem Ratli undt gemeiner BurgerschalU so
0 vil schult nit wäi'e gewesen, unndt dali grössere Verbre-
(i ehen sich bey den Dortfsc hallten beOnden könnte undt
«würde: Also haben wir uß unserer vätterlirher besonderer
K Wohlgewogenheit zu der Stadt Murten alles was Ihrer seit-
fl her hierunder underlolfen sein möchte, es seye ins Ge-
« mein oder in [tai-licularis vollkomlich utigehebt, aboliert und
« vergessen, also daß zu künffligen Zeiten davon nichts mehr
u solle gedacht, undt ihnen desshalben auch nichts verwießen,
« Insonderheit auch, daß sie von Uns unndt Unseren Ambts-
« leulhen dei' angelegten Geldstraff halber weiteres nit ersuchL
« noch bekhümeret, sonders dei-en frey. quitt unndt ledig, uandt
« in keinem weg zu molestieren undt zu beunruhigen sein
fl sollend. Wir verlioBon. daß sie durch Ihres Treüwe ver-
•) Stadtarchiv MurMii. Urkunde aigri. Protasius All.
127
R halten uns mehreren AnlaU geben werdend, in das kSnlTtl^e
n Unsere gnaden zu ciinlinuier-en und zu vermehren n.
Am 17. Dezember- 1688 bestätigte zudem Freibui-^' tier
Stadt Murten das Hei'ht, Hauptmann und Offiziere ihres Aus-
zugs zu wählen 'j.
Seither hielten auch die Mui'tner treu zu den beiden
Ständen. Am 10. September 1712 stellle ihnen Bern ein
Danksehreiben aus wegen ihrer rühmliehen Haltung im zweiten
Vilmerger Handel'). Im Jahre 1783 waren sie die ersten,
die. unter ihrem l'ariner und ihren Offlzieren. in Freiburg
einzogen . um der gnädigen Obrigkeit den Ansturm der
Greyerzer Bauern abwehren zu helfen. Sie halten auch alles
Interesse zur Obrigkeit zu stehen, denn sie half ihnen, ihre
Herrschaft über die Dorfschaflen zu stützen. Im Laufe des
18. Jahrhunderts mehrten sich die Sli-eiligkeilen mit diesen^);
die Lage wurde immer schwieriger, da die Landleute sich den
von Frankreich ausgehenden neuen Ideen günstig zeigten.
Man begi'eift denn auch, daß die Herren von Murten beim
Herannahen der FranzoaeD am 1. März 1798 dem bernischen
Flatzkommandanlen Major von Goumo^ns schrieben:
i( Da im fahl eines Angrifs zu besorgen sieht, daß bei
« der gegenwärtig unter den Bauern obwaltenden Gährung
a die Stadt derselben Ungestüm ausgesetzt sein könnte, so
a sollte zur Vorsicht der Herr Commandant höflich ersuchet
« werden, die Sicherheit der Stadt und ihre Lage zu beher-
n zigen und etwas an Manschaft zur Besatzung in der Stadt
«zu lassen, und durch dessen klugen Anstalten den Ober-
(( tauf der Bauern zu hemmen *\ ii
An die Gnädigen Herren des hohen Standes Bern war
aucli geschrieben worden, daß die Bürgerschaft hoffe, in
Anbetracht ihrer unverbrüchlichen Treue und ihrer Abnei-
') Archiv Murt«n.
') Urkunde Big. Von der Weid Liii Sudtarcbiv.
') .Sehon im Abscliied vom Ifi. uud 115. Dozemliei' 1671 ward
den Murinem vorgeworfen, dasa «ie «um jeder. Hadank und niclils-
* verligen Handel rechtigend. ii (B. Sl. A. Absoh. liU. G. p. 48»).
') Mis
Arcliiv Murten, M. R, M.
— 128 —
gung gegen das fränkische Wesen, die Obrigkeit werde die
Stadl gegen die Franzosen schützen. Als aber aiu 2. März
abends um halb acht Uhr von Goumoens anzeigen lieü, er
werde gemäß erhaltenem ßefehl in derselben Nacht noch
sich mit samtlichen Truppen von Murten zurückziehen, und
somit diese Stadt sich selbst überlassen '), war der Rat ge-
wiß froh, daß er die Vorsicht getragen hatte, zur Zeil als er
das Gegenleil nach Bern schreiben ließ, auch dem General-
issimus der fränkischen Armee brieflich vorgestellt zu haben,
in Murten sei alles, wie bekannt, für die neuen Ideen ent-
flammt, die Stadt hoffe somit, daß man sie demgemäß be
handeln, d. h. die Murtner als Freunde betrachten werde.^
Ohne Widerstand fiel der Ort den Franzosen in die Hände
Nichts kann aber treffender das traurige Ende der Bürge
herrlichkeit Murtens kennzeichnen, als der vom Zentralsicher— -x
lieitsauschuß dieser Stadt am 28. Hornung 1798 erlassen^ ^c
Aufruf.
(( Mit dem größten Schmerlz haben wir vernehme :^n
(( müssen, daß unter der Burgerschafft und den Einwohner-^-'o
(( dieser Stadt und gar selbst auf dem Land außgestreu^^»et
u wird, als hätten die Gliedere deß (^omitte's die hiesi^s^c
(( Stadt (lassa sowie die Stadtbecher gestohlen und unt»- er
(( sich vertheilt. Wir bieten demjenigen, der uns den V r-
(' lieber dieses Gerüchts und infamen Verleumdung sict^^er
« anzei^'en und erweislich entdecken kann, eine Belobnu jig
u von zwanzi^^ neuen Dublonen, nebst der (jeheimhallUL^ ng
(( seines Xahmens ))^). Der französische General machte d ^m
wüsten Gezänk der Bürger* um die Stadtkasse ein Ende. In-
dem er diese, sowie alles städtische Silberzeug zu g- to-
ßerer Sicherheit zu sich nalim und auf Niramerwiederse^'be/)
wegfülu-le.
Aber' auch für die llerrschaftsleute trieb der Fall der
beiden l{e»:i(M*iingen, dei'en harte Hand sie so oft getvbit
hatten, keine rosigen Blüten. Das erhellt wohl am besten
^) M. R. M.
*) Protokoll des Sicherheitsausschussos, p. 42 b.
— 129 —
aus der dem Sicherheitsausschulj zugekommenen Klage fol-
genden Inhalts ^) :
(( Vor dem Centralaussithuß der Gemeinde Murten er-
(I schienen die Burger Hans Benninger und Jacob Benninger
« von Jeuss im hiesigen District und zeigten klagend an. die
(i zwölf frankischen Husaren, welche in ihrer Üorfschaftein-
« quartiert seiend, führen sich in einer so argen Weise auf,
(( daU die Einwohner des Dorfs es mit diesen Leuten un-
« möglich mehr ausdauern können. Am Morgen begeliren
« sie CafiFe. verlangen, daß für zwei Schoppen Werths ein
« halb Pfund Calfe-Pulver gekocht werde. Eine Frau habe
(( zweyen Husaren zu ihrem Frühstück Calfe ein halb Pfund
« Zucker aufgestellt, womit diese aber noch nicht zufrieden
(»gewesen; die nehmliche Frau sey genöthigt gewesen, am
« gleichen Tag den beyden Husaren zwei Schinken zu kochen.
(( Diese Leute seyen immer besoffen, laufen wie rasend in)
(( Dorf herum, drohen, fluchen gantz schrecklich, so dar>
« niemand auf der Straße sicher sei. Sie haben ihre Haus-
(( wirthe gezwungen, ihnen per Tag drey Maß Haber aufs
« Pferd zu lifiFern. Sie ziehen den Säbel, setzen solchen den
« Bauern auf die Brust und rufiFen : veux tu donner, bougre! »
*) Protokoll des Sicherlieitsausschusses, p. lö.
1»
Die Verschwörung gegen die Stadt Freiburg
Im Winter 1451 52
Von A. BQchi.
Seit dem unseligen Savoyerkrieg und dem schimpflichen
Muriner Frieden vom 18. Juli 1448 wollte die Ruhe in der
schwer heimgesuchten Stadt Freiburg nicht wiederkehren*).
Die Stadt war durch den Krieg erschöpft und das Land,
welches vor allem der Schauplatz der Verwüstungs- und
Plünderungszuge gewesen war, nicht mehr imstande, die
unerschwinglichen Steuern aufzubringen. Hüben und drüben
suchte man die Verantwortung für die unhaltbare Lage
auf die Gegenpartei abzuwälzen. Das schroffe Eingreifen
von Herzog Albrecht VI., der in seiner Erbilterung über
den Muriner Frieden den Uat absetzte und die Führer der
Ratspartei gefangen wogschleppte, war nicht dazu angetan,
die Lage zu verbessern. Alle Sprüche, die seit Erlaß des
Landbriefes ergangen waren, um die Anstände zwischen
den städtischen Zinsherren und den Bauern auf der Land-
schaft zu heben, vermochten die Unruhen nicht zu dämpfen
und keine dauernde Beruhigung herzustellen. Auch der
Ubergang der Herrschaft von dem in Freiburg verhaßten
Herzog Albrecht an Sigismund hatte noch keine Wendung
zum Bessern gebracht. Im Gegenteil schien Freiburg
seinen Nachbarn Savoyen und Bern, die sich deswegen
bereits verständigt hatten, als sichere Beule verfallen.
Die Sympathien der Stadt wandten sich ganz von Osler-
M Vepgl. dazu die ausführliche Darstellung von .4. Bucht, Frei-
l)urgs Bruch mit Oesterreich, sein Uebergan»? an Savoyen und An-
schluss an die Flidgenossenschaft. Freiburg 1897 (Collectanea Fribur-
gensia VIl).
— 131 —
f'eich ab, das in dieser Bedrängnis keine Hilfe bieten konnte
oder wollte. Alle Not hatte dagegen ein Ende, wenn sich
die Stadt demjenigen in die Arme warf, dessen Schuldner
"516 war. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß unter
^6ö Ratsmitgliedern bereits jene Losung ernstlich erwogen
wurde, wenn auch aus leicht erklärlichen Gründen sich in
den Dokumenten davon keine Spur erhalten hat. Der Rat
mochte sich hiezu für berechtigt halten, seit das Gerücht
^^ Seinen Ohren gedrungen, Herzog Sigismund beabsichtige
sc'He Rechte auf die Stadt an den Herzog von Savoyen
käuflich abzutreten. Der kleine Rat und die V'enner halten
deswegen Vollmacht erhalten, alles zu tun, was die Umstände
*^''h%*ischten und ihnen angemessen schien, immerhin so
'^'**l^ und so heimlich als möglich. Das war im Januar
'^^1. Schon vorher hatten übrigens die Fuhrer der.Land-
'eute den flüchtigen Bürgern in Murten vorgeworfen, sie
'^^tten einen Anschlag gemacht, die Stadt dem Herzog von
Sav"c)yen und denen von Bern zu übergeben, weshalb der
Her*2og 600 Reisige nach Murten gelegt habe^. t)t»r Sehieds-
'^pr*och vom 12. Mai 1451 über Steuern, Auflagen und ün-
gelcJ war zu Ungunsten der Bauern ausgefallen und hatte
die Spannung zwischen Stadt und Land noch verschärft.
Sei t Albrecht VI. zurückgetreten war, geriet auch der von
ihm den Bauern erteilte Landbrief, der den städtischen Zins-
herren besonders anstößig war, zusehends in Mißachtung.
1)1^ Stadt war schon längst antiösterreichisch ; es war Gefahr.
daß auch die Landschaft sich von der Regierung abwandte,
wenn diese ihr keine materielle Unterstützung zu bieten
veninochte.
So reifte der IMan, durch einen Gewaltstreich das
drohende Verhängnis abzuwehren, die Sladt bei Österreich
^^ erhalten und den Rat mit Anhängern der Herrschaft zu
esei^yn Die Akten des Staatsarchives geben darüber
^^ ein sehr unvollkommenes Bild: die altern und zeit-
ig. ') Vgl. das Manifest der nach Murten geflohenen Freiburger
'^'^ »vom Juli 1450, in Archives de la Sociale d'hist. de Frib. V 447.
— 132 —
genössischen Chronisten begnfigen sich mit ganz wenigen
Andeutungen von lakonischer Kürze. Dagegen fand sich
in einem Msc. Bd. in Privatbesitz in Freiburg das höchst
wichtige Protokoll des Verhörs über die Verschwörung in
einer Abschrift Fruyo's. das auch von Rudella in seiner
noch ungedruckten Chronik^) verwertet, unsere dürftige*
Kenntnis der entscheidenden Vorgänge in willkommenster
Vi^eise ergänzt. Auch Fruyo benutzte diese Kundschaft in
seinen uns erhaltenen Aufzeichnungen-), wiewohl sich dabei
einige Ungenauigkeiten eingeschlichen haben. Auf Grund
dieser Aussagen und der Chronik Rudella ergibt sich un-
gefähr folgendes Bild vom Verlaufe der Verschwörung.
Im Herbst 1451 war Kuno Grauser von BäriswyP^) um
Martini von den Landsleuten nach Reinfelden geschickt
worden, um eine Abschrift des Schiedsspruches vom 12. Mai
1451 an den ehemaligen Fenner Uli Techtermann, genannt
Bärfischer und Großweibel Strausack, zwei gewalttägige
Hauptführer der Freiburger Bauern, die wegen Verweiger-
ung der Teil landflüchtig geworden waren^), zu überbringen.
Techtermann war zur Zeit des Savoyerkrieges (1447—48)
gleichzeitig mit Elpach Fenner und zwar in der Au. Auch
finden wir ihn unter den Abgeordneten, die Herzog Albrecht VI.
Intervention anriefen ; er war es ferner, der die Bauern zur
Einreichung ihrer berühmten Klageartikel veranlaßt hatt^
') Die nähern Angaben über dieselbe finden sich in meinem
Aufsatze; Die Chroniken und Chronisten von Freiburg im Uechtland.
Jahrb. f. Schweiz. Gesch. XXX. Bd. u. Sonderabzug, Frei bürg 1905.
S. 27-2 (!.
-') Abgedruckt in Freiburger Geschichtsblätter Vlll 19 ff.
'; In der Volkszählung vom Aug. 1447 finden wir in Bäriswil
einen « Grauser » mit einer Frau, vier Kindern und einem Knecht,
was auf einen gewissen Wohlstand schließen läßt. Vgl. Buomberger,
Bevölkerungs- und Vermögens-Statistiken der Stadt und Landschaft
Freiburg um die Mitte des ir>. Jahrhunderts, in Freib. GeschichtsbläWer
VI /VII, S. '3:^2, auch separat Bern IfKX). Dieser dürfte mit dem obigen
Kuno identisch sein, der auch mehrere Kinder besitzt.
') Vgl. A. Hi'tchi, Freiburgs Bruch, an verschiedenen Orten.
Thonien, Klagerodel in Archives V u. Buomberger a. a. Q.
— 133 —
Mod von Herzog Albrechl in den Rat gewählt, doch schon
im folgenden Jahre wieder beseitigt, wegen eines Auflaufes
im September 145U in's Gefängnis geworfen, aber von den
Bauern wieder befreit wurde. Bärfischer wohnte in der Au
und war laut Zählung von 1444 verheiratet und besaß drei
Kinder. Am 9. November war Grauser in Rheinfelden ange-
langt und wurde von Bärfischer zu Ritter Wilhelm von Grünen-
berg gefuhrt *). Dort traf er auch Peter Kottrer-), Beringer,
den Schultheiß Dietrich von Monstral^), Hänsli Strausack').
Nickli Alwan^'), Hänsli Ulrichs von Bunteis '•). V^or diesen
richtete er nun seinen Auftrag aus wegen des Schieds-
spruchs, worauf dann Wilhelm von Grünenberg ihn fragte,
ob er nichts anderes zu sagen habe. Als er dies verneinte,
habe der von Grünenberg gesagt : Helft ihr uns, so wollen
wir euch auch helfen; es hilft nicht mehr, mit Briefen um-
zugehen, wir müssen es mit der Hand wehren, und ich will
selber dazu tun. Auch Thüring von Hallwil ') sei bereit,
in eigener Person und nach bestem Vermögen mitzuhelfen.
Dabei wollten sie durch die Landschaft des Grafen von
Neuenburg als Kaufleute verkleidet in kleinen Gruppen von
') Ueber ihn ist zu vergleichen : Au ff u st PU\ss^ Die Freiherren
von Grünenberg in Klein bürg und im Archiv des histor. Vereins Bern.
XVI. 187 ff., auch separat Bern UKX).
-) Oes ter reich isc her Rat. Meister Peter C ho ttrer war im Gefolge
des Herzogs Albrecht bei Verkündung des Landbriefes und ist in der
Urkunde als Zeuge erwähnt, s. Bucht, Freiburgs Bruch S. 17H.
•') Von Herzog Albrecht zum österreichischen Hauptmann
eingesetzt, Schultheiß der Stadt (1440-riO).
*) Wohnte im Burgviertel und hatte Frau, Sohn und Tochter
laut Zählung von 1448. Buombenjor, a. a. (>. "^l*!
•'•) Wohnte laut Volkszählung von 1448 mit Frau, *» Söhnen,
1 'lochter u. 1 Magd im Burgviertel der Stadt, vgl. Hnomheri/cr a.
a. O. S. 20.').
'•) Besal^ laut Volkszählung vom Aug. 1447 eine größere Haus-
haltung von 2 Frauen, .") Kinder, 'i Knechte, sowie seine Mutter und
2 Kinder. P> gehörte zu den leichsten Bauern und versteuerte ein
Vermögen von 2000 V. A. a. ( ). '2*>>.
') Marschall und Rat des Herzogs von Oestcrreich, Hauptmann
in der Stadt Freiburg, Freund der Bauern, ein Hauptvertreter des
österr. Adels, vgl. AI lg. deutsche Biographie X 448.
— 13i ~
je 2 — i Mann ziehen und möglichst unbemerkt in das Frei-
burger Gebiet zu kommen suchen. Dort angelangt, sollten
sie sich in vier Gruppen auflösen für jedes der vier Stadi-
tore (Berner-, Bisenberg-. Murten- und Lausannetor) je
100 Mann. Dann sollten die Landleute mit je iO--50MaD0
zu jedem Tor kommen und diese einnehmen, worauf die
Österreicher in die Stadt einbrechen und die mitgebrachten
österreichischen Fähnlein entfalten. Räte und Sechzig, die
ihnen begegnen, erstechen würden. Nur wer unter die Fähn-
lein flöchtet, sollte Sicherheit haben, bis der Auflauf vorbei
wäre, und hernach vor Kriegsgericht gestellt werden. Dann
würden sie aus dem Vermögen der Bürger die Schuld an
den Herzog von Savoyen bezahlen^), so daü kein Bauer
mehr daran zu steuern brauche. Kuno Grauser wurde fär
seine Hilfe Freigabe seines Hofes, das beste Haus in der
Stadt nach seiner Wahl samt allem, was darin sei, ver-
sprochen; desgleichen wurde seinem Sohn und den übrigen
Teilnehmern des Äufstandes ähnliche Belohnung in Aussicht
gestellt. Am Tage des l'berfalles sollte niemand in die
Stadt eingelassen werden, bis der Anschlag gelungen sei.
Darauf, als sich (jrauser unter Ausflüchten weigerte,
diesen Auftrag zu übernehmen, haben sie Hänsly ririclis
und Schacher ihm mitgegeben, um die Botschaft an die
Freiburger Bauern zu übermitteln. Kr begleitete dieselben
bis Hern; dort trennten sie sich Freitag, den 12. November.
Grauser forderte nun Heini Lüdin-) und Peter Bechler.
wahrscheinlich aus dem Bernischen-M, auf, nach Vogelshaus'i.
') Die Kriegsschuld vom Muriner Frieden samt aufgelaufeneu
Zinsen, vgl. Bitchi, a. a. O.
■) Wahrscheinlich von Tafers. Ein Lüdy von Tafers w^r
in der Zählun«: von 1147 aufgeführt mit Frau und 0 Kindern. Vcl.
linnnihvvijer a. a. O. '2»>j.
') Das ergibt sicli einmal daraus, daü er in der Zählung von lH*
nicht erwähnt wird, sodann aus der Anzeige seiner Hinrichtung an
Bern, s. Bucht, a. a. (>. '2*27.
') Dort haushaitete ein Peter Benchlis mit 2 Frauen, 3 Kindern
und 1 Knecht, vgl. Bnomhcrgcr 2*2*2. (3der sollte das vielleicht eine
Verschrei bung für Bechler sein ? Vogelshaus gehörte den Deutsch-
herren in Bern.
— i:« —
einer abgelegenen Besitzung in der (jemeinde Bosingen zu
kommen und ihre Genossen mitzubringen. Dort erschienen
dann noch am gleichen Tage außer den genannten auch
Peter Föllistorf '). Cuntzi Bechler zum Strauß-), Hänsli
Molli von Bunteis, auch Hänsli Apollonis geheißen*), Hänsli
Möri*) von Villarsel, Hänslis Sohn von F.itzisdorf'), Hänsli
Thomis von Berfetschied. Kunz Sturnv, Jacki Bochler. dw
Gebräder Tossis*^), der Schneider Hegelmann von Buntels".,
Willi Moser von Bunteis ''), Tli Buri von Tentlingen •'), Peter
tlggev, Peter Praderwan "V. Nikiaus Gerhart, Konrad
Buri'O, rii Schmutz. Michael Krummo'-). Ks waren fast
'i Hau.shaltete in Filiistorf, Gemeinde Sclnnittcn, mit '^ PVaueii,
o Kindern u. *i Knechten, laut Zählung v. 1 U*/. Vgl. linumbenjcr S. 'ttl.
-) Hatte gegen Cieorg von Eridliaberg /u klagen. Veigl. den
Klagerodel, herausgegeben vim Thommm in Archivcs V [üi.
') Hatte Frau und 4 Kinder, s. die Volkszählung S. tt^. L!r
war mit Füll istorf, Tech term an n, Strausack, Möri, H. Tossis^, Krunimo
und Schmutz unter den Abgeordneten, welche ilie Gemeinde im Mäi/
1449 an den Hof Herzog Albrechts schickten, um sein Einschreiten
gegen den Rat zu veranlassen. Vgl. Hi\clii, a. a. O. S. 41 Anm.
') Auch von Praroman genannt. Kr hatk' eine Frau, einen
erwachsenen Sohn, gleichen Namens, sofern nicht dieser liier gemeint
ist. und r» Kinder. Vergl. Volkszählung von 1 14H, S. "^14.
•'•) Gemeinde Hösingen. Die Zählung von \\\>< «Twälnit in
Litzisdorf Hensli u. seinen Sohn. •» Frauen, <*> Kinder u. 't Knecrhte.
A. a. O. 'l'^L Demnach scheint der Sohn auch verheiratet gewesen
zu sein. Er versteuerte "^XX) 0 und gehörte zu den reichsten Bauern.
*') Hänsli 'lo*»si war Gerber und wohnte 1444 im Auquartier mit
'2, Krauen, aljer ohne Kinder, vgl. linntnluTtjcr, S. l'>0, 17.'» : Pcii-r
Tossi hatte gegen Zinsherreu, .Schulthcil^ und R;ite zu klagen, v^:!.
Klagerodel S. 430 und Fruyo Vlll >>.
') Die Zählung von 111/ erwähnt bei lUintcIs nui einen Pet«-r
Sneider. S. '21-1.
") Ein solcher linJet sich 1 US im Durg(|uartier der Stailt mit
Frau, Magd und 4 Kindern. Kbda. '^I. Hatte auch Beschwerden
gegen Jakob von Praroman. Vgl. den Klagerotlel S. 1:^'.
") Hatte sich über Hein/mann Velga beklag!, s Klagcrodel S. l'.^"^.
'") Einer der schroffsten (Gegner des Stadtregimentes, vgl. Klagc-
rodel 404, l.>5. l'eber ihn und Gerhart s. Fruvo S. '^0 u. '^1.
") War kinderlos verheiratet i. J. J44H und wohnte auUerhall»
des Mortentores in Frei bürg, vgl. die Zählung S. '.UH a. a. O.
'-') Michael Krummo wohnte in Ittonwil und bosali 141« Frau
und 2 Kinder. S. Zählung S. 'tl\.
— i;«5 —
alles Männer aus der Landschaft, die entweder schon An-
laß hatten, über den städtischen Rat und die Zinsherren bei
Herzog Albrecht zu klagen oder in den Unruhen der auf
den Krieg folgenden Jahre und in den Erhebungen gegen
den städtischen Rat entschieden die Sache des Landvolkes
vertreten hatten und als seine Vertrauensleute gelten konnten.
Insgesamt fanden sich etwa 1(5 Verschworene zusammen und
berieten über die Vorschläge, die ihnen von Rheinfelden
hergebracht wurden. .Vn einem iMittwoch .\bend sollte der
Handstreich ausgeführt werden, und zwar wenn es finster
war und kein Mond schien. Alle schienen einverstanden;
nur einer der Verschworenen. Hänslis Sohn von Litzisdorf
erhob nun dageg(»n Bedenken mit Hinweis auf den busen Bund
der Überländer vom Jahre 1447, dessen Rädelsführer als
Verrät(M' vom Henker gevierteilt worden waren. V)- Sein
Schwager, Hans liriciis, und Peter Bechlei- suchten seine Be-
fürchtungen auszureden und forderten die Anwesend'en auf.
durch Handaufheben ihre Zustimmung zu erklären. Allein
es scheint, dal.» die Einrede doch einigen Eindruck machte;
denn die Verschworenen gingen an jenem Abend wieder
auseinander, ohne einen Beschluß gefaßt zu haben.
Am folgenden Tag, Samstag den 13. November kamen
sie neuerdings in Vogelshaus zusammen, aber ohne Grauser.
der für gut gefunden hatte, wegzubleiben, und ubernacli-
(eten dort. Am Siuintag. 14. November brachen sie von
da auf; etwa 10 — 12 Mann gingen zunächst nach Tafers
und suchten dort (Irauser zum Mitgehen zu bewegen, die
andern nahmen ihren Weg über Dudingen. Doch Grauser
entschuldigle sich damit, daß er zwei schwer kranke
Kinder zu Hause habe. Da gingen die Verschworenen ohne
Hin weiter nach Freiburg und hielten im Speicher von Kunz
Bechlei' auf der Matte Rat, welchen Bescheid sie den Rhein-
feldner Boten mitgeben wollten. Unterdessen hatte aber
< Irauser bereits den Räten in Freiburg den ganzen Plan
') Vergl. da/n G. Tohlor im Archiv des historischen Verein?
Hern \1 4Ö1 If. und die Kundschaft über iliese Unruhen, abgedr. im
Anzeiger für Schweiz. Gesch. IX 149 II.
— 137 -
verraten und sie gewarnt. Auch nocli andere der Ein-
geweihten wie Uly Burri, Hansli Tosis hatten ihre Bedenken
und meinten, man solle den Ansehlag dem Kate ofTenbaren
und sich der Teilnahme entziehen. Allein die Rädelsführer
wie Peter Bechler und Bertetschied brachten solche Stim-
men zum Schweigen und setzten den Beschluß durch, und
den V^errätern wurde der Tod angedroht. Sie lehnten den
Vorschlag, in der Dienstag Nacht den Anschlag zu vollführen.
ab, versprachen aber zu jeder Stunde mitzuwirken, sobald
der Herzog ihnen unter seinem Siegel die Aufforderung zu-
kommen lasse, die Stadt einzunehmen. Mit diesem Bescheid
kehrten Hansli l'lrich und Schacher wieder nach Rhein-
felden zurück.
Ein ander Mal. als die Verschworenen wieder im
Vogelshaus zusammenkamen, war Tli Techtermann auch
dabei und suchte die Bedenken der Zaudernden dadurch
zu beseitigen, daß er vorgab, die Stadtleute beabsichtigten,
die Landleute umzubringen und, wenn sie nicht zuvorkommen,
seien sie verlorne Leute. Er riet ihnen, an einem Samstag
(dem gewohnten Markttag) in die Stadt zu kommen, sich
in Gruppen von 30—40 Mann in die Wirtshäuser zu ver-
teilen und dann den Galterngrendel den von Rheinfelden
Ankommenden zu offnen.
Im Auftrage von Peter Fülislorf begab sich indessen
Grauser am 24. Dezember wiederum nach Rheinfelden.
um dort die Abschrift des Schiedsspruches vom 12. Mai.
die er im November hingebracht hatte, wieder zu holen.
Offenbar hatte er die Reise nicht bloß mit Wissen des
Freiburger Rates, sondern auch mit seiner Einwilligung
unternommen, um diesen von den Planen und weitern Ver-
abredungen der Verschworenen auf dem Laufenden zu halten.
Sonntag, den 26. Dezember traf er in Rheinfelden ein und
wurde von Barfischer zu Peter Kottrer gebracht, wo er
auch Dietrich von Monstral und Hansli l'lrich antraf. Diese
hatten keine Ahnung von der Verraterrolle, welche Grauser
spielte, und Kottrer befahl ihm, die Verschworenen auf
— 138 —
der Landschaft Freiborg zu fragen, ob sie zu dem Unter-
nehmen gerästet seien, und es dann nach Rheinfelden zu
melden: denn er sei von der Herrschaft ermächtigt, ihnen
daräber Brief und Siegel zu geben.
Das berichtete er nun bei seiner Rückkehr einigen Ver-
schworenen, denen aber die Sache zu lange dauerte un
ruchbar zu werden schien. Allein Grauser unterrichtet
auch die Räte von dem, was man ihm in Rheinfelden auf
getragen hatte, weil er sich hiezu verpflichtet glaubt
Auf Montag, 14. Februar, war der Anschlag geplant. Thflrin
von Hallwil, Wilhelm von Grünenberg, Beringer und ande
österreicliis(^he Hauptleute wollten persönlich die Führu
übernehmen ^). Auch Herzog Sigismund war damals in (L^
Nähe und urkundete am 8. Februar in Konstanz.-) Je
schien der Augenblick gekommen, um der Verschwurung
Ende zu machen und dem drohenden Überfall zuvorzukomm
Durch zwei Mitverschworene, Peter Praderwan und Niki
Gerhart, hatte man unter Anwendung der Tortur umfasse
Geständnisse und schon vorher Kenntnis des Planes
eine Bestätigung der Angaben Grausers erhalten. Nach
so die Fäden der Verschwörung bloßgelegt waren, da sclm
der Rat am 13. Februar li;i2 zur Verhaftung der Obri
Mitverscliworenen *•). Wahrend die Rädelsführer und Ha
Verschwörer Peter Fölistorf, Hänsli Mollis, Heini LmTi
C.untz Sturni ') von Seeli, Hänsli Tliomi, Cunz Beclm 1
Hänsli Möri und Jacki Bechier'*) aufgegriffen und gefängr *
eingezogen wurden, bot der Hat gleichzeitig die Gescb
') Chronik Rudel la Msc.
■') Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg. 1^. H, ^
1H4"2. Regest Ni«. JH>4.
') Vgl. Fruyo, Geschichtsbl. VIII, :^1.
') Fruyo nennt statt seiner unrichtiger Weise Hänsli St
Die gleichzeitigen Angaben von Greierz sind hier allein maßget
sie stimmen auch mit dem Eintrag der Seckelmeister-Rechn
(s. l''rei burger Gesell ich tsblätter X *^y).
') Fruvo nennt hier Peter Bechler.
len
renen auf der Landschaft auf und ließ sie über ihre Lands-
leute zu Gericht sitzen. Sie wurden des Friedensbruches
schuldig befunden und am Fastnachtdienstag, den 15. Feb-
ruar^) vor dem Spital beim St. Georgsbrunnen in Freiburg
hingerichtet durch das Schwert: zwei von ihnen wurden
auf dem St. Petersfriedhof bestattet. Peter Praderwan und
Nikiaus Gerhart waren schon vorher im Gefängnis gestor-
ben*), vermutlich in Folge der Tortur, die ihnen Geständ-
nisse erpressen mußte. Dornhalter, dessen Haus in der Au
den Fuhrern der Bauernpartei in den Unruhen des Jahres 1450
als Versammlungsort gedient hatte*), wurde zwar gefangen.
aber auf Bitte einflußreicher Freunde und vermutlich auch
weil er in diese Verschwörung nicht verwickelt war, wieder
freigelassen *), während Anton Cornu aus dem Murtenlor
zu entfliehen vermochte''). Acht andere waren außer Landes
geflüchtet, aber in die Stadt zurückgekehrt, als der Hat
Sechzig und Zweihundert ihnen auf Bitte der Leute von
Plaffeyen auf acht Tage Geleit und Sicherheit bewilligte,
um sich zu rechtfertigen. Aber die Hauptführer Bärfischer
und Strausack waren der Freiburger Justiz nicht erreichbar.
Am 24. Februar 1452 erschienen diese Geflohenen,
Peter Egger. Peter Tossi, Hänsli SIeti, Willi Moser. Uli
Burri und Hänsli Tossi vor Schultheiß, Bäten und Fennern
auf dem Rathaus in Freiburg. Sie bestritten zwar ihre
Teilnahme an der Beratung der Verschworenen nicht, suchten
aber die Schuld von sich auf die Anstifter und Rädelsführer
abzuwälzen, baten um Verzeihung und anerboten sirh, für
*) Durch einen spätem Zusatz in der Gesetzes Samniluriir 1 1<*»,S,
welcher den Fastnachtmontag als Tag der Hinriclitung nennt, wurde
die Datierung etwas verwirrt. Dieselbe ist aber nach dem iiberein-
stimmenden Zeugnis von Fruyo und Greierz der Fastnachtdicustae,
wornach auch die Beilage 10 bei Büchu Freiburgs Bruch, zu l»eiich-
tigen ist.
-) Fruyo a. a. O.
') Archive» de la Societe d'histoire de 1^'ribg. V 441>.
*) Fruyo S. 2*^. Von Dornhalter ist in den vorhandenen Kund-
schaften und Akten nirgends die Rede.
'0 Fruyo a. a. (>.
— 140 —
ewige Zeiten der Stadt freu zu dienen. Der große Rat
dei* CC verurteilte sie dann zu Geldbußen von 1000—5001
weil sie dem Kate von der Verschworung keine Aoieige
erstallet hatten').
Damit war der letzte Versuch, die Stadt für Öster-
reich zu erhalten, gescheitert. Das Landvolk, seiner mutigeo
und bewahrten Führern beraubt, konnte sich des städtischen
Druckes nicht mehr erv^ehren, und ergab sich in dumpfer
Uesignation in sein Schicksal. Der siegreich gebliebene Rat
beeilte sich nun, das auszufuhren, was er schon längere Zeit
angestrebt hatte. Unter dem Eindrucke der blutigen Hin-
richtung der Volksfölirer, die eigentlich als Vertreter des
Legimitätsprinzips gefallen sind, wagte niemand mehr, sich
dem Vorhaben der Räte zu widersetzen. Nach einem Vierteljahr
trat Savoyen an die Stelle Österreichs, das nie mehr ernstlich
versuchte, seine Ansprüche auf Freiburg neuerdings geltend
zu machen. Durch Kassierung des Landbriefes von Seiten des
neuen Stadtherren wurde den Bauern die rechtliche Unter-
lage für ihre Begehren für immer entzogen. Die Ruhe war
wieder hergestellt; aber noch glühte das Feuer unter der
Asche weiter, bis die große Not der Burgunderkriege, die
Ablösung von Savoyen und die Angliederung an die Eid-
genossenschaft diese innern Kämpfe zum Stillstand brachten.
Dieses Verhör, das durch Schultheiß Jean Pavillard,
Bäte und Fenner am 24. und 29. Februar und G. März 1452
aufgenommen wurde, beruht vornehmlich auf den Aussagen
von Peter Kgger, Janny Schnewiy von Elswil-), Kuno Grauser
und Heiny von Lilzisdoif. d'Alt ') behandelt diese Episode
') Die Clii'onik Rudella bemerkt dann noch dazu: owie dann
snllichs alles noch heiter und ouch ire naraen gefunden und aber hie
von vil Ursachen \v;igen nit genamset werdend.» Das Verzeichnis
imib demnach zur Zeit Rudellas (liiiü) noch vorhanden gewesen sein.
') In der Volkszählung von 1447 wird außer Hugo und Uoli
Sriewlis ein nirht vorher benannter Snewli und sein Sohn nnit zwei
Iraucn und T» Kindern unter Elswil angeführt. Wahrscheinlich isl
(lio^or Sohn mit unserm Janni zu identifizieren. Vgl. Zählung S. '^^*-
■'} Histoire des Helvetiens IV ?14— 10.
— Ul-
nar ganz summarisch, aber weil besser als Berchlold ')»
der weder diese Qpelle noch die daraus abgeleiteten An-
gaben von Fruyo und Rudella gekannt oder sie dann völlig
mißverstanden zu haben scheint. Denn seine Darstellung
ist phantastisch und Namen und Daten meistens falsch.
Dagegen hatte offenbar Daguct -) die Kundschaft gekannt
und in seinem Abriß im wesentlichen richtig aber nicht
erschöpfend verwertet ; allein wie es meist sein Brauch ist.
ohne seine Quelle zu nennen. Deshalb glaubte ich, bei
meiner Behandlung dieser Ereignisse*^) Daguet nicht folgen
zu dürfen, und beschränkte mich auf die damals mir zugang-
lichen Urkunden und Akten. Diese Kundschaft, die ein-
schlägigen Berichte von Fruyo und Rudella, die hier eben-
falls Berücksichtigung fanden, bilden aber die wichtigste
Grandlage zur Darstellung dieses folgenschweren Abschnittes
der Freiburger Geschichte. Ich lasse sie hier darum im
Wortlaute nach einer Kopie Fruyo's von der Mitte des
16. Jahrhunderts folgen.
Kundschaft wider die ufgenommen, so vor dem spital
nach dem alten krieg enthouptet wurden.
Uf Sant Mathias tag des heiligen zwölfboten ') anno
52 in gegenwartigkeit miner herren schultheiüen'*), raten und
vennern im rathus zu Fryburg sind kommen: Peter Egker,
Peter Tosais, Hensli Sletis, Willi Mose-. , Uoli Barry und Hensli
Tosis, Uollis sun, die us unser herrschaft und gebiet gewichen
warent von des anschlags der verreteri halb, so über die
statt Fryburg gan sollt und denen min herren Hat. Sechzig
and Zweihundert von pitt wegen ettlicher erber löten von
üaffeyen acht tag geleit und Sicherheit geben band in meinung.
das si sich da der sach meintend ze entschlachen. Also
') Historie du canton de Fribourg l ::KJ2 il. Fribourg 1B41.
*) Archives de la Societe d'histoire de P'ribourg V 110—1*].
■■') In Freiburgs Bruch S. 05 ff.
^) 24. PVbruar.
'') Jean Pavillard.
— 142 -
vor allen dingen ist inen gseit worden durch min herren
den schultheissen, das si die recht warheit der sacben aic^
allerersten furbringen und eroffnen sollten.
Also hub an Peter Egker und darnach die andern all
ze reden und sprachend, daz es war were, das umb Sam *
Martins tag nechst verlöfTen an einem Sambstag^), als ^ i
uf Biirglen gezert hattend, Peter Hechler und Hansis su
von Bervetschied wigletend si uf und sprachend, si wellten
si fureri an einem ende zu unseres gnedigen herren vo
Österrich botschaft, und furtend si also gan Voglersk
Als si nun dar kament, giengend Hechler und Bervett
zum tliurli in das hus hinein: aber si beitetend diewil vc^ ''
dem hus. Nach dem bald ruftend si und sprachend, d
si ouch hinein kämend, daz si ouch thatend. Si fundeik
aber niemands von unser herrschaft von Oest^irych da d^
Htnsly Ihdrichs und Schacher und sonst ander unser dorfslüt^
ein michel teil ; da bondend -) si under andern mit inen 2
reden und sprachen : Ir herren wellend ir nun zu d
sach thun und helfen, so wirt üwer ding gut, wan uns
gnediger herr will uch nit lassen sonders jedermann '^
sinem rechten helfen und die statt Fryhurg innemen. \^
antwurt ir einer — aber si versinnend sich nit, wer
«j^ewesen ist — ob si pfenniglüt werend. Antwurtetend
nein, wan si siend mins herren rät und diener, und m;
bedurfte inen darumb dhein sold zugeben, und hette mi
venlin von Oesterrich gemacht, und so si in die Stadt kämen
so welltend si die ufwerfen, umb das das volk nit wenl
daz si viend werend.
Daruf antwurtetend si. si köntend nutzit darzu thu
si zeigend dan brief und insigel von unser herrschaft. ü
als inen die sach nit wol geßel, und si also us und
giengend, sprach Peter Bechkr: Mich bedunkt. das wir u
könnend furchten. Da antwurt ime Uoly Burry: Wie duc: •■'
(»s dich, vvurdends min herren in der statt innen? Es ■ ^^
') Samstag nach Martini. (13. Nov.)
*) Wohl verschrieben für «begondend».
— 143 —
eio sacb, die uns nit gut thate. Lnd also wurd utzit anders
durch ir obersten meistern da beschlossen, wußten si nit;
wan si warend hie ussen bi dem före und die andern in
der Stuben.
Darnach wurden si gfragt durch min herren, den
^chultheissen, wie si angeschlagen und geredt bettend,
^isenbergthor und Bemthor inzenemen. Hanil si geantwurt,
das si darvon nützit hortend, wan si us und in giengend
und gehortend nit alles, daz da geredt ward, usgenomen
der eegnant Hensli Tossis, Uolis sun. Der antwurt, daz da
^ol geredt war von Bernthor; aber von Ih/senbergthor gehört
^^ nützit gedenken.
So den band si furer gredt, wie si bi dem rat, so
•si zu Fryburg uf der Matten haltend, gewesen sind, darbi
oucli Hensli von Lutzisdorf were. Und als er nützit in die
^^ch raten wollt, do schnarzt^) in Peter Bechler und wurdent
et^ras stossig und schiedend von einandern und wussend
^it, daz da utzit anders geraten wurde.
Item band si alle furer gesprochen, daz Peter Bechler
öinest zu PetH Pradenran redt: Wirst du gefangen diser
*5aclien halb, so gib alle die besten geschlecht hin, des-
gHchen will ich ouch thun, ob ich gfangen wurde, waw
t^escheche daz nu. so wurden wir all verl )ren und umb-
kommen.
Item Hcfisli Tosis, UolUs sun. hal gesprochen, das er
"P^ste^r FülUstoif seit ; dis Sachen gfallend mir nut; wir sollend
^* unsern herren in der statt verkünden und uns dero ent-
•^chlachen. Da antwurt FüUistorf, er liette es jelz gelhan und
^^ Ijedorfte darumb nützit sorgen. Daruf er es also ließ
"Gilben; und were daz nit gewesen, er hette es von stund
*^'nen herren zu wfissen gethan.
Also als si nun die handlung der sach, als obstat.
^''Zelt hattend. batend si die eegenanten min herren gar
^^'nstlich mit fliss, were es sach, das si darin utzit gefält
^^ min herren darduich erzürnt hellend, wan si darzu
') Hart anfahren.
lii -
einfaltif>licben gebracht werend, das man inen das verziechec^
wellte, und erbutend sich darbi, in der statt dienst um.^
trüw ewiglichen ze beliben. Daruf ward inen geantwni
min herren bettend wo! ir meinung vernommen; die weltei
si ouch furer an die CC bringen, und was si darin
und handien wurdent, das wurdend si wol verneroen.
Anno etc. \M'}i uf dem sechsten tag Merzens, da d i
frommen, wisen Johann PäfiUard, Schultheiß zu Fryhur^^
Jacob von Endlisperg edelknecht, Hensli Jungo, venner w.
d(jr Oufr^ Heini Frieso, venner in der NiitcenstaU. Heimmawui
Frytagy vennei* uf der Hurgj Ciaudo Esel großweibel unc
Hensli von Lanihen, ouch Cutio Grauser von Beriswyl under
ougen warend, der erbar Janni Schneuwlis von Elsu^g/
gefragt und ermant bi sinem eid, ein Wahrheit ze sagen w
der sach hienach gemeldet, hat geseit und bezuget bi dem-
selben sinem eid, das hür einest im herbst vergangen käme j
zu im Peter Fullistorf im holz zu einem kolhufen, den er da \
brant und sprach, es were bolschaft kommen von unser
gnedigen herrschaft von Osternjch^ bäte in, das er mit \m gift
Voglershus käme, die ze verhören, das er ouch tbet. Alsä
darkommen funden si niemands da von der herrschaft wegea
dan allein Uollin Berrerscher und darzu die personen hienach
mit namen : Peter Pradenran, Nidaus Ger/iart, Peter Bedikf,
Cuntzi Sturnin, Hensli Molli, Cunrad Lari, Ulin SdimuUt
Henslin ron Hervetschiedy Hensly Möry und Michel Krummen^
Oa liub an Berrescher im tcn, da si sassend und tininkend.
und sprach: Ich bin her von unser gnedigen herrschaft
wegen von (htemjch und sinen anweiten zu uch kommeo
uch ze warnen : dan irh vernommen hab. die stettlut von
Frijhurg siend in willen, uch umbzebringen und thfind ir
nit darzu, so sind ir verloren lüt. Da ward im geanlwurt:
Wie ratend ir, daz wir darin ze thund habend? Antwort
er: Mir ist empfolhen, mit uch ze reden, das ir uf einen
Sambstag in die statt kommend und den wurtzhüsem in
eiin drissig, in das ander vierzig man lassend, und das ir
morndes den Gnlterngrendel uftliätend, so weren nir da mit
zwei oder drihundert man von Rynfelden und brächen io
— 145 —
die statt mit gwalt und gritfend denne, zu den uns ^'Ul
lieducht, und die in gfengnuss thäten und si darnach ze
gericht steilen wurden, und daizu, als er meinte, sollten
houptIQt sin der von Grünenbertj, Beringer, der schultheiss
und sonst zwen, die derselb Schneuidi zemal nit genennen
kunt. Also underrettend si sich dai-uf in Berveschers
abwäsen und nach vil red so sprach Peter Bechler: were es
sach, das unser gnediger herr uns sollichs verschribe, so
^^elltend wir darzu thun, was bidcrblüt darzu thun sollend.
Da sprach Janni Schneuwlis: ob er uns joch vil schribe, so
virill ich dennoch nOtzit damit ze schaffen haben. Kr hat
uns viel geschrieben und hett uns nit vil genützt. Also
schied derselb SchneuwU von dannen und weiss nit, was
antwurt sy im gabend. Wol rettend Peter Bechler und
f^unrad Lanj: wer der wäre, der die sach usbrachte, den
W'elltend si so gern erstechen, als si je gv'ssen oder
g'etrunken bettend.
Uf dem tag und jar, als vorstat, Cu)w Grauser von
^riswyl ermant, als vorstat, hat gseit, daz er einest umb
Sant Martinstag nechst verlulfen von und durch die lanz-
'Öten gan Rynfelden gesandt worden, abschrift der anlass
Und des spruchs, durch den min mannen zwüschen die statt
Und dem land gesprochen'), dem Bercerscher und Strounsach
^pbringen, die Sachen gegen unserm gnedigen herren von
^^t^rrych, als si doch wol wusslend. damit ze vollenden.
Also käme er gan Kynfclden uf Zinstag vor Sant Martinstag-)
und bekäme im Berverscher; der fürte in in her Wilhelms
Von Grünenbergs hus, dahin ouch von stund kämend herr
^^fer Kottrer^ Beringer, der schultheiss '•), Hensli iSfroivsack,
-*Vie/;/j Alwan und Hemli Uolrichs. Also sprach der von
^^^inenberg zu im : VVarumb bist du hier? Antwurt er: das
"* die Sachen mit den briefen, die ich gebracht hab, vollen-
^^ni, als jp (Jann unser landslütrn meinung wol wössend.
') Schiedsspruch vom 1*^. Mai 14ol.
■) 0. November.
. , ") Dietrich von Monstral üsterr. Ritter und Hauptmann, Schult-
^^^ von Frei bürg 1449 50.
10
— 14Ü —
Daruf sprach her Wilhelm, ob er utzit anders sageo wellte-
Antwurt er, im were sonst dhein ander saeh bevolchec^
Da sprach !ierr Wilhelm : Helfend uns, so wellend wir ü^ ^
oucli helf(M). Es hilft nit meer mit briefen umbzegaD
wir müssend es mit der hand weren, und ich will sei
selber darzu thun. Und der marschalk herr Thüring
Hallwyl, der will ouch selber mit sin selbs lib mit gan
macht dahin kommen und darumb helfend, so wirt m
uch ouch helfen. Antwurt Grauser: Wie wolltend ir da
kommen? Sprach er: Unser anschlag ist also, das ^^^
dahin unsren weg durch des grafen von Nütvenburg lao
ncmen werdend und als koutlut kommen, hie zwen, d
vier, bis das wir in das land kommend. Und so wir da
kommen sind, wollend wir uns in vier teilen zu Hi/seti
tliory Hernfhor, Murtenthor und Losenthor, zu jetlichem tim
hundert man. ['nd als die stettlöt nun zemal die thon*
hfltend. so werdend die landslüt zu jetlichem thor mit vierasM^
oder mit fünfzig mannen kommen und die thoren also ici-
nemen'). So kommen wir dan und brechend hinin. Sodazals«
^'esrhicht. so werdend wir den zu jetlichem thor ein zeiche^«
von (htcrn/c/i ufwerfen, und zeigt im in sinem sal diesell.e?«
vier venlin, die da lagend, dero Grauser eins in sin^ «
henden nam. Darnach redt her Wilhelm ton Grünenberf^^
Wenn wir die venlin also ufgeworfen habend, so well^" ß
wir die Uät und Sechzig, wo uns dero dheiner wirt. abneme^ ß
und erstechen, und wer under daz zeichen flucht, der wi^^»*
sicher sin. bis der schimpf vergeil. So wellen wir da ^^
darnach zu recht stellen, die wir in den saclitn übel l
wend. So das ^^»schicht, wellend wir zu dem gut grifi
und den herzogen von Sfiffoy darus bezalen. inmassen d
kein landsman darvon nut gibt noch bezall. und wellend d "^
iimusn- ilin gut, so du buwest. fri geben und darzu d^^^'
l>est hus. welliches du in der statt begerest. und was dar ^^
ist, oh du dar/u hilfst, als wir dir ouch wol gelrüwen. r*^
^ Wio tyn Jon Aufslanden vom •A>. Mai und Ü. }\i\i 1V»Ä ^f -
/»■»•:. Kr^'ihnrc^ Bruch S. Ku u. 7o.
- U7 -
hast ein sun, der mag ouch wol darzu helfen, den und alle
•line kinder wellend wir in gut und eeren setzen und den
iaodslülen, so die tlioren ingenommen haben, wellen wii'
alle die guter, daruf si sitzend, frien, usgenomnien drl
Schilling und ein hun zins von der hei-ligkeit und vogtie
cve^en. Und uF dem tag, so der anschlag also zugan wirt.
wollen wir wlb, kind noch sust niemand zu dei- stall
lassen, bis der anschlag vergangen sie.
Daruf anlwurt Gmuser, er were zu sollicheii sachen
«e torectit, und im were ouch nit bevolchen, solliche bot-
">«:; h aft ze thunde ; aber si möclitend ir eigen botschaft
^» i n iif Ihun und sollichs durch si vollenden lassen. DaruT
■^i nun Hensli Uolrichs und Schacher ordnetend, die mit im
*»er-uf kaniend. Da sprach Gramer zu inen underwegen : .
If* tragend ein .schwäre botschaft. Antwurt Schacher: Wie
nnagsl du also verzagt man sin; du bist doch ein käch
nn gsin. so man din utzit bedorft. Und als si gan
kamend, da ließ si Grauser und schied von inen, und
empfalhend im und sprachend : Gang zu Heini Liiiiin tiud
*et^r tiechUr und heiil si gan \oijlershus kommen und mit
inen bringend, die si wussend, die darzu gehörend, und
kuiu du ouch dai'l Und was d;iz uf dem Fritag nach sant
Mai'lins lag'). .\lso kam er desselben tags zu Luäin und
HecAler und sprach zu inen, si solllend on verziechen gan
^'offlershm kommen, dan wurdend si botschaft von unser
*?nedigen herrschaft linden. .Mso kamend si desselben
tags dahin und mit inen Feter FüUistorf. llensU Mollii,
■ffensly Möurij, Hensly von BerirertscJiied, Henslia sun von
*""«i8rfoff", Cuntzi Sturni, Cnntzi Itechler. Hegelmann der
'*clKii(]er von Pontels, Willi von Pontels und elÜcli ander.
^'s im das Henslin sun von Lutsisiorf seit; wan er kam nil
"^hirj, als er noch müd war. Also hübend an die ob-
S^nanten zwen boten, die si ouch di tundend, und ollnelend
"len den anschlag in sollicher meinung. als der da oben
"n mikeltn von Griinenherg gemeldet ist. Als nun Hmslie
*"" Von Lützistorf sollichs erhört, antwurt er, das er aüL
^^k ') 14. Nuvembcr M-'il.
rnagst
^^n^nn
^K em|
14K
(Ifif sach nSIril le schaffen haben wo!
wnsseiid, wie es denen von Hinderlappen peseliach, dem
weil nünhandert man /.esumen schwuren. Deren wurdeo'l
vier gerichl und gefierteilt hIs untrüw verraten. Alsn
mochte uns ouch geschechen. Da antwurt im Hann Volrickf,
sin Schwager: Du zers böswirht, du wuUtest. dorh langest
wo), das man von disen Sachen freredt hal, was wolltest
du den har? Ir sollend alle hend iifhan und gotl lobeo.
das man uch zum rechten helfen will! Also wart dozmal
Dützit daselbs beschlossen und schieden also von eiiiandepn.
Da morndes, ward am Sambslag znacht, kamend aber dai-
Peter Fäitistorf, MolH, Eeini Ludi, Cuntzi Sttirni, Cuntzi
BechUr, Willi Moser, Emsli von BerMschied, Bentlif Mary
und vil ander, als im gseit ward, wan er nit dar kam. I
Und lagend da übernachl. Da am Simtag wart, kamend
etlich bi zechen oder zwölf gan Tavers und ledten mit
Grauser, der da was; Du mullt mit uns gan Fryburg, da
sollend wir zu lat werden, wie wir den boten antwortend,
wan die andern kommend ouch hernach durch Thudingtn.
Da schlug er es inen ab und sprach, er helle zwei kind ,
siech: der wartete er alle stund, wan si von hinnen schieden.
Also kamend si gan Fryburg uf die Matten in Cuntzi i
Bechlers spicher und wurdent da zu rat. als im daz POtr
Filtlistorf, Peter Bechler. Cuntzi Sturni und Cuntzi Bechter '
widerbrachtend, si lieltend den boten geantwurt und den
Zinstag, als si den zu Hijnfelden angeschlagen hattend,
abgeschlagen. Aber so unser gnediger herr inen mit sineni i
insigel schribt. daz si ime die stall innemend, das wellefiil 1
81 thun. zu wellicher stund er daz begert. Indem als das J
lagen alles beschach, käme derselb Grauner zu ininen herren M
den rälcQ von Friburg, erzalte inen den liandel und warnete -3
si in der sach etc.
Item hat derselb Grauser (ürer geredt bi siner war
heit als vor. das Peter FillUslorf in sidher und darnach gan«^
Rynfelden schickt, die abgeschrift, die er als vor darbrachV *
hat, ze reichen und schied am Temperfritag vor Wienechler
nechst verlüßen') und kam gan Bynfelden am Sontag tum
') Quatem beifrei lag war der 34. Dezember 1451.
r- 149 —
cfaroacb. Also tnorades fürt m Berwescher zu hof zu herr
-Pi^er KatUrer, dabi der schultheil^ und Bensli Uolrichs
ivareod. Da sprach her Peter zu im, si hellend solliche
afit^'urt, so daz land den eegenanten boten gethan bette
und dabi den guten willen, so si gegen der herschaft band,
^vol verstanden und hieß und bevalch im darbi, er sollte
:i lande, mit namen den in gut beduchte, sagen, so si
der sach gerech und gerust werend, das si es inen
/j c^f^^b gan Rynfelden kund thätind, wan si bettend der
'*^^Ä*schaft ganzen gwalt, kraft und macht, inen darumb
"•^i^f und sigel ze gäben, der sach nachzekommen und die
^^ vollenden. Als er nun wider beruf kam, widerbracht
^ ■"* sollichs Petem Fällistorfy Heini LMin^ Peter ßechler und
^ "*^'»1^^^ Stutmi. Da antwurt im Peter Bechler :\i\v beitend ze
•*^ ■^^ ^, das wir nit der sach ustrag gebend, das aber nit
e^ ^-Ä %:. ist; wan wirt man sin inen, so sind vvii all verloren
'•^•^ -^ Also darnach kam Grauser zu den eegenanten min
^^^^^^r^ren Rät, erzalt inen fürer die handlung, umb daz si
Bi darnach wußtend zu achten, wan nachdem er der statt
chworen hat, beducht in, daz er eerenhalb sollichs für-
ringen hat. Wan aber sollich sin red dazmal nit in
S^ Schrift gesetzt wurd, hat er sollichs aber uf dem tag als
^* ^^ *• geredt.
Anno etc. 1453 uf dem leisten tag Hornung') da die
^^^^mmen wisen Hans oou Perraman des Rats und Hensli
'^0 venner zu Fryburg under ougen vvarend, der erbar
Vie von Lutzistorf gefragt und ermant bi sinen eiden,
^■ri warheil ze sagen in der obgeschribnen sach, der hat
"özügel und gesprochen, das er nülzit anders davon gereden
■^^•rine, dan daz uf Qinem lag vor Sani Andresen tag-)
*^1, aber was tags es were. kond er nit eigentlichen
^^^S'en, als er vernommen hat, AwAHans Uolrichs^ sin schvvager,
. *^0 Miffifelden haruf kommen was, käme er gan Voglershus,
^ heißen Willkomm sin. Daselbs fand er Schacher, der mit
') Ä>. Februar 140*2, Annunziatsationjüstil ist zu beachten.
") *-K). November.
- 150 -
im heruf kommen was mit sampt Peter Beckler^ Cumi
BecUer, Jackin Bechler^ die Tosy und vil ander laodslOt, mer
den 16 man. Da hub an Schacher ze reden und sprach, si
werend heruf durch die houptlut von Bynfelden, die da von
der herrschaft wegen warend, zu den landslfiten gesandt,
inen den obgemeldten anschlag kund ze thun, und welltend
si helfen, so wurde man inen ouch helfen. Und wie die-
selben houptifit durch des grafeo land von Nüwenburg hario
brechen wurden und mit hilf der landsläten die statt Fry
bürg innemen, dardurch den landsluten usser allen nöten
geholfen sonderlich alle die schuld und zerung, so si gethan
hattend, inen all abgenommen solltend werden und jeder-
mann zu sinem rechten geholfen wurd, mit viel ander glatten
Worten, umb das er sy an sin meinung brächte. Und sollte
der anschlag sin furgang haben uf einer Mitwuchen
znacht, so er dozmal nampt, der darumb angesechen was.
wan den nit manschin sonders finster und tunkel sin
wurde. Und als der obgenant Heinz sollich red erhört,
und anders nit verstund, dan inen allen solliche sach wol
geßel, wan ouch ir dheiner kein mißfallen oder verdrießen
davon nit erzeigt, do sprach er, er wellte gar nützit mit
der sach ze schaffen han und inen mochte wol geschehen
als denen von Hifiderlappen geschach, da ir vier gefierteilet
wurdend, etlich ander enthouptet und etlich in Lamparten
gewichen und daz land verloren hattend. Daruf schoarzt
in Peter Bechler und ander mit üppigen worten, und also
schied er in zornsmuet von inen, davon er nit weiß, was
beschluß oder antwurt si den benerapten boten gabend.
Beteiligung Freiburgs i. Ue
am
Appenzellerkrieg
von
Ferd. Rfiegg.
Nachdem die Appenzeller innert kurzer Zeit duirli
erfolgreiche Kampfe gegen den Abt von St. Gallen und
dessen Verbündete zu ungeahnter Machtstellung gelangt
waren, beunruhigten sie den umliegenden Adel durch ver-
heerende Streifzuge so sehr, dati Herzog Fiiedrich IV.,
der Verwalter der Oesterreichischen Vorlande, dem Drangen
desselben nachgab und im Frühjahr 1405 umfassende Maß-
nahmen traf, um die übermütigen HauiMn von A|)penzell
wieder zum (iehorsani zu zwingen.
Freiburg im üechtland stund damals noch vollstän-
dig unter Oesterreichischer Herrschaft, und so ist es leicht
begreillich, wenn Herzog Friedrich auch diese Stadt zum
Zuzüge aufforderte.
In diese Zeit nun fallen einige bemerkenswerte bis-
her unbeachtete Angaben in den Fceiburger Seckelmeisler-
rechnungen.
Dieser .Arbeit liegen i mm er die Originalien ') zu (Irunde,
wo nichts speziell bemerkt ist; sie allein übermitteln uns
die Kunde von den Freiburgerischen Beziehungen zum Ap-
') Leider sind hier schon für das Jahr 1104, I. Semester \ iei*
Blätter, weiche die Botschaften zu Pferde enthalten niussten, heraii>-
geschnitten : dasselbe ist auch der Fall fiir das I. Semester des Jahres
1405, wo 14 Blätter fehlen, welriie gewiss noch weitere Aufsah lü^sse
in dieser Angelegenheit geboten hätten: denn die Angaben des 11. Se-
- 152 —
penzellei'krieg. Manuale und Missiven kommen liier erst
später vor, und anderweitige Aufschlösse aus dem Archive
fehlen. Auch nicht in zeitgenossischen Chroniken und eben-
so wenig in Darstellungen der Appenzeller Freiheitskämpfe
finden wir unsere Freibnrger erwähnt.
Im Monat Januar oder Februar des Jahres 1405 er-
schienen nun zwei Oesterreichische Ritter, Gesandte des Her-
zogs Friedrich, hier in Freiburg: sie wurden freundlich auf-
genommen und bei den Franziskanern gastlich bewirtet.
Hei reichlichem Wein, Brot und Käse unterhandelten mit
ihnen Freiburgs Schultheil.), ferner der Grossweibel, der Ven-
ner des Spitalquartiers ^) u. a. m. Weibel Hentzi besorgte
dieser Oesterreichischen (iesandschaft in Bern einen Geleits-
brief ^j.
Johann Muotha begann nun in seinem Quartiere
Armbrustschutzen auszuheben "). Dasselbe tat der Venner
des Burgviertels, Richard Chastel, von welchem wir
wissen, daß er zehn Armbrustschützen auswählte*).
Fontaine'') ist der Ansicht, daß eben dieselbe Zahl
auch bei Johann Muotha zutreffe. Ist dies richtig, dann
liegt auch die Vermutung nahe, daß überhaupt in jedem Stadl-
(|uartier gleichviel Mannschaft ausgehoben wurde und hier-
aus würde sich eine Truppe von 40 Armbrustschutzen er-
geben.
inesters lassen dies mit Kecht vermuten. Die Sockel meistcr- Rech-
nungen liegen im Staatsarcliiv (St.-A.) in Frei bürg, sie werden zitiert
mit S. R. Verwendung fanden die Angaben in Sr.l (140r», 11. S^
niester) Nr. 8 (1.I0<;, I. Somester) und Nr. 9 (UOC, II. Semester).
') Johann Muotha.
') Die S. R. verzeichnen zwar schon Gesandtschaften von und
zum Herzog von (Jesterreich im Jahre 1404 und noch früher, allein
in welcher Beziehung sie zum Kriege stehen, ist nicht nachzuweisen.
'*) Es wurde ihm dafür eine Auslage von 7 s. vergütet.
*) Anlässlich der Aushebung hatte er für seine Armbrustschutzen
bei einem Kuchenbäcker Km s. 4 d. zu bezahlen.
^) Fontaine, Collection des compt<?s des tresoriers 140"'), ''•
Kant. Mihi. Kreihurg. Fontaine bildet eine zusammenfassende Kopi^
der S. R.
— 153 —
Vor ihrem Auszuge kehrten diese nochmals zu einem
Abschiedstrunke ein bei Johann d'Avry, dem wohlbe-
kannten Freibui'geiwirt zum weissen Kreuz M.
Wann die Armbrustschützen Freiburg verliessen, ist
nirgends bemerkt, wahrscheinlich im Monat Mai oder an-
fangs Juni, als Herzoj: Friedrich zum Kriege rüstete.
Hauptmann der Freiburger-Expedition war Hensly
Velga^. Richard Chastel , derVenner des Burgquartier.s
befehligte neben seinem Fahnlein auch dasjenige des Au-
viertels''i, wahrend dem Veniier Johann Muotha zu dem
seinigen*) auch das Fähnlein der Neustadt zugeteilt war*).
Ein Trompeter namens J o h an n"). ein gewisser M a r t y '^)
und ein Harnischmacher ^) zogen mit, ebenso der Schifimann
Werlv (Jantschv, welcher die Armbruslschülzen und ihre
Ausrüstung — sie hallen unter- anderem auch tOOü Pfeile
bei sich ^) — auf Flossen weiter beforderte '^).
Die Freiburger halten demnach einen Teil ihrer Reise
auf dem Wasser zurückgelegt. Jedenfalls von Freiburg weg
— wo der früher vielbenulzte Landungsplatz noch unter dem
\amen « Lenda » bekannt ist — fuhren sie die Saane und die
Aare abwärts, wie dies auch schon früher vorgekommen war:
vielleicht benutzten sie auch den Rhein aufwärts, wahr-
scheinlich diente ihnen auch der Bodensee, um nach ihrem
') Johann Muotha eihiiilt als Vergütung der hiehei gemacliion
Auslagen 1^) d.
*) Als Besoldung, alles irihegrilTen, erhielt er 104 0 .
') V.V erhielt hiefiir 8S D\
*) Das Kähnchen des Spitalquartiers hatto man vor dem Aus-
zuge getlitfkt und ein neues machen las^en.
') Auch er erhielt fiir sich und seine Mannschaft 88 u .
") Für ihn war ebenfalls ein neues Fahnchen angeschalTt worden.
') Johann und Marty erhielten je I 0 8 s.
■) Larneschierre, er erhielt 44 s. Fontaine hält ihn irrtümlich
für den Schneider der Trup^w.
*) Peterman Malchi erhielt für ihre Anfertigung r» rt. Von der
Stadt Kreiburg i. Br. hatte Herzog Friedrich r>rHX) Pfeile verlangt.
*") Er erhielt 4 a IH s.
— 154 —
Bestimmungsorte Bregenz zu kommen, um welches Herzog
Friedrich sein Heer sammelte.
Interessant ist, daß ein besonderer Bote, Hentzi, zu
Pferde den Armbrustschutzen mit einem Briefe nachgeschickt
wurde, wodurch man ihnen das Plündern verbot. Ohne
Zweifel haben die Krieger auf ihrer Durchreise sich allerlei
Gewalttätigkeiten zu schulden kommen lassen, sich sogar
vergriffen an geweihten Personen und Sachen, so daß der
Bischof von Lausanne sich veranlasst sah, die Armbrust-
schützen mit dem Banne zu belegen ^). Durch einen Boten
wurden sie hievon in Kenntnis gesetzt.
Dieser ersten Expedition wurde nun noch eine Hülfs-
truppe nachgeschickt.
Während anfänglich die Truppenkontingente aller vier
Stadtquartiere unter den beiden Vennern des Burg- und
Spitalviertels vereinigt waren, erscheint jetzt Uolli Buoch er.
der Venner des Auquartiers, selbst mit seiner Mann.schaft,
ferner Jaqui Kram er mit einer solchen aus der Neu-
stadt, Johann Clory sammelt als Stellvertreter des Venners
Kichard Chastels, — dieser befand sich bereits in Bregenz —
im Burgviertel eine neue Truppe Soldaten. Johann Muotha.
der Venner des Spitalcjuartiers, war selbst zurückgekehrt, um
unter seinen Leuten eine neue Aushebung zu veranstalten,
und wahrscheinlich war auch er es, der dieses Hfilfskorps
von der Stadt verlangte und oi'ganisierte.
Alle Stadtviertel waren somit bei dein neuen Auszuge
wiederum beteiligt; diesmal entsandte man aber nicht mehr
Armbrustsehützen, sondern einfach Soldaten'-), dem An-
schein nach bildeten diese eine Freiwilligentruppe. Ihr war
ebenfalls ein Harnischmacher zugeteilt; auch der schon ge-
nannte Marty und der Trompeter Johann, welche mit dem
Venner Johann Muotha zurückgekommen waren, befinden sicifc.
wieder dabei. Diesmal treffen wir auch einen Augustiner
') Der Schultheiss von Freiburg musste deshalb einmal nach
Avenohes, ohne Zweifel zum Bischof, reisen.
') In den S. R. wird unterschieden zwischen « arbellestiers » un-
M sudars )).
— 155 —
•
möoch, Pierre de Bussy, weicher die Expedition beglei-
tete, offenbar als Feldgeistlicher, vielleicht auch, um solchen
Gewaltakten, wie sie von der ersten Expedition auf ihrer
Reise verübt wurden, vorzubeugen.
Wann dieser zweite Auszug stattfand, ist nicht genau
zu ermitteln, er dürfte aber wahrscheinlich in die erste
Hälfte des Monats Juni fallen.
Ueber die Tätigkeit beider Expeditionen der Freiburger
im Kriege selbst fehlen bis anhin jegliche Angaben.
Am 16. Juli überbrachte He nsily Jota den Armbrusl-
schfitzen eine Summe Geldes im Betrage von 221 U 11 s.
4 d. '). In gleicher Mission erschien Jota noch ein zweites
Mal in Bregenz, wohin auch der Bote Johann — und zwar
zu Fuss ') — zweimal zu den Armbrustschützen reiste, mit
welchem Auftrage ist unbekannt.
Inzwischen hatte Huguez Ghinuz ein Anleihen im
Betrage von 800 II gemacht, um auch die nach Bregenz ge-
sandten « Soldaten » besolden zu können.
Den einen Teil dieser Summe sandte man an den Haupt-
mann Hensly Velga zum Unterhalt der eigenen Leute: -
Marty Mongucir und der Bote Johann wurden ohne
Zweifel, um das Geld zu überbringen, zu Fuss nach Bregenz
geschickt — der andere Teil kam durch den Schultheissen
zur endgültigen Auszahlung der Mannschaften •*) aller Stadi-
viertel am 10. August; auf diesen Tag waren unsere Frei-
borger von Bregenz nach Hause zurückgekehrt. Auch der
Hauptmann der gesamten Freiburgischen Streitmacht, Hensly
Velga, war zurückgekommen. Von der, wie oben biMnerkf,
') Die Sammo bestund teils in ambrisane:^, teils in or diicat,
Golddukaten und in llorfins] dalamagnie, deutsche Gulden.
*) Man schätzte den Weg von Frei bürg bis Bregenz auf 'JO Meilen
und bezahlte für Hin- und Rückweg H4 s., während Jota für seine
Reise zu Pferd 5^) s. erhielt.
•') Der Anführer eines jeden Quartiers erhielt für sich und seine
L.eute (>8flf. Der Harnisch macher erhielt ^5 Ci 10 s. Martv 4 B ♦*• s.
Der Trompeter Johann Ijekam diesmal sogar V'M*\ während der .\u-
gustinermönch Pierre de Hussy 17 P 8 s. erhielt.
— 156 —
ihm zugesandten Geldsumme brachte er noch 17 9^ 11 s.
zurück.
Es scheint nun, daß für das Jahr 1405 jede weitere
diesbezügliche Aktion eingestellt wurde. Im Frühjahr 1406
treffen wir hingegen eine grössere Gesandtschaft an den
Herzog Friedrich IV. von Oesterreich, der damals in Schaff-
hausen sich aufhielt. (( Geheime Angelegenheiten » — wohl
wegen dem Kriege mit ihm zu regeln, war der Zweck
dieser Gesandtschaft. Mit gleichen Aufträgen reiste der
Schultheiß Freiburgs, veranlasst vom Herzog, nach Bern.
Noch im ersten Halbjahr 1406 kommt wegen Herzog
Friedrich eine (Gesandtschaft von Lenzburg und Luzern
nach Freiburg, um «geheime Sachen» zu verhandeln. Hier-
an schliessen sich dann im zweiten Halbjahre sehr leb-
hafte Beziehungen der Freiburger zum Herzog. Drei
grössere Botschaften zu Pferde, wobei immer angesehene
Freiburger teilnahmen, wurden zu ihm gesandt; einmal ge-
schah es auf Verlangen derer von Bern und von Schwii,
welche deswegen ihre Botschafter hieher nach Freiburg ge-
schickt hatten.
Mit einiger Berechtigung lässt sich hier vermuten,
daß Freiburg beigezogen wurde bei Unterhandlungen zwischen
dem Herzog Friedrich von Oesterreich einerseits und den
x\p|)enzellern, und den mit ihnen verbündeten Schwizern
anderseits '); vielleicht, daß der Herzog von den Freiburgern
eine gunstige Beeinflussung bei Verträgen erwartete, indem
Freiburg verbündet war mit Bern, Bern aber durch sein
Bündnis mit den Waldstatten den Schwizern nahestund.
Zweimal brachten Freiburger Boten zu Fuss dem Her-
zoge Briefe, während wir umgekehrt auch herzogliche Boten
in Freiburg treffen. Ebenfalls wegen dem Herzog von Oester-
reich finden wir den Freiburger Schultheißen mit starker
Begleitung in Luzern.
') Ob nicht damals ^chon Friedensunterhandluiigen angeknüpft
wurden ? Herzog Friedrich zog sich ja vom Kriege zurück, nnwilli?
und unzufrieden über seine eigenen Leute, auf deren Veranlassung«^
den Krieir übernommen hatte.
- 157 —
Wenn wir nun die aus den S. R. gezogenen Notizen
zusammenfassen, so ergibt sich daraus ein neues Glied,
das wir in die Reihe der am Appenzellerkriege Beteiligten
ei/ifügen müßen; wir sehen noch deutlicher, welche An-
strengung Herzog Friedrich gemacht, um den Appenzellem
i>eizukommen; indem er nicht nur die nächstliegenden Unter-
tanen zu seiner Unterstützung aufbot, sondern auch in seinen
en tf€rntesten Gebieten, wie in Freiburg im Breisgau und
in f reihurg im Uechtland die verfugbaren Kräfte sammelte.
Wohl ist bis jetzt noch keine Mitteilung bekannt, wo-
n^ic^li unsere Freiburger auch an den Kämpfen und Schlachten
dif^kt beteiligt gewesen wären; allein dies ist kein zwing-
en cl«3r Beweis, daß sie nicht trotzdem dabei waren; die
Cti v^onisten verzeichnen überhaupt nur jene, welche firtlich
nSher und dort besser bekannt waren.
Daß Freiburg im Uechtland sein Möglichstes getan,
zei^;-t der Umstand, daß es für diesen Feldzug im Minimum
l^OO ff verauslagte, eine gewaltige Summe in jener Zeit, zu-
icisil für das kleine Freiburg. Jedenfalls haben die Freiburger
^■ödurch ihre Treue zum Oesterreichischen Hause glänzend
^^na Ausdruck gebracht, gegenüber dem schmählichen Ge-
^sili ren der Thurgauischen Edelleute, welche erst ihren Herrn,
^^rk Herzog Friedrich zu ihrem Schutze herbeiriefen, um
'^^tiliher von ihm für ihre Mithülfe Sold zu verlangen V).
Beilage.
In den Seckelmeisterrechnungen des St.-A. Freiburg
handelt ein spezieller Abschnitt über die Flxpedition nach
Bregenz, und dieser möge hier Platz finden.
Nr. 7. Jahrijatifj 140'*. II. Semester ■).
Por les arbellesteirs et sadars traniis ver inossieur le dux do^-
') Klingen berger Chronik, herausgegeben von A. Henne von
^«»•gan«. Gotha 1861. S. 151).
I ^) Diese Rechnungen beziehen sich auf das I. Semester, wurden
"**' erst eingetragen, als die Freiburger vom Kriege zurückkehrten.
— 158 —
Et Premier a Hensly Velga cbiviteyna deis dit arbeileateirs por
ses gages et por tot 154 H
Itom a Richard Chastel por sa partia et la partia dou binderet
de Logy 88 i
Item a Johann Muotha banderet deis Hospitauls por sa partia
et la partia dou banderet de la Novavilla 88 i
Item a Johann tromppetta 4 8 8s.
Item a larnescbierre 44 s.
Item a Marty 4 <f 8 s.
Item ou dit Hensily Jota tramis ver lo dessus dit arbellestein
If 1(^. ior de juHiet par porteir sommantef?] tani in ambrisanes, quaot
in or duccat et flor(in8) dalamagnie 221 U 11s. 4d.
Item a Werly Gantschy nattoneiz por menar et nageyer ies dit
arbellestiers et leurs garnimant 4 ff 188.
Item a Jaqui Kramer por luiz et ses compagnions de la Nova*
Villa compta per lavoye et Ies banderet et fat payer a plin le 19. ior
dogst 68 8
Item a Johann Clerye por luiz et ses compagnions doa Bor
compta per Ies quels dessus 68 8^
Item a Johann Muotha por leiz compagnions deis hospitauls 68 i
Item a UoUy Buocher por Ies compagnions de Logy 68 t
Item a Jarneschierre <>fflOs.
Item a Marty 4 ff 6&.
Iteni a Johann tromppetta 1^1
Item a freire Pierre de Bussy augustin per le mem mossi^xx
lavove l/flT "Ä^
Somma 880 ff 8 s- -^
f Professor Heinrich Reinhardt.
Schon viele Opfer hat sich der grausame Schnitter
Tod in den Reihen der Professoren der jungen Freiburger
Hochschule ausgesucht; diesmal ist ihm einer der wägsten
ü/id besten, ein Veteran der alten Garde zum Opfer gefallen.
öle ganze Universität trauert um eine ihrer Koryphäen, die
A/storische Wissenschaft um einen ihrer berufensten Ver-
^'*eter, seine Freunde um ihren liebsten und treuesten Kame-
''aden, das Vaterland um einen seiner besten Bürger.
Heinrich Andreas Reinhardt ist aus einer gut bürger-
''^hcn Familie Oltens hervorgegangen, geboren am 10. Dez.
* ^^S. Er genoß eine sorgfältige und jedenfalls acht religiöse
^•^^iehung im elterlichen Hause, besuchte die Primär- und
. ^^irksschulen seiner Vaterstadt und trat im Herbst 1871
"^ c3ie vierte Klasse des Gymnasiums in Schwyz ein. Schon
^^■^1 zeichnete er sich durch hervorragende Beanlagung aus
^ *^ t; ^r seinen Mitschülern und wurde der erklärte Liebling
^^S «^er Lehrer.
Durch den Schweizerischen Studenten verein, dem er
^■1 hier anschloß, wurde er in Freundschaft verbunden
^^ti den Studien- und Altersgenossen Kaspar Decurtins,
*^ "^^ st Feigenwinter. Franz Segesser, Georg Python u. a.
eils als Gymnasiast zeigte sich in kleinern Aufsätzen und
'trägen seine hervorragende Beanlagung zum Historiker.
,^^ Nach Absolvierung der Maturitätsprüfung in Sololhurn
^"^^^^rbst 1875) bezog er die Hochschule» um philologische
. • ^ historischen Studien zu verbinden. An fünf Universitäten
Säddeutschland und Österreich legte er bei vorzuglichen
^ istern den soliden Grund zu seinem ausgebreiteten und
*^^^iegenen Wissen, erst in München, wo er bei Cornelius
^ ^ Riehl Geschichte, bei Konrad Hofmann Germanistik
^^^dierte, dann in Heidelberg bei den Historikern Winkel-
— ißO —
mann und Erdmannsdorfer und beim Philologen und Literar-
historiker Bartsch. Von entscheidender Bedeutung waren
für ihn die beiden Straßburger Seraester 1876/77, wo er die
philologischen und literarischen Disziplinen bei Eduard
Böhmer, Karl Vollmöller, Wilhelm Scherer und Max Roediger
fortsetzte, aber bereits die historischen Studien in den
Vordergrund treten ließ. In den Vorlesungen von Baum-
garten, Scheffer-Boichorst, Willmanns, Kaufmann, Kraos
und GefTken eignete er sich die strenge methodologische
Schulung, den weiten Blick des Historikers an. Die Art.
wie Scheffer-Boichhorst die Geschichte auffaßte und behan-
delte, hat Reinhardt ganz besonders angesprochen. Die
Absicht, aber die Veltliner Frage des 17. Jahrhunderts
eine Dissertation anzufertigen, führte ihn im Herbst 1877
nach Wien, wo er mit selbständigen Quellenforschungen
begann, die er hernach in Innsbruck fortsetzte. In Wien
hörte er die Vertreter seines Faches Lorenz und Sickel.
daneben auch Mussafia, Franz Brentano u. a. Zwei weitere
Semester brachte er in Innsbruck zu, w^o er bei Ficker,
Busson und Huber seine fachliche Bildung ergänzte.
Bevor er nun seine sorgfältigen und tiefgründigen
Studien Ober die Veltlinerfrage zum Abschluß brachte und
als Dissertation einreichen konnte, wurde er im Frühjahr
1879 als Nachfolger Franz Rohrers an die Stelle eines
Geschichtslehrers an den obern Klassen der Realschule wie
des Gymnasiums und Lyzeums in Luzern gewählt und hat
sich bei den zahlreichen Schülern, die er im Laufe einer
zehnjährigen Wirksamkeit herangebildet, in liebevolIeD)
Andenken erhalten. Allerdings hinderte ihn die vorzeitige
Uebernahme der Praxis an der Ablegung der Doktorprüfung
und vielleicht noch mehr seine übergroße Aengstlichkeil,
jetzt noch das Versäumte nachzuholen. Trotz angestrengter
und gewissenhafter Erfüllung seines Lehrberufes fand er
doch Zeit, die geplante Dissertation als wissenschaftliche
Beilage zum Jahresberichte der höhern Lehranstalt Luzero
(pro 1881) unter dem Titel «Geschichte der Bündner Wirren
1618-20)) erscheinen zu lassen. Aus einem Vortrage, gehallen
— 1(51 -
an einer Jahresversammlung des historischen Vereins der
V Orte, erwuchs hernach die im « Geschichtsfreund » (Bd. iOi
publizierte Abhandlung: « Der Veltliner Mord (1620) in
seinen unmittelbaren Folgen für die Eidgenossenschaft. >>
Daß er auch auf kunsthistorischem Gebiete seinen Mann
stellte, bewies er durch die feinsinnige Biographie des
Malers und Museumsdirektors Jost Schillmann von Luzern
im Neujahrsblatt der Zürcher Künstlergesellschaft (18S(J).
Als Geschichtslehrer in Luzern fertigte er für IJnter-
richtszwecke eine Darstellung der Schweizergeschichte an.
die er lithographisch vervielfältigte und seinen Schülern
in die Hand gab. Dieser vielversprechende Entwurf, zwar
A'orlaufig nur bis 1516 fortgeführt, war zu einer Zeit, wo
Dierauers Geschichte der Schweizerischen Kidgenossenschaft
Dicht existierte, um so höher anzuschlagen und wäre in
rier Fortsetzung zu einem Hotten Handbuche der Schweizer-
ji^eschichte geworden. Leider kam Iteinhardt nicht mehr
^lazu und überließ andern dessen Ausnützung.
So hatte sich Reinhardt als Gelehrler und Lehrer
bereits in weitern Kreisen einen Namen gemacht, als seine
Treunde Decurtins und Python bei Gründung der Universität
Freiburg im Herbste 1889 ihn in allererster Linie für eine
Geschichtsprofessur in Aussicht nahmen. Lnd niemand
hatte diese Wahl zu bereuen, da nun erst sein hohes und
seltenes Talent zur rechten Entfaltung gelangen konnte :
denn zum akademischen Lehrer war er doch so recht
geschaffen. Von allem Anfang an wai- er wegen seiner
geistigen Vorzüge und besonders auch wegen seiner seltenen
Charaktereigenschaften einer der angesehensten Vertreter
des Professorenkollegiums und wurde schon im zweiten Jahie
als Rektor an die Spitze der Universität berufen. Was er
da bei den noch unfertigen Zuständen und überall auf-
tauchenden organisatorischen Piobleraen und andern Schwie-
rigkeiten ohne eigentliche Kanzlei mit Aufbietung einer fast
übermenschlichen Kraft, die er nur aus heiliger Begeisterung
für die große Sache schöpfte, in seinen Rektoratsjahren
und in dem nachfolgenden als l^roreklor alles geleistet, mit
1 i
>
welch' peinlicher Gewissenhaftigkeit und ausgesprochenem
organisatorischem Talente er da gearbeitet hat, wissen nur
jene zu würdigen, die damals einen nähern Einblick hatten.
Doch wurde er wiederum zu Ehren gezogen als Dekan
seiner Fakultät im Jahre 1898/99, und noch oft und gerne
appellierte man auch später an seine Sachkenntnis und
Opferwilligkeit in vielen Fakultäls- und Universitätskom-
missionen.
Als akademischer Lehrer wirkte er mit Ausnahme
eines einzigen Semesters, das er zu einer archivalischen
Studienreise nach Spanien gebrauchte, ununterbrochen wäh-
rend der letzten 17 Jahre mit der ihm eigenen Gewissen-
haftigkeit. Die Krgebnisse dieser mit mancherlei Unannehm
lichkeiten und Entbehrungen für die zarte Konstitutio
Reinhardts verbundenen aber anderseits doch wieder irr^^ ^U
mehr als einer Hinsicht für sein empfängliches Gemüt s
eindrucksvollen Reise hat er in einem kleinen, aber sehr
gehaltvollen Schriftchen niedergelegt, unter dem Titel
Schweizergeschichtliche Forschungen in spanischen Archiver
und Bibliotheken (Bern 1900), ein schätzbarer Wegweise-?
für die künftige Durchforschung dieser Archive.
(( Was seine Vorlesungen, nach dem Urteil sein
Freundes und Kollegen Decurlins'), auszeichnete, war d
sichere Blick für die Ideen, welche eine Zeit beherrschte^
und in Politik. Literatur* und Kunst ihren Ausdruck finde
Besonders in der Geschichte der Renaissance gelangte d
liefsinnige Gescliichtspliilosophie Reinhardts zum vollst
lind reinsten Ausdruck. Seine entschiedene katholisctr
G(;sinnung vei'band sich mit der beneidenswerten Fähigkei
(las Denken und Fühlen andrer zu begreifen und zu wüb
(ligen. )) Als Lehrer bot er den Studierenden sein fJester
s(»in Vortrag ging mehr in die Tiefe als in die fireite U0
war sehr gehaltvoll und anregend, besonders für die reif
Studenten, l'nübertiolfen war er in der feinen Charakt
istik von Personen und Situationen. Das W^ort löste s
') Vgl. dessen Nekrolog im « Rasier Volksblatt » v. 11. Pf- ^ i "^HJO.
— 163 —
nicht leicht von seinen Lippen: man merkte ihm an, wie er
nach einem treffenden Ausdrucke rang: wenn er ihn aber
;^efunden, dann fühlte man, daß es der beste^ der einzig
richtige war. Auch begnügte er sich nicht, seinem Audi-
torium Wissenschaft beizubringen; seine Auffassung vom
Herufe eines akademischen Lehrers war eine höhere ; er
'Wollte seine Hörer im besten Sinne auf hohe Ziele lenken,
i liren Blick weiten und den Charakter bilden. Seine Seminar-
ul>ungen waren stets anregend und gerne besucht. Im
Senninar wie im Privatumgang wußte er wie kein zweiter
«^uf die Studenten seinen erzieherischen Einfluß geltend zu
machen, in diesen einen regen Wissensdrang zu wecken
tincJ sie zu selbständigem Forschen anzuleiten. Die zu
2^€3hr in die Tiefe bohrende Gründlichkeit hinderte ihn jedoch,
Steine Kollegien jeweilen zum äußern Abschluß zu bringen.
Unfertig blieben auch die meisten und gerade seine
?->t*i>ßten Arbeiten. Er stellte die Ansprüche an sich und
^öine Werke zu hoch, so daß er sich nur schwer entschließen
konnte, sie aus der Hand zu geben, und seit die Würde
^■Oes akademischen Lehrers auf ihm lastete, glaubte er es
-^^i ner Stellung schuldig zu sein, die Anfordeiungen an sich
'•oiii) höher zu schrauben. So kam es, daß seit seiner An-
^^-öl lung in Freiburg seine Produktivität eher ab- als zunahm.
^^ <^ hl veröffentlichte er noch in den akademischen Publika-
*^rien der (^ollectanea Friburgensia « Die Korrespondenz von
*^ ' f^cnso und Girolamo Casali, s|)anisclien Gesandten in der
^^li 'weizerischen Eidgenossenschaft, mit Erzheizog Leopold V
•■^^ Osterreich ir)20--23)) vFreibuig 18114). der*en Einleitung
*«n besten Überblick über die verwickelte Bündner Geschichte
J^n^p2eit enthält und uns zugleich das große Darslellungs-
^■^nt Reinhardts, den glänzenden Stilisten verraten. In
'^^55er Hinsicht beansprucht er unter allen schweizerischen
^•^^lorikern der Gegenwart neben Dieraucr den ersten Platz.
. .^ ^ t; seinen Studienjahren hatte Reinhardt mit besonderer Vor-
^fc^e sich jenen gewaltigen Helden dev Bündner Beformations-
/^^ t. zugewendet, und mehr als alle andern Probleme fesselten
*^ , den zartbesaiteten und gefühlvollen Menschen jene wilden
Geslallen von dämonischer Leidenschaft, in denen die düstei
Groüartigkeit Üirer Berge sich wiederspiegelt, und dieser
.lugendliebe ist er zeitlebens treu geblieben.
Mit seinem Kollegen Stellens hat er geDteinschaflich
die Herausgabe von « Nunziaturbenchten aus der Schweiz
seit dem Konzil von Trient » unternommen, von denen vor
wenigen Wochen der erste Band. «Die Nunziatur von Gio-
vanni Francesco Bonhomini 1579^1581 n (Solothurn 1906)
behandelnd, die Presse verließ; es ist die Frurlit langjühngei-
und mühevoller Arbeit. Während die eigentliche Testaus-
gabe mehi' durch seinen Mitherausgeber besorgt wurde, su
ist vor allem der ungewöhnlich reichhnllige und sorgfältige ^
Kommentar und die Gestaltung der Regesten sein Werk.
Da er sich im Kontrollieren und überarbeiten nie genug Iuiim
konnte, so erklärt sich dar;ius der langsame und schleppende^^
Druck dieses monumentales Werkes. Fs ist nun unte^
seiner Hand auch zu einem Meisterwerk geworden unc^^
wird seinen Xamen verewigen. Die dazu gehörige Dar- —
Stellung der Vorgeschichte der Nuntiiilur. die zunächst al -^K
Einleitung gedacht, nun aber einen eigenen Band zu fülle =^
bestimmt war, ist im Drucke erst bis etwas über die Hälfl^i^
gediehen und wird wohl ein Torso bleiben, aber auch notr^^ — ■_
in dieser Gestall ein bleibendes Monument seines FleiCs^iBH
und seines Könnens bilden, als grundlegende Leistung f^^^S
die Geschichte jener Epoche, Noch eine schönere un — =
größere Arbeit harrte seiner, die ihm so recht auf den Le- =^
geschnitten war, die Biographie unseres großen Staatsmann
und Kirchen forsten Kardinal Schinnei'. Über ausgedehr^^^M
Vorarbeiten und Sammlung von Akten in den Archiven (^^^B
Schweiz, Innsbruck, Mailand, Brüssel. Paris und Simanc ■
ist Reinhardt leider nicht hinausgekommen. Es ist das t^ —
so mehr zu bedauern, als hier seine besondern Vorzüge .^^ -^
Schriftsteller und als gründlicher Kenner jener titanenhaf^Vi^B'
und wild gährenden Zeit in ganz besonderer Weise ^^^b^-'
Geltung gelangt wären. Zum Rezensieren kam er sell^^^^r
aber einige seiner Rezensionen sind wahre Kabinettslfi™ ^"^
einer eben.so tiefen und feinen, als schonenden Kritik, s
163
liBsunders jene über Haflers Georg Jenalscli in den Mittei-
lungen des Institutes für nsterreicliische Geecliichtsforscliung.
Noch als Professur in Luzern liatte er einen Hauptanteil
an der Gründung der tiSchweizeriscIien Gesellschaft für katho-
lische Wissenschaft und Kunst »; er entwarf deren Statuten
und gehörte eine /.eitlang auch der Kedaklion der Katholischen
JSchweizerblättiT und vorübergehend des ii Vaterland » (für
das Feuilleton) an. Als die Schvveizerblälter vor mehr als
■Jahresfrist eingingen und der Gedanke auftauchte, an ihrei-
^tatt eine neue historische Zeitschrift treten zu lassen,
iDegrüÜte er wiederuni mit gewohnter Begeisterung diese
Idee und lieli sich in die Hedaktion der neuen «Zeitschrift
für schweizerische Kirchengesi-hichle ii wählen. Noch vor
■wenigen Wochen entwarf er den Autiuf an die Mitarbeiter;
ssber das Erscheinen des Organs sollte er nicht mehr erleben,
^och in den letzten Stunden vor dem Tode beschäftigte er
»iich mit diesem Unternehmen und sprach darüber mit dem
ft^chreiber dieser Zeilen. [!nsereni Vereine gehörte er seit
«lessGD Gründung an und brachte ihm die wärmsten Sym-
^atliieen entgegen. Wenn er bloi: einmal einen Vortrag
gehalten und nie keinen Beitiag für die Geschichtsblätter
geliefert hat, so trägt nur seine anderweitige volle Inan-
spruchnahme die Schuld daran. Kr hatte vor, später das
Tersäumte nachzuholen.
Mit großer Vorliebe hing er an Luzern. wo er stets
«inen Teil seiner Vakanz im anregenden Verkehre mit seinen
Verwandten, Freunden und Bekannten zubrachte. Es war
ja leicht begreillich: dort liatte er seine erste Anstellung,
dort hat er in der Toc.htei- des Regierungsrnles und früheren
Archivars Bell eine seiner würdige Gattin gefunden, aus-
gezeichnet durch reiche Vorzüge des Charakters, zarte Fein-
fühligkeit wie hervorragenden Geist, die sich mit regem
F.ifer stets um seine Forschungen interessierte und ihm in
allen Lebenslagen treu zur Seite stand. Leider blieb dieser
Khe der so erwönsrhte Kindei'segen versagt. In Luzern,
Jas ihm zur zweiten Heimat geworden, wollte er auch
^^^Ruben sein. Nacli wenigen Tagen sclimerzvollen Leidens !
— 166 —
erlöste ihn der Tod unerwartet für die Angehörigen, eine
peinliche Tberraschung für alle seine Freunde und zahl-
reichen Bekannten, Donnerstag, den 6. Dezember 1906, und
am folgenden Montag wurde er im BelPschen Faroiliengrab
in den stimmungsvollen Arkaden der Hofkirche zu Luzern
zur ewigen Ruhe bestattet.
Mitten aus unermüdlicher, rastloser Tätigkeit wurde
ihm der GritTel aus der Kand genommen vom unerbittlichen
Sensenmann, da seine Uhr nun abgelaufen war — nach mensch-
lichem Ermessen zu früh für alle, die ihm nahe waren,
zu früh für seine eigenen Arbeiten. Denn erst jetzt war
er im Begriffe zu ernten, was er in langjähriger, fleißiger
Forschung gesäet, die vollen Garben in Gestalt wissenschaft-
licher Publikationen, die seinen Kuf der Welt verkündet
hätten, einzuheimsen. Hoffentlich werden die Fruchte seines
Fleilies auch in ihrer unfertigen Gestalt der Wissenschaft
nicht verloren gehen I
1 nd jetzt ist dieses treue Auge, allein schon ein volles
Programm eines unvertilgbaren Idealismus, erloschen, das
goldene Herz gebrochen, das zarte Antlitz mit den durch-
geistigten Zilgen entseelt — nichts bleibt übrig als seine
Werke und das Andenken an diesen Mann von makellosem
('harakler. Treu und lauler wie Gold, rein und kindlith
wie die l-nschuld. selbstlos und aufopfernd bis zur Selbst-
vergessenheil. Dabei kein Kopfhänger, stets fröhlich um!
gesellig, der erklärte Liebling der Studenten, der in Scherz
und Krnst stets die rieht i'jen Tnne und den angemessensten
Ausdruck zu linden wuiite.
Dr. Trog, ein Bekannter des Verstorbenen, schreibt
am Schlüsse eines schonen Nekrologes in der « Neuen
Zürcher Zeitung» (S. Dezbr.^: «Prof. Reinhardt war ein
Mann von groiiter Liebenswürdigkeit und frischem Geiste.
Sein Hinscheid bedeutet für die historische Wissenschaft,
für die Freiburger Hochschule und für alle, die mit Hein-
rich Ueinhardt jemals in Berührung gekommen sind oder
car in Freundschaft mit ihm verbunden waren, einen trroiien
<chmer/lichen Verlust. ^»
- I(i7 —
Wir können dem ^Heichen Gewälirsmann auch beipHichten ,
wenn ei* unter den katholischen Historikern der Schweiz
Heinhardt an die erste Stelle rückt - vielleicht nicht bloli
unter den katholischen, sondern allen insgesamt, nicht an
Produktivität, wohl aber an Kenntnissen und historischer
Veranlagung ; denn er verband mit der sorgfaltigsten
Methode die vollendete Kunst der Darstellung wie selten
einer. Er war nicht bloU ein Handwerker, er war der
Künstler in seinem Fache, der das Resultat seiner gewissen-
haften Forschungen auch in die abgerundetste, sprachlich
und stilistische schönste Form zu kleiden verstand.
A. Hiichi.
Ein Schreiben von Hans Lenz') an Schult-
heiss und Rat von Freiburg.
S.ianon. Fivita«: 21. Februar 1499.
Kdlen. stien^joiK frumen, fiirsiclitij^aMi, wisen, gnedigen
und liehen lierr(»n! Kw. «rnaclen sy zu allen zit njyn williger
dienst. Gnedi^ren herrcMiI .Nachdem und E, 0. minen herren
den lanllulen von Sanfi-) firoschriben haben! mit früutlichen
hitt, irer wal ein nachkomen zu Ihun, ursach des abwesens
halb her llWielnts etc. ••), darby inen enboten, oh sy eines
hriesters nianf^lelen. so wellten ir inen ein verfanfjlichen man
und jirieslern, die wib zu versehen schicken, des sy nun wol
content sigent. als ir in irer ^M^schrift oder brief wol ver-
stand. Nun was ich von inen zu disem brief {geordnet U. Gn.
den ze bringen : hat leider nit mögen syn zugefalhier krank-
heit halb, so ich nun zemal begriffen bin, doch hotT ich nit
mir sy zunj dot. ob got wil. (Jnedigen herren, also schick
Kw. (in. denselben brief und fug euch darby ze wissen, das
ein groser unwill in dei- gemein ist, das zu besorgen isl.
') l-eber (ion Schulnioister und ('hmiiisten Hans Lenz v|?l. Gwrg
von Wvü, (iescliiclit^» der Histnrioiri'apliio in dei* Schweiz. Zürich
^ / t I V ■ ^\^ lila
'j Laul ihi'on KreilieiUMi lial»en die von Saanen den Freiburcer
Kaplan WiUielni Kono zu ihrem Pfarrer ernannt. Allein da er zur
Zeit eben die b'reiburcer auf ihrem Krieirszuge — in den Hegau iM^
V*. Kel)ruar) — begleitete, so war er nicht in der Lage, sofort von <einer
Pfriinilo Besitz zu nehmen, weshalb der Rat den Biseliof von Lau-
sanne durch Sfhreiben vom *^M. Febr. ersuchte, jene Hesitznahme ohne
Konsequenz bis zur Hüekkehr Honos aus dem Feldzuge zu verschieben.
St. A. Freibur.L', Franz«isische Missixen Nr. *J S. 4JL Glciche>
Schreiln'u auch an den Prior v. Rougemont.
— IfiO —
kompt er nit bald und gar bald, daz er umb die pf[arT]
und pfrund käme. Harumb, lieben gnedigen herren, so wellent
[euch nit] sunien, sunderlich an den probst von Butscli-
mund^), der zu Betterlingen prior ist, ernstlichen ankeren, das
derselb still halte, bis her Wilhelm zu land kome. Des-
glichen an den bischof von Losan^ wan ir fryheit halt das
innen, das die landlut in 14 dagen nach eins kirchherren
dot einen müssen erwelen. und wo sv nit ein erwelen. so
falt es an ein probst von Rutschmund, Der hat ouch 14 dag.
darnach falt es an ein bischof von Losan ouch 14 dag,
darnach falt es gan Rom. Gnedigen herren, so synd daran,
diewil soliche wal einer erwirdigen loblichen stat Frthurg
zu lieh und eren geschehen ist. das die frumen lut nit umb
ir friheit komen und ich syn schwarlich muste engelten.
Und mogent nfit bessers thun dan das E. G. schnell mit
grosem ernst nach her Wilhelmen werbend, das er die po-
session empfahe. Ouch so schickent ein verfänglichen
erlichen. priester [das] l'. G. und ein stat von friburg ere
hab und die frumen lüt versorgt sigent, also das er an
Sondag vorm ampt zu Sana sige umb die sibne,
das er predige [und das ampt] singe : dann wo das nit
geschehe, so wfird der unwill noch [großer] im volk, wan
ich hete nit gern, das man einer stat Friburg solte übel
reden oder schmutzen.
Gnedigen, lieben herren, verstand myn schriben witer,
dan ichs darthu, und schalTent das der man ze land kome;
dan das volk ist grob. Damit behfit ouch got sei, lib, gut
und ere. Geben an sant Peters oubent-) 99.
f^uer gnaden williger diener
meister Hans Lentz, ein guter Friburger,
Schulmeister zu Sa7ia.
(Coli. Girard XII 169, stock flerkiges Original. Sieirelspuren erhalten.)
') Claude Marchandi, Propst des Cluniazenserstifts Rougernont
bei Saanen und Prior voti Paverne.
-) Offenbar Petri cathedra gemeint, vgl. oben Anrn. .*».
— 170 —
Adresse: Den edlen, strengen, ffirsichtigen, frumen»
wisen Schultheiß und rat zu Friburg in OdUland, sinen
gnedigen und lieben herren. A. Bücbi.
Ein verlornes Lied über den Savoyerkrieg.
Von einem Liede eines ungenannten Verfassers öbei
den Freibui'ger-Krieg von 1448 gibt uns folgende Notiz de«
Berner Stadtrechnungen, Semester I, die einzige Kunde
((Denne einem gesellen, hat ein lied gemacht von de^
von Friburg wegen, hießen min herren schenken 2 ff.»
Vergl. Welti, Die Stadtrechnungen von Bern 1430 — öS^" - ^2
Bern 1904, S. 248.
Wer war der Verfasser? Welches sein Inhalt? W
können auf erstere Frage mangels an jeglichen Indizii
keinen Aufschluß geben und wagen nicht einmal eine V(
mutung zu äußern. Dagegen wird man kaum fehl geh
mit der Annahme, es handle sich um eine Verherrlichu
des Sieges der Berner über die Freiburger, und das L"
sei noch wahrend des Krieges entstanden, da sein Verfas
noch im ersten Halbjahr 1448 vom Rate entschädigt wur
Vermutlich ist sein Abhandenkommen aus der bald hern
folgenden Annäherung an Freiburg zu erklären, weL
besondere Rücksichten gegenüber dem neuen Bundesgenoi
empfahlen. Vielleicht, daß es aber doch noch irgendwc
Verborgenen erhalten ist. A. Bücl
Kleine Mitteilungen.
Kirchenbau in Gletterens. Im Jahre 1858 winde
^ie Kapelle von Gletterens in eine Pfarrkirche umgewandelt
wnd ein neues Gebäude errichtet. An die katholische
Kirche zu Gletterens leistete Konig Ludwig I. von Baiern
^ine Beisteuer von 237 Gulden. Vgl. Joh. Nep. Sepp.
K.udwig Augustus, König von Bayern und das Zeitalter der
'^Wiedergeburt der Künste. Zweite Audage. Regensburg
"1903, S. 809. Obsehon diese Schenkung schon um 1844
erfolgt sein durfte, so erfolgte der Neubau doch erst 1877,
^s. P. Apollinaire Dellion, Dictionnaire des paroisses VI 524 ff.
Altertflmen Freiburg. Im den Preis von 5500 Fr.
ist das gothische Haus jenseits der gedeckten Saanebrficke
Äiart am Eingang, in Besitz der Stadt Freiburg übergegangen
^nd wird vermietet werden. Der Staat wird mit Bundes-
^^ubvention eine stilgerechte Renovation des Gebäudes durch-
fuhren. (LibertHj
Ringwälle im Üchtland. Am Kongreß der römisch-
germanischen Altertumsforscher in Basel referierte unser
"Vereinsmitglied Herr E. Lüthy, Gymnasiallehrer, aus Bern
%iber die Ringwälle im l-chtland. Keine Gegend der Schweiz
ist so reich an ßefestigungswerken, wie gerade dieses
Gebiet. Die Ringwälle längs der Aare, der Saane und der
^ense müssen schon in früherer Zeit angelegt worden st'in.
Der Redner schildert ihre bautechnische Anlage. Interessant
ist es, zu beobachten, daß wir in Württemberg sowohl wie in
Xothringen die gleichen Bauformen hei den Ringwällen finden.
jMan darf hoffen, daß in nächster Zeit Ausgrabungen dieser
-alten Befestigungswerke vorgenommen werden. Alsdann
erörterte Herr Lüthy die Frage, ob die Aare wirklich die
<Jpenze zwischen den Alemanen und Buigundern gebildet
liat. Die neuern Forschungen haben nun ergeben, daß zur
— 172 —
Zeil der Volkerwanderung die Aare von den Alemanen
übersehrillen wurde, und daß diese sich bis an den Geofer-
see ausbreiteten. Schon die alemanischen Ortsnamen und
I'ersonennamen auf der linken Seite der Aare beweisen es.
Damals haben auch die Romer die Festungen am Genfersee
und in den Walliser Alpen angelegt. («Bund.»;
Römerfunde in Aventicum. Eugene Secretan schreibt
in der (( Gazette de Lausanne n, seit zwei Jahrzehnten habe
kein Winter, die Zeit der Ausgrabungen in Avenches»
einen so vielversprechenden Anfang genommen, wie dei
laufende [1905,6]. Zuerst fand man drei wohlerhalten<
Amphoren; dann wurden zwei Hypokauste freigelegt; weitei
forderten die Ausgrabungen eine quadratische Basis mi
einem kraftigen kannelierten Säulenstumpf, zutage. In d(
nämlichen Gegend der einstigen Stadt waren vom Staal
angestellte Grabungen noch von weit äberraschenderer
Erfolg gekrönt. Dort stieß man auf ein Mosaik von nai
hafter Ausdehnung, das mit Rücksicht auf die gegenwärtij
Jahreszeit .sofort wieder eingedeckt wurde. Offenbar handi
es sich um ein bisher unbekanntes öffentliches Gebäi
nahe hei dem Quartier schohe. Ferner wurde am 27. D
etwa ein Meter unter dem Boden ein zierlicher kleiner, A
Merkur geweihter Votivaltar aus einem mürben weißen St-
aufgedeckt. Die Form der Buchstaben weist auf die b(
Zeit hin : die Inschrift lautet: Cisso L. C. Patern. (Für C'
ist zu lesen: Cissonio. (^is.sonius ist ein gallo-romanisclrier
Heiname Merkurs.) Wenige Schritte vom Altar lag" in
«großer Unordnung ein Haufe kleiner Glasfläschchen, die
niemals im Gebrauche gestanden zu haben scheinen; dieon
sie sind norh alle verschlossen. Sie sind samtlich leer; auf-
fallen muLi ihr großes Gewicht. Im anstoßenden Feld h3tte
die (lesellschaft Pro Aventico. ihre Winterkampagne erSffnef
mit (irabungen nach den Resten der Symphorianuskapel/e.
Da sah man in der Abenddämmerung des 15. Dezenobers
etwas Giiinlic'hes aus der Tiefe schimmern. Es war nichts
weniger als ein großes kupfernes Zierstück von sellsamen
- 173 -
Formen. Von der anhaftenden Erde gei*eini*>t, wog es
volle 17 Kilo. Wir haben ein Akroterion vor uns, das ist
ein Ornament zum Sehmuck des Giebels an einem Tempel.
an einem Denkmal oder auch an einem Grabstein. Bis dahin
ist es das einzige in seiner Art, das in der Schweiz auf-
gefunden wurde. Ein Akroterion von diesen Ausmessungen
setzt ein monumentales Gebäude voraus. Bald stielt man
bei Öffnung eines zweiten, mit der Straße ungefähr parallel
laufenden Grabens tatsächlich auf Säulenstumpfe und statt-
liche Gesimsreste. Um Raum zu gewinnen, schafft man sie
jeden Tag ins Museum. Es wäre verfrüht, jetzt schon die
Bestimmung des Baues erörtern zu wollen. Erwähnt sei
ein 1 m hohes Gesimsstuck, das den Schmuck eines kraft-
voll gearbeiteten bartlosen, von einem Glorienschein um-
gebenen (aureol^e) Hauptes, ItO cm breit und 35 cm hoch
enthält; ferner eine Halbsäule von der Art, die man an
römischen Tempeln trifft, 1 m hoch und ' A, m im Durch-
messer, weiter zwei Torsen aus Marmor, ohne Haupt und
Arme u. s. f.
Eugene Secretan schließt seine interessanten Mit-
teilungen mit den Worten : ((Bis dahin ist es nicht möglich
zu bestimmen, was dieses unbekannte Gebäude ist oder
war; offenbar geht es unter der Landstraße hindurch und
quer zu deren Richtung weiter. Dem Jahre 190r) bleibt
die Aufgabe überlassen, das Rätsel zu lösen, und, wer
weiß, auch ungefähr den Platz der St. Symphorianuskapelle
sicherzustellen.)) (« Hund »).
Villaz St Pierre. Bei den Gi'abarbeiten für den Hau
eines neuen Schulhauses wurden alte Gräber aus bur^»^un-
discher Zeit aufgedeckt. Leider ging man nicht mit diM-
nötigen Sorgfalt zu Werke. Doch konnten von den Hri-
gaben eine 42 cm. lange eiserne Lanzenspilze und eine
Gurtelschnalle erhalten werden. Die erstcM-e wanderte in's
kantonale Altertumsmuseum. Es ist Vorsorge getroffen.
daß bei der etwaigen Auffindung späterer Gräbei* mit Sach-
verständnis und Vorsicht vorgegangen wird.
(Freib. Nachr.)
— 174 —
Die verbrannte Villa Viktor Tissots im Gi*eiener-
land enthielt eine Menge zum Teil unersetzliche Sachen,
die nun für inintier verloren sind. Der in Mülhausen ver-
haftete • Brandstifter, dessen Auslieferung man entgegeo-
sieht, hat das Feuer angelegt, um einen Diebstahl ao
Nahrungsmittel und Getränken im Wert von höchstens
1200—1400 Fr. zu verdecken. Unter den Verlusten bedauert
Tissot vor allem seine Papiere. Darunter befand sich ein
genaues Tagebuch über die Ereignisse im Kanton Freiburg
wjlhrend der sechs Jahre, die auf den Tag von Posieux.
den Beginn der konservativen Herrschaft im Kanton, folgten.
Das Tagebuch stammt von Abb6 Chatton, dem Lehrer Tissots
im Kollegium St. Michael und seinem spätem Freunde, und
hatte geradezu den Wert einer unersetzlichen historischen
Quelle. Weiter nennt die «Omyere» unter den vom Feuer
verzehrten Schriftstücken die Reisenotizen Tissots aus Ruß-
land, Ungarn, Spanien, Algier, Tunis etc., sowie Entwürfe
zu Romanen, die in der Schweiz spielen. Tissot hat fünf
oder sechs Jahre lang die Stelle eines Redaktionssekretars
am (( Figaro » bekleidet. Während dieser Zeit kam er in
Besitz zahlreicher Zuschriften hochstehender und bekannter
Zeitgenossen. Diese Aulographensammlung, die einen Markt-
wert von mehreren tausend Franken repräsentierte, war
dem Eigentumer besonders an's Herz gewachsen; auch sie
ist nicht mehi*. Tissot bekennt, daß es ihm weniger aus-
gemacht hätte, alle seine Pac^hthöfe verbrennen zu sehen
als dieses Chalet Marmotle, in dem er seine Freunde so
gern em|)(ing. (Fieib. Nachr. IIHX) Nr. 147.)
In der St. Johannskirche auf der Matte wurden
gelegentlich der Renovationsarbeiten interessante archäolo-
gische Entdeckungen gcunacht. Zunächst gelang es der
kantonalen Kommission füi* Erhaltung von Raudenkmalern.
die ursprüngliche Bauanlage v. Jahre 1264 bloß zu legen.
Dieselbe ist im Chor noch völlig erhalten mit der einzigen
Ausnainne, daß die Decke ursprunglich gewölbt und go-
Ih Ische Fenster im Osten und Süden eingesetzt waren In
~ 175 —
(Jen folgenden Epochen waren nacheinander • t ivschiedene
Msfclereien an den Fenstern angebracht w:« tn. Vor dem
g'e^enwärtigen Chore findet man njch S'.uren einer äußern
Vor*halle (porche), die am Ende des XIV Jahrhunderts von
KoDQthur Wilhelm Huser errichtet worden war. Später,
anci Ende des XV. Jahrhunderts, als das Kirchlein zu klein
^öMvorden war, da wurde die ursprungliche Kapelle zum
^^liop umgebaut und ein Schilf angesetzt. Hei diesem Anlaü
^c^ti einen die alten Dekorationen übermalt worden zu sein.
Hier fand man nun unter einer Tafel (retable) interessante
Mc^lereien aus der Zeit des Komthurs Huser auf zwei
^übereinander liegenden Bildern. Das untere stellt Christus
^in Kreuze dar, umgeben von mehreren Heiligen, das obere
^lie Krönung Mariens, Chi'istus und die Mutter Gottes auf
Ginem Throne sitzend, während hinter ihnen zwei Engel
*iine weiße gespannte Decke halten und zwei andere Engel,
•^n den beiden Seiten aufrecht, musizieren. Diese Malereien
'les XIV. Jahrhunderts sind noch hinreichend erhalten, um
restauriert werden zu können. Hei Wegnahme des Verputzes
kamen inwendig und außei-halb der Kapelle farbige Orna-
niente zum Vorschein und selbst Hildwerke, die die Kunsl-
Keschichte der Stadt Freiburg in ungeahnte!* Weise ergänzen.
Ein anderes Wandgemälde, gleich wichti*^^ nach (Kom-
position und Größe, befindet sich ungefähr in dtM* Mitte des
Süd liehen Seitenschilfes. Es behandelt eine Szene aus dem
*vi»euzweg, wie Christus unlei' rler Last des Kreuzes fällt.
l>ie große Zahl der Figuien, ihr Ausdruck und iliie Haltung
^'^^nleihen dem Bilde eine ausdrucksvolle ()ri«:inalitäl. .\uch
^'^ses Bild durfte erhalten bleiben können. Pfarreirat von
^^- Johann und Staatsrat von Fieiburg machen sich verdient,
^^'eiiij gjg fyp Erhaltun«' und Hestaurierun": dieser ehrwüi-
J^*4>en Denkmäler eines Zeitalters, das in Freibuig nicht
besonders gut vei-trelen ist. di(; nötigen Maßnahmen trelfen.
rLiherti' Nr. Vr>)
■
.
I
FREIBUUGER
iE SCHICHTSBLÄTTER
herausgegeben
vom deutschen geschichtsforschenden Verein
des
Kantons Freiburg.
XIY. Jahrgang.
— =o^>e«'S<?
Freiburg i. Ue. 1907.
Verlag der UniversiUits-Buchhandlung.
Inhaltsverzeichnis.
A. Geschäftliches.
Seit&
1) Bericht über das Vereinsjahr 1906/07 in
2) Jahresrechnung vin
3) Mitglicderverzciclinis ix
4) Scliriflenausiausch xiii
B. Abhandlungen.
1) Hans Wattelet, Aus dem Leben Johann Kaspar Siebers . . 1
Anmerkungen 84
4) Leo Meyer» Die Beteiligung Freiburgs an den Walliscr Unruhen
unter Gischart von Rnron (1414—1420) 113
3) Alh. Bucht, Froiburger Stnndenten auf auswärtigen Hocliscliulen 138
4) Derselbe, Propst Simon Sehibenhart 16i
.")) Kleine Mitteilungen 163
über das Vcreinsjahr 1906/07 ')
Laut Mitgliederverzeichnis beträgt die Zahl der Vereins-
tnitglieder 201, was gegenüber dem vergangenen Jahre (198)
einem Zuwachs von 3 gleichkommt. Vier Mitglieder hat der
Verein verloren, zwei durch Tod, zwei durch Austritt; es ist
eine erfreuliche Erscheinung, daß seit Bestehen des Vereins
die Zahl der Austritte noch niemals so gering gewesen, und
man kann nur dem Wunsche Ausdruck geben, daß diese
Stabilität auch fürderhin bleibe. Neu aufgenommen wurden
sieben Mitglieder, wodurch die Lücken mehr als ausgefüllt
wurden.
Am 5. Februar 1907 starb Mgr. J. Kruker ^), Regens
des Salesianums in Freiburg. Kruker war geboren 1841 zu
Niederhelfenswil, Kt. St. Gallen, besuchte die Kanlonsreal-
schule in St. Gallen und das Kollegium in Schwyz und holte
sich in Mainz, Insbruck und München die theologische Aus-
bildung und begab sich als junger Geistlicher an der Seit«»
von Bischof Greith zur weitem Ausbildung nach Rom zur
Zeit des vatikanischen Konzils. Hernach als Professor nach
Schwyz berufen, bekleidete er am dortigen Kollegium nach-
einander die Professur für Mathematik, Rhetorik, klassische
Sprachen und Philosophie (von 1870—1890). Durch Bischof
Egger von St. Gallen zur Leitung des neu errichteten theo-
logischen Konviktes an der Universität Froiburg b(»rufen.
leitete er dasselbe von 1890 bis 1905 als erter Regens. Seilher
widmete er sich ganz dem neuen Konvikte der Schweizerischen
Bischöfe, Salesianum, die ihn zu dessen Regens ernannnt
halten; allein, ehe er die Vollendung und Eröffnung erlebte,
*) Der Unterzeichnete ist fftr Einsendung von Zeitungsnummern
mit Nekrologen von Vereinsnülglicdern oder liistor. Notizen aus Frei-
borger Gebiet stets dunkbur.
*) Vgl. den Nekrolog von Prof. Dr. J. Heck in den Freiburger Nacli-
richten Nr. 17;i8 1907, auch im Sonderabzug erschienen, ferner darnach
Elrennes fribourgeoises 1^,K)8 mit wohlgetrofifenem Bilde.
raffle ihn der Tod plrit/licli hinweg. Unserem Verein, dem
er seil dessen Gründung an{;ehörte. zeigle er stets ein lelv-
haftes Interesse und von seiner Vorliebe für Geschichte legi
seine Bibliothek, die an das Salesiannni übergegangen ist.
ein sprechendes Zeugnis ab.
Sonntag. 14. Juh 1907. wunle Herr H. Jos. Stritt ').
Pfarrer in Heilenried. nach längeren Leiden vom Tode erlöst.
Josef Stritt ist ein Freiburger, geboren am 7. März 1851 zu
EngerUwil. Pfarrei Tafers : er besuchte die Sekundärschule
in Düdingen, das deutsche Gymnasium in Freibnrg und das
Lyzeum in Einsiedehi, trat daim in das hiesige DiOzi^saii-
Seminar, um sich zum Priester auszubilden und empfing 1878-
die hl. Priesterweihe. Seine praktische Wirksamkeit heganit
er als Vikar in La Chaux-de-Fonds, setzte sie fort in Dü-
dingon. seit 1881 als Pfarrer in St. Sylvester und kam 1S8»>
in gleicher Eigenschafl nach Heitenried. Hier verewrigte e«.-
sich durch den Bau einer (irächtigen gotischen Kirche, lierei^
Vollendung er allerdings nicht lange nlierleble.
Durch Einleitung des Schriftenaustausches mit dei^n
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde in Kass^^
ist die Zahl der Tausch verbin düngen des In- und Auslandt^^
von 58 auf 59 gestiegen und hat damit eine Ausdehnung e^~
langt, die eine Vermehrung nur noch in den uns zunilcl^^^_
interessierenden Gebieten für wünschenswert erecheinen Ifif — '^f
und dies um so mehr, als auch die zweite Auflage vom ].
Jahrgang beinahe vergritfen ist. An Tauschsehriften sind v(__
1. November 1906 bis 31. Oktober 1907 zusammen 1:20 Sttta
eingelaufen, worunter ein nahezu vollständiges Exemplar cz
Zeitschrift des Vereins fftr hessische Geschichte und LancL -
künde.
Der Vorstand hat die laufenden Geschfifte
in zwei Sitzungen vom 2, Mai und 8. November erled i
Derselbe schloiÄ mit der Druckerei der Gebrüder FraguK
einen Vertrag auf 5 Jahre über den Druck unseres Verei
Organs ab unter gleichzeitiger Erhöhung des bisherigen Pre "5
mit Rücksicht auf die allgemeine Lohnsteigerung im Drucke
gewerbe.
') Fmbiirgcr Narhridilcn Nr. m ff. 1907.
da
J
Der Vei-ein liielt die i^lntntongemäj^en zwei Jahres-
versammlungen: Dunnersta;^, 29. November 1906, in der
Brasserie Vieniioise in Freilmrg bei einer Beteiligung von
35 Pei-soiien. Herr Dr. Hans WnLlelet hielt uns einen in holiem
Grade inleressierenden Vortrag üliei' den 48ger Journalislen
Johann Kaspar Sielier. der im Worllaufe nebst einigen Bei-
lagen in diesem Hi-ft^ abgedruckt isl, su da£ eine weitere
liilioltsangabe übeiflüsäig ersdieint. Der Vorlragende verstand
fs, durcii eingehst reute saftige Proben die puldizistische Wirk-
samkeit des Grtlnders und ßedakloi's des in Miirten heraus-
gegebenen „Wfichter" das Publikum zu fesseln, und dieser
Beitrag zur neuesten Freiburger Gesctiir-hte dürfte nicht nur
die Freibnrger interessieren, sondern auch in der Oslschwm
Beachtung finden, indem Sieber vor seiner Anstellung iu
Murteil in Roi-schach das Lehrerpatent erworben, im Kanton
Züricli. wo seine Heimat war, seine erste Anstellung in Wetzi-
kon. aber auch vor seinem Lebensabend noch die höchsten
Ehren erklomm, welche sein Kanton ihm zu schenken hatte,
indem die Verfassungsrevision des Jahres 1869 ihm den Weg
in die Zürcher Regierung bahnte, in der er dem Erziehungs-
wesen wahrend nielirerer Jahre vorstand (1869 — 1878). —
Prof. Büchi gibt der Versaninilung sodann Kenntnis von einem
von ihm neu gefundenen ZeugenverliQre, das den chroni-
kabschen Berichten (Iber die Freiburger Verschwörung vom
Jahre 1452 zu Grunde liegt und die bisher nur dürftig be-
kannten Vorgänge, die dem definitiven Bruche mit Oesler-
reich vorhergingen, nun mit witnschbarer Klarheit aufdeckt
und die bisherige Ueberlieferiiiig glänzend bestätigt. Diese
Aussagen sind bereiLs in Jahrgang XIII der Geschicblublätler
veröfTentlicht. — Sudann lenkt Piiif. Dr. Hauptmann die Auf-
merksamkeit der Versammlung auf den Sannelauf auf der
Nordseite des Bisenbergs und spricht die Vermutung aus,
es möchte in frflherer Zeit dort eine künstliche Ableitung der
Saane stattgefunden haben, um das Terrain für die Neustadt
KU gewinnen. Diese für die Topographie der Stadt nicht un-
wichtige Frage führte zu einer lebhaften Diskussion, olme
positive Ergehnisse, hb'ibt aber gleichwohl näherer Lliiter-
suclniiif^ Werl. — Als neue Mitglieder werden au^enooB
die HH. Dillier, Kusch, Lessiac und Liesker.
Die allgemeine FrOhjalira-Versammlung wurde SonaS
den 26. Mai in der Pfarreiwirtschaft zu Rechthalten abge-
halten bei einer au&ergewühnlichen BeteiUgung von gegmi
100 Mitgliedern und Freunden unserer Gesellschaft, zumeist
aus der Gemeinde und näheren Umgebung. In seiner Begrft&tmg
rechtfertigt der Präsident, dala der Verein nicht früher Rechl-
halten aufsuchte, da eben erst jetzt eine neue, fahrbare und
gute Sira&e den hüchgelegenen und aussichtsreichen Ort dem
Verkehre nahegerückt. Sodann entwirft uns Herr Josef Piller,
Gemeindeschreiber, in 1 '/astündigem Vortrage unter Blitz und
Donner ein anziehendes Bild der Vei^angenlieit und Wechsel-
vollen Schicksale der Pfarrei Rechlhalten. Man begegnet dem
Namen bereits im lä. Jahrhundert, indem das Kloster Altenryf
daselbst Lehen besaü. Es gehörte zum Besitze der (jtafen von
Tierstein, der 1442 durch käulliclie Abtretung an Freiburg,
gelangle und fortan zum Gebiete der alten Landschaft ge-
hörte. Auch Werner von Sigriswil und Ulrich von Maggen-
bei^, die Familien Felga und Praroman, sowie der städtische
Spital besa&en Goler und Lehen in der Gemeinde Rechtlmllen,
und die Praroman scheinen daselbst die Gerichtsbnrkeit be-
sessen zu haben (Klagerodel von H49|, KirchUch gehörte
Kechthalten als Kaplanei zu Tafers und wurde erst 1750 zur
eigenen Pfarrei erhoben, eine Kapelle ist dagegen schon 1214
nachzuweisen. Als deren Woblläter erscheinen die Ritter von
Helfenstein schon im 13. Jahrhundert, deren Burg an der
Sense gelegen war. Eine Schule ist erst 1706 nachzuweisen.
In den-Chronisten Hans. Jost. Niklans und Christoph ElLsch-
inger besitzt das kleine Dorf eine ganze Dyna.slie von Ge-
schieh tschreibern, deren Aufzeichnungen sich handschriftlich
im Besitze des Friedensgerich les Rechlhalten finden. Davon
dürften jene von Christoph Ellschinger noch am meisten Wert
haben wegen der Lokalangaben, während das räumUch und
zeithcli dem Schreiber Fernerliegende sich vielfach ins Aben-
teuerliche und Fabelhafte verliert. Wir hoffen, den wescwt'
liehen Inhalt des Vorlrage.i im nflchslen Jahrgang der j
schiehlsblftlter abdrucken zu können. — Herr E. Zurkinden
bringt zum Schlüsse noch eine Fortsetzung der von ihm ge-
sammelten Hausinschriften aus dem Seebezirke, die seither
in den „Freiburger Nacimclilen" (1907 Nr. 69 ff.) abgedruckt
wurden und stellenweise der Originalität nicht entbehren.
Neu wurden in den Verein aufgenommen die HH. Auderset,
ß«»cliler. Buntschuh. Opliger. v, Overbeck, Schorer und Jos.
Zurlcinden. Herr Pfarrer Schwaller macht die Versammlung
au fiTierksam auf ein alleres zweistöckiges Geböitde in Alters-
**'»!, in dem er ein Zinshaus vermutet. Bei der Heimfahrt
staLt«len eine Anzahl Mitglieder den Burgundergrabern in
'^'- tJrsen einen Besuch ab. Dieselben liegen in einer Sandgrube
etwa- 200 Meter westlich der neuen Wirtschaft. Die Stellung
^^t- Skelette und einige BronzefnndstOcke weisen mit ziemhcher
■**^*s%.immtheit auf einen burgimdisclien Friedhof hin.
Die finanzielle Lage des Vereins hat sich seit Erhöhung
des Staatsbeitrages bedeutend gebessert. An Stelle des frühem
^^•iro nischen Defizits ist gegenwärtig ein Vermögen von Über
^''-' Tr. getreten. Allein infolge der inzwischen erhöhten Druck-
Kost^[i und des beslfindig erweiterten Schriftenauslausches er-
••OIj^ji j;j(.|j m,(.|, (ijg Ansprüche an die Vereinskasse. Immer-
*•> ist dies bescheidene Vermögen als eine erwünschte Reserve
V*^v«sehen, die uns gestattet, gelegentlich den Umfang des
. ^*"teß zu vergrößern oder eine Illustration oder sonstige nr-
^^^'•isiche Beitagen beizugeben. Wün.schbar ist es auch femer.
^^A die Zahl der Mitglieder uns treu bleibe, wenn der Verein
''■^e Aufgabe wie bisher lösen soll.
Leider nuili auch in diesem Jalire wegen neuer Erkraii-
"'"»g des Bearbeiters die Bibliographie wegfallen.
, Jahrgang XIII der Geschichtsblatler hat eine sehr aner-
.^■^lende Besprechung gefunden durch Dr. Guslav Tobler,
. '^^'Versitätsprofessor in Bern, der die verschiedenen Aufsätze
einzelnen würdigt und zum Schlüsse sein Urteil in dem
■•^e zusammenfa£(t: ^Der neue Jahrgang der jungen Zeit-
- ^'"ift reiht sich den früher erschienenen betreffend Maunig-
^'*-»gkeit und Neuheit des Inhalts würdig an". (Sonntags-
***^lt des ^Bund- 1908 Nr. 2 vom 12. Januar».
Jahresrechnung: für das Vereinsjahr 1906/07
A. Einnahmen.
Aktiv-Saldo Fr. 2. T
Staatsbeitrag v 30(). -
Beitrag der Stadt Murteii » 20. -
Jahresbeitrag des deutschon Männervereins . . » 10. —
MitgHederbeiträge » 566. 1
Erlös von verkauften Geschichtsblättern ... » 54. —
Rtickzahhuig vom Bankguthaben » 30.
Total Fr. 982. F
B. Ausgaben.
Druck der (jeschichlsblätter Fr. 632.
Buchbinderrechnung » 52.
Druck von Einhidungskarlen » 21. ?0
Forloauslagen » 36. —
Rückvergütung an den Kassier »45.
Angelegt auf der Volksbank > 195. ~-
Kassabarschaf l » 1. (2
Total Fr. 982.
(1. Vermögenserzeig.
1906 Nov. 20. Vermögensbestand Fr. 338. ^
1907 20. » y> 503. '^'
Vermögensvermehrung Fr. 173.
70
Verzeichnis der Mitglieder
des deutschen geschichtsforschenden Vereins des Kantons Freiburg.
Dezember IIK)'/.
Vorstand :
Büchi, Dr. Albert, Professor, Freiburg, Präsident.
Wattelet, Dr. Hans Advokat, Murten, Vizepräsident.
Schwaller, Viktor, Präfekt, Kolleg, P'reiburg, Schriftführer.
Passer, J.. Hypothekarverwaltei, lafers.
LoQi briser, J., Professor, Frei bürg.
EhvcninitQlicfl :
Schneuwly, J., Staatsarchivar, Frei bürg.
MUf/iicdcr :
Aeby, Johann, Substitut, Tafers.
— Johann, Pfarrer, Plasselb.
— Lehrer, St. An ton i.
Affolter, Oekonom, Conradshaus bei Heiteiiriod.
Albrecht, Anton, Buclibindermeister, Freiburg.
Andrey, Am., Großrat, Tafers.
Auderset, Albert, Advokat, Frei bürg.
— Lehrer, Alterswyl.
Bächler, Benedikt, Ramsera, Rochthalten.
Baldegger, Jak., Dr. phil., Gorsau.
Balmer^ Melchior, Angestellter, Tafers.
Bäriswy, J., St. Ursen
Baumhauer, Dr. Heinr., Prof., Freiburg.
Beck, Dr. J., Prof., Frei bürg.
Beeli, Franz, Oberamtschreiber. Murten.
Bennin^er, J., Amtsrichter, Salve nach.
Bertschi, Meinrad, Tierarzt, Diidiiigen.
— Jos., Gastwirt, Diidingen.
Betschen, Adolf, Mehlhändler, Frei bürg.
Bichsel, Tierarzt, Courtepin.
Blrbaum, Jos., Oberrichter, Frei bürg.
Blancpain, Achilles, Bierbrauer. P'reiburg.
Blanchard, Philipp, Fieiburg.
Blumenstein. Emil. Pfarrer, Murten.
Böschung, Franz, Gemeindeammann, Ueberstoif.
Brügger, Peter, Möbelsclireiner, Freiburg.
Brülhart, Fridol., Pfarrer, Voui.
— Joh., Gefängnisdirektor, P'reiburg.
— Peter, Posthalter, Tafers.
Buchs, Heinr., Fabrikant, Sainte-Apolline.
X
Buchs, Paul, Großrat, Jaun.
Buntschu, Peter, Lehrer, Plaffeyen.
Buom berger, Dr. Fr., Arbeitersekretär, Schaffhausen.
Cornuz, G.,altStacltammann,Thunerstraße33, Bern.
Daniels, Dr. Franz, Professor, Frei bürg.
Derungs, Ant., Prof.. Kolleg St. Michael, Freiburg.
Desfossez, J., Pfarrer, Jaun.
V. Diesbach, Max, Bibliothekar, Uebewyl.
Dillier, Anold, Pr'»fes^or, Altdorf.
Dinichert. Constantin, Nationalrat, Montilier.
Bossen bach, J., Schuh band lung. Frei bürg.
Ducrest, F., Prof., Kolleg St. Michael, Frei bürg.
Effmann,\V., Prof., Bonn-Kessenich, Burgstrasse 188
Egger, Ch., Lehrer, Guschelniut.
V. Eggis, Adolf, Banquier, Frei bürg.
Erlebach, Schlosser, Frei bürg.
Fasel, Ludwig, Gerichtsschreiber, Tafers.
— Peter, Lehrer, Düdingen.
— Wirt, Bösingen.
Felder, Dr. R, Hifarin, O. C, Freiburg.
Fleck ner, Karl, Glasmaler, Frei bürg.
Fleury, B., Bernard, O. Fr., F^reiburg.
Forster, Christian, Lehrer, Bennewyl bei Alterswyl.
Fragni^re, Gebrüder, Buchdruckerei, Frei bürg.
— Dr. Jos. Prof., Priesterseminar, Frei bürg.
Freiburg. Kath. deutscher Männerverein der Stadt.
Friolet, Dr. Max, Advokat, Murten.
Gabriel, Paul, Kürschner, Frei bürg.
Genoud, Leo, Großrat, Freiburg.
Gottlob, Dr. Ad., Prof., Bonn, Buschstr. 55.
Greber, Peter, Canisius, Inspektor, Freiburg.
Grimme, Dr. Hubert, Prof., Frei bürg.
Gschwend, Dr. Frid., Pfarrer, Buchs (St. Gallen).
— Otto, Buchhändler, Freiburg.
Gutknecht, H., Redaktor, Murten.
Haas, Paul, Musikdirektor, Freiburg.
Hafner, Hugo, Advokat, Murten.
Hai moz, P. Franz, O. Fr., Frei bürg.
Handrick, P^'anz, Hilfsbibliothekar, Freiburg.
Hauptmann, Dr. F. Prof., Berlin, Großlichterfelde Holbeinstraße^
Heinemann, Dr. Franz, Bibliothekar, Luzern.
Helfer, Oberlehrer, Frei bürg.
Henzen, Jos., Arzt, Tafers.
Hess, Dr. J. Jak., Prof., Freiburg.
Homer, Alphons, Tützenberg, Schmitten.
Hurni, Alb., Lehrer in UcA'fi, bei Schmitten.
Jenny, Jak., Gemeindeschreiber, St. Antoni.
Jungo, Wirt, Schmitten.
— Jos., Notar, Frei bürg.
Kälin, Dr. Joh., Redaktor, Solothurn.
Kapper, P. Alb., O. Fr., Freiburg.
Kaeser, Arnold, Kaufmann, F'reiburg.
Kerzers, Volksbibliothek von (Regionallehrer Sarbach).
Kilian, P. Lucas, O. Fr., Franziskanerkloster, Würzburg, Bayera.
Kirsch, Mgr., Dr. Peter, Professor, Frei bürg.
— Vinzenz, Glasmaler, Freiburg.
XL
Klaas, Johann, Pfarrer, Ueberstorf.
Köhler, S., Apotheker, Frei bürg.
Koller, Oswald, stud. jur., Freiburg.
Kosch, Dr. Wilh., Prof., Frei bürg.
Kostanecki, Dr. Anton, Prof., Frei bürg.
Kahn, P., Cyrill, O. Fr., Freiburg, f
Lampert, Dr. Ulr., Prof., Freiburg.
Läpp, K., Droguerie, Frei bürg.
Leicht, Fritz, Großrat, Salvenach.
Leitschah, Dr. Franz, Prof , Düdingen.
Lessiac, Dr. Primus, Prof., Freiburg.
Liebig, P. Paul, O. Fr., Frei bürg.
Liesker, Dr. Gerhard, Prof.. Freiburg.
Liechti, Hermann, Großrat, Murten.
Lutz, Adolf, Großrat, Greng bei Murten.
Lüthi, Emanuel, Gymnasiaiiehrer, Bern.
Manser, Dr. Gall, Prof., Albertinum, Frei bürg.
Mazzoni, P., Pfarrer, Tafers.
Meny, Louis, Vikar, Wittenheim, Elsaß.
Meyer, Karl, Notar, Düdingen.
— -Brender, Bürstenhandlung, Freiburg.
Merz, R., Schul Inspektor, Merlach.
Michel« P. Leo, Prof. Albertinum, Freiburg.
Moser, Othmar, Sekundarieh rer. Frei bürg.
V. Mülinen, Dr. W. Fr. Prof., Bern, Schwaizlorstraße.
Müller, P., Verwalter, Löwen berg bei Murten.
— Reinhard, Lehrer, Frei bürg.
Morten, Gemeinderat von.
Nioolet, Peter, Betreibungsbeamter, Murten.
Nonnast, Julius, Lehrer, Frei bürg.
Nösberger, Joh., Pfarrer, Schmitten.
Nussbaumer, C., Kleiderhandlung, Freiburg.
Offner, Felix, Sekrelilr, Düdingen.
Oser, Dr. Hugo, Prof., Frei bürg.
Oppliger, Ernst, Lehrer, Frei bürg.
V. Overbeck, Dr. Alfred, Prof., Frei bürg.
Paochard, Jos., Redaktor, Freiburg.
Perroulaz, R., Pfarrer, Düdingen.
Pfanner, Karl, Frei bürg.
Pfyfifer, Goldschmied, Frei bürg.
Philippona, Pius, Publizist, Bern.
Piller, J., Gemeindekassier, Gomma, ReiihthulUMi.
— Theodor, Spengler, Seeli, Altorswyl.
Poffet, Lucian, Gerichtsschreiber, Tafers.
— Jos., Staatseinnehmer, Tafers.
V. Raemy, Tobias, Unterarchivar, Freiburg.
Rappo, Johann, Großrat, Bösingen.
— Joseph, Region alle h rer, Alterswyl.
Raaber, Lehrer, in Düdingen.
Rechtsteiner, Albert, Dr. jur., Fürsprech, Appenzoll.
Reichlen, Franz, Frei bürg.
Reichlin, Leonz, prakt. Arzt, Düdingen.
Remy, Leon, Privatier, La Tour-de-TrOme.
Riedo, Joseph, Organist, Tafers.
Roche, Paul de, Lehrer, St. Antoni.
Rody, Paul, Pfarrer, Bösingen.
XII
Ruegg, Ferd., cand. phil., Frei bürg.
RufHeux, Pfarrer, St. Sylvester.
Rupprecht, Oekoiioni, Filiistorf.
Rytz, J., Lehrer, Frei bürg.
Schaffner, S., Pfarrer, Kerzers.
V. Schaller, Romain, Prof., Frei bürg.
Schenker, Emil, Schuhhandlung, Freiburg.
Schläpfer, Konrad, Prof., Frei bürg.
Schmid, Eisen händ 1er, Frei bürg.
Schmutz, Joh., Gemeindeschreiber, Ueberstorf.
Schnürer, Dr. Gustav, Prof., Frei bürg.
Söhorcr, Dr. Hans, Prof* Frei bürg.
Sohwaller, Martin, Großrat, St. Antoni.
Sohwarz, Pfarrer, Frei bürg.
Schwenter-Trachsler, Dr. med., J., Bern, \[arktgasse '^2.
Siffert, Emil, Notar, Freiburg.
Solothurn, Kantonsbibliothek von.
Sourlier, Stations vorstand, Düdingen.
Spät, J. G., Zivilstandsbeamter, Freiburg.
Speiser, Dr. Vr., Prof., Frei bürg.
Spicher, Franz, Gerichtspräsident, Freiburg.
Spielhofer, Lehrer, Kerzers.
Stadelmann, Dr. Joh., Prof., P'reiburg.
Steffens, Dr. Fr., Prof., F'reiburg.
Süßtrunk, Jakob, Sekundarieh rer, Murten.
v. Techtermann, Max, Frei bürg.
Tschachtli, Alfred, Gerichtspräsident, Murten.
Vacheron, Max, Kantoiisrichter, Freiburg.
Vaucher. Jos., Wirt, Alterswyl.
Vogel, Fr., Hanquier, Frei bürg.
Vögeli, Christian, Schön fels, Heitenried.
Vogelsang, Jos., Friedensrichter, Seeli, Alterswyl.
Vogt, Ed., Musikdirektor, Fri-iburg.
Vonlanthen, Stationsvorstand, Düdingen.
Wäber, Daniel, Wirt, Tafers.
— Moritz, Prof., Freiburg.
Wagner, Dr. Peter, Prof., Froiburg.
Wassmer, Eduard, Eisen händler. Frei bürg.
Wattelet, Gustav. Murten.
Weber, Humbert, Dekan, St. Antoni.
V. Weck, Paul, Dr. med., Frei bürg.
Wegmüller, Armin, Apotheker, Murten.
Weitzel, Alfred, Reg. Sekrelär, Freiburg.
Wenger, Pfarrer, St. Antoni.
Wille, Fritz, Direcktor, Cham, Kt. Zug.
Wohlhauser, Franz, Advokat, Freiburg.
Zapletal, P., Vinz., Prof., Albertinum, Froiburg.
Zelintbauor, Dr. Richard. Prof., Frei bürg.
Zemp, Dr. Jos., Prof., Züricli, Dufourstrasse 3.
/osso, Joh. Jos., Heitenricd.
Zurkinden, E., Sclilossormeister, Lenda, Freiburg.
-- Johann, Großrat, Diidinjiren.
Jos., Prof., Kolleg, Frei bürg.
Vereine und Institute,
mit denen wir in Schriftenaustausch stehen, Dezember 1907.
f , In der SchiAreiz.
. Anpau: Historische Gesellachnft des Kanlnns Äargnu. Zeitsuhiiltr
Arguvia. Präsident J. Hunziker, Professor, Aarau.
'. Aildopr : Verein für Geschichte und Allertüinei- von Uri. Puhli-
haliun : NeujahntblaCt. Präsident G. Muheim, Alldorf.
)■ Ba«el : Hi^lorinche und antiquarische Geitellachaft. Zeitsclirift :
Beiträge. Präsident Chr. Bernouili, Obcrbibliolh. Basel.
. — SchweizerischeGeBellMchaft für Volkskunde, Zeilsuhrilt: Archiv
fnr Volkskunde. Adi'esse : Prof. Dr. E- HoRniann-Krayer, Hirz-
bodenweg, Basel.
. Belliazona: Bolletino storlco delia Svizxera Italiana. Rotlaktor:
Eiiiiliu Motta, Bibliotecario della Tnvulziana in Mailand.
. BePDi Historischer Verein dea Kantons Bern. Zeitschrift: Archiv.
Adresse : Stadtbibliothek in Bern.
. — Allfi. GeschichtsforschandeGesellachaft der Schweiz: Jahrbuch.
Anzeiger und Quellen. Adresse: Stadtbibllotheh Bern.
. Brlg"; Geschichtsforschender Verein von Oberwallis. Zeitsulrrift :
Blätter ans der Wallisergeschichte. President Pfarrer Dionys
Iioesch. Naters-
'. Chup : Historisch-antiquarische Gesellschaft von Graubünden,
Zeitschrift: Jahresbericht, Präsident: PI. Plattner, Keg.-Rat.
Chur.
. Fpauenfeld; Historischer Verein des Kantons Thurgau. Zeit-
schrift : Thurgauivche Beiträge zur vaterl. Geschichte. Präsident:
Dl'. Joh. Meyer, Frauenfeld.
. St. Gallen: Historischer Verein in St. Gallen. Zeitschrift: Mit-
teilungen zur vaterländischen Geschichte und Neu Jahrsblätter.
PrSsldant Dr. Hermann Wartmann, St. Gallen.
'. Genf: SociStä d'hi^toire et d'archtelogie de Genuve. Zeitschrift:
Bulletin und Mämolreii et documents. Adresse: l,ruede l'Evech^.
ä Genuve.
- GlaPDs: Historischer Verein des Kantons Giarus. Zeitschrift:
Jahrbuch. Präsident Dr. Dinner, Gtarus.
. Lausanne: Sociätä d'histoire de la Suisse ramande. Zeitschrift:
Mämoires et Documents. Präsident B. van Muyden, Lausanne.
I. Lazern : Historischer Verein der fünf Orte Ludern, Uri, Schwiz.
Unterwaiden und Zug. Zeitschrift: Der Geschichtstroand, Prä-
sident Dr. i. L. Brandstette r, Luzero,
[Ci, iVRUenbupfc ! Sociale NeuchäteloUe de Geogi'apb i?- Zeitsclirift:
Dulkliii- Bibliothekar C. Koapp, prof., Neueaburg.
17. Sohnffhausen : HiBtoriacli-anliijuarischer Verein de» KanWn*
Suhütthausei). Zeitschrilt: Beiträge zur vatert. äescliicbte. PiA-
ajdent Plärrer ßächtold, Schaffhauaen.
18. Schwiz i HistoriKcher Verein. Zeit^cbfift: Mitteiluagen. Piit.
Kuiizluidireklor J. B. Käliu, Schwiz.
IB. SolothuPD ! Historiacher Verein des KauCons Solotbani. Zeit-
sclinfi: Urkiindin und Mltieilungen des Hitit. Ver. Adrera«:
Dr. TaUrinoff, Präsideot.
iO. Tpo^en: Appen^ellische gemeinnüUige Gesellschsfl- ZeilMhiUr
Apiien^ullUclie Jahrbücher. Adresae: Appenxelliache Kaulon»-
bibliolhek Trogen.
!1. Vl'intt^rthDP : Stsdtbibliotbek. Zeitscfarllt: Neujabrsbläiier
i2. ZUrIvh : AnliquariijfheGe.ielUchaft. Zeitschrift : Mitteilungen.
Adraitse: SMdlbiblioUiek Zürich.
S. — SchweizeriBches Landes museum. Zeitschritt : Anteiger dir
Bchweizenaelie Allerlmnukonde.
J4. — Stadlbibliothek, ZeitKuhrift: Neujahrablatt.
^j
Im Ausland.
.Vtit^heD : Aacher
geben v"n Dr.
IniiK. Kteini
'^^
Ge.'ehlehtsverein. Zeitschrift des, heraii!„
I Ki'onirn. Adre'Uie : Cremeraohe' Bucbband'
iraoliierstraßt' 3, Aaehan,
. AufC><har|p : Historischer Verein für SebwAhen und Nenhurg.
Zjlt'<ctii'llt dea etc. A'lres<te: Ausschuß ded hiatoriacbea Ver«ii»
' für Sehwaben ujid Neuburg in Augsburg.
. Breslau : Schleai^'ohe Gesellschaft für vateriändi.tcbe Cultur;
Pi'ä>id<'nt ; Foci'iiter, WeiileuKtialle 20 BtesUu. Publikatiun:
Jahre.tberiehte. Adresse: Buchhandlung Aderhul« Bre^lnu, Rinji.
. l>Bi'iii»>tadt : Hi^toriseher Verein für dax Groltherzogtuni Hc^-an.
Zi-itMHirift : Arcliiv für Hessische Gesehii^hte und ijuailil
bUitLT. Adresr^e: Direktion der Groß herzogl. Hufbibliotbek Üarm-
«ladt, Residenzsch kiU.
erein Dillinßen a Dtinau. Zeitsobrill:
■: Dr. Tb. Specht, Dillingeu.
. Do n aueseh t Dg-en I Verein für G^xchichte und Naturgi^cliiclil«
der Baar. Zeil-chrift: Schriften de» Vereins für eto. Adresse:
Dr. Tüuibütt. Do[iaueschingen, Vurntand der hiatur. Aixeiliing.
. DonanwfiFth : Historischer Verein tur Donanwßrth und Um-
gebung. Zeilschrift: Miit^ilungen ; Adresse: J. Traber. Biblio-
thekar am Casaianeum. Donauwörth. 1. Schriftführer.
. Esxen: Historischer Verein für Stadt und Stift Essen. Zeit-
schrift; Heilläge. Voi-sitzcnder Dr. K. Ribbeek. Essen.
. KranktuPt a. M. : Verein für Gescbiclite und Allprtnmskunde
zu Frankfurt a. M. ZeitscIiriU: Archiv für Frankfurts (ie-
si:hic1ile und Kunst. Adresse: Stadlarobiv I. T
Weckniarkt 3.
Fraukiml a. M. J
iÜ. C'^reibuFg' i, Br. ; Gesellscliatt Iiir Belörderung der Gescliiehls-
Atkirtoms- und Völkerkunde (HbtorUclier Verein). ZeiUelirUt
der GeHeiUchaK etc.
^1. — Kirchengeschichtlicher Verein für das Erzbistum Freiburg.
Zeitschrift: Freiburger Diö^euan- Archiv. Adreaae : Stadtarchiv,
Turmstraße 1, Freiburg.
J-- 4jviesseti : Oberhessi'jcher Gofichi cht» verein. Zeitschrift: Mittei-
Juügan. Präsident Dr. Haupt, UberbiUliothekar, Giei^n.
^■*- ViSraz : Hiftorischer Verein für Steiermark. Zeitschrift; Steie-
vii-che Zeitschrift für Geschichte. VorsiLtender Prof. Dr. von
Zwiedineck.
11- KXallea. d. Säle: Thüringisch-Sächsischer Geschichts- nnd Alter-
lumsterein. Zeilschrift: Neue Mitteilurijfen aus dem Gebiet
hi-tDrisch-anliquirL-chBr Forschung. Vorsil/ender Pml. Dr. G,
Herzberg in Halle a. S.
'■'- KXeldelbeF^ : Hisloriüch-philoaophii'cher Verein. Zeitsclirift :
Neue Httidel berver Jahrbücher. Adreüe; Groliherzogl. badische
Universitdtübibliothek.
"•■ - — BadJHche biitorische KommisMon. Zeitsichri/t für Geschichte
des Oberrhein». Adresse: Grul^lierzogl. Gunefallaudesarcbiv in
Karlsruhe.
^'- •■«^na: Voreio für Thüringische Geschichte und Allert'imi;kunde.
ZeitHchrift des Vereins vU:. Adresse : Universil.itsbib1iothek-
- KtiDsbruck: ZBit^«'h^iFt des Ferdinandeums für Tirol und Vor-
arlberg. Adresse: Museum^ Ferdin^iideum, Innsbruck.
■ K<n<üHt^| : Verein für hessische Geschichte und LaiideBkumlc.
Zeitschrift de« Vereins etc. Adres^'e: Lund<»bibliulhek.
Vl^lntlnn : Verein für Ge-^chichte des Biidensees und iteiner Um-
gebung. Zeitichrift: ScIiriFteii des Vereins etc. Ad i esse : B»-
dftisee- Verein, FriedrichshafBii am Bodcnaee.
^'- -^teissea: Verein für die Geschichte der SUdt Meissen. Zeit-
schrift: Mitteilungen de« Verein« etc. Vorsitzender Dr. Markus,
.^^ Realschule Meissen. Sachsen.
I^laihausen: HisKirisches Museum. Zeitschrift: Jahresliefr.
Piasident Mathias Mieg.
^Nlürnberg': Germanisclies Nationaldiuscum. Zeitschrift: Anzei-
ger des Germanischen Naiii)nalniuseumi. I. Direktor G. v.
BMuld.
- -Verein für die Geschichte der Stadt Nürnbeig. Zeitschrift:
y^ Mitteilungen des Vor. etc. 1. Viirstand : Freilierr von Krens.
ttlavensburg' : Diöze^antiruhtv von Schwaben, provinzial- und
kuiisthislorlHcho Zeit-'cbrift, herausgegeben von Amtsrichtci a.
,^ D. Beck.
' ^fhwerlD : Verein für M<-klenhurgische Geschichte und Aller-
i^^ lum-kuiid«. Zeit-cliriri; Jahrbuch.
"^^ Sp*'f«r: Histor. Veivin der Ptnlz. Zfitachrifl : Mitteilungen,
Couservator Dr. L. Grüneiiwulder, Kgl. Gymnasiallehrer.
XVI
*29. Stoc*kholin: Kong. Vitterhets Historie och Aotiquitets Aka-
demien (Königl. Akademie der Geschichte und Altertaniskunde).
Zeitschrift: Publikationen.
'U). Strassbnpg': Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesen-
Clubs. Zeitschrift: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Lit-
teratur Elsaß-Lothringens. Adresse: Kais.-Universitäts- und
Landesbibliothek.
•U. Stuttgart: Königliche öffentliche Bibliothek. PubliKation :
Württembergisches Urkundenbuch, herausgegeben von der kgl.
Direktion des Haus- und Staatsarchives. Vorstand der Bibliothek.
Prof. Dr. Steif.
•i2. Tübingen: Königliche Universitätsbibliothek. Universitätspu-
blikationen. Bibliothekar Dr. F. Thomae.
.*W. Ulm : Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Ober-
sehwaben. Zeitschrift: Mitteilungen. Bibliothekar: C. F. Müller,
Stadtbibliothekar.
•-{4. Vaduz : Historischer Verein für das Fürstentum Lichtenstein.
Zeitschrift: Jahrbuch.
•i^>. Werden : Historischer Verein für das Gebiet des eheraaligeo
Stiftes Werden. Zeitschrift: Beiträge. Vorsitzender Dr. P. Jakobs
Der Schtilrat der Sladt Murteii veT-sammelte sich am
27, Mäpv, 1845. um <fie an tli^r Mfiiichenschule vakant ge-
wordene Lehrstelle der deutschen Sprachp zu besetzen ')■
Von sechszelin Bewerbern berücksichtigte er nach den Probe-
lektionen nur zwei-), nftnilich Johann Kaspar Sieber, Sekun-
darlehrer in Seehach, Kt. Zürich, und Rainhold Rüegg, Lehrer
in Wadenswil, Der Berichterstatter. Schuldirektor Holzinger,
glaubte, dem ersferen den Vorzug geben zu müssen, «weil
er eine entschiedenere Gewandtheit in der deutschen Sprache
wenigstens nach Massgahe des von ihm gelieferten deutschen
Aufsatzes, sowie eine größere Reife des Urteils und eine
wohlfiberdachte Methode" an den Tag legte als sein noch
sehr jut!;i'ndiicher Konkurrent"). Gegen den vorgeschlagenen
Kandidaten ward nun allerdings ein Passus aiH dessen An-
meldungssch reiben hervorgehoben, daß persAnliche Umstände
es ihm wdnschbar machten, eine Stelle außer seinem Kanton
zu suchen. Dies bezog dann ein Mitglied des Rates auf eine
Nachricht, die ihm zugegangen war, Sieher sei nämlich
„wegen Einmischung politischer Dinge in seiner Schule" von
den Schülbehörden des Kantons Zürich auf mehrere Jahre
suspendiert worden. Da aber Lehrer Huber *"), der von dem Ge-
schehenen Kenntnis hatte, beruhigende Mitteilungen machte.
so erfolgte die Wahl Siebers mit Stimmenmehrheit. Er wurde
unverweilt davon benachrichtigt. Am 14. April bereits traf
seine Antwort ein'), er danke fCir das ihm gesclienkte Zu-
trauen und werde das LehnuTit sofort antreten.
— 2 -
Mit jenen Emytiiüsen im Kanton Zdricli, nuF dio in iler
ScIuilraUsitzung angespielt worden war, hatte es Folgenii<>
Bewandtnis. Seit 22. Feliruai- 1841 anliefe Sielit^ als U-hrcr
an (ier Sekundarsrhnle von Wetzikun. In diesem zorclierisi-hi'ii
Dürfe beheiTselite der politiselie l'arteistreit naih dt-n 'Mhy
StOiTnen dns ChlTL-n (liehe Leben ganz und gar''|. Als Gegiifr
des in Zürieh nni Ruder stehenden Regiments, ab Feind Her
lieslehenden kin-ldiehcii Einrirhtung nnd der Geist lirlibit.
betoiligle sich Sieber namentlich in der Weise am Kuinpf.
Aaü er dnrrh seine Lehre nicht nur die zukünftigen |ioli-
tischen Ansichten seiner Sehnler, sondern auch durch iliesp
selbst die Eltern zn beeinfinssen Irachlet*". Weil man i[i Jei)
Familien viel politisierte, erregte seine Haltung im nllgt-
meiiien weiiig Anstoß, und wenn auch einige Vflter. unter-
stntzt von den Geistlichen, namentlich von Pfarrer Hug. ülwr
die Lehrweise Siebers sieh beschwerten, «n ]i;hiuble iWh
die in ilirer Mehrheit mit ihm und seinem Lehrziel einverstan-
dene Sekundarschnlpdege auf die Klagen nicht eintreten tm mfls-
•scn. Beim Scbniexamen vom 'S.U. April 184;J aber erhiflt Hag
Einsicht in mehroi-e Aufsatzhefte iler SekundarsciiOler""): "larin
entdeckte er Vieles, das den in Regiemngskn'isen herrschenden
Ansichten zuwiderlief und wogegen einzuschreiten war. Um
.<iich die Beweismittel zu sichern, ei^ritf er die Hefte und
würde er auch mit ihnen davongegangen sein, wenn ernidil
auf den Widersland des Lehrers gestoßen wflre. Die Schriften
gehörten den Schfllern. behauptete dieser, und müßten ihwn
gesichert bleiben. Ein böser Zank entstand danib. Srhliefilicli
drangen die SekundarscbulpHoger auf den Pfarrer ein uoi!
drohten ihm mit einer Diebstahlsklage, wenn er die Hefte
nicht imverzrtglirh aushändige. Hug sah die Anssichtslosi«-
keit des Widerstandes ein und ließ die Anfsalzschriflen fiiliR-ti.
worauf Sieber sie den Snhnlern zustellte.
Diese Vorgänge verschärften die gereizte Stimmung in
der Gemeinde : sie mußten die Stellung Siehers auch nm *'
schwieriger gestalten, als ein großer Teil des Volkes w
nicht mit ihm hielt. Davon konnte er -■^ich überzeugen, sl«
er am 7. Mni bei Aidaß einer in der Kirche abgeludlemii
- 3 —
Gemeindeversainmluiig einen Redner unterhrflch. Er ward
gepackt; der Rnf ertönte: herunter mit dem Stölzlin^;, dem
Irrlehrer der Sekundarschüler, und unter „HaarrOpfen und
Stö&eii" ward er vom Kanzelboden, wo er stand, hiniinter-
Kebmcht und aus der Kirche geächatTt. Dieser Vorfall gab
Anlalit zu weitern Maßnaliniun gegen ihn. Pfarrer Hirzel in
Pfäfiikun, dessen Kirehgenossen zu Otlenhausen nach Wetzikon
Bekundarhchulpflichtig waren, legte beim Erziehungsrate gegen
Sieber Klage ein, indem er auf dessen verderbliche Lehr-
weise hinwies. An die Schulpflege erging nun die Autforde-
rung, die bearbeiteten Aufsätze einzuliefern. Sie gab ihr keine
Folge. Ihr Widerstand blieb aber ohne die gewünschte Wir-
kung, denn Pfarrer Hug hatte sich zu Eltern, die ihm als
Gegner des angefdchtenen Lehrerr« bekannt waren, begeben
und von ihnen etliche, mit den Korrektm-en Siebers vei-se-
hene Aufsatzhefte erhalten. Dieses Material reichte hin. die
Klage zu stutzen.
Nach dessen Einsichtnahme fand die OberbehöivJe, daß
die in den Aufsätzen sich breit machenden Anschauungen
.sich nicht mit dem. Sieber anvertrauten Lebramle verlrdgeil.
Nicht nur warf sie allen eine nicht /u gestattende Rohheit
im Stil vor, sondern sie behauptete auch, der Lehrer habe die
Bibel durch denjenigen betitelt „der Umsturz des Postwagens"
auf eine infame Weise ins Lacherhche gezogen "). In andern
sei nicht nur die kathobsrhe, sondern auch die protestan-
tische Geistlichkeit aufs empörendste verspottet worden.
Aufsätze solchen Inhaltes dürfe man durch die Kinder nicht
machen lassen, wenn man nicht die Toleranz der verschie-
denen Konfessionen unter einander gefährden wolle. Ja,
meinte man. sogar die schweizerische Neutralität sei durch
sie bedroht ''). Danach kam der Erziehungsrat dazu. Sieher
am 28. Juni 1843 zu suspendieren ").
Die Einstelhmg-sverfftgung betonte namentlich:
dass der in den Aufsätzen, deren Themata meistens ganz
au&er dem Gesichtskreise und der Erfahrung der Schüler
Uegen. sich aussprechende Geist als ein höchst tadelnswerter
und verwerllicher zu bezeichnen sei, indem sich darin kund
gebe:
„ein hoher Grad von DOnkel und ein sehr anmaßendes At
„sprechen, ein leichlferliger. frivoler Sinn :
„eine gegen die Kirche und ihre Diener, ja selbst die Kirchen-
„lehre, und zwar nicht nur einer fremden, sondern auch der
„eigenen Konfession durchaus feindselige und abs(diatzige
„Gesinnung, die über das, was Andern ehrwürdig sei. spotlc
„lind jede Einwirkung und Belehrung von Seite der Geisl-
„lichen auf die noch minderjährigen und dem ßeligions-
„unterricht nichl entwachsenen Verfasser dieser Aufsätze bei-
„nahe unmöglich mache:
,,ein politischer Fanatismus und roher Parteiha&, der die Ver-
„fasser, wenn er fortdaure und verhöltnismäßig zunehme,
„unfähig mache, auch nur als Staatsbürger einst ihre wahre
„Bestimmung zu erfüllen;
„auch aus den Verhessenmgen, die der Lehrer hie und du
„angebracht habe. leuchte keineswegs das Bestreben hervor,
„den ungebohrlicben Geist di^r Scholer nachdrücklich und
„mit Ernst in seine Schranken zurück zu weisen, da sie enl-
„weder aus unbedeutenden Milderungen des Ausdrucks be-
„slehen oder auch teilweise aus Verschärfungen oder Sleige-
„rungen ganz im Sinne des Verfassers,"
Der Ersieh ungsrat ging dann am 12. Juli 1843 einen
Schritt weiter, indem er verfügte: die Sekundarschulpflcge
von Wetzikon sei zu rüffeln, weil sie Sieber in seinem Treil»en
habe gewähren lassen, dieser aber sei dem Strafgericht ?.ii
Oberweisen, da er „einen wichtigen Teil seines Unlerrichls
„auf eine Weise geführt habe, dafi ihm nicht etwa bIo& bei
„unvorsichtig und taktlos gewählten Aufgaben ein tadelns*
„wertes Zulassen mutwilligen und ungeziemenden Mi&bi-auchea
„dieser Aufgaben durcli die Schüler zur Last falle, sondern
„eigene, mit Absicht verfolgte und durch genaue Anleitung
„und Vorbereitung der Schüler von seiner Seite in 's Werk
„gesetzte Bestrebungen, so da& in einem solchen für Geisl
„und Gemüt der dem Lehrer anverlranten Jugend gleichver-
„derblichen Wirken nur die schwerste Verletzung der Amts- —
„pflicht erblickt werden könne, welche das Einschreiten dei~"n
„Staatsbehörden als notwendig erscheinen lasse."
Am 27. Oktober 1843 sprach das Bezirksgericht Hinweil
die in die Untersuchung mitverwickelten Sekundarschiilpfleger
frei, dagegen verurteilte es Sielier ?,u einer Buße von 250 Fr.
und zur Amtseinstellting für ein Jahr. Mildernd für den Lehrer
zogen die Richter in Betracht; daü die sämtlichen Sekundar-
schüler angaben, sie hätten grofje Liehe zu ihrem gegen-
^vfirtigen Lehrer und da£ alle bis auf zwei erklärten, das
Benehmen des Herrn Hug hätte ihnen keine Achtung ein-
geflößt:
T,dali der häusliche Einfluß der Eltern jener Kinder dem
-^Lehrer eine einseitige Richtung gtib, was insliesondere auch
.^daraus erhellt, daß ein Teil jener Eltern ihre vollkommenste
-,Zufriedenheit mit der von Sieber befolgten Lehrmethode
n bezeugten ;
^daß die politisch aufgeregten Zeiten und insbesondere die
I, Verhältnisse der Gemeinde Wetzikon, wo l>ekanntlicli seit
(«einigen Jahren alle Fragen auf das politische Feld gezogen
.«wurden, berücksichtigt werden müßten :
»,daß die persönliche, vielleicht zu einseitige Gesinnung der
«»Mehrheit der Fliege, von welcher stets die Erneuerungswahl
»,<jea Lehrers abhing, gemäß ihren Jahresberichten die Me-
*,thode des Lehrers billigte;
^daß sich in den Akten auch nicht eine Spur fand, wonach
t^das Betragen des Lehrers selbst als unwürdig, unsittlich
i^oder unmoralisch hätte erklärt werden müssen".
Sowohl der Staatsanwalt Rahn als der verurteilte Sieber,
Jessen Verteidigung Furrer führte, legten gegen dieses Urteil
(erufting ein. Am 18. Dezember 1843 entschied das Oberge-
richtin Abänderung des untergerichtlichen Urteils, daßdie Buße
f hundert Franken reduziert, der Lehrer aber seines Amtes
entsetzt und für die Dauer von fünf Jahren zur Bekleidung
»leuer Stellen unfähig erklärt sei. Die Schärfe dieses Spruches
"V-urde nicht gemildert durch den Umstand, daß das Ober-
Bericht am nämlichen Tage den Küfer Heinrich Müller in
Kempten, der von Sieber gesagt halte, er lehre die Kinder
sku Schelmen, wegen Beschimpfung mit einer Buße von dreißig
^Ä'rankeu belegte ").
6 —
Die VeriirteihiriK brarlite <ie[i Lehrer um seinen Br'ol-
erwerb; er begab sich nun nach Rorschach, um liorl di«
Prüfung zur Erlangung des »I. gallischen Lehrpatünts zu be-
stehen. Drr katholische Erziehniipsral dieses Kantons, an
den er sieh am 4. November 1844 gewendet hatte, walir-
scheinlicb weil er vermutete, die protestantische Behörde
habe Kenntnis vom Urteil des Zürcher Appellhofes, behan-
delte das Begehren am 7. desselben Monatas. Er entschied
verneinend vorerst die Frage, „ ob bei der bestehenden
„konfessionellen Trennung des st. gallischen Erziehungswesens
„überhaupt auch Niihtkatholiken vom katholischen Erzie-
„hungsrat patentiert werden können"; sodann aber besthlofi
er „für diesen speziellen Fall in Ermangf^lung tüchtiger
„katholischer Kandidaten für Reallehreratellen, und in Be-
ntracht der persönlichen Eigenschaften, der vorgelegten Sitteii-
„und Tüchtigkeitszeugnisse des Fetenten und in Betracht,
„daß die F'ächer, fOr welcher di<'ser patentiert zu werden
„wünscht, nur Realien sind, die den Lehrer nicht wohl ver-
„anla-tsen köinien, auf kiidiliche Begriffe und religiöse Ge-
nfühle der Zöglinge Igdierend einzuwirken: es sei unter diesen
„Mattenden umstanden eine Ausnahme gegen oben ausge-
„sproclienen Grundsatz zu gestatten imd ilas Präsidium er-
„mflchtigt, H. Sieber zu einer Konkursprüfung einzuladen,
„ihn je nach den Umstanden der Prüfung auf höchstens zwei
„Jalire zu patentieren, und für den Fall der Patentierung und
„der Anstellung an ehier katholischen BeaUchnle ihm das
„Versprechen abzunehmen, sich eines soliden, ruhigen Be-
„tragens bestreben und in Rede und Handlung alles vermeülj
„zu wollen, was die kirchlichen und religiösen BegnfTe
„katholischen Zöglinge irgendwie verletzen könnte'")".
Nach abgelegter Prüfung erhielt Sieber dann auch'^
Patent, suchte aber um keine Anstellung nach"), ofTenbar,
weil ihm die vom katholischen Erziehungsrate dem Patent-^
mitgegebenen Bcschifliikungen seiner, auf den Kauipf gericli
teten Natur zuwider waren. Uebrigens kamen die Zürcheo^
Vorgftnge bald darauf den St. Gailern zu Uhi'en. die sich iiuE^^
beeilten, am 3. -lanuar 184-^ das ausgestellte Patent nis|
;en Be-
gMtig zit ani)ulli'.'i'(;ii. Da» Aktuariat ward beauFiragt, es so-
gleich zu rQc'kzn fordern und im Falle Sieber nicht entsj>rcfheii
wollte, dnrch Publikatiüi) in den iiPt'entlicheti ßläitern, uiiler
Angabe der Gründe als entki-äftel zu erklären '-). Dabei blieb
aber der kulholisclie Kraehungsi-at von St. Gallen nicht stehen.
Ein SU gefährlicher Maiin. wie Sieber einer war, niii£ite ver-
folgt werden. Er lieij ihm uachforächeii und vernahm, daij
er eine Lehrstelle an der slftdiisrhen Mädcherischule in Murteii
erhallen hatte. Der Hat glauhle mm, die Frcihurger Re-
gierung auf die Gefahren, welche die Anstellung Sieber's in
sich trug, auFnierksani machen zu rndssen'''). Der freibur-
gi34:li<; Erziehungsrat verdankte die Milliilung. ersuchte den
Muriner Oberaiiitinann um Auskunft^') und beschloß am
ätj. Apnl 1845. dem Stadtrat das st. gallisttie Schreiben vor-
legen zu liLssen, mit der Einladung, Sieber zu entfernen.
,Nous ne dutitons pas. heißt es im Brief an den Ober
„anilmann. «jue lorsque cette antorite |le coiir^eil de vitte do
„Morat) (jui igiiore les anlecedents du sieur .Sieber, aura regu
„connaisance de celte pi^ce. eile n'hesitera pas ä Ini retirer
„sa confiaiice. Nous vous prinns de l'inviler ä eloigner cot
„individu de son culiege, avant iju'ilail en le teinps de seiner
„ses riiauvaises doelrines" '*'},
Am 30. desselben Monates befaßte .sich der Muriner
Schuhat mit dieser Angelegeidieit. Er l)eschlo&. bei dem
zOrcberi sehen Erziehungsrale nflhere Erkundigungen einzu-
ziehen und ihn speziell um Mitteilung der gegen den Lehrer
seiner Zeit gefülirlen Prozedur lu ei'suchen, außerdem die
Ankunft Siebers abzuwarten, um ihn selbst einveriiehnien
zu können, bevor in der Sache weitere Beschlösse gefaßt
würden '"). Ende Juni waren die Zürcher Berichte noch
nicht eingetroffen"), woid aber hatte Sieber die Gelegenheit
wahrgenommen, sich als Lehrer im vorteilhaftesten Lichte
zu zeigen und als tüchtige Kraft immer allgemeinere Aner-
kennung zu linden. Mit dessen Leistungen zufrieden, dachte
auch der Muriner Schulrat um so weniger daran, dem Wunsche
des Eraiebungsrat nachzuleben, als ibe zwischen dem protea-
tanlischen Murtenbiel mid der kalholischen Regierung in Frei-
!mrg hesteliende Spannung ein Eingehen auf, vuii dieser Seite
kommende Anträge verhinderte.
Siebers Richtung kam in Murten auf den iln' zusagen-
den Boden, Nicht nur teüte die Mehrzahl der Kollegen die
politischen Ansichten des neuen Lehrers, sondern diese fanden
ebenfalls lebhaften Anklang bei den Hintersassen, nanienthch
bei einigen eingewanderten Deulschschwelzern und Deiilschen.
Verwunderlich konnte es aucli nicht sein, doli Sieher akbald
in die gegen Freiburg gerichteten Strömungen einlenkte. Als
Ende 1846 der Zug nach der Hauptstadt zum Sturze der
verhaßten Regierung geplant und am 6. .lanuar 1847 ausge-
führt wurde, war er dabei, halle er ja schon in einem der Auf-
sülze seiner Wetzikoner SchOler die Lehre aufgestellt : „wenn
ein Volk unterürtlckt wird, so ist ein Aufruhr nötig tiiid ge-
recht". Für ihn unterlag somit die grundsätzliche Bereehti-
gung des Futsches keinem Zweifel. An dessen Gelingen glaubte
er jedoch nicht; er sah vielmehr sein Mißlingen voraus,
„Diese Ueberzeugung gewann ich, schrieb er spater'*), als
„ich gleich beim Abmarsch der Insurrektionskolonne Ge-
diegenheit halte, einen der meislbeteiligten Anstifter diese»
„einfältigen Zuges, den damals aus sehr merk würdigen Grün-
„den abgesetzten Amtsschreiber Chatoney mititdrisch zu exn-
„minieren. Die Antworten gaben mir ein Zeugnis für die
„Fähigkeiten dieses Menschen! Ich zog aber doch mit, weil
„ich nicht feig erscheinen wollte und zudem immer der Mei-
„nung bin, daja ein rechter Radikaler den Erfolg nicht immer
„voraus schon auf dem Teller haben muß. wenn ei- etwas
„rechtes vornimmt. Der Erfolg dieser traurigen Fastiiachls-
„komödie ist bekannt!" Es liegt nichts vor. das zur An-
nahme berechtigte. Sieher wfire eher der Mann gewesen, den m
Angriff auf Freiburg militärisch aussichlsvoller zu oi^ani- —
sicren, wenn er auch stets groÜie Vorlielw für den Stutzer —im
und das Niederknallen der Gegner zeigte. Näheres Zusehen^~^
und kühlere Betrachtung der Dinge, wie sie lagen, und denv —
KrflI'te, welche die Menschen bewegten, würden ihn auch.^^
üluTKcngt haben, daß der wesenlhchsle Grund des Mißlingen^ ^r~
weniger in der unzureichenden militärischen Organ isatioi~:j^Mi
hIs im Mangel von idealen Moliven bei den meisten der Teil-
nehmer lag. Die Begeisterung, mit der er sich der Sache der
Muriner annahm, hatte ihn zu spät erkennen la.sscn, t\aü ihrer
ein gro&er Teil zn jenen Zopfbflrgern gehörten, die ein
VVetzikoner Aufsatz so anschaulich schilderte. Freilich gah
dann das Mi&lingen des Putsthes Sieber vollauf Gelegen-
lieil, diese Menschen naher kennen /.u lernen.
Die Folgen des versuchten Handstreiches nahmen die
^ladtkasse in so bedeutendem MaDie in Anspruch, da& die
Nutzung der Bürger am Gomeiiidegut in Gefahr geriet. Der
GriiJini der so in ihren Interessen Bedrohten richtete sich
«luch zunächst gegen die Fremden, namentlich gegen die
Schiilmeisfer. denen man die Schuld an dem unglücklichen
Ereignisse beimaß. Daß einer dieser Lehrer, namens Kinke-
lin, nach Freibnrg ins Gefängnis gebracht worden war'-'),
"^"veil er auch am Insurreklinnszug teilgenommen hatte, wird
■ nanche mit Befriedigung erfüllt haben. Die in Murten Ge-
l:>liebenen. worunter Sieber. mußten aber die ganze Flut der
^^3<ischimpfungen über sich ergehen lassen, wie sie denn seit
-Tahren schon nicht nur wegen ihrer Gesinimngen, sondern
"v-omehmlich auch wegen ihrer vermeintlich hohen Gehfliter
^ inem großen Teil der Bürgerschaft verhaßt waren. Die sich
fc>ietende Gelegenheit, mit ihnen abzufahren, glaubte man um
^i-« eher benutzen zu kßnnen, als der Schulratsprasident, der
"V- orerwöJmte Cbatoney, schon in seiner Examenrede zu Ostern
V 846 den Lehrern den allerdings nicht befolgten Rat erteilt
■"fcatte, daß sie sich „in Momenten voti pnülischen Zerwllrf-
3-» nissen daran auf keinerlei Weise beteiligen möchten"'").
ÄOie gegen die Lehrer gemachte Stimmung wird am lösten
*iurch das Schreiben, welches Lehrer Nikiaus WegmflUer, ein
-*3emer, am 12. F'ebruar 1S47 an den Schulrat richtete, ge-
•«cnnlzeiehnet:
„Es kann Ihnen uiclit entgangen sein, ilaß unsere Schule,
■s-T. insbesondere aber das an derselben angeslellle Lehrer-
■»T- personal, schon seit Jahren bei einem großen Teil der hie-
■»^sigen Bürgerschaft zu einem Gegenstand der leidenschaft-
»lichen Anfeindung geworden ist. Nicht gewohnt, mich durch
10
„Angriffe dieser Art in der Erfüllung meiner Pllirhlen irre
„machen zu lassen, ging irli stets meinen gewuhnton ruhigen
„Gang, vertrauensvoll die Zeit erwartend, wo sich dergleichen
„Ersehe! Illingen in ihre unlauterii Schranken ziu-Qckziehen
nwth'den. Dal!) ich mich in meinen Erwartungen gröblich ge-
„l^scht. duvun liegen leider die hetrOhendsten Beweise ani
„Tag. Weit entfernt, diese Fakta auf die gegenwärtigen Zu-
„stände Muiien's beziehen oder sie gar als eine Folge des
„dermaligen Gemütszustandes seiner Bewohner charakteri*
„sieren zu wollen, rede ich vielmehr von der neuern und
„neueslen Vergangenheit, wii man sich nicht scheute, auf
„offener Ölralie wie in Gesellscliaffen — iialQrlich in Gegeii-
„wart von Schülern — die Lehrer zn lieschnldigeii : „sie
„frftßen der Stadt das Burgergut weg; sie wftren für ihre
„geringen Leistungen OhermäJdig besoldet: mit einem Wort:
„es sei Gnade, dat man dieses Gesindel nicht schon langst
„davon gejagt elc."* Ich muli zu meinem Bedauern gestehen,
„daü ich dei^leicben Kränkungen «och nirgends als hier hi
„Murten erfdhrenl PVei und offen sei hieniil erklörl, (laß ich
„jeden Kreuzer, den ich hier (wie ich glaube) ehrhch venlient.
„dem hierörligen Publikum für Lebensmillel, Kleider und
„andere Bedürfnisse getreulich ziirückgezalilt. - Und neim
„mich das Schicksal früher oder später von Murteii wegführt,
„können es die Quittungen bezeugen, dalj ich trotz rier Aus-
„serslen Einfachheit und der sparsamsten Lebensweise, im
„eigentlichen Sinne des Wortes keinen Heller davon ge-
„bracht" ^'),
Die Behörde, welche die Grundlosigkeit der gegen die
Lehrer erhobenen Beschuldigungen kannte, suchte zu be- -
schwichligen und wünschte, da& Wegniüller sicli die ihm und M
seinen Kollegen zugefügten Kränkungen nicht so sehr ziuar,
Herzen gehen lasse, „vveil es nunmehr nur die i-ohen Aus — ^
„brOche eines dummen Pöbels seien, gegen welche man Ober— —3
„all anzukämpfen habe und daß er sich hierin getrost au.^c:
„die alljährlichen ihm von der Behörde erteilten guten Zeu(=Küj
„nisse. auf ilim stets erwiesenes Wohlwollen und ihm lita
„zeugte Zurriedenbeit und Gewogenheit berufen köi
11
ähnlichem Siiiiic wunl iimli d*-!! tiiidfni Lehrern ge-
schrieben -').
Inzwischen ging die Regierung dumiif niis, die am I'iitsi^h
Schuld tragenden festzustellen und zur Verantwortimg zu
ziehen. Die später sogenannte Jennerprozediir war im Wachsen
begrilTen. Am 1. Mflrz ersuchte ilie Direktion der Zentral*
pohzei den Oberanitiimnn in Miirten "|. ein Verzeichnis der
Ausländer, die direkten oder indirekten Anteil am Aufstand
genommen hatten, einzusihirken. „Comme il sera questinn,
.heiüt es in dem Schreiben, de prononcer le renvoi de tous
„les etrangers au canton, qui oiit participti ä la revolte, il
„tie faui oubtier pcrsoime." Gewisse Leute in Mnrfen sorgten
dafür, daß wenigstens die fremden Lelu'pr nicht übersehen
wurden : so kam luicli Siel)er auf da-s Verzeidmis, Am
äl. April 1S47 erhielt dann da^ Oberaml die Mitteilung. da&
am 7. desselben Monates folgende Sehulmeister wegen der
Beteiligung an den .leinierereignissen ihivr Amtsstellen ent-
setzt und uns dem Kanton ausgewiesen seien: der Zllniher
Schneider in Bni^. deiWaadtlflnder Lonp in Praz. der Zürcher
Sieber, die Berner Duniel und Christian Bialler in Murten-'').
Am 29. April wurden die Heiniatseheine der Muriner Lehrer
dem Olieramt zur Vornahme der sofortigen Ausweisung zu-
' gestellt"'). AUenlings versuchte der Stadtrat, auf Antrag des
Schulrates, sich dagegen zu erheben, indem er der Rogiernng
I eine n^'nfach un<l ei[izig mit Rücksicht auf die Schule" ab-
gefaßte Bittschrift 7.n (imisten der Abgesetzten einreichte ^O-
Die vom Schulrat gewünsditen Erwflgniigen, — „daü laut § 29
„des Beschlusses vom IS. Februar 1807 die Schulen der Stadt
„Murten urnnittellmr unter dem Rate stehen: da& dieser auch
„in der am iJl. Juli 182(1 erlasseiuMi Schulordnung für den
, „Bezirk Murlen. Art. t»7, wiederholt wird ; da& dem Gemeinde-
' „rat auiier dem in dem vnni Staatsrate a. 18:^5 sanktionierten
^Statut die alleinige Kom[>etenz zur Krwfthlung und Abbe-
„rufung der Lehrer zuerkannt ist; dal) der Erziehungsrat
„durch seinen Destitutionsbesehluß sich einen willkürlichen
„ßngriff in die Rechte und Befugnisse des hiesigen Ge-
„nieinderales erlaubt hat : diilj derlei Eingriffe und Anmaßungen
— 12
„die Selbfltftndigkeit Her hiesigen Scliulbehnrdeii und Utr
^Scluile auf eine Weise unlei^raben. die ein eiilsdiiedenes
„Entgegentreten rorderti" "): — wurden jedwh in die der
Regierung eingeschickte Bittschrift nicht anfgenninmen, da
der Wegweisungsbeschlut unter Umstünden diktiert wor-
den sei, gegen die nicht remonstriert werden küniie. Man
wagte ehen nicht, die der Stadtbehörde zustehenden Rechte
zu behaupten, weil man fürchtete, es könnten daraus der Ge-
meinde noch weitere finanzielle Belastungen erwaclisen. Wie
zu erwarten stand, hatte die Vorkehr dann auch keinen Er-
folg. Sieber niusste Murten verlassen. Am 1. Mai 1S47 be-
galt er sich nach Bern -"), um vnn dort aus wegen seiiwr
konkordatswidrigen Venveisung, wie er den Akt der Regierung
nannte. Beschwerde zu fahren, sowie auch die Weiterent-
wicklung der Dinge zu verfolgen und abzuwarten. Er richtete
sich an die Regierung seines Kantons, die von Freibui^H^
tedung des Ausweisungsbeschlu.'ises verlangte '"). Die Frei-
biirger waren um Gründe nicht verlegen und erwiderten:
« qne le renvoi du sieur Sieber a ete prononce ensuite de I'avis
* officiel que dans la nuit du 6 au 7 janvier, il avait inarchf
t contre le gouvernement avec la colonne des insurges miini-
« toiß. Un acte aussi reprehensible dans un simple citoycii
« prennit un caractere bien autrement grave dans un horame
* prepose ä l'education de la jeunesse et devait necessoirr-
* inent amener sa destitution et t^on expulsion. Nous estitnonft
« n'avoir point outrepasse dans la circonstance les limilettik
< notre droit et nous avnns la confiance que sur ces reiiseigne-
«ments vous en restei-ez ligalement convaincu. Au reste les
■ doleances du sieur Sieber oiit d'autant plus lieu de iimis
« surprendre que si Ion eut procede ä soii ^gard seion la
» rigueur des lois, il eut ete prealablement incarcere et puili »"■
Damit erachtete die Freibnrger Regierung die Beschwerde
Siehei-s als erledigt. Audi seinen Murtner Interessen ging «
nicht besser. Kaum hatte er dem Kanton den Rücken ge-
kehrt, so brachte der Muriner Schulinspeklor einen unter
dem Drucke der Finanznot entstandenen und von eia^V ,
Bürgern verlangten Entwurf einer neuen OrganisaÜoi
— 13 ~-
Stadtschule ein. der die Aufhebung der Sieber'scheii Lehr-
stelle vorsah"^). Dieser den ausgewiesenen Lehrer treffende
Antrag fand auch um au eher die Genehmigung des Stadt-
rates, als die Meisten der Freunde Siebers entweder landes-
flOchtig waren oder in Freiburg hinter Schloß und Riegel
sa&en. Als er vom Beschhiü der Gemeindebehörde Kenntnis
erhielt, richtete er an sie eine Zuschrift ^^), worin er Verwahrung
gegen die in ihrem Scho&e gegen ihn ausgesprochene Ver-
dflchtigimg, als gehöre er zu den Kommunisten und Atheisten,
einlegte; zugleich erklärte er, und darauf kam es ihm vor-
nehmlich an, «seine Rechtsansprüche als Lehrer, die auf
«einem mit der Behörde abgeschlossenen Dienstvertrag be-
« ruhten, trotz des Auslreibungsbeschlusses des freiburgisclien
«Staatsrates gegendber den Stadtbehörden von Murten be-
« haupten zu wollen und da& er sich fftr so lange als Lehrer
< der Schule betrachten werde, bis ein Abberufungsbeschlu&
< erfolgt sei ». Der Schulrat beschloß, dieses Schreiben Siebers
ad acta zu legen und die ferneren Schritte, die der Ausge-
wiesene zu machen fflr gut finde, abzuwerten.
Eher als der Stadlral von Murten i-s sich träumen ließ,
kam Sieber dazu, ihm seinen Anspruch in Erinnerung zu
bringen. Die Bewegung gegen den Sonderbund war in Fhiß
geraten, Sieher schrieb ein Jahr spflier*'), in Bern nach Kräften
gegen den Sonderbund und für den Kanto[i Freiburg gear-
beitet zu haben, was ihm manches Kompliment eingetragen
hfttte, namentlich auch vom vorerwfihnten Chaloney. dem
nachherigen Staatsrat und Oberanilmann, der nadi dem
Putsche auch nach Bern gezogen war, dort mit dem frühern
Muriner Lehrer verkehrte und ihn sogar zwischen den Zeilen
lesen ließ, wie sehr man ihm dankbar sein werde. Die Verspre-
chungen aus dem Munde dieses Mannes seien es aber nicht
gewesen, die ihn zu seiner politischen Tätigkeit bewogen
hittten, sondern was er getan, habe er für die Sache getan.
In diesem Sinne auch zog Sieber als FreiwiUiger mit den eidge-
nö.ssicheu Truppen im November 1847 nach Freiburg. Er
war unter den 250 Männern, die die provisorische Regierung
wählten. Deren Mitglieder, wie er herichlet, rückten furcht-
aaiii an uiul italimi'ii liami pomadig Besitz von den f^iilin'n
Nach dieser politischen Tat kehrte er wieder nach Murtfii
zurück, indi-m er sich nicht mehr an die Ohlen Erfahrunf^cn,
die er dort gemacht hatte, erinnern wolltf. oder glutibt«. sie
hintansetzen zu dürfen zum Nnlzen der Volkssaclie. die im
Kanton Freiburg so sehr im Argen lag. Allerdings lialle fr
auch seine Forderungsrechte gegen die Stadt zu walirpn.
Siehera Wesen und (Charakter würden jV'duch ganz falsch he-
urteill, wenn man annähme, du& die materielk-n Interessen
vor allem aus seine Rückkehr nacli Murten veranla£it hatten.
Er verfolgte ein idcalero-s Ziel. Der zweijährige Aufenthalt in
dem altem Stfldlchen hatte ihm die Erkenntnis gebracht, dufi,
wenn die freiheitlichen Bestreitungen einiger Mßnner hei einem
Teile der Einwohner, rmmentlich bei der Bdrgerschaft, keinen
Anklang fanden, der (Jrnnd voniehmtich in der Tatsache zu
suchen war, daß die kleinen Bürger seit Jahrhunderten durch ^
begüterte Familien, in denen sich die Regierungsfähigkeil ver- —
erbte, von jeder Beteiligung an ÖfTcnllirhen Dingen fern ge-
halten wurden, und daß Andere mil jeder Regierung zu- — ^
frieden waren, sobald sie ihnen die Sesselherrsrliafl sicherte -^
Diese undemok rauschen Verhältnisse Murlens zu bessern, wai-^ -m
die Aufgabe, die sieh Sieber zunüchst stellle. Zu ihrer Lösun|^^ m
gab es nur ein Mittel: die Preise. Ab Manu der Tat mächtig» ^^^
er sich sofort ans Werk. Am Neujahr 1848 gründete er ein» m' -
Zeitung, die erste, die in Murten gedruckt ward. Sie erhielÄ'^;^
den Namen « Der Wächter, ein freisinniges Volksblatl >. De-^^
Mui'tner Schriftsetzer Kart Deloseji flbernalun den Druck. K-^"^"^
isl unmöglich, festzustellen, mit welchen Mittehi ilas BlaV -^^
heransgegebeii wurde, auch nicht, wieviel Abonnenten i_J]^ '
fand, und ob die zum Bezirke gehörenden prolestantische^^^^s^^
Dörfer es untei-sldtzlen. Wahrscheinlich werden die FreuntT— ^^
Siebers die Kosten be-slrillen haben, soweit sie niehl durcm^cz^
Abonnemente , 30 Balzen für das ganze Jahr , gedecfl- ^^
waren. Vielleicht auch glaubte Sieber, er werde, wenn ^^
wieder als Lehrer urigeslelll oder wenn ihm die verlan^^S"**
Knischadigung ausgelichtet würde, mit seinem Gehalt, (^B ^^f"
lö
seiner einrachcn Lebenswoise mehr als genflgte, das piiliü-
zistUclie Unternehmen fördern können. Sein Gesuch um
WiederansMIung als Lehrer erhielt aber bereits am 23. Fe-
hmar eine venieiiiende Lösung, 'indem der Gemeinderat auf
eine durch Sielter provozierte Anfrage der Regierung erwi-
derte, daii von einer Wiederwahl nicht mehr die Rede sein
könne, weü die seiner Zeit von ihm hDkleidele Lehrstelle
nufgehoben sei'"). Die ein Jahr 7.uvor entstandene Bewegung
gegen die Schnlmeisler hatte .«ich noch nicht gelegt. Andere
der früheren Kollegen Siehers sollten dem wegretii'ganisierten
Lehrer folgen. Damuf lieziig sich die am 2!t. Mftrz vom
■«Wächter» gebmchte Notiz ^"|. daü gegen einige derselben,
« von deren geistiger Uelterlegenheil der eine und andere
« eifersüchtige Zopf sich ohumSchtig fOhle, sich eine schflnd-
"• liehe Intrigue entspinne >. Kin Mitglied des Stadtrates hatte
«iSmlich den Antrag ge.stellt, es seien alle Lehrer al-s provi-
sorich zu erklären. Wie eine aus Lehrerkreiseii stammende
Korrespondenz hervorhob, trug num in gewissen Hegionen
immer noch den Glauben zur Scliau, daü »die in letzter Zeil
■• stattgehabte ^sehr uatOrliehe und gesunde) Agitation im Be-
" zirk Murten durch die an der Stadtschule an^estelllen
-Lehrer hervorgerufen worden sei •. Der Streit spielte in den
-" Goiifedere » hinöher, indem ein Muriner Korrespondent die
Behauptungen des «Wächter» zu widerlegen suchte und den
Murtner Lehrern vorwarf, data sie sich mehr mit Politik als
milder ErfGlhmg ihrer BerufspHichten beschflftiglen ''"l. Darauf
antwortete nicht nur die gesamte Lehrerschaft mit einer ge-
pfefferten Enlgegung, sondern der stadtische Schulrat sah
sich genötigt, der Wahrheit das Wort zu reden, indem er den
Lehrern das im * Wßchter » "") und im « Conf^döre » '") Ver-
öfl'enllichte Zeugnis au.sstellte und den Korrespondenten als
einen gemeinen und gehässigen Ehrabschneider bezeichnete.
Trotzdem war aber mit den allerbesten GrOnden bei den
Murtner Behörden nichts mehr fdr Siebers Lehrstelle auszu-
richten, auch ans den Gemein dei-echnungen ist nicht ersicht-
lich, i\a£i ihm eine Vei^Otung entrichtet woriien. Dagegen
~" (chloEi der R;il. den = Wrtchter » in dem .Sinne zu f.V-
— 16
dem. dass ihm sämlliche Inserate amtlichen CharaJcters
übergeben würden. Ein Gesuch des Freiburger « Confeder^ ».
des seit Neujahr bestehenden liberalen Blattes, ihm eine Un-
terstützung durch AklienObernahme zukommen zu lassen,
ward abgewiesen, indem es Murten zunächst obliege, den
, Wächter" zu begünstigen").
Dieses Blatt erschien jeden Mittwoch, Bezeichnend für
Murten ist, da£i dort kein Exemplar desselben zu tindeii ist.
Die Bibliothek der gemeinnützigen Gesellschaft zu Freiburg
besitzt 68 Nummern, die Nunimeni 1. 10. 71 — 77 fehlen.
37 Nummern, worunter die sieben letzten, nicht aber die
Programmnummer, waren vor kurzem bei einem Antiquar in
Slans erhältlich.
Die lokalen Verhältnisse, unter denen die Zeitung ins
Leben gerufen wurde, imrf die dürftigen Mittel, auf die sie
zählen konnte, versprachen ihr keine lange Lebensdauer, nb-
gleich der frische Wind, der durch das Land strich, solche
L^nternehmen zu begünstigen schien, und wie wohl Sieber
seinen gro&eu Mut und .seine ganze geistige Kraft daran
setzte. Anfänglich fehlte es ihm auch nicht an Aufmunte-
rungen. Im Februar lobte ihn einer: „Es gefallt uns. Herr
Wächter, daß Ihr für das Volk schreibt". Sieber anlworlele:
„Es soll immer geschehen. Viele sind, die es wnhl meinen,
aber Wenige, die ein Opfer bringen*'). Ein anderer Frei-
bui^er Kurrespondent schrieb ihm "*) : „Arbeite thfltig für
die heilige Sache des Volke.';. Vielleicht bekommst du auf
dei Erde den verdienten Lohn nicht, aber im Hinmiel er-
hältst du ein schönes Plätzchen : das will i <ir schriftlig gfl".
Nicht nur für die Muriner, .sundern für das deutsche
Volk des Kinitons liestimmt, sollte der « Wäciiter » dazu
dienen, es politisch zu erziehen. Erreichte da.s Blatt diesen
Zweck? Wer es riachliest, erhält den Eindnick, daü es über
die Köpfe der Gro&zahl der Muriner Leser hinweg geschrieben
war. Darin liegt einer der wesentlichsten Gründe seines wenig
na<;hhaltigen Erfolges. Zwar begrüßte der Confed^r^ am 8.
Januar*-') das Erscheinen der neuen Zeitung mit den Worleni
.N(.i
sah
luons avec joie I appai
■ition d'une feuille
parei
itlei
17
en Mairent les habitaiits de la partie allemaude du canton,
[Mjurra faire im bien itnmensp an pays ». Indem es so seiner
Hoffnimg Ausdruck gab. unterlag das Freibnrger Oi^an wohl
eiaer Tflnschiiug, denn die dentschen Katholiken des Kantons
waren für die Ansichten und Bestrebungen des Zfln-her Demo-
kraten noch lan^e nicht reif. Dazu kam die geheime imd
später dann olTene Opposition des Miirtuer Patriziats, das
keine Gelegenheit unlienOtzt lieii, die Zeitung zu veHfichtigen.
Am 13, Januar schon suchte ein Muriner Korrespondent des
„Coüfedere" "| den „Wftchter" herunter zu machen, indem
er dessen Redacleur fftlsdiUclierweise mit der Autorschaft
eines in Mnrten veröffenthchten Neujalirgedichts lieziehtigte,
beifOgend. da6 ein in so trivalem Stile geschriebener Ergufi
sei „ giiere propre ä eclairer le peuple et ä donner essor ä
des id^es geuereuses et liberales". Sieber bestritt, da£ seine
Zeitung mit dem fraglichen Gedicht, dessen Text nicht er-
halten ist, in irgend welcher Beziehung stehe. « Da man alier
„ an jenem Produkt Anstoß nehmen will, schrieb er am 19.
^ Januar*^), wahrscheinlich weil es die SonderbQndler lächer-
^ lieh macht, diese edelsten Volksbegiftcker neuesten Datums,
„so versichert der „Wächter", daß es hier von einer sehr
-„ zahlreichen Gesellschaft freisinniger und gebildeter Mfiiuier
w mit der ungezwungensten Lustigkeit wiederholt gesungen
,„ worden ist, wie es sich denn überhaupt des allgemeinen
3, Beifalls von Seite derjenigen zu erfreuen gehabt hat. welclie
T, Scherz verstehen. Gewisse haihliberale Feinschmecker in
, Freiburg, die mit den Wölfen heulten, als diese den Ton
«angaben, und eidgenössische Kreuzlein auf die Brust hef-
-teten. als man ihnen aus der Patsche geholfen, sind hier
, keine Autorität ".
Dieser erste Hieb auf die Liberalen von der JustemiUen-
rasse, wie er die, seinen in sie gesetzten Erwartungen nicht
entsprechenden Leute der provisorischen Regierung nannte,
sollte nicht der letzte sein, hatte Sieber ja schon i» seinen
NeujahrswQn sehen diesen , Zöpfen voll Lftus' und Nüj' einen
scharfen Strfihl, der tief bis auf die Haut eindringe", ge-
wünscht '*).
Für die überall sich kundgebenden freiheitlichen Bewe-
gungen in seiner Zeitung energisch einzustehen, war ihm
ebenso selbstverslttndlith, als die Fonierimgen der Volksreehte.
der Volkswohlfahrl und die Notwendigkeit der sozialen Re-
formen mit Nachdruck den Regierungen in Erinnerung zu
bringen. So niahiite er die Regierung von Freibiirg daran *^.
die Auatrocknung des groläen Mooses nicht mehr langer hin-
ausschieben 7.U lassen, da dieses Werk, eine tmab»ehl»are
Reihe guter Folgen haben müsse; in einem anderen Artikel:
„Sind die Armen auch Menschen" ") schilderte er eindring-
lich, wie sehr es bisher der Staat vernachlflßigte, der Gro6-
zahl seiner Bürger durch eine gute Erziehung das Lebens-
glück zu sichern. Aber wie könnte es anders sein, bi-tonle
er wiederholt, wenn die Regierung und mit ihr die Beamten
glauben, sie seien nicht fOr das Volk, sondern dieses sei für
sie da. „Ruft man das Volk nie auf. sich über öfTentUche
Angelegenheiten auszusprechen", lie& sich ein Freiburger
Korrespondent des , Wächter" vornehmen, „so würdigt man es
herab, statt sein moralisches Bewußli^ein zu heben; man pro-
voziert so gewaltsames Ansichrei&en hartnackig vorenthaltener
Rechte; man bilde sich doch nicht ein, da& die Regierung
lange ohne die Unterstützung des Volkes marschieren könne:
anstatt es sich zuzugesellen, demütigt man es. Aber der Gegen-
stoß wird nur um so furchtbarer sein""'), „Die Furcht vor
dem Volk mulä schwinden. So lange diese, rief Sieher der
Regierung in seinem Artikel: „Der Große Rat und das Volk"
zu°"), nicht durch größere Liebe zu demselben, durch größere
Achtung vor seinen Rechten verdrängt wird, wahrlich! so
lange wandeln wir den Irrweg und es Ist i-ein unmriglich,
daß unser schwaches politische Leben sich kräftigen und das
Volk in allseitiger Betätigung vorwärts bringen könne. Dieser
höchst verderbhche Irrtum, dessen Bekämpfung ihe Lebens-
aufgabe demokratischer Journalisten sein muß, hat schon
mehr als einer Regierung die vorteilhafteste Stellung ge-
kostet: es wird manche andere noch stürzen". In jedem Falle
aber dürfe sich das freiburgisclie Volk der in der Wahl der
Beamten liegende Bürgschaft gegen Verletzung seiner Rö(
19
nicht entschlagen'')- Sieber beantragte deshalb eine Petition
an den gro^n Rat, um auf beförderlichste Ausarbeitung eines
VerantworIlichkeiLsgesetzea für die Beamten, welches für die
unfähigen und schlechten unter ihnen eine Zuchtrute, für das
Volk eine Schutzwehr sei, zu dringen ^'|. Ein Bürger dea
deutschen Bezirks schrieb dem „WSchter" im Mai^*|: pünler
der neuen Ordnung der Dinge haben wir Foumier's Stufen-
Fegiment nicht mehr, aber eine Bureaii- und Plätzearistokratie,
die zu einem Plätzefiatnziat faktisch sich auszubilden droht.
Platze und Aeinter werden nicht nur an Aristokraten oder
wenigsten» an BOi-ger vergeben, die für den Fortschritt Nichts
wirken, sondern man zieht selbst diejenigen vor, welche unter
ttllen Umständen passiv sind, überh&ufte Geschäfte haben und
überflüssigen Reichtum besitzen. HotTnungnvolle, tätige, dem
Fortsehritt huldigende Mftnner, die nur besitzen, was sie ver-
dienen, werden nittlil erhört. Einige Justemilieuaner dagegen
mOssen mit ehrenvollen Aemtern überreichlich bedacht sein".
Folgerichtig kam dann Sieber dazu, nicht nur die Frage auf*
! zuwerfen ^) : „Wenn ein Staatsmt auf die Tagsatzung geht, be-
zieht er dann auch noch während seiner Abwesenheit die
Besoldung eines Mitgliedes eines Staatsrates?", sondern bei
Anlaß der ersten Nationalrats wählen zu verlangen; „ dafe
vom Nalionalrat unbarmherzig alle Beamten ausgeschlossen
werden müssen, wenn das Volk einige Garantie haben will,
da£i seine Repräsentanten sich nicht mit den Kantonsmenschen
idenlißzieren. oder mit andern Worten, dafi seine Vertretung
nicht zur bloßen Komödie werde*"*).
Von der Unerlä&lichkeit der sozialen Reformen handelnd,
erklärt der Redaktor des „Wächter": „der politischen Irr-
fahrten sind wir niQile; versuchen wir's, auf socialen Boden
zu treten", '^| weissagt aber '■''), da& „die Bourgeoisie wird
nun allerlei politische Reformen vornehmen und genügsam
die Steuerruder des Staates ergreifen. Die egalitö und fra-
teiTiit^ (Gleichheit und Verbrüderung) ist ihr blo&ea Trugbild.
Aber den Schrei des Elendes überhört oder mi&achtet. den
Ruf der Zeil verhöhnt und eine Revolution, — blutiger und
grausamer als alle, wird das gesellschaftliche LOgenwerk um-
20
sto&ei) und auf den dichgesfleten Hftuptern der Menscliheib-
verrfiter das Reich der Freiheit und Gleichheit aufbauen". —
nUeber wie viele hlutige (abgeschlagene) Köpfe die heilige
Trias, Freiheil, Gleichheit und Verbrüderung einherschm'lfn
wird, hängt ab von der Thorheit und Zähigkeit der Geld-
aristokratie" ^"•).
Es ist nicht gluubwürdig. daÜi die Murtenbieter diesem
gewalttätigen Rufe nach sozialen Reformen viel Verstfindüi»
entgegenbrachten. Dagegen ist gewiß, daü die Sprache, in
der sich Sieber und einige seiner Mitarbeiter ergingen, nur
vorübergehend gefiel und schließlich Anstoß erregte, nament-
lich bei denjenigen seiner Gegner, welche der Ansicht waren,
daß der hflfliehe Ton der Kraft der Beweisführung keinen Ein-
trag tun könne. Es war eben die Qberschwflngiiche Sprache, lü»
schon in Wetzikon Anlaß zu Klagen gegeben hatte. Er mehle
zwar''), sich jener Ruhe zu befleißen, die dem Volkslehrer,
der natürlich über die Flegeljahre hinaus sein müsse, wohl
erlaubt sei. Seine Gegner glaubten aber diese Ruhe in der
von ihm gefährten Polemik nicht zu finden. Der ,Cw
fed^r^" z. B. beklagte sich bitter"'): „On se rappeUe qu'i
l'occasion de la nouvelle Constitution fribourgeoise nous avou
voulu diacuter principes avec la Sentinelle moratoise („ Wflib-
ter"); on nous a ril'pondu par des sottises; on nous a ti&it^
d'äne, de b^Ittre, de jusle-milieu. d'öleve des j^suites. etc.
Depuis lors il n'est pas de nuni^ro du „Wächter" oü iifflB
n'ayons et^ injurie; il est vrai que nous n'avons po» et^ seul
en butte aux attaques de cet obscur Journal : le gouvemement
la Di^te, enfin tout ce qu'il y a de plus respeclable 4 FH«
bourg et en Suisse, en ont eu leur large part ". Obwohl dieser
Auslassung des Regierun g^organs der Vorwurf zu übertreiben
nicht erspart werden kann, so ist doch zuzugeben, daß Sie-
her» hohe Meinung von sich selbst ihm nicht immer gestaltete,
die Gegner richtig zu würdigen, wie sie auch diese oft vw-
hiiuierte, ihm gerecht zu werden. Die Zeitungsfehde nahm
im Laufe der Zeit eine solche Verbissenheit an. da£ er box
wenigsten mit den Worten wählerisch war. So richtete er an
den Gonfedere die Frage; _PaDi auf! — In einem der auf-
21 -
gehobenen Klöster gedenken sie ein Nairenhaus einzuri^ten.
Was sagst du dazu ?„*■") und schiieb er im Artikel^"):
^Offizieller Biindesjubel " von den Murtner Bürgern , von
denen namentlich die mit Aenitein bedachten seine An-
sichtfo Ober das Verfassungswerk nicht teilten: „ Lustig
isl's, wie der Spiefe in jedem Mistkäfer sein Portrait erkennt,
wie er schäumt und wütet Qber andere, nattlrlich überlegene
Kräfte, die an seiner Schlafltiütze zupfen. Wie der Spie£i in
dieser Beziehung der personifizierte Blftdsinn ist, so die per-
sonifizierte Gemeinheit rücksichllich der politischen Grund-
satzlosigkeit". Seine zur provisorischen Regierung stehenden
Gegner bezeichnete er als Schafskopfliberale, Quarlalzapfen-
ritfer, als charakterlose, feige, durch und durch korrumpierte
Liberale, mit denen er möglichst selten zusammenkommen
werde und dann nur. um sie wie lästige SchmeiEifliegen auf
die Seite zu schlagen ""). Da& dadurch die Gegner sich zu Ei^
widerungen hinrei&en lieD^n, die nur durch grobe Sprache
sich auszeichneten, oder die seine Fähigkeiten sowohl als seine
diieigennützigkeit in Frage stellten, war unvermeidlich. So
erwuchsen ihm überall Feinde, die, als sie ihm mit der Wahr-
tieit nicht beikommen konnten, zur Lüge Zuflucht nehmen.
Die Gründe, die in dieser Sachlage ein greifbares Ergeb-
■ni-s seiner Tätigkeit verunmöglichlen, suchte er nicht in sich,
^sondern in der mangelnden Volkserziehung, über die er sich
in einer Weise ausließ, die nun allerdings zeigte, daß er als
%Qchtiger Schulmann die Mängel des damaligen Schulwesens
■ichtig erkannt hatte. In einem Artikel, betitelt „Volkaer-
aiehung im Umkreise" sagte er"'):
„Was sind die Früchte des Schulunterrichtes ? Zum Haus*
gebrauch etwas Lesen, Scbreilien und Rechnen; dann Bil>el-
geschichte und Dognieidehre. Alles andere wird mit entschie-
denem Mi&trauen behandelt. Schon das Gedächtnis des Schul-
kindes wimmelt von überirdischen Gegenständen, deren Ver-
ständnis. Annehmen oder Verwerfen erst dem reiferen Mannes-
verslande vorbehalten sein kann. Statt sorgfältig fOr die Ver-
mittlung der innern mit der äu&eren Welt zum lebendigen
i für die sittliche Schönheit ausgehildet zu werden, mu&
22
sich das Gefohl mit einer bleisdiwereii. miljegriffenen Theo-
loRie eindrücken lassen. Daher jene traurige Rohheit, die einem
so oft entgegentritt: (üe Freude an Vßllerei, Zulenn-ißerei.
Schl^hAndelt) «nd Tierquuleii. die NaclilflJaigkeit der E^
ziehung, die Ähstiimpfung gegen Nnlur und Kunst, ^e^en
Fnmilieii-, Gemeinde- und Staalslelien. Wie kann der jiui^e
Mensch die Natur liehen, die Leiden dea Tieres mitffihlen
lernen, wenn Niemand in diese Welt ihn einfohrt. ihm seinen
Platü lind Beruf in ihr gezeigt hat, wenn er Gott nur aU
eine Ah»traktion aus dem Katechismus kennt, dessen geist-
loses Auswendiglernen ihn noch jelzt als unaiif^enehine Er
iiinerung verfolgt? Wie soll er sich für Gemeinde und Staat
interessieren, die er fast nur aus dem Erscheinen der PoÜMi
kennt?" «Für die Republik, wo jeder Bürger an den Öffent-
lichen Geschäften teilnimmt, ja ku Acmlern jedor Art be-
rufen werden kann, daher ein gesundes Urteil und mancheilä
Kenntnisse he^itKen muiä, meinte er ein ander Mal, iat eio
gutes Schulwesen die Haiiptbedingung besserer, erfreulidier
Zustände. Wenn alte urteilsfähig, gut und tälig sind, so ^nij
sie auch frei, und aus ist's mit jeder Bedrückung weltlieiitf
und geistlicher Aristokraten^^"), Ralioneile Erziehimg sflinl*
lieber Volksklassen ist die einzige feste Basis, auf welcher
die Democratie in schöner Gestaltung sich zu heben m*
mag"«'").
Von dem neuen ScJiulwesen versprach er sich jedoch im
allgemeinen nicht viel gutes, weil die Tagsatzung das Weaent>
liebste vergessen habe, nämlich das Erziebuitgswesen unter
Bundesauf sieht zu stellen *'),
In einer Reihe von bemerkenswerten Aufsätzen legte
Sieber seine Ansichten über den Stand der freiburgischpn
Volksbildung und die Mittel, ihr aufzuhelfen, nieder *"•). Ein
Schulinspektor soll ihm von der Schuljugend des Sensebe-
zirkes geschrieben haben: „Die Jugend tritt mit reinem Herwn.
mit lebendigem Bildungstrieb in die Schule, Wie .selten weil
man aber in der Schule diese guten Eigenschaften zu t*-
tätigen ! Wie oft wird nicht darin die Jugend verdorben, statt
gebildet. Bis jetzt verfolgt man keine Entwicklung, son<i
23
gemile das GegeiUoil. i'lii'ri um ciin' geistige und moralische
Versuiikeiiheit herljfiziifOliien. — Bis jetzt waren die Schu-
selbst viel zu schlecht idierwacht ; viele wurden oft
lirend des ganzen Jahres weiler vom Pfarrer noch
I der Ortsheiiörde besucht. Der Lehrer blieb sich selbst
fiberlaseen. — Die Scbulen ermangeln durchaus passender
Lehrmittel, inflividueller wie allgemeiner. Da die Kinder das
Schuhnalerial selbst anschatüen müssen, so kommt es manch-
mal vor, daß hülMose Arme während ganzer Monate ohne
das Notwendige sind, ohne Schulbücher und .Schreibniaterial.
__Po versitzen sie denn die kostl>arsle Bildungsmt im Nicht.s-
, schlafen aucii häutig auf den halten Bänken ein. So
^wohnen sie sich nn die Trftgtieil ! Lehrer und Schüler
lrro»4ten in Gleichgültigkeit und Dunmiheit. und die Schule
I stationär. — Den deuUchen Schulen namentlich man-
I durchaus gute Lehrkräfte. Die jetzigen Lehrer unter-
sten gleichsam gezwungen, mit einer Unbeholfenheit, die
ihrerken verursachen mu& ; sie haben keine innige Cber-
IBguiig von der guten Sache ; oft selkst sind sie nicht ein-
I von der Wichtigkeit ihres heiligen Amtes durchdrungen."
Was Wunders übrigens , wenn man hört . wie die
ihrer gestellt waren : „sie sind fiufeerst schlecht besoldet,
I das winzige Einkommen wird ihnen zudem noch sehr
^eimflßig verabreicht. Es gibt Lehrer, die ihre Besol-
mg noch von zwei vollen Jahren zu fonlern haben; andere
genötigt, dieselbe von Haus zu Haus zu erbetteln,
^le Gemeinden gel)en weder Wohnung noch Holz. Viele
iiulhAuser sind dumpf, eng und schlecht beleuchtet." Wie
hätte unter solchen Umständen der Ruf Siebers gehört wer-
den können : „Es ist eine der heiligsten Aufgaben der Jugend-
lehrer, in den Kindern die Klamme der Begeisterung für
Recht und Wahrheit anzufachen und ernstlich zu betätigen.
Durch die Ausbildung und Kräftigung dieser Eigenschaften
feilen sie in praklisdier Hinsicht am Gewissesten für die
mukratie, die nur auf fiecht und Wahrheit beruhen .soll" "*'),
Als endlich nach langem, für den ungeduldigen Schul-
Klim viel zu langem Hinausschieben der Entwurf des Hchnl-
gesetzes herausksm. lOgte er das kleinliche und pedantiscliel
in demselben, das von jener unglOckUchen. in den Kflpfea^
steckenden Idee des Polizeistaales konime, von jenem unse-
ligen Müstrauen gegen das Volk, von jener Staatsmaxlme,
das Volk väterlich zu i-egiereri, anstatt es an freien Inslitu«
lionen grolj zu /.iehen und allmähtig /.um verständigen Ge- J
hraiich seiner Freitieit zu hefflhigen. Vieles, die Lehrerschaft 1
betreffend, lag ihm nicht it'cht, weil es sie allzu -sehr derj
Willkür der Oberbehörden aussetzte. Namentlich nahm
Anstoß an den im Entwürfe vorgesehenen Prfimien für aus>l
gezeichnete Lehrer *'). „Die wirklich ausgezeichneten LelirerT
werden dieses Prämien Unwesen einstimmig verwerfen, meint!
er ; es bringt keinen Vorteil, dagegen den Nachteil, daß
Speichellefker eraieht I" — Die Prämien erinnern ihn allzu
sehr an Industrieausstellung und Vielizdchlerei *" ■) ; sie sind'l
ein Hohn auf die WOi"de des Lehramtes.
Dringend bat Sieber den Groüien Rat um EinfOhrungl
des Grundsalzes allgemeiner, f(lr alle Schulen ohligatorischerl
Lehrmittel: dies sei von unendlich großer Bedeutung. L^ndf
dann der nichtwOrdig minime Slaatsbeitrag ; 15000 Franken]
für das gesamte Primarschulwesen ! Ihr werdet sehen,
kßndele er, daß Ihr die Gemeinden kräftiger unterstützen müßt.
Bisher war den Lehrern auch nie Gelegenheit geboten
worden, einen zureichenden Bildungsgrad zu erwerben. Von
der im Entwurf in Aussicht genommenen Lehrerbildungsan-
stalt, erklärte Sieber, sie werde ihren Zweck nicht erreichen ;
dagegen wün-schte er Verbindung mit Bern oder Waadt durch
Konkordat, weil vorläufig wolfeiler und besser'*^). „Wiewohl
müßte es übrigens den jungen Leuten Ihun, die ganze Ge-
nerationen bilden und besser bilden sollen, wenn sie ander-
wärts in gesunderer Luft freien, frischen Sinn einatmen
konnten." Die Gnindlwdingimg "") jede» erfi-eulichen Auf-
schwunges im Schulwesen seien nebst rationellen und obliga-
torischen Lehnnitteln tüchtige, d. h. geistig regsame und
unabhängig und methodisch befähigte Lehrer, derer äußi-re
Stellung natürlich in jeder Beziehung würdig und der Wieb-
tigkeit der Aufgabe entsprechend >ein müsse. Daraus keime
25
alles andere wie von selbst hervor, „wenn In der Lehramts-
srhule Lehrer wirken, die aufopfernd dahin arbeiten, daüi
ans ihr ein Geschlecht hervorgehe, das mit der Erleuchtung
auch die Warme für alles Edle und Gute mitbringt, und das
dessen Verwirklichung zur Aufgabe des Lebens sich macht" "'•').
Sollte, was man anderwärts in schönster Fölle erreicht, nicht
auoh im Kantun Freiburg möglich sein'*'"')?
Doch zögerte da.-i Schulgesetz über die Massen, das
Licht der Welt zu erblicken ; da fuhr Sieber in herlwn Worten
los : „Behörden, die den alten erbännlichen Zustand nur
noch einen Tag länger dulden, mdssen ebenso fluchbeladen
vor der richtenden Zukunft erscheinen, als diejenigen, die ihn
mit berechneter Schlechtigkeit herbeigeführt haben. — Ein
im Volksschulwesen verlorenes halbes Jahr ladet aber min-
destens fünf Strafjahre im politi-schen Fegfeuer auf den
ROckeii der Scimldigen" "').
Sein mahnender Ruf ward nicht gehört. Das endlich
publizierte Gesetz brachte dem Schulmanne bittere Enttäu-
schungen. An andere Schul Verhältnisse gewöhnt, fand er in
ihm namenthch keine Gewähr dafür, da& es zu einem krOf-
tigeii, »eibständigen und charakterfesten Lehrerstand führen
■werde. Ohne einen solchen seien alle Gesetze und Dekrete
fürs Schulwesen Makulatur. Auch sei die ganze AulFassung
cies Gesetzes von der Stellung der Lehrer zu den Behörden
"Verfehlt und werde Knechte, Augendiener und Heuchler
erzeugen.
Wie mit seinen Ratschlägen für das Schulwesen, er-
%!ing es Sieber mit seinen poUtischen Wünschen und Anträ-
gen. Die leitenden Männer in Freiburg brachten ihm nicht nur
Kiicbt das nötige Verständnis entgegen, sondern er war auch
«Jurch seine mit der klerikalen Bewegung im Kanton zeitlich
atusammenfallende. immer mehr gegen die Regierung sich
richtende PoHtik eine sehr anrüchige Person gewonlen.
I)ak unter solchen Umständen sein Ruf für die Gleichbe-
«■echtigung der deutschen Sprache, für größere Zuverlässig-
keit der deutschen Gesetzestexte und rechtzeitige Bekannt-
ibung der Entwürfe z. B. wirkungslos verhallte "**). lag um
i
26 —
sn mehr auf der Hand, als iiicIiL nur die deuUchen Abgp-
(irdiielen ihn darin nicht untßrr^UUzten, sondern auch (tie
Deutschen üherhaupl wegen der Hatlung der Gro&rAte ilcs
SensebezirzK in Freihnrg schlecht angeschrieben waren. Hier
hatte der Wind der Unzufriedenheit, der von Murten her
kam. die Verstimmung gegen die Deutschen vertieft Sicher
schüttete öl ins Feuer, indem er einerseits die ausnahms-
weise (einseitig konfessionelle und lokale) Stellung, welche
die Muriner Deputierten seit IS30 einnahmen, tadelte iinil
ihr Aufgeben verlangte, um einer rein politischen Platz zu
machen ""), und anderseits der Regierung vorwarf, sie wo!!*
dem Volke das Licht der Sonne entziehen, ihm freies FVfl-
fen und Forscheu verkümmern, jedem edleren Streben Tör
und Tor vei-scidie&en. ihm Steine statt Bi-ot, Scorpioneii
slalt Fische vorwerfen. Wer das tue. sei ein Feind dir
Republik, ein Verrater der Freiheit : sei er ein Prfllnt oder
ein Deniagog, ein Konservativer oder ein Radikaler. Furl
mit ihm '■"'■) ! Der Confödere aber gab der Lage mit fnl-
genden Worten Ausdnick :
« Le plus grand calme regne dans ies districts frant;«*
du cantoii : il n'y a d'agitation que dans la partie alleinando,
surtnul dan« le district de Mnrat, grilce aux uienees de ipiel-
qiies ^trangers peu digiies de Ihuspilalite que nutre eaiiton
leur aecorde. Les districts de la Singine et du Lac Äont
r4ellement un embarras |iour notre ranton ; ret embarras, il
n'y aurait {ju'un moyen de le faire dis|>arallre: la rfiforme
du pacte '". Gleichzeitig veröffenllichle der Conf^M eine
Artikelserie Ql>er diesen sehr wichtigen Gegenstand, aus der
hervorzuhelwn ist '') : „Selon nous. — il y aurait enci>re
une autre. non moins importanle qnestion A n^oudre,
ce serait celle de savoir s'il ne convieudrait pas d'apportfir
& la division du tenitoire de la Suisse en 22 cantons. le«
changements que l'experience des temps a dämonlrte nicw
saires. Gelte question na encore et^ touchee par personne
avant nous. — Mais avant d'entrer en matiöre .«iir cell*
que-ition, nous devons reijainer contre l'interpretation (pw
l'on s'enl pln ä domier a une phrase de uolre domier HU-
27
macl
inleii
Morr
I plus
nous
m^ro". In Miirten war näinlkli einigen Anliflngem der
ftegieriing der Satz aufgffaUen, dalt die deutschen Bi^zJrlic des
Sees und der Sense der Entwicklung des Kantons nur liinderlich
aeien. Sie unterüe^n nicht die Hc<laktion aufmerksam zu
machen, daß maii peinlich, heröhrt sei. Diese erklärte nun :
luus avouons que le mot < embarras > est un peu vague et
it donner Ueu ä Interpretation. Mais on a cru que nous
mettre sur la meine ligne les denx districls [larlant
allemand : or nous devons declarer qne tel n'a pas ele iiotre
Intention et que nous sommes loin d'attribner au districl de
Mural tuut entier les excwitricitfe de tel nu tel ecrivailleur
plus Oll nioins interesse ä agiler le pays, L'embarras dont
nous voulons parier, se rattache a un tont autre ordre d'i-
ä&es; et ce n'est que quand nuus uurons expose notre
itßme de reconstitution cantoiiale de la Suisse que Ton
irra bien cuniprendre ce que nous avuns voulu dii'e". Der
luch des Cunri^dere, das unglQckliche Wort ■ emhtirras >
idgerechl zu machen, lautet so : „Nous avons la convic-
qu'un remaniemeut de la carte de la Suisse est ahsolu-
;ot necessaire et que cette nöcessit^ resulle des ditferences
profondes qui säparent ceilaines populations que les Irait^s
de 1815 ont reunies aous un mßme gouvernement (waren
Sense- und Seebezirk nicht vordem liereits freiburgisch ?)
Ces difTerences ont foit iiaitre des antipathies dont nous
avoiis pu apprendre ä connaitre les fächeuses cons^quences.
Les troubles qui, a plusieurs reprises, ont agit^ le Jura her-
nois. n'avaienl pns d'autre cause. — 11 eii est de infme de
la partie allemande du canlon de Friboui^ et c'est pour cela
que nous avons dit que le diafrict allemand et celui de Mo-
rst i^taient un veritable embarras pour notre canton. —
Conmie on voit, les traites ont reiini des populations entre
lesquelles les moeurs, les lois. la religioii, tnais surtout la
langue, avaient etabli en quelque sorle un miir de separa-
C'est la un mal grave auquel nons devons remedier.
it ce que nous proposons de faiit> au nioyen d'^changea
terriloire entre certains cantons. D'abord on separerait du
de Berne : 1) tout le Jura fiant^iis. c'est-ä-dire les
districts de la Neuveville, de Courtelary, de Montier, des
Franches Montagiies, de Porrentmy el de Delenioiit, formant
une popiilatioii de 71000 ämes, qui seraieiit r^uiiiä au cantoii
et republique de Neiirhfitel : 2) le district (alleiDaiid) de
Laufon. peuple per 5.294 habitants catholiqiies, que Von
joindrait au canton de Soleiire. Le cantoii de Beriie recevrait
eil conipensatioii : 1) toute la partie alleinaride du canton de
Fribourg, aoit le district allemand et le district de Moral,
sauf le Vully, c'est-Ä-diie, une population de 24.000 Arnes
euviron ; le district protestant de Bucheggberg dan-s le can-
ton de Soleure, peuplä par 6.000 habitants".... "|.
AulTallend ist. daß Sieber diese Ausführungen nicht
aufgi'ifr, iini mit ihnen die, wie wir sehen werden, im Muj'
tenbezirk aufti-elenden Trennungsgelüste zu unterstützen.
Man wird wol sein Stillschweigen damit zu erklären haben,
da& tT die Cbelstände. welche der Confedere hervorgehoben
hatte, weniger durch eine Umgestaltung der Kantonsgrenzen,
als durch die einheitliche RepubUk einerseits und durch die
Hebung der pulitischeu Bildung des Volkes anderseits be-
.seitigen wollte. Ln betreff des Kantons F'reiburg namentlich
entsprangen für den Muriner Demokraten alle das Land in
Unruhe versetzenden Konflikte nicht nur ans der schädlichen
Einwirkung der Geistlichkeit, sondern hauptsachlich aus der
mangelnden politischen Bildung des Volkes. Neben der
Presse sah er nur ein Mittel dieser aufzuhelfen : die Volks-
vereine. Indem er in Murteii den „Wächter" ins Leben rief,
trieb er auch zur Gründung eines solchen Vereins. Alles
für das Volk durch das Volk war dabei sein Wahlspruch ''),
„Wo die Regierung und ihre Anschauungs- und Handlungs-
weise im Volk wurzelt, wo es sich mitinteressierl weiß Ijei
jeder Vorkehr : — wo jeder dem andern gleich, keiner be-
vorzugt ist : wo die Leiter des Staates nicht Herren und
Gebieter, sondern Diener des Volkes sind, wo alles für das
Volk, mit dem Volk, und durch das Volk geschieht, da
glaubt der Wächter, entstehen solide Zustande und feste
Däiniiie gegen das nimmer ruhende Fluten der Reaktion*
-auch ohne staalsklnge PraventivmaJjregeln" , dun
Amtsdauei' nach Wahlen, die oft ein Ergebniß dps Augen-
blicks sind, und durch „starke Regierungagewalt. Mit Leib
und Seele in und mit dem Volke und fßr dasselbe leben,
das sei die Aufgabe seiner höchsten Beamten". „Diese For-
derung, ließ sich ein Gleichgesinnter aus der Hauptstadt ver-
nehmen '* ')■ darfst du noch oft wiederholen, bis sie von
allen Übelhörigen vei-standen wird. Sie legen sich schon
auf die trage Haut, wie wenn bereits schon Alles getan
wäre. Sieht man aber genauer nach, so stecken wir noch
bis über die Ohren im alten Morast. Denn unsere Aufgabe,
die sittliche, geistige und materielle Erhebung unseres Vol-
lst nicht (las Werk eines Vierteljahres". Was der
Vflchter" namentlich verpfinte '" ''), das waren die politi-
I Schmausereien, nach denen man. wenn der Dampf
des Weines verflogen sei, in trfigem Nichtstun dahinlungere.
Auch berichtete der * Nouvelliste vaudois > '* '), „in Frei-
burg treten die Bedürfnisse des Landes, die Dringlichkeit der
Lage zurück vor dem Wunsche eines Deputierten, heim zu
gehen, um Weib und Kinder zu umarmen, nachdem er —
zwei Tage fortgewesen I In Freiburg ist es einem guten
BOi^er unmöglich, sich während vier Tagen unausgesetzt
den gesetzgeberischen Arbeiten zu widmen ; in Freiburg
vertagt man sich vor einem Feste, man vertagt sich vor
einem Markt, man vertagt sich bei jeder Gelegenheit". Diese
gewiß übertriebene Schilderung der gesetzgeberischen Un-
tÄiigkeit. über die er sich übrigens oft beklagte, spornte Sie-
ber aber zu erhöiiter Tätigkeit an.
Bei der Bildung eines Volksvereins in Murten konnte
er nicht stehen bleiben. Er bemühte sich, solche auf
dem Lande zu gründen '*). Ihnen maß er eine große Be-
deutung für Murten bei, wie er in berndeutscher Mundart
dartat "): „Im Bezirk Murten hei so Vnlksverein (io ne
andere Nutze : d's Landvolk het gege d'Stadt geng es
g'wüsses Mißtrauen. Wenn de der Bur Sbe immene settige
Verein frei si Meinig darf sftge und sis Wort de andere
Mitgliedere und de andere Volksvereine im Kanton g'fallt,
muß de, wenn der Bur g'^^ehl, daß das o öppis gilt, was
30
er seit, li's verschwinde: d'E Mi&liaiieinigkeil, die Qsem Be-
zirk so noth thuet, wird dadurch herg stellt, und i glaut>e.
da& der Bezirk Murteii uf da Weg stark wird uud daü er
großes leiste clia."
Versammluiigeu des Volksvereins wurden auf dem Lande
abgehalten ; ihre Erfolge scheinen aber keineswegs nachhal-
tige gewesen zu sein. Wenn auch anfflnglich reger Eifer
gezeigt wurde, so erlahmte er doch bald vor der Ergebnis-
losigkeit der Täligkeit der Vereine. Daß die Freiheitsbfiume
im Murtenbiet umgehauen wurden, als der Gro&e Rat dem
Volke die Abstimmung Hlier die Verfassung entzog, war wol
geeignet, der gesetzgebenden Behönle zu zeigen, was die
Murleiibieter von ihr hielten, aber viel war damit nicht er-
reicht. Im Laufe der Zeit ti-at auch an den Tag. da£
Manche mit der rücksichtslosen Draufgängerei Siebers nicht
einverstanden waren und da£ ein großer Teil des Volkes
sowol nichts tat für die Verwirklichung seiner in Vielem
der Zeit voraus eilenden Bestrebungen als auch keinen Sinn
hatte für die von ihm angestrebte konsequente DurchfQhrnng
der demokratischen Grundsalze. An diese war man in der
ehemaligen gemeinen Herrsehafl der gnädigen Herren von
Bern und Freibnrg nicht gewöhnt; ja. meint der „Wächter",
< der Freiburger ist, scheint es, zum Unterthan geboren; er
beschäftigt sich nicht gern mit rtlFenlhchen Angelegenheiten;
das wfire ja verlorne Zeit oder könnte wohl gar als straf-
bare Usurpation der Rechte der Regierung ausgelegt werden '**).»
Das Bedenklich.sle war aber, daß man immer mehr denjenigen
Gehör schenkte, die die UneigenuQtzigkeit Siebers in Zweifel
zogen, obwol er nichts unterließ, nm die Mitbürger von seiner
Selbstlosigkeit zu überzeugen. So entstanden ihm Schwierig-
keilen, die ihn zu Fall brachten und die Tfiligkeit des Volks-
vereins Ifthm legten.
Der aus der Unterlanenzeit überkommene Mangel an
fester Überzeugung, von Sieber richtig erkannt, konnte nicht
durch einige gutgemeinte Zettungsarlikel beseitigt wenten.
Wahrsi'heinhch ist sogar, daß sein Artikel : „sich kompro-
mittieren. Ein Wort an die Liberalen" ''"), eher die gegi
31
teil^^ Wirkung hatte, denn viele mußten ihr BiW in der
gegebenen Schilderunj^ der Lauen und Charakterlosen wie-
derfinden :
„Im entscheidenden Augenblick mu& man schwär/ oder
weiß, man darf nicht grau sein. Von jedem wiixl also eine
Überzeugung gefordert. Wenn nun auch die sogenannte
politische Überzeugung bodenlos ist, — so möchten wir es
doch für einen großen Gewinn ansehen, daß jeder auf eine
bestimmte Seite sich zu stellen wagt, sei es zu den Böcken,
sei es zu den Schafen. — Es gibt Menschen, die rechl gut
mitmarschieren könnten, die das Prinzip und die Mittel,
ihm Geltung zu verschatTen, recht gut begreifen, die jedodi
rechts oder links anzustoßen befürchten, die fOrehten, sich
dort ein unfreundliches Gesidit. hier einen lauern Gönner,
dort einen abtrünnigen Klienten oder Kunden, hier gar einen
erbitterten persönlichen Gegner zu zu ziehen. Dem Simpel
oder dem geckenhaften Taugenichts, dem Genußsüchtigen ist
„Neutralität" im Parteikampf, ist lau wasserwarmes Soßtun,
ist Schlotter und Schwanken, ist judenmäßige Achselträgerei
und die schamloseste politische Charakterlosigkeit wohl ei^
laubt, nicht aber dem Einsichtigen, der sich selber achten
gelernt hat. Die ihm aus entschiedener Haltung erwachsen-
den Nachteile oder Vorteile werden gewiihnhch zu hoch an-
geschlagen, und wie immer, flieht das Gespenst, wenn man
ihm nur mutig ins Gesicht langt. Aber aucJi bei drohendem
Risiko kann der Ehrenhafte seine Maimeswürde nicht an
eitlen Gewinn setzen. Über Alles geht Ehre, SclbstachUmg,
Stolz. So ein wenig Klugheit isl der Anfang zu viel Klug-
heit, und unvermerkt gerät man so auf die Bahn der grund-
satzlosen Unentschiedenheit. Man sieht sich bei jeder innern
Regung um, ob nicht vielleicht ein Lauscher den Verrfiter
mache : man flieht, wie Peter Sehlemihl. vor seinem eige-
nen Schatten. „Da will ich nicht mitmachen, will mich zu-
rückziehen ; es ist immerhin besser, machens die andern !
Ich — ich könnte mich kompromittieren !" — Aha. kompro-
mittieren ! Gut. Nur SU ehrlich eingestanden ; dann wissen
wir doch, woran wir sind. Denjenigen, welche bis jetzt fest
- 32 —
und treu zu der demokratischen Fahne der Radikalen gehal-
ten haben, möchten wir den Rat geben, nie ans Kompro«
mittleren zu denken und sich Jene hundert Schritte vom
Leib zu halten, die mit superklugen Mäßigung und Herren-
dienerei eine Gunst, ein Lächeln, ein — Ämtchen etc. zu
erschleichen suchen. Gradaus — und soUt's dem Teufel ein
Ohr kosten."
Aber nur zu bald mu&te sich Sieber überzeugen, dafi
die von ihm verfochtenen Ideen, wenn nicht dem Teufel, so
doch ihm mehr als ein Ohr kosteten. Durchaus selbstlos,
wie er in Allem war, was er tat ; durchdrungen von der
Richtigkeit seiner Anschauungen, deren Sieg er in nächster
Zukunft erwartete, ging er nicht darauf aus, die Gunst der
Behörden zu suchen und zu gewinnen. Was lag ihm, dem
Volksmann, an ihr! Die Feindschaft des Murtner Stadtrates
oder der Regierung von Lolohuhu, wie er den „kaum zu
schätzenden und nicht abzusetzenden Gemeinderat" nannte,
dessen stehendes Gebet sei : „Spiefebürgerei verlaß mich
nicht" ^'), machte ihm keine Sorgen. Er kehrte sich auch
nicht daran, daß die Feinde im Rate in Freiburg gegen ihn
schüren halfen und gleich beim Erscheinen des „Wächter"
(Kmi Ton anschlugen, mit dem Siebers Freiburger Zeit aus-
klingen sollte: „man wird bald die Geisel zur Hand nehmen
und die fremden Fötzel dem Teufel zu jagen !" '^^) Unbe-
kümmert um das, was gegen ihn unternommen werden
konnte, ohne Furcht vor der „tölpelhaften BrutaUtät,^ „der
chinesischen Brutahtät,*^ wie er die Jagd auf die Fremden
nannte '^), schrieb Sieber rücksichtslos und mutig drauflos
sowol in allgemeiner als in schweizerischer und speziell frei-
buru;ischer Politik. „Wir würden uns schämen, rief er aus*'^).
auch nur ein einziges Mal im Leben Menschenfurcht gekannt
zu haben. ~
WeiHi er die ivpublikanischen Regungen in den. die
Schweiz umgebenden Staaten mit freudiger Hoffnung den
Lesern mitteilte und für die Unterdrückten seine Lanze ein-
legte, so kt>nnte er. der überall, den Stutzer in der Hand.
zu Hülfe eilen wollte "'^K nicht umhin gegen die Tagsatzung
m
aufzutreten, weil sie sich allen nii^^wlifligeii Kontlikfen gegen-
Qber neutral verliielt. Nenlcal bleibten, erklärte er am 29, A[iril
io seiiietn Blatte '■'), nachdem der Muriner Volksvereiii nm
selben Tage beschlossen hot!e, an den Groüen Rat eine Pe-
tition ^egeii die Nt^ntralitfit k Und (»rix tyi sihirken ""), heifit
kalt und teilunhmlos den Leiden und Freuden Anderer zusehen ;
Neutralität ist nichts anderes als Faulheit. Untätigkeit und
Omrakt«rlosigkeit, ein feiges Verkriechen ins Schneckenhaus
der Selbstsucht '**"). Die NeutralitäLskummisäion der Tagsatzung
habe der NenIralitAt eine wächserne Nase angehängt, und das
sej imch da* Traurigste. Während man die Londiardei im Stiche
lasse, gebe man /.ii, daü iler nea[)olilanisclie Henker Schwei-
Eersöhnc zum Vtilksinord konniitindiere. Hat die Schweiz,
empörte sicli Sielier, nnr Knpilultilinneii gegen die Völker,
keine für dieselben ? Von der veralteten. nnvulkslOmliclien.
abgestorbenen, kostspieligen, sflfüsanten nnd diplomatischen
Tagsalzung, mit der der Begrilf langweiliger .Strohdresche-
rt'i unzertrennlich sei : die seit l>einahe einem Jalne an neuen
ßalkeii zinimei'e und am ICnde die alten wurmstichigen wie*
der fOr die besten halte '"- : die viel zu viel mittelalterliche
Rücksichten trage, viel zu viel nimötige Klopffechlerei treibe,
>Hel zu wenig Sinn f(lr Zeiilralisittioii habe ; die Anüerst we-
nig Garantie biete fOr eine radikale Hefurm der eidgenös-
sischen Verhältnisse : die wuhrscheinUch „in Bei-ücksichügung
der historischen Grunilluge" die alte Jacke mit einigen neuen
Luppen nicken und in diese das geduldige Schweizervolk
stecken werde '"'') : von diest-r Tagsalzung. die unfruehtliar
sei. wie Madame Sarah selig, war jedoch seinra Erachtens
nichts anderes zu erwarten ""). Freilich, wenn man sich
nimmennehr zu helfen wisse, wende man sich an dieses alte
Weib, das immer ein gutes Sfllblein in der Tasche habe, um
die Verrenkungen <ies h. Vororts zu heilen "'"1.
Seinem Unrniith über ilie betrübenden Zustände und
die Uhnmacht der Tagsatzung machte der. von Enttäuschung
zti Enttäuschung eilende Demokrat in einem im Juni an die
oberste Landesbeliörde gerichteten ofTenen Sendschreiben
Luft : "I „Den Sonilerhnnd ImbI Ihr aufgelöst, rief er ihr
- 34 -
zu. und dafOr LoIj iinH Dank (,'perntet. Ich moJnerscite fabf
Euch nie f;edankl, weü ich die wolhegrOiniete t'berzcugiing
halte, Ihr vnrdicnl eü nicht. — Hat niclit die gro6e Mcn^
von Euch wie Espenlanl» gezittei-t, als der Bcschliilj wiiii-r
den Soiiderbuiid Euren Lippen malere vous eiilfahn-n war?
Hftttet Ihr je. ohne den Trotx der Verblendung, welche lüf
SniiderhQudier in der H«1Tniuis auf franzöftische und rtsttT-
reichiflche Holfe in eckelhafler Weise von sich gaben, eine»
Beschhib dennoch gefaßl V — Ninuiiernicbr 1 Ich saß (fljjlicJi
auf Euren Bfinken, und mir und hundert und lausend ainleni
eruslfii Radikalen ist der Anj^slscliweiü Ober ilen Körper
gelaulen, wenu wir Euer Marklen und Lavieren, Euer Wan-
ken und Schwanken sahen."
Und dann zu den Ursachen der von ihm gertl^eo
Ülielslflnde (ibergehend, wies ei' die Tagsatzungsben-en. iIü-
nen die Nation in daiikhariir Kohrung glänzende Krftii»'
vom allersnlideslen Stroh um ihre Schlafen winde, an, diese
Ursaclien im Kantonalegoismus zu suchen, der nicht im
Volke der Kantone liege, sondern in den KantoiiatbchAnJcii.
KantonalgrOlJen und Kantonalkapazitäten. von denen nur zu
manche dmch Interesse und Verwöhinnig an dem allen
Kantonalschlendriun hingen"'). Darum weg mit den Kanto-
nen I An ihre Stelle trete die einheitliche Republik !
Der Einheitsgedanke finde allenüngs nur scheiiibnre
Slärkung durch den im Bundesverfassungüentwurf vorgt'se*
henen. aus der Volkswahl hervorgehenden Nalionalrat. denn
an ihn werde der Slfindei-al, also die alle verroslele la^-
salzuiig mit ihren 22 Knbsscheei-en sich hflngen. daran
zehren und nagen. Daü die beiden HAte sich die Augen
nicht auskratzen werden, i'rgebe sich daraus : „die Mitj^Iie-
der des Stäiiderales sind idfizielle Kanlonalregiermigsmäitner.
die des Nalionalrates sind Affilierte dra Onirtalzapfeiiurdeiis.
also Advokalcn oder Aspimnien auf Ämter, deren va iu der
neuen Wirlschafl noch einige liundert gutbesoldete wehr ge>
ben winl. oder endUcli sind sie Bourgeois. Geldnienächcn.
di? mit den Regierungeji samt und sonders gleirhes lulerx'--«*'
bsiteii, dem Volk den Daumen auf den Nacken zu set7.eu '-"l'.
Siiflter behauptete Sieber das Gegenteil*'*'''): „Der Nationnl-
uiid der Slfinderat werden sicli einander ewig in den llaaien
liegen, denn der Ständerat wird vornehmer und eine Art von
Adelskammer sein wollen", und in einem Momente aufflackern-
den Mutes srhrieh er dann wiederum ins Land hinaus: „Doch,
ilir Vaterlandsh erzen fern und nah. die ihr in stillem Unmnte
bitter klagt, aufgeschaut und nicht verzagt, das Schweizervolk
wird einen Nationulrat erwählen. Flüchtet Euch. Ihr £ulen;
ntterl ihr Krämerseelen""")!
Bald aber bestürmten ihn Zweifel: „Der flu&erhch or-
ganisierte Sonderhund ist gefallen, tler Sonderbund der Geister
bleibt bestehen. Wir wenige Radikale in den Sonderbunds-
kantonen, wir werden fast rasend, da(j das Zauberwort Ein-
heii nicht ausgesprochen worden ist. welches auf einen Sehlag
all unsere Ratlosigkeit, all unser geistiges (und materielles)
Elend weggeblasen hotte. Aber eben! die Fabrikanten scheuten
die Anstrengung, um eine herrliche Kulturaufgabe durchzu*
führen: der Vorgang eines Stapfer, eines Pestalozzi zQndete
in ihren kalten Herzen jenen heiligen Funken der Menschen-
liel)e nicht an. der zu treuer Hingabe ans Volk mahnt. Sie
Uehett und nchfen das Volk nicht! Das ist das rechte Wort!
ich bab's gefunden!""'').
In die wenig versprechenden Aussichten, die Sieber an
einer Wendung der Dinge zu Gunsten des Einheitsstaates
l)einahe voraweifeln ließen, brachten die an verschiedenen
Orten der Schweiz erfolgten Kundgebungen für die Abschaf-
fung der KantonalsouveräEielät ""') einige Aufheiterung. So-
gar Großratsprftsident Dr. Alfred Escher in Zürich hatte
sich in einer im „Wächter" abgedruckten Rede zu Gunsten der
CentraÜsieriing ausgesprochen ""): „Zwei Leitsterne mödite
ich Ihnen bei Ihrem Sti-eben nach einer Umgestaltung unse-
i-er Bunde.seinrichtnngen bestfiiidig im Auge zu behalten
enijifehlen. die Umwandlung des Schweizerbundes in einen
Schweizerischen Staat, und sollte dies noch nicht erreicht
werden kOmien, die Gleichstellung aller Schweizerbürger iji
Bundessachen". Auch war das Blatt „in der Lage gewesen.
<len Murinem „mit grolji'r Schadenfreude" niit/.utcilrn, „da&
- 36 -
Borger Stämpfli, Fiiianzdirektor in Bern, das neue Bundes-
projekt für unausführbar hält, da es im Finanzpunkte krin
richtiges Verhältnis zwischen den Einnahmen und Ausgaben
des Bundes herstellt" **^ % Ein eingesandter Bericht aus Frei-
burg betonte, daß nur eine schweizerische Einheitsrepublik
mit einheitlicher Gesetzgebung und Verwaltung helfen könne **^^y,
während eine Korrespondenz aus dem Kanton Ochsenbein,
wie er den Kanton Bern naimte, in den Ruf einstimmte:
„Kein Kanton ist imstande, auf längere Zeit etw^as Rechtes
zu leisten. Es lebe die Einheit" ***-). ^Eine helvetische Volksre-
gierung, die in allen Landesteilen ihre entsprechenden Organe
habe, bemerkte der „Wächter", werde in einem einzigen Jahre
mehr Gutes stiften, als die 22 Sonderbündler in ihren Schnecken-
häusern in hundert Jahren '^•^). Den Lesern wurden die Vorteile
der Einheitsregierung eindringlich vorgestellt; durch sie würde
a) die Schweiz für die Zukunft gegen alle Sonderbündelei ge-
schützt: b) eine sichere Gerechtigkeitspflege erzweckt; cj die
Staalswirtschaft in jeder Beziehung besser betrieben; d) für
Handel und Gewerbe in der ganzen Schweiz gleich gesorgt;
e) das Beamtennetz mit seinem Stolze auseinanderfallen " **•).
Diesen fünf Funkten fügte Sieber erläuternd bei, daß „be-
s(ni(lers auf Verminderung der Beamtungen einerseits, ander-
seits auf fortsclireitende Verbesserung der Volksschule hin-
gearbeitet, und besonders in Schuld- und Prozessachen eine
kurze, faßliche^ und wolfeile Gesetzgebung für die ganze
Schvv(4z erlassen werden müßte. Zudem würde eine Ein-
beitsregierung in jeder Weise der überhandnehmenden Fe-
dernfuchserei energisch begegnen, da nicht diese, sondern
Gewerbe und Gewerbsfleiß den Wolstand und das Glück
eines Landes heben".
Aus den zu Tage tretenden Symptomen schloß dann
der „Wücht(»r" : „so werden denn die Kantone fort müssen.
Wie traurig ! Wie werden die zwei Dutzend Väter des todt-
gebornen Kindleins an seinem Grabe heulen ! Es ist zu ver-
drießlicli, alle Staatsweislieit geht zu schänden und am Ende
hat der Muriner Volksverein, welcher zuerst die Einheits-
re|)ul)lik durch einen Verfassungsrat predigte, einen gesundem
■il
Blick gehabt als die s&mtlich sehr bei-ühinlen Staalsmftiioer
der Biindesrevisionskommissioii*' ■■').
Am 19. März liatle sieli der Volksverein, dessen Peti-
tionen keine Berücksichtiguri{{ gefunden, versainniell und
sich nach reiflicher Debatte einmütig für die helvetische Ein-
heiLsrcpublik, als der einzigen dem Schweizervolke ange-
messenen und in der groläen Gegenwart seiner würdigen
Staabiform, erklärt ""J. Von diesem Wunsche ward dt-m Zentral-
komitee des schweizerischen Volksvereins, dem sich die Murtner
anschlössen, unverzüglich Kenntnis gegeben in folgendem
Wortlaut :
, Aufhebung der KantonaHlfit, d, h, des V)estehenden
Systems der Enghei'zigkeit und Selbstsucht, das jede ratio-
nelle Entwicklung hemmt und hindert, und Vereinigung der
zerstttcklen und zerrissenen Schweiz zu einem politischen
Körper; Vermischung der getrennten Völkerschaften unseres
Vaterlandes zu einer Nation. Daher imr eine Repräsentation
der Nntion durch einen schweizerischen Großrat ! Daher Auf-
stellung eines schweizerischen Verfassungsrates, da nur dieser
die Befftliigiing besitzt, die Buiidesrevision von dem ratiunellen
Standpunkt aus zu erledigen".
Die lobende Erwähnung, die das i>asellandsc haftliche
Volksblatt *'"^ von den Bestrebungen des Murtner Volksvereins
für die Einheitsrepuhlik brachte, wirkte nicht nur als Auf-
munlerung, sondern war auch Oel auf die stetafort von
Freiburg geschlflgenen Wunden. Das freiburgische Regie-
niugsorgan bekämpfte energisch .'Siebers Ausführungen. Die-
ser begleitete aber die VerrilT'enIlichung der Postulate des
Volksvereins mit der lk>merkung, daß die Einheitsrepublik
durchdringen müsse, trotzdem „ein blödsinniger Kerl" im
Confedeiv sie ungeheuerlich nenne. Er wisse nl>er schon,
woher der Widerstand der Freiburger komme. „Wenn für
uns Alle Platz wäre in den obersten eidgen. Bebürden, da
wollten wir schon für die Einheit stimmen — ä la. bonheur!
Lieber alwr in Krähwinkel der erste, als in Bern der zweite.
So ein eidg. Unterbeamter im Administrativ- oder Gerichts-
ivesen — was ist er bei der strengen Kontrolle? Dagegen
— :iit
tragpndpii Pfliiagntjeii zii sclit'ii. Jedenfalls schnß der Demokrat
hif iiml da mit seinen Voi-schlftKeii (ibers Ziel hinaus : slatt
sii^ aller der Mn^iichkeit aiizii passen, riet er /.nni Wider-
stand, denn ohne Kampf schien ihm sein Ziel nichl erreicli-
liar. Darum srhrieh er atieh in einem «Biindesfliekerei"
hi^tilelleti Arlikel "| : „Was uns nur reiten kann, das sind
Stürme, starke, gewaltige SiHrme, welche dii- Unentschiede-
nen. Schwankenden. Spreuleichten fortwirbeln, weit, weit,
auf Nimmerwiedersehen !"
Oliwnl er aber weder zu den Federleichten noch
7.U den ClierzeiignnKslohen gehörte, bedurfte es dieses Stur-
mes nicht, um ihn ans der politischen Stellung, welche er
ini Kanton F'reibui^ zu erringen hüllte, auf Nimmerwieder-
sehen wen/ufegen. Dtjch inuli er geahnt hatwn, was ge-
si hellen könnte, als er, nach der Annaliine der vun ihm be-
kfimpfltn Slaal-H Verfassung, iai »Wächter" seinen Kampf
gegen die Freiburger mit den Worten einleitete "■') :
pWfthrend in den meisten Ländern Europas jeder
Zwist verstummt vor den Posauiientönen der Freiheit, die
der Ruf des gallischi'n Hahns «us dem Schlafe geweckt :
wahrend Furcht und Schwache und kleinliche Bedenklich-
keit ini gewaltigen Slurmakkurd der grollen Gegenwart sich
aullüscn und iiian sich nllerwarts zul raueiisvoll ins Meer
der Reformen stürzt, wini man es einem begeisterten, aber
in seinen gerechten KrwHjInngen gelfinschlen Demokinten
verzeihen, wenn er nur ungern von Giganten zu Fygmäeu
sich wendet, wenn er mir iiiil Eckel den Fehdehandschuh
der Polemik mit Leuten auFniinmt, die wilhrend er selbst
nur mit Gründen kämpfen kann, zur Untcrstfitzung ihrer
schwachfüljigen Argimienle nnd gnmdldsen Angriffe und Kur
Bemflnleluiig ihrer Impotenz und Charaktei-seh wache eine
willige Polizei und Gendarmerie hinter stich haben müssen.
Die Waffen sind zu ungleich, und wenn wir dennoch auf
den Kampfplatz treten, wenn wir den liefen Abscheu über-
winden, den die Berufung auf Gewalt, ja auf ruhe Gewalt
uns einflöljl,
. gesc
Stillschweige!
emsig
verbreiteten
Mei
Ullg
40
*
Vot-ftcbtih TM leisten, alis ziehe man im Bezirk Mtirten Rin
Seil der ExtruvHgaiizeii."
„Bekanntlieli, fuhr Sit'U'r fort ""), iiiaditeii lUo Iheore-
li»dieii und praktischen Bemerkungen (ies „Wäcliier" ober
die neue Verfassung Itöses Rlul hei den gutin Freihtirgerii;
ja, der Verfabsungsfreiind meldet man würde im ersten
heiligen Eifer den Redaktor muidi stens gt-iteinigt hnlten ;
aucJi sprach mau von Wtgweisung Prefipiozeli, otf.. etc."*
Diesem, dem GewilLer vmau-geheiiden Wetterte urhleii
schenkte er «her keine weiteiv Bearhtimg. ,,Wer wnllli- andi.
predigte er seinen Lesern""'), so wenig Glauben hnhen an
den Geist der Zeit, der mSchlig durchs (leitankemeich weht,
so wenig Glanbi:?n an iMe Allkraft der einfachen deniukrti-
ti^hen Griindsätzc, so wenig Gliuihen au die TAIigkeit der
Fnrtschriltsparlei, so wenig Glaulien an die Zweck mAlJigkeit
einer alle guten Krflfte und Triehfedeni des Volkes in Mit-
wirkung ziehenden Volkserziehmigsinelhode I vermittelst der
Teilnahme am öffentlichen politischen Leben, durch Vereine,
Schule. Presse etc.). so wenig Glauben endlich an ilie Zu-
länglichkeit der großen Hülfsmittel, welche in den Hftnden
einsichtiger und streb-sainer Behöi-den liegen? Uns, wir sprechen
es freudig aus, fehlt dieser Glaube nicht. Um so nachdrnck-
licber binden wir den Staatsbehörden auF-s Gewissen, eJne
einlache, ungekünstelte, volkstflinliche Ge.setzgebnng und Ver-
waltung anzustreben, ohne iüngeres Zügern uuil Zaudern das
Schul- und Vereinswesen in freundlicher Geslaltnng iii.s Lubeii
zu führen, und ganz besonders auch die nmleriellen Interessen
mit den geistigen in Harmonie /.u bringen, d. h. diet^ellteri
auf breiter humanistischer Gnmdlage zu ordnen. Es wäre,
wir wiederholen es zum hundertsten Male, eine höchst be-
klagenswerte Verblendung von ihrer Seite, die geistige Re— ■
generution von oben herab, gleichsam von Jupilers Thron
aus. oline die lebendigste Anregung und Mitbeteilignng dee
Volkes vurnehmen und die materiellen den pohlisclien Inte
ressen imd Faktoren nachsetzen zu wollen. Wenn wir ntcl».t^
befdrchten mflßlen, Mir^tleutnug /.u erfalu-e«. so würden wf
auch noch aiualen. am rechten Orte <iie rerhteii Leute
- 41
fff^trauchen, ohne dabei persönliche Zu- oder Abneigung mit-
spielen zu lassen". — ,Gewi& kfmnte es dem ForUchrillt nur
forderlich sein, wenn die brauchharen KrSfle. wo sie sich
finden mf^en. in den Dienst des Volkes gezogen würden,"'"")
— „Krmnen sich die Behfirden nuf diesen rein sachlichen
Standpunkt stellen, kfinnen sie ein Ziel klar sich denken und
die Mittel, dahin zu gelangen, mW Lleberlegnng auffinden, so
nuifj ihnen und uns Allen die Zukunft nnseres Kantons wie
ein heller FrOhlingsmorgen lenihlen."
Sein geistiges Auge, das die Morgenröte einer hessern
Zeit sah, wurde niK'h nicht durch mangelnde Zuvei-sicht in
die neue Ordnung der Dinge getrübt; sein Zutrauen r.» den
Gerichten war noch nicht erschüttert, obgleich er schon die
Frage aufgeworfen halte; -Wie lange wollen die Geridile
iiot'h warten, bis sie den einzelnen Richtern die Anhörung
der Parteien in Privataudienzen verbieten'?""""') Fest stand
auch sein Glaube""'') an die UnmOglichkeil der Verletzung
der Ntederlassungsfreihcit durch Ausweisung, wiewohl Manches
darauf hinwies"'"!, daii die freie Niederlassung Gefalir lief.
pZU einer blo&ea Täuschmig zu werden, daß statt die Nieder-
lassung an keine andere Bedingung, als an das Vorweisen
des Heimatscheincs zu kn(tpfen. dann aber jedweder Chikane
polizeilicher Malice den Riegel zu schieU'n. d.h. die Wegweisung
eines Niedergelassenen nnrnüglich zu machen, indem ja die Ge-
richle dafür da sind, allfalljgc Vergehen nach den bestehenden
Gesetzen zu lieslrafen, diese Niederlassung wieder auf eine
Weise verklausuliert wei-de, dali der Niedergelassene ganz der
Willkür der KBntoiiall}eh<^rden preisgegelien sei; dali gerade in
diesem Punkte ein unzweideutiger Fortschritt dringend Not tue
und ein schweizeriftches Bürgerrecht eitunid zur Wahrheit wer-
den sollte". Namentlich erhob er sicli in dem Artikel „die Tag-
satzung als Sitten- und Kelzerrichter" '""') gegen die Forderung,
data man, um in einem nnilern Kantone Niederlassung zu er-
halten, neben vielen andern Dingen, auch nachweisen müsse,
man sei ein Christ und zwar ein guter Christ, der ein sitt-
liches Loben führe: _Christeiihim und Sittlichkeit der Nieder-
gelassenen stehen fortwrilireiid luiter der strengsten Aufsicht
43
der Polizei ; fnhrt dei- Niedergelassene nach den Ansid
der GtMisd'nriiifii ein unsittliches Leben, so können ihn d
jeden Augenhiick wegWHiscn. Was geht aber die Polizei
meine Rehgion und meine Sittlichkeit an ? — Und ist das
Glaubens- und Gewissensfreiheit, wenn ihr die Gensd'Hrnien
zu V'flgtt?n über unser Innerstes, Heiligstes setzt ? Wahrbfif-
tig, der heilige Vater in Rom ist nogar Treisiiniiger als die
Tttgsatzuug. — Die Tagsutzung ist denn auch so gnädig,
den anerkannten diristUchen Konfessinnen das Recht freitr
ReligionsHbung im ganzen Umfang der Eidgenossens..hsA
zu garanlieien : aber man merke wohl — nur den vom Staate
anerkamiten christlichen Konfessionen. Die Deiilschkallio-
likeii, die Lichtfivunde. die Pietisten, die Momiers. die .luden
und Heiden, kui-z Alle, welche nicht unbedingt auf die
Worte eines vom Staate ungestellten Pfarrers schwören,
haben nicht das Recht, ötrenllichen Gottesdienst zu hallen.
Das ist die Rechtsgleichheit, wie sie die Tagsatzung verslHit.
Wer gibi Kuch alier das fiecbl, die Wege zum Himn)el fOr
Eudi allein in Beschlag zu nehmen ? Wer gibt Kuch Jas
Recht, eine ZoUlinie zwischen Euch und uiisenn Herrgoll
aufzustellen, und alle Seufzer, alle Gebete, welche nicbl
durch den vorn Staate bezahlten geistlichen LohnkutscUer
hinüber transportiert werden, für Konln'bande zu erklaren?
Ist es deini nicht genug, daii die Gensd'amien den freien
Verkehr auf unsern Landstraljen hemmen, miissen sie iin^
auch nocli die Wege zum Himmel versperren" ?
Im Muriner Volksveiein. dessen geistiger Fahrer er war,
und dem die vielen scharfen Ausfalle Siebers auf seine un-
versöhnlichste Gegnerschaft, die Kirche und ihre Diener, die
Hinnnelsdragoner. wie er sie mit Vorliebe nannte, ganz be-
sonders angenehmen waren, entfaltete er, nach wie vor. eine
unermüdliche Tätigkeit. Da£i dabei in nebensAchlicheii Dingen
viel kostbare Zeit verloren ging und viel zu viel Worte ge*
macht wui-den. war jedenfalls am wenigsten seine Schuld.
Seiner Kampfesbtst entsprach es allerdings, dafi eines der
ersten, vorn Verein an die Regierimg geriditet«n Begehren
dahin ging, den Murtnern die zwei Kanonen, welche die
4S
Sonderbuiidsregierung ihnen weggenommen hAtte, ?,urnckzu~
geben. Vom Muriner Vrilksvereiii war anch die Verbren-
nung der Jennerjirncednr beantragt worden : ,.Manner, die
Monate lang im Kerker litten, wollen ihre Angeber nnd die
Knifle iimi Rflnke ihrer polilischäii Feinde iiieht kennen
lernen ; sie wollen Au-h nicht rftchen an ihn-n Qußlern, aber
den Flammen und der Vergessenheil (Iber^eben wullen sie
das Werk der Arglist und Bosheit" "').
Diese Verbremiung fand am 31. .lanuar IS48 auf deiiv
LiebFranen platz in Freiburg slalt, wn eine HeilnerbOhne er-
richtet worden war zwischen zwei Scheiterhaufen, auf deren
einem die Folterwerkzetige, auf dem andern die Prozeßakten
lagen. Zwei Reden wurden gehalten : eine franzAsisehe vom
Advokaten Weitzel, nnd die deutsche von Sieber. Nach den-
selben steckten Fröbhcher Sohn und Architekt Weiliel die'
Scheiterhaufen in Bmnd. wflhrend die prograininAldigen (Je-
sKnge des Mfinnerchors in de[i .liibelrnreo der Masse unter-
gingen "),
Siebers Rede wuide nachher im Hnnk verbreitet '^"l. Kin
Exemplar derselben ist nicht in Murteii. wot tiber in der
Bibliothek der gemeiimützigen Gesellschaft in Freilmrg erhal-
ten. Auf dem Titelblatt steht die Notiz i
„Dieweilen die-^er Üiscurs von wegen seines Salzes
etzlichen lau wasserliberalen Freibnrgern Bauchgrimmen ver-
ursachet hat und es nach der homöopathischen Heilmetode
nßtig ist. den Kranklieiissloir durch seine Anwendung als
fifedicament in entgcKengiselzter Richtung abzutöten, hal>en
xrir uns, aufgemuntert durch den Rat eines erfahrenen Arz-
tes und durch vielseitiges Verlangen unserer liehen Bur-
f^ersame entschlossen, diesen Discurs dem Druck zu llherge-
fcen. M%e er die Alten und die .lungen von dem vermale-
deiten Bauchweh gründlich kurieren I Amen".
Der Redner, mit dem gezogenen Sftbel heftig gestiku-
lierend '-''I. hob mit der Versicherung an, daß der Volks-
verein von Murteil, indem er die Verbrennung der Jenner-
proeedur anregte und bebarlich verlangte . .,keinesweg$-
*in bbilic^ (iaiikelspiel für ilie schaulustige Menge vemn-
fe
- 44 —
lassen wollte : vielmehr war es ihm bei der Vernich-
tung eines Werkes persönlicher Leidenschaft und politischer
Rachsucht darum zu tun, der Welt ein schlagendes Beispiel
zu geben, daß wie der weise Joliannes von Müller sagt,
jedes Werk der Leidenschaft sich durch sich selbst auflöst
Gleichzeitig, so glaubte der Muriner Volksverein, dürfte die
bei diesem Autodafe zusammentretende patriotische Versamm-
lung dem Großen Rate einige gute Ratschläge geben, damit
aus der Asche der mittelalterlichen und modernen Folter-
werkzeuge ein lebenskräftiges und blOtetreibendes schönes
»G(»bild(* zu unserer aller Freude erwachsen möge".
Sieber brachte der Ratscliläge eine ganze Fülle. Er
beantragte eine Adresse an den großen Rat, um diesem zu
erklären, in Erwägung ^daß der Beschluß desselben vom
13. und 14. Januar betreffend die Lebensfragen unseres
Kantons keineswegs diejenigen Maßregeln in sich schlieft,
welche die demokratische Entwicklung auf die Dauer zu
sichern und das geistige und materielle Wohl des Volkes in
Zukunft zu fördern geeignet wären :
1. Die Existenz der Klöster ist unverträglich mit dem
dcMnoknitischen Staalsleben.
2. Sie sollen deßhalb samt und sonders aufgehoben
werden.
3. Der Bischof und die Klerisei sind unschädlich zu
machen.
4. Die Urheber und Beförderer des Sonderbundes sind
für innner zu verl>annen.
5. Das Verfassungswerk ist beförderlich in demokra-
tischer Richtung zu Ende zu führen und der Sanktion des
Volkes vorzulegen".
Von dieser A(hess(^ an den Großen Rat weiß der Be-
richt (h's (lonfedere nichts, indem er sich zu bemerken be-
gnügt. Sieber habe eine Rede gehalten ^rempli d'excellentes
verites, niai> que nons a Urions prefere entendre a la reunion
d<\s ditfereutes sections <le la societe patriotique^. Im ^Wftch-
lei" ward dagegen behauptet, die Vorschläge seien von der
\'er>aininlung mit freudigem Zuruf unterstützt worden. Von
4Ö
der im Wurfe liegenden Verfassung verlangte der Redner^
dalä man in ihr keinerlei Spuren von der Ängstlichkeit be-
merken dOrfe, wie doch das Volk niögtich^t auf die Seitp zu
schieben sein möchte, sondern daß sie vielmehr eine allseitige
und umftissende Beteiligung und Betätigung desselben bei
allen Reformen imd namentlich bei der Losreissung von
veralteten Begriffen und bei der Heranbildung zur freien
Gedaiikenbewegung fOrnilieh und ausdrücklieh erheische.
Der jubelnde Zuruf des V<dkes Iduschle ihn jedoch
nittil ober das, was vom Gro&en Rat zu erwarten stand.
Indem er über die Freiburger Versimindung in seiner Zei-
tung berichtete, stellte er das PnigniistJkon auf: "^)
„3, Januar. HolTnungen und Befllrchlungen, Tauschun-
gen sti-eiten mit einaniler um den Sieg. — Bis zum 16. hat-
ten die Hoffnungen die Oberhand, jetzt sind die Befürch-
tungen Sioger. Das schleichende Gift des Bösen hat sich
unter dem Schutz, des jQstemilieu geltend gemacht. Diese»
unheilbringende Jüstemilieu hat im Groüen Rat von Frei-
ifaurg Majorität erlangt. Selbst .solche, die sich radikal scheU
ien lassen, sind ihm beigetreten. Was bleibt nun dem Volk
■lOch übrig, wie können wir unsere Vertreter wiede r auf
den Weg des Fortschrittes zurQckleiten ? Ein Millel wflre :
«len Großen Rat mir als Verfassimgsrat anzuerkennen und
«Tiit der Aufstellung der Verfassung wieder zu neuen Groß-
' «ralswahlen zu schreiten, und schnell die Beschlüsse, die bis
^ahin gefaßt wurden, in gm&en Volksversammlungen iinzn-
■lebmen oder zu verwerfen. Dieses wären legale Akte eines
»souverflnen Vulkes, welches sich an den letzten Rettungs-
f Knlkeii anklammern nmß, um nicht wieder in einen noch
r lodenloseren Sumpf, als der frühere war. zu gemteii".
'■ Doch nicht nur die Regierung und ihre Anhänger.
i, .„saft und krafllose Halbnianner. die sich vor ihrem eigenen
Schatten füi'cbleu. Leute, die ein Aintchen gekriegt haben
und nun gern im Frieden die Uuartalzapl'en geuiessen möch-
ten" ""•). sondern auch das freihurgi-sclie Volk, das damak
in seiner Mehrheil ganz andern Zielen zustrebte, als die von
Sielicr erblickten, war dessen deniiikralischen VorschlRgen
nicht gewogen.
— 46 —
Die Erkenntnis der Fruchtlosigkeit aller im Sinne seiner
Anträge gemachten Anstrengungen brachte Sieber wol auch
dazu, im eingesandten Bericht über das Autodafe die auf
eine im Murtner Volksverein entstandene Strömung hinwei-
sende Warnung an die Freiburger sieben zu lassen : ^wenii
eine freundliche freisinnige, dauerhafte Gestaltung der Verhält-
nisse unseres Kantons auch ferner unmöglich ist : so wird man
es begreiflich finden, wenn die Murtner die Stunde verwün-
schen, die ihr Schicksal an das des Kantons Freiburg kettele. —
Sollen wir unabänderlich mit Freiburg vereinigt bleiben, so wer-
den wir dies nur dann freudig sein können, wenn für eine freie
(leslaltung unsers Staatswesens uns Gewähr gegeben wird.
Kann man dieses, so werden wir auch freudig in jeder Not
und Gefahr zu Freiburg stehen, wie's wackern Männern und
braven Bürgern ziemt *^.
Damit wurde auf Trennungsbestrebungen angespielt,
die schon am 19. November 1847 die provisorische Regie-
mnu veranlalit hatten, ihrem Oberamtmann in Murten zu
schn^lHMi : ^Volre honore du 17 courant nous a fait con-
naitre nu'il existe dans votre dislrict des dispositions de se(>a-
nUi«Mi *lu canlon de Fril)ourg**-''*^}. Die Regierung empfahl
..tlarreler ces dangereux desseins et de communiquer les
noni-i df» ceux qui les favorisenl". Sie tauchten im Volks-
Nrivin wieder auf. In dessen von Sieber redigierlen Peli-
\'\o\\ an i\r\\ (in»lien Rat vom Januar 1848 heilit es •'*) : „Der
H«virk Miirlen hatte, solange der Kanlon Freiburg unter dem
Jocht' «l»M* .lesnilen seufzte, mir mit zerknirschtem Herzen
einen Tr'\\ Ars Kanton> ausgemacht und er hat sich nach
Trtinnnu tjfM'hnl'*. Kine am 20. Februar in Boll stattge-
lial»tr \*tr>annnhnig des VolksvertMus war auch von einer
Mintnt'i Dilr^ation l»esnchl wonlen. Amtsprokurator Adolf
Hubir. natlnnaliuer OlKirichler. hielt eine Rede, in der er in
Krimunnm braclile. dat tiie Freisinnigen von Boll und Murten
innuiM- durch starke Synq>athie vereinigt gewesen seien.
..Di«"-»' Syni|K\lhie zu blieben. nul>sen die Liberalen in ge-
nuMn-Huihiu Anslrt'bfn jrn*T Refi>nnen. welche die geistige
uiul m«;ni»lle Wohlfahrt des Volkes l)egrQnden. zusammen-
47
treffen. Unter dieser Voraussetziinp wird Mtirten treii zu der
frei burgischen Familie hallen" '" '). An der Vereiiisversainnilung
in Kerzers vom 27.^") Februar hob dt-r Präsident, Dr. Htiber, in
seinen ErÖfFiiungsworten hervor, da& das Beharren der Regierung
in der eingeschlagenen Kiehtuiig keineswegs geeignet sei, dem
Kanton Freiburg die Herzen der Murtenbieter zu gewinnen.
„Wenn wir umsonst rufen, sagti- er zu den zaMreich Versam-
mellen, wenn man uns, die wir unseix' Kompagnien zur
Sicherheit der Staalsliehörden in den Dienst uitlssen treten
sehen, von sich stil&t, und par pri^Tei'enre absolutistische
Regierungssteine statt demokratischen Brodes gibt, su sagen
wir adieu und suchen wir unser Heil anderswu". Diese Rede
veranlagte die Regierung, ihren Amtmaim in Murten zu be-
auftragen "^'j, wegen der Trennungsgelttste eine öntersucliung
zu führen, damit nötigenfalls eingeschritten werden könne.
Er ward auch ermahnt, ein scharfes Auge auf gewisse Um-
stttraler und die durch politische Rührigkeit sich hervortuen-
den Fremden zu haben, in keinem Falle aber zu unterlassen,
die Genieindedelegierteii vor der nach Murten einberufenen
Volksversauimlung zu sich zu bescheiden. „Vous leur repri-
senterez, heüät es im regierungsrftl liehen Schreiben ^^''), leg
conse(]nences fächeuses ijue puurraieiit altirer sur le district
de Mnmt des manifestations hostiles k l'autnritä superieure
et lenr adresserez une serieuse exhortalion de s'abstenir de
tont acte provocateur". Die Regierung war schon durch das
Umhauen der Freiheitsbäume in nervAse Aufregung geraten.
Für sie tagen darin : „des manifestations hostiles au nouveJ
ordre des choses et injurieuses pour la Confed^ration" *■'•}. Sie
brachte deshalb dem Oberamtmaim das Dekret vom l^ö. No-
vember 1847 in Frinnerimg. dessen Anwendung die Beseiti-
gung der Freiheitsbaume, „acte qui pourrait reploiiger le can-
ton dans rannarchie", ku rechtfertigen schien. Um der, wie
sie uieiiite, drohenden Revolution einen Riegel vurzuschiebeu.
vei-ordnelc sie, dati die Bflume wieder aufzurichten seien. Der
OberaintniHim. der Wistenlacher Noyer, tat jedoch nicht nur
nichts, sondern er lieb es geschehen, da£i in Murten sLiitt des
uiugi-liaiient-n Biuimes ein kleines Bftumcheu. un <leui ein
49
^fiimer non seulement le principe absolu de la libertä d'^crire,
mais d'aholir toute restriction imagiiiable a cette liberte, enfin
lorsque la Deesse coniiiieiK'e son tour du nionde. convient-Ü
an Guuveriienieiil du Conloii de Fribourg d'attaqiier une feuüle
indifjerie ■? En uii mot, je pr^vise : non." Der SlaaUanwalt
schlolj aber, daß einer der vom „Wächter" gebrachlen Ar-
tikel aber die Folgen der Nichtgenehmigung der Verfassung
durcb das Volk eine unzulfi£ige Drohung enthalte: „Voilä
certes un brandon rt^volutionnaire jete au inilieu de la natiun,
qui. pris par ses paroles, exige d^jä que le Pouvoir — ecarte
les ennemis qui s'ölevent, mOme de rangs inattendus, eontre
no9 nouvelles institutions. J'ai entendu d'ailleurs l'expreäsioii
d'uue multitude de gens temoignant hautement leur däsappro-
bation ä la lecture du No. 10 du „Wächter". — Toutefoia,
sachant qu'il y a dans le district de Morat quelques meneurs,
qui, SMUä le pr^texle de patnotisnie y s^inent du truuble et
que möme le chef de ces mecontents est ^tranger au Canlon
de Friboui^, j'estinie qu'il y a lieu d'eveiller lattention de
la Police centrale ä cet ^gard, et ä l'autoriäer ä faire evacuer
le pays par les brouillona qui ne lui apparliennent pas".
Villard liefe auch seine Vorgesetzten wissen, daß er als Präsi-
dent der freiburgischen Sektion des Volksvereins dieser den
Antrag gestellt habe, der auch angenommen worden sei: „une
desapprobation de la feuille, le „Wächter" Nu. 10. et une
invitation amiaile ä la section de Morat, de se retirer de la
voie incongtitutionnelle et dissidente, dans laquelle eile s'est
Jette". Diese, an den Muriner Volksverein gerichtetet Mahnung
erzielte einen gro&en Heiterkeitserfolg, Die Regierung aber
schrieb dem Amtmann in Murten, .sie teile ganz die An-
schauung des ätaatsanwalts, daß den Zeitungsartikeln keine
Beachtung zu schenken sei : „qui ä ce qu'il parait, sont plus-
tät le fruit dune Imagination surchauiTte et excentrique que
de tendances subversives de l'ordre social dans notre canton.
Cependanl nous ne voulons pas que quelques brouillons vien-
oent semer le trouble dans un pays qui re^^sorl a peine d'une
crise violente et c'est pour cela que nous vous invitons ä
t le redacteur soit l'editeur du dit Journal aupr^s-de
50 -
vous, Vou9 leur representerez le daiiger auquel ils exposenl
le pays eii siiivant iiiie pareilte condiiite et les iiiviterex
s^rieiisenient ä s'absteiiir de manifestations semblables ä celles
qui ont provnque le bl&me de Tautorite sup^rieure qui säum
au besoiit allier avec la clämence soii devoir de veiUer A La
tranquillite et au respect dil aux lois du pays" "^b). Der „Con-
feder^" seinepseils unterließ iiidit, gegen den Redacteur des
„Wftphter" zu hetzen, indem er im Leitartikel vom 11. März "*^)
die Behauptung Siehers. die vom Vulke nicht genehmigt«
Verfassung sei für dieses nicht rechts verbindlich, als „appel
direcl ä la rövolte" erklärte, mit dem Hinweise „nous dou-
tous fort que le gouvernement reste tranquille devant de
pareilles provocations". Die Autfassung des Hofblaltes von
der Volkswahl der Beamten entsprach auch in allen SlQcken
derjenigen, die der Staatsanwalt Villard in seinem Schreiben
Ober die Nr. 10 des ^Wächter" der Regierung nahe gelegt
hatte: „est-ce a^rieuseuienl qu'on vi«?iil nous proposer un pareil
Systeme, ä nous, Fribourgeois? De bonne toi, pense-t-on que
ai les gens de Villaz-St-Pierre ou de Chesopelloz elaient appelte
a nommer eux-m^mes tes pr^fets et les juges. nous aiirions des
fonctionneires capables el independants ?" Alle seine Befctrch-
tungen und Aussetzungen über die Besetzung der OlTentUdien
Stellen faßte dagegen der „Wächter" zusammen, indem er eine
im „Democrate de la Broye" erschienene freiburgische Korres-
pondenz in Uebersetzung brachte: „Wenn man nicht besser
als früher das Talent, das Verdienst, die beharrliche und auf-
opfernde Hingebung fürs Gemeinwohl zu würdigen wei£,
wenn Prüfungen bloiae Formalitäten bleiben, wenn der Nepo-
tismus (die Vellerbegttnstigung etc.), Kolterie und Intrigiie die
einzigen Wege sind, auf denen man zu Aemtern gelangt, dann
ist sehr zu fürchten, dafi darunter der Forlschrill leide und
das Mißtrauen mit seinen bedenklichen Folgen wachse. Unser
Kanton ist kaum rekonstituiert, und schon sieht man Leute
begünstigt, die sich nur durch Gleichgültigkeit und niedrigen
Eigennutz ausgezeichnet haben, dem sie nun durch Bücklinge?
und Kriecherei Befriedigung zu verschaffen suchen""*').
Der Üheramtmann lud nun Sieber sowie den Heran» —
51 -
geber Delos^a in seine Audienz und ließ ihnen die regierungs-
rätlichen Ermahnniigen zu teil weiden. Der Reilacteur quit-
tierte den Rüffel mit den Worten '"''') : „Well, g'liei um". Auch
der Volkaverein befalÄte sich mit der Sache und kam am 19
Mßrz zum Entschluß „es sei in Erwägung, da& ea nach
allen Vorgängen der Ehre des Vereins zuwider wfire, die
Beseitigung der die Presse mordenden Gesetze von 1831
und 1845 vom Großen Rate zu verlangen, welche eine frei-
sinnige Regierung ohne besondere Aufforderung ohnehin
radikal ahschafTe, von einer Petition zu abstrahieren und
davon der Öffentlichkeit Kenntni-s /.u geben" ""), Sieber er-
klärte seinerseits ab Protest gegen den in der obrigkeitlichen
Ermahnung liegenden verfassungswidrigen Eingriff in die Pre^
freiheit, er werde treu und unentwegt in der eingeschlagenen
Richtung lieharren: er kenne seine Gegner, das Lumpenvolk,
durch und durch; ihr Gesrhnatter mache ihm nichl heiß'').
Dagegen ließ er durchblicken, daß ihm die bestimmtesten
Zusicherungen von Seite der Regierung gemacht worden
seien, daß er aber geantwortet habe, er verkaufe seine
Seele nicht. Für sich persönlich hätte er goldene Berge
erobert, wenn er so ein bischen artig, d. h. servil hatte
«ein wollen. Er gedenke aber die Volksinteressen zu ver-
teidigen, so lange ihm ein bischen Athem bleibe-'").
Die Folge dieser Zerwürfnisse war znnächst, daß die
Regierung den Oberamtmann Noyer durch den bereits er-
vfthnlen Gliatoney ersetzte. Die Bevfilkerung des Bezirks, sagt
<Jer „Wächter", wünschte die Wiederwahl des Bürgere Noyer,
<ler sich durch sein gemessenes Auftreten, durch die in jeder
Hinsicht einem Volksbeamten so nötige HumaniiÄt alle Herzen
gewonnen hatte""). Alier diesen Wunsch meinte die Regierung,
deren Mitglied Chatoney war, unberücksichtigt lassen zu
müssen, denn das Liebäugeln mit dem Volksverein und die
Schwäche Noyers bei der Jagd auf die Bfiren, welche der
Regierung aufgebiniden wurden, waren doch zu augenfällig
gewesen, als daß er als Stütze der Ordnung hätte beibehalten
■werden können. So z. B. hatte sich der Staatsrat ohne Zu-
lun des Murtner Oberamtmanns, der wiederum bhnd gewesen,
- 52
d. h. der wu&te. da& an der ganzen Sache nicIiLs war, sagen
lassen : „des bniils inquietants se propagent dans la oiinpagne
touchanl une preteiidue atlitque mödit^e par les Moratois contre
les öiuventä, bruit qii'exploile la iiialveülance poiir cxjinpro-
Diettre la süref^ publique, et abuser de la boime ftii des
citoyens. Des vödettes orit mfime 6t6 organis^es et echelun^es.
11 parait qu'on se propose de sonner le tocsin" '""). Wahr ist.
da& Sieber fortwahrend gegen die Klöster loszog, von einem
Sturm auf dieselben war aber nie die Rede gewesen; mit
der Kloslerfrage hatten sich die Volksversammlungen auch
nicht befaljt. dagegen hatte schon die vom 8. Mfint die Er-
wartung ausgesprochen '*""). „die Regierung werde bei Er-
nennung der hiesigen Bezirksbeamlen die Wünsche der Be-
völkerung berücksichtigen, und so das Band des Vertraueiis,
welches durch mißfäliige Wahlen gänzlich erschüttert werden
kAnnle, befestigen". Doch ohne Erfulg. Am 25. Juni ver-
sammelte sich der Volksverein und beschloß auf den Antrag
des Borgers Heinrich Herrenschwand """'), dem Staatsrat das
Befremden darüber au^^zudrückcn, da& er in der von ihr ge-
troffenen Wahl Ghatoney's den Volkswillen nicht respektiert
habe. Das von Sieber redigierte Vereinsschreiben vom 27. Juni
an den Staalsrat gab dem Unwillen über die getroflfene Wahl
in folgenden Worten Ausdruck"""): „Der Verlust des Herro
Noyer möchte leichler verschmerzt werden, wenn dessen Nach-
folger eine Wahl nach dem Volkssinne wflre. — Die neue
Wahl muß mit Recht eine unglückliche genannt werden:
Zwietracht und Haß wird die Gemüter wieder auseinander
rei&en, welche unter Noyer's väterhcher Verwaltung sich zu
nahern begonnen hatten. Wir haben kein Hecht, gegen die
Wahl zu protestieren, sonst würden wir es tun; aber wir
haben ein Recht zu bedauern, dn& Ihnen so wenig an der
Ruhe und Zufriedenheil, so wenig an den Wünschen und dem
Glücke des Bezirks Murlen liegt. — Allerwürts, gutwillig oder
gezwungen, suchen die Regierungen den Wünschen des Volkes
zu entsprechen; muß es uns nicht befremden, daß die frei-
ainnige Regierung des Kantons Freiburg nnsei-e Wünsche
nicht erhört, die Wünsche einer freisinnigen Bevölkerung, die
53
der
lEhr,
■voU-
Aus:
Hat
nicl:
P Liel
mit Gut unti Blut ihrer Regierung in der Stunde der Gefahr
beistehen würde? Soll der Bezirk Murten auch unter einer
freisinnigen Regierung fortan bedauern, daü ihn das Geschick
an diesen Kanton gekettet hat, weil er fortwährend wie ein
Stiefkind behandelt wird?" Daß aber der Trennungsgedanke,
der in die.sem Schreiben wiederum hervortrat, ohne Mitwirkung
Siebers entstanden war, hatte er schon in seiner „Erwiderung
an die Idioten" betont'™''): „Aus demselben Gefühl unbilliger
Beiseitesetzung sind, ohne Zutundes „ Wfichter", die Trennungs-
gelQste wieder wacbgeworden, die als innigster Herzenswunsch
30 lange fortwuchern werden, bis die poHtischen und materi-
ellen Beschwerden des Bezirks endlich Erhörung finden". In
der erwähnten Sitzung beschloß der Volksverein auch, „zu
Ehren des un begreiflicherweise versto&enen Oberamtmanna
[oyer, den der Bezirk achtet und liebt, ein Bankett zu ver-
italten. Zugleich wurde eine Deputation von drei Mitgliedern
'ählt, die ihm den Dank des Volksvereins für seine ehren-
"volle Amtstätigkeit und das Beileid für seine Nichterwählung
Auszusprechen hatte'""')- Das Bankett, an dem bei hundert
^finner teilnahmen, — „nur der Muriner Spieß fand sich
iiiclit ein", Hchrieb der „Wächter" """) -— gestaltete sich
-ZU einer für den Weggewählten ehrenvollen Kundgebung",
ganzen sei wenig, aber gut gesprochen worden, und als
lyer mit schlichten, aber eindringlichen Worten zu ver-
inlicher Gesinnung, zum tatigen Handeln im Geiste der
Liebe und Freiheit und bebaiTHcher Ausdauer im Kampf um
die höchsten Güter des Lebens mahnte, da habe der Beifalls-
jubel kein Ende nehmen wollen. Ein Zug begleitete „den
'ackern bis in den Schloßhof zu seiner Wohnung mid nahm
iter Musikklang und feurigem Lebehoch von ihm Abschied."
ir sind grundsatzlich gegen die Vergötterung von Personen,
Tkte Sieber in seiner Zeitung ; aber da es in der Be-
itenwelt so äußerst wenig echte Volksmänner gibt, die sich
ungeheuchelte Vertrauen des Volkes zu erwerben wissen,
so ist auch für uns eine dem Verdienste aus freien Stücken
dargebrachte Huldigung erhebend". Lob auszustreuen, war
irdings keine Schwäche des „Wächter" : denn für den
54
ciemokratisclien Zeitungsschreiber galt, was frülier schon in
seiner Zeitung über die Haltung der volkstflmlichen Presse
zu lesen stand: „Daraus folgern zu wollen, daß wir nun tlie
Lanntroinmel des Ruhmes unanfliftrlieh schlagen würden, wäre
unrichtig. Wir haben andere BegritTe von der Auf{;abe der
Presse als Bürger Weilzel, der den „Conft^der^" anraunle, weil
er sich einige tadelnde Bemerkungen über den GroEten Rat er-
laubt halte. Tadeln soll die Presse, tadeln! Das Gute trägt die
Empfehlung in der Rege! auf der Stirne und bedarf keiner
marktschreierischen Anpreisung. Den vnlkslOinhihen Beanileti.
deren grfiüter Khrgeiz der ist, in richtiger Würdigung des
Volksinslinktes, Alles für das Volk zu lun, für das gute,
aber nii&handelte Volk, diesen Beamten nniß der Tadel will-
kommen sein, .la, aber wenn er sonst mehr schadet als
nützt, wenn sich als Resultat dieses allerdings wolgemeinteo
Tadels eine feindliche Gesinnung bei denen ergibt, die niclit
alles zu erwägen im Stande sind, soll er dann nicht ver-
stummen ? Nein, er soll forlbruniinen bis er übertlössig
wird" '"'I-
Da Sieber lias Brummen nicht unterließ, so griff man nun
in Freibui^ zu einem schflrferen Mittel, um den widerspflns-
tigen „Wflchler" zu /.fihmeEi. Gestützt auf ein, mit der Verfassung
in Widerspruch stehendes Gesetz verlangte die Regierung.
daJi die Zeitung Kaution leiste. Als der Redaktor sich rilier die
in diesem Begehren liegende Knebelung der Presse beklagte,
erwiderte ihm der Conf^dtir^ '"*) :
„On voll bien que M. Sieber est Zurichnis et qu'il n'en-
tend rien ä no» affaires, — Chacun sait que le cautionne-
ment (qu'ou exige des feuüles publiques) est exige non jiar
la nouvelle Constitution, niais par une loi deja bien vieille.
la loi sur la presse du Ii2 decembre 1831. Cette loi est
illiberale, lyrannique. nous l'avouons ; mais laut qu'elle n'aum
pas (iie r6voqu6e par le Grand Conseil, il notis faudra en
respecter les prescriptions et ne pas en accuser le nouvei
ordre des choses de ce qu'il n'a pas fait". Wie stimmte rlas
aber mit einer frühern Auslassung des nfimlicheii Blattes zur
Bekämpfung des von SielMir der Verfassung gemachten V^
^^
— 55
Wurfes, sie garantiere die Preiäfreiheit nicht : „Voici les moUfs
qui engageiit M. le Wächter ä porter ce jiigement si severe :
D'ahord cetle coiistitiitioti iie garantit pas la libertä illimit^
rde la presse. Or. voici ce qu'oii liit ä l'art. 10: „La lib(?rW
de la presse est garantie. La loi dt^termine les peines qu'en-
trainent los ahus He cette liberte. La ceiisure ou toiit autre
mesiire prevenlive est inlerilite. Aiicuiie mefsMi'e fiscale ne
pourra grever les puhlicationH de la presse". Nons prierons
le Wächter de iious citer une seule Constitution qui ail pos^
un principe aussi large. Tandis qne daiis le caiiton de
Berne la presse est enlrav6e de lontes les mani^ios par une
fiscalite tymnnique, ici, ä Fril)ourg, les journaux sout, de
por la consliltition, exenipls de toul iinpöf et inesure fiscale
quelconque. Si ce n'est pas lä garantir la lilwrt^ de la
presae. qnVnlend-nn [lar cette gamntie ? Allez. Monsieur le
Wächter, votis n't'tes qu'un ingrat "")■*. Wie reimte sich diese
I "vielgerühmte Freiheit der Presse mit der Tatsache, da£i der
iStaalsanwall Villani am 18. Januar den Oberamtmaun in
|Uurteii ersucht hatte, den Herausgober des „Wächter" anzu-
P'hallen, der Staatsanwaltschaft jede Nummer des Blattes vnr-
', Bulegeii ? '"^ ')
Der .Wächter", dessen Redakteur nievei^aß, für die ihm
vom Kanton Freiburg gewährte GEistfreundschaft wenig Dank-
barkeit im Sinne der Regierung zu zeigen, leistete auch die ver-
. Jangte Kaution nicht, auf der übrigens vorlaufig nicht he-
inden wurde. Die Zeitung erscliieii vom 1. April an sogai-
) zwei wöchentlichen Nummern, ohne Preiserhöhung, was
iem Conf^er^ zur hämischen Bemerkung Anlaß gab : „il
ftfnraft qne le journoliste-p^agogue n'avait plus assez de
ftplace pour dire Loutes ses platitndes : le Wächter paralt
laintenant deiix fois par semaines" ""). Sieber ardwortete
6iit einem viel Heiterkeil erregenden Entwürfe eines Prefi-
jesetzes für die bevoglete Repubhk N. N. (3(X>0 Meilen hinter
rotterbami).
' 1. Die Preiäfreiheit ist gewährleistet. — § 2. Diejeni-
[en Zeilungi'n, welche die Tflligkeil und LInlätigkeil der
rHegierung und in den anucnehmslen V'ni-ialinnen lolien. sind
56
kautions- und portofrei. — § 3. Diejenigen Zeitungen, welche
angeblich im Interesse der Volkawohlfarl, die Regiening
mißtrauisch bewachen und mitunter tadeln und rügen und
destruktiv- radikale Tendenzen unter den Untertanen frevenl-
licli zu verbreileii bemQht sind, haben nicht nur keinen An-
spruch auf die in § 2 enthahene VergOnsttguiig, sondern
sie können unter Umslftnden auf den. Wege des summari-
schen Strafverfahrens ohne Komplimente geradezu unter-
drückt werden. — § 4. Durch gegenwartiges Gesetx werden
die Pre&geselze von Anno Tubak und Anno Löffelstiel nicht
aufgeholfen, sondern ergönzf "'^).
So ward Sieher nicht müde, ungeachtet aller DrDhung<>n,
an Allem, was ihm nicht recht schien, schonungslose Kritik eu
Qhen. Auch nahm er die Gelegenheit wahr . wiederum
gegen die Regierung zu donnern, als das Ohergericht die
beiden Neuenburger BIfltter, den „ Constitution nel neuchä-
telois" und den „Courrier auisse". zwei klerikale oder kon-
servative Organe, in Anwendung des Prefegesetzes vom
Jahre 1846 zu je 50() Franken Buße verurteilte "*") : in der
Verfassung garantiere die Regierung die Prefifreiheit und
lasse anderseiU noch ein veraltetes Gesetz bestehen und an-
wenden, das zur Preßfreiheil passe wie die Faust aufs Auge.
„Wie kann der gegenwöilige Staatsml so schwach sein,
ruft Sieher aus, sich dieses Gesetzes als eines Mittels zu
bedienen, um schlechte Gegner los /.u werden" '"').
Dann blieb er nicht ohne Unterstützung von Freiburg.
Der „Wächter" brachte eine Korrespondenz aus der Haupt-
stadt '""l, die die Regierung aufmerksam machte, wie sehr
sie Unrecht habe, die Presse zu knebeln : sie solle vielmehr
sich derselben bedienen, um die von ihren Gegnern verbrei-
teten Lßgen ober die Verschleuderung der Klostergöter zu
zerstören. Weim die Regierung die öffentliche Meinung uo-
beachtet lassen zu können glaube, so werde sie sich dieselbe
immer mehr entfremden ; sie werde vielleiclit zu bereuen
haben, daß sie zu beherzigen vergaß, es sei eine deniokra'
tische Beviilkenmg, die sie vertrete, und daß dieses Volk
das natürliche und unveräusserliche Recht besitze, die Ver-
57
Wendung des Staatsvermögens zu kennen. Der Korrespon*
<ient wies auch auf andere Sonderbnndskanlone hin, die in
betreff der Klostei^üler das nftmliche getan hätten wie Frei-
burg ; dort habe man sich aber bemüht, statistische Anga-
ben 7U veröffentlichen, woraus das Volk Ober Vermögen,
Einkünfte, Ausgaben und PerMnimlbestand der geistlichen
Korporationen sich habe belehren können. Wenn die Re-
gierung die Mühe sich nehmen wollte, jene statistischen
Nach Weisungen öffentlich zu geben, so könnten doch ihre
Anhänger gesetzt das Volk selbst läse sie nicht, die Wahr-
heit bezeugen und verbreiten, wenn man von skandalösem
Verschleudern der KlostergOlcr spreche. Aber im Kanton
Freiburg wolle man von Aufklärung des Volkes Über diese
wichtigen Fragen nichts wissen. Die Regierung ahme eben
^en Kaiser von RuHiland nach, der mit Grund behauptet, er
»ei seinen Völkern keine Rechenschaft schuldig. Im Anschluß
hob Sieber hervor, die Regierung publiziere von Zeit zu Zeit
Berichte über die Ereignisse im In- und Ausland und lasse
sie im Lande herum verteilen. Ihre eigenen Verhandlungen
veröffentliche sie jedoch nicht, damit die Blli-ger nicht wisse»,
was im Kanton vorgehe ^""'l.
Aber seine Tätigkeit in der kantonalen Politik drehte
sich nicht nur um die von der Regiemng aus Parteizwecken
in Frage gestellte Preßfreiheit, .sondern namentlich auch um
4lie durch die Staat3verfa.ssung zu sichernden Volksrechte '"*'').
Der Kampf zwischen ihm und dem Staatsrate, der ihn im
Confedörö führen ließ, entbrannte gleich nach der Volksver-
sammlung vom 31. Januar. Als das Verfassungsprojekt
erschien, glaubte zwar der „Wächter", es zeuge davon, da&
man ernstlich sich bestrebe, Freiburg in die Zahl der glück-
lichen, freien Kantone einzureihen. Überraschend sei aber,
^]afi die Verfassung dem Volke nicht unterbreitet werden
solle. „Wie ist es nur möglich. niu& man sich fragen •""),
daß man dem Volke des Kantone Freiburg dieses wichtige
und erste Recht, die Abstimmung über seine Verfassung,
vorenthalten will. Nie und nimmer würden sich die Frei-
sinnigen tiea Bezirks Miirten, nie lUid iiimnK'r würde der
58
hiesige Volksverein sich mit rliespr Maßregel einverstanden
erklären. Wir glauben die Bedenklichkeilen, welche diesem
§. gerufen haben mOgen, zu kennen und können gleichwohJ,
wenn wir auch alles, was zu dessen Entschuldigung vorge-
bracht werden möchte, reiflich erwägen, unsei-e An&ichl
hierilber nicht ändern. Wir haben im Kanton Freibur^ kein
Velo ; wir haben nicht das Recht, den Großen Rat abzube-
rufen, wir haben Behörden mit einer mehrjöhrigen Amis-
dauer (in Betracht der eigentümlichen Zustände unseres
Kantons können wir nns auch das gefallen las-seii) ; aber um
so entschiedener erheben wir uns gegen eine solche Beein-
trAchtigung der Vnlksrechte wie die in Frage stehende.
Wenn die Gefahr, da& die neue Verfassung verworfen werde,
auch größer wäre, als sie es in der Tat nicht ist, rnoßten
wir denniKh darauf beharren, daß dem Volke die Ausübung
der Abstimmung über die Verfassung, dieses erste Recht
des Souverains, nicht geschmälert werde. Wohl ist's bis
dahin bei uns so Brauch gewesen, dem Volke das Grund-
gesetz nicht vorzulegen ; aber diesen „Brauch" muß jeder
Patriot als einen argen Mißbrauch bezeichnen. ^Zutrauen
erweckt Zutrauen 1" Wer kennt nicht diesen schönen Spruch
und dessen hohen Sinn ? Möchten die Behörden, welche das
Verfassiing,swerk auszuarbeiten haben, ihn beherzigen. Man
entwerfe eine tüchtige Verfassung : man beweise dadurch,
da& man für'-s Wohl des Landes, für die Sache der Freiheit
und einer glücklichen Zukunfl begeistert ist, und lege dann
die Arbeit dem Volk zur Sanktion vor. Wir sind fest Ober*
zeugt, das Volk des Kantons Freiburg wird dieses Zutrauen
EU schätzen wissen ; es wird die Probe zu seiner Ehre be-
stehen und die mit Mißtrauen geängstigten Gemüter werden
errötend gestehen müssen, daß das Volk seinen Behörden
gut ist, wenn die Behörden dem Volke wahrhaft gut sind*.
Auf das Experiment wollte es die Itegierung nicht an-
kommen lassen. Die Verfassung ward dem Volke nicht
unterbreitet. In Berücksichtigung der umstände, sehrieh der
„Wfichter" am 28. P'ebruar ""). wei-den die Liberalen nk
Bedauern sich Idgen. jedocli nicht ohne aufs enischiee
Ion Uli j
1
59
Hl verlangen, da^ die Verfassung durchweg ilemokratische-
ond freisinnig« Bestininiuiij-en enthalte. Snllten sie sich
hierin irren, sollte der Große Rat den Entwurf verscJiliinm-
bessern, so behalten sich die Liheralen vor. die Abslim-
mungsfrage wieder aufzugreifen und nach ihrem Willen zu
eriedigen. Wenn es wahr ist — und wer will nein sagen —
da& Regierung und Groüer Rat den günstigen Augenbliclt
verschliefen, in dieser und andern wichtigen Fragen den
Hoffnungen der Liberalen zu entsprechen, so soll man nicht
glauben, sie würden nun in beharrUcher Langmut jede Kon-
zession eingehen und mit sich machen las-sen. was man
will. Nein I Nach dem ungeheuren Opfer, das sie bringen,
iodem sie für dies Mal aus reiner Liebe zur Sache dem
etrien SouverainitAtsrecht entsagen, müssen sie dabei blei-
ben, da& man die begangeneti Fehler durch um so radika-
lere Mittel gut mache. Das Jüstemilieu möge sein frevles-
Spiel nicht so weil treiben, his den Radikalen der Gedutd-
hden zerreißt. Wir sind bereits zu alt geworden um uns
immer düpieren zu lassen. Man fahre ab mit der Nacht-
haubenpolitik, die in undankbarer Danaidenweise lauwarmes
Wasser ins alte Sieb gieül".
Um nun die Regierung nicht lange darübiT im Unkia"
ren xu lassen, was man in Murten unter den demokratischen
und freisinnigen Verfassungsbestimmungen verstand, trat der
"Volksverein zusammen und einigte sich über folgende An-
trfige '"), die Sieber teilweise schon am 31. Januar dem auf dem
Liebfrauen platz versammelten Volke vorgelegt hatte: 1. „Die
Beamten können nur durch richterliches Urteil von ihren Stellen
entsetzt werden. 2. Die Klöster sind unvertrflglich mit den Be-
strebungen des Staates. 3. Der Staat übernimmt die Obsoi^e für
die Erziehung der Jugend bis zum 20. Altersjalir. 4. Ebenso
för die Armen, denen er hinreichende und angemessene Be-
schäftigung gibt. 5. Bezug einer Steuer auf das Vermögen,
damit die reichen Herren imd die Klöster auch etwas zu den
Lasten des Staates beilragen mtts.sen. (i. Streitigkeiten zwischen
Staat und Privaten entscheidet der Zivilrichter, 7. Der Grund-
l>esilz darf ein durch das Gesetz festzustellendes Maximum nicht
eberschreiten, 8. Kein besonderes Pre&gesetz! 9. Wahl der
Bezirks- und Gemeindebeamten durch die Bezirke und Ge-
ineinden. 10. Besoldung der Beamten durch den Staat, damit
■die drückenden Sportein und Emolumeiile wegfallen."
Die wenigsten dieser Postulate fanden Anklang. Am
-8. März versammelte sich deshalb das Volk in Murten
und beschloß, dem Staatsrat einen in sciiarfer Spraclie
gehaltenen Protest einzuschicken, den man von den Gemein-
■den des alten Murtenbietes unterzeichnen ließ"'). Da.s Er-
gebnis desselben faßte der „Wächter" "") folgendermaßen
zusammen: „Freiburgischer Fortschritt. Ereter Sprung: Einer
freien Versammlung wird das Protokoll abgefordert (Vereins-
freiheit). Zweiter Sprung: Die freie Presse („WSchter") wird
■ermahnt (Preßfreiheil). Dritter Sprung : Den freien Gemeinden
wird das Petitionieren Ober andere ala Verwaltuiigsgegen-
stände untersagt (Petition.srecht)."
In seinen Ausfällen gegexi die Regierung und ihre Zei-
tung"^, „die nur da sei, um was in Freiburg vorgeht, zu loben
und zu bewundem" ^""), fand Sieber noch schärfere AusdrQdce,
und um seinen Lesern darzutuii, daß er nicht allein sei in der
Verurteilung der Staatsverfassung, brachte der „Wä<hter" die
abschätzigen Urteile verschiedener schweizerischer Zeitungen,
von denen wir hier nur zwei zitieren wollen: der „Volksmann"
von Thurgau : „Eine Verfassung mit solchen Lücken, mit solchen
Höckern und Kröpfen ist nicht vulkstQmUch. — Haben di« libe-
ralen Herren in Freiburg de» Verstand verloren? — War e5
ihnen nur um eine liberale Sesselherrschaft zu tun? Wahrlich,
■der Bezirk Murten tat recht, die Freiheitsbäume umzuhauen,
und das Solothurner VolksblatI : „Die Freiburger Verfassung
huldigt ganz dem Prinzip der Sessclberi'scbaft, indem das
Volk keine Beamten zn wählen hat, und der jetzige Große
Rat erst nach 9 .Jahren, bei Ahlauf dieser Verfassung, und
bevor der neue Große Rat gewählt ist, den Regierungsrat
und die Beamten wieder auf 9 fernere Jahre zu wählen be-
fugt sein soll. Heißt das nicht dem Volke Hohn und Spolt
.gesprochen ? Erbhcken wir nicht auch hier den Neuarislo-
Jcratismns, die neu auftauchende Herrschaft der Ses-^elasse-
51 ~
kiiranK ? Wird die Tagsatziing die Schmach auf sich neh-
men und einer solchen Verfassung die Garantie geben" ?
Die Stimmung wurde allmfihlig so gespannt, da& der
Muriner Volksverein, „gestützt auf die keineswegs erfreuli-
chen Erfahrungen, die er mit Rücksicht auf den Erfolg sei-
ner demokratischen Bestrebungen hat machen müssen", be-
schloß, vom Anschluß an das sogenaimte Cenlralkomitee in
Freiburg abzusehen und die auf den 9. April angesetzte
Hauptversammlung nicht zu beschicken "*). Der Confiider^
sprach deswegen von einem Muriner Sonderbund. Doch gab
es auch Leute in Freiburg, die zu den Murinem standen.
Eine Korrespondenz vom 13. April äußerte sich "^) : „Daß.
der Bezirk Murten nicht immer unsere kiu-zen Ideen billigen,
unsere beschrankten Ansichten teilen kann, ist begreiflich :
Jedem, der die Stufe politischer Aufklarung beider Kantons-
teile kennt, und weiß, welchen Unterricht und welche Er-
ziehung die Murtner Jugend erhalt, und von wem und auf
welche Art und Weise seit 30 Jahren die Freiburger erzo-
gen worden sind, dem ist dieses sehr erklftrlich. ^ Während
das Volk hiesiger Stadt von einem engherzigen Kanfönli-
und Spießburget^eist sich beherrschen läßt, scheint man im
Bezirk Murten den Blick vielmehr auf das Schweizerische,
auf das Nationale zu richten. — Der Bezirk Murten ist wei-
ter voi^erückt und kann sich nicht mehr nur mit Fahnen-
geflatter und patriotischen Prozessionen begnügen. Man hat
daher Unrecht, ihm deßhalb Vorwürfe zu machen. Wir
denken, unsere Mitbürger in Murten werden, sobald die'
hiesigen Liberalen die Politik wirklich von einem hohem
Standpunkte, als dem des individuellen und des persönlichen
Interesses betrachten, uns mit Freuden wieder die Bruder-
hand reichen und das Alte vergessen".
Inzwischen nahm der Federkrieg seinen Fortgang. Auf-
gebracht über die Kritik, der Sieber die Verfassung unterzog,
fiel der Conf^der^ einige Tage nach der Annahme derselben
durch den Großen Rat über den Murtner Gegner her "") :
„Lägislateur qui siegez au Grand Conseil, inclinez-vous : le
Lycurgue allemand de Morat a parle ! Heureux, trois foi»
iheiireux 1b {»eiiple frilioui^eois. qui a pnfin trouv6 le menlor
dont il avait besoin pour ne pas errer dans les voies nou-
velle» oii 11 vieiit d'entrer. C'e^t un bien gmnd dücteur que
Monsieur le Wächter 1 Äucuiis pretendent, ä la verile, qu'ü
ne sait dire qiie des sottiaes : mais c'est lä une grande ca-
lomnie, et iious aftimioiis, au contraire, (jue dans le canton
-de Fribourg il n'y a que le Wächter qui ail le sens com-
mun et que lui seut couiiait le» vrais principes de libeii^ et
de democi-atie ; nouft aulres, pauvres idiols, nous avons l'in-
telligeiHw trop bortiee pour conipreridre quelque chose ä ces
principes : nous en sonimes «ncore a I'a b e de la polilique.
et ce que nous avons de mieux 4 faire, c'est d'aller ä l'i^le
du Wächter".
Diese Auslassungen riefen der bereits erwähnten „Er-
widerung Siebers an die Idioten", in der er unumwunden er-
klärte, daii er sich weder dui-ch Drohungen noch durch Ver^
sprechuugen von seinem Ziele, die Handlungen der Behörden
einer scharfen Kritik zu unterwerfen, werde abbringen
.lassen "'),
Nun sollte für die Verfassung die Garantie der Tag-
satzung eingeholt werden. Hier versuchte der Muriner Vollts-
verein anzusetzen, als er auf Siebers Antrag am 25. Juni
'einstimmig beschloß""), der eidgenössischen Behörde eine
Eingabe einzureichen, es sei die Garantie zu verweigern, weil
die Verfassung dem Volk nicht vorgelegt wurden und auch
sonst die Volkssouverttnitftt abgesetzt worden sei. Die vom
„Wächter" veröffentlichle Petition betonte""): „Im Kanton
Freiburg hat der Gr. Rat eiue Verfassung bearbeitet, welche
am 19. März dieses Jahres in Kraft getreten ist, ohne dem
Volke zur Annahme oder Verwerfung vorgelegt worden zu
sein. Der Volksvercin von .Murten, ja die ganze Bevölkerung
dieses Bezirkes protestierte vergeblich gegen diese unerhörte
Verletzung der Volkssouveränilät, welch letztere in der Ver-
fassung doch ausdrücklich anerkannt ist. Es blieb uns kein
anderes Mittel übrig, als das der gewaltsamen Selbsthülfe.
Davon hielt uns der geistige und politische Zustand anderer
Kantonsteile ab. Da wir aber das usurpatorische Verfai
63
■des Freiburger Gro&en Rates unniöglich dulden kbiinen. ohne
una den Vorwurf der Feigheit und des wohlverdienten He-
lotentums zuzuziehen, so wenden wir uns mit dem Begehren
an Sie, der frei burgischen Katitons Verfassung die eidgenössische
Gamntie zu verweigern". Gleichzeitig verlangte der Verein,
die Tagsatzung solle dem frei burgischen Großen Rate die
bestimmte Weisung üukommen lassen, rQcksichtUch der neuen
Bundesverfassung die freie Volksabstimmung anzuordnen.
„Wir werden doch zu dem obersten Lebensgeselz des Schwei-
zervolkes auch etwas zu sagen haben", lautete die Petition.
„Sonst setze man für uns die Volkssouveränitat ah und er-
kläre uns fär mundtot und rechtlos. Es wfire eine beispiel-
lose Erniedrigung für uns, stillschweigend zusehen zu müssen,
wfthi-end die Bevölkerungen der Nachbarkantone, während
das ganze übrige Schweizervolk ihr freies Votum abgeben;
wir wfirden uns gegen eine derartige kaiserlich-königliche
BeeintrAchligimg der Volkssouveränität mit allen Mitteln auf-
lehnen, wir würden uns dagegen wie ein Mann erheben, wenn
uns nicht die physischen Mittel gebrächen".
Gegen die Verweigerung der eidgen. Garantie ward aber
hervorgehoben, was früher bereits im Confederö über die von
Sieber aufgeslelllen Theorien gesagt woi-den war'^": „il ötait
re.serv^au „Wächter" d'önietlre des principes aussi anarchistes.
Pour notre compte iios eussiuns dfeir* que la nouvelle Cons-
titution eOt pu recevoir la sanction populaii-e; niais franche-
ment oii cela nous aurait-il conduit? La nouvelle Constitution
eut ^t^ rejete dans la plupart des districU catholitjues pour
£tre trop radicale, et dans le district de Morut pour ne pas
I'fetre assez".
Sieber und der Volksverein erlitten wiederum eine Ent-
täuschung, indem die Tagsatzung der Freiburger Verfassung
die Garantie erteilte. Darauf muülen sie allerdings nach den
neuesten, im „Wftchter" über diese höchste Schweiz. Behörde
gebrachten Nachrichten gefaßt sein : „Der Zuhörer bei der-
artigen Verhandlungen muß glauben, sich statt im Sitzungs-
säle der Schweizerischen Tagsat/.ung in einer Ki-ämerbude zu
beßnden. Jede prinzipielle Anregung, jede über Kantonalinte'
ressen stehende Idee, die sich etwa geltend machen i
überhaupt jeder Ausdruck eines ffir die Menschheit schlagende»
Herzens wird mit (Iberniü tigern Adiselzucken und rabulistischen
Schlagwörtern zurückgewiesen"'^""). Um die Muriner über
den Mi&erfolg zu trüsten, konstatierte ein Freihurger Korres-
pondent des „Wächter", dali die Tagsatziuig die Verfassung
garantiert habe, nicht ohne die Preibui^er Gesandtscliafl auf
die Arniensüuderbank gesetzt zu haben '"). Sieber seinerseits
glaubte auch noch ein Uehriges tun zu inOssen, itidem er im
„Wächter" die von Dr. Bussard für die Genehmigung ge-
haltene Rede scharf hernahm. Ehrlicher wfire es gewesen,
meinte das Blatt, wenn Bussard sich so au.sgedrnckt hotte'—):
„Es ist Euch bekannt, wie wenig im Kanton Freiburg
seit 1830 für Volkserziehung, für Ausbildung des pohtischen
Lebens getan worden ist. Unser Volk schmachtet also noch
unter der Wucht abscheulicher Vorurteile; es ist unfähig,
das Gute, wenn es neu ist, zu schäl7.en. Darum haben wir
die Verfassung in vielfacher Hinsicht, wie Ihr seht, aristo-
kratiseh machen müssen ; ja, so ungern wir es taten, wir
haben, wie Diktatoren, die Verfassung dem Volke verliehen,
ohne da& es darüber abstimmen durfte. So ungenügend sie
ist — es hatte sie doch verworfen! Getreue und Hebe Eid-
genussen, erwägt diese Umstände und garantiert sie dennoch.
Zum Dank dafür wollen wir künftig tüchtig arbeiten, da£ e»
bald besser und lichter werde".
Die Genehmigung zeigte der „Confed^rö" seinen Lesern
durch ein besonderes Bulletin an und die Regierung eröffnetft
sie dem Volke durch 12 Kanonenschüsse '^''). Diese Kanonade
brach den Widersland des Muriner Volksvereins nicht. Auf
dem kantonalen Boden geschlagen, versuchte er nun auf dem
eidgenössischen der Freiburger Regierung beizukummen. Die
Bundesverfassung suIUe dem Volke unterbreitet und von ihm
nicht angenommen werden. Es ward ihr vorgeworfen, dali
deren Bestimmungen über Preüfreibeit und r^iederlas^ungs-
recht nur schOne Worte seien; daß sie das Vereiiisret-ht ver--
nichte, statt garantiere, und daß die Vertassungsfabrikanteiu
dem Volke einen allzu kostspieligen Beanitenappai
t>5
Der „Wflrhter" fügte bei, er sei, wviel ihm liekaiinl, _iias
enite Blatt, welches den Entwurf aus tleni GnmHe vi-rdanimte,
daß keine ßetlimmiingeii betrelfend den Volksunterrichl darin
enthalten seien, wahrend doch die Ernchtuiifi; eine» durchaus
nrUlokratischen hiülitutes, tier Huchrichule, wenif^iStent^ faktd-
tativ in Aussicht gestellt wei-de. Unsere Argumentation, die
sich namentlich auf die Sonderbundskantone und auf die
Notwendifjkeit bezog, ihnen vun Seite der Zentralgewalt dikla-
lorisch anzubefehlen, was sie aus eigenem Antrieb nimmer-
mehr vornehmen würden, ist von keiner Seite gründUch wider-
legt worden. Damit blieb alwr das gewichtigste Motiv zur
Verwerfung aufrecht. Stftiide es in unserer Macht, wir würden
deshalb alle Exemplare des Flickwerks in tausend Stücke zer-
rei^n und bis auf den letzten Fapierschnitzel ins verzehrende
Fener werfen" '"'*).
„Allen den im Projekt entdeckten Mängeln kann mir das
von einem Verfassungsi-at für die Einheitsrepublik entworfene
Grundgesetz ablielfen", führte Sielrer in seinem Artikel über
die Bundesverfassung und die Radikalen aus. ^Schon in zwei
Jahren könne eine Bundesrevolution die Fabrikanten des neuen
Entwurfes mit Ihrem bedeutenden Anhang. Leute, die das
Volk so lange am Nan-enseil ibi-er Grundsatzlosigkeit herum-
gezogen haben, auf eine Weise zu Buden werfen, die ihnen
daa Aufstehen fOrderhin verleiden sollte. Diese Lektion wün-
schen wir dem Schweizervolk nicht, wohl aber seinen soge-
nannten Fohrern die verdiente derbe Znchtigung. Es ist un-
umgänglich notwenig, daß die i-adikale Partei an dem neuen
Machwerk rüttle und nage, bis es in seijier wahren Gestalt,
als miftgestaltetes Ungetüm, das die Volksfreiheit und die
demokratische Entwicklung in seinem weiten Rachen ver-
schlingt, zum Vorschein komme. Dann wird der Augenbhck
da sein, an eine soziale Demokratie zu denken" '"j-
Der Muriner Zeitungsschreiber verhehlte sich trotzdem
nicht, da£i die Verfassung die Zustimmung des schweizerischen
Volks erhalten werde. Man müsse sich demnach ohne Ver-
zug mit den Konsequenzen der Annahme befassen, meinte
tiinit der Bernerzeiinng '-") : Hinwirkunf; auf ^ule Wahlen
— HH —
Uli- die ulUcklidit-
in (ieii Naliuiinlrul sei itas ersle,
Einfnttntng und lüe fruchtbare Entwicktill in der neuen
Verfassung zu tun sei; denn wenn in den Nationalral
schlecht gcwttlilt würde, so träten als notwendige Fol^eu
davon ein : daß auch ein schlechter Bundesrat «n die i
Spitze kftnie: unter schlecht sei alles, was Justemilieii. Kon-
servativer, Aristokrat oder Ultramontaner ist. zu verstehen;
da& die politische Entwicklung des Bundes von vorne-
herein verstOni Hielt wdrde: da& ein unvermeidlicher ROckRang
der Politik aller einzelner Kantone stattfinde; unter einer "
konservativen Bundesregierung sei eine radikale Kantonsre-
giennig eine Unmöglichkeit; unter einer jttstemilietian lachen j
Bundesregierung mülite bald die ganze Schweiz ein Juste-
milieu werden; daß endlich die flu&ere Politik der Schwm
schlecht vertreten wöre. Während aber der Murtner Volks- |
verein und sein Organ für Verwerfung der Bundesverfassung "
durch das Volk, eventuell durch den Großen Ral arbeitete», I
verwarf die Sektion von Freiburg ^*') mit grolier Mehrheil
den Antrag de« Advokaten Weitzel, die Bundesverfassung I
dem Volk zu unterbreiten, und beschloß, dem Gr. Rate deren I
Ainiahme zu empfehlen. Die Petition des Murtner Volks-
\ereins an die Tagsatzung in beli-eff der Volksabsliinmung
halte auch keinen Erfolg. Die unverantwoiiliclien Tagsatzinigs- |
fttrsten gaben uns nichl einmal .Antwort, beriehtete Sietier |
im nWftchter". „So hört denn, eiferte er '-")■ ihr. die ihr ]
solches Unrecht tut, und ihr, die ihr es duldet: «Wir pro- j
testieren vor Mit- und Nachwelt feierlichst gegen diese Rechts-
verletzung. Wir haben die Bundesverfassung nichl annehmen,
nicht verwerfen dürfen: so fügen wir uns auch nicht!"
Zu dem Nichlerfolg in dieser Sache gesellte sich dann
der liinsichtHch der Wahlen in den Nationalrat. Am 20. Sep-
tember schrieb Sieber'*"), „er sei aufgefordert worden, sidi
als Kandidat zu stellen. Verböte es ihm nicht seine Schüchlem-
lieit, crklfirle er seinen Freunden, so würde er gern enl — |
sprechen, obwohl er einsichtig genug sei. um zu wis.sen, dakifl
seine Entschiedenheit, sein blanker Radikalismus ihn bei gf-__^
wissen Leuten i-ben nicht sehr empfehlen. Der Kanfon Fre-^^
67
burfi habt' fünf Mitglieder in den eidg. Nalionnlmt zu wählen.
Durch die Bestimmung der Bundeäverfassuiif^ ; „die Wahlen
sind direkt" komme Obrigens der Gro&e Rat in eine fatale
Stellung, indem er das Volk diesmal nicht leicht entbehren
ki^nne. Es sei ihm aber nichts unmö{;lich. Um die Sache ab-
zukürzen, habe jemand den sehr praktischen Vorschlag ge-
macht, der Staatsrat solle ganz ungeniert fünf Landjäger in
den Nationalrat abordnen: man wöre doch der Gesinnung
versichert" '*").
Die fortgesetzten Vorwürfe Siebei-s, zu einer Zeit, wo
überall das katholische Volk sich rührte, brachten scMieijlich
die Regiernng so aus dem Häuschen. da6 sie sich verleiten
lie&. auf den selion vor Monaten erhaltenen Rat einzugchen,
den unbequemen Zeitungsschreiber aus dem Lande zu jagen.
Im Kanton herrschte groiäe Aufregung; um das bald hie
bald da gegen die neue Ordnung ausbrechende Feuer zu
dämpfen, waren auch schon die benachbarten Kantone zu
Hilfe gerufen worden '^"'). Dazu kam das Gefühl der Regierung
mit lit'V großen Mehrheit des Volkes in Widei-sprucli zu
stehen und die üeberzeugimg der Unmöglichkeit, diesen Wider-
spruch zu bändigen. Siebera Opposition, zeitlich mit dem
Widersland der gro&en Masse des Volkes zusammenfallend,
erschien, als ob sie dem Einverständnis mit den Ultramon-
tanen entspränge. Der Volksmann sah auch em, da& ihm
ein derartiger Vorwurf gemacht werden könnte. Am 22. März
bereits wies er ihn zurück mit den Worten "") : „Wenn Monerat
mit seinen Gesellen, in zufälliger Uebereinstininiung mit uns.
an der Volkssouveränität festhält, liegt darin ein Beweis, daß
der Grundsatz an sich verwerflich sei? Oder soll der Zufall
uns bestimmen, ein Recht aufzugeben, das der Bürger der
Demokratie, wenn er auch wollte, nicht aufgeben kann, weil
es eben ein unveräußerliches ist?" In der Berner-Zeitung !■"'(
hob er auch hervor: „Dieser Tage log man dem katholischen
Volke vor, die Muriner würden das Kloster Hautenve an-
greifen. Daß eine übertriebene Angst die guten Freiburger
befiel, daß Berner und Freiburger auf die Beine mußten,
kann höchstens Lachen erregen, wie aber die Muriner ins
68
Spiel gezogen werden konnten. it>t uns noch nicht deutlich.
Von gewaltsamen Angriffen oder gar von einem Einverständ-
nis mit den Ullramontanen war nie die Rede, vielmehr
wollte man hier den Kanton Freiburg seinem verdienten
Schicksal überlassen und seine Hoffnung auf eine radikale
Bundesrevision bauen". Fflr das von ihm erstrebt? Zii-l
erschien ihm aber das Zusammentreffen der beiden Oppo-
sitionen doch ersprießlich zn sein, was er am 16. April den
Lesern des „Wfichter" mitteilte'"); „Ma&lin und verschieden!-
andere Bursche dieses Gelichters sind wieder Kurftck. Man
spricht von einer ultramontanen Zeitung, die sie gründen
wollen. Dann kftme die hohe Regierung zwischen zwei
Feuer". Das in Aussicht genommene katholische Organ sollte
den Namen „Le Conservateur" erhalten. Es blieb aber Iwi
der Absicht. Von dem Erscheinen dieser Zeitung erwartt-t^-
Sieber, daß es die EmpOndlicIikeit der Regierung gegen den
Tadel der Presse schon beben werde, wenn das Blatt dann
das Regiment Nummer für Nummer verdächtige. Die Herren
knimen dann froh sein über den „Wächter", der .-iie auf
Uebelstände und Verstösse in der guten Absicht aufmerksam
mache, denselben abzuhelfen lind so den Gegnern die WafTen
zu Angriffen zu benehmen '""'|.
Nachdem der „Confedere" gegen Sieber den Vorwurf
erhoben hatte, er predige anarchistische Theorien und rufe
zur Aufruhr, bezichtigte er ihn am 8. Juli ''"). er lasse sich
KU schulden kommen .de sauvages agressions. des sorties
viiilentes contre toul ce qui est, tont ce qui se fait en Suiiise
et dans notre canton. — S'ils (Sieber und der Volksver«inl
(^taient pay6s pour fomenter le Irouble et la discorde, qu'on
le dise. feraient-ils mieux?" In Erwiderung auf diese Beschul-
digimg stellte Sieber. nachdem er öfters schon erklärt liatte.
er setze den Verdächtigungen des „Confedöre" seine tiefe Ver-
achtung entgegen, an seine Leser die Frage : „Was sagen
unsere Le.ser dazu, wenn der ^Confedere" behauptet, wir
könnten nicht firger Unruhe und Zwietracht säen, wenn wir
dafür bezahlt wftren!? Wir antworten darauf bloß, <la& wir
dem Kanton Freiburg Glüfk wünschen dürften, wenn er ker
bestechlichere uiid keine unehrenhaftere Bürger z&hlte, als
wir sind, der „Wflchter" und Comp". „Es führt uns nicht
irre, wenn der Tadel otTenbarer Missbrauche und Mißgrifl'e
.wilde Aggressiou". phefliger Ausfall" tituliert wird. Wir
wissen ganz gut, wie wir schreiben niQ&teii. um angenehm
zu sein: dazu bequemen wir uns nicht, wenn es auf Unkosten
der Wahrheit geschehen soll" '^^ "). Einige Tage später gewährte
der „Wflchter" einer freiburgischen Korrespondenz Raum, die
die aufrührerische Frage aufwarf und beantwortete: „Waa
wollte also die Eidgenossenschaft (trotz Art. 4 der Uebergangs-
U'stimmungen) anfangen, wenn in Erwägung des Art. 6 c-
der Bundesverfassung das Freiburgervolk in Masse aufstünde?
Sie IIIU& zusehen, wie das Volk sich frei konstituiert; sie
darf nichts einwenden, wofern das Volk den Grundsätzen der
Bundesverfassung treu bleibt" '"*).
Berücksichtigt man endlich noch die in den Petitionen
des Volkfivereins geführte Sprache und die von Sieher der
Verfassung gemachten Vorwürfe, so bedurfte es nur noch
eines Schrittes, um ihn des Einverständnisses mit den Kleri-
kalen zu verdächtigen und zu beschuldigen. Da£ dieser Schritt
gelaii wurde, Itesorgten einige Muriner, denen die im „Wächter"
gebrachlen Aussetzungen arg in die Na^e gestochen hatten.
Sieber machte »ich zwar über sie lustig, indem er in der
Nummer vom lt>. September kund gab, „da& ein Murtner
Spie&, bekanni durch seine Flegelhaftigkeit und Fraubaserei,
die wichtige Entdeckung gemacht habe, der „Wächter" sei
den Jesuiten verkauft" '"*).
Trotz ihrer unzweifelhaften Verlogenheil machte diese
von Murten ausgegangene Beschuldigung ihren Weg. Für
die bevorstehenden Na tionalrals wählen hatte der Gro&e Rat
in seinem Dekret vom 23. September bestimmt : Art. 2, Tout
suisse äge de vingl aus revolus, porteur d'un certificat de-
livre par le syndic de la commune de son domicile, altestant
■pi'il a prete serment ü la Constitution cantimale et f<^d6rale.
et qiii du reste n'esl point prive de la quaht^ de citoyen
actif par la l^gislation cantonale, a le droit de voler dans le
fliege electoral dont le lien de son diiniicile fait partie. Nul
70
rie jM'ut ^tie Hdmis (lans lasseniblee eleclomle. .s"il ne porle
exl^rieurement et d'urie nianiere ^videiile le c<;rtiticat requis
par \e pi^apnl articte. Le Gonseil d'Klal est chargi? de r^diger
la fomuile du serment". Art. 12 des staatsrechtlichen Aus-
ftlhiTingabesohlusses vom 4. Oktober verfügte dann. da& alle
Gemeinden des alten Miirtenbiets in Domdidier zu stimmen
hatten. Daraus nabni der Mui-tiier Volksvercin Anlag, sich
am Abend des 7. Oktober /.u versammeln. Sieber, von der
verlangten Eidesleistung sprechend, erklärte sie „als einen mi-
wQrdigeii, die Ausschließung gewissenhafter (wenn auch durch
den unverschämten Bischof und seiner Klerisei verfilhrter) katho-
lischer Staatsbürger bezweckenden Kniff, der eine verfassungs-
widrige Verkümmerung des Wahli-ecbts enthfilt". Dagi:>gen
mÜ5.se der Volksvei-ein feierlichst protestieren, wenn er auf
Konsequenz und auf ehi'envolle Antezedenzien halte. Der
Redner stellte demnach folgenden Antrag : „Der Muriner Volks-
verein, nach tlinsicht .des die Nationalratswahlen anoi-dnenden
Groferalsbeschlusses, wurnach ilas Wahlrecht durch die Fur-
derung der Eidesleistung auf zwei, dem Kanton Kreiburg ge«
waltsam aufgedrungene Verfassungen (des Kantons und dttr
Schweiz) verfassungswidrig verklausuliert und verkümmert
wird, beschließt. da& er sich bei diesen Wahlen nicht be-
teiligen, sondern l)ei dem demnächst zusammentretenden
Nationalrate feierlichst dagegen protestieren und verlangen
werde, er wolle die bundes verfassungswidrig vorgenommenen
Wahlen des Kanton» Freibui^ kassieren und sofort neue an-
ordnen". Dieser Antrag Siebers ward angenommen und der
Gegenantrag des Landwirts Heinrich Herrenschwand — „daß
man sich zahlreich bei der am 20. ds. stattfindenden National-
ralswahl in Domdidier einfinden, wohl selbst mit Hülfe der
Ultramoii tauen und nötigenfalls mit Gewalt gegen die bundes-
verfassungswidrige Verkümmerung des Wahlrechts auflehnen
und sodann in frei konstituierter Versammlung zur Wahlvei^
handhmg schreiten möge" — verworfen, „obwohl gewi£
mancher, berichtete der ^ Wftchter" '''"1. den Herrenschwandachen
vorgezogen hfltte, wenn er nicht mit Inkonvenienzen verbunden
gewesen wilre".
i
71
Kniim war der Antrag Sielwrs zum Hesrhliiß prhol)en
worden. >o ließ iliii ilcr ObeiBniliiiaiiii Cluitoncy iliinli Kil-
lioten ili-r Regierung 7.ur KeniitiiU lii-ingeii. Difst liielt nun
ilie Zeit für gekoniiiicn, gegen SietH-r <leii gewi& schon lAiigst
gepl«ntt;n Schlag zu führen. Im Prolokull de» StaaUrnles vom
S. OktolK-r steht darüber Folgendes :
„II est fait lecture d'une lettre exp^tliee par e»tat'ette
par laqnelle li- Prf-fet «In Lac infornie de c*' qui s'eHl paasä
le 7. au soir ä fassemblef jiatriotique. Celle-ii tonijMiäee de
Sä t m per.soiine& aurait decide snr la proposition de Mr.
Sieber dt- demander au Coiiheil l'td^ral raniiulatioii des elec-
tious du Canton de Fribourg. le.s i'utistiUitinnii Ted^rale et
uanloiialfr irnyant pas ete souinise ä la tsanctiun du pcupl«. Mr.
Henri Herrensi-hwand aurait conseiUe de se rcuiiir au i>arli
du Sonderbund pour dissoudre russembl^e de Üonididier. Mr.
le Direcleur de la Police relate quelques fails ii l'appui ilc la
revt'latiou coinnuiniqni^e par Mr. le President. Les resolutions
siiivantes .sont inises en votation. Fant-il expulscr iinniedi(it<^-
nient ilu caiilon le (.-itoyen Sieljer? Oui. Arr6ter Henri Herreii-
schwand au inomenl jnge opppurtnn ]>ar le Piefct. et le faire
Iransporter ä Fribourg? Oui*" "^').
Chntnney glaubte nähere Vorschriften veiliingeii /,u
inßs^r>. iiamenilich ob dem ausgewiesenen Redakteur nicht
eine Frist zur Regelung seiner persönlichen Angelegeidieiten
«u gewftliren sei. Die Regierung beschloß aber: _il n'est ac-
corde aucun tcrme. on manifeslera au Pri^fet la surpristi de
ve qu'il ii'ail pas execnle immedialement Tortire ile renvoi
Ue Mr. Sieber". Herrenschwand beti-elTend ward vert'ügt, daü
«T dem Uni ersuch ungsricht er in Freiburg zugeführt wei-den
j^oUe. In Ri'Wig auf den „Wflchter" endlich wurde geant-
wortet : „en applicaÜon des art. 4 und 28 de la loi du 17
tlecembre 1831 sui" la jjoiice de la presse, le Prüfet fera ex-
hiber chaqne immero du „Wftchter" au .Substitut ilu Procnreur
^eiiei-al de iv distriet, alin que le sequestre immediat pnisse
etre ordonne, .s'il y a Heu" '■"). Der Staatsanwalt aber soll
bei der Bekanntmachung der Wegweisung Siebers nUHgerufen
liahen : „voilä qm- noire (lonsi'ü il'Elal sail f-tn-energiqu«'" '''-'l.
72
Der Vnllüiig dieser Maßregeln Tand am 9./10. Oktober statt.
Sieber wurde von einem Landjäger bei Pfauen (iher die
Grenze ge.-M:haffl. Gründe wurden ihm ebensowenig angegeben
als dem Verleger Delosea fOr die über die von ihm heraus-
gegebene Zeitung verhängte Censur '*"). Die Nummer fi9
vom 11. Üktdber verkOndete den Lesern, da&. obwohl der
Redakteur von Murten weggewiesen worden sei, das Blatt
dennoch in derselben Tendenz auch künftig ei-scheinen wenle.
Gegen die Censur werde allerdings alles Protestieren nichts
nutzen: „Woher aber, werden die Leser fi'agen. dieses ßn-
schreiten gegen freisinnige Mflnner. gegen ein sehr geachtetem
freisinniges Blatt? Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich ist
der Lihemlismns der Regiemng ein neuer, bisher n<»ch unbe-
kannter. Man muCt ilin gründhch studieren. Sidier ist, da&
im Kanton eine starke Aufregung herrecht. Das „treue" Militär
ist auf den Beinen. Die kontributionspflichtigen 140 Gremeinden
lamentien-n : die Pfaffen alarmieren: die Freisinnigen sind lau,
lau. weil nn/ufrieden mit dem Gang der öffentlichen Ange-
legeidieiten. Wie es scheint, hat das Ziisammentretfen all
dieser Ei-scbeinungen die Regierung vermocht, su eine Art
Kriegszustand ülwr den Kantim zu verhängen. Weil wir zen-
siert sind und unsere Gedanken unterdrücken müssen, beten
wir zum ersten Mal in unserem Leben .Herr erlfise uns !" '"1
Der Verleger versuchte zunächst sich der über das Blatt
verhängten Censur zu unterziehen, indem er die Nummer
vom U. Oktober der eingesetzten Censurbehörde vorlegte,
bevor er die VerteiUuig vornahm. Da der Bescheid des Ober-
anitnianus zögerte, so ließ er das Blatt verteile«. Der Substi-
tut des Staatsanwaltes, Anton Engelhard, ließ nun die nocli
nicht zur Verteihuig gekommenen Nummern konfiszieren und
Strafklage gegen Delosea einlegen'"!. Der Staatsrat befaüte
sich mit der Sache am 12. Oktober, nachdem der Oberaint-
munii ihm das Eigebnis der gegen den -Wfichter" ergriffenen
Mafii-egeln gemeldet liatte. Der Vorsteher des PoIizei<ieparte-
riients teilte dem Rate einige ÄMzf aus der konfiszierten
Nummer nn'l und beantragte Unterdrückung des Blattes. Der
Rat be>clirfiiikte si.li jedmli auf di.- Verr.rdmmg. daß (
73
-Wfichler" nur ei'scheinen dürfe, wenn ilic von ihm verlangte
Kaution ijeleiiitef werde. Die Strafverfolgung sei einzustellen
mjil nur wieder aufzunehmen, wenn das Blalt erscheinen
"ioUle, ohne die ihm gestellte Bedingung erfallt zu haben, in
welchem Falle es dann ohne weiteres zu unterdrOcken sei"*).
Am 14. Oktober erschien aber eine neue Nummer des
.Wächter", ohne dafe die von der Regierung verlangte Kaution
geleistet worden wBrp. Sie enthielt die erste Aeu6erung
Siebers über seine Wegweisuiig: „Es gibt Leute, die in kri-
tiiichen Momenten total den Kopf verlieren, so da& sie Dumm-
heiten über Dummheiten begehen, — Da^ alles hat noch
weniger auf sich; wenn aber Leute, in deren HSnde die
'"iffentliche Gewalt liegt, riich zu unülierlegten und mutwilligen
Streichen hinreiEien lassen, so ist das sehr gefflhrhch für den
verfassungsmäßigen Rechtszustand. und mit den Garantien fflr
tlie rechtliche Stellung der Bürger ist's ans. So schickt der
Sultan einem Beamten die seidene Schnur: der Pascha spuckt
dem Kadi in's Angesicht: der russische Zar verschreibt si-
liiiisches Eis: die absolutistiächen Regierungen gewisser Kan-
tone der Schweiz kerkern ein, verbannen, strafen; — Alles
•:>hne Motiv, — Vergeblich fragte ich nach Gründen — man
^ab mir keine an. eben weil man es nicht konnte. Ich würde
«lieses diktatorische Verfahren ganz gut begreifen, wenn der
Kriegszu-stand förndich Ober den Kanton verhängt wäre; der
Exjjulsionsbeschlufä nUtßte dann so gefaßt sein; den Herrn
Sieber weisen wir fort, weil wir, während des über den
Kanton verhängten Kriegszuülandes nicht ilnlden können, dnk
man, wie Herr Sieber tut, den Maßstab strenger Grund-
sätzlichkeit an unsere, den Bedürfnissen des Augenbhcks an-
gepaßten Maßnahmen lege. Ich begreife einen solchen Be-
schluß, oltschon er ebenfalls verfassungswidrig und ungerecht
wäi-e: der just vorliegende aber verstößt 7U entsetzlich gegen
\erfassungsm&ßiges Recht, ist in seinen präsnniptiven Mo-
tiven so bodenlos, daß ich aimehmen muß. es sei ihm eüie
lügenhafte, absichtlich entstellende Denunziation vomusge-
gangen und er selbst sei in der ei-sten /.oririgen Aufwallung
pfaßt worden. — Ich htiln- stlion einiiml die Khiv gehabt.
ans dem Kanton Kreibui'g viTwiies»;ii zu werden : es geschah
dui'ch die Jesnitenregierung nach den Jannarereignissen im
Jahre 1847. So ungerecht dieser Beschluß war — die Jesiiiten-
regiermig gab mir ducli (JrHnde an und war in der VoII-
/.iehung humnii. was ich von der gegenwärtigen nicht s^en
könnte, — Ich Füge nur noch bei, da& ich die GrQiide, d. h.
die Ungründe meiner ExpuLsion vernehmen werde. Ich kenne
sie ischon; sie lauten ulso: .,Der Herr .Sieber ist uns zu
radikal, zu grund^tzUch: er ist ein nnerbittUcher Kritikus:
er schwatzt den Leuten von ihren Rechten vor; er Iftßt nicht
mit sich markten: er ver.steht unsere - exzeptionclli' Stellung
nicht: er ist uns im Wege" '*■'),
Von der Unbegründetheit der regierungsMlhclien Ver-
fügung ausgehend, gelangle nun auch der Verleger an den
Staatsrat und Imt um Aufhebung des Verbotes. Der Oher-
amtmann beantragte Abweisung und fand die Unt«rstQlzitug
des Jüstizdirektors. Am 16. Oktober l)eschl»£i die Regienmg.
es sei dem Murtner Buchdrucker mitzuteilen. da& das Verbot
aufrecht erhalten werde, ^pour Ini eviter un pnices de pi'esse
auquel il 6tait expose soit ensuite d'une ilenoiice faite coiUrv
tun des derniers numeros de ce Journal, snil par siiitc de Iti
non Observation des formahtes prescrites par la loi siu' la
presse". Der Obemmlmann erhielt gleichzeitig den Auftrag,
dem Herausgeber des „Wflchter" zur Kenntnis zu bringen,
dafi die Strafverfolgung dahinfallen werde, wenn er sich unter-
ziehe. Im anderen Falle aber halte der Staalsmt dafür, da^
die Zeitung solange noch henuisgegel>en werden kcHine. hin
durch richlerliclien Entscheid das Verbot bestätigt sei '"I.
Letztei-e Einschränkung des Verbotes hätte als Antwort auf
ein Schreiben des Amtsrichters Weger in Murlen vom sellx'u
Tage gelten können "■■), in dem er iler Regierung die Un-
gesetzlichkeit ihres Vorgehens gegen den , Wächter" vorhielt
und namenthch hervorhob, data darin ein unznlätiiger Eingritf
in die richterliche Machtsphäre liege. Kwar um so mehr,
als beim Gerieht bereits eine Klage gegen den „Wächter"
anhängig gemacht woivlen sei. Wegeis Protest gelangte alier
er-'l am 17. Oktober in die Hflnde dir Regierung mit einem
75
Schreiben des Oberamtmauns : „cette lettre nrexplitjiie suffi^a-
ment pourquoi riiiiprinitiur ilii „Wächter" a. iioii obstaiit
I votre defense, Contimit \a dtstributiuii de soii juuriial, il aiiru
1 auasi eu connaissance de lu maiii^i'e de voir tottt ä fait etratif^e
de M. le Juge Weger, sur la eonipetence des tribtiiiaiix. Fort
de cet appui. l'imprimeiir iiuiiliniiem ä publier soii Journal
ainsi qu'il le declare ä qiii veut ('enteiidre" "''|. Der Bericht
der Jusbzdirektion hielt dafür, doli der Staatsmt Mich dem
bemohetiden Eindruck, den Wegers inlervenlioii hervorrufini
■uQsse, nicht entziehen kCVnnc, dalä eine Strafverfolgung nun-
mehr unerläüüich geworden sei und dn& der Gerichl.sprft8ident
vorläufig die Einstellung der Zeitung l>is zu erfolgter Kaution»-
leistung zu verfügen habe "■). Delosen glaubte den wei-
tem Maßnahmen zuvorzukommen indem er am 19. Ok-
tober an das Oberamt schrieb, er unterziehe »ich und weitle
demnm'h »eine Zeitung solange ah dem Gesetze nicht nach-
f^elebt sei ""), nicht mehr publiKieren. Bevor er aber Mittel
und Wege gefunden hatte, sein Versprechen zu erfnllen, lieHv
er ani 21, Oktober die Nummer 71 drucken und verteilen.
Einige Tage später richtete er au die Regierung eine Pe-
tition ""I. in der er nach sehr zutretFenden rechlichen Er-
örterungen ziuii Schlnshe kam : ^daÜt die durch das früiiere
Pre&gesetz vorgeschriebene Kaution eine vorgreifeiule, eine
Üskalische, also eine Maßregel ist, welclie .-iir)) mit dem Wort-
laut der V'erfassnug durchaus nicht vertrflgt, daü dieses Pre6-
gesetz also absohit von selbst dabiiifalleii iim&". Die Re-
gierung beschloß aber, „auf die mehr oder weniger irrigen"
Ansichten des Buchdruckers nicht einzutreten und ließ den
Oberanitmann wissen, daü es bei ihrem ersten Beschluß sein
Bewenden hal» und Delosea. wenn er damit nicht zufrieden
sei, sich an die Gerichte wenden mfige '*").
Nicht bessern Erfolg halte eine Petition, die 4-7 slimin-
fUhige Barger von Murteii am 24. Oktober zugunsten Siebers
an den Staatsrat richteten '"'l. Sie wies darauf hin, da&
Herrenschwand wieder tuif freien Fuß gesetzt sei '■'''), dal»
auch dem Preßprozeß gegen den „Wöchter" keine Folge ge-
;;eben wciile und ilnß nur sein Ri-dakteur in der Verhamnmg
— 7«
bleibe. Zur gänzlichen Beruhigung der Muriner sowie zur
Wiederbefestigung des Vertrauens sei die Verweisung Siebers
zurückzunehmen. Unter dem Muriner Freikorps seien viele
Angehörige anderer Kantone, die erklärten, keineswegs ge-
sonnen zu sehi, fnr eine Regierung ins Feld zu ziehen, die
<)as SchweizerbUrger recht nicht nach der durch die neuen
Bundesakien vorgeschriebenen Weise gestatte. Die Ansicht,
die Sieber in Betreff des Modus der Nationalratswahien aus-
gesprochen habe, werde nicht nur von hunderlen von Borgern
aus dem Murtenbiet geteilt, sondern sei auch von den ange-
sehensten liberalen Blättern der deutschen Schweiz verteidigt
wurden ""); sie enthalte durchaus nichts Revolutionäres. Durch
das Zni'Ocknebnien der Verweisung würde die Regierung
manchem spätem Vorwurf entgehen, sich hundert Herzen aufe
neue gewiimen und manchen kräftigen Arm. der in der Stunde
<ter Gefahr sie verteidigen werde.
Das Begleitschreiben des Oberamlinaniis <''") ging dai^uf
aus , die Absichten der Unterzeichner zu verdächtigen.
Delos^a, der die Petition den Freunden und Gesinnungsge-
nossen Siebers vorlegte, habe einen Teil der Unterschriften
mit der unwahren Behauptung erschlichen, die Regierung
warte nur auf die Petition, um die Wegweisung des Redak-
teur.s des ,. Wächter" zurückzunehmen. Striche man diese
Unterzeichner, so Hieben nur die Mitglieder des Volksvereins.
Das Auffallendste sei jedoch, dag vier Slaatsl>eanite, allerdings
Mitglieder des Volksvereins, die Petition unterzeichneten, um
ifamit das Betragen Sieber-s zu ix'chtfertigen und der Re-
gierung Um-echt zn gehen. Dagegen sei zu beachten, dafi nur
die Anhänger der Sieber'schen Politik sich ober die Weg-
weisung geärgert hätten, während die Landbevölkerung nicht
nur mit ihr einverstanden, sondern auch der Ansicht gewejse»
sei, daß Sieher schon längst hätte aus dem Lande gejagt
werden sollen. Die Bauern würden die Aufliebung der
Wegweisung als Schwäche empfinden. Wenn die Re-
gierung sich je mit der Absicht getragen hatte. Sieber die
Rnckkehr in den Kanton zu gestatten, so würden jedenfalls ^
die Aeti&erungtn ihres MurNnT Amlmann» sie veranlaßt^:
i
I nehmen. Am 31. Oktober wies sie
hiüien. cisvmi Umgang t
die Petition ab ''■').
Die von der Regierung angebahnten Dinge nahmen nun
ihren Lauf, Wie ein Hohn klang es aber, wenn der „Con-
Tödere" in seiner Nummer vom 12. Oktober da.s Unwahr-
ächeinliche berichtete, er habe durch den „Wftdiler" erst von
den Anordnungen der Regierung Kenntnis erhalten. Er kßnne
beinahe nicht daran glauben. Sollte die Sache aber auf Wahr-
heil beruhen, su würde er sich datm dem Proteste Siebers
anschhe&en '^^|. Für das Regierungsorgan war mit die.*er
Möglichkeit die Angelegenheit abgetan. Ihm genügte, daß der
unbequeme und unermüdliche Gegner aus dem Kanton ent-
fernt war. In der in Bern erscheinenden „La Suisse" '*") aber
fuhr ein FViburger — mau vermutete in ihm {\en Kanzler
Dr. Berchtold — Ober Sieber her: „11 y a sous tous les re-
gime» et dans toUs les EtaLs de ces espriLs inquiets. brouillons,
toujours m^contens de ce qui les eutoure, parcequ'il sont trop
conteii-s (l'eux-m£:mes. poussant toujours aux revolutions, dans
le fol espoir que töl ou tard l'uue d'elles assonvira ]eurs
aiDbitons ; genies incompris qui passent leur vie ä fronder a
tort et & travefK, sans tenir compte des impossibilit^s. Dans
les situations calmes, ces hommes sont plus ridicules que
dangereux, plus dignes de pitiä que de cot^re. Mais quand
lous les esprits s'ethauffent. quand toutes les [lassions fer-
■nentent, qnand le» matieres comhustibles n'attendenl que
r^tincelle. cause d'un vaste incendie. alors il est de toute n6-
Cessite d'eloigner ces brouillons dans Tintei-et de l'ordre et
Je la paix publique. Tels sont les molifs qui onl engage
l'autorit^ ä faire sortir du cantou de Fribourg le Zurichois
lieber, redacteur du „Wächter*". Depuis longtemps cette feuille
ftxcentrique qui. du reste, n'avail pas eiicore rempU les con-
^itions legales de son existence, trahissait des tendances sus-
fiectes, semait la division parini les liberaux et cherchait ä pro-
l^ager des doctrines subversives d'un ordre de chose regulier
«Jans notre cantori, oü le redacteur avail trnuv^ une gi^n^reuse
liospitalite, 11 i^tait temps de mettre un terme ä Tabus qu'il
«5n faisaif, Anders Niggeler. der in der von ihm redigierten
i
78
pBevner Zeituiif;'' den Freibiipger Regierun
an den Kopf warf: „Wer frei sein will, mufe vor allem ge-
recht sein lernen" '"'). Die Korrespondenz der ^Smsse", die
Sieber als lunidafOttiscli bezeichnete, trieb ihn zur VerOffenl-
lichung eines zweiten. „Ich und Sie" betitelten Artikels, in
welchem er den Willkürakt der Regiening aufs entschiedenst«
brandmarkte^''"). „Dnrfle ich hofTen, sagte er, da& meioeGx-
pulsion dem Fortschritt im Kanton Freiburg forderlich w&rr,
was ich freilich nicht einsehe, ich gAbe mich gerne zufrieden.
Es scheint mir aber, diese hohe Regierung mü&te das ganie
Volk fortjagen, um mit den Unzufriedenen gänzlich au&u-
rAuinen. Mit meiner Fortweisung ist niclib gewonnen abi eine
sehr unsaubere Scitf auf dem Protokoll". — Was ihn aber
am meisten krfinkte. das war der Vorwurf, er habe den Ultra-
montanen in die Hände gearbeitet. Uoch meinte er, mit dieser
scharfsinnig ausgeheckten Beschuldigung, der von den Satel-
bten der (Jewnll und den Eckenstehern aus dem voniehm«!
Pftbel ao unter der Hand verbreitet werde und auch in einem
kanaillösen Artikel der „Sutsse" ihren Ableger gefunden hatw.
werde der Willkürakt nur noch lächerlich gemacht Die ihm
in der „Suisse" mit soviel Delikatesse vorgehaltene Gastfreund-
schaft des Kantons Freibtirg, die er übrigens, wenn man mit
dem Niederlassungsrecht nicht schmählichen Spott üiebe.
keinen roten Heller wert schätzte, die er ja um den gleich«)
Preis des Duckens und Kriechens auch in Ru&land fände.
hal>e er hundertfach bezahlt. Im Kanton Freiburg habe i'f
den beifall aller einsichtigen Bürger, den schnödesten Unilank
und die gewisseidoseste. Gesetz und Veri'assung mit Fü&eti
tretende Behandlung eines demokratischen Regiments geemteL
„Ich habe, scbloü Sieber, dem neunjährigen Gro&en Rate und
der acht- (d. h. Iti) jahrigen Regierung s. Z. prophezeit, at
werde es in der angefangenen Weise mit der Regeneration
des Kantons in 100 Jahren nicht so weit bringen als z. B.
der Kanton Zürich in 10 Jahren. Dieser Meinung bin ich nodi
jetzt; es kommt nämlich zu den früheren Faktoren noch der
hinzu, dat der (irnlie Rat in wenigen Jahren voraussicfatUti
konservativ lidlramontan) sein wird. Entweder müssen alsi
- 79
iniiiier die eidgeiiössisclieii Bajonette [larat sein, oder der
Große Ral mu& die Amtsdauer seiner Mitglieder um weitere
20 Jahre verlängern und die Selbstergänzung anordnen".
Aus den vorliegenden Akten ergibt sich die gänzliche
Unbegründetheit der gegen Sieber vorgebrachten Beschuldi-
gung, mit den Ultramoiitanen paktiert zu haben. Die „Suisse"
schi-ieb : „le [larti du Sonderbund et les ultramontains, sou-
tenus et encourages par les n6ü-radicaux. ont fait une lev6e
de boucliers (jui leur a mal r^ussi" '''"). Unter Neoradikalen
verstand der Schreiber den von Sieber geleitetet) Muriner
Volksvtrein. Dieser erwiderte im „Wächter" vom 1. No-
vember '""l: «Schon die Bezeii-hnung der grundsälzlirbe Demo-
kraten mit dem gesuchten Titel „Neoradikale" ist ein gemeiner
Kniff a la Böhmer, wofHr der Erfinder höchstens ein Polizei-
hrevet oder eine Manischelle verdiente. Im Kanton Freiburg
kennt man nur drei Parteien: Ultramontane. Anbänger des
Beamtenliberalismus oder Quartalzapfenritter und Demokraten.
Die letztem sind nicht wehr zahlreich, halten treu zu den
(Jnindsätzen der demokratischen Republik : Volk.ssouverfinitat,
Rechtsgleicheit. Unabhängigkeit der .Instiz. Kontrolle der Be-
amten. Bildung fOr Alle. etc. In der Anwendung dieser Grund-
sÄtze gestatten sie keine Modifikationen, weil die erste Mo-
difikation auch der ei-ste Schritt zur Willkür ist. — Der
«hiSnste Beruf des freien Mannes ist der, wahr und uneigen-
nOtzig nach der Verwirklichung idealer Prinzipien zu strelien
und seine ganze Manneskraft, die Stärke seines Geistes, das
Feuer eines fühlenden Hemens in den Kampf einzusetzen. —
Ist es ein Verbrechen, zur Tätigkeit anzutreiben und zu ver-
langen. da& man Grundsätze nicht mutwillig verletze? Bis
jetzt hat noch nicht einmal Jemand wahrscheinlich machen
kßnnen, daß diese von der Regierung begangenen Verletzungen
notwendig gewesen seien. Die Demokraten verdienten alle Ver-
achtung, die man politischer Grundsatzlosigkeit zollt, weim
sie zum Unerhörten stille schwiegen. Jetzt auf einmal sind
sie Alliierte der Uttramontaneii I Leute, von denen man viel-
leicht höchstens schon ein „vive la r^publique" gehört hal>
kgen eine solche Anklage!" Allerdings empfahl der _Wftch-
Rate <.lii> umfassendste Amnestie i
Ziehung auf die letzten Voi-gänge im Kautuii : ^so sehr wir
die Urheber des vei-suchten Aufruhrs verahscheiieii. so sehr
sind wir gegen eine neue Riesenprozedur. Des ZUi>dslntT>
der Unzufriedenheit ist ohnehin noch genug da. Man achtf
das Volk, man .schenke ihm Zutrauen: damit wird man weiter
kommen, als mit einer nnendlicheu Defensivstellung. E)s wird
uns nicht stark wurmen, wegen dieser Bemerkimg wieder
des EinverstAndnisses mit den Ullraniontanen t>ezQchtigt zu
werden. Die Vei^augenheit sei unser Richter: auch die zu-
künftigen Ereignisse seien's!"
Ganz folgerichtig warf daim da.s Muriner Blatt die Frage
auf und setzte sich damit wieder dem Vorwurfe ans, mit den
Sonde rbünd lern zu paktieren '"'}; „mit welchem Recht jagl
der Staatsrat einen Bürger des Kantons, den Borger Marilley.
über die Grenzen"? Mit dem Bischof hätten wir längst schon
kurzen Prozeß gemacht; wir hätten ihn gar nicht anerkannt,
wir hätten das Bistum aufgehoben. — Aber der konkrete
Borger Marilley, der zufällig Bischof ist. darf mit dem Ami
nicht identifiziert werden. Was anfangen ? Eine Teilung isl
nicht praktikabel. ALso fort mit dem Bischof, der Marilley
mag da bleiben ; stUidigt er, so verfallt er dem Gericht".
Die aufrichtigen Lilwralen frngen sich auch mit Sieber,
wohin es mit der Heilighaltung der Verfassung im Kaiitun
Freiburg noch kommen werde. Am 4. November veröffent-
lichte der „Wächter" die Summe der bisherigen, die Muriner
Demokraten treffenden Verfassungsverletzungen '"*) :
1. Verletzung des Vereinsrechts : einer Versamndung freier
Bürger wird das Protokoll abgefordert.
Ü. Verletzung der Preßfreiheit : dem „Wächter" wird offi-
ziell insiiuiiert. kein Artikel gegen die Verfassung m
bringen.
;i. Ein Borger wird ohne Angabe eines Gnmdes, ohne Vor-
weisung eines Verhaftsbefehls eingekerkert.
4. Ein Bürger wii-d seinem natürlichen Richter entzogen.
5, Ein Bürger wird ohne Grund aus dem Kanton gejugl.
ti. Eiih
Jouri
i'ird die Zensi
uferlegl.
81
7. Von einem Journal wird üino Kantion verlangt
8. Biiiem Borger wiril nhne Gnind das Haus durchsuclit.
9. Da-* schweiKerirtfhe Wahlrechl wird duivli Abfordennis
ifines Eides ntif ilii' Kfiiitiins- inid Hi indes verfnssiinK
vernichlet.
In der folgenden Nuninier. iler Irtuti'n "■'). limchte der
„Wfirldcr" nonh den Rekurs des Murtiier Volksvereins an
i)en Nalionalrat, in dem die Nichtigkeit der Nationalrals-
wahlen im Kanton Freilmrg verlangt wni-de. Dann stellte er
sein Erscheinen ein, da er die verlangte Kaution nicht hatte
aufbringen können. An seine Stelle trat der -Vnlksliole". von
dem der .Confed^re" am '2H. Deiemher schriph '""): ^noiis
aviuns vn paraitiv avec plaJsir le prospetlus du „Volfcsbote".
Journal de Morat, snccessenr du „Wächter", mais qui pro-
nit>ttait d'&tre d'une allure moins agressive et d'un espril phis
eil hariuonie ä Tetal moral et polilique de notre canlon: c"est
tJonc aver une penible surprise que mnis avons vn ce Journal
ü son premier articie sur Friboui^, nons attaquer d'une niaiiiere
*jue nous nonnnerions deloyale, si iious ne ta croyions tont
siniplemcnt inconsidei-ee. — Est-ce i|u*il aurait herite de la
bienveillänre du ..Wöchler" « notre egard?" '"*). Am 2S. De-
zember'"") ward der Oberamlmann ersucht, von dieser neuen
Älurtner Zeitung die Kaution von ÜWt Fmnkfu zu l'ordeni,
"Woinit dns Gesetz vom 17. De/,ind>er ISHl seine' Anweiulung
finden werde.
Sieber, iler gleich nach seiner Ausweisung von Pfaui-n
■lach Bern gezogen war, von wo aus er die Redaktion des
^Wächter" leitete, verstand unter dem „nous" des ^t^on-
^ptlfr^" nicht etwa die Redaktion dieses Blattes, sondern dif
Üegiening. die ihrerseits es mit seiner Ausweisung emsl
viuhm. obwohl er ihrer wegen einer von ihr gemachten Er-
findung mit Freuden gedaclilt^, „Erfindung, die sieh auch
«nderwärts bewähren dtlrfte. Die Staatskanzlei besorge nämlich
^x officio die Korrespondenz in die answflrligen Blatter, um
«Jie Verdienste des Guberniums in mehr oder minder lilumen-
«^ichen Gemälden vor die Welt liinzuslellen. Um nun der
einen ordentlichen Anstrich zu geben, beantrage er
82
p achten Direktion, die dann d'
hielte : Diix-klion der oflizielleii Zeitungskorrespondenz. Er
verspreche feierlich dafOr sorgen zn wollen, da& sie immer
7.\veekma£tig beschäftigt werde " ""^). Die Regierung fanci
Jedoch, daß Sieber sich außerhalb des Kantons ungefährlicher
mit freibui^ischen Zuständen befassen köimte. und wollte ihn
nicht einmal besuchsweise im Lande dulden. Einige Tagt'
nach seiner Ausweisung ließ sie hei Nacht uinl Nehel da-
Haus eines Murtners untersuclien, weil man huffie. dort den
Ausgewiesenen zu finden. Als er davon Kenntnis erhielt,
riet er den Murinem „ihre Schafslangnmt" an der Stelle in
.■Schillers Teil zu stählen: „Bis in das Innerste der HStiser
dringen die Boten der Gewalt etc."* ; gegen WillkOr sei ge-
waltsame Seihslhülfe ernstes Pflichtgehot ""'), Am 3. No-
vemlier war er wieder nach Murten gekommen , um ain
selben Tage noch nach Bern zm-ückznkehren. Der Oberaml-
mann rflfTelte aber den Stadtanmiann weil er niiterlasseii
halte, ihn von der Anwesenheit Siebers in Kenntnis zu setzen
oder diesen zu verhaften '"■').
In Bern, wohin sich Sieher nicht wenig deswegen 1k>-
gehen hatte, um die Verhandlungen des Nationalrates Ober
die eingelegte Nichligkeilsheschwerde gegen die Freiburger
Wahlen zu verfolgen und wo er nun auch Gelegenheil er-
hielt, zu sehen, wie sowolil seine eigene Beschwei-de wegen
seiner Ausweisung als namentlich auch der Rekurs des Volks-
vereins zu Grabe gelragen wurden "'"M, setzte er als Mitredaktor
der „Berner Zeitung" sein unentwegtes, unermüdliches KOnipfen
um das Prinzip der Demokmtie fort. Ins richtige Fahrwasser
kam er aber ei-st, als er im Jahre 1850 wieder im Kanton
Zürich eine Lehrerstelle Obernehmen durfte ""). Wahrend
neunzehn Jahre wirkte er an der Sekundärschule in üster.
bis er im Jahi-e 1869 vom Zürcher Volk in Anerkennung
seiner Tüchtigkeit und seiner grundsätzlichen Fesligkeit iii
den Regierungsrat gewfthlt wurde, wo er bis zu seinem, am
!22. Januar 1878 erfolgten Hinscheide das Ersieh nngs(le|jarle-
nient leitete. Als Zeitungsschreiber halte er nicht unwesentlich«
zum Falle des damaligen Regiments beigetragen
genau 4ti Jahre alt, schreibt Greulich, als Sieber am 15. De-
zember 1867 den Stuhl der Laiidsgeiiieinde in Uster bestieg,
die mit ihren drei Sdiwesteni in Zürich, Winterthur und
BQlach die Fahne der Verfassungsrevision machlvoll erhob.
Das Landsgemeinde-Manifest war in begeisterter und fomi-
voUendeler Sprache von Sieber geschrieben. In der Vollkrafl
seiner Jahre stand er damals vor uns, Ober mittelgroß, eine
imponierende Gestalt, mit einem feingeschnittenen energischen
Oesichl, dann ein par knhne, .'^chönblaue Augen blilzlen und
das von leicht ergrautem, blondem, langem Haar und wallen-
dem Bart eingerahmt war. Wenn er sich erhob, sah man auf
den ersten Bbck : hier ist kein Besinnen und Zaudern, der
weiß, was er will, und er will mit aller Kraft, was er für
recht halt". Dieses Bild, das der Gesinnungsgenosse von ihm
gibt, tritt uns auch aus der Freibui^er Zeit des zielbewußten
Mannes und dem von ihm geleiteten „WSchter" entgegen.
Eine eigentümliche Tücke des Geschicks war es fi'eibch, daß
der Mann sich im Interesse der von ihm verfochtenen de-
mokratischen Grundsltt/.!' hergeben mußte, die Stelle eines
Regierung» rates, eines „Kantonsuierischen und Qnarlalzapfen-
ritters" anzunehmen.
Als Vorsteher des zürcherischen Erziehungswesens blieb
er aber doch der „Volksreprfisentant von Achtem Schrott und
Korn", von dem er einmal im „Wächter" schrieb'"), er
müsse seine Sendung als eine heilige betrachten und solle
sich durch dieses Gefühl zum Guten anspornen, inmitten der
Kämpfe aufmuntern, beim Anprallen widerspenstiger Faktoren
stärken lassen. Im Laufe der Zeit mochte sich Vieles in
ihm gemildert und abgeklärt haben. Vielleicht war auch
vergessen, was er den Freiburger Liberalen ins Stammbuch
geschrieben hatte : „Ihr solltet ihm, wenn Ihr wirklich Volks-
männer wäret, dankbar sein für sein Mißtrauen gegen Euch,
wie gegen Alles, was nach Quartalzapfen riecht. Ihr kennt
unsere Meinung vom Regieren ; sie ist immer dieselbe, und
wenn der „Wächter" gestorben sein wird, soll man ihm die
Grabschnft setzen: „Ici git, qui toujours douta"''-.
Anmerkungen.
'1 Archiv Murlen. (A. M.) Schulmbproliiki.ll IJ. p. 139. l« lio-
halt äOÜ Livrea; nauh zweijähriger DicDstiuit WH) L.
') A, M. Schulral^prolokoll U, p. 141-143.
'I A. M. S^hulmlaprolokoH II, p. 143-144.
""1 AmtsvorgaQger Siebera. .Schill rats|ir"lokoli II, ji. I!W.
'I A, M. Schulralsprotok'iil II. p. 146.
^) rf. Folix Meier, Gesthjchle der Geiiieiiitle Wetzikon. Iisruii^-
g^eben von <lnr Ltsscgescllschafl Oherwelzikon. )i. ■593ff.
'' «1 Dr. Jakob Mnssiknmnmr, einer iler ärhflier Siehers, lebt jetri
noch ID Wetzikon.
") lieber diia Vorkommnis vom 7. Mai stehl in der ZOrcher Frei-
l/iga-Zeitung Nr. 19 vom li. Mai 1843: „In Wetzikon soll bei •leu
Wahlen eine Aeussening eines Schullehrers so a]lg«uinine Erbitterung
erregt haben, dass der vorlaute Sprecher von Mttnnern beider Parteien
nicht gur sanft tut Kirche hinaus apediert worden sei." — Diu Nr. ä(t
vom 19. Mui hraiihtc dann einen der Au&atie („Da» Reich der Dunkel-
heit") mit und ohne Korrekturen Siebers, indem die Kedaklioii der
Vernffentliehiitig die Bemerkung vorauasrhickte : .Aus diesem Aufsattc
mag das Volk dea Kantons Zdrieh erkennen, dass es norh nii-ht untfliig
xusehen durf, wenn es die liJkrfasten und heiligsten Interessen, die ein
Volk hiit. nicht gefilbrden will." — StAstsari-hiv Zflrioh. Krimiiiulproto-
koil H. p. 207SI. 18. Dez. 1813. Der Vorwurf, sein Gespött mit der Bibel
getrieben und die Arhtiing vor den kireldiehen Einrichtungen untiT-
graben zu haben, bezog sich auf Tolgende Stelle: «Und erst fing «r zu
predigen an aus dem 139. P«alni. Und wie er schrie: wQrde ich in den
Himmel hinauf steigen, so bist dn da; wflrdc ich mein Bett tn der
Holle aufschlagen, siehe, so bist du auch da. Hops! lenkte der Wogen
über Bc)rcl hinunter. Die Brüder entrannen noch zur rechten Zeil, nher
die Herren Pfarrer schienen in die Hnlle hinuiisteigeii zu wollen : denn
sie sanken noch tief in den Schuee; sie seufzten und girrlen wie Tartel-
tauben und hatten Backen wie gefrorne Rfllien. Ach, rief der Eine:
Was Goll thnt, das isl wohlgetan. Jii, wohlgetliuu, rief der Student
bichend. .
Aus anderen AutsUtzen wurden noch^lehenile Stellen hervor-
gehoben :
Haben die Leute recht, wenn sie wnnsclien, dnss d>>
allen Zeiten wiederkehren mnehten?
85
iGrBael niler Arl fandeu in vergangeDeu Schrtrkeuszeiten st&tt
mit EnUetzeD ileiikt mao daran; denii die Pfaffen konnten sehalten
walten luich Belielipii: aber jetzt hat sich dos Wetter gekehrt.
Kein guter, freier und wittsenschaftliehender Eidgtnoss wird die alte Zeit
wieder nifen. Nur die Stfldter, PüiBen. iler Popsl und die Zopfbürger
wOnschen sie. auf daas -lie nieder herrschen können, wir zuvor. Allein
»ir Mignn nicht, das9 sie darum die alte Zeit wieder wollen, sondern ai«
die Religion sei verloren und man achte sie gar nicht mehr.
Oh ihr listigen SehlBukOpfe."
Der ZopfbOrger.
„Solche Geschtlpfe sind gleich dem Wolf im Schafskleide; man
sich holen vor solchen Runhtiücren, die ein Kreuz auf der Brust,
die Hnlle im Herien tragen. Diese uiedertrflrhtige Rotte wiU
nichts von Freiheit wissen, viel lieber schiene Damen kQsseii. Solche
MSnner .'Uillte dos Vulk, wenn es auch im geringelten (irade einsiehts-
voll wfire. aiis dem Laude schiiifeu: ilenn es kostet Geld, iLeao Leckerli-
fresser und PfalTenkappen zu erhallen. Wenn ein Bauer etwas von
Freiheil zu ihnen sagt, geht es ihm gut, wenn er nicht wenigaleos
Itsbenslangliche Zuchthausstrafe bekoniiut."
Erklärung einiger Fremdwörter.
lUltramonton oder rJImisch tiat den gleichen BegrilT und man
it darunter alle Die, welche dem Papsl in Rom und dem in Zürich
ittian sind.'*
Liberalismus und Radikalismus.
_Der Liberalismus isl ein Schaf, dem man Friedens hedingungen
in^ Uhr llnstert und ihm r.u gleicher Zeit den Kopf imidri'ht. Nicht
Friedens Worte, nur der entschlossenste Radikalisiumi. dic> l'hiil. können
uns noch helfen und erretten, sonst uichts."
^Oh il
Itsbenslan
Dil
stokratei
.Klunte ich den Himmel liitten. dosa er diese frechen Buhen
durch einen verzehrenden Blitzschlag in das Innerste der Erde schlage,
iclr Ihate its ohne Säumen. Solche Z5pfe am Ruder des Staates sind
ein tJngInt'k. Vielleicht wiril die alte Welt einmal aussterben und aus
der Asche wird ein neuer Zweig hervorbrechen und dann „Nieder" mit
den lebenden MOuchskulten, Arislokratenbandeu."
An die Jnnglinge des schweizerischen Vaterlandes.
„Hasset das Tjrannenjoeli und die Despotie. Verschmtlht die
Pfiiffenherrachafl und die Aristokratie. Seid Feinde der Freiheitsunter-
drDcker, der Pfaffen und der Zopfbürger. Hassel die Schwarzen, welche
das Volk immer im Si'hlumme der Dunkelheit und Finsternis hatten
wollen mid hanget ihnen nicht uu wie Göttern. Lussl Euch nicht mit
Sklavenketlen binden, denn dazu sind die Aristokraten und Pfaffen alle
tnblicke bereit."
An du Forsten.
„Ihr glaub! als Weise tlte Augen des rreilie{tsUclieii<leri
Terbltnden ? Aber well beruh roto Hedner und Dic-hls-r lOseii
auf und es wird einst eine Zeit kämmen, wu ihr mil all <tpn Euren
samt und .-«initers veijagt werdet."
Pnrleiung und Aufruhr.
„Wran ein Volk unlerdrOekt wird, so ist ein Aufruhr nlthig um!
gerecbl."
'I Sluatsarcbiv ZSrich. Kriminalprotokoll 11. p. ä084. IH. Hex. IH4S.
T Meier. 1. c, p. 598 S.
') Kriininalprotokoll 11. p. 3071-2072. Am 14. Dezember zog der
Staatsanwalt seine Berufung gegen das. den SchulratsprSsidenten Jakob
Toblar freiapreubendo Urteil des Hinweiler Bezirksgericht zurDck. — Ur-
teil des Appcllbofes in Kriniinolprotoknll II. p. 2079 ff. — Ueber die
obei^richtUcLen Verhandlungen beriuhtete die ZOrrher Freitags-Zeitong
Nr. 51 vom 23. Dezember 184.3 : „Letzten Montag beurtheUte das Obrr-
garicht den Sekundartcliret Sieber von Wctzikon. — Nur durch Slirb-
entseheid ward der Antrag auch auf eine Gcfbngnisutrafe beseitigt. — Du
man das Obergerirht nicht der politiaehen Leidenschaftlichkeit wird be-
schuldigen können, so ergibt sich wohl aus diesem Urtheile. das» Herr
Sieber es ai^ getrieben haben muss." Criminal- Partei vortrage, 1843,
p. 546 ß.
'") Protokoll des katholiseben Er/ieliung^rslen de« Knntnns St.
GaUen vom 7. Nnvemlier 1844. (N. 5«>6.)
") ProtokoU des Kalb. Erzieh ungarates vom lä. Dezember lSi4.
(Nr. 595.1 Gleichzeitig mit Sieber hafte auch Pbihpp Juugo von Freitiuf^
das Realle hrereuunen bestanden. Das auf zwei Jahre au^estellle Patent
bet&higl« ziuii Unterricht in der deutschen Sprarhe, der Burhliiiltuntf.
der Geomelrie, dem Zeichnen und Schönschreiben.
") Pnitok<)ll des kslh. Erxiehungsrates lom 3. Januar lB4ö. (Nr. Ai
— Der sL gallischen Behf)rde lag ein pfarrnmtlicher Bericht von Welii-
kon d. d. 28. Dez. 1844 vor. der betonte, dass Sieber sidi der „Ver-
breitung irreligiöser, leichtfertiger und verwerflicher Gesinnung unter
seine .Schfller" schuldig gemacht hatte.
'") Staatsarchiv Freiburg {A. F.) Pri'tocole ilu nonseil iIVducAtioii.
p. 44. m. April 1845. • Le Pr^ident du Conseil d'E(tui»ti»n i-atliolitfue
de St- Gall annonce que c«l individu luuni d'un hrevet at. galloLi a tili
condnaine par le tribunal il'appel de ZOrjcli. pour nvciir enseignö I'im-
moralii^ et l'irr^ligiun k »es ^Uves. •
") Archiv des Ohersrnts Mnrlen. (A. 0. M.( Corresp. I84ö. Fri-
bourg. 16. urril.
'"1 A. 0. M. - Corrfsp, 1845. Frihourg. äfi. avril.
"') A. M. äcbulrataprot'.koll 11, p. 151. - „Schreiben de» PrA^-i-
denten des st. gallischen katholischen Erziehungsrates Herrn Maller. —
in welchem bemerkt ist, — doss Herr Sieber durdi einen Spruch "lt■^
87
lürfiierisclieu Obergerii-liL
iiif ftlnr Jahre pingeslelll wnrdpii. — wil
r Srhulr ilio Ai'liliMig viir iIpdi lHtf«tcheii(li'i] KinJiciilhiitiip
tilntaiigeselzt. ~
") A. M. Svliiilratsprotoknll 11. p. 155. 34. Jmti. - „Das PrilaJ-
'lium t^igt an. Aaa» Herr Egli, SekreUr den zflrrlierjschen Erziehnntp'-
rotes, sn den miiii -sich in Snchen dra Hnmi Sieber geiwenilet, brietlieli
gemelilet liube. doss t^r noi.-h besch&ftigl sei, die Cnpii>ii der (r^licheii
Alctei)fitnuk(.' aiuiiferlip^n, dass iJer Veriug der Sur)ie ilaln'r rtlhre, dms
L (U ein HuiiptiliikiiiiK^til bis dato noch nicht hahf iiriiulleii klttiieii." —
^M^A^ Akten sF-beintMi nie iiui'h Mitrl<'n gekummeii ta xciii.
^^^K ") WBcbtf-r (W.) Nr. 71. Artikel ^Inb imd .Sie'.
^^^H "■! A. M. Sehulrotaprotnkoll II. p. llti. II. Fe-bm»r tHi7.
^^^H ">) A. M. Sehiilrabprulokoll 11. p. 18II.I8I. 13. Mni IS40.
^^^B ") A. M. Aktenbaad zu STbulraU'pmlnkoll 11, p. 195.
^^^H ") A. M. SchuIrBtnprolokoll II. p. MII. II. Febrimr lftl'7.
^^^H ") A. M. Sc'bii)ratäpn>ti>kotl II. p. m,. IT,. Kebmir IH»7.
^^H "1 A. 0. M. Corre.sp. 1»47.
^^^H ''■) A. O. M. Corres)). 1S47.
^^^p »-) A. 0. M. Con-eap. 1847.
^^* ") SehiilwUprolokoll 11, p. Atä. - Äl. April ISI". - Uer Kir.-Iieii-
r ral bentltztc die DesHtution dar der Kirche feindlich gesinnten Muriner
I liehrer, um dHs Reicht zu beunsprurlien, bei der Benetzung der Lehr-
»teilen ein Wort niitmlen üu dOrfeii. (ßri<>f de.'^ Kirchenrate» an <leti
Climieinilerat vom 'HL April.) Der Schulmt, „(Iber eine derartige S'.hliU'.'<-
■inbnie. deren unbeilvolle Cunseigitenzen sich gleieh bei der ersten Re-
llexion darstellen, i'iitrQstet''. fand: „es solle voHSufig lieiui PrÄaidenti'ii
des Kirrbenrathe.t dahin gewirkt werden, dos» die Ansfertlgang des ge-
ituriitmi Be&ndeiia nr>rb uufgesrbiiben werde. Sonach sei deni Genieindi--
nith der Antniy vorzulegen, ilnss er beim Kircheiirotl) sehrifUich ein-
lange, um von ihm die Revokation seines Bvsrhlnsse.s zu fordem." Die
ÜMiebe ward aber beri-its im Mai durch den Kirehenrat der Regierung
tnrgebrarht. Der Erzieh iingsrat licss sich darflber in seinem Schreiben
vom 16. Scpl«iuh«r nn den Kirehenrat (Stostsarehiv. Pnit. di- lu curresp,
du eonseil d'Edui'ation, p. &6) vernehnen. Er beklagte sieh Hber den
Tun di-s gemeinderätliuhen SchreibeiLt. diut der Regierung das Recht be-
stritten halte, die vakant gewordenen Lehrsttdien Biisxuschreiben i • tioiis
luirions cependunt ddttr^ que le i'onseil eoinuuiual de Mnrat se fnt sen'i
d'iin style plus n-speetueiis [iiiur nous signuler rerrein, daus laqueile
nnus etionü tomb^, et qii'il eul bien voulu ne pas oublier ijue le Con-
«iil d'^uc«tiiiii esl plae^ nu rang des nutorili-H siipörieurea. • In der
Hauptsuebe über fnhrlc er aus: • en ve^udu druit de haute surveillanee,
UIJ1J9 astimons puuvoir et ni^me devoir tcarter imni&lintenienl de Ten-
M^ignemeut tnul inslituteiir qui sc rendrnit iiidigne de l'etre et rclii i'i
Mnml. loul BUssi bien que dann le resle du ciintnn. — Alin ni\'ii l'nveuir
nons soynriB mi
«in eil Telut de remplir les devoirs ([iii iioiis aont im-
ixtsea {Mir bi loi.
iiotiä vuii» priüiis uusai d'avoir laboiiU:
1. de n«
HS fairü. ft iu liii de cliitquc aiin6e itt-nliürp, im rapjiorl
.l^tnille et cireo
ville de Mumt;
i. de niiiiH teiiir olio(|iif tnit uu i'ouraut iIi-h n
r»ieiit aitrvenir daiis vv [lerHomiel,
3. afiii de sdiiuiettre, i-us äelieunt, ä nolre nililii-atioti In iioiU]-
imtioii lies iiisühileitrs et insMliitrites plaete 4 In Ute de Teeole pri.
iiinire prnpivuiuiil dite iitUndu i^ue le äflmlralli h qiij appHrtieiuieiit etur
.HiiTlea de DoniiimüoiiH. ii'y prorädant ((u'eii lieii nl ploi'e du ronsetl
ei^lräiasHque. doit le» winineltre k In mdme »unolinn (jiie relle^ iip^rpc-
[tur i-ette niitorite (regl. du •il juillet iHiti. ort. 33). >
=") A. M. Sehulralapmtok<.U 11. p. ^li. i3. April 1»47.
"'} A. O. M. Corresp. 1847. Leilre du 1" tiiui 1H47 de
iiiuini. FiiiiiiiiiMsuire de pnlice de Murat an pri^fet.
-') A. F. PrriWol.. du LüHseil d'Etut du 17 »lul l«i7. p. '
") A. F. Fi'oWole du ciinseil d'EiliienUon du ä1 moi 1847, |
- Pn.t<.<-olo du Ccmscll .i'Etut. p. 2»7. Ci.rresp. eirt^ri.-iir
p. 574.
") A. M. S.-liiilratspr.>l..kMll 11. J..303. 4. Mai J»47,
■■•'•} A. M. .S-Iiiilmtapmtuküll II, p.äia. «P. Juni 1847.
"I W. Nr. 71 v(.iii 3l.0kluW |M4«. - Wfllirciid •
Aiif<.-nl)iiiltiv> scheint Sielier lÜe von Greulii-h: (Srfltliuiicr Kaleiid'
„.Inhaiin Kaspar äieber" envilhtiteii „Briefe nlier itie Legal itl
Zflrfher Hegietutig viiii einem Rcvuliitimini'" gesrliriebcii <
""I W. Nr. 71.
4 ipii pour-
■Jou'Tk-
üiiieiit etur
... ,.p*r^^
j. c^^l
17. p. 23fi.
1845-1847.
leiidoR^^^H
'"( A, F. Prutoi'iile ilfM i
iirreMiMiudniife» du CmiHfil d'EduHiöon.
p. 3Uß. — Briel' uu den Oberunilnuinii in Miirtt^ii vcmi ~i. Fcbninr. A. M.
SohulniUprot..koU II. p. 437. «t. Fel.niur 1«4«.
"1 W. Nr. 13. ffl. Mar/ 184«, - Ein Freibui^er Korrespoudeiil
der „Neiii'ii Znrrlier Zeitung- vom 10. Mai 184«, Nr. 131. silireibt Ober
Murien: „In deui refnrmierteii Tril dys Karilous — Murteu — ist die
Bevnlkeruiig der liberalen .StaiiU'irdiiiiiifj zu|.'et)i«u. Doch <lrolil aiteh
liier dos Wied.Taufkrmimeii des kleinslildti>..ben. BolhsLsttcliUg<!n Miirtaer-
IHitririaU. da» durrb dr-ii EinduH» des min Sbial.snith nvancierteo Chefs.
Chatoney, wieder in diu Ber.irksiidininistriiti'iii sieh einEudrftngea I
DUiig hnt, der Regiernrig nlli' Sy]ii|Hil!ii''ii luiil »lies Vi-rlraiien i
") Coiifedöi* Nr. 44. - l.t. April. - Nr. 40. -
W, Nr. li. - a. Motz. Aus der Erwiderung nn die Idioten,
Ladung: ^Wir aolltun vielmelir gesunde EHeinentc freudig willkoinnifn
lieLssen. wenn sie »ich in iinserii freiem liistittittnnen wnhl und liciniiscli
fnhirn niiil -iiih hei deren Au.ihildiui^' inil ihrer "ft vortrefflicliett {
gea &^^
u. KwSil
koinnifn
lictnUKli .
leira^^
wirkiuig bt^lheiligell - iiii'ht par gravi' et pitie, sundevn vini Veniuiirt-
■ Hill RechU wegen. — Hicnuit ist wohl aueh die vollkoniiiiCDe Berei'liti'
ffuag einiger ttlrlitiger Muriner Lehrer an politiachen Verhandlungen
Tlleil zu nehnieu, dai^than ; es wäre denn, dusK man sie als reehllose
Parias und die Freibiirger Freiheit uls eine von dur tti-hten Freiheil
»(lexilisrli versi-hiedüne quulitiüeren »ollte. zu ileren VerstAndnis es be-
•wnders feiner Wesen bedürfe." — W. Nr. l'J. — IM. April. - „Wegen
des inuern Znsammenbunges zwisi-heii Si'hule nnil Leben mUs-ten dir
Lehrer schon von Beni& wegen [lolitisieren. — Die den Lehrern gi'-
itiHuhte Insinuation, sirfa ihrer pvlilischen Wirksanikeil zu begeben, ist
ulso nirht niu" eine hOchsl giuipelhaflf Philislerei, die uns Etkel ver-
tirsachL sondern iiueh ein slrofbswr Versuch, sie vc)n ihrer heiligsten
BQrgcrpflicht iib/u^ieheii."
'") W. Nr. m. LS. Mai.
'") Conr^lßr.'. Nr.TM. ». Mui. A..M. S-Iiiilrrit~|ii'..|.>ki.ll ILp-SM*!.
- 13. April 184«.
'■) A. M, Ilulsmonual. Beachlii.ss vi.ni 3. Jununr IMÖ. — A.O.M.
Corresp. 184^. Brief des Genieinderals oti du» Olieraml vom 10. Mflri.
") W. Nr. 7. IG. Februar.
■'•( W. Nr. 7.
") Conf&lere Nr. 3.
") Conffkiire Nr. h.
'») W. Nr. 3. IH. Januar. - Inseml in VV. St. i. „Es ist fori-
«ahrcnd in der Druekerei Delos^ /u 5 Ruppen »u liuben : Uarmloseü
Sylvesterlieii Ober den lintergniig der Srnderbflndler. Naeh der Melndie;
Losst uns viiri den Wumlerdingen. ninn. äuin etr."
'") W. Nr. ä.
'0 W Nr. **. Ü. Mai. - Si.b.r glnubl.- .iin-li »n d.-r Hand ge-
inachter Beoliai'hluugeu und erbtillener Berichtig \nr der Auswanderung
nach Amerika narneo zu uiOssen. rf. Nr. 31). ±2. April. - Nr.2r>. 10.
Mw. - Nr. Äi. - Nr. 58. i. Sept. - Nr. Iß. 8. April : Artikel „Sind
die Armen uuch Mensrhen ? " — Nr. *2. «. Jtili. Artikel über Auf-
leilmig eines Teils des Grundbesitzes an die Amien. — Nr. ÖO. ö. August.
Artikel Ober ArheiterverhflUnisse. - Nr. .'>4. 19. August „Die Heimalh'
losen und der huniane LiberidisiiiiLs." — Nr. -19. Ii. -September. „Ge-
werbswesen."
"( W. Nr. IH.
"1 W. Nr. 54.
'") W. Nr. .'.7. ;tO. Aupiii-I,
-') W. Sr.Ät. 3. Mui.
'*) W. Nr. .m m. Juni.
") W. Nr. 33. 3. Mai.
") W. Nr. 43, 13, Juli.
"»I W. Nr. 5.3. lü, Aofiiivi,
90
^■) W. Nr. 15. 5. April.
>") W. Nr. 14. 1. April.
"-■) W. Nr. lä.
■■■■t W. Nr. li
") Confrd^rt No. +7. «I. April.
■^>) W. Nr. 1*. 1. April.
■■") W. Nr. «2. l(i. Sepleml>er.
•"'I W. Nr. la.
"'I W. Nr. 35. 7. Juni.
"■*) W. Nr. 14. Artikel ,Etriehnng«< Wesen».
"'b) W. Nr. 4. 26. Jaoiiar.
"') W. Nr. 47. 26. Juli.
"') W. Nr. 14. 46. 47. 48. 4». öfi. - LVber .Itn .Sekundär
iiviliirriclit im Kanton Freiburg ausserU' sieb Sit^ber im W, Nr. S7:
„Slaataschulen, die Aber den Kreis der allgemi^inen Volksbildung hinaii»-
gehen. sind in dt'r Rcgi^l urisliikruüsclie Institute. ni:r ftlr die Rpiriten
geschaffen, uur von ihnen besucht. Will man dieses verfassungswidrige
Unrecht nicht, so muss num zwei Grundsfttze adoptieren: I. dass nur
die (fthigern. vom Schulinspektnr und Li'hror ausgewählten Kinder -
gleichviel oh reii'h oder arm — Zutritt in diese hohem Anstalten findea:
3. Unterstntzung der Omieni Kinder dureh Stipendien. - Der Entwurf
aelüt fest, dasa i:i jcilem Bp/.irke nicht au'hr iiLw eini- ^kiutdarsrhul«
heHtehen dtlrfe. Nein, der Paragraph solltt^ oIho lauten: „In jeilpni Bf-
lirk soll sofnrt wenigsten» eine Sekundarsrhnle gcgrUndet werd«ai," -
Das höhere Unterrichts wesen M viel zu kost'^pielig im Vfrhallnis xnr
unendlich wichtigem Volksschule. — Der Elemenlarunterrichl erfttTderl
tclchtigere MSuner. als der akademische. — Dem Entwürfe fi^hlt eine
Anstalt ganz: es Ist die Sfhnlp fllr Er wuclisenc. deren Besutrh natlh-
lieh freiwillig wBre. Sie hatte mehr den Charakter eines Vereins, w->
alle Er.scheinungen des Öffentlichen Lebens frei besprochen. Ober '/.n-
tlAai!» und VerbKltniäse im Leben des Menschen und der Natur Auf-
schlösse gegeben, wo durch gesellige Unterhaltung, mit Gesang etc. ilii'
Muhen des Tages verscheucht und alle {^ng und gaben rohen Sitten
verdrangt würden. Dii'se Schule ist in uusem .Augen Hie wichtigst'-
und ihr Gewinn Her beHeutsamsle. An sie schlnswn sich lUe politituhrn
Volksvereine an.
"'•) W. Nr. 19. — Nr. 4ä. ä. Jnli.
"■) W. Nr. 5».
'"') W. Nr. IS. 15. April. - „Viehprsmien i.i.d JngendhHll
Mil dicker ZusammensteJIung ist genug gesagt. Für die Viehxuel
der StiLal Geld. fDr die Erziehung Her Jugend nii-hl. Natürlich:'
sorgt dir das Wichtigste luerst."
■"■) W. Nr. äl.
""I W. Nr. m. 7. Jnni.
"*) W. Nr. 22. 29. April.
~t) W. Nr. 37. 21. J.ini.
•") W. Nr. 37.
") W, Nr. 9. 1. Mara. - „Die ileutsche Betirbfitung der Ver-
fiwsiiiig (wie sSintlicIier EteschlDaae und Gesetze unterm aiteti und neuen
Regiment) ist sehr manf^lhaft, [st ijenn Nieinund zu fiuilen. der ein
urdenUiehes Deutsirfa sch^(^ibt?'■ Bei Beratung Ober die PeUtion des
Viilks Vereins betr. die Verflßeiitlichung der Verhandln [igen des Grossen
Rates, gab sirh der bitt«rate Unrnnl ntier clie Art imd Weise kund,
mit welcher die deutschen Petitionen vom <troasen Rut ukifgennmmen
»erden. Beim Verlesen derselben — ent/emtcn sich die Mitglieder
grltsatentheils: man nalim dnvon wenig Notiz. Hat diese krankhafte
Voruehmthuerei etwa aui'h unsere Murtuer Grossrfllhf ergriffenl" —
Nr. 42. 8. Juli. „Die Imhe Slaalskunzlei »i'heint sich um die deulsdie
Bevölkerung, welche dovli beinahe den vierten Theil dos Katitiins aiw-
tiui<rbt, blutwenig zu kümmern. Selten werden neftetiteHentwOrfe. nicht
eintital die wichtigsten, ins Deutsche flbersetzt, und von rer bizeitiger
VerUn-ilong unter die Böller zur (tffentlicben Besprechung ist niemals
<lic Rede." - Nr. 61. 13. September: .Um einen BegritT zu erhallen,
wie gnindsclilecht in Freiburg Oberselzt wird, miis» man das neue Schul-
gesetz auf deutsch lesen. Es kommt in demselben hie und da purer
Unsinn vor. Nur ein Bfiapicl! Des iiotions ^li^mentaires H'histoire
naturelle dans leiir application i rbygiäiie etc. wird nberselzt mit; die
allgemeinen Regeln der Naturgesrhii-hte in ihrer Beziehung zur
Wftsserheilkunde."
Dnss die VorwOrfe Siebers keinen Narhhull fonden. /eigl wolil
am besten die:
Synoptische Zusammenstellung
^•'a»r der wMBntDchen Dlfterenzen, die zwischen dem franii)«ischen und dem deultchm,
in den deutschen Gemeinden publizierten Texte des im lahre 1873
promulgierlen SIralgetetz buche« bestehen.
Erster Ururk lö7a.
_ A.ct 13. Le Corps du supplid^ stra
**ivri k SB famille, si eile le reelame.
Der Leii'bnam «ues Hingerichteten
kann seiner Fajuilie. wenn sie denselben
begehrt, übergeben werden, welche den-
selben in aller Stille beerdigen lassen
soll.
^Vrt.27. 1. al. La
.mr>s.viU<.»
i'e.sl
Die K<
ifisknUoD findet n
: k reiiaih-t
"1..
xtimmten
Iwt»,
^^ Art, 48. 1, al, La peine em-o
^*** complices e»( d« qunri o
9»**aTfe de ceile lii[.5e contre Tai
Der GehOlfe wird mit einer big ilrei
Vifiiel der ftlr den Urheber de« Ver-
brechens angedrohlen .Strafe bel^.
i
Ari. 5ä. 2. al. Si le nhue n n i-n^
etf fxäcHle. il H a Heu i'i faire Ofipli-
cation rftw rigle« reltUice« ä In lenln-
Uve. aaus ttservt de» diaposifintm cm-
itiitniifii aux art. 41 et dB ei-dtstu».
Art. 59. Uelui qui, dou» une ex(r<>iiip
u^ceaaitä el poiir y subveiiir. ciinunel
■in vol de rommestibles. jieul u'&rr n\
r<'>'lier(ili^ ni puiii per In Jiistii-e.
Art. er>. 1. ul. La di-fciise de ^ui-
ni^uie IUI (i'HQtmi conlre um- bIUhju'' il-
k'gule dHiis le liiit <le (irnl^ger la ftfr-
aiiutte. le domicile tni la propri&^ de
«rlui qui est altaqui5, est l^Unie et
nun puniüsobl«, lürsque lu {H^rsunue al-
tjiquee iie jteut nbtentr In [irolertion de
i'AutonU ou WH aulre mcoutb süffi-
sant; lorsqii'il f & urgfure et que les
uinj-Miis Av defense ont fte |)ru|i<>rtir)nii^
Uli danger.
Art. 70. 3. al. Toulefob la pfhit
|ir^vue pnr la loi [luiir l'iufractioii lu
plii» grave pourra. siiivanl Ift» rirci.ii-
staiii:«s. Mre 6levee d'lin lierw.
Art. 74. Snnt eonsid^res ennime eriine
du laiav^ genre «.'iix qui sout elasaA*
aons chnniii Aes nuinM» suivont»:
Nil. ."). Ceux pontre In vie. lu suiitt-.
In lilieiifi I'I In sflrete des personnes:
Art. 76. Lu peine de lu nieidlve ■■st
dvlnmiio^if iiinsi qu'il sitit :
c) eil i'tta de räcidive utl^pure, la
peiiie sera poriic jtisqu'av triple du
maximvnt de la peitie ntroMfue.
Art. 77. 3. ul. Le rieidivütt tuiquel
vn frr,4dat>l de peine »'aura pu fire
»jouU, pourra niaumoitt» Mre aoumis
ä de« preiicripli'itiii! plva rigimreuxeH
ipif dftermiiiern le fi{fiemeHt pr^va
il l'nri. 24 du pr4gfint rode.
Wer IUI Zusbmde der aiiswntrii
Ndtli and am derselben abzuhelfm. Eß-
waren slielilt. dem kann die gericbl'
liehe Virrtolgung und dir BstnAmf
erlassen tpenlen.
Die VeHlieiiligung »einer itelbiladül
■fines Andern, iini nein oder (utdtni
Leben. Leib. EigeittkuHi. Bevit v«
einem «iderreehtliclien Angriff Ol
sfhDtzen. ist slrallas. nenn fDr die »■
gegriffeiie Pirrsan diu" Schotx d«tOWf
keit f*der «tue andere Hülfe nichi (^
hültlich, wenn die Gefahr diingrad und
die Verteiiligungamitte! dcrMibM «!■
sprechend waren.
Da.-^. rilr die sehwersle Tbtt top-
drohte, höchnie Slrtrfmtias kuo bei
solehem Zusammentreffen slnfblW
HHiidlungen, ji- uurh Umatl«!«!!! am
ein DiiHet erhfilit »erden.
Ak gleii'hurlig gellün die iinlcTJcdtf
der fdlgenden Nummern tusanwO'
gestrillen Verhreüheii ;
Nr. ä. Die Verbrechen gegen ^
Leben, die Gesundheit und die p«««-
lii'he Sifhorheit;
Die RQcklnllstrare nicd f(•lgal<^
niussen bestimml:
c) bei fernem RnvkfUlen. wird <<«
Dreifache drs höchsten Sfco/'w«**''
erkannt.
Wti. Dons tniLs les ena, 1u
Ion peul (itre ileoutnil^« lora-
t M'Onle dnq uns ilepuis l'ex-
le la peine pHncipale.
. Golui ipii reeonrt i-ii jträcc
b. les dcnx tiera de »i |ii^ji)«
cnndanmä pour la pri^mi^re
Fusion 6 tetnps. ä l'empri-
I ou au bannisaenient. üii st
aMire <te res peines nüt le ri*-
le coiouiiitulion.
i, 2, ul. Si Ics circonstauces
iit (l'Ptre uientiannfips n'exis-
Itt peine aera riduile en un
unent qiii iic pourrn esriyer
nu bonnisseinent de k Cuti-
pour le ni^nie Icniie. na k
le de äOO i ÖItU Irenes.
k Les cas ile peil de gravit^
i lu rteislsDoe auni k16 dirig^
emploj-ä subalterne >i<i un
1 forue pi)blii|Ue, serrint tnilli^s
lelleniHnt.
!5. Pour deterininer le roil
e l'homiclde, il ne aera pus
* de» circoiiatauces suivanles:
I solns opportun» ou eSicjii-e«
np^ch^ lu bleaaure tl'fire mar-
w'une bifiasure de. niSme Ha-
iti itf sjtt4n'p. ilana d'niifres
leg serourK tle l'aii, nu i/ii«
e n'auraU H€ suivie de miirt
'in rfe la coiiglitufiofi physi-
1 vidime, o» eiifiii rh cir-
r ruxidfulellen ilatis iFsi/iieflpn
faiie.
0. 2. rL Si \a mort d^ k
I eat suivic. le c(iu{iable scni
ä une r^rliisinn de dU aiia
B. Le erimeesl aggruv^ »'il u
s Aaaa le» liri-miälnncea sui-
k.
In slleii Fallen kunn die Wted<^r'
eiiisetzung verlangt werden, wi^nn, von
d^r Erlnustna der HaupUtrafe nn,
ftitif Jahre veiflossen sind.
Dur Venirteilte. welcher um Begnadi-
)fiing ansuehl. miiss von seiuer Strafe
Husge.standen haben :
litt, b, xnei Dritteile^ wenn er
;ciim ersten Mul zur zeitlii'ben Reklusiim
<"ler Lundes Verweisung verurteilt ist.
ixler wenn diese .Strafe die Folge einer
Strnrver Wandlung war,
IM keiner der eben ern Ahnten Um-
stände vorhanden, so kann iti« Strafe
i» fiefhngnis bis auf liAchalens 1 Julir
oder in Verbnnnnng aus der Eidge-
nossenai-haft Rlr die gleiche Dauer oder
in eine Geldbnsse von äOO bis 500 Fr.
fccirnnrfeH werden.
In Fulleti geringerer Bedeutjing, wo
der Widersland gegen Unterangestetite
Oller einen Diener der Staulsgewult ge-
rictitet war. tritt eine zuchtgeriehtliehe
Strafe ein.
Bei Feststellung des Thaibestaodes
der T^tdtung kommt es nicht in Be-
truirht. oh der IndtUi'lif Erfolg einer
Verletzung durch «eilige itder iwcek-
infissige Hälfe hatte verliindert wenlen
kJ^nnen oder oft eine VerMeung dieser
Art in midtren FdUet, durch Hülfr
der Kunst nur wegfn der eigenfiitH'
liehen Leibfsbvschaffeuheit dea Ue-
lOtlteien oder ii'vi/en der zufßlligeti
l'iiu<lände. unter rre/cAeti sie Bugefüifl
wurde, den lödtHrhen Krfitlg gehabt
hal.
Wenn dadureh iler Tod der Si'hwjin-
geren venirsaeht wnrde. so tritt rwnnz^-
jahrige big I eben siBTigli ehe Rekhision
Es tritt ein Eraehwurnngsgnind ein,
wenn das Verbrechen in folgenden fm-
standen verßbt worden:
tiMrques mentionnfe ä rartidii pr£c£denl
«I BO fait »sage daiis un hui illirit«.
rs^ piini d'un emprimniiienient de 1 a«
OK pltw, uu d'une aniendp qui nViL-
e^dera pas lUOO franus.
Art. 1S5. Ind^pendammeDt des peines
ätnblics pur les iirücles qui pr^pfdeiit, le
juge prmioucf In cmifiacalian, et, s'il
j a lieu, lu deatniction des scbdus, des
marteaux. morqiiea et poio^ons cnntre-
ßiiU. ,
Art. IW. Si.pour/'actltfef l'ex^iitiiin
dea crimes pr^vus aux urtieles 194 et
195, OT* puur en empicher la poursuite.
un homicidf! ust volontairRment conunis,
I« eoupafali^ sera puoi de inorl. soiia r^-
acsre de 1b disposition ^crite ä TarL 67
d-deasus.
Art. äOä. Snnl piuii.s Aw U mäaie
peiai tAiriie k l'art. lä)! :
1' les foiictiaiiiiairet> et tnugibtrat»
qtU ge rimfieni roHpablen de airruptiim
a» de atduHion k l'i'gard dc!< per-
les contre leaquellea ila doivpnt pro-
cMer k uiie instmction ou enquätc.
Werkzeuge, wovdd in) vorhergehenden
Artikel .die Rede ist, bemOchtigt und
leinen gesetzwidrigen Gebrauch davna
macht, wird mit einer Oetdbusse bi» zu
tOOO Franken bestrafl.
Nebst den im vorgehenden Artikel
verhängtet! ^trufen kann der Richter
die Konfiskation, und je nach Um-
standen, die Vernichtung der nach-
gemachton Siegel, Hammer, Zeichwerk-
leuge, Stempel awnaprechen.
Ist zur Ausfllhrung der in den Ar-
tikeln 194 und 195 besproclienen Ver-
brechen ein freiwilliger Todschlng vor-
flbt worden, so soll die Todesstrafe
gegen den Schuldigen verhflngt werden,
unter Vfirhehalt der im Art. G7 ent-
haltenen GeaetiesviiraehrifL
Die in Art. 201 verhflngle Strafe
IrifTt:
1. Die Beamlen oder Magistrat»-
personen. welche mit Persaneii. gegen
welc^he sie eine Untersuuhiiug zu führen
haben, umArMige Hanfllungen h<--
geheti oder heyünstinett.
Art, i09. Cclui qui, daus l'intention
He so prucurer un profil illicite ou de
nuire aux droits d'nn liers, incendie sa
|>ropre choae ttimqu'etle est du genre
d« cettes gui sont »lenftonnees ä l'art.
308 et qu'il n'cn r^siilte anvun <langer
ponT lea personnes ou pour les proprii^läs
d'antrui. est puni pur une räcliiäion de
I A tf aus ei pur uiie aiut-u<le de UM
Jt ÖÜOO fruJU's.
Art. all. Si le coupahle a volontaire-
Bient £l<iuff^ ou arr£t6 l'incendie avant
«jn'il ait produil un pr^judice notable.
In peine sern c'orrectioniu'llu.
Wer in der Absicht, sich einen un-
erlaubten Vorteil zu verscljaffeii oder in
irgend einer Weise die Rechte anderer
zu beeintrSchtigen. seine eigene Sache
in Brand 1^. wird, itisofern seinn
Hatidluiuj nicht unter die Be»tintm-
uttgen des Art. 'JOH fällt und kein« Ge-
fahr fllr Menschen oder das Eigentbum
Anderer vorhanden gewesen war, mit
Reklusiuii VDU 1 hb xu B Jahren und
mit einer Geldbusse von !£U0 bis zu ÜOIN)
Frnnken bcsiran.
Hut derThftter nurh gelegtem Brande
freiwillig den Ausbruch des Feuers ver-
hindert oder das ausgebrocheue Feuar
gcIriHc^ht. bevor ein erheblicher Noch-
tlieit entstunden Ist, so hann eine zucht-
gerit'litliche Strafe gi^eu ihn verhängt
ArLiia. I. ul. ".i'liii «(ui. In.rs Ita ras
-•[j^aleratmt [it^viis. tlann le desa^ti lie
nuire. d*tniil rni Midoriiimgc la pro-
yriiU H'niilriii, seru |iiini (m'bm ipt'il
m( da tfi-apris. vi Ic fait ne mnstiliie
pas nn fait phis )tro\
Wer abgvst'tii-ii von deji ^pni(41 l~-
stiuuuleu Follfiii fremdes Cigenbim t>ir
saulicli «ersWri oder bfisi-hliiigt "ird.
wenii die Tlint tiiclil in ein srhww-r-
Verhrei-Iieii uiiiwrtet und ksint '•"-
stänrlf eitttrelti. lieslrnfl .... rtc.
Hf
■ Vu
Innees fiivm4r4ps nui hH. 214 ft 2W.
Ali. 238. Celui i|iu, snit ii l'itiile (t'uii
fniix noiii DU d'niir faiissp ijiiulile. sull
en s'slLritiuaDl uii errtdit tneiisonger. hm fh
fnisntit naitre (/«« e»t>^rmirnii iiti itra
rrninlc3 ehim6riii«ea. soit pti fin-
plofant toute inanii-iiVD! rraiiduleiiae, s*
rnit renicltre ijiielque cliose. se rend
t'oapable d'eKrroquerie.
Arl. sau. I.al. Oeliti qiu. sHemnicnt
•A. duns Iti d*>HS^ de se l'n|iproprier,
'«nustruit ou eriMsve ane rhosP «pi)arle-
iiunt u uiitnii, saiis le ronseiilenient du
propri^Uire, du possüssfur ou da d^ten-
leur, snns recourir btulefitis ä la vio-
lenee, coiuiiipt iiii vol.
Le Vül esl wnsonira^ dii
!>■ d£linquant a cnlev^ la
Art 232. 2. ol. Toiitefois. i-ii rui-oii
ili<9 pirvoDstourea uttiinliaiitcs et du pi'U
•ie Tolpur des objr^b soiisiraits. cdrtains
vnU qualitiAs poiiTTont i*lre traiys roiume
di*lfts et renvoyfc «it ju|!:i? njirwlimmtl.
(V. Brt. 417.)
Art. 233. U vr,l ,-^\ .|i.iilili.> .laus
l'im dpa öis suivaiits:
N* 2. Lorsciu'il <
d'ullTUctiuil, IUI d'eari
,■/«/■;
muiiiont •{■ne
iid>>
N° 7. Lnrs({ue le viil t-sl cuniniiä jiar
dr-ui ou pliisieurs it)divi<Itis rmuririi^)!
•In»« ce but.
Art. 237. Sonl, fntr'dHtrfa. consi-
deres romnii- ronfife 4 In foi publique:
Wi-r duri-ii lieliram-h KJncs (alsH.™
Nonieiiä oder einer fakflie» GigensrhidL
eines erdir.hlpten Kredits. '(arr> Ki-
rfgunii lätisrhi-tiflrr Hoffnungen 'lir
Besorgnis eiiii-ii irünrrierHeu Ktfiiv
oder dundi Anwendung arglistiger Kunst-
griffe sich etwas verabfolgen lAsal, nmriA
sieh der Prellerei äi-liuldig.
Wer wissentlirb eine (reindc Sukr
in der AliHivhi. sich dieselbe rerhlwiilrf
zuzueignen, ohne Einwilligung dt«Ei^-
tbOmert.. Besitzers oder InholirTs wn^
nininit, iiia>'bl ^i<-h de» DJehstahb ^•ini-
dig.
Dan Verbrerli«! tsl vi.IIejidet. soUW
der Thfitcr die Suelie crgriffi-n ««•' "»
seiiu' fien-nll gehm.-l.l hnl.
Der IHebsliiliI ial ein ijualififii^M
Iti folgenden Fallen:
Nr. 2. Wi-mi der IHchsUliI iw-
niitleUt iMubrilclis oder Eiiisteigctt> !•"
finngen wurde;
Nr. 7. Wem. der DirljataW vun !■«
mler luehrercn. welche sich tmr /W*-
genetzten YerübHUj/ vim DiehnleM ">•
banden haben, be^angrtu ist.
Oberhaupt sind, als d«r Affeallirlira
Treue un vertraut, oiisuselien :
— !)7
. . . Lf^a iHsfnuHf'Hfs (ianrivHliut'c
fi il'exploitatioH dans in cawpa<fne
</w autmir fies htUtnimtts ....
Los portos, les grillt's. \vs roiHluii^
<reau, les «»nsoignes, \v.s rev#»rbi?ros ei
les untres ohjots qni peiiveiil etre <le-
tach^^s et euleves a Vpxtet'imn' iU*s bafi-
meiitti H (If's f'Hc/os. nitj' fonfainPs. cfr.
Ali. i247. iU'iUn qiii uyant ete inis eii
|Missessiou Oll coiistitue gnnlieii <le la
chose niobiliere «ruiitrui, sous roi)li-
^tion de la coiiserver. de lu reiidre uii
ile la reniotlre. aliene. eiigage. dissipe.
Oll ddtoiinie cette rliose elc
Art. i25:2. L*ul)iis de roiiüaiire qiii iie
«If^passe pas *^) francs, nn i\\\\ \\{\s\
uggrave par aiieiiiie des eircoiislaiices
nieDtionn^es ä Tart. :241>, est reprime
forrectionnelleiiient .
Art. 3^. l.al. Celui cpii, eu deliors dos
eirconstances enoncees aiix art. 116 et
117 du present eode, aura prociire oii
facilite Tevasion d'uu deteiui. sera puni
iVun emprisonneineiit qiii n'exredera pas
2 mois ou d*uiic amende <pii ne de-
fMissera pas 400 f ran es.
Art. 330. Celui qni. par raniioiice de
faits faux ou denatures. prov(Mpie la haiiie
on le möpris des institutions de TEtat
ou des ordoiuiaiiees de Fantorite ete.
Art. 336. Celui qui. dans le ras fiUniv
legitime d^fetuse f»t«*
Art, 347. 2" al. La ni«5iiie peine sera
uppliquöe ä eelui qui outrage un iiiinistre
dn culte dans IVxercie.e oii <> raison df
ses fonctimts. ou cpii troiihle im eonvoi
ftin^bre.
Art. 353. Celui qui. apres avoir reiju
poiir boiines dos nioiinaies tausses. etc.,
«era puni de 1 ä H mois d'eniprisotnie-
fnent ou d*une amende d<' 1(K) a *i()()
francs.
, . . Aeker- und Ha mjt^rätsckafteH .
liui' dem Felde o<ler um die Hüiiser . , .
'riiüren, (iitt*'r. Wasserrohren, Au.s-
hiingesehilde. Laternen u. andere (jegeii-
stftiid<*. iCf'fvhf fiussfrhfdh dov debänd/'
ifdf'r Kinf rief lim fff'H tm Urämien eir,
abgelöst lind \vegg«'iioiiiiiMMi werden
können.
Wer eine Iremde. bewegliebe Saebe.
deren Besitz oder (lewabrsam er mit
der VfM-ptliebtung erlangt bat, sie /n
verwabren, zii renrfiUen. /iirüekzugeben
oder abzuliefern, zum Naeb teile des Eigen-
tümers oder eines anderen Bercehtigteii
verilussert. verptilndet. verbrauebl o«lrr
bei Seite scbntft. «»tc.
*
Die L'nterscb lagung, deren Wert nirbt
3<M) Franken übersteigt tnid bei welcber
keine »1er im Art. iMl) erwillinten Um-
stiliide vorkomiiKMi. wird zurbtgeriebt-
lieb bestralt.
Wer, ausser den in den AHikeln 1 It»
und 117 dieses Strafgesetzbuebes er-
wllbnten Umstünden, die Entweicbun^
eines (lefungenen bewirkt oder befördert,
wird mit (lefäiignis bis zu iL Monaten
oder mit (i«ddbiisse bis zu 4fMHf Franken
bestraft.
Wer dureb flffenflifheBehftupt litten
oder Verbreilifiifj erdiebteter «nler ent-
stellter Tbatsaebeii ete
Wer im Xufsf finde «meinen (iegm-r
ete
Die iiiimliebe Strafe triift denjenigen.
welelK'r einen Religioiisdiener wülurend
der Ausübung seiner Amisverrichtiuigen
b(>sebimpft oder ein<'n Leiebenzug stört.
Wer falscbes oder verf^lsebtes (jcld
ete wird mit (iet^lngnis von 2 bis
SH .7 Mtmaien oder mit (xeldbusse von
1()0 bis zu ^^M) Franktm bestraft.
— m
Art. IITm. 1. al. Olui qiii. . . sera puiii
d'iiu ('iu[>nsoiiii<MiH>nt i\v. 3 iiiols au plus
et (l*uiie aiu<Mi<K^ «jui u<> ili'^passt^ra [ms
d(>0 francs.
Art. 357. Les nuMlerius, rliirurgiens
f>1<'. scront [Minis <ruiie redusion a la
nuiisoii <lo corrcelioii pour un ternie qiii
n't'XcedfTa [ms (5 uiois, ou d'un eni-
ftrisonnemeul de 1 n 3 fn<ns.
Art. JUK). Colui qui, apres avoir reudu
un faux t<'>nH»ignage en justice, Ic re-
tracic 8[H>nt{UH'niont avant «[u'il alt sorti
se» effet>i o\ avant loute [loursuite, sera
[»Ulli dv la [>ris(»n [>our uu ternie qui
n'oxcedera pas ^ iiiois.
(Der Sehlusssatz fehlt im frauzösi-
sriien Text und ist ganz sinnwidrig an
die Spitze des Art. 361 gestellt.)
Art. JiH8: 1. al. ('elui ([ui aidera dans
Tacte du suieide sera [>uni d'une
reehisioii a la iimison de eorreetion pen-
dant 4ans au [dus ou d'uti emprisotiue-
nifinf qui ae sera pas hiffhieu»' a .7
ilfOiü.
Art. 373. Si Tauteur des lesions cor-
[Mtrelles. [uvvues aux arl. 37i> et 371 ri-
dessu.s, a \inle ou neglige les devoirs [mr-
tieuliers de sa t'nnrtion, de .soii «'tat ou
de soll indiistrie. // potn'va, outre la
[»eine qui y est slatui'e. etre deelare iu-
ra [»able ete.
Arl. 37t). 4. al. La [»eine sera dr 4
ntois d'eiHftrisiniHt'iHf'ftf ele.
Art. 3S3. 1. al. L*ex[>o.siti<»ii d'uiie
per.soiiiie hors detat de se seeourir elle-
iiiönie e.st Uli d«'*lit lorsquVIle a lieu dans
des eireoii.staiKes cf daii> un endroit tel
qiTil n'v avait ä redout«'r aucuii danger
pour la vie ou la sante de la [»ers<»nne
expo.see.
Art. »W». 3. al. La teiiiiiu* indigene
qui deposera daiis res iiiaisons ou hos-
j»ires reiit'aiit illetritiiiie (ju'elle aiira iiiis
Wer wird mit (jefilngnis bi>
zu drei Monaten oder mit Geldbasse
l»is zu 1ÄK> Franken bestraft.
Aerzte, Wundärzte etc. werden mit
Einsperrung im Zuehtliausi» bis zu ß
Monaten bestraft
Wenn derjenige, der ein faL»rlM>
Zeugnis vor Gericht al>gclegt hat, da<»-
selbe, bevor es .seine Wirkung ge&usseri.
und bevor eine gerichtliche Untersuchnng
gegen ihn eingeleitet worden ist, aos
eigener Bewegung widerruft, wird mit
Gefängnis bis zu 2 Monaten bestraft.
2. AL Ist der Kid geschtroren wor-
den, so wird die Strafe auf das Dop-
pelte erhöht.
Wer bei einem Selbstmorde behfll^
lieh ist wird mit Einsperruttg
bis zu 4 Jahren oder mit Gefängnis bis
SU 3 Monaten bestraft.
Wenn bei den in den obigen Ar-
tikeln 370 II. 371 vorgesehenen Körjw«
Verletzungen der Thftter die ihm Ter-
möge .seines Amtes, Berufs oder GewerW
obliegenden besondem Pflichten oIhmt-
treten hat. so soll derselbe — fiir un-
illhig etc.
GeHlngnisstrafe 6/^* zu 4 Moiiattii
tritt ein etc.
Die Aii.ssetzung einer liQlflosen Pm^
soll ist ein Vergehen, wenn dieselbe
unter üiiistAudeii w/f r in einem Orte
geschieht etc.
Eine IiilAnderin. welche ihr im Aus-
lände geborenes uneheliches Kind in
solche Hftu.ser oder AnstuUen lmte^
99 —
Doode k IViranger pourra öire punie
le röclusioii & la maison de correction
\ mois au plus.
Irt. 390. 2. al. La circonstance que
lit a eu Heu de nuit et dans un Heu
V est aggravante.
iii. 393. 2. al. Le jugemeut de trou-
nation prononcc en outre la coii-
tkm e^ la destruction des ecrils
■ • •
krt 401. 3. al. II n*y uuru Heu ä
fwUwe d'office qii*en ca.s de sraiidut«^
k.
Lrt. 411. L*imputation d*un fait pu-
lUe ou de naiure ä exposer celui
em est Vobjet au m4pris mi ä la
le des cUoyens etc.
iit 415. 2. al. Si rattcinte a Thoii-
' a Mj6 publique, le jugemeni -- de-
linora en möine leiups le mcMle
> d^ai de la pubHcation etc.
iti. 421. Lorsqu*i1 s*agit d*niie pre-
« fiiute — , la peine est rHlnUe a
r^primande.
ürt.428. Sera puni d'un pfnprutfmne-
i OM de la maison de correction
* le tenne de 40 jours au plus etc.
Irt 433. Quiconque offre a vcndre
löbite des plans ou de.s HilleKs d*une
ie etc. dans le but de favoriser
)loitation d*une loterie tiait nutori-
sera puni etc.
iri, 441. L*abus de [»ouvoir re-
i6 aux art 283, 284, 285 et :28t> <hi
Bnt Code, s*il exLste des circonstaiiccs
uiantes etc. sera puni d'iin empri-
\emefU de 15 jours au moins. ou
d aiuende qui ue dep&ssera pas 3<N)
S.
ort. 461. N" 4. Sera puni <'(<Ini
dans les cas de pcu de gravit«'.
aon etat d'ivresse ou des acles qiii
>8cnit lapudeur ou les honnes ino(>iir-%.
e du sc^ndale.
bringt, wird mit Einsperrung im Zucht-
hause bis zu 3 Monaten bestraft.
Es gilt als Erschwerungsgniiid, wenn
die That zur Nachtzeit oder in einem
abgelegenen Orte verQbt worden ist.
In dem Strafurteil ist zugleich auch
Contiscation der au.sgestellten ....
Schriften .... zu erkennen.
l)ie (jerichtliche Verfolg uuy wird
nur dann eingeleitet et<*.
Wer in Beziehung auf einen Anderen
eine strafbare, aber auf keine Beweise
sich stützende, Thatsache behaupt<'t etc.
Dieses Erkenntnis wird zugleich die
Art und Weise dieser Bekanntmachung
— bestimmen.
Die Strafe des Diebstahls kanu sich
auf einen Verweis beschränken etc.
Wird mit EiiLsperrung im Zuchthause
bis zu M) Tagen etc.
Wer für eine Lotterie Plftne oder
Zeddel zum Kaufe antrflgt etc. und wer
sonst auf irgend eine Welse zum Be-
irieb einer Lotterie beitrftgt, wird
bestraft.
Der nach «ien Art, 48;i, 284, 2a'j und
280 dieses Strafgesetzbuches mit Strafe
bedrohte Gewaltsmissbrauch wird ....
mit Geldbusse, doch nicht Ober 3(M) Fr.,
bestraft.
Wer in erhehii^heu Fällen durch
seine Trunkenheit etc. Aergeniis gibt.
lesrhirliti'
:> l)«niliiiiitr»
Iiii .lehrt- IHHK nurdi' eiiir nein- Auflag.' >le> <lei>lai'l<
lieran^v^eljen. 'li'' nur Arn (üoiohstülliiiigcn mit Hem rrniizn-sisdit-i:
Arl. i3i. ä. nl.. li».- in Ji-r r-rsU-.. Au»j|t«V"- tVliltr.
tfutragfu.
ArL. SÜi. UKHt ist nuf 4(K) iicrul>gcäi<tzl .
Art. mi. Nr. 4 Imitel jeUt: wer iu iuierl..'lili.-l.ni l-fillrn «
Difispr Beitrsfi zur fiesohirlitF iler fri'iliurt^ini'lii'ii UcHet]^::ebiinli
:siill (Dl ilin^r Stfllp iii <-in«r l>e«iiiiHi-rn» Abliun<l)nti){ fll)er iliif Gesrhirlitc
il»r deiilsi-lien Sprache im Kanton Freiburg im (9. Jalirlninilcrt erglti»J
werileii. Der Uusbuid, iloh» Arl. läü z. B. cini- AbwpivJiung «rigl. lii"
ftlr di« HJc!iliglf«iL nie» d«iiität'hei> Texln« apricht, liem-hligl xiir Frugi',
oll di^r fnuir/isUi^lii' IVxl hu, wip it piibli3'Ji>rl «'itrili
<i(T (((^swtlxgetKriidpii Ü4?liflrili' hfrvorgiiip.
'■■) W. Nr. S. 23. Febrmir.
""I W. Nr. 13.
"") N" m. 11 luurs.
■') N° 31 14 11.11t*.
■-') N- m. 111 .NU»,
■'I Nr. 3. 19. Jdiiimr. - Nr. \H. lli. ^^i,lp.i.li,.r. Arlikd
Vulki*v«rpino". Mit der EiTeioliimg ^ßiisUger Roanltoti' Iwirl HaniT
die Spannung der rcvolutimiiireii Krnflf lucistt^i.s niif: sir f^rn.aKt^ii, on-
lall in fitisigi-iti. iiniiiiturlirui-linni'ni ScbiilTHii ihre Intensität tu !»'■
wfllircn; mit ondnrn Wnrten: die nevnlutioiicii durch wllliitcii his jct'l
nur dii' Uberllfii-Iii'. Ai.l' den SesHi^ln A'L'rd):in di? i^ifrigat*:'!! KrtuliitiMiSri'
lahm, lind n<^ni. nun nicht ein ojirügeiidi^r. kontroll i^reiuler. ricUlf^ndtr
Faktor über iill diese» Beamten volk sieb ülelll und ilii' ullgHiieini'
(morutiscbe) l^iliing ib'r nfft-ntlirtien Ang<^legenheitetl featlilÜL sc bt di*-
Aristokrutiv der Bun-nukraleu du, diu innerlich noch fiel srhlee.liler aus-
sieht, ulii dii' l'rflhere Gfhiirtsurislokrntie. Diraes aber iitl der ZiistHiiil
d«r niristen schweizerischen Demukratieu. Die einug«' /urxichpndc
(ianintie Ihr t-in bewitgtes politisch*-» L<'ben. ITlr einen iniin^r radiknlen
Fortschritt liegt iu Vulke selbst, nnd (vorlautig) in einer solcl.i^^ii Orgniif
»ati«n ilesst^lben, die sicli fem hfill von allen Lacherlichkeileo des g«g(?n-
wdrtigen ätiuites. Wir apreclii-ü von Volks vereinen, die sich in ibrir
tiesnintheil als Volkstribuiittt Oher den Staut stellen, ohne jeditdi muru
andern als einen mnruliaehen Einflusa ouszunben. Eüue ftitgstUriie. ja
mbstrauische Uehi-rwachuug der Thfltigkeit aller Kantonshehnnlen, nie
4ie diesem Tributial mfSgli''li und obn*: Krloiihni» erlnnht wäre. ti.II»-Ii>
verhindern, do^s das Volk um seine Rechte iHVslolden, iliti- es einer
itystematiscbei. Ausbeutung anbeinifutleii unil in ein heillost» U|||
thanen verbal luis nenerding-^ /iirtlck^inketi »'finli'.
fielen dann von selhrtl weg."
^■■"1 W. Nr. 7.
■■►) W. Nr. K
■='^1 W. Nr. i. ii. .1«
■'I W. Nr. 3,
■■) W. Nr, 5. 2. F.hi
■^■•) W. Nr. W.
'") Vi. Nr. *i.
='i W, Ni. V.
-| \\: Sr. i.
.1l>l<.
^■'1 W. Nr. la. i^. Miir/ - .Kr.-ni.li-. s.bri.;!. Sirlirt tu seim-r
.Krmdrrutig an lÜe lilinlru-, gibt <<.s in Murli^ gar k'-in'-. [Krjenigun.
wrlehc nun mil diesmi odinüeii Titel dem VolksimlrBriHimiü flberliefcm
n>Arhtc. sind Schweizer oder Rcpidilikaner niis d^r NnchbarBchaR: Fmi'
xiMMi, Badpiiser, Wnrlli-tiitiHrfter pIt. Alle li<>bt.ri ilii> Freiheit, wie wir.
Alf sind Kaiifleutr, luduatricUp odpr Handwprki.r. ilip in d«r Bptrmbung
ihrt-r Oesrb&ftr dmhitlli iiirhl ke^rhrBnkl sitiif, wpil in ihrer Heimalli
J«Mi Scliwi^i»-ni Gegenrii-ht gp.hidtei) wini." — W' Nr. M. I. MHra, —
.Win b«kiuiut. SU«! in Miirtt-n n^bst ili-ti fh-iliiiriüisi'hpti AnsOsstu) virte
Vrrmdtf't als Uonirr. Aorgutipr. Zürohpr. WandtlOndcr
vliHfller and uichrerp
iiiiph doEu die ):niix Fri-n
i'iii ß^iwnhner komMiPii.'
"b) W, Nr. :ä».
VI W, Nr, 2«.
nndi-rn Knulancn. Ja^f
«eh B)t<plUlid-
I Aiesp fort und
.Hif jV.I>'s Hon-
..Ein Krt-itiiirgiT KL-rrL-!.p...inlt-al mai'lilp .Ion
Vurschlng. wnder fOr ■K.ch gegen die Uestnnvichvr in ItuliPti Pnrtei nu
i-i^greifen, 7.nn<)pm un die beiden Gegner Vemitttliiiigsinaiiner ubntscn-
ilpn, die PS Teraiiohpii sollten, in^r Abwmdung eines »nni^l iinvermrid-
llrhen Krieges, Frieilcnsvorsrhlttgc xu Diarhen, w.>|phpn Mflnnern nueli
Art des neligen Bnidi^r Klans es uni Ende diirh vidlei.'hl glfleken wflrde.
IUP Streitpiiden xu freundlicher Au»);lpiphun^ des entAtmidenen Zwistes
tu vermögen,- Dleaen ^'nrselÜBfi tiegleilele Sieber mit den Worti-n:
.Hio Zeiten der Vermittlung .-«iiid viirabrr. Krii^l Krieg!- — Einem in
Miirten wnhni-nden Reirhsdenbtpfien luitle der Stndtrnt zur üiiter.itfltmng
der hadi«rtieii Revolntitui ^^ppIih Stdrk Snhulknppc) und sortis Pntntn-
tH--.-hen IUI' Vi-rfOgung grittullt. A. M. Bnlsmeiinnl X. p. !tOO.
'"I W. Nr. 22. - '"M Petition in Nr. 24 des „Wn.liter-, - ■'•'•) w.
ÜT. M. 10, Juni. I Ifienes Sendsi^li reiben Siebers im die TngsHtiung Ober
^■HwtRilitat. - "--l W. Nr. 34, - "-ri W. Nr, 2. - ™) W. Nr. 19,
^^■m W. Nr. 18, - '•} W. Nr. :«. :U. 35, - 7, 10. li. Jmit.
^^^^K"*) W. Nr. 15. .W'i f^tnekl der eigi-ntlielie KiintunnlrgoiKinu??''
nffililer „Bemerteitung-. - W. Nr.äl. 26. April, bmchtr Hne Korre-
■•pondenit aui* Meilen vom 15. April, die die Stiniiiiung iti Zdrinh fwhr
» in der Schweii ««n«n Kantnn gibt, vn
< ist f> bei uiik! Guter Himmel, welrbe
M-.-. Znnll-. Hp'Jrk.-. Kriminal-. Ober- nn.l
droetisrh -.rhtldprte : „Wen
1 viel auf Beutultr hlilt.
K
i
102
uiiUtri- Kiirtitor gibl w W uns ! Du weissl, li«»» ilir «■hiiupiifri-nd'i.
Znrrlicrweilic^r, Bäbeli, RSgeli, Kttngeli. Klefeli etc, »uhuii hui Kvli^prin--
blast von 1839 gnisaeii Anlheil lwtt«u, und tiueli «liesiutd ncrden 'ü'-
bemeldet«'!! Zflrcherhaubeii einer Eiiibcitsri?)iublik mil ullfr Gewalt ilirrr
ai:biuett«nideii Stimmen eutgegen wirken. Ui^bpx die GrOiidt- bist <bi bnlil
im Klaren, nenn du dicb erinnerst wie y;emf sich hier dii- FrnuRii di<-
Titel der M&nner zueignen: Frau frftaidentin. Frau (tevatttr Deark-<-
riehlerin, Frau FDOrupHilzehauptiuaniiiTi i Nanue Taaali, Frau Bcürkäsi-Iinl-
pfiej^rin! etc. — Und ist einer gur Kuntiinarutli. au weist liu. wos .Iil-
hier zn bedeuten bat! In iler Cliaise unf Zori iunu Gihre^ int »chwiirr.
Frui'k uFs Ratbiis s|iHtziere, wu der I^aniljager alleiiiul vor Eiuei» iniLs>
s'Gwebr präsentiere und wn einem olle Lnt sOge: («ilt grflelii, Herr
Kntitonsrotb ! — 'la.'> Ihiit ho einem ZorDiegi^l bis in die Zehen hiiiid-
gut und seitler Frtiii und dem Vett«r und din* BOsi anrh. — Du wir»l
dich auch über die Neutralitalsinatriiktiun unseres Gr. Käthes ver-
wundern. Sei veraiiihert. dasa an diesem weiliiscbon, miserablen Br-
scldusae die ZarirtLgeli wieder groasc Schuld tragen. Schon bt-ini
Sonderbundskricg wollten Bluntschli und Gysi die Abatimmnng nWr
Krieg nnd Frieden den Weibern in die HSnile geben, weil sie tqii ■)!<
her deren Macht kannten. Du hflttest dos Gepl&rr sehen solli>n. uls
unsere Sehoggeli, Scbangli. Heiri und Chasperli in den Kri<.'g niusstm:
BS wnr verholtnismlL-uig so gmss, ja grr>sser, als die Freud enkouiMii-
bei ihrer Rtlekkuiift, „Aber naeb Italien liehen «ud eleu lirnii'U l."ii>-
harden helfen, das g&nier bim Eid iidd za !' so \il\t9i ihi :cie jrlrl
jammern. ^1 srhlafe eh nQmme bi Mim. wflnn er im Gr. Kuth für itc
tWtnd Krieg stimmt', sagt diese und jene Fran KnnlonsrHthin. — Urlivr
die Luge im Kanton Bern vertiffenllichte lier „Wnohter'- in Nr. i
Korrespondeiu : „Es stinkt wus im Barengruhen.'
'••f] W. Nr. 34. - "'bb) w. Nr. 4fl. - "i^i W. Nr. 5S. ■
Nr. W.
•' J) W. Nr. 14. l. April. „Ausser dem Miu^ner V,.lksverein lud
sich auch der von Delsbcrg Rlr ilie helvetische Einheitsrepublik an?'
gesprochen." — W. Nr. 16. „Die Volksvereine von Genf und Aarwangrn
verlangen die Einheitsrepuhlik und einen vom Volk gewAhllen Ver-
fasMungsrath. Conftd#re, pasH aufl" — W, Nr. 30. _Sellist in der flsl-
lichen Sehweii sind die Schäfchen nimmer rei'hl „zutmidich'. Umi
hnrt von einer in Baden oder ZOrich domnftchst abzulialtendon 1
Versammlung, welche einen Verfassiuigsralb verlangen w
"") W. Nr. 17. 12. April. - Nr. iW. 30. Mai. - Nr. 30. ■
Nr. 15, „Ke Idee greift, wie uion sieht, mach um sich. Dus Vol
entschieden dafllr; nur die 3 Bataillone Groärtthe und die ä Kompagnien
Regenten, die an der Sttuitskuh inelki'U und die grolien Herren spielru.
blieben gern l«im Allen." - '") W. Nr. 30. - "«( W. Nr. 15. Korr.
vom ± Apnh .S> kiiiin's unmö^lidi r<Tl».'<'b<>n ! E- i
— 103 —
Stcuerraaini herl Eulgciiossenschufl. erburiue tlirh iiiist'r!'* "-) W.
Nr. 29. - ««) W. Nr. 13. iM Mftrz. - ''') W. Nr. 31. ") W. Nr. -20.
*"*) W. Nr. 12. — Nr. 13 reproduziert eine Beriier Korrespomlenz
<ler „Neuen Zürcher Zeitung** Nr. 85 Ober freiburgisrhe Politik : y,D«.sN
die Freiburger Liberalen bei der Ke<»rganiiiation des Kantons nicht d(>n
rechten W^ getroffen hidien, ist uideugbar. Zur Zeit uls die Ver-
fassung entworfen wurde, erschien in <icr Berner-Zeitung ein in mehreren
Nummern fortsetzender Aufsatz Ober „die Regeneration der Sniderbunds-
kantone^, worin der Rnth ertheilt wurde, bei den neuen Staatseinrieh-
tungeu das Volk weder zu fttrehten, noch in seinen Vorurtbeilen uiul
Verimingen zu schonen, noch dasselbe in seinen politischen Freiheits-
rechten zu lieschrftnken, ausser etwa in st)lchen Beziehungen, die an
>ich unwesentlich, den Pfaffen die Thftre zu Wühlereien öffn«*ten. Die^e
Ansicht ist weiler in Freiburg noch in Luzern bef(»lgt wt»rden. Man
hat das Volk gefürchtet, seine unwürdigsten Vorurtheile geschont und
ihnen sogar Principien aufgeopfert und endlich, wieder aus Furcht, ihm
<liejenigen Rechte verkümmert, welche in der Schweiz nun einmal
national sind.^
**« -) W. Nr. 17. 12. April. - Berner-Zeitung Nr. 7t>. Ä>. Mftrz. —
"«b) W. Nr. 54. 19. August - H6c) W. Nr. ;tö. - **"J) W. Nr. 9. -
"^ W. Nr. 27. 17. Mai. Neben die^sen Vorschlag stelle man den andern:
^Man lasse die Offiziere durch die S)ldaten wfthlen.** W. Nr. 13. —
•*") W. Nr. 30. - *^») W. Nr. 11. - •") \V. Nr. 12. - ="'-) W. Nr. 31.
""") W. Nr. 13. - ""='^) W. Nr. 21. - ^'''^i W. Nr. :iO. '"^I W.
Nr. 33. - "^'J) W. Nr. :33.
"•) W. Nr. 3.
•^ W. Nr. 5. - Confedere Nr. 14. 3. Februar. « Sur la phic-
de Notre-Dame se trouvai«'nt prepares deux buchers, des deux cotes «le
Tarbre de liberte. I/un d«* c<'s bucliers portait tous les instruments Av
torture du moyeu-Age <pii sont restes <lans la Mauvaise-Tour. t<»ls (jue
le c6ne renverse, la roue. les toiumux a double fond, la bamjuette «ie
la question, la menotte, los cli<»valets, la buche triangulaire, le tourni-
<{uet a Strangulation, la chemise des supplicie^s. etc. Le potiuui «ini
s*6levait au milien de ce buclier portait rinscription suivante:
torture aiicienne.
1815-18:«).
Ici, fante de luiiii«'re.
On torture la matien*.
Au poteaii de lautre buclier on voyait ap[iendu> le> pieces de la
procedure monstrc et le> ahat-jours des prisntis. tle poteau portait
rinscription :
tnrtiire nnnvelle.
1H47.
Ici. par un art infernal.
On snt tortnrer le nioral.
- 104 -
L'iif lrilimi<> smiumiK-p Jos iliffuri-iil-^ ilrit|i<'iutx ät»il plui.^- iiiiln-
h-a Heus bOolwra.'- IHf Nr. 15 <tfs Coiifed^n^ braililc- ili« T.-xlr Hfr vmi
■Irr Soi'i£ti- He cluttil vorgpüiigenpii Lii^t^r. — I>iu« iridil Jedinuami AU-
iiit-ale Aiiflossiin^ SJ^lirrH tviltr. iTlicIlt nus i>iitrr Frriliiitgrr Knrrps|ioii-
i]<-iiz iler qHoriter-^luii)i- Nr. £> vom äfl, Jimiiar : .Kniifli;;«! Snniitai!
ilfn !W. Hiril uLs Vorgiiiig itlir Feier viiiii ilnniulTnlgoiiili'ii Mniitog ili-r
Snnilerliuiiil in sciiieni ^iiidh'u Fiiiii|< tu Grolir gelra([<>ii. Zu itit-avui
V.u6v sind srimii nher IlMt Munkpii betstcllt. wrlrh« <lii- roK<;liif<lai<'ii
HimptjMTSimMi ituil Leilcr ilieaef. Rniiderbiinilcs vorsteUeu wer<leii "
'"■I W. Nr.«. -J. Feliriinr. Iiisfrut: Bm K«rl DflosiT-a. Biirti-
.lrii.-ker. iiikI b.-i Hrmi Wttgcr. BiiHiliiuaiT. iH von iiiin oii h 1 Bntirij
/.ii liatifii: Rcd^ des Hemi Biolirr, f^ehallfii in Frvibiti^ luii 31. Jaiiiinr.
— I)ili1i<>lfaii|iii' üo tu äocii^b^ ('■cimomiijTii', Möluiigo rrnnuirgmiHi's, lil?»
I.>i<. •( iH>lilique vul VII n" IKi
■■l Millmliiiiif Hiiic Aiigi'iL/' 11^(11 — I U Nr 1 I W
.Nr 7
"^l \ O M — "11 liretbcii du Polirt idiri kli m >iiui Ä \neiiiber
IH47 ordre dt* r«iiiinuiiii|iipr lf> tmtns d^s ((niiigir^ i|iii s^joiinuml dnii,--
ti (WntI !<iiril hosüles nn iioinel nrdri de«, iliosis jHHir qiiati |>itiä.~i
1f> eiqiiilsiT'' ~ Sihrpibeii dfr |)ro%i<ii>nM.boii Hegipning \om ii Dr-
/eiubtr 1847 Ordn di snrtmllir aiiSHi -f m rr-nind ijiu ikissiMp tes n»
niiioii.-> iiiHlhddistüS iDKimur«) <i il kd imsI' diiiis ]• dUtnd s il }r m B
iiiiuN koiiä iiiiilnni d mci di In forci -^il li falloit pour diKsoiulrc c«»
rintuoiiii datigertnsps ot i »nijirotiieHuiitos jicmr le uiilon — W Nr S,
~ „Die prnMxortsi hr Rr^icriiii^ bat die SlniideliTCTMiniiuIiin^im M
ITami BoLwl im Wisknbrb \orbuton Uud bei Rntluiid?-
'I W \r ♦ \iu 17 No»f'iid»r IS47 ^.11 iii der Jeiib,th«i.
kiribc 711 MiirliK i Ine Volks viTsiiiiiiiitiiiLfc -tliitl^elViiidei] liabeiu fllxr du
(idmb k<n> Binilil uiilTnlniden i«t Bi. im „MurUiibieW Nr 11 \mu
I. Pebriiui ltf7ll beiidliU Üiielli M j. duifiilK nar dn^ in A M. Akten
liund zum Riilsiiuiniittl \tWl licgetuU \om I') Noti^nitK-r datiiYti von
Vt Fusiiailil Inlutun I.kiIiü Valer Iloiiiel Herrm und Adnir Hub^r
iiiiterreieliiirtf xi:id uu ilic <>eiii< iridi n drs Miirtcn bieten ^rtrlilcb
kri i'i'-cbrMlK n frilgeiidnn InbalLs
„In dir leylen MiHnmb Im 17 liesf -^luHf;! Imbteti Ü1urk^
M i-uiiiiiiiluii}; wiiriic der f^nindsnlrbdi'' ^^un>•<■ll einbelli|i itU'iicesprni-lini
_-iili mu Freiburg mi lieiinnti und uii Bern luuiiicbUesHOu" Ltn dtcsrti
Uiinsili ins Wirk /u mUmi uud dti (insi blugondm ^ nrki breii zu
Irrffeii wurd nnc ( ommtsiiiMi UK-drr
k<-i( itra Au[U(i(cni dnrrbdrun);i'ii > I
Miiinnitl iitid br«eliWaen mit i t'
/■■ Iritin Iiifulgi gwtern tliill
Ibeii liubmi »11- Iii Int. 11 I | luO.-sn. la-«
\i.-.Mii-.- d.^ Hn/irk,- Mint I I In I I win! In-, jmI
Ihcscihe \nin Avr Wirbti^
I IUI nllmbiheD Tiigf \»r
t I -. I ui \ r-rbuulun)c
I Ulli > Mii^ II der
lOi)
>i«r ilir irtlitnllc <;ai'HnUc iler
'rmriliiriairragpti /u en(-
wihlri'ifli vorliegi'nil^ii Gr-
■üiil^ntkr Srhritte g«'hipl«'ii. inHi>in
<lif Tugsatiuiig. "li"' mit Bmiit; i
Kantons Iverfo.snangi'ti ulleiii (lli
-cheidmi liube. vnr nlleni iiiis il.
^■.haAi< L-rle<ligeii oiflsäf:
jeAet tipgtMiNtmiil von EifiTHin-lit iiiiU /.»i^t iiiilfr ili-ii lil>i>ml(iii
ätAndcii. vnricnglkli jeM. imircrnt iiiiil
ileni Auslande aitrh luchl ilcr gt-rinK^lt' Viirnniiil xur Ein-
iniHchiiiig in iiTisfiv Augplegcnliciti>n gi^golicii werden iiiO&sc.
£rwiirleii wir daher, Iheure Mitbnrg(»r. den gnnsti^eii Zeitpiuikl.
inGills iiirltl aiL'ibleilieii wird, und »eyd Tiwt nbeneiigl. i\aas wir
und jeden UuisUindvii dn-t in iiiih ^eaelxteZn trauen zn reiiht-
IWtigcn .iiu'ili'lL. inid da.- Wolil nnd liiler>'s«e dc> ganzen llei-irks in
j<nlef Zeil vor Augen hulicn werden."
Die Trenn II i;gafruge niinic iiti EL-Jünbalinalrcil wieder iiufgt^riSen.
Am il. NnvenilHT 18AK aoll in Murlen (Mnrlenbieter vom 6. Februar
1470) das Vnlh »ii-li irraanirnell hnhcn. um »ich inil dieser Frage zu
■ •(•bss«D: dmdi inirli durfllmr isl kein Berietd nrtwitcji. Dagegen waril
«ir Kwei Jahre spnt^i' ir.n einer lireinienden. .AdvnkBt Hsrner. Redakteur
• le.4 qMnrIenbieler". bea)iraeb ;sie in iler rurerwabnlen Nnmmer »eine»
Itlnltt»« im Artikel -Preilnirgisehe Kmiiiirwelsr'' und kiini mi der Hanii
V'in Dokumriilen /um Schbia^. (1b.ss [(er Gedanke einer Trennung im
A'.dke deh Murtr<nbietea lebendig aoi. Na.'li „Hnrienhieter'- (Nr. 12
^t. Febnitn IH70) srhHehei. die „.S-il.i(him>er NnfbricblPu" Ober die
TTennungsli'i^e; „Der (>f<luuke ist iiieht neu. Miirten wird »ttt|s slief-
(UJlltA'lieb von Freibnrg iiebanilelL Krstece B<>wnbtier siinl mit deii-
jnmgeii vuti lli'ni slaun»-. s|irHvli- und re1igjt)iiHVvrwaii<ll. DRruin Ul
all« AnsrIdua.'M ein niitnrlicher und wird beiderseits gewOiuteht. Die
Süaebe ist über keinesweg» leieht und wird <■>' riiieh viele Wurte kaat«ii.
bis die Snelie im Frie<len ge.sebUehtel sr-in wird. Iiideasen: nflt nahlub
ji'wiiuil." Dill Nr. IS broi'bti' nludirbe Aenssnrnngen anderer Zeitungen,
Aiu II. F.bnwr bewbUs der Hii.i.lw.rker- inid Gewt-rhe verein von
Murl«ii nn ZilsHumiungSHi-hrfilirii im ilen Reiluklenr des „Milrienkieter"
\St. 1» l:l. Fehmur;. in licui /ii le>eti >telil : _Die Treinuing de» Mllrtcn-
tiieles viin Freiburg iiuf eidgenft.s.sisrli g<'.^et/lic'lii'in Wi-ge int der n<'-
danke, der uns ebrusu leblinfl iMiaeelt, wie unseri' Vorfiiliren. Der Ver-
ptn hat ilie UeherKeiiginig. das- jeiler Mnrtfinbleter zu jeder Zeil für
•lir»e Idee i'insletien wird, und ilii^n der geHnmtn ulte Murtfinlie^irk voiii
l^li'ir.ben Geiste beseelt ist. Alle bi.sli«rigeiL Besehtn»«« fies Miirtenbieter-
Volk^ts liekrSfUgen djege Oebvrzeiigung." Die Abtreiuning Murtens vuu
I Fndlrarjt w-urd nueh sehr seharf \i'rfiiebteii vnni «Anzeiger von lliter-
^^Um% de^^eti AitsUlhrungeri it.-r „Mnrtrii|,i,-(er- iu der Nr. IB >
^^Hbtiruiir cxloii... Lnu'lilr. A.ln.MHi.' Sili t. i.ii- .I't ~.'h>ve
— 106 -
rischeii Fresse cf. Murtcnbieier Nr. 19, 6. März 1870. Diegos Blatt
hrachio dami eine Reihe von Leitartikeln Aber „die Lostreinnmg 6^
Murtenbietes von Freiburg-, Nr. 22, 23, 24, 25, 29, 40, 41 u. in Nr. «:
„Steht ein Wort davon in der Bibel, dass die Mortenbicier mit ilem
Sattel auf dem Rflcken und die Frciburger mit Sporen ou den Füssen
auf die Welt konuuen?- Am 12. Juni 1870 fand dann in der dciitsrheii
Kirche eine Volksversammlung statt, au der Ober 2000 Mann sif*h lie-
teiligten, so dass die Kirche nicht alle zu fassen vermochte. Sie ge-
nehmigte den Antrag: „Die Versammlung spricht grundsAtzlich deii
Wunsch der Trennung von Freiburg und des Anschlusses an eineu
andern Kanton aus. Eine Conimission soll in energischer, aber gesetz-
licher Weise an der Verwirklichung dieses Wunsches arbeiten." (Morten-
bieter Nr. 48, 15. Juni 1870.) Am 15. desselben Monats licss der Oh»T-
amtmann H. ReifT den Gemeindeammftnnem folgendes Kreisschreiben zn-
stellen: „In Folge Befehles des Staatsrates habt Ihr mir unverzfiglicb
die genaue Anzahl der freiburgischen Aktivbtlrger anzugeben, welche
aus Eurer Gemeinde an die Versammlung vom 12. dies gekommen sind."
Die Greyerzer schickten eine aufmunternde Adresse nach Marteii.
(Murtenbieter Nr. 55.) Im Laufe der nächsten Jahre verlor sich die Be-
wegung im Kampfe um naher liegende Dinge.
•♦^ «) W. Nr. 8. - Confedf^re Nr. 23, 24. Februar. « Nous regret-
tons de ne pouvoir rendre leurs paroles chaleureases que les patriote>
<le ta montagne out accucillies par de fr^ueuts bnivos. > — '''*) W. Nr. 1*.
- »^«) A. 0. M. Corr. 184^. Brief vom 6. Mftrz. - "•'^) A. O. M. Ott.
1848. Brief vom 7. Mnrz. - '• ) A. O. M. Corr. 184^. Brief vom 4
Februar.
"'•J) A. () M. Corr. 1848. Brief vtim 17. Mürz. — Nover sehciiil
sich darauf beschränkt zu hnben. dem Stadtaramaini am (>. März 1H4^
nachstehenden Brief zu schreiben: << Les deux arbres de Hberte planti^
dans cette ville Tun a la Croix du marche, Tautre a la rive, comme eii»-
hl^me <le notre alliance iiwr la Confederation. et notre d<^livrance <lr
l'alliance du Sonderbond«» viennent dötre sciez cette miit a la liauteiir
de deux pied ; Je vous invite a faire replanter les sus-diis arbres de ii-
herte, de mon cotes je ferni toutes les <l«^marches n«^cessaircs pour tle-
«•ouvrir les auteurs de cet altoiitiit cpii ne teiid «ju'a troubler r«»rdre et
la tranquillite ! » (A. M. Aktenband zu Raismanual X. Nr. 24. — Orth«»-
urraphie des Originals.)
"'*j A. (). M. Corr. 1848. — "0 Staatsarchiv. Bericht vom W
Mftrz. — ""g) A. (). M. Corr. 1848. Brief vom 17. MSrz. - •'h) 0»ii-
M(^re Nr. 30. - '"') W. Nr. 49. - ''k) W. Nr. 13.
'") W. Nr. 12. ••) W. Nr. Jl. 15. Mllrz. - "•) VV. Nr. 17. -
•) W. Nr. 35. •»") A. <). M. Corr. 1848. Brief vom 21. Mörz. -
"•'•; W. Nr. 3t;, 17. Juni. - "'"l'; W. Nr. 39. - '"^c) W. Nr. 40. 1. Juli-
— '""Mj W. Nr. 11. '""«•) VV. Nr. 39. -- ""'0 W. Nr. 41. - ""j W.
Nr. 12. - '°-| Nr. 33. - ""| Nr. 3(1. - ""■) A. M. M C.irr. I84Ö. -
""I Nr 40. 4. April. - "■") W. Nr. 17. - ""■> W. Nr. a, - '"') W.
Nr. 3«. ConKdrr^ Nr. 17. IK, - •") W. Nr. 55. ö. Aii|fiisl, - ""-| W.
Nr. «I. - "■') W, Nr. fi. - "") W. Nr. «, - '") W. iNr. li. 7. —
'") W, Nr. 9. - '"'j W. Nr. 14. - "") W. Nr. 11. H. - '"''( W.
Nr.44. l5.Jali.-"*) W. Nr. IS. - ""1 W.Nr. 1«. - ""(Nr.Hll.- «reolicli:
I. c. Iiu Vi>rf(i»suiigarut (1866) ftllirit^ rtr (Sieber) rtfii Nunieii ^Mosev".
'") W. Nr. 11. li. - '••) W. Nr. 3». — ■■") W. Nr. 4ü. - "*) Nr. W.
"".) W. Nr. 46. - '") W, Nr- 4«. lU. Jnli. - "-i W. Nr. 44. -
'") Nr. 8S. 13. Juli. - "•) W, Nr. :J7. - '») W. Nr. M, ». Aogiwl. —
"") Nr. 53. - ■") W. Nr. 54. 19. August. - "■) W. Nr. B», ». Se|i-
U-inbt-r. - "") W. Nr. 63. ä«. Stptemher. - "", W. Nr. fti, 16. &ptemb.-r.
"•••a, Vuii iler Eiidv Uktober erfolgieii BeHotzuiig ilea Seiisebezirks
itiircli fiii Bcmtir Balaillon berichtelf dii:' .tNeur ZDrrher Zeitung "
iNr. SOä. m. Okloberf. ilass lUe Soldalpn hniiplxacblich iteiijenigcn
Hftustni /iigcteill wiiriloii. wo lutui „EütruwIlrHlc iitiil feinps Ci-inßse filr
ilic OfsUrreidinr" in Bereilarhull [ftwetd holte.
■"■) W. Nr. 12, - '"'") Nr. 75. 2N. Mar»;, - '■"■-) W. Nr. 44. -
'■'■) W. Nr, äl. - ■") Nr. Ml, - •'"•) W, Nr. 43. - '") W. Nr. *'..
'») W. Nr. 6ä, - "") W. Nr. «9. II. Olitobcr. '") A. F. Pr.>lok.)ll
■les SlanUrHl«s. (i. .)67, - ""j A. H. Protnkull iles Sluatsrul«^. p. 568-
56». - '">) Freib. Kurrfapomk-nz im „Wniht«r- Nr. 79, 1.1. Oktober.
""t) A. M. AkU-iibaiiil nun Munaal X. Nr. 9.5. Brit-f vom Kl. OkUiber.
W, Nr. 77. - "~) W. Nr, 69. - '■") W. Nr. 69. - "'j W. Nr. 70. -
'") A. F. Protokoll ilca Staataratcs, p. 581-582. li. ükltilier. - '") W.
Nr. 70. - '") 0. A, M Corr. 184«. Briof vom 16. Oktober. - '"■> A. F.
Wttger wnr eingewanderter nnd eingutidrgrTter Deiitii'bOT. "") A. F.
- '") A. F. Berirbl vom «). Okiober. ■- '") A, O. M. - "■') A. F.
M. Oktober. - ''■") A. V. Protokoll drs SlimtsruteH. 31 Okiober. —
t.A. M. t:<.rr. IH4«. Hripf vom selbfiii Tuk,
'*') A. F.
"■-1 A. F. W. Nr. 77,
■"'1 Nene ZOri-hi-r-Zcilimg Nr. *S6, H. Ilklober. -Es liiit nun
nil der Verordnung »eine Rii'bligkeit. Au»» wir diejenigen zu di'ii
Wahlen zugelassen werden sollen, wi^lelie xuvor die Ksiitonsverbssiuig
IxtschwUreii. Die Abnii^bl ist einl^nehtend. Sulehe MÜIfI kßnnen
(Ibrigens nur duxu tlieiicn. di^ Erbitterung gegen dir- Rcgierun)^ /u steigern
and dies um ao mehr, als jene Vt^rordnuiig der neuen BimdesverTasanng
luwider iBoll. — Wa.s ist uuf dem Wege, den etniiinl un.sen- Begicrang
bftrelen hat. nicht Alle» möglich? - Beriier-Zeitimg Nr. i43. 10. Ok-
üiher. - „Nai;h d^ni Dokrel dts Gr. Rathes muss jeder, der zur Walil-
versujumlung Zutritt haben will, ein Zeugnis vi.rzeigen. iIush er nuf <ti<:
K(U)tonn-VerfHSflun>; den Eid geschworen hübe. Das iül eine S|)^bulatiirit
nuf die (JewisHMi. - K* li«nil..|( si.-li liier ^on Ai.-nluniir eim-^ rlen
- 108 —
>*-Äi»*'Lr*-HMiriivni zu>leliciitlt'n RiH-lites — unter welchen Heiiiiiguiigeii
•u»r««f> äittssrAbt >vin1. da^ hnt die Buiideäverfu.ssuug allein zu bcätimuieii.
itta JB •)i«f>ir niRss Mrh der Kanton halten; wenn er aber durch einen
lat-te^itcik'hrti Bexfhiuss, wie hier geschehen ist, noch die Erfüllung be-
^ itiAff^r. uik4it in der Bundesverfassung enthaltenen Bedingungen, ftir
4if WxftIVrv«4i(tcuiig verlangt, so liegt darin eben eine kaiit<»nalc Usar*
*aQu«t. ri«f »htf iKitii»iuileii Behörden nicht dulden können.^ — Confeden*
V- tÄ - lV|,»at* «|n^lquf>s jours, plusieurs journaux de la Suisse alle-
ikomce -** ^ tT«: j*ct> «l'un l>oau zele pniu* denigrer et conibattre tout tv
tOi ^ iiifc •feiE»,'^ n«>tn» eantou. On |mrle de nous comme un romancier.
iui iojni Lli ditthiiMe de prendre une contree de la Chine jxmr la scene
u ^' fc^r.'ttl»' -<i fable. |Kirleniit de ce jmys. Nul doute qu'un hon nombre
i»^' l»?v*t«:'ur^ de la (iazette «le Bcnie, de celle de Zürich et d'autres n*a}»*
•r»»a***«t 5aii> reserve ce ijue content de nos affaires ces jouruaux qui,
.» ilefiiut dVxactitude et <le bienveillance, |>aient au moins leurs lf<-
'.••Urs d*un apiomb et d*un dognmtisme adinirables. 11 iren est point d*-
iit^nio |Mnir les lecteurs fribourgeois qui connaissent tant soit peu les
at^iires et la |H>sition du (jouvemement et du cauton. Nous ne |K>uvoiiä
\oir daus les articles hostiles [»ublies demierenient par ces jouniaux que
des dedauiatinns deplorables et des roystifications dont ils deviennciil
les preniieres victimes en se ren<lant les organes de c^rtains brouillon.s
peut-t'tre ass«'z coiuuis «'liez eux pour n'y avoir pas le moindre credit, cl
qiu veulent racheter leur nullit«^ par des exageratioius el des uiensongc>.
II est facheux <le voir quelcpie.«^ organes de la presse liberale accueilir
^uis ciMitröle leurs tristes dechuiiations. » Erwidenuig der «Neuen
/archer-Zeitung- Nr. 2tH. :J0. Oktober, «(iewisse Herren datiicr
Kreiburg,' scheinen sich die deutsche Reichsgewalt zum Muster lu
uehnien.- Dagegen der Kanzler Berchtold in « La Suisse > Nr. 341*.
IX i*kti>ber. « Depuis quelcpi<>s tenips nous lisoiLs avec une penible
^i'i1»rise daii«» ipu'lques feuilles de la Suisse alleniaiuie des articles fiiri-
i»»'UiU ronlre le (•ouvernenient de Fribourg. el la Bemer-Zeitiuig ne !<•
vixU» en rien a cel egard au Journal ultnimontain de Schwyz. Elst-«*e
Ua^rxl? esliM- iMdente coniiab'? est-ce une croisade ealculee? (le qu'il
\ .i ib* "»i^r. cVst tjue la reaction est {»arfaitenient servie jwir res pr»^
.rjtvbis orvaiu"» du progr»'s. II e^t iinp<»ssible de mettre a nu une plus
«av*' ii»uonuice de iu»s affaires iiderieures. Soit article dt» corn'spoii-
vktu\v» ^*»it article de foiul. celui «le Frilnuirg dans le deniier nuuiero <!«■
;* kH-rtuT-Zeduui; M»ul»*\e riuilignation et le degofd. -- Nr. :254. i4.
^ VvNh- « La roterie de la Beruer-Zeitung nVn demord |K)iut. Inw-
^»i«v^\\»«^ uu honuue malade et extenu«'. defendant avee ses denii^"^
\.»v^ >.< tv^mille. «piuii tign veut Iui ravir. Au milieu de la bitte im
*>^*%*< »;<ilee.\ v ieut Iui niordn- les jand»es. (Test Timuge du Cnmveme-
..a% k >*iOK»uri; Inttaiit .nntn |. S»nderbuud. et harceb* |>ar la Bemer-
- IO!l
") A. F. - '■') A. K. IV..l..kuli .1,-,^ Sluiihnii.- |i. Mi- -
\ Nr. lÄ li. KktoliPT. - ■-| Nr. äW 14 Ükl<)l>pr. - "'| Nr, iM
t rtklohcr. d', mich ^N.-iie Zflr.-lirr-/.-il»Mg" Nr. äWrt. I*. nktnhpr.
} W. Nr. 71. — '^"i Nr. ä7M.
I W. Nr. 7*. N. /.Umher Z. Nr. -MM. i». Oktol.fr. - „W.-jin
t VprfKvnr des Schn-ilwiis sagt, iliuvt ilic ,gli>ir-lix'<itig(>ii AiigrifTc ilr-^
sinmibuUHimi» uml ilcs LIUruradikBJk>niiis «-in tti-hlugeiiiW Hi-Vfi^
, (lif« ili»- Fmilmi^r Kfgipninir ilcii iTchli-ii Weg \ t-rfolfti', so iniis>
iirli (Twiilpm. liaas VerfasHungavrrlelKuii^ri lui'l MjsMiirlit'ii iIit (.icsctM'
iinmöglii-ti clw rrrlile Weg seiii kiiiiii*-'ii.* - Die „cxcpjdionplli- Luge, in
der .sirli der Kuiitiin Frfihurg l>r>tiiii!rt. •liNpviiMeri ülx-r ilii' Rvgieniiif:
AI von dor Vprpllirhtiing Wrfuxsiiiig uiid (ieset)! zu ni-hti'ii. .la. gf-
f ArhUiitg vor dem Rerlit Lsl ilint riiiiige St&rku. Vei-lOsst Mi-
p ihr »orgt^ecii'liiirlf Bahn, wie iw leider geHrhehen ist, und siirht
k ihn- Ri>UiiU|i in (ji'WHiLstrfirhMi uinl Kniffen, a<i wird sie sieh vr-r-
luf den Libernliitniu» bFnileii. dessen Fuhne nie fUlirt." —
I W. Nr. 74. - •■■•■■) W. Nr. 75, 4. Novemlirr, - '"™| W. Nr. 75. -
) W. Nr. 71», H. Novenilwr. — ""'I Voji dii'-sor *weiU>n Muriner Zritun>:
i«t nicht» erhalten. Aiieh hior war die Verwaltung der Hlndtischen
Bibliothek «irht anfder Hflhe - ""I A. ü. M. drresj.. 18tK. - "") W.
Nr. 73. - '"'t W. Nr. 7ä. — "") A. II. M. Schmiben Huijers im den
llb^rniulniaiiD voni Ti. NiivHmlier. — A. M. Aktenband zu Ratnniuitiial X.
Nr. 106.
"-'1 Neu»- ZOrdier-ZHlunj! Nr. :iäll. ;W1. 15.. Iß. N.iveinber. ^
Hemer-Zciluiig Nr. ä74, 15. Novuiuher. Der Natiitnulnit kassierte um
14 Nnvumber di>' h'reibiirger Wahlen, indem sieb 44- Summen für den
Antrag St£ni|ini.s (J. die Wahlverordming des Knntnns Freiburg, itjs.i-
weit die andere Beitingnogen enthalt als die dnrrb die Bundenverfiissuii^
voTgesehriebenen, ist nichtig; i. demzufnlge sind die kraft dieser Ver-
ordnung vorgenommenen Wnlilen nichtig erklArt: 3, der KtuiUin Fn-i-
burg wird eingeladen, eine neue Woldiirdnung in Uelkereiiistimniiing mit
•lern Bunde zu erlassen und neue Wahlen anzuordnen.) ftli' Kassatimi
g^t^u 4H nir die lienebinigiing aTisspruclien. Referent ttlr ilie Koin-
laissionsm ehrheil, die Abweisung des Muriner Rekurset^ heantragle. wiir
Dr. Kasimir Pfyffer, Scliwuger da-- l-Veibuigers Bussurd: »Es wftre zu
wDiiBchen gewesen, Freihnrg bfllle die Verlassuiig dem Vnlke viirgelegl.
■loch nian hübe sirli auf den gleic'ben Standpunkt geMlelll wie ilie friiii-
/Osiaehr National verssmndung. ctie vom Volke aueh ubstrahiert. Die
Wahlen sind zu genehmigen, weil alle niif die Wahl hezngliehen An-
iirdnimgeii der Regierung Oborlasseil seien iin<l die Petenten den von
dem kantonalen Beschlüsse angesetzten Rekurstermin versßumt hfittiMi."
Dr. Alfred Eaeher stellte den Antrag auf Kassuliiim „E» gebe otwii).
höheres als Sympalbie. Man solle Dicht vergeissen, iln.ts. wenn man in
der Mehrheit sei. tu kiinie man auch in Minderheil gemthen und dann
- 110 -
liHiss'- Vi: iviu ilii niii', nii iL'li dir. Duaa ilpr Nation alralli kuiiijiif Lf iit il
lieweisp ii«r Bcsi'liliias ilor Tagsatiiing, iüp Natur der Suche und dir
Vorgänge. Diif Bestimmung »ei gur nicht nur IbrtncIlM' Nolur. sondcm
sie grufp in dos Gewissen des Borger)« tief ein und lasse »ich mit dein
Tragen <lrr eidgen Armbinde nicht vergleichen. Die EidcslnisUing dii&
Volk«-, diw S<invprfin.s. sei iiupruilisctip, weil sie sith nirhl «rawingru
juase. hii Kontnn Freiburg liAtlfu HiHi Knilikolti und Ultniinonlan«' gn-
weigert, ilen Eid eu leisten und orstcre verstehen die Freiheit niiders
als sie die Regierung zu verstehen seheine. Hinsirlitlinli ilor p<ditiseheii
Misi^riire der Freihurger Regierung spricht li^süher den Hclijtrf-'tcii Tndel
niis. flier riOksp man zeigen, duss das SlanwrvFrlEonininJsK nicht nii-hr
gelte. 8<<h0tze uinn die BOi^er gegen UetiergritTe der Rr^iernng und
wahre man die Elestiinniiingen der Bundesverfassung. — Aus d«ni Vntum
Ti-og's IWr KuMSstion: „In einer Republik soll dos tili^hsle Mnsü for-
[nellcr tierechtigkeit hesti<:hen und diese sei in Freiburg geschmolerl
witrdeii, schnurstracks gegeu die Bnndesverfassuug. Auch er hsttr eiiuiN
solchen Eid verweigert und lieher das Stiinnirechl verloren. Man wnllti'
etwas verlangen, um einen groasen Theit d<!5 Volke.'H von den WnlÜMi
ff'rn KU holten. Snldii^r /.wung widerstrebe republik an i»chem Stnnr im
hnehbten Grade. Die Konsequenzen fllhren zu AhsunlilAten. Aber eii
.scheint, man fllrchte die MnjoriiAt im Kanton Frcihurg und g«ntde du
ftlrehte nian sie. wo man diis Hecht der MajoritAl uni lautesten prukla-
miere. Die MajorilAt im Kuul<.<n Freibur^; sei nun aber i
»alive und uiu-h der mnsat' nion Gerechtigkint wentpii lassen.
OITeiilieil und Ehrlichkeit ! .sonst kehre sich der Spiess g
Der ConfM^ri' blies ein anderes Lied fNr. 197. IB. Novemhor):
jureille d^cisinn non.s alnrmoroit. si nmis n'nvions soiis loa juax l&fl
stitulion f^dfiralo, laqnelle i^tiiblil formellcment au N* 17 de rorL 1
ile pliiH u VbtL 8U. i|Ue la (|uestion tranch^ psT le Consral natioiuil J
{ms dfi SU conipälence. niais bien de oelle de rAsHemld^e fikl^
ITiic il^)iöctie que nous vcuoiis recevoir nous raasure mCine eumpt^lH
Pliuieur» uienibre.s de lu .'Uii-disante tnajoril^ du Conseil nutiannl nnl «U
toute dl- »uite apri'-s lu sikniH; qu'iLs uvnient cummi» lui ubiu> de |Hiiivair.
et ci- uinlin mt^me (l^>t «»^ motion a dO 6tre pr^sentM au (k>ns«il natiotud
[Hir M. Funk (l'itn des part.Lsans de la motion StJlnijitli| pour f&ire re-
veru'r 1» haute oasenihli^e de »a d^eision. ■ Das Regie rungsorguii lirachle
es nii-ht fllwr .•»ich. diese Gelegenheit nicht zu liendben. den Muriner
Radikalen einen Hieb /u ver-'^etien (Nr. läS. 18. November): • Hdia^j
uvail eiitendu In |)lainte de SU individub de Morat .'«li-disauts r
i priiivipes. occupfei de]>uiA l'etablissemenl du nouveau gouveroim
FribtHirg h dSclanier n torl el ä truvprs. i Irapa-wer le jHiirvair cn \
ci renn» taue«, individu^ du re^te i{ui viudruienl se tujre up|>uler le VS
verein el qui mmi parfaitemeiit im|x>pululres. {Mirluiteinent iatAib %'
iluigiiAs iiheit eux ni'i Ms sonl i'onnus; on n entendu quelques Uiirsl
111
pulicr u äiü oblijj;^ d'ekpulstt
lotnpArp.i le» »iil •MMitninis, » — La Siiiaan ihnrseits (Nr. 274, fß, Nov.):
' C'esl uu iW^ueroeul ivgreltulilc. iluuluiircux que le viitr par lc(|unl lo
('.onseil nutiunitl a cass* hier le* ulediuiia Ae Friboui^. — Ü"e le Coii-
-eil natinnnl prcnnp gardol II viepl de cniisnrrer, shds s'en doutor peul-
"bv. Ib suprämotie de I'EglUr ^iir TEtnl. L'Etnt a voulu contre I'EgliBc
\c s<>riucnl: It- hiil Alait aiissi Ti^^rul. Ia nmjorit^ du Cimsetl tiHlionnl
vieiit de livrer. HuUuil qui- erlu est en eile, le {xiiivnir leniporel au pou-
n.ir spirilupl, » Auf dm Antrag Funk.-, wurde am 15. November eine
.iiis.'^erorilcutlii'lie Sitziiii)i; ul)gt>li(dlcii. um filier die Fmgo eii entsi'hoideii.
oh die Freiliurger bis zuiu EiiLHrh>-id dtr Wulilfrugv niilit hu den Vcr-
liHiidlungeii teilnehmet! kfliiiilen Her Aiilran wiirdi^ uiil 73 g^en 13
-Stininien Abgewiesen. — Diis gegeo den Bejiehlus* des Niitloualntte»
iiini li. November gerielilele PriJlestsr.hrtibi'U der Freiburger Rugierung
wurde in Nr. 278. 19. November der Berner-Zeiliiiig ubgeilruckt. Die
Angelc^nheil wnrd iini dl. Nnveiidier von der Bundes vcrsoinmlung be-
hundelt. Hit 6S ge^en 5H 8tiaiiu(in erhielt der Antrag der Kommission»-
tnebrheit, c» srI die SRhlus^nuhme des NntiiinulrateA vom t^. Nnveniber
mifeuhehen, die Zuetinititiitig der beiden Röte D^r WiuidUttnder Eyt*'l
flibrtp zu Gunsten des Meli rti ei tsun tragen a. u. uns: „Der Bund verbiete
di^ Eidcsftirdemng nicht. alst> sei sie erliiubl. Hnitc man den Enl^clicid
de« Natjniiiilrates unfreeht. sti Hei t\a» eilt grosser Si'.liritt Kiir Einheit-s-
regieruiig. nnf deren Standpunkt sii'h Herr SlAoipfli genlellt habe. Die
Ftegiening ton Wnudl Imlit' gutm den gleiehen Eid gefonlerl und ilie
Wahlen von Wuudt hübe n>an dneh anerkannl. In Znrith fordere nun
ja den Eid ebenfallH. Kassiere man die Wühlen, so stftrze mnu die Re-
gierung uud helfe den Lntrumontuncn iiuf.*- (Bemer- Zeitung Nr. S7ti.
J80.| Mit tickuniilcr bunioriatisi'her Wnrze habe Dr. Emil Frei gegen
rleu Uohrheitsanlrag gcspriH'hen : „Dus Freibnrger Wuhldekrel nage den
Borgern von Freiburg; Sonntitg Murgens bis eiiic ^jtuIldl.' vor dem Mittu^-
«<seii seid ihr AkUvbnrger. dünn von 1 1 bis 13 Uhr -«eid ihr ea nidil
mehr: dagegen kount ilir euch naeh dem Mitlagotoen wieder nlh-r jmll-
lisrhcn Rechte erfreuen. Die Regierung von Uri hiitle mit gleivbcni
Rechl« alloulidls einen Eid zu Ungiin.Hleu dnr Boudesverfiisautig viui
ihren Borgern fordern küunen. als ihr Heglernng mn Frnihurg einen
solelien vi Gunsten dcrsell>en itirgeschrielien habe. Man iiabe gesagt,
die Kassulion der Wahlen werde der Sigiiulsnhuss Rlr eine Reliellion im
Kanton Fretburg werden; der Sebuss sei lusgegongeti, ober die Rebellion
anagoblieben." (Neue ZOri'hcr-Zeititng Nr. 338.) Als in Freiburg der
Reschluss der Bundesversammlung bekuruit wurde. Hess Ihn die Re-
gierung mit Kanonendunner bt^rOasen.' (Conf^löre Nr. 139.) — ,Di"
Kaiitonalsonverftnetitl*', iicltrieb die Bemcr-Zcitnng Nr. J7tf, „triumphiert
jetzt schon über den kaum ins Leben getretenen neuen Ifaiiid", wahrend
t der N. ZOrihc-r Zeitung (Nr. :
- 112 -
im Kanttui Freibiirg ziisiimiiicnrusste : ^Aiubos «nlrr J-Inniiiifr! J>i«>
wenigen LilnTalen, die es gnindäützlirli sind und auf das Kocht und di*'
(■eseizc, als der Richtschnur aller Handlungen, hinweisen, »rhalti'n «lit-
Antwort: «Prinzipien hin, Prinzipien her. ausserordentliche l-nistfindi*.
ausserordentlich«* Mittel." Wer von ihnen nicht mitmachen, den Hanniier
nicht mitschwingen will, der lauft Gefahr, selbst auf den Amboss /ii
kommen. Die Zukunft wird lehren, (»b die Politik der (iewnlttfitigkeit
(Hier die der Mfissigung und (lesetzmässigkeit ß\r den Kanton die he$8rn>
gewesen sein wird.** Der Freihurger Korrespondent der •'. La Suiss«*
iNr. 28:2) dagegen glaubte <lrii Zeitpunkt fQr gekommen, um Rsrlu.'r am
Zeuge zu ilicken: «(«e ]»auvre r.onseil a fait la un pielre dehnt. Prendri'
le parti de 28 ecerveles tpii se posaicnt en mandataires d*une population
de dix mille Arnes attatpier ^^n gouvernement aux prises ave<* le Sonder-
bund, invoquer Tinviolabilite des formes au riscpie de cimiproniettre Ir-
[>riiicipes, se mettre en flagrante Opposition avec les antecedens. cViait
trahir ou T^goisme le plus abject ou la plus crasse ignorance de la Si-
tuation. Et dire que cette ignobte agression partait surtout de Zürich,
dont la capitale passe pour TAfhenes de la SuLsse! On croirait plutöt
tju'elle en est TAbd^ni, et >a conduite tonte empreinte, conune vou>
Tavez dit, de MirhoJfhunt. ne fait hoinieur ni a Mr. Eschcr ni a ceux
({ui Tont envoye.**
•'«) Greulich 1. c.
^") W. Nr. 42.
•■^) W. Nr. 42.
Errata.
St»ite ti. Zeile 17. welche statt welcher.
18. ., 18, vernehmen statt vornehmen.
.. « «, »M. liegenden statt liegende.
20. .. 1. dichtgesfteten statt dichgesfietrn.
~ .. ., 10. geführten statt geführten.
21. „ 21. nahmen statt nehmen.
^MK - l. das Misstrauen statt d*s.
., « 1, d'Einigkeit statt d'E Misstraueinigki^it.
42. ., »U. angenehm statt angenehmen.
47. ,. 82, anarchie statt annarchie.
48. .. ."), iiotre statt noter.
V.K „ 4, canton statt (*onton.
.. « -, 27, gerichtete statt gerirhtetet.
')0. « t», du statt drt.
t)U, .. :^. i\ statt a.
70. „ 4. staatsratliclu^n statt staatsre<*htlirht>ii.
l'i. .. 21. rechtlichen statt rechtigen.
Beteiligung Freiburgs an den Wailiser Unruhen
unter Gitschart von Raron (1414—1420)
_lii ilfdi jm-f (lo man m\U' vitii hmIs jjeluii't 1414 jar.
filiuoli sicli ki'ieg, stösse iiEid .misshelle in <tein lniiil<- ze
Wallis zwdsclienl tleni ciwirtligL'n lierreii, her Wilhelmen von
Karoii. bisdiof ze Sitten, und Gitzhnrlen von Harun, .frycii
lierren ze Enilis, hinein vetter und lantvngt ze Wallis zc
einem teile und dem laut ze Wallis zem andern teile" ')- Oie
Ursarlien dieses langen und veriiängjiisv ollen Kneges liegen
";inige Jahre zurUck. Anno 1403 hatten der Bischof von Sitten -1
und die Landleute von Wallis mit den drei Orten Lnnern.
tili und Unterwalden ein ewiges Burg- und Landrorhl ver-
ibart Darin ward auch „eigentlieh und T^underlich hoi-elt.
r, ubgenannte bischof noch lantlüt von Waliis. noch
unser riaclikomuien uns liinfürhin mit niemaii verbinden siillenl
mit eiden noch mit gcltlpt, diesem burgretht und Innirecbl
?.(■ schaden ''I. Doch schon 7 .lahre apiiter (141l)| 't gingen der
gleiche Bischof Wilhelm V. und die Vertreter der Wallj.ser
Gemeinden mit dem Herzog von Savoyen. Amadeus V!I1..
filien Bund ein, der enlsciueden dem -bnrg- und lanlrecht
') Die Bei'iicr Chronik von (!. .liisliDisi'r. li'?raii7ii;''t;iOH>ii mih
J. Sludpr. Bi-m IfOO. S. Ä>1.
'( Wilhelm V. seit IVtÜ.
'i Eidgen. Abscliit^c. B. I. {^. Aufl. Luz<-m 1874. .S. 104. Nr. J44.|
■) Grcmnuct: llotfiimi'iits rel<iU& & l'liisloire du Valnis. Tome VII.
7.e sclmilen" «ein konnfo. Jedenfalls halte der Herzug seine
Nebenubsichten zum NncliteÜ i\ev Eiiigenossen. Der Landes-
hitupLmaiin Gilschart halle nun die Pflieht gehibl. Ol>er die
Folgen gewissenhaft zu wachen. Er tat es nicht. Vielmehr 1
handelte er selber bunde.swiiirig. indem er 1414 dem gleichen '
Herzog des Landes Pässe öffnete zur Eroberung des von den
Eidgenossen besetzten EschenlaU. Noch im gleichen Jahre
l>egleilete Gitschart den römischen König Sigmund mit einer
richar Reisiger durchs Wallis imd steigerte dadurch das Miü-
trauen und die Unzufriedenheil des Volkes. Als endlirli sogar
gemeldet wunle, der LEinde.stiaitplmann ziehe wider Hecht und
Herkommen die verfallenen Lehen des Landes fflr den Bischuf
ein '), ila ward die Erhilterimg groß, und was etwa noch,
wie der Chronist JusUnger behauptet, „etlich unendlich höw
lüle ungliches anviengin" '). das lüste sich in Aufruhr und
Slumi auf: Das Volk erhob die Matze: „Also fureii si zu
und machten ein paner. daran gemalet waz ein bretkiii mit
vil hmiden .... Und leiten die sachen und die verretrve ane
/e Prige (Brig), wie sie den obgenant iren lierren, den bisehnf,
vertritien" *). GiUchart flüchtete und tloh nach Bern, dessen
Bürger er war. Dort bat er, man möchte ihm helfen. Al>er
,des wollten sieh die von Bern dozemale nil underwinden' ').
Vom Rat zu Bern abgewiesen, ging er nach Freibui^j^). Aie-
dieser Zeit stammen die ersten Notizen der Freiburger Sflctel-
meisterrechnnngen Ober Gitschart von Haren '').
'( Vgl. Eid. Aliflcli. 0. O. Nr. «7. S. 314 u. 215 (Di^ Kl.i)|i.ii
KaroDs UJid der Ljiudlciite Klagrn vor dem Scliieilsgerir.lit In Zürirlii.
T B. 0. S. ä53.
°) Jnstinger a. 0. S. 254, Nr. 4^.
') JuaUiiger a. O. S. äKi, Nr. 4^.1,
'] Eine nberskhUirJie Dnrsli'llung UlUi-liurta von Roron iiuil seluei
Kampfe ^Jbt (GuUcuril und Widacliart hdittig: die Eid. Absch. hüben (ül-
»i^luirt) «l5.s<-h im 37. Bd. der Allgemeinen donLidien Biugrapliie.
"I Diu Frciburger StLckelmeidtcrreclinniigen aind aufbewalirl im
SUalsari^liiv eu Freiburg i. Ue. und tragen als Titel: CollecUon >i«*
<-iiin|iles des tT^Horiers de la ville dt' Fribiiiirg. Ftlt unsen* Angulicn
kamen einzig die Jalire I4l2--14i3 Lj Betrat-lit. Von diesen RMlmnn^rn
jriht es drei vi'rsrhiedene Itedaklioncii: I, dpr Entwurf, iinspr .Jcmrnul"
- 115 -
Gitschart von Raroii ging also im Jahre 1414 von Bern
weg hilfesuchend nach Freibnrg, und zwar ließ er es mit
■lie.sem Besuche nicht bewenden: er kam bald wieder zum
/.weilen Male. Die S. R. N» 24"". die vom Juni bis Weih-
nachten 1414 reioiieii. IxTichten unter dem Titel Ausschank
au Gaste (Mission pur schengar), daß der Schnllheiß (avoyer)
Freiburgs an dem Landeshauptmann von Wallis zwei Mal
ijastfreundschaft geübt ') und im giuizen für 12 Ma& „warmen
Wein" (clareir)*! und 12 Maß gewöhnlichen Wein 27 Schilling
liezahit habe.
Die Freiburger schenklen dem Herrn von Raron Gehör
lind legten sich ins Mittel. Der Sfickelmeister Henlzilly Bon-
visin gibt durch seine Ausgaben zwischen Januar und Sl,
.(ohannistag 1415 darüber Aufschluß % Petermanii VeJga
wurde mit drei Begleitern zu Pferd ins Wallis geschickt zum
Landeshauptmann und zu den Landleuteu. um unter ihnen
Frieden zu stiften ^). Die Gesandtschaft hatte Erfolg, doch
die Ruhe währte nicht. „Die tagding hielten die Walliser uii-
lang. denne daz si ze stund darfuren und namen im wol viertzig
(Euilon uder broiiillon genannt), für die meisten Posten; 9. die Rein-
4l^h^ift, dos eig^ntlirbe Original, auf starkem Papierfolio beidseitig mit
liSiißg wcctiselnder Sclirelbneise in den Treib, romanischen Mnndart-
runiieu des XV. Jahrb. gesebrieheu: 3. eine teilweise Überarbeitung und
Cbersctzung ins Prunzfixisrh des Vi. JubrlmmlerLs vuii Cunoniiuis Fon-
taine. Die Revlinniigen sind in Halbjulirrechnungcn geteilt und reichi>Ti
jeweilen vom Januur hia zum Juni (St-Jean) und vom Juni l>is Januar.
In der ATisliDlirung hielt ich mieh sn dos Original, das ich ob seines
(ibiloioglschen und pulflo^^rapliischen Wertes zeiuhengetreu abschrieb und
mit der Oberurl>eitung verglichen liabe. Ich ftibre dioso Rechnungen an
mit S. R. und der Nummer, die sie tragen.
') a Guichur de lu rogiiy. ballif de Valeis por 2 foy srhengar.
') clarelr — uusnahnis weise auch claret geaeliriebeii — acheint
eine Art Ehrenwein gewesen zu sein. Nach der Erklfirung drs Stunta-
nrcbivars Sthnauwly war es Wein, der nnter Zugabe von Zui'ker und
JUmmt gekocht worden war.
'^ ('.oinpte de hentzilly Bouvisin tresoreir, por la ^ain Johann 1415.
Vr. ST.. (Mission h chevel).
*) Irausmist in Volley ver lo ballif et ly paysttnt par faire la
p*i inter lour. por IX ior. Vgl. Gremnud a. O. T. Vil, p. 14ß ,per
Iractotum imbilis viri Peterniandi Vclgen de Friburgo'".
- IH> —
ochsen: i]amacli zorhradieii si ini sin liita ze Sii)er.s. zer-
brachen tini) verbratiden si ini Hiieii turne ze LOgg, tln
rschlugen si sich für die vesti Perignrda (Beauregard) und hv-
lagen die" '). Gilscharl Höh ein zweites und drittes Mal nach
Bern luid bat dringend urn Schutz. Die Walliser brachten
ihrerseits die Sache auf dip TagsalKiuig vom 31. August
t41Ö'). ■
Dern nahm sich jetzt des Herin von Kdiun an. Keij
leii'ii zwischen WaHispru und Bernern dauirrlen neiler,
die Tagsatzung vom 23. August 1417 halte wieder ihre liebi^
Not mit der Vermittlung "). Die Walüser zogen indessen vor
die Veste Seta, auch Sewen, Seon, de la Sole genannt, „nit
wit von der Stall Sitten gelegen, die des BischutTs was. da-
rinn domaln Herr Gilzhart [sj von Raren Wih und Kiud
warend, und belegerlend die Vesti slark an allen Ortei
lAegidii Tschudii Chronicon Helv.. herausgegeben von J.
.!selin. % Teil. Basel, 173Ö, S. 74.) Anf Verwendung
»ndten (Sebultheiüen) der Sladt Freiburg (am 11, Herbat
monat 1417 : Urk. im Staatsarchiv Bern. Eid, Absch, B. 1
erste Aull. S, 98). erhielten Gilscharls Gemahlin Mai^arelc
imd seine Kinder freien Abzug '). Bern verlangte darauf
von Wallis eine bestimmte Antworl Ober die Angelegenbeil
des Herrn von Raron. allein die blieb aus. Auf beiden Seiten
rasselten die Eisen, In der Tat begann mit dem Jahre 141:S
ein ernster Kriegszusland, in dem die Freiburger ihren Bunde«-
brOdeni. den Bernern, Hilfstrup|)en stclllen.
Der freiburgische Säckelmeister Jakob von I'raroman
hui hierüber in seinen Rechnungen vom Juni bis zu Weib-
nachten 141iS mehrere Posten eingetragen '^j. Da sind vorab
mehrere Reisen zu Pferde angegeben, die darauf hindeuten.
hten
gus^l
P
lebe
vor
„nit
da-
äud I
M
') Justinger a. 0. S. 356, Nr. 4äU.
'( Eid, Al)8.h, B. 0, S. 164, Nr. :fö».
■) Eid. Absch, a. 0, S. 185, Nr, 3»6.
*) Eid. Ab9i-li. ... 0. S. 189 u, lao. Nr. *)5.
') „Cy apres conttcgnyoiil Im delivrnnces faiti-'s per lo dil Jurt
il« l'niri>nian tresoreir a cause de smi uflicr dix (di's) lu dil lt>. jur ili.
dit nioix Juing liui Coren 1418 jusqnc dery preaont cutnpte." Nr. 3f.
117
ilaß Freiburg vtrmiUelii wollte. Dreimal reilet der Schultheib
mit seiner BegleiUrhaft iiacli Bern : Für das erste Mal heilit
IS l>lo& „in der Allgelegenheit zwischen Bern und Wallis* '};
Heniqiicl, Glaudo (K)aiis) Gainhaeh, der Bannerherr des Spital-
ijuartiers, und Drugnyat bilden das Gefolge. Das zweite Mal
wird einfach gesagt „in der Walliser Angelegenheit" -), Eni-
ijiiet. Hensly Velga, Basset und Gnmhach sind die Begleiter,
Die dritte Reise veri-at schon mehr KriegHgedanken „in
Sachen des Kampfes unserer Mitbürger von Bern undderWalliser
und der Bimdesgenoasen (Eidgenossen)" '). Noch ist ein ge-
wisser Hans von Haron als Freiburgs Gast vermerkt; man
kredenzte ihm drei Kannen (pot) Rotwein und ebensoviel
Weißwein. Dieser Herr suchte ohne Zweifel gegen die Wal-
liser Stimmung zu iiincheu. Jedenfalls hatten diese Absicht
lierniscbe Gesandte, die in der Saanesladt gasthche Aufnahme
fanden; sie begehrten geradezu, daü ihnen die Freibui^er in
iler Walliser Angelegenheit hfllfen ')■ 1*8» gleiche Begehren
wunle ein zweites Mal gestellt durch Anton Guglon, der eben-
falls von Bern kam '•'). Gleich darauf verzeichnet die Rech-
nnug wieder einen Besuch dessell)ei! l>enii&chen Geschftfls-
trägers; diesmal verlangt er von Freibui'g rundweg Kriegs-
erklttning an Wallis"). Dem Gedanken eines friedlichen Ver-
ijleiches diente aber wohl der Umstand, dafi der Kanzler
des deutschen Königs und sein Begleiter (compagnoii). der
Gesandte des Papste«, unter zwei Maleii (inier due foi) in
Freibiirg -wegen der Angelegenheit des Wallis" eigens vor-
'prachen '1. Ob der Vertreter Ztirichs "). von dem die Rede
|.o.
tWi
lllllO
.ll. ll,T
' dll.oil- <lr
") p<ir 1(1 Jesbal ilu nntri.' i?umlK>rf;cix <le Bunin i'l ilnis Vuliaau et
ili-is ulye, por 2 jor.
') Uuant loiir iios «-enirput roqiiirir uiteiri por lo iiiil de Vulaü.
■ ") Qniutt il n<is est vuiiux re<juiri[r] |ior In soconile fuit.
-^ Uuant il venisf requirir que non HefScaant i^illinir ilc Vatdx.
1 Quant il vignirt por \a fait de Valeix.
T Wohl Rtlrgi-niieislrr Mriß_ ,|<t an ciiior im.lerPii Stellf gc-
118
ist, ebenfalls zur Vermittlung in Freiburg eintraf, ist nichl
gesagt, aber nach der Mittlerrolle Zürichs und seiner freund-
hellen Gesinnung gegeiiflber Wallis ist es wahrscheinlich '(■
Auch wird erwähnt. da& ein Abgesandter des Papstes sich
für die Walliser in Freiburg nochmals verwendet hat -).
Trotz alldem gewann das Friedensschiffnicht Oberwasser.
Die Freiburger blieben fest in ihrer Eidestreue und gingen
übel oder wohl g^gen die Walliser zu Feld. Bern schien sich
nach allen Seiten zu rühren. Auf sein Verlangen wird der
Freiburger Schultheiß mit einem Gefolge ,, wegen des Kanipfei-
mit den Wallisern"*') nach dem Hasli geschickt und lür acht
Tage bezahlt (fdr ihn nnd 3 Pferd 1 if. A Schiihng). E-s folgl
gleich eine Auslage für den gleichen Zweck: Petennaiin
Gudrifm und Rurjf Kuobler werden mit den bernisclien Ge-
sandten zum „Herrn von Suvoyen'' (monsegnyour) gesandt,
„um den Bernern Hilfe gegen die Walliser zu erwirken'^ *f.
Die Löhnung läuft auf neun Tage, Auch trelFen wiederhol»
Boten von Bern in Freiburg ein: es ist ein reger Verkehr
zwischen dem Herzog von Savoyen, dem Landvogt der Waadt
und der Stadt Bern. Man gewinnt aus dem Ganzen den Ein-
druck- da& Gitschart den Krieg ins Land trug, indem er vor-
erst Bern, nach vielen Anstrengungen und nutzlosen Ver-
suchen, in seinen Plan zog. Bern gewann nicht ohne Mtlhi*
') Vgl. Eid. Absrh, a. 0. S. aU3, Nr. i'äH. Dio Bnrgcrmeisler
Glcnl«r und MeiB haben fttr den Tag in Huslo (15. S«pt. 1418) voII<^
Gewalt, zu rcdeu, zu werben und zn lim, iini die Suche möglichst zum
iiulen zu briagea. Ähnlich S. ä05, Nr. 433 |1418, 19. Gel. T^ lu Ein-
siedeln].
') Mission por schengar 14)8, Nr: 32, von Jiiui bis Wcihnuchleii.
In einem Breve, datiert zu Mantiia unter licni 34. Nov. 1418 (aLgedr.
Kneueil diplomat, du Canton de Fiibonrg VII, 76) erhebt der heil.
Vater Klage gegiui die Freibnrger, ilufi sie den Bemern zu einem Eai>>
füll ins Wallis freien Durulixug (zum Siuimentul «der nach dem Genfer-
See) gcw&lirlfiu; er entbindet sie von dem Bundeseide, kmft dessen £1'
den Bemem olTeneii Weg geben, Lebpoa mittel liefern etc. mnüten.
') a la requeste de notre roinborgeix de Bern« — por lo desbal
de Valeij.
') por la reqiieata ile faire ayloire (aider) a i'illour de Bern»
rontre riltoLir de Valeix.
II!)
, Alhilaiiii macitti'n Freibiirg ui
Sdirillo beim Hciiii vun Süvoyen. und so konnto es im Norden
titid Westen und teils auch im Sfideii gegen die Walliser
losgeheil. - - Ueber den Kriegsziig. der auf Ansuchen Berns
gef^en das Wallis iintt'rnomiiien werden sollte, hat die Sftckel-
meislerrechnung eine eigene Ruhrik ').
Der Srluiltheilj IwriiFI zunächst die vier fiannerherren
Ifaanderet) und plle^l mit Ihnen und andern, die liierzii be-
ordnel waren, {ly autre) in der Gaststulie des Johann d'Avrie
Beratung. Das war eine Art Werbung»- um) Aushehungstag:
MaJi besliiiimte die Wehmifinner, die nach dem Wallis ziehen
Iqui doivoni aleir) inid wieder die in Freii)ui^ bleibeit sollten
irenmnir). wnhl als Wacht und Resirve. Dabei waren die
Krieger 'ill'enbar guter Otiige. Ein Millagsmahl (dynarj und
ein Abeiidlirol (merenda) wüi-/ten das (ianxu und setzten eine
Rechnung von 34 SchiUing und G Denare ah.
Die Bannerherren gingen darauf zu ihren Leulcii. um
ihnen kund zu tun, was gemeinsam abgemacht worden war*).
Kulel Miissu ist als llaunerherr von der Burg Iborj genannt:
derWeibel Janni Anderti, von der Neustadt ; Kl. Gambach. vom
Spit;il viertel und, olme Eigennamen, der Feimer des Auijuar-
liem (banneret de lOgi). Wietilspach ging als Kußbule mit der
Kriegserklärung nach dem Wallis ab-'). Er bekam dafUr K
Taggelder. Als er zurflck war, niu^te er nach Bern, um dem
dortigen Rat «her seine Reise Bericht zu erstatten '). Noch
tnif ein Brief voin Verweser der Kirrhe vnn Sitten '1 nnil
'I MK-.><>li |..'l' U< llliivaLK'lii.' <|ili ä.- lloil n.ir.' in V.il.-j> Kill IV-
.jueaLa Ji- noliv combur^dx .U- Bi-rnu. (Nr. :ii, 141». i. Holhjal.r).
-| por dar visitar per lu» tillsgirs vu sa [wrtje Icm ){ni>gny"iii-
iBaattni) cjui dinvoiil ulur cii clievaiithie cl ijui iluivunl reiiiaiiir.
") pur porU lu Iftri? ilc (letTieDK^nt. *) Ixamnist a Burua por
mnnstra uii i'ünscl cnnipnt lei c^tei iilei ou viagc doli deffieiiipiit. ") per I"
ammistrurrp in li^lics de Sinn. Es war Andreas (de Benciis) rfe Guuld«.
frflticr Erzbiscliuf von Culorzo. Die Kirchen vcrsnmiiilnng von KonsUnx
hatte naniliih den Biscliof von Sitten Wilhelm V. von Rarun zur Reelieii-
srhnft geiügpii nnil tihgc-aelzt. Uumnf wurde der genannte Anilreas de
VntalAa nm 6. Juni 1418 vom Coiidl /um Verwalter des Bistums' Sitten
i-ingesclül. rini 1 1. Anjrnsl vom Pnpsl Martin V. Iiestillitfl und inii 7. Sepl
1:^(1
süKar der Priur der Auf^iisluier aus Wiillis ') in FreiLurp
(III (li>i hcliuUhei& ging de'«\\cgen eigens imcli Bi in iIr' RüsI-
iing gidiili inilis «Liter l-iii Maggfiilifi^ malt 67 SiliiWiH'.
Hiiot Kiiubl(>i litfiit 6 , Uii/eii «eilic und schwar/L (Frei-
liiirgci I'ailieii) Sude zu Fiunseii an /»ii linnipetui''), der
Scil.i Hen^l\ Mn\ri liiingl SilmOit an 12S Silnldt (larges).
iiiii SU lusMi IUI den Ami /ii passen Nl^,kll Walkir -tlmiiedel
(piireiral 5(H) Sililenders|iioge (de lanell /nitilit '| OoUdii
ridit.l mm Pffil. Im Muster Peter ail^itft adit Tage an
Viniliiilstui Sl'l \iiiibinsts(hiiflit weidtn angefertigt, und
I ti I Ml \it I tiiiKiit 2^ ^^ Hl tis SIC (inzuschiiiieun man seliafTl
Kl 'S|iaiinlia(kiii iiin^~ daihalesl) 18 Liddriemin nml '2
s lilri»-.(l (dai) Fl)i die Aimiiiu<:l an Da K 'steii steigen nnf
M-{ /7 s s 10 ,1
In d< I folgend n ReLliiinng vom Jt) lamitir liis /.um
li lum 14lt Ni U «n l . ui Wallt iistilMand trwflhnt.
Zdiaii Nh«,, /»r, 1 «'li'Hi'- riiddau. di. Wullisei
JIM iliti n il< rj Mint mi^I k lieii sdiulllieitt und BnrgumeUter
\nri Iinhii, «LH Im d -liall \ m den Bernirn uaih Bern
l" Ulf 11 lind Raul Kiiddii ward anl Verlangen Berns mit
den lieniisclien (iesandten iiarti Zoricli eiithoteri. um gegen
die Walliscr vurKugehen (procedir) gemä£i dem Vergleielu-
l|iir vcriiiz doli eiimijrnmesH, Diese Reise kostete 31 Tage,
in dei dinanl' r<dgi'iiden Zeil, deren Anklagen zwisclien
iliKi l:i. .Inni U19 mal dem 19. Januar 1420 gobuchl siml.
Iivlen die Feind>eligkeiten in ein neues Stadium, (jitsolinrt
von Rttrun wnnle in Fieihnig abermalö benirlet '1. In ZOrlrli
\:u ilt'n WnlliäiTU l>ei .l<-r Morse iinterliulli Sitleti feirrlirh iils OlxTJiirtr
.■m|>raii(;pn. Gicni,in»l a. O. VU, S. 260. Nr. «83,
'I Ij jiri Icis iHigiisliiis vttnist de Valcis. '( jior gieiiUnr G7 torgv».
"I Eiiii|iii'l mir silioii frnluT für >-i[io Tntnipr^l«' nin'h Lniisiiim» iiml
<;<-iir gewliirkl m.ril(iii. Missii.n ri rlievul. N" Si. ■) Chi-r oirrel, vgl.
LiHrf. Dii-li(iiiiiuirL> de In Iiiiikuo fruiniiisr. I'aris, 1883, • wirrwiii = : eboiisu
Uli CoDg.'. riUisaai-iiiiii iiitdim- l-I iiif. Int. Puris IMIr Quadnrrips=U.lu
liiilistHruiJi. Itlfvin. i-pisiMoin ol r..riiiii .|iin<lrutii : vjcrkunliger Srlilpititiv-
in\cr Wiirli-pinli.
1 DeUiiniici-. ruili-^ JHT l'i dil Hfiiit(il|y Ronvisiii. Iivwrcir . . ■
.lU I<..til XIll- i..r lU.u IUI iiii-ix <U- Juiii^i liKi .-iirfiil m.S. )Rr..nill.-n
Ingtc tfns achtgliedrigf Scliiedsgericht ivegen der -Slfi&e"
zwiüclieii Bern und Wallis, am 2, Mai 1419 '(. Bern ersuchte
die Fieibiiri;er, als Zeugen «üfziitreleii. In der Tal rill der
Sehultliti& JflC[iiet Lombard*) mil einer Begleilscliafl nach
Züricli, -da man Zeugnis gelten solÜe ttber die Walliser laiil
(uder^zuni") UrteiLspruch, den die adil Sduedsricliter getragen
hatten*" (oder „tragen sollten'"}"). Vielleicht Iiflngt es damit
ziisamineii, wenn es später heiüt, Wietilspach sei mit dem
Sc'hultheiij iiaeli Zflricd l>eordnet wonlen als Zeuge, daü tiu'
pS6line Hämischer vor der Kriegserklärung gefangen ge-
nommen wurden". Gleich darauf steht eine Aiisgalte fClr eine
andere Heise zu Pferd. Der Schulllieili und der Fenner Clau-
dius (iandmeh und andere werden nach Bern verlangt, um
nlwr den Knegsplan wider die Walliser einig zu werden ').
Alleui Anschein »ach rllstete man jetzt mit neuem Eifer: Bei
Schwnrtz werden ein Dutzend (dezanne) ArmbnistgehRnge
lltaudrel gekauft, die ein gewisser Loup (Wolf) zu uÄheii
Icudre) liekommt. Sieben Arbeiter (compagnon) lesen (triaz)
Schleuderspte&e (Pfeile, Bolzen) aus und bringen sie in Bündel
Ifardell; an den Lanzen wird ein roles Fahnchen (pennon) mit
flnem weißen Kreuze'') angebracht: deiWirt Herman Lin weher
lieköstigt Leute vnri linggisberg (monicucbin), die der Stadt
Pferde xnr Verfilmung stellten, um Gepäck nach dem Wallis
zu fOhr>n "). Kill Schnsli T liefert zwei lederne Köcher (carquay)
und Meister Peler niacbl am S. August (Ic VHI ior dost) den
vier Bannerherreii nnd „einigen andern*" die Herlinnug Ober
tt 1 s) flu 1 r H
hnü El <■ ist (_ t. clior in der RpfhiiiHi(j
14^ M-l t Mnl
1 bo t gcnnn t b R 3. u. ä'il..
Ed Abs h
l) S -»ll Nr 44o '1 Koutmue ftlgl« den
Nu aen n Hunde 1
) 1 betrug lub «: Foiituini- Oheraetzi;
lopw luse U. 1
[Mir 1 Sa las Or guiul Imt : . sur cÜloar di-
\ ale X !. r ia ein
1 L Mit nrl Ire ) auurent diiimev. Die lui-
«ständig, ^tl rc 1
U 1 1 n 1 1 1 n Aii5s.-)ilHg gelicii. Sinn
\va\>ra be d \ IT u p
eu » = U lus Ger e\ l über die W. iirteUeii
ider wie liaben d e W las Urted de» < enrt tes bcfnijrt! ') por otdi-
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] seri p I lu dtv pi ur nur urr ^ » en Vtdeis. — Gi^igls-
i r){ I ,1 1 II) s h \ogle
Hi
taii Armbrusten fpor arbelestes apparellie;:^) atit
(sur) dem Zuge nach dem Wallis. Der Sclimied, ,der )ii'i
(eiichie) Franz Froveir wohnte", wird bezahlt für 15 Sponti-
hackeii und 15 dazu n»:hörige PIlöcke ifeitvales) '|- ebens"
für 12 Pflöcke zu WalTengeht-nkeii.
Da tritt der Srbultheiß mit den vier Bannerherren und
mehreren Mitgliedern des kleinen Rates (mnsel) und df^
6()er Rates beim Wirt Jobann d'Avrie zusummeii. nni dii'
nötigen Pferde auszuwälilen. (Quant il elbesirent les chivaull.
Darauf gehen die Hauptleute jeder zu seinen Untergebenen,
um Heer- und Waffenschau zu hallen, besonders aber um
sieh nach Rüstungen und Harnischen umzuiseben (por regav-
dar tes aines, por regai-dar (jnirir les harnech. harneschi.
Der Weibel Thouy reitet vier Tage durch die (icnieinrien
(perroches), um den Landleuten aufzutragen, da& sie sich Ih-
reit liaHeii und zur Musterung stellen '). Wielilspach bringi
nach Neuenburg. Yverdon. Lucens und Vivis |Vivei| Bol-
schaft, daß die (ofl^enbar ausgelosten heerpilichtigenl Frei-
burger (nostres borgeix) dem Heerbanner nach dem WaUi>
zu Folgen haben. Der Weg führt die Krieger über die Sense. E-
wird eine eigene neue Bi-ücke erbaut. Dafür sind "H Tagewerke
der Ziuimerleute, 2 Tagewerke der Handlanger und 24 Pfnml
Seil verrechnet (por ponteyer aur la senginaj, Ueber den Zug
nach Lntschen imd Aber den nach dem Hasli werden einige
liestimmte Notizen gegeben.
lieber den LöLschenzug, der anfangs August Hl'J begann,
bei&t es: ^Es wai-en IDO Schwertgenossen (cumpagnon), von
denen waren 40 ArndirustscIiQtzen und 60 Lanzentrflger; sii'
waren geschickt auf Verlangen der Berner, der Bundeshrüder
Freiburgs, um ihnen im Wallis zur Seite zu sieben, am Ort
genannt im Lntschtal (ou vaul de löschen). Sie erhielten für
acht Tage 200 ft Sold. Ihr Hauphnann hieß Willy MossH^;
er war der Befehlshaber aller, der Schützen wie der Landen-
knechte" ").
') Fiiiitiüiie; faiilriii, ') jHir l'iiire In u
1 Missi..,, |«,r 1.. V,.lf.is. I4ISI. N" ;H
^ 123 ~
Der Trompeter Robiii. der auf Hin ganzes Jahr angr-
stellt war und im voraus ein Quai-lal ') seines Lohnes be-
zof^en hatte, begleitete die Mannschaft bis Bern und erhiell
dafür zwei Taglöhne, ISSolidi-). In der Begleitsthafl wei-den
noch ausdrflcklich genannt: Peter Banwart aus Bern. Peter
Merien und zwei gemeine Weibsbilder ^). Das vereinig!'*
Heer wurde auf 5000 Mann geschätzt : Es waren 100 Frei-
burger, 100 Solothurner, die übrigen Bemer. Der Zug ginj;
durch das Gastertal. Eine Vorhut, bestehend aus Oberländern,
eilte voraus und besetzte das Elsigkin. Am St. Litrenzta^
früh, den 10. August 1419, erreicht«- man den „Schönen Bül*".
Die Walliser standen mit zwei Bannern bei der Gandegge. Dort
setzte es ein Scharmützel ab. und es blieben ein Berner
(H. Türler) und ein Walliser toi. Die Walliaer Vorposten
hätten nun mit der Mannschaft im Elsigklin gern unterhan-
delt. Nach langem Hin- und Herreden wollten aber dii'
kampflustigen Oberländer von einer Verständigung iiiclit-
wissen, griffen die Wulliser an und warfen sie hinter die Gand-
egge zurück. Indes rückte die Hauptmacht heran. Es wurde auf
dem Gletscher Nachtquartier genommen. „Und so heiß der
Tag gewesen war, also bitter kalt war die Nacht, und es
ward gro&er Frost gelilten von Kalte und Ungewitter'".
(Justinger, a. 0. S. 266, 267. Nr. 440). Die an diesem Feldzug.'
beteiligten Freiburger kehrten alle glücklich heim und wurden
für acht Tage bezahlt. Man darf daraus schlieEten. daß der
Feldzug mit der Brandschatzuug Latschens endete und nicht
mehr als acht Tage gedauert habe.
Für den Feldzug nach dem Hasli, der im Herbst 1415*
unteritommen wurde, kommt folgendes in Betracht. Die
') UDe lempurc. '| Uic- ttiTliriiiiigeii liulicii Ü (Ptuaä). r, IsoliJil.
und d (denarc) ein oilor ilsa anilere Mal oucti sfcbler. 1 ß =t 30 t;
1 s ^ 13 d. Ein s war id jener Zeil eine Mflnze, die au wirldirhciii
Werte etwa unserm Franken gleictdiajn, {ct. Lil.trä, Diüliooiiuirr fi. 0.)
und im Deutsehen gcwChulii-h dureli Schilling Oberaetzt wiirdi'.
*) Gllies communes, die Fontaine „Fatinenhuren" neniil. Ein<-
■mdere Stelle meldet Ähnliches. Es isl woht die Rede vom Zu^e nucli
dem Hottlilal. Dort steht: a dues lilies de seigle (saevuli — WeltntSdeH
(|ue liont este iti In i'li.>vau('liie, ii i'hnscone 40 3.
— 124 —
I{aäti]ii(; geschielit nacli ulieii Seiten : Wehr iiiid Waffen
werdi'ii geflickt und beschafft. E^ wurtle, naeli den Vnrbi'-
reilungen zu scIilieEiPii, eine stallliclie AdmiIiI Krieger aufgr-
l>oteii '|. Vier Mflnner von Giiggisberg fohrten mit I2 Pferden
Kisti-n, Spiefie. ArmbrOste laid zwei Fässer (dos bariaull
l'Or dii- Schützen. Sie }jing'-n nl«>i' Gnttanneii und erhieUeti
Tür IJt Tage Löhnnns- Hahns liup einen Sack Spie IW von Hasli
htnflhfr und wieder zurück (outre la monlagny ft rctornn
hasli). E. Bruner schaUte mit seinen <iefährteii vier Wiirf-
maschinen (Karrohali^ten) von Ha»U hiiiQher und wieder her-
ül«'r-|. .[(ih. Maiclii bekonnnt 22 s. fflr eine Wachsfackef.
welche der Schultheis nach dem WolUs mitnahm ; so Iieitt «■»
auch Villi drei andern Farkehi (torches), welche \l it, und 19 i{.
wiigeii und M s. 3 d. gewartet waren: nebenbei stehen noch
.'i H erster Kerzen im Werte von ^7 s. fi d, So hatte man
:-ich gut vorgesehen zum Leuchten. Heizen und vielleiclit
auch Verbrennen.
Der Weibel üto wird entschädigt fdr seine Mfthe
(peina). das Ffihnchen zu tragen ') und der Fchllrompeter
«rbölt seine Belohnung'): Mehr steht nicht an klai-en An-
Italien. Doch wold zum gleichen Zuge gehörten die zwei
FeldkaplJine, vnn denen die Kechnmig meldet: Frare Albreclit.
ein Augustiner, und Don Johann Gruyeri, jeder liezug ffir
-•'eine Dienste fifl Schilling. Den Kriegszup selber, den die
Derner gemeinsam mit dem „schrmen wol eraögolen Frei-
burger Volk ze rosse und ze fuße'' ilurcli das Haslital nach
dem Wallis ausfobrlen. beschreibt der Chronist Juslinger (a.
O. S. 270 und 271. Nr. 451 und 452). Am 29. Sept. I411I
Zug das Heei 13(HH) Maim stuik \on Hash talaufwärts:
am Tß^e daianf d< n iO «an! du Mai'^di ob de* sthlech-
I ^kt uariiil nucli mit (Idi i ii Bern (ieiisellitn 70g al ir Oi>«r-
liiil r ilarnoch atlc ir stet utnl iilli die ireii NN'' tlif ton Fithtiura
mit mnem srhunpii nnl eizüfiiiieii iM z loiise uiiii zr (»ßf Instiofn^
.1 U S *7I Nr 452
I „iirlialeste^ a \wMa- i I i | ir | ti I Uli »In
-Sil li -> ilinra Fniitiiiiic
I iIp pirtnr 1u |enn<n i lii\a il t i 1« j i i i trimpi lUi {inr
teil Wetters eingestellt. Am 1. Oklobi'r winde die Grimsel
Qbersi'hiitteii und der Wnlliwer Boden eneiclil. Die Krieger,
die Wühl schon hinter dem „Spillel" noeh auf Berner Ge-
hief, ihren Hauptleuten und Fenneru Gehorsam geloht halten,
stürzten alsdann sengend und brennend auf die nächsten
Dörfei : Obergestein (1. Okl.l, Ober- und Niederwald (2. Okl.|
wurden eingeäschert, und allenllialben wuchsen Greuel und
Verwüstung. Doch oberhalb Ulrichen stellten sich die Gomser
entgegen. Ihr Führer war iler riesenslarke Thomas Riedi in
der Bünden. Ihm brachte zur rechten Stunde der Diakon
Miiiichove mit 400 Münsterern Verstärkung. So wai- die
Streitmacht der Walliser zu 700 Wackern angewachsen. In
der Arzerschluchl, etwa 7 Minuten Ober UlrichetJ. oitlnete
Riedi seine getreuen zum Kampfe. Es lielen auf Berner
Seite über 40 Mann. Doch behaupteten die Hemer das Feld,
machten aber Kehrt und zogen nach Gestein zurück. Ob sie
vorerst noch Ulrichen in Flammen setzten, ist zweifelhaft.
Justinger und T.schudi ))ehaupten es, der Walli.ser Chronist
Branlschen und der Augenzeuge Minichove wissen nichts da-
von. Die wackere Gegenwehr d»r Walhscr, der Gedanke an
,bOs Welter" und die wohlbegrOiidete Furcht, vielleicht über
Nacht schon im Rhonetal verschneit und von jegliclier Zufuhr
abgeschnitten zu werden, beschleunigten den Rückzug. Schon
am Ta^e nach dem Kampfe in der Azerschluelit erstieg das Heer
der Verbündelen wieder die Giimsel und zog heimwärts. Die
Nachhut be^iitand einen letzten Strauß hinter dem Spittcl,
nahe am Raihisrliboden. wo sie von einigen hundert Wal-
lisem unvoraehens angegriffen wurde. Die Verluste müssen
nicht unbedeutend gewesen sein. (Vgl. P. Am-Herd, Denk-
wQrdigkeifen von Ulrichen. Bern. 187H, S. 48,)
Walnend viele Krieger im Felde stunden, dachte Frei-
burg an seine eigene Verteidigung : Es liefe seine Ton-
sieben Wochen Tag und Nacht bewachen. Genannt sind al>
Waehtposten; les portes Estades, la porta vers les Grant
Place, vers Losena (Lausannentori, !o pont dona Mari '), 1«
') Am niilieru Marteuiur. vgl. Kueiiiy Jo Berügu;
eoise. Frihourg 18.'i3 ].. .50 A. i.
Chroniqtic fri-
126 —
tjorta doli bisemberg (Bisembergtnrf et la porta deis Esten
(Weiherlor).
An letzter Stelle ist die Rede vom Peldzug. den Fi*i-
burg (Iher den Genfersee gemeinsam mit Savoyen und Bern
4;egen das Rhonelal zu imternehmen dachte.
Johann Loscher wurde nach dem See geschickt (ver In
riveri dnu lay), damit er sich der Fahrzeuge versicherte, um
(lepfick und Proviant (vivre) hinüber zu schaffen, „als man
Siegen Wallis losschlagen (traire) wollte'". Es geben Buten
liin und her. Der Scliultheili belcummt von Bern Auftrag,
nach Evian (eis vians) zum Herzog von Savoyen zu reisen.
I']in anderes Mal tnu& er mit dem ScbultheiEi von Bern nach
Thouoii (thunon). Ein Ruderkneeht (vaulet) beförderte sie Aber
den See hin und zurOck und erhielt lö s. Eine zweite Reise
unternahm der Schullbeifj von Freiburg über die Rhone (lo
Ronoz) nach Evian und wohl über den .See zurück. Endlich
traf ein Bote ein mit einem Briefe des Laiidvogtes (bullifl
tier Waadt. „da6 man nicht Ober den See gehe" (que Ion
iiou passeit pas lo lay). Die Zeit des Friedens war nahe. Die
Rechnungen des Jahres 1420 (S. R. Nr. 35} enthalten einige
Angaben. Der Schultheiß und Gesandle von Bern, Gitschari
von Raron, Abgeordnete von Solotlmrn. Schwyz und Glarus,
Bürgermeister Meiß aus ZO rieh: alle diese hohen Persönlich-
keiten waren in kurzer Zeit Freiburgs Gflste. Sie waren auf
■lem Wege zum Herzoge von Savoyen; sie trugen bei oder
fingen selber zur Friedenskonferenz von Evian, Der Schult-
heiß von Freiburg nahm ebenfalls daran teil und verrechnete
für 20 Tage für seine drei Pferde 24 U. Ihn begleiteten sein
Diener {un vauief), Petennann Cudrifin mit zwei Knechten und
drei Pferden und Ileniki, der sonst so oft genannte, fclin
eigenes Saumpferd trug die Kleider |les robes). In Evian
/;ahlten sie dem Gastgeber (lour hoste) für das Zimmer (la
«hambre) und den Stall 6 ff 17 s: dem Kellermeister (bololie)
des Herzogs für Wein 22 s. 9 d. und „wohl zu wissen. daJi
^ie gar nicht gerechnet haben (poent compta) die Falirt über
den See, denn der Herr von Lausaime und die Beriier habe»
die Kosleu getragen" (lour iiont fait aventage). Das geschah.
127 -
^als man Frieden machte zwischen unsern Bundeshrüdern
von Bern und den WaUisern" — quanl Ion fist la pais de
iires comborgeix de Berna et deis VaHsans (S. R. Nr. 35) am
2Tx Januar 1420 ^).
') Eid. Ahsch. I. B. ± Aufl. S. 228, N« 47:>.
Anm. Unter den Auslugen vom 25. Juni 1422 his /um 28.
Januar 1425 steht noch ein Nachtrag: Meister Peter erhielt 2tHT 4 s 9 d
(ÜT das Ausbessern (meliorement) einer großen Zahl von ArnihrQsten.
ilie zerbrochen und in einem gar elenden Zustand aus dem Wallis
zurückgebracht worden waren.
Freiburger Studenten]
auf auswärtigen Hochschulen.
Vnii A. B(-<:hi.
.ScIlOii sfil ileiii Ausgange des MiltelaltiTn I
al> und zn FrciburHer Studierenden aiil' ausni:
tjchulen. erst sporadisch, dann häufiger liesondeis seil der Re-
formation. Dft jedoch die Matrikeln der Hoclischulen, die al-
lein hiertlbev /.nverMiig Auf»chlii£( geben können, nicht olle
erhalten und die uns überlieferten nocli wenig durchforsclit
und nur zum geringen Teil durch den Druck zuganglich ge-
macht sind, so haben wir über diese wichtige Seite des mittel-
alterlichen Geisteslebens bis jetzt nur sehr dürftige Kenntnis,
am wenigsten von den italienischen Universitäten und iiiclit
viel mehr von Franki-eicb, am besten noch vim Ueutschland.
Leider veiiiii&t man noch immer die für unser Land so wich-
tige Basler Matrikel. Von süddeutschen Matrikeln kommt
au&er derjenigen von Heidelberg und Tübingen, die Iteide für
Freibui^ nur eine sehr geringe Ausbeute bieten, vor allem
die eben im Drucke erschienene von Freibnrg im Breisgaii
in ßelmcht. (Hemusgegeben von Hermaim Mayer. I. Baml
Freibui^ i. Br. 1907). DicMe musterhafte Ausgabe erötfnet uns
einen ungeahnten Einblick in das geistige Leben der Schweix.
speziell der kutliolisclien Schweiz, welche ihre Söhne vor allem
(Ueser katholisch gebliebenen Hochschule anverlmnle. seitdem
Basel zur Reform übergetreten war. Sind deshalb die Auf-
schlüsse über studierende Schweizer, die uns durch diu IrüfT*
liehe und mit Anmerkungen reich versehene Ausgabe geboten
werden, im allgemeinen sehr wichtig, so sind sie es nicht
minder für Freiburg, das jedenfalls auf keine Hocb-sebule s
viele seiner Söhne geschickt hat wie nach Freiburg,
~ 1^9 -
niutlich nicht bloß aus allüherlioferter Vorliebe für die züh-
ringische Schwestersladl. sondern darum, weil sicli hier an
einer katholischen Anstalt zAigleich (lelegenheit bot. die für
den künftigen Geistlichen. Juristen und Staatsmann unum-
gAnliche Gelüuligkeit in der deutschen Sprache anzueignen,
welche ihnen das Mutterhaus nicht vermittelte, aber ihre An-
stellung erfonlerte. Zugleich linden wir hier auch den Schlüssel
für manche sonst unerklArliche Berufung ausw/lrtiger Geist-
licher, Stadlschulmeister und Stadtrtrzte. deren Bekanntschaft
an der Universität gemacht worden war, wie diejenige von
Propst Schiebenhart. Ferner können wir daraus ersehen, dat
Freiburg über eine Zahl akademisch gebildeter (ieisllicher und
Laien verfügte, die uns das Geistesleben als bedeulsamer er-
scheinen lassen, als bisherangenommen wurde und für manche
Anregungen im Geistesleben uns die längst verinilite Krklürung
bieten dürften. Nicht ums(»nst finden wir unter diesen Stu-
denten Vertreter der angesehensten Geschlechter un<l der
höchsten Aemter in Kirche und Staat, wie (xraf Franz von
Greierz, die Stiftsprö[)sle IVter ScluH^vly, Sebastian Werro.
Simon Schibenhart, Job. von Ligerz, Ant. d'Alt und Jakob
König, den Abt von Allenryf Ant. I)u[)asquier. den gelehrten
Augustiner Provinzial Konrad Tn»ver, die (Chorherren Jean
l'homv, Jak. Sihnewlv. J(»h. Eckenthaler. Peter Balze. Wilh.
Tavernev. Bud. (iuev, Jak. Brandenbmt'er: die Schulthei&en:
Job. Studer. Niki. v. Diesbach. Job. Bevfi', Franz v. AtTrv.
fr «
Franz Gottitiu; (Jelehrte wie: Pierre Gardinaux. Volw Küntzle.
Jean Juat, Wilh. Techtfuinann. Simon Gmiiel. l^uchdrucker
Mftss; Ghronislen wie: Hans Greierz, Jak. Gudrefin, Franz
Budella, Job. Daniel von Monl(Miach: Batsherren und Heer-
führer wie: Niki. Mairr, IVter Beytt*, (ieorg Peter von Monte-
nach, Theodor v. Endlislx'rg. Niki, von P^rroman, Johami
Krummenstoll, Jean Ant. B<\vnold, usw. Auch eine grolie
Zahl von Mitgliedern der Schulherrenkannner finden sich <la-
runler. Von GrdensleutrMi begegnen wir vier Augustinern
(Nr. 3, 48. 149, UM)), zwei Franziskanern (Nr. 2, 21), einem
Jesuiten (250). Als nobiles wiTden bezeichnet Angehörige der
Familien Pavillard. AtTry, Endlisperg. Maillard, Diesbach, Esta-
— 130 ~
vayer, Zurthaimen, Ligerz, Fivaz, Forel, Mayer, Erhard, Rey-
nold, Monlenach, Bauinan, Wild, Ferroman, Müller. Da ge-
wohnheilsgemäß die Edlen eine höhere Gebuhr entrichteten,
so erklärt es sich, daß nicht alle, welche auf das Prädikat
Anspruch erheben durften, davon Gebrauch machten. Nach
der Heimat ist weitaus die größte Zahl aus der Stadt oder
wenigstens ihr zugewiesen ; aus der Landschaft finden sich von
Romont 9 (Nr. 13, 33, 34, 59, 60, 113, 123, 176, 207) aus
Greyerz 8 (Nr. 21, 26, 125, 126, 160/62, 309, 311), Dom-
didier 3 (37/39), je 1 aus Bulle (144), Cottens (336), Montet
(337), Estavayer (271), Grandson (319), Murten (339). Beson-
dere Bemerkungen geben uns zuweilen Aufschluß über Perso-
nalien, Verwandtschaft (121/22, 130/31, 146, 202, 228/29,
273/74), Lehrer, Studium, selbst Heimat und dgl. (zu Nr. 3,
60, 61, HO, 111, 155, 198, 299, 302, 337, 340).
Während des XV. Jahrhunderts findet sich nur ein Frei-
burger in der Freiburger Matrikel eingetragen. Erst seitdem die
Glaubenstrennung erfolgt und Basel die Reform angenommen,
beginnen die Freiburger sich in Masse und mit Vorliebe der
katholisch gebliebenen Hochschule in der allen Zähringersladt
zuzuwenden, wo der bekannte Humanist Glarean insbeson-
dere die katholischen Schweizer an sich zog. Insgesamt stu-
dierten in dem Zeitraum von 1482 — 165r), also in 172 Jahren,
285 Freiburger aus Stadt, Land und Ib^M-schaftsgebiet einzig'
in Freiburg im Breisgau. Zuweilen ist die Zugehörigkeit zu
Freiburg nur aus den Familiennamen ersichtlich, wenn die
Ortsangabe weggelassen wurde. Die Zahl der Graduierten ist
verhältnismüliiig gering, im ganzen nur 23. Das Studiuni
findet sich erst in den späteren Jahren angegeben. Wenn
einer sich dort die Grade holte oder in eine andere
Fakultät übertrat, so sind die Einträge aus den betreffen-
den Protokollen ebenfalls aufgenonnnen. Manchmal wird auch
der Stand angegeben (clericus, laicus), aber nicht durch-
weg. Die Namen sind oft verstünnnelt, latinisiert oder nach
d(;m Gehör aufgezeichnet. Der Ileiniatort ist nicht immer mit
der wirklieben Heiniat identisch, sondern es wird, wenn es
ein Dorf ist, dafür die näcbstgelegene Stadt oder der Regie-
~ 131 —
rungssitz angegeben. In früherer Zeit wird die Landeszuge-
hörigkeit nach Diözesen angegeben ; seit der Reformation hat
sich aber Unordnung eingeschHchen und werden die Freiburger
bald der Diözese BesanQon, bald der von Sitten, Konstanz oder
Basel zugeschrieben; später auch nach dem Heimatland (Hel-
vetus). Der Gegensatz gegen Freiburg im Breisgau wird stest
durch den Zusatz Uechtland, später Helvetia zum Ausdruck ge-
bracht. Regelmä&ig findet sich Jahr und Tag der Immatriku-
lation, Stamm und Herkunft der Studierenden, vielfach auch der
Stand angegeben. Weitere Angaben kommen nur ausnahms-
weise vor und sind in der Regel vom Herausgeber aus an-
dern Universitätsakten beigefügt. Die Namen der Rektoren,
welche die Immatrikulation vornahmen, habe icli weggelassen ;
sie und die Namen der gleichzeitig immatrikulierten Studie-
renden anderweitiger Herkunft können nur aus der Matrikel
selbst ersehen werden.
Da wir meist aus der Zeit vor 1580 noch keine Taufbücher
besitzen, so haben wir in der Matrikel auch einen Anhalt, um
das Alter der Studierenden zu bestimmen. Der Herausgeber der
Matrikel hat ermittelt, daß bei denjenigen, wo eine Altersbestim-
mung möghch war, keiner über IH Jahre alt war (S. LXXXVII
der Einleitung). Mind(»rjähnge unter 15 Jahren sind daran er-
kennbar, (lau sie den Eid nicht selber ablegen durften. 01)schon
es nun davon öfter Abweichungen gegeben hat, so dürfte uns in
vielen Fällen diese Zahl zur Altersbestimnumg von Nutzen
sein. Auffallen dürfte die verhältnismäßig große Zahl derjenigen,
die als Kleriker bezeichnet sind (15): doch darf dabei nicht
übersehen werden, daß auch die Inhaber der niederen Weihen,
die sich später noch verheiraten durften, so bezeichnet wurden,
wie umg(^kehrt sich mancher immatrikulieren ließ, der erst
später Kleriker wurde. Weit mehr (87) sind als Laien einge-
tragen, aber die meisten weder als das eine noch das andere:
später verliert sich die Unlerscheidung.
Hieher gehörten eigentlich auch solche, die niciit von
Freiburg gebürtig sind, aber nachher dort Ansjtellung und
Niederlassung fanden, wie Propst Schii.'beidiart (1545) und der
Rektor des Jesuitenkollegs, Theobald Biler von Altkirch (1039);
- 132 -
doch konnteil diese in der folgenden Tabelle keine Berück-
sichtigung finden. Andere wie Nicolaus Mürsing, Chor-
herr von St. Nikolaus, von Dellion (S. 332) als Mitstudent
Werro's in Freiburg bezeichnet, sind aus der bisherigen Liste
der „Freiburger Studenten" zu streichen.
Obwohl die tihrigen einschlägigen Matrikeln nicht an-
nähernd von solcher Bedeutung sind für Freiburg hn Uecht-
land wie diejenigen von Freiburg im Breisgau, so wurden
dennocli diejenigen von Heidelberg und Tübingen (bis 1600) zur
Ergänzung herangezogen, ferner Matrikelauszüge, zum Teil
gedruckte wie für Orleans und Montpellier, zum Teil hand-
schriftliche nach den Originalmatrikeln wie von Wien, während
eine Durchsicht der Kölner Matrikel (bis 1556) keinen einzigen
Freiburger konstatierte.
Im Anhange folgt nun die Liste der so ermittelten Stu-
denten samt alphabetischem Register. Der wörtliche Auszug
der Freiburger Studenten hat nicht nur den Zweck, ein voll-
ständiges Verzeichnis der studierenden Freiburger aus dem
Uechtland zu liefern und die Leser auf die Wichtigkeit der
Matrikelausgaben aufmerksam zu machen, sondern auch
Fehler in der Publikation zu berichtigen sowohl bezüglich
Schreibung der Familiennamen als bezüglich der Zuteilung
von nicht näher bezeichneten Studierenden zu unserem Frei-
burg, was nur durch genaue Kenntnis der Familiennamen
möglich ist. Dagegen glaubte ich von einem weitergehenden
Konmientar absehen zu dürfen, da hier die Grenzen schwer
zu ziehen sind und bei richtiger Schreibung der Namen «uoli
der Gebrauch schon genügent! erleichtert ist. Die Reihenfolge
ist wie in der Matrikel die chronologische. Die dort gebrauchten
Abkürzungen sind auch hier beibehalten : in Betracht kommen
folgende :
a =^ artium d. ^r- dedit
aiig. ^^ angaria (Fron fasten) dio. = diocesis
b. ^^ bacalarius m. = magiler
bac. = bacius, eine Münze
Für Beihülfe bei der Indentifizierung der Geschlechtü-
namen bin ich den HH. J. Schneuwly und Tobie de Raeniy,
Archivaren, sehr zu Dank verpflichtet.
133 -
I. Frciburgcr Studenten an der Universität
Freiburg im Breisgau.
Jahr
1 1482 Maji 14. Anthonius Mürsing de Frihurg in Üclit-
laiid. clericus, Losaniiansis dioc. iiilitu-
lalus.
2 1505 ()v[. 16. Albertus Coblcnser de Fribiirgo in
Neychtland ordinis Minoriiin.
3 1514 Sept. 30. Fr. Conradus Tregarius de Friburgo
Echtlandie ordinis heremitarum divi An-
gustini et prior conventns in oppido illo
Frihnrgensi. dioecesis Lansannensis.
4 1529 Martii 23. Joannes Cuensis ex Friburgo in Ycb-
land, Lansonenis diocesis.
5 — Marcii 21). Christophorus Paffilar, Friburgensis
ex Ocldandia dioc. Lausanensis, nolulis
dedit (> nrsigeros.
(} — Marcii 31. Petrus Maier ex Friburgo, Ocblandia.
7 - Aprilio 25. Georgius Garmarswyl , Friburgensis
Helvetioruni, diocesis Losannensis.
8 1532 Junii 2. Franciscus Lustriacus, Friburgensis
ex Ucbllandia, clericus diocesis Lausa-
nensis.
Nr. 2) Offenbar itlenlLsch iiiil doiii im Vcrzcicliiiis der Miiioritcii von
Freiburg aufgefttbrten Gabriel (loblenzer, f 1:2. April l.'>00, vgl. /*. Ber-
nard Fleunj, Catalogne des religieux du eouvonl des (lordeliers de
Fribourg (de 1^.>G-11H).")) in Archives de la S>eiele d'bistoire du ranton
de Fribourg. VIII.
3) Konrad Treger oder Treyer (e. 1480— 1.>4'2). sf>iller Guardian
<les AugusUnerklosters in Freiburg und Provinzial in Oberdeutsehland.
vgl. AJIg. D. BHHjraphie, 38, 4^1) un«l Schmidlt'n, Solothurns Glaubens-
kanipf und Reformation im IG. Jalub. Solotli. l^.KM-, S. «M-. Anm. 4, wo
die ganze Literatur über ibn zusannuenge^tellt ist.
4) Jean Cruz (?), Gborberr in Freiburg ir):i4— 4l2, vgl. Apollinaire
Dellion, Dielionnaire liistorique et stati.stiijue des paroisses catlioliques du
eanlon de Fribourg. VI. vol. Fribourg 1888, p. 32»H, oder Cuentz Üuentzis?
- 134 —
Julir
9 1532 Juiiii 2. Johannes Khrumenstal \ fratres, uter-
10 — ^2. Anthonius — / que laieus
prefati oppidi Friburgensis et diocesis
Lausanensis.
11 — Nov. 13. Ludovicus Bassetus, Friburgensis ex
Ichtlandia, laieus dioc. Lausaii.
12 1533 Jan. 2. Petrus Beraldus^ Friburgensis ex Ichl-
landia, clericus, dioc. Laus.
13 — Julii 6. Georius Moscha ex Rhotodemonte, lai-
eus, dioeesis Lousanensis.
14 1534 Julii 17. Franciscus Vögelin ex Friburgo Echt-
landie, laieus.
15 1534 Sept. 27. Wilhelmus von Perroman ex Fryburgo
Uehtlandie, laieus dioeesis Lausanensis.
16 Sept. 27. Petrus von Perroman ex Fryburgo
Uehtlandie.
17 — Nov. 4. Petrus Major ex Friburgo Uehtlandie,
laieus. dioc. Lausan.
1<S 1535 Martii 5. Joannes Martini ex Friburgo, Ueht-
landie.
11) 15.')7 Miüi 1. Joannes Teodcricus Khrumenstall ex
Frib. Ichtland, laic. dioc. Lausanensis.
20 - Mail 1. Joannes Udalricus Studcr ex Frib.
lehtland. laieus. dioc. Laus.
Nr. lOj Söline des lialshcrrn Hans Knimmen»toll : Anloii, Cliorherr
in PVeihiirg 151^8-1547, .loliaiin, spator St«(Uschrcibcr von Frciburg. vgl.
DeUion 1. c. 824.
12) Seit 15.*J<S Franziskaner in Frcihurg, vgl. Fleury u. a. O.
13) Roniont.
15) Sohn des Peteriuann von 1*. und der Ursula F''alk, Enkel von
Schnllheiü Falk und Verfasser einer inis erhaltenen wertvollen Brief-
sannnlung, studierte auch in Dijon, vgl. Zimmermann, Peter Falk, Freil».
(ieschirhtshl. Xll, 125 und Sonderabzug, Freiburg 1905 und Da{ft4€t im
Anz. r. Schweiz. Gesch. III 23.
20) Schultheis der Stadt Freibnrg in den Jahren 1549—1551.
1 .553 - 1 5.55, 1 558 - 1 559 .
- 135 —
Jahr
21 1537 Nov. 6. Franciscus, comcs de Grucria do-
minus Montis Cervini, laicus, dioc. Lo-
sannensis.
22 1538 Sept 3. Nicolaus Tcrreman ex Friburgo Ucht-
landie, laicus.
23 1540 Maii 28. Jacobiis Brandenburger de Friburgo
in Ichtlandt, laicus.
24 1542 Nov. 10. Nicolaus Pirradus ex Fryburg in Icht-
land, laicus, dioc. Losan.
25 1543 Junii 4. Rodolphus Lewenstain \ de Fribur-
26 — - Humbertus Thausis / go Ocbt-
land, laic. dioc. Losan.
27 — Octol). 19. Nicolaus Zimerman | laic. de
28 — V -j Wilhelmus Krumenstol \ Friburgo
29 — ., „ Daniel a Montana J Oechtland.
dioc. Losanens.
30 Dec. 29. Franciscus Ridella ex Friburgo Icbt-
landiae, laicus Losan. dioc.
31 1544 Oct. 20. Nicolaus Gatten ex Friburgo in Uiecht-
lande.
Nr. :21) Graf Franz von Grcycrz, Herr von Monsalvens, Baron von
Anbonne, Sohn Johann II. Brudor des letzten Grafen Michael "|" 1550.
Vgl. (Geschieh tsforscher XIII 444>.
22) Olfenhar verschrieben, vielleicht Techtermann ?
2.")) Ratsherr und Tagsatznngsgesandier.
28) Mitglied des (iroßen Rates 1550. der Sechzig 1505, Fenner 1578
nnd Mitghed der neugcgrOndelen Schulherrenkanimer 1577, des Kleinen
Rates 1580, f 1609, vgl. Fontaine, Nolice historiqne sur la chanibre des
scolarqnes de la ville de Fribonrg. edilee par Berchtold. Fribourg 1850,
p. 59 ir.
29) Ein Daniel Monlenach von Doiupierre war seil 1557 Notar
in Freiburg, vgl. J. Schneivlyj Tableau alphabeti(jue des notaires de
Fribourg 1869, seit 1560 Bflrger von Freiburg, s. Archives I 468.
30) Franz Rudella (c. 1530—1588) Verf. einer ungedruckten großen
Freiburger Stadtchronik, vgl. A. Büchi, Die Chroniken und Chronisten
von Freiburg im Uechlland, Jahrbuch für Schweiz. Geschichte, XXX. Bd.
und Sonderabzug, Freiburg 1905, S. 278 ff.
— 13«j -
Jahr
32 1544 Nov. 14. Casparus Wcrlin ex Friburgo Uchl-
landiae, laicns.
38 -- Julii 27. Antonius ) Malgcrdus ex Rotodomonte
34 — — — Ludwicus / laic. dioc. Losann.
35 1545 Julii 27. Joannes Deplc ex Friburgo Oecbt-
landiae, laic. dioc. Losann.
36 — Aug. 13. Jo. Paur e Friburgi Oecbtlandiae laic.
dioc. Laus.
37 154(> Marc. 12. Dionysius Fomcrodus ex Dondidi apud
Friburg. Oechtland. laic. dioc. Los.
38 — y. 3. Johannes Motathi "^ fratres e Doii-
39 - „ — Benedictus — / didi ut supra.
40 1549 Maii 21. Ulrichus BemcrFryburgensisex Nuich-
tonibus, Los. dioc. laic.
41 - Sept. 11. Fr. Nicolaus Mattier, ordinis Fran-
cisci minor, professus nionaslerii in Fri-
burgo ad Huicbtones.
42 1551 Junii 13. Petrus Bruno ex Friburg Helveliae
dioc. Walesien (I) laicus.
43 1554 Apr. 10. Petrus Ryter, Fril)urgensis. Helvetio-
runi, laicus dioc. Const.
44 Junii 3. Udalriclius Bryndenburger Frv bingen.
Helvelicus laic. (Brandenburger).
45 155() Apr. 14. Petrus Freitag ex Friburgo Nuithonuin.
laicus.
4i) — Maii 31. ^X/'ilhelmus Daverney ex Fri])urgo Cclü-
landie.
i7 1557 Jan. 10. Petrus Gaudius ex Friburgo Ilelvetiae,
laicus.
4S - Jan. 29. Jacobus Milebach, F'ryburgen. Helveli-
cus. ordinis August. (Mülil)acb).
Xr. 41) t l.>r).->. Vgl. Fleun^ a. u. 0. 3:>G.
41)) WiHiolm Tiivernev. Cliorliorr in Freihurg. Pfarrer von Tufers
(l.'»Or>-l.M)l), vgl. Dellion l v. \^^i.
- 137 -
Jahr
49 1557 April 25. Petrus Schneblin, Friburgens. Hel-
veticus laicus.
50 — Sept. 20. Vitus Ruginct, Friburgens. Helvetius,
laicus.
51 1558 Od. 2(). Christophorus Ruginetus, Fryburg.
Jechtland. dioc. Losanii., laicus.
52 1560 Febr. 7. Joannes Domus ex Fryburgo Yecht-
laudiae, dioc. Losannae, laicus.
53 1560 Nov. 12. Ludovicus Bawiler, Friburg. Helvet.,
uobilis, dioc. Los., laicus. (Pavillard).
54 1562 Junii 6. Petrus Kintzle, Friburg. Ichtland.Losan.
dioc, laicus, bac. arL in ang. crucis
1563.
55 — Aug. 3. Jacobus Schnewly, Friburg. Ichtland,
laicus, bac. art. in ang. cruc. 1563.
56 — Octob. I. Rodolphus Progynus, Friburg. Icht-
land. laicus.
57 1563 Febr. 15). Joannes Ludvicus Getz, Friburgensis
Helvetioruni. (Goetz).
58 — Aprilis 21. Franciscus Alexius, Friburg. in Helvel.,
laic.
59 — Dec, 20. Michael Hugetus, Rotundoniontanus,
laicus, dio. Losannensis.
Nr. 4D) Peter Schnewly, Cliorlierr und Propst von St. Niklaus in
Freiburg (e. 1539— 97), vgl. Fontaine 1. c. S. 45 ff. Dellion 328 und Frans
Heinemann, Gcschiclite des Schul- und Bildungslcbens im alten Frei-
burg, Frcib. Geschichtsbl. II und Sonderabzug Freiburg 1895, S. 117 ff.
5:2) Johann Thomy, Chorherr in Freiburg 1564, vgl. Dellion 328.
54) Dr. med. und Stadtarzt, Mitglied des Rates der CC seit 1579,
der LX seit 1582 und der Schulherrenkammer seit 1577, vgl. Fontaine,
p. 55.
55) Chorherr in St. Niklaus in Freiburg, seit 1578 Pfarrer in Un-
dingen, vgl. Dellion 330.
50) Notar in Vaulruz. Bürger d. Stadt Freiburg 1573, Mitglied des
Rates der (iC 1587, Heimlicher 1607. s. Archivcs I 469.
- 138 -
Juhr
60 1565 Nov. 3. Wilhclmus Mcs ex Friburg Helvelio-
runi, laic, dio. Loso.
Bac. art. 5. Juli 1569, mgr. 17. Jiilii 1571, seit
27. Juni 1588 verheiratet mit Ursula Niis.s-
benglerin von Freiburg im Uechlland.
61 — Octol). 1. Casparus Burknecht ex Fryburgo
Yechtland, dioc. Lozen., laicus.
Bac. art. in ang. pent. 1568 mgr. 31. Jan. 1570,
notarius univ. 2. Sept. 1571, venu, mit Elisa-
beth SchiiuUerin, wurde Sekretär des Basler
Domkapitels, 1577 als solcher entlassen und
1579 wieder als solcher angestellt,
62 1568 Dec. 10. Joannes Pasquanus, Friburg. Helvet.,
laicus, bac. art. 17. Oct. 1570.
63 1569 Junii 12. Petrus Reinaldt ex Friburg in Helv.
laicus.
64 — — — Johannes Amoldus ex Friburg. Hei-
vetior. dioc. Losan., laicus.
65 — Dec. 23. Nicolaus Sessinger, Friburgens. Hei-
vetioruiu, diocesis Lausanens, laicus.
66 1570 April 9. Willielmus Tochterman, Friburgen. in
Niecbtland, dioc. Lausanens. laicus.
67 1570 April 20. Ludovicus a Villario, Friburgen. Nui-
tborum, dioc. Lausan.
6<S — Sept. 10. Franciscus Krummenstoll, Friburgen.
ex Niecbtland, diocesis Lausanen.
69 - Franciscus Castellanus, Grueriensis,
dioc. Lausanensis.
70 1571 Junii 20. Simon Gornel, Friburg. Yechtlan., dioc.
Losan, laic. bac. art. 14. Jan. 1573.
Nr. C>0) Biirlidriicker in Froiburg (15'C) — 98), \g\. Archives de Fri-
hoiir- II l<S:i und :>17 IT.
C)()) Hiiiiiuni.st. Gescliichtschroihor und Recht^hisloriker in F'rei-
hiirg (l.").")! — 101«S), vgl. A, lU'ichf, Die Chroniken etc. von Freiburg 28G ff.
(>7) Moiifli im Cysterzienserstill Altenryf, vgl. J. Berthier, Lettres
de .lcan-Fran«;oi.s Bonoiuio, Friboiirg 181)4, p. 6:2.
70) Lehrer an der Lateinschule in Freiburg, vgl. Heinemann.
Schulgesch. S. 138.
- 139 -
Jahr
71 1572 Febr. 29. Jodocus Frcyburgcr, Fryburgensis Hel-
vetiorum, dioc. Bisantinae, laicus.
72 — — — Sebastianus Wcrro, Friburgensis Hel-
vetiorum, laicus, bac. art. 16. Jan. 1573.
73 1574 Martii 15. Johannes Gerber, Friburgensis ex Nui-
lonibus, laicus dio. Lausan.
74 1575 Apr. 27. Anthonius a Montenach Friburgensis
Nuithonum, laicus, bac. art. 9. Oct. 1576
mgr. 8. Jul. 1578.
75 Juni 8. Johannes Eckenthaler Friburgensis Hei
vetiorum, bac. art. 27. Nov. 1576 ni
8. Jul. 1578.
76 — — — Petrus Cardinalis, Friburgensis Hei
vetiorum. bac. art. 27. Nov. 1576.
77 1576 Aug. 16. Nicolaus a Diepbach Friburgen. Nui
Ihonuni, dio. Losanen, laicus. (Diesbach)
78 - - Sept. 15. Carolas Alexius, Friburgen. Nuithonum
dioc. Losannen, laicus, bac. art. 11. Jan
1580.
79 — - 19. Laurentius Boccardus, Friburgen. Nui
Ihonum, dioc. Losannens. laic.
80 1577 Nov. 13. Petrus ab Afry nobilis, laicus ex Fry
burgo Helvetiorum, Vesuntinen. dioc
ded. 9 bac.
Nr. 7:2) 1574 mag. art der UiiivtT^jililt Froil>iirg, Propst von St. Ni-
klaiis in Freiburg und fruchtbarer Schriftsteller (1555— 1G14), vgl. Fontaine
p. GO, Dellion 384 und Betihier, 1. c. Einleitung p. LXIV ff.
74) Notar (seit 1583), Fenner und Mitglied der Schulherrenkaniuier
in Freiburg, f 1G39, vgl. Fontaine p. 74.
75) Chorherr von St. Niklaus in Freiburg (1579- IGU), vgl. Bel-
lion 333.
76) Fierre (^ardinaux oder Curdi von Bulle, Prof. der Theologie an
der Universität Freiburg im Breisgau und Freund des Historikers Guilli-
mann, vgl. /. Kälin. Franz Guillimann, ein Freiburger Historiker um
die Wende der XVI. .lahrh. Freiburger Geschichtsbl. XII und Sonder-
abzug Freiburg 1*.K)5 S. 150, dessen Angaben bezüglich Promotion hienacli
zu berichtigen sind.
77) Schultheiß 4^1' Stadt Freiburg in den .Jahren 1614/15, 1618 19,
16:22 23. 1626 27.
- 140 -
Juhr
81 1577 üec. 4. Casparus Rozc, laicus, Fryburgensis
Helv. Vesuntinens. dio.
82 1578. Marl. 8. Franciscus Brunyel, laicus ex Fryburgo
Nuitlionuni, Vesuntinensis diocesis.
83 1578 MarL 8 Jacobus Haberkorn ex eadein patria
laicus, b. art. 21. Jan. 1580.
84 . - . _- Pangratius Schneulin, laicus ex eadem.
85 Jiinii 18. Jodocus Millenbach, Friburg. Niiilo-
nuin, laicus.
8(> 1571> Febr. 26. Hcnricus Lambertus, Frib. Nuitlio. dioc.
(klonst, lai.
87 - Mail 25. SebastianusMilbach, FriburgensisNoi-
thouum, Losannensis dio.
88 - Julii 16. Petrus Grissetus, Friburgensis ex Nui-
tonibus, diocesis Losanensis.
89 1580 Oct. 23. Johannes Bucquetus ex Friburgo Hel-
vetiorum, dioc. Losannensis. (Bugnet,
Bouquet?)
90 15N1 Apr. 18. 'Walthcrus a Wiszolach, Rotundinionlis
llelvetius, laicus, diccoc. Vesuntinensis
(Wislobacher) bac. art. 8. Jan. 1583.
91 - — Nicolaus Frayo (Fniyo) Fryburgensis
Helvelioruni, laicus, diocoes. Vesunti-
nensis.
92 — Maii 25. Georgias Messelius ex Fryburgo Hei-
vetioruni, laic. dioc. Vesuntinensis.
93 — - Joannes Pütung (Pytlion) ex eadem civi-
late et diocoe. laicus.
<)4 ._ — Burckardus Hug ejusdeni oppidi et
diocoe. laicus.
95 Julii 21. Nicolaus Gottron, Fryburgensis Hei-
vetior. laic. diocoe. Vesuntinensis.
96 15.S2 5. Petrus a Montenach ex Fritnirgo Nui-
Nr. \Hi) Soit loi^ Notar und Uulsthreiber in Fr<»iburg, t 1(>^^
vgl. Fouininr. p. 74 und Arrhivcs I 468.
97
1583
98
1584
99
1584
100
- --
101
102
- —
103
104
1585
ejusdein patriae
et diocoesis,
laici.
- 141 -
Jahr
thonuin in Helveliis, laicus, sub dioeces.
Bisontinensi.
Febr. 4. Ulricus Ratz ex Friburg. Helvetioruni
laiciis, diocoe. Consl.
Junii 14. Pancratius Bittung, Friburgensis Hel-
vetioruni, laiciis, diocoes. Losannensis,
bac. art. 7. Jan. 1586.
Junii 14. Jacobus Charetu
— — Blasius Barberus
— Jacobus Garinus
— — Claudius Bacchodus
— — Jacobus Frossardus
Junii 15. Theodoricus ab Engclspcrg, Fribur-
gensis Helvetiorum, Losannensis diocesis
1 fl. 12 bac. in ly, tal.
105 - Julii 4. Petrus Perret, Friburg. Helvetioruni,
dioc. Losannensis.
106 1585 Julii 4. Joannes Berger, Friburgensis Helvet.
ejusdem dioees.
107 — -- - Jacobus Castellus, Friburgensis Hevet.
ejusdem dioees.
108 Nov. 18. Petrus Raze ex Friburgo Helvetioruni.
dioees. Lausanens. 21 bac.
109 — — — Jacobus Raze frater precedentis. 21 bac.
110 — — Franciscus a Grangy, Helvetius Fri-
burgensis, praeceptor precedentium duo-
rum.
111 — — _ Petrus Orisetus Friburg. Helvetius ante
quinquennium inscriptus clericus.
112 1586 Martii 3. Nicolaus Maier Helvet. Friburgens.
dioeces. Lausanensis.
Nr. 99) Jak. Chervel, Pfarrer von Freiburg 1(529 bis 1«:39. Vgl.
Dellion 359.
108) Cborberr von St. Nikiaus in Freiburg 1588, f 1625. vgl.
DelUoti 334.
112) Mitglied des Kleinen Rates und der Sohulherrenkammer,
t 1616, vgl. Fofitaine 74.
— 142 —
Jahr
113 1586 Dec. 4. Claudius Odclinus (Oddinus) (Rotemon-
tensis), laicus dio. Losannensis.
114 1587 Mali 13. Petrus Curdinus ex Friburgo Helvetio-
runi.
115 — Nov. 18. Anthonius Rennsanus ex Friburgo Nui-
Ihonum, diocoesis Losanensis.
116 1588 Mail 12. Petrus de Molendino Friburgensis Hel-
vet. dioc. Losannensis.
117 — Julii 1. Jacobus Diemant, Friburgensis Helvet.
diocesis Losannensis.
118 1588 Aug. 6. Anthonius de Pascua Helvetius Fri-
burgensis.
119 — Sept. 1. Simon Berrot, Friburgensis Helvetio-
runi, dioc. Losan.
120 — — — Bartholomaeus Reinoldus Friburgensis
(Helvet. ?)
121 1589 Marlii 13. Antonius Corbator
122 — - — Jacobus Corbator ) bürge
123 1590 Mart. 8. Antonius Malliat, Rliotundimontensis
nobilis laicus diocoe. Losannensis.
124 — _ - _ Georgius a Diesbach, Fryburgensis
Uelvelioruni nob. laic. dio. ejusd.
125 - S(»|)t. 21. Christinus Corbin, Gruerionsis dioec.
Losanensis.
126 — — - Petrus Burguinodus, Grueriensis, dioec.
Losanensis.
127 1591 Julii 10. Franciscus Lanius, Friburgensis Ucli-
landus dioc. Lausanensis. (Metzger).
Nr. 118) Anloinc Dupasqiiior, Dr. Iheoh, apostol. Protonolar, Chor-
herr von St. Nikiaus l.V.)7. Gciieralvikar der Diözese Lausanne, Abi von
AUenryf 1001», vgl. neUiüif 335.
i'^'l) von Gn'icrz und Freiburg, Canlor und Coadjnlor des Kapitels
von St. Nikiaus 15%, f 1014, vgl. DelHon 3^4.
12()) P. Bour(pienoud von Charmey, Notar in Freiburg seit 1590,
vgl. SchHf'ivJif.
or \ patrueles Fri-
►r / bürden. Helvelii
- 143 —
Juhr
128 1591 Julii 11. Jacobus Griuetty eijiisdem urbis et dio-
cesis.
121) — — 20. Claudius Chucx sacerdos Friburgensis
in Ut'hlandia, Lausan. dioc.
130 — — Johannes Caspar us ^ Burgknecht
131 — — — „ Henricus / fmtres Fribur-
genses. (Helvet. ?)
132 1592 Junii 11. Josephus a Stavia ex Fryburgo Hei
vetiorum nobilis, laicus, diocoes. Losan
noiisis. det 4 flor.
133 — — — Simeon Proginus ex eodeni loco, lai
ciis ejiisdein dio. bac. art.
134 — — Philippus Roletus ejusdem patriae, lai
cus, ejusdem dioc. 14. Mai 1594.
135 — — 19. Franciscus Proginus, Fryburgensis Hei
vetiorum, laic. dio. Losaimensis.
136 1592 Julii 18. Petrus zu der Thannc, nobilis Frybur
gensis Helveliorum, laicus, diocae. Los
a\ Zurthanen ded. 3 (?) den.)
137 — — - Ludovicus Känel ejusdem civitatis et
diocoe. laicus. ded. \^2 flor.
138 — — — Joonnes Gee, ejusdem loci, laicus. ded.
taxam.
139 — Nov. 28. Jacobus Progenus, Fryburgensis Hel-
veliorum, laicus, diocoesis Losaimensis.
det. taxam.
140 1593 Dec. 7. Carolus Corpator i ,^ . ..
4 A4 i- 1 i- 1 11 I ex (jriers, dioc.
141 — - -- Carolus Castellus f t ,
142 — — — Franciscus Castellus ) ^
143 1594 Maii 7. Tobias Gottrouw, Friburgensis Helve-
lius, dioc. Lausan. b. art. 30. Mai 1595.
144 -- Junii 15. Joannes a Villario, Bollensis, dioc. Lau-
sanensis, presbyter, b. art. 7. Jan. 1597.
145 1595 April 15. Martinus Reuff, Friburg. Helvet. dioc.
Lausan.
14() - — — Nicolaus Reuff, Friburg. Helvet. pres-
cripti frater.
- 144 -
Jahr
147 1595 Aug. 3. Lconorius a Diesbach, Friburg. Uch-
landiae, nobilis dioc. Lausan.
148 — — 25. JoanncsGcorgiusVoglin, Friburg. Uch-
landiae, dioc. Laus.
149 1596 Jan. 3. Blasius Bourgkenect, Friburgensis Hel-
vet. Augustensium fralrum monaclius,
diocoe. Losan.
150 — Jul. 20. Franciscus Hyrtt, Friburg. Helvet., lai-
cus, Losann.
151 1597 üec. 17. Petrus Broginus, Friburgens. Helvet.
152 1599 Marl. 27. Christianus Langhaus, Friburg. Helvet.
153 — April 16. Petrus Dochterman, Friburg. Helvet.
154 — Junii 14. Anthonius Cudretus, Friburg. Helvet.,
dioc. Losann.
155 1599 Julii 22. Nicolaus Barotus, Friburgensis Helvet.
duorum prescriptoruui (sc. Jacobus et
Henric. Vallier Solenlurnen) praeceptor,
qui et ipsorum nomine jurauientum praes-
titit.
156 1601 Jan. 11. Udalricus Bouignie, Friburgensis Uclil-
landie, Laus. dioc. stud. huni. (Bugnet).
157 — Maii 10. Joannes Jacobus Molitor ex Fryburgo
lielvelioruni, laicus, diocoo. Basiliensis (!)
solv. taxani.
158 1()02 Maii 30. Petrus Raiff Fril)urgensis ex Helvetia.
159 — Aug. 1.' Jacobus Bawman, Friburgensis Hei-
vetius.
160 — Nov. 13. Michael Ziegler ex Friburgo Nuitonuni.
161 1604 Mart. 15. Casparus Lavi, Frib. Helvetioruni rhe-
lor. (Lari?)
162 — April 23. Franciscus Bauhmann, Frib. Helvet.
logic.
163 — Maii 3. Petrus Danetus, Friburgensis Helvetius.
Nr. 158) Biirgorniei.ster von Fivibiirg, Mitglied der Schulherreu-
kammer, f 1(>57.
- 145 -
Jahr
164 1604 Maii 29. Joannes Rhumi Friburgensis Helvetius.
165 — Julii 1. Gulielmus Fladenstein, Helvetius Fri-
burgensis.
166 — — 15. Joannes Ludovicus Reiff Friburgen-
sis Helvetius.
167 — Nov. 3. Franciscus ab Afri nobil. Helvetius
Friburg.
168 1605 April. 29. Joannes Udalricus Zimmermann, Fri-
burgeu. Helvet.
169 — Julii 12. Joan. Feldner, Frib. Uclitland., dioc.
Laus, rliet. stud.
170 — Aug. 30. Nicolaus a Ligerz, Friburg. Uchland.
die. Lausannensis, nobilis, rhetor. stud.
171 — Ociob. 4. Joannes Jacob. Bucher, Frib. Uchtland.
die. Laus. log.
172 1605 Octob. 4. Joan. Dan. a Montenach Frib. Uchtl.
die. Laus, pbysic. b. art. 3. Jan. 1606,
nigr. 8. Jan. 1608.
173 — — 21. Claudius Cordinus, Friburg. Uchtl. die.
Laus, gramm. st.
174 - Der. 29. Jacobus Maister, Friburgensis Ucht-
landiae, stud. juris.
175 1606 April 10. Jo. Jac. Techterman, Friburgen. Helvet.
st. pbiae.
176 — Jiniii 14. Joannes Musius, Rotundimontensis laic.
dioc. Losan,
177 1607 Jan. 16. Rudolphus Guay Friburg. Helvet., b.
art. 3. Jun. 1608, nigr. 12. Jan. 1610
(Givay).
Nr. 160) Sclniltheiü von Freibiirg (1(>30-51 wiederholt), Mitglied
der Schulherreiikammer, f 1G53.
167) Schultheiß von Freiburg 1644—45.
172) Notar in Freiburg seit 1613, vgl. Schnen'Iy.
177) Rodolphe Guey de Vuadens, bischöfl. Sekretär, Chorherr zu
St. Nikiaus in Freiburg 1619, f 164«, vgl. Dellioti, 338.
*
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^ . •;- .1 Montenach, I" rihiii •■, i,^;,^
-. .> I.iKiovicus a Prato Romano,
•• :." .iiis Wildt. Fril.m-. ilio. Ij.^.i.
- ^.- Stutz rnJMir-rn^i^ 1 l«'l\ <lii!-.
\ j.^'.aus Mull
-•:!•!.: l.-nnlilii^ jiiMiii^ Xii-. .\i,.|
\ N '. Ii"!! Ii.kl..r N,.ii Li..!,rr.uj,.,, in ]>. ;.
- 147 -
Jahr
Friburg. Helvet. privatim in bacc. crea-
tiis est 26. Apr. 1717 matricula fac. art.
ingr. 6. Junii 1617).
199 1615 Oct. i± Fr. Petrus Morat, Frib. Helvet. s. Au-
gust, professus.
2(M) — — 16. Henricus Fiwa, Frib. Helvet. nobilis.
and. phi.
201 Nicolaus Fiwa, Frib. Helvet. nobilis.
aud. plii,
202 1616 Maii 8. Jocobus Vögelin ) Helvetii Fribur-
203 — — — Daniel — / genses fratres
204 1617 Junii 14. Nicolaus a Forri, nobilis Friburgensis
Helvetius.
205 — — 15. Joannes Christophorus Ruos, Fribur-
gensis Helvetius.
206 — — 22. Petrus Krummenstoll, Friburgensis
Helvetius.
207 1618 Julii 1. Joannes Castellanus, Rotundimontensis
diocoesis Loüanensis, logicae studiosus.
208 — Sept. 18. Nobilis Joannes Franciscus Mayer»
Friburg. Helvet. diocoes. Loßan. dialec-
ticus.
209 1618 Ocl. 17. Andreas Consanderus Friburg. Helvet.
diocoes. Lo&an. philos. studiosus.
210 - — 2:{. Mauritius Rugler, Frib. Helvet. diocoes.
Losari.
211 — — — Jacobus Cemetus — — rbetor.
212 1619 Apr. 12. Petrus Quensis (?) - —
213 1620 Sept. 24. Joan. Jacobus Studer, Friburg. Hel-
vetius.
214 — Oct. 16. F. Joannes Sali Friburgensis
215 - — — F. Joannes Ulrich .
216 — — — F. Jacobus Meyer — )
217 — — 21. Petrus Vögelins — Helvetius.
218 — — Antonius — — —
g.....o I jj^j
- 148 -
Jahr
219 1620 Oct. 16. Joannes Zua Friburgensis Helvetius
(bac. art. 2. Maii 1621 mgr. 19. Julii
1622).
220 — Nov. 12. Jacobus Gillerdus Friburgensis Helve-
tius (bac. art. 2. Maii 1621 (Gilierdus),
mgr. 19. Julii 1622).
221 — — 13. Jodocus Carolus Werlin Friburgensis
Helvetius (bac. art. 2. Maii 1621. Werly).
222 — — 15. Antonius Kemerling Friburgensis Hel-
vetius (bac. art. 2. Maii 1621 Kam-
merling, mgr. 19. Julii 1622).
223 — Dec. (vor8.) Wilhelmus Meier, Friburgensis Hel-
vetius ? (Guil. Maii Friburg. Brisg. bac.
a. 12. Dec. 1628).
224 1621 Oct. 20. Franciscus Bidermann Friburg. Hel-
vet. stud. phys. (bac. a. 29. Apr. 1622
mgr. 12. Jul. 1623).
225 — — — Petrus Bugnonius Friburg. Helvet. sind.
phys. episc. Laus. (bac. 29. Apr. 1622
(P. Pugnimus Frib. Helv.) mgr. 12. Jul.
1623.
226 1621 Nov. 15. Joan. Udalricus Pettung Friburg. Helv.
227 — — — Joan. Jacob. Bawmann — —
228 1622 Oct. 26. Abrahamus a Montenach \ Helvetii
229 — — — Georgius Petrus a — / fratres
(Friburg.?)
230 — Nov. 3. Fridolinus Genter Friburg. Helvetius
(b. a. 29. Apr. 1624, matr. fac. theol.
1624/25: Jo. Frid. G. Seckhingensis).
Nr. :21«)) Jean .Jiuil, von SUlffis, MatheniuUker und Militäringciiienr,
^22) Chorlierr von St. Niklans in Freiburg 1623, f 1678, vgl.
Ik'llioH 338.
22-1) Kaplan an Liebfraiien in Freiburg 1036 und Pfarrer von Bö-
singen, vgl. Dellion 424.
22U) Raischreiber von Freiburg. Mitglied der Sehulherrenkamnicr
t 1648.
... 140 -
Jahr
231 1622 Nov. 7. Petrus Hilario Fiihurg. Helvetius
«232 ... — — Jacobus de Monte Fril)urg. Helvelius.
233 — — — Jacobus Stutz Friburg. Helvetius (b. a.
29. Apr. 1624 mgr. 7. Jul. 1625 inatr.
fac. theol. 1625/26).
234 — — — Henricus Kolb Friburg. Helvetius.
235 — — ■— Franciscus Crofiitus Friburg. Helvetius
b. a. 29. Apr. 1624 (Crosytus) mgr. 7.
Juli 1625 (Crositus).
236 Nov. 28. Franciscus Anthonius a Pascuis, Hel-
vet. (Frib.?)
237 1623 Nov. 28. Blasius Rami Friburg. Helv.
238 1625 Ott. 15. Beatus Jacobus Pitthon, Friburgen.
Helv. b. art. 26. Mai 1626 (Pytbon).
239 — — Casparus Ziegler Friburg<Mi. Helv.
240 - Petrus Zua - —
241 -- - Henricus Pitther
242 - — - Jodocus Wildt
243 — Jacobus Rex
244 - — — Joannes Michael Wildt Friburg. (Helv.?)
245 1()2() Mali 8. Theodatus Castellus, Friburg. Helv.
246 — Odob. 20. Nicolaus Wild, iiobilis Friburg. in Ucb-
landia.
247 - Claudius Monviliar Friburg. Ucblandiae.
248 - Nov. 14. Petrus Reinolt, Friburg. liehet.
249 1628 Oft. 6. Joannes Udalricus Wildt, Friburgeiisis
H(?lvetius.
250 — 17. M. Christophorus Bauman, Friburg.
Helvet. Soc. Jesu niatr. far. theol.
1630 31.
Nr. 237) Bl. Ra(Muy, Notar in Froilmrg soit 1630. vgl. iSf'hnew1y,
243) Jiikob König, (Iliorhorr zu Sh Niklans in Freil>urg 1(5.33, Stadt-
pfarror (1653-50) nn<l Fisknlproinotor 16.'>3, l*roj>.st KWO— 1670, vgl.
Delliofi ;^W.
- 150 -
Jahr
251 1629 Jan. 9. Joannes Adamus Friburgcnsis Helve-
tius, physicus.
252 — — — Ludovicus Grangeanus Fribiirgensis
Helvetius, phys. (Granseanus). noch dort
3. Sept. 1632.
253 1630 Febr. 3. Petrus Wildt, Helvetius Friburg.
254 - - - — Franciscus Petrus Gutterot Friburg.
Helvet. (Gottrau?)
255 -- — 7. Franciscus Jacobus Bauman Friburg.
Helvet.
256 — Junii 14. Nicol. Christoph. Gottrau, Friburg.
Helvet. huni.
257 — Dec. 16. Laurentius Buletus Friburg. Helvet.
matr. fac. theol. 1632/33.
258 1631 Jun. 7. Joannes Henricus AIligertz(ALigertz?)
Fryburg. Helv.
251) - Jul. 6. Henricus a Eirgentz, Fryburg. Helvel.
log.
2()0 1(>49 Oct. 20. Petrus Rostier Friburg. Helveta, phys.
et inst. slud.
261 — Rud. Techterman Friburg. Helveta.
phys. et inst. shul. mgr. 11. Jun. 1651.
262 1650 ücl. 25. Jo. Murer, Fribur. Helv. aud. nietaphy.
263 1651 Febr. 1. Daniel a Mondenach, Frib. Helv. inst.
et can. stud.
0
264 — — — Jo. Jacobus Ziegler, Frib. Helv. inst.
et log. stud. physic. stud. 21. Jan 1652.
265 - Octob. 10. Franciscus Josephus "Wildt, Friburg.
H(»lvet. logicus.
Nr. :251^) Franz PohT Gotlrow de Billons, SchuUlieili von Freihiirg.
Mitglied (lor Scbulhcrrcnkaunner, v<j:I. Fontaine 75.
258) Cliorlierr und Prop.^l zu St. Niklnus in Freiburg 1645— 1650.
vgl. Dellion a*U).
- 151 -
Jalir
266 1651 Oct. 10. Jo. Antonius a Montenach Friburg.
Helvet. log.
267 — — — Franciscus Wildt, Friburg. Helv. log.
268 1653 Oct. 16. Carolas a Diespach, Friburg. Helvet.
jur. slud.
269 1654 Mali 23. Ignatius Curti, Friburgensis Helvet.
theol. spec. stud. inatr. fac. theol. 9. Nov.
1654.
270 — _. _- Jacob. Christoph. Brandeburger Fri-
burg. Helvet. log. stud.
271 — Octob. 24. Barthol. Courti, Friburgensis Helvetius,
pliys. stud.
272 — Nov. 7. Tobias Tardi, Stafliacensis Helvetius,
logiees stud.
273 — — — Henricus Wildt, Friburg. Helvetius,
logiees stud.
274 — — 23. Franciscus Petrus Vögelin, Friburgen-
sis Helvet. rhetor. fratres gerniani.
275 — — — Franciscus Antonius Vögelin de I)um-
dedies, Friburgensis Helvelior. rbetor.
fratres germani.
276 1655 April 13. Beatus Ludovicus a Berman, Fribur-
gensis Helv. pbys.
277 — — 2S. Joannes Jacobus Bauman Friburgen-
sis Helv. pbys.
278 - — 29. Petrus Dechtermann Friburgensis Helv.
log. Studiosus.
279 — Octob. 16. Franciscus a Reinold \ fratres, Fri-
280 — — — Joannes a Reinold J bürg. Helvet.
281 — — -- Ludovicus a Reinold J rudinient.stud.
Nr. i270) Chorherr von St. Nikluiis in Frcihurg KJCO— l(>ti9. vgl.
Dellion MO.
27:2) Tühie de Tanly <le Montravol, eeuyer. Herr von Rueyres.
Vogt von ChAtel, Ratsherr und Gouverneur von StilOis, geh. 17. Sept.
Jt>41, vgl. Arclüvcs heraldi<|ues suisses 1906 S. 122.
- 152 —
Jahr
282 1655 Oct. 25. Georgius Antonius Wüdt, Friburg.
Helvet. pliys. et instit. jur. stud.
2S3 1656 — 24. Franciscus Prosper de Gady, Frib.
Helvetius log.
284 — — — Simon Zazze, Frib. Helvetus logicus.
285 1656 Oct. 30. Jo. Jacobus Haimon, Friburg. Helvetus,
theol. stud. matr. fac. theol. 21. Nov.
1656 (Haymo).
286
1613
287
288
1626
289
290
1638
291
292
293
1642
n. In Orleans (1478—1686).
(Vgl. Anzeiger für Schweiz. Gesch. II 244, 267 von Alph. Rivier).
Johannes Jacobus Bucher, Friburgensis Hel-
vetius.
Ludovicus Erhardus nobilis — —
Johannes Reynoldus — —
Antonius Reynoldus — —
40 Nicolaus a Perroman —
— Jean Nicolas Reyff — —
Johannes Rodolphus a Pascuis — —
Jodocus Petrus de Monte Friburgensis Hel-
vetius, Lausan. dioc. Juris canonici doctor.
294 — Franciscus Carolus a Perroman Friburgen-
sis Helvetius.
295 1648 Franciscus Josephus Reyff, Friburgensis.
296 1673 Franciscus Augustinus a Diesbach, Fribur-
gensis Helvetius.
297 1(576 Johannes Josephus a Forel, Friburgensis
Helvetius.
298 1677 Franciscus Josephus de Gottrauw Fribur-
gensis Helvetius.
299 1679 Antonius d'Alt, Friburgensis Helvetius.
Nr. 299) Aposlol. F<»t(>ii(»tur. C^horhorr 1(>84 und Dekan des Kapitels
von St. Nikiaus in Freilmrg lf)9(), Pn)p.st daselbst 1707, f t736. vgl.
Delliou ai2.
- 153 -
Jahr
300 1679 Henricus Ignatius de Maillardor, Fribur-
gensis Holvetius, Procuralor 1(>80.
301 — Franciscus Romanus a Diesbach, Fribur-
goiisis.
302 l(>7y Johannes Jacobus Buman, Friburgonsis Hel-
vetius.
303 -- Petrus Aug. a Maillardor, Friburgensis, Pro-
curutor 1(582.
Jean Joseph de Montenach iV Orsoniieiis.
Friburgensis Helvetius.
Josephus Prothasius Fegeli, Friburgensis.
Franciscus Gualterus Gady, Friburgensis
Hf*lvetius.
Tobias Kuenli Friburgensis.
Josephus Techtermann
309 — Johannes Henricus Wildt
304
1G80
SOT}
30()
1Ü.S1
307
1<)82
308
^_^
IIL Freiburger
Licenciaten der Medizin von Montpellier.
(Piibliz. von Ch. L«» Fort im Anzeig. f. Sirhwciz. Gesrh. N. F. X. 171).
Juhr
310 1049 Jacques Gendre de Gruyere Suisse.
31 1 1741 Jean Bouquet de Fribourg
312 1744 Claude Fran^ois Gachet de Gruyere Suisse.
313 1753 Fran^ois Joseph Paris de Fribourg
314 1760 Theodule Dupasquier Canton Fribourg —
315 1778 Blaise Adalric Thorin de Fribourg —
310 1779 Andre Ducrest de Fribourg.
IV. Freiburger Studenten in Tübingen.
(Vgl. Heinrich Herniclink. Die Mutriiceln der l'niversitftt Tübingen
I. Bd. Die Matrikeln von Ii77-1G<HK Stiiltgarl 11MM>.|
Juhr
317 1497 Mai :29. Johannes Luduvici de Engelsperg,
b. a. 2. Octobris 1498 (inalricula Facul-
latis artiuni : <le Kngolsperg ex Friburg).
- 154 -
Jahr
318 1513 Nov. 26. Wilhelmus Dachs de Superioii Fri-
burgo.
319 1590 Nov. 5. Johannes Rosatus, Grandissonensis sub
ditione Bernensiuni et Friburgensium.
V. Freiburger Studenten in Wien.
(GQtige Mitteilung von Ferd. Rüegg, cand. hist., nach der hdschl.
Wiener Matrikel).
Jalir
320 1404 Sem. I Chuonradus Rarochingen de Friburga
(?) 2 g.
321 1421 Sem. II Johannes Gruerie de Friburgo Ocht-
(October) landie, nalionis Austrie, (pauper). (Der
Rektomtsweclisel fand am 13. Oktober
statt.)
322 1427 Sem. 11 Jacobus Cudrifin de Freyburgo in
Nüchtland, dedit 4 gr. (fol. 19).
323 1430 Sem. I Petrus de Mossitz de Friburgo 4 gr.
(fol. 43).
324 - — "Wilhelmus Bugniet de Friburgo 4 gr.
(fol. 43).
325 — - Henricus de Prato Romano 4 g.
320 — — Petrus — — frater ejus
de Friburgo 4 g.
327 1452 — Paulus Comitis de Friburgo 4 g.
Nr. *^i21) Freihurger Notar uiul Chronlsi {r. iW4 — G7)).\§\. A. Biichi.
i>14 fV.
3:2:2) Sla(ll.srhreil)er u. Chronist in Freihurg, f 14(>4, vgl. .1. Bfichi,
225 ir.
82H) Peler Mossu, einer 4ler reichsten Freihurger Bürger, wohnte im
Burgviertel, vgl. Ferd, Buomherfjer, Bevölkerungs« u. Vermögensstatistik
hl der Stadt und Landschaft Freihurg um die Milte des 15. Jahrh. Frei-
hurger GeschirhJshl. VI VII und Sonderahzug, Bern 1900, S. 210.
324) Doinp Willermo de Bugniet, ein Geistlicher, wahrscheinlich
Kaplan in Freihurg, vgl. Buomberger a. a. 0. 210.
155 -
VI. In Heidelberg.
(Vgl. Töpkt». Wie Matrikel der Universilüt Heidelberg i:te«J-184<>
5 H. 18H4-1904 Heidelberg).
Jahr
;128 1401 Sept. i20. Christianus de Ghambach dt.
312!) 1449 (Juni 23. bis Aug.) Jacobus Lumbard de Friburg.
330 1741 .Inni 7. Petrus Reinoldt, Friburgeiisis Helvetus.
jur. utr. cand.
331 - — - Joan Ant. de Ramy, Fribnrgeiisis, jur.
utr. cand.
332 1754 Marl. 10. Praenobilis dorn. Josephus Michael de
Reinold, Friburg(?nsis Grison. (Lausan.?)
jur. cand.
333 — Nov. 10. Ignatius de Raynnold, Frybourgo-Hel-
vilicus, juris cand.
334 1704 Dec. 13. Dom. Nicolaus de Montenach, patritius
Friburgensis Helvelus, jur. utr. cand.
335 — — Dom. Tobias Pancratius Bauman dr
Strus, patritius Friburgensis Helvelus.
jur. utr. c^nd.
33() 1705 Dec. 14. Praenobilis ac generosus dorn. Joannes
Nicolaus de Montenach de Cotlens,
Friburgo-Helvetus patrilius, suam ma-
Iriculam renovavit. (Mit Wappen).
337 1700 D<»c. 5. Ferillustris ac generosus dorn. Philippus
Ludovicus l. baro de Praroman de
Montel, patritius Fribuigensis. jurium
sind.
338 1770 Juni tJ. Balthasar Müller, Melveto-Friburgensis,
patrilius, jur. utr. cand.
33!) ISOO Mai 3. Carl Engelhard aus Murlen i.<l. Schweiz.
studierte bisher die Recble untl Kameral-
wissenscbaft in Freyburg» V'ater Doctor
Fngelhard in Murlen.
- 156 -
Zum Magister art. promoviert (Album promotorum in
fac. pliil. ex parte catholicorum) :
.'J4() 1 750 promotore rev. patre Christophoro Beringer soc,
Jesu : Franciscus Blanck Fribi#g. sem. Card.
couv. (Friburgi Ue.?)
341 1739 Nicol. von der Weyd, Friburg. Helvetius, au-
ditor juris canonici (sedulus).
Alphabetisches Verzeichnis.
Adam Jolianu 251.
Afry Peter von 80.
— Franz von 1H7.
Alex Franz 58.
- Karl 78.
Alt Anton 298.
- Peter 182.
Arnold Jolianii 04.
Hacchodus Claudius 102.
Barberus (Barhey V) Blasiu.s 100.
Barotus Niklaus 155.
Basset (Bassetus) Ludwig 11.
Berald (Beraldus. Boulard?) Vo\vr 12.
Herger Johann 106.
Berner Ulrich 40.
Beroud Simon 119.
Bidermaini Franz 224.
Blane (Blanrk) Franz 340.
Boecard Laurenz 79.
Bouchier s. Lanius.
Bourgknecht (l^urkneehl) Blasius 149.
Heinrich UM.
— .Johann Kaspar 130.
— Kaspar Gl.
Bourquenoud (de Charmey?) Peier 12().
Brandenburger .lakoh 23.
— (Bryndenhurgcr) ririch 44.
— .Jakoh Christoph 2G9.
Brun Pierre s. Bruno
^
Bruno (Brun?) Peter 42.
Brunyel (Bunyet?) s. Bugnel.
Bucher Joh. Jak. 171. 285.
Bucquet (Bouquet) Johann 80
- Jean 310.
Bugnet (Brunyel) Franz 82.
~ (Bouignie) Ulrich 15(>.
- Wilhelm 324.
Bugnon Peter 225.
Bullet (Bnletus) Lorenz 257.
Bunuin Franz 162.
Franz Jakoh 255.
(Bawmaii) .hikob 159.
- Jc»h. Jakoh 227, 27r>.
- M. Christoph i:50.
Cardinaux (C^rdinalis) Peter
Castella (Castellanus) Franz
- Jacoh 107.
Johann 207.
- Kari lil.
Theodat. 245.
Cemetus Jakoh 211.
Charetus (Chervet?) Jakoh
Chervet s. (Charetus.
Chuex Claudius 129.
Coblenser Albert 2.
Comte (Comitis) Paul 327.
Corbin Christinus 125.
Cordev s. Cordinus.
301.
76.
69,
142.
99.
- 157 —
(.lordiiuis (Cordey?) Claudius lUIi.
Corpataux Anton 121.
— Jukob 122.
— Karl 140.
(.osanilcy (Consunderus) Andreas 201).
Crossitua (Croty?) Franz 235.
C4ruz Jean s. Cuensis.
Cu<lre (Cudrehis) Anton 154.
Cudrofin Jaques 321.
Cudretus s. Cudre.
Cuensis (Cruz?) Jobs. 4.
Curdinus (Curdy de Bulle?) Peter 114.
Curti Ignaz 268.
- Barthol. 270.
Dachs Wilhelm 317.
Danetus (Than?) Peter ICvi.
Davemey s. Tavemey.
Deplait Jean s. De[>le.
Deple (Deplait?) Johann 35.
Dieinant (Dunant?) Jakob 117.
Diesbach Franz Augustin v. 2t)5.
Franz Roman v. 300.
Georg von 124.
— Karl von 267.
— Leonorius v. 147.
— Nikiaus von 77.
Domus Johann s. Tbomy.
Ducrest Andre 315.
Dumont Jakob 232.
- Jost Peter 292.
Dupasqiiier s. Vondcrweid.
Eekenthaler Johann 75.
Eirgentz (?) Heinrich von 259.
Engelhard Karl 339.
Englisperg (Engelsi)erg) Job. Ludwij,' v.
316.
— Theodor von 104.
Erhard Ludwig 286.
Erlacb Johann v. 188.
Rstavaycr Joseph de 132.
Favre (Faber) Franz 181.
Feldner Job. 169.
Fiwaz Heinrich 200.
- Nikolaus 201.
Fladenstein Wilhelm 165.
\
Forel ». Grisel de Forel.
Fomerod Dionys 37.
Freiburger Jost 71.
Freitag Peter 45.
Frossard Jakob 103.
Fruyo Nikiaus 91 .
Gachet Claude p'ran<;ois 311.
(lady (Gatten) Franz Prosper 282.
— Franz Walther 305.
~ Niki. 31.
Ganibach Christian v. 328.
Garin Jakob 101.
Garmiswyl (Garmarswyl) (ieorg 7.
Gatten s. Gadv.
Gandhis s. Joye.
Gendre Jacques 309.
Genter F'ridolin 230.
Gerber Johann 73.
Getz (Goetz) Job. Ludwig 57
Gex Johann 138.
(iiller (Gillerdus) Jakob 220.
Gottrau (Gotlraw) Franz Jos. v. 297.
Franz Peter (Gutterot) 254.
Johann Emanuel 184.
— Nikiaus 95.
Nikiaus Christoph 256.
Tobias 143.
Granges (Grangy) Fran^ois des 110.
Grangier Ludwig 252.
Greierz Graf Franz von 21.
(Jriset (Grissetus) de Forel (Forri).
— Johann Jos. 296.
NikUius 2(M.
— iVter 88.
(irivet Jakob 128.
Gruyerc Jeiui 320.
(iuay Rudolph 177.
Gurnel (Gornel) Simon 70.
Gutterot, s. Gottrau.
Haberkorn Jakob 83.
Haimo Job. Jakob 28i.
Hillaire (Hillario) Peter 231.
Hug Burkhard 94.
Hugetus (Huguet) Michael 59.
Huober Peter 189.
158 -
Hyii Franz 150.
Jaudet s. Zaudct.
Joye (Gandhis) Peter 49.
Juat (Zua) Johann 219.
- Petor 240.
Kämerling Anton 222.
Kanel Ludwig 137.
Kolb Heinrich 234.
König (Rex) Jakob 243.
KrumincnstoU (Khnimenstal) Anton 10.
— Franz 69.
— Johs. 9.
— Joh. Theodor. 19.
Peter 206.
— Wilhehn 28.
Kiicnlin Tobias 306.
Kuentzi (Quensis) Peter 54, 212.
Lambert Heinrich 86.
Langbans Christian 152.
Lanius (Bouchier, Metzger) Franz 127.
Lari (La vi) Caspar 161.
Ligerz Joh. Heinrich von 258.
Nikhnis von 170.
Loewensteiii Rudolph 2.">.
Lombard Jukob 32.5.
Lntry (Luslriaciis) Franz 8.
Maier Joh. Franz 208.
- V. .hikob 216.
- Nikolaus 112.
Peier 6.
- Wilhehn 223.
Maillard jMalgenhis, Mallial) Auion 33.
123.
— Ludwig 34.
Maillardoz (Maillardor) Heinrich Ignaz.
V. 299.
Niklaus 190.
Peter August v. 302.
Major Petor 17.
Maister Jakfd) 174.
Malgerdus Anl. \ ._ ... ,
^ T , . y >. Maillard.
— Ludwig )
Martini Johann 18.
Mä.ss*(Mes) Wilhelm 60.
MatlhT. l'i-. Niklaus O. Fr. 41.
i
(
Messelo (MesscHus) Georg 9!^.
Metzger s. Lanius.
Molin Pierre du 116.
Moli tor s. Mo Her.
Montenach (Montana) Abruhani von 228.
— Anton von 74.
— Daniel von 29, 193. 262.
— Georg Peter v. 229.
— Joh. Anton v. 265.
— Joh. Daniel v. 172.
— Joh. Jos. (v. OrsonneiLs) 303.
— Kaspar von 194.
— Niklaus v. 334.
— Peter von 96.
Montveillard (Monviliar) Claudius 247.
Morat Christopli 178.
— Peter 199.
Mose ha Georg 13.
Mossu (Mossitz) Peter 322.
Motathi (Mottaz?) Benedikt 39.
— Johann 38.
Mull Niklaus 198.
Mnlobach (Milebach) Jakob 48.
— Jost 85.
— Sebastian 87.
Mnller (Molitor) Baltlutsar 335.
- Joh. Jakob 157.
Murcr Johann 262.
Mürsing Ant. 1.
Musy (Musius) Johann 176.
Ody (Odelinus) Claudius 113.
Oriset Peler 111.
Paris I-'ranyois Jos. 312.
Pasqiianus (a Pascuis, du Piisi|nier) s.
Vonderweid.
Paiir Johann 36.
Pavillard (Pafifdar, Bawiler) Christopli 5.
— Ludwig 53.
Perrel Peler 105.
Perroman (Praroman) Beat Ludwig v.
195, 275.
— Iranz Karl v. 293.
— Heinrich v. 325.
— Johann Ulrich v. 180.
— Niklaus v. 187, 289.
159 -
IVrroniaii (Praroniaii) Feter v. 16.
— (de Montet) Philij)p Ludwig
337.
— Wilhelm V. 15.
IMrradus (l'Orro?) Nikiaus 24.
Progiu Kranz 135.
— Jakob 139.
— Peter 151.
— Rudolph 56.
— Simeon 133.
Pftrro s. Pirradus.
Python (Pnlung, Pilther. Bittung) Heal
Jakob 238.
— Heinrich 241.
— Johann 93.
— Joh. Ulrich 226.
— F'ankraz 98.
Quensis s. Kuentzi.
Raeiny (Ranii) Blasius 237.
— Joh. Ant. de 331.
Rarochingen Konrad 32().
Ratze (Ratz) Jakob 109.
— Kaspar 81.
— Peter 108.
— Simon s. Zazze.
— IJlricli 97.
Rennsanus (Renysan?) Ant. 115.
ReylF (Reuffj Franz Jos. 2*J1.
— Jean Ni<'olas 290.
— Joh. Ludwig KM).
— Martin 145.
— Nicola HS 146.
— Peter 158.
Reynold (Rcinaldt. Reinoldus) Anicui
288.
— Barihol. 120.
— Franz von 278.
— Igiiaz V. 33:3.
— Johann von 279.
Jos. Michael V. :W2.
— Ludwig von 280.
— Peter 63. 248.
Rhumi Joh. 164.
Rieder Peter s. Ryt<'r,
Rolet Philipp 134.
)
Rosat Jean 319.
Rossier (Rostier) Peter 2(»0.
Rudella (Ridellaj Franz 30.
Ruginet Christoph 51.
— Veitla 50.
Rugler Moritz 210.
Ruoss Joh. Christoph. 205.
Ryter (Rieder?) IVter 43.
Still F. Johann 214.
Schncwly (Schneblin, Schneulin) Jakob
55.
— Pankraz 84.
- Peter 49.
Sessinger Niklaiis 65.
Studer Joh. Ulrich 20.
- Joh. .lakob 213.
Stutz Hugo 197.
— Jakob 23;i
Tardy Tobias 271.
Taverney (Daverney) Wilhelm 46.
Techtenuann (Tochterman) Joh. Jakob
ly«>.
- Josejdi 307.
Nikiaus s. Terremau.
Peter 15:^. 277.
- Rudolph 2t Jl.
- Wilhelm 6().
Terreman (Tijchlermann ?) Nikiaus 22
Than s. Danetus.
Thausis (Tossis?) Humbert 2ti.
Tlioniy (l)oiuus) Jean 52.
Thr»rin Blaise xVihilric 314.
Tregor (Treyer) Konrad 3,
Ulrich F. Johann 215.
Villars (a Vilhirio) Johann 144.
— Ludwig du 67.
Vissaula (\Vissohuh) Walther a 90.
Jos. Prolhas 304.
Vr.gelin Ant(»n 218.
- Daniel 21«.
1 ranz 14.
I-'ranz Anton 274.
Franz Peter 273.
Jakob 202.
1 — Johaini 185.
i -
UV)
Vogf'Iiii Joli. <>corg 14h.
- l'cltr 317.
Voiifl4*rwei<I (I)upasc|uior) Anton
— <Ilati<linH 179.
— Franz Anion ^^i,
Johann Ci.
Joh. KiKlulf 391.
Niklans IUI.
IVliT 191.
— 'niiVwinii* JJi.'i.
WcTÜn Jo-^l Karl 331.
- Kas|Mir ;i3, 193.
Wi-rro SflniNtian 73.
Willi Franz 30(>.
— Franz Joseph 3ß4.
WiM <itH)rg Anton 381.
118.
Wild Joliaiin H«:.riti. IKi. '21-2.
— Johann MirLo»! iJ44.
— Johann L'lh h 349.
— Jo^l 343.
— Xiklau- 1>;. 34<i.
— Foter 3r>i.
Wissolach :?. Vi->--ila7.
Zaudot (Jaudet? Ht-inrich l^*«i.
Zazzo. Ratze? Simon 3>Cl.
Zicglcr Joh. JaL^li 3(»4.
— Ka«|tar 389.
— Mirharl lO».
Zinimemiann Joh. Ulrich lijir*.
— Nikluus 37.
Ziia .s. Jiiat.
Zurthann<?n Pr-ttr I3<i.
>♦<■»-»
Propst Simon Schibenhart
Simon Schibenhart, 1545 zum Stadtprediger von Freiburg
und 1552. 24. November zum Propst von St. Nikiaus daselbst,
resignierte aber bereits am 28. August 1554 und begab sich
in seine Heimat nach Augsburg, um dort die Predigerstelle
an der Kathedrale zu tibernehmen. Er verewigte sein An-
denken auch durch eine nach ihm benannte Stiftung *). Er
stand im Rufe großer Gelehrsamkeit und Frömmigkeit und
war auch dort mit P. Canisius -) enger in Berührung ge-
kommen.
Ueber seine Herkunft waren wir bisher schlecht unter-
richtet. Nach Dellipn stammt er aus Freiburg i. Br. Das er-
weist sich nun als irrig, indem die Matrikel von Freiburg im
Breisgau *) uns hierüber neue und sehr gute Aufschlüsse gibt.
Dort ist unterm Jahre 1534 unter dem Rektorate von Martin
Kygelin art. et theol. mag. als 23. eingetragen: „Simon
Schibenhart, Auguslanus, Laicus. undecima Januarii". Schiben-
hart stanmit somit aus Augsburg und bezog am 11. Januar
1534 die Universilüt Freiburg im Breisgau, wo im Jahre vor-
her zwei Freiburger und im selben Jahre vier Freiburger im-
matrikuliert wurden als Laie. Im Jahre 1535 erhielt er dort
den (jrad eines bac. art. (in angaria Crucis) 1537 (in angaria *)
Nativitalis Domini) den eines mag. art. In den Jahren 1541/42
und 1544 45 bekleidete er die Würde eines Dekans der Ar-
tistenfakultät. Dann erwarb er sich auch die theologischen
Grade als bacalarius biblicus am 26. Mai 1542 und als ba-
calarius sententiarius am 27. Oktober 1543. Am 13. Juni
') Vgl. ApolL Delliov. Diciionnairc des paroisscs VI, 325 und Die
deutsche Seelsorge iu der Stadt Freiburg, Freiburg 1893, S. 11, li2 u. 87.
-) Vgl. Braunsben/er, Epistulae IV. 806, 807.
-') Herausgeg. von Hermann Mayer. I. Band Freiburg i. ür. 1907.
S. 288 und Anm. ib.
^) Frobnfasten.
Jt
— 162 —
1554, nachdem er längst das Amt eines Stadt predigers von
Freiburg bekleidet und bereits Propst des dortigen KoUegiat-
Stiftes geworden, hielt er es nicht unter seiner Würde, sich
noch um die höchsten theologischen Grade zu bewerben. Am
13. Juni .1554, kurz vor seiner Resignation und vielleicht im
Hinblick auf dieselbe, wurde er noch zum lic. und Doctor
theol. promoviert und figuriert in den Listen unter dem Ein-
trag „Simon Schibenhart, ex Augusta, concionator Friburgi
Uechtlandia?". Wir begreifen nun, da£ sich der Rat große
Mühe gab, diesen gelehrten Mann, der auch literarisch tätig
war, nach Freiburg zu ziehen, wo er einer der Vorkämpfer
der katholischen Gegenreform geworden ist.
A. Büchi.
Kleine Mitteilungen.*)
Burgundergräber. Auf einem Hügel, westlich von Sl.
Ursen, entdeckte man seit Frühjahr 1906, anläßlich der Aus-
beutung einer grolWn rundlichen Kiesgrube von 40 ni Durch-
messer und 6 m Höhe, auf der ganzen Oberfläche über 150 Grä-
ber meist ziemlich genau gegen Osten, die Köpfe gegen Sonnen-
aufgang gerichtet. Die Gebeine liegen in einfachen Gruben
von 25—90 cm Tiefe im Sande, die Arme teils am Skelett
anliegend, teils auf der Brust liegend, der Körper auf dem
Haupt oder an den Füßen von Steinen beschwert. Von Särgen
finden sich nur ausnahmsweise noch Spuren ; die meisten
Leichname scheinen in die bloße Erde gelegt worden zu sein.
Von Gegenständen wurden nur ein bronzenes Armband am
rechten Arm eines Skeletts gefunden, ferner eine eiserne Gürtel-
schnalle und endlich an einem andern Knochengerüst ein
kleiner Bronzering mit St. xVndreaskreuz. Die vorgefundenen
(legenstände lassen die Gräber dem 6. Jahrhundert angehörig
erscheinen.
Gazette de Lnusanne. 20. Dezeinher 1906.
*) Kin>oiuliing v(»ii Zeitungsausschnitten ans Lokalblättern mit
solclion Notizen nimmt der Verfasser dieser Rubrik stets dankbar ent-
gegen.
- 163 -
üeberreste von Alt-Frelburg. Bei Errichtung einer
Wartehalle, verbunden mit unterirdischem öffentlichem Abort,
stieß man auf dem Arkadenplatz auf alte Mauerftberreste, die
vom ehemaligen Spital und Zeughaus herrühren dürften.
Ersteres stand vom 12. bis 17. Jahrhundert an Stelle der
heutigen Arkaden. Daran schloß sich gegen den Pont-Mure
die Tuchhalle, auch für den Verkauf von Leder und Brot,
später zu einem Zeughaus umgewandelt, von den französischen
Soldaten im Jahre 1798 geplündert und bald darnach nieder-
gerissen. Der Platz wurde seither in eine öflFentliclie Anlage
umgewandet und mit Ulmen bepflanzt.
LiberU vorn 18, Oktober 1907.
Historische Spuren im Murtenbiet. Am Murtensee
zählt man 17 Pfahlbaustationen, Noch bezeichnen ausge-
dehnte Gruppen von Pfählen, die bei tiefem Wasserstand über
die Oberfläche emporragen, die genauen SteUen der Ansiede-
lungen, so in Greng, ferner zwischen Vallamand und Motier,
sowie östlich vom Ausgang der Broye. Als älteste dieser An-
lagen betrachtet man die sogenannten Steinberge, wie es deren
gibt zwischen Merlach und der Denksäule und bei Guevaux.
Auch am sogenaimten Güni, einem in der Fläche des großen
Mooses westlich von Kerzers gelegenen, etwas erhöhtem Felde,
waren Pfablbaugegenstände zutage gefördert, was auf dortige
Niederlassungen schließen läßt. Die Pfahlbaufunde aus hiesiger
Gegend sind an die Museen von Murten, Freiburg und Bern
gelangt.
Spuren von Hünengräbern fmden sich noch im Murlen-
wald ob Altavilla und in noch größerer Zahl und schön ge-
ordnet auf der Höhe zwischen Cordast und Brigels, ferner
ein Begräbnisfeld aus ungefähr derselben Zeit zwischen
Büchsein und Gempenach mit ähnlichen Funden wie in den
Hünengräbern.
An die römische Besiedelting erinnern zahlreiche Orts-
namen. Ferner finden wir auch Spuren der alten Römerstraße
im großen Moos längs der Eisenbahnlinie zw^ischen Montilier
und Galmiz. Hieher gehört auch der alte ..Heidenweg** durch
die sogenannten „Hormatten" und die noch wohl erhaltene
- 164 -
Stra&e, die vom Rande des Mooses bei Kallnach in der Rich-
tung nach Sololhurn durch die Ebene zieht. Die große Heer-
straße von Aventicum.nach Petinesca bei Biel soll über den
Wislenlacherberg geführt haben über Lugnorre-Joressant und
von hier übers Moos direkt nach Ins. An die Broye oberhalb
La Sauge sind noch Ueberreste davon zu sehen. Römische
Spuren wurden ferner entdeckt auf dem Felde zwischen Galmiz
und der Berner Straße in Gestalt von Ziegel- und Mauerres-
ten als Unterlage der Ackerkrunune. Münzfimde deuten darauf
hin, daß auch die beiden Längsufer des Sees von den Römern
besetzt waren. Solche Münzfunde wurden gemacht beim Bahn-
bau zwischen Murten und Merlach.
Aus der Zeit der neuburgundischen Herrschaft dürfte der
Sarazennenturm auf halber Höhe des Wistenlach oberhalb
Praz vermutlich hei*stammen. An Burgruinen weist der Bezirk
nur jene von Gurwolf im Walde oberhalb des Dorfes auf:
an den Grenzen des Murtenbietes stehen die Ruinen von
Montagny an der Arbogne und Oltigen an der Aare; i\uch
der alte Turm von Vivei-s gehört hieher. Nur die Sage be-
richtet uns tles weitern von festen Punkten, die seither spurlos
\rrschwunden sind. So hinrichtet der Volksmund, daß auf dem
Kebl>erg von Ried ein Schloß gestanden halien soll. Zur Zeil
der Reformntion scheint manches kirchliche Baudenkmal ab-
m'l ragen worden zu sein, von deni sich heute nur noch der
Namen erhalten hat. Darauf hin weisen die manchmal vor-
kommenden Orlsbezeichnungen. die von „Kapelle^ abgeleitet
>ind, ein „Kä|)|)eli'' bei Ri*M! und der westhchen Teile von
<rahniz ist bekaimt unter dem Namen ^auf der Zappelen".
wo ebenfalls eine Kapelle stand.
( Murfctibider 190ü, Nr. 71 vom o. Sept.)
Münzfunci« In P^t^iburg wurden laut Gzpst. in einem (ie-
>chüfte beim Spalten des Holzes in einem alten StQck Holz
Goldstücke im Werte von über 1000 Franken eingebohrt ge-
finulen. die meisten tragen als Prägungsjahr die Zahl 181:2,
{Mnrtenhider, 10. Oktober 1906.)
iHniH
3 biQS om 722 ''sa
DATEDUE
=
STANFORD UNIVERSITY UBRARIE
STANFORD, CAUFORNIA 94305
; . *
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