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Full text of "Gartenflora"

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ARTENFLORA 


ZEITSCHRIFT 


für 


Garten-  und  Blum enk  und  e. 

(I)ci;ründft  von  Eduard  Regel.) 

47.  Jahrgang. 

Organ  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussisclien  Staaten. 


Herausgegehen  von 

Dr.  L.  Wittmack, 


LIBRARY 
NEW  YORK 
BOTANICAL 

GARDBN. 


(ielicinicr  Rci;icruiigM-,il,  l'roressor  an   der  Uiiivcrsilüt  und  an  der  K'önii;!.  laridw  iitsclialti.   Hoclischiile 
in  iJciiiP,  Gencral-Sekretar  dos  \'ercins. 


31  il   li>  Tiirclu  und  1:J.>  Tcxtabbil(luiis?oii. 


Berlin  1898. 

Selbstverlag  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussiscli,  Staaten,  N.,  Invalidenstr.  42. 

Im  Kommission  bei  Paul  Parey,   Verlagsliandlung:  für  Landwirtschaft,  tiartenbau  und  Forstwesen 

S\V.,  Hedemannstrasse  lo. 


Gartenflora  1898. 


Taf.  1446. 


IPOMOEA  PERRINGII  DAMMER. 


LIBRARY 

NEW  YOfiK 

Ipomoea  Perringiana  Dammer  nov.  spec.    b<>tanical 

^  GARD&N. 

iHierzu  Tatel    144O.J 

i4s-aule  volubili  alte  scandcnte  sparsim  stellato-piloso;  foliis  discoloribus 
CSXj  petiolatis  late  ovatis,  3 — 5-lobis,  basi  cuneatis,  utrinque  stellato-pilosis, 
lobis  apice  obtusis,  minute  mucronulatis;  inflorescentia  pedunculata  cymosa 
pauciflora ,  pedunculo  stellato-piloso;  bracteis  linearibus  stellato-pilosis, 
debilibus,  pedicellis  apice  incrassatis  demum  glaberrimis  nitidis;  sepalis 
paullo  inaequalibus,  interioribus  paullo  majoribus,  omnibus  obovatis,  obtusis, 
exterioribus  sparsim  stellato-pilosis;  corolla  roseo-violacea,  hypocrateriformi 
5-loba,  lobis  rotundis  leviter  crenulato-dentatis,  tubo  cylindraceo,  basi  contracto, 
intus  rubro;  staminibus  inaequilongis,  uuo  longissimo,  tribus  plus  dimidio 
brevioribus,  uno  bis  dimidio  longiore,  filamentis  albis  tubo  corollae  1  cm 
supra  basin  hie  incrassato  insertis,  basi  pilosis  ceterum  glabris,  antheris 
extrorsis  albidis  sagittatis;  disco  brevi  annulato  leviter  5-dentato;  ovario 
conico,  stylo  filiformi  inserto,  stigmatibus  duobus  globosis  confluentibus. 
Der  hochwindende  Stengel  ist  2  mm  dick  und  trägt  in  Entternungen  von 
10  —  12  cm  gestielte,  breit  eiförmige,  3 — 5-lappige  Blätter,  welche  an  der  Basis 
keilförmig  sind  und  stumpfe,  mit  einer  kleinen,  aufgesetzten  Spitze  versehene 
Lappen  haben.  Der  Blattstiel  ist  etwa  6  cm,  die  Blattfläche  11  — 13  cm  lang, 
13,5 — 17  cm  breit.  Die  15  cm  lang  gestielten  cymösen  Blütenstände  sind  arm- 
blütig;  die  linealen,  hinfälligen  Brakteen  sind  3  mm  lang,  0,5 — 1  mm  breit,  die 
einzelnen  Blütenstiele  nur  1,2 — 1,6  cm  lang,  an  der  Spitze  verdickt,  schliesslich 
glänzend.  Sowohl  die  Stengel  als  auch  die  Blätter  und  der  Stiel  der  Gesamt- 
inflorescenz  sind  mit  Sternhaaren  besetzt.  Von  den  verkehrt-eiförmigen, 
stumpfen  Kelchblättern  sind  die  äusseren,  nur  7.5  mm  langen,  allein  etwas 
sternhaarig,  die  inneren,  9 — 10  mm  langen,  5  mm  breiten  dagegen  kahl.  Die 
Violettrosa  8  cm  lange  Blumenkrone  ist  präsentiertellerförmig,  ihre  an  der 
Basis  zusammengezogene  innen  rote  Röhre  5  cm  lang  und  1,2  cm  im  Durch- 
messer; der  5-lappige  Saum  hat  5,5  cm  Durchmesser,  die  Lappen  sind 
rundlich,  leicht  kerbig-gezähnt.  Die  5  ungleichlangen  Staubblätter  sind  der 
Blumenkronenröhre  1  cm  über  der  Basis,  die  hier  verdickt  ist,  eingefügt.  Von 
den  weissen,  an  der  Basis  behaarten  Staubfäden  ist  einer  25  mm,  einer  14  mm 
lang;  die  drei  übrigen  sind  nur  9 — 10  mm  lang.  Die  weissen,  pfeilförmigen 
5  mm  langen  Antheren  sind  auswärts  gewendet.  Der  ringförmige,  mit  5  kurzen 
^hnchen  versehene  Diskus  ist  nur  0,5  mm  hoch;  das  2  mm  lange  Ovar  ist 
<5E?gelförmig,  der  25  mm  lange  fadenförmige  Griffel  ragt  nicht  aus  der  Blumen- 
^onenröhre  heraus  und  trägt  zwei  kugelige,  zusammenfliessende  Narben. 
^  Die  Pflanze  wurde  von  dem  leider  zu  früh  verstorbenen  Johannes 
Eraun  aus  Kamerun  in  den  Kgl.  Botanischen  Garten  zu  Berlin  eingeführt, 
■^Qb  sie  im  Viktoriahause  während  der  Monate  August  bis  Anfang  Oktober  1S97 


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Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


sehr  dankbar  blühte.  Die  Blüten  ähneln  etwas  denjenigen  der  I.  camerunensis 
Taubert,  sind  aber  grösser  und  schlanker.  Ausserdem  ist  die  Art  durch  die 
abweichende  Blattform  und  vor  allem  durch  die  sternhaarige  Bekleidung"  gut 
unterschieden.  Ich  habe  sie  zu  Ehren  des  dritten  Vorsitzenden  unseres  Vereins, 
Herrn  Kgl.  Garteninspektor  W.  Perring,  benannt.  Die  Pflanze  verdient  ihrer 
schnellen  Entwickelung  und  ihrer  ausserordentlich  reichen  Blüten  wegen  in 
warmen  Gewächshäusern  angepflanzt  zu  werden.  Es  mag  bei  dieser  Gelegenheit 
darauf  hingewiesen  werden,  dass  unsere  Kolonieen  in  Afrika  eine  grosse  Anzahl 
sehr  schöner  Winden  enthalten,  welche  wert  sind,  in  unseren  Gärten  eingeführt 
zu  werden.  Ein  grosser  Teil  derselben  ist,  wie  die  vorliegende  Art,  aus- 
dauernd. Die  Blüten  variieren  sowohl  in  der  Form  wie  in  der  Grösse  und 
Farbe.  Besonders  schön  ist  das  Laub  vieler  Arten,  zum  Teil  unterseits  rein- 
weiss,  zum  Teil  auch  oberseits  mehr  oder  weniger  silber-  oder  goldigseiden- 
glänzend.  Die  schönste  mir  bisher  aus  Afrika  bekannt  gewordene  Art  mit 
sehr  grossen,  fast  glockigen  Blüten  und  silberigen,  atlasglänzenden  Blättern  ist 
die  von  mir  in  der  Pflanzenwelt  von  Deutsch-Ostafrika  S.  333  beschriebene 
Ipomoea  Althoffiana,  welche  der  für  die  Wissenschaft  leider  viel  zu  früh- 
verstorbene  Holst  in  Usambara  im  Kumbathale,  450  m  über  dem  Meere,  auf 
fruchtbarem  Boden  in  Grasfluren  fand.  U.  Dammer. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 

Vorträge  der  Herren  Geh.  Regierungsrat  Prof.    Dr.    E  n  g  1  e  r  ,    Direktor    des   Kgl.   botanischen 

Gartens  zu    Berlin,    Kgl.    Bauinspektor    K  o  e  r  n  e  r    und    Kgl.  Garteninspektor    W.    P  e  r  r  i  n  g 

im  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am   10.  Juni   iSqy.*) 

v5>_^  I.  Vortrag  des  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Engler. 

.^  nachdem  der  Absicht  der  hohen  Staatsregierung,  den  botanischen  Garten 
zu  verlegen,  durch  die  Beschlüsse  des  Landtages  Folge  gegeben,  bin  ich  in  der 
Lage,  dem  mehrfach  an  mich  gestellten  Ersuchen,  Mitteilungen  über  die  Art 
der  neuen  Anlage  zu  machen,  zu  entsprechen.  Die  Zeit  ist  nicht  ausreichend, 
um  auf  die  Details  einzugehen,  auch  sind  diese  noch  nicht  genau  festgestellt. 
Es  handelt  sich  daher  hier  nur  um  Mitteilung  der  allgemeinen  Grundzüge, 
damit  Sie  wissen,  von  welchen  Gedanken  wir  bei  den  Plänen  ausgegangen  sind. 

Das  Terrain  ist  ca.  40  ha  gross,  liegt  am  Abhänge  des  Fichtenberges  bei 
Steglitz,  ist  etwas  bewegt  und  vollständig  baumlos,  nach  der  Ansicht  Einiger 
daher  recht  ungeeignet,  nach  der  Ansicht  Anderer  um  so  besser  geeignet. 

Was  zunächst  die  Wahl  des  Terrains  anbetrifft,  so  wurde  dasselbe  schon  vor 
längerer  Zeit  in  Aussicht  genommen.  Ehe  ich  nach  Berlin  kam,  waren  schon 
die  Herren  Prof.  Dr.  Urban  und  Garteninspektor  Perring  beauftragt, 
nach  einem  geeigneten  Terrain  sich  umzusehen  und  es  war  nach  sorgfältiger 
Überlegung  die  Wahl  auf  dieses  Stück  Land  gefallen.  Nachdem  ich  einige 
Jahre  mit  der  Umgestaltung  einzelner  Teile  des  jetzigen  Gartens  mich  abgegeben, 
trat  die  Verlegungsfrage  auch  an  mich  heran.  Es  wurde  nochmals  Umschau 
gehalten  und  wir  kamen  wieder    auf    dies  Terrain    zurück.     Die  Vorzüge    des- 


*  Wir  haben  mit  der  Veröffentlichung  dieser  Vorträge  gewartet,  in  der  HofJnung,  dass 
ein  neuer  etwas  abgeänderter  Plan  erscheinen  würde.  Da  das  aber  noch  längere  Zeit 
dauern  wird,  geben  wir  (in  nächster  Nummer)   den  bisher  veröifentlichten.  D.  Red. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


selben  liegen  darin,  dass  i.  der  Boden  ein  frischer,  tiefgründiger  Lehmboden  ist, 
dass  2.  der  Grundwasserstand  auch  in  den  niederen  Teilen  kein  zu  hoher  ist,  dass 
3.  das  Terrain  freiliegt,  dass  4.  vom  Grunewald  her  frische  Luft  über  dasselbe 
weht  und  dass  5.  eine  Belästigung  durch  Fabrikanlagen  nicht  zu  befürchten  ist. 
Gerade  darauf  musste  man  einen  grossen  Wert  legen,  dass  man  einen  Platz  erhielt, 
der  von  fiskalischen  Grundstücken  umgeben  ist,  weil  dadurch  schädliche  Anlagen 
ferngehalten  werden  Was  endlich  den  Umstand  anbetrifft,  dass  jetzt  diesesTerrain 
vollständig  baumlos  ist,  so  habe  ich  oft  hören  müssen:  »Wie  lange  wird  es 
dauern,  bis  Alles  herangewachsen  ist?'<  Ja  gewiss,  aber  man  darf  nicht  ver- 
gessen, dass  man  bei  der  Anlage  eines  botanischen  Gartens  auf  einem  schon 
mit  Bäumen  bestandenen  Terrain  viele  Schwierigkeiten  zu  überwinden  hat* 
namentlich  kann  man  die  Gruppen,  welche  den  didaktischen  Zwecken  dienen, 
nicht  nach  freiem  Ermessen  gestalten. 

Was  nun  die  botanischen  Gärten  im  Allgemeinen  anbetrifft,  so  haben 
wir  bekanntlich  solche  verschiedener  Art.  Welcher  Garten  soll  als  Muster  dienen? 
Im  Publikum  ist  vielfach  die  Ansicht  verbreitet,  dass  wir  etwas  Ähnliches 
schaffen  werden  wie  in  Kew  bei  London.  Dieser  Vorstellung  dürfen  Sie  sich 
nicht  hingeben.  Der  Garten  in  Kew  umfasst  150  ha,  und  ist  auch  weit  reicher 
dotirt  als  der  unsrige  sein  wird,  selbst  wenn  der  Etat  sich  erheblich  steigern 
sollte;  dazu  ist  das  Klima  von  Kew  ein  ganz  anderes,  als  das  hiesige,  so  dass 
viele  Anpflanzungen,  die  sich  dort  im  Freien  finden,  hier  sich  auf  die  Dauer 
nicht  herstellen  lassen  würden.  Es  ist  ferner  vor  Allem  zu  berücksichtigen, 
dass  der  botanische  Garten  zu  Kew  einer  Kategorie  von  botanischen 
Gärten  angehört,  welcher  der  unsrige  nicht  ausschliesslich  zuzurechnen  ist. 
Kew  ist  ein  botanischer  Landesgarten,  und  ist  hervorgegangen  aus  einem 
königlichen  Garten.  Wir  haben  mehrere  solcher  Gärten,  welche  ur- 
sprünglich zu  Sammelgärten  bestimmt  waren  und  sich  teils  weiter  entwickelt 
haben,  teils  zurückgegangen  sind.  Solche  Sammelgärten  sind  Schönbrunn  und 
Herrenhausen.  Wenn  zufällig  an  solchen  Gärten  Direktoren  wirken,  welche  sich 
für  Botanik  interessieren,  so  schaffen  derartige  Gärten  auch  grossen  Nutzen 
für  die  Wissenschaft,  dann  dienen  sie  nicht  nur  den  rein  dekorativen 
Zwecken,  für  welche  sie  sonst  in  erster  Stelle  ausgenutzt  werden.  Solche 
grossen  Sammelgärten  können  nur  dann  sich  dauernd  zu  wirksamen 
Stätten  der  Wissenschaft  entwickeln,  wenn  sie  verbunden  sind  mit  einer  grossen 
Bibliothek  und  einem  Museum.  Das  ist  in  Petersburg  und  Kew  der  Fall  und 
deshalb  haben  diese  beiden  Gärten,  welche  ursprünglich  nicht  die  ihnen  gegen- 
wärtig zufallenden  Aufgaben  hatten,  sich  zu  Stätten  der  Wissenschaft  entwickelt, 
an  denen  Hervorragendes  geleistet  wird.  Bei  Kew  kommt  nun  noch  hinzu,  dass 
dieser  Garten  eine  grosse  Bedeutung  als  Kolonialgarten  hat.  Bei  der  grossen 
Ausdehnung  der  englischen  Kolonieen  und  bei  der  Verteilung  dieser  Kolonieen 
über  die  ganze  Erde  ist  es  natürlich,  dass  einerseits  dem  Garten  umfangreiches 
Material  zuströmt  und  andererseits  der  Garten  nach  allen  Richtungen  solches 
versenden  kann;  es  ist  somit  Kew  zu  einem  Landesgarten  für  Grossbritannien 
und  seine  zahlreichen  Kolonieen  geworden.  Der  Berliner  Garten  ist  auch  ein 
Sammelgarten,  soweit  es  die  jetzigen  beschränkten  Verhältnisse  gestatten;  zum 
Landesgarten  beginnt  er  sich  seit  einigen  Jahren  zu  entwickeln,  seitdem  auch  im 
Berliner  Garten  Nutzpflanzen  für  die  Kolonieen  herangezogen  und  nach  denselben 
versendet  werden. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


Die  anderen  botanischen  Gärten,  zu  denen  die  meisten  gehören,  sind 
die  botanischen  Universitätsgärten;  auch  der  Berliner  Garten  '  ist 
vorzugsweise  ein  solcher.  Diese  Gärten  haben  weniger  den  Zweck,  Material 
zu  sammeln,  als  den,  eine  Auswahl  unter  den  zu  kultivierenden  Pflanzen 
zu  treffen  und  dieselben  in  möglichst  lehrreicher  Weise  den  Studierenden 
und  dem  grösseren  Publikum  vorzuführen.  Bei  der  Einrichtung  der  botanischen 
Gärten  ist  früher  vielfach  gesündigt  worden;  einerseits  hat  man  bei  geringen 
Mitteln  sich  darauf  beschränken  müssen,  das  nötige  Unterrichtsmaterial  an- 
zusammeln, andererseits  hat  man  trotz  der  geringen  Mittel  zu  viel  gesammelt 
und  sehr  häufig  ein  Material  aufgehäuft,  welches  wissenschaftlich  nicht  zur 
Benutzung  kam.  Erst  allmählich  hat  man  gelernt,  eine  Auswahl  zu  treffen  und 
erst  allmählich  ist  man  auch  dazu  gekommen,  nicht  bloss  streng  pedantisch 
nach  dem  System  zu  ordnen,  sondern  Gruppen  zu  bilden  nach  der  Verwendung 
der  Pflanzen,  nach  den  Lebensbedingungen  und  nach  den  geographischen  Ge- 
bieten. Es  ist  das  Verdienst  von  Göppert  und  von  Kern  er  von  Marilaun, 
darin  bahnbrechend  gewirkt  zu  haben.  Es  haben  diese  beiden  mit  derartigen 
Gruppen  begonnen;  in  Breslau  konnte  ich  in  dieser  Richtung  weiter  wirken 
und  schliesslich  in  unserem  jetzigen  Garten  dieses  Prinzip  in  ausgedehnter 
Weise  durchführen.  Ich  habe  gefunden,  dass  derartige  Gruppenbildungen  mit 
bestimmten  didaktischen  Zwecken  vielfach  Beifall  geerntet  haben,  dass  sie 
nicht  bloss  nützlich  für  den  speziellen  Unterricht  sind,  sondern  auch  für  das 
grosse  Publikum  Interesse  haben;  und  das  ist  doch  schliesslich  der  Zweck  eines 
öffentlichen  Gartens,  dass  er  allgemein  belehrend  wirkt.  Man  hat  mir 
erfreulicherweise  oft  gesagt,  dass  in  dieser  Beziehung  wenige  Gärten  mit  dem. 
jetzigen  Berliner  Garten  rivalisieren  können;  nur  in  Wien,  Breslau  und  Kopen- 
hagen   findet  sich  Ähnliches. 

Es  galt  nun  bei  der  Xeuanlage,  dieser  Doppelnatur  unseres  jetzigen  Gartens: 
Universitätsgarten  und  Landesgarten  Rechnung  zu  tragen;  es  ist  das 
jetzt,  nachdem  wir  3V2nial  mehr  Raum  haben  als  früher,  besser  möglich.  Es 
ist  nun  auch  möglich,  der  Aufgabe  des  Sammeins  von  Pflanzenmaterial 
mehr  als  früher  gerecht  zu  werden.  Sie  werden  allerdings  aus  den  Zahlen, 
die  Ihnen  Herr  Bauinspektor  Koerner  und  Herr  Garteninspektor  Perring 
vortragen  werden,  entnehmen,  dass  trotz  der  erheblichen  Verbesserung,  der 
wir  entgegengehen,  wir  noch  weit  hinter  Kew  zurückbleiben. 

Was  nun  die  allgemeine  Situation  der  Abteilungen  des  Gartens  anbetrifft, 
so  sollen  auf  der  Höhe  am  Südwestabhange  des  Fichtenberges  die  Gewächs- 
häuser zu  liegen  kommen,  weiter  abwärts  auf  einem  sehr  bewegten  Terrain 
die  übrigen  Gartenanlagen.  Es  handelte  sich  darum,  das  vorhandene  Terrain 
möglichst  auszunutzen  und  zwar  für  die  vorhin  erwähnten  Zwecke. 

Von  vornherein  war  geboten,  dass  das  grosse  Schauhaus  in  halber  Höhe 
zu  liegen  komme,  weil  es  da  gegen  Norden  und  Osten  geschützt  ist.  Dann 
handelte  es  sich  darum,  das  vorhandene  bewegte  Terrain  mit  seinen  Höhen 
und  Senkungen,  mit  seinen  Tümpeln  und  kleinen  Teichen  für  die  pflanzen- 
geographischen Anlagen  zu  verwerten,  und  so  war  es  von  vornherein  gegeben, 
dass  das  grosse  Arboretum  in  den  ebenen  Teil  des  Gartens  kommt.  Das 
eigentliche  System  hätte  man  mehr  in  die  Nähe  des  botanischen  Museums  legen 
können,  welches  in  der  Nordecke  des  Gartens  Platz  findet,  aber  verschiedene 
Erwägungen  führten  dazu,  es  mehr  gegen  Südwest  zu  legen  und  so  das  Arboretum 


Soll  an  Gartenbauschulen  die  praktische  Arbeit  beibehalten  werden  r 


mit  den  pflanzengeographischen  Anlagen  zusammen  eine  einheitliche  Park- 
landschaft bilden  zu  lassen.  So  gross  auch  anfangs  der  verfügbare  Raum 
erschien,  so  stellte  sich  doch  bei  spezieller  Ausarbeitung  der  Pläne  heraus, 
dass  das  Arboretum  etwas  gedrängt  wird  und  noch  etwas  mehr  Raum  für  den 
Garten  zu  wünschen  wäre.  (Fortsetzung  folgt.) 


Soll   an  Gartenbauschulen   die  praktische  Arbeit  beibehalten 

werden? 

fei    einem    Meinungsaustausch,    wie    dem    in    den    letzten    Nummern    von 
Möllers    Deutscher    Gärtnerzeitung    über    Reorganisation    der    Gärtner- 
Lehranstalt  in  Potsdam,   kann  sehr  leicht  die  Anschauung  einer  engbegrenzten 
Gruppe    von  Gärtnern,    in   diesem  Falle   der  beamteten  Landschaftsgärtner,    in 
den   Vordergrund    treten,    einer   Gruppe,    die    seit  Jahr    und  Tag    über    die    zu 
verfolgenden  Ziele    bei   Reorganisation    der   Gärtner-Lehranstalt    sich    in   ihren 
Ansichten    und  Wünschen   geeinigt    hat    und  nun   diese  ohne  Berücksichtigung 
anderer,    ebenso    berechtigter    Interessen    zu    vertreten    sucht.      So    wird    dem 
Leser    jener    Möllerschen  Artikelserien    auch   ganz   die   Ansicht  aufoktroyiert, 
als    sei    die    praktische    Arbeit    an    Gartenbauschulen    höchst    überflüssig,    ja 
schädlich.     Dass    damit    aber    sehr    viele   Praktiker    nicht    einverstanden    sind, 
davon  zeugt   die    von    der   Gartenflora   1897  S.  631  bereits   erwähnte  Broschüre 
des  früheren    langjährigen  Inspektors    der  Gärtner-Lehranstalt   in  Potsdam,    des 
jetzigen  Gartenbaudirektors   Karl  Koopmann,    die    zum  Besten  gehört,    das  in 
der  schwebenden  Frage  geschrieben  worden  ist,    und  hinter  Koopmann   steht 
die  grosse  Menge  seiner  einstigen  Schüler,  die  es   sich  angelegen  sein  liess,   vom 
Besuche   der  Anstalt  möglichst  viel  zu  gewinnen.      Ein  Fehlgriff  eminentester 
Bedeutung  wäre  es,  die  praktische  Arbeit  an  der  Anstalt  fallen  lassen  zu  wollen! 
Es  ist  ja  ein  sehr  idealer  Standpunkt,  an  der  Potsdamer  Lehranstalt  nur 
Landschaftsgärtner    auszubilden,    und    wenn    die    kommenden    Schüler    bereits 
mehrere    Jahre    als    Gehilfen    auf    Landschaft    thätig    waren,    einige    Jahre    im 
Baumschulbetrieb  Ausbildung  fanden,  für  sonstige  gärtnerische  Dinge  ein  offenes 
Auge  haben  und    sie    nach    erfolgtem    Anstaltsbesuche   mit   Sicherheit    eine 
Lebensstellung     als     Landschaftsgärtner    erwarten    dürfen,     so     wäre 
eine  Spezialisierung  der  Anstalt  lebhaft  zu  begrüssen,  vielleicht  das  praktische 
Arbeiten  auch  entbehrlich.      Aber  wie    ist   es   denn    nun    in    der  Wirklichkeit? 
Die    Wenigsten    sind    beim    Eintritt    in    die    Anstalt    infolge    ihrer  Vermögens- 
verhältnisse   in    der    angenehmen  Lage,    sich  ein  sicheres  Bild  ihrer  künftigen 
Existenz    zu    machen.     Mancher    lernte    nur    in  Topfpflanzenkultur  und  will  an 
der  Anstalt    ein  Landschaftsgärtner    werden;    viele    auch  sind  es,    die  sich  die 
Landschaltsgärtnerei    von    vornherein    zum    künftigen    Arbeitsgebiete    wählten, 
das  Ziel    einer  Lebensstellung    aber    doch   nicht  erreichten  und  schliesslich  zu 
einer  anderen  Branche  übergingen.     Die  meisten  Anstalter  kommen  auch  frisch 
aus    der  Lehre,    und    nicht    die    schlechtesten,    und    das    kann    für    viele    auch 
gar  nicht  anders  sein.     Bis  zum  19.  Lebensjahre  ist  der  angehende  Lehranstalter 
in    der  Lehre    und    mit  Anfang    der  zwanziger  Jahre  hat  er  seiner  einjährigen 
Dienstpflicht  zu  genügen.     Zwischen  beide  Zeitpunkte  fällt  zweckmässigerweise 
der  Anstaltsbesuch.     Zur  Dienstzeit  kommen  noch  zwei  Reserveübungen  hinzu, 


ß  Soll  an  Gartenbauschulen  die  praktische  Arbeit  beibehalten  werden? 

die  der  Student  während  seiner  Studienzeit,  der  die  Gärtner-Lehranstalt  be- 
suchende junge  Gärtner  aber  nicht  zu  derselben  Zeit  absolvieren  kann.  Also 
die  Dienstzeit  nach  dem  Anstaltsbesuch! 

Die  Mehrzahl  der  Schüler  weiss  beim  Austritt  aus  der  Anstalt  ebensowenig 
als  beim  Eintritt  in  dieselbe,  welcher  Posten,  welche  Spezialität  ihnen  einmal 
als  Lebensstellung  zufallen  wird.  Koopmann  sagt  richtig,  die  grössere  Anzahl 
der  Anstalter  ist  nicht  in  der  Lage,  die  Spezialität  zu  wählen,  sie  bildet  ihre 
Spezialität  aus  dem  Posten,  der  ihr  zufällt.  Also  müssen  wir  auch  auf  der 
Anstalt  in  alle  Gebiete  gärtnerischen  Wissens  eindringen.  Das  ist  aber 
unmöglich  ohne  praktische  Arbeit.  Im  Lehrzimmer  allein  kann  man  den  Obst- 
baumschnitt nicht  lernen,und  auch  Demonstrationen  vor  dem  Baume  werden  noch 
nicht  genügen;  nur  durch  eigenhändiges,  tagelanges  Schneiden  der  Bäume  unter 
steter  Aufsicht  des  Lehrers  lernt  der  Schüler  die  im  Lehrzimmer  gehörte  The- 
orie in  die  Praxis  übersetzen,  er  lernt  richtig  schneiden,  er  lernt  auch  die  dazu 
erforderlichen  Handgriffe.  Was  man  aber  praktisch  einmal  gemacht  hat,  das 
bleibt  für  die  ganze  Lebenszeit,  und  Theorien  vergisst  man  bald  wieder,  wenn 
man  sie,  in  anderer  Spezialität  wirkend,  nicht  anwenden  kann.  Auch  falsch 
auffassen  kann  man  sie.  Man  wirft  den  früheren  »Potsdamern«,  und  mancher- 
orts mit  Recht,  gerne  vor,  sie  wüssten  praktisch  nicht  zuzufassen,  und  wie 
viele  sonst  tüchtige  Landschaftsgärtner  sind  denn  eigentlich  in  der  Lage, 
einen  Obstbaum  richtig  schneiden  zu  können  oder  für  alle  Verhältnisse 
richtig  pflanzen  zu  lassen?  Das  sollte  aber  ein  Landschaftsgärtner  können. 
Und  neben  dem  Baumschnitt  giebt  es  noch  tausenderlei  „Handgriffe"  und 
Kenntnisse,  die  nur  in  der  Praxis  erlernt  werden  können. 

Möge  man  einen  Stamm  von  Arbeitern  einstellen,  die  das  Anstaltsrevier 
auch  ohne  die  Schüler  in  der  Hauptsache  in  Ordnung  halten  können.  Die  Schüler 
sollten  die  gewöhnlichen  Gartenarbeiten,  wie  Hacken,  Jäten,  Graben,  Rigolen,  An- 
lage von  Mistbeetkästen  u.  a.  m.  nur  insofern  machen,  als  sie  dabei  etwas  lernen 
können,  soweit  sie  diese  Arbeiten  in  ihrer  bisherigen  Praxis  von  falschen  Gesichts- 
punkten aus  kennen  lernten,  auch  um  zu  lernen,  derartige  Arbeiten  überhaupt 
zu  beurteilen.  Demnach  wird  auch  ein  tagelanges  Graben  oder  Rigolen  für 
sie  nur  heilsam  sein.  Die  praktische  Arbeit  ist  vom  Gesichtspunkte  des 
Unterrichts  zu  geben,  und  wenn  der  Schüler  einen  ganzen  Tag  verbringt  beim 
Schnitte  einer  einzigen  6jährigen  Birnpyramide,  wenn  er  sie  nur  richtig  und 
akkurat  geschnitten  hat,  so  ist  der  Zweck  der  praktischen  Arbeit  erfüllt.  Das 
gilt  nicht  nur  für  Potsdam,  auch  für  andere  Gärtnerlehranstalten.  Anstalten, 
die  kaum  drei  Arbeiter  halten  und  bei  denen  der  die  praktischen  Arbeiten 
Leitende  nur  immer  bloss  drängen  muss,  eine  Arbeit  fertig  zu  bekommen, 
damit  die  laufenden  Arbeiten  nicht  zurückbleiben,  sind  ein  Unding ! 

Ich  habe  in  Potsdam  auch  tagelang,  wochenlang  Arbeiten  machen  müssen, 
bei  denen  nichts  mehr  zu  lernen  war;  aber  ich  habe  doch  praktisch  recht  viel 
dort  gelernt  und  könnte  mich  im  Interesse  der  künftigen  Anstalter,  denen 
es  trotz  aller  Tüchtigkeit  nicht  gelingen  sollte,  eine  Stellung  als  Stadtgarten- 
direktor zu  erlangen,  mit  dem  Gedanken,  die  praktische  Arbeit  fallen  zu  lassen, 
nicht  befreunden. 

Wädensweil  i.  Schweiz.  Obergärtner  Max   Löbner. 


Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Potsdam. 


Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Potsdam. 

Carl  Hampel,  F.  Bouche,  M.  Bertram. 

Kcl.  Gartenbau-Direktor,  Berlin,  Kgl.   Ober-Gartcndirektor,   Dresden,  Kgl.   Gartenbau-Direktor, 
Mitglied    des    Kuratoriums    der  Mitglied   des  Kuraioriums  der  Blasewitz-Dresden,  Direktor  der 
Kgl.  Gäriner-Leiiranstalt  in  Gartenbau-Schule   des   Gartenbau-Ver-  Gartenbau-Schule  d.  Gartenbau- 
Potsdam,  bunds  für  das  Königreich  Sachsen.  Verbands  f.  d.  Konigr.  Sachsen. 

Der  Plan,  die  Königliche  Gärtner-Lehranstalt  von  Wildpark  bei  Potsdam 
nach  Dahlem  zu  verlegen,  hat  die  Frage  nach  einer  Umgestaltung  des  Instituts 
aufs  neue  angeregt  und  Grund  zu  den  lebhaftesten  Erörterungen  und  viel- 
seitigem Meinungsaustausche  gegeben.  Nur  wenige  gehen  indessen  auf 
dea  Kern  der  Sache  ein,  zumeist  bewegt  man  sich  zwischen  allgemeinen 
Gesichtspunkten.  Einige  wünschen  den  Obstbau  im  Lehrplan  noch  mehr  als 
bisher  berücksichtigt  zu  sehen. 

Als  ehemalige  Schüler  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Sanssouci, 
die  sich  dankbar  der  dort  empfangenen  Unterweisungen  erinnern  und  nun  auf 
eine  langjährige  Berufsthätigkeit  zurückblicken,  während  der  sie  auf  den  ver- 
schiedensten Gartenbauschulen  ausgebildete  Gärtner  beschäftigten,  glauben  die 
Verfasser  an  dieser  Stelle  zu  der  schwebenden,  hochwichtigen  Frage  das 
Wort  nehmen  zu  sollen. 

Die  Potsdamer  Gärtner-Lehranstalt  war  zu  dem  Zwecke  gegründet  worden, 
i^or  allem  auf  eine  Förderung  der  Gartenkunst  hinzuwirken,  indem  man 
Gelegenheit  zur  Heranbildung  tüchtiger  Landschaftsgärtner  bot.  Dieser  ihrer 
vornehmsten  Aufgabe  muss  sie  bei  einer  Umgestaltung  zurückgegeben  werden ; 
ja,  wir  meinen,  dass,  nachdem  sie  innerhalb  der  zuletzt  vergangenen  25  Jahre 
sich  allzuweit  von  ihrer  ursprünglichen  Bestimmung  entfernt  hat,  bei  dem 
für  nöthig  erachteten  neuen  Aufbau  auf  breitester  Grundlage  zwar  das  jetzt 
Bestehende  teilweise  mit  Nutzen  verwendet  werden  könnte,  aber  nun  und 
nimmermehr  die  Norm  und  das  Gefüge  die  Neuschöpfung  besonders  be- 
einflussen dürfe.  Das  Institut,  welches  die  Ansprüche  der  Gartenkunst  unserer 
Tage  und  die  Anforderungen,  die  man  auf  verwandten  Gebieten  an  die  Vor- 
bildung eines  Mannes  stellt,  nicht  mehr  zu  befriedigen  vermag,  zu  einer,  den 
Hochschulen  anderer  technischen  Berufsarten  ebenbürtigen  Lehrstätte  aus- 
zugestalten, sollte  das  letzte,  höchste  Ziel  der  geplanten  Reorganisation  sein. 
Seine  Erreichung  ist  sehr  wohl  möglich. 

Wir  erinnern  daran,  dass  die  polytechnischen  Schulen  in  unserem 
Vaterlande,  bei  denen  bis  vor  nicht  allzu  langer  Zeit  für  die  Aufnahme  die 
Befähigung  zum  Einjährig-Freiwilligendienste  in  gleicher  Weise  wie  bei  der 
Potsdamer  Gärtnerlehranstalt  genügte,  heute  die  Zulassung  zum  Studium  von 
dem  Zeugnisse  über  das  bestandene  Maturitäts-Examen  abhängig  machen.  Das 
Hinaufgehen  zu  der  jetzigen  Höhe  des  Bildungsgrades  hat  sich  auch  dort  nicht 
plötzlich  vollzogen;  man  würde  im  vorliegenden  Falle  fehlgreifen,  wollte  man 
die  Aufnahmebedingungen  nicht  erst  allinählich  nach  einem  vorher  bestimmten 
und  weiten  Kreisen  bekannt  zu  gebenden  Plane  steigern;  andernfalls  würde  es 
der  Lehranstalt  zunächst  an  Besuchern  fehlen. 

Die  Wahl  des  Ortes  Dahlem  zum  Sitze  einer  Gärtner-Akademie  kann 
wohl  gut  geheissen  werden;  sie  ist  auch  insofern  zweckmässig,  als  der  eben- 
dort  einzurichtende  neue  botanische  Garten  mit  seinen  Pflanzenschätzen,  be- 
sonders seiner  dendrologischen  Sammlung,  reiches  Anschauungsmaterial  bieten 


8  Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Potsdam. 

wird  und  der  Platz  im  Mittelpunkte  hervorragender  Schöpfungen  der  Garten- 
kunst gelegen  ist.  Als  solche  nennen  wir  die  umfangreichen  Parks  und 
Schmuckplätze  in  Berlin,  die  mit  vielen  mustergültigen  Gartenanlagen  aus- 
gestatteten Villenvororte  und  die  Königlichen  Gärten  in  der  Umgebung  Potsdams; 
sie  alle  geben  treffliche  Gelegenheit  zu  gartenkünstlerischen  Studien. 

In  Bezug  auf  die  Heranziehung  geeigneter  Lehrkräfte  dürften  keine  er- 
heblichen Schwierigkeiten  zu  überwinden  sein;  alle  Fächer  könnten  in  vor- 
züglicher Weise  besetzt  werden. 

Die  Forderung,  das  neue  Institut  in  erster  Linie  zu  einer  Pflegstätte  der 
Gartenkunst  zu  machen  und  daher  dieser  im  LTnterrichtsplane  die  bevor- 
zugteste Stelle  einzuräumen,  entspricht,  wie  erwähnt,  der  historischen  Aufgabe 
der  Gärtnerlehranstalt,  ist  aber  vor  allem  in  dem  Bedürfnisse  nach  tüchtigen 
Gartenkünstlern  begründet,  das  sich  besonders  bei  den  Verwaltungen  der 
Städte  fühlbar  macht.  Während  nämlich  in  früheren  Zeiten  die  Gartenkunst 
fast  ausschliesslich  an  den  Höfen  der  Fürsten  Heimatsrecht  besass,  wird  sie 
heute  dort  oftmals  als  Stiefkind  betrachtet  und  nur  auf  das  Notdürftigste  er- 
halten; in  den  Städten  hat  sie  dagegen  an  Einfluss  erheblich  gewonnen  und 
innerhalb  der  letzten  20  Jahre  einen  nie  geahnten  Aufschwung  genommen;  man 
erkannte  hier,  welchen  wichtigen  Faktor  sie,  vor  allem  in  der  Grossstadt,  für 
die  Gesundheit  und  für  das  Behagen  der  Bevölkerung  bietet,  wie  Gartenanlagen 
und  bepflanzte  Strassen  vornehmlich  der  heranwachsenden  Jugend  zu  statten 
kommen.  Selbst  kleinere  Städte  begnügen  sich  heute  nicht  mehr  mit  der  ein- 
fachen, handwerksmässigen  Anlage  ihrer  Promenaden  und  Plätze,  sie  holen 
dafür  den  Rat  hervorragender  Gartenkünstler  ein  oder  schreiben  Wett- 
bewerbe aus. 

Für  die  Ausführung  und  Unterhaltung  sowie  für  den  v/eiteren  Ausbau 
der  Garten-  und  Parkanlagen  werden  künstlerisch  und  technisch  gehörig  ge- 
schulte Kräfte  in  grosser  Zahl  begehrt. 

In  den  Händen  des  Gartenkünstlers  liegt  ferner  die  Leitung  von  Gartenbau- 
Ausstellungen;  auch  andere  Ausstellungsunternehmungen  können  seinen  Rat 
und  seine  Hilfe  nicht  enbehren,  wenn  es  sich  um  Entwurf  und  Durchführung 
der  gartenmässigen  Ausschmückung  des  Platzes  und  des  Gebäudeinnern 
handelt. 

Grossgrund-  und  \'illenbesitzer  bedienen  sich  seiner  in  häufigen  Fällen 
und  verlangen  dann  von  ihm  oft  genug  die  Planung  und  die  Bauleitung  für 
alle  zum  Garten  gehörenden  Teile,  einschliesslich  der  Wasserleitungs-  und 
Entwässerungsarbeiten,  Brücken-,  Fontainen-,  Pavillon-, Gewächshausanlagen  u.s.f. 

Neben  der  hygienischen  Wichtigkeit  der  Gartenkunst  für  die  Bewohner 
der  Städte  fällt  der  Einfluss  in  die  Wagschale,  den  sie  auf  die  Bildung,  den 
Geschmack  und  die  Erziehung  des  A^olks  ausübt;  wie  sie  schon  durch  das  von 
ihr  verwendete  Material  die  Liebe  und  das  Verständnis  für  die  so  überaus 
reichgestaltete  Blumen-  und  Pflanzenwelt  wachruft,  zur  Naturbetrachtung  an- 
regt und  so  erziehlich  auch  auf  die  breiten  iMassen  wirken  soll  und  wirken 
kann,  so  veredelt  sie,  wenn  ihre  Schöpfungen  der  Natur  abgelauscht  sind  und 
in  vollendet  schönem  Masse  vor  die  Öffentlichkeit  treten,  das  Volksgemüt. 
Die  Gartenkunst  verdient  und  empfängt  auch  in  der  That  die  weitestgehende 
Beachtung;  dem  Staate  aber  liegt  es  ob,  für  eine  Bildungsstätte  zu  sorgen,  auf 
der  sich  junge  Männer  für  einen  solchen    Beruf   in    der    besten,    gründlichsten 


Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Potsdam. 


Weise  ausbilden  können,  denn  dass  das  dazu  Erforderliche  nicht  so  nebenher 
gelernt  werden  kann,  welcher  Einsichtige  möchte  das  bezweifeln? 

Man  erwäge  nur,  welches  umfangreiche  Wissen  und  Können  dazu  gehört, 
um  den  Anforderungen  zu  genügen,  die  man  an  einen  Privatgartenkünstler  oder 
auch  an  den  Leiter  ausgedehnter  Gartenanlagen  stellt;  die  Gartenkunst  bedingt 
eine  Vielseitigkeit,  die  kaum  von  irgend  einem  anderen  Berufe  übertroffen  wird. 

Bereits  vor  mehr  als  20  Jahren  hat  der  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten,  wie  wir  noch  heute  in  den  damaligen 
Berichten  lesen  können,  die  Notwendigkeit  der  Errichtung  einer  Flochschule 
für  Gartenkunst  eingehend  erörtert  und  auf  Grund  eines  einhelligen,  durch  die 
hervorragendsten  Eachleute  erstatteten  Gutachtens  von  der  Königlich  Preussischen 
Staatsregierung  gefordert,     (Monatsschrift  d.  Ver.  1876,  S.  544-     D.  Red.) 

Sind  wir  seitdem  zurückgegangen?  Auch  wir  betrachten  es  für  unerläss- 
lich,  dass  die  Gärtnerlehranstalt  bei  ihrer  Verlegung  von  Wildpark  in  ein 
Staatsinstitut  umgewandelt  und  zu  einer  Hochschule  erhoben  werde. 

Nur  eine  vom  Staate  erhaltene  Akademie  vermag  dauernd  das  Beste  zu 
leisten;  für  den  immerhin  erheblichen  Aufwand  genügen  Privatmittel  selbst 
dann  nicht,  wenn  der  Staat  eine  gewisse  Beihilfe  dazu  gewährt,  wie  sie  jetzt 
der  bestehenden  Schule  zu  teil  wird. 

Als  Bedingung  für  die  Aufnahme  sollte  der  Besitz  des  Maturitätszeugnisses 
eines  Gymnasiums  oder  Realgymnasiums  gelten.  Schon  im  Jahre  1876  hat  man 
dies  für  unerlässlich  gehalten,  und  zwar  mit  Recht,  weil  dann  bei  den  Schülern 
ein  Verständnis  für  den  reichen  Unterrichtsstoff  vorausgesetzt  werden  und 
man  viele  Dinge  vom  Lehrplane  ausschliessen  kann,  der  dadurch  wesentlich 
zu  Gunsten  anderer  Gegenstände  entlastet  wird.  Was  damals  für  richtig  an- 
erkannt wurde,  trifft  heute  in  erhöhtem  Masse  zu,  wo  das  Reifezeugnis  u.  A. 
zur  Erlangung  einer  Staats-  und  städtischen  Beamtenstellung  von  nur  einiger 
Wichtigkeit  unbedingt  gefordert  wMrd. 

Damit  kommt  überdies  der  Gartenkünstler  in  die  Lage,  in  Stadtgemeinden 
und  anderen  öffentlichen  ^'erwaltungen  den  übrigen  Technikern  gleichgestellt 
zu  werden,  was  bisher  leider  in  nur  wenigen  Fällen  geschah;  er  wird  dann 
einen  grösseren  Einiluss  für  seine  Sache  gewinnen,  den  sich  viele  nur  mit 
grosser  Mühe  errungen  haben  und  oft  nur  im  beständigen  Kampfe  erhalten 
können.  Nicht  zu  unterschätzen  ist  auch  der  wesentliche  Vorteil,  den  er  für 
seine  gesellschaftliche  Stellung  und  in  Bezug  auf  das  Besoldungsverhältnis  zu 
anderen  gleichstehenden  erlangen  würde.  Die  Anforderung  an  eine  höhere 
Schulbildung  bei  dem  Gärtner  beginnt  sich  übrigens  bereits  zu  regen,  und  es 
ist  dringend  wünschenswert,  dass  man  sie  bei  der  bevorstehenden  Veränderung 
von  vornherein  berücksichtigt.  Auf  diese  Höhe  der  Aufnahmebedingungen 
muss  das  Institut,  wie  schon  erwähnt  wurde,  innerhalb  des  Zeitraums  einiger 
Jahre  überführt  werden,  wie  es  bei  anderen  Staatslehranstalten  geschehen  ist; 
sie  wird  dann  unbedingt  von  denen  zu  verlangen  sein,  die  sich  später  einem 
Staatsexamen  unterwerfen  wollen,  während,  wie  bei  andern  Hochschulen,  der 
Besuch  denen  nicht  verschlossen  bleiben  darf,  die  nur  die  Berechtigung  zum 
Freiwilligendienste,  also  das  Zeugnis  der  Reife  für  Obersekunda,  besitzen. 
Anfangs  werden  sie  vielleicht  die  Mehrheit  der  Hörer  bilden. 

Als  weitere  Vorbedingung  für  die  Aufnahme  hat  die  vorangegangene 
zweijährige  Lehrzeit  in   einer  gut    geleiteten    Gärtnerei    zu    gelten;    wir    halten 


IQ  Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Potsdam. 

eine  dreijährige  oder  längere  Thätigkeit  in  der  Praxis  nicht  für  geboten,  >vie 
sie  manche  fordern  möchten;  durch  die  allzugrosse  Verzögerung  des  Eintritts 
in  das  Institut  wird  die  Gefahr  nahegelegt,  dass  die  Lust  zum  Studium  sich 
erheblich  verringert  und  die  Fähigkeit  verloren  geht,  sich  binnen  Kurzem 
wieder  nach  dahin  zurecht  zu  finden,  wo  die  bezüglichen  Lehrfächer  an  den 
genossenen  Schulunterricht  anschliesseu.  Auch  die  pekuniäre  Seite  ist  zu 
erwägen;  jemand,  der  mit  18  oder  19  Jahren  die  Schule  verlassen  hat,  sollte 
mit  25 — 26  Jahren  seinen  Lebensunterhalt  wenigstens  zum  grössten  Teil  aus 
eigener  Kraft  erwerben  können. 

Für  den  Beruf  darf  man  in  der  erwähnten  Steigerung  der  Aufnahme- 
bedingungen auch  insofern  einen  Nutzen  erblicken,  als  Viele,  die  sich  der 
Gärtnerei  widmen,  weil  sie  nicht  gerade  mit  besonderen  Geistesgaben  aus- 
gestattet, für  eine  solche  Thätigkeit  noch  ausserordentlich  befähigt  gehalten 
werden,  von  dem  Besuche  der  Lehranstalt  ausgeschlossen  sind;  gerade  sie 
bilden  jetzt  vielfach  den  Hauptbestand  in  einer  Gartenbauschule  und  halten, 
da  sie  dem  Lehrgange  nicht  gehörig  zu  folgen  vermögen,  ihre  Mitschüler  auf, 
ohne  selbst  aus  dem  Unterricht  wesentlichen  Vorteil  zu  ziehen. 

Der  während  seiner  Lehrzeit  mit  den  praktischen  Grundlagen  des  Garten- 
wesens vertraut  gewordene  junge  Gärtner  tritt  in  das  Institut  ein,  um  sich 
nunmehr  tür  den  Beruf  theoretisch  auszubilden.  Die  noch  jetzt  in  beinahe 
allen  Gärtnerlehranstalten  geübte  praktische  Arbeit  muss  aus  dem  Unterrichts- 
plan vollständig  ausgeschieden  werden;  es  ist  noch  kein  Beispiel  bekannt,  dass 
der  Wegfall  der  berufsgemässen  Beschäftigung  während  der  Gartenschulzeit  den 
dann  wieder  in  die  Praxis  zurücktretenden  Schülern  zum  Nachteil  gereicht  hätte. 

Die  jungen  Leute  sind  nicht  auf  der  Lehranstalt,  um  ihr  für  den  Betrieb 
der  Gärtnerei  billige  Arbeitskräfte  zu  stellen,  sodann  aber  lernen  sie  bei  dieser 
Art  Praxis  ausserordentlich  wenig,  wie  fast  sämtliche,  in  solcher  Weise  während 
des  Schulbesuchs  verwendeten  ehemaligen  Zöglinge  werden  bezeugen  müssen. 
Bei  der  so  grossen  Mannigfaltigkeit  der  Pflanzenkultur  kann  kein  Institut  auch 
nur  in  den  Hauptzweigen  des  Garten-  und  Obstbaues  Alustergiltiges  leisten, 
das  nur  annähernd  mit  dem  in  Vergleich  gebracht  werden  dürfte,  was  in  einer 
Spezialzüchterei  erzielt  wird;  ,dies  erscheint  schon  deshalb  ausgeschlossen, 
weil  dazu  enorme  Mittel  gehörten,  und  weil  sich  wohl  auch  schwerlich  jemand 
finden  wird,  der  auf  allen  Gebieten  der  Gärtnerei  als  Meister  gelten  will.  Wenn 
aber  Vollkommenes  dabei  nicht  zu  erreichen  ist,  so  verzichte  man  lieber  aut 
die  Ausübung  der  Praxis.  Die  nötigen  Handfertigkeiten  muss  ein  Lehrling  von 
einiger  Befähigung  und  Liebe  zum  Berufe  sich  in  den  der  theoretischen  Aus- 
bildung voraufgegangenen  zwei  Jahren  aneignen  können.  Zugegeben,  dass  die 
Praxis  nicht  durch  blosses  Anschauen,  d.  h.  durch  Besichtigung  von  tüchtigen 
Fachmännern  geleiteter  Gärtnereien  erlernt  werden  kann,  Kultivateure,  die  den 
Anforderungen  der  heutigen  Pflanzenzucht  genügen,  lassen  sich  auch  nicht 
dadurch  heranbilden,  dass  man  die  jungen  Leute  stundenweise  und  in  grosser 
Zahl  hier  und  da  in  einer  Institutsgärtnerei  mit  Hand  anlegen  lässt;  man  wird 
ihnen  doch  nur  untergeordnete  Arbeiten  zuweisen  müssen,  weil  sie  sonst  mehr 
verderben,  als  helfen. 

Vor  allem  spricht  gegen  die  praktische  Beschäftigung  der  Umstand,  dass 
den  Schülern  durch  solche  vom  Standpunkte  des  unbefangenen  Fachmannes 
nutzlose,  aber  sehr  teure  Spielerei  viel  kostbare  Zeit    für    die  Hauptsache,   die 


Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Potsdam.  j  j 


theoretische  Ausbildung,  verloren  geht,  dass  sie  den  jungen  Mann  ermüdet  und 
Lust  und  Kraft  zur  wissenschaftlichen  Thätigkeit  raubt.  Daher  weg  mit  diesem, 
seit  langer  Zeit  von  jedem  strebsamen  Schüler  der  Gärtnerlehranstalten  als 
eine  höchst  überflüssige  Beigabe,  ja,  noch  weit  mehr,  als  schwere  Fessel 
empfundenen  Zopf! 

Die  Zöglinge  des  neu  zu  schaffenden  Instituts  sollten  vielmehr  ihre  volle 
Arbeitskraft  für  die  theoretische  Ausbildung  einsetzen  können. 

Freilich  gehört  auch  dazu  ['ebenso  wie  beim  Studium  fast  aller  Wissen- 
schaften und  der  technischen  Berufsarten  eine  gewisse  Praxis;  wir  können 
Feldraessen,  Plan-  und  sonstiges  Zeichnen  nicht  durch  Vorträge  über  diese 
Gegenstände  lehren  und  lernen;  aber  die  Arbeit  im  Garten  und  Gewächs- 
hause wollen  und  können  wir  im  Unterrichtsplane  missen ! 

Das  neue  Institut  in  Dahlem  soll,  wie  eingangs  bereits  gesagt,  vornehmlich 
der  Gartenkunst  dienen  und  zwar  in  dem  Masse,  dass  sie  ein  junger  Mann, 
nach  einem  Studium  von  zwei  vollen  Jahren,  bei  seinem  Austritt  tlieoretisch 
beherrscht,  damit  er,  ähnlich  wie  ein  Bauführer  bei  Gartenanlagen,  in  den 
ßüreaux  von  Gartenkünstlern,  bei  Stadtverwaltungen  etc.  und  in  gärtnerischen 
Betrieben,  die  sich  mit  gartenkünstlerischen  Arbeiten  beschäftigen,  mit  Nutzen 
Verwendung  finden  kann,  was  unter  den  bisherigen  Verhältnissen  nicht 
möglich  war.  Im  weiteren  sollte  man  in  den  Lehrplan  auch  solche  Gegenstände 
aufnehmen,  die  den  technischen  Leitern  botanischer  Gärten  und  grosser 
industrieller  Gärtnereien  zu  wissen  nötig  sind. 

Dagegen  halten  wir  ein  allzu  spezielles  Eingehen  auf  die  Pomologie,  wie 
wir  unten  darlegen  werden,  für  überflüssig. 

In  eine  genaue  Besprechung  des  Lehrplanes  einzutreten,  wäre  verfrüht; 
nur  Allgemeines  sei  hervorgehoben: 

Neben  der  bereits  erwähnten  Theorie  der  Gartenkunst  und  dem  dazu 
gehörenden  umfänglichen  Zeichenunterricht  bildet  das  Feldmessen  und  Nivellieren 
ein  Hauptfach,  ohne  das  der  Gartenkünstler  nicht  auskommen  kann.  Der  Ein- 
wand, dass  es  entbehrlich  sei,  weil  hier  ein  Landmesser  eintreten  könnte,  wie 
vielseitig  geurteilt  wird,  ist  hinfällig  und  zeugt  nur  von  Unkenntnis  über  die 
Bedürfnisse  der  Gartenkunst.  Wie  wollte  z.  B.  jemand,  der  diese  Gegenstände 
nicht  ganz  beherrscht,  Verschönerungen  am  koupierten  Terrain  vornehmen 
oder  eine  in  anmutig  wirkenden  Linien  gehaltene,  ja  selbst  abgesehen  hiervon, 
die  lediglich  zweckmässige  Ausgrabung  eines  Sees  und  Unterbringung  des 
Bodens  entwerfen  oder  ausführen,  wenn  ihm  das  Feldmessen  und  Nivellieren 
unbekannt  ist?  Schon  die  einfache  Aufnahme  eines  Grundstückes  darf 
nicht  mechanisch  bewerkstelligt  werden,  sie  muss  vielmehr  schon  unter 
Rücksichtnahme  auf  den  beabsichtigten  Entwurf  geschehen;  hier  hat  der 
Gartenkünstler,  nicht  der  Landmesser  einzugreifen. 

In  der  Baulehre  soll  sich  der  Unterricht  auf  die  einzelnen  Stilarten  und 
ihre  charakteristischen  Eigenschaften  erstrecken,  ferner  auf  die  Herstellung  von 
Gewächshäusern,  Parkbrücken,  Pavillons,  Laubengängen  u.  dergl. 

Aus  dem  Ingenieurfach  ist,  wie  sich  aus  dem  praktischen  Bedürfnis  bisher 
ergeben  hat,  die  Kenntnis  von  Entwässerungsanlagen,  Wasserleitungen,  des 
Wege-  und  Strassenbaues,  sowie  Materialienkunde  erforderlich. 

Von  dem  ausführenden  Gartenkünstler  wird  namentlich  auf  dem  Lande 
verlangt,  dass  er  auch  im  Bau-  und  Ingenieurwesen  bewandert  sei.     Dasselbe 


j2  Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  in  Potsdam. 

gilt  von  der  Maschinenkunde  und  den  Heizungsanlagen.  Von  hoher  Bedeutung 
für  den  Gartenkünstler  sind  Dendrologie  und  Pflanzengeographie.  Neben  den 
Naturwissenschaften  müssen  insbesondere  die  verschiedenen  Zweige  des  Garten- 
baues in  den  Lehrplan  einbezogen  werden,  soweit  es  die  Wichtigkeit  der 
einzelnen  Gegenstände  erheischt.  Den  Unterricht  im  Obstbau  auf  diesem 
Institut  bis  ins  Einzelne  auszudehnen,  z.  B.  Sortenkenntnis  u.  s.  w.  zu  treiben, 
etwa  um  Obstzüchter  heranzubilden,  erscheint  nicht  rätlich;  es  werden  damit 
nur  Kosten  verursacht,  die  besser  der  Gartenkunst  zugute  kommen.  Ein 
Bedürfnis  zu  sehr  speziellem  Eingehen  auf  den  Obstbau  besteht  hier  schon 
deshalb  nicht,  da  ihn  die  Staatsinstitute  Geisenheim  und  Proskau,  sowie 
viele  Gartenbauschulen  in  vollständig  genügendem  Masse  lehren,  so  dass  die- 
jenigen, welche  sich  besonders  dafür  interessieren,  sich  dorthin  wenden  können. 

Der  Pomologie  im  Lehrplane  des  neuen  Instituts  eine  besonders  weite 
Berücksichtigung  zu  schenken,  wäre  auch  deshalb  falsch,  weil  Proskau  und 
Geisenheim  an  der  Schülerzahl  Einbusse  erleiden  dürften. 

Die  Fächer  des  Gartenbaues  sind,  wo  es  irgend  angeht,  durch  Demon- 
strationen zu  beleben,  und  die  verschiedenen  Pflanzen-Kulturen  zu  ver- 
anschaulichen; hierbei  wird  sich  der  kgl.  Botanische  Garten  von  hohem  Werte 
erweisen.  Auch  der  Besuch  von  tüchtigen  Baumschulen  und  Handelsgärtnereien 
ist,  soweit  dies  angeht,  dringend  zu  empfehlen.  Indessen  müssen  wir  uns 
entschieden  gegen  die  Pachtung  oder  den  Ankauf  eines  Stück  Landes  zum 
Zwecke  der  Übung  in  der  Ausführung  von  Gartenanlagen,  wie  solches  schon 
öfters  verlangt  wurde,  aussprechen. 

Es  muss  solches  als  eine  Spielerei  erscheinen,  bei  der  nichts  gelernt, 
aber  recht  viel  Geld  unnütz  vergeudet  wird,  auch  müsste  eine  solche  Mass- 
nahme dazu  führen,  dass  Einseitigkeit  und  geistlose  Nachahmerei  in  der  Be- 
handlung der  Entwürfe  platzgreift,  wogegen  von  mancher  Seite  mit  Recht 
energisch  Front  gemacht  worden  ist. 

Nach  beendigter  Studienzeit,  am  Schlüsse  des  4.  Semesters  müssten  die 
Schüler  ein  Examen  vor  einer  Prüfungskommission  ablegen,  wodurch  die  Be- 
fähigung in  der  Gartenkunst  nachzuweisen  ist. 

Hiermitdarf  die  Ausbildung  nicht  abgeschlossen  sein,  es  muss  dem  jungen 
Mann  vielmehr  die  Möglichkeit  geboten  werden,  nach  einigen  Jahren  ein  zweites 
Staatsexamen  abzulegen,  durch  welches  er  den  Beweis  liefert,  dass  er  Theorie 
und  Praxis  bei  Ausübung  der  Gartenkunst  zu  verbinden  versteht. 

Für  den  Privatgartenkünstler  wird  in  der  Regel  das  erste  Examen  ge- 
nügen, dagegen  werden  Behörden,  die  Beamte  für  die  Leitung  ihrer  Garten- 
anlagen in  ihren  Dienst  nehmen  wollen,  sicherlich  fordern,  dass,  wie  dies  bei 
Architekten  und  Ingenieuren  schon  längst  geschieht,  die  Bewerber  sich  durch 
eine  zweite  Prüfung  über  ihre  künstlerische  und  praktische  Befähigung  aus- 
gewiesen haben.     Leider  fehlt  diese  Möglichkeit  heutzutage  vollständig. 

Es  ist  indessen  nicht  gleichgiltig,  wie  der  junge  Mann  sich  während  der 
Zeit  zwischen  beiden  Prüfungen  weiterbildet.  Hierzu  muss  ihm  ein  ganz  be- 
stimmter Wegweiser  gegeben  werden. 

Mit  einer  solchen  Ausbildung  wird  der  Gartenkünstler  die  führende  Stelle 
übernehmen  und  alle  zum  Gartenbau  gehörenden  Zweige  werden  sich  nur 
wohl  dabei  fühlen;  in  dem  Masse,  wie  die  Gartenkunst  an  Ansehen  und  Ein- 
fluss  zunimmt,  werden  auch  sie  gewinnen. 


Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  von  Potsdam   nach  Dahlem.  jo 


Zur  Verlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  von  Potsdam 

nach  Dahlem. 

^]I^ci  dem  Austausch  der  Ansichten  über  die  Neugestaltung  der  Königlichen 
^^  Gärtner-Lehranstalt,  denen  »Möllers  Deutsche  Gärtner-Zeitung«  und  darauf 
auch  die  »Gartenflora«  ihre  Spalten  geöffnet,  sind  noch  einige  Punkte  unbeachtet 
geblieben,  die  mir  einer  Erwähnung  wohl  wert  erscheinen. 

Als  ehemaliger  Zögling  der  Potsdamer  Gärtner-Lehranstalt  zu  Lennes 
Zeit,  wo  ein  Meyer  dort  lehrte,  und  die  Anstalt  in  engster  Verbindung  mit  den 
Königlichen  Gärten  stand,  habe  ich  die  grossen  A'orzüge  dieser  Einrichtung, 
die  den  Eleven  auch  für  ihre  praktische  Ausbildung  eine  vortreffliche 
Gelegenheit  bot,  schätzen  gelernt. 

Die  von  erfahrenen  Praktikern  geleiteten  Gärtnereien,  die  bestimmte 
praktische  Ziele  verfolgten  und  in  lebhaftem  Betriebe  erhalten  wurden,  deren 
\'orsteher  grossenteils  selbst  als  Lehrer  der  Anstalt  thätig  waren  (ausser  den 
verstorbenen  C.  Fintelmann,  E.  Nietner,  Legeier,  Morsch,  Kühne  und 
Gustav  Äleyer  nenne  ich  hier  die,  hoffentlich  auf  lange  noch,  in  vollster 
Wirksamkeit  stehenden  Reuter  und  Mächtig),  boten  den  Zöglingen  eine 
ungleich  bessere  Gelegenheit,  etwas  Nützliches  zu  lernen,  als  ein  kleiner 
Versuchsgarten  mit  seinen  kümmerlichen,  halb  abgestorbenen  Demonstrations- 
Objekten. 

Es  empfiehlt  sich,  in  Dahlem  auf  einen  solchen  kleinen  Versuchsgarten 
lieber  ganz  zu  verzichten,  oder  —  was  allerdings  kaum  zu  erwarten  ist  —  ihn 
in  grösstem  Umfange  (mindestens  50  Hektare  enthaltend)  einzurichten. 

Auf  einem  solchen  Terrain  könnte  allen  Zweigen  des  Gartenbaues 
Rechnung  getragen,  auch  ein  Übungsplatz  für  angehende  Landschaftsgärtner 
zur  Ausführung  von  Gartenanlagen  reserviert  werden. 

Zur  Erzielung  eines  lebhaften,  gesunden  Betriebes  müsste  ein  Absatz  der 
erzielten  Produkte  —  gleichviel  ob  durch  Verkauf  oder  auf  anderem  Wege  — 
herbeigeführt  werden. 

Bei  einer  solchen  Einrichtung  genügte  es,  wenn  die  jungen  Leute,  die  in 
der  Schule  die  Berechtigung  zum  einjährigen  Militärdienst  erreicht  haben 
müssen,  eine  zweijährige  praktische  Lehrzeit  in  einer  möglichst  vielseitigen 
Gärtnerei  vor  ihrem  Eintritt  in  die  Anstalt  absolvieren. 

Soll  die  Gärtner-Lehranstalt  ohne  Versuchsgarten  eingerichtet  werden,  so 
empfiehlt  sich  allerdings,  dass  die  Zöglinge  vor  ihrem  Eintritt  ausserdem  noch 
ein  oder  zwei  Jahre  als  Gehilfen  in  einer  Baumschule  oder  anderen  grösseren 
Gärtnerei  thätig  waren. 

Seit  26  Jahren  habe  ich  Gelegenheit  gehabt,  das  Schülermaterial  der 
Gärtner-Lehranstalten  näher  kennen  zu  lernen.  Von  den  von  mir  in  dieser 
Zeit  praktisch  ausgebildeten  Lehrlingen  haben  etwa  vierzig  die  Anstalten  von 
Potsdam  und  Proskau  besucht,  fast  ebensoviel  frühere  Zöglinge  dieser  Anstalten 
haben  als  Gehilfen  bei  mir  gearbeitet. 

Nicht  jeder,  der  den  Anforderungen  notdürftig  entspricht,  dürfte  auf  der 
neuen  Lehranstalt  Aufnahme  finden  müssen.  Junge  Leute,  die,  schon  in  der 
Schule  stecken  geblieben,  wenig  Intelligenz  zeigten,  die  mit  Not  und  Mühe  im 
19.  oder  20.  Lebensjahre  erst  die  Reife  für  die  Obersekunda  erlangten,  solche, 
die  ohne    Lust  und  Liebe    zum  Fach    nur    aus    Gesundheitsrücksichten    —    auf 


14.  Zur  \'erlegung  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  von  Potsdam  nach  Dahlem. 

ärztlichen  Rat  (von  diesen  kommen  jetzt  viele)  —oder  welche,  zu  jedem  anderen 
Berufe  nicht  tauglich,  notgedrungen  Gärtner  werden,  solche  mögen  auch 
ferner  bei  der  Gärtnerei  ihr  Heil  versuchen  —  aber  die  neue  Lehranstalt 
möge  ihnen  verschlossen  bleiben. 

Die  Qualität  des  Schülermaterials  auf  Kosten  der  jetzt  viel  zu  hohen 
Anzahl  zu  heben,  scheint  mir  gerade  für  die  erste  Lehranstalt  unseres  Faches 
erwünscht. 

Wenn  für  eine  beschränkte  Zahl  tüchtiger  und  gebildeter  junger  Gärtner 
sicher  auch  geeignete  Lebensstellungen  sich  finden,  so  darf  der  Andrang  zu 
solchen  Stellen  nicht  durch  eine  Überzahl  ungeeigneter  Kräfte  noch  vergrössert 
werden. 

Bei  einem  auf  zwei  Jahre  zu  bemessenden  Unterrichtskursus  sollten  zu 
dem  zweiten  Cötus  nur  die  besten  und  geeignetsten  Zöglinge,  die  nach  dem 
ersten  Jahre  ihr  Examen  gut  bestanden  und  die  sich  besonders  zum  Landschafts- 
gärtner eignen,  zugelassen  werden,  auch  sollte  in  diesem  Kursus,  hauptsächliclj 
die  bildende  Gartenkunst  mit  ihren  Hilfswissenschaften  gelehrt  werden. 

Von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung  erscheint  mir  die  Frage:  »Wann 
sollen  die  Zöglinge  der  Anstalt  ihr  Militärjahr  absolvieren?« 

Mehrfach  ist  es  vorgekommen,  dass  sie  kaum  die  Beendigung  ihrer  Lehrzeit 
hierzu  abwarten  konnten,  dann  noch  weitere  Übungen  absolvierten  und  als 
wohlbestallte  Vizefeldwebel  oder  -Wachtmeister,  angehende  Reserveoffiziere 
in  die  Anstalt  traten,  wo  sie  sich  sehr  unbehaglich  auf  der  Schulbank  fühlten. 

Die  spätere  —  bescheidene  Stellung  eines  Gartengehilfen,  in  der  sie  ihre 
noch  recht  geringen  praktischen  Erfahrungen  erweitern  sollen,  sagte  ihnen 
dann  durchaus  nicht  zu. 

Mit  Recht  besteht  bei  vielen  Prinzipalen  eine  Abneigung  gegen  solche 
anspruchsvollen  —  wenig  leistungsfähigen  jungen  Herren,  die  sich  um  Gehilfen- 
stellen bewerben. 

Das  militärische  Dienstjahr  hat,  wie  ich  glaube,  für  niemand  einen 
grösseren  Nutzen  als  für  den  jungen  Gärtner.  —  Die  Erziehung  zur  Ordnung 
und  Pünktlichkeit  nützt  ihm  fürs  ganze  Leben.  —  Gehorchen  und  Befehlen 
lernt  er  nirgend  besser!  Es  empfiehlt  sich  aber  durchaus,  das  Dienstjahr 
gewissermassen  als  Erholung  nach  langen,  angestrengten  Berufsarbeiten  erst 
nach  dem  Besuche  der  Anstalt  zu  absolvieren. 

Den  mehrfach  -geäusserten  Wunsch,  die  neue  Lehranstalt  in  eine  Hoch- 
schule, eine  Akademie  der  höheren  Gartenkunst  umzuwandeln,  halte  ich  für 
völlig  unberechtigt  und  für  unser  Fach  selbst,  noch  mehr  für  die  aus  der 
Anstalt  hervorgehenden  jungen  Gärtner  durchaus  nachteilig. 

In  anderen  Kreisen  wird  das  Bestreben  der  Gärtner,  solche  äusserliche 
Rangerhöhung  zu  erlangen,  zu  der  es  an  jeder  Berechtigung  fehlt,  höchstens 
ein  leises  Lächeln  erregen.  Dazu  sollten  die  Gärtner  doch  zuviel  Selbstgefühl 
besitzen.  Zur  Hochschule  gehört  eben  das  Abiturium  einer  höheren  Lehranstalt. 
Solche  Abiturienten,  wenn  sie  überhaupt  anders  als  etwa  aus  dringlichen 
Gesundheitsrücksichten  Gärtner  werden,  würden  zum  Gärtnerlehrling  zu  alt 
und  zu  anspruchsvoll  sein.  Oder  soll  ihnen  diese  Staffel  erspart  bleiben? 
Wenn  solche  Herren  nach  Absolvierung  der  Akademie  und  ihrer  Militärpflicht 
dann  ins  praktische  Leben  treten,  vielleicht  mit  dem  Titel,  analog  den  Forst- 
oder Bauakademikern:    »Königlicher  Gartenbau  -  Assessor    und  Lieutenant    der 


Von  Wildpark  nach  Dahlem.  -j  c 


Reserve«  geschmückt  (ich  bitte  das  nicht  als  einen  Scherz,  sondern  als  die 
Konsequenz  derartiger  Ansprüche  aufzufassen),  welche  Stellung  haben  sie  dann 
auf  Jahre  hinaus  den  aus  der  Praxis  hervorgegangenen  gleichaltrigen  Gehilfen 
gegenüber,  die,  ohne  eine  höhere  Schule  und  Lehranstalt  besucht  zu  haben,  ihnen 
mit  ihrer  längeren  Praxis  an  praktischem  Wissen  und  Können  weit  überlegen,  von 
denen  letzteres  zu  erlernen  sie  angewiesen  sind.  Eine  Erhöhung  des  bisherigen 
Niveaus  der  Königlichen  Gärtnerlehranstalt  halte  ich  darnach  durchaus  nicht 
für  erforderlich.  Eher  wäre  es  erwünscht,  den  jungen  Leuten  mehr  als  bisher 
klar  zu  machen,  dass  die  auf  der  Anstalt  erworbenen  Kenntnisse  erst  dann 
ihnen  nützen  können,  wenn  sie  dieselben  an  der  Hand  selbsterworbener, 
praktischer  Erfahrungen  völlig  verdaut  haben  werden.  Der  Gärtner  ist  in 
erster  Linie  Empiriker  und  leistet  zumeist  als  solcher  etwas,  ohne  die  Theorie 
vernachlässigen  zu  brauchen.  Das  Niveau  der  Königlichen  Kunstschule  (die  Kunst- 
akademie kann  zu  einem  Vergleich  nicht  herangezogen  werden),  eines  Technikums, 
einer  Bau-  und  Gewerbeschule  für  Techniker  und  Ingenieure,  deren  Zöglinge 
auf  derselben  Bildungsstufe  stehen,  darf  auch  bei  der  neuen  Gärtner-Lehranstalt 
nicht  überschritten  werden. 

Obschon  zu  den  »^bildenden  Künsten«  gezählt,  hat  die  Gartenkunst  Künstler 
von  gleicher  Bedeutung  wie  die  anderen  Künste  kaum  und  nur  in  sehr  geringer 
Zahl  hervorgebracht.  Die  Gartenkünstler  sind  im  wesentlichen  Techniker,  deren 
künstlerischem  Können  vor  allem  ein  tüchtiges  technisches  Wissen  zur  Seite  stehen 
muss.  Um  geniale  Männer  wie  Lenne,  Fürst  Pückler,  Gustav  Meyer  zu 
Gartenkünstlern  auszubilden,  dazu  brauchte  es  keiner  besonderen  Hochschule; 
die  fanden  ihren  Weg  ohne  eine  solche. 

Durch  eine  Hochschule  für  Gärtner  wird  nur  die  Zahl  anspruchsvoller, 
mit  den  bestehenden  Verhältnissen  unzufriedener  Menschen  vermehrt,  die  viel 
versprechen  und  wenig  halten,  in  ihrem  Berufe  keine  Befriedigung,  kaum  ihre 
Existenz  finden. 

Charlottenburg,  Dezember  1897.  E.  Nietner,  Königl.  Hofgärtner. 


Von  Wildpark  nach  Dahlem. 

lie  Anregung  zum  Meinungsaustausch  in  der  Hochschulfrage  hat  in  kurzer 
C^^::^  Zeit  Wünsche  und  Ansprüche  der  verschiedensten  Richtungen  klar- 
gelegt. Mancher  Spezialist  hätte  am  liebsten  eine  Hochschule  für  sich  allein, 
andere  möchten  das  Institut  in  Dahlem  so  ausgestattet  wissen,  dass  alles,  was 
Gartenbau  und  Gartenkunst  berührt,  vertreten  ist.  Solche  Forderungen  gehen 
zu  weit  und  entsprechen  auch  nicht  dem  Bedürfnis. 

Das  staatliche  Interesse  ist  zunächst  auf  gärtnerische  Landeskulturen,  in 
welche  ich  für  diesen  Fall  die  gartenkünstlerischen  Anlagen  grossen  Stils  (als 
Bildungsmittel  und  in  hygienischer  Beziehung)  mit  einbegreifen  möchte,  und 
andererseits  auf  Förderung  des  gärtnerischen  Handelsstandes  gerichtet.  Wer 
unter  Gartentechnikern  mitwirkt  in  einer  der  vorgenannten  Richtungen,  wird 
Spezialist  und  hat  das  Recht,  die  Grundlage  seines  Wissens  auf  einer  Fachschule 
zu  suchen;  die  Schule  muss  also  nach  Möglichkeit  jedem  Spezialisten  das 
Wichtigste  aus  seinem  Fach  in  Lehre  und  Beispiel  bieten.  Die  Schwierigkeit 
der  Anordnung  —  Organisation  —  liegt   in   der  Beschränkung.     In  Würdigung 


iQ  Von  Wildpark  nach  Dahlem. 


dieser  Thatsache  habe  ich  zunächst  die  Ausbildung  des  beamteten  Gärtners 
als  Norm  für  Ausgestaltung  einer  höheren  Gartenbauschule  angenommen.  Wenn 
das,  was  solche  Gärtner  als  Schöpfer  oder  Leiter  grosser  und  vielseitiger 
Betriebe  leisten  müssen,  als  Grundlage  des  Unterrichts  festgelegt  wird,  dann 
kann  das  Institut  auch  den  berechtigten  Wünschen  der  Spezialisten  im  wesent- 
lichen gerecht  werden.  Auch  der  berufenste  Künstler  verlangt  von  der  Hoch- 
schule nicht  mehr  als  gründliche  Anleitung  in  der  Technik  und  in  wissenschaft- 
lichen bezw.  künstlerischen  Grundlehren.  Sein  Erfolg  hängt  von  seiner 
Persönlichkeit  ab,  von  Auffassung,  Begabung  und  Fleiss. 

Im  übrigen  hat  der  Gesamt  -  Gartenbau  ein  Recht  auf  ein  gärtnerisches 
Institut,  welches  sich  zur  Hochschule  entwickeln  soll.  Auch  denke  man  an 
die  Gefahren  der  Zersplitterung;  darin  hat  man  es  im  Gartenbau  so  wie  so 
schon  recht  weit  gebracht  zum  grossen  Schaden  der  Gesamtihteressen  der 
Gärtnerei.  Man  mag  kleine  Spezialvereine  gründen,  je  mehr  desto  besser,  aber 
in  der  Zentrale  des  Gartenbaues  für  Wissenschaft  und  Belehrung  sollten  alle 
Fäden  wieder  einlaufen. 

Auf  die  Ausgestaltung  des  Unterrichts  im  einzelnen  kann  man  in  Kürze 
nicht  eingehen;  aber  zu  warnen  ist  vor  dem  »Zuviel«.  Der  B.erufsmaler 
als  Lehrer  der  Landschaftsmalerei  hat  sogar  Anklang  gefunden,  und  doch 
halte  ich  gerade  solchen  Mann  für  diesen  Zweck  viel  weniger  geeignet  als  einen 
im  Zeichnen  und  Malen  gut  veranlagten  Gartenkünstler.  Unwillkürlich  denkt 
man  an  Eichlers  Lehrthätigkeit  zurück,  der  mit  eisernem  Fleisse  und  viel 
Geschick  bestrebt  war,  durch  direkte  Vermitteluug  die  Berufsmalerschatt  auf 
seine  Schüler  zu  übertragen  und  dennoch  bei  der  Konkurrenz  um  den  Dönhoffs- 
platz der  schneidigen  Kritik  Gust.  Meyers:  »Das  hat  ja  gar  kein  Gärtner 
gemalt«  unterliegen  musste.  Berufsmalerei  wie  Technik  der  Baukundc 
und  ähnlichen  Gebieten  sich  zu  widmen,  muss  dem  freien  Ermessen  der 
Schüler  überlassen  bleiben;  es  kann  im  Wintersemester  etwa  ein  oder  zwei 
Nachmittage  Zeit  gegeben  werden,  um  den  älteren  Schülern  das  Belegen  daraut 
bezüglicher  Vorlesungen  auf  den  Fachhochschulen  in  Charlottenburg  und  in 
Berlin  zu  ermöglichen.  Dem  Gartentechniker  können  architektonische  Bau- 
werke in  Bild  und  Vortrag  und,  wo  es  nötig  ist,  auch  in  der  Konstruktion 
im  Zusammenhang  mit  kunstgeschichtlichen  Erörterungen  vorgeführt  werden; 
die  Technik  der  Ausfühiung  wird,  als  nicht  zum  Gartenbau  gehörig,  vom 
Ilauptunterricht  ausgeschlossen  werden  müssen. 

Auch  in  der  Obstkultur  schiesst  man  über  das  praktische  Ziel  hinaus, 
indem  man  die  Einrichtung  von  Obstmuttergärten  empfiehlt;  solche  Anlagen 
gehören  in  die  pomologischen  Institute;  dem  Kultivateur  thun  Obstgärten  und 
freie  Plantagen  not,  die  nebenbei  auch  hinreichend  Material  zum  Sorten- 
Studium  etc.  geben.  Auf  wissenschaftlichem  Gebiet  kommt  dann  der  Versuchs- 
garten hinzu,   dem  aber  ganz  andere  Aufgaben  erwachsen  als  Sortensammlung. 

Der  unklarste  Punkt  der  Verhandlungen  scheint  die  praktische  Arbeit 
zu  sein.  Man  führt  stereotyp  die  Unzuträglichkeiten  der  bisherigen  Handhabung 
der  praktischen  Arbeiten  auf  den  höheren  Gartenbauschulen  in  den  Vorder- 
grund und  will  deshalb  die  praktischen  Übungen  ganz  beseitigen;  ein  ganz  aus- 
sichtsloses Unternehmen,  welches  nur  die  nächste  Reorganisation  der  Wildparker 
Gärtner-Lehranstalt  um  ein  bedenkliches  näher  rückt,  wenn  nicht  inzwischen 
Marasmus  senilis  eintritt.  Man  spricht  als  Ersatz  von  Demonstrationen!  Sollen  etwa 


Von  Wildpark  nach  Dahlem.  17 


die  Obergärtner,  Inspektoren,  Pflanzenphysiologen  etc.  Bäume  schneiden,  Ver- 
pflanzen, Anpflanzungen,  Düngungs-  und  Kulturversuche  vornehmen,  indem  die 
Schüler  unthätig  daneben  stehen  und  die  Xase  rümpfen  lernen  über  den  Schmutz 
der  Arbeit?  Dann  können  auch  die  Lehrer  der  Messkunst  ihre  Nivellements  selbst 
besorgen    und  Zeichnung    und  Manual    dem  Schüler  zum  Kopieren  überlassen. 

Dem  jungen  Manne,  der  sich  einem  Examen  unterwerfen  w^ill,  um  dadurch 
eine  Bescheinigung  seiner  Tüchtigkeit  zu  erhalten,  muss  der  Lehr-  oder 
Studiengang  vorgeschrieben  werden,  wie  es  auf  der  Universität  auch  der  Fall 
ist;  und  wer  sich  von  Arbeit  und  Unterricht  drückt,  kann  über  Zuverlässigkeit 
und  Brauchbarkeit  eine  Bescheinigung  nicht  erhalten. 

Den  2-  oder  2 V2  jährigen  Kursus  auf  der  Schule  in  zwei  Perioden  zu 
scheiden  —Allgemeine  und  Spezial-Ausbildung  — ,  noch  dazu  den  Schluss  des 
ersten  Jahres  mit  einem  Examen  zu  belasten,  halte  ich  für  äusserst  bedenklich; 
da  kommt  der  Schüler  aus  der  Examen-Paukerei  ja  gar  nicht  heraus;  da 
giebt  es  nur  ein  Lernen  ohne  Einleben,  das  ist  Dressur,  aber  nicht  freie 
EntWickelung,  für  die  doch  sonst  so  viel  das  Wort  geredet  wird. 

Ein  2V2  jähriger  Bildungsgang  auf  dem  Institut  wird  kaum  zu  umgehen 
sein;  eine  Vertiefung  in  die  wissenschaftlichen  Fächer  der  Fachschule 
scheint  mir  einer  weiteren  Ausdehnung  der  Gymnasial-Vorbildung  vorzuziehen 
zu  sein.  Wenn  dann  nach  Verlassen  der  Bildungsstätte  eine  3— 3  jährige 
Praxis  noch  zu  einem  abschliessenden  Staatsexamen  führt,  dann  würde  das 
überhaupt  anzustrebende  Ziel  erreicht  sein.  Dieses  Schlussexamen  würde  am 
besten  auch  auf  dem  Institut  in  Verbindung  mit  einem  halbjährigen  Kursus 
für  Repetitorien  und  Vertiefung  auf  einzelnen  Gebieten,  unter  Benutzung  des 
Lehrmaterials,  der  Bibliothek  etc.  auch  für  Herstellung  der  schriftlichen  und 
zeichnerischen  Arbeiten  abgelegt  werden,  meinetwegen  unter  Zuziehung  be- 
sonderer Kräfte  als  Examinatoren. 

Die  Ausbildung  des  Gartentechnikers  würde  dann  an  Zeit  erfordern: 

Für  die  Lehre  im  Durchschnitt 2V2  Jahre 

Für  die  Schule 2V2       ;• 

Für  weitere  praktische  Thätigkeit 3V2 

Für  das  Schluss-Examen •     •     •     V2       v 

Sa.     8       Jahre 

Die  Schule  hat  der  junge  Mann  mit  dem  Zeugnis  der  Reife  für  Ober- 
sekunda im  Alter  von  17  Jahren  verlassen;  er  macht  sein  letztes  Examen  mit 
24  Jahren,  hat  aber  inzwischen  3  bis  3  Jahre  bereits  als  Gehilfe  bei  be- 
scheidenen Ansprüchen  ohne  Zuschuss  sein  Brot  verdient. 

Für  den  Spezialisten,  dem  das  Ziel  seiner  Thätigkeit  von  vornherein 
vorgezeichnet  ist  und  der  auf  Zeugnis  und  Examen  nicht  reflektiert,  dürfte  eine 
5jährige  praktische  Thätigkeit  vor  Besuch  der  Schule  vorgeschrieben 
werden;  Söhnen  von  Landschafts-  und  Flandelsgärtnern  müssten  jedoch  auf 
Grund  eines  väterlichen  Attestes  1  bis  2  Jahre  dieser  praktisehen  Thätigkeit 
erlassen  werden. 

Ob  Hochschule  oder  höhere  Gartenbauschule,  das  hängt  ja  weniger 
von  der  Auswahl  der  Lehrfächer,  auch  nicht  von  der  Bethätigung  in  praktischer 
Arbeit,  als  vielmehr  von  der  wissenschaftlichen  Behandlung  des  Unterrichts- 
stoffes ab;  von  der  Bearbeitung  gärtnerischer  Kulturfragen  durch  exakte  Ver- 
suche,   von    der    kunstwissenschaftlichen   Behandlung    der  Lehre    der    scLünen 


j§  Moderne  Schnittblumenkulturen. 

Gartenkunst,    von    der    naturwissenschaftlichen  Vertiefung    in    die  Gebiete    der 
Pflanzen-Physiologie,  -Geographie,  -Geschichte,  -Physiognomik  etc. 

Es  ist  auf  wissenschaftlichem  Gebiet  bisher  für  Gartenbau  und  Garten- 
kunst unendlich  wenig  gethan;  man  hat  hier  und  da  hospitiert  und  bescheiden 
genippt  von  den  Errungenschaften  auf  anderen  Gebieten.  Es  wäre  daher 
die  höchste  Zeit,  wenn  der  Gartenbau  nicht  von  anderen  Berufszweigen 
weit  in  das  Hintertreffen  verwiesen  werden  soll.  In  diesem  Schwerpunkt  der 
Hochschulfrage  vereinigen  sich  die  Interessen  aller  Berufsgenossen;  ob  Hoch- 
schüler oder  nicht,  das  ist  für  die  Förderung  des  Gartenbaues  durch  eine 
Zentrale  für  wissenschaftliche  Forschung  ganz  gleichgiltig. 

K.  Koopmann-Wernigerode. 


Moderne  Schnittblumenkulturen. 

Von  C.  Kette,  Südcnde-Berlin. 
(Hierzu  Abb.  i  u.  2.) 
ler  unermüdlichen  Thätigkeit  des  Herrn  Geheimrat  Wittma'ck  verdanken 
«5^::^  die  Leser  der  »Gartenilora«  die  hier  bildlich  dargestellten  modernen 
gärtnerischen  Einrichtungen.  Dass  ich  nicht  zu  den  Gärtnern  gehöre,  die 
gern  die  Spalten  der  Fachzeitschriften  füllen,  weiss  jeder,  der  mich  kennt; 
und  wenn  dies  heute  geschieht,  so  thue  ich  es  nur,  um  ein  gegebenes  Ver- 
sprechen  einzulösen. 

Es  hiesse  ein  Stück  »Geschichte  des  Gartenbaues  vor  den  Thoren  Berlins« 
schreiben,  wollte  ich  auf  die  Sache  des  Entstehens  dieser  Anlage  von  Anfang 
an  eingehen.  Der  rücksichtslose  Kampf  ums  Dasein,  der  uns  durch  die  be- 
stehenden Verhältnisse  aufgedrängt  wird,  treibt  sonderbare  Auswüchse,  und 
einen  solchen  Auswuchs  zu  beschreiben,  darum  handelt  es  sich  hier.  Ich 
protestiere  von  vornherein  dagegen,  dass  diese  Anlage  meinen  Ansichten  als 
Pflanzenkultivateur  entspricht,  denn  ich  bin  nie  ein  Freund  von  derartiger 
Massenfabrikation  gewesen.  Mein  Geschäftsbetrieb  ist  jetzt  fast  ausschliesslich 
auf  Schnittblumengewinnung  zugeschnitten.  Nebenbei  bemerke  ich,  dass  ich 
früher  Obst-  und  Weinbau,  besonders  -Treiberei  betrieben  habe.  Der  Absatz 
von  Schnittblumen  ist  jetzt  für  uns,  die  wir  davon  leben  müssen,  nur  noch  auf 
die  Frühjahrs-  und  Herbstmonate  beschränkt.  Einmal  ist  zur  Sommerzeit  das 
blumenkaufende  Publikum  nicht  hier,  und  zweitens  wird  dann  von  Blumen 
so  viel  nach  Berlin  geschafft,  dass  die  Hälfte  vollauf  genug  wäre.  Dieselbe 
flaue  Zeit  ist  jetzt,  den  ganzen  Dezember  hindurch,  wenn  man  von  den  paar 
Tagen  vor  Weihnachten  oder  Neujahr  absieht.  In  welch  unsinniger  Weise 
Berlin  mit  ausländischen  Blumen  überschwemmt  wird,  lässt  sich  gar  nicht 
beschreiben.  Trotz  Abbestellung  und  Annahmeverweigerung  schicken  die 
ehrenwerten  Herren  Kollegen  von  der  Riviera  ruhig  weiter,  und  die  Kaiserlich 
Deutsche  Reichspostverwaltung  glaubt  ihre  Pflicht  den  steuerzahlenden  Gärtnern 
gegenüber  erfüllt  zu  haben,  wenn  sie  die  sämtlichen  Sendungen,  anstatt  zu 
vernichten,  für  die  darauf  ruhenden  Portospesen  verauktioniert.  Schon  wochen- 
lang werden  täglich  in  Berlin  einige  Hundert  derartiger  Kolli  Blumen  ver- 
schenkt. Doch  Deutschland  ist  gross !  Es  giebt  darin  noch  märchenhafte 
Lande.      So    habe    ich    kürzlich    gelesen,    dass    eine    Versammlung    von    so- 


Moderne  Schnittblumenkulturen. 


^9 


genannten  Gärtnern  den  Import  der  ausländischen  Blumen  als  von  grossem 
Nutzen  für  die  deutsche  Gärtnerei  hinstellte,  und  wie  oft  hört  man  nicht  von 
Leuten,  welche  man  bis  dahin  nicht  für  Träumer  gehalten  hatte,  von  blumen- 
armer Zeit  sprechen.  —  Jedoch  mit  derartigen  Abhandlungen  komme  ich 
meinem  Versprechen  nicht  nach,  und  nur  um  dies  zu  erfüllen  handelt  es  sich  für 
mich  hauptsächlich.  Aus  diesen  hier  nur  flüchtig  gestreiften  Verhältnissen 
heraus  ist  dieser  als  Auswuchs  bezeichnete  Bau  entstanden.  Und  nun  zur 
Sache.     Die  Länge  des  Baues  (Fig.  i),  welchen  wir  „Fortschrittsbude"  nennen, 


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Abb.    I.     Die  „Fortschi  ittsbude"  des  Herrn  Carl  Kotte,    Südende  b.  Berlin, 

aus  Mistbeetfenstern  erbaut,  yS   m  lang,    i3   m  breit. 

Photographie!  t    von    L.  W  i  1 1  m  a  c  k    (bei    nebeliger    Luft    aufgenommen). 

beträgt  75  m,  die  Breite  resp.  die  Tiefe  15  m,  also  Grundfläche  1125  qm,  die 
Höhe  1,75—2,25  m.  Die  gesamte  Glasfläche  (auch  die  Seitenwände  sind  alle  aus 
Glas)  ist  aus  Mistbeetfenstern  3X5  Fuss  gebildet.  Das  eiserne  Trägerwerk 
ist  nur  aus  J-,  U-  und  !_-Schienen  gebildet.  Während  der  Sommermonate 
ist  von  dem  ganzen  Bau  nichts  als  dieses  Trägereisen  vorhanden,  denn  das 
Dach  und  alle  Seitenwände,  Thüren  und  Laufbretter  werden  abgehoben,  so 
dass  die  Pflanzen  auf  ganz  freiem  Lande  stehen.  Erwärmt  wird  der  Bau  durch 
eine  Dampfniederdruckheizung.  Die  Heizröhren  hängen  oben  dicht  unter  dem 
Glase,  und  zwar  an  Stellen,  wo  sie  nicht  das  Licht  abhalten;  also  entweder 
unter  den  Laufbrettern  oder  den  Trägerschienen  entlang.  Bewässert  wird 
mechanisch,  d.  h.  direkt  aus  der  Wasserleitung. 


20 


Moderne  Schnittblumenkulturen. 


Durch  45  Hydranten  wird  dies  in  allen  Teilen  sehr  leicht  möglich.  Die 
Leitungsrohren  hängen  ebenfalls,  wie  die  Heizröhren,  oben  unter  dem  Glase 
und  liefern,  solange  geheizt  wird,  30  ^  R.  Avarmes  Wasser,  welches  in  einem 
Reservoir  am  Heizkessel  kostenlos  angewärmt  wird.  Bei  den  Frühjahrskulturen 
ist  die  Wirkung  des  warmen  Wassers  namentlich  von  grosser  Bedeutung.  Das 
Regenwasser  läuft,  da  die  Fenster  nicht  übereinandergreifen,  in  den  Bau 
hinein  und  zwar  immer  in  die  Wege,  so  dass  nie  die  Pflanzen  davon  betroffen 
werden.     Das   Gefälle,    welches    der  ganze  Bau  hat,    ist  so.  wie  der  natürliche 


Abb.   2.     Chrysanthemum  indicum,  frei  ausgepflanzt  in  der  ,,Fürtschrittsbude"  des  Herrn 

Carl  Kotte,  Südende  b.  Berlin. 

HiiUorcr  Teil  des  Glaskastens,  mit  nur  2  Heizungsröhren,  einem  Steige-  nnd  einem  Riicklaufsrohr. 

Photographiert  von  L.  WittmacU. 

Fall  des  Terrains  es  bedingt.  Gedeckt  wird  der  Bau  nicht,  die  Heizung  reicht 
ijerade  aus,  um  ihn  stets  frostfrei  zu  halten,  und  mehr  wird  nicht  verlangt. 
!m  Frühjahr  werden  darin  vornehmlich  Myosotis  oblongata  kultiviert  (jedoch  nicht 
perfecta),  und  wer  mich  um  die  Osterzeit  besucht,  erstaunt  über  die  blauen 
Wiesenflächen,  welche  er  da  sieht.  Ferner  werden  gezogen  vielerlei  Stauden 
zum  Schnitt,  auch  Levkoyen.  Centaureen,  Lalhyrus  etc.  Ende  Juni,  wenn  das 
Geschäft  zu  Ende,  werden  sämtliche  Pflanzen  abgeräumt  und  fast  die  ganze 
Fläche  wird  mit  schnittwertigen  Chrysanthemum  bepflanzt.  —  Und  nun  zum 
Schluss:  Glück  auf!     Rücksichtslos  vorwärts  im  neuen  Jahre! 

Nachschrift  der  Redaktion.     Wir  danken  Herrn  Kotte  sehr,  dass  er  trotz 
seiner  beschränkten  Zeit  sich  der  Mühe    unterzogen    hat,    vorstehenden  Artikel 


Bericht  über   die  Kulturversuche  im  Jahre   1897.  21 


ZU  schreiben.  Es  ist  hier  einem  jeden  gezeigt,  -wie  er  mit  einfachen  Mistbeet- 
fenstern sich  ein  grosses  Haus  bauen  kann,  in  welchem  alle  Pflanzen,  die 
nicht  zu  grosse  Wärme  verlangen,  sehr  gut  gezogen  werden  können. 
Die  auf  der  Abbildung  vorderen  Teile  des  Riesen-Glaskastens  haben 
übrigens  mehr  Heizungsröhren  als  die  hinteren,  und  sahen  wir  im  November 
hier  namentlich  Nelken,  während  alle  hinteren  Teile  Chrysanthemum  in  den 
schönsten  Sorten  enthielten,  zum  Teil  so  hoch,  dass  sie  fast  an  das  Glas  der 
Decke  stiessen  (Fig.  2).  Die  beiden  oberen,  auf  der  Abbildung  hinteren  Teile 
werden  nach  Aberntung  der  Chrysanthemum  von  Neujahr  bis  Mitte  Februar 
nicht  mehr  geheizt  und  erst  wieder  benutzt,  wenn  es  an  das  Treiben  von 
Stauden  etc.  geht. 

Herr  Kotte  besitzt  ausserdem  selbstverständlich  noch  Häuser  gewöhn- 
licher Art  und  auch  ein  grosses  Weinhaus.  Über  seine  ganze  höchst  interessante 
Gärtnerei  finden  sich  Berichte  in  Gartenflora  1896  S.  397  u.  466,  die  wir 
dringend  empfehlen  nachzulesen. 

Ferner  aber  möchten  wir  ganz  besonders  noch  aufmerksam  machen 
auf  den  Weinberg  unter  Glas,  den  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Haupt  in 
Brieg  errichtet  und  der  nebst  seinen  anderen  Häusern  in  Gartenflora  1888 
S.  303  abgebildet  ist.  Dieser  Weinberg  beruht  auf  einem  ähnlichen  Prinzip, 
nur  dass  keine  Mistbeetfenster  benutzt  sind.  Schon  in  Gartenzeitung  (nicht 
Gartenflora)  1883  S.  476  hat  Herr  Haupt  in  seinem  noch  heute  sehr  beachtens- 
werten Artikel  »Die  Gewächshausbauten  der  Neuzeit«  auf  diesen  Weinberg 
hingewiesen. 


Bericht  über  die  Kulturversuclie  im  Jahre  1897, 

die  unter  Leitung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Königlich  Preussischen 
Staaten  auf  den  Rieselfeldern  der  Stadt  Berlin  in  Blankenburg  ausgeführt  wurden. 

Erstattet  von 

Joseph  Klar -Berlin,  Hoflieferant  Sr.  Majestiit  des  Kaisers 

und  Otto  Mende,   Obergärtner  der  Stadt  Berlin  zu  Blankenburg. 

Alljährlich,  sobald  die  ersten  Fröste  unserem  Versuchsfelde  einen  Besuch 
abstatten  und  dem  Wachstum  einen  Halt  gebieten  im  Freien,  tritt  an  uns  die 
stillschweigende  Forderung  heran,  Rechenschaft  abzulegen  über  die  daselbst 
erreichten  Resultate  und  auch  dem  Vereine  zu  zeigen,  was  für  den  von  ihm  aus- 
geworfenen Etat  erzielt  wurde.  Der  letzere  ist  allerdings  ein  äusserst  winziger 
seit  der  Zeit,  wo  wir  nur  noch  Neuheiten  und  gute  ältere  Sachen  prüfen,  was 
auch  bereits  in  einer  der  letzten  Sitzungen  im  Gartenbauverein  durch  uns  dar- 
gelegt wurde.  Die  Neuheiten  aber  sind  bekanntlich  teuer  und  nur  schwach 
in  den  Portionen,  dafür  sind  sie  eben  neu.  In  diesem  Jahre  hielt  der  Frost, 
wie  die  verehrten  Leser  dieser  Zeitschrift  wissen  werden,  frühzeitig  seinen 
Einzug,  während  das  Frühjahr  zum  Teil  ein  normales  war.  Der  Sommeranfang 
aber  zeichnete  sich  durch  übermässige  Hitze  und  dann  folgenden  unaufhörlichen 
Regen  unvorteilhaft  aus. 

I.  Blumen. 

SoniDier-Levkoje  weisse  Perle  Q.  Das  uns  s.  Z.  vorgelegte  Gliche  dieser 
Neuheit  liess  auf  etwas  ganz  Besonderes  schliessen,  doch  es  entpuppten  sich  im 
Sommer    nur    einfache    grünlich-weissblühende  Pflanzen,  welche  sich  durch 


22  Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre   1897. 

einen  straffen  Wuchs  einzig  und  allein  kennzeichneten.  Die  Pflanzen  wurden 
ca.  20  cm  hoch.  Vielleicht  versuchen  wir  nächstes  Jahr  nochmals  diese  Levkoje 
mit  besserem  Erfolge.  Wir  werden  jetzt  doch  nicht  etwa  auch  einfache 
Levkojen  einführen,  wie  es  unlängst  mit  den  Astern  geschehen  ist? 

Zimiia  elegans  ft.  pl.  Liliput,  goldgelb.  Ist  eine  in  der  That  zu  empfehlende 
Gruppenpflanze  und  eine  gute  Bereicherung  in  dem  kleinen  Sortiment,  das 
jetzt  aus  drei  Farben  besteht.  Die  ziemlich  niedrigen  Pflanzen  blühten  ununter- 
brochen während  des  Sommers,  und  eignen  sich  die  Blumen  selbst  zur  Bouquet- 
fabrikation.  Die  Blumen  sind  goldgelb  und  waren  konstant,  wie  es  auch  der 
Wuchs  war, 

Chrijsaath.emiim  carinatum  plenisshnum  fol.  aureis.  Die  getülltblühende  gelb- 
blättrige Spielart  der  im  verflossenen  Jahre  eingeführten  einfachblühenden 
Chrysanthemumsorte.  Wenn  auch  die  20  cm  hohen  Pflanzen  nicht  sämtlich 
gefüllt  blühten,  so  existierten  doch  unter  den  vorhandenen  solche,  deren  Füllung 
ausserordentlich  hervortrat.  Die  Farben  bewegten  sich  in  den  verschiedensten 
braunen  Nuancen,  purpurrot,  gelb  mit  braun  gestreift  etc.  Das  leuchtend  gelbe 
Laub  stempelte  diese  Neuheit  zu  einer  eigentümlichen  empfehlenswerten  Gruppen- 
pflanze, die  selbst  für  Töpfe  und  für  Binderei  sich  eignen  dürfte, 

Reseda  odorata  Victoria  piwiila  compada.  Wir  haben  es  hier  genau  mit 
einer  Zwerg-Victoria-Reseda  zu  thun,  deren  leuchtend  braune  Rispen  (nicht 
dunkelrot,  wie  viele  diese  Farbe  bezeichnen)  sich  auf  kleinen,  gedrungenen 
Pflanzen  früher  zeigen  als  auf  der  älteren  bekannten  Art.  Für  Topf-  und  Land- 
kultur gleich  empfehlenswert.     Diese  Pflanze   war  dabei  rein  und  konstant. 

Reseda  odoraia  FlameUa.  Erinnert  an  die  beliebte  Machet-Reseda  ist  aber 
niedriger,  doch  dürfte  sie  noch  konstanter  werden  müssen. 

Äster,  Juwel-  oder  Ball-,  reinweiss.  Mit  dieser  Sorte  ist  nun  auch  die  Haupt- 
farbe: die  weisse,  dieser  prächtigen  mittelhohen  Asterklasse,  die  besonders 
wertvoll  für  die  Binderei  ist,  eingeführt.  Durch  die  einwärtsgekrümmten 
Fetalen  unterscheidet  sich  diese  Klasse  von  den  anderen  wesentlich. 

Äster,  Juwel-  oder  Ball-,  lasurblau.  Geradezu  herrliche  Farbe,  welcher  wir 
gleich  der  vorhergehenden  gern  einen  Platz  in  unserem  Katalog  gewähren.  Es 
fanden  sich  auch  purpurvioletfarbene  unter  den  Pflanzen,  die  ebenfalls  eine 
neue  Farbe  darstellen. 

Äster,  Riesen- Comet-.  In  den  Farben:  rosa,  karmoisin,  hellblau,  dunkel- 
blau und  weiss  mit  rosa.  Die  Farben  dieser  verbesserten  Riesen-Comet-Aster 
sind  erst  noch  im  Entstehen  begriffen.  Die  Blumen  gehören  mehr  der  gewöhn- 
lichen Comet-Aster  an  und  sind  noch  nicht  treu;  die  Farbe  »weiss  mit  rosa 
Schein«  war  noch  am  besten.  Wegen  ihres  lockigen  Blumenbaues  ist  sie  in 
der  Binderei  sehr  beliebt,  findet  indess  am  meisten  Anklang  in  England. 

Strahlen- Äster,  weiss  und  leuchtend  rosa.  Die  nadelartigen  Blumenblätter 
dieser  neuen  Klasse  von  Astern  geben  auch  ihr  ein  leichtes  Ansehen,  die 
Blumen  sind  ca.  10  cm  im  Durchmesser  und  erscheinen  auf  langen  starken 
Stielen,  während  die  Pflanze  selbst  ca.  50  cm  hoch  wird.  So  schön  die  Nadel- 
aster auch  sein  mag,  so  erinnert  sie  indess  an  die  alte  Igelaster,  die  wir  nie 
recht  liebten. 

Äster,  Vollendung  oder  Baum-,  iveiss.  Eine  dankbar  blühende,  an  Zwerg- 
Chrysanthemum  erinnernde,  ebenfalls  neue  Aster.  Die  Farbe  ist  reinweiss;  Höhe 
der  Pflanzen  40  cm. 


Cypripedium  Parishi  Rchb.  2Q 


Petunia  hi/brida  Sehneeball.  Soll  von  der  P.  nana  compacta  multiflora  ab- 
stammen. Der  Wuchs  der  Pflanze  war  allerdings  gedrungen,  doch  können 
wir  ein  Urteil  über  sie  noch  nicht  fällen,  da  die  wenigen  uns  verbliebenen 
Pflanzen  nicht  recht  zur  Geltung  kamen.  Die  Blume  ist  weiss  und  diese  Farbe 
wird  bei  Petunien  nie  recht  in  Autnahme  kommen,  während  die  bunten,  ge- 
streiften oder  gefleckten  beliebter  sind  und  mehr  prahlen. 

Lupinus.  Die  einjährigen  Lupinen,  denen  es  im  verflossenen  Jahre  infolge 
anhaltenden  Regens  zu  nass  war,  fühlten  sich  viel  wohler  bei  der  zeitweilig 
eintretenden  Hitze  im  Juni  und  blühten  viel  besser  als  zur  erstgenannten  Zeit. 
Im  allgemeinen  hatte  die  Hitze  übrigens  recht  böse  gewirkt;  gehört  doch  zum 
Wachstum  in  erster  Linie  trübe,  feuchte  Luft  und  genügt  das  Giessen  oder 
Rieseln  allein  doch  nicht. 

Polygomtm  capitation  Qj.  Eine  hübsche  Staude,  die  bereits  im  Juli  kleine 
rosa  Blütenköpfe  zeigte  und  während  des  Sommers  anhaltend  blühte.  Dieser 
kleine  Knöterich  kriecht  an  der  Erde  wie  die  Tradescantia  zebrina,  die  Blätter 
sind  fast  ebenso  dunkelmarmoriert,  3  cm  lang  und  zugespitzt.  Wir  haben 
dieses  fast  rankenartige  Gewächs  sehr  gern  gehabt,  es  muss  aber  im  Hause 
überwintert  werden,  da  die  Spitzen  sofort  durch  den  Frost  litten.  Vielleicht 
eignet  sich  dies  Polygonum,  das  übrigens  nicht  neu,  als  rasenbildend  im  Schatten 
unter  Bäumen. 

Physalis  Francheti  Q|.  Eine  neue  Form  der  Ph.  Alkekengi,  die  aus  Japan 
stammt.  Die  Fruchtkelche  zeigten  sich  bereits  im  September,  sind  grösser 
als  die  der  alten  Alkekengi  und  leuchtend  orangerot.  Selbst  das  Laub  ist 
heller,  die  Blätter  sind  herzförmig,  die  Früchte  heben  sich  sehr  vorteilhaft 
daraus  hervor  und  verleihen  der  Pflanze  ein  imposantes  Aussehen.  Die  Früchte 
sollen,  wie  die  von  Physalis  Alkekengi,  in  Zucker  eingemacht  eine  Delikatesse 
sein.  Die  Binderei  hat  sich  übrigens  der  Physalis  Alkekengi  bemächtigt,  wo- 
durch sie  wieder  der  Vergessenheit  entrissen  wurde.  Die  neue  Abart  dient 
ebenfalls  obigem  Zwecke.  Selbst  als  Topfgewächs  sind  beide  zu  empfehlen 
und  haben  namentlich  viel  Anziehendes  im  Herbst. 

Helianthus  Maximiliani  Q  üj.  Diese  ein-,  auch  zweijährige  Sonnenrose 
wurde  1  m  hoch  und  stand  sehr  frühzeitig  in  Blüte.  Die  Blumen  sind  blass- 
gelb und  der  Kelch  mattschwarz.  Dieser  Helianthus  erinnert  an  H.  cucumeri- 
folius  und  hat,  da  er  lange,  gestreckte  Blütenstiele  besitzt,  grossen  Wert  für  die 
Binderei,  falls  man  noch  Bedarf  an  gelben  Blumen  hat. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Cypripedium  Parishi  Rchb. 

Von  F.  Kränzlin  und  Georg  Lackner. 
(Hierzu  Abb.  3.) 
|ie  Blätter  sind  fleischig,  ziemlich  fest  und  schön  grün,  aber  ohne  irgend 
welche  Zeichnung,  die  Länge  schwankt  zwischen  18 — 20  cm  als  geringster 
und  35  cm  als  bedeutendster  Länge.  Die  zweizeilig  gestellten  Deckblätter 
haben  nicht  die  Grösse  wie  bei  manchen  anderen  Arten  der  Gruppe  (was 
Reichenbach  treffend  »heliconioid«  nannte),  sie  sind  aber  immerhin  ziemlich 
ansehnlich  und  von  hellgrüner  Farbe.     Die  Hauptfarbe  der  Blüte  ist  gelbgrün. 


Csi$ti^ 


nA  Cypripedium  Parishi  Rchb. 


Von  diesem  Grunde  heben  sich  ab:  erstens  die  grünen  Adern  der  sogenannten 
Fahne,  d.  h.  des  oberen  Sepalums,  das  vordere  Drittel  der  lo — 12  cm  langen, 
schraubenförmig  gewundenen  Fetalen,  welche  purpur-violett  gefärbt  sind,  sodann 
die  dunklen  gewimperten  Warzen  am  Grunde  der  Fetalen  und  schliesslich  der 
fast  weisse  Rand  des  Staminodiums  der  Säule.  Durch  die  ungemein  ver- 
längerten Fetalen  gehört  die  Fflanze  in  die  xVbteilung  der  ^Caudata«,  und  zwar 
steht  sie  den  gleichfalls  ostasiatischen  Arten  Cyp.  philippinense  Rchb.  F.  und  Cyp. 
Roebeleni  Rchb.  F.  sehr  nahe.  Beide  von  den  Philippinen  stammende  Arten 
haben  stärker  behaarte  Blütenschäfte  und  kleinere  Blüten  mit  purpurnen  Adern 
auf  grünem  Grunde  der  Sepalen  und  Fetalen  sowie  ein  herzförmiges  Schildchen 
am  oberen  Ende  der  Säule.*)  F.  Kränzlin. 

Cypripedium  Farishi  ist  heimisch  in  Ostindien,  und  zwar  in  British  (Upper-) 
Burmah;  es  wächst,  wie  uns  seiner  Zeit  der  Herr,  welcher  in  jenen  Gegenden  für 
meinen  Vater  Orchideen  sammeln  lässt,  schrieb,  zusammen  mit  Vanda  Farishi, 
Vanda  Marriottiana,  Cypripedium  bellatulum  und  anderen;  sein  Standort  sind  die 
mittleren  und  niedrigen  Zweige  der  Bäume,  wo  es  in  grossen  Klumpen  auftritt,  oder^ 
zu  ebener  Erde  auf  felsigem  Boden.  Übereinstimmend  hiermit  ist  auch  der  Um- 
stand, dass  die  Fflanze  in  den  Kulturen  niemals  einen  grossen  Reichtum  an 
Wurzeln  aufweist. 

Cypripedium  Farishi  hat  viele  sehr  gute  Eigenschaften,  welche  indessen 
durch  ebensoviele  entgegengesetzte  aufgewogen  werden.  Zu  ihren  Vorzügen 
gehört  zunächst,  dass  sie  sich  ausserordentlich  gut  importiert:  sie  reist  sehr 
gut  und  etabliert  sich  leicht;  entsprechend  ihrem  geringen  Wurzelreichtum 
bedarf  sie  einer  sehr  geringen  Menge  Fflanzmaterial  und  man  thut  daher  gut, 
den  Topf  sehr  hoch  mit  Scherben  zu  füllen;  als  Erde  verwenden  wir  die 
übliche  Folypodiumfasern-  und  Sphagnum-Mischung,  welche  ihr  gut  bekommt. 
Da  die  von  Natur  sehr  fleischigen  Blätter  in  der  Regel  infolge  der  langen  Reise 
viel  von  ihrem  Safte  eingebüsst  haben,  so  bedarf  die  Fflanze  —  entgegen  der 
im  übrigen  mit  Recht  geübten  Methode  —  in  der  ersten  Zeit  nach  der 
Importation  einer  reichlichen  Wassermenge  an  den  Wurzeln;  die  Blätter  werden 
dann  überraschend  schnell  aufquellen  und  ihre  natürliche  saftig-fleischige  Be- 
.schaffenheit  annehmen.  Die  Fflanze  fängt  bald  an  zu  wachsen  und  blüht  das 
erste  Mal  nach  der  Importation  bei  regelrechter  Behandlung  sicher  und  reich. 
Der  Blütenstand  ist  imposant  und  die  einzelnen  Blumen  von  sehr  vornehmen 
Farben  und  edlen  Formen;  besonders  interessant  und  schön  sind  die  gedrehten 


*)  Cypripedium  Parishi  Rchb.  Foliis  oblonge -ligulatis  obtusis  biapiculatis  laete- 
viridibus  loratis  20 — 25  cm  longis  ad  6  cm  latis,  scapo  elato  ad  40  cm  aho  leviter  pubescente, 
bracteis  vaginantibus  apice  obtusis  ovariorum  dimidium  aequantibus,  floribus  5 — 7  distantibus 
8  cm  diam.  a  sepaio  dorsali  ad  labellum.  Sepalo  dorsali  oblongo-elliptico  (si  mavis  subrhombeo) 
utrinque  obtusangulo  lato  supra  paulum  inflexo,  sepalo  inferiore  simili,  latiore  breviore 
bicarinato,  petalis  e  basi  latiore  linearibus  caudatis  longissimis  tortis  margine  undulatis  distanter 
verrucosis  apice  subincrassatis  obtusis  pendulis,  labello  pro  flore  parvo,  lobis  inflexis  non 
contiguis  margine  antico  sinuato,  auriculis  utrinque  minutis  acutis,  staminodio  obovato  oblongo 
postice  dentato  antice  sinuato  dorso  puberulo.  —  Sepal.  dors.  5  cm  long.,  3,5  cm  lat.  pallide 
luteoviride  venis  viridibus,  inferius  pallidius,  petala  1 1  cm  longa  basi  i  cm  lata,  basi  eodem 
colore  margine  nigro-verrucosa  et  ciliata,  antice  purpurascentia  margine  pallidiora,  labellum  viridi- 
uteum  interdum  purpureo-punctulatum. 

Ex  F.  Kränzlin,  Orchidacear,     Gen.  et  Sp.  I.,  35. 


Cypripedium  Parishi  Rchb. 


25 


seitlichen  Fetalen  mit  den  schwarzen  Flecken.  Die  Blütedauer  ist  die  bei 
Cypripedien  gewohnte  sehr  lange  und  dehnt  sich  über  mehrere  Monate  aus. 
Der  langgestreckte  bis  zu  acht  Blumen  tragende  elegante  Stiel  eignet  sich  vor- 
züglich zu  Blumenbindezwecken,  ebenso  wie  jedes  gutblühende  Exemplar  als 
Topfpflanze. 

So  wäre  Cypripedium  Parishi  eine  Pflanze  ersten  Ranges  für  Schnittblumen- 
kulturen, wenn  sie  nicht  —  wie  erwähnt  —  auch  einige  nichts  weniger  als 
vorteilhafte  Eigenschaften    besässe.     Zunächst    ist    sie    ein    äusserst    unsicherer 


Abb.   3.     Cypripadiuin  Parishi 

in  der  Gärtnerei  von  Carl  Lackner,  Steglitz. 

l'hotographiert   von  Georg  LacUncr. 

Blüher  und  täuscht  bei  längerer  Kultur  meist  die  Erwartungen,  welche  man. 
nachdem  sie  im  ersten  Jahre  nach  der  Importation  reichlich  geblüht,  an  sie 
knüpft;  auch  die  in  unseren  Kulturen  befindlichen  Pflanzen  blühten  nach  dem 
Import  sehr  reich,  in  den  darauffolgenden  Jahren  sehr  massig  und  dann  zu 
unserer  Überraschung  im  Sommer  1897,  wo  die  nebenstehende  Aufnahme  ent- 
stand, wieder  ausserordentlich  reichlich.  Alles  in  allem  ist  die  Pflanze  aber 
als  ein  unsicherer  Blüher  zu  bezeichnen.  Was  die  Kultur  anbelangt,  so  ist  die- 
selbe keineswegs  eine  leichte;  es  ist  in  vielen  Sammlungen  beobachtet  worden, 


26  Vorzügliche  Birnen  und  Äpfel  für  Liebhaber. 

dass  die  Pflanzen  wehige  Jahre  nach  dem  Import  aufhörten  zu  wachsen  und 
allmählich  zu  Grunde  ging-en,  ohne  merkliche  Veranlassung;  jedenfalls  wird 
die  Kultur  erheblich  erschwert  durch  die  geringe  Lust,  welche  die  Pflanze  zur 
Wurzelbildung  zeigt.  Sowohl  ausgewachseae,  wie  junge  Triebe  sind  sehr 
empfindlich  gegen  Wasser  in  den  Triebspitzen;  es  tritt  dann  leicht  Fäulnis  ein 
und  die  Pflanze  geht  schnell  zurück;  ihr  Standort  sei  ein  warmes  oder  tempe- 
riertes Haus  mit  viel  Luftfeuchtigkeit. 

Es  ist  schade,  dass  man  dieses  sowohl  im  Wuchs  wie  in  der  Blüte  schöne 
Cypripedium  wegen  seiner  schwierigen  Eigenschaften  Handelsgärtnern  nicht 
empfehlen  kann;  immerhin  aber  ist  es  eine  Pflanze  von  so  hervorragender 
Schönheit,  dass  jeder  Orchideenliebhaber  einen  guten  Griff  thut,  wenn  er 
seiner  Sammlung  einige  Exemplare  einverleibt. 

Georg  Lackner. 


'Ml 


.e 


Vorzügliche  Birnen  und  Äpfel  für  Liebhaber. 

Von  Stadtrat  Töbelmann- Charlottenburg. 

achstehend     übersende     ich     Ihnen     für     den     Liebhaber-Ausschuss     ein 
)\^    Verzeichnis    früh-  und    reichtragender  Birnen    und  Äpfel    für  den  Haus- 
garten, ungefähr  nach  der  Reifezeit  geordnet. 

1 .    Birnen: 

Grüne  Magdalene,  Giffards  Butterbirne,  zwar  weniger  reich  tragend,  aber 
vorzüglich  im  Geschmack,  Williams  Christbirne,  Dr.  Jules  Guyot,  Marguerite 
Marillat,  Amanlis  Butterbirne,  Esperine,  Gute  Louise  von  Avranches,  Capiau- 
mont,  für  etwas  feuchten  Boden,  Herbst-Colmar,  holzfarbige  Butterbirne,  wird 
in^zu  nassem,  kaltem  Boden  zuweilen  fleckig,  Esperens  Herrenbirne,  Gellerts 
Butterbirne,  trägt  in  leichtem  Boden  nur  massig,  Baronin  Mello  (Philippe  Goes), 
Napoleons  Butterbirne,  Six'  Butterbirne,  Clairgeaus  Butterbirne,  Herzogin  von 
Angouleme,  für  warme  Lage  und  guten  Boden,  Zephirine  Gregoire,  Liegeis 
Winter-Butterbirne,  Diels  Butterbirne,  Winter-Nelis,  Neue  Fulvie,  Präsident 
Drouard,  Regentin,  etwas  empfindlich.  Josephine  von  Mecheln,  trägt  nur  massig, 
Hardenponts  Winter-Butterbirne,  ist  in  der  Blüte  empfindlich,  verlangt  guten 
Boden,  Charles  Cognee. 

Für  ganz  warme  Lagen  und  guten  Boden:  Millets  Butterbirne,  Edel- 
Crassanne,  Winter-Dechantsbirne,  Olivier  de  Serres,  Esperens  Bergamotte. 

2 .  Äpfel, 
bei  denen  ich  nicht  nur  Tafelfrüchte,  sondern  auch  früh-  und  sehr  reich 
tragende  Wirtschaftssorten  berücksichtige:  Virginischer  Rosenapfel,  Langtons 
Sondergleichen,  Cellini,  Lord  Grosvenor,  Charlamowski,  Cludius  Herbstapfel, 
Kaiser  Alexander,  Hawthorndon,  Deans  Codlin,  beide  überaus  tragbar,  Prinzen- 
apfel, Gravensteiner,  nur  in  gutem,  feuchtem  Boden  tragbar,  Winter-Goldparmäne, 
Bismarckapfel,  sehr  massige  Frucht  und  auch  nur  in  der  Jugend  ausserordent- 
lich tragbar,  Nelsons  Codlin,  Cox'  Orangenreinette,  Muskatreinette,  Wagener- 
apfel, Gelber  Bellefleur,  Schöner  von  Boskoop,  für  grosse  Formen,  Braddicks 
Nonpareil,  kleiner,  aber  sehr  feiner  Apfel  für  Zwergkultur,  Pariser  Rambour- 
reinette,  besonders  für  Cordon  und  grosse  Formen  in  gutem  Boden,  Ontario- 
apfel,  Baumanns  Reinette,  Parkers  Pepping,  Ananasreinette,  nur  für  etwas 
wärmere  Lagen  und  guten  Boden.  Weisser  Winterkalvill,  desgleichen,  verlangt 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


_27 


aber  noch    mehr  Wärme,    Ribston    Pepping,    für    guten,    feuchten    Hoden  und 
grosse  Formen,  Königlicher  Kurzstiel,  Champagnerreinette. 

Die  Anzahl  ist  natürlich  zu  gross  und  müsste  für  den  Hausgarten,  je  nach 
Geschmack  und  Bedarf,  verringert  werden;  alle  die  angeführten  Sorten  haben 
sich  aber  bei  mir  und  anderswo,  besonders  in  Norddeutschland,  bewährt, 
wachsen  nicht  zu  stark  und  tragen  mit  wenigen  Ausnahmen  früh  und  reich, 
was  in  der  Nähe  grosser  Städte,  wo  Besitz-  und  andere  Verhältnisse  so  schnell 
wechseln,  von  Wichtigkeit  ist. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neuheiten  von  J.  C.  Schmidt,  Erfurt. 

(Fortsetzung  von  Gartenflora  1897  S.  63g.) 

Petunia  hybrida  grandiflora  superbissima 
„Venus". 

Ein  würdiges  Seitenstück  zu  der 
Torigen  bildet  diese  Neuzüchtung. 
Derselben  Klasse  angehörig  wie 
»Favorit«  kommt  sie  an  Schönheit  und 
Vollendung  der  Blumen  dieser  gleich. 
Nur  die  Farbe  ist  wieder  eine  eigen- 
tümliche andere,  es  ist  ein '  ganz  be- 
sonderes Karmin  mit  Weiss,  so  zart  und 
schön,  wie  es  gleichfalls  bisher  bei 
Petunien  nicht  vorkommt. 

»Venus«  fand  neben  »Favorit«  auf 
der  grossen  Hamburger  Ausstellung 
den  allgemeinen  Beifall  der  Beschauer 
und  wurde  durch  Verleihung  der 
grossen  silbernen  Staatsmedaille  mit 
ausgezeichnet. 

Lobelia  erinus  pumila  splendens. 

(Hierzu  Abb.  5-) 

Diese  Neuheit  ist  eine  der  schönsten 
Lobelien,  die  es  giebt.  Mit  dem  gleichen 
grossen  weissen  Auge  der  Blumen 
und  demselben  gedrungenen  Wuchs 
der  Pflanze,  wie  die  bekannte  Sorte 
„Schwabenmädcben"  (die  leider  echt 
nur  durch  Stecklinge  vermehrt  werden 
kann)  vereinigt  sie  eine  einzig  schöne 
Farbe,  ein  den  schönsten  Märzveilchen 
gleiches  ,,Dunkelpurpurviolett".  Ihre 
Blühwilligkeit  ist  sehr  gross. 

Erdbeer-Himbeere. 

(Hierzu  Abb.  4.) 

Die  Erdbeer-Himbeere  ist  eine  aus 
Japan  stammende  Neuheit.  Die  Pflanze 
wird  etwa  V2  bis  ^/^  m  hoch  und  ist 
durch  ihr  schönes  Blattwerk  eine 
Zierde  für  jeden  Garten.  Bedeckt  sie 
sich  mit  Blüten,  so  scheint  sie  aus  der 
Ferne    gesehen  wie    eine    Spiraea    mit 


\.  ,- 


Abb.  4.     Erdbeer-Himbeere. 

allerliebsten  weissen  Heckenröschen 
übersäet.  Die  Frucht  ähnelt  einer 
Erdbeere,  im  Geschmack  ist  sie  ein 
Mittelding  zwischen  Erdbeere  und  Him- 
beere und  äusserst  erfrischend.  Die 
Pflanze  stirbt  jedes  Jahr  bis  zur  Erde 
ab,  um  im  nächsten  Jahre  desto  kräf- 
tiger wieder  auszutreiben. 

Lathyrus   odoratus  „Cupido",  rosa  mit  weiss. 

(Hierzu  Abb.  G.) 

Als  vor  zwei  Jahren  der  neue  La- 
thyrus ,, Cupido  reinweiss"  aus  Amerika 
als  erster  Vertreter  einer  niedrigen, 
nicht    rankenden    Lathvrus  -  Klasse    zu 


28. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Abb    s. 
Lobelia  erinus  pumila  splendens. 


Abb.  (>.    Luhyrus  odoratus  ,,Cupido",  rosa  mit  weiss. 


uns  kam, 
täuschuno;, 
Blüte  kam 


erregte  er  vielfach  Ent  - 
da  er  nicht  richtig  zur 
und  meistens  die  Knospen 


^schotige  Flageolct-W'aclis 


abwarf.  Im  letzten  Jahre  hat  sich  aber 
gezeigt,  dass  diese  schlechte  Eigen- 
schaft nur  eine  Folge  der  vielen 
Regenfälle  des  Jahres  1896  war;  wo 
man  im  letzten  Jahre  „Cupido  weiss" 
anbaute.  Avaren  die  Pflanzen  über  und 
über  mit  Blumen  bedeckt.  In  diesem 
Jahre  hat  man  nun  diesen  herrlichen 
Zwerglathyrus  in  der  reizenden  Farbe 
,,rosa,  mit  weiss",  imd  zwar  ist  die 
Fahne  der  Blüten  schön  rosa,  -die 
Flügel  rosa  in  weiss  übergehend  und 
das  Schiffchen  weiss.  Es  ist  eine  ent- 
zückende Färbung,  und  alle,  die  diese 
herrliche  Blume  sahen,  hatten  nur  eine 
Stimme  des  Lobes.  Zu  Einfassungen, 
als  Gruppenptlanze,  zur  Kultur  in 
Töpfen  ist  ,, Cupido  rosa  mit  weiss" 
eine  hervorragende  Errungenschaft. 
Er  wird  wie  der  weisse  Cupido  kaum 
15  cm  hoch. 

Gelbschotige  Flageolet-Wachs-Buschbohne 
mit  weissen  Bohnen. 

(Hierzu  Abb.    7.1 

Diese  im  vorigen  Jahre  eingeführte 
Sorte  hat  alle  Erwartungen  weit  über- 
troffen. Sie  liefert  riesige  Erträge  — 
man  zählte  fünfzig  Schoten  an  einer 
Ptlanze  —  und  hat  selbst  den  regne- 
rischen August  und  September  dieses 
Jahres  ohne  Schaden  überstanden,  wohl 
der  beste  Beweis  für  ihre  Widerstands- 
fähigkeit.      Die     Sorte    ist     trüh.     die 


Kleinere  Mitteilungen. 


_19 


Schoten  sind  überraschend  lang  und 
äusserst  zart;  die  Eigentümlichkeit, 
dass  der  Kern  weiss  ist,  macht  die 
Schoten  viel  länger  verwendbar  für 
die  Küche.  Aus  dem  nämlichen 
Grunde  eignet  sich  die  reife  Bohne 
vorzüglich  zum  Trockenkochen. 

Erfurter  markige  Fleisch-Buschbohne. 

(Hierzu  Abb.  8) 

Von  allen  Buschbohnen-Sorten  hat 
diese  vorzügliche  Neuheit  entschieden 
die  dicksten,  fleischigsten  und  zartesten 
Schoten;  sie  ist  daher  eine  Bohne 
ersten  Ranges  zum  Grünkochen,  welche 
fast  bis  zur  Reife  zart  und  weich 
bleibt.  Die  Schoten  ähneln  sehr  denen 
der  berühmten  Juli-Stangenbohne;  die 
Sorte  ist  dazu  von  enormer  Fruchtbar- 
keit und  ausserordentlicher  Frühzeitig- 
keit. 


Polygonum  baldschuanicum  Regl. 

Diese  Knöterich-Art,  die  jetzt  von 
V.  Lemoine  et  fils-Nancy  in  den 
Handel  gegeben  ist  und  mit  Recht 
allseitig  empfohlen  wird,  ist  in  der 
Gartenflora  bereits  1888  t.  1278  sehr 
schön  farbig  abgebildet  und  S.  410  von 
H.  Zabel,  damals  in  Münden,  be- 
sprochen. Trotzem  Zabel  sie  eine  der 
schönsten  Einführungen  Dr.  A.  Regeis 
nannte,  scheint  kein  deutscher  Gärtner 
sich  ihrer  recht  angenommen  zu  haben. 
Erst  das  Ausland  muss  uns  jetzt  zeigen, 
was  die  Pflanze  wert  ist.  L.  W. 


Abb.  8.     Erfurter  markige  Fleisch-Buschboline. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Neuer  Königl.    Botanischer    Garten    in    Berlin. 

Auf  dem  Gelände  des  neuen  Bo- 
tanischen Gartens  in  Dahlem  fanden, 
wie  uns  der  Kgl.Bauinspektor  Koerner 
freundlichst  mitteilte,  vom  1.  bis 
12.  Dezember  1897  die  Tiefrajolarbeiten 
mit  dem  Dampfpflug  statt  und  ist 
hiermit  die  Bodenbearbeitung  zur  An- 
lage des  neuen  Gartens  in  Angriff  ge- 
nommen. Leider  erhielten  wir  die 
Anzeige  erst  am  1.  Dezember  und 
konnten  sie  daher  in  der  Nummer 
vom   I.Dezember    1897    nicht  bringen. 


Crataegus  coccinea  L.,  der  Scharlachdorn  als 
Wildfutter. 

In  der  sehr  empfehlenswerten  Zeit- 
schrift »Wild  und  Hund«*)  wird  von 
Edmund  Goes  zu  Milwaukee  (Ver- 
einigte Staaten)  Crataegus  coccinea  der 
deutschen  Jägerwelt  zum  Anbau  als 
natürliche  Wildäsung  sehr  angeraten. 
Er  kommt  in  Amerika  massenhaft  vor, 
teils  als  Baum  von  4 — 5  m  Höhe,  teils 
als  Strauch,  und  ist  ungemein  fruchtbar, 
so  dass  im  Herbst  der  Boden  rings  um 


*)   Verlag  von  Paul  Parev,  Berlin. 


30 


Kleinere  Mitteilungen, 


denselben  dicht  mit  Früchten  bedeckt 
ist,  die  etwa  die  Grösse  einer  kleinen 
Haselnuss  und  die  Farbe  wie  Mehl- 
beeren (Crataegus  oxyacantha)  haben. 
Sie  schmecken  ähnlich  wie  Äpfel  und 
heissen  drüben  Thornapples  (Dorn- 
äpfel) und  werden  vom  Wilde  mit 
Vorliebe  gefressen,  zumal  sie  sich  den 
ganzen  Winter,  unter  Gras  und  Laub 
versteckt,  unverändert  erhalten.  Dies 
Gehölz  koinmt  auf  allen,  selbst  den 
steinigsten  Bodenarten,  an  Wege- 
rändern, in  Feldgehölzen  etc.  vor  und 
werden  die  Früchte  eingemacht  von 
den  Amerikanern  gegessen. 

Crataegus  coccinea  lässt  sich  leicht 
aus  Samen  vermehren  und  ist  schon 
lange  bei  uns  in  Europa  kultiviert;  man 
kann  ihn  hundertweise  in  jeder  grösseren 
Baumschule  erhalten.  L.  W. 


Quercus  sessiliflora  var.  laciniata. 

Unter  dem  13.  Oktober  1897  schrieb 
uns  Herr         Friedhofs  -  Inspektor 

R.  Kierski- Potsdam :  Am  heutigen 
Tage  erlaubte  ich  mir,  Ihnen  einige 
sehr  schmale  Eichenblätter  zu  senden 
von  einer  jungen,  ca.  3 — 4jährigen 
Pflanze,  die  ich  vor  einigen  Wochen 
im  Walde  in  der  Nähe  des  kleinen 
Ravensberges  bei  Potsdam  fand.  In  der 
Umgebung  stehen  tausende  ca.  3-  bis 
8jährige  Eichen,  jedoch  nur  1  Exemplar 
mit  derartigen  Blättern.  Meine  er- 
gebene Bitte  geht  dahin,  diese  Blätter 
dem  Gehölz-Ausschuss  zu  unterbreiten, 
um  festzustellen,  ob  es  schon  eine 
derartige  Abart  giebt;  das  Exemplar 
stelle  ich  sehr  gern  zur  Verfügung. 
(Herr Garteninspektor  Fintelmann  hat 
es  erhalten.)  Herr  Gartenbaudirektor 
Hampel,  welcher  sich  die  Pflanze  vor 
einiger  Zeit  an  Ort  und  Stelle  ansah, 
kannte  die  Abart  auch  noch  nicht. 

Herr  Professor  Dr.  E.  Koehne  hat 
inzwischen  diese  Eiche  als  Quercus 
sessiliflora  A^ar.  laciniata  bestimmt 
(vergl.  Koehne,  Dendrologie,  S.  130). 
Er  erhielt  dieselbe  Form  früher  aus 
Muskau  als  laciniata  crispa.  Ob  sie 
irgendwo  sonst  schon  beschrieben  oder 
erwähnt  ist,  weiss  Herr  K.  nicht.  In 
Dippels  Handbuch  der  Laubholzkunde 
fehlt  sie. 


Abies  Nordmanniana  ein  Exemplar, 
welches  in  diesem  Sommer  einen  ca. 
16 — 18  cm  langen  weissen  Trieb  ge- 
bildet hat;  das  Exemplar  ist  aber  sehr 
gesund.  R.  Kierski,  Potsdam. 


Gegen  Schnecken. 

In  der  Revue  de  l'horticulture  beige 
et  ctrangere  1897  S.  273  empfiehlt 
Herr  Henrop  ein  einfaches  Mittel 
gegen  Schnecken.  Man  schneide  sich 
Brettstücke  von  ungefähr,  20  X  20  cm 
bestreiche  eine  .Seite  mit  Schweine- 
schmalz und  lege  die  Bretter  mit  dieser 
Seite  nach  unten  in  3—4  m  Entfernung 
auf  den  Boden  und  nehme  morgens 
und  abends  (um  6  Uhr  etwa)  die 
Schnecken,  welche  darunter  sitzen,  ab. 
Man  kann  diese  dann  in  Petroleum 
werfen.  '* 


Farbige  Tafeln  zu  Katalogen. 

Der  Hoflieferant  F.  C.  Heinemann- 
Erfurt  hat  seiner  Neuheitenliste  eine 
schöne  Farbentafel  beigegeben;  darauf 
sind  dargestellt:  Salpiglossis  var.  super- 
bissima,  Myosotis  alpestris  striata  Pen- 
see, Gloxinia  hybr.  crassifolia  »Königin 
Victoria«.  Herr  Heinemann  giebt 
seinen  Katalog  auch  in  englischer 
Sprache  heraus. 

F.  Späth  legte  seinem  Baumschul- 
katalog eine  Farbentafel  winterharter 
Opuntien  von  Colorado  bei  und  hat 
dieser  auch  einen  Text  in  englischer 
Sprache  hinzugefügt. 


Abies  Nordmanniana  mit  weissem  Triebe. 

In  meiner  Baumschule    in  Bornstedt 
steht   unter    ca.   120  Stück    1  m    hoher 


Wettbewerb  in  Dauerobst. 

Der  Gartenbauverein  für  die  Graf- 
schaft Wernigerode  hat  beim  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  unter 
dem  15.  Dezember  1897  den  Antrag 
gestellt,  in  der  Februar-  oder  März- 
Versammlung  1898  einen  Wettbewerb 
für  spätes  Winterkernobst  zu  ver- 
anstalten, um  auf  diese  Weise  bei  dem 
für  viele  Gegenden  Nord-  und  Mittel- 
deutschlands so  ungünstigen  Obstjahre 
das  am  besten  ausgebildete  und  halt- 
barste Winterobst  kennen  zu  lernen. 
Der  Verein  zu  Wernigerode  hat  eine 
silberne  und  eine  bronzene  Medaille 
zur  Verfügung  gestellt. 


Kieler  Gärten  für  das  Volk. 

Herr   C  o  r  d  e  1    berichtete  im  Lieb- 
haberausschuss    des    Vereins    zur    Be- 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


3^ 


förderung  des  Gartenbaues  über  die 
Kieler  Gärten  nach  einem  Aufsatz 
in  der  Festschrift  »Kiels  Einrichtungen 
für  Gesundheitspflege  und  Unterricht«, 
gewidmet  der  XXI.  Versammlung  des 
deutschen  Vereins  für  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege Yon  der  Stadt  Kiel. 
Kiel  1896.  Dort  sind  jetzt  380  Gärten 
auf  dem  grossen  städtischen  Areal  an- 
gelegt. Die  durchschnittliche  Grösse 
beträgt  je  420  qm  oder  20  D  Ruten. 
Einige  Gärten  sind  schon  30 — 40  Jahre 
in  Pacht  derselben  Personen.  Die 
Gärten  sind  von  Dornenhecken  um- 
geben, die  Pacht  beläuft  sich  auf 
10—60,  im  Durchschnitt  20  M.  Die 
Gesamtpacht  erreicht  die  Summe  von 
47000  M.  Nach  Herrn  Dr.  Damm  er 
sind  auch  in  Leipzig  solche  Gärten, 
die  man  nach  Herrn  Scheffler 
»Scheffler-Gärten«  nennt. 

Herr  Geh.  R.  Hauchecorne  regte  an, 
dass  in  Berlin  etwas  Ahnliches  wie  in 


Kiel  geschaffen  werde,  namentlich, 
das  die  Gärten  länger  verpachtet 
werden,  damit  auch  Obstbäume  ge- 
pllanzt  werden  könnten.. 


Sind  Holzkohlen  Düngemittel? 

Die  Firma  D.  Colin  jr.  &  Co. -Berlin 
fragte ,  ob  sogenannte  »Holzkohlen- 
Lösche«  als  Düngemittel  verwendet 
werden  könne.  Sie  wurde  gebeten, 
Proben  zu  schicken.*) 

Herr  Alteschmidt,  Vorsteher  des 
Obstquartiers  der  Späth  sehen  Baum- 
schule, teilte  mit,  dass  in  dieser  Baum- 
schule ca.  alle  sechs  Wochen  60  bis 
70  Zentner  Holzkohlen  zum  Heizen  der 
Pfropfpfannen  verbraucht  werden. 


*)  Es  ergab  sich  nach  den  Proben,  dass 
es  nur  Abfälle  von  Holzkohlen  sind,  die  natür- 
lich keinen  Düngerwert  haben,  sondern  nur 
dazu  dienen  können  ,  die  Erde  porös  zu 
machen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Liegnitz.  IL  Grosse  Winter-Garten- 
bauausstellung unter  dem  Protektorat 
des  Königl.  Regierungs  -  Präsidenten 
Dr.  V.  Hey  er,  veranstaltet  vom 
Liegnitzer  Gartenbauverein  vom  21.  bis 
25.  Januar  189S  im  Schiesshause  zu 
Liegnitz.  Es  ist  jetzt  noch  ein  Nach- 
trag zum  Programm  erschienen,  in 
welchem  viele  Aufgaben  für  Schnitt- 
blumen sowie  Bindegrün  gestellt 
werden.  Am  22.  und  23.  Januar  findet 
daselbst  eine  allgemeine  ostdeutsche 
Gärtnerv  er  Sammlung  statt.  Es  soll 
behandelt  werden:  Gehölz-  und  Rosen- 
zucht, Gehölz-  und  Blumentreiberei, 
Obstbau,  Landschaftsgärtnerei,  gärtne- 
risches Unterrichtswesen,  Samenbau, 
Pflanzenernährung.  Gewächshausbau 
und  Ileizungsanlagen ,  Transport- 
wesen etc.  Fahrpreisermässigungen 
stehen  in  Aussicht.  Alle  Anmeldungen 
und  Anfragen  an  städtischen  Park- 
inspektor Stämmler-Liegnitz.  WMr 
empfehlen  dringend  den  Besuch!  L.  W. 


Gent.  Vom  18.  bis  27.  April  1898 
findet  in  Gent  die  alle  5  Jahre  wieder- 
kehrende    internationale     Ausstelluns.- 


der  Societe  Royale  d'Agriculture  et 
de  Botanique  statt.  Diese  Ausstellung 
bietet  bekanntlich  immer  nur  das 
Beste  vom  Besten  und  wird  daher  von 
Gärtnern  und  Liebhabern  fast  aller 
Nationen  besucht.  Bisher  waren  die 
deutschen  Gärtner  meist  nur  als 
Besucher  erschienen,  Hofgartendirektor 
Wendland- Herrenhausen  stellte  aller- 
dings 1893  die  schöne  Saintpaulia  zum 
ersten  Male  aus,  die  dann  von 
E.  Benary-Erfurt  in  den  Handel 
gegeben  wurde,  und  auch  einzelne 
andere  Deutsche  waren  vertreten.  Wir 
möchten  aber  den  deutschen  Gärtnern 
raten,  diesmal  in  grösserer  Zahl  als 
Aussteller  aufzutreten.  Sie  brauchen 
ihr  Licht  nicht  unter  den  Scheffel  zu 
stellen.  Maiblumen.  Cyclamen,  ge- 
triebene Stauden,  getriebene  Rosen 
und  noch  manches  andere  werden  in 
Deutschland  so  schön  gezogen,  dass 
man  den  Wettbewerb  im  Ausland 
nicht  zu  scheuen  hat.  Also  auf  nach 
Gent!  Es  braucht  nicht  viel  zu  sein, 
denn  der  Raum  des  Casinos  ist  nicht 
übermässig  gross,  es  muss  aber  vor- 
züglich sein.  L.  W. 


32 


Personal-Nachrichten.  —  Sprechsaal.  —  Winterfest. 


Personal-Nachrichten. 


Professor  Dr.  Eduard  Z  a  c  h  a  r  i  a  s  ist 
definitiv  zum  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Hamburg  ernannt.  Er  hatte 
schon  mehrere  Jahre  die  Leitung  des- 
selben. Z.  wurde  1852  zu  Hamburg 
geboren  und  ist  ein  Schüler  de  Barys, 
unter  dem  er  auch  in  Strassburg 
ausserordentlicher  Professor  wurde. 
Speziell  sich  mit  der  schwierigen 
Frage  der  Kernteilung  in  den  Zellen 
beschäftigend,  hat  Z.  doch  die  syste- 
matische Botanik  nie  vernachlässigt 
und  den  Hamburger  botanischen  Garten, 
wie  wir  im  Sommer  1897  sahen,  um 
manche  wissenschaftliche  Anlagen  be- 
reichert. Z.  ist  zugleich  Vorsitzender 
des  Gartenbauvereins  für  Hamburg, 
Altona  und  Umgegend. 


Bruder  Michael  Inhaber  der  Handels- 
gärtnerei August  Buchner,  München, 
Theresienstrasse  93. 


Dem  Obergärtner  Fritz  Encke  an 
der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  beim 
Wildpark  (Potsdam)  ist  der  Titel  Kgl. 
»Garten-Inspektor«  verliehen. 


Ernst  Krautinger  jun.,  Handels- 
gärtner und  Bürgermeister  in  Baden- 
weiler, f  am  28.  November  im  Alter 
von  43  V2  Jahren. 

L.  Wittmac  k  ist  zum  korre- 
spondierenden Mitglied  des  Deutschen 
Seefischereivereins  ernannt. 


Dem  Chausseeaufseher  Kniep  zu 
Duderstadt,  einem  um  den  Obstbau  an 
Landstrassen  sehr  verdienten  Mann,  ist 
das  Allgemeine  Ehrenzeichen  ver- 
liehen. 

Hofgärtner  Fr.  Göbel  wurde  unter 
Beibehaltung  der  Hofgärtnerei  Darm- 
stadt zum   Hofgarteninspektor  ernannt. 


Franz  Buchner,  München,  ein 
Gärtner  von  echtem  Schrot  und  Korn, 
f  plötzlich  an  Gehirnschlag  am 
21.  Dezember.      Er    war    mit    seinem 


James  Bateman,  M.  A.,  F.  R.  S. 
Esquire  of  Knypersley  Hall,  Cheshire, 
der  daselbst  einen  grossen  und  ausser- 
dem in  Worlhing  einen  kleineren 
Garten  besass,  einer  der  grössten 
Orchideenliebhaber  Englands ,  f  in 
seinem  Wohnsitz  Springbank,  Victoria- 
Road  Worthing  am  27.  November  im 
Alter  von  87  Jahren.  Sein  Hauptwerk 
sind  die  Orchidaceae  of  Mexico  und 
Guatemala,  in  grösstem  Folioformat, 
ausserdem  gab  er  heraus:  A  second 
Century  of  orchidaceous  plants  etc. 


Sprechsaal. 


Frage  1.  Im  hiesigen  Garten  wächst 
auf  den  zahlreichen  Wegen  so  furcht- 
bar viel  Unkraut,  dass  es  mir  nicht 
möglich  ist,  dieselben  durch  Jäten  rein 
zu  erhalten,  ohne  dabei  immer  die 
Wege  bis  zur  Unpassierbarkeit  auf- 
zuwühlen. Giebt  es  vielleicht  irgend 
eine  chemische  Verbindung,  die,  in 
Wasser  gelöst  und  dann  auf  die  W^ege 
gegossen,    diese    von    allem  Pflanzen- 


wucbs  auf  Jahre  hinaus  säubert?  Ich 
habe  vor  Jahren  einmal  in  einer  Zeit- 
schrift hiervon  etvvas  gelesen,  kann 
aber  nichts  mehr  davon  finden.  Sie 
würden  mich  durch  baldmöglichste 
Aufklärung  hierüber  zu  grossem  Dank 
verpflichten.  F.  N.  in  B. 

* 

A  n  t  w  o  r  t.  Gaswasser  oder  Rhodan- 
Ammonium  ist  das  beste  Mittel.      O.  C. 


Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 
Donnerstag,  den  13.  Januar  1898,  im  Hotel  Impenal,  7\.,  Uhr. 

Preis  für  Abendtisch  und  Ball  3  Mark.     Anmeldungen  bis   zum  6.  Januar 
an  Herrn  Kgl.  Hoflieferanten  J.  F.  Loock,  Chausseestrasse  52a. 


842.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  30.  Dezember  1897. 

Vorsitzender:  der  erste  Stellvertreter  des  Direktors,  Herr  Kgi.  Gartenbau- 
Direktor  Carl  Lackner. 

I.  \"orgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Prof.  Dr.  Wedding-Berlin, 

durch  Herrn  Stadtrat  Marggraff; 

2.  Die  Gärtnerlehranstalt  zu  Oranienburg. 

durch  L.  Wittmack; 

3.  Herr  Optiker  Wilh.  Niehls-Berlin,  Schönhauser-AUee   i68a, 

4.  »      Kakteenzüchter  Walter  iVIundt- Pankow  bei  Berlin,  Mühlen- 

strasse  65, 

5.  »      Kunst-    und    Handelsgärtner    Paul    Neu  endorff-Berlin  N., 

Schünhauser-Allee  155, 
No.  3 — 5  durch  Herrn  Fasbender. 
P.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Von  Herrn  Kgl.  Hofmarschall  a.  D. 
V.  St.  Paul-Illaire  zu  Fischbach  im  Riesengebirge  waren  mehrere 
Zweige  von  Lapageria  rosea*)  übersandt,  die  wegen  ihrer  überreichen 
Fülle  von  Blumen  allgemeine  Bewunderung  hervorriefen.  An  einem 
Zweige  von  ca.  50  cm  Länge  waren  nicht  weniger  als  23  Blumen!  Die 
Briefe  des  Herrn  v.  St.  Paul  über  diesen  Gegenstand  werden  besonders 
abgedruckt  werden.     (Siehe  S.  53.) 

2.  Die  Herren  Spielberg  &  de  Coene-Franzosisch-Buchholz  hatten 
zu  einer  ganz  ungewöhnlichen  Zeit  prachtvolle  Exemplare  blühender 
Odontoglossum  grande  ausgestellt,  um  zu  zeigen,  dass  es  auch  bei 
Orchideen  möglich  ist,  die  Blütezeit  um  einige  Monate  zu  verschieben. 
Bekanntlich  blüht  O.  grande  normaler  Weise  im  August,  September  und 
besonders  Oktober.  Schon  seit  zwei  Jahren  hat  es  die  genannte  Firma 
aber  dahin  gebracht,  dass  es  erst  im  Dezember  und  Januar  blüht,  also 
um  drei  Monate  verschoben  und  dabei  ebenso  reich.  Das  wird  auch  bei 
anderen  Orchideen  möglich  sein. 

Auf  eine  Anfrage  des  Herrn  Direktors  Lackner,  wie  man  es  gemacht 
hätte,  bemerkte  Herr  de  Coene,  dass  dies  durch  Trockenhalten  geschehen 
sei.  Es  genügt  aber  nicht,  nur  mit  dem  Giessen  aufzuhören,  man  muss 
die  Pflanzen  auch  aus  dem  Topfe  herausnehmen,  sonst  würden  sie  doch 
treiben.  Man  muss  sie  gewissermassen  im  Topf  von  der  Stelle  rücken, 
dann  beginnen  sie  erst  Ende  Mai,  Anfang  Juni  wieder  zu  treiben. 


*)   \'ergl.  auch  die  Abb.    von  Lapageria  rosea    var.  Ilsemanni  in  Gartfl.    iSqy  t    1445    izu 
617).  ^-  ^'''^- 


o^  842.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

3.  Nicht  minder  erfreulich  wie  diese  Orchideen  war  ein  anderer 
Ausstellungsgegenstand  der  Herren  Spielberg  &  de  Coene:  eine 
grosse  Schaupflanze  von  Asparagus  Sprengeri.  Diese  Pflanze  stand 
auf  einem  etwa  2  m  hohen  Postamente  in  einem  Kübel  und  trug  eine 
Unmasse  2  —  21/2  rn  langer,  in  herrlicher  Bogenform  herabhängender 
Zweige,  die  reich  mit  teils  roten,  teils  noch  grünen  Früchten  besetzt 
waren.  Sie  wird,  wie  Herr  de  Coene  bemerkte,  noch  schöner  aussehen, 
wenn  erst  alle  Früchte  rot  sind.     Die  Pflanze  wächst  sehr  leicht. 

4.  Dieselbe  Firma  führte  endlich  noch  ein  blühendes  Exemplar  einer 
bekannten  Bromeliacee:  Tillandsia  Lindeni  vor,  die  man  jetzt  leider 
wenig  mehr  sieht.  Während  sonst  die  zweizeilig  stehenden  Blüten  sich 
einzeln  nach  einander  entfalten,  sind  an  diesem  Exemplar  zwei 
gegenüberstehende  Blumen  fast  zu  gleicher  Zeit,  d.  h.  mit  einem  Tag  Unter- 
schied, erschienen.  Dabei  war  das  Merkwürdigste,  dass  die  erste,  vor 
14  Tagen  erschienene  Blüte  gefüllt  war  und  9  Blumenblätter  (statt  3) 
hatte.  Die  eine  jetzt  blühende  Blume  ist  einfach,  Herr  de  Coene 
glaubt  aber,  dass  ihr  vis-ä-vis  wieder  gefüllt  blühen  werde,  da  die  be- 
treffende Knospe  sehr  dick  ist.  Das  herrliche  Himmelblau  der  Blume  ist 
leider  abends  bei  weitem  nicht  so  schön  als  am  Tage. 

Herr  Kgl.  Garteninspektor  Weidlich,  Borsigs  Garten,  teilte  mit,  dass 
er  eine  Tillandsia  Lindeni  mit  7  Infloreszenzen  in  Blüte  habe. 

5.  Herr  Weidlich  übergab  einen  Topf  blühender  Colchicum,  deren 
Knollen  er  von  Herrn  Walter  Siehe  in  Mersina*)  bezogen  hatte.  Die 
rosa  Blumen  sind  nur  klein,  erscheinen  aber  dafür  in  grösserer  Zahl 
aus  einer  Scheide  und  nehmen  sich  im  Wintergarten  zwischen  Selaginellen 
auf  dem  Fussboden  oder  in  Teppichgruppen  sehr  hübsch  aus.  Man  kann 
die  Knollen  sehr  zurückhalten  und  so  den  ganzen  Winter  blühende 
Pflanzen  haben. 

6.  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Mathieu  legte  eine  Anzahl 
Exemplare  der  Apfelneuheit:  Doberaner  Borsdorfer  Reinette  von 
Herrn  Baumschulbesitzer  Fink  in  Doberan  vor.  Es  scheint  ein  Sämling 
vom  Borsdorfer  zu  sein,  dürfte  aber  früher  tragen  als  letzterer.  Die 
Frucht  schmeckt  sehr  gut  und  hält  sich  lange. 

7.  L.  Wittmack  machte  auf  die  soeben  erschienene  Schritt  über 
Zimmerpalmen  von  Dr.  Udo  Dammer  aufmerksam,  die  eine  gute 
Anleitung  zur  Behandlung  derselben  und  vortreffliche  Abbildungen 
weniger  bekannter  und  doch  empfehlenswerter  Palmen  enthält.  (Verlag 
von  Trowitzsch  &  Sohn-Frankfurt  a.  Oder.) 

III.  Hierauf  hielt  Herr  Dr.  Potonie  einen  mit  dem  lebhaftesten  Beifall  auf- 
genommenen Vortrag  über:  Vorweltliche  Pflanzen  als  Dekorations- 
mittel. Der  Vortragende  erläuterte  seine  Darstellungen  durch  grosse, 
nach  Angabe  des  Vortragenden  angefertigter  Nachbildungen  vorweltlicher 
Sigillarien,  Lepidodendron  und  Farne,  wie  sie  die  Vereinigte  Königs- 
und   Laurahütte    in    Oberschlesien    beim  Besuch    S.    M.    des  Kaisers    am 


*)  Herr  Verlagsbuchhändler  Walter  Siegismund-Berlin  W.,  Mauerstrasse  68,  nimmt 
Bestellungen  auf  die  von  W.  Siehe  in  Kleinasien  gesammelten  Pflanzen  entgegen  und  empfehlen 
wir,  sich  von  demselben  den  reich   illustrierten  Katalog  „Hortus  orientalis"  kommen  zu  lassen. 

Vergl.  auch  Siebes  Artikel:  „Einige  seltene  Pflanzen  aus  dem  cilicischen  Taurus." 
Gartrt.    1896,  S.    171.  D.  Red. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


35 


12.  November  1897  benutzt    hat.     Der  Vortrag  wird   mit  Abbildungen    in 
der  Gartenflora  erscheinen. 

In  der  Diskussion  erinnerte  Herr  Prof.  Dr.  Sorauer  daran,  dass  auch 
bei  unseren  heutigen  Pflanzen  sich  an  einem  und  demselben  Zweige  eine 
fortschreitende  Entwicklung  wie  bei  den  Pflanzen  der  Vorzeit  verfolgen 
lasse,  indem  z.  B.  beim  Maulbeerbaum  die  untersten  Blätter  am  Zweige 
gewöhnlich  einfach,  die  oberen  gelappt  seien. 

Zum  Schluss  gab  Herr  Dr.  Potonie  noch  eine  Übersicht  über  die 
auf  einander  folgenden  Schichten  der  Erdkruste. 

IV.  Der  Antrag  des  Gartenbauvereins  für  die  Gralschaft  Wernigerode, 
betreffend  Veranstaltung  einer  kleinen  Obstausstellung  Ende  Februar 
oder  März,  um  zu  sehen,  welche  Obstsorten  sich  trotz  des  schlechten 
Obstjahres  gut  gehalten  hätten  (Gartfl.  1898,  S.  30),  wurde  dem  Obst- 
ausschuss  zur  Beratung"  überwiesen.*) 
V.  Dem  Gartenbauverein  in  Liegnitz  wurden  für  seine  grosse  Winter- 
ausstellung vom  21.— 25.  Januar  1  grosse  silberne,  1  kleine  silberne  und 
1  bronzene  Medaille  bewilligt. 

VI.  Infolge  eines  Antrages  der  \'erbandsgruppe  Berlin  des  Verbandes  der 
Ilandelsgärtner  Deutschlands,  den  im  Packetbureau  der  Reichspost, 
Oranienburgerstrasse,  täglich  abends  772  Utir  stattfindenden  Auktionen 
von  solchen  Blumen-  und  Blätter-Sendungen,  deren  Adressaten  die  An- 
nahme verweigert  haben,  beizuwohnen,  beschloss  der  Verein  eine  .Summe 
von  50  M.  auszusetzen  und  Jemand  damit  zu  beauftragen. 
VII.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Kgl.  Garteninspektor  Weber, 
Kgl.  Garteninspektor  Weidlich  und  Kgl.  Obergärtner  Habermann  hatte 
folgende  Preise  zuerkannt: 

1.  Herren  Spielberg  &  de  Coene -Französisch  -  Buchholz  für 
Asparagus  Sprengeri   1  kleine  silberne  Vereinsmedaille; 

2.  denselben  für  Odontoglossum  grande  den  Monatspreis  von  15  M.; 

3.  Herrn  Plofmarschall  v.  St.  Paul-Illaire-Fischbach  für  überaus 
rcichblühende  Zweige  von  Lapageria  rosea  1  kleine  silberne 
Vereinsmedaille. 

VIII.  Aufgenommen  wurde   als    wirkliches    Mitglied    Herr    Fabrikant    Budwig 
in  Waidmannslust. 

Carl    L  a  c  k  n  e  r.  L.    W  i  1 1  m  a  c  k. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 

Vorträge  der  Herren  Geh.  Regierungsrat  Prof.    Dr.    Engler,    Direktor    des   Kgl.   botanischen 
Gartens  zu    Berlin,    Kgl.   Bauinspektor    Koerner    und    Kgl.  Garteninspektor    W.    Per  ring 
im  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am   10.  Juni   1897. 

(Hierzu   i   Plan,  Abb.  q.)  [Schluss.] 

Nachdem  diese  allgemeine  Situation  testgestellt  worden,  handelte  es  sich 

darum,  einen  Plan  zu  entwerfen,  der  bis  zu  einem  gewissen   Grade,    soweit  es 

bei  einem    botanischen    Garten    möglich    ist,    auch    einen    landschaftlichen 


*)  Dieser  empfiehlt,  in  der  Vereinsversammlung  am  24.  Februar  eine  kleine  Obst- 
ausstellung zu  veranstalten  und  bitten  wir  alle  Diejenigen,  welche  zu  jener  Zeit  gutes  Obst 
haben,  Exemplare  möglichst  mit  Namen  dazu  einzusenden.  D.  Red. 


36. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


Eindruck  macht.  Es  wurden  darum  im  Verein  mit  Herrn  Kgl.  Garteninsp^ktor 
Perring  und  Herrn  städtischen  Garteninspektor  Fintelmann  die  Hauptwege 
festgestellt  und  darauf  geachtet,  dass  sich  von  einzelnen  Punkten  aus  Ausblicke  auf 
die  grösseren  Gewächshausbauten  bieten,  da  es  der  Wunsch  der  Architekten 
war,  dass  sie  von  recht  vielen  Seiten  gesehen  werden.  So  hat  man  z.  B.  in 
der  Nähe  der  Potsdamer  Chaussee  einen  hübschen  Blick  nach  dem  grossen 
Schauhause  und  kann  auch  von  diesem  Punkte  den  See  übersehen.  Auch 
westlich  sind  einige  Stellen,  von  denen   aus  das  grosse  Schauhaus  sichtbar  ist. 

Von  den  einzelnen  Teilen  des  Gartens  möchte  ich  zunächst  denjenigen, 
der  am  Abhang  liegt,  besprechen.  Es  ist  angenommen,  dass  der  grösste  Teil 
des  Publikums  später  mittelst  einer  projektierten  elektrischen  Bahn,  die  vom 
Bahnhof  Savignyplatz  nach  der  Dahlemer  Chaussee  und  Gross-Lichterfelde 
gehen  dürfte,  den  botanischen  Garten  erreichen  und  am  Nordwestende  ihn  be- 
treten wird.  Von  dort  aus  ist  ein  Hauptweg  längs  durch  den  Garten  bis  zur 
Potsdamer  Chaussee  gedacht,  von  wo  man  12  Minuten  bis  zum  Bahnhof  Steglitz 
hat,  während  man  vom  Nordwesteingange  bis  dahin  15  Minuten  braucht.  Da 
der  Haupteingang  im  Nordwesten  liegt,  so  ist  auch  dort  das  botanische 
Museum  in  Aussicht  genommen.  Es  wird  etwa  dreimal  so  gross  sein  als  das 
jetzige,  hat  einen  Mittelbau  und  zwei  Flügel,  die  zum  Mittelbau  rechtwinklig 
stehen.  Im  Mittelbau  ist  ein  Vestibül,  über  diesem  ein  grosses  Auditorium, 
in  welchem  auch  öffentliche  Vorlesungen  gehört  werden  können;  in  den  beiden 
Flügeln  befinden  sich  Demonstrationssaal,  Arbeitsräume,  pharmaceutisch- 
botanisches  Institut  und  die  Sammlungen,  die  viel  besser  ausgestellt  werden 
sollen,  als  es  jetzt  möglich  ist.  Namentlich  werden  in  derselben  Schausammlung 
und  Sammlungen  von  wissenschaftlichen  Untersuchungsmaterialien  getrennt  sein. 

In  nächster  Nachbarschaft  des  botanischen  Museums  ist  ein  phar- 
mazeutisch-chemisches Institut  geplant,  weil  man  darauf  Wert  legt,  dass 
dieStudierenden,  welche  nach  dem  botanischen  Garten  kommen,  nicht  bloss  wegen 
des  Gartens  die  grosse  Entfernung  zurücklegen,  sondern  auch  Gelegenheit 
haben,  dort  weitere  Übungen  zu  machen:  praktische  Botanik  und  praktische 
Chemie,  Übungen,  an  denen  sich  namentlich  die  Pharmazeuten  beteiligen 
werden. 

In  der  Nähe  des  botanischen  Museums,  z.  T.  von  ihm  umschlossen,  sind 
eine  Anzahl  Gartenanlagen,  die  speziell  für  den  Gebrauch  der  Studierenden  be- 
stimmt sind  und  ein  kleines  System,  welches  die  wichtigsten  Pflanzen,  die  für  den 
Unterricht  und  die  praktischen  Übungen  gebraucht  Averden,  enthält.  Ebenso 
soll  sich  an  das  botanische  Museum  ein  kleines  Gewächshaus  anschliessen,  in 
welchem  die  Pflanzen  für  die  Übungen  Platz  erhalten.  Auch  zu  Versuchen, 
welche  speziell  die  Studierenden  interessieren,  wird  Gelegenheit  geboten 
werden. 

Unmittelbar  an  das  Museum  schliessen  sich  zwei  grössere  Plätze,  welche 
die  morphologisch-biologischen  Gruppen  beherbergen,  wie  wir  sie  jetzt 
schon  haben;  das  sind  Gruppen,  welche  besonders  beim  Unterricht  benutzt 
werden  und  deshalb  dem  Museum  nahe  liegen  müssen.  Auch  die  beiden  Ab- 
teilungen für  Medizinal-  und  Giftpflanzen  sowie  für  ökonomische 
Pflanzen,  welche  man  häufig  nach  den  Vorlesungen  demonstrieren  muss,  liegen 
in  der  Nähe.  Nahe  dem  Museum  befindet  sich  ferner  das  Wohnhaus  des 
Direktors  und  das  des  Unterdirektors. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


_3_7 


Gehen  wir  am  Abhang  des  Berges  entlang,  so  kommen  wir  zunächst  nach 
dem  grossen  Schauhause.  Es  ist  angenommen,  dass  das  Publikum  an  dem 
einen  Flügelende  des  Hauses  hineingeht  und  dann  alle  Abteilungen  durchwandert. 
In  diesem  Schauhause  werden  die  wichtigsten  und  schönsten  Pflanzen  aufgestellt 
werden,  und  wird  das  Publikum  sich  auf  ziemlich  breiten  Wegen  vorbei- 
bewegen können.  In  einzelnen  Abteilungen  sind  geographische  Gruppen 
beabsichtigt,  z.  B.  im  grossen  Mittelbau  des  Hauses  eine  für  die  tropisch- 
asiatischen, eine  für  die  tropisch-amerikanischen  Pflanzen;  auch  kleine  Vege- 
tationsbilder  und  ferner  Felspartien,  wie  sich  letztere  auch  in  einigen  botanischen 
Gärten  und  in  dem  schönen  Palmengarten  des  Grafen  Kerchhove  de 
Denterghem  zu  Gent  finden.  Rechts  (von  vorn  gesehen)  von  dem  Schau- 
hause befindet  sich  noch  eine  Gruppe  Häuser,  es  ist  das  grosse  Winterhaus 
lür  Kalthauspflanzen  und  eine  Gruppe  von  Kulturhäusern.  Diese  werden  die 
eigentlichen  wissenschaftlichen  Sammlungen  enthalten  und  für  das  Publikum 
im  allgemeinen  nicht  zugänglich  sein.  Auch  eine  Abteilung  für  die  Pflanzen, 
welche  für  die  Kolonien  herangezogen  werden,  ist  darunter.  Dann  folgen  die 
Erdhäuser  und  Mistbeete,  ferner  die  Wirtschaftsgebäude  und  die  Wohnungen 
für  die  Gärtner,  endlich  noch  ein  Garten,  welcher  als  Versuchs-  und  Reserve- 
garten dienen  soll  und  dann  das  Wohnhaus  des  Garteninspektors  in  der  Nähe 
der  Potsdamer  Chaussee. 

Am  Abhänge  vor  dem  grossen  Schauhause  ist  eine  Terrasse,  deren 
Böschungen  zu  einer  dekorativen  Anlage  dienen;  in  der  Mitte  der  Terrasse 
kommt  wahrscheinlich  das  jetzige  Viktoriahaus  zu  stehen,  eines  der  wenigen 
Häuser,  welche  mit  herübergenommen  werden  dürften.  Zu  beiden  Seiten  der 
Treppe  werden  schöne  Araukarien,  Palmen,  Gruppen  von  Rhododendron  und 
Rosen  ihren  Platz  erhalten,  am  rechten  Teil  des  Abhanges  dagegen  interessante 
Varietäten  von  Bäumen  und  Sträuchern  in  dekorativer  Anordnung. 

Die  pflanzengeographischen  Anlagen  nehmen  den  mittleren  Teil 
des  Gartens  ein,  wobei  die  bereits  vorhandenen  Terrainbewegungen  mit  benutzt 
werden.  Wo  sich  das  Terrain  bedeutend  hebt,  werden  Felspartien  angelegt, 
auf  denen  die  Hochgebirgsfloren  dargestellt  werden.  Es  wird  ähnlich  werden  wie 
im  jetzigen  Garten,  nur  wird,  da  man  über  einen  grösseren  Raum  verfügt,  dafür 
gesorgt  werden,  dass  die  Felspartien  weniger  steil  ausfallen;  man  wird  sich  mehr 
ausbreiten  und  vieles  natürlicher  gestalten  können.  Diese  ganze  Abteilung 
wird  dreimal  so  gross  als  jetzt;  die  einzelnen  Teile  derselben  schliessen  so 
aneinander,  dass  man  die  verwandtschaftlichen  Beziehungen  der  einzelnen  Gebiete 
demonstrieren  kann.  Es  macht  diese  Anlage  grosse  Schwierigkeiten,  da  einmal 
auf  die  vorhandenen  Höhen  Rücksicht  genommen  werden  muss  und  anderer- 
seits vermieden  werden  sollte,  dass  nicht  Partien  nebeneinander  kommen,  die 
nicht  zusammen  gehören.  Die  Vertiefungen  werden  benutzt  für  die  subalpine 
Flora.  Meist  handelt  es  sich  in  der  pflanzengeographischen  Abteilung  um 
Pflanzen,  die  keine  bedeutende  Höhe  erreichen,  Stauden,  Sträucher,  kleinere 
Koniferen  etc.,  so  dass  man  bequem  über  die  Anlage  hinwegsehen  kann;  nur 
an  einzelnen  Stellen  sind  grössere  Bäume  nötig;  diese  Partien  liegen  aber  so, 
dass  sie  die  ganze  Anlage  nicht  stören. 

Im  Speziellen  gliedert  sich  die  pflanzengeographische  Abteilung  folgender- 
massen:  i.  Beim  Eintritt  kommt  man  zunächst  in  den  mitteleuropäischen  Wald, 
die  Buchenwaldformation,  die  Kiefernwaldformation  etc.  und  die  Heideformation. 


38. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


Hieran  schliesst  sich  die  Vorgebirgsvegetation:  Vorgebirgswiesen,  Buchen- 
wälder und  Fichtenwälder.  Endlich  steigt  man  auf  zu  der  Flora  der  Alpen- 
länder. An  die  Flora  der  Alpen  schliessen  sich  die  der  Pyrenäen,  dann  die 
der  Sudeten  und  darnach  die  der  skandinavischen  Gebirge.  In  der  Nähe  der 
letzteren  wird  ein  grösseres  Moorbeet  angelegt,  weil  im  Norden  die  Moore 
mehr  A^ertreten  sind.  Ähnlich  wie  im  jetzigen  Garten  soll  gegenüber  den 
Alpen  die  Mediterranflora  ihren  Platz  erhalten,  daran  schliesst  sich  die  Flora 
der  kanarischen  Inseln  und  diejenige  von  Abyssinien. 

Um  den  Übergang  der  pflanzengeographischen  Abteilung  zu  den  dekorativen 
Gruppen  vor  dem  Schauhause  zu  vermitteln,  soll  ein  kleiner  italienischer 
Garten  angelegt  werden,  in  welchem  immergrüne  Gewächse  zwischen  einigen 
Statuen  Aufstellung  erhalten. 

Geht  man  weiter,  so  schliesst  sich  an  die  Alpen  die  Flora  der  Karpathen 
und  der  Balkanländer  an.  In  diesem  Gebiete  darf  auch  die  pontische  Wald- 
formation nicht  fehlen,  welche  sich  durch  eine  so  grosse  Mannigfaltigkeit  der 
Gehölze  auszeichnet.  Dann  folgt  die  Flora  des  Kaukasus  mit  ihren  schönen 
Rhododendren  und  Koniferen.  Daran  schliesst  sich  der  Himalaja;  hier  ist 
genügend  Raum  vorhanden,  um  die  prächtige  subalpine  Flora  desselben  zur 
Darstellung  zu  bringen.  Allmählich  geht  sie  über  in  die  Flora  von  China, 
während  andererseits  sich  an  den  Himalaja  die  Flora  des  Altai,  Sibiriens  und 
des  Amurlandes  schliesst.  Ein  sehr  grosser  Teil  des  Gartens  ist  bestimmt  für 
die  Anlage  einer  japanischen  Partie.  Diese  ist  im  jetzigen  Garten  auch  schon 
ziemlich  ausgedehnt;  aber  wir  können  im  neuen  noch  eine  bei  weitem  grössere 
Zahl  von  Arten  und  diese  auch  in  mehhreren  Exemplaren  unterbringen.  In 
den  tiefer  gelegenen  Teilen  dieser  japanischen  Abteilung  sollen  die  zahlreichen 
Cupressineen,  die  den  unteren  Regionen  der  japanischen  Gebirge  eigen  sind,  ihren 
Platz  linden,  dann  kommt  die  reiche  Laubwald-  und  Strauchflora  der  sub- 
alpinen und  montanen  Region  Japans,  endlich  die  letzten  subalpinen  Koniferen, 
die  ja  auch  noch  recht  mannigfaltig  sind. 

So  sind  wir  von  Europa  nach  Ostasien  gekommen,  und  daran  soll  sich 
dann  Nordamerika  schliessen.  Der  hierfür  bestimmte  Raum  nimmt  das  ganze 
südliche  Terrain  der  pflanzengeographischen  Anlagen  ein  und  wird  noch 
reicher  ausgestattet  sein  als  dies  bereits  im  jetzigen  Garten  der  Fall  ist.  Zunächst 
gelangen  wir  nach  dem  Teil,  welcher  die  Pflanzen  Kaliforniens  und  des 
Oregongebietes,  die  mancherlei  Anklänge  an  die  japanische  Flora  zeigen,  zur 
Darstellung  bringt,  dann  folgt  die  Flora  der  Rockj  Mountains  mit  ihren  herr- 
lichen Koniferen  und  am  Fuss  derselben  die  Prairien;  weiter  die  Flora  der 
atlantischen  Vereinigten  Staaten  mit  den  vielen  dikotjlen  Laubbäumen,  endlich 
die  durch  einförmigere  Coniferen  besonders  ausgezeichnete  Flora  Kanadas;  ein 
nordamerikanisches  Moor  darf  hier  auch  nicht  fehlen. 

Ein  besonderer  Platz  ist  reserviert,  um  diejenigen  pflanzengeographischen 
Gruppen  aufzunehmen,  welche  nur  durch  Topfpflanzen  dargestellt  werden 
können.  So  schiesst  sich  an  die  Flora  der  Vereinigten  Staaten  die  von  Central- 
amerika,  von  Chile  und  von  Argentinien  an,  an  die  japanische  die  des  süd- 
lichen Ostasiens  und  Australiens,  an  die  Flora  des  Mittelmeergebiets  die  Kap- 
flora. Nur  durch  diese  Anordnung  ist  es  möglich,  die  Beziehungen,  welche 
zwischen  den  einzelnen  Florengebieten  bestehen,  darzulegen,  so  die  zwischen 
Abyssinien  und  dem  Kap,  zwischen  der  Mittelmeerflora  und  dem  Kap,  zwischen 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem.  oq 

der  Flora  des  atlantischen  Nordamerikas  und  der  Zentralamerikas  etc.  Wenn 
bei  dieser  Gruppierung  für  die  einzelnen  Gruppen  nicht  immer  streng  die  ihrer 
geographischen  Lage  entsprechende  Himmelsrichtung  innegehalten  werden  kann, 
so  wird  sich  wohl  kein  vernünftiger  Mensch  daran  stossen.  Die  Situation  der 
einzelnen  Gebiete  ist  etwa  die,  welche  man  erhalten  würde,  wenn  man  darauf 
einen  breiten  Kragen  von  Ländern  der  nördlich  gemässigten  Zone  eintragen 
würde;  dann  kommen  die  nördlichen  Länder  alle  an  die  äussere  Peripherie 
des  Kragens,  die  südlicheren  an  die  innere  kleinere  Peripherie  und  in  die 
Mitte  die  Floren  der  südlichen  Hemisphäre. 

Das  Arboretum  soll  die  Arten  der  Bäume  und  Sträucher  möglichst  voll- 
ständig enthalten.  Es  beginnt  mit  den  Juglandaceen  (Wallnussgewächsen), 
dann  folgen  die  Weiden,  die  Buchen,  die  Kastanien  und  auf  einem  grossen 
Platz  die  Eichen,  ferner  Birken  und  Verwandte,  Ulmen,  Maulbeerbäume 
Magnolien,  Berberitzen,  Saxifragaceen  (Deutzien),  Hamamelideen  und  Platanen. 
An  diese  schliessen  sich  die  Rosaceen,  mit  ihren  Unterabteilungen,  endlich  die 
Leguminosen.  Um  den  Teich  stehen  Paulownien,  Catalpa,  Styraceen  und 
andererseits  Ericaceen  und  Caprifoliaceen;  es  folgen  dann  Oleaceen,  Aceraceen 
und  Tiliaceen,  die  letzteren  beiden  an  die  Rosaceen  anschliessend.  Die 
Familien  mit  besonders  hoch  werdenden  Bäumen  erhalten  meist  ihren  Platz 
in  der  Südostecke  sowie  im  Nordwesten. 

An  das  Arboretum  schliesst  sich  das  System.  Dasselbe  soll  möglichst 
vollständig  werden,  bei  weitem  grösser  als  jetzt,  wird  aber  im  allgemeinen 
nur  den  speziellen  Interessenten  zugänglich  sein.  Es  wird  durch  einen  niedrigen 
Zaun  vom  Arboretum  abgeschlossen  und  nur  an  gewissen  Tagen  dem  grösseren 
Publikum  geöffnet  sein.  Bei  Anlage  des  Systems  ist  darauf  Rücksicht  ge- 
nommen, dass  auch  die  Familien,  welche  nur  Bäume  enthalten,  durch  einige 
Repräsentanten  vertreten  sind;  es  stehen  diese  Gruppen  des  Systems  in 
Korrespondenz  mit  denen  des  Arboretums  und  wenn  man  auf  dem  Hauptwege 
des  Arboretums  dahinwandelt,  sieht  man  z.  B.  nicht  nur  die  Fagaceen  und 
Betulaceen  des  Arboretums,  sondern  auch  die  des  Systems.  Wie  schon  im 
jetzigen  Garten,  werden  der  Vollständigkeit  halber  die  nur  durch  Topfpflanzen 
zu  repräsentierenden  Gruppen  auch  vertreten  sein. 

Das  System  beginnt  mit  den  Archegoniaten:  Moosen,  Farnen,  Schachtel- 
halmen etc.,  dann  folgen  die  Gymnospermen,  darauf  die  Monokotyledonen.  Ein 
grosses  Beet  ist  hier  für  die  Liliifloren  bestimmt,  besonders  damit  man  in 
gewissen  Zeiträumen  mit  der  Kultur  der  Zwiebelgewächse  wechseln  kann. 
Der  mittlere  Teil  des  Beetes  ist  für  diejenigen  Monokotylen  bestimmt,  welche 
keines  Wechsels  bedürfen. 

Dem  Hauptwege  folgend  kommt  man  an  den  einzelnen  Familien  vorüber, 
wie  sie  im  System  aneinander  gereiht  sind,  z.  B.  Juglandales,  Salicales,  Fagales, 
Urticales,  Proteales,  Aristolochiales,  Centrospermae,  Ranales  etc.  etc.  Weiter 
schliessen  sich  die  übrigen  Reihen  und  Familien  an,  bis  man  zuletzt  zu  den 
Sympetalen  gelangt.  Überall  sollen  neben  den  betr.  krautartigen  Pflanzen  auch 
die  ihnen  verwandten  Sträucher  Platz  erhalten. 

Das  sind  im  allgemeinen  die  Grundzüge,  welche  bei  Entwerfung  der 
Anlage  massgebend  waren;  wie  man  sieht,  ist  den  didaktischen  Zwecken  be- 
sonders Rechnung  getragen. 


AQ  Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 

II.    Vortrag  des  Herrn  Königl.  Bauinspektor  Koerner. 

Die  Baulichkeiten  und  Betriebsanlagen. 
Eine  so  grosse  Anlage  Avie  die  von  Herrn  Geheimrat  Engler  eben  ge- 
schilderte des  neuen  botanischen  Gartens  erfordert  eine  Reihe  von  Betriebs- 
einrichtungen und  Baulichkeiten,  welche  ich  an  Hand  der  von  mir  bearbeiteten 
Entwürfe  jetzt  näher  besprechen  möchte.  Ehe  ich  in  Details  eingehe,  will  ich 
vorausschicken,  dass  das  Ganze  nicht  als  ein  für  die  Ausführung  fertiger  Ent- 
wurf anzusehen  ist,  sondern  als  allgemeiner  Vorentwurf,  welcher  noch  weiter 
auszuarbeiten  sein  wird. 

Die  geplanten  Baulichkeiten  lassen  sich  in  vier  Gruppen  teilen:  i.  die, 
welche  der  wissenschaftlichen  Nutzung  des  Gartens  dienen,  2.  die  Pflanzen- 
häuser, 3.  die  Wohngebäude  und  4.  die  Betriebsanlagen. 

Die  Mehrzahl  der  Gebäude  liegt  östlich  von  dem  Hauptwege,  am  Ab- 
hänge des  Fichtenberges.  Neben  dem  Haupteingange  an  der  Dahlemer  Strasse 
soll  das  Museum  mit  dem  botanischen  Institute  errichtet  werden.  In  unmittel- 
barer Nähe  desselben  ist  Platz  reserviert  für  ein  neu  zu  begründendes  pharma- 
zeutisches Institut,  welches,  obwohl  für  sich  abgeschlossen,  doch  in  nächster 
Verbindung  mit  dem  Museum  gedacht  ist. 

Nach  dem  Bauprogramm  soll  das  Museum  drei  Bedingungen  erfüllen:  Es 
soll  1.  die  Sammlungen  aufnehmen,  welche  zum  grossen  Teil  dem  Publikum 
zugänglich  gemacht  werden,  2.  das  Herbarium,  3.  den  Hörsaal  und  das 
botanische  Institut.  Das  Schaumuseum  wird  den  einen  Flügel,  das  Herbarium  und 
botanische  Institut  den  anderen  Flügel,  der  Hörsaal  den  Mittelbau  einnehmen.  Das 
Schaumuseum  erhält  einen  grossen  Saal,  der  durch  zwei  Stockwerke  hindurch 
geht;  im  Erdgeschoss  werden  Räume  für  kleinere  Sammlungen  vorgesehen.  Für 
das  Herbarium  wird  eine  magazinartige  Einrichtung  geplant,  die  gestattet,  circa 
25  000  Mappen  unterzubringen  auf  einem  verhältnismässig  kleinen  Räume, 
übersichtlich  geordnet  und  bequem  zur  Benutzung,  eine  z.  B.  in  den  neueren 
Bibliotheken  und  ähnlichen  Sammlungen  vielfach  erprobte  Einrichtung.  Die 
Arbeitszimmer  der  Botaniker  liegen  wegen  der  besseren  Beleuchtung  auf  der 
Nordseite  des  Gebäudes. 

2.  Die  Pflanzenhäuser  sind  eingeteilt  in  die  grosse  Gruppe  der 
Schauhäuser  und  in  die  Gruppe  der  Kulturhäuser.  Die  erstere  wird 
voraussichtlich  einen  Hauptanziehungspunkt  für  das  Publikum  bilden,  hat  daher 
auch  den  vornehmsten  Platz,  auf  der  Höhe,  unmittelbar  hinter  dem  Promenaden- 
wege am  Fichtenberge  erhalten;  ein  grosser  Glasbau,  welcher  weithin  sichtbar 
sich  von  dem  dunklen  Grün  des  Fichtenberges  wirkungsvoll  abheben  wird. 
Von  der  oberen  Terrasse,  welche  sich  18  m  über  der  Potsdamer  Chaussee 
erhebt,  wird  man  einen  Überblick  über  den  ausgedehnten  Garten  haben  und 
darüber  hinaus  eines  der  reizvollsten  Landschaftsbilder  in  der  Umgegend  von 
Berlin  geniessen.  Die  Schauhäuser  bedecken  5720  qm  und  sind  in  14  zu- 
sammenhängenden Abteilungen  der  gegebenen  Terraingestaltung  folgend  auf 
zwei  Terrassen  angeordnet.  Auf  der  unteren  sollen  die  kleineren,  auf  der 
oberen  die  grösseren  Platz  erhalten,  innen  wie  aussen  durch  Treppen  unter 
einander  verbunden.  Unter  den  grösseren  Häusern  liegen  Arbeitsräume, 
Keller  etc. 

Südlich  von  dem  grossen  Schauhauskomplex  liegt  das  grosse  Winter- 
haus, welches  auch  dem  Publikum  geöffnet  sein  wird.     Da  die  Glasfenster  im 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem.  Ai 

Sommer  abgedeckt  werden  sollen  und  dann  nur  das  Gerüst  des  Gebäudes  stehen 
bleibt,  so  wird  es  ein  anderes  Aussehen  haben  als  die  anderen  Schauhäuser 
und  ist  deshalb  schon  aus  architektonischen  Rücksichten  von  ihnen  getrennt 
angeordnet.  Unmittelbar  an  das  Winterhaus  reihen  sich  die  Kulturhäuser,  zur 
Anzucht  und  Vermehrung  bestimmt,  welche  dem  Publikum  im  allgemeinen 
nicht  geöffnet  sein  werden. 

Die  Kulturhäuser  haben  1700  qm  bedeckter  Glasfläche;  dazu  die  obigen 
5720  für  die  Schauhäuser,  macht  zusammen  7420  qm  (Kew  hat  12  200,  Peters- 
burg 10000,  Schönbrunn  8600,  Herrenhausen  5300  qm). 

An  die  Kulturhäuser  schliessen  sich  auf  dem  terrassierten  Südwestabhange 
die  Erdhäuser  und  Mistbeete  an  (die  Zahl  dieser  Terrassen  wird  auf  drei  ver- 
ringert werden.  D.  R.),  und  schliesslich  gelangt  man  in  der  Tiefe  auf  den 
Wirtschaftshof. 

3.  Die  W^ohngebäude. 

Die  Wohnhäuser  für  den  Direktor  und  für  den  Unterdirektor  werden  am 
nördlichen  Eingange  in  der  Nähe  des  Museums,  das  Haus  des  Garteninspektors 
dagegen  am  südlichen  Eingange  ihren  Platz  erhalten.  Die  Gärtnerwohnungen 
liegen  in  der  Nähe  des  Wirtschaftshofes. 

4.   Die  Betriebsanlagen. 

Eine  zweckmässige  Anlage  und  Einrichtung  des  Wirtschaftshofes  ist  für 
den  Betrieb  der  ganzen  Anlage  besonders  wichtig.  Er  ist  zugänglich  auf  einer 
Seitenstrasse,  von  der  Potsdamer  Chaussee  an  der  Kolonie  Neu  -  Lichterfelde 
vorbei';  der  ganze  Wirtschaftsverkehr  kann  daher  getrennt  gehalten  werden 
von  dem  Verkehr  der  Besucher;  auch  die  Arbeiter  werden  auf  dem  Wirtschafts- 
wege ein-  und  ausgehen,    damit  die  Besucher  in   keiner  Weise  gestört  werden. 

Die  Hauptanlage  auf  dem  Wirtschaftshof  ist  die  Zentralheizung.  Es 
wird  beabsichtigt,  für  sämtliche  Gewächshäuser  nur  eine  einzige,  in  der  Tiefe 
liegende  Feuerstelle  mit  nur  einem  Schornstein  anzulegen.  Die  Anordnung 
vieler  einzelner  Feuerstellen,  wie  im  jetzigen  botanischen  Garten,  hat  den 
Nachteil,  dass  die  Bedienung  zeitraubend  ist  und  vor  allem,  dass  sie  viel 
Rauch  entwickeln,  der,  durch  niedrige  Schornsteine  abgeleitet,  die  Pflanzungen 
leicht  schädigt.  Diese  Übelstände  werden  vermieden,  wenn  eine  Feuerstelle 
mit  einem  einzigen  hohen  Schornstein  erbaut  wird.  Abgegrenzt  Vom  Kessel- 
hause liegt  der  Kohlenhof.  Der  nötige  Dampf  wird  in  5  bis  6  Dampfkesseln 
erzeugt  und  in  Rohrleitungen  innerhalb  eines  begehbaren  unterirdischen  Kanals 
in  die  Pflanzenhäuser  geleitet,  wo  er  zum  Betriebe  einer  Wasserheizung  ver- 
wendet wird.  Im  Palmenhause  wird  man  vielleicht  zeitweise  direkten  Dampf 
benutzen,  aber  im  übrigen  soll  durchgehends  Warmwasserheizung  angewendet 
werden.  Der  wirtschaftliche  Vorteil  dieser  Gesamtanordnung  liegt  darin,  dass 
die  Kohlen  nicht  den  Berg  hinauf  transportiert  werden  müssen,  sondern  in 
der  Tiefe  angefahren  werden  können;  und  dass  das  Kondensationswasser  aus  den 
hochliegenden  Häusern  zu  den  Kesseln  selbstthätig  zurückfliesst  und  zur  Speisung 
der  Kessel  mit  benutzt  werden  kann.  Die  in  dem  nicht  völlig  abgekühlten 
Wasser  enthaltene  Wärme  kommt  dem  Betriebe  wieder  zu  gute. 

Unmittelbar  neben  dem  Kesselhause  befinden  sich  die  Werkstätten,  die 
Arbeitsräume  für  die  Gärtner  und  die  kleineren  Betriebsanlagen.  Auch  diese 
werden,  soweit  es  erforderlich  ist,  an  die  Zentralheizung  angeschlossen.  Eiier 
liegt  auch   das  Kasino  oder  Ökonomiegebäude,  ein  Haus,  in  welchem  ein  Speise- 


42  Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 

saal  für  die  Gartenarbeiter  sowie  eine  Speiseanstalt  für  unverheiratete  Gehilfen 
nebst  Küche  und  Wohnung  für  die  Kochfrau  etc.  sich  finden. 

Neben  dem  Ökonomiegebäude  ist  der  Eingang  zum  Garten  für  das 
Gartenpersonal.  In  zwei  weiteren,  in  nächster  Nähe  des  Hofes  angeordneten  Ge- 
bäuden sind  Dienstwohnungen  für  4  verheiratete  Obergärtner  und  in  den 
oberen  Geschossen  Wohnungen  für  40  unverheiratete  Gehilfen  und  Volontäre 
vorgesehen. 

Zwischen  den  beiden  Wohnhäusern  für  die  Gärtner  liegt  das  Verwaltungs- 
gebäude mit  Samenstube,  Materialien-  und  Vorratsräumen. 

Aus  dieser  kurzen  Schilderung  der  Baulichkeiten  wird  Ihnen  der  Vorteil 
der  gewählten  Anordnung  leicht  ersichtlich  werden.  Zunächst  sind  alle  Wohn- 
gebäude gegen  den  Garten  abgeschlossen  und  zur  Bequemlichkeit  der  Bewohner 
unmittelbar  an  den  Strassen  errichtet.  Ebenso  liegt  der  Wirtschaftshof  ausser- 
halb des  eigentlichen  Gartens  an  einer  besonderen  Zufahrt,  damit  der  Wagen- 
verkehr und  andere  Unzuträglichkeiten  vom  Garten  möglichst  ferngehalten 
werden.  Auch  das  Museumsgebäude,  welches  gelegentlich  zu  abendlichen 
Vorlesungen  benutzt  werden  soll,  hat  einen  besonderen  Zugang  neben  dem 
nördlichen  Haupteingange. 

Infolge  dieser  Anordnung  wird  es  möglich  sein,  den  Garten  für  sich  ab- 
zuschliessen,  ohne  den  A'erkehr  in  den  Gebäuden  zu  beschränken.  Zur  Er- 
leichterung des  Betriebes  mussten  die  Gewächshausanlagen  nahe  bei  einander 
in  zusammenhängenden  Gruppen  und  so  geordnet  Averden,  dass  die  den  Be- 
suchern geöffneten  Schauhäuser  von  den  nicht  allgemein  zugänglichen  Kultur- 
häusern getrennt  liegen.  Die  ersteren  sind  wieder  in  der  Weise  eingerichtet, 
dass  sie  im  Zusammenhange  nach  einander  besichtigt,  dass  aber  auch  einzelne 
Abteilungen  ausgeschaltet  werden  können,  wenn  Arbeiten  oder  Instandsetzungen 
darin  vorzunehmen  sind. 

Selbstverständlich  musste  die  Gruppe  der  Schauhäuser  als  bedeutsamster 
Teil  der    Anlage    auch    architektonisch    entsprechend    hervorgehoben    werden. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  im  Garten  Schutzhütten,  Ruheplätze  u.  a.  zur 
Bequemlichkeit  der  Besucher  vorhanden  sein  werden. 

Wichtig  ist  die  Wasserbeschaffung.  Es  ist  die  Möglichkeit  gegeben, 
Wasser  von  den  Charlottenburger  Wasserwerken  zu  erhalten;  es  fragt  sich 
aber,  ob  diese  viel  beanspruchten  Werke  sich  bei  dem  Massenbedarf  für  den 
Garten  zu  Preisermässigungen  herbeilassen  werden.  Es  ist  deshalb  erwogen,  ob 
nicht  eine  eigene  Wasserhebungsanlage  vorteilhafter  sei.  Die  Vorbedingungen 
hierzu  sind  gegeben;  denn  klares  brauchbares  Wasser  ist  in  einer  Tiefe  von 
50  m  gefunden  worden  und  die  zur  Zeit  des  grössten  Wasserbedarfs  wenig 
genutzten  Dampfkessel  stehen  für  die  Wasserhebung  zur  Verfügung.  Es  wird 
notwendig  sein,  entweder  ein  Hochreservoir  auf  der  Höhe  des  Geländes  in 
Gestalt  eines  Turmes  aufzustellen  oder  ein  Erdreservoir.  Zum  Sammeln  und 
Wiederverwenden  des  Regenwassers  werden  besondere  Einrichtungen  ge- 
troffen. 

Die  Ableitung  der  Abwässer  dürfte  bei  der  grossen  Fläche  nicht  schwierig 
sein,  auch  ist  die  Möglichkeit  vorhanden,  an  die  Steglitzer  Kanalisation  an- 
zuschliessen. 

Die  Grundwasserverhältnisse  sind  günstig.  Das  Grundwasser  steht  selbst 
in  der    Niederung    noch    6  bis    8  m    unter  der    Oberfläche.     Die    vorhandenen 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


43 


Teiche  sind  nicht  Grundwasser,  sondern  Tagewässer,  welche  sich  über  un- 
durchlässigen Lehmschichten  in  Bodenvertiefungen  ansammeln  und  zu  grösseren 
Seen  ausgedehnt  werden  sollen,  die  notwendig  zum  Landschaftsbilde  gehören, 
aber  auch  zur  Kultur  der  Pflanzen,  ganz  abgesehen  von  den  eigentlichen  Wasser- 
pflanzen, da  sein  müssen,  um  die  nötige  Feuchtigkeit  der  Luft  durch  Ver- 
dunstung herbeizuführen.  Die  Anlage  des  Sees  wird  noch  einige  Schwierig- 
keiten bereiten.  Es  ist  nämlich  der  Wunsch  der  Landschaftsgärtner,  den 
Wasserspiegel  zu  heben,  damit  er  mehr  gesehen  werde;  das  würde  aber  eine 
Hebung  des  ganzen  Terrains  daselbst  und  eine  Dichtung  der  Sohle  bedingen. 
Es  wird  in  Erwägung  zu  ziehen  sein,  ob  nicht  doch  der  jetzige  Wasserspiegel 
beibehalten  werden  kann.  Man  wird  erst  Bohrungen  anstellen  müssen,  um  die 
Untergrundverhältnisse  kennen  zu  lernen. 

Die  Einfriedigung  ist  im  wesentlichen  als  ein  durchsichtiges,  aber  sicheres 
Gitter  gedacht,  namentlich  an  dem  Promenadenwege  auf  der  Höhe  des  Fichten- 
berges, damit  der  prächtige  Blick  nicht  behindert  werde,  ebenso  an  der 
Potsdamer  Chaussee  und  an  der  neuen  Strasse  im  Nordwesten.  Die  Kosten 
der  Gesamtanlage  sind  zu  etwa  4  640  ooo  M.  veranschlagt.  Hiervon  ent- 
fallen auf: 

A.  Die  eigentlichen  Gartenanlagen   .     .     .        915  800  M., 

B.  Die  Gewächshausbauten 1  696  000     » 

C.  Wohngebäude 278  600     » 

D.  Betriebsanlagen 137  400    » 

E.  Kleinere  Bauwerke 97  000    » 

F.  Museum 824  000    » 

G.  Einfriedigung 156  700    » 

H.  Nebenanlagen,  Bewässerung  etc.      .     .        534  500    » 

III.  Vortrag  des  Herrn  Kgl.  Garteninspektor  W.  Perring. 

Die  Gewächshäuser. 
M.  H.!  Da  die  Zeit  schon  sehr  weit  vorgeschritten,  vieles  von  dem,  was 
ich  zu  sagen  habe,  auch  schon  vorweg  genommen  ist,  so  will  ich  mich  auf 
das  Wesentlichste  beschränken.  Eine  Hauptsache  bei  den  Gewächshäusern  ist 
bekanntlich  die  Konstruktion  der  Dächer.  In  neuerer  Zeit  ist  man  in  England 
und  Belgien  dazu  übergegangen,  die  Gewächshäuser  ausschliesslich  aus  Holz 
und  Glas  in  den  Dächern  zu  konstruieren  und  dabei  einfache  Dächer  zu 
nehmen,  die  man  auch  während  des  Winters  nicht  deckt.  Man  will  dadurch 
den  Pflanzen  zu  jeder  Zeit  möglichst  viel  Licht  zuführen.  Wir  Deutschen  sind 
dem  dortigen  Vorgehen  erst  wenig  gefolgt,  und  wir  Gärtner  der  alten  Schule 
können  uns  nicht  ganz  freimachen  von  der  Ansicht,  dass  es  im  Winter  besser 
sei,  die  Häuser  mit  Laden  zu  decken  oder  Doppelfenster  aufzulegen.  Aber 
nachdem  man  sogar  in  Petersburg  ein  grosses  Palmenhaus  aus  einfacher  Holz- 
konstruktion errichtet  hat,  das  nicht  gedeckt  wird,  nachdem  auch  Herr  Eilers 
in  St.  Petersburg  eine  grosse  Anzahl  Häuser  nach  englischem  Muster  erbaut 
hat,  so  habe  ich  gesagt:  Jedenfalls  schadet  eine  derartige  Konstruktion  nicht, 
wenn  sie  auch  etwas  mehr  Heizung  erfordert,  namentlich  bei  der  hohen 
exponierten  Lage  unserer  neuen  Häuser.  Allerdings  ist  ja  für  die  meisten 
Pflanzen  Licht  die  erste  Lebensbedingung.  Eine  Ausnahme  machen  u.  A..  die 
Orangen  und  Lorbeeren  und  andere  Pflanzen  mit  harten  Blättern,   welche  man 


44 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


ebensogut  in  einem  Hause  ohne  Oberlicht  und  in  längerer  Zeit  gänzlich 
dunklen  Räumen  überwintern  kann.  Für  Orangen  würde  es  sogar  nachteilig  sein, 
wenn  man  sie  in  einem  derartig  hellen  Hause  kultivieren  wollte;  es  kommt 
bei  ihnen  darauf  an,  dass  sie  so  lange  in  Ruhe  bleiben,  bis  sie  '  ausgeräumt 
werden  können.  Das  sind  aber  Spezialkulturen,  die  bei  einem  bota'kischen 
Garten  nicht  in  Betracht  kommen,  denn  eine  grosse  Orangerie  wie  in  Sanssouci 


I4  Erdhäufer und Frü 
beete. 


Wohnhäuse 

15  Direktor. 

16  Unterdirektor. 

17  Inspektor. 

Wirthschaftshof. 

iS  Gürinerwohnungen 

19  Schreib>tube. 

20  Speiseanstalt. 

21  Werkstatt. 

22  Kessel-  und  Ma- 
schinenhaus. 

23  Kohlenschuppeu. 

Kleinere  Bauwerke  im 
Garten 

24  Pförtner. 

25  Schutzhütten  und 
.Sitzplatze. 


26  .\borte. 

27  Wasserbehälter. 

Botanisches   Museum  und 
Institut 

28  Museum. 

29  Herbarium. 
3Ö  Hörsaal. 

Chemisch  -  pharmaceutl- 
sches  Institut. 

31  Laboratorien-Ge- 
bäude. 
Hörsaal. 


EIntheilung  des  Gartens. 
I  System. 

t  Baumicht  (Arbo- 
retum) 

3  Pflanzcngeograph. 
Abteilung. 

4  Oekonomische  Ab- 
teilung 

5  Medicinal-  nnd  Gift- 
pflanzen. 

6  Morphologisch  -  bio- 
logische Abteilung. 

7  Versuchsgarien  für 
Studirende. 

8  Pomologische  .\b- 
teilunp. 

9  l'aumscluile. 

10  Topfpflanzen. 

11  lirdmagazin  und  Ar- 
beitsplätze. 

Gewächshäuser. 

12  Gruppe    der    Schau- 
häuser. 

13  VVinteihaus  und 
Kulturhäuser. 


Abb.  0.     Plan  des  neuen  Kgl.  botanischen  Gartens  in  Dahlem 
wollen  wir  nicht  schaffen.     Es  ist  nunmehr  beabsichtigt,    die   Häuser    nur    mit 
einfachen    Holzdächern    zu  bedecken,    und    zwar    mit    eisernen    Unterzügen 
wie  das  u.  a.  Herr  Gartenbaudirektor  Haupt  in  Brieg  ausgeführt  hat.     Ähnliche 
Gewachshausanlagen  sind    bei   den    hiesigen    Handelsgärtnern  Herren  Clas    in 
Zehlendort  und    Spielberg  &    de  Coene  in  Französisch-Buchholz  vorhanden 
Das  Holz  soll  auf  Wunsch  des  Herrn  Bauinspektors  Koerner,    wie  er  an  aus- 
ländischen    Gewächshausbauten     vielfach     beobachtet    hat,     möglichst     leicht 
aber  auf  Eisen  ruhend,  die  Scheiben  möglichst  gross,  das  Glas  möglichst  stark 
genommen  werden. 


Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 


45 


2.  Ein  zweiter  wichtiger  Umstand  ist  eine  gute  Lüftung.  Diese  wird 
überall  in  reichstem  Masse  eingeführt  werden,  namentlich  da  die  meisten 
Häuser  keine  abnehmbaren  Fenster  haben.  Abnehmbare  Fenster  dürften  nur 
beim  grossen  Winterhause  nötig  sein,  weil  dort  viele  Pflanzen  im  freien 
Grunde  stehen,  also  nicht  wie  die  in  den  anderen  Häusern  ausgeräumt  werden 
können.     In  England  liegen  die  "V^erhältnisse  anders;    im  grossen    temperierten 


500™ 

J 


bei  Berlin  W.     Aus  dem  Centralblatt  der  Bauverwaltung   1897. 

Hause  in  Kew  werden  die  Pflanzen  auch  im  Sommer  unter  Glas  gehalten.  In 
England  muss  man  auch  die  Azalea  indica  stets  unter  Glas  kultivieren,  weil 
die  Sommerwärme  nicht  genügt,  um  die  Knospen  auszubilden,  ebenso  muss 
bekanntlich  der  Wein  dort  unter  Glas  gezogen  werden.  Dagegen  halten 
Lorbeeren  und  manche  andere  immergrüne  Pflanzen  in  England  über  Winter 
im  Freien  aus.  Unser  Winterhaus  wird  freilich  in  der  Grösse  sehr  zurück- 
stehen gegen  das  grosse  Temperated  House  in  Kew,  welches  ca.  5000  qm 
Grundfläche  hat,  während  das  unsrige  nur  800  bis  1000  qm  haben  wird. 

3.  Lage  der  Häuser.     Was  die  Lage  der  Kulturhäuser  anbetrifft,  so  ist  es 


aQ  Der  neue  botanische  Garten  in  Dahlem. 

im  allgemeinen  ziemlich  gleichgültig,  wie  sie  liegen,  wenn  nur  eins  nicht  das 
andere  beschattet  und  wenn  man  nur  von  einem  Hause  nach  dem  andern 
kommen  kann,  ohne  ins  Freie  zu  müssen.  Für  letzteren  Zweck  ist  ein  Mittel- 
gang, an  den  sich  rechts  und  links  die  Häuser  rechtwinklig  anschliessen,  am 
zweckmässigsten. 

Schauhäuser  und  Kulturhäuser  sind  durch  einen  unterirdischen  Gang  ver- 
bunden, so  dass  man  von  der  Heizung  an  durch  alle  Häuser  gehen  kann.  Auf 
diese  Weise  geht  nicht  so  viel  Wärme  verloren  und  der  Körper  der  Gärtner 
wird  geschont;  denn  es  ist  kein  Vergnügen,  bei  vielleicht  20^  Kälte  in  der 
Nacht  30 — 40  einzeln  liegende  Häuser  durchgehen  zu  müssen  und  dabei  einem 
wiederholten  Temperaturwechsel  von  25 — 35 ^  R.  ausgesetzt  zu  sein. 

Gedeckt  soll  im  Winter  nicht  werden,  doch  lässt  sich  eine  Deckung  bei 
den  kleinen  Kulturhäusern,  falls  zu  viel  Kohlen  verbraucht  werden  sollten, 
leicht  einrichten. 

4.  Heizung.  Da  bei  dem  einfachen  Dach  der  Häuser  der  Wärmeverlust 
ein  grösserer  sein  wird,  so  war  die  Frage,  wie  man  die  Heizung  am  besten 
einrichtet,  eine  sehr  wichtige.  Eine  Zentral-Dampfheizung  wird  allen  Er- 
fordernissen am  besten  genügen;  man  kann,  wenn  die  Wärmequelle  vorhanden 
ist,  nötigenfalls  dann  noch  mehr  Röhren  legen,  und  kann,  wie  bei  Herrn 
Lackner  und  Herrn  Bluth,  Wasseröfen  aufstellen  mit  Spiralen,  durch  die  der 
Dampf  geht. 

Anordnung  der  Pflanzen  in  den  Häusern.  Die  Kulturpflanzen 
sollen  auch  in  den  Häusern  möglichst  nach  pflanzengeographischen  Gruppen 
aufgestellt  werden,  also  Mittelmeer-Gebiet,  Nordafrika,  Cap,  Australien,  Ost- 
asien, Amerika  etc.  Bei  den  Warmhauspflanzen  ist  das  nicht  so  gut  durch- 
führbar; diese  sind  mehr  nach  ihrer  Familien-Verwandtschaft  zu  ordnen,  indes 
soll  im  Palmenhause  der  A'ersuch  einer  solchen  geographischen  Gruppierung 
gemacht  und  dasselbe  überhaupt  landschaftlich  gehalten  werden.  Die  Form 
des  Daches  ist  dabei  freilich  etwas  hinderlich,  denn  es  ist  nicht  in  der  üblichen 
Tonnenform,  sondern  aus  Schönheitsrücksichten  nach  oben  in  eine  elegante 
Spitze  auslaufend  konstruiert,  so  dass  die  höchsten  Pflanzen  nur  in  der  Mitte 
aufgestellt  werden  können. 

Auch  das  Araceen-Haus  soll  landschaftlich  eingerichtet  werden.  Die 
kletternden  Arten  sollen  an  künstlichen  Baumstämmen,  die  aus  Eisengerippen 
bestehen,  welche  mit  Korkrinde  umkleidet  sind,  gezogen  werden.  Das  hat  sich 
bei  uns  im  kleinen  schon  gut  bewährt;  auch  in  Schönbrunn  ist  etwas  Ähn- 
liches; doch  dort  hängen  vom  Dach  grosse  mit  Moos  umwickelte  Ketten  herab, 
an  denen  die  Pflanzen  emporklettern,  was  wegen  der  regelmässigen  Säulenform 
etwas  merkwürdig  aussieht.  Die  nichtkletternden  und  knolligen  Arten  müssen 
natürlich  anders  kultiviert  werden;  sie  werden  ihren*  Platz  möglichst  zwischen 
den  kletternden  erhalten.  Soweit  angänglich,  sollen  einzelne  Sachen  ausgepflanzt 
werden,  aber  überall  lässt  sich  das  aus  verschiedenen  Gründen,  auch  schon 
des  Raumes  wegen,  nicht  durchführen. 

Das  im  jetzigen  botanischen  Garten  vorhandene,  noch  gut  erhaltene 
Victoria  regia-Haus  soll  abgebrochen  und  im  neuen  Garten  wieder  aufgebaut 
werden.  Wegen  seiner  zehneckigen  Kuppelform  lässt  es  sich  nicht  gut  direkt 
an  die  Schauhäuser  angliedern,  sondern  muss  ■  isoliert  gelegt  werden.  Es 
wurde  schon  der  Einwurf  erhoben,  dass  dies  Haus,  welches  in   der  Achse  der 


Massregeln  gegen  die  Monilia-Krankheit  der  Obstbäume.  An 

Haupttreppe,  die  zu  den  Schauhäusern  führt,  liegt,  die  Hauptansicht  stören 
würde.  Das  ist  aber  nur  in  geringem  Grade  der  Fall;  es  liegt  tiefer  und  ist 
ein  niedriges,  nach  oben  spitzes  Haus,  so  dass  es  die  Aussicht  nicht  wesentlich 
beeinträchtigen  wird.  Es  ist  jedoch  noch  nicht  definitiv  entschieden,  ob  das 
Haus  an  dieser  oder  an  der  für  dasselbe  noch  in  Aussicht  genommmenen  Stelle, 
nördlich  von  den  Schauhäusern,  in  der  verlängerten  Längsachse  der  hinteren 
Schauhausreihe,  errichtet  wird.  Die  übrigen  Häuser,  welche  vor  dem  grossen 
Schauhause  auf  den  Terrassen  liegen,  sind  einseitig  und  kann  man  über  sie 
hinwegsehen.  Im  Sukkulententenhause  sollen  kleine  Felspartien  angelegt 
werden,  auf  denen  die  betr.  Exemplare  zum  Teil  ausgepflanzt  werden. 

Die  Mistbeete  und  Erdkästen  haben  vielleicht  einen  etwas  ungünstigen 
Platz  insofern,  als  sie  auf  einem  steilen  Abhänge  zu  liegen  kommen,  der 
terrassiert  werden  muss,  wodurch  das  Hinauf-  und  Herunterkarren  des  Düngers 
und  der  Erde  etwas  umständlich  ist;  aber  wachsen  wird  es  dort  sehr  gut  und 
die  Lage  ist  sogar  vorteilhafter,  als  wenn  das  Terrain  eben  wäre.  Man  kann 
tiefe  Erdkästen  mit  Leichtigkeit  anlegen,  auch  leicht  mit  einem  Dampfrohr 
durchziehen  und  die  Hinterfronten  der  Terrassen  als  Talutmauern  einrichten. 
Auch  da  ist  wieder  die  Zentralheizung  sehr  nützlich.  Ob  letztere  teurer  wird, 
ist  zweifelhaft.  Die  Theoretiker  sagen  nein, -weil  das  Heizmaterial  besser  aus- 
genutzt wird.  Auch  im  Palmengarten  zu  Frankfurt  a.  M.,  wo  jetzt  das  Wasser 
durch  Dampf  erwärmt  und  das  Kondensationswasser  zurückgeleitet  wird,  wird 
gegen  früher  an  Kosten  gespart. 

*  .  * 

••f. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Gartenbaudirektor  Lackner,  dankte  namens  des 
V^ereins  den  drei  Rednern  auf  das  verbindlichste  und  begab  sich  hierauf  die 
ansehnliche  Gesellschaft  nach  dem  Terrain  selbst,  wo  die  genannten  drei 
Herren  noch  weitere  Auskünfte  gaben.  Abends  wurde  im  Schlossrestaurant  der 
Gegenstand  in  zwangloser  Unterhaltung  noch  weiter  besprochen  und  der  eine 
der  dabei  geäusserten  Wünsche:  Verringerung  der  Zahl  der  Terrassen  bei  den 
Erdhäusern  und  Mistbeeten,  wird  bestimmt,  der  andere  bezüglich  Vergrösserung 
des  Arboretums  vielleicht  Berücksichtigung  finden. 

Unsere  Abbildung  ist  aus  dem  Centralblatt  der  Bauverwaltung,  1897  S.  230, 
Verlag  von  W.  Ernst  &  Sohn,  Berlin,  entnommen,  der  Kupferniederschlag  aber 
eigens  für  die  Gartenflora  angefertigt. 


Massregeln  gegen  die  Monilia-Krankheit  der  Kirschbäume. 

Von  Professor  Dr.  Frank, 
ur  Bekämpfung  der  Monilia-Krankheit    der  Kirschbäume,    über  welche  im 
vorigen  Jahrgange  der  Gartenflora,  S.  320  und    393    nähere    Mitteilungen 
gemacht    worden    sind,    hat    das    königlich    preussische  Ministerium  für  Land- 
wirtschaft die  von  mir  vorgeschlagenen  Gegenmassregeln  verfügt.  Dieselben  lauten : 

1.  An  den  im  Frühlinge  an  Monilia  erkrankt  gewesenen  Sauer-  und  Süss- 
kirschbäumen  sind  vor  Beginn  des  nächsten  Frühjahres  die  toten  Zweige 
nach  Möglichkeit  herauszuschneiden  und  zu  verbrennen. 

2.  Wo  tote  Früchte  an  den  Obstbäumen  sitzen  geblieben  sind,  müssen 
dieselben  noch  während  des    Herbstes  oder  Winters   abgelesen    und  verbrannt 


A^  Massregeln  gegen  die  Monilia-Krankheit  der  Kirschbäume. 

werden.  Das  bezieht  sich  in  erster  Linie  auf  Kirschen,  aber  auch  auf  anderes  Obst, 
besonders  dasjenige  der  in  der  Nähe  von  Kirschbäumen  stehenden  Obstbäume. 

3.  Die  erkrankt  gewesenen  Kirschbäume  sind  im  entlaubten  Zustande 
mindestens  einmal,  und  zwar  vor  dem  Aufbrechen  der  Knospen  im  Frühjahre, 
womöglich  auch  noch  vorher  im  Herbst  oder  Winter  mit  Bordelaiser-Brühe 
(entweder  Kupferzuckerkalk  oder  Kupferklebekalk  oder  Fostite -Brühe  oder 
selbstbereiteter  Kupfervitriol-Kalk-Brühe,  2prozentig,  die  man  mit  Melasse  oder 
Zucker  oder  ähnlichen  klebenden  Zuckerstoffen  versetzen  kann)*)  zu  bespritzen, 
wozu  eine  der  gebräuchlichen  Reb-  und  Obstspritzen  zu  verwenden  ist. 
Hierbei  ist  es  mehr  auf  die  Bespritzung  der  dünneren  Zweige  als  auf  die  des 
Stammes  abgesehen. 

Man  braucht  zur  Bespritzung  eines  erwachsenen  Kirschbaumes  im  un- 
belaubten winterlichen  Zustande  etwa  13  Liter  Bordelaiser-Brühe,  mithin,  da  die 
letztere  zweiprozentig  sein  soll,  etwa  260  Gramm  Kupfervitriol  und  ebensoviel 
Aetzkalk.**)  Der  Preis'des  Kupfervitriols  ist  55, —  M.  für  100  Kilo,  0,70  M.  für  i  Kilo. 
Die  Kosten  an  Kupfervitriol  belaufen  sich  also  pro  Baum  auf  ca.   18  Pfg.    x 

Allen  Besitzern  und  Nutzniessern  von  Kirschenplantagen,  bei  denen  die 
Krankheit  besteht,  sei  die  Ergreifung  dieser  Massregeln  noch  besonders 
empfohlen.  Es  handelt  sich  um  die  mögliche  Gefahr  eines  fortschreitenden  Ruins 
unsererKirschenkultur.  ZurBegründung  dieserBefürchtung  sei  den  in  den  früheren 
Mitteilungen  über  den  Gegenstand  gemachten  Angaben  noch  einiges  hinzugefügt, 
was  sich  inzwischen  bei  den  angestellten  Erhebungen  weiter  ergeben  hat. 

Mit  grosser  Uebereinstimmung  wird  aus  den  Provinzen,  über  welche  die 
Epidemie  verbreitet  ist,  gemeldet,  dass  dieselbe  bereits  seit  3  bis  5  Jahren 
besteht  und  dass  sie  seitdem  bald  stärker  bald  schwächer  jedes  Jahr  auf- 
getreten ist  und  also  auch  unabhängig  von  etwaiger  Ungunst  der  Witterung, 
wie  namentlich  im  vergangenen  Jahre  ohne  Dazwischentreten  eines  Frostes 
zur  Blütezeit,  manchmal  bei  schönem,  warmem,  normalem  Blütenwetter.  Das 
muss  notwendig  die  Befürchtung  erwecken,  dass  wir  auch  künftig  jedes  Jahr 
mit  der  Krankheit  zu  thun  haben  werden  und  dass  auch  bei  günstigem  Wetter  der 
Pilz  seine  Zerstörungen  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ausüben  oder  wohl  gar 
von  Jahr  zu  Jahr  an  Herrschalt  gewinnen  wird. 

Welchen  Schaden  die  Kirschenproduktion  durch  die  Krankheit  erlitten 
hat,  mag  daraus  entnommen  werden,  dass  die  Angaben  aus  den  verseuchten 
Provinzen  über  den  Ernteausfall  der  Kirschen  im  vorigen  Jahre  je  nach 
Gegenden  auf  folgende  Zahlen  lauten:  5,  10,  20,  25,  30,  50,  75,  90,  95,  100  pCt. ; 
die  letzten  Zahlen  werden  am  meisten  angegeben.  Die  Kirschenpacht  hat  daher 
vielfach  sehr  wenig  eingetragen,  und  oft  sind  Pächter,  die  ihr  Gebot  bereits 
abgegeben  hatten,  schwer  geschädigt  worden. 


*)  Herstellung  der  selbstbereiteten  Bordelaiser-Brühe. 

Man  löse  in  einem  hölzernen  Gefäss  20  Kilo  rohes  Kupfervitriol  (zu  beziehen  aus  einer 
Droguenhandlung)  in  5oo  Liter  Wasser  auf.  Dies  geschieht  am  besten  in  der  Weise,  dass  das 
in  einem  Säckchen  liegende  Kupfervitriol  in  den  oberen  Teil  des  Wassers  gehängt  und  bis- 
weilen hin  und  her  bewegt  wird. 

Ferner  lösche  man  in  einem  andern  Gefäss  20  Kilo  guten  gebrannten  Kalk  und  versetze 
ihn  allmählich  mit  5oo  Liter  Wasser,    sodass  eine  gleichmässige,  milchige  Flüssigkeit  entsteht. 

Darauf    wird    die  obige  Kupfervitriollösung    in  die  Kalkmilch  unter  Umrühren  gegossen. 

Zur  Bereitung  der  zuckerhaltigen  Brühe  versetze  man  den  aus  20  Kilo  Kalk  erhaltenen 
Kalkbrei  mit  3  Kilo  Kryslallzucker  oder  einer  entsprechenden  Menge  Melasse. 

**)  Ausgeprobt  von  Herrn  Dr.  F.  Krüger  bei  den  im  Auftrage  des  Instituts  ausgeführten 
Baumbespritzungen. 


Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  bei  Potsdam.  4g 


Die  Verlagsbuchhandlung  P.  Parey  wird  demnächst  eine  Plakattafel  mit 
kolorierten  Abbildungen  und  zugehörigem  Text  in  den  Handel  bringen  unter 
dem  Titel  „Die  Monilia -Krankheit  der  Kirschbäume,  von  Professor  Dr. 
Frank  und  Dr.  Krüger,  Kgl.  Landwirtschaftliche  Hochschule  in  Berlin".  Sie 
soll  dazu  dienen,  der  Landbevölkerung  und  allen  sonst  beim  Obstbau  Inter- 
essierten die  Erkennung  der  gefährlichen  Krankheit  zu  erleichtern. 
Berlin,  im  Januar  1898. 

Institut  für  Pflanzenphysiologie  und  Pflanzenschutz  der 
Kgl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule. 


Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt 
^  am  Wildpark  bei  Potsdam. 

)TUn  Jahre  1899  wird  die  Königliche  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  bei 
c^  Potsdam  als  die  älteste  Bildungsstätte  für  Gärtner  in  der  glücklichen  Lage 
sein,  auf  eine  fünfundsiebenzigjährige  erfolgreiche  Thätigkeit  zurückzublicken. 
Seit  ihrer  Gründung  infolge  eines  Antrags  des  Hofgarten-Direktors  Lenne  im 
Frühjahr  1824  hat  die  Anstalt  es  verstanden,  eingedenk  ihres  gesteckten  Zieles, 
sowohl  nach  der  praktischen  wie  der  idealen  Seite  hin  ihre  volle  Wirksamkeit 
zu  entfalten,  und  darf  bei  ihrem  fünfundsiebenzigj ährigen  Jubiläum  wohl  mit 
Befriedigung  auf  ihre  bisherigen  Leistungen  zurückblicken.  Eine  stattliche  Zahl 
von  Schülern  ist  aus  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  bezw. 
Potsdam-Schöneberg  hervorgegangen,  welche  sich  zum  grössten  Teil  in  hervor- 
ragenden Stellungen  des  In-  und  Auslandes  befinden,  und  in  Gemeinschaft 
zahlreicher  Freunde  der  Anstalt  die  Gelegenheit  freudig  begrüssen  werden,  den 
Dank  gegen  die  alte  Bildungsstätte  durch  eine  würdige  Feier  des  fünfundsiebenzig- 
jährigen  Jubiläums  zu  bekunden. 

Am  29.  April  v.  Js.  fand  daher  im  grossen  Saale  des  Hotel  Imperial  in 
Berlin  die  erste  Sitzung  des  Vorbereitungs-Comites  für  die  geplante  Feier  statt, 
In  derselben  haben  die  Mitglieder  des  Comites  zunächst  den  Beschluss  gefasst, 
anlässlich  dieser  Jubelfeier  und  zum  bleibenden  Andenken  an  dieselbe  einen 
Fonds  zu  gründen,  aus  dessen  Zinserträgen  würdige  und  bedürftige  Eleven 
unterstützt  werden  können.  Die  sofort  vorgenommenen  Zeichnungen  ergaben 
bereits  die  Summe  von  rund  7000  Mark,  so  dass  die  berechtigte  Hoffnung 
vorliegt,  dass  bis  zum  Eintritt  der  Feier  das  gewünschte  Kapital  zusammen- 
kommen wird. 

Die  Versammlung  wählte  folgende  Herren  in  den  Vorstand: 

Ehrenpräsident:   Königlicher  Wirklicher  Geheimer  Ober-Regierungsrat 

und  Ministerial-Direktor  Dr.  Thiel-Berlin. 
Vorsitzender:  Königlicher  Hofgarten-Direktor  und  Direktor  der  König- 
lichen Gärtner-Lehranstalt    am  Wildpark  Walter  -  Sanssouci  bei 
Potsdam. 
Erster  Stellvertreter  des  Vorsitzenden:   Garten-Direktor  der  Haupt-  und 

Residenzstadt  Berlin  Mächtig-Berlin. 
Zweiter     Stellvertreter:     Königlicher      Gartenbau  -  Direktor      Brandt- 
Charlottenburg. 


CQ  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  bei  Potsdam. 


Der  Beirat  besteht  aus: 

1.  dem  Königlichen  Ökonomierat  und  Baumschulenbesitzer  F.  Späth- 
Baumschulenweg  bei  Berlin; 

2.  dem  Königlichen   Oekonomierat  und   Rittergutsbesitzer    J.   Hoff- 
mann -  Berlin; 

3.  dem  Königlichen  Gartenbau-Direktor  M.  Buntzel- Nieder-Schöne- 
weide  bei  Berlin. 

Geschäftsführer :       Inspektor     der     Königlichen     Gärtner  -  Lehranstalt 

Th.  Echtermeyer -Wildpark  bei  Potsdam. 
Kassierer:    Rendant  R.  Probst- Bornstedt  (Mark). 

Im  weiteren  Verfolg  dieser  Angelegenheit  trat  der  Vorstand  am  6.  Januar 
d.  J.  in  Berlin  zu  einer  engeren  Sitzung  zusammen.  Es  wurde  in  derselben  be- 
schlossen, zur  Beschaffung  des  erforderlichen  ünterstützungsfonds  an  die 
früheren  Schüler  der  Anstalt  und  an  die  Freunde  der  letzteren  ein  Rund- 
schreiben ergehen  zu  lassen  und  dieselben  um  Zeichnung  eines  Beitrags  zu 
bitten,  dessen  Einsendung  bis  Ende  Februar  1898  zu  erfolgen  hätte. 

Indem  wir  den  Beschluss  des  Vorstandes  zur  Ausführung  bringen,  bitten 
wir  sehr  ergebenst,  zu  diesem  gemeinnützigen  Zweck  nach  Kräften  beizutragen. 

Die  Einsendung  der  Beiträge  wolle  man  gefälligst  n  u  r  an  »die  Kasse 
der    Königl.  Gärtner  -  Lehranstalt    am  Wildpark    b.  Potsdam«    richten. 

Über    die    in  Aussicht  genommene   dreitägige  Jubiläumsfeier,    welche  im 

August  des  Jahres  1899  stattfinden  soll,   behalten  wir  uns  die  Zusendung  eines 

Festprogramms  vor.      Für   die  Kungebung    etwaiger  Vorschläge    und  Wünsche 

in  betreff  dieser  Feier  an  den  v Geschäftsführer«  würden  wir  sehr  dankbar  sein. 

Namens  des  Vorstandes  des  Comites  für  die  Feier  des  75jährigen  Jubiläums 
der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark: 

Der  Vorsitzende:  Walter, 

KgU  Hofgarten-Direktor  und  Direktor  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  b.  Potsdam. 

Übersicht 

der  am  29,  April  v,  Js,  für  den  „Jubiläums-Fonds"  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  gezeichneten  Beiträge. 


A.    Demmler,    Friedrichsfelde  b. 

Berlin 20  M. 

R.  Brandt,  Charlottenburg      .     .  3oo   „ 

N,  L.  Chrestensen,  Erfurt     .     .  5oo   „ 

Karl  Koopmann,  Wernigerode  .  3oo   „ 

G.  Schoeh,  Magdeburg  ....  5o   „ 

Encke,  Wildpark 3o   „ 

Rieh.  Koehler,  Berlin    ....  5o   ,, 

Otto  Bertram,  Stendal  ....  3oo   ,, 

P.  Lam.bert,  Trier 5o   „ 

Fritz  Gude,  Düsseldorf  ....  3o   „ 

W.  Lauehe,  Eisgrub 200   ,, 

R.  Eulefeld,  Hannover  ....  100   „ 

Stell,  Proskau 100   „ 

Max  Buntzel,  Niederschönweide 

b.  Berlin 1000   ,, 

Seeligmüller,  Schloss  Friedrichs- 
berg       3o  „ 

Janeke,  Bellevue  b.  Berlin      .     .  3o   „ 


Merle,  Homburg  v.  d.  H. 97, 98, 99  je 

F.  Ledien 

G.  Fintelmann,  Wilhelmshöhe 

Walter,  Sanssouci 

Th.  Echtermeyer,  Wildpark. 

C.  Junge,  Steglitz 

Rob.  Meier,  Potsdam     .     .     . 
Chone,  Berlin-Grunewald  .     . 
Otto  Bertram,  Stendal,  jährl. 
N.  L.  Chrestensen,  Erfurt,  jUhrl 
Lindemuth,  Berlin     .     .     .     . 

Silex,  Tamsel 

Carl  Laekner,  Steglitz  .  .  . 
L.  Wittmack,  Berlin  .  .  . 
Otto  Vogeler,  Charlottenburg 
York  Wilm,  Tempelhof  b.  Berlin 
Julius  Hoffmann,  Berlin  .  . 
L.   Späth,    Baumschulenweg    bei 

Berlin 1000 


20 

M. 

25 

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Zapfen  von  Pinus  Jeffreyi  Murr. 


51 


Zapfen  von  Pinus  Jeffrey!  Murr. 

(Hierzu  Abb.    10.) 
Am  35.  September  1897  schrieb  uns  Herr  Kgl.  Hofmarschall  v.  St.  Paul- 
Illaire,  Fischbach,  Riesengebirge,  Vorsitzender   der  Deutschen  dendrol.  Gesell- 
schaft, folgendes: 

Lieber  Herr  Geheimrat! 
Mit    gleicher  Post    sende    ich    Ihnen    einen  Zweig    mit  Zapfen    von  Pinus 
Jeffreyi  Murr.,    welche  hier  gereift  sind,    mit  der  Bitte,    dieselben   mit  meinem 
Grusse    am  Donnerstag  Abend    dem  Verein    zur  Beförderung    des  Gartenbaues 
vorzuzeigen. 


Abb.  10.     Pinus  .letlrevi.     (Längste   Nadeln   240  mm,   Zapfen    i  i    cm  lang.) 


1871  erhielt  ich  Samen  aus  Oregon  durch  Thorburn  &  Co.,  New- York. 
Daraus  erzog  ich  den  Baum,  welchen  Sie  in  meinem  Garten  kennen. 

Im  Jahre  1893  blühte  er  zuerst  mit  männlichen  Blüten.  Diese  mehrten 
sich  von  Jahr  zu  Jahr,  so  dass  ich,  nach  früheren  Erfahrungen,  hoffte,  1896 
würden  sich  auch  die  weiblichen  zeigen. 

Ich  hatte  mich  nicht  getäuscht,  sie  erschienen  zuerst  1895.  Ich  sammelte 
im  Mai  1896  Pollen  ein,  sobald  er  gut  stäubte,  musste  ihn  aber  wohl  8— 10  Tage 
aufheben,  bis  die  weiblichen  Blüten  voll  entwickelt  waren. 

Den  Tag  habe  ich  aber  gut  getroffen,  denn  von  über  30  bestäubten  Blüten 
ist  nur  eine  sitzen  geblieben,  alle  anderen  haben  sich  gut  entwickelt.  1896 
wurden  die  Zapfen  so  gross  wie  Lamberts  Haselnüsse  und  entwickelten  sich 
1897  kräftig  weiter.  Am  30.  September  1897  hatten  sie  ihre  volle  Reife  erlangt 
und  begannen  aufzuspringen. 

Dies  ist  die  dritte  Koniferen-Art,  bei  welcher  mir  die  Befruchtung  durch 
Menschenhand  gelungen  ist. 


[12  Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre   1897. 

Zuerst  Abies  nobilis,  dann  Abies  Eichleri  Lauche  —  wodurch  be\Yiesen 
wurde,  dass  diese  Tanne  mil  Abies  Veitchi  Carr  identisch  ist  —  und  jetzt 
Pinus  Jeffreyi. 

Die  längsten  Nadeln,  welche  ich  an  diesem  Baum  gefunden,  sind  240  mm 
lang,  während  die  Nadeln  von  Pinus  Laricio  bei  mir  80  mm,  die  von  P.  Strobus 
100  mm  und  die  von  P.  Cembra  13,5  mm  messen. 

Der  Baum  hat  in  gutem  Lehmboden,  30  cm  über  dem  Wurzelhals,  einen 
Durchmesser  von  38  cm  erreicht.     Höhe  10,20  m. 

Besten  Gruss  Ihr  ergebener  v.  St.  Paul. 

Der  Zweig  erregte  wegen  seiner  langen  Nadeln  und  der  schön  ausgebildeten 
Zapfen  allgemeine  Aufmerksamkeit. 


Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre  1897, 

die  unter  Leitung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Königlich  Preussischen 
Staaten  auf  den  Rieselfeldern  der  Stadt  Berlin  in  Blankenburg  ausgeführt  wurden.    , 

Erstattet  von 

Joseph  Klar -Berlin,  Hoflieferant  Sr.  Majestät  des  Kaisers 

und  Otto  Mende,   Obergärtner  der  Stadt  Berlin  zu  Blankenburg. 

IL  Gemüse. 

Stangenhohne,  Lima-,  von  San  Giovanni  (Phaseolns  lunatns  varj.  Diese  Bohne 
verzweigte  sich  wie  unsere  Stangenbohne,  setzte  aber  leider  keine  P'rüchte  an 
und  ist  nur  für  wärmere  Klimate  geeignet. 

Dagegen  zeigte  die  Kruphohne,  Lima,  Wunder  von  St.  Giovanni,  einen 
grossen  Hülsenbehang.  Die  Hülsen  sind  sichelförmig,  8  cm  lang,  31/2  cm  breit 
und  sehr  flach.  Die  Blätter  sind  glänzend  hellgrün,  lederartig  und  fester  als 
bei  unseren  hiesigen  Bohnen.  Reif  wurden  die  Bohnen  hier  auch  nicht,  und 
somit  wohl  nur  ein  Tropengemüse.  Der  Geschmack  dieser  Bohnen  war  un- 
angenehm.*) 

Zwerg- Stangenbohne,  türkische  Perl-.  Als  Zuckerbohne  dürfte  vorstehende 
vorzüglich  sein.  Die  Pflanze  ward  nur  etwa  2  m  hoch,  daher  auch  wohl  der 
Name  Zwerg-Stangenbohne.  Die  Hülse  ist  6  cm  lang  und  1  cm  breit;  die 
Bohne  selbst  ist  weiss  und  rund,  fast  wie  eine  Erbse.  Eine  Aliniaturbohne,  die 
reich  behangen  war. 

Artischocke  von  Modica.  Die  Pflanze  ist  stachellos  und  sind  die  Blütenköpfe 
fast  violett  zu  nennen,  Grünköpfige  waren  allerdings  auch  mit  darunter.  Die 
Artischocken  werden  hier  leider  im  Verhältnis  wenig  angebaut,  im  Süden  und 
in  Frankreich  sind  sie  bekanntlich  ein  gern  genossenes  Gericht. 

Klettergurke,  frühe  con  Formosa.  Eine  sehr  zuträgliche  Klettergurke,  die 
der  früher  eingeführten  japanischen  sehr  ähnlich  scheint.  Mitte  Oktober, 
nachdem  die  Anlage  bereits  Frost  bekommen  hatte,  hingen  die  Gurken  noch 
massenhaft  an  den  Sträuchern. 

Eleusine  coracana  var.  Als  Yokohama-Hirse  uns  übersandt.  Eine  Abart 
der  E,  coracana,  deren  Samen  in  den  Tropen  zu  Brot  verbacken  und  auch 
vom  Federvieh  gern  genommen  werden.  Die  gegabelten  ährenförmigen  Rispen 
hatten  zwar  Samen  angesetzt,  doch  wurde  dieser  nur  zum  Teil  reif.  Im  Süden 
soll  dies-e  Hirse  immergrün  sein  und  auch  als  Tropenrasen  dienen.  Eine 
interessante  Graminee. 


*)  Limabohnen  werden  in  den  Vereinigten  Staaten  viel    gegessen,    doch    nur    die  reifen 
Samen.  L.  W. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen.  —  Kleinere  Mitteilungen. 


53 


Petersilie,  Bicuoi-,  von  Eboli.  »Sie  irren  sich  wohl,  das  ist  doch  keine 
Petersilie,  sondern  Sellerie«,  hörte  ich  bei  einem  Rundgange  durch  unseren 
Versuchsgarten  hinter  mir  sprechen.  Doch  nein!  Das  Blatt  dieser  Pflück- 
petersilie  ist  allerdings  dem  des  Sellerie  gleich,  an  Grösse  und  Gestalt  ähnlich, 
der  Geruch  aber  verrät  die  Petersilie  sofort.  Die  Blattstiele  dieser  robusten 
Petersilie  sollen  analog  dem  Bleichsellerie  als  Nachtisch  dienen.  Ob's  probatum 
est?  Wir  können  uns  für  Bleichsellerie'  überhaupt  nicht  erwärmen.  Das  grobe 
Blattwerk  aber  dürfte  ein  Hemmschuh  zur  Einführung  der  genannten  Sorte  sein, 
da  wir  Petersilie  nicht  fein  genug  bekommen  können.  Die  Pflanzen  hatten 
nicht  übel  Lust,  zum  Elerbst  hin  sämtlich  durchzugehen,  d.  h.  in  Samen  zu 
schiessen.  (Schluss  folgt.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Coriaria  nepalensis  Wallich. 

Die  vor  kurzem  erschienenen  »Mit- 
teilungen der  deutschen  dendro- 
logischen  Gesellschaft«  1897,  welche 
sehr  interessante  Berichte  und  Auf- 
sätze enthalten,  sind  zum  ersten  Male 
auch  mit  einer  Farbentafel  geschmückt. 
Diese  stellt  Coriaria  nepalensis  mit 
einer    Traube     der    fünfeckigen,     von 


den  vergrösserten,  schön  goldgelben 
Blumenblättern  umschlossenen,  leider 
giftigen  Früchten  dar;  auch  ist  ein 
Habitusbild  Seite  62  beigegeben.  Diese 
Pflanze  wurde  von  Herrn  Hofmarschall 
V.  St.  Paul-Fischbach  aus  einem  Exem- 
plar, das  er  von  Herrn  Max  Leichtlin- 
I5aden-Baden  erhalten,  erzogen.  In 
Baden-Baden  ist  sie  winterhart.     L.  W. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Lapageria  rosea. 

Unter  dem  17.  Dezember  schickte  uns 
Herr  Hofmarschall  a.  D.  v.  St.  Paul- 
Illaire -Fischbach  im  Riesengebirge 
drei  dicht  nebeneinander  stehende 
Blüten  von  Lapageria  rosea,  die  nicht 
weniger  als  10  cm  lang  waren,  und 
schrieb  dazu: 

»Bitte,  sagen  Sie  mir  ehrlich,  ob 
Sanders  Lapageria  rosea  var.  ,,Ilse- 
manni"*)  wesentlich  besser  ist  als  diese 
Blüte.  Ich  bin  ein  besonderer  Lieb- 
haber von  Lapageria  rosea  und  habe 
Prachtstücke  davon.  Als  Beweis  sende 
ich  Ihnen  eine  Photographie,  welche 
sich  Herr  Ludwig  Möller  durch 
meinen  Gärtner  hat  machen  lassen. 

Die  Reichblütigkeit  hängt  meiner 
Ansicht  nach  weniger  mit  der  Varietät 
zusammen  als  mit  der  Kultur.  Eine 
ganz  gewöhnliche,  allerdings  sehr 
hübsche  Form  blüht  bei  mir  stets  in 
Sträussen.  12  bis  15  Blüten  sind  nichts 
besonderes.  Ich  habe  aber  heute  24 
offene  Blüten  und  gefärbte  Knospen  in 
einem  Klumpen  gezählt;  das  war  die 
Gabelspitze  einer  Ranke  und  dicht 
daneben,  auf  einer  Länge  von  50  cm  — 


*)  Gartenfl.    1897  S.  öiy  u.  t    144.5. 


nein,  ich  habe  eben  nachgemessen, 
auf  nur  40  cm  —  sitzen  an  einer 
Ranke  dieselbe  Zahl, 

Nicht  immer  entwickeln  sich  die 
Blüten  in  der  Richtung  nach  der  Spitze 
zu;  oft  machen  sie  es  umgekehrt.  So 
hatten  die  beifolgenden  Blüten  der 
Chats worth  Variety  noch  mehrere 
dicke  Knospen  dicht  hinter  sich. 
V.  St.  Paul.« 

*  *  * 

Wir  sprachen  Herrn  Hofmarschall 
V.  St.  Paul  unsere  aufrichtigste  Freude 
über  seine  Kultur  aus  und  konnten 
offen  erklären,  dass  seine  Blumen 
grösser  seien  (10  cm  lang),  während 
die  der  Sanderschen  var.  »Ilsemanni« 
nur  8  cm  lang  wären.  Dagegen 
ständen  bei  »Ilsemanni«  die  Blumen 
sehr  dicht. 

Kultur  der  Lapageria  rosea. 

Fischbach,  den  28.  Dezember  1897. 
Ich  denke,  es  wird  unsere  Vereins- 
genossen interessieren,  einige  reich- 
blütige  Lapageria  -  Ranken  zu  sehen, 
daher  sende  ich  Ihnen  eine  kleine 
Probe  aus  meinem  Kalthause.  Es 
scheint  mir,  als  hätten  wir  wohl  die 
richtige   Kultur   getroffen.     Mein  Haus 


54 


Kleinere  Mitteilungen. 


liegt  von  Norden  nach  Süden,  diese 
Pflanzen  nehmen  einen  Teil  der  Ost- 
fenster ein.  Sie  sind  im  freien  Grunde 
ausgepflanzt  in  reiche  Moorbeeterde, 
mehr  Heideerde  als  Moorerde.  Diese 
Blütenranken  sind  sekundäre  Triebe 
der  etwa  8  bis  lomm  dicken  Haupt- 
triebe. Nach  der  Blüte  schneide  ich 
kräftig  zurück  und  giesse  im  Sommer 
öfter  mit  Düngewasser  (Wagnerscher 
Gartendünger  i  Gramm  auf  das  Liter 
Wasser).  Weder  die  grossblütige  Form, 
welche  ich  Ihnen  neulich  sandte,  noch 
die  weisse  blühen  ganz  so  reich  wie 
die  heutige  kleinere  rosa  Form;  ich 
habe  sie  aber  gekreuzt  und  habe  auch 
schon  Pflanzen  dieser  Kreuzung. 
Hoffentlich  erben  sie  die  guten  Eigen- 
schaften beider  Eltern. 

500  Blüten  gleichzeitig  offen  zu  sehen, 
habe  ich  jeden  Herbst  das  Vergnügen. 
Temperatur  unter  lo^.   Jetzt  nachts  3O. 

V.  St.  Paul. 


Obstgärtner  in  Magdeburg. 

Die  Anstellung  eines  praktisch  er- 
probten undtheoretisch gebildeten  Obst- 
gärtners in  Magdeburg  mit  einem  An- 
fangsgehalte bis  zu  3000  M.jährlich  wurde 
in  der  letzten  Stadtverordneten -Ver- 
sammlung des  alten  Jahres  beschlossen. 
So  notwendig  eine  derartige  Kraft  auch 
erschien,  so  stiess  die  Magistrats-Vor- 
lage doch  auf  den  hartnäckigsten  und 
zähesten  Widerspruch  und  zwar  von 
einer  Seite,  von  der  man  ihn  am  aller- 
wenigsten hätte  erwarten  sollen.  Unsere 
fünf  Landwirte  nämlich  kämpften  mit 
aller  Entschiedenheit  dagegen  und 
vertraten  die  Ansicht,  dass  ein  Obst- 
gärtner  wohl  einmal  in  fünf  Jahren  not- 
wendig werden  könnte,  dass  aber  die 
Neuanpflanzungen,  die  der  Magistrat 
plant,  von  jedem  einigermassen  ge- 
bildeten Gärtner  ausgeführt  Averden 
könnten.  Also  die  Pflanzung  selbst, 
die  Auswahl  der  Sorten  —  es  handelt 
sich  zum  Teil  mit  um  Bepflanzung  der 
Wege  auf  den  Rieselteldern  — ,  der 
Schnitt  und  die  Pflege  in  den  ersten 
Jahren  ist  eine  Sache,  die  man  unter- 
geordneten Kräften  anvertrauen  kann! 
Dem  energischen  Eintreten  unseres 
Herrn  Stadtrats  Reimarus  und  des 
Herrn  Oberbürgermeisters  Schneider 
ist  es  hauptsächlich  zu  danken,  dass 
die  Vorlage  trotz  des  Widerspruches 
dieser    Sachverständigen    mit    grosser 


Mehrheit  angenommen  wurde,  .  und 
hängt  nunmehr  das  Gelingen  des  von 
vielen  Seiten  dankbar  anerkannten 
Vorgehens  unseres  Magistrats  in  erster 
Linie  mit  von  der  Wahl  eines  tüchtigen 
Fachmannes  ab.  Diesem  Fachmanne 
bietet  sich  eine  überaus  schwierige, 
aber  auch  dankbare  Aufgabe.  Zunächst 
handelt  es  sich  um  Bepflanzung  der 
Wege  unserer  Rieselfelder  und  Er- 
weiterung der  Herrenkrug  -  Obst- 
plantage, die  um  circa  40  Morgen 
vergrössert  werden  soll.  Dann  aber 
soll  dieThätigkeit  auch  eine  belehrende 
sein.  Der  Obstgärtner  soll  durch  Vor- 
träge anregen,  soll  Personen  heran- 
bilden, die  den  Schnitt  und  die  Pflege 
und  sonstige  gröbere  Arbeiten  aus- 
führen, die  Obstverwertung  in  (^ie 
richtigen  Wege  leiten  und  was  der- 
gleichen mehr.  Also  ein  Gebiet,  wo 
eine  tüchtige  Kraft  vollauf  zu  thun  hat 
und  sich  für  eine  grosse  Stadtgemeinde 
bald  unentbehrlich  machen  kann.  — 
Hoffen  wir,  dass  dieser  treffliche  Plan 
nicht  nur  der  Stadt  Magdeburg,  sondern 
dem  gesamten  deutschen  Obstbau  zum 
Segen  gereichen  möge. 

H.  Schaefer. 


Wettbewerb  für  Crimmitschau. 

Dem  Verein  Deutscher  Gartenkünstler 
ist  seitens  des  Stadtrathes  zu  Crimmit- 
schau die  Ausschreibung  eines  Wett- 
bewerbes übertragen  worden.  Es 
handelt  sich  um  die  Erlangung  ge- 
eigneter Entwürfe  zur  Umwandlung 
des  an  der  Leipziger-  und  Zeitzerstrasse 
daselbst  gelegenen,  ungefähr  1  ha 
grossen  Gottesackers  in  eine  öffentliche 
Parkanlage  (Bismarckhain).  Gefordert 
werden  ausser  einem  Lageplan  in  far- 
biger Ausführung  nur  ein  Erläuterungs- 
bericht und  ein  allgemeiner  Kosten- 
überschlag. Als  Preise  sind  300,  200 
und  100  Mark  ausgesetzt.  Das  Preis- 
gericht besteht  aus  4  Gartenkünstlern, 
dem  Bürgermeister  von  Crimmitschau 
und  zwei  Mitgliedern  des  ßismarckhain- 
ausschusses  daselbst.  Die  Einreichung 
der  Entwürfe  hat  bis  zum  15.  März 
d.  J.  an  die  Stadtverwaltung  zu 
Crimmitschau  zu  geschehen.  Die  Unter- 
lagen sind  für  die  A^ereinsmitglieder 
von  dem  Schriftführer  des  ^'ereins, 
dem  Stadtobergärtner  Weiss,  Berlin 
NW.  21,  Bredowstrasse  42   zu  beziehen. 


Unterrichtswesen.  —  Aus  den  Vereinen.  —  Ausstellungen  und  Kongresse. 


55 


Unterrichtswesen. 


Städtische    Fachschule  für  Gärtner  in  Berlin. 

Die  städtische  Fachschule  tür  Gärtner 
in  Berlin,  die  vom  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  mit  unter- 
halten wird,  zählte  im  Sommerhalbjahr 
12,  in  diesem  Winterhalbjahr  1897/98 
115  Schüler. 


Reorganisation 
der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  Potsdam 

In  der  Dezember-Versammlung  des 
»Gartenbau- Vereins  für  die  Grafschaft 
Wernigerode«  wurde  von  einigen  Mit- 
gliedern der  Antrag  geteilt:  Der  Verein 
möge  zu  der  die  Fachzeitschriften  jetzt 
vielfach  beschäftigenden  Frage  »Die 
Ausgestaltung  der  Gärtner-Lehranstalt 
Potsdam«  Stellung  nehmen.  Der  Vor- 
sitzende des  Vereins,  Herr  Gartenbau- 
direktor Koopmann,  der  selbst  bereits 
in  einer  Broschüre  zu  dieser  Frage 
Stellung  genommen  hat,  erklärte  sich 
auch  für  diesen  Antrag  und  schlug 
vor,  zu  diesem  Zwecke  eine  Kommission 
von  Mitgliedern  des  ^'ereins  zu  wählen, 
der  er  nicht  angehöre.  Dieser  Antrag 
wurde  angenommen;  es  wurde  eine 
Kommission  gewählt  und  derselben  auf- 
getragen, endgiltigeBeschlüsse  zu  fassen. 

Die  Kommission  trat  am  Donnerstag, 
den     16.    Dezember     1897     im     Hotel 


Monopol  zusammen  und  fasste  nach 
eingehender  Kenntnisnahme  der  bereits 
in  den  Fachzeitschriften  über  diese 
Frage  erschienenen  Artikel  folgende 
Beschlüsse: 

1.  Der  Errichtung  einer  gärtnerischen 
Hochschule  in  Verbindung  mit  dem 
in  Dahlem  projektirten  botanischen 
Garten  wird  zugestimmt; 

2.  zum  Besuch  der  Hochschule  ist 
das  Zeugnis  der  Berechtigung  zum 
Einjährig-Freiwilligen  Militärdienst 
erforderlich; 

3.  der  Eintretende  hat  mindestens 
eine  zweijährige  Lehrzeit  in  einer 
Gärtnerei  nachzuweisen.  Er  muss 
in  mehreren  Zweigen  der  Gärtnerei 
praktisch  gearbeitet  haben; 

4.  die  Benutzung  des  Botanischen 
Gartens  ist  den  Eleven  in  gleicher 
Weise  wie  den  Studierenden  der 
Universität  zu  gestatten; 

5.  dem  Versuchswesen  ist  eine  den 
landwirtschaftlichen  Hochschulen 
entsprechende  Bedeutung  beizu- 
messen; 

6.  der  Unterricht  ist  nicht  allein  auf 
die  Theorie,  sondern  auch  auf  die 
Praxis  auszudehnen.  Die  Eleven 
sind  nur  für  Lehrzwecke  zu  prak- 
tischen Arbeiten  heranzuziehen. 


Aus  den  Vereinen. 


Winterfest 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Zum  Winterfest  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  am  13.  Jan. 
hatten  sich  bis  zum  6.  Januar  über 
200  Personen  gemeldet. 


Der  Potsdamer  Gartenbau-Verein 

wählte  in  der  Generalversammlung 
am  6.  Januar  d.  J.  den  Inspektor  der 
Königl.  Gärtner-Lehranstalt  am  Wild- 
park Herrn  Th.  Echtermeyer  zum 
1.  Vorsitzenden^ 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Liegnitz.  Wir  machen  nochmals 
auf  die  II.  grosse  Winterausstellung  in 
Liegnitz  vom  21. — 25.  Jan.  aufmerksam. 
Die  Räume  des  Schiesshauses  mussten 
wegen  der  vielen  Anmeldungen  noch 
wesentlich  erweitert  werden  und  um- 
fassen über  2000  qm.  Ganz  besonders 
interessant  werden  auch  die  ver- 
schiedenen in  Thätigkeit  vorgeführten 
Heizungen    werden;    u.    a.    wird    Otto 


Peschke-Berlin  sich  daran  reich  betei- 
ligen. Getriebene  Pflanzen  dürfen 
nur  vom  Liegnitzer  Verein,  dem  grössten 
Schlesiens,  ausgestellt  werden.  (Warum? 
Fürchtet  man,  dass  sonst  Andere  ihnen 
die  Preise  wegschnappen  würden?)  In 
Schnittblumen  istdieKonkurrenz 
für  ganz  Deutschland  offen.  Als 
Transportart  empfiehlt  die  Ausstellungs- 
leitung    Versendung     per      Post     mit 


56 


Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


grünen  Zetteln  und  der  Aufschrift: 
,, Dringend,  lebende  Pflanzen",  was  zwar 
1  M.  Porto  mehr  kostet.  Die  Gärtner- 
versammlung am  22.  und  23.  Januar 
wird  sehr  interessant  werden.  —  Das 
Komitee  hat  zu  Neujahr  sehr  hübsche 
Reklamekarten  als  Glückwunschkarten 
versandt.  Anmeldungen  an  Herrn  städt. 
Parkinspektor  Stamm ler-Liegnitz. 


München.  Am  13.  November  fand 
auch  in  München  eine  grosse  Chry- 
santhemum-Ausstellung statt,  um  deren 


Zustandekommen  sich  besonders  Hof- 
lieferant Roth  der  Kgl.  Hofgärten,  die 
Stadtgärtnerei,  die  Gärtnereibesitzer 
Aug.  Buch ner  &  Co.,  Joseph  Koch 
und  Weinmayr  verdient  machten. 
Ganz  besonders  gefiel  auch  die  Her- 
stellung einer  Art  japanischen  Gartens 
durch  die  Gruppe  Hochstämme  der 
gräflich  Landberg-Hallberger'schen 
Gärtnerei  (Vorstand  Burghard),  in 
welcher  sich  die  polychrome  Gestalt 
einer  Japanerin  erhob,  überschattet 
von  zartem  Bambus  aus  dem  Hall- 
berger'schen  Garten. 


Personal-Nachrichten. 


Der  Gründer  der  Firma  Rathke  & 
Sohn  in  Praust  bei  Danzig,  Herr 
Anton  Rathke,  welcher  sich  schon 
seit  einer  langen  Reihe  von  Jahren 
vom  Geschäft  zurückgezogen  hatte, 
f  am  21.  Nov.  1897  zu  Danzig  im  85. 
Lebensjahre. 


L.  Wittmack  ist  zum  korrespon- 
dierenden Mitgliede  der  Gartenbau- 
Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  ernannt. 


Der  Kunst-  und  Handelsgärtner  Max 
Deegen  zu  Köstritz  f  am  22.  Dez.  1897 
im  56.  Lebensjahre.  Das  Geschäft 
hatte  derVerstorbene  bereits  vor  Jahres- 
frist seinem  Sohne  Adolf  übergeben, 
welcher  dasselbe  unter  der  alten  Firma 
Max  Deegen  (Christian  Deegen  Nach- 
folger,    gegründet    I826)     weiterführt. 


Bekanntlich  sind  die  Haupt-Spezialitäten 
dieses  alten  Geschäftes  die  Georginen, 
aber  auch  die  Rosen. 


Dem  Obergärtner  a.  d.  Friedrich 
Kuhlmann  zu  Haus  Kaldenhof  im 
Kreise  Hamm  ist  das  Allgemeine  Ehren- 
zeichen verliehen. 


Johann  N.  Hauser,  ein  geborener 
Bayer  und  einer  der  ältesten  Schnitt- 
blumenhändler  in  New-York,  f  daselbst 
am  24.  Oktober  im  Alter  von  81  Jahren. 


Raoul,  Lehrer  für  Tropenkultur  an 
der  französischen  Kolonialschule  in 
Marseille ,  der  in  Begleitung  von 
Lehiedeux  Ceylon,  Java  und  Sumatra 
bereiste,  ist  mit  reichen  Schätzen  heim- 
gekehrt. 


Tagesordnung 

für  die 

843.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beföräeruno  il.  Gartenliaues  1.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  20-  Januar  1898,  6  Uhr 

im  grossen  Hörsaal  der  landwirtschaftlichen  Hochschule,  Invalidenstr.  42. 

iJiP^  Des  Gebiirtstagsfestes  Sr.  Maj.  des  Kaisers  wegeu  Ihidet  die  iiäcliste 
g^"  Tcrsamiiiluiig  am  Donnerstag,  den  20.  Januar  statt. 

I.  Ausgestellte    Gegenstände.    —    2.    Vortrag    des    Herrn    Dr.    Diels:    Ueber    die    Flora 
China's.  —  3.  Verschiedenes. 


Dieser  Nummer  liegt  für  die  Mitglieder  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  der  neue  140  Seiten  gr.  8^  umfassende  Bibliotheks- 
katalog bei.  Nichtmitglieder  können  denselben  gegen  Einsendung  von 
50  Pf.  an  das  General-Sekretariat,  Berlin  N.,  Invalidenstr.  42,  erhalten. 


Gartenflora  1898. 


Taf.  1447. 


AECHMEA  CYLINDRATA  LlNDM. 


Aechmea  cylindrata  Lindman. 

^Hierzu  Tafel   1447.) 

ÖTLn  der  Bromeliaceen-Sammlung  des  Kgl.  Botanischen  Gartens  zu  Breslau 
^  wurde  aus  Samen,  welche  Herr  Dr.  Fritz  Müller  aus  Blumenau  (Brasilien) 
mir  gütigst  übersandt  hatte,  die  abgebildete  Art  erzogen  und  mehrere  Exemplare 
dieser  neuen  Einführung  blühen  bereits.  Die  Aufzucht  aus  Keimpflanzen 
bis  zur  vollen  Entwicklung  hat  etwas  über  drei  Jahre  in  Anspruch  genommen: 
da  alle  Exemplare  sich  durch  reichliche  Ausbildung  starker  Nebenrosetten 
auszeichnen,  dürfte  die  Art  von  nun  an  jedes  Jahr  während  einiger  Wochen 
die  Warmhäuser  mit  ihren  schönen  Farben  schmücken. 

Aechmea  cylindrata  wurde  zuerst  von  Alosen  bei  Santos  (Prov.  Sao 
Paiilo)  aufgefunden  und  in  Alkoholexemplaren  nach  Europa  gesandt;  später 
erkannte  ich  (Monographie  der  Bromeliaceen  in  DC.  Monogr.  phanerog.  EX., 
p.  270),  dass  aus  Sta.  Catharina  stammende  Herbarexemplare  derselben  Art 
angehören. 

Die  Gelegenheit,  frische  Pflanzen  zu  untersuchen,  lässt  die  nach  Lindmans 
Abbildung  (Svensk.  Ak.  Handl.  XXIV,  t  8,  fig.  28-35)  und  nach  Herbarmaterial 
gegebene  Diagnose  mehrfach  erweitern  und  ergänzen. 

Die  blühende  Pflanze  erreicht  0,5  m  Höhe;  ihre  (15—20)  elegant  bogen- 
förmig abwärts  gekrümmten  Blätter  sind  so  düster  grün,  wie  man  dies  bei 
Bromeliaceen  selten  findet.  An  der  jugendlichen  Pflanze  zeigen  die  Blätter 
meist  feine  rote  Längslinien,  später  ist  diese  Zeichnung  nur  noch  den  Blatt- 
scheiden eigen,  hier  aber  stets  auffallend.  Der  Blütenschaft  wird  vollständig 
von  den  innersten,  zu  einer  steifen  aufrechten  Röhre  zusammengerollten  Blättern 
verborgen;  der  Blütenstand  taucht  gerade  aus  der  Rosette  hervor.  Die  Bracteen 
der  Blumenauer  Pflanze  sind  ansehnlich  gross,  aber  doch  viel  kleiner,  als  dies 
nach  Lindmans  Zeichnung  anzunehmen  war,  wo  auch  die  fast  an  der  Spitze 
des  Blütenstandes  befindlichen  die  Blüten  noch  überragen,  während  bei  unserer 
Pflanze  nur  die  untersten  etwas  länger  sind  als  die  Blüten.  Blütenstandsaxe, 
Fruchtknoten  und  Kelch  sind  zart  rosenrot,  letzterer  am  Rande  dunkler  gefärbt 
und  in  die  starken,  braunroten  Stachelspitzen  auslaufend.  Blumenblätter  unten 
weiss,  in  der  Schlundgegend  tief  violettblau,  dann  nach  oben  hellblau  und 
am  Rande  wieder  dunkelblau.  Filamente  hellblau,  Antheren  und  Narben 
dunkelblau. 

Die  Verwandtschaft  dieser  schönen  Art  mit  Ae.  nudicaulis  und  Ae. 
aureo-rosea  ist  ausserordentlich  nahe,  doch  ist,  auch  abgesehen  von  Wuchs 
und  Blütenfärbung,  die  Wichtigkeit  der  Merkmale,  durchweiche  ich  die  Arten 
unterschieden  hatte,  durch  das  Studium  der  lebenden  Exemplare  bestätigt 
worden.  Bemerkenswert  erscheint,  dass  die  blauen  Blüten  der  Ae.  cylindrata 
(ganz  ebenso  wie  die  gelben  von  Ae.  nudicaulis.  Lindeni,  calyculata  etc. 


-  ^  Der  Pflanzenschmuck,  im  Königlichen  Schlosse. 

und  wie  die  tief  violetten  von  Ae.  aureo-rosea)  sehr  bald  braun  werden. 
Das  Aufblühen  der  Inflorescenz  beginnt  etwa  in  der  Mitte  und  geht  gleich- 
massig  nach  oben  wie  unten  hin  fort. 

Wie  alle  aus  den  südlichsten  Provinzen  Brasiliens  eingeführten  Broraeliaceen 
ist  Ae.  cylindrata  sehr  leicht  zn  kultivieren  und  erträgt  selbst  niedere 
Temperaturen  vorzüglich.     Sie  sei  Kennern  und  Liebhabern  empfohlen. 

Breslau,  Prof.  Dr.  Carl  Mez. 


Der  Pflanzenschmuck  im  Königlichen  Schlosse  am  Krönungs- 
und Ordensfeste,  den  16.  Januar  1898. 

(it  Genehmigung  des  Ober-Hofmarschalls  Seiner  Majestät  des  Kaisers  und 
Königs,  Sr.  Excellenz  Graf  August  zu  Eulenburg,  besichtigte  der 
neu  gebildete  Ausschuss  für  Pflanzendekorationen  unter  der  kundigen  Führung 
des  Kgl.  Hofgärtners  Xietner-Charlottenburg,  zu  dessen  Dienstobliegenheiten 
die  Pflanzen-  und  Blumendekorationen  in  den  Königlichen  Schlössern  von 
Berlin  gehören,  die  Dekorationen  im  Kgl.  Schlosse  am  Krönungs-  und  ( frdens- 
feste.  Es  war  dem  Ausschuss  vorher  mitgeteilt  worden,  dass  am  Orden sfeste 
eigentlich  kein  grosser  Schmuck  auf  diesem  Gebiete  entfaltet  werde,  sondern 
dass  das  erst  am  Geburtstage  Sr.  Majestät  des  Kaisers  geschehe;  trotzdem  aber 
gewährte  das,  was  die  Teilnehmer  sahen,  denselben  einen  hohen  Genuss  und 
manche  gute  Anregung  nahmen  sie  mit  von  dannen.  Nachdem  man  die  Pflanzen- 
gruppen im  Königinnen-Gemach,  in  der  Bildergallerie  und  in  der  Neuen  Gallerie 
neben  dem  weissen  Saal  besichtigt,  wurde  der  Blick  ganz  besonders  gefesselt 
durch  die  leichte  und  gefällige  Dekoration  der  beiden  Fontänen  an  der  Treppe, 
die  vom  weissen  Saal  nach  der  Kapelle  führt.  Diese  beiden  Fontänen  springen 
nur  wenig  aus  der  Wand  heraus,  ein  mächtiger  Adler  jederseits,  der  in  Haut- 
relief dargestellt  ist,  speit  das  Wasser  auf  die  beiden  flachen  Oberlichter  der 
Treppe,  so  dass  diese  Oberlichter  etwas  unter  Wasser  stehen  oder  wenigstens 
davon  überrieselt  werden.  So  dienen  die  beiden  Oberlichter  gewissermassen 
als  Fontänenbecken,  eine  für  die  örtlichen  Verhältnisse  sehr  sinnreiche  Idee 
des  Herrn  Kgl.  Hofbaurat  Geyer.*)  Für  den  Dekorationsausschuss  war  die 
Umrahmung  dieser  Oberlichter  die  Hauptsache  und  ganz  besonders  schön 
nahmen  sich  diese  von  der  Seite  aus.  Beide  Oberlichter  waren  symmetrisch 
von  Phönix,  die  sich  in  eleganter  Krümmung  abwärts  bogen,  von  Chamaedoreen, 
Dracaenen,  Caladien,  Anthurium  regale,  Farnen  und  anderen  Blattpflanzen, 
unter  denen  Reineckia  carnea  mit  ihren  schmalen  Blättern  gewissermassen 
das  Gras  vertrat,  umrahmt.  Von  diesem  verschiedenen  Grün  hoben  sich 
blühende  Pflanzen,  Tulpen,  Azalea  mollis  und  was  wir  noch  nie  gesehen:  ge- 
triebene Pirus  spectabilis,  malerisch  ab.  Es  ist  das  Treiben  von  P.  spectabilis, 
wie  uns  Herr  Hofgärtner  Nietner  mitteilte,  ein  erster  Versuch,  er  ist  aber 
vollständig  gelungen,  nur  sind  die  Blumen  statt  rosa  fast  weiss.  —  In  der  Kapelle 
war  links  und  rechts  vom  Altar  eine  Palmengruppe  aufgestellt. 


*)  Es  würde    noch  besser  aussehen,    wenn  das  Oberlicht    aus    einem  Stück  Glas  wäre, 
die  Fenstersprossen  also  wegfielen;  doch  dazu  sind  die  Flächen  wohl   zu  gross. 


Der  Prianzenschmuck  im  Königlichen  Schlosse. 


59 


Die  Hauptsehenswürdigkeit  bildete  der  weisse  Saal,  in  welchem  die 
hervorragendsten  Herrschaften  ihren  Tischplatz  erhalten.  Der  Platz  Sr.  Majestät 
des  Kaisers  war  an  der  Fensterseite  nach  Westen  (nach  dem  Denkmal  Kaiser 
Wilhelms  I.  hin);  vor  dem  Platze  des  Kaisers  befand  sich  das  grösste  Prunk- 
stück aus  dem  »Städtesilber«,  jenem  Schatze,  den  die  Städte  dem  Kaiserpaar 
zur  Hochzeit  verehrt:  ein  Nachen  mit  einem  Friedensengel,  dem  am  Ordensfest 
ein  grüner  Palmenzweig  in  die  Hand  gegeben  wird.  Schon  zur  Zeit  der 
Königin  Louise  sollen  Palmenzweige  auf  dem  Ordensfeste  einen  hervorragenden 
Tafelschmuck  gebildet  haben.  Die  übrigen  kostbaren  Gefässe,  Tafelaufsätze, 
\'asen  undSchalen  diesesSilberschatzes  warenmeistens  zur  Aufnahme  von  Blumen 
bestimmt;  ausserdem  waren  noch  zahlreiche  Drahtkörbe  mit  Grün  bepflanzt 
und  mit  Blumen  besteckt.  Oft  hatte  jeder  Korb  nur  eine  Sorte  Blumen  in  nur 
einer  Farbe,  so  z.  B.  ein  Korb  mit  rosa  A^elken,  ein  Korb  mit  roten  Alpen- 
veilchen, einer  mit  lila  Anemonen,  weissen  Levkoyen  etc.  Auch  in  den  hohen 
Silber-Aufsätzen  war  oft  nur  eine  Sorte  Blumen^  z.  B.  in  mehreren  gelbe 
Narzissen  oder  Akazien,  was  sich  sehr  gut  ausnahm. 

Ganz  besonderer  Wert  war  auf  das  Grün  in  den  Körben  gelegt;  man 
sah  namentlich  die  schöne  Selaginella  Emmeliana,  Pteris  serrulata  crispa, 
Adiantum  etc.,  und  nahmen  sich  der  getriebene  Flieder,  die  Anemonen  etc. 
dazwischen  sehr  schön  aus. 

Früher  wurden  diese  Körbe  bedeutend  grösser  und  breiter  als  jetzt  gemacht, 
was  die  Tafel  sehr  beengte;  das  darf  jetzt  nicht  mehr  sein;  alles  soll  möglichst 
einfach  gehalten  sein.  So  sah  man  auch  z.  B.  keine  Ranken  von  Asparagus 
medeoloides  auf  dem  Tischtuche.  Ebenso  dürfen  keine  stark  riechenden  Blumen 
auf  der  Tafel  stehen,  um  durch  den  Geruch  nicht  zu  betäuben.  Dass  nur 
niedrige  Körbe  und  Schalen,  welche  den  Blick  nicht  stören,  genommen  werden 
dürfen  oder  wieder  ganz  hohe  Aufsätze,  welche  auch  nicht  stören,  ist  selbst- 
verständlich. 

Zwischen  den  Körben  und  Vasen  standen  noch  kleinere  Gläser  und 
Väschen  für  einzelne  oder  einige  wenige  Blumen,  die  schon  allein  durch  ihre 
einfache  und  geschmackvolle  Form  sehr  gefielen. 

Schliesslich  besah  man  noch  in  dem  Kellergeschoss  die  ^'orbereitungs- 
und  Aufbewahrungsräume  und  schied,  dankbar  für  alles  Gesehene,  von  dem 
liebenswürdigen  Führer,  Herrn  Kgl.  Hofgärtner  Nietner. 

Wir  aber  wollen  unseren  Bericht  nicht  schliessen,  ohne  noch  einer  schönen 
Anordnung  bei  der  Tafel  zu  gedenken:  Im  weissen  Saale  erhalten  wie  gesagt 
nur  die  allerhöchsten  und  höchsten  Herrschaften  etc.  Platz  und  nur  für  diese 
werden  Plätze  belegt.  Alle  anderen  ca.  800  Eingeladenen  am  Ordensfeste 
müssen  in  der  Bildergallerie  und  in  anderen  Räumen  speisen,  wobei  alle 
Standesunterschiede  aufhören. 

Mitten  in  dem  offenen  Viereck,  welches  die  beiden  Tafeln  des  weissen 
Saales  bilden,  gewahrt  man  aber  eine  schmälere  Tafel,  und  hier  erhalten,  wie 
teilweise  auch  an  der  Haupttafel,  Vertreter  aller  Ordensklassen,  darunter  auch 
Männer  aus  den  Unterbeamtenkreisen,  aus  denen  der  Feldwebel,  Wachtmeister  etc. 
Platz.  So  sitzen  denn  hier  vielfach  ganz  einfache  Leute  umgeben  von  den 
höchsten  Würdenträgern!  L,  W, 


(3q  Das  Jagdschloss  zu  Stützerbach. 


Das  Jagdschloss  zu  Stützerbach. 

Von  Ökonomierat  R.  Goethe-Geisenheim  a.  Rhein. 
(Hierzu  Abb.  1 1  u.  12.) 
twa  zwei  Wegstunden  von  Ilmenau  entfernt  liegt  in  einem  erweiterten 
Hochthale  des  Thüringer  Waldes  nahe  dem  Rennsteige,  dem  Kamme  des 
Gebirges,  das  gewerkthätige  Städtchen  Stützerbach,  zur  einen  Hälfte  dem  Gross- 
herzogtume  Sachsen  Weimar  angehörig,  zur  andern  Hälfte  preussisch.  Hier 
ist  der  Sitz  einer  überaus  leistungsfähigen  Glasindustrie,  hier  werden  von  den 
Thermometern  an  bis  zu  den  allerfeinsten  Apparaten  der  Chemie    und    Physik 


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Abb.    II.     Das  Jagdschloss    von  Ernst  August  in  Stützerbach    lySo. 

Geräte  aus  Glas  hergestellt,  die  in  alle  Welt  hinausgehen  und  sich  überall  eines 
guten  Rufes  erfreuen. 

»Blickt  man  von  der  höher  am  Waldeshange  in  weitem  Bogen  zum  Renn- 
steige hinaufziehenden  Landstrasse  über  den  betriebsamen  Ort  und  seine  Fabriken 
hinweg,  so  trifft  das  Auge  da,  wo  die  Landesgrenze  den  Ort  teilt,  auf  einen 
scharf  in  das  Bild  hineinspringenden  Hügel,  den  man  den  Schlossberg  nennt 
und  an  dessen  Fusse  sich  ein  grosser  Weiher  hinzieht.  \on  einem  Schlosse 
oder  doch  wenigstens  von  dessen  Ruinen  ist  nichts  zu  sehen;  der  Hügel  ist 
kahl,  nur  dass  man  bei  schärferem  Betrachten  eigentümliche  Vertiefungen  und 
Erhöhungen  bemerkt,  die  freilich  ganz  von  Rasen  überzogen  sind,  aber  doch 
in  ihrer  teilweisen  Regelmässigkeit  und  Form  den  Eindrucl^  von  Überbleibseln 
einstiger  menschlicher  Thätigkeit  hervorrufen. 

Und  das  sie  dies  auch  thatsächlich  sind,  lehrt  eine  im  Forsthause  Gabel- 
bach unter  den  interessantesten  Erinnerungen  an  die  Dichterzeit  Weimars  auf- 
gehängte farbige  Skizze  des  Bergmeisters  Mahr,  welche  das  Jagdschloss  Ernst 
Augusts  darstellt,    wie  es  1730  auf  dem    jetzigen    Schlossberge    in    Stützerbach 


Das  Jagdschloss  zu  Stützerbach. 


6\ 


et-baut  wurde.  Die  beifolgende  Kopie  giebt  das  etw  s  ^--f  ^^^^^^^^^^^^^^ 
genau  nieder.  Man  sieht  eine  von  den  damaligen  gärtnerischen  Anscha^unen 
der    Zopfzeit    beherrschte,    sehr    merkwürdige    Anlage    vor   sich,    die    mit 


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Abb.    12.     Wasserfall  bei  Stützerbach. 
Gezeiclinet  von  R.  Goethe. 

schreckend  langweilige,,  Wegen  und  mit  Wasserkünsten  ausgestattet  ist^  die 
weit  davon  entfernt  sind,  einen  grossartigen  Eindruck  zu  macheu,  der  _\eptun 
wenigstens  am  unteren  Ende  spielt  in  seiner  Einsamkeit  eine  Mitleid  erweckende 
Rolle"  Das  gänzliche  Fehlen  der  Bäume  lässt  sich  vielleicht  damit  begründen, 
dass  man  inmitten  der  ausgedehntesten  Waldungen  auch  einen  durchaus  bäum- 


02  Die  Vögel  im  Garten. 


freien  Ort  haben  wollte,  an  welchem  das  übrigens  recht  einfache,  mit  eisem 
roten  Ziegeldache  versehene  Jagdschloss  zur  vollen  Geltung  käme.  Und  doch 
haben  gerade  die  prächtigsten  Wälder  der  damaligen  Zeit,  die  auch  heute  noch 
das  Herz  eines  jeden  Naturfreundes  entzücken,  gewiss  die  haltlose  Unnatur 
dieser  Anlage  auf  das  schärfste  hervortreten  lassen !  Ebenso  gewiss  wurde  sie  aber 
einstmals  bewundert,  und  wer  noch  daran  zweifeln  sollte,  dass  die  landläufigen 
Begriffe  des  Schönen  der  Mode  unterworfen  sind,  der  überzeuge  sich  an  diesem 
Beispiele  von  der  Richtigkeit  des  Gesagten.  Immerhin  verdient  diese  Anlage 
als  charakteristisches  Zeichen  des  Gartengeschmackes  jener  Zeit  volle  Be- 
achtung. 

Mit  ganz  unzureichenden  Mitteln  sehr  leicht  gebaut,  war,  wie  mir  Herr 
Geheimrat  Schwan itz  in  Ilmenau  freundlichst  mitteilte,  das  Jagdschloss 
schon  16  Jahre  nach  seinem  Entstehen  der  Ausbesserung  bedürftig  und  heute 
erinnern  nur  noch  die  mit  Gras  überzogenen  Stellen,  an  denen  sich  die  Kaskaden 
befanden,  und  ebenfalls  übergrünte  Einschnitte  der  oberen  festungsartigen 
Terrassen  an  die  bessere  Zeit,  welche  der  Schlossberg  zu  Stützerbach  ehemals 
gesehen  hat.  »Sic  transit  gloria  mundi«,  darf  man  wohl  auch  hier  mit  einiger 
Berechtigung  ausrufen.   — 

Kaum  zweihundert  Schritte  vom  Schlossberge  entfernt,  trifft  der  Wanderer 
auf  ein  anderes  Bild,  geschaffen  von  dem  Gebirgsbache,  der  den  oben  er- 
wähnten Weiher  speist  und  sich  unterhalb  desselben  in  scharfen  Windungen 
und  bei  starkem  Gefälle  durch  Felsen  hindurchzwängen  muss,  wobei  er  eben- 
falls Kaskaden  bildet  (Abb.  12).  Hier  eine  Schöpfung  der  Natur  und  dort  oben  am 
Berge  eine  solche  der  Kunst!  Welche  von  beiden  hat  grösseren  Anspruch  darauf, 
»schön«  im  wahren  Sinne  des  Wortes  genannt  zu  werden?  Die  Antwort  auf 
diese  Frage  fällt  wohl  nicht  schwer.  Hier  tritt  die  Natur  als  Lehrmeisterin 
auf,  indem  sie  jedem,  der  Augen  dafür  hat,  zeigt,  was  an  solcher  Stelle  und 
unter  solchen  Verhältnissen  das  Schönste  ist. 


Die  Vögel  im  Garten. 

Von  Gustav  Heick-  Kerpen  bei  Köln, 
iie  Klagen  über  die  Abnahme  der  Singvögel  in  unseren  Landen  mehren 
Ok^  sich  von  Jahr  zu  Jahr  und  wir  glauben,  dass  nur  ein  Arbeiten  im  grossen 
Ganzen,  eine  verbesserte  oder  ausgedehntere  Gesetzgebung  über  den  Vogelschutz 
und  dergl.  mehr  dieser  Vogelverminderung  Einhalt  zu  thun  vermöge;  das 
Mühen  des  Einzelnen,  denkt  man,  verschwinde  gegenüber  den  vielen  Nach- 
stellungen, die  die  Singvögel  an  allen  Enden  erdulden  müssen  und  denen  sie 
schliesslich  unterliegen  werden;  es  sei  vergeblich.  Und  doch  vermag  gerade 
der  Einzelne  sich  in  seiner  nächsten  Nähe,  in  seinem  Garten,  in  seinem  Park, 
auf  seinem  ganzen  Bodenbesitz  ein  reiches  Vogelleben  zu  verschaffen:  wenn  er 
den  lieblichen  Sängern  und  unentbehrlichen  Hilfskräften  im  ^'ernichtungskampfe 
gegen  das  schädliche  Ungeziefer  diejenigen  Lebensbedingungen  verschafft,  die 
ihnen  der  Fortschritt  der  Kultur  genommen. 

Denn  es  sind  nicht  nur  die  Nachstellungen,  die  den  Bestand  an  Sing- 
vögeln vermindern,  die  Nachstellungen  der  Menschen  und  des  Raubzeuges,  das 
Morden  zur  Wanderzeit  an  den  italienischen  Küsten  und  dergleichen  mehr,  das 


Die  Vögel  im  Garten.  Qo 


ist  schliesslich  auch  früher  so  gewesen,  manches  vielleicht  noch  mehr  als 
heute;  es  ist  das  Fortschreiten  der  Kultur,  wodurch  den  Vögeln  nach  und  nach 
Nistgelegenheit,  Schlupfwinkel,  Schutzplätze,  Nahrung  u.  s.  w.  weggenommen 
wird  und  dem  Vermehren  der  Vögel  Einhalt  geschieht. 

Und  hier  setzt  der  Gartenfreund  ein  und  schafft  seinen  Lieblingen  das 
alles  wieder:  ein  dichtes  Gehölz,  trauliche,  sichere,  dornige  Plätzchen  und 
dabei  Nahrung  genug,  Sommer  und  Winter  Beeren,  Früchte  und  Samen  in 
reicher  Fülle  und  Mannigfaltigkeit  an  Baum  und  Strauch. 

Bei  der  Neupflanzung  oder  Umänderung  eines  Gartens  soll  bei  der  Wahl 
des  Ziergehölzes  darauf  Bedacht  genommen  werden,  dass  dasselbe  neben  seinem 
Schmuckwert  auch  das  alles  bietet,  was  den  Vögeln  nach  Vorgesagtem  mangelt. 
Meist  vereinigen  die  Gehölze  alles  das  in  sich,  was  wir  von  ihnen  verlangen, 
aber  doch  muss  die  Wahl  richtig  getroffen  werden.  In  Hasel-,  Hollunder-, 
Syringengebüsch  werden  wir  vergeblich  nach  Vogelnestern  suchen,  das  giebt 
keinen  Halt  zu  sicherem  Nestbau,  aber  dichte  Pyramiden,  wie  Wachholder, 
Pyramideneiche,  Pyramiden-Feldrüster  und  dergleichen  dichtlaubige  Bäume, 
das  ist  etwas,  um  ein  Nestlein  sicher  und  versteckt  anlegen  zu  können. 

Meist  ist  aber  für  ein  dichtes  Strauchwerk  zu  sorgen,  und  da  ist  nichts 
Schöneres  zu  denken  als  ein  Gebüsch  von  der  Alpenjohannisbeere,  Ribes 
alpinum.  Das  Äussere  des  Strauches  ist  allerdings  von  nicht  so  grosser  Schön- 
heit und  seine  Blüten  sind  unscheinbar,  darum  wohl  wird  man  ihn  auch  wenig 
in  den  Verzeichnissen  der  Baumschulerzeugnisse  finden,  aber  für  unsere  Zwecke 
ist  er  unvergleichlich.  Aus  Wurzelausläufern  treibt  er  immer  wieder  neue 
Zweige  hervor,  dass  bald  ein  fast  undurchdringliches  Dickicht  gebildet  wird  —  da 
werden  bald  leichtbeschwingte  Miether  sich  einfinden.  Eine  besonders  wert- 
volle Eigenschaft  hat  die  Alpenjohannisbeere  noch  dadurch,  dass  sie  im  Schatten 
gut  gedeiht  und  sich  als  Unterholz  gut  verwenden  lässt. 

Diesen  Vorzug  hat  auch  der  Pfeifenstrauch,  wilder  Jasmin,  Philadelphus 
coronarius;  wenn  er  aber  frei  oder  nicht  zu  schattig  steht,  dann  wird's  ein  so 
dichter  Strauch,  dass  zum  Nestbau  ein  besserer  kaum  gesucht  zu  werden 
braucht.  Und  dann  zur  Blütezeit  das  duftende  Hochzeitskleid  und  aus  den 
Blütenzweigen  das  Liebeslied  der  Nachtigall!  —  glücklicher  Gartenfreund!  — 
Der  Jasmin  treibt  ebenfalls  leicht  Wurzelsprossen;  steht  dann  so  ein  Strauch 
einzeln  im  Rasen,  so  bildet  er  bald  eine  Strauchgruppe  für  sich,  die  als  Schutz 
für  die  Vögel  einer  Gruppe  aus  gemischten  Holzarten  vorzuziehen  ist. 

Von  dornigem  Strauchwerk  haben  wir  einige  hübsche  Arten,  die,  dem 
Gehölzrand  vorgepflanzt  oder  als  Zwischenpflanzung  benützt,  von  grosser 
malerischer  Wirkung  sind.  Im  Walde  finden  wir  manchmal  undurchdringliche 
Dickichte  von  der  Brombeere,  ihre  dornbewehrten  Ranken  weithin  sendend; 
solches  Urdickicht  können  wir  im  Park  oder  grösseren  Garten  recht  gut  schaffen, 
die  \'ögel  werden  diese  Festung  bald  kennen  und  besonders  im  Winter,  wenn 
sie  den  Nachstellungen  der  Raubvögel  mehr  als  sonst  ausgesetzt  sind,  dort 
sicheren  Schutz  finden. 

Etwas  Reizenderes  für  den  Garten  als  die  zartrankige  Waldrose  ist  kaum 
zu  denken.  Der  Strauch  mit  seinen  weissen,  poetischen  Röslein  und  den 
duftenden  Blättern  wird  bis  ein  Meter  hoch;  er  wird  von  den  am  Boden 
nistenden  ^'ögeln  gern  aufgesucht.  Von  den  Wildrosen  sind  alle  Arten  zu 
verwenden,  ein  dichtes  Dornicht  lässt  sich  aber  besonders  aus  der  Heckenrose. 


Qa  Die  Vögel  im  Garten. 


Rosa  canina,  herstellen.  Im  Garten  finden  sich  wohl  hin  und  wieder  \Vu.rzel- 
stöcke  von  Hochstammrosen,  von  denen  die  Edelkronen  aus  irgend  einem 
Grunde  abgestorben,  der  Wurzelhals  aber  gesund  geblieben  ist.  Das  ist  das 
rechte  Material,  eine  "Wildrosenanlage  zu  machen.  Sind  die  Pflanzen  in  nicht 
zu  grossen  Abständen  gepflanzt,  so  wird  es  bald  kräftig  aufspriessen,  aber  nach 
drei  Jahren  werden  die  jungen  Triebe  wieder  sämtlich  abgeschnitten,  bis  auf 
die  kräftigen  Schösslinge,  wie  wir  sie  uns  wohl  zur  Rosenokulation  wünschen. 
Diese  werden  dann  in  verschiedener  Höhe  über  einem  Auge  abgeschnitten,  wo  sich 
dann  eine  dichte  Krone  bildet,  die  zum  Xestbau  besonders  gern  aufgesucht 
wird.  Dieses  Dickicht  mass  mitunter  wieder  durch  Abtrieb  zu  neuem  Triebe 
gebracht  werden,  damit  kahle  Stellen  in  demselben  nicht  vorkommen.  Eine 
solche  Anlage  lässt  sich  im  Garten  an  wenig  auffälligen  Stellen  recht  gut  an- 
bringen. 

Eine  Weissdornhecke  als  Umzäunung  des  Gartens,  das. ist  etwas  Rechtes 
für  die  Vögel!  Darin  huscht  es  und  baut  es  und  fühlt  sich  sicher  wie  in 
Mutters  Schoss.  Der  Weissdorn  kann  aber  auch,  wie  die  Wildrosen,  zur 
Bildung  eines  Schlupfwinkels  für  Vögel  an  stiller  Stelle  hergerichtet  werden, 
es  lassen  sich  auch  in  diesem  Dornicht  kleine  Kronenstämmchen  ziehen,  wie 
man  sie  häufig  als  Zierde  in  den  Hecken  sieht,  wieder  etwas  für  den  Nestbau. 
Die  als  Ziersträucher  zu  verwendenden  Arten,  Crataegus  coccinea  und  C.  Oxy- 
acantha  in  den  verschiedenen  schönblühenden  Sorten,  geben  ebenfalls  gute  dichte 
Kronen,  zumal  wenn  sie  im  Schnitt  gehalten  werden. 

Es  giebt  noch  eine  grössere  Zahl  Dornarten,  die  zu  unserem  Zwecke  gut 
zu  verwenden  sind,  aber  auch  andere  Baum-  und  Straucharten,  die  durch  richtig 
angewendetes  Köpfen  dichte  Kronen  bilden,  und  wieder  andere,  die  dadurch  noch 
besonders  zu  empfehlen  sind,  dass  sie  bis  lange  in  den  Winter  hinein  ihr  Laub 
behalten,  hierdurch  in  der  rauhen  Jahreszeit  noch  einen  besonderen  Schutz 
gewährend,  z.  B.  Weissbuche,  Liguster  u.  a.  Dass,  wo  ein  alter  Baumstamm, 
abgestorben  oder  im  Absterben  begriffen,  im  Garten  steht,  für  dessen  Erhaltung 
Sorge  getragen  werden  muss.  ist  wohl  allbekannt;  er  giebt  den  Höhlenbewohnern, 
den  Meisen  und  anderen,  Wohnung;  wird  der  Stamm  mit  Schlinggewächs  be- 
pflanzt, so  gewährt  ein  solch  rankenumsponnener  Baum  oder  Baumstumpf  einen 
malerischen  Anblick. 

Bei  der  Anpflanzung  von  Gehölzen  haben  wir  weiter  darauf  zu  achten, 
dass  diese  den  Vögeln  reichlich  Nahrung  geben.  Hier  ist  nun  die  Wahl  sehr 
gross,  einige  Sträucher  verbinden  beide  Anforderungen,  Nistgelegenheit  und 
Vogelfutter,  wie  die  vorgenannten,  Wachholder,  Alpenjohannisbeere,  Jasmin 
Brombeeren,  Wildrosen,  Weissdorn,  das  alles  trägt  reichlich  Früchte,  die  gern 
gesucht  werden. 

Ligusterhecken  sind  jetzt  weniger  zu  finden,  wo  aber  ein  solches  Strauch- 
werk ist,  da  ist  es  im  Winter  belebt  von  vielen  Vögeln,  denn  Beeren  giebts  da 
in  grosser  Alenge,  und  wenn  die  Hecke  dicht  gehalten  wird,  können  auch 
so  hübsch  die  Nestlein  hinein  gebaut  werden.  Es  lässt  sich  der  Liguster,  die 
RainAveide,  auch  als  Zierstrauch  anpflanzen,  es  giebt  recht  schöne  Sorten,  z.  B. 
Ligustrum  amurense,  L.  ovalifoliumi,  dessen  Blätter  bei  der  strengsten  Kälte 
noch  haften,  L.  aureo  var.,  L.  sinense;  aber  L.  vulgare,  die  Heckenrain  weide, 
bringt  die  meisten  Beeren.  Wenn  auch,  wie  vorhin  gesagt,  das  Gehölz  der 
Syringen  sich  nicht  zum  Nestbau  eignet,    so  möchte  doch  niemand  diese  herr- 


Die  Vögel  im  Garten. 


liehen  Blütensträucher  entbehren,  da  sie  aber  in  ihren  Samenkapseln  reichlich 
und  gern  genommenes  Futter  bergen,  so  sind  auch  sie  zum  Wohle  der  Sing- 
A'ögel  in  unseren  Gärten  notwendig. 

Ein  Gleiches  ist  mit  dem  Hollunder,  Sambucus  nigra  und  Abarten,  der 
Fall.  Doch  muss  ich  auch  erwähnen,  dass  ein  Vögiein,  die  Mönchgrasmücke 
oder  das  Schwarzköpfchen  gern  ihr  Nest  in  dem  Hollunderbaum  baut,  also 
dann,  wenn  sein  Alter  ihn  schon  zu  einem  Baum  hat  werden  lassen.  Die 
HoUunderbeeren  sind  besonders  beliebt,  sie  sind  aber  mehr  Herbstfutter. 

Die  Berberitze,  Sommerdorn,  Berberis  vulgaris  und  B.  vul.  atrop.,  geben 
schöne  dornreiche  Sträucher  und  ihre  schön  roten  Beeren  reichlich  Futter. 
Desgleichen  B.  Aquifolium,  die  gemeine  Mahonie,  mit  den  schönen  blauschwarzen 
Beeren,  die  bis  in  den  Winter  hinein  hängen  bleiben. 

Von  den  bekanntesten  und  schönblühenden  Ziersträuchern  liefern  noch 
Samen  die  Deutzien,  Deutzia  crenata,  scabra  u.  s.  w.,  Spierstauden,  Spiraea 
opuiifolia,  salicitol.,  sorbifol.  u.  andere,  die  mehr  oder  weniger  ihrer  Früchte 
und  Samen  wegen  angepflanzt  zu  werden  verdienen. 

Unter  den  Baumarten  sind  die  Linden,  Birken,  verschiedene  Ahornarten, 
Erlen,  Akazien  (Robinia  Pseudacacia),  Götterbaum  (Alianthus  glandulosa), 
Sumach  (Rhus  Cotinus,  R.  typhina,  R.  glabra)  aus  der  grossen  Zahl  der  Futter- 
spender zu  nennen. 

Unsere  Schlingsträucher  treten  auch  in  den  Reigen  mit  ein.  Da  ist  der 
wilde  Wein,  der  ja  wohl  meist  in  einer  Anlage  zu  finden  ist;  das  herrlich 
duftende  Gaisblatt  (Lonicera  caprifolium);  der  Bocksdorn  (Lycium)  und  nicht 
zu  vergessen  unser  Epheu,  der  im  Alter  seinen  Blättern  eine  andere,  lorbeer- 
blätterartige Form  giebt  und  dann  im  Spätherbst  seine  unscheinbaren  gelblich- 
grünen Blütchen  entfaltet,  die  in  dieser  blütenarmen  Zeit  von  tausenden  von 
Bienen  und  Bienchen  besucht  werden,  und  zum  Winter  kommen  dann  die 
schwarzen  oder  dunkelgrünen  Beeren.  Diese  Schlinggewächse  sind  so  recht 
geeignet,  an  passender  Stelle  angepflanzt,  malerische  Bilder  zu  geben. 

Wichtig  sind  auch  die  Nadelhölzer,  die  Weiss-  oder  Edeltannen,  die 
Fichten  oder  Rottannen,  die  Lärchen  und  Kiefern,  sie  alle  tragen  reichlich  ihren 
Samenschmuck,  die  Tannenzapfen,  und  mit  Geschick  werden  von  vielen  Vogel- 
arten die  unter  den  schützenden  Schuppen  wohlgeborgenen  Samen  herausgeholt. 
Wir  haben  in  unserem  Garten  eine  Tannengruppe,  in  deren  Nähe  sich  noch 
ein  Teil  einer  alten  Ligusterhecke  befindet,  die  an  sämtlichen  Trieben  im 
Herbst  und  Winter  mit  glänzend  schwarzen  Beeren  geziert  ist.  Ist  nun  schon 
im  Sommer  eine  zufriedene  und  lustige  ^"ogelschar  dort,  so  kommen  diese 
fröhlichen  Sänger  gegen  den  Winter  zu  in  ganzen  Scharen  aus  dem  nahen 
Walde  dorthin,  sie  finden  den  Tisch  reichlich  mit  allerlei  Leckerbissen  ge- 
deckt und  in  einem  ausgelassenen  Gezwitscher  danken  sie  für  das  reiche 
Mahl,  das  sie  des  Winters  Frost  und  Kälte,  Unbill  und  Graus  leichter  über- 
stehen lässt. 

Die  Coniferen  werden  wohl  meist  in  den  Gartenanlagen  nicht  fehlen,  es 
sind  von  diesen  die  verschiedenen  Thuyaarten,  die  Lebensbäume,  T.  occidentalis 
in  den  verschiedensten  Formen,  die  Lebensbaumcypresse,  Chamaecyparis 
Lawsoniana  u.  s.  w. ;  ausser  dem  bereits  genannten  Wachholder,  Juniperus 
communis,  die  verschiedenen  Sadebaumarten,  die  Eiben,  Taxus  und  die  zier- 
liche Hemlockstanne,    Tsuga  canadensis    und    manche  mehr,    welche    reichlich 


(3(5  Zur  Hochschulfrage. 


Samen  tragen,  wenn  auch  teils  in  nur  kleinen  Zäpfchen,  aber  in  so  grosser 
Menge,  dass  die  Vögel,  zumal  zur  Winterszeit,  sich  reichlich  gütlich  dort  thun 
können. 

Wie  draussen  in  der  freien  Natur  viele  unserer  einheimischen  Stauden 
und  auch  einjährige  Pflanzen  als  Samenträger  den  Vögeln  Nahrung  bieten,  so 
dürften  wir  im  Garten  auch  einige  Stauden  und  einjährige  Zierpflanzen  zur 
Samenbildung  kommen  lassen,  um  einige  Leckerbissen  den  Vogelsängern  bieten 
zu  können.  Einige  Salat-,  Spinat-  und  Melde-Samenstauden  sind  stets  besetzt 
von  der  turnenden  und  pickenden  bunten  Schar,  Königskerze  und  Sonnenblume 
(Helianthus  annuus)  werden  eifrig  besucht,  ja,  wer  einer  besonders  hübschen 
Distelstaude  an  passender  Stelle  ein  Plätzchen  gönnen  will,  verschafft  sich 
eine  rechte  Zierde,  eine  solche  Pflanze  sieht  nicht  übel  aus,  und  wenn  zur  Samen- 
reite die  Distelfinken  daran  herumklettcrn,  so  ist's,  ein  gar  kurzweiliger  Anblick. 

Nun  wird's  gar  bald  in  unserem  Garten  von  Vogelgesang  widerhallen,  nun 
wird  erst  recht  der  Garten  unser  liebster  Aufenthaltsort  werden.  Und  wenn 
wir  die  Vogel-  und  Naturfreunde  klagen  hören  über  die  \'erminderung  der 
Singvögel,  so  bedauern  wir  mit  ihnen,  dass  es  anderwärts  so  schlimm  damit 
bestellt  ist.  Bei  uns  aber,  in  unserem  Garten,  da  huscht  und  flattert  es,  da 
kost  und  zirpt  es,  da  erklingen  die  süssen  Liebes-  und  Jubellieder  in  Baum 
und  Strauch,  vom  frühen  Morgen  bis  zum  späten  Abend. 

Was  ist  das  doch  etwas  Herrliches! 


Zur  Hochschulfrage. 

Von    H.    Rotte  nheusser-  Köln  a.  Rh. 

4L^)\ie  iii  Möllers  Zeitung  angeschnittene  und  ergiebig  ventilierte  Frage  über 
(^^^  eine  zeitgemässe  Fortbildung  der  Gärtner  hat  allenthalben  einen  un- 
erwartet lebhaften  Widerhall  hervorgerufen. 

Darin  sind  sich  alle  einig,  dass  ein  Ausbau  der  gärtnerischen  Unterrichts- 
anstalten und  namentlich  der  Potsdamer  Lehranstalt  von  nöten  ist,  wie  dies 
aber  zu  geschehen  habe,  darüber  gehen  die  Anschauungen  recht  weit  aus- 
einander. 

An  erster  Stelle  möchte  ich  vor  allen  Sonderbestrebungen  warnen,  und 
es  erscheint  mir  daher  mindestens  unpraktisch,  wenn  der  Verein  deutscher 
Gartenkünstler  nur  eine  Hochschule  für  die  bildende  Gartenkunst  ersehnt;  denn 
erstens  ist  die  gartenkünstlerische  Thätigkeit  so  eng  mit  den  anderen  nicht 
minder  wichtigen  Fächern  des  Gartenbaues  verwebt,  dass  ohne  deren  Kenntnis 
ein  wirkliches  Studium  der  Gartenkunst  nicht  gut  denkbar  ist,  und  zweitens  ist 
der  Bedarf  nach  so  einseitig  gebildeten  Fachleuten  momentan  und  in  ab- 
sehbarer Zeit  noch  nicht  so  gross,  als  dass  keine  Überproduktion  an  solchen 
entstände.  Nach  einer  ungefähren  Schätzung  dürfte  es  in  ganz  Deutschland 
nicht  viel  mehr  als  fünfzig  Stadtgärtnerstellen  geben,  die  mit  mehr  als  2000  M. 
Anfangsgehalt  dotiert  sind,  wovon  jedoch  ein  guter  Teil  nicht  über  3500  M. 
hinauskommt;  rechnen  wir  für  die  grösseren  Städte  noch  ebensoviele  tüchtige 
Privatgartenkünstler  mit  akademischer  Bildung,  so  wird  deren  Wirkungskreis 
so  ziemlich  erschöpft  sein,  denn  für  die  übrigen  meist  nicht  einmal  besonders 


Zur  Hochschulfrage.  ßn 


einträglichen  Hof-  und  Privatgärtnerstellen  sind  ausschliessliche  Gartenkünstler 
nicht  gut  zu  gebrauchen  und  für  den  übrigen  Gartenbau  erst  recht  nicht. 

Angesichts  dieser  Thatsache  wäre  es  gar  nicht  zu  verwundern,  wenn  die 
Regierung  sich  sagen  würde:  es  ist  geradezu  ein  Unding,  bei  dem  derzeitigen 
verhältnismässig  geringen  Bedarf  an  Gartenkünstlern  den  ganzen  Apparat  einer 
Hochschule  ins  Leben  zu  rufen.  Etwas  anders  klingt  es  aber,  wenn  es  heisst, 
dem  gesamten  Gartenbau,  der  heute  im  A^olkswirtschaftlichen  Leben  eine  so 
wichtige  Rolle  spielt,  soll  geholfen  werden,  eingedenk  des  alten,  aber  wahren 
Satzes:  »Die  Kulturstufe  eines  Landes  ist  an  der  Intensität  seiner  Bodenbebauung 
zu  erkennen.« 

Das  Bedürfnis  nach  einer  gründlichen,  gediegenen  theoretischen  Bildung 
ist  auf  allen  Gebieten  des  Gartenbaues  heute  vorhanden,  und  bei  dem  innigen 
Ineinandergreifen  der  einzelnen  Fächer  wäre  es  durchaus  ungerechtfertigt,  das 
eine  auf  Kosten  der  anderen  zu  bevorzugen.  Deshalb  braucht  die  Gartenkunst 
aber  dabei  nicht  zu  kurz  zu  kommen;  man  stelle  auf  diesem  Gebiete  ebenso 
wie  auf  den  anderen  nur  anerkannt  hervorragende  und  erprobte  Fachmänner 
als  Lehrer  an  und  hole  sich  für  die  speziellen  Fächer,  wie  Kunstgeschichte, 
Ästhetik  etc.,  Lehrkräfte  von  den  anderen  Berliner  Hochschulen  für  einige 
Stunden  in  der  Woche  heran. 

Im  übrigen  ist  die  projektierte  Lage  in  der  Nähe  des  neuen  botanischen 
Gartens,  der  ja  ein  Musterinstitut  auf  dem  Kontinent  werden  soll,  für  eine  all- 
gemeine Gartenbauschule  derart  günstig,  dass  man  sich  bei  sachlicher 
Erwägung  jeder  Agitation  dagegen  enthalten  könnte. 

Des  weiteren  möchte  ich  hier  die  Art  der  Vorbildung  in  Bezug  auf 
Schule  und  praktische  Thätigkeit  einer  kurzen  Besprechung  unterziehen. 

Fast  von  allen  Seiten  wird  der  Besitz  des  Maturitätszeugnisses  verlangt. 
Nach  meinem  Dafürhalten  ist  diese  Forderung  eine  übertriebene,  und  zwar  aus 
folgenden  Gründen:  Unter  normalen  Umständen  wird  das  Reifezeugnis  zwischen 
dem  18.  und  20.  Lebensjahre  erlangt,  dann  soll  eine  zweijährige  Lehrzeit  folgen, 
ausserdem  kommt  um  diese  Zeit  das  Militärdienstjahr  heran,  hierauf  zwei  Jahre 
Hochschulbesuch  und  schliesslich  noch  mehrere  Jahre  praktischer  Thätigkeit 
vor  dem  Staatsexamen;  der  junge  Mann  wird  also  im  günstigsten  Fall  27  bis 
28  Jahre  alt,  ehe  er  die  Berechtigung  erlangt,  vielleicht  als  Assistent,  auf  die 
X'akanz  einer  der  oben  genannten  Stellen  zu  warten,  oder  er  muss  sich  jetzt 
einen  Kundenkreis  suchen,  von  dem  er  sich  ernähren  kann. 

Zunächst  bin  ich  der  Ansicht,  dass  junge  Leute,  die  bis  zum  18.  oder 
20.  Jahre  die  Schule  besucht  haben,  für  so  ausgesprochen  praktische  Berufs- 
arten, wie  es  der  Gartenbau  inkl.  Gartenkunst  ist,  in  der  Regel  überbildet  sind, 
d.  h.  die  Eigenart  des  Unterrichts,  wie  sie  z.  B.  an  humanistischen  Gymnasien 
sich  kundgiebt,  drängt  unbewusst  zu  einer  mehr  idealistischen  Lebensauffassung, 
die  in  der  rauhen  Wirklichkeit  gar  oft  Schiffbruch  leidet. 

Gerade  hierfür  bin  ich  in  der  Lage  ein  praktisches  Beispiel  anführen  zu 
können:  Im  vorigen  Frühjahr  trat  bei  uns  ein  Primaner  in  die  Lehre.  Selbst- 
verständlich musste  er,  wie  das  auch  von  vornherein  ausbedungen  war,  alle 
A'orkommenden  Arbeiten  mitmachen.  Der  junge  Mann  war  fleissig,  willig  und 
strebsam;  als  er  aber  nach  zwei  Monaten  immer  noch  mitunter  schmutzige 
Arbeiten  mit  dem  Gehilfen  zusammen  machen  musste,  da  kam  sein  Vater  und 
meinte,  für  solche  Arbeiten  wäre  sein  Sohn  vermöge    seiner  Vorbildung    doch 


Zur  Hochschulfrage. 


ZU  gut,  worauf  er  ihn,  auf  mein  Zuraten  und  unter  dem  Hinweis,  dass  es*  vom 
Gärtnerlehrling  bis  zum  Kgl.  Gartendirektor  doch  ein  weiter  Schritt  sei,  wieder 
mitnahm.  Durch  derart  unnötig  hochgeschraubte  Anforderungen  wird  man  dem 
immer  mehr  hervortretenden  sogenannten  Künstler-  und  Gelehrtenproletariat 
nur  neuen  Zufluss  verschaffen,  während  andererseits  eine  heute  schon  vor- 
handene Erscheinung,  auf  die  ich  hier  hinweisen  will,  sich  noch  bemerkbarer 
machen  wird.  Der  Gartenbau  gilt  ja  mit  Recht  als  ein  gesunder  Beruf;  er 
wird  daher  für  Kranke,  vor  allem  aber  auch  für  Minderbefähigte  ein  will- 
kommener Lückenbüsser  sein,  denn  der  befähigte  junge  Mann  wird  sich  vor 
der  Entscheidung  doch  einigermassen  orientieren  und  gar  bald  zu  der  Über- 
zeugung kommen,  dass  es  für  einen  Abiturienten  noch  dankbarere  Laufbahnen 
giebt  als  die  eines  Gartenkünstlers.  Dabei  darf  nicht  vergessen  werden,  dass 
durch  diese  Beschränkung  die  Führung  im  Gartenbau  einer  Kaste  abgetreten 
wird,  die  vermöge  ihres  Geldbeutels  zu  längerem  Studium  praedestiniert  ist, 
während  den  unbemittelten  Talenten  aus  dem  Volke,  die  doch  immer  und  auf 
allen  Gebieten  die  Leistungsfähigsten  waren,  die  Möglichkeit,  sich  durch- 
zuarbeiten, benommen  würde. 

Allem  dem  gegenüber  könnte  man  ja  entgegenhalten,  dass  nur  der  Grad 
der  Leistungsfähigkeit,  Energie  und  Thatkrafl  bei  der  Besetzung  von  Stellen 
bestimmend  sein  könne,  aber  gerade  in  unserem  Berufe  könnte  man  an  der 
Hand  von  lebenden  Beispielen  beweisen,  dass  es  auch  noch  andere  Machtmittel 
als  Fähigkeit  und  Intelligenz  giebt. 

Ich  bin  der  Überzeugung,  dass  das  Einjährig-Freiwilligenzeugnis,  an  einem 
Realgymnasium  oder  einer  Realschule  erlangt,  gerade  deshalb,  weil  hier  die 
Lehrfächer  mehr  auf  das  praktische  Leben  zugeschnitten  sind,  dem  Inhaber 
—  vorausgesetzt,  dass  er  überhaupt  für  unseren  Beruf  talentiert  ist  — •  vollauf 
die  Vorbedingung  zu  schöngeistigem,  aber  zweckmässigem  Schaffen  giebt. 

Statt  der  weiteren  drei  Schuljahre  halte  ich  aber  eine  mindestens  vier- 
jährige praktische  Thätigkeit  vor  dem  theoretischen  Unterrichte  für  imbedingt 
erforderlich;  denn  ebenso  wie  sich  im  allgemeinen  die  Theorie  aus  der  Praxis 
herausgebildet  hat,  so  wird  auch  beim  einzelnen  Individuum  das  Verständnis 
für  erstere  nur  auf  der  breiten  Basis  der  Praxis  naturgemäss  entwickelungs- 
fähig  sein.  Dabei  lernt  man  nicht  nur  ernstlich  arbeiten  und  die  Arbeit  dadurch 
selbst  beurteilen,  sondern  auch  der  Geist  wird  reifer,  aufnahmefähiger,  er  wird 
gezwungen,  logisch  zu  denken,  indem  er  versucht,  die  gehörte  Theorie  mit  den 
gemachten  praktischen  Erfahrungen  in  Einklang  zu  bringen. 

Die  Konsequenz  dieses  Gedankenganges  ergiebt  aber  von  selbst  die  Be- 
antwortung der  weiteren,  wichtigen  Frage:  soll  die  praktische  Arbeit  in  Zukunft 
beibehalten  werden? 

Ich  sage,  bei  einer  wie  oben  angedeuteten  Vorbildung  nur  insoweit,  als 
es  unbedingt  für  das  Verständnis  der  Vorlesungen  nötig  ist,  also  in  Form  von 
Demonstrationen  in  den  Versuchsanstalten,  in  landschaftlichen  und  wissenschaft- 
lichen Gärten  u.  s.  w. 

Die  Schule  selbst  könnte  vielleicht  derart  sein,  dass  der  erste  Jahrgang 
gewissermassen  einen  Elementarkursus  für  sämtliche  Schüler  darstellt,  während 
im  zweiten  Jahre  dem  Talent  und  der  Neigung  des  Schülers  Rechnung  getragen 
würde,  indem  man  ihm  freie  Hand  in  der  Wahl  der  ihm  zusagenden  Fächer 
liesse,  so  dass  er  sich  dieselben  zum  speziellen  Studium  machen  könnte,  wobei 


Das    I.  Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  (5q 

in  den  schwierigen  Fächern,  wie  Gartenkunst  und  Botanik,  ein  weiteres  Semester 
zur  Vertiefung  erwünscht  wäre. 

Doch  das  sind  innere  Fragen,  die  sich,  sobald  die  Sache  einmal  greifbare 
Gestalt  annimmt,  ohne  grosse  Schwierigkeiten  erledigen  lassen  werden. 

Für  heute  sei  das  Gesagte  noch  einmal  kurz  rekapituliert:  Allgemeine 
höhere  Gartenbauschule,  nur  hervorragend  tüchtige  Spezialisten  als  Lehrer, 
das  Einjahrig-Freiwilligen-Zeugnis  einer  Realschule  oder  eines  Realgymnasiums, 
eine  mindestens  vierjährige  praktische  Thätigkeit,  Beschränkung  der  praktischen 
Arbeit  an  der  Schule  selbst  und  freie  Wahl  der  Lehrfächer. 

Bei  einem  derartigen  Bildungsgange  werden  sich  die  Führer  im  Gartenbau 
schon  von  selbst  herausarbeiten,  und  Fähigkeit  und  Intelligenz  kommen  zu 
ihrem  guten  Recht. 


Das  I.  Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
^^  am  13.  Januar. 

M[^\\ie  ausserordentlich  reiche  Beteiligung  an  dem  i.  Winterfeste  des  Vereins 
'■^:^  bewies,  wie  glücklich  der  Gedanke  gewesen  war,  einmal  auch  im  Winter 
den  Familien  der  Mitglieder,  besonders  den  Damen,  etwas  zu  bieten,  was  aus 
der  alltäglichen  Prosa  hinausragt.  Dem  Festkomitee,  bestehend  aus  den  Herren 
Stadtrat  Brandt- Charlottenburg,  Carl  Hering-Potsdam,  Hoflieferant  J.  F, 
Loock,  Otto  Neumann-Schöneberg,  gebührt  der  verbindlichste  Dank  für 
das  treffliche  Arrangement. 

Dass  bei  einem  Gartenbaufeste  ganz  besonderer  Wert  auf  den  Pflanzen- 
und  Blumenschmuck  gelegt  wurde,  ist  selbstverständlich;  die  höchsten  Er- 
wartungen aber  wurden  übertroffen.  Herr  Janicki  hatte  unter  der  Oberleitung 
des  Herrn  Habermann  die  Kaisergruppe  in  der  Mitte  der  Rückwand  sowie 
den  Schmuck  der  gegenüberliegenden  Bühne,  auf  welcher  die  Musik  Platz  ge- 
nommen, durch  leichte  Palmen  und  Dracaenen  hergestellt,  ebenso  die  Ecken 
des  Sales  geschmückt,  alles  so,  dass  es  nachher  beim  Tanz  nicht  störte.  Die 
Herren  Fasbender  und  Henrichs  hatten  hübsche  Tischsträusse  für  die  Damen, 
Herr  Meermann  und  Herr  Winkler-Schöneberg  reizende  Cotillonsträusse 
geliefert,  Herr  Hüb  euer  und  Gemahlin  aber  hatten  den  Tafelschmuck 
übernommen.  Alle  Besucher  der  Jubiläumsausstellung  in  Treptow  erinnern 
sich  der  ideal  schönen  Tafel,  die  Herr  Hüben  er  ausgestellt;  kaum  konnte 
man  glauben,  dass  das  noch  zu  übertreffen  sei  und  dennoch  war  es  so. 
Namentlich  der  Vorstandstisch  zeigte  einen  Schmuck  wie  er  wohl  noch 
nie  dagewesen.  Auf  einer  Spiegelplatte  erhob  sich  ein  hoher  Aufsatz, 
dessen  Säule  mit  Veilchen  geschmückt  war,  während  oben  Rosen,  Lilium 
auratum  und  Nepenthes-Kannen  hervorragten.  Der  Tisch  selbst  war  mit 
Ranken  von  Asparagus  medeoloides  geziert.  Das  Neueste  und  Originellste 
aber  war  der  Gedanke,  Nepenthes-Kannen  als  Vasen  für  Mai- 
glöckchen etc.  zu  benutzen.  Herr  Hübener  hatte  unten  an  den  Nepenthes- 
Kannen  einen  Fuss  aus  drei  Drähten  angebracht,  den  Stiel  der  Kannen  an- 
mutig nach  oben  gebogen,  so  dass  er  wie  der  Griff  einer  Kanne  aussah  und 
die  Kannen  auch  sogar  mit  Wasser  gefüllt.     Noch  nie  ist  wohl  Jemand  auf  den 


70 


Das    I.  Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


Gedanken  gekommen,  diese  Nepentheskannen  auch  als  Kannen  zu  verwerten 
und  doch  lag  der  Gedanke  so  nahe.  Auch  Künstler  scheinen  diese  reizenden 
Formen  noch  nicht  zum  Vorbild  ihrer  Studien  gemacht  zu  haben.  Verdienter- 
massen sprach  die  Vereinsversammlung  vom  20,  Januar  Herrn  Hübener 
dafür  eine  goldene  Medaille  zu. 

Ein  besonderer  Dank  gebührt  auch  Herrn  Förstemann,  dem  Inhaber 
des  Hotel  Imperial,  der  für  massige  Preise  vortrefflich  zubereitete  Speisen  und 
gute  Weine  lieferte.  Bei  Tische  brachte  Herr  Wirkl.  Geh.  Ober  Finanzrat 
von  Pommer  Esche  das  Hoch  auf  Se.  Majestät  den  Kaiser,  Herr  Gartenbau- 
direktor Lackner  das  auf  die  Damen  aus.  Frl.  Schmidt,  Tochter  des  Herrn 
Obergärtner  Schmidt  bei  Herrn  Kommerzienrat  Otto  Dellschau-Pankow, 
sowie  Frl.  Hering  erfreuten  die  Tischgesellschaft  durch  schönen  Gesang, 
Herr  Finsterbusch  durch  Pistonsolo. 

Grosse  Heiterkeit  erregte  bei  der  Tafel  der  gemeinschaftliche  Gesang 
eines  anonym  eingegangenen  Liedes,  das,  wie  man  erst  vermutete,  von  einer 
Dame,  in  Wirklichkeit  aber  vom  Vereinssekretär,  Herrn  Braun,  gedichtet  war. 
Wir  lassen  das  launige  Lied  hier  folgen. 

Adventivwurzeln. 

Melodie:   Mein  Lieb  ist  eine  Alpnerin  ii.  s.  w. 


Die  Gartenflora,  unser  Blatt, 

Zeigt  im  Oktoberlieft: 

Wie  man  es  anzufangen  hat 

Beim  Wurzelsctinitt  Geschäft, 

Wie  man  die  grosse  Schädliclikeit 

Der  Palmen-Adventivs 

Mit  Schnipp-Schnapp-Scheerengründlichkeit 

Beseitigt  mit  Motivs. 


Der  Palmenwurzeln  schwaches  Chor, 

Das  faulte  in  der  Erd'; 

Da  trat  das  Adventiv  hervor, 

Herrn  Vossens  Steckenpferd. 

Vom  Wurzelhals  nach  oben  hin 

Treibt  es  als  Parodie  — 

Zum  Arger  seiner  Gegnerin  — 

Stoffwechselenergie. 


,,\'on  oben  her  verjüngen  sich 

Die  Palmenwurzeln  all". 

So  spricht  Herr  Damm  er  feierlich 

Als  Siessmeyers  Vasall. 

„Wenn  wo  der  Bildsaft  sich  gestaut 

Als  plastische  Substanz, 

Schiebt  sich  durch  noch  so  dicke  Haut 

Der  neuen  Wurzel  Glanz." 

„Und  jeder,   der  dagegen  spricht, 
Und  wer  dagegen  schreibt, 
Wer  etwas  anderes  verficht. 
Nicht  meiner  Meinung  bleibt: 
Der  stört,  das  sag'  ich  gradezu, 
Mit  seiner  Wissenschaft 
Des  unvergessnen  Regeis  Ruh 
Und  Hinterlassenschaft." 


Jetzt  hebt  Herr  Perring  sich  vom  Sitz 

Der  Garteninspekteur  — 

Und  schafft  mit  oft  belachtem  Witz 

Sich  in  dem  Streit  Gehör: 

„Der  Grosse  von  St.  Petersburg 

Kam   einst  in  mein  Revier; 

Der  schneid't  die  Palmen  als  Chirurg 

Nach  seiner  Kunstmanier." 

6. 
„Der  säbelt,  wie's  der  Schlächter  thut, 
Den  Wurzelschinken  kahl. 
Verfährt  mit  seinem  Hab  und  Gut 
Aus  Notdurft  liberal. 
Was  aber  für  den  Russen  geht, 
Geht  nicht  für  unser  Land; 
Die  Palme  dort  im  Thone  steht, 
Bei  uns  im  märk'schen  Sandl" 


Herr  Habermann  von  Monbijou, 

Der  nun  das  Wort  ergreift, 

Zwingt  seine  Wurzelhälse  zu 

Erneuter  Thätigkeit; 

Und  mit  Gemisch  von  Lehm  und  Schlick, 

Von  Kuhdung  und  so  fort  — 

Treibt  er  in  einem  Augenblick 

Sich  Wurzeln  wie  zum  Sport. 


Hört  nun  von  dieser  Meinung  Streit 

Der  Palmen  feiner  Sinn, 

So  rauschen  sie  in  Lustigkeit 

Durchs  feuchte  Treibhaus  hin: 

„Was  scheert  Euch  unser  Wohlergehn: 

Macht  Ihr  uns  etwa  Pein? 

Wenn  wir  nur  erst  in  Dahlem  stehn. 

Dann  wachsen  wir  allein." 


Die  Gartenbau-Abteilung  an  der  Reiclis-Hochschule  in  W'ageningen,  Holland. 


Bei  dem  nachfolgenden  Balle  hatte  auch  die  ältere  Welt  viel  Augenweide, 
denn  das  Festkomitee  hatte  sehr  interessante  Kottillontouren:  die  Pleimkehr 
von  der  Eberjagd  und  die  grosse  internationale  Völkerschau  etc.  veranstaltet. 
Hochbefriedigt  trennte  sich  erst  in  später  Stunde  die  fröhliche  Gesellschatt; 
alle  darin  einig,  dass  ein  solches  Fest,  wie  Herr  v.  Pommer  Esche  in  seiner 
Rede  hervorgehoben,  den  rechten  Kitt  zwischen  den  Familien  der  Mitglieder 
bildet.  L.  W. 


Die  Gartenbau-Abteilung  an  der  Reichs-Hochschule 
in  Wageningen,  Holland. 

|er  Güte  des  Herrn  Dr.  J.  Th.  Cattie,  Direktor  der  Abteilung  Gartenbau 
der  Reichs-Landbauschule  in  Wageningen  verdanken  wir  das  Pro- 
gramm der  Abteilung  Gartenbau  sowie  weitere  schriftliche  Mitteilungen.  Zum 
besseren  Verständnis  führen  wir  an,  dass  nach  dem  Programm  die  ganze 
Reichs-Landbauschule  (Rijkslandbouwschool)  aus  folgenden  vier,  jede  für  sich 
ganz  selbstständigen  Abteilungen  besteht: 

I.  Abteilung  »Landbauschule«  (Landbouwschool)  mit  zweijährigem  Kursus. 
Sie  ist  bestimmt,  um  Lehrlingen,  welche  später  praktisch  den  Ackerbau  aus- 
üben sollen,  die  Kenntnis  und  Entwicklung  beizubringen,  die  für  eine  richtige 
Ausübung  des  Landbaubetriebes  unabweislich  sind. 

Zu  dieser  Abteilung"  gehören  auch: 

a.  eine  einjährige  Vorbereitungsschule  für  diejenigen,  welche  keine  ge- 
nügende Vorbildung  haben,  und  die  auch  als  Vorbereitungsklasse  für  die  Ab- 
teilung »Gartenbauschule«  dient. 

b.  eine  einjährige  Klasse  für  den  indischen  Landbau  für  solche,  welche  sich 
ohne  weitere  Vorbildung  für  die  indischen  Kulturen  ausbilden  wollen,  welche 
Klasse  sich  hinsichtlich  des  Lehrplans  anschliesst  an  die  Abteilungen  Land- 
bauschule und  Gartenbauschule. 

II.  Die  Abteilung  »Gartenbauschule«  (Tuinbouwschool)  mit  zweijährigem 
Kursus.  Sie  ist  bestimmt  für  künftige  Gärtner,  welche  für  ihre  Bildung  eine 
Übersicht  über  das  ganze  Fach  und  zugleich  praktische  Ausbildung  zu  erlangen 
Avünschen. 

Zu  dieser  Abteilung  wird  auch  gerechnet  ein  zweijähriger  Kursus,  auf  dem 
ein  mehr  wissenschaftlicher  Unterricht  im  Gartenbau  gegeben  wird  und  welcher 
hinsichtlich  des  Lehrplans  an  die  Gartenbauschule  anschliesst. 

in.  Die  Abteilung  »Höhere  Bürgerschule«.  Diese  hat  einen  vierjährigen 
Kursus  unter  der  Bedingung,  dass  in  der  Hauptsache  der  Lehrplan  der  höheren 
Bürgerschulen  [Artikel  17  des  Gesetzes  vom  2.  Mai  1863  (Staatsblatt  No.  50)] 
befolgt  wird, 

IV.  Die  Abteilung  »Höhere  Land-  und  Forstbauschule«  (Iloogere  Land- 
en Boschbouwschool).  Diese  umfasst  einen  zweijährigen  Kursus  für  nieder- 
ländischen und  einen  zweijährigen  Kursus  für  indischen  Landbau  und  ist  be- 
bestimmt für  die  Ausbildung  von  wissenschaftlich  gebildeten  Landbaukundigen. 

Au  den  zweijährigen  Kursus  dieser  Abteilung,  welche  für  indischen 
Landbau  bestimmt  ist,  schliesst  sich  ein  Kursus  für  technische  Beamte  bei 
dem  höheren  Forstwesen  in  Niederländisch-Indien. 


72  Die  Gartenbau-Abteilung  an  der  Reichs-Hochschule  in  Wageningen,  Holland. 

Die  Cartenbauschule  ist  eine  Art  Lehrlings-Bildungsanstalt. 

Herr  Direktor  Dr.  Cattie  schreibt  uns:  Aus  dem  Prospekt  S.  44  werden 
Sie  finden,  dass  im  Winter-Semester  von  41  Stunden  14,  also  etwa  ein  Drittel, 
auf  die  Praxis  kommen.  In  der  ersten  Hälfte  des  Sommer-Semesters  (Ostern 
bis  1.  Juli)  ist  die  Zahl  der  praktischen  Stunden  6  mehr,  also  20,  auf  ein  Total 
von  48  Stunden.  In  der  zweiten  Hälfte  des  Sommers  vom  1.  Juli  bis  15.  August 
(Anfang  der  Ferien)  steigt  die  Zahl  der  praktischen  Stunden  auf  24,  also  die 
Hälfte  des  Total-Unterrichts,  der  wieder  48  Stunden  umfasst.  In  diesen  6  Wochen 
fallen  die  fremden  Sprachen,  Physik,  Chemie  etc.  weg. 

Im  Sommer-Semester  sind  die  praktischen  Arbeitsstunden  von  6 — S  Uhr 
morgens  und  2 — 4  oder  2 — 5  nachmittags,  mit  einigen  Ausnahmen;  so  z.  B.  ist 
der  Montag  Morgen  6 — 8  frei  von  praktischen  Übungen. 

Die  Schüler  müssen  mindestens  das  15.  Lebensjahr  vollendet  haben  und 
die  Tertiabildung  einer  höheren  Bürgerschule  (=  Realschule  erster  Ordnung 
oder  Realgymnasium  in  Deutschland)  besitzen  oder  ein  besonderes  Aufnahme- 
Examen  machen. 

Auf  der  Schule  erhalten  sie  auch  Unterricht  in  latein,  französisch,  deutsch 
und  englisch,  wobei  die  Praxis,  d.  h.  Sprechen.  Korrespondenz  und  Buch- 
führung, die  Hauptsache  bilden. 

Im  Jahre  1890  erschien  von  mir  (Dr.  Cattie)  eine  Broschüre  »Tuinbouw 
onderwys  en  eene  Rijkstuinbouwschool«  (Gartenbauunterricht  und  eine 
Reichs-Gartenbauschule),  worin  ich  meinen  Standpunkt  betr.  praktischer  Arbeiten 
niedergelegt  habe. 

Im  grossen  und  ganzen  kommt  es  hier  darauf  an,  dass  alle  Arbeiten 
in  der  Blum.engärtnerei,  Obstbaumzucht,  Gemüsebau,  Treiberei  etc.  von  den 
Schülern  selbst  gemacht  werden. 

Es  sind  jetzt  an  der  Schule  zwei  Lehrer  für  Gartenbau,  der  eine  für 
Blumenzucht  und  Freilandkulturen  nebst  Praxis,  der  andere  für  Obst-  und 
Gemüsebau  nebst  Praxis.  Neben  diesen  zwei  Lehrern  giebt  es  zwei  Obergärtner. 
Sie  leiten  die  Kulturen  ihrer  Abteilung  unter  Kontrole  des  betr.  Lehrers  und 
sind  mit  diesem  beauftragt,  Unterricht  in  der  Praxis  zu  geben. 

Die  Schule  ist  erst  1  Jahr  4  Monate  alt.  Viele  Erfahrungen  liegen  noch 
nicht  vor;  doch  habe  ich  nach  dem,  was  ich  in  Belgien  und  Frankreich 
gesehen,  die  feste  Überzeugung,  dass  eine  gute,  rationelle,  auf  tüchtiger  Grund- 
lage ruhende  Praxis  nur  an  der  Schule,  unter  Leitung  von  praktisch  er- 
fahrenen und  theoretisch  gebildeten  Lehrern  gelernt  werden  kann.  Die  Schüler 
werden  hier  unter  die  zwei  Lehrer  und  die  zwei  Obergärtner  in  Kohorten 
geteilt,  von  denen  zwei  und  zwei  jede  Woche  wechseln,  so  dass  z.  B.  je  zwei 
Kohorten  die  eine  Woche  in  Freilandkulturen  und  Blumengärtnerei,  die  andere 
Woche  in  der  Baumschule  und  im  Gemüsegarten  thätig  sind. 

Selbstverständlich  sind  die  Jünglinge,  wenn  sie  die  Schule  absolviert 
haben,  noch  junge  Männer,  welche  noch  viel  zu  lernen  haben,  bevor  sie  ganz 
in  der  Praxis  ausgebildet  sind.  Sie  müssen  nachher  in  der  Branche,  für  die 
sie  sich  speziell  ausbilden  wollen,  noch  einige  Jahre  üben;  aber  das  Ziel  einer 
jeden  Gartenbauschule  muss  meiner  Meinung  nach  sein:  den  Schülern  für  ihre 
Berufsthätigkeit  solche  Kenntnis  und  wissenschaftliche  Bildung  mitzugeben,  dass 
sie  den  alten  Schlendrian  verlassen  und  mit  kritischen  Augen  den  Gartenbau 
vorwärts  bringen  können. 


Bericht  über   die  Kuiturversuche  im  Jahre    1897.  "y^ 


Im  Oktober  1898  wird  unserer  Gartenbauschule  ein  neuer  zweijähriger 
Kursus  mit  dem  Charakter  einer  Hochschule  aufgesetzt  werden.  Xur  Zöglinge, 
welche  den  ersten  zweijährigen  Kursus  durchgemacht  haben,  können  eintreten, 
wenn  sie  vorher  ein  oder  zwei  Jahre  in  Holland  oder  besser  im  Auslande 
praktisch  gearbeitet  haben.  Nach  Absolvierung  dieser  Hochschule  und  nach 
Ablegung  eines  Examens  kann  man  ein  Diplom  erhalten  als  Gartenbaulehrer 
an  staatlichen  Winter-Gartenbauschulen  (Elementarunterricht  im  Gartenbau) 
oder  an  Mittelschulen  für  Gartenbau  —  falls  diese  auch  gegründet  werden 
sollten.  Auch  für  Inspektoren  an  botanischen  Gärten  wird  in  Zukunft  dieses 
Diplom  obligatorisch  sein.  Söhne  von  grossen  Handelsgärtnern  werden  diesen 
Kursus  sicher  auch  mit  Erfolg  benutzen. 


Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre  1897, 

die  unter  Leitung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Königlich  Preussischen 
Staaten  auf  den  Rieselfeldern  der  Stadt  Berlin  in  Blankenburg  ausgeführt  wurden. 

Erstattet  von 

Joseph  Klar -Berlin,  Hoflieferant  Sr.   Majestät  des  Kaisers 

und   Otto  Mcnde,    Obergärtner  der  Stadt  Berlin  zu  Blankenburg. 

(Schluss.) 

Kopfsalat,  Ersfliu;/.  \'or  einigen  Jahren  eingeführt,  bewährte  derselbe  sich 
auch  in  diesem  Jahre  wieder  als  früher  Landsalat.  Da  er  aber  braunköplig 
ist,  dürfte  es  schwer  halten,  auf  dem  hiesigen  Markte  Absatz  hierfür  zu  finden. 

BaseUa  conlifo/ia.  llerzblättriger  indischer  Salat.  Für  unseren  Gaumen 
nicht  geeignet.  Die  wenigen  uns  verbliebenen  Pflanzen  verzweigten  sich  zu 
ansehnlichen  kleinen  Büschen,  welche  nach  dem  ersten  Froste  zum  grösseren 
Teil  heruntergefroren  waren.  Das  Laub  ist  gross,  dick,  spinatartig  und  von 
hellgrünei»  Farbe.  Durch  das  Abfrieren  aber  verliert  der  Spinat  bei  uns  an 
Wert,  so  dass  er  hier  im  Norden  weniger  in  Betracht  kommen  kann.  Wir 
haben  übrigens  bereits  ßasella  alba,  die  als  Spinat-Surrogat  bekannt  ist. 

Weisskrcmt,  Fiiufkirchener  Kopf-.  Die  Köpfe  dieses  uns  zu  Versuchen  aus 
Fünfkirchen  (Ungarn)  eingesandten  Samens  waren  mittelgross,  äusserst  fest  und 
hatten  ein  glänzendes  Blatt.  Es  ist  beim  Salat  wie  bei  fast  allen  Artikeln  nicht 
so  leicht,  Besseres  in  den  Handel  zu  bringen,  als  bereits  existiert.  Sonst  zu 
empfehlen. 

WeissknuiL  Erfurfer  riiiides  Zucker-,  heim  Einii/arheii  (johhjeW.  Dem  vorher- 
gehenden in  Grösse  ähnlich,  fest  und  gut.  Was  nun  das  »Goldgelbwerden« 
beim  Einmachen  betrifft,  so  können  wir  uns  kein  Urteil  erlauben,  da  wir  den- 
selben nicht  einmachten.  Nach  Angabe  eines  hiesigen  Sauerkohlfabrikanten 
wünscht  er  diese  Farbe  gar  nicht,  also  muss  man  ausserhalb  auch  hierüber 
anderer  Ansicht  sein. 

StrnnU-ra/d,  Egerliinder.  Die  Strünke  dieses  Krautes  (Kraut  wird  der  Kopf- 
kohl, sowohl  weisser  wie  roter,  in  Mittel-  und  Süddeutschland  genannt)  sind 
hoch  und  bilden  unten  grosse  Futterkohlrüben  ähnliche  Kohlrabi,  während  die 
Strünke  nach  oben  in  Kohlköpfe  aus  wachsen.  Also  doppelter  Ertrag,  könnte 
man  sagen.  Die  Köpfe  waren  in  verschiedenen  Formen,  rund  oder  spitz,  dabei 
nicht  fest,  fast  hohl,  also  wertlos.  Wir  möchten  diese  Spielart  zu  den  Futter- 
gewächsen zählen,  da  sie  Blattwerk  genügend  erzeugt,  und  konnten  uns  für 
dieses  Strunkwerk  nicht  interessieren. 


ni  Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre   1897. 

BläiferJiohl,  Winier-Pflnr-k-.  Dieser  Blätterkohl  wurde  ziemlich  hoch,  'ver- 
zweigte sich  während  des  Sommers  strauchartig,  war  schön  kraus  und  dunkel- 
grün wie  unser  gewöhnlicher  Grünkohl,  soll  aber  mehrjährig  sein.  Hierüber 
lässt  sich  erst  im  nächsten  Jahre  ein  Urteil  abgeben.  Die  Folge  des  hier 
Gesagten  ist,  dass  man  nur  die  Blätter  zum  Verbrauch  pflückt. 

WirsinfjkoliL  gohhjelher  MarLf-.  Goldgelb  wie  angekündigt  ist  diese  Art 
Savoyerkohl  in  der  That.  im  Ansehen  sogar  äusserst  schön  und  bestechend, 
wie  unter  den  Salaten  »Rudolphs  Liebling«.  Bei  näherer  Untersuchung  stellt 
sich  aber  heraus,  dass  der  Kohl  sehr  grobrippig  und  strünkig  ist,  wodurch  er 
sehr  an  Wert  verliert. 

Wirsinrjkohl  Rohld.  Krauser ,  graugrüner  Kopf,  ähnlich  dem  Victoria. 
Sonst  nichts  Besonderes  und  nicht  konstant. 

Markerhse  Daisy.  Eine  reichtragende,  runzlige  Markerbse,  welche  hier 
nur  35—40  cm  hoch  wurde  und  ziemlich  grosse  Hülsen  trug.  Die  grosse, 
mehrere  Tage  andauernde  Hitze  hatte  die  Anlage  sehr  dezimiert,  so  dass  es 
scheint,  als  wenn  diese  Erbse  im  Gegensatz  zu  ihren  Stammverwandten  in 
solcher  Lage  empündlicher  ist.  Aussergewöhnliches  konnten  wir  sonst  an 
dieser  JSIeuheit  nicht  wahrnehmen. 

Karotte,  Amsterdamer  halblange  Treib-.  Wer  diese  Mohrrübe  zu  einer  Treib- 
karotte stempelte,  ist  uns  unbekannt.  Soviel  steht  fest,  dass  sie  zu  allem,  nur 
nicht  hierzu  sich  eignet.  Die  Rübe  ist  lang  wie  die  Braunschweig,  etwas  edler 
in  Form,  rot  und  gelb  vermischt.  Im  Wachstum  allerdings  zeitig,  auch  sonst 
nicht  schlecht.     Wer  aber  treibt  eine  lange  Mohrrübe? 

Tomate  all  thc  gear  round.  Rotfrüchtiger  »pomme  d'amour« ,  wie  der 
Franzose  diese  Frucht  nennt,  die  in  Form  und  Farbe  dem  »König  Humbert« 
glich.     Die  reichlich  angesetzten  Früchte  hingen  traubenartig  an  den  Pflanzen. 

Tomate  Mainf-rop  (d.  h.  Haupternte).  Grosse  runde,  schön  rote  Liebes- 
äpfel, mit  denen  wir  uns  befreunden  konnten.  Dieselben  bildeten  Ausstellungs- 
früchte, etwa  wie  »Prinz  von  Neapel«,  und  waren  die  Pflanzen  eher  hoch  als 
niedrig  zu  nennen. 

Tomate  Prinz  Albert  Victor.  War  sehr  gemischt,  so  dass  sich  die  wirkliche 
Sorte  nicht  feststellen  Hess.  Wir  möchten  an  dieser  Stelle  darauf  aufmerksam 
machen,  dass,  wer  sicher  reife  Früchte  an  den  so  beliebten  Tomaten  ziehen 
will,  Stecklinge  von  der  Aussaat  machen  und  diese  nachher  auspflanzen  muss. 
ein  Verfahren,  für  welches  der  Kgl.  Garteninspektor  Perring  die  Priorität 
beanspruchen  darf. 

Bleichsellerie,  goldgelber  mit  rosa  ^Schein,  ist  wie  angegeben. 

Ziviebel,  schicefelgelbe  runde  Zittauer  Biesen-.  Neue  Farbe  dieser  am  meisten 
begehrten,  äusserst  haltbaren  Zwiebel.  Hoffen  wir,  dass  sie  von  eben  solcher 
Dauer  ist  wie  die  alte  gelbe. 

Atriplex  hrdimoides  Q.  Eine  einjährige  Melde  von  kriechendem  Flabitus, 
ohne  Wurzeln  zu  schlagen.  Die  Belaubung  ist  graugrün.  Diese  Pflanze  soll 
wie  A.  semibaccatum  zur  Besamung  von  Steppen  sich  gut  eignen,  also  vielleicht 
für  Südwestafrika  passend.  Die  in  diesem  Jahre  ausgesäeten  Stauden- 
gewächse haben  so  gut  wie  gar  nicht  geblüht,  während  früher  sämtliche 
Perennen  auf  dem  Versuchsfelde  im  ersten  Jahre  schon  in  Blüte  kamen. 

Zum  Schluss  können  wir  nicht  umhin,  nochmals  der  im  Herbst  im  vollsten 
f*lor  befindlichen  ^ister  perennis  grandiflorns  zu  gedenken.     Es   sind  dies  die  vor 


Gewächshäuser  in  Kew.  y^ 


zwei  Jahren  ausgesäeten  französischen  Hybriden.  Die  Blumen  variieren  in 
dem  verschiedensten  Blau,  Purpurn  und  Karminrot  und  haben  einen  Durch- 
messer von  4  cm.  Das  Beet  bildete  Ende  Oktober  eine  Überfülle  von  Binde- 
material. 


Gewächshäuser  in  Kew. 

Von  Max   L  u  d  e  \v  i  g  ,  R.  G.  Windsor. 
^,c:-->  (Hierzu  Abb.    i3.) 

^I^ei  einer  Wanderung  durch  die  herrlichen  Kew-Gardens  bei  London  fallen  dem 
^=9  Beobachter  alsbald  die  zahlreichen,  in  geschmackvollster  Weise  aus- 
geführten Gewächshäuser  ins  Auge,  die  dem  so  ergiebigen  und  kostbaren 
Pflanzenbestand  nicht  nur  ein  behagliches  Heim  bieten,  sondern  gleichzeitig 
dem  Garten  zur  \vahrhaften  Zierde  gereichen,  stets  die  Bewunderung  aller  Be- 
sucher auf  sich  ziehend.  Von  dem  ansehnlichen  Etat  von  25  ooo  £  (ca.  V2Million 
Mark),  der  alljährlich  als  Gesamt-Unterhaltung  zur  Verfügung  steht,  wird  stets 
eine  beträchtliche  Summe  für  Häuserreparaturen  und  kleinere  Neubauten  ver- 
wandt, während  Ausgaben  für  grössere  einer  besonderen  Genehmigung  von 
Seiten  der  Regierung  unterworfen  sind.  Gerade  im  verflossenen  Jahr  sind  auf 
diesem  Gebiet,  dank  dem  so  regen  Interesse  des  Staates  und  der  bis  in  die 
weitesten  Volksschichten  reichenden  Begeisterung  für  den  Gartenbau,  namhafte 
Neuerungen  zu  verzeichnen;  so  in  erster  Linie  die  Erweiterung  des  weithin  be- 
kannten Wintergartens  (Temperate  House).  Im  August  1895  wurde  mit  dem 
Anbau  eines  südlichen  Flügels  begonnen,  im  März  1897  derselbe  vollendet. 
Sich  anschliessend  an  einen  achteckigen,  kleineren  Kuppelbau,  bildet  seine 
Struktur  zu  dem  bedeutend  mächtigeren,  rechteckigen,  bereits  1863  errichteten 
Hauptgebäude  eine  geschmackvolle  Parallele,  unterscheidet  sich  jedoch  vorteil- 
haft von  demselben  durch  nicht  so  massige  Steinpfeiler,  weniger  und  schmälere 
Fenstersprossen  sowie  grössere  Scheiben  von  hellstem  Glas.  Das  Skelet  der 
Überdachung  ist  von  i-Eisen  gebildet,  auf  denen  abnehmbare  Fenster  be- 
festigt sind,  deren  Rahmen,  wie  bei  sämtlichen  Gew^ächshäusern,  aus  Teakholz 
(Tectonia  grandis  L.)  bestehen.  Obwohl  sich  die  Kosten  desselben  auf 
ungefähr  das  Doppelte  als  wie  für  Kiefer  belaufen,  ist  es  jedoch  von  einer 
mindestens  dreifachen  Haltbarkeit.  * 

Die  Länge  unseres  Prachtbaues  beträgt  112  Fuss,  die  Breite  ö2,  seine 
Höhe  38  Fuss,  und  ist  er  zur  Aufnahme  von  Pflanzen  bestimmt,  die  eine  mittlere 
Temperatur  (Minimum  im  Winter  5o"F.,  lo^  C.)  und  vollen  Sonnenschein  verlangen. 
Den  Luftvorrichtungen  ist  als  ein  ebenfalls  wichtiger  Faktor  gleiche  Aufmerksam- 
keit gewidmet. 

Bei  der  Obeiiüftung  haben  wir  es,  wie  bei  den  meisten  Glashäusern,  mit 
einer  sogenannten  »Laternen- Ventilation«  d.  h.  einem  speziellen  Aufsatz  zu  thun, 
dessen  senkrechte  Fenster  bei  geringer  Mühe  vennittelst  Kettenübertragung 
beliebig  w^eit  geöffnet  werden  können,  wobei  die  hereinströmende  Luft  die 
Pflanzen  nicht  direkt  trifft.  Zur  Regelung  allzu  hoher  Temperatur  sind  noch 
zwei  kleinere,  schrägliegende  Klappen  im  »Laternen- Aufsatz«  angebracht.  Die 
Unterlüftung  geschieht  durch  Öffnen  der  Stehfenster.  Durch  die  Mitte  des 
Hauses  läuft  eine  mit  gusseisernem  Gitter  überdeckte  Vertiefung,  in  der  eine 
geringere  Anzahl  von  Heizröhren  untergebracht  ist,  während  der  grössere  Teil 


76 


Gewächshäuser  in  Kew. 


A.  derselben  sich  an  den  Wänden  entlang 

^-^Ä^  zieht.     Eine  Trockenröhre,   die  gleich- 

^;^             |>       TL  zeitig  die  hereinströmende  Luft    leicht 

^^                ^\^^  erwärmt,  ist  im  oberen  Teil  der  Über- 

y^                           ^\^  dachung  angebracht.     An  den  äusserst 

I  schmalen  Stützpfeilern  ranken  die  herr- 
lichsten Schlinggewächse  empor.     Das 

-  ' — • 1 .  Gesamt-Innere  ist  in  Mittel-  und  Seiten- 

Ungefährer  Durchschnitt  des  „Temperate  House"  mit        bpptP        a-^inf^  Cltpllao-^n^       f-inapfpilt 

Andeutung  der  „Lantern-Vcntilation".  Deete        (keine  bteiiagenj       eingeteilt, 

Zeichenerklärung:  skr=schräg  liegende  Klappen,        ZWischen    denen     breite     Wege     führen. 
st  ==  beliebi!^  zu  öffnende  Stehfenster. 

Der  Grund  dieser  Beete  wurde  mit  einer 
ca.  2  Fuss  hohen  Drainage  bedeckt  und  mit  einer  Erdmischung  von  groben 
Rasenstücken  als  Hauptbestandteil,  Flusssand  und.  Kalkabfall,  ca.  3  Fuss  hoch 
angefüllt.  Saugpumpen  dienen  dazu,  das  in  einem  grossen  Behälter  gesammelte 
Kegen-  sowie  erforderliche  Themsewasser   emporzubefördern. 

Bereits  Anfang  April  1897  wurde  unter  der  so  umsichtigen  Leitung  von 
Mr.  W.  Watson  mit  dem  Auspflanzen  begonnen  und  umfasst  die  ganze  Samm- 
lung ca.  500  Spezies,  unter  denen  die  Abteilung  ökonomisch  wichtiger  Pflanzen 
den  Vorrang  erhielt.  Bald  entwickelte  sich  ein  üppiges  Wachstum  und  konnte 
diese  neueste  Errungenschaft  dem  so  zahlreich  herbeiströmenden  Publikum  am 
25.  Juli  übergeben  werden.  Xoch  vor  Abschluss  des  Jahrhunderts  soll  dieser 
Wintergarten  in  seiner  Vollkommenheit  und  Pracht  als  ein  wahres  Musterwerk 
erscheinen,  denn  bereits  ist  der  noch  erforderliche  Nordflügel  in  Angriff  ge- 
nommen und  seine  Vollendung  für  das  Frühjahr  1899  festgesetzt,  so  dass  die 
Gesamtlänge  alsdann  582  Fuss  beträgt  mit  einer  Oberfläche  von  ca.  12/4  acres 
(etwa  2-78  preussische  Morgen  oder  65  a).  Die  Ausführung  dieser  Baulichkeiten  ist 
der  hier  wohlbekannten  Firma  von  Messrs.  Mackenzie  &  Moncur-London  N.W. 
übertragen.  Der  Preis  eines  jeden  der  beiden  Flügel  beläult  sich  auf  ca.  6000  jg, 
sodass  sich  folgende  Summen  ergeben: 

Hauptteil 30  000  ^, 

Südl.  Flügel     ....       6  000    » 

Nördl.  Flügel  ....       6  000    » 

Sa.  42  000  <£  (ca.  840  000  M.). 
Noch  einen  zweiten  Neubau,  ein  kleineres  Sattelhaus,  hatte  Kew  in  1897 
zu  verzeichnen,  das  speziell  der  Kultur  von  Nepenthes  gewidmet  ist,  da  dieser 
Pflanzengattung  bisher  nicht  die  gewünschten  Wachstumsbedingungen  zu  teil 
werden  konnten.  Die  Heizröhren  liegen  auch  hier  in  einer  (mit  gusseisernem 
Gitter  überdeckten)  mittleren  Vertiefung,  deren  Boden,  stark  zementiert,  stets 
mit  Wasser  angefüllt  wird,  welches  die  erste  Röhrenschicht  bedeckt  und  somit 
eine  konstante  Feuchtigkeit  erzeugt.  Bei  diesem  Bau  sowohl  als  bei  dem 
gänzlich  nach  neuesten  Erfahrungen  umgebauten  grösseren  Farnhause  nimmt 
eine  neue  A^erglasungsmethode  mit  Kupfer  unser  besonderes  Interesse  in  An- 
spruch. Dieselbe  ist  ein  Patent  der  Firma  W.  E.  Ren  die  &  Co.-London  S.W. 
und  bezweckt  in  der  Hauptsache  durch  luft-  und  wasserdichten  Abschluss  einem 
Faulen  der  Fenstersprossen  vorzubeugen,  sowie  ein  schnelleres  und  bequemeres 
Reparieren  der  Scheiben  zu  erzielen,  ist  ausserdem  von  grösster  Dauerhaftig- 
keit und  erübrigt  jeglichen  äusseren  Farbenanstrich. 


Gewächshäuser  in  Kew. 


77 


Wie  untenstehende  Abb.  13  uns  lehrt,  sind  die  einzelnen  Sprossen  in  der 
Mitte  ausgehöhlt.  Die  Scheiben  kommen  wie  gewöhnlich  auf  eine  dünne  Schicht 
Kitt  zu  liegen,  werden  dann  durch  Einfügen  einer  gewölbten  Kupferschiene, 
deren  Höhlungen  ebenfalls  mit  Kitt  ausgefüllt  sind,  verbunden  und  die  Schiene 
selbst  durch  eine  Schraube  mit  den  Holzsprossen  befestigt.  Hatte  man  noch 
vor  kurzem  die  Sprossen  stufenförmig,  der  Länge  der  einzelnen  Scheiben  ent- 
sprechend, ausgeschnitten,  was  aufs  genauste  geschehen  musste,  damit  die 
Scheiben  dicht  auf  einander  zu  liegen  kamen,  so  genügt  nach  neuesten  Er- 
fahrungen je  eine  schräg  zulaufende  Kittschicht,  um  das  gleiche  Resultat  zu 
erzielen.      Dadurch    ergiebt     sich     auch     eine     bedeutende     Preisermässigung. 


Abb.    i3.     Verglasung  mit  Kupfer,  nach  W.  E.  Ren  die  &  Co.,  London. 

Gezeichnet  von  Max  Ludewig. 

Zeichenerklärung:   m  =  Messingschraube,  g  =  Glasscheiben,  ks  =  Kupferschiene, 

k  =  Kittfüllung,  ku  =  Kittunterlage,  a  =  Aushöhlung,  h  =  Holzsprosse. 

so  dass  die  Kosten  sich  kaum  auf  die  Hälfte  der  ursprünglichen 
Methode  belaufen.  Bereits  an  den  verschiedensten  Plätzen  hat  diese  Kupfer- 
verglasung  Anwendung  gefunden,  so  in  den  hiesigen  Gärten  auf  einem  Flächen- 
raum von  ca.   10  000  DFuss. 

Bei  einer  allgemeinen  Betrachtung  der  Gewächshäuser  von  Kew-Gardens 
treten  uns  allerseits  infolge  jährlicher  Verbesserungen  recht  vorteilhafte  Ein- 
richtungen entgegen. 

An  Stelle  des  noch  kürzlich  beim  tropischen  Farnhause  angewandten 
grünen  Glases  sind  helle,  1  Fuss  breite  Scheiben  getreten,  die  Kultur  durchaus 
begünstigend.  In  den  heissen  Sommertagen  beschattet  die  Pflanzen  nur  äusserst 
dünne  Leinewand,  die,  nicht  direkt  auf  der  Glasfläche  aufliegend,  ver- 
mittelst einer  einfachen  Rollenvorrichtung  bequem  gehandhabt  wird.  Die 
Wege  sind  entweder  mit  Steinplatten  oder  eingekerbten   Schlackenziegeln  aus- 


78 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


gelegt,  welch  letztere  stets  feucht  gehalten  Averden  können,  ohne  für  den  Ver- 
kehr hinderlich  zu  sein.  Bassins,  wenn  nicht  von  Mauerwerk,  sind  durch 
zusammengeschraubte  Schieferplatten  hergestellt,  die  oft  auch  zur  Einfassung 
von  Beeten  oder  gar  zur  Anfertigung  grösserer  Pflanzenkübel  dienen.  Neben 
den  für  das  Publikum  zugänglichen  Schauhäusern  gehören  zu  jeder  Abteilung 
noch  kleinere  Anzuchthäuser,  die  durch  wohlgepflegte,  immergrüne  Hecken 
abgeschlossen  sind. 

Bedeutende  Geldausgaben  nicht  scheuend,  ist  alles  der  Neuzeit  angepasst, 
und  wird  ein  jeder  Züchter  es  stets  mit  lebhafter  Freude  begrüssen,  wenn  ihm 
bei  seiner  Liebe  zu  seinen  Pfleglingen  als  eine  der  ersten  Bedingungen  gute 
Gewächshäuser  zur  Verfügung  stehen. 

Kew-Gardens  ist  der  passendste  Platz,  wo  nicht  nur  jedem  Gärtner  die 
beste  Gelegenheit  für  derartige  Studien  sich  bietet,,  sondern  auch  dem  Laien  die 
Liebe  für  gärtnerische  Erzeugnisse  tagtäglich  eingeimpft  wird,  und  er  voll  Be- 
wunderung ausruft:  >Jmperial  Kew!« 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Chrysanthemum  6.  J.  Warren. 

Blankenburg  am  Harz.  ii.  Januar  1898. 

Ich  erlaube  mir,  Ihnen  eine  Blume 
von  Chrysanthemum  >'G.  J.  Warren«, 
einem  kanariengelben  Sport  der 
bekannten  Sorte  »Mad.  Carnot«  zu 
übersenden.  Die  Sorte  blüht  spät  und 
die  Blumen  halten  sich  ungemein  lange; 
ich  habe  jetzt  noch  mehrere  schöne 
Blumen,  und  es  giebt  wohl  wenige 
Chrysanthemum,  die  gute  Blumen  bis 
Mitte  Januar  liefern. 

Ich  würde  mich  sehr  freuen,  wenn 
die  Blume  mit  Xamensbezeichnung  auf 
dem  Winterfeste  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  prangen 
dürfte  und  bedaure  nur,  nicht  selbst 
erscheinen  zu  können.  Leider  wird 
die  zarte  gelbe  Färbung  bei  Lampen- 
licht nicht  recht  zur  Geltung  kommen. 
G.  Bornemann. 

Besten  Dank.  Die  Blume  war,  als 
sie  am  12.  Januar  ankam,  sehr 
schön,  leider  aber  infolge  der 
trockenen  Luft  in  der  landwirtschaft- 
lichen Hochschule  am  13.  abends  nicht 
mehr,  so  dass  wir  sie  nicht  mit  auf 
das  Winterfest  zu  nehmen  wagten,  um 
ihrem  Ruf  nicht  zu  schaden.     L.  W. 


Neuheiten  für  1898 
von    F.  C.  Heinemann,    Erfurt. 

Lobelia  erinus  pumila  splendens. 

(Hierzu  Abb.  I4.1 

Es    ist   schon    immer    das  Bestreben 
der  Samenzüchter  gewesen,  eine  Lobelie 


Abb.    14.  Lobelia  erinus  pumila  splendens. 

mit  den  Eigenschaften  der  allbekannten 
Sorte  »Schwabenmädchen«*)  zu  ziehen, 
aber  noch  nie  ist  es  auch  nur  an- 
nähernd geglückt.  Lobelia  pumila 
splendens  dagegen  übertrifft  fast  noch 
dieses  Ziel,  denn  ihre  Blumen  sind 
—  bei  gleich  leuchtend  weissen 
Augen  —  noch  grösser  und  dunkeler 
(dunkelpurpurviolett).  Ihr  Habitus  ist 
gleichmässig  kompakt  und    ihre  Blüh- 


*)  Schwabenmädchen  ist  eine  Sorte,  die  sich 
nur  durch  Stecklinge  vermehren  lässt  und  die 
unter  diesem  Namen  im  Handel  befindliche 
samentragende  \'arietät  ist  mit  einem  Wort 
gesagt  kein  Schwabenmädchen. 


Neue  und  empfehlenswerte  PHanzen. 


'/9 


Abb.  i5.    Viola  tricolor  maxima  „Feenkönigin". 

Willigkeit  unübertrefflich;  in  Teppich- 
beeten ist  sie  deshalb  von  wunder- 
barem Effekt. 

Viola  tricolor  maxima  „Feenkönigin". 

(Hierzu  Abb.   is-) 

Von  allen  o;rossblumigen  Stief- 
mütterchen zeichnet  sich  diese  Sorte 
durch   ihre    doppelte    Verwendbarkeit 


aus.  Denn  sowohl  in  Teppichbeeten, 
wo  sie  wunderbar  wirkt,  als  auch  in 
Einzelpflanzungen  ist  sie  gleich  schön. 
Mit  dem  reizenden  Himmelblau  von 
»Feenkönigin«  lassen  sich  in  Teppich- 
beeten die  effektvollsten  Farben- 
kontraste erzielen,  anderseits  aber  ist 
die  mit  einem  feinen  silberweissen 
Rand  gezeichnete  Blume,  in  der  Nähe 
gesehen,  eine-  der  lieblich-schönsten 
des  ganzen  Sortiments. 

Myosotis  alpestris  stricta  coelestina. 

iHierzii  Abb.  lö.i 

Ein  durch  seinen  ganz  aparten  Wuchs 
auffallendes  Vergissmeinnicht.  Alle  die 
vielen  Zweige,  aus  denen  die  Pflanze 
besteht,  gehen  dicht  nebeneinander  ge- 
stellt kerzengerade  in  die  Höhe,  ohne, 
wie  bei  anderen  Sorten,  nach  den 
Seiten  auszubiegen.  Durch  diesen  ge- 
drängten Stand  der  Zweige  gleicht  eine 
jede  Pflanze  einer  kleinen  Säule,  ein 
Wuchs,  der  diese  Sorte  vornehmlich 
passend  macht  zum  Einpflanzen  in 
Töpfe  für  den  Marktverkauf,  zur  Be- 
nutzung als  Einfassungsblume  oder  zu 
anderen  ähnlichen  Zwecken. 

Das  wunderschöneHimmelblau  dieses 
blütenreichen  Vergissmeinnicht  macht 
es  besonders  wertvoll. 


Abb.  i6. 

Myosotis  alpestris  stricta  coelestina. 

Himmelblaues  Säulenvergissmeinnicht. 


Abb.   17. 
Gloxinia  hybrida   crassifolia   „Königin  Victoria' 


8o 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Gloxinia  hybrida  crassifolia  „Königin  Victoria". 

(Hierzu  Abb.  17.) 

Diese  Sorte  repräsentiert  die  einzige 
und  beste  weisse  Gloxinie,  die  in  jeder 
Beziehung  als  eine  Marktptlanze  ersten 
Ranges  gelten  kann,  und  keine  andere 
weisse  Varietät  kann  ihr  an  die  Seite 
gestellt  werden.  Ihr  Wuchs  ist  kräftig 
und  gedrungen,  ihre  Blätter  klein  und 
stets  gesund  und  ihre  atlasweissen 
Blumen  erscheinen  in  üppiger  Fülle 
aufrechtstehend  über  der  saftiggrünen 
echten  »crassifolia« -Belaubung.  Von 
allen  Gloxinien  meiner  umfangreichen 
Kulturen  ist  sie  am  leichtesten  zu 
kultivieren,  ist  stets  gesund  und  gleich- 
zeitig der  willigste  Blüher. 

Salpiglossis  variabilis  superbissima. 

(Hierzu  Abb.  18.) 

Die  Salpiglossen  gehören  zu  den 
beliebtesten  Sommergewächsen  und 
verdanken  dies  ihrer  leichten  Kultur, 
ihren  prachtvollen  orchideenartig 
schönen  Blumen  und  ihrem,  den  ganzen 
Sommer  hindurch  dauernden  Flor. 
Meine  Neuheit  unterscheidet  sich  ganz 
wesentlich  und  auffallend,  in  der  Nähe 
als  in  der  Ferne  gesehen,  von  den 
übrigen  Sorten  durch  ihren  Habitus 
und  ihre  Blumen.  Sie  bildet  nur  einen 
einzigen  kräftigen  Mittelstamm,  oft  bis 
fingerdick  werdend,  der,  so  zu  sagen, 
auf  seiner  Spitze  ein  Bouquet  wunder- 
schöner Blumen  trägt.  Die  Blüten  sind 
alle  prachtvoll  gezeichnet  mit  einer 
goldigen  Aderung,  sind  bei  weitem 
grossblumiger  als  die  alte»grandiflora«- 
Sorte  und  unterscheiden  sich  von 
dieser  in  gleicher  Weise,  wie  eine 
>^superbissima« -Petunie  von  der  ge- 
wöhnlichen. Der  Schlund  ist  weit 
geöffnet  und  kurz,  und  die  Ein- 
buchtungen der  Blumen  sind  nicht  so 
tief  wie  bei  der  alten  Sorte,  wodurch 
sie  abgerundeter  wird. 

Begonia  liybrida  gigantea  „Mammutli", 

Blüten,  Blätter  und  der  ganze  Bau 
der  Pflanze  überhaupt  sind  von  so 
riesigen  Formen,  wie  sie  im  ganzen 
Begonien-Sortiment  bis  jetzt  nicht  ge- 
kannt waren.  Namentlich  aber  si^nd 
es  die  scharlachroten  Blumen,  die  in 
ihrer  Grösse  und  dabei  schön  ab- 
gerundeten Form  als  das  Non  plus 
ultra  einer  Begonienblüte  zu  bezeichnen 
sind.  Durch  ihren  prachtvollen  Wuchs 
und  ihren  Blütenreichtum  dazu  ist  diese 


Abb.    18.     Salpiglossis  variabilis 
superbissima. 

leuchtende  Varietät  zur  Freilandkultur 
als  ganz  besonders  geeignet  zu  be- 
zeichnen. 

Viscaria  oculata  brunnea. 

Die  Viscarien  sind  danlvbare,  leicht 
zu  kultivierende  Sommergewächse,  die 
sowohl  bei  Freilandaussaat,  wie  auch 
bei  Vorkultur  mit  darauffolgendem 
Verpflanzen  üppig  gedeihen  und  freudig 
blühen.  Deshalb  ist  die  Neueinführung 
einer  so  originellen  Farbe  wie  »blut- 
braun« zu  den  bisher  wenig  vor- 
handenen eine  um  so  erwünschtere, 
als  man  dadurch  die  Farbenmischung 
dieses  Sommergewächses  bedeutend 
heben  und  verbessern  kann. 


Kleinere  Mitteilungen. 


8i 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Schreber-Gärten  in  Leipzig, 

Auf  Seite  31  der  Gartenflora  sind 
die  kleinen  Volksgärten  in  Leipzig 
»Scheffler-Gärten-<  genannt  worden. 
Sie  heissen  jedoch  »Schreber-Gärten«, 
jedenfalls  nach  ihrem  ersten  Grijnder 
>Schreber«.  Dieselben  ziehen  sich 
kolonieweise  um  ganz  Leipzig  und  die 
Vororte,  ihre  Zahl  geht  in  die  Tausende! 
Diese  Kolonieen  bilden  für  sich  wieder 
\'ereine,  »Schreber  -  Vereine«.  Sie 
arrangieren  ihre  Gartenbau  -  Aus- 
stellungen, Volks-  und  Kinderfeste  und 
im  Winter  gesellige  Abende  mit  Vor- 
trägen über  Gartenbau  etc.  Ich  glaube, 
dass  es  keine  zweite  Stadt  in  Deutsch- 
land giebt,  in  welcher  diese  kleinen 
Privat-Volksgärten  so  beliebt  und  im 
Schwünge  sind  wie  in  Leipzig. 

M  0  n  k  e  m  e  y  e  r, 


Die  Dekorationen  des  Herrn  Janicki 
in  der  Hedwigs-  und  in  der  Petrikirche. 

Am  2 8. Dezember  hatte  Herr  Janicki 
die  Mitglieder  des  neu  gebildeten 
Dekorationsausschusses  eingeladen,  die 
von  ihm  gestellte  Trauerdekoration 
bei  der  Gedächtnisfeier  für  die  ver- 
storbene Fürstin  von  Hohenlohe  in 
der  katholischen  Hedwigskirche  an- 
zusehen. Am  14.  Januar  hatte  Herr 
Janicki  die  Trauerdekoration  in  der 
Petrikirche  bei  der  Leichenfeier  für 
den  verstorbenen  Herrn  Rudolph 
Hertzog  ausgeführt.  Die  letztere 
Dekoration  war  eine  bedeutend  gross- 
artigere und  auch  der  Raum,  über 
welchen  sich  Herr  Janicki  ausdehnen 
konnte,  ein  viel  grösserer.  Sie  er- 
streckte sich  hauptsächlich  auf  den 
hohen  Chor,  und  bis  hinauf  an  die  drei 
schönen  Glastenster,  welche  die  Geburt 
Christi,  die  Auferstehung  und  die  Aus- 
giessung  des  Heiligen  Geistes  darstellen, 
ragten  die  hohen  Dracaena  australis 
und  D.  nutans  wie  die  mächtigen 
Palmen  ,  dabei  aber  so  geschickt 
gestellt,  dass  die  Gestalten  Christi, 
Petri  und  Johannis  sich  wirkungs- 
voll aus  der  dunklen  Um- 
rahmung abhoben.  Zu  den  Füssen 
dieser  Altardekoration  seitlich  standen 
niedere  Palmen,  Kentien,  Howea  etc., 
auch  Kirschlorbeer  und  anderes  Grün, 
untermischt    mit    blühenden    Pflanzen: 


Flieder,  Azaleen  etc.  Der  kostbare 
Sarg  hatte  im  Schiff  der  Kirche  vor 
dem  Altar  Platz  erhalten  und  war  fast 
verdeckt  von  einer  Fülle  von  schönen 
Kränzen,  unter  denen  namentlich  ein 
Kranz  aus  Cypripedium  insigne  uns 
auffiel. 

Doch  dies  war  nur  der  kleinste  Teil 
der  Kränze  und  Gewinde,  nur  die  der 
nächsten  Verwandten,  alle  übrigen 
300  Kränze  nebst  den  200  kostbaren 
Palmenwedeln  lagen  auf  langen  Tischen 
im  Flofe  des  Hauses  Hertzog,  und  ge- 
währte es  ein  grosses  Interesse,  die 
verschiedene  Form  der  Gebilde  aus 
den  verschiedenen  Gegenden  zu  sehen. 
Diese  stammten  meistens  von  den 
Lieferanten  des  Hauses  Hertzog  und 
war  es  geradezu  charakteristisch,  dass 
fast  alle  Lieferanten  aus  dem  König- 
reich Sachsen  riesige  Wedel  von 
Livistona  chinensis  (Latania  borbonica) 
gesandt  hatten.  Es  muss  in  Sachsen 
eine  grosse  Menge  alter  Livistonen 
geben,  die  nur  für  den  Schnitt  kultiviert 
werden.  In  Sachsen  sind's  also  wirk- 
liche Palmenwedel,  während  man  bei 
uns  bekanntlich  mehr  Cycaswedel  ver- 
i  wendet.  Orchideen,  Rosen,  Weiden- 
kätzchen, die  jetzt  als  Zeichen  der 
Auferstehung  oder  des  kommenden 
Frühlings  gern  genommen  werden, 
waren  auch  in  den  Bindereien  ver- 
treten. Herr  Janicki  selbst  hatte 
einen  mächtigen  Wedel  von  Ence- 
phalartos  villosus,  gleichfalls,  eine 
Cycadee,  geschmückt  mit  Flieder  und 
Marschall  -  Nielrosen,  gestiftet.  Sehr 
schön  war  ein  Livistona-Wedel  mit 
6  Cycas  revoluta-Blättern,  darauf  Rosen 
und  Chrysanthemum.  Ganz  originell 
war  ein  Arrangement  aus  3  Cycas  in 
der  Mitte  und  je  1  Livistona  seitlich. 
Der  Verein  ehemaliger  Zieten-Husaren 
spendete  einen  mächtigenLorbeerkranz, 
der  Verein  ehemaliger  Gardedragoner 
einen  modernen  Kranz.  Alleßindereien, 
fast  ohne  Ausnahme,  waren  höchst 
geschmackvoll. 


Rosa  turbinata. 

Am  22.  Juni  1897  schickte  uns  Herr 
Hofgärtner  Richter -Wörlitz  Zweige 
einer  Rose,  welche  nach  Plerrn 
C.  Mathieu  Rosa  turbinata  sein  dürfte. 


82 


Litteratur. 


Dem  kurzen  Bericht  in  »Gartenflora« 
1897  S.  369  lassen  wir,  um  die  Auf- 
merksamkeit mehr  auf  diese  Rose  zu 
lenken,  jetzt  das  ganze  Schreiben  des 
Herrn  Richter  folgen: 

»Erlaube  mir,  Ihnen  einige  Zweige 
einer  guten  Landrose  zu  schicken, 
welche  seit  langen  Jahren  im  hiesigen 
Garten  zu  beiden  Seiten  eines  breiten 
P'ahrweges  angepflanzt  ist.  In  Säulen- 
pyramidenform  gezogen,  2,60  bis  2,70m 
hoch,  von  unten  bis  oben  mit  Blüten 
übersäet,  gewähren  die  Exemplare 
einen  herrlichen  Anblick,  auch  ver- 
sagen sie  in  der  Blüte  in  keinem  Jahre. 


denn  die  kältesten  Winter  und  heissesten 
Sommer  thun  ihnen  keinen  Schaden. 
Auch  bedürfen  sie  keiner  weiteren 
Pflege,  als  dass  im  Frühjahr  die  Triebe, 
je  nach  Bedarf,  zurückgeschnitten  oder 
ihnen  ein  neues  Band  oder  ein  neuer 
Pfahl  gegeben  werden  muss.  Durch  Aus- 
läufer, die  indessen  nicht  lästig  fallen, 
ist  die  Rose  leicht  zu  vermehren;  sie 
ist  im  harten  Fahrweg  ebenso  hoch 
und  schön  wie  auf  der  anderen  Seite 
im  gegrabenen  Beete,  wo  sie  doch 
noch  den  Vorteil  der  alljährlichen 
Düngung  geniesst.      Ed.  Richter, 

Herzogl.  Hofgärtner.t 


Litteratur. 


Die  Nadelhölzer,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  in  Mitteleuropa 
winterharten  Arten,  von  Dr.  Carl 
Freiherr  v^on  Tubeuf,  Privatdozent 
an  der  Universität  München,  mit  100 
nach  der  Natur  aufgenommenen 
Originalbildern.  Stuttgart,  ^^erlag  von 
Eugen  Ulmer.     1897. 

Verfasser  hat  sein  Buch  geschrieben, 
um  dem  Mangel  an  kleineren,  als 
Taschenbücher  benutzbaren  Werkchen 
über  Coniferen  abzuhelfen. 

In  gedrängter  Kürze  giebt  derselbe 
alles  Wissenswerte,  indem  er  in  um- 
fassendster Weise  die  vorhandene 
Litteratur  benutzt.  Beachtenswert  sind 
nähere  Angaben  über  Samen  und  Keim- 
pflanzen, mit  deren  Studium  Verfasser 
sich  eingehend  beschäftigt  hat. 

Die  Gattungen  werden  unter  Be- 
nutzung der  in  Engler  und  Prantl's 
natürlichen  Pflanzenfamilien  gegebenen 
Übersicht  zusammengestellt.  Inbetreff 
der  Nomen clatur  schliesst  sich  Ver- 
fasser der  allgemein  eingebürgerten 
»einheitlichen  Coniferen  -  Be- 
nennung« an  und  mit  Rücksicht 
darauf  ist  im  allgemeinen  auf  die  An- 
gabe der  Synonymen  verzichtet  worden. 

Auf  einige  Abweichungen  und  kleine 
Ungenauigkeiten  mag  hier  hingewiesen 
sein. 

So  schreibt  Verfasser:  Larix  japonica 
(Alaxim.)  (syn.  L.  dahurica  japonica 
Maxim,  und  L.  kurilensis  Mayr.). 

Indem  derselbe  die  vom  ursprüng- 
lichen Autor  Maximowicz   als  Varietät 


der  dahurischen  Lärche,  also  als 
dahurisch -japanische  L. betrachtete, 
von  Mayr  als  Kurilenlärche,  also  als 
besondere  Art  angesehene  L.,  wiederum 
als  besondere  Art  L.  japonica  Tubeuf 
aufführt,  wird  dieser  Name  zum  dritten 
Mal  angewendet,  denn  L.  leptolepis 
Gord.  ist  Syn.  L.  japonica  Carr.  und 
L.  leptolepis  ß  Murrayana  Maxim, 
ist  Syn.  L.  japonica  Murr.,  die  in  allen 
Teilen  kleinere  Gebirgsform  der  japa- 
nischen Lärche  L.  leptolepis.  vSolche 
Benennung  ist  somit  nicht  gerechtfertigt, 
giebt  nur  zu  Verwechslungen  Anlass 
und  darf  daher  keine  Annahme 
finden  im  Interesse  der  so  mühsam 
errungenen  einheitlichen  Be- 
nennung. — 

Von  den  Larix-Arten  muss  es 
heissen:  es  entfallen  zwei  auf  das 
westliche  Nordamerika,  nämlich: 
L.  occidentalis  und  L.  Lyalli;  eine 
auf  das  östliche  Nordamerika  näm- 
lich: L.  americana  Mchx.;  fünf  auf 
Asien,  nämlich:  L.  Grilfi.thi,  L.  sibirica. 
L.  dahurica,  L.  leptolepis  und  die  neu 
entdeckte  L.  chinensis;  betrachtet  man 
die  dahurisch-japanische  Lärche  als 
besondere  Art  (was  nicht  gerechtfertigt 
erscheint),  so  wären  es  sechs.  In 
Europa  giebt  es  nur  eine  Lärche 
L.  europaea.  Als  üppig  wachsender, 
auch  für  Deutschland  Erfolg  ver- 
sprechender Waldbaum  dürfte  auch 
L.  sibirica  Ledeb.  hinzuzufügen  sein. 

Zu  Pinus  Laricio  monspeiiensis 
gehört    nicht    P.    pyrenaica    La^D.    als 


Litteratur. 


13 


Syn.  feine  stete  Verwechslung),  sondern 
P.  Lai'icio  pyrenaica  Gren.  et  Godi". ; 
es  ist  dies  wohl  nur  versehentlich  ge- 
schehen, da  Verfasser  die  Pyrenäen- 
kiefer, die  nächste  Verwandte  der 
Aleppokiefer,  besonders  beschreibt. 

Die  Bemerkung  von  den  »Spalt- 
öffnungen tragenden  morpho- 
logischen Xadeloberseiten«  ge- 
hört nicht  zu  Picea  Alcockiana  Carr., 
sondern  zu  den  Fichten  der  Sektion 
Omorica  mit  flachen,  tannenähnlichen 
Nadeln:  Picea  Omorica,  P.  ajanensis 
mit  hondoensis  und  P.  sitchensis. 

Picea  Alcockiana  Carr.  ui>d  P.  Glehni 
sind  durch  vierkantige  Nadeln 
durchaus  von  Genannten  verschieden. 
Auch  die  Abbildung  23  ist,  der  Be- 
schreibung nach  und  soweit  erkennbar, 
nicht  P.  Alcockiana  Carr.,  sondern 
P.  Alcockiana  der  meisten  Gärten,  also 
P.  ajanensis  Fisch,  resp.  P.  hondoensis 
Mayr. 

Picea  rubra  Lk.  ist  eine  von 
P.  nigra  Lk.  grundverschiedene,  viel 
verkannte  Art.  wie  Referent  dies  in 
seinem  Handbuch  der  Nadelholz- 
kunde nachgewiesen  und  neuerdings 
in  den  dendrologischen  Mitteilungen 
1896,  Seite  60,  wieder  erwähnt  hat.  Bei 
Abies  brachyphylla  Maxim.  =  Ab. 
homolepis  Sieb,  ist  zu  erwähnen,  dass 
sie  für  alle  Lagen  Deutschlands 
völlig  winterhart,  als  herrliche 
dekorative  Tanne,  gegenüber  der  zärt- 
lichen Ab.  lirma,  zu  empfehlen  ist, 

Abies  Veitchi  steht  nicht  A,  homo- 
lepis nahe,  wie  angegeben,  sondern 
wird  oft  in  Kultur  mit  dieser  ver- 
wechselt. Sie  schliesst  sich  mit  der 
sehr  nahe  verwandten  Sachalintanne 
am  nächsten  der  Ab.  sibirica  Ledeb.  an. 

Ab.  brachyphylla,  A.  umbilicata  und 
A.  Mariesi  sind  dagegen  sehr  nahe 
verwandt  und  in  der  Jugend  sehr 
schwer  von  einander  zu  unterscheiden. 

Die  Gattung  Glyptostrobus  Endl.  be- 
hält Verfasser  bei,  obgleich  zahlreiche 
Autoren  sie  nicht  für  berechtigt  halten. 

Jedenfalls  ist  die  eine  vom  Ver- 
fasser genannte  Art:  G.  pendulus  Endl. 
längst  als  Taxodium  distichum 
pendulum  (T.  sinense  oder  sinense 
pendulum)  richtig  gestellt  worden 
und  in  deutschen  Gärten  im  freien 
Lande    viel    vertreten.     Auch    G.  hete- 


rophyllus  Endl.  wird  jedenfalls  richtiger 
als  Taxodium  heterophyllum 
Brongn.  bezeichnet. 

Alles  Material  was  Referent  zu  sehen 
Gelegenheit  hatte,  lässt  die  Ver- 
kümmerung aller  Teile  besonders 
auch  der  Zapfen ,  mit  zum  grössten 
Teil  unfruchtbaren,  daher  flachen,  lang- 
gestreckten Schuppen,  nicht  verkennen 
und  trägt  so  recht  den  Charakter 
einer  chinesischen  K  u  1 1  u  r  -  Z  w  e  r  g- 
form.  Die  weiblichen  Blüten  sind  ganz 
wie  bei  einigen  Varietäten  von  Taxodium 
distichum  und  männliche  Blüten  sind 
bisher  nicht  bekannt.  Die  Zapfen, 
welche  ich  sah,  waren  gut  erhalten 
und  bei  der  Reife  nicht  zerfallen, 
welcher  Umstand  meist  angegeben  und 
zur  Begründung  einer  besonderen 
Gattung  verwertet  wird.  Auch  diese 
Art  befindet  sich  selten  echt,  vielfach 
mit  Kulturformen  von  Taxodium 
distichum  verwechselt,  in  Kultur. 

Was  die  Illustrationen  im  Werkchen 
anbelangt,  so  treten  manche  recht  scharf 
hervor  und  geben  den  Charakter  der 
Arten  gut  wieder,  tragen  daher  wesent- 
lich zum  besseren  Erkennen  derselben 
bei.  In  manchen  Fällen  aber  ist  es 
nicht  möglich,  danach  mit  Sicherheit 
die  Art  zu  bestimmen,  das  gilt  zumal 
von  den  verkleinert  wiedergegebenen 
Zweigen  von  Picea  und  Abies.  So  er- 
scheinen z,  B.  die  Zapfen  von  Picea 
alba  Lk.  durch  die  Wiedergabe  so  un- 
verhältnismässig lang,  dass  der  Kenner 
darunter  P.  excelsa  Lk.  vermuten 
könnte. 

Scharfe  Unterschiede  sind  schon 
bei  natürlicher  Grösse  schwer  wieder- 
zugeben, geschweige  denn  bei  Ver- 
kleinerungen, zumal  bei  Zweigen  ohne 
Zapfen,  wo  es  geradezu  zur  Unmöglich- 
keit wird,  trotz  des  grössten  Fleisses, 
welcher  auf  die  Herstellung  verwendet 
wird. 

So  möge  denn  das  vom  Verleger 
schön  ausgestattete  Werkchen,  welches 
im  Auszuge  das  Wissenswerte  kurz  zu- 
sammenfasst,  Coniferenfreunden  em- 
pfohlen sein.  Dieselben  werden  das- 
selbe, durch  die  Abbildungen  unter- 
stützt, mit  Nutzen  gebrauchen,  um  sich 
einen  allgemeinen  Überblick  über  die 
schönen  Coniferen  zu  verschaffen. 

L.  Beissner. 


84 


Unterrichtswesen. 


Unterrichtswesen. 


Kursus  über  Untersuchung  und  Behandlung  der 
Obstweine. 

An  der  Königl.  Lehranstalt  für  Obst-, 
Wein-  und  Gartenbau  zu  Geisenheim 
a.  Rhein  findet  in  der  Zeit  vom 
16.  Februar  bis  5.  März  d.  J.  ein 
Kursus  über  Untersuchung  und  Be- 
handlung der  Obstweine  statt,  welcher 
speziell  die  chemischen  Grundlagen 
der  Herstellung  und  Kellerbehandlung 
derselben,  sowie  die  Herstellung  von 
Obstschaumweinen  behandeln  wird. 
Nähere  Auskunft  erteilt  die  Direktion 
der  genannten  Anstalt. 


I. 


Lehrgang  für  Obstbau  an  der  Grossherzoglichen 
Obstbauschule  und  Landwirtschaftlichen  Winter- 
schule zu  Friedberg  in  Hessen  1898. 

Ordentlicher  Lehrgang.  Dauer 
vom  20.  März  bis  1.  Oktober.  Im 
Juni  sind  Ferien. 

Die  aufzunehmenden  Schüler 
müssen  ein  Alter  von  mindestens 
16  Jahren  haben. 

Die  Lehrfächer  sind:  1.  Agrikultur- 
Chemie,  Bodenkunde  und  Dünger- 
lehre. 2.  Botanik  (Morphologie, 
Anatomie  und  Physiologie  des  Obst- 
baumes). 3.  Zoologie  (die  tierischen 
Schädlinge  und  Nützlinge  des  Obst- 
baumes). 4.  Obstbau  und  Obst- 
verwertung. 5.  Wirtschaftslehre. 
6.  Buchführung.  7.  Deutsche  Sprache. 
S.Rechnen,  g.  Zeichnen.  10.  Übungen 
im  chemischen  und  botanisch-physio- 
logischen Laboratorium.  11.  Übungen 
im  Obstbau. 

Honorar  für  Flessen  30  M.,  für 
Xichthessen  50  M. 
A  u  s  s  e  r  o  r  d  e  n  1 1  i  c  h  e  r  L  e  li  r  g  a  n  g. 
a.  Kursus  für  Baum-  und  Strassen- 
wärter.  Beginn  am  14.  März.  Dauer 
10  Wochen,  und  zwar  7  Wochen 
im  Frühjahr,  2  Wochen  im  Sommer, 
1  Woche  im  Herbste.  Die  Teil- 
nehmer müssen  ein  Alter  von 
mindestens  i6  Jahren  haben.  Theo- 
retischer Unterricht  von  10  — 12; 
Übungen  in  Obstbau  und  prak- 
tischem Arbeiten  von  7  — 10  und 
3 — 6  Uhr  täglich. 

Ilonorar  20  M.  für  Private  und 
Xichthessen ;  Schüler  aus  Flessen, 
welche     sich     zu     berufsmässigen 


;i 


Baumwärtern    ausbilden    und   von 
Landwirtschaftlichen  Bezirks- 

vereinen, Gemeinden  etc.  geschickt 
werden,  sind  honorarfrei. 

b.  Repetitionskursus  für  Baum-  und 
Strassenwärter.  Dauer  vom  18.  bis 
33.  April.  Für  Baum-  und  Strassen- 
wärter, welche  schon  einen  Kursus 
im  Obstbau  besucht  oder  längere 
Praxis  haben.  10  Teilnehmer  aus 
Oberhessen  erhalten  vom  Ober- 
hessisefeen  Obstbauverein  eine 
Reisevergütung  von  10  M.  und 
können  nach  bestandener  Schluss- 
prüfung den  Titel  »Vereinsbaum- 
wart  des  Oberhessischen  Obstbau- 
vereins«  erhalten.  Für  berufs- 
mässige Baum-  und  Strassenwärter 
ist  der  Kursus  honorarfrei.  Für 
Private  und  Xichthessen  beträgt 
das  Honorar  10  M. 

c.  Obstbaukursus  für  Geistliche, 
Lehrer  und  sonstige  Freunde  des 
Obstbaues.  Dauer  14  Tage.  I.  Teil 
vom  25.  bis  30.  April.  IL  Teil  im 
Sommer  nach  Übereinkunft  mit 
den  Teilnehmern. 

Honorar  für    Hessen  10  AI.,    für 
Xichthessen   15  AI. 

d.  Kursus  für  die  Kandidaten  des 
Prediger  -  Seminars  und  Freunde 
des  Obstbaues  aus  Friedberg  und 
Umgebung.  Dauer  vom  13.  Mai 
bis  EndeAugust.  Vorträge  Freitag 
von  5  —  7  abends;  Übungen  im 
Obstbau  Samstag  Vormittag  und 
Alontag  Nachrnittag.  Honorar  für 
Hessen  10  M.,  für  Xichthessen 
15  M. 

e.  Obstverwertungskursus  für  Frauen. 
Vom  12  — 15.  September.  Honorar 
lo  M.  für  Teilnehmerinnen  aus 
Hessen,  sonst  15  M. 

f.  Obstverwertungskursus  für  Männer. 
Vom  19. — 22.  September. 

Honorar  für    Hessen    10  M..  für 
Xichthessen   15  M. 
Der  Unterrichtsplan  und  die  näheren 
Bestimmungen  sind  durch  die  Direktion 
der  Anstalt  zu  erhalten. 

Grossherzogliche  Direivtion 

d.  Obstbauschule  u.  Landwirtsch. Winterschule: 

Dr.  von  Peter. 


Aus  den  Vereinen. 


Aus  den  Vereinen. 


Verein  der  Kakteenfreunde. 

Im  Verein  der  Kakteenfreunde  ist 
leider  ein  Zwist  ausgebrochen.  Die 
Herren  Emil  He  ese  -  Gross-Lichter- 
felde,  H.  Hildmann  -  Birkenwerder, 
Rud.  Meyer-Charlottenburg,  Hofmaler 
Reinke  -  Neu-Strelitz  und  Ludwig 
Urban -Berlin  versenden  einen  ge- 
druckten Protest  gegen  die  Kakteen- 
Neubenennungeo  des  Herrn  Professor 
Dr.  Karl  Schumann,  Kustos  am 
Königl.  Botanischen  Museum  in  Berlin, 
Vorsitzenden  des  Vereins  der  Kakteen- 
freunde, und  Plerr  E.  Heese  veröffent- 
licht ausserdem  noch  eine  Berichtigung, 
dass  er  nicht,  wie  Herr  Professor 
Schumann  im  Novemberheft  der 
»Monatsschrift  für  Kakteenkunde«  in 
einer  »Erklärung«  gesagt,  eineAgitation 
gegen  ihn  geleitet  habe,  sondern  dass 
die  oben  Genannten  nur  einen  Protest 
gegen  die  Umbenennung  alteingeführter 
Namen  veröffentlicht  hätten.  Sie  ver- 
langten nur,  was  für  die  Beamten  des 
Botanischen  Museums  Regel:  dass  auch 
bei  den  Kakteen  das  Prinzip  der 
strengen  Priorität  falle;  dass  Namen, 
welche  seit  50  Jahren  und  mehr  ge- 
bräuchlich seien,  beibehalten  werden, 
sowie  Wiederherstellung  des  Salm- 
D  y  c  k  sehen  Systems.  —  Aber  die 
Wissenschaft  lässt  sich  doch  nicht  auf- 
halten. 

Jahresbericht    des    Deutschen    Gärtnervereins 
in  London. 

Abgesehen  von  den  grossenSchwierig- 
keiten,  mit  denen  unser  Verein  zu 
kämpfen  hat,  kann  das  vergangene 
Jahr  immerhin  als  ziemlich  zufrieden- 
stellend bezeichnet  werden. 

Die  22  abgehaltenen  Sitzungen,  dar- 
unter 2  ordentliche  Generalversamm- 
lungen, waren  durchschnittlich  von 
12  Mitgliedern  und  3  Gästen  besucht; 
letztere  waren  Berufsgenossen  ver- 
schiedener Nationen. 

Die  gesamte  Mitgliederzahl  belief 
sich  auf  25,  von  denen  im  Laufe  des 
Jahres  8  ausschieden,  da  sie  England 
verliessen. 

Die  Versammlungen  gestalteten  sich 
im  grossen  Ganzen  sehr  mannigfaltig 
und    lehrreich.      Ausser    interessanten 


Vorträgen,  Referaten  aus  in-  und  aus- 
ländischen Zeitschriften,  Reise-  und 
Ausstellungsberichten,  fanden  die  zahl- 
reich ausgelegten,  zum  Teil  sehr  wert- 
vollen und  neuen  Blumen  ^eine 
eingehende  Besprechung,  ebenso 
wurden  die  im  Fragekasten  auf- 
geworfenen 59  fachlichen  Fragen 
meistens  zur  Zufriedenheit  der  Herren 
Fragesteller  beantwortet. 

An  Zeitschriften  wurden,  bezw.  wer- 
den wieder  gehalten:  die  Gartenflora, 
Gartenwelt,  MöUer's  Deutsche  Gärtner- 
zeitung, Allgemeine  Deutsche  Gärtner- 
zeitung, Revue  Horticole  undGardener's 
Chronicle,  während  die  Zeitschrift  für 
Gartenbau  und  Gartenkunst,  der 
Schweizerische  Gartenbau  und  The 
Garden  von  Mitgliedern  ausgelegt 
wurden.  Ausserdem  enthält  auch  die 
Vereinsbibliothek  bessere  fachwissen- 
schaftliche Werke,  die  den  Mitgliedern 
zur  freien  Verfügung  stehen. 

Der  übliche  Sommerausflug  wurde 
im  Juni  nach  dem  bekannten  Epping 
Forest  unternommen  und  bot  sehr  viel 
des  Interessanten.  Am  6.  November 
wurde  das  20.  Stiftungsfest  unter  zahl- 
reicher Beteiligung  durch  ein  Fest- 
mahl gefeiert. 

Der  derzeitige  Vorstand  setzt  sich 
zusammen  aus  den  Herren:  G.  Gensch 
als  1.  Vorsitzender,  A.  Sturm  als 
2.  ^'orsitzender,  E.  Kapphan  als 
Schriftführer,  A.  Trebst  als  Stell- 
vertreter, P.  Schüller  als  Kassen- 
verwalter, E.  Elze  als  Stellvertreter. 
P.  Filisch  als  Bücherverwalter, 
A.  Funck  als  Stellvertreter. 

Die  Sitzungen  linden  am  ersten  und 
dritten  Sonnabend  im  Monat,  noch  wie 
früher,  in  Wedde's  Hotel,  12.  Greek 
Street,  Soho,  London,  W.C.,  statt  und 
beliebe  man  Briefe  etc.  nach  dorthin 
zu  adressieren. 

Der  Zweck  des  Vereins  ist,  für  hier 
beschäftigte  deutsche  Gärtner  einen 
Sammel-  und  Stützpunkt  zu  bilden 
und  denjenigen  Collegen,  die  beabsich- 
tigen, nach  England  zu  kommen,  Aus- 
kunft über  die  hiesigen  Verhältnisse 
zu  erteilen,  sowie  durch  Angabe  von 
Adressen  etc,  beim  Stellensuchen  be- 
hilflich zu  sein. 


86 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Preisverzeichnisse. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Gent.  16.  bis  24.  April  (nicht 
18.  bis  27.  April).  14.  internationale 
Ausstellung  der  Societe  royale  d'agri- 
culture  et  de  botanique.  Graf  de 
Germiny,  der  grosse  französische 
Orchideenliebhaber,  hat  einen  Preis 
von  500  Frcs.  gestiftet  lür  100  der 
schönsten  Orchideen.  Graf  Charles 
deKerchove  deDenterghem,  ehe- 
maliger Präsident  der  Gesellschaft,  hat 
gleichfalls  einen  Preis  von  500  Frcs. 
ausgesetzt  und  zwar  für  die  beste 
Sammlung  von  100  ein-  oder  zwei- 
jährigen Pflanzen  des  freien  Landes 
oder  Kalthauses  in  Blüte.  Wir  freuen 
uns  über  letztere  Aufgabe  ganz  be- 
sonders, da  wir  von  Paris  her  wissen, 
welch  schönen  Eindruck  solche  Ge- 
wächse machen.  L.  W. 


Paris.  Gartenbau-Kongress,  20.  und 
21.  Mai  1898,  während  der  Ausstellung 
der  Societe  nationale  d'horticulture  de 
France.  Gegenstände:  1.  Treiberei  der 
Früchte  in  Frankreich  vom  industriellen 
undkaufmännischen Standpunkt.  2. Über 
Stile  und  Arten  des  Gartenschmuckes, 
3.  Welches  sind  die  besten  Treibrosen 


für  den  Schnitt?  4.  Beste  Methoden 
zur  Aufbewahrung  des  Gemüses  im 
Winter.  5.  Einteilung  eines  Privat- 
Gemüsegartens,  um  regelmässige  Folge 
der  Ernten  zu  sichern.  6.  Feinde  der 
Rosaceen  und  Gegenmittel.  7.  Ver- 
gleich eiserner  und  hölzerner  Ge- 
wächshäuser. 8.  Blumentöpfe  und  ihre 
Wichtigkeit.  9.  Einfluss  der  Unter- 
lage auf  das  Edelweiss,und  umgekehrt. 
10.  Blühende  Ziergehölze  des  freien 
Landes  und  ihr  Schnitt.  —  Eingesandte 
Manuskripte  dürfen  nicht  mehr  als 
15  Druckseiten  des  Journals  der  Ge- 
sellschaft umfassen.  Sie  sind  in  fran- 
zösischer Sprache  vor  dem  15.  März 
einzureichen  und  können  mit  Medaillen 
gekrönt  werden.  Adresse:  Paris,  rue 
de  Grenelle  St.  Germain  84. 


Antwerpen.  167.  Ausstellung  der 
Societe  royale  d'horticulture  et  d'agri- 
culture  d'Anvers.  3.  bis  4.  Juli  1898. 
Rosen  und  abgeschnittene  verschiedene 
Blumen;  diverse  Pflanzen  im  Palais 
des  fetes.  —  Desgl.  168.  Ausstellung. 
12.  bis  14.  November.  Chrysanthemum 
und  verschiedene  Pflanzen. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Haage  &  Schmidt  in  Erfurt, 
Samen  und  Pflanzen  (mit  Abb.)  — 
Gebr.  Dittmar  in  Heilbronn  (Württem- 
berg) Messer,  Scheeren  etc.  für  Obst- 
und  Gartenbau.  —  Hilzheimer  in 
Stralsund,  Haupt-Preisverzeichnis.  — 
Peter  Smith  &  Co.  in  Hamburg, 
Samen;  derselbe  Coniferen  etc.  — 
Cannell  &  Sons'  in  Swanley-Kent, 
Complete  Seed  Guide  (mit  Abb.)  — 
F.  C.  Heinemann  in  Erfurt,  General- 
Catalog  Nr.  204/5  (mit  Abb).  — 
F.  Spittel,  Arnstadt  bei  Erfurt,  Haupt- 
Catalog  Nr.  87.  —  Kelway  &  Son  in 
Langport,  Somerset  (Engl.),  Seeds, 
Plauts  und  Bulbes.  —  W.  Rückert  in 
Görlitz,  Saatkartoffeln.  —  J.  Lambert 
Söhne  in  Trier,  Haupt  -  Preis- 
Verzeichnis.— H.  H.  Pein  in  Halstenbek 
(Holstein)  Baumschulartikel. 

Otto  Heyneck,  Cracau  bei  Magde- 
burg 1897.  Freiland-  und  Gewächs- 
hauskulturen.  —    van    den    Blink    & 


Aay  in  Brielle  (Holland),  Preisliste 
für  das  Jahr  1898.  —  Engros-Preis- 
Verzeichnis,  Samen-  und  Pflanzen- 
kulturen 1898.  Sattler  &  Bethge, 
A.-G.,  Quedlinburg.  —  James  Veite h 
&  Sons,  Chelsea,  London,  Catalogue 
of  seeds  etc.  1898.  —  W.  Atlee 
Burpee  &  Co.,  Philadelphia,  Samen- 
Verzeichnis  1898. 

Engros-Preisverzeichnis,  Herbst  1897 
—  Frühling  1898.  Heinr.  Mette, 
Quedlinburg.  —  Engros-Preisverzeich- 
nis von  A.  Keilholz,  Quedlinburg, 
1897/98.  —  Samen-Engroskatalog  von 
J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  für  1898.  — 
V.  Lemoine  &  fils,  Nancy,  Katalog 
1897/98.  —  Hardy  Cacti  vonL.  Spaeth, 
Baumschulenweg  b.  Berlin,  General- 
Katalog  mit  kolorierter  Tafel  von  neuen 
Opuntien  aus  Colorado.  —  Preisver- 
zeichnis für  Wiederverkäufer.  Samen- 
züchterei  Martin  G  r  a  s  h  o  f  f  in 
Quedlinburg. 


Personal-Nachrichten.  —  Wertzeugnis. 


17 


Personal-Nachrichten. 


Franz  Buchner,  dessen  am  21.  De- 
zember 1897  erfolgten  Tod  wir  S.  32 
anzeigten,  war  in  der  letzten  Zeit 
nicht  mehr  mit  seinem  Bruder  Michael 
vereinigt,  wie  Avir  annahmen^,  sondern 
hatte  schon  vor  mehreren  Jahren  eine 
neue  Gärtnerei  eingerichtet  und  zwar 
für  seinen  Sohn  August  und  dessen 
Compagnon  J.  O.  Hammelbacher, 
der  bei  Herrn  Thiel-Berlin  die  hohe 
Schule  der  Bindekunst  erlernte,  beide 
bilden  gemeinschaftlich  die  Firma 
August  Buchner  &  Cie.,  während 
Herr  Michael  Buchner  das  alte 
Geschäft  seiner  Eltern  allein  führt,  mit 
der  Firma  August  Buchner  wie 
von  jeher. 


Der  Kgl.  Garteninspektor  Beissner 
in  Poppeisdorf  bei  Bonn  ist  zum 
korrespondierenden  Mitgliede  der 
Gartenbau-Gesellschaft  zu  Frankfurt 
a.  M.  ernannt. 


Der  Hofkunstgärtner  A.  C.  Rosen - 
th]al  wurde  an  Stelle  Hotzels  zum 
Lehrer  für  Obstbau  in  der  Gartenbau- 
schule der  k.  k.  Gartenbaugesellschaft 
in  Wien  ernannt. 

Karl  Götze,  Handelsgärtner  in 
Hamburg  verlegte  sein  Geschäft  von 
der  Hermannstrasse  nach  dem  Glocken- 
giesserwall  No.  25. 


Der  weltberühmte  Reisende  und 
Gärtner  Jean  Jules  Linden,  geboren 
zu  Luxemburg  am  3.  Februar  1817, 
f  in  Brüssel  am  12.  Januar.  Selten 
sind  wohl  einem  Gärtner  im  Leben 
wie  im  Tode  so  viele  Ehren  erwiesen 
wie  ihm.  Die  Gartenflora  hat  bereits 
1874S.  196  aus  der  Feder  des  f  Regel 
eine  Lebensbeschreibung  Jean L i  n  d  e  n  s 
mit  Porträt  gegeben;  wir  werden  in 
nächster  Nummer  auf  Linden  zurück- 
kommen. 


—^'^  Wertzeugnis  <•<— 

des  Vereins  zur  Beförderung    des  Gartenbaues    in  den  preussischen  Staaten 
für  die  Birne  „Frau  Louise  Goethe". 

Verhandelt  Berlin,  den  11.  Januar  1898. 

Die  unterzeichneten  Preisrichter  haben  die  drei  ihnen  von  dem  Herrn 
Ökonomierat  Goethe,  Geisenheim  übersandten  Früchte  der  neuen  Birnensorte 
»Frau  Louise  Goethe«,  welche  nach  Angaben  des  Züchters  in  der  Kgl.  Lehr- 
anstalt für  Obst-  und  Weinbau  zu  Geisenheim  aus  einem  Kerne  der  Esperens 
Bergamotte  entstanden  ist,  eingehend  geprüft  und  dieser  Neuheit  einstimmig 
das  Wertzeugnis  zuerkannt. 

Gründe:  Die  Frucht  ist  besonders  schätzbar,  \veil  es  im  Januar  nur 
wenig  gute  Birnensorten  giebt.  Sie  ist  von  überfliessendem  Safte ,  ganz 
schmelzend,  süss,  fein  gewürzt  und  besitzt  nur  geringe  Spuren  von  Steinen  und 
von  Gerbsäure. 

Die  Frucht  ist  gross,  von  hochgebauter  Bergamotteform,  ähnlich  der 
Edel-Crassanne;  die  Grundfarbe  ist  grüngelb,  überzogen  mit  netzförmigem  Rost. 

Diese  Sorte  ist  den  Pomologen  zu  Versuchen  sehr  zu  empfehlen,  da- 
gegen vorläufig  noch  nicht  zum  allgemeinen  Anbau,  da  noch  nicht  feststeht, 
ob  sie  in  rauheren  Lagen  als  dem  Rheingau  ebenso  gute  Eigenschaften  zeigen 
wird  und    ob  sie  als  genügend  tragbar  sich  erweist. 

C.  Mathieu.     G.  Töbelmann.     Späth.     H.  MehL     Mende. 
C.  Kotte.     Fr.  Brettschneider. 


88 


Unentgeltlich  abzugebende  Samen. 


Unentgeltlich  abzugebende  Samen. 

Nur  für  die  Mitglieder  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Meldungen    bis   zum  15.  Februar    an  das  General-Sekretariat  in  Berlin  N.,    Invalidenstrasse  42. 

(Nur  die  gewünschten  Nummern  aufschreiben;  nur  einige  auswählen,  nicht  alle; 

10-  oder  20-Pfennig-Marke  beifügen!) 


Blumenkohl,  Frankfurter  Riesen-. 
Weisskohl,  Berl.  früher  mittelgr. 
Rotkohl,  Berl.  später  schwarzroter. 
Rosenkohl,  Non  plus  ultra. 
Wirsing,  Berliner  grosser  später. 
Blätterkohl,  niedr.  grün. feingekraust. 
Kohlrabi,  englische  frühe  weisse. 

»  Riesen-  von  Modica. 

Kohlrüben,  gelbe  Schmalz-. 
Carotten,   Guerande-. 
Wurzelpetersilie,  Berliner  dicke. 
Schwarzwurzeln,  russische  Riesen-. 
Sellerie,  Berliner  Knollen-. 

»         Bleich-,  de  Candolle,  neu. 
Radies,  Berliner  scharlachrotes. 
Rettig,  Münchener  Bier-. 
Zwiebeln,  Zittauer  gelbe  Riesen-. 
Porree,  Berliner  dicker  Winter-. 
Salat,  gelber  Dickkopf. 

»        Pflück-,  amerikanischer. 
Spinat,  Victoria-Riesen-. 
Gurken, Schlangen-,lange  grün  everb. 
Gurken,  japanische  Kletter-. 
Kürbis,  gelber  Riesenmelonen-. 
Basilicura,  feinbl.  grüner. 
Bohnen-  oder  Pfefferkraut. 
Dill. 

Kerbel,  gewöhnlicher. 
Petersilie,  gefüllte  Schnitt-. 
Salbei. 

Thymian,  deutscher  Winter-. 
Tomate,   grosse  rote. 
Erbsen,  Wunder  von  Amerika. 

»         Buxbaum-. 

»         Zucker-,  Fürst  Bismarck. 
Stangenbohnen,  rhein.Zuck.-Brech-. 
Krupbohnen,  Wachs-Flageolet-. 
»  Ilinrichs  Riesen-. 

Chrysanthemum-Aster,  gemischt. 
Victoria-Aster,  gemischt. 
Einfache  Astern,  gemischt. 
Levkoyen,  grossbl.  Riesen-Bomben-, 
gemischt. 
Goldlack,  gefl.  dunkelbraun. Zwerg-. 

44.  Goldlack,  einf.  dunkelbr.  Dresdner. 

45.  Balsaminen,  Rosen-,  gefl.,  gemischt. 
Delphinium  hyacinthiflorum,  Ritter- 
sporn, gemischt. 

Dianthus  semperflorens  Margaritae. 
Amaranthus,  viele  Sorten,  gemischt. 

49.  Antirrhinum  majus,  Löwenmaul. 

50.  Artemisia  grac,  spec,  v.  St.Petersb. 

51.  Basella  tuberosa,  neue  Schlingpfl. 

52.  Calendula  oflic.  fl.  pl.   »Meteor«. 


1. 
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42. 

43 


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53.  Calliopsis   coronata. 

54.  Cardiospermum       halicacabum. 
Ballonpflanze. 

55-  Cannabis  gigantea,  Riesenhanf. 
56.  Celosia  p^-ramidalis  plumosa,  gem. 
57-  Centaurea     Cyanus      var.,      Korn- 
blumen, gemischt. 

58.  Centaurea  suaveolens,  grosse  gelbe 
Kornblume. 

59.  Chrysanthemum,  einjährige,   gem. 

60.  Convolvulus  tricolor.  Prachtmisch, 
öl.  Coreopsis  grandiflora. 

Ö2.  Cosmea     bipinnata     hybr. ,       New 
Californian. 

63.  Dahlien,  einfache,  Prachtmischung. 

64.  Dianthus  chinensis  imperialis  fl.  pl.. 
Kaisernelke. 

Ö5.  Eucalyptus    globulus,    Blaugummi- 

66.  Gaillardia  Lorenziana.  [bäum. 

67.  »  grandiflora.  Prachtmisch. 

68.  Helianthus  cucumerifolius  »Stella«. 

69.  Fleliotrop,  riesenblumige. 

70.  Humulus  japonicus  fol.  var. 

71.  Iberis  coronaria   »Empress«. 

72.  Ipomoeapurpurea,  Prachtmischung. 

73.  Lantana  hybr.,  Wandelröschen. 

74-  Lathyrus  odoratus,  Eckfords  Hybr. 

75.  Leucanthemum  grandiflorum. 

76.  Lobelia  »Kaiser  Wilhelm«. 

77.  Lupinus,  Prachtmischung. 

78.  Mimosapudica, »Rührmichnichtan«. 

79.  Mimulus  tigrinus  grandiflorus. 

80.  Myosotis   alpestris   robusta  grandi- 
flora »Elise   Fonrobert«. 

81.  Nemophila  maculata. 

82.  Nicotiana  macroph.  gigant.  fol.  var. 

83.  Papaver  Rhoeas,  Shirley-Mohn. 

84.  Perilla  nankinensis. 

85.  Petunia  hybr.,  Prachtmischung. 

86.  Phlox  Drum,   grandiflora,  Prachtm. 

87.  Polygonum  Orientale  fol.  var. 

88.  Pyrethrum  parthenifol.,  aureum 

89.  Reseda  odorata  »Gabriele«. 

90.  Ricinus,  schön  gemischt. 

91.  Salpiglossis  var.  grand.,  Prachtm. 

92.  Scirpus  natalensis. 

93.  Sycios  angulata,  Haargurke. 

94.  Tropaeolum  majus,  gemischt. 

95.  Verbena  hybrida,  Prachtmischung. 

96.  Viola  tricolor  maxima, Prachtmisch. 

97.  Zinniaelegansfl.pl. .Prachtmischung. 

98.  Melica  altissima,  Ziergras. 

99.  Lagurus  ovatus,  Ziergras. 

100.  Chamaerops  excelsa,  Fächerpalme. 


843.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  20.  Januar  1898. 

Vorsitzender:  der  2.  Stellvertreter  des  Direktors,  Herr  Kgl.  Garteninspektor 
W.  Per  ring. 

I.  Vorgeschlagen  wurden   1.  zum  Ehrenmitgliede: 

Herr  Geh.  Regierungsrat,  Prof.  Dr.  Ferdinand  Cohn-Breslau; 
2.  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Kgl.  Obergartendirektor  Fr.  Bouche-Dresden,  Kgl.  Grosser 

Garten,    durch    Herrn    Kgl.    Gartenbaudirektor    Bertram- 
Dresden-Blasewitz; 

2.  »      Juwelier    R.   Walthcr-Berlin    W.,    Potsdamerstr.    4,    durch 

Herrn  Kgl.  Garteninspektor  Per  ring; 

3.  »      Gärtnereibesitzer    Adolf    Kühn    jun. -Pankow    bei    Berlin, 

Breitestr.  42,  durch  Herrn  Obergärtner  Schmidt; 

4.  Frau  Bankier    Richter-Berlin  W.,    Taubenstr.    15,    durch    Herrn 

Stadtrat  R.  Brandt; 

5.  Herr  Baumschulbesitzer     Carl    Schnitze    jun.  -  Charlottenburg, 

Leibnitzstr.  74,  durch  Flerrn  Kgl.  Hoflieferanten  J.  F.  Loock. 

II.  Ausgestellte  Gegenstände.  1.  Von  Herrn  F.  C.  Gramm-Malchin  in 
Mecklenburg  waren  2  Stauden  seines  Rosenkohls  »Herkules«  über- 
sandt,  den  er  vor  ca.  15  Jahren  gezüchtet  und  seitdem  verbessert  hat.  In 
dieser  ganzen  Zeit  sind  Missernten  nicht  vorgekommen  und  alle  Pflanzen 
bis  auf  5%  den  ausgestellten,  sehr  regelmässig  säulenförmig  gebauten 
gleich.  Die  Aussaaten  fanden  in  zwei  verschiedenen  Monaten  statt:  Mitte 
Mai  und  Anfang  Juni.  Auf  schwerem  Boden  werden  die  Pllanzen  noch 
20  cm  höher  als  die  vorgeführten,  welche  auf  Sandboden  erwachsen,  der 
Knospenansatz  aber  ist  ebenso  gleichmässig. 

Herr  Crass  II:  Wenn  dieser  Rosenkohl  erst  im  Mai  und  Juni  gleich 
ins  Freie  gesäet  ist,  so  ist  das  eine  ganz  vorzügliche  Leistung.  Wir  säen 
den  Rosenkohl  schon  im  März  und  April  im  Mistbeet  aus.  —  Herr 
Flaupt:  Man  kann  auch  noch  im  Mai  im  Mistbeet  aussäen;  wenn  dieser 
aber  erst  so  spät  im  Freien  ausgesäet  ist,  so  wäre  das  eine  sehr  frühe 
Sorte.  Im  übrigen  ähnelt  er  sehr  dem  der  Pariser  Halle.  —  Herr  Hof- 
lieferant J.  Klar  vermutet,  dass  er  auf  Lehmboden  erwachsen  sei,  das 
Etikett  aber  besagte:  auf  Sandboden.  —  Herr  Garteninspektor  Perring 
empfahl,  diese  Sorte  auf  dem  Versuchsfelde  zu  prüfen. 

2.  \'on  Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Koopmann-Wernigerode 
a.  Harz  war  ein  Zweig  von  Pinus  Jeffreyi  mit  2  grossen  Zapien  über- 
sandt,  welche  ihm  in  der  Gestalt  von  denen  des  Herrn  Hofmarschall 
V.  St.  Pauk  die  in   Gartenflora   1S98  S.  51   abgebildet    sind,    abzuweichen 


QO  843,  Versammlung  des  \'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

schienen.  Der  Unterschied  erklärt  sich  aber  dadurch,  dass  die  Zapfen 
des  Herrn  v.  St.  Paul,  als  sie  von  L.  Wittmack  photographiert  wurden, 
noch  geschlossen  waren;  heute,  wo  sie  längst  aufgesprungen  sind,  sehen 
sie  gerade  so  aus  wie  die  Koupmannschen,  nur  sind  diese  etwas  grösser 
(13  cm  lang,  26  cm  Umfang,  in  offenem  Zustande).  Die  Nadeln  erreichen 
auch  in  Wernigerode  eine  Länge  von  24  cm,  der  Baum  hat  dieselbe 
äussere  Gestalt  wie  die  Exemplare  des  Herrn  Dr.  Bolle  auf  Scharfenberg 
(abgeb.  in  Beissner,  Handbuch  d.  Nadelhölzer  S.  264);  letztere  sollen,  wenn 
Herr  Koopmann  recht  unterrichtet  ist,  vor  einigen  Jahren  gelitten  haben. 
Befruchtet  sind  die  Zapfen  nicht,  doch  scheinen  nach  Herrn  K.  einige 
Samen  keimfähig  zu  sein,  die  meisten  sind  allerdings  taub. 

3.  Ferner  übersandte  Herr  C.  Koopmann  2  bereits  reich  mit  rosa- 
roten, langröhrigen  Blumen  bedeckte  Miniaturpflänzchen  der  Fuchsia- 
hybr.  »Graf  Otto«,  die  der  f  Ökonomierat  Gireoud  in  Sagan  durch 
Kreuzung  von  Fuchsia  triphylla,  welche  er  bekanntlich  aus  besonderer 
Liebhaberei  kultivierte,  mit  Fuchsia  hybrida  »superbissima«  erhalten  und 
dem  Grafen  Otto  zu  Wernigerode  gewidmet  hatte.  — ,  Herr  Stadtrat 
Brandt  empfahl  die  Fuchsien  einem  Spezialisten  zur  Weiterkultur  zu 
übergeben,  da  es  doch  von  Wert  sein  müsse,  eine  mitten  im  Winter 
blühende  Fuchsie  recht  zu  verbreiten  und  ihren  Wert  für  die  Handcls- 
gärtnerei  zu  prüfen. 

4.  Endlich  hatte  Herr  Koopmann  noch  einige  Zweige  der  als  Ampel- 
pflanze in  Warmhäusern  sehr  zu  empfehlenden  Bignonia  (Hexacentris) 
mysorensis  übersandt,  welche  durch  ihre  braungelben  gefleckten  Blumen 
an  Löwenmaul  erinnern,  aber  diese  an  langgestielten  herabhängenden 
Trauben  tragen.  —  Desgleichen  einige  Blüten  von  Reinwardtia  (Linum) 
trigyna.  Diese  sowie  Bignonia  mysorensis  und  die  kleine  Fuchsie  sind 
fast  die  einzigen  jetzt  bei  ihm  blühenden  Pflanzen. 

5.  Von  Herrn  Johannes  Nicolai,  Importeur  von  Orchideen  und 
Cacteen,  zu  Coswig  in  Sachsen,  war  eine  Bromeliaceae  mit  prächtiger 
Blattrosette  und  mit  1,27  m  hohem,  wenig  verzweigtem  grünem  Blüten- 
stande übersandt.  welche  er  in  mehreren  Exemplaren  vor  6 — 7  Jahren 
als  ganz  kleine  Sämlinge  unter  Odontoglossum  Rossi  majus  aus  Orizaba, 
Mexico,  erhalten  hatte.  Diese  Pflauze  dürfte,  wie  L.  Wittmack  bemerkte, 
allem  Anschein  nach,  obwohl  die  Bluinen  noch  nicht  sichtbar  sind. 
Tillandsia  macropetala  Wawra  (Wiener  illustr.  Gartenztg.  1887  S.  227 
m.  Abb.)  sein,  die  IVI  e  z  in  seiner  Monographie  der  Bromeliaceen  in  de 
Candolles  Suites  au  Prodromus  IX  vS.  700  als  Synonym  von  T.  grandis 
aufführt,  während  es  vielleicht  besser  sein  dürfte,  sie  getrennt  zu  halten. 
Schon  auf  der  internationalen  Ausstellung  in  Dresden  hatte  Herr  Nicolai 
ein  Exemplar  derselben  Art  ausgestellt.  Damals  konnte  er  dem  Wunsche 
Wittmacks,  ihm  dasselbe  zu  senden,  nicht  entsprechen,  weil  dies  eiste 
Exemplar  hybridisiert  war.  Die  Bastarde  sind  als  kleine  Pflänzchen  jetzt 
vorhanden.  Um  so  dankenswerter  ist  es,  dass  Herr  N.  nun  dies  statt- 
liche Exemplar  gesendet  hat.  Zugleich  hatte  Herr  N.  aber  noch  einen 
anderen  Zweck.  Er  wollte  zeigen,  dass  man  selbst  ohne  öfteres  Ver- 
pflanzen doch  im  stände  ist,  Pflanzen  durch  die  ihnen  gereichten  Dünge- 
mittel selbst  in  ganz  flachen  Schalen    zu   einer    grossen    Vollkommenheit 


6^'i.  Versammlung  des  Verein»  zur  Belörderunt;  des  Gartenbaues  etc. 


_9i 


zu  bringen.  Die  Pflanze  steht  nämlich  in  einem  nur  4  cm  hohen  und  nur 
14  cm  weiten  Schälchen  und  hat  von  Anfang  an  in  diesem  Ideinen  Gefäss 
gestanden.  Die  Wurzeln  sind  zwar  etwas  über  den  Topfrand  gegangen, 
scheinen  aber  nicht  durch  das  Abzugsloch  gedrungen  zu  sein. 

Viele  epiphytische  ßromeliaceen  ernähren  sich  hauptsächlich  mit  den 
scheiden-  oder  krugförmigen  Basen  der  Blätter,  welche  mit  schildförmigen, 
gestielten,  den  Reissnägeln  oder  Zeichenstiften  ähnlichen  Haaren  wie  ge- 
pflastert sind.  Das  Wasser,  das  sich  in  diesen  Scheiden  sammelt  und 
durch  hineingefallenen  Staub,  Humus,  Insekten  etc.  nahrungsreich  wird, 
dringt  durch  den  Stift  des  Reissnagels  in  das  Blatt  ein.  Da  diese  Pflanze 
aber  eine  Felsbewohnerin  sein  dürfte,  so  müsste  sie  eigentlich  mehr 
Wurzeln  haben. 

Herr  Garteninspektor  Perring  wies  darauf  hin,  dass  solche  kleinen 
Gefässe  wohl  bei  manchen  Bromeliaceen  und  Orchideen  möglich  seien, 
bei  vielen  anderen  Pflanzen  aber  nicht,  namentlich  nicht  bei  Rhodo- 
dendron etc. 

6.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Lindemuth  legte  ein  Riesenexemplar 
von  Streptocarpus  Wendlandi,  Dammann  &  Co.  vor,  dessen  einziges, 
unterseits  schön  purpurrotes  Blatt  nicht  weniger  als  53  cm  Länge  und 
43  cm  Breite  hatte.  Er  bemerkte,  dass  die  Streptocarpusarten,  die  zu  den 
Cystandreen,  einer  Unterfamilie  der  Gesneriaceen,  gehören,  recht  ver- 
schiedenen Autbau  zeigen;  einige  haben  entwickelte,  beblätterte  Stengel, 
andere  besitzen  dichte  Blattrosetten,  bei  noch  anderen  —  und  dazu  ge- 
hört die  vorliegende  Art  —  besteht  die  ganze  Pflanze  so  zu  sagen  aus 
einem  einzigen  Blatt,  aus  dessen  Winkel  scheinbar  der  Blütenstiel  hervor- 
bricht. Die  Samen  sind  staubtörmig,  die  Keimblätter  anfangs  sehr  klein. 
Das  eine  verkümmert  bald,  aber  das  andere  entwickelt  sich  zu  der 
riesigen  Grösse;  das  Blatt,  das  wir  sehen,  ist  also  ein  Keimblatt.  Zu 
einer  eigentlichen  Wurzelbildung  kommt  es  auch  nicht;  was  man  dafür 
hält,  ist  das  kurze  Stengelchen  unter  den  beiden  Keimblättern,  das  so- 
genannte hypokotyle  Glied,  das  sich  bewurzelt.  —  Die  vorliegende  Pflanze 
ist  im  September  1897  ein  Jahr  alt  gewesen;  sie  entwickelt  sich  im  Mist- 
beet sehr  gut;  im  Herbst  ist  es  nur  schwer,  sie  in  den  Häusern  unter- 
zubringen, da  ein  Dutzend  Pflanzen  oft  schon  ein  ganzes  kleines  Haus 
einnehmen.  Die  Blüten  sind  nach  Regel,  Gartenflora  1892  S.  26,  wo  die 
Pflanze,  eine  Einführung  von  Dammann  &  Co.  in  San  Giovanni  aTeduccio, 
näher  beschrieben,  dunkellila  und  blaugestreift,  im  Schlünde  blau,  mit 
weissem  Fleck  vor  dem  Schlünde  auf  der  Lippe.  Sie  ist  sehr  nahe  ver- 
wandt mit  St.  Saundersi  (Hook,  Bot.  Mag.  t  5251,  Gartfl.  t  826,  Flore  des 
serres  t  1802),  die  nur  nicht  ein  so  grosses  Blatt  hat;  auch  besitzt  das 
Blatt  nicht  eine  aufgesetzte,  später  abfallende  Blattspitze  wie  Wendlandi. 
Auch  S.  polyanthus  ist  nahe  verwandt,  hat  aber  eine  grüne  Blattunter- 
seite und  auch  ein  kleineres  Blatt.  Herr  Lindemuth  wies  ferner  auf 
die  schönen  Bastarde  von  Streptocarpus  hin,  die  namentlich  in  England 
gezogen  und  in  der  Gartenflora  mehrmals  besprochen  sind.  (Garten- 
flora 1892  S.   191,  1896  S.  277.) 

7.  Ausgestellt  waren  sechs  von  Herrn  Obergehilfen  Drescher  im 
Kgl.  Schlossgarten  zu  Monbijou  höchst  geschmackvoll    mit  Sträussen  ge- 


92 


84?.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


schmückte  kleine  Vasen.  Es  handelte  sich  hierbei  aber  eigentlich  weniger 
um  das  Arrangement,  sondern  um  die  Form  der  Vasen,  denn  es  waren 
dies  Vasen  aus  irisierendem  Glas,  wie  sie  im  Königlichen  Schlosse 
für  die  kleinen  Tafelsträusse,  die  zwischen  den  Blumenkörben  etc.  Platz 
erhalten,  teils  auch  als  Kelchgläser  für  Blumen  im  Zimmer  benutzt  werden. 
(Siehe  Gartenflora  d.  J.  Heft  3  S.  59-) 

8.  Von  Herrn  Henrichs  wurde  ein  Sträusschen  eines  wohlriechenden 
Tussilago  (Composite)  übergeben,  welches  er  von  der  Riviera  erhalten. 
Herr  Garteninspektor  Perring  erkannte  darin  das  alte  T.  fragrans  oder 
Winter-PIeliotrop,  das  nach  Herrn  C.  Mathieu  jetzt  ganz  ausser  Kurs  ist. 
Nach  Herrn  Grass  II  werden  dieselben  im  Herbst  in  Töpfe  gepflanzt  und 
lassen  sich  dann  sofort  treiben. 

9.  Herr  iMaecker  übergab  eine  kranke  Araucaria  excelsa,  deren 
Untersuchung  Herr  Dr.  Krüger  übernahm.  Herr  de  Goene  vermutete, 
dass  wohl  die  sogenannte  Araucarienspinne  die  Ursache  sein  möchte. 
Um  diese  Spinne  zu  tödten,  sei  im  ersten  Stadium  der  Krankheit  ein 
Eintauchen  der  ganzen  Pflanze  in  Nicotin  oder  Schwefelblüte  zweckmässig, 
im  späteren  Stadium  nütze  aber  das  nichts  mehr.  Herr'  Maecker  hat 
keine  Spinne  bemerken  können.  Tierische  oder  pflanzliche  Parasiten  sind 
nach  Krügers  Untersuchung,  die  übrigens  noch  nicht  abgeschlossen, 
vermutlich  nicht  die  eigentliche  primäre  Ursache  der  Erscheinung. 

10.  Herr  Eduard  Mathieu  in  Kamerun  hatte  Knollen  einer 
Orchidee  übersandt,  die  sich  aber  in  dem  eingetrockneten  Zustande 
nicht  sofort  bestimmen  Hessen. 

III.  Herr  Stadtrat  und  Gartenbaudirektor  Brandt  berichtete  hierauf  über  das 
1.  Winterfest:    Für   die  Kosten  waren    bis    zu  500  iM.    bewilligt,    indess 
sind  noch  44,50  M.  mehr  ausgegeben  und  bittet  er  deswegen  um  Indemnität. 
Desgleichen  beantragte  er,  dem  Herrn  Hübener,  welcher  für  nur  100  Mark 
die  so  äusserst  geschmackvolle    und  durch  die    Nepenthes-Kannen  (siehe 
Gartfl.  Heft  3  S.  69)  ganz  neue  und  originelle  Del^oration  der  7  Festtafeln 
ausgeführt,  eine  goldene  Medaille   zuzuerkennen,    zumal  ja  doch    die  Ab- 
sicht vorliege,  hervorragende  Dekorationen  zu    prämiiren.    —    Herr    Kgl. 
Garteninspektor    Lindemuth  erklärte    sich    dagegen;    er    habe  zwar  am 
Feste  nicht  teilgenommen,  aber  goldene  Medaillen    sollten    nur    auf  Aus- 
stellungen bei  einem  Wettbewerb  gegeben  werden.  —  Herr  Hab  ermann 
betonte,  die   Ausführung    des    Herrn    Hübener     sei    so    ausserordentlich 
schön  gewesen,  dass  man  vielleicht,  selbst  wenn  man  zehn  Ausstellungen 
besuche,  nicht  ein    einziges    Mal  eine    derartige    Dekoration    wiedersehen 
würde.  —   L.  Wittmack    bemerkte,    dass    eigentlich    der    neubegründete 
Dekoration  saus  sc  hu  ss  die  Aufgabe  gehabt  haben  würde,  die  Dekoration 
zu  beurteilen.     Da  er  aber  noch   keine  Machtbefugnisse  habe,  müsste  die 
anderweitig  beantragt  werden.  —  Herr  Brandt:  Wir  wollten  ursprünglich 
einen  Wettbewerb  veranstalten,  jede   der  7  Tafeln  von  einem  Anderen 
dekorieren  und  die  besten    prämiiren    lassen;    der    Einheitlichkeit  wegen 
sind  wir  aber  davon  zurückgetreten.  —  Herr  Thiel  schliesst  sich  Herrn 
Lindemuth    an;    eine    grosse  Firma  könne    leicht  einmal  mehr  thun  als 
eine  kleinere;  durch  eine   besondere    Prämiirung    zöge    man    den    Gross - 
betrieb  noch  mehr  gross.  —  Herr  II abermann:  Der  Grosse  wird  immer 


843.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung   des  Gartenbaues  etc.  g^> 


den  Kleinen  in  den  Schatten  stellen;  dann  dürfe  man  auch  nicht 
Dekorationen  von  gi'ossen  Firmen  in  den  Häusern  reicher  Privatleute 
prämiiren,  und  doch  wollen  wir  gerade  durch  solche  Prämiirung  den 
Privatleuten  sagen,  dass  die  Dekoration  ihres  Lieferanten  schön  war.  — 
Herr  Inspektor  Drescher  beantragt  die  Sache  dem  Dekorationsausschuss 
zu  überweisen;  Herr  Inspektor  Perring  bemerkt  demgegenüber,  dass 
mehrere  Mitglieder  des  Dekorationsausschusses  das  Winterfest  nicht  mit- 
gemacht hätten,  also  kein  Urteil  haben  könnten.  Schliesslich  wurde  der 
Antrag  Brandt,  dem  Herrn  Hübener  eine  goldene  Medaille  zu- 
zuerkennen, mit  31  gegen  24  Stimmen  angenommen. 

IV.  Hierauf  hielt  Herr  Dr.  Di  eis,  vom  Kgl.  bot.  Museum  einen  sehr  inter- 
essanten Vortrag  über  die  Flora  Chinas,  der  mit  lebhaften  Beifall  auf- 
genommen wurde.  Derselbe  wird  in  der  Gartentlora  besonders  ab- 
gedruckt werden. 

Y.  Verlesen  wurde  ein  Schreiben  des  Herrn  Ministers  für  Landwirt- 
schatt  etc.,  in  welchem  derselbe  sich  gern  bereiterklärt,  dem  Wunsche 
des  Vorstandes  gemäss  Vertreter  des  Gartenbaues  bei  den  Vorberatungen 
über  die  Handelsverträge  zu  hören.,—  Es  wird  nun  also  auch  Pflicht 
des  Vereins  sein,  eingehende  Erkundigungen  einzuziehen.  Der  gewerb- 
liche Ausschuss  wird  ermächtigt,  sich  dieserhalb  durch  Zuwahl  zu  ver- 
stärken. Der  Generalsekretär  bemerkte  bei  dieser  Gelegenheit,  dass  es 
noch  nicht  gelungen  sei,  eine  geeignete  Person  zur  Kontrole  der  Auktionen 
auf  der  Post*)  zu  finden.  Herr  Kretschmann  erklärte,  er  halte  eine  be- 
zahlte Kraft  dafür  auch  gar  nicht  geeignet,  die  Handelsgärtner,  welche 
Interesse  an  der  Sache  haben,  würden  das  viel  besser  machen.  Der 
Verband  der  Handelsgärtner  hat  die  Sache  so  organisiert,  dass  von  den 
Vorortvereinen  je  einer  eine  Woche  lang  die  Kontrole  übt.  Herr 
Amelung  teilt  mit,  dass  der  Charlottenburger  Verein  sich  auch  bereit 
erklärt  habe,  die  Kontrole  zu  übernehmen.  Es  haben  sich  sechs  Herren 
gemeldet,  von  denen  jeder  nur  einen  Abend  hinzugehen  braucht. 

VI.  Der  Generalsekretär  regte  auf  Veranlassung  des  Reichskommissars  die 
Frage  an,  wie  der  Verein  über  die  Beteiligung  des  deutschen  Garten- 
baues an  der  Pariser  Weltausstellung  denke.  Er  (Wittmack)  halte 
es  nicht  für  richtig,  dass  die  deutschen  Gärtner  fast  immer  nur  als  Be- 
sucher auf  Ausstellungen  im  Auslande  erschienen,  sie  brauchten  ihr  Licht 
nicht  unter  den  Scheffel  zu  stellen  und  so  gut  wie  englische,  belgische 
und  holländische  etc.  Firmen  in  Deutschland  ausstellen,  könnten  die 
deutschen  auch  im  April  d.  J.  in  Gent  und  1900  in  Paris  ausstellen.  Der 
Verein  deutscher  Gartenkünstler  hat  bekanntlich  beschlossen,  in  corpore 
in  Paris  Pläne  auszustellen  und  200  qm  angemeldet.  Diese  Angelegenheit 
wurde  den  vereinigten  Ausschüssen  zur  Berathung  überwiesen. 
Vn.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  KgL  Hofgärtner  Jancke, 
Landschattsgärtner  Maecker  und  Kgl.  Obergärtner  Peters  hatte  folgende 
Preise  zuerkannt: 

1.  Herrn    F.  C.  Gramm-Malchin    in    Mecklenburg  für    Rosenkohl 
»Hercules«  eine  kleine  silberne  Medaille; 


*)  Vergl.  GanH.   Heft  2   S.   35. 


QA  Die  Dekorationen  am  Geburtstage  Sr.  Majestät  des  Kaisers  und  Königs. 


2.  Herrn  Obergärtner  GeorgKittel  -  Eckersdorf  bei  NeuFode. 
Schlesien,  für  Bastarde  von  Xidularium  princeps  X  Morreni- 
anum  eine  bronzene  Medaille; 

3.  Herr  Gärtnereibesitzer  Joliannes  Nicolai-Coswig  in  Sachsen 
für  Tillandsia  macropctala  eine  bronzene  Medaille. 

\'I1I.  Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder   die    in    der    letzten    Ver- 
sammlung" Vorgeschlagenen.     (Siehe  S.  33.) 

W.  Perring.  Wittmack. 


Die  Dekorationen  am  Geburtstage  Sr.  Majestät  des  Kaisers 
und  Königs  am  27.  Januar  1898. 

4l^)\er  Dekorations-Ausschuss  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
\^^  darf  es  sich  zur  besonderen  Ehre  rechnen,  dass  ihm  seitens  Sr.  Excellenz 
des  Kgl.  Ober-Hofmarschalls  Grafen  August  zu  Eulenburg  die  Erlaubnis 
zur  Besichtigung  der  Festtafeln  im  Königlichen  Schlosse,  von  Sr.  Excellenz 
dem  Herrn  Reichsgrafen  von  Ilochberg  die  zur  Besichtigung  des  Kgl.  Opern- 
hauses und  von  dem  Vorsitzenden  der  Rathaus  -  Kommission  Herrn  Stadtrat 
Seiberg  die  Erlaubnis  zur  Besichtigung  des  Rathauses  am  Geburtstage  Seiner 
Majestät  des  Kaisers   erteilt  wurde. 

Wiederum  war,  wie  am  Ordensfeste,  Herr  Kgl.  Ilofgärtner  Ed.  Xietner, 
Charlottenburg,  der  liebenswürdige  Führer.  Zunächst  wurde  in  der  Bilder- 
gallerie  des  Königlichen  Schlosses  die  riesige  Marschallstafel  besichtigt,  für 
welche  die  gewaltige  Länge  der  Gallerie  aber  noch  nicht  einmal  ausreichte, 
da  noch  in  dem  nebenliegenden  Königinnen-Saale  (nach  den  Bildern  preussischer 
Königinnen  benannt)  ein  Teil  des  fürstlichen  Gefolges  etc.  Platz  erhielt.  Im 
letzteren  vSaale,  um  das  gleich  vorweg  zu  nehmen,  fiel  uns  unter  den  Prunk- 
geräten, welche  die  Tafel  zierten,  der  Ehrenpreis  Ihrer  Majestät  der  Königin 
von  England  auf,  welchen  die  Yacht  Sr.  Majestät  des  Kaisers  »Meteor«  1897, 
im  Jubiläumsjahre  der  Königin,  gewonnen  hatte. 

Die  lange  Tafel  in  der  Bildergallerie  war  reich  geschmückt  mit  silbernen 
Gefässen  neuester  Form,  dazwischen  mit  prächtigen  Blumenschalen  und  Blumen- 
körben, ähnlich  wie  wir  sie  in  Heft  3  S.  59  bei  Gelegenheit  des  Ordensfestes 
beschrieben  haben,  also  meistens  nur  eine  Sorte  und  nur  eine  Farbe  Blumen 
in  mit  Farnen,  Selaginella  Emmeliana  etc.  gezierten  Körben,  auf  deren 
Arrangements  sich  die  Kgl.  Obergehilfen  Drescher  vom  Schlossgarten  Monbijou 
und  Jaeckel,  der  vom  Neuen  Palais  zur  Unterstützung  hergerufen,  so  aus- 
gezeichnet verstehen.  Frei  auf  das  Tischtuch  gelegte  Epheuranken,  mit  Blumen 
verziert,  was  sich  ganz  besonders  schön  ausnahm,  vervollständigten  hier  den 
Tafelschmuck. 

Die  höchste  Leistung  aber  war  im  Rittersaal  vollführt,  wo  die  Aller- 
höchsten Herrschaften  und  deren  hohe  Gäste,  das  sächsische  Königspaar,  der 
König  von  Württemberg  mit  der  Flerzogin  Pauline  etc.  etc.  an  der  für  etwa 
40  Personen  gedeckten  Galatafel  Platz  nehmen  sollten.  Der  ganze  Rittersaal 
an  sich  ist  schon  geeignet,  einem  in  ihm  abgehaltenen  Mahle  den  Charakter 
eines    »Prunkmahles«    zu    geben.      Befindet    sich    doch    in    ihm    ein    silbernes 


Die  Dekorationen  am  Geburtstage  Sr.  Majestät  des  Kaisers  und  Königs.  gt. 


Orchester,  prangen  doch  an  der  einen  Wand  eine  grosse  Zahl  kostbarer  silberner 
Humpen,  die  jede  einzeln  durch  ein  versteckt  darunter  angebrachtes  elektrisches 
Licht  beleuchtet  werden.  Dazu  die  silbernen  Teller,  denen  während  der  Tafel 
bei  einzelnen  Gängen  sogar  goldene  folgen,  die  künstlerischen  silbernen  Tafel- 
aufsätze, wiederum  aus  dem  Städtesilber  ausgewählt;  das  alles  macht  bei  der 
prächtigen  Beleuchtung  einen  grossartigen  Eindruck.  Die  Tafel  war  in  Iluf- 
eisenform  gedeckt,  die  Mitteltafel  hatte  nicht  weniger  als  ca.  2  m  Breite, 
während  die  Seitentafeln  etwa  1Y2  "^  breit  waren;  aber  erstere  musste  daher 
so  breit  sein,  weil  sie  bestimmt  war,  vor  dem  Platze  des  Kaisers  das  grosse 
herrliche  Silbergeschenk  der  Provinz  Westfalen  zur  Hochzeit  des  Kaiserpaares, 
geharnischte  Ritter,  die  aut  einem  erhobenen  Schilde  eine  Art  Pokal  trugen, 
aufzunehmen. 

Jedoch  all'  die  vielen  Prunkgeräte,  sie  hätten  kalt  gelassen,  wenn  die 
Blumen  gefehlt  hätten.  Grosse  Aufsätze  mit  roten  und  gelben  Rosen  standen 
zu  beiden  Seiten  auf  der  iMitteltafel,  Schalen,  Körbe  und  kleine  Vasen  auf  den 
Seitentafeln,  überall  auf  den  Tischen  aberlagen  malerisch  duftige  Handsträusse. 
die  der  Obergehilfe  Gl  ob  i  seh  in  Charlottenburg  mit  grossem  Geschick 
angefertigt.  Seine  iMajestät  hatte  aber  auch  befohlen,  dass  ausser  den  aus  der 
Königlichen  Ilofgärtnerei  gelieferten  Bindereien  und  Arrangements  einige  der 
hervorragendsten  Blumenspenden,  die  Ihm  zu  Seinem  Geburtstage  gesandt,  auf 
der  Tafel  Platz  erhalten  sollten. 

So  fand  sich  auf  der  Mitteltafel  ein  grosser  Korb  mit  Veilchen,  auf  dessen 
Bügel  ein  geradezu  ideal  schöner  Strauss  aus  gelben  Tulpen  befestigt  war. 
Leider  war  der  Künstler  oder  die  Künstlerin,  die  diesen  Strauss  gebunden, 
nicht  zu  ermitteln;  vielleicht  geben  diese  Zeilen  Veranlassung,  dass  sich  der 
oder  die  Künstlerin  meldet.  —  Ein  nicht  minder  schönes  Arrangement,  eine 
Art  Jardiniere  mit  lebenden  Palmen,  Dendrobien,  Cypripedien,  Odontoglossum 
Alexandrae  etc.,  ein  Geschenk  der  Gräfin  Douglas,  von  J.  C.  Schmidt, 
Inhaber  K  untze-Berlin  gefertigt,  stand  auf  der  einen  Seitentafel,  während 
iliesem  gegenüber  ein  drittes  Arrangement  Platz  erhalten  hatte,  ein  Geschenk 
des  Bildhauers  Professor  Reinhold  Begas,  welches  mit  Flieder.  Rosen,  Nelken 
und  Veilchen  ein  30—35  cm  im  Durchmesser  haltendes  Medaillon  einrahmte, 
die  Reliefbilder  Kaiser  Wilhelms  des  Grossen  und  der  Kaiserin  Augusta  in 
Imnstlerisch  vollendeter  Ausführung  zeigend.  —  Ranken  von  iMedeola  asparagoides 
waren  hier,  soweit  es  der  Raum  zuliess,  mit  Blumen  durchwebt,  an  passenden 
Stellen  in  gefälliger,  ungezwungener  Form  auf  der  Tafel  vertheilt;  nichts  war 
überladen,  sondern  vornehm  im  edelsten  Sinne  des  Wortes. 

Die  Dekoration  im  Opernhause  erstreckte  sich  auf  den  Zuschauerraum 
und  auf  den  grossen  Konzertsaal.  Im  ersteren  hatte  die  Generalintendantur  künst- 
liche Blumengewinde  in  reicher  Fülle  anbringen  lassen.  Die  Brüstungen  aller 
Ränge  waren  mit  bogenförmigen  Gewinden  aus  Rosenzweigen,  aus  denen  gelbe 
Marechal-x\iel-Rosen,  eine  Lieblingsblume  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin,  hervor- 
schauten, garniert  und  an  den  Wandarmen  mit  breiten,  hellblauen  Schleifen 
aus  Seidenband  aufgenommen,  von  denen  Sträusse  aus  zartrosafarbigen  Rosen 
herabhingen.  Sehr  schön  machten  sich  die  zahlreichen  radienartig,  aber  in 
Bogenform  vom  Kronleuchter  nach  der  Peripherie  des  Plafonds  herabhängenden 
Guirlanden,  während  der  Kronleuchter  selbst  mit  Blumen  geschmückt  war; 
nur  das  unter  ihm  angebrachte    Bluraenschiffchen,  von    welchem    noch  wieder 


Qg  Der  Cberwinterungszustand  der  Kirschbaum-Monilia. 


ein  dichter  Strauss  Niel-Rosen  herabhing,  schien  uns  des  Guten  etwas*  zu 
viel  zu  sein. 

Im  Konzertsaale  waren  an  der  Westwand  unter  der  kundigen  Hand  des 
Kgl.  Obergärtners  Habermann  vom  Schlossgarten  Monbijou  fünt  grosse. 
geradezu  musterhaft  aufgebaute  Clruppen  von  Palmen  aufgestellt,  darunter  eine 
Anzahl  ganz  besonders  schöner  Phönix,  welche  Herr  Kgl.  Ilofgärtner  Jancke- 
Bellevue  geliefert  hatte.  Plerr  Hab  ermann  hatte  stets  mehrere  kleinere 
Phönix  so  geschickt  zusammengestellt,  dass  es  aussah,  als  wäre  das  Ganze  eine 
einzige  Pflanze. 

Das  Büffet  war  zur  Zeit,  wo  wir  den  Saal  sahen,  noch  nicht  arrangiert: 
es  sollte  noch  reichen  Blumenschmuck  durch  4  grosse  Jardinieren  und  2  hohe 
silberne  Aufsätze,  ferner  an  der  Vorderseite  durch  am  Tischtuch  befestigte 
Guirlanden  und  Bouquets  erhalten.  Auch  sollten  noch  Tische  aufgestellt  werden, 
ebenfalls  mit  Blumenkörben  geschmückt. 

Schliesslich  begab  man  sich  unter  Führung  des  Herrn  städt.  Garten- 
inspektors Fmtelmann  nach  dem  Rathause,  wo  der  Obergärtner  Kluge 
unter  Leitung  des  Herrn  städt.  Gartendirektors  Mächtig  und  des  Herrn  städt. 
Garteninspektors  Fintelmann  den  Flur  und  die  grosse  Haupttreppe  malerisch 
mit  Blatt-  und  blühenden  Pflanzen  geschmückt  hatte.  Schon  öfter  haben  wir 
ähnlichen  Schmuck  im  Rathause  gesehen,  nie  erschien  er  uns  so  schön  wie 
diesmal,  und  das  kam  z.  T.  wohl  mit  daher,  weil  man  auf  dem  Absätze  in 
halber  Höhe  der  Treppe  links  und  rechts  je  einen  grossen  Blumentisch  auf- 
gestellt hatte,  der,  reich  mit  Palmen  und  anderen  Blattpflanzen  geziert,  die 
gerade,  schräg  aufsteigende  Linie  der  auf  den  einzelnen  Stufen  links  und  rechts 
angebrachten  Pflanzen  angenehm  unterbrach.  Auf  dem  weiten  Raum  am  Ende 
der  Treppe  war  in  deren  Mittelachse  ein  mächtiger  Hain  aus  Blattpflanzen 
aufgebaut,  ähnlich  wie  links  und  rechts  beim  Eingang  in  das  Rathaus.  Unmög- 
lich ist  es,  all  die  einzelnen  Pflanzenarten  zu  nennen,  wir  wollen  nur  hervor- 
heben die  wegen  ihrer  Höhe  geradezu  einzigen  stattlichen  Exemplare  von 
Dracaena  nutans  unten  links  und  rechts  an  der  Treppe,  die  schönen  Palmen 
und  Baumfarne,  die  zahlreichen  Azalea  indica  und  mollis,  die  vielen  Blumen- 
zwiebeln etc. 

Die  prächtigen  Blumenaufsätze  auf  der  Festtafel  im  Rathause  hatte  zum 
grössten  Teil  Herr  Fasbender,  Schönhauser-AUee  21    geliefert. 


Der  Überwinterungszustand  der  Kirschbaum-Monilia. 

Von  Professor  Dr.  Frank  und  Dr.  I"r.  Krüger. 
rl^l  ^^^^    ^^°    bisherigen  Erfahrungen  wusste  man,   dass  der  Fruchtschimmel. 


e 


Monilia  fructigena,  mit  seinen  sporentragenden  Polstern  auf  mumificierten. 
an  den  Zweigen  sitzengebliebenen  Obstfrücht-en  den  Winter  über  sich  erhält. 
Diese  galten  daher  als  Ausgangspunkt  für  die  Weiterverbreitung  des  Pilzes  und 
speziell  als  Überträger  der  'l'vrankheit  auf  die  Kirschblüten.  Die  Folge  des 
Befalles  der  letzteren  ist  dann  bekanntlich  jene  Erscheinung,  dass  an  den  im 
Frühling  durch  den  Pilz  getöteten  Blütenbüscheln  und  Fruchtansätzen  die  Monilia 
sogleich  wieder  mit  reichlichen  Sporenpolstern  hervorbricht,  worauf  wir  in 
unseren  früheren  Artikeln  über  diese  Krankheit  bereits  hingewiesen  haben,  mit 


Der  Überwiritciungszustand  der  Kirschbautn-Monilia.  qt 


dem  Bemerken,  dass  alle  diese  abgestorbenen  Teile  der  Kirschbäume  als  ge- 
fahrbringend für  die  nächstjährige  Blütenbildung  zu  bezeichnen  seien. 

Wir  machten  nun  bei  unseren  über  diesen  Pilz  angestellten  Untersuchungen 
bereits  im  Laufe  des  vergangenen  Sommers  die  interessante  Beobachtung,  dass 
an  diesen  abgestorbenen  Teilen  die  Sporen  des  Pilzes  allmählich  verschwinden 
und  auch  durch  keine  neue  Fruktifikation  wieder  ersetzt  werden,  so  dass  man 
meist  im  Sommer  kaum  noch  etwas  von  Moniliasporen  daran  findet  und  der 
Pilz  verschwunden  zu  sein  scheint,  zumal  da  sich  die  durch  ihn  getöteten 
und  vertrockneten  Blüten-  und  Fruchtansätze  im  Laufe  des  Sommers  äusserlich 
mit  anderen,  saprophyten  Pilzen,  wie  Cladosporium  u.  dergl.,  bedecken. 

Aber  wir  konnten  bereits  in  unseren  Veröffentlichungen  die  Beobachtung 
aus  vorigem  Sommer  mitteilen,  dass  das  ganze  innere  Gewebe  der  ab- 
gestorbenen Blütenstielc  und  Knospen,  sowie  der  erkrankenden  Laubtriebe 
reichlichst  von  dem  Alycelium  der  Monilia  durchwuchert  ist  und  dass  das 
letztere  sogar  teilweise  in  die  Tragzweige  eindringt  und,  soweit  dies  geschieht, 
auch  diese  bald  zum  Absterben  und  Vertrocknen  bringt. 

Der  Umstand,  dass  der  Pilz  auf  solche  Weise  grössere  Partien  des  Holzes 
durchwuchert  und  sich  in  diesem  lebensfähig  erhält,  veranlasste  uns,  schon 
früher  auf  die  Bedeutung  des  Zurückschneidens  der  infizierten  Zweige  hinzu- 
weisen, weil  solche  mehr  oder  weniger  von  der  Monilia  befallenen  Teile  sich 
doch  nicht  normal  weiter  entwickeln  und  gesunde  Früchte  hervorbringen 
können,  andererseits  aber  lag  nach  unseren  bisherigen  Erfahrungen  über  die 
Lebensbedingungen  des  Pilzes  kein  Grund  vor,  anzunehmen,  dass  er  nicht  auch 
an  den  alten  abgestorbenen  Holzpartien  gelegentlich  fruktifizierend  hervor- 
brechen könnte. 

Dieses  fand  nun  in  diesem  Jahr,  vermutlich  infolge  der  ungewöhnlich 
warmen  Witterung  bereits  im  Januar  statt  und  zwar  in  der  Weise,  dass  da,  wo 
die  vorjährigen  durch  die  Krankheit  abgestorbenen  Blütenstiele,  Knospen, 
Spitzenlangtriebe  sowie  seitlichen  Kurztriebe  noch  an  den  Ästen  sitzen,  aus 
diesen  Teilen  ein  neuer  Sporenausbruch  in  schön  entwickelten  grauen  Monilia- 
Polsterchen  hervorgetreten  ist,  mit  frischen,  sogleich  kräftig  keimfähigen  Sporen. 
Besonders  zwischen  den  Knospenschuppen  der  abgestorbenen  Knospen,  aber 
auch  an  der  Oberfläche  der  abgetrockneten  Blättertriebe  und  der  alten  Blüten- 
stiele und  vertrockneten  Fruchtansätze  brechen  diese  neuen  Fruktifikationen 
hervor.  Wir  konnten  uns  überzeugen,  dass  sie  einem  Mycelium  entspringen, 
welches  im  Innern  Gewebe  jener  Teile  reichlichst  sich  findet  und  eben  seit 
dem  vergangenen  Sommer  darin  vorhanden  geblieben  ist. 

Dies  beweist,  dass  das  Mycelium  unseres  Pilzes  auf  dem  Kirschbaume 
in  den  von  ihm  im  Frühlinge  getöteten  Teilen  bis  zum  nächsten  Winter  und 
Frühlinge  in  einem  Ruhezustande  verbleibt,  in  den  es  mit  Beginn  der 
wärmeren  Sommerszeit  eintritt;  denn  während  des  ganzen  Sommers  und 
Herbstes  lässt  es  keinerlei  neue  Fruktifikationsorgane  hervortreten, 
erwacht  aber  hierzu  beim  Herannahen  des  Frühlings. 

So  werden  also  auch  die  auf  diesem  Wege  vom  Pilze  neu  hervor- 
geschickten Sporen  im  Frühlinge  als  frisches,  kräftigst  keimfähiges  Infektions- 
material auf  die  sich  öffnenden  Baumknospen  geworfen,  wo  sie  wieder  sogleich 
die  beste  Unterlage  für  ihre  Weiterentwicklung  und  damit  für  die  Wieder- 
erzeugung der  Blütenkrankheit  finden. 


Qg  Die  Liegnitzer  Ausstellung  vom   21. — 25.  Januar. 

Aus  dem  geschilderten  eigentümlichen  Verhalten  des  Pilzes  geht  weiter 
hervor,  dass  die  Frage  der  Dauer  der  Keimfähigkeit  der  Sporen  an  Bedeutung 
A-erliert.  Wir  haben,  ausgehend  von  der  Thatsache,  dass  auf  den  absterbenden 
Blütenbüscheln  im  Frühlinge  der  Pilz  massenhaft  Sporen  erzeugt,  dann  aber 
damit  aufhört,  uns  gefragt,  wie  lange  die  im  Frühlinge  zur  Zeit  der  Baum- 
blüte gezeitigten  Sporen  ihre  Keimfähigkeit  behalten  und  dabei  konstatiert,  dass 
bei  dem  im  Zimmer  aufgehobenen  getrockneten  Material  eine  solche  sich  etwa 
6—7  Monate  erhält. 

Ob  der  Pilz  vielleicht  noch  andere  Fruktitikationsorgane  besitzt  als  die 
bekannten  kettenförmigen  Konidien,  das  ist  eine  Frage,  die  nach  vorstehender 
Schilderung  für  die  Praxis  mehr  in  den  Hintergrund  tritt. 

Für  letztere  ist  von  der  grössten  Bedeutung,  dass  z.  Z.  der.  Blütenbildung 
bereits  frische  lebenskräftige  Monilia-Sporen  an  dem  Holz  —  sei  es  nun  an 
ganz  totem  oder  an  erst  zum  Teil  abgestorbenem  —  vorhanden  sein  können 
und  daraus  resultiert  für  den  Praktiker,  dem  seine  Kirschplantagen  am  Herzen 
liegen,  die  unabweisbare  Notwendigkeit,  für  rechtzeitige  Entfernung  der  trockenen 
Reiser  in  \'erbindung  mit  kräftiger  Kupferbespritzung  der  dünneren  Zweige, 
sowie  möglichst  gründlicher  Säuberung  des  Bodens  von  dem  Reisig  zu 
sorgen. 

Institut  für  Pflanzenphysiologie  und  Pflanzenschutz 
der  Königlichen  Landwirtschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin. 


Die  Liegnitzer  Ausstellung  vom  21. — 25.  Januar. 

|ie  grosse  Reklame,  welche  für  diese  Ausstellung  gemacht  war,  ist  derselben 
:;^fc^  schädlich  gewesen.  Die  meisten  Besucher  kamen  mit  zu  grossen  Erwartungen 
und  waren  enttäuscht.  Die  Ausstellung  war  gut,  hatte  aber  nur  einen  mitt- 
leren Umfang.  Dazu  kam  entsetzlich  schlechtes  Wetter,  aufgeweichte 
Wege,  ungenügende  Lokalitäten,  z.  T.  zu  gedrängte  Aufstellung  namentlich  bei 
den  Schnittblumen. 

Der  milde  Winter  war  dem  Transport  der  Ausstellungsgegenstände  sehr 
günstig,  aber  die  Leiter  hätten  gewiss  lieber  heiteres,  selbst  strenges  Frost- 
wetter gesehen,  dann  wäre  der  Triumph  der  gärtnerischen  Kunst  Aiel  mehr 
zur  Geltung  gekommen. 

Die  hervorragendsten  Leistungen  lagen,  wie  uns  berichtet  wird,  auf  dem 
Gebiet  der  getriebenen  Blütensträucher  und  auf  dem  der  —  Gemüse.  Die  schönste 
Anordnung  von  Blütensträuchern  brachte  Herr  Parkinspektor  Stämmler, 
Leiter  der  städtischen  Gärtnerei,  aber  auch  die  Handelsgärtner  E.Wende  und 
Georg  Zobel-Liegnitz  bewiesen,  dass  man  in  Liegnitz  vortreffliches  in  der 
Gehölztreiberei  leistet.  Ganz  besonders  gilt  das  bezüglich  der  Magnolien. 
Die  übrigen  Blütenpilanzen  der  Handelsgärtner  von  Liegnitz  und  Umgegend: 
Hyacinthen,  Maiblumen,  Cyclamen,  Primeln  etc.,  waren  ebenfalls  sehr  an- 
erkennenswert, überhaupt  haben  die  Liegnitzer  Gärtner  grosse  Opfer  für  die 
Ausstellung  gebracht. 


Ausstellung  von  spätem  Winterobst.  —  Wertzeugnis.  qq 

Die  schönen  Schnittblumen  kamen  nicht  recht  zur  Geltung",  da  sie 
meist  in  einem  engen  Gewächshause  zusammengestellt  waren.  Sehr  schön 
waren  die  Nelken  und  Cyclamen  von  Class-Zehlendorf,  die  Nelken  von 
Thal  acker-Gohlis  bei  Leipzig  und  Theodor  Wiest-Freudenheim  bei  Mann- 
heim, die  Flieder  von  Fr.  Ilarms-Hamburg,  Sinai-Frankfurt  a.  M.,  Zimmer- 
mann-Roitzsch,  die  späten  Chrysanthemum  »Winterkönigin«  von  O.  Ilübner- 
Wannsee  bei  Berlin  etc. 

Auch  die  Bindereien  waren  sehr  gut,  ebenso  die  meisten  Baumschulartikel. 

Allseitig  wird  angeregt,  einmal  in  Berlin  Mäeder  eine  grosse  Winterblumen- 
Ausstellung  zu  veranstalten,  wo  bekanntlieh  1880  in  den  Räumen  der  neu  er- 
richteten landwirtschaftlichen  Hochschule  bei  14  Gr.  R.  Kälte  zum  ersten 
Male  in  Deutschland,  vielleicht  in  der  Welt,  eine  Winterblumen-Ausstellung  ab- 
gehalten wurde.  Xoch  heute  erinnern  wir  uns  des  Ausspruches  der  Hoch- 
seligen  Kaiserin  Augusta:  »Feenhaft'  Draussen  der  strenge  Winter  und  hier 
dies  Paradies!« 

Die  damalige  Hoffnung,  dass  durch  die  Vorführung  so  glänzender  eigener 
deutscher  Kulturen  der  Import  aus  dem  Süden  gemindert  werden  würde,  hat  sich 
aber  nicht  erfüllt  und  man  wird  wohl  mit  den  Verhältnissen  dauernd  rechnen 
müssen,  selbst  wenn  ein  Zoll  darauf  gelegt  werden  sollte. 


Aussteilung  von  spätem  Winterobst 
zu  Berlin  am  Donnerstag  den  24.  Februar  1898. 

Der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  beabsichtigt,  auf  Anregung 
des  Gartenbauvereins  der  Grafschaft  Wernigerode  gelegentlich  der  Versammlung 
am  Donnerstag,  den  24.  Februar,  eine  kleine  Ausstellung  von  spätem  Winter- 
obst zu  veranstalten,  um  zu  ermitteln,  welche  Sorten  sich  trotz  der  schlechten 
Obsternte  in  Norddeutschland  doch  gut  gehalten  haben. 

Bedingungen. 

1.  Die  Ausstellung  findet  am  24.  Februar  im  Vereinslokale  statt  und 
währt  von  mittags   12  Uhr  bis  8  Uhr  abends. 

2.  Von  jeder  Sorte  sind  mindestens  5  Stück  einzusenden. 

3.  Die  nötigen  Pappteller  liefert  der  Verein. 

4.  An  Preisen  sind  eine  silberne  und  eine  bronzene  Medaille  von  dem 
Gartenbauverein  Wernigerode  gestiftet.  Ferner  stehen  Vereins-Medaillen 
nach  Bedarf  zur  Verfügung. 

Anmeldungen  sind  mit  Angabe  des  Raumbedarfes  bis  zum  22.  Februar 
an  das  General-Sekretariat,  Berlin,  Invalidenstrasse  42,  zu  richten. 


— >•>  Wertzeugnis  <•«— 

des  Vereins  zur  Beförderung    des   Gartenbaues    in  den  preussischen  Staaten 
für  eine  neue  Varietät  von  „Cattleya  Trianae'"  von  Max  Wunde!,  Oranienburg. 

^'erhandelt  Berlin,  den  5.  Februar  1898. 
Die  unterzeichneten  Preisrichter  haben  einstimmig  beschlossen,  der  neuen 
Varietät    von     Cattleya    Trianae   des    Herrn    Max    Wundel-Oranienburg     das 
Wertzeugnis  zu  erteilen. 


IQO  Lapageria  rosea.  —  Über  Bepflanzung  der  Gewächshausmauern. 


Gründe:  Die  Blumen  zeichnen  sich  durch  aussergewöhnliche  Grasse. 
vollendet  schöne  Form,  ausserordentlich  breite  Fetalen,  sowie  durch  schöne 
Farbe  aus.  Besonders  hervorragend  ist,  dass  über  sämmtliche  Sepalen  und 
Fetalen  sich  ein  karminroter  Mittelstreif  zieht,  der  sich  an  der  Spitze  der 
Fetalen  in  besonders  schöner  Weise  verbreitert.  Auch  die  Lippe  zeichnet  sich 
durch  einen  bis  zum  ausser sten  Rande  gehenden  prachtvoll  karminroten 
breiten  Saum,  der  nach  dem  Schlünde  hin  scharf  abgegrenzt  ist,  aus. 

Die  Pflanze  hat  sowohl  für  Liebhaber  wie  für  Ilandclsgärtner  einen 
hervorragenden  Wert. 

Carl  Lackner.      W,  Ferring.      R.   Brandt.     Carl  Kuntze.      H.  Weidlich. 

Fr.  Weber.     F.  Kränzlin. 


Lapageria  rosea  und  ihre  Vermehrung. 

^—.  (Hierzu  Abb.    19.)  > 

^'^(«^ir     geben    in    Abb.    19    die    Darstellung    eines    Zweiges    der    so    reich 


blühenden  Lapageria  rosea  des  Herrn  Ilofmarschalls  von  St.  Paul 
(Gartenflora  1898  S.  33  und  53),  und  zugleich  seine  uns  freundlichst  übersandte 
Anleitung  zur  Vermehrung: 

>Die  Vermehrung  der  Lapageria  ist  bis  jetzt  noch  nicht  sehr  einfach.  An 
älteren  Pflanzen  bewurzeln  sich  die  einzelnen  Ranken,  welche  man  dann  als 
fertige  Pflanzen  abnehmen  kann.  Ranken  als  Ableger  einzulegen  geht  auch, 
sie  liegen  aber  zwei  Jahre  bis  zur  Bewurzelung. 

Herrn  T.  J.  Seidel  in  Laubegast  verdanke  ich  die  Belehrung,  dass  eine 
abgeschnittene  Ranke,  mit  eben  ausgereiftem  Holze  (also  etwa  im  Juni)  in 
Torfmull  eingelegt,  welcher  auf  gute  Drainage  zu  betten  ist,  sich  etwa  in 
10 — 11  Monaten  an  jedem  Blatt  bewurzelt  und  in  viele  Pflänzchen  zerschnitten 
werden  kann.  Ich  habe  diese  Manier  aber  noch  nicht  erprobt.  Gut  ausgereifte 
Samen  keimen  leicht  in  Heideerde.  Es  dauert  aber  vier  Jahre  bis  man  Blüten 
sieht. 

Ich  habe  meine  reichblühende  \'arietät  mit  der  dunkelroten  Chatsworth- 
\'arietät  mit  10 — 12  cm  langen  Glocken,  gekreuzt  und  einige  junge  Pflanzen 
erzogen,  auf  die  ich  grosse  Hoffnung  setze.  In  Allem  besitze  ich  die  abgebildete 
reichblütige  Form  der  gewöhnlichen  Lapageria  rosea,  dann  die  Xash-Court- 
Varietät,  welche  reicher  gesprenkelt  ist,  die  schon  erwähnte  Chatsworth- 
Varietät  und  die  weisse  Form,  welche  für  gewisse  Dekorationszwecke  unüber- 
trefflich ist. 

Es  ist  lebhaft  zu  bedauern;  dass  in  Deutschland  diese  schöne  Pflanze  noch 
so  wenig  verbreitet  ist.«  v.  St.  Paul. 


Über  Bepflanzung  der  Gewächshausmauern  innerhalb  der  Häuser. 

\'on    G.    K  6  r  p  c  r  -  l""ürstenwalde  a.   Spree, 
s    dart    wohl    vorausgesetzt    werden,     dass      es    jedem    Gärtner    bekannt 
1,   ist,  dass  die  ausgefallenen  und  an   den  Wänden    sitzenbleibenden  Sporen 
verschiedener  Farne  aufgehen  und  daselbst,  wenn  auch  zum  Teil  nur  kümmer- 
lich, weiterwachsen. 


Über  Bepflanzung  d^  Gewächshausmauern  innerhalb  der  Häuser. 


lOI 


Wie  in  so  vielen  Fällen  giebt  uns  auch  hier  die  Xalur  einen  Fingerzeig, 
den  unverputzten  Wänden  der  Gewächshäuser  nicht  nur  ein  schönes  Aussehen 
durch  diesen  grünen  Schmuck  zu  geben,  sondern  auch,  wie  man  sagt,  das 
Angenehme  mit  dem  J\'ützlichen  zu  verbinden,  da  der  Verkauf  der  an  diesen 
Wänden  wachsenden  Pflanzen  ja  auch  und  manchmal  sogar  nicht  unwesentliche 
materielle  ^'orteile  bringt. 

Wenn  ich  oben  sagte,  dass  die  Sporen  verschiedener  Farne  zum  Teil 
kümmerlich  weiterwachsen,  so  ist  dies  hauptsächlich    nur  an  den  Wänden  der 


Abb.    Hj.     Lapageria  rosea. 

Eine  Ranke    mit    22  l^lüten   auf  40  cm   Lange   von    Herrn  Königl. 
Hofmarschall  v.  St.  Paul,  Fischbach  im  Riesengebirge. 

Fall,  die  mit  Cement  etc.  verputzt  sind,  da  hier  die  für  die  Pflanzen  nötige 
Feuchtigkeit  nur  sehr  schwer  oder  überhaupt  nicht  eindringen  kann,  auch  die 
feinen  W^urzeln  derselben  kaum  imstande  sind,  festzuwachsen;  unverfugte  und 
unverputzte  Wände  dagegen  nehmen -die  Feuchtigkeit  leichter  in  sich  auf, 
dünsten  daher  auch  mehr  aus  als  die  erstgenannten;  es  entsteht  dadurch  eine 
gleichmässigere  feuchte  Luft,  infolge  dessen  die  Pflanzen  auch  besser  wachsen 
und  gedeihen  können. 

Es  sei  mir  nun  gestattet,  meine  diesbezüglichen  Erfahrungen  mitteilen  und 
Vorschläge  machen  zu  dürfen. 


102  Über  Bepflanzung  der  Gewächshausmauern  innerhalb  der  Häuser. 

Namentlich  früher,  aber  auch  jetzt  noch,  findet  man  in  vielen  Gewächs- 
häusern noch  rohe,  d.  h.  unverfugte  und  unverputzte  Wände  und  bin  ich,  wo 
ich  dies  zu  thun  Gelegenheit  hatte,  behufs  Ausschmückung  und  Bepflanzung 
derselben  folgendermassen  verfahren.  Die  Farnwedel,  deren  Sporen  reif  sind, 
nahm  ich  und  rieb  dieselben  an  den  Mauern  resp.  Wänden  ab  oder  drückte 
Teile  der  Wedel  in  die  Fugen.  Von  Farnen  habe  ich  dazu  namentlich  mit 
grossem  Vorteil  und  gutem  Erfoige  verwandt:  Platycerium  Acrostichum 
Alcicorne  etc.  (dieses  jedoch  erst  mit  einem  Stückchen  Baumrinde  an  die 
Wand  gedrückt),  verschiedene  Adiantum,  verschiedene  Blechnum,  Gold-  und 
Silberfarne  (diese  allerdings,  wenn  irgend  angängig,  zu  oberst  der  Wände), 
Polypodium  aureum  (auch  diese  sind  nicht  zu  niedrig  anzubringen,  damit  die 
schönen,  goldgelben  Tüpfel,  welche  mit  die  Zierde  dieser  Farne  sind,  zur 
Geltung  kommen),  die  verschiedensten  Pterisarten,  Scolopendrium  und  noch 
mehrere  andere  Arten. 

Als  sehr  schön  und  wie  für  solche  Zwecke  geschaffen,  möchte  ich 
empfehlen:  Lygodium  microphyllum,  Lomaria  scandens,  Nephrolepis  tubero&a, 
welche  sich  mit  ihren  oft  recht  langen  Wedeln  und  teils  kletternden,  teils 
hängenden  Ranken,  an  denen  sich  eine  Anzahl  junger,  selbständiger  Pflanzen 
entwickeln,  wirklich  graziös  ausnehmen,  und  ist  es  erstaunlich,  mit  welcher 
Schnelligkeit  diese  eine  Wand  beziehen. 

Ferner  habe  ich  die  verschiedensten  und  schönsten  Blattbegonien  in  einer 
solchen  Vollendung  an  den  Wänden  allein  und  auch  inmitten  der  Farne  ge- 
zogen, dass  ich  hunderte  von  Blättern  mit  einem  Male  zum  Verkauf  schneiden 
konnte.  Ebenso  konnte  ich  zum  Eintopfen  und  Verkauf  fertige  Pflanzen  von 
den  Wänden  nehmen.  Durch  üppigen  und  gesunden  Wuchs  zeichneten  sich 
namentlich  aus:  Begonia  heracleifolia,  B.  ricinifolia  und  B.  argyrostigma.  Weiter 
gedieh  Saxifraga  sarmentosa  (Judenbart)  ausgezeichnet,  deren  bunte  Blätter 
und  Aveiss  und  rosafarbene  lockere  Blütenrispen  nicht  nur  in  unglaublicher 
Zahl  erscheinen,  sondern  auch  ein  gutes  und  feines  Bindematerial  abgeben. 

Alsdann  sei  noch  erwähnt,  dass  alle  diese  Pflanzen  sich,  da  die  Wurzeln 
ohne  Erde  sind,  sehr  gut  zu  Jardinieren  verwenden  lassen. 

Dass  auch  Tradescantia  zebrina  etc.  ausgezeichnet  gedeihen,  möchte  ich 
nicht  unerwähnt  lassen. 

vSehr  zu  empfehlen  ist  ferner  noch:  Iloya  carnosa  (Asclepias),  Wachs- 
oder Honigblume  genannt.*)  Sie  wächst  nicht  nur  rasch  wie  Epheu,  sondern 
hat  ausserdem  gegen  die  vorerwähnten  Pflanzen  noch  den  Vorzug,  selbst  an 
glatten  Wänden  zu  gedeihen. 

Bezüglich  des,  ich  möchte  beinahe  sagen,  üppigen  Wachstums  der  ge- 
nannten Pflanzen  kann  ich  beispielsweise  noch  mitteilen,  dass  die  Begonien, 
Polypodium,  Nephrolepis  etc.  mit  ihren  Stengeln,  Rhizomen  resp.  Knollen  sich 
derart  in  den  Fugen  entwickeln  und  einklammern,  dass  es  oft  fast  unmöglich 
ist,  die  betreffenden  Pflanzen  unbeschädigt  zu  entfernen,  indem  die  Rhizome 
zerreissen  resp.  zerbrechen. 

Da  sich   Hoya    nicht    direkt    an    resp.  in    die    Wand    pflanzen    lassen,    so 


*)  Ersterer  Name,  weil  die  Blumen  das  Aussehen  haben,  als  seien  sie  aus  Wachs  künst- 
lich hergestellt,  und  letzterer,  weil  sie  einen  honigsüssen  Saft,  welcher  tropfenweise  an  den  ge- 
öffneten Blumen  hängt,  derart  ausschwitzen,  dass  bei  geöffneten  Fenstern  und  günstigem 
Wetter  die  Bienen  in  Mengen  erscheinen,  um  sich  diesen  köstlichen  Saft  zu  holen. 


Die  neue  Gärtnerei  der  Stadt  Paris.  i  03 


empfiehlt  es  sich,  dieselben  in  Töpfen  an  die  Wand  zu  stellen  oder  aber,  was 
noch  besser  und  wo  es  thunlich  ist,  im  freien  Grunde  auszupflanzen. 

An  den  angeführten  Beispielen  wird  der  denkende  Gärtner  und  Kenner 
dieser  und  ähnlicher  Pflanzen  bald  erl^ennen,  welche  derselben  zu  diesem 
Zwecke  verwendbar  sind,  nicht  allein,  um  sich  dadurch  eine  nicht  zu  ver- 
achtende Einnahme  zu  verschaffen,  sondern  auch,  was  wohl  namentlich  für 
herrschaftliche  Häuser  in  Betracht  kommt,  um  eine  schöne,  natürliche 
Dekoration  zu  erzielen.  Zum  Schluss  möchte  ich  nur  noch  kurz  anführen,  dass 
namentlich  Erdhäuser  oder  Gewächshäuser  mit  hohen  Ilinterwänden  am  vorteil- 
haftesten bepflanzt  werden  können,  ausserdem  befördert  ein  öfteres  Bespritzen 
der  Pflanzen  deren  Wachstum  ungemein,  so  dass  selbst  im  Winter  und  bei 
niedriger  Temperatur  die  Begonien  ihre  Blätter  nicht  verloren  haben. 

Von  Begonien  habe  ich  Blattstückchen,  wie  man  sie  sonst  zur  Vermehrung 
verwendet,  in  die  Fugen  der  Wände  gedrückt  und  hatte  die  Freude,  zu  sehen, 
wie  diese  gleich  denen,  welche  speziell  zur  Vermehrung  gelegt  waren,  sich 
üppig  und  in  der  geschilderten  Weise  entwickelten.  Ganz  besonders  schön 
sehen  die  Wände  aus,  wenn  man  nicht  eine  Sorte  Pflanzen  nimmt,  sondern  die 
angeführten  Arten  in  regellosem,  doch  gefälligem  Durcheinander  pflanzt. 

Namentlich  bei  Anlage  herrschaftlicher  Gewächshäuser  sollte  man  auf 
eine  derartige  Dekoration  Bedacht  nehmen  und  nicht  nur  rauhe  Steine  ver- 
wenden, sondern  auch  vereinzelte  Steine  mehr  oder  minder  hervorspringen, 
ganz  bestimmt  aber  die  Wände  nicht  verfugen  lassen. 

Unterlassen  möchte  ich  auch  nicht,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  da, 
wo  sich  Kellerwürmer,  auch  Kellerasseln  genannt,  beflnden,  die  sonst  zu  dem 
Zwecke  sich  vorzüglich  eignenden  und  nicht  genug  zu  empfehlenden  schönen 
Tuffsteine  nicht  zu  verwenden,  da  diese  das  gesuchteste  Heim  dieser  gefrässigen 
und  ungebetenen  Gäste  sind. 

Es  sollte  mich  freuen,  wenn  durch  diese  Zeilen  Veranlassung  zur  Nach- 
ahmung gegeben  und  manche  Gewächshauswand,  mehr  wie  bisher,  bepflanzt 
und  nutzbar  gemacht  würde.*) 


Die  neue  Gärtnerei  der  Stadt  Paris. 

Von  Ernest  Morgenstern. 
'or  kurzem  wurde  beim  Bahnhofe  von  Auteuil  auf  dem  Boulevard  de 
Boulogne  das  neue  gartentechnische  Etablissement  der  Pariser  Munizipalität 
eingeweiht.  Die  städtischen  Anlagen  von  Paris  gehören  sicher,  was  die  ge- 
schmackvolle Anordnung  und  Gruppierung,  die  sorgfältige  Pflege  und  Zucht 
mustergültiger  Varietäten  und  die  Mannigfaltigkeit  anlangt,  zu  den  hervor- 
ragendsten von  allen  Grossstädten.  Die  Franzosen  schwärmen  für  ihre  schöne 
Hauptstadt,  wenden  daher  auch  Unsummen  auf,  um  ihr  neue  Reize  zu  ver- 
leihen, und  nichts  erhöht  die  Anmut  einer  Stadt  mehr  als  öffentliche  Parks  und 
Gärten.  Um  so  hervorragendes  zu  leisten,  gehört  natürlich  auch  ein  besonders 
geschultes  technisches-  Personal  und  ein  vorzügliches  Arbeitsmaterial,  und 
gerade  in  dem  neuen  Etablissement  hat  man  eine  Anstalt  geschaffen,  in  der  alle 

*)  Wir    sahen    eine    derartig    gepflanzte  Rückwand    in  einem  herrschaftlichen  Gewächs- 
hause bei  Frau  Heil-Hamburg,  Obergärtner  Donath.  D-  R^'^ 


I04 


Die  neue  Gärtnerei  der  Stadt  Paris, 


neuen  Erfindungen  der  Technik,  alle  Erfahrungen  der  Praxis  und  wissenschaft- 
lichen Fortschritte  zur  Anwendung  gebracht  sind.  Im  letzten  Jahrhundert  noch 
waren  die  Engländer  und  Holländer  die  Lehrmeister  der  Franzosen,  erst  seit 
der  modernen  Umgestaltung  von  Paris  sind  letztere  mit  riesigen  Schritten  vor- 
wärtsmarschiert.  Als  es  galt,  die  zahllosen  neuen  Squares  und  grünen  Plätze 
mit  Blumen  zu  schmücken,  da  mussten  zu  Tausenden  Zierpflanzen  zu  massigem 
Preise  geliefert  werden.  Die  ungenügend  vorbereitete  und  zu  teure  Handels- 
gärtnerei konnte  nicht  in  Betracht  kommen,  die  Stadt  musste  dieselben  in 
eigener  Regie  beschaffen.  Der  frühere  Pariser  Stadtbaumeister  Alphand,  ein 
Organisationsgenie  ersten  Ranges,  schatfte  bald  Rat,  er  nutzte  verlassene  Stein- 
brüche und  Keller  und  öde  Landstrecken  um  das  Bois  de  Boulogne  aus.  In 
ersteren  bewahrte  er  die  Blumenzwiebeln  auf,  brachte  Heizvorrichtungen  an 
und  bald  war  der  weite,  nördlich  von  dem  dem  Pianofortefabrikanten  Erard 
gehörigen  Schlosse  >La  Muette«  begrenzte  Raum  von  Gewächshäusern  und  Treib- 
beeten bedeckt. 

Diese  grosse  Stadtgärtnerei  umfasste  40  Warmhäuser,  wo  Fuchsien,  Pelar- 
gonien, Calceolarien,  Cannen,  Verbenen,  Chrysanthemen  etc.  gezogen  wurden, 
welche  bestimmt  waren,  die  Squares  zu  schmücken  und  nach  kurzem  Glänze 
durch  den  Staub  und  die  schlechte  Luft  dahinzusiechen.  Lange  Zeit  genügte 
dieses  Etablissement  dem  enormen  Bedarfe  der  Stadt  Paris.  Es  Avar  übrigens, 
wie  so  viele  Wunder  der  Weltstadt,  den  Parisern  selbst  fast  unbekannt. 
Schliesslich  reichte  dasselbe  aber  doch  für  den  allmählich  auf  3  Millionen 
Blumenstöcke  gewachsenen  Bedarf  nicht  mehr  aus,  und  es  wurde  daher  be- 
schlossen, die  städtische  Gärtnerei  nach  einem,  umfangreichen  Platze  beim  Bois 
de  Boulogne  zu  verlegen  und  sie  in  jeder  Hinsicht  zu  einer  Musteranstalt  zu 
machen,  welche  neben  einer  Modellgärtnerei  grössten  Stils  gleichzeitig  ein 
botanisches  Institut  und  eine  Gartenbauschule  enthalten  sollte,  wie  die  be- 
treffenden Etablissements  in  Leiden  und  Kew,  welche  von  so  überaus  frucht- 
bringender Wirkung  sind.  Die  Pläne  des  Instituts  sind  vom  Stadtbaumeister 
F  o  r  m  i  g  e  in  Verbindung  mit  den  hervorragendsten  gartentechnischen 
Autoritäten  entworfen  \vorden,  und  die  Arbeiten  haben  nun  zwei  Jahre  gedauert. 

Während  das  alte  Etablissement  18000  qm  umfasste,  bedeckt  das  neue 
über  8  ha.  Man  hat  das  Avellige  Terrain  des  Grundstücks  sowie  eine  Anzahl 
loojähriger  Eichen  belassen.  Das  Ganze  stellt  einen  englischen  Park  mit  seinen 
Anhöhen  und  Thälern,  Bächen,  Strauch-  und  Baumgruppen  und  Rasenflächen 
dar.  Der  Haupteingang  mit  monumentalem  Gitter  liegt  gegenüber  der  gross- 
artigen städtischen  Baumschule  für  Conileren  am  Boulevard  de  Boulogne.  Zu 
beiden  Seiten  erheben  sich  zwei  elegante  Bauten  im  Rustikestil,  welche  die 
Bureaux,  die  wissenschaftlichen  Sammlungen  und  Hörsäle  enthalten.  Eine 
Freitreppe  führt  zu  einem  Parterre  in  französischem  Geschmacke,  welches  von 
prächtigen  Gewächshäusern  eingefasst  ist;  dies  ist  das  Interessanteste  an  der 
ganzen  Anlage;  sie  sind  in  der  Zahl  von  90  alle  in  der  Bauart,  der  Form  und 
Wölbung  verschieden  und  bieten  doch  zusammen  einen  harmonischen  Eindruck 
durch  die  geschickte  und  praktische  Gruppierung.  Bald  zeigt  das  Dach  eines 
Gewächshauses  einen  Rundbogen,  bald  ist  es  oval  oder  spitzbogig.  Diese 
Formen  wurden  gewählt,  um  den  verschiedenen  Pflanzen  die  ihrer  Natur  und 
ihrem  Lebensbedürfnis  entsprechend  möglichst  grosse  Menge  Wärme  und  Licht 
zu  geben.     Jedesmal  eine  Serie  von  Häusern   dient    für    eine  ihrem  Klima  und 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen.  105 


Wohnort  nach  zusammcniichörioc  Pflanzcnoruppe.  Das  Palmcnhaus  ist  eines 
der  grössten  existierenden;  es  besteht  aus  einer  25  m  hohen  Kuppel  und  zwei 
12  m  hohen  Seitentlüoeln.  Die  Scheiben  haben  eine  hellgrüne  Färbung  und 
verbreiten  ein  mildes  Licht  über  die  hier  befindlichen  Cocos-,  Dattel-,  C)l-, 
Fächerpalmen,  Bananen,  Bambusarten,  Strelitzien,  Pandanus,  Plutocorna,  die 
Zuckerrohr-,  Baumwollstauden,  Manioks.  Laurusarten,  Feigenbäume,  tropische 
Aristolochien,  Indigo,  Kaffee-.  Theesträucher  etc.  Gleich  neben  dem  Palmarium 
liegt  das  Orchideenhaus,  wo  z.  T.  eine  tropische  Hitze  von  ca.  30^  herrscht 
und  das  Auge  geblendet  wird  von  der  Farbenpracht  und  den  seltsamen  Blüten- 
formen. Hinter  den  Gewächshäusern  auf  der  Paris  zugekehrten  Seite  sehen 
wir  zahllose  Beete  mit  frischen  Pflanzen  und  dahinter  Glaskästen  und  Mistbeete, 
auf  denen  die  jungen  Pflanzen  angetrieben  werden.  Zu  Plunderttausenden  werden 
hier  die  beliebtesten  Gartenpflanzen  gezogen,  welche  die  Beete  in  den  Champs- 
Elysees,  den  Tuilerien,  dem  Palais  Royal,  Parc  Monceau  u.  s.  w.  schmücken. 
Eine  Anzahl  Gewächshäuser  dient  zum  Propfen.  Veredeln  und  dem  Erzielen 
von  Stecklingen,  wieder  andere  als  Hospital,  wo  sich  die  Pflanzen,  die  mehrere 
Ballnächte  hindurch  zum  Ausschmücken  der  Salons  und  Festsäle  dienten  in 
lauer  Luft  erholen  und  wieder  Kraft  und  Gesundheit  gewinnen  sollen.  Die 
Erwärmung  sämtlicher  Glashäuser  geschieht  durch  Heisswasserleitungen. 
ein  thermo-elektrischer  Regulator  gestattet,  den  Dampfdruck  derselben  zu 
regulieren. 

Geräumige  und  luftige  Keller  bergen  während  der  Vegetationsruhe  die 
Zwiebeln  und  Knollen  der  Hyazinthen,  Tulpen,  Ranunculaceen,  Begonien. 
■Dahlien  etc.  Am  Ende  des  Gartens,  in  welchem  die  gewöhnlichen  Garten- 
pflanzen kultiviert  werden  und  der  im  französischen  Stil  gehalten  ist,  steht 
das  von  den  Warmhäusern  gebildete  Parallelogramm  abschliessend,  eine 
prächtige  hohe  Fontaine  von  Dalow,  die  mit  einem  eine  Schäferszene  dar- 
stellenden Medaillon  geschmückt  ist.  Für  sämtliche  gärtnerischen  Arbeiten 
genügt  bei  der  überaus  praktischen  Einrichtung  des  Ganzen  ein  Personal  von 
ca.  loo  Köpfen.  Das  Etablissement  steht  Freunden  der  Blumenzucht  offen  und 
Fachleute  können  den  wissenschaftlichen  Vorlesungen  über  Botanik  und 
Gartenbau  und  interessanten  Experimenten  über  Pflanzenphysiologie  und 
-biologie,  u.  a.  auch  über  die  Verwendung  der  Elektrizität  zum  schnellen 
Treiben  der  Blumen  beiwohnen,  Künstler,  Gewerbetreibende  etc.  ihre  Studien 
machen,  um  die  reizenden  Formen  und  Farben  der  Blüten  in  Gemälden  kunst- 
gewerblicher und  Modeartikeln  darzustellen  und  den  Geschmack  zn  veredeln 
und  zu  variieren. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 

Galanthus  Cilicicus  Bak.  |   ausdehnen.     Unser  neues,    in   Cilicien 

ist  dasgrössteundschönste  allerSchnee-      entdecktes  Schneeglöckchen  ist  gleich 


glöckchen  und  übertrifft  G.  Elvesii 
bedeutend!  Galanthus  Cilicicus  Bak. 
blüht  zeitig  in  Töpfe  oder  Kästen 
gepflanzt  im  hellen  Kalthause  bei  6-8** 
bereits  im  Monate  November  und 
der  Flor  lässt  sich  leicht  bisWeihnachten 


vorzüglich  als  Topf-  und  Schnitt- 
blume, es  ist  eine  edle,  für  feine 
Bindereien  geeignete  Pflanze,  es  ist 
das  Galanthus  der  Zukunft.  Unter 
Laubdecke  überdauert  es  unseren 
Winter    und    blüht    im    zeitigen    Früh- 


io6 


Kleinere  Mitteilungen. 


ling.  Handelsgärtnern  empfehlen  wir 
dringend  diese  schöne  Pflanze,  von 
der  wir  zum  ersten  Male  kräftige 
kultivierte  Zwiebeln  in  den  Handel 
bringen. 

W.  Siehe,  Mersina,  Türkei.  Kl. -Asien. 
R.  Siegismund,  Berlin,  Mauerstr.  09. 

Neues  Chrysanthemum  indicum  „Afsne". 

Die  Revue  de  l'horticulture  beige 
et  etrangere  giebt  1897  S.  265  eine 
farbige  Doppeltafel  des  schönen  elfen- 
beinweissen  Chrysanthemum  Afsne. 
Sie  gehört  zur  Abteilung  der 
»Japanischen«,  blüht  schon  im  Oktober 
und  ist  von  dem  belg.  Liebhaber  Herrn 
Fierens  in  seinem  Sommersitze  zu 
Afsne  in  Flandern,  an  der  Lys  gelegen, 
aus  Samen  gezogen,  die  er  von  Herrn 
Foukouba,  Direktor  der  kaiserlichen 
Gärten  in  Tokio,  erhielt.  Die  Pflanze 
ist  gedrungen,  kräftig  und  trägt  mehrere 
grosse  schöne  Blumen  von  25  cm 
Durchmesser.  Das  feuchte  Seeklima 
von  Flandern,  die  Nähe  des  Grenz- 
flüsschens LyS;  in  welchem  auch  der 
belgische  und  französische  Flachs  so 
viel  geröstet  wird,  die  grossen  Wiesen- 
flächen geben  eine  feuchte  reine  Luft, 
der  Boden  ist  leicht,  aber  fruchtbar 
und  eignet  sich  Flandern  daher  vor- 
züglich für  die  Kultur  von  Chry- 
santhemum. Herr  Fierens  zieht 
hunderte  auserlesene  Sorten.  Im 
Sommer  stellt  er  sie  im  Freien  in 
1   m  entfernten  Reihen  auf.     Die  Töpfe 


stehen  auf  einer  Unterlage  von  Eisen- 
schlacken. 


Niedrige  Riecherbsen    (Lathyrus    odoratus  L.) 
von  W.  Atlee  Burpee  &  Co.,  Philadelphia. 

Die  grosse  Firma  W.  Atlee  Burpee 
&  Co. -Philadelphia  war  es,  der  wir 
die  niedrigen  Riecherbsen  verdanken. 
Ihre  erste  Sorte  war  eine  weisse 
»Cupid«.  Jetzt  haben  sie  auch  eine 
rosenrote  Cupid  gezogen,  die  sie  pink 
Cupid  (d.  h.  rosen-  oder  fleischrot 
Cupid)  nennen.  Henry  E  c  k  f  o  r  d  . 
der  berühmte  Züchter  von  Riecherbsen 
zu  Wem ,  Shropshire .  England, 
lobt  diese  Soiie  sehr,  bemerkt  zugleich, 
dass  1897  die  weisse  besser  war  als 
1896.  Ebenso  sprachen  sich  Hermann 
G  r  o  s  d  o  r  f  f  -  Quedlinburg,  Friedrich 
Roemer  -  Quedlinburg,  Vilmorin 
Andrieux  &  Co.,  Paris,  sehr  günstig 
aus.  In  Deutschland  haben  die  Firmen 
Gebr.  Dippe,  Martin  Grashoff. 
Fried  r.  Roemer,  David  Sachs, 
alle  zu  Quedlinburg,  sowie  Haage  & 
Schmidt  und  J.  C.  Schmidt,  beide 
zu  Erfurt,  den  Engros-Verkauf.  — 
j  Ausserdem  bieten  Atlee  Burpee  & 
!   Co.  noch  viele  solche  Sorten  an. 

Von  Eckfords  neuesten  (hohen) 
Sorten  sind  zu  nennen  Coquette,  Flügel 
primelgelb,  Fahne  blass  lawendelblau 
auf  gelbem  Grunde.  Lovely,  rosa. 
Mars,  feurig  karmin,  Countess  of 
Shrewsbury,  dunkelrosa,  Primadonna, 
rosa,  Royal-Rose,  Fahne  dunkel,  Flügel 
hellrosa. 


Kleinere  IVSitteilungen. 


San  Jose-Schildlaus.===) 

Im  »Reichsanzeiger«  vom  5.  Februar 
wird  die  Verordnung  des  Bundesrats, 
betreffend  das  Verbot  der  Einfuhr 
lebender  Pflanzen  und  frischen  Obstes 
aus  Amerika,  veröffentlicht;  sie  lautet: 

§  1.  Zur  Verhütung  der  Einschleppung 
der  San  Jose-Schildlaus  (Aspidiotus 
perniciosus)  ist    die  Einfuhr    lebender 


*)  Die  San  Jose-Schildlaus  wurde  am  29.  Ja- 
nuar von  unserm  Mitgliede,  Herrn  Dr.  Friedrich 
Krüger  vom  Institut  für  Pflanzenphysiologie 
und  Pflanzenschutz  der  Kgl.  landwirtschaftlichen 
Hochschule  zu  Berlin,  der  zu  diesem  Zweck 
nach  Hamburg  geschickt  war,  auf  californischen 


Pflanzen  und  frischer  Pflanzenabfälle 
aus  Amerika,  ferner  der  Fässer,  Kisten 
und  sonstiger  Gegenstände,  welche  zur 
Verpackung  oder  Verwahrung  der- 
artiger Waren  oder  Abfälle  gedient 
haben,  bis  auf  weiteres  verboten.  Das 
Gleiche  gilt  von  Sendungen  frischen 
Obstes  und  frischer  Obstabfälle  aus 
Amerika    sowie    von  dem  zugehörigen 


Birnen  aufgefunden  und  die  Tiere  von  den 
Herren  Professor  Frank-Berlin,  Professor 
Kräppelin  -  Hamburg,  Regierungsrat  Moritz- 
Berlin  und  Dr.  Schiemenz-Berlin  als  solche  be 
stätigt.  Nachträglich  wurden  die  Tiere  auch 
auf  Aepfeln  gefunden. 


Kleinere  Mitteilungen. 


107 


Verpackungsmaterial,  sofern  bei  einer 
an  der  Eingangsstelle  vorgenommenen 
Untersuchung  das  Vorhandensein  der 
San  Jose  -  Schildlaus  an  den  Waren 
oder  dem  Verpackungsmaterial  fest- 
gestellt wird.  Auf  Waren  und  Gegen- 
stände der  vorbezeichneten  Art,  welche 
zu  Schiff  eingehen  und  von  dem 
Schiffe  nicht  entfernt  werden,  findet 
das  Verbot  keine  Anwendung. 

§  2.  Der  Reichskanzler  ist  er- 
mächtigt, Ausnahmen  von  diesem  Ver- 
bote zu  gestatten  und  die  erforder- 
lichen Sicherheits-Massregeln  anzu- 
ordnen. 

§3.  Gegenwärti geVerordnung  tritt  mit 
dem  Tage  ihrer  Verkündigung  in  Kraft. 


Das     Beschneiden     der    vom    Pilz     befallenen 
Kirschbäume,  insb.  der  ,,Ostheimer  Weichsel". 

(Hierzu  Abb.  20.) 

Nachdem  in  dem  vergangenen  Früh- 
jahr der  böse  Pilz  Monilia  fructigena 
unsere  Sauer-Kirschen  und  auch  zum 
teil  die  Süsskirschen  so  furchtbar 
heimgesucht  hatte,  wurde  Aiel  über 
die  Vernichtung  und  Verhütung  des 
Pilzes  geschrieben,  aber  ich  kann 
mich  nicht  erinnern,  gelesen  zu  haben, 
was  man  mit  den  so  arg  zugerichteten 
Bäumen  anfangen  soll,  um  wieder  ein 
freudiges  Wachstum  und  Fruchtholz 
zu  erzielen.*) 

Meine  Ostheimer  Weichsel-Kirschen 
sind  bisher  alle  Jahre,  einmal  mehr 
und  einmal  weniger,  vom  Pilz  befallen 
gewesen,  aber  immer  nur  die  alten 
Bäume.  Dieses  veranlasste  mich,  die 
älteren  Ostheimer  alle  5 — 6  Jahr  zu 
verjüngen;  dadurch  habe  ich  immer 
junges  Holz    und    guten    Fruchtansatz. 

Die  im  a- ergangenen  Frühjahr  -/o  ihres 
Tragholzes  beraubten  Ostheimer  sind 
nun  rechtzeitig,  z.  B.  schon  im  Januar, 
weit  zurückzuschneiden,  man  braucht 
dabei  nicht  ängstlich  zu  sein,  denn  es 
treibt  jeder  Aststumpf  wieder  aus; 
aber  es  muss  recht  früh  geschehen, 
damit,  wenn  die  Saftbewegung  beginnt, 
die  schlafenden  Augen  schon  etwas 
vorgebildet  sind.  Es  bilden  sich  nach 
diesem  Rückschnitt  eine  Menge  junger 
Triebe,  die  im  zweiten  Jahr  schon 
Früchte  bringen  und  auf  mehrere 
Jahre  vom  Pilz  verschont  bleiben. 

*)  Naclischr.  d.  Red.:  Das  Beschneiden 
der  an  Monilia  erkrankten  Kirschbäume  wurde 
bereits  von  Frank  und  Krüger  empfohlen. 
Vergl.  Gartendora   1897   pg.   32 1. 


Zu  beachten  ist  ferner  noch,  dass 
gleichzeitig  mit  dem  Beschneiden  auch 
eine  Düngung  verbunden  sein  muss, 
die  auf  kalkarmen  Boden  durch  eine 
Verabreichung  von  Kalk  zu  unter- 
stützen ist;  denn  ich  habe  gefunden, 
dass  die  mit  Kalk  gedüngten  Bäume 
nicht  so  vom  Pilz  befallen  waren.  Auch 
empfiehlt  es  sich,  die  beschnittenen 
Bäume  tüchtig  mit  einem  Kalkanstrich 
zu     versehen,     um    eventuell    an    der 


Ho^listiunm.  Abb.  20.  Biischform. 

Zurückgeschnittene    Ostheimer    Weichsel. 

Rinde  sitzende  Pilzsporen  zu  vertilgen. 
Alles  abgeschnittene  Reisig  wird  auf 
einen  Haufen  gebracht  und  verbrannt. 

Süsskirschen  haben  hier  nur  ganz 
w-enig  vom  Pilz  gelitten,  ein  Rück- 
schnitt befallener  Bäume  kann  aber 
auch  hier  nichts  schaden,  denn  ich 
hatte  schon  öfter  Gelegenheit,  ältere 
Süsskirschen  durch  Veredeln  zu  ver- 
jüngen, ohne  Harzfluss  oder  sonst 
übele  Folgen  dadurch  herbeizuführen. 
Aber  ganz  im  zeitigen  Frühjahr,  ehe 
der  Saft  eintritt  muss  beschnitten 
werden.     Soweit  meine  Erfahrung! 

Villa  Spindler,  im  Januar  1898. 

J.  BiemüUer. 


io8 


Rleinere  Mitteilungen. 


Verschiedene     Blüten    an     Renanthera   Lowii. 

(Hierzu  Abb.  21—25) 

Im  Schaufenster  der  Haupt  sehen 
Blumenhandlung,  Breslau,  Schweid- 
nitzerstrasse  37,  war  im  Oktober  eine 
sehr  wertvolle  und  seltene,  botanisch 
interessante  Orchidee.  Renanthera 
(Vanda)  Lowii.  in  Blüte  ausgestellt. 
Die  Pflanze  stammt  \on  der  Insel  Borneo 


Geruch  verschieden:  jene  sind  orange- 
gelb, ganz  fein  rot  getüpfelt  und  haben 
einen  starken,  eigentümlichen  Geruch, 
während  die  anderen  auf  hellgelber 
Grundfarbe  mit  blutroten,  unregel- 
mässigen Flecken  überdeckt  sind  und 
einen  ganz  leinen,  kaum  bemerkbaren 
Duft  besitzen.  Es  i.st  das  einer  jener 
merkwürdigen  Fälle    von   »Dimorphis- 


^SS^^i^rü 


'-"^^fipu. 


Abb.   2  1.     Renanthera  (Vandaj   Lowii   Rclib.  hl.      17   2,3—:^   m  lange  Blütensticle  mit  430  Blumen. 
Im  Gewächshaiise  des  Herrn  Baron  von  Rotiischild  zu  l'crricrcs  en  Biif.    .luli  1885. 


im  indischen  Archipel  und  ist  eine  der 
schönsten  der  Munderbaren  Orchideen, 
welche  dort  wachsen;  sie  kann  in 
Europa  nur  in  einem  sehr  heissen 
Warmhause  bei  hoher  Luftfeuchtigkeit 
kultiviert  werden.  In  der  Heimat 
wächst  diese  Orchidee  als  Epiphyt  an 
den  Ästen  niedriger  Bäume,  so  dass 
die  mehrere  Meter  langen  Blütenähren, 
deren  Stengel  dünnen  Gummischläuchen 
ähnlich  sind,  oft  bis  nahe  an  den  Boden 
herabhängen.  Das  botanische  Interesse 
konzentriert  sich  hauptsächlich  auf  die 
Blütenstände.  Die  zwei  an  diesen  zuerst 
erscheinenden  Blumen  sind  von  den 
übrigen  20  bis  80  in  Form,  Farbe  und 


mus«  der  Blüten,  für  welche  dieWissen- 
schaft  noch  keine  sichere  Erklärung 
besass.  Jetzt  hat  an  den  Blüten  der 
Hauptschen  Pflanzen  der  Verfasser 
des  »Deutschen  Orchideenbuches«, 
königl.  Garteninspektor  a.  D.  B.  Stein, 
festgestellt,  dass  die  beiden  unschein- 
bareren Vorblüten  vorwiegend  weiblich 
(gynodynam)  sind  und  nurverkümmertc, 
die  deutsche  Wissenschaft  sagt  rudi- 
mentäre Staubgefässe  (Pollenmassen) 
besitzen,  während  die  grossen  bunten 
Blüten  kräftigst  ausgebildete  Pollen- 
massen zeigen.  Es  ist  das  ungefähr 
dasselbe  Gesetz,  das  z.  B.  an  den 
Primeln     die    vorwiegend    weiblichen 


Kleinere  Mitteilungen. 


109 


lüüten  viel  kleiner  erscheinen  lässt 
als  die  vorwiegend  männlichen  Staub- 
gelassblüten.  Jedenfalls  steht  die  auf- 
fällige Erscheinung,  dass  zwei  Einzel- 
blüten, die  mehr  als  spannenweit  von 
den  zahlreichen  anderen  Blüten  des- 
selben Triebes  entfernt  sind,  eine  ab- 
weichende Färbung   und    abweichende 


wochenlang  trocken  liegen, ohne  sich  zu 
verändern.  Das  ausgestellte  Exemplar 
besitzt  zwei  lange  Blütenähren  mit  voll- 
kommen entwickelten,  grossen  Blumen 
und  ist  ein  Meisterstück  Hauptschcr 
Kultur.  In  den  Ilauptschen  Gewächs- 
häusern in  Pirieg  blüht  gleichzeitig  eine 
zweite,    grossere    Pflanze,    deren    fünf 


Abb.  22. 
Cycnoches  ventricosum  Lindl. 
A  rf-  B  9  Blüte.      C  Säule  der 
letzleren  mit  der  Lippe  in  nat. 

Grösse. 
Aus  Eneler  &  Prantl. 


Abb.    23. 

Renanthera  Lowii  Rchb.   f. 

A  Basis  des   Blütenstandes  mit 

dimorphen  Blüten,   ß  Säule  und 

Lippe.     C  Pollinarium. 

Alls  Plngler  &.  Prantl.      Natürl. 

Pllanzenfamilieii. 


Abb.  24. 

Oncidium   ornithocephalum 

Dimorphe  (zvveigestaltige) 

Blüte. 

Aus  Eiiffler  &  Prantl. 


Abb.    25. 
Catasetum  tridentatum  Lindl. 
A  Die  zwittrige  oderMyanthus- 
l'orm.    ß  Die  weibliche  oder 

Monachanthusform. 
Aus  Engler  &  Prantl.     Natürl. 
Etlanzenfamilien. 


Grössenverhältnisse  von  der  grossen 
Menge  zeigen,  mit  der  Befruchtung 
dieser  Orchidee  im  Zusammenhang. 
Diese  zM^'ei  unscheinbaren,  aber  stark 
riechenden  Blüten  sind  zur  Samen- 
bildung bestimmt,  während  die  anderen 
leuchtend  gefärbten,  aber  fast  duftlosen 
Blüten  als  Anlockungsmittel  für  die- 
jenige Insektenart  wirken,  die  zur 
Übertragung  des  Pollens  in  die  vor- 
wiegend weiblichen  Blüten  notwendig 
ist.  Die  Plaltbarkeit  der  Blumen  ist 
erstaunlich;    sie   können  abgeschnitten 


Blütenrispen  zu  einem  für  die  Kaiserin 
bestellten  Arrangement  Verwendung 
fanden.  In  den  Gewächshäusern  des 
Barons  A.  M.  Rothschild  blühte 
vor  einigen  Jahren  eine  ^^anda 
Lowii  mit  11  Blütenstengeln  und  Baron 
FIruby  in  Peckau  bei  Prag  besitzt  eine 
Ptlanze,  welche  gleichzeitig  22  Blüten- 
stengel mit  mehr  als  öooBlumenbrachte 
und  deren  Werth  auf  15000  Gulden  ge- 
schätzt wurde.      (Breslauer  Zeitung.) 

Nachschrift       der       Redaktion. 
Dimorphismus    (Zweigestaltigkeit)    der 


1  lO 


Kleinere  Mitteilunaen 


Blumen  findet  sich  bei  Orchideen  mehr- 
fach. Pfitzer  nennt  in  dem  nicht 
genug  zu  empfehlenden  Werke  Engler 
&  Prantl,  »Natürl.  Pflanzenfamilien« 
Verlag  von  W.  Engelmann, Leipzig  II.. 
6.  Abs.  S.  71  zunächst  die  ganze  Sektion 
Heterantha  (d.  h.  verschiedenblütige) 
der  Gattung  Oncidium.  wo  in  den 
reichblütigen  Rispen  nur  ganz  wenige 
Blumen  sich  vollständig  ausbilden, 
während  die  grosse  Mehrzahl  viel 
kleinere  Blütenblätter  entwickelt  und 
völlig  steril  ist,  insofern  die  ganze 
Säule  gar  nicht  oder  nur  andeutungs- 
weise vorhanden  ist  (Fig.  71  da- 
selbst, Oncidium  ornithocephalum).  Bei 
Renanthcra  Lowii  Rchb.  f.  (Fig.  72 
daselbst),  sagt  Pfitzer,  sind  die  obersten 
Blumen  der  sehr  langen  Blütenstände 
gelb  mit  kleinen  braunen  Flecken,  alle 
übrigen  fast  ganz  braun  und  von 
anderer  Gestalt;  trotzdem  konnte  bis- 
her kein  Unterschied  in  den  Be- 
frucbitungsorganen  beider  Blütenformen 
gefunden  werden.  —  Es  ist.  also  das 
Verdienst  Steins,  diesen  Unterschied 
aufgedeckt  zu  haben.  —  Am  meisten 
verschieden  ist  die  Pleiomorphie  (Viel- 
gestaltigkeit) der  Blüten  bei  Catasetum, 
wo  eine  und  dieselbe  Pflanze  nach 
Pfitzer  bald  in  verschiedenen  Jahren 
Blumen  verschiedener  Gestalt  hervor- 
bringt, bald  auch  alle  Blütenformen 
in  demselben  Blütenstand  neben 
einander.  Bei  Catasetum  selbstkommen 
drei  verschiedene  Formen  vor,  die 
man  früher  sogar  als  drei  Gattungen 
unterschied:  Catasetum,  die  männ- 
liche. Monochanthus,  die  weibliche, 
Myanthus,  die  zwitterige  Form.  Bei 
den  verwandten  Gattungen  Cycnoches 
kamen  zwei  Formen  oder  drei  Formen 
vor.  Über  die  merkwürdige  Be- 
fruchtung bei  Catasetum  müssen  wir 
auf  Darwin  und  Pfitzer  verweisen. 
Auch  Cycnoches  zeigt  di-  oder 
trimorphe  Blüten. 

Wir  geben  noch  eine  Abbildung  der 
Renanthera  Lowii  aus  dem  Garten 
des  Herrn  Barons  v.  Rothschild  in 
Ferrieres-en-Brie  nach  einer  Photo- 
graphie, die  wir  dem  damaligen  Ober- 
gärtner, Herrn  Ernest  Bergmann 
verdanken.  Nachdem  die  Pflanze  1883 
12  Blütenstiele  getragen,  brachte  sie 
1885  deren  17  hervor;  diese  trugen 
ca.  450  Blumen  an  2,5 — 3  m  langen 
ßlütenstielen.  Die  Laubblätter  waren 
ca.  70  cm  lang  und  über  5  cm   breit. 


Wir  geben  auch  die  verschiedenen 
Blütenformen  der  anderen  oben 
genannten  Orchideen  aus  Englcr  & 
Prantl  »Xatürl.  Pflanzenfamilien-',  die 
wir  der  Güte  der  Verlagshandlung 
W.     Engelmann-Leipzig    verdanken. 


Dankschreiben. 

Dem  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  in denpreussischen Staaten 
sjjreche  ich  meinen  wärmsten  Dank 
aus  für  die  Auszeichnung,  welche  er 
mir  bei  Gelegenheit  meines  siebzigsten 
Geburtstages  durch  Verleihung  der 
Ehrenmitgliedschaft  hat  zuteil  werden 
lassen.  Schon  vor  einem  halben  Jahr- 
hundert hatte  ich  dem  ^'erein  durch 
die  A^on  ihm  im  Englischen  Hause  ver- 
anstalteten Ausstellungen  den  ersten 
Anblick  neuer,  musterhaft  kultivierter 
Schaupflanzen  aus  fernen  Ländern  zu 
verdanken,  welche  dazu  beigetragen 
haben,  in  mir  die  Liebe  zur  Pflanzen- 
welt zu  wecken  und  zu  entwickeln; 
die  Verhandlungen  des  Vereins  haben 
schon  früh  in  mir  die  Überzeugung 
befestigt,  dass  Gartenbau  und  Botanik 
sich  zu  einander  verhalten,  als  die 
Kunst  und  die  Wissenschaft  von  den 
Pflanzen,  und  dass  sie  deshalb  Hand 
in  Hand  zu  gehen  berufen  sind.  Darum 
gereicht  es  mir  zu  besonderer  Freude, 
dass  der  Verein  die  Güte  hatte,  mich 
durch  Aufnahme  unter  seine  Ehren- 
mitglieder in  eine  noch  engere  Ver- 
bindung zu  seinen  erfolg-  und  segens- 
reichen Bestrebungen  zu  bringen. 
Breslau,  26.  Januar  1898. 

Ferdinand  C  o  h  n . 


Klar's  Diorama  von  Victoria,  Bezirk  Kamerun. 

Joseph  Ivlar,  Hoflieferant,  Berlin, 
hat  den  Haupt  -  Preiskourant  seines 
Saat  -  Etablissements  1898  mit  dem 
Bilde  des  Dioramas  von  Victoria, 
Bezirk  Kamerun,  geschmückt,  welches 
derselbe  auf  der  Jubiläums-Ausstellung 
des  Vereins  1897  vorgeführt  hatte  und 
das  zuerst  in  »Gaitenflora«  1897  S.  301 
abgebildet  wurde.  Wir  ergänzen  unsere 
damaligen  Angaben  dahin,  dass  das 
Bild  9  m  lang  und  5  m  hoch  war  bei 
5  m  Tiefe  der  mit  Rasen  belegten  An- 
lage vor  dem  Bilde.  Im  Vordergrunde 
standen  300  Arten  und  Abarten  der  in 
den  Tropen  gebauten  Samen  etc.  Der 
diesmalige  Katalog  ist  bedeutend 
reicher  als  sonst  und  enthält  u.  a.  eine 
ausführliche  Liste  kolonialer  Sämereien. 


Litteratur. 


II  i 


Litteratur. 


Deutscher  Gartenkalender,  25. 
Jahrgang,  Herausgegeben  von  Max 
Ilesdörffer,  Berlin,  Verlag  von  Paul 
Parey.  Der  35.  Jahrgang  dieses  all- 
gemein geschätzten  Kalenders  führt 
sich  in  aller  Stille,  ohne  jeden  be- 
sonderen Schmuck,  ein.  Er  bietet 
wieder  viel  Nützliches  und  ist  bereichert 
durch  Notizen  über  Feldbahnen,  Aus- 
wahl wertvoller  Rosenneuheiten,  Winke 
lür  Anpflanzung  hochstämmiger  Rosen, 
desgleichen  für  Vermessungen,  prak- 
tische Ausnutzung  der  Kalthäuser  im 
Sommer,  Seerosenkultur  für  Schnitt- 
blumengewinnung, Rankenpflanzen  , 
Canna,  Blattpflanzen  für  Sommer- 
gruppen, neue  Kaktusdahlien  etc.    L.  W. 

Des  Gärtners  Schule  und  Praxis 
von  Carl  Graeber.  Bei  der  Wichtigkeit 
obigen  Titels  war  es  nicht  zu  ver- 
wundern, wenn  der  Schreiber  dieses 
das  Buch  von  C.  Graeber  mit  grosser 
Spannung  auf  seinen  Inhalt  prüfte  und 
am  Schlüsse  sagen  musste,  dass  es 
alles  enthält,  was  über  die  Gärtnerei 
gesagt  werden  kann.  Es  hat  mich 
selten  ein  Buch  so  interessiert  wie  das 
vorliegende,  und  auch  ich  kann  dasselbe 
zur  Anschaffung  nur  auf  das  wärmste 
empfehlen',  besonders  allen  den  jungen 
Leuten,  welche  sich  dem  Gärtnerstande 
widmen  wollen,  und  auch  deren  Eltern 
etc.  W^ie  wahr  und  beherzigenswert  ist 
das,  was  der  Verfasser  über  Berufs- 
wahl und  Lehi'zeit  schreibt,  ja,  wenn 
es  nur  recht  viele  lesen  möchten. 
Und  wie  nötig  ist  die  Lust  und  Liebe 
zur  Sache,  um  mit  seinen  Gedanken 
bei  der  Arbeit  zu  sein,  dann  wird  auch 
jede  Arbeit  gut  und  mit  Geschick  aus- 
geführt werden.  Sehr  eingehend  wird 
auch  die  Frage:  Wodurch  kann  der 
Gärtnerstand  gehoben  werden,  be- 
handelt. Wenn  sich  auch  die  Ansicht, 
dass  die  Ausbildung  und  Haltung  von 
Lehrlingen  gesetzlich  geregelt  werden 
müsste,  zur  Zeit  nicht  durchführen  lässt, 
wünschenswert  wäre  es  jedenfalls, 
damit  die  Elemente,  welche  dem 
Gärtnerstand  so  sehr  schaden,  be- 
seitigt würden.  Die  Führung  des 
Tagebuches  und  anderer  Bücher,  die 
schriftliche  Beantwortung  der  ver- 
schiedenen Aufgaben,  der  Briefsteller 
etc.  sind  so  wichtig,  dass  sie  den 
jungen  Leuten  und  auch  den  Lehrherren 


nicht  dringend  genug  empfohlen 
werden  können.  Das  vorliegende 
Buch  kann  wohl  nach  seinem  Inhalt 
als  ohne  Konkurrenz  dastehend  be- 
zeichnet und  vor  allen  Dingen  aus 
der  Praxis  für  die  Praxis  geschrieben 
angesehen  werden.         E.  Dressler. 


A 1 1  g  e  m  e  i  n  e  r  d  e  u  t  s  c  h  e  r  G  ä  r  t  n  e  r  - 
kalender  1898,  herausgegeben  vom 
Hauptvorstand  des  »Allgemeinen 
DeutschenGärtnervereins«. 
4.  Jahrgang.  Ausser  mit  dem  Jahres- 
kalender und  einem  Notizbuch,  das 
etwa  -/g  des  ganzen  Bändchens  umfasst, 
ist  der  Gärtnerkalender  mit  einer  Aus- 
wahl allgemeinerNotizen  und  nützlicher 
Tabellen  ausgestattet:  Gemüsesamen, 
ihr  Gewicht  und  ihre  gewöhnlichen 
Pflanzweiten.  Sehr  wichtig  ist  der 
Abschnitt,  der  den  Gesetzes-Auszügen 
gewidmet  ist;  diese  erstrecken  sich  auf 
die  Krankenversicherungspflicht,  In- 
validitäts-  und  Unfalls -Versicherung, 
das  preussische  Gesinderecht.  Zum 
Schluss  folgt  noch  eine  Reihe  von 
Vereinsnotizen. 


Pflanzenbuch  mit  farbigen  Bildern, 
ein  Lehrbuch  der  Botanik  von  Prof. 
Dr.  M.  Dalitzsch,  Esslingen,  1897. 
Vorliegendes  Werk  soll  zum  Selbst- 
studium und  zum  Gebrauch  in  den 
Schulen  bestimmt  sein.  Die  farbigen 
Abbildungen,  welche  naturgetreu  zu 
nennen  sind,  dürften  das  Bestimmen 
der  Pflanzen  erleichtern,  sind  aber  leider 
sehr  klein.  In  dem  Buche  sind  die 
wichtigsten  Vertreter  der  Pflanzenwelt 
nicht  nur  beschrieben,  sondern  es 
bringt  noch  Beziehungen  der  Pflanzen 
zur  Tierwelt,  dem  Menschen  und  der 
übrigen  Natur,  alles  Momente,  welche 
belebend  in  den  LTnterricht  der  Botanik 
einzugreifen  imstande  sind.  Es  folgt 
dem  Alexander  Braunschen  System. 
Erwähnenswert  ist,  dass  den  Krypto- 
gamen  ein  grösseres  Interesse  gewidmet 
ist,  als  es  in  Schulbüchern  der  Fall  zu 
sein  pflegt.  Dr.  J.  B. 


Fibel,  Die  hauptsächlichsten  Schäd- 
linge im  Obst-  und  Gartenbau,  mit 
drei  kolorierten  Tafeln  ,  enthaltend 
33  Schädlinge  nach  der  Natur  gemalt. 
Erschienen  im  Verlag  von  Emil  Stock, 


I  12 


Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


Zwenkau  bei  Leipzig.  1897.  Die  vor- 
liegende Probetafel  zeigt  eine  vorzüg- 
liche Ausführung;  abgebildet  sind  auf 
derselben    u.    a.    die    Nonne.    Reblaus. 


Maikäfer ,  Kupferglucke  und  einige 
schädlichen  Spanner.  Der  billige  Preis 
des  50  Seiten  umfassenden  Heftes  be- 
trägt 0.60  M. 


Personal-Nachrichten. 


Geheimrat  Dr.  Brix.  Mitglied  des 
Liebhaber-Ausschusses  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  ist  am 
24.  Januar  d.  J.  zu  seinem  50  jährigen 
Jubiläum  als  Mitglied  des  Berliner  Ge- 
werbevereins zum  Ehrenmitglied  des- 
selben ernannt  worden;  ausserdem  er- 
hielt er  die  grosse  goldene  Medaille 
nebst  Adresse. 


Dem  Stadt  -  Gartendirektor  Herrn 
Kuphaldt  in  Riga  wurde  der  Stanis- 
laus-Orden  III.  Kl.  verliehen. 


Dem  Handelsgärtner,  Königlichen 
Hoflieferanten  Gustav  Adolf  Schultz 
zu  Lichtenberg  bei  Berlin  und  dem 
Baumschulenbesitzer  Theodor  Ja  wer 
zu  Nieder-Schönhausen  bei  Berlin  ist 
der  Titel  »Gartenbaudirektor«  verliehen 
worden. 

Der  Landschaftsgärtner  Jaenicke 
zu  Berlin-Moabit  f  am  6.  Februar  im 
68.  Lebensjahre.  Er  war  nicht  nur 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  sondern  auch  ein 
eifriges  Mitglied  von  Kriegervereinen, 
und  nicht  weniger  als  24  Deputationen 
von  Kriegervereinen  mit  ihren  Fahnen 
nahmen  an  der  Beerdigung  teil. 


Gustav  Förstner,  Obergehilfe  der 
städt.  Gartenverwaltung  zu  Hannover, 
wurde  zum  Kgl.  Gartenbaumeister 
daselbst  ernannt. 


Heinrich  Schall,  bisher  Ober- 
gehilfe im  Kgl.  Englischen  Garten  zu 
München,  wurde  als  Kgl.  Obergärtner 
mit  Verwendung  in  der  Hofgarten-Ab- 
teilung  des  Oberhotmarschallamtes  an- 
gestellt. 


Das  von  dem  kürzlich  verstorbenen 
Ernst  Berge  seit  ca.  25  Jahren  be- 
triebene Orchideen-,  Kakteen-,  Blumen- 
zwiebeln und  vSämereien-Import-  und 
Export-Geschäft  in  Leipzig"  ist  an  Herrn 
Theodor  Franke  jr.  in  Magdeburg, 
Kaiserstrasse  75  u.  Frankefelde-Gross- 
Ottersleben  bei  Magdeburg  verkauft. 


Der  Rentier  Robert  Brendel  f  zu 
Berlin  am  22.  Januar  im  77.  Lebens- 
jahre. Er  war  der  Begründer  der 
Fabrik  botanischer  Modelle,  welche 
die  ganze  Welt  mit  höchst  anschau- 
lichem Unterrichtsmaterial  versorgt. 
Das  Geschäft  führt  seit  mehreren 
Jahren  sein  Sohn  Reinhold  Brendel, 
Kolonie  Grunewald,  Bismarckstrasse  53 
unter  der  Firma  R.  Brendel,  ^'erlags- 
anstalt  für  Lehrmittel. 


Tagesordiumg 

für  die 

844.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuuö  i  GartenMues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  24.  Februar  1898,  6  Uhr 

im  grossen  Hörsaal  der  landwirtschaftlichen  Hochs:hule,  Invalidenstr.  42. 

2J^*  Mit  dieser  yersaiuuiluii?  ist  eine  kleine  .Vusstelliiug  yon  Winterobst 
g^^  verbuiuleu,  die  von  12  bis  S  Ulir  geöffnet  ist.     (Siehe  S.  9(1.) 

I.  Ausgestellte  Gegenstände.  —  2.  Vorirag  des  Herrn  Prof.  Dr.  Frank:  Die  San  Josii- 
Schildlaus.  —  3.  Ergebnis  der  Beratungen  des  Gesamiausschusses  über  die  Reorganisation 
der  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark  bei  Potsdam. 


Vorbemerkung:  Von  jetzt  ab  werden  die 

=^^^  farbigen  Tafeln  =^^^^^^ 

dem  am   15*^"  des  Monats  erscheinenden  Heft  beigegeben  werden.       1).  Ked. 


Restaurierte  vorweltliche  Pflanzen  als  Dekorationsmittel. 

Nach  einem  \'ortrag  mit  Demonstrationen,  gehalten  am   3o.   Dezember    i<S()7 
vor    dem  \'erein    zur  Beförderung    des    Gartenbaues    in    den    Preussischen    Staaten. 

_,  \'on    H.    P  o  t  o  n  i  e. 

v&c  eine  Maiestät  der    Kaiser    stattete    am    12.  November  1807  der  der  Aktien- 

,1^   gesellschaft  Vereinigte    Königs-  und    Laurahütte    gehörigen   »Königshütte  < 

in  der  gleichnamigen  oberschlesischen  Stadt  einen  Besuch  ab.     In  dem  Bericht 

über  diesen  Besuch  in  der  Zeitschrift  »Stahl  und  Eisen«  (Düsseldorf  1897  Xo.  24) 

heisst  es:   »Seitdem  am  29.  August  1853    ^^    Gegenwart    des    Königs    Friedrich 

Wilhelm  IV.  auf  dem  Redenberge  bei  Königshütte  das  von  den  oberschlesischen 

Gewerkschaften  errichtete  Denkmal  des  genialen  Begründers  der  oberschlesischen 

Montanindustrie  und  insbesondere  der  Königshütte,  des  Grafen  Reden,  enthüllt 

und  bei  dieser   Gelegenheit    auch  die    damals    noch    dem    preussischen    Staate 

gehörige  Hütte  von  dem  Könige    besichtigt    wurde,    hatte    kein    Preussenkönig 

mehr  auf  der  Hütte  und  in  der  Stadt  geweilt.«     Es  galt    also,  einen    möglichst 

würdigen  Empfang  vorzubereiten. 

Als  der  Generaldirektor  der  Königshütte,  Flerr  Bergrat  Junghann,  mich 
aufforderte,  mich  in  bestimmter  Richtung  an  der  geplanten  Veranstaltung  zu 
beteiligen,  ging  ich  mit  Freuden  auf  den  ehrenden  Antrag  ein. 

Auf  dem  der  Hütte  gehörenden  Gebiet  waren  nicht  weniger  als  zehn 
Ehrenpforten  errichtet  worden,  unter  diesen  zeichnete  sich  aber  die  am  Haupt- 
eingang zur  Hütte  und  vom  Kaiser  eingehender  besichtigte,  von  Herrn  Ge- 
heimen Baurat  E.  Ihne  entworfene  Ehrenpforte  ganz  besonders  aus. 

Unsere  Abbildung  26*)  giebt  eine  Anschauung  von  der  gewaltigen  Grösse 
und  der  schönen  Gliederung  dieser,  einem  römischen  Triumphbogen  nach- 
gebildeten Pforte.  »Im  Bilde  sollte  sie  verkörpern,  wie  das  gesamte  Unter- 
nehmen der  Vereinigten  Königs-  und  Laurahütte  der  Steinkohle  sein  Entstehen 
verdanke  und  auf  ihr  beruhe,  wie  die  verschiedenen  Erzeugnisse  der  Hütten 
gleichsam  aus  der  Steinkohle  herauswachsen.  Das  Bauwerk  erhob  sich  daher 
in  einer  Höhe  von  nahezu  24  m,  in  einer  Breite  von  16  m  und  einer  Tiefe  von 
lo  m  inmitten  eines  zu  Tage  tretenden  Steinkohlenflötzes,  welches  durch  natür- 
liche, zu  beiden  Seiten  aufgeschüttete    Steinkohlenblöcke    dargestellt  war.     Be- 


*}  Die  Abbildungen  26,  28  und  29  sind  zuerst  in  der  Zeitschritt  ,, Stahl  und  Eisen"  erschienen 
und  die  Cliches  derselben  uns  durch  Vermittelung  des  Kgl.  Bezirksgeologen  Herrn  Dr.  Potonie 
von  Herrn  Generaldirektor  Bergrat  Junghann  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt  worden. 
Abbildung  27  ist  Herrn  Potonie's  , »Lehrbuch  der  Pflanzenpalaeontologie"  entnommen  und 
Abbildung  3o  eigens  für  den  vorliegenden  Aufsatz  für  die  Gartenflora  angefertigt  worden.  —  ^^  . 


114 


Restaurierte  vorweltliche  Pflanzen  als  Dekorationsmittel. 


hauene  Steinkohlenquadern*)  bildeten  den  Sockel,  auf  welchem  die  durch  einen 
6  m  weit  gespannten  Rundbogen  verbundenen  Mauerpfeiler  ruhten.  Ihnen  vor- 
gelagert waren  an  Front-  und  Rückseite  je  vier  aus  9  m  langen  Eisenbahn- 
schienen gebildete  dorische  Säulen.«  »Ein  dreistufiger  Aufbau  auf  der  Attii:a 
trug  eine  Trophäe,  gebildet  aus  einem  Eisenbahnräderpaar,  verschiedenen 
Emblemen  des  Maschinenbaues,  Fahnen  und  einem  Wappenschilde  des  Hauses 
Ilohenzollern.    überragt    von    der    kaiserlichen    Standarte    und    der    deutschen 


Abb.   26.     Ehrenpforte    zum    Emp.'ange  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  am  Eingange  der  Königshütie. 


Kaiserkrone.  Die  zwischen  den  Säulen  sichtbaren  Flächen  der  Bogenpfeiler 
zeigten  in  Reliefs  Embleme  des  Grubenbaues  und  Hütten- 
wesens in  Verbindung  mit  Blattornamenten«,  deren  Vorbilder 
Pflanzenreste  der  Steinkohlenflora  waren.  So  hatten  Spheno- 
phyllum-Wirtel  (Abb.  27)  für  Rosetten  und  fossile  Farnwedel 
für  andere  Reliefs  als  Vorlage  gedient. 

Hatten  schon    hier  die    pflanzlichen  Bildner    der  Stein-    ,,,    a  .  b 

^  Abb.  27.      a  =   ein   B  att- 

kohle  dekorative  Verwendung  gefunden,    so  erschien    doch    winei  vonSphenophyiium 

'~    '  ■  cuneifolium,  b  =  ein  oin- 

zeliies    Hlatt     etw  i^     \er- 

*)   In  diesem  Falle  künstlich  zur  Darstellung  gebracht.  —  P.  nrössert. 


Restaurierte  vorweliliche  Pflanzen  als  Dekorationsmittel. 


113 


dieser  mehr  untergeordnete  Hinweis  auf  die  dem  Ptlanzenreiche  entstammende 
Grundlage  —  wir  dürfen  getrost  sagen  —  unserer  gesamten  Industrie  bei 
der  gewaltigen  Bedeutung  der  Steinkohle  nicht  genügend.  Deshalb  hatte 
Herr  Junghann  die  Idee,  rechts  und  links  innerhalb  der  Durchfahrt  der 
grossen  Ehrenpforte  zwischen  den  Pfeilern  in  4  m  breiten  und  9  m  hohen 
Öffnungen,  die  Durchblicke  in  das  Freie  gewährten,  malerische  Gruppen 
plastisch     rekonstruierter     SteinkohlenpÜanzen    aufzustellen  ,     von     denen     die 


Abb.  28.  Aus  der  Steinkohlentlora  der  Orzescher  Schichten. 

l"ine  Sigillaria,  um  deren  Stamm  .Mariopteri^  muricata  herumwindcr, 

links  Calamar  cn,  rechts  Farnbäume. 

Abb.  2S  und  29  eine  annähernde  Vorstellung  geben*).  So  erhob  sich  die 
imposante  Ehrenpforte  gewissermassen  als  grossartiger  Rahmen  über  den 
Pflanzen,  die  vor  Jahr-  und  Jahr-Millionen,  wunderbare  Waldmoore  belebend, 
die  Steinkohle  bildeten:  die  Industrie,  welche  dankbar  ihrem  Avichtigsten 
und  fernsten    Urheber    gleichsam    ihren    mächtigen  Schutz  leiht! 


*)  Ich  schreibe  ausdrücklich  eine  ,. annähernde"  Vorstellung,  weil  die  Bilder  photo- 
graphisch (in  den  Abbildungen  28  u.  2g)  nicht  von  dem  Standpunkt  aus  aufgenommen  werden 
konnten,  von  denen  aus  die  Gruppen  beim  Eintritt  in  die  Ehrenpforte  gesehen  wurden  und 
allein  wirksam  waren.  —  P. 


ii6 


Restaurierte  vorweltliche  Pflanzen  als  Dekorationsmittel. 


Für  die  ia  Abb.  28  zur  Darstellung  gebrachte  Gruppe  hat  mir  die  Flora 
eines  etwas  jüngeren  Steinkohlenhorizontes  (desjenigen,  der  bei  Orzesche  in 
Oberschlesien  abgebaut  wird)  vorgeschwebt  als  für  die  Gruppe  Abb.  29,  die 
im  wesentlichen  Pflanzen  veranschaulichen  soll,  welche  für  den  bei  Königshütte 
abgebauten  Horizont  bemerkenswert  sind. 

Über  die  Herstellung  und  die  Materialien,  aus  denen  die  Nachbildungen 
hergerichtet  wurden,  das  Folgende. 


Abb.  29.  Aus  der  Steinkohlenflora  des  Sattelflötz-Horizontes. 

Ein  Lepidodendron  und  Farnbäume. 

Erklärung  des  Objektes  rechts  vergl.  Abbildung  30. 

Das  Laub  der  mehrere  Meter  ausladenden  Kronen  der  beiden  Bäume  war 
aus  dünngewalztem  Eisenblech  der  Königshütte  und  der  Laurahütte  von  der 
wohlrenommierten  Blumenfabrik  »Christine  Jauch«  (Besitzer  Herr  Hantelmann) 
in  Breslau,  die  auch  die  übrigen  feineren  Arbeiten  und  das  Montieren  der 
Stücke  besorgt  hat,  mit  Geschicklichkeit  und  Verständnis  gebildet  worden. 
Die  aus  Holz  gefertigten  Stämme  der  Pflanzen  zeigten  an  ihrer  Oberfläche  die 
charakteristischen  Skulpturen  der  Fossilien  und  waren  mit  der  Hand  der 
Natur  entsprechend  als  Reliefs  herausgeschnitzt  worden.  Das  Laub  der  Bäume 
war  in  der  prächtig  schwarzglänzenden  Farbe  des  Eisenblechs  belassen  worden, 


Restaurierte  vorwcliliche  Pflanzen  als  Dikorationsmittel.  nj 


das  Übrige  jedoch  in  der  Farbe  wiedergegeben,  die  die  Pflanzen  wohl  zu  Leb- 
zeiten gehabt  haben  konnten.  Abgesehen  von  den  feineren  zur  Blumen- 
fabrikation gehörigen  Arbeiten  wurden  die  Modelle  in  den  trefflichen  Werk- 
stätten der  Königshütte  ausgeführt. 

So  war  denn  ein  möglichst  getreues,  durch  seine  uns  ungewohnten  Formen 
wunderbar  anmutendes  Bild  entstanden,  das  den  sinnenden  Beschauer  in  eine 
menschenlose,  fern  weite  Vergangenheit  zurückversetzte:  eine  schwache  An- 
schauung der  landschaftlichen  Eigentümlichkeiten  Oberschlesiens  zur  Stein- 
kohlenzeit bietend,  soweit  sie  die  Wissenschaft  auf  Grund  langer  und  mühsamer 
Thätigkeit  wieder  hervorzuzaubern  vermag. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  botanischen  Eigentümlichkeiten  der  plastischen 
Nachbildungen,  soweit  sie  an  denselben  besonders  hervortreten 

Über  den  hohen  belehrenden  Wert  solcher  Modelle  ist  kein  Wort  zu 
verlieren;  wie  viel  Worte  sind  nicht  nötig,  um  im  Geiste  eines  Anderen  auch 
nur  einigermassen  den  Eindruck  der  Tracht  z,  B.  eines  der  beiden  Bäume  zu 
erwecken,  den  die  Modelle  mit  einem  Schlage  liefern,  abgesehen  davon,  dass 
unmittelbar  gewonnene  Anschauungen  ja  weit  unauslöschlicher  haften  als 
solche,  die  durch  blosse  Mitteilungen  erreicht  werden  können. 

Betrachten  wir  zunächst  einmal  den  in  Abb.  28  dargestellten  »Siegelbaum« 
(Sigillaria),  so  genannt  wegen  der,  wie  mit  einem  scharfen  Petschaft  sauber 
eingedrückten,  Blattnarben,  welche  die  ganze  Stammoberfläche  bekleiden,  so  fällt 
uns  wohl  am  meisten  die  durchweg  gabiige  Verzweigung  der  Krone  auf,  eine 
Verzweigungsart,  welche  die  Pflanzen  der  ältesten  geologischen  Zeiten  im  Gegen- 
satz zu  der  heute  beliebten,  vorwiegend  rispigen  Verzweigung  auffallend  bevor- 
zugen, und  die  ich  durch  die  von  vielen  Thatsachen  unterstützte  Annahme  der 
ursprünglichen  Abstammung  der  ersten  Landpflanzen  von  gegabelten  tangartigen 
Wasserpflanzen  zu  erklären  versucht  habe.  Es  ist  in  der  That  bemerkenswert, 
wie  gern  auch  die  heutigen  Wasserpflanzen  zu  Gabelungen  neigen,  und  so  wären 
die  Gabeln  der  Sigillarien  Erinnerungen  an  ihre  Herkunft  aus  dem  Wasser, 
eine  Herkunft,  die  nach  Ansicht  der  heutigen  Wissenschaft  alle  Lebewesen  ohne 
Ausnahme  mit  der  »Schaumgeborenen«  teilen.  Schon  die  so  sinnige  griechische 
Mythologie  weist  durch  diesen  Beinamen  der  Aphrodite  auf  denselben  Urquell 
alles  Lebens  hin.  An  der  Ansatzstelle  der  Krone  am  Stamm  sehen  wir 
mächtige,  zapfenförmige  Gebilde,  gestielte  Blüten,  herabhängen;  diese  sind  also 
hier  »stammbürtig«  wie  bei  so  vielen  Tropenpflanzen,  bei  denen  der  mächtige 
Kampf  ums  Licht  sich  unter  anderem  auch  darin  ausspricht,  dass  die  licht- 
bedürftigenLaubblätter  oft  ganz  ausschliesslich  den  Gipfel  einnehmen,  während  die 
Fortpflanzungsorgane  an  den  Teilen  der  Pflanzen  aultreten,  die  dem  Licht  weniger 
zugänglich  sind,  wo  sie  jedenfalls  die  ausgiebige  Lebensverrichtung  der  Laub- 
blätter, die  ja  bekanntlich  Ernährungsorgane  sind,  in  keiner  Weise  behindern. 
Spricht  schon  diese  Erscheinung  für  die  Tropennatur  der  Flora  unserer  Heimat 
und  der  ganzen  Erde  überhaupt  zur  Steinkohlenzeit,  so  weisen  eine  ganze  An- 
zahl anderer  Eigentümlichkeiten  ebenfalls  auf  die  Richtigkeit  dieser  Annahme 
hin,  wie  z.  B.  das  gänzliche  Fehlen  von  Jahresringen,  deren  stetes  Vorhanden- 
sein bei  den  jetzigen  Holzgewächsen  unserer  gemässigten  und  kalten  Zone 
gerade  der  Periodizität  der  Klimate  dieser  Zonen  entspricht,  im  Gegensatz  zu 
dem  mehr  gleichmässigen  Wachstum  tropischer  Pflanzen;  dass  aber,  wie  es 
freilich    selbstverständlich    ist,    länger    dauernde    Wechsel    in  den  Witterung.^- 


]  1 3  Restaurierte  vorweltliche  Pflanzen  als  Dekorationsmittel. 


Verhältnissen  zur  Steinkohlenzeit  vorgekommen  sind,  ähnlich  wie  in  den 
heutigen  Tropen,  ist  an  den  uns  überkommenen  Resten  zuweilen  in  interessanter 
Weise  noch  wahrzunehmen.  Wie  nämlich  unsere  heutigen  Pllanzen,  wenn  sie 
ungenügend  belichtet  Averden,  wohl  in  dem  Bestreben,  das  fehlende  Licht  zu 
suchen,  gern  lang  aufschiessen  und  dadurch  ihre  Blätter  weit  auseinander 
rücken,  und  wie  die  Ptlanzen  in  der  Trockenheit  oder  aus  anderen  Gründen 
leicht  klein  und  kurz  bleiben  und  dann  umgekehrt  ihre  Blätter  dichter  ge- 
drängt zeigen,  so  kann  man  auch  auf  dem  Stamm  der  zur  Darstellung  gebrachten 
Sigillaria  einige  Zonen  enger  stehender  Blattnarben  bemerken,  die  die  fossilen 
Reste  zuweilen  zeigen  und  die  demjenigen,  der  ihre  Sprache  zu  lesen  versteht, 
die  wechselvolle  Landschaft  in  der  Phantasie  bis  in  gewisse  Einzelheiten  hinein 
wieder  erstehen' lässt.  Die  unterirdischen  Teile  des  Baumes  sind  von  Pflanzen- 
Vorwesen-Kundigen,  bevor  sie  noch  die  Zusammengehörigkeit  der  einzelnen 
Teile  erkannt  hatten,  als  Stigmaria  beschrieben  worden.  Es  sind  gegabelte, 
wurzelartige  Gebilde,  die  natürlich  auch  die  Funktion  der  Wurzel  hatten,  da- 
durch besonders  bemerkenswert,  dass  sie  durchaus  horizontal  ausgebreitet  sind, 
genau  ebenso  wie  die  Wurzeln  unserer  jetzigen  in  den  Mooren  Avachsenden 
Bäume,  z.  B.  unserer  »Moor-Kiefern«  oder  der  Sumpfcypresse  (Taxodium 
distichum)  in  den  mächtigen  Waldmooren  des  südlichen  Nordamerika,  eine 
Thatsache,  die  die  Annahme  der  ursprünglichen  Waldmoornatur  der  Steinkohlen- 
flötze  nicht  wenig  unterstützt.  In  Sümpfen  wachsende  Bäume  brauchen  das 
schon  hinreichend  an  der  Oberfläche  vorhandene  Wasser  nicht  erst  in  der 
Tiefe  zu  suchen  und  überdies  wird  der  mechanische  Halt  einer  grossen  Pflanze, 
die  in  schlüpfrigem  Boden  fusst,  durch  die  erwähnte  Ausbildung  sehr  viel  be- 
deutender: ein  in  einen  Sumpf  oder  in  Triebsand  versinkender  Mensch  wird 
zu  seiner  Rettung  die  Arme  ausbreiten,  wie  die  erwähnten  jetzt  lebenden  Moor- 
bäume es  mit  ihren  Wurzeln,  die  Fossilien  es  mit  den  Stigmarien  thun. 

Auch  die  unterirdischen  Organe  des  in  der  andereren  Gruppe,  in  Abb.  29, 
veranschaulichten  Baumes,  eines  »Schuppenbaumes«  (Lepidodendron)  (so  genannt, 
weil  die  den  Stamm  bekleidenden,  schön  und  regelmässig  skulpturierten 
Polster,  welche  die  Blätter  trugen,  früher  für  Schuppen  gehalten  wurden)  sind 
»Stigmarien«.  Dieser  Baum  zeigt  ebenfalls  die  bemerkenswerte  Gabelbildung  der 
ganzen  Krone.  Die  Äste  sind  reicher  verzweigt  und  enden  in  feinere  Sprosse 
als  die  der  Sigillarien,  ja  Gabelzweige  letzterer  sind  überhaupt  erst  später  be- 
kannt geworden  und  sind  auch  seltener  als  solche  von  Lepidodendron,  so  dass  man 
früher  glaubte,  die  Sigillarien  hätten  durchweg  etwa  die  Tracht  einer  Lampen- 
zylinderbürste  gehabt:  einfache,  unverzweigte  Stämme  mit  einem  Schopf  Blätter 
am  Gipfel.  So  findet  man  denn  auch  die  Sigillarien  in  den  Abbildungen  meist 
rekonstruiert;  aber  schon  der  Gedanke,  dass  der  Aufwand  eines  mächtigen 
Baumstammes  für  eine  ganz  spärliche  »Krone«,  die  nur  wenigen  Blättern  Platz 
gewährt,  unerklärlich  wäre,  gebietet,  solche  Rekonstruktionen  mit  Vorsicht 
aufzunehmen.  Während  die  Sigillariablätter  lang-  und  schmallineale  Gestalt 
besitzen,  sind  die  Laubblätter  von  Lepidodendron  meist  kurzlineal-lanzettlich 
und  sitzen  hier  in  derselben  Weise  an  wie  die  Blätter  unserer  Bärlappe 
(»Schlangenmoose«),  mit  denen  unsere  Bäume  verwandt  sind;  auch  die  Blüten 
sitzen  bei  der  zur  Darstellung  gebrachten  Art  endständig  wie  bei  den  Bärlappen. 

Als  »Unterholz«  der  beiden  Bäume  haben  Farne  und  jene  \^erwandten  und 
vielleicht  direkten  Vorfahren  unserer  Schachtelhalme  (Equisetcn),  die  bekannten 


Restaurierte  vorwcltliche  Pflanzen  als  Dekorationsüiittcl 


iiq 


Calamarien  der  Steinkohlenzeit,  \'er- 
A\'endung  .s^el'unden.  von  denen  die 
Abb.  28  links  eine  Gruppe  ver- 
anschaulicht. Abgesehen  davon,  dass 
die  Calamarien  baumartig  werden 
konnten,  fällt,  äusserlich  betrachtet, 
noch  auf.  dass  die  wie  bei  den 
Schachtelhalmen  quirlig  stehenden 
Laubblätter  nicht  wie  bei  diesen 
mit  einander  verwachsen,  den  Stengel 
umfassende  Manschetten  oder  Scheiden 
bilden,  sondern  von  einander  getrennt, 
höchstens  noch  am  Grunde  mit- 
einander verbunden  sind.  Es  ist  mir 
jedoch  gelungen,  nachzuweisen,  dass 
speziell  die  Calamarienslämme  in  der 
Jugend  ebenfalls  zu  Manschetten  ver- 
bundene lilätter  besassen,  dass  diese 
sich  dann  aber  nach  Massgabe  des 
Dickenwachstums  der  Stämm.e  wie 
ein  zu  eng  gewordenes  Kleid  erst 
nachträglich  von  einander  trennten. 
\'on  den  Farnen  der  Steinkohlen- 
tormation  sind  zwei  physiognomisch 
auffallende  Typen  besonders  be- 
merkenswert: 1.  Die  Farn  bäume, 
äusserlich  an  diejenigen  unserer 
Tropen  erinnernd,  und  2.  dünn-  aber 
dabei  langstämmige  Farne,  die  im 
Steinkohlen-Urwalde  dieRolle  unserer 
heutigen     tropischen    Phanerogamen- 

Lianen  gespielt  haben  und  in  unseren  Gruppen  in  zwei  Arten  (1.  Mariopteris  typ. 
muricata,  namentlich  den  Sigillariastamm  Abb.  28  hinaufrankend,  und  2.  Spheno- 
pteris  vom  Typus  der  S.  Hoeninghausi  Abb.  29  rechts)  auch  als  Liane  rekonstruiert 
worden  sind.  Es  muss  dabei  freilich  dahingestellt  bleiben,  ob  es  sich  in 
solchen  lang-  und  dabei  dünnstämmigen  Arten  wirklich  um  windende  Ptlanzen 
gehandelt  hat,  wie  solche  auch  unter  den  heutigen  tropischen  Farnen,  ohne  jedoch 
der  Physiognomie  der  Landschaft  einen  Charakter  aufzuprägen,  gelegentlich 
vorkommen;  es  sei  diesbezüglich  an  Lygodium  japonicum  mit  seiner  windenden 
Wedelspindel  erinnert.  So  viel  ist  sicher,  dass  die  in  Rede  stehenden  dünnen 
fossilen  Farnstämme  nicht  in  der  Lage  waren,  ohne  Stütze  sich  aufrecht  zu  er- 
halten, so  dass  mindestens  anzunehmen  ist,  dass  solche  Farne  durch  Anschmiegen 
an  Stämme,  die  in  der  Lage  waren,  sich  selbst  zu  tragen,  den  Kampf  zur  Er- 
reichung der  Lichtquelle  aufnahmen.  Es  muss  auch  der  Charakter  des  Stein- 
kohlen-Urwaldes nicht  unwesentlich  durch  solche  Farne  beeinflusst  gewesen  sein, 
so  dass  sie  den  tropischen  Habitus  desselben  mitbedingen  halfen.  L^nsere  Abb.  30 
stellt  zwei  mächtige  Calamarienschösslinge  vor,  die  von  Sphenopteris  Hoening- 
hausi —  es  ist  das  der  von  dem  einen  Schössling  auf  den  anderen  überspringende 


Abb.  30.    Zwei  rekonstruioi te  Farn-Lianen 

(Sphenopteris  Hoenighausi  und   Mariopteris  muricata) 

der   Steinkohlenzeit,    sich    um    mächtige    Calamarien- 

Schös-linge  windend.     Etwa  2.')  mal  verkleinert. 


]  20  Zwei  ponlische  Ahorne. 


Farn  —  und  Mariopteris  muricata  —  der  kleinere,  den  grösseren  Schössling  hinauf- 
windende Farn  —  als  Stütze  benutzt  werden.  In  unseren  Gruppen  befindet  sich 
diese  Rekonstruktion  auf  Abb.  29  rechts.  Auf  die  gegabelten  Wedel  der  beiden 
genannten  Farn-Lianen  sei  besonders  aufmerksam  gemacht.  Unter  den  zur  Dar- 
stellunggebrachtenFarnbäumenbelindetsichauch  einer(Abb.29links),der  auf  seinen 
Wedelspindeln  jene  bekannten,  eigentümlichen,  in  ihrer  Gestalt  von  den 
»normalen«  Fiedern  ganz  abweichenden  »Adventivfiedern«  trägt,  wie  sie  auch 
heute  noch  bei  tropischen  Farnen  vorkommen:  wiederum  ein  Hinweis  auf  die 
Tropennatur  unserer  Heimat  zur  Steinkohlenzeit.  Wie  die  ersten,  beim  Keimen 
auftretenden  Blätter  (die  Cotyledonen)  oft  noch  an  Gestaltungsverhältnisse  er- 
innern, wie  sie  ferne  Vorfahren  aufweisen,  so  mögen  die  Adventivfiedern,  die 
in  ihren  Formen  besonders  an  Wedelgestaltungen  der  ältesten  Floren  der  Erde 
erinnern,  ebenfalls  Erinnerungen  an  die  Urvorfahren  der  Farne  sein.  Sehr 
merkwürdig  und  noch  auffälliger  ist  ein  anderer  zur  Darstellung  gebrachter 
aufrechter  grosser  Farnbaum  (Abb.  28  rechts),  dessen  Stamm  nicht  in  Spiralen, 
sondern  nur  in  zwei  Längszeilen  vorhandene  Blattnarben  aufweist:  eine  Be- 
sonderheit, die  wir  an  unseren  heutigen  Baumstämmen  nirgends  mehr  erblicken. 

Wir  haben  so  die  allerwesentlichsten  Eigentümlichkeiten  unserer  Fossilien 
angedeutet,  die  durch  diese  Besonderheiten  auf  den  Beschauer  geheimnisvoll 
wirken.  Der  Gedanke,  dass  es  »heimatliche«  Wesen  sind,  die  uns  so  fremd 
anmuten,  drängt  zum  Vergleich  der  fernsten  Vergangenheit  und  der  Gegenwart, 
damit  aber  unwiderstehlich  zu  der  Frage  führend:   «Wie  wird  es  einst  werden?« 

Der  tiefe  Eindruck,  den  der  im  Winde  flüsternde  Steinkohlenflor  auf  alle 
machte,  die  ihn  an  Ort  und  Stelle  zu  sehen  Gelegenheit  hatten,  beweist  hin- 
reichend, dass  die  Steinkohlenpflanzen  genug  des  Anziehenden  bieten,  um  auch 
noch  heute  als  Grundlage  für  ästhetische  Wirkungen  dienen  zu  können  —  — 
trotz  des  Fehlens  farbenprächtiger  Insektenblüten:  der  Blumen. 


Zwei  politische  Ahorne. 

Beiträge  zur  Gattung  Acer,  IV. 
Von  Fritz   Graf  von   Schwerin,  Wendisch  Wilmersdorf. 
^Hierzu  Abb.   ?i  — 33.) 
lurch  die  Güte  des  Herrn  Geheimen    Regierungsrat    Prof.    Dr.  Wittmack 
(r^;:^   war  es  mir  vor  Kurzem  vergönnt,  drei  in  der  Landwirtschaftlichen  Hoch- 
schule   zu    Berlin    aufbewahrte    Herbarien     durchzusehen,     nämlich    das    des 
Professors  C.  Koch,   des   bekannten   Verfassers  der  Dendrologie,  die  schon  .so 
vielen  Forschern  eine  Schöpfquelle  botanischen   Wissens    war    und    sein  wird; 
ferner  die  des  Kreistierarztes  Schwarzer  aus  Kuhnern  bei  Striegau  in  Schlesien 
und  des  Kantors  Schade  zu  Alt-Reetz  im  Oderbruch. 

Für  die  von  mir  besonders  bevorzugte  Gattung  Acer  liefert  die  letztere 
Sammlung  die  interessante  Thatsache,  dass  schon  1S36  die  schmal-schwefelgelb 
gerandete  Negundoform  in  Kultur  zu  finden  war,  die  auch  Dr.  Dieck  in 
Zöschen  in  seinem  Katalog  1885  unter  dem  Namen  aureo-marginatum 
offerierte.  Die  jetzt  allgemein  in  den  Baumschulen  zu  findende  Form  mit 
breit  dunkelgelb  gerandeten  Blättern^  die  unter  demselben  Namen  verkauft 
wird,  führt  ihn  daher  zu  Unrecht,  selbst  dann,  wenn  noch  ein  unterscheidendes 


Zwei  pontische  Ahorne. 


121 


»robustum«  angefügt  ist;  denn  sie  ist  erst  1887  von  Frankreich  aus  in  den 
Handel  gegeben  und  zum  erstenmal  1893,  Gartenflora  S.  200,  als  aureo-limbatum 
beschrieben  worden,  hat  also  letzteren  Namen  zu  führen. 

Auch    ein    Pseudo-Platanus    albo-variegatum    ist    schon    aus    dem 
Jahre  1S45  in  dem  Schädeschen  Herbarium  zu  linden. 


Abb.   ?i.     Acer  pseudoplatanus  stenopterum  Hayne. 


Dem  Acer  pensylvanicum  L.  ist  als  Syn.  fälschlich  beibemerkt:  Acer 
hybridum  Bosc,  womit  also  Acer  Boscii  Spach  gemeint  ist,  nicht  etwa  Acer 
hybridum  Spach.  Dies  demonstriert  wieder  deutlich  die  allgemein  beobachtete 
Ähnlichkeit  der  Blattform  des  Acer  Boscii  mit  der  des  Acer  pensylvanicum. 
Auch  Prof.  Pax,  in  seiner  Monographie  der  Gattung,  mutmasst  in  Acer  Boscii 
einen  Bastard  tataricum  ><  pensylvanicum.  Es  ist  mir  übrigens  trotz  lang- 
jähriger Bemühung  nicht  gelungen,  ein  lebendes  Exemplar  des  Acer  Boscii  zu 
Gesicht  zu  bekommen.  Kultiviert  wurde  er  früher  in  Wien,  Karlsruhe  Twickenham 
und  Paris.  Vielleicht  ist  ein  Leser  dieser  Zeilen  in  der  Lage,  mir  einen 
botanischen  Garten  anzugeben,  in  welchem  die  Pflanze  noch  zu  finden  ist. 


J22  Zwei  ponlische  Ahorne. 


Das  Herbaiium  Schwarzer  weist  als  interessante  Ahornform  nur  einen 
äusserst  schmalflügeligen  Pseudo-Platanus  auf.  Eine  sehr  ähnliche  Form 
nannte  Hayne  (Dendr.  Fl.  212)  stenopterum,  und  wird  dieser  Xame  auch  auf 
vorliegende  Form  mit  anzuwenden  sein.  Die  Fruchtflügel  sind,  abgesehen  von 
der  nur  ganz  wenig  verbreiterten  äussersten  Spitze,  gleichmässig  schmal,  leisten- 
förmig,  kaum  5  mm  breit  (s.  Abb.).  Fundort  dieser  neuen  l-"orm  war  der 
Schlossgarten  zu  Damsdorf  bei  Striegau,  doch  konnte  weder  der  jetzige  Besitzer 
noch  der  Schlossgärtner  des  Gutes  bisher  die  Pflanze  wieder  aulfinden. 

Die  Ausbeute  im  Koch 'sehen  Herbarium  war  schon  durch  den  Umfang 
desselben  reicher  und  würde  es  wohl  noch  mehr  gewesen  sein,  wenn  nicht 
der  grössere  Teil  der  Gattung  Acer  höchst  bedauerlicherweise  unauffindbar 
wäre;  nur  vier  Sektionen  sind  anscheinend  noch  vorhanden. 

Bei  Acer  platanoides  (nicht  Plat.  zu  schreiben,  wie  Koch  will)  finden 
sich  die  Blätter  seiner,  übrigens  von  dissectum  sehr  verschiedenen,  Form 
palmatum  völlig  identisch  mit  denen  der  neueren  Form  Lorbergi,  die  sich 
von  palmatum  wahrscheinlich  nur  durch  üppigeren  Wuchs  und  noch  ge- 
wundener wachsende  Äste  unterscheidet. 

Bei  dem  nur  in  Kultur  befindlichen  Acer  barbatum  hört,  (non  Michauxl), 
der  einen  neuen  Namen,  Acer  rotu  n  dilobum,  erhalten  musste,  enthält  der 
Exsiccatenzettel  folgende  Notiz:  »Acer  barbatum  Mx.  Wir  erhielten  ihn  als 
Acer  trilobatum  von  J.  Booth  &  Söhne;  mit  den  Beschreibungen  in  Wildenow 
(Wilde  Baumz.  S.  9)  und  London  (Arb.  brit.  I,  420)  scheint  diese  Pflanze  ül^er- 
einzustimmen.  Schon  I^oudon  bemerkt,  dass  diese  Spezies  in  den  englischen 
Gärten  zumeist  als  Acer  trilobatum  geführt  werde.«  Hierzu  wolle  man  meine 
Ausführungen  in  den  »Mitt.  d.  Deutsch.  Dendrol.  Ges.«  1S94  S.  50  vergleichen. 
Nebenbei  sei  bemerkt,  dass  Acer  monsj^essulanum  von  Lamarck  als  Acer  trilo- 
batum beschrieben  wurde  und  dass  auch  eine  fossile  Art  diesen  Namen  führt: 
Acer  trilobatum  (Sternb.)  A.  Braun  (Neues  Jahrb.   1S45.  S.  172). 

Bemerkenswert  sind  im  Koch  "sehen  Herbarium  ferner  Acer  campestre 
fructu  rubro  (zur  Var.  hebecarpum  gehörig),  Fundort  Kadschora,  4000'  und  ein 
aus  den  catalonischen  Pyrenäen  stammender  Zweig  des  Acer  monspessulanum, 
welcher  neben  normalen  Blättern  auch  einige  ungelappte,  völlig  integre,  ovale 
Blätter   aufweist,  ähnlich,  wie  es  bei  Acer  creticum  L.  die  Regel  ist. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  noch  eines  anderen  Vertreters  der 
Sektion  der  Campestria  erwähnen,  den  mir  Icürzlich  der  Kgl.  Serbische  Garten- 
inspektor Herr  Bierbach  aus  Belgrad  sandte.  Es  ist  dies  ein  Acer  campestre 
mit  kahlen  Fruchtknoten  aber  unterseits  dicht  behaarten  Blättern,  die  auch  auf 
der  Oberseite  selbst  alter  und  völlig  ausgereifter  Blätter  noch  Spuren  schwacher 
Behaarung  besitzen.  Die  Blattlappen  sind  ganzrandig,  die  Pflanze  gehört  also 
zur  Var.  austriacum  Traft.  Da  beim  kahlfrüchtigen  austriacum  bisher  nur  kahle 
Blattunterseiten  beobachtet  wurden,  haben  wir  in  vorliegender  Pflanze  eine 
neue  Form,  die  ich  zu  Ehren  ihres  Finders  Bierbachi  nenne. 

Nach  diesen  Notizen  gehe  ich  nun  zu  der  Beschreibung  zweier  Ahorn- 
arten über,  welche  bisher  lediglich  von  C.  Koch  und  zwar  in  den  pontischen 
Gebirgen  aufgefunden  wurden.  Wo  jene  Thäler  schon  allein  von  der  Gattung 
Acer  zwei  völlig  neue  und  anderwärts  bisher  unbekannte  Spezies  bergen,  kann 
möglicher  Weise  der  Botaniker  auch  in  anderen  Gattungen  eine  ungeahnte 
Ausbeute  finden:  vielleicht  wird  schon  eine  genaue  Durchsicht  des  Koch'schcn 
Herbariums  noch  vieles  Unerwartete  zu  Tage  fördern. 


Zwei. politische  Ahorne. 


123 


Acer  quinquelobum.     C.  Koch. 

18Ö9.  Dendrologie  I,  S.  540. 

1886.  Acer  divergens  Fax.  Engl.  bot.  Jahrb.  S.  234. 

Es  ist  nicht  meine  Absicht,  die  vorzügliche  und  sehr  genaue  Pax'schc 
Diagnose  hier  zu  wiederholen.  Koch  selbst  bemerkt  über  seine  Pflanze:  »In 
demselben  pontischen  Gebirge,  wo  ich  Acer  Orientale  fand,  wächst  noch  eine 
andere  Art,  welche  zwischen  dieser  und  Acer  monspessulanum  steht,  vielleicht 


Abb.   32.     Acer  quinquelobum  C.  Koch. 


■auch  nur  eine  Abart  des  letzteren  darstellt.  Ihre  Blätter  sind  weit  tiefer  ein- 
geschnitten und  haben  nicht  drei,  sondern  fünf  Abschnitte.  Die  Früchte  sind 
wenig  bauchig,  wesentlich  unterscheiden  sich  aber  die  wagerecht  abstehenden 
Flügel  mit  oben  breiteren  und  etwas  aufwärts  gebogenen  Enden.« 

Das  Koch'sche  Herbarium  enthielt  zwei  Exemplare  dieser  Pflanze,  von 
denen  das  eine,  bezeichnet  mit  Acer  divergens  C.  Koch,  Tschorukthal,  in  den 
Besitz  des  kgl.  Herbariums  im  botanischen  Museum  zu  Berlin  überging.  Das 
noch  in  der  Koch'schen  Sammlung  befindliche  Exemplar  ist  bezeichnet  mit 
Acer  divergens  C.  Koch,  Ardanutsch;  das  Wort  divergens  ist  jedoch  aus- 
.gestrichen  und  mit  Kochs  Handschrift  quinquelobum  darüber  geschrieben.     Der 


124 


Zwei  pontische  Ahorne. 


Tlmschlagbogen    trägt    aussen    am    oberen    Rande    mit    Blaustift   den  Vermerk: 
Acer  quinquelobum,  anscheinend  ebenfalls  von  Kochs  eigener  Hand. 

Ardanutsch  ist  ein  Ort  im  russischen  transkaukasischen  Gouvernement 
Kutais,  nahe  der  türkischen  Grenze,  nicht  weit  von  dem  Thal  des  Tschoruq 
entfernt,  an  einem  Nebenflüsschen  desselben. 


Abb. 


Acer  lasicum  Schwerin. 


NB.     Nach    Fax    bedeutet    Acer    quinquelobum    Alasner    (in    exsicc.)    den 
normalblättrigen  Acer  campestre  hebecarpum. 

Acer  lasicum.     Schwerin  (spec.  nov.). 
Im     Tschoruqthale      der     Landschaft     Lasistan      (Lasia)     vorkommender 
buschiger  Strauch  mit    abstehenden,  unbehaarten,    im  ersten  Jahre  rotbraunen, 
später  graubraunen  Zweigen  und  dunkelbraunen,  unbehaarten  Knospen.     Blatt- 


Zur  Hebung  des  Obstbaues.  125 


Stiele  dünn  und  schon  an  den  Jugendblättern  sehr  lang,  nie  kürzer  als  die 
Blattlänge,  aber  oft  das  iY2fache  der  letzteren  messend.  (In  der  hier  bei- 
gegebenen Abbildung  der  Perspektive  halber  nicht  genug  ausgedrückt.)  Blätter 
lederartig,  bis  3Y2  cm  lang,  meist  länger  als  breit,  am  Grunde  halbkreisförmig, 
seltener  schwach  herzförmig,  ganzrandig,  dreilappig  mit  sehr  kurzen  aber  meist 
scharf  spitzigen  Seitenlappen,  die  erst  etwa  in  der  Mitte  der  Blattseite  er- 
scheinen; der  Mittellappen  breit,  in  eine  kurze  aber  scharfe  Spitze  auslaufend. 
Die  Blätter  sind  schon  in  der  Jugend  absolut  kahl,  nicht  einmal  in  den  Achs- 
winkeln gebartet,  oberseits  dunkelgrün,  die  Unterseite  deutlich  genetzt  und 
hellgrün,  nicht  graugrün  oder  weisslich.  Blüten  unbekannt.  Früchte  kahl, 
spärlich,  an  sehr  kurz  (4  mm)  gestielten,  etwa  2^2  cm  langen,  kahlen  Dolden- 
trauben: Fruchttlügel  etwa  3  cm  lang,  gerade,  in  stumpfem  Winkel  zu  ein- 
ander stehend. 

Der  Zettel  des  Koch'schen  Exemplars  enthält  den  Vermerk:  No.  1246, 
Ispir-Sagus,  4.  8.  43.  An  den  oberen  Rand  des  Umschlagbogens  ist  mit  Blau- 
stift notiert:  Acer  lasicum.  Ispir  ist  eine  Stadt  im  türkischen  Teile  des 
Tschoru(.[thales:  die  Bedeutung  von  Sagus  kenne  ich  nicht. 


Zur  Hebung  des  Obstbaues. 


ur  Hebung    des    Obstbaues  möge    folgendes    Beispiel    eine  Anregung  sein: 

Es  sind  nun  über  20  Jahre,  dass  ich  als  junger  Gärtner  nach  hier  kam. 
und  da  ich  in  Franken  zwischen  dessen  herrlichen  Obstbäumen  grossgeworden 
war,  so  vermisste  ich  hier  so  recht  die  liebgewordenen  Obstbäume,  denn  der 
Obstbau  lag  hier  noch  sehr  im  argen. 

Alte  verhungerte,  vermooste,  überhaupt  als  Stiefkinder  behandelte  Obst- 
bäume, die,  weil  sie  immer  noch  einige  Früchte  brachten,  nicht  irgend  einem 
Waldbaum,  dessen  Holz  später  doch  einen  gewissen  Wert  hat,  Platz  machen 
durften,  standen  in  den  Grasgärten  und  fristeten  ein  kümmerliches  Dasein. 

Als  ich  mich  bei  den  Besitzern  nach  der  Ursache  dieser  schlechten  Pflege 
ihrer  Bäume  erkundigte,  sagten  sie  mir,  dass  sich  die  Gegend  und  der  Boden 
nicht  zum  Obstbau  eignen  und  die  darauf  verwendete  Mühe  zwecklos  sei. 
Allerdings,  Tabarz  ist  400  m  hoch  und  im  Thüringer  Wald  gelegen,  der  Boden 
ist  im  Untergrund  meist  schwerer  Lehm,  der  teilweise  mit  Steinen  und  Kies 
gemischt  ist.  Aber  die  obere  Erdschicht,  wenn  auch  nur  10 — 20  cm  hoch,  ist 
zum  Teil  recht  fruchtbar.  Trotzdem  gediehen  in  einigen  Gärten  die  alten  Bäume, 
welche  in  der  Nähe  des  sogenannten  Grasgartens  standen,  recht  freudig  und 
brachten  auch  hübsche  Früchte.  Darauf  fasste  ich  den  Vorsatz,  mit  Rat  und 
That  den  Obstbaumbesitzern  beizustehen,  und  es  fanden  sich  auch  einige  bereit, 
die  mich  gewähren  Hessen  und  meinen  Ratschlägen  Folge  leisteten. 

Zuerst  wurden  die  alten  Burschen  hübsch  vom  Moos  gereinigt,  ausgeputzt, 
mit  Kalk  bestrichen,  die  Baumscheiben  aufgelockert  und  mit  der  Rodehaue 
in  der  bekannten  Entfernung  vom  Stamm  Löcher  in  den  Rasen  gehauen,  die 
im  Herbst  und  im  Laufe  des  Winters  öfter  mit  Mistjauche  gefüllt  wurden  und 
auch  das  Regen-  und  Schneewasser  aufnahmen.  Im  Frühjahr  wurden  die  Löcher 
wieder    zugefüllt    und    die    Rasenstücke    wieder    darauf    gelegt,    wodurch    der 


j  2ß  Zur  Hebung  des  Obstbaues. 


Bauer  auch  kein  Gras  einbüste,  denn  dieses  spielt  in  einem  landwirtschattlichen 
Griasgarten  eine  wiclitige  Rolle. 

Der  Erfolg  obiger  Pflege  blieb  nicht  aus;  es  zeigten  sich  kräftige  Triebe, 
der  Fruchtansatz  war  ein  sehr  guter  und  die  jungen  Früchte,  die  sonst  einige 
Wochen  nach  der  Blüte  abfielen,  blieben  infolge  der  Düngung  zum  grössten 
Teil  sitzen  und  bildeten  sich  bis  zum  Herbst  zu  hübschen,  grossen  Exemplaren 
aus.  Dies  gab  für  den  Nachbarn  die  ^^eranlassung.  ebenfalls  hinter  das  Ge- 
heimnis seines  Anwohners  zu  kommen.  Einige  Artikel  über  Obstbau  und  Be- 
handeln älterer  Obstbäume  im  Lokalblatt,  von  mir  geschrieben,  mit  angeführten 
Beispielen  etc.,  gaben  Anregung  auch  für  die  umliegenden  Ortschaften;  bei  einigen 
Ausflügen  in  die  Umgebung  zeigte  sich  die  Pflege  des  Obstbaues  durch  Kalk- 
anstrich, Reinigen  und  Düngen  allerwärts,  und  jetzt  ist  es  eine  Freude,  zu  sehen, 
was  aus  den  alten  Bäumen  geworden  ist  und  was  von  ihnen  geerntet  wurde 
gegen  die  früheren  Jahre.  Der  Erfolg  mit  den  alten  Bäumen  gab  nun  An 
regung  zur  Anpflanzung  von  jungen  Obstbäumen,  wobei  die  passendsten  Sorten, 
die  geeigneten  Pflanzstellen  und  gehörige  Pflanzweite  beobachtet  wurden;  jetzt 
sind  diese  schon  zu  stattlichen  Bäumen  herangewachsen  und  haben  die  auf- 
geAvandte  Mühe  und  Unkosten  längst  gedeckt  durch  ihren  Ertrag  in  den  letzten 
Obstjahren. 

Es  ist  jetzt  hier  ein  Obstbaumbestand  geschaffen,  der  tausende  von  jungen 
Obstbäumen  aufzuweisen  hat.  Es  ist  jeder  Platz,  an  dem  ein  Obstbaum  gedeihen 
kann,  damit  bepflanzt;  da.  wo  früher  Waldbäume  im  Garten  oder  am  Wege 
standen,  sind  dieselben  entfernt  und  dafür  Obstbäume  gesetzt  und  Jedermann 
freut  sich  über  diese  hübschen  Bäume.  Aber  noch  mehr  Freude  macht  es 
dem,  der  die  Anregung  dazu  gegeben,  der  zu  jeder  Zeit  mit  Rat  und  That  zur 
Hand  war,  die  Sorten  ausgewählt,  das  Pflanzloch  angegeben,  die  Bäume  be- 
schnitten und  ausgeputzt  hat,  immer  wieder  in  der  Zeitung  über  Obstbau  ge- 
schrieben und  auf  die  Fehler  aufmerksam  gemacht  hat,  der  die  Leute  das  \"er- 
edeln  und  Beschneiden  gelehrt  und  auch  für  die  Gemeinden  Obstbaumschulcn 
eingerichtet  und  zum  Teil  noch  gepflegt  hat.  Und  das  kann  ein  Jeder,  der 
sich  für  den  Obstbau  interessiert,  auf  dem  Lande  seinen  Wirkungskreis  hat  und 
die  nötige  Energie  besitzt,  das  gesteckte  Ziel  zu  verfolgen. 

Nachdem  das  Zwergobst  mehr  in  die  Mode  kam,  fanden  sich  auch  hier 
Liebhaber  dafür,  und  so  ist  denn  auch  dieser  Obstbau  in  vielen  Gärten  im 
Schwünge.  Es  bestehen  Anlagen  davon  seit  lo  Jahren,  die  schon  recht  hübsche 
Sümmchen  ihrem  Besitzer  brachten  und  für  viele  nach  der  schweren  Arbeit 
eine  an  den  Sonntagen  und  den  Sommerabenden  interessante  Beschäftigung 
abgeben.  Gar  mancher  wird  dadurch  von  dem  früheren  gewohnten  Inswirtshaus- 
gehen  abgehalten  und    pflegt    anstatt  dessen  seine  Bäume. 

Dass  eine  Überproduktion  von  Obst  eintreten  könnte,  ist  jetzt,  wo  aller- 
wärts Obstmärkte  abgehalten  werden  und  viele  Anfragen  von  Obsthändlern 
kommen,  ausgeschlossen,  auch  wird  in  den  Ortschaften  selbst  jetzt  viel  mehr 
C)bst  im  Haushalt  verbraucht.  Eine  Anregung  bezüglich  des  Überwinterns  des 
Obstes,  des  Trocknens  sowie  Einmachens  hat  auch  auf  diesem  Felde  Früchte 
getragen.  Es  giebt  hier  wohl  wenig  Haushalte,  die  kein  Obst  oder  keine 
Beeren  eingemacht  haben,  was  man  früher  gar  nicht  kannte. 

Auch  die  Obst- und  Beerenweinfabrikation  hat  hier  von  Jahr  zu  Jahr  mehr 
zugenommen.     So    greift    eins    in    das    andere,   und  der  Bauer,    der    noch    vor 


Ausstellung  von  spätem  Winterobst  zu  Berlin.  127 


20  Jahren  so  gut  wie  kein    Obst    baute,    hat    heute    genug    für    seinen    eigenen 
Bedarf  und  kann  auch  noch  etwas  davon  verkaufen. 

Während  dem  Pjauer  früher  nur  das  Gras  in  seinem  Grasgarten  einen 
Gewinn  brachte,  bringen  jetzt  ausser  dem  Grase  auch  die  Obstbäume  noch 
recht  Schemen  Nutzen,  ohne  dass  der  Graswuchs  darunter  leidet.  Gerade  diese 
Befürchtung  war  im  Anfange  immer  und  immer  wieder  die  Ursache,  dass  nichts 
an  den  01)stbäumen  geschehen  durfte,  weil  der  Bauer  annahm,  dass  sein  Gras 
von  dem  Auflockern  und  Graben  von  Dunglöchern  leiden  würde,  aber  gerade 
dadurch,  dass  gedüngt  wurde,  hat  sich  auch  der  Graswuchs  gebessert  und 
liefert  eine  bessere  Oualität  Futter  für  sein  \'ieh. 

Mögen  diese  Zeilen  meine  Herren  Kollegen,  die  sich  auf  dem  Lande  in 
Stellung  befinden,  anregen,  dass  auch  sie  ihr  Scherflein  zur  Hebung  und 
Förderung  des  Obstbaues  lieitragen  und  dem  Obstbau  da  Eingang  verschaffen, 
Avo  er  noch  nicht  entwickelt  ist. 

\'illa  Spindler  in  Gross  Tabarz.  J.  Biemüller. 


Ausstellung  von  spätem  Winterobst  zu  Berlin 
^^  am  24.  Februar  1898. 

-iLSfjie  auf  \'eranlassung  des  Gartenbauvereins  der  Grafschaft  Wernigerode 
1^^^  vom  \'erein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  veranstaltete  kleine 
Obstausstellung  Avar  in  Anbetracht  des  Umstandes,  dass  die  Bekanntmachung 
erst  Ende  Januar  bis  Mitte  Februar  erfolgte.  Niemand  sich  also  vorbereiten 
konnte  und  das  Tueiste  Obst  bekanntlich  zu  Weihnachten  aufgegessen  wird,  recht 
gut  beschickt.  Es  waren  zwölf  Aussteller,  z.  T.  aus  weiter  Ferne.  Besonders 
gut  erhalten  war  das  Obst  aus  der  Grätlich  zu  Stolbergschen  Gartenverwaltung, 
Obergärtner  Driese-Gr.  Kammin,  Xeumark,  ferner  das  des  Gartenbauvereins 
zu  Wernigerode,  sowie  das  aus  dem  >Alten  Lande«,  Kreis  Jork,  Prov.  Hannover, 
der  Obstkammer  Hamburgs,  Obstgärtner  Huber;  die  bei  weitem  reichste 
war  die  des  Herrn  Prof.  Stötzer  in  Bützow .  Die  Liste  der  Preise  folgt 
nachstehend: 

Es  erhielten: 

A.  Die  grosse  silberne  Preismünze  des  \'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues: 

1.  Obergärtner  Driese-Gr.  Kammin, 

2.  Gartenbauverein  Wernigerode, 

3.  Das  »Alte  Land«   (Kreis  Jork)  Obstgärtner  Hub  er; 

B.  Die  silberne  Preismünze  des  Gartenbauvereins  Wernigerode: 

1.  Prof.  Dr.  Stötzer-Bützow. 

C.  Die  kleine  silberne  Preismünze  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues: 

1.  Inspektor  Dressler-Dalldorf, 

2.  Lorberg'sche  Baumschulen,  Berlin, 

3.  PL  Fink,  Baumschulen,  Doberan, 

4.  C.  Mathieu,  Kgl.  Gartenbaudirektor,   Charlottenburg. 

D.  Die  bronzene  Preismünze    des  Vereins    zur  Beförderung    des  Gartenbaues: 

1.  A.  Landt-Kiel. 


j2g  Beschlüsse  der  Ausschüsse.  —  Mitglieder- Verzeichnis. 

E.     Die  bronzene  Preismünze  des  Gartenbauvereins  Wernigerode: 

1.  Ph.  von  Nathusius-Ernsthausen  bei  (31denburg  in  Holstein. 

Anerkennungsdiplom : 

1.  Frau  Krell-Campehl  bei  Neustadt  a.  Dosse. 


Beschlüsse  der  Ausschüsse 
betreffs  Reorganisation  der  Gärtner-Lehranstalt  zu  Potsdam. 

1.  Der  Herr  Minister  ist  zu  bitten: 

die  Königliche  Gärtner-Lehranstalt    in    eine    staatliche    Hoch- 
schule  für  Gartenbau  umzuwandeln. 

2.  Als  Vorbildung  ist  zu  fordern  die  Reife  für  Obersekunda  eines 
humanistischen  Gymnasiums  oder  eines  Realgymnasiums. 

3.  Die  Eintretenden  müssen  mindestens  eine  4J;ihrige  praktische  Thätig- 
keit  durchgemacht  haben.  Ausnahmsweise  kann  auch  eine  3jährige  praktische 
Thätigkeit  als  genügend  angesehen  werden,  wenn  der  Aufzunehmende  durch 
eine  Prüfung  diese  praktische  Befähigung  nachweist. 

4.  Der  Unterricht  dauert  2  Jahre  und  hat  den  gesamten  Gartenbau  zu 
umfassen. 

5.  Der  Unterricht  soll  obligatorisch  sein,  mit  der  Massgabe,  dass  im 
ersten  Jahre  alle  Gegenstände  zu  hören  sind,  im  zweiten  aber  eine  Trennung 
nach    Fächern    eintritt,    die    aber    auch    obligatorisch    gehört    werden    müssen. 

6.  Die  praktischen  Arbeiten  kommen  in  Wegfall.  Dabei  ist  aber  voraus- 
gesetzt, dass  das  Demonstrationsmaterial  an  der  neuen  Anstalt  ein  reicheres 
werde,  so  dass  die  Studierenden  gewissermassen    in  der  Praxis  leben. 

7.  Den  Studierenden  der  Gartenbau-Hochschule  ist  der  Besuch  der 
Universität  und  der  anderen  Hochschulen  zu  gestatten. 

8.  Um  alle  Zweige  des  Gartenbaues  in  genügender  Weise  lehren  zu 
können,  ist  ein  hinreichend  grosses,  für  die  verschiedenen  Zwecke  auf  die 
Dauer  ausreichendes  Terrain  in  Aussicht  zu  nehmen. 

Die  Beschlusefassung  über  diese  Punkte  findet  in  der  Vereinsversammlung 
am  31.  März  statt. 


Mitglieder-Verzeichnis 

des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Es  wird  beabsichtigt,  eine  neue  Mitgliederliste  anzufertigen.  Wir  bitten 
daher,  alle  noch  nicht  mitgeteilten  Adressenänderungen  etc.  uns  schleunigst 
bekannt  zu  geben.  Zugleich  aber  bitten  wir  unsere  Freunde,  noch  recht 
fleissig  Mitglieder  zu  werben,  damit  diese  auch  noch  aufgenommen  werden 
können. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


\2g 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Hortus  Orientalis, 

vonW'alt  er  Siehe  in  Mersina,  asiatische  Türkei, 
und  Karl  Sigismund,    Berlin,    Mauerstr.  G8. 

Beide  genannte  Herren  haben  es 
sich  zur  Aufgabe  gestellt,  die  so  reiche 
und  interessante  Flora  des  Orients, 
welche  eine  Fülle  von  gärtnerischen 
Neuheiten  bietet,  durch  ausgedehnte 
Sammelreisen  dem  gärtnerischen 
Publikum  zugänglich  zu  machen,  und 
bieten  in  einem  reich  illustiierten 
Preisverzeichnis  ,, Hortus  orientalis", 
von  dem  ein  Teil  der  diesmaligen 
Nummer  der  Gartenflora  beiliegt, 
folgende  Neuheiten  in  lebenden 
Ptlanzen  an:  Asphodeline  imperialis, 
isthmocarpa,  taurica  und  Balansae*), 
MichauxiaTschichatche\vi,Pelargonium 
Endlicherianum,  Sedum  Sempervivum; 
ferner  lebende  Alpenpflanzen  des  cili- 
cischen  Taurus. 

Weiter  bieten  sie  eine  reiche  Samm- 
lung von  Neuheiten  in  Samen  an 
und  endlich  eine  grosse  Zahl  Zwiebel- 
gewächse, besonders  auch  Zwiebeln 
des  grössten  aller  Schneeglöckchen, 
Galanthus  cilicicus-j-),  sowie  Colchicum 
cilicicum,  das  Herr  Garten-Inspektor 
Weidlich  bereits  im  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  vorzeigte. 
Wir  empfehlen  dringend,  die  Gelegenheit 
zum  Erwerb  so  vieler  Neuheiten  nicht 
vorübergehen  zu  lassen. 

In  Vorbereitung  ist  ein  ausführliches 
Verzeichnis  von  Alpenpflanzen  und 
Sämereien.  Es  gilt,  ein  deutsches  Unter- 
nehmen zu  unterstützen,  darum  em- 
pfehlen wir  allen,  namentlich  auch  den 
botanischen  Gärten  sowie  den  Stauden- 
Liebhabern,  diese  Angelegenheit.  Den 
Generalvertrieb  hat  jetzt  von 
Handelsgärtnern  Herr  C.  van  der 
Smissen-Steglitz  übernommen;  das 
wird  dem  Ganzen  nur  zum  \'orteil  ge- 
reichen. 

Neue  winterblühende  Begonien. 

Unter  diesem  Namen  veröffentlicht 
die  weltbekannte  Royal  Exotic  Nursery 
von  James  Veitch  &  Sons,  544  Kings 
RoadChelsea,  London  inihremPflanzen- 


kataloge  von  1S97  eine  Anzahl  im  Spät- 
herbst und  Winter  blühender  Begonien, 
welche  in  ihrem  Hauptgeschäft  in 
Chelsea  vor  einigen  Jahren  durch 
Kreuzung  von  Begoniasocotranamit 
dem  Blütenstaub  von  schön  gefärbten 
Knollenbegonien  gewonnen  wurden. 
Die  jetzt  angebotenen  neuesten  Varie- 
täten unterscheiden  sich  von  den  zuerst 
erhaltenen  durch  ihren  kräftigeren  Bau 
und  besonders  durch  ihre  grösseren 
Blumen,  welche  sehr  willig  erscheinen. 
Es  sind  drei  Sorten: 

1.  Ensign,  Blütenstiele  aufrecht, 
vier-,  fünf-  oder  mehrblütig,  Blumen 
halb  gefüllt  und  ungefähr  3V2  Zoll  im 
L)urchmesser,  von  schöner  Form  und 
zart  leuchtend  rosa-scharlach. 

2.  Mrs.  Heal,  abgebildet  in  Garten- 
flora 1897  S.  526  u.  528.  Die  schönste 
von  allen  bis  jetzt  gezüchteten.  Die 
Blütensliele  erheben  sich  schön  über 
dem  Laub  und  tragen  jeder  fünf  bis 
sieben  oder  mehr  Blumen,  die  über 
3  Zoll  Durchmesser  haben  und  glänzend 
rosa-karmin  mit  scharlach  getönt  sind. 
Diese  Sorte  ist  auch  in  Gardeners  Chr. 
16.  November  1895  abgebildet  und  in 
Gardeners  Magazine  23.  November  1896. 

3.  Myra,  Blütenstiele  ziemlich  bogen- 
förmig mit  mehreren  sich  nach  einander 
entfaltenden  Blumen.  Männliche  Blüten 
2Y2 — 3  Zoll  Durchmesser,  leuchtend 
rosa-karmin;  weibliche  etwas  kleiner 
und  heller. 

Wir  empfehlen  diese  Pflanzen  sowohl 
als  Schnittblumen,  da  die  Blüten  sehr 
dauerhaft  sein  sollen,  wie  auch  zur 
Dekoration  von  wärmeren  Kalthäusern 
und  Zimmern. 


*)  Siehe  den  Aufsatz  über  Asphodelinen  vom 
cilicischen  Taurus  in  Gartenflora  1897  S.  320 
mit   Abbildung. 

t)  Gartenflora  Heft  4  S.    io5. 


Neuheiten  für  1897—1898 

von  Dammann  &,  Co.,  San  Giovanni 

a  Teduccio  bei  Neapel. 

Melone,  türkische  Riesen. 

(Hierzu  Abb.  34.) 

Früchte  gross,  orangegelb,  glatt, 
ovalrund,  bis  5  kg  schwer.  Fleisch 
meergrün,  fahl,  sehr    süss    und   saftig. 

Melone  Galata. 

(Hierzu  Abb.  35) 

Grosse  ovale,  bis  40  cm  lange  Frucht, 
gelb  mit  dunkelgrün  marmoriert. 
Fleisch  grünlich  weiss,  sehr  saltig 
und  süss. 


\bb.    14      Melone    furkisthe  Riesen 


Abb.  37.     Melone  Bu}ukdere. 


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Abb.  35.     Melone  Galata. 


Abb.   36.     .Melone  Therapia 


Abb.  3<s.     Nicotiana  sylvestris. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


131 


Melone  Therapia. 

(Hierzu  Abb.  36.1 

Grosse  gelbgenetzte  Frucht,  sehr 
dickes  graugrünes  Fleisch,  nach  der 
Schale  zu  in  chainois  übergehend, 
sehr    vollsaftig    und   wohlschmeckend. 

Melone  Buyukdere. 

iHieizu  Abb.  37  1 

Runde  glatte  Frucht,  hellgelb,  grün 
gezeichnet.  Fleisch  schneeweiss,  sehr 
dick  und  saftreich,  dabei  äusserst 
wohlschmeckend. 

Nicotlana  sylvestris,  Spegaz.     Q 

iHier/ii  Abb.  3S.1 

Stamm  über  1  m  hoch,  ver- 
zweigt, Blätter  gross,  graugrün,  läng- 
lich stumpf,  an  der  Basis  breit,  Blumen 
sehr  gross,  kreisförmig  herabhängend, 
reinweiss,  mit  langer,  etwas  gebauchter 
Rühre.  Der  Blüthensland  erhebt  sich 
hoch  üher  dem  Laubwerk  und  giebt 
der  Pflanze,  die  sich  namentlich  sehr 
gut  für  Solitairzwecke  eignet,  ein 
majestätisches  Aussehen.  In  der 
Heimat  (Argentinien,  Prov.  Salta) 
wurde  sie  1600  m  über  dem 
Meeresspiegel  entdeckt,  ein  Umstand, 
der  für  ihre  Widerstandsfähigkeit  am 
besten  spricht.  Wir  verdanken  sie  der 
Güte  des  Herrn  Prof.  Comes  in  Portici. 

Nicotiana  noctiflora,  Hook.  var.  albiflora, 
Comes.    O 

(Hierzu  Abb.  39.) 

Diese  neue  Abart  unterscheidet  sich 
von  der  typischen  Spezies  durch  ihre 
stark  graugrüne,  wenig  behaarte  Be- 
laubung. Die  aufrecht  stehenden,  sich 
gegen  Abend  öffnenden  Blumen  sind 
reinweiss,  wohlriechend  und  erscheinen 
in  grosser  Menge.  Eine  sehr  früh 
blühende  Art,  daher  auch  für  Gruppen- 
ptlanzungen,  selbst  in  nördlichem 
Klima  von  unschätzbarem  Wert. 

Amarantus  qiiadricolor.     Q 

(Hierzu  Abb.  40.) 

Eine  überaus  wertvolle  Bereicherung 
des  Sortiments.  Die  lanzettförmigen 
Blätter  der  Endtriebe  sind  glänzend 
dunkelcarmoisin,  gelb,  hell-  und 
dunkelgrün,  fast  schwarz  gefleckt  oder 
gefärbt,  so  dass  die  Pflanze  in  diesem 
prächtigen  Farbenspiel  einen  hervor- 
ragend schönen  Anblick  gewährt  und 
sich  schon  von  Weitem  dem  Auge 
bemerkbar  macht.  In  Gruppen  wird 
sie  sich  aus  anderen  Pflanzen  glänzend 
hervorheben.  Das  Colorit  prägt  sich 
am   besten    im  Hochsommer    aus    und 


die  Pflaifze    empfiehlt    sich    besonders 
für  sonnige  Lagen. 

Verbesina  virginica.     % 

iHier/u   Abb.  .)i.) 

Aus  Nordamerika  stammende,  schein 
ältere,  aber  inzwischen  vergessene 
hübsche  Perenne.  Sie  wird  circa  1  m 
hoch,  die  stark  holzigen  Stengel  sind 
kantig  geflügelt,  die  Blätter  ziemlich 
gross,  breit  lanzettlich.  Die  zahlreich 
erscheinenden  rein  weissen  Blüten 
verbreiten  des  Morgens  einen  wenn 
auch  nicht  starken,  so  doch  sehr 
angenehmen  Wohlgeruch.  Blütezeit 
von  Juni    bis   zum    eintretenden  Frost. 

Gazania  hybrida  Blondine. 

(Hierzu  Abb.  42  Su.  1.1 

Hellchamois,  im  Grunde  dunkel- 
orange; die  bei  den  beiden  folgenden 
Sorten  stark  ins  Auge  fallenden  Flecken 
sind  hier  durch  weisse  oder  mattgelbe 
ersetzt,  wodurch  die  vornehme  Färbung 
noch  gehoben  wird.  Rückseite  der 
Blumenblätter  w^eiss  mit  einem  dunkel- 
lila  Mittelstreifen.  Ganz  prachtvoll. 
Grösse  der  Blumen  ungefähr  8 — 9  cm. 

Gazania  hybrida  Nora. 

(Hierzu  Abb.  42  No    -J.) 

Rahmweiss  mit  lilarosa  Spitzen,  an 
der  Basis  schwefelgelb,  am  Grunde 
mit  einem  grossen  schwarzen,  scharf 
abgegrenzten  Flecken,  worin  sich  ein 
weisses  Auge  befindet.  Durchmesser 
der  Blume  6 — 7  cm. 

Gazania  hybrida  Diana. 

(Hierzu  Abb.  42  Xo.  3.1 

Die  obere  Hälfte  der  Blumenblätter 
gelblich  weiss,  die  untere  Hälfte  nach 
der  Basis  in  Chromgelb  übergehend. 
An  der  Basis  befinden  sich  die  eben- 
falls scharf  abgegrenzten,  aber  etwas 
kleineren  Flecken.  Öurchmesser  der 
Blume  circa  6 — 7  cm. 

Zinnia  spectabllls  miniata.    Q 

(Hierzu  Abb.  43  1 

Die  Form  der  Blumenblätter  ist  von 
denjenigen  der  bisher  cultivierten 
Arten  abweichend,  indem  dieselben 
an  den  Rändern  stark  nach  aufwärts 
gebogen,  also  rinnenförmig  sind.  Die 
Farbe  der  Blumen  ist  ziegel-  oder 
mennigrot.  Im  übrigen  sind  die 
Blumen  sehr  gross,  schön  kugelförmig 
und  elegant  gebaut.  Die  Pflanze 
wächst  70— (So  cm  hoch  und  ist  über- 
aus reichblühend. 


Abb.  3f).     Nicotiana  noctitiora  var.  albiflora. 


Abb.  41       \erbi-sina  virginica 


JKoS^^/; 


Abb.  40.     Amaranthus  quadricolor. 


Abb.  42.     Gazania  hybr. 
No.    1   „Blondine".     No.  2  „Nora".     No.   3  „Diana"'. 


Abb.  43.     Zinnia  spectabilis  miniata. 


Abb.   45.      Ipomoea  imperialis  Prinzess. 


^^-if^^S-^ 


5- 


fe^:7 


Abb.  44.     Ethulia   conyzoides 


Abb.  4Ö.     Ipomoea  purpurea  violacea  M.  pl. 


134 


Kleinere  Mitteilungen. 


Abb.  47.     Gazania  hybr.  Bianca. 

Gazania  hybrida  Bianca. 

iHierzu  Abb.  47  1 

Blumen  im  Aufblühen  schwefelgelb, 
spater  in  weiss  übergehend  und  im 
Grunde  mit  schwachen  violetten 
Flecken  auf  den  Fetalen.  Blumen 
ca.  5  —  6  cm  Durchmesser,  die  Rück- 
seite der  Fetalen  ist  mit  einem  breiten 
blauen  Mittelstreifen  versehen. 


Ethulia  conyzoides.     O 

(Hierzu  Abb.  44.1 

Wird  circa  1V2  i^i  hoch,  stark  ver- 
zweigt, mit  wechselständigen,  langen, 
schmalen  gesägten  Blättern  undhimmel- 
blauen,  Eupatorium-ähnlichen  Blüthen, 
welche  von  Juli  bis  Spätherbst  einen 
ununterbrochenen  reichlichen  Flor  ent- 
wickeln. Eine  vor  langen  Jahren  ein- 
geführte, aus  Ostindien  stammende, 
aber  leider  noch  fast  gar  nicht  in 
Kultur  befindliche  Fflanze. 

Ipomea  imperialis  Prinzess.     G 

(Hierzu  Abb.  45.) 

Die  Blätter  sind  weiss  panachiert, 
die  weissgrundigen  Blumen  sind  stark 
carmoisin  gesprenkelt  oder  am  Rande 
ganz  in  carmoisin  übergehend,  während 
der  Schlund  schwach  rot  getüpfelt  ist. 
Im  übrigen  besitzt  auch  diese  Art 
alle  die  guten  Eigenschaften  ihrer  Klasse. 

Ipomea  purpurea  fl.  violacea  pl.     O 

(Hierzu  Abb.  46.) 

Blumen  gross,  dichtgefüllt,  violett 
mit  lilacarmin  Anflug,  an  der  Basis 
heller.  Da  die  dunkle  Farbe  unter 
den  Trichterwinden  stets  von  je  her 
beliebt  war,  so  zweifeln  wir  nicht, 
dass  diese  Art  eine  ganz  besondere 
Beachtung  finden  wird. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Anlage  von  Obstgärten  für  Private. 

N'acli    \'orträgen    im    Liebliaberausschuss    des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Herr  O.  Cordel:  Die  Landschafts- 
gärtner machen  bei  Anlage  eines  Obst- 
gartens für  Private  oft  viele  Fehler, 
sie  kaufen  oft  beliebige,  billige  Sorten, 
ohne  den    Zweck  im  Auge    zu    haben. 

Zunächst-  muss  man  sich  in  der 
Xähe  grosser  Städte  fragen: 

1.  Wird  der  Garten  voraussichtlich 
lange  erhalten  bleiben? 

Kann  er  das  nicht,  so  muss  man 
Zwergobst  und  frühe  Sorten  wählen, 
auch  enger  pflanzen. 

2.  Beabsichtigt  man  eine  kauf- 
männische Verwertung  des  Obstes  oder 
soll  es  nur  für  den  Privatgebrauch 
dienen? 

Im  ersteren  Falle  muss  man  nur 
w^enige  gangbare  Sorten  nehmen,  im 
zweiten  viele  Sorten,    damit  man  eine 


rechte  Auswahl  hat  und  auch  Aus- 
stellungen beschicken  kann. 

Man  muss  ferner  möglichst  für  alle 
Jahreszeiten  Obst  haben,  also  Frühobst, 
mittelspätes  und  spätes  Obst. 

Herr  Alteschmidt,  Leiter  der 
Obstquartiere  bei  Herrn  Ökonomie- 
Rat  Späth  bemerkte,  dass  man 
immer  mit  dem  Landschaftsgärtner 
rechnen  müsse.  Leider  kennen  die 
meisten  nicht  genug  die  Obstsorten. 
Eine  gute  Baumschule  sucht,  wenn  ihr 
die  Wahl  überlassen  wird,  selber  schon 
Sommer-,  Herbst-  und  Winterobst  aus. 

Durch  sachgemässe  Behandlung  kann 
man  auch  spättragendc  (Obstsorten 
namentlich  durch  den  Schnitt  zwingen, 
früh  zu  tragen.  Man  darf  aber  nicht 
die  dünnen  Triebe,  welche  Frucht- 
spiesse bringen,  wegschneiden.  Auch 
durch  langen  Schnitt,  durch  Brechen 
und  Niederbiegen    kann  man    sie  zum 


Kleinere  Mitteilungen. 


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Frühtragen  bringen.  Oft  schneiden  die 
sogenannten  »Baumschneider'-<  alles 
fort,  um  nur  etwas  zu  verdienen. 

Herr  Geheim  rat  llauchecorne  fragt, 
wo  man  am  besten  Gärtner  zum 
Schneiden  des  Obstes  erhalte.  Herr 
t  »konomierat  Späth  übernimmt  das, 
da  er  jetzt  auch  Landschaltsgärtnerei 
mitbetreibt.  Es  werden  in  seiner 
Baumschule  erfahrene  Leute  eigens 
dazu  ausgebildet. 

Herr  A  1 1  e  s  c  h  m  i  d  t  empfiehlt  an 
Sorten : 

a)    Äpfel. 

1.  Somraeräpfel:  Charlamowsky 
und  Säfstaholm,  ein  schwedischer  Apfel, 
der  sehr  fruchtbar  und  im  August- 
September  reif  ist.  Noch  früher  sind 
Aveisser  Astrachan  und  virginischer 
Rosenapfel;  roter  Astrachan  trägt  nicht 
so  gut.  Pfirsichroter  Sommerapfel  hält 
sich  gut. 

2.  Herbstäpfel:  Cludius  Herbst- 
apfel, sehr  delikat,  Lord  Suffield, 
Cellini,  etwas  sauer,  Manks  Küchen- 
apfel, nicht  nur  für  die  Küche,  sondern 
auch  für  die  Tafel.  Durchsichtiger 
Sommerapfel,  reichtragend,  Nathusius' 
Taubenapfel  desgleichen,  Bismarck- 
apfel,  nicht  so  stark  tragend,  ist  eigent- 
lich Winterapfel,  hält  sich  bis  in  den 
April.  In  Cassel  wurde  gesagt,  dass 
er  gar  nicht  so  sehr  fruchtbar  wäre; 
Cellini  ist  eben  so  fruchtbar.  Der 
Bismarckapfel  muss  gut  geschnitten. 
Hawthornden  sieht  nur  gut  aus,  eng- 
lischer weisser  Winterkalvill,  vorzüg- 
lich, für  unser  Klima  dem  echten  Kalvill 
vorzuziehen.  Gegen  Fusicadium  bei 
letzterem  muss  Bordelaiser  Brühe  an- 
gewendet werden.  Auch  die  Stämme 
werden  jetzt  damit  bepinselt;  im 
Sommer  wird  mit  einer  Spritze  ge- 
spritzt. Man  nimmt  etwa  2  kg  Kalk 
und  1  kg  Kupfervitriol  auf  50  1  Wasser. 
Mehr  Kalk  schadet  nicht. 

Die  Paradiesäpfel  für  schwach- 
wachsende Zwergformen,  die  im  Früh- 
jahr gepflanzt  wurden,  bekamen  in 
der  Späthschen  Baumschule  immer 
Flecke  und  konnten  im  Sommer  nicht 
veredelt  werden.  Herr  Alteschmidt 
hat  sie  jetzt  alle  14  Tage  gespritzt  und 
sehr  gute  Erfolge  gehabt. 

Winteräpfel,  frühtragend,  d.  h. 
im  Jahre  nach  der  Pflanzung,  wenn  das 
Fruchtholz  gleich  beschnitten  wird : 
1.    Baumann     Reinette,     2.    steirischer 


Winter-Borsdorfcr,  wenn  er  gut  ge- 
schnitten oder  auf  L^oucin  veredelt 
wird.  Der  echte  Borsdorfer  trägt  auch 
früh,  wenn  er  auf  LJoucin  veredelt  wird. 
Königlicher  Kurzstiel  muss  lange  am 
Baum  hängen,  sonst  wird  er  leicht 
welk. 

Ribston  Pepping,  Ananas  -  Reinette, 
Goldreinette  von  lilenheim,  Herberts 
Reinette,  Pariser  Rambourreinette,  (das 
Fruchtholz  muss  gut  geschnitten 
w^erden;  3 — 4jährige  Cordons  bringen 
schon  Früchte). 

Neuer  Grahams  Ivönigin-Jubiläums- 
apfel;  amerikanische  Sorten:  Baldwin, 
Northern  Spy,  King  of  Tompkins  County 
(war  auch  meist  Spy,  grünlich  mit 
braunroten  Streifen),  echte  King  sind 
wenig  nach  Berlin  gekommen. 

Herr  Späth  hat  viele  Fässer  ameri- 
kanischer Apfel  gekauft  und  an  seine 
Leute  der  Wissenschaft  wegen  zu 
Weihnachten   1896  verteilt. 

Von  einer  Pyramide  auf  der  Gewerbe- 
Ausstellung  hat  Herr  Späth  Früchte 
geerntet,  die  sich  bis  März  1897  hielten. 
Sie  waren  besser  als  in  der  Baum- 
schule, weil  sie  länger  hängen  bleiben 
konnten. 

Ontario  , vorzüglich;  Oklahoma,  eben- 
falls sehr  gut,  vor  3  Jahren  in  Breslau 
von  Mable  &  Töbelmann  empfohlen. 
Baldwin,  Frogmores  Prolific,  Larces 
Prinz  Albert,  noch  fruchtbarer  als 
Bismarck,  an  zweijähriger  Veredelung 
schon  Blütenknospen. 

Der  Bismarckapfel  trägt  als  zwei- 
bis  dreijährige  ^'eredelung besser  denn 
als  fünfjährige. 

b)    Birnen. 

Frühe:  Grüne  Sommer-Magdalene, 
Sparbirne  (Franzmadam),  Sommer- 
Muskateller,  Juli-Dechantsbirne,  nur  für 
Hochstamm,  wächst  nicht  auf  Quitte, 
nur  auf  Wildling  oder  Zwischen- 
Veredelung,  Stuttgarter  Gaishirtenbirne 
für  Hochstämme,  Claps  Liebling  (frühe 
Herbstbirne),  französische  Muskateller, 
besonders  für  Pyramiden,  Schwarz- 
burger  Muskateller,  runde  Mundnetz- 
birne. 

Frühe  Herbstbirnen:  Mme.  Treyves. 
Köstliche  von  Charneu,  Williams 
Christbirne,  Gute  Luise  von  Avranches, 
Esperens  Herrenbirne ,  Dr.  Jules 
Guyot,  ausgezeichnet  tragbar  am 
Cordon,  Herzogin  von  Augouleme  (ist 
nicht    die   feinste,    wurde    einmal   wie 


i36_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


eine  Kohlrübe,  so  dass  es  zu  einem 
Prozess  kam:  gedeiht  nicht  überall; 
an  der  Wand,  wärmste  Lage). 

Noch  Herbstbirnen:  Neue  Poiteau, 
weisse  Herbstbutterbirne,  wird  oft 
fleckig,  für  Berlin  oft  nicht  gut,  bei 
Geheimrat  Hauchecorne  ist  sie  stets 
gut.  Grumbkower,  für  die  Mark 
Brandenburg,  sehr  gut  als  Hochstamm, 
Gellerts  Butterbirne. 

Neuere:  Rihas  kernlose  Butterbirne, 
Marguerite  Alarillat,  Premice  de  Marie 
Lesueur,  zwar  nicht  ansehnlich,  aber 
frühtragend.  Triomphe  von  Vienne, 
reichtragend,  aber  eigentlich  nicht  so 
wohlschmeckend,  erhielt  in  Cassel 
bei  der  Ausstellung  des  Ratgebers 
den   ersten  Preis. 

Winterbirnen:  Diels  Butterbirne, 
(eigentlich  noch  Herbstbirne,  bis 
Dezember)  ,  \>reins  -  Dechantbirne 
(eigentlich  noch  Herbstbirne ,  bis 
Dezember),  Winter-Nelis,  klein,  aber 
delikat,  für  Hochstamm,  wächst  nicht 
auf  Quitte,  Blumenbach  (noch  Herbst- 
birne), trägt  früh,  Regentin.  Napoleons 
Butterbirne.  Hardenponts  Leckerbissen, 
Josephine  von  Mecheln,  klein,  fein, 
trühtragend,  Liegel,  wird  oft  tleckig, 
Forellenbirne,  will  höhere  Lage  und 
schwereren  Boden. 

In  Breslau  empfohlen:  Charles  Cogne, 
Beurre  Chaudy,  Marie  Guisse,  Olivier 
des  Serres, President  Drouard.Dubuisons 
Butterbirne. 

Das  Pflanzen  erfolgt  besser  im  Herbst. 
Man  kann  im  Frühjahr  aber  noch 
düngen,  entweder  flüssig  oder  durch 
gutes  Untergraben.  Beim  Ökonomierat 
Späth  wird  im  Herbst  mit  Kuhdung 
bei  Zwergbäumen  gedüngt.  Er  wird 
beigegraben  und  den  ganzen  Winter 
Latrinendung  gegeben.  Weit  um  die 
Bäume  wird  ein  Va  i""  breiter  Graben 
gemacht  und  dieser  Dünger  hinein- 
gethan. 

Herr  Direktor  Buntzel  giebt  ab- 
wechselnd alle  Jahre  Kuhdung  und 
das  nächste  Jahr  Kalk. 

Von  Kalkstaub  giebt  man  für  fünf- 
bis  sechsjährige  Pyramiden  1/2 — 1  ™ 
vom  Stamm  1  kg  Kalk.  Am  besten 
ist's,  den  Ätzkalk ,  an  der  Luft 
vor  Regen  geschützt,  zerfallen  zu 
lassen. 


Penstemon  Hartwegi  (gentianoides). 

Es  ist  schade,  dass  diese  hübsche 
Staude  nicht  überall  im  Freien  aus- 
hält; was  würde  man  für  einen  Effekt 
damit  erzielen  können,  wenn  so  eine 
Pflanze  ungestört  einige  Jahre  auf 
einem  und  demselben  Platz  bleiben 
könnte  und  sich  zu  einem  grossen 
Busch  mit  vielen  ihrer  schönen  Blumen- 
rispen ausbilden  könnte.  Aber  so  sind 
wir  leider  darauf  angewiesen,  die 
Penstemon  immer  wieder  durch  Steck- 
linge für  die  nächstfolgende  Blüte- 
periode zu  vermehren  oder  alte 
Pflanzen  im  Herbst  einzutopfen,  was 
sich  aber  nicht  lohnt,  ich  wenigstens 
habe  damit  noch  kein  günstiges 
Resultat  erzielt.  Wenn  man  aber 
die  im  Juli  in  einen  kalten  Kasten  ge- 
steckten Stecklinge  im  Laufe  des  Früh- 
jahrs bis  zum  Auspflanzen  in  das  Freie 
einigemal  in  eine  recht  kräftige  Erde 
verpflanzt  und  entspitzt,  kann  man 
auch  Pflanzen  mit  8  bis  10  Blüten- 
rispen erreichen,  die  ihren  Flor  bis 
in  den  Herbst  ausdehnen. 

Auch  die  Vermehrung  aus  Samen 
ist  recht  lohnend;  man  kann  im 
ersten  Jahre  schon  Pflanzen  daraus 
ziehen,  die  im  Nachsommer  mit  ihrem 
Flor  beginnen  und  bis  in  den  November, 
bis  starker  Frost  eintritt,  anhalten. 
Man  kann  mit  einer  Portion  Samen  eine 
ganze  Kollektion  in  allen  Farben  ge- 
winnen. 

Der  Samen  ist  schon  im  Februar 
auszusäen;  nach  dem  Keimen  ist  mög- 
lichst täglich  für  etwas  frische  Luft 
zu  sorgen,  ein  zeitiges  Vertopfen  der 
jungen  Pflänzchen  in  eine  nicht  zu 
schwere  Erde  ist  behufs  guter  FaM- 
wicklung  nicht  zu  versäumen. 

Im  April  pflanzt  man  sie  in  einen 
kalten  Kasten,  der  bei  günstiger  Witte- 
rung reichlich  zu  lüften  ist,  und  sobald 
kein  Frost  mehr  zu  befürchten,  pflanzt 
man  sie  an  dem  Bestimmungsort  ein. 
Im  Laufe  des  Sommers  wird  fleissig 
gegossen,  und  ab  und  zu  ein  Dungguss 
gereicht,  dann  beginnt  der  Flor  im 
August.  Sobald  sich  die  Blütenstengel 
ausgebildet  haben,  lassen  sich  die 
Penstemon  auch  mit  Vorsicht  ver- 
pflanzen und  für  die  Topfkultur,  sowie 
zum  Ausschmücken  abgeblühter  Beete 
mit  Vorteil  verwenden. 

Es  ist  nur  zu  bedauern,  dass  die 
Blumen    in    abgeschnittenem  Zustande 


Kleinere  Mitteilungen. 


i37 


so  leicht  welken;  selbst  in  Wasser 
gestellt  hängen  sie  schon  nach  einigen 
Stunden  die  Köpfe,  um  sich  auch  nicht 
wieder  zu  erheben.  Aber  zur  Aus- 
schmückung des  Gartens  sind  sie  ein 
Werkstoff  von  grossem  Wert.  Entweder 
zur  Bepflanzung  ganzer  Beete  oder  zur 
Veipllanzung  vor  Gehölzgruppen  in 
mehrere  Trupps  zusammengestellt, 
erinnern  sie.  aus  der  Ferne  gesehen, 
an  Digitalis.  Sie  sind  auch  bei  grösserer 
Felsenanlage  recht  gut  an  Stelle  von 
Digitalis  zu  benutzen,  wenn  man  ein 
besonderes  Beet  einrichtet  und  nach 
dem  Pflanzen  das  Beet  durch  Zwischen- 
pflanzen von  Farn  und  Auflegen  einiger 
Steine  verdeckt,  damit  die  Natürlichkeit 
nicht  beeinträchtigt  wird. 

Gr.-Tabarz,  im  Januar  1898. 

J.  Bi emulier. 


Cattleya  Mossiae-Abarten  und  -Sorten. 

Nachstehende  Abarten  und  Sorten 
sind  die  bemerkenswertesten  und  aus- 
geprägtesten der  von  L'Horticulture 
Internationale  (vormals  Linden), 
Brüssel,  angebotenen. 

, .Ambassadeur". 

Rosenrot  mit  lebhaft  purpurner 
Lippe,  welche  am  Halse  zwei  nach 
\orn  verlängerte  orangegelbe  Flecke 
trägt;  Saum  blassrosenrot,  sehr  wellig 
und  gefranst. 

var.  amethystina 

Zart  lilarosa;  Lippe  einen  grossen 
gleichförmig  sammetig  amethystfarben- 
roten  Fleck  tragend,  mit  blassrosen- 
rotem, sehr  gekräuseltem  und  ge- 
franstem Saume:  Mündung  des  Halses 
in  der  Mitte  primelgelb,  und  diese 
Färbung  erstreckt  sich  nicht  ganz  bis 
.auf  die  Seiten. 

„Amiral". 

Sepalen  und  die  sehr  grossen  Fetalen 
leuchtend  rosenrot.  Lippe  sehr  breit, 
rundlich  ,  dunkelkarmesinrot ,  im 
vorderen  Theile  zweispaltig,  breit  blass- 
rosenrot gerändert;  die  gelben  Flecke 
des  Flalses  sind  nur  wenig  ausgedehnt. 
var.  ardens. 

Sepalen  und  Fetalen  sehr  breit  und 
sehr  abgesondert,  sehr  lebhaft  rosen- 
rot; Lippe  von  grossem  Umfange,  sehr 
weilig,  an  der  Mündung  der  Röhre 
einen  sehr  grossen  leuchtend  gold- 
gelben, braun  gestreiften  Fleck  tragend; 
in  der  Mitte  befindet  sich   ein   breiter. 


purpurkarmesinroter,  we issgeränderter 
Fleck. 

var.  amplissima. 

Sepalen  und  Fetalen  sehr  breit,  hell- 
rosenrot. Lippe  von  aussergewöhn- 
licher  Grösse,  sehr  wellig  und  gefranst, 
rot,  mit  lebhafter  gefärbtem  Adernetz; 
die  Halsmündung  trägt  zwei  kleine 
gelbe  Flecke. 

var.  aurantiaca. 

Sepalen  und  Fetalen  feurig  lilarosen- 
rot; obere  Hälfte  des  Vorderlappens 
der  Lippe  wird  durch  einen  grossen 
orangegelben,  stark  braun  netzigen 
Fleck  eingenommen;  vorn  ist  ein 
breites,  lebhaft  rotes  Band,  welches 
sich  in  einer  Mittellinie  gegen  die 
Röhre  hin  verlängert;  Ränder  der  Lippe 
lebhaft  rosenrot. 

var.  aurantiaca  lineata. 

Blüten  rosenrot,  einschliesslich  der 
Lippe,  welche  von  einem  sehr  schlaffen 
(seichten)  Netz  purpurrosenroter  Adern 
durchzogen  ist.  Die  beiden  orange- 
'  gelben  Flecke  am  Halse  verlängern  sich 
sehr  nach  der  Lippe  hin  und  an  den 
Rändern  der  Röhre.  Die  Ränder  sind 
weiss  und  sehr  wellig. 
var.  aurea. 

Lebhalt  rosenrot;  die  Lippe  trägt 
vorn  einen  lebhaft  karmesinroten  und 
am  Grunde  einen  grossen  goldgelben 
Fleck;  Saum  sehr  breit  blassrosenrot, 
wellig  und  gefranst. 

var.  aurosa. 

Sehr  grosse  lebhaft  rosenrote  Blume. 
Lippe  gross  und  verlängert,  am  Rande 
gekräuselt,  in  der  Mitte  und  an  den 
rosenroten  Rändern  einige  lebhaft  rote 
Spuren;  auf  dem  Polster  (Scheibe)  ein 
grosser  dunkelorangefarbener  Fleck. 
var.  bella. 

Sepalen  und  Fetalen  zart  rosenrot; 
letztere  bemerkenswert  breit.  Lippe 
breit  abgerundet,  in  der  Mitte  mit  einem 
lebhaft  roten,  von  einem  weissen  Hofe 
umigebenen  Fleck  und  mit  feinem 
rosenroten  Saume;  die  gelben  Flecke 
zu  beiden  Seiten  des  Halses  sind 
wenig  hervortretend. 

„Brillant^-. 

Sepalen  und  Fetalen  hell  rosenrot. 
Röhre  der  Lippe  lebhaft  rot;  dervordere 
Lappen  derselben  trägt  einen  sehr 
dunkelroten,  weissgeränderten  Fleck; 
ihr  Saum  ist  sehr  kraus;  der  Hals 
trägt  jederseits  einen  braungenetzten 
gelben  Fleck.  (Fortsetzung  folgt.) 


sl 


Kleinere  Mitteilunaen. 


Die  Lapageria  rosea  im  Vaterlande. 

Bei  dem  grossen  Interesse,  welches 
sich  für  Lapageria  überall  bekundet, 
wiederholen  wir  die  Schilderung- 
Eduard  Poeppigs  (Reisen  in  Chile, 
Peru  und  auf  dem  Amazonenstrom, 
I.  Leipzig  1835,  S.  317)  aus  Garten- 
Zeitung  1895,  S.  54- 

»Die  Lapageria  sendet  ihre  dünnen 
und  unzerreisslichen  Ranken  von  einem 
Busche  zum  anderen,  und  während  ihre 
grossen  dunkelgrünen  und  glänzenden 
Blätter  keinem  Wechsel  der  Jahres- 
zeiten unterworfen  sind,  schmückt  sie 
gerade  dann  sich  mit  lilienähnlichen 
hochroten  Blumen,  wenn  die  Vegetation 
ringsumher  durch  die  Nähe  der  Regen- 
zeit zum  Stocken  gebracht  wird.  Diese 
Eigenschaft  und  die  Pracht  ihrer 
Blüten  veranlassen  den  Eingeborenen, 
aus  ihr  allein  die  herrlichen  Guirlanden 
zu  flechten,  mit  denen  er  in  der  un- 
freundlichen Zeit  des  chilenischen 
Mai,  der  alten  Sitte  getreu,  die  Kreuze 
der  Strassen  und  Kapellen  bekränzt. 
Durch  alle  Winterstürme  hindurch 
ziert  sie  die  ausruhenden  Wälder,  vom 
Februar  bis  zum  Juli,  und  mit  Bedauern 
hört  man,  dass  die  Versuche,  sie  nach 
Europa  zu  verpflanzen,  bis  jetzt  miss- 
langen.« 

So  beschreibt  Eduard  Poeppig  die 
Lapageria  in  der  Gegend  von  Talca- 
huano,  im  südlichen  Chile.  Sein 
Wunsch,  Lapageria  in  Europa  zu  sehen, 
ist  Gottlob  jetzt  längst  erfüllt,  aber  bei 
uns  leider  immer  noch  nicht  in 
genügender  Weise.  L.  W. 


Riecherbse  ,,Cupido". 

Die  wegen  ihrer  Riecherbsen  etc. 
rühmlichst  bekannte  Firma  W.  Atlee 
Burpee  A:  Co.,  Philadelphia,  hat  uns 
2  neue  Farben  ihrer  niedrigen  Riech- 
erbse Cupido,  die  sie  1899  ^^  ^^^ 
Handel  zu  geben  gedenkt,  zur  Prüfung 
übersandt,  nämlich:  Eliza  Eckford 
Cupid  Sweet  Pea  und  Primrose  (Primel) 
Cupid  Sweet  Pea.  —  Ausserdem  die 
9  neuen  Sorten,  die  sie  dies  Jahr  in 
den  Handel  gegeben  hat,  ferner  ihr 
neues  Tropaeolum  ,,Sunlight''  (Sonnen- 
licht) und  3  neue  Tomaten.  —  Wir 
danken  bestens  und  werden  s.  Z.  über 
das  Ergebnis  berichten. 


Polygonum  Baldschuanicum. 

Geehrter  Herr  Geheimrat'. 
W^arum  in  die  Ferne  schv/eifen, 
sieh',  das  Gute  liegt  so  nah'  möchte 
ich  Ihnen  zurufen  im  Hinblick  auf 
Ihre  Bemerkung  bei  Besprechung  des 
Polygonum  Baldschuanicum  in  No.  1 S.  29 
der  Gartenflora  d.  J..  wo  Sie  behaupten, 
dass  das  Ausland  uns  jetzt  erst  zeigen 
müsste,  was  diese  Pllanze  wert  sei. 
Sie  finden  dieselbe  in  meinem  letzten 
Kataloge  auf  Seite  99  angeboten,  also 
sogar  noch  einige  Wochen  eher,  als 
dies  von  Lemoine  geschehen  ist,  da 
mein  Katalog  bereits  Alitte  September 
verteilt  wird.  Ich  besitze  die  Art 
bereits  seit  Jahren,  konnte  aber  leider, 
da  die  Vermehrung  und  Kultur  ihre 
Schwierigkeiten  haben,  nicht  eher  damit 
hervortreten.  Ein  grosses  Exemplar, 
welches  an  einer  sonnigen  Wand  an- 
gepflanzt ist,  werde  ich  mir  erlauben, 
Ihnen  bei  Ihrem  nächsten  Besuche 
hier  zu  zeigen. 

L.  Späth. 


Vorteil  grossen  Saatgutes  bei  der  Kartoffel 
Magnum  bonum. 

Xach  Versuchen  in  gutem  Garten- 
boden von  C.  Seelhorst,  die  aus- 
führlich mitgeteilt  sind  im  Journal  für 
Landwirtschaft  1898  S.  43  ff.,  geben 
wenigstens  bei  der  Kartoffelsorte 
Magnum  bonum  die  grossen  Knollen 
viel  höhere  Erträge,  besonders  wenn 
man  diese  aut  Stärke  umrechnet. 

Netto-Ertr.ig  an  SlVirkepro  ha 
Saatgut 
Pflanzweite  gross       mittel       klein 

pr.  Knolle  pr.  Knülle  pr.  Knolle 
c;i.(io— iiog    ca.  50  g      ca.  30  g 

eng       5o     20  cm  4731   kg  3619  kg  276-1  kg 
mittel  5o>^40     .,    41 3-1    „    378?    „    3o52    „ 
weit      5o)\6o    „    4237    ,,    3341    „    3oiti    ., 

Die  Resultate  dürfen,  wie  Seelhorst 
betont,  zwar  nicht  gleich  verallgemeinert 
werden,  sprechen  aber  so  sehr  zu 
gunsten  der  grossen  Knollen,  dass 
allerorts  ähnliche  Versuche  gemacht 
werden  sollten.  Drechsler  fand  früher 
schon  (Journal  f.  L.  1878  S.  465  ff.), 
dass  grosse  Knollen  im  Bruttoertrag 
stets,  im  Nettoertrag  dagegen  nur  bei 
ertragreichen  Sorten  und  bei  hohem 
Kulturzustand  des  Bodens  überlegen 
sind. 


Litteratur. 


m 


Litteratur. 


Dr.  Udo  Damm  er,  Kustos  des 
Kgl.  botanischen  Gartens  zu  Berlin: 
Palmenzucht  und  Palmenpflege. 
Anweisung  zur  Anzucht  und  Pflege  der 
Palmen.  Mit  24  Vollbildern.  Frank- 
furt a.  O.  Verlag  der  Kgl.  Hofbuch- 
druckerei Trowitzsch  &  Sohn.  1897. 
Der  Verfasser  hat  den  Zweck,  den  er 
im  Auge  hatte,  dem  Liebhaber  ein 
Buch  über  die  Behandlung  der  Palmen 
in  die  Hand  zu  geben,  voll  erreicht. 
Er  beschränkt  seine  Angaben  nicht  auf 
die  gewöhnlichen  Palmen  ,  sondern 
zieht  eine  ganze  Anzahl  weniger  be- 
kannter Arten  mit  heran,  die  von  dem 
Künstler  Carl  Leonhard  Becker 
meist  nach  Exemplaren  des  Kgl.  bot. 
Gartens  sehr  charakteristisch  dargestellt 
sind.  Der  Verfasser  bespricht  zunächst 
die  Vegetationsbedingungen  der  Palmen 
und  beginnt  mit  einer  Darstellung  der 
geographischen  Verbreitung.  Bezüg- 
lich der  Aufstellung  verlangt  er  viel 
Licht,  je  heller  der  Platz,  desto  besser 
gedeihen  sie.  Hier  hätte  wohl  aber 
auch  vor  greller  Sonne  gewarnt  werden 
können.  Dann  bespricht  er  die  Keimung 
und  wir  bedauern  nur,  dass  die  in- 
struktiven Abbildungen,  die  der  Ver- 
fasser über  diesen  Gegenstand  in  der 
Versammlung  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  vorzeigte 
(Gartfl.  1897  S.  595),  nicht  beigegeben 
sind.  Sehr  eingehend  behandelt  er  die 
nötige  Erde.  Palmen  mit  dicken,  wenig 
verzweigten  Wurzeln,  Z.B.Dattelpalmen, 
wollen  schweren,  lehmigen  Boden,  der 
durch  Kieselsteinchen  gelockert  ist; 
Palmen  mit  dem  Keimungstypus  von 
Sabal,  Kentia  etc.  verlangen  schweren, 
aber  sandigeren  Boden,  dagegen  Palmen 
des  Areca-Typus,  welche  dünne,  reich- 
licher verzweigte  Wurzeln  besitzen, 
einen  humusreichen,  lockeren  Boden. 
Das,  was  über  die  Bewurzelung  gesagt 
ist,  ist  auch  von  ganz  besonderer  Be- 
deutung für  die  Behandlung  der  Palmen. 
Wir  verweisen  hier  auch  auf  die  inter- 
essanten Verhandlungen  über  die  Be- 
handlung der  Palmenwurzeln  in  Garten- 
flora 1897  S.  41,  510,  595,  651,  die 
sogar  zu  einem  Scherzgedicht  Ver- 
anlassung gegeben  haben  (Gartfl.  1898 
Heft  3  S.  70).  Im  Anschluss  an  das 
mit  Recht  sehr  ausgedehnte  Kapitel 
über  die  Behandlung  der  Palmen  wird 


I  die  Düngung  kurz  und  die  Behandlung 
I  kranker  Palmen  sehr  eingehend  be- 
sprochen. Leider  wird  mancher  dies 
Kapitel  eingehend  studieren  müssen, 
denn  wem  passiert  es  nicht,  dass  seine 
Palmen  krank  werden.  Freilich  ist  oft 
keine  Hilfe  möglich. 

Die  zweite  Hälfte  des  Buches  bietet 
eine  Aufzählung  der  wichtigsten  Palmen- 
arten. Wünschenswerth  wäre  hier  eine 
kurze  Charakteristik  der  einzelnen 
Hauptgruppen  gewesen,  denn  was  soll 
sich  der  Laie  dabei  denken,  wenn  er 
aufS.  51  als  Überschritt  liest:  1.  Cory- 
phinae,  auf  S.  69  II.  Borassinae  u.  s.  w.? 
Die  Gattungen,  deren  übrigens  fast 
zu  viele  autgeführt  sind ,  sind  in 
populärer  Weise  nach  ihren  Blatt- 
formen gut  und  kenntlich  geschildert. 
Eine  Beschreibung  der  einzelnen 
Arten  oder  ein  Schlüssel  zur  Unter- 
scheidung derselben  ist  meist  nicht  ge- 
geben; nur  bei  Phoenix  findet  sich  ein 
solcher,  nach  Beccari,  auch  bei  Kentia 
und  Kentiopsis  etc.  sind  die  Unter- 
schiede kurz  dargelegt.  Vielleicht  giebt 
\'erfasser  in  einer  zweiten  Auflage, 
zu  der  es  bei  der  heutigen  grossen 
Beliebtheit  der  Palmen  wohl  bald 
kommen  wird,  einen  solchen  Schlüssel. 
Wir  möchten  noch  hervorheben,  dass 
das  Gardeners'  Chronicle  das 
Dammersche  Werk  sehr  eingehend 
bespricht  und  eine  Übersetzung  ins 
Englische  wünscht.  Wir  aber  wünschen 
dem  sehr  ansprechend  geschriebenen 
Werke  zunächst  in  Deutschland  weite 
Verbreitung.  L.  W. 


Einträglicher  Obstbau  in  \''er- 
bindung  mit  rationellem  Gras- 
bau. In  Wort  und  Bild  von  Prof.  Dr. 
Franz  Müller,  Ehrenmitglied  der  k.  k. 
Gartenbau-Gesellschaft  in  Steiermark. 
Mit  132  Abbildungen  und  vier  farbigen 
Tafeln.  Herausgegeben  vom  steier- 
märkischen  Volksbildungsverein  Graz 
1897;  Selbstverlag. 

Zehn,  zwanzig  neue  Bücher  all- 
jährlich über  den  Obstbau!  Und  doch 
kann  man  die  Mehrzahl  derselben 
schon  nach  einem  oberflächlichen 
Durchblättern  achtlos  bei  Seite  legen: 
wir  begegnen  nur  wenigen  Büchern . 
die  wirklich  eine  Lücke  in  der  Obsi- 
litteratur  ausfüllten  und  damit  die  Be- 


l^O 


Litteratur. 


rechtigung  ihrer  Existenz  haben.  Im 
»Einträglichen  Obstbau«  des  Professor 
Müller  aber  tritt  uns  ein  solches  Buch 
entgegen.  »Sortenkenntnis  und  Sorten- 
beschränkung bei  der  Pflanzung,  sowie 
Sortieren  der  Früchte  bei  der  Ernte 
sind  das  ABC  des  einträglichen  Obst- 
baues«. Danach  führt  uns  Müller  seine 
ö  Elitesorten  (für  steierische  Verhält- 
nisse) in  schönem  Buntdruck  vor,  Ma- 
schanzker,  Ananas-,  Kanada-,  Carme- 
liter-.  Grosse  Kasseler  Reinette  und 
Wintergoldparmäne.  Ganz  so  sollte 
man  in  Deutschland  auch  vorgehen, 
für  jeden  Obstbaubezirk  die  sechs  besten 
Sorten  einer  Obstart  bestimmen  und 
dann  aber  auch  diese  anpflanzen  und 
sich  nicht,  nachdem  die  gewiss  nicht 
leichte  Wahl  der  sechs  besten  wirklich 
vollzogen  ist,  durch  amerikanischen 
Humbug  zum  Zweifel  verleiten  lassen, 
ob  innerhalb  dieser  sechs  Sorten  auch 
bestimmt  auf  eine  wechselseitige  Be- 
fruchtung zu  rechnen  sei.  Wohin 
sollten  wir  da  mit  dem  Obstbau 
kommen?  — Das  Buch  greift  praktisch 
2u,  und  wie  man  zuzufassen  hat,  beim 
Pflanzen,  bei  der  Pflege  des  Baumes, 
zeigen  eine  Menge  von  Photographien 
und  zum  Teil  gute  Zeichnungen  (132  Ab- 
bildungen!). Dem  Norddeutschen 
wird  das  hochinteressante  Kapitel  über 
Bekämpfung  der  Krankheiten,  besonders 
auch  das  ihm  nur  wenig  bekannte  Be- 
spritzen mit  Bordeauxbrühe,  sehr  inter- 
essieren. Die  Sprache  des  Buches  ist 
kurz  und  klar  und  giebt  für  alles 
wissenschaftliche  Erklärung.  Und 
wenn  das  Buch  mit  seinem  Anhange 
^Rationeller  Grasbau  in  (Jbstgärten 
und  auf  Baumwiesen«  in  erster  Hin- 
sicht nur  für  steierische  \'erhältnisse 
und  für  Alpenländer  geschrieben  ist, 
so  wird  doch  jeder  Deutsche,  der  es 
mit  der  Hebung  des  Obstbaues  ernst 
meint,  das  Buch  nur  mit  vielem  Nutzen 
lesen.  Jeder  Gartenbauverein,  jeder 
Gärtner  sollte  dasselbe  für  seine  Biblio- 
thek anschaffen,  zumal  der  Preis  für 
das  Buch  (1  Mark)  ein  geradezu  fabel- 
hatt  niedriger  genannt  werden  muss. 

M.  Löbner. 


Über  ein  subfossiles  Vorkommen 
von  Trapa  natans  in  Böhmen,  von 
R.  V.  Wettstein  (in  Sitzungsberichten 
<les  deutschen  naturw.-mediz.  Vereins 
lür  Böhmen    >Lotos«  1896  Xo.  8).     Der 


Fundort  der  Trapa -Früchte  ist  das 
Becken  des  ehemaligen  Kummerner 
Sees  nördlich  von  Bräi.  In  den 
dreissiger  Jahren  dieses  Jahrhunderts 
wurde  der  See  entwässert  und  im  ehe- 
maligen Seebecken  wird  jetzt  im 
Tagebau  Braunkohle  gewonnen.  Diese 
Tagebaue  haben  zu  mannigfachen 
anthropologischen  und  botanischen 
Funden  geführt.  Einer  oberflächlichen 
Humusschi  cht  von  geringer  Ausdehnung 
folgt  eine  zum  Teil  sehr  mächtige  Ab- 
lagerung des  Sees,  welche  bis  5.5  m 
Dicke  erreicht.  Sie  enthält  eine  grosse 
Menge  organisch  erReste,  wie  Diatomeen, 
Pollenkörner,  Phanerogamen- Samen, 
Rhizomstengel-  und  Blattstücke.  Dieser 
Ablagerung  folgt  Sand  und  dann  Braun- 
kohle. Der  unterste  Teil  der  See- 
ablagerung enthält  oben  erwähnte 
anthropologische  Funde  wie  Feuerstein- 
werkzeuge, primitiv  gearbeitete  Boote, 
Eisenwerkzeuge  aus  jüngerer  Zeit, 
Waffen  u.  s.  w.  Hier  linden  sich  auch 
insbesondere  wohlerhaltene  Früchte 
von  Trapa  natans,  der  Wassernuss, 
in  grosser  Menge.  Dr.  J.  B. 


Von  »Der  Schul-  und  Haus- 
garten«  von  II.  Tauscher  und 
A.  Bode  in  Altenburg  liegt  die  No.  1 
des  y.  Jahrganges  vor.  Es  kann  dies 
populär  gehaltene  kleine  Blatt,  das 
jährlich  nur  1  M.  kostet,  allen  sich  für 
Blumenpflege,  für  Schul-  und  Haus- 
garten Interessierenden  sehr  warm 
empfohlen  werden.  L.  W. 


Über  die  Bakterien  in  ihren 
Beziehungen  zur  Gärtnerei  von 
Dr.  Rud.  Aderhold. 

Wenn  der  Laie  das  Wort  »Bakterien« 
oder  »Bazillen«  hört,  so  denkt  er  un- 
willkürlich an  die  verschiedensten  an- 
steckenden Krankheiten,  die  durch 
solche  kleinen  unholde  erzeugt  werden. 
Und  doch  giebt  es  kaum  irgend  einen 
Zweig  der  menschlichen  Thätigkeit,  in 
dem  die  Bakterien  nicht  eine  gewisse, 
oft  sehr  nützliche  Rolle  spielen.  In 
vorliegender  kleinen  Abhandlung 
werden,  wie  schon  der  Name  sagt,  die 
Bakterien  in  ihren  Beziehungen  zur 
Gärtnerei  besprochen,  wie  sie  einige 
Pflanzenkrankheiten  erregen  können, 
wie  andererseits  aber  durch  sie  der 
Mist  erst  recht  nutzbar  für  den  Gärtner 
wird,  wie  sie  die  billigen  Ammonsalze 


Litteratur. 


141 


in  die  teureren  und  leichter  von  den 
Pflanzen  aufnehmbaren  Nitrate  um- 
wandeln und  wie  sie  die  Leguminosen 
durch  ihre  Anwesenheit  in  deren 
WurzelknöUchen  befähigen,  den  freien 
Stickstoff  aus  der  Luft  aufzunehmen, 
kurz,  dass  sie  dem  Menschen  auch 
Nutzen  zu  bringen  vermögen.     Dr.  Kr. 

Het  Geslacht  Eucharis  von  Ernst 
II.  Krelage.  (In  Tydschrilt  voor 
Tuinbouw  I  [1895 — 96]  März  1896)  mit 
einer  Tafel.  \'erfasser  giebt  eine  kurze 
Beschreibung  und  Geschichte  der  ver- 
schiedenen Arten  und  einiger  Hybriden 
und  zählt  am  Schluss  die  Ptlanzen- 
krankheiten  auf,  welche  die  Blätter 
resp.  Zwiebeln  der  Eucharis- Arten 
befallen.  Dr.  J.  B. 


Über  die  Aufzucht  der  Raupe 
des  Seidenspinners  (BombyxMori) 
mit  den  Blättern  der  Schwarz- 
wurzel (Scorzonera  hispanica) 
von  Dr.  Udo  Dammer.  Verlag  von 
Trowitzsch  &  Sohn  in  Frankfurt  a.  O. 
—  Dass  die  Blätter  der  Schwarzwurzel 
als  Futter  für  die  Seidenraupen  dienen 
können,  ist  zuerst  durch  Prof.  Dr. 
Herz  nachgewiesen,  aber  man  wusste 
nicht,  dass  die  Raupen,  um  sich  bei 
solchem  Futter  normal  entwickeln  zu 
können,  eine  gleichmässige  Tempe- 
ratur von  18 — 20OR. brauchen.  Letzteres 
bietet  nun  freilich  noch  gewisse 
Schwierigkeiten  und  macht  auch  auf 
die  Dauer  nicht  unerhebliche  Unkosten, 
aber  immerhin  ist  man  doch  durch 
die  Erkenntnis  dieser  Thatsache  schon 
um  ein  gutes  Stück  vorwärts  gekommen, 
und  es  wird  nun  die  Aufgabe  der 
Züchter  sein,  allmählich  eine  akklima- 
tisierte, gegen  niedere  Temperaturen 
unempfindliche  Rasse  der  Raupen 
heranzuziehen.  Dazu,  sowie  überhaupt 
zur  Seidenraupenzucht,  giebt  die  kleine 
empfehlenswerte  Schrift  treffliche  An- 
leitung. Möge  auch  sie  zur  Hebung 
der  Seidenraupenzucht  in  unserem 
Heimatlande  beitragen!  Dr.  Kr. 


Der  Frühlingseinzug  des  Jahres  1895 
in  Kur-,  Liv-  und  Esthland  von  Prof. 
Dr.  Alfred  Jentzsch  in  Königsberg 
(in  Baltische  Wochenschrift  für  Land- 
wirtschalt etc.,  Organ  der  kaiserl.  biol. 
gemeinnütz,  und  Ökonom.  Sozietät,  No.  4, 
189Ö).       Die      Linie      Sastama  -  Walk- 


Marienburg-Korsowka  verbindet  Orte 
von  annähernd  gleicher  Blütezeit.  Diese 
Linie  verläuft  von  N.W.  nach  S.O.  Je 
entfernter  ein  Ort  von  dieser  Mittel- 
linie nach  N.O.  liegt,  um  so  später 
zieht  der  Frühling  ein,  je  entfernter 
nach  S.W.  aber,  um  so  früher  blüht 
alles. 

Im  Verhältnis  zu  Königsberg  tritt 
z.  B.  in  Kurland  der  Vorlrühling  mit 
einer  Verspätung  von  12  Tagen  ein, 
der  Halbfrühling  9  Tage,  der  Voll- 
frühling 9  Tage,  der  Frühsommer  vier 
Tage  und  der  Hochsommer  mit  einer 
X'erfrühung  von  7  Tagen.  Ähnlich  ist 
es  in  Livlandundin  Esthland.  In  üb- 
licher Weise  ist  unter  Vorfrühling  die 
Blütezeit  des  Haselstrauches  bis  zur 
Anemone  verstanden,  die  folgende 
Blütezeit  der  Caltha  palustris  bis  zum 
Maiglöckchen  ist  der  Halbfrühling, 
Rosskastanie  bis  weisse  Seerose  der 
Vollfrühling;  die  folgende  Hundsrose 
bis  kleinblättrige  Linde  als  Frühsommer 
und  die  Blütezeit  des  Rainfarn  bis  zum 
Sumpfherzblatt  als  Hochsommer  an- 
gesehen. Verfasser  kommt  zu  dem 
Schluss,  dass  die  tägliche  Geschwindig- 
keit des  Frühlingseinzuges  von  S.W. 
nach  N.O.  ziemlich  gleichmässig  etwa 
34  Kilometer  beträgt.  Dr.  J.  B. 


Report  of  the  State  Board  of 
Agriculture  on  the  work  of  lix- 
termination  of  the  Gipsy  Moth. 
Boston  1896.  8.  44  S.  1  Farben-  und 
2  schwarze  Tafeln.  Der  Schwamm- 
spinner, Bombyx  dispar,  Liparis  dispar 
oder  Ocneria  dispar,  im  Englischen 
Gipsy  Moth,  ist  in  Amerika  ausser 
an  Obstbäumen  auch  sehr  an 
Forstbäumen  schädlich,  welch  letzteres 
bei  uns  seltener  der  Fall  ist.  Im  Staate 
Massachusets  allein  hat  man  1895  über 
170000  Dollar  für  Zerstörung  der  Eier, 
Sammeln  der  Raupen,  Fällen  der  Bäume, 
Verbrennen  des  Buschwaldes  etc.  aus- 
gegeben. Der  vorliegende  Bericht  giebt 
darüber  nähere  Auskunft.  Auf  der 
Farbentatel  ist  der  Schmetterling  in 
allen  Entwickelungsstadien  meisterhaft 
dargestellt.  Man  hat  eine  eigene  Zucht- 
anstalt errichtet,  um  die  Lebensweise 
des  Insekts  genau  zu  studieren. 

L.  W. 


Journal  de  la  societe  nationale 
d'horticulture    de    France.     Paris, 


142 


Aus   den   N'ercinen. 


Ausstellungen   und  Kongresse. 


Juli  1897,  Bd.  XIX.  enthält  den  Catalog 
der  Prämiirungen  auf  der  Gartenbau- 
ausstellung zu  Paris  im  Garten  der 
Tuillerien  vom  2.-7.  Juni  1S97  und  im 
Anschluss  daran  einen  sehr  auslühr- 
lichen  Bericht  über  die  Leistungen  der 
Aussteller,  von  D.  Bois  über  Schau- 
pflanzen, V.  L.  Duval  über  Orchideen, 
von  A.  Nomblot  über  Baumschul- 
erzeugnisse, von  E.  Chouvet  über  Ge- 
müsebau von  E.  Declair  über  Garten- 
architectur,  von  C.Marcel  über  Garten- 
baulehre, vonHemar  über  gärtnerische 
Industrie  und  von  Libreck  einen  Be- 
richt über  die  Orchideen-Ausstellung 
vom  24.  Juni   1897. 


Dasselbe,  August  1897,  Bd.  XIX.  Am 
23.  u.  24.  September  1897  fand  eine 
Konkurrenz-Ausstellung  von  Dahlien, 
Gladiolen,  Begonien,  Blütenpflanzen  der 
Saison  und  Tafelobst  im  Hause  der 
Gesellschaft  zu  Paris  statt.  An 
der     Konkurrenz     durften    teilnehmen 


Franzosen  und  Ausländer;  Les  Croton 
et  leur  culture  par  Jules  Rudolph 
p.  755 — 768.  Bericht  über  die  Aus- 
stellung der  Societe  d'horticulture 
de  Dieppe  am  3.  Juli  1897,  der  Aus- 
stellung zu  Chatou  am  12. — 20.  Juni, 
derjenigen    zu    Rennes  am  3. — 7.  Juni. 


L"ecole  nationale  d'horticulture 
de  Versailles  par  Felix  Sahut. 
Montpellier  1897.  Seit  der  Gründung 
der  Schule,  den  16.  Dezember  1873. 
haben    dieselbe    791   Schüler    besucht. 


Die  künstliche  Düngung  auf  wissen- 
schaftlicher Grundlage  vom  Verein 
deutscher  Düngerfabrikanten, 
Hamburg  1897,  allgemeine  Gartenbau- 
Ausstellung,  enthält  Kapitel  über  all- 
gemeine Düngungsregeln,  über  die  ge- 
wöhnlichen natürlichen  und  künstlichen 
Düngemittel,  über  die  oft  benutzten 
Bodenarten  und  zum  Schluss  einige 
Winke  für  die  Praxis. 


Aus  den  Vereinen. 


Die  Deutsche  Dahlien-Gesellschaft 

hält  ihr e n ächste Hauptversammlung 
Sonntag  den  13.  März,  Nachmittags 
3  Uhr  im  Neuen  Saal  der  Central- 
halle,  an  der  Pleisse  4  in  Leipzig  ab. 
Die  Tagesordnung  umlasst:  1.  Neu- 
aufnahme von  Mitgliedern,  2.  Beschluss- 
fassung über  den  vorgelegten  Statuten- 
entwurf, 3.  Wertzeugnisbestimmungen, 
4.  Besprechung  über  die  erste  deutsche 
Dahlien-Ausstellungin  Halle.  5. Nächster 
Versammlungsort.  6.  \'erschiedenes. 
Alle  Dahlienzüchter.  Handelsgärtner 
und  Liebhaber  werden  zu  dieser  Ver- 
sammlung eingeladen. 

C.  Kohlm  annslehner. 


Der  Jahresbericht  des  Gartenbau-Vereins  zu 
Potsdam    (I.Januar  1896  bis  November  1897) 

enthält  ausser  kurzen  Nachrichten  über 
die  Sitzungen  des  Vereins,  die 
Bibliothek,  das  Vermögen  etc.  zwei 
Vorträge,  von  denen  der  eine  »Eine 
Wanderung  durch  süddeutsche  Gärten«, 
am  1.  April  1896  von  Herrn  Enke- 
Wildpark,  der  andere  am  19.  August 
und  16.  September  von  Herrn  Ober- 
gärtner Rosenberg  gehalten  wurde 
und  sich  betitelt  »Meme  Betrachtungen, 
gelegentlich  einer  Sommerreise  über 
Quedlinburg,  Cassel,  Kronberg,  Wies- 
baden, Hamburg.  Schwetzingen,  Stutt- 
gart, München,  Erfurt  und    Dresden.« 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Hannover.  Vorläufiges  Programm 
für  die  Grosse  Allgemeine  Chrysan- 
themum -  Ausstellung,  verbunden  mit 
einer  Winterflor-  und  Binderei -Aus- 
stellung. Anfang  November  1898. 
Protektor    Se.    Exe.    der    Minister    für 


Domänen,  Landwirtschaft  und  Forsten 
Freiherr  v.  Hamm  erste  in. 


Gent.     Grosse,  höchst  wichtige  Aus- 
stellung,  10 — 24.  April. 


Preisverzeichnisse.  —  Sprechsaal. 


i43 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Herb  c^  Wulle  in  Xeapel,  Haupt- 
verzeichnis über  Samen.  —  Böttcher 
&  V  o  e  1  c  k  e  r  in  Gross  -  Tabarz 
(Thüringen).  Engros  -  Preisliste  über 
Laub-  und  Nadelholz,  Gras-  und 
Ökonomie-Sämereien.  —  Siehe  in 
Mersina  und  Sigismund  in  Berlin. 
Hortus  Orientalis  (mit  Abb.  \'ergl. 
Gartentlora  i8q8  pag.  129).  —  J.  C. 
Schmidt  in  Erfurt,  Kotillon  -  Ver- 
zeichnis (m.  Abb.);  derselbe:  letzte 
Neuheiten;  derselbe:  Gegenstände  zur 
Verschönerung  unseres  Heims.  Binde- 
arbeiten aus  lebenden  Blumen  und 
Tafelschmuck,  Gebrauchsgegenstände 
für  Garten  und  Feld.  —  Gebr.  von 
Velsen  in  Haarlem,  Blumenzwiebeln 
und  Knollengewächse.  —  Otto  Putz, 
Ferdinand  Jühlke  Nachfolger,  Erfurt 
1898,  Samen-  und  Pflanzenkatalog.  — 
Verzeichnis  über  Gemüse-  und  Blumen- 
samen, in-  und  ausländische  Holz- 
sämereien von  C.  Platz  &  Sohn, 
Erfurt.  —  X'ilmorin,  Andrieux  &  Co., 
Engros-Preisverzeichnis  über  Gemüse-, 
Feld-  und  Blumensämereien,.  Paris 
1897/98.  —  List  of  prizes  offered 
by  the  Massachusetts  horticultural 
Society  for  the  year  1898.  Boston  1898. 
—  Engros-Preisverzeichnis  für  Herbst 
1 897,  Frühjahr  1898, Gemüse-. (Jkonomie-. 
Gras-.     Holz-     und     Blumensämereien. 


Blumenzwiel)eln  und  Pflanzen  von  Sam. 
Lor.  Ziemann,  Quedlinburg.  —  Chr. 
Bertram,  Stendal,  Haupt -Samen- 
Katalog  1898.  —  Preisbuch  über  Rosen. 
Obstbäume,Beerenobst- U.Ziersträucher, 
J.  C.  Schmidt,  Erfurt  1898.  —  IV. 
Catalog  de  seminte,  universitatei  diu 
Bucuresti  1897.  Prof.  M.  Vladescu, 
Bucaresci  I898.  —  Metz  &  Co.,  Steglitz, 
L  Teil  1898.  Sämereien  etc.  für  die 
grossen  Kulturen  der  Landwirtschaft 
und  Forstwirtschaft.  —  IL  Teil  1898, 
j  Haupt-Preisverzeichnis  über  Sämereien 
aller  Art.  44.  Jahrgang.  —  Anatole 
Cordonnier,  Bailleul,  les  Chrysan- 
themes  ägrand.fleures  1 898.  —  Preisliste, 
K  o  h  1  m  a  n  n  s  1  e  h  n  e  r  &  Schwenke, 
Schöneberg  b.  Berlin,  1898.  1.  Haupt- 
verzeichnis.     2.     für     Handelsgärtner. 

—  Samenpreisliste,  Heinrich  Becker. 
Heilbronn  a.  Neckar,  1898.  —  V. 
Lemoine  et  Fils,  Nancy,  Januar  1898. — 
Preisverzeichnis  der  Bromeliaceen, 
Preisverzeichnis  über  landwirtschaft- 
liche Sorten,  Sämereien  etc.,  Gustav 
Scherwitz,  Königsberg  i.  Pr.,  1898. 
XIIL  Jahrgang.  —  Hauptkatalog  f.  1898 
von  \\'ilh.  Werner  &  Co.,  Berlin.  — 
Koch    &    Rohlfs,    Gross-Lichterfelde. 

—  Thüringer  Central-Saatstelle,  N.  L. 
Chrestensen.  Erfurt.  1898,  Haupt- 
Preisverzeichnis. 


Sprechsaal. 


Frage  2.  Sind  Warmwasser- 
heizungen für  Gewächshäuser  mit  Gas- 
heizung in  Betrieb?  Wie  bewähren 
sich  solche,  und  wie  stellt  sich  der 
Kostenpunkt  einer  Gaskoksfeuerung 
gegenüber?  F.  A. 

Antwort.  Ob  Warmwasserheizungen 
für  Gewächshäuser  mit  Gasheizungen 
existieren,  ist  mir  nicht  bekannt. 
Jedenfalls  dürfte  dies  zu  bezweifeln 
sein,  da  der  Betrieb,  der  an  sich  schon 
das  \'orhandensein  einer  Gasanstalt 
und  der  Leitungen  zur  Vorbedingung 
hat.  viel  zu  teuer  gegenüber  solchen 
mit  anderen  verwendbaren  Brennstoffen 
sich  gestalten  würde,  wie  folgende 
Zahlen  beweisen.  1  kg  Schmelzkoks 
ergiebt  rot.  7000  Wärmeeinheiten 
theoretischen  Heizeffekt,  1  kg  Gaskoks 
ergiebt      rot.      5400      Wärmeeinheiten 


theoretischen  Ileizeffekt.  Bei  einem 
Preise  von  3,50  M.  für  100  kg  Schmelz- 
koks und  bei  einem  Preise  von 
2,50  M.  für  100  kg  Gaskoks  kosten 
sonach  1000  Wärmeeinheiten  bei 
Verwendung  von  Schmelzkoks  rot. 
0,5  Pfennig,  bei  \'erwendung  von 
Gaskoks  rot.  0,47  Pfennig.  Leucht- 
gas ergiebt  je  nach  Zusammensetzung 
10  bis  13  tausend  Wärmeeinheiten  pro 
1  Kilogramm,  also  bei  einem  spezifischen 
Gewicht  =  0,38  bis  0,48  pro  1  Kubik- 
meter 3800  bis  6240,  im  Mittel  also 
5000  Wärmeeinheiten.  Bei  einem  Gas- 
preise von  nur  10  Pfennig  pro  Kubik- 
meter kosten  sonach  1000  Wärme- 
einheiten 2  Pfennige.  Heizung 
mit  Gas  ist  also  4mal  so  teuer  als 
solche  mit  Schmelz-  oder  Gas-Koks 
Berlin.  Utto  Peschke. 


144 


Personal-Nachrichten. 


Personal-Nachrichten. 


Julius      Leopold      Schwabach, 
Geh.  Kom.-Rat  und   grossbritannischer 
Generalkonsul,    Seniorchef   des    Bank- 
hauses S.  Bleichröder.  f  am  23.  Februar 
d.  J.    an    einem    Herzschlag.     Er    war 
gerade  von  seinem  gewohnten  Alorgen- 
spaziergange  nach  dem  Tiergarten  an- 
scheinend in  bestem  Befinden  in  seine 
Wohnung    zurückgekehrt,    als    er  ohn- 
mächtig zusammenbrach  und  unter  den 
Händen     der    Aerzte     nach     wenigen 
Minuten  verschied.    Die  deutsche  Kauf- 
mannswelt verliert  in  Julius  Schwabach 
einen     ihrer     vornehmsten     Vertreter. 
Er  wurde  in  Breslau  am   12.  Mai  1831 
geboren,   trat  mit  16  Jahren  als  Lehr- 
ling   in    das  Bankhaus   S.  Bleichröder, 
an  dessen  Spitze   er   im  April  vorigen 
Jahres  sein  5ojähriges  kaufmännisches 
Jubiläum  feierte.     Bei  dieser  Gelegen- 
heit   zeigte    es    sich,    in    wie     hohem 
Masse,     in     wie    weiten    Kreisen     die 
Thätigkeit    und    die    hohen  Verdienste 
dieses    hervorragenden    Finanzmannes 
gewürdigt      und      anerkannt     wurden. 
Seinem    feinen   kaufmännischen  Geiste 
war  nicht  nur  das. glänzende  Aufblühen 
des  Welthauses  Bleichröder  mit  zu  ver- 
danken,    sondern     seine    umfassenden 
Kenntnisse,    das    scharfe,  klare  Urteil 
der  grosse  Schatz    der  Erfahrung  und 
eine  unermüdliche  Arbeitskraft  dienten 
ebenso  der  ausserordentlich  schnellen 
Entwickelung  des  gesammten  Berliner 
Handelsstandes,  —  er  war  lange  Jahre 
Aeltester    der    Kaufniannschaft  —  wie 
sie  im  weiteren  Umfange  dem  deutschen 
Wirtschaftsleben  zu  gute  kamen  durch 
die  weitsichtigen  Unternehmungen  der 
verschiedensten  Art,    denen    der    Ver- 
storbene als  Mitglied  der  Verwaltungen 
einer    sehr    grossen  Zahl    von  Aktien- 
gesellschaften   angehörte.      Im    öffent- 
lichen    Leben     zeichnete     sich    Julius 
Schwabach     durch     eine     grossartige, 
von  wahrer  Herzensgüte  durchdrungene 
Wohltätigkeit  aus,  und  die  Zahl  derer, 
die  um  ihn  aufrichtig  Leid  tragen,  weil 
er    ihr  Leid    linderte,    ist    sehr    gross. 
Aber  auch  die  bildende  Kunst  verliert 
in    dem    Heimgegangenen    einen    ver- 
ständnisvollen Freund  und  thatkräftigen 
Förderer.       Von      den      drei     Söhnen 
Schwabachs  ist  der  jüngste,    Dr.  Paul 


Seh.,  jüngst  als  Teilhaber  in  die  Firma 
eingetreten,  an  deren  Spitze  nun  als 
ältester  Chef  Dr.  Hans  v.  Bleichröder 
steht.  Julius  Schwabach  war  ein  lang- 
jähriges Mitglied  und  ein  warmer 
Förderer  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues.  Ihm  verdankte  der 
Verein  auch  für  seine  Jubiläums-Aus- 
stellung zwei  kostbare  Ehrenpreise: 
zwei  hohe  japanische  Vasen  im  Werte 
von  über  1000  M.,  und  zwei  silberne 
Fruchtschalen.  Die  Beerdigung  fand 
am  26.  unter  grossartiger  Beteiligung 
statt. 


Der  Nestor  der  Berliner  Gärtner, 
Herr  Adolph  Demmler,  feierte  am 
23.  Februar  in  voller  Frische  seinen 
89.  Geburtstag. 


Der  Rentier  Agathus  Thiel,  Char- 
lottenburg, Ordner  der  Bindereien  auf 
der  Jubiläumsausstellung  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  ist 
am  6.  Februar  zum  Ehrenmitgliede  des 
Vereins  der  Kunst-  und  Handelsgärtner 
Berlins  und  Umgegend  ernannt. 


Albert  Mathsson,  welcher  früher 
im  Auftrage  des  f  Geh.  Kom.-Rat 
Gruson-Magdeburg  in  Mexiko  Cacteen 
sammelte,  später  bei  ihm  wieder  als 
Obergärtner  eintrat  und  nach  dessen 
Tode  die  der  Stadt  Magdeburg  ge- 
schenkten Gruson'schen  Pllanzen- 
sammlungen,  insbesondere  die  Cacteen 
pflegte,  f  am  30.  Januar. 


Dem  Gärtnereibesitzer  Kunst-  und 
Handelsgärtner  FI  er  mann  Grussdorf 
zu  Quedlinburg  ist  derTitel  »Gartenbau- 
Direktor«  verliehen.  Herr  Grussdorf , 
langjähriges  Mitglied  des  V.  z.  B.  d.  G., 
ist  jetzt  alleiniger  Inhaber  der  Firma 
Martin  Grashoff,  Quedlinburg. 


Franz  Vogel,  Ilofgarten-Inspektor 
zu  Schönbrunn  bei  Wien  wurde  das 
Ritterkreuz  des  Franz  Josephs-Ordens 
verliehen. 


Garteuflora  1898 


Taf.  1448. 


PIRUS  FLORIBUNDA  ATROSANGÜINEA. 


Pyrus  (Malus)  floribunda  Sieb.,  forma  atrosangulnea  Hort. 

^T^  Hierzu  Tafel    1448. 

I^ls  einer  der  beliebtesten  und  schöns'teirirnter  den  im  Frühjahr  durch  ihre 
Blütenpracht  und  im  Herbst  durch  ihre  schöngefärbten  Früchte  das  Auge 
erfreuenden  Zieräpfeln  ist  wohl  Pyrus  floribunda  zu  nennen. 

Von  dieser  schönen  Art  ist  auf  nebenstehender  Farbcntafel  eine  dunkler 
blühende  Form  abgebildet,  die,  soweit  mir  bekannt,  gegen  Mitte  der  achtziger 
Jahre  zuerst  im  Handel  auftauchte.  Ob  hier  übrigens  eine  reine  Form  der 
P.  floribunda  vorliegt,  ist  noch  zweifelhaft,  gewisse  Merkmale  weisen  vielmehr 
auf  einen  bastardierenden  Einfluss  von  Malus  Halliana  Koehne  hin. 

Wie  dem  auch  sei,  jedenfalls  steht  diese  Form  —  und  das  ist  ja  vom 
gärtnerischen  Standpunkte  aus  das  Wichtigste  -—  in  Freudigkeit  und  graziöser 
Form  des  Wuchses,  sowie  im  Blütenreichtum  der  typischen  in  keiner  Weise 
nach  und  verdient  des  schönen,  dunklen  Farbentons  ihrer  Blüten  wegen,  neben 
jener,  einen  Platz  in  jedem  Garten.  L.  Späth. 


844.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  24.  Februar  1898. 

I.  Der  \'orsitzende  Kgl.  Gartenbaudirektor  C.  Lackner  begrüsste  zunächst 
das  anwesende  korrespondierende  Mitglied,  Herrn  Kgl.  (  )konomierat 
Goethe,  Direktor  der  Kgl.  Lehranstalt  zu  Geisenheim  a.  Rhein'-'),  und 
widmete  hierauf  den  verschiedenen  langjährigen  Mitgliedern  Herrn  1-and- 
schaftsgärtner  Jaenicke  und  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Schwabach 
warme  Worte  der  Erinnerung.  Die  zahlreich  \'ersamimelten  erhoben  sich 
zum  Zeichen  der  Teilnahme  von  ihren  Sitzen. 
II.  Zu  neuen  Mitgliedern  wurden  vorgeschlagen: 

1.  Herr  Königlicher  Uber-Gartendirektor  Bouchc-Dresden; 

2.  »      Juwelier  Walther-Berlin; 

3-      »      Gärtnereibesitzer  Ad.  Kühn  jr. -Pankow  b.  Berlin; 

4.  '>      Carl  Schultz-Charlottenburg; 

5.  Frau  Bankier  Rieht  er- Berlin. 

III.  Ausgestellte  Gegenstände;  Herr  Böttchermeister  Woith  führte 
1.  Pflanzenkübel  mit  einer  Latteneinlage  über  dem  Boden  vor 
welche  verhindern  soll ,  dass  die  Pflanzen  durch  das  Begiessen 
leiden:    2.  zwei    Blumenkästen    für  Balkons,    einen  mit  Schieferplatten, 

*)   Im   Laufe    der    \'ersammlung    erscliien    auch   Herr  Gcli.   Hofrat  Pri)f.     I''r.    N  o  b  b  e 
Tharand,  der  Begründer  der  Sanienkontrollstationeii. 


lAß  844.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


die  auf  Leisten  am  Boden  ruhen,  einen  anderen  mit  Ziegelplatten  des- 
gleichen. Herr  Hofgärtner  Hoffmann  hält  die  Latteneinlage  für  eine  sehr 
zweckmässige  Verbesserung,  namentlich  für  Orangen  und  andere  an  den 
Wurzeln  empfindliche  Pflanzen.  L.  Wittmack  bemerkt,  die  Blumen- 
kästen seien  auf  \^eranlassung  des  Liebhaber-Ausschusses  vorgeführt,  der 
Ausschuss  beschäftige  sich  jetzt  sehr  mit  der  Auswahl  der  besten  Pflanzen 
für  Zimmer  und  Balkons  etc.  sowie  mit  der  besten  Aufstellungsart  für 
dieselben.  Herr  Werner  fügt  hinzu,  dass  notwendig  noch  ein  Zink- 
untersatz hinzukommen  müsse,  um  das  Tropfen  zu  vermeiden.  Herr 
Garteninspektor  Perring  empfiehlt  Herrn  Woith  ,  die  viel  leichteren 
Bim  Steinplatten  zu  versuchen,  die  im  Handelsblatt  sehr  empfohlen 
wurden,  namentlich  als  Unterlage  für  Yermehrungsbeete.  Schiefer  ist 
gar  nicht  durchlässig,  Herr  Mehl  fügt  hinzu,  da,ss  solche  Bimstein- 
platten  von  Roeder  in  \'ahrenwald  bei  Hannover  gemacht  werden. 
Derselbe  fertigt  auch  Cem entplatten  für  Gewächshäuser  und  Mistbeete 
an  und  will  Herr  Mehl  ein  Haus  damit  versuchsweise  erbauen.  Die 
Platten  sind  ca.   10 — 15  cm  stark  und    mit   einer    Isolierschicht  versehen. 

3.  Herr  Inspektor  Dressler  legte  ein  Riesenexemplar  des  alten,  aber 
fast  vergessenen  Sempervivum  Pittonianum  (?)  vor.  das  eine  Rosette 
von  ca.  Oo  cm  Durchmesser  bildete  und  diese  Grösse  in  der  kurzen  Zeit 
vom  vorigen  Sommer  bis  jetzt  erreicht  hatte.  Erst  hat  die  Pflanze  die 
Gestalt  eines  Vogelnestes,  dann  tritt  ein  etwa  1  m  hoher  Blütenstiel  mit 
gelben  Blümchen  hervor  und  darauf  geht  die  blühende  Rosette  ein.  Die 
Pflanze  vermehrt  sich  aber  reichlich  durch  Seitentriebe  und  diese  wachsen 
sehr  leicht  an.     Überwinterung  im  frostfreien  Zimmer  oder  im  Keller. 

4.  Herr  Inspektor  Dressler  zeigte  lerner  eine  sehr  grosse  Knolle  einer 
6 — 8  Jahre  alten  Knollenbegonie  vor.  Es  wurde  einmal  geschrieben, 
man  könne  die  Begonien  durch  Teilung  der  Knollen  vermehren;  das 
ist  Herrn  Dressler  aber  noch  nicht  gelungen,  dagegen  kann  man  sehr 
leicht  Stecklinge  machen,  da  die  Knollen   15  bis  20  Triebe  bringen. 

5.  Herr  Dr.  Carl  Bolle  legte  Zapfen  von  Pinus  monspeliensis 
Salzm.  (P.pyrenaica  Lapeyr.  pr.  parte),  die  auf  seiner  Besitzung  Scharfenberg 
im  Tegeler  See  an  einem  ca.  20  Jahre  alten  und  etwa  6,6  m  hohen  Baum 
zum  erstenmale  gereift  sind,  wenngleich  sie  noch  keine  keimfähigen 
Samen  bergen.  Die  richtige  P.  pyrenaica  Lap.,  die  Herr  Dr.  Bolle  auch 
besitzt  und  die  bedeutend  höher  ist,  hat  noch  keine  Zapfen  getragen  und 
ist  eine  südlichere  Species,  welche  mit  P.  Bruttia  Ten.  oder  noch  mehr 
mit  penicillata  identifiziert  wird.  Sie  ist  besonders  in  Spanien  auf  dem 
innern  Plateau  von  Castilien  heimisch;  die  andere  Art  ist  mehr  pyrenäisch 
und  hat  zwei  Standorte  im  Süden  von  Frankreich,  sie  ist  bei  uns  noch  sehr 
wenig  verbreitet.  Beide  haben  sehr  schöne  Nadeln,  sind  ziemlich  wüchsig 
und  verdienen  in  jeder  Sammlung  recht  gut  ihre  Stelle. 

6.  Von  Herrn  Gartenarchitekten  Wichulla  war  an  den  Verein  deutscher 
Gartenkünstler  das  photographische  Bild  eines  Teiles  von  einem  Kupfer- 
stich übersandt,  der  schlossartige  Gebäude  mit  Parkanlagen  erkennen 
lässt.  Dieser  Kupferstich  ist  als  Gewehrpfropfen  benutzt  worden  und 
neben  der  Leiche  des  königl.  Försters  Komm,  der  am  22.  Oktober  iSg; 
auf  einem  Waldwege  der  Försterei  Lieblacken  erschossen  ist,  aufgefunden. 


844-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung   des  Gartenbaues  etc.  14^-^ 

Ks  crait  dies  Schloss  näher  zu  bestimmen,  was  aber  in  der  Ver- 
sammlunL;-  nicht  möglich  war.  Inzwischen  ist,  wie  das  Kgl.  Polizei- 
präsidium in  Berlin  bekannt  macht,  festgestellt,  dass  das  Original  dieses 
Stiches  sich  in  der  Kupferstichsammlung  der  Berliner  Königlichen  Museen 
bchndet  und  dass  dasselbe  das  im  Jahre  17H0  vom  Landgrafen  und  Erb- 
prinzen Wilhelm  von  Hessen  erbaute  Schloss  »Wilhelmsbad«  darstellt. 
\un  handelt  es  sich  darum,  festzustellen,  wohin  Abzüge'  und  Ver- 
kleinerungen dieses  Stiches  gekommen  sind. 

7.  Ausgestellt  war  eine  Xepenthes-Kanne  mit  Maiglöckchen  und 
Adiantum,  wie  sie  Herr  Hüb n er,  Prinzenstr.  29,  auf  dem  Winter- 
fest des  Vereins  zum  Schmuck  des  Vorstandstisches  verwendet  hatte. 
Herr  Direktor  Lackner  meinte,  so  nahe  die  Idee  liege,  Xepenthes  als 
Kannen  zu  benutzen,  so  liegen  leider  meist  die  Xepenthes  nicht  nahe. 
HerrOkonomierat  Späth  empfahl  die  Kgl.  Porzellan-ALTuufaktur  zu  bitten, 
solche  Nepentheskannen  in  Porzellan  nachzumachen. 

8.  Herr  Kgl.  Hoflieferant  Loock  legte  Blüten  von  Galax  aphylla  L.*) 
vor,  die  jetzt  viel  aus  Amerika  als  Bindematerial  eingeführt  werden. 
Kr  hatte  die  Blätter  zugleich  so  arrangiert ,  dass  sie  den  natür- 
lichen rosettigen  Wuchs  der  Pflanze  darstellten  und  einen  künst- 
lichen Blütenstand  hinzugefügt.  Sie  wächst  von  \'irginien  bis  Ge- 
orgia ,  die  Blätter  färben  sich  um  den  Herbst  schön  braun. 
(Trotz  des  Einfuhrverbots  amerikanischer  Pflanzen  und  Pflanzenteile 
werden  Galax -Blätter  auf  Antrag  doch  eingelassen.)  Herr  Inspektor 
Perring  bemerkte,  dass  diese  für  die  Binderei  so  wichtige  Pflanze,  deren 
Blätter  sich  so  aulfallend  lange  frisch  halten,  sich  leider  sehr  schwer 
kultivieren  lässt.  \'ielleicht  ist  die  richtige  Methode  noch  nicht  gefunden. 
Sie  erlangt  bei  uns  auch  nicht  die  schöne  Färbung  der  Blätter.  Die 
Pflanzen  sind  aus  England  zu  erhalten.  Vielleicht  möchten  sie  im 
Xiederungsboden,  wie  bei  Herrn  r)konomierat  Späth  oder  da,  wo  viele 
Xiederschläge  sind,  gedeihen. 

9.  \'orgelegt  wurde  eine  ganz  vorzüglich  ausgeführte  farbige  Abbildung 
eines  blühenden  Arum  cornutum  L.  (Arisaema  cornutum  Schott,  Sauro- 
matum  cornutum)  von  Herrn  Architekten  Stöckardt,  der  die  Knollen 
ohne  Wasser  und  Erde  in  4  W^ochen  zur  Blüte  gebracht  hat.**)  Wir 
werden  s.  Z.  eine  Abbildung  davon  geben. 

10.  Allgemeine  Bewunderung  riefen  zwei  im  reichsten  Blütenschmuck 
stehende  Rhododendron  mucr  onu  latum  Türe,  des  Herrn  Kgl.  Hof- 
marschals  v.  St.  Paul  zu  Fischbach  im  Riesengebirge  hervor.  Das 
Treiben  dieser  zwei  Pflanzen  hatte  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl 
Lackner  bereitwilligst  übernommen  und  sie  auf  Wunsch  des  Herrn 
V.  St.  Paul  einem  Preisgericht    behufs    Erlangung    eines    Wertzeugnisses 


*j  Galax  L.  gehört  zu  der  kleinen  Familie  der  Diapensiaceae,  die  sich  von  den 
Ericaceae  nur  dadurch  unterscheidet,  dass  die  Stauhgefässe  am  Schlünde  der  Blumenkrone 
befestigt,  nicht  frei  sind.  Asa  Gray  Manual,  of  bot.  327,  findet,  dass  der  Name  galax  (Milch) 
gar  keine   Beziehung  zur  PHanze  habe;  die  Blumenblätter  sind  aber  doch  weiss. 

_  **i  Infolge  dieser  Anregung  legte  Herr  Prof.  Dr.  Carl  Müller  am  folgenden  Tage,  dem 
2D.  Februar,  in  der  Deutschen  botanischen  Gesellschaft  lebende  Exemplare  dieser  Pflanze  in 
Blute  vor,  die  in  gleicher  Weise  behandelt  waren.  Die  Spitze  des  Kolbens  und  der  Scheide 
hat  einen  unangenehmen  Geruch  nach  Pferdemist,  der  sich  aber  nur  in  der  Nähe  bemerklich 
macht.  .       ■  ■      - •  -  .      j  


j^S  844.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


vorgeführt.  Dieses  Preisgericht  hatte  eine  Stunde  vor  der  Hauptversamm- 
lung getagt;  es  war  gleichfalls  hoch  erfreut  gewesen  über  die  Schönheit, 
allein  es  konnte  leider  kein  Wertzeugnis  erteilen  und  hat  das  in  folgendem 
Protokoll  niedergelegt: 

Die  unterzeichneten  Preisrichter,  durchdrungen  von  dem  hervor- 
ragenden Wert  des  von  Herrn  Hofmarschall  v.  St.  Paul  ein- 
gesandten Rhododendron  mucronulatum  Turcz.,  der  sich  sowohl 
auf  den  Blütenreichtum  wie  auf  das  frühzeitige  Erscheinen  der 
Blüten  gründet,  erklären  ihr  Bedauern  darüber  aussprechen  zu 
müssen,  dass  nach  dem  Wortlaut  der  Bestimmungen  über  Erteilung 
des  Wertzeugnisses  die  Bewilligung  eines  solchen  aus  einem 
wesentlichen  Grunde  unmöglich  ist. 

Es  stellt  sich  nämlich  heraus,  dass  unbedingt  dieselbe  Spezies 
bereits  im  Jahre  1881  aus  der  Umgebung  von  Peking  bei  uns 
eingeführt  ist. 

Wir  haben  die  L'eberzeugung  gewonnen,  dass  Herr  Gebbers- 
Wiesenburg  seit  der  angegebenen  Zeit  in  den  Besitz  der  Pflanze 
gelangt  war  und  dieselbe  in  einer  ansehnlichen  Menge  von  Exem- 
plaren von  1881  — 1895  verbreitet,  auch  im  Katalog  geführt  und 
selbst  im  letzten  Frühjahr  noch  einige  verkauft  hat. 

Es  befinden  sich  im  Besitz  desselben  Herrn  hervorragend  schöne 
Freilandpflanzen  derselben  Spezies. 

Aus  dem  Vorhergehenden  geht  ohne  Zweifel  hervor,  dass  die 
Pflanze  in  den  Annalen  unseres  Gartenbaues  bereits  eine  Geschichte 
hat,  obwohl  wir  das  Verdienst,  welches  sich  Herr  v.  St.  Paul 
durch  eine  zweite  direkte  Einführung  aus  dem  Xachbarlande 
Korea  1890    erworben    hat,    nicht    hoch    genug    anschlagen  können. 

Berlin,   den  24.  Februar  1898. 
C.  Bolle,  Vorsitzender,  Späth.  E.  Koehne,  Fr.  Brettschneider, 
Franz  Bluth,  C.  Gebbers,  Geitner. 
Die  Pflanze,  die  freilich   ohne    Blätter    blüht,    aber    mit    schönen  rosa- 
lila  Blüten,  die  einer  kleinen  Azaleenblüte  gleichen,    und  grösser  als  die 
des  nahe  verwandten  Rhododendron  dahuricum  L.  sind,    erhielt  von  den 
Preisrichtern    der    Monatsversammlung    eine    grosse    silberne    \^ereins- 
medaille. 

11.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Echtermeyer  führte  einen  sehr  sauber 
gearbeiteten  Zerstäuber  von  F.  Muratori  -  Paris,  rue  de  la  Folie 
Mericourt  26,  vor,  den  er  bei  W.  Pfitzer  in  Stuttgart  zuerst  gesehen  und 
jetzt  selbst  als  sehr  praktisch  befunden  hat.  Preis  in  Stahlblech  20  Fr., 
in  Kupfer  35,  in  vernickeltem  Kupfer  30  Fr. 
IV.  Hierauf  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Frank  von  der  Kgl.  Landwirtschaftlichen 
Hochschule  einen  mit  vielem  Beifall  aufgenommenen  Vortrag  über  die 
San  Jose-Schildlaus,  der  in  der  Gartenflora  besonders  abgedruckt 
werden  wird.  Der  Redner  schilderte  ihr  Vorkommen,  ihre  Verwandten 
und  die  Mittel  zu  ihrer  Bekämpfung  (Gartfl.  1897  S.  608),  warnte  auch 
vor  Verw^echselungen,  hielt  aber  doch  die  Gefahr,  dass  dieser  Feind  bei 
uns  auftreten  könne,  für  eine  ziemlich  grosse,  zumal  gerade  jetzt  die 
Verhältnisse    für  die  Entwickelung  von  Schildläusen  sehr  günstig  zu  sein 


j4J^^^Versammlur^^  j^^  Gartenbaues  etc. 


140 


scheinen,  und  wir  eewissermpcicpn  ^;r,Q     c^i,-iii 

,    -,.    \,  ,  öcwjbbermassen  eine  »Schildlauszeit«  haben-  tritt  r\nrh 

auc    d,e  Sch,.dUu,s  auf  dem  Weins.ock  sei.  einigen  Jahren  vier^Xe.  :uf 

ä.^Zr^lZ'7:^^°''''''  'f:  "'^'■'^  ^"^"  "^■■--"^  '■"Appell 
aesiieirn   Piof.  r-iank    an    die    Herren    Baumscliulbesilzer    unterstützen 

Ztucr:  l        ;-f "'    "''  L-ntersuchung    der  Baumschulen    soM      a, 
mogl.ch  herbe.zuluhren.      Nach  den  bestehenden  Gesetzen  ist  es  zur  Zeit 
noch  n.cht  möglich,  ohne  weiteres  in  eine  Banmschule  ein  udri^":  '  d 
d.e  Lntersuchung   vorzunehmen.      Die  ganze  Sache    würde  ihren  Stachel 
^erl,eren  und  das  Vorgehen  der  Regierung,  welche  fa  von  be  ,e„  Bewee 
gründen    geleitet    wird,    sowie    die    Entdeckung    w  sentlich    e  reich7ern" 
wenn  d.e  Baumschulbesitzer    alles  thun,    was  die  Untersuchuni     ördetn 
kann      Ich  mochte  anregen,  dass  die  Besitzer  grosser  Baumschuren  sothe 
.h. er  Angestellten,  die  sich  dazu  besonders  eignen,  durch  die  Re4  „nes 
beatnten  ausbilden  lassen  in  der  Untersuchung,    um  so  die  l  „zfirbe  u 

in  sehr  kuizei  Zeit  eine  grosse  Arbeit  zu  leisten,    wie  bei  dem  Umfange 

der    grossen    Baumschulen,    z.B.    der    des  Herrn    ökonomienath  Späfh 

eicht  begreiflich  ist.     Gelingt  es  nicht  jetzt,  ehe  sich  das  Laub  en«al    t 

«enigstens    in  der  Hauptsache    die  Baumschulen    zu  untersuchen     sXl 

lel  Zeit    verloren,    denn  während    des  Sommers    lässt  sich    das'schwe 

ausfuhren;  man  müsste  dann  warten  bis  zum  Herbst 

Mein  Appell    richtet  sich  aber  auch    an  die  Besitzer    von    Obstbaum- 
pflanzungen   und    namentlich    an    solche,    welche    in  den  letzten  Jahren 

nar:,i::h"dret";  ^''^^■"""^'•'  ^"°««"  ^^^-^ « komm!  dar/ut ;" 

es  Wäre  dahe    u  ■  ""T^"'"  '"  ■'^"-^  -i^  "ögüch  zu  untersuchen,  und 

den  mit  der  ri  ,.""'"■  '^'^  '"  """'''"'  '"  betreffenden  Exemplare 
den  mit  der  Untersuchung  betrauten  Personen  bezeichnen 

wainTn'      Wie'"''  ™!'""  ""  ''"'  ™''  ^^^"^^"'^"-g-    vor  einer  Panik 
ramemt'-c,  "'"'     ,""""■     ''"''"    "     "°<='>    ""'^"""^    Schildläuse     und 

Au«  r""'',         ""    ""    San  Jose-Laus    sehr  ähnlich  sieht.     Beim 

Aullinden  dieser  konnte  leicht  falscher  Lärm  entstehen  und  darum  ist  es 
doppelt  nöthig,  den  Fall  in  aller  Ruhe  zu  untersuchen 
be,^c°h't'en"'r"'  i'i"'  r''"^"'"  "''  Bespritzens  mit  Petroleum  über  Versuche 
noch      e  t  :"""  '"'  ™''  '"'"  '^°'="™  ^"«^'='^'"  ="""  ""ä  daher 

be'örit;  e„  7  "  !"'  ^"""'''"  '''"  >''''  ^^'«"  ^"=  ""  r'"'-'-™ 
ande     TeHM,  .'  ""'    ^^'"    ™°    Beschädigung    an  der  Rinde; 

anders  veihalt  es  sich  mit  den  Knospen.      Zweilellos    ist    das  Petroleum 

rL  "%"""?  ""'""  Serichteten  und  auch  schon  an  seitlichstehenden 
Knospen  durch  die  Knospenschuppen  eingedrungen  und  hat  eine  mehr 
Oder  weniger  geringe  Bräunung  der  Kno.spenspitze  verursacht  Ob 
diese  Bräunung  bewirken  wird,  dass  die  Knospen  überhaupt  nicht  aus- 
tteiben  oder  nur  eine  Verzögerung  im  Austreiben  stattfindet,  müssen  die 
nächsten  M  ochen    ergeben.      Im  letzteren  Falle    verdient    das  .Mittel  alle 

-nllst.  T«  f  '^"''  "'■""  ''"'  P<^"oleum  nur  im  Winter,  zur  Zeit  der 
>o listen  Saftruhe  angewendet  werden  und  wird  das  Bespritzen  am  besten 
mit  einer  leronosporaspritze  vorgenommen.  ^  Hoffen  wir.  dass  wir  durch 
Würden  .'ll  f^'^;°f ""«  ^''"  Eindringen  des  Schädlings  vorbeugen,  sonst 
w  uiden  all  die  Opfer  an  Zeit  und  Geld,  welche  in  den  letzten  30-30  Jahren 


150 


Weiteres  zur  San  Jose-Fra2e. 


zur  Hebung  des  deutschen  Obstbaues  gebracht  sind,    mehr  oder  weniger 
in  Frage  gestellt. 

Herr  Kotte  richtet  an  Herrn  Prof.  Frank  die  Anfrage,  ob  die  ausser- 
deutschen  Staaten  Europas  in  ähnlicher  Weise  vorgehen,  sonst  schütze 
uns  nichts  vor  der  Einschleppung.  —  Herrn  Prof.  Frank  ist  darüber  noch 
nichts  bekannt.  —  Herr  Kotte  bemerkt  weiter,  dass  Petroleum  der  Rinde 
nicht  schade,  wohl  aber  allen  Schnittflächen. 

Herr  Prof.  Frank:  Nur  frische  Schnittflächen  werden  leiden,  ältere  ver- 
narben durch  Verstopfen  der  Gcfässe  mit  Wundgummi,  darauf  bildet 
sich  dann  eine  Korkschicht,  welche  die  Schnittfläche  gerade  so  abschliesst 
wie  die  natürliche  Rinde. 

Herr  Hofgärtner  Hoffmann  teilt  mit,  dass  er  beim  Anstreichen  der 
Bäume  mit  Kalk  und  Russ  Petroleum  zugesetzt  und  keinen  wesentlich 
nachteiligen  Einfluss  bemerkt  habe. 

Herr    Inspektor  Dressler    empfiehlt,    lieber    die    Bäume    mit    einem 
weichen    Lehmteige    zu    bestreichen,    wie  man  es   bei  Topfpflanzen,    die 
mit  Schildläusen  behaftet  sind,  z.  B.  Viburnum,  thut. 
V.  Hierauf  wurden  die  Ergebnisse  der  Beratung   der   sämtlichen  Ausschüsse 
über  die  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  mitgeteilt  und  nach 
einer  längeren  Diskussion  beschlossen,  diese  in  der  Gartenflora  bekannt  zu 
machen  und  erst  in  der  nächsten  Versammlung  darüber  Beschluss  zu  fassen. 
VI.  Es  folgte  dann    die  Verlesung    der   bei   der   heutigen  Obstausstellung    zu- 
erkannten Preise.     Siehe  Gartentlora  Heft  5,  S   127. 
VII.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  E.  Dietze,  Paul  Drawiel, 
Kgl.      Garteninspektor     Echtermeyer.       Hofgärtner     Hoffmann       und 
R.  Meyer- Wildpark,  hatte  folgende  Preise  zuerkannt: 

1.  Herr  Kgl.  Ilofmarschall  a.  D.  von  Saint  Paul-Illaire  für  Rhodo- 
dendron mucronulatum  eine  grosse  silberne  Vereinsmedaille. 

2.  Herr  Böttchermeister  Woith  für  verbesserte  Pflanzenkübel  eine 
bronzene  Vereinsmedaille. 

3.  Herr  Inspektor  Dressler  für  Sempervivum  Pittonianum  den  Monats- 
preis von   15  Mark. 

VIII.  Aufgenommen   wurden  die  in  der  letzten  Versammlung  Vorgeschlagenen. 
Carl  Lackner.  L.  Wittmack. 


Weiteres  zur  San  Jose-Frage. 


Mit  Benutzung  eines  von  Herrn  Professor  Dr.  Frank  im  Verein  zur  Beförderung«-  des  Gartenbaues 
am  24.  Februar  1898  gelialtenen  Vortrages. 

X'on  I3r.  Friedrich  I\rüger-Berlin. 
vx-j^  {Uievzu  Abb.  48 — 5o.) 

ji^  ach  dem  durch  den  Schreiber  dieses  die  San  Jose-Laus  in  Hamburg  an 
amerikanischem  Obst  konstatiert  war,  und  zwar  auch  in  lebendem  Zustande. 
soM^ohl  Männchen  wie  trächtige  Weibchen,  und  nachdem  dann  weiter  eine  Reihe 
anerkannter  Autoritäten  auf  pflanzenpathologischem  Gebiete  (so  z.  B.  Professor 
Frank  und  Reg.-Rath  iMoritz,  Dr.  Schiemenz,  alle  in  Berlin)  die  aufgefundenen 
Tiere  thatsächlich  als  die  echte  San  Jose-Schildlaus  identifiziert  hatten,  schritt  die 


Weiteres  zur  San  Jose-Frage.  *        j  r  j 


Behörde  zu  den  bekannten  Massnahmen*),  die  die  lebhafteste  Erörterung  und 
Kritik  in  der  politischen  Presse  erfuhren.  Aber  alle  gemachten  Einwände 
werden  am  besten  und  sachgemässesten  dadurch  widerlegt,  dass  man  ihnen 
die  Urteile  der  ersten  wissenschaftlichen  amerikanischen  Autoritäten  gegenüber- 
stellt, aus  denen  nur  zu  klar  hervorgeht,  mit  welch  gefährlichem  Tier  wir  es 
zu  thun  haben,  und  was  dasselbe  für  die  Obstkultur  eines  Landes  bedeutet. 
Die  Schädlichkeit  des  Einzelindividuums,  die  ungeheure  Vermehrungsfähigkeit, 
die  Kleinheit  der  Tiere,  die  leichte  Anpassungsfähigkeit  an  klimatische  Ver- 
hältnisse, die  grosse  Verschiedenheit  der  Nährpflanzen,  die  Leichtigkeit,  mit  der 
die  Tiere  sich  über  weite  Gebiete  mit  Hilfe  anderer  Lebewesen  oder  toter 
Gegenstände  auszubreiten  im  Stande  sind,  die  Widerstandsfähigkeit  der  die  Tiere 
schützenden  Schilde  gegen  Bekämpfungsmittel,  alles  dies  sind  Momente,  welche 
die  Los  Angeles  Horticult. -Kommission  bereits  im  Jahre  1890  erklären  Hessen: 
~>^^'.  .  Der  ganze  Obstbau  Californiens  und  der  Westküste  der  Union  sind  der 
völligen  Vernichtung  preisgegeben,  wenn  es  nicht  gelingt,  den  Schädling  zu 
vernichten  .  .  .«,  ein  Ausspruch,  der  nach  den  Erfahrungen  der  letzten  Jahre 
auch  von  den  übrigen  staatlichen  Instituten  Amerikas  bestätigt  wird. 

Ueber  die  biologischen  Verhältnisse  etc.  der  San  Jose-Laus  ist  bereits 
auf  Seite  608  u.  s.  w.  der  Gartenflora  1897  berichtet.  LTnwillkürlich  drängt  sich 
uns  jetzt,  nachdem  durch  das  Einfuhrverbot  die  Gefahr  der  Einschleppung  ab- 
geschwächt ist,  eine  andere  Frage  auf,  nämlich:  Hat  sich  dieser  Schädling  etwa 
schon    bei    uns    angesiedelt,    und    wenn    dies    der  Fall,    was  ist  dann  zu  thun? 

Was  zunächst  die  Frage  betrifft,  ob  Avir  die  San  Jose-Schildlaus  schon 
hier  haben,  so  ist  jedenfalls  bis  jetzt  über  ihr  Vorhandensein  in  Deutschland 
nichts  bekannt.  Weder  Herrn  Oekonomierat  Goethe,  der  sich  mit  ein- 
heimischen Schildläusen  beschäftigte,  noch  dem  Institut  für  Pflanzenphysiologie 
und  Pflanzenschutz,  das  so  reichlich  Einsendungen  und  Anfragen  bezüglich 
kranker  Pflanzen  erhält,  ist  die  San  Jose-Schildlaus  bis  jetzt  aufgestossen. 
Damit  ist  nun  freilich  noch  nicht  viel  gewonnen,  denn  die  bisherigen  Unter- 
suchungen sind  nur  sehr  sporadische.  Nur  eine  allgemeine,  systematische 
Nachforschung  wird  uns  über  diese  Frage  orientieren  können.  Diese  hätte 
sich  zunächst  auf  die  Ilolzgewächse  zu  erstrecken,  auf  deren  Rinde  die  Tiere 
besonders  leben  und  von  der  aus  sie  anscheinend  erst  bei  Uebervölkerung  auf  die 
Früchte  übergehen.  Von  den  Holzgewächsen  kommen  freilich  die  verschieden- 
artigsten in  Betracht,  da  die  Tiere  hinsichtlich  ihrer  Nährpflanzen  nicht  sehr 
wählerisch  sind.  Auf  Seite  610  der  Gartenflora  Jahrgang  1S97  findet  sich  bereits 
eine  Zusammenstellung  derjenigen  Pflanzen,  auf  denen  die  San  Jose-Schildlaus  in 
Amerika  bis  jetzt  schon  beobachtet  ist.  Zu  diesen  kommen  nach  neueren 
Mitteilungen  u.  A.  noch  Coniferen  hinzu. 

Wie  könnte  nun  aber  bei  uns  Aspidiotus  perniciosus  auf  die  erwähnten 
Nährpflanzen  gelangt,  was  der  Ueberträger  des  Schädlings  gewesen  sein? 
I^inmal  von  den  Tieren  befallenes  amerikanisches  Obst  und  Obstabfälle,  die 
von  uns  achtlos  auf  den  Komposthaufen  geworfen  und  nun  gewissermassen 
»zufällig«  der  Ausgangspunkt  einer  Infektion  wurden,  ferner  ähnliche  »gedörrte^ 
Obstabfälle,  die  zur  Krautbereitung  jetzt  in  grossen  Mengen  importirt  werden, 
oft  aber  nur  so  oberflächlich  an  der  Luft  getrocknet  sind,  dass  die  Pflanzen- 


^j  Vergleiche  Gartenflora  S.    loi). 


j  r  2        •  Weiteres  zur  San  Jose-Frage. 


Zellen,  wie  auch  die  an  ihnen  vorhandenen  Tiere  völlig  lebend  sind,  ferner 
alles  mit  frischen  Pflanzen  und  Pflanzenteilen  in  Berührung  gewesene  Ver- 
packungsmaterial und  endlich  importirte.  von  den  Läusen  befallene  Holz- 
gewcächse  selbst.  Letztere  kommen  jedenfalls  in  allererster  Linie  in  Betracht, 
während  andere  Dinge,  wie  Zwiebeln.  Knollen,  Blätter  etc.  kaum  noch  in 
Frage  kommen.  Also  die  direkt  aus  Amerika  zu  uns  im  Laufe  der  letzten 
Jahre  gebrachten  Gewächse  und  die  Pflanzen  in  ihrer  Umgebung  sind  es, 
die  zunächst  bei  der  jetzt  geplanten  Untersuchung  ganz  besonders  ins  Auge 
zu  fassen  wären. 

Xaturgemäss  würde  es  dabei  von  der  grössten  Bedeutung  sein,  wenn  die 
Baumschul-  und  Gartenbesitzer  dadurch,  dass  sie  sich  selbst  an  den  Unter- 
suchungen und  Nachforschungen  beteiligen  wollten,  die  Behörden  unterstützten. 
Dazu  gehört  freilich,  dass  man  das  Tier  kennt.  Farbige  Tafeln  und  populär 
gehaltene,  im  Auftrage  der  Regierung  herausgegebene  Druckschriften,  die  in 
der  nächsten  Zeit  erscheinen  werden,  sollen  dazu  dienen,  weitere  Kreise  der 
Bevölkerung  mit  dem  Schädling  bekannt  zu  machen.  Um  ganz  bestimmt  zu 
entscheiden,  ob  man  es  mit  Aspidiotus  perniciosus  oder  mit  anderen,  nahe  ver- 
wandten Tieren  zu  thun  hat,  gehört  freilich  noch  ein  mindestens  30ofach  ver- 
grösserndes  Mikroskop  und  ein  mit  solchen  mikroskopischen  Untersuchungen 
geschultes  Auge.  Wie  nämlich  jeder  Gärtner  und  Gartenfreund  weiss,  haben  wir 
auch  bei  uns  verschiedene  Arten  von  Schildläusen.  Sie  unterscheiden  sich  viel- 
fach schon  mit  blossem  Auge  betrachtet  durch  Grösse  und  Gestalt  von  der 
San  Jose-Schildlaus,  es  giebt  aber  auch  solche,  und  dahin  gehört  die  in  letzter 
Zeit  häufiger  beobachtete  und  speziell  von  Herrn  Oekonomierat  Goethe- 
Geisenheim  näher  studirte  Aspidiotus  ostreaeformis.  die  äusserlich  und  selbst 
bei  geringer  mikroskopischer  Vergrösserung  der  echten  Aspidiotus  perniciosus 
ganz  ausserordentlich  gleicht.  \'on  beiden  sind  die  weiblichen  Tiere,  die  im 
Gegensatz  zu  den  fliegenartigen  Männchen  (vergl.  Abb.  48a)  bewegungsunfähig 
an  den  Zweigen  unter  den  Schilden  festsitzen,  ursprünglich  oval,  gelblich  und 
durchschnittlich  bis  zu  1,4  mm  gross  (vergl.  Abb.  48b  u.  c)  und  auch  die  grauen, 
runden,  in  der  Mitte  etwas  erhabenen  und  heller  gefärbten  Schilde  gleichen 
einander  sehr  (vergl.  Abb.  48c  u.  d).  Der  purpurne  Fleck  um  das  saugende 
San  Jose-Weibchen  (vergl.  Abb.  48 e),  oder  aber  die  Vertiefung  an  der  Stelle 
der  Frucht,  wo  dasselbe  sitzt,  erleichtern  zwar  die  Auffindung  der  echten 
Laus,  sind  aber  doch  nur  Reactionen  der  befallenen  Pflanzenteile,  die  nicht 
immer  unbedingt  die  Anwesenheit  von  Aspidiotus  perniciosus  begleiten.  Nur 
eine  direkte  Untersuchung  der  Thiere  selbst  und  zwar  bei  mindestens  3oofacher 
mikroskopischer  Vergrösserung  setzt  uns  in  den  Stand,  beide  letztgenannten, 
sowie  auch  einige  andere,  diesen  ebenfalls  sehr  ähnliche  Schildläuse  von 
einander  zu  unterscheiden.  Es  ist  das  letzte  Hinterleibssegment,  welches 
bei  den  einzelnen  Schildlausarten  verschieden  entwickelt  ist.  Abb.  48  stellt  bei 
57ofacher  Vergrösserung  dasjenige  von  Aspid.  perniciosus  dar.  Abb.  49  dasjenige 
von  Aspid.  ostreaeformis  bei  derselben  Vergrösserung.  Form  und  Anordnung 
der  einzelnen  Lappen  und  Haare  sind  bei  beiden  so  typisch  verschieden,  dass 
ein  mit  solchen  Untersuchungen  vertrauter  h'orscher  nie  im  Zweifel  sein  wird, 
mit  welcher  der  beiden  Formen  er  es  zu  thun  hat.  Wer  freilich  in  solchen 
Arbeiten  nicht  geübt  ist.  oder  kein  genügendes  .Mikroskop  besitzt,  der  wird  die 
Frage,    ob    es    sich    um    die    echte  San  Joselaus  oder  um  ein  verwandtes  Tier 


Weiteres  zur  San  Jose-l'>age. 


153 


handelt,  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden  können.  Da  müssen  dann  die  wissen- 
schaftlichen, derartigen  Zwecken  dienenden  Institute  in  Aktion  treten  und  zu 
solchen  gehört  auch  das  Institut  lür  Pflanzenphysiologie  und  Pflanzenschutz  der 
Kgl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule,  Berlin.  Invalidenstrasse  42,  das  in 
zM^eifelhaften  Fällen  allen  Interessenten,  ohne  dass  denselben  Unkosten  irgend 
welcher  Art  entstehen,  sachgemässe  Auskunft  erteilt. 

Sollte  nun,  was  freilich  sehr  zu  bedauern,  unter  den  obwaltenden  Ver- 
hältnissen aber  mehr  als  wahrscheinlich  ist,  Aspidiotus  perniciosus  thatsächlich 
bei    dieser    jetzt   geplanten  systematischen  Besichtigung  konstatiert  werden,    so 


Abb.  48.     Die  San  Jose-Schildiaus,  Aspidiotus  perniciosus  Comstock. 

a    Männchen  der  San  Jose-Laus  25  ;  1. 

b    Ausgewachsenes  trächtiges  Weibchen  25  :  1. 

c    Jün;4eres  Weibchen  25  :  1  mit  Schild  in  Ober-  und  Unteransicht. 

d    Stück  eines  befallenen  und  mit  Schilden   besetzten  Zweiges  l'/j  :  1. 

e    Apfel,    an    2  Stelk-n    mit  weibliclien   San  Jose-Schildläusen    besetzt. 

An    diesen  Stellen    bildete    sich    ein  glänzend  roter  Fleck.    -/;,  nat.  Gr. 


wird  unter  thunlichster  Berücksichtigung  der  wirtschaftlichen  Interessen  der 
Beteiligten  vorzugehen  sein.  Handelt  es  sich  nur  um  einige  mehr  oder 
weniger  inticierte  Pflanzen,  so  wäre  es  jedenfalls  das  einzig  Richtige,  diese 
durch  Feuer  zu  zerstören,  um  so  die  drohende  Gefahr  gleich  im  Keime  zu  er- 
sticken. Sollten  sich  aber  grössere  Bestände  als  verseucht  erweisen,  so  wäre 
doch  vielleicht  zweckmässiger,  von  einem  so  radikalen  Mittel  abzusehen  und 
zunächst  zu  versuchen,  auf  andere  Weise  Hilfe  zu  schaffen.  Da  wäre  dann 
mit  geeigneten  Desinfektionsmitteln  vorzugehen  und  zwar  zunächst  aut  Grund- 
lage    der     nach     dieser     Richtung    hin    in    Amerika    gemachten    Erfahrungen. 


154 


Weiteres  zur  San  Jose-Fiage. 


Verseifungen  von  Fetten  oder  Harzen,  besonders  die  schon  in  Amerika  mit 
gutem  Erfolg  angewendete  Walfischthranseife  (9  Pfund  auf  4  bis  5  Liter 
Wasser)  wäre  zu  versuchen.  Auch  Petroleum-Emulsion,  die  gegen  andere 
Schildläuse  mit  gutem  Erfolg  benutzt  ist,*)  käme  in  Betracht.  Neuerdings  hat 
man  auch  schon  unverdünntes  Petroleum  zur  Vertilgung  der  San  Jose-Laus  in 
Amerika  zur  Anwendung  gebracht.  Dabei  ist  freilich  notwendig,  dass  die  zu 
behandelnden  Pllanzen  sich  in  tiefster  Winterruhe  befinden,  und  selbst  dann 
scheint  mehrmalige  Behandlung  Pfirsichen  und  zarteren  Birnensorten  ver- 
hängnisvoll    zu    sein,     während     Apfelbäume    einen    solchen    zur    Winterszeit 


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Abb.  4g.     Aspidiotus  perniciosus  Comstock. 

57of;icli  vers'ö-irertes  letztes  Seement  der  erwachsenen  weibliclien  San  Jose-Laus 
I,  2  11.  '^  die  ..T.appen"   bez.  „Köiperfortsiitze". 
p    die  f;e<äj^ten   Haare,  „phiids"  {genannt, 
M    die  ganzraiidigen  Haare,  Domen, 

d    die  Uculenföimigen  Chitinverdickiingen  der  Wandungen. 
Gezeichnet  von  Dr.  Schiemeiiz. 


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Abb.  5o.     Aspidiotus  ostreaeformis. 

570 fach  vergrossertes  letztes  Segment  der  erwachsenen  weiblichen  Aspidiotus  ostreaefornii-^ 
(Bedeutung  der  Zeichen  wie  bei  Abb.  49.) 
Gezeichnet  von  Dr.  Scliiemenz. 


gemachten  Petroleumanstrich  der  Stämme  und  Bespritzung  der  Zweige  besser 
zu  vertragen  scheinen.  Derartige  Versuche  stellt  Herr  Ükonomierat  Goethe- 
Geisenheim  jetzt  bereits  an  und  wird  über  seine  Erfolge  später  selbst  berichten. 
Zu  bedenken  ist  bei  all  diesen  Spritz-  und  Waschmitteln  freilich,  dass  sie 
nur   dann   Zweck   und    Aussicht    auf  Erfolg   haben,  wenn    sie    gründlich    an- 


*j  Käuflich  zu  beziehen  von  Dr.  Küsten  mach er-Steglitz  bei  Berlin,  Ahornstrasse  10. 
Dies  Präparat  zeichnet  sich  vor  ähnlichen  dadurch  aus,  dass  sich  das  Petroleum  beim  Ver- 
dünnen mit  Wasser  nicht  ausscheidet,  dass  es  also  auch  zu  einer  Zeit,  wenn  die  Pflanzen 
belaubt    sind,  verwendet  werden  kann,  ohne  sie  zu  schädigen. 


Weiteres  zur  San  Jose  Frage,  ilc 


gewendet  werden;  denn  ein  einziges  der  Behandlung  entgangenes  Tier  wird 
wieder  von  neuem  der  Überträger  der  Krankheit  werden.  Kräftiges  Zurück- 
schneiden der  Pflanzen  dürfte  daher  auch  aus  diesem  Grunde  schon  zu 
empfehlen  sein. 

Die  Gefahr,  dass  einige  kleine  Teile  der  Bäume  unbeabsichtigterweise 
unbehandelt  bleiben  und  infolgedessen  die  Ausgangsstellen  neuer  Infektionen 
werden  könnten,  hat  die  praktischen  und  vor  technischen  Schwierigkeiten 
nicht  zurückschreckenden  Amerikaner  veranlasst,  an  Stelle  der  Anwendung 
flüssiger  Mittel  gasförmiger  Gifte  treten  zu  lassen,  eine  Methode,  die 
man  speziell  in  Californien  viel  und  auch  mit  relativ  sicherem  Erfolg  anwendet. 
Sie  besteht  darin,  dass  man  um  die  einzelnen  Bäume  an  Ort  und  Stelle  grosse, 
aus  gefirnisster  Leinwand  bestehende  Zelte  spannt  und  nun  in  dem 
so  abgeschlossenen  Raum  das  gefährliche  Blausäuregas  entwickelt, 
und  zwar  rechnet  man  pro  150  Kubikfuss  etwa  28  Gramm  (98  %) 
Cyankali,  welches  iu  eine  Mischung  von  28  Gramm  Schwefelsäure 
und  84  Gramm  Wasser  geschüttet  wird.  Diese  Manipulation  wird 
gewöhnlich  zur  Nachtzeit  von  professionsmässigen  »Räucherern«  vorgenommen. 
In  Deutschland  dürfte  sie  indessen,  ganz  abgesehen  davon,  dass  sie  wegen  des 
dichten  Standes  der  Bäume  vielfach  unausführbar,  nie  zur  Anwendung  kommen, 
weil  das  Blausäuregas  eins  unserer  stärksten  Gifte  ist  und  schon  ganz  geringe 
Quantitäten  desselben  genügen,  einen  Menschen  sicher  binnen  weniger  Sekunden 
zu  töten.  Auch  Baumschulartikel,  Pfropfreiser  etc.  werden  in  ähnlicher  Weise, 
jedoch  in  massiven  Buden,  einer  Gyangasbehandlung  unterworfen.  —  Geeignete 
Spritz-  und  Waschmittel  würden  demnach  bei  uns  als  Bekämpfungsmittel 
event.  zunächst  in  Betracht  kommen. 

Das  beste  und  zuverlässigste  Mittel  ist  freilich,  dafür  Sorge  zu  tragen, 
dass  das  Tier  überhaupt  nicht  erst  in  eine  noch  uninfizierte  Gegend  verschleppt 
wird.  Einer  solchen  Verschleppung  beugen  die  Amerikaner,  nachdem  sie 
durch  Schaden  klug  geworden,  dadurch  vor,  dass  die  Einzelstaaten  der  Union 
einfach  jede  Einfuhr  von  lebenden  Pflanzen  und  Früchten  aus  verseuchten 
Staaten  in  noch  nicht  infizierte  verboten  haben,  während  andere  weniger 
rigoros  sind  und  nur  verlangen,  dass  jeder  Sendung  ein  Attest  von  dem  betr. 
Staatsentomologen  beiliegt,  des  Inhaltes,  dass  sie  aus  einer  Baumschule  oder 
Obstanlage  stamme,  die  weder  jetzt  noch  früher  von  der  Laus  infiziert  ge- 
wesen sei;  auch  ist  vor  Kurzem  in  den  gesetzgebenden  Körperschaften  der 
Union  zu  Washington  eine  Reihe  von  Gesetzen  zur  Annahme  gelangt,  die  gegen 
die  Verschleppung  oder  das  Eindringen  des  Schädlings  in  Wirksamkeit  treten 
sollen. 

Man  hat  somit  weder  hier  in  Deutschland  noch  drüben  in  Amerika 
Ursache,  über  das  zu  klagen,  was  jetzt  von  unseren  Behörden  pflichtgemäss 
geschehen  ist. 

Institut  für  Pflanzenphysiologie  und  Pflanzenschutz 
der  Kgl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule, 


j  -  (5  Ausstellung  von  spätem   Winterobst  zu   Berlin. 

Aussteilung  von  spätem  Winterobst  am  24.  Februar  i898 
^  zu  Beriin. 

i^ljjindem  wir  auf  die  Preisverteilung,  Gartfl.  Heft  5,  S.  127.  verweisen,  möchten 
(^  wir  im  Nachstehenden  eine  kurze  Übersicht  über  die  Sorten  geben.  Vor- 
weg sei  bemerkt,  dass  das  Obst  fast  sämtlich  gut  erhalten  war,  am  schönsten 
das  des  Herrn  Obergärtners  Driese-Gross-Cammin  (fürstl.  grätl.  Stolbergsche 
Gartenverwaltung).     Seine  Sorten  waren: 

Alantapfel,  Baumanns  Reinette,  Canada-Reinette,  gelber  Edelapfel,  Gravcn- 
steiner,  grosse  Casscler  Reinette,  sehr  gross  und  sehr  schön,  Herman's  Apfel, 
Muskatreinette,  Reinette  d'Angleterre  oder  englischer  Königsapfel,  rheinischer 
Bohnapfel,  Ribston-Pepping,  Winter-Goldparmäne. 

Der  Gartenbauverein  für  die  Grafschaft  Wernigerode,  der 
Urheber  der  ganzen  Ausstellung,  brachte  eine  grössere  Sammlung  Äpfel  und 
auch  Birnen  mit  genauer  Bezeichnung  der  Dauer  der  Sorten  und  mit  Hinweis 
auf  das  Handbuch  von  Jahn,  Lucas  und  Oberdieck,  alles  gewiss  vom  Xor- 
sitzenden,  Gartenbaudirektor  Koopmann,  ausgefüllt. 

a)  Äpfel:  Roter  Winter-Calvill,  Dezember;  W^inter-Goldparmäne,  Oktober 
bis  März;roter  Stettiner;  Zehendheber  (Deedapfel),  beste  Lokalsorte,  November 
bis  April,  Handbuch  434;  Champagner-Reinette,  Januar  bis  Juli;  Buchapfel. 
November  bis  Ende  April,  sehr  dankbare  und  viel  verlangte  Lokalsorte, 
kugelig,  etwas  höher  als  breit,  grün  mit  roter  Wange,  matt,  Stiel  lang,  Kelch 
mit  Rippen;  de  Jonghes  Posenapfel,  Thom.  333;  Danziger  Kantapfel;  roter 
Winter-Taubenapfel;  Albert  Gerardt;  Harberts  Reinette,  Dezember  bis  April; 
weisser  Winter-Calvill;  grosser  (rheinischer)  Bohncnapfel;  roter  Eiserapfel. 

b)  Birnen:  General  Tottieben  (?);  grosser  Katzenkopf;  Duchesse  d'hiver, 
Späte  von  Toulouse,  März  bis  April;  Winter-Dechantsbirne;  Wernigeroder  Pfund- 
birne, Februar  bis  Mai,  gute  Lokalsorte;  Mme.  Verte,  Januar  bis  Februar. 

Eine  gleichfalls  treffliche  Leistung  war  die,  welche  >^das  alte 
Land«  Provinz  HannoA'er,  die  Obstkammer  von  Hamburg,  durch  den  Obstbau- 
lehrer Hub  er  in  Jork  eingesandt  hatte.  Diese  Abteilung  enthielt  auch  sehr  viele 
und  z.  T.  sehr  ansehnliche  Lokalsorten,  so  z.  B.  1.  Olters  grüner  Winter- 
apfel ff*),  gern  gekaufte  Lokalsorte,  Frucht  gross  mit  schöner  roter  Wange  und 
5  Rippen,  Kelch  geschlossen,  Stiel  kurz;  2.  Kluuster-Apfel  (wohl  besser 
Klusterapfel,  Kluster  bedeutet  Klumpen,  gedrängte  Anordnung)  sehr  gern  gekaufte 
Lokalsorte  ff ,  klein,  schön  gelb  mit  roter  Wange,  kurzem  Stiel  und  offenem 
Kelch;  3.  Pfannkuchenapfel,  etwas  abgeplattet,  wird  gern  gekauft,  bis  zum 
Sommer  haltbar;  4.  Glockenapf  el  **  ff,  bis  Mai,  Form  des  Prinzenapfels  aber 
mehr  zugespitzt,  schön  gelb,  Stiel  kurz  in  tiefer  Höhle,  Kelch  geschlossen; 
5.  Wahlens-Apfel  *  ff,  beliebte  Lokalsorte,  sehr  schön  rotbackig,  Kelch  halb 
offen,  Stiel  mittellang;  6.  Laderoper  Glockenapfel  *  ff,  bis  Mai,  wird  viel 
angepflanzt  und  ist  eine  sehr  beliebte  Marktware,  Form  des  Prinzenapfels, 
hellgelbgrün  mit  schwacher  Rötung,  Kelch  geschlossen;  7.  Rosenapfel  *  ff, 
Stiel  kurz,  Kelch  offen. 


*)    *  bedeutet  Tafelfrucht,    **  sehr  gute  Tafel frucht,    f  Wirtschaftsfrucht,  ff  sehr  gute 
Wirtschaftsfrucht. 


nie  Cycadeen  im  Friedrich-Wilhelm-Garten  zu  Magdeburg.  j  'Ln 


Mehrere  Lokalsorten  waren  ohne  Xamen  ausgestellt,  weil  sie  keinen 
haben,  wurden  aber  als  belieble  Marktware  bezeichnet,  da  sie  alle  ein  schönes 
Ansehen  haben. 

Statt  diese  Lokalsorten  auszumerzen,  wie  manche  wollen,  möchten  wir 
raten,  dieselljen.  wenn  sie  wirklich  wertvoll  sind,  pomologisch  zu  be- 
schreiben, dann  werden  sie  den  »olliziellen«  Sorten  ebenbürtig,  denn  wir  dürfen 
doch  nicht  vergessen,  dass  diese  letzteren  einst  auch  nur  Lokalsorten  ge- 
wesen sind. 

\'on  »offiziellen«,  also  allgemeiner  bekannten  Apfelsorten  hatte  »das  alte 
Land«  ausgestellt:  Prinzenapfel,  sehr  schön,  sowie  zwei  Varietäten  davon: 
Winter-Prinzenapfel  und  holländischer  Prinzenapfel,  sehr  schön,  wird  viel  an- 
gebaut, gelb  mit  roter  Backe;  Winter-Goldparmäne;  roter  Eiseraptel;  grosser 
P.ohnapfel;  Boikenapfel  (in  Hamburg  sehr  beliebter  Küchenapfel,  wie  ich 
noch  aus  meiner  Jugendzeit  weiss.  L.  W.);  Taubenapfel;  Königlicher  Kurzstiel; 
Schöner  von  Boskoop*);    Pariser  Rambour-Reinette,  letztere  weniger  gut  erhalten. 

(Schluss  folgt.) 


Die  Cycadeen  im  Friedrich-Wilhelm-Garten  zu  Magdeburg. 

Von  Rudolph  Kirsten-Hamburg. 
(Hierzu  Abb.  5i.)**) 
^  er  in  früheren  Jahren  Gelegenheit  hatte,  die  reichhaltigen  und  kostbaren 
Pflanzenschätze  zu  bewundern,  welche  der  verstorbene  Geh.  Kommerzien- 
rat  Gruson  in  seinen  Gewächshäusern  in  Buckau  aufgestellt  hatte,  der  hat  nach 
dem  Tode  des  Besitzers  vielleicht  Besorgnis  für  den  Fortbestand  und  das 
weitere  Schicksal  derselben  gehegt.  Lag  doch  die  Befürchtung  nahe,  dass  diese 
schöne  Sammlung  zerstreut  Averden  möchte,  wie  so  viele  andere,  deren  Besitzer 
ausser  stände  waren,  ihre  Freude  und  ihr  Interesse  an  den  von  ihnen  mit  so 
vielem  Fleiss  gesammelten  Schätzen  auf  ihre  Nachkommen  zu  vererben.  Um 
so  ertreulicher  war  die  hochherzige  Bestimmung  des  genannten  Besitzers,  dass 
seine  Sammlung  als  solche  erhalten  bleiben  und  in  das  Eigentum  der  Stadt 
Magdeburg  übergehen  solle.  Haben  ihr  nun  die  städtischen  Behörden  ein  ihrem 
Wert  und  ihrer  Bedeutung  würdiges  Unterkommen  bereitet,  und  lässt  die  ihnen 
zuteil  gewordene  Pflege  die  dauernde  Erhaltung  der  Pflanzenschätze  hoffen? 
Diese  Frage  veranlasste  mich  auf  der  Reise  zur  Berliner  Frühjahrsausstellung 
zu  einem  Abstecher  nach  Magdeburg.  Dort  haben  die  Pflanzen  in  dem  vor  der 
Stadt  gelegenen  herrlichen  Park,  dem  Friedrich-Wilhelm-Garten,  in  eigens  für 
diesen  Zweck  erbauten  Gewächshäusern  eine  Aufnahme  gefunden,  die  jeden 
Pflanzenfreund  mit  Freude  und  Bewunderung  erfüllen  muss.  Die  Gewächs- 
häuser, sehr  zweckmässig  aus  Glas  und  Eisen  konstruiert,  öffnen  sich  dem  Be- 
sucher zunächst  in  einer  geräumigen  Vorhalle,  in  welcher  Blatt-  und  Blüten- 
pflanzen in  bunter  Abwechslung  ein  malerisches  Bild  gewähren.  Die  Hallen 
tragen  durchweg  den  Charakter  eines  Wintergartens:  um  ein  grosses  Mittelbeet 
führt  ein  sehr  sauber  gehaltener,  kiesbestreuter  Weg.  während  ringsum  an  den 


*)  Abgebildet   in  Garlendora    1888,  S.  42?,  t    \'io^. 
**)  Wir  verdanken  die  Photographie,  nach  weicher  unsere  .\bbildung  hergestellt  ist,    der 
(iüte  des  Herrn  Stadt-Gartendirekior  Schoch  in  Magdeburg.  D.  Red. 


j  -  ^  Die  Cycadecn  im  Friedrich-Wilhelm-Garten  zu  Magdeburg. 

Wandungen  auf  Tabletten  oder  Erdbeeten  von  bald  grösserer,  bald  geringerer 
Breite  die  Pflanzen  aufgestellt,  resp.  ausgepflanzt  sind.  Wandern  wir  weiter 
durch  die  anstossenden  Räume,  so  fi.nden  wir  besondere  Hallen  für  Palmen, 
Farne,  Araceen,  Orchideen  und  Cycadeen.  Letztere  imponierten  mir  besonders 
um  deswillen,  weil  namhafte  Sammlungen  dieser  schönen  und  interessanten 
Pflanzenfamilie  heutzutage  recht  selten  anzutreffen  sind,  auch  die  Gelegenheit, 
sie  durch  neue  Erwerbungen  zu  vermehren,  eine  sehr  beschränkte  ist.  Diese 
Pflanzen  lassen  sich  ja  nicht  gärtnerisch  vermehren,  auch  wird  keimfähiger 
Samen  selten  angeboten,  so  ist  man  fast  ausschliesslich  auf  Importe  aus  den 
fteimatländern  angewiesen,  wo  viele  von  ihnen  überdies  noch  zu  den  seltenen 
Pflanzen  gehören.  Auch  ist  man  bei  der  Kultur  importierter  Stämmchen  viel- 
fach Misscrfolgen  und  Täuschungen  infolge  unrichtiger  Xamensbezeichnung 
ausgesetzt.  Die  Cycadeen  sind  keine  AJodepflanzen,  die  Nachfrage  ist  gering, 
so  kommt  es,  dass  man  sie  —  von  wenigen  bekannteren  Arten  abgesehen  — 
auch  in  den  grössten  Handelsgärtnereien  nur  selten  antrifft  und  auch  meistens 
in  ziemlich  vernachlässigtem  Zustande  und  unter  wenig  angemessenen  Lebens- 
bedingungen. Und  doch  zeigen  sich  die  Cycadeen  für  gute,  ihren  Bedürfnissen 
entsprechende  Pflege  ausserordentlich  dankbar.  Im  Magdeburger  Garten  spielen 
sie  in  der  ihnen  speziell  zugewiesenen  Halle  die  erste  Rolle,  wenn  sie  auch 
um  einiger  Palmen,  Araceen  etc.  willen,  die  ebenfalls  dort  untergebracht  sind, 
nicht  so  sonnig  kultiviert  werden,  wie  es  von  erfahrenen  Züchtern  empfohlen 
wird.  Die  Cycadeenhalle  hat  eine  Bodenfläche  von  i  lo — 120  Quadratmetern, 
bei  etwa  7  Meter  Höhe,  bietet  also  für  die  aus  etwa  30  Exemplaren  bestehende 
Sammlung  reichlich  Raum  und  gestattet  eine  freie  Aufstellung  jeder  einzelnen 
Pflanze.  Letztere  sind  hier  teils  in  Töpfen  oder  Kübeln  aufgestellt,  teils  in  den 
freien,  von  unten  nicht  zu  erwärmenden  Grund  des  Hauses  ausgepflanzt.  Diese 
letztere  Kulturmethode  erscheint  auffällig,  weil  die  Wurzeln  weder  stark  in 
die  Breite  noch  in  die  Tiefe  gehen  und  von  erfahrenen  Züchtern  kleine  Ge- 
fässe  für  die  Kultur  empfohlen  werden.  Auch  erlaubt  diese  Methode  nicht, 
den  Pflanzen  bei  beginnendem  Trieb  die  so  wohlthätige  Bodenwärme  zu  geben 
und  sie  nach  Ausbildung  des  Triebes  trocken  zu  halten.  Trotzdem  sind  die 
Pflanzen  durchweg  in  guter  Kultur  und  zeugen  von  aufmerksamer  Pflege,  die 
ihnen  durch  Herrn  Obergärtner  Mathsson,*)  dem  sie  schon  unter  Gruson  in 
Buckau  seit  1SS3  anvertraut  waren,  zuteil  wird. 

Überblicken  wir  zunächst  die  ganze  Sammlung,  so  finden  wir  die  Gattung 
Cycas in  Q  Arten  vertreten, 


Encephalartus 
Stangeria  .  . 
Macrozamia 
Dioon  .  .  . 
Zamia  .  .  . 
Aulacophyllum 
Ceratozamia    . 


m  4 
in  2 
in  2 
in  1 
in  3 
in  3 
in  4 


im  ganzen  28  Arten,    deren  Zahl    durch   einige  Doubletten    sich  auf  30  erhöht. 
Obige  Zusammenstellung  zeigt,    wie  der    erste    Sammler    bestrebt    gewesen  ist, 


*)  Albert  Mathsson    ist  leider  am   3o.  Januar  a.   c.  seinem   Wirkungskreise  durch  den 
Tod  entrissen  worden. 


Die  Cycadeen  im  Friedrich-Wilhelm-Garten  zu  Magdeburg. 


159 


durch  Heranziehung  fast  aller  bekannten  Gattungen  ein  vollständiges  Bild  der 
Cycadeenfamilie  zu  gewinnen.  Es  fehlen  nur  die  australische  Gattung  Bowenia 
(nur  in  einer  Species:  B.  spectabilis  Plook.  bekannt)  und  die  in  europäischen 
Kulturen  anscheinend  überhaupt  nicht  mehr  vorhandene,  auf  der  Insel  Cuba 
heimischeMicrocycascalocomaDC.,  die  einzigeSpezies  der  gleichnamigen  Gattung. 
Fassen  wir  nun  die  einzelnen  Pflanzen  näher  ins  Auge,  so  werden  wir 
gleich  am  Eingange  links  überrascht  durch  ein  prachtvoll  entwickeltes  Exemplar 
des  seltenen  Aulacophyllum  Roezli   Reg.  (früher  Zamia  Roezli  Reg.),  das  als 


Abb.   5i.     Das  Cycadeenhaus  im  l-^riedrich-Wühelm-Ciarten  zu  Magdeburg. 


das  schönste  und  wertvollste  Stück  der  ganzen  Sammlung  bezeichnet  werden 
kann.  Auf  90  cm.  hohem,  walzigem  Stamme  entwickeln  sich  etwa  20  Wedel 
von  2Y2  m  Länge,  jeder  etwa  50  Blattpaare  von  frischgrüner  Farbe  tragend. 
Die  Pflanze  wurde  von  Roezl  in  Neu-Granada  aufgefunden  und  durch  Linden 
in  Brüssel  in  den  Handel  gebracht,  ist  aber  jetzt  in  den  Sammlungen  sehr 
selten  geworden.  Dieselbe  Gattung  ist  noch  in  zwei  anderen  Arten  vertreten: 
A.  Skinneri  von  Warscewicz  in  Panama  aufgefunden  und  benannt,  und 
A.  Lindeni  Reg.  von  Roezl  in  Ecuador  entdeckt,  alle  schon  durch  den  statt- 
lichen Habitus  von  den  meist  kleineren  und  unansehnlicheren  Arten  der  ver- 
wandten Gattung  Zamia  unterschieden.  Der  Umstand,  dass  die  Blättchen  der 
oben  genannten  und  einiger  anderen  Arten  durch  die  stark  hervortretenden 
Nerven  unterseits  tief  gefurcht  sind  und  ihre  Wedel  in  Büscheln  entwickeln, 
veranlasste  Regel,  die  Gattung  Aulacophyllum  (Furchenblatt)  von  den  eigent- 
lichen Zamien,  deren  Wedel  wie  bei  den  Palmen  einer  nach  dem  andern  her- 
vortreten, abzuzweigen. 


j(3o  Die  Cycadeen  im  Friedrich-W'ilhelm-Garten  zu  Magdeburg. 


Von  der  Gattung  Zamia  befinden  sich  drei  Arten  in  dieser  Sammlung. 
De  Candolle  (Prodr.).  Miquel  (Prodr.  Cycad.)  und  Regel  (Gartenflora  1878) 
zählen  noch  über  20  Zamien-Species  aul,  aber  heutzutage  ist  diese  Gattung  in 
den  Sammlungen  mit  Ausnahme  der  des  Berliner  Botanischen  Gartens  immer 
nur  in  wenigen  Arten  vertreten.  In  Herrenhausen  bei  Hannover  waren  im 
Jahre  1854  noch  10  Arten  in  Kultur,  doch  ist  auch  dort  deren  Zahl  sehr  zurück- 
gegangen. Es  scheint,  dass  dem  Import  der  Zamien,  deren  Habitus  allerdings 
viel  weniger  imponierend  ist  als  der  der  Cycas-  und  Encephalartusarten  heut- 
zutage von  den  Sammlern  weniger  Aufmerksamkeit  geschenkt  wird,  und  dass 
diese  Pflanzen  dadurch  von  Jahr  zu  Jahr  seltener  werden.  Die  Gärtnersprache 
pflegt  wohl  häufig  eine  fremdartige  Cycadee  schlechtweg  als  Zamia  zu  be- 
zeichnen, was  aber  unter  dieser  Etiquette  läuft,  gehört  meistens  zu  anderen 
Gattungen.  Die  erwähnten  drei  Spezies  der  Magdeburger  Sammlung  sind 
Z.  furfuracea,  Loddigesi  und  integrifolia,  letztere  die  einzige,  von  der 
im  Plandel  keimfähiger  Same  angeboten  Avird,  und  die  deshalb  häufiger  an- 
zutreffen ist. 

Die  Gattung  Cycas  finden  wir  hier  in  den  Arten  C.  revolu  ta,  ci  rcinaHs, 
Thouarsi,  siamensis,  tonkinensis.  media,  neocaledonica,  Bellefonti. 
Letztere  Species,  deren  Heimatland  ich  nicht  ermitteln  konnte,  ist  früher 
einmal  durch  die  L'  Horticulture  internationale  Societe  anonyme  in  Brüssel  unter 
diesem  Namen  eingelührt  und  dürfte  zu  den  grössten  Seltenheiten  gehören.  Sie 
zeichnet  sich  durch  einen  auffallend  glatten,  dem  der  Zamien  ähnlichen  Stamm 
vor  den  übrigen  Cycas  aus,  deren  Stamm  durch  die  stehenbleibenden  Blatt- 
stielbasen rauh  gepanzert  zu  sein  pflegt.  Die  Wedel  sind  nur  ca.  50  cm  lang, 
aber  die  Krone  ist  von  eleganter  I-'orm. 

\'on  C.  media  finden  wir  hier  ein  sehr  schönes  Exemplar  mit  meter- 
hohem Stamm,  der  etwa  20  Wedel  von  2  m  Länge  trägt.  Die  Pflanze  hat  vor 
nicht  langer  Zeit  eine  weibliche  Blüte  gebracht  und  der  Wedelkranz  ist  an 
seiner  Basis  noch  von  den  eingetrockneten  Fruchtblättern  umgeben. 

Das  grosse  Mittelbeet  der  Halle  zieren  zwei  prachtvolle  Exemplare  von 
C.  circinalis  aus  Ostindien  resp.  C.  Thouarsi  aus  Madagascar.  Letztere 
brachte  im  Sommer  i8c)7  eine  weibliche  Blüte,  deren  kohlkopfartig 
zusammengeschlossene  Fruchtblätter  eine  goldgelbe  Farbe  zeigten.  Im 
Oktober  hatten  die  ausgewachsenen  Fruchtblätter  eine  Länge  von  0,4  m 
erreicht;  sie  sind  von  derbfleischiger  Beschaflfenheit  und  unter  dem  die 
Oberfläche  bedeckenden  rostbraunen  Filz  von  hellgelblich  grüner  Farbe.  Der 
etwa  0,2  m  lange  Stiel  ist  fingerdick  und  kantig,  die  an  den  Blatträndern 
sitzenden  Eichen  sind  mangels  der  Befruchtung  zumeist  verkümmert,  einige 
jedoch  zur  Grösse  von  Haselnusskernen  entwickelt  und  von  grasgrüner  Farbe. 
Die  blattartig  verbreiterte  Spitze  der  Fruchtblätter  ist  am  Rande  kammartig 
zerschlitzt  und  lässt  deutlich  die  \'erwandtschaft  der  Fruchtblätter  mit  den 
Laubblättern  erkennen. 

Ausser  oben  genannten  Cycasarten  fand  ich  hier  noch  eine  als  C.  Therkesi 
bezeichnete  Species.  Der  Name  kommt  meines  Wissens  in  der  Litteratur 
nirgends  vor,  auch  der  Index  Kewensis  kennt  eine  solche  Art  nicht  und  doch 
begegnete  mir  der  Name  auch  an  anderen  Orten,  so  im  Schlossgarten  zu 
Wernigerode  und  im  Katalog  einer  Münchener  Handelsgärtnerei.  Von  letzterer 
erfuhr  ich  weiter  nichts,  als  dass  die  Pflanze  aus  Madagascar  stammt,  und  des- 


Die  Cycadesn  im  Friedrich-Wiihehn-Garten  zu  Magdeburg.  i5i 


halb  glaube  ich  nicht  fehl  zu  gehen  in  der  Annahme,  dass  ein  Importeur  die 
Stämme  als  C.  Thouarsi  bezeichnet  hat,  dieser  JSame  aber  vielleicht  infolge 
unleserlicher  Schrift  in  Therkesi  verdreht  und  mit  den  Stämmen  versandt 
^vorden  ist.  Bestätigt  sich  diese  Vermutung,  so  wäre  der  Xame  Therkesi  zu 
streichen. 

Die  nur  in  Mexiko  vorkommende  Gattung  Ceratozamia  finden  wir  hier 
in  den  Arten  longifolia,  mexicana,  robusta  und  fuscata  vertreten.  Die 
Species  C.  fuscata  finde  ich  in  der  Litteratur  nirgends,  häufiger  dagegen  in 
den  Sammlungen  und  den  Katalogen  grösserer  Ilandelsgärtnereien.  Die  so 
bezeichneten  Pflanzen  sind  identisch  mit  der  von  David  Moore  1878*)  be- 
schriebenen und  als  C.  f  usco-vi  r  idis  benannten  Art.  mithin  ist  die  Be- 
zeichnung C.  fuscata  nicht  haltbar. 

Die  ebenfalls  in  Mexiko  heimische  Gattung  Dioon  treffen  wir  hier  in 
zwei  Exemplaren  von  Dioon  edulc  an.  Gut  entwickelte  Pflanzen  dieser  Art 
gehören  mit  zu  den  schönsten  Cycadeen,  und  es  ist  erfreulich,  dass  diese  Art 
häufiger  im  Handel  anzutreffen  ist,  auch  zeigen  die  aus  käuflichem  Samen  er- 
zogenen Pflanzen  ein  rasches  Wachstum. 

Von  den  ausnahmslos  in  Australien  heimischen  Macrozamien  weist 
unsre  Sammlung  die  Species  M.  spiralis  und  corallipes  auf.  Die  erstere 
ist  dadurch  interessant,  dass  sie  von  allen  bekannten  Cycadeen  die  einzige  ist, 
die  in  ihrer  Heimat  nicht  nur  gesellig  angetroffen  wird,  sondern  im  Küsten- 
gebiet von  Xeu-Süd-Wales  von  St.  Macquarie  bis  zum  Cap  Howe  sogar  grössere 
Bestände  bildet  und  auf  weite  Strecken  in  sterilem  Boden  fast  die  ausschliess- 
liche Vegetation  bildet.  Die  Bezeichnung  spiralis,  welche  sich  auf  die  um  ihre 
Achse  gedrehte  Blattspindel  bezieht,  trifft  übrigens  in  viel  höherem  Grade  auf 
M.  corallipes  zu,  deren  Spindel  man  gewöhnlich  mehrfach  gedreht  findet, 
während  M.  spiralis  nur  eine  schwache  Tendenz  zur  Drehung  zeigt. 

Von  den  drei  bekannten  Arten  der  afrikanischen  Gattung  Stangeria  be- 
gegnen uns  hier  zwei:  St.  paradoxa  und  schizodon,  beide  in  stattlichen 
Exemplaren.  Die  Wedel,  welche  auf  den  ersten  Blick  von  allen  übrigen 
Cycadeen  völlig  verschieden  sind,  und  frappante  Ähnlichkeit  mit  denen  einiger 
Maratliaarten  haben,  weichen  auch  dadurch  von  allen  andern  Cycadeen  ab, 
dass  ihre  Blättchen  von  einem  starken  Mittelnerv,  von  welchem  rechtwinklig 
zahlreiche  feine  Seitennerven  ausgehen,  durchzogen  und  im  ersten  Entwicklungs- 
stadium der  Länge  nach  zusammengefaltet  sind.  St.  paradoxa  ist  neuerdings 
durch  Alb.  Wagner  in  Leipzig-Gohlis  wieder  in  grösserer  Menge  eingeführt 
Avorden,  St.  schizodon  dagegen  ist  mir  nur  noch  in  den  Gewächshäusern  zu 
Herrenhausen  begegnet. 

Die  letzte  der  zu  erwähnenden  Gattungen  ist  die  des  ebenfalls  im  afri- 
kanischen Eestlande  heimischen  Eucephalartus,  welcher  Xame  auf  den  mehl- 
reichen, nahrhaften  Inhalt  der  Stämme  hinweist.  \'on  der  artenreichen  Gattung 
findet  man  in  den  Gärten  heute  nur  noch  etwa  zehn  Arten  an,  die  übrigen  sind 
sehr  selten.  In  der  Magdeburger  Sammlung  finden  wir  die  bekannteren 
E.  cycadifolius,  Lehmanni,  Hildebrandti  und  ein  mit  E.  niveo-lanu- 
ginosus  bezeichnetes  Exemplar.  Eine  Art  dieses  Xamens  existiert  meines 
Wissens  nicht,    aber  auch    E.  lanuginosus  Lehm,    weicht    von    unserer    Pflanze 


*)  Scientific   proceedings  ot  the   Royal  Dublin  Society. 


102 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


durch  breitere,  am  obern  Rande  ungezähnte  Blättchen  ab.  Was  wir  hier  vor 
uns  haben,  erweist  sich  durch  die  linear-lanzettlichen,  beiderseits  gezähnten 
Blättchen  unzweifelhaft  als  E.  villosus  Lern.  Üppig  entwickelte  Pflanzen 
dieser  Species,  wie  sie  beispielsweise  im  April  in  Berlin  von  J.  C.  Schmidt, 
im  September  in  Hamburg  von  Jaworski  ausgestellt  waren,  können  in  Bezug 
auf  dekorative  Wirkung  mit  den  schönsten  Palmen  konkurrieren. 

Damit  hätten  wir  unsern  Rundgang  durch  die  Magdeburger  Cycadeenhalle 
beendet  und  scheiden  gewiss  mit  dem  Wunsche,  dass  diese  schöne  und  wert- 
volle Sammlung,  die  so  manches  unersetzliche  Stück  enthält,  fernerhin  unter 
guter  Pflege  ein  freudiges  Gedeihen  zeigen  möge.  Pflanzenfreunde,  welche 
Magdeburg  besuchen,  mögen  nicht  versäumen,  der  herrlichen  Parkanlage  des 
Friedrich-Wilhelm-Gartens  und  seinen  Gewächshäusern  einen  nicht  zu  kurz 
bemessenen  Besuch  abzustatten.  Nicht  minder  reichhaltig  als  die  Cycadeen- 
halle sind  die  Räume  für  Palmen,  Orchideen  etc.  ausgestattet  und  legen  damit 
ein  beredtes  Zeugnis  ab  von  dem  vielseitigen  Interesse  und  dem  Sammlerfleiss. 
mit  dem  der  verstorbene  Geh.  Kommerzienrat  Gruson  diese  Pflanzenschätze 
zusammengebracht  hat. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc^ 


Abies  Semenovii  Fedtschenko. 

Abies  foliis  usque  40  mm  lungis, 
dilute  viridibus,  subtus  lineis  duabus 
})allidis.  Sub  epidermi  ad  basin  folii 
cellularum  mechanicarum  ordo  con- 
linuus;  medio  folio  cellulae  mechanicae 
numerosae,  ad  summitatem  folii  paucae 
solum  constant.  Stomata  ordinibus 
5 — 7  in  folii  pagina  inferiori  utrinque 
dispositae.     Coni  ignoti. 

Hab.:  in  angustiis  Bisch-tasch  jugi 
Talas-Alatau  moutium  Tjan-schan 
occidentalium  (Alt.  Cor.  42O  15'.  long, 
orienr.  a  Greenwich  72O  30'). 

Diese  Tannenart  erhielt  ich  während 
meiner  diesjährigen  (1897)  Reise  nach 
Central-Asien  im  Auftrage  der  Kaiser- 
lichen Russischen  Geographischen  Ge- 
sellschaft und  verdanke  sie  der  Liebens- 
würdigkeit des  Herrn  Basilius  Kallaur, 
Kreisobersten  von  Auli-ata.  Leider 
Iconnte  ich  die  Zapfen  nicht  erhalten, 
da  es  in  diesem  Jahre  keine  Tannen- 
und  Fichtenzapfen  gab.  Allerdings 
ergab  es  sich  schon  aus  der  Beschaffen- 
heit und  dem  anatomischen  Bau  der 
Nadeln,  dass  ich  es  mit  einer  neuen 
Art  zu  thun  hatte,  was  umsomehr 
wahrscheinlich  war.  da  die  nächsten 
Tannen  (Abies  Sibirica)  im  Altai,  also 
in  einer  Entfernung  von  800  Kilometern, 
wachsen.     Eine  Angabe  über  das  Vor- 


kommen von  Abies  Sibiiica  im  Dschun- 
garischen  Alalau  (also  500  Kilometer 
entfernt)  ist  bis  jetzt  noch  nicht  be- 
stätigt worden. 

Wir  nennen  diese  Art  zu  Ehren  des 
Herrn  Vice-Präsidenten  der  Kaiserl. 
RussischenCeographischen  Gesellschaft 
P.P.  Ssemenow,  welcher  bekanntlich 
der  erste  wissenschaftliche  Reisende 
im  Tjan-schan  war  —  in  den  Jaliren 
1850  und  1857  —  und  seitdem  auch 
viel  zur  Kenntnis  von  Centralasien  und 
von  Russland  überhaupt  beitrug. 

Unsere  Tanne  gehört  dem  Ver- 
wandtschaftskreise von  Abies  Sibirica 
an,  steht  aber  in  vielen  Zügen  der 
japanischen  Art  Abies  Veitchi,  sowie 
einigen  nordamerikanischen  Arten  nahe. 

Zum  Schlüsse  unserer  Notiz  möchten 
wir     ein    X'erzeichnis     der    russischen 
Abics-Arten  geben: 
A. 

1.  A.  pectinata  DC,  Polen 

2.  A.    Noidmanniana    Ster 
(End.). 

B. 

3.  A.  Sibirica  Led.  N 
Russland.  Sibirien 
Alatau  (?). 

4.  A.  Semenovii  mihi. Tjan-schan  (End.). 

5.  A.  Veitchi  Sieb,  et  Zucc,  Sacchalin 
(Japan). 


[Europa). 
Kaukasus 


O.,  europäisches 
Dschungari  scher 


Kleinere  Mitteilungen. 


i63 


C.  I  8.  A.  holopbylla    Max.,    Mandschurien 

6.  A.    firma    Sieb,    et  Zucc.  Sacchalin  |        (End.). 

(Japan).  i  

7.  A.   nephrolepis  Max.,    Mandschurien  9.  A.homolepis  Sieb. et  Zucc, Sacchalin. 
(End.).  I  (Fedtschenko  i.  Bot.  Centrbl.t 


Kleinere  Mitteilungen. 


Preisausschreiben,  betr.  schädliche  Insekten. 

Angesichts  der  grossen  Beunruhigung, 
welche  zur  Zeit  in  allen  gärtnerischen 
Kreisen  durch  die  mögliche  Ein- 
wanderung der  amerikanischen  Schild- 
laus, auch  San  Jose -Schildlaus 
(Aspidiotus  perniciosus Comst.) genannt, 
hervorgerufen  ist,  scheint  es  von  grosser 
Wichtigkeit  zu  sein,  festzustellen,  ob 
und  in  welchem  Umfange  bisher  bei 
unserem  intensiven  Verkehr  mit  den 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
eine  Einwanderung  dortiger  Insekten 
nach  Deutschland  und  umgekehrt  eine 
Auswanderung  hiesiger  Insekten  nach 
Nordamerika  stattgefunden  hat,  wieweit 
diese  Wanderungen  zur  Akklimatisation 
geführt  haben,  und  welche  Wirkung 
davon  auf  dem  wirtschaftlichen  Ge- 
biete eingetreten  ist.  Der  \'orstand 
des  Stettiner  Gartenbau -Vereins  be- 
schäftigte sich  nun  in  seiner  gestrigen 
Sitzung  mit  einem  Antrage  des  Herrn 
Dr.  Dohrn,  welcher  dem  Verein  die 
Summe  von  500  Mark  zur  Verfügung 
stellt  behufs  Veranstaltung  eines  Preis- 
ausschreibens, in  welchem  dieses  Thema 
eingehend  behandelt  und  in  welchem 
klargestellt  werden  soll,  welchen  Ein- 
fluss  das  Klima  der  beiden  Länder, 
deren  Bodenbeschaffenheit  und  die  Art 
der  kulturellen  Entwicklung  ausüben. 
Da  es  sich  um  eine  rein  wissenschaft- 
liche Arbeit  handelt,  die  frei  von  jeder 
Polemik  sein  soll  und  die  für  den 
gesamten  Gartenbau  ein  hervorragendes 
Interesse  hat,  so  hat  der  Vorstand  be- 
schlossen, in  der  am  14.  d.  M.  statt- 
findenden A'ersammlung  den  Antrag 
des  Herrn  Dr.  Dohrn  zur  Annahme 
zu  empfehlen.  Die  Preisaufgabe  soll 
in  der  betreffenden  Sitzung  noch  genau 
präzisiert  werden.  Die  Beurteilung  soll 
von  drei  sachverständigen  Preisrichtern 
erfolgen,  von  denen  einen  der  Antrag- 
steller und  den  zweiten  der  Gartenbau- 
Verein  ernennen  wird,  während  wegen 


Ernennung  des  dritten  Sachverständigen 
der  Gartenbau -Verein  sich  an  das 
Landwirtschaftliche  Ministerium  zu 
wenden  beabsichtigt.  Als  Endtermin 
für  die  Einreichung  der  Arbeiten  soll 
der   1.  Januar   1S99  festgesetzt  Averden. 


Cattleya  Mossiae-Abarten  und  -Sorten. 

(Fortsetzung.) 
var.  citrata. 

Zart  lilarosenrot,  ebenso  die  Lippe, 
welche  in  der  Mitte  von  einem  dunkel- 
roten Adernetz  überzogen  ist  und  am 
Halse  einen  grossen  zitronengelben 
Gürtel  hat. 

var.  citrina. 

SejDalen  und  Fetalen  zart  rosenrot. 
Lippe  sehr  umfangreich,  am  Rande 
sehr  wellig  und  gekraust;  an  der  Hals- 
mündung weiss  und  mit  grossem 
zitronengelben  Fleck;  vorn  einige 
fächerartig  angeordnete  dunkel  violett- 
rote Streifen. 

„Colonel". 

Tief  rosenrot.  Lippe  gross,  in  der 
jNIitte  einen  lebhaft  karmesinroten 
Fleck  tragend;  Saum  breit,  blass  rosen- 
rot, sehr  wellig  und  gefranst;  zu  beiden 
Seiten  des  Halses  grosse  chamois- 
braun  gestreute  gelbe  Flecke. 
,,Comte  de  Flandre". 

Sepalen  und  Fetalen  tiefrosenrot, 
letztere  sehr  gross  und  sehr  breit, 
elegant  einwärtsgebogen.  Lippe  sehr 
gross  ,  abgerundet ,  purpurrot  mit 
breitem  blassrosenroten  Saume  und 
auf  der  Scheibe  mit  einem  lebhalt 
gelben  Ouerbande. 

,,Comtesse". 

Sepalen  und  Fetalen  tief  rosenrot,  die 
letzteren  sehr  umfangreich.  Lippe 
Aveiss,  mit  einem  roten,  durch  dicke 
purpurrote  Adern  stark  genetzten 
Fleck;  der  Fials  trägt  zwei  grosse  hell 
orangegelbe  Flecke;  die  Ränder  sind 
sehr  wellig  und  gezähnelt. 


104 


Litteratur. 


var.  conspicua. 

Lippe  am  Rande  sehr  gekräuselt  und 
gezähnelt,  mit  einem  in  der  Mitte 
wieder  ziemlich  zusammengezogenen 
purpurnen  Fleck,  welcher  nach 
vorn  durch  fächerartige  vStreifen  ver- 
längert ist. 

var.  delicatissima. 

Blassrosenrot,  mit  breit  abgerundeter, 
stark  gefranster  weisser  Lippe,  welche 
rosenrot  gerändert  und  in  der  Mitte 
blass  rosenrot  gefleckt  ist;  zu  beiden 
Seiten  des  Schlundes  (Halses)  ein 
doppelter  orangegelber,  wenig  aus- 
gebreiteter Fleck. 

var.  deliciosa. 

Tief  rosenrot;  die   blass  rosenrot  ge- 
ränderte Lippe  hat    vorn    einen    roten 
purpurn  punktierten  Heck;    die    Hals- 
mündung ist  schlüsselblumengelb. 
„Duc  de  Nassau". 

Zart  rosenrot  wie  die  sehr  ver- 
längerte,   sehr  wellige    Lippe,    welche 


in  der  Mitte  einen  grossen  dunkel - 
roten  Fleck  hat,  Avährend  der  Diskus 
(die  Scheibe)  einen  grossen  orange- 
gelben Fleck  trägt. 

var.  excelsior. 

Tief  rosenrot;  Lippe  sehr  gross, 
stark  getraust,  rotsammetig,  weiss- 
gerändert;  die  lebhaft  gelben  Flecke 
zu  beiden  Seiten  des  Halses  sind  sehr 
gross;  Fetalen  gleichfalls  sehr  gross. 
var.  eximia. 

Zart  rosenrot;  Lippe  sehr  gross,  an 
den  Rändern  sehr  gekräuselt,  in  der 
Mitte  mit  einem  M-eissgeränderten,  sehr 
dunkelpurpurroten,  nach  dem  vorderen 
Teile  hin  abnehmenden  Fleck. 
var.  ignea. 

Sepalen  und  Fetalen  zart  rosenrot. 
Lippe  zart  rosenrot,  nach  vorn  mit 
feurigroter  Befleckung;  die  beiden 
Flecke  an  der  Halsmündung  sind  sehr 
gross  und  orangegelb  mit  braunen 
Streifen. 


Litteratur. 


Die  Fflanze.  Wjrträge  aus  dem  Ge- 
biete der  Botanik.  Von  Dr.  Ferdinand 
Cohn,  Frofessor  an  der  Universität 
Breslau.  2  Bände.  Breslau  i8qO — 1S98. 
8°.  »Übrigens  meine  ich,  dass  den 
Xaturwissenschaften  in  dem  öffent- 
lichen Unterricht  die  Stellung  an- 
gewiesen werde,  die  ihnen  nach  ihrer 
Bedeutung  für  die  materielle  Ent- 
wickelung  und  für  die  humane  Bildung 
unseres  Zeitalters  gebührt. '<  Mit  diesem 
Ceterum  censeo  schliesst  der  Herr  Ver- 
lasser sein  erstes  Kapitel:  »Botanische 
Frobleme«.  »Noch  immer  wird  auf 
unseren  Schulen  beim  botanischen 
Unterricht  das  Linnesche  System 
reglementsmässig  zu  Grunde  gelegt 
und  dadurch  der  Jugend  die  Meinung 
beigebracht,  als  bestände  die  liebens- 
würdigste der  Xaturwissenschaften  im 
Zählen  von  Staubfäden  und  im  ge- 
dächtnismässigen  Erlernen  von  Klassen 
und  Ordnungen.  Möchten  doch  die 
Leiter  des  Jugendunterrichts,  vor  allem 
unsere  Gymnasialdirektoren  ,  die 
Rousseauschen  Briefe  studieren,  um 
daraus  zu  lernen,  welch'  wertvolles 
Bildungselement  bei  richtiger  Methode 
die  Wissenschaft  von  den  Pflanzen  dem 


jugendlichen  Geiste  gewährt«.  Diese 
Zeilen  charakterisieren  das  Werk.  Die 
Botanik  verfügt  leider  heutzutage  über 
herzlich  wenige  Interpreten,  welche 
das,  was  sie  bewegt,  was  ihr  Herz 
erfüllt,  in  so  formvollendetem  Gewände 
vorzutragen  verstehen,  wie  der  Ver- 
fasser. Die  Fachgelehrten  dünken  sich 
meist  zu  erhaben,  um  sich  die  Mühe 
zu  geben,  zum  Volke  herabzusteigen, 
und  wenn  sie  es  ja  einmal  thun,  dann 
blickt  der  Gelehrtenstolz  an  allen 
Ecken  und  Enden  durch.  Vm  so 
freudiger  ist  es  zu  begrüssen,  wenn 
einmal  ein  Forscher  von  Ruf  und  ein 
Meister  der. Sprache  sich  entschliesst, 
die  Allgemeinheit  teilnehmen  zu  lassen 
an  seinen  Freuden,  ihr  die  Ergebnisse 
seiner  Wissenschaft  in  verständlicher, 
anziehender  Sprache  mitzuteilen.  Wahr- 
lich, wenn  wir  mehr  solcher  Werke 
wie  das  vorliegende  hätten,  welche  in 
demselben  Geiste,  mit  derselben  Be- 
geisterung geschrieben  wären,  die 
Botanik  wäre  nicht,  wie  heute,  die  ver- 
nachlässigste der  Xaturwissenschaften, 
unser  Gartenbau  stände  anders  da  als 
jetzt.  Das  Werk  sollte  als  Lesebuch 
in  den  mittleren  und  höheren  Klassen 


Ausstellungen   und  Kongresse. 


lös 


sämtlicher  Schulen  eingeführt  werden. 
Jedem  Gärtner  aber  möchte  Referent 
empfehlen,  das  Werk  zu  lesen  und 
immer  wieder  zu  lesen.  Jeder  Garten- 
besitzer, jeder  Ptlanzenfreund  sollte 
dieses  Werk  in  seiner  Bücherei  haben. 
Der  erste  Band  enthält  neun  Kapitel: 
Botanische  Probleme,  Lebensfragen. 
Goethe  als  Botaniker,  J.  J.  Rousseau 
als  Botaniker,  Der  Zellenstaat,  Licht 
und  Leben,  Der  Pflanzenkalender,  Yom 
Pol  zum  Äquator  und  vom  Meeres- 
spiegel zum  ewigen  Schnee.  Der  zweite 
Band  beginnt  damit,  was  sich  der  Wald 
erzählt,  dann  folgen  Kapitel  über  Wein- 
stock und  Wein,  Die  Rose,  Die  Orchideen. 
Insektenfressende  Pflanzen,  Botanische 
Studien  am  Meeresstrande,  Die  Welt 
im  Wassertropfen  und  die  Bakterien. 
In  diesen  Kapiteln  wird  alles  das,  was 
aus  der  Botanik  allgemeines  Interesse 
hat.  in  anschaulicher  Weise  geschildert, 
und  zahlreiche  vorzüglicheAbbildungcn 
tragen  wesentlich  zum  Verständnis  bei. 
D  r.  V.  Damme  r. 


Royal  Garden,  Kew,  Bulletin  of 
miscellaneous  Information,  appendix  II. 
i8()S:  Xew  Garden  plants  ot  the  year 
1S07.  London  1898.  Eine  Aufzählung 
neuer  und  bemerkenswerter  Garten- 
pflanzen, die  nicht  blos  in  England 
neu  betrieben  resp.  kultiviert  wurden 
im  Jahre  1897,  sondern  auch  in  den 
übrigen  Ländern,  und  die  aus  den  be- 
deutendsten und  bekanntesten  Zeit- 
schriften entnommen  ist.  Die  Fülle 
der  Arten  und  Gattungen,  letztere  t  380, 
ist  bewundernswert  und  dürfte  Züchtern 
und  Liebhabern  von  Gartenpflanzen 
grosses  Interesse  bieten. 

Molisch.  Untersuchungen  über 
das  Erfrieren  der  Pflanzen.  Jena. 
Verlag  von  Gustav  Fischer.  Zu  den 
Hauptzielen  der  vorliegenden  Arbeit 
gehörte,  das  Gefrieren  der  lebenden 
Zelle  direkt  unter    dem    Mikroskop  zu 


verfolgen,  dann  aber  auch  die  Frage 
zu  entscheiden,  ob  :die  Pflanze  beim 
Gefrieren  oder  erst  beim  Auftauen  ab- 
stirbt. Verfasser  kommt  auf  Grund 
seiner  Versuche  zu  dem  Schluss,  dass 
die  Pflanzen  schon  im  gefrorenen  Zu- 
stande absterben,  wovon  jedoch  das 
Obst  nach  Müller-Thurgaus  Beobach- 
tungen eine  Ausnahme  zu  machen 
scheint.  Das  kleine  Werk  enthält 
speziell  für  den  Pflanzenphysiologen 
viele  sehr  interessanten  Momente. 

Dr.   Kr. 


I       Catalogue      of     fruits.      zur     Kultur 

i   empfohlen    in  den  \'ereinigten  Staaten 

I   durch      die      »American     Pomological 

I   Society '<.    Washington  1897.    Von  jeder 

I  Frucht    linden    sich    in    den    Tabellen 

Angaben  über  die  Grösse,  Form,  Farbe, 

Geschmack,    Qualität,    Zeit    der   Reife, 

Verwendung  und  über  das  Ursprungs- 

[   land:  ferner  sind  die  Gebiete  der  Ver- 

j   einigten  Staaten  bezeichnet,  in  welchen 

I   die    betretTende    Frucht    gedeiht    resp. 

I   sehr    gut    gedeiht    oder    nur    vegetiert 

i  resp.  gar  nicht  lebensfähig  ist. 


M.  Gh.  Xaudin.  La  longcvite 
des  Graines  aus  Revue  horticole  des 
Bouches-du-Rhönc. 


Trenkner.  Die  rote  remontierende 
Himbeere  »Immertragende  vom  Feld- 
brunnen«. S.-A.  aus  Möllers  Deutsche 
Gärtnerzeitung. 

Annuaire  General  Horticole  du 
Syndicat  Central  des  Horticulteurs  de 
France.  Annee  1897.  Paris,  Librairie 
horticole  du  »Jardin«.  Ist  gewisser- 
massen  ein  Adressbuch  der  wichtigsten 
französischen  Flandelsgärtner.  Auch 
das  Ausland  ist  kurz  berücksichtigt, 
wobei  eine  Menge  von  Fehlern  leider 
untergelaufen  sind.  Es  dürfte  sich 
empfehlen,  die  Liste  in  Zukunft  von 
Ortskundigen  revidieren  zu  lassen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Hannover.  \orläuliges  Programm 
für  die  grosse  allgemeine  Chry- 
santhemum-Ausstellung, verbunden  mit 
einer  Winterflor-  und  Binderei-Aus- 
stellung,   Anfang    November    1898    in 


Hannover.  Protektor  der  Ausstellung 
Se.  Exzellenz  der  Kgl.  Staatsminister 
und  Minister  für  Landwirtschaft  etc. 
Frhr.  von  Hanimerstei  n- Loxten. 
Die  Beschickung  der  Ausstellung  ist  den 


IÖ6 


Aus  den  Vereinen. 


Ausländern  gestattet.   Der  höchste  Preis 
wird  die    goldene  Staatsmedaille  sein. 


München.  Die  bayerische  Garten- 
bau-Gesellschaft veranstaltet  gelegent- 
lich derll.  Kraft-  und  Arbeitsmaschinen- 
Ausstellung  eine  bayrische  Gartenbau- 
Ausstellung  auf  der  Kohleninsel  in 
München  vom  lo.  Juni  bis  15.  Okt.  1898. 
Zur  Ausstellung  gelangen  Epheu-, 
Dekorations-  und  blühende  Ptlanzen, 
insbesondere  Teppichbeetptlanzen. 


Gent.  16. — 24.  April.  Grosse,  nur 
alle  5  Jahre  wiederkehrende  Aus- 
stellung der  Soc.  Royale  d'agriculture 
et  de  botanique  de  Gand.  Professor 
van  Hülle,  der  Nestor  der  belgischen 
Gartenbau  -  Dozenten,  welcher  seit 
40  Jahren  sich  mit  der  Einrichtung 
der  Genter  Ausstellungen  beschäftigt 
und,  trotzdem  er  bereits  das  70.  Eebens- 
jahr  überschritten,  noch  damit  fortfährt, 
giebt  in  der  Revue  de  Thorticulture 
beige    vom    1.  Februar   d.  J.    und     im 


Bulletin  d'arboriculture  einen  Plan,  der 
die  A'ergrösserung  des  für  die  Genter 
grossen  Ausstellungen  nötigen  Raumes 
veranschaulicht.  Der  1.  Saal  des 
»Casino«,  1835 — 36  erbaut,  umfasst 
nur  910  qm;  1867  wurde  nach  Auf- 
nahme einer  Anleihe  von  150000  Fr. 
ein  mit  Glas  überdachter  grosser  Saal 
von  2356  (|m  Fläche  von  Carels  pere 
erbaut  und  1868  eingeweiht.  Die 
Annexe,  die  van  Hülle  im  An.s.chluss 
an  diese  beiden  Gebäude  vorschlägt, 
würden  3105  qm  enthalten.  Dazu 
kommt  ein  ständiges  Gewächshaus  von 
333  qm  und  ein  Peristylvon  43  qm, 
macht  zusammen  6752  qm.  Hohe 
Preise  sind  vom  Kgl.  Hause  und  von 
Privaten  etc.  gestiftet.  Letzter  An- 
me Idetermin  19.  März  bei  Herrn 
Ernest  Fierens,  Sekretär  der  Gesell- 
schaft, Gand,  Coupure  135.  Wir  em- 
pfehlen dringend  den  Besuch  dieser 
überaus  wichtigen  Ausstellung,  wohl 
der  wichtigsten  vor  Schluss  des  Jahr- 
hunderts. 


Aus  den  Vereinen. 


Gartenbau-Verein  Landsberg-Warthg. 

In  der  am  20.  Januar  1898  statt- 
gefundenen General-\'ersammlung  be- 
richtete der  Schriftführer  des  Vereins, 
Gärtnereibesitzer  Ad.  Forch,  über  die 
San  Jose  -  Schildlaus  und  wurde 
hieran  anschliessend  über  die  in  den 
letzten  Jahren  sehr  stark  aufgetretenen 
Schädlinge  des  Obstbaues  sowie  deren 
Bekämpfung  gesprochen-  Um  aber 
die  in  letzter  Zeit  hier  vielfach  auf- 
getretenen Schildläuse  und  die  Blutlaus 
mehr  zu  vertilgen  und  deren  Ver- 
breitung möglichst  zu  beschränken, 
beschloss  der  Verein,  bei  der  hiesigen 
Polizeiverwaltung  vorstellig  zu  werden 
und  zu  beantragen,  dass  eine  vom 
Verein  ernannte  Kommission  von  drei 
Sachverständigen  die  hiesigen  Obst- 
gärten und  Anpflanzungen  auf  Vor- 
handensein gefährlicher  Obstbaum- 
schädlinge untersuche,  die  geeigneten 
Mittel  zu  deren  Vertilgung  angebe, 
falls  derartige  Schädlinge  angetroffen, 
sich  nach  einer  bestimmten  Zeit  von 
(Ter  Ausführung  der  Anordnungen  über- 


führe und,  falls  nach  wiederholter 
Aufforderung  das  nicht  geschehen  sei, 
die  Reinigung  der  Bäume  auf  Kosten 
der  Säumigen  geschehe,  event.  Strafen 
eintreten.  Diese  zu  ernennende  Kom- 
mission solle  durch  behördliche  Be- 
kanntmachung berechtigt  sein,  jede 
Obstbaumpflanzung  zu  betreten,  ohne 
dass  sie  der  Besitzer  daran  hindern 
darf.  Die  Untersuchungen  sollen  je 
nach  Bedürfnis  öfter  im  Jahre  vor- 
genommen werden.  Hieran  an- 
schliessend wurde  ein  vom  okonomie- 
rat  Goethe-  Geisenheim  verfasster 
Artikel  über  Obstbaumpflege  verlesen 
und  diskutiert.  \'iel  Aufsehen  erregte, 
ein  von  Herrn  Gärtnereibesitzer 
Ad.  Forch  zur  Schau  ausgestellter 
Eisblock  mit  einem  eingefrorenen 
Blumenstrauss.  Man  sah  die  Blumen 
in  ihren  natürlichen  Formen  imd  Farben 
ebenso  schön,  als  wenn  man  sie  in 
der  Hand  frisch  geschnitten  vor  sich 
habe.  Herr  Forch  erklärte  die  Her- 
stellung dieses  Eisblocks.  Man  stellt 
bei  strenger  Kälte  ein  Gefäss  vcn  Blech 
oder  Eisen  im  Freien  auf.  füllt  :es  mit- 


Eingesandte   l'reisverTreichnisse. 


I()7 


Wasser  (abgekocht  oder  destilliert) 
und  hängt  die  betreffenden  Blumen 
hinein.  Ein  Schütteln  oder  Tragen 
des  Gefässes.  ehe  nicht  alles  Wasser 
darin  gefroren  ist,  ist  zu  vermeiden, 
da  sonst  das  Eis  sehr  leicht  trübe  wird 
und  auch  Blasen  erhält.  Will  man 
nun  den  Eisblock  aus  dem  Gefäss 
heben,  so  stellt  man  es  einige  Minuten 
in  heisses  Wasser.  Hat  man  keine 
natürliche  Kälte,  aber  eine  Eismaschine, 
so  ist  das  Verfahren  auch  nicht  schwer; 
ist  man  aber  gezwungen,  so  wie  der 
Aussteller,  sich  künstlich  durch  Eis 
und  Salz  Kälte  zum  Gefrieren  des 
Wassers  zu  erzeugen,  so  ist  es  schon 
schwierig  und  kostspielig.  Tauen  die 
Blumen  allmälig  in  einem  gelinde  er- 
wärmten Raum  auf,  so  sind  sie  ebenso 
schön  und  frisch  wie  A'or  dem  Ein- 
frieren. —  Die  von  dem  Schriftführer 
ausgearbeitete  Statistik  des  Vereins 
brachte  er  im  Auszuge  zum  Vortrag: 
darnach  ist  der  Verein  im  Jahre  iSoO 
gegründet,  die  grösste  JMitgliederzahl 
sind  einige  80  geA\'esen;  sonst  aber 
betrug  die  Durchschnittsmitgliederzahl 
immer  ca.  50.  Der  Vorsitz  hat 
nur  viermal  gewechselt,  der  erste  Vor- 
sitzende des  Vereins  war  Stadtrat 
Dr.  Augusti,  dann  HauptlehrerLaese, 
dann  Gärtnereibesitzer  Rud.  Forch 
und  dann  Fabrikbesitzer  Carl  Jahne 
seit  1877.  Der  Verein  hat  während  dieser 
Zeit  viel  für  die  Hebung  des  hiesigen 
Garten-  und  Obstbaues  gethan,  indem 
durch  Vorträge  und  Vorführungen  von 
Erzeugnissen  des  Garten-  und  Obstbaues 
die  Interessen  angeregt  und  rege  ge- 
halten wurden;  es  sind  bis  jetzt  A'on 
dem  Verein  4  grössere  Garten-  und 
Obstbauausstellungen  veranstaltet,  und 
zwar  1869,  1874,  1883,  1891,  und  dann 
zwei  Obstausstellungen,  1878  und  1893. 
Vom  Verein  aus  w^ird  die  Beschaffung 
von  Neuheiten  für  den  Garten-  und 
Obstbau  sehr  rege  betrieben,  und  es  sind 
in     dieser     Hinsicht     manch     schöne 


Resultate  zu  verzeichnen;  die  Anregung 
zur  Pllege  der  Blumen  durch  Schul- 
kinder hat  der  Verein  dadurch  ge- 
schaffen, dass  auf  Vereinskosten  den 
Kindern  die  Pflanzen  übergeben  wer- 
den; das  einzige  treue  Mitglied  des 
Vereins,  das  alle  Wandlungen  des 
\'ereins  mitgemacht,  ist  der  Altmeister 
der  Landsberger  Gärtner,  Herr  Rud. 
Forch;  dieser  feierte  schon  am 
1.  Oktober  1891  sein  5ojähriges  Gärtner- 
jubiläum. Der  Verein  ernannte  den- 
selben in  Anbetracht  der  vielen  Ver- 
dienste um  den  Verein  zu  seinem  Ehren- 
mitgliede  (R.  Forch  ist  auch  Ehren- 
mitglied des  Gartenbau -Vereins  Vietz, 
sowie  derVereinigungder  selbständigen 
Gärtner  Landsberg-Warthe).  Die  nach 
\'erlesung  der  Statistik  erfolgte  Vor- 
standswahl ergab  die  Wahl  folgender 
Herren:  Fabrikbesitzer  Carl  Jahne. 
Vorsitzender,  Gärtnereibesitzer  H. 
Schnitze,  Stellvertreter,  Gärtnerei- 
besitzer Ad.  Forch,  Schriftführer, 
Fabrikbesitzer  G.  Schröder,  Kas.s~en- 
führer  und  Gärtnereibesitzer  C.Hempel, 
Bibliothekar.  Von  verschiedenen  Seiten 
wurde  der  Wunsch  ausgesprochen, 
ob  es  nicht  fördernd  für  den  Obstbau 
sei,  wenn  in  dengrösserenZeitungen  und 
den  Lokalblättern  immer  wieder  auf 
den  Nutzen  und  den  Ertrag  des  Obst- 
baues hingewiesen  und  Mittel  und  Wege 
zur  Hebung  empfohlen  würden;  es  sei 
deshalb  sehr  wünschenswert,  wenn 
von  den  grösseren  Zeitungen  Leute, 
welche  eine  wirklich  praktische  Er- 
fahrung besitzen  und  nicht  blos  Theorie 
haben,  gewonnen  würden,  die  kurz 
und  klar  die  Behandlung  und  Pllege, 
sowie  alle  nötigen  Handgriffe  den 
Laien  verständlich  machen.  Es  wurde 
von  Herrn  Jahne  mitgeteilt,  dass  er 
bei  diesem  milden  Wetter  die  Be- 
obachtung gemacht,  dass  der  Frosi- 
spanner  noch  jetzt  des  Abends  lustig 
umherfliege,  auch  seien  noch  lebende 
Weibchen  desselben  gefunden  worden. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


E.  H.  Krelage  &  vSohn,  Neu- 
heiten 1  8q8,  Haarlem.  —  J.  C.  S  c  h  m  i  d  1, 
Erfurt.  Abteilung  für  praktische  Gegen- 
stände für  Garten  und  F"eld,  Haus  und 


Hof,  1898.  —  CA.  Dietrich,  Clingen 
bei  Greussen  i.  Th..  Tuffsteine.  Grotten- 
steine, i8()8.  —  Reinhold  Schröter, 
(Tingen  bei  Greussen  i.  Th..  Naturholz- 


i68 


Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


Gartenmübelfabrik.  —  Seed  x\nnual, 
A.  W.  Livingston  &  Sons,  Columbus, 
Ohio,  1808.  —  Verzeichnis  neuester  und 
bester  Blutenpflanzen  von  G.  Borne- 
mann,    Blankenburg  i.  Harz    1898.    — 


Georginen  von  A.  Seh  wigle  wski. 
Carow  bei  Berlin,  1898.  —  Samen-  und 
Pflanzen -Verzeichnis  von  Wilhelm 
Pfitzer,  Stuttgart  1S97. 


Personal-Nachrichten. 


Unser  verehrter  Mitarbeiter  Dr. 
Henri  Poton  i  c-Cr. -Lichterfelde,  ist 
zum  Kgl.  Bezirksgeologen  ernannt. 

Der  Professor  der  Zoologie  Dr. 
Ernst  Taschenberg  f  zu  Halle  am 
20.  Januar.  Er  war  geboren  zu 
Naumburg  am  10.  Januar  1S18  und 
wurde  weit  bekannt  durch  seine 
Arbeiten  über  nützliche  und  schädliche 
Insekten  für  Gartenbau  und  Land- 
wirtschaft. \'on  seinen  Schriften  seien 
genannt:  Naturgeschichte  der  wirbel- 
losen Tiere  etc.  (Preisschrift).  Was  da 
kriecht  und  fliegt.  Die  Hymenopteren 
Deutschlands.  Entomologie  für  Gärtner 
und  Gartenfreunde.  Schutz  der  Obst- 
bäume und  deren  Früchte  gegen 
feindliche  Tiere.  Forstwiitschaftliche 
Insektenkunde.  Das  Ungeziefer  der 
landwirtschaftlichen  Kulturgewächse. 
Praktische  Insektenkunde.  —  Für 
I'rehms  Tierleben  bearbeitete  er  in  der 
2    und  3.  Auflage  die  Insekten. 


Hubert  van  Hülle,  Professor 
honoraireanderStaats-Gartenbauschule 
in  Gent,  ist  zum  Olfizier  des  Kgl. 
belgischen  Leopold-Ordens  ernannt. 
Diese  Ehre  teilen  mit  ihm  nur  wenig 
Gärtner  Belgiens,  v.  H.  ist  der  Nestor 
der  belgischen  Garten  bausch  riftsteller. 


denn  er  schrieb  sein  erstes  Werk,  die 
..Gemüsekultur'"  1S49,  auch  ist  er  so  zu 
sagen  der  Doyen  der  belgischen  Garten- 
baulehrer, denn  er  wurde  bereits  1855 
an  die  Gartenbauschule  berufen. 

Auch  dem  Herrn  J.  Cartuyvels, 
Generalinspektor  des  Ackerbaues  und 
dem  Herrn  Ch.  van  Wambecke, 
Präsident  der  Aufsichtskommission  der 
mittleren  Clartcnbau-  und  Landwirt- 
schaftsschule zu  Vilvorde  (bei  Brüssel), 
ist  das  Offizierskreuz  des  belgischen 
Leopold-Ordens  verliehen.  —  Das 
Ritterkreuz  desselben  Ordens  den 
Herren:  E.  Griffen,  Professor  an  der 
Schule  für  Baumzucht  in  Tournai  und 
dem  bekannten  Orchideen-Liebhaber 
Hye-Leysen  in  Gent. 

Herrn  Charles  Bai t et  in  Troyes, 
unserem  korrespondierenden  Alitgliede, 
ist  das  Ritterkreuz  des  russischen 
Annenordens  verliehen. 

Dem  Obergärtner  Klu  \ve  zu  Wicken, 
Kreis  Friedland,  ist  das  preussische 
Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 

Der  Kgl.  Ober-Garten-Inspektor  Max 
Kolb.  bot.  Garten,  München,  feiert  am 
U).  März  sein  40Jähriges  Dienstjubiläum. 


Tagesordnung 

für  die 

845.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  i  Gartenbaues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  31.  März  1898,  6  Uhr 

im  grossen  Hörsaal  der  landwirtschaftlichen  Hochschule,  Invalidenstr.  42. 
I.  Ausgestellte  Gegenstände.  —   2.  Beschluss  über  die  Vorschläge  betr.  Reorganisation  der 
Gärtner-Lehranstalt.  —   3.  Erste  Beratung  über  den  Etat  für   1898. 


Fürst  Bismarck  in  der  Späthschen  Baumschule. 

(Zum  83.  Geburtstage  des  Fürsten  Bismarck  am  I.  April  1898.) 

(Hierzu  Abb.  52.) 
m  Mittwoch    den  25.  Juni  1884  besuchte,    wie  wir    s.    Z.    in    der    Garten- 
Zeitung  1884    S.  345   berichtet,    Fürst    Bismarck    die    Baumschule  des 
Herrn  Ökonomierat  Späth  bei  Berlin,  bekanntlich  die  grösste  der  Welt,  damals 


Abb.   52.     Fürst  Bismarck  in  der  Späthschen  Baumschule  am  23.  Juni   1864 
eine  Linde  pHanzend. 

125,  jetzt  175  ha  gross,  und  verweilte  in  derselben  über  2  V2  Stunden.  Allent- 
halben legte  der  Fürst  grosse  Sachkenntnis  an  den  Tag,  namentlich  wo  es  sich 
um  forstwirtschaftliche  Fragen  handelte,  und  pflanzte  im  Arboretum  auch  ganz 
kunstgerecht  einen  Baum,  eine  ungarische  Silberlinde,  Tilia  tomentosa  Moench, 
zum  Gedächtnis.  Desgleichen  trug  er  als  Erster  seinen  Namen  in  das  neue 
Fremdenbuch  ein. 

Die  feierliche  Handlung  des  Pflanzens  jener  Silberlinde  hat  jetzt  der 
Maler  H.  Clementz-Berlin  im  Auftrage  und  nach  den  genauen  Angaben  des 
Herrn  Ökonomierat  Späth  mit  grossem  Geschick  in  einem  Ölgemälde  ver- 
herrlicht, welches  voraussichtlich  auf  der  kommenden  Kunstausstellung  in 
Berlin  im  Landesausstellungsgebäude  ausgestellt  werden  wird. 


ino        Zum   25 jähr.  Dienstjubiläum   des  Kgl.   sächsischen  Obergartendirektors  Bouche. 

Auf  dem  Bilde  sieht  man  ausser  dem  Fürsten,  welcher  von  seinem  treuen 
Hunde  »Tyras«  begleitet  wird,  rechts  Herrn  Ökonomierat  Späth,  ferner  die 
Herren  Vandre,  Scholz,  Kästner,  Grünenthal  und  Behrend,  alles  lang- 
jährige Beamte  der  Baumschule. 

Der  damals  junge  Baum  hat  sich  in  Gemeinschaft  mit  einer  gegenüber- 
stehenden Tilia  americana  Moltkei,  welche  der  General-Feldmarschall  Graf 
Moltke  am  20.  Juni  1888  pflanzte,  sehr  gut  entwickelt. 


Zum  25jährigen  Dienstjubiläum 
des  Kgl.  sächsischen  Obergartendirektors  Bouche. 

/Iv/i  it  dem  1.  April  d.  Js.  schliesst  ein  Zeitraum  von  25  Jahren  ab,  seitdem 
^Ma=i:  der  nicht  allein  bis  in  die  höchsten  Dresdener  Gesellschaftskreise, 
sondern  auch  bei  seinen  Berufsfreunden  hochgeehrte  und  geachtete  Königliche 
Obergartendirektor  Bouche  in  Dresden  im  Staatsdienste  steht.  In  Anbetracht 
der  grossen  Beliebtheit,  welcher  sich  der  Herr  Jubilar  im  engeren  und  weiteren 
Vaterlande  in  Fachkreisen  erfreut,  sei  es  uns  gestattet,  nur  einiges  aus  seinem 
erspriesslichen  Wirken  hier  mitzuteilen. 

Geboren  am  12.  Juni  1850  zu  Berlin  als  Sohn  des  Königlichen  Garten- 
inspektors im  botanischen  Garten,  Bouche,  besuchte  er  das  Wilhelms-Gymnasium 
zu  Berlin  und  bezog  nach  abgelegtem  Maturitätsexamen  die  Gärtnerlehranstalt 
zu  Potsdam.  Nach  weiterer  der  beruflichen  Ausbildung  gewidmeten  Thätigkeit 
wurde  der  Jubilar  am  1.  April  1873  an  die  Spitze  der  Königlichen  Garten- 
verwaltung in  Dresden  berufen.  Ein  reiches  Feld  für  die  Bethätigung  des  ihm 
eigenen  schöpferischen  Geistes  eröffnete  sich  ihm  hier.  Seine  erste  Thätigkeit 
galt  der  Aufstellui:g  des  i874/75er  Etats,  in  welchem  unter  anderem  die  Um- 
änderung des  Schmuckplatzes  vor  dem  Palais  im  Königlichen  Grossen  Garten 
mit  vorgesehen  wurde. 

Aus  den  vielen  nach  seinen  Entwürfen  höheren  Orts  genehmigten  und 
unter  seiner  Leitung  entstandenen  Xeuanlagen  und  Veränderungen  bez.  \'er- 
schönerungen  wollen  wir  nur  einige  herausgreifen. 

Die  im  Frühjahr  1878  erfolgte  Herstellung  von  Parkanlagen  auf  dem 
Anfang  der  siebziger  Jahre  angekauften,  bei  Strehlen  gelegenen  umfangreichen 
Terrain.  Die  im  darauffolgenden  Jahre  erfolgte  gärtnerische  Herstellung  und 
Bepflanzung  der  Uferböschung  längs  des  Kaitszbaches  mit  Berücksichtigung 
der  Blicke  auf  die  selten  schönen  Eichen  dortselbst.  In  dasselbe  Jahr  fällt 
auch  die  höheren  Orts  sehr  beifällig  aufgenommene  Anregung  des  Jubilars, 
die  Kiesgruben  auf  dem  östlich  an  den  Grossen  Garten  angrenzenden  Gelände 
in  einen  See  umzuwandeln.  Diese  Anlage,  welche  in  den  Jahren  1881/82  aus- 
geführt wurde,  ist  durch  gut  gewählte  Wegeverbindungen  an  den  Grossen 
Garten  angegliedert  worden.  Bekanntlich  ist  dieser  übrigens  1886  wesentlich 
erweiterten  und  dadurch  auf  einen  Flächeninhalt  von  25  000  qm  gebrachten  An- 
lage mit  Genehmigung  Sr.  Majestät  des  Königs  zum  ehrenden  Gedenken  an 
Ihre  Majestät  die  Königin  der  Name  Carolasee  beigelegt  worden.  Die  Ver- 
änderung der  Anlagen  an  der  Einfriedigung  des  zoologischen  Gartens  längs 
der    Tiergartenstrasse    im    Jahre    1884.     In    demselben    Jahre    wurde   auch  die 


J.  Linden  +. 


171 


Neuanlage  des  Sommertheatergartens  in  Angriff  genommen.  Die  vielfachen 
Umgestaltungen  und  Verbesserungen  des  Grossen  Gartens  und  der  Wege- 
anlagen in  demselben,  die  für  die  Bewirtschaftung  des  Königlichen  Grossen 
Gartens  und  seiner  weitverzweigten  Anlagen  höchst  wichtige  Wasserwerks- 
anlage entstand  auf  seine  Anregung  hin  imJahreiSga.  Durch  Verordnung  vom 
i8.  März  1893  landen  Plan  und  Voranschlag  über  die  sogenannte  Crunaer  An- 
lage, wozu  das  erforderliche  Areal  auf  bereits  im  Frühjahr  1891  unter- 
breitetem Vorschlag  des  Jubilars  angekauft  wurde,  die  Genehmigung  des 
Königlichen  Finanzministeriums.  Diese  Anlagen,  wozu  die  Vorarbeiten  bereits 
im  Frühjahr  1891  in  Angriff  genommen  wurden,  sind  im  Vorjahre  im  all- 
gemeinen vollendet  worden,  und  damit  ist  auch  der  herrliche,  ca.  10000  qm 
grosse  neue  See  entstanden. 

Seit  1.  Januar  1896  hat  sich  das  Arbeitsfeld  des  Obergartendirektors  um 
ein  Bedeutendes  vergrössert,  indem  ihm  auch  die  Leitung  der  Königlichen 
Hofgärten  in  Pillnitz,  Moritzburg,  Grosssedlitz  und  Wermsdorf  sowie  des 
Herzogingartens,  des  Menageriegartens  und  des  Palais-  und  Wallgartens  und 
ferner  auch  der  fiskalischen  Anlagen,  wozu  der  Zwänger  und  das  Birken- 
wäldchen in  Neustadt,  das  Ostragehege  und  einige  kleinere  Schmuckplätze  in 
der  Stadt  gehören,  übertragen  worden  ist. 

Welch  hervorragenden  Anteil  derselbe  an  dem  Zustandekommen  der 
Gartenbau-Ausstellungen  in  den  Jahren  1886  und  1896  in  Dresden  genommen 
hat,  darf  man  als  allgemein  bekannt  annehmen. 

Und  so  könnte  man  noch  eine  unendlich  lange  Reihe  von  der  Initiative 
unseres  Jubilars  entsprossener  Schöpfungen  aufzählen.  Wir  beschränken  uns 
indess  auf  das  Gesagte  und  betrachten  es  als  eine  Pflicht,  noch  hervorzuheben, 
wie  auch  von  hohen  und  höchsten  Stellen  das  verdienstvolle  Wirken  des 
Jubilars  wiederholt  anerkannt  worden  ist.  Neben  dem  Albrechtsorden  2.  Klasse, 
welcher  bereits  im  Jahre  1887  ihm  von  Sr.  Majestät  dem  Könige  von  Sachsen 
verliehen  worden  ist,  schmücken  die  Brust  des  Herrn  Bouche  der  Preussische 
Kronenorden  3.  Klasse ,  die  bronzene  Carola-Medaille  und  der  ihm  von 
Sr.  Majestät  dem  Könige  von  Siam  verliehene  Elefanten-Orden,  und,  irren  wir 
nicht,  so  war  es  im  August  1896,  als  ihm  zufolge  Allerhöchster  Entschliessung 
der  Titel  Obergartendirektor  verliehen  wurde. 

Wir  wissen  uns  einig  mit  den  ihm  nahestehenden  Fachkreisen  des  engeren 
und  weiteren  Vaterlandes,  wenn  wir  den  Wunsch  aussprechen,  dass  die 
Schaffenskraft  dieses  so  ausserordentlich  bewährten  Beamten  ihm  noch  eine 
recht  lange  Reihe  von  Jahren  bei  stetem  Wohlergehen  und  in  ungetrübtem 
Familienglück  erhalten  bleiben  möge. 


J.  Linden  '^. 

f  (Hierzu  Abbildung  53.) 

ean  Jules  Linden  ist  im  Jahre  1817  am  3. Februar  in  Luxemburg  geboren. 
Schon  in  jungen  Jahren  entwickelte  sich  bei  ihm  die  Vorliebe  zur  Pflanzen- 
welt und  der  Trieb  zu  wissenschaftlichen  Reisen.  Im  Grossherzogtum  Luxemburg 
sammelte  derselbe  schon  in  jungen  Jahren  unter  Tinants  Leitung  die  Schätze 
der  Flora.     Kaum  hatte  er  mit  18  Jahren  seine  Studien  beendet,    so  erhielt  er 


I'72  J-  Linden  f. 

von  der  Belgischen  Regierung  den  Auftrag,  an  einer  wissenschaftlichen  Mission 
nach  Brasilien  teilzunehmen.  Am  2.  Oktober  1835  schiffte  er  sich  in  Gesellschaft 
von  Funk  (als  Zeichner)  und  Ghiesbreght  {als  Zoolog)  in  Antwerpen  ein 
und  kam  am  24.  Dezember  in  Rio  de  Janeiro  an.  Die  drei  Reisenden  durch- 
forschten die  Provinzen  Rio  de  Janeiro,  Espirito-Santo,  Minas-Geraes  und  St.  Paulo 
und  kehrten  mit  reichen  Sammlungen  im  März  des  Jahres  1837  nach  Belgien  zurück. 

Durch  den  guten  Erfolg  ermutigt,  erhielten  die  drei  Reisenden  sofort 
einen  neuen  Auftrag  von  der  Belgischen  Regierung,  gingen  im  Oktober  1837 
von  Havre  ab  und  kamen  im  Dezember  in  Havannah  an.  Nachdem  sie  einige 
Monate  die  nördlichen  und  östlichen  Distrikte  Cubas  durchforscht,  erhielten  sie 
die  Weisung,  sich  einer  diplomatischen  Mission  anzuschliessen,  die  von  Belgien 
nach  Mexiko  gesendet  ward  und  so  kamen  sie  im  März  1838  in  Vera-Cruz  an, 
um  von  dort  aus  weiter  nach  Mexiko  und  dann  ungeachtet  des  Bürgerkrieges 
auf  eigenes  Risiko  in  das  Innere  des  Landes  vorzudringen.  Sie  erforschten  das 
Plateau  von  Anahuao,  die  Vulkane  von  Popocatepetl,  Iztaccihuatl,  Cofre  de 
Perote,  den  Pic  von  Orizaba  und  die  ganze  östliche  Kette  der  Cordilleren. 
Nach  zweijährigem  Aufenthalt  schifften  sich  die  drei  Reisenden  in  Vera-Cruz 
nach  Campeche  ein,  von  wo  sie  ihre  Untersuchungen  auf  die  ganze  Halbinsel 
von  Yucatan  ausdehnten.  Hier  in  der  Laguna  de  Terminos  ward  J.  Linden 
von  dem  verheerenden  »Gelben  Fieber«  befallen,  welches  selten  ein  ihm  ver- 
fallenes Individuum  am  Leben  lässt.  Lindens  starke  Constitution  widerstand 
zwar,  aber  drei  Monate  dauerte  es,  bis  er  wiederum  genas.  Nach  seiner 
Genesung  begab  er  sich  mit  seinen  Gefährten  nach  dem  Staate  Tabasco,  von 
wo  aus  sie  die  hohen  Regionen  des  Nachbarstaates  Chiapas  ausbeuteten  und 
bis  zu  den  nördlichen  Teilen  des  damals  in  voller  Revolution  befindlichen 
Staates  »Guatemala«  vordrangen.  Zahlreiche  Entdeckungen  an  Pflanzen  und 
Tieren  in  diesen  damals  noch  gar  nicht  durchforschten  Gegenden  waren  das 
Resultat  dieser  letzteren  Reise,  ja  die  Reisenden  entdeckten  dabei  auch  die 
Ruinen  zweier  alter  Städte  von  grosser  Ausdehnung,  nämlich  der  von  »Palenque« 
in  der  Mitte  dichter  Waldungen  am  »Rio  Usumasinto«  und  ferner  von  »Ocosingo« 
in  der  kalten  Region  und  umgeben  von  Tannenwaldungen. 

Funk  und  Ghiesbreght  schifften  sich  im  August  1840  zur  Rückreise 
nach  Europa  ein,  während  Linden  noch  fieberkrank  zurückblieb,  um  später 
über  Habana  nach  Belgien  zurückzukehren  (Februar  1841).  Während  seines 
kurzen  Aufenthalts  in  Europa  machte  er  die  Bekanntschaft  A.  von  Humboldts, 
der  ihm  Instruktion  für  seine  grosse  Reise  gab,  die  er  ebenfalls  im  Auftrage 
der  Belgischen  Regierung,  nach  Columbien  machte.  Im  November  des  gleichen 
Jahres  schiffte  sich  Linden,  begleitet  von  Schlim,  in  Bordeaux  ein  und  kam 
am  27.  Dezember  1841  nach  La  Guayra,  wo  er  sofort  die  hohen  direkt  aus 
dem  Meere  emporsteigenden  Küstengebirge  untersuchte.  Von  hier  ging  er  nach 
Caracas,  wo  er  am  6.  Januar  1842  ankam.  Drei  Monate  widmete  er  hier  der 
Untersuchung  der  Provinz  Caracas,  bestieg  die  8000'  hohe  Silla  wiederholt 
und  verliess  endlich  Caracas  am  5.  Mai  mit  seiner  kleinen  Karavane,  um  durch 
das  schöne  Thal  »Aragua«  über  Victoria  und  San  Mateo  nach  Valencia  zu 
gehen.  Von  hier  aus  zog  er  über  die  Gebirge  nordwärts  nach  Puerto-Cabello 
und  über  San-Felipe  nach  Barquisimeto. 

Von  dieser  Stadt  an  beginnen  die  Steppen  von  Quibor,  bedeckt  mit 
Opuntien,  Capparis  und  stacheligen  Mimosen.     Die  hohen  Spitzen  der  Cordillere 


J.  Linden  +. 


173 


von  Trujillo  begrenzen  den  Horizont  nach  Westen.  Am  Fusse  der  Vorberge 
der  Cordillere  liegt  die  Stadt  Tocuijo.  Nicht  weit  von  letzterer  Stadt  musste 
der  von  Regen  bedeutend  angeschwollene  Strom  gleichen  Namens  überschritten 
werden,  wobei  einige  Maultiere,  beladen  mit  den  bis  dahin  gemachten  Samm- 
lungen, mit  Instrumenten,  Papier  und  aller  Kleidung  von  der  Gewalt  des 
Stromes  fortgerissen,  ertranken.  Von  hier  aus  begann  das  Uebersteigen  der 
Cordillere.  In  Aqua  de  Obispo,  einem  2750  Meter  hoch  gelegenen  Rancho, 
ward    Flalt    gemacht.     Hier    war    es    schon    so    kühl,    dass    das    Thermometer 


Abb.   53,     Jean  Jules  Linden  f. 
(Aus  La  Semaine  horticolc.) 

Morgens  nur  +  2°  R  zeigte.  Die  Flora  war  hier  ausserordentlich  reich.  Ein 
eigentümliches  Farn  »Jamesonia  scalaris  Knth.«  bekleidete  weite  Strecken  und 
die  Espeletia-Arten  begannen  sich  zu  zeigen.  Acht  Tage  später  überschritt 
Linden  den  gefürchteten  Paramo  de  Mucuchies  (4012  Meter  hoch)  und  langte 
den  andern  Tag  in  Merida  an.  Hier  wurden  einige  Monate  der  Erforschung 
der  Provinzen  Merida  und  Trujillo  gewidmet. 

Die  Expedition  ging  hierauf  nach  der  Provinz  Santander  und  hierauf 
abermals  die  Cordillere  übersteigend  über  Chinacota  nach  Pamplona  und 
zuletzt  nach  Bogota,  wo  Linden  im  Oktober  1842  eintraf.  Nachdem  hier  die 
Reisenden  sich  etwas  erholt  und  neue  Maultiere  angeschafft  waren,  untersuchte 
Linden    die  Provinz    und  stieg  dann  aus  der  kalten  Region  in  das  Gebiet  des 


174 


J.  Linden  f. 


Magdalenen-Stromes  hinab.  Schwimmend  musste  der  300  Fuss  breite  Strom 
übersetzt  werden  und,  nachdem  die  Ebene  von  Espinal  passiert,  langte  man  in 
Ibague,  der  Hauptstadt  der  Provinz  Mariquita,  an.  Diese  Stadt  liegt  am  Fusse 
der  mächtigen  Gebirge  von  Quindiu  mit  dem  majestätischen  Pic  Tolima,  dessen 
schneeiger  Gipfel    die    ganze    östliche  Cordillere  von  Neu-Granada  beherrscht. 

Die  Maultiere  mussten  nun  mit  Eingeborenen  als  Lastträger  ersetzt  werden 
und  nun  begann  die  Besteigung  des  Tolima  am  i.  Januar  1843.  Erst  am  fünften 
Tage  erreichte  Linden  bei  einer  Höhe  von  4930  Meter  (12000  Fuss)  die  Grenze 
des  Schnees.  Hier  ward  für  einige  Wochen  ein  Aufenthalt  genommen,  um  jene 
interessanten  Regionen  zu  untersuchen.  Nach  Ibague  zurückgekehrt,  drang 
Linden  durch  die  mächtigen  Wälder  von  Quindiu  nach  den  verschiedensten 
Richtungen  vor  und  mehrere  Hundert  neuer  Pflanzen  wurden  dabei  entdeckt. 
Weiter  drang  die  Expedition  nach  dem  Caucathal  vor*),  welches  nur  durch 
weniger  hohe  Bergketten  vom  Stillen  Ocean  getrennt  ist,  und  von  hier  aus 
nach  Cartago  und  Buga. 

Von  Buga  ging  es  retour  in  teils  veränderter  Richtung  über  Bogota, 
Pamplona,  Merida  nach  Caracas,  wo  Linden  am  17.  August  1843  eintraf.  Von 
Caracas  schiffte  er  sich  über  La  Guayra  nach  Rio-Hacha  ein,  um  die  damals 
noch  ganz  unbekannte  Sierra  Nevada  de  Santa-Marta,  bewohnt  von  den  Auruaco- 
Indianern,  zu  untersuchen.  Der  nördliche  Abhang  dieses  Gebirges  war  damals 
selbst  den  Eingeborenen  unbekannt.  Alan  erzählte  so  viel  Schönes  von  diesem 
Gebirge,  dass  der  Gouverneur  der  Provinz  und  mehrere  der  angeseheneren 
Einwohner  sich  entschlossen,  diese  Expedition  mitzumachen.  Im  Januar  1844 
verliess  man  Rio-Hacha,  ging  per  Schiff  bis  Comarones  und  von  da  nach  Dibulla 
an  den  Ufern  des  gleichnamigen  Flusses.  Den  folgenden  Tag  übernachtete  die 
Gesellschaft  in  dem  Walde  von  St.  Anna  und  am  fünften  Tag  traf  sie  im  Dorfe 
Auruaco  ein,  welches  auf  einem  Plateau  1400  Meter  über  dem  Meere  liegt. 
J.  Linden  blieb  hier  einige  Wochen,  durchforschte  das  ganze  Gebirge  und 
bestieg  die  Spitze  des  4800  Fuss  hohen  Xevado.  Vom  Gipfel  dieses  Berges 
hat  man  die  Aussicht  nach  Xorden  bis  zum  Meer  der  Antillen,  nach  Westen 
auf  den  See  von  Maracaibo  und  die  Halbinsel  Guojira,  nach  Süden  bis  zum 
Hochgebirge  von  Ocana  und  nach  Osten  auf  das  Flussgebiet  des  Magdalenen- 
stroms,  Carthagena  und  die  dichten  Wälder  von  Darien,  während  weiter  hin 
ein  dunstiger  Horizont  den  Stillen  Ocean  andeutet.**) 

Nachdem  Linden  noch  eine  Expedition  nach  dem  Innern  von  Goajira 
gemacht,  schiffte  er  sich  am  4.  März  von  Rio-Hacha  nach  Kingston  in  Jamaica 
und  von  da  nach  Santiago  in  Cuba,  wo  derselbe  die  »Blauen  Berge«  besuchte 
und  überhaupt  den  östlichen  gebirgigen  Teil  Cubas,  der  vor  ihm  wissenschaftlich 
noch  nicht  erforscht  worden  war.  Sechs  Monate  widmete  Linden  der  Unter- 
suchung dieser  Teile  Cubas  und  kehrte  von  hier  aus  im  Februar  1845  über 
Nordamerika  nach  Europa  zurück. 

Die  Masse  von  Erfahrungen,  welche  Linden  auf  diesen  seinen  gefahr- 
vollen und  mit  eiserner  Konsequenz  durchgeführten  Reisen  gesammelt  hatte, 
die  Masse  neuer  Pflanzen,  die  er  nicht  blos  entdeckt,  sondern  im  Vaterlande 
an  Ort  und  Stelle  beobachtet  und  zugleich  die  Bedingungen  für  deren  erfolgreiche 
Kultur    studirt    hatte,    —    befähigten  J.  Linden,    mehr    als   jeden  anderen  vor 

*)  Dasselbe  ist  in  den  Berichten  Roezls  wiederholt  erwähnt. 

**)   Die  Himmelsgegenden   scheinen  nicht  ganz  zu  stimmen.  L.  W. 


J.  Linden  f.  j  -i 

ihm,  ein  Etablissement  zur  Einführung  neuer  Pflanzen  (das  erste  auf  dem 
Festlande)  gleich  nach  seiner  Rückkunft  in  Luxemburg  einzurichten.  Welche 
Masse  neuer  schöner  Pflanzen  von  jetzt  an  in  die  Gärten,  durch  ihn  eingeführt, 
einwanderte,  das  ist  hinlänglich  bekannt. 

Wir  müssten  ein  Buch  schreiben,  wollten  wir  aller  der  durch  Linden 
importierten  Pflanzen  gedenken.  Da  sind  es  einerseits  die  Masse  der  Orchideen, 
Aroideen,  Bromeliaceen,  Araliaceen,  Rhopaleen  etc.,  da  sind  es  andererseits 
Pflanzen  wie  Begonia  Rex,  die  Massen  der  schönen  Blattpflanzen  aus  der  Familie 
der  Marantaceen,  Scitamineen,  Melastomaceen,  über  welche  jeder  Jahrgang  der 
Gartenflora  mehr  oder  weniger  einlässlich  berichtet  hat.  Im  Jahre  1855  führte 
Linden,  der  inzwischen  die  Übernahme  der  Professur  und  Direktion  des 
Botanischen  Gartens  in  Brüssel  ausgeschlagen,  dagegen  die  Direktion  des 
Zoologischen  Gartens  daselbst  später  übernommen  hatte,  sein  Etablissement 
nach  Brüssel  über.  Im  Jahre  1870  übernahm  Linden  ausserdem  das 
Etablissement  von  Ambroise  Verschaffelt  in  Gent  käuflich  und  führte  nun 
mit  seinem  Schwiegersohn  beide  Etablissements  fort.  Im  Jahre  1873  endlich 
führte  derselbe  einen  grossen  Teil  seiner  Pflanzen  von  Brüssel  nach  Gent  über, 
veranstaltete  eine  öffentliche  Auktion  eines  Teils  seiner  Pflanzen  und  kultivierte 
in  Brüssel  nur  noch  Orchideen  und  neu  eingeführte  Pflanzen  aus  Privat- 
liebhaberei, während  das  Etablissement  in  Gent   den  Handel  einzig  vermittelte. 

Linden  selbst  gab  1861  die  Direktion  des  Zoologischen  Gartens  in  Brüssel 
auf  und  repräsentiert  die  Vereinigten  Staaten  von  Columbien  und  Luxemburg 
als  Consul,  später  als  Generalkonsul.  Nach  Amerika  kehrte  er  selbst,  so  vieliins  be- 
kannt, seitdem  nicht  zurück,  dagegen  veranlasste  er  auf  seine  Kosten  eine  Menge  von 
Expeditionen  zur  Einführung  neuer  Pflanzen.  Die  erste  derselben  war  die  von  Funk 
und  Schi  im  nach  den  Staaten  Columbiens  und  der  Nachbarländer,  welche  1845 
begann  und  10  Jahre  dauerte.  Diese  beiden  berühmten  Reisenden  kamen  dabei 
mit  Hartweg,  Warsczewicz,  Triana,  Moritz  und  anderen  bekannten 
Reisenden  in  nähere  Verbindung".  Später  sammelte  Wallis  mehrere  Jahre 
ausschliesslich  für  Linden,  dann  machten  Roezl  und  andere  besondere  Reisen 
auf  seinen  Auftrag  hin.*) 

J.  Linden  wurde  Direktor  der  ,.Compagnie  continentale",  weiche  im 
Jahre  1887  ihren  Wohnsitz  nach  Brüssel  verlegte,  wo  das  Geschäft  unter  dem 
neuen  Namen  ,.L'Horticulture  internationale"  unter  der  Leitung  des  Sohnes, 
Lucien  Linden,  zu  einem  solchen  Rufe  gediehen  ist,  dass  seine  herrlichen 
Gewächshäuser  ein  Wallfahrtsort  vieler  Tausende  von  Fachmännern  und  Laien 
geworden  sind. 

Es  würde  fast  unmöglich  sein,  alle  die  Pflanzen  aufzuzählen,  welche 
Jean  Linden  eingeführt  hat.  Die  No.  5^  von  La  Semaine  horticole,  Brüssel, 
12.  Februar  1898,  welche  einzig  und  allein  dem  Andenken  Lindens  gewidmet 
ist,  zählt  die  Orchideen,  welche  die  Hauptmasse  bilden,  und  die  Palmen  auf. 
Wir  sehen  da  allein  ca.  120  Gattungen  von  Orchideen  mit  vielleicht  500  Arten, 
ferner  53  Gattungen  von  Palmen  mit  vielleicht  150  Arten.  Auf  die  Anführung 
der  zahlreichen  Amaryllideen,  Aroideen,  Bromeliaceen,  ferner  Pandaneen, 
Cycadeen,  Gesneriaceen.  Melastomaceen  etc.  verzichtet  selbst  die  Semaine 
horticole.     Sie    giebt    aber    die  Abbildungen    einiger   der   wichtigsten  Pflanzen. 


*)  Die    vorstehende  Lebensbeschreibung    ist  ein  .\bdruck  der  von  E.  Regel    in  Garten- 
flora  1874  S.    igö  gegebenen.  L.  W. 


r-g  Die   Omorika. 


Zunächst  die  erste  Einführung:  Malpighia  ilicifolia  Bentham,  ein  sparriger, 
niedriger  Strauch,  1838  von  Linden  eingeführt  und  von  ihm  auf  dem  Felsen 
der  Mesa  de  Mariel  auf  der  Insel  Cuba  gefunden.  Dasselbe  Exemplar  wird 
noch  heute  in  der  L'  Horticulture  internationale  kultiviert  und  hat  fast  noch 
dieselben  Dimensionen,  nämlich  nur  35  cm  Höhe  und  40  cm  Durchmesser. 
Ferner  Cyanophyllum  magnificum,  diese  Pracht-Blattpflanze  1858  eingeführt; 
die  ersten  buntblättrigen  Begonien  (Begonia  Rex),  die  Lindenia  rivalis  Benth. 
aus  Tabasco,  Mexico,  Pteris  tricolor  1859  eingeführt.  Viele  seiner  Ein- 
führungen sind  beschrieben  in  Hortus  Lindenianus,  Pescatorea,  L'IUustration 
horticole  und  der  Lindenia. 

Er  hatte  ein  ausgezeichnetes  Gedächtnis  und  konnte  seinen  Reisenden 
fast  genau  die  Stellen  angeben,  an  welchen  er  vor  vielen  Jahren  eine  betreffende 
Pflanze  gefunden.  Ebenso  hatte  er  einen  sicheren  Blick  beim  Bestimmen  von 
Neuheiten,  was  bis  in  die  letzten  Jahre  seine  Lieblingsbeschäftigung  war. 
Wir  selbst  sahen  ihn  so  einmal  bei  neuen  Begonien,  wobei  er  unser  Urteil 
erbat. 

Auf  seinem  Todtenbett  ward  er  geschmückt  mit  einigen  seiner  schönsten 
Einführungen:  das  Haupt  mit  Cattleya  Trianae,  die  Brust  mit  Odontoglossum 
crispum,  sein  Herz  mit  seiner  ersten  Entdeckung:  Malpighia  ilicifolia,  und 
neben  vielen  anderen  Blumen  prangte  ein  Wedel  der  edlen  Howea  Forsteriana,  als 
Sinnbild  der  L^nsterblichkeit.  Bei  seinem  Begräbnis  liess  sich  selbst  der  König 
von  Belgien  vertreten.  —  Möge  in  Deutschland  auch  einmal  ein  Linden 
erstehen!  L.  W. 


Die  Omorika,  Picea  Omorica  Panc. 

Von  B.  Stein,  Kgl.  Garteninspektor  a.  D. 
(Hierzu  Abb.  04.) 
s  war  im  September  1874,  als  ich,  damals  junger  Obergärtner  im  Berliner 

Botanischen  Garten,  einem  fremden  Botaniker  unsere  Staudenschätze 
zeigte.  Als  ich  ihm  die  Pancicia  serbica,  eine  monotype  Umbellifere,  erläutern 
wollte,  die  ich  eben  erst  nach  Berlin  gebracht  hatte,  unterbrach  er  mich  mit 
den  Worten:   »Aber  der  Pancic  bin  ja  ich.« 

Natürlich  interviewte  ich  ihn  darnach  über  die  Omorika  und  sprach  den 
Wunsch  um  Samen  dieser  merkwürdigen  Tannenfichte  aus.  Es  stellte  sich 
heraus,  dass  er  selbst  noch  keine  keimfähigen  Samen  gesehen  hatte,  dass  er 
aber  Zapfen  erwarte. 

Zwei  Monate  später  war  ich  wohlbestallter  Inspektor  des  Botanischen 
Gartens  in  Innsbruck,  der  unter  Kerners  Leitung  damals  verdienten  Weltruf 
besass.  Im  Januar  1875  erhielt  ich  durch  meinen  leider  so  früh  verstorbenen 
Freund  Rudolf  von  Üchtritz  einige  Omorikasamen,  die  er  aus  den  zer- 
fallenden Zapfen  eines  Herbarexemplars,  das  er  soeben  von  Pancic  erhalten, 
für  mich  »geerntet«  hatte.  Gleich  darauf  erhielt  auch  Kerner  Omoriken- 
Herbarzweige  von  Pancic  und  klopfte  die  Samen  sorgfältig  für  unsere  Kulturen 
aus  den  Zapfen,  denn  Kerner  zählt  zu  jenen  Botanikern,  die  den  Samen  im 
Garten  für  wichtiger  halten  als  im  Herbar.  Wohl  ein  Dutzend  Omoriken 
keimten  und  gediehen  im  Laufe  der  Jahre  in  Innsbruck  und  als  ich  1880  nach 


Abb.   54.     Picea  Omorica  Panc. 
Die  Omorika-Ficiite  in  den  Wäldern  von  Zaovina  und  Rastischte  im  südl.  Serbien. 
Nach  der  Natur  gezeiclinet  von  J.  Bornmüller.     1S88. 


178 


Die  Omorika. 


Breslau  übersiedelte,  konnte  ich  fünf  schöne  Topfexemplare  der  merkwürdigen 
Conifere  in  den  Breslauer  Botanischen  Garten  mitnehmen.  Von  diesen  gedeihen 
in  Breslau  heute  noch  zwei,  je  ein  Exemplar  erhielten  Ilofmarscliall  von  St.  Paul- 
Illaire,  Dr.  Schuchardt  in  Görlitz  und  Baumschulenbesitzer  Guder  in 
Carlowitz  bei  Breslau. 

Nach  mehrfachen  kleinen  Sendungen  von  Omorikensamen,  die  ich  in  den 
nächsten  Jahren  durch  Pancics  Güte  erhielt,  bekam  ich  1888  von  Joseph 
Bornmüller,  der  damals  den  Botanischen  Garten  in  Belgrad  leitete,  nachdem 
er  vorher  als  Gehilfe  in  Breslau  gearbeitet  hatte,  einige  liundert  Korn  von  ihm 
selbst  gesammelter  Omorikensamen,  die  Korn  für  Korn  keimten. 

Joseph  Bornmüller,  durch  sein  liebenswürdiges  Naturell,  ausgedehnte 
Kenntnisse  und  unermüdlichen  Sammelfleiss  bald  der  Liebling  von  Pancic, 
ist  der  erste  Westeuropäer  gewesen,  der  die  Omorika  als  Waldbestand  in 
ihrer  Heimat  in  Süd-Serbien  gesehen  hat.  Schon  auf  weite  Entfernungen,  er- 
zählte er  mir  später,  fällt  die  Omorika  (übrigens  nur  der  nationale  Name  für 
Fichte  im  Allgemeinen  in  Serbien)  durch  ihren  schlanken  Wuchs,  der  an  eine 
italienische  Pappel  erinnert,  auf.  Meist  wächst  die  Omorika  auf  Berghängen 
zerstreut,  ähnlich  den  Lärchen  auf  den  herrlichen  Lärchwiesen  Tirols,  nur 
selten  steht  sie  noch  in  dichterem  Bestände. 

Das  vorstehende  Bild  ist  von  Bornmüller  an  Ort  und  Stelle,  zwischen 
Zaovina  und  Rastickte  (Rastischte  schreibt  Ritter)  in  Südwest-Serbien, 
skizziert  worden,  und  ich  bedauere  lebhalt,  dass  nicht  der  geniale  Reisende  und 
Sammler  selbst  den  Text  dazu  geschrieben  hat. 

Nun,  was  die  in  deutscher  Kultur  befindlichen  Omoriken  betrifft,  so 
fehlt  diese  auch  gärtnerisch  schöne  Tannenfichte  (siehe  Gartenflora  1887)  heute 
in  keiner  besseren  Coniferengärtnerei.  Die  schönsten  Kulturexemplare  aber 
dürfte  Wilhelm  Guder  in  Carlowitz  bei  Breslau  besitzen,  dessen  Coniferen- 
kulturen  in  Deutschland  unübertroffen  dastehen.  Guders  grösste-  Omoriken 
sind  2,5  m  hoch.  Aus  einem  kurz  gedrungenen  Kegel,  den  die  Omorika  in 
den  ersten  Lebensjahren  bildet,  schiesst  dann  plötzlich  der  Leittrieb  empor, 
spargelartig  möchte  man  sagen,  denn  ich  sah  wiederholt  bei  Guder  Jahres- 
triebe von  mehr  als  Halbmeterlänge.  Auch  im  Garten  baut  die  Omorika  sich 
—  ohne  Schnitt  —  schlank  säulentörmig  und  wird  dadurch  eine  kostbare 
Conifere  für  die  bessere  Landschaftsgärtnerei,  um  so  m.ehr,  als  sie  Grossstadt- 
verhältnisse  gut  zu  ertragen  scheint. 

Die  allerliebste  Färbung  der  Nadeln,  die  ihre  weisse  LTnterseite  nach 
oben  drehen,  ist  nicht  immer  markant,  da  es  Varianten  giebt,  deren  Nadeln 
nur  mattgraugrüne,  statt  weisse  Unterseitslinien  zeigen. 

In  der  Heimat  hat  ihr  Wert  als  Mastbaum  die  Omorikabestände  fast  ver- 
nichtet, hoffentlich  hält  die  Kultur  die  schöne  Pflanze  nicht  nur  »in  Evidenz«, 
sondern  bringt  sie  auch  noch  in  den  deutschen  Wald.  Da  sie  bei  uns  in  der 
offenen  schlesischen  Ebene,  die  den  russischen  Ostwinden  völlig  preisgegeben 
ist,  gänzlich  winterhart  und  fröhlich  wachsend  ist,  so  wird  sie  überall  in 
Deutschland  aushalten.  Über  den  Forstweri  des  Holzes  habe  ich  natürlich 
kein  Urteil,  wohl  aber  könnte  Bornmüller  darüber  entscheiden. 

Anmerkung  d.  Red.  Die  Omorika-Fichte  hat  viel  mehr  Ähnlichkeit 
mit  Picea  Glehni  und  Alcockiana  aus  Ostasien  als  mit  unserer  gemeinen  Fichte. 
Sie  unterscheidet    sich    von    letzterer    durch    die    schmal    kegelförmige  Krone, 


Ausstellungsbericht  über  die  nationale  Chrysanthemum-Ausstellung  zu  London.         i^q 

zwei  weisse  Spaltöffnungsstreifen  auf  der  Oberseite  der  Nadeln,  die  nieder- 
gedrückt 4kantig  und  doppelt  so  breit  wie  dick  sind,  sowie  durch  die 
weit  kleineren,  nur  3 — 6  cm  langen,  2 — 3^2  cm  dicken  Zapfen. 

Es  ist  interessant,  dass  Dr.  Weber,  Botaniker  an  der  Moorversuchs- 
station in  Bremen,  kürzlich  in  einer  dem  älteren  Quartär  angehörenden  Moor- 
bildung aus  Aue  im  sächsischen  Ergebirge  Nadeln,  Zapfen,  Pollen  und 
Samen  einer  Conifere  gefunden  hat,  die  sehr  mit  denen  der  in  Serbien. 
Bosnien,  Montenegro  und  Westbulgarien  einheimischen  Picea  Omorica  Pancic 
übereinstimmen.  Er  hat  sie  in  Englers  bot.  Jahrb.  XXIV  p.  532  (1898)  Picea 
omorikoides  Web.  genannt.  L.  W. 


Ausstellungsbericht  über  die  nationale 
Chrysanthemum-Ausstellung  zu  London,  Royal  Aquarium. 

Von  E.  Geo.  Reid.  Beckenham  Hill,  London  S.  E. 

WlSie  alljährlich,  so  fand  auch  im  Jahre  1897  am  9.,  10.  und  11.  November 
mm  die  grosse  Chrysanthemum-Ausstellung  des  Nationalen  Chrysanthemum- 
■?^^  Vereins  statt. 

Alle  Chrysanthemumfreunde  warten  mit  grosser  Begierde  auf  diese  Aus- 
stellungstage und  darf  es  daher  auch  nicht  Wunder  nehmen,  dass  sämtliche 
Chrysanthemumzüchter  mit  den  herrlichsten  Blumen  auf  dieser  Ausstellung 
stets  vertreten  sind. 

Die  enorme  Konkurrenz  zwingt  sämtliche  Kultivateure  nur  die  besten 
Varietäten,  und  zwar  diejenigen  Sorten  auszustellen,  welche  in  ihrer  Klasse  die 
grössten,  vollkommensten  Blumen  aufweisen.  Seit  einigen  Jahren  wird  auch 
auf  die  Feinheit  der  Form  sowie  Farbe  gesehen,  und  so  ist  thatsächlich  diese 
Ausstellung  der  wahre  Prüfstein  für  die  vielen  Neuheiten,  welche  alljährlich 
mit  grosser  Keklame  angeboten  und  niemals  gesehen  werden,  da  sie  die  Kon- 
kurrenz älterer  Sorten  nicht  aushalten  können.  Diejenige  Neuheit,  welche  auf 
dieser  Ausstellung  hervorragt,  behält  ihren  Platz  gewöhnlich  für  mehrere  Jahre 
hindurch. 

Es  ist  daher  auch  der  Besuch  dieses  Chrysanthemumfestes  ein  enormer. 
Am  ersten  Tage  waren  20 — 30000  Menschen  anwesend,  der  zweite  Tag  dürfte 
etwa  15  000  und  der  dritte  dieselbe  Anzahl  Chrysanthemurafreunde  nach  dem 
Royal  Aquarium  herangelockt  haben. 

Durch  den  trockenen  und  warmen  Oktober  waren  die  ausgestellten 
Blumen  ia  einer  Vollkommenheit,  wie  ich  sie  seit  10  Jahren  noch  nie  gesehen 
habe.  Blumen  von  25 — 27  cm  mit  einer  Tiefe  von  10 — 12  cm  war  die  Durch- 
schnittsgrösse  der  Konkurrenzblumen. 

Es  dürfte  den  deutschen  Leser  wohl  kaum  interessieren,  wer  die  Aus- 
steller waren,  und  gebe  ich  daher  in  Nachfolgendem  die  Sorten  an,  welche  sich 
besonders  hervorgethan  haben  in  den  einzelnen  Ausstellungsnummern. 

Der  grosse  Wanderpreis  und  200  M.  fiel  an  die  Bromeley  Chrysan- 
themum-Gesellschaft für  die  48  besten  japanischen  Chrysanthemum  und 
48  eingebogene  Varietäten.  Es  waren  folgende  Sorten  die  besten:  Mrs.  II. 
Weeks,    Mad.   Carnot,  Australia  Phoebus,    Duke   of    York,    Simplicity,    Matthew 


igo        Ausstellungsbericht  über  die  nationale  Chrysanthemum-Ausstellung  zu  London. 

Hodgson,  Graphic,  Mutual  Friend,  Mrs    Charles    Blick,    Edith  Tabor,    Etoile  de 
Lyon,  G.  C.  Schwabe,  Viviand  Morel,  Elsie  Teichmann. 

Von  den  48  eingebogenen  fielen  besonders  auf:  Mrs.  R.  C.  Kingston, 
C.  H.  Curtis,  Duchess  of  Fife,  Empress  of  India,  Mrs.  J.  Keans,  Mm.  Tunnington. 
John  Lambert,  Ma  Perfection,  Major  Bonaffon. 

Der  »Holmes«  Erinnerungs-Preis.  36  Eingebogene  Blumen.  Die 
Varietäten,  welche  die  besten  Blumen  aufwiesen,  waren  folgende: 

Lady  Isabel,  Ma  Perfection,  C.  H.  Curtis,  Globe  d'Or,  Jeanne  d'Arc,  Lord 
Roseberry,  Major  Bonaffon,  J.  Agate,  Duchess  of  Fife. 

Von  den  48  japanischen  Blumen  waren  Viviand  Morel,  Mrs.  Charles 
Blick,  M.  Chenon  de  Leche,  A.  Gold,  IVlrs.  J.  Lewis,  A.  H.  Wood,  Miss  Elsie 
Teichman,  Mme.  Gustave  Henry,  N.  C.  S.  Jubilee,  Lady  Ilauham,  Robert 
Owen,  Simplicity,  Australia,  Lady  Ridgway,  Yellow  Mad.  Carnot,  die  besten. 
Der  Turner  Erinnerungsbecher  für  die  3Ö  besten  Blumen  in  den 
drei  Farben  weiss,  gelb  und  dunkelrot.  In  dieser  Konkurrenz  waren  es  folgende 
Sorten,  welche  den  Sieg  davontrugen: 

Mme.  Carnot,  Mrs.  H.  Weeks,  Western  King,  weiss. 

Edith  Tabor,  A.  H.  Wood,  Yellow  Mad.  Carnot,  gelb. 

John  Neville,  Master  Tucker,  Joseph  Brookes,  dunkelrot. 
In  der  Konkurrenz  bewies  sich  als  die  beste  dunkelgelbe  Varietät  die 
Neuheit  »Phoebus«. 

Als  die  schönste  Blume  in  der  Ausstellung  wurde  die  Sorte  »Yellow  Mad. 
Carnot«,  var.  Mrs.  Mease  bezeichnet.  Diese  Blume  war  enorm  gross  imd  tief,  dabei 
herrlich  hellgelb  gefärbt,  leider  konnte  ich  die  Blume  nicht  messen,  ich  glaube 
mich  nicht  zu  irren,  wenn  ich  sie  30  cm  schätze.  G.  J.  Warren,  ebenfalls  ein 
gelber  Sport,  war  nicht  so  schön. 

Neue  Varietäten,  welche  sich  als  hervorragend  bewiesen  haben: 

Mrs.  W,  Butters,  weiss  eingebogen,  enorme  Blume; 

Mad.  Ferlat,  reinweiss,  jap.  ine; 

Owers    Memorial  jap.,    purpurrot    mit    goldener    Einfassung,    herrliche 
Farbenschattierung; 

Mrs.  F.  A.  Bevan,  jap.,  prachtvolles  hellrosa; 

Belle  of  Castelwood,  zartrosa; 

Master  W.  Tucker,  jap.  ine,  dunkelrot  mit  bronzener  Rückseite; 

Sunstone,  schönes  dunkelorange,  jap.; 

Mad.  Edward  Roger,  grünlich  weiss,  jap.  ine; 

Royal  Standard,  jap.,  purpurrot; 

William  Wrighi,  enorme  Blume,  rosa; 

Mad.  Laurence  Zede,  zartlila; 

President  Nonin,  chamoisgelb,  jap.  ine; 

John  Neville,  jap.,  dunkelrot; 

Perle  Dauphinoise,  gelb  chamois; 

Mrs.  J.  Lewis,  jap.,  weiss,  creme; 

Lady  Hanham,  jap.,  Lachsfarbe,  enorm; 

Mme.  Lucie  Faure; 

Duke  of  Wellington,  braunrot,  jap.  ine; 

Oceana,  jap.  ine  hellgelb; 

Matthew  Hodgson,  leuchtend  karminrot; 


Ausstellungsbericht  über  die   nationale  Chrysanthemum-Ausstellung  zu  London.         £^i 

Mons.  Gruyer,  zartrosa; 
Mr.  Hume  Long,  karminrosa; 
Mrs.  Gen  West,  enorme  Kugel,  violett; 
Queen  of  Portugal,  cremegelb,  jap.  ine; 
La  Savoy,  jap.,  enorme  Blume,  weiss. 
Einfache  Varietäten: 
Mrs.  H.  C.  Seely,  weiss; 
Mrs.  A.  C.  Stubbs,  weiss; 

Beauty  of  Framfield.  die  beste  dunkelrote  Varietät; 
Robert,  hellgelb,  herrliche  sternförmige  Varietät. 
Folgende  Neuheiten  wurden    noch    auf    den    letzten    Versammlungen  der 
X.  C.  S.  und    R.  IL  Society    mit  Wertzeugnissen    ausgezeichnet    und    glänzten 
durch  Prachtblumen: 

George  Seward,  jap.,  tief  orange;  Mrs.  Charles  Keyser,  gelb  mit  Bronze 
schattiert;  Mrs.  S.  Beggs,  zart  hellrosa,  enorme  Blume;  Pride  of  Madford, 
Royal  Sovereign  jap.,  tiefgelb;  Vicar  of  Exmouth,  kirschpurpur,  ganz  entschieden 
die  beste  dieser  Farbe,. niedrig  und  kräftig  wachsend;  Pride  of  Exmouth,  weiss 
mit  zartrosa,  wird,  wenn  bekannt,  jedenfalls  enorm  zu  Bindezwecken  verlangt 
werden;  Indiana,  herrliches  frisches  rosa;  Modesto,  die  beste  dunkelgelbe 
Schnittblume  von  enormer  Grösse;  Western  King,  enorme,  weisse,  gelockte 
^"arietät;  Janoma,  eine  reinweisse  jap.  Varietät,  spätblühend. 

Ausser  Chrysanthemum  waren  noch  sehr  schöne  Kollektionen  von 
Äpfeln  und  Gemüse  vorhanden. 

Besonders  hervorzuheben  ist  noch  die  winterblühende  Begonie  »Gloire 
de  Lorraine«,  welche  in  prachtvollen  Exemplaren  vorhanden  war.  Diese 
Begonie  ist  so  recht  dazu  angethan,  eine  Marktpflanze  ersten  Ranges  zu 
werden. 

Auffallend  schön  waren  die  Zonale-Pelargonien  und  zeichneten  sich 
folgende  Sorten  besonders  durch  ihre  schöne  Färbung  sowie  Grösse  der  runden 
Blumen  aus: 

Cassiope,  lachsrosa; 
Countesse  of  Buckingham; 

Countesse  de  Morellor,  scharlachrot  mit  grosser  weisser  Mitte; 
Crabbe,  rosenrot; 
Duchesse  of  Marlborough; 
Ilerrick,  Scharlach ; 
E.  Geo  Reid,  orangegelb; 
Gen.  Wolseley,  rosenrot; 

Miss  E.  Wilson,  lachsrotes  Auge,  sonst  weiss; 
Mrs.  Pole  Routh,  Lachsfarbe; 
Mrs.  W.  Partridge,  orange  Lachsfarbe; 
Royal  Purple,  purpurrot; 

Souvenir  de  W.  B.  Miller,  herrlich  karminscharlach,  und  andere. 
Im  Anschluss  an  diesen   Bericht  möchte  ich  den  geehrten  Lesern  zur  In- 
formation diejenigen    Chrysanthemum-Sorten    aufführen,    welche    unübertroffen 
sind  und  den  ersten  Rang  unter  den  Tausenden  von  Sorten    heute    einnehmen. 
Ich  habe  dieselben  nach  Farben  geordnet;  diejenigen,  welche  sich  ganz 
besonders  für  Ausstellungen  eignen,  sind  mit  *,  Sorten,  welche  sich  besonders 


1^2        Ausstellungsbericht  über  de  nationale  Chrysanthemum-Aussteilung  zu  Londor 


zum  Schnitt  eignen,  mit  **,  die  Sorten  zum  Topfpflanzenverkauf  sind  mit  **■*'  be- 
zeichnet. Liste  der  besten  Chrysanthemum  indicum. 

*    Ausstellungsblume,    **    Schnittblume,    ***    Topfpflanze. 
W  e  i  .s  s. 

'■'  Mutual  Friend   **, 


*  Simplicily, 

*  Western  King, 

*  Janoma  **, 

*  Reine  Natalie, 

*  Mme.  Gustav  Henry  **, 

*  Mme.  Philipp  Rivoir  '■'*, 
■**  Enfant  des  deux  mondes, 

'■'  Mme.  Paul  Lacroix  *'^, 


***  Niveus  *'•', 

*  Mrs.  II.  Weeks, 

**  Mlle.  A.  de  Galbert, 

*  Mrs.  W.  II.  Lees, 

'■'*''■'  Souvenir  d'une  petite  amie. 
**  Mrs.  Richard  Jones, 


W  e  i  s  s  -  C  r  e  m  e. 

*  La  Savoie, 

"■'  Baroness  Ad  de  Rothschild 


Emily  Silsbury  *, 
Mad.  Bourbaki, 
Mrs.  C.  E.  Shea, 

Weiss    mit    grüner    S  c  h  a  1 1  i  e  r  u  n  jj; 


**  Florence  Davis  *. 
*  Mme.  S.  Bernard. 


**  .\Iad.  Edmonde  Roger 
D  u  n  k  e  1  r  o  s  a. 


*  William  Tricker  *'•'*  und  **. 

Rosa    mit    weisser  Schattierung    nach    der    Mitte. 


*  Mrs.  Hume  Lony  **, 

*  Pride  of  Exmouth  ** 


Louise, 
Rose  Wvnne. 


Rosa    in    der    Mitte,    we  isse    Schattierung    nach    aussen  hin. 


*  Eda  Prass  **, 

*  Mrs.  J.  Beggs, 
'■'■  Mr.  E.  G.  Whittle, 
•'*  Mrs.  Armistead. 

*  Indiana  **, 

*  Mrs.  Cotisword  Bond 

*  Australia, 

*  Salene  **, 

"*  M.  Villeneuse  Bütel  *^ 
**  Louis  Boehmer  ***, 


I       '■'  Good  Gracious  ** 
Z  a  r  t  r  o  s  a. 

Belle  des  Gordes  **, 
Princess  Ena  '"'*, 
Rachais  **, 

*  Alad.  Rozain  *•■■, 

*  Lord  Justice  Lope. 
Violett    rosa    hell. 

I       *  Professor  Lachmann  ** 

*  Reine  d'Angleterre  ***, 

*  C.  Champon  **, 
Doctor  Duviard  *•'. 

\'iolett    rosa,    dunkel. 


'*  Beauty  of  Truro  ***, 
*  Deuil  de  Jules  Ferry  *' 


*  Pride  of  Madford  ***, 

*  Mme  Geo  Birde  *'■■, 
'''  Sir  Charles  Roissard  ***,  | 

Violett    p  u  r  p  u  r. 

*  Vicair  of  Exmouth  ***,  |       *  John  Xeville  **. 

Violett    mit    weissem    Zentrum. 

*  Mme.  Legris  **. 

Gelb. 

*  Calvats  Australian  Gold  ***,  i       '■  Mr.  W.  P.  Routh  ** 

*  Duchesse  of  York  '''\  '■  Phoebus  '•'*. 


Ausstellung  von  spätem   Winterobst  zu  Berlin. 


183 


Hellgelb. 


*  Yellow  Alad,  Carnot  (Mrs.  Mease)  '''*, 

*  Sunstone  '^'\ 

Yellow  Mad.  Blanche  ■"•"'■*, 


*  Royal  Severe ign  **, 

*  Modeste  **, 

*  Duke  of  Wellington  '• 

*  Dorothy  Seeward  **, 

*  Mrs.  John  Shrimpton 

George  Seeward, 

Joseph  Break, 

Mrs.  Herman  Kless, 

Mrs.  Charles  Kaiser, 
M.  G.  de  Clerment, 

Master  H.  Tucker. 

General  Jacqueminet, 
G.  W.  Childs, 

Cactus, 

Mens.  Johanny  Melin, 


D  u  n  k  e 

Lachs 
Terra 


*  Edith  Tabor  **, 

■■''  Perle  Dauphinoise  **  und  ***. 

Igelb. 

*  C.  W.  Richardson  ***, 

*  Directeur  Tisserand  **. 
färbe. 

*  Miss  Graham  **. 
c  e  1 1  a, 

*  Ilairy  Wender  ***  und  **. 


Orange. 

Cap.  L.  Chaure, 
Beule  d"Or, 
Mens.  Charles  Molin. 
Gelb-Bronze. 

Vte.  Reger  de  Chezelles, 
Mrs..Marling  Grant. 
Dunkel  ret-Bronze. 

Mr.  A.  G.  Hubbuck. 
Leuchtend    rot. 

Mme.  J.  Chaure. 


Dunkel-Be 


D  u  n  k  e  1  b 


rdeauxret. 
W.  Seeward. 

r  a  u  n  r  o  t. 

*  M.  Demay  Taillandier  **  und  ***, 
eiber    Rückseite. 
**  John  Shrimpton  ***. 
in  der  Hoffnung,  dass  diese  Zusammenstellung  manchem  Chrysanthemum- 
freund sowie  Fachmann  willkommen    sein    wird,    füge    ich    noch    den  Wunsch 
hinzu,    dass    sie    die    Einführung    der    vielen    wertlosen    Neuheiten    verhindern 
möge,  welche  nur  dazu  dienen,    Enttäuschung    dem   Liebhaber  oder  Fachmann 
zu  bereiten. 


*  The  Egyptian  **, 

Bronze  rot    mit    g 

*  Sarnian  Gern  **, 


Ausstellung  von  spätem  Winterobst  am  24.  Februar  1898 

zu  Berlin.  (schiuss.) 

Die  an  Sorten  reichste  Sammlung  hatte  Herr  Prof.  Dr.  Stötzer  in  Bützow 
in  Mecklenburg,  dem  wir  bekanntlich  auch  so  viele  Anregungen  zum  Obstbau 
verdanken,  geliefert.  Herr  Prof.  Dr.  Stötzer,  kaum  genesen  von  längerer 
Krankheit,  hatte  die  Güte,  selbst  selche  Sorten  zu  schicken,  welche  nicht  in 
seinem  Obstlagerraum  aufbewahrt  waren  und  daher  nicht  ganz  so  prall  aus- 
sahen. Dahin  gehörten  als  Kuriosum  auch  einige  Exemplare  der  Champagner- 
Reinette  von  der  Ernte  1896.  Auch  ein  roter  Herbst-Calvill  hatte  sich  noch 
gefunden;  er  war  natürlich  geschrumpft.    Im  Übrigen  waren  die  Sorten  folgende: 


l^A.  Ausstellung  von  spätem  Winterobst  zu  Berlin. 

Graue  französische  Herbstreinette,  sehr  schön;  Orleans-Reinette,  desgleichen; 
Champagner-Reinette;  Ananasreinette;  Goldreinette  von  Blenheim;  Muslvatreinette; 
Schildberger  weisser  Winter- Calvill;  Kaiser  Alexander;  Taubenapfel  (Pigeon); 
Goldzeugapfel;  Calville  rouge;  Schöner  von  Boskoop;  prachtvoll;  gelber  Belle- 
lleur:  Gravensteiner;  Gloria  mundi;  Prinzen-  oder  Melonenapfe];  Parisers  Pepping; 
Coulons-Reinette;  holländischer  Taubenapfel;  gelber  Richard;  deutscher  Gold- 
pepping;  Alantapfel;  Luxemburger  Reinette;  roter  Eiserapfel;  Schmidtberger 
rote  Reinette.  Von  der  Wintergoldparmäne  waren  auch  mehrere  Varietäten 
vorhanden,  darunter  eine  sehr  ansehnliche  mit  einem  ganz  weiten,  offenen 
Kelch.      Von  Birnen  war  nur  die  Späte  von  Toulouse  eingesandt. 

Von  Ausstellern,  welche  eine  kleinere  Zahl  von  vSorten  vorführten, 
nennen  wir: 

Inspektor  Dressler-Dalldorf  mit  den  Sorten  Edelreinette,  gelber  Belle- 
fleur,  weisser  Winter-Calvill,  vom  Hochstamm  (!)  und  doch  sehr  gut,  Scharlach- 
parmäne, Orleansreinette,  sehr  gut,  roter  Eiserapfel,  desgleichen  grüner  Fürsten- 
apfel, Goldzeugapfel. 

Herr  Wolff- Angermünde  hatte  einen  unbenannten  Apfel  zur  Bestimmung 
eingesandt,  der  sich  durch  kalvillenähnlichen  Bau  und  dicken  Wulst  am  Stiel  aus- 
zeichnet. 

Heinrich  Ibenthal  in  Veckenstedt  bei  Wasserleben  schickte  eine  gute 
Lokalsorte,  genannt  »Tätzapfel«. 

Gartenbaudirektor  Carl  Mathieu-Charlottenburg,  von  dem  wir  ein 
grosses  Sortiment  erwartet  hatten,  brachte  nur  eine  einzige  Sorte,  den  Ontario- 
Apfe],  aber  diesen  in  so  vorzüglicher  Schönheit,  dass  er  allgemeine  Bewunde- 
rung erregte.  Er  war  auf  dem  Lager  meist  prachtvoll  gelb  geworden,  nicht  so 
bräunlichrot,  wie  in  Gartenflora   1892  S.  504  t  1380  abgebildet. 

Die  H.  Lorbergsche  Baumschule  Berlin,  Geschäftsführer  Fr.  Brett- 
schneider, stellte  den  »Apfel  ausLunow«,  eine  neue  Einführung  des  Geschäftes, 
aus.  Dieser  Apfel  dauert  bis  Mai  und  Juni,  ist  schön  rotbackig,  mit  kurzem  Stiel 
und  geschlossenem  Kelch. 

Herr  Philipp  von  Nathusius  zu  Ernsthausen  bei  Oldenburg  in  Holstein, 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  führte  den  Gelben 
Bellefleur  aus,  der  regelmässig  trägt  und  1897  auf  mildem  schönem  Weizen- 
boden mit  Lehmmergel  im  Untergrund  an  6  Ztr.  brachte.  Er  ist  in  Holstein  auf 
feuchtem  schwerem  Boden  den  Winden  exponiert;  zum  Massenanbau  empfohlen.. 

Die  Mecklenburgische  Baumschule  zu  Doberan,  H.  Fink,  hatte 
30  Früchte  der  von  ihr  neuerdings  in  den  Handel  gegebenen  und  kürzlich  in 
Hesdörffers  Gartenwelt  reich  behangen  abgebildeten  Sorte  »Doberaner  Bors- 
dorfer  Reinette«  ausgestellt,  die  sehr  Avohlschmeckend,  nur  etwas  klein  ist. 
Ausserdem  Schöner  von  Boskoop,  Champagner-Reinette,  graue  französiche 
Reinette,  Hagenscher  Winterapfel,  roter  Kurzstiel,  Langtons  Sondergleichen, 
weisser  Taubenapfel,  Winter  Goldparmäne,  Kaiser  Alexander. 

Fräulein  M.  v.  Küster,  Stiftsoberin,  hatte  Eiseräpfel  (auch  Rostocker  oder 
Stettiner  von  ihr  genannt)  aus  dem  Klostergarten  des  Fräuleinstifts  Marienfliess 
in  Pommern  übersandt,  wobei  sie  mit  Recht  bemerkte,  dass  dieser  Apfel  sich 
hält  bis  die  frischen  reif  sind;   sie  hätte  sogar  hinzufügen  können:    oft  länger. 

Die  Firma  F.  Denckmann  Nachfolger,  Inhaber  Landt  &  Christensen. 
Kiel,    führte    vortreffliche    Cox- Orangen,    Pepping,    Ribston    Pepping,    Kaiser 


Unsere  Spiersträucher.  i^Cj 


Alexander,  Citronenapfel  und  Pastorenbirnen  vor.  Frau  C.  Kr  eil  zu  Campehl 
bei  Neustadt  a.  Dosse  übersandte  gut  erhaltene  Citronenapfel,  Eiseräpfel  und 
Danziger  Kantäpfel,  auch  einen  unbenannten,  der  wohl  der  Gelbe  Bellefleur  ist. 
Ausserdem  gedörrten  Sellerie,  Mohrrüben,  Porree,  Petersilie,  auf  der  Geiscn- 
heimer  Ileerddörre,  die  sie  lür  den  Haushalt  sehr  lobt,  bereitet. 

Zum  Schluss  sei  allen  Ausstellern  recht  herzlich  gedankt.  Waren  ihrer 
auch  nicht  viele,  was  bei  der  späten  Benachrichtigung  nicht  zu  verwundern, 
so  waren  sie  doch  aus  recht  verschiedenen  Gegenden  Korddeutschlands  und 
die  durch  sie  vorgeführten  Früchte  zeigen,  wie  viele  Sorten  es  doch  giebt,  die 
sich  bis  spät  in  den  Winter  halten.  Eins  aber  wollen  wir  nicht  verschweigen: 
Manche  Sorten,  die  recht  gut  aussahen,  hatten,  wie  sich  später  herausstellte, 
doch  keinen  besonderen  Geschmack,  oder  sagen  wir  lieber  keinen  besonderen 
Geschmack  mehr.  In  Thüringen  giebt  es  oder  gab  es  wenigstens  ein  Sprich- 
wort: »Wenn  das  Christkind  ist  geboren,  so  haben  die  Äpfel  den  Geschmack 
verloren.«  F)ieses  Sprichwort  hat  z.  T.  Gottlob  schon  seine  Bedeutung  ver- 
loren; es  muss  aber  dahin  gestrebt  werden,  dass  es  sie  ganz  verliere. 


Unsere  Spiersträucher. 

\"on  R.  Mül  ler-Praust  bei  Danzig. 
jie  Spiraeen  gehören  unstreitig'  zu  den  Sträuchern,  welche  dem  Land- 
f^^::^  schaftsgärtner  reichliches  und  dankbares  Material  zur  Verwendung  ver- 
schiedenster Art  sowohl  für  grosse  Park-  als  auch  kleine  Gartenanlagen  liefern. 
Sie  bieten  im  Wachstum,  in  Form  der  Blätter  und  Blüten  sowie  des  Blüten- 
standes, in  der  Farbe  der  Blüten  und  in  bezug  auf  die  Blütezeit  so  manig- 
faltige  Verschiedenheiten,  dass  sie  die  verschiedensten  Verwendungen  finden 
können  als  Gruppen-  und  Einzelpflanzen,  zu  Verpflanzungen,  Zierhecken  und 
Einfassungen. 

Die  Spiersträucher  sind  bei  Gartenliebhabern  und  solchen,  die  es  werden 
wollen,  noch  lange  nicht  so  bekannt,  als  sie  es  verdienen.  Daher  kommt  es 
wohl  auch,  dass  öfters  bei  Bestellungen  auf  Ziersträucher  nach  Wahl  der 
Baumschule  die  Spiraeen  ausgeschlossen  sein  sollen.  Wenn  man  sich  nun  auch 
sagen  kann,  dass  die  Besteller  aber  nur  die  in  vielen  Gärten  verwilderte 
Spiraea  salicifolia  kennen  und  meinen,  so  ist  der  Baumschulengärtner  doch 
genötigt,  so  leid  es  ihm  im  Interesse  der  Besteller  auch  thun  mag,  die  vielen 
schönen  Spiraea-Arten  und  Spielarten  fehlen  zu  lassen.  Ich  glaube  daher  im 
allgemeinen  Interesse  zu  handeln,  wenn  ich  eine  Zusammenstellung  der  wirk- 
lich empfehlenswerten  Spiersträucher  gebe. 

Dieselben  können  in  zwei  Gruppen,  die  Frühjahrsblüher  und  die  Sommer- 
blüher,  eingeteilt  werden. 

Die  Frülijahrsblühcr  haben  mit  wenig  Ausnahmen  einen  überhängenden 
Wuchs  und  eignen  sich  daher  sehr  für  Randpflanzungen.  Die  oft  meterlangen, 
rutenförmigen  Zweige  bedecken  sich  längs  der  oberen  Hälfte  dicht  mit  den 
jungen  kurzen  Blütentrieben,  die  an  ihrer  Spitze  meist  in  Doldentrauben  stehende 
Aveisse  Blüten  tragen.  Eine  Strauchgruppe,  mit  solchen  Spiraeen  am  Rande, 
bietet  zur  Zeit  der  Blüte  der  letzteren,  besonders  aus  einiger  Entfernung,  einen 


jgg  unsere  Spiersträucher. 


reizenden  Anblick.  Die  Sträucher  dieser  Gruppe  dürfen  im  Frühjahre  nicht 
geschnitten  werden,  sondern  erst  nach  der  Blüte  im  Juni.  Ein  stärkeres 
Zurückschneiden  der  ältesten  Zweige  darf  nur  alle  zwei  bis  drei  Jahre  statt- 
finden; für  gewöhnlich  genügt  ein  Ausschneiden  zu  dicht  stehender  und  Ent- 
fernen der  abgeblühten  Zweige,  soweit  an  ihnen  keine  jungen  Holztriebe  er- 
scheinen.    Die  bekanntesten  und  empfehlenswertesten  sind: 

Spiraea  chamaedrifolia,  flexuosa,  ulmifolia,  Nicoudierti,  hype- 
ricifolia,  oblongifolia  und  Van  Houttei,  in  neuerer  Zeit  ist  Spiraea 
Schinabecki  noch  dazugekommen.  Spiraea  crenata  und  Thunbergi 
wachsen  mehr  aufrecht  und  werden  kaum  i  m  hoch.  Die  letztere  blüht  sehr 
früh,  bringt  auch  nur  Blüten  in  geringerer  Zahl,  ist  aber  doch  der  zierlichen 
Belaubung  und  des  leichten  Wuchses  wegen  für  Vorpflanzungen  sehr  empfehlens- 
wert. Zu  demselben  Zwecke  ist  S.  trilobata  zu  verwenden;  sie  wird  kaum 
75  cm  hoch  mit  horizontal  ausgebreiteten  Zweigen,  an  welchen  im  Mai  rein- 
weisse,  in  Doldentrauben  stehende  Blüten  erscheinen.  Zu  den  aufrechtwachsenden 
ist  in  den  letzten  Jahren  noch  S.  multiflora  arguta  hinzugekommen.  Einige 
sehr  hübsche  Spiers'träucher,  aber  leider  im  Norden  nicht  ganz  winterhart  sind: 
S.  cantonensis  (Reevesiana),  besonders  aber  die  gefülltblühende  S.  canto- 
nensis  flore  pleno,  die  S.  prunifolia  und  die  mehr  verbreitete  S.  pruni- 
folia  flore  pleno.  Beide  sind  eines  Schutzes  im  Winter  wert,  der  am  besten 
mit  Fichten-  oder  Tannenzweigen  gegeben  wird. 

Die  auch  hierher  gehörende  Spiraea  opulifolia  wird  2  —  3  m  hoch  und 
eignet  sich  daher  weniger  zu  Randpflanzungen,  sondern  je  nach  der  Zusammen- 
stellung der  Gruppe  für  die  zweite  oder  dritte  Reihe.  Von  dieser  existiert 
eine  sehr  gut  wirkende  Spielart    S.    opulifolia    lutea    mit  gelber  Belaubung. 

Eine  von  den  bekannten  Spiraeen  abweichende  Art  ist  Sp.  laevigata  mit 
bläulichgrüner  Belaubung  und  weissen  Blütenrispen,  zu  Vor-  und  Einzelpflanzen 
geeignet. 

Zu  erwähnen  und  zu  empfehlen  sind  hier  noch  die  von  der  Gattung 
Spiraea  abgezweigten  Arten  Exochorda  grandiflora  und  Alberti.  Erstere  ist 
schon  länger  bekannt,  hat  sich  aber  trotzdem  noch  nicht  sc  recht  eingebürgert. 
Sie  stammt  aus  dem  Norden  Chinas  und  ist  im  nördlichen  Deutschland  noch 
winterhart.  Der  Strauch  wird  über  3  m  hoch;  die  überaus  reich  erscheinenden 
reinweissen  Blüten  stehen  in  seitenständigen  rispenförmigen  Trauben  und  geben 
dem  Strauche  in  der  Blütezeit  das  Aussehen,  als  sei  er  mit  Schnee  bedeckt. 
Leider  habe  ich  diesen  schönen  Strauch  nicht  die  Grösse  erreichen  sehen,  wie 
früher  in  der  Schweiz,  da  er  nach  einigen  Jahren  starken  Wachsens  astweis 
zurückgeht,  sich  durch  Nachswuchs  von  unten  wohl  wieder  ergänzt,  aber 
doch  nach  und  nach  ganz  abstirbt.  Exochorda  Alberti  blüht  nicht  ganz 
so  reich  wie  die  vorige,  hat  sich  aber  schneller  akklimatisiert  und  hält  sich 
sehr  gut.  Sie  bringt  auch  hier  reife  Samen,  welche  leicht  keimen,  sodass  die 
Vermehrung  eine  leichte  ist. 

Unter  den  Somm erblühern  haben  wir  eine  grosse  Zahl  sehr  schöner 
Arten,  aber  auch  diejenige,  welche  in  alten  Gärten  viel  gefunden  wird  und 
sich  keiner  grossen  Beliebtheit  erfreut,  nämlich  Spiraea  salicifolia.  Diese 
wird  bis  2  m  hoch  und  blüht  mit  in  ährenförmigen  Rispen  stehenden  blass- 
roten Blumen  vom  Juni  bis  zum  Herbst.  Wenn  man  diesen  Strauch  nicht  ver- 
wildern lässt,  sondern  ihn  von  Zeit  zu  Zeit  durch  Entfernen  der  Wurzelschöss- 


Unsere  Spiersträucher.  \^n 


linge  und  Zurückschneiden  verjüngt,    kann    er    immerhin    an    geeigneter  Stelle 
noch  zur  Zierde  eines  Gartens  beitragen. 

Durch  Kreuzung  der  Sp.  salicifolia  mit  anderen  Arten  sind  recht  hübsche 
Spielarten  entstanden,  von  denen  Spiraea  Billardi  die  verbreitetste  ist.  Eine 
schöne  Art  ist  Spiraea  Do u glas i.  Strauch  von  i  m  Hohe,  dessen  dunkelgrüne 
Blattoberiläche  mit  der  weisslichfilzigen  Unterseite  angenehm  kontrastiert. 
Empfehlenswerte  Spielarten  derselben  sind:  Spiraea  Nobleana,  wohl  mit 
Sp.  Regeliana  identisch,  und  Sp.  pachystach ys,  ein  kaum  i  m  hoch 
werdender  Strauch,  mit  in  breiten,  doldentraubigen  Rispen  stehenden,  rosen- 
roten Blüten.     An  dieser  Stelle  ist  auch  Spiraea  eximia  zu  nennen. 

Dass  Spiraea  tomentosa,  so  hübseh  und  zierlich  dieselbe  auch  ist,  so 
wenig  Verbreitung  gefunden  hat,  liegt  wohl  daran,  dass  sie  in  gewöhnlicher 
schwerer  Gartenerde  nicht  gedeiht,  sondern  Torf-.  Moor-  oder  Ileideerde  ver- 
langt. —  Hier  hat  sie  sich  ganz  zulällig  gelunden,  wie  wir  annahmen,  in  der 
Torferde.  Demnach  müsste  sie  hier  heimisch  sein,  was  aber  doch  nicht  der 
Fall  sein  kann,  da  als  Vaterland  dieser  Art  Nordamerika  angegeben  wird. 

Ganz  besonders  wertvoll  für  den  Garten  ist  Spiraea  callosa,  ein 
Strauch  aus  China,  der  noch  im  nördlichen  Deutschland  gut  aushält.  Er  wird 
1  m  hoch  und  schmückt  sich  im  Juli  mit  schön  roten,  an  den  Spitzen  der 
Triebe  in  ziemlich  grossen,  flachen,  zusammengesetzten  üoldentrauben  stehenden 
Blumen.  Einen  weiteren  Schmuck  des  Strauches  bilden  die  schön  roten  jungen 
Triebe,  welche  die  rote  Färbung  3 — 4  Wochen  behalten  und,  besonders  aus 
einiger  Entfernung  gesehen,  einen  reizenden  Anblick  gewähren.  Wir  haben 
von  dieser  Art  sehr  hübsche  Spielarten,  welche  sich  meist  durch  etwas  ge- 
drungenen Wuchs  auszeichnen.  Die  besten  derselben  sind:  Sp.  callosa  alba, 
mit  rein  weissen  Blumen,  Sp.  callosa  superba,  mit  weisslich  rosenroten  Blüten 
und  Sp.  Froebeli,  düster  dunkelrot  blühend.  Sp.  Foxi  ähnelt  im  Habitus 
Sp.  callosa,  die  Blumen  sind  aber  hellrosa. 

Unter  dem  Xamen  Sp.  Bumalda  (Spiraea  spec.  e.  Japan)  ist  ein  reizender, 
niedriger,  viel  Verwandtschaft  mit  callosa  zeigender  Strauch,  aus  Japan  zu  uns 
gekommen,  der  sich  durch  die  hübsche,  im  jungen  Zustande  oft  bunte  Be- 
laubung, die  reizenden  rosenroten,  in  flachen  Doldentrauben  stehenden  Blüten 
und  den  gedrungenen  Wuchs  rasch  Freunde  erworben  hat.  Es  sind  auch  bald 
Spielarten  von  dieser  Spiraea  gezogen  worden,  welche  sich  durch  etwas  anderen 
Habitus  und  andere  Blütenfärbung  unterscheiden,  wie  Sp.  Bumalda  elegans, 
seidenartig  rosa  und  Sp.  Bumalda  ruberrima,  dunkelrot  blühend.  Die 
schönste  derselben  ist  noch  ziemlich  neu,  sie  führt  den  Namen  Sp.  Bumalda 
Antony  Water  er,  deren  Blumen  ein  prächtiges,  sehr  lebhaftes  dunkelrot  zeigen. 
In  neuerer  Zeit  ist  die  Zahl  der  niedrigen  Spiraeen  durch  die  aus  Japan  ein- 
geführte Zwergsorte  Spiraea  buUata  oder  crispifolia  vermehrt  worden. 
Obgleich  schon  Anfang  der  achtziger  Jahre  in  Gardeners  Chronicle  beschrieben, 
hat  es  doch  lange  gedauert,  bis  sie  recht  in  Aufnahme  gekommen  ist.  Dies  wird 
nun  wohl  mehr  der  Fall  sein,  da  sie  in  Hamburg  auf  der  Ausstellung  so  gefallen 
hat.  Der  kleine  Strauch  Avird  wenig  über  30  cm  hoch,  hat  kleine  zierliche 
gekrauste  Blätter  und  bringt  vom  Juli  ab  zahlreiche  lebhaft  rosafarbene  Blüten- 
dolden. Der  Spiraea  callosa  können  wir  noch  anschliessen  Spiraea  Margaritae, 
mit  schöner,  roter  Blüte  und  der  niedrigen  Spielart  Spiraea  revirescens, 
hübsch  weisslichrosa  blühend. 


j38  Unsere   Spiersträucher. 


Sämtliche  zur  Abteilung  der  Spiraea  callosa  zu  rechnenden  Arten  und 
Spielarten  eignen  sich  zu  ^'orpflanzungen,  die  höheren  auch  in  die  zweite  Reihe, 
die  niedrigen  zu  hübschen  Einfassungen,  alle  aber  auch  als  Einzelpflanzen  im 
Rasen,  besonders  verstreut  vor  Coniferengruppen,  ob  allein  oder  mit  Juniperus 
Sabina  oder  Mahonia  aquifolium  vermischt.  Man  darf  die  Entfernung  von  ein- 
ander nicht  zu  gering  nehmen,  denn  ein  Einzelstrauch  von  Spiraea  callosa 
superba  oder  Sp.  Bumalda  entwickelt  sich  in  wenig  Jahren  zu  einem  dichten 
■Busche  von  i  m  Breite  und  darüber  und  bringt  an  richtiger  Stelle  eine  prächtige 
Wirkung  hervor.  Sehr  schöne  Verwendung  finden  sie  an  kleinen  Hügeln,  be- 
sonders vor  Sitzplätzen,  wo  sie  diese  angenehm  begrenzen,  aber  doch  den  Blick 
frei  und  ungehindert  über  sich  hinweggehen  lassen.  Die  zu  dieser  Gruppe 
gehörenden  Spiraeen  entwickeln  nach  der  Hauptblüte  einen  zweiten  Flor, 
w^elcher  noch  besser  zur  Geltung  kommt,  wenn  die  verblühten  Blumendolden 
nach  Beendigung  der  ersten  Blüte  entfernt  werden.  Ein  jährliches  Zurück- 
schneiden der  vorjährigen  Zweige  um  1/3  ihrer  Länge,  ein  Jahr  um  das  andere, 
auch  ein  teilweises  tieferes  Ausschneiden  des  älteren  Holzes  erhält  die  Sträucher 
bei  gutem  Wachstum,  guter  Form  und  reichem  Blühen. 

Flier  sei  nun  noch  eine  schon  vor  mehr  als  30  Jahren  beschriebene 
amerikanische  Art  genannt,  welche  aber  erst  in  neuerer  Zeit,  soviel  ich  weiss, 
durch  die  Baumschule  von  L.  Späth  in  die  Gärten  eingeführt  wurde,  nämlich 
Spiraea  corymbosa  (S.  ceanothifolia).  Diese  bildet  einen  ca.  1  m  hohen 
Strauch  und  trägt  auf  den  Spitzen  der  aufrechtstehenden,  mit  hübscher  Be- 
laubung versehenen  Triebe  breite,  flache  Dolden  von  rosaweissen  Blumen. 

Eine  der  schönsten  der  im  Sommer  blühenden  Spiraeen  ist  Spiraea 
ariaefolia,  welche  als  der  einzige  Vertreter  einer  besonderen  Unterabteilung 
anzusehen  ist.  Dieselbe  ist  ganz  besonders  zur  Einzelpflanzung  auf  den  Rasen 
zu  empfehlen.  Durch  die  nach  allen  Seiten  hin  sich  im  Bogen  abwärts 
neigenden,  langen,  rutenförmigen  Zweige,  welche  sich  im  Juli  bis  August  mit 
leicht  überhängenden  grossen,  gelblichweissen  Blütenrispen  schmücken,  bringt 
ein  solches  freistehendes  Exemplar,  besonders  vor  einem  dunklen  Hinter- 
grunde, eine  vortreffliche  Wirkung  hervor.  Im  höheren  Norden  bedarf  diese 
Art  leider  eines  Winterschutzes  durch  Tannenzweige  oder  dergleichen. 

Es  wären  nun  noch  die  f  i  e  d  e  r  blättrigen  Spiersträucher  zu  erwähnen. 
Sie  eignen  sich  zur  Bepflanzung  des  äussersten  Randes  grösserer  Strauchpartien 
und  bringen  durch  die  grossen,  an  kräftigen  aufrechten  Zweigen  sitzenden 
Blätter  und  die  an  den  Spitzen  in  grossen,  straussförmigen  Rispen  stehenden 
weissen  Blüten  eine  hübsche  Abwechselung  hervor.  Die  hierher  gehörenden 
Sorten  sind  Spiraea  sorbifolia  und  S.  Lindleyana.  Erstere  stammt  aus 
Sibirien  und  ist  vollständig  winterhart;  letzere,  ein  Kind  vom  Himalaja,  ist 
gegen  unsere  Winter  leider  etwas  empfindlich  und  muss  in  nördlichen  Gegenden 
im  Winter  gedeckt  werden. 

Die  Zahl  der  in  den  Baumschulen  und  Gärten  befindlichen  Spiraeen  ist 
mit  den  hier  aufgeführten  noch  lange  nicht  erschöpft,  ich  glaube  aber,  dass 
von  den  besten  Arten  und  Spielarten  wohl  keine  fehlen  wird. 

Die  Spiersträucher  machen  im  ganzen  nicht  gerade  grosse  Ansprüche 
an  den  Boden,  doch  ziehen  sie  einen  nicht  allzuschweren  und  doch  kräftigen 
Boden  vor.  Es  soll  mich  freuen,  durch  Vorstehendes  dazu  beizutragen,  das 
noch  vielseitig  herrschende  Vorurteil  gegen  die_  Spiersträucher    zu    beseitigen. 


Verbot  der  Pflanzeneinfuhr  in  Griechenland. 


iSg 


Verbot  der  Pflanzeneinfuhr  in  Griechenland. 

Die  Königlich  Griechische  Regierungszeitung  vom  10./29.  Januar  1898 
veröffentlicht  die  nachstehende  Verordnung  vom  4./23.  Januar.  betrelTend  das 
Verbot  der  Einfuhr  jeder  Art  von  Pflanzen,  Bäumen,  Blättern  u.  s.  w. 

Artikel  1. 

Verboten  ist  die  Einfuhr  in  das  Reich  aus  allen  Ländern,  mag  in  ihnen 
die  Reblaus  vorkommen  oder  nicht,  von: 

1.  Jeder  Art  Weinreben  oder  Teilen  von  Reben,  in  grünem  oder  trockenem 
Zustande  nämlich:    Wurzeln.  Stämmen,  Ranken,  Blättern  und  Trauben. 

2.  Jeglicher  Pflanzen  in  grünem  Zustande  oder  von  Teilen  davon,  nämlich: 
Wurzeln,  ZAveigen,  Blättern,  Blüten,  Früchten  und  Rinden. 

3.  bis  6.  betrifft  keine  gärtnerischen  Dinge. 

Artikel  2. 
Erlaubt  ist  die  Einfuhr  nur  aus  den  nicht  von  der  Reblaus  heimgesuchten 
Ländern:  Belgien,  Niederlanden,  Dänemark  und  Schweden  -  Norwegen  von 
frischen  Knollen,  fleischigen  Wurzeln,  Wurzelstöcken,  Zwiebeln  und  Pilzen, 
wenn  sie  von  einem  Zeugnis  begleitet  sind,  welches  durch  die  städtische  Be- 
hörde der  Stadt,  in  welcher  sie  gekauft,  und  auf  Grund  der  Rechnung  (Faktur) 
der  Pflanzenhandlung  —  in  welcher  die  Arten  und  die  Zahl  der  gekauften 
Artikel  spezifiziert  sind  —  ausgestellt  und  durch  die  griechische  Konsular- 
behörde  • —  falls  eine  in  der  Stadt,  wo  der  Kauf  erging,  existiert,  sonst  aber 
durch  die  des  Hafens  der  Ausfuhr  —  legalisiert  werden  muss. 

Es  ist  ferner  erforderlich,  dass  sie  in  einer  Kiste  mit  oder  ohne  Moos 
verpackt  werden,  welche  Kiste  mit  Stoff  umhüllt  und  mit  dem  Siegel  der- 
selben Pflanzenhandlung,  bei  welcher  sie  gekauft  worden  sind,  versiegelt 
werden  muss. 

Artikel  3. 
Erlaubt  ist  die  Einfuhr  aus  dem  Auslande  von: 

A.  Pfropfreisern  und  Ablegern  von  Pflanzen  mit  Ausnahme  der  Rebe  auf 
Antrag  des  Leiters  der  landwirtschaftlichen  Stationen  und  des  Leiters 
der  Schule  in  Aidin,  mit  vorgängiger  Genehmigung  des  Ministers  de.s^ 
Innern,  nur  über  die  Eläfen  Piräus,  Patras,  Calamas,  Corfu  und  Volo. 
Diese  Artikel  werden  unter  den  folgenden  unabänderlichen  For- 
malitäten eingeführt: 

«  auf  speziellen  Befehl  des  Ministers    des  Innern    an  die  Zoll-  und 

Sanitätsbehörden,         •• 
ß  wenn    dieselben    in  einer   innen  mit  Wachstuch  ausgeschlagenen 

Kiste  untergebracht  sind,  und 
y  nach  vorgängiger  Desinfektion,  welche  persönlich  in  Piräus, 
Patras,  Calamas  und  Corfu  vom  abnehmenden  Leiter  der  be- 
treffenden landwirtschaftlichen  Station  und  in  Volo  ^'om  Leiter 
oder  dem  Unterdirektor  der  landwirtschaftlichen  Schule  Aidin. 
immer  im  Beisein  des  Sanitätsbeamten  und  im  Innern  des  Zoll- 
gebäudes, vorgenommen  wird,  und  nach  Aufnahme  eines  be- 
züglichen Protokolls,  von  welchem  eine  durch  den  amtierenden 
Sanitätsbeamten  und  den  abnehmenden  Direktor  der  Station  und 
der  praktischen  landwirtschaftlichen  Schule  unterschriebene  Ab- 


igo 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Schrift    sofort    durch    den  Sanitätsbeamten,  dem  Ministerium  des 
Innern  eingereicht  wird. 
B.  Frischen  Knollen,  fleischigen  Wurzeln,  Wurzeln,  Wurzelstöcken,  Zwiebeln 
und  Pilzen    unter    denselben  Formalitäten,   in  den  vorgenannten  Häfen 
und  vor  denselben  Personen. 

Die  Desinfektion  der  Pfropfreiser,  Stecklinge  und  im  obigen 
Paragraphen  bezeichneten  Pflanzen  erfolgt  durch  Eintauchen  und 
Waschung  in  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Kali  (SeiavöQa/LUf^ov  jua/iov) 
in  einem  Verhältnis  i  :  200. 

Artikel  4. 
Gestattet  ist  die  Einfuhr  aus  dem  Auslande  von  trockenen  Samen  etc. 

Artikel  5. 
Verboten    ist    die  Vermehrung    durch  Samen    und  die  Kultur  der  ameri- 
kanischen Rebe  im  Reiche  ohne  die  Erlaubnis  der  landwirtschaftlichen  Stationen 
der    betreffenden  Provinz    oder    der    landwirtschaftlichen    Schule  Aidin,    deren 
Aufsicht  diese  Pflanzungen  unterstehen. 

Artikel  6 

Wenn  in  einem  Bezirk  (rofiog)  keine  landwirtschaftliche  Station  besteht,  so 

wird    die    landwirtschaftliche  Aufsicht    dieser  Provinz  der  landwirtschaftlichen 

Station  einer  anderen  Provinz  übertragen,  welcher  die  Erteilung  der  Erlaubniss 

zu  pflanzen  und  die  Aufsicht  der  Pflanzungen  der  amerikanischen  Reben  zusteht. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neuheiten  für  1898 
von  Haage  &  Schmidt-Erfurt. 


Ageratum  Blue  Perfection. 

Ebenso  niedrig  im  Wuchs  wie  A. 
TTiexic.  Imperial  Dwarf,  unterscheidet 
sich  diese  neue  Varietät  wesentlich  von 
allen  blaublühenden  Sorten  durch  die 
■dunklere  Farbe  ihrer  grossen,  schönen 
amethystblauen  Blumen. 

Alyssum  rostratum. 

Schöne  winterharte,  im  Frühjahr 
blühende  Staude  aus  der  Krim.  Die 
Pflanze  bildet  einen  ausgebreiteten 
Busch  mit  aufrechtstehenden  Blüten- 
zweigen.    Blumen  goldgelb. 

Amarantus  hybridus  Brillant. 

Prächtige  Hybride  aus  A,  tricolor 
entstanden.  Von  1I/2  bis  2  m  Höhe, 
wächst  die  Pflanze  fast  unverzweigt, 
ist  aber  von  unten  bis  oben  mit  rot- 
bunten Blättern  dicht  besetzt,  während 
die  Spitze  in  herrlichem  Farbenspiel 
von  carminrosa  mit  gelb  und  rot 
erglänzt.  Sehr  schöne  bunte  Blatt-  und 
^Dekorationspflanze. 


Angelonia  grandiflora  alba. 

Neue  \'arietät  mit  reinweissen 
Blumen  dieser  durch  grossen  Wohl- 
geruch sich  auszeichnenden,  reich- 
blühenden Topfpflanze.  Als  Winter- 
blüher  und  zur  Kultur  im  Zimmer 
sehr  zu  empfehlen. 

Antirrhinum  majus  grandiflorutn. 

1)  album,  2)  Delila,  3)  luteum,  se- 
parat jede.  Drei  neue  konstante 
Varietäten  des  grösstblumigen  Löwen- 
maul. 

Comet-Aster,  dunkelscharlach. 

Prachtvolle,  in  dieser  Gattung  ganz 
neue  Farbe. 

Damen-Aster,  rosa,   desgl.  weiss,  später  rosa. 

Zwei  neue  Varietäten  der  vor  einigen 
Jahren  eingeführten  Aster  »Weisse 
Dame«,  mit  derselben  schmalen, 
lanzettförmigen  Belaubung  und  mit 
ebenso  schön  geformten  Blumen. 

Früheste  Markt-  (Pariser)  Aster,  blutrot. 

Das  noch  kleine  Sortiment  dieser 
allerfrühesten,  schon  im  Juli  blühenden 
halbhohen  Astergattung,  die  besonders 
für  die  Schnittblumengewinnung  wert- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


19' 


voll  ist,  erhält  durch  Ilinzufügung  der 
»blutroten •<  Varietät  eine  ■willkommene 
Bereicherung". 

Johannistag-Aster,  schwarzblau. 

Neue  Farbe  der  frühestblühenden 
Zwerg-Aster. 

Juwel-Aster,  leuchtendscharlach  mit  weiss. 

Sehr  leuchtende  Farbe.  Die  Blumen 
sind  dichtgefüllt  und  von  tadellosem 
Bau. 

Triumph-Aster,  weiss.     (Haage  &  Schmidt.) 

(Hierzu  Abb.  55  )' 

Neue  weissblühende  Varietät  dieser 
prächtigen  Zwerg-Klasse  mit  päonien- 
formigen  Blumen.  Für  niedrige 
Gruppen  und  zur  Topfkultur  sehr 
empfehlenswert. 


Abb.  55.     Triumph-Aster,  weiss. 

Prinzess- Aster,     dunkelblau,     desgl.     dunkel- 
carmoisin. 

Konstante  neue  Farben  dieser  zu 
Bindereizwecken  sehr  beliebten  Aster- 
gattung. 

Straussenfeder-Aster,  weiss. 

Xeue  Klasse  von  candelaberartigem 
Bau,  mit  13  cm  grossen  Blumen,  die 
sich  von  denen  der  Riesen-Comet- 
Astern  durch  die  längeren  und  be- 
deutend lockerenPetalen  unterscheiden. 
Für  moderne  Binderei  sehr  empfehlens- 
wert. 

Mignon-Aster,  hellscharlach.  (Haage&Schmidt.) 

(Hierzu  Abb.  56.1 

Weithin  leuchtende  neue  Farbe,  die 
bis  jetzt  noch  wenig  unter  den  ver- 
schiedenen Astergattungen  vertreten  ist. 
Die  Blumen  sind  dichtgefüllt  und  von 
tadelloser  Form. 


Balsamine,  verbesserte  Camellien-,    reinweiss 
(alba  perfecta). 

Wohl  die  schönste  der  weiss- 
blühenden  Balsaminen.  Blumen  sehr 
gross,  reinweiss,  dichtgefüllt  und  von 
vollendetster  Camellienform. 

Begonia  hybrida  gigantea  fl.  pl. 

Riesenblumige,  gefülltblühende  Be- 
gonien von  kräftigem  Wuchs;  Blumen 
aufrecht. 

Begonia  hybrida  gigantea  Mammuth. 

Blüten,  Blätter  und  der  ganze  Bau 
der  Pflanze  überhaupt  sind  von  so 
riesigen  Formen,  wie  sie  im  Begonien- 
Sortiment  bis  jetzt  nicht  gekannt 
waren.  Blumen  leuchtend  scharlach- 
rot, von  schön  abgerundeter  Form,  das 
Non  plus  ultra  der  einfachen  Begonien. 


Mignon-Aster,  hellscharlach. 


Begonia  semperflorens  atropurpurea  fol.  aureis 
variegatis. 

Gelbbuntblättrige  Vernon  -  Begonia. 
Sehr  schöne  Varietät,  aus  einer 
Kreuzung  der  B.  Vernon  und  der  B. 
seraperfl.  fol.  aureis  entstanden.  Blätter 
goldgelb  mit  breitem,  dunkelrotem 
Rand,  der  sich  von  der  Grundfarbe 
sehr  gut  abhebt.  Bumen  leuchtend 
rot. 

Begonia  semperflorens  ,, Zulukönig". 

Wertvolle  und  distincte  Varietät  der 
B.  semperflorens-Gruppe.  Sie  unter- 
scheidet sich  von  B.  Vernon  durch  den 
gedrungenen  Wuchs  und  die  mehr 
runden  Blätter,  welche  sich  dütenartig 
an  die  Stengel  anlegen.  Wenn  im 
Sommer  im  Freien  in  voller  Sonne 
kultiviert,  nimmt  die  Pflanze  eine  auf- 
fallende, metallisch  glänzende, schwarz- 


L91_ 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


rote  Färbung  an,  von  welcher  die 
leuchtendroten  Blumen  mit  ihren  gold- 
gelben Staubfäden  sich  wirkungsvoll 
abheben.  Als  Markt-  und  als  Gruppen- 
pflanze  sehr  zu  empfehlen. 

Campanula  mirabilis.     (Haage  &  Schmidt.) 

Hierzu  Abb.  j7-j 

Diese  zweifellos  schönste  Species 
aller  Campanula  ist  von  dem  Botaniker 
X.  Alb  off  im  Kaukasus  aufgefunden 
worden;  ihre  Einführung  verdankt  der 
Gartenbau  der  Freigebigkeit  des  Herrn 
William  Barbey.  Nach  Form  und 
Grösse  der  Blumen  und  des  Kelches 
gehört  sie  zur  Klasse  der  Campanula 
Medium,  ähnelt  aber  im  übrigen  keiner 
der    bis    jetzt    bekannten    Campanula. 


Abb.  5y,     Campanula  mirabilis. 

Die  von  der  Erdoberfläche  an  dicht 
verzweigten  Pflanzen  bilden  einen 
pyramidenförmigen  Busch  von  50  bis 
60  cm  Höhe  und  Breite.  Jeder  Zweig 
trägt  an  seiner  Spitze  eine  reiche  An- 
zahl grosser,  schön  blassblauer  oder 
lilafarbener  Blumen,  die  sich  zu  einer 
prachtvollen  Pyramide  von  mehr  als 
hundert  Blüten  vereinigen.  Die  sehr 
eigentümlich  lederartigen  Blätter  sind 
am  Rande  mit  dünnen  scharfen  Zähnen 
versehen,  xihnlich  gezähnt  erscheinen 
die  Kelchzipfel.  Eine  von  den  Stengel- 
blättern stark  abweichende  Form  haben 
die  in  Gestalt  einer  Rosette  sich  ent- 
wickelnden Wurzelblätter,  insofern  als 
sie  eiförmig  zugespitzt  sind,  während 
die  Stengelblätter  ungestielt,  die  unteren 
länglichoval,  die  oberen  herzförmig 
rund  sich  zeigen.  Der  glückliche 
Entdecker  selbst  giebt  dem  Gedanken 


Ausdruck,  dass  es  unmöglich  sei,  die 
ausserordentliche  Schönheit  der  Pflanze 
mit  Worten  zu  beschreiben. 

Campanula  pyramidalis  compacta,  desgl.  alba. 

i  Von  der  alten  wohlbekannten 
prächtigen  C.  pyramidalis  weichen 
diese  beiden  neuen  Varietäten  durch 
ihren  niedrigeren  Wuchs  wesentlich 
ab.  Sie  bilden  reichverzweigte  Büsche, 
welche  vom  Grunde  aus  schön  belaubt 
und  mit  zahlreichen  grossen  dunkel- 
blauen bezw.  weissen  Blumen  dicht 
besetzt  sind. 

Delphinium    speciosum    var.   glabratum,   Stapf. 

(Hierzu  Abb.  58.) 

Eine  neue  winterharte  Species   vom 
Himalaya-Gebirge.       Zwischen    frisrh- 


fe 


Abb.  58.  Delphinium  speciosum  var.  glabratum. 

grünen,  zackigeingeschnittenenBlättern, 
welche  einen  25  cm  hohen  Busch 
bilden,  erheben  sich  die  60  cm  breiten 
und  bis  90  cm  hohen  Blütenrispen,  die 
mit  4  bis  5  cm  grossen,  dunkelblau 
abgetönten  Blumen  besetzt  sind.  Im 
Wuchs  der  Pflanze  und  in  der 
Form  der  Blumen  ist  dieser  neue 
perennierende  Rittersporn  dem  be- 
kannten Delphinium  cashmerianum 
ähnlich;  doch  ist  der  Unterschied  in 
der  Form  und  Grösse  des  Blüten- 
standes ein  wesentlicher,  ebenso  unter- 
scheiden sich  die  leicht  behaarten 
Blumen  durch  einen  längeren  Sporn 
und  eine  mehr  offene,  sternförmige 
Gestalt. 

Winter-Levi<oye,   Ruhm   von    Elberfeld,    feurig- 
carmoisin. 
Sehr      etfektvoUe     Färbung      dieser 
empfehlenswerten  W^inter-Levkoye,  die 


Kleinere  Mitteilungen. 


im 


zufolge  des  prächtigen  Baues  der 
Pflanzen  und  wegen  der  grossen,  zu 
Schnittblumenzwecken  sehr  geeigneten 
Blütenrispen  neuerdings  sehr  beliebt 
geworden  ist. 

Grossbl.    Pyramiden-Sommer-Levkoye,    dunkel- 
purpurviolett. 

Prachtvolle,  eigenartig  schillernde, 
dunkle  Farbe  dieser  schönen  gross- 
blumigen Klasse. 

Chrysanthemum  maximum  filiferum. 

Eine  neue  Abart  des  winterharten 
Chr.  maximum.  Die  Blume,  in  der 
Grösse  der  Stammform,  ist  aus  fein 
geschnittenen  Blumenblättern  von 
klarer  weisser  Farbe  zusammengesetzt, 
die  Scheibenblüten  sind  gelb;  dabei 
erweisen  sich  die  auf  äusserst  straffen 
Stielen  stehenden  Blumen  von  grosser 
Plaltbarkeit  und  daher  als  ausgezeichnet 
für  den  Blumenschnitt. 

Dahlia  variabilis  multiflora  „Etoile  de  feu". 

Niedrige,  nur  60  cm  hohe  einfach 
blühende  Georgine,  welche  sich  nicht 
nur  durch  sehr  frühzeitiges  Blühen 
auszeichnet,  sondern  auch  durch  die 
eigentümlich  geformten  Blumenblätter, 
die  am  Grunde  glatt,  dann  aber  rinnen- 
förmig  werden  und  an  den  Spitzen 
zurückgebogen  sind.      Die    Farbe    der 


Blumen    ist  purpur-blutrot    mit    matt- 
roter Rückseite. 

Clematls  coccinea  hybrida. 

Prächtige  neue  Hybriden  der  winter- 
harten krautartigen  Clematis,  welche 
durch  Befruchtung  der  C.  coccinea 
und  C.  Pitcheri  erzielt  wurden.  Die 
Blumen  variieren  in  allen  Schattierungen 
von  weiss  bis  rosa  und  Scharlach  und 
von  blau  bis  violett. 

Cuphea  miniata  compacta. 

Die  Pflanzen  dieser  zur  Topfkultur 
sehr  geeigneten  neuen  Varietät  bilden 
sehr  hübsche  Büsche  von  20  cm  Höhe 
und  30  cm  Durchmesser.  Zwischen 
und  über  der  frischgrünen  Belaubung 
erscheinen  zahlreiche  Blumen  in  den 
verschiedenen  Schattierungen 
carmin,  Scharlach,  carmoisin 
purpur. 

Chrysanthemum  maximum  Triumph 

Die  sehr  grossen,  bis  10  cm 
mehr  im  Durchmesser  haltenden 
Blumen  sind  von  tadelloser  Form  und 
vom  blendendsten  »Weiss«.  Treffliche 
Schnittblume. 

Cineraria   hybrida   plenissima   azurea,    desgl. 
kermesina. 

Obige  zwei  Farben  der  gefüllt- 
blühenden Cinerarien  fallen  konstant 
aus  Samen. 


von 
und 


und 


Kleinere  Mitteilungen. 


Das  Luisen-Denkmal  im  Thiergarten  zu  Berlin   1 

war  am  Geburtstage  der  Königin  Luise, 
nach  altem  Brauch,  wieder  herrlich 
mit  Blumen  und  frischem  Grün  ge- 
schmückt. Im  Hintergrund  des  Denk- 
mals waren  in  gleichen  Abständen  von 
einander  sechs  säulenförmig  gezogene 
Lorbeerbäume  aufgestellt,  mit  den 
Koniferen,  die  den  Denkmalplatz  in 
weitem  Bogen  umgeben,  fünf  Nischen 
bildend,  die  mit  Laubgewinden  ab- 
geschlossen waren.  In  jeder  dieser 
Nischen  standen  hohe  Dracänen,  deren 
Wedel  die  Umgebung  noch  überragten, 
und  vor  diesen  Dracänen  war  je  ein 
reich  blühender  starker  Fliederbusch 
aufgestellt.  Inmitten  der  beiden  Beete 
zu  Seiten  des  Denkmals  fesselten  blüten- 
übersäete  Magnolien  die  Blicke.  Ra- 
batten von  farbenreichen  Hyazinthen 
umsäumten    diese    Beete,      Am    Gitter 


des  Denkmals  zogen  sich  Laubgewinde 
entlang,  in  deren  Bogen  Kränze  mit 
vielgestaltigen  Blumentuffs  hingen,  das 
ganze  Parterre  aber,  zwischen  Gitter 
und  Sockel,  füllte  ein  Flor  pontischer 
Azaleen,  der  mit  einzelnen  Deuzien  und 
Cinerarien  durchsetzt  war.  Die  Rund- 
teile an  den  Stufenwangen  waren  mit 
Flieder,  Spiräen,  gelbem  Corchorus  und 
indischen  Azaleen  besetzt.  Der  weite 
Platz  vor  dem  Denkmal  war  ebenfalls 
geschmückt.  Die  beiden  Seiten  des 
Parterres  prangten  in  einem  Blütenflor, 
der  vom  zarten  Grünweiss  der  Schnee- 
bälle im  Hintergrund  an  nach  vorn 
zu  immer  kräftiger  werdende  Farben- 
töne zeigte.  An  die  Gruppen  der 
Schneebälle  schlössen  sich  leicht  ge- 
haltene Gruppen  von  Flieder,  dann 
folgten  Gruppen  von  weissem  und 
rotem     Prunus,     umgeben     von     zart- 


194 


Kleinere  Mitteilungen, 


farbigen  Zwiebelgewächsen,  nach  vorn 
zu  endlich  sah  man  Beete,  in  deren 
Blumenpracht  tiefrote  hochstämmige 
Rosen  vorherrschten,  während  Mai- 
blumen und  dunkle  Hyazinthen  die 
Rabatten  bildeten  Nach  den  beiden 
Seiten  des  Vordergrundes  hin  bildeten 
grell  gelbe  niedrige  Goldregen  die 
Einrahmung  des  schönen  Blumenbildes. 

Voss.  Z. 


Gärtnerischer  Schmuck  der  Standbilder  in  der 
Siegesallee  zu  Berlin. 

Am  22.  März  sind  in  Gegenwart  des 
Kaisers  und  der  Kaiserin  die  ersten 
drei  der  22  für  die  Siegesallee  be- 
stimmten Marmorstandbilder  der  Fürs- 
ten des  Hohenzollernhauses  enthüllt 
worden:  Otto  L,  Otto  IL,  Albrecht  IL, 
alles  herrliche  Gestalten,  die  aus  den 
halbkreisförmig  von  einer  Marmorbank 
abgeschlossenenNischen  sich  malerisch 
abheben. 

Nicht  wenig  trug  zu  dem  festlichen 
Anblick  aber  auch  der  prächtige 
Blumenschmuck  bei.  den  Herr  Kgl. 
Gartendirektor  Geitner,  der  technische 
Leiter  des  Tiergartens,  zwischen  den 
Statuen,  die  nicht  so  eng  stehen,  wie 
Einzelne  früher  befürchteten,  auf  regel- 
mässigen Beeten  angebracht  hatte.  Da 
erhoben  sich  blühende  Flieder , 
Deutzien,  Azalea  pontica  und  mollis 
auf  der  Mitte  der  Beete,  während  Hya- 
cinthen  die  Ränder  einnahmen.  Als 
Rasenersatz  hatte  man  mit  Glück 
Wachholderzweige  verwendet. 

Wie  die  »Voss.  Ztg.«  schreibt,  hat 
die  Tiergartenverwaltung  aber  auch 
umfangreiche  Vorkehrungen  getroffen, 
um  durch  dauernden  gärtnerischen 
Schmuck  die  Wirkung  der  Standbilder 
in  der  Siegesallee  zu  heben.  Die 
Rasenflächen  zwischen  den  einzelnen 
Gruppen  sollen,  soweit  das  Wetter 
dies  irgend  gestattet,  mit  blühenden 
Gewächsen  besetzt  werden,  vor  allem 
aber  will  man  auch  dafür  sorgen,  dass 
hinter  den  niedrigen  Taxushecken,  die 
diese  Rasenstreifen  nach  hinten  zu 
abschliessen,  ein  möglichst  reicher 
Blütenflor  sich  entfalten  kann.  Zu 
diesem  Zweck  sind  zwischen  den 
Gruppen  der  Markgrafen  Otto  L  und 
Otto  II.  Schneebälle  und  dahinter  eine 
Kette  von  Rotdorn  und  zwischen  den 
Gruppen  der  Markgrafen  Otto  II.  und 
Albrecht    IL     unmittelbar     hinter    der 


Hecke  Flieder  und  weiter  nach  hinten 
zu  Cornus  und  schönblühender  Ahorn 
angepflanzt  worden. 


San  Jose-Schildlaus. 

An  der  Landw.  Hochschule  zu  Berlin, 
sowie  in  Geisenheim  und  Proskau 
haben  Kurse  für  Obstbaulehrer  etc.  be- 
hufs Erkennung  der  charakteristischen 
Kennzeichen  der  San  Jose-Schildlaus 
stattgefunden.  Auch  der  Baumschul- 
besitzer Herr  Oek.-Rat  Späth  hat  mit 
mehreren  seiner  Beamten  einen  Kursus 
an  der  Landw.  Hochschule  durch- 
gemacht. 

Preis-Ausschreiben. 

Der  Stettiner  Gartenbau-Verein  er- 
lässt  folgendes  Preis-Ausschieiben.  Es 
ist  festzustellen:  a.  ob  und  in  welchem 
L'mfange  bisher  bei  unserm  intensiven 
Verkehr  mit  den  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  eine  Einwanderung 
dortiger  Insekten  nach  Deutschland 
und  umgekehrt  eine  Auswanderung 
hiesiger  Insekten  nach  Nordamerika 
stattgefunden  hat;  b.  wieweit  diese 
Wanderungen  zur  Akklimatisation  ge- 
führt haben;  c.  welche  Wirkung  da- 
von auf  dem  wirtschaftlichen  Gebiete 
eingetreten  ist.  Es  ist  klarzustellen, 
welchen  Einfluss  das  Klima  der  beiden 
Länder,  deren  Bodenbeschaffenheit  und 
die  Art  der  kulturellen  Bewirtschaltung 
dabei  ausüben.  Die  Einlieferung  der 
Arbeiten  hat  in  verschlossenem  Um- 
schlag bis  zum  1.  Januar  1899  an  das 
Sekretariat  des  Stettiner  Gartenbau- 
Vereins  z.  H.  des  Herrn  Alb.  Wiese, 
Stettin  zu  erfolgen.  Arbeit  und  Um- 
schlag sind  mit  dem  gleichen  Kenn- 
wort zu  bezeichnen.  Die  Arbeiten 
werden  einer  aus  drei  Sach- 
verständigen gebildeten  Kommission 
zur  Beurteilung  vorgelegt;  die  beste 
Arbeit  erhält  einen  Preis  von  500  M. 
Die  preisgekrönte  Arbeit  bleibt  Eigen- 
tum des  Verfassers;  indess  legt  der 
Gartenbau-Verein  Wert  darauf,  dass 
dieselbe  gedru'ckt  und  mittelst  des 
Buchhandels  weiteren  Kreisen  zugäng- 
lich gemacht  wird.     (Vergl.  S.   163.) 

Pirus  floribunda  Voss. 

Vor  der  Annahme  der  Berliner 
Namenklaturregeln  hatte  man  hier  und 
da  meine  Bemühungen  um  mehr  ein- 
heitliche Namengebung  nicht  als  Mittel 


Litteratur. 


195 


zum  Zweck,  sondern  —  uagerechter- 
weise  —  als  Selbstzweck  bezeichnet. 
Jetzt,  wo  sich  herausgestellt  hat,  dass 
ich  in  Vilmorin's  Blumengärtnerei  nur 
25  Gattungen  zu  ändern  brauche  (auch 
in  Engler-Prantl  wurde  ja  nachträglich 
viel  geändert],  bestehe  ich  umsomehr 
auf  Einhaltung  des  Grundsatzes  »Suum 
cuique«  und  berichtige,  dass  es  in 
»Gartenflora«,  Heft  6,  Pirus  floribunda 
Voss  (Malus  floribunda  Sieb.)  heissen 
muss.  —  Beissner  rühmt  die  Berliner 
Regeln  in  den  »Mitteilungen  derD.D.G«, 
kehrt  sich  aber  nicht  daran.     A.  Voss. 


I  Einfuhrverbot  in  Canada. 

Ottawa,  16.  März.  Das  Unterhaus 
I  nahm  eine  Bill  an,  wodurch  die  Ein- 
fuhr von  Obstbäumen  und  Weinstöcken 
aus  den  Vereinigten  Staaten  infolge 
der  dort  vorkommenden  San  Jose- 
Schildlaus  verboten  wird. 


Der  Eis-Nlalblumen-Treiblceim-Prozess 

in  Hamburg  ist  auch  vom  Oberlandes- 
gericht zu  Ungunsten  des  Klägers,  der 
seinPatent  verletzt  glaubte,  entschieden. 


Litteratur. 


Die  San  Jose-Schildlaus  (Aspidi- 
otus  perniciosus  Comstock).  Denk- 
schrift, herausgegeben  vom  Kaiserlichen 
Gesundheitsamt.  Mit  Abbildungen  im 
Text  und  2  Tafeln.  Berlin,  Verlag  von 
Julius  Springer.  Preis  50  Pf.  (25  Ex. 
10  Mark).     8«.     47  S. 

Für  einen  im  Interesse  der  weitesten 
Verbreitung  ausserordentlich  niedrigen 
Preis  wird  in  dieser  treftlichen  Schrift 
1)  eine  genaue  Beschreibung  der  Ent- 
wicklungsgeschichte der  San  Jose- 
Schildlaus  gegeben,  2)  eine  Charakte- 
ristik der  nächsten  Verwandten,  wobei 
besonders  die  bei  uns  vorkommende 
Aspidiotus  ostreaeformis  (austern- 
förmige  Schildlaus)  berücksichtigt  ist; 
3)  wird  der  Einfluss  der  San  Jose- 
Schildlaus  auf  die  Pflanze  geschildert, 
die  dadurch  verursachten  Beschädi- 
gungen und  die  Mittel  zur  Bekämpfung 
des  Insekts,  4)  die  bisherige  Ver- 
breitung der  San  Jose-Schildlaus,  5)  als 
Anhang  Anordnungen  des  Auslandes 
gegen  diese  Schildlaus,  namentlich  in 
Amerika,  gegeben.  Die  Schrift  ist  von 
den  tüchtigsten  Sachverständigen,  den 
Herren  Prof.  Frank  von  der  Landw. 
Hochschule  zu  Berlin,  Oekonomierat 
Goethe,  Direktor  der  Kgl.  Lehranstalt 
für  Obst-  und  Weinbau  zu  Geisenheim 
a.  Rh.,  Dr.  Krüger,  Assistent  des 
Prof.  Frank,  und  Regierungsrat  Dr. 
Moritz,  Mitglied  des  Kaiserlichen 
Gesundheitsamtes,  verfasst,  während 
die  trefflichen  Detailzeichnungen  von 
Herrn  Dr.  Schiemenz,  Docent  für 
Entomologie     an     der    Uandw.    Hoch- 


schule, vom  1.  April  ab  Leiter  der 
biologischen  Station  am  Müggelsee  bei 
Berlin,  der  leider  nicht  genannt  ist, 
nach  Originalpräparaten  gefertigt  sind. 
Die  Schrift  ist  allen  Gartenbesitzern, 
besonders  denLeitern  vonBaumschulen, 
aufs  wärmste  zu  empfehlen.  L,  W. 


L.  H.  Bailey,  The  Survival  of 
the  unlike,  a  collection  of  evolution 
essays  suggested  by  the  study  of 
domestic  plants.  New-York.  Verlag 
von  The  Macmillan  Company.  1896. 
80  515  S.  mit  Textabbildungen. 

(Das  Überleben  des  Ungleichen,  eine 
Sammlung  von  Entwickelungs -Vor- 
trägen, veranlasst  durch  das  Studium 
der  Kulturpflanzen.) 

Dies  Werk  des  auf  dem  Gebiete  der 
Züchtungslehre    rühmlichst    bekannten 
uns     aus     der     Seele 
Im        Gegensatz        zu 
der    Züchtung    nimmt 
dass 


Verfassers     ist 
geschrieben, 
vielen    Lehrern 
Bailey     an, 


Gleiches  nicht 
Gleiches  erzeugt,  sondern  dass 
immer  kleine  Veränderungen  statt- 
haben. Jede  kleine  ^'eränderung  in 
der  Umgebung  erzeugt  eine  Verände- 
rung in  der  Organisation,  und  wenn 
die  Veränderungen  der  Umgebung 
bleiben,  wird  die  Veränderung  des 
Organismus  dauernd,  d.  h.  erblich. 
Erblichkeit  ist  nach  Bailey  ein  er- 
worbener Charakter.  Allerdings  wird 
sie  mehr  und  mehr  befestigt,  je  mehr 
Generationen  aufeinander  folgen,  aber 
die  erste  Ursache  zur  Verschied enhei 
der    verschiedenen    heutigen    Formen 


Litteratur. 


die  wir  doch    aus  wenigen    Urformen 
hervorgegangen  uns  zu   denken  haben, 
lag    zum    grössten    Teil    in    der    ver- 
schiedenen   Umgebung.     Während  die 
ständig  aufsteigende  Linie    der  pflanz- 
lichen Schöpfung  sich  in  die  sich  ver- 
ändernden    Formen     der     Aussenwelt 
schickte,  entwickelte  sie  zugleich  eine 
innere    Kraft.      Die    Pflanzen    wurden 
beständig    grösser    und    stärker    oder 
mehr     spezialisiert.      Die     Anhäufung 
der  Lebensenergie  ist  ein  erworbener 
Charakter,  so  gut  wie  Besonderheiten  der 
Form  oderStruktur  es  sind.  DieLebens- 
energie  ist  das  angehäufte  Resultat  jedes 
Umstandes,  welcher  zum  Wohlbefinden 
und    zur    Kraft    des    Organismus    bei- 
getragen hat.     Der  Gärtner  weiss,  dass 
er  die  Pflanze  veranlassen  kann,  Energie 
im  Samen   aufzuspeichern,    sodass   die 
Ernte  grösser  wird.     Der  Wuchs  selbst 
ist  nur  der  Ausdruck  oder  das  Resultat 
dieser  Energie,  welche  nebenher  durch 
ungezählte  Zeitalter    aufgenommen  ist. 
Nun      aber      ist      blosses     Wachstum 
an    sich    schon    Variation.      Es  resul- 
tiert   in    Verschiedenheiten.      Pflanzen 
können   nicht   wachsen,  ohne  ungleich 
zu     sein.       Je     üppiger     der     Wuchs, 
desto    ausgesprochener    die  Variation. 
Die      meisten      Pflanzen     haben     eine 
ererbte       oder       erworbene       »Mehr- 
Wuchskraft«  als  sie  fähig  sind,  zu  ge- 
brauchen ,      weil     sie     niedergehalten 
werden  in  gewissen  Grenzen  durch  die 
Bedingungen,  in  welche  sie  notwendig 
gebracht    werden    durch    den    Kampf 
ums    Dasein.     Das  gelegentliche  Aus- 
treiben von  Sprossen  an  irgend  einem 
Teil    des  Pflanzenkörpers,  die  normale 
Erzeugung    von    Adventivknospen    auf 
Stengel  und  Blättern  einiger  Begonien, 
besonders  Begonia  phyllomaniaca,  auf 
Bryophyllum,  auf  einigen    Farnen  und 
vielen  anderen  Pflanzen,  auch  vielleicht 
die    Fiederung    mancher    Blätter,    das 
Auftreten  von  Dornen,  von  Verdoppe- 
lung   der    Blütenteile    etc.    sind    alles 
Ausdrücke    der    Wuchskraft ,    welche 
eine     mehr     oder     minder     konstante 
innere    Kraft    ist.      Diese    Wuchskraft 
kann     Anlass     geben     zu     mehr     ent- 
schiedenen   Variationen    als    die    um- 
gebendenReize  es  thun,  aber  die  Wuchs- 
kraft verläuft  in  bestimmten  Richtungen, 
weil  sie    wieder    das    Überlebende    in 
einem    allgemeinen    Prozess    der  Aus- 
löschung (von  anderen  Eigenschaften) 
ist. 


Neben  den  äusseren  Bedingungen 
und  neben  der  inneren  erworbenen 
Energie  des  Wuchses  ist  als  dritte,  die 
Veränderlichkeit  bedingende  Kraft  die 
Kreuzung  oder  wie  Eimer  es  nennt, 
die  geschlechtliche  Vermischung.  Der 
Grund,  warum  verschiedene  Ge- 
schlechter existieren,  ist  der,  dass  durch 
Vereinigung  der  beiden  Eltern  Ver- 
schiedenheiten erzeugt  werden.  Bailey 
verteidigt  Darwin  gegen  die  Be- 
hauptung, dass  D.  nicht  nach  der  Ur- 
sache der  Variabilität  geforscht  hätte 
und  erinnert  daran,  dass  D.  selbst  die 
veränderten  Lebensbedingungen,  Art 
und  Menge  der  Nahrung,  Klima  und 
Kreuzung  als  die  Hauptursachen  der 
Veränderlichkeit  hingestellt  habe. 

Bailey  geht  nun  näher  auf  seine 
Theorie  und  anderer  Theorien  ein  und 
bespricht  dann  die  Entwickelung 
einiger  Pflanzenarten,  so  z.  B.  der 
Tomate,  der  Rosen,  der  Erdbeere,  der 
Nelken  etc.  Leider  erlaubt  uns  der 
Raum  nicht,  näher  darauf  einzugehen. 
Wir  möchten  das  Buch  aber  allen 
warm  empfehlen,  welche  sich  für 
Züchtung  und  die  Philosophie  der 
Züchtung  interessieren  und  würden  es 
gern  sehen,  wenn  von  diesem  treff- 
lichen Buch  wie  auch  von  seinem 
früheren  eine  deutsche  Übersetzung 
gegeben  würde.  Gespannt  sind  wir 
auch  auf  sein  unter  der  Presse  be- 
findliches oder  vielleicht  schon  er- 
schienenes Werk:  Die  Entwickelung 
unserer  einheimischen  Früchte. 

L.  W. 

Burmester,  Anleitung  zum  Braun- 
schweiger Spargelbau.  2.  Aufl.  Braun- 
schweig. Verlag  von  Hellmuth  Woller- 
mann. Zur  rechten  Stunde  erscheint 
für  den  billigen  Preis  von  80  Pf. 
diese  treffliche  Anleitung,  die  uns 
Kunde  giebt  von  der  Art,  wie  der  be- 
rühmte Braunschweiger  Spargel  ge- 
zogen wird.  Allen  Spargelbauern  ist 
die  Schrift  sehr  zu  empfehlen.    L.  W. 

Bollettino  del  R.  Orto  botanico 
di  Palermo,  vol.  I  No.  1.  (Januar  bis 
März  1897),  Palermo  1897.-  Dieser  Be- 
richt wird  alle  drei  Monate  erscheinen 
in  der  Stärke  von  3—5  Bogen  mit 
Abbildungen  zwischen  den  Text  gesetzt, 
nebst  Appendices.  Abonnement  auf 
1  Jahr.  Die  Appendices  zum  Bolletino 
erhalten       die       Abonnenten       gratis. 


Unterrichtswesen, 


197 


Abonnementspreis  pro  Jahr  in  Italien 
8  Lire,  im  Ausland  10  Lire.  Redigiert 
von  der  Direktion  des  K.  botanischen 
Gartens  in  Palermo  Prof.  A.  Borzi. 
Das  erste  Heft  enthält  Diagnosen 
neuer  Pflanzen  und  phänologische 
Beobachtungen  aus  dem  Jahre  1897  von 
A.  Borzi  und  A.  Terracciano  nebst 
zwei  Appendices,  1.  semina  anni  1896 
quae  pro  mutua  commutatione  offe- 
runtur,  2.  Biblioteca  ed  Erbarii. 

Dr.  J.  B. 

Verhandlungen  des  Gartenbauvereins 
zu  Lübeck,  23.  Jahresbericht  1896. 
Lübeck  1897,  enthält  den  Bericht  über 
das  Versuchsfeld  1896  und  die  Sitzungs- 
berichte. 


Bericht  über  die  Thätigkeit  des 
Gartenbau-Vereins  zu  Stolp  in  Pommern 
im  Jahre  1896. 


Die  Nadelhölzer,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  in  .Mitteleuropa 
winterharten  Arten  von  Dr.  Carl 
Freiherr  von  T  u  b  e  u  f ,  Stuttgart 
1897.  Wir  brachten  bereits  eine  ein- 
gehende Besprechung  von  Herrn  Kgl. 
Garteninspektor  Beissner.      Dr.  J.  B. 


Festschrift  zur  Erinnerung  an 
die  Jubiläumsfeier  der  Kgl.  Lehr- 
anstalt    für     Obst-.     Wein-     und 


Gartenbau  zu  Geisenheim  am 
37.  bis  29.  August  1897,  redigiert  vom 
Obergärtner  Mertens- Geisenheim. 

Bericht  der  Kgl.  Lehranstalt 
für  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau 
zu  Geisenheim  a.  Rh.  zur  Erinne- 
rung an  das  25jährige  Bestehen 
derselben.  Gleichzeitig  Bericht  für 
das  Etatsjahr  1896/97,  erstattet  vom 
Direktor    Goethe,    Kgl.  Ökonomierat. 


Hebert  et  Truffaut.  Sur  les  appli- 
cations  de  la  chimie  ä  Thortlculture. 
S.-A.  aus  Annales  Agronomiques. 


Catalog  der  166.  Ausstellung  vom 
31.  Juli  bis  3.  August  1897,  veranstaltet 
von  der  königlichen  Gesellschaft  für 
Gartenbau  und  Landwirtschaft  in 
Antwerpen.  Dr.  J.  B. 


Eine  allgemeine  Übersicht  der  wich- 
tigsten Ergebnisse  der  schwedischen 
Getreiderostuntersuchung,  Vortrag  auf 
dem  2.  nordischen  Landbaukongresse 
in  Stockholm  am  20.  Juli  1897.  Von 
Professor  Jakob  Erisson  in  Stock- 
holm. Separatabdruck  aus  '»Bot. 
Zentralbl.  Bd.  LXXII,  1897.    Cassel  1897. 


Bibliographical  diiTiculties  in  Botany 
by  Edward  L.  Greene,    Washington 

1898. 


Unterrichtswesen. 


Gartenbauschule  für  Damen  von  Frl.  Dr.  Elwira 
Castner  in  Friedenau. 

Am  25.  März  fand  von  10Y2 — 4  Uhr 
in  Gegenwart  der  Herrn  Geh.  Reg.-Rat 
Dr.  Traugott  Müller,  Dezernent  für 
Gartenbau  im  Ministerium  für  Land- 
wirtschaft, Prof.  Dr.  Sorauer,  Garten- 
bau-Direktor C.  Mathieu,  Garten- 
Inspektor  Lindemuth,  Landschafts- 
gärtner Vogeler,  L.  Wittmack  u.  a. 
das  Examen  für  3  abgehende  Damen 
statt,  die  den  Kursus  2  bez.  2V2  Jahre 
besucht  haben.  Dasselbe  ergab  sehr 
befriedigende  Leistungen.  Der  jüngere 
Kursus  zählt  20  Schülerinnen,  zum 
1.  April  werden  es  gegen  30  werden. 
Zehn  weitere  mussten  aus  Mangel  an 
Raum   abgewiesen  werden. 


Gärtnerlehranstalt 
zu  Köstritz,  R.  j.  L.,  Thüringen. 

Die'^  auf  ein  elfjähriges  Bestehen  zu- 
rückblickende Gärtnerlehranstalt,  eine 
höhere  Fachschule  für  Gärtner,  welche 
unter  der  Leitung  des  Direktor  Dr. 
H.  Settegast  steht,  wurde  im  laufenden 
Wintersemester  von  93  Gärtnern  be- 
sucht, die  sich  der  Nationalität  nach 
wie  folgt  verteilen:  Provinz  Branden- 
burg 13,  Pr.  Sachsen  12,  Pr.  Schlesien  6, 
Pr.  Westfalen  3,  Pr.  Hannover  3,  Rhein- 
provinz 3,  Pr.  Posen  3,  Pr.  H.-Nassau  3, 
die  übrigen  preuss.  Provinzen  6,  König- 
reich Sachsen  11,  Kgr.  Bayern  3,  Kgr. 
Württemberg  2,  Gr,-H.  Baden  2,  die 
übrigen  d.  Staaten  14,  Russland  2, 
Österreich  2,  Italien,  Brasilien,  Frank- 


l^ 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


reich,  Luxemburg,  Guatemala  je  i. 
Infolge  der  günstigen  erzielten  Resultate 
hat  sich  die  Frequenz  von  Jahr  zu  Jahr 
gesteigert  und  darf  die  Anstalt  gegen- 
wärtig als  die  stärkstbesuchte  Bildungs- 
stätte für  Gärtner  bezeichnet  werden. 
Die  Frequenzliste  ergiebt: 

1887  Sommer     8,  Winter     9=    17, 

1888  »  9,        »         14=   23, 

1889  »  10,        »          15=   25, 

1890  >'  17,        »         26=  43, 

1891  »  31,        :-         32=   63, 

1892  »  33.       »         57=   90, 

1893  »  49,       V       -62=111, 

1894  »  51,        »         77  =128, 

1895  »  77,        "  90  =  167, 

1896  »  76,        "  94  =  170, 

1897  »  84,        >  93=^177- 
Mitte   März    fand    die    Schlussprüfung 
statt,    welcher    Se.  Durchlaucht   Fürst 
Heinrich     XXIV.     Reuss-Köstritz,     die 


!  Mitglieder  des  Kuratoriums  und  zahl- 
!  reiche  Väter  der  Besucher  der  Anstalt 
[  beiwohnten.  Es  erhielten  für  hervor- 
ragende Leistungen  die  ausgesetzten 
Ehrenpreise  die  Gehilfen:  Hugo 
Schnaare,  Grund,  Rheinprovinz, 
Herm.  Denstedt,  Gross  -  Vielist, 
Mecklenburg,  Paul  Fricker,  Heidel- 
berg, Baden.  Die  Anstalt  zerfällt  in 
Abt.  I  Gehilfenkursus  mit  einjähriger 
Dauer.  Abt.  II  Lehrlingskursus  für 
Söhne  angesehener  Eltern,  die  gleich- 
zeitig auf  wissenschaftliche  und  prak- 
tische Ausbildung  Wert  legen.  Abt.  III 
Kursus  für  angehende  Gärtner,  die 
neben  derFachbildung  dieBerechtigung 
zum  einjährig  freiwilligen  Dienst  er- 
werben wollen.  Köstritz  liegt  in  dem 
lieblichen  Elsterthale  und  ist  seit  dem 
Anfange  des  Jahrhunderts  eine  Pfleg- 
stätte des  Gartenbaues  gewesen. 


Aussteilungen  und  Kongresse. 


Charlottenburg,  Sonnabend  den 
2.  April  9  Uhr  wird  in  der  »Flora« 
eine  Ausstellung  von  Hyacinthen, 
Tulpen,  Crocus,  Narcissen,  Tazetten 
und  Scilla  im  nördlichen  Annex  des 
Palmenhauses  eröffnet. 

Dendrologische  Ausstellung  in  Darmstadt, 
August  1898. 

Vom  6.  bis  11.  August  wird  in 
Darmstadt  die  Jahresversammlung  der 
deutschen  Dendrologischen Gesellschaft 
tagen.  Das  unterzeichnete  Ortskomitee 
hat  beschlossen,  bei  dieser  Gelegen- 
heit eine  möglichst  vollständige  Aus- 
stellung von  Coniferenzweigen  und 
Zapfen  zu  veranstalten  und  hofft  auf 
diese  Weise  sowohl  den  Teilnehmern 
an  der  Versammlung  eine  interessante 
Übersicht  über  die  mannigfaltigen 
Formen  der  Nadelhölzer  zu  bieten,  als 
auch  das  Interesse  an  der  Dendrologie 
in  weitere  Kreise  zu  tragen. 

Die  Ausstellung  soll  streng  syste- 
matisch nach  Gattungen  und  Arten 
angeordnet  werden  und  folgende  Ob- 
jekte, von  jeder  Art  möglichst  voll- 
ständig, umfassen: 

1.  Abgeschnittene  Zweige  bis  zu 
etwa  1  Meter  Länge,  womöglich 
mit  Zapfen  oder  Blüten. 


2.  Einzelne  Zapfen. 

3.  Holz-  und  Rindenproben,  Quer- 
scheiben älterer  Stämme  oder 
zurecht  geschnittene  Stammstücke 
in  Quer-,  Radial-  und  Tangential- 
schnitt. 

4.  Varietäten  ,  Abnormitäten  .  Be- 
schädigungen durch  Pilze  etc. 

5.  Photographien  ,  Abbildungen. 
Publikationen. 

Lebende  Coniferen  in  Töpfen  oder 
Körben  sind  im  allgemeinen  nicht  in 
Aussicht  genommen;  nur  besonders 
interessante,  seltene  oder  neue  Formen 
würden  berücksichtigt  werden  können. 

Ausser  Coniferen,  welche  in  erster 
Linie  erwünscht  sind,  l.önnenauch  inter- 
essantere Laubhölzer  in  die  Ausstellung 
aufgenommen  werden. 

Das  unterzeichnete  Komitee  erlaubt 
sich,  an  die  Herren  Inhaber  von  Baum- 
schulen, von  Gärtnereien,  an  die  Vor- 
stände der  botanischen  Gärten  und 
Museen,  an  die  Forstbehörden,  an  die 
Mitglieder  des  Vereins,  welche  über 
geeignete  Ausstellungsobjekte  verfügen, 
die  ergebene  Bitte  zu  richten,  dieselben 
für  die  geplante  Ausstellung  getälligst 
einsenden  zu  wollen  und  zwar  an  die 
Adresse     des     Grossherzoglichen     bo- 


Personal-Nachrichten. 


im 


tanischen  Gartens  zu  Darmstadt.  Es 
wird  gebeten,  auf  jeder  Sendung  die 
Bezeichnung  »Ausstellungs  -  Gegen- 
stände« anbringen  zu  wollen,  ferner 
jedes  einzelne  Objekt  mit  deutlicher 
Etikettte  und  dem  Xamen  des  Aus- 
stellers zu  versehen,  sowie  auch  mit 
der  Bemerkung,  ob  dasselbe  zurück- 
gesandt werden  soll.  Die  nicht  zurück- 
verlangten Gegenstände  werden,  soweit 
sie  als  Sammlungsobjekte  dauernden 
Wert  haben ,  von  seiten  des  Aus- 
stellungskomitees an  botanischeMuseen 
verteilt. 

Sonderausstellungen  von  Baum- 
schulen oder  Gärtnereien  sollen  im 
allgemeinen ,  entsprechend         dem 

Rahmen  der  Ausstellung,  nicht  ac- 
ceptiert  werden. 


I  Alle  Ausstellungsgegenstände  bitten 
wir  gefälligst  bis  zum  15.  Juli  1898  an- 
melden und  bis  zum  3.  August  spätestens 
portofrei  einsenden  zu  wollen. 

DieAusstellung  findet  statt  imGartcn- 
saal  des  Hotels  »Darmstädter  Hof«,  in 
dessen  Räumen  auch  die  Jahres- 
versammlung der  deutschen  Dendro- 
logischen  Gesellschaft  tagen  wird  und 
wird  am  6.  August,  vormittags  11  Uhr, 
eröffnet. 

Das  Ortskomitee  für  die 

diesjährige  Jahresversammlung    der  Deutschen 

Dendrologischen  Gesellschaft  zu  Darmstadt. 

Professor  Dr.  H.  Schenck, 

Direktor  des  Grossh.  botanischen  Gartens. 

F.  Göbel,  H.  Henkel, 

Hofgarteninspektor.    Hofbouquctlieferant. 

A.   Purpus, 

Obergärtner  des   Grossh.  botanischen  Gartens. 


Personal-Nachrichten. 


Der  Vorsteher  des  Instituts  für 
Gährungsgewerbe  Prof.  Delbrück  ist 
gelegentlich  des  Besuches  dieser  mit 
der  Ivgl.  landw.  Hochschule  in  Ver- 
bindung stehenden  Anstalt  durch  Se. 
Maj.  den  Kaiser  am  23.  März  zum 
Geh.  Reg. -Rat  ernannt. 


Dem  Privatdozenten  der  Botanik  Dr. 
Otto  Warburg,  an  der  Universität 
Berlin  ,  Dozent  am  orientalischen 
Seminar  und  Mitherausgeber  der  Zeit- 
schrift »Der  Tropenpflanzer«  ist  das 
Prädikat  »Professor«  beigelegt. 

Herr  Ober  -  Garteninspektor  Kolb 
feiert,  wie  er  uns  schreibt,  sein  40. 
Dienstjubiläum  erst  1899.  In  Garten- 
flora 1888,  S.  272,  steht  aber:  »Der 
Kgl.  Garteninspektor  Kolb  ist  nach 
3ojähriger  Dienstzeit  zum  Ober-Garten- 
inspektor ernannt«;  da  wäre  doch  1898 
das  40.  Dienstjahr  gewesen. 


Der  Rentier  P.  Barrens  fein- Char- 
lottenburg, vormals  Gärtnereibesitzer, 
f  28.  Februar  im  73.  Lebensjahre. 
Barrenstein  war  seit  1860  iMitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  und  zeichnete  sich  durch 
vorzügliche  Kulturen  aus.  Bekannt  ist 
sein  Veilchen  Barrensteins  Sämling. 


Der  Obergärtner  F.  Baselt  feierte 
am  22.  März  den  Tag,  an  welchem  er 
vor  25  Jahren  in  die  Gärtnerei  des 
Herrn  Kgl.  Gartenbau-Direktor  Stadt- 
rat Brandt  -  Charlottenburg  eintrat. 
Im  Namen  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  dessen  Mitglied  Herr 
Baselt  ist,  wurde  ihm  durch  die 
Herren  Perring,  C.  Mathieu  und 
Wittmack,  eine  grosse  silberne 
Medaille  mit  seinem  Xamen  und  der 
Inschrift:  »Für  25jährige  treue  Dienst- 
zeit«, überreicht,  nachdem  Herr  Königl. 
Garteninspektor  Perring  eine  warme 
Ansprache  gehalten  hatte.  —  Vorher 
schon  hatte  eine  Deputation  des 
Charlottenburger  Vereins  dessen  Glück- 
wünsche ausgesprochen. 


Rudolph  Lemke,  Königsberg  i.  Pr., 
Gärtnereibesitzer  f  plötzlich   22.   Febr. 

DemKunstgärtnerErdmannBabeck 
zu  Jagatschütz  im  Kreise  Trebnitz  ist 
das  Preuss  Allgem.  Ehrenzeichen  ver- 
liehen. 


Otto  Riss,  Handelsgärtner  in 
Hermannshof  bei  Langfuhr  -  Danzig, 
feierte  am  2.  März  sein  25  jähriges 
Geschäftsjubiläum.  Seine  Gattin  Louise 


200 


Mitglieder-Verzeichnis. 


Riss  ist  die  kunstverständige  Binderin, 
welche  selbt  ein  Werk:  Die  Binde- 
kunst, Verlag  von  Paul  Parey,  heraus- 
gegeben, wohl  das  Beste  auf  diesem 
Gebiete. 

Der  Garten-Ingenieur  Carl  Jaucke 
senior,  langjähriges  Mitglied  des  Ver- 
eins zu  Aachen,  f  am  12.  März.  Noch 
bis  in  seine  letzten  Tage  hatte  er  leb- 
haftes Interesse  für  die  den  Verein 
beschäftigenden  Fragen  und  erkundigte 
sich  noch  vor  kurzem  nach  der  Ver- 
legung des  botanischen  Gartens  und 
der  Gärtner-Lehranstalt,  deren  Mit- 
arbeiter und  Zögling  er  ja  auch  ge- 
wesen ist.  Seit  November  1S89  war 
er  ans  Zimmer  gefesselt.  Am  31.  Ja- 
nuar hatte  er  sein  80.  Lebensjahr  voll- 
endet. 

P.  Luke,  bisher  grätlich  Matuschka- 
scher  Schlossgärtner  in  Pitschen,  wurde 
in  der  Schlossgärtnerei  zu  Sanssouci, 
Abteilung  Melonerie,  als  Verwalter  der 
Annanas-Treiberei  angestellt. 


Wilhelm  Halm,  vordem  Gärtner 
und  Lehrer  für  Obst-  und  Gemüsebau 
an  der  landwirtschaftlichen  Schule  zu 
Strickhof  bei  Zürich  und  in  den  letzten 
Jahren  Handelsgärtner  in  Aussersihl, 
f  Ende  Januar. 


Dem  Hof-Garteninspektor  Fr.  Göbel 
zu  Darmstadt  wurde  vom  Kaiser  von 
Russland  der  Stanislausorden  III.  Klasse 
verliehen. 

Dem  Stadtgärtner  H.  Babee  in  Fürth 
wurde  durch  Magistratsbeschluss  der 
Titel  »Städtischer  Garteninspektor« 
verliehen. 

B erkling,  Kunstgärtner  in  Nürnberg, 
wurde  als  Obergärtner  in  der  städti- 
schen Gartenverwaltung  angestellt. 

Wenzel  Schmollek,  pensionierter 
Obergärtner  der  Stiftsgärtnerei  in 
Heiligenkreuz  bei  Baden,  ein  im 
74.  Lebensjahre  stehender  Fachmann, 
feierte  unlängst  sein  öojähr.  Gärtner- 
jubiläum. 

Adolf  Schimek,  Obergärtner  in 
Mödling,  der  trotz  seines  hohen  Alters 
von  79  Jahren  noch  heute  in  vollster 
Rüstigkeit  seinen  Dienstpflichten  nach- 
kommt, beging  kürzlich  unter  Teil- 
nahme österreichischer  Gärtnervereine 
sein  ööjähriges  Gärtnerjubiläum. 

Josef  Vesely,  k.  k.  Hof  garten- Ver- 
walter in  Wien,  wurde  durch  Ver- 
leihung des  siamesischen  Kronenordens 
IV.  Klasse  ausgezeichnet. 


Mitglieder  -Verzeichnis 


des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Es  wird  beabsichtigt,  eine  neue  Mitgliederliste  anzufertigen.  Wir  bitten 
daher,  alle  noch  nicht  mitgeteilten  Adressenänderungen  etc.  uns  schleunigst 
bekannt  zu  geben.  Zugleich  aberbitten  wir  unsere  Freunde,  auch  recht  fleissig 
Mitglieder  zu  werben,  damit  diese  auch  noch  autgenommen  werden  können. 


Die  verehrlichen  Mitglieder  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
welche  ihren  Jahresbeitrag  für  1898  noch  nicht  eingeliefert  haben,  werden  ge- 
beten, denselben  bis  zum  1.  Mai  d.  Js.  an  den  Schatzmeister.  Herrn  Kgl.  Flof- 
lieferanten  J.  F.  Loock,  Berlin  N.,  Chausseestrasse  52  a,  einzusenden.  Nachher 
wird  er  sonst  durch  Nachnahme  eingezogen  werden.  Der  Beitrag  beträgt  für 
Berlin  und  Umgegend  20  M.,  für  das  übrige  Deutschland  und  Österreich- 
Ungarn  13  M.,  für  das  Ausland  15  M.  Dafür  die  » Garten tlora'<  unentgeltlich, 
ferner  Benutzung  der  grossen  Bibliothek  (auch  nach  auswärts),  gelegentlich 
Sämereien  etc. 


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Die  Birne  „Triumphe  de  Vienne". 

Von  Alex  Mathieu-  Geisenheim  -  Monrepos. 
(Hierzu  Tafel  1449.) 
jiese  ausgezeichnete,  sehr  grosse  Frucht,  welche  im  Jahre  1896  zu  Cassel 
f^fe:^  in  der  Sonderausstellung  des  »Praktischen  Ratgebers«  den  ersten  Preis 
(150  Mark)  davontrug,  ist  ein  Kind  Südfrankreichs.  Sie  wurde  von  Jean 
Colland  dit  Cöte,  Gärtner  in  Vienne  (Departement  de  Tlsere)  in  der  Dauphine 
erzogen  und  von  Blanchet  und  Morel,  Baumschulbesitzer  in  Vienne  und 
Vaise-Lyon  1S74  in  den  Handel  gebracht;  den  Namen  erhielt  sie  von  Morel. 
Sie  war  1872  und  1873  i^  Lyon  ausgestellt  und  preisgekrönt  worden.  »Vienne« 
ist  also  nicht  mit  Wien  zu  verwechseln,  wie  man  so  ott  hören  und  in  manchen 
Katalogen  lesen  kann. 

Frucht  gross  bis  sehr  gross,  stumpf  birnförmig,  stielbauchig,  z.  T.  mittel- 
bauchig, etwas  beulig.  Der  halboffene,  kleine  und  kurzblättrige  Kelch  sitzt  in 
kleiner,  flacher  Vertiefung.  Der  Stiel  ist  ziemlich  lang,  gerade,  bisweilen  etwas 
gebogen,  braun,  nach  der  Frucht  zu  grünlich;  sitzt  in  kleiner  Vertiefung.  Die 
Schale  ist  grünlichgelb  bis  lichtgelb,  auf  der  Sonnenseite  zart  karminrot,  durch 
zahlreiche  Rostpunkte  und  Figuren  sich  rauh  anfühlend.  Fleisch  weisslich; 
unter  der  Schale  gelblich,  fein  schmelzend,  saftreich,  angenehm  süss  und  ge- 
würzt, sehr  wohlschmeckend.  Das  Kernhaus  ist  klein,  von  Steinchen  umgeben, 
schwärzliche,  bisweilen  unvollkommene  Kerne  enthaltend.  Reifezeit  hier  Mitte 
September;  in  weniger  günstigen  Lagen  Ende  September  bis  Anfang  Oktober. 
Der  Baum  wächst  kräftig,  pyramidal,  gedeiht  auf  Wildling  wie  auf  Quitte  gleich 
gut.  Blätter  sehr  gross,  dunkelgrün,  glänzend,  langgestielt,  nicht  flach,  sondern 
mehr  kahnförmig,  gekielt;  Blattstiel  sehr  kräftig  und  lang.  Der  Baum  eignet 
sich  zu  jeder  Form.  Besonders  am  Spalier  erzeugt  er  mitunter  riesengrosse 
Früchte.  Als  Hochstamm  zu  ziehen  ist  wegen  der  Grösse  der  Früchte  nicht 
ratsam.  Auf  Quitte  veredelt  hat  der  Baum  den  Nachteil,  dass  er  sich  bald  er- 
schöpft. Er  ist  sehr  fruchtbar  und  früh  tragend.  Mehrere  fünfjährige  Exemplare 
hatten  hier  durchschnittlich  15  Früchte,  die  z.  T.  grösser  waren  als  unsere 
Abbildung.  Die  Frucht  ist  eine  ,  Zierde  jeder  Tafel  sowie  jeder  Ausstellung 
und  vermöge  ihrer  Grösse  und  Schönheit  für  den  Markt  sehr  empfehlenswert. 
Die  französische  pomologische  Gesellschaft,  welche  sehr  streng  in  ihren  Grund- 
sätzen ist,  hat  die  Frucht  in  die  beschreibende  Liste  oder  das  Verzeichnis  ihrer 
angenommenen  Früchte  aufgenommen. 


202  84^*  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

845.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  31.  März  1898. 

(Dies  Protokoll  enthält  die  Beratungen  über  die  Reorganisation  der  Koni  gl. 
Gärtner -Lehranstalt  zu  Wildpark  bei  Potsdam.) 
I.  Der  Vorsitzende,  Herr  Wirkl.  Geh.  Ober-Finanzrat  von  Pommer-Esche, 
teilte    das  Ableben    des   langjährigen  Mitgliedes   Herrn  Gartenarchitekten 
Jancke-Aachen,  sowie  das  des  Ehrenmitgliedes  Herrn  Rentier  von  Hövell- 
Berlin    mit,    und    die  Anwesenden   erheben    sich    zum  Zeichen   der    Teil- 
nahme von  ihren  Sitzen, 
II.  Durch  ein  Versehen   der  Druckerei  sind  die  in  der  Januar-Versammlung 
zu  wirklichen  Mitgliedern  Vorgeschlagenen  noch  einmal  in  dem  Protokoll 
der  Februar -Versammlung  (Gartenfl.  Heft  6  S.  145)  als  vorgeschlagen  auf- 
geführt,  dafür   leider  die  in    der  Februar -Versammlung  Vorgeschlagenen 
weggelassen.     Es  folgen  die  Xamen  derselben  deshalb  hiermit  nach: 

1.  Herr  Gutsbesitzer  C.  Rudioff -Domnitz  b.  Gönnern,  vorgeschlagen 

durch  Herrn  Grashoff-Ouedlinburg; 

2.  »      Garteninspektor    Stobbe-Stettin,    durch    Herrn    Geheimrat 

Wittmack; 

3.  »      J.  H.  van  Xes-Boskoop  in  Holland,   durch  Flerrn  Gartenbau- 

Direktor  Jawer-Nieder-Schönhausen; 

4.  »      Sanitätsrat    Dr.    Wahlländer  -  Berlin,    Ilallesche  Strasse  5, 

durch  Herrn  Geheimrat  Wittmack; 

5.  »      Obergärtner  Gaude-Tempelhof,  Vertreter  der  Tempelhofer 

Baumschulen,  durch  Herrn  Strenger- Steglitz; 

6.  >'       Grunewald-Zossen,   in  Firma  Kochhann  &  Grunewald, 

durch  Herrn  Keyssner-Zossen; 

7.  »       F.  Fleiss-Schelecken  b.Labiau,  durch  HerrnGarteninspektor 

P  e  r  r  i  n  g ; 
Ferner    wurden    in    der  März  -\"ersammlung    selbst   vorgeschlagen  zu 
wirklichen  Mitgliedern : 

1.  Herr    Dr.  Schiemenz-Friedrichshagen,    Leiter  der  biologischen 

Station  am  Müggelsee,  durch  Herrn  Geheimrat  Wittmack; 

2.  »      Baumschulbesitzer  E.  Denizot-Posen,   durch  Herrn  Köngl. 

Hoflieferant  Loock; 

3.  >      Herzogl.    Garteninspektor    A.    Degenhardt  -  Sagan,    durch 

Herrn  Hoflieferant  Loock; 

4.  »      Kunst-    und   Handelsgärtner  Zander  -  Berlin,    durch    Herrn 

Neumann; 

5.  Gärtner-Verein  »Flora«  für  Wriezen  und  Umgegend,  durch  Herrn 

Geheimrat  Wittmack; 

6.  Herr  Direktor  Wieck-Kolonie  Grunewald,  durch  Herrn  Geheimrat 

Wittmack; 

7.  »      Fabrikbesitzer    E.    Xaglo-Berlin,    durch    Herrn    Geheimrat 

Wittmack; 
IIL  Ausgestellte  Gegenstände: 

1.    Herr    Baumschulbesitzer    Kiesewetter  -  Genthin     führte    mehrere 
hochstämmige    Wistoria  polystachya    Carl   Koch,    bekannter   unter 


845.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung   des  Gartenbaues  etc.  203 


in 


dem  Namen  W.  chinensis  D.  C.  oder  Glycinia  chinensis  Sims, 
herrlicher  Blüte  vor,  um  die  Aufmerksamkeit  wieder  auf  diesen  schönen 
Treibstrauch  zu  richten.  Er  lässt  sich  sehr  leicht  treiben;  aber  man  muss 
mit  wenigen  (0  bis  8)  Graden  anfangen  und  nach  3  Wochen  die  Wärme 
steigern,  sonst  erhält  man  viel  Laub,  aber  wenig  Blumen.  Das  Publikum 
liebt    die  Pflanze    sehr,    und    die   Gärtner  sollten    sie    doch  mehr  ziehen. 

Herr  von  Pommer-Esche  bemerkte,  dass  Herr  Kiesewetter  wohl 
der  Einzige  sei,  der  eine  Spezialität  aus  der  Treiberei  der  Wistoria  als 
Hochstamm  mache.  Im  Jahre  1890  habe  er  ein  Exemplar  von  den  durch 
Herrn  Kiese wetter  auf  der  grossen  Ausstellung  gezeigten  in  seinen 
Garten  gesetzt,  und  habe  sich  dieses  im  Freien  ausgezeichnet  gehalten. 
Zur  Blütezeit    gewähre    die   Krone   einen    geradezu  prachtvollen  Anblick. 

Herr  Lackner:  Auch  die  Gärtnerei  von  J.  C.  Schmidt  (Inhaber 
Frau  Kuntze  &  Söhne)  in  Steglitz  hat  sich  jetzt  darauf  gelegt  und  in 
diesem  Winter  sehr  viel  getrieben;  sie  hatte  sie  bereits  im  Januar  in 
prachtvollster  Entwicklung,  und  man  sah  im  Schaufenster,  Unter  den 
Linden  16,  fast  den  ganzen  Winter  blühende  Glycinen. 

Herr  Kiesewetter  bemerkte,  dass  an  den  Exemplaren,  die  er  gesehen, 
zu  viel  grüne  Blätter  gewesen  seien.  Im  Übrigen  ist  die  Anzucht  zu 
Kronen  recht  langwierig.  Das  Veredeln  auf  Wurzelhals  dauert  zu  lange; 
am  besten  ist  es,  die  Wildlinge  ganz  herunterzuschneiden.  Dann  bilden 
sie  einen  neuen  Teil,  den  man  als  Hochstamm  benutzt,  und  den  man  oben 
in  Kronenhöhe  veredelt.  Es  dauert  immerhin  5  bis  6  Jahre,  ehe  man 
eine  gute  Krone  erhält. 

2.  Herr  Gartenbau-Direktor  Carl  Mathieu  legte  3  Exemplare  der 
neueren  Apfelsorte  »Adersleber  Calville«  vor,  die  Herr  Rechtsanwalt 
Mohr-Rudolstadt  ihm  zugesandt.  Die  Äpfel  waren  schon  ein  wenig  welk, 
aber  der  Geruch  noch  sehr  angenehm.  Es  ist  eine  der  vorzüglichsten 
Neuheiten  und  wert,  überall  in  kleinen  Formen,  auch  als  Hochstamm, 
angepflanzt  zu  werden.  Bezüglich  des  Namens  sind  sich  die  Gelehrten 
nicht  einig.  Manche  schreiben:  Aderslebener,  andere:  Aderleber 
Calville.  —  Herr  D.  Deite  bemerkt,  dass  man  in  der  Umgegend  von 
Halberstadt  sagt:  Adersleber.  Harsleber  etc.  —  Auch  nach  Herrn  Loock 
sagt  man  Eisleber.  —  Herr  Baumschulbesitzer  Bertram  -  Stendal  hatte 
die  Güte,  mehrere  Exemplare  dieses  Baumes  dem  Verein  zum  Geschenk 
zu  machen. 

3.  Herr  Eduard  Grass -Marienfelde  b.  Südende  überbrachte  ausser 
Preisbewerb  eine  Anzahl  Töpfe  schön  goldgelb  blühender  Primula 
officinalis  grandiflora,  der  sog.  Plamburger  Treib-Primel,  die  er 
im  Januar  d.  J.  von  der  Firma  Kohlmannslehner  &  Schwenke- 
Schöneberg  zum  Treiben  erhalten  hatte.  —  Herr  Kohlmannslehner 
erläuterte  dazu,  dass  es  eine  alte  Lokalsorte  aus  den  Vierlanden 
bei  Hamburg  sei,  auf  welche  Koll  &  Sonntag- Hilden  b.  Düsseldorf 
im  »Handelsblatt«  weitere  Kreise  aufmerksam  gemacht  haben.  Es  ist  in 
der  That  ein  anmutiger  Frühjahrsblüher,  der  sehr  reichblumig  ist. 

4.  Herr  L.  Wittmac k  führte  das  Exemplar  der  Tillandsia  macropetala 
Wawra  von  Herrn  Johannes  Nicolai  zu  Coswig  in  Sachsen,  welches 
er  im  Januar  in  Knospen  vorgezeigt,   noch  einmal  vor,  jetzt  mit  fast  ab- 


204  ^45-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

geblühter  Rispe.  Die  einzelnen  Blumenblätter  haben  eine  Länge  von 
9  cm  und  mehr,  daher  der  Xame  (macro  =^  gross,  petalon  =  Blumenblatt). 
Sie  ist  sehr  nahe  verwandt  mit  T.  grandis  Schlachtd.  Herr  Prof.  Alez, 
dem  W.  einen  blühenden  Ast,  Blätter  und  Photographien  schickte,  vermag 
keinen  Unterschied  zu  finden;  indess  bei  grandis  sind  die  Blätter  nach 
den  Beschreibungen  breitlineal,  leicht  verschmälert,  stumpflich,  mit 
kräftiger,  zurückgebogener  Stachelspitze.  Bei  unserer  Pflanze  sind  sie  wie 
bei  T.  macropetala  allmählich  in  eine  etwas  zurückgekrümmte  Spitze 
auslaufend,  nicht  stumpflich.  Auch  die  Äste  sind  bei  grandis  viel  länger. 

Allgemein  wurde  die  üppige  Kultur  der  jetzt  ca.  1,35  m  hohen  Pflanze 
in  einem  kleinen  Gefäss,  4  cm  hoch,  14  cm  Durchmesser,  bewundert. 
(Vergl.  Heft  4  S.  91). 

5.  Herr  Obergärtner  Beuster-Biesdorf  übergab  5  .Sorten  Treib- 
bohnen, von  denen  »Osbornes  Treibbohne«  und  »Xon  plus  ultra«  sich  am 
meisten  zur  Frühtreiberei  eignen.  Die  Bohnen  sind  am  20.  Februar 
gelegt,  haben  also  in  6  Wochen  ihre  Früchte  gebracht.  Er  empfahl  die 
Bohnentreiberei  für  Private  sehr. 
IV.  Hierauf  trat  man  in  die  wichtige  Beratung  über  die  Reorganisation 
der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark  bei  Potsdam  und  besprach 
in  eingehendster  Weise  die  einzelnen,  von  den  vereinigten  Ausschüssen 
gefassten,  in  Heft  5  S.  128  abgedruckten  Beschlüsse.  Hierzu  ist  vorweg 
zu  bemerken,  dass  der  Punkt  8  in  der  Form,  wie  er  gedruckt  vorliegt, 
ein  hinreichend  grosses,  auf  die  Dauer  ausreichendes  Terrain  zu 
fordern,  vom  Vor  stände  verfasst  ist;  die  vereinigten  Ausschüsse  hatten 
125  ha  (500  Morgen)  vorgeschlagen. 

Da  die  Debatte  einen  ausserordentlichen  Umfang  annahm,  können  hier 
nur  die  Hauptpunkte  hervorgehoben  werden. 

Nachdem  Herr  F.  Bluth  beantragt  hatte  Xo.  8  vorweg  zu  beraten,  da 
mancher  nicht  für  Weglassen  der  praktischen  Arbeiten  (No^  6)  stimmen 
würde,  wenn  kein  grosses  Terrain  bewilligt  werde,  empfahl  Herr  Ilof- 
gärtner  Hoffmann  X'o.  1  (Name  der  Anstalt)  erst  später  zu  beraten, 
nachdem  sich  herausgestellt,  wie  der  Unterricht  gedacht  sei. 

Die  Versammlung  beschloss  auf  Empfehlung  des  Herrn  Kgl.  Garten- 
inspektor Perring  auf  eine  Generaldiskussion  zu  verzichten  und  gleich 
in  die  Spezialdebatte  der  einzelnen  Punkte,  nach  der  Reihe,  einzugehen. 
Herrn  Bluth  gegenüber  bemerkte  Herr  P.,  dass  die  Kompensation  für 
den  Wegfall  der  praktischen  Arbeit  in  der  laut  No.  3  verlangten  vier- 
jährigen praktischen  Thätigkeit  vor  dem  Eintritt  in  die  Anstalt  läge.  — 
Die  Versammlung  beschloss  dem  Antrag  Perring  gemäss. 

X^o.    1.     Der  Bechluss  lautet: 

»Der  Herr  Minister  für  Landwirtschaft,  Domänen  und 
Forsten  ist  zu  bitten,  die  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  in  eine 
staatliche  Hochschule  für  Gartenbau  umzuwandeln«. 
Herr  Rudolph  Meyer,  Delegirter  des  Potsdamer  Gartenbauvereins,  hielt 
es  noch  nicht  für  zeitgemäss,  aus  der  Anstalt  eine  Hochschule  zumachen; 
er  wolle  nur,  dass  die  Anstalt  noch  mehr  leiste.  —  Die  Versammlung 
nahm  aber  Xo.  i  ohne  weitere  Debatte  fast  einstimmig  an. 

No.  2  lautet: 


845.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  205 

»Als  ^'orbilclung  ist  zu  fordern  die  Reife  für  Obersekunda  eines 
humanistischen  Gymnasiums  oder  eines  Realgymnasiums«. 

Herr  Prof.  Dr.  Carl  Müller.  Lehrer  der  Botanik  an  der  Kgl.  Gärtner- 
Lehranstalt,  beantragt,  keine  Unterschiede  in  den  Schulen  zu  machen, 
sondern  allgemein  das  Zeugnis  für  den  Einjährig-Freiwilligen 
Militärdienst  als  Mindestmass  der  Vorbildung  anzusehen.  Schon  Herr 
Prof.  Dr.  Roden waldt  habe  in  der  letzten  Versammlung  hervorgehoben, 
dass  die  Ober-Realschulen  und  die  Realschulen  (früher  Bürgerschulen) 
eine  bessere  Abrundung  geben,  als  wenn  ein  junger  Mann  das  Gymnasium 
mit  der  Reife  für  Obersekunda  verlässt.  Dazu  komme,  bemerkt  Prof. 
Müller,  dass  den  Abiturienten  der  Oberrealschulen  das  Recht  gegeben 
sei,  an  Universitäten  Realstudien  zu  betreiben  und  ebenso  an  technischen 
Hochschulen  zu  studieren.  Die  neueren  Sprachen  seien  für  einen 
Gärtner  heute  viel  wichtiger  als  Latein;  das  Wenige,  was  er  von  letzterem 
brauche,  lasse  sich  unschwer  nachholen.  Ebenso  seien  Mathematik  und 
Zeichnen,  die  auf  den  Gymnasien  weniger  getrieben  werden,  höchst 
A^ichtig.  —  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Lindemuth  ist  auch  für  das  Ein- 
jährige-Zeugnis im  allgemeinen,  sonst  wären  auch,  wie  er  schon  früher 
ausgeführt,  die  Landwirtschaftsschulen,  die  doch  gerade  ein  sehr 
günstiges  Material  liefern  könnten,  ausgeschlossen.  —  Herr  Inspektor 
Perring  erklärt,  er  habe  gegen  die  Fassung  der  No.  2  gestimmt;  die 
Majorität  sei  nur  dadurch  entstanden,  weil  die  Vertreter  der  Potsdamer 
Anstalt  erklärt  hätten,  die  Aufnahmebedingungen  seien  schon  jetzt  so, 

Herr  Kgl.  Hofgärtner  Glatt  ist  gleichfalls  für  das  Einjährige-Zeugnis. 
Die  Landwirtschaftsschulen  dürfen  wir  nicht  ausschliessen;  denn  das 
platte  Land  liefert  für  alle  Berufsarten  erfahrungsgemäss  mit  die  tüchtigsten 
Kräfte.  Es  giebt  ferner  kaum  einen  Beruf,  der  internationaler  ist  als  die 
Gärtnerei,  darum  ist  die  Kenntnis  der  lebenden  fremden  Sprachen 
wichtiger  als  Latein.  Sowenig  wie  der  Gärtner  ein  vollkom.mener 
Botaniker  sein  kann,  kann  er  ein  vollkommener  Lateiner  sein. 

Nachdem  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Echtermeyer,  Inspektor  der 
Kgl.  Gärtner-Lehranstalt,  eine  irrtümliche  Auffassung  seiner  früheren 
Mitteilungen  über  die  heutige  Vorbildung  richtiggestellt,  und  nachdem 
L.  Wittmack  erklärt,  dass  zuerst  die  Ausschüsse  auch  nur  das  Einjährige- 
Zeugnis  verlangt  hätten,  und  erst  auf  Wunsch  der  Vertreter  der  Garten- 
kunst dies  abgeändert  worden  sei,  beschliesst  die  Versammlung  fast  ein- 
stimmig No.  2  folgendermassen  zu  fassen: 

»Als  Vorbildung  ist  die  Berechtigung  zum  Einjahrig-Frei- 
willigen-Militärdienst zu  fordern«. 

Hierauf  beantragt  Herr  Garteninspektor  Echte rmey er,  No.  3,  4,  5 
und  6  zusammen  zu  behandeln.     Diese  lauten: 

3.  »Die  Eintretenden  müssen  mindestens  eine  4  jährige  praktische 
Thätigkeit  durchgemacht  haben.  Ausnahmsweise  kann  auch  eine  3jährige 
praktische  Thätigkeit  als  genügend  angesehen  werden,  wenn  der  Auf- 
zunehmende durch  eine  Prüfung  diese  praktische  Befähigung  nachweist.« 

4.  »Der  Unterricht  dauert  2  Jahre  und  hat  den  gesamten  Gartenbau  zu 
umfassen.« 


2o6  84^'  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

5.  »Der  Unterricht  soll  obligatorisch  sein,  mit  der  Massgabe,  dass  im 
ersten  Jahre  alle  Gegenstände  zu  hören  sind,  im  zweiten  aber  eine 
Trennung  nach  Fächern  eintritt,  die  aber  auch  obligatorisch  gehört 
werden  müssen.« 

6.  »Die  praktischen  Arbeiten  Ivommen  in  Wegfall.  Dabei  ist  aber 
vorausgesetzt,  dass  das  Demonstrationsmaterial  an  der  neuen  Anstalt  ein 
reicheres  werde,  so  dass  die  Studierenden  gewissermassen  in  der  Praxis 
leben.« 

Herr  Echtermeyer  bringt  die  Wünsche  der  Lehrer  der  Gärtner- 
Lehranstalt  vor.  Diese  gehen  dahin,  in  No.  3  statt  einer  4jährigen 
praktischen  Thätigkeit  nur  eine  2jährige  zu  fordern,  in  No.  4  2  Jahre 
obligatorischen  Unterricht  und  dann  noch  fakultativ  1  jährigen  Besuch 
einer  Selekta,  in  welch  letzterer  eine  Trennung  nach  Fächern  für 
Spezialisten  einzutreten  habe.  Ausserdem  wünschen  die  Lehrer  in  No.  6 
praktische  Übungen  mit  aufgenommen  zu  sehen. 

Herr  Inspektoi  Dressler  ist  gegen  die  gemeinsame  Beratung  der 
Punkte  3 — 6. 

Herr  Garteninspektor  Perring  erklärt  sich  gegen  ein  3Jähriges  Studium, 
denn  dahin  würde  es  kommen,  weil  heute  jeder  Gärtner  ein  Spezialfach 
betreiben  müsse,  also  auch  die  Selekta  dann  noch  zu  besuchen  habe. 
Es    würde    auch    eine    wesentliche  Verteuerung    des    Studiums    eintreten. 

Herr  Garteninspektor  Echtermeyer  bemerkt,  der  Besuch  der  Selekta 
sei  nicht  absolut  notwendig.  Herr  Hofgärtner  Hoffmann,  Professor 
Dr.  Karl  Müller  und  R.  Meyer  erklären  dasselbe.  Herr  Hofgärtner 
Hoff  mann  bemerkt  noch,  dass  für  viele  Stellungen  der  2  jährige  Besuch 
vollkommen  ausreiche.  Man  wünsche  seitens  der  Lehrer  namentlich  aber 
nur  2 jährige,  nicht  4jährige  praktische  Thätigkeit  vorher,  weil  sonst  die 
jungen  Leute  zu  viel  von  dem  auf  der  Schule  Erlernten  inzwischen  w^ieder 
vergessen. 

Herr  Rud.  Meyer  macht  darauf  aufmerksam,  dass  mancher  Lehrling, 
der  in  einer  der  vielen  Spezialgärtnereien  gelernt  habe,  durchaus  noch 
nicht  alle  praktischen  Arbeiten  kenne,  darum  dürfe  auch  auf  der  Anstalt 
die  praktische  Arbeit  nicht  fehlen.  Wenn  Jemand  Spezialgärtner  werden 
will,  geht  er  nicht  in  die  Anstalt;  eine  höhere  Lehranstalt  soll  allgemein 
gebildete  Gärtner  in  die  Welt  setzen.  In  der  Selekta  soll  auch  für  Landes- 
kulturzwecke gesorgt  werden,  z.  B.  Obstbaumzucht,  Landschaftsgärtnerei, 
Kolonialwissenschaft  etc. 

Herr  Kgl.  Obergärtner  Habermann:  Herr  Inspektor  Perring  meint, 
ein  junger  Mann  könne  nach  2  Jahren,  wenn  er  die  Anstalt  verlässt,  schon 
Spezialist  sein;  das  ist  aber  nicht  möglich,  höchstens  in  Bezug  auf  Land- 
schaftsgärtnerei. 

Herr  Inspektor  Perring:  Jeder  Gärtner  muss  ein  bestimmtes  Fach 
angreifen;  ich  habe  keine  Lehranstalt  besucht,  schätze  die  Praxis  sehr 
hoch,  wünsche  aber  doch  keine  Praxis  auf  der  Anstalt.  Es  giebt  viele 
Gärtner,  selbst  botanische,  welche  sagen:  Einen  »Anstalter«  nehme  ich 
nicht.  —  Die  sächsischen  Gartenbauvereine  haben  bei  Gründung  der 
Dresdener  Schule  die  praktische  Thätigkeit  ausgeschlossen,  weil  man  die 
nur    in    der  Praxis    lernt.     Wenn    ein    junger   Mann    in    verschiedenen 


845.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  207 

Gärtnereien    gelernt    hat,    hat    er   eine    bessere  Ausbildung,    als  wenn  er 
3  Jahre  in  der  Anstalt  ist. 

Herr  Bluth:  Die  jungen  Gärtnerlernen  jetzt  in  der  Praxis  nicht  genug,  weil 

wir    nicht  Spezialisten  sind;  die  allgemeine  gärtnerische  Bildung  können  sie 

sich  nur  auf   der  Hochschule  erwerben.     Dass   die  Schüler  der  Anstalten 

jetzt  nicht  gern  genommen  werden,   ist  eine  Thatsache;  ob  es  richtig,  ist 

aber  eine  andere  Frage.    Ich  habemit  »Anstaltern«  und  mit  »Nicht-Anstaltern« 

gute  und  weniger  gute  Erfahrungen  gemacht.    Wenn  Jemand  nicht  Lust  hat 

zum  Arbeiten,  lernt    er    es    nicht    in  der  Lehre  und  nicht  in  der  Anstalt. 

Herr  Garteninspelvtor  Lindemuth:    Auf    eine    sehr   lange    praktische 

Thätigkeit    vor    Besuch    der  Anstalt    lege    ich    keinen  Wert,    die  Theorie 

muss  auf  der  Anstalt  mit  der  Praxis  verbunden  sein,  deshalb  wollen  wir  auch 

ein  grosses  Terrain;  wir  wollen  nur  nicht,  dass  die  Zeit  auf  derAnstalt  mit 

ganz   gewöhnlichen,    sogenannten    praktischen  Arbeiten  vertrödelt  werde. 

Ein  Antrag  auf  Vertagung  wird  nicht  genügend  unterstützt. 

L.  Wittmack    stellt    hierauf  einen  Vermittelungsantrag  und  empfiehlt 

die   No.  3  einfach   so  zu  fassen: 

»Die  Eintretenden    müssen  mindestens  eine   dreijährige 
praktische  Thätigkeit  durchgemacht  haben.« 
Herr  Echtermeyer  zieht  seinen  Antrag  auf  2jährige  praktische  Thätig- 
keit zu  Gunsten    dieses  Antrages   zurück,    und  wird  der  Wittmack'sche 
Antrag  fast  einstimmig  angenommen. 

No.  4  lautet  in  der  Fassung  der  Ausschüsse: 

»Der  Unterricht    dauert    2  Jahre  und    hat   den    gesamten 
Gartenbau  zu  umfassen.« 
No.  5,  der  sich  daran  anschliesst,  lautet: 

»Der  Unterricht  soll  obligatorisch    sein    mit  der  Massgabe,    dass 

im  ersten  Jahre    alle  Gegenstände  zu  hören  sind,    im  zweiten  aber 

eine  Trennung    nach  Fächern    eintritt,    die  aber   auch  obligatorisch 

gehört  werden   müssen. 

Herr  Garteninspektor  Echtermeyer  empfiehlt,  No.  5  ganz  zu  streichen, 

und  No.  4  folgendermassen  zu  formuliren. 

No.  4.     »Der  Unterricht    während   der    ersten  2  Jahre    ist 

obligatorisch.     Daran    schliesst    sich    für    die    Ausbildung 

in    Spezialfächern    eine     ijährige    Selekta    mit    getrennten 

Fächern  und  fakultativem  Unterricht.« 

Herr  Garteninspektor  Perring  erklärt  sich  gegen  Änderung  der  No.  4 

und  gegen  die  Hinzufügung  einer  Selekta. 

Der  Antrag  Echtermeyer  wird   mit  Majorität  angenommen.     No.  5 
kommt  somit    in  Wegfall. 

L.  Wittmack  beantragt  anstatt  der  früheren  No.  6  zu  sagen: 
„Es  ist  darauf  Bedacht  zu  nehmen,  dass  praktische  Uebungen 
und  praktische  Vorführungen  an  der  neuen  Anstalt  in  reichstem 
Masse  stattfinden,  so  dass  die  Studierenden  in  der  Praxis  leben. 
Dies  wird  angenommen. 
Die  frühere  No.  7:  .,Den  Studierenden  der  Gartenbau-Hochschule 
ist   der  Besuch   der  Universität   und   der    anderen  Hochschulen 
zu  gestatten,'-  wird  ohne  Debatte  einstimmig  angenommen 


2o8  845.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


Die  frühere  Ko.  8  lautet  in  der  Fassung  des  Vorstandes,  Avie  oben 
bereits  gesagt:  „Um  alle  Zweige  des  Gartenbaues  in  genügender  Weise 
lehren  zu  können,  ist  ein  hinreichend  grosses,  für  die  verschiedenen 
Zwecke  auf  die  Dauer  ausreichendes  Terrain  in  Aussicht  zu  nehmen.'" 

Die  Ausschüsse  hatten  verlangt:  500  Morgen  (125  ha.).  Herr  Kgl.  Hof- 
gartendirektor Walter  hatte  auf  Ersuchen  der  Ausschüsse  es  übernommen, 
diese  Zahl  zu  motivieren  und  bittet,  seine  Zusammenstellung  zu  verlesen. 
Dieselbe  lautet,  nach  kleinen  mit  seiner  Zustimmung  gemachten  Ab- 
änderungen folgendermassen: 

Für  die  neu  einzurichtende  Gärtner-Lehranstalt  in  Dahlem  wird  er- 
beten ein  Terrain  von  ca.  500  Morgen  und  zwar: 

Für  Gebäude   (Anstalts-,   Oekonomie-  und  Ausstellungs-Gebäude   nebst 
Kultur- undTreib-Häusern)    25000  qm  =        250  ar  =     10  Morgen 
,,     Arboretum   (unter   Heran- 
ziehung   des    Arboretums 

des  Bot.  Gartens)  .  .  .  200  000  ,.  ^^  2  000  ,,  ■=  80  ,, 
,,  Schmuck-Anlagen  .  .  .  15000  ,.  ^^  150  ,,  -=  6  ,, 
,,     Rosarium  u.  Staudengarten       7  500    ,,     ==  75    ,,    ==       3        „ 

,,     Uebungsterrain  für  Land- 
schaftsgärtnerei   ....  100000    ,,     ==     1000    ,,    =     40        ,, 

„     Spaliergarten 10000    ,,     =        100    .,    =       4        ., 

,,     Obstpyramidengarten    .     .     17500    ,,     =        175    ..    =       7        ,, 
„     Obstmuttergarten     incl. 

Beerenobstmuttergarten    .     25  000    „     =        250   ,,    =     10        „ 
,,     Obst-     und     Gehölzbaum- 
schule        62  500    „     = 

..     Gemüseanlagen     ....     25  000    „     = 
,,     Diverse  Versuchsfelder    .     50000    ,,     =        _ 
,,     Obstplantagen     zur     \ox- 
führung  v.  Musteranlagen 
für  Gärtner  und  Landwirte  700000    „     ^=     7000   ,.    =  280        ,, 

Sa.  1  250000  qm  ^=  12  500  ar  =  500  Morgen 
Herr  G.-L  Per  ring  erklärt,  dass  der  Vorstand  auf  seine  Fassung  kein 
besonderes  Gewicht  mehr  lege  und  stellt  anheim,  500  Morgen  zu  setzen. 
Herr  R.  Meyer  empfiehlt  zu  sagen:  bis  500  Morgen.  Herr  Bluth  ist  für 
eine  bestimmte  Zahl  und  bittet  zu  sagen:  Der  Verein  hält  ein  Terrain 
von  500  Morgen  für  wünschenswert  —  Herr  Hoflief.  Loock  ist  gleich- 
falls für  die  bestimmte  Zahl  von  500  Morgen. 

Die  500  Morgen  werden  mit  grosser  Mehrheit  angenommen  und 
lautet  die  frühere  No.  8  demnach. 

8.  Um  alle  Zweige  des  Gartenbaues  in  genügender  Weise 
lehren  zu  können,  ist  ein  Terrain  von  125  ha.  (500  Morgen)  in  Aus- 
sicht zu   nehmen. 

Der   Uebersicht   wegen    werden    die   Beschlüsse    in    einem    besonderen 

Artikel  {siehe  S.  2oq)  zum  Abdruck  gebracht. 

V.  Alsdann    erstattete    Herr    Geh.    Rechnungsrat    Schmidt    im    Xamen    des 

Revisions-Ausschusses  Bericht  über  die  Prüfung  der  Jahresrechnung 

von  1896;  er  erklärte  ferner,  dass  der  Ausschuss  sich  von  dem  Vorhanden- 


625        ,; 

,         = 

25 

250       ,. 

,        = 

10 

500        . 

= 

20 

Beschlüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  209 

sein  des  Vereinsvermögens  überzeugt  hätte  und  beantragte  dem  Schatz- 
meister Decharge  zu  erteilen.  Die  Versammlung  tritt  dem  bei,  nach- 
dem sie  auf  Antrag  des  Herrn  Hofg.  Hoffmann  dem  Schatzmeister  Kgl. 
Hoflieferanten  I.  F.  Loock  für  seine  aufopfernde,  mühevolle  und  wenig 
dankbare  Tätigkeit  durch  Erheben  von  den  Sitzen  ihren  Dank  bezeugt 
hatte.  —  Der  Abschluss  ist  schon  in  Gartenflora  1S97  S.  370  veröffentlicht. 
Die  Einnahmen  betrugen  einschliesslich  eines  Kassenbestandes  von 
6013  M.  15  Pfg.,  22  413  M.  64  Pfg.,  die  Ausgaben  18  150  M.  55  Pfg..  so  dass 
ein  Bestand  von  4263  M.  9  Pfg.  verbleibt. 

Herr  Geh.-Rat  Schmidt  bemerkte  noch,  dass  nach  Beschluss  den- 
jenigen Mitgliedern,  welche  bis  zum  31.  Dez.  ihren  Beitrag  nicht 
bezahlt  haben,  die  „Gartenflora"  nicht  weiter  verabfolgt  werde,  dass 
wer  2  Jahre  mit  seinem  Beitrage  im  Rückstande  sei,  statutenmässig  vom 
Vorstande  aus  der  Mitgliederliste  gestrichen  werden  könne. 
VI.  Verlesen  wird  ein  Antrag  des  städt.  Garleninspektors  Herrn  A.  Fintel- 
mann  und  Genossen  von  dem  Ueberschuss  der  grossen  allgemeinen 
Gartenbau-Ausstellung  von  1897  (ca.  16  000  M.)  dem  Vereinsvermögen 
10000  M.  zuzuführen,  den  Rest  zu  gleichen  Teilen  der  Kaiser  Wilhelm- 
und  Augusta-Stiftung  für  Gärtner,  sowie  der  neu  zu  begründenden 
Stipendienstiftung  gelegentlich  des  75jährigen  Bestehens  der  Kgl. 
Gärtner -Lehranstalt  im  Jahre  1899.  —  Da  noch  einige  Ausgaben  für  die 
Gartenbau -Ausstellung  zu  erwarten  sind,  so  kann  über  den  Antrag  erst 
später  nach  endgültiger  Feststellung  des  Ueberschusses  verhandelt  werden. 
VII.  Das  Preisgericht  bestehend  aus  den  Herren  Hapt,  Herzberg  und 
Kgl.  Garteninspektor  Weber  hatte  folgende  Preise  zuerkannt: 

Flerrn  Baumschulbesitzer  Kiesewetter  -  Genthin  für  getriebene 
Wistaria  polystochya.  K.Koch,  (Glycina  chinensis  Sims)  den  Monats- 
preis von  15  Mark. 

Herrn  Obergärtner  Bens ter  für  getriebene  Bohnen  ein  Anerkennungs- 
diplom. 
VIII.   Aufgenommen    wurden    als    wirkliche    Mitglieder    die    in    der    vorigen 
Versammlung  Vorgeschlagenen  (siehe  S.  145). 

Die  nächste  Versammlung  am  28.  April,  findet  im  Kgl.  botanischen 
Museum,    Grunewaldstr.   6-7,    (im    Kgl.    bot.   Garten)    statt;    ebenso    alle 
folgenden   Versammlungen    bis   einschliesslich   der  August -Versammlung, 
von  Pommer  Esche.  Wittmack. 


Beschlüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in 

seiner  Versammlung  vom  31.  März  1898  betreffs  Reorganisation 

der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Potsdam. 

1.  Der  Herr  Minister  für  Landwirschalt,  Domänen  und  Forsten  ist  zu 
bitten,  die  Königliche  Gärtner-Lehranstalt  in  eine  staatliche  Hochschule  für 
Gartenbau  umzuwandeln. 

3.  Als  Vorbildung  ist  zu  fordern,  die  Berechtigung  für  den  Einjährig-Frei- 
willigen Militärdienst. 


2  I  o  Düngungsversuche  bei  Topfpflanzen  durch  Begiessen  mit  Nährsalzlösung. 

3.  Die  Eintretenden  müssen  mindestens  eine  dreijälnige  praktische  Thätig- 
keit  durchgemacht  haben. 

4.  Der  Unterricht  während  der  ersten  zwei  Jahre  ist  obligatorisch. 
Daran  schliesst  sich  eine  einjährige  Selekta  mit  getrennten  Fächern  für  die 
Ausbildung  in  Spezialfächern,  in  welcher  der  Unterricht  fakultativ  ist. 

5.  Es  ist  darauf  Bedacht  zu  nehmen,  dass  praktische  Übungen  und  prak- 
tische Vorführungen  an  der  neuen  Anstalt  im  reichsten  Masse  stattfinden,  so 
dass  die  Studierenden  in  der  Praxis  leben. 

6.  Den  Studierenden  der  Gartenbau-Hochschule  ist  der  Besuch  der 
Universität  und  der  andern  Hochschulen  zu  gestatten. 

7.  Um  alle  Zweige  des  Gartenbaues  in  genügender  Weise  lehren  zu 
können,  ist  ein  Terrain  von  125  ha  (500  Morgen)  in  Aussicht  zu  nehmen. 


Düngungsversuche  bei  Topfpflanzen  durch  Begiessen  mit 

Nährsalzlösung. 

\'on    Dr.    Richard    Otto    in    Proskau    O.-S. 
,,_  (Hierzu    Abb.   5q     und    60.) 

i^Um  Sommer  des  Jahres  1897  wurde  in  der  chemischen  Abteilung  der  Ver- 
(^  Suchsstation  des  König  1.  pomologi sehen  Instituts  zu  Proskau  O.-S. 
eine  Reihe  vergleichender  Düngungsversuche  bei  Topfgewächsen  durch  Be- 
giessen mit  Nährsalzlösung  durchgeführt,  um  den  Erfolg  einer  zeitweise  in  sehr 
verdünnter  Form  gegebenen,  wässrigen  Nährsalzdüngung  (1  g  Nährsalz  gelöst 
in  1  1  Wasser),  mit  welcher  andere  Forscher,  insbesondere  Professor  Dr. 
P.  Wagner  in  Darmstadt,  vorzügliche  Resultate  bei  Topfpflanzen  erhalten 
hatten,  aus  eigener  Anschauung  kennen  zu  lernen. 

Zu  den  Versuchen  diente  das  von  Professor  Dr.  P.  Wagner-Darmstadt*) 
empfohlene  und  nach  dessen  Vorschrift  hergestellte  Nährsalz  WG  (Garten-  und 
Blumendünger) ,  welches  aus  der  landwirtschaftlich  chemischen  Fabrik 
»Chemische  Werke,  vormals  H.  und  E.  Albert  in  Biebrich  a.  Rh.«  bezogen, 
ca.  13%  Phosphorsäure  (davon  ca.  12%  wasserlöslich),  ca.  18%  Stickstoff  und 
ca.  11%  Kali  enthält  (Preis  pro  1  kg  =  34  Pf.).  Das  Nährsalz  selbst  ist  ein 
graues,  etwas  grobes  und  leicht  Feuchtigkeit  aufnehmendes  Salzgemenge, 
welches  aus  30  Teilen  phosphorsaurem  Ammoniak,  25  Teilen  salpetersaurem 
Natron  (Chilisalpeter),  25  Teilen  salpetersaurem  Kali  und  20  Teilen  schwefel- 
saurem Ammoniak  besteht  und  in  Wasser  sich  zum    grössten  Teile  leicht  löst. 

Dieses  Nährsalz  WG  wurde  für,  die  nachstehenden  Versuche  stets  in 
einer  Lösung  von  1  :  1000  verwendet,  d.  h.  1  g  Nährsalz,  ■  gelöst  in  1  Liter 
Wasser. 

Die  Versuche  wurden  durchgeführt  bei  Fuchsia  hybrida,  Salvia 
splendens,  Heliotrop,  Pelargonien  und  Pentstemon  gentianoides.  Die 
Versuchspflanzen  stellten   sowohl    in  den  zu  düngenden  als  auch    in    den  nicht 


*)  Vergl.  P.  Wagner:  Die  Anwendung  künstlicher  Düngemittel  im  Obst-  und  Gemüse- 
bau u.  s.  w,  III.  Auflage.  Berlin.  P.  Parey.  1893.  Ferner  R.  Otto:  Die  Düngung  der 
Gartengewächse  mittelst  künstlicher  Düngemittel.     Proskau.     A.  Kaiesse.     1897  p.   36  u.  folg. 


Düngungsversuche  bei  Topfpflanzen  durch  Begiessen  mit  Nährsalzlösung. 


21  I 


ZU  behandelnden  \'ersuchsreihen  vor  dem  Beginn  des  Versuches  am  12.  Juli  1897 
ganz  gieichmässig  weit  entwickelte  Exemplare  dar,  bez.  dieselben  waren  alle 
vor  dem  Beginn  des  Versuches  ganz  gieichmässig  geschnitten. 

Der  \'ersuch  wurde  in  der  Weise  durchgeführt,  dass  alle  Versuchs- 
bedingungen die  gleichen  waren,  mit  Ausnahme  des  zur  Verfügung  gestellten 
Wassers,  welches  in  der  Reihe  »ungedüngt«  als  gewöhnliches  Giesswasser  nach 
Bedarf  den  Pflanzen  verabreicht  wurde,  während  die  Pflanzen  der  anderen 
Reihe  »gedüngt«  alle  5 — 8  Tage  einmal  mit  der  Nährsalzlösung  1  :  1000  (in  der- 
selben Weise  wie  man  sonst  gewöhnlich  Topfpflanzen  mit  Wasser  giesst)  ge- 
gossen wurden,  in  der  Zwischenzeit  aber  sonst  auch  nur  gewöhnliches  Wasser 
nach  Bedarf  erhielten. 


Ohne  Mit 

Nüiirsalzlösung. 

Abb.  59.     Salvia  splendens. 


Ohne  Mit 

Niilirsalzlösiing. 

Abb.  60.     Heliotrop. 


Von  jeder  einzelnen  Pflanzenart  waren  bei  den  Versuchen  mehrere 
Exemplare  in  jeder  Reihe  vorhanden,  und  beziehen  sich  die  im  Nachstehenden 
aufgeführten  Unterschiede  immer  auf  alle  Pflanzen  der  betreffenden  Versuchs- 
reihe. 

Die  Pflanzen  standen  in  Töpfen,  welche  in  die  Erde  eingegraben  waren, 
im  Garten,  überdeckt  von  einem  grossen  Glasgehäuse,  welches  am  Tage  offen 
war,  des  Nachts  hingegen  zum  Schutz  gegen  Unbill  der  Witterung  etc.  ge- 
schlossen wurde. 

Es  wurde  während  der  Versuchsdauer  folgendes  beobachtet: 

Die  erste  Düngung  erfolgte  am  12.  Juli.  Die  Pflanzen  der  einen  Reihe 
wurden  mit  der  Nährsalzlösung  1  :  1000  begossen,  während  die  der  anderen 
Reihe  nur  gewöhnliches  Giesswasser  erhielten.  Die  Pflanzen  waren  alle  gleich 
weit.     Die  zweite  Düngung  wurde  nach  5  Tagen,    am   17.  Juli,  verabfolgt.     In- 


212  Düngungsversuche  bei  Topfpflanzen  durch  Begiessen  mit  Nährsalzlösung. 

zwischen  hatten  alle  Pflanzen,  also  auch  die  der  Düngungsreihe,  nach  Bedarf 
gewöhnliches  Giesswasser  erhalten.  Schon  jetzt  nach  5  Tagen,  als  zum  zweiten 
Male  die  Nährsalzlösung  gegeben  wurde,  zeigte  sich  ein  wesentlicher  Unter- 
schied zu  gunsten  der  gedüngten  Pflanzen.  Die  mit  Xährsalzlösung  behandelten 
Fuchsien  waren  schon  bedeutend  weiter  und  hatten  grössere  Blätter  als  die 
bloss  mit  Wasser  begossenen.  Ebenso  schien  schon  jetzt  die  Xährsalzlösung 
günstig  eingewirkt  zu  haben  bei  Heliotrop,  Pentstemon  und  Pelargonien. 

Am  22.  Juli  M'urde  zum  dritten  IMale  Nährsalzlösung  verabreicht.  Es 
waren  jetzt  die  Unterschiede  noch  weit  markanter  zwischen  »gedüngt«  und  >'Un- 
gedüngt«,  wie  dies  sich  am  besten  aus  den  (hier  aus  Mangel  an  Raum  nicht 
w^edergegebenen)  photographischen  Aufnahmen  ersehen  lässt,  welche  am 
26.  Juli  angefertigt  wurden,  als  die  eine  Reihe  der  Pflanzen  dreimal  mit 
Nährsalzlösung  begossen  war. 

Die  vierte  Düngung  erfolgte  am  26.  Juli,  die  fünfte  am  30.  Juli.  Die 
Unterschiede  zwischen  »ungedüngt«  und  »gedüngt  <  waren  um  diese  Zeit  noch  weit 
hervortretender  als  am  26.  Juli.  Die  unbehandelte  Pelargonia  sieht  hellgrün 
aus,  während  die  mit  Nährsalzlösung  behandelte  dunkelgrün  ist,  bedeutend 
grössere  Blätter  hat  und  auch  sonst  üppiger  steht  als  die  »unbehandelte«.  Ebenso 
war  das  gedüngte  Heliotrop  von  tief  dunkelgrüner  Farbe  mit  grossen  Blättern, 
im  Gegensatz  zu  dem  nicht  gedüngten  mit  kleinen  Blättern  von  mehr  hellgrüner 
Färbung.  Dieselben  Unterschiede  wurden  dann  auch  bei  Salvia  und  Pentstemon 
beobachtet.  Am  hervorragendsten  war  aber  auch  hier  wieder  der  Unterschied 
bei  der  mit  Nährsalzlösung  behandelten  Fuchsia  gegenüber  der  »unbehandelten«. 
Die  erstere  M'ar  in  jeder  Weise  vollkommener,  bedeutend  grösser,  zeigte  eine 
reichlichere  Belaubung  und  eine  tiefer  dunkelgrüne  Färbung. 

Die  sechste  Düngung  erfolgte  am  4.  August.  Darauf  wurden  am  9.  August, 
nach  vierwöchentlicher  Versuchsdauer  und  sechsmaliger  Düngung,  die  Pflanzen 
zum  zweiten  Male  photographiert.  Die  Unterschiede  zu  gunsten  der  Nährsalz- 
lösung treten  jetzt  in  allen  Fällen  sehr  stark  hervor. 

Die  mit  Nährsalzlösung  behandelte  Fuchsia  hat  bedeutend  mehr  Triebe, 
viel  grössere  und  tiefer  grüne  Blätter,  die  Stengel  haben  eine  durchschnittliche 
Höhe  von  21  cm  gegenüber  13  cm  in  der  anderen  Reihe.  Die  gedüngte  Salvia 
hat  auffallend  grosse,  tief  dunkelgrüne  Blätter,  der  Haupttrieb  ist  26  cm  hoch 
gegenüber  den  unbehandelten  Pflanzen  mit  13  cm  Höhe.  Bei  den  ersteren 
Pflanzen  sind  sehr  kräftige  Stengel  vorhanden,  die  unbehandelten  Pflanzen  haben 
nur  sehr  kleine  und  hellgrüne  Blätter.  Auch  bei  dem  gedüngten  Heliotrop 
waren  sehr  grosse  und  tief  grüne  Blätter  vorhanden;  es  zeigte  in  jeder  Weise 
einen  üppigen  Wuchs,  die  Höhe  betrug  15  cm  gegenüber  9  cm  bei  der  un- 
behandelten Pflanze  mit  kleinen  hellgrünen  Blättern.  Die  gleichen  Unterschiede 
wurden  bei  Pentstemon  beobachtet,  14  cm  Höhe  gegenüber  10  cm  bei  »un- 
behandelt«; die  gedüngte  Pflanze  zeigte  eine  sehr  üppige  Belaubung  und  auf- 
fallend grosse  Blätter.  Das  nicht  behandelte  Pelargonium  hatte  sehr  kleine 
hellgrüne  Blätter  (der  Durchmesser  in  der  Breite  durchschnittlich  4  cmj,  das 
gedüngte  hingegen  sehr  grosse  dunkelgrüne  (der  Durchmesser  in  der  Breite 
im  Durchschnitt  6,5  cm). 

Weitere  Gaben  von  Nährsalzlösung  fanden  dann  statt  am  9.  und  18.  August, 
ferner  am   24.  August.     Um    diese    Zeit    war    die    Entwicklung    der    gedüngten 


Düngungsversuche  bei  Topfpflanzen  durch  Begiessen  mit  Nährsalzlösung.  21^ 


Pflanzen  eine   äusserst    üppige;    dieselben    hatten    zahlreiche    Blüten    angesetzt, 
während  dieses  bei  den  ungedüngten  nicht  der  Fall  war. 

Die  9.  Düngung  fand  am  24.  August  statt.  Am  30.  August  blühte  die 
gedüngte  Salvia. 

\^om  1.  September  bis  1.  Oktober  wurde  wöchentlich  einmal  Nährsalz- 
lüsung  verabreicht.  Um  diese  Zeit  waren  sehr  erhebliche  Unterschiede  zwischen 
»gedüngt«  und  »ungedüngt«  zu  konstatieren.  So  waren  am  7.  Oktober  bei  der 
gedüngten  Fuchsia  8  sehr  starke  Zweige  bis  zur  Höhe  von  32  cm  vorhanden. 
Die  Pflanze  hatte  sehr  reich  geblüht,  während  die  unbehandelte  nur  drei  Zweige 
bei  19  cm  Höhe  besass  und  bisher  nicht  geblüht,  überhaupt  keine  Blüten- 
knospen angesetzt  hatte. 

Die  gedüngten  Salvien  hatten  sich  sehr  üppig  entwickelt,  blühten  um  diese 
Zeit  noch  sehr  zahlreich,  an  jedem  vStengel  sehr  viel  Blüten  (20).  Die  Höhe 
der  Stengel  betrug  68  cm  gegenüber  ungedüngt  mit  28  cm  Höhe  und  überhaupt 
nur  4  Blüten  an  einer  Pflanze. 

Das  gedüngte  Heliotrop  war  sehr  üppig  in  seiner  Entwicklung,  27  cm 
hoch,  hatte  an  6  Stengeln  sehr  zahlreiche  und  schöne  Blüten.  Die  unbehandelte 
Pflanze  hatte  noch  gar  nicht  geblüht,  war  nur  13  cm  hoch  und  auch  sonst  im 
Gegensatz  zu  der  ersteren  sehr  kümmerlich. 

Das  gedüngte  Pelargonium  hatte  zahlreiche  und  grosse  Blätter.     Die  Höhe 
der  Pflanze  war   ig  cm,    mit  vielfachen   Blütenknospen,    dagegen    hatte  die  un 
gedüngte  viel  kleinere    Blätter,    war  nur  10  cm    hoch    und    ohne    jede  Blüten- 
knospe. 

Auch  bei  Pentstemon  gentianoides  war  ein  auffallender  Unterschied  zu 
gunsten  der  Düngung  zu  konstatieren.  Diese  Pflanzen  waren  36  cm  hoch, 
gegenüber  den  ungedüngten  von  24  cm  Höhe.  Auch  sonst  waren  die  gedüngten 
Pflanzen  in  jeder  Weise  krättig  entwickelt. 

Die  A'ersuchsdauer  hatte  im  ganzen  gerade  ein  ^'ierteljahr  betragen,  mit 
12-  bis  i4maliger  Verabreichung  der  Kährsalzlösung.  Es  sind  also  durchweg 
sehr  günstigeResultate  mit  der  Nährsalzlösung  WG  1  :  1000  erzielt,  Unterschiede, 
wie  sie  die  am  12.  Oktober  aufgenommenen  Photographien  am  besten  be- 
weisen.    (Siehe  Abb.  59  und  60.) 

Vom  1.  Oktober  ab  wurde  die  Düngung  mit  Nährsalzlösung  eingestellt 
und  die  Pflanzen  werden  von  nun  ab  nur  mit  Wasser  nach  Bedarf  begossen 
und  an  einem  massig  warmen  Orte  überwintert. 

Fassen  wir  kurz  die  erhaltenen  Resultate  zusammen,  so  müssen  wir 
sagen,  dass  gegenüber  den  nur  mit  Wasser  begossenen  Pflanzen  (wie  man  also 
gewöhnlich  im  Zimmer  die  Blumen  giesst),  hier  durch  eine  zeitweise  Gabe 
der  Nährsalzlösung  WG  (alle  5—8  Tage  einmal)  in  der  genannten 
Verdünnung  bei  allen  geprüften  Pflanzen  ausgezeichnete  Resultate 
erzielt  sind.  Dieselben  geben  sich  im  wesentlichen  kund  durch: 
1.  eine  tiefgrünere  Färbung  der  Pflanzen,  2.  grössere  Blätter,  3.  zahl- 
reichere Äste  und  Zweige,  überhaupt  ein  üppigeres  Wachstum, 
4.  frühzeitigeren  Blütenansatz  und  5.  sehr  reichliche  Blüten  und 
Früchte. 

Chemische  Abteilung  der  Versuchsstation 
des    König  1.    pomologischen    Instituts    zu    Pros  kau    O.-S 


214 


Manettia  bicolor  Paxton. 


Manettia  bicolor  Paxton. 

^  ^t>-  I  Hierzu  Abb.  üi    u.  62.) 

4l(^\ie  zweifarbige  Manettie,  zur  Familie  der  Rubiaceen  gehörig  und  am  Orgel- 

'^:^^   gebirge  in  Brasilien    heimisch,    verschwindet    fast    vollständig    aus    dem 

Gesichtskreise.     Der  reizende  Bau,  die  leichte  Kultur  und  die  so  reiche  Blüten- 

entwickelung  sollten  doch  dazu  beitragen,    diese  schöne  Schlingpflanze    in  den 

Handel    und    durch    ihn    in    die  Fenster  der   blumenliebenden  Bevölkerung    zu 

bringen. 

Nebenstehende  Abbildung  zeigt  aber  keine  Topfkultur,  sondern  im  Freien 
auf  einem  saftigen  Rasen  an  einem  geschützten  Ort  an  Stäben  und  Bindfaden, 
senkrecht  und  schräg  gezogene  Manettien,  die  durch  ihren  reichlichen  Blüten- 
flor jedermann  erfreuen. 


Abb.  61.     Manettia  bicolor  zu  Festons. 


Abb.  62.  Manettia  bicolor. 
Zwei    Blumen    in    natürlicher   Grösse. 


Der  Aufbau  und  die  Kultur  sind: 

Kelch  mit  kreiseiförmiger  Röhre  und  ebenso  vielen  oder  auch  doj^pelt 
so  vielen  Randlappen,  als  die  Korolle  Einschnitte  hat.  Korolle  trichterförmig, 
im  Schlünde  behaart,  am  Rande  4-  bis  5 lappig;  Staubbeutel  im  Schlünde  an- 
sitzend. Kapsel  eiförmig,  zusammengedrückt,  mit  den  Kelchlappen  gekrönt, 
zweiklappig.  Samen  kreisrund,  am  Rande  häutig.  Blumen  zahlreich,  sehr  hübsch, 
einzeln,  winkelständig,  fast  zylindrisch,  10 — 11  mm  lang,  scharlachrot,  an  der 
Spitze  schön  gelb.  Blätter  fast  sitzend  oder  kurzgestielt,  an  beiden  Enden  zu- 
gespitzt, unbehaart,  matt  hellgrün,  gegenständig.  Stengel  rund,  schlank,  fein 
behaart,  in  10 — 12  cm  Zwischenräumen  die  Blatt-  und  Blütenstände  tragend.  — 
Sie  wächst  rasch  in  sandgemischter  Laub-  und  Düngererde,  zu  gleichen  Teilen, 
mit  gutem  Erfolg.  Obgleich  man  sie  im  Zimmer  und  temperierten  Kalthaus 
durchwintern  kann,  so  gedeiht  sie  doch  besser,  wenn  man  sie  während  des 
Winters  und  Frühlings  im  Warmhaus  nahe  unter  Glas  stellt.  Die  A'ermehrung 
geschieht  leicht  durch  Stecklinge  im  Vermehrungsbeet  oder  unter  Glasglocken 
im  Zimmer.  Junge  Pflanzen  blühen  schon  reichlich  und  gewähren  eine  grössere 
Zierde  als  alte,  die  unten  bald  kahl  werden. 


Blühen  der  Agaven  an  Seitentrieben.  2  I  5 

Mögen    diese    wenigen    Worte    dazu    beitragen,    einen    unserer    schönsten 
windenden  Halbsträucher    wieder    im    Handel    und    auf    geschützten  Schmuck 
platzen  der  Anlagen  erscheinen  zu  lassen. 

Dessau.  P.  Kirchner,  Stadtgärtner. 


Blühen  der  Agaven  an  Seitentrieben. 

Von  Dr.  Otto  Kuntze-San  Remo,  Italia,  mit  Bemerkungen  von  Prof.  Dr.  Paul  Magnus- Berlin. 

^jTrm  Nachstehenden  möchte  ich  Ihnen  eine  Beobachtung  mitteilen,  die  vielleicht 
auch  weiteren  Kreisen  noch  unbekannt  ist. 

Hier  blühen  die  Agaven  bekanntlich  schon  nach  15—25  Jahren  (oder_ 
früher?),  was  sich  schon  daraus  ergiebt,  dass  sie  in  den  neuen  Stadtteilen  von 
San  Remo  an  manchen  Strassen,  die  kaum  so  alt  sind,  angepflanzt  schon  geblüht 
haben.  Wenn  nun  ein  solcher  riesiger  Blütenschaft  beschädigt  wird,  so  verstaut 
sich  der  blütentreibende  Saft  und  dringt  in  die  meist  zahlreichen  ein-  bis 
zweijährigen  kleinen  Ausläufer,  so  dass  diese  nun  1  —  3  m  hohe  sogar  frucht- 
bildende Blütenstengel  treiben.  Zur  Gewissheit  ist  mir  dies  geworden,  als  ich 
letzhin  in  Monaco  am  Westausgang  der  Chaussee  von  Condamine  einen  solchen 
Riesenschaft  in  junger  Entwicklung  abgesägt  fand  und  um  die  alte  Pflanze 
ein  halbes  Dutzend  oder  mehr  junge  Ausläufer  in  Blüte  sah. 

Vielleicht  wirft  diese  Leitung  des  Blütenbildungsaftes  in  falsche  Bahnen 
auch  ein  Licht  auf  die  Entstehung  der  neuerdings  mehrfach  besprochenen 
massig  gehäuften  Tannenzapfen,  von  denen  ich  selbst  ein  prächtiges  Exemplar 
erwarb.  Wenn  man  sich  vorstellt,  dass  der  weibliche  Blütenzapfen  frühzeitig 
durch  Insekten,  Käfer,  Eichhörnchen  oder  sonstwie  in  seiner  Entwicklung 
unterbrochen  wird,  so  kann  der  weibliche  Blütenbildungssaft  in  die  Bahn  der 
männlichen  Inflorescenzen  gelangen  und  diese  abnorm  verändern;  da  nun 
letztere  so  massig  gehäuft  sind,  so  erkläre  ich  mir  derart  solche  Massen- 
anhäufung von  kleineren  Zapfen.  Ob  diese  Erklärung  neu  ist,  weiss  ich  nicht, 
da  ich  mich  nie  mit  Monstrositäten  abgab.  Vielleicht  giebt  Prof.  Magnus  Bescheid. 


Bemerkungen  zu  den  vorhergehenden  Mitteilungen  des  Herrn  Dr.  Otto  Kuntze. 

Von  P.  Magnus. 
Zu  der  interessanten  Beobachtung  des  Herrn  Dr.  Otto  Kuntze  über  das 
Blühen  der  Ausläufer  der  Agave  americana  möchte  ich  bemerken,  dass  schon 
öfter  solche  Blütenbildung  an  Ausläufern  auch  bei  unbeschädigtem  Mittelschafte 
beobachtet  worden  ist.  Eine  der  interessantesten  ist  die  schon  1705  von 
Sericius  in  seiner  Arbeit:  Historische,  Physische  und  Medizinische  Beschreibung 
derer  im  Hochfürstlichen  Gottorpischen  prächtigen  Garten,  das  neue  Werck 
genannt,  Dreyen  sehr  rar  blühenden  Aloen  (Schleswig  1705),  wo  es  S.  39  heisst: 
«Denn  14.  August  habe  gleichfalls  was  sonderliches  bey  unserer  grösseren 
Aloe  bemercket,  da  viele  aus  der  Erde  und  Wurzel  kommende  Zweige  die 
Blüth  zeigend,  aus  der  Erden  hervorgetrungen.«  Viele  solche  Fälle  teilt  Dott, 
Jacopo  Danielli  in  seinen  Studi  suU'Agave  Americana  L.  (Nuovo  Giornale 
botanico  Italiano  Vol.  XVII  No.  2,  April  1885)  [S.  54  des  Separatabdruckes]  mit. 


2i6  Aufruf  zu  einem  Denkmal  für  Ferdinand  von  Müller  in  Melbourne 

Besonders  interessant  ist  noch  der  in  Gardeners  Chronicle  1884  II  p.  53  Fig.  15 
abgebildete  Fall  eines  solchen  basalen  Seitenzweiges  mit  nur  zwei  Blüten. 

Öfter  ist  beobachtet  worden,  dass  nach  Verletzung  des  zur  Blüte  schreitenden 
endständigen  Blütenschaftes  mehrere  seitliche  Blütenschäfte  zur  Entwickelung 
kommen.  Ein  ausgezeichneter  solcher  Fall  war  vor  längeren  Jahren  in 
Sanssouci  bei  Potsdam  zu  sehen,  wo  nach  Verletzung  des  Endschaftes  fünf 
seitliche  Blütenschäfte  auftraten.  Hierauf  möchte  auch,  wenigstens  z.  T.,  die 
im  Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  France  Vol.  IX  f.  146  mitgeteilte  Er- 
fahrung beruhen,  dass,  als  die  Franzosen  im  Kriege  gegen  die  Araber  in  Algier 
mehrere  hundert  Agaven  mit  ihren  Säbeln  abgehackt  hatten,  fast  alle  diese 
Agaven  im  nächsten  Jahre  grosse  schöne  Blutenstände  getrieben  haben. 

Herr  Dr.  Otto  Kuntze  hat  die  Kombination  dieser  beiden  Erscheinungen, 
der  Neigung  der  Ausläufer  blühreifer  Pflanzen  zur  Blütenbildung  und  des  Über- 
gangs der  Blütenbildung  auf  Seitenachsen  nach  Verletzung  des  Hauptschaftes 
beobachtet. 

Ein  besonderes  Interesse  gewinnt  die  letztere  Erscheinung  dadurch,  dass 
man  sie  als  Beleg  für  die  von  Julius  Sachs  in  seinen  beiden  Aufsätzen  »Stoff 
und  Form  der  Pflanzenorgane«  (Arbeiten  des  Botanischen  Instituts  in  Würzburg. 
IL  Band,  3.  Heft  1880  S.  453  und  4.  Heft  1882  S.  689)  wohl  anführen  könnte. 
Hier  scheint  der  blütenbildende  Stoff,  nachdem  er  in  der  verletzten  Hauptachse 
nicht  zur  Blütenbildung  verwendet  werden  konnte,  in  den  Seitenachsen  (Aus- 
läufern oder  seitlichen  Blütenschäften)  die  Blüten  zu  bilden.  Dass  sich  diese 
Erscheinungen  auch  anders  erklären  lassen,  braucht  hier  nicht  noch  besonders 
ausgeführt  zu  werden. 

Was  die  von  Herrn  Dr.  Otto  Kuntze  aufgeworfene  F'rage  anbetrifft,  ob 
die  A'Iassenanhäufung  von  Coniferenzapfen,  die  man  zuweilen  an  einzelnen 
Ästen  antrifft,  auf  eine  ähnliche  Ursache  zurückzuführen  sei,  so  kann  ich  diese 
nicht  so  sicher  beantworten.  In  den  mir  bekannt  gewordenen  Fällen  habe  ich 
eine  Verletzung  einer  Hauptachse  nicht  bemerkt.  In  den  ähnlichen  Fällen  der 
gehäuften  Kätzchen  von  Corylus  Avellana  und  der  gehäuften  Blütenähren  bei 
Veronica  speciosa  und  Veronica  spicata,  die  ich  kurz  erwähnt  habe  im  42.  Jahr- 
gang dieser  Zeitschrift  (1893),  »Verhandlungen  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues«  S.  58  und  59,  war  das  Gipfelährchen  stets  wohl  ausgebildet.  Ohne 
Zweifel  tritt  solche  lokale  Bildung  zahlreicher  Blütenstände  auch  ohne  Ver- 
letzung der  normal  stehenden  Inflorescenz  auf. 


Aufruf  zu  einem  Denkmal  für  Ferdinand  von  Müller  in  Melbourne. 

Das  Gedächtnis  unseres  im  Vorjahre  verstorbenen  Landsmannes  Baron 
Ferdinand  von  Müller  dauernd  zu  ehren,  hat  sich  aus  allen  Kreisen  seiner 
Verehrer  in  Melbourne  ein  Komitee  gebildet.  Dasselbe  beabsichtigt  dem 
verdienstvollen  Erforscher  der  Flora  Australiens  an  dem  Orte  seiner  erfolg- 
reichen Thätigkeit  ein  Denkmal  zu  errichten.  Ausser  diesem  sichtbaren  Zeichen 
ölfentlicher  Anerkennung  sollen  die  Mittel  zur  Stiftung  einer  Medaille  bezw. 
Preises  beschafft  werden.  Durch  Zuerkennung  dieser  sollen  von  Zeit  zu  Zeit 
Autoren  ausgezeichnet  werden,  welche  sich  auf  denjenigen  Gebieten  besonders 


Litteratur. 


217 


verdient  gemacht  haben,  die  das  reiche  Arbeitsfeld  Ferdinand  von  Müllers 
bildeten. 

Es  ist  der  Wunsch  lebhaft  rege  geworden,  dass  auch  die  deutschen 
Forscher,  insbesondere  die  deutschen  Botaniker,  an  der  Ehrung  ihres  im  Aus- 
lande so  ungewöhnlich  hochgeschätzten  Landsmanns  thätigen  Anteil  nehmen 
möchten.  Der  Schatzmeister  der  Deutschen  Botanischen  Gesellschaft,  Herr 
Dr.  Otto  Müller,  Berlin  W..  Köthenerstr.  44,  hat  sich  bereit  erklärt,  zu  dem 
beabsichtigten  Zwecke  bestimmte  Beiträge  entgegen  zu  nehmen.  Der  aus  der 
Sammlung  sich  ergebende  Gesamtbetrag  soll  spätestens  am  10,  Juli  d.  Js.  an 
das  Komitee,  an  dessen  Spitze  der  Bürgermeister  von  Melbourne  steht,  ab- 
getühn  werden. 

Um  rege  Beteiligung  an  der  Ehrenspende  bitten  die  Unterzeichneten. 
P.  Ascherson.  L.  Diels.  O.  Drude.  A.  Engler.  P.  Falkenberg.  G.  Haberlandt. 
A.  Hansen.  E.  Heinricher.  F.  Hildebrand.  L.  Klein.  L.  Kny.  Th.  Loesener. 
P.  Magnus.  Arth.  Meyer.  Carl  Müller.  Otto  Müller.  F.  Pax.  A.  Peter. 
L.  Radlkofer.  J.  Reinke.  M.  Reess.  R.  Sadebeck.  K.  Schumann.  E.  Strasburger. 
J.  Urban.     H.  Vöchting.      O.  Warburg.     L.  Wittmack. 

Da  Ferdinand  von  Müller  auch  so  ausserordentlich  viel  für  den 
Gartenbau  gethan  hat  und  stets  bestrebt  war,  durch  Übersendung  von  Samen  und 
Pflanzen  die  Flora  der  Gärten  zu  bereichern,  so  finden  sich  gewiss  auch  unter 
Gärmern  und  Gartenfreunden  Viele,  die  ein  Scherflein  zu  seinem  Denkmal  bei- 
tragen wollen.  L.  W. 


Litteratur. 


Farbige  Wandtafeln  aus  dem 
\' er  läge  von  PaulParey:  A^onilia- 
Krankheit  der  Kirschbäume, 
herausgegeben  von  Prof.  Dr.  B.  Frank 
und  Dr.  Fr.  Krüger  an  der  Kgl.  landw. 
Hochschule  zu  Berlin. 

Die  San  Jose-Schildlaus,  Aspi- 
diotus  perniciosus  Comst.  Im  Auftrage 
des  Kgl.  preussischen  Ministeriums  für 
Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten 
bearbeitet  von  Dr.  B.  Frank,  Professor 
an  der  Kgl.  landw.  Hochschule. 

Beide  Tafeln,  je  43  cm  breit,  40  cm 
hoch,  schliessen  sich  würdig  den 
früheren  aus  demselben  Verlage  her- 
vorgegangenen an,  und  beide  bieten 
augenblicklich  ein  besonderes  Interesse, 
als  sie  uns  zwei  wichtige  Schädlinge 
vorführen.  Die  Monilia-Krankheit  ist 
viel  ernster  als  man  gewöhnlich  glaubt, 
und  die  San  Jose-Schildlaus  kann  für 
uns  sehr  ernstwerden.  Dievon  Frl. Elise 
Amberg  gemalten  trefflichen  Abbil- 
dungen stellen  die  charakteristischsten 
Krankheitserscheinungen,  bei  der  San 
Jose-Laus  auch  die  Thiere  dar,  und 
nehmen  die    linke    Hälfte    jeder  Tafel 


ein,  während  die  rechte  den  populär 
gehaltenen  Text  enthält.  Preis  50  Pf. 
100  Exemplare  45  M.  L.  W. 

Neues  Tafel- Material  für  den 
botanischen  Unterricht.  Bo- 
tanische Wandtafeln  von  Dr.  F.  G. 
Kohl,  Professor  der  Botanik  zu  Mar- 
burg a.  d.  S.  Verlag  von  Gebrüder 
Gotthelft-Cassel,  Königl.  Hof-Buch- 
und  Steindruckerei,   1898. 

Die  bis  jetzt  vorliegenden  neuen 
botanischen  Wandtafeln  des  Verfassers 
entsprechen  wohl  allen  Anforderungen, 
die  man  an  ein  gutes  Tafelmaterial  für 
den  botanischen  Unterricht  zu  stellen 
hat.  Es  muss  wohl  zugegeben  werden, 
dass  das  Tafelmaterial  für  den  bo- 
tanischen Unterricht  im  weitesten  Sinne 
des  Wortes  noch  immer  unzureichend 
ist.  Diesem  Mangel  soll  das  Kohlsche 
Tafelwerk  abhelfen.  Dasselbe  bringt 
Abbildungen  für  die  botanischen  Vor- 
lesungen an  Universitäten,  forst- 
und  landwirtschaftlichen  Hoch- 
schulen, Gartenbaubchulen  etc., 
sowie  für   den    botanischen  Unterricht 


2l8 


Liiteratur. 


an  Gymnasien,  Realschulen  und 
ähnlichen   Lehranstalten. 

Die  Tafeln  sind  in  folgende  fünf 
Serien  geordnet:  I.  Physiologie,  II.  Ana- 
tomie, III.  Systematik,  Entwicklungs- 
geschichte ,  IV.  Morphologie  und  V. 
Pflanzenkrankheiten. 

Die  nach  der  Ausgabe  numerierten 
Tafeln  erscheinen  zwanglos  und 
werden,  was  Referent  und  wohl  viele 
mit  grosser  Freude  begrüssen,  sowohl 
einzeln  als  auch  in  Gruppen  ab- 
gegeben, sodass  sich  jede  Lehranstalt 
nach  Bedürfnis  ihre  Tafelsammlung 
zusammenzustellen  vermag. 

Die  Tafeln,  welche  streng  wissen- 
schaftlich gehalten  sind,  haben  das 
bisher  von  keinem  Tafelwerk  er- 
reichte Format  von  85X115  cm. 
Die  Figuren  der  später  erscheinenden 
Tafeln  (Xo.  4  u.  folg.)  werden  in  so 
grossem  Massstabe  und  mit  so 
kräftigen  Kontouren  hergestellt,  dass 
man  sie  noch  in  beträchtlicher 
Entfernung,  wie  sie  nur  für 
die  allergrössten  Auditorien  in  be- 
tracht  kommen  kann,  mühelos  und 
mit  vollkommener  Deutlichkeit  in 
allen  Einzelheiten  erfassen  kann.  Die 
Xaturtreue  ist  bei  den  meisten  Figuren 
dadurch  im  höchsten  Masse  erreicht, 
dass  dieselben  durch  besonderes  Yer- 
fahren  direkt  nach  photographischen 
Aufnahmen  (makro-  und  mikro- 
skopischen) des  Autors  hergestellt 
wurden.  Nur  wo  dies  aus  irgend 
welchem  Grunde  nicht  möglich  war, 
wurden  den  Figuren  Originalzeich- 
nungen des  Verfassers  oder  solche 
anderer  Autoren  zu  Grunde  gelegt; 
in  letzterem  Falle  sind  die  Quellen- 
angaben im  Text  zu  finden.  Die  Namen 
der  dargestellten  Pflanzen  sind  auf 
der  Tafel  genannt.  Eine  kurze,  für  den 
Lehrer  berechnete  Erklärung  der  Tafeln 
Avird  dem  Werke  beigegeben.  Der 
Preis  einer  Tafel  beträgt  M.  5,  auf- 
gezogen mit  Ringen    und  Stäben  M.  7. 

Bei  der  Auswahl  der  dargestellten 
Objekte  ist  der  Rat  zahlreicher  Fach- 
genossen des  Autors  berücksichtigt 
und  die  Tendenz  verfolgt  worden,  die 
Lücken  bereits  vorhandener  Tafelwerke 
(Kny,  Frank  und  Tschirch  etc.)  aus- 
zufüllen und  Wiederholungen  zu  ver- 
meiden. 

Es  werden  u.  a.  folgende  Tafeln  er- 
scheinen: Spaltöffnungen,  Ranken, 
Plasmolyse    etc.;    Gefässbündel,    Holz- 


gefässe,  Siebröhren,  Cambiumring  etc.; 
Muscineae  (Hepaticae).  Fungi  (Sapro- 
legnia,  Empusa,  Exobasidium,  Crate- 
rellus,  Ilydnum,  Lycoperdum,  Tilletia. 
Tuber,  Peziza,  Morchella  etc.j. 

Die  bis  jetzt  erschienenen  ersten  drei 
Tafeln,  welche  tadellos  ausgeführt  sind, 
behandeln: 

1.  Serie  III.  Pilze.  Gaste romy- 
cetes.  Geaster.  Figur  I  stellt  einen 
reifen  Fruchtkörper  von  Geaster 
coliformis  Fr.  dar  mit  zurück- 
geschlagener ,  sternförmig  ausge- 
arbeiteter, äusserer  Peridie.  Fig.  II. 
Jugendliche  noch  geschlossene  Frucht- 
körper von  Geaster  hygrometricus 
Pers.,  Fig.  III.  Fünf  ßasidien  von 
Geaster  hygrometricus,  drei  mit 
den  kugeligen  Basidiosporen.  Fig.  IV. 
Capillitiumfasern  und  Sporen  von 
Geaster  coliformis  Fr.  Fig.  V. 
Oberer  Teil  des  Fruchtkörpers  von 
Geaster  Bryantii  Berg.  Die  einzelnen 
Teile  der  Figuren  sind  auf  den  Tafeln 
selbst  durch  lateinische  Schrift  kennt- 
lich gemacht. 

2.  Serie  ^'.  Peronosporaceae. 
Phytophthora  in  fest  ans  de  By. 
Die  Figuren  I  bis  IV  veranschaulichen 
sehr  schön  die  einzelnen  Teile  und 
deren  Entwicklung  von  Phytophthora 
infestans  de  By.  Die  Figuren  \' 
(a.  b.  c.)  behandeln  Peronospora  alsi- 
nearum  Casp.  Fig.  VI.  Perono- 
spora calotheca  de  By. 

3.  Serie  III.  Muscineae.  Musci. 
Die  Figuren  stellen  die  einzelnen 
Teile  von  Funaria  hygrometrica, 
Sphagnum  oculifolium  und  Phascum 
cuspidatum  dar. 

Was  bisher  von  den  Tafeln  vorliegt 
ist,  wie  gesagt,  vorzüglich  und  es  steht 
zu  erwarten,  dass  dasselbe  auch  bei 
den  folgenden  Tafeln  der  Fall  sein 
wird. 

Da  die  Herstellungskosten  des  Werkes 
jedoch  sehr  beträchtliche  sind,  so  wird 
nur  durch  rege  Beteiligung  an  der 
Subskription  der  \'erleger  imstande 
sein,  dieses  kostspielige  Unternehmen 
so  fortzusetzen,  dass  die  Institute  und 
Schulen  bald  imstande  sind,  sich  eine 
gute  Sammlung  von  Tafeln  zur  Illu- 
stration der  Vorlesungen  und  des 
Unterrichtes  zu  beschaffen. 

Wir  können  diese  neuen  botanischen 
Wandtafeln  zur  Anschaffung  nur  em- 
pfehlen. 

Dr.    R.    O  tto -Proskau. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


2iq 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Cattleya  Mossiae-Abarten  und  -Sorten. 

(Schluss.i 

„Imperator". 

Sepalen  und  Fetalen  blass  rosenrot, 
am  Rande  lebhafter  gefärbt.  Lippe 
sehr  gross,  wellig,  von  herrlicher  Er- 
scheinung, mit  einem  sehr  grossen 
Fleck;  die  Ilalsmündung  trägt  einen 
grossen  orangegelben,  sich  auf  den 
Rändern  des  roten  Fleckens  bräunenden 
Streifen.  Eine  sehr  schöne  Form. 
„Juno". 

Sepalen  und  Fetalen  zart  rosenrot. 
Lippe  purpurrot,  blass  rosenrot  ge- 
rändert, mit  einem  breiten  goldgelben, 
die  Röhrenmündung  versperrenden  und 
die  Ränder  der  Seitenlappen  be- 
deckenden Ouerstreifen. 
,, Jupiter". 

Sepalen  und  Fetalen  hell  rosenrot; 
die  Lippe  trägt  in  der  Mitte  einen 
grossen  purpurroten,  breit  blassrosen- 
rot geränderten  Fleck;  an  beiden  Seiten 
des  Halses  ein  gelber,  braun  gestreifter 
Fleck. 

var.  juvenilis. 

Sepalen  und  Fetalen  zart  rosenrot, 
lebhafter  rosa  gerändert.  Lippe  mit 
einem  breiten,  sehr  lebhaft  purpur- 
roten, gegen  die  lebhaft  rosenrote 
Röhre  hin  in  einen  breiten  Mittelstreifen 
verlängerten  Fleck;  die  gelben  Flecke 
am  Halse  breiten  sich  sehr  wenig  aus ; 
die  Ränder  sind  sehr  wellig  und  ge- 
franst. Blume  sehr  Irisch  gefärbt. 
var.  Illacina. 

Tief  lilarosenrot;  Lippe  mit  einem 
grossen  eiförmigen  und  lebhaft  roten, 
weiss  geränderten  Fleck  geziert;  der 
Hals  trägt  zwei  kurze  und  breite 
orangegelbe  Flecke. 

„Magenta". 

Sepalen  und  Fetalen  sehr  gross,  zart 
rosenrot,  entlang  der  Mittelader  mit 
einer  fast  weissen  Linie.  Lippe  schön 
purpurmagentarot,  mit  einem  breiten, 
sehr  stark  gekrausten  Saume  um- 
rändert und  mit  zwei  kleinen  bräunlich- 
gelben Flecken  an  beiden  Seiten  des 
Halses. 

„Marechal". 

Sepalen  und  die  sehr  grossen  Fetalen 
lebhaft  rosenrot.  Lippe  sehr  gross,  in 
der  Mitte  einen  dunkelroten  Fleck 
tragend,  am  blassrosenroten  Rande  sehr 


wellig  und  gefranst;  die  zu  beiden 
Seiten  des  Halses  sehr  ausgebreiteten 
orangegelben  Flecke  lösen  sich  in 
eine  karmesinrote  Funktierung  auf. 

var.  micans. 

Sepalen  und  Fetalen  gleich  der 
Röhre  sehr  lebhaft  rosenrot.  Die  vorn 
rosenrot  geränderte  Lippe  trägt  auf 
der  Mitte  einen  dunkel  purpurroten 
Fleck;  die  Mitte  des  Halses  ist  lebhaft 
orangefarben. 

„Mireille". 

Die  ganze  Blume  ist  sehr  zart  lila- 
rosenrot. Die  schön  länglich  geformte 
Lippe  hat  an  den  Rändern  mehrere 
breite  Wellen  und  an  der  Spitze  feine 
Fransen;  sie  trägt  an  den  Seiten  zwei 
grosse  weisse  Flecke,  von  welchen 
sich  das  lebhafte,  leicht  braun  ge- 
streifte Orangegelb  der  Scheibe  ab- 
hebt. 

„Miss". 

Sepalen  und  Fetalen  blass  lilarosen- 
rot. Lippe  weiss,  in  der  Mitte  des 
vorderen  Teiles  mit  einigen  purpurnen 
Streifen;  jederseits  des  Halses  ein 
goldgelber,  ziemlich  schmaler  Fleck. 
„Pacha". 

Tieflilarosenrot.  Lippe  sehr  gross, 
sehr  lebhaft  rot,  mit  einem  feinen  hell- 
rosenroten,  stark  gekrausten  und  ge- 
franzten  Rande;  die  beiden  Seiten  des 
Halses  tragen  zwei  lebhaft  gelbe,  von 
fächerförmig  angeordneten  braunen 
Strichen  bedeckte  Flecke. 
„VIvid". 

Fetalen  sehr  verlängert  und  breit, 
tief  rosenrot.  Lippe  sehr  gross,  blass 
rosenrot,  in  der  Mitte  mit  einigen 
dunkelroten  Netzlinien;  die  Scheibe 
trägt  einen  sehr  breiten  goldgelben, 
fast  die  vordere  Hälfte  des  Lappens 
bedeckenden  Fleck. 

„Rose  Diamond". 

Sepalen  und  Fetalen  gross,  wellig, 
lebhaft  rosenrot.  Lippe  an  den  Rändern 
sehr  wellig,  dunkel  purpurrot,  breit 
blass  rosenrot  gesäumt;  die  Flecke  der 
Scheibe  sind  ziemlich  gross  und  leb- 
haft gelb. 

var,  roseola. 

Sepalen  und  Fetalen  blassrosenrot, 
an  den  Rändern  etwas  lebhafter  ge- 
färbt. Lippe  gleichfalls  blassrosenrot, 
auf  derScheibe  einen  halbkreisförmigen 
schlüsselblumengelben  Gürtel  tragend, 


220 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


während  alles  übrige  derselben  von 
einem  Netze  dicker  purpurner  Adern 
bedeckt  ist.  Saum  weiss  und  stark 
gefranst. 

var.  rubens. 

Sepalen  und  Fetalen  hell  lilarosen- 
rot; letztere  sehr  gross  und  elegant 
einwärtsgebogen.  Lippe  breit  ab- 
gerundet, am  Rande  stark  gefranst  und 
gekraust,  an  den  beiden  Seiten  des 
Halses  zwei  grosse  dunkelgelb  getupfte 
Flecke,  am  Grunde  und  in  der  Mitte 
ein  grosser  sammetig  dunkelroter 
Streifen,  welcher  sich  nach  vorn  hin 
verbreitert. 

var.  spectabilis. 

Sepalen  und  Fetalen  tief  rosenrot. 
Lippe  lebhaft  rosenrot,  purpurn  ge- 
ädert und  hell  rosenrot  gerändert;  an 
der  Halsmündung  eine  breite  goldgelbe, 
braun  genetzte  Binde. 

var.  tessellata. 

Sepalen  und  Fetalen  rosenrot,  erstere 
sind  sehr  breit.  Lippe  sehr  gross, 
verlängert,  hellrot  und  mit  gesägten, 
lebhafter  roten  Adern,  an  den  rosen- 
roten Rändern  wellig  und  gefranst. 
var.  Victoriae. 

Sepalen  und  Fetalen  zart  rosenrot; 
letztere  von  sehr  grossem  Umfange. 
Lippe  gänzlich  hellrot,  überdeckt  von 
einem  Netz  purpurner  Adern,  nur  die 
Ränder  sehr  wenig  rosenrot  scheinend; 
an  jeder  Seite  des  Halses  eine  grosse, 
an  ihrem  Grunde  einen  orangegelben, 
nach  vorn  verlängerten  Fleck  tragende 
Zone. 

„Wiertz". 

Sepalen  und  Fetalen  sehr  lebhaft 
rosenrot.  Die  auch  an  den  Rändern 
blass  rosenrote,  stark  gefranste  und 
wellige  Lippe  trägt  einen  grossen 
purpurnen  Querfleck  und  eine  breite 
lebhaft  orangegelbe  Binde. 


Neuheilen  für  1898 
von  Haage  &  Schmidt-Erturt. 


Kartoffelzwiebel,  weisse. 

(Hierzu  Abb.  63.)^^  ""  ' 

(Haage  &  Schmidt.)  Eine  neue  silber- 
weisse  Varietät  von  derselben  Haltbar- 
keit wie  die  bis  jetzt  existierenden 
gelben  und  roten.  Im  Jahre  der  Aus- 
saat teilen  sich  die  Zwiebeln  selten, 
wohl  aber,  wenn  man  sie  im  darauf- 
folgenden Jahre  pflanzt;  sie  wachsen 
dann  in  Klumpen,  ähnlich  den 
Schalotten. 


Abb.  63.     Kartoffelzwiebel,  weisse. 
Rudbeckia  bicolor  superba. 

(Hierzu  Abb.  (14.1 

(Haage  &  Schmidt.)  Mit  Einführung 
dieser  Neuheit  erfährt  das  Sortiment 
der  jetzt  überall  zu  Schnittblumen- 
zwecken mit  Vorliebe  kultivierten  Rud- 
beckien  eine  wertvolle  Bereicherung. 
Die  Fflanzen  werden  50  bis  60  cm 
hoch  und  bilden  einen  regelmässig 
verzweigten  Busch  von  ausserordent- 
lichem Blütenreichtum.  Die  6-8  cm 
im  Durchmesser  haltenden  Blumen 
sind  langgestielt,  sie  haben  dieselben 
dunkelbraunen  Scheibenblüten  wie  die 
der  Stammform;  hingegen  sind  die 
Strahlenblüten  goldgelb  und  mit 
grossen  leuchtend  braunen  Flecken  an 
der  Basis  geziert,  eine  Färbung,  die 
am  ehesten  mit  der  des  Tagetes  patula 
Ehrenkreuz  oder  der  der  Obeliscaria 
pulcherrima  verglichen  werden  kann. 


Abb.  64.     Rudbeckia  bicolor  superba. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


221 


Sehr     schöne      und      dankbare     harte 
Soramerblume. 

Pritnula   floribiinda  grandiflora  isabellina. 

iHieizu  Abb.  6y) 

(Haage  &.  Schmidt.)  Während  die 
Stammform  dieser  im  Zimmer  und 
Gewächshaus  einen  so  reichen  Flor 
entwickelnden  Primel  rein  goldgelb 
blüht,  bringt  unsere  neue  Abart  zart- 
blassgelbe  Blumen  hervor,  welche  sich 
sehr  vorteilhaft  von  der  lebhaft  grünen 
Belaubung  abheben.  Im  Januar  oder 
Februar  halbwarm  ausgesäet,  beginnen 
die  Sämlinge  schon  im  Juni  ihre  quirl- 
ständigen Blütenstengel  zu  entwickeln, 
und  die  Pflanzen  stehen  dann  den  ganzen 
Sommer  und  Winter  hindurch  ununter- 
brochen in  vollem  Flor. 


herrschenden  trockenen  Witterung  als 
eine  wunderschöne  Annuelle  erwiesen 
und  sich  viele  Freunde  erworben.  Die 
Beete  dieser  Zwerg-Wicke  Avaren  buch- 
stäblich mit  Blüten  bedeckt  und  glichen 
wochenlang  einem  reinweissen  Tuch. 
Mit  obiger  Neuheit  wird  die  zweite 
Zwergsorte  in  den  Handel  gebracht, 
die  ebenso  reich  und  willig  blüht  und 
noch  üppiger  wächst,  als  die  weisse 
Cupido.  Die  Fahne  der  Blumen  ist 
schön  rosa,  Flügel  und  Schiffchen  sind 
reinweiss.  Als  Gruppenpflanze  und 
zur  Topfkultur  empfehlenswert. 

Malcolmia  littorea. 

Neue    zweijährige  Pflanze,    die    aber 
schon  im  ersten  Jahre  blüht.    Sie  bildet 


Abb.  ()T. 
Primula  floribunda  grandiflora  IsabeUina. 

Helenium  Bigelowii. 

Schöne  nordamerikanische  Staude, 
die  zwar  schon  früher  eingeführt,  aber 
seit  einer  Reihe  von  Jahren  nicht  mehr 
angeboten  wurde.  Die  80  cm  hohen 
Büsche  bringen  eine  Fülle  lang- 
gestielter Blumen  von  reingoldgelber 
Farbe  mit  schwarzer  Mitte.  Vorzüglich 
zum  Blumenschnitt. 

Heliopsis  Pitcheriana. 

Nordamerikanische  Perenne,  einen 
75  cm  hohen  und  ebenso  breiten  Busch 
bildend.  Blumen  dunkelgoldgelb,  6  cm 
im  Durchmesser.  Sehr  reichblühend 
und  wertvoll  für  den  Schnitt. 

Lathyriis    odoratus    Cupido,    rosa   mit   weiss. 

Der  vor  2  Jahren  aus  Amerika  ein- 
geführte reinweisse  Zwerg  -  Lathyrus 
hat    sich    in    diesem    Jahre     bei     der 


Abb.  66.     Primula  capitata  (cashmeriana)  alba. 

30  cm  hohe,  reichverzweigte  Büsche 
mit  graugrüner  Belaubung.  Blumen 
lebhaft  lillarosa  mit  grossem,  weissem 
Auge. 

Primula  capitata  (cashmeriana)  alba. 

(Hierzu  Abb.  60.) 

(Haage  &  Schmidt.)  Constante  weiss- 
blühende  Varietät  dieser  im  zeitigsten 
Frühjahr  blühenden  Primel.  DieBlüten- 
köpfe  sind  bedeutend  grösser  als  die 
der  Primula  deuticulata  alba 

Shortia  galacifoiia. 

(Haage  &  Schmidt.)  Seltene  nord- 
amerikanische Perenne  von  niedrigem 
Wuchs,  in  ihrer  ganzen  Erscheinung 
der  bekannten  Pyrola  rotundifolia 
ähnlich.  Die  Blätter  sind  rund,  im 
Frühjahr  glänzend  grün,  nach  dem 
Herbst     zu     in     weinrot     übergehend. 


222 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Blumen  weiss  auf  roten  Blütenstengeln, 
sehr  empfehlensAvert. 

Stanleya  pinnatifida. 

Sehr  üppig  wachsende, perennierende 
Composite  aus  Colorado,  i-iVü  m  hoch. 
Blumen  leuchtend  gelb. 


Abb.  67.     Incarvillea  variabilis  Potanin. 
Incarvillea  variabilis  Potanin. 

(Hierzu  Abb.  67.) 

(Haage  &  Schmidt.)  Sehr  schöne 
neue  strauchartige  Perenne,  der 
Incarvillea  Olgae  nahestehend.  Sie 
bildet  einen  sehr  stark  verzweigten 
Busch  mit  feingeteilter  Belaubung,  der 
von  Mai  bis  Oktober  ununterbrochen 
mit  ca.  3  cm  grossen  rosenroten  Blumen 
besetzt  ist.  Da  die  Sämlinge  bei 
zeitiger  Aussaat  schon  im  ersten  Jahre 
blühen,  wird  sich  diese  Neuheit  gewiss 
bald  der  Aveitesten  Verbreitung  erfreuen 
und  jedem  Liebhaber  perennierender 
Pflanzen  angenehm  sein. 

Reseda  odorata  Rubin. 

Im  kompakten  Wuchs  der  R.  Machet 
gleichend,  bringt  diese  neue  Reseda 
breite,  ziemlich  lange  Blütenrispen 
von  leuchtend  kupferroter  Färbung 
hervor. 

Primula  veris  elatior  coerulea. 

(Hierzu  Abb.  b8.) 

(Haage  &  Schmidt.)  Es  sind  neue 
blaüblühende  Varietäten  der  Garten- 
primel, w^elche  wir  hiermit  anbieten: 
sie  sind  von  derselben  prachtvollen 
ultramarinblauen  Färbung  wie  die  vor 


einigen  Jahren  eingeführten  blauen 
grossblumigen  Primula  veris  acaulis. 
Die  Blumen  der  letzteren  sitzen  einzeln 
an  kurzen  Stengeln  imd  werden  häutig 
durch  die  Blätter  verdeckt,  während 
obige  Xeuheit    ihre   Blüten    in  Dolden 


Abb    OS      Primula  \(.rii>  elatioi    coeiulea. 

an  längeren,  über  der  Belaubung  sich 
tragenden  Stengeln  hervorbringt  und 
somit  stets  ihre  Schönheit  bewahrt. 
Ein  Beet  dieser  Pflanzen  in  voller  Blüte 
gewährt  einen   reizenden  Anblick. 

Meiica  ciliata  alba. 

Neue  Varietät  dieses  bekannten 
perennierenden  Ziergrases  mit  rein- 
weissen  Blütenrispen.  Wertvolles 
Bouquetgras. 

Primula  obconica  grandiflora  hybrida. 

Neue  grossblumige  Varietäten  dieser 
vorzüglichen  immerblühenden  Primel; 
die  Färbung  der  schön  geformten 
Blumen  variirt  von  weiss,  helllila  und 
hellrosa  bis  zu  dunkelrosa  und  violett. 

Rubus  sorbifolius. 

Die  aus  Japan  stammende  Erdbeer- 
Himbeere.  Sie  wird  50-75  cm  hoch, 
ist  schön  belaubt  und  bringt  grosse 
weisse  Blumen  hervor.  Die  Frucht 
ähnelt  im  Aussehen  einer  Erdbeere, 
im  Geschmack  ist  sie  ein  Mittelding 
zwischen  Erdbeere  und  Himbeere  und 
eine  Zierde  für  jede  Tafel.  Die  Pflanzen 
sterben  jedes  Jahr  bis  zur  Erde  ab, 
um  im  nächsten  desto  kräftiger  aus- 
zutreiben. 


Kleinere  Mitteilungen.  — '  Unterrichiswesen. 


223 


Kleinere  Mitteilungen. 


Ueber  die  San  Jose-Schildlaus 

veröffentlicht  die  Landwirtschafts- 
kammer der  Provinz  Brandenburg  nach- 
stehende Auslassung:  »Unter  Hinweis 
auf  die  im  »Reichsanz.«  vom  4.  Februar 
enthaltende  Bekanntmachung  über  die 
San  Jose-Schildlaus  sind  wir  von 
Sr.  Excellenz  dem  Herrn  Minister  lür 
Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten 
ersucht  worden,  die  beteiligten  Kreise 
auf  die  von  dem  Schädling  dem 
heimischen  Obstbau  drohende  Gefahr 
aufmerksam  zu  machen.  Dies  ist  durch 
entsprechende  Veröffentlichungen  im 
»Landboten«  geschehen.  Inzwischen 
sind  nach  einer  weiteren  Mitteilung  des 
Herrn  Ministers  bei  der  bisherigen 
Untersuchung  eingeführten  Obstes  in 
vielen  Fällen  mit  der  San  Jose-Schild- 
laus befallene  Früchte  gefunden  worden. 
So  z.  B.  wurde  bei  der  Untersuchung 
von  drei  Kisten  amerikanischer  ^pfel 
die  Schildlaus  auf  50 — 60  Äpfeln  fest- 
gestellt, wobei  sich  in  der  Stielhöhle 
eines  Apfels  25 — 30  solche  Insekten 
verschiedenen  Alters  fanden.  Es  ist 
hiernach  die  Befürchtung,  dass  in- 
ländische Baumpflanzungen  bereits  ver- 
seucht sind,  nicht  abzuweisen.  Indem 
wir  die  Besitzer  von  Baumschulen  und 
Obstpflanzungen  auf  die  durch  das 
Insekt  drohende  sehr  ernste  Gefahr 
hinweisen,  fordern  wir  dieselben  in 
Folge  einer  Verfügung  des  LIerrn 
Ministers  für  Landwirtschaft,  Domänen 
und  Forsten  hierdurch  dringend  auf, 
im  eigenen  Interesse  die  demnächst  zur 
Aufsuchung  und  Bekämpfung  des  In- 
sektes zu  treffenden  Anordnungen 
thunlichst  zu  fördern,  insbesondere  uns 
sofort  mitzuteilen,  ob  sie  in  den  letzten 
fünf  Jahren  Pflanzen,  Stecklinge,  Edel- 
reiser oder  dergl.  aus  Amerika  bezogen 
haben,  und  zwar  auch  dann,  wenn  nicht 
Obstbäume,  Obststräucher,  Obstreiser 
und  dergl.,  sondern  andere  Pflanzen 
bezogen  sind,  weil  das  Insekt  auch  auf 


andern  Ptlanzen,  z.  B.  Ulmen,  Linden, 
Erlen,  Weiden,  Rosen  vorkommt.  Wir 
ersuchen  ferner,  uns  stets  das  Auftreten 
verdächtiger  Erscheinungen  an  den 
Pflanzungen  anzuzeigen«. 


Seit  Jahren  betreibt  ein  deutscher 
Landsmann,  Georg  Egger,  in  Jaffa 
(Palästina)  ein  Geschäft  mit  schön 
blühenden  Zwiebeln  und  Knollen- 
gewächsen, das  sich  rühmen  darf,  das 
älteste  derartige  Geschäft  im  Orient 
zu  sein  und  sich  aus  kleinen  Anfängen 
zu  der  bedeutendsten  Bezugsquelle  für 
Zwiebelgewächse  Palästinas  empor- 
gehoben zu  haben.  Im  Winter  und 
Frühjahr  bildet  der  der  Kultur  von 
Spezialitäten  des  Landes  gewidmete 
Garten  eine  Sehenswürdigkeit,  und 
schon  jetzt  wird  ein  beträchlicher  Teil 
der  zu  importierenden  Pflanzen,  be- 
sonders die  vielen  herrlichen  Iris-  und 
Arum-Arten  in  kultivierter  Waare 
versandt.  Man  hat  da  also  die  Sicher- 
heit des  guten  Anwachsens.  Die 
Preisliste  für  1898,  deren  Bestellung 
wir  allen  Interessenten  empfehlen,  ent- 
hält eine  grosse  Anzahl  Neuheiten  von 
gärtnerischem  und  botanischem  Wert 
neben  alt  bewährten  Pflanzen,  welch' 
letztere  sich  in  den  Katalogen  erster 
Gärtnerlirmen  einen  ständigen  Platz 
errungen  haben. 

Von  neueren  oder  selteneren  nennen 
wir  AUium  Libani,  A.  Zebdanense, 
Arum  Eggeri,  das  Prachtarum,  Fritil- 
laria  Hermonis,  Iris  Eggeri,  I.  Sorteti, 
Iris  nigricans,  Iris  Saari  nazarenae 
(Bismarckiana),  Sloydia  rubroviridis 
etc.  Wer  sich  für  die  Zauberwurzel 
Mandragora  officinarum  interessiert, 
(eine  Solanacee)  kann  auch  diese  er- 
halten, die  aus  Palästina  sind  ja  am 
berühmtesten.  Sie  haben  nur  ihre 
Zauberkraft  verloren,  die  heutigen 
Menschen  sind  zu  „helle". 


Unterrichtswesen. 


Die  mit  der  landwirtschaftlichen 
Lehranstalt  in  Oranienburg  verbundene 
Gärtner  -  Lehranstalt  (Internat)  wurde 
im      Winter  -  Semester     1897/98      von 


18  Schülern,  die  landwirtschaftliche 
Abteilung  von  93  Schülern  besucht. 
Anmeldungen  an  den  Direktor  Albert 
Ileymer. 


224 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Gent.  Grosse,  höchst  wichtige  Aus- 
stelluDg  der  Societe  royale  d'agri- 
culture  de  botanique  de  Gand  vom 
16. — 24.  April.  Wir  machen  aus- 
drücklich darauf  aufmerksam,  dass  die 
Ausstellung  vom  16. — 24.  April,  nicht 
vom  18. — 27.  stattfindet,  und  empfehlen 
allen,  die  es  irgend  möglich  machen 
können,  diese  grosse,  nur  alle  5  Jahre 
^viederkehrende  Ausstellung  zu  be- 
suchen. Man  sieht  da  vom  Besten  das 
Beste.  —  Tagesordnung:  Freitag,  den 
15.  April  9  Uhr  Zusammentritt  der 
Preisrichter.  2  Uhr  Frühstück  für  die- 
selben, 7  Uhr  Empfang  und  Fest 
seitens  der  städtischen  Behörden  im 
Rathause.  vSonnabend,  den  16.  April, 
1 1  Uhr  Eröffnung  der  Ausstellung, 
8  Uhr  Abend  Raul,  gegeben  den  Preis- 


richtern seitens  der  Chambre  syndicale 
des  horticultures  beiges.  Sonntag,  den 
17.  April,  12  Uhr  Empfang  beim 
Grafen  de  Kerchhove  de  Denterghan, 
Präsident  der  Gesellschaft;  5  Uhr  Fest- 
bankett für  die  Preisrichter  in  den 
Sälen  des  grossen  Theaters. 


Turin.  Gelegentlich  der  All- 
gemeinen italienischen  Ausstellung  in 
Turin,  April — Oktober  1898  linden  auch 
drei  temporäre  Gartenbau -Aus- 
stellungen im  Königlichen  Garten  statt: 

1.  Frühjahrsausstellung,  14. — 26.  Mai, 

2.  Herbstausstellung,  18. — 29.  Septbr, 

3.  Chrysanthemum-Ausstellung,    22. 
bis  29.  Oktober. 

Anfragen  beim  Commissaire  General 
P.  Palestrino. 


Personal-Nachrichten. 


Der  Professor  an  der  Landwirt- 
schaftlichen Hochschule  in  Berlin, 
Dr.  Aloritz  Fleischer,  Kurator  der 
Moorversuchsstation  in  Bremen,  ist 
zum  Geh.  Regierungsrat  und  vor- 
tragenden Rat  im  Ministerium  für 
Landwirtschaft  etc.  ernannt. 


Dem  Professer  der  Botanik  an  der 
Koni  gl.  Landw.  Akademie  in  Poppels- 
dorf  bei  Bonn  Dr.  Fried.  Koer nicke 
ist  bei  seinem  Ausscheiden  aus  dem 
Amt  der  Titel  Geh.  Regierungsrat  ver- 
liehen. Prof.  Koernicke  hat  sich  be- 
sonders durch  seine  höchst  sorg- 
fältigen Arbeiten  über  Get]"eide-  und 
Hülsenfrüchte  verdient  gemacht.  Er 
schrieb  den  1.  Teil  zu  dem  grossen 
zweibändigen  Werke  Koernicke  und 
Werner  »Handbuch  des  Getreidebaues« 
Bonn  1885  (ietzt  bei  P.  Parey,  Berlin). 


Degenhardt,  Handelsgärtner  in 
Marienhöhe  bei  Hadersleben,  feierte 
am  22.  März  sein  4ojähriges  Geschäfts- 
jubiläum. 


I  Adolf  Vooler  wurde  in  Stolberg 
am    Harz    von    Sr.    Durchlaucht    dem 

j  Fürsten  Alfred  zu  Stolberg  -  Stolberg 
als  Hofgärtner  angestellt. 


G.  Wann  er,  bisher  in  den  Krupp- 
schen Anlagen  zu  Hügel  bei  Wehrden 
a.  d.  Ruhr  beschäftigt,  wurde  als  Ober- 
gärtner des  Kaiser  Wilhelm -Parkes 
nach  Altenessen  berufen. 


Wilhelm     Weisse.     Baumschulen- 
j  besitzer  in  Kamenz  i.  S.,    wurde    vom 
König  von  Sachsen  zum  Hoflieferanten 
ernannt. 


Tagesordimiig 

für  die 

846.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderunö  d.  Gartenliaues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  28.  April  1898,  6  Uhr. 

H^^  Vom  April  bis  August  finden  die  Versammlungen  im  Königl.  Botanischen  Museum, 
Grunewaldstr.  6—7  (im  Botanischen  Garten)  statt,    ^^g 

I.  Ausgestellte  Gegenstände.    —    2.  Bericht  über  die  Genter  Ausstellung.    —    3.  \^erschiedenes 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent 
vom  16.  bis  24.  April  1898. 

I.   Allgemeines. 

Von  L.  Wittmack. 

Gent,  17.  April. 

Die  grosse,  nur  alle  5  Jahre  wiederkehrende  Gartenbau-Ausstellung,  die 
schon  so  lange  ihre  Schatten  vorausgeworfen,  strahlt  jetzt  im  hellsten  Glänze. 
Es  ist  das  vierzehnte  Mal,  dass  die  ehrwürdige  »Königliche  Gesellschaft  für 
Ackerbau  und  Botanik«  (Societe  Royale  d'Agriculture  et  de  Botanique),  die  in 
ihrem  Namen  gar  nicht  viel  vom  Gartenbau  verrät  und  doch  soviel  darin 
leistet,  ihre  Ausstellung  veranstaltet,  und  mit  höchster  Befriedigung  kann  sie 
auch  auf  die  diesmalige  zurückblicken,  denn  allein  an  bedecktem  Raum  sind 
()75ij  qm  dicht  besetzt  mit  ca.  12000  (!)  Pflanzen,  darunter  ausserordentlich  viele 
Schaupflanzen  und  selbst  die  gewöhnlichsten  im  vollsten  Masse  ausstellungs- 
würdig. Das  Gesamtarrangement  ist  auch  verbessert,  man  hat  mehr  Gewicht 
gelegt  auf  ein  künstlerisches  Arrangement  und  hat  in  der  Beziehung  wohl  von 
Deutschland  gelernt.  Dabei  geht  man  aber  nicht  so  weit,  dass  die  einzelnen 
Palmen  so  zusammengedrängt  werden,  wie  oft  bei  uns,  wo  man  sie  mitunter 
nicht  genau  von  einander  unterscheiden  kann.  —  Diesmal  hatte  man  auch  einen 
Anbau  direkt  an  den  grossen  Saal  des  »Casinos«  gemacht,  nicht  ein  Zelt  im  Freien, 
so  dass  man  nicht  erst  ins  Freie  brauchte,  um  die  Azalea  moUis  etc.  zu  sehen. 

Das  ganze  Arrangement  rührt  von  Herrn  Ed.  Pynaert  van  Geert  her, 
dem  dafür  volles  Eob  gezollt  werden  muss.  Im  Hauptsaale,  zu  dem  eine  zwei- 
armige Treppe  aus  der  ersten  Etage  hinabführt,  ist  besonders  Rücksicht  darauf 
genommen,  dass  der  Blick  von  dieser  Treppe,  die  in  der  Mitte  einer  Längs- 
seite des  Saales  liegt,  ein  schöner  sei.  Demzufolge  hat  Pynaert  van  Geert  in 
der  Mitte  des  Saales  einen  kleinen  Teich  mit  Fontaine  und  einer  Brücke  im 
Rustikalstil  geschaffen,  während  hinter  dem  Teiche  durch  Blattpflanzen  etc. 
getrennt  sich  Orchideen  von  A.  A.  Peeters-Brüssel  und  Gust.  Vincke-Dujardin- 
Brügge  anschlössen.  DieHinterwand  desSaales,gegenüber  der  Treppe, warvon  einer 
grossen  Erinnerungsgruppe  an  Jean  Linden,  dessen  Büste  die  Mitte  einnahm, 
höchst  stimmungsvoll  abgeschlossen.  Der  Spiegel  hinter  dieser  Gruppe  an 
der  Wand  hätte  es  wohl  kaum  bedurft,  da  die  hohen  Pflanzen  sie  doch  ver- 
deckten. Die  Seiten  und  übrigen  Teile  des  Saales  waren  von  den  schönsten 
Blattpflanzen,  Palmen,  Cycadeen,  Anthurien  etc.  eingenommen, währendunmittelbar 
vor  der  Treppe  sich  die  prachtvollen  gemischten  Gruppen  der  Societe  anonyme 
gantoise  und  S.  anonyme  Louis  van  Houtte  pere  ausdehnten,  jede  einzelne 
Pflanze  ein  Edelstein  in  Bezug  auf  Formvollendung  und  Schönheit. 

Die  Neuheiten  waren  meistens  im  ersten  Stock  ausgestellt,  wo  sich  auch 
noch  viele  Orchideen  befanden.  Unter  den  Neuheiten  ragte  eine  so  ausser- 
ordentlich hervor,  dass  alle  anderen  dagegen  weniger    ins  Gewicht  fielen.     Es 


220  Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent. 


ist  das  eine  Euphorbiaceae:  Acalypha  Sanderi  aus  Neu-Guinea,  die  von 
weitem  mit  ihren  karmoisinroten  Y2  m  langen  hängenden  Blütenkätzchen  (das 
ist  der  bezeichnendste  Vergleich)  unserem  roten  Fuchsschwanz,  Amarantus 
caudatus,  ähnelt.  Auf  diese  und  die  übrigen  Neuheiten  soll  später  näher  ein- 
gegangen werden. 

Heute  aber  noch  einige  Worte  über  die  so  ausserordentlich  liebenswürdige 
Aufnahme:  Am  15.  April,  am  Tage  vor  der  Eröffnung,  versammelte  sich  die  Jury, 
die ZU9 Uhrfrühgebeten war,unterVorsitzdesGrafenK er chhove  deDenterghem, 
Präsident  der  Gesellschaft  und  des  Ehrenpräsidenten,  S.  Ex.  des  Herrn  Leon 
de  Bruyn,  Ministers  für  Landwirtschaft  in  Belgien  und  unterstützt  von  dem  un- 
ermüdlichen Sekretär  der  Gesellschaft  Herrn  Fierens  und  Herrn  Pynaert 
van  Geert,  um  10  Uhr  im  runden  Saal  des  Kasinos,  wo  ein  jeder  nach 
Ländern  aufgerufen  wurde  und  seinen  Namen  in  das  goldene  Buch,  d.  h.  in 
das  Album  der  Gesellschaft  eintragen  musste.  Herr  Pynaert  v.  Geert 
rief  dann  die  Delegierten  auf  und  der  Graf  Ker chhove  wusste  in  seiner  ge- 
wohnten Weise  für  die  Delegierten  jedes  Vereins  höchst  passende  Worte  der 
Begrüssung  zu  finden.*)  Alsdann  wurde  verkündet,  dass  der  Präsident  der 
Gartenbau-Gesellschatt  von  Frankreich,  der  frühere  Ackerbauminister  Viger 
zum  Präsidenten  der  Jury  ernannt  sei,  zu  Vizepräsidenten:  Dr.  Maxwell 
Masters,  London,  Ruys  de  Beerenbroeck,  Kommissair  I.  M.  der  Königin- 
Regentin  von  Holland,  Fischer  von  Waldheim,  Direktor  des  Kaiserlichen 
botanischen  Gartens  St.  Petersburg,  v.  St.  Paul  Illaire,  Fischbach,  und 
L.  Wittmack,  Berlin.  Zu  General-Sekretären  wurden  bestimmt;  Ed.  Andre, 
Paris,  Herr  Micheli  Gent,  H.  L.  de  Vilmorin,  Paris,  Dr.  Burgerstein,  Wien, 
(nicht  erschienen). 

Dieses  alles  waren  aber  nur  Ehrenämter,  denn  gemeinsame  Sitzungen 
der  Jury  oder  der  Obmänner  der  einzelnen  Gruppen  finden  gar  nicht  statt; 
die  Ehrenpreise  werden  gleich  den  einzelnen  Gruppen  überwiesen  und 
Reklamationen  scheinen  gar  nicht  vorzukommen.  Alles  war  so  ausgezeichnet 
vorbereitet,  dass  am  nächsten  Morgen  12  Uhr  der  Katalog  mit  dem  Verzeichniss 
der  Preise  schon  fertig  war.  Die  Jury  bestand  aus  ca.  200  Personen  und 
39  Abteilungen.  Jede  Abteilung  hatte  einen  Führer,  der  einen  Plan  des  Ge- 
bäudes in  Händen  hatte,  auf  welchem  die  Standorte  der  betr.  Pflanzen  ver- 
zeichnet waren,  jede  Abteilung  hatte  ferner  einen  Waisenknaben  in  hübscher 
Uniform  zur  Seite  (Graf  Ker  chhove  ist  Vorsitzender  eines  Waisenhauses),  die 
als  >'Laufburschen«  dienten.  Der  Führer  hatte  die  betreffenden  Nummern  des 
Programms,  jede  einzeln,  auf  einen  Zettel  geklebt  mit  Angabe  der  Nummern 
der  Bewerber  (nicht  deren  Namen).  Sobald  nun  die  Jury  eine  Aufgabe  erledigt 
hatte,  schrieb  der  Führer  vor  die  Nummer  des  Ausstellers  den  Preis,  z.  B. : 
No.  242.  Sammlung  von  30  Baumfarnen  und  krautigen  Farnen.  Aus- 
steller drei.     Die  Jury  verteilte  folgende  Preise: 

No.  319.     1.  Preis  goldene  Medaille  von   100  Fr.  Wert, 
»     320.     3,      »       Vermeilmedaille, 
»     321.     2.      »       goldene  Medaille  von  50  Fr.  Wert. 

*)  Vom  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  waren  delegiert:  Kgl.  Hofmarschall  a.D. 
V.  St.  Paul  Illaire  (in  Vertretung  des  verhinderten  Herrn  v.  Pommer  Esche),  Kgl.  Garten- 
baudirektor Lackner  und  L.  Wittmack,  vom  Gartenbauverband  für  das  Königreich  Sachsen 
Otto  Olberg,  R.  Weissbach  und  Rud.  Seidel. 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent.  227 


Der  Waisenknabe  ging  mit  diesem  Zettel  nach  dem  Bureau.  Dort  wurden 
statt  der  Nummern  die  Namen  eingesetzt  (hinter  den  Medaillen)  und  dies 
wanderte  zur  Druckerei,  die  Alles  schon  gesetzt  hatte  bis  auf  den  Namen. 
Feierliche  Protokolle  werden  garnicht  angefertigt. 

Vor  Beginn  der  Arbeit  hatten  die  einzelnen  Gruppen  sich  noch  einen 
Präsidenten  und  einen  Sekretär  gewählt,  auch  deren  Namen,  sowie  die  Namen 
der  Mitglieder  wanderten    durch    die    Waisenknaben    sofort    nach  dem  Bureau. 

Nachdem  die  Thätigkeit  der  Jury  in  kaum  zwei  Stunden  beendigt  war, 
wurde  ihr  am  15.  April  2  Uhr  ein  grosses  Gabelfrühstück  gegeben,  bei 
welchem  es  auch  an  vielen  Toasten  nicht  fehlte.  Herr  Kerchhove 
brachte  die  Gesundheit  S.  M.  des  Königs  der  Belgier  aus,  darauf  die  der  Jury; 
in  ihrem  Namen  antwortete  Exzellenz  Viger  und  überreichte  bei  dieser  Ge- 
legenheit Herrn  Eduard  Pynaert  van  Geert  im  Namen  des  jetzigen  fran- 
zösischen Ackerbauministers  den  Orden  »pour  le  merite  agricole«.  Der 
belgische  Landwirtschaftsminister  de  Bruyn  sprach  auf  den  Grafen  Kerchhove, 
Dr.  Masters-London  überreichte  dem  letzteren,  sowie  dem  Herrn  Professor 
Ed.  Andre-Paris,  Redakteur  der  Revue  horticole,  die  \'eitch  Memorial- 
Medaille,  eine  wahre  Riesenmedaille  in  Silber.  Die  für  E.  Andre  trug  die 
Inschrift:  »Presented  to  Mr.  Ed.  Andre  in  recognition  of  his  long  and  eminent 
Services  to  horticulture  1898«  (Überreicht  Herrn  Ed.  Andre  in  Anerkennung 
seiner  langen  und  hervorragenden  Verdienste  um  den  Gartenbau).  Die  dritte 
Medaille  war  für  Herrn  Latour-Marillac,  den  grossen  Nymphaeenzüchter  in 
Frankreich,  bestimmt,  der  aber  nicht  nach  Gent  gekommen  war.  Herr 
Ceuterik  bewillkommnete  die  P'orderer  der  Ausstellung,  die  Leiter  von  Zeit- 
schriften unter  den  Preisrichtern  und  vor  allen  den  Bürgermeister  von  Gent, 
Herrn  Braun,  worauf  dieser  sowie  Ed.  Andre  antworteten. 

Am  Freitag,  den  15.  April  abends  wurden  die  Preisrichter  im  altehr- 
würdigen, wegen  seiner  alten  schönen  Gothik  berühmten  Rathause  durch  den 
Bürgermeister  und  die  Stadträte  (Echevins,  Schöffen)  empfangen,  wobei  ein  Glas 
Schaumwein  gereicht  wurde.  Alsdann  begab  man  sich  in  die  sogenannte  Diele 
(Vestibüle)  des  Rathauses,  wo  mit  Hilfe  eines  Skioptikons  das  berühmte  Ge- 
mälde »die  Anbetung  des  heiligen  Lammes«  der  Gebrüder  Hubert  und  Jan 
van  Eyck,  der  Schöpfer  der  flandrischen  Malerkunst  ca.  1428,  in  der  Hauptkirche 
von  Gent,  St.  Bavon,  in  seinen  einzelnen  Teilen  vorgeführt-  wurde.  Unter- 
brochen wurden  diese  Vorführungen  durch  geistliche  Lieder  eines  gemischten 
Chores,  durch  Sologesang  der  Frau  Raick  und  durch  Vortrag  einzelner  Stellen 
aus  Dante,  Corneille,  Klopstock  etc.  Leider  reichte  die  Stimme  des  Dekla- 
mators und  seiner  Gemahlin  für  den  weiten  Raum  nicht  aus.  Der  Gedanke, 
den  Preisrichtern  und  den  vielen  sonst  Geladenen  die  ältesten  Gemälde  und 
die  älteste  Musik  bez.  die  ältesten  Gesänge  Flanderns  vorzuführen,  war  ein 
sehr  glücklicher  und  ist  der  Stadtverwaltung  nicht  genug  dafür  zu  danken. 
Nur  war  alles  etwas  zu  ernst. 

Am  Sonnabend,  den  10.  April,  bereits  morgens  8  Uhr  kamen  I.  M.  der 
König  und  die  Königin  der  Belgier,  die  Prinzessin  Clementine  u.  s.  w.  mit 
grossem  Gefolge  mittelst  Sonderzug  von  Brüssel  nach  Gent  und  besichtigten 
eingehend  die  Ausstellung  in  Gegenwart  eines  geladenen  I\iblikums,  wobei  der 
Präsident,  die  Vizepräsidenten  und  die  Generalsekretäre  der  Jury  dem  König 
einzeln  vorgestellt  wurden,   der  für  jeden  einige  freundliche  Worte   in  des  Be- 


228  Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent. 

treffenden  Muttersprache  hatte.  Um  lo  Uhr  ward  die  Ausstellung  dem  grossen 
Publikum  gegen  5  Fr.  Eintrittsgeld  geöifnet.  Auch  am  zweiten  und  dritten 
Tage  nahm  man  5  Fr.,  was  man  bei  uns  schwerlich  wagen  dürfte.  In  Berlin 
nimmt  man  bei  grossen  Gartenbau-Ausstellungen  am  ersten  Tage  3,  am  zweiten  2, 
am  dritten  2  oder  1  M. 

Am  Mittag  hatte  die  verwittwete  Grätin  de  Kerchhove  de  Dentcrghem, 
die  Mutter  des  Vorsitzenden  zum  Besuch  ihres  grossartigen  Wintergartens  ein- 
geladen, wobei  auch  ein  Imbiss  gereicht  wurde. 

Abends  gab  die  Chambre  syndicale  einen  grossen  Raout,  bei  dem 
Herr  Stadtrat  Bruneel,  Vorsitzender  der  Kammer,  eine  zündende  Rede  betreffs 
Freihandels  hielt,  die  auch  gedruckt  vorlag. 

Zu  Sonntag,  den  17.  April  2  Uhr,  hatte  S.  M.  der  König  das  Diplomatische 
Corps  in  Brüssel  sowie  sonstige  hervorragende  Personen  nebst  ihren  Damen 
und  gleichzeitig  auch  die  Preisrichter  zu  einer  Gartenpartie  nach  Laeken  ge- 
beten zur  Besichtigung  der  herrlichen  Gewächshäuser  und  des  Parkes,  wobei 
Erfrischungen  gereicht  Avurden.  Am  Abend  gab  das  Komitee  den  Preis- 
richtern etc.  ein  grosses  Festdiner  von  ca.  250  Gedecken  im  Theatersaale,  an 
welchem  die  Spitzen  der  Civil-  und  Militärbehörden  teilnahmen.  Die  zahl- 
reichen Toaste  begannen  erst  beim  Dessert.  Es  sprachen  Graf  Kerchhove 
auf  S.  M.  den  König  der  Belgier  und  bald  hernach  auf  die  Regierung,  die 
Provinz  Ostflandern  (der  Gouverneur  der  Provinz,  Graf  de  Kerchhove 
d'Ousselgem,  ist  ein  Vetter  des  Grafen  Kerchhove  de  Denterghem)  und 
die  Stadt  Gent,  der  Minister  für  Landwirtschaft,  de  Bruyn  (auch  der  Justiz- 
minister Bergerem  war  anwesend),  auf  den  Grafen  Kerchhove,  die  Preis- 
richter und  die  Aussteller,  der  Präsident  der  Jury,  Ex.  Viger-Paris,  dankte 
der  Gesellschaft  und  lud  zur  Beteiligung  an  der  Pariser  Ausstellung  ein.  Herr 
Ceuterick  sprach  auf  die  Delegierten,  in  deren  Namen  die  Herren  Dr,  Masters, 
London,  Hofmarschall  a.  D.  v.  St.  Paul  Illaire-Fischbach  für  Deutschland, 
Fischer  V.  Waldheim-Petersburg,  Henri  de  Vilmorin-Paris,  Baron  de 
Grancy-Holland,  alle  in  französischer  Sprache,  dankten.  Endlich  erhob  sich 
der  Bürgermeister  Braun,  dankte  der  Gesellschaft  und  hob  hervor,  dass,  ob- 
wohl er  ein  politischer  Gegner  der  jetzigen  Regierungspartei  sei,  er  doch  die 
Fürsorge  der  Regierung  für  die  Verbesserung  der  Stadt  hoch  anerkenne,  und 
rief:  »Auf  Wiedersehen!« 

Hiermit  war  die  Reihe  der  offiziellen  Festlichkeiten  abgeschlossen.  Ausser- 
dem hatte  Graf  KerchhoA^e  noch  am  Sonnabend,  den  16.,  und  Montag,  den 
18.  April,  eine  Anzahl  von  Personen  bei  sich  zur  Tafel  geladen.  Aus  Allem 
folgt,  dass  die  Aufnahme  der  Gäste  noch  glänzender  war,  als  sie  es  früher  schon 
gewesen  und  gebührt  allen  der  wärmste  Dank  für  ihre  grosse  Liebenswürdigkeit. 
Das  Wetter  war  kühl,  der  Himmel  oft  bedeckt,  aber  es  blieb,  gottlob,  trocken 
und  der  Besuch  war  daher  äusserst  rege,  sodass  der  \'erein,  der  übrigens 
Zuschüsse  im  Gesamtbetrage  von  43  000  Fr.  erhalten  hat,  sicherlich  einen 
guten  Überschuss  haben  dürfte. 

Xoch  einer  Meisterleistung  der  Presse  müssen  wir  gedenken:  Beim 
Bankett  am  17.  April  erhielt  jeder  Teilnehmer  die  No.  4  der  »Revue  de  l'horti- 
culture  beige«  mit  einer  eingehenden  Beschreibung  der  Ausstellung  nebst 
Abbildungen  und  der  Rede  des  Grafen  Kerchhove  beim  Zusammentritt  der 
Jury.  (Fortsetzung  folgt). 


Blumenkästen  für  Doppelfenster.  22Q 


Blumenkästen  für  Doppelfenster. 

(Aus  der  Verhandlung  des  Liebhaber-Ausschusses.    Sitzung  vom  3.  Januar  1898.) 

(Min  der  Grossstadt  mit  ihren  von  hohen  Häuserreihen  eingefassten  lichtarmen 
W'  Strassen  begegnen  dem  Pflanzen-  und  Blumenfreunde  bei  der  Pflege  seiöer 
Lieblinge  Schwierigkeiten  und  Enttäuschungen  aller  Art  in  ungeahnter  Menge. 
Es  gehört  schon  viel  Liebe  und  Ausdauer  dazu,  um  sich  durch  die  so  häufig 
vergeblich  aufgewandten  Mühen  und  erfolglosen  Versuche  nicht  entmutigen 
zu  lassen  und  schliesslich  an  einem  lohnenden  Gelingen  nicht  gänzlich  zu 
verzagen. 

Der  Sommer  freilich,  wenn  man  seinen  Topfpflanzen  freie  Luft,  zuweilen 
auch  natürliche  Besprengung  und  Abwaschung  durch  Regen  gönnen  kann,  mag 
bessere  Erfolge  bieten,  zumal  wo  Loggien,  Balkons  oder  im  besten  Falle  auch 
Gartenflecke  die  zweckmässigere  Aufstellung  und  Behandlung  der  Pflanzen  ge- 
statten; es  lassen  sich  dann  leicht  zur  Entwicklung  und  Blüte  zu  bringende 
einjährige  Gewächse  in  grösserer  Auswahl  zur  Ausschmückung  der  Wohnungen 
verwenden,  auch  verschiedene  genügsamere  andere  Pflanzen,  wie  Fuchsien. 
Pelargonien,  Geranien,  Schlingpflanzen  u.  s.  w.,  von  welchen  auch  unter  un- 
günstigeren Wachstumsbedingungen  ein  Gedeihen  und  Blühen  zu  erwarten  ist. 

Der  Winter  aber  bringt  regelmässig  dem  Blumenliebhaber  ohne  Gewächs- 
haus viel  Sorge  und  wenig  Freude.  Noch  viel  weniger  vermag  dieser  dann  seinen 
Pfleglingen  zu  gewähren,  was  er  ihnen  wünscht:  Luft  und  Licht  sind  ihnen 
noch  mehr  entzogen,  die  Aufstellung  wird  durch  die  beschränkten  Raum- 
verhältnisse noch  weniger  zweckmässig,  bei  der  Regelung  der  Temperatur 
sowie  beim  Begiessen  kann  noch  leichter  als  sonst  Schaden  angerichtet  werden. 
Kurz,  die  Mühen  und  Sorgen,  die  glücklich  durch  den  Sommer  gebrachten  und 
vielleicht  schon  Jahre  hindurch  erhaltenen  Pflanzen  nun  auch  unbeschädigt  in 
die  bessere  Jahreszeit  mit  hinüber  zu  nehmen,  finden  kein  Ende,  ^'^on  Freude 
am  Wachsen  und  Blühen  ist  kaum  die  Rede! 

Wer  jedoch  auch  in  dieser  Zeit  nicht  ohne  Genuss  und  Vergnügen  an 
seinen  Pflanzen  bleiben  und  sich  für  die  Entbehrung  auf  der  einen  Seite  einen 
Ersatz  auf  der  anderen  schaffen  will,  dem  bieten  die  verschiedenen  leicht 
treibbaren  Zwiebelgewächse  dazu  die  schönste  Gelegenheit.  Es  sind  dies  die 
allbekannten  Hyazinthen,  Tulpen,  Krokus,  Tazetten,  Narzissen,  Jonquillen,  Scilla, 
Galanthus,  Fritillarien,  denen  sich  neuerdings  auch  noch  einige  Irisarten,  z.  B. 
I.  alata,  I.  reticulata,  I.  histrio  angereiht  haben.  Alle  diese  Zwiebelarten,  mit 
Ausnahme  vielleicht  der  letzteren  weniger  bekannten,  lassen  sich  überall  leicht 
beschaffen,  ohne  grosse  Mühe  erfolgreich  behandeln  und  lohnen  fast  regel- 
mässig reichlich  die  ihnen  gewidmete  Pflege  und  Sorgfalt.  Auffällig  muss  es 
erscheinen,  dass  ungeachtet  ihrer  anziehenden  Eigenschaften  und  Vorzüge  die 
Vorliebe  und  eingehende  Beschäftigung  mit  diesen  Zwiebelgewächsen  ver- 
hältnismässig wenig  verbreitet  ist. 

Freilich,  die  unschöne  Art  und  Weise,  wie  hier  Hyazinthen,  Tulpen, 
Krokus  etc.  von  den  Gärtnern  eingepflanzt  werden,  macht  sie  zur  Verwendung 
als  Zimmerschmuck  ziemlich  ungeeignet  und  verkürzt  sehr  die  Freude  an 
gekauften  Blumen.  Die  unnötig  grossen  breiten  Töpfe,  in  welche  die  Hyazinthen 
zu  3—4  Stück,  ebenso  Tulpen  etc.  gepflanzt  werden,  nötigen  zur  Aufstellung 
der  Blumen    im  Zimmer    selbst,    wo    Hyazinthen    des    starken    Geruchs    wegen 


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Blumenkästen  für  Doppelfenster. 


lästig  Averden,  aber  auch  sehr  schnell  an  Frische  und  Farbe  verlieren  und 
bald  verblühen;  ebenso  lassen  Tulpen,  Krokus  u.  s.  w.  sich  im  warmen  Zimmer 
kaum  einige  Tage  halten,  weil  die  Blumen  auseinandergehen  und  schnell  ver- 
fallen. 

Während  nun  bei  den  hier  in  den  Wohnungen  überall  vorhandenen 
Doppelfenstern  zu  beklagen  ist,  dass  sie  fast  regelmässig  zu  eng  aneinander 
stehen,  um  mit  Blumentöpfen  bestellt  werden  zu  können,  eignen  sich  dieselben 
doch  vorzüglich  zur  Unterhaltung  eines  monatelagen  Winterilors  von  Zwiebel- 
gewächsen, wenn  man  nur  nicht  die  kleine  Mühe  scheut,  für  passende  Töpfe 
oder  Kästen  zu  sorgen.  Letztere,  aus  Thon  hergestellt,  werden  in  den  Massen 
von  45  cm  Länge  und  8  cm  Breite  (oberer  Rand)  sowie  8—9  cm  Höhe  wohl 
durchgängig  in  den  Wohnungen  passend  sein.  Die  Töpfe  sind  als  hohe, 
schmale  »Hyazinthentöpfe«  schon  bekannter  und  in  etwas  kleinerem  Massstabe 
auch  sehr  gut  für  Tulpen,  Tazetten,  Narzissen,  Jonquillen  verwendbar. 

In  solchen  Kästen,  am  besten  einheitlich  dicht  bepflanzt  mit  Krokus, 
Scilla,  Galanthus,  Jonquillen  sowie  auch  mit  leicht  treibbaren  Tulpensorten 
und  ebenso  in  den  Töpfen  mit  einzelnen  Hyacinthen,  Tulpen,  Narzissen, 
Tazetten  etc.  lässt  sich  zwischen  den  Doppelfenstern  die  Wintermonate  hindurch 
der  herrlichste  Schmuck  der  Wohnräume  schaffen.  Dazu  bedarf  es  keineswegs 
eines  häufigen  Wechsels,  denn  die  gleichmässig  kühle  Temperatur  zwischen 
den  Doppelfenstern  verleiht  den  Blumen  eine  ausserordentliche  Dauerfähigkeit. 
Nicht  selten  halten  sich  Hyazinthen  6  Wochen  und  darüber  in  bestem  Aus- 
sehen und  ebenso  Tulpen,  Krokus  u.  s.  w.  wochenlang.  Wer  so  nur  einige 
Fenster  seiner  Wohnung  auszustatten  vermag,  kann  vom  Dezember  ab  schon 
stets  den  anmutigsten  Anblick  vor  Augen  haben,  der  sich  zu  einem  förmlich 
strahlenden  gestaltet,  wenn  vorübergehend  Sonnenschein  die  Fenster  trifft  und 
die  Blumenkronen  an  Tulpen  und  Krokus  sich  auseinanderbreiten.  Der  lästige 
und  starke  Geruch  der  Hyazinthen  im  Zimmer  wird  durch  die  Doppelfenster 
vermieden  und  in  einen  angenehmen  Duft  umgewandelt. 

Über  das  Einpflanzen  und  Treiben  sowie  überhaupt  über  die  Behandlung 
der  gedachten  Zwiebeln  ist  es  kaum  nötig,  weiteres  auszuführen.  Jeder  Blumen- 
katalog enthält  darüber  genügende  Anweisungen,  die  leicht  verständlich  und 
ausführbar  sind,  so  dass  sie  bei  einiger  Sorgfalt  auch  ohne  längere  praktische 
Erfahrung  mit  Erfolg  benutzt  werden  können,  und  dieser  Erfolg  hat  noch  den 
\'orzug,  dass  er  schnell  sichtbar  wird  und  fast  von  Tag  zu  Tag  beobachtet 
werden  und  Freude  machen  kann. 

Im  Allgemeinen  sei,  was  die  Behandlung  betrifft,  nur  darauf  hingewiesen, 
dass  von  den  verschiedenen  Arten  derselben  das  Eingraben  der  bepflanzten 
Töpfe  in  die  Erde  —  mit  Ausnahme  vielleicht  bei  den  Krokus,  die  leicht  zu 
lang  werden  —  sich  am  meisten  empfiehlt;  wo  die  Gelegenheit  dazu  fehlt,  thut 
das  Unterbringen  der  Töpfe  im  Keller,  wo  sie  dann  in  Kästen  auf  einer  dünnen 
Unterlage  von  Sand  aufgestellt  und  mit  solchem  etwa  10  cm  hoch  bedeckt 
werden,  dieselben  Dienste.  Bei  dieser  Behandlungsart  kann  man  fast  stets  des 
guten  Erfolges  sicher  sein;  wo  dieser  dennoch  ausbleibt,  trägt  meist  die  Un- 
geduld Schuld,  welche  die  Zwiebeln  treiben  will,  ohne  ihnen  Zeit  gelassen  zu 
haben,  sich  gehörig  zu  bewurzeln. 

Ein  anderer  Fehler,  welcher  leicht  Misserfolge  nach  sich  zieht,  besteht 
in    der  Verwendung    neuer    irdener  Töpfe,    gegen    welche    Hyazinthen  wurzeln 


Die  Galtung  Thunia  Rchb.  f.  23  I 


erfahrungsmässig  sehr  empfindlich  sind.  Man  kann  sich  dagegen  schützen, 
wenn  man  solche  Töpfe  vor  dem  Gebrauch  2 — 3  Tage  unter  Wasser  legt  oder 
auch,  wenn  man  sie  zunächst  für  schnell  wachsende  Pflanzen  wie  Bohnen  etc. 
verwendet. 

Mit  der  BeschalTung  der  oben  erwähnten  Kästen  ist  noch  der  Vorteil  ver- 
bunden, dass  sie  auch  im  Sommer  ^ehr  gut  benutzt  werden  können.  Auf  den 
Rat  eines  sachkundigen  Freundes  habe  ich  dieselben  z.  B.  mit  blühenden 
Lobelien  bepflanzt  und  mir  damit  eine  lange  ausdauernde  und  sehr  zierliche 
Auschmückung  der  \'orderseite  meiner  Blumenbretter  geschaffen. 

Es  scheint  mir  hiernach  eine  lohnende  Aufgabe,  auf  den  besonderen  Wert 
der  Zwiebelgewächse  mit  Rücksicht  auf  deren  leichte  Behandlungsart  und 
dankbaren  Blütenflor  für  die  Ausschmückung  der  Wohnräume  hinzuweisen. 

H.   Seh. 


Die  Gattung  Thunia  Rchb.  f. 

(Hierzu  Abb.  69.) 
^[ie  Gattung  Thunia  Rchb.f,  (benannt  zu  Ehren  des  Grafen  Thun-Tetschen, 
^c)  der  in  den  sechziger  Jahren  Besitzer  einer  der  bedeutendsten  Orchideen- 
sammlungen war)  gehört  zu  den  dankbarsten  und  gärtnerisch  wertvollsten 
Orchideen.  Charakterisiert  ist  sie  durch  die  hohen,  schlanken  Pseudobulben, 
deren  untere  Scheiden  in  zweizeilig  gestellte  langzugespitzte  Laubblätter  über- 
gehen. Die  Blüten  erscheinen  zu  5  bis  8  oder  mehreren  büschelförmig  an 
der  Spitze  der  Pseudobulben,  jeder  einzelne  Blütenstiel  wird  von  einem  starken 
häutigen  Deckblatte  halb  umschlossen.  Die  Blumen  sind  gross,  ausgebreitet 
und  je  nach  der  Art  zwischen  7  und  15  cm  weit,  zart,  in  der  Grund- 
farbe weiss  oder  rötlich  violett.  Kelchblätter  und  seitliche  Blumenblätter 
sind  in  Form  und  Farbe  bei  allen  fast  gleich,  schlank  zugespitzt  und  vor- 
gestreckt, sodass  die  Blume  nur  halb  geöffnet  erscheint.  Die  grosse,  stumpf 
dreilappige,  am  Grunde  in  einen  Sporn  ausgesackte  Lippe  uraschliesst  mit 
ihren  Seitenlappen  die  kurze  Säule.  Auf  dem  Mittellappen  befinden  sich  fein 
zersplissene  Kämme. 

Bentham  und  Hooker  vereinigten  in  ihrer  Gattung  Phaius  auch  Thunia 
mit  jener,  von  welchem  Standpunkte  in  neuerer  Zeit  Pfitzer  mit  Recht  ab- 
ging. Zwar  zeigen  die  Blüten  eine  grosse  Ähnlichkeit  im  äusseren  und  inneren 
Bau,  doch  sind  sie  bei  Thunia  acranth,  d.  h.  an  der  Spitze  angeordnet,  bei 
Phaius  im  engeren  Sinne  dagegen  pleuranth,  d.  h.  an  der  Seite  der  Pseudo- 
bulben sitzend;  ausserdem  ist  der  Habitus  ein  ganz  anderer,  sodass  bei  einer 
»natürlichen^  Anordnung  der  Pflanzengattung  wohl  die  neuere  Einteilung  den 
Vorzug  verdient.  Vom  gärtnerischen  Standpunkte  hat  sie  zudem  die  Berechtigung, 
dass  Thunia  eine  ganz  andere  Kultur  verlangt  als  Phaius. 

Die  Zahl  der  Arten  ist  gering,  man  kennt  deren  fünf  gut  unterschiedene, 
einige  Varietäten  und  bis  jetzt  eine  Hybride. 

Die  älteste  und  in  den  Gärten  häufigste  Art  ist:  Th.alba  Rchb.  f.  (syn:  Phaius 
albus  Lindl.)  [Abb. 69].  Die  Pseudobulben  sind  schlank,  50  cm  und  darüber  hoch. 
Aus  den  kurzen  Blattscheiden  entstehen  am  Stamm  die  langzugespitzten,  etwa 
3  cm  breiten  und  10  cm  langen  Laubblätter.     Die  Blüten  stehen  an  der  Spitze 


2^2  Die  Gattung  Thunia  Rchb.  f. 


der  Bulben  zu  etwa  6 — lo  in  Büscheln.  Die  Blütenstiele  sind  länger  als  die 
nicht  zurückgeschlagenen,  sie  halbumschliessenden  Deckblätter.  Die  Kelch-  und 
seitlichen  Blumenblätter  sind  lanzettlich,  reinweiss.  Die  nicht  tiefgelappte, 
ausgebreitet  fast  rhombische,  kurz  gespornte  Lippe  umschliesst  mit  den  Seiten- 
lappen die  Säule,  während  der  Mittellappen  nach  vorn  gebogen  und  herab- 
gezogen ist.  Der  Rand  ist  gewellt  und  fein  gekräuselt.  Die  Grundfarbe  ist 
auch  bei  der  Lippe  ein  Reinweiss;  doch  wird  dies  gedeckt  durch  wenige 
karminpurpurne  und  goldiggelbe  Streifen  nach  den  Rändern  zu;  nach  innen 
gehen  diese  in  7 — 9  goldiggelbe,  fein  zersplissene  Kämme  über.  Die  Säule  ist 
nur  kurz,  weiss  und  mit  wenig  hervortretenden  ungezähnten  Flügeln  besetzt. 
Blüte,  ausgebreitet,  etwa  13  cm  im  Durchmesser.  Blütezeit:  Juni  bis  August. 
Heimat:  südliche  Ilimalayazone  bis  Birma,  wo  die  Pflanze  in  einer  Höhe  von 
1000 — 1200  m  ziemlich  häufig  und  weit  verbreitet  ist. 

—  var.  superba  hört,  zeichnet  sich  durch  grössere  Blumen  und  feiner 
gezeichnete  Lippe  aus,  die  goldigen  Kämme  sind  hier  noch  grösser  und  zahl- 
reicher.    Blütendurchmesser  etwa  15 — 16  cm. 

—  var.  Dodgsoni  Will,  (syn.:  flavotincta  hört.)  Charakterisiert  durch 
aussen  zitronengelbe  und  im  Innern  dunkler  gelbe  Lippe  mit  karminroter 
Zeichnung.     Blütengrösse  wie  bei  der  Stammform. 

—  var.  nivalis  hört.  Kelch-  und  Blumenblätter  wie  die  Lippe  reinweiss, 
ohne  irgend  welches  Gelb.  Blüten  kleiner  als  bei  der  Stammform,  etwa  10  cm 
im  Durchmesser. 

Thunia  alba  am  nächsten  stehend,  und  besonders  der  Abart  superba,  ist 
Thunia  Marsh alli an a  Rchb.  f.  (syn.:  Phaius  Marshalliae  Nichols.)  Pseudobulben 
sind  eher  kräftiger  als  bei  alba,  Blätter  denen  der  vorigen  Art  gleich.  Die 
Deckblätter  der  Blumen  sind  zugespitzt  eiförmig  und  kürzer  als  die  Blütenstiele. 
Die  Kelch-  und  Blumenblätter  sind  reinweiss  wie  bei  voriger,  lang  zugespitzt. 
Grundfarbe  der  Lippe  gelblichweiss,  im  Zentrum  mit  fünf  Kämmen  von  tiet 
orangeroter  Farbe,  deren  Spitzen  heller  gefärbt  sind.  Die  Lippe  ist  aus- 
gesprochen dreilappig  und  umhüllen  die  beiden  Seitenlappen  die  Säule  ganz. 
Der  grosse  Mittellappen  ist  ausgebuchtet,  gewellt  und  gekräuselt,  nach  dem 
Rande  sind  die  Farben  matter.  Sporn  der  Lippe  nur  kurz  zurückgebogen.  Die 
kurze  Säule  trägt  an  der  Spitze  zwei  etwas  nach  unten  geneigte,  gezähnte 
Flügel,  sich^hierdurch  von  Th.  alba  unterscheidend.  Heimat  Moulmein.  Blüte- 
zeit Juni  bis  August, 

var.  ionophlebia  Rchb.  f.  Lippe  im  Zentrum  gelb,  nach  dem  Rande 
mehr  weiss. 

Thunia  Brymeriana  Rolfe.  Pseudobulben  kürzer  und  stämmiger  als  bei 
Thunia  alba;  Blätter  schlank  zugespitzt,  4  cm  breit  und  16  bis  17  cm  lang. 
Deckblätter  kaum  so  lang  als  der  Blütenstiel,  diesem  anliegend.  Die  Kelch- 
und  seitlichen  Blumenblätter  sind  lanzettlich,  kurz  zugespitzt  und  reinweiss. 
Die  Lippe  ist  ausgebreitet  fast  quadratisch,  der  Mittellappen  ist  nur  wenig  vor- 
gezogen. Der  Rand  der  Lippe  ist  fein  zerteilt  und  seitlich  elegant  ausgebogen, 
wodurch  die  Form  der  Blume  sehr  gewinnt.  Der  Sporn  ist  etwa  11/2  cm  lang, 
zylindrisch.  Die  Zeichnung  auf  dem  weissen  Grunde  der  Lippe  ist  rötlich, 
nach  der  Mitte  hin  treten  jedoch  wieder  wie  bei  den  beiden  vorigen  5  bis 
8  Reihen  goldiggelbe  Kämme  auf.  Kurze  Säule  mit  ungezähnten  Flügeln. 
Heimat  Burmah.     Blütezeit  Juli  bis  August. 


Die  Gattung  Thunia  Rchb.  f.  2'i'X 


Ganz  abweichend  in  der  Färbung  ist: 

Thunia  Bensoniae  Rchb.  f.  (syn.:  Phaius  Bensonae  Benth.)  Die  Pseudo- 
bulben  sind  schlank,  etwa  60  cm  hoch.  Die  Blätter  sind  verhältnismässig  schmal 
und  langzugespitzt,  etwa  4  cm  breit  und  12  bis  13  cm  lang.  Die  Blumen  sind  an 
wenig  schlanlvem  Stiele  zu  sechs  bis  acht  vereinigt,  die  gelblichen,  zurück- 
geschlagenen Deckblätter  sind  etwas  länger  als  der  Fruchtknoten.  Die  Kelch- 
und  paarigen  Blumenblätter  gleichen    in    der    Form    und    Stellung  am  meisten 


Abb.  69.     Thunia  alba  Rchb.   hl. 
Blumen  weiss,  Lippe  mit  gelben  Kämmen. 

Thunia  alba,  jedoch  sind  sie  von  schöner  bläulich  purpurner  Farbe.  Die 
schwach  dreilappige  im  Gegensatze  zu  Th.  alba  mehr  dreieckige  in  einen 
kurzen,  schlank  zugespitzten  Sporn  auslaufende  Lippe  ist  etwas  intensiver  ge- 
färbt, noch  dunklere  Adern  ziehen  sich  dem  Rande  zu.  Aus  dem  Schlünde 
heraus  treten  auch  hier  6 — 7  Reihen  fein  zerteilter  goldiggelber  Kämme.  Der 
äussere  Rand  ist  fein  gekräuselt.  Die  Säule  ist  kurz,  schwach  purpurn  gefärbt, 
kaum  geflügelt.  Diese  Art  ist  wohl  die  schönste,  doch  ziemlich  selten  in  den 
Kulturen.  Blütezeit  Juli  bis  September.  Heimat  südlich  Birma  und  Moulmein, 
etwa  800 — 1000  m  hoch. 


234  ^'^  Gattung  Thunia  Rchb.  f. 

Thunia  Mastersiana  Kränzl.  Eine  interessante,  neuere  Art,  erst  im  Jahre 
1891  durch  Sander  eingeführt.  Die  Pseudobulben  sind  schlanlc,  mehr  denn 
3/4  m  hoch.  Die  Blätter  sind  massiger  als  bei  allen  vorigen  Arten,  kurz  zu- 
gespitzt, etwa  7  cm  breit  und  15—16  cm  lang,  wodurch  die  Pflanze  schon  im 
blütenlosen  Zustande  zu  einer  schönen  Erscheinung  wird  und  habituell  als 
hervorragendste  Thunia  bezeichnet  werden  kann.  Die  Blüten  sind  zu  8-10  in 
kurzem,  traubigem  Stande  vereinigt.  Die  bräunlichen  Brakteen  sind  kürzer  als 
der  Blütenstiel  und  zurückgeschlagen.  Die  Blumen  sind  nur  halb  so  gross  als 
die  der  vorigen  Art,  ausgebreitet  7—8  cm  weit.  Kelch-  und  paarige  Blumen- 
blätter sind  kurz  zugespitzt,  die  äussere  Spitze  leicht  zurückgebogen,  reinweiss. 
Die  Lippe  ist  ausgebreitet  fast  viereckig,  wenig  länger  als  breit,  der  Mittel- 
lappen ist  nur  als  Spitze  angedeutet,  die  kurze,  breit  geflügelte  Säule  ganz  ein- 
hüllend. Die  Grundfarbe  der  Lippe  ist  reinweiss,  die  zarten  Längsstreifen  sind 
nach  der  Seite  hin  gelblich  braun,  nach  der  Mitte  hin  dunkelbraun.  Der  Rand 
ein  wenig  zurückgeschlagen  und  fein  gekräuselt.  Sporn  fehlt.  Blütezeit  Juli 
bis  August.     Heimat  Moulmein. 

Zwischen  Thunia  Bensoniae  und  Marshalliana  ist  an  mehreren  Orten 
Englands  ein  Bastard  erzogen  worden:  Thunia  Veitchiana  Rchbf.  (syn.:  Th. 
Wrigleyana  hört.  Toll.)  Sie  vereinigt  die  Merkmale  ihrer  Eltern;  die  Grund- 
farbe der  Blüten  ist  reinweiss,  doch  im  Schlünde  gelblich  wie  auch  am  Grunde 
der  Lippe,  deren  mittlerer  Lappen  purpurrosa  erscheint,  geziert  mit  orange- 
gelben Linien  und  ebenso  gefärbten  und  fein  zerteilten  Kämmen. 

Die  Kultur  der  Thunien  ist  sehr  einfach  und  leicht,  es  sind  dankbare 
Pflanzen.  Im  Frühjahr,  Ende  Februar,  Anfang  März,  wenn  am  Grunde  der  vor- 
jährigen Pseudobulbe  die  neu  angelegte  sich  zeigt  und  aus  deren  Grunde 
schon  die  jungen  Wurzeln  als  kleine  glashelle  Keile  sich  hervordrängen,  ist  es 
Zeit,  die  Pflanzen  in  neuen  Stoff  zu  setzen.  Man  verwendet  mit  Vorteil  dazu 
eine  Mischung  aus  zwei  Teilen  Farnwurzelerde  oder  grobfaserigen  Torf,  dem 
zur  Hälfte  Sphagnum  hinzugesetzt  ist,  dann  einen  Teil  milden  Wiesenlehms  oder 
grobbrockiger  Rasenerde  nebst  etwas  Sand  und  zerschlagenen  Ziegelsteinen. 
Die  Töpfe  seien  nicht  gar  zu  gross  und  gut  drainiert.  Anfangs  seien  die 
Wassergaben  nur  spärlich  und  mit  Vorsicht  gegeben,  nach  4 — 6  Wochen,  wenn 
die  jungen  Wurzeln  schon  ziemlich  entwickelt,  kann  man  freigiebiger  sein. 
Sobald  die  Wurzeln  den  Topfrand  erreicht  haben,  gebe  man  wöchentlich  einen 
Guss  flüssigen  Kuhdüngers;  das  Wachstum  der  Thunien  ist  rapid,  sie  sind 
starke  Fresser.  Man  setze  das  Düngen  fort  bis  zur  Beendigung  der  Blütezeit, 
also  etwa  Mitte  August,  dann  gebe  man  allmählich  weniger  Wasser,  damit  die 
Pflanzen  zur  Ruhe  kommen.  Sie  werden  dann  nach  und  nach  die  Blätter  fallen 
lassen  und  somit  in  blattlosem  Zustande  überwintern.  In  der  Ruheperiode, 
welche  streng  innegehalten  werden  muss,  gebe  man  nur  soviel  Wasser,  dass 
die  Bulben  nicht  schrumpfen.  Nachdem  sie  ein  Jahr  als  Reservestotfbehälter 
gedient  haben,  sind  sie  erschöpft,  dauern  also  nur  zwei  Jahre.  Wie  schnell 
das  Wachstum  vor  sich  geht,  möge  man  sich  dadurch  vorstellen,  dass  die  um- 
stehende Aufnahme  der  Pflanze  14  Wochen  nach  dem  Verpflanzen  stattfand. 
Eine  Temperatur  von  etwa  14O— 18O  R.  sagt  den  Thunien  während  der  Vege- 
tationszeit am  meisten  zu,  ist  die  Luftfeuchtigkeit  eine  reichliche,  so  bleiben 
die  Pflanzen  dann  auch  von  Thrips  und  roter  Spinne  frei.  Man  schattiere 
massig.     Stehen  die  Pflanzen  während  der  Trockenperiode  an  einem  Orte,  dem 


Erleichterungen  bei  der  Einfuhr  von  Pflanzen  aus  Amerika. 


235 


Luftfeuchtigkeit  im  hohen  Grade  mangelt,  so  siedeln  sich  an  den  Pseudobulben 
wohl  auch  Schildläuse  an;  man  achte  im  Frühjahre  beim  Verpflanzen  sehr 
darauf.  Die  Blumen  halten  sich,  wenn  sie  nicht  benetzt  werden,  immerhin 
14  Tage  frisch  und  sind,  da  sie  doch  gross  und  zudem  zu  mehreren  vereint 
sind,  sehr  zierend,  dabei  recht  zart  und  fein.  Zur  Binderei  sind  sie  sehr  ge- 
eignet, in  grossen  Arrangements  kann  man  die  Blumen  mitsamt  den  Bulben 
verwenden,  was  die  Pflanzen  wenig  schwächt. 

Die  Thunien  gehören  zu  den  wenigen  Orchideen,  die  sich  rationell  auf 
ungeschlechtlichem  Wege  vermehren  lassen.  Man  schneide  die  Pseudobulben 
hinter  jedem  Auge  ab,  lege  sie  in  feuchtes  Moos  oder  Sand  und  alsbald  werden 
die  Augen  austreiben  und  Wurzeln  bilden. 

Poppeisdorf  b.  Bonn  a.  Rh.,  Kgl.  bot.  Garten.  B.   O  t  h  m  e  r. 


Erleichterungen  bei   der  Einfuhr  von   Pflanzen  aus  Amerika. 

Der  Reichskanzler  (Reichsamt  des  Innern  I.  3085)  hat  folgendes  Zirkular- 
schreiben erlassen: 

Berlin,  den  9.  April   1898. 

Nach  der  Kaiserlichen  Verordnung  vom  5.  Februar  d.  J.  (Reichs-Gesetzblatt 
Seite  5)  ist  der  Reichskanzler  ermächtigt,  Ausnahmen  von  dem  Verbote  der 
Einfuhr  lebender  Pflanzen  und  frischer  Pflanzenabfälle  aus  Amerika  zu  gestatten. 

Im  Interesse  der  deutschen  Gärtnerei  erscheint  es  mir  angezeigt,  von 
dieser  Ermächtigung  jeden  mit  der  Durchführung  des  Zweckes  der  Verordnung 
—  der  Verhütung  der  Einschleppung  der  San  Jose-Schildlaus  —  vereinbaren 
Gebrauch  zu  machen;  ich  habe  demgemäss  die  Frage  einer  Prüfung  durch 
Sachverständige  unterziehen  lassen,  ob  gewisse  Pflanzenkategorien,  v.^elche  als 
Träger  der  San  Jose-Schildlaus  überhaupt  nicht  oder  doch  nicht  in  bedrohlicher 
Weise  in  Betracht  kommen,  von  dem  Einfuhrverbot  allgemein  oder  nach  vor- 
gängiger Untersuchung  ausgenommen  werden  könnten. 

Die  Prüfung  hat  zu  der  Aufstellung  des  anliegenden  Verzeichnisses  geführt, 
nach    welchem    drei    Gruppen    von  Pflanzen    zu    unterscheiden    sind,    nämlich: 

1.  Pflanzen,    welche    von    der  Einfuhr    unbedingt    ausgeschlossen   bleiben 
müssen  (A), 

3.   Pflanzen,    deren    Einfuhr    unbedenklich    ohne    vorherige    Untersuchung 
gestattet  werden  kann  (B), 

3.   Pflanzen,  deren  Einfuhr  nach  dem  befriedigenden  Ausfall  einer  Unter- 
suchung auf  San  Jose-Schildlaus  zulässig  ist  (G). 

Auf  Grund  des  §  2  a.  a.  O.  will  ich  hiermit  die  Einfuhr  der  unter  2 
bezeichneten  Pflanzen  vorbehaltlos,  der  unter  3  bezeichneten  Pflanzen  mit  der 
Massgabe  allgemein  gestatten,  dass  sie  bei  einer  durch  einen  Sachverständigen 
vorgenommenen  Untersuchung  von  der  San  Jose-Schildlaus  frei  befunden  werden. 
Diese  Ausnahmebewilligung  bezieht  sich  jedoch  nur  auf  solche  Sendungen, 
welche  ausschliesslich  aus  Pflanzen  einer  der  beiden  Gruppen  (B  und  C)  bestehen. 
Sendungen,  welche  Pflanzen  verschiedener  Gruppen  enthalten,  unterliegen  ihrem 
ganzen  Umfange  nach  denjenigen  Vorschriften,  welche  für  die  strenger  zu 
behandelnde    Gruppe     gelten.      Mit     den    Untersuchungen     dürfen    nur    Sach- 


2q5  Unkraut-  und  staubfreie  Wege. 


verständige  betraut  werden,  die  eine  gründliche  Unterweisung  in  den  mikros- 
kopischen Merkmalen  der  San  Jose-Schildlaus  erhalten  haben.  Euer  pp.  beehre 
ich  mich  anheimzugeben,  hiernach  die  Grenzeingangsstellen  mit  Anweisung 
gefälligst  versehen  zu  wollen. 

I.  A.: 
gez.  Rothe. 
An  die  Regierungen  der  Bundesgrenzstaaten    (für  Preussen  an  den  Herrn 
Finanzminister). 


A.  Von  der  Einfuhr  unbedingt  auszuschliessen  sind  lebende 
Bäume  und  Sträucher  aller  Art,  sowie  Teile  solcher  (ab- 
geschnittene Zweige  und  dergleichen),  ferner  Sämlinge,  Ableger, 
Setzlinge,  Schnittlinge  und  dergleichen  der  genannten  Pflanzen- 
kategorien: Insbesondere  kommen  in  Betracht  Obstbäume  und 
-Strauch er  aller  Art,  wie  Aepfel,  Birnen,  Quitten,  Kirschen,  Pflaumen, 
Aprikosen,  Pfirsiche,  Mandeln,  Walnüsse,  Pekan-Nüsse  (Carpa  olivaeformis), 
Dattelpflaume  (Diospyros  virginiana),  Kakipflaumen.  Kakifeige  oder 
chinesische  Quitte  (Diospyros  kaki),  ferner  Nutz-  und  Zierbäume  und 
-Sträucher  aller  Art,  insbesondere  Linden,  Ulmen,  Erlen,  Weiden, 
Akazien,  Färber  -  Alaulbeerbaum  (Maclura  aurantiaca)  und  Nadelhölzer, 
ferner  Himbeeren,  Brombeeren,  Johannisbeeren,  Stachelbeeren  und  ver- 
wandte Gewächse,  Weinstöcke  aller  Art,  Evonymus,  Weissdorn,  Hagedorn, 
Rosen,  Spiräen,  Cotoneaster  (Zwergmispel),  Japanische  Quitte  (Cydonia 
japonica). 

B.  Bedingungslos  ist  die  Einfuhr  zu  gestatten  von  Wasserpflanzen 
aller  Art  und  von  Teilen  solcher;  ferner  von  allen  unterirdisch 
wachsenden  Pflanzenteilen,  wie  z.  B.  Knollenzwiebeln  und  unterirdisch 
wachsenden  Stengelteilen  (Rhizomen),  auch  wenn  dieselben  entwickelte 
Triebe  besitzen,  vorausgesetzt,  dass  sie  nicht  zu  Pflanzen  der  zu  A  an- 
geführten Arten  gehören. 

C.  Die  Einfuhr  von  lebenden  Landpflanzen  und  Teilen  solcher, 
sowie  von  Sämlingen,  Setzlingen  und  dergleichen,  welche  nicht 
zu  den  unter  A  genannten  gehören,  ist  zu  gestatten,  wenn  eine  fach- 
männische Untersuchung  befriedigend  ausfällt. 


Unkraut-  und  staubfreie  Wege. 

Von  Ad.  Forch -Landsberg  a.  d.  Warthe. 
^^Y/ährend  meiner  langjährigen  Thä'tigkeit  als  Landschaftsgärtner  habe  ich 
A^j  sehr  viele  Versuche  gemacht,  um  möglichst  unkraut-  und  staubfreie 
Wege  in  den  Anlagen  herzustellen;  aber  immer  musste  ich  erfahren,  dass  die 
Anlage,  wie  ich  sie  auch  herrichtete,  doch  nicht  den  Anforderungen  entsprach, 
welche  an  sie  gestellt  wurden;  entweder  war  die  Herstellung  zu  teuer  oder  die 
erwarteten  Resultate  trafen  nicht  ein.  Vor  ungefähr  lo  Jahren  machte 
ich  in  meiner  Gärtnerei  statt  der  Dungumschläge  um  meine  Mistbeetkästen  diese 
von  Sägespänen;  von  vielen  der  Kästen  wurden  die  Sägespäne  bei  Eintritt  der 
wärmeren    Witterung    entfernt,    bei    einigen    Kästen    blieben    sie    liegen  ■  und 


Unkraut-  und  staubfreie  Wege.  237 


wurden  über  den  ganzen  Zwischenraum  geebnet;  im  Laufe  des  Sommers 
nun  machte  ich  die  Erfahrung,  dass  in  den  Gängen,  wo  die  Sägespäne  lagen, 
kein  Kraut  wuchs,  während  ich  die  anderen  Steige  alle  8—14  Tage  vom  Kraut 
reinigen  musste  und  dass  diese  Steige  mit  Sägespänen  auch  bei  eintretender 
Trockenheit  nicht  staubten;  im  darauffolgenden  Jahre  liess  ich  sämtliche  Säge- 
spänumschläge breitwerfen  und  hatte  den  Erfolg,  dass  ich  kein  Unkraut  in 
den  Steigen  hatte;  ich  machte  auch  die  Beobachtung,  dass,  wenn  wirklich  hier 
und  da  sich  dennoch  ein  Pllänzchen  zeigte,  dieses  doch  so  kümmerlich  vegetierte, 
dass  es  bei  eintretender  Trockenheit  bald  abstarb. 

Diese  Beobachtung  ermutigte  mich,  weitere  Versuche  anzustellen,  und 
zwar  in  einer  grösseren  hiesigen  Gartenanlage,  wo  der  Besitzer  mit  der 
Reinigung  der  Steige  viel  Mühe  hatte.  Ich  richtete  auf  Grund  meiner  Er- 
fahrungen die  Steige  her  und  hatte  die  Freude,  dass  meine  Arbeit  sich  als  gut 
erwies.  Ich  will  nun  im  Nachstehenden  kurz  erwähnen,  wie  ich  die  Wege  in 
dieser  ziemlich  grossen  Anlage  herstellte. 

Ich  liess  die  Wege  erst  sauber  von  Unkraut  reinigen,  ihnen  die 
nötige  Wölbung  geben  und  sie  leicht  anwalzen;  wo  ich  sandigen  Boden  und 
Untergrund  hatte,  liess  ich  je  nach  Bedürfnis  etwas  Lehm  und  Kies,  jedoch 
nur  kaum  1  cm  hoch  aufbringen.  Diese  Schicht  wurde  etwas  angefeuchtet  und 
dann  brachte  ich  ungefähr  1  cm  Sägespäne  darauf;  diese  wurden  nun  mit 
einer  Walze  ordentlich  fest  gewalzt  und  dann  wieder  angefeuchtet,  nach  Ver- 
lauf einiger  Stunden  wieder  festgewalzt.  Darnach  brachte  ich  noch  ca.  2  cm 
Sägespäne  darauf,  diese  wurden  dann  mit  einer  leichteren  Walze  erst  leicht  an- 
gedrückt, dann  angefeuchtet  und  recht  fest  gewalzt.  Diese  Wege  erwiesen  sich  im 
Sommer  als  wirklich  den  Anforderungen  entsprechend.  Wo  in  früheren  Jahren 
alle  acht,  höchstens  vierzehn  Tage  gereinigt  werden  musste,  war  diese  Reinigung 
im  ganzen  Sommer  nicht  einmal  nötig.  Auch  machte  ich  hier  noch  die  Er- 
fahrung, dass  bei  nasser  Witterung  die  Steige  stets  trocken  und  sauber  waren; 
bei  anhaltender  Trockenheit  und  grosser  Hitze  wurden  die  Wege  leicht  an- 
gesprengt und  erzielte  ich  dadurch  eine  angenehme  Kühle.  Da  nun  Sägespäne 
schlechte  Wärmeleiter  sind,  so  waren  an  heissen  Abenden  die  Sitzplätze  in  den 
Anlagen,  nachdem  die  Sägespäne  angefeuchtet  waren,  kühl  und  angenehm. 
Einen  Sitzplatz  mit  feuchtem,  kühlem  Untergrund  stellte  ich  nach  einer  be- 
sonderen Methode  her  und  hatte  den  Erfolg ,  dass  er  trocken  und  an- 
genehm war. 

Alle  von  mir  in  ähnlicher  Weise  im  Laufe  der  Jahre  hergestellten  Wege 
haben  sich  gut  bewährt;  selbst  im  Winter  oder  bei  Tauwetter  blieben  die  Wege 
stets  trocken  und  gut  passierbar.  Alle  Jahre  im  Frühjahr  wurden  die  Wege 
leicht  aufgehackt  und  eine  ganz  schwache  Schicht  frischer  Späne  nachgeschüttet, 
leicht  übergewalzt  und  die  Wege  waren  wieder  in  Ordnung.  Selbst  bei  strengem 
und  lehmhaltigem  Boden  habe  ich  gute  Erfolge  gehabt,  nur  müssen  hier  andere 
Herstellungsarten  beobachtet  werden.  Auch  habe  ich  gefunden,  dass  die  Her- 
richtung dieser  Wege  bedeutend  billiger  ist  als  jede  andere  Art.  Inbetreff  der 
zu  verwendenden  Sägespäne  habe  ich  auch  meine  Erfahrungen  gemacht  und 
gefunden,  dass  die  Späne  von  Laubhölzern  weniger  dazu  geeignet  sind,  weil 
selbige  zu  leicht  schwarz  und  grau  werden. 

Schliesslich  will  ich  noch  bemerken,  dass  das  Gehen  auf  den  von  mir 
nach  meiner  Methode  hergerichteten  Wegen  ein  weit  angenehmeres  ist  als  auf 


238_ 


Die  Dekoration  der  Festräume  des  Königlichen  Schlosses  zu  Berlin. 


denen,  welche  durch  Kies  hergestellt  sind,  denn  auf  Wegen,  welche  ich  her- 
stelle, wird  die  Fussbekleidung  gar  nicht  angegriffen,  der  knirschende  Ton 
beim  Gehen  verschwindet  ganz;  es  ist  gleichsam  als  seien  die  Wege  mit 
Teppichen  belegt.*) 


Die  Dekoration  der  Festräume  des  Königlichen  Schlosses 

zu  Berlin.**) 

(Hierzu  Abbildung   70.) 

[enn  zu  den  grossen  Hoffestlichkeiten  oder  zu  anderen  Veranlassungen  die 
Festräume  des  Königlichen  Schlosses  ihrer  Bestimmung  entsprechend 
vorbereitet  werden,  so  wird  auch  dem  gärtnerischen  Schmuck  derselben 
Rechnung  getragen. 

Er  ist  einerseits  durch  die  architektonischen  Verhältnisse,  andererseits 
durch  den  jedesmaligen  besonderen  Zweck,  dem  er  dienen  soll,  bedingt. 

Die  vornehmste  Veranlassung  für  diese  Dekorationen  ist  die  Allerhöchste 
Geburtstagsfeier  Seiner  Majestät  des  Kaisers  und  Königs. 

Dieselben  beginnen  hierzu  in  der  Kapelle  des  Königlichen  Schlosses; 
sie  schmücken  den  Vorraum  mit  den  Treppen-Aufgängen,  wovon  die  vorliegende 
Zeichnung  ein  durch  die  baulichen  Verhältnisse  beschränktes,  daher  nur  un- 
vollständiges Abbild  giebt. 

Hier  wie  bei  den  übrigen  Dekorationen  im  weissen  Saal,  in  der  Xeuen 
Galerie,  in  allen  anderen  Festräumen  und  auf  den  zu  ihnen  führenden  Treppen 
darf  der  Pflanzen-  und  Blumenschmuck  sich  nicht  hervordrängen,  nicht  durch 
sich  allein  wirken  wollen,  sondern  er  muss  sich  harmonisch  der  Umgebung 
anpassen,  nur  vermitteln,  den  kalten,  starren  Marmor,  den  Glanz  der  Prunk- 
räume beleben. 

Nur  vornehme  Gewächse  können  solcher  Umgebung  entsprechend, 
verwendet  werden:  Von  Blattpflanzen  hauptsächlich  .Palmen:  Chamaedorea, 
Rhapis,  Livistonia,  Phönix,  Cycas,  Kentia,  Areca,  Caryota  etc.,  ferner  Musa, 
Curculigo,  Aletris,  Anthurium,  Reineckia.  Selaginella,  Pteris,  Asplenium, 
Adiantum  und  andere  Farne.  Von  blühenden  Pflanzen  alles,  was  die  Jahreszeit 
bietet.  Im  Winter  hauj)tsächlich  die  den  nahenden  Frühling  verkündenden 
Treibgehölze:  Flieder,  Schneeball,  Prunus  triloba  und  sinensis,  Pyrus  spectabilis, 
Goldregen,  Robinia  hispida,  Magnolien;  ferner  Azalea  indica  und  mollis, 
Camellia  und  Rhododendron;  dann  Cyclamen,  Primeln,  Maiblumen  und  von 
Zwiebelgewächsen  ausser  Hyacinthen  besonders  Tulpen  und  Narcissen. 

Bei  der  Verwendung  dieses  mannigfaltigen  Materials  wird  besonders 
darauf  geachtet,  dass  in  den  einzelnen  Gruppen  nicht  zu  vielerlei  verschieden- 
artige und  verschiedenfarbige  Pflanzen  vorkommen,  nicht  alles  bunt  durcheinander 
gemischt  wird,  sondern  eine  Art,  eine  Farbe  vorwiegt,  nur  hierzu  Passendes 
beigefügt  wird.  E.  N. 


*)  Anmerkung.     Die  Herstellung  solcher  Wege  wird  vom  Verfasser  übernommen. 
**)  Vergleiche    auch  die    Beschreibungen  der  Dekorationen    in    Gartenflora   iSq8,    Hett  3 
S.  58  u.  Heft  4  S.  94. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  239 

Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

(Aus  dem  amtlichen  Bericlit  über  die  Weltausstellung  in  Chicago   iSgS.) 
Von    L.    Witt  m  a  c  k. 

Beerenobst,     a)  Erdbeeren. 

Die  Hauptart  des  ßeerenobstes  sind  die  Erdbeeren,  von  denen  man  in  den 
grossen  Städten  Amerikas  eigentlich  das  ganze  Jahr,  mit  Ausnahme  des  Dezember, 
haben  kann.  Im  Februar  kommen  sie  aus  Florida,  Texas  etc.,  später  aus  Georgia, 
Alabama,  Mississippi,  Arkansas,  im  April  aus  Virginien  und  so  immer  weiter  aus 
nördlicheren  Gegenden.  Der  Hauptlieferant  für  New-York  und  die  anderen  grossen 
nahe  gelegenen  Städte  bleibt  aber  New-Jersey  und  die  Insel  Long  Island. 
Auch  Jowa,  Kentucky,  Süd-Illinois,  Ost-Ohio,  Pensylvanien  etc.  bringen  viel; 
ganz  zuletzt,  im  Juli,  folgt  das  östliche  Maine.  In  Florida,  wo  an  der  Ostküste, 
am  India  River,  aber  auch  weiter  westlich  ein  grosser  Anbau  von  Frühgemüse 
getrieben  wird,  baut  man  die  Erdbeeren  als  Nachfrucht  von  Frühkartoffeln 
meist  für  den  Winterbedarf  der  vielen  Hotels,  denn  Florida  ist  die  Riviera  der 
Vereinigten  Staaten ;  an  einigen  Orten  aber  verschickt  man  sie  nach  New- 
York  etc.  Dies  ist  nach  W.  A.  Taylor •••)  besonders  der  Fall  in  dem  nördlichen 
Teile,  in  den  Counties  Alachua  und  Bradford;  Hauptversendungsplätze  sind 
Gainesville,  Starke  und  Lawtey.  Am  letzeren  Orte  hat  dieser  Anbau  sich  erst 
entwickelt,  nachdem  ein  starker  Frost  im  Jahre  1886  die  Orangenkultur  ver- 
nichtet hatte.  Der  Boden  ist  dort  ein  schwerer  Sand,  11/2  bis  2  Fuss  tief,  mit 
vielen  organischen  Resten,  lagernd  auf  dichtem  Thon.  Er  liegt  ca.  130  Fuss 
über  dem  Meere,  ist  aber  zur  Regenzeit  oft  1  bis  2  Zoll  mit  Wasser  überdeckt; 
darum  wendet  man  Beetbau  an,  die  Beete  8  bis  20  Fuss  breit,  mit  tiefen 
Furchen  dazwischen.  Der  Boden  wird  gut  gepflügt  und  mit  künstlichem  Dünger, 
der  reich  an  Kali  und  Phosphorsäure  ist,  gedüngt.  Vor  dem  Pflanzen,  das 
Ende  August  und  im  September,  gegen  Ende  der  Sommerregen,  erfolgt,  wird 
geeggt.  Alan  pflanzt  Schösslinge  oder  Sämlinge  von  alten  Beeten  —  leider 
ohne  Auswahl  —  mit  der  Hand  in  Reihen,  die  2  Fuss  entfernt  sind  oder  in 
Doppelreihen,  die  dicht  neben  einander  liegen,  die  Pflanzen  in  der  Reihe  1  Fuss 
auseinander,  sodass  ca.  20000  auf  1  acre**)  kommen.  Ein  Behacken  mit  Pferden 
ist  daher  unmöglich,  man  nimmt  Handhacken  mit  Rädern,  um  den  Boden 
häufig  aufzulockern  und  jätet  mit  der  Hand  bis  die  Blüten  erscheinen.  Dann 
wird  eine  Lage  Gras  oder  Kiefernadeln  auf  den  Boden  gelegt,  damit  die  Früchte 
nicht  sandig  werden.  Alle  Ausläufer  werden  entfernt,  die  Stöcke  werden  sehr 
stark  und  das  Feld  sieht  aus,  als  ob  es  in  engen  Reihen  bepflanzt  wäre,  ob- 
wohl das  Hügelsystem  strenge  innegehalten  wird. 

Wenn  kein  Frost  eintritt,  kann  m.an  vom  1.  Februar  ab  4  bis'  5  Monate 
pflücken,  die  Hauptzeit  des  Versendens  ist  aber  von  Ende  Februar  bis  April. 
Die  Früclüe  werden  abgenommen,  sobald  sie  sich  färben  und  in  Lattenkisten 
(crates),  die  32  cjuart  (ä  1,1  1  )  halten,  anfangs  als  einfaches  Packet  (open  ex- 
press),  später  in    Gefrierwagen    (Refrigerator-cars)    verschiedener    Systeme  bis 


*)   In  Report  of  the  Secretary  of    Agriculture    for   i8q2,    Washington   iSgS,  S.   249,    mit 
schönen  Darstellungen    der    Erdbeerkulturen    nach    Photographien.     Da    zur    Zeit    meiner   An 
Wesenheit  in  Amerika  die  Erdbeersaison  vorüber,  folge  ich  im    wesentlichen  Taylor,  unter  Be- 
nutzung der  mir  sonst  gemachten  Mitteilungen  bezw.     eigenen  Beobachtungen. 
40  ar  =^  ca.    i,3   Morgen  g-oss. 


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Abb.  70.     Dekoration  der  beiden  Fontänen  an  der  Treppe  zum  Weissen  1 

am  Geburtstage  Seine; 
Mit  Gehnemigiing  des  Königl.  Ober-Hofmarschallamts  für  i 


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,   beim  Aufgange  nach  der  Kapelle,   irn  Königlichen  Schlosse  zu  Berlin 

ajestät  des  Kaisers. 

.Gartenilora"  nach  der  Natur  gezeichnet  von  A.  Unger. 


2A2  r)^'"  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

New-York,  Boston  und  Chicago  verschickt.  Das  Versenden  in  Gefrierwagen 
ist  aber  teuer  und  stellt  sich  Fracht  und  Eis  auf  lo  Cents  (40  Pfennig)  pro 
quart,  lohnt  sich  also  nur,  so  lange  die  Preise  hoch  sind.  Die  ersten  bringen 
75  Cents  bis  1  Dollar  (3  bis  4  Mark)  pro  quart,  die  Hauptmasse  40  bis  50  Cents, 
und  wenn  der  Preis  unter  25  Cents  ist,  ist  der  Versand  nicht  mehr  lohnend. 
Ein  acre  bringt  1500  bis  2000  quart  zum  Verschicken  geeignete  Früchte  und 
später  noch  500  quart  für  den  Hausgebrauch.  Man  baut  nur  eine  Sorte  im 
Grossen:  die  »Xeuman  Improved«,  ein  Sämling  der  lange  im  Süden  verbreiteten 
Keuman,  eine  kleine,  ziemlich  grobe,  kegelförmige  Beere  von  geringer 
Qualität,  wenn  sie  nicht  völlig  reif  ist.  Ausserdem  hat  man  die  »Hoffman«, 
welche,  obwohl  sonst  im  Süden  sehr  verbreitet,  für  Florida  nicht  gewinn- 
bringend ist.  Für  den  Hausgebrauch  baut  man  noch  »Michel«.  Die  meisten 
nördlichen  Sorten  gehen  in  Florida  an  der  Fleckenkrankheit,  Stigmatea 
fragariae  Tulasne,  zu  Grunde.  Man  entnimmt  gewöhnlich  zwei  Ernten  von 
einer  Pflanzung,  die  erste  giebt  grössere  Beeren,  die  zweite  mehr  Masse.  Dann 
wird  alles  umgepflügt. 

Oft  nimmt  man  500  Dollar  (2000  Alark)  von  1  acre  ein,  aber  die  Gefahr 
der  Fröste  von  Januar  bis  März  ist  gross  und  die  Transportkosten  sehr  hoch, 
oft  bis  1000  Dollar  für  einen  Eisenbahnwagen,  so  dass  die  Zahl  der  Pflanzungen 
nicht  zunimmt. 

Ein  Übelstand  ist  ferner,  dass  es  mehr  Garten-  als  Feldkultur  ist,  dass 
man  nicht  mit  Pferden  arbeiten  kann,  und  ferner,  dass  man  für  die  neuen  An- 
lagen Pflanzen  von  alten  erschöpften  Beeten  ohne  Sortenreinheit  nimmt,  was 
sicherlich  zu  einer  Degeneration  führen  muss. 

Auch  in  Georgia  werden  viele  Erdbeeren  gebaut  und  dort  von  einigen 
Pflanzern,  wie  Maurice  de  Vilmorin  mitteilt*),  dieselben  zur  Zeit,  wo  Fröste  in 
Aussicht  stehen,  mit  leichter  Leinwand  bedeckt.  Man  hat  schliesslich  ge- 
funden, dass  diese  Leinwand,  wenn  man  sie  bei  Tage  belässt,  die  Wärme 
konzentriert  und  die  Reife  begünstigt.  Trotz  der  grossen  Kosten  und  der 
vielen  Mühe  wendet  man  sie  deshalb  bei  den  grossen  Züchtern  immer  mehr 
an,  man  erhält  dadurch  auch  grössere  Früchte. 

Süd-Karolina  folgt,  wenn  Florida  und  Georgia  halb  aufgehört.  Hauptorte 
sind  in  der  Umgegend  von  Charleston.  Der  Boden  ist  hier  sehr  teuer,  100  bis 
500  Dollar  pro  acre;  es  ist  sandiger  Lehm,  kaum  30  Fuss  über  dem  Meere, 
nicht  tief,  aber  durchlässig  und  in  hoher  Kultur,  da  man  hier  seit  dem  grossen 
Kriege  besonders  Frühgemüse  zieht  und  die  Erdbeeren  auch  als  zweite  Frucht 
baut.  Meist  folgen  die  Erdbeeren  nach  im  Mai  geernteten  Frühkartoffeln. 
Nachdem  dies  Land  gut  vorbereitet,  werden  die  Erdbeeren  im  August  mit 
festen  Ballen  gepflanzt. 

Die  Reihen  sind  2^2  bis  3  Fuss  entfernt**),  die  Pflanzen  in  der  Reihe  12 
bis  15  Zoll.  Alle  Ausläufer  werden  entfernt  und  im  übrigen  die  Pflanzen  wie 
in  Florida  behandelt.  Zum  Bedecken  des  Bodens  nimmt  man  die  30  cm  langen 
Nadeln  von  der  langnadeligen  Kiefer,  Pinus  palustris  Mill.,  der  echten  Yellow- 
pine  der  Südstaaten,  deren  hartes  Holz  auch  viel  zu  uns  kommt.  Dies  Material 
muss  aber    20  engl.  Meilen  (ca.  4.-  deutsche)  weit  herbeigeschafft  werden  und 

*j  Journ.  de  Tagriculture  Paiis,  1804  I.  S.  55,  ein  sehr  lesenswerter  Bericht  über 
Gemüsebau  etc. 

**)  Abbildung  in  Report  of  the  Secretary  of  Agriculture  for   1892,  t.  I,  Fig.   2. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  2A'i 

Stellt  sich  auf  lo  bis  12  Dollar  per  ton.  Wenn  die  Erntezeit  vorüber,  wird  es 
abgeharkt  und  fürs  nächste  Jahr  verwendet. 

Die  Versandzeit  beginnt  nach  Taylor  Ende  März  und  dauert  bis  Ende 
April.  Man  versendet  gewöhnlich  als  Eilgut  nach  New-York,  was  alles  in 
allem  7V2  Cents  per  quart  kostet.  Das  ist  nur  lohnend,  so  lange  der  Preis  in 
New-York  nicht  unter  20  Cents  sinkt.  Den  Ertrag  an  Marktware  schätzt  man 
auf  4000  quart  per  acre,  also  das  Doppelte  von  Florida,  und  da  das  Feld  nur 
von  August  bis  Mai  besetzt  bleibt,  ist  das  Geschäft  lohnend.  Xach  der  Ernte 
behält  man  einige  Pflanzen  zurück,  die  Ausläufer  bilden  sollen  für  die  neuen 
Beete  und  pflügt  das  Übrige  unter;  man  erzielt  also  nur   eine  einmalige  Ernte. 

Die  Verpackung  wird  in  Charleston  sehr  sorgfältig  vorgenommen.  Die 
vom  Felde  gebrachten  Beeren  werden  erst  sortiert  und  umgepackt,  ehe  sie  in 
die  Versandkisten  (crates)  kommen.  Um  dabei  die  Früchte  so  wenig  als 
möglich  zu  beschädigen,  hat  man  eine  eigentümliche  Vorrichtung:  ein  end- 
loses, 12  bis  15  Zoll  breites  Band  aus  Segeltuch  (canvas),  welches  durch 
hölzerne  Rollen  an  jedem  Ende  in  Bewegung  erhalten  wird  und  auf  dem  Boden 
eines  flachen  Holztroges  von  8  bis  12  P^uss  Länge  dahinrollt.  Die  Beeren 
werden  darauf  geschüttet  und  passieren  nun  langsam  in  breiter  Oberfläche  vor 
den  sortierenden  Personen,  welche  dabei  die  nicht  marktfähigen  auslesen. 
(Ähnlich  sah  ich  es  bei  Pfirsichen  in  Edgemont,  West-Maryland.)  Am  Ende 
wird  der  Strom  der  Beeren  durch  einen  glatten  keilförmigen  Holzblock  geteilt 
und  geschickt  mit  den  Fingern  in  zwei  Körbe  von  je  1  quart  Inhalt  geleitet- 
Dies  Gerät  wird  im  Hause  selbst  gemacht,  ist  billig  und  sichert  den  Charlestoner 
Erdbeeren  einen  guten  Preis  wegen  ihrer  Reinheit,  gleichmässigen  Grösse  und 
guten  Packung. 

In  Süd-Karolina  baut  man  nur  die  »Hoffman«,  welche  von  Herrn 
H.  EI  off  mann  in  Charleston  1877  aus  Samen  der  Neuman  gezüchtet  wurde. 
Sie  ist  früh,  fest,  gut  gefärbt,  auf  kräftigen,  aufrechten  Stielen,  aber  gering  in 
Qualität  und  nur  massig  fruchtbar.  Sie  ist  aber  hier  doch  besser  als  bei 
Norfolk  in  Virginien,  zumal  man  mehr  Sorgfalt  auf  die  Erzielung  grosser 
Früchte  legt.  L^berhaupt  steht  die  Erdbeerkultur  bei  Charleston  wohl  auf  der 
höchsten  Stufe. 

In  Xord-Karolina  hat  man  erst  in  neuerer  Zeit  angefangen  Erdbeeren  zu 
bauen,  namentlich  um  die  Lücke  auszufüllen  zwischen  den  letzten  von  Charleston 
und  den  ersten  aus  Norfolk  in  Virginien.  Der  Anbau  erfolgt  im  östlichen 
Teile  des  Staates,  von  Wilmington  nordwärts  nach  Goldsboro,  fast  an  jeder 
Eisenbahnstation.  Das  Land  ist  hier  billiger  als  bei  Charleston,  aber  da  es 
weiter  von  der  Küste  liegt,  den  Frösten  mehr  ausgesetzt.  Die  Felder  liegen 
30  bis  150  Fuss  ü.  M.,  der  Boden  ist  leichter,  sandiger  Lehm  mit  zähem  Thon- 
untergrund,  der  oft  nur  wenige  Zoll  unter  der  leicht  welligen  Oberfläche  liegt. 
Das  Land  ist  drainagebedürftig,  aber  die  meisten  Farmer  behelfen  sich  noch 
mit  Wasserfurchen. 

Man  pflanzt  hier  in  engen  Reihen,  die  drei  Fuss  entfernt  auf  schmalen 
Stücken  liegen,  in  der  Reihe  die  Pflanzen  10  bis  12  Zoll  von  einander.  Man 
kultiviert  das  Land  während  des  Restes  des  Winters,  gräbt  im  Dezember  40 
bis  50  Busheis  (ä  36  1)  Baumwollsamen  pro  acre  dicht  an  den  Reihen  unter 
und  giebt  im  Januar  oder  Februar  breitwürfig  eine  Kopfdüngung  von  künst- 
lichem Dünger,  der  reich  an  Kali  ist.     Das  Verschicken  beginnt  zwischen  dem 


244  ^^^  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

15.  Apri]  und  1.  Mai  und  dauert  zwei  bis  sechs  Wochen;  meist  wird  kein 
Refrigerator  benutzt;  Unkosten  bis  New-York  ca.  5 1/2  Cents  pro  ([uart.  Sortiert 
wird  nicht,  im  übrigen  wie  in  Charleston.  Ertrag  ca.  2500  quart  pro  acre, 
Preise  40  bis  10  Cents  pro  quart,  aber  nur  bei  15  Cents  kann  der  Züchter 
noch  bestehen,  und  dieser  sucht  deshalb  nach  Sorten,  die  ebenso  früh  wie  die 
Hoffman,  aber  weniger  empfindlich  gegen  Frost  zur  Blütezeit  sind  als  diese; 
so  sind  eine  Menge  Lokalsorten  gepflanzt,  z.  B.  Westbrook  und  Murray,  beide 
aber  mit  unvollkommenen  Blumen,  Porter  und  Katie  mit  vollkommenen. 

Interessant  ist,  wie  sehr  hier  die  Züchter  die  Voraussagungen  des  Wetter- 
bureaus verfolgen.  Sobald  ein  Frost  angezeigt  wird  —  sie  erfahren  das  noch 
vor  Sonnenuntergang  — ,  geht  alles  an  die  Arbeit,  um  die  Kiefernstreu,  die 
zwischen  den  Reihen  liegt,  auf  die  Beete  zu  harken  und  so  die  Blüten  zu 
schützen. 

Von  ganz  hervorragender  Bedeutung  ist  die  Erdbeerkultur  im  östlichen 
Virginien,  in  der  Umgegend  von  Norfolk,  wo  zugleich  ein  ausserordentlicher 
Anbau  von  Frühgemüse  stattfindet.  Nach  den  Berichten  der  Handelskammer 
von  Norfolk  wurden  1893  9465306  Kisten  Erdbeeren  ä  1,1  1  im  Wert  von 
3  785  600  Mark  versandt.*) 

Die  Methode  beschreibt  W.  A.  Taylor**)  folgendermassen:  Die  Erdbeer- 
pflanzen werden  im  April  mitten  zwischen  die  Reihen  von  Kartoffeln,  Kohl 
oder  anderem  Gemüse  ausgesetzt.  Die  Reihen  sind  4  bis  6  Fuss  von  einander, 
die  Pflanzen  in  der  Reihe  18  bis  24  Zoll.  Solange  die  Gemüse  auf  dem  Felde 
stehen,  ist  wenig  Arbeit  bei  den  Erdbeeren  nötig;  sobald  aber  diese  entfernt 
sind,  was  bei  den  Kartoffeln  im  Mai  und  Juni  der  Fall,  beginnt  das  Behacken 
und  Kultivieren  etc.,  das  bis  Mitte  Sommer  fortgesetzt  wird.  Allmählich  werden 
die  Reihen  immer  breiter,  da  hier,  im  Gegensatz  zu  den  vorherbesprochenen 
Gegenden,  die  Ausläufer  nicht  abgenommen  werden;  zuletzt  sind  die  Reihen 
oft  4  bis  5  Fuss  breit,  schon  darum  wurde  ihre  Entfernung  so  weit  gewählt. 
Hört  man  mit  dem  Bearbeiten  auf,  so  spriessen  gar  bald  Gras  und  Unkräuter 
hervor.  Diese  werden  abgemäht  und  als  Unterlage  für  die  Erdbeeren  benutzt. 
Mitunter,  wenn  das  Gras  »crab-grass«  (Panicum  sanguinale)  ist,  wird  es  zu 
Heu  gemacht. 

Die  Ernte  erfolgt  bei  Norfolk  erst  im  folgenden  Jahr.  Im  Beginn  des 
Frühjahres,  ehe  die  Blüten  sich  öffnen,  wird  oft  breitwürfig  »Erdbeerguano«, 
der  vier  Prozent  Ammoniak  und  fünf  bis  sechs  Prozent  Kali  enthält,  aufgestreut, 
aber  das  Land  nicht  mehr  bearbeitet.  Die  Züchter  behaupten,  dass  die  mit 
dem  Gras  etc.  wie  mit  einer  Matte  bedeckten  Reihen  frühere  und  festere  Früchte 
bringen  und  letztere  reiner  bleiben  von  Sand  etc.  als  die  in  engen  Reihen 
oder  nach  dem  Hügelsystem  gepflanzten,  wenn  man  nicht  dort  auch  für  Unter- 
lage grosse  Sorge  trägt. 

Man  entnimmt  dem  Felde  gewöhnlich  nur  eine  Ernte,  pflügt  dasselbe  dann 
sofort  um,  bestellt  es  mit  Mais  oder  Hirse  oder  pflanzt  im  Herbst  Meerkohl 
oder  gewöhnlichen  Kohl. 

Die  fast  ausschliesslich  gebaute  Sorte  ist  wieder  die  »Hoffman«,  so  be 
Norfolk  und  bei  Portsmouth.     Auf  einem  Felde  von  80  acres  (120  Morgen)  war 

*)  Maurice  de  Vilmorin  im  Journ.  d.  1.  soc.  d'hort.  de  France  i8q3  S.  727,  und  im 
Journ.  de  l'agr.    1894  I.   S.  qi. 

**)  Report  of  the  Secretary  of  Agric.  for    1S91,  S.   383. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  245 

nur  diese,  auf  anderen  waren  20,  40,  60  acres  damit  besetzt.  Man  hat  ausser- 
dem die  Westbrook,  Michel  und  Sharpless.  aber  sie  sind  nicht  so  gute  »Schiffer«, 
wenngleich  im  Geschmack  zum  Teil  besser. 

Zur  Zeit  der  Erdbeerernte  kommen  von  allen  Seiten,  selbst  von  Richmond 
und  Washington,  Männer,  Frauen  und  Kinder,  meist  Neger,  herbei,  um  zu 
pflücken.  Sie  erhalten  2  Cents  pro  quart  (etwa  8  Pf.  pro  1),  so  dass  sie  pro 
Tag  2,40  Mark  bis  6  Mark  verdienen.  Die  Bezahlung  erfolgt  mittelst  Marken, 
die  zu  gewissen  Zeiten  eingelöst  werden.  Handkästen,  die  überall,  auch  oben 
geschlossen,  nur  an  der  einen  Längsseite  offen  sind,  um  die  1  quart  haltenden 
Körbe  einzusetzen,  dienen  zum  Transport  der  Beeren  vom  Felde  nach  dem 
nahe  belegenen  Packschuppen.  Der  Kasten  fasst  sechs  Körbe,  ist  leicht,  aber 
stark  und  schützt  die  Früchte  gegen  Sonne  und  Regen,  ein  Punkt,  der  oft  von 
den  Pflanzern  im  Norden  übersehen  wird. 

Die  Versandzeit  beginnt  um  den  1.  Mai  und  dauert  nur  bis  zum  15.  oder 
20.  Mai.  Man  findet  auch  noch  später  Beeren  an  den  Pflanzen,  aber  dann  sind 
die  weiter  nördlich  gebauten  frühen  Sorten  auch  schon  reif  und  der  Transport 
ist  nicht  mehr  lohnend. 

Man  versendet  gewöhnlich  in  »return-crates«,  also  in  wieder  zurück- 
zuliefernden Lattenkisten,  die  einen  aufklappbaren  Deckel  haben  und  60  Ouart- 
körbe  fassen,  die  vier  Lagen  bilden.  Diese  Lagen  werden  getrennt  durch 
versteifte  Fournierbretter,  um  eine  Beschädigung  der  Früchte  zu  verhindern 
und  eine  gute  Ventilation  zu  ermöglichen.  Neuerdings  wendet  man  auch  so- 
genannte »gift  crates«  an,  Zugabekisten,  die  nicht  zurückgesandt  werden  und 
nur  32  Körbe  fassen. 

Norfolk  liegt'  am  Elisabetflusse,  nur  einige  Meilen  von  der  Chesapeake- 
bucht,  in  welche  der  Fluss  nordwärts  mündet.  Die  ganze  Gegend  ist  niedrig, 
von  zahlreichen,  zur  Flutzeit  schiffbaren  Flüsschen  durchzogen  und  wird  auch 
die  tide-water  section  (Flutdistrikt)  von  Ost-Virginien  genannt;  das  Klima  ist 
im  Sommer  feucht  (vom  21.  März  bis  21.  September  80  mm  Regen)  und  im 
Winter  warm,  da  der  Golfstrom  die  Küste  bestreicht,  daher  die  ausserordent- 
lichen Erfolge  in  der  Gemüse-  und  Erdbeerkultur.  Dazu  kommt  der  leichte 
Transport  zu  Schiff  oder  Bahn  nach  Washington,  Baltimore,  Philadelphia, 
New- York  und  selbst  Boston,  sodass  die  Kultur  auch  gewinnbringend  ist.  Eis- 
kühlung ist  nicht  nötig.  Die  Wasserfracht  stellte  sich  für  Erdbeeren  nach 
New- York  1891  nicht  über  1  Cents  pro  quart  (4  Pf.  pro  1).  Der  Verkaufs- 
preis betrug  im  grossen  6  bis  14  Cents  pro  quart  (24  bis  56  Pf.  pro  1)  in 
den  nördlichen  Städten  für  die  Hauptmasse  der  Ernte  und  brachte  zwei  Drittel 
davon  als  Reingewinn  für  die  Züchter.  Die  Ernte  schätzt  man  auf  2000  quarts 
pro  acre  (5000  1  pro  ha). 

Die  Kulturmethode  der  Norfolker  truck- Gärtner  (Gemüsegärtner),  die 
Erdbeeren  zwischen  Frühkartoffeln  etc.  zu  bauen,  ist,  wie  Taylor  mit  Recht 
bemerkt ,  die  sicherste  und  ertragreichste,  da  sie  die  Höhe  des  Kapitals, 
das  in  einer  unsicheren  Ernte  angelegt  wird,  vermindert  und  der  frühen, 
sauberen  Frucht  gute  Preise  sichert.  Sie  sollte  mit  Abänderungen  auch  in 
anderen  Gegenden  angewendet  werden,  wo  genügend  Regen  vorhanden  ist,  um 
zwei  Ernten  während  eines  Teiles  des  Jahres  zu  erzielen. 

In  den  nördlichen  Staaten  ist  die  Art  der  Erdbeerkultur  mehr  der 
unsrigen  ähnlich;    man  pflanzt   auf   gut    gedüngtem,    wenigstens  18  bis  20  Zoll 


246 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 


tief  gepflügtem  Boden  in  den  Gärten  auf  Beeten,  welche  1,20  m  breit  sind  und 
60  cm  breite  Wege  zwischen  sich  haben.  Auf  jedes  Beet  kommen  drei  Reihen, 
die  Pflanzen  40  cm  auseinander;  alle  Ausläufer  werden  entfernt.  Bei  der  Feld- 
kultur pflanzt  man  in  75  cm  weiten  Reihen  auf  30  cm  Entfernung  in  der  Reihe, 
lässt  die  Ausläufer  aber  wachsen,  wenigstens  soviel,  dass  die  Reihe  etwa 
30  cm  breit  wird,  und  lockert  den  Zwischenraum  mit  Pferdehacken  und 
Kultivator.  Einige  lassen  auch  alle  Ausläufer  im  ersten  Jahre  wachsen  und 
hacken  im  zweiten  Jahre  45  cm  breite  Wege  zwischen  den  Reihen,  sodass 
1,5  m  breite  Beete  entstehen.  Nachdem  der  Boden  gefroren  ist,  werden  in  den 
Staaten,  wo  strenge  Winter  zu  befürchten  sind,  die  Erdbeeren  leicht  mit  Streu 
und  dergl.  bedeckt.  Mehr  als  zwei,  höchstens  drei  Ernten  werden  von  dem- 
selben Stücke  nie  genommen. 

Die  besten  Sorten  für  den  Norden  sind:  Früh:  Bidwell,  Bubach,  Haver- 
land.  Adittelfrüh:  Belmont,  Charles  Downing,  Crescent,  Cumberland,  Jessie, 
Sharpless,  Wilson,  die  bekannteste  von  allen.     Spät:  Golden  Defiance,  Gandy. 

Die  amerikanischen  Züchter,  so  z.  B.  Ellwanger  und  Barry,  Rochester, 
geben  in  ihren  Katalogen  durch  ein  hinzugefügtes  (P)  an,  ob  die  Pflanzen 
Pistillblüten,  also  weibliche  Blüten  ohne  entwickelte  Staubgefässe  bilden;  solche 
müssen  neben  andere  gepflanzt  werden,  welche  auch  Staubgefässe  tragen. 
Zu  solchen  pistillblütigen  (weiblichen)  gehören  Crescent,  Golden  Deliance, 
Bubach,  Haverland  und  die  meisten  der  neuen  Sorten,  wie  Daisy,  Eureka,  Great 
Pacific,  Mrs.  Cleveland. 

Sharpless  wird  gelobt,  weil  sie  Hitze  und  Kälte  (in  Rochester)  gut  erträgt; 
die  neue  Sorte  Parker  Earle  aus  Texas  ist  gegen  Dürre  sehr  unempfindlich  und 
gedeiht  auch  im  Staate  New-York,  sie  soll  in  Texas  bis  15000  quart  pro  acre 
(37  500  1  pro  ha)  gebracht  haben.  In  Nord-Jowa*)  sind  die  Hauptsorten: 
Crescent,  Warfield,  Bubach,  Haverland,  alles  Pistillblumen.  Davon  ist  allein 
Warfield  ein  guter  »Schiffer«.  Die  besten  unter  den  Zwitterblütigen  sind  dort: 
Parker  Earle,  die  ausserordentlich  gelobt  wird,  Beder  Wood,  früh,  Captain 
Jack  und  Louisa,  spät,  gross,  sehr  süss,  guter  »Schiffer«,  aber  blassrot. 

In  den  Nordstaaten  sind  die  Erträge  höher  als  meist  in  den  Südstaaten; 
über  5  000  quart  pro  acre  (ca.  12  500  1  pro  ha)  werden  angegeben,  in  Ohio  bis 
3600  quart  (175  Busheis).  In  Kalifornien  erzielt  man  im  Durchschnitt  über 
100  Dollar  pro  acre,  mitunter  bis  O50  Dollar    (1000  bis    6500  Mark  pro  ha).**) 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 

Im  Auszuge  wiedergegeben  von  Dr.  J.  Buchwald. 
n  der  No.  12  (Band  II)  vom  12.  Februar  d.  J.  des  Notizblattes  des  Kgi. 
*>s-  botanischen  Gartens  und  Museums  zu  Berlin  befindet  sich  ein 
Jahresbericht  über  die  Kulturen,  welche  in  der  Zeit  vom  Juni  1896  bis  Juli  1897 
auf  den  verschiedenen  Stationen  sowohl  an  der  Küste  als  im  Inlande  angestellt 
sind,  und  welche  recht  erfreuliche  Resultate  aufweisen.     Das    Kgl.    botanische 


1 


*)    Transactions  of   Jowa  State    Hortic.    Society    for    1892.     Des    Meines     1893,    S.   2G8 
und  397. 

**)    Transactions  of   the    American    Horticultural    Society    for    1888,    by    W.  H.  Ragan, 

Secretary,  Indianapolis  1888,  S.  79. 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 


247 


Museum  verdankt  diese  Berichte  der  Vermittelung  der  Kolonialabteilung  des 
auswärtigen  Amtes,  und  soweit  dieselben  die  dem  Kaiserl.  Regierungsrat 
Dr.  F.  Stuhlmann,  dem  Chef  der  Abteilung  für  Landeskultur  und  Landes- 
vermessung in  Deutsch-Ostafrika,  unterstellten  Gouvernements-Pflanzungen  be- 
treflfen,  entstammen  sie  der  Feder  des  genannten  Abteilungs  -  Chefs,  das 
übrige  stützt  sich  auf  die  Berichte  der  Militärstationen,  einzelner  Privat- 
gesellschaften und  Missionare. 

A.  Pflanzungen  des  Gouvernements. 

1.    Agavenpflanzung     auf    Kurazini. 

Kurazini,  in  nächster  Nähe  von  Daressalam.  mit  diesem  durch  eine  lange 
Brücke  verbunden,  auf  der  zungenförmigen  Halbinsel  gelegen,  welche  den 
Hafen  von  Daressalam  gegen  das  Meer  hin  abschliesst,  ist  nunmehr  mit 
110000  Pflanzen  von  Fourcroya  gigantea  bepflanzt,  die  eine  Fläche  von 
ca.  100  ha  einnehmen.  Das  Wachstum  ist  prächtig,  jedoch  ziemlich  langsam. 
Die  jungen  Pflanzen,  welche  auf  den  etwa  300  vorhandenen  Saatbeeten  ge- 
zogen werden,  werden  in  einem  Alter  von  5 — 6  Monaten  in  die  Plantage  aus- 
gesetzt, im  Abstände  von  3X3  ni.  Als  beste  Umpflanzzeiten  haben  sich  die 
Regenzeiten  erwiesen.  Die  Anlage  begann  im  Mai  1895  und  jetzt  dürften  die 
ältesten  Pflanzen  zur  Ernte  reif  sein.  Die  Blattlänge  reifer  Pflanzen  beträgt  bis 
1,85  m,  ihre  grösste  Breite  22  cm,  mit  6  cm  Dicke  an  der  Basis  und  etwa 
2,2  kg  Gewicht.  Über  die  Höhe  der  Ernte  und  Rentabilität  der  Pflanzung  lässt 
sich  zur  Zeit  noch  nichts  sagen. 

Die  Regenmenge  in  Daressalam  hat  1145 — 1354  mm  betragen,  die  mittlere 
Durchschnittstemperatur  25,40  C. 

Ausser  der  Fourcroya  sind  einige  Exemplare  der  Sisal-Agave  vor- 
handen, welche  ebenfalls  recht  gut  gedeihen. 

Zwischen  den  Agaven  werden  Kokospalmen  gepflanzt,  damit,  wenn  wirk- 
lich der  Versuch  mit  den  Faserpflanzen  resultatlos  sein  sollte,  man  aus  den 
ersteren  einen  Ertrag  erzielen  kann. 

2.  Tabakplantage  in  Mohorro. 

Die  Versuche  erstrecken  sich  auf  35  Felder  zu  je  6000  qm.  Das  Präpa- 
rieren des  Tabaks  wird  von  ca.  30  Chinesen  besorgt,  während  alle  andereren 
Arbeiten,  wie  Roden.  Pflanzen  etc.  von  den  Eingeborenen  ausgeführt  werden. 
Vom  November  1896  bis  Februar  1897  Avurden  ca.  350000  Pflanzen  in  die 
Plantage  ausgesetzt,  die  Ernte  begann  von  Januar  bis  April  1897  und  betrug 
etwa  158000  Pflanzen,  demnach  fand  ein  Ausfall  von  ca.  200000  Pflanzen  statt; 
begründet  wird  dieser  Ausfall  mit  der  seltsamen  Ursache,  dass  in  der  Haupt- 
pflanzzeit der  Leiter  der  Plantage  nach  Daressalam  zum  Gericht  als  Zeuge  und 
Dolmetscher  musste,  und  ausserdem  durch  einen  abnormen  Regenfall  des 
Jahres,  der  um  so  schädlicher  wirkte,  als  der  Boden    etwas    undurchlässig  ist. 

Es  hat  sich  ergeben,  dass  die  geeignetste  Pflanzzeit  von  Ende  Oktober 
bis  Ende  Dezember  reicht,  später  in  die  Plantage  kommende  Pflanzen  ver- 
krüppeln.    Die  Regenmenge  des  Jahres  betrug  rund   1400  mm. 

Als  erster  Versuch  1895  gelangte  Tabaksaat  von  Lewa  zur  Aussaat,  die  jedoch 
eine  schlechte  Qualität  erzeugte.  Der  zweite  Versuch  1896  geschah  mit 
Sumatra-Samen  und  gelang  etwas  besser,  und  es  wird  hoffentlich  ein  kon- 
kurrenzfähiges Deckblatt  erzielt.     Die    Ernte    betrug    nur  90,8  Ctr.  und    wurde 


248 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 


im  November  1897  nach  Bremen  gesandt,    wo    jedoch  die    noch    unfermentiert 
eingesandte  Probe  ungünstig  beurteilt  wurde. 

Für  spätere  Tabaksplanlagen  im  Rufigi  Delta,  woselbst  auch  Mohorro 
liegt,  kommen  die  höheren,  mit  lichtem  Akazienwald  bestandenen  Alluvien  in 
Frage,  unter  denen  die  mit  durchlässigem  Boden  die  besseren  sind  und  welche 
nicht  den  regelmässigen  Überschwemmungen  unterworfen  sind.  Letztere  Ge- 
biete, die  nur  mit  Gras  bestanden  sind,  eignen  sich  besonders  für  Reis,  Zucker- 
rohr, vielleicht  auch  für  Opium. 

Für  die  nächste  Pflanzperiode  sind  100  Felder  zu  je  6000  qm  in  Aussicht 
genommen. 

3.   Kulturstation  Kwai  in  Westusambara. 

Diese  Station  wurde  im  Juni  1896  östlich  vom  Fusse  des  Magamba 
Massivs  in  rund  1600  m  Meereshöhe  angelegt.  In  dieser  Höhenlage  finden  sich 
sehr  günstige  Bedingungen  für  europäische  Kulturen,  da  die  Flora  dort  in  ihrer 
Zusammensetzung  viel  mehr  an  die  gemässigte  als  an  die  heisse  Zone  erinnert. 
Ausgedehnte  Weidellächen.  die  sonst  nirgends  im  Gebirge  sich  finden,  sind 
ausserdem  der  Viehzucht  günstig,  auch  verdient  der  Reichtum  der  Gegend  an 
Juniperuswaldungen  Beachtung. 

Die  Bodenbeschaffenheit  in  nächster  Nähe  der  Station  wechselt  vom 
schwersten  Thonboden  bis  zum  leichten  Sand.  Bisher  sind  60  Morgen  in 
Kultur  genommen.  Allem  Anschein  nach  ist  das  Hochland  von  Westusambara 
ganz  oder  fast  ganz  malariafrei,  und  die  klimatischen  Verhältnisse  sind  derart, 
dass  ein  Europäer  sehr  gut  den  grössten  Teil  des  Tages  im  Freien  körperlich 
arbeiten  kann. 

Die  Pflanzungen  der  Station  sind  eingeteilt: 

1.  Ein  Versuchsgarten  im  Westen,  der  bestimmt  ist,  auf  seinen  einzelnen, 
am  Berge  aufsteigenden  Terrassen  die  gesandten  Sämereien  aufzunehmen,  die 
Bäume  zu  verschulen  und  die  Kaffeepflänzchen  vorzubereiten. 

2.  Eine  europäische  Feldwirtschaft  im  Osten  und  Süden,  in  der  mit  sämt- 
lichen Kulturgewächsen  des  gemässigten  und  heissen  Klimas  Anbauversuche 
gemacht  werden. 

3.  Kaffee-  und  Tabakspflanzungen  im  Westen  und  dem  Gemüsegarten  hinter 
dem  Wirtschaftsgebäude  mit  dem  sich  anschliessenden  Weinberge. 

4.  Aus  Hamburg  und  Neapel  bezogene  Obstbäume  haben  ein  besonderes 
Quartier  erhalten,  in  dem  sie  als  Spalier-  und  Pyramidenbäume  gezogen 
werden. 

Besonders  verdienen  die  Gemüse  Erwähnung,  die  in  vorzüglicher 
Qualität  gedeihen.  Schon  auf  der  Interimsstation  Muhafa,  die,  im  zentralen  Teil 
von  Westusambara  gelegen,  von  November  1895  bis  Mai  1896  bestand  und 
denkbar  schlechsten  Boden  besass,  war  es  gelungen,  wenn  auch  nur  mit  der 
grössten  Sorgfalt,  ausgezeichnete  Resultate  mit  den  Gemüsen  zu  erzielen.  Alle 
möglichen  Sorten,  wie  Radieschen.  Rettig,  Zwiebeln,  Kohlsorten,  Tomaten, 
Kartoffeln  etc.  wurden  gepflanzt  und  z.  B.  Kohlköpfe  von  über  3V2  kg  zeugen 
von  dem  Erfolg.  Alles  gedeiht  so  gut  wie  in  Deutschland  und  fast  das  ganze 
Jahr  hindurch. 

Von  den  zahlreichen  ausgesäten  Baumsämereien  zeigen  verschiedene 
Eucalyptus-  und  Akazienarten  ein  gutes  Wachstum,  ebenso  eine  Reihe  von 
Coniferen.     Sehr  interessant  ist,  dass  die   europäischen    Obstbäume    sowie    die 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


249 


Weinreben  in  den  kalten  Monaten  Mai  und  Juni  ihre  Blätter  abwerfen  und  im 
Juli  wieder  neue  Triebe  ansetzen.  Es  sind  im  ganzen  bisher  mit  283  ver- 
schiedenen Sämereien  Versuche  gemacht. 

Für  die  europäischen  Getreidearten  ist  ein  Terrain  von  60  Morgen  sorg- 
fältig gepflügt  und  geeggt.  Weizen,  Gerste,  Hafer,  Luzerne,  Lupine,  Kleearten, 
Linsen  etc.  gedeihen  vorzüglich.  Mit  Roggen  sind  die  Versuche  noch  resultatlos. 
Von  Runkelrüben  erreichten  die  grössten  und  schwersten  ein  Gewicht  von 
15  kg. 

Besondere  Ernteergebnisse  sind  folgende:  Weizen  600  resp.  750  kg  pro 
Morgen,  Erbsen  700  resp.  750  kg  pro  Morgen,  Gerste  700  resp.  630  kg  pro 
Morgen,  Probsteier  Hafer  750  kg  pro  Morgen,  Kartoffeln  3600  kg  pro  Morgen, 
Buchweizen  500  kg  pro  Morgen. 

Von  anderen  wichtigen  Arbeiten  führte  die  Station  den  Bau  von  Wohn- 
häusern für  die  Europäer,  von  Wirtschaftsgebäuden,  Stallungen,  Hütten  für  die 
eingeborenen  Arbeiter  und  was  besonders  wichtig  ist,  einen  etwa  35  km  langen 
Weg  aus,  der  von  Kwai  ausgehend,  den  Mkusufluss  überschreitet  und  über  den 
Kikulungepass  durch  das  Russotothal  zur  Panganisteppe  bei  Mombo  führt. 
Hier  erreicht  er  die  Karawanenstrasse,  die  von  Massinde  nach  Korogwe  und 
weiter  nach  Tanga  an  der  Küste  führt. 

Mit  den  bisherigen  Resultaten  der  Station  ist  der  sichere  Beweis  geführt, 
dass  der  deutsche  Bauer  in  den  Hochländern  von  Westusambara  in  der  ihm 
gewohnten  Weise  bauen  kann,  und  dass  er,  ohne  Schaden  an  seiner  Gesundheit 
zu  nehmen,  eigenhändig  arbeiten  und  schaffen  kann.  Von  europäischen  Ge- 
wächsen wird  er  nur  soviel  bauen  müssen,  wie  er  zum  eigenen  Gebrauch  und 
den  Verkauf  an  der  Küste  bedarf,  der  ermöglicht  ist,  sobald  die  Eisenbahn  von 
Tanga  bis  Korogwe  fertig  gestellt  ist,  im  übrigen  aber  wird  er  Kaffee,  Thee, 
Kakao,  Wein  etc.  plantagenmässig  bauen,  welche  allein  ihm  reiche  Erträge 
liefern  werden. 

Wenn  irgendwo  in  Ostafrika,  so  muss  hier  die  Ansiedelung  deutscher 
Bauern  gelingen,  und  gelingt  es  hier,  so  ist  zu  hoffen,  dass  auch  die  anderen 
Hochländer,  welche  nicht  so  dicht  an  der  Küste  liegen,  wie  üsambara,  auch 
besiedelungsfähig  sind,  weil  sie  in  ihrer  Formation  und  besonders  Vegetation 
grosse  Ähnlichkeit  mit  letzterem  haben.  (Fortsetzung  folgt.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Primula  chinensis  var.  stellata,  Suttons 
Sternprimel. 

(Hierzu  .'Vbb.  71. i 

Die  vor  noch  nicht  allzu  geraumer 
Zeit  von  der  weitbekannten  Firma 
Sutton  &  Sons,  Reading,  England, 
eingeführten  Primula  stellata  haben 
unter  dem  Xamen  »Suttons  Star- 
Primula«  in  den  englischen  Gärten  die 
weiteste  Verbreitung  gefunden. 


Hauptsächlich  dürfte  es  der  in  jeder 
Hinsicht  dekorative  Charakter  dieser 
neueren  Art  sein,  welcher  ihr  eine  so 
rasche  Beliebtheit  verschaffte. 

In  Massen  auftretende  Blütenstengel, 
welche  durchschnittlich  eine  Höhe  von 
] — 1V2  Fuss  erreichen,  verleihen  der 
Pflanze  einen  schön  pyramidalen,  sowie 
äusserst  lockeren  Bau.  Die  5-  selten 
6  teiligen,      sternförmigen      Blütchen, 


2:nO 


Neue  und   empfehlenswerte  Pdanzen. 


welche  von  einem  straffen  Hauptstiel 
entspringen,  bilden  zierliche  Büschel, 
die  in  schönstem  Weiss,  von  zartem 
Karmosin  getönt,  weithin  leuchten. 

Neben     dieser     weissen    Art    treten 
^'arietäten    in     verschiedenen    Farben  i 
auf,    die  ebenfalls  eine    gute  Wirkung  i 


Leicht  in  kleinen  Töpfen  kultivierbar, 
bilden  diese  Primeln  einen  vornehmen 
Schmuck  im  Glashaus  und  Zimmer 
und  dürften  ebenfalls  für  Schnitt- 
und  Bindezwecke  recht  wertvoll  er- 
scheinen. Der  lange  und  starke  Blüten- 
stengel erübrigt    jegliches    Andrahten, 


Abb.  71.     Primula  chinensis  var.  stellata,  Suttons  Sternprimel. 


erzielen,  obwohl  der  ersteren  immer- 
hin der  grösste  Wert  beizumessen 
wäre,  infolge  ihres  Kontrastes  zu  den 
schön  dunkelgetärbtenBlättern.  vSpeziell 
im  jungen  Stadium  tritt  eine  rotbraune 
Blattfärbung  lebhaft  hervor,  während 
diese  späterhin  eine  grünliche  Schat- 
tierung annimmt. 


und  es  behalten  fernerhin  die  einzelnen 
Blütenstände  2  —  3  Wochen  ihre  \'oll- 
kommenheit  bei. 

Die  Vermehrung  geschieht  durch 
Samen,  welcher  in  Paketen  von  ca.  75 
Korn  bester  Qualität  zu  5M.  zu  haben  ist. 

Primula  stellata  ist  eine  Varietät  der 
Primula  chinensis,  gewissermassen  ein 


Kleinere  Mitteilungen. 


251 


Rückschlag  auf  die  wilde  Form. 
Sutton  &  Sons  besitzen  sie  schon 
lange,  aber  erst  seitdem  die  Besucher 
Gefallen  an  der  Zierlichkeit  der  Blumen 
fanden,     gaben     sie    dieselbe     in    den 


Handel.  Siehe  The  Garden  1896  I 
p.  214  t  1058.  Wir  verdanken  das 
('liehe  zu  unserer  Abbildung  Ile;Tn 
Sutton  &  Sons. 

L. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Kultur  von  „Miltonia". 

(Lindenia  ,  Iconogrophie  der  Orchi- 
deen, Brüssel,  August  1897,  Vol.  13, 
p.  11.)  Die  meisten  Arten  der  Gattung 
Miltonia  gedeihen  ausgezeichnet  im 
massig  warmen  Gewächshaus ,  die 
beste  Temperatur  für  Maxillaria-  und 
Lycaste-Arten  ist  10— 13O  C.M.Roezlii 
und  die  zentral  -  amerikanische  M. 
Endresii  beanspruchen  eine  weit 
höhere  Temperatur ,  genau  wie  die 
Gattung  Cattleya.  Die  Hybride 
M.  Bleuana,  welche  von  M.  Roezlii 
und  M.  vexillaria  abstammt,  be- 
ansprucht natürlich  die  Temperatur 
der  letzteren.  Manche  Züchter  ziehen 
M.  anceps,  M.  Clowesii,  M.  Regnelli 
und  M.  flavescens  in  massig  warmen 
Häusern,  wo  sie  ganz  gut  gedeihen, 
was  nicht  zu  verwundern  ist,  da  diese 
Arten  ja  aus  Brasilien  stammen, 
eine  höhere  Temperatur  scheint  die 
Schönheit  derselben  zu  vermehren. 

Der  Boden,  welcher  den  M.  am 
besten  zusagt,  ist  ein  Gemisch  von 
Torfmoos  und  faseriger  Erde  zu 
gleichen  Teilen.  In  kleinen  Töpfen 
mit  einer  guten  Drainage  zieht  man 
sie  am  besten.  Sie  beanspruchen  viel 
Licht,  daher  stellt  man  die  Töpfe 
gut  so  nahe  wie  möglich  an  den  Glas- 
scheiben auf.  Obgleich  das  Licht  eine 
grosse  Rolle  in  der  Kultur  spielt,  muss 
man  dennoch  während  der  2 — 3  Mittags- 
stunden die  Arten  mit  dünnem  grau- 
grünem Laub,  wie  M.  vexillaria,  M. 
Phalaenopsis,  M.Roezli,M.Endresi 
beschatten,  denn  die  direkten  Sonnen- 
strahlen verbrennen  die  Blätter.  Oft 
sieht  man  bei  M.  vexillaria  und  anderen 
dieser  nahestehenden  Arten  Blätter, 
die  auf  einer  Seite  rotbraun  gefärbt 
sind.  Diese  Färbung  ist  die  Folge  zu 
heisser  Sonnenstrahlen.  Dies  schadet 
der  Pflanze  weiter  nicht,  aber  kann  im 
Wiederholungsfalle  dennoch  dahin 
führen,  dass  diese  Blätter  abfallen  und 


die  Pflanzen  eingehen.  Auf  die  pünkt- 
liche Beschattung  ist  demnach  die 
grosse  Sorgfalt  zu  verwenden,  sowohl 
bei  den  M.  als  auch  bei  anderen 
Orchideen,  die  in  massig  warmen 
Häusern  stehen.  Ein  erfahrener  Züchter 
erkennt  leicht  den  Moment,  in  dem  der 
Schutz  eintreten  muss,  bloss  indem  er 
das  Blatt  befühlt,  ob  es  bereits  zu 
warm  ist  oder  nicht. 

Während  der  Wachstumsperiode  be- 
anspruchen die  M.  eine  sehr  reichliche 
Bewässerung,  nach  der  Blütezeit  ver- 
ringert man  dieselbe  und  im  Winter 
beschränkt  man  sie  auf  ein  Minimum. 
Die  Behandlung  der  Pflanzen  in  der 
Ruhezeit  ist  sehr  schwierig.  Sie  dürfen 
in  derselben  keine  Blätter  abwerfen, 
aber  sie  auch  nicht  vermehren. 

Obgleich  die  meisten  M.  in  Töpfen 
kultiviert  werden,  macht  man  mit 
einigen  eine  Ausnahme,  so  mit  M. 
spectabilis  und  M.  Bluntii.  Beide 
Arten  besitzen  lange  kriechende  Rhi- 
zome,  welche  schwer  in  Töpfen  unter- 
zubringen sind.  Die  gelbliche  Färbung 
der  Bulben  beider  Arten  ist  häufig 
den  Züchtern  nicht  angenehm,  weil 
sie  dieselbe  als  ein  Zeichen  von  Kränk- 
lichkeit der  Pflanze  ansehen.  Jedoch 
mit  Unrecht,  denn  im  schlimmsten 
Falle  leidet  darunter  das  prächtige 
Kolorit  der  Blüten  ein  ganz  klein  wenig. 
Man  könnte  die  Gelbfärbung  der  grünen 
Organe  durch  starkes  Beschatten  ver- 
meiden, was  aber  nicht  empfehlens- 
wert ist,  weil  dadurch  die  Blüten 
weniger  zahlreich  und  weniger  prächtig 
erscheinen.  Wen  die  blasse  Farbe  der 
Bulben  zur  Blütezeit  der  Pflanzen  stört, 
der  mag  sie  durch  Adiantum  oder 
andere  kleine  zierliche  grünblättrige 
Pflanzen  verdecken.  In  England  rühmt 
man  folgendes  Mittel  gegen  die  Gelb- 
färbung der  Bulben:  Man  wässert  die 
Pflanzen  mit  Wasser,  das  mit  Kienruss 
gemischt  ist.     Ob  es  gut  ist,  ist  kaum 


2^2 


Kleinere  Mitteilungen. 


erwiesen,  am  besten  ist  aber,  die  Bulben 
ruhig  gelblich  werden  zu  lassen  und 
diise  Farbe  durch  andere  grüne 
Pflanzen  zu  decken.  Dr.  J.  B. 


Eine  empfehlenswerte  Pflanze  zur  Garten- 
ausstattung. 

Melianthus  major  ist  eine  alte,  aber 
dabei  immerschöne  Blattpflanze  von 
hohem  dekorativen  Wert,  sowohl  als 
Solitär  zum  Ausschmücken  der  Rasen- 
plätze als  wie  auch  zur  Einfassung  von 
grossen  Blattpflanzengruppen.  Die  40 
bis  50  cm  langen,  graugrünen,  ge- 
fiederten Blätter  geben  dieser  Pflanze 
ein  ungemein  leichtes  und  gefälliges 
Aussehen,  da  der  Melianthus  im  ersten 
Jahr  schon  eine  Hohe  von  1Y2  m  niit 
reichlicher  Verzweigung  erreicht. 

Nicht  selten  gelingt  es  in  nicht 
zu  strengem  Winter,  Melianthus 
bei  guter  Decke  von  Laub  oder 
ähnlichem  trocknen  Material,  welches 
noch  durch  Überdecken  mit  Brettern 
vor  Nässe  geschützt  werden  muss,  im 
freien  Grund  zu  überwintern.  Eine 
solche  überwinterte  Pflanze  nimmt  dann 
eine  ganz  riesige  Dimension  an,  wenn 
recht  fleissig  mit  flüssigem  Dünger 
nachgeholfen  und  im  Sommer  viel 
Wasser  verabreicht  wird. 

Will  man  aber  die  alten  aus- 
gepflanzten Melianthus  sicher  erhalten, 
so  empfiehlt  es  sich,  dieselben  im 
Herbst  einzutopfen  und  massig  feucht 
im  Kalthaus  zu  überwintern.  Im 
Frühling  etwas  angetrieben  und  zeitig  an 
den  Bestimmungsort  gepflanzt,  erhält 
man  auch  recht  grosse  Pflanzen  bis 
zum  Sommer. 

Auf  einem  Rasenplatz,  anschliessend 
an  eine  grössere  Koniferen  -  Gruppe, 
lassen  sie  sich  in  loser,  natürlicher 
Anordnung  im  Verein  mit  Dimor- 
phanthus,  Aralia  spinosa,  Selinum  deci- 
piens  und  Melia  Azedarach  sehr  gut 
verwenden  und  erinnern  an  riesige 
Farne,  allerdings  nur  bei  guter  Kultur 
und  in  einer  nahrhaften  Erde. 

Was  die  Vermehrung  aus  Samen 
anbelangt,  so  ist  dieselbe  ganz  einfach 
und  erfordert  nicht  mehr  Aufmerksam- 
keit wie  die  eines  Ricinus,  nur  ist  die 
geeignetste  Zeit  der  Monat  Februar. 
Stecklinge  wachsen  nur  aus  den  unten 
an  der  Wurzelkrone  hervorkommenden 
Trieben,  und  zwar  am  besten,  wenn 
etwas  vom  alten  Holz  mit  am  Stecklinge 
sitzen   bleibt.       Auch   als  Topfpflanze, 


öfter  verpflanzt,  giebt  der  Melianthus 
ein  recht  schönes  Dekorationsmaterial 
und  macht  die  Gruppen  leicht;  die 
graugrüne  Farbe  hebt  sich  trefflich 
von  dem  übrigen  Grün  ab. 

Gr.-Tabarz.  J.  Bi emulier. 


Pitcairnia  corallina. 

Unter  denBromeliaceen  istw'ohl  diese 
Pitcairnia  diejenige,  die  sich  wegen 
ihrer  leuchtend  roten,  in  einer  einseits- 
wendigen  Traube  stehenden,  eigen- 
tümlich gestalteten  Blumen  und  ihrer 
Haltbarkeit,  ganz  entschieden  als 
ein  wertvoller  Werkstoff  zu  feineren 
Bindereien  mit  am  besten  eignet.  Aber 
auch  als  Marktpflanze  ist  sie  nicht  zu 
unterschätzen,  indem  sie  als  junge 
Pflanze  schon  dankbar  und  Avillig 
blüht.  Die  Vermehrung  ist  eben- 
falls eine  sehr  leichte,  denn  jedes 
Kindel  bewurzelt  sich  in  grober  Laub- 
oder Ileideerde,  die  zur  guten  Kultur 
unbedingt  nötig  ist,  in  einigen  Wochen; 
dann  sind  die  jungen  Pflanzen  im  Warm- 
haus weiter  zu  kultivieren  und  werden 
über  Sommer  in  einem  schattig  ge- 
haltenen Mistbeet,  bei  öfterem  Be- 
spritzen, ganz  gut  gedeihen.  Am 
schönsten  sind  allerdings  die  mehr- 
jährigen Pflanzen,  indem  dieselben 
sich  sehr  reichlich  verzweigen  und 
infolge  dessen  6  bis  8  Blütenstände 
zugleich  entwickeln,  die  sich  von  den 
dunkelgrünen  schmalen  Blättern  ganz 
prächtig  abheben.  Um  nun  einen 
reichlichen  Blütenansatz  zu  erzielen, 
ist  es  unbedingt  nötig,  dass  all- 
wöchentlich ein  Dungguss  verabreicht 
wird.  Ein  öfteres  Umpflanzen  macht 
sich  nicht  so  leicht  nötig;  denn  es  ist 
immer  besser,  den  Topf  nicht  zu  gross 
zu  wählen,  lieber  einmal  öfter  mit 
flüssigem  Dünger  nachzuhelfen. 

Die  Blütezeit  fällt  meist  in  die 
Frühlingsmonate,  kann  aber  auch, 
durch  etwas  kühleren  Stand  im  Sommer, 
schon  imjanuar  hervorgebrachtwerden. 

Nebst  der  Billbergia  nutans  und 
Aechmea  fulgens  ist  Pitcairnea  corallina 
diejenige  Bromeliacee,  die  auch  mit 
Erfolg  im  Zimmer  zu  kultivieren  ist, 
und  uns  alljährlich  mit  ihren  hübschen 
Blumen   erfreut. 

Gr.  Tabarz.  J.  Bi  emulier. 


San  Jose-Schildlaus. 

Die   »Wiener  Ztg.«  veröffentlicht  eine 
Ministerialverordnung,  wonach  zur\^er- 


Kleinere  Mitteilungen. 


253 


hütung"  der  Einschleppung  der  vSan 
Jose-Schildhuis  im  Einvernehmen  mit 
der  ungarischen  Regierung  die  Einfuhr 
von  lebenden  Pflanzen,  Pflanzenabfällen 
und  Fässern ,  die  zur  Verpackung 
solcher  dienten,  sowie  die  Einfuhr 
von  frischem  Obst  und  Obstabfällen, 
insofern  die  Untersuchung  an  der 
Eingangsstelle  das  Vorhandensein  der 
San  Jose  -  Schildlaus  feststellt,  aus 
Amerika  verboten  wird.  Der  Ackerbau- 
minister Avird  bezüglich  des  Pflanzen- 
einfuhrverbots ermächtigt,  unter  den 
erforderlichen  Vorsichtsmassregeln 
Ausnahmen  zu  bewilligen. 


Vom  preussischen  Minister  für  Land- 
wirtschaft, Domänen  und  Forsten  ist 
angeordnet  worden,  dass  sämtliche  ein- 
heimische Ilandelsbaumschulen,  in 
erster  Linie  aber  diejenigen,  die  während 
der  letzten  fünf  Jahre  Pflanzen  aus 
Amerika  bezogen  haben,  auf  das  ^'or- 
kommen  der  San  Jose-Schildlaus  unter- 
sucht werden.  Zu  diesem  Zwecke 
werden  von  den  \'erwaltungsbehörden 
Sachverständige  bestellt  werden,  denen 
die  Aufträge  zur  Untersuchung  erteilt 
und  die  mit  der  nötigen  Befugnis  aus- 
gestattet werden  sollen. 


Pflanzenuntersuchungen. 

Zur  Ausführung  der  beim  Haupt- 
Zollamt  in  Pillau  vorzunehmenden 
Pflanzenuntersuchungen  sind  anderweit 
der  Gymnasial -Oberlehrer  Schultz 
und  der  Apotheker  Fink  ebenda  zu 
Sachverständigen  ernannt. 


Prüfung  von  Obstweinen  in  Dresden. 

Die  Deutsche  Landwirtschafts-Ge- 
sellschait  beabsichtigt  bei  ihrer  dies- 
jährigen Hauptversammlung  in  Dresden 
eine  Prüfung  von  Obstweinen  zu  ver- 
anstalten, um  über  den  gegenwärtigen 
Stand  der  Obst  weinbereitung  in  Deutsch- 
land ein  möglichst  zutreffendes  Bild 
zu  gewinnen.  Daneben  soll  die  ab- 
zuhaltende Kostprobe  darthun,  welche 
Produkte  eine  vollendete  Technik  aus 
den  verschiedenen  Obstarten  zu  er- 
zielen vermag,  und  welche  wirtschaft- 
liche Bedeutung  dieser  Zweig  der  Obst- 
verwertung speciell  auch  für  den  land- 
wirtschaftlichen Betrieb  besitzt.  Inter- 
essenten erfahren  Näheres  bei  dem 
Vorsitzenden  der  Obst-  und  Weinbau- 
abteilung    der     Deutschen     Landwirt- 


schafts-Gesellschaft,      Herrn     Landes- 
("tkonomierat    Goethe    in    Geisenheim. 


Vorgeschichtliche  Samen. 

Im  Kreise  Rinteln  (Westfalen)  sind 
bei  der  im  Auftrage  des  preussischen 
Kultusministeriums  unter  Leitung  des 
Archäologen  Dr.  Plath  seit  14.  August 
1S97  ausgegrabenen  sogenannten  Hünen- 
burg bei  Todemann  ausser  anderen 
Gegenständen  gut  erhaltene  vSamen, 
als:  Weizen,  Roggen,  Gerste,  Rübsamen 
und  Kümmel  gefunden.  Man  hält  die 
Burg,  die  auf  hoher  Bergesspitze  liegt, 
für  den  Überrest  einer  vor  etwa 
1000  Jahren  angelegten  Gaubefestigung. 
(Mülheimer  Zeitung.  17. Dezember  1897. 
nach  der  Rh.-W.  Ztg.) 


Dem  Tiergarten  in  Berlin, 

dieser  unvergleichlichen  Erholungs- 
stätte des  Berliners,  hat  der  Königl. 
Gartendirektor  Geitner  in  dem  Pracht- 
werk »Berlin  und  seine  Bauten«  eine 
umfangreiche  Skizze  gewidmet.  Aus 
dem  reichen  Material  dürften  die 
folgenden  Daten  tür  die  Tiergarten- 
Wanderer  nicht  ohne  Interesse  sein: 
Der  Tiergarten  vom  Brandenburger 
Thor  bis  Charlottenburg  ist  etwa 
3800  m  lang  und  600 — 900  m  breit;  er 
hat  einen  Flächeninhalt  von  259,50  ha, 
wovon  23,50  ha  auf  den  Zoologischen 
Garten  kommen.  Bis  zum  Jahre  1740 
war  der  Tiergarten  mit  einem  Planken- 
zaun umgeben.  Nachdem  1734  die 
Leipzigerstrasse  bis  zum  jetzigen 
Leipziger  Platz  fortgeführt  worden  war, 
wurde  zum  Anschluss  an  den  Tier- 
garten die  Bellevuestrasse  angelegt. 
Im  Jahre  1740  Hess  dann  Friedrich 
der  Grosse  den  Plankenzaun  abbrechen 
und  den  Tiergarten  in  einen  Park  um- 
wandeln. Der  Floraplatz  mit  seinen 
Alleen,  die  Rousseau  -  Insel  und  der 
Goldfischteich  stammen  aus  jener  Zeit. 
Die  Franzosen  Dortu  und  Thomassin 
erhielten  die  Erlaubnis,  Leinwandzelte 
in  der  Gegend  des  jetzigen  Zeltenplatzes 
aufzustellen  und  Erfrischungen  zu  ver- 
kaufen. Aus  diesen  Leinwandzelten 
entstanden  die  späteren  massiven 
Restaurationsgebäude  »Zelte« ,  doch 
wurde  durch  Vertrag  der  Finanz- 
deputation 1811  bestimmt,  dass  diese 
Gebäude  ihren  Charakter  als  ötfentliche 
Vergnügungsorte  stets  behalten  müssen. 
Im  Jahre  1810  wurde  die  Luiseninsel 
angelegt.    Im  Jahre  1817  erhielt  Lenne 


254 


Aus  den  Vereinen.  —  Litteratur. 


von  Friedrich  Wilhelm  TIT.  den  Auftrag, 
Verschönerungspläne  für  den  Tier- 
garten zu  entwerfen,  doch  erst  im  Jahre 
1833  begannen  die  Umarbeitungen  für 
den  Tiergarten,  denen  er  seine  jetzige 
Gestalt  verdankt.  1831  erhielt  die 
Tiergartenstrasse  ihren  Namen,  1836 
wurde  die  Bendlerstrasse  angelegt  und 
1839  der  ehemalige  Kanonenweg  in 
»Lennestrasse«  umgetauft.  1839  — 1840 
wurde  die  »symmetrische  Anlage«  nach 
einem  Entwürfe  des  damaligen  Kron- 
prinzen, späteren  Königs  Friedrich 
Wilhelm  IV.,  geschaffen  und  ein  Jahr 
später  die  »Fasanerie«  nach  Potsdam 
verlegt  und  auf  dem  Terrain  derselben 
der  jetzige  Zoologische  Garten  be- 
gründet, dessen  Eröffnung  1844  statt- 
fand. In  den  Jahren  184.3 — ^^■\^  ^^'~ 
standen  auch  die  ersten  Anlagen  auf 
demExercierplatz,  dem  jetzigen  Königs- 
platz. Das  erste  im  Tiergarten  auf- 
gestellte Denkmal  war  das  Standbild 
des  Königs  Friedrich  Wilhelm  III.  von 
Drake.  Neues,  frisches  Leben  zog  in 
den  Tiergarten  ein,  als  der  Königliche 
Obergärtner  Neide  im  Jahre  1867  auf 
Veranlassung  König  Wilhelms  I.  mit 
Entwürfen  für  die  nötigen  Ver- 
besserungen des  Tiergartens  betraut 
wurde.       Zur    Versorgung     des    Tier- 


gartens mit  reinem  Wasser  wurde  in 
den  Jahren  1873 — 1877  das  Wasserwerk 
am  Hippodrom  nach  den  Plänen  des 
Baurats  Hobrecht  zur  Ausführung 
j  gebracht.  Unter  Neide  entstanden  im 
Tiergarten  die  zahlreichen  breiten 
Fusspromenaden,  die  schönen  Reit- 
und  Fahrwege,  die  Kinderspielplätze, 
1871  die  Siegesallee,  1875  die  Ver- 
grösserung  und  Bepflanzung  des 
Brandenburger  Thorplatzes,  1876  und 
1877  die  Gartenanlagen  auf  dem  Königs- 
platz, nachdem  das  Siegesdenkmal 
daselbst  schon  1873  enthüllt  worden 
war.  Der  Wrangelbrunnen  auf  dem 
Kemperplatze  wurde  1878  aufgestellt, 
das  Luisen-  und  das  Goethe-Denkmal 
folgten  im  Jahre  1880,  das  Lessing- 
Denkmal  im  Jahre  1890.  Die  Unter- 
haltungskosten des  Tiergartens,  die 
hauptsächlich  der  Staat  trägt,  belaufen 
sich  jährlich  auf  160000  Mark,  von 
denen  etwa  125000  Mark  durch  Ver- 
pachtungen etc.  wieder  einkommen 
Die  Stadt  Berlin  trägt  seit  1870  zur 
Verschönerung  des  Tiergartens  jährlich 
30  000  Mark  bei;  dieser  Zuschuss  wird 
jetzt  bis  zum  Jahre  1905  zur  Kanalisierung 
der  Chausseen  des  Tiergartens  Ver- 
wendung hnden. 

(Lok.-Anz.) 


Aus  den  Vereinen. 


Eine  Protestversammlung  der  deutschen 
Gärtnergehilfen 

gegen  den  vom  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  und  vielen  anderen 
befürworteten  Plan  der  Umwandlung 
der  Potsdamer  Gärtnerlehranstalt  in 
eine  staatliche  Hochschule  für  Garten- 
bau hat  am  Freitag  den  22.  April 
abends  in  Dräsels  Festsälen,  Neue 
Friedrichstrasse,  einen  Beschlussantrag 
genehmigt,  der  eine  durchgreifende 
Reform  des  gärtnerischen  Unterrichts- 
wesens für  eine  Notwendigkeit  erklärt 
und  zugleich  Einspruch  erhebt  gegen 
die  Umwandlung  der  Potsdamer  Anstalt 


in  eine  Hochschule.  Die  Versammlung 
wünscht  dagegen  die  Errichtung  staat- 
lich anerkannter  gärtnerischer  Mittel- 
schulen und  die  Vermehrung  der  bis- 
herigen      niederen        Gärtnerschulen. 

(Voss.  Ztg.) 
Bemerkung  der  Redaktion.  Der  all- 
gemeine deutsche  Gärtnerverein  resp. 
Herr  \'oss  scheint  zu  glauben,  dass 
mit  der  Errichtung  einer  »Plochschule« 
die  Förderung  der  mittleren  und 
niederen  Gärtnerschulen  ausgeschlossen 
sei.  Das  ist  aber  durchaus  nicht  der 
Fall.  Man  soll  das  Eine  thun  und  das 
Andere  nicht  lassen. 


Litteratur. 


Die  Gartenwelt,  illustriertes 
Wochenblatt  für  den  gesamten  Garten- 
bau. Mit  dem  Erscheinen  dieser  Zeit- 
schrift,   welche    von  dem    in  Gärtner- 


kreisen und  von  Blumenfreunden 
rühmlichst  bekannten  Max  Hesdörfer, 
Berlin,  redigiert  wird,  ist  die  Zahl  der 
guten     Blätter     über     den     Gartenbau 


Ausstellungen  und  Kongresse.  -^Personal-Nachrichten. 


255 


glücklich  um  eine  vermehrt.  Hoffentlich 
gelingt  es  dem  Blatt,  sich  die  Liebe 
seiner  Leser  fest  zu  sichern  und  sich 
bei  ihnen  einzubürgern.  Das  Blatt  ist 
ausgestattet  mit  einer  grossen  Zahl 
guter  schwarzer  Abbildungen  im  Text 
und  ausserdem    mit    einer   kolorierten 


Tafel.  Es  bringt  Kulturberichte  über 
verschiedene  Blumen,  dann  Aus- 
stellungslDerichte.  Ein  grosser  Raum  ist 
dem  Kapitel  „Neue  Pflanzen"  gewidmet, 
die  gleichzeitig  in  Bildern  dargestellt 
werden.  Es  l^olgen  sodann  Berichte 
über  Obst-  und  Gemüsebau.    Dr.  J.  B. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Die    Blumenzwiebel -Ausstellung   in    der    Flora 
zu  Charlottenburg. 

Am  2.  April  wurde  in  der  Flora  zu 
Charlottenburg  eine  Blumenzwiebel- 
Ausstellung  in  einem  der  halbkreis- 
förmigen Annexe  eröffnet,  die  viel 
Sehenswertes  enthielt.  Die  Hauptmasse 
bildeten  die  Hyazinthen,  ausserdem  aber 
waren  auch  viel  Tulpen  und  Narzissen, 
weniger  Crocus  vorhanden.  Die 
Hyazinthen  waren  nach  Farben  ge- 
ordnet auf  hohen  Terrassen  aufgestellt, 
und  zwar  derart,  dass  die  Blumen  jeder 
Sorte  ein  Dreieck  bildeten,  das  eine 
Dreieck  mit  der  Basis  nach  unten,  das 
danebenstehende  mit  der  Basis  nach 
oben,  was  sich  sehr  hübsch  ausnahm. 
Die  Zwiebeln  waren  alle  einzeln  in 
hohen  Töpfen,  nicht  zu  dreien,  sodass 
sich  die  einzelnen  Blütenstände  gut 
entwickeln     konnten.        Hauptsächlich 


waren  Berliner  Marktsorten  vertreten, 
darunter  z.  ß.  die  jetzt  sehr  beliebte 
Gertrude,  rot,  Norma,  A^esta,  Grande 
Blanche,  sehr  grossglockig,  weiss,  Marie 
Cornelia,  fliederrot,  Baron  von  Thuyl, 
King  of  the  blues,  Charles  Dickens, 
Garibaldi,  dunkelrot,  Sarah  Bernhard, 
rosa,  Leonidas,  blau,  sehr  grossglockig, 
Delicatissima,  gleichfalls  sehr  gross- 
glockig, zart  rosa,  Leopold  IL,  blau, 
grossglockig  etc.  etc.  V'iel  Interesse 
fanden  die  neueren  fliederblauen  oder 
violett-roten  Sorten,  so  z.  B.  Sir  W. 
Mansfield,  Lord  Balfour,  etwas  heller 
als  vorige,  Jeschko.  Von  Tulpen 
nennen  wir:  La  Precieuse,  Rose  lui- 
sante,  Rosamunde,  etwas  blasser,  Duc 
de  Scharlach,  Prinz,  gelb,  Duchesse 
de  Parma,  feurig  orangerot,  sehr  hoch; 
von  Narzissen  Chrysolora,  kanarien- 
gelb etc. 


Personal-Nachrichten. 


C.  Neumann,  Garteningenieur  in 
Düsseldorf,  wurde  zum  Stadtgärtner 
für  Bromberg  gewählt. 


Johannes  Deistel,  bisher  Revier- 
gärtner im  königl.  botanischen  Garten 
zu  Berlin,  ging  nach  Kamerun,  um 
daselbst  in  die  Dienste  des  kaiser- 
lichen Gouvernements    einzutreten. 


Bernhardt  Müller,  seit  22  Jahren 
Leiter  der  Rottwerndorfer  Baumschulen 
und  Obstanlagen,  gab  diese  Stellung 
auf  und    übersiedelte    nach    Heidenau. 


Laurenz  Stöhr,  fürstl.  Schwarzen- 
bergscher  Obergärtner  in  Lobositz, 
starb   am  6.  März   im  68.  Lebensjahre. 


C.    F.    E.    Degenhardt,      Handels- 
partner in  Marienhöhe  bei  Hadersleben, 


feierte  am  22.  März  das  40jährige  Be- 
stehen seines  Geschäftes. 


Otto  Olberg,  Handelsgärtner  in 
Dresden-Striesen,  feierte  das  25jährige 
Bestehen  seines  Geschäftes  und  stiftete 
bei  dieser  Gelegenheit  der  Gartenbau- 
schule des  Gartenbau- Verbandes  für 
das  Königreich  Sachsen  eine  grössere 
Summe. 


Der  frühere  Gärtnereibesitzer, 
Ökonomie-Rat  und  Rittergutsbesitzer 
Julius  Hoffmann,  Berlin,  geb.  den 
O.Mai  1813,  der  langjährige  Förderer  aller 
Bestrebungen  auf  gärtnerischem  und 
landwirtschaftlichem  Gebiete,  Ehren- 
mitglied des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  f  am  25,  April. 

C.  Westphal,  bisher  in  der  Handels- 
aärtnerei    von    C.    Kuntze    (in    Firma 


256 


Sprechsaal. 


J.  C.  Schmidt)  in  Steglitz  thätig,  wurde 
als  Hofgärtner  des  Prinzen  Chlodwig 
von  Hessen-Philippsthal-Barchfeld  auf 
Schloss  Rotenburg  a.  d.  Fulda  an- 
gestellt. 


Nose,  von  Kattescher  Schlossgärtner 
zu  Roskow  (Mark),  trat  nach  sijähriger 
Dienstzeit  in  den  Ruhestand. 

F.  Mührer,  bisher  Anstaltsgärtner 
an  der  Arbeiterkolonie  in  Magdeburg, 
trat  an  dessen  Stelle.  • 


Dem  städtischen  Parkinspektor 
Ferdinand  Stämmler  in  Liegnitz 
wurde  vom  preussischen  landwirt- 
schaftlichen Ministerium  auf  Antrag 
der  Titel  Gartenbau-Direktor  verliehen. 


Ökonomie-Rat  R.  Goethe,  Direktor 
der  königlichen  Lehranstalt  für  Obst- 
und  Weinbau  in  Geisenheim,  wurde 
der  Charakter  als  Landes-Ökonomie- 
Rat  und 

Prof.  Dr.  Stoll,  Direktor  des  könig- 
lichen pomologischen  Instituts  in 
Proskau,  der  Titel  als  ( )konomie-Rat 
verliehen. 

Dem  Weinbau-Inspektor,  Domänen- 
rat Czeh  in  Wiesbaden  wurde  der 
Charakter  als  Landes-Okonomie-Rat 
verliehen. 


Max  Di  edler,  bisher  Reviergehilfe 
im  königlich  botanischen  Garten  zu 
Berlin,  wurde  vom  Magistrat  zu  Breslau 


bei  der  städtischen  Gartendirektion  als 
Gartentechniker  angestellt. 

Alfred  Rehder,  seit  2V2  Jahren  der 
Redaktion  von  Möllers  Deutscher 
Gärtner-Zeitung  angehörend  und  hier 
besonders  mit  der  Bearbeitung  der 
Abteilung  »Ziergehölze«  beschäftigt, 
ging  im  Laufe  des  verflossenen  Monats 
nach  England  und  von  dort  nach  Nord- 
amerika, wo  er  gegenwärtig  im  Arnold- 
Arboretum  bei  Boston  zu  Studien - 
zwecken  tätig  ist.  Herr  Rehder  ver- 
bleibt im  Redaktionsverbande  von 
Möllers  Deutscher  Gärtner-Zeitung. 


Kube,  bisher  in  der  Hofgärtnerei 
zu  Sanssouci  bei  Potsdam  beschäftigt, 
wurde  als  Stadt-Garteninspektor  in 
Posen  angestellt. 


E.  Zier,  Handelsgärtner  in  Kessln 
bei  Rostock,  wurde  zum  Ubstbau- 
Wauderlehrer  des  Verbandes  mecklen- 
burgischer   Obstbau-Vereine    gewählt. 


Hermann  Müller  in  Steglitz,  seit 
einem  halben  Jahre  Geschäftsführer 
des  Handelsgärtner- Verbandes,  verliess 
seine  Stellung  am  1.  April. 

Ferdinand  Nevermann,  bisher 
Inhaber  einer  Blumenhandlung  in 
Lübeck,  trat  am  1.  April  die  Stellung 
als  Geschäftsführer  des  Handelsgärtner- 
Verbandes  mit  dem  Wohnsitz  in 
Steglitz  an. 


Sprechsaai. 


Frage  3.  Anbei  erlaube  mir  eine 
Probe  kranker  Champignons  zu  über- 
senden mit  der  Bitte,  festzustellen,  was 
denselben  fehlt  und  wie  sich  dieses 
vermeiden  lässt.  Die  Champignons , 
stammen  aus  der  Gärtnerei  eines 
Nachbars,  und  habe  ich  nach  meinen 
Erfahrungen  gefunden,  dass  der  Dung 
unten  zu  trocken  und  die  darauf  be- 
findliche Erde  viel  zu  nass  war.  Es 
ist  aber  auch  möglich,  dass  diese  Er- 
scheinung einen  anderen  Grund  hat, 
und  möchte  ich  daher  um  gefällige 
Mitteilung  bitten.  P.  N.  in  B. 


Antwort:  Die  eingeschickten 
Champignons  mit  weissem  Anfluge  sind 
stark  von  Conidien*) -Zuständen  eines 
Pilzes  Hypomyces  (Mycogone)  befallen. 
Hut  und  Stiel  sind  völlig  von  Parasiten 
durchdrungen.  Wie  Prof.  Frank  in 
seinem  Werk:  Die  Krankheiten  der 
Pflanzen,  Tl.,  Breslau  1896,  Seite  466, 
mitteilt,  hat  Prof.  Magnus  (Natur- 
forscher-Versammlung zu  Wiesbaden 
21.  September  1889)  den  Pilz  H.  per- 
niciosus genannt.  Prof.  Frank. 

*)  Conidien  sind  ungeschlechtlich  erzeugte, 
leicht  keimende  Sporen,    die  frei  hervorragen. 


Gartenflora  1898. 


1450. 


BORETTA  (DAP^EOCIA)   CANTABEICA    O.  KUNTZE. 


Chromolith.  Fr.  Eugen  Köhler,  (X,era-Untermhau.s. 


Boretta  (Dabeocia)  cantabrica  0.  Kuntze. 

Die  irländische  Heide. 

(Hierzu  Tafel    1450.) 
\'on   (^arl   Koopmana  und  L.  Wittmack. 

Familie:  Ericaceac.  l'ntcrfamilie:  Rhododendroideae  (Blumen  nach  dem 
Verblühen  bald  abfallend.  Kapsel  wandspaltig), 

Gattunj^-:  Boretta  Nf^cker  (1790),  Blüten  in  endständigen,  verlängerten 
Trauben,  Blätter  vierzählig,  wechselständig,  spitz,  länglich  bis  elliptisch,  am 
Rande  zurückgerollt,  Blumenkrone  tonnenförmig;  Staubblätter  8,  die  Beutel 
mit  je  2  kleinen  Scheitelspalten, 

Einzige  Art:  Boretta  cantabrica  O.  Kuntze.  Gemeine  Kriechheide.  Kleiner, 
1/4 — V2  ^^  hoher  Strauch  mit  nicderliegenden  Trieben.  Blätter  gedrängt,  unter- 
seits  weissfilzig,  6 — 10  mm  lang,  1.5 — 3.5  mm  breit,  Gberseite  kahl  und  dunkel- 
grün, Unterseite  weissfilzig,  Rand  drüsig  behaart.  Blumenkrone  bläulichrot, 
rosa,  weiss  oder  weiss  und  rot.     Irland  und  Nordspanien  (Cantabrien). 

Synonyma:  Vaccinium  cantabricum  Huds.  Flor.  angl.  143  (1762).  Erica 
Dabeocia  L.  Sp.  pl.  2.  Ausg.  I  509  (17O3).  Dabeocia  politolia  D.  Don.  in  Edinb. 
n.  philos.  journ.  XVH  160  (1834).  Menziesia  polifolia  Foss  in  Ann.  d.  Mus.  d"hist. 
nat.  I  55  (1S02).     Dabeocia  cantabrica  C.  Koch  Dendrol.  II  132  (1872).'^') 

Diese  Pflanze  hat,  wie  die  vorstehende  Liste  der  wichtigsten  Synonyma 
zeigt,  sehr  viele  Namen  erhalten.  Am  meisten  gebräuchlich  ist  wohl  der  Name 
Dabeocia  polifolia  D.  Don,  den  auch  der  Index  Kewensis  annimmt.  Unser 
Mitglied  Dr.  Otto  Kuntze  hat  aber  in  seinem  grossen  Werk  Revisio  Generum 
Plantarum  1S91  nachgewiesen,  dass  Necker  elem.  I  212  bereits  1790  diese 
Gattung  unter  dem  Namen  Boretta  von  Andromeda  wegen  ihrer  vierzähligen 
Blüten  abtrennte,  und  muss  sie  deshalb  Boretta  cantabrica  O.  Kuntze  heissen. 
Karl  Koch  schreibt  Dabeocia  und  sagt,  dass  Dabeoc  ein  irischer  Heiliger 
gewesen  sei.  Man  habe  die  irische  Fleide  deshalb  als  Sinnbild  der  Keuschheit 
und  Unschuld  betrachtet  und  sei  sie  von  irischen  Jungfrauen  zu  Kränzen  benutzt 
und  viel  getragen.  Sie  kommt  aber  nicht  blos  in  Irland,  sondern  besonders  in 
Cantabrien  (Biskaya)  und  dem  nordöstlichen  Spanien  vor.  ITnsere  Abbildung 
wurde  von  Frl.  du  Bois-Reymond  nach  Exemplaren  gemalt,  welche  Herr 
Kgl.  Gartendirektor  Koopmann  uns  1897  freundlichst  sandte.     L.  Wittmack. 

='■•  *  * 

Boretta    (Dabeocia)    cantabrica    O.    Kuntze. 
Der  fürstl.  Ilofgarten  zu  Wernigerode  am  Harz  besitzt  folgende   Formen: 

a.  var.  grandiflora.  der  Urform  am  nächsten  stehend; 

b.  var.  flore  albo,  reinweiss  blühend; 

c.  var.  bicolor  hört.  Wernig..    mit  roten,    weissen   und    gestreiften 

Blumen. 

*)  Kühne,  Deutsche  Dendrologie  S.  461.  Statt  Dabeocia  wird  oft  auch  Daboecia 
geschrieben,  was  wohl  weniger  richtig  ist.  L.  W  . 


2Z.S  Boretta  (Dabeocia)  cantabrica  O.  Kuntze. 

Eine  Varietät  rosea  mit  hellrosa  gefärbten  Blumen  habe  ic^h  seit  vorigem 
Jahre  erst  in  Vermehrung. 

Die  irländische  Heide  ist  eine  wahre  Zierde  für  Heide-  und  Moor- 
beete, wird  aber,  wie  die  Eriken  des  freien  Landes  überhaupt,  in  ganz  auf- 
fallender Weise  von  den  Pilanzenliebhabern  vernachlässigt;  es  giebt  kaum 
dankbarere  Pflanzen,  die  mit  einem  sehr  bescheidenen  Plätzchen  als  Einfassung 
von  Azaleen-  und  Rhododendronbeeten  vorlieb  nehmen  und  den  Flor  dieser 
Anlagen  bis  in  den  Herbst  hinein  ausdehnen.  Die  Herstellungskosten 
dergleichen  Beete  —  sogen.  Moorbeete  —  sind  durch  den  geringen  Preis  der 
jetzt  überall  erhältlichen  Torfstreu  auf  ein  Minimum  zurückgegangen;  die  Beete 
werden  für  Boretta  und  Eriken  15 — 18  cm  tief,  für  Azaleen  etc.  natürlich  tiefer 
ausgehoben  und  mit  Torfstreu  (nicht  Torfmull)  und  ganz  grober  Lauberde,  der 
man  auf  schwerem  Boden  ebensoviel  Sand,  auf  leichterem  Boden  etwas  weniger 
Sand  zusetzt,  ausgefüllt;  die  Sohle  des  Beetes  wird  mit  etwa  Vn  des  Füll- 
materials durchgehackt,  der  Rest  unvermischt  aufgefüllt.  Xicht  selten  findet 
man  zu  tief  angelegte  Moorbeete,  in  welchen  die  Pflanzen  bei  anhaltender 
Nässe  oder  feuchtem  Untergrund  durch  Vcrsauerung  des  Bodens  zu  gründe 
gehen;  es  ist  daher  notwendig,  die  Kulturbeete  sehr  hoch  gewölbt  anzulegen, 
da  die  Erdmischung  zwar  nur  ganz  langsam,  aber  in  etwa  2 — 3  Jahren  sich 
sehr  stark  setzt.  Auch  wird  ein  Nachfüllen  der  Beete  nicht  selten  erforder- 
lich, wenn  beim  Setzen  des  Bodens  die  Wurzelballen  der  Pflanzen  zu  Tage 
treten;  ein  Festdrücken  oder  Festtreten  der  Erde  zwischen  den  Pflanzen 
fördert  die  unbedingt  nötige  Festigkeit  ihres  Standes. 

Die  irländische  Heide  Avird,  wie  andere  Freiland-Erikcn.  aus  Stecklingen 
Anfang  August  in  Näpfen  oder  Holzkästen,  welche  mit  sandigem  Torfmull  auf 
gutem  Scherbenabzug  halbgefüllt  sind  und  mit  einer  Glasscheibe  gedeckt 
werden,  vermehrt;  die  Behälter  werden  im  Kalthaus  oder  frostfreien  Kasten 
dicht  unter  Glas  aufgestellt  und  gegen  direkte  Sonnenwirkung  geschützt. 
Massige  Feuchtigkeit  ohne  einmaliges  Abtrocknen  sichert  eine  gute  Bewurzelung. 
Im  ersten  Frühjahr  kommen  die  jungen  Pflanzen  in  kleinste  Töpfe  und  auf 
einen  kalten  Kasten;  Anfang  Juni  sind  sie  zum  Auspflanzen  auf  ein  Moorbeet 
fertig  und  entwickeln  sich  hier  unverpflanzt  in  zwei  Jahren  zu  abgebbaren 
Verkaufspflanzen.  Ein  Abtrocknen  der  Beete  birgt  allerdings  während  dieser 
zwei  Jahre  für  die  noch  sehr  flachAvurzelnden  Pflänzlinge  Gefahren  in  sich; 
man  sollte  bei  jungen  Pflanzen  häufiger  giessen  und  spritzen,  während  es  bei 
älteren,  gut  eingewurzelten  Ericaceen  mehr  auf  gründliches  Einschlemmen  der 
Beete  ankommt,  sobald  einmal  längere  Dürre  eintritt.  Das  Hochheben  der 
Wurzelballen  bei  anhaltendem  Regen  und  im  Winter  macht  eine  wiederholte 
Kontrole  nötig,  um  immer  wieder  die  herausgehobenen  Pflanzen  mit  festem 
Handgriff  einzudrücken.  Wo  Schwarzdrosseln  hausen,  hat  man  seine  liebe  Not 
mit  dem  Scharren  dieser  Vögel;  denn  Moor-  und  Ileidebeete  gefallen  diesen 
»Rackern«  ganz  besonders  gut. 

Ein  Winterschutz  ist  für  junge  Versuchspflanzen  unbedingt  nötwendig; 
müssen  doch  alle  Heidepflanzen  —  auch  Azaleen,  Rhododendron,  Rhodora, 
Kalmien,  Ledum,  Clethra,  Andromeda  u.  a.  —  ihrer  flachen  Bewurzelung  und  des 
fatalen  Hochhebens  wegen,  welches  der  Frost  auch  bei  älteren  Pflanzen  ermög- 
licht, auf  der  Wurzel  gut  eingedeckt  werden,  am  besten  mit  Fichtenzweigen, 
Kiefernnadeln.  Farnkraut  oder  ähnlichem,  keine  Fäulnis   erzeugenden  Material, 


846.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  259 


p:in  massiger  Schnitt  der  Ptlanzen  ist  nur  zum  Zweck  gleichförmiger 
Gestaltung  und  Beschränkung  auf  den  ihnen  angewiesenen  Platz  und  Raum 
statthaft,  aber  mit  recht  gutem  Erfolg  anwendbar. 

Iv  a  r  1  K  o  o  p  m  a  n  n  -  Wernigerode. 

Erklärung  der  Tafel  1450a,  b,  c.  Die  oben  genannten  3  Formen  in  nat. 
Grösse,  d  ein  Blatt  von  der  Unterseite,  etwas  zu  weiss,  e  Blüten  im  Längs- 
schnitt, f  ein  Staubgefäss,  g  Fruchtknoten,  h  Querschnitt  durch  den 
Fruchtknoten;  d — h  vergrössert. 


846.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  28.  April  1898. 

Die  Versammlung  wurde  im  Kgl.  botanischen  Museum,  Grunewald- 
strasse 6-7  (im  botanischen  Garten)  abgehalten,  wie  alle  Versammlungen  vom 
April  bis  August. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins,  Wirkl.  Geh.  Oberlinanzrat  von  Pommer  Esche 
widmete  zunächst  den  dahingeschiedenen  iMitgliedern:  Fondsmakler  David 
in  Westend  und  Kgl.  Ökonomierat  Julius  Hoffmann-Beiiin,  zugleich 
Ehrenmitglied  des  Vereins,  der  wenige  Stunden  vor  der  Wrsammlung 
zu  Grabe  getragen,  warme  Worte  der  Teilnahme  und  erhoben  sich  die 
Versammelten  zu  Ehren  der  Verstorbenen  von  ihren  Sitzen.*) 
11.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  der  Gartenbauverein  zu  Blankenburg  am  Harz,  durch  L.Wittmack; 

2.  Herr  Dr.  Otto,    Chemiker  und  Leiter  der   chemischen  Abteilung 
am  Kgl.  Pomologischen  Institut  in  Proskau,   durch  L.  Wittmack. 

III.  Ausgestellte  Gegenstände:  i.  Herr  Otto  Heyneck  zu  Cracau  bei 
Magdeburg  überbrachte  drei  Exemplare  einer  Agave,  die  er  als 
A.  Ililbeyi  vor  4  Jahren  aus  Alexico  in  ganz  ausgetrocknetem  Zustande 
erhalten,  die  sich  aber  gut  entwickelt  haben.  Die  Pflanzen  scheinen  klein 
zu  bleiben  und  dürften  sich  deswegen,  wie  auch  wegen  ihrer  schwarz- 
braunen Dornen,  die  sich  hübsch  von  dem  stumpfen  Grün  der  Blätter  ab- 
heben, vielleicht  auch  für  die  Teppichgärtnerei  eignen.  Herr  Kgl.  Garten- 
inspektor Perring  bemerkte,  dass  nach  dem  Index  Kewensis  die  Pflanze 
A.  Gilbeyi  Hort,  heisst,  aber  dort  als  gleich  mit  A.  horrida  bezeichnet 
Avird.  Immerhin  dürfte  es  gärtnerisch  zulässig  sein,  sie  mit  einem  be- 
sonderen Xamen  zu  bezeichnen,  weil  sie  sich  durch  etwas  schmälere, 
kleinere  Zähne  unterscheidet. 

2.  Herr  Ileyneck  führte  weiter  mehrere  Exemplare  der  Fuchsia- 
hybridc  »Markt sieg«  vor,  nur  um  den  üppigen  Wuchs  zu  zeigen.  Es 
ist  dies  eine  der  wenigen  Fuchsien  mit  gefüllten  weissen  Blüten.  Es 
waren     Stecklinge     vom    Februar     1897,    die     z.    T.     zu     Hochstämmen 

*)  Nachträglich  wurde  bekannt,  dass  auch  Herr  Konsul  a.  D.  Prof.  Krug  in  Gross- 
Lichtcrfelde  verstorben  ist. 


25o  S46.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

herangezogen  waren.  Im  Januar  und  Februar  d.  J.  halten  sie 
reichlich  Blumen,  die  sich  sehr  für  den  Schnitt  eignen,  getragen,  daher 
Avaren  jetzt  nur  einige  Blüten  vorhanden. 

3.  Herr  Gärtnereibesitzer  G.  Bornemann  aus  Blankcnburg  a.  Harz 
lesselte  die  Aufmerksamkeit  der  Versammlung  durch  zwei  blühende  drei- 
jährige äusserst  kräftige  Amaryllis,  eine  dunkelrote  und  eine  heller 
gestreifte,  von  denen  die  erstere  wegen'  ihrer  Grösse,  P^arbe  und 
vollendeter  Form  geradezu  Bewunderung  erregte.  Herr  von  Pommer 
Esche  bemerkte,  dass  man  schwerlich  in  England  und  Belgien  schönere 
sehen  könnte.  (Auch  Herr  Ilofmarschall  von  Saint  Paul,  der  aut  seiner 
Rückreise  von  Belgien  die  Gärtnerei  des  Herrn  Bornemann  besuchte, 
erklärte  diesem,  dass  seine  Amaryllis  es  mit  den  schönsten  in  Gent  aus- 
gestelltgewesenen, denen  von  P.  W.  Ker  in  Liverpool,  aufnehmen  könnten.) 
Herr  Bornemann  bedauerte,  nicht  mehr  haben  vorführen  zu  können,  da 
sein  Flor  bereits  vorüber  ist,  er  habe  Exernjolarc  bis  25  cm  Durchmesser 
gehabt. 

4.  Herr  Bornemann  zeigte  ferner  ein  neues  Pelargonium  :4]antam« 
vor,  eine  Hybride  von  >^Black  Vesuvius'<,  das  sich  durch  ganz  niedrigen 
Wuchs  und  ausserordentliche  Reichblütigkeit  auszeichnet. 

5.  Vom  königlichen  botanischen  Garten  war  eine  interessante 
Sammlung  blühender  A'euholländer  und  Kapflanzcn  ausgestellt, 
unter  denen  folgende  hervorgehoben  werden  mögen:  Stypandra  glauca 
R.  Br.  eine  eigentümliche  Liliaceae  mit  blassblauen  Blumen,  die  wegen 
ihrer  Radform  an  ein  Solanum  erinnern.  Die  Staubfäden  sind  wollig 
behaart,  daher  der  Name  (stype^IIeede,  Werg,  andros=^Mann,  Staub- 
gefäss).  Gnidia  carinata  Thunbg.  Thymelaceen,  mit  kleinen  gelben, 
sehr  wohlriechenden  Blüten  vom  Cap,  Acacia  hast ul ata  und  sinuata, 
Eriostemum  (d.  h.  wolliger  Staubfaden)  myoporoides,  Aotus  gracil- 
lima,  gelbe  Papilionaceae,  Pelargonium  ovale  (^^tricolor)  Boronia 
heterophylla,  dunkelrosa  und  B.  fastigiata,  hellrosa  (Rutaceae).  Herr 
Garteninspektor  Perring  bedauerte,  dass  die  schönen  Bornonien  leider 
etwas  empfindliche*  Pflanzen  seien.  Herr  de  Coene,  von  der  Firma 
Spielberg  &  de  Coene-Französisch-Buchholz  bei  Berlin,  welche  die  so 
viel  bewunderten  Boronia  elatior  auf  der  Jubiläumsausstellung  des 
Vereins  1897  vorgeführt,  bemerkte,  dass  die  ausgestellten  Arten  allerdings 
empfindlich  seien,  Boronia  elatior  aber  wachse  sehr  leicht  wie  man  bei 
ihr  sehen  könne  und  würde  viel  in  Berlin  verkauft. 

Herr  von  Pommer  Esche  bedauerte,  dass  die  Liebhaberei  für  Neu- 
holländer und  Kapflanzen  bei  uns^so  sehr  nachgelassen  habe,  in  Gent 
hätte  er  1893  prächtige  Pflanzen  gesehen. 

6.  Herr  Graef -Steglitz  zeigte  zwei  Exemplare  von  Lissochilus 
Graefii  Kränzlin  vor,  einer  höchst  stattlichen  Erdorchidee  vom  Congo, 
mit  11/2  m  hohen  Blütenstielen.  Die  Kelchblätter  sind  braun,  die  Blumen- 
blätter weisslich  gelb,  aussen  goldgelb,  die  Lippe  gelb,  an  der  Basis  mit 
braunen  Streifen.  Herr  Graef  hat  diese  Pflanze  bereits  1894  im  Verein 
vorgeführt,  wo  Herr  Professor  Kränzlin  sie  erläuterte  (Gartenfl.  1894 
S.  203),  jetzt  besitzt  er  drei  Exemplare  und  will  sie  in  den  Handel  geben. 
Die  Kultur  ist  ähnlich  wie  bei  Phajus  und  allen  Erdorchideen;  eine  gute 


846.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  26 1 

Scherbenunterlage,  darüber  Aloorerde,  Lauberde,  etwas  Kalk  und  etwas 
Lehm. 
IV".  Vor  der  Versammlung  hatte  ein  Preisgericht  getagt,  um  zahlreiche 
Exemplare  eines  gelblaubigen  Viktoria-\'ergissmeinnichts,  mit 
Avelchem  Herr  Gärtnereibesitzer  PL  E.  Wendt-Nieder-Schönhausen  sich 
um  ein  Wertzeugnis  bewarb,  zu  prüfen  und  das  auch  von  der  A'ersammlung 
besichtigt  wurde.  Die  Preisrichter  hatten  darüber  folgendes  Protokoll 
aufgesetzt: 

Verhandelt  Berlin,  den  28.  April  1898.  Die  unterzeichneten  Preis- 
richter erklären  hiermit,  dass  das  denselben  zur  Ansicht  gebrachte 
und  ausgestellte  Viktoria-Vergissmeinnicht  alle  Aussicht  hat,  durch 
weitere  Vervollkommnung  gelbblättrig  zu  werden.  Einige  Pflanzen, 
welche  angeblich  aus  Samen  gezogen,  zeigen  bereits  deutlich  gelbe 
Streifen  und  Tuschungen.  Es  wird  dem  betreffenden  Aussteller,  Herrn 
Emil  Wendt-Xieder-Schönhausen,  Lindenstr.  27,  anheimgegeben,  im 
nächsten    Jahre    aus    Samen    gezogene  Pflanzen   nochmals  auszustellen. 

Das  Preisrichter-Kollegium. 
Hampel.     A.  Janicki.     Th.  Hübner.     Finte  Im  ann.     H.  Weidlich. 

Joseph  Klar.  II.  Amelung. 
Herr  Wendt  berichtete  über  dies  Vergissmeinnicht  noch  in  der  '\''er- 
sammlung,  dass  er  vor  5  Jahren  unter  den  gewöhnlichen  Viktoria- 
Vergissmeinnicht  eins  mit  gelben  Blättern  bemerkt  habe.  Dieses  wurde 
Ton  ihm  durch  Samen  vermehrt  und  haben  die  Pflanzen  die  Gelbblättrigkeit 
beibehalten,  im  übrigen  sind  sie  im  Charakter  ganz  wie  die  Stammtorm 
geblieben,  sie  haben  auch,  wie  das  Viktoria-Vergissmeinnicht,  die  Mittel- 
blüte  gefüllt;  die  Blumen  sind  so  schön  blau  wie  bei  der  Stammform  und 
eignen  sich  die  gelben,  selbst  die  gelbgestreiften  Triebe  sehr  gut  zur 
Binderei,  da  das  Blau  sehr  hübsch  damit  kontrastiert.  Die  rein  gelb- 
laubigen eignen  sich  besonders  zu  Winter-  und  Frühjahrsteppichbeeten, 
da  die  Pflanze  vollständig  winterhart  ist  und  sich  von  weitem  als  gelbes 
Band  zwischen  den  grünen  Exemplaren  sehr  hübsch  ausnimmt.  Die 
Pflanze  ist  aus  Samen  ganz  konstant  gelblaubig. 

Herr  Kohlmannslehner  bemerkte,  dass  die  gelbe  Form  der  gewöhn- 
lichen Myosotis  alpestris  ein  schöneres  Gelb  in  ihrem  Laube  zeige. 
V.  Hierauf  erstattete  L.  Wittmack  einen  ausführlichen  Bericht  über  die 
grosse  Ausstellung  in  Gent.  (Ein  Teil  dieses  Berichtes  ist  schon  in 
Gartenflora  Xo.  9  S.  225  abgedruckt,  das  Weitere  wird  allmählich  folgen 
einige  Spezialberichte  wird  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  bringen.) 

Herr  Geschäftsführer  Junge  fragte  noch  nach  der  Höhe  der 
Subventionen  und  der  Höhe  der  Preise  in  Gent;  auch  sei  es  wünschens- 
wert, später  etwas  über  die  Einnahmen  und  Ausgaben  zu  erfahren,  da 
man  von  solchen  grossen  Ausstellungen  viel  tür  seine  eigenen  lernen 
könne. 

L.  Wittmack  bemerkte,  dass  die  Staatsregierung  30000  Francs,  die 
Stadt  Gent  10000?  die  Provinz  3000  Francs  gegeben  habe.  Die  Preise 
für  die  einzelnen  z.  Teil  grossartigen  Leistungen  seien  durchaus  nicht 
so  hoch  wie  bei  uns;  es  sei  mehr  die  Ehre.  Preise  von  1000  M.  und 
dergl.  kämen  gar  nicht  vor.      Ein    einziger  Ehrenpreis,    der    des    Grafen 


2(32  846.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

de  Germiny  in  St.  Gouville,  Frankreich,  hatte  einen  Wert  A'on  500  Francs 
(für  die  Orchideen  von  A.  Peeters,  Brüssel).  Geldpreise  wurden  nicht 
gegeben,  sondern  nur  Medaillen,  als  höchste  die  goldene  Medaille  Seiner 
Majestät  des  Königs  (für  die  Orchideen  von  H.  Vincke-Duj ardin- 
Brügge).  Die  anderen  goldenen  Medaillen  hatten  einen  Wert  von  200,  150, 
100  und  selbst  50  Francs.  Ein  englisches  Komitee  hatte  Kunstgegenstände 
von  300,  200  und  100  Francs  gestiftet,  Rudolph  Seidel-Dresden  einen 
Kunstgegenstand,  E.  Benary-Erfurt  desgleichen. 

Herr  Garten-Inspektor  Per  ring  erklärte,  wir  könnten  hohe  Prämien 
nicht  entbehren,  denn  in  Berlin  sei  vorzugsweise  ein  Platzgeschäft.  Die 
Gärtner  brächten  bei  Ausstellungen  grosse  Opfer,  die  sie  nicht  ersetzt 
erhielten  durch  vermehrten  Export,  wie  das  in  Belgien  der  Fall  sei. 
Eine  wesentliche  Bedingung  ist,  dass  eine  Ausstellung  bei  uns  Überschüsse 
ergiebt,  und  da  wir  so  hohe  Unterstützung  von  Staat  und  Gemeinde  nicht 
erhoffen  können,  weil  bei  uns  der  Gartenbau  nicht  eine  so  hohe  Stelle 
im  Staatsleben  einnimmt  wie  in  Belgien,  so  müssen  wir  durch  niedrigeres 
Eintrittsgeld  hohe  Einnahmen  zu  erzielen  suchen.  Die  rechtzeitige  Her- 
stellung des  Katalogs  sei  eine  Plauptsache,  die  Nachzügler  brauchten 
nicht  aufgenommen  zu  werden.  Bezüglich  der  ausgestellten  Pflanzen  in 
Gent  habe  Ludwig  Möller  in  seiner  Gärtnerzeitung  geschrieben,  sie 
seien  sehr  schön  gewesen,  aber  wenn  man  in  den  Gärtnereien  nach 
ähnlichen,  nach  Anzuchten  derselben  gesucht  hätte,  hätte  man  keine 
gefunden;  die  grossen  Xeuholländer  seien  fast  alle  in  England  gekauft, 
u.  a.  auch  das  eine  grosse  Exemplar  der  Erica  Cavendishi.  —  Das  war 
nach  Plerrn  Perrings  Beobachtungen  vor  25  Jahren  auch  schon  so,  da 
konnte  man  auch  keine  grossen  Xeuholländer  in  Belgien  kaufen,  aber 
man  hatte  dort  damals  doch  wenigstens  junge  Pflanzen.  Er  sei  vor  drei 
Jahren  sehr  enttäuscht  gewesen;  der  Gartenbau  stehe  in  Belgien  zwar  auf 
einer  sehr  hohen  Stufe,  aber  nur  noch  für  Handelspflanzen,  seltenere 
Sachen  linde  man  nicht,  vanHoutte  hat  noch  versucht,  eine  Sortiments- 
gärtnerei aufrecht  zu  erhalten,  muss  aber  auch  sich  der  allgemeinen 
Richtung  mehr  fügen.  In  Belgien  gilt  es  allgemein  als  zulässig,  gekaufte 
Pflanzen  auszustellen;  was  würde  man  wohl  in  der  Industrie  sagen,  wenn 
ein  Fabrikant  fremde  Gegenstände  ausstellen  wollte?  —  Das  Eintrittsgeld,  das 
in  den  ersten  drei  Tagen  in  Gent  je  5  Frs.  betragen,  liesse  sich  vielleicht 
für  den  ersten  Tag  bei  uns  auch  etwas  erhöhen. 
VI.  Dem  Gartenbau -Verein  für  den  Kreis  Steinburg  zu  Wüster  in  Holstein 
wurde  für  seine  Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung  in  Glückstadt 
vom  17.  bis  19.  September  1897  und  dem  Gärtner -Verein  »Flora«  in 
Wriezen  und  Umgegend  für  seine  Ausstellung  Anfang  September  je 
eine  grosse  silberne,  eine  kleine  silberne  und  eine  bronzene  Medaille 
bewilligt. 
VII.  Nachdem  sämtliche  Ausschüsse  sich  für  eine  grosse  Winterausstellung 
Mitte  Februar  ic^oo  zu  Berlin,  möglichst  im  Landes-Ausstellungsgebäude 
am  Lehrter  Bahnhof,  ausgesprochen  haben,  ist  der  General-Sekretär  mit 
dem  Dezernenten  im  Königl.  Kultusministerium  in  \'erbindung  getreten,, 
um  wegen  einer  Heizbarmachung  des  Gebäudes  zu  sprechen.  Es  ist  ja 
zu   bedauern,   dass   dieses   schöne  Gebäude  0  Monate   im   Jahre   unbenutzt 


846.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung   des  Gartenbaues  etc.  263 


bleiben  muss,  weil  es  nicht  heizbar  sei,  und  würde  sich  der  Verein 
gewiss  den  Dank  von  ganz  Berlin  verdienen,  wenn  infolge  seiner  An- 
regung eine  Heizung  eingerichtet  werde.  Der  General-Sekretär  berichtete, 
CS  sei  ihm  die  wärmste  Unterstützung  zugesagt  worden,  aber  es  sei  auch 
auf  die  ausserordentlichen  Schwierigkeiten  namentlich  wegen  der  Höhe 
der  Säle,  des  eisernen  Gerippes  am  Dache,  des  Tropfenfalles  etc.  hingewiesen. 
Es  seien  dem  Verein  aber  jetzt  Grundrisse  und  Aufrisse  des  Haupt- 
gebäudes und  der  Maschinenhalle  seitens  des  Königl.  ßauinspektors  Kern 
zur  Verfügung  gestellt,  und  erbat  er  vom  Verein  die  nötigen  Mittel,  um 
diese  zu  vervielfältigen  und  sie  grossen  Heizungsfirmen  zuzustellen.  Der 
\'er^in  genehmigte  diese  iMittel.  Herr  Garten-Inspektor  Perring  be- 
merkte, der  Tropfenfall  lasse  sich  beseitigen  durch  Röhren  unter  dem 
Dach,  wie  das  auch  Herr  Rotte  in  seiner  »Fortschrittsbude«*)  thut.  Man 
muss  oben  mehr  heizen  als  unten.  Das  neue  Palmenhaus  im  Taurischen 
Garten  zu  St.  Petersburg  hat  nur  ein  einfaches  Dach;  doch  hat  man  dort 
gar  keinen  Tropfenfall,  auch  stets  trotz  der  grössten  Kälte  die  nötige 
Wärme.  Was  dort  möglich  ist,  muss  bei  uns  erst  recht  möglich  sein.  — 
Herr  Königl.  Obergärtner  Ilabermann  meint,  der  Tropfenfall  lasse  sich 
auf  die  Dauer  viel  billiger  beseitigen,  wenn  man  doppelte  Verglasung 
anwende.  Man  mache  bei  einfachem  fUase  meist  den  Fehler,  dass  man 
die  Scheiben  auch  an  der  Stelle,  wo  sie  übereinander  liegen,  in  Kitt  lege. 

VIII.  Infolge  einer  Anregung  beschloss  der  Verein,  am  8.  Juli,  dem  Tage,  an 
welchem  vor  100  Jahren  der  verstorbene  Professor  Dr.  Schultz- 
Schultz  en  st  ein,  s.  Z.  langjähriger  Vorsitzender  der  Gesellschaft  der 
Gartenfreunde,  das  Licht  der  Welt  erblickte,  einen  Kranz  auf  seinem 
Grabe  auf  dem  Dorotheenstädtischen  Kirchhof  in  der  Liesenstrasse 
niederzulegen. 

IX.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Kgl.  Obergärtner  Habermann, 
Kgl.  Garteninspektor  Weidlich  und  Landschaftsgärtner  W.  Wendt,  hatte 
folgende  Preise  zuerkannt: 

Herrn  H.  Bornemann  in  Blankenburg  a.  Harz  für  Amaryllis  eine 
grosse  silberne  Vereinsmedaille; 

Herrn  Graef,  Steglitz  für  die  Orchideen:  Lissochilus  Graetii  Kränzlin 
eine  kleine  silberne  Vereinsmedaille. 

Ausserdem  bedauerten  die  Preisrichter  lebhaft,  Herrn  O.  FI ey neck 
zu  Cracau-Magdeburg  keinen  Preis  für  seine  Agaven  zusprechen  zu  können, 
da  er  sie  ausser  W'cttbewerb  ausgestellt  hatte. 

X.  Aufgenommen    wurden   als   wirkliche   Mitglieder    die   in   der   letzten   Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen.     (Siehe  Gartenflora  Xo.  8  S.  202.) 

von  Pommer  Esche.  Wittmack. 


'=)  Abgebildet  Gartenti.    1898  S.   lo  u.   20. 


264 


Die  grosse  Ausstellung  in  Gent. 


Die  grosse  Ausstellung  in  Gent. 

(Hierzu  Abbildung  72  u.  73.) 
vV>r^/.ir  ^eben  anbei  einige  Ansichten  dieser  hochbedeutenden  Ausstelluno'  nach 


unseren  eigenen  Photographien. 
Zunächst  die  herrliche  Gruppe  vor  der  Treppe,  die  wie  eine  einheitliche 
aussieht,    während    sie   doch   von   zwei   scharfen   Konkurrenten,   links  von    der 
Socicte    horticole    Gantoise,    Direktor  M.  E.  Wartel,    rechts    von    der    Societe 
anonyme  horticole  Louis  van  Houtte  pcre,  gebildet  wurde. 


Abb.  72.     Die  grosse  Ausstellung  in  Gent. 

Hokorative  Gruppen  der  Societe  liorticole  Si'iitoise  (links)  und  der  Societe  anonyme  horticole 

I-.  \''an  Houtte  pere  (rechts)  im  ijrossen  Saale,  an  der  Haupttreppe. 

Pliotogi  aphirt  von  L.  Wiltmack. 


Auf  dem  Bilde  sieht  man  an  der  Treppe  links  Anthurium  crystallinum, 
davor  Alocasia  argyrea,  rechts  davon  Dracaena  Sanderiana  sowie  zwischen  dieser 
und  dem  im  Vordergrunde  hell  leuchtenden  Caladium  Raymond  Lemonier  das 
vogelnestähnliche  Anthurium  Hookeri.  von  welchem  au  einer  anderen  Stelle  der 
Ausstellung  ein  Exemplar  von  über  2  m  Durchmesser  ausgestellt  war. 

In  der  linken  Gruppe,  der  der  Socicte  hört.  Gantoise  zeichneten  sich  aus 
durch  herrliche  Entwicklung:  Anthurium  \'eitchianum,  Maranta  picturata, 
Ph}"llotaenium  Lindeni,  Alocasia  gigantea.  Lcca  amabilis  (grün  mit  weissen 
Adern)  und  ein  Oncidium  sarcodes  mit  hohem  Blüthenstande  und  gelben  Blumen. 
In  der  van  Houtte  sehen  Sammlung  fesselten  besonders  die  breitfächerige 
Palme  Phoenicophorium  Seychellarum  (hinten  an  der  Treppe),  ferner  die  fast  so 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom  ib.  bis  24.  April   i8g8.  265 

leicht  wie  eine  C'ocos  Weclelliana  gebaute  Phoenix  Roebelini  (rechts  davon), 
AnthuriumWarocc[ueanum  (links  von  letzterer)  ein  geradezu  grossartiges  Exemplar 
der  gelb  blühenden  Erica  Cavendishi  von  2  m  Durchmesser,  wie  erzählt  wurde, 
in  England  gekauft;  auf  dem  Bilde  vor  dem  Phönix),  Alocasia  Rodigasiana  etc. 
Das  3.  Bild  zeigt  den  Blick,  den  man  von  der  im  1.  Bilde  dargestellten 
Treppe  aus  hatte.  Man  übersah  da  den  ganzen  Haupt -Ausstellungsraum.  Unser 
Bild  giebt  nur  den  mittleren  Teil  mit  dem  S.  225  bereits  erwähnten  Teich, 
der  Brücke  dahinter,  rechts  die  Orchideen  von  A.  A.  Peeters-Brüssel,  links 
(weniger  sichtbar)  die  von  G.  Vincke-Duj  ardin -Brügge  und  im  Hintergrund 
die  Erinnerungsgruppe  an  Jean  Linden,  dessen  Büste  in  der  Mitte  erkennbar 
ist.  I'nter  den  zahlreichen  Lindenschen  Einführungen,  die  hier  ausgestellt 
waren,  erregte  historisch  das  grösste  Interesse  die  zwergige,  einer  Stechpalme 
ähnliche  Malpighia  ilicifolia,  die  erste- Pflanze,  welche  Jean  Linden  (1838)  ein- 
geführt.    (Siehe  Gartentlora  i8qS  S.   176.) 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent 
vom  16.  bis  24.  April  1898. 

II.  Neuheiten. 

^  _^^  \ov\     L.    \V  i  t  t  m  a  c  k. 

^S\\ie  hervorragendste  Neuheit  von  F.  Sander  &  Co.  in  St.  Albans  und  Brügge 
^^^^  haben  wir  bereits  auf  S.  225  erwähnt;  wir  bilden  sie  heute  auf  S.  276 
noch  besonders  ab.  Die  übrigen  Sanderschen  Neuheiten  werden  wir  nach 
und  nach  auch  abbilden;  heute  wollen  wir  sie  nur  kurz  besprechen:  1)  Pandanus 
Sanderi  Hort.  Sand,  ist  schöner  als  P.  Veitchi,  weil  nicht  weiss-  sondern  gelb- 
gestreift. Herr  Sander  hält  dies  für  die  beste  Handelspflanze  unter  seinen 
zwölf     Neuheiten.       2)     Fourcraea     Watsoniana,     gleichfalls      gelb     gestreift. 

3)  Anoectochilus  Leopoldii  Hort.  Sand,  mit  grünen  Mittelstreifen,  von  den 
Philippinen.  Diese  Blattorchidee  lag  in  einer  Kiste,  über  welche  ein  Glaskasten 
gestülpt  w'ar  und  trug  die  Aufschritt: 

>Tn  dieser  kleinen  Kiste  den  4.  März  mit  dem  Dampfer  Chemnitz  nach 
einer  Reise  von  27  000  km,  welche  4  Monate  gedauert  hat,  gut  angekommen«. 

4)  Dracaena  Bromfieldi  Hort.  Sand.,  breite,  grüne,  silbern  berandete  Blätter, 
r)  Pinus  Thunbergi  variegata,  eine  mehr  merkwürdige  als  schöne,  gelbgebänderte 
\'arietät  der  japanischen  Kiefer.  6)  Leca  Roehrsiana,  die  sich  aber  als 
L.  sambucina  Willd.  erwies  (siehe  Gard.  Chron.  189S,  I.  S.  242).  7.  Kentia  ? 
Warteliana  (Garden ers  Chronicle  schreibt  Ptychosperma  ?  Warleti),  eine 
sehr      schöne      Palme      mit      keilförmigen,      unterseits      silberigen      Fiedern. 

5)  xVcalypha  Godseffiana  Mast.  (Gard.  Chron.  1808  S.  241),  eine  sehr  schöne, 
weissrandige  Blatt  -  Euphorbiacee,  die  sich  zur  Garnierung  von  Gruppen  in 
Warm-  und  Kalthäusern  sehr  eignen  wird.  Die  Blätter  sind  gestielt,  eiförmig 
oder  eilanzettlich  herzförmig,  an  der  Basis  3  nervig,  oberseits  und 
am  Rande  mit  sehr  vielen  ziemilich  langen  Borsten  besetzt.  9)  Acalypha 
Sanderi  (siehe  S.  276).  10)  Alocasia  Wawrininiana  Mast,  (in  Gard. 
Chron.  1898  I.  S.  241  j,  höchst  seltsame  Aroidee  mit  ca.  ^/'s  m  langen 
und    nur    15    cm    breiten    lanzettlichen,    am    Rande    lappig    gezähnten   puipur- 


266  ^'^  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom   i6.  bis  24.  April   i{ 


bronzefarbigen  Blättern.  Aus  Celebes,  wie  No.  8  und  9  von  Micholitz  gesammelt. 
11)  Eine  Restio  sp.:  F.  Moore  aus  Transvaal,  sparrig  wachsende,  grasähnliche 
Pflanze.  12)  Panax  Mastersiana  Mast,  (in  Gard.  Chron.  1898  S.  242)  mit  ge- 
fiederten, herabhängenden,  gesägten  Blättern. 

Ausserdem  stellte  F.Sander  noch  Aralia  Balfouriana  mit  kleinen  runden, 
gelb  gefleckten  Blättern,  mehrere  Palmen,  zwei  neue  Orchideen  und  neue 
Azaleen  aus,  über  die  anden  betreffenden  Stellen  gesprochen  werden  soll. 

Da  gegen  F.  Sander  &  Co.  niemand  in  Konkurrenz  trat,  so  fehlte  dies- 
mal die  Spannung,  welche  sonst  bei  allen  Besuchern  betr.  der  Aufgabe  1  des 
Programms  >  12  blühende  oder  nichtblühende  Pflanzen,  neuerdings  eingeführt 
und  noch  nicht  im  Handel«  herrschte. 

Die  2.  Aufgabe,  12  neue  Pflanzen  aus  Samen  gezogen,  lösten  zwei 
Aussteller:  L.  De  Smet-Duvivier,  Mont  St.  Amand  bei  Gent,  und  Louis 
Eeckhoute  in  St.  Denis-Westrem  bei  Gent.  Ersterer  stellte  aus:  verschiedene 
Anthurien,  so  »Czar  Nicolas«  triumphans,  Alocasia  gandavensis,  wohl  eine  Form 
von  A.  Sanderiana,  A.  Duvivieri,  Begonia  »Distinction«,  Bertolonia  gandavensis, 
B.  Rex,  3  Croton:  Kerchhovei,  Jeanne  De  Smet  und  Joseph  De  Smet,  sowie  ein 
Cypripedium  aus  Samen. 

E.  H.  Krelage  &  Sohn-Haarlem  führten  die  in  Gent  noch  nicht  aus- 
gestellte Zantedeschia  (Richardia  oder  Calla)  Rehmann i  mit  weisser,  rosa 
angehauchter  Blütenscheide  vor  (diese  rosafarbene  Calla  ist  von  Herrn  Krelage 
beschrieben  und  abgebildet  in  Gartenflora  1894  S.  12  u.  15),  Herr  Königlicher 
Gartenbaudirektor  C.  Lackner-Steglitz  ein  Cypripedium  villosum  mit 
gestreiften  Blättern  (silb.  Med.).  Erwähnt  seien  noch  das  buntblätterige  Mielitzgras, 
Glyceria  spectabilis  fol.  var.,  von  K.  Wezelenburg  in  Hazerswoude  bei 
Leiden,  Holland,  das  Clerodendron  Balfouri  aur.  var.  von  A.  Glym  De 
Vos  &  Co.  in  Utrecht,  Holland,  die  buntblättrige  Varietät  von  Saintpaulia 
ionantha  von  H.  De  Coninck  in  St.  Denis-Westrem  bei  Gent.  Saintpaulia 
wurde  1893  zuerst  in  Gent  vom  Kgl.  Hofgartendirektor  H.  W^endland  aus- 
gestellt und  von  E.  Benary  dann  in  den  Handel  gegeben.  Sie  hat  sich  im 
Sturmschritt  die  ganze  Welt  erobert.  Wilhelm  Pfitz er- Stuttgart  führte  einen 
Sämling  von  Zantedeschia  (Calla)  aethiopica  vor  „Perle  von  Stuttgart",  der 
durch  Kreuzung  von  Z.  „Little  Gem"  mit  Z.  aeth.  grandiflora  entstanden  ist  und 
sich  durch  buschigen  Wuchs  und  zahlreiche  grosse  Blumen  unterscheidet, 
L.  Eeckhoute  in  St.  Denis-Westrem  bei  Gent  eine  Varietät  von  Azalea 
linearifolia  var.  mit  schönen  rosa  Blüten. 

Für  Aufgabe  11:  Freilandpflanze,  aus  Samen  gezogen,  noch  nicht  auf  den 
Ausstellungen  des  Vereins  ausgestellt,  hatte  der  Graf  Chandon  de  Briailles, 
Vorsitzender  des  Gartenbauvereins  zu  Epernay  (Mitbesitzer  der  berühmten 
Champagnerfabrik  Moet  &  Chandon),  eine  goldene  Medaille  im  Werte  von 
100  Francs  gestiftet.  Diese  wurde  Herrn  Pynaert  van  Geert  für  einen 
Azaleodendron  „Victoria",  d.  h.  einen  Bastard  von  Azalea  und  Rhododen- 
dron, zu  teil.  V.  Lemoine  et  fils-Nancy  erhielten  für  ihre  hybride  Deutzia 
eine  silberne  Medaille  I.  Klasse. 

Eine  nicht  blühende  Warmhauspflanze  aus  Samen  brachten  u.  a.  L.  Duval- 
V^rsailles  in  Form  eines  Farnbastardes:  Doryopteris  palmata  X  D.  sagitti- 
folia,  die  den  Namen  D.  Duvali  erhalten  hat;  eine  Kalthauspflanze  aus  Samen 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom   i6.  bis  24.  April   i8g8. 


267 


J.  C.  Schlachter  in  Loos  bei  Lille,  Frankreich,  in  Form  eines  Dracaenen- 
Sämlings  und  eine  neue  Pflanze  mit  gefüllten  Blüten  L.  De  Smet  -  Duvivier 
in  Gestalt  eines  Anthurium  pomponatum. 

Wir  übergehen  die  20  bez.  10  Pflanzen,  welche  seit  1893  i"  clen  Handel 
gegeben,  die  C.  Petrick  -  Gent,  A.  Rigouts  in  Meirelbeke  bei  Gent 
und  L.  De  Smet  Duvivier-Mont  St.  Amand  sehr  gut  ausgestellt  hatten,  und 
welche  hauptsächlich  aus  Blattpflanzen  bestanden,  die  sehr  schön  angeordnet 
waren,  und  wenden  uns  zu  den 

III.  Orcliideen. 

Hier  fehlte  diesmal  Herr  Vuylsteke  in  Loochristi,  welcher  vielleicht 
nicht  ausgestellt  hat,    weil    er  einem    neubegründeten  Verein  »Union«  angehört, 


Abb.  73.     Die  grosse  Ausstellung  in  Gent. 

Mitte  des  Hauptsaales,  von  der  Treppe  aus  gesehen.  —  Im  Hintergrande  die  Erinnerung 
an    J.   Linden    mit  seiner  lUiste. 
Pliotographirt    von     L.    W  i  1 1  m  a  c  1(. 


^ruppc 


der  sich  jetzt  gebildet  hat,  um  die  Interessen  der  Ilandelsgärtner  in  Gent  mehr 
zu  vertreten.  Dieser  Verein  will  schon  im  nächsten  Jahr  eine  grosse  Aus- 
stellung in  Mont  St.  Amand  bei  Gent  veranstalten.  Wir  bedauern  aufrichtig 
diese  Abspaltung,  die  nur  zur  Zersplitterung  der  Kräfte  führen  kann,  und  so  viel 
wir  die  Verhältnisse  beurteilen  können,  hat  die  alte  Gesellschaft  für  die  Ilandels- 
gärtner ebenso  gut  gesorgt  wie  für  die  Liebhaber.  Der  beste  Beweis  ist  wohl 
der,  dass  diesmal  doch  sehr  viele  Handelsgärtner  vertreten  waren  und  viele 
Anmeldungen  wegen  Mangels  an  Raum  noch  zurückgewiesen  werden  mussten. 
Hoftentlich  kehrt  die  neue  Gesellschaft  recht  bald  wieder  in  den  Schoss  der 
Muttergesellschaft  zurück  und  wartet  nicht  49  Jahre,  wie  es  bei  der  Gesellschaft 
der  Gartenfreunde  Berlins  geschehen,  ehe  ihre  Mitglieder  sich  entschlossen, 
wieder  in  den  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  einzutreten.  Es  fehlte 
auch  der  Liebhaber  Herr  Hye-Leysen  u.  Herr  War  ocque;  aber  die  alten  Getreuen 


208  Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom   iG.  bis  24.  April   1898. 

A.  Van  Imschoot  in  Mont  St.  Amand,  G.  Vincke-Duj ardin  in  Brügge, 
A.  Peeters-Brüssel,  A.  De  Smet-Duvivier,  Pynaert  van  Geert  und  viele 
andere  waren  wieder  erschienen  und  als  neu  ein  englischer  Liebhaber,  Herr 
Thompson  in  Stone,  sowie  ein  belgischer:  Herr  Metdepenningen  in  Gent, 
hinzugekommen. 

Den  Preis  S.  M.  des  Königs,  eine  goldene  Medaille  lür  100  Orchideen, 
erhielt  G.  Vincke-Duj  ardin,  den  Preis  des  Grafen  de  Germiny  zu  Gouville 
in  Frankreich,  ein  Kunstgegenstand  im  Werte  von  500  fr.,  für  gleichfalls 
loo  Orchideen  A.  Peeters-Brüssel,  die  goldene  Medaille  im  Werte  von  150  Fr. 
für  die  reichste  Arten-Sammlung  A.  Van  Imschoot,  die  grosse  silberne 
Medaille  des  Williams  Memorial  Fund:  für  15  starke  Exemplare  Herr  Met- 
depenningen. 

In  der  Sammlung  von  G.  Vincke-Brügge  zeichneten  sich  besonders  aus 
die  verschiedenen  Sorten  von  Odontoglossum  crispum,  Odontoglossum  Scheeps- 
dalensis,  rosa  mit  chokoladebraunen  Flecken,  ein  Mittelding  zwischen  O.  crispum 
undAndersonianum,Mesospinidiumvulcanicum,prachtvolles  Exemplar, karminrot, 
Lippe  weiss,  Cattleya  intermedia  Parthenia,  ganz  weiss,  Oncidium  lamelligerum, 
viele  Cypripedien  etc.  etc.;  unter  denen  von  A.  Peeters-Brüssel,  Odonto- 
glossum Halli  superbum,  Miltonia  cuneata,  braun  mit  gelblich  weisser  Lippe, 
Eulophiella  Elisabethae,  Miltonia  Bleuana  aurea,  Phajus  hybridus  »Norman«, 
bräunlich  rosa,  mit  braunroter  Lippe,  Epiphronitis  Veitchi,  prächtige  Exemplare, 
schöne  Zygopetalum  Perrenoudi,  mit  hübscher  violetter,  grosser  Lippe,  Laelia  X 
Latona,  orangegelb  mit  karminroter  Lippe  etc.  etc. 

Unter  den  Pflanzen  von  A.  Peeters  waren  sehr  viele  Exemplare  mit 
leuchtenden  Farben,  so  dass  sie  einen  grossartigen  Effekt  machten. 

Auch  die  Sammlung  von  William  Thompson  zu  Waltham  Orange  bei 
Stone  England,  der  zum  erstenmale  in  Gent  ausstellte,  war  ganz  vorzüglich,  die 
einzelnen  Individuen  sehr  kräftig,  besonders  die  Odontoglossum,  darunter 
O.  crispum  Thompsoniae,  eine  herrliche  sehr  grossblumige  Varietät  mit 
2 — 3  Ähren,  ferner  eine  andere  Varietät  mit  16  ganz  dichtstehenden  Blumen, 
O.  crispum  Annie,  O.  Ruckerianum  mit  2  Ähren,  O.  luteo-purpureum  var. 
hystrix  mit  3  Ähren,  O.  sceptrum,  O.  Weltonense,  O.  Pescatorei,  O.  Halli  mit 
9  Ähren,  O.  Hunnemanni  splendens,  Kelchblätter  braun,  Blumen  gelb,  O. 
Wilckeanum  mit  1  m  hoher  Ähre! 

Das  schönste  Odontoglossum  al-^  Einzelpflanze  war  von  dem  grossen 
Liebhaber  Metdepenningen  -  Gent,  der  ein  Odontoglossum  Madame 
Metdepenningen  ausstellte,  welches  ein  natürlicher  Bastard  ähnlich  dem 
O.  Wilckeanum  sein  soll. 

Auch  in  Odontoglossum  überhaupt  hatte  sich  Herr  Metdepenningen 
sehr  hervorgethan,  nicht  minder  in  anderen  Orchideen  und  wurde  ihm,  wie 
gesagt,  die  Williams-Erinnerungs-Medaille  zu  teil. 

Die  grösste  Sammlung  von  Arten,  auch  nur  botanisch  wichtigen,  brachte 
aber  Herr  van  Imschoot  in  Mont-Saint-Amand.  unter  den  ca.  90  Arten  waren 
hervorragend  Dendrobium  cymbioides  mit  11  Ähren,  Odontoglossum  Hunne- 
wellianum*),  Dendrobium  Kingianum  etc. 


*)   Herr  Hunnewell  ist  der  grosse  Gartenbesitzer  bei  Boston,  Man,  dessen  italienischen 
Garten  wir  Gartentlora   1894,  S.  5y,  besprachen  und  im  Lichtdruck  Tafel   i3q9  abbildeten. 


Entwickelung  und  Bau  der  Blütenknospen.  260 


Herr  Pauwels  in  Antwerpen,  ein  Liebhaber,  gewann  den  1.  Preis  für 
50  Orchideen,  darunter  Odontoglossum  Pauwelsianum,  die,  wie  Rolfe  bemerkt, 
wegen  seiner  gefransten  ovalen  Lippe  vielleichtvon  ( ).  Hunnewellianum  abstammt. 

In  Cypripedien  that  sich  ganz  besonders  Kd.  Pynaert  van  Geert-Gent 
hervor.  Namentlich  schön  waren  C.  Mastersianum,  C.  bellatulum  album, 
schneeweiss,  C.  exul,  C.  villosum  X  insigne  etc. 

Auch  ein  französischer  Gärtner,  Charl.  Maron  in  Brunoy  bei  Paris,  hatte 
gute  Orchideen  ausgestellt,  ferner  L.  De  Smet  Duvivier-Gent,  P.  Lange- 
Vervaene-Brüssel  etc.  etc. 

F.  Sander  &  Co.-St.  Albans  in  Brügge  stellten  zwei  Neuheiten  aus: 
Odontoglossum  crispum,  Roi  Leopold,  Blumen  eigentümlich  schüsseiförmig, 
weisslich-rosa  mit  braunen  Flecken,  von  dem  Herr  Sander  ein  Exemplar  an 
Baron  von  Schroeder  in  England  für  7000  francs  verkauft  hat;  ferner 
Lycaste  Skinneri  Baroness  Schroeder,  ähnlich  wie  L.  S.  alba,  etwas  rötlich 
angehaucht. 

Im  allgemeinen  fehlte  es  an  Caltleyen  und  man  klagte  sehr,  dass  sie 
wie  so  manche  andere  Orchideen  bei  dem  langen  trüben  Winter  und  Frühjahr 
in  den  Knospen  verfault  wären. 


Entwickelung  und  Bau 
der  Blütenknospen  unserer  Obstbäume  und  Obststräucher. 

(t^,^  \'on  Prot'.  Dr.  .1.  Behrens.*) 


^' 


^)  s  ist  eine  längst  und  allgemein  bekannte  Thatsache,  dass  die  Blüten  unserer 
Obstbäume  und  Obststräucher  nicht  erst  im  Jahre  ihrer  Entfaltung  und 
kurz  vor  derselben  gebildet  werden,  sondern  dass  sie  schon  im  Jahre  vorher 
angelegt  sind  und  meist  innerhalb  der  V.'interknospen,  geschützt  durch  die 
harten  Knospenschuppen,  die  ungünstige  Jahreszeit,  den  Winter,  überdauern,  um 
beim  Wiedereintritt  günstigerer  Witterung  sich  zu  vergrössern,  aus  den  Knospen 
herauszutreten  und  aufzublühen.  Jedem  direkt  sichtbar  ist  das  bei  den  männ- 
lichen Blüten,  den  sogenannten  Kätzchen  des  Haselnussstrauches,  die  schon  im 
Herbst  vollständig  sichtbar  sind  und  im  Frühjahr  sich  nur  etwas  zu  strecken 
brauchen,  um  den  gelben  Blütenstaub  zu  entlassen. 

Wenn  wir  im  ersten  Frühjahr  das  Wachstum  eines  Obstbaumzweiges, 
z.  B.  bei  einem  Kirschbaum,  näher  verfolgen,  so  sehen  wir,  wie  aus  der  Knospe 
ein  Spross  mit  zarten  Blättern  hervorbricht  und  sich  rasch  verlängert.  Nachher, 
im  Sommer,  sieht  es  aus,  als  wenn  sein  Wachstum  aufhöre.  Das  ist  aber 
nicht  der  Fall.  Die  Spitze  fährt  nämlich  fort  in  derselben  Weise  wie  bisher 
zu  wachsen,  Blätter  zu  bilden.  Aber  die  einzelnen  Abschnitte  des  Sprosses 
zwischen  den  Blättern  strecken  sich  jetzt  nicht  in  die  Länge  wie  im  ersten 
Frühjahr,  sondern  bleiben  ausserordentlich  kurz,  und  auch  die  Blätter  bleiben 
sehr  klein.  Auch  nehmen  einige  Blätter,  welche  auf  das  im  Frühjahr  entfaltete 
Laub  zunächst  folgen,  mit  der  Zeit  andere  Eigenschaften  an  als  dieses:  sie 
bleiben  klein,    schuppenförmig;    ihre    anfangs    grüne    Farbe    verschwindet,    sie 


*)   Aus  dem  „Wochenblatt  des  Landwirtschaftlichen  N'ereins  im  Grossherzogtum  Baden". 


270  Entwickelung  und  Bau  der  Blütenknospen. 

werden  braun  und  hart  und  biegen  sich  zusammen  über  das  langsam  weiter- 
wachsende und  Blätter  bildende  Ende  des  Sprosses,  mit  einem  Worte,  sie  werden 
Knospenschuppen,  welche  den  zarten  Sprossscheitel  mit  den  jungen  Blättern 
bedecken  und  gegen  die  Witterungseintlüsse  zu  schützen  vermögen.  So  bildet 
sich  die  Endknospe,  welche  im  kommenden  Jahre  sich  entfalten  wird  und  nur 
wenigen  Obstgehölzen,  darunter  aber  z.  B.  der  Rebe,  fehlt.  An  jedem  Laub- 
triebe beginnt  im  Jahre  seiner  Entfaltung  auch  die  Bildung  von  Seitenzweigen, 
von  denen  einer  in  jedem  Blattwinkel  entsteht.  Aber  in  dem  Jahre  ihrer  Ent- 
stehung wachsen  diese  Seitentriebe,  meistens  wenigstens,  nur  sehr  langsam  und 
nehmen  ganz  die  Eigenschaften  an,  welche  vorher  für  die  Knospe  am  Ende 
des  Triebes  beschrieben  wurden.  Von  der  Endknospe  unterscheiden  sich  die 
Seitenknospen  nur  durch  ihre  Stellung.  Auch  sie  werden  im  nächsten  Jahre 
sich  zu  Seitenzweigen  entwickeln,  wenn  auch  nicht  alle,  so  doch  zum  Teil. 
Da  der  Rebe  die  Endknospe  fehlt,  so  ist  dieselbe  hinsichtlich  ihrer  Verlängerung 
allein  auf  die  Seitenknospen  angewiesen. 

So  bilden  sich  die  Laubknospen,  welche  den  Trieb  für  das  nächste  Jahr,  aber 
keine  Blütenanlagen  enthalten.  Tragknospen  oder  Fruchtaugen,  d.  h.  solche  Winter- 
knospen, welche  auch  Blütenanlagen  enthalten,  bilden  sich  erst  von  einem  gewissen 
Alter  des  Baumes  oder  Strauches  an.  Beim  Kernobst  (Äpfel  und  Birnen)  bilden  sich 
in  den  Endknospen  kürzerer  Zweige,  der  sogenannten  Fruchtzweige  oder  des 
Fruchtholzes  (Fruchtspiesse,  Ringelspiesse,  F^ruchtruten),  Blütenanlagen  aus. 
Beim  Steinobst  (Kirschen,  Pfirsiche,  Pflaumen  u.  s.  f.)  dagegen  ist  die  End- 
knospe jedes  Zweiges  stets  eine  Laubknospe,  und  die  Fruchtaugen  entstehen 
als  Seitenknospen  vorjähriger  Zweige.  Diese  sind  entweder  gewöhnliche,  lange 
Laubtriebe  oder  aber  kurze,  schwachwüchsige  Zweige,  die  sogenannten  Bouquet- 
zweige,  an  denen  die  Fruchtaugen  sehr  gehäuft  um  eine  endständige  Laub- 
knospe stehen,  die  den  Bouquetzweig  zu  verlängern  bestimmt  ist.  Besonders 
häufig  sind  die  Bouquetzweige  bei  der  Süsskirche,  bei  der  ich  vor  einiger  Zeit 
einen  Bouquetzweig  fand,  der  nicht  weniger  als  lo  Jahre  alt  war,  und  also 
neunmal  Blüten  und  voraussichtlich  auch  Früchte  getragen  hatte.  Nebenbei 
bemerkt,  liegt  es  selbstverständlich  im  eigenen  Interesse  des  Obstzüchters, 
solche  Bouquetzweige  beim  Steinobst  und  das  Fruchtholz  des  Kernobstes  bei 
der  Ernte  sorgfältig  zu  schonen.  Auf  ihnen  beruht  ja  die  Hoffnung  für  das 
nächste  Jahr,  beim  Steinobst  wenigstens  zu  einem  sehr  wesentlich  ins  Gewicht 
fallenden  Teil.  Leider  geschieht  das  vielfach  nicht.  Beim  Abnehmen  des 
Obstes  werden  Bouquetzweige  und  Fiuchtholz  gar  zu  häufig  aus  Unverstand 
abgerissen  und  abgeschlagen  und  der  Baum  so  verwüstet. 

Von  den  Laubknospen  sind  die  Blütenknospen  in  vielen  Fällen  schon 
äusserlich  zu  unterscheiden.  Die  ersteren  haben  eine  schlankere,  spitze  Form, 
die  letzteren  dagegen  sind  dicker  und  rundlich.  E^as  ist  besonders  beim  Stein- 
obst und  speziell  bei  der  Kirsche  der  Fall. 

Die  Fruchtaugen  beim  Kernobst  sowohl  wie  beim  Steinobst  enthalten 
nur  die  Anlage  eines  kurzen  Triebes,  der  mit  einer  Blüte  oder  mit  einem  Blüten- 
stande, einer  Gruppe  von  Blüten,  endigt.  Anders  ist  es  beim  Beerenobst,  bei 
dem  Stachel-  und  Johannisbeerstrauch  sowie  beim  Weinstock.  Bei  diesen 
treiben  auch  die  Winterknospen,  welche  Blütenanlagen  in  ihrem  Innern  ent- 
halten, einen  gewöhnlichen  Laubzweig,  der  sich  mehr  oder  weniger  stark  ver- 
längert, sehr  stark  bei  der  Rebe,  nur  schwach  bei  dem  Stachelbeerstrauch,  und 


Entwickelung  und  Bau  der  Blütenknospen.  27 1 


an  dem  nur  seitlich  eine  oder  einige  Blüten  oder  Blütenstände  (Trauben,  Ge- 
scheine)  stehen,  der  aber  nie  in  einer  Blüte  endet.  Man  bezeichnet  diese  Art 
von  Blütenanlagen  enthaltenden  Winterknospen  wohl  als  gemischte  Knospen. 
Sie  sehen  den  Augen,  welche  nur  eine  Zweiganlage  im  Innern  enthalten,  aber 
keine  Blüten,  ganz  gleich.  Bei  der  Rebe  sind  z.  B.  die  untersten,  nahe  dem 
Altholzzapfen  am  Wulst  und  dicht  gedrängt  stehenden,  kleinen  Augen  am 
Jahrestriebe  meist  reine  Laubknospen,  darüber  folgen  bis  zwanzig  und  mehr  ge- 
mischte Knospen  und  endlich  unter  Umständen  auch  wohl  wieder  reine  Laub- 
knospen. 

Wir  haben  also  gesehen,  dass  in  den  Winterknospen  schon  die  Blüten 
vorgebildet  vorhanden  sind,  wenn  der  Obstbaum  oder  Obststrauch  noch  im 
Winterschlafe  ruht.  Natürlich  sind  ihre  Teile  in  diesem  Zustande  ausser- 
ordentlich klein  und  mit  blossem  Auge  meist  gar  nicht  zu  erkennen.  Aber  die 
wesentlichsten  Teile  der  Blüte  sind  doch  schon  fertig  und  brauchen  sich  beim 
Eintritt  wärmerer  Witterung  nur  zu  vergrössern  und  zu  färben,  damit  die  Blüte 
sich  öffnen  kann.  Es  fragt  sich  nun,  wann  denn  eigentlich  die  erste  Anlage 
der  Blüten  geschieht. 

Von  vornherein  lässt  sich  leicht  denken,  dass  das  nicht  im  kalten  Winter 
der  Fall  ist.  Der  vorhergehende  Sommer  ist  die  Jahreszeit,  wo  die  Blüten  an- 
gelegt werden,  die  uns  im  laufenden  Jahre  durch  ihr  Aufblühen  die  Hoffnung 
auf  eine  reiche  Ernte  erwecken.  Bei  den  einzelnen  Obstarten  ist  natürlich  der 
Zeitpunkt,  wo  die  ersten  Blütenanlagen  entstehen,  verschieden,  und  es  richtet 
sich  das  ausserdem  auch  etwas  nach  der  Witterung.  Der  Einfluss  der  letzteren 
ist  aber  doch  nicht  sehr  gross. 

Für  den  Kirschbaum  hat  Askenasy  die  Bildung  der  Blütenknospen  etwas 
näher  verfolgt.  Er  fand  für  die  Süsskirsche  in  Heidelberg,  dass  die  Blüten- 
anlagen in  den  neuen  W'interknospen  im  Laufe  des  Juli  sichtbar  werden.  Die 
junge  Blüte  hatte  Ende  Juli  einen  Durchmesser  von  nur  etwa  74  mm;  derselbe 
vergrösserte  sich  allmählich,  bis  er  am  1.  Dezember  1  mm  betrug,  und  blieb 
dann  der  gleiche  bis  zum  Adärz,  wo  die  Vergrösserung  sehr  schnell  vor  sich 
ging,  sodass  bald  die  normale  Grösse  der  entfalteten  Kirschenblüte  erreicht 
war.  Die  Kelchblätter,  die  Blumenkronenblätter,  die  Staubfäden  und  der  Stempel 
waren  alle  Anfang  August  schon  gebildet,  aber  natürlich  sehr  klein.  Ihr  Wachstum 
erfolgte  entsprechend  dem  der  ganzen  Blüte. 

Beim  Birnbaum,  dessen  Blütenentwickelung  Albert  in  Rostock  unter- 
suchte, wurden  die  ersten  Anlagen  der  nächstjährigen  Blüten  am  11.  August 
gefunden.  An  ihnen  waren  nur  teilweise  die  jungen  Kelchblätter  erkennbar. 
Am  21.  August  w^aren  aber  überall  die  Kelchblätter  sowohl  wie  die  Kronen- 
blätter angelegt.  Im  Laufe  des  September  kamen  dazu  die  Staubgefässe  und 
im  Oktober  der  Stempel.     Dann  begann  das  Wachstum    erst    wieder    im  März. 

Bei  der  Rebe  fällt  das  Auftreten  der  ersten  Gescheinsanlagen  in  den 
Winterknospen  zusammen  mit  dem  ersten  Anschwellen  derselben.  Da  die 
Augen  an  einem  Rebentrieb  zu  verschiedener  Zeit  entstehen,  so  verteilt  sich 
auch  die  Anlage  der  Gescheine  in  ihnen  auf  längere  Zeit.  In  den  untersten, 
ältesten  Augen,  die  zuerst  angelegt  werden,  fanden  Müller-Thurgau  und  ich 
übereinstimmend  die  ersten  Gescheinsanlagen  schon  Mitte  Juni;  Anfang  Juli  war 
auch  ein  zweites  Geschein  in  der  Knospe  schon  vielfach  nachw^eisbar.  Im 
Laufe  des  Sommers  bis  zum  Herbst  bilden  sich  die  Anlagen    mehr    und    mehr 


2-^2  Entwickelung  und  Bau  der  Blütenknospen. 

aus;  zunächst  schreitet  die  Verzweigung  weiter  fort;  schliesslich  erscheinen  an 
den  Enden  der  Zweige  die  Anlagen  der  eigentlichen  Blüten.  In  den  oberen 
Winterknospen  des  Jahrestriebes  schreitet  die  Ausbildung  der  Gescheinsanlagen 
natür'lich  nicht  mehr  so  weit  vor  wie  in  den  unteren.  Aber  das,  was  im  Jahre 
der  Anlage  nicht  erreicht  wurde,  wird  keineswegs  im  Jahre  der  Entfaltung 
nachgeholt.  Wo  nur  wenig  Blütenanlagen  am  jungen  Gescheine  im  Herbst  ge- 
bildet sind,  da  bilden  sich  keineswegs  neue  im  Frühjahr,  vielmehr  tritt  das 
Geschein  nun  mit  den  wenigen  vorgebildeten,  jetzt  sich  vergrössernden  Blüten 
hervor;  es  entsteht  ein  Mittelding  zwischen  einer  Ranke  und  einem  Gescheine, 
das  hervortretende  Gescheine  vergabelt,  wie  man  zu  sagen  pflegt.  Es  ist  also 
unrichtig,  wenn  man  behauptet,  dass  im  Frühjahr  infolge  herrschender  un- 
günstiger Witterung  die  Gescheine  vergabein  könnten.  Die  Gescheine  treten 
so  blütenreich  und  so  zahlreich  auf,  wie  sie  im  Vorjahr  in  der  Knospe  aus- 
gebildet sind.  Das  Jahr  der  Entfaltung  kann  wohl  einen  geringen  Fruchtansatz 
am  Gescheine.  das  sogenannte  Verrieseln  durch  ungünstige  Witterungsverhältnisse 
herbeiführen,  aber  nicht  das  Vergabein  der  Gescheine.  Ob  das  letztere  eintritt, 
ist  schon  im  Vorjahre,  im  Jahre  der  Anlage  entschieden. 

Wie  aus  dem  Vorhergehenden  hervorgeht,  wissen  wir  leider  recht  wenig 
über  den  Zeitpunkt,  wann  eigentlich  die  Blüten  an  unseren  Obstbäumen  und 
Obststräuchern  angelegt  werden.  Und  doch  könnte  eine  genauere  Kenntnis 
darüber  vielleicht  recht  wertvoll  sein,  indem  sie  uns  in  den  Stand  setzen  könnte, 
den  Baum  oder  Strauch  durch  geeignete  Behandlung,  Düngen,  Begiessen, 
Trockenhalten,  Schnitt  und  dergleichen,  zur  Zeit  des  Entstehens  der  Anlagen 
in  der  Bildung  solcher  zu  unterstützen.  Freilich  müssten  wir  dazu  andrerseits 
auch  mehr  Kenntnisse  davon  haben,  welche  Umstände  denn  eigentlich  auf  die 
Blütenbildung  von  Einfluss  sind.  Da  hapert  es  aber  gewaltig.  Unser  Wissen 
davon  ist  mehr  als  lückenhaft  und  unvollständig.  Der  Nutzen,  den  eine 
genauere  Kenntnis  der  Entwickelung  der  Blüten  unseres  Obstes  haben  könnte, 
ist  also  zunächst  noch  Zukunftsmusik.  Was  wir  von  den  Umständen  wissen, 
die  einen  Einfluss  auf  die  Blütenbildung  haben,  stellen  wir  hier  kurz  zusammen. 

Von  äusseren  Verhältnissen  kommt  da,  wie  allgemein  bekannt,  zunächst 
die  Witterung  des  Jahres  und  der  Zeit  in  Betracht,  in  welcher  die  Blütenanlage 
geschieht.  Es  ist  ja  eine  bekannte  Thatsache,  dass  auf  ein  gutes  Weinjahr 
regelmässig  auch  ein  gutes  Obstjahr  folgt,  wenn  nicht  die  Kälte  oder  der  Regen 
die  Blüte  stören  und  den  Fruchtansatz  hindern.  Bei  der  Rebe  ist  es  ähnlich. 
Ich  erinnere  nur  an  den  reichen  Samenansatz  in  den  Jahren  1894  und  1896, 
die  auf  die  guten  Weinjahre  1893  und  1895  folgten.  Wenn  nicht  immer  auf  ein 
gutes  Weinjahr  auch  ein  Jahr  mit  reichem  Samenansatz  folgt,  so  liegt  das 
daran,  dass  natürlich  bei  etwas  reichem  Behang  in  einem  guten  Weinjahr  auch 
zur  Ernährung  der  Trauben  grosse  Ansprüche  an  die  Stöcke  gestellt  werden, 
und  dass  dabei  die  Winterknospen  leicht  etwas  in  ihrer  Ernährung  zu  kurz 
kommen.  Wie  die  günstigen  Witterungsverhältnisse  im  einzelnen  wirken,  das 
wissen  wir  nicht.  In  günstigen  Jahren  begünstigt  nicht  .nur  der  Sonnenschein 
die  Thätigkeit  der  Blätter  und  damit  die  Ernährung,  sondern  auch  die  grössere 
Wärme  und  die  Trockenheit  spielen  mit.  Welchem  dieser  Einflüsse  der  Haupt- 
anteil zufällt,  wissen  wir  nicht. 

Der  Ernährungszustand  beeinflusst  sicher  die  Bildung  von  Blütenanlagen. 
Gut  gedüngte  Reben  und  Obstbäume  blühen  und  tragen  bekanntlich  auch  reicher 


Entwicklung  und  Bau  der  Blütenknospen.  273 


als  solche,  die  Mangel  leiden.  Versuche  an  der  Deutsch-Schweizerischen 
Versuchsstation  und  Schule  für  Obst-  und  Weinbau  zu  Wädensweil  zeigten, 
dass  Reben,  bei  denen  die  Geize  nicht  vollständig  ausgebrochen,  sondern  nur 
eingekürzt  wurden,  um  20  pCt.  Mehrertrag  ergaben  gegenüber  jenen,  wo  die 
Geize  ganz  entfernt  wurden,  zweifellos,  weil  die  Augen  der  ersteren  auch  durch 
die  Geizenblätter  mit  ernährt  wurden.  So  kann  man  also  auch  durch  die 
Laubbehandlung  auf  eine  Förderung  des  Blütenansatzes  hinarbeiten. 

Sicher  aber  ist  auch  die  Wärme  sowohl  wie  die  Trockenheit  von  günstigem 
Einlluss,  kaltes  und  feuchtes  Wetter  umgekehrt  von  ungünstigem.  Die  Trocken- 
heit wirkt  wohl  wesentlich  dadurch,  dass  sie  das  Längenwachstum  der  Triebe 
herabsetzt.  Es  ist  eine  alte  Erfahrung,  dass  unter  einem  gar  zu  kräftigen 
Längenwachstum  die  Fruchtbarkeit  der  Augen  leidet.  Bei  den  Obstbäumen 
linden  wir  die  Tragknospen  ausschliesslich  oder  wenigstens  gehäuft  und  in 
grosser  Zahl  auf  recht  schwachwüchsigen  Seitenzweigen,  den  Fruchtspiessen 
und  Bouquetzweigen.  Xach  Versuchen,  die  in  Geisenheim  ausgeführt  wurden, 
begünstigt  das  Gipfeln  die  Anlage  und  Ausbildung  der  Gescheine  in  den 
Augen.  Der  Ertrag,  der  im  Jahre  1887  gegipfelten  Reben  war  im  Jahre  1888 
um  78  pGt.  höher  als  der  der  nicht  gegipfelten,  sonst  aber  ähnlich  behandelten. 
Dass  die  Fruchtbarkeit  der  Augen  durch  das  Einkürzen  der  zugehörigen  Geize 
gefördert  wird,  haben  wir  vorher  schon  erwähnt.  umgekehrt  leidet  die 
Fruchtbarkeit  der  Augen,  wenn  die  zugehörigen  Geize  zu  kräftig  treiben. 
67  Augen,  bei  denen  MüUer-Thurgau  1880  die  Geizen  hatte  auswachsen  lassen, 
indem  er  den  Haupttrieb  zurückschnitt,  brachten  1881  nur  9  vollkommene  und 
4  kleine  Gescheine;  dagegen  brachten  78  Augen,  deren  zugehörige  Geize  sich 
normal  entwickelt  hatten,  nicht  weniger  als  22  grosse  und  11  kleinere  Gescheine. 
Mancher  erinnert  sich  wohl  auch  der  Beobachtung,  wie  gerade  augenscheinlich 
kränkelnde  und  schwachwüchsige  Obstbäume  ganz  überaus  reichlich  blühen. 
Endlich  ist  es  ja  ein  altbekanntes  und  bewährtes,  allerdings  nur  unter  Um- 
ständen zu  empfehlendes  Hilfsmittel,  unfruchtbare  Bäume  zum  Blütenansatz  und 
zum  Tragen  zu  zwingen,  dadurch,  dass  man  ihre  Wurzeln  blosslegt  und  zurück- 
schneidot.  Auch  hier  wirkt  der  Wurzelschnitt  nur  insofern,  als  er  eine 
Schwächung  des  Wachstums  zur  Folge  hat. 

Ausser  den  vorhin  erwähnten,  verhältnismässig  durchsichtigen  Umständen 
wirken  aber  noch  andere  LTrsachen,  die  wir  nicht  so  klar  erkennen  können, 
und  die  in  den  Eigenschaften  jedes  Baumes,  jedes  Strauches  liegen,  sogenannte 
innere  Ursachen,  auf  die  Fruchtbarkeit  ein.  So  wissen  wir  den  Grund  nicht, 
weshalb  z.  B.  beim  Frühburgunder  schon  die  untersten  Augen  jedes  Jahres- 
triebes Gescheinsanlagen  bilden,  beim  Trollinger  aber  nicht.  Auf  inneren 
Eigenschaften  der  Art  und  Sorte  beruht  es  auch,  wenn  jede  Obstart  und  Obst- 
sorte erst  in  einem  gewissen  Alter  tragbar  wird.  Durch  entsprechende  Pflege 
kann  man  die  Zeit  wohl  abkürzen,  welche  vergeht,  bis  ein  junger,  eben  ge- 
pflanzter  Obstbaum  tragbar  wird,  aber  das  geht  doch  nicht  beliebig,  sondern 
hat  bestimmte  Grenzen.  Endlich  zeigen  auch  unter  ganz  gleichen  Umständen 
verschiedene  Exemplare  derselben  Obstsorte  eine  verschiedene  Fruchtbarkeit. 
Das  fällt  besonders  auf  bei  den  Reben,  die  in  grösserer  Zahl  in  einem  Reb- 
berg stehen.  Schon  die  alten  Instruktionen  für  die  Rebleute,  die  in  den  Wein- 
bergen des  berühmten  Klosters  Eberbach  sowie  der  ebenso  berühmten  Domäne 
Johannisberg    (beide    im    Rheingau)    beschäftigt    waren,    schreiben    vor,    dass 


274 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 


nicht  nur  das  zur  Anlage  junger  Weinberge  erforderliche  Setzholz  nur 
von  fruchtbaren  Stöcken  geschnitten  werden  soll,  sondern  dass  auch  die 
unfruchtbaren  Rebstöcke  in  älteren ,  im  Ertrage  stehenden  Weinbergen 
ausgeschnitten ,  dass  die  Weinberge  zu  diesem  Zweck  unter  Aufsicht 
des  Aufsehers  eigens  begangen,  und  an  Stelle  der  ausgehauenen  Reben  im 
Herbst  oder  Frühjahr  neue  Stöcke  gesetzt  werden  sollen.  Neuerdings  hat  ein 
französischer  Weingutsbesitzer  auf  Grund  mehrjähriger  Beobachtungen  und 
Notizen  interessante  Angaben  über  das  Verhalten  verschiedener  Stöcke  im  Laufe 
mehrerer  Jahre  gemacht.  Der  betreffende  Rebberg,  eine  Neuanlage,  kam  1894 
zum  ersten  Mal  in  Ertrag.  Über  die  Rebstöcke  einer  kleinen  Abteilung  wurde 
besonders  Buch  geführt,  und  zwar  über  43  Reben,  die  1894  nicht  oder  nur  je 
eine  Traube  getragen  hatten,  und  über  45  fruchtbarere  Stöcke.  Das  Ergebnis 
war  folgendes:  Die  43  schlechttragenden,  sowie  die  45  guttragenden  Stöcke 
ergaben  folgende  Erträge: 

Zahl    der    Trauben 
^  für  die  schlechten  für  die  guten 

•^  zusammen         für  den  Stock  zusammen       für  den  Stock 

1894  41  1  292  6,5 

1895  74  i>7         ,  419  9,3 

1896  155  3,6  748  16,6 

1897  41  1  237  5 

Die  Ertragsunterschiede  sind  geradezu  schlagend  und  beweisen  klar,  wie 
nützlich  und  wichtig  eine  sorgfältige  Auswahl  der  Stöcke,  von  denen  die  Blind- 
hölzer geschnitten  werden  sollen,  sein  kann. 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 

hn  Auszuge  wiedergegeben  von  Dr.  J.  Buchwald.  [Fortsetzung.] 

4.    Versuchs  garten    in    Daressalam. 

Dieser  Versuchsgarten  soll  kein  botanischer  Garten  sein,  sondern  es 
sollen  hier  Alleebäume  und  Zierpflanzen  für  die  Anlage  in  Daressalam  und  in 
anderen  Küstenorten  vermehrt  bez.  akklimatisiert  werden.  Eine  grosse  Zahl 
von  Alleebäumen  werden  angeschult,  besonders  Poinciana  regia  und  Al- 
bizzia  Lebbeck.     Erwähnenswert  sind  weiter.*) 

a.  Gewürze,  Reizmittel  etc. 

Coffea  arabica  ist  in  zwei  Exemplaren  im  Garten,  die  reichlich  Fruch 
tragen. 

C.  liberica.  Einige  der  vor  3  Jahren  angepflanzten  Bäume  sind  jetzt 
1,5 — 2  m  hoch  und  haben  gute  Früchte  angesetzt. 

Vanille.  Aus  Mangel  an  Humus  im  Boden  (letzterer  besteht  nämlich 
fast  nur  aus  Meeressand)  stehen  die  Pflanzen  schlecht.  Jatropha  Curcas  hat 
sich  als  Schattenpflanze  nicht  bewährt. 

Pfeffer,  von  den  Sechellen  bezogene  Pflänzchen  stehen  gut,  jedoch  ist 
wenig  Hoffnung  auf  weiteres  Gedeihen  vorhanden  wegen  des  zu  trockenen 
Klimas. 


*)  Ich  entnehme  dem  Bericht  im  Notizblatt  nur  die  wichtigsten  Arten. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen.  275 

Erythroxylon  Coca.  Ein  Busch  entwickelt  sich  gut,  aber  eine  Ver- 
mehrung aus  den  Früchten  ist  bisher  nicht  gelungen. 

Kakao.  Das  Klima  ist  zu  trocken,  die  Pflanzen  erreichen  etwa  1/2  ^^i 
Höhe  und  gehen  dann  ein. 

Thee  (assam,  sinensis,  hybrida).     Junge  Sämlinge  stehen  gut. 

Ficus  elastica  und  Manihot  Glaziovii  gedeihen  sehr  gut,  letztere  giebt 
aber  fast  keinen  Kautschuk,  wahrscheinlich  leider  auch  erstere. 

Vahea  sp.  von  Madagaskar  kommen  gut.  Recht  schön  sind  davon  einige 
Pflanzen  in  Tanga  gediehen. 

b.  Fruchtbäume. 

Spondias  dulcis  wächst  sehr  üppig,  die  Bäume  sind  2— 4  m  hoch. 

Persea  gratissima.  Sämlinge  entwickeln  sich  gut  und  sind  z.  Z. 
1  m  hoch. 

Eriobotrya  japonica.     Einige  Pflanzen  entwickeln  sich  sehr  kräftig. 

Durio  zibethinus.  Die  Anzucht  der  Samen,  aus  Zansibar  bezogen, 
gelang  zweimal  nicht,  junge  Pflanzen  von  ebendaher  scheinen  ebenfalls  nicht 
zu  gedeihen. 

Anona  cherimolia.     Sämlinge  stehen  gut. 

A.  muri c ata  wächst  überall  halb  wild.  Die  Bäume  sind  3 — 4  m  hoch, 
noch  ohne  Blüten. 

Tamarindus  indica.  Die  Bäume  im  Garten  leiden  sehr  unter  einer 
Blattkrankheit.  Im  Innern  kommt  der  Baum  wild  vor  und  erreicht  eine  be- 
deutende Grösse. 

Ceratonia  Siliqua  wächst  sehr  langsam  und  bildet  keinen  Stamm. 

Eugenia  jambosa.     Sämlinge  stehen  ausgezeichnet. 

c.  Faserpflanzen. 

Nur  Pandanus  sp.  von  hier  und  P.  utilis  von  Madagaskar  kommen 
gut  vorwärts.  Die  4  Sanseviera-Arten  gedeihen  alle  sehr  langsam,  sodass  an 
eine  Kultur  der  Pflanzen  nicht  gedacht  werden  kann,  manche  Agaven  kommen 
gut.  Von  Berlin  wurden  Samen  von  Corchorus  capsularis  gesandt,  welche 
zwar  gut  aufgingen,  aber  die  Pflanzen  wurden  nur  50  cm  hoch.  Jedoch 
werden  die  Versuche  mit  dieser  Pflanze  fortgesetzt.  Phormium  tenax,  der 
neuseeländische  Flachs,  will  nicht  recht  gedeihen.  (Forts,  folgt.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Acalypha  Sanderi  N.  E.  Brown.  I   der    die  Sonne   liebt   und   seine   schön 

(Hierzu  Abb.  74.1  }  karmoisinroten,    1/2  i^i    langen,    herab- 

Diese    ganz    hervorragende    Neuheit  hängenden     Blütenähren     sehr     lange 

von     Sander    &    Co.     zu    St.  Albans  1   behält. 

(England)  und  Brügge  (Belgien),  welche  N.  E.  Brown  beschrieb  diese  Neuheit 

auf    der   Genter  Ausstellung,    wie   wir  im  :>Gardeners"  Chronicle«  1S96  II  S.393 


schon  S.  225  sagten,  alle  übrigen  tast 
in  den  Schatten  stellte,  ist  von  dem 
Reisenden  der  Firma  Sander  <k  Co., 
Herrn    Micholitz,    nahe    dem    Aleere 


folgendermassen : 

kräftiger  Strauch,  10  bis  15  Fuss 
hoch  werdend.  Blätter  ausgebreitet, 
mit     weichhaarigen     Blattstielen,     die 


im  Bismarck-Archipel    gefunden.     Sie      2  bis  2 ',2  Zoll    lang  sind;    Blattspreite 
bildet  einen  stark  wachsenden  Strauch,  j   5  bis  5',,  Zoll  lang,   3  bis  3V2  Zoll  breit. 


■276^ 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen; 


■eiförmig,  spitz  oder  kurz  zugespitzt, 
an  der  Basis  abgerundet  und  am  Stiel- 
ansatz etwas  ausgerundet,  Rand  ver- 
schieden gesägt,  mit  stumpfen,  grossen 
oder  kleinen  Zähnen,  die  zuweilen  an 
der  Basalhälfte  des  Blattes  ganz  fehlen. 
Blattoberseite  glänzendgrün  und  spär- 


8  Zoll  lang*)  und  ^1^  Zoll  im  Durch- 
messer. Deckblätter  klein.  kaum 
^'■2  Linie  lang,  eiförmig  -  spitz;  in 
ihrer  Achsel  stehen  Knäule  von  3  bis  5 
sitzenden  Blüten,  die  sehr  kleine  Vor- 
blätter tragen.  Abschnitte  des  Perianths 
oder  Perigons  (der  einfachen,  nicht  in 


Abb.   74.     Acalypha  Sanderi   N.  E.  Brown    (Euphorbiaccae)    mit    bis 

1'.,  m  langen  karmoisinroten  Ähren. 

Ausgestellt  von  F.   Sander   &   C  o.,  St.  Aibans  und  Brügge,  in  Gent. 

Originalabbildung  der  Gartenflora  nach  einer  Photographic  von    F.    Sander   &    Co. 


lieh  behaart,  Unterseite  blasser  grün 
und  fast  glatt,  ausgenommen  die  Mittel- 
rippe und  die  Basis  der  Hauptnerven, 
welche  mehr  oder  weniger  wxichhaarig 
sind.  Männliche  Blüten  nicht  gesehen. 
Weibliche  Blüten  achselständig,  dicht 
vielblütig,  hängend,  Blütenstiel  ^U  bis 
1V2  Zoll  lang,  der  blühende  Teil  4  bis 


Kelch  und  Krone  geschiedenen  Blüten- 
hülle) '  ,.  Linie  lang,  eiförmig  -  spitz, 
grün  bewimpert,  mit  weissen  Haaren. 
Fruchtknoten  V-j  Linie  im  Durchmesser, 


*)  Inzwischen  hat  sich,  wie  erwähnt,  gezeigt, 
dass  die  Blütenähren  bis  '  2  n:,  also  16  Zoll, 
lang  sind.     L.  W. 


Kleinere  Mitteilungen. 


2.77 


kugelig-dreieckig,  grün,  dicht  bedeckt 
mit  steifen,  weissen  Haaren,  Griffel  3, 
bis  zu  ihrer  Basis  in  zahlreiche  lange, 
fadenförmige  Narben  von  leuchtend 
rosa  -  krappartiger  (wir  würden 
sagen  karmoisinrotcr.  L.  W.),  beim 
Vertrocknen  brauner  Farbe. 

DiePtlanzeistwahrschcinlichdiöcisch 
und  es  scheinen  nach  Brown  nur  weib- 
liche Blüten  auf  den  importierten  Stöcken 
erzeugt  zu  werden. 


F.  Sander  &  Co.  stellten  diese 
Pflanzen  in  Cent  in  vielen  Exemplaren 
aus,  die  i  bis  2  m  Höhe  erreichten 
und  teils  in  Buschform,  teils  in  Iloch- 
stammform  gezogen  waren.  Wie  aus 
der  Beschreii3ung  erhellt,  sind  es  die 
zahlreichen  karmoisinroten  Narben, 
welche  dem  bis  '/...  m  langen  Blüten- 
stande ein  so  schönes  Ansehen  geben. 

L.  W. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Dekoration  in  der 
Preussischen  Bodeiikredit-Aktienbank  zu  Berlin. 

Ausgetühit  \on  A.  J  an  i  cki-- Schöneberg. 

Mit  Wehmut  gehen  wir  an  die  Schilde- 
rung einer  ganz  ausgezeichneten  Deko- 
ration, denn  derjenige,  dem  zu  Ehren 
sie  ausgeführt  wurde,  ist  bereits  wenige 
Tage  darauf  verschieden.  Herr  Ceh. 
Kommerzienrat  Stephan  feierte  am 
Sonntag  den  1.  Mai  das  25jährige 
Jubiläum  als  Vorsitzender  der  Direktion 
"der  Preussischen  Bodenkredit- 
Aktienbank  Und  hatten  die  übrigen 
Direktionsmitglieder  dem  Herrn 
Janicki  Auftrag  gegeben,  die  Re- 
präsentationsräume der  Bank  (Voss- 
strasse 6)  festlich  zu  schmücken.  Die 
Mitglieder  des  Dekorationsausschusses 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  sahen  sich  das  Werk  des 
Herrn  Janicki,  das  hauptsächlich 
während  der  Nacht  hatte  fertiggestellt 
werden  müssen,  am  Sonntag  früh  ein- 
gehend an  und  erklärten  voller  Freude, 
dass  sie  eine  so  geschmackvolle  Privat- 
dekoration noch  nicht  gesehen  hätten. 

Gleich  beim  Eintritt  in  das  Haus 
fiel  der  gefällige  Schmuck  des  Treppen- 
hauses in  die  Augen.  Die  Säulen 
waren  mit  Guirlanden  von  Buchsbaum, 
aus  denen  rote  und  gelbe  Tulpen  her- 
vorragten, umwunden,  während  ähn- 
liche Guirlanden  bogenförmig  das 
Treppengeländer  begrenzten.  Die 
Hauptsache  aber  bildeten  die  schönen 
Palmen  und  Dracaenen  im  Hausflur 
und  auf  den  Treppenabsätzen. 

Im  ersten  Stock  angelangt,  betrat 
man  einen  Vorsaal,  von  dem  aus  der 
Blick  sich  unwillkürlich  auf  ein  reich  und 
doch  leicht  geschmücktes  Oberlicht 
richtete.  Dies  Oberlicht,  Avelches  die 
darunter  befindlichen  Bureauräume  er- 
hellt,   war    an    den    hinteren    Rändern 


von  Herrn  Janicki  mit  Brettern  be- 
legt worden  und  hierauf  hatte  er  zwei 
schöne  Cocos  Bonctti,  die  wegen  ihrer 
herabhängenden  Fiedern  zur  Situation 
recht  passten,  sowie  in  der  Mitte  einen 
Baumfarn,  Cyathea  meduUaris,  und 
weiterhin  andere  Palmen  gestellt, 
während  die  das  Oberlicht  abschliessen- 
den Säulen  mit  Laub-  und  Blumen- 
gewinden umschlungen  waren  ,  ein 
hinter  demselben  liegender  Platz  aber 
mit  Palmen  bestellt  war. 

Yov  dem  Oberlicht  aber  leuchtete 
ein  Beet  roter  Pelargonien,  roter 
und  gelber  Tulpen  im  grünen  Rasen 
dem  Eintretenden  entgegen.  Ein 
weiterer  Durchgangsraum  war  mit 
Palmen  verschiedener  Art  sowie  mit 
einigen  Exemplaren  von  Bambusa  aurea 
geschmückt.  Letztere  macht  wegen 
ihres  zierlichen  Laubes  einen  sehr  ge- 
fälligen Eindruck  und  alle  erklärten, 
dass  diese  Bambusart,  die  Herr  Janicki 
erst  versuchsweise  bezogen,  wenn  sie 
sich  im  Winter  in  Töpfen  gut  halten 
wird,  ein  tretfliches  Dekorations- 
material abgeben  würde. 

Im  Hauptsaale  endlich  war  die  Haupt- 
aufgabe der  Schmuck  um  den  Sessel, 
auf  welchem  der  Jubilar  die  Glück- 
wünsche entgegennehmen  sollte.  Der 
Sessel  selbst  Avar,  wie  üblich,  mit 
Blumengewinden  geschmückt.  Hinter 
ihm  erhob  sich  eine  herrliche  Ilowea 
Belmoreana  oder  Kentia  Belmoreana 
Hort.*),    deren    edle,    in    Bogen    über- 

*)  Man  sollte  nicht  Kentia  Belmoreana  unJ 
Forsteriana  sagen,  denn  beides  sind  keine 
Kentien.  Siehe  Drude  in  Gartentlora  iMoj 
S.  180,  wo  auch  die  Unterschiede  zwischen 
Howea  Behiioreana  und  H.  Forsteriana  klar 
auseinandergesetzt  sind.  H.  Forsteriana  hat 
ein  ganz  flaches  BiaU,  bei  H.  Belmoreana 
bilden  die  Fiedern  mit  ihren  gegen  einander 
geneigten  Oberseiten  einen  rechten  Winkel. 


278 


Unlerrichtswesen. 


hängenden  Fiederblätter  den  Sitz  ge- 
wissermassen  beschatteten.  Um  sie 
herum  standen  Chamaedoreen  und 
andere  kleinere  Palmen,  während  die 
Gruppe  nach  aussen  sich  durch 
blühenden  Flieder,  Spiraeen  etc.  immer 
mehr  senkte  und  mit  niedrigen  blühen- 
den Pelargonien  abschloss.  Das  Ganze 
war  ein  Meisterstück;  mit  verhältnis- 
mässig wenig"  Material  war  ein  leichtes, 
schönes  Bild  geschaffen. 

An  der  Längswand  gegenüber  dem 
Sitze  des  Jubilars  hing  sein  mit  Blumen 
geschmücktes  Ölbild,  das  ihm  früher 
verehrt  worden,  und  unter  demselben 
stand  das  grosse  Festgeschenk,  welches 
die  Direktion  ihm  heute  stiftete:  ein 
silberner  Tafelaufsatz  im  Werte  von 
ca.  iS  000  Mark. 

Zu  beiden  Seiten  zogen  sich  Gruppen 
von  Palmen,  Flieder  etc.  an  der  Längs- 
wand hin,  während  die  Ecken  des 
Saales  von  mächtigen  Dracaena  nutans 
eingenommen  wurden. 

Herr  Janicki,  der  bisher  schon  ein 
grosser  Meister  in  der  Dekorationskunst 
war,  hat,    das  sah  man    deutlich,    sich 


die  von  Herrn  Kgl.  Obergärtner 
Habermann  gegebenen  Anregungen  zu 
Nutze  gemacht.  Steife  Hecken  aus 
Evonymus  japonicus  waren  nicht  zu 
sehen,  ebenso  wenig  die  steifen  Kronen 
der  Lorbeeren,  dagegen  spielten  die 
zierlichen  Fiederpalmen,  namentlich 
Phoenix  canariensis,  eine  grosse  Rolle. 

Ob  übrigens  der  Lorbeer  so  gänzlich 
auszuschliessen,  scheint  uns  fraglich. 
Es  giebt  Verhältnisse,  wo  gerade  Lor- 
beeren im  Anschluss  an  regelmässige 
Linien  sich  sehr  schön  ausnehmen. 
Wir  erinnern  z.  B.  an  den  Schmuck 
des  Daches  am  halbkreisförmigen  ^'or- 
bau  der  Berliner  Gewerbe-Ausstellung 
iS()8,  wo  Herr  Maecker  eine  ausser- 
ordentlich grosse  Zahl  Lorbeeren  auf- 
gestellt halte. 

Die  schönste  Weihe  erhielt  der 
»Bank-Feiertag«  durch  den  Jubilar 
selbst,  der  den  Beamten  der  Bank  eine 
Stiftung  widmete,  Avelche  unter  dem 
Xamen  »Stephanhilfsfonds«  Unter- 
stützungen in  ausserordentlichen  Not- 
fällen gewähren  soll. 

L.  Wittmack. 


Unterrichtswesen. 


Dritter  Lehrgang  für  Wander- 
lehrer in  Eisen  ach.  Wie  bereits  in 
den  letzten  Jahren,  so  veranstaltete  die 
Deutsche  Landwirtschafts-Gesellschaft 
auch  in  diesem  wiederum  unter  der 
Oberleitung  des  Ministerial-Direktors 
im  Kgl.  preussischen  Landwirtschafts- 
ministerium Herrn  Wirkt.  Geh.  Ober- 
Regierungsrat  Dr.  Thiel  in  der  Zeit 
vom  18 — 23.  April  in  Eisenach  den 
»Lehrgang  für  Wanderlehrer«,  an 
welchem  im  ganzen  305  W^anderlehrer 
für  Landwirtschaft  und  für  Obst-  und 
Gartenbau,  sowie  Leiter  von  land- 
wirtschaftlichen Winterschulen  und 
Versuchsstationen,  ferner  sonstige 
Beamte  der  Landwirtschaftskammer 
etc.  etc.  teilnahmen,  um  die  Vorträge 
unserer  ersten  deutschen  Autoritäten 
in  ihren  Spezialfächern  zu  hören.  In 
diesem  Jahre  wurde  speziell  Acker- 
und  Pflanzenbau  behandelt  und  eine 
reiche  Fülle  neuer  wissenschaftlicher 
Errungenschaften     in    populär-wissen- 


schaftlicher Form  den  Ilürern  geboten. 
Freie  Diskussionen,  die  sich  au  jeden 
Vortrag  anschlössen,  erhöhten  den 
Wert  derselben.  Es  sind  diese  Lehr- 
gänge in  Eisenach  eine  Einrichtung 
der  Deutschen  Landwirtschafts-Gescll- 
schaft,  die  ohne  gleichen  dasteht,  denn 
sie  ermöglicht  den  gleichzeitig  in  der 
Wissenschaft  und  Praxis  Stehenden, 
sich  immer  »auf  dem  Laufenden«  zu 
halten,  Avährend  die  Diskussionen 
sowohl  dem  Praktiker,  wie  auch  ganz 
speziell  dem  Theoretiker  wieder  neue 
Anregungen  bieten.  Für  Gärtner  und 
Gartenbauinstruktoren  waren  in  diesem 
Jahre  von  besonderem  Interesse : 
Landwirtschaftlicher  Obstbau  (Goethe- 
Geisenheim),  Bedeutung  des  Handels- 
gewächsbaues in  der  modernen 
Wirtschaft  (Settegast-Jena),  Pflanzen- 
schutz (F  rank-  Berlin),  Wirtschaftlicher 
Mehrwert  guter  Kulturvarictäten  und 
auserlesenen  Saatgutes  (Rümk  er- 
Breslau). Dr.  Kr. 


Ausstellungen  und  Kongresse.  — •  Aus  den  Vereinen, 


_179 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Frankfurt  a.  Main.  Grosse  Rosen- 
Ausstellung,  Juni  bis  September. 
Anmeldungen  an  ('.  !'.  Spanheim, 
Sachsenhausen-Franlvtuit  a.   .Main. 


Stettin.  7.  bis  9.  Oktober.  Der 
Stettin  er  Gartenbau- Verein  ver- 
anstaltet am  7.,  8.  und  g.  Oktober  1898 
in  den  Sälen  des  Konzert-  und  Vereins- 
hauses eine  Pflanzen-,  liinderci-  und 
Obst-Ausstellung. 


Turin.  Gelegentlich  der  All- 
gemeinen italienischen  Ausstellung  in 
'J'urin,  April — Oktober  1898,  finden  auch 
drei  t  e  m  p  o  r  ä  r  e  Gartenbau  -  Aus- 
stellungen im  Königlichen  Garten  statt: 

1.  Frühjahrsausstellung,  14. — 26.  Mai, 


2.  Herbstausstellung,  18. — 29.  Septbr., 

3.  Chrysanthemum  -  Ausstellung,   22. 
bis  29.  Oktober, 

Anfragen  beim  Gommissaire  General 
P.  Palest  rino. 

Petersburg.  Im  iMai  1899  Avird  in 
Petersburg  eine  grosse  internationale 
Gartenbau-Ausstellung  eröffnet  werden, 
Näheres  durch  Exzellenz  Professor 
Dr.  Fischer  von  W  a  1  d  h  e  i  m  , 
Direktor  des  Kaiserlich  botanischen 
Gartens. 


Gent  (Mont  St.  Amand  bei  Gent). 
Grosse  allgemeine  Gartenbau-Aus- 
stellung des  neubegründeten  Gartenbau- 
vereins »l/nion<  April — Mai  1899.  Aus- 
kunft beim  genannten  Verein. 


Aus  den  Vereinen. 


Der  Königliche  Botanische  Garten 

stellte  in  der  Sitzung  des  \'ereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
Königlich  Preussischen  Staaten  am 
28,  April  1898    folgende  Pflanzen    aus: 

1  Acacia       hastulata       Sm,,       S.    W. 

Australien.     (Mimosac.) 

2  Acacia  sinuata  A.  Cunn,  Australien. 

(Mimosae.) 
1   Acrotriche   ovalifolia  R.  Dr.,  West- 
Australien.     (Epacrid.) 

3  Agathosma    Ventenatiana    Ijartl.    et 

Wendl.,  Capland.     (Rutaceae.) 

1  Agathosma    Cerefolium    E.    Meyer, 

Capland,     (Rutaceae.) 

2  Boronia  heterophylla  F.  Müll.,  West- 

Australien.     (Rutaceae.) 
1  Boronia      fastigiata     Bartl.,     West- 
Australien.     (Rutaceae.) 
1  Correa    speciosa    Ait.    var.    major, 
Australien,     (Rutaceae,) 

1  Eriostemon     scaber    Paxt.,      S.    O. 

Australien,     (Rutaceae.) 

2  Eriostemon    myoporoides   DC.   var. 

linearifolius     Hort.,      Australien. 

(Rutaceae.) 
1   Gnidia  carinata  Thunbg.,    Capland. 

(Thymelaeae.) 
1  Pelargonium  ovale  Burm.  {l\  tricolor 

Curt,),  Capland, 


2  Stypandra  glauca  R.  ßr.,  Australien. 
(Liliaccae.) 

1  Thomasia  purpurea  J.  Gay,  West- 
Australien,     (Sterculiae.) 


Verein  Deutscher  Gartenkünstler. 

In  dem  durch  den  Verein  Deutscher 
Gartenkünstler  erlassenen  Wettbewerb, 
betreffend  die  Umwandlung  eines  alten 
Friedhofes  zu  Crimmitschau  in  eine 
Parkanlage,  ist  der  erste  Preis  dem 
Obergärtner  der  Gebr.  Siesmayer, 
Herrn  Victor  Goebel  zu  Frank- 
furt a.  M.,  lür  die  Arbeit  mit  dem 
Motto  »Otto«,  der  zweite  und  dritte 
Preis  dem  Gartentechniker  Herrn 
E.  May,  ebendaselbst,  für  die  Arbeiten 
»Phoenix«  bezw.  »Simplex«  zugefallen. 
Ausserdem  erhielt  die  Firma  F.  Körner 
in  Steglitz  bei  Berlin  eine  ehrende 
Anerkennung. 

Stettiner  Gartenbau-Verein. 

Jahresbericht  über  die  Verhand- 
lungen des  Stettiner  Gartenbau- 
Vereins  im  Jahre  1897.  Stettin  1898. 
Mit  dem  Jahre  1897  beschloss  der  Verein 
das    35.  Jahr    seiner   regen  Thätigkeit, 


28o 


Personal-Nachrichten.  —  Unterricht  im  Feldmessen.  —  Tagesordnung. 


Personal-Nachrichten. 


Dem  Amts-  und  Gemeindevorsteher 
Martin  Hoffmann,  Sohn  des  am  25. 
April  verstorbenen  Ukonomierats 
Julius  rioffmann  ist  der  König].  Kronen- 
orden 4.  Klasse,  dem  herrschaftlichen 
ÜbergärtnerKühnezuOber-Teutschen- 
thal  im  Mansfelder  Seekreise  ist  das 
Alloemeine  I^hrenzeichen  verliehen. 


i  Baumschulartikeln ausserhalbTemesvar 
für  sich  bei. 


Im  Anschluss  an  unsern  Bericht  über 
die  25  jährige  Thätigkeit  des  Herrn 
Übergartendirektors  Bouche  in  Dres- 
den möchten  wir  nur  noch  nachträglieh' 
hinzufügen,  dass  demselben  ausser  den 
darin  angegebenen  Auszeichnungen 
noch  der  Albrechtsorden  I.  Klasse 
u  n  d  d  e  r  B  a  y  e  r  i  s  c  h  e  V  e  r  d  i  e  n  s  t  o  r  d  e  n 
vom  Heiligen  Michael  verliehen 
worden  ist. 

Herr  Wilhelm  Mühle,  k.  u.  k.  Hof- 
lieferant in  Temesvcir  hat  seine  über 
40000  Dm  umfassende  Pllanzenkultur- 
Gärtnerei  am  1.  Mai  d.  Js.  seinem 
Sohne  Arpad  Mühle  übergeben  und 
wird  Herr  Arpäd  Mühle,  welcher 
ganz  Europa  und  Amerika  fachlich 
bereiste,  dieselbe  nunmehr  selbständig 
führen  und  noch  erweitern.  Herr 
Wilhelm  Mühle  behält  nach  wie  vor 
seine  Samenhandlung  im  eigenen  Ge- 
schäftshause der  inneren  Stadt  sowie 
auch  seine  Groskulturen  in  Samen  und 


Dem  Kgl.  Kommerzienrat  E.  Hclfft, 
Berlin,  Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  ist  der 
Kronen-Urden  vierter  Klasse  verliehen 
worden. 

Dem  Gärtnereibesitzer  Galeslot  in 
Amsterdam,  dem  Professor  Pynaert 
van  Geert  in  Gent,  dem  Professor 
Dr.  Zacharias-Hamburg  und  Dr. 
Herz-Hamburg  ist  der  französische 
Orden  für  landw.  Verdienst  (merite 
agricolc)  verliehen. 


Der  bisherige  Privatdozent  der 
Botanik  Prof.  Dr.  Noll  in  Bonn  ist 
zum  etatsmässigen  Professor  der  land- 
wirtschaftlichen Akademie  zu  Bonn  (als 
Nachfolger  des  Geheimrat  Körnicke) 
und  zum  ausserordentlichen  Professor 
an  der  Universität  Bonn  ernannt. 


Der  Bankdirektor  Eduard  Sanden- 
Potsdam,  Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
törderung  des  Gartenbaues,  ist  zum 
Königl.  Kommerzienrat  ernannt. 


Wilhelm  Bohne  scn..  Handels- 
gärtner in  Leipzig-Lindenau,  ist  am 
30.  März  im  Alter  von  5O  Jahren  ge- 
storben. 


Unterricht  im  Feldmessen 
an  der  Berliner  Fachschute  für  Gärtner. 

Vom  Sonntag,  den  22.  Mai  ab  lindet  von  8 — 10  Uhr  an  12  Sonntagen 
Unterricht  im  Feldmessen  durch  Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektor  Ilampel  in 
der  Städtischen  Baumschule  vor  dem  Schlesischen  Thor  statt.  Wir  bitten  alle 
Prinzipale  dringend,  ihre  Gehilfen  und  Lehrlinge  auf  diesen  wichtigen  Unterricht 
aufmerksam  zu  machen.  Anmeldungen  bei  Herrn  Hampel  vor  dem  Unterricht. 
Honorar  3  Mark.  L.  Wittmack,  Dirigent  der  Fachschule. 


Tagesordnung 

für  die 

847.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  ßartenliaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  26.  Ulai  1898,  6  Uhr, 

im  Kgl.  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse  6-7. 
I.  Ausgestellte  Gegenstünde.   —   2.  Erste  Lesung   des  Etats.  —   It.  Neuwahl    sänimtlicber 
Ausschüsse,     —     4.     Pieiichte      über      Belgien      und     Holland     \om     Hot'gürtner     Hoffmann, 
A.  Clotofskv  und  L.  Wittmack. 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent 
vom  16.  bis  24.  April  1898. 

\'on  L.  W  i  1 1  m  a  c  k. 

IV.  Blattpflanzen. 

Ausser  den  beiden  grossen  Blaltpllanzengruppen  "vor  der  Haupttreppe- 
(Abb.  72,  S.  264)  war  noch  eine  dritte  höchst  sehenswerte  zu  schauen,  die  von 
Albert  Rjgouts  in  Meirelbeke  bei  Gent.  Hier  sah  man  eine  schöne  Cochliostema 
Jacobiana,  Commelinaceae,  die  heute  wenig  mehr  gezogen  zu  werden  scheint, 
mit  vier  rosa  Blütenständen,  Pandanus  pacificans.  Blätter  ganz  grün,  mit  drei 
parallelen  Hauptnerven,  Dracaena  Godseffiana,  Dieffenbachia  Jenmanni,  Heliconia 
illustris,  Dracaena  Triomphe  de  l'Exposition,  ähnlich  wie  D.  Douceti,  gelbbunt, 
an  der  Basis  unterseits  rötlich. 

.\uch  H.  iMillet-Richard,  Ledeberg  bei  Gent,  stellte  eine  grosse  Gruppe 
Blattpflanzen  aus,  Maurice  Verdonck,  Gentbrügge,  prachtvolle  Pandanus 
Veitchii.   Pandanus    inermis   und   Baptisti,    letzterer    mit    gelbem    Mittelstreifen. 

Von  wem  das  Riesen-Exemplar  des  Anthurium  Hookeri  stammte,  welches, 
einem  weiten  Becher  gleichend,  lo  zungenförmige  Blätter  von  1,35  m.  Länge 
und  -,2  cm  Breite  ausstrahlte,  erinnere  ich  mich  nicht  mehr.  Ich  meine  der 
Name  war  nicht  angegeben. 

V.  Araceae  (Aroideae). 

Schon  bei  den  Blattpflanzen  sind  viele  herrliche  Araceen  genannt  worden, 
ebenso  schöne  fanden  sich  aber  auch  unter  den  blühenden  Pflanzen,  und 
natürlich  vor  allen  Anthurien.  Deren  Zucht  ist  geradezu  eine  Spezialität  der 
Genter  Gärtner,  und  zwar  beschränken  sie  sich  meist  auf  Anthurium  Scherze- 
rianum.  Nur  Froebel  in  Zürich  dürfte  ihnen  in  Bezug  auf  Reichhaltigkeit  des 
Sortiments  gleichkommen,  und  dabei  ist  hervorzuheben,  dass  A.  Scherzerianum 
fast  nie  mit  anderen  gekreuzt  wird,  sondern  dass  alle  Varietäten  aus  Samen 
der  echten  Spezies  entstanden  sind.  Staunenswert  ist  die  Grösse  der  roten 
Blütenscheiden. 

Schon  in  Gartenflora  1893,  S.  3S8  haben  wir  ein  Bild  der  grossartigen 
Gruppe  des  Privatmannes  Plerrn  A.  Warocque  gegeben,  aber  auch  Handels- 
gärtner leisteten  ähnliches.  Heute  war  A.  Warocque  wieder  der  glückliche 
Gewinner  des  1.  Preises  für  A.  Scherzerianum,  aber  A.  De  Smet,  Ledeberg 
stand  ihm  wenig  nach.  Auch  alle  möglichen  bizarren  Formen,  gefüllte  etc. 
wurden  ausgestellt. 

Herr  de  Smet-Duvivie  r  ist  wohl  unter  den  Genter  Handelsgärtnern 
der  tüchtigste  Züchter  von  Anthurium  Scherzerianum.  Er  hatte  eine  merk- 
würdige, wenn  man  will,  gefüllte  Form,  welche  er  A.  Scherz,  poraponatum 
nannte.  Die  Scheide  ist  weiss,  der  Kolben  gelb,  an  letzterem,  zeigen  sich  aber 
Ideine  Kapuzen,    die   aus   den  weiblichen  Blüten    hervorgegangen.     Sehr  schön 


'282  Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom    iG.  bis  24.  April    1898. 

waren  seine  A.  S.  Senateur  Montefiore  Levi,  mit  weisser,  rot  punktierter,  unter- 
seits  dunkelroter  Scheide  und  gelbem,  gedrehtem  Kolben,  ferner  A.  S.  triumphans 
mit  rosa  Scheide.  An  einer  riesigen  roten  Scheide  eines  anderen  Anth.  .Seh. 
sahen  wir  übrigens  die  Spitze  ganz  grün  werden,  wohl  ein  Zeichen,  dass  die 
Scheiden  auch  nicht  in  den  Himmel  wachsen,  und  dass  die  Kraft  nicht  mehr 
ausreicht,  um  so  grosse  Flächen  rot  zu  färben. 

VI.  Bromeliaceen. 

Wie  immer  waren  auch  Bromeliaceen  in  Gent  reichlich  vertreten,  so  von 
L.  De  la  Ruye-Cardon,  in  Ledeberg  bei  Gent.  M.  A.  Rigouts  in  Meirelbeke, 
L.  Duval,  Versailles,  F.  van  Driesche-Leis,  L.  Eeckhoute,  in  St.  Denis- 
Westrem  bei  Gent,  De  Bruycker,  Gentbrügge,  C.  Duprat,  Bordeaux,  Jacob 
Makoy,  Lüttich  und  vom  grossen  Liebhaber  Moens. 

Das  interessanteste  von  allen  war  wohl  ein  buntes  Nidularium  amazonicum 
Treyerani  von  C.  Duprat,  Bordeaux,  der  reine  Papagei,  so  bunt,  wie  ich  noch 
keine  Blatt-Bromeliacee  gesehen,  Unterseite  der  Blätter  kupferig  kirschrot,  mit 
schwarzgrünen  Streifen,  Oberseite  mit  grünem  Mittelstreifen  und  gelben 
Rändern  oder  fast  ganz  gelb,  das  Ganze  wie  lackiert,  eine  sehr  schöne  Pflanze, 
ca.  50  cm  im  Durchmesser. 

L.  Duval,  Versailles  stellte  eine  blühende  Vriesea  Rex  aus.  die  seit  fünf 
Monaten  in  Blüte  stand,  ferner  unter  seinen  vielen  Neuheiten:  V.  Rex  superba, 
heller  rosa  als  die  Stammform,  Vrisea  hybr.  Ducreti  (splendidaXMorreni).  Aehre 
scharlachrot,  V.  gloriosa  (BarilletiX  incurvata)  rot,  V.  Henrici  (splendensX 
splendida),  D.  Elmireana  (splendensXcardinalis),  V.  Petersiana  (guttataX 
Barilleti),  abgebildet  in  Gartenflora  1895,  S.  457,  im  Berliner  Botanischen 
Garten  von  Herrn  Obergärtner  Peters  erzogen,  V.Wiotiana  (BarilletiiXpsittacina), 
V.  Poelmanni  (gloriosaXsuperba)  sehr  schöne,  dichte,  dunkelrote  Aehre, 
V.  Griesseniana  (V.  BarilletiXW  corallina,  syn.  Encholirion  corallinum),  Aehre 
mit  ganz  weitläuftig  gestellten  Blüten,  Deckblätter  rot,  Blumen  gelb. 

Wunderschön  gelb  gestreift  war  die  riesige  Vriesea  hybr.  Moensii  in  der 
Blattpflanzengruppe  der  Societe  anonyme  Gantoise.  Riesig  gross  war  auch  eine 
unbenannte  weiss  gestreifte  Vriesea,  deren  Eigentümer  nicht  genannt  war 

Eine  andere,  schöne  Pflanze  Vriesea  Memoria  Moensii  von  A.  Rigouts 
ist  ein  Bastard,  offenbar  von  V.  incurvata  und  vielleicht  Barilletii  gefallen 
mit  schön  orangeroten  Deckblättern,  die  gelb  punktiert  und  gelb  gerandet  sind. 

Herr  Moens,  Lede,  hatte  Caraguata  van  Volxemi,  C.  Zahnii,  Vriesea 
Jonghei,  V.  Philippo-Coburgi,  Echinostachys  Pineliana  etc.  ausgestellt.  Arthur 
de  Smet  eine  Vriesea  magnifica,  Rispe  aus  vielen  kleinen  braunen  Aehren. 
V.  Lubbersi,  Rispe  aus  mehreren  grossen  grünen  Aehren  und  Aechmea 
mexicana  etc.  Aechmea  mexicana  möchten  wir  als  stattliche  Pflanze  mit 
glänzend  schneeweissen,  beschuppten  Beeren  in  grosser  Rispe  den  Liebhabern 
sehr  empfehlen. 

VII.   Die  Palmen,  Cycadeen  und  Farne. 

Von  allen  diesen  waren  grosse  Sammlungen  vorhanden,  und  es  würde 
zu  weit  führen,  hier  alle  Aussteller  aufzuzählen.  Für  25  grosse  Palmen  erhielt 
die  Societe  Gantoise  den  ersten  Preis,  einen  Kunstgegenstand  des  Grafen 
de  Kerchove  de  Denterghem,  den  zweiten  de  Smet  freres,  für  15  grosse 
von  Liebhabern    J.  Moens    in   Leda,    von    Handelsgärtnern   Emile    de  Cock, 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom   i6.  bis  24.  April   i8g8.  28^ 

Schatzmeister  der  Gesellschaft,  den  dritten  A.  Rigouts;  15  kleinere  Palmen, 
nicht  über  1,50  m  hoch,  incl.  Gefäss,  waren  von  drei  Seiten  ausgestellt.  Ferner 
waren  viele  Aufgaben  für  einzelne  Palmen,  sowie  für  neuere,  unter  denen  die 
des  Herrn  C.  Petrick-Gent  den  ersten  Preis  erhielten.  Hierunter  waren: 
Areca  Ilsemanni,  Martinezia  corallina,  Linospadix  Petrickiana,  und  als  ganz  neu 
Licuala  Leopoldi.  A.  Rigouts  stellte  eine  Chamaerops  humilis  graminifolia  aus. 
Die  schönsten  Cycadeen  waren  wie  immer  von  dem  Liebhaber 
de  Ghellinck  de  Walle- Gent,  aber  auch  de  Smet  fr  eres  brachten  schöne 
Exemplare.  Die  schönsten  Baumfarne  brachte  die  Gräfin  de  Kerchove 
de  Denterghem,  die  Besitzerin  des  herrlichen  Wintergartens,  Mutter  des  Präsi- 
denten der  Gesellschaft.  Letzterer,  sowie  Pynaert  Van  Geert  und  Emile 
de  Cock  stellten  bäum-  und  krautartige  Farne  aus,  de  Smet  schöne,  durch- 
sichtige Farne.  Todea,  Hymenophyllum  etc..  sowie  Platycerium.  Pynaert 
v^an  Geert  brachte  noch  eine  schöne  Gleichenia  und  ein  desgl.  Platycerium. 
Nephrolepis  waren  von  verschiedenen  in  sehr  guter  Kultur.  Bei  der  Beurteilung 
der  Farne  war  es  störend,  dass  die  Aussteller  zuweilen  mitten  in  eine  Gruppe  eine 
einzelne  Schaupflanze  stellten,  so  dass  es  aussah,  als  ob  sie  mit  zur  Gruppe 
gehöre,  während  bei  genauerer  Betrachtung  dieses  Exemplar  um  einen  be- 
sonderen Preis  als  Schaupflanze  konkurrierte. 

\7III.   Die  gemischten  Gruppen  (Miscellanees). 

Hierher  gehören  vor  allem  die  bereits  erwähnten  grossen  Gruppen  von 
40  Pflanzen  vor  der  Treppe  und  im  Hauptsaal  überhaupt,  für  die  ein  englisches 
Komitee  im  Andenken-  an  Louis  van  Houtte  pere  Preise  gestiftet.  Es  war  für 
die  Jury  ein  schwerer  Entscheid,  da  alle  3  Bewerber  Grossartiges  geleistet  hatten. 
Den  ersten  Preis,  Kunstgegenstand  im  Werte  von  300  Frs.,  erhielt  die  Societe 
horticoleGantoise;  den  zweiten, Kunstgegenstand  imWerte  von  2ooFrs..  A.Rigouts; 
den  dritten,  goldene  Medaille  von  100  Frs.,  die  Societe  anonyme  Louis  van 
Houtte  pere.  Ferner  wurden  aber  auch  zum  Teil  hierher  die  Kalthaus- 
pflanzen, Xeuholländer  etc.,  gerechnet,  die  in  grosser  Zahl  im  Annex  ausgestellt 
waren.  Den  Preis  Ihrer  Majestät  der  Königin  der  Belgier  erhielt  E.  de  Cock- 
Gent.  Auf  seine  Pflanzen  und  auf  die  schönen  der  Herren  Bedinghaus  (Lieb- 
haber), F.  van  Driesche-Leys,  G.  van  den  Abeele  in  Columbien  wird  bei 
den  Kalthauspflanzen  näher  eingegangen  werden. 

IX.   Kletter-  und  Ampelpflanzen. 

Diese  waren  wenig  vorhanden.  Wir  bedauerten  namentlich,  dass  so 
wenig  Clematis  da  waren;  diese  sahen  wir  1895  in  Paris  in  so  herrlicher 
Kultur.  —  Hübsch  war  die  Sammlung  von  Emile  de  Cock.  die  teils  blühende, 
teils  nicht  blühende  enthielt.  Aufmerksam  zu  machen  ist  auf  Manettia  bicolor, 
die  wir  auch  in  Utrecht  und  im  Haag  sehr  schön  sahen.  Hofgärtner  Kirchner- 
Dessau  hat  kürzlich  mit  Recht  diese  Pflanze  wieder  ans  Licht  gezogen  (Gartenfl. 
Heft  8  S.  314,  mit  Abb.,  sie  baut  sich  aber  viel  zierlicher,  als  dort  erscheint). 
Rühmend  verdient  das  grosse  Sortiment  Asparagus-Arten  von  L.  &  G.  Duriez 
freres  in  Wondelghem  bei  Gent  hervorgehoben  zu  werden. 

X.  Kannenpflanzen. 

Hier  war  nur  James  Veitch  &  Sons,  London  -  Chelsea,  vertreten,  mit 
herrlichen    Exemplaren    von    Xepenthes,    u.  a.  Veitchii.    N.  Curtisii   superbum, 


284 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom   16.  bis  24.  April   i{ 


N.  sanguinea,  Sarracenia   Chelsoni,    ganz  dunkelbraun,    Sarr.  Steveni    in  Blüte, 
der  seltenen  Heliamphora  nutans  und  vielen  anderen. 


Zum  Beweise,  dass  die  Handelsgärtner  sich  wirklich  reichlich  in  Gent 
beteiligten,  nennen  wir  hier  nur  die  Leistungen  eines  jüngeren  Ausstellers, 
L.  Eeckhoute  -  St.  Denis -Westrem  bei  Gent.  Derselbe  erhielt  in  Konkurrenz 
No.  2:  12  neue  Pflanzen  aus  Samen  erzogen,  den  3.  Preis  und  führte  vor:  Dracaena 
Eeckhoutei,  mit  langen,  fontänenartig  sich  zurückschlagenden  Blättern,  D.  Bruanti 


Abb.   73.     Ein  Theil  der  neuen  Pflanzen  von  F.  Sander  &  (^o.,  St,  Albans  u.  Brügge, 

auf  der  Genter  Ausstellung. 

I  Leea  sambucina  (Roehrsiana).  2  Areca  Ilsemanni.  3  Keiitia  W'arteliana,  links  von  der  Miite  des 
Bildes,  die  Palme  mit  einge? clinittenen  Bliitteni.  4'  Ceiatolobus  Micholitzi  (in  der  Mitte  des 
Bildes).    5  Calamus  Caroli.    6  Drei  Acalypha  Sanderi.    7  Calamus  Alberti.    8  Acalypha  Godseffiana. 


striata  elegans,  D.  Deonysiana  von  dichtem,  zierlichem  Bau,  alles  Kalthaus- 
pflanzen, eine  Clivia  Lindeni  fol.  var.  mit  hübschem  gestreiftem  Laub  und  schöner 
Blüte,  ferner  Hybriden  von  Azalea  moUis  mit  Blumen,  wie  A.  indica,  Hybriden 
von  Azalea  linearifolia  mit  roten  bezw.  scharlachroten  und  rosa  Blumen, 
während  die  vStammform  bläulich-rot  ist.  Ferner  stellte  er  u.  a.  aus:  Vriesea 
tesselata,  eine  neue  gefüllte  Azalea,  Mlle.  Emma  Eeckhoute,  ein  fixierter  Sfjort- 
zweig  von  Mme.  Louis  Eeckhoute,  Blumen  12  cm  Durchmesser,  violett,  lila 
mit  weissem  Rand,  die  schönsten  der  ausgerandeten  gefüllten,  weiter  6  Azalea 
balsaminaeflora  Moor.  (syn.  A.  Rollisoni  und  A.  rosaeflora),  leider  eine  fast 
vergessene  schöne  Hybride,  eine  prachtvolle  Sammlung  Kamellien,  Hochstämme 


Sanders  Neuheiten  in  Gent.  —  SchutzzoUversammlung  in  Dresden.  285 


und  Pyramiden,  ein  baumartiges  Rhododendron  (Mme.  Wagner)  mit  3  m  Kronen- 
durchmesser, endlich  Cyperus  alternifolius  fol.  var.,  Viburnum  Tinus.  Aucuba 
und  Yucca  quadricolor. 

Sanders  Neuheiten  in  Gent. 

•-fcj-i.  (Hierzu  Abb.   yS.) 

^^  ir  geben  heute  die  Abbildung  einesTeiles  der  Neuheiten  von  F.Sander  &Co., 
St.  Albans  und  Brügge,  auf  der  grossen  Genter  Ausstellung. 

Ganz  links  oben  (Xo.  1)  ist  Leea  Roehrsiana  Hort.  Sand,  oder  nach 
Masters  Leea  sambucina,  sichtbar,  eine  wilde  Weinart  der  Tropen,  links  in  der 
Mitte  des  Randes  (No.  6)  Acalypha  Sanderi;  im  Schatten  derselben  links  unten 
(No.  2)  die  zierliche  Palme  Areca  Ilsemanni,  benannt  nach  Herrn  Ilsemann, 
Stadtgärtner  in  Budapest.  Rechts  von  dieser  ragt  (No.  3)  die  Palme  Kentia 
Warteliana  hervor,  benannt  nach  Herrn  Wartel,  Direktor  der  Societe  horticole 
Gantoise,  oben  rechts  (No.  5)  die  mit  ihren  Fiedern  breit  ausladende  Palme 
Calamus  Caroli.  Zwischen  beiden,  in  dem  Centrum  des  Bildes  (No.  4),  ist 
eine  vierte  Palme,  Ceratolobus  Micholitzii  Hort.  Sand.,  benannt  nach  Sanders 
Reisenden  Micholitz,  noch  eben  erkennbar.  Die  ganze  rechte  Seite  des  Bildes 
wird  eingenommen  von  einer  Acalypha  Sanderi  (Xo,  6),  die  wir  in  Gartenflora 
S.  270  grösser  abgebildet  haben.  Den  ganzen  Vordergrund  bilden  zahlreiche 
Exemplare  der  weissberandeten  Blattpflanze  Acalypha  Godsefüana  (nach  dem 
Obergärtner  des  Herrn  Sander  in  St.  Albans,  Godseff,  benannt)  (No.  8).  Endlich 
erhebt  sich  oben  links  (No.  7)  die  feingefiederte  Palme  Calamus  Alberti. 


SchutzzoUversammlung  in  Dresden 

am  30.  April  !897. 

Ä^A^/^ie  Ernst  Kaiser-Leipzig-Lindenau  im  Handelsblatt  No.  20  mitteilt, 
Yc/  beschäftigt  sich  die  Gartenbau-Gesellschaft  Feronia  in  Dresden  seit 
länger  als  einem  Jahre  mit  den  Vorbereitungen  zur  Erlangung  einesSchutzzolles  auf 
sämtliche  gärtnerische  Artikel  und  hofft  gegenwärtig  durch  Stimmenzählung 
im  Königreich  Sachsen  festzustellen,  dass  alle  sächsischen  Handelsgärtner  und 
besseren  ßlumenhandlungen,  mit  Ausnahme  einiger  Grenzbewohner,  für 
Schutzzoll  stimmen  werden. 

Der  Gartenbau-Verband  für  das  Königreich  Sachsen  hatte  dagegen  auf 
seiner  diesjährigen  Hauptversammlung  beschlossen,  nur  für  Schnittblumen 
und  Bindegrün  einen  Schutzzoll  zu  erbitten.  Dies  erregte  natürlich  bei  der 
Feronia  und  auch  beim  Leipziger  Gärtnerverein  lebhaften  Widerspruch.  Der 
Gartenbau -Verband  sah  sich  veranlasst,  am  30.  April  eine  neue  Versammlung 
einzuberufen,  in  welche  auch  dem  Verbände  nicht  angehörige  Vereine  auf  je 
50  Mitglieder  einen  Vertreter  entsenden  konnten.  Herr  Traugott  Jacob 
Rudolph  Seidel,  der  Vorsitzende  des  Verbandes,  eröffnete  die  \'ersammlung 
mit  einem  Hoch  auf  Seine  Majestät  den  König  von  Sachsen. 

Flervorzuheben  ist,  dass  an  dieser  Versammlung  auch  ein  Vertreter  des 
sächsischen  Ministeriums,  Herr  Geh.  Regierungsrat  Röscher,  teilnahm. 
Dieser  hob   hervor. 


285  Billbergia  hybrida  Hoelscheriana. 

die  Regierung  habe   erkannt,  dass    der  Gartenbau    in  Bezug  auf  seine 
Vertretung  bei  der  Regierung  nicht  mehr  als  Nebenbetrieb   der  Land- 
wirtschaft   zu    behandeln    sei,    sondern    künftig    eine    eigene    Position 
erhalten    müsse.      Der    bisherige    vStandpunkt    sei    durch    die   gänzlich 
veränderten  Verhältnisse  geschwunden. 
Herr  Geheimrat  Röscher  trug  auch  eine  von  ihm  gemachte  Zusammen- 
stellung   der    schutzzollgesetzlichen    Bestimmungen     der    übrigen    Länder    vor, 
welche    auch   dem  ^^erband    der  Handelsgärtner  Deutschlands   auf  Bitte   seines 
mitanwesenden  Vorsitzenden,   Herrn  van  der  Smissen-Steglitz,    zur  \"erfügung 
gestellt  werden  soll. 

Der  einzige  Redner,  der  gegen  Schutzzoll  sprach,  war  Herr  Michel- 
Zittau.  Er  bemerkte,  dass  nicht  nur  ausländische  Ware,  sondern  auch  deutsche 
durch  Auktionen  zu  Schundpreisen  ins  Publikum  komme:  ferner  bezahlten  die 
Handelsgärtner  ihre  Gehilfen  zu  schlecht,  deshalb  machten  sich  diese  bald 
selbstständig,  um  ihre  Kraft  rentabler  zu  verwerten,  Da  sie  aber  meist  ohne 
Barmittel,  so  verkauften  sie  ihre  Erzeugnisse  oft.  um  nur  leben  zu  können, 
unter  dem  Kostenpreis -\  das  sei  der  wesentlichste  Faktor  zum  Ruin  der 
deutschen  Gärtnerei.  Die  Blumenhändler  seien  der  Ansicht,  dass  der  deutsche 
Gärtner  nicht  imstande  sei.  den  Dedarf  an  Schnittblumen  zu  decken. 
Trotzdem  erkannte  Herr  Michel  den  durch  ausländische  Konkurrenz  hervor- 
gerutenen  Notstand  der  deutschen  Gärtnerei  an:  doch  müsse  er  sich  gegen 
einen  Schutzzoll  erklären,  weil  er  Repressalien  von  Österreich  fürchte,  die 
insbesondere  die  Zittauer  Gärtner,  welche  viel  Gemüse  nach  den  österreichischen 
Grenzgebieten  liefern,  schwer  treffen  würden. 

Herr  van  der  Smissen  bemerkte,  dass  nicht  nur  deutsche  Schnittblumen- 
häudler  ihren  Bedarf  aus  dem  Auslande  deckten,  sondern  auch  hochgestellte 
Personen  direkt  Blumen  aus  Italien  kommen  lassen.  F  ü  r  die  Grenzgebiete 
Hessen  sich  vielleicht  Ausnahmebestimmungen  treffen.  Für  Schutzzoll  sprachen 
die  Herren  Mietzsch,  Olberg,  Richter,  Raue  und  viele  andere. 


ßiiibergia  hybrida  Hoelscheriana. 

(B.  nutans  X  Saundersi.j 
Erzogen  von  G.  Kittel.  (Hierzu  Abb.  7(3.) 
'flanze  mittelhoch,  Blätter  zungenförmig,  ca.  40 — 45  cm  lang.  3 — 4  cm  breit, 
"  entfernt  fein  gezähnt,  matt-grün,  etwas  kleiig,  unterseits.  namentlich  an 
den  nicht  sehr  verbreiterten  Scheiden,  weinrot  und  mehr  oder  weniger  mit 
durchscheinenden  Flecken  versehen.  Der  untere  Teil  der  Blätter  bildet  eine 
lockere  Röhre,  der  obere  hängt  zierlich  im  Bogen  über. 

Blütenstiel  schön  übergebogen,  incl.  der  Traube  45 — 50  cm  lang,  rosarot, 
von  den  schön  karminroten  Deckblättern  im  unteren  Teile  ganz  umhüllt. 
Deckblätter  lanzettlich,  ca.  10  cm  lang,  2  cm  breit,  mit  langer  Spitze,  ziemlich 
flach,  nach  der  Blüte  aber  zusammengerollt,  meist  steril,  nur  das  oberste  oder 
die  beiden  obersten  kleineren,  6—8  cm  langen  tragen  eine  Blüte  in  ihrer  Achsel. 
Die  übrigen  Blüten  stehen  ohne  Deckblätter  an  der  zickzackförmig  gebogenen, 
ca.  13  cm  langen  Achse  der  Traube.  Die  einzelnen  Blüten  mit  sehr  kleinem,  drei- 


Abb.   yö.     Billbergia  hybrida  Hoelscheriana  Kittel. 
Deckblätter  und  Kelche  schön  karminrot,  Ijlumen  grün  mit  blauem  Saum. 


^33  Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  West-Afrika. 

eckig  lanzettlichem,  rötlichem  Vorblatt.  Blütenstiel  sehr  kurz,  grün,  unter- 
ständiger Fruchtknoten  grün,  cylindrisch,  aber  nach  oben  etwas  erweitert, 
schwach  gefurcht,  i  cm  und  darüber  lang,  Kelchblätter  lineal-lanzettlich, 
kaum  spitz,  zusammengeroUt-röhrig,  karminrot,  an  der  Spitze  indigoblau, 
2  cm  lang.  Blumenblätter  noch  einmal  so  lang  wie  die  Kelchblätter,  grün, 
röhrig,  an  der  Spitze  zurückgebogen  —  abstehend,  und  hier  mit  schönem,  indigo- 
blauem Saum.  Staubfäden  mit  schönen,  goldgelben  Staubbeuteln,  anfangs 
etwas  kürzer  als  die  Blumenblätter.  Griffel  mit  den  3  spiralig  zu  einem  länglichen 
Köpfchen  zusammengedrehten  grünen  Narben  länger  als  die  Staubgefässe,  so 
lang  wie  die  Blumenblätter,  protogynisch,  d.  h  die  Narben  vor  dem  Aufspringen 
der  Staubbeutel  befruchtungsfähig,  also  auf  Fremd-Bestäubung  angewiesen. 

Dieser  schöne,  von  Georg  Kittel  in  Eckersdorf  bei  Neurode,  Schlesien, 
gezogene  Bastard  ist  wohl  der  erste,  der  zwischen  B.  nutans  und  Saundersi 
erzogen  ist.  Er  hat  von  Saundersi  (Grartentl.  1890  t  1316)  die  weinrote 
Unterseite,  die  durchscheinenden  Flecke  und  die  Breite  der  Blätter,  von  B.  nutans 
den  ganz  überhängenden  Blütenstand  und  den  blauen  Saum  der  Blumenblätter, 
der  aber  hier  schön  indigoblau  geworden  ist,  wie  bei  B.  Saundersi.  bei  welcher 
indess  nicht  bloss  der  Saum,  sondern  die  ganze  Spreite  der  Blumenblätter  indigo- 
blau ist. 

Der  Blütenstand  sieht  dem  von  B.  Perringiana  (Gartenfl.  i8qo  t  131 S) 
sehr  ähnlich  (B.  nutans  X  Liboniana),  ist  aber  noch  schöner,  weil  das  Rot  der 
Deckblätter  karminrot  und  das  Blau  der  Blumenblätter  lebhafter  sind. 

Billb.  Hoelscheriana  vereinigt  in  ihren  Blüten  nur  reine  zarte  Farben, 
welche  in  der  Zusammenwirkung  dem  ganzen  Blütenstand  besonderen  Reiz 
verleihen.  L.  Wittmack. 


Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  West-Afrika. 

Vortrag,  gehalten  in   den  \'ereinigten  Ausschüssen  für    Blumen-  und  Gemüsezucht  des  \'ereins 

zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am  5.  Mai   1898. 
-.  \'on    Otto  Morris. 

nim  Anfang  des  Jahres  1896  wurde  ich  von  einer  Privatgesellschaft  nach 
s^  West-Afrika  hin  engagiert,  um  dort  die  Verwaltung  einer  Plantage  im 
französischen  Guinea  zu  übernehmen  resp.  dieselbe  an-  und  auszubauen.  Bis 
Konakry  an  der  Sierra  Leone-Küste  führte  mich  ein  Dampfer  der  Woermann- 
Linie,  von  hier  hatte  ich  bis  zu  meinem  Bestimmungsort  noch  ungefähr  zwei 
Tagereisen  mit  einem  Segelboote  den  Dubreka-Fluss  hinauf  zurückzulegen. 
Dieser  Teil  von  Franz.  Guinea  gehört  derRepublikFrankreich  erst  ca.6— 7  Jahre  an. 
Der  Haupt-  und  Handelsort  dieser  Kolonie  ist  Konakry,  welches  unmittelbar 
am  Meere  liegt.  Die  Stadt  an  und  für  sich  ist  nicht  gross,  jedoch  ganz  schön 
und  sauber  angelegt,  die  Strassen  vor  allem  sind  breit  und  möglichst  schnur- 
gerade durch  alle  Stadtteile  gezogen,  für  Strassenbeleuchtung  (Petroleumlaternen) 
ist  ebenfalls  gesorgt  und  ist  letztere  Fürsorge  in  den  dunlden  Nächten,  wo  man 
oft  nicht  die  Hand  vor  Augen  sehen  kann,  von  grosser  Wichtigkeit.  Ausser- 
dem besitzt  Konakry  seit  neuerer  Zeit  ein  Hotel  und  eine  Markthalle.  Die 
Lebensbedürfnisse  sind  in  diesem  Hotel  verhältnismässig  den  Tagespreisen 
entsprechend  und  kann  man  monatlich  daselbst  schon    für    120 — 180  Fr.    seine 


Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  West-Afrika.  28ü 

volle  Beköstigung  inklusive  Getränke  haben.  Für  junge  Europäer  ist  diese 
Einrichtung  von  grossem  Werte,  denn  sie  gehen  dadurch  vielen  Unannehmlich- 
keiten, die  sie  sonst  mit  Koch  und  »Boy«*)  zu  überstehen  haben,  vollständig 
aus  dem  Wege. 

Die  Stadt  hat  ca.  6—8000  Einwohner,  darunter  ca.  150 — 200  Europäer 
verschiedener  Nationen;  die  Gebäude  der  Europäer  sowie  die  Geschäftsräume 
derselben  sind  vollständig  massiv  aufgebaut,  einige  sind  sogar  im  schönen 
Villenstil  gehalten  und  sind  alle  Häuser  mit  Wellblech  abgedeckt;  hat  sich 
doch  letztere  Bedachung  für  die  Tropen  bis  jetzt  am  vorteilhaftesten  bewährt. 
Hierzu  möchte  ich  noch  erwähnen,  dass  ich  vollständige  Häuser  aus  Wellblech, 
wie  man  sie  verschiedentlich  in  den  Tropen  aufbaut,  nicht  empfehlenswert 
linde,  da  der  Aufenthalt  in  diesen  Häusern  während  der  heissen  Jahreszeit  kaum 
zu  ertragen  ist. 

Konakry  liegt  ziemlich  tief  und  ist  daher  in  der  Regenzeit  nicht  der 
gesündeste  Ort  der  Gegend.  Als  höchster  Verwaltungsbeamter  herrscht  hier 
ein  Gouverneur,  welcher  schon  viel  für  die  Kolonie  geleistet  hat;  ausserdem 
hat  Konakry  eine  Schutztruppe,  bestehend  aus  Senegalesen  (aus  dem  Senegal) 
unter  Kommando  einiger  französischer  Offiziere;  diese  Truppe  ist  den  Ver- 
hältnissen nach  gut  organisiert.  Ferner  ist  ein  tüchtiger  Arzt,  welcher  bereits 
eine  18jährige  Tropenthätigkeit  hinter  sich  hat,  am  Platze.  Selbstredend  fehlt 
hierzu  ein  gut  eingerichtetes  Hospital  nicht,  wo  jeder  Kranke,  gleichviel 
welcher  Nation  er  angehört,  die  aufopferndste  Pflege  erhält.  Im  übrigen  lebt 
es  sich  in  Konakry  ganz  nett  und  habe  ich  bei  meinem  jeweiligen  Aufenthalte 
bei  Aus-  und  Heimreise  die  liebenswürdigste  Gastfreundschaft  genossen. 

Den  zweiten  Tag  nach  meiner  Ankunft  war  mein  Boot  reisefertig  und 
fort  ging  es  meinem  Bestimmungsorte  zu.  Das  Boot  ist  bemannt  mit  5  bis 
7  Ruderern  und  einem  schwarzen  Kapitän,  der  die  eigentliche  Fahrstrasse  genau 
kennen  muss,  denn  der  Dubreka-Fluss  hat  viele  gefährliche  Sandbänke  und  ist 
ausserdem  sehr  felsenreich,  und  da  man  keinen  Kompass  benützt,  heisst  es 
scharf  aufpassen.  In  der  heissen  Zeit  ist  die  Fahrt  eine  leidlich  schöne  zu 
nennen,  denn  von  beiden  Seiten  ist  der  Fluss  von  wuchernden,  üppigen 
Mangroven  bewachsen,  das  Gegenteil  kann  man  aber  von  einer  Fahrt  während 
der  Regenperiode  berichten.  Bei  Ankunft  in  Korrerah  wurde  ich  von  meinem 
Chef  auf  das  liebenswürdigste  empfangen  und  mit  meinen  zukünftigen  Obliegen- 
heiten zunächst  vertraut  gemacht. 

Korrerah  ist  ein  kleiner  Handelsort,  am  Dubreka-Fluss  gelegen  und  hat 
daselbst  mein  Chef  ein  grösseres  Handelshaus;  ausserdem  sind  hier  noch 
ca.  10 — 12  andere  Handelsfirmen  vertreten.  Als  Haupthandelsartikel  gilt  hier 
noch  der  Rubber  (Kautschuk,  Gummi  elasticum) ;  ferner  werden  noch  exportiert 
Palmenkerne,  Palmenöl,  Felle,  Copal  u.  s.  w.  Die  meisten  Bezahlungen  linden 
in  Naturalien  statt,  an  Geld  ist  der  Frank  und  Schilling  massgebend. 

An  dem  darauffolgenden  Tage  fuhr  mein  Chef  mit  mir  zur  Besichtigung 
der  Plantage  nach  Kally  Kourry;  die  Plantage  hat  den  Namen  des  gleichlautenden 
Ortes  angenommen.  Kally  Kourry  liegt  ungefähr  1  Stunde  von  Korrerah  ent- 
fernt und  ist  per  Boot  und  auch  zu  Lande  sehr  leicht  zu  erreichen. 

Wie  fast  alle  grossen  Unternehmungen  bei  ihrer  Gründung  viel  Geld  ver- 
schlingen und  enormes  Lehrgeld  bezahlen,  so  blieb  auch  unsere  Plantage  nicht 

*)   Boy,  englisch,  bedeutet  wortlich  Knabe,  hier  aber  Diener. 


2QO  Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  ^^'est-Af^ika. 

davon  befreit.  Einerseits  haben  die  Gründer  derselben  vom  Plantagenbau  im 
allgemeinen  keine  Ahnung  gehabt,  ausserdem  den  grössten  Fehler  dadurch 
begangen,  dass  sie  auch  keine  erfahrenen  Leute  aus  der  Praxis  zu  Rate  zogen, 
infolgedessen  sind  grosse,  fast  unentschuldbare  Fehler  bei  der  ganzen  Ein- 
richtung der  Plantage  gemacht  worden.  Sie  sagten  sich  einfach:  Der  Kaffee, 
der  in  den  Bergen  häufig  wild  vorkommt,  gebraucht  weder  Pflege  noch  Auf- 
wartung, also  muss  der  kultivierte  auch  ohne  Vorbereitung  des  Bodens  etc. 
fortkommen,  wenn  er  nur  in  den  Boden  hineingepflanzt  wird,  und  so  stopften 
sie  eine  Plantage  von  ca.  300  Morgen  mit  300  000  Kaffeepflanzen  in  einem 
Jahre  voll.  Die  Folge  der  gänzlichen  Sachunkenntnis  Hess  auch  nicht  lange 
aut  sich  warten  und  im  zweiten  Jahre  war  soviel  wie  nichts  mehr  vom  Kaffee 
zu  sehen,  die  Pflanzen  waren  fast  alle  zu  Grunde  gegangen,  und  nur  ein  kleiner 
Bruchteil  konnte  noch  von  mir  gerettet  werden,  indem  ich  diese  in  gut  vor- 
bereitete Pflanzlöcher  umpflanzen  Hess.  Obwohl  die  Jahreszeit  zur  Aussaat 
schon  sehr  vorgerückt  war  (die  eigentliche  Saatzeit  ist  bei  uns  der  Monat 
Januar),  Hess  ich  doch  sofort  einige  geschützte  Plätze  rajolen,  legte  Beete  an 
und  säete  Katfeesamen,  welchen  wir  aus  Freetown  und  Liberia  bezogen  hatten, 
aus;  die  Beete  wurden  beschattet  und  gut  bewässert.  Um  die  Bewässerung 
leichter  herzustellen,  Hess  ich  verschiedene  Brunnen  graben  und  gewann  da- 
durch das  Wasser  in  nächster  Nähe  dieser  Anlagen.  Leider  lässt  sich  das 
Flusswasser,  da  es  mit  dem  Meere  in  Verbindung  steht  und  stark  salzig  ist, 
nicht  zum  Giessen  verwerten,  und  wir  sind  daher  auf  Grundwasser  zur  Bewässe- 
rung angewiesen. 

Schon  nach  3  Wochen  ging  der  Kaffee  auf;  sobald  derselbe  das  dritte 
Blatt  entwickelt  hatte,  wurde  er  mit  dem  Pflanzholz  pikiert,  das  heisst  auf 
vorher  gut  hergerichtete  Beete,  und  so  gewann  ich  schon  im  Herbst  ein  schönes, 
selbstgezogenes  Pflanzmaterial.  Die  stärksten  Pflanzen,  ca.  50  000,  wurden  in 
der  darauffolgenden  Pflanzzeit  ausgepflanzt  und  die  übrigen  nochmals  mit  dem 
Spaten  auf  Beete  pikiert. 

Die  Vorarbeiten  zur  Pflanzung  sind  folgende:  Zunächst  wird  das  zu  be- 
pflanzende Land  gereinigt  von  Schilf,  Gras  und  Gesträuch,  welches  im  Wege 
steht;  dabei  muss  aber  beobachtet  werden,  möglichst  den  natürlichen  Schatten 
resp.  Windschutz,  wie  bessere  Bäume  etc.  zu  verschonen.  Die  Pflanzen  werden 
in  Abständen  von  10  Fuss  im  Verband  gepflanzt;  die  Pflanzlöcher  werden 
1  Meter  im  Quadrat  und  i  Meter  tief  ausgehoben.  Diese  Arbeiten  werden  in 
der  heissen  Zeit  vorgenommen  und  müssen  kurz  vor  der  Regenperiode  beendet 
sein;  dann  bleiben  sämtliche  Löcher  offen  liegen,  um  erst  gehörig  vom  Regen 
eingewässert  zu  werden,  denn  je  tiefer  der  Regen  eindringen  kann,  je  lockerer 
wird  der  Unterboden  gemacht.  Hierauf  werden  die  Löcher  vollgefüllt  und  nun, 
sobald  sich  der  Boden  gesetzt  hat,  beginnt  das  eigentliche  Pflanzen.  Ich  ver- 
teile die  Reihen  dabei  so,  dass  stets  zwei  Alann  zusammenarbeiten.  Natürlich 
kann  diese  Pflanzung  nur  unter  Beaufsichtigung  geschehen;  obwohl  die  Leute 
sich  ziemlich  geschickt  dabei  anlassen;  das  heisst,  wenn  man  sich  selbst  die 
erdenklichste  Mühe  dabei  giebt,  den  Leuten  das  richtige  Hantieren  immer 
wieder  zeigt,  dann  gelingt  es,  gute  und  tüchtige  Arbeiter  heranzubilden. 
Die  Pflanzzeit  erstreckt  sich  bis  Mitte  September;  später  gepflanzte  Kaffee- 
bäumchen  wurzeln  schwer  an  und  leiden  zu  sehr  in  der  darauffolgenden 
heissen  Zeit. 


Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  West-Afrika.  2Q I 

Sobald  die  Pflanzarbeit  beendet,  geht  es  ans  Schattieren,  denn  im  ersten 
Jahre  nach  der  Pflanzung  lasse  ich  die  Pflanzen  alle  schattieren,  und,  wenn 
diese  Arbeiten  zur  richtigen  Zeit  gut  und  sicher  ausgeführt  wurden,  dann 
werden  wenige  Verluste  zu  verzeichnen  sein.  Als  Schatten  verwerte  ich 
meistens  Palmenwedel  der  Olpalme  und  auch  Schilf.  Meine  beiden  Jahrgänge, 
Kaffee  sowohl  wie  Kakao,  stehen  vorzüglich  und  verspreche  ich  mir  in  einigen 
Jahren  eine  gute  Ernte,  welche  alle  Mühen  reichlich  aufwiegen  dürfte. 

In  der  heissen  Zeit  werden  die  Kaffeebäumchen  im  Umkreise  von  ungefähr 
einem  Meter  mit  altem  verrottetem  Gras  (Kompost)  überlegt,  damit  die 
glühenden  Sonnenstrahlen  den  zarten  Wurzeln  nichts  anhaben  können  und  der 
Boden  nicht  hart  gedörrt  werde.  Später  in  der  darauffolgenden  Regenperiode, 
lasse  ich  sämtliche  Kaffeepflanzen  mit  Giessrändern,  welche  mit  der  Hacke 
hergestellt  werden,  versehen,  damit  der  strömende  Regen  den  Pflanzen  soviel 
wie  nur  irgend  möglich,  auch  wirklich  zu  gute  kommt  und  nicht  mit  seiner 
reissenden  Gewalt  einfach  abläuft. 

Auch  einige  Feinde  hat  der  Kaffee.  Zunächst  kommt  hier  die  gefährliche 
Werre  in  Betracht;  dieselbe  nagt  die  jungen  Wurzeln  mit  Vorliebe  ab  und 
muss  ihr  daher  sehr  nachgestellt  werden;  ausserdem  giebt  es  einen  bunten 
Kaffeespringer;  derselbe,  so  reizend  das  Tierchen  auch  aussehen  mag,  ist  der 
ärgste  Feind  des  Kaffees,  denn  er  frisst  das  Laub  der  Kaffeebäume  radikal  ab; 
obwohl  das  Däumchen  nicht  zu  Grunde  geht,  leidet  es  doch  in  seiner  Ent- 
wicklung dadurch  sehr.  Um  diese  lästigen  Tiere  zu  vertreiben,  stelle  ich 
in  den  Zeiten  ihres  Auftretens  einige  Leute  zur  Unterdrückung  dieser  Plage 
an,  die  speziell  weiter  nichts  thun  brauchen,  als  diese  Feinde  der  Pflanzungen 
zu  vernichten. 

Hier  sei  mir  gleichzeitig  noch  gestattet,  der  höchst  gefährlichen  Wander- 
heuschrecke zu  erwähnen,  dieselbe  tritt  mehrmals  im  Jahre  in  unglaublichen 
Zügen  auf,  die  Schwärme  sind  oft  so  enorm,  dass  buchstäblich  auf  mehrere 
Stunden  hindurch  die  Sonne  verfinstert  wird;  jeder  Grashalm  fällt  diesen 
gefährlichen  Fressern  zum  Opfer.  In  Zeiten  der  Reisernte  sind  die  Heu- 
schrecken dem  Eingebornen  die  schwerste  Strafe;  denn  wo  dieselben  auf- 
treten, ist  die  Ernte  vollständig  vernichtet.  Zu  unserm  Glück  gehen  die  Tiere 
weder  an  Kaffee  noch  an  Kakao,  das  Laub  muss  ihnen  doch  wohl  nicht 
munden. 

Die  Behandlung  des  Kakao  ist  ähnlich  wie  die  des  Kaffees.  Doch 
möchte  ich  behaupten,  dass  er  noch  eine  bessere  Behandlung  resp.  Aufwartung 
erfordert;  vor  allen  Dingen  ist  er  empfindlicher  und  beansprucht  eine  ge- 
schütztere Lage,  mehr  Feuchtigkeit  zum  üppigen  Gedeihen  und  vor  allem  eine 
recht  sorgfältige  Pflanzung,  denn  Kakao  macht  als  junge  Pflanze  eine  längere 
Pfahlwurzel  und  weniger  Faserwurzeln,  infolgedessen  muss  er  subtiler  be- 
handelt werden,  um  gut  anzuwachsen;  er  wächst  sparriger  als  der  Kaffee. 
Letzteren  erziehe  ich  möglichst  in  Pyramidenform  oder  auch  Buschform,  von 
hochstämmigen  Pflanzen  will  ich  nichts  wissen,  da  die  Stämme  leicht  Brand- 
flecke bekommen,  und  eine  derartige  Pflanze  nur  einige  Jahre  alt  werden  kann 
um  alsdann  plötzlich  abzusterben.  Der  Kaffee,  auch  der  Kakao  muss  möglichst 
so  gezogen  werden,  dass  er  sich  selbst  mit  seiner  Belaubung  beschattet.  Eine 
Kaffeepflanze,  vollbesetzt  mit  Blüten,  gewährt  einen  herrlichen  Anblick,  den 
schönen  weissen    zarten    Blumen    entströmt    ein    herrlicher    Wohlgeruch,    auch. 


291 


Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  West-Afrika. 


kurz  vor  der  Reife,  wenn  die  Pflanze  mit  ihren  schönen  kirschroten  Beeren 
das  Auge  erfreut,  ist  es  eine  herrliche  Genugthuung  für  jeden  Tropenpflanzer 
und  erst  dann  ist  und  wird  er  stolz  auf  seine  Pfleglinge.  Um  die  weiteren 
Arbeiten  einer  Plantage  aufzuzählen,  würde  für  heute  zu  weitführen,  daher 
möchte  ich  jetzt  einige  andere  Punkte  noch  erwähnen,  welche  jedenfalls  mehr 
Interesse  für  den  Europäer  haben. 

Das  Klima  in  unserer  Kolonie  ist  ein  ziemlich  gutes  zu  nennen;  obwohl 
in  der  heissesten  Zeit  das  Thermometer  bis  auf  30— 33O  R.  im  Schatten  steigt. 
ist  die  Hitze  doch  zu  ertragen,  da  ja  dieselbe  mit  jedem  Alonat  allmählich 
steigt,  und  da  der  Europäer  in  seinen  Tropenkleidern  nicht  beengt  einhergeht, 
gewöhnt  er  sich  bald  an  die  so  A-erpönte  Hitze.  In  der  heissen  Zeit  hat  man 
dazu  weniger  unter  Fiebererscheinungen  zu  leiden  und  ist  verhältnismässig  in 
dieser  Zeit  stets  frisch  und  wohlauf;  wenn  auch  mitunter  etwas  Schwäche  nicht 
ausbleibt,  so  ist  sie  doch  nicht  gleich  ernst  zu  nehmen. 

Die  heisse  Zeit  währt  von  ^'ovember,  Dezember  bis  März,  April;  dann 
beginnt  die  Regenperiode,  in  dieser  Zeit  ist  die  Tagestemperatur  16 — 24*^'  R.; 
eine  Temperatur,  die  in  den  Tropen  sehr  angenehm  auf  den  Körper  wirkt; 
wäre  es  kühler,  so  wäre  es  für  den  Europäer  empfindlicher.  Die  Nacht- 
temperatur fällt  allerdings  oft  bis  auf  8— jo«  R.  und  diese  frische  Kühle 
empfinden  wir  namentlich  morgens  recht  sehr,  dabei  heisst  es  dann,  sich  in 
acht  nehmen;  man  muss  sich  in  dieser  Zeit  wärmere  Kleidung  anlegen  und 
vor  allem  nasse  Kleider  und  Wäsche  sofort  wechseln,  dies  ist  eine  Haupt- 
bedingung, um  dem  Fieber  aus  dem  Wege  zu  gehen  resp.  ihm  trotzen  zu 
können. 

Ausserdem  ist  in  den  Tropen  —  und  das  kann  garnicht  oft  genug  hervor- 
gehoben werden  —  vor  allen  Dingen  im  Essen  und  Trinken  eine  geregelte 
Diät  von  grosser  Wichtigkeit;  zu  viele  Spirituosen  sind  das  schädlichste  Gift, 
nicht  nur  für  den  Europäer,  sondern  es  untergräbt  auch  die  Gesundheit  der 
Eingeborenen. 

Der  Eingeborene  unterliegt  überhaupt  sehr  vielen  Krankheiten  und  habe 
ich  täglich  Krankheitsfälle  unter  meinen  Arbeitern  zu  verzeichnen,  allerdings 
kann  ich  hierunter  auch  manchen  Faulkranken  rechnen.  Der  Susu-Neger  ist  im 
grossen  und  ganzen  ein  gutmütiger  Menschenschlag;  er  ist  sehr  genügsam  und 
leicht  zur  Arbeit  zu  gewöhnen.  Die  Leute  essen  täglich  nur  einmal  eine 
Ilauptspeise  und  zwar  ist  Reis  ihre  Nationalspeise,  ab  und  an  essen  sie  hierzu 
ein  Hühnchen;  doch  Früchte  geniessen  sie  nebenbei  fast  den  ganzen  Tag  und 
sind  ja  auch  letztere  sehr  gesund.  Zu  meinem  eigenen  Wohlbefinden  bedarf 
ich  sehr  der  Früchte  und  möchte  ich  meinerseits  behaupten,  dass  das  fleissige 
Geniessen  von  Früchten  in  den  Tropen  der  Gesundheit  sehr  förderlich  ist. 

An  Früchten  giebt  es  die  schönen  Mango.  Nebenbei  bemerkt  ist  dieser 
Baum  der  schönste  Tropenschmuck,  im  Wuchs  sowie  in  der  Belaubung.  und 
einen  schöneren  Schattenspender  wie  den  Mangobaum  kann  ich  mir  garnicht 
denken.  Ferner  giebt  es  die  verschiedensten  Bananensorten,  welche  dort,  reif 
vom  Stamm  gepflückt,  herrlich  munden.  Ich  stelle  diese  Frucht  der  schönsten 
Birne  gleich  und  lasse  von  Bananen  eine  gute  Obstsuppe  herstellen;  ebenfalls 
werden  sie  viel  gebraten  in  Butter  von  mir  gegessen.  Ausserdem  möchte  ich 
die  Ananas  und  die  Apfelsinen  nicht  vergessen,  welche  uns  täglich  neu  er- 
frischen und  bei    steter    Gesundheit    erhalten,    namentlich    sind   Apfelsinen   bei 


Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  West-Afrika.  293 

Fieberanfällen  sehr  gesund  und  leicht  verdaulich,  daher  hochgeschätzt  bei  allen 
Tropenbewohnern. 

Von  den  Eingeborenen  wird  auch  Ackerbau  und  Viehzucht  betrieben,  sie 
bauen  vor  allem  Reis,  Mais,  Bataten,  Yams  und  Tabak;  doch  ein  jeder  nur 
eben  soviel,  wie  er  zu  seinem  eigenen  Bedarf  gebraucht.  Diese  Arbeit  wird 
auch  fast  ausnahmslos  nur  von  Frauen  und  der  herangewachsenen  Jugend  aus- 
geführt. 

An  ^'ieh  haben  die  Eingeborenen  Kühe,  Schafe  und  Ziegen,  an  Federvieh 
Hühner  und  Enten,  letztere  ziehen  sie  viel  heran,  da  sie  gern  den  Europäern 
davon  verkaufen  und  sie  dieselben  ohne  grosse  Mühe  aufziehen  können,  denn 
das  Futter  müssen  sich  die  Tierchen  selbst  suchen;  es  ist  ja  auch  in  Massen 
zu  finden. 

Auch  die  Jagd  ist  reichhaltig,  doch  immer  etwas  mühsam  und  beschwerlich; 
es  giebt  hier  Rebhühner,  Perlhühner,  Trappen  und  in  Unmengen  wilde  Tauben. 
Andere  Jagdtiere  sind  wenig  mehr  vorhanden,  ausser  einigen  Antilopen. 
Hamstern  und  Kaninchen  sieht  man  selten  etwas  anderes;  wilde  Bestien  kommen 
sehr  selten  vor,  doch  sind  vereinzelt  einige  Leoparden  aufgetreten;  einer 
der  Burschen  wurde  sogar  so  dreist  und  stattete  mehrfach  meinem  Hühnerstall 
einen  Besuch  ab;  doch  schliesslich  gelang  es  mir,  vereint  mit  meinen  Leuten, 
dem  frechen  Räuber  das  Handwerk  zu  legen.  Die  Wohngebäude  der  Ein- 
geborenen sind  grosse,  geräumige  Lehmbauten,  deren  Dach  mit  Gras  abgedeckt 
ist.  Diese  Häuser  sind  meist  durch  Lehmmauern  in  mehrere  Abteilungen 
getrennt  und  hausen  oft  20—30  Personen  unter  einem  Dache.  Haus- 
einrichtungen zur  Bequemlichkeit  kennen  die  Bewohner  noch  wenig;  sie  liegen 
und  schlafen  meist  auf  einer  selbstfabrizierten  Bastmatte;  das  einzige  bequeme 
Möbel,  wenn  ich  es  so  nennen  darf,  ist  die  Hängematte,  welche  nach  und  nach 
mehr  Freunde  unter  ihnen  findet.  Einige  Leute  haben  in  Flechtarbeiten  aus 
Bast  und  Rohr  eine  grosse  Geschicklichkeit;  ich  habe  Sachen,  wie  Hängematten, 
Körbe,  Schwingen,  Tischmatten,  Hüte  und  Mützen  gesehen,  deren  Arbeit  grosses 
Lob  verdiente.  Auch  in  Lederarbeiten,  wie  Dolch-  und  Säbelscheiden,  Pulver- 
hörnern,  Jagdtaschen  und  mannigfaltigen  Amuletts  zeigen  sie  eine  hervorragende 
Fertigkeit,  wenn  man  bedenkt,  mit  wie  primitivem  Handwerkszeug  sie  derartige 
Artikel  herstellen. 

Der  Dubrekafluss  ist  ausserdem  von  vielen  Fischarten  bevölkert,  sodass 
das  Fangen  der  Fische  auch  einen  reichgezahlten  Erwerbszweig  ausmacht. 
Der  Geschmack  der  Fische  ist  ein  guter  zu  nennen.  Leider  wird  der  Dubreka- 
fluss auch  von  vielen  Aligators  heimgesucht  und  ein  Baden  ist  daher  voll- 
ständig ausgeschlossen. 

Mein  Trinkwasser  gewinne  ich  aus  einem  sehr  reinen  Quell  und  gilt  das 
Wasser  weit  und  breit  für  das  gesündeste  und  beste.  Obwohl  vollständig  klar 
und  rein,  lasse  ich  doch  erst  jeden  Tropfen  Wasser,  den  ich  zum  Trinken 
benutze,  der  Sicherheit  halber  filtrieren,  damit  es  vollständig  von  allen 
eventuellen  schädlichen  Miasmen  befreit  werde. 

Französisch  Guinea  liegt  unter  dem  10.  Grad  n.  B.,  das  Land  ist  leicht 
gebirgig,  es  kommen  selbst  Berge  von  ca.  1500  Fuss  Höhe  vor,  auf  denen  eine 
üppige  Vegetation  herrscht.  Der  Boden  ist  in  vielen  Teilen  sehr  gut,  ein 
schöner,  kräftiger,    humusreicher    Lehmboden;    doch    giebt   es    auch   Strecken, 


2Q4  Berliner  Privatgärten. 


deren  Boden  für  jegliche  Kultur  unbrauchbar  ist.  Der  Baum-  und  Ptlanzen- 
wuchs  ist  während  der  Regenperiode  ein  üppiger  zu  nennen,  doch  in  der 
heissen  Zeit  leidet  er  einerseits  durch  die  sengenden  Sonnenstrahlen  gewaltig, 
andererseits  durch  die  Steppenbrände,  welche  der  Eingeborene  des  lästigen 
Ungeziefers  halber  entfacht.  Der  Blumenflor  ist  ebenfalls  ein  reicher;  leider 
habe  ich  bis  dahin  noch  nichts  Aussergewöhnliches  entdecken  können,  doch 
hoffe  ich  später  einmal  ancb  hierüber  bessere  Auskunft  erteilen  zu  können. 
Noch  habe  ich  zu  erwähnen,  dass  auch  unsere  Leute  ihre  Arbeit  ver- 
hältnissmässig  gut  bezahlt  erhalten;  wir  geben  den  Leuten  für  ihre  Arbeit 
täglich  ihre  1V2  Pfund  Reis  und  ausserdem  4  Dollar  =  16  Mark  monatlich. 
Diese  Summe  wird  in  Naturalien  ganz  nach  Wunsch  der  Leute  verabfolgt. 
Im  übrigen  sind  die  Leute  vollständig  freie  Arbeiter,  sie  sind  bei  uns  nicht 
gebunden  und  werden  gut  gehalten,  denn  bei  einer  gerechten  Behandlung 
erzielt  man  auch  dort  die  besten  Resultate;  dies  kann  ich  mit  vollem  Rechte 
behaupten. 

Hiermit  schliesse  ich  meine  Ausführungen.  Ich  erlaube  mir.  allen  An- 
wesenden mitzuteilen,  dass  ich  in  einigen  Tagen  wieder  nach  französisch 
Guinea  reisen  werde  und  rufe  allen  ein  herzliches  Lebewohl  zu. 

Berlin,  5.  Mai   1898.  Otto  Morris. 


Berliner  Privatgärten.' ^ 

2-i  Der  Garten  des  Herrn  Geh.  Ober-Bergrat  Dr.  Hauchecorne. 

m  Norden  von  Berlin,  zwischen  Lehrter  und  Stettiner  Bahnhof,  erheben 
sich  drei  stattliche  Gebäude:  geologische  Landesanstalt,  Museum  für  Natur- 
kunde und  landwirtschaftliche  Hochschule,  alle  in  demselben  italienischen 
Renaissance-Stil  von  Baurat  Prof.  Tiede  erbaut,  alle  mit  hübschen  Vorgärten 
versehen,  von  denen  der  des  Museums  für  Naturkunde  der  grösste  ist,  da 
dies  Gebäude  als  Mittelstück  des  Ganzen  viel  weiter  zurückliegt.  Es  bietet 
dieser  Vorgarten,  der  von  Herrn  Haack  angelegt  ist  und  von  dessen  Nach- 
folger, Herrn  Koehler,  höchst  sauber  unterhalten  wird,  so  zu  sagen  das  ganze 
Jahr  dem  Auge  die  reichhaltigste  Abwechselung.  Im  Winter  sind  es  die 
Mahonien,  im  Frühjahr  die  herrlichen  Blütensträucher  aller  Art,  Forsythien, 
Prunus  triloba,  Prunus  chinensis  11.  pl..  P.  fruticosa  Schneeball,  Spiraeen.  dann 
im  Sommer  die  Rosen,  die  Deutzien,  Weigelien  und  vor  allem  die  herrlichen 
Clematis,  die  als  Guirlanden  gezogen  hier  noch  völlig  gesund  in  üppigster 
Blütenfülle  prangen  und  die  Bewunderung  aller  auf  sich  ziehen;  endlich, 
wenn  alle  Blumen  vorüber,  schmückt  den  Vorgarten  noch  immer  das  so  ver- 
schiedenfarbige Laub  der  buntblättrigen  Gehölze. 

Im  Vorgarten  der  landwirtschaftlichen  Hochschule,  der  unter  Ober- 
aufsicht des  Königl.  Garteninspektors  Lindemuth  von  Herrn  Landschafts- 
gärtner Krahn  in  Haiensee  unterhalten  wird,  sind  es  besonders  die  Rosen  und 
die  zu  Rabatten  zusammengestellten  blühenden  oder  buntblättrigen  Ziersträucher 


*)  Vergl.  Gartenfl.  1895  S.  5q5. 


Berliner  Privatgärten.  295 

und  im  Vorgarten  der  Königl.  geologischen  Landesanstalt  die  grossen  Flieder- 
sträucher,  welche  das  Auge  fesseln. 

Hinter  den  Häusern  sieht  es  verschiedenartiger  aus.  Hinter  der  land- 
wirtschaftlichen Hochschule  sind  Seitengebäude  und  die  Versuchsgärten  der 
Herren  Professoren  Frank,  Kny  und  Geheimrat  Orth,  hinter  dem  Museum 
für  Naturkunde  ist  ein  anmutiger  Garten  mit  einem  kleinen  Teich,  der  zur 
Zucht  von  Wassertieren  dient,  sowie  der  Privatgarten  des  Herrn  Geh.  Regierungsrat 
Schulze,  Direktor  des  zoologischen  Instituts;  hinter  der  geologischen 
Landesanstalt  aber  dehnt  sich  der  grösste  Garten  von  allen  drei  Instituten, 
der  Garten  des  Herrn  Geh.  Ober-Bergrats  Dr.  Hauchecorne,  Direktor  der 
Königl.  geologischen  Landesanstalt  und  Bergakademie  aus.  Dieser  Garten 
enthält  eine  Anzahl  alter  Bäume,  namentlich  Kastanien,  aber  auch  viele  Obst- 
bäume und  vor  allem  eine  grosse  Farnpartie  und  im  Anschluss  daran  ein 
höchst  reichhaltiges  Alpinum.  Sowohl  die  Farne  wie  die  Alpenpflanzen, 
namentlich  die  Seltenheiten,  sind  meist  von  Herrn  Hauchecorne  selbst 
gesammelt. 

Am  lO.  Mai  lud  mich  Herr  Geheimrat  Hauchecorne  ein,  seinen  Garten, 
der  kürzlich  auch  vom  Liebhaberausschuss  besucht  war,  dessen  Vorsitzender 
Herr  Hauchecorne  ist,  zu  besichtigen  und  zwar  vor  allem  die  blühenden 
Äpfelbäume. 

Es  war  in  der  That  ein  ganz  grossartiger  Anblick  und  selten  sind  wohl 
Bäume  so  dicht  bedeckt  mit  Blüten  gesehen.  Sowohl  Pyramiden.  Spaliere, 
wie  Hochstämme  waren  gleich  voll,  ganz  besonders  ein  Hochstamm  einer 
Canada-Reinette,  bei  dem  sogar  an  den  dicken  Hauptästen  noch  wieder  einzelne 
Fruchtspiesse  zur  Ausbildung  gekommen  Avaren.  Dabei  waren  die  Blumen 
von  ausserordentlicher  Grösse,  bis  ö  cm  im  Durchmesser. 

Und  woher  all  diese  Üppigkeit,  diese  enorme  Grösse?  Weil  Flerr 
Hauchecorne  Wagnersches  Düngersalz  Marke  A.  G.,  d.  h.  Allgemeiner 
Gartendünger,  von  H.  &  E.  Albert  in  Biebrich  in  Verbindung  mit  flüssigem 
Kuhdünger  anwendet.*)  Schon  in  der  Dezembersitzung  1897  des  Liebhaber- 
ausschusses berichtete  er  über  sehr  günstige  Erfolge  bei  Beeren-  Stein-  und 
Kernobst;  namentlich  bei  Birnen  wurden  die  Früchte  grösser  und  aromatischer. 

Im  Frühjahr  1897  erhielten  die  Pyramiden  und  Spaliere  zuerst  Kuhjauche, 
später  wurde  auf  die  Baumscheibe  von  im  im  Durchmesser  25  g  Wagnerscher 
Dünger  gestreut  und  dann  eine  bis  zwei  Giesskannen  voll  Wasser  nachgegossen. 
Die  Hochstämme  erhielten  das  Salz  in  zahlreichen  Löchern,  etwa  in  der  Mitte 
zwischen  Stamm  und  Kronentraufe,  die  mittels  eines  amerikanischen  Teller- 
bohrers gemacht  waren. 

Voriges  Jahr  hatten  aber  die  Apfelbäume  noch  keine  Düngung  erbalten. 
Darum  wurde  ihnen  im  Herbst  1897  zunächst  Wagnerscher  Dünger,  A.-G., 
gegeben,  im  ersten  Frühjahr  1898  flüssiger  Kuhdünger  und  jetzt,  im  Mai, 
erhalten  die  Bäume  noch  salpetersaures  Kali  (gewöhnlicher  Salpeter).  Um 
den  Hochstamm  der  Cauada  Reinette  sahen  wir  n  Löcher,  in  jedes  sind  5  g  Salz 
(Wagnersches)  gekommen  und  eine  Giesskanne  voll  Wasser. 


*)  Wir  wollen  übrigens  nicht  unterlassen,  zu  bemerken,  dass  in  diesem  Jahre  die  Apfel- 
bäume, die  wir  in  Wannsee  sahen,  auch  sehr  voll  Blüten  waren.  Ebenso  ist  es  nach  Mitteilung 
des  Herrn  Garten-Inspektor  Möschke  in  Oranienburg;  kurz,  es  steht  eine  gute  Apfelernte, 
wenigstens  bei  Berlin,  in  Aussicht. 


29_6_ 


Berliner  Privatsärten. 


Die  Baumscheiben  sind  auf  Rat  des  Herrn  Landesökonomierat  Goethe 
auch  mit  Kalk  gemischt,  damit  die  Ernährung  kräftiger  werde  und  die  Komma- 
Schildlaus,  die  sich  viel  zeigt,  vernichtet  werde,  denn  sie  lebt  meist  nur  an 
nicht  ganz  üppig  wachsenden  Bäumen. 

Auch  die  Maiblumen  erhalten  Wagnerschen  Dünger  und  erreichen  die 
Blätter  eine  riesige  Breite.  Von  2  Blättern  eines  Triebes  zeigte  das  eine 
eine  Länge  von  18  cm  und  eine  Breite  von  lo  cm,  das  andere  eine  Länge  von 
16  cm  und  eine  Breite  von  9V2  cm. 

Von  den  jetzt  blühenden  Stauden  etc.  nennen  wir:  Alyssum  saxatile. 
schön  gelb,  vom  Borschen,  einem  Basaltberge  bei  Bilin  in  Böhmen,  Primula 
cortusoides,  mit  sehr  grossen  rosafarbenen  Blüten,  Cortusa  Mathioli,  gleichfalls 
eine  Primulaceae,  mit  nickenden  Ideinen  rosafarbenen  Blumen,  Dodecatheon 
Meadia,  auch  eine  Primulaceae,  rosa,  einem  Cyclamen  ähnlich  und  diese  Gattung 
gewissermassen  in  Nordamerika  vertretend,  Geum  coccineum,  Adonis  vernalis 
und  Anemone  silvestris.  Letztere  ist  an  einigen  Stellen  ausgegangen,  weil 
der  Kalkgehalt  des  Bodens  erschöpft  war;  neuer  Kalk  ist  jetzt  beigemengt  und 
ausserdem  sind  neue  Pflanzen  aus  Rüdersdorf  beschafft.  Wir  können  diese 
Pflanze  nicht  genug  für  Gärtner  empfehlen.  Die  reinweissen,  leuchtenden 
Blumen  werden  noch  viel  grösser  als  in  wildem  Zustande.  In  unglaublicher 
Üppigkeit  wuchern  die  gelben  Veilchen,  Viola  lutea,  Smith  var.  multicaulis 
Koch  (Viola  calaminaria  Lejeune),  die  Galmei-Veilchen,  welche  von  auf  Galmei- 
(einem  Zinkerz)  -haltigem  Boden  bei  Aachen  stammen.  Die  Blumen  sind  viel 
grösser  geworden  und  durch  die  Insekten  sind  auch  viele  Bastarde  mit  Garten- 
veilchen, besonders  Stiefmütterchen,  entstanden,  von  denen  namentlich  eine 
Form,  deren  zwei  obere  Blumenblätter  schön  rotbraun  -  sammetartig  sind, 
sich  als  eine  neue  Rasse  zur  Vermehrung  sehr  empfehlen  dürfte. 

An  anderen  Stellen  im  Garten  finden  sich  TroUius  europaeus  aus  Teplitz. 
sehr  üppig,  weil  künstlich  gedüngt,  und  ferner  Scilla  non  scripta  Hoffm.  et  Link 
(Hyacinthus  non  scriptus  L.)  mit  schönen  blauen  Blumen,  einige  Exemplare 
aus  Jülich,    andere    aus  Hadersleben    (an  letzterem  Orte  wohl  nur  verwildert). 

Geradezu  grossartig  ist  die  Farnanlage.  Herr  Geh.  Rath  Hauchecorne 
ist  selber  ein  grosser  Farnkenner  und  Prof.  Ascherson  hat  einen  von  ersterem 
gefunden  Farn  nach  ihm  benannt.  Die  fontainenartigen  Straussfarne,  Struthio- 
pteris  germanica,  wuchern  mit  ihren  weithinkriechenden  Wurzelstöcken  so 
üppig,  dass  sie  oft  ausgerissen  werden  müssen.  Osmunda  regalis,  der  Königs- 
farn, schon  über  1  m  hoch,  zeigt  fast  alle  Wedel  mit  Sporen  besetzt,  jedenfalls 
eine  Folge  des  Düngers,  denn  auch  die  Farne  werden  gedüngt.  Von  Selten- 
heiten nennen  wir  Woodsia  ilvensis  und  Ceterach  ofhcinarum  etc.  Im  Schatten 
der  Farne  stand  der  schöne  deutsche  Frauenschuh,  Cypripedium  Galceolus, 
in  üppigster  Blüte,  natürlich  ist  seinem  Boden  Kalk  beigemengt. 

Noch  viel  wäre  zu  berichten,  doch  wir  müssen  schliessen.  Eine  glückliche 
Lage,  d.  h.  viel  Halbschatten  und  eine  glückliche  Hand,  d.  h.  eine  grosse 
Sorgfalt  in  der  Behandlung  und  in  der  Auswahl  des  Bodens  für  die  einzelnen 
Arten,  im  Verein  mit  natürlicher  und  künstlicher  Düngung,  haben  so  schöne 
Resultate  gezeitigt.  L.  W. 


Galanthus  cilicus  Baker.  297 


Galanthus  cilicicus  Baker. 

fi^^^^  (Hierzu  Abb.   77.) 

JE)\iese  neue,  von  Baker  in  Card.  Chronicle  1S97  I  p.  214  aufgestellte 
'^^50^  Art,  die  grösstblumige  von  allen,  wurde,  wie  Dr.  Udo  Dammer  in 
Gard.  Chronicle  189S  I  S.  79  berichtet,  von  unserem  Landsmann  Walter 
Siehe  in  Mersina,  Kl. -Asien,  auf  dem  cilicischen  Taurus  in  den  ersten  Tagen 
des  März  1895  in  ca.  560  m  Hohe  gefunden.  Um  zu  sehen,  wann  die  volle 
Blütezeit  wäre,  ging  er  am  10.  Dezember  1897  wieder  hin  und  fand  zwischen 
den  Felsen  eine  grosse  Zahl  in  voller  Blüte,  aber  viele  auch,  deren  Blütezeit  schon 
vorüber  war.  Die  äusseren  Blumenblätter  der  wilden  Pflanzen  sind  über  3  cm 
lang  und  über  1  cm  breit,  nach  Dr.  Dammers  Messungen  an  einer  Photographie 
(vergl.  unsere  Abbildung,  die  wir  mit  freundlicher  Erlaubnis  des  Herrn 
Dr.  Masters  dem  Gard.  Chronicle  1.  c.  entlehnten)  sind  sie  sogar  3,9  cm 
lang  und    1,6  cm  breit,  die  inneren   1,6  cm  lang,   1,1   cm  breit. 

Siehe  sagt,  die  beste  Art,  um  die  Pflanze  schon  zu  Anfang  November 
in  Blüte  zu  haben,  ist,  die  Zwiebeln  dicht  bei  einander  zu  Anfang  September 
in  einen  Topf  zu  legen.  Je  später  sie  in  Töpfe  kommen,  desto  spärlicher 
werden  die  Blumen.  Die  Töpfe  werden  in  ein  kaltes  Mistbeet  gebracht  und 
leicht  mit  Erde  bedeckt.  Mitte  Oktober,  wenn  die  Zwiebeln  gut  angewurzelt 
sind,  wird  die  Erde  über  den  Töpfen  weggenommen,  Fenster  über  das  Beet  ge- 
legt und  an  sonnigen  Tagen  Luft  gegeben.  In  den  ersten  Tagen  des  November 
werden  die  Töpfe  in  ein  kaltes  oder  gemässigtes  Haus  an  eine  sonnige  Stelle 
gebracht,  wo  sie  viel  frische  Luft  und  reichlich  Feuchtigkeit  haben  müssen. 
Im  südlichen  England  und  in  den  wärmeren  Teilen  Deutschlands  würde  dieses 
Schneeglöckchen  vielleicht  auch  schon  im  November  im  Freien  blühen.  Siehe 
kultiviert  in  seinem  Ilortus  orientalis  zu  Mersina  gegen  50  000  Pflanzen  des 
Riesen-Schneeglöckchens  und  wird  die  Zwiebeln  im  Juli  durch  C.  van  der 
Smissen-Steglitz-Berlin  in  den  Handel  geben.  Jedenfalls  verdient  dies  äusserst 
frühe,  schon  im  November  blühende  Schneeglöckchen,  das  auch  schön  blühende 
Töpfe  geben  soll,  die  grösste  Beachtung. 

Baker  beschreibt  die  Pflanze  1.  c.  folgendermassen: 

Galanthus  cilicicus:  Zwiebel  eiförmig,  1/2  Zoll  Durchmesser,  braun,  Grund- 
scheide lang  (3  Zoll),  Blätter  2  —  3,  schmal  lineal,  flach,  hellgrün,  unterseits 
waisslich,  zur  Blütezeit  5— ö  Zoll  lang,  fast  V^  Zoll  breit,  Fruchtknoten  kreisei- 
förmig, äussere  Blütenblätter  länglich,  von  mittlerer  Grösse,  konkav,  innen 
verkehrt  ei-keilförmig,  ausgerandet,  an  der  Spitze  etwas  zurückgebogen  und 
etwas  gekerbt,  auf  dem  Rücken  nur  an  der  Spitze  mit  einem  hufeisenförmigen 
grünen  Fleck.  Staubbeutel  zugespitzt. 

Die  Beschreibung  wurde  gemacht  nach  lebenden  Exemplaren,  welche 
Thomas  S.  Ware  am  7.  Januar  1897  an  Baker  schickte.  Sie  wurden  für 
G.  Fosteri  gehalten  (siehe  in  Gartenflora  189O  S.  172),  weichen  aber  durch  ihren 
weniger  kräftigen  Habitus,  viel  schmälere  Blätter,  die  von  der  Mitte  allmählich 
sich  in  eine  sehr  schmale  Basis  verjüngen,  und  durch  den  Mangel  des  grossen 
grünen  Rückenflecks  auf  der  unteren  Hälfte  der  inneren  Blütenblätter  ab. 
G.  Fosteri  und  Elwesii  haben  diesen  Fleck  bis  unten  hinunter,  G.  cilicicus  und 
nivalis  nur  oben. 


Abb.   77.     Galanthus  cilicicus  Baker  (nach  Gardeners"  Chronicle). 
Das  Riesen-Schneeglöckchen. 


Aufruf  zu  einem  Denkmal  für  Ferdinand  von  Müller  und  Jean  Linden.  200 


Aufruf  zu  einem  Grabdenkmal  für  Ferdinand  von  Müller 

in  Melbourne. 

/ährencl  wir  kürzlich,  S.  216,  einen  Aufruf  zur  Errichtung  eines  Denkmals 
für  Ferdinand  v.  Müller  im  botanischen  Garten  zu  Melbourne 
und  Stiftung  einer  Medaille  ev.  eines  Preises  veröffentlichten,  erhalten  wir  jetzt 
von  einem  zweiten  Komitee  einen  Aufruf  zur  Errichtung  eines  23  Fuss  hohen 
Granitdenkmals  aut  seinem  Grabe,  auf  dem  Friedhof  von  St.  Kilda. 

Wir  empfehlen  den  beiden  Komitees,  sich  zu  einigen,  sonst  laufen  sie 
Gefahr,  dass  keins  von  beiden  die  nötigen  Mittel  erhält.  Wir  möchten  wünschen, 
dass  ein  grosses,  würdiges  Denkmal  im  botanischen  Garten,  der  Stätte  von 
Müllers    Wirksamkeit,  errichtet  werde  und  auf  dem  Friedhof  ein  einfacheres. 

Der  Aufruf  wegen  des  Grabdenkmals  geht  von  den  Testamentsvollstreckern 
aus:  Reverend  (d.  h.  Prediger)  W.  Potter,  Alexander  Büttner  und  Hermann 
Büttner.  Sendungen  für  das  Grabmonument  sind  an  Rev.  W.  Potter 
»Vonmueller«ArnoldStreet,SouthYarra-Melbourne,Victoria,Australiazu  richten. 
Dem  Aufruf  ist  ein  schönes  Porträt  des  Barons  Ferd.  v.  Müller,  geb.  zu  Rostock 
den  30.  Juni  1835,  gestorben  zu  South  Yarra-Melbourne,  Victoria,  10.  Oktober 
1896,  beigegeben,  sowie  eine  Abbildung  des  projektierten  Grabmonument'es 
nebst  einer  Beschreibung  der  Leichenfeierlichkeit  —  alles  in  französischer 
Sprache.  Ferner  wird  darin  die  erfreuliche  Mitteilung  gemacht,  dass  der 
Ergänzungsband  z\^:  Flora  Australiensis,  an  welchem  Müller  in  den  letzten 
Jahren  arbeitete,  noch  veröffentlicht  werden  wird,  ebenso  zwei  Bände  über 
seine  Verwaltung  als  Direktor  des  botanischen  Gartens,  seine  Biographie  und 
Bibliographie.  Die  Testamentsvollstrecker  bitten  alle,  welche  interessante,  für 
die  Biographie  Avichtige  Briefe  von  Ferdinand  v.  Müller  besitzen,  dieselben 
einsenden  zu  wollen.  L.  W. 


Aufruf  zu  einem  Denkmal  für  Jean  Linden. 

1^  m  Morgen  nach  dem  Ableben  Jean  Lindens,  des  berühmten  Gärtners 
und  botanischen  Reisenden,  dessen  Lebensbild  wir  in  Gartenflora  Fleft  7 
S.  175  gaben,  fassten  einige  Freunde  den  Beschluss,  ihm  ein  Denkmal  in  Brüssel 
zu  errichten.  Es  bildete  sich  ein  grosses  Komitee,  bestehend  aus  dem  Grafen 
0.  Kerchhove  de  Denterghem  als  Vorsitzenden,  Lubbers-Brüssel  als 
Schriftführer  und  Kegeljan-Namur  als  Schatzmeister,  und  fordert  dieses  jetzt 
alle  Gärtner,  Gartenliebhaber  und  Botaniker,  alle  wissenschaftlichen  Gesell- 
schaften und  öffentlichen  Institute  auf,  sich  fleissig  mit  Gaben  zu  beteiligen. 
Bei  den  grossen  Verdiensten,  welche  Linden  sich  um  den  internationalen 
Gartenbau  erworben  hat,  zweifeln  wir  nicht,  dass  auch  viele  Deutsche  sich  mit 
Beiträgen  beteiligen  werden.  Der  Unterzeichnete  ist  gern  bereit,  diese  zu  sammeln 
und  an  Herrn  Kegeljan  abzuführen.     Auch  die  kleinste  Gabe  ist  Avillkommen. 

L.  Wittmack,  Berlin  N.,  Invalidenstr.  42. 


300 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 

hn  Auszuge  wiedergegeben  von  Dr.  J.  Buchwald.  [Fortsetzung.] 

d.  Alleebäume  und  Nutzhölzer. 

Tectona  grandis.  Die  Pflanzen  entwickeln  sich  sehr  rasch,  etwa  0  m 
in  1,5  Jahren.  Sie  haben  sehr  durch  eine  Blattlaus  gelitten.  Neuerdings  wurden 
mit  neuer,  leider  sehr  schlechter  Saat  weit  über  loo  Saatbeete  angelegt,  auf 
denen  aber  nur  einige  Hundert  Pflänzchen  aufgekommen  sind. 

Terminalia  Catappa  kommt  überall  verwildert  vor.  Im  Garten  ist 
ihre  Entwickelung  recht  ungleichmässig.  Die  jungen  Blätter  litten  zeitweise 
sehr  durch  eine  Ameise.  T.  tomentosa  ist  in  zwei  Exemplaren  vorhanden,  die 
etwa  2 1/2  ni  hoch  sind. 

Poinciana  regia  ist  ein  vorzüglicher  Alleebaum.  In  2 — 3  Jahren  wächst 
er  zu  einem  stattlichen  Baum  aus. 

Ebenso  gedeiht  Albizzia  Lebbeck  vorzüglich  und  wächst  sehr  schnell. 
Einige  Strassen  in  Daressalam  sind  damit  bereits  bepflanzt.  Junge  Bäume  sind 
zu  vielen  Tausenden  gezüchtet  und  an  andere  Küstenorte  abgegeben.  Im 
August  werfen  die  Bäume  auf  kurze  Zeit  die  Blätter  ab. 

Acacia  arabica  wächst  gut,  ist  jedoch  als  Alleebaum  zu  dünn  belaubt, 
ebensowenig  ist  Cassia  florida  zu  Alleebäumen  brauchbar.  Pithecolobium 
dulce  eignet  sich  zu  Hecken. 

Auch  von  Sterculia  alata  und  St.  quadrifolia  sind  einige  3 — 4  m  hohe 
Bäume  vorhanden. 

Erythrina  indica  und  E.  tomentosa  werden  im  Mai  und  Juni  von 
einem  Käfer  an  der  Vegetationsspitze  angestochen  und  gehen  infolgedessen  ein. 

Rhizolobium  excelsum,  Coccoloba  uvifera,  Meloleuca  Leu- 
cadendron  kommen  alle  recht  gut. 

Eucalyptus  ist  in  zahlreichen  Arten  angepflanzt,  gut  gedeihen  bisher  nur 
E.  occidentalis  und  E.  citriodora.  Grossartig  aber  wachsen  die  meisten 
E.-Arten  in  Kwai,  so  ist  E.  globulus  nach  einem  Jahr  5  m  hoch  und  zwei 
Finger  dick  geworden. 

Acacia  dealbata  wächst  leidlich,  A.  heterophylla  auch.  Die  austra- 
lischen Gerberakazien  gedeihen  hier  schlecht,  besser  aber  in  Kwai. 

Casuarina  equisetifolia  (hier  wild),  C.  tenuissima  von  Bourbon  und  C. 
quadrivalvis  gedeihen  gut.  Albizzia  moluccana  ist  eine  sehr  hübsche  Pflanze 
und  bildet  nach  12  Monaten  3 — 4  m  hohe  Bäume  mit  allerdings  nicht  dichtem 
Laube. 

e.  Zierpflanzen,  Palmen  etc. 

An  Palmen  gedeihen  Elaeis  guineensis  sehr  gut,  (keimt  oft  erst  nach 
18  Monaten)  ebenso  Phoenix  sylvestris;  Washingtonia  filifera,  Latania 
borbonica,  Arenga  saccharifera,  Chamaerops  excelsa,  Caryota 
urens  und  andere    sind  angepflanzt,  erlauben  aber  noch  kein  definitives  Urteil. 

Encephalartos  Hildebrandtii  wächst  hier  wohl  am  Rande  der 
Mangrove  und  eignet  sich  als  Zierpflanze  gut,  genau  so  eine  Zamia  spec. 
Erwähnenswert  als  weitere  Zierpflanzen  sind  mehrere  Dracaena  spec,  Arau- 
caria  excelsa,  A.  Cunninghami,  Ravenala  madagascariensis,  mehrere 
javanische  Bambus-Arten,  Croton  und  andere  buntblättrige  Gewächse,  aus- 
gezeichnet gedeiht  Melia  Azedarach  etc.  (Schluss  folgt.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen, 


_321 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Zantedeschia  (Richardia  oder  Calla)  aethiopica, 
„Perle  von  Stuttgart". 

Diese  von  dem  als  Züchter  vieler 
trefflicher  Neuheiten  bekannten  Herrn 
W.  Pfitzer-Stuttgart  auf  der  grossen 
Ausstellungzu  Gent  vorgeführte  hübsche 
niedrige  Calla  entstammt  einer  Be- 
fruchtung derZantedeschia  »LittleGem« 
mit  dem  Blütenstaub  der  Z.  aethiopica 
grandiflora.  Ausser  dem  blendenden 
Weiss  der  Blumen  ist  besonders  ihre 
Reichblütigkeit  hervorzuheben,  und 
wurde  Herr  Pfitzer,  wie  er  uns 
schreibt,  erst  eigentlich  auf  sie  auf- 
merksam, als  an  der  Sämlingspllanze 
acht  Blumen  zu  gleicherZeit  entstanden. 

Ein  Hauptvorzug  ist  nach  Herrn 
Pfitzer  noch  der,  dass  das  Verhältnis 
zwischen  der  Stellung  der  Blumen  und 
des  Laubes  sehr  harmonisch  ist,  dass 
sich  jede  Pflanze  vom  Topfrande  an 
sozusagen  selbst  garniert  ,  indem 
kleinere  Blätter  schon  unten  erscheinen 
und  allmählich  nach  oben  grössere 
kommen,  die  alle  von  den  zahlreichen 
weissen  Blüten  gekrönt  sind. 

Herr  Pfitzer  ist  überzeugt,  dass 
diese  Neuheit  ihren  Rang  bewahren 
wird,  wenn  sie  erst  einmal  in  den 
Handel  gegeben  ist.  Er  hat  übrigens 
schon  wieder  weitere  gute  Neuheiten 
in  Vorbereitung  und  wird  diese  auf 
der  Weltausstellung  in  Paris  1900  vor- 
führen. 


Lindenia,  Iconographie  des  Orchi- 
dees,  Bruxelles  1S97.  vol.  XIII  enthält 
folgende  Tafeln:  Tab.  585.  Sobralia 
Lindeni  Grign.  Dieselbe  blühte  zum 
erstenmal  im  August  1893  auf  der 
Gartenbau-Ausstellung  zu  Brüssel  bei 
M.  C.  J.  Lucas.  Den  Cattleyen  ähnelt 
die  Gattung  sehr  in  der  Form  der 
Blüte.  —  Tab.  580.  Odontoglossum 
X  Del  Tecto  L.  Lind.  Ein  neues 
Odontoglossum  von  unvergleichlicher 
Schönheit,  erschien  im  Mai  a'.  J.  zum 
erstenmal  in  Blüte.  Die  Blüten  sind 
rosa,  an  allen  Segmenten  am  Rande 
dunkler  bordiert  und  mit  vielen 
purpurnen  Flecken  besät.  —  Tab.  587. 
Van  da  suavis  Lindl.  var.  magni- 
ficans  L.  Lind.  Sie  ist  bemerkenswert 
durch  die  Grösse  der  Blüten  und  die 
Lebhaftigkeit  des  Kolorits.  —  Tab.  588. 


Miltonia  vexillaria  Benth.  var. 
Kirsteiniae  L.  Lind.  Im  vorigen 
Sommer  blühte  sie  zuerst  in  den 
Gewächshäusern  zu  Moortebeek.  — 
Tab.  589  Cattleya  Mendeli  hört, 
var.  Kegeljani  L.  Lind.  Eine  weiss- 
blütige  Form  mit  sehr  grossen  Blüten; 
sie  wurde  in  Namur  zuerst  kultiviert.  — 
Tab.  590.  Odontoglossum  X 
Adrianne  L.  Lind.  Ein  Bastard 
zwischen  O.  crispum  und  O.  Hunne- 
wellianum.  Er  blute  im  Frühjahr 
V.  J.  zum  erstenmal  in  Moortebeek.  — 
Tab.  591.  Van  da  X  amoena  O'Brien 
ist  ein  Bastard  zwischen  V.  Rox- 
bourghii  und  V.  coerulea,  was 
durch  die  Kultur  erwiesen  ist.  Früher 
sah  man  dieselbe  für  eine  eigene  Art 
an.  —  Tab.  592.  Laelio  Cattleya  X 
Hippolyta  hört.  Die  Blüten  sind 
gelb,  nur  das  Labellum  ist  in  der 
oberen  Hälfte  rot  gefärbt.  Sie  blühte 
zuerst  in  der  Sammlung  von  M.  A. 
Wincqz  in  Mons.  J.  B. 


Lindenia,  Iconographie  der  Orchi- 
deen, Bruxelles  1897,  13.  Band  (August- 
September-Lieferung)  enthält  vor- 
zügliche Darstellungen  folgender 
Arten:  Tab.  577-  Oncidium  sar- 
codes  Lindl.  var.  punctulatum  Lind. 
Diese  neue  Varietät  erschien  vor 
kurzem  auf  der  internationalen  Garten- 
bau-Ausstellung in  Brüssel.  Nicht  nur 
durch  ihre  wundervolle  Färbung, 
sondern  hauptsächlich  durch  die 
Grösse  der  Blüte  weicht  sie  von 
der  Stammart  ab.  Besonders  üppig 
sind  ihre  Kronenblätter  und  das 
Labellum  entwickelt.  —  Tab.  578. 
Cymbidium  eburneo  Lowianum 
hört.  Vor  etwa  8  Jahren  wurde  diese 
schöne  Hybride  von  Veitch  &  Sons 
in  London  gezüchtet.  Sie  erregte  damals 
grosses  Interesse  und  vereinigt  in  sich 
deutlich  dieEigenschaften  beiderEltern. 
Von  C.  eburneum  hat  sie  das  weisse 
Kolorit,  ausgenommen  den  roten  Rand 
am  Labellum,  den  sie  von  C.  Lo- 
wianum geerbt  hat.  In  Frankreich 
wurde  von  M.  Jacob  im  Schlosse 
Armainvilliers  des  Baron  von  Rot- 
schild derselbe  Bastard  gezüchtet;  er 
wurde  C.Armainvillierense  genannt 
und   1894  der  Societe   nat.  d'hortic.  de 


2P2l 


Kleinere  Mitteilungen. 


France  vorgelegt.  Sie  blüht  im  Februar 
und  März  und  entwickelt  eine  reich- 
blütige  Inlloreszenz.  —  Tab.  579/580. 
Miltonia  vexillaria  Benth.varietates: 
1.  var.  gloriosa;  2.  var.  lineata; 
3.  var.  alba;  4.  var.  tricolor;  5-  var. 
bellatula.  Die  M.  vexillaria  kann 
mit  Recht  von  allen  Orchideen  den 
ersten  Rang  beanspruchen,  sowohl 
wegen  der  Schönheit  der  Blüten,  als 
wegen  ihrer  Variabilität.  Bisher  galt 
bei  den  Orchideenzüchtern  der  Satz, 
dass  die  grossblütigen  M.  vexillaria- 
Varietäten  nur  eine  unbedeutende 
Farbenschönheit  besässen,  dagegen  die 
lebhaft  und  wundervoll  gefärbten  Varie- 
täten verhältnismässig  kleine  Blüten 
entwickelten  (?  Red.;  siehe  M.  Bleuana). 
Dies  ist  heut  nicht  mehr  der 
Fall.  Wie  die  Abbildungen  zeigen, 
haben  genannte  Varietäten  die  Schön- 
heit der  Farbe  mit  der  Grösse  der 
Blüte  in  sich  vereint.  —  Tab.  581. 
Odontoglossum  crispum  Lindl.  var. 
Moortebeekiense  Lind.  Diese  neue 
Form  des  O.  crispum  entstammt  der 
Gärtnerei  von  Lucien  Linden  in 
Aloortebeek  bei  Brüssel.  Sie  ist  ganz 
ausgezeichnet  in  Form  und  Farbe  und 
kann  den  schönsten  bisher  bekannten 
Varietäten  der  Art  an  die  Seite  ge- 
stellt werden.  —  Tab.  582.  Coelo- 
gyne  asperata  Lindl.  Sie  wurde 
zuerst  bekannt  von  dem  nördlichen 
Borneo,  wo  sie  1849  im  Gebiet  von 
Sarawak  entdeckt  wurde.  Im  genannten 
Jahre  wurde  sie  von  Low  &  Co. 
eingeführt.  Verbreitet  ist  sie  über 
den  Malaiischen  Archipel,  von  Sumatra 
nach     Neuguinea,     und    auf    letzterer 


Insel  sehr  häufig.  Trotzdem  wird  sie 
nur  selten  in  Kultur  angetroffen.  Die 
Blüten  haben  ein  besonders  reiches 
und  schönes  Kolorit,  welches  sie  von 
den  anderen  Arten  der  Gattung  unter- 
scheidet. In  der  Infloreszenz  hängen 
8  bis  10  Blüten,  jedoch  sollen  1890 
nach  Äiglischen  Berichten  Stände  mit 
weit  mehr  Blüten  vorgekommen  sein. 
C.  asperata  blüht  im  Laufe  des 
Sommers.  —  Tab.  583.  Cattleya 
Trianae  Lind,  varietates:  1.  var. 
Yvonne;  2.  var.  Rita;  3.  var.  prin- 
ceps.  Die  C.  Trianae  ist  eine  der 
j  beliebtesten  Arten  wegen  der  Blüten- 
schönheit, auch  ist  sie  sehr  variabel. 
In  den  letzten  2  bis  3  Jahren  sind  von 
Lucien  Linden  verschiedene  neue 
Formen  der  C.  Trianae  erzielt  worden. 
Die  abgebildeten  3  sind  die  inter- 
essantesten von  ihnen.  —  Tab.  584. 
Odontoglossum  luteo  purpureum 
Lindl. var.  cornutum  Lind.  EineEigen- 
tümlichkeit  einiger  Varietäten  von 
O.  luteo  purpureum  ist  es,  dass  der 
Rand  der  Segmente  mehr  oder  weniger 
gezähnt  und  gelappt  ist,  so  z.  B.  bei 
der  var.  hystrix,  welche  dieser  Eigen- 
schaft den  Namen  verdankt.  Auch  die 
vorliegende  neue  Varietät  hat  diese 
Eigentümlichkeitin  so  ausgesprochenem 
Masse,  dass  man  die  Randzähne  als 
kleine  Hörnchen  ansehen  kann.  Sie 
bietet  daher  einen  ganz  wunderbaren 
Anblick.  O.  luteo  purpureum  wurde 
1842  durch  Jean  Linden  in  den 
Wäldern  von  Ouindiu  in  Neu-Granada 
(ca.  2500  m  ü.  d.  M.)  entdeckt.  Ihr  Ver- 
breitungsgebiet ist  Kolumbien. 

Dr.  J.  B. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Gärtnerischer  Schmuck  der  Standbilder 
in  der  Siegesallee  zu  Berlin.=^-) 

In  Gegenwart  des  Kaisers  ist  am 
Freitag  den  6.  Mai  früh  9  Uhr  das 
Denkmal  Albrechts  des  Bären  in  der 
Siegesallee  ohne  besondere  Feier  der 
Öffentlichkeit  übergeben  worden.  Die 
Umgebung  des  Denkmals  war  von 
der  Tiergartenverwaltung  schön  ge- 
schmückt worden.     Kurz  nach  1/^9  Uhr 


*)  Ver2l.  Heft 


194. 


wurde  die  Hülle,  die  das  Denkmal 
bisher  den  Blicken  des  zahlreich  an- 
gesammelten Publikums  entzogen  hatte, 
entfernt.  Inzwischen  hatten  sich  am 
Denkmal  versammelt  der  Chef  des 
Zivilkabinetts  v.  Lucanus,  der  Geh. 
Regierungsrat  Mi  essner,  der  Polizei- 
präsident V.  Wind  heim  mit  Polizei- 
hauptmann Klein.  Prof.  Begas,,  der 
Schöpfer  des  Denkmals  Walter 
Schott,  der  Architekt  der  Denkmals- 
anlagen,   Geh.    Baurat    Prof.    Spitta, 


Kleinere  Mitteilungen. 


303 


der  Präsident  der  Ministerialbau- 
kommission,  Geh.  Rat  Kayser  und 
der  Kgl.  Gartendirektor  Geitner  mit 
den  bei  der  Anlage  beteiligten  Beamten. 
Der  Kaiser,  der  die  Unitorm  derGardes 
du  Corps  angelegt  hatte,  kam  zu  Fuss 
mit  drei  Söhnen,  dem  dienstthuenden 
Flügeladjutanten  von  Scholl  und  dem 
Gouverneur  der  jungen  Prinzen  von 
den  Zelten  her  die  Zeltenallee  entlang 
heran  und  trat  nach  Begrüssung  der 
versammelten  Herrschaften  sofort  mit 
dem  Bildhauer  Schott  auf  das  Denk- 
mal zu.'  In  lebhafter  Weise  sprach  er 
seine  Befriedigung  über  das  Werk  aus 
und  zog  dann  auch  den  ^Tiergarten- 
direktor  Geitner  in  eine  längere 
Unterhaltung,  die  der  gärtnerischen 
Ausschmückung  der  Anlagen  galt.  Er 
ordnete  selbst  die  Entfernung  einer  den 
freien  Überblick  beeinträchtigenden 
Eiche  am  Eingang  zu  dem  nach  dem 
Floraplatz  führenden  Reitweg  an  und 
sprach  seine  Zustimmung  zur  Ent- 
fernung zweier  weiterer  Bäume  aus, 
die  in  der  Front  der  Siegesallee  selbst 
mehr  nach  der  Charlottenburger 
Chaussee  zu  stehen.  Nachdem  der 
Kaiser  etwa  20  Minuten  am  Denkmal 
verweilt  und  nachdem  Herr  v. Lucanus 
im  Auftrage  des  Kaisers  dem  Bild- 
hauer Schott  den  Roten  Adlerorden 
4.  Klasse  überreicht  hatte,  schritt  der 
Kaiser  mit  den  Prinzen  der  Siegesallee 
nach  der  Charlottenburger  Chaussee 
zu,  um  die  Gesamtanlage  in  ihrer  bis- 
herigen Vollendung  nochmals  zu  be- 
trachten. Er  sprach  dabei  den  Wunsch 
aus,  dass  die  gärtnerischen  Anlagen 
möglichst  farbenreich  gehalten  würden, 
und  verwies  vor  allem  auf  die  klein- 
blütigen Primeln,  die  er  persönlich 
besonders  gern  habe.  (Voss.  Z.) 


Ueber  die  Sonnenscheindauer 

werden  seit  einigen  Jahren  an  ver- 
schiedenen meteorologischen  Stationen 
des  preussischen  Beobachtungsnetzes 
an  selbstregistrierenden  Instrumenten 
Beobachtungen  angestellt,  die  sehr  be- 
achtenswerte Ergebnisse  erzielen.  Im 
allgemeinen  ist  die  Sonnenscheindauer 
des  ganzen  Jahres  in  iMitteldeutschland 
am  geringsten,  in  Ostdeutschland  und 
in  Nordwestdeutschland  am  grössten. 
Im  Jahre  1897  tritt  die  ProvinzHannover 
sehr  in  den  V^ordergrund.  Emden  in 
Ostfriesland  hatte  den  meisten  Sonnen- 


schein, nämlich  1844  Stunden  oder 
durchschnittlich  jeden  Tag  5,05  Stunden; 
dann  folgen  Helgoland  mit  1821 
Stunden  (4,99  durchschn.),  Ellerrink 
bei  Ahaus  in  Hannover  mit  1726  (4,70), 
Meldorf  in  Hannover  mit  1708  (4,68), 
Dirschau  mit  1691  (4,03),  Kiel  mit 
1680  (4,60),  Celle  mit  1664  (4,56), 
Poppeisdorf  bei  Bonn  mit  1632  (4,47), 
Leobschütz  in  Oberschlesien  mit  1619 
(4,43),  Uslar  mit  1607  (4,40),  Samter 
mit  1593  (4,36),  Niesky  mit  1587  (4.35), 
Kolberg  mit  1585  (4,34),  Geisenheim 
mit  1570  (4.30),  Berlin  mit  1557  (4,20), 
Potsdam  mit  1555  (4,26),  Kassel  mit 
1541  (4,22),  Breslau  mit  1541  (4,22), 
Harzgerode  mit  1488  (4,08),  Marburg 
mit  1477  (4,05).  Magdeburg  mit  1440 
(3,94),  Erfurt  mit  1437  (3,94),  Jena 
ebenfalls  mit  1437  (3,94)  und  der  Insels- 
berg mit  1335  (3,66)  Stunden.  Der 
Unterschied  zwischen  dem  sonnigsten 
und  dem  trübsten  Orte  betrug  also 
509  Stunden  oder  1,49  Stunden  täglich. 
Im  Jahre  1896  hatte  Kolberg  mit 
1801  Stunden  den  meisten,  der  Insels- 
berg mit  1250  Stunden  den  wenigsten 
Sonnenschein  gehabt;  1895  bildeten 
Geisenheim  mit  1979  und  Kiel  mit  1522 
die  Extreme.  1894  Marggrabowa  mit 
1841  und  wieder  der  Inselsberg  m.it 
1309  Stunden.  (Voss.  Z.) 

Ein  überaus  dreister  Schwindel 

wird  seit  einiger  Zeit  von  zwei  Männern 
in  den  Berliner  Blumengeschäften  ver- 
übt. Den  Inhabern  ist  es  nämlich  ge- 
stattet, auf  Grund  einer  polizeilich  ab- 
gestempelten Erlaubniskarte,  der  so- 
genannten »gelben  Karte«,  vor  ihren 
Läden  Topfgewächse,  Lorbeerbäume 
und  andere  Blattpflanzen  aufzustellen, 
ohne  dass  sie  für  den  auf  diese  Weise 
benutzten  Raum  bisher  irgend  welche 
Entschädigung  zu  zahlen  hatten.  Seit 
kurzem  erscheinen  nun  in  den  Blumen- 
geschäften zwei  Männer,  zeigen 
Quittungen  vor ,  welche  mit  der 
gedruckten  Unterschrift  des  be- 
kannten städtischen  Stättegeldpächters 
H.  Krüger  versehen  sind  und  ver- 
langen für  die  Benutzung  des  Platzes 
vor  dem  Laden  Bezahlung  unter  dem 
Vorgeben,  dass  Flerr  Krüger  neuer- 
dings vom  Magistrat  die  Berechtigung 
erhalten  habe,  auch  für  diese  Plätze 
»Stättegeld«  zu  erheben.  Die  ganze 
Sache     beruht     auf    Schwindel.      Die 


304 


Kleinere  Mitteilungen. 


Unterschrift  des  Stättegeldpächters  ist 
gefälscht,  da  derselbe  durchaus  nicht 
berechtigt  ist,  einen  derartigen  Betrag 
zu  erheben.  Seitens  der  Polizei  wird 
eifrig  auf  die  beiden  Schwindler  ge- 
fahndet. 


Obstbaumpflege. 

Durch  die  Regierung  in  Potsdam  ist 
an  die  Volksschullehrer  des  Bezirks, 
insbesondere  die  des  platten  Landes, 
im  Auftrage  des  Unterrichtsministers 
die  Anregung  ergangen,  der  Obstbaum- 
pflege ihre  besondere  Aufmerksamkeit 
zu  schenken.  Namentlich  soll  die  An- 
pflanzung und  sachgemässe  Pflege 
guter  Obstbäume  in  den  zu  den  Dienst- 
wohnungen gehörigen  Hausgärten  und 
auf  den  Dienstländereien  betrieben 
werden,  um  in  der  schulpflichtigen 
Jugend  und  deren  Angehörigen  das 
Interesse  für  diesen  wichtigen  Zweig 
des  Gartenbaues  zu  wecken  und  zu 
fördern.  Der  Minister  hat  sich  auch 
bereit  erklärt,  einen  angemessenen  Be- 
trag zur  Beschaffung  guter  Obstbäume 
und  deren  unentgeltliche  Abgabe  an 
Volksschullehrer  sowie  zur  Gewährung 
von  Beihilfen  an  solche  für  die  An- 
legung von  Baumschulen  zur  Verfügung 
zu  stellen. 

Blumenpflege  in  den  Schulen  von  Quedlinburg. 

Die  Blumenpflege  durch  Schulkinder 
der  Volksschulen  ist  bekanntlich  an 
vielen  Orten  ihrer  idealen  Zwecke 
wegen  seit  kürzerer  oder  längerer 
Frist  eingeführt.  Sie  geschieht  in  der 
Weise,  dass  im  Frühjahr  einer  Anzahl 
von  Schulkindern  —  Knaben  wie 
Mädchen  —  2  oder  3  junge  geeignete 
Pflanzen  in  Töpfen  als  freies  Eigen- 
tum überwiesen  werden  mit  der  Ver- 
pflichtung, dieselben  nach  Kräften  zu 
pflegen.  Im  Herbst  werden  dann  die 
Blumen  an  einem  geeigneten  Orte  zu 
einer  kleinen  Ausstellung,  an  der  auch 
die  Eltern  und  das  grosse  Publikum 
teilnehmen  können,  vereinigt  und  die 
Pfleger  der  Blumen,  welche  am  besten 
gediehen  sind  und  die  sorgfältigste 
Pflege  erkennen  lassen,  mit  kleinen 
Preisen  ausgezeichnet.  Der  Zweck 
dieser  Einrichtung  ist  ein  idealer;  es 
soll  nicht  etwa  der  Schule  eine  neue 
Last,  ein  neuer  Unterrichtsstoff  auf- 
gebürdet werden,  sondern  der  Lehrer 
soll    ein    neues    Mittel    erhalten,     die 


Schüler     zur     Ordnungsliebe,     Pflicht- 
erfüllung,  Geduld   und  zu  häuslichem 
Sinn  zu  erziehen.     Daneben   bietet  die 
Blumenpflege    dem   Unterricht    in    der 
Naturkunde  ein  wertvolles  Anschauungs- 
mittel dar.    Die  Erfahrungen,  die  man 
dort,    wo    diese    Einrichtung    Eingang 
gefunden   hat,   gemacht  hat,  sind  nach 
den    Berichten    durchaus    gute;    nicht 
nur     auf     die     Schuljugend     ist      ein 
günstiger    Einfluss    ausgeübt,    sondern 
durch    sie    wiederum     auf    die    ganze 
Familie     und     ihr    häusliches    Leben. 
Schmückt    doch    ein   schöner  Blumen- 
stock   auch    die    ärmlichste    Wohnung 
und     giebt  •  ihr     einen    Anstrich     von 
Behaglichkeit.     Auch  in  unserer  Stadt 
sollen     diese    Bestrebungen     nunmehr 
Eingang    finden.      Auf   Anregung    des 
Kgl.     Gartenbaudirektors     Grussdorf 
trat  in  den  letzten  Tagen  unter  Vorsitz 
des  Bürgermeisters  Bansi  eine  Anzahl 
von   Männern   zusammen,  um  darüber 
Beratung  zu  pflegen,   ob  sich  die  Ein- 
führung  der  Blumenpflege    auch  unter 
unsern  Verhältnissen   empfehle.     Nach 
ernstlichem    Erwägen    der    dafür    und 
dagegen  sprechenden  Gründe  entschloss 
man  sich,  zunächst  für  dies  Jahr  einen 
kleinen    Versuch    zu    machen,    indem 
man   den   dazu   willigen   Schülern   von 
2    Volksschulklassen     je     2     geeignete 
Pflanzen  zur  Pflege   überweist.     Fallen 
die  \^ersuche  günstig  aus,  will  man  im 
nächsten    Jahre    weiter    gehen.      Man 
hofft   sowohl   auf  das  freundliche  Ent- 
gegenkommen der  betreffenden  Herren 
Lehrer,  wie  auch  auf  das  Wohlwollen 
hiesiger     Gärtnereibesitzer,     die     um 
möglichst     billige     Ueberiassung     des 
Pflanzenmaterials     u.     s.     w.     ersucht 
werden  sollen.    Vor  allem  gilt  es  aber, 
die  für  das  Unternehmen  nötigen  Geld- 
mittel zusammen    zu    bringen,   und   da 
darf  wohl  die  Hoffnung  ausgesprochen 
werden,    dass    die   wohlhabenden   Mit- 
bürger, die  niemals  verlegen,  wenn  es 
einen   guten  Zweck    zu   erreichen   gilt, 
auch  für  dies  ideale  L^nternehmen  gern 
ihr  vScherflein  beitragen  werden. 

(Ouedlinburger  Kreisblatt.) 


Biumenpflege  in  den  Schulen. 

I. 
Der  Berliner  Verein  zur  Förderung 
der  Blumenpflege  bei  Schulkindern 
tagte  unter  Vorsitz  des  Schulinspektors 
Dr.  Zwick  in  der  Aula  der  124. 
Gemeindeschule   in   der   Gartenstrasse. 


Kleinere  Mitteilungen. 


305 


Der  Versammlung  wohnten  auch  Dr. 
Damm  er,  Prof.  Dr.  So  r  au  er,  Garten- 
Inspektor  Weidlich  u.  L.  Wittmack 
vom  Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues bei.  Der  Verein,  der  600  ordent- 
liche und  80  ausserordentliche  Mit- 
glieder zählt,  hat  im  vorigen  Jahre, 
dem  ersten  seines  Bestehens,  in  37 
Berliner  Schulen  5895  Topfpllanzen 
ausgegeben.  Für  dieses  Jahr  haben 
sich  bereits  42  Schulen  dem  Verein 
angeschlossen,  an  deren  Schüler  über 
_6ooo  Topfpflanzen  zur  Verteilung 
kommen  werden,  und  zwar  haupt- 
sächlich Pelargonien  und  Fuchsien. 
Für  den  nächsten  Herbst  beab- 
sichtigt der  Verein  die  von  den 
Schülern  gepflegten  Blumen  zu  einer 
allgemeinen  Ausstellung  zu  vereinigen, 
um  Gelegenheit  zu  geben,  Kenntnis 
von  den  Erfolgen  der  Blumenpflege  in 
den  Schulen  zu  gewinnen.  Zur  Vor- 
bereitung dieser  Ausstellung  wählte  die 
Versammlung  einen  Ausschuss.  Preise 
sollen  nicht  erteilt  werden,  da  Ivein 
Wettbewerb  unterden  einzelnenSchulen 
stattlinden  soll.  Dagegen  bleibt  es 
jeder  Schule  wie  bisher  unbenommen, 
den  besten  Pflanzen  ihrer  Schüler 
(nach  der  Ausstellung)  Preise  zu- 
zusprechen. Die  Pflanzen,  welche  auf 
die  Ausstellung  kommen,  müssen  alle 
aus  plombierten  Stecklingen  erzogen 
sein.  Plombierzangen  liefert  Herr 
Stach ow,  Rosenthalerstrasse  52;  der- 
selbe besorgt  auch  das  Plombieren  auf 
Wunsch    in  den  Schulen  selbst. 

Blumenpflege  In  den  Schulen. 

Tl. 
Bei  der  diesjährigen  General -Ver- 
sammlung der  Gesellschaft  für  Ver- 
breitung von  Volksbildung  am  Sonn- 
abend, 21.,  und  Sonntag,  22.  Mai,  in 
D  a  n  z  i  g  stand  auf  der  Tagesordnung  als 
1.  Gegenstand:  Die  Pflege  des  Natur- 
sinnes bei  der  Jugend  und  im  Volke 
(Rektor  Dr.  Schmeil-Magdeburg).  Im 
Anschluss  an  diesen  Vortrag  fand  eine 
Ausstellung  von  Blumen  statt,  die  von 
Schulkindern  gepflegt  worden  sind. 

Kgl.  botanisches  Museum  in  Berlin. 

Jeden  Montag  und  Donnerstag  nach- 
mittag von  3 — 6  Uhr  ist  jetzt  im 
Sommer  das  kgl.  botanische  Museum 
(im  Botanischen  Garten  an  der  Grune- 
waldstrasse gelegen)  für  das  Publikum 
geöffnet.     Beim  Betreten  des  Museums 


fällt  zunächst  im  Treppenhause  eine 
Separatausstellung  auf,  die  eine  Vor- 
stellung von  den  Grössenverhältnissen 
des  kalifornischen  Mammutbaumes 
(Sequoia  oder  Wellingtonia  gigantea) 
zu  geben  bezweckt.  Man  sieht  in  der 
Mitte  des  Raumes  eine  riesige  Platte, 
die  einen  '/n  Sektor  des  Stammquer- 
schnitts eines  1387  Jahre  alten  Baumes 
darstellt.  Der  betreifende  Mammut- 
baum, der  eine  Höhe  von  112  Metern 
und  am  F'ussende  einen  Umfang  von 
28  Metern  besass,  war  1893  für  die 
Ausstellung  in  Chicago  gefällt  worden. 
Bis  zur  Höhe  von  50  Metern  über  dem 
Boden  war  er  vollständig  ohne  Zweige. 
Sein  Holzinhalt  ist  auf  12  320  Kubik- 
meter berechnet  worden.  Auf  der 
Seite  der  Platte  wurde  eine  Skala  an- 
gebracht, woran  an  einer  Seite  die 
Anzahl  der  Jahresringe  (nach  Hunderten) 
angegeben  ist.  Man  erkennt  daran, 
wie  auffallend  der  Unterschied  in  dem 
jährlichen  Wachstum  der  ersten  und 
der  späteren  Jahrhunderte  ist.  Um 
ferner  eine  Vorstellung  von  dem  un- 
geheuren Alter  eines  solchen  Riesen- 
baumes zu  geben,  wurden  auf  der 
Skala  auch  die  wichtigsten  geschicht- 
lichen Ereignisse  verzeichnet.  Wir 
ersehen  daraus,  dass  zur  Zeit  der 
Entdeckung  Amerikas  unser  Baum 
schon  einen  Umfang  besass,  wie  ihn 
kaum  ein  Baum  Europas  erreichen 
dürfte,  ja  dass  er  schon  zur  Zeit  Karls 
des  Grossen  (800  n.  Chr.)  etwa  zwei 
Meter  Durchmesser  hatte.  Flankiert 
wird  die  soeben  beschriebene  Platte 
von  zwei  Stämmen  des  Mammutbaums, 
die  im  hiesigen  Botanischen  Garten 
auferzogen  wurden  und  eine  Höhe  von 
etwa  15  Metern  erreicht  hatten,  als  sie 
infolge  einiger  kalter  Winter  der  letzten 
Jahre  zu  kränkeln  begannen  und  zuletzt 
eingingen.  An  ihnen  sind  Schautafeln 
angebracht  mit  Photographien,  die  ein 
anschauliches  Bild  von  der  Riesen- 
haftigkeit  dieser  Bäume  an  ihren 
heimischen  Standorten  geben,  ferner 
auch  Karten,  die  die  Verbreitung  des 
Mammutbaumes  in  den  früheren  Flrd- 
epochen  und  der  jetzigen  klarlegen. 
Jetzt  findet  sich  der  Riesenbaum  nur 
noch  an  wenigen,  eng  umgrenzten,  ja 
sogar  kleinen  Gebieten  Kaliforniens  in 
einer  verhätnissmässig  geringen  Zahl 
von  Exemplaren,  wird  jedoch  von  der 
amerikanischen  Regierung  sorgfältig 
geschont  und  aufgeforstet,  so  dass  ein 


3o6 


Kleinere  Mitteilungen. 


Aussterben  des  Baumes,  der  ja  auch 
in  Süddeutschland  und  Oberitalien 
häufig  als  Zierbaum  angepfl;:nzt  wird, 
nicht  zu  befürchten  ist.  Von  den 
Schausälen  des  Museums  enthält  be- 
sonders der  vordere  Gegenstände 
allgemeineren  Interesses.  Vor  ihm 
findet  sich  die  schöne  und  kostbare 
Sammlung  von  Pflanzen  und  Pflanzen- 
teilen, die  der  um  dieFörderung  unseres 
Museums  so  hochverdiente  Afrika- 
reisende Professor  Dr.  Schweinfurth 
aus  den  ägyptischen  Mumiengräbern 
entnommen  hat.  Viele  der  hier  ver- 
tretenen Blumenkränze  lassen  nicht 
ahnen,  dass  sie  schon  ein  Alter  von 
3000 — 4000  Jahren  haben,  denn  die 
Blüten  zeigen  teilweise  noch  ganz 
frisch^  Farben  und  machen  ganz  den 
Eindruck,  als  wären  sie  eben  erst  aus 
Ägypten  eingeführt  Avorden,  wo  auch 
jetztnochfastallediesePllanzen  zufinden 
sind.  Von  Professor  Schweinfurth 
stammen  auch  die  zahlreichen  schönen 
Teppiche,  welche  die  Nordafrikaner 
aus  den  Bastteilen  zahlreicher  Pflanzen, 
besonders  von  Palmen,  herzustellen 
verstehen.  Im  Vordersaale  selbst 
treffen  wir  fast  ausnahmslos  Pflanzen- 
produkte unserer  deutschen  Kolonien, 
besonders  —  meist  in  Alkohol  kon- 
serviert —  eine  sehr  reiche  Sammlung 
tropischer  Früchte,  die  bisher  leider 
immer  erst  zu  einem  geringen  Bruch- 
teil sich  nach  Europa  ausführen  lassen, 
von  denen  wir  aber  fast  in  jedem 
Bericht  aus  den  Tropen  lesen.  Es 
mag  dann  weiter  hingewiesen  werden 
auf  die  prächtigen  Zweige  der  ver- 
schiedenen Kaffeearten,  an  welchen 
dichtgedrängt  unten  die  reifen  Früchte, 
oben  die  schönen  Blüten  stehen,  ferner 
auf  einen  dicken  Stamm  des  Kakao- 
baumes, an  dem  man  sieht,  wie  unter- 
halb der  Blattkrone  unmittelbar  am 
Stamm  die  reichlichen  Büschel  der 
grossen  gurkenförmigen  Früchte  stehen. 
Auch  die  anderen  Schausäle  des 
Museums  sind  sehr  reich  an  beachtens- 
werten und  belehrenden  Gegenständen, 
die  dem  Laien  dadurch  nahegebracht 
werden,  dass  sie  überall  durch  aus- 
führliche Tafeln  und  Aufschriften 
erläutert  sind.  (Voss.  Z.) 

Der  Humboldthain  in  Berlin. 

Durch  den  noch  viel  zu  wenig  be- 
suchten Humboldthain  zieht  sich  von 
der  Hussiten-    bis    zur   Brunnenstrasse 


eine  nach  dem  Meister  der  Landschafts- 
gärtnerei Gustav  Meyer  (gest.  27.  Mai 
1877)  benannte  Allee,  die  wohl  einzig 
in  ihrer  Art  sein  dürfte.  Den  Mittel- 
punkt dieser  langen  und  breiten  Allee 
bildet  ein  grosses  Rundbeet,  das  mit 
japanischen,  chinesischen  und  anderen 
asiatischen  Gewächsen  besetzt  ist.  So 
sieht  man  hier  u.  a.  über  ein  Dutzend 
stattlicher  Kaiserbäume  (Paulownia 
imperialis),  die  jetzt  erst  ihren  Blätter- 
schmuck zu  entfalten  beginnen,  während 
mehrere  Exemplare  des  vielblütigen 
Apfelstrauches  aus  Japan  im  präch- 
tigsten Frühlingskleide  prangen.  Dies- 
und  jenseits  des  Rundbeetes  werden 
rechteckige  Rasenbahnen  von  je  zwei 
Doppelreihen.  Promenaden  vvege  ein- 
schliessenden  und  wechselständig 
gepflanzten  Maulbeer-,  Nuss-  und 
Kastanienbäumen  begleitet,  sowie  von 
Grasstreifen  und  bogenförmig  geord- 
neten Reben  echter  Weinstöcke.  An 
der  Südseite  wird  die  Promenade  in 
ihrer  ganzen  Ausdehnung  durch  eine 
mehrere  Meter  hohe  dichte  Buchen- 
hecke begrenzt,  an  der  Nordseite 
zweigen  sich  die  in  den  eigentlichen 
Flain  führenden  Kiespfade  ab.  Die 
sich  nun  eröffnenden  Ausblicke  und 
Fernsichten,  die  durch  kunstsinnige 
Gruppierung  vielgestaltiger  Wiesen 
flächen  und  nach  »Zonen«  zusammen- 
gehaltener zahlreicher  in-  und  fremd- 
ländischer Gehölze  geschaffen  wurden, 
dürften  jeden  Naturfreund  zur  Betrach- 
tung anregen.  Ueberaus  malerisch  ist 
das  Bild  westwärts  des  Weihers 
unterhalb  der  Felsengruppe.  Nicht 
unerwähnt  mag  bleiben,  dass  sich 
neben  den  meisten  Holzgewächsen 
grüne  Täfelchen  befinden,  die  in 
schwarzer  Schrift  den  wissenschaft- 
lichen und  deutschen  Namen,  die 
Heimat  u.  s.  w.  der  betreffenden  Bäume 
und  Sträucher  angeben.       (Voss.  Z.) 

Ausflug  der  Studenten  der  Universität  Lausanne. 

Die  Studenten  der  L'^niversität  Lau- 
sanne, die  Botanik  studieren,  unter- 
nahmen am  15.  Mai  unter  der  Leitung 
des  Botanik-Professors  Wilczek  (Lau- 
sanne) einen  Ausflug  auf  den  Dent  du 
Midi  (3260  Meter),  Das  Wetter  war 
prächtig  und  die  Exkursion  in  jeder 
Beziehung  gelungen.  Die  Studenten 
hatten  fleissig  gearbeitet  und  viele 
Pflanzen  gefunden.  Beim  Abstieg  er- 
eignete   sich    ein    Unglücksfall.      Der 


Kleinere  Mitteilungen. 


307 


Student  Cläre  aus  Sachsen  war  in 
einen  Schneeabhang  geraten.  Dabei 
fiel  er  so  unglücklich  auf  seinen  Eis- 
pickel, dass  ihm  der  ganze  Bauch  auf- 
geschnitten wurde.  Eine  Viertelstunde 
darauf  war  er  tot.  die  Besinnung  hatte 
er  nicht  mehr  erlangt. 

Gentiana  acaulis. 

Von    Adam    Hey  dt,    Kunstgilrtner,    Vorsteher 

des    Herzoglichen    Hofgartens    Sr.  Hoheit  des 

Herzogs    Friedrich    Ferdinand    von  Sclileswig- 

Holsteia  auf  Grünholz-Vogelsang  (Holstein). 

Zu  den  schönsten  Vertretern  der 
Gentianaceen  des  freien  Landes  ist  ent- 
schieden Gentiana  acaulis  zu  zählen, 
welche  in  den  Alpen  beheimatet  ist. 
In  fast  jeder  Beziehung  ist  sie  zu 
verwenden;  sie  ist  eine  hübsche  Topf- 
blume, Zimmerpflanze,  Treibpflanze, 
Schnittstaude,  sowie  eine  sehr  schöne 
und  eftektvolle  Gruppenpflanze.  Kurz, 
sie  ist  so  A^orteilhaft  zu  verwerten, 
dass  man  sie  in  jedem  Garten  linden 
sollte. 

Als  Topf-  und  Zimmerpflanze  hält  sie 
sich  sehr  gut  und  wurde  als  solche  hier 
sehr  bewundert,  dsgl.  als  Gruppen- 
pflanze; kleinere  Gruppen,  ganz  mit 
Gentiana  acaulis  besetzt,  wirkten  sehr 
effektvoll,  noch  schöner  gefiel  mir  eine 
Gruppe  mit  einer  Zwischenpflanzung 
von  Narzissen.  Die  hübschen  Blüten 
der  Narzissen  und  deren  Laub  harmo- 
nierten gut  mit  den  preussischblauen 
Gentianen.  Um  einen  guten  Effekt 
hervorzurufen,  zieht  man  die  Gentianen 
im  Reservegarten  an  und  pflanzt  sie 
dann  kurz  vor  der  Blüte  auf  die  be- 
stimmten Gruppen. 

Wer  Gentiana  als  Topfpflanze  be- 
nutzen will,  dem  empfehle  ich  als  das 
einfachste,  stark  mit  Knospen  versehene 
Pflanzen  in  Töpfe  zu  setzen  und  zum 
Erblühen  in  das  Zimmer  zu  stellen, 
selbstverständlich  muss  man  die 
Exemplare  mit  Ballen  ausheben  und 
die  Pflanzen  vor  Trockenheit  schützen. 
Frisch  cingetopfte  Gentianen  sind  ganz 
unempfindlich,  wie  ich  es  beobachtet 
habe.  Sind  sie  verblüht,  so  pflanzt 
man  sie  am  besten  wieder  im  Garten 
aus. 

Als  Treibpflanze  ist  Gentiana  acaulis 
sehr  zu  schätzen.  Die  Hauptsache  ist 
beim  Treiben,  dass  starke  Exemplare 
benutzt  werden,  die  im  Herbst  in  Töpfe 
gesetzt  sind,  und  dass  keine  zu  schnelle 
Forcierung  stattfindet.     Ich  halte  es  für 


das  praktischste, wenn  man  dieGentiana 
acaulis  im  Kalthaus  antreibt  und  später 
ins  temperierte  Haus  stellt,  vor  allem 
genügend,  ja  nicht  übermässig  feucht 
hält  und  ganz  der  Einwirkung  des 
Lichtes  aussetzt.  Beginn  des  Treibens: 
Mitte  Januar. 

Im  Zimmer  kann  man  ebenfalls  die 
Gentiana  schön  treiben,  hier  ist  das 
Fenster  des  Wohnzimmers  am  besten; 
dort  sind  sie  keiner  hohen  Wärme  aus- 
gesetzt und  haben  das  volle  Licht,  nur 
begiesse  man  nicht  zu  viel  und  nicht 
zu  wenig. 

Als  Schnittstaude  ist  Gentiana  auch 
sehr  vorzüglich,  indem  sich  die  Blumen 
gut  zur  Binderei  verwenden  lassen  und 
von  langer  Dauer  sind. 

Gentiana  acaulis  zieht  man  teils  aus 
Samen  heran,  teils  vermehrt  man  sie 
durch  Teilung,  welch  letzteres  das  ein- 
fachste und  lohnendste  ist.  Die  An- 
zucht aus  Samen  ist  viel  zu  umständ- 
lich und  zeitraubend.  Freilich  wenn 
man  keine  Pflanzen  zum  Teilen  besitzt, 
so  ist  die  Samenanzucht  schon  am 
Platze.  Der  Samen  muss  baldigst 
nach  der  Reife  gesäet  und  die  auf- 
gegangenen Samen,  so  klein  sie  auch 
sein  mögen,  pikiert  werden.  Bis  zum 
Winter,  sobald  der  Frost  eintritt,  bleiben 
die  Gentiana-Sämlinge  im  Freien,  als- 
dann müssen  sie  gedeckt  oder  im 
Kalthaus  überwintert  werden.  Im 
kommenden  Jahre  pflanzt  man  dann 
die  Pflanzen  auf  ein  recht  sonnig 
gelegenes  Beet  aus. 

Die  Vermehrung  durch  Teilung  ist 
bedeutend  einfacher;  im  Juni-Juli  teilt 
man  die  Pflanzen  und  setzt  sie  auf  ein 
recht  lockeres,,  aus  guter  Erde  be- 
stehendes Beet,  hier  werden  sie  sich 
baldigst  zu  starken  Pflanzen  entwickeln. 

Die  Hauptsache  bei  der  ganzen 
Kultur  ist  die,  dass  die  Gentiana  recht 
sonnig  gepflanzt  werden  und  ist  der 
freieste  und  sonnigste  Platz  am  vorteil- 
haftesten. Die  Erde  ist  weniger  für 
die  Entwickelung  von  Bedeutung  als 
die  Lage  des  Beetes,  auf  dem  die 
Pflanzen  stehen.  Die  weitere  Behand- 
lung von  Gentiana  acaulis  besteht 
hauptsächlich  im  Lockern  der  Erde 
und  zeitweisen  Düngen,  aber  auch 
im  Freihalten  von  Unkraut.  Haben  die 
Gentiana  die  geeignete  Stärke  erreicht 
und  gut  Knospen  gebildet,  resp.  sind 
solche    zu    erwarten,    so    benutzt   man 


3o8_ 


Unterrichtswesen.  —  Litteratur. 


sie  zu  den  angeführten  Zwecken,  zum 
Treiben,  Schneiden,  als  Zimmerpflanzen 
und  Gruppenpflanzen;    in  allen  Fällen 


ist  sie  dankbar  und  wertvoll.  Mögen 
der  lieblichen  Gentiana  acaulis 
neue  Freunde  gewonnen  werden! 


Unterrichtswesen. 


Städtische  Fachschule   für  Gärtner    in  Berlin. 

\'on  den  112  Teilnehmern  der  Gärtner- 
fachschule pro  Winterhalbjahr  1897/98 
nahmen  teil: 

23  Schüler  an  nur  einem  Unterrichts- 
fach, und  zwar: 
2  Schüler    an    Deutsch    und  Rechnen 
(als   1   Kursus  betrachtet), 
14  Schüler  am  Zeichnen. 
2         ,,         an  Buchführung, 
5         .,         an  Pflanzenkulturen. 
20  Schüler  nahmen  teil  an  2  Unterrichts- 
fächern, 
23  Schüler  nahmen  teil  an  3 Unterrichts- 
fächern, 
35  Schüler  nahmen  teil  an  4 1  Unterrichts- 
fächern, 
17  Schüler  nahmen  teil  an  5  Unterrichts- 
fächern. 
Von   den  Schülern  haben  den  Unter- 
richt unregelmässig  besucht  in 

Frequenz  Schüler 
Deutsch  u.  Rechnen 
Fachzeichnen  i. Kursus 

2-       ,, 
Buchführung 
Obst-  u.  Gemüsebau 
Bodenkunde 
Botanik 
Pflanzenkulturen 


30 

5 

45 

19 

3^ 

10 

53 

25 

Ö5 

25 

45 

24- 

19 

9 

Ö3 

29 

\'on  den  Schülern  haben  >'kaum  ge- 
nügend« oder  »ungenügend«  erhallen  in 


Deutsch     .... 

1 

Schüler 

Rechnen    .... 

0 

., 

Fachzeichnen     I.  . 

0 

11.  . 

3 

., 

Buchführung      .     . 

1 

., 

Obst-  u.  Gemüsebau 

1 

Bodenkunde       .     . 

3 

Botanik     .... 

0 

Pflanzenkulturen    . 

ö 

Der  bisherige  ausserordentliche  Pro- 
fessor der  Landwirtschaft  an  der 
Universität  Königsberg  i.  P.  ist  als 
Entomologe  an  die  neu  begründete 
biologische  Station  des  deutschen 
Reichs,  für  welche  der  Reichstag 
60  000  M.  bewilligt  hat,  berufen. 

Die  biologische  Station  ressortiert 
vom  Kaiserlichen  Gesundheitsamt  und 
wird  vorerst  in  dessen  Räumen  unter- 
gebracht. 

An  die  Stelle  von  Prof.  Rör ig  wurde 
Dr.  Gisevius,  bisher  Direktor  der 
Landwirtschaftsschule  in  Dahme  (Prov. 
Brandenburg)  zum  ausserordentlichen 
Professor  in  Königsberg  ernannt. 


Litteratur. 


First  Report  of  Park  and  Outdoor 
Gardening-Association,  Louisville,  Ken- 
tucky 1897. 

Xo.  ö  und  7  des  Wochenblattes  des 
Landwirtschaftlichen  Vereins  im  Gross- 
herzogtumBaden  vom  9.und  lö. Februar 
1898:  enthalten  einen  interessanten 
Aufsatz  von  Dr.  Beinling,  Karlsruhe: 
Über  das  Auftreten  der  Rebkrank- 
heiten im  Grossherzogtum  Baden  im 
Jahre   1897. 


Florilegium  llarlemense.  Ja- 
nuar 1808,  fasc.  5,  enthält  Tab.  13. 
Einfache  Hyacinthe  Haydn,  eine  violett 
blühende  sehr  schöne  und  populäre 
Varietät,  die  aus  dem  Jahre  18O0 
stammt.  —  Tab.  14.  Drei  einlache 
frühe  Tulpen.  1.  Thomas  Moore 
von  lachsrot-orangeartiger  Farbe,  die 
vielleicht  englischen  Ursprungs  ist. 
2.  Herzogin  von  Parma,  eine  braunrote 
Varietät  vom  Jahre  1837.  3.  Ophir 
d'or,  eine  gelbe  Varietät.  —  Tab.  15. 
Drei   gefüllte   Narzissen.      1.  Die  wohl 


Aus  den  Vereinen. 


309 


iDekannte  van  Sion  ist  eine  doppelte 
Form  der  gelben  Narcissus  Pseudo- 
narrissus.         2.      Orange      Phoenix. 


3.  Sulphurkrone,  beide  Varietäten  von 
N.  incomparabilis  und  aus  dem  vorigen 
Jahrhundert  stammend.  J.  B. 


Aus  den  Vereinen. 


Jahresbericht    des    Vereins    für    Gärtner    und 
Gartenfreunde  zu  Anklam. 

Das  vertlossene  Vereinsjahr  darf  im 
allgemeinen  ein  zufriedenstellendes  ge- 
nannt werden. 

In  den  neun  abgehaltenen  Versamm- 
lungen fanden  lehrreiche  Vorträge, 
Vorzeigen  und  Besprechen  von  Topf- 
pflanzen und  abgeschnittenen  Blumen 
sowie  sachliche  Fragenbeantwortungen 
statt. 

Eine  Blumenpflege  durch  Schul- 
kinder wurde  ins  Werk  gesetzt.  Zur 
A'erteilung  gelangten  Fuchsien  und 
Pelargonien.  Die  besten  Leistungen 
wurden  prämiiert. 

Zum  Zwecke  der  Förderung  des 
Gartenbaues  wurden  dem  Verein  50  M. 
aus  der  Provinzial-Verwaltungskasse 
zugewiesen  und  hierfür  Obstbäume  für 
die  Mitglieder  angeschafft.  An  der 
internationalen  Obstausstellung  in 
Hamburg  beteiligte  sich  der  Verein 
mit  einem  Sortiment  Kernobst,  das- 
selbe wurde  prämiiert.  Der  übliche 
Sommerausflug  wurde  nach  Carlsburg- 
Wolgast  unternommen.  In  Carlsburg 
wurden  die  gräflich  von  Bismarck- 
Bohlenschen  Parkanlagen  und  Gärtnerei 
besichtigt. 

Zu  den  Verhandlungen  der  Zentral- 
stelle für  Obstverwertung  in  Stettin 
wurde  Herr  Obstbautechniker  Vogel 
abgeordnet.  —  An  Zeitschriften  zirku- 
lierten: »Möllers  deutsche  Gärtner- 
zeitung«. »Gartenflora«  und  »Der 
praktische  Ratgeber  für  Obst-  und 
Gartenbau. 

Der  Stadtgartendirektor  von  Wien, 
frühere  kk. Hof-Kunstgärtner  und  Baum- 
schulbesitzer A.  C.  Rosenthal  hat 
sein  Amt  als  Präsident  des  öster- 
reichischen Gärtnerverbandes  nieder- 
gelegt. 

Der  Verein  Deutscher  Gartenkünstler 

macht  am  Montag  den    13.  Juni    einen 
Ausflug     nach     Schloss    Dammsmühle 


behufs  Besichtigung  der  von  Herrn 
Ri  ttergutsbesitzer  W  o  1 1  a  n  k  daselbst  ge- 
schaffenen grossartigen  Parkanlage.  Die 
Abfahrt  findet  Mittags  12^4  Uhr  mittels 
Kremser  vom  Schönhauser  Thor  aus 
statt.  Indem  die  Mitglieder  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  hier- 
durch herzlichst  eingeladen  sind, 
werden  etwaige  Anmeldungen  bis  zum 
Mittwoch  den  8.  Juni  an  den  Unter- 
zeichneten erbeten. 

Der  Vorstand. 

I.  A. :   Weiss,   Schriftführer, 

NW.  21,  Bredowstr.  42. 


„Verein  deutscher  Gartenkünstler". 

Programm  für   die  Hauptversammlung 
zu  Köln. 

Sonnabend,  den  30.  Juli:  Abends, 
Empfang  der  Mitglieder  im  Gürzenich. 

Sonntag,  den  31.  Juli:  Versammlung 
ebendaselbst  mit  darauf  folgendem 
gemeinschaftlichem  Mittagessen  mit 
Damen.  (Den        wiederholt       aus- 

gesprochenen Wünschen  entsprechend, 
ist  die  Beteiligung  der  Damen  berück- 
sichtigt, und  wird  für  die  Unterhaltung 
derselben  während  der  Beratungen 
Soige  getragen  werden.) 

Montag,  den  1.  August:  Wagenfahrt 
durch  die  Rheinstrasse,  Besichtigung 
der  Hafenlagen,  des  Stadtwaldes,  des 
Melatener  Friedhofes  und  der  Flora; 
daselbst  Mittagessen.  Abends  8  Uhr 
grosse  Festsitzung  im  Saale  des  Volks- 
gartens, elektrische  Beleuchtung  und 
Feuerwerk. 

Dienstag,  den  2.  August:  Besichtigung 
der  Sehenswürdigkeiten  Kölns  nach 
eigener  Wahl  unter  freundlicher 
Führung  Einheimischer.  Nachmittags 
Ausflug  nach  Brühl. 

Mittwoch,  den  3.  August:  Fahrt  nach 
der  Morrenburg,  mittags  nach  Königs- 
winter, eventl.  auch  nach  Bonn  (Lenne- 
Haus). 


310 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Gartenbauausstellung  in  Xizza. 
Am  31.  März  2  Uhr  wurde  bei 
strömendem ,  alle  Zugänge  über- 
schwemmendem Regen  in  Nizza  eine 
grosse  Gartenbauausstellung,  mit  der 
auch  Landwirtschaft  verbunden  war, 
erötfnet.  über  die  Herr  Freiherr  Dr. 
Wilhelm  von  Landau,  Mitglied  des 
Liebhaber-Ausschusses  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  uns 
einen  eingehenden  Bericht  erstattet  hat. 
Die  Ausstellung  bildete  ein  Rechteck, 
dessen  Mitte  von  einem  mit  Frucht 
tragenden  Orangen  aller  Arten  be- 
pflanzten Garten  eingenommen  w^ar. 
Die  meistenPflanzen  waren  inZelten  aus- 
gestellt, die  aber  viel  zu  dunkel  waren. 
In  den  Gallerien  befanden  sich  Xelken, 
Rosen  und  abgeschnittene  Blumen 
sowie  grossartigeBlumen-  und  Frucht- 
Arrangements,  namentlich  aus  Erd- 
beeren. Unter  den  Bindereien  etc. 
zeichnete  sich  ein  dekorierter  Thee- 
tisch  mit  Guirlanden  von  Theerosen 
aus,  eine  Chaise-longue  mit  weissem 
Atlas  bezogen  und  mit  Nielrosen 
garniert.  Reich  war  die  Ausstellung 
an  Hyazinthen,  Tulpen,  Maiblumen, 
Azaleen,  Rosen,  Reseda  und  Cinerarien 
(u.  a.  von  Vilmorin),  chinesischen 
Primeln.  Cyclamen,  Nelken,  Canna. 
Mimulus,  Tropaeolum  tricolor  und 
azureum ,  prachtvolle  Anthurium, 
Digitalis,  Calceolarien,  Salvia  etc. 
Ferner  waren  vorhanden  viele  Palmen, 
Dracaenen,  Araceen,  Marantaceen  und 
andere  Blattpflanzen ,  Galadien,  Pan- 
danus,  Bromeliaceen,  Croton,  Topf- 
sträucher,  Farne.  Ganz  besonders  reich 
in  seltenen  Sachen  hatte  der  Garten 
von  Monte  Carlo  ausgestellt.  Viel 
Interesse  erregte  ferner  die  von 
Lambert  vorgeführte  Methode  des 
Veredeins  von  verschiedenen  Akazien 
auf  Acacia  retinoides.  Die  ßaum- 
schulartikel  und  das  Gemüse  sowie 
die  subtropischen  Gewäehse  waren 
ebenfalls  sehr  reich  vertreten.  Wir 
müssen  uns  leider  des  beschränkten 
Raumes  wegen  auf  diese  kurze  Über- 
sicht beschränken.  Den  Ehrenpreis 
des  Präsidenten  der  französischen 
Republik  erhielt  A.  Lambert  für  Ge- 
samtleistung. 


Ausstellung   in  Bremen. 

Die  am  Freitag  den  15.  April  in  der 
F  r  e  e  s  e  sehen  Reitbahn  erölTnete 
Gartenbau-Ausstellung  hat  nach  mehr- 
jähriger Pause  uns  ein  Bild  der 
Leistungsfähigkeit  der  dortigen  Handels- 
gärtnereien sowie  einzelner  Privat- 
gärten vorgeführt,  wie  wir  es  kaum 
erwarten  konnten.  Nicht  allein  hin- 
sichtlich der  Quantität  waren  die  An- 
meldungen so  zahlreich  eingegangen, 
dass  das  Comite  sich  veranlasst  sah, 
eine  Reihe  von  Anmeldungen  zu 
streichen,  sondern  auch  hinsichtlich 
der  Qualität  lässt  die  Ausstellung  in 
keiner  Weise  zu  wünschen  übrig;  wir 
wagen  sogar  die  Behauptung,  dass  die 
jetzige  Ausstellung  einen  Vergleich  mit 
den.  besten  ihrer  Vorgänger  nicht  zu 
scheuen  hat.  Eine  Veranlassung  für 
manchen  Aussteller  möchte  auch  wohl 
darin  zu  finden  sein,  dass  durch  die 
unermüdliche  Thätigkeit  seines  jetzigen 
Präsidenten,  des  Ilerrn  H.  F.  Ed.  Meyer 
eine  Reihe  von  Ehrenpreisen  ausgesetzt 
wurde,  die  es  wohl  verlohnte,  möglichst 
zahlreich  und  gut  auszustellen.  Infolge 
der  über  alle  Erwartung  zahlreich  ein- 
gegangenen Anmeldungen  musste 
wegen  Platzmangel  jeder  Raum  thun- 
lichst  ausgenutzt  werden,  wodurch  das 
Gesamtbild  sehr  beeinträchtigt  wurde. 
Für  hervorragende  Gesamtleistung 
wurde  der  erste  Preis  Herrn 
F.  M.  Bremermann,  der  12  erste 
und  23  zweite  Preise  errang,  der  zweite 
Preis  Herrn  J.  L.  Fr.  Tön  nies,  der 
3  erste  und  12  zweite  Preise  erhielt, 
und  der  dritte  Preis  Herrn  J.  F.  Bauer 
in  Schw'achhausen,  der  7  erste  und 
3  zweite  Preise  erlangte,  verliehen. 
Unter  den  Dekorationsgruppen 

(blühende  und  nichtblühende  Pflanzen, 
Blattpflanzen  des  Gewächshauses, 
Palmen,  Farne  und  Bromeliaceen) 
führten  die  Herren  Bremermann, 
Karich  und  Asm.  Müller  ganz  be- 
sonders schöne  Gruppen  und  Sortimente 
vor,  während  die  sogenannten  Schau- 
pflanzen in  anerkennungswerther  Weise 
durch  die  Herren  Bremermann. 
Bor  ch  erdin  g  dt  Sohn,  J.  L.  Fr. 
Tönnies  und  Asm.  Müller  vertreten 
waren.  Blühende  Pflanzen  waren  in 
grosser  Menge    und    meistens    in   vor- 


Personal-Nachrichten. 


311 


züglicher  Kultur  vorhanden,  besonders 
waren  Orchideen,  Azaleen,  Rhodo- 
dendron, Imantophylluni,  hochstämmige 
und  niedrige  Rosen.  Flieder,  Cyclamen, 
Camellien,  Cinerarien,  Hyazinthen, 
Tulpen,  Aurikeln,  Vergissmeinnicht, 
Stiefmütterchen  und  Erica  vorgeführt; 
um  Bindereien  haben  sich  besonders 
die  Herren  F.  M.  Bremermann, 
E.  Kiep  und  C.  L.  Karich  verdient 
gemacht.  Die  Abteilung  Gemüse  hätte 
unseres  Erachtens  besser  vertreten 
sein  müssen.  Herr  R.  Bädecker 
stellte  vorzügliche  Azalea  indica,  Herr 
Richter  Dr.  S  m  i  d  t  eine  hübsche 
Kollektion  Alpinen  und  Herr  H.  F.  Ed. 
Meyer  reiche  Sortimente  schöner 
Rosen.  Tulpen  und  blühender  Obst- 
bäume zur  Schau,  ausserdem  dürfen 
die  hübschen  Erica  persulata  alba  und 
die  A'orzüglichen  Koniferen  des  Herrn 
Hellemann  nicht  unerwähnt  bleiben. 
(Weser-Zeitung,   lO.  April   1898.) 


Glückstadt  in  Holstein.  17.  bis 
19.  September  1898.  Obst-  und  Garten- 
bau-Ausstellung des  Gartenbauvereins 
für  den  Kreis  Steinburg  zu  Wilster.  . 


München.  10.  bis  15.  Juni  und  13. 
bis  20.  August  1898.  Gartenbau-Aus- 
stellung. Anmeldungen  an  die  Garten- 
bau-Gesellschaft in  München. 


Frankfurt  a.  Main.  Grosse  Rosen- 
Ausstellung,  Juni  bis  September. 
Anmeldungen  an  C.  P.  Strassheim, 
Sachsenhausen-Frankfurt  a.  Main. 

Gotha.  10.  bis  12.  Juli  1898.  Aus- 
stellung des  Vereins  Deutscher  Rosen- 
freunde. 


Schwerin.  17.  bis  36.  September 
1898.     Gartenbau-Ausstellung. 

Magdeburg.  September  1898.  Aus- 
stellung der  Deutschen  Dahlien-Gesell- 
schaft. 


Harburg  a.  Elbe. 
Hannoversche  Obst- 
Ausstellung. 


Wien.  8.  Mai  bis  15.  Oktober  1898. 
Jubiläums-Ausstellung  der  k.  k.  Garten- 
bau-Gesellschaft. Sonder-Ausstellungen 
vom  15.  bis  22.  Mai,  10.  bis  15.  Juni, 
17.  bis  27.  September  und  1.  bis 
5.  Oktober.  Anmeldungen  an  die  Ge- 
sellschaftskanzlei in  Wien,  Parkring  13. 


September  I898. 
und    Gartenbau- 


Godesberg  a.  Rh. 
Stellung  im  Herbst. 


Gartenbau-Aus- 


Stettin. 7.  bis  9.  Oktober.  Der 
Stettiner  Gartenbau-Verein  ver- 
anstaltet am  7.,  8.  und  9.  Oktober  1898 
in  den  Sälen  des  Konzert-  und  Vereins- 
hauses eine  Pflanzen-,  Binderei-  und 
Obst-Ausstellung. 


Wriezen  a.  O.  Anfang  September  | 
1898.  Ausstellung  des  Gärtnervereins  ' 
»Flora«.  (Vergl.  Gartenflora  Heft  10  ! 
S.  262.)  i 


Hannover.  Anfang  November  1898. 
Ausstellung  von  Chrysanthemum , 
Binderei,  Schnittblumen  und  Topf- 
pflanzen. Das  vorläufige  Programm 
ist  erschienen.  Anfragen  sind  zu  richten 
an  Stadtgartendirektor  Trip -Hannover, 
Leinestrasse   11. 


Aachen.  September  1898.  Garten- 
bau-Ausstellung des  Vereins  selbst- 
ständiger Gärtner  für  Aachen  und 
Umgegend ,  für  den  Umkreis  des 
Regierungsbezirks  Aachen. 

Alt on a  -  Othmar sehen.  21.  bis 
25.  September  1898.  Ausstellung  des 
Gärtnervereins  an  der  Elbe. 


Personal-Nachrichten. 


Seinen  70.  Geburtstag  feierte  am 
6.  Mai  Herr  Hofgärtner  a.  D.  Kirch- 
hoff,  Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  in  völliger 
Körper- und  Geistesfrische.   Der  Garten- 


bauverein zu  Freiburg  i.B.,  dessen  Präsi- 
dent er  ist,  benutztedenamAbendvorher 
in  der  Harmonie  stattgefundenen  Vor- 
trag, dieses  seltene  Fest  zu  feiern. 
Vom     Vorstande     wurden      dem     Ge- 


312 


Inhalt  des   ii.  Heftes. 


feierten  vor  versammeltem  Publikum 
die  herzlichsten  Glückwünsche  nebst 
einer  silbernen  Wein -Bowle  dar- 
gebracht. Auch  wir  schliessen  uns 
den  Glückwünschen  des  Vereins  an 
und  hoffen,  dass  Herr  Kirchhoff 
noch  recht  lange  in  rüstiger  Gesund- 
heit zum  Wohle  des  Vereins  weiter 
wirken  möge. 

NikolausSiesmayer,  Mitbegründer 
der  berühmten  Landschattsgärtner- 
Firma  Gebrüder  Siesmayer  zu  Bocken- 
heim-Frankfurt a.  J\I.,  starb  am  6.  Mai 
im  Alter  von  82  Jahren.  Nikolaus 
Siesmayer  ist  dem  grossen  Publikum 
weniger  bekannt  geworden  als  sein 
noch  lebender  jüngerer  Bruder 
Heinrich;  er  war  nicht  Landschafts- 
gärtner, sondern  zog  die  Pflanzen  heran 
und  hat  einen  hervorragenden  Anteil 
an  dem  Aufblühen  des  grossen  Ge- 
schäftes, welches  sie  einst  als  kleine 
Handelsgärtnerei  begründeten. 


Fr.  Schumann,  bisher  in  Braun- 
schweig, wurde  als  Stadtgärtner  in 
Eberswalde  angestellt. 


Ludwig  Plautz,  Gutsgärtner  in 
Wisbu,  wurde  das  preussische  all- 
gemeine Ehrenzeichen  verliehen. 


Schau  Wecker,  bisher  in  der 
Zinsserschen  Baumschule  in  Uelzen, 
wurde  an  Stelle  des  nach  Magdeburg 
berufenen  H.Grau  als  Kreisobergärtner 
in  Uelzen  angestellt. 


Nikolas  Wassilewitsch  Schmöl- 
ling,  Baumschulbesitzer  in  St.  Peters- 
burg, wurde  zum  Hoflieferanten  des 
Kaisers  von  Russland  ernannt. 


Heinrich  Bonstedt,  Baumschul- 
besitzer in  Stralsund,  f  am  4.  Mai  im 
64.  Lebensjahre. 


Carl  Leonhard  Ibach  zu  Frank- 
furt a.  M.,  Besitzer  einer  von  ihm  1834 
begründeten  bedeutenden  Gärtnerei, 
langjähriger  Präsident  und  Ehren- 
mitglied der  Frankfurter  Gartenbau- 
Gesellschaft  f  am  11.  Mai  im  Alter  von 
74  Jahren. 

Hermann  Metternich  wurde  für 
den  Kreis  Büdingen  (Oberhessen)  als 
Obstbautechniker  angestellt. 


W.  Kühn,  Anstaltsgärtnerin  Geisen- 
heim  wurde  als  Stadtgärtner  in  Kulm- 
bach angestellt. 


F.  Kilb,  bisher  Kreis-Obstgärtner 
in  Altenburg  wurde  als  solcher  in 
Wetzlar  angestellt. 


Seit  dem  24.  April  ist  der  Garten- 
techniker und  Baumschulbesitzer 
Edwin  Bauer,  Inhaber  der  Firma 
Otto  Bauer  in  Königsberg  i.  Pr.,  ver- 
schwunden. Bauer  lebte  in  geordneten 
Verhältnissen,  ist  26  Jahre  alt,  gross, 
trägt  dunkelblonden,  spitzgeschnittenen 
Vollbart  und  war  bekleidet  mit  dunkel- 
blauem Sommerüberzieher  ohne  äussere 
Taschen,  schwarzem  Cbeviotanzug  und 
schwarzem  weichen  Filzhut.  Er  trägt 
einen  Klemmer  und  führt  vermutlich 
eine  grössere  Geldsumme  sowie  ein 
auf  seinen  Namen  lautendes  Sparkassen- 
buch von  über  150  M.  bei  sich.  Sollte 
jemand  über  den  Verbleib  etwas  mit- 
teilen können,  so  wird  gebeten,  um- 
gehend Nachricht  an  die  Firma  Otto 
Bauer  in  Königsberg  i.  Pr  .  Hintertrag- 
heim   15,  gelangen  zu  lassen. 


Inhalt  des  11.  Heftes. 

L.  Wittmack,  Die  grosse  Gurtenbau-Ausstellung  zu  Gent.  S.  281.  —  Sanders  Neuheiten 
in  Gent.  iHierzu  Abb.  -5.)  S.  285.  —  Schutzzollversammlung  in  Dresden.  S.  2S5,  — 
L.  Wittmack,  Billbergia  hybrida  Hoelscheriana.  (Hierzu  Abb.  y6.)  S.  286.  —  Otto  Morris, 
Reiseerlebnisse  und  sonstige  Eindrücke  in  West-Afrika.  S.  288.  —  Berliner  Privatgälten. 
S.  294.  —  Galanthus  cilicicus  Baker.  (Hierzu  Abb.  yj.)  S.  2qj.  —  Aufruf  zu  einem 
Grabdenkmal  für  Ferdinand  von  Müller  in  Melbourne.  S.  2gq.  —  Aufruf  zu  einem 
Denkmal  für  Jean  Linden.  S.  299.  —  Dr.  J.  Buchwald,  Bericht  über  Kulturversuche  in 
Deutsch-Ostafrika.  S.  3oö.  —  Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc.  S.  3oi.  —  Kleinere 
Mitteilungen.  S.  3o2.  —  Unterrichtswesen.  S.  3o8.  —  Litteratur.  S.  3o8.  -  Xm  den 
Vereinen.  S.  309.  —  Aiisstellung-en  und  Kongresse.  S.  3io  —  Personal-Nachrichten.  S.  3i  u 


Gartenflora  1898. 


RUßUS  DELJCIOSUS  TORR. 


itni  iK 


H,Ji" 


■7  '• 


Rubus  deliclosus  Torrey. 

Von  F.  Späth  (in  P'irma  L.  Späth)  und  L.  Wittmack. 
(Hierzu  Tafel  145  1.) 
|iese  aus  dem  Westen  Nordamerikas  stammende  Art  ist  ein  Blütenstrauch 
<^js^  von  ganz  hervorragender  Schönheit  und  hohem  gärtnerischen  Werte, 
der,  wenn  er  erst  weiter  bekannt  und  in  grösserer  Anzahl  herangezogen  sein 
wird,  einen  gern  gesehenen  Schmuck  unserer  Gärten  und  Anlagen  bilden  wird. 
Seine  bisherige  geringe  Verbreitung,  —  er  wurde  bereits  in  den  siebziger 
Jahren  eingeführt  —  ist  wohl  besonders  in  der  schwierigen  und  langsamen 
Vermehrungsweise  begründet.  Es  ist  ein  etwas  sparrig  aufrecht  und  ziemlich 
langsam  wachsender  Strauch,  der  wohl  eine  Höhe  von  i'/s  m  und  darüber 
erreichen  dürfte.  Die  Belaubung  lässt  beim  ersten  Anblick  viel  eher  an  eine 
Johannisbeere  als  an  eine  Himbeere  —  eine  solche  ist  die  Art  -  denken. 
Seine  volle  Schönheit  entfaltet  der  Strauch  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mai,  wo 
er  seine  grossen,  rein  weissen  Blüten  in  reichlicher  Anzahl,  nach  und  nach 
aufeinander  folgend,  öffnet.  Sowohl  in  Gebüschpartieen  verwandt  wie  als 
Kinzelstrauch  gepllanzt,  ist  er  dann  von  ganz  hervorragender  Wirkung. 

Die  Frucht,  eine  kleine  rothe  Himbeere,  scheint  sich  nur  spärlich  aus- 
zubilden, sodass  die  sicherste  Vermehrungsquelle,  die  Samenaussaat,  leider 
nicht  sehr  ergiebig  ist.  L.  Späth. 


Rubus  deliciosus  gehört  zu  den  wehrlosen  Arten  der  Himbeeren,  welche 
Pocke  als  Section  Anoplobatus  d.  h.  stachellose  Himbeere  oder  Brombeere 
bezeichnet.  Sie  umfasst  aufrechte  Sträucher  mit  einfachen  und  gelappten,  selten 
dreizähligen  Blättern,  grossen  aufrechten  Blumen  und  sehr  zahlreichen,  nicht 
zusammen  neigenden  Staubgefässen.  Zu  ihr  gehören  von  den  bei  uns 
kultivierten  Arten  vier:  R.  deliciosus  Torrey  aus  Kalifornien  und  Kolorado. 
R.  trifidus  Thunberg  aus  Japan,  R.  nutkanus  Mocino  aus  Alaska  etc.  und 
R.  odoratus  L.  aus  Kanada.  Von  diesen  zeichnet  sich  R.  odoratus  bekanntlich 
durch  seine  schönen  zahlreich  beisammenstehenden  roten  Blumen  aus, 
während  alle  drei  übrigen  einzeln  oder  zu  1  —  7  stehende  grosse  weisse 
Blumen  haben.  Von  ihnen  hat  nach  Koehne's  Deutsche  Dendrologie  S.  267 
Rubus  deliciosus  zweihäusige  Blüten  und  nur  bis  6  cm  breite  Blätter,  während 
die  andern  Zwitterblüten  und  8 — 30  cm  breite  Blätter  besitzen. 

Koehne  beschreibt  unsern  Strauch  folgendermassen:  »R. deliciosus  Torrey, 
köstliche  Himbeere.  Zweige  weichhaarig  mit  zerstreuten  kurzen  Stieldrüsen. 
Nebenblätter  eilänglich,  oft  innerhalb  des  Blattstieles  verwachsen;  Blätter  tief 
herzförmig,  rundlich,  seicht  3 — 7  lappig  und  doppelt  gesägt,  zuletzt  fast  kahl. 
Blüten  meist  einzeln,    (selten  bis  zu  7),    auf   beblätterten  Zweigen,    bis    4,5  cm 


■>[A  Rubus  deliciosus  Torrey. 


breit  (unsere  Abbildung  zeigt  sie  bis  ö  cm  breit.  I..  W.)  Kelchzipfel  zugespitzt, 
kürzer  als  die  Blumenblätter.  Höhe  i  m.  Blüte  in  der  ersten  Hälfte  des  Mai. 
Kalifornien,  Kolorado.     Syn.  R.  Roezli  Regel.« 

Regel  hat  seinen  Rubus  Roezli  in  Gartenflora  1875,  S.  227,  aufgestellt 
und  t.  S34  Fig.  3  abgebildet.  Die  dortige  Abbildung  lässt  aber  kaum  die 
Schönheit  des  Strauches  ahnen,  auch  sind  die  Blumenblätter  dort  vorne 
grob  gekerbt  gezähnt. 

In  der  Gartenflora  1S81,  S.  269,  stellt  Zabel  einen  Rubus  Roezli  Rgl. 
forma  integripetala,  also  mit  ganzrandigen  Blumenblättern,  auf,  den  er 
unter  dem  Xamen  Rubus  deliciosus  in  Samen  von  Haage  &  Schmidt-Erfurt 
bezogen,  sagt  aber  schon,  dass  auch  R.  deliciosus  solche  ganzrandigen  Blumen- 
blätter besitze,  und  Rubus  Roezli  wohl  zu  dieser  letzteren  Art  gehöre.  Regel 
freilich  bemerkt  in  einer  Fussnote  zu  diesem  Artikel,  R.  Roezli  habe  ein- 
blumige Blumenstiele  und  weisse  Blumen,  R.  deliciosus  mehrblumige  Blüten- 
stiele und  rote  Blumen.  (Soll  wohl  heissen  blassrosa,  wie  sie  mitunter  auch 
bei  R.  deliciosus   sind.     L.  W.) 

Die  hübsche  Abbildung  in  Bot.  Mag.  t  6062  zeigt  Rubus  deliciosus  auch 
mit  etwas  gezähntenBlumenblättern.  Dort  teilt  Hooker  mit,  dass  sie  vonDr. James 
1822  auf  den  Rocky  Mountains  zwischen  39 — 45"  n.  Br.  entdeckt,  auch  in 
Colorado  1861  if.  gefunden  und  1S70  durch  Isaac  Anderson  Henry  im 
Samen  eingeführt  sei.  James  lobte  die  Beere  wegen  ihrer  köstlichen  vSüsse 
und  beträchtlichen  Grösse.  Hook  er  fand  das  bei  der  von  ihm  abgebildeten 
kugeligen  braunroten  Beere  nicht  so;  wohl  aber  sind  die  Blüten  köstlich  zu  nennen. 

Die  Abbildung  von  Rubus  deliciosus  in  The  Garden  1880  Oct.  (>., 
vol.  XVIII,  p.  358,  welche  sehr  schön  sein  soll,  konnten  wir  leider  nicht  ein- 
sehen, da  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  den  Garden  erst  seit 
1881  besitzt.  In  späteren  Jahren  ist  wiederholt  im  Garden  dem  Strauch  dasselbe 
Lob  gezollt,  wie  es  Herr  Okonomierat  Späth  ausspricht.  In  vol.  XXXIV 
1888  Sept.  8.,  p.  231  ist  er  noch  einmal  schwarz  abgebildet,  hier  mit  etwas 
gezähnten  Blumenblättern.  Dort  wird  gesagt,  er  sei  in  den  meisten  englischen 
Gärten,  die  leichten  Boden  haben,  ganz  hart;  in  kälteren  Lokalitäten  solle 
man  ihn  an  eine  Mauer  pflanzen,  die  er  bald  bedecken  und  sich  dabei 
reichlicher  mit  Blüten  schmücken  werde,  als  wenn  er  buschartig  gezogen  wird. 

Ein  Korrespondent  T.  giebt  in  Garden  vol.  XXI  1887,  p.  404,  30.  April, 
an,  dass  er  ziemlich  gute  Vermehrung  erhielt,  indem  er  die  wachsenden  Triebe 
um  Johannis  unter  ein  »Handglas'<  in  sandigen  Boden  steckte.  Auch  Wurzel- 
stecklinge gaben  oft  einige  Pflanzen,  und  wenn  sie  einmal  angewurzelt  seien, 
wüchsen  sie  schnell. 

Ein  anderer  Korrespondent,  B.  S.,  berichtet  im  selben  Bande  S.  475,  dass 
der  stratificierte  (in  Sand  eingeschichtete)  Samen  erst  nach  12  Monaten,  der 
überjährige  erst  nach  2  Jahren  gekeimt  habe. 

Unsere  Abbildung  ist  1897  in  der  Baumschule  des  Herrn  Ökonomierats 
Franz  Späth  (in  Firma  L.  Späth),  Baumschulenweg  bei  Berlin,  von  Fräulein 
Elise  Amberg  gemalt.  L.  Wittmack. 


847-  Versammlung  des  \'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  o  j  - 

847.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  26.  Mai  1898. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins,  Wirkl.  Geh.  Oberfinanzrat  von  Pommer-Esche. 
widmete  den  dahingeschiedenen  Mitgliedern,  dem  Herrn  v.  Hövel. 
welcher  zugleich  Ehrenmitglied  war,  und  dem  Prof.  Krug,  früher  Konsul 
in  Portoriko,  der  sich  um  die  Erforschung  der  dortigen  Flora  die  grössten 
Verdienste  erworben  und  seine  reichen  Sammlungen  dem  hiesigen  bot. 
Museum  zum  Geschenk  gemacht  hat,  warme  Worte  der  Anerkennung. 
und  erhoben  sich  die  Anwesenden  zum  Zeichen  der  Teilnahme  von  ihren 
Sitzen. 

II.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  jMitgliedern: 

1.  Die  Firma  Eugen  Neumann  &  Co.,  Fruchtsaftkelterei,  Berlin  SW., 
Lindenstrasse   16/17,  durch  L.  Wittmack. 

2.  Herr  Gärtnereibesitzer  Georg  Fratzscher,  Bützow  in  Mecklen- 
burg, durch  Herrn  Gramm,   Malchin  in  Mecklenburg. 

III.  Ausgestellte  Gegenstände.  1.  Vom  Kgl.  bot.  Garten  w^ar  wiederum 
eine  interessante  Sammlung  blühender  Xeuholländer  und  Kappflanzen 
ausgestellt,  deren  Verzeichnis  besonders  abgedruckt  wird.    . 

2.  Herr  Kgl.  Hoflief.  F.  C.  Heinemann,  Erfurt,  hatte  das  von  ihm 
in  den  Handel  gegebene  Säulen  -  Vergissmeinnicht,  Myosotis 
alpestris  var.  stricta,  das  er  jetzt  in  drei  schönen  reinen  Farben  ge- 
zogen hat.  ausgestellt.  Von  den  drei  Farben:  blau,  weiss  und  rosa  ist 
namentlich  die  letztere  ungemein  zart  und  ansprechend.  Die  Pflanze 
wächst  in  der  That  sehr  hübsch  säulenförmig,  gedeiht  willig  und  giebt 
selbst  in  kleinen  Töpfen  sehr  hübsche  Marktpflanzen. 

3.  Herr  Spielberg  &  de  Coene,  Französisch  Buchholz,  hatten  zwei 
Ampeln  aufgehängt,  die  mit  der  Fuchsie  »Trailing  Queen«,  d.  h. 
niederliegende  Königin,  bepflanzt  waren.  Diese  so  wenig  angetroffene 
Sorte  ist,  wie  Herr  de  Coene  ausführte,  gerade  für  Ampeln  sehr  geeignet 
und  wenige  der  neueren  haben  dafür  gleichen  Wert.  Dieselbe  wächst 
so  üppig,  dass  eine  Pflanze  die  ganze  Ampel  ausfüllt,  während  man  sonst 
gewöhnlich  drei  einsetzen  muss.  Die  üppigen  Exemplare  waren  erst 
^U  Jahre  alt. 

4.  Herr  H.  Graef,  Steglitz,  führte  eine  schön  blühende  Orchidee 
Schomburgkia  tibicinis  Bateman  vor,  die  Kuhhorn  -  Orchidee  aus 
Honduras,  so  benannt  wegen  der  Form  ihrer  hohlen  Knollen,  die  Ameisen 
beherbergen.  Sie  ist  eine  Warmhauspflanze,  liebt  aber  keine  Feuchtigkeit 
und  ist  nicht  schwer  zu  kultivieren.  Seit  drei  Jahren  hat  sie  jedes  Jahr 
geblüht.     Die  Blüten  schliessen  sich  abends  etwas. 

IV.  Der  Etat  für  1898,  der  sich  nur  unwesentlich  von  dem  vorjährigen 
unterscheidet  und  als  einzige  ausserordentliche  Ausgabe  die  für  den 
Druck  eines  neuen  Mitglieder-Verzeichnisses  bringt,  wurde  in  I.  Lesung 
ohne  Debatte  einstimmig  genehmigt.  Derselbe  schliesst  in  Einnahme 
mit  22  856  M.  50  Pf.,  in  Ausgabe  mit  18  395  M.  ab,  somit  bleibt  ein 
Überschuss  von  44Ö1  M.   50  Pf. 

V.  Hierauf  erfolgte  die  Neuwahl  sämtlicher  Ausschüsse  und  wurden 
die  Herren  FJr.  Deite,  Junge  und  Peschke  vom  Direktor   zu  Stimmen- 


o  1 5  847.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Zählern  ernannt.  Vor  der  Wahl  erhob  sich  auf  Anregung  des  Herrn 
Hofgärtner  Hoff  mann  eine  sehr  lange  Debatte  über  die  Art  der  Wahl. 
Herr  Hofgärtner  Hoffmann  bat  den  \'orstand,  ein  Reglement  zu  ent- 
werfen, in  welchem  festgesetzt  werde,  wie  lange  jemand  einem  Ausschusse 
angehören  dürfe,  und  wie  die  Eigenschaften  eines  Mitgliedes  sein  müssten. 
um  in  einen  Ausschuss  gewählt  werden  zu  können.  Herr  Gartenbau- 
direktor Eackner  bemerkte  dem  gegenüber,  dass  der  Verein  durch  die 
jährlichen  W^ahlen  es  in  der  Hand  habe,  die  Dauer  zu  bestimmen  und 
ebenso  solche  Mitglieder  zu  wählen,  die  ihm  geeignet  erscheinen.  Herr 
Dr.  Damm  er  und  L.  Wittmack  wiesen  darauf  hin,  dass  es  Usus  sei, 
in  die  technischen  Ausschüsse  sämtliche  in  der  Vorschlagliste  aufgeführten 
7  Personen  zu  wählen,  während  für  den  1.  Ausschuss  zur  Vorbereitung 
der  Neuwahl  des  Vorstandes  und  den  2.  für  Revision  der  Kasse  die 
statutenmässige  Zahl  von  5  aus  den  7  vorgeschlagenen  zu  wählen  sei, 
und  dass  einem  Wunsche  früherer  Jahre  entsprechend  auch  die  cooptierten 
Mitglieder  mit  in  der  Wahlliste  aufgeführt  werden  sollten,  damit,  wenn 
jemand  vielleicht  eins  der  7  wirklichen  Ausschussmitglieder  streichen 
wolle,  er  gleich  andere  geeignete  finde.  Herr  Dr.  Damm  er  bemerkte 
noch,  im  vorigen  Jahre  sei  beschlossen,  dass  auch  solche  Wahllisten 
gültig  sein  sollen,  die  statt  7  nur  einen  Namen  enthalten;  nur  über  7 
(oder  bei  den  Ausschüssen  1  und  2,  zur  Vorbereitung  der  Vorstandswahl 
und  zur  Revision  der  Kasse  über  5)  dürften  es  nicht  sein. 

Neu  auf  der  Wahlliste  befindet  sich  der  erst  ins  Leben  gerufene 
Ausschuss  für  Dekorationen  und  ersuchte  der  Vorstand  den  Verein, 
durch  die  Wahl  zugleich  diesen  neuen  Ausschuss  zu  bestätigen.  Auf  die 
Frage,  warum  dieser  denn  14  Mitglieder  zähle,  wurde  bemerkt,  dass  die 
14  Personen  von  den  sämtlichen  vereinigten  Ausschüssen  selbst  vor- 
geschlagen seien,  dass  es  sich  im  Wesentlichen  um  Beurteilung  wirklich 
ausgeführter  Dekorationen  handele  und  immer  nur  ein  Teil  der  Mitglieder 
als  Preisrichter  thätig  sein  solle. 

Herr  Bluth  wünschte,  da  die  Statuten  nur  fünf  Mitglieder  in  jedem 
Ausschuss  vorsehen,  eine  Änderung  der  Statuten,  die  doch  revisions- 
bedürftig seien.  Der  Direktor  bat,  davon  abzusehen;  der  Vorstand  habe 
diese  Frage  vor  längerer  Zeit  auf  das  eingehendste  geprüft,  sei  aber 
schliesslich  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  es  besser  sei,  es  beim 
alten  zu  belassen,  denn  kaum  habe  man  neue  Statuten,  so  müsse  man 
wieder  ändern.  Ausserdem  mache  es  aber  sehr  viele  Weitläufigkeiten, 
da  das  Statut  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  genehmigt  werden  müsse.  Der 
Vorstand  und  mit  ihm  der  Verein  habe  bisher  angenommen,  dass  es  keine 
Statutenverletzung  sei,  wenn  in  unwesentlichen  Dingen,  den  veränderten 
Zeitverhältnissen  entsprechend,  Abweichungen  vorgenommen  würden. 

Bei  der  Stimmenzählung  ergab  sich,  dass  sämtliche  Mitglieder  der 
technischen  Ausschüsse  wiedergewählt  waren.  Die  Liste  sämtlicher 
Ausschüsse  wird  besonders  abgedruckt. 
VI.  Hierauf  wurde  ein  Antrag  des  Vereins  deutscher  Gartenkünstler,  die 
»Gartenflora«  auch  zum  Organ  dieses  Vereins  zu  machen,  zur  Kenntnis 
gebracht.  Der  Vorstand  und  die  vereinigten  Ausschüsse  werden  diese 
wichtige  Frage  erst  näher  prüfen.     (Ist  inzwischen  zurückgezogen.) 


847-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  o  j  n 

VII.  Beschlossen  wurde  dem  Stadt-Garteninspektor  A.  Fintelmann  und  dem 
städtischen  Obergärtner  Abraham,  die  am  i.  Juni  ihr  25jähriges  Jubiläun 
als  Obergärtner  feiern,  eine  grosse  silberne  Medaille  mit  entsprechender 
Inschrift  durch  eine  Deputation  des  \'orstandes  überreichen  zu  lassen. 
Der  Ausschuss  für  Gehölzkunde  und  bildende  Gartenkunst,  sowie  der 
damit  gemeinsam  tagende  Ausschuss  für  Obstbau  werden  gleichfalls  eine 
Deputation  entsenden.  (Herr  Obergärtner  Abraham  hat  sich  inzwischen 
jede  Beglückwünschung  verbeten,  da  er  bereits  am  i.  Februar  1872  mit 
den  Funktionen  eines  städtischen  Obergärtners  betraut  sei  und  sein 
Jubiläum  bereits  im  vorigen  Jahre  gefeiert  habe,  angestellt  sei  er  aller- 
dings erst  am  1.  Juni   1873.) 

\l\\.  Der  neu  gewählte  Ausschuss  für  Dekorationen  beantragte,  ihm 
behufs  Prämiierung  besonders  schöner  Dekorationen,  die  von  Vereins- 
mitgliedern ausgeführt  werden,  grosse  silberne,  kleine  silberne  und 
bronzene  Medaillen  zur  Verfügung  zu  stellen.  Herr  Kgl.  Garteninspektor 
Lindemuth  erklärte  sich  dagegen,  da  dann  jeder  Ausschuss  dasselbe 
verlangen  könne.  Herr  Hofgärtner  Hoffmaun  empfahl,  dass  der  Aus- 
schuss im  gegebenen  Fall  beim  Vorstande  Medaillen  beantragen  möchte 
und  dieser  also  das  Urteil  genehmige.  Herr  Cordel  bemerkte,  das 
würde  nur  zu  Verzögerungen  führen,  nachprüfen  könne  der  Vorstand  die 
Dekorationen  doch  nicht,  denn  sie  seien  dann  längst  wieder  abgeräumt. 
Herr  Hoflieferant  Loock  empfahl  den  Antrag.  Die  Dekorationen  könne 
man  nicht  in  die  Monatsversammlungen  mitbringen,  wie  das  bei  Blumen, 
Obst  U.S.W,  möglich  sei.  Herr  Cordel  erklärte  noch,  es  würde  der 
Verein  gewiss  bereit  sein,  auch  andern  Ausschüssen,  z.  B.  zur  Prämiirung 
von  Obstanlagen,  Medaillen  zur  Verfügung  zu  stellen,  sie  möchten  es  nur 
beantragen.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Perring  hob  hervor,  dass  das 
Endziel  der  ganzen  Marktgärtnerei  die  Dekoration  sei;  wenn  wir  also 
den  Endzweck  fördern,  fördern  wir  die  gesamte  Pflanzenkultur.  Der 
Dekorations-Ausschuss  ist  anzusehen  als  eine  ständige  Jury;  dass  es 
eine  Neuerung  ist,  ist  richtig,  das  müssen  wir  aber  mit  Freuden  begrüssen; 
wenn  wir  immer  die  alten  Bahnen  wandeln,  kommen  wir  nicht  vorwärts. 
Herr  Bluth  und  L.  Wittmack  schliessen  sich  Herrn  Perring  an. 
Letzterer  wies  noch  darauf  hin,  dass  das  Preisgericht  in  den  Monats- 
versammlungen, abgesehen  von  goldenen  Medaillen,  auch  freies  \er- 
fügungsrecht  habe;  ebenso  die  Jury  für  Erteilung  von  Wertzeugnissen; 
diese  beiden  sind  nur  keine  ständige  Jury. 

Hierauf  wurde  mit  fast  Stimmeneinheit  dem  Dekorationsausschuss 
das  Recht  zur  \'erleihung  von  Medaillen  zuerkannt. 
IX.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Gartenbaudirektor  Stadtrat 
Brandt,  Wendt  und  Wienholz  hatte  folgende  Preise  zuerkannt:  1.  Herrn 
F.  C.  Heinemann -Erfurt  für  Säulen-Vergissmeinnicht  in  drei 
Farben  eine  kleine  silberne  Medaille,  2.  Herrn  H.  Graef-Steglitz  für 
Schomburgkia  tibicinis  eine  kleine  silberne  Medaille.  3.  Herrn 
Spielberg  &  de  Coene-Französisch  Buchholz  für  die  Ampel-Fuchsie 
»Trailing  Queen«  den  Monatspreis  von  15  Mark. 
X.  Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder  die  in  der  letzten  Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen.     (Siehe  Gartenflora  S.  259.) 


oiS         Programm  für  die  Konferenz  über  die  Reorganisation  der  Gärtnerlehranstalt. 

XI.  Zur  Vorbereitung  des  Ausfluges  mit  Damen    am  Stiftungsfeste  wurde    ein 
Ausschuss    erwählt,    bestehend    aus  den    Herren :    Kgl.    Gartenbaudirektor 
Carl   Hampel,    Geschäftsführer   Junge   und    Rentier    Grass,    zu    denen 
auf  besondere  Bitte  noch  Herr  Hoflieferant  Loock  trat. 
Y.  Pommer  Esche.  L.  Wittmack. 


Programm 

für  die  Konferenz  über  die  Reorganisation  der  Gärtnerlehranstalt  in  Wildpark 
am    10.  Juni    im    Kgl.  preuss.  Ministerium    für  Landwirtschaft,    Domänen  und 

Forsten. 

Zur  Diskussion  sind  folgende  Fragen  zu  stellen: 

1.  Ist  die  Anstalt  überhaupt    reorganisationsbedürftig    und    eventl.  aus 
welchen  Gründen? 

Mängel  der  Ausstattung  und  des  Lehrplans? 

Unmöglichkeit    der    Abhülfe    solcher    Mängel    unter    den    gegen- 
wärtigen Verhältnissen  der  Anstalt? 

2.  Welche    Aufgabe    soll    der    zu    reorganisierenden    Anstalt    gestattet 
werden? 

Gleichmässige  Ausbildung  in  allen  Zweigen  der  Gärtnerei 
Beschränkung  auf  einen  oder  mehrere  Zweige? 
Verlegung  des  Schwerpunktes  in  einen  Zweig  unter  gleichzeitigem 
mehr  nebensächlichem  Betrieb  der  übrigen  Zweige  der  Gärtnerei? 

3.  Welchen  Charakter  soll  die  Anstalt  tragen? 

Hochschule  oder  Akademie  der  Gärtnerei? 
Fachschule  mit  gehobener  Vorbildung? 
Gewöhnliche  Gärtnerlehranstalt? 

4.  Welche  Vorbildung  soll  demgemäss  verlangt  werden? 

a)  an  Schulkenntnissen? 

b)  an  praktischen  Fähigkeiten? 

ö.  Welche  Fächer  sollen  betrieben  werden? 
Naturwissenschaftliche        \ 
allgemein    wirtschaftliche 
allgemein  bildende 
gärtnerische  1 

6.  In  welchem  Umfange  sollen  diese  Fächer  betrieben  werden? 

also  wieviel  Jahreskurse  und  wieviel  Stunden  für  jedes  Fach  und 
jeden  Kurs? 

7.  Soll    nur    theoretischer    Unterricht    stattfinden     oder    sollen    auch 
praktische  Übungen  nebenher  gehen? 

Bei  Bejahung  der  letzteren    Frage:    in    welchen    Fächern    und  in 
welchem  Umfange,  obligatorisch  oder  freiwillig? 

8.  Soll  die  Anstalt  nur  Lehranstalt    oder    auch    Forschungs-    und    De- 

monstrationsanstalt sein? 

Wenn  letzteres  bejaht  Averden   sollte:    für  welche  Zweige    des 
Garten-  und  Obstbaues? 


Fächer? 


Grossblumige  Pelargonien.  om 


9.  JMit  welchen    theoretischen    und    praktischen    Unterrichts-    und    L)e- 
monstrationsmitteln  ist  demgemäss  die  Anstalt  auszustatten? 

Anzahl  und  Stellung  der  Lehrer? 

Anzahl  und  Art  der  Gebäude? 

Grösse  der  erforderlichen  gärtnerischen  und   sonstigen  Anlagen? 

Versuchs-  und  Übungsfelder? 

10.  Wie  sind  die  Verhältnisse  der  Schüler  zu  gestalten? 

Internat  oder  Privat-Wohnung? 

Schulmässiger  oder  akademischer  Unterrichtsbetrieb? 

Allgemeiner  Schulzwang  oder  Lernfreiheit? 

Gemischtes  System? 

Möglichkeit  der  Auswahl  bestimmter  Fächer  mit  Zwang  zur  Ab- 
solvierung   derselben,    wenn    nicht    im    ersten,    so    doch    im 
zweiten  oder  dritten  Kursus? 
11.  Empfiehlt  sich  eine  Verlegung  der  Anstalt  nach  Dahlem? 

Verhältnis  zu  den  Königlichen  Gärten? 

Verhältnis  zu  dem  Botanischen  Garten? 


Grossblumige  Pelargonien. 

Von  Wilhelm  Bürge  r  -  Halberstadt,  Kunst-  und  Handelsgärtnerei. 
(Hierzu  eine  farbige  Tafel  als  Beilage.) 
las  Pelargonium  grandiflorum  oder  meist  englisches  genannt,  ist  stets 
d^::^  vielmehr  ein  Liebling  des  Liebhabers  als  des  Gärtners  gewesen.  In 
meinen  Kinderjahren  habe  ich  diese  Pflanze  öfter  an  den  Fenstern  selbst  kleiner 
Leute  schöner  gesehen  als  in  unseren  heimischen  Gewächshäusern.  Gerade 
deshalb  war  auch  wohl  jener  Eindruck  auf  mich  so  gross,  dass  mir  heute  noch 
jene  Fenster  in  lebhafter  Erinnerung  sind,  in  denen  jahrein  jahraus  diese 
Pelargonien  standen,  die  mich  alljährlich  um  diese  Zeit  mit  ihrer  überaus 
reichen  Blütenpracht  entzückten.  Es  wird  behauptet,  dass  die  Pelargonien 
durch  ihre  feinen  Drüsenhärchen  so  bedeutende  Mengen  Ammoniak  aufzunehmen 
imstande  sein  sollen,  dass  dadurch  ein  Düngen  der  Erde  oder  ein  Verpflanzen 
jahrelang  unnötig  wird.  Als  Beweis  dafür  gilt  das  überraschend  üppige 
Wachstum  von  Pelargonien  in  Bauernfenstern  in  der  Nähe  der  Dungstätten  und 
in  Fenstern  von  Stallungen,  wo  sie  sonst  weiter  keine  Pflege  geniessen.  Auch 
ich  habe  gerade  besonders  üppige  Pelargonien  gefunden  in  Stuben,  wo  ich  kaum 
zu  atmen  wagte.  Dagegen  blieben  in  den  Gärtnereien  wirklich  gute  Pelargonien 
lange  Zeit  hindurch  eine  Seltenheit. 

Wohl  wurden  in  manchen  Gärtnereien  grosse  Sortimente  geführt,  die 
während  der  Blütezeit  durch  ihre  Farbenpracht  und  Abwechslung  imponierten, 
selten  aber  durch  Schönheit  der  Pflanze  selbst.  Meistens  waren  es  lange,  dünne 
Dinger,  bei  denen  jeder  einzelne  Zweig  durch  einen  Stab  gehalten  werden 
musste,  und  nur  ein  aussergewöhnlicher  Blütenreichtum  oder  die  Eigenartigkeit 
der  Farben  konnten  solchen  Pflanzen  ein  gewisses  Ansehen  geben  und  ein 
Interesse  für  sie  erwecken.  Wenn  nun  auch  als  Grund  dafür,  dass  sich  die 
englischen  Pelargonien  nicht  so  recht  als  allgemeine  Handelspflanzen  bei  den 
Gärtnern  haben  einführen  wollen,  angegeben   wird,    dass    gerade    diese  Kultur 


Q20  Grossblumige  Pelargonien. 


eine  sehr  anspruchsvolle  ist,  und  sich  die  Pelargonien  dem  Klima  ihrer  Heimat 
entsprechend  Avohler  in  der  trockenen  Stubenluft  als  in  den  leuchten  Gewächs- 
häusern fühlen,  so  muss  ich  doch  die  Hauptschuld  den  früheren  Züchtern  zu- 
schreiben, die  es  zwar  verstanden  haben,  aus  der  unscheinbaren  Stammform 
mit  ihrer  weisslichen,  oben  rot  gezeichneten  Blüte  so  herrliche  Farbentöne 
hervorzubringen;  die  aber  gar  nichts  thaten,  die  Pflanze  auch  sonst  noch  zu 
A'erbessern  und  niemals  versuchten,  die  allgemein  bekannten  und  beklagten 
Untugenden  dieser  Pflanze  zu  beseitigen. 

Vor  30  Jahren  schon  führten  die  Spezialzüchter  in  Frankreich,  England 
und  bei  uns  in  Deutschland,  besonders  in  Zittau,  grosse  Sortimente  von  einigen 
hundert  Sorten  und  jährlich  erschienen  weitere  Neuheiten,  die  indes  höchstens 
andere  Farben,  aber  keine  nennenswerten  Verbesserungen  in  dem  Charakter 
dieser  Pflanze  brachten.  Erst  die  sogenannten  Wiener  Marktsorten  »Perle  von 
Wien«,  vMabel«  etc.  brachten  eine  merkliche  Verbesserung  und  die  Handels- 
gärtner benutzten  diese  sofort,  um  aus  ihnen  eine  gute  Handelsware  zu  er- 
ziehen, die  nun  endlich  eine  bis  dahin  sehr  empfundene  Lücke  ausfüllte. 

Es  waren  das  aber  immer  nur  Resultate  von  Kreuzungen  des  Pelarg. 
grdfl.  unter  sich;  dieses  auch  mit  anderen  Geraniaceen  zu  kreuzen,  w^as  ich  von 
vornherein  als  sicherstes  Mittel  ansah,  den  Charakter  desselben  zu  verbessern, 
geschah  nicht  und  blieb  mir  überlassen,  und  diese  Aufgabe  kann  ich  nach 
einer  15jährigen  sorgfältigen,  hingebenden  Arbeit  als  vollkommen  gelöst  be- 
trachten. Das  Sortiment,  welches  ich  mir  gebildet  habe  und  wovon  ich  bis 
heute  45  Sorten  dem  Handel  übergab,  ist  frei  von  den  grössten  und  beklagens- 
wertesten Fehlern  der  älteren  Sorten.  Zunächst  bedürfen  meine  Sorten  keines 
Stabes,  selbst  die  ältesten  und  vielverzweigtesten  Pflanzen  werden  bei  richtiger 
Kultur  sich  immer  selbst  halten  und  stets  einen  dichten,  geschlossenen  Busch 
bilden.  Ferner  haben  sie  ein  grosses,  saftiggrünes  Blatt,  eine  reiche,  dichte 
Belaubung  und  auch  einen  straffen  Blütenstiel,  welcher  eine  grosse  geschlossene 
rhododendronähnliche  Dolde  trägt.  Dabei  sind  die  Formen  der  Blüten  eben- 
falls voller  und  edler  geworden  und  die  Farben  wie  Zeichnungen  nicht  minder 
schön;  ja,  ich  habe  sogar  manche  bis  jetzt  unerreichte  Färbung  dabei,  z.  B. 
»Andenken  an  Wildpark«,  feuerrot  mit  schwarzen  Flecken,  und  >'Frau  Hof- 
gartendirektor Walter«,  modern  lila  mit  schwarzen  Flecken,  welche  dunkelrot 
umrandet  sind.  Ich  bin  fest  überzeugt,  dass  mein  Sortiment  schliesslich  alle, 
selbst  die  jetzt  noch  so  beliebten  älteren  Sorten  verdrängen  wird. 

Wohl  fühle  ich,  dass  diese  Behauptung  aus  meinem  Munde  gefährlich  ist, 
und  ich  hätte  sie  noch  vor  einigen  Jahren,  obgleich  ich  damals  schon  ebenso 
fest  davon  überzeugt  war,  nicht  gethan,  jedoch  heute  wage  ich  es.  indem  ich 
nur  wiederhole,  was  mir  täglich  immer  wieder  gesagt  wird. 

Habe  ich  in  den  ersten  lo  Jahren  neben  meiner  angestrengten  Arbeit 
und  meinen  grossen  Opfern  noch  viel  Enttäuschungen  und  Arger  durch  neidische 
Kollegen  erfahren  müssen,  so  entschädigt  mich  seit  Jahren  in  reichlichster 
Weise  die  allgemeine  Anerkennung,  die  meine  Züchtungen  bei  allen  hervor- 
ragendsten Pelargonienzüchtern  und  -Liebhabern  des  In-  und  Auslandes  finden. 
Und  diese  Anerkennungen,  die  mir  jetzt  freiwillig  oft  in  der  schmeichelhaftesten 
Weise  gezollt  werden,  verdanke  ich  grösstenteils  meinem  Grundsatze,  den  ich 
mir  durch  böse  Erfahrungen  bei  Anschaffung  von  anderen  Neuheiten  gebildet 
habe:  »Prüfe  eine  eigene  Züchtung  lieber  ein  Jahr  länger    und    verbessere    so 


Grossblumige  Pelargonien.  02  i 


lange,  als  Du  Fehler  daran  findest.  Übergieb  nichts  der  (jftentlichkeit  und 
lobe  es  nicht,  bevor  Du  Dich  nicht  selbst  ausgiebig  von  dessen  Vollkommen- 
heit überzeugt  hast.« 

Was  habe  ich  z.  B.  von  jährlich  zugelegten  20  Chrysanthemum-Neuheiten 
als  besitzenswert  behalten?  Sehr  wenig!  Was  ist  von  den  vielen,  vielen  an- 
gepriesenen neuen  Dahlien-Sorten  wirklich  gut  und  entspricht  unseren  Wünschen? 
Mit  dem  Herausgeben  ihrer  Neuheiten  sind  die  Züchter  leider  immer  viel  zu 
hastig  und  schaden  sich  dadurch  am  meisten  selbst,  denn  die  Käufer  werden 
nachgerade  scheu  und  hüten  sich,  ungesehene  Sachen  zu  kaufen. 

Am  meisten  trift't  dieser  Vorwurf  die  Engländer  und  diese  haben  deshalb 
auch  zunächst  die  Folgen  zu  tragen.  Es  gab  eine  Zeit,  wo  jede  aus  England 
angebotene  Neuheit  sofort  bei  uns  Eingang  fand  und.  wo  grösste  deutsche 
I-'irmen  förmlich  Jagd  auf  englische  Neuheiten  machten.  Das  ist  heute  glück- 
licherweise anders  geworden! 

Wenn  die  Vertreiber  einer  Neuheit  solche  in  gutem  Glauben  und  um  ein 
Geschäft  damit  zu  machen,  möglichst  schnell  und  mit  grosser  Reklame  zu 
verbreiten  suchen,  so  ist  dies  noch  erklärlich;  aber  wenn  ein  Züchter  solches 
gewissenlos  thut,  so  ist  mir  dies  unverständlich.  Denn  eine  wirklich  gute 
Neuheit  kommt  nie  zu  spät;  aber  eine  zu  früh  herausgegebene  minderwertige 
bringt  ihm  den  grössten  Schaden. 

Nun  wird  ja  vielfach  behauptet,  dass  der  Züchtei  seine  eigenen  Züchtungen, 
namentlich,  wenn  sie  ihm  viel  Arbeit,  Zeit  und  Opfer  verursacht  haben,  mit 
den  Augen  einer  nachsichtigen  Mutter  ansieht  und  nur  für  die  besseren  Eigen- 
schaften ein  Auge  hat,  aber  die  Fehler  schonend  übersieht.  Doch  möchte  ich 
gerade  das  Gegenteil  behaupten!  Hat  man  erst  einmal  glückliche  Erfolge  er- 
zielt, so  reizt  dies  ungemein  zu  weiteren  Versuchen  und  mit  dem  Besitz  von 
etwas  Schönem  wächst  auch  die  Begehrlichkeit  nach  noch  Besserem. 

Ich  hatte  mir  z.  B.  vor  ca.  15  Jahren  zunächst  nur  die  Aufgabe  gestellt, 
das  Pelarg.  grdfl.  niedriger  und  buschiger  zu  gestalten,  wenn  möglich  so- 
zusagen aus  dem  Strauche  eine  Staude  zu  bilden.  Als  ich  aber  dies  endlich 
nach  Jahren  erreicht  hatte,  da  erwachten  in  mir  auch  wieder  neue  Ansprüche, 
denn  die  Tausende  von  Bastarden,  die  ich  herangezogen,  hatten  mir  manches 
gezeigt,  wovon  ich  vorher  gar  keine  Ahnung  hatte;  die  eine  Kreuzung  brachte 
diese  gute  Eigenschaft,  die  andere  jene,  und  das  erweckte  nun  wieder  den 
Wunsch,  alle  diese  in  einer  Pflanze  zu  vereinigen. 

Gerade  solche  Züchtungen,  bei  denen  man  sich  bestimmte  Ziele  vor- 
gesteckt hat,  sind  äusserst  interessant,  sie  nehmen  die  ganze  Lust  und  Liebe 
des  Züchters,  sein  ganzes  Dichten  und  Trachten  in  Anspruch  und  spannen 
seine  feinfühlige  Beobachtung  und  Erwartung  aufs  höchste. 

Leider  lässt  uns  hier  unsere  gärtnerische  Wissenschaft  'im  Stiche;  wir 
finden  z.  B.  nirgends  Aufschluss,  wodurch  unbedingt  Zwergformen  gebildet 
werden  können,  obgleich  wir  diese  Bildung  in  der  Natur  so  oft  wahrnehmen 
und  kein  Buch  giebt  uns  Aufklärung,  wodurch  man  Form  und  Farbe  der  Blüte 
eigenwillig  ändern  kann.  Es  werden  uns  nur  wenige  ganz  allgemeine  Anhalts- 
punkte an  die  Hand  gegeben,  aus  denen  man  sich  nun  alle  erdenklichen 
Möglichkeiten  zusammenstellen  muss  und  keine  von  ihnen  unversucht  lassen 
darf,  aber  jeder  Versuch  bedeutet  ein  Jahr  Pflege  und  jede  Unterlassung  bringt 
uns  ein  Jahr  zurück. 


322 


Grossblumitje  Pelargonien. 


\'orhei"  dünkt  es  einem  so  schwer,  in  diese  Geheimnisse  der  Xatur  ein- 
zudringen, doch  hat  man  sein  Ziel  erreicht  und  Ursache  und  Wirkung  erkannt, 
dann  erzählt  uns  die  Xatur  diese  täglich  in  jeder  Pflanze.  Ich  muss  bei  den 
Kreuzungsversuchen  oft  an  den  alten  Alchemisten  denken,  an  B.  Schwarz,  der 
Gold  machen  wollte  und  das  Pulver  erfand.  Der  praktische  Gärtner  kennt 
von  Alters  her  durch  seine  Beobachtungen  manches  Naturgeheimnis,  welches 
ihm  sogar  sprichwörtlich  geworden  ist.  nur  ist  öfter  der  Rede  Sinn  etwas 
dunkel  oder  gar  verkehrt.  Man  sagt  z.  B.:  »Der  Baum  hat  sich  tot  geblüht 
resp.  getragen«  oder  »Frischer  Samen,  viel  Kraut,  alter  Samen,  viel  Früchte«! 
Beides  sagt  eigentlich  dasselbe,  wenigstens  beruht  beides  auf  demselben  Natur- 
gesetze, welches  ich  folgendermassen  aussprechen  möchte:  »Jedes  im  Absterben 
begriffene  vegetabilische  Lebewesen  sucht  seine  letzte  ihm  noch  innewohnende 
Kraft  zur  Fortpflanzung  und  Vermehrung  zu  verwenden.«  Der  Baum  z.  B.,  der 
sich  soll  tot  geblüht  haben,  hatte  sicher  schon  im  Jahre  zuvor  den  Todeskeim 
in  sich  und  hat  deshalb  damals  schon  die  ganze  gebildete  fertige  Nahrung. 
die  er  sonst  auch  noch  zur  Vergrösserung  bez.  Verstärkung  seines  ganzen 
Baues  benutzt,  nur  zur  Bildung  von  Blütenknospen  verwertet.«  Man  kann  obigen 
Spruch  sogar  anwenden,  indem  man  noch  weitergehend  sagt:  »Je  jünger  und 
üppiger  ein  Baum,  desto  geringer  der  Blütenansatz,  je  älter  und  kümmerlicher, 
desto  reicher.«  Auch  das  zweite  Sprichwort:  »Frischer  Samen,  viel  Kraut, 
alter  Samen,  viel  Früchte«,  erklärt  sich  aus  demselben  Grundsatze,  denn  mit 
dem  Alter  verliert  bekanntlicherweise  der  Samen  seine  Keimfähigkeit,  er  ist 
deshalb  auch  ein  Organismus,  der  im  Absterben  begriffen  ist  und  wird  also 
wieder  bemüht  sein,  seine  Kräfte  weniger  zum  Bau  der  Pflanze  als  zur  schnellen 
und  reichen  Bildung  von  Fortpflanzungsorganen  zu  verwerten.  Noch  viele  Er- 
scheinungen, die  anfangs  gar  nichts  Gemeinschaftliches  zu  haben  scheinen- 
lassen sich  bei  eingehender  Untersuchung  auf  diesen  Grundsatz    zurückführen. 

Um  nun  auch  noch  ein  Wort  über  die  Vervollkommnung  der  Blüten- 
formen zu  sagen,  möchte  ich  hervorheben,  dass  es  hierzu  nicht  gleichgültig  ist 
welche  Blüte  ich  zur  Befruchtung  wähle  und  vor  allem  nicht  gleichgültig, 
von  welchen  Staubgefässen  ich  den  Pollen  entnehme.  Die  Staubgefässe  sind 
sogar  in  derselben  Blüte  verschieden,  und  noch  verschiedener  sind  jedenfalls 
die  Pollenkörner,  weshalb  es  vielleicht  sehr  wichtig  wäre,  diese  unter  einem 
Mikroskop  daraufhin  zu  untersuchen  und  dementsprechende  Versuche  damit 
anzustellen.  Am  schwierigsten  scheint  es  mir  jedoch,  eine  bestimmte  Änderung 
der  Farbe  oder  wohl  gar  eine  neue  Farbe,  die  der  Gattung  sonst  nicht  eigen 
ist,  zu  erzielen.  Das  Pelargonium  grdfl.  hat  in  allen  Farben  eine  lila  oder 
violette  Tönung,  deshalb  fehlte  auch  immer  ein  reines  Ziegel-  oder  Feuerrot, 
wie  es  z.  B.  das  P.  zonale  aufzuweisen  hat,  dem  dagegen  wieder  das  \'iolett 
fehlt.  Nach  jahrelangen  dementsprechenden  Bemühungen  erhielt  ich  auch 
einige  feurige  Farben  wie  z.  B.  »Feuerball«,  »Perle  von  Halberstadt«  etc., 
aber  immer  noch  blieb  etwas  violett  darin,  was  sich  namentlich  beim  Verblühen 
und  bei  kränklichen  Exemplaren  zeigte,  und  erst  in  letzter  Zeit  bekam  ich  ein 
reines  Ziegelrot  »Friedrich  Engel«.  Aber  in  dem  Masse,  wie  das  Feuerrot 
reiner  und  freier  von  lila  wurde,  nahm  im  gleichen  Masse  die  Zeichnung  und 
besonders  das  tiefe  Schwarz  der  Flecken  ab;  letzteres  wurde  ein  durchsichtiges, 
schmutziges  Grau.  Es  hat  mir  unendlich  viel  Mühe  gemacht,  auch  in  dem 
Feuerrot  die  sammetig  schwarze  Zeichnung  wieder  hervorzubringen;   die  erste 


Grossblumige  Pelargonien,  -^2^ 


Pflanze   davon    stellte    ich    auf    der    Jubiläums-Ausstellung   vom    28.  April    bis 
12.  Mai  1897  in  Berlin  aus,  wo  sie  den  Namen  »Andenken  an  Wildpark«  erhielt. 

Wenn  ich  nun  auch  stolz  darauf  bin,  meine  Ziele  in  dem  Sortimente 
meines  Pelargonium  hybridum  granditlor.  nanum  erreicht  zu  haben,  so  werde  ich 
doch  nie  aufhören,  weitere  Verbesserungen  zu  versuchen  und  hoffe,  mein 
Sortiment  alle  Jahre  durch  Besseres  noch  zu  vergrössern.  Was  mir  noch  nicht 
ganz  gelungen,  ist,  diese  Art  ganz  widerstandsfähig  gegen  Blattläuse  zu 
machen,  und  doch  schien  das  leicht  erreichbar,  da  die  nächst  verwandte 
Art,  P.  zonale,  die  ich  öfter  zur  Kreuzung  benutzte,  fast  ganz  frei  von  Ungeziefer 
bleibt.  Auch  noch  eine  andere  sehr  wünschenswerte  Eigenschaft,  die  einige 
Pelargonienarten,  z.  B.  triste,  daucifolium,  atrura,  besitzen:  den  Geruch  möchte 
ich  gern  noch  auf  meine  Züchtungen  übertragen.  Leider  konnte  ich  vorstehende 
Spezies  in  letzer  Zeit  nirgends  auftreiben  und  möchte  deshalb  hierdurch  jeden, 
der  mir  eine  Quelle  für  diese  Arten  und  für  P.  tricolor  angeben  kann,  freund- 
lichst bitten,  dies  zu  thun.  Wer  sich  aber  für  meine  Pelargonienkultur  inte- 
ressiert, den  lade  ich  zu  einem  Besuche  im  Juni,  wenn  die  Samenträger  in 
Blüte  stehen,  freundlichst  ein.  Inzwischen  aber  möchte  ich  alle  Pelargonien- 
freunde wenigstens  mit  einer  Abbildung  meiner  letzten  Züchtungen  erfreuen  und 
lege  dieselbe  diesem  Hefte  der  Gartenflora  bei. 

Bemerkung  der  Redaktion.  Auch  in  der  Pelargonium-Nummer  des 
»Handelsblattes«  (No.  10  d.  J.)  ist  von  Herrn  Michel-Zittau,  Herrn  H.  Weidner- 
Braunschweig  und  Herrn  J.  Glünicke-Ouedlinburg  der  Bürgerschen  Züchtungen 
rühmlichst  gedacht.  Herr  Bürger  selbst  beschreibt  die  Entstehung  seiner 
Neuzüchtungen  in  No.  16.  des  »Handelsblattes«.  In  No.  10  des  »Handelsblattes« 
schreibt  Herr  Brandt  in  Wandsbek  über  die  Kultur  der  englischen  und  geben 
^vir  diese  bei  der  Wichtigkeit  der  Sache  in  nächster  Nummer  wieder,  ebenso 
die  etwas  abweichende  Vermehrungsmethode  des  Herrn  Rob.  Moncorps. 

Die  empfehlenswertesten  Bürgerschen  Pelargonien  sind  nach  H.  Weidner 
für  Handelsgärtner  die  Mittelformen,  nicht  die  ganz  niedrigen.  Hauptsorten 
für  den  Markt  sind  nach  Herrn  Bürger:  Perle  von  Halberstadt,  feuerrot,  (Jber- 
gärtner  Wauer,  dunkelrosa  mit  zwei  oberen  roten  Flecken,  Fürst  ßismarck, 
Käthe  Bürger,  weiss  mit  zwei  oberen  roten  Flecken,  Albert  Klietz,  chamois- 
rosa  und  kastanienbraun  gefleckt,  Feuerball,  leuchtendkarmin,  Frieda  und 
Eugen  Daicker,  karminrosa,  Hermann  Michel,  dunkelrosa  mit  weisser  Mitte,  zwei 
oberen  Blbl.  dunkel,  Maler  Wilde,  Onkel  Pitt,  Direktor  Zirek,  Fürst  Bismarck, 
Geheimrat  Wittmack,  Mama  Revers.  Dazu  kommen  noch  als  neueste:  Frau 
Inspektor  Echtermeyer,  Harz-Hey,  G.  A.  Hoffmann,  Carl  Holzmann,  Frau  Hof- 
gartendirektor Walter,  Raph.  Glünicke,  Gertrud,  Fritz  Loose,  Meta,  Friedrich 
Engel,  Itza  und  Lina.  Doch  die  Leser  mögen  sich  selber  aus  der  beiliegenden 
Tafel  auswählen  und  die  Beschreibung  auf  der  dazu  gegebenen  Liste  nachlesen. 

*  * 

Vermehrung  des  Pelargonium  hybr.  grandiflorum  nanum  durch  Stecklinge. 

Die  beste  Zeit  zu  dieser  \'ermehrung  ist  von  Juni  bis  September,  und 
um  nun  früh  genug  und  auch  möglichst  viel  Steckholz  zu  bekommen,  müssen 
die  Mutterpflanzen  schon  früh,  spätestens  im  Mai,  blühen;  nach  einer  kurzen 
Blütezeit  werden  sie  verpflanzt,  wobei  alle  Blüten  bezw.  Knospentriebe  ent- 
fernt werden.  Man  behandelt  nun  die  Pelargonien  wie  Warmhauspflanzen  und 
nach    einigen  Wochen  wird    sich    das    schönste  Stecklingsholz  gebildet    haben. 


"22 ±  Drillingsheizkessel  „Sonne", 


Man  hüte  sich  jetzt,  zu  früh,  d.  h.  zu  kurze  Triebe,  zu  schneiden;  auch  soll 
stets  an  der  Pflanze  ein  Stumpf  des  Triebes  mit  einigen  Augen  und  Blättern  ver- 
bleiben. 

DieStecklinge  stecke  man  gleich  in  kleineTöpte, verwende  einerecht  gesunde, 
durchlassende  Erde,  z.  B.  sandige  Heiderde,  grobe,  sandige  Lauberde  etc.,  und 
stelle  sie  dann  auf  einen  Kasten  oder  in  ein  flaches  Flaus.  Die  beste  Temperatur 
ist  jetzt  20 — 30O  C,  und  zwar  ist  Luftwärme  zusagender  als  Bodenwärme; 
letztere  lieben  die  Pelargonien  nicht.  In  den  ersten  8  Tagen  halte  man  diese 
Häuser  geschlossen,  spritze  und  schattiere  nach  Bedarf,  aber  nach  dieser  Zeit 
immer  weniger,  spritze  nur  bei  warmem  sonnigen  Wetter,  und  dann  auch  nur 
morgens,  und  schattiere  nur  bei  strengster  Sonne:  dagegen  lüfte  man  immer 
mehr,  besonders  abends.  Nach  weiteren  14  Tagen  werden  die  meisten  Stecklinge 
bewurzelt  sein  und  man  säume  nun  nicht,  diese  sofort  zu  verpflanzen,  wenn 
auch  die  Wurzeln  noch  zart  und  schwach  sind;  denn  diese  werden  sich  in 
frischer,  gesunder  Erde  viel  schneller  kräftigen  als  in  der  alten  des  Stecklings- 
topfes, welche  durch  die  warme,  feuchte  Behandlung  ungesund  für  die  Pelar- 
gonien geworden  ist. 

Die  beste  Erdmischung  ist:  ','5  gut  verrottete  Lauberde,  Vs  Heide- 
erde, Vö  Sand,  Vö  Rasen-  oder  Komposterde,  '/s  Düngererde  von  Rind 
oder  Pferd,  etwas  Lehm  oder  Bauschutt,  auch  etwas  Dünger,  z.  B.  Hornmehl, 
Guano  oder  dergl.  Von  nun  ab  müssen  die  Pelargonien  unbedingt  in  Häusern 
kultiviert  werden,  denn  ein  Durchwurzeln  der  jungen  Pflanzen,  wie  es  auf 
Kästen  leicht  geschieht,  ist  höchst  verderblich.  Die  Temperatur  soll  im  Winter 
nicht  unter  loo  C.  fallen,  dabei  soll,  wenn  möglich,  gelüftet  werden;  dann 
werden  die  Pflanzen  stetig  weiterwachsen,  wenn  auch  langsam.  Im  Januar 
müssen  die  Pelargonien  verpflanzt  werden,  gleich  in  grosse  Töpfe,  in  welchen 
sie  zur  Vervollkommnung  kommen  sollen,  und  nachdem  sie  diese  in  ca.  4  Wochen 
durchwurzelt  haben,  während  welcher  Zeit  vorsichtig  gegossen  werden  muss, 
werden  sie  schnell  und  üppig  wachsen  und  schon  im  März  die  erste  Knospen- 
bildung zeigen.  Wilhelm  Bür ger-IIalberstadt. 


c>^ 


Driilingsheizkessel  „Sonne^'. 

D.  R.-P.  No.  98473  für  Warmwasser  und  Dampfheizung. 

Von  Emil  Dietze,  Gartnereibesitzer,  Steglitz  b.  Berlin. 
(Hierzu  Abb.  78.) 
he  ich  auf  eine  nähere  Besprechung  des  Kessels  selbst  eingehe,  sei  mir 
gestattet,  über  unsere  jetzt  im  Gebrauch  befindlichen  Heizungen  einiges 
zu  sagen.-  Dass  unsere  Heizungen  vieles  zu  wünschen  übrig  lassen,  sieht  man 
am  besten  daran,  dass  mit  so  vielen  verschiedenen  Systemen  in  den  Gärtnereien 
geheizt  wird.  Man  kann  sogar  selten  eine  Anlage  finden,  in  welcher  zwei 
Kessel  in  Betrieb  sind,  die  eine  und  dieselbe  Konstruktion  haben.  Daraus 
geht  hervor,  dass  die  Gärtnerwelt  noch  nicht  weiss,  was  der  beste  und  brauch- 
barste Kessel  ist.  Sieht  man  sich  dagegen  in  den  einzelnen  Industriezweigen 
nach  Maschinen  um,  so  wird  man  meist  immer  von  den  einzelnen  Industriellen 
bestimmte  Auskunft    erhalten,    welches    die   beste    für  den  betreffenden  Zweck 


Diillingsheizkessel  „Sonne". 


325 


ist.  Da  haben  unsere  Techniker  Grosses  geleistet;  dagegen  im  Ileizfach  ist 
wenig  geschehen;  kommen  doch  noch  Tausende  von  Kesseln  aus  England 
lierüber.  Auf  die  einzelnen  Systeme  kann  ich  nicht  eingehen,  da  die  Blumen- 
lesc  zu  gross  ist. 


S^h^LJtt^jZ-ß 


-ScfauttC^jr- 


-^<JlFi/iin7{6/ü-G-J{ 


^cA*uitinJ{öA^£^F 


—Mamääirf'iOO-' 

I     I      I     I     I     I      I     I 


Abb.  78.     Drillings-Heizkossel  „Sonne", 
konstruiert  von  Herrn  Gärtnereibesitzer  K.  Dletzc    in  Steglitz. 


Mein  Bestreben  ging  dahin,  einen  Kessel  zu  bauen,  bei  dem  die  grösste 
Heizfläche  direkt  im  Feuer  liegt.  Ich  sagte  mir:  was  nützen  uns  die  grossen 
berechneten  Heizflächen,  wenn  das  wenigste  davon  im  Feuer  selbst  liegt,  und 
nur  dort  zu  finden  ist,  wo  Russ  und  Asche  abgelagert  wird.  Und  dazu  die 
grossen  Eisenklumpen,  die  beim  Anheizen  eine  grosse  Masse  von  Brennmaterial 


026  Drillingsheizkessel  „Sonne". 


brauchen,  ehe  man  eine  Wärme  an  den  Röhren  wahrnehmen  kann,  so  dass 
nur  langsam  Erwärmung  in  den  Häusern  erzielt  wird.  Die  Grund-Idee  bei 
meinem  Kessel  war  die,  einen  Heizkörper  zu  konstruieren,  bei  dem  der  Flamme 
Gelegenheit  geboten  wird,  sich  nach  oben  zu  entwickeln,  und  dazu  gehört  ein 
aufrechtstehender  Kessel.  Ich  w^ählte  als  Mantel  einen  Glocken-  oder  Turmkessel 
aus  Schmiedeeisen  geschweisst,    ohne  jeden  Xietkopf,  wie  die  Zeichnung  zeigt. 

Der  Schnitt  in  Höhe  G-H  zeigt  den  Grundriss,  in  der  Mitte  der  Rost  mit 
dem  Mantelkranz,  rechts  und  links  die  beiden  kalten  oder  Rücklaufstutzen  A-B. 
An  den  kalten  Stutzen  sind  rechts  und  links  zwei  Schlangen  angeflanscht,  die- 
selben haben  jede  einen  Stutzen,  der  als  Kontrole  gegen  Schmutz  und  zugleich 
zum  Ablassen  des  Wassers  aus  der  ganzen  Heizung  dient.  Hier  liegt  der 
tiefste  Punkt  der  ganzen  Anlage. 

Die  beiden  Schlangen  gehen  rechts  und  links  in  dem  Einschnitt  am 
Mantel  über  die  Heizthüre,  wie  Schnitt  A-B  zeigt,  und  winden  sich  übereinander 
im  inneren  Kesselraum  nach  oben,  hier  treten  sie  seitlich  rechts  und  links 
zwischen  Mantel  und  Fülltopf  aus  dem  Innenraume  heraus  und  schliessen  sich 
an  die  heissen  Stutzen  an.  Die  Schlangenenden  sind  hier  verlängert  und  soll 
das  bedeutend  heissere  Schlangenwasser  das  kältere  Mantelwasser  mitreissen, 
um  eine  schnellere  Zirkulation  zu  erzeugen.  Jede  Schlange  hat  unten,  so  wie 
oben  einen  Abstellhahn.  Sollte  eine  Schlange  mit  der  Zeit  schadhaft  werden, 
so  stellt  man  den  Hahn  unten  und  oben  ab  und  heizt  mit  der  zweiten  Schlange 
und  dem  Mantel  weiter.  Sollte  die  zweite  Schlange  schadhalt  werden,  so 
bleibt  der  Mantel  übrig.  Sollte  jedoch  der  Mantel  durchbrennen,  so  muss  das 
Wasser  abgelassen  werden,  die  kalten  und  warmen  Stutzen  abgeschraubt  und 
die  Öffnungen  mit  einer  Eisenplatte  verschlossen  werden,  dann  kann  mit 
den  Schlangen  allein  weiter  geheizt  werden,  bis  gelinderes  Wetter  eine 
Reparatur  zulässt. 

Die  Aufstellung  eines  Reserve-Kessels  ist  mithin  nicht  mehr  nötig. 

Der  durchbrochene  Heiztopf  dient  dazu,  das  Brennmaterial  nach  dem 
Innenraume  des  Kessels  zu  führen.  Durch  die  seitlichen  Schlitze  im  Heiztopf 
gehen  die  Gase,  sowie  der  Rauch  nach  aussen,  teilen  sich  seitlich  am  Kessel- 
manteL  umspülen  denselben  und  gehen  von  hier  nach  dem  Schornstein. 

Der  Fülltopf  ist  ein  Körper  für  sich  und  hat  mit  dem  Heizkörper  nichts 
zu  thun. 

Der  Schnitt  E-F  zeigt  die  obere  Fläche  des  Mantels.  In  der  Mitte  ist 
der  Füllraum;  rechts  und  links  sind  die  beiden  Schlangenröhren  und  die 
beiden  Öffnungen  für  die  Ablaufstutzen  fürs  Mantelwasser.  Der  Mantel  ist 
85  cm  hoch,  65  cm  im  Durchmesser.  Die  Schlangen  liegen  1  cm  vom  Mantel 
selbst  und  V2  cm  von  einander  entfernt,  um  der  Flamme  Gelegenheit  zu  geben, 
den  ganzen  Heizkörper  zu  umspülen. 

Der  Fülltopf  reicht  bis  in  die  erste  obere  Schlangenwindung  hinein, 
damit  keine  kleinen  Koaks-  oder  Kohlenteile  zwischen  Mantel  und  Schlange 
fallen  können.  Die  Schlange  ist  von  4  cm  imi  Durchmesser  haltendem  Kupfer- 
rohr gebogen,  mit  2  mm  Wandstärke.  Ob  Kupier  lür  jedes  Brennmaterial 
das  richtige  ist,  oder  ob  Perkinsrohr  oder  patentgeschweisstes  Rohr  zu  ver- 
werten ist,  werden  uns  die  Heiztechniker  sagen.  Der  Kessel  ist  in  meiner 
Gärtnerei  seit  Februar  in  Betrieb,  und  wurde  an  Stelle  eines  sogenannten 
Flammenrohrkessels  gesetzt.      In  der  Heizung   betinden  sich    2400  Ltr.  Wasser, 


Axel  Fintelmanns  23  jähriges  Amtsjubiläum.  027 

und    in    diesem    Sommer    "wird    die    zweite    Heizung     mit    angeschlossen,     so 
dass  ich  dann  nur  einen  Kessel  habe. 

Alein  Kessel  kann  in  jeder  Grösse  gebaut  werden.  Das  Brennmaterial 
wird  bei  einer  höheren  Konstruktion  noch  besser  ausgenutzt  werden.  Der 
augenblicklich  in  Thätigkeit  befindliche  Kessel  ist  eingemauert;  derselbe  wird 
aber  auch  mit  Eisenmantel  geliefert  und  kann  auch  ohne  Mantel  und  IVIauerwerlc 
gebaut  werden;  so  ist  er  bei  kleinem  Betrieb  zu  verw^erten.  Eine  Empfehlung 
brauche  ich  meiner  Erfindung  nicht  selbst  mit  auf  den  Weg  zu  geben,  lade 
aber  meine  Herrn  Kollegen  freundlichst  zum  Besuche  ein,  wobei  sich  jeder 
sein  Urteil  selbst  bilden  kann,  wie  schnell  geheizt  wird. 


Axel  Fintelmanns  25 jähriges  Amtsjubiläum. 

OT^er  städtische  Garteninspektor  Axel  Fintelmann  zu  Berlin  ist  am 
(^  27.  September  1848  zu  Elmhold  bei  Cimbrizham  in  Schonen,  der  südlichsten 
Provinz  Schwedens,  geboren  als  Sohn  des  vom  preussischen  Staate  damals 
beurlaubten  Forst  -  Kultivateurs,  späteren  Stadt  -  Forstrats  und  Ökonomierats 
Dr.  Louis  Fintelmann  zu  Breslau.  Er  besuchte  die  Realschule  zum  heiligen 
Geist  bis  Obersekunda,  lernte  1865 — 1867  auf  der  Pfaueninsel  bei  seinem  Onkel 
Gustav  Fintelmann,  besuchte  bis  Ostern  1869  die  Königl.  Gärtner-Lehranstalt, 
arbeitete  als  Gehülfe  bei  Lauche  in  der  berühmten  Augustinschen  Privat- 
gärtnerei bis  Oktober  1870,  kam  dann  zum  Hofgärtner  Brasch  in  Charlottenburg 
bis  zum  1.  März  1871  und  trat  hierauf  unter  Stadtgartendirektor  Meyer  im 
Friedrichshain  zu  Berlin  als  Gärtnergehülfe  ein.  Bald  erhielt  er  die 
kommissarische  Verwaltung  der  Obergärtnerstelle  im  Südosten  der  Stadt  an 
Stelle  des  verstorbenen  Obergärtners  Seefisch  und  ward  als  solcher  mit  der 
Ausführung  der  Anlagen  im  Treptower  Park  und  besonders  der  im  Plänterwald 
hinter  Treptow  betraut.  Im  Frühjahr  1884  ward  ihm  die  Leitung  der  Arbeiten 
im  Nordwesten  der  Stadt  (im  kleinen  Tiergarten  etc.)  übertragen  und  im 
Frühjahr  1891  kam  er  an  Stelle  des  verstorbenen  Rönnenkamp  als  Garten- 
inspektor nach  dem  Humboldthain.  Zeitig  auf  eigene  Füsse  gestellt,  suchte  der 
junge  Gartenkünstler  sich  durch  den  Besuch  grösserer  Städte  und  deren  Anlagen 
zu  vervollkommnen;  er  gewann  bei  Konkurrenzen  mehrere  Preise,  ward  bei 
Begründung  des  Vereins  deutscher  Gartenkünstler  erster  Schriftführer  desselben, 
hatte  dieses  Amt  bis  1892  inne    und  wurde  1896  zum    1.  Vorsitzenden  erwählt. 

Laut  Schreiben  des  Magistrats  vom  24.  Mai  1S73  ist  Fintelmann  vom 
1.  Juni  1873  ab  zum  Obergärtner  ernannt,  somit  war  der  1.  Juni  der  Tag  seines 
25jährigen  Amtsjubiläums,  vom  selben  Tage  ab  ward  auch  der  städtische  Ober- 
gärtner Abraham  ernannt. 

Früh  morgens  erschienen  die  Gärtner  und  Gehülfen  des  Humboldthains 
mit  einem  von  Herrn  Kluge  arrangierten  1  m  hohen  Blumenstrausse  in  einem 
Baumstamm  und  überreichten  ein  künstlerisch  ausgeführtes  Diplom,  auf  welchem 
seine  verschiedenen  Wirkungsstätten  dargestellt  sind.  Der  botanische  Gärtner 
Benno  Schultz  überreichte  einen  Blumenschmuck  als  Tafelaufsatz.  Später 
erschienen  als  Mitglieder  des  Vorstandes  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  die  Herren  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner,  Garteninspektor 
Perring    und  Hoflieferant  Loock,    zu  denen    sich  später   noch  L.  Wittmack 


328_ 


Blumenkästen  —  Fensterkästen, 


gesellte  und  überreichten  ihm  eine  grosse  silberne  Medaille  mit  der  Inschrift: 
Herrn  A.  Fintelraann  zum  25jährigen  Amtsjubiläum,  den  1.  Juni  1898.  Der 
Verein  deutscher  Gartenkünstler  entsandte  die  Herren  Klaeber,  Rholfs, 
Vogeler,  Weiss  und  Giemen  zur  Beglückwünschung,  die  vereinigten  Aus- 
schüsse für  Gehölzkunde  und  bildende  Gartenkunst  sowie  für  Obstbau  die 
Herren  Gartenbaudirektor  Carl  Hampel  und  Carl  Mathieu.  Ein  freundlichst 
dargebotenes   Frühstück  beendete  die  schöne  Feier. 


Blumenkästen  —  Fensterkästen. 

_,  (Hierzu   Abb.  79  und  80. ; 

^5^ eite  229  in  Ihrem  geschätzten  Blatte  lese  ich  in  dem  Berichte  des  Lieb- 
j!:^  haber-Ausschusses  einige  sehr  beachtenswerte  Winke  über  Blumenkästen 
zwischen  Doppelfenstern.  Mich  interessiert  diese  Sache  um  so  lebhafter,  als  ich 
speziell  mich  damit  beschäftige,  den  Flilfsmitteln  zur  Blumenverschönerung 
eine  praktische  Bedeutung  zu  geben  und  selbst  schöpferisch  auf  diesem  Gebiete 
vorzugehen.  In  neuerer  Zeit  sind  von  mir  bereits  eine  ganze  Reihe  solcher 
Gegenstände  in  den  Handel  gebracht  und  die  ungemein  erfreuliche  und  dankbare 
Aufnahme  derselben  sind  mir  Beweis,  dass  dieselben  einem  längst  gefühlten 
Bedürfnis  entsprechen  und  daher  wohl  wert  sein  dürften,  weiteren  Kreisen 
bekanntgegeben  zu  w-erden. 

Ich  weiss  nicht,  ob  es  auch  bei  Ihnen  in  Berlin  so  ist,  aber  in  Hamburg 
war  es  früher  mehr  als  jetzt  Gebrauch,  an  den  Zimmerfenstern  Blumen  zu 
pflegen  und  zu  unterhalten.  Selbstverständlich  ist  diese  schöne  Sitte  auch 
heute  noch  gebräuchlich,  aber  im  Gegensatz  zu  früher  namentlich  in  den 
sogenannten  besseren  Häusern  zurückgegangen.  Die  Ursache  mag  verschieden 
sein,  sehr  viel  ist  der  allgemeine  Gebrauch,  die  Fenster  mit  .Stoff  und  Tüll 
ganz  zu  verhängen,  hinderlich  gewiesen,  diesen  schönen  Gebrauch  von  früher 
in  unveränderter  Weise  fortzusetzen,  so  dass  es  mit  der  Zeit  nicht  mehr  zum 
guten  Ton  gehörte,  Fenster  mit  Blumen  zu  schmücken.  Vielen  mag  diese  Mode 
recht  bequem  erschienen  sein,  denn  den  Hausfrauen  erspart  es  Arbeit,  wenn 
keine  Pflanzen  zu  unterhalten  sind,  und  dann  die  »-viele  Arbeit«  mit  dem  »täg- 
lichen« Giessen.  Sei  dem  nun,  wie  ihm  wolle,  eine  Hauptschuld  schreibe  ich  der 
Thatsache  zu,  dass  wir  über  höchst  mangelhafte  praktische  Hilfsmittel  zur 
Belebung  und  Förderung  dieser  Sitte  verfügen  und  so  gut  als  nichts  gethan  haben, 
auf  diesem  Gebiete  verständig  zu  wirken  und  es  ist  ausser  allen  Zweifeln, 
dass,  wenn  wir  erfolgreich  auf  diesem  Gebiete  der  Wiederbelebung  '  des 
Pflanzenschmuckes  unserer  Zimmerfenster  wirken  wollen,  uns  in  aller- 
erster Linie  praktischere  Hilfsmittel  zu  Gebote  stehen  müssen,  und  hier 
schöpferisch  vorzugehen,  ist  die  wichtigste  Aufgabe. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  habe  ich  die  unter  dem  Namen  Ham- 
burger Fensterkästen  eingeführten  Blumen-  oder  Pflanzenkästen  entworfen  und 
zusammengestellt  und  ich  darf  wohl  sagen,  die  mir  gestellte  Aufgabe  gut  gelöst 
zu  haben.  Der  sehr  wohlfeile  Preis  für  die  Kästen  in  Verbindung  mit  solider 
Ausführung  bürgt  dafür,  dass  dieselben  einen  ausgedehnten  Liebhaberkreis 
finden  werden;  niemand  sollte  versäumen,  einen  Versuch  damit  zu  machen. 
»Die  Hamburger  Blumenkästen  sind  aus    bestem    Material    und  sehr  solide  ge- 


Blumenkästen  —  Fensterkästen. 


319 


arbeitet  und  erfreuen  sich  ihrer  bec[uemen  Handhabung  und  guten,  ruhigen 
Wirkung  wegen  grosser  Beliebtheit  bei  allen  hiesigen  Kunstfreunden,  ja  sie 
linden  die  lebendste  Anerkennung  aller  Gesellschaftsklassen.  Die  Kästen  sind 
18  cm  breit  und  46  cm  lang  und  passen  bequem  paarweise  auf  jede  Fenster- 
bank. Nach  den  gemachten  Erfahrungen  sind  diese  Masse  die  handlichsten, 
entgegen  grösseren  Längen.     Sie  entsprechen  einem  längst  gefühlten  Bedürfnis 


Abb.  79.     Hamburger  Fensterkasten,  gefüllt  mit 

2   Doronicum  caucasicum. 
Entworfen  und  ausgeführt  von  KarlGötze,  Hamburg. 


Abb.  <So.     Hamburger  Fensterkasten,  leer, 

mit  ganzem  Blechein;atz. 

P'ntvvorfen  und  ausgeführt  von  Karl  Götze,  Hamburg. 


einer  zweckmässigen,  den  Pflanzen  wohlstehenden  Vorrichtung  zur  Schmückung 
der  Zimmerfenster  und'  der  sehr  billige  Preis  derselben  soll  allen  Blumen- 
freunden zum  Ankauf  Gelegenheit  geben.  Selbstverständlich  sind  die  Ham- 
burger Fensterkästen  auch  für  Veranden,  Balkons  u.  s.  w.  verwendbar.«  So 
ungefähr  würde  die  Empfehlung  lauten,  welche  ich  diesen  Erzeugnissen  mit 
auf  den  Weg  geben  kann.  Obgleich  diese  Fensterkästen  in  erster  Linie  nur 
zur  Aufnahme  von  Topfpflanzen  bestimmt  sind,  so  kann  man  sie  auch  bepflanzen, 


33^ 


Blumenkästen  —  Fensterkästen. 


da  jedem  Kasten  ein  entsprechend  hoher,  grün  lackierter  Blecheinsatz  beigegeben 
wird,  der  bequem  ein-  und  auszuheben  ist.  Für  letzteren  Zweck  kann  man 
mit  Leichtigkeit  einige  Abzugslöcher  in  den  Blechboden  bohren,  und  da  solche 
im  Blechkasten  gut  mit  Scherbenunterlage  vorgesehenen  Auspflanzungen 
höchstens  alle  acht  Tage  eine  kräftige  Bewässerung  erfordern,  so  hebt  man  zu 
diesem  ZAvecke  den  Blechkasten  mit  der  ganzen  Pflanzung  hoch  und  stellt  den- 
selben für  die  Zeit  der  Bewässerung  über  ein  passendes  Gefäss,  bis  das  Wasser 
unten  abgezogen  ist.  Um  allen  Geschmacksrichtungen  Rechnung  zu  tragen, 
habe  ich  die  Hamburger  Fensterkästen  in  verschiedenen  Holzarten  ausgeführt, 
in  Föhrenholz,  poliert  oder  auch  einfarbig  gemalt,  in  echt  Eiche  natur  oder 
antik  gehalten,  in  echt  Mahagoni  und  auch  ebenholzfarbig.  Die  Wandungen 
sind  aus  durchlochtem  Eisenblech  hergestellt,  welches  bei  allen  Kästen 
grün  lackiert  ist,  welche  Farbe  den  verschiedenen  Flolzeinfassungen  sehr 
wohl  steht. 

Dass  die  Hamburger  Kästen  wohlfeil  sind,  mag  aus  der  nachstehenden 
Preisliste,  die  ich  zur  Abrundung  des   Ganzen    nachfolgen    lasse,    hervorgehen. 

Preise: 
Fenster-Kästen,  weiss  geölt,  mit  Blecheinsatz,  Stück  4,50  M.,  Paar    S  M. 

do.  poliert  oder  gemalt,     »  » 

do.  echt  Eiche,  natur  «  » 

do.  »  y        antik  »  »  ■■ 

do.  echt  Mahagoni  »  » 

Post-  und  packfrei  nach  ausserhalb  das  Stück   1  M.  Zuschlag. 

Gelegentlich  des  Besuches  Sr.  Majesiät  des  Kaisers  in  Altona  bei 
Sr.  Exzellenz  Generaloberst  Grat  von  Waldersee  im  November  vorigen  Jahres 
hatte  ich  Gelegenheit,  diese  Hamburger  Blumenkästen  zum  erstenmale  in 
grossem  iMassstabe  vorzuführen.  Auch  hier  haben  die  Kästen  sehr  ausnehmend 
gefallen  und  gaben  Veranlassung  zu  zahlreichen  Bestellungen.  Se.  Exzellenz 
Generaloberst  Graf  von  Waldersee  liess  sofort  seine  ganze  Veranda  damit 
besetzen,  wo  sie  sich  miit  einer  nur  aus  chinesischen  Primelpflanzen  bestehenden 
Füllung  ausnehmend  gut  hervorhoben  und  allgemeine  Aufmerksamkeit  hervor- 
riefen. Seitdem  sind  die  Hamburger  Fensterkästen  schon  in  die  weitesten 
Schichten  der  hiesigen  Bevölkerung  verbreitet  worden  und  fanden  selbst  in 
den  ersten  Häusern  Hamburgs  und  Umgebung  eine  dankbare  und  auch  bleibende 
Aufnahme. 

Karl    Götze, 

Geschäftsstelle  für  Hamburger  Blumenkultus, 

Hamburg,  Glockengiesserwall  25. 

:■:  '^ 

Nachschrift. 

Sehr  geehrter  Herr  Geheimrat! 

Mit   grossem    Interesse    entnehme   ich    aus    Ihren   Mitteilungen,    dass    die 

Blumenpflege  auf  den  Balkons  bei  Ihnen  in  Berlin  eine   sehr  ausgedehnte  ist.*)- 

Meine  vielfachen  Besuche  in  Berlin  fielen  nie  in  die  Sommerzeit,  so  dass  ich  darüber 


5, —    » 

»       9 

6,-   >. 

»      1 1 

6,50   » 

»      12 

7,50  » 

»      14 

*)  Ich  hatte  Herrn  Götze  mit  dem  Dank  für  seinen  übersandten  Artikel  zugleich 
ausgesprochen,  dass  die  S.  229  besprochenen  Kästen  aus  Thon  seien,  ferner,  dass  sein  Artikel 
sehr  viel  Interesse  erregen  werde,  da  man  auch  in  Berlin  auf  Blumenpflege  in  den  Zimmern 
und  auf  Balkons  viel  Wert  legt.  Die  schön  geschmückten  Berliner  Balkons  haben  auch  die 
Aufmerksamkeit  der  französischen  Kollegen    erregt    und    bin    ich    von    einem    Redakteur  einer 


Die  Pflanzendekorationen  im  Savoy-Hotel  und  im  Hotel  Bristol  zu  Berlin.  c^^! 


ein  Urteil  zu  gewinnen  keine  Gelegenheit  hatte.  Meine  Fensterkästen  sind  in 
erster  Linie  für  den  Fensterschmuck  im  Zimmer  berechnet  und  hauptsächlich 
für  die  Aufnahme  von  Topfpflanzen  bestimmt.  Die  Grössenverhältnisse  sind 
daher  auch  so  eingerichtet,  dass  2 — 3  Topfpflanzen  mit  normal  grossen  Ge- 
fässen  bequem  darin  Platz  finden.  Aus  diesem  Grunde  habe  ich  auch  Blech- 
statt Thoneinsätze  bevorzugt,  da  die  Dicke  der  Thonwandungen  den  Raum- 
inhalt der  Kasten  nicht  unwesentlich  beengt,  zum  Nachteil  grösserer  Topfpflanzen. 
Man  könnte  diesen  Cbelstand  ja  leicht  durch  ausgedehntere  Grössenverhältnisse 
abschwächen,  doch  die  durchweg  begrenzte  Breite  aller  Fensterbänke  in  den 
Wohnräumen  gebietet,  bei  den  Kästen  ein  bestimmtes  Grössenverhältnis  nicht 
zu  überschreiten.  Beim  Entwerfen  dieser  Fensterkästen  lag  daher  der  Haupt- 
schwerpunkt darin,  auf  möglichst  begrenztem  Raum  ein  für  Blumentöpfe  doch 
praktisches  und  zweckmässiges  Grössenverhältnis  zu  schaffen,  so  dass  die  in 
Frage  kommenden  Blumentöpfe  bequem  hineinpassen  und  sich  auch  nicht  über 
den  Kasten  hinausheben.  Man  wird  mir  recht  geben,  dass  gerade  von  diesem 
Gesichtspunkte  aus  alle  bisher  von  Industriellen  auf  den  Markt  gebrachten 
ähnlichen  Gegenstände  unpraktisch,  unzweckmässig  und  dadurch  geradezu  un- 
brauchbar sind,  ganz  abgesehen  von  den  bedeutend  höheren  Preisen  und  der 
in  den  allermeisten  Fällen  höchst  geschmacklosen  und  widersinnigen  sonstigen 
Ausschmückung.     Doch  darüber  ein  anderes  Mal! 

Ich  wollte  nur  noch  hinzufügen,  dass  ich'  für  die  Hamburger  Fenster- 
kästen statt  der  Blecheinsätze  auch  Einsätze  aus  Thon,  die  sich  um  eine  Mark 
teurer  stellen,  zur  Verfügung  habe,  welche  jedoch  nur  für  das  Bepflanzen 
der  Kästen  in  Betracht  kämen;  zum  Hineinstellen  von  Topfpflanzen  sind  sie 
aus  oben  besagten  Gründen  unzweckmässig. 

Karl    Götze. 


Die  Pflanzendekorationen  im  Savoy-Hotel  und  im  Hotel  Bristol 

zu  Berlin. 

^  ^  Ausgeführt    von    W.   W  e  n  d  t. 

v^l^uf  Einladung  des  Herrn  Handels-  und  Landschaftsgärtners  W.  Wendt- 
?^^  Berlin  S.,  Hasenhaide  56.  Sohn  des  verstorbenen  »Rosen -Wendt« 
besichtigten  die  sämtlichen  technischen  Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  und  die  Mitglieder  des  Vereins  deutscher  Gartenkünstler  die 
inneren  Höfe  der  neueren  vornehmen  Hotels:  Hotel  Savoy  und  Hotel  Bristol. 
Während  man  in  anderen  Städten,  namentlich  im  Süden  und  in  der 
Schweiz  grosses  Gewicht  auf  den  Schmuck  der  Hotelgärten,  auch  ihrer  inneren 
Höfe  legt,    war  letzteres  in  Berlin  bisher  weniger  der  Fall.      Das    Centralhotel 


französischen  Gartenzeitschrift  um  nähere  Details  über  die  Art  der  Beptlanzung,  über  die  Wahl 
der  Pflanzen  etc.  befragt  worden.  Es  trift't  sich  zufällig,  dass  auch  der  Liebhaber-Ausschuss 
sich  seit  einigen  Monaten  mit  den  besten  Methoden  zur  Aufstellung  der  Pflanzen  im  Hause 
und  am  Hause  (Balkon,  Veranda  etc.)  sowie  mit  den  geeignetsten  Arten  beschäftigt.  Die  Liste 
wird  später  veröftentlicht  werden.  Wir  bitten  alle,  welche  Photographien  von  dekorierten 
Balkons  etc.  besitzen,  uns  freundlichst  solche,  wenn  auch  nur  leihweise,  zur  Verfügung  zu 
stellen,  und  möchten  ferner  bitten,  recht  viele  Balkons  und  Veranden  im  kommenden  Sommer 
photographieren  zu  lassen,  damit  wir  sie  dann  abbilden  können.  L.  W. 


Q02  Die  Pflanzendekorationen  im  Savoy-Hotel  und  im  Hotel  Bristol  zu  Berlin. 

machte  durch  seinen  Hof  und  durch  seinen  Winterg^arten,  welch  letzterer  aber 
eigentlich  anderen  Zwecken  dient,  eine  Ausnahme. 

Erst  in  neuerer  Zeit  ist  das  besser  geworden.  Der  Architekt  des  Hotel 
Bristol  hat  bei  der  Erbauung  gleich  darauf  Rücksicht  genommen,  dass  die 
Fremden  aus  den  Rauch-,  Speise-  und  Lesezimmern  sowie  aus  den  nach  dem 
Hof  belegenen  Logierzimmern  einen  hübschen  Blick  auf  Pflanzenarrangements 
haben  und  bei  dem  neuen  Anbau  ist  ein  ähnlicher,  etwas  schmälerer  Hof  angelegt 
worden. 

Etwas  günstiger  inbezug  auf  die  Breite  liegen  die  Verhältnisse  bei  dem 
noch  neueren  Hotel,  dem  Savoy-Hotel,  und  konnte  hier  auf  eine  breitere 
Teppichanlage  auf  schräger  Böschung,  gegenüber  den  Speisesälen  Bedacht  ge- 
nommen werden. 

Von  dem  Gedanken  ausgehend,  dass  ein  grüner  Rasen  immer  den  wohl- 
thuendsten  Eindruck  macht,  ist  auch  in  allen  drei  Höfen  von  Herrn  Wen  dt 
ein  dem  Grundriss  entsprechender  meist  rechteckiger  Rasenplatz  geschaffen, 
der  an  den  Enden  oder,  wie  im  Hotel  Savoy,  in  der  Mitte  der  einen  Längsseite 
mit  Teppichbeeten  bedeckt  ist,  während  Palmen.  Dracaenen  und  blühende  Pflanzen 
teils  in  Gruppen,  teils  einzeln  eine  anmutige  Abwechselung  bieten. 

Der  Schmuck  erstreckt  sich  nicht  nur  auf  die  Sommerszeit,  nein,  auch 
im  Winter  soll  der  Hof  einen  schönen  Eindruck  machen.  Statt  aus  Palmen 
wird  dann  der  Hintergrund  aus  feineren  Nadelhölzern  gebildet  und  statt  der 
Blumen  für  die  Teppichbeete  werden  verschiedenfarbige  Flechten  und  Moose, 
sowie  buntfarbiges  Glas  und  desgl.  Steine  verwendet. 

Der  Rasen  wird  dann  durch  mit  Haarnadeln  festgehakte  Zweige  der  Edel- 
tanne (Silbertanne)  nachgeahmt,  muss  aber  einmal  im  Winter  erneuert  werden. 
Die  Winter-Koniferen  M^erden  im  Februar  ersetzt  durch  Evonymus  japonicus  etc. 

Im  Frühjahr  kommen  in  jedem  der  drei  Gärten  einige  Tausend  Scilla. 
Crocus,  Tulpen,  Hyazinthen  etc.  zur  Blüte,  Ende  Mai  wird  dann  die  Sommer- 
Bepflanzung  ausgeführt,  welche  in  diesem  Jahre  zum  erstenmale  nur  aus  Pelar- 
gonium  zonale  (Scarlet)  und  P.  peltatum  besteht.  Die  Form  der  Beete  wechselt 
jährlich,  auch  halbjährlich.  Im  Hotel  Savoy  sind  ausserhalb  der  Fenster,  nach 
dem  Hofe  zu,  noch  92  Blumenkästen  angebracht,  welche  dreimal  bepflanzt 
werden,  im  Winter  mit  feineren  Nadelhölzern,  jetzt  mit  Pelargonien.  Im  Hotel 
Bristol  sind  nur  sieben  solcher  Kästen. 

Gehen  wir  auf  die  drei  Gärten  näher  ein,  so  müssen  M'ir  unbedingt  dem 
des  Hotel  Savoy  den  \'orzug  geben,  auch  schon  deshalb,  weil  ein  Speisesaal 
mit  offener  Veranda  daran  stösst.  Das  Teppichbeet  auf  schräger  Böschung 
liegt  der  offenen  Veranda  gegenüber,  sodass  den  Freuden  der  Tafel  auch  die 
Freude  an  schönen  Blumenarrangements  sich  hinzu  gesellt.  Zu  beiden  Seiten 
des  Teppichbeetes  sind  Dracaenen  als  Solitärpflanzen  aufgestellt,  denen  sich 
Gruppen  von  Palmen  anschliessen,  auch  Hex  und  Coniferen,  noch  von  der 
Winterdekoration,  finden  sich  hier  und  da  in  der  Nähe  der  Epheu-Spaliere  an 
den  Wänden. 

Das  Teppichbeet  muss  2- — 3mal  erneuert  werden,  der  Rasen  besteht  nur 
aus  englischem  Raygras,  I^olium  perenne,  und  wird  nach  jedem  Schnitt  nach- 
gesäet. 

Die  Wege  sind  mit  rotem  Kies  beschüttet  und  zu  beiden  Seiten  durch 
einzelne  Pelargonien  und  einzelne  niedrige  Palmen  etc.  eingefasst. 


Herrn.  Walter,  Königl.  Hofgartendirektor.  ggS 


Im  Hotel  Bristol  sahen  wir  zuerst  den  neuesten  Garten,  welcher  der  ein- 
fachere ist.  Ein  rechteckiger  Rasen  enthält  vorn  und  hinten  je  ein  Teppich- 
beet und  ist  ringsum  von  .Streifen,  die  aus  Renntierflechten  und  rotem  Kies 
gebildet  sind,  eingeschlossen.  Ausserhalb  dieser  Streifen  finden  sich  Dracaenen 
in  Kübeln,  die  durch  Epheu-Guirlanden  verbunden  sind.  Hier  würde  eine 
höhere  Solitärptlanze  in  der  Mitte  des  Rasens  sich  gewiss  sehr  schön  aus- 
nehmen. 

Der  zweite  Garten  ist  der  ältere.  Hier  war  es  möglich,  einen  hübschen 
Hintergrund  aus  Palmen  und  Dracaenen  etc.  zu  schaffen,  während  vorn  eine 
Gruppe  Pelargonien,  umgeben  von  einem  Kranze  bunter  Blattpflanzen  durch  ihre 
leuchtenden  Farben  erfreut. 

Einstimmig  waren  alle  Anwesenden  darin,  dass  Herr  Wendt  einen 
feinen  Geschmack  bei  seinen  Arrangements  entwickelt  und  namentlich  durch 
Verwendung  von  Palmen  grosse  Leichtigkeit  in  die  Dekoration  gebracht  hat: 
auch  die  Sorgfalt  in  der  Ausführung  der  hübsch  gezeichneten  Teppichbeetc 
war  sehr  zu  loben.  Desgleichen  hat  er  es  verstanden,  in  geschickter  Weise 
1^'ontänen,  Nymphen  und  andere  Bildwerke  mit  hineinzuziehen. 

Wir  aber  freuen  uns  vor  allem  des  Prinzips  wegen,  dass  endlich  dem 
Gartenbau  in  Gebäuden  mit  reicher  Architektur  auch  ein  würdiger  Platz  ein- 
geräumt ist,  und  wir  danken  den  Erbauern,  dass  sie  so  die  harmonische  Ver- 
bindung der  Baukunst  mit  der  Gartenkunst  ermöglicht  haben.  Mögen  immer 
beide    Künste  Hand  in  Hand  gehen! 


Herrn.  Walter,  Königl.  Hofgartendirektor, 

t  am  30.  Mai  1898. 

Hierzu  Abbildung  8i  (Porträt). 
m  zweiten  Pfingstfeiertag  verschied  nach  kurzem  Krankenlager  un- 
erwartet schnell  der  Königliche  Hofgartendirektor  in  Sanssouci,  Herr 
Hermann  Walter.  Den  rastlos  dahinstrebenden  Fuss  bannte  die  jähe  Macht 
des  unerbittlichen  Todes.  Tief  erschüttert  stehen  in  erster  Linie  neben  den 
Allerhöchsten  Herrschaften,  neben  den  Angehörigen  und  Verwandten,  gleicher- 
weise die  Fachgenossen  und  Untergebenen  vor  diesem  so  ernsten  Ereignis. 
Angesichts  des  so  schnell  aus  dem  Leben  Abberufenen,  in  dem  teuren  Manne 
einen  treuen  Freund  betrauernd,  erhebt  sich  die  Frage  bezüglich  des  Lebens 
und  Wirkens  dieser  rastlos  schallenden  Arbeitskralt  in  ganz  natürlicher  Be- 
rechtigung. Geboren  den  2. März  1837  zu  Kauffungen,  KreisHirschberg  inSchlesien, 
wuchs  der  junge  Walter  im  väterlichen  Hause  auf,  um  im  Banne  der  lieblichen 
Blumen  des  Pfarrgartens  jenen  stillen  Zauber  kennen  zu  lernen,  der  ihn  Zeit 
seines  Lebens  begleiten  sollte.  Nach  vollendetem  14.  Jahre,  unterrichtet  unter 
väterlicher  Obhut,  kam  Walter  auf  das  Gräfl.  Magnis'sche  Gut  Strassnitz  in 
Böhmen,  um  im  dortigen  Garten  seine  Lehrzeit  durchzumachen.  Die  günstigen 
Leistungen  in  dieser  Zeit  machten  ihn  fähig,  die  damals  schon  bedeutenden 
Pflanzenschätze  in  dem  heut  noch  berühmten  Garten  Eisgrub  in  Mähren  näher 
kennen  zu  lernen,  um  von  hier  aus  schon  1855  an  Hofgärtner  Herm.  Sello 
nach  Sanssouci  empfohlen  zu  werden.  Bereits  nach  Jahresfrist  fand  sich  für 
Walter  die  Gelegenheit,  die  Königlichen  Gärten  in  Kew,  Frogmore  und  Windsor- 


334 


Herrn.  Walter,  Königl.  Hofgartendirektor. 


Castle  näher  zu  studieren  und  zudem  hier  die  Aufmerksamkeit  Ihrer  Majestäten 
der  Königin  Victoria  und  des  Prinz  Gemahls  Albert  so  auf  sich  zu  lenken, 
dass  die  Allerhöchsten  Herrschaften  persönlich  sich  für  die  Befreiung  Walters 
vom  Militärdienste  verwendeten,  nur  um  dem  jungen  Gärtner  Gelegenheit  zu 
ungestörter  weiterer  Arbeit  gewähren  zu  können.  Nach  fünfjährigem  Aufenthalt 
daselbst  wurde  Walter  zunächst  als  erster  Gehilfe  nach  Sanssouci,  speziell 
zur  Leitung  für  die  am  Neuen  Palais  liegenden  Kindergärten  zurückberufen. 
In  dieser  Zeit  knüpften  sich  auch  die    eigentlichen  Verbindungsfäden  zwischen 


Abb.  8i.     Hermann  Walter, 

Hofgartendirektor   Sr.  Maj.   des  Kaisers    und  Königs,   Direktor 

der  Kgl.  Gärtner- l,ehranstalt,  geb.  den  2.  März  1837, 

gest.  den  30.  Mai   1898. 


des  jetzt  regierenden  Kaisers  Majestät  und  Walter,  welche  für  seinen 
späteren  Lebensgang  von  so  bedeutendem  Einfluss  sein  sollten.  Wechselsweise 
ist  dann  Walter  von  1870  bis  1872  auf  der  Pfaueninsel,  dem  Pfingstberg,  Char- 
lottenburg teils  in  Vertretung,  teils  in  besonderem  Auftrage  thätig  gewesen, 
bis  ihm  in  Charlottenhof  eine  eigene  Verwaltung  überwiesen  und  ihm  hier 
auch  1876  die  Ernennung  zum  Hofgärtner  zu  teil  wurde.  Gleichzeitig  brachte 
ihn  diese  Stellung  in  allernächste  Berührung  mit  den  damals  im  A'euen  Palais 
vornehmlich  lebenden  Kronprinzlichen  Herrschaften,  welche  durch  besondere 
Gnade  des  Königlichen  Vaters  hier  eine  gesonderte  Thätigkeit  ihres  gärtnerischen 
Kunstsinnes    zu    entfalten    in    der    Lagre    waren.     Walter    war    die    geeignete 


Herrn.  Walter,  Königl.  Hofgartendirektor.  qoc 

Persönlichkeit,  um  die  Wünsche  der  Allerhöchsten  Herrschaften  in  geeigneter 
Weise  durchzuführen,  namentlich  eine  Durchlichtung  der  alten  Bestände,  \velche 
für  die  gesamten  Königlichen  Anlagen  zu  Sanssouci  schon  längst  als  ein 
Bedürfnis  sich  herausgestellt  hatte. 

Hier  bewährten  sich  das  landschaftsgärtnerische  Können  wie  das  Ver- 
waltungstalent W.s  auf  das  glänzendste,  und  von  hier  aus  schreibt  sich  jene 
Berechtigung,  welche  Ihre  Majestät  die  Kaiserin  Friedrich  im  Jahre  1888 
A'eranlasste,  in  W.  den  für  ihre  in  Cronberg  geplanten  Anlagen  geeigneten 
Mann  zu  sehen.  Angesichts  der  hier  zuerst  ins  Auge  gefassten  Pläne  für  ein 
verhältnismässig  nicht  zu  grosses  Besitztum  schien  diese  Aiifgabe  mit  dem 
Zeitraum  von  zwei  Jahren  beendet,  als  nach  dieser  Frist  durch  Aufschluss 
neuer  Flilfskräfte  auch  für  den  dortigen  Park  bedeutende  Erweiterungen  zur 
Ausführung  gelangen  konnten.  Dem  vormaligen  Besitztum  der  Familie  Reiss 
zu  Frankfurt  a.  M.  wurden  durch  allmählichen  Ankauf  über  60  einzelne  Acker- 
und  Wiesenstücke  hinzugefügt  und  so  eine  grossartige  Anlage  geschaffen. 
W.  blieb  in  den  Jahren  1888 — 1896  rastlos  beim  Ausbau  des  Ganzen  thätig 
und  die  herrlichen  Koniferen  des  Reiss'schen  Gartens  bildeten  für  den  Land- 
schafter ein  höchst  wertvolles  Material  für  den  zu  schaffenden  Park. 
Wem  je  von  Fachleuten  wie  Liebhabern  Gelegenheit  geboten  wurde,  dies  so 
herrlich  gelegene  Besitztum  Ihrer  Majestät  besichtigen  zu  dürfen,  der  wird  neben 
der  künstlerischen  Hand  des  Landschafters  in  erster  Linie  jenen  weitaus- 
schauenden Blick  der  Allerhöchsten  Besitzerin  zu  würdigen  wissen,  welche  auf 
diesem  Stückchen  Erde  sich  eine  eigenartig  reizvolle  LTmgebung  zu  schaffen 
verstanden.  Von  hier  aus  erhielt  W.  im  Frühjahr  1896,  unmittelbar  nach 
Vetters  Tode,  den  höchst  ehrenvollen  Auftrag,  die  Leitung  der  Königlichen 
Gärten  zu  Sanssouci  zu  übernehmen.  In  dem  kurzen  Zeitraum  zweier  Jahre 
leitete  W.  einerseits  die  Freilegung  der  Partieen  bei  der  Bildergallerie  und 
der  Muschelgrotte,  andrerseits  bedeutende  Veränderungen  in  der  nächsten 
Umgebung  des  Neuen  Palais,  sowie  die  nicht  geringen  Aufräumungsarbeiten, 
um  für  bisher  noch  nicht  in  Angriff  genommene  Gruppen  Platz  zu  schaffen. 
Dabei  fand  er  vor  allem  noch  Zeit,  sich  eingehend  mit  der  Idee  der  Ver- 
breiterung der  Orangerie-Terrassen  zu  beschäftigen,  welche,  in  einem  Relief- 
Modell  zur  Darstellung  gebracht,  den  Allerhöchsten  Beifall  Sr.  Majestät  fanden. 
Fragt  man  angesichts  aller  dieser  so  wichtigen  Ausführungen  nach  der 
bewegenden  Kraft,  so  ist  zu  betonen,  dass  W.  bei  einer  ausserordentlichen 
Energie  für  Verwirklichung  seiner  Gedanken  in  besonderer  Weise  eine  Klarheit 
einmal  gefasster  Ideen  eigen  war,  die  ihm  die  Zuneigung  von  Allerhöchster 
Stelle  her  sichern  musste.  Und  fügen  wir  aus  persönlicher  Beobachtung  hinzu: 
seine  schöpferische  Kraft  wurzelte  zum  nicht  geringen  Teile  in  den  heimischen 
Penaten:  Seine  Gemahlin,  Genossin  seines  Lebens  durch  beinahe  30  volle  Jahre, 
darf  sich  nicht  nur  rühmen,  den  Mann  ihres  Herzens  voll  und  ganz  verstanden  zu 
haben,  sondern  darf  gleichzeitig  für  sich  das  Recht  in  Anspruch  nehmen,  die 
Pläne  und  Absichten  ihres  Mannes  gemeinschaftlich  mitgenossen  und  durchlebt 
zu  haben.  Hier  wird  uns  so  recht  deutlich  gezeigt,  welch  hoher  Wert  in 
einer  rechten  Genossin  des  Lebens  besteht,  wie  allezeit  der  beste  Freund  und 
Berater  des  ^lannes  eine  echte,  unverfälschte  Frauenseele  ist.  So  bis  zum 
letztem  Atemzuge  hielt  diese  gegenseitige  Liebe  stand,  so  kämpften  sie  zusammen 
als  echte  Kameraden  den  Kampf  des  Lebens  Hand  in  Hand.  —  Nicht  als  bahn- 


336_ 


Kleinere  Mitteilungen.  —  Mitglieder-Beittäge.  —  Ausflug.  —  Tagesordnung. 


brechend  für  das  Fach  wollte  der  A'erewigte  gelten,  dazu  war  W.  persönlich 
eine  viel  zu  bescheidene  Natur,  aber  als  ein  Muster  unerschütterlicher  Treue 
gegenüber  seinem  Allerhöchsten  Herrn  und  der  ihm  vorgesetzten  Behörde.  So 
steht  sein  Bild  vor  uns,  lebendig  und  treu,  ein  echter  Sohn  seines  bis  zur 
letzten  Lebensstunde  in  der  Gemeinde  allseitig  geliebten  Seelsorgers  und  Vaters! 

Hoffmann. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Einweihung  der  Kaiserbowle. 

Der  Kgl.  Gartenbaudirektor  Buntzel 
veranstaltete  am  4.  Juni  im  engeren 
Ivreise  ein  schönesFest:  dieEinweihung 
der  Kaiserbowle,welche  ihm  als  höchster 
Preis  der  Jubiläums-Ausstellung  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues 1897  zu  teil  geworden.  (Siehe 
Abb.  Gartenfl.   1897  S.  227. 

Im  Speisezimmer  prangt  die  Bowle 
auf  einem  eigens  hierfür  konstruierten 
Ehrenschrank,  dessen  oberer  Teil  dreh- 
bar ist,  so  dass  man  das  herrliche 
Erzeugnis  der  Kgl.  Porzellan-Manufaktur 
von  allen  Seiten  betrachten  kann. 
Zur  Seite  derselben,  aber  tiefer,  stehen 
silberne  Pokale,  während  unten  im 
Schaukasten  des  Schrankes   die  vielen 


Medaillen  etc.,  welche  Herrn  Direktor 
Buntzel  verliehen  wurden,  Platz  er- 
halten haben.  Die  Einweihung  war 
eine  ideale,  insofern  als  bei  der  Kost- 
barkeit der  Bowle  (4000  Mark)  sie  nicht 
wirklich  gefüllt  wurde,  sondern  ein 
einfacheres  Gefäss  die  köstliche  Erd- 
beerbowle aufnahm.  Bei  dem  trefflichen 
Mittagessen  brachte  der  Vorsitzende 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, Herr  Wirkl.  Geh.  Ober-Finanzr.it 
von  Pommer  Esche,  das  Hoch  auf 
Herrn  Direktor  Buntzel  und  dessen 
Familie  aus.  Anwesend  waren  u.  a. 
auch  der  Landrat  des  Kreises  Teltow, 
Herr  Stubenrauch,  der  Gemeinde- 
vorsteher von  Niederschöneweide,  Herr 
Premierlieutenant  a.  D.  Theidtke  etc. 


Zahlung  der  Mitglieder-Beiträge. 

Die  verehrten  Mitglieder,  welche  den  Mitglieds-Beitrag  pro  1898  noch 
nicht  gezahlt  haben,  werden  höflichst  ersucht,  solchen  bis  zum  20.  Juni  an  den 
Schatzmeister  Kgl.  Hoflieferanten  J.F.Loock,  Berlin  N.,Chausseestr.  52  a  gefälligst 
einsenden  zu  wollen.  Nach  diesem  Datum  werden  die  restierenden  Beiträge 
auf  Kosten  der  Herrn  Mitglieder  durch  die  Post  per  Nachnahme  eingezogen 
Averden.  Der  Beitrag  beträgt  füi  Berlin  und  Umgegend  20  M.,  für  das  übrigi' 
Deutsche  Reich  und  Oesterreich-Ungarn   13  M.,  für  das  Ausland   15  M. 

Der  Vorstand. 


Ausflug  mit  Damen. 


Am  Donnerstag,  den  23.  Juni,  findet  zur  Feier  des  Stittungsfestes  ein 
Ausflug  mit  Damen  nach  Erkner  und  Rüdersdorf  statt.  Abfahrt  von  Bahnhol 
Friedrichstrasse  1  Uhr  7  Min.     Näheres  durch  besonderes  Circular. 


Tagesordnuu 


für  die 


Jahres- Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderunö  ö.  Gartentiaues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  30.  luni  1898,  6  Ubr, 

im  Kgl.  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse  6-7. 
I.  Ausgestellte  Gegenstände.    —    2.  Zweite  Lesung   des  Etats.    —    3.    Jahresbericht.    — 
4,  Neuwahl  des  Vorstandes.    —    5.    Vortrag    des    Herrn    Königl.  Hofgärtner    Hott'mann    über 
belgische  Gärtnereien. 


Die  Konferenz  über  Reorganisation 

der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark-Potsdam 
am  10.  Juni  iSSS""). 

Nach  eigenen  stenographischen  Aufzeichnungen  im  Auszuge  von  L.  Wittmack. 
n  dieser  am  Freitag  den  lo.  Juni  im  Ministerium  für  Landwirtschaft,  Domänen 
und    Forsten    stattgehabten    Konferenz    nahmen    folgende    Personen    teil: 

A.  als  Vertreter  des  Ministeriums:  Ministerialdirektor  Dr.  Thiel, 
Geh.  Regierungsrat  Dr.  Traugott  Müller,  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr. 
Fleischer,  Regierungs- und  Landesökonomierat  Groscurth  als  Protokollführer. 

B.  als  Vertreter  des  Gartenbaues;  Kommerzienrat  Benary,  Erfurt; 
Landschaftsgärtner  Brodersen,  Berlin;  Garteninspektor  Echtermeyer, 
Wildpark-Potsdam;  Garteninspektor  Encke,  Wildpark;  Geh.  Regierungsrat 
Engler,  Direktor  des  Botanischen  Gartens,  Berlin;  Landesökonomierat  Goethe, 
Geisenheim  a.  Rh.;  Gartenbaudirektor  Carl  Hampel,  Berlin;  Gartenbaudirektor 
Koopmann,  Wernigerode;  Gartenbaudirektor  Lackner,  Steglitz;  städtischer 
Gartendirektor  Mächtig,  Berlin;  Ludwig  Möller,  Erfurt;  Garteninspektor 
Per  ring,  Inspektor  des  Botanischen  Gartens,  Berlin;  Gartenbaudirektor  Siebert, 
Frankfurt  a.  M.;  Oekonomierat  Späth,  Berlin;  Oekonomierat  Prof.  Dr.  Stoll, 
Proskau,  und  L.  Wittmack,  Berlin.  Entschuldigt:  Kommerzienrat  Carl  Dipp  e, 
Quedlinburg. 

Der  Flerr  Ministerialdirektor  Thiel  widmete  zunächst  dem  vor  wenigen 
Tagen  dahingeschiedenen  Direktor  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  Hofgartendirektor 
Walter,  auf  dessen  Rat  man  nun  verzichten  müsse,  warme  Worte  der  Anerkennung 
und  bemerkte  dann,  dass,  wie  schon  in  der  Einladung  gesagt  sei,  es  dem 
Ministerium  darauf  ankomme,  die  Ansichten  der  Fachmänner  zu  hören,  dass 
aber  Beschlüsse  nicht  gefasst  und  daher  auch  keine  Abstimmungen  vorgenommen 
werden  sollten. 

Die  1.  Frage:  Ist  die  Anstalt  überhaupt  reorganisationsbedürftig? 
wurde  allgemein  bejaht.  In  der  Diskussion  hob  Herr  Hampel  hervor,  dass  die 
Anstalt  jetzt  eigentlich  Privatanstalt  unter  Beihilfe  des  Staates  sei.  Der  Fonds 
sei  zu  klein;  man  habe  fortwährend  Schwierigkeiten,  auf  die  Dauer 
Lehrer  zu  erhalten.  Herr  AI  ächtig  schilderte  die  Organisation  der  Anstalt 
zur  „alten  Zeit",  als  er  noch  Eleve  war.  Es  war  damals  gerade  auch  eine  Re- 
organisation vorgenommen  worden,  indem  die  Voranstalt  in  Schöneberg  auf- 
gegeben wurde  und  damit  auch  das  Prinzip  fiel,  junge  Leute  aufzunehmen, 
welche  noch  keine  praktische  Lehrzeit  durchgemacht  hatten.  Es  wurde  von 
da  ab  zweijährige  Lehrzeit,  möglichst  in  einer  grösseren  Handelsgärtnerei  ver- 


*)  Vergl.  Hett  12,  S.  3 18,  wo  die  Fragen  im  Zusammenhange  mitgeteilt  sind.  Siehe 
ferner  Heft  5,  S.  128,  Heft  8,  S.  2oq,  wo  die  Beschlüsse  der  Ausschüsse  und  die  des  Vereins 
veröffentlicht  sind. 


Qog  Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt. 

langt,  ferner  eine  Bildung,  die  etwa  der  eines  mittleren  Tertianers  entsprach. 
Die  praktische  Arbeit  wurde  sehr  betrieben,  denn  die  jungen  Leute  wurden  in 
den  einzelnen  Revieren  bei  den  Kgl.  Hofgärtnern  untergebracht.  Die  Anstalt 
hatte  2  Abteilungen,  ausserdem  noch  einen  sog.  Routinier-Kursus,  in  welchem 
die  jungen  Männer  nur  praktisch  ausgebildet  wurden.  Die  untere  Abteilung 
der  Lehranstalt  war  der  Kursus  der  Kunstgärtner,  die  obere  die  der  Garten- 
künstler; anfangs  wurde  streng  darauf  gehalten,  dass  nicht  junge  Leute  in  den 
höhern  Kursus  übertraten,  die  nicht  den  Unterricht  genügend  genossen  hatten. 
später  bürgerte  sich  aber  die  Gewohnheit  ein,  dass  alle  übertraten.  Die  Be- 
zeichnung Gartenkünstler  wurde  später  ganz  aufgegeben  und  damit  fiel  die 
Berechtigung  zum  Einjährigen-Dienst,  welche  die  Anstalt  bis  dahin  ausgeben 
konnte.*) 

Nach  einer  Reihe  von  Jahren  wurde  das  Zeugnis  für  den  Einjährigen- 
Dienst  als  Vorbildung  gefordert  und  so  ist  es  bis  heute. 

Der  Hauptübelstand  schien  einem  der  Anwesenden,  dass  die  jungen  Leute 
zu  spät  hinkommen,  mit  Ideen,  die  sich  für  die  Gärtnerei  nicht  eignen;  es 
fehlt  ihnen  die  Lust,  sich  an  eine  anstrengende  Arbeit  zu  machen,  darum  muss 
ihnen  auf  der  Gärtner-Lehranstalt  die  Lust  zur  Arbeit  beigebracht  werden. 
Die  Arbeit  an  sich  benimmt  nicht  die  Lust  zum  Studium.  Man  gebe  den  Leuten 
nur    mehr  Arbeitsgelegenheit,    sonst   werden   sie   blasiert  oder  unglücklich. 

Herr  Echtermeyer  teilt,  um  nachzuweisen,  dass  nicht  so  viel  Eleven  später 
ihren  Beruf  gewechselt  haben,  einige  Beispiele  mit. 

Von   1824 — 38  traten  in  einen  andern  Beruf  über   11  Eleven 
„      1839—43       „        „        „  „  „  „      10 

„        1879  —  83  „  „  V  „  »  »         1*5 

,,     1884 — 88       ,,        ,,        ,,  ,,  „  ,,        8        ,, 

In  Summa  von  1824 — 90 13,6  pCt. 

Dagegen  wurden  1824 — 90: 

Fürstliche  Gartendirektoren 8,7      „ 

Städtische  Gartendirektoren,  Friedhofsgärtner  etc.      .       9,3      „ 
Direktoren  und  Lehrer  an  Gartenbau-  und  Landwirt- 
schaftsschulen          2.3      ,, 

Botanische  Gärtner  etc ^,1      „ 

Selbständige    Landschaftsgärtner,     Baumschulbesitzer 

und  Handelsgärtner 19,0      ,, 

Obergärtner  in  Handelsgeschäften  und  auf  herrschaft- 
lichen Besitzungen 6,3      ,, 

Gegenwärtig  noch  als  Gehilfen  thätig 11,8      „ 

Frühzeitig  verstorben 6,6      „ 

Gänzlich  unbekannt 19,3      „ 

Herr  Hampel  hat  sehr  gute  Erfolge  mit  den  Eleven  der  Gärtner- 
Lehranstalt  erzielt. 

Herr  Encke:  In  der  neueren  Zeit  ist  das  Verhältnis  der  zu  anderen 
Berufsarten   Übergegangenen  noch  viel    günstiger,  weil    die  Gesamtzahl    höher 

*)  Das  Aufgeben  der  Bezeichnung  „Gartenkünstler"  datirt  erst  seit  etwa  5  Jahren;  die 
Entziehung  der  Berechtigung  zum  Einjährigen-Dienst  etwa  seit  1870  und  hängt  hiermit  nicht 
zusammen.     Seit  dieser  Zeit  datirt  auch  die  Forderung  der  Vorbildung  für  Secunda. 

Die  Red. 


Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt.  qoq 

ist.  1824 — 1838  war  z.  B.  die  Gesamtzahl  50,  davon  gingen  ab:  11;  dagegen 
1879 — 1883  war  die  Gesamtzahl  91,  davon  gingen  ab  nur  10. 

Von  derselben  Seite,  welche  meinte,  die  jungen  Leute  kämen  zu  spät  hin, 
wurde  empfohlen,  man  solle  abraten  vom  Gärtnerberufe  und  nicht  den  Eintritt 
erleichtern:  nur  wenige  junge  Leute  erreichten  eine  gesicherte  Lebensstellung. 

Herr  Späth:  Die  Aussichten  für  junge,  gut  ausgebildete  Gärtner  sind 
gerade  jetzt  sehr  günstig;  man  verlangt  aber  von  ihnen  zunächst  eine  gute 
Ausbildung  in  praktischen  Arbeiten  und  dann  den  Besuch  einer  Gärtner- 
Lehranstalt. 

Frage  1  wird  hierauf,  wie  schon  eingangs  erwähnt,  allseitig  bejaht.  Herr 
Ministerialdirektor  Thiel  Ivonstatiert,  dass  die  landwirtschaftliche  Verwaltung 
derselben  Ansicht  ist,  weil  die  ganze  gegenwärtige  Ausstattung  der  Anstalt 
gegenüber  den  anderen  verwandten  Anstalten  und  gegenüber  den  anderen 
Instituten  für  technischen  Unterricht  zu  gering  sei. 

Frage  2.  Welche  Aufgabe  soll  der  zu  reorganisierenden  Anstalt, 
gestellt  werden? 

a.  Gleichmässige  Arbeit    in    allen  Zweigen  der   Gärtnerei? 

b.  Beschränkung  auf  einen  oder  mehrere  Zweige? 

c.  Verlegung  des  Schwerpunktes  in  einen  Zweig  unter 
gleichzeitigem  mehr  nebensächlichem  Betriebe  der 
übrigen  Zweige   der   Gärtnerei. 

Herr  Koopmann:  Die  Landschaftsgärtnerei  darf  nicht  ausschliesslich 
betont  werden;  der  Landschaftsgärtner  rauss  auch  die  Obstzucht  gründlich 
kennen.  Die  leichteren  Kulturen,  z.  B.  Marktgärtnerei,  sind  zu  beschränken.  Im 
übrigen  müssen  alle  Kulturen  gleichmässig  behandelt  werden.  Die  Schwierigkeit 
liegt  in  der  Beschränkung  der  Einzelfächer. 

L.  Wittmack  ist  zwar  für  eine  Ausbildung  in  allen  Fächern,  empfiehlt 
aber  doch  Absatz  3  c,  indess  unter  Streichung  der  Worte  »mehr  neben- 
sächlichem«, also:  »Verlegung  des  Schwerpunktes  in  einen  Zweig,  unter  gleich- 
zeitigem Betrieb  der  übrigen  Zweige«.  Man  solle  doch  nicht  mit  der  alten 
Tradition,  dass  die  Potsdamer  Anstalt  die  hohe  Schule  der  Gartenkunst  sei 
brechen;  Geisenheim  habe  seine  Spezialität  im  Obst-  und  Weinbau,  Proskau 
im  Obstbau,  eine  Konkurrenz  der  Anstalten  sei  zu  vermeiden;  auch  auf  den 
Universitäten  werden  nicht  alle  Fakultäten  gleichmässig  behandelt,  sondern  es 
bilde  sich  auch  da  eine  gewisse  Spezialisierung  heraus. 

Herr  Hampel:  Die  jungen  Leute  müssen  das  Recht  haben,  sich 
Spezialitäten  auswählen  zu  können;  die  Gartenkunst  muss  ein  besonderes 
Studium  bilden. 

Herr  Broder sen:  Der  Landschaftsgärtner  muss  allseitig  ausgebildet  sein, 
auch  im  Obstbau. 

Herr  Stoll  ist  wie  Herr  Späth  für  Absatz  a.  In  Potsdam  werden  im 
ersten  Jahrgang  3  Stunden,  im  zweiten  5  Stunden,  also  im  ganzen  8  Stunden 
auf  Landschaftsgärtnerei  verwendet,  während  an  anderen  Anstalten,  selbst  in 
Dresden,  nur  4  Stunden  wöchentlich  dafür  sind.  Der  Ckarakter  der  Anstalt 
wird  auch  durch  die  Demonstrationsmittel  bedingt.  Da  wird  die  Potsdamer 
Gärtner-Lehranstalt  inbezug  auf  Landschaftsgärtnerei  immer  in  erster  Linie 
stehen  können,  weil  sie  das  herrliche  Material  in  Potsdam  und  Berlin  hat; 
das  wird  die  Landschaftsgärtner  immer  nach  Berlin  ziehen. 


940  D'^  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl,  Gärtner-Lehranstalt. 

Herr  Goethe:  Die  Anstalt  soll  alle  Fächer  lehren.  Das  Spezialisieren 
kommt  erst  später.  Potsdam  wird  aber  die  Hauptstätte  der  Landschafts- 
gärtnerei bleiben,  es  muss  eine  Anstalt  geben,  in  welcher  Landschaftsgärtnerei 
mit  höherem  Nachdruck  gelehrt  wird.  —  Im  zweiten  Jahre  wird  ein  besonderer 
Unterricht  auf  diesem  Gebiete  gegeben  werden  müssen. 

Herr  Perring:  Die  jungen  Leute  können  sich  nicht  in  allen  Fächern 
die  höchste  theoretische  Ausbildung  erwerben.  Ein  junger  Mann  muss  Ge- 
legenheit haben,  im  ersten  Jahre  eine  Libersicht  über  alle  Fächer  zu  erlangen, 
im  zweiten  Jahre  ist  eine  Spezialisierung  nach  Fächern  notwendig.  Der 
Unterricht  muss  in  der  Beziehung  im  zweiten  Jahre  fakultativ  sein.  (So  haben 
auch  die  Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  beschlossen.) 

Herr  Benary  hatte  noch  darauf  hingewiesen,  dass  es  für  höhere  Aus- 
bildung in  der  Handelsgärtnerei  bisher  keine  Anstalt  giebt;  früher  war  eine 
solche  die  Schule  von  van  Houtte  in  Gent. 

Herr  Ministerialdirektor  Thiel  resümiert:  Die  Anstalt  soll  obligatorisch 
das  lehren,  was  ein  jeder  wissen  muss,  also  allgemeine  Naturwissenschaften, 
Überblick  über  die  verschiedenen  Zweige  der  Gärtnerei;  dann  soll  eine 
Trennung  nach  Fächern  eintreten.  Es  fragt  sich  noch,  wie  lange  der  obli- 
gatorische Kursus  dauern  soll,  zweifelhaft  ist  auch  geblieben,  ob  für  alle 
Fächer  noch  eine  höhere  Ausbildung  geboten  werden  soll. 

Frage  3.     Welchen  Charakter  soll  die  Anstalt  tragen? 

a)  Hochschule  oder  Akademie  der  Gärtnerei? 

b)  Fachschule  mit  gehobener  Vorbildung? 

c)  Gewöhnliche  Gärtnerlehranstalt? 

Herr  Ökonomierat  Späth:  Die  Anstalt  muss  eine  Hochschule  für  Garten- 
bau mit  obligatorischem  Unterricht  werden.  Es  ist  dieselbe  Schulbildung  zu 
fordern,  wie  auf  der  landwirtschaftlichen  Hochschule  und  es  sind  halbjährliche 
Examina  einzuführen. 

Herr  Hampel  empfiehlt  für  Gartenkünstler  das  Maturitätszeugnis,  um 
dadurch  namentlich  dem  beamteten  Gärtner  eine  bessere  soziale  Stellung  zu 
verschaffen,  für  Handelsgärtner  das  Einjährige-Zeugnis,  wie  es  von  dieser  Seite 
verlangt  wird. 

Die  Herren  Siebert  und  Wittmack  sprechen  sich  für  die  Bezeichnung: 
»Hochschule  für  Gartenbau«  mit  Einjährigen-Zeugnis  aus. 

Von  einer  Seite  wird  empfohlen  zu  sagen,  »Höhere  Gärtnerlehranstalt«; 
wer  das  Abgangsexamen  dort  bestanden,  müsse  das  Recht  zum  Besuche  der 
Universität   haben. 

Herr  Goethe:  »Hochschule«  kann  man  die  Anstalt  nur  nennen,  wenn 
Lernfreiheit  eingeführt  wird.  Damit  schraubt  man  aber  die  Sache  zu  hoch 
und  schadet  mehr  als  man  nützt.  Die  Aussichten,  welche  sich  einem  solchen 
Hochschüler  eröffnen,  stehen  doch  zu  einer  so  weit  gehenden  Vorbildung  in 
gar  keinem  Verhältnis;  nur  sehr  wenigen  Gärtnern  gelingt  es,  eine  solche 
Stellung  zu  erringen,  welche  ein  derartiges  Studium  lohnt.  Junge  Leute, 
welche  das  Abiturium  haben,  werden  sich  meist  wohl  nur  aus  zwingenden 
Gründen  der  Gärtnerei  widmen,  so  z.  B.  aus  Gesundheitsrücksichten,  nicht 
aus  Liebe  zum  Fach,  sie  werden  nur  gezwungen,  Gärtner  zu  werden.  Architekten 
aber  rekrutieren  sich  aus  jungen  Leuten,  die  aus  voller  Neigung  diesen 
Beruf  ergreifen. 


Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt.  qai 

Die  Hochschule  ist  verfrüht.  Ehe  man  dazu  schreitet,  sollte  man  die  ganze 
Vorbildung  bessern,  namentlich  das  Lehrlingswesen;  man  sollte  mehr  die 
technische  Ausbildung  betonen  und  nicht  bloss  die  Vorbildung  in  der  Schule, 
damit  jungen  Leuten  mit  geringerer  Vorbildung  doch  das  höhere  Studium  nicht 
verschlossen  werde.  Wir  haben  sehr  angesehene  Gärtner,  welche  aus  Mangel 
an  Mitteln  die  nötige  Vorbildung  auf  der  Schule  sich  nicht  verschaffen  konnten 
und  doch  sehr  tüchtig  geworden  sind.  —  Eine  Hochschule  mit  Lernfreiheit 
würde  Leute  mit  grossen  Ansprüchen  und  mangelhafter  technischer  Ausbildung 
zur  Folge  haben. 

Herr  Siebert  weist  daraufhin,  dass  der  Herr  Minister  von  Hammerstein 
in  seiner  Rede  bei  Eröffnung  der  Jubiläumsausstellung  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  in  Treptow  1897  (Gartenflora  1897,  S.  262)  und  in 
seinem  Toast  (1.  c.  S.  264)  hervorgehoben  habe,  wie  die  Gartenlandkunst  sich 
würdig  den  übrigen  Künsten  anschliesse. 

Herr  Engler  bestätigt,  dass  die  Ausbildung  der  jungen  Leute,  welche 
auf  die  Anstalt  kommen,  nicht  massgebend  ist  für  das,  was  sie  später  leisten. 
Die  tüchtigsten  Leute  sind  unter  denen,  welche  vorher  eine  gute  praktische 
A'orbildung  hatten.  Nicht  selten  haben  diejenigen,  welche  anfangs  z.  B.  eine 
mangelhafte  Kenntnis  im  Lateinischen  hatten,  durch  eisernen  Fleiss  und  durch 
Benutzung  der  Gelegenheit,  Vorlesungen  zu  hören,  es  dahin  gebracht,  dass  sie 
allen  Anforderungen  an  einen  botanischen  Gärtner  entsprachen.  Auch  sind 
sogar  aus  botanischen  Gärtnern  angesehene  Professoren  hervorgegangen. 

L.  Wittmack  spricht  sich  nochmals  für  den  Namen  ,, Hochschule"  aus, 
aber  mit  der  Vorbildung  des  Einjährigen-Zeugnisses,  wie  es  auch  an  der 
landwirtschaftlichen  Hochschule  sei.  Auch  an  den  Hochschulen  für  Musik,  für 
Kunst  werde  höchstens  das  Einjährigen-Zeugniss  gefordert. 

Herr  Ludwig  Möller:  Im  Namen  soll  das  Ziel  der  Schule  festgelegt 
werden.  Der  Name  »Hochschule  für  Gartenbau«  ist  ja  allerdings  zunächst  nur 
eine  Form,  der  der  für  eine  Hochschule  zugeschnittene  Lehrplan  erst  den 
Inhalt  zu  geben  hat.  So  lange  wir  nur  eine  höhere  Gärtnerlehranstalt  haben, 
kommt  jedem  der  Gedanke,  als  ob  noch  eine  Stufe  in  dem  gärtnerischen 
Bildungswesen  fehle.  Die  Hochschule  für  Gartenbau  kann  nicht  die  gleiche 
Vorbildung  fordern  wie  die  Universität,  sondern,  wie  dies  schon  Wittmack 
hervorgehoben  hat,  nur  die,  wie  sie  an  den  Hochschulen  für  Landwirtschaft, 
Musik  und  Kunst  verlangt  wird.  Die  Herren,  welche  meinen,  die  Hochschule 
werde  nur  ungeeignete  Gärtner  entlassen,  sehen  zu  schwarz;  es  giebt  ja  auch 
Juristen  und  Landwirte,  die  für  ihr  Fach  ungeeignet  sind;  diese  Klage  hört 
man  allenthalben,  ohne  dass  man  deshalb  die  Hochschulen  als  schädlich 
ansieht.  Die  Aussichten  für  Gärtner  waren  nie  besser  als  heute.  Wie  gross 
ist  nicht  die  Zahl  der  Stellungen  in  städtischen  Verwaltungen,  und  wie  rege 
ist  der  Bedarf  an  tüchtigen  Obstbaugärtnern  geworden.  Es  ist  ja  zuzugeben, 
dass  die  soziale  Stellung  durch  die  Schulbildung  mit  bedingt  wird;  aber 
meistens  wird  bei  der  Wahl  eines  Bewerbers  um  eine  gute  Stellung  nicht  bloss 
die  Schulbildung,  sondern  auch  die  fachliche  Leistungsfähigkeit  berücksichtigt. 
Man  solle  doch  die  so  ausserordentlich  günstige  Gelegenheit  benutzen  und 
nunmehr  dem  Aufbau  des  gärtnerischen  Bildungswesens  den  Schlussstein  durch 
die  Hochschule  für  Gartenbau  einfügen. 


OA.2  Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt. 

Von  anderer  Seite  wurde  befürchtet,  dass  die  praktischen  Prinzipale  später 
noch  mehr  kopfscheu  würden  vor  den  Hochschülern,  dass  die  jungen  Leute 
falschen  Dünkel  bekommen  und  ihr  Fortkommen  erschwert  werde. 

Herr  Ministerial-Direktor  Thiel  fasst  zusammen: 

Eine  Einigkeit  ist  in  der  Frage  3  nicht  erzielt.  Es  war  übrigens  mit 
der  Fragestellung  nicht  der  Name  gemeint,  sondern  das  Wesentliche:  die 
innere  Einrichtung.  Es  war  gemeint,  ob  Lernfreiheit  sein  soll  oder  nicht. 
Herr  Späth  hat  Zwischen-Examina  gewünscht.  An  den  Universitäten  will 
man  die  Lernfreiheit  einschränken  und  mehr  seminaristischen  Unterricht  ein- 
führen. An  den  Universitäten  sind  aber  wenigstens  noch  die  Examen,  welche 
die  jungen  Leute  zwingen,  fleissig  zu  sein,  denn  ohne  Examen  wird  kein 
Studierender  der  Universität  etwas  im  Leben.  Beim  Gärtner  und  Landwirt  ist 
das  ganz  anders;  wenn  sie  auch  kein  Examen  gemacht  haben,  können  sie  doch 
Anstellungen  erhalten;  auch  bei  den  technischen  Hochschulen  findet  der,  der 
kein  Examen  gemacht  hat,  doch  noch  Stellung  in  einer  Fabrik  oder  dgl. 
Unfleiss  auf  einer  solchen  Anstalt  bestraft  sich  also  nicht  so  wie  auf  einer 
Universität.  Ein  gewisser  schulmässiger  Unterricht  kann  daher  nicht  entbehrt 
werden.  

Pause. 
Frage  4.    Welche  Vorbildung  soll  demgemäss  verlangt  werden: 

a)  an  Schulkenntnissen? 

b)  an  praktischen  Fähigkeiten? 

Herr  Hampel  schlägt  vor  für  a  das  Abiturium,  weil  grössere  Ver- 
waltungszweige später  an  den  Gärtner  höhere  Anforderungen  stellen  werden, 
für  b  zweijährige  Lehrzeit  in  einer  möglichst  mannigfaltigen  Gärtnerei  oder 
in  zwei  verschiedenen  Gärtnereien;  die  grossen  Gärtnereien  sind  meist  zu  sehr 
auf  Spezialkulturen  angewiesen. 

Herr  Späth:  Die  praktische  Lehre  ist  wichtiger  als  die  wissenschaftliche 
Vorbildung.  Drei  Jahre  müssen  die  jungen  Leute  arbeiten  lernen,  Vermehren, 
Veredeln,  Samenanzucht  etc.,  sonst  können  sie  später  die  Arbeit  ihrer  Unter- 
gebenen nicht  beurteilen.  Söhne  von  Gärtnern  brauchten  nur  1 — 2  Jahre  Lehr- 
zeit, wenn  sie  durch  eine  Prüfung  nachweisen,  dass  ihnen  die  Kulturen  be- 
kannt sind. 

Herr  Goethe  hält  das  Einjährigen-Zeugnis  für  genügend,  für  die  praktische 
Ausbildung  mindestens  zwei  Jahre  Lehrzelt,  thunlichst  in  verschiedenen 
Gärtnereien  und  dann  eine  zweijährige  Gehilfenzeit,  wenn  auch  das 
Militärjahr  dazwischen  kommt.  Die  besten  Schüler  in  Geisenheim  waren  vielfach 
diejenigen,  welche  bereits  zwei  Jahre  Gehilfen  waren  und  schon  ihre  militärische 
Dienstzeit  durchgemacht  hatten.  Es  ist  kaum  glaublich,  mit  welcher  Leicht- 
fertigkeit Lehrlingszeugnisse  ausgestellt  werden;  es  ist  vorgekommen,  dass 
junge  Leute,  die  drei  Jahre  gelernt,  noch  nicht  einmal  einen  Spaten  ordentlich 
gebrauchen  konnten.  Die  Fabrikation  vonLehrlingen  ist  ein  grosser  Krebsschaden, 
besonders  für  die  Lehranstalten. 

Herr  Hampel  findet  in  Herrn  Späths  Vorschlag  eine  Bevorzugung  der 
Söhne  von  Gärtnern;  einzeln  möge  ja  ein  Gärtnersohn  einmal  mehr  verstehen, 
aber  selten;  ein  praktisches  Examen  sei  nicht  gut  durchführbar. 

Herr  F.  Benary  empfiehlt,  statt  des  Einjährigen-Zeugnisses  die  Reife  für 
Prima  eines  Gvmnasiums  oder  einer  Realschule  1.  Ordnung  zu  verlangen.     Es 


Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt.  ^43 


werden  dann  diejenigen  Elemente  ausgeschlossen,  welche  sich  das  Einjährigen- 
Zeugnis  nur  durch  lange  Jahre  in  der  Schule  oder  auf  einer  Presse  ersitzen. 
Ferner  verlangt  er  zweijährige  Praxis. 

Herr  StoU  ist,  sobald  es  sich  um  eine  Hochschule  handelt,  für  Benarys 
Vorschlag.  Bei  der  Plochschule  muss  man  auch  betreffs  der  Praxis  höhere  An- 
forderungen stellen.  In  Ilandelsgärtnereien  lernt  man  ebenso  gut  wie  in  fürst- 
lichen Hofgärten,  grösseren  Gutsgärten  und  dergleichen. 

L.  Wittmack  bemerkt,  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  habe 
empfohlen:  Einjähriges  Zeugnis  und  drei  Jahre  Lehrzeit.  Es  sei  nicht  gut 
denkbar,  dass  ein  junger  Mann  seine  Lehrzeit  in  verschiedenen  Gärtnereien 
durchmache,  denn  kein  Lehrherr  werde  darauf  eingehen.  Im  ersten  Jahre  habe 
er  nur  Mühe  mit  dem  Lehrling,  erst  im  zweiten  und  dritten  Jahre  nütze  der 
Lehrling  ihm.  Benarys  Vorschlag,  die  Reife  für  Prima  zu  fordern,  sei  sehr 
erwägungswert.  Für  die  Landmesser  an  der  Landwirtschaftlichen  Hochschule 
werde  sie  auch  gefordert,  ebenso  an  der  Tierärztlichen  Hochschule.  Man  hebe 
dadurch  das  Niveau  der  Anstalt. 

Herr  Ministerialdirektor  Thiel  bemerkt  bezüglich  des  Benary sehen 
Vorschlages:  Die  Unterrichtsverwaltung  will  entweder  einen  sechg-  oder  einen 
neunjährigen  Kursus  und  zwar  einen  möglichst  abgerundeten  Kursus.  Die 
Reife  für  Prima  würde  einen  siebenjährigen  Kursus  bedeuten;  dann  hat  der 
junge  Mann  verschiedene  Sachen  angefangen,  aber  keinen  Abschluss  erzielt. 
Die  Gefahr,  dass  unfähige  Elemente  hineinkommen,  würde  noch  grösser,  wenn 
man  Reife  für  Prima  fordert,  denn  dann  liegt  es  nahe,  dass  Gymnasiasten, 
welche  die  Reife  für  Prima  haben,  aber  einsehen,  dass  sie  das  Maturitäts- 
zeugnis doch  nicht  erlangen,  Gärtner  werden.  Die  Absolvierung  eines  ab- 
geschlossenen sechsjährigen  Kursus  wird  besser  sein. 

Herr  Benary  teilt  mit,  dass  in  Erfurt  der  Direktor  niemandem  das 
Zeugnis  für  Prima  erteile,  von  dem  er  nicht  wisse,  dass  er  das  Maturitäts- 
Examen  bestehen  werde. 

Herr  Koopmann:  Die  Berechtigung  zum  einjährigen  Dienst  genügt. 
Man  muss  nicht  fordern,  dass  die  Lehrzeit  in  verschiedenen  Gärtnereien 
durchgernacht  werden  muss;  zu  verlangen  ist  aber  mindestens  eine  ajährige, 
womöglich  eine  2 1/2 jährige  Lehrzeit.  Die  praktische  Befähigung  lässt  sich 
durch  eine  Prüfung  nicht  nachweisen. 

Herr  Brodersen  ist  für  dreijährige  Lehrzeit,  weil  die  Handelsgärtner 
lieber  Lehrlinge  auf  drei  Jahre  nehmen.  Sonst  linden  sich  wieder  Gärtnereien, 
welche  gegen  hohes  Lehrgeld  die  jungen  Leute  in  kürzerer  Zeit  vorbereiten, 
ohne  dass  diese  etwas  Tüchtiges  lernen. 

Herr  Späth:  Ein  Lernen  in  verschiedenen  Gärtnereien  ist  doch  möglich: 
Die  ersten  1V2  Jahre  zahlt  der  Lehrling,  die  zweiten  1 1/2  Jahre  erhält  er  etwas 
Geld  zu.  Das  praktische  Examen  für  Söhne  von  Gärtnern  ist  sehr  leicht  anzustellen. 

Herr  Benary  hält  2  Jahre  Lehrzeit  für  genügend;  es  giebt  übrigens  kein 
Etablissement,  in  welchem  alle  Zweige  des  Gartenbaues  betrieben  werden. 

Herr  Siebert:  In  den  fürstlichen  oder  herrschaftlichen  Gärtnereien  kann 
man  eine  gute  allseitige  Lehre  durchmachen.  Am  besten  ist  eine  dreijährige 
Lehrzeit  oder  zwei  Jahre  Lehrzeit  und  ein  Gehilfenjahr. 

Herr  Ministerialdirektor  Thiel  resümiert:  Die  Mehrzahl  hat  sich  für  das 
Einjährige    Zeugnis    ausgesprochen.     Die    landwirtschaftliche   Verwaltung  wird 


oAA  Wilhelm  Hampel  f. 


eine  höhere  Vorbildung  auch  nicht  durchsetzen  können,  solange  für  die  Land- 
wirtschaftliche Hochschule  ebenfalls  nur  das  Einjährige  Zeugnis  verlangt  wird. 
Dort  müssen  die  Landmesser  allerdings  die  Reife  für  Prima  haben,  weil  sie 
sehr  viel  Alathematik  brauchen.  Der  Landmesserstand  fordert  sogar  das 
Abiturientenzeugnis,  allein  die  Verwaltung  hat  sich  dem  widersetzt,  weil  sie 
ein  teureres  Studium  und  höheres  Gehalt  befürchtet. 

Ob  zwei  Jahre  oder  drei  Jahre  Lehrzeit  vorher  nötig  sind,  ist  unentschieden 
geblieben.  Ich  persönlich  lege  den  grössten  Wert  auf  die  praktische  Thätigkeit 
vorher,  weil  nur  durch  sie  der  junge  Mann  erkennt,  ob  er  sich  zum  Gärtner 
eignet,  ob  das  ganze  Milieu  ihm  passt.  Er  muss  tüchtig  zur  Arbeit  heran- 
gezogen und  darf  nicht  geschont  werden.  (Forts,  folgt.) 


Wilhelm  Hampel.  f. 

fnmittelbar  vor  Mitternacht  verschied  am  lo.  Juni  in  Koppitz  nach  kurzen, 
.^^,  schweren  Leiden  der  Kgl.  Gartenbaudirektor  und  langjährige  Garten- 
direktor des  Grafen  Hans  Ullrich  von  Schaffgotsch  auf  Koppitz, 
Wilhelm  Flampel,  einer  der  hervorragendsten  Gärtner  Schlesiens,  ein  seif 
made  man,  den  eiserner  Fleiss  und  Ausdauer  emporgetragen  hatten. 

Wilhelm  Hampel  wurde  am  5.  Oktober  1834  in  Peterswaldau  als 
Sohn  eines  kleinen  Bauerngutsbesitzers  geboren  und  konnte  nur  die  Dorfschule 
absolviren,  aus  der  er  mit  14  Jahren  auf  eine  der  kleinen  schlesischen  Be- 
sitzungen des  Grafen  Stollberg  als  Gärtner-Lehrling  überging.  Nach  vier- 
jähriger Lehrzeit  führte  ihn  seine  Gehilfenperiode  fast  durch  ganz  Deutschland 
und  brachte  ihn  schliesslich  nach  Paris,  wo  ihn  1S67  Geheimrat  Göppert 
kennen  und  schätzen  lernte.  In  Paris  hatte  Hampel  neben  dem  allgemeinen 
Baumschulbetriebe  sich  hauptsächlich  unter  Leitung  des  alten  Lepere  mit  der 
Formbaum-Zucht  beschäftigt  und  ausserdem  mit  der  Teppichgärtnerei,  deren 
bedeutendster  Vertreter  in  Deutschland  er  später  wurde.  Hampel  versuchte 
zunächst  sich  in  Wien  als  Landschaftsgärtner  eine  selbständige  Stellung  zu 
gründen,  nahm  aber  dann  ein  Engagement  in  Posen  an,  wo  er  in  Fräulein 
Emma  Herbaczowska  eine  Gattin  fand,  mit  welcher  er  in  glücklichster  Ehe 
bis  zu  seiner  letzten  Stunde  verbunden  blieb.  In  zartester  Fürsorge  für  den 
leicht  kränklichen  Gatten  war  sie  nicht  nur  die  treue  Pflegerin  desselben,  die 
gewissenhafte  Mutter  der  am  Sarge  des  Vaters  trauernden  beiden  Kinder, 
sondern  wusste  dem  Gatten  auch  seine  Arbeitslast  durch  thätiges  Eingreifen  zu 
erleichtern.  V'on  Posen  kam  Hampel  in  die  vorzügliche  Gärtnerei  des 
Rittergutsbesitzers  Guradze,  Tost  in  Oberschlesien  und  1875  nach  Schloss 
Koppitz,  dem  Stammsitz  des  Grafen  Schaffgotsch.  In  dem  Reichsgrafen  Hans 
Ullrich  von  Schaffgotsch  und  dessen  Gemahlin  fand  der  neue  gräfliche 
Gartendirektor  in  Koppitz  künstlerisch  veranlagte  Naturen,  welche  den  Fonds 
von  Wissen  und  Können,  den  Hampel  besass,  zu  würdigen  wussten  und  seinen 
Ideen  ungemessene  Summen  zur  Verfügung  stellten.  Aus  diesem  Zusammen- 
wirken eines  vertrauensvollen  Mäcenatenthums  mit  der  vollen  Leistungsfähigkeit 
eines  wirklichen  Gartenkünstlers  entstanden  die  herrlichen,  immer  weiter  sich 
ausdehnenden  Parkanlagen  um  Schloss  Koppitz,  entstand  der  prächtige  Schmuck- 
garten am  Schlosse,   in  dem  Hampel   seine   Ideen    der  »plastischen«  Teppich- 


Herrenhausen. 


345 


gärtnerei  so  effektvoll  verwirklichte,  entstanden  die  grossen  Treibereien,  die 
grössten  in  schlesischem  Privatbesitz,  und  ein  musterhaft  gehaltener  Obst-  und 
Gemüse-Garten.  Hampel  war  niemals  ein  blinder  Nachbeter  und  so  übernahm 
er  zu  dem  Formobstbau  zwar  Lepere's  Grundideen,  wusste  sie  aber  den 
schlesischen  Klima-  und  Bodenverhältnissen  glücklich  anzupassen. 

Die  feste  Grundlage,  die  ihm  von  der  Praxis  gegeben  war,  wusste  er  in 
erfolgreicher  Arbeit  schriftstellerisch  zu  verwerten,  und  zwar  benutzte  er  mit 
Vorliebe  die  Nachtstunden  zum  Niederschreiben  seiner  Gedanken.  Diese  Bücher 
machten  Schule  und  bewiesen  durch  das  Erscheinen  neuer  Auflagen,  dass  sie 
Anerkennung  in  weiten  Kreisen  fanden.  »Die  moderne  Teppichgärtnerei<^  hat 
in  wenigen  Jahren  fünf  Auflagen  erlebt;  »W.  Hampels  Gartenbuch  für 
Jedermann«  steht  in  zwei  Auflagen  da  und  sein  »Plandbuch  der  Frucht-  und 
Gemüse-Treiberei«  wird  auch  in  Fachkreisen  hochgehalten.  Im  Manuskript 
fast  vollendet,  hinterliess  er  ein  »Staudenbuch«.  Im  Jahre  1896  wurde  Hampel 
die  Auszeichnung  zu  Teil,  zum  Königlichen  Gartenbaudirektor  ernannt  zu 
werden.  Er  war  damals  schon  schwer  leidend,  täuschte  aber  sich  und  die 
Seinigen  über  den  Ernst  der  Krankheit  hinweg.  Unter  der  aufopfernden  Pflege 
seiner  Gattin  und  der  sorgenden  Tochter  schien  er  sich  auch  in  der  That 
völlig  erholt  zu  haben.  Er  hatte  noch  die  Freude,  der  Hochzeit  der  Tochter 
mit  dem  praktischen  Arzt  Dr.  Scholz  beizuwohnen  und  seinen  Sohn  das 
Staatsexamen  als  Pharmazeut  glanzvoll  ablegen  zu  sehen,  dann  aber  trat  der 
Todesengel  an  ihn  heran. 

Am  10.  Juni  schlief  Wilhelm  Hampel  friedlich  im  Arme  seiner  treuen 
Gattin  ein.  Drei  Tage  später  begrub  die  schlesische  Gärtnerei  einen  ihrer 
besten  Jünger,  ihren  tüchtigsten  Meister,  einen  Ehrenmann  im  schönsten  Sinne 
des  Wortes.  Am  Sarge  tröstete  der  Reichsgraf  Hans  Ullrich  von  Schaffgotsch 
die  schwergetroffene  Witwe:  »Sie  haben  viel  verloren,  aber  auch  mich  traf  ein 
schwerer  Verlust  im  Heimgange  dieses  treuen  braven  Mannes.«  H.  Ort. 


Herrenhausen. 

tVon  L.  Wittmack. 
uf  der  Reise  nach  Holland  und  Belgien  zur  Genter  Ausstellung  im  April 
1898  besuchte  ich  zunächst  Herrenhausen  bei  Hannover.  Die  herrliche 
Herrenhäuser  Allee,  w^elche  von  Hannover  dahin  führt,  ist,  wie  im  Hannover- 
schen Adressbuch  vermerkt  ist,  1995  m  lang,  36,5  m  breit  und  besteht  aus 
1312  Linden,  welche  1726  gepflanzt  sind  und  3  Wege  bilden,  den  mittleren 
für  Equipagen,  den  rechten  für  Reiter,  den  linken  für  Fussgänger.  An  der 
rechten  Seite  liegt  das  unvollendete  Welfenschloss  (jetzt  Technische  Hochschule) 
mit  dem  Weifengarten,  an  der  linken  der  im  englischen  Stil  gehaltene 
Georgengarten,  beide  dem  Publikum  zugänglich.  Dem  Schlosse  in  Herren- 
hausen gegenüber  liegt  im  Berggarten  das  Mausoleum  der  Könige  von  Hannover, 
das  berühmte  Palmenhaus  etc. 

Der  Ilauptteil,  der  grosse  Garten  ist  im  altfranzösischen  oder  wohl 
richtiger  holländischen  Stil  angelegt  und  umtasst  47,7  ha,  er  ist  an  3  Seiten 
von  Kanälen,  deren  Fläcbenraum  4,5  ha  beträgt,  an  der  4.  Seite  vom  Schlosse, 


346 


Herrenhausen. 


der  Orangerie  und  einer  Mauer  begrenzt.  Sehenswert  sind  im  grossen  Garten 
selbst  ein  Gartentheater  mit  Koulissen  aus  Bäumen  und  Hecken*),  die  Kolossal- 
statue der  Kurfürstin  Sophie,  der  Freundin  von  Leibniz,  1878  errichtet  an  der 
Stelle,  wo  sie  am  8.  Juni  1714  vom  Schlage  gerührt  wurde,  und  viele  andere 
Statuen  etc. 

Die  Hauptsehenswürdigkeit  im  grossen  Garten  ist  für  das  Publikum  aber 
die  grosse  Fontäne,  welche  für  gewöhnlich  bis  44  m,  in  Ausnahmefällen  bis 
67  m  hoch  steigt.  Die  alte  Wasserhebemaschine,  1718 — 22  erbaut,  ist  1860 — 63 
durch  eine  neue,  von  Baurat  Hagen  konstruierte  ersetzt,  ebenso  die  alte  Röhren- 
leitung durch  eine  neue. 

Wir  wenden  uns  jedoch  zunächst  nach  dem  Berggarten,  und  Herr  Kgl. 
Hofgartendirektor  Hermann  Wendland  lässt  es  sich  nicht  nehmen,  uns  selbst 
zu  führen.  Der  erste  Besuch  gilt  natürlich  dem  berühmten  Palmenhause.**) 
Hier  linden  wir  alle  die  grossen  und  kleinen  Palmen,  an  denen  Wendland 
und  Drude  ihre  Studien  gemacht.  Unter  anderen  Pritchardia  Martiana  Wendl., 
ein  Prachtexemplar,  P.  macrocarpa,  P.  Vuylstekeana,  Ravenea  Hildebrandti 
Bouche,  Archonthophoenix  Cunninghami  (bekannter  als  Seaforthia  elegans),  bis 
ans  Dach  reichend,  und  A.  Veitchi  mit  ganz  schwarzem  Stamm.  Letztere  stand 
vor  20  Jahren  noch  im  Kübel,  ist  dann  aber  ausgepflanzt  und  hat  jetzt  ebenfalls 
das  Dach  erreicht.  Die  grösste  Palme  ist  Livistona  australis,  aber  auch  Cocos 
flexuosa  geht  bis  ans  Dach,  Caryota  obtusa  desgleichen;  diese  nimmt  mit  ihrer 
breiten  Krone  etwa  Vö  des  ganzen  Daches  ein,  Astrocaryum  latisectum 
stammt  noch  von  W^arsczewicz.  Areca  paniculata  (Ptychandra  paniculata) 
mit  glattem  grünen  Stamm  macht  sich  wegen  ihrer  breiten  Fiedern  sehr  schön. 

Aber  auch  viele  andere  Pflanzen  verdienen  Beachtung.  —  Ein  Philodendron 
Sellowianum,  das  21  m  über  dem  Fussboden  angebracht  ist,  sendet  seine  Luft- 
wurzeln bis  auf  die  Erde  herab.  Colea  floribunda  Boj.  (Commersoni  D.  C.), 
eine  Bignoniaceae,  zeigt  im  Sommer  den  ganzen  Stamm  mit  Blüten  bedeckt. 
Viele  Billbergien  sind  zwischen  den  Palmen  ausgepflanzt.  Uebrigens  ist  nur 
7a  des  Ganzen  zum  Auspflanzen  von  Palmen  eingerichtet,  die  übrigen  Palmen 
stehen  in  Kübeln.  Von  Laubbäumen  nennen  wir  noch  Pachira  macrocarpa, 
Brownea  Ariza  {=^  princeps),  etc. 

Das  Haus  hat  Doppelglas  und  an  der  Sonnenseite  sind  die  inneren  Scheiben 
so  zu  sagen  gestreift,  indem  ein  matter  Längsstreifen  mit  einem  durchsichtigen 
abwechselt. 

Im  kleinen  Palmenhause  findet  sich  die  seltene  Palme  Gaussia  Ghies- 
brechtii  H.  Wendl.  von  Westindien,  Euterpe  speciosa  mit  fast  ungeteilten  Wedeln, 
Carludovica  utilis  Oerstedt.     In   einem  Kalthause  finden  wir  u.  a.  schöne  Rhodo- 


*)  Zum  letzten  Male  wurde  auf  dieser  Bühne  am  27.  Mai  i863,  dem  Geburtstage  des 
verstorbenen  Königs  Georg,  gespielt,  und  zwar  wurde  „Wallensteins  Lager"  aufgeführt,  was 
bei  der  glänzenden  Dekoration  und  Beleuchtung,  zumal  auch  wirkliche  Soldaten  mitwirkten, 
nach  Wendlands  eigenem  Zeugnis  einen  ganz  grossartigen  Etfekt  machte.  —  Siehe  auch 
Jäger:  „Gartenkunst  und  Gärten  sonst  und  jetzt.",  Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey,  1S88  S.  253. 
Hier  ist  auch  ein  Plan  des  Gartens  gegeben.  Jäger  sagt,  der  Garten  sei  im  französischen 
Stil  von  Carbonnier  1698 — 1700  angelegt,  nach  anderer  Quelle  1698  vom  kurfürstlichen 
Oherbaudirektor  Marquis  Querini,  vermuthlich  handelte  es  sich  hier  aber  nur  um  die  Gebäude 
und  Gartenanlagen.  —  Wendland  ist  entschieden  der  Meinung,  ein  Holländer  habe  den 
Garten  angelegt   (siehe  unten). 

**)  Siehe  Abbildung  und  Beschreibung  des  neuen  Palmenhauses  vom  Hofbauinspektor 
Auhagen  in  Garten-Zeitung  (nicht  Gartenflora)  i8q2  S.  6  ff.  Die  Länge  beträgt  33,6  m,  die 
Breite  28,3  m,  die  Höhe  des  kuppelartigen  Mittelbaues  3o,2   m,  die  der  Seitenbauten  ca.   24  m. 


Herrenhausen. 


347 


dendron,  sog.  Wilhelma-Hybriden  (von  der  Wilhelma  bei  Cannstatt),  so  Rhodo- 
dendron Prinzess  Marie  von  Wüttemberg,  Eduard  Föhr,  Sparmannia  africana, 
Ilaemanthus  natalensis  etc.  Hübsch  machen  sich  Lachenalia  tricolor  als 
Ampelpflanzen,  originell  baumartig  gezogene  Veilchen. 

Das  Neuholländer  Haus  zeigt  u.  a.  ein  Riesen-Exemplar  von  Leptospermum 
scoparium,  das  Orchideenhaus  Sobralia  macrantha  in  Blüte,  Lycaste  tricolor, 
noch  aus  dem  Nauenschen  Garten  in  Berlin,  aber  auch  eine  merkwürdig  flache 
Form  von  Asplenium  Xidus.  IL  Wendland  wollte  diese  in  Gent  als  Neuheit 
ausstellen,  wir  bedauern,  dass  er  das  nicht  gethan. 

Die  zahlreichen  Cattleyen  werden  alle  in  flachen,  durchlöcherten  Tellern 
aus  Thon  kultiviert.  An  Renanthera  (Van da,  Lowii)  zeigten  sich  viele 
Früchte.  Dies  war  mir  höchst  auffallend,  da  doch  behauptet  wurde*)  nur  die 
untersten  beiden  andersgeformten  seien  weiblich.  Herr  Wendland  hat  aber 
durch  künstliche  Befruchtung  an  den  oberen  auch  Früchte  erzielt.  Pfitzer  frei- 
lich sagte  schon,  es  könne  kein  Unterschied  in  den  Befruchtungsorganen  beider 
verschieden  gestalteter  (dimorpher)  Blüten  gefunden  werden. 

Von  anderen  Pflanzen  sei  erwähnt  Tillandsia  usneoides,  das  vegetabilische 
Pferdehaar  oder  Louisiana -Moos,  die  sonst  nur  schwer  gedeiht;  ferner  eine 
schön  blau  blühende  Kaempferia  Saintpaulii,  Psilotum  madagascariense  etc. 

Höchst  interessant  war  ein  Besuch  des  grossen  oder  Schlossgartens  in 
Gesellschaft  des  Herrn  Wendland.  Er  erklärt,  der  eigentliche  Schöpfer 
der  Anlagen  sei  nicht  bekannt,  es  müsse  offenbar  ein  Holländer  gewesen 
sein.  Die  ursprüngliche  Anlage  ist  im  Anfang  dieses  Jahrhunderts  zur  Zeit 
des  französischen  Krieges  ganz  vernachlässigt  worden,  und  um  nicht 
viel  Arbeit  zu  haben,  ebnete  man  das  ganze  Parterre  ein.  Da  ist  es  nun  von 
historischem  Interesse,  dass  Wendland  nach  dem  ältesten  Plan  von  1745  die 
Anlage  (zunächst  nur  probeweise  den  westlichen  Teil)  seit  Kurzem  wieder 
hergestellt  hat.  Darnach  liegen  die  Arabesken  des  Parterres  im  Rasen  und 
werden  nicht  durch  Blumen,  sondern  durch  Wege  gebildet,  die  mit  weissem 
Kies  bestreut  sind.  Die  Statuen,  die  man  im  nicht  restaurierten  Teil  alle  im 
Rasen  findet,  stehen  nach  dem  ursprünglichen  Plan  im  wiederhergestellten 
Parterre  am  Rande  desselben,  so  dass  sie  vorn  mit  der  Rasenkante  ab- 
schliessen,  die  Statuen  an  den  Ecken  dagegen  treten  ganz  aus  dem  Rasen 
heraus.  Zur  Bepflanzung  nahm  man  vor  2  Jahrhunderten  Taxus  und  Wach- 
holder, das  ist  auch  jetzt  möglichst  wieder  geschehen.  Um  die  grössere  Fontäne 
ist  die  Anlage  reicher  gehalten. 

Unter  den  vielen  Bildwerken  findet  sich  eine  grosse  Vase,  welche  Seiner 
Majestät  dem  Kaiser  so  gut  gefiel,  dass  er  Auftrag  gab,  darnach  eine  Prunk- 
bowle in  der  Kgl.  Porzellan -Manufactur  zu  Berlin  fertigen  zu  lassen  und  das 
ist  die  Prunkbowle,  welche  S.  M.  als  Ehrenpreis  (im  Werte  von  4000  M.)  für 
die  Jubiläums-Ausstellung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  1897 
stiftete.**)  Der  glückliche  Gewinner  dieses  Preises,  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor 
Buntzel  wird  gewiss  mit  um  so  grösserem  Interesse  sich  seines  Schatzes 
erfreuen,  wenn  er  erfährt,  dass  das  Motiv  aus  dem  Herrenhäuser  Garten 
stammt. 

*)  Siehe  Gartentlora   i.S()<S  S.   lO(')  m.  Abb. 

**)  Abgebildet  in  Gartenflora  1807  S.  227,  auch  in  dem  Prachtwerk  Berlin  und  seine 
Arbeit    iHqS  S.  97. 


048  Kurze  Kulturanleitung  über  englische  Pelargonien. 

Kurze  Kulturanleitung  über  englische  Pelargonien. 

Von  Herrn.  Berndt  in  Wandsbek. 
's  ist  leider  eine  Thatsache,  dass  man  oft  sogar  von  tüchtigen  Gärtnern 
hört:  mir  sind  engl.  Pelargonien  zuwider,  weil  sie  leicht  Läuse  bekommen, 
fleckig  und  lang  werden,  sich  schwer  vermehren  lassen  u.  s.  w.  Der  Grund 
dieser  Klagen  ist  fast  immer  in  der  Unkenntnis  der  Kultur  und  der  Behandlung 
zu  suchen. 

Wenn  man  ein  schönes  Sortiment  englischer  Pelargonien  in  seiner  Farben- 
pracht und  in  schön  kultivierten  Pflanzen  sieht  und  dabei  bedenkt,  dass  es 
obendrein  eine  ganz  ausgezeichnete  Zimmer-  und  Marktpflanze  ist,  lohnt  es 
sich  wohl  der  Mühe,  der  Pflanze  das  zukommen  zu  lassen,  was  sie  verdient, 
eine  gute,  aufmerksame  Kultur,  die  keineswegs  so  schwierig  ist,  wie  vielfach 
angenommen  wird.  Da  ich  seit  ca.  20  Jahren  als  grosser  Verehrer  englischer 
Pelargonien  mich  mit  der  Kultur  derselben  erfolgreich  befasst  habe,  will  ich 
in  Kürze  meine  eigenen  Erfahrungen  in  folgender  Kulturmethode  zusammen- 
fassen : 

Die  beste  Zeit  zur  Vermehrung  ist  der  Juli,  weil  dann  das  Holz  der 
englischen  Pelargonien  eine  gewisse  Reife  erlangt  hat.  Man  stecke  die  nicht 
zu  kurz  geschnittenen  Stecklinge  frei  in  einen  abgetragenen  Mistbeetkasten  in 
eine  Mischung  von  Torfmull  und  Sand  zu  gleichen  Teilen,  sodann  schattiere 
man  ziemlich  dicht  und  spritze  bei  heissem  Wetter  mehrere  Male  des  Tages, 
damit  die  Stecklinge  durchaus  nicht  welken.  Nach  ca.  8 — 14  Tagen  vollzieht 
sich  die  Kallusbildung  und  nun  kann  etwas  gelüftet  werden.  Nach  weiteren 
14  Tagen  müssen  dann  fast  alle  Stecklinge  bewurzelt  sein. 

Nach  dem  Einpflanzen  in  kleine  Töpfe  stellt  man  sie  wieder  in  einen 
Kasten,  giesst  sehr  sorgfältig  und  lüftet  reichlich.  Bei  Eintritt  kühler  Witterung, 
gewöhnlich  erst  Oktober,  räumt  man  die  nun  schon  recht  kräftigen  Pflanzen 
in  ein  möglichst  helles,  luftiges  Haus  ein,  wo  man  sie  im  Winter  bei  0 — 8^  R. 
hält  und  wenn  es  irgend  die  Witterung  erlaubt,  so  viel  wie  möglich  lüftet. 
Diese  Temperatur  und  häufiges  Lüften  ist  eine  Hauptbedingung 
für  glückliche  Überwinterung  der  englischen  Pelargonien. 

Man  wird  dann  linden,  dass  sie  nicht  allein  fast  gar  nicht  stocken, 
sondern  im  Gegenteil  immer  munter  weiter  wachsen,  so  dass  man  bereits  im 
Januar  verpflanzen  kann.  Als  Erdmischung  nehme  man  1  Teil  Rasenerde, 
möglichst  durchsetzt  mit  Kuhfladen,  1  Teil  Misterde  und  1  Teil  Ivomposterde, 
sowie  reichlich  groben  Sand.  Es  ist  vorteilhaft,  die  Pelargonien  mehrere  Male 
zu  verpflanzen,  denn  ein  zu  frühes  Verfilzen  der  Wurzeln  ist  sehr  nachteilig, 
auch  ist  es  unbedingt  notwendig,  recht  oft  stark  verdünnte  Jauche  von  Horn- 
spänen,  Kuh-  oder  Abtrittsdüiiger  zu  verwenden,  weil  die  englischen  Pelargonien 
ein  sehr  starkes  Wachstum  haben  und  ohne  diese  Nachhilfe  geil  und  gelb 
werden.  Die  sich  immer  einstellenden  Läuse  vertreibt  man  mit  leichter  Mühe 
mittelst  des  billigen  und  bequemen  Dresdener  Räucherapparats  von  Haubold. 
Laubegast  bei  Dresden. 

Ein  Haupterfordernis  während  der  ganzen  Kulturperiode  bleibt  immer 
wieder  reichliches  Lüften  bei  nicht  zu  niedriger  Temperatur  des  Hauses 
(6 — 30  R.),  weshalb  es  immer  von  Vorteil  ist,  wenn  man  dazu  ein  besonderes 
Haus  zur  Verfügung  hat.     Das  Fleckigwerden  der  Blätter  entsteht  vom  Nieder- 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika.  ^^g 


schlag  und  den  unmittelbar  darauf  fallenden  intensiven  Sonnenstrahlen,  weshalb 
auch  im  Frühjahr  diese  sehr  unangenehme  Kalamität  am  schärfsten  hervortritt. 
Bemerkt  man  des  Morgens  starken  Niederschlag  bei  seinen  Pelargonien,  so 
decke  man  nicht  früher  ab,  bis  man  die  Pflanzen  durch  Öffnen  aller  Luftklappen 
abgetrocknet  hat,  es  werden  sich  dann  nie  die  verheerenden  Sonnenflecke  zeigen 

Bei  Beachtung  dieser  geAviss  nicht  schwer  zu  befolgenden  vorstehenden 
Anleitung  wird  man  stets  gesunde,  üppige  Pflanzen  erzielen. 

Diejenigen  Herren  Kollegen,  welche  Gelegenheit  hatten,  vom  28.  Mai  bis 
5.  Juni  die  erste  Sonderausstellung  von  spez.  englischen  Pelargonien  in 
Hamburg  1897  zu  besuchen,  werden  gewiss  meine  Kollossalgruppe  von  über 
800  Schaupflanzen  gesehen  haben,  bei  welchen  Exemplare  von  2  m  Umfang 
vertreten  waren.  Die  höchsten  Auszeichnungen  wurden  mir  für  diese  Leistung 
trotz  grosser  Konkurrenz  zu  Teil.  (Handelsblatt) 

*  *  * 

R.  Moncorps'  Methode  der  Vermehrung. 

Herr  Moncorps  giebt  Seite  86  des  Handelsblattes  folgende  einfachere 
Vermehrung  an: 

Die  Vermehrung  beginnt  bei  uns  mit  der  Verkaufszeit  (in  Berlin  April) 
und  endet  mit  Anfang  September.  Die  Stecklinge  werden  gleich  in  kleine 
Töpfe  gesteckt.  (Zweite  Sorte  12er).  Es  hat  dies  zweierle^i  Vorteile:  1.  spart 
man  das  Einpflanzen  in  die  kleinen  Töpfe  und  2.  können  die  jungen  Pflanzen 
nicht  lange  Wurzeln  in  die  Erde  treiben,  wenn  man  durch  andere  un 
aufschiebbare  Arbeiten  behindert  ist.  das  Eintopfen  rechtzeitig  vorzunehmen. 
Die  bis  im  Juli  gesteckten  Stecklinge  werden  während  des  Sommers  ein-  resp. 
zwei  Mal  in  grössere  Töpfe  verpflanzt,  die  zuletzt  vermehrten  aber  werden  mit 
den  kleinen  Töpfen  zum  Durchwintern  in  die  Häuser  gebracht  und  liefern  im 
Frühjahr  die  erste  \'ermohrung,  dann  aber  Ende  Mai  noch  »als  Rest  der  Saison« 
billige  \'erkaufspflanzen. 


Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika. 

Im  Auszuge  wiedergegeben  von  Dr.  J.  Buchwald.  [Schluss.] 

B.  Pflanzungen  der  Bezirksämter,  Militärstationen  und  einzelner  Privater. 

Über  den  Stand  der  Kulturen  auf  den  Plantagen  der  grösseren  Plantagen- 
gesellschaften liegen  keine  Berichte  vor,  sondern  ausser  den  Berichten  der 
verschiedenen  Militärstationen  des  Gouvernements,  ein  Bericht  über  den  Ver- 
suchsgarten der  Deutsch-Ostafrikanischen  Gesellschaft  in  Tanga  und  einiger 
privater  Anlagen  in  Lindi  und  Mikindani  u.  s.  w. 

Der  Hauptraum  der  Einzelberichte  umfasst  Mitteilungen  über  den  Gemüse- 
bau, zumal  eine  Reihe  von  Stationen  sich  auf  denselben  beschränkt  und  ihn 
nur  zum  Zweck  der  Eigenernährung  treibt.  Die  Urteile  über  den  Gemüsebau 
sind  ausserordentlich  günstig,  in  den  kühleren  und  regnerischeren  Lagen  aller 
Gebirge,  die  mehr  als  1000  m  hoch  sind,  wächst  alles  ebenso  gut  und  besser 
als  in  Deutschland.  Am  günstigsten  ist  ca.  1500  m  Meereshöhe.  Von  Feinden 
der  Gemüsekultur  werden  weisse  Ameisen,  Tausendfüssler,  Raupen,  Schnecken 
und  Käferlarven  erwähnt,  die  die  Wurzeln  der  Keimlinge  zerstören.  Ausser- 
ordentlich günstig  berichten    Kwai    und    Iringa  in    Uhehe,    in    letzterer    wurde 


oco  Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom   i6.  bis  24,  April   i8g8. 

Rotkohl  gezogen,  dessen  grösste,  überaus  feste  Köpfe  bei  einem  Gewicht  von 
15  Pfund  englisch  Durchmesser  von  90  cm  und  110  cm  erreichten.  Zwiebeln 
von  ebenda  wogen  330  g  und  rote  Beten  1200  g,  alles  wohl  gärtnerische 
Musterleistungen.     Die  Düngung  der  Gemüse  ist  notwendig. 

Ausnahmslos  weniger  gut  als  in  den  Gebirgen  gedeihen  die  Gemüse-  und 
Hülsenfrüchte  auf  den  Stationen  der  Küste  und  des  inneren  flachen  Landes. 
Überall  gut,  weil  sie  auch  vom  Ungeziefer  verschont  bleiben,  gedeihen  die 
Möhren,  überall  schlecht  sind  Sellerie,  Schnittlauch,  Spinat  und  Kohlrabi. 
Ausgenommen  in  Tabora,  wo  sie  vortrefflich  wachsen,  geben  die  Erbsen 
nirgend  die  Aussaat  wieder.  Sie  gehen  an  der  Hitze  zu  Grunde,  KAvai  dagegen 
hat  im  Gebirge  700  kg  pro  Morgen  geerntet,  in  Iringa  ist  sogar  ihr  Anbau  bei 
den  Eingeborenen  verbreitet. 

Mit  verschiedenen  Gurkenarten  waren  die  Erfolge  schlecht,  da  die  jungen 
Früchte  durch  die  Maden  eines  fliegenartigen  Insektes  zerstört  wurden.  Er- 
folge mit  Spargel  sind  noch  unentschieden,  Kartoffelernten  waren  gut  in  Kwai 
und  Iringa,  die  Qualität  aber  noch  etwas  wässerig,  schlechter  dagegen  sind 
die  Berichte  anderer  Stationen.  Sehr  gut  gedeiht  überall  die  sogenannte  Cape- 
gooseberry,  Physalis  peruviana,  welche  einen  reichen  Ertrag  brachte. 

Von  Obstbäumen  werden  angepflanzt  Apfelsinen,  Citronen,  Orangen  in 
Kwai,  Sakare,  Kikokwe,  Kilossa,  Kilimatinde  und  Iringa,  ferner  in  einzelnen 
der  Stationen  Feigen,  Granatapfel  etc.  In  Mwapwa  gedeiht  der  Mangobaum 
besonders  gut,  auch  Sakare,  Kisuani  und  Kilimatinde  besitzen  einige  Bäumchen. 
Ferner  sind  zu  erwähnen  Persea  gratissima,  Passiflora  edulis,  Anonen, 
Aegle  Marmelos,  Psidium-Arten,  Eugenia  edulis,  Spondias  dulcis, 
Durio  zibethinus  u.  a.,  die  mit  Erfolg  gepflanzt  sind. 

Von  europäischen  Obst-  und  Nussarten  sind  in  Kwai  und  Iringa  an- 
gepflanzt Aprikosen,  Pfirsiche,  Mandeln,  Apfel,  Brombeeren,  Walnüsse,  Hasel- 
nüsse u.  a.,  der  Erfolg  mit  demselben  ist  noch  abzuwarten.  Die  Zahl  der  an- 
gepflanzten Palmen  ist  gross,  fremde  Nutzhölzer  und  Schattenbäume  sind  bereit,-, 
in  grösserer  Zahl  vorhanden,  besonders  zu  nennen  sind  davon  in  Kwai  an- 
gepflanzte Coniferen-Arten.  Ausser  Daressalam  züchtet  besonders  der  Garten 
der  Deutsch-Ostafrikanischen  Gesellschaft  in  Tanga  Bäume,  die  sich  als  Allee- 
und  Schattenbäume  eignen,  z.  B.  Pterocarpus  Indiens,  Poinciana  regia, 
Adenanthera  pavonina,  Grevillea  robusta  und  viele  andere  mehr. 

Über  Pflanzen,  die  Gewürze,  Fasern ,  Öl,  Kautschuk ,  Farbstoft'e  und 
andere  Produkte  liefern,  sagen  die  Berichte  sehr  wenig.  Dr.  J.  B. 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent 
vom  16.  bis  24.  April  1898. 

XI.    Die   Azaleen  und  die  Neuholländer. 

Von  Hofgärtner  Hoffmann.    (Hierzu  Abb.  82  u.  83.) 
u  der  Preisaufgabe:    »Handelsware    in    gangbaren  Grössen,    60  Azaleen  in 
mindestens  30  Sorten,    Kronenbreite    nicht    über    50  cm«    fehlte    es,    wie 
unser    Bild    zeigt,    weder    an    Material    noch    an    Kampfgenossen.     Jener    alte 
Kampfesruf:  »Hie  Weif,  hie  Waiblinge«,  tönte  uns  hierin  der  modernen  Fassung 


Die  grosse  Gartenbau- Ausstellung  zu  Gent  vom  16.  bis  24.  Juni   1898.    •  a^j 


entgegen:  »Hie  Gent,  hie  Brügge«,  und  zwar  mit  einer  Lebhaftigkeit  seitens  der 
Beteiligten,  dass  man  die  Meinung,  wonach  die  Azaleenkultur  bereits  zu  den 
im  Betriebe  nicht  mehr  lohnenden  Kulturen  gehöre,  in  das  Reich  jener  Märlein 
zurückweisen  muss,  mit  denen  man  Kinder  und  alte  Leute  sonst  zu  schrecken 
pflegt.  Woher  gerade  Brügge  den  Mut  gewonnen,  gegen  die  Azaleen-Hochburg 
Gent  zu  konkurrieren?  diesen  Beweis  zu  führen,  wird  es  s.  Z.  wohl  nicht 
schuldig  bleiben.  Im  öffentlichen  Leben  giebt  es  gerade  so  wie  im  privaten 
so  manche  Gesinnungstüchtigkeit,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  im  ersteren 
Falle  diese  nicht  direkt  ausgesprochen  zu  sein  braucht,  trotz  ihres  Vorhanden- 
seins. Vielleicht  bringt  schon  der  nächste  Wettkampf  ein  anderes  Ergebnis 
wie  der  diesmalige  und  man  wird  dann  dem  Sieger  ebenso  zujauchzen  wie  man 
ihn  heuer  noch  übersieht!  Genug,  der  Streit  selbst  kann  für  Zuschauer  wie 
Züchter  als  ein  sehr  interessanter  bezeichnet  werden.  Waren  doch  lauter  alte 
Firmen,  Namen  von  Rang  und  Klang  der  Züchter  Gents  erschienen:  van 
Houtte  pere,  E.  Vercautheren,  Jacq.  de  Cock  -  Meirelbeeke  lez  Gand., 
Leop.  Botelberge-Melle  lez  Gand.,  Jos.  Vervaene  sowie  Vervaene  freres- 
Ledeberg  lez  Gand.,  M.  Chabot- Gendbrügge,  Auguste  van  Ocker  und 
Horticulture  des  Flandres-Loochristi  (Dir.  O.  Bracke),  gegen  welche  Sander 
&  Co.- Brügge  in  dieser  Aufgabe  allein  zu  kämpfen  gewagt  hatte.  LTnter 
Berücksichtigung  lebhaften  Farben  wechseis  der  Sorten  musste  man  L.  van 
Houtte  pere  sowie  E.  Vercautheren  den  Vorzug  geben,  allein  bezüglich 
Kultur  der  einzelnen  Pflanzen,  Entwickelung  und  Fülle  der  Blumen  war  die 
Leistung  Sanders  den  vorgenannten  vollauf  ebenbürtig. 

Sowohl  im  Interesse  des  reich  ausgestatteten  Bildes,  wie  desjenigen  des 
Züchters  greife  ich  hier  unter  den  vielen  einige  Namen  heraus,  welche  in 
bezug  auf  Farbe  wie  Grösse  der  Blumen,  der  Reichblütigkeit  der  betr.  Sorte 
sowie  des  seltenen  Vorkommens  in  unserer  hiesigen  Handelsware,  Beachtung 
finden  dürften.  Ich  beobachte  dabei  die  Reihenfolge  von  dunkel  zum  hell- 
farbigen. Da  ist  Apollo*)  (Züchtung  von  Schulz)  gef.  dunkelpostrot,  President 
Adolphe  d'Haene,  einf.,  dunkelkarmin;  Mlle.  von  Wassenhoven,  einfach,  rot  mit 
dunklem  Schlund;  \igricans  und  Othello,  beide  dunkelrot;  Roi  d'Hollande, 
glänzend  zinnober;  Souvenir  du  Congo,  mit  besonders  glänzend  violetter 
Färbung;  Baron  Nath.  Rothschild  sowie  Therese  Reimers,  Temperence,  drei 
von  violett  ins  lila  spielende  Farben;  President  Oswald,  salmfarbig  mit  dunkler 
Mitte;  Frau  Amalie  Riechers,  salmfarbig,  Blumenblätter  weiss  gerandet;  Gross- 
herzog Ludwig  von  Hessen,  gef.,  malvenfarbig-hellziegelrot,  Blumenblätter  am 
Rande  gekräuselt;  Mr.  Joseph  Vervaene,  gef.,  lachsfarbig-rosa,  dunkelgefleckt, 
runde  undgutgebauteBlume;  Mlle.  L.  van  Houtte,  einfach,  rosa,  am  Schlünde  dunkel- 
gefleckt; Mlle.  Romain  de  Suede  und  Paul  Weber,  gef.,  rosa;  Silvie  de  Moon,  einfach 
rosa  mit  dunklen  Flecken,  grosse  Blume;  Arlequin,  gef.,  rosa,  weiss  gerandetes 
Blumenblatt.  Königin  der  Weissen,  sehr  grosse  Blume;  Montblanc  und  Anna 
Klein,  rein  weiss;  Mad.  Louise  Cuvelier,  gelblich  weiss;  Mlle.  B.  Frochet  und 
Sacuntala,  Baron  de  Vriere,  grünlich  weiss;  Souvenir  de  Frangois  Vervaene. 
weisse,  gefranzte  Blume;  Eborina  plena,  gef.,  grünlich  weiss;  Mad.  Herm.  Seidel, 
gef.,  weiss,  sehr  gut  gebaute  Blume;  Mad.  la  Baronne  Pugeraude,  einfach,  weiss 
mit  rot  getupft. 


*)   Nicht  zu   verwechsein  mit  Apollon,  lialbgef.,  weiss. 


352 


Die  grosse  Gartenbau- Ausstellung  zu  Gent  vom   i6.  bis  24.  April   iJ 


Ganz  hervorragende  Leistungen  fanden  wir  sodann  unter  den  grossen, 
herrlich  blühenden  Kulturpflanzen  mit  1I/2  —2  m  Kronendurchmesser;  Pflanzen, 
wie  man  sie  nur  in  Belgien  und  England  zu  sehen  bekommt,  die  in  dem 
grossen  Ausstellungsbilde  eine  ganz  wesentliche  Staffage  bildeten.  Hier  seien 
in  erster  Linie  die  betreffenden  Kultivateure  genannt:  L.  van  Renterghem- 
Rambout  Mt.  St.  Amand,  Vervaene  freres,  Joseph  Vervaene,  van  Houtte 
pere,  Ad.  d'Haene,  Jacq.  de  Cock  sowie  als  Private  Gräfin  de  Kerchhove 
und  Ghellink  de  Walle-Wondelgem-Gand.  In  betr.  Sorten  wie:  Souvenir  du 
Prince  Albert,  de  Fr.  Vervaene,  de  Maximilian,  Margottin.  Borsig,  Louise 
Pynaert,  Philippe  Ganze  finden  wir  zumeist  gute  alte  Bekannte  wieder. 


Abb.  82.     Die  grosse  Ausstellung  in  Gent. 

Neuholländer  und  Cappflanzen  etc.  als  Schau-Exemplare  von  Emile  de  Cock  in  Gent. 
In  der  Mitte  vorn  Azalea  jineacifolia. 

Photographiert    von     L.     W  i  t  t  m  a  c  k. 

An  Azaleen-Sämlingen  zeigte  mit  die  reichste  Auswahl:  Eeckhaute- 
St.  Denis  Westrem  lez  Gand  und  zwar  sechs  verschiedene  Nummern:  a)  gel, 
hell  Zinnober,  b)  halbgef.,  dunkelrosa,  Blumenblattrand  gekräuselt,  sehr  schöne 
lebhafte  Farbe,  c)  halbgef.,  postrot,  d)  gef.,  dunkelrosa,   gleichfalls  gute  Farbe, 

e)  Sport  von  L.  Eeckhaute:  Louis  Eeckhaute  benannt,  gef.,  rosa,  weissgerandet, 

f)  halbgef.,  dunkelpostrot.  Das  Etablissement  horticole-Destelbergen,  Pia  cid  e 
Schepens  de  Baets-Schaffelaere  lez  Gand,  Eng.  de  Cock-Meirelbecke,  van 
der  Cruysen-Gendbrügge,  Joseph  Vervaene-Ledeberg  beteiligten  sich  in 
mehreren  oder  einem  Exemplar  der  Xeuzüchtungen,  Van  der  Cruysen 
namentlich  mit:  Präsident  Imschoot,  halbgef.,  dunkelziegelrot,  Arthur  de  Smet,  ge- 
streift rosa  mit  hellen  Flecken;  J.  Vervaene  mit:  Aule.  Irene  de  Meulenmeester, 


Die  grosse  Gartenbau-Ausstellung  zu  Gent  vom   16.  bis  24.  Juni   li 


353 


halbgef.,  rosa  mit  runden  Blumenblättern,  Souvenir  du  Congo,  glänzend  violett, 
grossblumig. 

Neben  der  alten  Spezies  A.  amoena,  welche  z.  Z.  Tr.  Seidel-Dresden  zur 
Verbesserung  deutscher  Azaleentypen  wählte,  sind  neuerdings  wiederum  zwei 
ältereSpezies  hervorgesucht  worden:  A.  dianthiflora  und  linearifolia.  Dianthi- 
flora  ist  durch  J.  de  Cock-Ledeberg  verbessert  worden  und  die  zahlreichen  ge- 
füllten, rosa  erscheinenden  Blumen  versprechen  für  den  aufmerksamen  Züchter 
von  Bedeutung  zu  werden.  Diese  Spezies  scheint  jedoch  noch  die  von 
L.  Eeckhaute  vorgeführte,  gleichfalls  bereits  verbesserte  Form  der  linearifolia, 


Abb.  83.     Die  grosse  Ausstellung  in  Gent. 

Blick  in  die  Halle  für  KalthauspHanzen.      Im  Vordergrunde  Azaleen,  in  der  Mitte  die  Büste  Sr.  Maj.  des 
Königs    der   Belgier,    im    Hintergrunde    21/3   m    breite    Schaupflanzen    von    Azaleen.      Links    und    rechts 

Neuholländer,  rechts  auch  Rosen. 
Photographiert    von    L.    Wittmack. 


sowohl    bez.    Blütenreichtum    wie    grössere  Ausbildung    der    Blüte,    wesentlich 
zu  übertreffen. 

Eine  fernere  sehr  interessante  Hybride,  Kreuzung  von  mollis  und 
chinensis,  mit  einfach  gelber,  chamoisfarbener  Blume,  sowie  die  sogenannte 
Spezies  Az.  rustica  fl.  pl.  in  rötlichrosa  und  gelben  Farbentönen  zeigten  uns 
B.  Spae-Gent  und  A.  Koster  Söhne-Boskoop,  Sorten,  von  denen  wir  uns 
noch  Aiel  Gutes  versprechen.  Azalea  mollis  sowie  pontica,  auch  in  Hochstamm- 
form fanden  wir  bei  Ed.  Spae,  Arthur  de  Smet,  van  der  Cruyssen-Gent- 
Brügge,  E.  Pynaert  van  Geert  sowie  L.  van  Houtte,  beide  Arten  in  den 
verschiedensten  Farbennuancen,  welche  unter  Berücksichtigung  des  Kolorites 
wesentlich  in    den  Vordergrund    des  Ausstellungsbildes  traten;    von    de    Smet 


•2 CA  D^ß  grosse  Gartenbau^Ausstellung  zu  Gent  vom  i6.  bis  24,  Juni   1898. 

freres-Ledeberg  speziell  noch  eine  Xeuzüchtung  in  Az.  raollis  >'L.  Böhmer«, 
welche  bisher  im  Handel  noch  nicht  existierte.  Pynaert  van  Geert  hatte 
ausserdem  noch  eine  Azaleodendron-Hybride  »Victoria«  gezüchtet,  eine  Az.. 
pontica-Art  mit  weisser  Rhododendronblüte,  deren  mittelste,  zwei  gegenüber- 
stehende Fetalen  grünlich  punktiert,  Rückseite  der  Petalnerven  rötliche  Färbung 
zeigten.  Der  Wuchs  der  Hybride  ist  vorwiegend  strauchartig  und  zeichnet  sich 
diese  Sorte  »Victoria«  durch  erhöhten  Blütenreichtum  aus. 

Die  Beteiligung  in  Rhododendron  war  bezüglich  der  Zahl  der  Aussteller 
nicht  so  gross,  bezüglich  der  hier  in  der  That  besonders  gut  kultivierten 
Pflanzen  in  grösseren  und  kleineren  Exemplaren  seitens  der  nachstehenden 
Firmen:  Cuvelier,  Spae  van  der  Meulen,  B.  Fortie,  Pynaert  van  Geert, 
Em.  de  Cock,  A.  van  der  Hude,  sämtlich  in  Gent;  Kost  er  Söhne-Boskoop 
jedoch  als  eine  vorzügliche  Leistung  in  der  Ausstellung  zu  bezeichnen.  Cuvelier 
präsentierte  u.  a.  eine  Rh.-Hybride  vom  Himalaya,  Sämlinge  mit  lilafarbigen 
Blumen,  welche  gut  aufsitzen;  Spae  van  der  Aleulen  meist  ältere  gute  Sorten 
sowie  einige  neuere:  the  Queen,  weiss;  Comte  de  Kerchove,  rosa,  in  den 
mittleren  Petalen  schwarzgefleckt;  Koster  Söhne  gleichfalls  eine  Xeuheit: 
Thomas  Davies,  weiss  mit  ziegelrotem  Saum,  eine  Blume  von  eigenartig 
leuchtender  Wirkung.  Die  von  Em.  de  Cock  vorgeführte  weisse  Sorte:  Marie 
van  Houtte  bildet  grosse,  weithin-  leuchtende  Dolden.  Van  Driesche-Leys- 
Gent  zeigte  uns  sehr  gut  kultivierte  Rh.  suavissimum  und  J.  Baumann-Gent 
besonders  schöne  Rh.  Dalhousiae,  namentlich  in  der  ^'arietät  »Victoria»  mit 
grösseren  Blumen  als  die  Stammform. 

Mit  Recht  durfte  erwartet  werden,  dass  die  Abteilung  der  Neuholländer 
und  Kappflanzen  in  der  Ausstellung  von  so  tüchtigen  Kultivateuren  in  aus- 
gedehnter Form  vorgeführt  werden  würden.  Und  in  der  That,  in  kleinsten, 
mittleren  wie  hervorragenden  Grössen,  d.  h.  sowohl  als  marktfähige  wie  als 
Kulturexemplare,  fanden  wir  hier  diese  Pflanzengattungen  namentlich  von  den 
Ausstellern:  Bedinghaus,  E.  de  Cock,  Gräfin  Kerchove  de  Denterghem, 
De  Smet  Duvivier-Gent,  van  Driesche-Leys,  CoUumbien-Meirelbecke 
in  reichster  Fülle  vertreten.  Ein  Blick  auf  die  im  vorstehenden  Bilde  {Abb.  83) 
fixierte  Gruppe  von  XeuhoUänder  und  Kappflanzen  des  Ausstellers  E.  de  Cock- 
Gent  giebt  uns  eine  Vorstellung  von  der  Grösse  betreffender  Kulturpflanzen. 
Begnügen  wir  uns  zunächst  hier  angesichts  des  so  reich  vorhandenen  Aus- 
stellungsmaterials nur  mit  Anführung  einiger  wesentlich  gut  gezogener  Pflanzen- 
exemplare wäe:  Chorizema  Lowi,  reicher  blühend  als  ilicifolia;  Clianthus  magni- 
ficus;  Eriostemon  floribundum  und  myoporoides;  Zieria  makrophylla;  Lepto- 
spermum  bullatum  mit  hellem  Blatt;  Pultenia  stricta:  Boronia  heterophylla. 
reicher  blühend,  schon  als  kleine  Pflanze,  wie  elatior;  Pimelia  ovalifolia,  mit 
grösserem  Blütenschopf,  breiterem  Blatt  als  decussata;  Grevillia  alpestris,  rot- 
blühend. Acacia  paradoxa  und  spiralis  gleich  Eurya  latifolia  in  Pyramidenform 
gezogen;  Brachysema  acuminata  und  hybrida;  Tremandra  verticillata;  Litho- 
spermum  frutescens  u.  a.  m.  Angesichts  solcher  besonderen  gärtnerischen 
Leistungen  fragt  man  wohl  mit  Recht:  Weshalb  wohl  diese  so  reich  gestaltete, 
äusserst  interessante  Pflanzenabteilung  z.  Z.  so  sparsam  auf  unseren  Märkten 
und  Ausstellungen  vertreten  ist,  w^ährend  wir  in  früheren  Jahren  wenigstens 
hin  und  wieder  auf  Ausstellungen  die  Schönheit  dieser  Pflanzengruppe  zu  be- 
wundern Gelegenheit  fanden?     Sind  diese  Pflanzen  wirklich  so  teuer,  d.  h.  deren 


Die  Feier  des  76.  Stiftungsfestes.  2C,ü, 


Heranzuchl  so  kostspielig,  dass  mit  ihnen  kein  Geschäft  zu  machen  ist?  Ist 
andrerseits  mit  der  Heranzucht  der  bereits  seit  Menschenalter  marktgängigen 
Ware  das  Interesse  des  Liebhabers  geweckt,  sein  Respekt  vor  gärtnerischen 
Leistungen  damit  mehr  gewachsen,  sein  Bedürfnis  nach  seltenen  und  schönen 
Pflanzen  speziell  bei  uns  gestillt? 


Die  Feier  des  76.  Stiftungsfestes 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

[^ei  drohendem  Regenwetter  setzte  sich  der  Zug  der  iio  Teilnehmer  am 
Donnerstag  den  23.  Juni  nach  Erkner  in  Bewegung,  um  von  dort  per 
Dampfboot  zunächst  nach  Woltersdorfer  Schleuse  zu  fahren.  Hier  wurde  nicht, 
wie  gewöhnlich,  umgestiegen,  sondern  der  grosse  Dampfer  durchgeschleust 
und  in  den  fast  3  m  höheren  Kalksee  gehoben.  Es  regnete  in  Strömen  und 
keiner  glaubte,  dass  es  noch  gutes  Wetter  werden  würde,  aber  siehe  da,  nach- 
dem man  sich  in  der  »Traube«  an  Kaffee  und  Kuchen  gestärkt,  hörte  der 
Regen  auf  (schliesslich  kam  sogar  die  Sonne  durch)  und  die  zahlreiche  Gesell- 
schaft konnte  nun  unter  Führung  des  Bergwerkdirektors  Herrn  Glaesenerund  des 
Herrn  Obersteiger  Dietrich  die  Wanderung  nach  dem  »Tiefbau«  beginnen. 
Unter  Vortritt  der  Bergkapelle,  welche  schon  auf  dem  Dampfboot  die  Gesell- 
schaft durch  ihre  treffliche  Musik  unterhalten,  gings  trockenen  Fusses  durch 
den  »Rhedentunnel«.  Wir  sagen  absichtlich  trockenen  Fusses,  denn  da,  wo  man 
noch  vor  zwei  Jahren  mittelst  Kahnes  hatte  durchfahren  können,  ist  jetzt  alles  zu- 
geschüttet, weil  das  Wasser  des  Kanals,  der  durch  den  Rhedentunnel  floss,  in  den 
Tief  bau  drang.  Ein  neuer  Kanal  weiter  westlich  ist  gegraben,  auf  dem  die  Kalk- 
steine nach  dem  Kalksee  und  von  da  nach  der  Spree  etc.  transportiert  werden.  Die 
frühere  breite  Wasserfläche  vor  dem  Eingang  zum  Rhedentunnel  aber  ist  in 
einen  anmutigen  kleinen  Park  verwandelt,  von  dessen  Musikpavillon  aus  die 
Bergkapelle  an  Sonnabend  Nachmittagen  die  Beamten  des  Werkes  und  ihre 
Damen  unterhält. 

Am  Tiefbau,  der  etwa  30  m  unter  der  Thalsohle  liegt,  angelangt,  gab 
Herr  Direktor  Glaesener  eine  kurze  Geschichte  und  Erklärung  des  ganzen 
Kalkbruches,  der  geologisch  zum  oberen  Muschelkalk  gehört.  Die  Gewinnung 
des  Kalksteins  erfolgt  in  Rüdersdorf  wohl  schon  über  800  Jahre;  das  ganze 
Terrain  ist  ca.  500  ha  gross  und  gehört  dem  Staat  und  der  Stadt  Berlin.  Die 
Stadt  Berlin  hat  Ve  der  Einnahmen,  der  Staat  Ve-  Die  Zahl  der  Beamten  be- 
trägt ca.  30,  die  der  Arbeiter  ca.  800.  Jährlich  werden  300—400000  Kubik- 
meter Kalkstein  gefördert,  der  ganz  besonders  nach  Berlin  geht,  da  bekannt- 
lich allein  schon  alle  Grundmauern  der  Berliner  Häuser  aus  Rüdersdorfer 
Kalkstein  bestehen.  In  der  neuesten  Zeit  ist  auch  eine  blaue  Kalkmasse,  die 
früher  wenig  beachtet  wurde,  sehr  begehrt,  da  man  gefunden  hat,  dass  sie 
Kalk  und  Sand  fast  genau  in  der  Mischung  enthält,  wie  man  sie  zur  Zement- 
fabrikation braucht.  Es  werden  jetzt  jährlich  schon  90  —  100000  Kubikmeter 
hiervon  gewonnen.  Der  ganze  Berg  ist  allmählich  von  oben  her  abgetragen 
worden,  indem  man  die  Kalksteine  herausnahm,  nur  seine  Ränder  stehen  noch 
und  werden  immer  höher  durch  den  Abraum,  den  man  dort  aufhäuft.     Dieser 


org  Die  Feier  des  76.  Stiftungsfestes. 

Abraum,  der  sehr  viele  Lehmteile  neben  Kalk  enthält,  giebt  eine  treffliche 
Vegetation;  die  Bergwerksverwaltung  hat  die  kahlen  Halden  seit  Jahren  be- 
pflanzen lassen  und  herrliche  Gehölzpartien  mit  prächtigen  Ausblicken  ge- 
schaffen; der  Verschönerungsverein  hat  dies  unterstützt  und  an  den  schönsten 
Punkten  Ruhebänke  anbringen  lassen.  (Sehr  gut  müssten  auch  Obstbäume 
gedeihen!) 

Ein  grossartiges  Schauspiel  hatte  Herr  Direktor  Glaesener  für  den 
Verein  vorbereitet:  einen  sogenannten  Bruchsturz.  Obwohl  erst  am  15.  Juni 
ein  grosser  Bruchsturz  stattgefunden  hatte  und  darum  die  Hoffnung,  schon 
wieder  einen  veranstaltet  zu  sehen,  gleich  Null  war,  hatte  Herr  Glaesener 
es  doch  noch  möglich  gemacht.  An  der  Südwestseite  des  Tiefbaues  sah  man 
in  der  Tiefe  die  30  m  hohe  Bergwand  sozusagen  unterkellert;  in  einer  Breite 
von  etwa  20  m  und  einer  Tiefe  von  10  m  war  das  Gestein  an  der  Basis  in  der 
Weise  weggesprengt,  dass  wie  bei  einem  Kreuzgewölbe  nur  die  Pfeiler  von 
ca.  4  m  Dicke  stehen  blieben.  Diese  waren  jeder  an  mehreren  Stellen  etwa 
1  m  tief  angebohrt,  die  Bohrlöcher  mit  Pulver  erfüllt  und  auf  ein  gegebenes 
Zeichen  wurden  die  Zündschnüre  von  den  Bergleuten  angezündet.  Alle  Berg- 
leute eilten  sodann  schnell  ins  Freie,  der  Obersteiger  und  die  übrigen  Beamten 
zuletzt. 

Xoch  einige  Alinuten  —  und  da  ertönte  ein  Donnerschlag  nach  dem 
andern,  wie  bei  einem  furchtbaren  Gewitter.  Langsam  neigte  sich  die  Bergwand 
nach  vorn,  kippte  über  und  stürzte  mit  Donnergepolter  in  die  Tiefe,  wobei 
die  Felsmassen  in  die  gewünschten  grossen  Stücke  zerfielen.  Weiter  und 
weiter  hörte  man  die  Schüsse  aus  dem  Innern  (im  ganzen  120),  und  weiter  und 
weiter  sah  man  die  Erde  bersten  und  in  die  Tiefe  sinken,  zuletzt  auch  die 
grünen  Rasenflächen  und  einen  Weg  weit  landeinwärts  von  dem  Abhänge. 
Wahrlich,  hier  sah  man  >'Berge  weichen  und  Hügel  hinfallen«  (Jesaias  54,  10.). 
Ein  grossartiges,  unvergessliches  Bild! 

Von  hier  wandte  man  sich,  an  der  Wasserhaltungsmaschine  vorüber, 
nach  dem  Förderhause,  in  welchem  die  durch  eine  i3opferdige  Dampfmaschine 
betriebenen  Seiltrommeln  liegen,  welche  auf  einer  schiefen  Ebene  mit  sehr 
starker  Steigung  (1  :  4,02)  die  Kalkwagen  aus  dem  Tiefbau  in  die  Höhe  nach 
der  Eisenbahn,  dem  Kanal  oder  den  Kalköfen  bringen. 

Ein  herrlicher  Spaziergang  in  der  nach  dem  Regen  so  frischen,  kühlen 
Luft  folgte.  Ganz  besonders  erfreuten  sich  die  Damen  an  den  vielen  wilden 
Rosen,  welche  hier  in  zahlreichen  Arten  angepflanzt  sind,  und  die  gerade  in 
schönster  Blüte  standen.  Den  Fachmann  aber  fesselten  ausserdem  die  vielen 
Hippophae  rhamnoides  (Sanddorn),  die  Bergerle,  Alnus  incana,  und  die  sonstigen 
Gehölze,  sowie  die  vielen  schönen  Blumen  der  wilden  Flora. 

Zuletzt  gings  auf  den  Aussichtsturm,  und  da  die  Sonne  inzwischen  durch- 
gedrungen war,  genoss  man  eine  herrliche  Fernsicht.  Endlich,  nach  fast 
2\'2Stündiger  Wanderung,  die  aber  keinem  der  Teilnehmer  anstrengend  geworden 
zu  sein  schien,  kehrte  man  nach  dem  Dampfboot  zurück. 

Xach  einem  herzlichen  Dank  an  Herrn  Direktor  Glaesener  und  Herrn 
Obersteiger  Dietrich  für  die  so  reichen  Genüsse,  die  sie  dem  Verein  bereitet, 
fuhr  man  nach  Woltersdorfer  Schleuse,  wo  im  Restaurant  von  Herrn  Sahm 
»Am  Kranichsberge«  ein  treffliches  Abendessen  eingenommen  wurde.  Herr 
Gartenbaudirektor  Lackner    brachte    als  1.  Stellvertreter    des    leider    am    Er- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


357 


scheinen  verhinderten  Direktors  Herrn  v.  Pommer  Esche  in  zündenden 
Worten  das  Hoch  auf  Se.  Maj.  den  Kaiser  aus,  wobei  er  besonders  betonte, 
wie  Se.  Majestät  sich  kürzlich,  gelegentlich  der  Enthüllung  der  Standbilder  in 
der  Siegesallee  so  lobend  über  den  Zustand  des  Gartenbaues  in  Berlin  aus- 
gesprochen habe.  —  Die  Gesellschaft  sang  sodann  ein  schönes,  von  Frau 
Stadtrat  Kgl,  Gartenbaudirektor  Brandt  gedichtetes  Kaiserlied.  Herr  van  der 
Smissen,  der  Vorsitzende  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands, 
dessen  Anwesenheit  nach  langer  Krankheit  lebhaft  begrüsst  wurde,  brachte 
»dem  immer  rüstig  fortschreitenden«  Vereins-Vorstande  sein  Glas.  Im  Namen 
des  Vorstandes  erwiderte  der  3.  Stellvertreter  des  Direktors,  Herr  Kgl.  Garten- 
inspektor Perring  und  dankte  dem  Festausschuss:  Herren  Grass  I,  Hampel, 
Junge  und  Loock,  sowie  der  Kgl.  Bergverwaltung  und  trank  auf  das  Wohl 
des  Vereins.  —  Herr  Junge  brachte  hierauf  den  so  zahlreich  erschienenen 
Damen  sein  Glas  und  verkündete  zu  aller  Freude,  dass  auch  wieder  ein  Winter- 
fest ins  Auge  gefasst  sei.  —  Noch  2  F'estlieder  standen  auf  dem  Programm, 
von  denen  ein  humoristisches:  »Was  im  letzten  Vereinsjahr  geschah»,  vom 
Vereinssekretär  Braun  gedichtet,  allgemeine  Heiterkeit  erregte.  L.  W. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 

(Nach  „The  Gardeners  Chronicie",  vol.  XXII.) 


Dendrobium  coeleste  Loher. 

Im  Habitus  ähnelt  diese  D.-Art  sehr 
dem  D.  Victoriae  Reginae,  obgleich 
ihr  Vaterland,  die  Philippinen,  von  dem 
der  letzteren  viele  hundert  Meilen  ent- 
fernt ist.  Sie  gedeiht  bis  2500m  ü.M. 
unter  einer  ganz  europäischen  Vege- 
tation, umgeben  von  Eichen,  Rhodo- 
dendron, Azaleen  und  Myrten.  Keine 
einzige  Pflanze  zeugt  hier  von  der 
tropischen  Lage  des  Landes.  D.  coe- 
leste scheint  sehr  selten  zu  sein.  Die 
fleischigen  Blüten  sind  ganz  dunkel- 
blau, ausgenommen  das  Ovarium  und 
der  Sporn,  welche  purpurn  sind.  Die 
Sepalen  und  Petalen  sind  oval  und  in 
der  Grösse  fast  gleich,  die  Lippe  ist 
oval  und  stumpf,  die  Säule  blau- 
violet. 

Epidendrum  radicovitellinum,  neueGartenhybride. 


(E.  radicans 


E.  vitellinum  maius   Q .) 


Bei  dieser  bemerkenswerten  Hybride, 
welche  von  James  Veitch  &  Sons 
gezüchtet  ist,  tritt  die  Individualität 
des  Vaters  streng  hervor.  Von  diesem 
hat  sie  ihren  schlanken  Wuchs,  ihren 
wurzeltragenden  Stengel  und  dichte, 
alternierende  Blätter.  Die  Individualität 
der  Mutter  beschränkt  sich  auf  die 
sanftere  Grünfärbun  g  mit  einem  leichten, 


bläulichgrünen  Hauch  der  Blätter  und 
Stengel;  letzterer  ist  etwas  verdickt 
an  den  Knoten.  Die  Pflanze  wird 
6  Zoll  hoch.  Die  Blüten  stehen  auf 
dünnen,  i'/2  Zoll  langen  Stielen,  die 
gelbgrün  gefleckt  sind.  Das  Perianth 
ist  1V2  Zoll  in  seiner  grössten  Weite, 
licht  orange  gefärbt  mit  scharlach- 
roten Flecken.  Jede  Blüte  besteht 
aus  3  lanzettlichen,  orange  gefärbten 
äusseren  Blättern,  die  am  Rücken  mehr 
oder  weniger  geteilt  sind  und  aus  einem 
Labellum,  welches  in  der  Form  sehr 
variiert.  Der  Nagel  der  Lippe  ist 
orange-scharlachrot  und  trägt  in  der 
Mitte  zwei  kurze  und  einen  langen 
Streifen  von  gelber  Färbung.  Die  Samen 
von  E.  radico-vitellinum  wurden  im 
September  1894  gesät,  die  Pflanze  blühte 
Juni   1897. 

Diervilla  sessilifolia  Buckl. 

Die  Gattung  Diervilla  enthält  sehr 
hübsche,  harte  Sträucher  mit  weissen, 
roten,  rosigen  oder  gelben  Blüten  in 
axillaren  oder  endständigen  Büscheln. 
Die  Blätter  sind  gegenständig,  sitzend 
oder  gestielt  und  gesägt.  Ihr  Heimat- 
land ist  Japan,  Sibirien,  Canada  und 
die  \'ereinigten  Staaten.  Obengenannte 
Art  findet  sich  in  Nord-Carolina.    Die 


358_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


Blüten  sind  gelb  und  stehen  in  grosser 
Zahl  in  kurzen  Cymen.  (Trugdolden.) 
Einige  blühende  Exemplare  wurden  von 


Veitch  &  Sons-Chelsea  in  der  Royal 
horticultural  Society  ausgestellt.  (Capri- 
foliaceae,  syn  Weigela.) 


Kleinere  Mitteilungen. 


Schweres  Unwetter. 

Am  Donnerstag,  den  9.  v.  M.,  gingen 
schAvere  Unwetter  über  der  unteren 
Sieggegend  hin.  Sehr  gelitten  hat  das 
herrlich  gelegene  Städtchen  Eitorf. 
Infolge  eines  oberhalb  des  Ortes  nieder- 
gegangenen Wolkenbruches  wurde  fast 
der  ganze  Ort  verwüstet.  Das  Wasser 
raste  in  einer  Höhe  von  ca.  1V2  ni  über 
die  Strassen  und  durch  die  Häuser, 
alles  fortreissend,  was  sich  ihm  in  den 
Weg  stellte.  Ganz  besonders  mit- 
genommen ist  der  Handelsgärtner 
G.  Tantz.  Mit  grosser  Mühe  und 
Kosten  hat  derselbe  sich  erst  seit 
einigen  Jahren  dort  eine  Existenz  ge- 
gründet. Jahrelanger  Fleiss  und  Arbeit 
sind  in  einer  halben  Stunde  vernichtet. 
Gewächshäuser,  Mistbeete,  Gemüse  im 
freien  Lande,  alles  ist  verwüstet.  Was 
nicht  fortgeschwemmt,  ist  total  ver- 
schlammt, sodass  auf  eine  Einnahme 
in  diesem  Jahre  nicht  zu  rechnen  ist. 
Ausserdem  riecht  der  ganze  Boden,  die 
Mistbeeterde  u.  s.  w.  nach  Petroleum, 
welches  durch  das  Wasser  dorthin  ge- 
schwemmt ist,  sodass  auch  die  Erde 
auf  lange  Zeit  unbrauchbar  sein  wird. 
Eine  Unterstützung  durch  Pflanzen, 
Stecklinge,  Samen  u.  s.  w.  wäre  dem 
Kollegen  Tantz  wohl  zu  gönnen. 

Kirchen-Sieg.  C.  Lohse. 

(Handelsblau.) 

Unwetter  in  Berlin. 

Spät  am  Abend  des  22.  Juni  brach 
nach  einem  äusserst  schwülen  Tage 
über  Berlin  und  Umgegend  ein  starkes 
Gewitter  mit  Sturm  und  Hagelschlag 
herein,  das  grossen  Schaden  in  Gärten 
und  Feldern,  namentlich  im  Norden, 
anrichtete. 

Spindlers  Gärten. 

Der  Handelsminister  Brefeld  be- 
suchte kürzlich  in  Begleitung  des  Unter- 
staatssekretärs Lohmann,  nachdem 
er  die  grossartigen  Fabrik-  und  Wohl- 
fahrtseinrichtungen    des     Geh.     Kom- 


merzienrats  Spindler  in  Spindlersfeld 
bei  Koepenick  besichtigt  hatte,  auch 
die  herrlichen  Gewächshäuser  da- 
selbst. 

Die  Frühlings-Primeln. 

Von    Adam  Hey  dt,    Vorsteher    des    Herzog!. 
Hof-Gartens  Sr.  Hoheit  des  Herzogs  Friedrich 
Ferdinand    von    Schleswig-Holstein    auf  Grün- 
holz-Vogelsang. 

Von  guten  Frühlingsprimeln  verlange 
ich  vor  allem  kräftigen  Wuchs,  frühes 
und  reichliches  Blühen,  grosse  rein- 
gefärbte leuchtende  Blumen,  die  elegant 
gebaut  sind  und  von  geraden  festen 
Stielen  getragen  werden.  Ich  ziehe  die 
dottergelben  Blüten  mehr  den  schwefel- 
gelben oder  cremefarbenen  vor,  auch 
die  feurigen  braunroten  Farben  sind 
hübsch. 

Ein  mit  Primeln  gepflanztes  Beet, 
wenn  es  frei  und  nicht  zu  schattig 
liegt,  ist  eine  Zierde  für  jeden  Garten, 
vorausgesetzt  aber,  dass  die  zur  Be- 
nutzung kommenden  Pflanzen  obige 
Eigenschaften  besitzen.  Neben  den 
durch  Schönheit  ausgezeichneten 
Blumen  möchte  ich  noch  den  lieb- 
lichen Duft  hervorheben,  da  gerade 
zu  ihrer  Blütezeit  unsere  Flora  arm 
ist    an    angenehm    duftenden   Pflanzen. 

Nicht  viel  weniger  möchte  ich  auch 
auf  die  vorteilhafte  Verwendung  der 
Blumen,  besonders  der  recht  lang- 
stieligen, zu  Arrangements  hinweisen. 
Es  ist  mir  schon  sehr  oft  gelungen, 
gerade  mit  Primeln  einen  hübschen 
Effekt  zu  erzielen.  Die  chrom-  und 
dottergelben  Blüten  harmonieren  be- 
sonders schön  mit  dem  um  diese  Zeit 
reichblühenden,  himmelblauenVergiss- 
meinnicht  Myosotis  dissitiflora.  Eben- 
so schön  machen  sich  diese  Primeln, 
wenn  sie  als  Topfpflanzen  benutzt 
werden. 

Ein  grosser  Fehler,  der  bei  den 
Primeln  gemacht  wird,  ist  der,  dass 
zu  wenig  Wert  auf  die  Anzucht 
gelegt  wird.     Wir    stehen    jetzt  in  der 


Kleinere  Mitteilungen. 


359 


besten  Zeit  des  Beginns  der  Kultur. 
Nachdem  die  Pflanzen  dem  Verblühen 
nahe,  hebt  man  sie  aus  und  teilt  sie 
in  nicht  zu  kleine  Büsche,  jedoch  nur 
dann,  wenn  es  die  Verhältnisse  er- 
fordern; sonst  pflanzt  man  sie  auf 
Reservebeete  aus,  auf  t.utes  Land.  Hier 
muss  man  die  Erdoberfläche  locker 
halten,  und  Avenn  es  zu  trocken  wird, 
durchdringend  giessen,  denn  Primeln 
verlangen  viele  Bodenfeuchtigkeit:  wenn 
sie  zu  trocken  stehen,  entwickeln  sie 
sich  kümmerlich.  Von  Zeit  zu  Zeit 
ein  Dungguss  trägt  zum  kräftigen 
Wachstum  viel  bei.  Wer  der  Pflege 
der  Primeln  grosse  Aufmerksamkeit 
schenkt,  der  wird  auch  gute  Erfolge 
erringen,  und  die  Zucht  ist  nicht  schwer. 


Aus  Boston. 

Seit  vier  Wochen  befinde  ich  mich 
hier  am  Arnold  Arboretum  bei  Boston 
und  habe  mich  schon  in  die  hiesigen 
\'erhältnisse  etwas  eingelebt.  Bis  jetzt 
gefällt  es  mir  hier  sehr  gut  und  ich 
habe  schon  in  jeder  Hinsicht  viel  des 
Interessanten  und  Neuen  gesehen. 
Boston  ist  ja  als  eine  der  schönsten 
Städte  der  Oststaaten  bekannt:  es  ist 
von  einem  Kranz  von  schönen  Villen*) 
und  Gärten  und  von  ausgedehnten 
Parkanlagen  umgeben,  denen  das  sehr 
bewegte  Terrain  und  alte  Baumbestände 
sehr  zu  statten  gekommen  sind.  Jedes 
Jahr  werden  noch  umfangreiche  Neu- 
anlagen gemacht.  Auch  das  Arboretum 
wird  noch  jedes  Jahr  erweitert,  da 
noch  nicht  die  ganze  dazu  gehörige 
Fläche  bepflanzt  ist.  Ein  Teil  desselben 
ist  noch  mit  dem  ursprünglichen  Wald- 
bestand bedeckt,  dessen  schönste  Partie 
der  Hemlock  Hill  ist,  wo  die  Schönheit 
der  Tsuga  canadensis  als  Waldbestand 
so  recht  zur  Geltung  kommt,  zumal 
auch  noch  die  zu  Tage  tretenden 
Felsen  und  Felsblöcke  zur  malerischen 
Wirkung  wesentlich  beitragen  und  ein 
Bach  am  Fusse  des  Hügels  in  starkem 
Gefälle  dahinrauscht. 

In  London  hielt  ich  mich  auf  der 
Reise  hierher  auch  etwas  auf  und  ver- 
wandte besonders  mehrere  Tage  auf 
dem  botanischen  Garten  in  Kew.  was 
freilich  nur  hinreichte,  um  einen  Über- 
blick über  die  Schätze  der  Gewächs- 
häuser,   der    Museen    und    des    freien 


Landes  zu  gewinnen.  Glücklicherweise 
wurde  ich  von  prächtigem  Frühlings- 
wetter begünstigt.  A.  Reh  der. 


*)  Diese  sind  besonders  reich  mit  Ampelopsis 
Veitchi  berankt.  L.  W. 


Bilbergia  hybr.  Hoelscheriana  Kittel. 

In  Xo.  11  S.  286  ist  leider  übersehen 
worden,  anzugeben,  dass  Herr  Kittel 
diese  hübsche  Hybride  nach  Herrn 
Kgl.  Garteninspektor  Hoels  eher,  dem 
technischen  Leiter  des  Kgl.  botanischen 
Gartens  in  Breslau,  benannt  hat. 

Die  Papageitulpen. 

Von  Adam  Hey  dt,  Kunstgärtner,  Vorsteher 
des  Herzoglichen  Hofgartens  Sr.  Hoheit  des 
Herzogs  Friedrich  P'erdinand  zu  Schleswig- 
Hülstein-Glücksburg    auf   Grünholz-Vogelsang. 

Wir  stehen  in  der  Zeit,  in  welcher 
die  Blumenzwiebelverzeichnisse  zur 
Ausgabe  gelangen  und  die  Bestellungen 
gemacht  werden,  darum  ist  es  auch 
logisch,  von  Tulpen  zu  sprechen.  Ich 
möchte  hier  einmal  die  Papageitulpen 
erwähnen,  jene  Varietäten  der  Tulpen, 
die  einerseits  vielfache  Empfehlung 
erhalten,  andererseits  Verurteilung  er- 
fahren. Der  letzteren  schliesse  ich 
mich  an.  An  diesen  Tulpen  finde  ich 
gar  nichts  Schönes,  sie  blühen  zu  lang- 
wierig, zu  spät,  zu  einer  Zeit,  wo  man 
der  Tulpen  satt  ist  und  gerne  andere 
Pflanzen  auf  den  Beeten  sieht.  Dabei 
besitzen  sie  ein  Farbenspiel,  welches 
Phantasie-  und  geschmackvoll  nicht 
zu  nennen  ist.  Von  meinen  Bekannten 
konnte  auch  niemand  diese  Farben 
schön  nennen;  es  sind  das  zwar  Ge- 
sckmackssachen.  doch  hier  dürfte  es 
wenige  Blumenliebhaber  geben,  die  an 
derartigen  Kolorierungen  Gelallen 
finden. 

Ein  Beet  von  den  beliebten  roten, 
gelben  und  weissen  Tulpen,  ob  einfach 
oder  gefüllt,  wenngleich  die  einfachen 
effektreicher  sind,  wirkt  entschieden 
besser  als  ein  Beet  mit  Papageitulpen, 
welches  fast  einer  beklecksten  Palette 
gleicht. 

Die  gefüllte  Tournesol  ist  ja  auch 
schön,  doch  wirkt  sie  nicht,  weil  das 
Gelb  mit  dem  Rot  zu  grell  ist.  Ja 
beim  Treiben,  wenn  die  Blumen  nicht 
recht  heraus  wollen,  ist  die  gefüllte 
Tournesol  —  welche  zwar  keine 
Papageitulpe  ist  --  recht  hässlich. 
Gefüllte  Sorten  berücksichtigt  man 
auch  mit  vollem  Recht  sehr  wenig 
bei  der  Treiberei. 


36o_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


Tulpenbeete  sind  ja  recht  schön, 
man  muss  aber  wohlgemerkt  Sorten 
von  möglichst  reiner  Farbe  und  guter 
Blumenform  wählen,  nicht  aber  solche, 
wie  die  der  Papageitulpen. 


Deutsche  Rosen  im  Auslande. 

Seit  nunmehr  5  Jahren  betreibe  ich 
die  Anzucht  von  Rosenblumen  in  Arco 
und  bin  zu  der  Ueberzeugung  gelangt, 
dass  Arco  besonders  in  seinen  höheren 
Lagen,  den  nach  Süden  gelegenen, 
mit  Obstbäumen  besetzten  Abhängen 
eine  äusserst  günstige  Lage  für  die 
Anzucht  von  Rosen  bildet. 

Für  eine  solche  Anzucht  ist  die  be- 
sonders vorteilhafte  geographische 
Lage  dieses  Ortes  von  hohem  Wert, 
da  Meran,  Gries,  Bozen,  Innsbruck  und 
München  in  unmittelbarer  Nähe  liegen, 
und  die  abends  in  Arco  abgeschickten 
Sendungen  am  andern  Morgen  an  den 
genannten  Plätzen  anlangen. 

Ich  habe  neben  französischen  Rosen- 
pflanzen in  der  Hauptsache  deutsche 
Rosen  gepflanzt  und  ich  kann  nur 
sagen,  dass  letztere  mindestens  ebenso 
gut  zu  verwenden  sind,  und  habe  be- 
sondersgefunden, dass  unsere  deutschen 
Rosen  nicht  annähernd  so  viele  wilde 
Triebe  machen,  wie  die  französischen, 
was  wohl  die  Folge  einer  andren  Art, 
die  Rosen  zu  veredeln,  seinen  Grund 
haben  wird.  (In  Frankreich  werden 
noch  viele  Stockausschläge  und  neben 
canina  ziemlich  viel  Manetti  und  indica 
verbraucht.     D.  Red.) 

Von  deutschen  Rosen  habe  ich  in 
der  Hauptsache  Kaiserin  Auguste  Vic- 
toria angepflanzt;  die  Erfolge  waren 
geradezu  frappanter  Art.  Von  fran- 
zösischen Rosen  hat  die  besten  Er- 
folge Papa  Gontier  aufzuweisen,  doch 
verwende  ich  auch  La  France,  Safrano, 
Marie  van  Houtte  und  naturgemäss 
auch  Marechal  Niel.  Von  letzterer 
haben  vor  5  Jahren  an  meine  \^illa 
gepflanzte  Hochstämme  eine  ganz  er- 
staunliche Grösse  erreicht,  und  ich 
glaube,  dass  einer  derselben  einen 
Flächenraum  A'on  8 — 10  Quadratmetern 
einnimmt  und  jährlich  vielleicht  schon 
mehr  als  tausend  Blumen  bringt. 

Die  Blütezeit  ist  im  Frühjahr  an  den 
wärmsten  Stellen  etwa  von  Mitte  März 
ab,  und  die  Herbstblüte  entwickelt 
sich  etwa  von  Anfang  Oktober  bis 
gegen  Ende  Dezember,  wenigstens  in 
günstigen  Jahren  und  bei  günstiger  Lage. 


Ganz  anders  ist  es  im  Thal,  wo 
schon  Mitte  November  leichte  Nacht- 
fröste auftreten,  und  das  Kälteminimum 
stets  des  Nachts  2 — 3  Grad  tiefer  liegt 
als  auf  der  Höhe.  Ich  besitze  bereits 
ein  ansehnliches  Terrain  in  bester  Lage, 
zu  welcher  ich  jedoch  dasjenige  meiner 
Villa  nicht  rechne,  trotzdem  dort  ganz 
ausgezeichnet,  ja  meiner  Ansicht  nach 
ganz  vorzüglich  allerhand  Ghamaerops, 
Phönix  und  Cocosspezies,  selbst  Brahea 
Roezlii  viel  besser  als  an  der  Riviera 
gedeihen.  (Auch  alle  Cycadeen  ge- 
deihen meiner  Ansicht  nach  hier  weit 
besser  als  an  der  Riviera.)  Stämme 
mit  30 — 40  Wedeln  alljährlich  sind 
keine  Seltenheit;  in  heissen  Sommern 
haben  die  meisten  Stämme  von  Cycas 
revoluta,  von  welchen  ich  etwa  90 
Stück  besitze,  bei  guter  Pflege  zwei- 
mal getrieben. 

Was  andere  Blumen  als  Rosen  an- 
belangt, so  habe  ich  zu  wenig  Versuche 
gemacht,  um  darüber  ein  endgiltiges 
Urteil  zu  fällen.  Nelken  scheinen  mir 
nicht  gut  zu  gedeihen.  Die  Blumen 
sind  weit  kurzstieliger,  während 
Rosen  bei  weitem  langstieliger  als  an 
der  Riviera  sind.  Acacia  dealbata  ge- 
deiht nicht,  während  longifolia  ein 
enormes  Wachstum  zeigt.  Agaven  sind 
in  ihrer  Farbenpracht  ganz  wunderbar, 
wenn  auch  das  Wachstum  vielleicht 
ein  wenig  dem  an  der  Riviera  nach- 
steht. Kurzum  der  Gesamteindruck 
der  Vegetation  in  Arco  ist  über- 
wältigend, und  es  ist  schade,  dass 
dieses  herrlich  gelegene  Stück  Land 
gärtnerisch  nicht  ausgenutzt  wird. 

\^or  2  Jahren  pflanzte  ich  100  Stück 
Calville -Bäumchen  (einjährige  Ver- 
edelungen) und  hatte  die  Freude,  schon 
im  vergangenen  Herbst  300  Stück  herr- 
liche Früchte  zu  ernten.  Da  sich  das 
Klima  von  Riva  und  Limone  besser 
zur  Anzucht  von  Aepfeln  eignet,  habe 
ich  dicht  am  See  ca.  50  000  Quadrat- 
meter Land  gekauft,  um  dort  diesen 
herrlichsten  aller  Aepfel  im  grossen 
zu  ziehen. 

In  Arco  pflanzte  ich  im  vergangenen 
Herbste  400  Stück  Pfirsichbäumchen, 
meist  Amsden.  Ich  glaube,  dass  an 
den  heissesten  Stellen  in  normalen 
Jahren  die  Früchte  schon  Mitte  bis 
Ende  Juni  reifen.  Aus  allem  wird  mir 
ersichtlich,  dass  dieses  gottbegnadete 
Stück  Erde  ein  für  gärtnerische  Zwecke 


Kleinere  Mitteilungen. 


3^ 


unvergleichliches     Eldorado      genannt 
werden  muss. 

Im  Herbste  und  Frühjahr  weile  ich 
in  Arco  und  stehe  gern  jedermann  zu 
Diensten.  Mit  der  Anlage  eines  bo- 
tanischen Gartens  für  subtropische 
immergrüne  Pflanzen  habe  ich  bereits 
begonnen,  und  ich  hoffe  mit  diesen 
den  Beweis  zu  erbringen,  dass  unter 
dem  46.  Breitengrade  bezüglich  der 
Anzucht  A'on  verschiedenen  harten 
Palmen,  Rosen,  sowie  Früchten  ein 
grosser  Erfolg  zu  erzielen  ist,  der  in 
Anbetracht  des  für  die  Gesundheit  so 
ausserordentlich  günstigen  Klimas  für 
den,  welcher  gärtnerisch  gebildet  und 
gesundheitsbedürftig  ist,  eine  herrliche 
Stätte  seiner  Thätigkeit  bilden  wird. 
Kommerzienrat  H.  Köhler-Altenburg. 
(Rosenzeitung.) 

Der  Kaiser  und  Berlins  Anlagen. 

Nach  dem  Festakt  im  Schlosshof  am 
13.  Juni  aus  Anlass  des  50jährigen  Be- 
stehens der  Berliner  Schutzmannschaft 
zog  der  Kaiser  auch  den  Oberbürger- 
meister Zelle,  der  sich  unter  den 
Ehrengästen  befand,  in  ein  Gespräch. 
Der  Kaiser,  der  kurz  zuvor  mit  dem 
Minister  des  Innern  Frhr.  v.  d.  Recke 
und  dem  Ministerialdirektor  v.  Bitter 
gesprochen  hatte,  ritt  an  das  Stadt- 
oberhaupt, freundlich  grüssend,  heran 
und  äusserte,  er  habe  in  diesem  Jahre 
reichlicher  als  sonst  Gelegenheit  ge- 
habt, sich  Berlin  während  desFrühjahrs 
anzusehen,  da  er  in  diesem  Frühjahre 
länger  als  sonst  in  den  Mauern  Berlins 
geweilt  habe.  »Ich  bin  ganz  überrascht 
gewesen«,  so  waren  die  ungefähren 
Worte  des  Kaisers,  ȟber  den  er- 
frischenden Frühlingsschmuck  der 
Stadt,  die  ein  ganz  anderes  Bild  ge- 
währt, als  in  den  übrigen  Jahreszeiten. 
Auch  in  der  näheren  Umgebung 
Berlins  verschönert  die  Natur  dann 
das  Landschaftsgemälde.  Geradezu 
erquickt  hat  Mich  das  saftige  Grün 
des  Tiergartens,  und  Ich  kann  A-lir 
keinen  passenderen  und  wirksameren 
Hintergrund  für  die  Standbilder  in  der 
Siegesallee  denken,  als  den  üppigen 
Baum  wuchs  dieser  Promenade.«  Auf 
eine  kurze  Zwischenbemerkung  des 
Oberbürgermeisters  über  die  städtischen 
Schmuckanlagen  erwiderte  der  Kaiser: 
»Ja,  die  Stadt  hat  auch  schöne  Park- 
anlagen. Es  hat  Mich  übrigens  gefreut 
zu  hören,  dass  die  städtischen  Behörden 


den  bevorzugtesten  dieser  Erholungs- 
plätze, den  Viktoriapark,  mit  den  Denk- 
mälern der  Freiheitskämpfer  zu 
schmücken  gedenkt:  die  Idee,  die 
Büsten  dieser  Helden  an  einer  historisch 
denkwürdigen  Stätte,  zu  Füssen  des 
alten  Nationaldenkmals,  aufzustellen, 
hat  Mich  sehr  sympathisch  berührt.« 
Zum  Schluss  versprach  der  Kaiser, 
den  Viktoriapark  nach  Enthüllung  der 
Hermensäulen  gelegentlich  besuchen 
zu  wollen.  Schliesslich  bemerkte  der 
Kaiser  unter  Bezug  auf  die  baulichen 
Veränderungen  der  Stadt  und  die  zur 
Zeit  in  Ausführung  begriffenen  Monu- 
mentalbauten: »Berlin  wird  doch  noch 
einmal  die   schönste   Stadt   der  Welt!« 


Blumenkorso  in  Stuttgart. 

Ein  freundlicher  Stern  hat  am  Pfingst- 
sonntag  über  Stuttgart  und  seinem 
Blumenfeste  gewaltet.  Nach  den 
wochenlangen  Regentagen  bescherte 
ihm  der  Himmel  ein  Frühlingswetter, 
wie  man  es  sich  wohl  schöner,  aber 
schwerlich  angenehmer  wünschen  kann. 
Der  ziemlich  heftige  Ostwind,  welcher 
am  Vormittag  noch  geherrscht  hatte, 
war  nachmittags  einer  leichtbewegten 
milden  Luft  gewichen.  In  wunderbarer 
Frühlingsfrische  prangte  der  K. Schloss- 
garten, der  den  Schauplatz  des  Blumen- 
korsos bildete,  und  bot  im  Schmucke 
seiner  grünen  Bäume  und  Wiesen, 
seiner  blühenden,  duftenden  Sträucher 
und  glitzernden  Weiher  ein  Bild  von 
entzückender  landschaftlicher  Schön- 
heit dar.  L'nter  solchen  Vorzeichen 
durfte  man  von  dem  Frühlingsfeste, 
das  auf  Anregung  des  Vereins  für 
Fremdenverkehr  zum  erstenmal  in 
Stuttgart  abgehalten  werden  sollte, 
nur  Schönes  erwarten. 

Der  Wagen  der  Königin  eröffnet  den 
Korso.  Voraus  berittene  Lakaien  und 
die  Equipagen  der  höchsten  Hof- 
beamten. Aller  Augen  sind  auf  den 
Viererzug  der  hohen  Frau  gerichtet. 
Ein  wundervolles  Bild!  Der  Wagen 
ist  über  und  über  mit  tiefroten  Nelken 
besät.  Rote  Nelken  an  den  Seiten, 
vorn  und  hinten.  Ueber  den  Laternen 
erheben  sich  Nelkenkronen,  die  Ge- 
schirre der  Pferde  tragen  die  gleiche 
Farbe.  Die  Königin  selbst  ist  in  matt- 
gelbe Seide  gekleidet,  Prinzessin 
Pauline  in  lichtes  Rosa.  Und  nun  der 
König  an  der  Seite  des  Prinzen  Adolf 
zu    Schaumburg-Lippe    in    einem    von 


3(32_ 


Unterrichtswesen. 


Alaiblumen  und  Heckenrosen  um- 
rankten Vierergespann.  Auch  hier 
die  Blütenkrone  auf  den  Laternen  und 
Maiblumensträusschen  am  Geschirr 
der  Tiere.  Prinzessin  Friedrich  er- 
scheint in  einem  Wagen  voll  herrlicher 
Glycinen,  Herzog  Albrecht  und  Frau 
in  einem  solchen  von  Margareten- 
blumen und  hellgrünen  Gräsern.  In 
kunstvollem  Arrangement  aus  Enzian, 
Maiblumen  und  schwarz-grün-gelben 
Atlasbändern  rollt  der  Wagen  der 
Weimarischen  Herrschaften  vorüber. 
Die  Equipage  der  Frau  Herzogin  W' era 
zeigt  wundervolle  Heliotrop.  Und 
Wagen  auf  Wagen  folgt.  Hinter  den 
blumenumkränzten  Gefährten  der 
Prinzen  und  Prinzessinnen  des  Königl. 
Hauses  werden  immer  neue  sichtbar. 
Welchem  soll  man  den  Preis  erteilen? 
Wo  anfangen,  um  ein  Bild  von  dem 
Bilde  zu  geben,  das  sich  hier  in 
kaleidoskopartigem  Wechsel  unter  den 
grünen  Bäumen  entrollt? 

Dem  goldenen  Sonnenwagen,  der  im 
Glänze  seines  Goldregens  förmlich 
funkelt,  folgt  da  ein  in  tiefblauer 
Färbung  gehaltener,  aus  tausend  und 
abertausend  Kornblumen  ist  sein 
Schmuck  zusammengewunden;  Räder 
und  Geschirr,  Wagen  und  Pferde,  alles 
leuchtet  im  tiefsten  Blau.  Von  rotem 
Mohn  glänzt  der  zweite,  aus  weissen 
Nelken  scheint  der  dritte  wie  eine 
einzige  Wunderblume  erblüht  zu  sein. 
Schneebälle  und  Rotdorn  zieren  den 
vierten,  Hortensien  und  Päonien  den 
fünften  und  sechsten.  Keine  Blume 
fehlt  in  dem  Zuge  —  von  der  silbernen 


Distel  und  dem  bescheidenen  Vergiss- 
meinnicht  unserer  Wiesen  bis  zu  der 
köstlichen  Marechal-Niel-Rose  und  der 
duftenden  La  France  sind  sie  alle  ver- 
treten. Und  welcher  Wechsel  in  den 
Arrangements:  Da  bauen  sich  duftige 
Blütenbogen  über  einem  Ponnywagen 
auf,  zierliche  Guirlanden  und  breite 
Festons  umspannen  mit  ihren  Blumen- 
ranken den  schweren  Sechserzug  ä  la 
Daum.ont  wie  das  leichte  Break,  dichte 
Blütenbüschel  wuchern  aus  einem 
Zweiräder  empor,  über  einem  anderen 
wölbt  tielgrünes  Schilf  sich,  mit  Mohn- 
blüten garniert,   zur  schattigen  Laube. 

Zweimal  hat  der  Zug  schon  die 
Runde  gemacht.  Nun  lässt  sich  die 
Menge  nicht  mehr  halten.  Die  Blumen- 
schlacht beginnt.  Blüten  und  grüne 
Zweige  prasseln  von  allen  Seiten  auf 
die  Wagen  herein,  deren  Insassen  mit 
einem  Bombardement  von  Blumen 
antworten.  An  dem  fröhlichen  Kampf 
beteiligt  sich  jung  und  alt,  die  Fürst- 
lichkeiten wie  die  Städter,  die  ländliche 
Schöne  wie  die  Dame  in  kostbarer 
Seidenrobe.  Bald  ist  der  Weg  von 
Blumen  überdeckt,  mit  Zweigen  besät. 
Das  ganze  Bild  gewinnt  nun  erst  an 
Einheit,  nachdem  auch  die  braune 
Erde  in  einen  Blumenteppich  ver- 
wandelt worden  ist.  Noch  zweimal 
durchfahren  die  Wagen  die  unteren 
Anlagen,  diesmal  im  Trab,  dann  löst 
sich  der  Zug  allmählich  auf. 

Zu  dem  Korso  waren  den  verkauften 
Karten  nach  etwa  60  000  Personen  als 
Zuschauer  anwesend. 

(Fankfurter  Gärtnerzeitung.) 


Unterrichtswesen. 


Errichtung  einer  Wein-  und  Obstbauschule 
in  Kreuznach. 

In  der  am  3.  Juni  stattgefundenen 
Sitzung  des  Stadtrates  zu  Kreuznach 
wurde  einstimmig  die  Errichtung  einer 
Obst-  und  Weinbauschule  beschlossen, 
und  hierfür  ein  Zuschuss  von  15000  M. 
bewilligt,  nachdem  auch  der  Kreistag 
dieselbe  Summe  in  Aussicht  gestellt, 
sowie  der  Staat  einen  namhaften  Zu- 
schuss zugesichert  hat.  Es  sollen  ein 
Direktor,  zwei  Fachlehrer  und  zwei 
Eiementarlehrer     angestellt     und     die 


[  Schule  für  vorläufig  30  Schüler  mit 
einjährigem  Lehrkursus  hergerichtet 
werden. 


Obst-  und  Gemüseverwertungsl<urse. 

In  dem  pomologischen  Institut  zu 
Kassel  finden  unter  der  Leitung  des 
Vorstehers  des  pomologischen  Gartens 
Herrn  Karl  Hub  er  auch  in  diesem 
Jahr  wieder  für  Herren  und  Damen 
getrennt  abgehaltene  viertägige  (Jbst- 
und  Gemüseverwertungskurse  statt. 
Der     der    Verwertune"     von    Frühobst 


Aus  den  Vereinen. 


^3 


und  Frühgemüse    dienende    erste    Ab- 
schnitt dieser  Kurse  findet 
f.  Herren  vom  12.  bis  incl.  15.  Juli  statt. 
„  Damen     „     19.    ,,       „     22.     „ 

Der  zweite  Abschnitt,  der  Verar- 
beitung von  Spätobst  und  Spätgemüse 
gewidmet,  beginnt 

f.  Damen  am  13.  u.  endigt  am  16.  Sept.   [ 
,,  Herren     „    27.  ,,       „         .,     30.     „ 
dieses  Jahres.  —  Bei  der  hohen  volks- 
wirtschaftlichen Bedeutung    der   Obst- 
verwertung, welche  dafür  Sorge  trägt, 
dass    der    leicht    vergängliche,    reiche 


Obstsegen  eines  Jahres  für  andere  Zeit 
in  mancherlei  Form,  sei  es  Wein,  Saft, 
Gelee  und  Trockenware,  aufgespeichert 
wird,  ist  die  Kenntnis  dieser  Ver- 
wertung von  höchster  Bedeutung  und 
es  ist  allseitig  zu  wünschen,  dass  von 
der  hier  gebotenen  Gelegenheit  reich- 
lich Gebraucli  gemacht  wird.  Es  ist 
dies  um  so  leichter,  als  die  Bedingungen 
zum  Besuche  dieser  Kurse  —  für  Un- 
bemittelte unentgeltlich  —  äusserst 
massige  sind.  Auskunft  hierüber  er- 
teilt auf  Anfragen  die  Verwaltung  des 
pomologischen  Gartens  in  Kassel. 


Aus  den  Vereinen. 


Jahresbericht    der   Gartenbau -Gesellschaft    zu 

Frankfurt    a.    M.    über    deren    Thätigkeit    im 

Jahre  1897. 

Nach  vorliegendem  Bericht  hielt  die 
genannte  Gartenbau-Gesellschaft  im 
Jahre  1897 ab:  2 Generalversammlungen, 
11  Hauptversammlungen  und  11  Fach- 
ausschusssitzungen. Die  Mitgliederzahl 
betrug  1897  10  Ehrenmitglieder,  zehn 
korrespondierende  Mitglieder,  1  lebens- 
längliches und  335  aktive  Mitglieder. 
Wie  ausdenBerichten  über  dieeinzelnen 
Versammlungen  hervorgeht ,  waren 
dieselben  lebhaft  besucht.  In  ihnen 
wurden  ausserordentlich  anregende 
und  instruktive  Vorträge  gehalten. 
Dr.  Kr. 

Deutsche  dendrologische  Gesellschaft. 

Die  Jahresversammlung  findet  vom 
6. — 9.  August  in  Darmstadt  verbunden 
mit  einer  dendrologischen  Ausstellung 
(siehe  Heft  7  S.  198)  statt.  Programm: 
Sonnabend,  den  6.  August,  um  11  Uhr 
vormittags,  Eröffnung  der  dendrologi- 
schen Ausstellung  im  Beisein  der  Mit- 
glieder des  Ehren-Komitees,  der  Darm- 
städter und  etwa  bereits  eingetroffenen 
auswärtigen  Mitglieder  und  Gäste. 
Abends  um  S  Uhr  Begrüssung  im  Ver- 
sammlungslokale ,, Hotel  Darmstädter 
Hof. 

1.  Tag:  Sonntag,  den  7.  August,  vor- 
mittags um  8  Uhr,  Zusammenkunft  im 
Versammlungslokal,, .Hotel  Darmstädter 
Hof.  Eröffnung  der  Versammlung  und 
Vorträge.  Um  11 '/a  Uhr  Gemeinsames 
Frühstück  (a  2  Mk.)  daselbst  und  Be- 
sichtigung der  Ausstellung.     Um  2  Uhr 


nachmittags  Gang  nach  dem  Gross- 
herzoglichen Hofgarten  und  Besichti- 
gung desselben  unter  Führung  des 
Herrn  Hofgarteninspektors  F.  Göbel. 
Hierauf  Spazierfahrt  nach  dem  Gross- 
herzogi.  Wildpark  und  dem  botanischen 
Garten.  Besichtigung  desselben  unter 
Führung  der  Herren  Prof.  Dr.  Schenk 
und  Obergärtner  Purpus.  Diejenigen 
Herren,  welche  sich  nicht  an  der  Fahrt 
nach  dem  Wildpark  beteiligen  wollen, 
fahren  oder  gehen  direkt  nach  dem 
botanischen  Garten.  Abends  gemütliches 
Zusammensein  im  städtischen  Saalbau 
bei  Konzert.  Abendessen  nachBelieben. 
2.  Tag:  Montag,  den  8.  August,  vor- 
mittags um  8  Uhr,  Zusammenkunft  im 
Versammlungslokal.  Fahrt  nach  der 
„Tann"  zur  Besichtigung  der  Douglas- 
tannen-Ptlanzung  auf  Sandboden  und  der 
dendrologisch  interessanten  ,,Scheppen- 
Allee"  unter  Führung  des  Flerrn  Ober- 
forstrats Dr.  Walther.  Dann  Besuch  des 
Grossherzogl.  Prinz-Emil-Gartens  unter 
Führung  des  Herrn  Hofgarteninspektors 
Rud.  Noack.  Blick  in  den  Grossherzogl. 
Orangerie-Garten  unter  Führung  des 
Herrn  Hofgärtner  Weigold  und  Besuch 
der  Fl.  Flenkel'schen  Gärtnerei,  Heerd- 
weg  53,  Erfrischung  daselbst  und  Rund- 
gang durch  die  Gärtnerei.  Um  1  Uhr 
gemeinsames  Mittagessen  im  Versamm- 
lungslokal „Hotel  Darmstädter  Hof 
(ä  Couvert  2.50  Mk).  Hierauf  Ausflug 
nach  der  Bergstrasse  (Abfahrt  31^  Uhr) 
und  zunächstßesichtigung  des  an  dendro- 
logischen Sehenswürdigkeiten  reichen 
Fürstenlagers  bei  Auerbach ,  unter 
Führung  des  Herrn  Hofgarteninspektor 


364 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


F.  Göbel.  (Es  sind  ferner  noch  vor- 
gesehen bei  eventueller  Beteiligung  und 
genügender  Zeit:  Besuch  des  Heiligen- 
berges bei  Jugenheim  und  Besichtigung 
der  dortigen  dendrologischen  Sehens- 
würdigkeiten unter  Führung  des  Herrn 
Hofgärtner  Gern  et  und  Gang  vom 
Fürstenlager  nach  Schönberg  (Führung: 
Herr  Hofgärtner  Hein)  durch  dasSchön- 
bergerthal  nach  Bensheim.  Abends  ge- 
mütliches Zusammensein  in  Auerbach 
bezw.  Bensheim  (Abendessen  nach  Be- 
lieben) und  Rückfahrt  mit  einem  passen- 
den Zuge  nach  Darmstadt.  Diejenigen 
Herren,  welche  nicht  nach  Darmstadt 
zurückfahren  wollen,  können  nach  Wein- 
heim weiterfahren,  wo  sich  passende  und 
gute  Gelegenheit  zum  Uebernachten 
findet. 

3.  Tag:  Dienstag,  den  9.  August,  vor- 
mittags, Zusammenkunft  auf  dem  Main- 
Neckar-Bahnhof  in  Darmstadt.  Ausflug 
nach  Weinheim  (Abfahrt  von  Darm- 
stadt um  S  Uhr.  Ankunft  in  Weinheim 
um  9  Uhr)  zur  Besichtigung  des  Frei- 
herrlich von  Berckheimschen  Parkes 
und  der  Forsten  exotischer  Nadelhölzer. 
Um  13  Uhr  gemeinsames  Mittagessen 
in  den  „Vier  Jahreszeiten."  Um  2  Uhr 
Abfahrt  nach  Heidelberg.  Besichtigung 
des  botanischen  Gartens  und  der  Schloss- 
anlagen unter  Führung  der  Herren 
Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Pfitzer 
und       Garten  -  Inspektor      M  a  s  s  i  a  s. 


Abends  gemütliches  Zusammensein  in 
der  Schlossrestauration.  Abendessen 
nach  Belieben.  Diejenigen  Herren, 
welche  in  Heidelberg  nicht  bleiben 
wollen,  fahren  mit  einem  passenden 
Zuge  nach  Darmstadt  zurück. 

Bei  entsprechender  Beteiligung  findet 
Mittwoch,  den  10.  August,  ein  Ausflug 
nach  Frankfurt  a.  M.  statt  zur  Besichti- 
gung des  Palmengartens  und  der  Main- 
anlagen, sowie  der  Anlagen  Ihrer  Maj. 
der  Kaiserin  Friedrich  in  Schloss  Frie- 
drichshof bei  Cronberg  i.  T.  Herr  Kgl. 
Gartenbaudirektor  Siebert,  Herr  Garten- 
direktor Weber  bezw.  Herr  Ver 
waltungsdirektor  E.  Seeligmüller 
werden  die  Führung  übernehmen. 

Für  diejenigen  Herren,  welche  noch 
weitere  dendrologisch  interessante  Aus- 
flüge von  Darmstadt  aus  unternehmen 
wollen,  empfiehlt  das  Ortskomitee :  Mainz 
und  Wiesbaden,  Fichtengarten  b.  Gross- 
Bieberau,  Mutter-Pyramiden-Eiche  bei 
Harreshausen,  Forsthaus  Eulbach,  Wald- 
leiningen ,  Ernstthal .  Hainhaus  bei 
König  i.  O. 

Es  wird  dringend  gebeten,  Vorträge 
und  kurze  Mitteilungen  recht  reichlich 
vorzubereiten  und  frühzeitig  bei  dem 
Unterzeichneten  anzumelden. 

Der  Vorsitzende. 

von  St.  Paul, 
Hofmarschall  a.  D.,  Fischbach  i.  Riesengebirge. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Gotha.  Jubiläums-Ausstellung 
des  Gewerbevereins  zu  Gotha  vom 
9.  Juli  bis  7.  August  1898.  Sonder- 
Ausstellung  von  Rosen  und  Beerenobst, 
abgeschnittenen  Blumen  und  Bindereien 
vom  9. — 12.  Juli  189S  im  Schiesshaus- 
Saale  zu  Gotha.  Gelegentlich  dieser 
Ausstellung  tagt  der  Kongress  Deutscher 
Rosenfreunde  zu  Gotha  im  Saale  des 
Gasthofs  »Zum  Schützen«. 

9.  Juli,  abends  8  Uhr:  Gemütliches 
Zusammensein  im  »Hackerbräu«. 

10.  Juli,  vormittags:  Besuch  der  Aus- 
stellung; 10  Uhr  Kongress  des  Vereins 
Deutscher  Rosenfreunde  im  Gasthof 
»Zum  Schützen«;  2  Uhr:  Gemeinschaft- 
liches Mittagsessen  daselbst,  nachher 
Fortsetzung  der  Besichtigung  der  Aus- 


stellung;   abends:    Konzert  in  der  Ge- 
werbe-Ausstellung. 

11.  Juli:  Besichtigung  von  Gotha: 
Schloss,  Orangeriegarten,  Museum,  Park, 
Gärtnereien. 

12.  Juli:  Ausflüge  nach  Friedrichs- 
roda  oder  Ruhla,  Eisenach,  Erfurt. 


Schwerin,  vom  17. bis 26. September 
d.  J.  II.  Landesgartenbau -Ausstellung 
des  Handelsgärtner-Verbands  Mecklen- 
burg. 

Frankfurt  a.  M.  Juni — September. 
Grosse  Rosen-Ausstellung.  Die  feier- 
liche Eröffnung  fand  am  y.  Juni  unter 
zahlreicher  Beteiligung  statt.  Die 
Rosen  stehen  nun   bereits  im   3.  Jahre 


Litteratur. 


.365 


und  sind  A^ortrefflich  entwickelt;  ganz 
besonders  reich  ist  das  Sortiment  der 
Wildrosen. 


St.  Petersburg.  Internationale 
Gartenbau- Ausstellung  vom  5/17.  bis 
15/27.  Mai  1899.  Wir  sind  in  der  Lage 
jetzt  Näheres  über  diese  Ausstellung 
mitteilen  zu  können.  Vor  allem  ist 
hervorzuheben,  dass  Se.  Maj.  der  Kaiser 


von  Russland  das  Protektorat  über  die 
Ausstellung  übernommen  hat.  was  der- 
selben einen  besonderen  Glanz  geben 
wird.  Sie  wird  nicht  in  der  Michael- 
Manege  wie  1869  und  1884,  sondern 
im  Palais  des  Kaiserlichen  Taurischen 
Gartens  stattfinden  und  sind  bereits 
35  000  Rubel  zur  Ausbesserung  etc. 
des  Taurischen  Palais  bewilligt.  Das 
Programm  wird  nächstens  erscheinen. 


Litteratur. 


Eduard  von  Lade.  Der  Obst- 
und  Gartenbau  in  Monrepos. 
Praktische  Ratschläge  für  jeden  Monat 
des  Jahres.  Verlag  von  J.  F.  Berg- 
mann in  Wiesbaden.  Preis  elegant 
gebunden  2  M. 

Der  durch  seine  in  Monrepos  bei 
Geisenheim  geschaffenen  Anlagen  in 
weiten  Kreisen  rühmlichst  bekannte 
Verfasser  giebt  in  diesem  Büchlein  in 
knapper,  klarer  Form  eine  treffliche 
Übersicht  derwichtigsten  gärtnerischen 
Arbeiten  in  den  verschiedenen  Monaten 
des  Jahres.  Ganz  besondere  Beachtung 
ist  hierbei  der  Behandlung  und  Pflege 
des  Formobstes,  sowie  des  Weins  und 
der  Rosenkultur  geschenkt.  In  aller 
Kürze  sind  die  Grundregeln  für  den 
Schnitt,  das  Pincieren,  wie  überhaupt 
für  die  ganze  Behandlung  der  ge- 
nannten Obstarten,  leichttasslich  dar- 
gelegt. Die  Hauptarbeiten  in  den 
einzelnen  Monaten  sind  in  einer  Weise 
behandelt,  dass  das  Werk  besonders 
tür  Herrschaftsgärtner  und  Leiter 
grösserer  gärtnerischer  Etablissements 
sehr  geeignet  erscheint,  zumal  am 
Schluss  noch  sehr  gut  ausgearbeitete 
Tabellen  über  die  besten  Birnen,  Äpfel, 
Pflaumen,  Zwetschen,  Tafeltrauben  und 
Kirschen  sowie  eine  Zusammenstellung 
der  schönsten  Rosenarien  angefügt 
sind. 

Die  Kürze  und  Klarheit  der  Schilde- 
rung und  die  reiche  Fülle  des  auf 
kaum  100  Seiten  Gebotenen  machen 
das  Büchlein  für  Gärtner  und  Garten- 
liebhaber gleich  wertvoll. 


Beitrag  zur  Kenntnis  der  Wurzel  von 
Sorghum  saccharatum  von  Dr.  J. 
Zawodny.      Sonderabdruck    aus    der 


Zeitschrift  tür  Naturwissenschaften, 
Bd.  70.  Leipzig  1898.  Verfasser  zieht 
aus  seinen  Untersuchungen  den  Schluss, 
dass  die  Zahl  der  Nebenwurzeln  eines 
Wurzelastes  keine  gesetzlich  be- 
stimmte, sondern  eine  zufällige  sei, 
dass  die  einzelnen  Aste  eines  Wurzel- 
systems in  ihrer  Verzweigung  unab- 
hängig von  einander  vegetieren,  und 
dass  die  Bildung  der  Nebenwurzeln 
von  aussen  her  durch  direkte  chemische 
Reize,  wie  die  Pflanzennährstoffe  sie 
darstellen,  örtlich  beeinflusst  ist. 


K.  Reichelt.  Beiträge  zur  Kenntnis 
der  chemischen  Bestandteile  des  Apfel- 
baumes. Sonderabdruck  aus  ,.Pomo- 
logische  Monatshefte"   1898,  II.  Heft. 


Dr.  W.  Pfeffer,  o.  ö.  Professor  an 
der  Universität  Leipzig.  Pflanzen- 
physiologie. Ein  Handbuch  der 
Lehre  vom  Stoffwechsel  und  Kraft- 
wechsel in  der  Pflanze.  Zweite,  völlig 
umgearbeitete  Auflage.  I.  Band.  Stoff- 
wechsel, mit  70  Holzschnitten.  Leipzig, 
Verlag  von  Wilh.  Engelmann.  1897. 
gr.  80. 

Seit  dem  Erscheinen  der  ersten  Auf- 
lage dieses  klassischen,  weltberühmten 
Werkes  sind  17  Jahre  vergangen,  und 
man  kann  sich  vorstellen,  wie  schwer 
es  dem  Verfasser  geworden  ist,  an  eine 
neue  zu  gehen;  denn  es  galt,  da  so 
vieles  inzwischen  erforscht,  eine  ganze 
Umarbeitung  des  Buches  zu  schaffen. 
Wir  freuen  uns,  dass  trotzdem  die 
leitenden  Prinzipien  geblieben  sind 
und  können  das  Werk  als  den  reichsten 
und  reinsten  Born  der  Pflanzenphysio- 
logie bezeichnen. 


366^ 


Eingesandte  Preisverzeichnisse.  —  Personal-Nachrichten. 


Die  Einteilung  ist  folgende:  Kapitel  I 
Einleitung.  II.  (Reizvorgänge,  Kausalität, 
Variation.)  Morphologisch  -  physio- 
logische Vorbemerkungen  (Bau  des 
Protoplasmas  etc.).  III.  Ouellung  und 
Molekularstruktur.  IV.  Mechanik  des 
Stoffwechsels  (Diosmose.  Wanderung 
etc.,  Stoffaufnahme  durch  die  in  die 
Luft  ragenden  Organe,  Eigenschaften 
und  Bedeutung  des  Bodens).  Dies 
Kapitel  ist  eines  der  wichtigsten  für 
den      Gärtner      und      den      Landwirt. 

V.  Mechanik      des      Gasaustausches. 

VI.  Wasserbewegung.  Leider  muss  hier 
p.  202  der  Verf.  sagen:  Auf  welche 
Weise  das  Wasser  so  schnell  und  bis 
in  die  Gipfel  der  höchsten  Bäume  be- 
fördert wird,  ist  noch  nicht  befriedigend 
aufgeklärt.  VII.  Die  Nährstoffe  der 
Pflanze,  selbstverständlich  eins  der 
wichtigsten  Kapitel,  wobei  auch  die 
Frage  der  Aufnahme  des  freien  Stick- 
stoffs behandelt  wird.  VIII.  Bau  und 
Betriebsstoffwechsel.  IX.  Atmung  und 
Gärung.     X.   Stoff  Wanderung. 

Überall  ist  kritisch  verfahren  und 
die  Litteratur    in  reichstem  Masse  be- 


rücksichtigt. Nitragin  und  Alinit  sind 
aber  noch  nicht  erwähnt,  vielleicht 
weil  das  Manuskript  schon  abgeschlossen 
war. 

Der  Abbildungen  sind  eigentlich 
wenige;  soweit  sie  Originale  sind, 
zeigen  sie  aber  das  Experimentiertalent 
des  Verfassers,  dessen  grossartiges 
Laboratorium,  welches  wir  unter  seiner 
eigenen  Führung  im  vorigen  Herbst 
zu  besichtigen  Gelegenheit  hatten,  wohl 
ohne  Frage  das  beste  Deutschlands, 
wenn  nicht  der  Welt  ist. 

Es  soll  jetzt  eine  englische  Über- 
setzung des  Pfeffers chen  Werkes 
erscheinen  und  werden  alle  Autoren, 
die  ihre  Arbeiten  berücksichtigt  wün- 
schen, aufgefordert,  dieselben  ein- 
zusenden an  Dr.  Alfred  J.  Ewart, 
33.  Barkley  Street,  Liverpool. 

Schon  der  Umstand,  dass  nach 
einem  halben  Jahre  eine  Übersetzung 
erfolgt,  spricht  für  die  hohe  Bedeutung 
des  Werkes,  welches  in  keiner  Biblio- 
thek fehlen  sollte.  Es  wird  lange 
Jahre  das  Standard-Buch  der  Pflanzen- 
physiologie sein.  L.  W. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Georg  Egg  er,  Jaffa  in  Palästina. 
Export-Preisliste  1898  von  Knollen 
und  Zwiebelgewächsen,  auch  Samen 
syrischer  Blumenzwiebeln,  ferner  Samen 
von  Clianthus  Dampieri,  »Deutsche 
Flagge«  etc.  —  Peter  Lambert,  Trier, 
St.Marien.  Neueste  Rosen  eigener  Zucht 
für  1898:  Reichsgraf  E.  von  Kessel- 
stadt, Theerose  Balduin,  Theehybride, 
Helene,  Polyantha  sarmentosa,  Schling- 
rose; andere  neue  und  ältere  Rosen.  — 
Soc.  anonyme  horticole  Louis  van 
Houtte  Pere,  Gand,  Belgique.  Cat. 
No.  74,  Warm-  u.  Kalthauspflanzen.  — 
August  Hartmann,  Kranichfeld  bei 
Erfurt,  Stauden-  u.  Knollengewächse, 
Massenpflanzen,    Erdorchideen.    —    P. 


Michaelsen, Köln-Lindenthal  a. Rhein, 
„Cito-Rechen".  —  W.  Neumann, 
Leutersdorf  (Ober-Lausitz,  Königreich 
Sachsen),  Baumschulartikel  und  Saat- 
kartoffeln.—Gar  IS  chli  essmann, Hof- 
lieferant, Kastell-Mainz,  Spalierwerke, 
Lauben  etc.  aus  gerissenem  Eichenholz, 
Jalousien  etc.  —  C.  Petrick,  Gent 
(Belgien),  Neuheiten  in  Dracaenen  und 
Palmen,  ferner  Handelspalmen,  Arau- 
carien,  Aroideen,  Bromeliaceen  und 
anderen  Warm-  und  Kalthauspflanzen, 
Azaleen,  Camellien,  Rhododendron  etc. 
—  Jacob  Jur rissen  &  Sohn  in 
Naarden  (Holland),  reichhaltiges  Ver- 
zeichnis von  Baumschulartikeln. 
Flieder  etc. 


Personal-Nachrichten. 


Seine  Majestät  der  König  haben 
Allergnädigst  geruht:  den  ordentlichen 
Professor  der  Botanik  an  der  Universität 


zu  Berlin,  Geheimen  Regierungs-Rat 
Dr.  Seh  wendener  nach  stattgehabter 
Wahl  zum  stimmberechtigten  Ritter  des 


Personal-Nachrichten. 


367 


Ordens  pour  le  merite  für  Wissen- 
schaften und  Künste  zuernennen.  —  Es 
ist  das  die  höchste  Auszeichnung,  die 
einem  Gelehrten  zu  teil  werden  kann. 
Von  Botanikern  hat  nur  Link  dieselbe 
Ehre  genossen.  Geheimrat  Seh  wen- 
den er  ist  Direktor  des  botanischen 
Instituts  der  Universität  Berlin  und 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues. 


Gustav  Jänich,  Handelsgärtner  in 
Leipzig-Gohlis,  ist  daselbst  am  31.  v.  M. 
nach  längerem,  schwerem  Kranken- 
lager verstorben.  Die  Gärtnerei  wird 
von  der  Witwe  des  Verstorbenen  unter 
der  Firma  Gustav  Jänich  Wwe.  in  der 
bisherigen  Weise  weiter  betrieben. 


Theodor  Reimers,  Garteninspektor 
der  Frau  Etatsrat  Donner  in  Neu- 
raühlen  bei  Altona,  Mitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  feierte 
am  8.  Juni  sein  4oiähriges  Dienst- 
jubiläum. 


Otto  Busse,  früher  Obergehülfe  in 
der  Bertramschen  Baumschule  in 
Stendal,  wurde  als  Obergärtner  an  der 
Gärtner -Lehranstalt  in  Köstritz  an- 
gestellt. 


Karl  Pfeiffer,  Obergehülfe  der 
städtischen  Friedhofsgärtnerei  zu 
Düsseldorf,  übernimmt  die  Leitung  der 
Gärtnerei  des  königl.  Kammerherrn 
Burggrafen  zu  Dohna  auf  Mallmitz  in 
Schlesien, 


A.  C.  Rosenthal,  vordem  Baum- 
schulbesitzer und  zuletzt  städtischer 
Baumschulgärtner  in  Wien,  wurde  aus 
seiner  Stellung  entlassen. 


W.     Wernich,      Samenhändler     in 
Milwaukee,  starb  Mitte  Mai. 


Am  11.  Juni  1898  wurde  dem  Herrn 
Professor  E.  Zacharias,  Dr.  phil., 
Direktor  des  LIamburger  botanischen 
Gartens,  eine  Dankadresse  auf  Perga- 
ment in  einer  künstlerisch  aus- 
gestatteten Mappe  aus  gepunztem  Leder 
mit  reichem  Silberbeschlag  von  den 
den  Herren  Caesar  Riechers, 
Woldemar  Neubert,  E.  Nonne, 
Herm.   Seyderhelm  und  W.  Runde 


überreicht  für  seine  rastlose,  uneigen- 
nützige Mühewaltung,  die  wesentlich 
zu  dem  so  glänzenden  Gelingen  der  im 
vorigen  Jahre  stattgefundenen  Ham- 
burger Gartenbauausstellung  bei- 
getragen hat  und  die  von  so  grossem, 
weittragendem  Nutzen  für  die  dortigen 
Ilandelsgärtner  war.  Herr  C.  Riechers 
hielt  eine  kurze,  bündige  Ansprache, 
auf  die  Herr  Professor  Zacharias 
sichtlich  erfreut  dankte  und  weiter  die 
Bitte  ansprach ,  seinen  Dank  den 
Handelsgärtnern  Hamburgs    und    Um- 

C. 


In  Wien  starb  am  Dienstag,  den 
21.  Juni  Mitternachts  Anton  Kerner 
von  Marilaun,  der  ordentlicher 
Professor  der  Botanik  und  Direktor  des 
botanischen  Gartens  an  der  Universität 
Wien  war.  Kerners  Arbeitsfeld  war 
die  systematische  Botanik  und  weiterhin 
die  Pllanzengeographie.  Er  hat  Nam- 
haftes für  die  Erforschung  der  Flora 
des  österreichisch-ungarischen  Kaiser- 
staates geleistet.  Anton  Kerner  (den 
Adelstitel  v.  Marilaun  erhielt  er  1876) 
wurde  1831  zu  Mautern  in  Nieder- 
österreich geboren.  Er  studierte  zu- 
nächst die  Heilkunde.  Nachdem  er  die 
ärztlichen  Prüfungen  abgelegt  hatte, 
war  er  zwei  Jahre  lang  als  Llilfsarzt 
am  Wiener  allgemeinen  Krankenhause 
thätig.  Erst  dann  folgte  er  ganz  seiner 
Neigung  für  das  Studium  der  Pflanzen- 
kunde. Er  wurde  Professor  an  der 
Ofener  Oberrealschule,  1858  Professor 
der  Botanik  am  Ofener  Polytechnikum. 
1860  wurde  er  zum  Direktor  des 
botanischen  Gartens  in  Innsbruck  be- 
rufen. Seit  1878  war  er  Professor  der 
Botanik  und  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Wien.  Die  dauernde  Be- 
schäftigung mit  der  österreichisch- 
ungarischen Flora  giebt  der  Lebens- 
arbeit Kerners  ihr  Merkzeichen.  Dieses 
Studium  führte  ihn  aber  auch  dazu, 
sich  mit  Fragen  aus  der  allgemeinen 
Botanik  zu  beschäftigen.  Von  den 
Kernerschen  Veröffentlichungen  dieser 
Art  sind  hervorzuheben:  >'Gute  und 
schlechte  Ai'ten«  (1866),  »Abhängigkeit 
der  Pflanzengestalt  von  Klima  und 
Boden«  (1869),  »Die  Schutzmittel  der 
Blüten  gegen  unberufene  Gäste«  (1879), 
»Lieber  die  Bedeutung  der  Asyngamie 
für  die  Entstehung  der  Arten«.  An- 
zuschliessen     sind    Studien     über     die 


368_ 


Personal-Nachrichten. 


botanische  Xamenkunde.  Von  all- 
gemeinerem Interesse  ist  Kerners  Schrift 
über  die  botanischen  Gärten,  ihre 
Aufgaben  in  der  Vergangenheit,  Gegen- 
wart und  Zukunft.  Kulturgeschichtlich 
von  Wert  sind  Kerners  Untersuchungen 
über  die  Flora  der  Bauerngärten  in 
Deutschland.  An  weitere  Kreise  wandte 
sich  Kerner  mit  seiner  gemein- 
verständlich gehaltenen  »Pflanzen- 
kunde«. Von  den  Schriften  Kerners 
zur  österreichisch- ungarischen  Pflanzen- 
kunde sind  hervorzuheben  :  »Das 
Pflanzenleben  der  Donauländer«  (1873), 
»^'egetationsverhältnisse  des  mittleren 
Ungarns  und  angrenzenden  Sieben- 
bürgens« (1875),  »Flora  von  Nieder- 
österreich und  Ungarn«,  »Herbarium 
österreichischer  Weiden«,  »Die  Wälder 
des  ungarischen  Tieflandes«,  »Alpen- 
wirtschaft in  Tirol«,  »Schedae  ad  floram 
exsiccatam  austro-hungaricam«,  »Flora 
der  Diluvialzeit  des  östlichen  Ungarns«. 

(V.  Z.) 


Der  Privatdozent  der  Botanik  in  Kiel 
Dr.  Karsten,  ist  zum  ausserordentlichen 
Professor  ernannt. 


Dem  Drucker  unserer  Zeitschrift 
Flerrn  Georg  Büxenstein  ist  der 
rote  Adlerorden  4.  Kl.  verliehen. 


Der  Kommerzienrat  Carl  Spindler, 
Alitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  ist  zum  Geheimen 
Kommerzienrat  ernannt. 


Der  Kgl.  Hofgärtner  Gustav  Fintel- 
mann  zu  Wilhelmshöhe  bei  Kassel,  ist 
zum  Kgl.  Hofgarten direktor,  an  Stelle 
des  verstorbenen  Hermann  Walter 
ernannt.  Gustav  Fintelmann  ist  am 
22.  Juni  1846  als  Sohn  des  Kgl.  Hof- 
gärtners Gustav  Adolf  Fintelmann 
auf  der  Pfaueninsel  geboren,  wo  die 
Fintelmannsche  Familie  105  Jahre 
hindurch  den  Hofgärtnerposten  be- 
kleidete, bis  im  Jahre  1867  der  Vater 
des  jetzigen  Hofgartendirektors  sich 
pensionieren  liess  und  durch  Hofgärtner 
Reuter  ersetzt  wurde. 


Der  kgl.HofgärtnerO.  Kindermann- 
Babelsberg  bei  Potsdam  ist  in  den 
Ruhestand  getreten. 


Dem  Stadtgärtner  Holtz  zu  Altona 
ist  aus  Anlass  der  Enthüllung  des 
Kaiser  Wilhelm-Denkmals  das  Allge- 
meine Ehrenzeichen  verliehen. 


H.  G.  Doebener,  früher  fürstl. 
Arenbergscher  Hofgärtner  in  Blacking 
bei  Wien  wurde  zum  Direktor  des 
Palmengartens  in  Leipzig  erwählt. 


G.  Urban,  bisher  im  k.  k.  Uni- 
versitätsgarten in  Wien  thätig,  wurde 
zum  botanischen  Gärtner  an  der 
deutschen  Universität  Prag  ernannt. 


Herr  Ernst  Bergmann  fils  in 
Le  Raincy  (Seine  et  Gise),  korrespon- 
dierendes Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  erhielt  bei 
der  Eröffnung  der  Gartenbauausstellung 
in  Paris  die  Insignien  als  Offizier 
des  Ordens  für  den  öffentlichen 
Unterricht  aus  den  Händen  des  Präsi- 
denten Faure  in  seiner  Eigenschaft  als 
organisierender  Schriftführer  der  seit 
14  Jahren  in  Paris  bestehenden 
gärtnerischen  Kongresse. 


Dem  Obergärtner  der  Kurfürsten- 
damm-Gesellschaft Röhr  zu  Villen- 
kolonie Grunewald  ist  der  Titel,, Garten- 
Inspektor"  verliehen  worden. 


Der  rühmlichst  bekannte  Handels- 
gärtner F.  L.  Stüeben-Hamburg, 
Uhlenhorst,  der  am  8.  Januar  d.  J.  sein 
75.  Lebensjahr  vollendete,  feierte  am 
11.  Juni  seine  goldene  Hochzeit  und 
zugleich  sein  sojähriges  Jubiläum  als 
selbstsändiger  Gärtner.  Anfangs  Land- 
schaftsgärtner, gründete  er  später  eine 
eigene  grosse  Gärtnerei,  welche  1887 
sein  bisheriger  Obergärtner  Carl 
K  r  ü  c  k  übernahm. 


Der  berühmte  Botaniker,  Geheimer 
Regierungsrat  Prof.  Dr.  Ferdinand 
C  o  h  n,  Ehrenbürger  der  Stad  Breslau, 
Ehrenmitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  f  plötzlich 
am  Herzschlage  am  25.  Juni  im 
71.  Lebensjahre. 


Der  Stadtrat  Meyer  in  Eberswalde, 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  ist  am  26.  Juni  er. 
gestorben. 


Gartenflora  1898. 


IRIS  ENSATA  Thunbg.  var.  PABULARIA  Naudin. 


ChromolUh.  Fr.  Eugen  Köhler,  G^era-Untermhi 


Iris  ensata  Thunberg  var.  pabularia  Naudin. 

Die  Futter-Schwertlilie. 

f\'c)n  L.  \\'ittmack.  (Hierzu  Tafel  1452.) 
eit  einigen  Jahren  wird  Iris  j^abularia  als  Futterpflanze  empfohlen  und 
auch  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  hat  1892  Samen  von 
Vilmorin,  Andrieux  &  Co.,  Paris  bezogen,  um  dieselben  auf  seinem  Versuchs- 
stück auf  den  städtischen  Rieselfeldern  in  Blankenburg  auszusäen.  Dort  findet 
sich  jetzt  ein  ganz  dicht  bestandenes  Beet  mit  zum  Teil  über  1  m  hohen 
dunkelgraugrünen  Pflanzen,  die  aber  noch  nicht  in  grösserem  Umfange  auf 
ihren  Futterwert  geprüft  sind.  In  Dresden  sah  man  kürzlich  auf  der  Ausstellung 
der  Deutschen  Landwirtschaftsgesellschaft  vom  30.  Juni  bis  5.  Juli  1898  unter 
den  »neuen  Futterpflanzen^',  welche  die  Versuchsstation  für  Pflanzenkultur  im 
Kgl.  Botanischen  Garten  zu  Dresden  ausstellte,  ebenfalls  die  Iris  pabularia, 
aber  lange  nicht  so  hoch.  —  Ich  möchte  gleich  von  vornherein  bemerken,  dass 
die  Pflanze  sehr  starkrippige  Blätter  hat  und  daher  vielleicht  von  unserin  Vieh 
nicht  gern  gefressen  wird,  dass  sie  ferner  in  den  ersten  Jahren  sehr  langsam 
wächst;  indess  später  steht  sie  sehr  kräftig  da,  und  ein  endgiltiges  Lirteil  lässt 
sich  noch  nicht  fällen,  zumal  noch  keine  chemischen  Analysen  über  den 
Futterwert  vorliegen. 

Ausführlich  habe  ich  über  diese  Pflanze  in  der  Illustrierten  landwirt- 
schaftlichen Zeitung,  Berlin  1807,  S.  277  gesprochen  und  muss  darauf  hier 
verweisen;  heute  aber  bin  ich  in  der  glücklichen  Lage,  eine  sehr  gelungene 
farbige  Abbildung  davon  geben  zu  können. 

Die  erste  Notiz  über  Iris  pabularia,  wie  Naudin  sie  nennt,  findet  sich  im 
Bulletin  de  la  Soc.  nat.  d'acclimasation  de  France  1888,  S.  698  —  700,  wo 
berichtet  wird,  dass  Herr  Ermens,  früher  Obergärtner  des  Maharadjah  von 
Kaschmir  (Revue  hortic.  1888,  S.  338)  einen  Topf  mit  Iris  pabularia  vorführte 
und  sie  den  Landwirten  des  südlichen  Frankreichs  und  Algiers  als  Futterpflanze 
empfahl,  weil  man  sie  in  Kaschmir  für  höchst  wertvoll  hält. 

Im  Repertorium  der  neuen  Pflanzen,  welches  die  Gartenflora  früher 
brachte,  bis  man  auf  Wunsch  mancher  Leser  diese  höchst  nützlichen  aber 
»langweiligen«  alphabetischen  Verzeichnisse  aufgab,  findet  sie  sich  1888,  S.  598 
und  648  als  neue  Futterpflanze  aufgeführt.  Im  Jahre  1893  der  Gartenflora  S.  98 
berichteten  die  Herren  Jörns  und  Klar  über  die  Sämlinge  des  Versuchsfeldes 
im  Jahre  i8()2:  »Die  jungen  Pflänzchen,  die  sich  erst  nach  und  nach  zeigten, 
entwickelten  sich  nicht  allzu  schnell,  so  dass  sie  bis  zum  Winter  nur  30  cm 
hoch  wurden,  ein  Urteil  liess  sich  natürlich  noch  nicht  fällen«.  —  Im  Jahre  181)4 
sagte  derVizepräsident  der  französischen  Akklimatisations-GescllschaftChapellier: 
in  Revue  des  sciences  appliquees  (Fortsetzung  des  erwähnten  Bulletin)  Bd.  I, 
S.  517:  Die  Pflanze  ist  sehr  kräftig,  liefert  aber  wenig  Ertrag  und  ist  daher 
als  Futterpflanze  nur  von  mittelmässigem  Interesse«. 


o»7o  Iris  ensata  Thunberg  var.  pabularia  Naudin. 

Dass  sie  wenig  Ertrag  liefere,  kann  man  nach  dem  üppigen  Stande,  den 
sie  auf  unserm  \'ersuchsfeld  bat,  nicht  annehmen,  sie  erträgt  dazu  ganz  gut 
die  Kälte  und  als  ich  am  3.  Xovember  1895  die  Pflanzung  besah,  fand  ich  die 
Blätter  60 — 80  cm,  ja  bis  im  hoch;  freilich  waren  sie  nicht  geschnitten  worden. 
Trotzdem  wir  schon  einige  Tage  Reif  gehabt,  waren  sie  völlig  grün  und  hatten 
nicht  gelitten.  Zuletzt  sah  ich  das  Beet  am  6.  Juli  d.  J.  und  fand,  dass  es  sich 
wieder  vergrössert  hatte.  Die  Pflanzen  waren  60 — 120  cm  hoch  und  fielen 
schon  von  weitem  durch  ihren  hohen  dichten  dunkelgrünen  Stand  auf.  Viele 
hatten  halbreife  Kapseln,  die  Stiele  scheinen  aber  z.  T.  zu  schwach,  um  die 
grossen  schw^eren  Kapseln  zu  tragen,  und  lagen  manche  auf  der  Erde. 

So  üppig  haben  sich  die  Exemplare,  die  Herr  städt.  Obergärtner  AI  ende 
mir  i8()7  ausstechen  liess,  im  ökonomischen  Garten  der  landwirtschaftlichen 
Hochschule  zwar  noch  nicht  entwickelt;  der  Boden  scheint  ihnen  zu  trocken 
zu  sein,  obwohl  auch  auf  dem  Versuchsfelde  selten  gerieselt  wird.  Immerhin 
gedeihen  sie  auch  ganz  gut  und  einzelne  ihrer  Wurzeln  gehen  in  dem  lockeren 
Sandboden  bis  1  m  tief.  Die  Pflanze  wird  also  der  Trockenheit  gut  wider- 
stehen können. 

Wo  Naudin  die  Pflanze  als  eigene  Art,  Iris  pabularia,  bezeichnet  hat,  ist  nicht 
recht  ersichtlich,  eine  Beschreibung  ist  jedenfalls  nicht  gegeben;  es  ist  also  ein 
nackter  Name,  ein  nomen  nudum,  das  nicht  beachtet  zu  werden  braucht.  Dazu 
kommt, dass  es  auch  keine  neucArt, sondern  die  schonvon  Thunbergbeschriebene 
Iris  ensata  ist,  die  viele  Synonyme  hat  und  viele  Formen  aufweist.  Im.  Inhalts- 
verzeichnis des  Card.  Chronicle  1888  II  p.  V  (nicht  im  Text)  ist  bei  Iris  pabularia 
hinzugefügt  ,.(=  L  oxypetalaBunge)".  Die  spitzblättrigeSchwertlilie,lris  oxypetala, 
ist  aber  synonym  mit  I.  ensata  var.  chinensis  Fischer  im  Bot.  Mag.  2331, 
welche  Regel  in  Gartenfl.   1880,  S.   lOi  besprach   und  t.   joii   farbig  abbildete. 

Wer  diese  Abbildung  mit  unserer  heutigen  vergleicht,  wird  zunächst 
finden,  dass  unsere  Blumen  viel  schöner  blau  sind,  während  die  auf  t.  1011 
schmutzig  lila  erscheinen,  dass  sie  ferner  nicht  so  spitze  Blumenblätter  haben 
und  nicht  so  gezähnte  Xarbenkämme,  es  erscheint  uns  daher  angebracht,  die 
Pflanze  als  neue  Varietät  zu  führen  und  sie: 

Iris  ensata  Thunberg  var.  pabularia  Naudin    (als  Art)    zu   nennen. 

Iris  ensata  ist  beschrieben  von  Baker  in  seinem  Ilandbook  of  Irideae, 
aber  noch  genauer  in  seiner  früheren  Arbeit  über  Iris  in  Gard.-Chron.  1870, 
2.  Bd.  S.  323.  Er  sagt:  „Wurzelstock  V-t— Vs  Zoll  dick,  fest,  kurz,  kriechend, 
die  Überreste  der  alten  Blätter  sich  etwas  in  Fasern  auflösend.  Blätter  ungefähr  4 
an  einem  Pflanzenbüschel,  linear,  zur  Blütezeit  1  Fuss  und  mehr  lang,  '  t— ',3 
Zoll  breit,  grau-grün,  fest  und  starr,  stark  und  dicht  gerippt.  Stengel  1  Fuss 
oder  weniger  hoch,  fest,  stielrund  mit  1—3  Blumen  an  der  Spitze  und  mit  1 
oder  2  verkümmerten  Blättern  von  der  Mitte  ab.  Scheide  des  Blütenstandes 
aus  2  oder  mehr  linearen,  grünen  Blättern  gebildet,  welche  eine  Länge  von  3 
oder  zuweilen  von  4—5  Zoll  erreichen,  Blütenstiele  2—4  Zoll  lang,  innerhalb 
der  Scheide,  Fruchtknoten  schlank  zylindrisch,  1  Zoll  lang.  Röhre  der  Blume 
sehr  kurz,  Spreite  (d.  h.  der  obere  Teil)  1V4 — 2  Zoll  tief,  lila  oder  pupurn. 
Die  Blumenblätter  alle  verkehrt  lanzettlich,  ungefähr  gleich  lang,  die  (3) 
äusseren  mit  einer  zurückgeschlagenen  ''2 — ^/4  Zoll  breiten,  gelb  gezeichneten 
und  am  Schlünde  geäderten  Spreite,  die  (3)  inneren  Blumenblätter  aufrecht 
und  einfarbig  lila,    '/-i  Zoll  breit.     Narben   (wie  bei  allen  Iris  blumenblattartig) 


848.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung   des  Gartenbaues  etc.  9-7  1 

1  Zoll  lang,  ohne  die  aufgesetzten  Kämme  (eigentlich  ein  einziger,  sspaltigcr 
Kamm  L.  W.).  Staubbeutel  '/■_>  Zoll  lang,  so  lang  ^vie  die  Staubtäden.  Kapsel 
länglich,  i'.o — 2  Zoll  lang.  ''...  Zoll  dick,  mit  6  starken  Rippen  und  in  einen 
Schnabel  verschmälert. 

Vom  Kaukasus  bis  Japan  und  dem  nördlichen  China  verbreitet,  kommt 
auch  in  Kaschmir  und  anderen  Gebirgszügen  der  gemässigten  Region  des 
westlichen  Himalayas  vor. 

Sie  ist  am  meisten  der  Iris  graminea  L.,  der  grasblättrigen  Schwertlilie, 
ähnlich,  aber  die  Blätter  sind  viel  stärker  und  steifer.  Die  Blütenstiele  und 
Scheiden  sind  länger,  die  Kapsel  und  die  Blütenstiele  verschieden.  Während 
die  eine,  Iris  graminea,  ausschliesslich  europäisch  ist,  ist  die  andere  aus- 
schliesslich asiatisch. 

Iris  ensata  ist  am  Anfang  unseres  Jahrhunderts  (in  den  Gärten)  in  Kultur 
gewesen,  ist  aber  keineswegs  gemein.  —  Sie  ist  sehr  formenreich  und  hat 
nicht  weniger  als  13  Synonyme«. 

Wir  geben  nun  die  Beschreibung  der  Varietät  var.  pabularia:  Pflanze 
viel  kräftiger,  Blattbasen  bläulichrot  angelaufen,  die  der  älteren  Blätter  in 
Fasern  aufgelöst,  Blätter  zu  4—6,  öo— 120  cm  hoch,  i  cm  breit,  graugrün, 
meist  8  rippig,  Blütenstiel  kürzer  als  die  Blätter,  50  cm,  aufrecht,  zur  Fruchtzeit 
oft  am  Boden  liegend,  Blüten  zu  3,  Blütenblätter  massig  zugespitzt,  die  äusseren 
breiter,  hellblau,  schön  dunkelblau  geädert,  an  der  Basis  wenig  gelblich,  die 
inneren  dunkelblau,  Narbenkämme  wenig  gezähnt.  Kapseln  halbreif  zylindrisch, 
bis  7  cm  lang,  mit  6  starken  Rippen  und  kurzem  Schnabel;  ihr  Stiel  8 — 9  cm 
lang.     Aus  Kaschmir.     Blüht  bei  uns  Anfang  Juni. 

Erklärung  der  Abbildungen. 

1.  Nicht  blühende  Pflanze  verkleinert.  2.  Stück  eines  Blattes  in 
natürlicher  Grösse.  3.  Blütenstand  in  natürlicher  Grösse,  die  inneren  Blumen- 
blätter noch  nicht  entwickelt.  4.  Blume  von  oben  gesehen.  5.  Blume  mit 
Fruchtknoten  im  Längsschnitt.  6.  Narbe  und  Staubfaden.  7.  Querschnitt  durch 
die  Basis  einer  Pflanze,  um  die  zweizeilige  Anordnung  und  Declcung  der  gerippten 
Blätter  zu  zeigen.  8.  Querschnitt  durch  ein  Blatt,  schwach  vergrössert.  9.  Ein 
Teil  von  8  stärker  vergrössert,  um  die  Luftlücken  zu  zeigen. 


848.  Versammlung  und  zugleich  Jahresversammlung 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am  30.  Juni  1898. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins  Wirkl.  Geh.  Ober-Finanzrat  von  Pommcr 
Esche  gedachte  zunächst  des  dahingeschiedenen  Ehrenmitgliedes  Geh. 
Regierungsrats  Prof.  Dr.  Ferdinand  C oh n- Breslau  sowie  der  verstorbenen 
wirklichen  Mitglieder  Kgl.  Ilofgartendirektor  Walter-Potsdam  und  Stadtrat 
iVIeyer-Eberswalde  und  erhoben  sich  die  zahlreich  Erschienenen  zum 
Zeichen  der  Teilnahme  von  ihren  Sitzen. 

II.  Vorgeschlagen  wurden 

a.  für  die  Vermeilmedaille,  die  am  Jahresfest  »für  Förderung  der  Zwecke 
des  Vereins  durch  allgemeine  Förderung  des  Gartenbaues«  verliehen  wird: 


37i 


i,  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


1 .  als  Liebhaber :  Herr  Geh.  Oberbergrat  Dr.  h.  c.  1 1  a  u  c  h  e  c  o  r  n  c-Berlin, 

2.  als  Gärtner:  Herr  Gärtnereibesitzer  Franz  Bluth,  Gross-Lichter- 
felde; 

b.  zum  korrespondierenden  Mitgliede: 

Herr  William  Robinson,  Besitzer  des  »Garden«,  London; 

c.  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Obergärtner  Röschke,  Villa  Arnhold,  Wannsee  i.  d.  M., 

durch  Herrn  Hoflieferant  Kropp; 

2.  »      Städtischer  Gärtner  Kluge,  Llumboldthain,  Berlin, 

durch  Herrn  Gartenbaudirektor  Mathieu; 

3.  »      LandratdesTeltowerKreises  Stubenrauch,  Viktoriastr.  iSII, 

4.  »      Kreis-     und     Sparkassen  -  Rendant     des    Teltower     Kreises 

Hannemann,  Viktoriastr.   18  II, 

5.  »      Gemeindevorsteher,     Premier -Leutnant     a.    D.    Theidtke, 

Nieder-Schön  weide ; 

6.  »      Leutnant  a.  D.   Richter,    Falkenberg  b.  Grünau,    Xo.  3—6 

durch  Herrn  Gartenbaudirektor  Buntzel; 

7.  »      Rentier  Wilhelm  Riemer,  Belle-Alliancestr.   17, 

durch  Herrn  Garteninspektor  Per  ring; 

8.  »      Herr  Fabrikbesitzer  Conrad  Borsig, 

durch  Herrn  Garteninspektor  Weidlich; 

9.  »      Eisenbahnbetriebs  -  Sekretär    Dieckmann,    Charlottenburg, 

Knobelsdorferstr.  5, 

durch  Herrn  Königl.  Obergärtner  Habermann. 

III.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Herr  Landschaftsgärtner  Friedrich 
jMaecker  führte  einen  neuen  Samenbedecker  von  der  Firma  Francke 
&  Co.,  Berlin  W.,  Dessauerstr.  6,  vor,  der  nach  der  Versammlung  im 
Garten  probiert  wairde.  Dieser  Samenbedecker  ist  eines  der  zahlreichen 
Spitz enberg'schen  Forst-  und  Gartenkultur-Geräthe,  deren  General- 
vertrieb die  Firma  Francke  &  Co.  hat.  Die  vollständige  Sammlung  ist 
in  der  landwirtschaftlichen  Hochschule  ausgestellt. 

2.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Weidlich  stellte  ausser  Preisbewerb  zur 
Feier  des  Jahresfestes  aus  dem  Borsigschen  Garten  eine  Sammlung 
herrlicher  Orchideen,    Odontoglossum  crispum.    aus   und  besprach   deren 

Kultur. 

3.  Herr  Franz  Pretzel  &  Co. -Berlin,  führten  verschiedene  Apparate 
für  Garten-  und  Parkpflege  vor. 

4.  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner-Steglitz  erfreute  gleich  Herrn 
Garteninspektor  Weidlich  dieVersaramlung  durch  ausgezeichnetkultivierte 
Orchideen:  Cypripedium  Victoria  Mariae,  C.  leucorrhodum,  C.  Curtisi, 
C.  javanico-superbum,  C.  Lawrenceanum,  C.  barbatum,  C.  superciliare, 
3  Vanda  coerulea,  2  Odontoglossum  vexillarium  und  ausserdem  1  Araceae: 
Arisaema  sp. 

5.  Herr  Kgl.  Hoflieferant  Klar  zeigte  eine  Kakaofrucht  vor. 

6.  Herr  Gu  de -Britz  führte  verspätete  Birnenblüten  vor. 

IV.  Hierauf  erfolgt  die  zweite  Lesung  des  Etats,  der  einstimmig  genehmigt 
wurde. 


Jahresbericht.  o^o 


Im  Anschluss  hieran  brachte  Herr  Gartenbaudirektor  Hampel  den 
lebhaft  unterstützten  Antrag  ein,  Titel  MIT  der  Ausgaben:  »Kosten  des 
Jahresfestes«  auf  üoo  M.  zu  erhöhen,  damit  der  Verein  in  diesem  Winter 
wieder  ein  Winterfest  mit  Damen  feiern  könne,  das  im  vergangenen 
Winter  so  grossen  Beifall  gefunden  habe.  Der  Antrag  wird  mit  grosser 
Majorität  angenommen. 
\'.  An  Stelle  des  Generalsekretärs,  der  als  Preisrichter  auf  der  gleichzeitig 
Stattlindenden  Ausstellung  der  Deutschen  Landwirtschafts-Gesellschaft  in 
Dresden  thätig  sein  musste,  verlas  der  Sekretär  S.  Braun  den  Jahres- 
bericht, welcher  besonders  abgedruckt  wird. 

\'I.  Der  Schatzmeister,  Kgl.  Hoflieferant  Loock,  übergab  eine  Übersicht  über 
die  Rechnung  des  Jahres  1897,  die  näher  erläutert  wurde.  Die  Über- 
schreitung des  Etats  bei  der  Gartentlora  um  508,74  AI.  wurde  nach  näherer 
Motivierung  genehmigt. 

\'II.  Hierauf  erfolgte  die  Neuwahl  des  Vorstandes,  welche  nach  dem  vom 
Wahlleitungs-Ausschuss,  den  Herren  Hofgärtner  Hoffmann,  Gartenbau- 
direktor Hampel  und  Garteninspektor  Echtermeyer,  aufgesetzten 
Protokoll  die  Wiederwahl  aller  Vorstandsmitglieder  ergab,  nämlich: 

1.  Direktor:    Wirkl.    Geh.    Ober-Finanzrat    und    Provinzial-Steuer- 
direktor  von  Pommer  Esche, 

2.  1.  Stellvertreter:  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner, 

3.  2.  Stellvertreter:  Kgl.  Garteninspektor  W.  Perring, 

4.  Schatzmeister:  Kgl.  Hoflieferant  J.  F.  Loock, 

5.  General-Sekretär:  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  L.  Wittmack. 
Der  vorgerückten  Zeit  wegen  wurde  der  Vortrag    des    Herrn    Hofgärtner 

Hoffmann  über  belgische  Gärtnereien  auf  die  nächste  Sitzung  vertagt. 

Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Giemen,  Junge  und 
J.  Kahler,  hatte  der  Firma  Francke  &  Co.  für  den  Spitzen  bergerschen 
Samenbedecker  ein  Anerkennungsdiplom  zuerkannt. 

Als  wirkliche  Mitglieder  wurden  aufgenommen: 

1.  Herr  Eugen  Xeumann  &  Co. -Berlin; 

2.  »      Gärtnereibesiter  G.  Fratscher-Bützow.  Mecklbg. 

V.  Pommer  Esche. 


Jahresbericht 

über  die  Thätigkeit  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
preussischen  Staaten  im  Geschäftsjahre  vom  30.  Juni  1897  bis  30.  Juni  1898. 

t.^e-^  Erstattet  vom  Vorstande. 

KllZ^^^ast  die  ganze  erste  Hälfte  des  \'ereinsjahres  stand  noch  unter  dem  Eindruck 
,-TJ^  der  Jubiläums-Ausstellung.  Wenn  es  auch  durchaus  zutreffend  ist,  dass 
zum  Gelingen  einer  grossen  Ausstellung  die  Vorarbeiten  entscheidend 
sind  so  darf  doch  nicht  vergessen  werden,  dass,  nachdem  sich  die  Pforten  einer 
Ausstellung  geschlossen  haben,  dann  eine  andere,  nicht  minder  bedeutsame 
Arbeit  einsetzt:  Die  endgültige  Erledigung  der  schwebenden  Angelegenheiten, 
die  Anfertigung    und  \>rsendung    der  Diplome    und    Preise,    und    der    zahlen- 


•0-7,1  Jahresbericht. 

massige  Kassenabschluss.  Erst  wenn  sich  in  stetiger  und  saurer  Nacharbeit 
die  Wogen  eines  Ausstellungsjahres  langsam  geglättet  haben  und  aus  dem 
trügerischen  Xebel  der  Hoffnungen  und  Vermutungen  das  greifbare  Resultat 
eines  geglückten  Unternehmens  besonders  in  Gestalt  eines  wohlbefriedigenden 
Kassenabschlusses  hervortritt  —  erst  dann  wird  eine  Ausstellung  bei  allen 
Beteiligten  in  dankbarer  Erinnerung  bleiben. 

So  war  denn  die  erste  Hälfte  des  abgelaufenen  Geschäftsjahres  noch  der 
mühseligen  Erledigung  von  Ausstellungs-Arbeiten  gewidmet.  Es  ist  alles  zum 
guten  Ende  gediehen,  sodass  der  pekuniäre  Gewinn  des  \>reins  sich  auf 
ca.  16  000  AI.  beläuft.  Viel  wichtiger  ist  natürlich  der  ideale  Erfolg,  der  sich 
hoffentlich  noch  auf  Jahre  hinaus  bemerkbar  machen  wird. 

Den  offiziellen  Abschuss  fand  das  Ausstellungsjahr  in  dem  Winterfest 
mit  Damen,  welches  der  Verein  am  13.  Januar  er.  unter  grösster  Beteiligung 
in  den  Räumen  des  Hotels  Imperial  unter  den  Linden  feierte.  Das  \'ereins- 
leben  in  der  zweiten  Hälfte  des  Geschäftsjahres  war  äusserst  rege,  indem 
wichtige  Tagesfragen  zur  Diskussion  standen;  unter  ihnen  in  erster  Reihe  die 
Verlegung  der  Königl.  Gärtner-Lehranstalt  von  Wildpark  nach  Dahlem. 

Ein  kurzer  Überblick  über  das  \'ereinswesen  in  dem  abgelaufenen  Jahre 
stellt  sich  wie  folgt: 

I.  Mitglieder.  Die  Zahl  der  wirklichen  Mitglieder  ist  bedauerlicher 
Weise  von  733  auf  715  zurückgegangen,  woran  einmal  die  ausserordentlich 
reichliche  Ernte  schuld  ist,  die  der  Tod  gehalten  hat,  dann  aber  auch  die 
Streichung  von  vielen  Mitgliedern,  von  denen  trotz  aller  Nachsicht  und  Geduld 
schlechterdings  kein  Beitrag  zu  erhalten  war.  Die  Zahl  der  Ehrenmitglieder 
ist  von   17  auf  19,  die  der  korrespondierenden  von   39  auf  43  gestiegen. 

Das  Spezielle  über  die  Mitglieder-Bewegung  ergiebt  sich  aus  Nachstehendem: 

Bestand  am  30.  Juni   1897 733  wirkliche  Mitglieder, 

Abgang  durch  Tod 14 

»  >       freiwilliges  Ausscheiden  oder 

Streichung ■     ■       4.^ 

Zusammen     56  wirkliche  Mitglieder, 
bleiben     077   wirkliche  Mitglieder. 

Zugang  durch  Aufnahme .     .     .       38 ^ ^ 

Ist-P>estand  715  wirkliche  Mitglieder. 

Ehrenmitglieder  zählte  der  Verein 17 

Abgang:  G.  Stoll,  Königl.  Ökonomierat-Proskau, 
von  Hövel,  Rittergutsbesitzer-Berlin. 
J.  Hoff  mann,  Königl.  Ökonomierat  und 

Rittergutsbesitzer-Berlin   .....         3 

bleiben       14 
Zugang:    von  Saint-Paul  Illaire,  Hofmarschall 
a.  D. -Fischbach,  Schlesien, 
A.Marggraff,  Stadtrat-Gr.  Lichterfelde, 
F.  Gu de- Britz. 

Dr.    Brix,    Geh.    Regierungsrat  -  Char- 
lottenburg, 


Jahresbericht. 


375 


Übertrag      14 
Prof.  Dr.  Ferd.  Cohn.  Ceh.  Regierungs- 
rat, Ehrenbürger  der  Stadt  Breslau*)         5 


Ist-Bestand       iq. 
Korrespondierende  Mitglieder  waren     ...       39. 
Zugang:   Prof.  Dr.  Con  wentz-Danzig, 

Leichtlin,  Stadtrat-Baden-Baden, 
A.  Wagner.  Gärtnereibesitzer-Leipzig- 
Gohlis, 
Neu  vorgeschlagen  wird 

M.  W.  Robinson- London 4 


Ist-Bestand       43. 


\'on  den   wirklichen  Mitgliedern  sind  hiesige      .     .     436, 

auswrärlige   .     27Q 


Zusammen     715. 
Liebhaber  sind      .     .     296  gegen  301   im  Vorjahre, 
Berufsgärtner  sind     .     353        >'       370    »  » 

Vereine  sind      ...       67        »         62     ;'  » 

Zusammen     715  gegen   733  im  \'orjahre. 
r)ie  Zahl    der  Vereine,    Gesellschaften,    Redaktionen  etc.,    m.it    denen   der 
\'erein  im  Tausch-\'erhältnis  steht,  beträgt  71. 

II.  Die  MonatsA'ersammlungen  waren  stets  sehr  gut  besucht,  auch 
mehrfach  von  Damen,  und  boten  durch  die  vielen  interessanten  \'orträge  und 
Diskussionen,  sowie  durch  die  oft  in  reicher  Fülle  vorgeführten  Pflanzen  und 
sonstigen  Gegenstände  viel  Anregung. 

III.  Vorträge  wurden  gehalten: 

Am  29.  Juli   1897:  Herr  Prof.  Dr.  Frank-Berlin:  Die  Monilia-Epidemie 

der  Sauerkirschbäume; 
am  30.  September  1897:  Herr  Dr.  P.  Graebner-Berlin:  Die  Entstehung 

der  norddeutschen  Heide; 
am  28.  Oktober  1897:    Herr  Königl.  Obergärtner  Habermann-Schloss 

Monbijou :  Pflanzendekorationen ; 
am     25.    November     1897:      L.    Wittmack  -  Berlin  :     Geschichte     des 

Stiefmütterchens,  nach  Wittrock; 
am  30.  Dezember  1897:    Herr   Bezirksgeologe    Dr.  H.  Potonie-Berlin: 

\'orweltliche  Pflanzen  als  Dekorationsmittel: 
am  20.  Januar  1898:  Herr  Dr.  Di  eis- Berlin:  Die  Flora  Chinas; 
am  24.  Februar    1898:    Herr    Prof.    Dr.  Frank-Berlin:    Die    San    Jose'- 

Schildlaus; 
am  28.  April   1898:  L.  Wittmack-Berlin:  Die  Ausstellung  in  Gent. 

IV.  In  den  Ausschusssitzungen  der  technischen  Ausschüsse,  sowie  in 
den  Sitzungen  der  vereinigten  Ausschüsse  standen  zumeist  wichtige  Tagesfragen 
zur    Erörterung:    So    vor    allem    die    bereits    erwähnten   Beratungen    über    die 


*}   Ist  inzwischen  am   24.  Juni  verstorben. 


376_ 


Jahresbericht. 


Reorganisation  der  Königl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark  bei  Potsdam,  die 
Schutzzollfrage,  die  \'orbesprechungen  über  die  für  Alitte  Februar  1900  geplante 
Grosse  Winter-Rlumen-Ausstellung,  lür  die  das  Landes- Ausstellungs-Gebäude 
am  Lehrter  Bahnhof  in  Aussicht  genommen  ist,  falls  es  sich  heizbar  machen 
lässt,  und  die  Xeugründung  eines  Ausschusses  zur  Beurteilung  und  Prämiierung 
von  Pflanzendekorationen.  Auf  Antrag  des  Vorstandes  bestätigte  die  Vereins- 
Versammlung  vom  26.  Mai  er.  den  Dekorations-Ausschuss  und  erkannte  ihm  das 
Recht  zur  Erteilung  von  Medaillen  zu.  Es  steht  zu  hoffen,  dass  hierdurch  der 
gute  Geschmack  bei  Ptlanzendekorationen  immer  mehr  gehoben  werde. 

V.  Ausflüge  aller  Ausschüsse  wurden  gemacht  am  22.  Juli  1897  nach  der 
neuenGärtnerei  desKönigl.HoflieferantenGartenbau-Direktor  Herrn  G.A.Schultz 
in  Lichtenberg  bei  Berlin:  am  2.  September  1897  nach  dem  \'ersuchsfeld  auf  den 
städtischen  Rieselfeldern  in  Blankenburg  und  nach  der  Gärtnerei  der  Herren 
Spielberg  &  de  Coene  in  Franz.  Buchholz.  Am  2.  Juni  1898  fand  eine  Be- 
sichtigung der  Ptlanzendekorationen  des  Herrn  Handels-  und  Landschaftsgärtners 
\V.  Wendt-Berlin  im  Savoy-Hotel  und  Hotel  Bristol  statt. 

VI.  Das    nachgesuchte    Wertzeugnis    konnte    fünfmal    erteilt    werden: 
1.  u.  2.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Ed.  Grass   in  Mariendorf- Südende   bei  Berlin 

je  einmal  für  die  im  Jahre   1896  aus  Samen  gezogenen  Cactus-Dahlien 
»Dorothea«  und  »Meteor«. 

3.  Herrn    Ernst    Westenius    Xachf.-Hildesheim    für    den    neuen  Apfel 
>^Andenken  an  Palandt«. 

4.  Herrn  Landes-Oekonomierat  Goethe-Geisenheim  a.  R.  für  Früchte  der 
neuen  Birnensorte  »Frau  Louise  Goethe«. 

5.  Herrn  Max  Wundel-Oranienburg  für  eine  neue  Varietät  von  «Cattleya 
Trianae«. 

VIT.  An  Medaillen  für  andere  \'e reine  wurden  je 
1   grosse  silberne, 
1  kleine  silberne, 
1  bronzene  Vereinsmedaille  verliehen: 

1.  An    den  Gartenbau-\'erein    zu  Steglitz    für   seine  Chrysanthemum-Aus- 
stellung vom  17. — 21.  November  1897. 

2.  An   den  Gartenbau-Verein   zu  Altenburg  für  seine  Landes-Gartenbau- 
Ausstellung  vom  24. — 30.  September  1897. 

3.  An    den  Gartenbau-Verein    zu  Angermünde   für  seine  Obst-Ausstellung 
vom   2. — 3.  Oktober  1897. 

4.  An    den  Gartenbau-\'erein   für  den  Kreis  Steinberg  zu  Wilster  für  die 
Ausstellung  vom   17. — 29.  September   1898  in  Glückstadt. 

5.  An  den  Gartenbau-\'erein  für  Wriezen  und  17mgegend  »Flora'<  für  seine 
Ausstellung  im  Anfang  September  1898. 

6.  An  den  Gartenbau-Verein  Liegnitz  für  seine  Grosse  Winter-Ausstellung 
vom  21. —  25.  Januar   189S. 

VIII.  Die  Vermeil-Medaille  wurde  in  der  heutigen  Versammlung  Herrn 
Geheimen  Ober-Bergrat  Dr.  Hauchecorne-Berlin  als  Liebhaber  und  Herrn 
Gärtnereibesitzer  F.  Bluth-Gr.  Lichterfelde  als  Gärtner  zuerkannt. 

IX.  Zweien  seiner  Mitglieder  konnte  der  Verein  für  langjährige  treue 
Dienste  die  grosse  silberne  Medaille  als  Auszeichnung  verleihen,  Herrn 
F.  Baselt.  Obergärtner  bei  Herrn  Königl.  Gartenbau -Direktor  Stadtrat  Brandt- 


Jahresbericht.  377 


Charlottenburg,  mit  der  Inschrift:  >Für  25jährige  treue  Dienstzeit'<  und  Herrn 
Stadt.  Garteninspektor  A.  Fintelmann-Humboldthain  mit  der  Inschrift:  >Zum 
25jährigen  Aratsjubiläum.« 

X.  Das  Vereinsorgan,  die  »Gartenlloras  ist  in  unveränderter  Weise 
Aveiter  erschienen.  Reichen  Stoff  bot  ihm  die  Jubiläums-Ausstellung,  und  die 
Redaktion  glaubte  durch  bildliche  Wiedergabe  vieler  der  schönen  Ausstellungs- 
gegenstände den  Ausstellern  wie  den  Besuchern  ein  dauerndes  Erinnerungsbild 
an  die  hervorragende  Ausstellung  geben  zu  sollen.  —  Wünschenswert  wäre 
eine  lleissigere  Benutzung  des  Annoncenteils  seitens  der  Mitglieder;  die  grossen 
Mehr-Ausgaben  für  vermehrte  Abbildungen  lassen  sich  nicht  bestreiten,  wenn 
nicht  auch  Mehr-Einnahmen  durch  Annoncen  eintreten.  Die  Leser  der  Garten- 
flora stellen  ein  kauflustiges  Publikum  dar  und  ist  auf  ein  Erfolg  der  Anzeigen 
gewiss  zu  hoffen.     Auch  der  Sprechsaal  könnte  mehr  benutzt  werden. 

XI.  Die  Bibliothek  hatte  sich  eines  steigenden  Besuches  zu  erfreuen, 
was  vornehmlich  der  Fertigstellung  des  neuen  Kataloges  zuzuschreiben  ist. 
Es  wurden  204  Werke  an  81  Leser  verliehen.  Ausserdem  wurden  in  den 
Ausschusssitzungen  viele  Werke  und  Zeitschriften  eingesehen  bezw.  ausgegeben. 
Besonders  zu  erwähnen  ist,  dass  auch  ein  vom  russischen  Ackerbau-Ministerium 
zum  Studium  des  deutschen  Gartenbaues  abkommandierter  Herr  die  reichen 
Schätze    der  Bibliothek    entdeckt    hat    und    sich   solche   eifrig  zu   nutze  macht. 

XII.  Versuchswesen.  Am  21.  Oktober  führte  der  Ausschuss  für  Topf- 
düngungsversuche in  den  Räumen  des  Klubs  der  Landwirte  den  sämtlichen 
Ausschüssen  die  vorjährigen  Kulturen  (Georgine  »Jubelbraut«)  vor.  Die 
Erläuterungen,  welche  die  Herren  Gärtnereibesitzer  Bluth,  Hofgärtner 
li offmann  und  Prof.  Sorauer  gaben,  erregten  das  allseitigste  Interesse. 

Ueber  die  Kulturversuche,  die  auf  den  Rieselfeldern  der  Stadt  Berlin  in 
Blankenburg  ausgeführt  wurden,  haben  die  Herren  Hoflieferant  J.  Klar  und 
Obergärtner  Mende-Blankenburg  in  den  Heften  1,  2  und  3  der  Gartenflora 
von   1898  ausführlichen  Bericht  erstattet. 

Allen  Herren,  die  sich  um  das  Versuchswesen  so  verdient  gemacht  haben, 
sei    auch    an    dieser  Stelle    der    herzlichste  Dank    des  Vereins    ausgesprochen. 

XIII.  Samen  Verteilung.  Von  den  unentgeltlich  nur  an  Mitglieder  des 
Vereins  abzugebenden  Samen  wurden  2235  Proben  an  88  Empfänger  versandt, 
gegen  2364  Proben  und  96  Empfänger  im  Vorjahr. 

XIV.  Der  Besuch  der  Fachschule  für  Gärtner  hat  sich  fast  auf  der- 
selben Höhe  gehalten  wie  im  Vorjahre.  Es  nahmen  112  junge  Gärtner  daran 
teil.  Leider  muss  auch  in  diesem  Jahre  wieder  darüber  Klage  geführt  werden, 
dass  so  viele  junge  Leute  den  Unterricht  nicht  regelmässig  besuchten,  wodurch 
die  Erfolge  stark  beeinträchtigt  wurden. 

XV.  Über  die  Kassenverhältnisse  wird  der  Herr  Schatzmeister  be- 
richten. 

XVI.  In  erfreulicher  Weise  unterstützten  die  Vereinsmitglieder  die  durch 
Überschwemmung  geschädigten  Gärtner,  es  gingen  ein  1 107.05  M..  dazukamen 
noch  aus  der  Vereinskasse   1000  M.,  in  Summa  2107,05  M. 

XVII.  Auf  Antrag  des  Vorstandes  wurden  die  Herren  Gärtnereibesitzer  Kgl. 
Hoflieferant  Gustav  Adolph  Schultz-Lichtenberg  bei  Berlin  und  Baumschul- 
besitzer Theodor  Jawer-Xieder-Schönhausen  vom  Kgl.  Ministerium  für  Land- 


oyg  Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt. 


Wirtschaft.  Domänen   und    Forsten  zu    Cartenbaudirektoren,    Herr    ( )bergärtner 
Weidlich  am  Borsigschen  Garten  zum  Garteninspektor  ernannt. 

XVIII.  Die  Hauptaufgabe  muss  es  nun  sein,  wieder  mehr  Mitglieder  zu 
werben,  denn  der  Verein  kann  seine  segensreiche  Thätigkeit  in  vollem  Masse 
nur  ausüben,  wenn  ihm  die  nötigen  Mittel  zur  Verfügung  stehen. 

XIX.  Dass  der  Verein  aber  eine  segensreiche  Thätigkeit  entfaltet,  die 
Überzeugung  haben  wohl  alle,  namentlich  diejenigen,  die  in  treuer  Arbeit  mit 
geholfen  haben,  insbesondere  die  Männer,  welche  bei  der  Ausstellung  beteiligt 
waren  und  die  Mitglieder  der  Ausschüsse,  welche  so  manche  Stunde  dafür  ge- 
opfert haben.  Wenn  aber  kürzlich  aus  Allerhöchstem  Munde  den  Berliner 
Garten-  und  Parkanlagen  ein  warmes  Lob  gespendet  wurde,  so  darf  sich  der 
Verein  in  stiller  Freude  sagen,  dass  es  vorwiegend  seine  Mitglieder  waren, 
welche  eine  so  schöne  Gestaltung  herbeigeführt.  Strebe  der  Gartenbau  weiter, 
um  immer  mehr  sich  des  Lobes  Sr.  Majestät  des  Kaisers  würdig  zu  erweisen. 
Xach  \'erlesung  des  Jahresberichtes  erhoben  sich  die  \'ersammelten  und 
stimmten  begeistert  in  den  Ruf  des  Direktors  ein:  Unser  Allergnädigster  Pro- 
tektor S.  M.  der  Kaiser  und  König  Wilhelm  II.  er  lebe  hoch,  hoch,  hoch! 


Die  Konferenz  über  Reorganisation 

der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark-Potsdam 
am  10.  Juni  \S9S*). 

Nach  eigenen  stenographischen  Aufzeichnungen  im  Auszuge  von  L   Wittmack. 
Frage  5.     Welche  Fächer  sollen  betrieben  werden? 

a)  naturwissenschaftliche, 

b)  allgemein  wirtschaftliche, 

c)  allgemein  bildende, 

d)  gärtnerische. 

Allseitig  war  man  dafür,  dass  eine  gute  naturwissenschaftliche  Vor- 
bildung gegeben  werden  müsse.  Herr  Encke  empfahl  von  allgemein  wirt- 
schaftlichen: Betriebslehre,  Buchführung,  Arbeiterschutzgesetzgebung  etc.  Bei 
den  allgemein  bildenden  Fächern  wurde  die  Frage  angeregt,  ob  auch  neuere 
Sprachen  gelehrt  werden  sollen.  Herr  Encke  erklärt  sich  dagegen,  da  die 
Zeit  nicht  ausreiche;  dagegen  wünscht  er  unter  gärtnerischen  Fächern  im  letzten 
Kursus  für  die  Landschaftsgärtner  Aquarellieren  bei  einem  Berufsmaler.  Er 
hält  5  Semester  l'nterricht  für  nötig. 

Herr  Mächtig  ist  für  neuere  Sprachen. 

Herr  StoU  giebt  eine  interessante  Übersicht  über  die  \'erteilung  des 
Stoffes  auf  den  verschiedenen  Anstalten.  Rechnet  man  die  Stunden  im  1.  und 
2.  Jahrgange  zusammen,  so  ergiebt  sich: 

Potsdam.         Proskau.         Geisenheim. 

Obstbau 0  Stunden.     17  Stunden,      iS  Stunden. 

Landw.  Pflanzenbau —  v  2  »  —         >' 

Gartenbau 19         »  12  ^  9         » 

Landschaftsgärtnerei S         «  4         »  3         * 


Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt.  -^^q 

Potsdam.         Proskau.        Geisenheim. 
l'bertrag     33  Stunden.     35  Stunden,     30  Stunden. 

Zeichnen 23         >  17  >  li  > 

Feldmcssen 6         >>  9         »  0         » 

Botanik 10         "  ly         "  lO         » 

Chemie  und   Physik S         *  15  »  17         » 

Zoologie —         '>  4         ^  5         * 

(in  Proskau  noch  Bienenzucht.) 

Betriebslehre 2         »  3         »  2         » 

Deutscher  Geschäftsaufsatz —         >>  —         >>  2         » 

Stenographie —         «  3         »  —         » 

Mathematik 10         «  6         >'  9         » 

Rechtskunde —         »  2         >  —         » 

Kunstgeschichte .     .       2         » —         >■> —         » 

94  Stunden,   114  Stunden,     99  Stunden. 

Auf  eine  Anfrage,  ob  nicht  die  höhere  xMathemalik  etwas  zu  viel  getrieben 
werde,  ob  man  nicht  besser  thue,  schwierigere  \'ermessungen  durch  einen 
Landmesser  ausführen  zu  lassen,  wird  von  den  Herren  Mächtig,  Encke, 
Brodersen  und  Hampel  bemerkt,  dass  nicht  zu  viel  gefordert  werde,  der 
Landschaftsgärtner  müsse  oft  schnell  teilweise  Aufnahmen  machen,  und  wer 
nicht  praktisch  gelernt  hat,  Terrains  aufzunehmen,  kann  auch  nichts  entwerfen. 
Der  Künstler  muss  seinen  Entwurf  dann  wieder  selber  ins  Freie  übertragen 
und  kann  dazu  keinen  Landmesser  zur  Hilfe  nehmen.  Die  Cbungsstunden  im 
Feldmessen  müssten  aber  vermehrt  werden. 

Herr  Ministerialdirektor  Thiel  resümiert:  Gründliche  naturwissenschaft- 
liche Bildung  wird  als  notwendig  erklärt,  von  den  wirtschaftlichen  Flichern 
Betriebslehre  und  Buchführung  sowie  Arbeiter-Gesetzgebung.  Die  modernen 
Sprachen  sind  dem  Privatfleiss  zu  überlassen.  Ein  gewisses  Mass  von  Geodäsie 
ist  wenigstens  für  Landschaftsgärtner  notwendig. 

Frage  ö.     In  welchem  LTmfange  sollen   diese    Fächer    betrieben    werden? 
also  wie  viel  Jahreskurse  und   wie  viel    Stunden    für    jedes    Fach  und 
jeden  Kurs? 

Diese  Frage  wird  nicht  näher  diskutiert,  da  das  mehr  Details  sind. 

Frage  7.     Soll  nur  theoretischer  Unterricht   stattfinden    oder    sollen  auch 
praktische  Übungen  nebenher  gehen? 
Bei  Bejahung  der  letzteren  Frage:  in  welchen  Fächern  und  in  welchem 
L'mfange,  obligatorisch  oder  freiwillig? 

Herr  Koopmann:  4  Semester  reichen  nicht  aus;  die  praktische  Arbeit 
kann  zwar  beschränkt  werden,  unter  allen  Umständen  ist  aber  ein  Kursus  von 
2'/2  Jahren  nötig,  aus  besonderen  Gründen  im  Oktober  beginnend  und  im 
März  endigend,  wozu  vorher  2'-..  Jahre  Lehrzeit  kommen  würden.  In 
ersten  4  Semestern  empfiehlt  sich  an  4  Tagen  rein  theoretischer  Unterricht, 
an  2  Tagen  (nicht  3,  wie  bisher)  praktische  Arbeiten  und  Übungen.  In  dem 
5.  Semester,  der  Selecta,  fallen  die  praktischen  Übungen  weg  ;  es  würden  in 
der  Selecta  täglich  vormittags  4  Stunden  gegeben  werden  können,  die  Nach- 
mittage müssten  freibleiben  zu  eigenen  Arbeiten  oder  Repetitionen,  ebenso  schon 
die    Nachmittage    der    praktischen    Arbeitstage    im    3.    Semester  (Winter)    zum 


38o 


Jahres-Rechnung   1897  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


Verein  zur  Beförderung  des  Gartenb 


.lalireüi-H«' 


Der  Etat 
setzt  aus 


J  291   DO 
2  940J  — 
12  830 

3  00 

2  QOO 

3o 


3i./i2.   1896 
101  5G801 


Einnahmen 
Titel  und  Gegenstand  der  Einnahmen 

An  Kassenbestand  am  3i/i2   iSqö 

Titel  I  Zinsen  von  belegten  Kapitalien      .     . 

II  An  Zuschüssen 

„    ?II     „    Mitglieder-Beiträgen 

„    IV  Aus  Vermächtnissen 

.,      V     .,    dem  Vereins-Organ 

,,    \l     .,    unvorhergesehenen  Einnahmen    . 
Zu      „    III  An  Resten  aus  1896 

Summa 

Vermögensbestand  3i./i2.   180,7 

An  Barbestand 

An  Effekten: 

,,    3'/„%  Landschaftl.-Zentral-Pfandbriefe .     .     . 
V    3  V2  7ü  .  Pi'suss.  konsolidiert.  Staatsanleihe   .     . 

„    4      %  Berliner  Pfandbriefe 

„    4'o%  Berliner  Pfandbriefe 

Ein  Sparkassenbuch  No.  21  368 

,1  ,,  No.  21  3ÖQ 

Summa 

Nachträglich  nachgewiesene  Zinsen  von  4000  M. 

3V2%  '"^onsols  laut  Anweisung.     .     .     . 

Summa 


.//. 


10  281  24 


0  Ooo  — 
^2  400  — 

1  800  — 
I  200  — 

235  35 
39  97 


3  266  20 

2040!  — 

.2478- 

3oo  — 

2  896  3>) 

2040 

7'J  — 


2  1  979  Qt) 


I  2  808  20 


Ol   20 T  J2 


104  10; 


107  .-^o 


I      1 04  .--c  I  02 

J.   F.   L 


Hören  von  Vorlesungen  an  anderen  Hochschulen,  zum  Blumenmalen,  Unterricht 
in  Sprachen  etc. 

Herr  Alinisterialdirektor  Thiel:  Es  sind  auch  die  Kosten  zu  berücksichtigen. 
Die  praktische  Thätigkeit  auf  der  Schule  kostet  dem  jungen  Mann  Geld;  als 
Gehilfe  dagegen  verdient  er  sich  Geld  durch  praktische  Thätigkeit. 

Herr  Hampel  ist  für  5  Semester  ohne  jede  praktische  Arbeit  in  ihrem 
bisherigen  Sinne.  Die  5  Semester  sind  nötig,  um  den  Zeichenunterricht  und 
das  Feldmessen  in  erhöhtem  Masse  lehren  zu  können.  Durch  die  praktische 
Arbeit  werden  die  jungen  Leute  müde  und  können  dann  in  dem  theoretischen 
Unterricht  nicht  folgen.  Das  Übertragen  der  Feldmess-Aufnahmen  auf  Papier 
sollte  im  Unterricht  selbst  geschehen. 

Herr  Ükonomierat  Späth  ist  für  4  Semester.  Die  praktische  Arbeit  ist 
ganz  fallen  zu  lassen,  30  junge  Leute  auf  einem  kleinen  Terrain  zu  beschäftigen, 
ist  nicht  möglich;  das  führt  zum  Bummeln. 

Herr  Koopmann:  Wenn  genügend  Material  und  genügend  Terrain  da 
ist,    können     die    jungen    Leute  wohl    durch    praktische    Arbeit    etwas    lernen, 


Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt. 


3S  in  den 

mg   18»7. 


Preuss.  Staaten 


Der  Ktst 
setzt   aus 


3  823 

I  ooo 

800 

9  Soo 

I  2  5o 

420 

3oo 

5  00 

200 

800 


A  u  s  g  a  h  L-  n 
Titel  und  (jegenstand   der  Ausgaben 

Titel     I  Besoldungen 

„       II  Amtliche  und  ökonomische  F]edürfnisse    . 

„     III  Zu  den  Sammlungen   des  Vereins     .     .     . 

„     IV  Kosten  des  Vereins-Organs 

,,      V  Zu  gärtnerischen  Versuchen 

„     VI  Zum   gärtnerischen  Fortbildungs  Unterricht 

„   VII  Zu  Prämien  hei  Ausstellungen      .... 

,,  VIII  Zu  den  Kosten  des  Jahresfestes    .... 

„     IX  Fuhikosten  und  unvorgese..ene  Ausgabe  . 

5.  Bibliotheks-Katalog 

Laut  Beschluss  des  Vereins 

für  die  Ueberschwemmren  bewilligt 


Kaiser  Wilhelm-  und  Auyusta-Stiftung. 

An  Barbestand 

.,    Sparkassenbuch , 

„    EtTekten 


c//. 


3716; 

I  070' 
3i  i' 
10  3oS 
987 
420 
237 

3o 

883 


I  000 


19  jOj 


ÜQ4.-. 

244  S2 

ü  200  — 


Ü  .■'Ö4  23 


381 


imoister": 


z.  B.  in  der  Treiberei.  Kein  Dozent  kann  vorwärts  kommen,  wenn  er  nicht  in 
der  Praxis  zeigen  und  einüben  lassen  kann,  was  er  in  der  Theorie  gelehrt. 
Das    ist    gerade  wie  beim  Feldmessen. 

Herr  Goethe:  Arzte.  Tierärzte,  Künstler,  Musiker  müssen  auch  praktisch 
arbeiten.  Vierzehn  Tage  dauert  es,  ehe  Einer  ein  geschickter  Okulierer  wird, 
ebenso  braucht  man  eine  gewisse  Zeit,  ehe  man  die  Vermehrung,  die  Blumen- 
zucht, die  Teppichgärtnerei,  die  Treiberei,  den  Gemüsebau  etc.  eingehender 
kennen  gelernt  hat.  Und  nun  gar  die  Obstbaumpflege!  Man  muss  selber  auf 
dem  Baum  gesessen  haben,  um  zu  wissen,  wie  man  einen  Baum  schneiden 
muss.  Dem  Wanderlehrer  glaubt  der  Bauer  kein  Wort,  wenn  er  sieht,  dass  er 
es  selber  nicht  versteht.  Manche  jungen  Leute  haben  auch  nicht  die  geistige 
und  körperliche  Kraft,  um  ununterbrochen  geistige  Arbeit  zu  verrichten.  Die 
praktische  Arbeit  darf  aber  keine  Tagelöhnerarbeit  sein,  sondern  muss  immer 
mit  Geist  betrieben  werden.  In  neuerer  Zeit  sind  noch  die  vielen  praktischen 
Arbeiten  zur  Bekämpfung  der  Schädlinge  hinzugekommen.  Die  Zahl  der 
Demonstrationen  muss  vermehrt  werden,  die  Zahl  der  Arbeiter  für  die  gewöhn- 
lichen groben  Arbeiten  aber  auch. 


Q^2  Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt. 

Herr  Ministerialdirektor  Thiel:  Ein  tüchtiger  Gärtner  soll  praktisch 
tüchtig  sein.  Ist  es  nun  die  Aufgabe  der  Gärtnerlehranstalt,  dem  Gärtner  alles 
zu  lehren,  was  er  noch  nicht  kann,  sowohl  nach  der  theoretischen  wie  nach 
der  praktischen  Seite  hin,  um  einen  in  allen  Zweigen  festen  Gärtner  zu  erlangen 
dann  muss  man  auf  die  praktische  Ausübung  manueller  Fertigkeiten  ein  be- 
deutendes Gewicht  legen.  Ich  stehe  aber  auf  einem  anderen  Standpunkt.  Ich 
verpflichte  mich  gar  nicht,  den  Gärtner  als  einen  in  allen  Zweigen  sattelfesten 
zu  entlassen,  sondern  erwarte,  dass  er  die  Praxis  vorher  gelernt  hat  oder 
nachher  lernt. 

Herr  Hampel  stimmt  Herrn  Thiel  bei.  Die  Praxis  rauss  .in  der  Praxis 
erlernt  M'erden,  der  junge  Mann  zahlt  nicht  teures  Geld  für  die  Lehranstalt, 
um  weiter  als  Lehrling  zu  arbeiten. 

L.  Wittmack  betrachtet  es  als  einen  glücklichen  Ausweg,  dass  in  dem 
Fragebogen  nicht  von  praktischen  Arbeiten,  sondern  von  praktischen  Übungen 
die  Rede  ist.  Praktische  Übungen  seien  gar  nicht  zu  entbehren,  ebensowenig 
wie  in  der  Medizin,  der  Malerei,  der  Musik.  Zu  den  praktischen  Übungen  ge- 
hören natürlich  auch  die  Arbeiten  im  Laboratorium  und  im  Mikroskopieren  etc. 
Selbstverständlich  dürfen  einfache  Tagelöhnerarbeiten  nicht  von  den  Studierenden 
ausgeführt  werden,  wohl  aber  müssen  sie  mit  Überlegung  die  schwierigeren 
gärtnerischen  Arbeiten  ausführen.  Wie  soll  ein  Gärtner  später  z.  B.  Obstbaum- 
schnitt nach  wissenschaftlichen  Grundsätzen  ausfuhren,  wenn  er  nicht  selber 
fleissig  unter  Aufsicht  des  Lehrers  es  geübt  hat.  Ahnlich  ist  es  mit  dem 
Hybridisieren  etc. 

Herr  Echtermeyer  vertritt  denselben  Standpunkt  wie  Herr  Wittmack. 

Herr  Siebert  ist  gegen  regelmässige  praktische  Arbeit,  aber  für  praktische 
Übungen  und  Demonstrationen,  soweit  sie  zum  ^'erständnis  notwendig  sind. 
Es  müsste  Gelegenheit  geboten  sein,  dass  der  Schüler  die  Praxis  lernt,  welche 
er  in  seiner  Lehrzeit  nicht  kennen  gelernt  hat. 

Herr  Benary:  Ich  bin  für  praktische  Thätigkeit,  wenn  auch  in  be- 
schränkter Weise.  Alle  Pllanzenkenntnis.  alle  Sortenkenntnis,  welche  der 
Schüler  sich  in  seiner  Lehre  angeeignet  hat,  würde  sonst  verloren  gehen,  wenn 
Sie  einen  wirklich  passionierten  Gärtner  2  —  2'A,  Jahre  verhindern,  die  Praxis 
zu  treiben  und  benehmen  Sie  ihm  dadurch  die  Lust  zur  Sache. 

Herr  Späth:  Es  ist  merkwürdig,  dass  im  allgemeinen  die  Theoretiker 
und  die  Lehrer  an  den  Schulen  für  die  praktische  Arbeit  sind,  die  Praktiker 
gegen  die  praktischen  Arbeiten  auf  der  Hochschule.  Der  verstorbene  Baum- 
schulbesitzer Lorberg  hat  zuerst  den  Fortfall  der  praktischen  Arbeit  vor- 
geschlagen, weil  die  jungen  Leute  sich  die  Übung  in  derselben  viel  billiger 
und  leichter  in  der  Praxis  aneignen.  Wenn  Herr  Benary  furchtet,  dass  die 
jungen  Leute  zu  viel  vergessen,  so  ist  darauf  hinzuweisen,  dass  ja  das  Arboretum 
und  der  botanische  Garten  in  der  Nähe  sind.  Bei  Dubreuil  und  Lepere  in 
Paris,  auf  der  Garteabauschule  in  Gent  u.  s.  w.  wurde  nur  vom  Lehrer  ge- 
schnitten, die  Schüler  erlernten  den  ßaumschnitt  nur  durch  die  Demonstrationen, 
nicht  durch  eigene  Ausübung  desselben  während  des  Unterrichts.  Auch  in 
der  neuen  Gärtnerlehranstalt  dürfte  nie  von  den  jungen  Leuten  im  Mustergarten 
geschnitten  werden,  sonst  würden  sie  die  Bäume  bald  verderben. 

Wenn  Herr  Goethe  gesagt  hat,  das  Okulieren  sei  den  meisten  Schülern 
nicht    bekannt,    so    ist  diese  Unkenntnis  allerdings    bedauernswert:    es    genügt 


Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt.  o^o 

aber,  wenn  die  jungen  Leute  auf  der  Anstalt  bei  i4tägiger  Übung  lernen,  wie 
man  das  Auge  behandelt,  denn  Veredler  werden  sie  noch  lange  nicht.  Wie 
lernen  es  die  Leute  in  den  Baumschulen?  Die  Jungen  sinds,  die  immer 
die  \'eredlungen  binden  müssen,  die  üben  sich  im  Okulieren  in  der  Hecke, 
und  wenn  sie  zur  \'eredlung  zugelassen  werden,  können  sie  schon  vom  ersten 
Tage  an  gut  okulieren.  Man  überlasse  die  praktische  Lehre  der  Lehrzeit 
und  der  Gehültenzeit;  auf  der  Gärtnerlehranstalt  soll  nur  die  Theorie  gelehrt 
werden. 

Herr  StoU:  Ich  möchte  die  praktischen  Arbeiten  in  Proskau  nicht  missen, 
obwohl  wir  es  ja  viel  leichter  hätten,  wenn  sie  nicht  wären.  Wenn  aber  die  neue 
Anstalt  Ilochschulcharakter  haben  und  kein  Internat  sein  soll,  da  würde  die 
Durchführung  praktischer  Arbeiten  sehr  grosse  Schwierigkeiten  haben.  Nur 
aus  diesem  Grunde  wäre  ich  dafür,  die  praktischen  Arbeiten  fallen  zu  lassen. 
Der  grösste  Teil  derselben  müsste  dann  durch  Demonstrationen  ersetzt  werden; 
das  ist  für  den  Schüler  angenehm,  für  den  Lehrer  aber  schwer;  viele  Sachen 
lassen  sich  aber  auch  nicht  durch  Demonstrationen  allein  lehren  und 
lernen. 

Herr  Perring  erklärt  sich  gegen  praktische  Arbeiten  und  möchte  aus- 
schliesslich Theorie  und  praktische  Übungen  nur,  soweit  sie  unerlässlich  sind.  Für 
Topfpflanzenkultur  verspreche  ich  mir  von  praktischen  Arbeiten  gar  nichts. 
Für  Formobstzucht  gebe  ich  zu,  dass  ein  grösseres  Anschauungsmaterial  nötig 
ist,  ebenso  für  Fruchttreiberei.  Marktpflanzenkulturen  aber  sind  ganz  über- 
flüssig. Bei  der  Dresdener  Schule  ist  jede  praktische  Thätigkeit  ausgeschlossen, 
Topfptlanzenkulturen  können  die  Schüler  der  Potsdamer  Anstalt  bei  Handels- 
gärtnern, im  botanischen  Garten  oder  in  grossen  Privatgärten  sehen.  Wie  Herr 
Goethe  schon  gesagt  hat,  lernen  ältere  Leute  viel  mehr,  ich  könnte  ein  Bei- 
spiel nennen,  wo  der  jetzige  Inspektor  eines  botanischen  Gartens  noch  in 
reiferen  Jahren  das  Pomologische  Institut  in  Proskau  besuchte  und  ausser- 
ordentlichen Nutzen  davon  gehabt  hat. 

Herr  Mächtig:  Dass  jemand,  der  schon  praktisch  fertig  ist,  am  meisten 
lernt,  ist  richtig.  Wenn  aber  die  jungen  Leute  zwei  Jahre  ohne  praktische 
Arbeit  sind,  dürfte  das  nicht  zweckmässig  sein.  Der  Gärtner  muss  Ausdauer 
lernen. 

Herr  Brodersen  ist  gegen  jeden  praktischen  L'nterricht,  nur  für  praktische 
l'bungen  und  Demonstrationen.  Es  sollen  keine  Arbeiten  ausgeführt  werden, 
die  eigentlich  einem  Arbeiter  zukommen.  Gerade  die  Antipathie  gegen  das 
praktische  Arbeiten  kam  aber  daher,  weil  die  Eleven  gerade  zu  solchen  Be- 
schäftigungen herangezogen  wurden.  In  einer  Anstalt  wurden  wichtige  Arbeiten 
nicht  vom  Gros  der  Schüler  gemacht,  sondern  von  4 — 5  Eleven,  welche  4  bis 
0  Wochen  lang  sämtliche  Quartiere  veredelten. 

Frage  8.     Soll  die  Anstalt  eine   Lehranstalt    oder    auch    Forschungs-  und 
Demonstrationsanstalt  sein? 
Wenn  letzteres  bejaht  werden  sollte,    für  welche    Zweige    des   Garten- 
und  Obstbaues? 

Allgemein  wird  anerkannt ,  dass  die  Anstalt  auch  Forschungs-  und 
Demonstrationsanstalt  sowie  Auskunftsstation  sein  müsse.  Herr  Goethe 
wünscht,  dass  die  Versuchsstation  unabhängig  von  der  Schule  sei,  Herr  Späth 
ist  dagegen,  weil  sonst  leicht  unnütze  \'ersuche  gemacht  werden  könnten. 


•}Sa  Dis  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt. 

Frage  9.     Mit   welchen  theoretischen    und    praktischen    Unterrichts-    und 
Demonstrationsmitteln  ist  demgemäss   die  Anstalt  auszustatten? 
Anzahl  und  Stellung  der  Lehrer? 
Anzahl  und  Art  der  Gebäude? 

Grösse  der  erforderlichen  gärtnerischen  und  sonstigen  Anlagen? 
Versuchs-  und  Übungsfelder? 

Auf  Wunsch  des  Herrn  Engler  wird  die  Frage   11  hiermit  verknüplt. 

Frage   11.     Empfiehlt  sich  eine  Verlegung  der  Anstalt  nach  Dahlem? 
Verhältnis  zu  dem  Kgl.  Garten? 
Verhältnis  zu  dem  Botanischen  Garten? 

Herr  Ministerialdirektor  Thiel:  Dahlem  kann  ein  grosses  wissenschaft- 
liches Zentrum  werden.  Ausser  dem  Botanischen  Garten  mit  seinem  grossen 
Arboretum  und  der  Cärtnerlehranstalt  wird  das  Versuchsfeld  der  landwirtschaft- 
lichen Hochschule  dort  Platz  erhalten,  dann  die  biologische  Station,  an  die  sich 
vielleicht  eine  grössere  agrikulturchemische  Versuchsstation  knüpft.  Die  Vor- 
teile, welche  diese  Lage  der  Gärtnerlehranstalt  bietet,  würden  aber  vielleicht 
zu  teuer  erkauft  werden,  wenn  die  Verbindung  mit  den  Königlichen  Hofgärten 
aufgegeben  werden  müsste;  das  ist  Gottlob  nicht  der  Fall,  für  einen  Selecta- 
kursus  in  Landschaftsgärtnerei  wird  sich  das  \"erhältnis  sogar  wahrscheinlich 
noch  günstiger  gestalten.  Andererseits  liegt  Dahlem  den  Berliner  Gärten  näher, 
was  auch  seine  Vorteile  hat. 

Vv^ir  hoffen  die  Anstalt  zu  einer  staatlichen  machen,  die  Lehrer  fest 
anstellen,  für  die  Hauptlächer  ständige  Lehrer  und  ausserdem  Hilfslehrer 
anstellen  zu  können. 

Es  soll  der  Unterricht  mehr  spezialisiert  werden  und  mehr  Spezialisten 
für  einzelne  Fächer  berufen  werden. 

Eine  Frage  ist  noch  die,  ob  es  nötig  ist.  noch  grosse  Gewächshäuser  zu 
haben,  da  in  dem  nahe  gelegenen  botanischen  Garten  für  etwa  1Y2  Millionen 
Gewächshäuser  erbaut  werden. 

Herr  Engler:  Zunächst  werden  im  botanischen  Garten  die  Kulturhäuser 
errichtet  werden,  daneben  ein  grosses  Kalthaus;  erst  später  werden  die  Schau- 
häuser an'  die  Reihe  kommen,  welche  von  allem  das  Sehenswerteste  enthalten 
werden.  Die  Kulturen  sollen  ganz  spezialisiert  werden,  wie  sie  übrigens  jetzt 
schon  sind,  also  besondere  Häuser  für  Orchideen,  Araceen,  Bromeliaceen, 
Kakteen,  Neuholländer,  Kappflanzen  u.  s.  w.  Die  \'ergrösserung  darin  ist  nicht 
so  erheblich,  etwa  1/4  des  jetzigen  Raumes  wird  mehr  gebraucht  werden. 

Herr  Späth:  Es  sind  unter  diesen  Umständen  nur  Häuser  für  Wein-. 
Obst-  und  Gemüsetreiberei  nötig.  Für  den  Formobstgarten  würden  1Y2 — 2  ha 
erforderlich  sein.  Ausserdem  ist  nötig  ein  grosser  Obstgarten  tür  den  land- 
wirtschaftlichen Obstbau.  Man  muss  die  Arten  des  Obstbaues,  wie  er  in 
den  verschiedenen  Gegenden  z.  T.  schon  seit  Jahrhunderten  und  mit  Erfolg 
betrieben  wird,  vorführen;  endlich  muss  ein  Gemüsegarten  namentlich  auch 
zur  Kultur  feinerer  Gemüse,  wie  z.  B.  Bleichsellerie,  Artischocken  etc.  vor- 
handen sem. 

Herr  Echtermeyer:  Ilauptlehrer  müssten  eingestellt  werden  für: 
1)  Obstzucht.  2)  Landschaftsgärtnerei,  3)  Botanik,  4)  Chemie  und  Physik,  5)  Be- 
triebslehre   und    Buchführung;     Hilfslehrer    für,    ö)    Mathematik,     7)    Pflanzen- 


Die  Konferenz  über  Reorganisation  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt.  ^Sc, 


kultur,  8)  Gemüsebau.  9)  Architektur  und  Kunstgeschichte,  10)  Obst-  und  Ge- 
müsetreiberei, 11)  Zeichnen  und  Malen,   12)  ev.  für  fremde  Sprachen. 

An  Gebäuden  wären  erforderlich:  1)  Ein  Anstalcsgebäude  mit  Wohnräumen 
für  den  Leiter,  2)  ein  Oekonomiegebäude,  3)  ein  Laboratorium,  4)  ein  Wohn- 
gebäude für  die  Reviergärtner,  5)  Ausstellungsgebäude,  Räume  für  Obstverwertung, 
6)  Stallgebäude.  7)  Konservatorium,  8)  mehrere  Gewächshäuser  für  Spezial- 
kulturen  z.  B.  für  buntblättrige  Gehölze,  zur  Anzucht  von  Teppichptlanzen  für  kleine 
Schmuckanlagcn.  •  )bst-  und  Gemüsetreibereien  etc..  —  Auch  ein  Coniferen- 
Arboretum,  in  welchem  die  verschiedenen  Varietäten  vorgeführt  werden,  welche 
doch  in  einem  botanischen  Garten  nicht  so  ausführlich  zur  Darstellung  gelangen 
können,  wäre  erwünscht. 

L.  Wittmack  fragt,  ob  über  die  Lage  des  Platzes  für  die  Gärtner-Lehr- 
anstalt schon  Näheres  entschieden  sei;  so  viel  ihm  bekannt,  werde  sie  nicht 
in  die  unmittelbare  Nähe  des  bot.  Gartens  kommen  können,  weil  dort  das 
Terrain  zu  wertvoll  sei.  Im  übrigen  empfiehlt  er,  dass  mehrere  Gewächshäuser 
für  Treibereien,  aber  auch  zur  Anzucht  von  Blumen  errichtet  werden,  sonst 
nehme  man  dem  Gärtner  jede  Freudigkeit. 

Herr  Hampel  wünscht  ein  nicht  zu  grosses  Terrain,  Treibereien  können 
die  jungen  Leute  in  Potsdam  sehen,  auch  in  und  um  Berlin  sind  viel  Treibereien. 
Der  Unterricht  leidet  durch  ein  zu  grosses  Terrain.  —  Die  landwirtschaftlichen 
Obstkulturen  werden  besser  ganz  von  der  Anstalt  getrennt,  denn  es  wird  sonst  die 
Aufmerksamkeit  von  der  Lehranstalt  abgelenkt. 

Auf  eine  Anfrage  betreffs  Versuchs-  und  Uebungsfelder  bemerkt  Herr 
Encke:  Ein  Terrain  zum  Abstecken  von  entworfenen  Plänen  ist  sehr  empfehlens- 
wert; ich  benutzte  bisher  die  Stoppelfelder  oder  wirkliche  Neuanlagen  zu  der- 
artigen Übungen.  Wenn  solche  im  Semester  nicht  hinreichend  ausgeführt 
wurden,  so  fehlte  es  mehr  an  der  Zeit,  als  an  Gelegenheit.  Auf  dem  Uebungs- 
felde  aber  Terrainbewegungen  vornehmen  zu  wollen,  empfiehlt  sich  nicht,  die 
Eleven  haben  dazu  keine  Zeit  und  durch  Arbeiter  ausgeführt,  wird  es  sehr  kost- 
spielig. Auch  geben  derartige  Neuanlagen  zu  wiederholten  Malen  auf  dem- 
selben Gelände  ausgeführt  ein  ganz  falsches  Bild  von  den  einschlägigen  Ver- 
hältnissen. 

Herr  Möller:  Mehrere  Häuser  zum  Anziehen  von  Schmuckpflanzen,  sowie 
ein  Vermehrungs-  und  \'eredelungshaus  sind  notwendig,  ferner  ist  nötig  eine  ge- 
nügend grosse  Fläche,  um  Anpflanzungen  von  Gehölzen  zu  machen  in  der  Form, 
wie  sie  der  Landschaftsgärtner  braucht.  Der  bot.  Garten  wird  seine  Gehölze 
nach  ganz  anderen  Grundsätzen  anpflanzen  und  mehr  die  reinen  Arten  bevorzugen; 
eine  Reihe  von  Formverschiedenheiten  wird  der  Landschaftsgärtner  nicht  ent- 
behren können.  Man  sollte  ferner  nicht  allzuviel  Gewicht  darauf  legen,  dass 
die  Treibereien  in  den  Kgl.  Hofgärten  besucht  werden  dürfen;  es  ist  besser 
eigene  Fruchttreibhäuser  zu  haben. 

Herr  Hampel  will  keine  Häuser  zum  Erziehen  von  Pflanzen,  aber  ein 
Uebungsfeld  für  Absteckerarbeiten  und  eine  möglichst  grosse  Zahl  von  Lehr- 
kräften,  weil  diese    für  die  Ausbildung  der  Schüler    das  Allerwertvollste  sind. 

Herr  Engler:  Die  Anpflanzung  von  Gehölz- Varietäten  ist  auch  im 
botanischen  Garten  in  ziemlich  ausgedehntem  Masse  vorgesehen.  Wir  Botaniker 
legen  gegenwärtig  viel  mehr  Wert  darauf  als  früher,  weil  sie  uns  ein  äusserst 
wertvolles  Lehrmittel  sind  für  die  Demonstration  der  Variabilität  der  Pflanzen. 


o85  Das  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten. 


Es  sind  auch  im  jetzigen  bot.  Garten  schon  solche  Gruppen  angelegt.  Aller- 
dings pflanzen  wir  sie  im  allgemeinen  nicht  nach  dekorativen  Prinzipien,  aber 
am  Abhänge  des  grossen  Schauhauses  sollen  dekorative  Varietäten  der  Coniferen 
Platz  erhalten. 

L.  Wittmack  spricht  über  die  Form  der  Versuchsstation.  Man  könne 
diese  als  ein  eigenes  Institut  schaffen,  man  könne  aber  auch  wie  an  der  land- 
wirtschaftlichen Hochschule  jedem  Lehrer  als  Forscher  ein  bestimmtes  Gebiet 
überweisen.  Er  hält  ein  eigenes  Institut  für  die  Gärtner-Eehranstalt,  zumal 
dies  auch  Auskunftstation  sein  könnte,  für  besser.  Im  übrigen  regt  er.  um 
mehr  Spezialisten  als  Lehrer  zu  haben,  die  Zulassung  von  Privatdozenten  an. 

Herr  Stoll  empfiehlt  die  gärtnerischen  Fächer  alle  durch  Haupt- 
lehrer, nicht  einige  durch  Hilfslehrer  vortragen  zu  lassen.  Die  wissenschaft- 
lichen Lehrer  an  den  Instituten  sind  bis  jetzt  im  Range  bedeutend  höher  als 
die  gärtnerischen;  an  der  neuen  Anstalt  müssten  beide  gleich  gestellt  werden. 
Etwaiger  Mangel  an  geschulten  Lehrkräften  für  eine  Hochschule  würde  bald 
aufgehoben  werden,  wenn  die  Bezahlung  dieser  Lehrkräfte  der  akademischen 
Ausbildung  entsprechen  würde. 

lo.  Wie  sind  die  Verhältnisse  der  Schüler  zu  gestalten?  a)  Internat 
oder  Privatwohnung?  b)  Schulmässiger  oder  akademischer  L^nterrichtsbetrieb? 
c)  Allgemeiner  Schulzwang  oder  Lernfreiheit?  d)  Gemischtes  System?  e)  Möglich- 
keit der  Auswahl  bestimmter  Fächer  mit  Zwang  zur  Absolvierung  derselben, 
wenn  nicht  im  ersten,  so  doch  im  zweiten  oder  dritten  Kursus. 

Im  allgemeinen  sprach  man  sich  betreffs  a)  gegen  ein  Internat  aus,  lieber 
sollte  der  Staat,  um  die  weniger  Bemittelten  zu  unterstützen,  mehr  Stipendien 
aussetzen.  Die  übrigen  Teile  der  Frage  waren  mehr  oder  weniger  schon  bei 
den  früheren  Punkten  diskutiert;  nur  wurde  von  mehreren  ein  halbjährliches 
Examen  gewünscht  ev.  Repetitorien. 

Frage   ii  ist  schon  bei  Frage  y  mit  behandelt. 

Hierauf  schloss  Flerr  Ministerialdirektor  Dr.  Thiel  die  Konferenz,  welche 
einschliesslich  einer  einstündigen  Pause  von  ii  bis  6'.,  Uhr  gedauert  hatte, 
mit  einem  Dank  an  die  Anwesenden  für  ihre  Ausdauer  und  ihre  Mithilfe.  Die 
Ratschläge,  bemerkte  er,  werden  reiflichst  erwogen  werden.  Ich  kann  aller- 
dings nur  wiederholen,  dass  in  dieser  schlechten  Welt  zwischen  dem  Idealen 
und  der  Realisation  gewöhnlich  einige  grosse  Differenzen  liegen,  und  wenn 
vielleicht  die  Sache  dereinst  nicht  überall  Ihren  Wünschen  entsprechen  sollte, 
so  bitte  ich  dies  der  Zeit  und  den  Umständen  zu  gute  zu  halten. 


Das  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten. 

(Aus  dem  amtlichen   Bericht  über  die  Weltausstellung  In  Chicago  1893.) 

Von  Dr.  L.  Wittmack. 

fa)    Pfirsich, 
on    geradezu    staunenswerter    Bedeutung    ist    in    den    Vereinigten    Staaten 
der  Anbau  der  Pfirsiche.     Nach  dem  ii.  Zensus  von  1890  war  die  Anbau- 
fläche noch  weit  grösser  als  die  des  Weinstockes,  nämlich  507  736  acres  gegen 
401  261  acres  Wein*),  also  rund  205000  ha,  der  Wert  des  Ertrages  wurde  auf 

*)  Deutsches  Reich    120000  ha  Wem  ■=r  ?oü  000  acres. 


Das  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten.  «^(^■y 


76  160400  Dollars,  rund  305  Millionen  Mark,  geschätzt,  die  Zahl  der  dabei  be- 
schäftigten Personen  auf  226  000;  das  Anlagekapital  betrug  1890  über  90  Millionen 
Dollars  oder  300  Millionen  Mark.  Leider  fehlen  noch  die  Zahlen  für  den 
Apfelbaum,  so  viel  ist  aber  sicher,  dass  der  Pfirsichbaum  nächst  dem  Apfel- 
baum für  die  Vereinigten  Staaten  der  wichtigste  Obstbaum  ist.  Dank  dem 
späten  Frühjahr  kann  er  selbst  in  den  nördlicheren  Staaten  gebaut  werden, 
da  selten  die  Blüten  erfrieren,  und  dank  der  grossen  Sommerwärme  und  dem 
langen  schönen  Herbst  ist  fast  mit  Sicherheit  auf  ein  gutes  Reifen  der  Früchte 
zu  rechnen.  Während  wir  gewohnt  sind,  den  Pfirsichbaum  als  einen  weich- 
lichen, wenig  winterharten  Obstbaum  anzusehen,  erträgt  er  in  den  Vereinigten 
Staaten  meist  die  grösste  Kälte  ohne  Schaden,  da  sein  Holz  im  Herbst  gut  aus- 
reift. Indess  nördlich  einer  Linie,  die  vom  Mohawkfluss  nach  Boston  geht, 
muss  er  im  Winter  geschützt  werden.  Dass  er  im  Süden,  so  weit  nicht  gar 
zu  subtropisches  Klima  herrscht,  und  ebenso  in  Kalifornien  gut  gedeiht,  ist 
selbstverständlich.  Aber  auch  in  den  Prairiestaaten,  selbst  in  Utah  und  im 
südlichen  Oregon  giebt  es  Pfirsiche. 

Trotzdem  würde  man  aber  irren,  wenn  man  annähme,  der  Pfirsichbaum 
würde  überall  mit  gleichem  Erfolge  kultiviert.  Nein,  es  giebt  gewisse  Gegenden, 
die  ganz  besonders  dafür  geeignet  sind.  Das  §ind  im  Osten  namentlich  die 
sandigen  Böden  in  den  Staaten  Delaware,  Maryland  und  Xew-Jersey,  wo  Tausende 
von  Hektaren  damit  bedeckt  sind,  andererseits  sind  es  die  sandigen  Flöhen  am 
Ostufer  des  Michigansees,  besonders  von  Grand  Haven  südlich  bis  St.  Joseph*), 
welche  für  die  mittleren  Städte  das  Hauptprodukt  liefern.  Dazu  kommen  noch 
einige  Gegenden  in  den  südlichen  Staaten,  Missouri  etc.  Wie  E.  S.  Goff, 
Madison,  Wisc.**),  bemerkt,  ist  es  eine  auffallende  Erscheinung,  dass  am  West- 
ufer des  Michigansees  der  Pfirsichbaum  kaum  den  Winter  überlebt  und  selten 
Früchte  bringt,  ja  einige  Meilen  noch  weiter  westlich  gänzlich  fehlschlägt  und 
nur  die  härteren  Sorten  Äptel  mit  Erfolg  gebaut  werden  können.  Die  Ursache 
muss  nach  Prof.  Winchell  darin  gesucht  werden,  dass  die  vorherrschend  Kälte 
bringenden  Winde  dort  die  westlichen  sind  (es  bläst  übrigens  oft  genug,  auch 
selbst  im  Sommer,  ein  eisiger  Nordwind  über  den  Michigansee).  Diese  Winde 
sind  aber  im  Sommer  sehr  heiss,  sie  geben  die  Wärme  beim  Hinüberstreichen 
über  den  etwa  160  km  breiten  und  sehr  tiefen  See  ab,  nehmen  dieselbe  aber 
im  Herbst  und  Winter  wieder  auf,  so  dass  sie  dann  am  Ostgestade  nicht  mehr 
so  kalt  sind.  Wir  sehen  hier  also  wieder  einen  schlagenden  Beweis  dafür, 
wie  mildernd  grosse  Wasserflächen  auf  das  Klima  einwirken.  Dazu  kommt 
am  Michigansee  aber  noch  ein  zweiter  LTmstand.  Es  läuft  in  dem  See  eine 
warme  Strömung  von  Süd  nach  Nord,  nahe  dem  Ostufer,  unzweifelhaft  ver- 
anlasst durch  den  Einfluss  vorherrschend  südwestlicher  Winde  auf  das  Wasser 
nahe  seinem  Ufer,  und  umgekehrt  geht  eine  kalte  Strömung  von  Nord  nach 
Süd  am  Westufer  hin,  im  kleinen  also  dasselbe  wie  beim  Golfstrom  im  grossen, 
nur  dass  dieser  mit  seinem  wärmsten  Wasser  westlich  verläuft. 

Die  Gegend  bei    St.    Joseph    am    Michigansee    erinnert    einerseits    an  ein 
kleines  Seebad,    andererseits    an  den    blühenden    Obstgarten    von    Werder    bei 


*)  Die  Counties  Berrien,  van  Buren,  Allegan,  Ottawa  und  Muskegon  sind  die  Haupt- 
obstgegenden von  Michigan.  Eighth  Annual  Report  of  the  State  Pomological  Society  of 
Michigan    1878.     Lansing    1870,  S.  4. 

**)    Fruit    Districts    geographically     considered,     in  Proceed.     Amer.     Pomological     Society, 
Session    i8qi,  S.  5q. 


ogg  Das  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten. 


Potsdam.  Am  Ufer  tiefer  Dünensand,  in  dem  noch  einige  Häuser,  Villen  aus 
Holz,  auch  aus  Stein,  stehen,  dann  erhebt  sich  das  Terrain  steil,  erweist  sich 
aber  als  weiter  nichts  als  eine  festgelegte  Düne.  Die  Obstanlagen  finden  sich 
im  Süden  des  Ortes  und  bestehen  hauptsächlich  aus  Pfirsich-  und  Weinanlagen 
Die  Pfirsichbäume  sind  alles  Halbstämme,  wie  überhaupt  in  Amerika;  das  und 
der  sandige  Boden  dazu  machen  eben  die  Ähnlichkeit  mit  Werder  aus.  Im  Gegen- 
satz zu  Werder  stehen  aber  die  Pfirsiche  nicht  auf  hügeligem  Terrain,  sondern 
auf  flachen  Feldern,  die  oft  gar  nicht  eingezäunt  sind.  Die  Bäume  haben  nur 
eine  Stammhöhe  von  1,20  m.  die  Krone  zeigt  etwa  die  doppelte  Höhe,  ein  Kind 
kann  also  an  die  Krone  reichen.  Die  Entfernung  der  Bäume  beträgt  nur  etwa  4m 
im  Quadrat.  Jeder  Stamm  hat  vier  bis  fünf  Hauptäste,  ursprünglich  nur  zwei. 
Die  meisten  Bäume  erschienen  sehr  glatt  und  gesund  und  trugen,  obwohl  noch 
klein  und  jung,  ziemlich  reichliche  Früchte  (am  13.  August,  ein  Teil  war  schon 
abgeerntet).  Die  Früchte  waren  aber  nur  klein.  Einige  zeigten  trockene 
Zweige  und  waren  gar  nicht  ausgeschnitten.  Der  Boden  zwischen  den  Baum- 
reihen wird  meist  unbestellt  gelassen,  aber  fleissig  gepflügt  oder  gegrubbert 
und  geeggt.  Alles  dies  geschieht  mit  1  oder  2  Pferden.  In  einer  Anlage  fanden 
sich  sehr  schön  aufrecht  gewaciisene  Brombeeren  zwischen  den  Reihen. 

Die  berühmteste  Pfirsichkultur  befindet  sich  in  Delaware,  auf  der  Halb- 
insel zwischen  der  Delaware-  und  Cheasapeake-Bay,  sie  ist  aber  immer  weiter 
nach  Süden  gerückt,  da  die  so  sehr  gefürchtete  Gelbkrankheit,  »Peach  yellow«, 
die  Bäume  tötete  und  man  vorzog,  neues  Land  zu  nehmen.  Man  findet  heute 
zwar  noch  Pfirsichanlagen,  bei  Middletown,  doch  ist  jetzt  das  Zentrum  zwischen 
Clayton  und  Dover.  Trotz  der  Krankheit  war  aber  die  Ernte  im  Jahre  1893 
eine  ganz  aussergewöhnlich  grosse. 

Nach  einer  mir  von  Herren  Rölcker  Sa  Sons,  Xew-York,  freundlichst 
übergebenen  Zeitungsnotiz  wurde  aus  Wilmington  in  Delaware  unter  dem 
10.  September  1893  berichtet,  dass  in  Delaware  über  6  Millionen  Körbe  ge- 
erntet seien,  nicht  alle  freilich  in  Delaware  allein.  "\'on  letzterem  Staate  waren 
es  die  Grafschaften  (counties)  Kent  und  Sussex,  von  Maryland  die  Grafschaften 
Kent,  Queen  Annes  und  Talbot.  Das  Versendungsgebiet  erstreckte  sich  von 
Richmond  in  Virginien  bis  Toronto  in  Canada,  westlich  bis  Chicago.  Neun 
Städte  zusammen  haben  über  1 V2  Millionen  Körbe  erhalten,  davon  New- 
York  600000,  Philadelphia  430000,  Boston  210000,  Wilmington  (Del.) 
120000.  Pittsburg  43000,  (Teveland  (Ohio)  36000,  ehester  (Penn.)  36000,  Buffalo 
30000  und  Providence  (R.  I.)  30000,  macht  in  Summa   1  öoo  000. 

Mit  der  Bahn  wurden  bis  zum  5.  September  5773  Waagen  zu  je  600  Körben, 
im  Ganzen  also  3  463  800  Körbe,  versandt.  Man  schätzt,  dass  i  Million  Körbe 
zu  Wasser  oder  mit  Gespann  verschickt  wurden,  eine  weitere  Million  zum  Ein- 
machen in  Blechbüchsen  und  zum  Dörren  sowie  für  das  Einmachen  der  Privaten 
benutzt  wurden  und  endlich  ]  Million  durch  Sturm,  Eisenbahnunfälle  oder 
Zugverspätungen  wegen  Verkehrsstörungen  zu  Grunde  gingen,  so  dass  im 
Ganzen  die  Ernte  über  6  Millionen  Körbe  betrug.  Der  Wert  dieser  grossen 
Ernte  ist  ungefähr  2  Millionen  Dollars  oder,  wenn  man  35  Cents  für  einen  Korb 
rechnet,  2  100000  Dollars.  Die  Züchter  haben  von  diesen  35  Cents  aber  nur 
6inen  durchschnittlichen  Xutzen  von   10  Cents  gehabt.         (Fortsetzung  folgt.) 


Kleinere  Mitleiluns'en. 


389 


Kleinere  Mitteilungen, 


Komprimierter  künstlicher  Dünger 
in  Metallkapseln. 

Die  Firma  Georges  T r u ff a u t  &  Co., 
Versailles,  bringt  für  Topfpflanzen  be- 
stimmte Düngerkapseln  in  den  Handel 
und  hatte  auch  damitkultiviertePflanzen 
in  Gent  ausgestellt,  wo  sie.  wie  auch 
in  Paris,  eine  goldene  Medaille  dafür 
erhielt.  Man  gräbt  zwei  oder  mehr 
Schachteln  in  die  Topferde  und  hat 
dann  z — 3  Monate  eine  stetige  Dünger- 
wirkung. Die  Firma  fertigt  ver- 
schiedene Gruppen  von  Dünger- 
kapseln und  man  muss  angeben,  für 
welche  Pflanzen  man  sie  verwenden 
will.  Eine  Schachtel  mit  20  Kapseln 
kostet  1,50  Fr.  Wir  empfehlen  nament- 
lich Liebhabern  einen  Versuch. 

L.  W. 

Botanischer  Verein  für  die  Provinz  Brandenburg. 

In  der  Aprilsitzung  schilderte  Prof. 
Schumann,  der  die  Versammlung 
leitete,  den  Lebenslauf  des  am  5.  April 
in  Lichterfelde  dahingeschiedenen  Kon- 
suls Leopold  Krug  und  verweilte 
insbesondere  bei  der  verdienstlichen 
botanischen  Thätigkeit,  durch  die  der 
\'erstorbene  die  Kenntnis  der  west- 
indischen Pflanzenwelt  in  hohem  Grade 
gefördert  hat.  Nachdem  Krug  in  jahre- 
langem Aufenthalte  aufPortorico  dessen 
naturwissenschaftliche  und  archäo- 
logische Schätze  kennen  gelernt  und 
reichhaltige  Sammlungen  nach  Berlin 
gebracht  hatte,  entwarf  er  hier  mit 
Prof.  L^rban  den  Plan  zur  Veröffent- 
lichung einer  Flora  der  Insel.  Der 
Botaniker  Sintenis  durchstreifte  (1883 
bis  1887)  in  seinem  Auftrage  Portorico 
nach  allen  Richtungen  und  brachte 
eine  Sammlung  von  nicht  weniger  als 
looooo  Pflanzen  heim.  Später  wurde 
auch  der  sprachkundige  Baron  Eggers 
für  die  Durchforschung  der  anderen 
westindischen  Inseln  gewonnen.  So 
kam  eine  gewaltige  botanische  Samm- 
lung nach  Berlin;  Krug  und  Urban 
überwiesen  sie  dem  Botanischen  Mu- 
seum. Krug  verfasste  einen  20  Bände 
umfassenden  Katalog  westindischer 
Pflanzen  und  bearbeitete  auch  die 
Farnflora  der  Inseln.  Die  preussische 
Regierung  zeichnete  ihn  für  seine  Ver- 
dienste    durch     die     Verleihung     des 


Professortitels  aus.  Dem  Botanischen 
Verein  der  Provinz  Brandenburg  hat 
er  als  Ehrenmitglied  angehört.  Kustos 
Hennings  legte  eine  riesige  Alorchel 
(Morchella  data)  vor,  die  Dr.  Alfred 
Möller  im  Garten  der  alten  Forst- 
akademie in  Eberswalde  gefunden  hatte. 
Sie  besitzt  eine  Höhe  von  35  cm  und 
einen  Durchmesser  von  17  cm  und 
zeichnet  sich  ausserdem  durch  ihren 
eigentümlich  wabigen  Stiel  aus.  Als 
Gegenstück  zeigte  Herr  Flennings 
eine  andere  Morchelart  (Helvella  Eng- 
leriana),  die  nur  etwa  2 — 3  cm  hoch 
wird;  diese  kleinste  aller  Morcheln 
ist  von,Dr.  Lauterbach  aus  Auckland 
mitgebracht  worden.  Ausserdem  wurden 
die  in  Deutschland  sehr  seltene  Sar- 
coscypha  coccinea,  eine  schöne  Pezizee 
mit  prächtig  roten  Fruchtkörpern,  und 
ein  häutig  mit  Ilausschwamm  ver- 
wechselter Pilz,  der  Kellerschwamm. 
Coriophora  carabella.  der  in  feuchten 
Kellern,  Gruben  sowie  auch  im  Freien 
auf  Holz  und  Erde  auftritt,  von  Herrn 
Hennings  vorgelegt  und  besprochen. 
Hierauf  sprach  Dr.  F.  Jahn  über  die 
merkwürdige  Gruppe  der  Myxo- 
bakterien,  die  zuerst  im  Jahre  1892 
von  dem  amerikanischen  Pilzforscher 
Thaxter  beschrieben  w^orden  ist.  Es 
sind  in  Kolonien  lebende,  zum  Teil 
sogar  eine  gewisse  Arbeitsteilung  be- 
sitzende Bakterien.  In  ihrem  Lebens- 
lauf sind  ein  vegetativer  und  ein 
fruktifikativer  Abschnitt  zu  unter- 
scheiden. Ersterer  lässt  sich  voll- 
kommen mit  der  Zoogloeabildung 
mancher  Bakterien  vergleichen,  ein 
Zustand,  der  dadurch  ausgezeichnet 
ist,  dass  viele  Bakterien  in  einer 
Gallertmasse  vereinigt  sind.  Bei 
den  Myxobakterien  wächst  aber  die 
Zoogloea,  wenn  sie  sich  einige  Zeit 
durch  Teilung  der  Bakterien  vergrössert 
hat,  aus  der  Unterlage  heraus  und 
kapselt  sich  in  verschiedener  Weise 
ein.  Bei  der  höchststehenden  Gattung 
Chondromyces  werden  verzweigte 
Träger  gebildet,  die  an  ihrer  Spitze 
die  kleinen,  sternartig  angeordneten 
Gallertkapseln  oder  Cysten  tragen. 
Die  Cysten  fallen  bald  ab,  werden 
vom  Winde  verweht  und  keimen  bei 
günstiger  Gelegenheit,  indem  der 
schleimige  Inhalt    mit    den    darin  ein- 


39A 


Litteratur. 


gebetteten  Bakterien  heraustritt.  Bei 
einer  andern  Gattung  bilden  die  Bak- 
terien vor  oder  während  der  Ein- 
kapselung  Sporen.  Einige  auifallende 
Arten  der  Myxobakterien  sind  schon 
vor  Jahrzehnten  beschrieben  und  in 
älteren  mykologisehen  Werken  ab- 
gebildet, aber  immer  ganz  falsch  ge- 
deutet worden.  Herr  Kotz  de  legte 
eine  Brennessel  (Urtica  diöica)  vor, 
die  am  Beetzsee  bei  Brandenburg 
während  des  Frühjahrs  in  iV-j  m  tiefem 
Wasser  wächst  und  dann  lange,  blatt- 
lose Stengel  bildet.  Prof.  Thomas 
zeigte  die  Lichtabbildung  einer  von 
ihm  früher  beschriebenen,  jetzt  ab- 
geschlagenen vielgipfeligen  Fichte  von 
Luisenthal  i.  Th.,  und  Prof.  Schu- 
mann teilte  Beobachtungen  über  die 
epiphytischen  (aufBäumen  wachsenden) 
Cacteen  mit.  Liebhaber  machen  sich 
nicht  gern  an  die  Kultur  dieser  Ge- 
wächse, Aveil  sie  glauben,  ihnen  die 
gleichen  Lebensbedingungen  bieten  zu 
müssen,  unter  denen  sie  in  den  dunst- 
gesättigten Urwäldern  wachsen.  Dass 
aber  diese  Annahme  nicht  immer  zu- 
trifft, zeigt  schon  das  Beispiel  des  als 
Toptpflanze  so  häufig  gezogenen  so- 
genannten Schustercactus,*)  der  ein  Epi- 
phyt  ist,  aber  niemals  als  solcher 
kultiviert  Avird    und    doch   vortrefflich 


*,'  Phvllocactus  Altensteini 


gedeiht  (wie  man  sagt,  um  so  besser, 
je  schlechter  er  behandelt  wird).  Eine 
Untersuchung  der  epiphytischen  Cac- 
teen zeigt,  dass-  sie  wie  die  anderen 
in  Steppen  und  Wüsten  lebenden  Cac- 
teen xerophytisch  gebaut,  d.  h.  mit 
besonderen  Schutzeinrichtungen  gegen 
zu  starke  \'erdunstung  geschützt  sind. 
Die  auf  den  Bäumen  der  Urwälder 
wachsenden  Pflanzen  stehen  eben  unter 
ganz  anderen  Lebensbedingungen  als 
die  Erdgewächse,  denen  fortwährend 
reichlich  Wasser  aus  dem  Boden  zu- 
strömt. Sie  müssen  mit  ihrem  Wasser- 
vorrat sehr  sparsam  umgehen  und  be- 
sitzen daher  samt  und  sonders  eine 
xerophytische  Ausbildung,  um  die  Ver- 
dunstung einzuschränken.  Ausserdem 
aber  sind  die  epiphytischen  Cacteen 
gegen  die  Austrocknung  keineswegs 
besonders  empfindlich;  Rhipsalis  Cas- 
sytha  z.  B.  kann  unter  Umständen  bis 
auf  die  Hälfte  ihrer  Grösse  ein- 
schrumpfen, ohne  an  ihrer  Lebens- 
fähigkeit Schaden  zu  leiden.  Auch 
Prof.  Sorauer  führte  einige  an  Cac- 
teen gemachte  Beobachtungen  an, 
welche  zeigen,  dass  solchen  Pflanzen 
oft  kein  grösserer  Schade  zugefügt 
werden  kann,  als  wenn  sie  in  eine 
feuchte,  warme  Atmosphäre  gebracht 
werden,  während  sie,  unter  gewöhn- 
lichen Verhältnissen  kultiviert,  gut 
gedeihen.  (Voss.  Ztg.) 


Litteratur. 


Engler,  Dr.  A.  Sy  Ilabus  der 
Pflanzenfamilien.  Berlin,  Gebr. 
Bornträger,  2.  umgearbeitete  Auflage 
189S.     Preis  3,80  M. 

Das  imposante  Sammelwerk  ^Die 
natürlichen  Pflanzenfamilien«  liegt 
nahezu  vollendet  vor;  es  ist  deshalb 
mit  Freuden  zu  begrüssen,  dass  Ver- 
fasser sich  entschlossen  hat,  den 
Syllabus  in  zweiter  Auflage  erscheinen 
zu  lassen  und  dabei  die  Resultate  der 
neuesten  Forschungen,  soweit  sie  sich 
auf  die  verwandtschaftlichen  Verhält- 
nisse der  Gattungen  und  Familien  unter- 
einander beziehen,  bei  der  Anordnung 
der  Pflanzen  in  der  gänzlich  um- 
gearbeiteten neuenAuflage  zu  benutzen. 
Besondere  Berücksichtigung  haben  die 


Kultur-  und  Nutzpflanzen  erfahren,  von 
denen  die  wichtigsten  durch  fetten 
Druck  hervorgehoben  sind.  Dadurch 
erhält  das  Werk  auch  für  Gärtnerkreise 
eine  hohe  Bedeutung,  denn  die  Er- 
fahrung und  ein  eingehendes  Studium 
der  Kataloge  grosser  Handelsgärtnereien 
lehrt  zur  Genüge,  dass  selbst  in  den- 
jenigen grossen  Gärtnereien,  deien 
Chefs  als  tonangebend  an  der  Spitze 
ihrer  Fachgenossen  marschieren,  über 
die  Nomenklatur  und  die  Heimat  der 
kultivierten  Pflanzenarten  oft  die  denk- 
bar grösste  Unsicherheit  herrscht. 
Nicht  selten  findet  man  in  den  An- 
preisungen grosser  Baumschulen-, 
Stauden-  und  Samenhandlungen,  ganz 
abgesehen   von   den  häufig  (manchmal 


Litteratur. 


391 


fast  bis  zur  Unkenntlichkeit)  entstellten 
oder  falsch  geschriebenen  Namen,  in 
den  kurzen  beigefügten  Beschreibungen 
irrtümliche  Angaben  über  die  Familien- 
zugehörigkeit und  die  geographische 
Verbreitung  der  betr.  Arten.  So  trifft 
man  nicht  selten  Schreibweisen  wie 
Gypsophylla  statt  Gypsophila  und  sehr 
häufig  Gingko  statt  Ginkgo,  oder  An- 
gaben, dass  z.  B.  Hacquetia  eine  schön 
gelbblühende  Ranunculacee  sei,  oder 
dass  Asclepias  Cornuti  aus  Syrien  oder 
Castanea  vesca  aus  Nordamerika 
stamme,  dem  einzigen  Erdteil  der 
nördlichen  Hemisphäre,  in  dem  sie 
nicht  vorkommt. 

Derartige  grosse  Irrtümer  werden 
von  einem  Katalog  in  den  anderen, 
von  einem  Garten  in  den  anderen  über- 
nommen und  finden  sich  sogar  öfter 
in  den  Tauschangeboten  angesehener 
botanischer  Gärten  wieder.  Es  ist 
deshalb  ein  dringendes  Bedürfnis  ge- 
worden, dass  denjenigen  Gärtnern,  die 
auf  Exaktheit  ihrer  Angaben,  auf  Zu- 
verlässigkeit ihrer  Kataloge  Gewicht 
legen,  ein  billiges  wenig  umfangreiches 
Buch  an  dieHand  gegeben  wird,  welches 
ihnen  zuverlässige  Auskunft  über 
die  angedeuteten  Fragen  giebt.  Ein 
ausführliches  Register,  in  dem  die 
Namen  sämtlicher  im  Syllabus  ge- 
nannten Gattungen  und  der  wichtigsten 
Synonyma  aufgeführt  sind,  erleichtert 
die  Benutzung  des  Buches  ganz  un- 
gemein. Dr.  P.  Graebner. 


Musterblätter  der  Bindekunst. 
Anfang  nächsten  Monats  erscheint  im 
Verlage  der  »Bindekunst«,  J.  Olbertz, 
Erfurt,  ein  Album,  welches  auf  soKunst- 
blättern  von  starkem  Chromokarton 
eine  Anzahl  von  Musterwerken  der. 
Bindekunst  enthalten  wird.  Dieses 
Album  ist  bestimmt,  der  Kundschaft 
vorgelegt  zu  werden  und  bietet  gleich- 
zeitig dem  Blumenbinder  eine  stattliche 
Reihe  mustergiltiger  Vorlagen  für  die 
Ausführung  von  Blumen-Arrangements. 
Ein  Inhaltsverzeichnis  wird  dem  Werke 
in  deutscher,  französischer,  englischer, 
russischer  und  ungarischer  Sprache 
beigegeben.  Entsprechend  seinem 
Zwecke  wird  dieAusstattungdesWerkes 
sein.  Ganz  besonders  wird  darauf 
Wert  gelegt,  dass  das  Album  durch 
die  in  einem  Blumengeschäft  unver- 
meidliche Feuchtigkeit  nicht  be- 
schädigt wird.     Wenngleich  somit  die 


Haltbarkeit  des  Werkes  in  erster  Linie 
massgebend  bei  der  Ausstattung  ist, 
so  wird  trotzdem  auch  auf  äusserste 
Eleganz  gehalten,  sodass  selbiges  jedem 
Blumensalon  zu  einer  Zierde  ersten 
Ranges  gereichen  wird. 

Die  Grösse  der  einzelnen  Kunst- 
blätter beträgt  21  zu  27  cm.  Dieses 
Werk  erscheint  sowohl  in  losen  Blättern, 
welche  in  einer  vornehmen  Mappe  in 
Buntprägung  zusammengefasst  werden, 
als  auch  in  einem  hocheleganten  Pracht- 
einband. Der  Subskriptionspreis  be- 
trägt für  die  losen  Blätter  in  Mappe 
M.  6,  gebunden  M.  8.  Bestellungen 
sind  an  den  Bindekunst-Verlag,  J. Olbertz, 
Erfurt,  zu  richten.  Nach  Erscheinen 
des  Werkes  beträgt  der  Ladenpreis 
M.  8  resp.  M.   10. 


R.  Goethe.  Ein  sehr  gefährlicher 
Schädling  für  den  deutschen  Obstbau, 
in  Mitteilungen  über  Obst  und  Garten- 
bau, No.  2  und  3.  1898.  Organ  des 
nassauischen  Landes-Obst-  und  Garten- 
bau-Vereins.   (San  Jose-Schildlaus.) 


Aarsberetning  fra  Dansk  Frökontrol 
for  1895 — 1896  af  0.  Rostrup,  Köben- 
havn  1897.  —  Dasselbe  für  1896 — 1897, 
Köbenhavn  1898. 


Adressbuch  deutscher  Tierzüchter, 
-Liebhaber  und  Händler,  von  Otto 
Droescher.  Berlin  1898,  Preis  5  M., 
enthält  ein  Verzeichnis  von  Ac[uarien- 
und  Terrarien-Liebhabern,  Geflügel- 
züchtern, Hundezüchtern  und  -Lieb- 
habern, Vogelzüchtern,  Kanarien-  und 
Kaninchenzüchtern  etc.  Dem  alpha- 
betischen Personenverzeichnis  folgt  ein 
\'erzeichnis  von  Tierzuchtvereinen, 
geordnet  nach  den  einzelnen  Spezies 
der  Zucht. 

Dictionnaire  Iconographii[ue  des 
Orchidees  par  A.  Cogniaux  et 
A.  Goossens,  Decembre  1897. 


Xepenthes  v.  Harry  James  A^ehict 
Separatabdruck  aus  Journal  of  the 
royal  hortic.  soc.  London  1898.  Die 
Abhandlung  giebt  eine  sehr  interessante 
Geschichte  der  Gattung  Nepenthes  vom 
gärtnerischen  Standpunkte  aus. 

W.  R.  Dodson.  Leguminous  root 
tubercles,  results  of  Experiments.  New 
Orleans  1S97. 


OQ2  Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Personal-Nachrichten,  —  Tagesordnung, 

Ausstellungen  und  Kongresse. 


Magdeburg,  16.  u.  17.  September. 
xVusstellung  der  Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft.  Die  Deutsche  Dahlien- 
Gesellschaft  hielt  am  12.  Juni  in 
Magdeburg,  dem  Orte  der  ersten 
diesjährigen  Dahlien  -  Ausstellun  g, 
eine  Vorstands  -  Ausschusssitzung  ab, 
in  welcher  endgültig  der  16.  u.  17.  Sep- 
tember als  Ausstellungstag  festgesetzt 
wurde.  Eine  Preisverteilung  soll  nicht 
stattfinden,  und  das  Programm  schreibt 
freie  Konkurrenz  vor.  (Was  heisst 
das?'^')  Red.)  Bindereien,  vornehmlich 
aus  Dahlien  gearbeitet,  erhalten  einen 
bevorzugten  Raum  angewiesen.  Es 
trat  der  Wunsch  zu  Tage,  da.ss  alle 
Blumen  lang  geschnitten,  in  Gläsern 
stehend,  zur  Ausstellung  kämen,  und 
wurde  das  Lokal-Komitee  beauftragt 
grössere  Mengen  einheitlicher  Gefässe 
zu  beschaffen,  welche  den  Ausstellern 
gegen  massigen  Preis  leihweise  über- 
lassen werden.     Von  einem  zur  Schau- 

*)  Soll,  wie  wir  nachtraglich  ersehen,  heissen : 
keine  bestimmten  Aufsahen.  D.  Red. 


bringen  in  Kästen  soll  m.öglichst  Ab- 
stand genommen  werden,  weil  dabei 
der  Stiel  und  die  Haltung  der  Blumen 
nicht  erkennbar  sind.  Der  grosse 
Prunksaal  des  Fürstenhofes,  welcher 
anschliessend  an  die  Sitzung  besichtigt 
Avurde,  ist  als  ein  vorzügliches  Aus- 
stellungslokal zu  bezeichnen ,  Ca.  500  qm 
Raum  stehen  in  demselben  den  Aus- 
stellern zur  Verfügung  und  bei  Alehr- 
erforderniss  können  geräumige  Neben- 
säle noch  zu  Hülfe  genommen  werden. 
Ausserhalb  der  Binderei-Abtheilung 
dürfen  nur  Alitglieder  ausstellen. 
Freikarten  für  die  Angehörigen  und 
Angestellten  der  Aussteller  und  Mit- 
glieder werden  vom  Komitee  an  der 
Kasse  verabfolgt. 

Weitere  Auskunft,  wie  auch  das 
Programm  sowie  die  Gesellschafts- 
satzungen können  vom  Geschäftsführer 
der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft, 
II ein r.  Kohlmannslehner.  Schöne- 
berg-Berlin, Hauptstrasse  130,  be- 
zogen werden. 


Personal-Nachrichten. 


Zum  Gedächtnis  des  100jährigen  Ge- 
burtstages des  am  22.  März  1871  ver- 
storbenen Professors  der  Botanik  an 
der  Universität  Berlin,  Dr.  Carl 
Heinrich  Schultz-Schultzenstein, 
der  lange  Jahre  das  Amt  des  ersten 
Vorsitzenden  der  Gesellschaft  der 
Gartenfreunde  Berlins  bekleidet  hatte, 
begab  sich  am  8,  Juli  er,  eine  Depu- 
tation des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  bestehend  aus  den 
Herren  Bluth,  Loock  und  Wittmack 
nach    dem    auf   dem  alten  Dorotheen- 


städtischen  Kirchhof  in  der  Liesen- 
strasse  befindlichen  Grabe  und  legte' 
daselbst  einen  schönen  Lorbeerkranz 
nieder.  Sie  fand  das  Grab  von  lieber 
Hand  reich  geschmückt.  Zu  beiden 
Seiten  der  Nische,  welche  die  Marmor- 
büste des  Entschlafenen  birgt,  waren 
Blattpflanzen,  Evonymus  japonicus, 
Prunus  Laurocerasus  etc.  aufgestellt, 
während  Hortensien,  I-'uchsien  und 
andere  Blütenpflanzen  die  Seiten  des 
Grabes  zierten. 


Tagesordnung 

für  die 

849,  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  d.  Gartenliaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  28.  Juli  1898,  6  Uhr. 

im  Kgl.  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse  6-7, 

1.   Ausgestellte    Gegenstände,    —    2.    Vortrag    des    Herrn    Hofgartner    Hoffmann     über 
belgische  Gärtnereien.    —   3,  Verschiedenes, 


Die  europäischen  Verwandten  der  San  Jose-Schildlaus. 

Von  Prof.  Dr.  Frank  und  Dr.  Frdr.  Krüger. 
(Hierzu  Abb.  84 — 90.) 
^^'on  der  San  Jose-Schildlaus    ist    in  dieser    Zeitschrift    schon    mehrfach    die 

Rede  gewesen.  In  einem  kurzen  Artikel*)  wurde  s.  Z.,  als  aus  Amerika 
die  beunruhigenden  Berichte  über  diesen  Schädling  erschienen  waren,  auf  die 
Bedeutung  dieser  Schildlaus  für  unsern  deutschen  Obstbau  hingewiesen.  In 
einem  weiteren  Aufsatz**)  wurde  dann,  nachdem  dieser  gefährliche  Parasit 
lebend  auf  importiertem  amerikanischen  Obst  aufgefunden  war,  die  Frage  er- 
örtert, was  nun  in  Deutschland  zu  thun,  und  ob  dieser  neue  Feind  der  Obst- 
kulturen vielleicht  schon  vorhanden  sei;  denn  wenn  auch  durch  die  von  der 
Regierung  getroffenen  Massnahmen***)  die  Gefahren  einer  Einschleppung  jetzt 
wesentlich  herabgemindert  sind,  so  ist  doch  immerhin  nicht  ausgeschlossen, 
dass  eine  solche  Verschleppung  schon  früher  stattgefunden  hat. 

Im  Hinblick  auf  diese  Möglichkeit  hat  der  Herr  Lanwirtschaftsminister 
die  Durchforschung  der  inländischen  Obstplantagen  und  Baumschulen  auf  das 
etwaige  Vorhandensein  der  San  Jose-Schildlaus  angeordnet.  Zu  diesem  Zweck 
sind  wir  sowie  die  Leiter  einiger  anderer  staatlichen  Institute  beauftragt  worden, 
die  von  den  Landwirtschaftskammern  etc.  zu  Revisoren  ausgewählten  Herren 
zu  Sachverständigen  für  diese  Untersuchungen  auszubilden.  Dieselben  haben 
innerhalb  der  letzten  Monate  ihre  Arbeit  begonnen. 

Durch  unsere  eigenen  inzwischen  fortgesetzten  Untersuchungen  und  durch 
die  vielen  Beziehungen,  die  jene  Sachverständigen  mit  uns  unterhalten  haben, 
sind  wir  in  der  Lage,  zu  erklären,  dass  bis  jetzt  die  echte  San  Jose-Schildlaus 
nirgends  konstatiert  worden  ist.  Alle  anders  lautenden  Gerüchte  in  den 
politischen  Zeitungen  haben  sich  glücklicherweise  nicht  bestätigt.  Freilich  ist 
damit  noch  keine  absolute  Gewissheit  gegeben,  dass  dieser  Schädling  noch 
nicht  eingeschleppt  sei,  da  die  Anfangsstadien  einer  Verseuchung  nur  zu  leicht 
übersehen  werden  können.  Nachdem  jedoch  die  allgemeine  Aufmerksamkeit 
einmal  auf  diese  gefährliche  Schildlaus  gelenkt  ist,  würde  man,  sollten  sich 
wirklich  vereinzelte  Herde  finden,  dieselben  gleich  im  Keim  ersticken  können. 
Und  gegen  die  weitere  Einschleppung  ist  das  oben  schon  erwähnte,  von  der 
deutschen  Regierung  getroffene  Einfuhrverbot  gerichtet.  Demselben  haben  sich 
inzwischen  auch  Österreich-Ungarn,  Holland,  Belgien  und  die  Schweiz  an- 
geschlossen, deren  Regierungen  damit  bewiesen  haben,  wie  wenig  Wert  auch 
sie  auf  die  von  gewissen  Seiten  gegen  die  deutsche  Regierung  erhobenen  An- 
griffe hinsichtlich  des  Einfuhrverbotes  legen. 


*)  Gartenflora   1897  pag.  608  u.  tF. 
**)  ,,  1898  pag.    i5o  u.  If. 

^■'**)  „  1898  pag.   106  u.  f. 


•2QA.  D'6  europäischen  Verwandten  der  San  Jose-Schildlaus. 

Aber  ausser  diesem  hinsichtlich  der  San  Jose-Schildlaus  negativen  Resultat 
haben  die  erwähnten  Nachforschungen  noch  ein  anderes  interessantes  Ergebnis 
gehabt.  Es  wurde  durch  sie  nämlich  festgestellt,  dass  eine  Schildlausart, 
welche  in  Deutschland  bisher  kaum  beachtet  oder  aber  mit  der  gleich  noch 
näher  zu  erörternden  Diaspis  ostreaeformis  zusammengeworfen  worden  war, 
eine  allgemein  verbreitete  und  die  Bäume  ebenfalls  recht  schädigende  sei.  Es 
ist  dies  die  in  der  Denkschrift*)  als  »auf  tyroler  Äpfeln«  vorkommende  Schild- 
laus bezeichnete,  die  jedenfalls  weit  grössere  Ähnlichkeit  mit  der  echten  San 
Jose-Schildlaus  hat  als  die  in  der  genannten  Schrift  als  »Aspidiotus  ostreae- 
formis« bezeichnete  rote  Schildlaus.  Wir  haben  dem  erstgenannten  Tiere  daher 
auch  den  Namen  »Europäische  Pseudo-San  Jose-Laus«**)  gegeben,  um 
einerseits  an  die  Ähnlichkeit,  andererseits  auch  an  bestimmte  organische  Unter- 
schiede zu  gemahnen,  welche  zwischen  den  Weibchen  dieses  und  des  bösartigeren 
amerikanischen  Tieres  bestehen. 

Die  Weibchen  dieser  beiden  Tiere,  also  der  echten  San  Jose-Laus  und 
der  Europäischen  Pseudo-San  Jose-Laus  sind  gelb  und  im  Gegensatz  zu  ihnen 
ist  das  der  bisher  als  Diaspis  ostreaeformis  bezeichnete  Schildlaus  rot.  Die 
Hinterleibsstruktur  dieses  Tieres  ist  wesentlich  anders  als  diejenige  der  beiden 
vorher  erwähnten  Tiere,  gerade  die  Struktur  des  Hinterleibes  gehört  aber  nach 
den  jetzigen  Anschauungen  zu  den  wichtigsten  Erkennungsmerkmalen  der 
Arten. 

Es  kommen  demnach  für  unsere  Obstbäume  von  den  mit  rundlichen, 
abhebbaren  Schilden  ^'ersehenen  Arten***)  drei  in  Betracht,  nämlich  i.  die  echte 
San  Jose-Schildlaus,  Aspidiotus  perniciosus,  2.  die  ihr  sehr  ähnliche  Europäische 
Pseudo-San  Jose-Schildlaus  und  3.  die  rote  austerschalenförmige,  bisher  kurz 
als  Diaspis  (bez.  Aspidiotus)  ostreaeformis  bezeichnete.  Sie  lassen  sich  durch 
folgende  Kennzeichen  unterscheidenf): 

L  San  Jose-Schildlaus,  Aspidiotus  perniciosus  (Abb.  84  u.  85). 

Schild:  1 — 2  mm  im  Durchmesser,  schwarzgrau,  in  der  Mitte  mit  wenig 
hellerem  Buckel. 

Farbe  der  Weibchen:  gelb. 

Anus  der  Weibchen:  auf  der  Rückenseite;  seine  Entfernung  von  der 
Insertion  der  JNIittellappen  des  Hinterleibsrandes  beträgt  ca.  die  1Y2 — 2 fache 
Länge  der  Mittellappen. 

Vaginalöffnung  der  Weibchen:  auf  der  Bauchseite,  in  der  Mitte  des 
letzten  Segments,  daher  vom  Anus  um  die  4-  bis  6  fache  Länge  der  Mittellappen 
entfernt. 


*)  Die  San  Jose-Schildlaus.  Denkschrift.    Herausgegeben  vom  Kaiserlichen  Gesundheitsamt. 

'^*)  Nicht     ,, europäische     San    Jose-Schildlaus",     wie     einige     politische     Zeitungen 
berichten. 

***)  Ausgeschlossen    sind    also    hier    die  Mytilaspis-Arten  mit  den   kommaförmigen    und  die 
Lecanium-Arten  mit  den  auf  dem  Rücken  der  Tiere  festsitzenden  Schilden. 

t)  Vergl.  unsern  diesbezüglichen  Artikel  in  No.  3c)  der  Deutchen  Landwirtschaftlichen 
Presse  1898,  der  zunächst  den  Zweck  hatte,  möglichst  schnell  und  von  vornherein  bei  den 
obenerwähnten  Nachforschungen  vor  etwaigen  Verwechslungen  zu  schützen.  Die  Stöcke  zu  den 
dort  gegebenen  Abbildungen  hat  die  Verlagshandlung  von  Paul  Parey  gütigst  auch  für  den 
heutigen  Aufsatz  zur  Verfügung  gestellt,  wofür  wir  ihr  unseren    besonderen  Dank  aussprechen. 


Die  europäischen  Verwandten  der  San  Jose-Schildlaus. 


393 


Spinnerets  (Filieren,  Bauchdrüsen):  stets  fehlend,  trotz  \'orhandenseins 
der  Vaginalöffnung. 

Struktur  des  Hinterleibsrandes  (vergl.  Abb.  S5):  In  der  Mitte  zwei 
schwach  konvergierende  Lappen  aa.  Durch  einen  sehr  schmalen  Einschnitt 
davon  getrennt  folgen  zwei  kleinere  Seitenlappen  bb,  hinter  denen  ein  zweiter 
Einschnitt  liegt.  Unter  dem  ersten  Einschnitt  hat  der  Leibesrand  zwei  lange 
schinkenförmige  Chitinverdickuugen,  und  aus  dem  Einschnitt  ragen  zwei 
schwach  sägeartig  gezähnte  Haarbildungen  hervor.  Der  zweite  Einschnitt 
bei  cc  hat  eine  kleinere  Chitinverdick  ungunter  sich   und    trägt  drei  gefranzte 


Abb.  84.     Hinterleibsteil  der  weiblichen  San  Jose-Schildlaus  (Aspidiotus  perniciosus). 


^U-, 


Abb.  85.     Rand  des  Hinterleibes  der  weiblichen  San  Jose-Schildlaus. 


Haarbildungen.  Dann  folgen  bei  dd  drei  zweispitzige  Haarbildungen,  von 
denen,  wie  unsere  Abbildung  zeigt,  oft  eine  oder  die  andere  stärker  ausgebildet 
oder  auch  bis  fast  zum  Verschwinden  abgeschwächt  ist.  Ausserdem  zeigt  der 
Hinterleibsrand  spitz  dolchförmige  Dornen,  von  denen  je  einer  am  Mitel-  und 
Seitenlappen,  sowie  vor  und  hinter  den  drei  zweispitzigen  Haarbildungen 
steht. 

Fortpflanzung:  die  Weibchen  gebären  lebende  Junge*);  diese  haben 'im 
Mutterleibe  spiralig  aufgerollte  Saugborsten. 


*j   Vergl.   die  Bemerkung  zu  der  Pseudo  San  Jose-Laus. 


396. 


Die  europäischen  Verwandten  der  San  Jose-Schildlaus. 


Abb.  80.     Hinterleibsteil  der  weiblichen  Europäischen  Pseudo  San  Jose-Schildlaus 
vor  der  letzten  Häutung. 


ß^ku. 


\      .  .dp  tyiTyn^uMC 


Abb.  87.     Hinterleibsteil  der  weiblichen  Europäischen  Pseudo  San  Jose-Schildlaus 
nach  der  letzten  Häutung. 


Abb.  88.     Rand  des  Hinterleibes  der  weiblichen  Europäischen 
Pseudo  San  Jose-Schildlaus. 


Die  europäischen  Verwandten  der  San  Jose-Schildlaus. 


397 


IL  Europäische  Pseudo-San  Jose-Schildlaus  (Abb.  S6  bis  88). 

Schild:  i — 2  m  im  Durchmesser,  schwarzgrau,  in  der  JMitle  mit  wenig 
hellerem  Buckel. 

Farbe  der  Weibchen:  gelb. 

Anus  der  Weibchen:  auf  der  Rückenseite;  seine  Entfernung  von  der 
Insertion  der  Mittellappen  des  Hinterleibes  beträgt  die  2-  bis  4fache  Länge  der 
Mittellappen. 


ty>^yrxCA£AyT 


Abb.  89.     Hinterleibsteil  der  roten  austernförmigen  Schildlaus. 


Abb.  90.     Rand  des  Hinterleibes  der  roten  austernförmigen  Schildlaus. 

Vaginalöffnung  der  Weibchen:  auf  der  Bauchseite  in  der  Mitte  des 
letzten  Segments,  daher  vom  Anus  um  die  4-  bis  6 fache  Länge  der  Mittel- 
lappen entfernt.  Die  Vaginalöffnung  fehlt  aber  anfangs  den  Weibchen  und  ist 
erst  nach  der  letzten  Häutung  vorhanden. 

Spinnerets  (Filieren.  Bauchdrüsen):  so  lange  fehlend,  als  die  \'aginal- 
öffnung  fehlt  (Abb.  86),  aber  regelmässig  mit  dieser  nach  der  letzten  Häutung 
erscheinend  (Abb.  87),  in  vier  länglichen  Gruppen  um  die  Vaginalöffnung;  die 
mittlere  fünfte  Filierengruppe  fehlt  oder  ist  nur  durch  einige  einzeln  stehende 
Filieren  angedeutet. 


qq3  Die  europäischen  Verwandten  der  San  Jose-Schildlaus. 

Struktur  des  Hinterleibsrandes  (vergl.  Abb.  88):  mit  der  San 
Jose-Schildlaus  bis  auf  folgende  Unterschiede  übereinstimmend:  Die  Mittel- 
lappen schwach  divergierend.  Der  ganze  Hinterleibsrand  ist  gleichmässiger 
stark  chitinisiert,  sodass  keine  gesonderten  langen  schinkenförmigen  Ver- 
dickungen hervortreten.  Im  zweiten  Einschnitt  stehen  oft  nur  zwei  kräftig 
gefranzte  Haarbildungen.  Die  zweispitzigen  Haarbildungen  sind  an  Zahl  und 
auch  an  Ausbildung  meist  vermindert, 

Fortpflanzung:  die  Weibchen  gebären  lebende  Junge;*)  diese  haben  im 
Mutterleibe  spiralig  aufgerollte  Saugborsten. 

III.  Rote  Austernförmige  Schildlaus   (Abb.  89  u.  90). 

Schild:  1  —  1Y2  nim  im  Durchmesser,  hellgrau  bis  schwärzlichgrau,  in 
der  Alitte  mit  braunem  Buckel. 

Farbe  der  Weibchen:  rosenrot,  mit  gelbem  Hinterleib. 

Anus  der  Weibchen:  auf  der  Rückenseite;  seine  Entfernung  von  der 
Insertion  der  Mittellappen  des  Hinterleibsrandes  beträgt  ca.  die  4-  bis  6 fache 
Länge  der  Alittellappen. 

Vaginalöffnung  der  Weibchen:  auf  der  Bauchseite,  in  der  Mitte  des 
letzten  Segments,  daher  vom  Anus  nur  um  die  einmalige  Länge  der  Mittel- 
lappen entfernt. 

Spinnerets  (Filieren,  Bauchdrüsen):  stets  vorhanden  mit  der  \'aginal- 
öffnung,  in  fünf  runden  Gruppen  um  dieselbe. 

Struktur  des  Hinterleibsrandes  (vergl.  Abb.  90):  Zwischen  den 
Mittellappen  aa  und  den  sehr  kleinen  Seitenlappen  bb  befindet  sich  nur  ein 
kleiner  Einschnitt  mit  kleiner  länglicher  Chitinverdickung.  Die  gefranzten  und 
zweispitzigen  Haarbildungen  fehlen  gänzlich.  Der  Rand  zeigt  von  cc  an  nur 
lauter  gleichförmige  krallenähnlich  gekrümmte  starke  Fortsätze. 

Fortpflanzung.  ? 

Für  die  in  Vorstehendem  angegebenen  Kennzeichen  sind  allein  die  fertig 
ausgebildeten  weiblichen  Tiere  benutzt  worden;  nur  sie  allein  dürfen  hierzu 
benutzt  werden.  Die  Larvenzustände  bieten  diese  Merkmale  noch  nicht  dar. 
Auch  hüte  man  sich,  die  jüngeren  Entwickelungsstadien  der  Männchen,  die 
auch  unter  Schilden  leben  und  die  eine  mehr  ovale  Gestalt  und  oft  mehr 
grünliche  Farbe  haben,  für  eine  besondere  Spezies  oder  Varietät  zu  halten. 
Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  lege  man  die  Weibchen  auf  den  Rücken, 
sodass  die  Vaginalöffnung  auf  der  dem  Auge  des  Beobachters  zugekehrten  Seite, 
der  Anus  auf  der  abgekehrten  Seite  liegt. 

Es  sind  in  Vorstehendem  für  die  beiden  einheimischen  Arten  absichtlich 
deutsche  Namen  gewählt,  weil  sich  hinsichtlich  des  zoologischen  Namens  im 
Laufe  der  Zeit  eine  arge  Verwirrung  eingeschlichen  hat,  wie  aus  folgender 
kurzer  Geschichte  der  wissenschaftlichen  Nomenklatur  der  beiden  einheimischen 


'*)  Wir  haben  absichtlich  in  diesen  für  das  grosse  Publikum  bestimmten  Artikeln  den 
von  den  Amerikanern  bezüglich  der  San  Jose-Schildlaus  gewählten  Ausdruck  ,, lebende  Junge 
produzierend''  beibehalten.  In  den  bis  jetzt  von  uns  verfolgten  Fällen  hat  sich  die  Pseudo- 
San  Jose-Schildlaus  als  „ovovivipar"  erwiesen,  d.  h.  sie  legt  den  fertig  entwickelten  und  im 
Mutterleib  schon  deutlich  sichtbaren  Embryo  von  einer  Haut  umgeben  ab.  Ob 
diese  letztere  Bezeichnung  auch  für  die  echte  San  Jose-Laus  die  richtigere  ist,  können  wir 
z.  Z.  noch  nicht  mit  Bestimmtheit  entscheiden. 


Die  europäischen  Verwandten  der  San  Jose-Schildlaus.  oqq 

hier  in  Frage  kommenden  Schildläuse  hervorgeht.*)  Im  Jahre  1843  beschrieb 
Curtis**)  in  England  eine  »austernförmige«  Schildlaus,  der  er  den  Namen 
Aspidiotus  ostreaeformis  gab.  Männchen  und  Weibchen  derselben  waren  gelb. 
1868  nahm  Signoret  in  seine  grosse  Arbeit***)  über  Schildläuse  ein  Tier  als 
Diaspis  ostreaeformis  auf,  zu  dem  er  die  Beschreibung  des  Männchens  fast 
wörtlich  der  eben  erwähnten  Curtis'schen  Abhandlung  entlehnte,  als  dazu  gehörig 
jedoch  ein  rotes  Weibchen  mit  fünf  Filierengruppen  am  Hinterleib  beschrieb. 
Er  hatte  somit  irrtümlich  zwei  A'erschiedene  Tiere  unter  demselben  Namen 
Diaspis  ostreaeformis  vereinigt. 

Dieser  Irrtum  hat  sich  seitdem  weiterfortgepflanzt  und  findet  sich  auch 
in  der  Goetheschen  Bearbeitung  der  Schildläuse  vom  Jahre  1883.!)  Wohl  aber 
hat  dieser  letzgenannte  Forscher  das  Verdienst,  zum  ersten  Mal  in  Deutschland  auch 
die  gelbe  Schildlaus  gesehen  zu  haben,  wenngleich  er  sie  noch  mit  der  roten  als 
ein  und  dieselbe  Spezies  zusammenwirft,  denn  er  berichtet  ausdrücklich,  dass 
seine  rote  Laus  auf  Apfelbäumen  gelb  aussehe.  Im  Jahre  1881  klärte  Lichten- 
stein tt)  diesen  Irrtum  bereits  auf,  anstatt  jedoch  für  die  gelbe  Curtissche 
Schildlaus  den  Namen  »Diasp.  ostreaef.  Curtis«  beizubehalten,  bezeichnete  er 
hiermit  das  rote  Weibchen  mit  den  5  Filierengruppen,  das  nun  vorläufig  diese 
Bezeichnung  beibehielt  und  als  solches  auch  in  der  Denkschrift  aufgeführt  ist, 
während  er  dem  gelben  Weibchen  mit  den  4  Filierengruppen  den  Namen 
»Aspidiotus  pyri  Lichtenstein«  gab.  Horwath  hat  nun  im  Jahre  1897  bereits 
diese  Verwechselungen  klargestelltftt)  und  hat,  um  weitere  Verwechselungen 
zu  vermeiden,  folgende  Bezeichnungen  eingeführt: 

1.  Diaspis  fallax  n.  nom  (=  Diaspis  ostreaeformis  Sign.  1868,  nee  Curtis). 
Die  ist  also  die  rote  Schildlaus,  die  infolge  des  Signoretschen  Irrtums  bis  vor 
kurzem  als  ostreaeformis  bezeichnet  wurde,  während 

2.  Aspidiotus  ostreaeformis  Curtis  1843  (=  Aspidiotus  pyri  Lichtenstein) 
mit  unserer  gelben  Pseudo-San  Jose-Laus  identisch  ist. 

Da  die  wissenschaftlichen  Namen  demnach  mehrfach  geändert  sind,  so 
möchten  wir.  um  Irrtümer  zu  vermeiden,  speziell  den  Praktikern  empfehlen, 
an  den  deutschen  Bezeichnungen,  nämlich  die  »gelbe  Europäische  Pseudo-San 
Jose-Schildlaus«  und  »rote  austernförmige  Schildlaus«  festzuhalten.  Während  die 
erstere  ein  in  Deutschland  allgemein  verbreitetes  Tier  zu  sein  scheint,  kommt 
letztere  relativ  selten  vor.  Wir  haben  sie  bis  jetzt  nur  vom  Rhein  her  erhalten. 
Die  gelbe  Pseudo-San  Jose-Schildlaus  findet  sich  dagegen  überall  in  Deutschland 
verbreitet  und  ferner,  soweit  uns  bekannt  und  wie  aus  dem  hier  gegebenen 
historischen  Nachweise  hervorgeht,  auch  in  England,  Frankreich,  Tirol  und,  wie 


*)   Vergl.  Genaueres  in  unserem  Aufsatz  in  No.  5o  der  D.  Landw.  Pr.  1898.    Wir  möchten 
nicht  unterlassen,  auch  an  dieser  Stelle  hervorzuheben,  dass  Herr  Direktor  Jahlonowski  von 
dem  k.  k.   Entomologischen  Staatsmstitut  zu  Budapest,    der    sich    in    unserm    Institut    mit    der 
Untersuchung  von  Schildläusen  beschäftigte,  sich  mit  bei  diesen  Studien  beteiligte. 
**')  Gardeners  Chron.    1843   pag.  8ö5. 
***)  Essai  sur  les  cochenilles  in  Annales  de  La  Socicte    Entomologique    de    France    1868. 
t)  Beobachtungen  über  Schildläuse  und  deren  Feinde,    angestellt    an    Obstbäumen    und 
Reben    im    Rheingau.     In    Jahrbücher    des    Nassauischen    Vereins    für    Naturkunde.     Jahrgang 
37,    1884. 

tt)  Annales  de  la  Societe  d'Entomologie  de  France.      1881. 
ttt)  Description  d'Hemipt^res  nouveaux  et  notes  diverses    in    Revue  d'Entomologie,    Caen 
1897  pag.  81 — q5. 


AQQ  Dammsmühle. 


uns  Herr  Direktor  Jablonowski  berichtet,  in  Ungarn.  Sie  ist,  wie  gleichfalls 
aus  jener  Geschichte  sich  ergiebt,  schon  1843  i^^  Europa  gewesen,  dürfte  somit 
wohl  bei  uns  einheimisch  und  nicht  etwa  eingeschleppt  sein, 

Institut  für  Pflanzenphysiologie   und  Pflanzenschutz 
an  der  Königl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin. 


Dammsmühle. 

^\^/eit  hinaus  im  Norden  von  Berlin  liegt  ein  idyllischer  Ort:  Dammsmühle 
bei  Schönwalde,  einst  der  Sommeraufenthalt  der  Gräfin  Lichtenau, 
jetzt  der  Wohnsitz  des  Herrn  Lieutenant  WoUank,  Mitglied  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues.  Ihm  galt  am  Donnerstag  den  14.  Juli  der  Besuch 
der  vereinigten  Ausschüsse,  und  nach  gewohnter  alter  Berliner  Art  wurde  das 
gemütlichste  Beförderungsmittel:  der  Kremser  gewählt.  In  zwei  Kremsern 
fuhren  28  Personen,  unter  denen  auch  drei  Damen,  um  i'  2Uhr  vom  Schönhauser 
Thor  über  Pankow,  Nieder-Schönhausen,  Nordend,  Blankenfelde,  Schildow, 
Mühlenbeck  und  Buchhorst  in  der  Richtung  nach  Schönwalde,  um  zuletzt, 
von  der  gepflasterten  Strasse  nach  2Y2  Stunden  Fahrt  abbiegend,  noch  10  Minuten 
zu  Fuss  zu  gehen,    da  vollbesetzte  Kremser    Sandwege   nicht  befahren  können. 

Empfangen  von  Herrn  Obergärtner  Lehmann  wurden  die  Teilnehmer 
sofort  nach  dem  Schlosse  zu  LIerrn  Lieutenant  Wollank  geführt,  der,  in  der 
sicheren  Voraussicht,  dass  die  lange  Fahrt  Appetit  erregt  haben  würde,  den 
Vorschlag  machte,  sich  zunächst  durch  ein  einfaches  Mittagsmahl  auf  einer 
Terrasse  zu  stärken  und  dann  erst  den  Rundgang  zu  beginnen.  Bei  Tisch 
berichtete  uns  der  liebenswürdige  Besitzer  kurz  über  die  Geschichte  des  Ortes. 

Über  die  ältere  Geschichte  ist  wenig  bekannt;  man  weiss  nur,  dass  es 
ein  königliches  Jagdhaus  war  und  wahrscheinlich  unter  dem  Kurfürsten 
Friedrich  III.,  späteren  König  Friedrich  L,  der  1694  den  berühmten,  zu  Hamburg 
1664  geborenen  Bildhauer  Andreas  Schlüter  an  seinen  Hof  zog,  erbaut  oder 
wenigstens  renoviert  ist;  denn  ein  Zimmer  im  Schlosse  zeigt  noch  die  schönen 
von  Schlüter  herrührenden  Ornamente  an  Wänden  und  Spiegeln. 

Unter  Friedrich  dem  Grossen  kam  das  Schloss  in  den  Privatbesitz  eines 
gewissen  Damm,  welcher  die  Lieferungen  an  Bekleidungsgegenständen, 
Getreide  etc.  für  die  Armee  des  grossen  Königs  hatte  und  dabei  sieben 
Millionen  Thaler  verdient  haben  soll.  Damm  schrieb  dem  Könige,  er  habe 
nur  eine  Stelle  in  der  Mark,  an  welcher  er  Leder  walken  lassen  könne,  das 
sei  eben  hier.  Der  König  genehmigte  sein  Gesuch  und  so  wurde  Damm  1752 
Besitzer,  der  1768  begann  das  Schloss  auszubauen. 

Allein  gross  ist  das  Schloss  nie  gewesen  und  eigentlich  wohl  immer 
ein  „Haus"  geblieben.  vSpäter  wurde  es  sogar  ein  einfaches  Wirtshaus  und 
Herr  Brettschneider,  der  den  Ausflug  mitmachte,  erzählte  uns,  dass  er  selbst 
früher  dort  eingekehrt  sei. 

Jahre  kamen,  Jahre  gingen,  Dammsmühle  wechselte  seine  Besitzer  wiederholt, 
bis  endlich  vor  vier  Jahren  Herr  Lieutenant  Wollank  das  Gebäude  nebst  zu- 
gehörigem Land  und  Wasser,  im  ganzen  30  ha  erwarb. 

Sein  Erstes  war,  das  Schloss  zu  erweitern  und  dies  war  um  so  schwieriger, 
als  dies  nur  durch  Anbau    im   rechten  Winkel    zum   Hauptgebäude    geschehen 


Dammsmühle. 


401 


konnte.  Die -Firma  Erdmann  &  Spindler,  Berlin,  welcher  Herr  Wo  Hank 
seine  Ideen  vortrug,  hat  die  Aufgabe  in  geschickter  Weise  gelöst,  und  nun 
steht  ein  stattliches  Schloss  da,  im  Schlüterschen  Barockstil  mit  zierlichem 
47  m  hohen  Turm,  schöner  Pergola  und  einer  sich  daran  schliessenden,  den 
rechten  Winkel  des  Gebäudes  verdeckenden  architektonischen  Halle,  die  als 
Kegelbahn  dient.  Die  innere  Einrichtung  der  Räume  entspricht  ganz  dem 
feinen  Geschmack  des  Bauherrn,  der  selber  einst  Maler  war  und  auch  mit 
mehreren  eigenen  schönen  Gemälden  seine  kostbaren  Zimmer  geschmückt  hat. 

Doch  wir  wollen  von  dem  Park  reden,  der  uns  näher  angeht. 

Wie  schon  der  Name  , »Dammsmühle«  fast  vermuten  lässt,  ist  daselbst 
Wasser  vorhanden;  dass  dies  Wasser  indess  etwa  V4  des  ganzen  Terrains, 
also  ca.  8  ha  ausmacht,  hätte  wohl  niemand  erwartet.  Aber  noch  mehr:  der 
Park  grenzt  unmittelbar  an  den  ca.  40  ha  grossen  Mühlenbecker  See,  und  da 
das  Terrain  hügelig  ist,  hat  man  die  schönsten  Blicke  bald  auf  die  eigenen 
Teiche,  bald  auf  den  eben  genannten  Mühlenbecker  See.  Geradezu  bezaubernd 
ist  ein  Blick  aus  einem  Gartenhause  auf  einen  der  von  Wald  und  Wiesen  um- 
rahmten Teiche! 

Der  eine  der  dem  Schloss  zunächst  gelegenen  Teiche  liegt  6  m  höher 
als  der  andere;  der  Bach,  welcher  den  Abtluss  des  oberen  bildet  (das  alte 
Mühlengerinne),  tliesst  jetzt  unter  dem  Schlosse  durch,  was  zwar  beim  Entwurf 
des  Bauplanes  grosse  Schwierigkeiten  bereitete,  jetzt  aber  den  Vorteil  gewährt, 
dass  die  bedeutende  Wasserkraft  zum  Betriebe  einer  Turbine  benutzt  werden 
kann,  welche  für  das  ganze  Schloss  elektrisches  Licht  liefert,  und  bei  der 
Heimfahrt  am  Abend  sah  man  noch  in  weiter  Ferne  die  hell  erleuchtete 
Laterne  in  der  Spitze  des  zierlichen  Schlossturmes. 

Nun  aber  zur  Terrainbeschreibung.  Die  ganze  Anlage  wird  von  einer 
öffentlichen  Fahrstrasse  durchschnitten;  anstatt  aber  etwa  die  Seiten  der  Fahr- 
strasse einfriedigen  zu  lassen,  was  wieder  die  Einheitlichkeit  des  Ganzen 
gestört  hätte,  hat  Herr  Wollank,  der  selbst  ein  begeisterter  Jünger  der 
Landschaftsgärtnerei  ist,  die  P^ahrstrasse  in  einen  Parkweg  verwandelt  und  die 
Ränder  mit  niedrigen  Bordschwellen  aus  Granit  einfassen  lassen.  Er  steht 
jedoch  mit  dem  Forsttiskus,  dessen  Wald  unmittelbar  das  Terrain  begrenzt,  in 
Unterhandlung,  um  ev.  später  die  öffentliche  Strasse  um  das  Grundstück 
herumzuführen.  Dass  dies  für  das  Gedeihen  der  Anlagen  von  grossem 
^'orteil  sein  dürfte,  und  namentlich  ihnen  die  friedliche  Ruhe  gewähren  würde, 
wird  man  um  so  mehr  begreifen,  wenn  man  erfährt,  dass  der  scheinbar  ab- 
gelegene Ort  doch  sehr  von  Berlinern  und  den  »\'orortlern«  des  Nordens 
besucht  wird.    Zählte  man  doch  am  Ostertage  d.  J.  gegen  5000  Passanten! 

Vor  dem  Schlosse  befindet  sich  ein  vom  Obergärtner  Lehmann  im  feinsten 
Geschmack  angelegtes  grosses  Teppichbeet,  weiterhin  folgt  ein  grosser 
Rosengarten  mit  ca.  1000  Hochstämmen  und  vielen  niedrigen  Rosen,  links 
und  rechts  eingefasst  von  Rasenflächen,  die  mit  selteneren  Koniferen  bepflanzt 
sind,  vorn  aber  von  zwei  grossen  eisernen  Lauben,  die  mit  Schlingrosen  be- 
wachsen sind,  während  endlich  hinten  auf  einer  Böschung  sich  ein  kleiner 
Tempel  im  dorischen  Stil  erhebt.  Der  ganze  Rosengarten  ist  erst  in  diesem 
Frühjahr  bepflanzt  und  in  Anbetracht  dessen  sind  die  Sträucher  ausserordentlich 
gut  gediehen;  geradezu  erstaunlich  war  der  Blütenreichtum  der  neuen  Schling- 
rose »Crimson  Rambler«. 


402 


Dammsmühle. 


Weiter  folgt  eine  grosse  im  Halbkreis  oder  genauer  gesagt  in  Form  einer 
Parabel  angelegte  Terrasse,  mit  Wein,  Plirsich,  Aprikosen,  Erdbeeren  u.  s.  w. 
bestanden,  früher  ein  elender  kiesiger  Abhang,  nur  dürftige  Akazien  (Robinien) 
tragend. 

Durch  die  Terrasse  ist  ein  schmaler  Tunnel  gegraben,  unter  dessen 
Sohle  das  Wasser  aus  einem  oberen  Teich  abfliesst  und  sich  weiter  unterhalb 
in    drei    terrassenartig    sich    abstufende  Forellen-    und   Karpfenteiche    ergiesst. 

Wenn  je  das  Wort,  dass  das  Wasser  das  Auge  der  Landschaft  ist,  zur 
Wahrheit  geworden,  so  ist  es  in  Dammsmühle  der  Fall.  Man  würde  aber 
irren,  wenn  man  annähme,  dass  immer  so  viel  Wasser  A'orhanden  gewesen 
sei.  Nein,  vor  zwei  Jahren  waren  mehrere  der  heutigen  Teiche  noch  Wiesen; 
durch  Dämme,  oder  sagen  wir  moderner:  durch  >Thalsperren-<  sind  diese 
Wiesen  jetzt  unter  Wasser  gesetzt  und  gerade  diese  A'ermehrung  der  Wasser- 
flächen und  ihre  Umrahmung  durch  Gehölze  muss  als  eine  der  grössten  und 
gelungensten  Verschönerungen  der  ganzen  Anlage  bezeichnet  werden.  Auch 
die  Veränderung  einer  viereckigen  Pferdekoppel  in  einen  anmutigen  Wiesen- 
plan, mit  Gehölz  eingefasst,  ist  sehr  zu  loben. 

Nicht  minder  aber  verdient  die  Terrainbewegung  im  Park  rühmend 
hervorgehoben  zu  werden.  Bald  gehts  hinauf,  bald  gehts  hinab,  durch  schönes 
Gehölz,  namentlich  Buchenbestände.  Die  Buchen  gedeihen  auffallenderweise, 
trotzdem  der  Boden  scheinbar  reiner  Sand,  doch  sehr  gut,  wie  auch  in  der 
Kolonie  »Buchhorst«,  die  wir  auf  der  Hinfahrt  passierten.  Selbst  grosse  Eichen 
linden  sich  in  der  benachbarten  Alühlenbecker  Forst.. 

In  Dammsmühle  sind  es  aber  besonders  einige  Nadelhölzer,  die  zu  ganz 
ausserordentlicher  Grösse  gelangt  sind  und  die  darauf  schliessen  lassen  dass 
einst  mit  sorglicher  Hand  hier  gepflanzt  wurde.  Einer  der  sehenswertesten 
Bäume  ist  eine  alte  schöne  Weisstanne  (Abies  pectinata)  mit  2,90  m  Umfang 
in  1  m  Höhe;  nicht  minder  schön  ist  eine  ganze  Allee  von  Rottannen  (Picea 
excelsa),  unter  denen  gleichfalls  herrliche  Exemplare;  eins  hat  einen  Umfang 
von  3,90  m  und  eine  Höhe  von  ca.  50  m! 

Dazu  gesellen  sich  nun  noch  gegen  400  fremdländische  Koniferen-Arten 
und  Varietäten,  viele  Laubhölzer,  besonders  immergrüne,  sodann  Ziergräser  u.s.w.,. 
kurz  es  ist  beabsichtigt,  im  Park  zugleich  ein  Arboretum  zu  haben.  V^on  den 
Koniferen  nennen  wir  Picea  Alcockiana,  P.  ajaneüsis,  Pinus  ponderosa,  Picea 
pungens  in  verschiedenen  Varietäten,  Abies  nobilis  glauca,  Ab.  mucronata, 
A.  polita,  A.  magnilica,  Chamaecyparis-Arten,  Pseudo-Tsuga  Hookeriana,  sehr 
schön  blaugrün  u.  s.  w.,  von  den  Laub  -  Gehölzen  Robinia  neo  -  mexicana 
(abgebildet  in  Gartenflora  1892  S.  649  t  1385),  Laurus  Sassafras,  Juglans  regia 
laciniata,Liquidambar  styraciflua, Ligustrum lucidum, PhillyreaVilmorinianau.  s.w. 
Auch  25  Sorten  von  Hibiscus  syriacus  sind  angepflanzt,  die  hoffentlich  bei  den 
grossen  Wasserflächen  die  strengen  Winter  überdauern  werden. 

Ganz  besonders  reich  sind  auch  die  Rhododendron  und  ihre  A'erwandtea 
vertreten,  das  schöne  Rh.  punctatum  stand  noch  in  Blüte.  Wohl  an  50  Arten 
immergrüner  Moor-Pflanzen  u.  s.  w.  sind  vorhanden. 

Doch  nicht  nur  dem  A^ergnügen  dient  das  Grundstück,  auch  Ertrag  soll 
es  bringen.  Dazu  dienen  einerseits  die  zahlreichen  Teiche,  welche  mit  Forelleü, 
Karpfen,  Schleien  u.  s.  w.  besetzt  sind  und  in  diesem  Jahre  schon  einen  Ertrag 
von  ca.  6  Zentnern  Forellen  und  20  Zentnern  Karpfen  geben  dürften,   anderer- 


Das  Steinobst  in  den  Vereiniaten  Staaten. 


_423 


seits  die  ausgedehnten  Obstanlagen.  An  mehreren  Stellen,  besonders  in  der 
Nähe  der  Wirtschaftsgebäude,  sind  grosse  Obstgärten  geschaffen,  die  im  ganzen 
ca.  8  ha  einnehmen.  In  dem  ältesten,  drei  Jahre  bestehenden  Obstgarten 
ist  das  ganze  Terrain  i  m  tief  rigolt  und  dann  in  jedes  ßaumloch  Teichschlamm, 
Bauschutt  sowie  lo  Ivg  Thomasschlacke  gethan.  Der  Wuchs  war  ausser- 
ordentlich üppig;  wir  wollen  hoffen  nicht  zu  üppig,  so  dass  auch  einst  Frucht 
angesetzt  werden  kann,  wie  das  teilweise  schon  der  Fall.  Hauptsächlich  sind 
Pyramiden  gepflanzt,  doch  auch  andere  Formbäume.  In  einem  anderen  Garten 
haben  die  älteren  Hochstämme  Platz  erhalten  und  die  Pflaumen  und  Kirschen  u.s.w. 
haben  das  Verpflanzen  sehr  gut  ertragen. 

Zu    den  vorhandenen  Gewächshäusern,    welche    der  Blumenzucht    dienen, 
soll  noch  ein  200  m  langes  Haus  für  Wein-  und  Pfirsichtreiberei  kommen  und  ■ 
an  dieses  sich  ein  Überwinterungshaus    schliessen,    so  dass   dann  ca.  2000  qm 
mit  Glas  bedeckt  sein  w^erden. 

Leider  erlaubte  die  Zeit  nicht,  alles  noch  eingehender  in  Augenschein 
zu  nehmen.  Nur  noch  eine  Tasse  Kaffee  schlug  man  nicht  aus  und  dann  gings 
unter  herzlichstem  Dank  an  den  freundlichen  Wirt  und  seinen  ihm  so  treu 
zur  Seite  stehenden  Obergärtner  heimwärts.  Unterwegs  wurde  es  so  kalt,  dass 
die  meisten  sich  in  Nieder  -  Schönhausen  durch  ein  Glas  Grog  erwärmen 
mussten.     Und  das  war  am    14.  Juli! 

Auch  den  Störchen  scheints  zu  kalt  zu  sein,  denn  bei  der  Hinfahrt  sahen 
wir  auf  den  Wiesen  der  städtischen  Rieselfelder  zu  Blankenfelde,  dicht  an  der 
Chaussee,  sie  schon  in  grossen  Scharen  (gegen  70)  vereinigt,  offenbar  an  die 
Abreise    denkend.*)  L.  Wittmack. 


Das  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten. 

(Aus  dem  amtlichen   Bericht  über  die  Weltausstellung  in  Chicago  1893.) 

\"on  Dr.  L.  ^^'ittmack.  [Schluss] 

Diese  riesige  Ernte  kam  um  so  unerwarteter,  als  im  Jahre  1892  man  den 
Rückgang  der  Bäume  wegen  der  Gelbkrankheit  beklagte  und  tausende  von 
Bäumen  niedergehauen  wurden.  Obwohl  der  Preis  niedrig  war,  war  doch  der 
Ertrag  ein  grosser,  und  das  gerade  in  einer  Zeit  der  grössten  Finanzkrisis. 
Auch  die  Erdbeerernte  war  reich  gewesen  und  beide  Ernten  haben  vielen 
Tausenden  direkt  und  indirekt  Beschäftigung  gegeben. 

Wie  gefährlich  übrigens  die  Gelbkrankheit  ist,  geht  daraus  hervor,  dass  im 
Jahre  1891  satt  der  erhofften  800  000  Busheis  im  Norden  der  Halbinsel  kaum 
400  000  Bushel  ä  36  1  gepflückt  werden  konnten,  die  übrigen  am  Baume  hängen 
blieben.  Das  Eigentümliche  der  Krankheit  ist,  dass,  abgesehen  davon,  dass  die 
Blätter  gelb  werden,  1.  die  Früchte  vorzeitig  reifen  und  rotfleckig  werden, 
2.  die  Winterknospen  oder  auch  schlafende  Augen  vorzeitig  (oft  schon  im 
Herbst)  austreiben.  In  den  berühmten  Pfirsichregionen  Michigans  dagegen, 
besonders  in  Berrien,  Van  Buren,  Allegan,  Oceana  und  Benzie  County,  that  die 


*)  Inzwischen  ist  es  gottlob  wieder  wärmer  geworden.  Die  Zeitschrift  für  Niederbarnim 
aber  meldet  aus  Oranienburg,  21.  Juli:  Die  Folgen  der  \\'itterung  der  letzten  Zeit  machen 
sich  überall  in  Garten  und  Feld  bemerkbar.  Während  von  einzelnen  Stellen  über  die  zweite 
Baumblüte  (Birnen  unn  Äpfel)  berichtet  wird,  ist  an  anderen  Stellen  (z.  B.  in  der  Mühlenstrasse) 
in  der  iNacht  vom   18.  zum   19.  der  Wein  erfroren. 


A.OA.  l^^s  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Krankheit  1891  wenig  Schaden,  da  ein  weises  Staatsgesetz  dort  das  Verbrennen 
aller  kranken  Bäume  vorschreibt. 

Die  Ursache  der  schon  seit  100  Jahren  bekannten  Krankheit  ist  noch 
nicht  sicher  ergründet.  Wirksame  Gegenmittel  sind  bis  jetzt  trotz  aller  Ver- 
suche, die  namentlich  das  Dep.  of  Agric.  anstellen  lässt,  nicht  gefunden.  Audi 
gegen  eine  noch  neuere,  etwas  ähnliche  Krankheit  in  Georgia,  Peach  Rosette. 
Rosettenkrankheit,  bei  der  die  Früchte  nicht  vorzeitig  reif  werden,  hat  man 
nichts  zu  thun  vermocht,  wohl  aber  bei  beiden  nachgewiesen,  dass  durch 
Impfung  (Okulieren)  die  Krankheiten  übertragbar  sind.*)  Dies  würde  vielleicht 
Aleehans  Behauptung"  bestätigen**),  dass  der  honiggelbe  Blätterschwamm  oder 
Hallimasch,  Agaricus  melleus,  welcher  bei  uns  das  Harzsticken  der  Kiefer 
veranlasst  und  viele  andere  Bäume  durch  seine  Rizomorphastränge  angreift, 
die  Ursache  ist.  Er  hat  durch  Mycel  von  Agaricus  melleus,  das  er  an  die 
Wurzeln  der  Pfirsichbäume  brachte,  direkt  die  Krankheit  erzeugt.  In  Kalifornien 
und  Florida  scheint  dieser  Pilz  nicht  zu  gedeihen,  daher  tritt  dort  die  Krank- 
heit nicht  auf.  Vielleicht  mit  infolge  des  so  verderblichen  Auftretens  der 
Krankheit  hat  sich  seit  etwa  20  Jahren  in  einer  anderen  Gegend,  in  West- 
Maryland,  an  den  Abhängen  der  Blue  ridge  oder  Blue  Mountains,  einer  Vor- 
kette von  den  Alleghanies,  nebenbei  bemerkt  einem  schönen  waldigen  und 
gebirgigen  Terrain  mit  vielen  Sommerorten,  eine  blühende  Plirsichkultur  ent- 
Avickelt  und  die  »Blue  Montain  Peaches«  spielen  als  Spätfrüchte  auf  den 
Märkten  von  Baltimore,  Philadelphia  und  New-York  eine  grosse  Rolle.  Streng 
genommen  ist  es  nicht  West-Maryland  allein,  sondern  auch  der  westliche  Teil 
von  Pennsylvanien,  besonders  um  Waynesboro,  Penn.,  während  das  nicht  fern 
davon  gelegene  Edgemont  schon  in  West-Md.  liegt.  An  beiden  Orten  sah  ich 
am  3.  und  4.  Oktober  noch  viele  Pfirsiche  auf  den  Bäumen  und  man  sagte  mir, 
dass  selbst  ein  leichter  Frost  ihnen  nicht  schade.  Den  Herren  J.  Mitchell 
Stover  und  John  A.  Nicodemus  gebührt  der  Ruhm,  in  Edgemont  zuerst, 
vor  ca.  15  Jahren,  die  Pfirsichkultur  eingeführt  zu  haben,  in  Waynesboro 
besteht  sie  erst  seit  8  bis  10  Jahren,  wie  mir  Herr  Engle  in  Waynesboro, 
Sekretär  der  Pennsylvania  State  Horticultural  Society,  dem  ich  viele  wertvolle 
Auskunft  verdanke,  mitteilte.  Die  Besitzungen  von  Nicodemus  und  von 
Stover  geben  einen  grossartigen  Einblick  in  rationelle  Pfirsichzucht  und  Ver- 
wertung. Herrn  Nicodemus  traf  ich  nicht  zu  Hause,  dafür  aber  seine  Ge- 
mahlin, nicht  etwa  in  der  stattlichen  Villa,  neben  welcher  die  hohen  Schächte 
ZM^eier  William sschen  Evaporators  (Dörren)  hervorragten,  sondern  in  einem 
grossen  Schuppen,  wo  sie  fleissig  mithalf,  Pfirsiche  für  Baltimore  zu  expedieren 
und  andere  zu  schälen,  die  dann  mittels  eines  kleinen  Drahtseiles  nach  den 
Dörrapparaten  an  der  Villa  geschafft  wurden.  Auch  zahlreiche  Weinreben 
wurden  dort  kultiviert  und  dicht  daneben  war  schöner  Wald,  so  zu  sagen 
Urwald.  Bei  Herrn  J,  Mitchell  Stover  war  ich  glücklicher,  er  zeigte  mir 
seine  Pfirsich-  und  Weinanlagen  selbst  sowie  seine  beiden  Williamsschen 
Dörraparate,  die  übrigens  nicht  in  Thätigkeit  waren,  da  er  es  vorzieht,  die 
nicht  frisch  verkäuflichen  Pfirsiche  in  Blechbüchsen  einzumachen.     Flerr  Stover 


*)  Report  of  the  Secretary  of  Agriculiure  for   1891,  S.  Syo,  400,  470,  for   1892,    S.   2?5. 
—  U.  S.  Dep,  of  Agriculture,  Division  of  Vegetable   Pathology  Bulletin  N.    i,  Bull.  N.  4. 

■**)  Thomas  Meehan  in  Meehans  Monthly    1894..     Prof.  Meehan  ist  Besitzer  einer  grossen 
Baumschule,  ein  wissenschaftlich  hochgebildeter  Mann  und  tüchtiger  Botaniker. 


Das  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten.  40 > 


ist  mit  seinem  Bruder  Besitzer  der  »Blue  Mountain  Peach  Company«  in  Edge- 
mont,  Md.,  und  bebaut  auf  zwei  Farmen  zusammen  nicht  weniger  als  295  acres 
(etwa  118  lia)  Land  mit  Plirsich,  das  übrige  ihrer  340  acres  ist  Wein,  Forst, 
Weide  und  wüstes,  steiniges  Land.  Gras  und  Getreide  wird  gar  nicht  kultiviert, 
sondern  alles  nötige  Futter  für  die  9  Kühe  und  14  Pferde  gekauft.  Das  Obst- 
land wird  alle  Jahre  mit  400  bis  600  Pfund  künstlichem  Dünger  pro  acre 
(40  a)  im  Frühjahr  gedüngt,  der  hauptsächlich  aus  Knochenmehl  und  Kali- 
salzen besteht.  Im  Winter  werden  die  Bäume  zurückgeschnitten  und  mitunter 
im  Sommer,  um  ein  übermässiges  Tragen  zu  verhindern,  pinciert. 

Ähnlich  wie  hier,  wie  in  St.  Joseph  und  in  Delaware,  ist  die  Pfirsich- 
kultur auch  in  Kalifornien,  ja  überall. 

In  West-Pennsylvanien  und  West-Maryland  werden  besonders  folgende 
Sorten  gezogen  (nach  mündlicher  Mitteilung  von  Herrn  Engle): 

Als  früheste  1.  Amsden  und  2.  Early  Alexander.  Beide  sind  half  cling? 
d.  h.  das  Fleisch  haftet  etwas  an  dem  Stein.  Amsden  ist  aber  nicht  sehr  be- 
liebt (so  wenig  wie  bei  uns),  zumal  sie  auch  leicht  fault. 

Dann  folgen  3.  Mountain  Rose,  eine  Pfirsich  mit  freiem  Stein  (freestone), 
4.  Troths  early  red  oder  Early  S.  John,  gelbfleischig,  5.  Flonest  John,  so  in 
New-York,  in  den  Blue  mountains  aber  Early  Rareripe  genannt,  6.  Foster, 
7.  Crawford  Early  (unsere  Willermoz),  8.  Elberta,  eine  der  besten,  sehr  ertrag- 
reich, haltbar  und  sicher  tragend,  gelblleischig.  9.  Stump  the  world  (gleich 
Peche  de  Xew-jersey)  und  10.  Oldmixon,  eine  der  besten,  weissfleischig.  Es 
giebt  übrigens  eine  Oldmixon  Clingstone  und  eine  Oldmixon  Freestone. 

Weiter  kommen:  n.  Susquehanna,  12.  Reeves'  Favorite,  13.  Crawfords 
Late,  14.  Chaires  choice,  eine  dort  sehr  bekannte  Frucht,  15.  Smock  Freestone 
(auch  Smoke  genannt),  16.  Salwey  (drüben  Salway  geschrieben),  endlich 
17.  Heaths  Cling  (Heaths  Ilärtling)  und  18.  Bilyeu. 

Bei  dieser  Gelegenheit  erfuhr  ich,  dass  die  Herren  Gebr.  Halle  zu  South- 
Glastonbury,  Connecticut,  etwa  1000  acres  in  Georgia  mit  Pfirsichbäumen  be- 
pflanzt haben,  die  bei  dem  dortigen  warmen  Klima  sehr  früh  auf  den  Markt 
kommen.  Von  dem  Vertreter  des  Staates  Georgia  auf  der  Obstausstellung  in 
Chicago  wurde  mir  mitgeteilt,  dass  man  schon  am  20.  iMai  mit  dem  Versenden 
von  Pfirsichen  aus  diesem  Staat  beginne;  gebaut  wird  dort  besonders  die 
Elberta,  die  daselbst  auch  entstanden  ist. 

Auch  im  südlichen  Missouri  sind  neuerdings  grosse  Pfirsichanlagen  ge- 
schaffen, so  auf  der  Olden  fruit  farm  in  Ilowell  County,  avo,  ausser  500  acres 
Apfelbäumen,  einiger  Birnen  und  viel  Beerenobst,  400  acres  tragbarer  Pfirsich- 
bäume vorhanden  sind,  die  ca.  50  000  Bushel  Ertrag  gaben.  Besonders  gerühmt 
wird  der  Elberta-Pfirsich,  von  dem  im  Report  of  the  Commissioner  of  Agri- 
culture  für  1S91  S.  382  Tafel  I  ein  sechs  Jahre  alter  Baum  abgebildet  ist. 

Auf  der  Ausstellung  in  Chicago  waren  Pfirsiche  aus  Kalifornien,  Missouri, 
Canada  etc.  konserviert  in  wahren  Prachtexemplaren  zu  schauen.  In  Kali- 
fornien wird  besonders  die  Orange  Cling  Peach  gebaut;  B.  P.  Allen  in  Butte, 
Chico  County,  hatte  solche,  in  Salicylsäure  oder  dergleichen  konserviert,  von 
10  bis  n  cm  Durchmesser  ausgestellt  (genau  Hess  es  sich  durch  das  Glas 
nicht  messen),  mit  prachtvoller  roter  Backe,  die  mir  angemalt  erschien.  Ich 
sage  das  nicht,  um  zu  tadeln,  sondern  um  andere  bei  Vorführung  konservierter 
Früchte  zu  ähnlichem  Vorgehen  zu  veranlassen,  und    gestehe  ganz    olfen,    dass 


Ajoß  Das  Steinobst  in  den  Vereinigten  Staaten. 

ich  die  Blumen  der  Moorpflanzen,  die  in  der  landwirtschaftlichen  Hochschule 
unter  Glas  und  Rahmen  ausgestellt  sind,  auch  zum  Teil  angemalt  habe,  da  sie 
sich  so  viel  besser  ausnehmen  als  im  gewöhnlichen  gepressten  Zustande. 

Dass  der  Pfirsichbaum  auch  Berieselung  gut  verträgt,  sah  man  in  der 
Ausstellung  von  Kern  County,  »the  greatest  irrigated  farm  of  the  world«,  in 
Südkalifornien,  wo  mit  einem  Kostenaufwande  von  10V2  Millionen  Dollars 
1  700  englische  Meilen  Kanäle  angelegt  sind  und  kleine  Farmen  von  20  bis 
40  acres  ausgeboten  werden.  Der  Regenfall  beträgt  nur  4V2  Zoll,  wie  mir 
Herr  Wm.  H.  Holabird,  Superintendent  of  Kern  County  Agencies,  Bakerfield, 
Ca.,  sagte.  Auch  hier  war  die  Orange  Cling  mehrfach  ausgestellt,  sie  wiegt 
oft  12  Unzen  (=  ca.  340  g),  einzelne  bis  22  Unzen  (=  ca.  620  g),  giebt  ein 
Drittel  mehr  Ertrag  als  alle  anderen,  eignet  sich  gut  zum  Versand  und  ebenso 
zurrt  Trocknen.  Eine  andere  Sorte  aus  Kern  County  war  Georges  late  Cling, 
die  selbst  in  jenem  südlichen  Landstriche  erst  im  November  reift  und  von 
dem  Hauptort  Bakersfield,  östlich  von  Los  Angeles  in  Süd-Kalifornien,  bis  nach 
New-York  3000  engl.  Meilen  (4800  km)  frisch  versandt  wird. 

Aus  Missouri  waren  konserviert  sogenannte  Chinese  Cling,  ferner  St.  John 
und  Susquehanna  vorhanden,  später  frisch:  Buguets  Freestone,  gross,  mit 
warzenförmiger  Spitze,  Elberta,  tief  goldgelb,  mit  kurzer  Spitze,  Elmira  Cling, 
Stump,  sehr  gross,  Fester,  klein,  aus  Canada,  in  einem  Gemisch  aus  Salicyl- 
und  Borsäure,  Crawfords  late  (drüben  schreibt  man  Late  Crawford)  und 
schwarze  tatarische  Pfirsiche;  aus  Illinois,  frisch:  Early  Crawford,  gelb  mit 
dunkelroter  Backe,  Oldmixon,  Red  rareripe,  Thurber,  klein,  Ede,  länglich,  gelb, 
Yellow  globe.  Magnum  bonum,  Alountain  Rose,  Slump  Mountain  Rose,  Stump 
Madison  County,  eine  wundervolle  grosse  Frucht ;  auch  Jowa  brachte  Early 
Crawford,  die  mir  als  beste  geschildert  wurde,  ferner  Illinois  Mountain  Rose, 
ziemlich  gross,  und  als  grösste  Reeves'  Favorite,  die  20  cm  Umfang  hatte!  Die 
Pfirsiche  lagen  schon  10  Tage  und  waren  noch  wohlerhalten.  —  In  Ahawahnee. 
auf  dem  Wege  von  Raymond  nach  dem  Yosemite-Thal,  Kalifornien,  lag  am 
16.  September  im  Wirtshause  ein  Pfirsich  zur  Schau,  der  nach  meiner  Messung 
28,2  cm  Breiten-  und  25  cm  Längsumfang  hatte,  man  gab  sein  Gewicht  auf  ein 
Pfund  an,  ein  anderer  sollte  ^/^  Pfund  gewogen  haben.  Und  diese  waren  in 
einer  schon  gebirgigen  Gegend,  den  Vorbergen  der  Sierra  Nevada,  geerntet. 
Die  Pfirsiche  werden  vor  dem  Verkauf  gradiert,  d.  h.  durch  ein  Rüttel- 
werk mit  Leisten  sortiert,  durch  welches  die  kleineren  durchfallen.  Die  nicht 
frisch  zu  verkaufenden  werden  in  Blechbüchsen  eingemacht  oder  getrocknet, 
die  geringeren,  fleckigen  pflegt  man  vor  dem  Trocknen  nicht  zu  schälen,  sie 
dienen  zur  Bereitung  der  peach-pies,  einem  wie  alle  pies  sehr  beliebten  Back- 
werk. Da  die  Pfirsiche,  die  in  solches  Backwerk  kommen,  nach  dem  Kochen 
doch  durch  ein  Sieb  gerührt  werden,  so  hindert  die  Schale  nicht. 

Auffällig  war  mir  in  Los  Angeles,  dass  man  die  zum  Einmachen  in 
Blechbüchsen  bestimmten  Pfirsiche  in  einer  grossen  Fabrik  mit  der  Hand 
schälen  liess;  man  sagte  mir,  sie  bleiben  dabei  glatter  und  haben  ein  besseres 
Ansehen.  Auffallend  ist  ferner,  dass  man  so  viele  Clingstone  Peaches,  d.  h. 
solche  mit  an  dem  Stein  anhaftenden  Fleisch,  benutzt;  man  behauptet,  ihr 
Fleisch  sei  feiner. 

Am  Spalier  sieht  man  Pfirsiche  (auch  anderes  Obst)  fast  nie,  nur  in 
Maine,  New -Hampshire  und  Massachusetts,  soweit  Halbstämme  nicht  mehr 
genügend  reifes  Obst  liefern. 


Der  Erholungsgarten  bei  Rudolph  Hertzog.  ^07 

Nektarinen  (giattschalige  Pfirsiche)  werden  in  den  \'ereinigten  Staaten 
im  Grossen  weniger  gebaut,  da  sie  nicht  so  sicher  im  Tragen  sind.  Wie  bei 
allen  glattschaligen  Steinobstarten  in  Amerika  ist  es  ein  Rüsselkäfer,  der  auf 
sandigem  Boden  die  PTucht  zerstört.  Es  ist  Rhynchaenus  Nenuphar,  der  auch 
den  Pflaumen  und  Aprikosen  sehr  schädlich  ist,  indem  er  kurz  nach  der  Blüte- 
zeit die  jungen  Früchte  anbohrt  und  ein  Ei  hineinlegt. 

Aprikosen. 

Aprikosen  gedeihen  in  den  ^'ereinigten  Staaten  weniger  gut  als  Pfirsiche, 
sie  leiden  öfter  in  der  Blüte  durch  Frost,  andererseits  durch  Insekten  und 
Pilze.  In  Kalifornien  werden  noch  die  meisten  gebaut,  aus  Kern  County  waren 
konservierte  Aprikosen  ausgestellt,  von  denen  angeblich  vier  i  Pfund  wogen. 
N.  B.  Smith,  Ventura  Co.,  brachte  Smiths  Alammouth-Aprikosen.  Vielfach 
werden  dort  Aprikosen  auch  getrocknet. 

In  einer  kalifornischen  Zeitung  las  ich  auf  meiner  Reise  im  Yosemitethal 
»Die  Obstzüchter  in  Kalifornien  sind  ärgerlich,  dass  sie  nur  7  Cents  = 
ca.  30  Pfennig  für  das  Pfund  getrockneter  Aprikosen  erhalten.  Das  ist  genug; 
denn  20  acres  Obstgarten  würden  ihnen  genügend  Verdienst  bringen.  Es  kostet 
nur  2  Cents,  die  Aprikosen  zu  pflücken,  zu  trocknen  und  nach  der  Bahn  zu 
bringen.  Ein  Aprikosenbaum  von  sechs  bis  sieben  Jahren  und  mehr  wird 
250  bis  300  Pfund  Aprikosen  und  mehr  bringen,  die  beim  Trocknen  auf  V.5  ein- 
schrumpfen, also  50  bis  60  (in  der  Zeitung  stand  50  bis  100  Pfund)  getrocknete 
Früchte  geben.  Auf  einem  acre  stehen  100  Bäume,  eigentlich  108,  macht  bei 
7  Cents  ( —  2  Cents)  per  Pfund  250  bis  300  (in  der  Zeitung  stand  250  bis  500) 
Dollars.«     So  in  Bakersfield. 


Der  Erholungsgarten  bei  Rudolph  Hertzog. 

(Hierzu  Abb.  (ji.) 
las  1S39  begründete  weltberühmte  Kaufhaus  Rudolph  Hertzog,  Berlin, 
(c^^  Breite  Strasse  12 — 13  und  (durchgehend  bis  zur)  Brüderstrasse  24 — 33, 
bringt  in  seiner  »Agenda«  für  1898  ausser  dem  Bilde  I.  M.  der  Kaiserin, 
welches  das  Titelblatt  schmückt,  auch  das  farbige  Bild  der  Königin  Luise, 
dann  schwarze  Abbildungen  anderer  berühmter  Frauen  und  endlich  folgen 
sehr  gelungene  Ansichten  aus  dem  neuerdings  bekanntlich  bedeutend  ver- 
grösserten  Geschäftshause  selbst.  Unter  diesen  interessiert  uns  ganz  besonders 
die  Abbildung  des  Erholungsgartens  (S.  141),  welche  Avir  mit  Erlaubnis 
der  Firma  hier  wiedergeben. 

Der  Ausdruck  »Erholungsgarten«  ist  gut  gewählt,  er  lässt  sofort  den  Zweck 
erkennen.  Der  Name  »Wintergarten«  würde  nicht  passend  sein,  denn  er  wird 
auch  im  Sommer  benutzt.  Dann  wird  der  grösste  Teil  des  Daches  abgenommen 
und  nur  der  hinterste  Teil  bleibt  erhalten,  wie  es  die  treffliche,  im  Sommer 
von  dem  bewährten  Künstler  0.  Günther-Xaumburg  gezeichnete  Ansicht  zeigt. 

Kurz  gestreift  haben  wir  den  Erholungsgarten  schon,  als  wir  in  Gartenfl. 
1897,  S.  055,  die  schöne  von  Herrn  Janicki  hergerichtete  Weihnachts- 
dekoration im  Hause  Rudolph  Hertzog  besprachen.  Heute  wollen  wir  nun 
näher  auf  den  Garten  eingehen,  zugleich  aber  erwähnen,  dass  jetzt  Herr  Härder 


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Abb.  qi.    Der  Erholungsgarte 


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'Ci  Rudolph  Hertzog,  Berlin. 


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4". 


A^Q  Der  Erholungsgarten  bei  Rudolph  Hertzog. 

die  Dekoration  übernommen  hat,  die  selbstverständlich  nach  den  Jahreszeiten 
wechselt. 

Der  Garten  hat  eine  Länge  von  23,7  m,  eine  Breite  von  6,0  m,  in  den 
5  quer  verlaufenden  sattelförmigen  Glasdächern  eine  Firsthöhe  von  6,8  m  und 
an  den  Seiten  eine  Höhe  von  4,15  m.  Die  Konstruktion  des  Daches  ist  nach 
dem  System  Schutt,  eine  Kombination  von  Eisen  und  Glas.  Die  Heizung  im 
Winter  erfolgt  durch  Elektrizität  vermittelst  emaillierter,  an  den  Seiten- 
wänden angebrachter  Heizplatten,  durch  welche  der  Strom  geht.  Diese  Platten 
können  an  beliebigen  Stellen  angebracht  werden. 

Der  Fussboden,  soweit  er  nicht  für  die  Pflanzen  bestimmit  ist,  ist  mit 
schönen  Mettlacher  Fliesen  belegt.  In  der  Mitte  erhebt  sich  eine  reich  orna- 
mentierte Schale  mit  Springbrunnen,  deren  Wasser  mit  Goldfischen  belebt  ist. 
Im  Hintergrunde  sieht  man  eine  herrliche  Bronzegruppe:  einen  Centauren,  der 
einen  Amor  auf  seinem  Pferderücken  trägt,  ein  preisgekröntes  Werk  von 
Lacarriere  freres  Delatour  &  Co.,  Paris.  Flinten,  nicht  mehr  auf  dem  Bilde 
sichtbar,  finden  sich  zwei  andere  schöne  Bionzewerke:  zwei  Bacchantinnen,  ein- 
ander zu  gewendet,  in  den  Händen  Weintrauben  tragend,  die  abends  elektrisch 
erleuchtet  werden. 

Auch  ein  Flamingo,  von  rankenden  Zweigen  und  farbenreichen  Blüten 
umgeben,  strahlt  abends  im  bunten  elektrischen  Licht  dieser  Blumen,  des- 
gleichen die  Statue  der  Sonne,  eine  von  Prof.  C.  Rutz  modellierte  Frauen- 
gestalt, welche  in  den  erhobenen  Armen  einen  elektrisch  beleuchteten  farbigen 
Ball  trägt. 

Endlich  ist  als  wohl  kostbarster  Schmuck  eine  3  m  hohe  japanische  Vase 
zu  verzeichnen,  von  origineller  Form  und  meisterhafter  Ziselierung,  mit  Kranichen, 
Drachen,  Elefanten  etc.,  jetzt  oben  gekrönt  von  einer  buntblättrigen  Agave 
americana. 

Ruhebänke  aus  Granit  im  antiken  Stil  an  den  Seiten  laden  zum  \'er- 
weilen  ein. 

Betreten  wir  den  Garten  von  der  Brüderstrasse  aus,  so  finden  wir  an  der 
Schmalwand  (auf  der  Abbildung  nicht  sichtbar,  weil  im  Rücken  des  Beschauers) 
schöne  Palmen  in  Korkkübeln,  Phoenix  canariensis  etc.,  Livistona  chinensis 
Howea  etc.,  ferner  Pandanus  Veitchii  und  Farne,  davor  Kästen  mit  Pelargonien  etc. 

An  der  Längswand  rechts  finden  sich  Rhododendron  und  eine  grosse 
Chamaerops  excelsa,  umgeben  von  Plectogynen  (Aspidistra  elatior).  Dann  folgt 
die  erwähnte  Statue  der  Sonne  und  darauf  bunter  neuseeländischer  Flachs. 
Phormiura  tenax,  weiter  rechts  Evonymus  japonicus,  blühende  Chrysanthemum 
frutescens,  eine  niedrige  Gruppe  Spiraea  astilboides,  Eriken  und  Fuchsien,  schöne 
Dracaena  indivisa  etc. 

So  setzt  es  sich  fort  bis  hinten  der  Centaur  das  Bild  abschliesst. 

Die  linke  Seite  ist  mit  Lorbeeren,  Palmen,  Pelargonien^  Petunien, 
Kapuzinerkresse,  Fuchsien  geschmückt.  In  der  Mitte  etwa  folgt  ein  breiteres 
Beet  mit  zwei  hochstämmigen  Dracaenen,  zu  beiden  Seiten  des  von  Vergissmein- 
nicht  umgebenen  Kranichs.  Ein  kleiner  Hügel  ist  mit  einer  bunten  Agave,  um- 
geben von  Farnen,  Funkien  etc.,  Edelweiss,  Glockenblumen  etc.,  alles  auf 
Tuffstein,  bepflanzt. 

Die  (auf  der  Abbildung  nicht  sichtbaren)  Querbalken,  welche  die  fünf 
Satteldächer    tragen,    sind  mit  Pelargonien,    Petunien,    Tropaeolum   und  Epheu 


Die  Pariser  Baumpflanzungen.  ^  i  i 


berankt,  die  Firste  mit  Epheu  bekleidet.  A'on  den  Firsten  und  von  den  unteren 
Balken  hängen  Ampeln  herab,  die  mit  Pelargonien  und  Epheu  etc.  geschmückt 
sind.  Auf  diese  Weise  sind  die  Balken,  die  an  sich  nicht  schön  erscheinen 
würden,  anmutig  garniert.  Auch  alle  freien  Stellen  der  Seitenwände  sind  mit 
Epheu  gedeckt. 

Und  dieses  frische  Grün  des  Wintergartens,  es  ist  schon  sichtbar,  wenn 
man  den  Haupteingang  zum  Geschäft,  in  der  Breiten  Strasse,  wählt  und  die 
grossartige  Eingangshalle  betritt.  Durch  Wegnahme  einer  Wand  ist  die  letztere 
so  weit  verlängert,  dass  sie  direkt  auf  den  Erholungsgarten  schaut.  So  schliesst 
sich  denn  an  das  Gewoge  in  den  Verkaufsräumen,  die  übrigens  an  passenden 
Stellen,  namentlich  auf  den  Treppenabsätzen,  ebenfalls  mit  Blumen  in  Körben. 
Jardinieren  etc.  geschmückt  sind,  eine  Stätte  der  Ruhe,  wo  der  Mensch  wieder 
»Mensch«  wird.  Und  diese  Aufgabe  hat  aufs  schönste  die  gärtnerische  Kunst 
irelöst!  L.  W. 


Die  Pariser  ßaumpflanzungen. 

\'on  Ernest  Morgenstern,  Paris, 
ie  Pariser  Anlagen  bilden  einen  der  Hauptreize  der  französischen  Haupt- 
-^^i:^  Stadt  und  tragen  dazu  bei,  ihr  einen  heiteren  und  anmutigen  Charakter 
zu  verleihen.  Ihre  Sorge  und  Pflege  verursacht  indessen  viel  Mühe  und  Kosten. 
da  die  Lebensbedingungen  für  die  Pflanzen  in  einer  Grossstadt  durchaus 
anormale  sind.  So  brach  vor  etwa  vier  Jahren  eine  Seuche  aus.  der  eine  grosse 
Zahl  zum  Opfer  fiel.  Eine  Untersuchung  des  Elolzes  ergab  das  Vorhandensein 
eines  kleinen  roten  Pilzes,  Tubercularia,  der  sich  nur  auf  absterbenden  Pflanzen 
niederlässt  und  deren  Zugrundegehen  beschleunigt.  Das  Dahinsiechen  der 
städtischen  Anlagen,  welches  dieser  Zerstörung  A'orangeht,  hat  seine  Ursache 
an  der  verdorbenen,  unreinen  Luft,  dem  Staub  und  Rauch  und  der  Ver- 
seuchung des  Erdreichs  durch  faulende  Stoffe,  stagnierendes  Wasser,  ein- 
dringende Gase  und  der  Thätigkeit  der  in  diesem  für  sie  günstigen  Boden 
massenhaft  vorhandenen  Würmer,  Insekten,  Mikroben  und  —  den  riesigen,  aus 
dem  Kaukasus  stammenden  Wanderratten,  die  in  den  Schleusen  leben  und 
ganze  Tunnels  unter  dem  Pflaster  und  durch  die  Baumwurzeln  hindurch  graben. 
Manche  neue  Erfindungen,  wie  das  Holz-  und  Asphaltpflaster,  sind  für  die 
Pflanzen  insofern  nachteilig,  als  das  Wasser  nicht  mehr  wie  bisher  zwischen 
den  Ritzen  der  Pflastersteine  durchsickert  und  von  den  W^urzeln  aufgefangen 
werden  kann.  Was  muss  nun  nicht  Alles  beobachtet  werden,  um  diesen  viel- 
fachen Gefahren,  welche  ein  Pflanzenleben  nahezu  unmöglich  machen,  zu  be- 
gegnen und  der  Metropole  ihren  grünen  Schmuck  zu  erhalten,  der  das  ein- 
förmige Grau  des  Häusermeers  unterbricht  und  dem  \'olke  zur  Freude  und 
Erholung  dient.  Es  ist  keine  leichte  Aufgabe,  die  sich  auf  257  Kilometer  hin- 
ziehenden 110000  Bäume  zu  pflegen  und  vor  den  Miasmen  der  Grossstadt  zu 
behüten.  Nur  der  vierte  Teil  derselben,  der  in  Squares  und  öffentlichen  Parks 
steht,  wo  der  Boden  mehr  Ruhe  hat,  wo  es  wenig  Staub  giebt  und  keine  Gas- 
rohre liegen,  befindet  sich  in  einigermasscn  normalen  Lebensbedingungen. 
Trotz  der  besten  Absichten  bietet  aber  auch  die  Leitung  des  städtischen  Garten- 
bauwesens manche  Missstände.     Dasselbe  steht  unter  Leitung  von  Ingenieuren, 


^J2  Die  Pariser  ßaumpflanzungen. 


die  aus  der  Polytechnischen  Schule  hervorgegangen,  und  es  macht  sich  inner- 
halb eines  so  umfangreichen  Verwaltungszweiges  zuviel  Routine  und  Schablonen- 
haftes bemerkbar,  während  gerade  eine  individuelle  Behandlung  in  der  Gärtnerei 
not  thut.  So  bildet  eine  Regel,  von  der  nie  abgewichen  wird,  dass  die  Bäume, 
welcher  Gattung  sie  auch  angehören,  in  5  Meter  Abstand  gepflanzt  werden; 
wahrscheinlich  liegt  dem  das  Bestreben  zu  Grunde,  dass  die  Alleen  möglichst 
bald  beschattet  werden  sollen.  Dieser  Zweck  wird  indessen  dadurch  nicht 
erreicht.  Der  Boden  wird  rasch  erschöpft,  die  Bäume  finden  nicht  genug 
IS'ahrung,  die  Aste  können  sich  nicht  ausbreiten  und  müssen  dann  gekappt 
werden.  Würden  die  Stämme  10  Meter  auseinander  gepflanzt,  so  könnten  sie 
sich  freier  entwickeln,  ausreichend  Schatten  spenden,  und  würden  auch  weniger 
kosten. 

Der  frühere  Stadtbaumeister  Alphand  berechnete  die  Kosten  für  jeden 
Baum  auf  180  Fr.  Auf  dem  Boulevard  St.  Germain  stehen  1000  Stämme, 
die  somit  180000  Fr.  kosten.  Wären  diese  nun  in  Abständen  von  10  m  ge- 
pflanzt, so  würden  grosse  Ersparnisse  erzielt  werden,  ohne  dass  die  dekorative 
Wirkung  darunter  litte.  Die  Kosten  für  das  Schneiden,  Bewässern  etc.  würden 
sich  auch  verringern.  Die  Bäume  werden  täglich  nach  dem  Reglement  eine 
bestimmte  Zahl  Minuten  mit  der  Spritze  begossen;  von  dem  Staub  und  der 
Ansammlung  von  Unrat  bildet  sich  aber  bald  unter  dem  den  Stamm  um- 
gebenden Eisengitter  eine  dicke  Schicht,  welche  Wasser  und  Luft  kaum  durch- 
lässt.  Eine  kürzlich  angestellte  wissenschaftliche  und  technische  Untersuchung 
hat  indessen  alle  Nachteile  für  die  Entwickelung  der  Bäume  aufgedeckt  und 
auch  Mittel  zur  Verbesserung  ihrer  hygienischen  Lage  aufgefunden,  und  es 
wird  daher  nun  auch  Alles  geschehen,  um  die  Bäume  künftig  zu  bewahren. 
Eine  grosse  Hauptsache  für  den  Gartentechniker  unter  den  ungünstigen 
Verhältnissen  der  Grossstädte,  an  denen  sich  kaum  viel  ändern  lässt,  ist  es, 
vor  Allem  Bäume  auszuwählen,  die  ein  möglichst  zähes  Leben  besitzen  und 
unter  den  schlechten  Einflüssen  möglichst  wenig  zu  leiden  haben.  Die  besten 
Arten  sind  in  dieser  Hinsicht  unbedingt  die  Kastanien  und  Platanen,  beide 
bieten  indessen  mancherlei  Ungelegenheiten.  Erstere  verlieren  zu  früh  ihre 
Blätter  und  das  Fallen  der  harten,  stachligen  Früchte  ist  für  die  darunter 
Wandelnden  nicht  angenehm.  Die  Platanen  wuchern  in  dem  Masse,  dass  sie 
alle   10  Jahre  vollständig  beschnitten  werden  müssen. 

Der  rauhfrüchtige  Ahorn,  Acer  dasycarpum,  in  Paris,  »Sykomore«  ge- 
nannt, die  Linde,  der  Xussbaum  und  die  Sophora  schmücken  die  Pariser  An- 
lagen erst  seit  kurzem,  über  ihre  Widerstandsfähigkeit  besitzt  man  daher  noch 
nicht  genügende  Ertahrung.  Die  Akazie  ist  dagegen  ganz  von  den  städtischen 
Alleen  verschwunden  und  findet  sich  nur  noch  in  den  Parks;  sie  hat  zu  kleine 
Blätter  und  spendet  nicht  genug  Schatten.  Der  japanische  Firnissbaum  (?  wohl 
Ailanthus.  L.  W.),  für  den  man  vor  einigen  Jahren  eine  grosse  Vorliebe  hatte, 
ist  jetzt  ganz  in  Misskredit  geraten;  er  ist  zu  empfindlich,  bekommt  zu  spät 
Blätter  und  verbreitet  während  der  Blüte  einen  unangenehmen  Geruch.  Infolge 
dieser  Cbelstände  hat  man  alle  Stämme  dieser  Art,  welche  die  Rue  Royale 
zierten,  wieder  entfernt.  Die  Ulme,  die  früher  der  Verbreiteteste  Zierbaum  war 
und  den  Schmuck  aller  alten  königlichen  Landstrassen  bildete,  ist  jetzt  völlig 
verschwunden,  was  sehr  zu  bedauern,  denn  sie  besitzt  Festigkeit,  Dauerhaftigkeit, 
ein  langes    Leben  —  200  Jahre  —  und    ein    hübsches    feines    Laubwerk,    aber 


Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  41  S 


leider  wächst  sie  verzweifelt  langsam.  In  den  Champs  Elysees  stehen  noch 
einige  prächtige  Exemplare,  die  1723  vom  Herzog  von  Antin  geptlanzt  wurden. 
Die  prächtigste  Ulme  findet  sich  indessen  im  Garten  der  Taubstummenanstalt 
in  der  Rue  St.  Jacques,  ein  Baum,  welcher  am  Fasse  6  m  Umfang  und  eine  Höhe 
von  48  m  hat:  die  umstehenden  fünfstöckigen  Häuser  erscheinen  dagegen 
niedrig.  Der  Stamm  ist  noch  völlig  kräftig  und  lebensfähig.  Sie  heisst  die 
»Sully-Ulme«,  stammt  aber  aus  einer  100  Jahre  früheren  Zeit  als  der  Minister 
Heinrichs  IV.,  sie  wurde  von  den  Mönchen  des  Klosters  St.  Magloire  gepflanzt. 

Im  Bois  de  Boulogne  steht  vor  dem  Restaurant  von  Madrid  die  alte  Eiche 
Franz  1.  Sie  soll  nach  der  Rückkehr  des  galanten  Königs  aus  der  Gefangen- 
schalt in  Madrid  von  dessen  Schwester  Margarethe,  Königin  von  Navarra,  ge- 
ptlanzt worden  sein.  In  Bougival  steht  in  der  Nähe  der  Maschine,  welche  die 
Wasserkünste  von  Versailles  speist,  eine  Freiheitspappel,  die  1792  beim  Ab- 
marsch der  Freiwilligen  nach  der  Grenze  gepflanzt  wurde. 

Der  berühmteste  Pariser  Baum  ist  unstreitig  die  Kastanie  des  20.  März, 
die  ihrer  Rolle  als  >'Frühlingsbote«,  wie  man  sie  früher  nannte,  allerdings  oft 
untreu  wird.  Man  hat  sie,  um  diese  frühe  Blüte  zu  erklären,  mit  einem  wahren 
Sagenkreis  umgeben.  Die  Royalisten  schreiben  sie  den  an  seinem  Fusse  be- 
erdigten Schweizergarden  zu,  während  die  Bonapartisten  sie  mit  dem  Geburts- 
tage des  Königs  von  Rom  in  Beziehung  brachten.  Sie  ist  übrigens  allein  in 
der  Varietät  des  Baumes,  den  man  Aesculus  hippocastanum  Brioti  benannt 
hat,  die  frühreifer  ist  als  die  gewöhnliche  Kastanie,  begründet. ■■•*) 

Das  Interessanteste  in  der  Pariser  Flora  bildet  jedenfalls  der  Urwald  in 
den  Ruinen  des  1870  zerschossenen  Rechnungshofes,  der  jetzt  abgebrochen  wird, 
um  dem  neuen  Orleansbahnhofe  Platz  zu  machen.  Ein  Botaniker  Jules  Vallot 
hatte  vor  einigen  Jahren  einen  Katalog  von  dieser  Flora  angefertigt,  der 
152  Arten  umfasste.  Auf  dem  Mauerwerk  wucherten  Vergissmeinnicht,  Nelken. 
Mohn,  Veilchen,  auf  den  Treppen,  den  Kapitalen  der  Säulen  und  den  Fronti- 
spizen sah  man  die  blauen  Blüten  des  Bittersüss.  Senf,  Kohl,  Kresse,  Linsen, 
Salat,  Spargel,  Zichorien  blühten  überall  in  den  Höfen,  die  rote  Tomate  reifte 
im  Schatten  des  Ahorn;  Pappeln,  Weiden,  Kirschbäume,  ITollunder,  Flieder 
erfüllten  die  Amtsräuine  des  ehemaligen  Finanzministeriums  des  Kaiserreichs. 
Unter  ihnen  blühen  Malven,  Wolfsmilch  und  Doldenblüier,  an  den  Mauern 
ranken  Epheu  und  Winde  in  die  Höhe,  die  Erdbeere  reift  und  das  Getreide 
wiegt  seine  Ähren  im  Winde.  Alle  ihre  Früchte  und  Samen  dienen  den 
zahllosen  \'ögeln,  die  in  dem  alten  Mauerwerk  nisten,  zur  Nahrung. 


Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

C'.ewählt  am  20.  Mai   1S98. 

I.  Ausschuss  zur  Vorbereitung  der  Neuwahl  des  Vorstandes. 

i.  Herr  LandschaftsgUrtner  A.  Brodersen.  4.  Herr  Gärtnereihesitzer  Rob.  Nloncorps. 

2.  „      Gartenbaudirektor  M.  Buntze!.  3.       ,,     Architekt  L.  Urban. 

3.  „     Rentier  C.  Crass  I. 


*)  Sie  ist,  wie  wir  hören,    inzwischen  abgestorben.     L.  ^^'. 
*•'■•)  Uns  ist  der  Name  Brioti  unbekannt;  wir  finden  ihn   nirgends.     L.  W. 


4>4 


Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


2.  Ausschuss  für  Revision  der  Kasse  und  der  Bibliothel<  etc. 

Herr  Stadt.  Garteninspekior  A.  Fintelmar.«!.  4.  Herr  Geh.  Rechnungsrat  Schmidt. 

„     Kaufmann  R.  Hientzsch.  5.       „     Architekt  L  Urban. 
,,      Garteninspektor  H.  Lindemuth. 

3.  Ausschuss  für  Erziehung  von  Blumen  und  für  Treiberei. 

Herr  Gartenbaudirektor  R.  Brandt.  7.  Herr  Garteninspektor  H.  Weidlich. 

„      Gärtnereibesitzer  C.  Crass  li.  coopiiert:  Herr  Bacher. 

„      Gartenbaudirektor  C.  Lackner.  „      Dietze. 

„      Garteninspektor  W.  Perring.  „      Habermann. 

,,      GUrtnereibesitzer  A.  Schwarzburg.  ,,      Kretschmann. 
„      Garteninspektor  F.  Weber. 

4.  Ausschuss  für  Gehölzkunde  und  bildende  Gartenkunst. 

Herr  Gescliäftsführer  F.  Brettschneider.  6.    Herr  Landschattsgärtner  Klaeber. 

,,      Stadt.  Obergärtner  E.  Giemen.  7.       „     Ober- u.Landschaftsgärtn.O.  Vogeler. 

„      Siädt.  Garteninspektor  A.Fintelmann.  cooptiert:  Herr  Kirchh.-Insp.  Kiersky. 

„      Gartenbaudirektor  C.  Hampel.  „      Prof.  Dr.  Koehne. 

„      Hofgärtner  M.  Hoffmann.  „      Stadt.  Oberg.  Weiss. 

5.  Ausschuss  für  Obstbau. 

Herr  Gärtnereibesitzer  C.  Kotte.  6.  Herr  Lehrer  und  Hausvater  R.  Schulze. 

„      Garteninspektor  H.  Lindemuth.  7.      „      Stadtrat  H.  Töbelmann. 

„     Gartenbaudirektor  C  Mathieu.  cooptiert:  Herr  Dr.  Freiherr  v.Canstein. 

„      Gärtnereibesitzer  H.  Mehl.  „      Inspekt.  Echtermeyer. 

„      Stadt.  Objrgärtner  0.  Mende.  „  GeschäftsführerC.Junge. 

6.  Ausschuss  für  Gemüsezucht. 

Herr  Obergärtner  Amelung.  3.  Herr  Kaufmann  R.  Hientzsch. 

„      Rentier  C.  Crass  I.  6.       „      Hoflieferant  Josef  Klar. 

„      Inspektor  E.  Dressler.  7.       „      Gärtnereibesitzer  R.  Moncorps. 
Gärtnereibesitzer  E.  Hapt. 


7.  Ausschuss  für  gewerbliche  Angelegenheiten. 

1.  Herr  Gärtnereibesitzer  F.  Bluth.  cooptiert:  Herr  Brettschneider 

2       .,  Landschaftsgärtner  A.  Brodersen. 

3.      „  Gescliäftsführer  C.  Junge. 

4..      „  Hofheferant  F.  W.  Kropp. 

„  Gärtnereibesitzer  0.  Neumann. 

„  Gartenbaudirektor  G.  A.  Schultz. 
Gärtnereibesitzer  J.  Tübbecke. 


Kotte. 

Kretschmann. 
Hofheferant  J.F.  Loock 
Moncorps. 
van  Thiel. 


Herr 


8.  Ausschuss  für  die  Interessen  der  Liebhaber 

Schriftsteller  0.  Cordel.  cooptiert:  Herr  Obergärtner  E.  Braune. 


„     Kustos  Dr.  Udo  Dammer. 
„      Kaufmann  Demharter. 
„      Geh.  Ober- Bergrat  Dr.  Hauchecorne. 
„     Dr.  Freiherr  von  Landau. 
„      Geh.  Rechnungsrat  Schmidt. 
„     Architekt  L.  Urban. 
cooptiert:  Frl.  M.  Blohm. 

Herr  Fabrikbesitzer  E.  Borsig. 


Geh.  Reg.-Rat  Dr.  Brix. 
Hofgärtner  Hoffmann. 
Ingenieur  0.  Peschke. 
Dr.  Maren. 

A.  Martini-Wilmersdorf. 
Prof  Rodenwald. 
Kommerzienrat  Schutt. 
Schriftsteller  J.  Trojan. 
Geh.  Kommerzienrat  Veit. 


9.  Ausschuss  für  Redaktions-Angelegenheiten. 


5.  Herr  Hofgärtner  M.  Hoffmann. 

6.  „      Gartenbaudirektor  C.  Mathieu. 

7.  „      Gärtnereibesitzer  R.  Moncorps. 


Herr  Geschäftsführer  F.  Brettschneider. 
„     Schriftsteller  0.  Cordel. 
„     Inspektor  E.  Dressler. 
„     Gartenbaudirektor  C.  Hampel. 

10.  Ausschuss  für  Versuche. 

Herr  Geschäftsführer  F.  Brettschneider.  4.  Herr  Gartenbaudirektor  C.  Mathieu. 

„      Gärtnereibesitzer  E.  Dietze.  3.       „      Stadt.  Obergärtner  0.  Mende. 

„      Hoflieferant  J.  Klar.  6.       „      Gärtnereibesitzer  A.  Schwarzburg. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen.  —  Kleinere  Mitteilungen. 


415 


II.  Mitglieder  des  Vereins  im  Kuratorium  der  Fachschule  für  Gärtner. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  Deite,  ernannt  von  der  städtischen  Gewerbedeputation. 

1.  Herr  Stlidt.  Übergärtner  E.  Giemen.  3.  Herr  Ober- u.Landschaftsgärtn.O. Vogeler. 

2.  „     Gärtnereibesitzer  C.  Grass  II.  6.       ,,      Obergärtner  H.  Weidlich. 

3.  „     Stadt.  Garteninspektor  A.Fintelmann.       7.       „      Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  L.  Wittmack 

4.  „     Geschäftsführer  C.  Junge.  (Dirigent  der  Fachschule). 

12.  Mitglied  des  Kuratoriums  der  Kgl.  Gärtner-Lehr-Anstalt  pro  1897—99. 

Herr  ( iartcnbau-Dircktor  G.   Hampel. 

13.  Ausschuss  für  Düngungsversuche. 

1.  Herr  Geh.Reg.-RatProf.Dr.Märcker.Halle.       4.  Herr  Hofgärtner  M.  Hoffmann,  Berlin. 

2.  „      Prof.  Dr.  Sorauer,  Berlin.  3.       .,      Garteninspekt.  Weber,  Spindlersfeld. 

3.  „      Gärtnereibesitzer  F.  Blutli,  Steglitz.       6.       „      Garteninspekt.  H.  Weidlich,  Berlin. 

14.  Ausschuss  für  Dekorationen.*» 

Herr  Schriftsteller  0.  Gordel.  9.  Herr  Landschaftsgärtner  Köhler  (Haack 

„     Gärtnereibesitzer  Fasbender.  Nachf.) 

„      Stadt.   Garteninspektor    Fintelmann.       10.       „      Gärtnereibesitzer  Kuntze. 


4.       ,,      KÖnigl.  Gartendirektor  Geitner. 

Königl.  Obergärtner  Habermann. 

Kunst-    u.  Handelsgärtner    Janicki 

Gartenbaudirektor  Jawer. 
iS.       ,,      Hoflieferant  Klings. 

Wer  ausserdem  den  Sitzungen  eines  technischen  Ausschusses  regelmässig" 
beizuwohnen  wünscht,  wolle  das  dem  General-Sekretär  anzeigen  und  wird  dann 
der  betr.  Ausschuss  das  Weitere  veranlassen. 


Hoflieferant  J.  F.  Loock. 
Landschaftsgärtner  Maecker. 
Garteninspektor  Weber. 
Kunst-     und     Landschaftsgärtner 
W.  Wendt. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neue  Rose. 

Herr  Hoflieferant  Peter  Lambert, 
Rosen-  und  Formobstschule,  Trier, 
sandte  uns  am  23.  Juli  sechs  ab- 
geschnittene Rosen  eines  selbst- 
gezüchteten Sämlings ,  einer  Thee- 
hybride,  die  wegen  ihrer  stattlichen, 
schön  rosagefärbten  Blumen  von  köst- 
lichem Wohlgeruch  allgemeine  Auf- 
merksamkeit verdient.  Die  Blumen 
haben    aufgeblüht    einen   Durchmesser 


von  7 — 8,  selbst  bis  9V2  cm  und  sind 
dabei  ausserordentlich  hoch  gebaut,  bis 
6  oder  gar  7  cm,  dabei  dicht  gefüllt, 
oft  mit  2  Centren.  Der  Wuchs  ist  nach 
den  Mitteilungen  des  Züchters  kräftig, 
gedrungen  und  gleichmässig,  so  dass 
sich  diese  noch  nicht  benannte  und 
noch  nicht  im  Handel  befindliche 
Rose  besonders  auch  sehr  für  Gruppen 
eicnet.  L.  W. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Zentralstelle  für  Obstverwertung  in  Stettin 

vermittelt  vom  1.  Juli  bis  31.  Oktober 
jeden  Jahres  den  Verkehr  zwischen 
bbstproduzent  und  Konsument  durch 
die  Mitteilung  von  Obstangebot  und 
Nachfrage  an  die  Produzenten  und 
Konsumenten,  für  welche  sie  den  Aus- 
tausch von  Adressen  besorgt. 


Der  Ankauf  und  Verkauf  bleibt 
Sache  der  Käufer  und  Verkäufer,  ohne 
jede  Einmischung  und  Verbindlichkeit 
der  Zentralstelle,  welche  keinerlei 
Geschäfte  betreibt. 

Der  Austausch  der  Adressen  zwischen 
Käufern  und  Verkäufern  erfolgt  durch 
portofreie  Uebersendung  der  Angebots- 


*i  Dieser  neue  Ausschuss  hat  im  wesentlichen  die  Aufgabe,  von  Mitgliedern  ausgeführte 
Dekorationen  zu  beurteilen  und  ev.  zu  prämiieren. 


4i6 


Kleinere  Mitteilungen. 


und  Xachfragelisten,  welche  nach 
Mass^nbe  eingelaufener  Anmeklunsen 
wöchentlich  einmal  (Freitajs:)  oder  öfter 
li erausgegeben  und  an  die  Interessenten 
vrrsandt  werden. 

Die  Zentralstelle  lässt  es  sich  an- 
gelegen sein,  durch  sachgemässe  Ver- 
bi-eitung  der  Angebotslisten  in  den 
Kreisen  der  Tafelobsthändler.  Deli- 
]<atessengeschäfte.  Obstverwertungs- 
C.enossenschaften,  Obstweinfabriken 
und  Konservierungsanstalten  den  Ab- 
satz von  Obst  zu  erleichtern  und  weist 
durch  zeitgemässe  Inserate  im 
..Nahrungsmittel- Anzeiger''  und  den 
jeweiligen  obstai'men  Gegenden 
Deutschlands  auf  die  in  der  Provinz 
Pommern  vorhandenen  Angebote  der 
Zentralstelle  hin. 

Die  Zentralstelle  für  Obstverwertung 
ist  ein  uneigennütziges  Unternehmen, 
welches  von  der  Landwirtschafts- 
kammer für  die  Provmz  Pommern  an- 
geregt ist  und  unterstützt  wird. 

Die  Aufnahme  von  Angebot  und 
Nachfrage  in  den  Listen  erfolgt,  wie 
deren  Zusendung,  kostenlos.  Als 
Gegenleistung  wird  vondenlnanspruch- 
nehmern  der  Zentralstelle  Mitteilung 
über  die  durch  dieselbe  erfolgten 
Kaufabschlüsse  erbeten,  und  ist  genaue 
l\inhaltung  der  für  Angebot  und  Nach- 
frage vorgeschriebenen  Bedingungen 
bei  den  Kaufabschlü.-sen  vorge- 
schrieben. 

Das  Geschäftsreglement  wird  auf 
\'erlangen  an  Interessenten  kostenlos 
und  portofrei  von  der  Zentralstelle  für 
Obstverwertung  in  Stettin,  Frauen- 
strasse  34,  versandt. 


Station  für  Pflanzenschutz  in  Hamburg. 

Der  Hamburgische  Staat  hat  im  Frei- 
hafen eine  Station  für  Pflanzen- 
schutz geschaffen.  Die  Leitung  der- 
selben ist  Herrn  Dr.  C.  Brick  vom 
Botanischen  Museum  zu  Hamburg  über- 
tragen, als  Zoologe  ist  Herr  Dr.  L.  Reh 
berufen  worden. 

Anlass  zur  Errichtung  der  Station 
gab  die  Untersuchung  des  über  Ham- 
burg eingeführten  amerikanischen 
Obstes  auf  San  Jose-Schildlaus  (Aspi- 
diotus  perniciosus  Comst.);  ausser- 
dem soll  die  Station  auch  die  Sendungen 
lebender  Pflanzen  aus  dem  Auslande 
hinsichtlich  der  Einschleppung  von 
Reblaus,   San  Jose-Schildlaus  etc.  über- 


wachen. Ihr  fallen  als  weitere  Auf- 
gaben die  Bekämpfung  auftretender 
Pflanzenkrankheiten,  die  Revision  der 
Rebschulen  und  der  mit  Reben  be- 
pflanzten Gelände,  die  Ueberwachung 
der  mit  Obstbäumen  bestandenen 
Kulturllächen  im  Hamburgischen  Ge- 
biete, sowie  die  Beschäftigung  mit 
den  einschlägigen  Fragen  zu. 


Phytoptus  vitis. 

Beifolgende  Weinblätter  fand  ich 
bei  einem  Freunde.  Die  Weinwand 
ist  nach  Südwest  gerichtet  und  Blatt 
für  Blatt  ist  mit  Filzpusteln  bedeckt, 
die  auch  schon  die  Früchte  angegriffen 
haben.  Haben  Sie  doch  die  Güte,  mir 
umgehend  mitzuteilen,  was  ich  dagegen 
thun  kann  und  wodurch  der  Filz  ent- 
standen ist.  Eine  andere  Wand,  die 
in  demselben  Garten  ist,  ist  vollständig 
gesund.  Johannes  Bacher. 

Antwort.  Die  mit  Filz  bekleideten 
Pusteln  werden  erzeugt  durch  mikro- 
skopisch kleine  Milben  (Phytoptus 
vitis).  Früher  sah  man  sie  für  einen 
Pilz  an,  den  man  Erineum  nannte. 
Die  einzigen  Gegenmittel  sind:  ge- 
legentliches Abschneiden  der  Blätter, 
doch  nicht  alle  auf  einmal,  und  Zurück- 
schneiden der  Triebe,  da  die  Milben 
in  den  Knospen  überwintern. 


Sallcylsäure. 

Die  am  20.  Mai  1S98  zu  Berlin  im 
,, Weihenstephan"  stattgehabte  grosse 
Versammlung  deutscher  Fruchtsaft- 
presser  beschloss  als  Ergebnis  ein- 
gehend und  unter  Beteiligung  wissen- 
schaftlicher Autoritäten  geführter  Be- 
ratungen, den  massgebenden  Behörden 
die  folgende  Kundgebungzu unterbreiten 
und  dieselbe  durch  die  Presse  zu  ver- 
öffentlichen: ,,Da  es  bis  heute  andere 
brauchbare  Mittel  als  Zusatz  von  Sprit 
und  Salicylsäure  zu  der  im  Gross- 
verkehr erforderlichen  Konservierung 
roher  Fruchtsäfte  nicht  giebt  und  die 
Verarbeitung  gespriteter  Säfte  er- 
fahrungsgemäss  das  Aroma  der  Fabri- 
kate benachteiligt,  so  sollte  (Pharma- 
kopoe-Waaren  ausgenommen),  soweit 
nur  anerjvannt  gesundheitlichunbedenk- 
liche Mengen  von  Salicyl-Säure  in  Frage 
kommen,  Salicylieren  als  erlaubt  er- 
achtet werden  und  Anklagen  dieserhalb 
fernerhin  unterbleiben.'' 


Kleinere  Mitteilungen. 


417 


Die  Canna  als  Topflanze  im  Zimmer. 

Von  A  d  a  m  H  e  y  d  t ,  Kunstgärtner,  Vorsteher  des 

Herzoglichen  Hofgartens  Sr.  Hoheit  des  Herzogs 

Friedrich    Ferdinand     von    Schleswig-Holstein 

auf  Grünholz-Vogelsang. 

Die  Zucht  der  Canna  als  Topflanzen 
im  Zimmer  ist  noch  neu  und  doch 
bieten  sie  eine  grosse  Abwechse- 
lung im  Zimmerflor.  Am  besten  eignen 
sich  die  neueren  grossblumigen  Hy- 
briden, die  unter  dem  Namen  Crozy 
Canna  im  Handel  sind,  besonders  die 
die  von  dem  deutschen  Gärtner  Adolf 
Ernst  in  Stuttgart  gezüchtete  Canna 
Königin  Charlotte.  Erst  seit  diese 
dem  Handel  übergeben,  ist  man  mehr 
auf  die  Idee  gekommen,  die  Canna  als 
Tofpflanzenzu  benutzen  und  die  mannig- 
fachen Versuche  haben  erwiesen,  dass 
sie  sich  gerne  dazu  verwenden  lassen. 
Mir  selbst  stehen  inbezug  der  Canna- 
topfkultur  reichliche  Erfahrungen  zur 
Seite  und  möchte  ich  in  nachstehendem 
eine  kurze  Anweisung  zur  Pflege  der 
Canna  im  Zimmer  geben. 

Hat  man  ein  angetriebenes  Exem- 
plar aus  einer  guten  Gärtnerei  erhalten, 
so  ist  dasselbe  in  einen  passenden 
Topf  zu  pflanzen,  der  aber  zum  Zweck 
des  Wasserabzuges  gut  mit  Topf- 
scherben, Drainage,  zu  versehen  ist. 
weil  gerade  Canna  guten  Wasserabzug 
verlangen,  wie  ich  durch  Parallelkul- 
turen beobachtet  habe. 

Als  Erde  ist  Torf  mit  Laub  und 
Mistbeeterde  mit  der  üblichen  Menge 
Sand  vermischt  zu  benutzen;  ich  fand 
den  Torf  besonders  für  Canna  taug- 
lich, so  suchten  die  Wurzeln  z.  B.  in 
•der  Erde  jene  Stellen  auf,  wo  der  Torf 
infolge  schlechter  Mischung  reichlicher 
vorhanden  war.  Beim  Verpflanzen 
drüke  man  die  Erde  nicht  zu  fest  an, 
da  Canna  nicht  fest  gepflanzt  sein 
Avollen. 

Die  Aufstellung  erfolge  am  halb- 
schattigen Fenster,  wenigstens  während 
stürmischer  Tage  und  kühler  Nächte 
im  Wohnzimmer.  Begiessen  wird  fast 
alle  Tage  nötig  sein;  man  muss  das 
volle  Austrocknen  des  Ballens  ver- 
hüten, denn  Trockenheit  wirkt  sehr 
nachträglich.  Auch  vermeide  man 
Zugluft. 

Sehr  empfehlen  möchte  ich.  die 
Canna  öfters  mit  Wagner'schem  Nähr- 
salz zu  düngen,  die  Entwicklung  der 
Pflanzen  ist  dann  einfach  grossartig; 
doch    möchte    ich    wieder    vor    über- 


mässiger Fütterung  warnen,  da  sonst 
leicht  die  Pflanze  an  Übersättigung  zu 
Grunde  geht. 

Während  der  Blütezeit  achte  man 
besonders  auf  genügende  Bewässerung, 
da  sonst  leicht  die  Blumen  innerhalb 
weniger  Stunden  vertrocknen.  Pflegt 
man  seine  Canna  gut,  so  kann  man 
bis  November  blühende  Pflanzen  haben, 
alsdann  lässt  man  mit  dem  Begiessen 
nach  und  sucht  durch  Trockenhalten 
die  Pflanze  zur  Ruhe  zu  bringen.  Die 
eingezogenen  Rhizome  bewahrt  man, 
ohne  sie  aus  dem  Topf  zu  schütteln, 
in  ungeheiztem,  doch  ganz  frostfreiem 
Zimmer  auf.  Im  Februar,  März  be- 
ginnt man  wieder  mit  dem  Antreiben, 
worauf  dann  die  Canna  wieder  ver- 
pflanzt und  wie  im  Jahre  zuvor  be- 
handelt werden. 

Orchideen  für  den  Schnitt. 

Die  Zahl  der  Orchideen  in  unseren 
Kulturen  ist  in  den  letzten  Jahren  sehr 
gewachsen.  Die  Orchideen  sind  eben 
Modeblumen.  Und  wer  wollte  das 
tadeln?  Keine  Pflanzenfamilie  weist 
so  viele  abenteuerliche,  einander  oft 
ganz  unähnliche  Gewächse  auf.  Keine 
bietet  dem  Schnittblumenzüchter  so 
viele  prächtige,  wertvolle  Arten  dar. 
Infolge  der  stets  zunehmenden  Lieb- 
haberei für  Orchideen  sind  aber  eine 
grosse  Anzahl  Arten  in  unsere  Kulturen 
übergegangen,  die  nur  für  den  Lieb- 
haber von  Wert  sind.  In  unseren 
botanischen  Gärten,  noch  mehr  wohl 
in  den  vSammlungen  »reicher«  Lieb- 
haber finden  wir  eine  unerschöpfliche 
Fülle  von  Formen  und  Farben,  von 
gewaltigen  Blütenständen,  imposanten 
Einzelblüten  und  winzigen,  darum  aber 
nicht  weniger  interessanten  Pflänzchen. 
Haben  nun  alle  diese  für  den  speziellen 
Orchideensammler,  ja  auch  für  den 
wirklichen  Naturfreund,  ihre  nicht  zu 
verkennende  Bedeutung;  der  praktische, 
auf  Geldgewinn  bedachte  Kultivateur 
betrachtet  geringschätzig  die  meisten 
Arten  als  »botanisches  Zeug«  und  hält 
nur  wenige  für  auserwählt  und  für 
seine  Zwecke  geeignet. 

Wir  möchten  heute  eine  Gattung, 
ja  wir  können  fast  sagen  eine  Art, 
herausgreifen  aus  der  Orchideenfamilie, 
die  sicherlich  jeder  Schnittblumen- 
züchter als  die  Perle  seiner  Sammlung 
schätzen  wird,  wir  meinen  die  Gattung 
Cattleya       und       in      erster       Linie 


4i8 


Kleinere  Mitteilungen. 


C.  labiata  Ldl.  mit  ihren  zahllosen 
Formen.  Die  amerikanische  Gartenbau- 
zeitschrift »The  American  Florist« 
brachte  vor  einiger  Zeit  eine  Notiz 
über  diese  Cattleya- Gruppe.  Wir 
haben  einige  der  in  diesem  Artikel 
enthaltenen  Ausführungen  in  den  Kreis 
unserer  heutigen  Betrachtungen  ge- 
zogen. Sicherlich  haben  die  Be- 
merkungen eines  »praktischen«  Ameri- 
kaners auch  für  unsere  Verhältnisse 
Wert.  Es  ist  auch  keineswegs  unsere 
Absicht,  uns  auf  weitschweifige, 
botanische  Beschreibungen  der  zu 
nennenden  Orchideen  -  Arten  ein- 
zulassen, wir  wollen  nur  einige  Punkte 
berühren,  die  für  den  Praktiker  von 
Bedeutung  sein  könnten. 

Die  Gattung  Cattleya  ist  in  ihrem 
Heimatgebiet  auf  Amerika  beschränkt. 
Mexiko  und  Brasilien  bergen 
diese  Edelsteine.  Vom  gärtnerischen 
Standpunkte  aus  könnte  man  die 
Gattung  Laelia  noch  mit  den  Cattleyen 
vereinen  ,  da  ja  der  wesentliche 
botanische  Unterschied  —  er  gründet 
sich  auf  das  Vorhandensein  von  A^er 
(Cattleya)  resp.  acht  (Laelia)  Pollen- 
staubmassen —  für  den  Gärtner  nicht 
in  Betracht  kommt.  Wenn  wir  beide 
Genera  in  Rücksicht  ziehen,  so  bieten 
sie  uns  für  die  Dauer  des  ganzen  Jahres 
wertvolle  blühende  Arten.  Halten  wir 
uns  nur  an  die  Cattleyengattung,  so 
ist  es  unstreitig  die  labiata-Gruppe, 
die  in  erster  Linie  das  Interesse  des 
Schnittblumenzüchters  erregt  und  am 
meisten  Gewinn  zu  liefern  verspricht. 
(Schluss  folgt.) 


Orchideen -Diebstahl. 

Auf  der  vom  25. — 27.  Mai  in  London 
abgehaltenen  grossen  Temple  Show 
wurde  am  letzten  Tage,  einige  Stunden 
nach  Schluss  der  Ausstellung,  in  einem 
unbeaufsichtigten  Augenblick  eine 
grössere  Anzahl  wertvoller  Orchideen 
gestohlen.  Dieselben  gehörten  dem 
bekannten  Genter  Liebhaber  Jules 
Leysen;  es  befanden  sich  unter  ihnen 
das  sehr  seltene  Odontoglossum  luteo- 
Vuylstekeanum  und  drei  andere  seltene 
Odontoglossum,  ferner  Laelia  Latona, 
Laelio-Cattleya  hybrida  (C.  Lawren- 
ceanum  X  L.  cinnabarina)  und  Mil- 
toniopsis  Bleuana  rosea.  Trotz  der 
sofort  angestellten  Untersuchungen  und 
telegraphischen  Anfragen  bei  den 
anderen  Ausstellern,  die  ihre  Pflanzen 


schon  abgeräumt  hatten,  ist  keine  Spur 
der  abhanden  gekommenen  Pflanzen 
entdeckt  worden.  Auch  bis  heute  ist, 
wie  die  letzte  Nummer  von  »Card. 
Chron.«  mitteilt,  über  den  Verbleib 
der  Pflanzen  nichts  ermittelt.  Der  Ver- 
treter des  Ausstellers  hatte  das  Zelt, 
in  welchem  die  Pflanzen  standen,  auf 
ca.  1  Stunde  verlassen,  während  dieser 
Zeit  ist  die  gesamte  wertvolle  Samm- 
lung verschwunden.     (Handelsblatt.) 


Schwarze  Rosen. 

Die  Petersburger  Zeitung  »Nowosti« 
teilt  mit,  dass  es  einem  russischen 
Liebhaber  in  Woronesch ,  Fetisoff, 
nach  zehnjährigen  beharrlichen  Ver- 
suchen gelungen  ist,  Rosen  von  reiner 
schwarzer  Farbe  zu  züchten.  Wie 
»Card.  Chron.«  mitteilt,  sollen  die 
Rosen  demnächst  in  London  ausgestellt 
werden. 

Anthurium  Veitchi. 

Von  Adam  Heydt,  Kunstgärtner,  Vorsteher 
des  Herzoglichen  Hofgartens  Sr.  Hoheit  des 
Herzogs  Friedrich  Ferdinand  zu  Schleswig- 
Holstein-Glücksburg    auf  Grünholz-Vogelsang. 

Wenn  auch  Anthurium  Veitchii  sich 
schon  eines  langen  Daseins  in  den 
Kulturen  erfreut,  so  habe  ich  es  doch 
verhältnismässig  sehr  wenig  ange- 
troffen, obwohl  es  doch  eine  Blatt- 
und  Dekorationspflanze  I.  Ranges  ist 
und  sich  vorteilhaft  zur  effektvollen 
Ausschmückung  der  Glashäuser  eignet. 
In  den  Privatgärten  gilt  es  doch  immer, 
ein  schönes  dekoratives  Bild  zu 
schaffen,  und  wenige  Blattpflanzen  sind 
geeignet,  so  harmonisch  und  gleich- 
zeitig fesselnd  zu  wirken  wie  eben 
dieses  Anthurium.  Wo  dieses  An- 
thurium Verwendung  fand,  wurde  es 
stets  seiner  gigantischen  Grösse 
wegen  bewundert;  ja  es  fällt  auch 
auf,  denn  die  Blätter  werden  bis  über 
einen  Meter  lang  und  etwa  35 — 40  cm 
breit;  dabei  ist  die  Blattfarbe  gleich- 
falls angenehm,  fast  ähnlich  der  von 
Begonia  mellatica,  die  Rippen  und 
feineren  Blattnerven  sind  jedoch  heller 
koloriert. 

Es  eignet  sich  dieses  Anthurium 
freilich  weniger  für  die  handels- 
gärtnerischen Betriebe,  desto  mehr 
aber  sollte  man  in  den  bemittelten 
Privatgärten  dasselbe  berücksichtigen. 

Auch  die  Pflege  der  Pflanze  ist 
gar  nicht    so    schwierig;    eine    leichte 


Aus  den  Vereinen. 


419 


Erde  ist  hier  am  Platze.  Ein  Ge- 
misch aus  Heide-  und  Lauberde,  Sand 
und  gehacktem  Sphagnum  halte  ich 
für  das  beste.  Selbstverständlich  bedarf 
auch  diese  Pflanze,  wie  alle  Gewächse, 
die  in  Gefässen  gepflegt  werden,  eines 
guten  Wasserabzuges. 

Im  allgemeinen  lieben  Anthurien  das 
Warmhaus,  doch  vegetieren  sie  auch 
noch  im  temperierten  Hause,  selbst- 
verständlich hier  nicht  so  lebhaft  wie 
in  jenem. 

Einen  unumgänglichen  Lebensfaktor 
bildet  reine  feuchte  Luft;  selbst  ein 
teilweises  Düngen  erregt  kein  so  starkes 
Wachstum,  wie  fachgemässe  Lult- 
beschaffung. 

In  der  bekannten  Handelsgärtnerei 
des  Herrn  Hoflieferanten  J.  C.  Hanisch 
in  Leipzig,  wo  ich  vor  einigen  Jahren 
thätig  war,  hat  mir  dieses  Anthurium 
neben  anderen  verschiedenen  Anthurien- 
arten  ausserordentlich  gefallen,  ebenso 
fand  ich  im  Hofgarten  zu  Wilhelms- 
höhe bei  Cassel  ein  Prachtexemplar, 
wie  überhaupt  dort  ein  höchst  wert- 
volles  Pflanzenmaterial    zu  'sehen    ist. 


Schustercactus     durchaus     nicht     ge- 
bräuchlich sei. 


Phyllocactus  Ackermann!. 

Herr  L.  Urban-ßerlin  macht  uns  mit 
Recht  darauf  aufmerksam,  dass  der 
Heft  14  S.  390  erwähnte  sogenannte 
Schustercactus  nicht  Phyllocactus  Alten- 
steiniist,  sondernder  bekannte  P.Acker- 
manni.  Es  war  nur  ein  Schreib- 
fehler unsererseits.  Übrigens  bemerkt 
Herr   Urban    weiter,    dass   der  Name 


Ausgestellte  Pflanzen   des  Königl.  Botanischen 
Gartens  bei  der  Versammlung 

der    Mitglieder    des  Vereins    zur    Beförderung 

des  Gartenbaues 

in  den  Königlich  Preussischen  Staaten 

am   26.   Mai    1898. 

Der  Königl.  botanische  Garten  stellte 
folgende  Pflanzen  aus: 

1  Agathosma  Ventenatiana  Barth  und 
Wendl.     Süd-Afrika  (Rutaceae). 

2  Astartea  fascicularis  DC.  var.  rosea 
Hort.  West- Australien  (Myrtaceae). 

1  Asphodeline  lutea  (L.)  Rchb.  Mittel- 
meergebiet. Klein-Asien.  (Liliaceae). 

1  Boronia  elatior  Barth  West- Australien 
(Rutaceae). 

1  Clerodendron  Thomsonae  Balf.  hl. 
Insel  Sokotra.  (Verbenaceae). 

1  Eriostemon  buxifolius  Sm.  Südost- 
Australien.  (Rutaceae). 

2  Hardenbergia  monophylla  Benth. 
Australien.  (Papil.). 

1  Ixanthus  viscosus  Griseb.  Canarische 
Inseln.  (Gentianae). 

1  Pelargonium  ovale  Burm.  Capland. 
(Geraniac).    (Pelarg.  tricolor  Gurt.). 

2  Pimelea  Preissii  Meissn.  West- 
Australien.  (Thymelaeac). 

1  Pimelea  rosa  R.  Br.  var.  Hendersonii 
(Grah.)  Meissn.  West-Australien. 
(Thymelaeac). 

1  Westringia  rosmariniformis  Sm. 
Australien.  (Labiate). 

Sa.  15  Pflanzen 


Aus  den  Vereinen. 


Botanischer  Verein    der    Provinz  Brandenburg. 

Maisitzung.  Der  Vorsitzende,  Prof. 
Volkens,  teilte  die  Ordnung  für  die 
am  Sonntag  nach  Pfingsten  in  Rathenow 
stattfindende  Frühlingshauptversamm- 
lung mit.  Dr.  Kolkwitz  sprach 
über  die  zuerst  von  Burck  im 
botanischen  Garten  zu  Buitenzorg  auf 
Java  beobachtete  Bestäubung  von 
Blumen  durch  Fledermäuse.  Mach 
Burck  übertragen  fliegende  Hunde 
(Pteropus  edulis)  beim  Verzehren  der 
grossen  fleischigen  Brakteen  der  zwei- 
häusigen  Freycinetia  mit  ihren  Köpfen 
den  Blütenstaub  von  Blume  zu  Blume. 
Xach  einer  Mitteilung  von  Prof.  Knuth 


in  Kiel  hat  der  Leiter  des  botanischen 
Gartens  zu  Trinidad,  J.  H.  Hart,  neuer- 
dings Blütenbesuch  durch  PTedermäuse 
an  Bauhinia  megalandra  und  Eperua 
falcata  beobachtet.  An  den  Blüten 
der  letztgenannten  Pflanze  wurde 
Glossonycteris  GeoffroyiGray  gefangen, 
eine  kleine  Fledermaus,  deren  pinsel- 
förmige Zunge  derjenigen  eines  Kolibris 
ähnlich  ist.  Eine  ganz  ähnliche  Art, 
Lonchoglossa  caudifer  Geoffr.,  die 
Herr  Geheimrat  Moebius  freund- 
lichst aus  dem  Zoologischen  Museum 
hergeliehen  hatte,  wurde  von  Herrn 
Kolkwitz  vorgezeigt.  Matschie  hält 
es     für     unwahrscheinlich,     dass     die 


420 


Aus  den  Vereinen. 


Blüten  auf  die  Bestäubung  durch  die 
Fledermäuse  angewiesen  sind,  wenn 
diese  auch  gelegentlich  als  Bestäuber 
thätig  sein  mögen.  Die  lange  Zunge 
ist  keine  Besonderheit;  auch  wird  be- 
zweifelt, dass  die  Fledermäuse  Honig 
saugen,  vielmehr  neigen  die  Zoologen 
zu  der  Ansicht,  dass  die  lange  Zunge 
zum  Herausholen  von  Insel^ten  aus 
den  Blüten  benutzt  wird.  Auch  Hart 
nimmt  übrigens  an,  dass  die  honiglose 
Bauhinia  von  den  Fledermäusen  der 
Insekten  wegen  besucht  wird.  Prof. 
Ascherson  teilte  mit,  dass  Dr. 
Hermann  Ross,  Kustos  am  königl. 
botanischen  Garten  zu  München,  ein 
„Herbarium  Siculum"  herausgeben 
wird.  Dr.  Ross  ist  länger  als  lo  Jahre 
am  botanischen  Garten  in  Palermo 
thätig  gewesen  und  hat  aufzahlreichen 
Reisen  alle  Teile  Siciliens  sowie  die 
umliegenden  kleineren  Inseln  lloristisch 
durchforscht.  Die  Pflanzen  sollen  in 
Centurien  ausgegeben  werden,  von 
denen  jährlich  i  bis  2  zum  Preise  von 
je  30  Mk.  erscheinen  sollen.  Das 
Inhaltsverzeichnis  der  ersten  Centurie, 
das  eine  grosse  Zahl  sonst  im  Mittel- 
meergebiet wenig  verbreiteter  Arten 
aufweist,  lässt  erkennen,  mit  wie 
grosser  Sorgfalt  die  Auswahl  der 
Pflanzen  vorgenommen  worden  ist. 
Prof.  Volke ns  legte  eine  Anzahl  vor- 
trefflich ausgeführter  Photographien 
verschiedener  Tropengewäche,  wie 
Palmen,  Bananen,  Pandanus,  Ravenala 
madagascariensis, Riesenbambus.  Baum- 
farne, Ficusarten,  Affenbrotbäume 
u.  s.  w.,  zumeist  aus  dem  botanischen 
Garten  in  Peradenyia,  vor  und  knüpfte 
daran  einige  Bemerkungen  über  die 
Würgerfeigen  (Ficus)  und  über  das 
Zerfallen  der  Bananenblätter  in  einzelne 
Streifen,  eine  in  den  Tropen  allgemein 
auftretende  Erscheinung,  durch  die  die 
Pflanzen  ein  hässliches  Aussehen  er- 
halten. Indem  Prof.  Volkens  darauf 
hinwies,  dass  die  wilden  Bananen 
an  ihren  ursprünglichen  Standorten 
das  Zerreissen  nicht  zeigen,  sprach  er 
seine  Ueberzeugung  dahin  aus,  dass 
wir  es  bei  den  kultivierten  Bananen 
mit  verweichlichten  Formen  zu  thun 
haben,  die  die  bezüglichen  anato- 
mischen Schutzeinrichtungen  der 
Blätter  verloren  haben.  Die  Vor- 
legung der  Photographie  einer  Opuntia 
begleitete  Prof.  Schumann  mit  einigen 
Erörterungen    über    die  Fruchtbilduns: 


der  Cactusgewächse,  in  deren  Verlauf 
er  das  häufige  Vorkommen  äusserlich 
vollkommen  normal  ausgebildeter,  aber 
tauber  Früchte  bei  diesen  Pflanzen 
hervorhob.  Endlich  sprach  Professor 
Volkens  über  die  Bestäubung  der 
Osterluzeiarten,  indem  er  einige  der 
gewaltigen  Blüten  von  Aristolochia 
gigas  A'orlegte.  Eine  frisch  aufge- 
sprungene Blüte  mass  30  cm  in  der 
Breite  und  36  cm  in  der  Länge  ohne 
den  55  cm  langen,  von  der  zungen- 
förmigen  Blütenhülle  herabhängenden 
Schwanz,  der  die  Aufgabe  einer 
,, Träufelspitze''  hat,  d.  h.  dazu  dient, 
das  Regenwasser  möglichst  schnell 
abzuleiten.  Sobald  die  Blüte  aufge- 
sprungen ist,  entwickelt  sie  einen 
starken  Aasgeruch.  Dieser  Geruch 
und  eine  eigentümliche  bräunliche  oder 
schwärzliche  Färbung  sind  charakte- 
ristisch für  die  Blüten,  die  von  Aas- 
fliegen besucht  und  bestäubt  werden. 
Die  eigentümliche  Einrichtung  der 
Aristolochiablüten,  die  die  hinein- 
gekrochenen Fliegen  längere  Zeit  in 
ihrem  ,, Kessel"  gefangen  halten,  wird 
seit  Hildebrand  als  Anpassung  an 
Fremdbestäubung  angesehen.  Neuer- 
dings hat  aber  Burck  die  „Kessel- 
fallen" von  Aristolochia  für  eine  Ein- 
richtung zur  Erzielung  von  Selbst- 
bestäubung erklärt,  und  obwohl  Rosen 
und  Correns  dieser  Ansicht  entgegen- 
getreten sind,  fallen  doch  einige  der 
Burckschen  A^ersuche  sehr  zu  Gunsten 
seiner  Anschauung  ins  Gewicht.      — s. 

A'oss.  Ztg. 

Bestimmungen  über  die  Erteilung  des  Wert- 
zeugnisses der  Deutschen  Dalilien-Gesellschaft. 

Die  D.  D.-G.  erteilt  auf  \'erlangen 
Wertzeugnisse  für  im  deutschen  Besitz 
und  noch  nicht  im  Handel  befindliche 
Züchtungen  von  Dahlien. 

§   1- 

a.  Um  das  W^ertzeugnis  kann  sich 
jeder  deutsche  Fachmann  oder 
Liebhaber  bewerben. 

b.  Die  Anmeldung  hat  möglichst  14 
Tage  vor  der  Prüfung  zu  erfolgen. 

§  2. 
Das  Wertzeugnis  darf  nur  verliehen 
werden: 

a.  für  Dahlien,  welche  eine  neue  Form 
oder  Farbe  darstellen; 

b.  für  Blumen  schon  vorhandener 
Formen  und  Farben,  welche  eine 
verbesserte     oder    besonders    be- 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


421 


vorzugte  Haltung  resp.  Blüten- 
entwickelung  aufweisen; 
c.  für  Pflanzen  mit  einem  erstrebens- 
werten Habitus,  als  da  sind: 
fester,  sich  freitragender  Bau,  sehr 
gedrungener,  niedriger  Wuchs  und 
dekorative  Belaubung. 

§  3- 
Die  jeweilige  Moderichtung  darf  bei 
der  Bewertung  nicht  als  alleiniger  Faktor 
massgebend  sein;  es  müssen  besonders 
neue  Formen  der  Blumen  eingehend 
geprüft  und  berücksichtigt  werden. 

§  4- 

Zur  Zeit  der  Beurteilung  müssen  die 
Pflanzen  resp.  Blumen  sich  in  voll- 
endetster Entwickelung  befinden.  Die 
Beurteilung  kann  nur  am  Standorte 
ertolgen. 

Auf  Standort,  Witterungsverhältnisse 
etc.  darf  nicht  Rücksicht  genommen 
werden. 

§  5. 
Die  Beurteilung  wird  von  3  oder  5 
Mitgliedern  der  D.  D.-G.  vorgenommen, 
welche  vom  Vorstande  ernannt  werden. 
Lehnt  der  Bewerber  einzelne  Kom- 
missionsmitglieder ab,  so  bleibt  es 
dem  Vorstande  überlassen,  die  be- 
gründete Ablehnung  anzunehmen  und 
event.  neue  Beurteiler    zu    bestimmen. 

§  6. 
Für  die  Mitglieder  der  D.  D  -G.   er- 
folgt   die    Beurteilung    kostenlos,    aus- 
genommen etwaige  Reisespesen. 


Für  Nichtmitglieder  kommen  ausser 
den  Reisespesen  noch  M.  10,—  Ver- 
säumniskosten für  jeden  Beurteiler  in 
Anrechnung,  welche  vorher  einzusenden 
sind.  Dieselben  werden  auch  bei  Ab- 
lehnung des  Wertzeugnisses  nicht 
zurückerstattet. 

§  7. 
Bei  Bewerbung  ist  der  Name  der 
Neuheit,  die  Abstammung  resp.  Her- 
kunft derselben  wenn  möglich  genau 
anzugeben  und  im  Protokoll  aufzuführen; 
auch  sind  darin  ausdrücklich  die  Eigen- 
schaften der  Neuheit  hervorzuheben, 
für  welche  die   Bewertung  erfolgt    ist. 

§  8. 
Abschrift  des  Protokolls  wird  vom 
Vorstande  dem  Bewerber  zugestellt  und 
kann  von  demselben  bei  Reklamen  als 
»höchste  Auszeichnung«  besonders  er- 
wähnt werden,  doch  muss  die  An- 
preisung entweder  den  Wortlaut  oder 
den  vom  Prüfungsausschuss  genehmig- 
ten Auszug  des  Protokolls  wieder- 
geben. 

§  9- 
Widerspruch  gegen  die  erfolgte  Be- 
urteilung ist  mit  genauer  Angabe  der 
Gründe  binnen  8  Tagen  nach  Protokoll- 
zustellung beim  Vorstande  schriftlich 
einzureichen.  Nochmalige  Prüfung 
oder  Ernennung  einer  anderen  Kom- 
mission ist,  falls  dies  gewünscht  und 
vom  Vorstande  genehmigt  wird,  aus- 
drücklich zu  beantragen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Programm 
der  ersten  deutschen  Dahlien-Ausstellung, 

veranstaltet  von  der  Deutschen  Dahlien-Gesell- 
schatt  in  den  Räumen  des  Fürstenhofes  zu  Magde- 
burg am    17.  und    18.  September   1898. 

Wenn  sich  die  erst  im  vorigen  Winter 
begründete  Deutsche  Dahlien -Gesell- 
schaft schon  im  ersten  Jahre  die  Auf- 
gabe einer  Spezial-Ausstellung  gestellt 
hat,  so  soll  diese  Ausstellung  in  erster 
Hinsicht  beimässiger  Ausdehnung  einen 
rein  belehrenden  Charakter  besitzen. 
Sie  soll  dem  Nichteingeweihten  zeigen, 
welche  Entwicklung  diese  Blume  in 
wenigen  Jahrzehnten  durchgemacht  hat, 
und  der  Vorstand  behält  es  sich  vor, 
einen  Prüfungs-Ausschuss  zu  ernennen. 


welcher  sich  mit  einer  Klassifikation 
besonders  der  Cactus-  oder  Edel- 
Dahlien  befasst,  um  eine  Normalliste 
der  wirklich  echten  Formen  ver- 
öffentlichen zu  können. 

Entgegen  der  bei  allen  Fach- 
ausstellungen geltenden  Sitte  soll  eine 
Prämiierung  der  Blumen  nicht  statt- 
finden, damit  die  Aussteller  sich  mit 
ihren  Leistungen  in  eigener  freier 
Bahn,  Anregung  gebend  für  folgende 
Veranstaltungen,  bewegen  können. 

Bindereien,  vornehmlich  aus 
Dahlien  zusammengestellt,  sollen  die 
hauptsächlichsteVerwendungsart  dieser 
Blumen  dem  Besucher  vorführen,  und 
wird  solchen  Arrangements  ein  bevor- 


422 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


zugter  Aufstellungsraum  angewiesen. 
Um  unseren  deutschen  Blumenkünst- 
lern das  Beschicken  der  Ausstellung 
zu  erleichtern,  sind  die  Mitglieder  der 
Deutschen  Dahlien -Gesellschaft  gern 
erbötig,  allen  Anfragen  bezüglich 
Blumenlieferungen  weitmöglichst  ent- 
gegenzukommen. 

Damit  der  belehrende  Grundzug,  den 
die  Ausstellung  tragen  soll,  aufrecht- 
erhalten bleibt,  werden  Ausstellungs- 
konkurrenzen nicht  ausgeschrieben; 
es  soll  vielmehr  dem  deutschen  Züchter 
Gelegenheit  gegeben  werden,  Sorti- 
mente nach  Jahrgängen,  Farben- 
zusammenstellungen, Anordnungen,  das 
»Sonst  und  Jetzt«  der  Formen  im 
Dahliengebiete  verkörpernd,  typische 
Klassifizierung  aller  Gattungen  u.  s.  w., 
erläuternd  vorzuführen. 

Noch  nicht  im  Handel  befind- 
liche Neuheiten  werden  möglichst 
an  bevorzugter  Stelle  zur  Aufstellung 
gelangen.  Der  Ausstellungsausschuss 
hat  dieWertzeugnisanmeldungen  bei  be- 
sonders hervorragenden  Neuzüchtungen 
zu  sichten,  die  Prüfung  der  Pflanzen 
an  Ort  und  Stelle  beim  Vorstande  zu 
beantragen  und  die  ausgestellten 
Blumen  solchem  Antrage  gemäss  aus- 
zuzeichnen. 

Da  es  für  die  Züchter  von  grossem 
Interesse  ist,  des  Publikums  Urteil  zu 
hören,  welche  Dahlien  für  die  schönsten 
gehalten  werden,  so  ist  eine  Schön- 
heits-Konkurrenz über  die  aus- 
gestellten 5  besten  Dahliensorten  ein- 
zurichten beschlossen  worden. 

Nur  Mitgliedern  ist  das  Ausstellen 
von  Blumen  und  Pflanzen  (letztere  in 
Töpfen  oder  Kübeln,  welche  an 
günstiger  Stelle  plaziert  werden)  ge- 
stattet. 

In  der  Binderei-Abteilung  können 
auch  Nichtmitglieder  konkurrieren. 
Binderäume  sind  reichlich  vorhanden. 

Platzmiete  wird  nicht  erhoben, 
ausgenommen  eventuelle  Benutzungs- 
gebühren für  die  vom  Ausschusse  be- 
schafften einheitlichen  Ausstellungs- 
gläser. 

Der  Ausstellungsflächenraum  für  ab- 
geschnittene Blumen  ist  ca.  500  qm 
gross,  doch  können  Nebensäle  im  Be- 
darfsfalle hinzugenommen  werden. 

Der  Fürstenhof,  in  dessen  Prunksaale 
die  Ausstellung  stattfindet,  liegt  in 
nächster  Nähe  des  Bahnhofes,  in  bester 
Gegend   der  Stadt  Magdeburg,    sodass 


alle  Aussichten  für  ein  gutes  Gelingen 
und  einen  guten  Besuch  vorhanden  sind. 

An  einem  der  Ausstellungstage  findet 
eine  Sitzung  der  Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft  statt.  Zeit  und  Ort  wird 
noch  veröffentlicht. 

Die  Aufstellung  der  Ausstellungs- 
gegenstände kann  schon  vom 
lö.  September  abends  an  erfolgen, 
muss  aber  am  folgenden  Eröffnungs- 
tage bis  vormittags  9'A2  Uhr  beendet 
sein.  Sonnabend  den  24.  September, 
um  10V2  Uhr,  wird  die  Ausstellung 
eröffnet. 

Gefällige  Anmeldungen  mit  möglichst 
genauer  Angabe  des  beanspruchten 
Raumes  (in  Quadratmetern  angegeben) 
nimmt  bis  1.  September  der  Geschäfts- 
führer der  Deutschen  Dahlien-Gesell- 
schaft, Heinr.  Kohlmannslehner, 
Schöneberg -Berlin,  Hauptstrasse  130, 
entgegen,  wohin  auch  Mitglieder-An- 
meldungsgesuche sowie  sonstige  An- 
fragen zu  richten  sind. 


Dresden.  Auf  der  Grossen  Aus- 
stellung derDeutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft  in  FJresden  waren  wieder 
2  Kosthallen,  eine  für  Naturweine,  eine 
für  Obstweine  errichtet,  die  beide  sehr 
besucht  waren.  In  der  grossartigen 
Sammelausstellung  des  Landeskultur- 
rates für  das  Königreich  Sachsen  hatte 
Geh.  Hofrat  Nobbe  u.  a.  80  grosse 
Cylinder  mit  den  Wurzelknöllchen  ver- 
schiedenerLeguminosen  und  Impfungen 
mit  den  aus  diesem  Knöllchen  ge- 
zogenen Bakteroiden  (Nitragin)  vor- 
geführt, die  Versuchsstation  am  bot. 
Garten  zu  Dresden  (Dr.  Steglich) 
viele  Keimpflanzen  von  ünlvräutern. 
die  neuesten  Futterpflanzen,  Versuche 
zur  Vertilgung  des  Hederichs  durch 
Eisenvitriol.  Versuche  mit  Alinit  (Bak- 
terien, welche  bei  Gräsern  Stickstoff 
sammeln  sollen)  etc.,  das  landwirtschaft- 
liche Institut  der  Universität  Leipzig 
(Prof.  Dr.  Fischer)  Pflanzen  aus  grün- 
und  gelbkörnigem  Roggen.  Kartoffel- 
stauden aus  glatten  und  länglich-runden 
Kartoffeln,  erstere  sind  stärkereicher, 
letztere  wüchsiger)  ,  der  Dresdener 
Gärtnerverein  eine  grosse  Sammlung 
Gemüse.  Auch  Angelica  Archangelica 
war  in  Riesenexemplaren  ausgestellt, 
sowie  die  landwirtschaftlichen  Produkte 
aus  ganz  Sachsen.  Die  Gartenbau- 
schule des  sächsischen  Gartenbau- 
verbandes    zu     Dresden     (Gartenbau- 


Verkehrswesen.  —  Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


423 


direkter  Bertram)  hatte  im  grossen 
Stile  sehr  schöne  Pläne  (Schüler  arbeiten) 
und  Lehrmittel  etc.  ausgestellt. 


Halle  a.  S.  9.  u.  10.  August  Haupt- 
versammlung des  Verbandes  der  Han- 
delsgärtner Deutschlands. 


Darmstadt.  6,  bis  9.  August  Jahres- 
versammlung der  Deutschen  dendro- 
logischen  Gesellschaft. 


Leipzig.  II.  Allemeiner  deutscher 
Gärtnertag  in  Leipzig  am  5.  August 
im  Gasthaus  »Zum  weissen  Hirsch«, 
Windmühlenstrasse  40.  Der  Haupt- 
vorstand des  Allgemeinen  deutschen 
Gärtnervereins  (Berlin),  Vertreter  der 
arbeitnehmenden  Gärtnerschaft,  ladet 
zu.  diesem  Gärtnertage,  auf  welchem 
das  gärtnerische  Vereinswesen  und  die 
wichtigsten  Tagesfragen  besprochen 
werden  sollen,  ein.  Am  6.  und  7.  August 
ist  in  Leipzig  die  IV'.  Generalversamm- 
lung des  Vereins. 


Köln.  31.  Juli  bis  3. 
General  -  Versammlung  des 
deutscher  Gartenkünstler. 


August. 
Vereins 


St.  Petersburg.  Internationale 
Gartenbauausstellung  vom  5/17.  bis 
15/27.  Mai  1899.  Für  Exporteure  sehr 
wichtig. 


Frankfurt  a.  M.  Grosse  Rosen- 
ausstellung bis  September.  Der  reich- 
haltige Katalog  enthält  u.  a.  auch  eine 
sehr  nützliche  Anleitung  zurBehandlung 
der  Rosen. 


Wien.  17.  bis  27.  September.  Dritte 
temporäre  Gartenbau-Ausstellung  der 
Wiener  Jubiläums-Ausstellung  im  Jahre 
1898.  (Ist  die  100.  Ausstellung  der 
Wiener  Gartenbau-Gesellschaft.) 


Pariser  Weltausstellung  1900. 
Die  hervorragendsten  Saatgutzüchter 
Deutschlands  haben  gelegentlich  der 
Ausstellung  der  Deutschen  Landwirt- 
schaftlichen Gesellschaft  in  Dresden 
einstimmig  beschlossen,  die  Ausstellung 
gemeinsam  zu  beschicken.  Auch  Samen- 
händler können  sich  anschliessen,  so- 
fern sie  zugleich  Züchter  sind.  Der 
Gartenbauverband  für  das  Königreich 
Sachsen,  allen  voran  T.  J.  Seidel, 
werden  auf  der  Ausstellung  glänzend 
vertreten  sein,  auch  in  Hamburg  ist 
Neigung  zur  Beschickung;  aus  Stuttgart 
werden  Gau  eher  und  W.  Pfitzer 
ausstellen,  vielleicht  noch  andere,  der 
unterfränkische  Gartenbauverein  in 
Würzburg  wird  sich  voraussichtlich 
auch  beteiligen. 


Lyon.   2.  bis  3.  September.  Kongress 
der  französischen  Rosenzüchter. 


Verkehrswesen. 


Verhütung    der    Einschleppung    von    Pflanzen- 
krankheiten in  Australien. 

Nach  einer  unterm  1.  Februar  d.  Js. 
erlassenen  Bekanntmachung  hat  der 
Gouverneur  von  Neu-Süd-Wales  auf 
Grund  der  ihm  durch  Gesetz  erteilten 
Ermächtigung  die  Einfuhr  von  Pflanzen 
(Bäume,  Sträucher,  Reben,  Blumen  und 
sonstige  Vegetabilien)  sowie  von  Obst 
verboten,  sofern  diese  Gegenstände  von 
der  Obstmade  (Carpacopsa  pomonella), 
der  Queensland-Obstfliege  (Tephritis), 
der  Blatttwepse    Seiandria    cerasi,   be- 


ziehungsweise von  Schildläusen,  ein- 
schliesslich der  San  Jose-Schildlaus, 
oder  von  solchen  anderen  Krankheiten 
befallen  sind,  welche  in  dem  Re- 
gierungsblatte von  Zeit  zu  Zeit  nam- 
haft gemacht  werden. 

Ferner  hat  der  Gouverneur  von 
Neu-Seeland  mittelst  Erlasses  vom 
7.  Dezember  1S97  die  Einfuhr  von 
durch  die  Oueensland-Obstfliege  be- 
fallenem Obst  untersagt. 

(Ministerium  für  Landwirtschaft  etc.) 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Gebrüder  van  V eisen,  Overveen 
bei  Haarlem,  Blumenzwiebeln  und 
Knollengewächse.     —     R.     van     der 


Schoot  &  Sohn  in  Hillegom  bei 
Haarlem,  Blumenzwiebeln  etc.  —  D. 
A.Koster, Boskoop  bei Gonda (Holland), 


424 


Personal-Nachrichten. 


Hauptkatalog  von  Rhododendron,  Azalea, 
Aucuba,  Coniferen,  Flieder  in  Töpfen, 
Rosen,  Gehölzen,  Allee-  und  Obst- 
bäumen. ■ —  L.  Späth,  Baumschule, 
Baumschulenweg  bei  Berlin,  Blumen- 
zwiebeln, Stauden,  Paeonien, Erdbeeren, 


Rosen,  Maiblumen,  Kakteen,  Koniferen 
etc.  etc.  —  Franke  &  Co.,  Berlin, 
Dessauerstr.  6,  Katalog  und  Preis- 
verzeichnis derSpitzenbergschenKultur- 
geräte.  —  Wilhelm  Werner  &  Co., 
Berlin.  Chausseestr.  3,  Saatgetreide. 


Personal-Nachrichten. 


Dem  berühmten  Naturforscher  und 
Gartenfreunde  Carl  Alexander 
Anselm  Freiherrn  von  Hügel 
soll  im  Park  des  Hietzinger  Cottage 
ein  Denkmal  errichtet  werden,  v.  Hügel 
brachte  von  seinen  Weltreisen  (1830 
bis  1837)  sehr  viele  Pflanzen,  namentlich 
aus  Neuholland,  heim  und  veranstaltete 
in  den  40er  Jahren  berühmte  Blumen- 
Ausstellungen  in  Wien. 


Dem  ersten  Obergärtner  der  Königl. 
pomologischen  Anstalt  zu  Proskau, 
Garteninspektor  Franz  Göschke,  ist 
der  Titel  ,, Gartenbaudirektor"  ver- 
liehen worden. 


O.  Bertz  in  Offenbach  a.  M.,  Baum- 
schulenbesitzer, ist  zum  Hoflieferanten 
der  Landoräfin  von  Hessen  ernannt. 


Dem  Gärtner  Johann  Greiss  zu 
Hitdorf  im  Landkreise  Solingen  ist  das 
Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 


Der  frühere  Gärtnereibesitzer,  jetzige 
Rentier  A.  Kägeler,  Berlin,  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  starb  plötzlich  am  Herz- 
schlage am  12.  Juli. 


Jensen,  Adolf,  Gartentechniker 
bei  der  Firma  Rosorius,  Landschafts- 
gärtner in  Düsseldorf  a.  R.,  wurde  als 
Stadtgärtner  in  Oberhausen  (Rheinl.) 
angestellt. 


Vieweg,  Franz,  M.,  Oberhofgärtner 
zu  Schloss  Altenstein,  ist  die  Ver- 
waltung der  Meininger  und  Heldburger 
Hofgärtnereien  mit  dem  Sitz  in 
Meiningen  übertragen  worden. 


Hofrat  W  i  e  s  n  e  r  -Wien,  Verwaltungs- 
rat der  k.  k.  Gartenbau -Gesellschaft, 
ist  zum  Rektor  magnificus  der  Wiener 
Universität  für  1898/99  gewählt. 


Schaubach,  Adolf.  Landschafts- 
gärtner, wurde  zum  Hofgärtner  in 
Schloss  Altenstein  ernannt. 


Mesch,  Karl,  wurde  mit  der  Leitung 
der  Gräflich  Schaffgotschen  Anlagen 
zu  Koppitz  betraut. 


Nach  kaum  i4tägiger  Krankheit 
starb  unerwartet  am  15.  Juli  an  Gehirn- 
hautentzündimg der  durch  seinemuster- 
giltigen  Pilanzenkulturen  weit  über 
die  Grenzen  Hamburgs  bekannte 
Handelsgärtner  Axel  Haagström  im 
40.  Lebensjahre.  Haagström,  von  Ge- 
burt Schwede,  kam  als  Gehilfe  nach 
Wandsbeiv  und  war  mehrere  Jahre  in 
der  bekannten  Handelsgärtnerei  von 
Emil  N"eubert  thätig.  Im  Jahre  18S6 
gründete  er  ein  eigenes  Geschäft.  So- 
wohl als  Mensch  wie  auch  als  Fach- 
mann errang  er  sich  bald  grosses  An- 
sehen. Seine  Kulturen  waren  muster- 
giltig,  er  leistete  auf  dem  Gebiete  der 
Dracaenen,  Imantophyllum,  Croton, 
Caladien,  Pandanus  und  anderen  Haus- 
kulturen  geradezu  Hervorragendes  und 
verschalfte  sich  auf  diesem  Gebiete 
einen  grossen,  weit  verbreiteten  Ruf. 
Hamburg,  um  allgemein  zu  sprechen, 
verliert  in  ihm  einen  seiner  tüchtigsten 
Gärtner,  und  mit  Wehmut  sehen  wir 
ihn  aus  unserer  Mitte  scheiden.  Viel 
zu  früh  ist  er  uns  genommen,  viel  zu 
früh  für  sich  und  die  Seinen,  um  die 
Früchte  seiner  meisterhaften  Arbeiten 
auch  nur  annähernd  geniessen  zu 
können.  Unter  den  wenigen  Gärtnern 
der  jetzigen  zahlreichen  jungen  Gene- 
ration Hamburgs,  welche  berufen  sind, 
den  ehemaligen  traditionellen  Ham- 
burger Gärtnerruhm  neu  zu  beleben 
und  auf  spätere  Geschlechter  fortzu- 
pflanzen, war  Haagström  einer  der 
befähigsten,  und  um  so  schmerzlicher 
ist  sein  Verlust  zu  beklagen. 

Hamburg.  Karl  Götze. 


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Der  Apfel  „Andenken  an  Palandt". 

(Hierzu   Tafel    i433.) 

eubeiten  alle  Jahre  in  jedem  Zweige  der  Gärtnerei,  sei  es  Blumenzucht, 
Gemüse-  oder  Obstzucht.  Geholzkunde  etc.!  Die  Gartenkunst  steht  nicht 
still,  will  fortschreiten,  in  ihren  Erzeugnissen  das  Alte  übertreffen,  neue  Formen 
erzeugen  und  zu  grösster  Vollkommenheit  bringen.  Obgleich  diese  Kunst  es  in 
der  Regel  fast  immer  nur  auf  Gleichwertiges  bringt,  das  einige  Zeit  lebt  und 
beachtet  wird,  um  schliesslich  in  das  Aleer  der  Vergessenheit  zu  geraten  und 
Besserem  Platz  zu  machen,  drängt  aber,  wie  in  diesem  Falle,  in  jedem 
dieser  Zweige  sich  zuweilen  eine  Xeuheit  hervor,  die  als  vorzüglich  anerkannt 
wird,  sich  allgemeinen  Anbaues  erfreut  und  ein  bleibendes  Dasein  besitzt,  im 
Gegensatze  zu  den  Eintagsfliegen,  besonders  in  der  Blumenzucht,  welche 
erscheinen  und  verschwinden,  ohne  ein  bleibendes  Andenken  zu  hinterlassen: 
man  sehe  sich  darin  nur  die  Rosenneuheiten  an,  von  den  krautartigen  Pflanzen 
gar  nicht  zu  reden. 

Unter  den  vielen  Neuheiten  in  Früchten,  die  jährlich  Frankreich,  England, 
Amerika  ganz  besonders,  Deutschland  etc.  liefert,  die  versucht  werden  und  sich 
vielfach  als  nicht  geeignet  für  unseren  Himmelsstrich,  Lage,  Boden  etc.  er- 
weisen, lieferte  uns  diesmal  eine  deutsche  Firma  Westenius  Nachfolger 
Ilildesheim  (Gebr.  Palandt  Besitzer),  einen  Apfel,  den  die  Söhne  zu  Ehren 
des  verstorbenen  Vaters ,  des  allen  Obstzüchtern  bekannten  Pomologen 
und  Waisenhaus  -  Inspektors  Palandt,  als  von  ihm  gezüchtet,  ., Andenken 
an  Palandt"'  benannten  ,  einen  Apfel ,  den  der  Verstorbene  bei  Lebzeiten 
hochschätzte  und  den  Söhnen  zur  Verbreitung  dringend  empfahl.  Wir 
erhielten  prächtig  gefärbte  Exemplare  dieser  Neuheit  übersandt ,  damit  die- 
selben der  Kommission  für  Erteilung  des  Wertzeugnisses  des  ^^ereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  vorgelegt,  geprüft  und  des  Zeugnisses  würdig  be- 
funden würden  (25.  November  v.  J.) 

Dieser  Apfel  ist  in  seinem  schönen  Äussern  und  Färbung  derartig,  dass 
beim  ersten  Anblick  jedermann  glaubt,  es  mit  einem  der  Tyroler  Apfel  zu 
thun  zu  haben,  wie  dies  auch  uns  gegenüber  von  einigen  Kollegen  behauptet 
wurde,  die  erst  nach  Erklärung  der  Sache  ihr  Urteil  zurückzogen  und  auf  die 
Eigenschaften  des  Apfels  neugierig  wurden. 

Der  Apfel  ist  im  Durchschnitt  mittelgross,  ca.  70  mm  hoch  und  ebenso 
breit,  rundlich,  der  Bauch  sitzt  ziemlich  in  der  Mitte  und  flacht  sich  sodann 
die  Frucht  gleichmässig  zum  Kelche  und  Stiele  ab;  Schale  sehr  fein,  glatt, 
glänzend,  hier  und  da  mit  rötlichen  und  rostfarbigen  Punkten  bedeckt;  auch 
kommen  geringe  Rostfiguren  vor,  besonders  traten  auf  der  prächtig  gefärbten 
Sonnenseite  die  Punkte  in  derselben  schrolf  hervor,  welches  den  Früchten  den 
so  anziehenden  Anblick  gewährt.  Die  Grundfarbe  ist  weissgelb  oder  wachsgelb, 
an  der  Sonnenseite  prächtig  rot  gefärbt,  wie  bei  den  bekannten  Tyroler  Sorten, 
wodurch  geriebene  Geschäftsleute  sich  veranlasst  fühlen  könnten,  diesen  Hildes- 


428  ^49-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

heimer  als  Bozener,  Meraner  etc.  zu  verkaufen,  denn  zwei  solche  zarte  Farben 
in  weisslich  und  leuchtend  rot  besitzen  sehr  wenige  unserer  norddeutschen 
Äpfel;  Stiel  ziemlich  lang,  dünn,  holzig,  in  einer  flachen,  wenig  vertieften  Ein- 
senkung  stehend;  Kelch  halb  offen  bis  geschlossen  in  ganz  flacher,  gerippter 
Einsenkung,  die  so  flach  ist.  dass  der  Kelch  mit  den  einwärts  eingeschlagenen 
Kelchblättchen  mit  der  Oberfläche  der  Frucht  abschneidet  und  der  Apfel  auf 
dem  Kelche  und  seinen  Rändern  steht;  Fleisch  weiss,  mürbe,  saftig,  weinsäuerlich, 
fein  gewürzt,  sehr  wohlschmeckend  und  fein;  Ivernhaus  herzfr-rmig.  Kammern 
ziemlich  gross,  einen  auch  zwei  vollkommene,  braune,  herzförmige,  zugespitzte 
Kerne  enthaltend;  Reife  der  Frucht  November,  bis  in  den  März,  selbst  bis  in 
den  April  sich  haltend. 

Der  Baum  bildet  sich  ähnlich  einer  Baumanns  Reinette,  gedrungen  und 
aufrecht,  trägt  früh  und  setzt  reichlich  Fruchtholz  an,  die  Früchte  hängen  wie 
bei  der  Landsberger  Reinette  vielfach  unter  den  Blättern  versteckt,  sie  sitzen 
fest  am  Baum,  werden  nicht  leicht  vom  Winde  herabgeworfen.  Die  Sorte  ist 
als  Hochstamm  sehr  geeignet  für  Obstfelder  und  Obstgärten,  selbst  für  Land- 
strassen und  Wege,  trotzdem  die  Früchte  durch  ihr  Äusseres  die  Aufmerksam- 
keit des  Wanderers  auf  sich  ziehen  könnten,  was  ja  am  Ende  auch  kein 
Unglück  ist,  denn  wozu  sind  Pächter,  Wärter,  Feldhüter  u.  s.  w.  für  die  Wege 
und  Felder?  F^ür  Zwergformen  erscheint  der  Baum  seines  gedrungenen  Wuchses 
und  seiner  Tragbarkeit  sowie  seiner  einladenden  I-'rüchte  wegen  ganz  besonders 
geeignet.  FJie  Blüte  findet  spät  statt,  daher  ist  jährlich  auf  eine  mehr  oder 
weniger  günstige  Ernte  zu  rechnen  und  ist  die  Blüte  nicht  den  Folgen  des 
Frostes  so  ausgesetzt,  wie  die  der  frühzeitig  blühenden  Sorten,  wo  oft  die  ganze 
Ernte  in  Frage  gestellt  wird.  Der  Baum  ist  hart  gegen  den  Winter  und  Krank- 
heiten wenig  unterworfen,  trotzdem  der  Alutterstamm  und  die  Baumschule  der 
Besitzer  frei  und  offen  den  Ost-  und  Nordwinden  ausgesetzt  sind. 

Da  der  Apfel  in  Hildesheim  von  so  guter  Beschaffenheit  und  Schönheit 
ist,  so  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass  in  anderen  Gegenden  die  Sorte  auch  gut 
gedeihen  und  den  Erwartungen,  wie  in  dem  guten  Boden  Hildesheims,  ent- 
sprechen wird  und  fordern  wir  die  Züchter  auf,  sich  mit  diesem  Apfel  ein- 
gehend zu  beschäftigen  und  Anbauversuche  zu  machen,  um  so  mehr,  als  es 
eine  deutsche,  vaterländische  Züchtung  ist,  die  uns  eine  grössere  Bürgschaft 
bietet  als  ausländische  Sorten,  die  erst  unserem  Himmelsstrich  sich  anpassen 
müssen  und  infolge  dessen  nicht  so  den  Erwartungen  entsprechen  werden  wie 
in  ihrem  Geburtslande. 

Im  Herbst  1898  wird  von  der  Firma  die  Sorte  in  den  Handel  gebracht 
werden  und  wünschen  wir  dem  guten  Apfel  reichliche  A'erbreitung  und  den 
Besitzern  gute  Einnahmen.  C.    Mathieu. 


849.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  28.  Juli  1898. 

I.  iJer  Direktor  des  Vereins,  Wirkl.  Geh.  Oberfinanzrat  von  Pommer  Esche, 
machte  Anzeige  von  dem  Hinscheiden  des  langjährigen  Mitgliedes  Rentier 
Kaegeler,  und  erhoben  sich  die  Versammelten  zum  Zeichen  der  Teil- 
nahme von   ihren  Sitzen. 


849-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  420 

II.  Vorgeschlagen  wurde  zum  wirklichen  Mitgliede: 

Herr  Bruno  Lehmann,  Agent  für  Pumpmaschinen, 
durch  Herrn  Albert  Ilerzberg, 
III.  Ausgestellte  Gegenstände:  i.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Li  ndemuth 
legte  mehrere  Schnitte  von  dem  Stamm  eines  durch  den  Baumschwamm 
Polyporus  squamosus*)  im  Kgl.  Universitätsgarten  zerstörten  Ahorns, 
Acer  dasycarpum,  vor,  der  kürzlich  bei  dem  grossen  Sturm  am  22.  Juni 
d.  J.  abgebrochen  ist.  Der  ganze  Baum  war  innen  vollkommen  morsch, 
während  er  äusserlich  gesund  erschien.  Nur  in  diesem  Jahre  war  der 
Baum  blattarm  und  sollte  zum  Herbst  umgehauen  werden.  In  der 
Litteratur  wird  angegeben,  das  Mycel  (Pilzgewebe)  durchziehe  die  Rinde, 
das  Cambium  und  den  jugendlichen  Splint,  was  aber  nicht  richtig, 
denn  er  durchzieht  hauptsächlich  das  Holz  und  das  ist  für  den  Pilz 
zweckmässig,  er  sucht  sich  seine  Nährpflanze  so  lange  als  möglich  zu  er- 
halten. Wie  lange  das  Mycel  schon  im  Stamme  gewuchert  hat,  lässt  sich 
nicht  sagen,  Herr  L.  beobachtete  aber  die  Fruchtkörper  aussen  am 
Stamm  seit  12  Jahren  in  etwa  1V2  "^  Höhe,  und  zwar  im  Monat  Juni; 
in  diesem  Jahre  sind  sie  etwas  weiter  unterhalb  erschienen.  Sobald  sich 
an  einem  Baume  die  Fruchtkörper  zeigen,  ist  es  Zeit,  ihn  umzuhauen. 

Herr  Prof.  Sorauer:  Ich  kann  nur  bestätigen,  dass  P.  squamosus  sehr 
gefährlich  ist;  vor  14  Tagen  sah  ich  ihn  in  Upsala  in  Schweden,  wo  er  eine 
grosse  Ulme  morsch  macht.  Ich  würde  den  Pilz  zur  Gruppe  der  Wund- 
parasiten  rechnen,  d.  h.  es  liegt  kein  Beweis  vor,  dass  die  Sporen  in 
unverletzte  Bäume  eindringen  können,  sondern  wie  bei  vielen  Hutpilzen 
an  Wundstellen,  abgebrochenen  Ästen  etc.  Es  ist  deshalb  notwendig, 
die  Wundstellen  zu  theeren. 

Herr  Kgl.  Obergärtner  Habermann  hat  das  Auftreten  von  Baum- 
schwämmen im  Schlossgarten  von  Monbijou  besonders  beobachtet,  seit- 
dem durch  Regulierung  der  Spree  ihr  Wasserspiegel  um  2  m  gesenkt 
und  damit  auch  der  Grundwasserstand  tiefer  geworden  ist;  die  alte  Pfahl- 
wurzel kann  nicht  folgen  und  die  Bäume  kränkeln,  trotzdem  alle  Wunden 
verschmiert  werden.  Die  Pilze  zeigen  sich  besonders  an  Platanen  und 
Rüstern,  wohl  an  20—30  Bäume  sind  bei  dem  letzten  Sturme  umgebrochen, 
alle  waren  äusserlich  gesund,  inwendig  morsch. 

Herr  Hofgärtner  Hoffmann  hat  dieselbe  Beobachtung  gemacht,  denn 
die  Senkung  des  Grundwasserstandes  können  ältere  Bäume  nicht  ertragen, 
starke  Platanen,  die  1V2  rn  Durchmesser  hatten,  wurden  umgebrochen 
und  zeigten  sich  innen  hohl  wie  Geschützrohre. 

2.  Herr  Gärtnereibesitzer  Körper  aus  Fürstenwalde  a.  Spree  über- 
brachte herrliche  Gladiolen  sowie  buntblätterige  und  blühende  Stauden, 
die  seine  Spezialität  bilden.     Bereits  auf  der  Berliner  Gewerbeausstellung 


*)  Polyporus  squamosus  (Huds.)  Fries.  Schuppiger  Löcherschwamm,  Hut  halbkreis- 
oder  nierenförmig,  fleischig,  zähe,  10  bis  3o  cm  breit,  gelblich,  ockertarbig-braunlich,  mit 
braunen,  angedrückten,  strahlig  verbreiterten  Schuppen.  Stiel  axcentrisch  3 — 8  cm  lang, 
3—5  cm  dick,  fast  gleichfarbige  durch  die  herablaufenden  Röhren  mit  dunkleren  netzförmigen 
Bändern.  Röhren  2  cm  lang,  ihre  Mündungen  (Poren)  anfangs  fein,  später  gross,  ungleich 
eckig,  blass,  später  gelbbräunlich.  Geruch  schwach  fenchelartig.  Einzeln  oder  zu  einigen 
dicht  beisammen  an  alten  faulenden  Stä'nmen  von  Laubhölzern,  besonders  von  Erlen,  fast 
überallgemein,  April  bis  Oktober.  Nach  Rabenhorst  Kryptogamenflora  1844  S.  433  u.  Wünsche 
Schulflora  1.  S.    i8q. 


AQO  ^4^^  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

1896  haben  seine  Gladiolen,  die  am  neuen  See  ausgepflanzt  waren,  die 
allgemeine  Aufmerksamkeit  erregt,  und  unablässig  ist  er  seit  40  Jahren 
bemüht,  sie  zu  verbessern.*) 

3.  Allgemeine  Bewunderung  erregte  ein  etwa  1  m  hoher  und  ca.  70  cm 
breiter  Ast  der  Bougainvillaea  glabra  Choisy  var.  Sanderiana 
»Nyctaginaceae)**)  den  Herr  Obergärtner  Kittel  aus  dem  Gräfl.  Magnis- 
schen  Garten  zu  Eckersdorf  bei  Glatz  (Xeurode)  Schlesien  eingesandt 
hatte.  Derselbe  war  geradezu  übersäet  mit  den  herrlichen  rosa-roten 
Hochblättern,  die  zu  drei  um  die  unscheinbaren  Blüten  stehend,  eine  kelch- 
artige Hülle  bilden.  Wir  zählten  ca.  250  Blüten  auf  "-/'s  Qm  Fläche!  — 
Vergl.  Gartfl.  1895  S.  345.  Schön  farbig  abgebildet  ist  B.  glabra  in  Rev. 
hört.  1889  S.  276.  Dort  sagt  Carriere,  dass  sie  im  Gegensatz  zu 
B.  spectabilis  schon  im  ersten  Jahre  blühe  und  durch  Stecklinge  vom 
halbreifen  Holze,  die  in  Heideerde,  in  Töpfen  unter  Glocken,  im  Ver- 
mehrungshause  gehalten  werden,  leicht  zu  vermehren,  auch  als  Schnitt- 
blume für  den  Winter  zu  empfehlen  sei.  Es  ist  bei  uns  eine  Kalthauspflanze. 

Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  C.  Lackner  bemerkte:  Die  andere  Art 
Bougainvillea  spectabilis  blüht  nicht  als  so  kleine  Pflanze,  hat  aber 
grössere  Deckblätter.  B.  spectabilis  wird  in  Italien  ausserordentlich  viel 
gezogen  und  bietet  im  Januar  und  Februar  an  den  Wänden  einen  be- 
zaubernden Anblick.  Bei  uns  lässt  sie  sich  nicht  gut  kultivieren.  Die 
allergrossartigste  Leistung  sieht  man  im  botanischen  Garten  in  Palermo, 
wo  mehrere  Varietäten  gezogen  werden:  violett,  rosa  und  gelblich,  alle 
drei  gleich  reichblühend. 

Herr  Cordel  fügte  hinzu,  dass  er  B.  spectabilis  in  Genua  im  botanischen 
Garten  nur  unter  Glas  gesehen  habe,  erst  an  der  eigentlichen  Riviera 
im  Freien. 

4.  Herr  Obergärtner  G.  Hering  in  Steinsee  bei  Walkenried  a.  Harz 
hatte  einen  Korb  »Harzer  Knorpelkirschen«  übersandt,  die  sich  für 
kalten  Boden  sehr  eignen,  sehr  reich  tragen,  sich  leicht  verschicken 
lassen  und  nicht  aufplatzen.  Ihr  Stein  ist  freilich  gross  und  das  Fleisch 
dünne.  Aus  diesem  Grunde  hielt  die  Versammlung  sie  trotz  des  reichen 
Fruchtansatzes  nicht  für  verbreitungswürdig.  Herr  Obergärtner  Hab  er- 
mann hielt  sie  für  eine  Art  Vogelkirsche,  wie  sie  z.  B.  bei  Greifs wald 
vorkommt,  Herr  Garteninspektor  Lindemuth  für  eine  veredelte  Vogel- 
kirsche, da  sie  grösser  ist,  ihr  Geschmack  sei  aber  etwas  bitter. 

Herr  Gartenbaudirektor  Lackner-Steglitz  sprach  im  Anschluss  hieran 
über  die  Monilia-Krankheit  der  Kirschbäume.  In  seinem  Garten  seien 
die  Bäume  alle  krank  und  zeigten  die  Symptome  der  Monilia-Krankheit. 
(Siehe  Frank  Sz  Krüger,  Gartfl.  1897  S.  320,  393,428.  1898  S.  47  u. 96,  ferner 
Aderhold  1897  S. 429.)  Manche  üppig  wachsenden  Zweige  sterben  in  derMitte 
ab  oder  ganze  Bäume  gehen  zu  Grunde,  nur  einige  sind  gut  geblieben, 
aber  ihre  Früchte  sind  schlecht.  Wenn  das  so  weitergehe,  habe  er  Sorge 
wegen  unserer  Kirschkulturen. 


*)  Siehe  seinen  Aufsatz  über  gefüllte  Gladiolen  Gartenflora  1897  S.  28,  ferner  über 
seine  Ziergräser  und  Stauden  ebenda  S.  538. 

**)  Bougainvillea  vom  Commerson  nach  dem  berühmten  französischen  Seefahrer 
Louis  Antoine  de  Bougainville  11.  11.  1729  bis  3i.  8.  181 1.  Leider  wird  der  Name  oft 
falsch  geschrieben. 


?.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung   des  Gartenbaues  etc.  40  j 


Herr  Professor  Sorauer:  Die  Monilia  ist  eine  sehr  alte  Krankheit  ich 
habe  schon  vor  10  Jahren  in  der  Gartenflora  mitgeteilt,  dass  sie  in 
Holstein  aufgetreten  sei.  Sie  kommt  nicht  nur  bei  Kirschen,  sondern 
auch  bei  Pflaumen,  Aprikosen  etc.  vor,  und  ich  habe  sie  auch  auf  Wein 
geimpft.  In  der  Häufigkeit  des  Erscheinens  ist  der  Pilz  von  der  Witterung 
abhängig,  bei  sehr  feuchtem  Wetter  verbreitet  er  sich  schnell.  x\ament- 
hch  die  Eierpllaumen  sieht  man  dann  schnell  auf  dem  Baum  zu  Grunde 
gehen.  Sie  bedecken  sich  mit  grauen  Pusteln  und  sehen  wie  kandiert 
aus.  Es  ist  ein  Pilz,  der  immer  vorhanden  ist,  von  Zeit  zu  Zeit 
epidemisch  auftritt,  aber  nachher,  soweit  ich  Erfahrung  habe  (in  Holstein 
und  in  Schlesien)  wieder  zurückgeht.  Wir  müssen  aber  natürlich  die 
empfohlenen  Mittel  zu  seiner  Bekämpfung  anwenden. 

Herr  Kgl.  Garteninspektor  Lindemuth:  Im  vorigen  Jahre  war  die 
Monilia-Krankheit  in  der  Xeumark  sehr  stark  und  habe  ich  Herrn  Prof 
Frank  Material  von  dort  gegeben.  Da  waren  nicht  nur  die  Blätter, 
sondern  auch  die  Zweige  dürr.  In  diesem  Frühjahr  habe  ich  nach  dem 
Austreiben  der  Bäume  gesehen,  dass  das  trockene  Holz  noch  vorhanden 
war  und  wie  im  Vorjahre  keine  Blätter  trug.  Deshalb  ist  meines  Er- 
achtens  die  Krankheit  doch  sehr  gefährlich,  denn  wenn  ein  Kirschbaum 
Vs  seiner  Aste  und  Zweige  verliert,  dann  ist  es  um  ihn  geschehen.  Es 
wäre  wichtig,  zu  hören,  ob  an  anderen  Orten  die  im  ersten  Jahre  trockenes 
Holz  zeigenden  Kirschbäume  doch  im  nächsten  Jahr  wieder  frisches 
Holz  treiben. 

Herr  Rulemann-Hientzsch:  An  meinen  Sauerkirschen  trat  im  vorigen 
Jahre  die  Monilia  auf  und  wurden  die  Bäume  von  Herrn  Dr.  Krüger 
besichtigt.  Ich  konnte  leider  damals  die  Mittel,  die  mir  dieser  riet,  nicht 
anwenden,  aber  glücklicherweise  haben  die  Bäume  dies  Jahr  wieder  gut 
getrieben.  Ich  habe  die  kranken  Äste  nicht  abgepflückt,  vielleicht  hat 
der  Wind  sie  abgebrochen.  Es  sind  ca.  300  Bäume,  die  alle  zusammen- 
stehen.*) 

Herr  Professor  Sorauer:  Solche  Erfahrungen  liegen  auch  in  Holstein 
und  in  Schlesien  vor.  Die  Klagen  waren  anfangs  sehr  gross,  besonders 
in  Holstein,  wo  es  sich  namentlich  um  Schattenmorellen  (grosse  lange 
Lothkirsche)  handelte.  Es  wurde  damals  meinerseits  geraten,  was  jetzt 
auch  geraten  wird  und  es  hat  sich  dort  der  erste  Entdecker  der  Krank- 
heit, Herr  von  Draken  besonders  verdient  gemacht,  indem  er  in  den 
holsteinischen  Tageszeitungen  die  Gegenmittel  empfahl.  Nachträgliche 
Erkundigungen  haben  ergeben,  dass  die  Krankheit  dort  zurückgegangen 
ist,  ebenso  in  Schlesien.  Ich  glaube,  man  sieht  etwas  zu  schwarz,  wenn 
man  so  grosse  Befürchtungen  hegt.  Der  Pilz  wird,  wenn  man  ihn  nicht 
in  der  angegebenen  Weise  bekämpft,  von  Zeit  zu  Zeit  immer  wieder  auf- 
treten, aber  dass  er  den  Obstbau  zu  Grunde  richte,  glaube  ich  nicht. 

Herr  Cordel-Halensee  berichtet,  dass  bei  ihm  die  Sperlinge  zwei 
Sorten  Kirschen  ganz  abgefressen  hätten,  eine  schwarze  Knorpelkirsche 
und  eine  unbenannte,  die  Frühe  von  Frogmoe  aber  nicht. 


*)  Herr  Dr.  Krüger  teilt  uns  mit,  dass  die  Krankheit  bei   Herrn    Hientzsch    ü 
hältnismässig  nur  sehr  unbedeutend  war. 


A'22  849.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

5.  Plerr  Inspektor  Dressler-Dalldorf^  legte  verschiedene  Neuheiten 
von  Sommerblumen  vor:  a)  Rudbeckia  bicolor  süperb a.  Die 
Entwickelung  der  Pflanzen  war  sehr  üppig,  aber  die  Knospen  blühen  nur 
langsam  auf;  da  jetzt  gelbe  Blumen  beliebt  sind,  ßndet  sie  vielleicht  auch 
Beifall,  im  allgemeinen  dürfte  der  steife  schwarze  Klump  im  Zentrum 
stören. 

b)  Godetia  gloriosa,  eine  von  den  anderen  Sorten;  ganz  abweichende 
dunkle  Farbe. 

c)  Linaria  reticulata  aureo-purpurea,  weniger  für  den  Schnitt  als 
für  Gruppen,  wo  sie  einen  hübschen  Eindruck  macht.  Sie  wird  ziemlich  hoch. 

d)  Gefüllte  Balsaminen.  Seit  langen  Jahren  habe  er.  wie  er  mit- 
teilte, einmal  wieder  schöne  gefüllte  Blumen  und  sei  der  Samen  von 
W.  Pfitzer  in  Stuttgart  bezogen. 

6.  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Mathieu-Charlottenburg  legte 
mehrere  Pflanzen  vor,  die  der  Verein  zu  Versuchszwecken  bezogen  hat. 

a)  vSpiraea  Bumalda  Anthony  Waterei,  die  aber  nicht  so  niedrig  und 
nicht  so  schön  dunkelrot  war,  wie  sie  sonst  ist;  vielleicht  liegt  das  daran, 
dass  sie  im  Schatten  von  Obstbäumen  gezogen  ist.  oder  die  Sorte  war 
nicht  echt. 

b)  Die  Stachelbeere  ohne  Stacheln,  die  aber  doch  Stacheln  hat,  wenn 
auch  kürzere,  wie  Herr  Inspektor  Dressler,  der  auch  vier  Stück  besitzt, 
bemerkte.    Letzterer  findet  die  Früchte  geringer  als  die  der  gewöhnlichen. 

d)  Die  Pflaume  Bonne  de  Brie,  erst  in  acht  Tagen  ganz  reif;  sie 
wird  grösser  als  Rivers  Early. 
IV.  Hierauf  hielt  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  einen  mit  grossem  Beifall  auf- 
genommenen Vortrag  über  belgische  Gärtnereien.  Der  Vortrag  wird 
später  abgedruckt  werden.  Hier  sei  nur  kurz  hervorgehoben,  dass,  nachdem 
Redner  die  hohe  Blüte  der  belgischen  Gärtnerei,  die  hohe  soziale  Stellung, 
deren  sie  sich  erfreut,  nicht  so  sehr  dem  Klima  und  den  zahlreichen 
Liebhabern  zu  verdanken  sei;  denn  das  Klima  sei  nicht  so  sehr  abweichend 
und  die  Liebhaber  hätten  sich  die  Gärtner  erst  herangezogen.  Die 
Hauptursache  liege  darin,  dass  der  Gartenbau  lange  Jahre  in  den  Händen 
einer  und  derselben  Familie  bleibe;  dass  nicht,  wenn  der  Gärtner  sein 
Grundstück  verkaufe,  er  Rentier  werde,  sondern  sich  ein  neues  kaufe, 
um  dort  das  Geschält  fortzusetzen.  Der  belgische  Gärtner  sei  ein  scharfer 
Beobachter  seiner  Pflanzen,  sowohl  nach  deren  vegetativen  Erscheinung  wie 
nach  ihrem  geschäftlichen  Wert.     Auch  seien  sie  ausgezeichnete  Kreuzer. 

Herr  Cordel  bemerkt,  es  sei  gesagt  worden,  die  besten  Sachen  der 
Belgier,  die  sie  auf  Ausstellungen  vorführen,  seien  in  England  gekauft.  — 
Herr  Hofgärtner  Hoffmann  erwidert,  dass  einzelne  Schaustücke  gekauft 
werden,  sei  richtig,  aber  damit  sei  doch  nicht  gesagt,  dass  die  belgischen 
Gärtner  nichts  leisten. 
V.  Dem  Gartenbau -Verein  zu  Hannover  wurden  nach  kurzer  Diskussion  für 
seine  Chrysanthemum-Ausstellung  in  Berücksichtigung  ihres  grossen 
Umfanges  zwei  grosse  silberne,  zwei  kleine  silberne  und  zwei  bronzene 
Medaillen  bewilligt. 

Herr  Obergärtner  Lehmann  regt  hierbei  an,  dass,  wenn  Vereine  sich 
Staatsmedaillen  und  Medaillen    vom  Verein  zur  Beförderung   des  Garten- 


Icerva  Purchasi. 


43J 


baues  erbitten,    sie    doch   allgemeine  Konkurrenz    zulassen  müssten,    und 

nicht,  wie  in  Wriezen,  nur  die  Vereinsmitglieder  zulassen. 
\'I.  Für  das  Denkmal  unseres  Landsmannes  Ferdinand  v.  Müller  im  botanischen 

Garten    zu  Melbourne    (nicht  für  das  auf  dem  Friedhofe)    wurden  loo  M. 

aus  der  Vereinskasse  bewilligt. 
\'n.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Paul  Drawiel,  Carl  Mathieu 

und  Hoflieferant  Klar  hatte  folgende  Preise  zuerkannt: 

1.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Körper  -  Fürstenwalde  a.  d.  Spree  für 
Gladiolen  und  Stauden  den  Monatspreis  von   15  Mark; 

2.  Herrn  Obergärtner  R.  Kittel-Eckersdorf  bei  Neurode,  Schlesien, 
für  einen  Zweig  von  BougainAÜlea  glabra  var.  Sanderiana  die 
kleine  silberne  Medaille. 

VI.  Aufgenommen    wurden    als    Mitglieder    die    in    der    letzten  Versammlung 
Vorgeschlagenen  (siehe  S.  372). 

Carl  Lackner.  Wittmack. 


m 


Icerya  Purchasi, 

eine  neue  Schildlaus  auf  Orangen. 

(Hierzu  Abb.  92.) 
ieses  in  Australien  heimische  Insekt  greift  vor  allem  die  Acacia-  und 
(^  Mimosa- Arten  an.  Von  Australien  kam  es  im  Jahre  1868  nach  Californien 
und  gelangte  von  dort  in  einer  Pflanzensenduug  nach  dem  Caplande.  In 
Portugal  zeigte  sich  dieser  Parasit  zuerst  im  Jahre  1892  in  einer  Orangen- 
plantage in  der  Nähe  von  Lissabon.  Seit  diesem  Zeitpunkte  hat  sich  das 
Insekt  den  Tejo  abwärts  weiter  verbreitet  und  ihn  sogar  überschritten,  so  dass 
heute  von  ihm  ein  Areal  von  ungefähr  500  qkm  infiziert  ist. 

Bei  der  Verbreitung  hat  wohl  der  Mensch  hauptsächlich  als  Transport- 
mittel dienen  müssen,  wenigstens  ist  dies  für  die  Übertragung  nach  der  anderen 
Seite  des  Flusses  sehr  wahrscheinlich,  und  zwar  haben  sich  hier  die  Beamten 
der  königlichen  Besitzungen  unbewusst  als  Vehikel  hergeliehen.  Isolierte  An- 
steckungsherde im  Innern  des  Landes  haben  sich  bisher  nicht  feststellen  lassen. 
Nur  in  einem  Falle  fand  man  das  Insekt  bei  Arruda  in  einer  Besitzung  und 
es  war  nachzuweisen,  dass  es  dorthin  durch  Rosenstöcke  gebracht  worden  war, 
welche  einer  Lissaboner  Gärtnerei  entstammten.  Seitdem  sind  die  hiesigen 
Handelsgärtnereien  unter  Kontrole  gestellt  worden  und  dürfen  Pflanzen  in  die 
Provinz  nur  nach  gehöriger  Desinfektion  abgehen  lassen. 

Wie  bereits  bemerkt,  greift  das  Insekt  hauptsächlich  Acacia-,  Mimosa- 
arten  und  Aurantiaceae  an.  Neben  diesen  immergrünen  Pflanzen  befällt  es 
auch  solche  mit  fallendem  Laub,  wie  z.  B.  die  Rosen.  Doch  ist  dies  nur  ein 
Notbehelf,  was  deutlich  daraus  hervorgeht,  dass  auf  diesen  Pflanzen  die  Ver- 
mehrung des  Insekts  nie  so  stark  ist,  wie  auf  den  erstgenannten.  Ganz  von 
dem  Parasiten  werden  die  Feigenbäume  gemieden,  was  wohl  dem  Milchsafte 
zuzuschreiben  ist,  den  sie  enthalten.  Die  von  dem  Insekt  angegriffenen  Bäume 
lassen  die  Früchte  fallen,  verlieren  die  Blätter  und  die  nackten,  geschwärzten 
Zweige  sehen  wie  verbrannt  aus.  Wird  jetzt  nicht  die  Krankheit  in  geeigneter 
Weise  bekämpft,  so  geht  der  Baum  in  kurzer  Zeit  zu  Grunde. 


434_ 


Icerya  Purchasi, 


Die  Icerya  gehört  zu  den  Coccidae  und  ist  für  den  europäischen  Kontinent 
ein  neues  Genus.  Ihren  Namen  erhielt  sie  in  ihrer  Heimat,  Australien.  In 
Californien  wurden  von  Comstock  ihre  Entwicklung  und  die  Mittel  zu  ihrer 
Vertilgung  studiert.  Hier  in  Portugal  sind  bisher  nur  die  Weibchen  beobachtet 
worden.  Im  erwachsenen  Zustande  ist  das  weibliche  Insekt  4 — 5  mm  lang, 
hat  zwei  einfache  Augen  und  3  schwarze  Antennen  von  je  11  Gliedern,  deren 
letztes  keulenförmig  angeschwollen  ist.  Das  Rostrum  ist  kurz  und  trägt  4  Stech- 
borsten, welche  zum  Anbohren  der  pflanzlichen  Gewebe  und  zur  Befestigung 
des  Körpers  an  der  Unterlage  dienen.  Die  drei  Beinpaare  sind  schwarz  wie 
die  Antennen,  während  der  Körper  orange  gefärbt  ist.  Der  Körperumriss  ist 
elliptisch.  Der  Rücken  ist  warzig  und  mit  vereinzelten  schwarzen  Haarbüscheln 
bedeckt.  Zwischen  diesen  Büscheln  befinden  sich  Drüsen,  welche  einen  weissen, 
wachsähnlichen  Staub  absondern,  der  den  Rücken  bedeckt  und  sich  leicht  in 
Äther  und  Terpentin  löst.  An  der  Peripherie  des  Hinterleibes  belinden  sich 
hyaline  Röhrchen  von  verschiedener  Länge,  welche  mit  Büscheln  von  schwarzen 
Haaren  abwechseln.  Aus  den  Röhren  tritt  eine  weisse,  an  der  Luft  erhärtende, 
baumwollähnliche  Substanz  aus.  Die  einzelnen  Fäden  vereinigen  sich  zu  einem 
fransenförmigen,  geriffelten  Gewebe,  das  den  Eiersack  bildet.  Dieser  ist  mit 
losen  Fäden  ausgefüttert  und  in  dieses  wollige  Gewebe  werden  die  zahlreichen 
Eier  wohlgeschützt  gegen  äussere  Einflüsse  abgelegt.  Schon  kurze  Zeit  nach 
der  Eiablage  beginnen  die  Jungen  auszuschlüpfen.  Zunächst  haben  sie  die 
grünliche  Farbe  des  Eies  und  nehmen  erst  nach  und  nach  die  Farbe  des  er- 
wachsenen Tieres  an.  Bald  nach  dem  Ausschlüpfen  beginnt  die  Sekretion  des 
weissen  Puders,  der  den  Rücken  des  jungen  Insekts  bedeckt.  Am  Hinterende 
des  Abdomens  oberhalb  der  Sekretionsröhrchen  für  das  Eisackgewebe  entspringt 
eine  feine,  durchsichtige  Röhre,  aus  welcher  eine  farblose,  wahrscheinlich 
zuckerhaltige  Flüssigkeit  abgeschieden  wird.  Bei  trockenem  Wetter  sieht  man 
diese  Tröpfchen  von  den  1 — 1,5  mm  langen  Röhrchen  von  der  mit 
den  Tieren  bedeckten  Blattseite  herabhängen.  War  das  Tier  bisher 
frei,  so  befestigt  es  sich  jetzt  mit  Hilfe  des  Stiletts  an  der  zarten 
Rinde  junger  Zweige  und  fabriziert  den  Eisack,  welchen  es  mit 
1000 — 1200  Eiern  füllt. 

In  seiner  Heimat,  Australien,  soll  das  Insekt  nie  grösseren 
Schaden  angerichtet  haben,  und  zwar  wohl  aus  dem  Grunde, 
weil  seine  natürlichen  Feinde  eine  übermässige  Vermehrung  ver- 
hinderten. Zu  diesen  gehört  die  Vedalia  cardinalis,  eine  Coccinellide^ 
die  man  denn  auch  nach  Californien,  Ägypten  und  dem  Kaplande 
eingeführt  hat.  Auch  die  hiesige  Regierung  hat  eine  Sendung 
dieses  Käfers  kommen  lassen.  Dieser  kleine  Stamm  ist  in  der 
landwirtschaftlichen  Versuchsanstalt  in  geeigneter  Weise  gezüchtet 
worden.  Innerhalb  6  Monaten  hat  er  sich  auf  etwa  10000  erwachsene 
Käfer  vermehrt,  während  die  Zahl  der  Larven  unbestimmbar  ist. 
Um  das  kleine,  einem  Marienkäferchen  ähnliche  Insekt  in  noch 
grösserem  Massstabe  züchten  zu  können,  ist  ein  zerlegbares  Häuschen 
ausDrahtgaze  konstruiert  worden,  das  über  einen  miticerya  bedeckten 
Abb.  92.    Ein     Orangebaum  aufgebaut  und  mit  einer  gewissen  Anzahl  Vedalia  be- 

Orangenzweig  °  °  ,       ^         ,,  ., 

bedeckt  mit  der   völkcrt  wordcn  ist.     Diese  Art  der  Aufzucht  hat  noch  den  \  orteil, 

Schildlaus  (ceria     .  ^.       _.  ,  ,         .-..  ...      .  -,  -r^-         „„ 

Purchasii.        dass    die  Tieie    besser    an   das  Klima    gewohnt  werden.     Die    ge- 


Icerya  Purchasi.  45^ 


züchteten  Vedalia  sollen  dann  regelmässig  an  die  Plantagen  verteilt  werden. 
Schon  jetzt  ist  eine  geringe  Zahl  an  einzelne  Besitzer  abgegeben  worden. 

Wenn  auch  zu  hoffen  ist,  dass  die  Vedalia  einem  Überhandnehmen  der  Icerya 
entgegengetreten  wird,  so  sind  doch  direkte  Mittel  zur  Bekämpfung  des  Para- 
siten nicht  zu  entraten.  In  Californien  hat  man  hauptsächlich  Petroleum-Seifen- 
Emulsionen  und  Blau^säuredämpfe  angewandt.  Auch  wir  haben  hier  die 
Petroleum-Emulsionen  versucht,  doch  ohne  einen  durchschlagenden  Erfolg. 
Es  machten  sich  im  Gegenteil  unangenehme  Nebenwirkungen  geltend,  indem 
die  behandelten  Pllanzen  litten.  Im  Anfange  dieses  Jahres  wurden  von  der 
Lissaboner  Versuchsstation  auf  Veranlassung  der  Regierung  eine  Reihe  von 
Versuchen  unternommen,  um  ein  wirksames  Bekämpfungsmittel  ausfindig  zu 
machen.  Von  allen  Mitteln  war  zu  fordern,  dass  sie  auf  den  glatten  Blättern 
der  Orangebäume  hafteten  und  lösend  auf  die  wachsartigen  Substanzen  des 
Eisacks  der  Icerya  wirkten.  Ich  nenne  hier  nur  die  wenigen  Mittel,  die  wirk- 
lich brauchbare  Resultate  gegeben  haben. 

Eine  2%tige  Lysollösung  war  sehr  wirksam,  doch  verbietet  sich  die  An- 
wendung dieses  Mittels  im  grossen  aus  ökonomischen  Gründen. 

Eine  Seifenemulsion  mit  2%  Terpentin  war  ebenso  wirksam  und  erheb- 
lich billiger.  Die  ökonomische  Seite  der  Frage  war  vollkommen  gelöst,  als 
Verfasser  das  Terpentin  durch  Schwefelkohlenstoff  ersetzte.  Die  Regierung  ist 
infolge  ihrer  Verträge  mit  Schwefelkohlenstofffabriken  imstande,  das  Kilo  dieses 
ausgezeichneten  Insektenvertilgers  mit  48  Reis*)  abzugeben.  Zur  Bereitung  der 
Emulsion  werden  1.5  kg  Seife  in  heissem  Wasser  gelöst  und  der  erkalteten 
Lösung  2  kg  Schwefelkohlenstoff  zugegeben  und  mittels  eines  Besens  gut 
durchgemischt  und  dann  zu  100  Liter  mit  Wasser  aufgefüllt.  Die  Emulsion 
wird  mit  einer  kräftig  wirkenden  Pumpe  aufgespritzt.  Nach  8  Tagen  werden 
die  Bäume  mit  reinem  Wasser  abgespritzt,  um  die  Wirkungen  der  ersten  Be- 
handlung, die  erforderlichenfalls  wiederholt  werden  muss,  übersehen  zu  können. 
Den  Stamm  der  Bäume  umgiebt  man  mit  einem  Gürtel  aus  Klebstoff,  um  das 
Aufkrierhen  der  herabgefallenen  Insekten  zu  verhüten. 

Die  \ersuchsstation  hat  ein  gut  geschultes  Personal  zur  Verfügung,  welches 
auf  Antrag  den  Besitzern  überlassen  wird,  um  sie  in  der  Anwendung  der  Mittel 
zu  unterrichten. 

Nachdem  die  Icerya  ihren  Einzug  in  Europa  gehalten  hat,  wirft  sich  die 
Frage  auf,  welche  Bedeutung  sie  für  die  deutsche  Landwirtschaft  bezw.  Gärtnerei 
hat.  Herr  Dr.  Hoffmann  hat  in  der  Nummer  22  der  »Deutschen  Landwirt- 
schaftlichen Presse«  1898**)  allerlei  Befürchtungen  ausgesprochen,  denen  ich  mich 
durchaus  nicht  anzuschliessen  vermag.  Denn  zunächst  fehlen  in  Deutschland 
die  immergrünen  Bäume,  wie  Akazien,  Mimosen  und  Orangen,  wenn  man  von  den 
wenigen  Exemplaren  absieht,  die  sich  in  botanischen  Gärten  und  Orangerien  be- 
finden. Dann  ist  das  Insekt  an  ein  subtropisches  Klima  gebunden,  wie  aus  seiner 
bisherigen  Verbreitung  in  Australien,  Capland,  Ägypten,  Californien  und  Portugal 
hervorgeht.  Es  würde  sich  daher  wohl  kaum  an  unser  kälteres  Klima  gewöhnen 
und  vor  allem  nicht  unserm  Winter  widerstehen.  Ausserdem  würde  bei  unsern 
Bäumen  mit  fallendem  Laub  eine  wirksame  Behandlung  im  Herbst  oder  Früh- 


*)   Das  Briefporto  für  das  Ausland  beträgt  5o  Reis. 
**)  Unsere  Abbildung  ist  diesem  Artikel  entnommen,  und  sagen  wir  der  Verlagshandlung  von 
Paul  Parey,  die   uns  den  Stock  freundlichst  zur  Verfügung  stellte,  dafür  unsern  besten  Dank. 


A'iß  Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi  und  Winterkohl. 

jähr  eine  sehr  leichte  sein,  sodass  alle  Befürchtungen  unbegründet  oder  doch 
stark  übertrieben  sind,  zumal  auch  die  natürlichen  Feinde  des  neuen  Parasiten, 
nachdem  sie  einmal  in  Europa  eingeführt  sind,  ihm  folgen  und  ihn  bekämpfen 
würden. 

Anders  gestaltet  sich  diese  Angelegenheit  für  unsere  Kolonien.  In  Süd- 
westafrika sind  nach  Berichten  der  »Deutschen  Kolonialzeitung«  bereits  Akazien 
und  Orangen  angepflanzt  und  dazu  kommt  noch  die  unmittelbare  Nachbarschaft 
des  Caplandes,  wo  schon  seit  Jahren  die  Icerya  heimisch  ist.  Hier  wäre  eine 
genaue  Untersuchung  und  Überwachung  der  neuen  Pflanzungen  geboten  und 
bei  Vorhandensein  des  in  Rede  stehenden  Insekts  eine  energische  Bekämpfung 
desselben  angezeigt.  Andrerseits  sollte  man  in  Zukunft  nur  Pflanzen  aus  nicht 
infizierten  Ländern  in  die  Kolonien  einführen  oder  doch  nur  nach  entsprechender 
Behandlung  mit  insektentötenden  Mitteln.*) 

Dr.  Otto  Klein-Lissabon,  Estagao  Chimico  Agricola. 

Die  Schwefelkohlenstoff-Emulsion,  von  der  in  dem  Artikel  die  Rede  ist, 
haben  wir  auch  bei  anderen  Insekten  wie  z.  B.  bei  Schizoneura  mit  Erfolg 
angewendet,  nur  ist  zu  bemerken,  dass  bei  zarten  Pflanzen  die  Dosis  Schwetel- 
kohlenstoff  auf  die  Hälfte  der  genannten  ermässigt  werden  muss.  O.  K. 


Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi 
und  Winterkohl. 

Von    Dr.  R.  O  1 1  o    in    Proskau. 
jjj-jiie    nachfolgenden    Düngungsversuche    bei    Gemüsearten,    welche    ich    im 
(^^^   Sommer  1896  ausführte,    und    die    noch    weiter    fortgesetzt    werden,    be- 
zwecken, festzustellen  die  Wirkung  der   einzelnen  Düngemittel: 

1.  auf  den  Ertrag, 

2.  auf  die  bei  der  Kultur  in  Betracht  kommenden  \'arietäteneigentümlich- 
keiten  (Marktwert,    Grösse  und  Ausbildung   der  Köpfe,  Blätter  etc.), 

3.  aut  den  Nährgehalt  der  zum  Verbrauch  kommenden  Pflanzenteile, 
insbesondere  des  Eiweissgehaltes  in  verdaulicher  Form, 

4.  auf  die  Unverdaulichkeit  der  einzelnen  Bestandteile, 

5.  aut  die  Abweichungen  (hervorgerufen  durch  die  Düngung)  von  der 
normalen  chemischen  Zusammensetzung  der  betreffenden  Gemüse- 
arten. 

Naturgemäss  konnten  in  dem  ersten  Versuchsjahre  nur  einige  der  obigen 
Fragen  annähernd  erledigt  werden,  doch  dürfte  eine  Mitteilung  der  Versuchs- 
anstellung und  der  bis  jetzt  erhaltenen  Versuchsergebnisse  nicht  ganz  un- 
interessant sein. 

Die  Versuche  wurden  im  Berichtjahre  a)  bei  Salat  (Kopfsalat  Bellegarde), 
b)  Kohlrabi,  englischer  früher,  und  c)  Winterkühl,  niedriger  brauner,  durch- 
geführt. 


*)  Denjenigen  Lesern,  welche  sich  über  diese  Frage  näher  zu  informieren  wünschen, 
empfehle  ich  die  Artikel  der  portugiesischen  Journale  Portugal  Agricola,  Agricultura  Con- 
temporanea,  Archivo  Rutal  und  Vinha  PoriUi;ueza,  denen  auch  Herr  Dr.  Hoümann  seine 
Angaben  entnommen   iiat. 


Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi  und  Winterkohl.  Aon 

Die  VersuchsanstcUung  war  folgende:  Der  Boden  war  Sandboden  in  der 
III.  Baumschule  des  Königl.  pomologischen  Instituts,  war  zwei  Jahre  vorher 
rigolt,  es  standen  bis  Frühjahr  1896  Bäume  darauf,  von  da  ab  lag  er  brach  bis 
20.  Juni.  Dann  erhielt  er  als  Grunddüngung  eine  schwache  Stallmistdüngung 
und  wurde  umgegraben.  Das  ganze  Quartier  war  19,5  m  lang  und  4  m  breit. 
Am  22.  Juni  wurden  die  Beete  abgeteilt,  im  ganzen  30  Beete  je  1  m  breit  und 
1.5  m  lang.  Zwischen  jedem  Beete  befanden  sich  Wege.  Es  entstanden  so  im 
ganzen  3  Versuchsreihen  ä  10  Beete. 

Es  wurden  gegeben  sehr  starke*)  Düngungen  mit  einem,  zwei  und  mit  drei 
Pllanzennährstoffen,  in  Form  künstlicher  Dünger  als  auch  in  Form  von  Stall- 
m;ist  und  Kompost.  Nachdem  also  vorher  eine  Grunddüngung  in  Form  von 
Stallmist  schon  am  31.  Juni  gegeben  war.  wurde  die  Hauptdüngung  am 
34.  Juni  untergebracht  (die  betreffenden  künstlichen  Düngemittel  wurden  mit 
Erde  gemischt,  gleichmässig  ausgestreut  und  oberflächlich  eingegraben,  mit 
Ausnahme  der  Stallmist-  und  Kompostreihe,  welche  erst  am  25.  Juni  aufgebracht 
und  untergegraben  wurden.) 

Die  Reihe  1  (je  1  Beet  mit  Salat,  1  Beet  mit  Kohlrabi  und  i  Beet  mit 
Winterkohl)  blieb  un gedüngt. 

Die  Reihe  2  erhielt  eine  starke  Stallmistdüngung. 

Die  Reihe  3  erhielt  eine  starke  Kompostdüngung. 

Die  Reihe  4  erhielt  eine  einseitige  Stickstoffdüngung  in  Form  von  Chili- 
salpeter pro  1  nm  200  g  Chilisalpeter,  also  auf  1,5  [Um  300  g  Chilisalpeter, 
enthaltend  im  ganzen  46,5  g  Stickstoff.  (Diese  Düngung  war  augenscheinlich 
zu  stark,  wie  sich  an  dem  Wachstume  der  Pflanzen  zeigte). 

Die  Reihe  5  erhielt  eine  einseitige  Phosphorsäuredüngung  in  Form  von 
Doppelsuperphosphat,  pro  1  Dm  100  g  Doppelsuperphosphat  (DS  40%  wasser- 
löslich), also  auf  1,5  Dm  150  g  Doppelsuperphosphat  mit  im  ganzen  ca.  00  g 
wasserlöslicher  Phosphorsäure. 

Die  Reihe  6  erhielt  eine  einseitige  Kalidüngung  in  Form  von  107  g 
schwefelsaurem  Kali  (27  0  0  K2O)  pro  Dm,  also  auf  1  5  Üm  250  g  schwefel- 
saures Kali,  enthaltend  im  ganzen  67,5  g  Kali  (K-jO). 

Die  Reihe  7  erhielt  eine  Phosphorsäure-  und  Stickstoffdüngung  in  Form 
von  phosphorsaurem  Ammoniak,  pro  1  Dm  100  g,  also  auf  1,5  Dm  150  g 
phosphorsaures  Ammoniak  mit  circa  64,5  g  wasserlöslicher  Phosphorsäure  und 
10,5  g  Stickstoff. 

Die  Reihe  8  erhielt  eine  Kali-  und  Stickstoffdüngung  in  Form  von  Kali- 
salpeter, und  zwar  pro  1  Dm  100  g  Kalisalpeter,  also  auf  1,5  Dm  150  g  Kali- 
salpeter, enthaltend  66  g  Kali  und  20  g  Stickstoff, 

Die  Reihe  9  erhielt  eine  Phosporsäure-  und  Kalidüngung  in  Form  von 
phosphorsaurem  Kali,  und  zwar  pro  Dm  100  g,  auf  1,5  Dm  also  150  g  phosphor- 
saures Kali  mit  51  g  wasserlöslicher  Phosphorsäure  und  42  g  Kali. 

Die  Reihe  10  erhielt  eine  Stickstofi-,  Phosphorsäure-  und  Kalidüngung  in 
Form  des  Wagner'schen  Nährsalzes  WG**),  und  zwar  pr  01  Dm  200  g  WG,  auf 


*j  Diese  starken  Düngungen  sind  absichtlich  und  kurz  vor  dem  Auspflanzen  gegeben, 
I.  um  zu  sehen,  ob  die  Pflanzen  dieselben  vertragen,  2.  damit  die  Resultate  bezüglich  der 
Zusammensetzung,  des  Nährwertes  der  betreffenden  Pflanzen  etc.  deutlich  hervortretem 

**)  Das  Nährsalz  WG  besteht  aus  3o  Teilen  phosphorsaurem  Ammoniak,  2  5  Teilen 
saipetersaurem  Natron  (Chilisalpeter),  20  Teilen  salpetersaurem  Kali  und  20  Teilen  schwefel- 
saurem Ammoniak. 


A'iS  Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi  und  Winterkohl. 

1,5  Dm  also  300  g  W,  enthaltend  39  g  wasserlösliche  Phosphorsäure,  33  g  Kali 
und  39  g  Stickstoff. 

Die  Pflanzen  haben  hier  also  durch  diese  Düngungsgaben  bei  weitem  mehr 
Nährstoffe  in  einer  leicht  aufnehmbaren  Form  erhalten,  als  sie  zu  einer  normalen 
Entwickelung  gebrauchen. 

Am  25.  luni  ertolgte  nach  vorherigem  tüchtigen  Angiessen  der  Versuchs- 
parzellen die  Auspflanzung  möglichst  gleichmässig  entwickelter  Pflanzen  von 
Kopfsalat  (Bellegarde)  pro  Beet  in  4  Reihen  ä  5  Pflanzen,  also  pro  Beet 
20  Pflanzen  verbandartig  gestellt.  Am  26.  Juni  nach  einer  regnerischen  Xacht  die 
Aussaat  von  Kohlrabi  (englischer,  früher,  weisser)  in  4  Reihen  ä  0  Pflanzen, 
also  pro  Beet  24  Pflanzen,  verbandartig  gestellt;  sowie  von  Winterkohl  (niedriger 
brauner)  3  Reihen  ä  5  Pflanzen,  also  pro  Beet  15  Pflanzen,  auch  verbandartig 
gestellt.  Natürlich  war  in  allen  Fällen  das  Auspflanzungsmaterial  möglichst 
gleichmässig  gewählt.  Die  Pflänzchen  entstammten  den  Freiland-Samenbeeten 
des  Instituts. 

Die  Behandlung  (Behacken,  Giessen  etc.)  der  einzelnen  Parzellen  war 
während  der  Versuchsdauer  selbstredend  in  allen  Fällen  die  gleiche.  Die  bisher 
erhaltenen  Beobachtungs-  und  sonstigen  Ergebnisse  sind  folgende: 

A.  Salat. 

Am  1.  Juli,  ö  Tage  nach  dem  Auspflanzen,  waren  auf  den  einzelnen,  ver- 
schieden gedüngten  Parzellen  noch  keine  erheblichen  Unterschiede  zu  kon- 
statieren. Dasselbe  war  im  wesentlichen  am  4.  Juli  der  Fall,  obwohl  um  diese 
Zeit  die  Pflanzen  auf  den  Parzellen  2 — 5  schon  besser  im  Wüchse  erschienen 
als  auf  Parzelle   1. 

Am  8.  Juli  standen  die  Pflanzen  auf  Parzelle  2  und  3  besser  als  auf  1, 
Die  auf  Parzelle  4  waren  nicht  besonders  gut  (wahrscheinlich  infolge  zu  starker 
Düngung  mit  Chilisalpeter).  Die  auf  Parzelle  5  waren  besser,  auf  0  nicht  gut. 
Die  auf  den  Parzellen  7 — 10  waren  am  weitesten  von  allen,  diese  einzelnen 
Parzellen  unter  sich  scheinbar  gleich. 

Am  11.  Juli  waren  Parzelle  4  und  6  erheblich  zurück  hinter  1.  Auch  8 
war  nicht  besonders.  Am  w^eitesten  in  der  Entwickelung  war  Parzelle  10, 
danach  unter  einander  ziemlich  gleich  Parzellen  9,  7,  5,  2  und  3. 

Am  17.  JuM  waren  am  weitesten  vor  den  anderen  voraus  die  Pflanzen 
auf  den  Parzellen  7,  9  und  10.  Xo.  2,  3  und  5  standen  auch  noch  gut.  No.  1 
war  etwas  besser  noch  als  6  und  8,  Xo.  4  am  schlechtesten  (zu  starke  Salpeter- 
düngung!). Es  stand  also  hiernach  der  Salat  am  besten  bei  der  Phosphorsäure- 
und  Stickstoff-Düngung  (7),  Phosphorsäure-  und  Kali-Düngung  (9)  und  Phosphor- 
säure-, Kali-  und  Stickstoff-Düngung  (10).  Jedenfalls  braucht  er  viel  Phosphor- 
säure, wie  sich  auch  aus  dem  verhältnismässig  guten  Stande  bei  5  ergiebt,  wo 
nur  Phosphorsäure  verabreicht  war. 

Am  22.  Juli.  Vorzüglich  standen  und  auffallend  weit  voraus  waren  g  und 
7,  dann  10  und  5.  Im  allgemeinen  gut  standen  2  und  3.  Wenig  gut  waren 
1  und  8,  schlecht  6,  sehr  schlecht  4. 

Am  29.  Juli.  Vorzüglich  standen  7,  9  und  auch  10,  welche  schon  Köpfe 
bildeten,  gut  stand  5,  dann  2  und  3.  Wenig  gut,  aber  wohl  normal  waren 
1  und  8.     Zurück  war  6,  sehr  schlecht  4. 


Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi  und  Winterkohl.  aoq 

Am  9.  August  waren  am  besten  die  Parzellen  2,  5,  7,  9,  dann  auch  gut 
10  und  3.  Alle  diese  Pflanzen  waren  erntelähig.  Weniger  gut  waren  1,  0.  8, 
noch  schlechter  4. 

I.  Der  Marktwert. 

Am  13.  August,  kurz  vor  der  Ernte  des  Salates,  wurde  der  Marktwert  der 
Pflanzen  auf  den  einzelnen  Düngungsparzellen  festgestellt: 

Sehr    gut    waren    als  Marktware    die  Pflanzen    mit  Stallmistdüngung; 

auch  noch  gut  die  mit  Kompost,  Doppelsuperphosphat,  phosphorsaurem 

Kali,  dem  Nährsalze  WG  und  mit  phosphorsaurem  Ammoniak  gedüngten. 

Weniger    wert    als    Marktware    die  ungedüngten,    die  mit  Chilisalpeter, 

schwefelsaurem  Kali  und  Kalisalpeter  gedüngten. 

Die  Ernte  des  Salates  erfolgte  am  17.  August.  Es  wurden  nur  normale 
Köpfe,  d.  h.  gebrauchsfähige  Ware,  nachdem  gröbere  Unreinlichkeiten  etc. 
entfernt  waren,  in  lufttrockenem  Zustande  gewogen. 

II.   Der  Ertrag*) 
war  folgender: 

No.       I  (ungedüngt)    11   normale    Köpfe    (natürlich  darunter   grössere  und 

kleinere)  im    Gesamtgewicht  von    580  g,  d.  i.  pro  i  Kopf  =52, 7  g, 
»         II  (Stallmist)  20  normale  Köpfe   im 

Gesamt-Gewicht 1720  g,     »       »  »     =86     g, 

»        III  (Kompost)   15  normale  Köpfe  im 

Gesamt-Gewicht 1140  g,     »       »  »     =76     g, 

»       IV  (Chilisalpeter)    2   normale   Köpfe 

im  Gesamt-Gewicht 180  g,     »       »  »     =90     g**), 

»         V  (Doppelsuperphosphat)    15  Köpfe 

im  Gesamt-Gewicht 1420  g.     »       »  »     =  94,6  g, 

»       VI  (schwefelsaures     Kali)     6    kleine 

Köpfe  im  Gesamt-Gewicht       .     .    150g,     >       >'  »     =^25     g. 

»     VII  (Phosphorsaures     Ammoniak)    14 

normale  Köpfe  im  Gesamt-Gew.   .    890  g,     »       »  »     :=63,5g, 

»    VIII  (Kalisalpeter)    5    normale    Köpfe 

im  Gesamt-Gewicht 333  g,     »       »  »     =  66.6  g, 

»       IX  (Phosphorsaures  Kali)  17  normale 

(sehr  grosse)  Köpfe  im  Ges. -Gew.  1530  g,     »       »  »     =90     g, 

»        X  (Nährsalz  WG)   14  normale  (sehr 

grosse)   Köpfe    im    Ges. -Gewicht  1130  g,     »       »  »     =80,7  g. 

Hiernach  hatte  also  den  höchsten  Ertrag  (dem  Gewichte  nach)  geliefert 
No.  5  (Doppelsuperphosphat),  es  folgen  No.  4  (Chilisalpeter),  No.  9  (Phosphor- 
saures Kali);  sodann  No.  2  (Stallmist),  No.  10  (Nährsalz),  dann  No.  3  (Kompost). 
Weniger  gut  im  Ertrage  waren  No.  8  (Kalisalpeter),  No.  7  (Phosphorsaures 
Ammoniak)  und  No.  1  (ungedüngt),  am  schlechtesten  No.  6  (schwefelsaures 
Kali). 

*)  Der  Ertrag  kann  bei  den  Versuchen  von  i8q6  leider  nicht  ganz  genau  angegeben 
werden,  weil  die  Versuchsptlanzen,  insbesondere  Kohlrabi  und  W'inteikohl,  im  Anfange  zu 
sehr  durch  Hasenfrass  etc.  geschädigt  waren  und  so  in  ihrer  Entwickelung  zurückgehalten 
wurden. 

**)  Wenn  bei  No.  1\'  die  Düngung  nicht  zu  stark  gewesen  wäre,  hätte  dieselbe  sichei' 
einen  sehr  hohen  Ernteertrag  gehabt. 


AAO  \'ergleichende  Düngungsversuche  bei  Salar,  Kohlrabi  und  Winterkohl. 


III.  Die  chemische  Untersuchung. 

Zur  chemischen  Untersuchung  wurden  nur  die  gebrauchsfähigen  inneren 
Blätter  der  Köpfe  im  luftrockenen  Zustande  verw^endet. 

Bestimmung    des    Gesamtstickstotf  es     (nach    Kieldahl)    in 
den    lufttrockenen    Substanzen. 

No.       I  (ungedüngtj  1,6065  g  Subst.  ergaben  =  0,0023  §'  ^^^  "==  3^88  %  Stickstoff, 
»         II  (Stallmist)      ....  2.2575  g  Subst.  ergaben  =^=    0,1204g  N=    5j33°/oN, 

.»  III  (Kompost)     ....   1,4195  g      »  »        ==  0,07028  gN=   4,95  %  N, 

.»  IV  (Chilisalpeter)  .     .     .     1,081g      »  »         =^  0,04935  g  X  =   4,59°/oN, 

»        V  (Doppelsuperphosph.)     1.430  g      »  v        .=    0,0574  g  N  =  4.01 1  °/oN, 

»  VI  (Schwefelsaures  Kali)     1,427  g      »  »         =  0,05180  gX=    3.03  7ü  N, 

»  VII  (Phosphors.  Ammon.)   1,0095  g      »  »         =      0,070  gN=   4,35  %  N, 

»     VIII  (Kalisalpeter)    .     .     .   1,5225  g      »  »         =  0.07165  gN=   4,67  %  N, 

»  IX  (PhosphorsauresKali)     1.535  g      »  »         =    0.0515  gX=    3,40  "/oN, 

»         X  (Nährsalz  WG)       .     .     1,844g      »  »         =  0.09625  gX=   5,22  °/oN, 

Der  höchste  Stickstoffgehalt  ist  demnach  gefunden  bei  derDüngung  mitStall- 
mist  zu  5,33  7o  N.  Es  folgt  dann  die  Düngung  mit  Nährsalz  WG  (X  +  K  2O  +  P  oO^) 
zu  5,22  %X",  darauf  die  Kompostdüngung  mit  4,95  %  X,  dann  die  Kalisalpeter- 
düngung {N  -\-  K2O)  mit  4.67  %  X,  dann  die  Chilisalpeterdüngung(N)  mit  4,49  %  N, 
darauf  Phosphorsaures  Ammoniak  (N  +  P2O5)  mit  4,35  %  X.  Es  folgt  Doppel- 
superphosphat (P2O5)  mit  4,01170  N,  dann  ungedüngt  mit  3,88  %  X.  Den 
niedrigsten  StickstolTgehalt  ergaben  die  Düngungen  mit  schwefelsaurem  Kali 
(KsO-fSOa)  mit  3,03%  X  und  dann  phosphorsaures  Kali  (KaO  +  PjO^)  mit 
3,40  %  N. 

Die  Gesamt- Stickstoff-Substanz  (hauptsächlich  Eiweiss)  in  den 
lufttrockenen  Salatblättern  (berechnet  aus  dem  gefundenen  X"-Gehalt  durch 
Multiplikation  mit  6,25  unter  der  Annahme  von  16%  X"  in  den  Proteinstoffen) 
würde  sich  also  wie  folgt  stellen: 

Xo.        I     3,88  "/o  N.  6,25  =  24,25  %  Gesamt-Stickstoff-Substanz, 

II     5-33  7ü  N.  6,25  =  33,30  o/ü 
III     4.95  0/0  A.  6,25  =  30,94  7o 

»     IV    4,59  7o  N.  6,25  =  28,70  7ü 

»        V     4,01 7ü  N.  6,25  =  25,06  7o  *  *  " 

VI     3,63%  X.  6,25  =  2  2,68  7ü 

.    VII    4.35%  X.  6,25-^27,18  7ü        »  »  *         . 

»   VIII    4,07  %  X.  6,25  =  29,30  7o 

IX     3,40%  X.  0,25  =  21.25  "/o 

»       X    5,2  2  7u  X.  6.25  =  32,02  7o 

Der  höchste  Stickstoffgehalt  und  damit  imZusammenhang  stehend  der  höchste 
Gehalt  an  Gesamt-Stickstoff-Substanz  (hauptsächlichEiweiss)  ist  somitgefunden  bei 
der  Volldüngung  mit  Stallmist,  nächst  dem  bei  einer  Düngung  mit  K.,0  +  X 
+  P2O5  (Xährsalz  WG),  dann  folgt  Kompostdüngung,  sodann  Kalisalpeter,  Chili- 
salpeter und  phosphorsaures  Ammoniak.  Also  alle  bisher  vorwiegend  durch 
ihren  Stickstoffgehalt  wirkende  Düngemittel,  während  die  anderen  Düngungen 
(Doppelsuperphosphat,  schwefelsaures  Kali,  phosphorsaures  Kali  und  ungedüngt) 
hierzu  im  Gegensatz  ziemlich  weit  zurückstehen. 


Vergleichende  Düngungsversuehe  bei  Salat,  Kohlrabi  und  Winterkohl.  aa  t 


B.  Kohlrabi,  englischer  früher. 

Die  Versuchsanstellung,  war  die  gleiche  wie  beim  Salat. 
Die    Pflanzen    (4  Reihen    ä  0  Pflanzen,   verbandartig  gestellt)    wurden    am 
2ö.  Juni  auf  die  einzelnen  Düngungsparzellen  ausgeptlanzi.     Die  Beobachtungen 
und  Ergebnisse  sind  folgende: 

Bis  zum  4.  Juli  waren  noch  keine  wesentlichen  Unterschiede  zu  kon- 
statieren, doch  schienen  die  Parzellen  ^.  3  und  4  besser  zu  stehen  als  1;  5,  6 
und  7  waren  gleich.  8.  c,  und   10  schienen  weit  besser. 

Am  8.  Juli  waren  bei  1  mehrere  Pflanzen  gut,  2  und  3  wiesen  durchweg 
sehr  kräftige  Pflanzen  auf,  4  war  sehr  schlecht  (zum  Teil  mit  wohl  bedingt 
durch  die  zu  starke  Düngung);  5,  6,  7,8  und  g  waren  leidlich,  Parzelle  10  am 
besten. 

Ähnlich  waren  die  Verhältnisse  am  11.  Juli.  Am  17.  Juli  waren  deutliche 
Unterschiede  in  allen  Düngungsreihen  zu  konstatieren.  Am  weitesten  waren 
die  Pflanzen  der  Parzelle  3.  dann  2;  fast  gleich  standen  die  auf  5,  7,  8  und  9, 
etwas  weniger  weit  die  auf  10,  1  und  6.  Die  auf  4  waren  noch  immer  die 
schlechtesten.  Hiernach  scheint  der  Kohlrabi  sehr  dankbar  für  eine  Kompost- 
und  Mistdüngung  zu  sein. 

Am  22.  Juli  standen  vorzüglich  und  hatten  schon  Köpfe  angesetzt  die 
Pflanzen  auf  2  und  3.  Fast  ebenso  gut  die  auf  5,  7,  8,  9  und  10.  Weniger  gut 
die  auf  1  und  6,  schlecht  die  auf  4. 

Am  29.  Juli  standen  die  Pflanzen  vorzüglich  und  hatten  schon  ziemlich 
grosse  Köpfe  bei  2  und  3.  Fast  gleich  weit  und  auch  gut  bei  5,  7,  8,  9  und  10. 
Weniger  gut,  doch  auch  teilweise  Kopfausbildung  bei  1,  4  und  6. 

I.   Der  Marktwert. 
Der    Marktwert    wurde    an  den    stehenden    Pflanzen    am    13.  August  fest- 
gestellt.    Danach  waren: 

Am  besten  als  Marktware  die  Pflanzen  der  Düngung  mit  Stallmist, 
phosphorsaurem  Ammoniak  und  phosphorsaurem  Kali. 

In  zweiter  Linie  die  der  Düngung  mit  Kompost,  Doppelsuperphosphat, 
Kalisalpeter  und  ^vährsalz  WG. 

Weniger    wert    die  Pflanzen  von  ungedüngt  und    schwefelsaurem    Kali. 
Sehr  gering  die  von  Chilisalpeter.    (Wie   schon  öfters   erwähnt,    haupt- 
sächlich wegen  zu  konzentrierter  Düngung.) 

II.   Der  Ertrag. 
Die  Ernte  der    Kohlrabipflanzen    erfolgte    am    17.  August.     Nachdem    die 
Wurzeln  und    Blätter    sorgfältig    entfernt    waren,    wurden    die    Köpfe    im    luft- 
trockenen Zustande  gewogen.     Es  ergaben: 
Xo.        I  (ungedüngt)   18  Köpfe  im  Ge- 

samt-Gewicht  von    ....   1000  g,  d.  i.  pro  1  Kopf  =    55,5  g, 
»         II  (Stallmist)   22  Köpfe  im   Gc- 

samt-Gewicht  von    ....  2220  g,      »        »  »       =  100,9  g' 

»        III  (Kompost)    17  Köpfe  im  Ge- 

samt-Gewicht  von    ....  2080  g,      »        »  »       =  122,3  S, 

»        IV  (Chilisalpeter)    8    Köpfe    im 

Gesamt-Gewicht  von    .     .     .     250  g,      »        »  »       ==    31,2  g, 

»         V  Doppelsuperphosphat)  2  iKöpfe 

im    Gesamt-Gewicht  von       •   i545  g>      *        "  "       =    73.5  g, 


442  Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi  und  Winterkohl. 

Xo.     VI  (schwefeis.  Kali)  20  Köpfe  im 

Gesamt-Gewicht  von    .     .     .     820  g,  d.  i.  pro   1  Kopf  =    41      g, 
»       VII  (Phosphors.  Amm.)  21  Köpfe 

Gesamt-Gewicht  von    .     .     .   1450  g,      »        »  *        =    69      g, 

»     VIII  (Kalisalpeter)    15    Köpfe    im 

Gesamt-Gewicht  von    .     .     .    1205  g,      »         »  »        =     80.3  g, 

»        IX  (Phosphors.  Kali)    24    Köpfe 

im  Gesamt-Gewicht  von  .     .   1450  g,      »        »  »       =    60.4  g, 

»         X  (Xährsalz  WG)    15  Köpfe  im 

Gesamt-Gewicht  von    .     .     .   1040  g,      »        »  »        =    69,3  g. 

Dem  Ertrage  nach  geordnet  würde  demnach  die  Reihenfolge  der  einzelnen 

Düngungen    sein:     1,   Kompost,    2.   Stallmist,    3.    Kalisalpeter,    4.    Doppelsuper- 
phosphat,   5.  Xährsalz  WG,    6.   Phosphorsaures    Ammoniak,    7.  Phosphorsaures 

Kali,  —  8.  ungedüngt,  9.  schwefelsaures  Kali,  10.  Chilisalpeter. 

Von  besonderen   Beobachtungen   hinsichtlich   des   Gewichtes   und 

Umfanges    der  Köpfe    bei    den    einzelnen    Düngungen  sei  noch  folgendes 

erwähnt: 

ad  Xo.  I.  Unter  den  18  Köpfen  waren  ö  Stück  im  Gewicht  von  ca.  70  g  (Umfang 
17,5  cm)  und  3  Stück  im  Gewicht  von  ca.  138  g  (Umfang  22,5  cm). 

ad  Xo.  IL  Unter  den  22  Köpfen  waren  4  von  mittlerer  Grösse  von  84  g 
(Umfang  19  cm)  bis  143  g  (Umfang  24  cm)  und  6  sehr  grosse 
Köpfe  von  163  g  (Umfang  23,5  cm)  bis  230  g  (Umfang  27  cm). 

-ad  Xo.  III  Unter  den  17  Köpfen  befanden  sich  4  mittlerer  Grösse  von  102  g 
(Umfang  19,5  cm)  bis  129  g  (Umfang  21,5  cm),  4  sehr  grosse 
Köpfe  von  ca.  219  g  (Umfang  24, .5  cm),  ausserdem  1  Kopf  im 
Gewicht  von  340  g  (Umfang  30,5  cm). 

ad  XTo.  IV.  Unter  8  Köpfen  war  nur  1  Kopf  mittlerer  Grösse  von  91  g  (Um- 
fang 18  cm). 

ad  Xo.  V.  Unter  21  Köpfen  waren  12  mittlerer  Grösse  ä  70  g  (Umfang 
16,8  cm),  4  grosse  Köpfe  von  142  g  (Umfang  22,5  cm)  bis  214  g 
(Umfang  25,2  cm). 

ad  Xo.  VI.  Hierunter  befanden  sich  1  sehr  grosser  Kopf  270  g  (Umfang 
28  cm),  4  Köpfe  mittlerer  Grösse  von  65  g  (Umfang  17  cm)  bis 
100  g  (Umfang  19.5  cm). 

ad  Ko.  VII.  Es  wurden  konstatiert  10  mittlere  Köpfe  von  68  g  (Umfang 
16,5  cm)  bis  131  g  (22,3  cm),  ferner  2  grosse  Köpfe  ä  199  g  (Um- 
fang 24,5  cm). 

ad  X'^o.  VIII.  Hierunter  befanden  sich  6  Köpfe  mittlerer  Grösse  von  75  g  (Um- 
fang 17,2  cm)  bis  128  g  (Umfang  20,0  cm)  und  2  grosse  Köpfe 
ä  184  g  (Umfang  25  cm). 

ad  X^o.  IX.  Es  wurden  konstatiert  9  Köpfe  von  mittlerer  Grösse  von  67  g 
(Umfang  17  cm)  bis  101  g  (Umfang  19,5  cm),  ferner  3  grosse  von 
121  g  (Umfang  21,5  cm)  bis   188  g  (Umfang  25  cm). 

ad  No.       X.     Hierunter    befanden   sich    3   mittlere    Köpfe    von    57   g    (Umfang 
i6,5  cm)  bis  119  g  (Umfang  20,5  cm),  ferner  3  grosse   von  174  g 
(Umfang  24,5  cm)  bis  198  g  (Umfang  24,5  cm). 
Die  chemische  Untersuchung  der  Kohlrabiköpfe    konnte    aus    Mangel    an 

Zeit  nicht  durchgeführt  werden. 


Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi  und  Winterkohl.  aa"! 

C.  Winterkolil,  niedriger  brauner. 

Die  Versuchsanstellung  war  auch  hier  die  gleiche  wie  beim  Salat. 

Die  Pflanzen  waren  pro  Beet  in  3  Reihen  ä  5  Pflanzen  verbandartig  am 
26.  Juni  ausgepflanzt.     Die  Beobachtungen  und  Ergebnisse  sind  bisher  folgende: 

Am  I.Juli  waren  noch  keine  erheblichen  Unterschiede  bei  den  einzelnen 
Düngungen  zu  erkennen.  Am  4.  Juli  standen  die  Pflanzen  durchschnittlich 
gut,  mit  Ausnahme  von  Parzelle  5,  wo  von  8  Pflanzen  die  Blätter  abgestorben 
waren;  Parzellen  2,3  und  4  standen  besser  als  1,  Parzelies  sehr  schlecht,  die 
übrigen  Parzellen  gut. 

Am  8.  Juli  war  infolge  der  Ungunst  der  Witterung  sowie  auch  infolge 
Beschädigungen  durch  Tierfrass  der  Stand  der  Pflanzen  auf  1  leidlich,  2  sehr 
gut,  3  und  4  leidlich,  5  nicht  besonders,  6,  7  und  8  leidlich,  9  schlecht,  10  am 
schlechtesten. 

Am  11.  Juli  im  allgemeinen  dasselbe  Bild,  wenngleich  sich  die  ge- 
schädigten Pflanzen  auf  allen  Parzellen  schon  etwas  erholt  hatten. 

Am  17.  Juli  waren  am  weitesten  2,  3,  4,  dann  7  und  9.  Weniger  weit 
aber  gleichmässig  im  Stande  waren  1,  6,  8,  10  und  5.  Für  den  Winterkohl 
scheint  sich  am  besten  Kompost  und  Mist  zu  eignen,  daneben  aber  auch  Stick- 
stoffdüngung in  Form  von  Chilisalpeter. 

Am  29.  Juli  waren  sehr  kräftige  Pflanzen  vorhanden  bei  2  und  3,  nicht 
ganz  soweit  waren  die  auf  1.  4.  5,  6,  7,  8,  9  und  10.  Im  Allgemeinen  aber 
haben  sich  die  Pflanzen  sehr  erholt. 

Am  9.  August  waren  am  besten  die  Parzellen  2.  3  und  6;  dann  standen 
gut  1,  4,  8  und  9.     Am  wenigsten  gut  waren  7,  5  und  10. 

Am  13.  August  waren  sehr  gut  die  Pflanzen  auf  3  und  2;  fast  ebenso  die 
auf  8,  7,  1  und  4,  weniger  gut  die  auf  5,  6,  9  und  10. 

Am  29.  August  standen  vorzüglich  die  Pflanzen  auf  2  und  3;  sehr  gut  auf 
4,  8  und  10;  gut  auf  1,  6  und  7.  Weniger  gut,  doch  aber  auch  nicht  schlecht 
auf  5  und  9.  Im  ganzen  war  ein  sehr  guter  Stand  des  Winterkohls  zu  ver- 
zeichnen. 

Am  4.  September  zeichneten  sich  besonders  No.  4,  desgleichen  10  und  8 
durch  eine  tief  dunkelgrüne  Färbung  aus. 

I.    Der    Marktwert. 

Der  Wert  der  Pflanzen  als  Marktware  wurde  am  15.  Oktober  wie 
folgt  festgestellt: 

Vorzüglich  als  Marktware  konnten  gelten  die  der  Düngung  mit 
Kompost  (3)  und  Chilisalpeter  (4). 

Sehr  gut  als  Marktware  die  mit  Stallmist  {2),  Kalisalpeter  (8)  und 
Nährsalz  WC  (10)  gedüngten. 

Auch  noch  gut  die  von  ungedüngt  (1),  phosphorsaurem  Ammoniak  (7) 
und  phosphorsaurem  Kali  (9). 

Geringer,  aber  doch  nicht  schlecht  waren  die  Düngungen  mit 
Doppelsuperphosphat  (5)  und  schwefelsaurem  Kali  (6). 

II.    Der   Ertrag. 

Die  Ernte  des  Winterkohls  erfolgte  am  9.  November.  Die  Pflanzen  wurden 
quartierweise  im  lufttrockenen  Zustande  gewogen.  Es  ergab  der  oberirdische 
Teil  der  ganzen  Pflanze,  nachdem  dieselbe  bei  der  Ansatzstelle  des  ersten 
Blattes  von  Stiel  und  Wurzeln  getrennt  war: 


AAA  Die  Blumenspenden  am  Sarge  des  Fürsten   O.  v.  Bismarck. 


No.     1  (ungedüngt)    15    Pflanzen    im 

Gesamt-Gewicht 5850  g,   d.  i.   pro    1   Pll.  =  390 

»        2   (Stallmist)   15  Pflanzen  im  Ge- 
samt-Gewicht      7280  g,       »         »  »       =  485,3  g 

»        3  (Kompost)   12  Pflanzen  im  Ge- 
samt-Gewicht           8570  g,       »         »  »       =  714      g 

»        4  (Chilisalpeter)   12   Pflanzen  im 

Gesamt-Gewicht 8520  g.      >-        »  »      =  710      g 

»        5  (Doppelsuperph.)    14  Pflanzen 

im  Gesamt-Gewicht    ....     5260  g,      »        »  »      =  375,8  g 

»        6  (Schwefels.   Kali)    15   Pflanzen 

im  Gesamt-Gewicht    ....     5110  g,      »        »  »      =  340,6  g 

»        7  (Phosphors.  Amm.)  15  Pflanzen 

im  Gesamt-Gewicht   ....     5050  g,      »        »  »      =  33^-5  g 

»        8  (Kalisalpeter)    11   Pflanzen  im 

Gesamt-Gewicht      •     .     .     .     .     6790  g,      »        »  »       ^617      g 

»       9  (Phosphors.   Kali)    14  Pflanzen 

im  Gesamt-Gewicht    ....     4310  g,       »         »  »       =  308      g 

»      10  (Nährsalz  WG)   12  Pflanzen  im 

im  Gesamt-Gewicht    ....     5580  g,       »         »  »       =  365      g. 

Dem  Ertrage  nach  geordnet  hat  hier  also  am  besten  gewirkt:  1.  die 
Kompostdüngung,  2.  Chilisalpeter,  3.  Kalisalpeter.  Ziemlich  weit  zurück  steht 
dagegen  schon  der  Stallmist.  Noch  weiter  zurück,  aber  unter  sich  ziemlich 
gleich  sind:  5.  Ungedüngt,  6.  Doppelsuperphosphat,  7.  Nährsalz  WG,  8.  Schwefel- 
saures Kali,  9.  Phosphorsaures  Ammoniak  und  10.  Phosphorsaures  Kali.  Es 
stehen  also  oben  an  wie  beim  Salat  vorwiegend  durch  ihren  Stickstoffgehalt 
wirkende  Düngemittel. 

Chemische  Abteilung  der  Versuchsstation 
des   Königl.  pomologischen  Instituts  zu  Proskau  O.-S. 


Die  Blumenspenden  am  Sarge  des  Fürsten  0.  v.  Bismarck. 

Is  wir  am  i.  April  d.  J.  beim  81.  Geburtstage  des  Fürsten  Bismarck  den- 
selben darstellten,  wie  er  am  25.  Juni  1884  eine  Linde  in  der  Späthschen 
Baumschule  pflanzte  (S.  169),  beschlichen  schon  bange  Ahnungen  unser  Herz. 
Jetzt  ist  er  am  30.  Juli  dahingegangen,  der  grosse  Staatsmann,  er,  der  einen 
Baum  hat  mitpflanzen  helfen,  herrlicher  als  alle  anderen  deutschen  Bäume: 
die  deutsche  Einheit,  das  Deutsche  Reich!  Fast  unendlich  gross  ist  die 
Zahl  der  Kränze  und  Blumenspenden  gewesen,  die  zu  seiner  Beerdigung  am 
4.  August  eingingen.    Wir  entnehmen  darüber  der  Vossischen  Zeitung  Folgendes: 

Überaus  zahlreich  sind  die  Kranzspenden,  die  in  den  hiesigen  grossen 
Blumengeschäften  für  den  Fürsten  Bismarck  hergestellt  sind  und  noch  werden. 
Für  den  Kaiser  und  die  Kaiserin  sind  zwei  kostbare  Lorberkränze  mit  schwarzen 
Atlasschleifen,  die  in  Golddruck  die  Anfangsbuchstaben  des  Kaiserpaares 
zeigen,  angefertigt  worden.  Die  Kaiserin  Friedrich  hat  einen  grossen  Lorber- 
kranz  mit  Palmenwedeln.  Lilien  und  weissen  Rosen,  sowie    mit    einer    breiten 


Die  Blumenspenden  am  Sarge  des  Fürsten  O.  v,  Bismarck.  aac 


schwarzen  Aloireeschleife  nach  Fricdrichsruh  14'csandt.  Prinz  Georg  ein  sehr 
schönes  Gewinde  von  Lorber.  weissen  Rosen,  Lilien  und  Palmen.  Der  Kranz, 
den  der  Reichskanzler  lüirst  Hohenlohe  im  Auftrag"  des  Staatsministeriums 
niedergelegt  hat,  ist  ein  erlesenes  Kunstwerk  der  Blumenbinderei.  Die  pracht- 
vollsten Orchideen  der  Tropen  weit,  herrliche  Odontoglossenblüten  sind  mit 
Dahlien,  Passifloren  und  anderen  weissen  Blumen  zu  dichten  Tuffs  vereinigt, 
durch  die  sich  meterlange  Asparagusranken  ziehen;  aus  der  Mitte  des  Kranzes 
steigen  mächtige  Cycaswedel  auf.  Auch  der  Bundesrat  hat  einen  grossen  Kranz 
gewidmet,  dessen  Zweige  von  einem  Blumentuff  zusammengehalten  werden. 
Das  Reichspostamt  hat  einen  mächtigen  Lorbeerkranz  mit  rosa  Rosen  gespendet. 
Die  Schleifen  dieses  Kranzes  in  den  deutschen  Farben  waren  mit  Flor  um- 
hüllt. Auch  die  LJeutschen  Genuas  haben  einen  Kranz  mit  den  deutschen 
F^arben  geschickt.  Aus  Eichenlaub  ist  der  Kranz,  den  die  freikonservative 
Fraktion  des  preussischen  Abgeordnetenhauses  dem  Kanzler  gewidmet  hat. 
Für  den  Kreis  Rummelsburg,  wozu  der  Gutsbezirk  Varzin  gehört,  sandte  Landrat 
Samt  einen  Kranz  mit  schwarzer  Schleife.  Die  Stadt  Lippehne,  in  deren  Nähe 
Otto  V.  Bismarck  als  Landwehroflizier  seinen  Bedienten  FJildebrand  vom  Tode 
des  Ertrinkens  rettete,  ehrte  das  Andenken  ihres  Ehrenbürgers  durch  t'eber- 
sendung  eines  Lorbeerkranzes  mit  weisser  Schleife.  F)ie  Stadt  Remscheid 
widmete  ihrem  »unvergesslichen  Ehrenbürger«  einen  Riesenkranz  von  zwei 
Meter  Durchmesser.  Für  die  im  A.  D.  C.  vereinigten  Deutschen  Burschenschaften 
legte  die  Königsberger  Burschenschaft  »Germania«  einen  mit  weissen  und  rosa 
Blumen  durchflochtenen  Kranz  nieder,  dessen  breite  Schleife  die  schwarz-rot- 
goldenen Farben  zeigte.  Der  grosse  Kranz  der  Südafrikanischen  Repubbk  war 
durchweg  grün  gehalten.  Ein  grosses  Palmenarrangement  trug  die  Widmung 
der  Berliner  Handelsgesellschaft.  Weitere  prächtige  Kränze  sandten  Prinz  und 
Prinzessin  Friedrich  Karl  von  Hohenlohe-Oehringen  und  Grälin  Menckel 
v.  Don  nersm  arck.  Aus  blauen  Centaurien  geflochten  ist  der  Kranz,  den  die 
Freundin  Bismarcks,  Gräfin  Eichstedt-Peters walde,  persönlich  niedergelegt 
hat.  Graf  Hugo  Lerchenfeld  sandte  einen  kostbaren  Palmen wedel.  Ein 
grosses  Palmenarrangement  mit  mächtigen  Circinensis-Wedeln  ist  vom  General- 
konsul Dr.  Paul  Schwab  ach  hier  eingegangen.  Die  national-liberale  Partei 
hat  einen  Riesenkranz  von  drei  Meter  Durchmesser  bestellt,  der  im  Schau- 
fenster der  Winklerschen  Blumenhalle  in  der  Königgrätzerstrasse  No.  29b  all- 
seitige Aufmerksamkeit  erregte.  Eine  reizende  Spende  widmeten  die  sieben 
Kinder  des  Generalsekretärs  der  nationalliberalen  Partei,  des  Herrn  Patzig. 
r)er  Kranz  des  Seeoffizierkorps  der  kaiserlichen  Marine  zeigt  Schwertlilien  und 
japanische  Lilien  und  mattrosa  Dahlien.  Der  Alldeutsche  Verband,  Ortsgruppe 
Berlin,  vv'idmete  dem  Andenken  des  Kanzlers  zwei  mit  goldenen  Eicheln  durch- 
wirkte Kränze,  von  denen  einer  nach  Fricdrichsruh  geschickt  wurde, 
während  der  andere  in  der  Kunstausstellung  am  Bismarck- Standbild  nieder- 
gelegt wurde.  Der  Lorbeerkranz  der  Stadt  Charlottenburg  Avar  mit  Orchideen 
und  Palmen  geschmückt.  Orchideen,  Lilien  und  Palmen  zierten  den  Riesen- 
kranz der  Deutschen  Kolonialgesellschaft.  I)er  l)und  der  Landwirte  hatte 
Worte  Bismarcks  auf  die  Schleife  seines  Kranzes  drucken  lassen.  Der  Verein 
zur  Förderung  des  Deutschtums  in  den  Ostmarken  widmete  einen  grossen 
Lorberkranz,  der  Verein  Berliner  Künstler  einen  Lorberkranz  mit  Palmen. 
Bemerkenswert    ist    der    Kranz    der    Frau    Buchhändler    Logier,    Friedrich- 


44Ö 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Strasse  161,  bei  der  Bismarck  vor  60  Jahren  geAvohnt  hat,  und  die  stets  Be- 
ziehungen zu  dem  Hause  Bismarck  unterhalten  hat.  Prächtige  Kränze  widmen 
auch  die  Offizierkorps  der  hiesigen  Garderegimenter. 

Im  Schaufenster  der  Firma  Gebrüder  Friedländer,  Unter  den  Linden, 
sind  augenblicklich  zahlreiche  Ehrengeschenke  für  den  Fürsten  Bismarck  aus- 
gelegt, darunter  auch  die  Feder,  womit  er  den  Frankfurter  Frieden  unter- 
zeichnet hat,  und  ein  Goldklumpen,  das  Geschenk  der  Deutschen  Melbournes. 
In  anderen  Schaufenstern  der  Friedrichstrasse.  Leipziger,  Markgrafen-  und 
Potsdamer-Strasse  sind  die  Büsten,  Bilder  und  Statuen  des  Fürsten  ausgestellt, 
umgeben  von  brennenden  Kerzen  und  Trauerdekorationen.  Der  Kranz  des 
Reichskanzlers  —  weisse  Orchideen  und  Palmenzweige  —  trug  die  Widmung: 
»Fürst  zu  Hohenlohe-Schillingsfürst«,  ein  anderer  mit  schwarzer  Atlasschleife 
war  vom  preussischen  Staatsministerium. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  eta 


Escallonia  Langleyensis  X. 
Diese  hübsche  Gartenvarietät  zeigten 
zuerst  J.  Veitch  &  Sons.  Sie  ist 
eine  Kreuzung  von  E.  macrantha  und 
E.Philippiana  mit  seh  wachen,  blassen. 
rosa  gefärbten  Blüten.  In  der  Blüten- 
farbe und  der  Grösse  der  Blätter  hält 
sie  dieAlitte  derEltern.  In  geschützteren, 
wärmeren  Gegenden  kann  man  den 
Strauch  ohne  Gefahr  im  Freien  jjllanzen. 
(Saxifragaceae.) 

Campanula  Boickiniana  X- 
Eine  schöne,  kriechende  Pflanze,  die 
kaum  einer  C.  ähnlich  sieht.  Die 
Stengel  sind  schlank,  über  den  Boden 
hingestreckt  und  wie  die  bunten  Blätter 
dicht  behaart  mit  langen,  steifen,  weiss- 
lichen  Haaren.  In  der  Jugend  sind  die 
Blätter  blassviolett  gefärbt.  Einzel- 
blüten auf  langen,  dünnen  Stielen;  der 
Fruchtknoten,  der  bei  C.  gewöhnlich 
unterständig  ist,  gekrönt  von  den  Kelch- 
und  Blumenkronblättern,  ist  bei  diesem 
Bastard  völlig  oberständig  und  in  der 
Blüte  eingeschlossen.  Die  Kelchblätter 
sind  durch  5  kurze,  schmale  Blätter 
angedeutet,  die  Krone  ist  regelmässig, 
wie  beiC.  i  soph  ylla,mit  einem  kurzen, 
offenen  Tubus.  Es  folgen  5  Staubfäden 
mit  unvollkommenen  Antheren  und  der 
Griffel.  Gezüchtet  wurde  die  Form 
von  dem  Botaniker  W.  Mitten,  welcher 
dieselbe  aus  einer  Kreuzung  von 
C.  fragilis  und  C.  isophylla  alba 
erzielte. 


Croton  B.  Comte. 

Das  Etablissement  dTIorticulture  von 
B.  Comte  in  Lyon-Vaise,  Rue  de  Bour- 
gogne  47,  bringt  seit  kurzem  einen 
neuen  Croton  in  den  Handel,  welcher 
nach  der  dem  Prospekt  beiliegenden 
kolorierten  Tafel  in  der  That  von  ganz 
hervorragender  Schönheit  sein  muss. 
Die  Blätter  sind  auf  der  Oberseite 
dunkelsmaragdgrün  mit  schwarz- 
violetten Adern.  Ein  grosser,  unregel- 
mässig geformter  Fleck  nimmt  einen 
grossen  Teil  des  Blattes  ein.  indem  er 
sich  zu  beiden  Seiten  der  Mittelrippe 
hinzieht  und  sich  vielfach  auch  noch 
über  die  Nebenrippen  erstreckt.  Er 
ist  in  der  Hauptfarbe  granatrot,  variiert 
ausserdem  von  mattgelb  bis  blutrot. 
Auf  der  Unterseite  sind  die  Blätter 
kastanien-  bis  dunkelbraun  und  grün- 
lich geädert.  Die  Blattstiele  sind  der 
Hauptsache  nach  rot. 

Während  die  Crotonarten  im  all- 
gemeinen bekanntlich  sehr  empfindlich 
sind  und  sich  namentlich  im  Zimmer 
schlecht  halten,  soll  dieser  neue,  der 
den  Namen  Croton  B.  Comte  führt, 
mit  seiner  Schönheit  zugleich  eine 
grosse  Widerstandsfähigkeit  verbinden. 
Seine  intensiven  Farben,  die  sym- 
metrische Stellung  der  Blätter,  sein 
eleganter  Gesamthabitus,  die  leichte 
Kultur  erwarben  ihm  im  Februar  d.  J. 
das  Certificat  de  Merite  I.  Klasse  und 
eine  goldene  Medaille  von  der  Garten- 
bau-Gesellschaft in  Lyon.        Dr.  Kr. 


Kleinere  Mitteilungen. 


447 


Kleinere  Mitteilungen. 


Orchideen  für  den  Schnitt. 

(Fortsetzung). 

Stellen  wir  also  C.  lab  lata  Ldl.  in 
ihrer  typischen  Form  in  den  Mittel- 
punkt unserer  Ausführungen.  Ihre 
Blüte  beginnt  zu  einer  sehr  passenden 
Zeit  —  Anfang  des  Winters.  Die 
Sommermonate,  in  denen  die  Menschen 
aus  ihren  Wohnungen  flüchteten  und 
in  der  Xatur  Erholung  suchten,  sind 
vorüber.  Ein  jeder  kehrt  in  sein  Heim 
zurück  und  will  sich  nun  behaglich 
für  den  Winter  einrichten.  Der  Blumen- 
freund sucht  sich,  während  draussen 
die  rauhen  Herbststürme  brausen,  das 
Wohnzimmer  soviel  als  möglich  mit 
blühenden  Gewächsen  auszustatten. 
Die  Auswahl  ist  jetzt  nicht  gross.  Wer 
aber  Mittel  dazu  hat,  dem  kommen  die 
herrlichen  Orchideenblüten  gerade 
recht,  zumal  sie  jetzt  auch  schon  wesent- 
lich niedriger  im  Preise  stehen.  Noch 
vor  5  Jahran  konnte  man  C.  labiata- 
Pflanzen  fast  in  Gold  aufwiegen.  Seit- 
dem die  Stammform  jedoch  an  einem 
von  ihrem  ürsprungsstandort  hunderte 
A^on  Meilen  entfernten  Orte  wieder  neu 
entdeckt  wurde,  ist  sie  in  höherem 
Masse  eingeführt  und  in  den  Kulturen 
verbreitet  worden.  Sie  ist  ja  auch 
eine  der  am  leichtesten  wachsenden 
Cattleyen  und  verlangt  keine  besonders 
aufmerksame  Pflege.  Es  sei  aber  hier 
immer  wieder  daraufhingewiesen,  dass 
es  notwendig  ist,  beim  Blumenschnitt 
die  Blütentriebe  dicht  über  den  Bulben 
abzuschneiden.  Denn  wenn  ein  Stück 
Stiel  stehen  bleibt,  tritt  leicht  infolge 
der  feuchten  Luft  Fäulnis  ein  und  bei 
unaufmerksamer  Pflege  leidet  die  ganze 
Pflanze.  Wir  hatten  öfter  Gelegenheit, 
dies  bei  der  Form  Trianae  zu  beob- 
achten, welche  mitten  im  Winter 
blüht.  Infolge  der  zu  dieser  Zeit  oft 
ungenügenden  Zirkulation  von  frischer 
Luft  trockneten  die  Pflanzen  nach  dem 
Spritzen  nicht  genügend  ab,  sodass  die 
nicht  dicht  über  den  Ursprungsstellen 
abgeschnittenen  Blütenstiele  der  Fäulnis 
zum  Opfer  fielen. 

In  rascher  Folge  auf  die  Stammform 
blüht  C.  labiata  Percivaliana.  Was 
ihren  Blumen  an  Grösse  gegenüber 
denen  jener  abgeht,  ersetzen  dieprächtig 
karmingoldenen  Farbentöne.  Perci- 
valiana   ist    wohl    diejenige    Varietät 


der  labiata-Gruppe,  welche  häufig  die 
meisten  Schwierigkeiten  in  der  Kultur 
darbietet.  Hinwiederum  aber  besitzt 
man  oft  Pflanzen,  die  ohne  jede  Mühe 
unsererseits  so  vorzüglich  gedeihen, 
dass  man  sagen  kann,  sie  könnten  in 
der  Heimat  nicht  besser  sich  entfalten. 
Sicherlich  sind  diejenigen  Exemplare 
von  Percivaliana  die  besten  für  die 
Kultur,  die  in  der  Heimat  die  stärksten 
und  breitesten  Bulben  ausgebildet  haben. 
Importierte  Pflanzen  mit  schwachen 
Bulben  w'erden  trotz  der  sorgsamsten 
Pflege  niemals  gute  Kulturpflanzen 
geben.  Dies  gilt  übrigens  auch  noch 
von  zahlreichen  anderen  Arten. 
C.  lab.  Percivaliana  blüht  gew^öhn- 
lich  bis  W'eihnachten  und  wohl  auch 
noch  länger.  Sie  stammt  aus  Venezuela, 
w^o  sie  etwas  weniger  hoch  über  dem 
Meeresspiegel  vorkommt  als  die  co- 
lumbischen  Varietäten  und  deshalb 
etwas  mehr  Wärme  beansprucht.  Man 
stelle  sie  an  die  wärmste  Stelle  im 
Cattleyenhause. 

Wenn  Liebhaber  eine  Orchideen- 
blume sehen,  so  ist  es  sicherlich  eine 
der  ersten  Fragen,  die  sie  an  den 
Kultivateur  richten:  »Wie  lange  halten 
sich  diese  Blumen?«  Die  Antwort  wird 
meist  lauten:  »Unter  günstigen  Um- 
ständen drei  Wochen,  oft  aber  auch 
nur  eine  Woche.«  Als  C.  labiata 
eingeführt  wurde,  glaubten  alle  Züchter 
dass  sie,  da  sie  aus  einem  »warmen'< 
Lande  stammt,  in  dem  wärmsten 
Hause  kultiviert  werden  müsse.  W'as 
war  die  Folge?  Die  Blumen  waren  so 
zarter  Natur,  dass  sie  nach  einer  Woche 
welkten  ,  und  gross  war  die  Ent- 
täuschung. Und  weiter,  die  Pflanzen 
begannen  alsbald  einen  zweiten  Trieb 
zu  machen,  da  es  zu  warm  war.  Jetzt 
betrachten  wir  die  Cattleya  labiata- 
Blumen  mit  als  die  dauerhaftesten  und 
widerstandsfähigsten  und  finden  sie  bei 
Sonnenschein  sehr  wohlriechend.  In 
zu  kühler  Temperatur  kommt  es  leicht 
vor,  dass  die  Blumen  durch  die  sich 
auf         dieselben  niederschlagende 

Feuchtigkeit  sehr  leiden.  Will  man 
also  Cattleya-Blumen  längere  Zeit  gut 
erhalten,  so  wähle  man  einen  etwas 
luftigen,  massig  warmen  Standort.  Wir 
finden  oft,  dass  sie  sich  im  Wohnzimmer 
besser  halten  als  in  dem  Hause,  wo 
sie  gewachsen  sind.    (Schluss  folgt.) 


aaS         Ausstellungen.  —  Personal-Nachrichten.   —   Berichtigunc;en.  —  Tagesordnung. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


ZüUichau.     Obst-    und    Gartenbau- 
Ausstelluno'    vom    30.    September    bis 

3.  Oktober  1898.  Das  Programm, 
welchem  dasjenige  der  bisherigen 
grossen  Ausstellungen  des  Märkischen 
Obstbauvereins  zu  Grunde  gelegt  ist, 
enthält  folgende  Abteilungen:  1.  Obst- 
anlagen, 2.  Obstbäume,  3.  Obstfrüchte, 

4.  Obsterzeugnisse,  5.  Gartenbau.  Die 
Beschickung  ist  jedem  Interessenten 
gestattet;  indessen  findet  um  die  Preise 
für  die  Abteilungen  1  bis  3  und  5  eine 
Bewerbung  nur  für  Bewohner  der 
Provinz  Brandenburg  und  sämtliche 
Mitglieder  des  Ostdeutschen  Weinbau- 


vereins statt.  Den  Preisrichtern  stehen 
jedoch  für  gute  Leistungen  auswärtiger 
Züchter  besondere  Preise  zur  Ver- 
fügung. Die  Anmeldung  hat  spätestens 
bis  zum  15.  September  bei  dem  Ge- 
schäftsführer der  Ausstellung  Herrn 
Arthur  Brandrup  in  Züllichau  zu 
geschehen,  von  welchem  auch  das 
ausführliche  Programm  zu  erhalten  ist. 


Oppeln,  17. — 21.  Sept.  Schlesische 
Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung,  ver- 
anstaltet vom  Oberschlesischen  Garten- 
bau -Verein  zu  Oppeln,  in  Form's 
Hotel. 


Personal-Nachrichten. 


Am  31.  Juli,  morgens  3  L'hr.  im 
Seebad  Misdroy,  starb  plötzlich  durch 
Lungenschlag  das  langjährige  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 


baues, der  Rentier,  früherer  Gärtnerei- 
besitzer Hermann  Wildensee  im 
68.  Lebensjahre. 


Berichtigungen. 


In  dem  der  No.  15  d.  Z.  beigelegten  \erzeichniss  der  Mitglieder  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  haben  sich  leider  mehrere  bedauerliche 
Irrtümer  eingeschlichen. 

A)  Bei  den  Inhabern  der  Vermeilmedaille  (S.  1)  sind  hinzuzufügen:  1.  Herr 
Gärtnereibesilzer  A.  Drawiel,  Lichtenberg.  2.  Herr  Lehier  und  Haus- 
vater R.  Schulze,  Pankow,  Pestalozzistift. 

B)  Bei  den  wirklichen  Mitgliedern  ist  folgendes  zu  bemerken:  S.  11  N.  293. 
Die  Fussnote,  dass  Herr  Kgl.  Obergärtner  Kurt  Nietner.  Potsdam,  als 
Hofgärtner  nach  Wilhelmshöhe  versetzt  sei.  ist  zu  streichen. 

S.   17   X.  85    muss    heisscn   Grashoff,    Martin    (nicht  Grasshoff,    M.), 
Samenkulturen    en    gros    (Inhaber  Herrmann    Grussdorfj,    Quedlinburg. 

Xepenthes  von  Harry  James  Veitch.  Durch  eine  Verstellung  der 
Buchstaben  beim  Druck  (nach  der  Korrektur)  ist  in  Heft  14  S.  391  als  Verfasser 
einer  interessanten  Abhandlung  über  Xepenthes  Harry  James  \'ehict  genannt, 
es    ist    aber    der    berühmte    Xepenthes-Züchter   Harry  James  Veitch    gemeint. 


Tagesordnung 

für  die 

850.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  i  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 

im  Kgl.  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse  6-7. 
Am  Donnerstag,    den    25.  August   1898,  6  Uhr    versanmielt    sich    der  \ercin    zu  cuier 
Trauerfeier    für    seinen   verstorbenen    Direktor.     Die  Gedächtnisrede  hält  Herr   (^arl  Lackner. 
Der    Vorstand    hat    beschlossen,    nach    Beendigung    derselben     den  Schluss  ■  der  \'ersanimiung 
eintreten  zu  lassen. 


Rede  zur  Gedächtnisfeier 

für  den  verstorbenen  Direktor  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
Herrn    von    Pommer    Esche    in    der   Versammlung    vom    25.    August    1898, 

Gehalten  von  Carl  Lackner. 

Hochverehrte  \^  er  Sammlung! 
Zum  ersten  Male  seit  seiner  vor  nunmehr  76  Jahren   erfolgten  Gründung 
unseres    Vereins    versammelt    sich    derselbe    heute    zu    einer   Trauerfeier  zum 


Abb.  93. 

Gedächtnis  seines  durch  den  Tod  abgerufenen  ersten  Direktors.  Es  ist  das 
erste  Mal,  dass  der  Verein  in  der  schmerzlichen  Lage  ist,  den  Tod  eines  Vorsitzenden 
während  der  Dauer  seiner  Amtsperiode  beklagen  zu  müssen,  dass  er  sich  ver- 
sammelt, seinem  Schmerze  über  diesen  schweren  Verlust  Ausdruck  zu  geben! 
Gerade  vier  Wochen  sind  heute  verflossen,  als  unser  hochverehrter  Direktor 
hier,  an  derselben  Stelle,  noch  in  voller  geistiger  und  körperlicher  Frische  den 
Vorsitz  in  der  Versammlung  führte.     Niemand  von   uns  konnte   ahnen,   dass  er 


450 


Gedächtnisrede  für  Herrn  von  Pommer  Esche. 


wenige  Tage  darnach  schon  aus  diesem  Leben  abgerufen  werden  sollte,  dass  es 
das  letzte  Mal  sein  sollte,  wo  er  hier  seines  Amtes  waltete,  eines  Amtes,  dem 
er  mit  ganzer  Liebe  und  Begeisterung  seine  Kräfte  geweiht. 

Nachdem  Herr  v.  Pommer  Esche  in  der  Nacht  vom  30.  zum  31.  Juli 
plötzlich  von  einem  schweren  Schlaganfall  getroffen,  ging  unserem  Verein  zu 
meinen  Händen  am  Freitag,  5.  August,  morgens,  ein  Telegramm  zu  mit  dem 
lakonischen  Inhalt:  »Geheimrat  tot!«  und  am  folgenden  Tage,  am  6.  August, 
brachte  der  Königl.  preussische  Staatsanzeiger  folgende  Nachricht: 

»Am  5.  d.  M.  ist  der  Provinzial-Steuer-Direktor  für  Berlin  und  die 
Provinz  Brandenburg,  Wirkliche  Geheime  Ober-Finanz-Rat  von  Pommer 
Esche  gestorben. 

Robert  von  Pommer  Esche,  Sohn  des  im  Jahre  1870  gestorbenen 
General-Steuer-Direktors,    Wirklichen    Geheimen    Rats    von    Pommer 
Esche,  wurde  im  Jahre  1833  zu  Breslau  geboren.     Im  Jahre  1860  zum 
Gerichts-Assessor  ernannt,  trat  er  aus  dem  Justizdienst  in  die  Verwaltung 
der    indirekten    Steuern    über,    in    welcher    er    im    Jahre    1869    zum 
Regierungsrat    befördert    wurde.      Nachdem    er    als    solcher    bei    den 
Provinzial-Steuer-Direktionen  in  Cassel  und  Köln  thätig  gewesen  war, 
berief  ihn  der  Finanzminister,  um  seine    besondere    Leistungsfähigkeit 
zu  verwerten,  im  Jahre  1870    als    Hilfsarbeiter    in    die    Abteilung    des 
Finanzministeriums  für  die  Verwaltung  der  indirekten  Steuern.     Durch 
Allerhöchste  Bestallung  vom    18.  Dezember  1871    wurde    er    zum    Ge- 
heimen Finanzrat  und  vortragenden  Rat  in  diesem  Ministerium  ernannt. 
Im  Jahre  1875   zum    Geheimen    Ober-Finanz-Rat    befördert,    wurde    er 
vom  1.  Januar  1889  ab  in    die    Stelle    des    Provinzial-Steuer-Direktors 
für  Berlin  und  die  Provinz  Brandenburg  berufen,    die    er    seitdem  be- 
kleidet hat.     Durch  Allerhöchste    Ordre    vom    24.  Dezember  1890    er- 
folgte seine  Ernennung  zum  Wirklichen  Geheimen   Ober-Finanzrat  mit 
dem     Range     der     Räte     erster     Klasse.      Seit     dem    Jahre    1885    ist 
von   Pommer  Esche    nebenamtlich   als  Mitglied  des  Disziplinarhofes 
für  die  Dienstvergehen  der  nichtrichterlichen  Beamten  thätig  gewesen. 
In  allen  Stellungen,  welche  ihm  anvertraut  waren,    insbesondere  in 
dem  von  ihm  zuletzt  verwalteten,  hohe  Ansprüche    an    seinen  Inhaber 
stellenden  Amte  hat  von  Pommer  Esche  mit  grosser  Berufsfreudig- 
keit und  Umsicht,    mit    praktischem    Geschick  und    unter    Bethätigung 
vornehmer    Gesinnung    gewirkt.     Seine    erfolgreiche    Amtsführung  hat 
die  volle  Anerkennung    seiner    Vorgesetzten    gefunden.     Die    gerechte 
und  dabei  leutselige  und  wohlwollende  Behandlung  der  seiner  Leitung 
unterstellten  zahlreichen  Beamten  hat  ihm  ihre  Verehrung  in  reichem 
Masse  erworben.     Sein  Andenken  wird  in  hohen  Ehren  bleiben.« 
So  der  preussische  Staatsanzeiger.     Hatte  der  Preussische    Staat    in    dem 
Verstorbenen  einen  Beamten  von  hoher  Bedeutung  verloren,  so  traf  auch  unsern 
Verein  der  Verlust  dieses  Mannes  auf  das  schmerzlichste,  so  hat  auch  der  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  nicht  minder  schwer  diesen  Tod  zu  beklagen. 
Es  war  in  dem  Jahre  schwerer  vaterländischer  Trauer,  in  dem  Jahre  1888, 
in  welchem  der  Himmel  dem   irdischen,    mit  beispiellosen  Erfolgen   gekrönten 
rühm-  und  segensreichen  Leben  Kaiser  Wilhelms  L.  des  Grossen,    wie  ihn  die 
Geschichte    bereits    nennt,    ein    Ziel    setzte    und  in   dem  wenige  Monate  später 
auch  sein  edler  Sohn,  Kaiser  Friedrich,  einer  tückischen  Krankheit   erlag,    als 


Gedächtnisrede  für  Herrn  von  Pommer  Esche.  j^r  j 

mitten  in  diesen  Trauertagen  unser  damaliger  erster  Direktor  des  Vereins,  Herr 
Geheimrat  Singelmann  aus  Gesundheitsrücksichten  sein  Amt  niederlegen 
musste.  Damals  lenkte  der  Verein  seine  Blicke  auf  einen  Mann,  der  durch 
seine  ganze  Vergangenheit,  sowie  durch  eine  Reihe  von  Eigenschaften,  welche  ihn 
als  ganz  besonders  geeignet  für  das  erledigte  Amt  erscheinen  Hessen.  Dieser 
Mann  war  unser  Herr  Robert  von  Pommer  Esche! 

Bereits  als  junger  Referendar  und  Assessor  hatte  er  sein  Interesse  für 
den  Verein  zur  Beförderung"  des  Gartenbaues  bekundet,  indem  er  Mitglied 
desselben  wurde,  eine  Mitgliedschaft,  welche  unterbrochen  wurde  durch  seine 
dienstliche  Versetzung  nach  ausserhalb;  sein  Interesse  für  den  Verein  blieb 
aber  indessen  ungeschmälert,  was  er  auch  bekundete,  indem  er,  zurück- 
gekehrt nach  Berlin,  seine  Mitgliedschaft  in  unserem  Verein  erneuerte,  auch 
seinen  damaligen  Chef,  den  Herrn  Finanzminister  von  Scholz,  dem  Verein 
als  Mitglied  zuführte. 

In  der  Vereinsversammlung  vom  28.  Juni  1888,    dem  Tage    der    statuten- 
mässigen  Neuwahl   des    Vorstandes,    nachdem    Herr    Geheimrat    Singelmann 
wiederholt  erklärt  hatte,  aus  den  schon  genannten  Gründen  eine  Wiederwahl  nicht 
annehmen  zu  können,  wurde  Herr  von  Pommer  Esche,  der  damalige  Geheime, 
spätere  Wirkliche  Geheime  Ober-Finanzrat   und   Provinzial-Steuerdirektor,  von 
dem  Verein  zum  ersten  Direktor  gewählt  und  nahm    zur    grossen    Freude    des 
Vereins  diese  Wahl  gern  an,  indem  er  erklärte:  »Er  danke  für  das  in  ihn  ge- 
setzte Vertrauen.     Er  habe  den  Herren,  die  ihn  vor  der  Wahl  befragt,  die  Be- 
denken nicht  verhehlt,  die  in  ihm  aufgetaucht  seien   und    die  hauptsächlich  in 
seinen  Dienstgeschäften  beruhen.    Er  habe  aber  von  seinen  Bedenken  abgesehen, 
nachdem  ihm  sein  hoher  Chef,  der  Herr  Finanzminister  Dr.  von  Scholz,  Excellenz, 
welcher  dem  Verein  über  20  Jahre  als  Mitglied  angehöre  und  auch  bei  dieser 
Gelegenheit  sein    besonderes    Interesse,    namentlich    für    die    praktischen    Auf- 
gaben des  Vereins  zur  Beförderung  des    Gartenbaues    ausgesprochen,    die    Ge- 
nehmigung zur    Annahme    der    Wahl    bereitwilligst    erteilt    habe.     Getreu    den 
Traditionen  des  Vereins:  Das  Schöne  mit  dem  Nützlichen  zu  verbinden,  werde 
er  sich  bemühen,  den  Verein  zu  leiten  und    erbitte    er    sich    dazu    die    Unter- 
stützung der  Mitglieder   des    Vorstandes    sowie    des    ganzen    Vereins.«     Wurde 
Herrn  von  Pommer  Esche    diese    erbetene  Unterstützung    gern   und  allseitig 
im  Verein  gewährt,    so  dürfen  wir  heute  von    ihm  sagen:    was  er  damals  dem 
Verein  versprochen,  das  hat  er  gehalten.    Soweit  seine  amtliche  Thätigkeit  und 
seine  Amtspflichten  es    gestatteten,    trat  er   auf  das  Lebhafteste  und  unentwegt 
für    die  Interessen    des  Vereins  ein,    suchte    er  dieselben  mit  voller  Kraft  und 
Energie    zu    fördern.     Davon    legt    seine    ganze  Amtsführung    als  Direktor  des 
Vereins    das    deutlichste  Zeugnis  ab,    das    ist    bewiesen    durch    sein  Interesse 
welches  er  bei  den  verschiedenen  Vereins-Ausstellungen  bethätigte;    das  bewies 
er  durch  seine  rege  Thätigkeit,   die  er    bald  nach  seiner  Wahl  zeigte  bei  Ver- 
anlassung   der  Ausstellung,   welche  der  Verein  in   dem  Flora-Etablissement   zu 
Charlottenburg  in  den  Tagen  vom   14.  bis  17.  September  1888  veranstaltete,  eine 
allgemeine  Kulturen  umfassende  Ausstellung,    ferner  bei  der  daselbst   ein  Jahr 
später,  vom  15.  bis  17.  November  1889  stattgehabten  Chrysanthemum-Ausstellung. 
Hatte   er   bereits    bei    diesen    Ausstellungen    mittleren    Umfanges  Opfer- 
freudigkeit und  Sachverständnis  gezeigt,  so  traten  bei  der  vom  Verein  im  Jahre 
1890    im  Landesausstellungspark    Moabit    veranstalteten    grossen    Allgemeinen 
Gartenbau-Ausstellung  seine  glänzenden  Eigenschaften  in  besonders  grelles  Licht. 


462 


Gedächtnisrede  für  Herrn  von  Pommer  Esche. 


Diese  Ausstellung,  auf  breitester,  im  Verein  bis  dahin  noch  nicht  dagewesener 
Grundlage,  mit  ganz  neuen  Prinzipien  geplant,  hatte  sich  eines  Erfolges  zu  er- 
freuen,   der    die    kühnsten    Erwartungen    weit    übertraf.     Ein    erheblicher  Teil 
dieses     Erfolges     ist    auf    die    Umsicht    und    Intelligenz    unseres    Herrn    von 
Pommer  Esche  zurückzuführen.    Die  Eröffnungsfeierlichkeit  zeigte  einen  Glanz, 
wie   er    in    der    Geschichte    des  A^ereins   bis  dahin    nicht    verzeichnet    werden 
konnte.     Ihre  Majestät  die  Kaiserin  an  der  Spitze   eines    Hofstaates,    wie    er  in 
seiner  Pracht    an    glänzende   Hoffeste    erinnert,    ein   Gefolge,    zusammengesetzt 
aus    den    höchsten    Staatsmännern,    Generälen,    Ministern    und    Staatsbeamten, 
welche  dem  Verein  die  hohe  Auszeichnung  zu  teil  werden  Hessen,    bei   dieser 
Eröffnungs-Zeremonie    im  Festgewande   zu   erscheinen.     Ich   kann  es  mir   nicht 
versagen,  wenigstens  einige  Namen  zu  nennen  und  bei  dieser  Gelegenheit  uns 
ins  Gedächtnis    zu   rufen,    welche   der  Vorstand  begrüssen  zu   dürfen  die  hohe 
Ehre  hatte.     Neben    Ihrer    Majestät    der    Kaiserin    waren   erschienen:   Se.  Kgl. 
Hoheit  Prinz  Friedrich  Leopold    als    Vertreter    Sr.  Majestät    des  Kaisers,    Ihre 
Kgl.  Hoheit    die   Erbprinzessin    von    Meiningen,    ferner    der    damalige    Reichs- 
kanzler Graf  Caprivi,  Feldmarschall  Graf  Moltke  und  viele  Minister  und  Spitzen 
der  Behörden.     Darf   der  Verein    mit  hoher  Befriedigung  und  Freude    auf   die 
nach  jeder  Richtung  hin  grossartigen  Erfolge  blicken,   die   er  bei   dieser  Aus- 
stellung erzielte,  und  dürfen   wir  diese  Erfolge   naturgemäss   zurückführen   auf 
die  Thätigkeit  des  Vereins  selbst  und  seiner  Mitglieder,  auf  die  Opferfreudigkeit 
der  Aussteller,  die  auf  dieser  Ausstellung  ein  grossartiges  herrliches  Bild  gärt- 
nerischer Leistungsfähigkeit  vorführten,  auf  alle  diejenigen^  die  sonst  bei  diesem 
grossen  Werke  freudig  gearbeitet  haben,  so  ist  doch  auch  hervorzuheben,  dass  eine 
so  glänzende  Anerkennung,  wie  sie  durch  diese  Eröffnungsfeier  ihren  lebhaften 
Ausdruck    fand,    in  wirksamer  Weise   dazu   beigetragen   hat,    diese  Erfolge  zu 
erringen.     Hier    hat   der  Verein   es   dankbar  anzuerkennen,    dass    dies    erreicht 
worden  ist  durch  das  eifrige  Bemühen,  durch  eine  grosse,  wenn  auch  in  aller 
Stille    geübte  Thätigkeit    und  durch  die  Intelligenz,    wie    sie    unser  verewigter 
Vorsitzender  bei  dieser  Veranlassung  gezeigt  hat.     Gleicher  Erfolge  haben  die 
anderen    Ausstellungen  des  Vereins  durch  die  Mithilfe  von  Pommer  Esches 
sich  zu  erfreuen  gehabt.     In  lebhafter,  frischer  Erinnerung  steht  aber  unserem 
Verein    noch   die  andere   grosse  Ausstellung  im  Frühjahr   1897,    durch  welche 
der  Verein    sein  75jähriges  Jubiläum    feierte  und    welche   im    Treptower  Park 
stattfand.    Wiederum  hatte  auch  diesmal  der  Verewigte  es  zu  erreichen  gewusst, 
durch  eine  imposante  Eröffnungsfeier  der  Ausstellung  ihre  verdiente  Anerkennung 
zu  verschaffen;    auch   diesmal,    wie   1890,    war  Ihre  Majestät   die  Kaiserin  mit 
Gefolge  erschienen,  wiederum  erfolgte  die  Eröffnung  der  Ausstellung  auf  ihren 
Allerhöchsten  Befehl  und  im  Auftrage  Sr.  Majestät  des  Kaisers,  unseres  erhabenen 
Allerhöchsten  Protektors,  der  leider  am  Erscheinen  verhindert  war.    Gleich  wie 
1890   aber   erfreute   sich    die  Ausstellung   wiederum  eines  überraschenden  Er- 
folges :    Allgemeine  Anerkennung  ist  der   Lohn,  den  der  Verein    auch    diesmal 
gefunden  hat. 

Aber  auch  in  dem  täglichen  Vereinsleben  bekundete  von  Pommer  Esche 
sein  stets  unvermindertes  Interesse.  Lagen  in  den  Ausschüssen  wichtige  Fragen 
vor,  so  erschien  er  in  ihren  Sitzungen,  soweit  es  seine  Zeit  gestattete;  dann  nahm 
er  lebhaften  Anteil  an  den  Verhandlungen;  ebenso  war  er  häufiger  Gast  bei  den 
Exkursionen  der  technischen  Ausschüsse.  Zwar  Liebhaber,  hatte  er  ein  umfassendes 
Verständnis  vieler  rein  technisch-gärtnerischer  Fragen,  ein  Verständnis,  das  dem 


Gedächtnisrede  für  Herrn  von  Pommer  Esche.  4^0 

Berufsgärtner  oft  lebhafte  Bewunderung  abnötigte.  In  richtiger  Erkenntnis  der 
Dinge  legte  er  besonderen  Wert  darauf,  das  Interesse  der  Liebhaber  zu  erwecken 
und  zu  pflegen;  die  Schaffung  des  Liebhaber- Ausschusses,  welche  im  Jahre  1889 
erfolgte,  hat  er  wesentlich  unterstützt  und  gefördert. 

Wie  gross  aber  seine  Liebe  und  seine  Kenntnis  in  der  Pflanzenwelt  war, 
davon  legen  seine  Kulturen,  die  er  von  seiner  Jugend  an  bis  ins  Alter  betrieb, 
Zeugnis  ab.  Schon  als  Knabe  und  Schüler  beschäftigte  er  sich  mit  der  Pflanzen- 
kunde, und  zwar  nicht  nur  als  angenehme  Beschäftigung  benutzte  er  seine 
freie  Zeit  hierfür,  sondern  als  tüchtiger  Lateiner  betrieb  er  ernst  und  gründlich 
das  Studium  der  Botanik.  Die  trockene  Wissenschaft  versuchte  er  mit  der 
Anmut,  welche  die  Pflanzen-  und  Blumenwelt  gewähren,  zu  durchsetzen.  Der 
Garten  hinter  dem  alten  Packhof,  an  der  eisernen  Brücke,  wo  sein  Vater,  der 
verstorbene  Generalsteuerdirektor,  zweiundzwanzig  Jahre  waltete,  wurde  durch 
die  Thätigkeit  und  Intelligenz  seines  Sohnes  Robert  in  Gemeinschaft  mit  dem 
befreundeten  Lenne  zu  einem  idealen  Garten  umgeschaffen  und  so  schön 
angelegt,  dass  er  oft  als  ein  Juwel  gärtnerischen  Reizes  bezeichnet  wurde. 
Mit  Lenne  machte  er  gemeinsam  gärtnerische  und  botanische  Studien.  Beide 
wetteiferten  in  eingehender  Kenntnis  der  Pflanzenwelt.  War  aber  schon  jener 
Museumsgarten  ein  Zeichen  seiner  Lieblingsneigungen,  so  ist  es  in  noch  erhöhtem 
Masse  sein  jetziges,  nunmehr  verwaistes,  drei  Viertel  Morgen  grosses  Gärtchen, 
in  welchem  seine  eigenen  Kulturen  unsere  gärtnerische  Anerkennung  gebieterisch 
fordern.  Neben  den  verschiedenen  Kern-,  Stein-  und  Beerenobstarten  —  hervor- 
ragend die  Laxtons  Noble-Erdbeere  —  enthält  der  Garten  grosse  Sortimente  der 
besten  Alpinen  und  Moorpflanzen,  zahllose  Arten  nnd  Sorten  Freilandpflanzen, 
Sträucher,  Bäume,  Koniferen,  herrliche  Rhododendronspecies,  Azalea  mollis, 
Stauden,  Rosen,  unter  denen  besonders  Kaiserin  Augusta  Victoria  und  La  France 
auffallen,  Lilien  in  ausgewählten  Sorten  und  Arten,  alles  in  sachverständiger 
Kultur,  sodass  die  Aufgabe,  die  er  sich  gestellt  hatte,  vom  frühesten  Frühling 
bis  in  den  Spätherbst  eine  kontinuierliche  Blütenfülle  zu  schaffen,  eine  voll- 
endete Lösung  gefunden  hat  und  der  Garten  durch  diese  Pflanzenschätze,  welche 
in  reizend  ästhetischer  Anordnung  prangen,  geradezu  als  eine  Seltenheit,  viel- 
leicht als  ein  Unicum  gelten  muss.  Als  diese  Pflanzenschätze  des  eifrigen 
Sammlers  sich  von  Jahr  zu  Jahr  mehrten,  da  stellte  sich  die  Notwendigkeit  einer 
umfassenden  Neuanordnung  heraus;  eine  Umänderung  der  Anlage,  die  er  im 
vorigen  Herbste  persönlich  ausführte,  die  aber  nach  ihrer  Fertigstellung  eine 
solche  Verschönerung  darstellte,  dass  er  selbst  beim  Überblick  über  das  Ganze 
überrascht  war  und  dass  er  vor  Freude  darüber  und  in  seiner  Begeisterung 
sagte:     »Nun  bleibt  mir  zu  wünschen  nichts  mehr  übrig.« 

L'nd  wenn  die  Pflanzenschätze  des  Gärtchens  während  unseres  nordischen 
Winters  unter  der  schützenden  Schneedecke  ruhen,  wenn  die  —  wärmeren 
Klimaten  entstammenden  —  F'reilandpflanzen,  die  zarteren  Primeln,  Aurikeln, 
Helleborus,  Rosen,  Paeonia  arborea,  Ruscus  aculeatus,  Cryptomeria  japonica, 
Araucaria  imbricata,  der  Pinus  maritima,  welchen  die  gleichgesinnte  Schwester 
aus  dem  Süden  Europas  mitgebracht  hatte,  wenn  alle  diese  empfindlicheren 
Pflanzen  mit  Tannenzweigen  gegen  die  Einflüsse  des  Winters  geschützt  waren, 
dann  ruhte  aber  keineswegs  unser  gärtnerischer  Liebhaber,  dann  traten  die 
Zimmerkulturen  in  den  Vordergrund,  für  die  er  sich  in  origineller  Weise  die 
sinnreichsten  Einrichtungen  geschaffen  hatte.  Hier  sind  es  verschiedene  Palmen- 
arten,   Phönix   Canariensis,    Kentia  Balmoreana,    Chamaerops,    ferner  Dracaena 


A^A.  Gedächtnisrede  für  Herrn  von  Pommer  Esche. 

Rothiana,  in  einem  herrlichen  dekorativen  Exemplar,  Anthurium  Scherzerianum, 
Imantophyllum,  welche  alle  in  tadelloser  Entwickelung  prächtige  Zierden  der 
mit  zahllosen  Kunstschätzen  ausgestatteten  Wohnräume  bilden.  Ganz  besonders 
aber  sind  hier  seine  mit  hervorragendster  Vorliebe  durchgeführten  Zwiebel- 
kulturen und  Treibereien,  die  einen  Glanzpunkt  auch  in  den  Augen  des 
strengeren  Kritikers  und  Sachkenners  darstellen.  Hyacinthen,  Tulpen,  Narcissen, 
Tazetten,  Jonquillen  etc.  schmücken  während  des  Winters  sein  mit  dem  für 
diesen  Zweck  eigens  konstruierten  Fenstern  versehenes  Zimmer.  Unsere  Garten- 
ilora  hat  seiner  Zeit  in  Heft  19  des  Jahres  1891  eine  farbige  Abbildung  dieses 
Fensters  mit  seiner  Blütenpracht  gebracht  und  die  eigenhändig  von  ihm  dazu 
geschriebene  Beschreibung  daselbst  S.  505—508  beweist,  dass  er  seine  Kulturen 
wie  ein  wohlüberlegender,  denkender  Gärtner  betrieben  hat.  Dies  wurde 
anerkannt  im  Inlande,  wie  im  Auslande:  Zwei  Male,  1893  ^^^  1898,  wurde  er 
als  Preisrichter  zu  den  grossen  Ouinquennal- Ausstellungen  in  Gent  geladen, 
und  Lenne,  der  seiner  Zeit  in  dem  Hause  von  Pommer  Esches  freund- 
schaftlich verkehrte,  war  oft  überrascht  von  den  Fortschritten  seiner 
gärtnerischen  Kenntnisse,  so  dass  er  einmal  scherzend  zu  ihm  sagte:  »Ich 
fange  an  zu  glauben,  dass  Sie  mehr  als  ich  von  der  Gärtnerei  ver- 
stehen.« —  In  richtiger  Würdigung  dieser  Verdienste  hatte  der  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  die  Freude,  von  Pommer  Esche  die  höchste 
ihm  zur  Verfügung  stehende  Anerkennung  zu  Teil  werden  zu  lassen.  In  der 
Sitzung  vom  28.  Juni  1894  hatte  ich  die  Ehre,  namens  unseres  Vereins  und 
infolge  einstimmigen  Beschlusses  desselben,  ihm  in  seiner  Eigenschaft  als 
Liebhaber  hier  an  dieser  Stelle  die  Vermeil-Medaille  zu  überreichen,  welche 
verliehen  wird  für  „Förderung  der  Zwecke  des  Vereins  durch  allgemeine 
Förderung  des  Gartenbaues".  Er  war  sichtlich  und  unverkennbar  ergriffen 
und  überrascht  durch  diese  Anerkennung,  als  er  seinen  Dank  dafür  der  Ver- 
sammlung aussprach  und  in  rückhaltloser  Weise  brachte  er  dies  zum  Ausdruck, 
Wiederholt  hat  er  versichert,  bei  keiner  seiner  vielen  Ordensauszeichnungen, 
die  ihm  für  seine  amtlichen  Verdienste  zu  Teil  wurden,  sei  er  von  dem  Gefühl 
der  Freude  mehr  durchdrungen  gewesen,  als  in  diesem  Falle. 

In  dem  Siegel  der  Familie  von  Pommer  Esche  sind  auf  einem  Bande 
die  Worte  zu  lesen:  »Semper  idem«.  —  Auf  Niemanden  trifft  dieses  Wort, 
diese  Devise,  besser  zu,  als  auf  unseren  Verstorbenen.  Auf  den  verschiedensten 
Gebieten  seiner  Thätigkeit,  »semper  idem«,  immer  dieselbe  Humanität,  immer 
dieselbe  Liebenswürdigkeit,  immer  dasselbe  Pflichtgefühl  waren  es,  die  in  den 
wechselnden  Lebenslagen  sein  Wesen  gleichmässig  auszeichneten.  Unser 
Verein  weiss  die  Liebe  zur  Gartenkunst  an  ihm  zu  schätzen,  aber  diese  Liebe 
war  doch  nur  ein  Teil  seiner  Liebe  zur  allgemeinen  Natur  und  ihren 
Schönheiten;  auch  auf  den  anderen  Gebieten  der  Wissenschaften  und  der  schönen 
Künste  —  »Semper  idem«,  »immer  derselbe«.  Die  Liebe  zu  den  schönen 
Künsten  zeichnet  seine  ganze  Umgebung  aus:  Pflanzen,  Blumen  und  Kunstwerke 
in  harmonischer,  ästhetischer  Anordnung  schmücken  die  Stätten  seines  Wirkens, 
sein  Heim.  Als  im  Jahre  1883  eine  Reihe  gleichgesinnter  und  kunstliebender 
Männer  in  Berlin  zusammentrat,  um  durch  eine  kunsthistorische  Ausstellung  das 
silberne  Hochzeitsfest  unseres  damaligen  kronprinzlichen  Paares  in  einer,  den 
hohen  Herrschaften  so  überaus  sympathischen  Weise  zu  feiern,  da  war  Robert 
von  Pommer  Esche  ein  wesentlicher  Förderer  bei  der  Ausführung  dieses 
Gedankens,  und  als   aus  dieser  Veranlassung    heraus    2  Jahre  später  dieselben 


Gedächtnissrede  für  Herrn  von  Pommer  Esche.  ^t^ 

Kunstfreunde,  Kunsthistoriker  und  Sammler  zu  einem  Verein  »Die  kunstgeschicht- 
liche Gesellschaft«  zusammentraten,  da  fehlte  auch  er  nicht,  einer  Vereinigung 
seine  Sympatieen,  seine  Kräfte  zuzuwenden,  welche  sich  die  Pflege  der  histo- 
rischen Kunst  und  die  Verbreitung  ihrer  Kenntnis  zur  Aufgabe  gestellt  hat. 
So  wirkte  unser  Verklärter  auf  den  verschiedensten  Gebieten  im  Interesse 
alles  Guten  und  Schönen,  immer  mit  gleicher  Liebe,  mit  gleichem  Interesse  — 
»semper  idem«.  Die  Fahnen,  mit  den  Farben  Preussens  und  Deutschlands, 
welche  so  oft  von  unseren  Dächern  als  Zeichen  freudiger  Ereignisse,  die  sich 
im  deutschen  Vaterlande  zugetragen,  wehten,  diese  Fahnen  waren  auf  Halbmast 
gehisst,  Deutschland  war  in  tiefe  Trauer  versetzt  um  den  Tod  des  grössten 
Staatsmannes,  den  die  Geschichte  kennt,  des  Mannes,  dem  Deutschland  seine 
jetzige  machtgebietende  Stellung  im  Staaten-  und  Völkerleben  dankt,  da  wurde 
in  denselben  Tagen  die  greise  Mutter  und  Schwester,  weite  Kreise  der  Gesell- 
schaft, da  wurde  unser  Verein  in  eine  doppelte  Trauer  versetzt  durch  die 
Nachricht  von  dem  Tode  Robert  von  Pommer  Esches,  und  am  Montag, 
den  8.  August  in  den  Vormittagsstunden  erschien  in  dem  grossen  Saale  des 
Steuerdirektions-Gebäudes  an  der  Moltkebrücke  eine  imposante,  aus  den  ver- 
schiedensten Lebensstellungen  zusammengesetzte  Trauerversammlung,  um  ihm 
an  seinem  Sarge  die  letzte  Ehre  zu  erweisen,  um  von  der  sterblichen  Hülle 
Abschied  zu  nehmen.  Wohl  legte  das  ganze  Wesen  und  der  Charakter  dieser 
Versammlung'  Zeugnis  davon  ab,  welcher  Liebe  'und  Verehrung  sich  der  Ver- 
blichene in  seinem  Leben  erfreute,  welche  Flochachtung  er  genoss,  und  wie 
er  in  engeren  und  weiteren  Kreisen,  denen  er  angehört  hatte,  gewürdigt  und 
geschätzt  worden  ist.  Wohl  war  der  furchtbare  Schmerz  zu  verstehen,  der  sich 
in  den  Zügen  der  Mutter  des  Verstorbenen,  ihrer  Exzellenz  Frau  Flora  von 
Pommer  Esche,  ausdrückte,  der  Mutter  und  der  Schwester,  mit  denen  gemeinsam 
ein  wahrhaft  ideales  Leben  zu  führen  ihm  von  der  ^'orsehung  beschieden  war, 
reich  an  Liebe,  reich  an  Freude!  Ein  Leben,  das  der  Geistliche  an  seinem  Sarge 
in  herrlichen  erhebenden  Worten  zu  schildern  verstanden  hat,  Worte,  welche  die 
Empfindungen   der  Versammlung   in  treffendster  Weise  wiedergaben. 

Zahllose  Kränze  und  Blumenarrangements  in  prächtigster  Ausführung, 
würdig  den  Lieblingsneigungen  des  Heimgegangenen,  schmückten  den  kostbaren 
Sarg  des  Verewigten.  Der  Bitte  des  Vereins,  zu  gestatten,  die  Pflanzen- 
dekoration bei  dieser  Trauerfeier  als  ein  Ausdruck  des  Dankes  und  der 
Verehrung  stellen  zu  dürfen,  wurde  in  bereitwilliger  Weise  seitens  der  Mutter 
des  Entschlafenen  entsprochen. 

Ich    glaube    meine  Ausführungen   nicht  besser  schliessen  zu  können,    als 

durch  Verlesung  eines  Schreibens  Ihrer  Exzellenz  der  Frau  von  Pommer  Esche 

und    deren   Fräulein  Tochter,     welches    dieselben    unter    dem  ii.  August  1898 

an  unsern  Verein  zu  meinen  Händen  gerichtet  haben.     Das  Schreiben  lautet: 

An  den  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

in  den  königl.  Preussischen  Staaten. 

Zu  Händen  des  Herrn  Carl  Lackner. 
Nach    Gottes    unerforschlichem    Ratschlüsse    ward    unerwartet  —  aus 
heiterem    Himmel    —    ein    seltenes    Lebensglück  zertrümmert  durch  den 
Heimgang    des    geliebtesten   Sohnes    und    Bruders,    des    Provinzialsteuer- 
direktors  und  Wirklichen  Geheimen  Ober-Finanzrates 
Herrn  Robert  von  Pommer  Esche. 
In    unserem    unermesslichen    Schmerz  ward  uns  in  rührendster  Weise 


Arß  Vedalia  cardinalis  als  Bekämpfer  der  Icerya  Purchasi. 

Trost  gespendet  in  der  Teilnahme  vieler,  aus  weitesten  Kreisen.  Ein 
wohlthuender  Balsam  für  die  blutenden  Herzen  der  armen  verlassenen 
Mutter  und  der  liebenden  Schwester  sind  uns  die  schönen  Liebeszeichen 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  der  Ehrung  des  teuren 
Entschlafenen,  in  der  würdigen,  ja  grossartigen  Schmückung  des  Trauer- 
hauses und  hervorragend  edlen  des  Trauersaales.*) 

Wie  der  geliebte  Entschlafene,  trotz  arbeitsvollen  Lebens,  mit  voller 
Hingabe  und  wärmstem  Interesse  dem  Wirken  des  Vereins  sich  widmete,  um 
höhere  Ziele  zu  erreichen,  wie  befriedigt  er  heimkehrte  aus  mancher  Sitzung, 
wenn  es  ihm  gelungen  war,  mit  Erfolg  auch  Meinungsverschiedenheiten 
auszugleichen,  im  Hinblick  auf  das  Erreichen  höherer  Ziele  zu  allgemeiner 
Förderung,  so  war  es  seiner  Blumen-  und  Pflanzenliebe  eine  reine  kindliche 
Freude,  wenn  liebenswürdige  Aufmerksamkeit  der  verschiedenen  Mitglieder, 
des  schönen  Vereins  durch  ihre  Güte  seinen  Garten  verschönten  oder  in 
sonstigen  Aufmerksamkeiten  in  Blumen  und  Produkten  ihm  Freudebereiteten. 

Es  ist  sicher  im  Sinne  des  zu  früh  dem  Erdenwallen  Entrissenen,  wenn 
die  trauernde  Mutter  und  die  schwer  gebeugte  Schwester  ihren  warmen 
Dankesgefühlen  Ausdruck  geben  möchten  in  diesen  Worten.  Unsere 
Herzen  werden  auch  Liebe  und  Interesse  dem  Verein  stets  bewahren, 
dem  der  Teure  mit  Liebe  angehörte. 

Berlin,  den  ii.  August  1898. 

Frau  von  Pommer  Esche  und  Tochter. 

Ich  bitte  die  Versammlung,  sich  von  Ihren  Plätzen  zu  erheben.  Das 
Andenken  an  Robert  von  Pommer  Esche  wird  fortleben  in  unserem  Verein 
bis  in  die  fernsten  Zeiten. 


Vedalia  cardinalis  als  Bekämpfer  der  Icerya  Purchasi. 

achdem  wir  in  einem  früheren  Artikel**)  das  Auftreten  der  Icerya  Purchasi 
^j^:  ^  und  ihre  Bekämpfung  durch  insektentötende  Mittel  und  durch  ihre  natür- 
lichen Feinde,  besonders  die  Vedalia  cardinalis,  geschildert  haben,  würde 
vielleicht  eine  nähere  Beschreibung  des  letzteren  Insekts  sowie  seine  Aufzucht 
erwünscht  sein.  Dies  um  so  mehr,  als  unsere  afrikanischen  Kolonien  durch 
ihre  engen  Beziehungen  zum  Kaplande  nicht  frei  von  der  Gefahr  sind,  früher 
oder  später  die  Bekanntschaft  der  Icerya  zu  machen. 

Die  Vedalia  cardinalis  gehört  zur  Familie  der  Coccinellidae,  die  in  den 
Marienkäferchen  zahlreiche  Vertreter  in  Deutschland  hat,  welche  sich  durch 
ihre  Vertilgung  von  Blatt-  und  Schildläusen  der  Landwirtschaft  nützlich  machen. 
Beim  Auskriechen  aus  dem  Ei  haben  die  Larven  die  Länge  von  0,4  mm.  Sie 
sind  von  graugrünlicher  Farbe  und  haben  die  spitzovale  Form  der  Coccinellen- 
larven.  Der  Leib  ist  mit  schwarzen  Warzen  und  Dornen  besetzt,  die  in  Reihen 
angeordnet  sind.  Mit  den  sechs  schwarzen  Beinen  bewegen  sie  sich  mit  ziem- 
licher Behendigkeit,  wobei  sie  das  Ende  des  Hinterleibes  als  Nachschieber  be- 
nutzen. Gleich  nach  dem  Ausschlüpfen  aus  dem  Ei  entwickeln  sie  ihre  Thätig- 
keit  mit    einem    bewundernswerten    Eifer    und    Appetit,    welcher    sie    befähigt, 


*)  Näheres  darüber  in  einer  der  nächsten  Nummern  dieser  Zeitschrift.    D.  Red. 
**)  Vergl.  Gartenflora,  Heft   16,  S.  433. 


Vedalia  cardinalis  als  Bekämpfer  der  Icerya  Purchasi.  A:.n 

innerhalb  3  Tagen  die  Grösse  von  5,5 — 6  mm  zu  erreichen.  Dann  befestigen 
sie  sich  mit  dem  Leibesende  an  der  Unterlage  und  machen  eigentümliche 
pumpende  Bewegungen,  um  die  Puppenhaut  zu  sprengen.  Nach  4  Tagen  er- 
reichen sie  diesen  Zweck.  Die  Puppe  bleibt  in  der  in  der  Rückenlinie  ge- 
öffneten Larvenhaut  liegen.  Nach  8  Tagen  kriecht  das  vollkommene  Insekt  aus. 
Männchen  wie  Weibchen  haben  die  gleiche  ovale  Form.  Die  Flügeldecken 
sind  braunrot  und  haben  4  kommaähnliche  schwarze  Flecke.  Auch  in  der 
Mittellinie  befindet  sich  eine  szepterähnliche  schwarze  Zeichnung.  Das  Hals- 
schild ist  schwarz.  Die  Männchen  sind  3  mm  lang  und  2  mm  breit,  während 
die  Weibchen  4  zu  2.5  mm  messen.  Das  Weibchen  lebt  ungefähr  40  Tage  und 
beginnt  bereits  5 — 6  Tage  nach  dem  Ausschlüpfen  aus  der  Puppenhülle  mit  der 
Ablage  der  Eier,  deren  Zahl  150 — 200  beträgt.  Das  Männchen  lebt  nur  25  Tage 
und  befruchtet  während  dieser  Zeit  4 — 5  Weibchen. 

Nach  dem  Auftreten  der  Icerya  in  Portugal  war  man  zunächst  bemüht, 
das  schädliche  Insekt  durch  insektenvernichtende  Mittel  zu  vertilgen.  Dann 
aber  richtete  man  das  Augenmerk  auch  auf  die  natürlichen  Feinde  der  Icerya 
und  beschloss,  deren  Einführung  und  Akklimatisation  zu  versuchen.  Die  erste 
Sendung  von  Vedalia  cardinalis  kam  hier  im  November  1897  an,  aber  von 
200  Exemplaren  waren  nur  noch  6  lebend.  In  den  ersten  Monaten  wurde  die 
Aufzucht  des  Insekts  in  grossen  Glaszylindern  von  40  cm  Höhe  und  20  cm 
Breite  vorgenommen.  In  das  Glas,  das  mit  Gaze  verschlossen  wird,  setzt  man 
einen  flachen  Pappkarton,  der  eine  Schicht  befruchteter  Icerya  enthält.  Die 
Vedalia  legen  ihre  Eier  inmitten  der  Icerya  ab  und  die  ausschlüpfenden 
Larven  finden  reiche  Nahrung.  Nach  8  Tagen  wird  ein  zweiter  mit  Icerya 
beschickter  Karton,  der  mit  4  etwa  2 — 3  cm  hohen  Füssen  versehen  ist,  in  den 
ersten  gesetzt.  Man  fährt  so  fort,  bis  der  Crlaszylinder  gefüllt  ist.  Die  Kartons 
bilden  im  Zylinder  eine  etagerenartige  Säule. 

Die  jungen  Icerya  wandern  aus  den  Kartons  aus  und  bedecken  die  dem 
Licht  zugewandte  Seite  des  Glases.  In  kurzer  Zeit  bevölkern  Hunderte  von 
Larven  der  \^edalia  sowohl  die  Kästchen  als  auch  die  dem  Licht  zugewandte 
Seite  des  Glaszylinders,  wo  man  am  besten  ihren  Heisshunger  beobachten  kann. 

Will  man,  nachdem  ein  Zylinder  gefüllt  ist,  weitere  Kulturen  anlegen, 
so  entnimmt  man  dem  ersten  Glase  2 — 3  Kartons  und  setzt  sie  als  Grundstock 
in  die  zu  bevölkernden  Zylinder.  Der  Sicherheit  des  Erfolges  wegen  giebt  man 
noch  einige  geflügelte  Insekten  hinzu.  Wir  hatten  hier  in  kurzer  Zeit  15  Gläser, 
die  reich  besetzt  waren.  Um  aber  die  Vedalia  cardinalis  in  noch  grösserem 
Massstabe  züchten  zu  können,  wurde  ein  zerlegbares  Häuschen  aus  Drahtgaze 
von  0,25  qm  Grundfläche  konstruiert,  das  über  einem  mit  Icerya  beladenen 
Orangenbaum  aufgebaut  wurde.  Zwei  der  oben  erwähnten  und  mit  X'edalia 
besetzten  Glaszylinder  dienten  als  Stamm  der  Kolonie.  Schon  in  wenigen 
Tagen  zeigte  sich,  dass  die  auf  dem  Baum  befindlichen  Icerya  bei  weitem 
nicht  zur  Ernährung  der  jungen  Kolonie  ausreichten.  Es  wurden  daher  auf 
einem  Lattengestell  flache  Pappkästen  mit  den  zur  Fütterung  dienenden  In- 
sekten aufgestellt  und  in  regelmässigen  Zwischenräumen  neue  hinzugefügt. 

Das  Häuschen  besteht  jetzt  zwei  Monate  und  beherbergt  eine  Unzahl 
Vedalia.  Durch  die  Ritzen  und  Spalten  ihres  Heimes  sind  die  kleinen  Larven 
in  den  umgebenden  Orangenhain  ausgewandert  und  haben  sämtliche  Bäume  in 
Besitz  genommen   und  sie  in  der  kurzen  Zeit  von  ü  Wochen  von  der  Icerya  be- 


A-  g  Vedalia  cardinaüs  als  Bekämpfer  der  Icerya  Purchasi. 


freit,  sodass  man  nur  noch  deren  leeren  Bälge  auf  den  Blattuntersciten  an- 
trifft. Die  Tiere  leiden  jetzt  Mangel  und  ziehen  in  Scharen  an  den  Stämmen 
nach  abwärts,  um  nun  auch  die  Pflanzen  der  Zwischenkulturen  zu  säubern. 

Das  Häuschen  ist  abgebrochen  und  nach  einer  sehr  stark  von  der  Icerya 
befallenen  Besitzung  transportiert  worden. 

Durch  diesen  ersten  Zuchtversuch  im  Freien  ist  die  Akklimatisaiions- 
fähigkeit  der  \'edalia  cardinalis  sowie  ihre  Wirksamkeit  in  der  Bekämipfung 
der  Icerya  auf  das  Schlagendste  bewiesen. 

Gleich  nachdem  in  der  hiesigen  Landwirtschaftlichen  Station  ein  ge- 
nügender Vorrat  von  Vedalia  vorhanden  war,  stellte  ihn  die  Regierung  den 
Besitzern  zur  Verfügung.  Bis  heute,  Mitte  Juli,  sind  1 18  Muster  verteilt  worden. 
Jedes  Muster  besteht  in  einem  der  oben  erwähnten  mit  Eiern,  Larven  und 
Puppen  der  Vedalia  reich  bevölkerten  Kartons,  der  dann  frei  in  der  Plantage 
ausgesetzt  wird.  Ausser  dieser  Verteilung  an  Private  sind,  von  den  Beamten 
der  hiesigen  Station  in  verschiedenen  geeigneten  Punkten  des  invadierten  Ge- 
bietes kleinere  oder  grössere  Pflanzstätten  der  Vedalia  angelegt  worden. 

An  allen  diesen  Punkten  haben  sich  diese  Insekten  in  reichlichster  Weise 
zur  hohen  Befriedigung  der  Besitzer  vermehrt.  Die  Xachirage  nach  dem  In- 
sekt hat  sich  angesichts  des  Erfolges  stetig  gesteigert  und  sich  in  den  letzten 
Tagen  derm.assen  vermehrt,  dass  unser  Personal  kaum  noch  ausreicht,  um 
allen  Ansprüchen  gerecht  zu  werden. 

L'nter  diesen  Umständen  ist  zu  hoffen,  dass  mit  dem  Ende  dieses  Jahres 
bei  der  ausserordentlichen  A'ermehrungsfähigkeit  der  \'edalia  das  ganze  von 
der  Icerya  invadierte  Gebiet  von  ihrem  grössten  Feinde  besetzt  und  damit  die 
Gefahr  beseitigt  ist.  die  die  Rentabilität  und  das  Bestehen  der  Orangen- 
plantagen in  Portugal  zu  bedrohen  schien. 

In  Amerika  hat  man  nicht  nur  die  tierischen  Feinde  der  Icerya,  sondern 
auch  die  vegetabilischen  derselben  zu  züchten  versucht  und  mit  Erfolg  ange- 
wendet, wie  eine  Veröffentlichung  von  P.  H.  Rolfs*)  beweist.  Genannter  Autor 
fand,  dass  SjJhaerostilbe  coccophila,  ein  dem  Genus  Nectria  nahestehender 
Pyrenomycet,  sowohl  verschiedene  Aspidiotus,  wie  A.  perniciosus,  obscurus  und 
articulatus,  als  auch  die  Icerya  angreift  und  tötet.  Er  schreibt  diesem  Pilz  die 
fast  vollkommene  A'ernichtung  letzteren  Insekts  in  Florida  zu.  Sphaerostilbe 
coccophila  wächst  auf  den  Zweigen  verschiedener  Bäume  und  lässt  sich  leicht 
auf  geeigneten  schwach  sauren  Medien  in  grosser  Menge  züchten.  Das  inlicierte 
Medium  wird  in  Wasser  verteilt  und  bei  feuchter  Witterung  den  von  oben 
genannten  Insekten  befallenen  Bäumen  aufgespritzt. 

Zweck  dieser  Zeilen  ist  es,  die  Befürchtungen  zu  zerstreuen,  die  man  in 
Deutschland  vor  einer  Invasion  der  Icerya  Purchasi  hegt,  und  zu  zeigen,  wie 
in  geeigneter  Weise  parasitäre  Insekten  durch  ihre  tierischen  und  pflanzlichen 
Feinde  zu  bekämpfen  sind.  Ohne  Zweifel  würde  es  eine  dankbare  Aufgabe 
sein,  ähnliche  Versuche  in  Deutschland  zu  machen,  um  epidemisch  auftretende 
Insektenplagen  einzuschränken.  Ich  will  hier  nur  an  die  Xonne  und  den 
Prozessionsspinner  erinnern,  die  in  gewissen  Jahren  ausgedehnte  Bestände  ver- 
nichten und  das  Nationalvermögen  in  empfindlicher  Weise  schädigen. 

Dr.  Otto  Klein. 
Landwirtschaft!.  \'ersuchs-Station.     Lissabon. 

*)  Florida  Sta.  Bul.  41. 


Der  Pariser  Jardin  des  Plantes. 


_459 


Der  Pariser  Jardin  des  Plantes. 

^^  _^  \'on    Ernest    Morgenstern,    Paris. 

4w)^er  unter  Ludwig  XIV.  gegründete  »Jardin  des  Plantes«  in  Paris  bildet 
v^^  noch  heute  ein  in  seiner  Art  einzig  dastehendes  Etablissement.  Einzelne 
Teile,  wie  z.  B.  die  Menagerie,  sind  ja  durch  die  zoologischen  Gärten  in  London, 
Berlin  etc.  weit  übertroffcn ;  dagegen  sind  die  paläontologischen  und  anthro- 
pologischen Sammlungen  ganz  hervorragend  und  jetzt  in  einem  neuen  prächtigen 
Museum  untergebracht. 

Der  wichtigste  Zweig  des  Etablissements  bleibt  indessen  der  Pflanzen- 
garten und  die  botanischen  Sammlungen.  Der  erstere  umfasst  zunächst  einen 
kleineren,  für  das  grössere  Publikum  bestimmten  Teil,  und  dann  den  eigent- 
lichen botanischen  Garten,  der  überaus  praktisch  nach  den  Familien,  Klassen 
und  Arten  des  natürlichen  Systems  angeordnet  ist,  endlich  Warmhäuser  und 
besonders  den  Gärtner  interessierende  Teile,  wo  alle  Varietäten  der  Zierpflanzen, 
Gemüse,  Obstbäume  etc.  gezogen  werden. 

An  derSpitze  desGartens  steht  Prof.  Dr.  Cornu  und  der  Obergärtner  Henry. 
Das  Etablissement  zerfällt  in  sechs  Abteilungen:  die  botanische  Schule,  die  Ge- 
wächshäuser, die  Baumschule,  die  Parterres,  die  Sämerei-  und  Blumenzucht.  Der 
Gemüse-  und  Obstgarten  ist  durch  das  neugebaute,  im  Juli  zu  eröffnende  paläonto- 
logische und  anthropologische  Museum  sehr  beschränkt.  Die  hier  geernteten 
Früchte  werden  den  Kranken  der  in  der  Nähe  liegenden  Salpetriere  unentgeltlich 
überlassen.  Im  Pflanzengarten  werden  3610  krautartige  und  4543  holzartige  Ge- 
wächse kultiviert.  In  Kalthäusern  werden  2018,  in  Warmhäusern  3384  Arten 
gezogen.  Von  allen  diesen  Gewächsen  werden  die  Samen  sorgfältig  gesammelt. 
Diejenigen,  die  für  die  Unterhaltung  und  Erneuerung  der  Sammlungen  nicht 
nötig  sind,  werden  in  Tausch  gegen  andere  Arten  an  die  botanischen  Gärten 
rT'ankreichs  und  des  Auslandes  geliefert;  was  dann  noch  verbleibt,  erhalten  die 
höheren  Lehranstalten,  die  Normalschulen  (Seminare),  Landwirtschaftsschulen. 
Eine  eigene  Sektion  beschäftigt  sich  mit  dem  Sammeln  und  der  Versendung 
der  Pflanzen.  Es  werden  darüber  zwei  Kataloge  vom  Direktor  herausgegeben, 
deren  einer  in  lateinischer  Sprache  seit  50  Jahren  alljährlich  im  Dezember 
erscheint  und  an  sämtliche  Schulen  Frankreichs,  in- und  ausländische  botanische 
Gärten  etc.  verschickt  wird.  Alle  Bitten  um  Lieferung  von  Samen  und  frischen 
Pflanzen  müssen  vor  Ende  Januar  einlaufen,  um  Berücksichtigung  zu  finden. 
Der  zweite  Katalog,  in  französischer  »Sprache,  wird  seit  18S7  publiziert  und  ist 
speziell  für  die  französischen  Schulen  bestinimt  und  umfasst  nur  die  Nutz-  und 
Kulturpflanzen. 

Ausser  der  \'erteilung  von  Samen,  Pflanzen,  Stecklingen  und  Pfropf- 
reisern liefert  der  Jardin  des  Plantes  noch  das  Unterrichtsmaterial  für  die 
botanischen  Vorträge  an  diesem  Institut  selbst,  für  diejenigen  an  der  Sorbonne, 
der  Ecole  normale  superieure,  dem  Institut  national  Agronomique,  der  Ecole 
de  Pharmacie  und  an  Botaniker  und  Studenten,  die  ein  diesbezügliches  Gesuch 
einreichen.  Er  liefert  den  Malern,  Zeichnern,  Bildhauern,  Graveuren  sowie 
den  Fabrikanten  künstlicher  Blumen,  den  Stickereien  und  allen  anderen  Ge- 
werben, w^elche  Modelle  aus  dem  Pflanzenreich  benötigen,  Muster.  Die  Künstler 
können  auch  im  Garten  selbst  oder  in  dem  daselbst  befindlichen  Zeichensaale 
arbeiten. 


AÖO  D'ß  holländische  Reichs-Gartenbauschule  in  Wageningen. 

Von  Interesse  dürfte  sein,  in  welchem  Umfange    der    Jardin    des    Plantes 
Samen  und  Pflanzen  liefert.     Es  empfingen: 

Samen  lebende  Pflanzen  Bäume  und        Stecklinge, 

Arten     Gewächsh.  perennierende.     Sträucher.     Pfropfreiser  etc. 
ÖÖ2 


I.  Frankreich. 

V.  Arte: 

2  2  botanische  Gärten     . 

2418 

8  höhere  Lehranstalten 

913 

öo  Mittelschulen    .     .     . 

5260 

54  Land-,  Forst-,  Garten- 

bauschulen     .... 

4168 

9    landwirtschaftl.    \'er- 

suchsstationen    .     .     . 

713 

12  Landw.  u.  12  Garten- 

bau-\'ereine,  die  Ver- 

suchsgärtcu  besitzen  . 

45  S 

IL  Wohlthät.-   u.  öffentl. 

Anstalten 

747 

65    Korrespondenten    in 

Frankreich      .... 

786 

II.  Franz.  Kolonien. 

47  botan.   Sationen   und 

Korrespondenten    .     . 

750 

IIL  Ausland. 

148  botan.  Gärten  u.  Kor- 

respondent, (i.  Tausch) 

6972 

2   3  ^ 

12 

löio 

99 

401 

182 

882 

690 

46 

39 

98  882  690  344. 

—46  39  — 

38  252  288  — 

1  1817  110  54. 

11  1004  582  132. 

46  37  151  — 

ri4  _A2  12 


23:83        1579  'J017  2105  1053. 

Ausser  dem  Garten  und  den  Gewächshäusern  besitzt  der  Jardin  des 
Plantes  noch  Sammlungen  zum  Studium:  11  000  Herbarium-Mappen,  eine  Samm- 
lung von  21  000  Pilzen,  49  000  Algen  und  Moosen,  30  000  Holzproben,  ^j^  000  ver- 
steinerte Pflanzen,  8221  Früchte  und  10523  sonstige  vegetabilische  Produkte. 


Die  holländische  Reichs-Gartenbauschule  in  Wageningen. 

\'on  L.  \\'ittmack. 
^^-^  (Hierzu  Abbildung  ci^.j 

d^ereits  im  Heft  3  dieses  Jahrganges  S.  71  habe  ich  eine  Darstellung  der 
(^=y  Gartenbau- Abteilung  an  der  Reichs-Landbauschule  in  Wageningen  nach 
den  freundlichen  Mitteilungen  des  Herrn  Dr.  Cattie,  Direktors  der  Gartenbau- 
schule, gegeben.  Am  9.  und  10.  April  hatte  ich  die  Freude,  diese  Anstalt 
sehen  zu  können  und  das  um  so  eingehender,  als  Herr  Dr.  Cattie  und  seine 
verehrte  Frau  Gemahlin  mich  freundlichst  eingeladen  hatten,  bei  ihnen  selbst 
in  der  Gartenbauschule,  Wohnung  zu  nehmen. 

Wageningen  ist,  wie  schon  S.  71  gesagt  wurde,  Sitz  von  vier  verschiedenen 
Schulen,  einer  höheren  Bürgerschule  oder  Realschule,  mit  ungefähr  gleichen, 
wenn  nicht  höheren  Zielen  wie  unsere  Realschulen,  einer  mittleren  landwirt- 
schaftlichen Schule  mit  praktischen  Arbeiten  für  Lehrlinge,  einer  höheren  Land- 
und  Forstbauschule  (auch  für  den  indischen  Dienst)  und  einer  Gartenbauschule  für 
Lehrlinge,  mit  praktischer  Arbeit.    Alle  diese  Schulen,  ausser  selbstverständlich 


Die  holländische  Reichs-Gartenbauschule  in  Wageningen. 


461 


der  Realschule,  haben  einen  zweijährigen  Kursus.  Jede  Schule  ist  unter 
ihrem  Direktor  ganz  selbständig;  die  vier  Direktoren  bilden  zusammen 
den  Vorstand  sämtlicher  Anstalten  (Direktoren-Kollegium).  Sie  beraten  über 
die  allgemeinen  Anordnungen:  ihr  \'orsitzender  ist  Herr  L.  Broekema,  der 
in  dieser  Eigenschalt  den  Titel  Hauptdirektor  führt.  Die  älteste  dieser  Anstalten 
ist  die  Realschule,  an  diese  wurde  alsdann  eine  zweijährige  Ackerbau-Abteilung 
gefügt,  welche  später  sich  ausdehnte  zu  einer  mittleren  und  höheren  Abteilung. 
1896  wurde  die  ganze  Schule  auf  die  Initiative  des  Ministers  des  Innern 
Dr.  jur.  S.  van  Houten  gründlich  reorganisiert  und  erhielt  ihren  jetzigen  Zustand. 
Die  vier  Gebäude  liegen  getrennt,  doch  unterrichten  mehrere  Lehrer  an  den 
verschiedenen   Anstalten.      Die  beiden  Landbauschulen  zählen  zusammen  circa 


.\bb.  04.     Uie  Reichs-Gartenbauschule  in  Wageningen,   Holland. 


180  Schüler,  die  Realschule  go,  die  Gartenbauschule  26,  welche  aut  zwei 
Klassen  verteilt  sind.  Letztere  Anstalt  ist  ganz  neu,  sie  ist  auf  langjährige 
Vorstellungen  des  holländischen  Gartenbauvereins  von  der  Regierung  1896 
errichtet  und  zwar  in  einem  ganz  neuen  Gebäude  auf  einem  Terrain  von  5  ha. 
Eine  eventuelle  \'ergrösserung  des  letzteren  ist  vorgesehen.  Als  \'orbildung 
wird  die  Tertiabildung  einer  höheren  Bürgerschule  (Realschule  erster  Ordnung 
in  unserem  Sinne)  gefordert.  Leider  hat  man  das  Terrain  ausgesucht,  ehe  der 
Direktor  der  Gartenbauschule,  Herr  Dr.  Cattie,  Irüher  Oberlehrer  für 
Botanik  in  dem  nahe  gelegenen  Arnheim  und  Mitglied  des  Obervorstandes 
des  Niederländischen  \>reins  für  Gartenbau  und  Botanik,  berufen  war.  und 
wenn  man  sich  schon  an  und  für  sich  fragen  muss.  warum  alle  diese  Schuler, 
seitwärts  von  der  grossen  Heerstrasse  errichtet  sind  (Wageningen  liegt  nicht 
an   der  Hauptbahn,    sondern    ist   mit   einer  Dampfstrassenbahn   von    der  Station 


aG2  Die  holländische  Reichs-Gartinbauschule  in  Wageningeii. 


Ede  an  der  grossen  Eisenbahnlinie  Arnheim — Utrecht — Amsterdam  etc.  in  circa 
einer  halben  Stunde  zu  erreichen),  so  muss  man  um  so  mehr  fragen,  wie  man 
ein  so  unfruchtbares  Stück  Land  auswählen  konnte.  Wageningen  liegt  nämlich 
teils  niedrig,  am  rechten  Ufer  des  Niederrheins,  teils  auf  einem  kiesigen  Höhen- 
zuge, w^elcher  den  Lauf  des  Rheins  begrenzt.  Dieser  diluviale  Höhenzug  heisst 
die  »Veluwe«  d.  h.  schlechtes  Land,  im  Gegensatz  zu  der  fruchtbaren  Fluss- 
niederung, dem  Alluvium,  das  sich  jenseits  des  Rheins  bis  zur  Waal  hinzieht, 
der  »Betuwe«,  d.  h.  gutes  Land. 

Das  Terrain  der  Gartenbauschule  liegt  am  Ende  einer  alten  Moräne  oder 
in  einem  Moränenkessel;  man  gewinnt  aus  diesem  zwar  schönen  Kies,  aber 
auch  grosse  Steine  und  Geröll;  fruchtbare  Erde  ist  wenig  vorhanden  und  diese 
musste  teilweise  mit  grossen  Kosten  erst  aufgefahren  Averden,  so  in  der  Baum- 
schule -/sm  hoch.  Das  ganze  Terrain  ist  im  regelmässigen  Stil  angelegt  und 
der  Plan  von  dem  bekannten  Landschaftsgärtner  Leonard  Springer,  welcher 
auch  Lehrer  an  der  Anstalt  ist,  entworfen.  Vor  dem  stattlichen  Hause  findet 
sich  ein  geschmackvoller  Vorgarten,  hinter  dem  Hause  liegt  das  »System«  in 
Form  eines  Fächers,  dessen  Mitte  von  schönen  Rhododendron  eingenommen 
wird,  links  ein  Rosarium.  Ein  breiter  Weg,  der  zu  beiden  Seiten  von  Rabatten 
mit  Koniferen  begrenzt  wird,  geht  senkrecht  vom  Hause,  jenseits  des  Systems, 
bis  zur  Grenze,  woselbst  zur  Erinnerung  an  die  Übernahme  der  Regierung 
durch  die  Königin  Wilhelmina  in  diesem  Jahre  eine  Linde  gepflanzt  ist. 

Dieser  Weg  teilt  das  ganze  Terrain  in  zwei  Teile.  Links  liegt  haupt- 
sächlich der  Formobstgarten,  rechts  die  Baumschule  und  der  Obstmuttergarten 
mit  Hochstämmen  und  Pyramiden.  An  Gewächshäusern  sind  bis  jetzt  drei 
vorhanden.  Das  grösste  Haus  ist,  wie  man  das  vielfach  in  Holland  findet, 
sehr  breit;  es  hat  bei  20  m  Länge  eine  Breite  von  8  m  und  eine  Höhe  von 
4.5  m  im  First  des  Satteldaches.  Es  besteht  aus  einer  kalten  und  einer  warmen 
Abteilung  und  ist  aus  Holz,  mit  eisernen  Trägern.  Das  zweite  Haus  ist  ein 
Vermehrungshaus,  das  dritte  ein  Weinhaus  ohne  Heizung. 

Die  Kulturen  werden  alle  von  den  Schülern  selbst  ausgeführt,  unter 
Leitung  des  Obergärtners  Moyen,  für  Obst-  und  Gemüsezucht,  "und  des  Ober- 
gärtners Pieper,  für  Blumenzucht.  Was  ich  sah,  zeugte  von  guter  Arbeit,  und 
die  wenigen  Schüler,  die  ich  in  Thätigkeit  fand  (es  waren  Osterferien),  machten 
einen  sehr  intelligenten  Eindruck. 

Der  F""ormobstgarten  liegt  1  m  vertieft;  seine  Böschungen  sind  in  viele 
kleine  Beete  geteilt,  die  zur  Anzucht  der  Gemüse  und  Küchenkräuter  dienen. 
Um  ihn  zieht  sich  so  zu  sagen  ein  gothischer  Gang  von  70  cm  Breite  für  die 
Doppelspaliere.  Es  sind  nämlich  hohe  eiserne  Spitzbögen  errichtet,  an  denen 
die  Drähte  für  die  Spaliere  befesiigt  werden. 

Die  Hochstämme  werden  mit  Kupfervitriol  und  Kalk  angestrichen. 

Die  Fltiketten  im  Garten  sind  aus  Eisenblech  und  zeigen  die  Schrift  in 
weisser  Ölfarbe  auf  schwarzem  Grunde.  Die  Anstalt  hat  eine  eigene,  durch 
Dampf  getriebene  Wasserleitung,  deren  Maschinen  sich  am  Ostende  des  Gartens 
befinden. 

Das  Gebäude  selbst  ist  sehr  zweckmässig  eingerichtet,  namentlich  das 
kleine  Laboratorium,  und  der  Zeichensaal,  in  welchem  sich  eine  eigentümliche 
Vorrichtung  zum  Verstellen  der  Zeichenbretter  findet.  Die  Sammlungen  sind 
selbstverständlich  noch  nicht  bedeutend,  da  ja  die  Schule  kaum  1  —  2  Jahre  alt  ist, 


Die  Flora  von  China.  ^ßo 


aber  sie  bieten  manches  Interessante.  \Vohnun!j;en  für  die  Schüler  sind  nicht 
vorhanden,  denn  die  Anstalt  ist  ein  Externat.  Die  Anstalt  hat  ausser  dem 
Direktor,  der  Botanik  und  Pflanzengeographie  liest,  lo  Lehrer  für  Blumenzucht 
und  Betriebslehre,  Obstbaum-  und  Gemüsezucht,  Freihandzeichnen,  Architektur- 
zeichnen, französische,  englische  und  deutsche  Sprache,  Chemie  und  Dünger- 
lehre, Phj-sik,  nützliche  und  schädliche  Insekten  und  Pflanzenkrankheiten. 
Bei  der  Jugend  der  Schule  lässt  sich  natürlich  noch  kein  Urteil  fällen,  wir 
zweifeln  aber  nicht,  dass  'sie  sich  unter  der  thatkräftigen  Leitung  des  Herrn 
Direktor  Cattie  ebenso  gut  entwickeln  wird,  wie  die  Landbauschulen  daselbst 
Auf  letztere  näher  einzugehen,  erlaubt  uns  das  Ziel  unserer  Zeilschrift  nicht, 
sonst  könnten  wir  viel  Interessantes  über  die  Getreide-  und  Rapskreuzungen  etc. 
des  Herrn  Broekema  und  des  Botanikers  Herrn  Dr.  Giltay  berichten. 

Herr  Direktor  Cattie  führte  mich  auch  auf  den  Wageninger  Berg, 
einen  der  höchsten  Punkte  jenes  bewaldeten  Höhenzuges,  der  »Veluwe«.  Der 
Wageninger  Berg  gehört  einer  Aktiengesellschaft,  welche  dort  ein  Sommer- 
hotel errichtet  hat.  Man  hat  von  da  eine  schöne  Aussicht  auf  den  Rhein  (der 
allerdings  hier  sehr  schmal  ist)  und  auf  die  ihn  umsäumenden  grünen  Wiesen. 
Zurück  gings  am  Ufer  des  Rheins,  am  Abhänge  des  >A'elu\ve-Zoom«  (\'eluwe- 
Saum)  durch  die  schön  bewaldete  Besitzung  »Belmonte«  des  Herrn  Baron 
Constant  de  Rebecque.  Überhaupt  bietet  die  ganze  Gegend  bei  Arnheim 
viele  hübsche  Punkte  und  ist  daher  sehr  mit  \'illen  besetzt. 

Erwähnt  sei  noch,  dass  auch  einige  kleinere  Privat-Gartenbauschulen  in 
Holland  existieren,  so  die  zu  Fredericksort  bei  Steenwyk,  ein  Internat  unter 
Leitung  des  Herrn  van  Swieten,und  eine  von  Jongkindt-Kon  ing  in  Bussum 
bei  Xaarden,  einem  Vorort  von  Amsterdam.  Dieser  hat  die  Anstalt  mit  dem 
Baumschulbesitzer  Richard  zusammen  und  finden  sich  in  ihr  5— 6  junge  Leute, 
auch  einige  junge  Damen. 


Die  Flora  von  China. 

Von  L.  Diel  s.*) 
/renige  Gebiete  der  Erde  dürfen  sich  rühmen,  für  alle  Zweige  des  Garten- 
baues so  bedeutungsvoll  gewesen  zu  sein  als  Ostasien.  Und  wer  die 
vielen  chinesischen  Bäume  und  Sträucher  unserer  Parks  betrachtet,  wer  in 
unseren  Gärten  so  manche  Stauden  und  Blumen  bewundert,  die  dem  fernsten 
Osten  entstammen,  den  könnte  ihre  stattliche  Anzahl  zu  schliessen  geneigt 
machen,  die  Heimat  all  dieser  Fremdlinge  müsse  dem  Botaniker  so  gut  bekannt 
sein,  als  Nordamerika  oder  die  Länder  ums  Mittelmeer,  die  in  der  Menge 
gärtnerisch  wertvoller  Produkte  allenfalls  mit  ihr  wetteifern  könnten.  Trotzdem 
stellt  China  in  Wahrheit  für  die  Pflanzenkunde  auch  heute  noch  ein  Stück  Neu- 
land vor.  wie  man  es  sonst  auf  der  Erde  kaum  mehr  linden  mag.  Denn 
wenige  Jahrzehnte  erst  liegt  der  Anfang  wissenschaftlicher  Erforschung  seiner 
Flora  in  der  \'ergangenheit,  wenigstens  soweit  man  von  einer  Forschung 
grösseren  Stiles  reden  will.  Wohl  reichen  einige  Sammlungen  bis  ins  vorige 
Jahrhundert  zurück.     L'^nter  den  Jesuiten-Missionären,    die    um    die  Geographie 


*i   Nach  einem  Vortrage,  gehalten  im  \'erein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


464 


Die  Flora  von  China, 


des  himmlischen  Reiches  sich  damals  so  unvergänglich  verdient  machten,  fehlte 
es  ja  nicht  ganz  an  Liebhabern  der  Pflanzenwelt,  die  dort  drüben  ihnen  aus 
Trautem  und  Fremdem  so  reizvoll  gemischt  entgegentrat.  Aus  den  Parks  im 
Weichbild  der  Hauptstadt,  aus  der  Umgebung  der  wenigen  für  sie  zugänglichen 
Hafenplätze  sandten  sie  nach  Europa,  was  von  Pflanzen  ihnen  wertvoll  dünkte; 
und  vor  allen  Incarville,  der  um  1750  in  Peking  wirkte,  hat  unseren  Garten- 
bau um  manche  seiner  dekorativsten  Zierden  bereichert.  Dicentra  specta- 
bilis,  Ailanthus  glandulosa  waren  vor  ihm  unseren  Gärten  fremd,  und 
auch  Eriobotrya  dankt  man  seinem  Eifer.  Es  ist  bekannt,  dass  zu  jener  Zeit 
die  Jesuiten  fast  allmächtig  schalteten  am  Hofe  von  Peking,  dass  sie  die  Er- 
öffnung Chinas  schon  durchzusetzen  im  Begriffe  standen,  als  ihre  Macht  dann 
sank,  die  Abschliessung  des  Riesenreiches  fester  wurde  wie  je  zuvor  und  fast 
hundert  Jahre  verstrichen,  ohne  wesentlich  neue  Kunde  von  ihm  nach  Westen 
zu  bringen. 

Es  blieben  die  östlichsten  Landschaften  allein,  von  denen  man  Glaub- 
haftes wusste:  die  weiten,  so  undenklich  lange  kultivierten  Niederungen  und 
Hügeldistrikte,  deren  einst  gewiss  üppige  Urvegetation  aus  dürftigen  Resten 
kaum  noch  geahnt  werden  kann.  Niemand  weiss,  was  ihr  eigen  ist,  was  die 
Kultur  des  Menschen  von  ferne  hinzugebracht  hat.  Kleine  Parkbestände  bei 
den  Städten,  die  dem  Kultus  geheiligten  Haine  um  die  Tempel  sind  noch  die 
zuverlässigsten  Zeugen  der  Vergangenheit.  Xur  bei  Peking  selbst  schmücken 
noch  dichtere  Urwälder  den  Bergkranz,  der  am  westlichen  Horizont  der  Residenz 
in  ernster  Erhabenheit  aufragt.  Manche  Laubhölzer  unseres  deutschen  Waldes, 
manche  Coniferen  der  Heimat  grüssen  auch  dort  von  den  Hängen,  aber  dicht 
daneben  sehen  wir  fremdartig  eine  Paulownia,  Catalpa,  Gleditschia  ihre 
stolzeren  Häupter  tragen.  Es  ist  ein  Bild  seltsamer  Tönung,  dessen  eigen- 
artigem Reize  man  selten  sich  zu  entziehen  vermag,  wo  immer  es  jetzt  in  unseren 
Anlagen  reproduziert  sich  darstellt. 

^'on  Peking  südwärts  folgen  längs  der  Küste  die  Mündungsebenen  der 
beiden  Riesenströme  Ostasiens  mit  ihrem  weitgedehnten  _  Schwemmlande  und 
seiner  beispiellosen  Kultur.  Dann  von  neuem  wird  es  bergiger.  Aber  auch 
dann  nur  immer  der  Mensch  mit  seinen  Feldern,  dem  kaum  unterbrochenen 
Bereiche  intensivsten  Ackerbaues.  Soweit  einzelne  halbspontane  Erscheinungen 
leiten,  mehren  sich  nach  und  nach  tropische  Anklänge.  Es  erscheint  im 
Kampherbaum  aus  der  Lorbeerfamilie  ein  vornehmer  Vertreter,  die  Palmen 
stellen  sich  ein  in  der  hochwipfligen  Trachycarpus  excelsa,  ab  und  zu  er- 
zählt eine  verwilderte  Araliacee  von  dem,  was  früher  war.  Aber  nirgends 
hat  die  Axt  den  Wald  geschont.  Wohl  giebt  es  kulturlose  Flecken,  die  der 
Landbau  veiiiess:  da  hat  sich  denn  des  einstigen  Waldbodens  ein  niederes 
Buschdickicht  bemächtigt,  jahraus,  jahrein  belaubt,  sein  Blattwerk  oft  von 
dunklem  Grün  oder  fahl  in  trübem  Grau  wie  das  Gestrüpp  an  Mittelmeer- 
gestaden. Vorherrschend  im  Bestände  walten  die  Abkömmlinge  von  Familien, 
welche  erst  in  den  hinterindischen  Tropen  sich  recht  eigentlich  entfalten,  in 
Sonderheit  die  Theaceen,  von  denen  ein  Dutzend  Camellien  und  manche 
Eurya  mit  leuchtenden  Blumen  jene  Gebüsche  Südchinas  beleben. 

Aber  all  die  Pracht  entbehrt  doch  rechter  Ursprünglichkeit.  Lange  Fahrten 
erst,  tief  hinein  in  das  riesige  Land,  dringen  zu  den  Stätten,  wo  noch  unberührt 
liegt,  was  aus  eigener  Kraft   selbstschaffend    die  Natur    hervorgebracht.     Noch 


Die  Flora  von  China.  ^ß: 


ist  wenig  gehoben  von  diesen  Schätzen,  aber  genug,  das  Interesse  daran  zu 
wecken  und  die  Erwartung  zu  beleben  für  die  Zukunft. 

Fast  aus  der  Mitte  des  Reiches,  in  der  näheren  und  ferneren  Umgebung 
von  Ttschang  am  Yangtse  (Provinz  Hupe),  hat  Dr.  Henry  eine  Sammlung  zu- 
sammengebracht, die  auf  eine  sehr  merkwürdige  Vegetation  dieses  meist  wenig 
über  1500  m  erhobenen  Mittelberglands  schliessen  lässt.  Sie  ist  überreich  an 
holzigen  Gewächsen  aller  Art,  manche  davon  so  eigentümlich,  dass  der 
Systematiker  verlegen  nach  ihrer  Verwandtschaft  Ausschau  hält.  Im  Ganzen 
fühlt  man  sich  vielfältig  an  Japan  erinnert  und  an  den  temperierten  Himalaya. 
Wie  dort  haben  sich  Vertreter  sonst  tropischer  Gruppen  dem  kühleren  Klima 
gemässigter  Breiten  angepasst,  und  das  gerade  ist  es,  was  jenen  Gebieten  ihre 
Bedeutung  für  unsere  Kulturen  verleiht.  Wohlbekannte  Gestalten,  wie  Pappel, 
Carpinus,  Buche  leben  dort  mit  zahlreichen  neuen  Eichen-  und  Ahorn-Arten 
beisammen  und  unter  demselben  Himmel  auch  eigenartig  geprägte,  sonst  un- 
erkannte Typen  von  Sapindaceen,  Rubiaceen,  Gesneraceen  neben  anderen 
tropischen  Wahrzeichen.  Es  sind  kraftvolle  Gestalten  unter  diesen  Neuheiten, 
fast  alle  in  der  Belaubung  mit  den  besten  Amerikanern  wetteifernd,  manche 
von  erlesener  Schönheit.  Ich  erwähne  die  Idesia  verwandten  Bäume  mit 
schmuck  belaubter  Krone;  eine  davon  brachte  diesen  Sommer  im  Berliner 
Botanischen  Garten  nach  massiger  Winterdeckung  ihre  graziös  gestielten  Trauben 
gelber  Blüten  zur  Entfaltung.  Weit  mehr  noch  freilich  hat  bisher  niemand 
lebend  in  Europa  gesehen,  so  Davidia  involucrata  Bail.  nicht,  vielleicht 
den  schönsten  unter  den  Bäumen  Mittelchinas.  Erst  zwei  Sammler  haben  ihn 
getroffen,  und  nur  in  wenigen  Exemplaren;  von  dem  Zauber  seiner  Erscheinung 
bekennen  Beide  sich  gleich  gefesselt:  das  Laubwerk,  an  Linden  erinnernd, 
dicht  und  üppig,  sein  sattes  Grün  zur  Blütezeit  durchwirkt  vom  reinsten  Weiss 
grosser  Hochblätter,  die  paarweis  die  Blütenköpfchen  umkränzen,  das  Ganze 
von  einzig  harmonischer  Wirkung.  Im  Schatten  seines  Blütendaches,  wie  allent- 
halben dort,  eine  für  unseren  Alassstab  überraschende  Fülle  von  Unterholz  gross 
und  klein,  von  hochwüchsigen  Stauden  und  zartesten  Kräutern.  Ribes,  Ber- 
beris,  Viburnum,  Lonicera,  Corydalis,  Dicentra,  Lysimachia  z.  B. 
sind  m  mehreren,  oft  vielen  Arten  vertretene  Gattungen,  und  alle  haben  bereits 
jetzt  mehr  Neuheiten  geliefert,  als  man  erwarten  mochte.  Im  tierzen  des 
Reiches  heimisch,  könnte  diese  Flora  vielleicht  recht  eigentlich  »chinesisch«  zu 
heissen  beanspruchen.  Aber  noch  wissen  wir  nicht,  wie  weit  sie  gleichen 
Charakters  sich  in  die  Nachbarschaft  ausdehnt;  noch  kann  niemand  vermuten, 
wann  ihr  Reichtum  erschöpft  sein  wird.  Denn  es  scheint,  dass  sie  auch  an 
dem  riesenhaften  Bergwalle  emporsteigt,  der  im  Westen  Chinas  sich  auftürmt, 
dass  sie  seine  Thäler  besetzt  hält  und  an  den  Hängen  bunt  und  wech^elvoU 
überleitet  zur  Hochgebirgsflora  der  eisgekrönten  Zinnen. 

Bis  zu  diesem  Tage  noch  fühlt  sich  durch  die  \'erschlossenheit  jener 
Gegenden  die  Ungeduld  gefesselt,  mit  der  alle  Zweige  der  Länderkunde  und 
verwandter  Forschung  die  Aufschliessung  dieses  grossartigsten  Gebirgslabyrinthes 
der  Erde  erwarten.  Hier  war  es,  wo  aus  einem  entlegenen  Hochthal  schon  um 
die  Mitte  des  Jahrhunderts  Armand  David  eine  Zahl  von  neuen  Säugetieren 
dem  Pariser  Museum  sandte,  die  man  nicht  mehr  für  möglich  gehalten  hatte. 
Dazu  ein  würdiges  Seitenstück  bilden  die  botanischen  Entdeckungen,  die  die 
letzten    Jahre    dort    gebracht.     Ebenfalls   französischen    Missionären    vor    allen 


400 


Die  Flora  von  China. 


haben  wir  diese  Resultate  zu  danken,  namentlich  dem  Abbe  Delavay,  dessen 
Sammlerthätigkeit  auf  botanischem  Felde  zu  der  ertolgreichsten  jüngerer  Zeiten 
zählt.  Er  hat  über  1500  völlig  neue  Arten  bekannt  gemacht,  aus  einem 
Forschungsrevier,  das  kaum  die  Hälfte  eines  unserer  Regierungsbezirke  er- 
reicht. An  den  Hängen  der  letzten  nach  Süden  vorgeschobenen  Hochgipfel 
Yunnans  lag  das  Feld  seiner  Arbeit.  Hier  fand  er  diesen  staunenswerten 
Reichtum  angehäuft,  der  auch  an  wissenschaftlicher  Bedeutung  seines  Gleichen 
sucht. 

Der  Grundstock  jener  fernen  Alpenflora  entspricht  dem  des  Ilimalaya  und 
dem  unserer  Alpen,  aber  in  seiner  Entfaltung  lässt  er  beide  hinter  sich:  Die 
Sammlungen  brachten  Gentiana  und  Pedicularis  in  je  50  Arten;  in  gleicher 
Fülle  trafen  Primeln  ein  und  Rhododendron  von  verschiedenstem  ßlütenbau 
und  wundersamem  Farbenspiel.  Die  ersten  lebenden  Vertreter,  deren  Samen 
Delavay  einst  nach  Europa  sandte,  beginnen  von  Paris  aus  langsam  nun  in 
Umlauf  zu  kommen  und  sie  erst  lassen  ahnen,  was  hier  die  Praxis  erwarten 
darf.  Denn  von  der  dekorativen  Wirkung  dieser  Ptlanzen  nach  den  Mumien 
des  Herbars  sich  eine  Vorstellung  zu  machen,  fällt  um  so  schwerer,  je  an- 
sehnlicher sie  im  Leben  sich  entfalten.  So  mag  es  denn  gewagt  sein,  aus  der 
chinesischen  Bergflora  schon  heute  von  wertvollen  Gartenpflanzen  zu  sprechen. 
Aber  man  widersteht  nicht  der  Versuchung  angesichts  der  herrlichen  Lilium- 
und  Fritillar ia-Arten,  die  getrocknet  uns  vorliegen,  und  der  Menge  anderer 
wohl  konservierter  Gewächse,  die  unsere  Phantasie  ins  Leben  zurückruft.  Wie 
wird  eine  Saxifraga  wirken  mit  Sempervivum-Laub  und  blutroter  Blüte 
(S.  sanguinea  Franch.),  wie  die  Unzahl  neuer  Primeln  so  mannigfach  und 
bunt  gezeichnet?  Sollten  die  stolzen  Lysimachien,  oft  meterhoch  und  mit 
1V2  ciTi  haltenden,  rotvioletten  Kronen  (Lysimachia  violascens  Franch.). 
nicht  dem  schönsten  Phlox  die  Stirne  bieten?  Und  um  andere  zu  nennen, 
brauchen  sich  die  als  Cineraria  uns  so  wohl  vertrauten  Kompositen  ihrer  in 
China  heimischen  Verwandtschaft  zu  schämen?  Senecio  begoniaefoliu  s 
Franch.,  im  Laube  allein  mit  der  Rex-Begonie  zu  vergleichen  oder  Senecio 
cyclaminifolius  Franch.,  dessen  cyklamenartiges  Blattwerk  mit  einem  einzigen, 
stattlichen  Blütenkopfe  sich  krönt:  beides  nur  Beispiele  einer  Schar  ornamentaler 
Stauden,  die  mit  neuen  Astern  (A.  Vilmorini  Franch.,  A.  Delavayi  Franch.. 
A.  yunnanensis  Franch.)  um  die  Palme  ringen  in  der  Grösse  und  dem  Kolorit 
ihrer  Blumen.  Enthusiastisch  preist  sie  Delavay  als  die  Zierden  aller  Alpen- 
matten, die  er  auf  Yunnans  Bergen  sah.  Ob  sie  auch  fern  in  unsere  Ebenen 
verpflanzt  einst  zu  neuen  Ehren  gelangen  könnten? 

Es  wird  langer  Zeit  noch  bedürfen,  bis  der  Wert  dieser  Neuheiten  für 
die  Hortikultur  zu  beurteilen  möglich  sein  kann.  Aber  aus  der  Analogie  mit 
verwandten  Gebieten  dürfte  der  Schluss  erlaubt  sein,  dass  auch  unter  den  so 
mannigfach  ausgestatteten,  so  vielseitig  entwickelten  Yunnanarten  nicht  ganz 
wenige  sich  als  veredelbar  und  fortbildungsfähig  erweisen  werden.  Ja,  es 
darf  nicht  vergessen  werden,  dass  für  die  Akklimatisierung  und  Verwertbarkeit 
der  \'egetationselemente  Chinas  in  unserem  Klima  sich  theoretisch  noch  weit 
günstigere  Aussichten  erwarten  lassen  als  es  von  der  Flora  Sikkims  sich 
herausgestellt  hat,  selbst  noch  für  die  anscheinend  subtropischen  Elemente. 
Denn  breiter  als  irgendwo  sonst  auf  der  Erde  können  sich  in  China  mit  den 
Produkten  höherer   Breiten    die    Schätze    der    Tropen    berühren.     Ihr    Daseins- 


Die  Gemüse-  und  Sämereikulturen  in  Bardowick. 


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Clement,  stete  Feuchtigkeit,  wird  vom  Monsun  getragen  bis  an  die  innersten 
Grenzen  des  Reiches.  Kein  Ouerriegel  legt  sich  hier  vor  die  Leben  tragenden 
Luttströme,  wie  in  Indien  der  Himalaya;  nicht  ein  schmaler  Saum  der  Gehänge, 
wie  dort,  erfreut  sich  allein  der  Bedingungen  geförderten  Gedeihens,  sondern 
in  zahllosen  Strömen  ergiesst  sich  der  vom  Ozean  kommende  Hauch  in  die 
nach  Süden  geöffneten  Thäler,  um  weithinein  das  Gebirge  zu  bespülen.  Eine 
feine  Abtönung  des  Klimas  mit  verwickelter  Gliederung  des  Geländes  und 
wechselvollen  Eigenschaften  der  Böden  vereint,  schafft  jene  Vegetation  von 
seltener  Mannigfaltigkeit:  sie  besitzt  nach  allen  Richtungen  hin  s^Deziell  aus- 
gerüstete Daseinskärapfer.  Jeder  Typus  seilt  sich  dar  in  einer  Fülle  ver- 
schiedener Gestalten,  wie  die  Bedingungen  des  Lebens  sich  bieten,  in  Fülle 
und  so  verschieden,  von  den  feuchtheissen  Gründen  durch  die  kühlen  Wälder 
voll  ewigen  Nebels  zu  den  trockeneren  Kämmen  mit  ihrem  fast  polaren  Klima. 
Die  unseren  Breiten  am  besten  entsijrechenden  Glieder  dieser  bunten,  ott  kaum 
übersehbaren  Reihen  zu  wählen,  das  wird  für  den  Gartenbau  der  Zukunft  eine 
Aufgabe  sein,  nicht  ohne  Mühe,  aber  reich  an  ^'erheissung,  sobald  nur  erst 
näherer  Einblick  den  Umfang  des  zu  richtenden  Materiales  wird  ermessen 
lassen. 


Die  Gemüse-  und  Sämereikulturen  in  Bardowick. 

^  „^^  \'on  Direktor  H.  Putensen   in  Lünebur;^. 

|er  Jahrhunderte  alte  Betrieb  des  Gartenbaues  und  des  stets  damit  ver- 
bundenen Handels  mit  Grünwaren  und  Sämereien  in  Bardowick  bildet 
ein  so  interessantes  volkswirtschaftliches  Kulturbild,  dass  es  den  Lesern  gewiss 
angenehm  sein  wird,  etwas  Xäheres  über  Bardowick,  seine  Bevölkerung  und 
deren  Thätigkeit  zu  hören.  Wer  kennt  in  Xordwestdeutschland  die  »Bardowicker« 
oder  gar  die  »Bardowickerinnen«  nicht,  die  monatelang  weit  umherreisen,  um 
ihre  meistens  selbst  geernteten  Sämereien  in  kleinen  Mengen  zu  verkaufen, 
die  »Bardowickerinnen«  in  ihren  eigenartigen,  sauberen,  däftigen  dunkeln 
Röcken  und  Jacken,  mit  Kopftüchern  von  ähnlicher  Farbe,  die  an  den  Rändern 
mit  andersfarbigen  Linien  verziert  sind:  wer  hat  sie  noch  nicht  gesehen  mit 
dem  Gemüse,  Blumen  oder  Sämereien  enthaltenden,  länglichen,  selbstgeflochtenen 
Korbe  auf  dem  Kopfe,  unter  dem  ein  buntes,  rundes  Kissen  »Waasen«  genannt, 
den  Druck  zu  mildern  sucht?  Wer  kennt  die  schöne  gerade  Haltung  der 
»Bardowickerinnen«  nicht  und  welche  Hausfrau  in  Hamburg,  Lüneburg  u.  s.  w., 
die  sich  um  den  täglichen  Bedarf  an  Gemüse  in  ihrer  Küche  kümmert,  kennt 
nicht  das  vorzügliche  Handelstalent  und  das  schcme  saftige  Gemüse  dieser 
Händlerinnen?  Die  eigenartige  Sprache  der  Bardowicker  trägt  ebenfalls  nicht 
wenig  dazu  bei,  ihre  Originalität  zu  erhöhen. 

Bardowick,  jetzt  ein  sogenannter  Marktflecken  von  240  durch  Garten- 
ländereien getrennten  Wohnhäusern  und  1920  Einwohnern,  war  zu  Zeiten 
Herzog  Heinrich  des  Löwen  bekanntlich  eine  bedeutende  Handelsstadt,  die 
durch  ihn  wegen  ihrer  Unbotmässigkeit  am  28.  Oktober  1189  von  Grund  aus 
zerstört  wurde.  Sage  und  Romantik  haben  sich  mit  dieser  Geschichte  wieder- 
holt beschäftigt. 

Karl  der  Grosse  lagerte  auf  seinen  Heereszügen  daselbst  795  und  79S  und 
bestimmte  es   805    als    einen    der    Grenzhandelsorte    zwischen    Deutschen    und 


468 


Die  Gemüse-  und  Sämereikulturen  in  Bardowick. 


Wenden.  Vorher  schon  hatte  er  eins  der  für  die  bekehrten  Sachsen  bestimmten 
Bistümer  dort  errichtet,  es  nach  wenigen  Jahren  indes  nach  \'erden  an  der 
Aller  verlegt.  In  Bardowick  aber  verblieb  der  Dom  des  Bischofs  und  das 
Domkapitel,  als  weltliches  Stift  wurde  dieses  erst  1851  aufgehoben.  Mit 
Gütern  und  Einkünften  ausgestattet  wurde  die  Stiftung  seinerzeit  von  dem  be- 
kehrten Wittekind.  Um  1380  soll  der  jetzige  Dom  auf  den  alten  Grundmauern 
neu  von  Backstein  im  gotischen  Stil  erbaut  sein  (Führer  von  Lüneburg.).  Zur 
Zeit  seines  Glanzes  soll  Bardowick  im  Ganzen  9  Kirchen  mit  allem  Zubehör 
gehabt  haben,  von  den  meisten  sind  noch  Reste  vorhanden,  bezw.  man  weiss, 
wo  sie  gestanden  haben.  —  Für  ihren  Handel  in  Hamburg  haben  die  Bardowicker 
von  altersher  besondere  Rechte,  z.  B.  auf  dem  Hopfenmarkt  Grünwaren  feil- 
halten und  verkaufen  zu  dürfen.  Bis  zum  Jahre  1887  stand  den  Bardowickern 
das  sogenannte  »Zippelhaus«  in  Hamburg  zur  Lagerung  ihrer  Sachen  zur  Ver- 
fügung, welches  von  Hamburg  unterhalten  wurde.  Beim  Anschluss  Hamburgs 
an  den  deutschen  Zollverband  konnte  das  Zippelhaus  wegen  der  erforderlichen 
Neueinrichtungen  nicht  fortbestehen  bleiben,  es  wurde  von  Hamburg  über- 
nommen, Bardowick  bekam  eine  entsprechende  Entschädigung  dafür  und  kaufte 
sich  als  Ersatz  einen  Speicher,  Deichstrasse  27. 

Bardowick  ist  nach  Art  eines  Dorfes  gebaut,  es  liegt  langgestreckt  am 
linken  Ufer  der  Ilmenau,  5  Kilometer  nördlich  von  Lüneburg.  Der  Bahnhof 
der  Hannover-Hamburger  Eisenbahn  liegt  westlich  1V2  Kilometer  von  Bardowick 
entfernt.  Bei  der  Anlage  der  Bahn  im  Jahre  1S47  sträubten  sich  auch  die 
»Bardowicker«  mit  Händen  und  Füssen,  den  Bahnhof  in  der  Nähe  des  Fleckens 
zu  bekommen.  Der  Transport  der  Waren  und  Personen  vom  Flecken  nach 
dem  Bahnhofe  kostet  alljährlich  viel  Geld  und  jetzt  ist  gewiss  schon  oft  die 
weite  Entfernung  des  Bahnhofes  vom  Flecken  ernstlich  bedauert  worden. 

Der  Güterverkehr  zwischen  Bardowick,  Hamburg  und  Lüneburg  wird  auch 
auf  der  Ilmenau  in  grossen  Kähnen  oder  Segelschiffen  ausgeführt;  wöchentlich 
viermal  gehen  u.  a.  Schiffsladungen  mit  Grünwaren,  Kartoffeln  etc.  von 
Bardowick  nach  Hamburg. 

Zur  Feldmark  Bardowick  gehören  im  ganzen  2040  Hektar  54  Ar  69  Quadrat- 
meter mit  einem  Grundsteuer-Reinertrag  von  20940  Mark.  Der  Boden  gehört 
zum  älteren  Alluvium  (Schwemmsandboden),  einem  Strich  Landes,  der  in  der 
Breite  die  Marsch  von  der  Geest  trennt,  sich  vom  südwestlichen  Ufer  der  Xeetze 
bis  etwas  südlich  von  Bardowick  erstreckt,  und  der  Länge  nach  etwa  von 
Bleckede  a.  d.  Elbe  bis  oberhalb  Stelle,  Kreis  Winsen  a.  d.  Luhe,  reicht.  Es 
ist  humoser  Sand-,  sogenannter  anmooriger  Sand-  und  teils  reiner  Sandboden. 
Der  Grundwasserstand  ist  im  allgemeinen  ein  normaler,  dennoch  kommen 
stellenweise  Versumpfungen  und  auf  den  höher  gelegenen  Flächen  Örtstein- 
bildungen  vor,  wie  auch  das  Land,  wegen  seiner  geringen  wasserfassenden 
und  wasserhaltenden  Kraft,  in  trockenen  Zeiten  sehr  von  der  Dürre  leidet. 
Von  der  ganzen  Fläche  gehören  nur  1V2  Hektar  zur  IL,  wenig  zur  III.  und 
IV.  Klasse  und  der  ganze  Rest  Ackerland  gehört  zur  V..  M.  und  VII.  Klasse. 
Ein'  ganzer  Teil  der  Feldmark  ist  Heide  mit  einzelnen  Kiefern  und  Birken  be- 
standen zur  VIII.  Bodenklasse  gehörend.  Etwa  125  Hektar  werden  abwechselnd 
zum  Anbau  von  Grünwaren  und  Gartensämereien  benutzt.  Wiesen  sind  nur  im 
geringen  Umfange  vorhanden,  es  wird  ihnen  leider  keine  besondere  Auf- 
merksamkeit und  Pflege  geschenkt;  hin  und  wieder  werden  sie  mit  Kainit  und 


Die  Gemüse-  und  Sämereikulturen  in  ßardowick.  46Q 

Thomasphosphatmehl  gedüngt,  es  könnte  mit  Vorteil  jedoch  viel  mehr  geschehen. 
Eine  Gabe  von  4  Zentner  Kainit  und  etwa  1 V4  Zentner  Thomasphosphatmehl 
pro  V4  Hektar  würde  voraussichtlich  einen  guten  Erfolg  haben.  Mit  dieser 
Düngung  müsste  allerdings  eine  bessere  Pflege  der  Wiesen,  ein  sorgfältiges 
Eggen,  wo  nötig  auch  eine  massige  Entwässerung,  Hand  in  Hand  gehen.  Auch 
der  Viehhaltung  wird  kein  besonderes  Interesse  gewidmet.  Kühe  werden  auf 
den  einzelnen  Stellen  nur  in  geringer  Zahl  gehalten,  sie  gehören  dem  ver- 
besserten Landschlage  an,  Schweine  werden  in  jedem  Betriebe,  auch  dem 
kleinsten,  gehalten,  um  die  Abfälle  aus  dem  Hause  und  Garten  verwerten  zu 
können.  Die  Schweine  werden  grösstenteils  zum  eigenen  Bedarf,  teils  jedoch 
auch  zum  Verkauf  gemästet.  Das  wenige  Vieh  wird  im  allgemeinen  gut  ge- 
füttert. Die  Hauptthätigkeit  der  Bardowicker  konzentriert  sich  auf  den  Anbau 
von  Grünwaren  und  Sämereien,  sowie  auf  den  Handel  mit  diesen  Sachen. 

Die  Ackerbau  treibende  Bevölkerung  Bardowicks  besteht  aus: 

2   Leussmeier    .     .     mit  je  einem  Besitz  von  30  —  40  Hektar, 

9  Baumänner    .     .       »      »         »  »  »      25  —  30         » 

22  Grosskätner  .     .       »      »         »  »  »      15  — 18         » 

35  Kleinkätner   .     .       »      »         »  »  »        6 — 12         >' 

38  Brinksitzer     .     .       »      »  »  »  ''3  —  6  >•> 

102  An-  u.  Abbauer       »      »         »  »  >■>      \U — 1  >-• 

185  Häuslingen,  jeder  mit  etwa  V4 — iVi  Hektar  gepachtetem  Lande. 

Je  kleiner  der  Betrieb  ist,  desto  ausschliesslicher  wird  der  Anbau  von 
Grünwaren  und  der  Handel  mit  denselben  betrieben;  je  grösser  der  Betrieb, 
desto  mehr  dehnt  sich  der  Anbau  von  gewöhnlichen  Feldfrüchten,  Kartoffeln, 
Roggen,  Buchweizen.  Erbsen  etc.  aus. 

Der  Wert  des  Grund  und  Bodens  ist  im  Flecken  selber  ein  recht  hoher, 
werden  doch  einzeln  bis  3000  und  4000  Mark  für  1/4  Hektar  gezahlt.  Die  Pacht 
für  W  Hektar  des  besten  Gartenlandes  beträgt  120  Mark  jährlich,  freilich  wird 
nicht  morgen-,  sondern  rutenweise  verpachtet.  Sandige  Aussenländereien.  die 
nur  zum  gewöhnlichen  Anbau  von  Feldfrüchten  geeignet  sind,  bringen  nur  eine 
Pacht  von  3  bis  15  Mark  ä  V4  Hektar  pro  Jahr.  Die  Nachfrage  nach  solchen 
Ländereien  ist  nicht  gross.  Es  gehört  ein  ausserordentlicher,  anstrengender 
Fleiss  und  ein  vorzügliches  Handelstalent  dazu,  um  so  hohe  Pacht,  wie  zuerst 
angegeben,  und  einen  massigen  Arbeitslohn  aus  dem  Lande  herauszuwirtschaften. 
Diese  schwierige  Aufgabe  vermögen  nur  »Bardowicker«  zu  lösen. 

Wie  intensiv  der  Gartenbau  in  Bardowick  betrieben  wird,  geht  aus  den 
jährlich  durch  Kauf  eingeführten  Düngermengen  und  den  für  die  Grünwaren 
nach  Hamburg  bezahlten  Frachten,  zu  Schiff  und  auf  der  Eisenbahn,  annähernd 
hervor.  Aus  Hamburg  werden  ca.  400  Waggon  Dünger  ä  200  Ztr.  bezogen,  aus 
der  Marsch  etwa  öo  Waggon,  dazu  kommt  der  Dünger  aus  den  Kasernen  von 
Lüneburg  mit  300  Fudern  ä  25  Ztr.  Der  Pferdedünger  wird  wegen  seiner  er- 
wärmenden und  treibenden  Kraft  bevorzugt:  für  manche  Zwecke  muss  er  vor 
der  Verwendung  mit  Abortdünger  kompostiert  und  verbessert  werden.  Die 
jährliche  Gesamteinfuhr  an  Dünger  in  Bardowick  wird  sich  annähernd  auf 
100000  Zentner  belaufen.  Je  nach  der  Jahreszeit,  in  welcher  der  Dünger  nötig 
ist  und  je  nach  seiner  Beschaffenheit,  müssen  für  200  Zentner  40  bis  70  Mk. 
bezahlt  werden,  daraus  ergiebt  sich  eine  Gesamtausgabe  von  jährlich  mindestens 
27500  Mark.  —  Der  Verbrauch  so  grosser  Stalldüngermassen  erklärt  sich  auch 


470_ 


Die  Gemüse-  und  Sämereikuliuren  in  Bardowick. 


daraus,  dass  zu  besonderen  Kulturen  zweimal  im  Jahre  gedüngt  werden  muss. 
Im  Verhältnis  zum  Stalldünger  wird  wenig  künstlicher  Dünger  angewendet, 
obgleich  Thomasphosphatmehl.  Kainit  und  in  etwas  geringerer  Menge  auch 
Chilisalpeter  von  intelligenten  Landwirten  gegeben  wird.  Durch  den  hundeite 
von  Jahren  dauernden  Gemüsebau  ist  der  Vorrat  an  Kali  und  in  geringerer 
Weise  auch  an  Phosphorsäure  trotz  der  fortwährenden  grossen  Gaben  von 
Stallmist  in  dem  an  und  für  sich  armen  Boden  jedenfalls  erheblich  erschöpft 
worden,  so  dass  eine  starke  Düngung  mit  Kainit  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
nur  gute  Erfolge  haben,  bezw.  eine  genügende  Rente  geben  muss. 

Den  hohen  Aufwendungen  an  Pacht  oder  Grundrente,  Dünger  und  Arbeits- 
kraft muss  eine  genügende  Ernte  entsprechen,  welche  durch  den  mühsamen 
Betrieb  im  Kleinen  direkt  an  die  Konsumenten  verwertet  werden  muss.  Ist 
dieses  nicht  der  Fall,  ist  der  Bardowicker  Garten-  und  Landwirt  mit  allen 
seinen  Familienangehörigen  von  Jugend  auf  dabei  nicht  bescheiden  in  allen 
Lebensansprüchen  und  von  morgens  früh  bis  abends  spät  stets  thätig,  so  kann 
er  nicht  bestehen.  P's  genügt  nicht,  dem  Boden  im  Jahre  eine  Ernte  ab- 
zugewinnen, sondern  zwxi  oder  gar  drei  müssen  mühsam  erzielt  werden.  Zu 
den  Hauptgemüsekulturen  in  Bardowick  gehören  junge  Gartenerbsen,  Speise- 
Möhren  (Karotten  oder  Wurzeln),  Frühkartoffeln,  Garten-  und  Viets-Bohnen, 
Spargel,  alle  Kohlarten,  vom  schönsten  Braun-  bis  zum  zartesten  Blumen- 
kohl, Sellerie,  Petersilienwurzeln  und  Porree,  Zwiebeln,  Knoblauch,  Schalotten, 
Salate,  Gurken,  Kürbis,  Tomaten,  sämtliche  Aal-  und  Wurstkräuter,  Spinat, 
Endivien,  Rhabarber,  Steckrübe,  Mairübe,  Radieschen,  Sommer-  und  Winter- 
rettiche, Rotebeete,  Schwarzwurzel  u.  s.  w. 

Von  den  genannten  Gemüsearten  und  sonstigen  Gartenfrüchten  sind  die 
verschiedenen  wertvollsten  Sorten,  von  der  frühesten  bis  zur  spätesten,  in 
Bardowick  vertreten,  sodass  hierin  eine  grosse  Auswahl  vorhanden  ist.  Auf- 
tauchende neue  Sorten  werden  teils  gemeinschaftlich,  teils  von  einzelnen 
Gartenwirten  angeschafft  und  auf  ihren  Anbauwert  sorgfältig  geprüft:  nicht 
Bewährtes  wird  ausgeschieden.  In  dieser  Beziehung  wirkt  der  im  Jahre  1S91 
gegründete  Garten-  und  Landwirtschaftliche  Verein  in  Bardowick  in  vorzüglich 
fördernder  Weise,  wie  er  auch  die  xVnwendung  von  Kainit,  Thomasphosphat- 
mehl und  Chilisalpeter     möglichst  zu  verbreiten  sucht. 

Zu  den  Spezialkulturen,  durch  welchen  Bardowick  zur  Zeit  berühmt  ist, 
gehören  Petersilienwurzeln  und  Karotten,  die  wohl  nirgend  besser  gefunden 
werden  als  dort. 

Die  Erziehung  und  der  Handel  mit  allen  möglichen  Pflanzen  der  ge- 
nannten Gemüsearten,  Suppenkräutern  etc.,  die  im  jugendlichen  Zustande  ver- 
hältnismässig Aveit  hin  verkauft  werden,  bilden  eine  wesentliche  Einnahme- 
quelle; dazu  gehört  auch  die  Kultur  und  der  Verkauf  von  Runkel-  und  Steck- 
rübenpflanzen. 

Auf  dem  Wasserwege  werden  alljährlich  ca.  1138700  kg  Grünwaren  und 
542  000  kg  Kartoffeln,  in  Summa  1680  700  kg  nach  Hamburg  verladen.  Auf 
der  Bahn  werden  ca.  3700000  kg  Grünwaren  und  Frühkartofffeln  etc.  nach 
Hamburg  befördert;  es  bildet  dieser  Absatz  also  eine  Gesamtsumme  von 
4  380  700  kg.  Dazu  kommen  die  erheblichen  Mengen  von  Grünwaren,  die  von 
den  Personen  in  Körben  mitgenommen  werden,  und  die  Verkäufe  auf  den 
Wochenmärkten  in  Lüneburg,  Harburg  und  Uelzen. 


Die  Gemüse-  und  Sämereikulturen  in  BarJowick. 


47  J 


Die  Ernte,  das  Zurechtmachen  und  die  Verpackung  der  Sachen  erfordern 
gleichfalls  eine  Menge  Arbeit. 

In  der  Zucht,  Ernte  und  Auswahl  der  Sämereien  geht  der  »Bardowicker« 
sorgfältig  zu  Werke.  Er  beobachtet  die  reifenden  Sämereien  täglich  und  versäumt 
niemals  die  rechte  Zeit  der  Ernte.  Es  ist  dies  ein  wichtiger  Vorteil  der  Klein- 
kultur, der  mit  dem  Anbau  auf  grossen  Flächen  nur  schwerer  zu  verbinden  ist. 

Sind  die  Herbstarbeiten  vollendet  und  die  Sämereien  gereinigt,  sortiert 
und  verpackt,  so  kommt  für  die  Männer  die  Zeit  des  Wanderns,  um  die  selbst- 
gewonnenen Sachen  im  einzelnen  zu  verkaufen.  Das  Hausieren  der  Frauen 
ist  immer  mehr  abgekommen,  so  dass  zur  Zeit  nur  noch  wenig  weibliche 
Personen  längere  Reisen  antreten.  Die  Männer  bleiben  oft  monatelang  fort 
und  lassen  sich  neue  Waren  nachschicken,  wenn  sie  die  mitgenommenen 
Packen  verkauft  haben.  Die  Reisezeit  dauert  mit  einigen  Pausen  bis  zum  Be- 
ginn der  Frühjahrsarbeiten,  Die  meisten  Familien  haben  ihre  bestimmte 
Gegend,  ihren  besonderen  »Strich«,  ihre  feste  Kundschaft,  die  sie  alljährlich 
bereisen  und  mit  den  nötigen  Sämereien  versehen.  Der  »Bardowicker«  weiss 
oft  besser  als  der  Landmann,  den  er  besucht,  was  dieser  an  Sämereien  bedarf. 
Es  giebt  Familien  in  Bardowick,  die  urkundlich  nachweisen  können,  dass  sie 
seit  der  Reformationszeit  in  einer  Gegend  dem  Handel  mit  Sämereien  nach- 
gehen. Wie  das  Haus  und  das  Land  vom  Vater  auf  den  Sohn,  von  Generation 
zu  Generation  vererbt  wird,  so  wird  auch  die  Kundschaft  für  den  Absatz  der 
Sämereien  mit  vererbt.  Es  ist  dieses  die  beste  Bürgschaft  für  die  strenge 
Reellität  des  Bardowicker  Samenhandels.  Der  Vater  pflegt  seinen  16-  bis 
17  jährigen  Sohn  mit  in  »seinen«  Distrikt  zu  nehmen,  um  ihn  rechtzeitig  einzuführen 
und  um  ihn  in  die  Kunst  des  Handels  immer  mehr  einzuweihen.  Während 
der  Reisezeit  wird  sehr  sparsam  gelebt,  oft  werden  die  Kosten  für  das  Nacht- 
quartier mit  benötigten  Sämereien  ausgeglichen.  Der  Kleinhandel  ist  seit  Jahr- 
hunderten der  fleissigen  Bardowicker  Bevölkerung  zur  Notwendigkeit  geworden. 

Als  eine  einträgliche  Nebenbeschäftigung  wird  die  Korbflechterei  seit 
langer  Zeit  in  Bardowick  ausgeübt.  Es  ist  erklärlich,  dass  zum  Versand  der 
grossen  Massen  von  Grünwaren  und  Sämereien  sehr  viele  Körbe  gebraucht 
werden,  aber  alle  diese  Körbe  werden  von  den  Bardowickern  aus  geschälten 
und  ungeschälten  Weiden  im  Winter  selbst  angefertigt,  um  auch  hierfür  die 
baren  Auslagen  zu  ersparen.  So  bildet  Bardowick  und  seine  fleissige  Be- 
völkerung ein  interessantes  Bild  der  Leistungsfähigkeit  und  der  grossen  volks- 
wirtschaftlichen Bedeutung  des  Garten  und  Landwirtschaft  treibenden  Klein- 
besitzes. Von  dem  Fleisse  der  »Bardowicker«  zeugen  auch  deren  saubere 
Gartenländereien,  die  meistens  durch  sorgfältig  gezogene,  schmale  W'eissdorn- 
heckcn  von  den  Strassen  und  Holen  getrennt  sind  und  in  denen  das  Unkraut 
keinen  Platz  findet,  wohl  aber  jeder  Fussbreit  Landes  gehörig  ausgenutzt  wird. 
Es  giebt  noch  viele  alte  ehrwürdige,  mit  Stroh  gedeckte  Bauernhäuser,  ohne 
den  modern  gewordenen  Schornstein,  die  den  Reiz  des  landschaftlichen  Bildes 
neben  den  historischen  Altertümern  und  den  vielen  neuen,  villenartig  gebauten, 
mit  Ziegeldach  etc.  versehenen  Häusern  wesentlich  erhöhen.  Alle  diese  Häuser 
pflegen  sich  mehr  oder  weniger  durch  sorgfältige  bauliche  Erhaltung  aus- 
zuzeichnen, wie  auch  die  vorhandene  Ordnung  und  vSauberkeit  auf  den  Höfen 
einen  angenehmen  Eindruck  auf  den  sachverständigen  Besucher  zu  machen  pflegt. 

(„Hannoversches  Land-  u.  Forstwirtschaftliches   X'ereir.sblati'",  No.   21  v.  27.  Mai  iScjj.i 


AT 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen.  —  Kleinere  Mitteilungen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  eta 


Epidendrum  Stanhopeanum  Kränzl. 

Seine  Heimat  sind  die  Anden  A'on 
Kolumbien.  Der  Stengel  ist  kurz,  nur 
'S  bis  10  cm  hoch,  die  Blätter  stehen 
zweizeilig,  sind  oval,  grün  mit  langen, 
transversalen  Streifen  oder  Flecken 
von  schmutzig-roter  Farbe.  An  der 
Basis  der  kurzen,  wenigblütigen  Blüten- 
traube befindet  sich  eine  sehr  eigen- 
artige, zarte  Blattscheide.  Die  drei 
bis  vier  Blüten  haben  einen  Durch- 
Tnesser  von  2.5  cm,  ihre  Lippe  ist  herz- 
förmig oder  nierenförmig  oder  in  ihrem 
Umfang  fast  halbkreisrund  mit  sehr 
kleinen  Zähnchen  am  Rande;  die 
Kronenblätter  sind  linear,  die  seitlichen 
Kelchblätter  schmal,  oblong  oder  fast 
lanzettlich.  Die  Blütenfarbe  ist  hell- 
grün mit  einem  rosa  Flauch  und  einigen 
•dunkleren     Flecken     auf     der     Lippe, 


Obengenannte  Blattscheide  hat  die 
Farbe  der  Blüten.  Zu  erwähnen  ist 
noch,  dass  die  Blätter  dicht  an  der 
Spitze  scharf  gezähnt  sind.  O.  Stan- 
hope  samtnelte  diese  weniger  hübsche, 
als  interessante  Art  in  den  fernen 
Gegenden  von  Ocaiia  und  sandte  an 
den  Autor  Prof.  Kränzlin  eine  gut 
kolorierte  Abbildung  der  Ptlanzen  und 
einige  getrocknete  Exemplare.  Hoffent- 
lich können  wir  dieselbe  bald  zu  den 
lebenden  Pflanzen  in  unseren  Gewächs- 
häusern zählen. 

Die  Pflanze  gehört  in  die  Verwandt- 
schaft von  E.  cristatum  LindL  und 
E.  miserrimum  LindL,  welche  Gruppe 
kleine,  wenig  ins  Auge  fallende  Pflanzen , 
die  nur  ein  botanisches  Interesse  haben, 
umfasst.  Unter  diesen  ist  sie  aber  die 
schönste. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Orchideen  für  den  Schnitt. 

(Schluss.  j 
C.  lab.  var.  Trianae  kann  man  die 
Königin  unter  den  Winterblühern  der 
labiata-Gruppe  nennen,  sie  spielt 
auch  für  den  Handel  die  wichtigste 
Rolle.  Das  \'ariationsvermögen  der 
Pflanzen  ist  unbegrenzt.  Unter  Tausend 
C.  Trianae  sind  nicht  zwei,  die  sich 
gleichen.  Es  ist  sehr  interessant,  zu 
beobachten,  dass  bei  neu  importierten 
Pflanzen  während  der  ersten  Blütezeit 
neben  grossen,  tadellos  entwickelten 
Blumen  oft  kleine  verkümmerte  mit 
auftreten.  Trianae  ist  leicht  zu 
kultivieren,  sowohl  aufgehängt  als 
auch  in  Töpfen  auf  Stellagen.  Das 
Erdreich  ist  im  allgemeinen  für  Catt- 
leyen  weniger  von  Bedeutung  als  die 
Temperatur-  und  Feuchtigkeits- 
verhältnisse. C.  Trianae  ist  wohl 
diejenige,  die  unter  wenig  zusagenden 
\'erhältnissen  noch  am  längsten  aus- 
hält. Ihre  Blütezeit  währt  etwa  zwei 
Monate.  Man  kann  dadurch,  dass  man 
diejenigen  Exemplare,  deren  Blüten  sich 
zuerst  zu  entwickeln  versprechen,  ein 
wenig  wärmer  stellt,  sie  zu  etwas 
schnellerem     Aufblühen     veranlassen 


und  so  die  Blütezeit  noch  verlängern. 
Hiermit  erreicht  man  oft.  dass  solche 
Pflanzen  dann  alljährlich  etwa  einen 
ganzen  Monat  früher  blühen,  und  das 
bedeutet  doch  für  den  Kultivateur  einen 
hohen  Gewinn.  Keineswegs  darf  man 
aber  denken,  dass  man  Orchideen 
»treiben«  kann.  Hierdurch  würde  man 
die  Pflanzen  so  stark  schwächen,  dass 
es  Jahre  lang  dauerte,  ehe  sie  sich 
wieder  erholten.  Der  \'erfasser  des 
oben  erwähnten  Artikels  schreibt:  »Ein 
Nachbar  von  mir  hatte  einst  alle  seine 
Catileyen  (Trianae)  zur  Weihnachts- 
zeit zur  Blüte  gebracht.  Es  waren 
frisch  importierte  Pflanzen,  und  diese 
Thatsache  wurde  allgemein  bewundert. 
Allein  die  Pflanzen  haben  sich  bis  jetzt 
noch  nicht  völlig  wieder  erholt.« 

Wohl  mit  C.  Trianae  identisch  ist 
C.  chocoensis.  Die  genanntenFormen 
sind  die  schönsten  Winterblüher  der 
G.  labiata-Gruppe.  Für  die  Sommer 
sind  es  hauptsächlich  C.  lab.  Moss  iae. 
gaskelliana,  gigas,  Mendelii  und 
einige  andere.  Es  würde  zu  ^veit 
führen,  wollten  wir  auf  alle  diese 
wertvollen  Varietäten  näher  eingehen. 

C. 


Kleinere  Mitteilungen. 


_413 


Petition  betreffend  verschärften  Vogelschutz. 

Der  Landtag  des  Herzogtums  Mei- 
ningen überwies  eine  Reihe  von 
Petitionen  von  Gartenbau-,  Geflügel- 
zucht- und  Vogelschutzvereinen,  die 
einen  verschärften  Vogelschutz  ver- 
langten, der  Regierung  zur  Berück- 
sichtigung und  beschloss,  die  Staats- 
regierung möge  im  Bundesrat  dafür 
eintreten,  dass  das  Zustandekommen 
eines  internationalen Uebereinkommens 
zum  Zwecke  des  Vogelschutzes  nach 
Kräften  gefördert  werde.  Ein  weiterer 
Antrag,  den  gewerbsmässigen  Handel 
mit  Singvögeln  bei  Strafe  zu  verbieten, 
wurde  gegen  die  Stimmen  der  Sozial- 
demokraten angenommen. 


Die  Pfirsich  Jessie  Kerr. 

Herr  Hofbuchdruckereibesitzer 
Radetzki-Berlin  schickte  uns  freund- 
lichst am  2.  August  lachende  Pfirsiche 
»Jessie  Kerr«  aus  seinem  Garten,  in 
welchem  22  Sorten  dieser  köstlichen 
Frucht  kultiviert  werden  und  schrieb 
dazu  u.  a.: 

Leider  ist  die  Güte  der  Frucht  in- 
folge des  kalten  nassen  Wetters  er- 
heblich minderwertig  gegen  andere 
Jahre,  vielleicht  bessert  sich  das  noch 
etwas,  wenn  warmes  Wetter  kommt. 
Die  Sorte  ist  Jessie  Kerr ,  eine 
Amerikanerin,  stets  8  Tage  früher  als 
Amsden-  und  rote  Mai -Pfirsich,  im 
Geschmack  sonst  mindestens  Amsden 
gleich.  Der  Baum  ist  sehr  hart,  steht 
frei  als  Strauch,  wird  nie  geschützt 
und  —  obwohl  rechts  und  links  mit 
den  Ästen  sich  berührend  ein  japanischer 
Plattpfirsich  und  ein  Belgier  (Leopold) 
stehen,  die  trotz  Bordelaiser  Brühe  und 
Schwefel  alljährlich  von  der  Kräusel- 
krankheit vollkommen  besetzt  sind  — 
hat  Jessie  Kerr  niemals  ein  ungesundes 
Blatt.  Dabei  ist  sie  äusserst  fruchtbar. 
1894  als  einjährigeVeredelung  gepflanzt, 
trug  der  Strauch  1895  etwa  1  Dutzend 
Früchte,  Im  Jahre  1896  brachte  er 
203  Früchte,  1897  deren  183  und  in 
diesem  Jahre  Frucht  an  Frucht,  jeden- 
falls mehr  als  450  Stück,  wiederholte 
Zählungen  ergaben  um  470—480,  genau 
ist's  leider  nicht  festzustellen.  Obwohl 
von  21  Pfirsichbäumen  nur  4  gut  tragen, 
die  anderen  setzten  sehr  schlecht  an 
trotz  voller  Blüte,  wird  die  Ernte  doch 
noch  1000  bis  1100  Früchte  geben, 
allerdings  gegenüber  2000  voriges  Jahr. 


Auch  die  Sorten  Amsden  und  Rother 
Maipfirsich  hatten  wir  Gelegenheit  zu 
kosten;  sie  waren  wirklich  hervor- 
ragend schön,  sowohl  hinsichtlich  ihres 
Geschmackes,  sowie  in  ihrer  sonstigen 
Ausbildung. 

Zur  Bekämpfung  des  Apfelblütenstechers. 

In  Stück  12  der  Mitteilungen  der 
Deutschen  Landwirtschafts-Gesellschaft 
finden  wir  unter  »Pflanzenschutzliche 
Nachrichten«  einen  interessanten  Auf- 
satz über  Versuche  zur  Bekämpfung 
obigen  Schädlings  von  Herrn  Held, 
dessen  Inhalt  ob  seiner  grossen  Wichtig- 
keit für  unsere  Obstzüchter  ich  in 
Kürze  wiedergebe: 

»Herr  Held,  Königl.  württem- 
bergischer Garteninspektor  in  Hohen- 
heim ,  hat  mit  Genehmigung  des 
Direktors  der  Königl.  landwirtschaft- 
lichen Akademie  in  Hohenheim, 
Professor  Strebel,  und  unter  Begut- 
achtung des  Professors  Dr. O.Kirchner 
auf  den  dortigen  sehr  ausgedehnten 
Obstpflanzungen  seit  ^/^  Jahren  Ver- 
suche zur  Bekämpfung  des  so  überaus 
gefährlichen  Apfelblütenstechers  aus- 
geführt. 

Die  Versuche  erstreckten  sich 
zwecks  Vernichtung  der  kleinen  Rüssel- 
käfer auf  Abfangen  am  Stamm  durch 
Leimgürtel,  durch  Aptelblütenstecher- 
fallen  aus  Papier  und  Holzwolle,  Gürtel 
aus  Wellenpappe,  Heugürtel  und  Heu- 
seile, und  auf  Wegfangen  der  Käfer  im 
Frühjahre  durch  Abschütteln  und  Ab- 
klopfen u.  s.  f.  Auch  das  Bestäuben 
der  Knospen  mit  feingemahlenem 
Schwefel,  Kalk,  Tabaksstaub,  Kupfer- 
schwefelkalkpulver, ferner  das  Be- 
spritzen der  Knospen  mit  Parisergrün, 
Bordelaiser  Brühe  u.  s.  w.  wurde  ver- 
suchsweise angewendet. 

Von  all  diesen  Versuchen  waren  die, 
bei  welchen  man  kein  Geld  für  Raupen- 
leim, Gürtel  aus  Wellenpappe,  Schwefel, 
Tabaksstaub  u.  s.  w.  ausgegeben  hatte, 
die  billigsten.  Es  waren  dies  für  das 
Wegfangen  derjenigen  Käfer,  die  im 
Winter  auf  dem  Stamme  verblieben, 
die  Versuche  mit  Heuseilen,  und  bei 
den  Käfern,  welche  im  Frühjahr  auf 
die  Bäume  flogen,  das  Abklopfen  der 
Äste,  Auflegen  und  Vernichten  der  auf  die 
untergelegten  Tücher  gefallenen  Käfer. 

Heuseile  wurden  im  Oktober  und 
November  1897  um  die   Bäume  gelegt 


474 


Kleinere  Mitteilungen. 


und  über  diese  ein  4— öfach  zu- 
sammengefaltetes Pack-  oder  Zeitungs- 
papier mittelst  Bindfaden  befestigt.  — 
Am  1.  und  18.  Februar  1898  wurden 
die  Heuseile  abgenommen  und  fanden 
sich  22000  Rüsselkäferchen  darin.  Es 
ist  das  von  2100  Bäumen  immer  noch 
keine  grosse  Zahl,  aber  Held  sagt 
sehr  richtig:  »Rechnen  wir  10  Käfer 
aufden  Baum,  darunter  etwa  7  Weibchen, 
von  denen  jedes  in  der  Zeit  von  Ende 
März  bis  Ende  April  20  Eier  legt,  so 
macht  das  auf  den  Baum  140  gerettete 
.Apfel  oder  Birnen,  das  sind  ungefähr 
10 — 12  kg  Früchte.  Doch  nimmt  man 
auch  nur  die  Hallte,  also  5  kg  für  den 
Baum  an,  so  sind  das  5X2100=105 
Doppelzentner,  und  würde  auch  nur 
der  vierte  Teil  hiervon,  ungefähr 
25  Doppelzentner  mehr  erzielt,  so  hätte 
sich  doch  diese  Winterarbeit  nicht  nur 
mit  Zinseszinsen  gelohnt,  sondern  auch 
die  allzustarke  Vermehrung  der  Käfer 
beschränkt.« 

Die  weitaus  am  besten  fruchtende 
Vertilgungsmethode  ist  das  Abklopfen 
der  Bäume,  und  damit  sind  die 
glänzendsten  Resultate  erzielt.  Der 
daraufhin  angestellte  Versuch  in  diesem 
Frühjahre  wurde  an  3000  Obstbäumen 
ausgeführt. 

Der  Versuch  dauerte  vom  28.  März 
bis  2.  Mai  und  ergab,  dass  nur  das 
Abklopfen  und  Autlesen  der  Schäd- 
linge von  durchschlagendem  Erfolge 
ist.  —  Bei  all  den  anderen  Versuchen, 
die  teils  sehr  kostspielig,  teils  auch  sehr 
zeitraubend  waren,  hatten  nur  die 
Fabrikanten  den  Nutzen,  sie  setzten 
ihre  Fabrikate  ab,  aber  die  Vertilgung 
der  Blütenstecher  dadurch  war  sehr 
gering. 

Bei  dem  Abklopfen  der  Bäume  legte 
man  unter  die  Bäume  ein  Wagenlaken, 
oder  Abklopftücher,  wie  solche  in 
Tyrol  verwendet  werden.  Zum  Ab- 
klopfen wurden  Stangen  benutzt,  an 
deren  Spitze  sich  ein  Stück  Eisenröhre 
befindet,  die  mit  Gummi  oder  Lappen 
überzogen  ist.  Es  hat  sich  dies  Ab- 
klopfen besser  bewährt  als  das  Ab- 
schütteln der  Bäume. 

Das  Abklopfen  der  Bäume  nach  8  Uhr 
morgens,  wenigstens  bei  Sonnenwetter, 
hatte  nur  wenig  Erfolg,  da  die  Käferchen 
dann  flogen,  am  sichersten  und  besten 
war  der  Erfolg  von  morgens  5  bis 
7    Uhr,    wenn    die    Käfer    durch "^  Tau 


und    Kälte    noch    ungelenk    und    steif 
waren.« 

Auch  bei  uns  ist  in  recht  vielen 
Gegenden  der  Apfelblütenstecher  zu 
einer  so  schlimmen  Plage  geworden, 
dass  wir  ihn  mehr  zu  fürchten  und  zu 
bekämpfen  haben,  als  wie  die  San 
Jose-Laus,  von  der  wir  gar  nicht  wissen, 
ob  ihr  unser  Klima  überhaupt  zusagt. 
Es  wäre  im  Interesse  unseres  Obst- 
baues von  sehr  grosserBedeutung,  wenn 
unsere  Obstbauvereine  resp.  Obst- 
züchter einmal  energisch  gegen  diesen 
kleinen  aber  sehr  gefährlichen  Schädiger 
vorgehen  wollten,  ehe  es  zu  spät  ist, 
und  durch  staatliche  Massnahmen  erst 
erzwungen  werden  muss,  was  leichter 
freiwillig  geht.  Zum  Abklopfen  der 
Bäume  ist  die  geeignete  Zeit  das  Früh- 
jahr. Die  auf  untergelegten  Laken  ge- 
fundenen Käfer  .  werden  zusammen- 
gefegt und  in  einem  Behälter,  in  dem 
sich  Kalkmilch  mit  etwas  Petroleum 
gemischt  befindet,  geschüttet,  worin  sie 
sofort  getötet  werden.  Weiter  empfiehlt 
sich  nach  meinen  Erfahrungen  im 
November  eines  jeden  Jahres  das  Aus- 
streuen von  pulverisiertem  Kalk  rings 
dicht  um  den  Stamm  herum  ca.  1  m 
im  Durchmesser  und  Untergraben  des- 
selben. Es  wird  dadurch  ein  grosser 
Prozentsatz  der  im  Winter  im  Boden 
überwinternden  Käfer  getötet. 

E.  L  e  s  s  e  r. 


Dekoration  der  Kaiser  Wilhelm-Gedächtniskirche 
bei  der  Bismarok  Trauerfeier. 

Für  die  Trauerfeier,  die  am  Donners- 
tag den  4.  August,  Vormittag  10  Uhr 
zu  Ehren  des  Fürsten  Bismarck 
in  der  Kaiser  Wilhelm  -  Gedächtnis- 
kirche in  Gegenwart  des  Kaisers 
und  der  Kaiserin  abgehalten  wurde, 
waren  die  Vorbereitungen  von  dem 
Kabinett  der  Kaiserin  unter  per- 
sönlicher Leitung  des  Oberhof- 
meisters der  Kaiserin,  Freiherrn  von 
Mirbach,  getroffen  worden.  Die  Aus- 
schmückung der  Kirche  hatte  die  Kgl. 
Tiergarten-Verwaltung  unter  Leitung 
von  Gartendirektor  Geitner  und  Ober- 
gärtner Freudemann  übernommen. 
Vor  dem  Hauptportal,  durch  welches 
der  Kaiser  und  die  Kaiserin,  sowie 
die  Ehrengäste  in  die  Kirche  traten, 
waren  zu  beiden  Seiten  grosse  Lorbeer- 
bäume aufgestellt.  Im  Innern  der 
Kirche    war    rechts     und     links    vom 


Aus  den  Vereinen. 


_475 


Altar  ein  prächtiger  Aufbau  von 
Palmen,  Kentien,  Latanien,  Phönix 
und  Areca  hergestellt.  Auf  dem  Altar 
hatte  eine  Gruppe  von  Palmen  und 
Blumen,  Lilien,  Azaleen  etc.,  Platz 
gefunden.  Hinter  dem  Altar  erhoben 
sich  Dracaenen.  Das  Ganze  wurde 
durch  eine  Guirlande  um  den  Altar 
abgeschlossen.     (Voss.  Ztg.) 


Nachtrag  zu  den  Kränzen  für  Fürst  Bismarck. 

Die  Aeltesten  der  Kaufmannschaft 
von  Berlin  haben  an  dem  Sarge 
des  Fürsten  Bismarck  einen  Kranz 
niederlegen  lassen.  —  Der  Vor- 
stand des  Vereins  Berliner  Kaufleute 
und  Industrieller  und  des  Zentral- 
ausschusses hiesiger  kaufmännischer, 
gewerblicher  und  industrieller  Vereine 
haben  am  Grabe  einen  Kranz  mit  der 


Aufschrift  niedergelegt:  ,,Dem  Schilde 
Deutschlands,  dem  Hort  des  Friedens, 
dem  Beschützer  von  Handel  und  In- 
dustrie, dem  Fürsten  Otto  v.  Bismarck 
in  dankbarer  Verehrung  gewidmet."  — 
Die  Gemeinde  Friedenau  hat  einen 
mit  in  den  Friedenauer  Farben  (weiss 
und  blau)  gehaltener  Schleife  ge- 
schmückten Kranz  nach  Friedrichsruh 
gesendet.  Die  Schleife  trug  die  Auf- 
schrift: „Ihrem  Ehrenbürger,  dem 
Fürsten  Otto  v.  Bismarck,  die  dank- 
bare Gemeinde  Friedenau."  — ■  Die 
von  dem  Verbände  der  deutschen 
Berufsgenossenschaften  nach  Frie- 
drichsruh gesandte  Kranzspende 
I  schmückte  ein  Palmen-  und  Blumen- 
gewinde. Die  Schleife  trug  die  Auf- 
schrift: ,,Dem  Fürsten  Otto  v.  Bismarck, 
demBegründerderArbeiterversicherung 
in  Deutschland."    (Voss.  Ztg.) 


Aus  den  Vereinen. 


Ausflug  der  Ausschüsse  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  nach  Sanssouci. 

Die  Ausschüsse  nahmen  Donners- 
tag den  4.  August  Gelegenheit,  sich 
die  Pfirsich-  und  Weintreibereien  der 
Königlichen  Gärten  zu  Sanssouci,  unter 
persönlicher  Begleitung  des  diese  Ab- 
teilung vorstehenden  Herrn  Hofgärtner 
Kuhn  er t  näher  anzusehen.  Betreffende 
Anlagen  zerfallen  in  alte  und  neue; 
alte,  die  s.  Zt.  vom  Hofgärtner  Wund  el, 
neuere,  die  unter  Aegide  von  Direktor 
Vetter  und  Walter  eingerichtet 
worden  sind.  Um  das  hier  gleich  zu 
erwähnen,  berührte  die  Mitteilung  sehr 
angenehm,  dass  sowohl  Hausbau  wie 
Heizanlage  von  hiesigen  Geschäftsleuten 
besorgt  worden  sind.  Die  alten  An- 
lagen, im  wesentlichen  vom  Hofgärtner 
Wundel  hergestellt,  tragen  den 
neuesten  Ansprüchen  bezw.  Durch- 
lüftung und  Heizung  vollauf  Rechnung. 
Diese,  unter  der  persönlichen  Leitung 
des  Herrn  Hofgärtner  Kuhnert 
stehende  älteren  Anlagen,  inmitten  der 
Abteilung  Blumentreiberei  gelegen, 
zeigtuns  indenSorten:  BlackHamburgh, 
ForstersWhiteseedling,  RoyalMuskadin, 
Black  Alicante  sehr  schöne  zweijährige 
Reben  mit  kräftigem  Holzwuchs  und 
starkem  Früchteansatz.  Die  Einrichtung 
zu   den  hier   im  Ganzen    vier  grössere 


Häuser  enthaltenen  Treibereien  ist 
derartig,  dass  ein  Haus  für  sich  nur  die 
betr.  Sorte  enthält,  welche  gerade  die 
wünschenswerte  ist,  z.  Z.  blauer  Mal- 
vasier,  der  auf  der  Tafel  mehr  begehrt 
wird  als  irgend  eine  Muskat-Traube. 

Die  hier  von  Knappstein  angelegte 
Heizung  hat  sich  bisher  gut  bewährt. 
Die  neue,  am  Drachenberge  errichtete 
Wein-  und  Pfirsich -Treibanlage  be- 
steht z.  Z.  aus  zwei  je  40  m  langen 
eisernen  Häusern,  deren  horizontal 
laufende  Konstruktionsteile  aus  Eisen, 
alle  vertical  laufenden  dagegen  aus 
Pitch-Pine-Holz,  von  Wehmer-Rixdorf 
erbaut  sind.  Die  Heizung  zu  der 
gesamten  Einrichtung,  welche  noch 
weiterer  Ergänzung  harrt,  bilden  vier 
Klimax-Kessel,  in  einer  Anlage  ver- 
einigt, gleichfalls  von  Knappstein 
gebaut.  Die  Lüftungs-Vorrichtungen 
sind  die  denkbar  einfachsten;  ver- 
mittelst feststehender  Schrauben- 
gewinde werden  LInter-  wie  Oberfenster 
gleichmässig gehoben  bezw. geschlossen. 
Bei  den  Eisenteilen  im  Innern  ist  der 
neuerdings  an  Schiffen  in  Anwendung 
gekommene  Korkanstrich  zur  Aus- 
führung gebracht,  für  das  Feuchthalten 
des  Innern  jedenfalls  vorteilhaft,  aber 
bezüglich  Verbreitung  des  Ungeziefers 
eine  doch  zu  überlegende  Einrichtung. 


47^ 


Aus  den  Vereinen. 


Die  erste  dieser  Abteilungen  legte 
bereits  Hofgarten-Direktor  Vetter  an, 
die  zweite,  neueste,  Hofgarten-Direktor 
Walter  und  ist  die  innere  Anlage  der 
Heizröhren  etc.  nach  Angaben  der 
diese  ganze  Abteilung  beaufsichtigenden 
zwei  englischen  Gehilfen  (Mr.  Gilbert) 
gemacht  worden. 

Die  hier  ausgepflanzten  Weine,  drei- 
jährige Pflanzung,  in  gleichen  Sorten  wie 
vorher,  zeigen  weder  im  Schnitt  noch 
in  dem  Traubenansatz  eine  sogenannte 
Musterkultur.  Die  Schnittmethode  ist  i 
hier  gar  nicht  zu  erkennen,  während 
in  den  unteren  alten  Abteilungen  Herr 
Hofgärtner  Kuhnert  die  Stöcke  im 
Schnitt  ä  la  Thomery  behandelt. 
Dass  vor  wie  nachher  unsere  Mit- 
glieder noch  manches  Interessante, 
namentlich  die  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt, 
zu  sehen  Gelegenheit  hatten,  soll  nicht 
verschwiegen  werden,  ist  aber  hier  zu 
übergehen,  da  alles  Genossene  nur  im 
Fluge  an  uns  vorüber  zog.  Der  König- 
lichen Gartendirektion  aber  für  den 
genussreichen  Nachmittag,  ebenso 
unseren  liebenswürdigen  Führern,  Hof- 
gärtner Kuhnert,  Garteninspektor 
Echtermeyer,  Obergärtner  Rosen- 
berg, unseren  herzlichsten  Dank! 

Hoffmann. 

Verein  Deutscher  Gartenkünstler. 

Der  »Verein  Deutscher  Garten- 
künstler« hielt  seine  XI.  Hauptver- 
sammlung im  Gürzenich  zu  Köln  ab 
unter  dem  Vorsitze  des  städtischen 
Garteninspektors  Fintelmann.  Der 
Vorstand  war  mit  Ausnahme  des 
städtischen  Gartendirektors  Trip 
vollzählig  vertreten.  Nach  Eröffnung 
der  Versammlung  begrüsste  der  zweite 
Bürgermeister  im  Namen  der  Stadt 
den  Verein,  desgleichen  der  Garten- 
direktor Ko  walle  k  namens  der  Kölner 
Gartenbaugesellschaft.  Die        Ver- 

sammlung ernannte  hierauf  einmütig 
den  Oberbürgermeister  Becker  zu 
Köln  zum  Ehrenmitgliede  des  Vereins. 
Der  nächste  Punkt  der  Tagesordnung: 
„Erhöhung  des  Beitrages  statt  von  lo 
auf  15  M.  gleich  auf  20  M."  wird 
nach  längerer  Debatte  zurückgestellt 
und  der  Antrag  Jung:  „Lieferungs- 
vertrag mit  der  Gartenwelt"  ver- 
handelt. Im  Zusammenhange  mit 
der  Frage  der  Gründung  eines  eigenen 
Vereinsorganes  entspinnt  sich  ein 
längerer    Meinungsaustausch,     der    zu 


dem  Ergebnisse  führte,  den  Antrag 
Jung  abzulehnen  und  den  vom  Vor- 
stande gemachten  Vorschlägen  inbetreff 
Gründung  eines  eigenen  Organs  zu- 
zustimmen. Nach  Verlesung  des  für 
die  neue  Zeitschrift  vorgelegten  Ver- 
trages wird  beschlossen,  demselben 
zuzustimmen  und  hinsichtlich  der 
Einzelheiten  die  Feststellung  dem  Vor- 
stande in  Verbindung  mit  dem  Press- 
ausschuss  und  einer  aus  fünf  Herren 
bestehenden  Kommission  zu  überlassen. 
Alsdann  wird  seitens  des  Vorstandes 
der  Bericht  über  die  Hochschulfrage 
und  über  die  Teilnahme  des  Vereins  an 
der   Pariser   Weltausstellung    gegeben. 

Bei  der  Neuwahl  des  Vorstandes 
werden  die  Herren  per  Akklamation 
wiedergewählt,  nur  für  Herrn  Garten- 
direktor Trip,  der  eine  Wiederwahl 
abgelehnt  hat,  ward  Herr  Gartendirektor 
Kowallek  als  zweiter  Stellvertreter 
des  Vorsitzenden  mit  überwiegender 
Mehrheit  gew'ählt. 

Nach  Genehmigung  des  Haushaltungs- 
planes für  das  laufende  Jahr  wird  als 
nächstjähriger  Vorort  Mannheim  vor- 
geschlagen, nachdem  die  Einladung 
von  seifen  Münchens  zurückgezogen 
worden  war. 

Der  Gartendirektor  Kowallek  er- 
läutert nunmehr  den  von  ihm  ein- 
gebrachten Antrag:  , .Aufstellung  von 
allgemeinen  Regeln  für  die  Bepflanzung 
der  verschiedenartigsten  Strassentypen 
in  grösseren  Städten  unter  Berück- 
sichtigung möglichst  aller  vor- 
kommenden Umstände".  Nach  dem 
Antragsteller  nimmt  Herr  Hille- 
brecht-Düsseldorf  zur  längeren  und 
eingehenden  Begründung  dieses  Gegen- 
standes das  Wort;  desgleichen  spricht 
Herr  He  icke- Aachen  für  die  Wichtig- 
keit der  Sache.  Die  Herren  Bouche- 
Bonn,  Jung  -  Köln  und  Olbrich- 
Schweiz  geben  Beispiele  an,  wo  die 
Anpflanzung  falscher  Baumarten  zu 
erheblichen  Unzuträglichkeiten  führte; 
letzterer  berührt  die  einzelnen  in  Be- 
tracht zu  ziehenden  Bodenverhältnisse. 
Der  Vorstand  wird  beauftragt,  die 
weiteren  Schritte  in  dieser  An- 
gelegenheit zu  veranlassen. 

Zum  Schlüsse  hielt  Herr  Stadt- 
obergärtner Jung  einen  interessanten 
Vortrag  über  die  öffentlichen  Anlagen 
der  Stadt  Köln.  Redner  giebt  ein  an- 
schauliches Bild  der  Entstehung  der 
verschiedenen  Anpflanzungen    und  er- 


Ausstellungen  und  Kongresse.   —  Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


477 


läutert  an  der  Iland  von  zahlreich  im 
Saale  aushängenden  Plänen  die 
einzelnen  Schöpfungen. 

Herr  Stadtobergärtner  Giemen  wird 
einstimmig  als  Redakteur  des  Vereins- 
organs wiedergewählt  und  das  Er- 
gebnis der  Ausschusswahlen  bekannt 
gegeben. 

Bericht  über  die  Verhandlungen  der  XIV.  all- 
gemeinen Versammlung   Deutscher    Pomologen 


und  Obstzüchter  und  des  Deutschen  Pomologen- 
Vereins  in  Cassel  vom  1.  bis  3.  Oktober  1896, 

auf  Grund  des  stenographischen 
Berichtes  erstattet  von  K.Wissenbach, 
Friedhofsinspektor  und  I.  Schriftführer 
der  Obstausstellung. 

Er  bietet  allen  Obstbau-Interessenten 
viel  Anregung  und  Belehrung  und  wird 
trotz  des  verspäteten  Erscheinens  den- 
selben willkommen  sein.         Dr.  Kr. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Internationale  Ghrysanthemu m- 
Ausstellung,  verbunden  mit  einem 
Kongress,  findet  vom  lo. — 15. November 
in  Lille  statt.  An  der  Spitze  des 
Komitees  steht  Jules  Lefebore. 


Die  Societe  frangaise  des 
Rosieristes  veranstaltet  in  Lyon  am 
2.  und  3.  September  ihren  2.  Kongress, 
verbunden  mit  einer  Ausstellung.  Der 
Generalsekretär  M.  Octave  Meyran, 
Lyon,  Grande-Rue  de  la  Croix-Rousse, 
erteilt  Interessenten   weitere  Auskunft. 


Züllichau.  Brandenburgische  Obst- 
und  Gartenbau- Ausstellung  vom  30.  Sep- 
tember bis  3.  Oktober  1898.  Das 
soeben  durch  den  Geschäftsführer  der 
Ausstellung  Herrn  Brandrup  in 
Züllichau  versandte  und  auf  Wunsch 
von  demselben  kostenfrei  zu  erhaltende 
Programm  enthält  unter  No.  10  eine 
Neuerung  als  besondere  Aufgabe  für 
Vereine  und  Gemeinden:  »Diejenigen 
Aepfel  und  Birnen,  welche  sich  in  dem 
betreffenden  Gebiete  am  besten  be- 
währt haben,  und  zwar  sowohl  hin- 
sichtlich guten  Gedeihens   und  Wider- 


standsfähigkeit des  Baumes  als  auch  in 
Bezug  auf  gute  und  regelmässige 
Tragbarkeit  und  gute  Verwertbarkeit 
der  Früchte.«  Die  näheren  Angaben 
über  den  Boden,  in  welchem  die 
Sorten  sich  am  besten  bewährt  haben, 
sowie  über  die  beste  Art  der  Ver- 
wertung nach  den  gemachten  Er- 
fahrungen sind  auf  einem  besonderen 
Zettel  beizufügen.  Es  ist  zu  empfehlen, 
die  Auswahl  möglichst  streng  zu 
treffen  und  nur  wenige,  aber  wirklich 
gute  vielseitig  erprobte  Sorten  auszu- 
stellen. Diese  Aufgabe  soll  zur  Auf- 
stellung guter  Lokalsortimente  anregen. 
Nach  Lage  der  Sache  ist  ein  Wett- 
bewerb in  dieser  Nummer  nicht 
möglich.  Im  Interesse  des  Obstbaues 
sei  aber  die  Aufmerksamkeit  von 
Vereinen  und  Gemeinden  ganz  be- 
sonders auf  diese  Aufgabe  hin- 
gelenkt. 


Wien.  17.  bis  27.  September.  Dritte 
temporäre  Gartenbau-Ausstellung  der 
Wiener  Jubiläums-Ausstellung  im  Jahre 
1898.  (Ist  die  100.  Ausstellung  der 
Wiener  Gartenbau-Gesellschaft.) 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Franz  Pretzei  &  Co.,  Berlin,  Gr. 
Hamburgerstr.  32.  Schläuche  und 
sonstige  Apparate  für  Garten-  und 
Parkpflege  (mit  Abb.).  —  Gustav 
A.  Schultz,  Lichtenberg- Berlin  O., 
Blumenzwiebeln,  Topfgewächse,  Warm-, 


Kalthausptlanzen,  Dekorationspflanzen 
etc.  —  A.  Metz  &  Co.,  Berlin,  Bülow- 
strasse  57,  Original-Saatgetreide,  Grün- 
futter- und  Gründüngungs-Sämereien, 
Blumenzwiebeln ,  Knollengewächse, 
Düngemittel  etc.  (mit  Abb.). 


471. 


Litteratur. 


Friedrich  Spittel  in  Arnstadt  bei 
Erfurt.  Harlemer  Blumenzwiebeln, 
Knollen-  und  Wurzelgewächse,  Zier- 
und  Fruchtsträucher,  Zier-  und  Obst- 
bäume, Rosen,  Stauden.  (Mit  Abb.)  — 
F.  C.  Heinemann  in  Erfurt  (Thür.). 
Herbst-Katalog  1898.  Blumenzwiebeln, 
Sämereien,  Getreide,  Erdbeeren,  Obst, 


Requisiten.  (Mit  Abb.)  —  Ad.  de 
Clercq  van  Gyseghem  in  Ledeberg- 
Gand  (Belgien),  Chaussee  de  Gontrode. 
—  Metz  &  Co.  in  Steglitz  bei  Berlin. 
Saatgetreide  und  andere  Sämereien 
landwirtschaftlicher  sowie  gärtne- 
rischer Kulturen  für  die  Herbstsaat, 
Blumenzwiebeln,  Düngemittel  etc. 


Litteratur. 


Berlin  und  seine  Arbeit.  Amt- 
licherBericht  der  Berliner  Gewerbe- 
Ausstellung  1896,  zugleich  eine  Dar- 
stellung des  gegenwärtigen  Standes 
unserer  gewerblichen  Entwicklung. 
Herausgegeben  vom  Arbeitsausschuss 
Fritz  Kühnemann,  H.  Feilsch, 
L.  M.  Goldberger,  Mit  einem  Plane 
der  Ausstellung  und  357  Abbildungen 
nach  Originalzeichnungen  von  Otto 
Eckmann,  Otto  Günther-Naumburg, 
Wilhelm  Kuhnert,  W.  Weimar 
und  nach  photographischen  Aufnahmen. 
Berlin  1898.  Verlag  von  Dietrich 
Reimer  (Ernst  Vohsen).  Gross- 
quart, 891  Seiten. 

Dieses  Prachtwerk  enthält  auch 
vieles  den  Gartenbau  Betreffende. 
Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Hampel 
schildert  S.  92  bis  98  den  Treptower 
Park,  mit  Plänen  der  schönen  Garten- 
bau-Anlagen vor  dem  Hauptgebäude, 
und  giebt  als  Schlussvignette  die  Ab- 
bildung der  Prunkbowle,  welche 
Se.  Maj.  der  Kaiser  für  die  Jubiläums- 
Ausstellung  des  Vereins  zurBeförderung 
des  Gartenbaues  stiftete.  L.  Witt- 
mack  behandelt  von  Seite  843  bis  857 
die  eigentliche  Gartenbau  -  Abteilung 
(Gruppe  XVII)  und  giebt  zunächst  eine 
Terrainbeschreibung,  dann  Geschicht- 
liches über  den  Gartenbau  in  Berlin 
und  bespricht  hierauf  die  einzelnen 
Unterabteilungen:  Landschaftsgärtnerei, 
Baumschulenerzeugnisse  und  Obstbau, 
Rosen,  Topf-  und  Freilandpflanzen, 
Binderei,  Gemüse,  wissenschaftliche 
Abteilung  und  Gewerbliches.  Die  Ab- 
bildungen zu  diesem  Teil  finden  sich 
an  anderen  Stellen  zerstreut. 


und  Verlag  von  L.  Obermann-Ham- 
burg. Preis  jährlich  6  M.  Wiederum 
eine  neue  gärtnerische  Zeitschrift,  und 
zwar  eine,  die  ganz  speziell  dem  oben 
genannten  Spezialfach  dienen  soll.  Ob 
ein  Bedürfnis  dafür  vorhanden,  möchten 
wir  aber  fast  bezweifeln,  da  bereits 
das  Organ  des  Vereins  deutscher 
Gartenkünstler  existiert.  Indes  wir 
wollen  abwarten,  wie  sich  die  Zeit- 
schrift entwickelt. 


Der  Landschaftsgärtner. 
Illustrierte  Zeitschrift  für  Landschafts- 
gärtnerei. Herausgegeben  von 
Gustav  Feder  in  Hamburg.  Druck 


Hebung  des  deutschen  Gras- 
samenbaues. 2  Vorträge,  gehalten 
von  L.  Wittmack  und  Otto  Ernst. 
S.  A.  a.  d.  Jahrb.  der  D.  L.  G.  1897. 
Bd.  12.  Die  in  Deutschland  Heu  liefern- 
den Wiesenflächen  haben  fast  dieselbe 
Grösse  wie  die  mit  Roggen  bestellten 
Felder.  Während  nun  jeder  Landmann 
bestrebt  ist ,  sich  möglichst  gute 
Roggensaat  zu  verschaffen  oder  gar 
selbst  zu  züchten,  beschäftigen  sich  mit 
dem  Saatenbedarf  für  unsere  heimischen 
Wiesen  nur  wenige.  Auf  manchen 
Wiesen,  so  namentlich  auf  den  an 
Flüssen  liegenden,  sorgt  allerdings  die 
Natur  selbst  für  den  nötigen  Nachwuchs. 
Aber  es  bleiben  doch  noch  grosse 
Flächen,  so  z.  B.  Moorwiesen,  Klee- 
grasschlägs  etc.,  für  die  eine  Menge 
Saat  verlangt  wird.  Erst  in  neuester 
Zeit  sucht  man  den  Grasamenbau  zu  ver- 
bessern, aber  trotz  der  mannigfachen 
Anregungen,  die  dieser  Sache  von 
berufener  Seite  entgegengebracht 
werden,  trotz  diverser  recht  beträcht- 
licher Preisausschreiben  für  Anleitungen 
sowie  für  praktisch  durchgeführte 
Anbauversuche  —  kaum  fanden  sich 
Bewerber  für  dieselben  —  liegt  der 
Grassamenbau  noch  sehr  im  Argen.  Es 
fehlt  eben  den  meisten  Landwirten  die 
Erfahrung  vom  Grassamenanbau  und 
auch     das     Interesse.      Letzteres     soll 


Litteratur. 


479 


durch  diese  Vorträge  angeregt  werden, 
in  welchen  die  Vortragenden  die  für 
die  Praktiker  wichtigsten  Punkte  kurz 
darlegen.  Die  Abhandlung  kann  Allen, 
die  sich  für  den  Grassamenbau,  mit 
dem  noch  Geld  zu  verdienen  ist,  in- 
teressieren, nur  empfohlen  werden. 
Dr.  Kr. 

Der  Tropenpflanzer.  Zeitschrift 
für  die  tropische  Landwirtschaft; 
herausgegeben  von  O.  War  bürg  und 
P.  Wohltmann-Bonn-Poppelsdorf. 
Preis  jährlich  8M.  »Der  Tropen- 
pflanzer« bezweckt,  die  landwirt- 
schaftlichen Interessen  Deutschlands 
in  den  Tropen  und  Subtropen  zu 
sammeln,  zu  fördern  und  zu  vertreten 
und  ferner  die  landwirtschaftliche 
Entwickelung  unserer  Kolonien  that- 
kräftig  zu  unterstützen.  Die  soeben  er- 
schienene Nummer  enthält  wiederum 
eine  ganze  Reihe  sehr  lehrreicher  Auf- 
sätze. Bei  dem  sich  immer  mehr 
steigernden  Interesse  für  unsere 
kolonialen  Unternehmungen  wird  diese 
unter  einer  so  vorzüglichen  Redaktion 
stehende  Zeitschrift  sich  zweifellos  von 
Jahr  zu  Jahr  einen  immer  grösseren 
Leserkreis  erwerben.  Dr.  Kr. 


Index  seminum  in  hortis  Musei 
Parisiensisannoi897Collectorum. 
Eine  nach  Familien  geordnete  Auf- 
zählung der  gewonnenen  Samen.  Es 
wird  von  denselben  auf  Wunsch 
abgegeben. 


K.  Dinter,  Alphabetical  Catalogue 
of  Plauts  grownig  in  the  open  air  in 
the  garden  of  Tomas  Hanbury  Palazzo 
Orenga,  La  Mortola  near  Ventimiglia, 
Italy.  Diese  Zusammenstellung  dürfte 
manchem  unserer  Leser  im  Anschluss 
an  unsere  s.  Zt.  gebrachte  Abhandlung 
über  die  Gärten  in  La  Mortola  sehr 
willkommen  sein. 


Wieler,  Holzbildung  auf  Kosten  des 
Reservematerials  der  Pflanzen.  S.-A. 
a.  Tharander  forstl.  Jahrb.  Bd.  47. 


H.  Ross,  Doryanthes  Palmeri.  S.-A. 
a.  Neuberts  Gartenmagazin,  Jahrg.  50. 
Ein  im  Nymphenburger  Hofgarten  zur 
Blüte  gekommenes  Exemplar  gab  dem 
Verfasser  die  Veranlassung,  die  Auf- 
merksamkeit der  Gärtner  auf  diese 
schöne  Amarvllidee  zu  lenken. 


Delpino,  Dimorfisma  del  Ranun- 
culus  Ficaria.  S.-A.  a.  Memorie  della 
R,  Academia  delle  Scienze  deir 
Instituto  di   Bologna,    ser.  V.  tomo  VI. 


Conwentz,  die  Eibe  in  der  Vor- 
zeit der  skandinavischen  Länder.  Vor- 
trag in  der  Xaturforschenden  Gesell- 
schaft.    S.-A.  a.  Danzig.  Ztg. 


H.  Potonie.  Die  Metamorphose  der 
Pflanzen  im  Lichte  paläontologischer 
Thatsachen.     Vortrag. 


F.  G.  Stebler.  Beiträge  zur  Kenntnis 
der  Matten  und  Weiden  der  Schweiz. 
S.-A.  a.  Landwirtschftl.  Jahrb.  der 
Schweiz  1897. 


Adressbuch      der     Kunst-     und 
Handelsgärtner  Deutschlands 

1898.      Verlag    v.    Neubauer    &   Co., 
Leipzig. 


Del  Tabacco,  Storia,  geografia. 
statistica,speciografia,agrologia  e  pato- 
logia  pel  Dr.  Prof.  O.  Com  es. 

Im  Jahre  1897  erschien  der  erste 
Teil  dieses  vorzüglichen  Werkes,  der 
sich  mit  der  Entdeckung,  Verbreitung 
und  dem  Gebrauch  des  Tabaks  in 
Amerika,  der  Heimat  des  beliebten 
Krautes  und  mit  seiner  Einführung  in 
Europa  befasst.  Ein  Jahr  später  schon 
folgte  dieser  wichtigen  Abteilung  der 
zweite  Teil  des  klassischen  Werkes 
und  der  berühmte  Verfasser,  der  in 
alter  Rüstigkeit  in  Neapel  lebt  und 
schafft,  verspricht  das  glänzende 
statistische  Buch,  aus  dem  man  Be- 
lehrung in  schöner,  angenehmer  Form 
schöpfen  kann,  noch  weiter  fortzusetzen. 
Niemand  wird  das  herrliche  Werk  un- 
befriedigt aus  den  Händen  legen.  Es 
bietet  in  klassisch  reiner  und  anmutiger 
Sprache  so  ungeheuer  viele  neue  und 
hochinteressante  Mitteilungen  und 
Beobachtungen,  eine  solche  Fülle  von 
Gelehrsamkeit  in  anmutiger  Form,  dass 
nicht  nur  Gelehrte  und  Landwirte, 
sondern  auch  passionierte  Raucher  und 
selbst  Nichtraucher  dasselbe  mitGenug- 
thuung  begrüssen  werden.  Der  Um- 
stand, dass  die  Regierung  der  Yer- 
einigten  Staaten  das  schätzbare  Buch 
auf  ihre  Kosten  ins  Englische  über- 
setzen lässt,  beweist  dessen  ausser- 
ordentlichen kulturhistorischen  Wert, 
und   es   wäre  zu   wünschen,   dass   das- 


48o 


Personal-Nachrichten. 


selbe  auch  recht  bald  einen  Übersetzer 
in  die  deutsche  Sprache  finden  möchte. 
C.  Sprenger. 


Karl  Koopmann,  Kgl.  Gartenbau- 
direktor und  Vorstand  der  fürstlichen 
Gartenverwaltung  zu  Wernigerode. 
Denkschrift  über  Hebung  des 
Obstbaus,  als  Protokoll  der  Verhand- 
lungen der  Garten-  und  Obstbauvereine 
zu  Blankenburg,  Gernrode,  Halberstadt 
und  Wernigerode.  Juni  1898.  Ein 
Grundgedanke  dieser  sehr  empfehlens- 
werten Schrift  ist:  Ein  wirtschaftlich 
rentabler  Obstbau  lässt  sich  nicht  als 
Nebensache  betreiben.  So  ist  es  in 
Amerika  auch.  Der  Farmer  ist  ent- 
weder Landwirt  oder  Obstzüchter,  nicht 
beides.  Die  Denkschrift  verlangt: 
Schaffung  grösserer  wirtschaftlich  und 
kulturell  musterhaft  gehaltener  Gross- 


kulturen und  gründliche  Reorganisation 
des  Ausbildungswesens.  L.  W. 


Arthur  Weisse.  Die  neueren 
Untersuchungen  über  die  Be- 
wegung der  Bacillariaceen  (Dia- 
tomeen). S.-A.  aus  Naturwissenschaftl. 
Rundschau   1898.  XIII.  No.   10. 


H.  Klebahn-Hamburg.  Kultur- 
versuche mit  heteröcischen  Rost- 
pilzen. S.-A.  aus  »Zeitschr.  f.  Pflanzen- 
krankheiten«. 


Weberbauer.  Beiträge  zur  Ana- 
tomie der  Kapselfrüchte.  S.-A. 
aus  »Bot.  Centralbl.«  Bd.  LXXIII  1898. 


University  of  Illinois,  Agri- 
cultural  Experiment  Station  1898, 
Bull.    49:     The  Sugar  Beet  in  Illinois. 


Personal-Nachrichten. 


Dem  Förster  und  Gärtner  Reinhold 
Länger  zu  Schmarse  im  Kreise 
Züllichau-Schwiebus,  sowie  dem  Kunst- 
gärtner Franz  Stanjek  zu  Dominium 
Tscheidt,  Kreis  Kosel.  ist  das  Allgemeine 
Ehrenzeichen  verliehen. 


Das  Kuratorium  der  Hermann  und 
Elise,  geb.  Heckmann,  Wenzel-Stiftung 
hat  eine  Summe  von  26700  M.  zur 
Durchführung  einer  zoologisch-bota- 
nischen Forschungsexpedition  nach 
dem  Nyassa-Gebiet  gewährt.  Der  mit 
den  botanischen  Angelegenheiten  der 
Expedition  betraute  Botaniker  Götze, 
der  demnächst  seine  Reise  nach  Ost- 
afrika antritt,  ist  ein  junger  Gärtner, 
der  vor  einigen  Jahren  sein  Examen 
ausgezeichnet  bestand  und  auf 
der  Berliner  Gewerbeausstellung"  1896 
ein  schönes  Koniferen-Herbar  aus- 
stellte. 


Der  Gärtnereibesitzer  Friedrich 
Schnitze  zu  Charlottenburg,  lang- 
jähriges Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  entschlief 
sanft  nach  langen  und  schweren  Leiden 
am  14.  August  im  56.  Lebensjahre.  Er 
gehörte  zu  denjenigen  Gärtnern,  weiche 


ihre  Produkte  selbst  ziehen  und  unter- 
hielt einen  bedeutenden  Export. 


Der  Geheime  Oberbergrat  Hauche- 
corne,  Inhaber  der  Vermail-Medaille 
des  Vereins,  feierte  am  13.  August 
seinen  70.  Geburtstag.  Es  wurde  ihm 
an  diesem  Tage  eine  Glückwunsch- 
adresse des  Vereins  übersandt. 


Der  Gärtnereibesitzer  A.  Drawiel, 
Lichtenberg  bei  Berlin,  Ehrenmitglied 
und  Inhaber  der  Vermeilmedaille  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, feierte  am  9.  August  seinen 
80.  Geburtstag  und  wurde  ihm  zu 
diesem  Tage  eine  Glückwunsch- Adresse 
durch  den  \^orstand  überreicht. 


Der  Kgl.  Obergärtner  Hab  ermann, 
Schloss  Monbijou,  Berlin,  begeht  am 
1.  September  sein  25Jähriges  Jubiläum 
im  Dienste  der  Kgl.  Gartenverwaltung. 
Ihm  wird  durch  den  Vorstand  des 
Vereins  eine  grosse  silberne  Medaille 
mit  entsprechender  Inschrift  überreicht 
werden.  Herr  Habermann  ist  Vor- 
sitzender des  Dekorations-Ausschusses 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues. 


Gartenflora  1898. 


40 


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1454. 


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CATALPA  HYBRIDA     i«^ 


(0  VATAx  BIGNONIOIDES). 


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Catalpa  hybrida  Hrt. 

(Hierzu  Tafel    1454.) 
ine  unter    diesem   Namen    erhaltene  Pflanze    brachte    in    meinem  Arborct 

Ende  Juli  vorigen  Jahres  eine  Anzahl  Blütenstände,  von  denen  auf  neben- 
stehender Farbentafel  eine  naturgetreue  Nachbildung  gegeben  ist. 

Allem  Anschein  nach  liegt  hier  ein  Bastard  zwischen  C.  ovata  G.  Don 
(Kaempferi  S.  et  Z.)  und  C.  bignonioides  Walt,  (syringifolia  Sims.)  vor,  bei 
welchem  jedoch  der  Charakter  der  erstgenannten  Art  vorherrscht.  Das  un- 
gefähr 3  m  hohe  Exemplar  mit  ziemlich  aufstrebenden  Asten  weist  den  bräun- 
lichen Austrieb  der  C.  ovata.  doch  sehr  unregelmässige  Blattformen  auf.  Bald 
sind  die  Blätter  am  Grunde  mehr  oder  weniger  tief  herzförmig,  bald  nur  ab- 
gestutzt; zum  Teil  sind  sie  ebenmässig  breit  eiförmig  mit  langausgezogener 
Spitze,  zum  andern  Teil  wird  diese  Form  an  einer,  weniger  häulig  auf  beiden 
Seiten,  durch  einen  kurzen,  stumpfen  oder  zahnartigen,  spitzen  Lappen  ver- 
dorben. Die  Blattunterseite  trägt  in  den  Nervenwinkeln  die  Drüsenpunkte  der 
C.  ovata,  gleicht  aber  in  der  Art  der  allerdings  bedeutend  spärlicheren  Be- 
haarung mehr  der  C.  bignonioides,  bei  der  die  Haare  länger  sind  als  bei 
C.  ovata. 

Die  Form  und  die  Zeichnung  der  Blüte  sind  von  denen  der  letzteren  Art 
nicht  wesentlich  verschieden,  während  die  ansehnlichere  Grösse  und  die  weisse 
Grundfarbe  derselben  Erbteile  der  B.  bignonioides  sind.  Da  dieser  Bastard 
von  der  japanischen  C.  ovata  die  grössere  Winterhärte  ererbt  hat,  so  dürfte  er 
für  rauhere  Gegenden  vor  der  empfindlicheren  C.  bignonioides  der  südlichen 
Vereinigten  Staaten,  welche  dort  leicht  leidet  und  selten  zur  Entfaltung  ihrer 
schönen  Blüten  kommt,  den  ^'orzug  verdienen.  L.   Späth. 


850.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  25.  August  1898. 

jiese  Sitzung  gestaltete  sich  zu  einer  imposanten  Trauerkundgebung  für 
dfe:^  den  verstorbenen  I.  Direktor  des  \'ereins,  Herrn  Wirklichen  Geheimen 
Ober-Finanzrat  Robert  von   Pommer  Esche.     Die  Gedächtnisrede  hielt  Herr 


482  Blumen-Ausstellung  des  Berliner  Vereins  zur  Förderung  der  Blumenpflege. 

Gartenbaudirektor  C.  Lackner-Steglitz.     Dieselbe   ist   in   Heft  17   der  Garten- 
flora S.  449  abgedruckt. 

Zufolge  eines  Vorstandsbeschlusses    trat    nach  Beendigung    derselben  der 
Schluss  der  Versammlung  ein. 


Blumen-Ausstellung  des   Berliner  Vereins  zur  Förderung  der 
Blumenpflege  bei  Schulkindern. 

m  27.    und  28.  August   veranstaltete    obiger  Verein    eine  Ausstellung  von 

Blumen,  welche  von  Kindern  einer  Anzahl  Berliner  Gemeindeschulen 
gezogen  waren,  in  der  festlich  geschmückten  Turnhalle  der  Gemeindeschule 
in  der  Gypsstrasse.  Von  6000  Pflanzen,  welche  als  Stecklinge  in  kleinen 
Töpfen  an  40  Berliner  Gemeindeschulen  verteilt  waren,  waren  3000  Pflanzen 
aus  30  Schulen  ausgestellt.  Die  Pflanzen  übertrafen  alle  Erwartungen,  was 
Schönheit  an  Blumen  und  Kultur  anbelangt.  Es  waren  Fuchsien,  Pelargonien, 
verschiedene  Begonien,  Bouvardien  und  Myrten.  Wenn  man  bedenkt, 
in  welch'  ärmlichen  Verhältnissen  manche  Pflanze  aufgezogen  worden 
ist,  so  kann  man  mit  dem  Resultat  dieser  ersten  Ausstellung  recht  zufrieden 
sein.  Es  war  auch  ein  unvergessliches  Bild,  wenn  man  sah,  mit  welchem  Stolz, 
mit  welcher  Freude  die  Kinder  ihre  Pfleglinge  anbrachten,  jede  Schule  für  sich, 
in  musterhafter  Reihenfolge,  und  ist  hier  an  dieser  Stelle  der  aufopfernden 
Hingabe  des  Herrn  Lehrer  Schmidt  zu  gedenken,  der  mit  besonderem  Geschick, 
mit  Fleiss  und  Ausdauer  die  ganze  Sache  leitete.  Nachdem  die  Halle  durch 
die  Liebenswürdigkeit  des  städtischen  Garten-Direktors  Herrn  Mächtig  von 
Herrn  Obergärtner  Kluge  durch  hohe  Dekorationspflanzen,  sovvie  durch  einen 
anderen  Spender  mit  Guirlanden,  Fahnen  und  Emblemen  würdig  und  geschmack- 
voll dekoriert  war,  wurden  die  Pflanzen  terrassenförmig  aufgestellt.  Dem  Eingang 
gegenüber  in  prächtigen  Blumen  stand  die  Büste  Sr.  Majestät  des  Kaisers,  an 
die  sich  der  Aufbau  der  Pflanzen  würdig  anschloss. 

Zur  Eröffnung  der  Ausstellung  hatten  sich  circa  100  Personen  eingefunden; 
wir  bemerkten  u.  a.  Frau  Gräfin  Posadowsky,  ferner  den  ersten  Vorsitzenden 
des  Vereins  Stadt-Schulinspektor  Dr.  Zwick,  welcher  ein  ganz  besonderes 
Interesse  an  der  ganzen  Sache  hat  und  in  geschickter  Weise  den  Verein  leitet, 
sowie  auch  Herrn  Schulinspektor  Dr.  Fischer  und  Dr.  Pohle.  Ebenso  war 
der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  durch  mehrere  Herren  vertreten 
sowie  der  Vorstand  des  Berliner  Lehrervereins  und  Heimatvereins  sowie 
mehrere  Rektoren  der  Gemeindeschulen  etc.  —  Die  Feier  wurde  durch 
verschiedene  Lieder  sowie  eine  Motette  von  Grell,  »Lobe  den  Herrn 
meine  Seele«,  und  andere,  vorgetragen  von  80  weissgekleideten  Mädchen 
der  03.  Gemeindeschule  unter  Leitung  des  Lehrers  Herrn  Rebsch, 
eingeleitet.  Hierauf  erfolgte  die  Deklamation  eines  Gedichtes  von  Trojan, 
»Hausblumen«,  von  einem  lieblichen  Mädchen  aus  der  154  Gemeindeschule 
vorgetragen. 

Der  erste  Vorsitzende,  Herr  Schulinspektor  Dr.  Zwick,  hielt  alsdann  die 
Eröffnungsrede    und    wies   auf  die  Bedeutung  der  Ausstellung  hin;    er  hob  mit 


Citrus  chinensis. 


J83 


Recht  hervor,  wie  die  Blume  und  die  Pflege  der  Blumen  das  Gemüt  der 
Kinder  veredle.  —  Diesem  Gedanken  kann  der  \'erfasser  dieses,  der  selbst  viel 
Interesse  an  der  .Sache  hat  und  so  viel  Gelegenheit  gehabt  hat,  die  Verhältnisse 
zu  beobachten,  nur  beipflichten,  und  mit  Freuden  würde  es  zu  begrüssen  sein, 
wenn  alle  Berliner  Schulen  sich  an  dieser  herrlichen  Aufgabe  beteiligen 
möchten.  —  Nach  der  Rede  eröffnete  Herr  Dr.  Zwick  die  Ausstellung  und 
hierauf  erfolgte  ein  Rundgang  zur  Besichtigung  der  Blumen.  Alle  waren  hoch- 
erfreut über  das  schöne  Gelingen  der  Ausstellung.  —  Auch  der  Berliner  Presse 
sei  an  dieser  Stelle  besonderer  Dank  gesagt,  das  sie  sich  der  Sache  so  warm 
annahm.  Die  Ausstellung,  welche  unentgeltlich  zu  besichtigen  war,  wurde  von 
über  10000  Personen  besucht  und  Hessen  sich  viele  Besucher  als  Mitglieder 
einschreiben.  Eine  Sammelbüchse,  welche  aufgestellt  war,  ergab  einen  Inhalt 
von  109  M.  —  j\iöge  der  Verein  fortfahren  in  seinem  edlen  Bestreben!  Der 
Dank  vieler  Tausender  wird  nicht  ausbleiben.  H.  Weidlich. 


Citrus  chinensis. 

(Hierzu  .\bb.  c)5.) 
las  ebenso  schöne  als  interessante  chinesische  Orangenbäumchen  wird. 
(c^::;  obwohl  schon  längst  bekannt  und  verbreitet,  viel  zu  wenig  zur  Dekoration 
der  Wintergärten  und  Wohnzimmer  geschäzt,  als  wie  es  verdient.  Es  mag 
daran  zum  grössten  Teil  das  schnelle  Verlieren  der  Blätter  und  Früchte  schuld 
sein,  was  jedoch  lediglich  auf  unrichtige  Behandlung  zurückzuführen  ist. 

Es  dürfte  vielleicht  deshalb  interessieren,  einiges  über  die  Kultur  und 
Behandlung  zu  erfahren,  nach  welcher  sich  die  Pflanzen  stets  dankbar  gezeigt 
und  jeden  Beschauer  erfreut  haben.  Die  Vermehrung  ist  ebenso  leicht  aus 
Stecklingen  als  durch  Pfropfen  auf  gewöhnliche  Orangen,  welche  aus  Samen  zu 
Stämmchen  herangezogen  werden;  letzteres  erfordert  jedoch  ziemlich  dreifache 
Zeit,  bevor  man  schöne  Bäumchen  mit  Früchten  erzielt,  während  man  an  Steck- 
lingen im  zweiten,  ja  sogar  im  ersten  Jahr  schon  Früchte  gewinnen  kann.  Zu 
dem  Zweck  nimmt  man  im  Februar — März  gut  ausgewachsene  Triebe,  welche 
auf  4 — 5  Augen  geschnitten  und  in  ein  Beet  oder  in  Schalen  in  reinen  Sand 
gesteckt  werden.  Bei  einer  Temperatur  von  22  —  25O  R.  und  guter  Feuchtigkeit 
werden  sie  in  4  Wochen  gut  anwurzeln;  dann  werden  sie  in  Töpfe  in  eine  Mischung 
von  Lauberde.  Mistbeeterde  und  Sand  gepflanzt.  Darauf  bringt  man  sie  in 
ein  warmes  Beet,  wo  sie  schnell  durchwurzeln,  um  sie  dann  wieder  in  eine 
Mischung  aus  Laub-,  Mistbeet-  und  Moorerde  und  etwas  Sand,  welche  man 
ca.  20  cm  hoch  in  einen  lauwarmen  Kasten  bringt,  auszupflanzen. 

Will  man  jedoch  im  ersten  Jahr  bereits  Früchte  an  den  kleinen  Pflanzen 
erzielen,  dann  verpflanzt  man  sie  in  angemessene  Töpfe,  in  vorstehende  Erd- 
mischung und  giebt  ihnen  anfangs  eine  Bodenwärme  von  20-  25O  R.,  dann 
durchwurzeln  sie  schnell  und  treiben  je  nach  ihrer  Stärke  5 — 6  Triebe,  welche 
ungefähr  Mitte  Juli  ausgewachsen  sind.  Während  dieser  Zeit  ist  natürlich 
sorgfältig  zu  lüften  und  zu  giessen;  dann  kann  man  die  Fenster  abnehmen,  um 
die  Pflanzen  abzuhärten. 

Nach  einiger  Zeit  werden  an  den  neuen  Trieben  die  Knospen  erscheinen, 
welche    schnell    aufblühen.     Jetzt    ist  darauf  zu    achten,    dass    die    Blüten    vor 


484 


Citrus  chinensis. 


Nässe  geschützt  werden,  damit  die  Befruchtung  besser  stattfindet.  Hinsichtlich 
letzterer  muss  man  jedoch  mithelfen,  dadurch,  dass  man  den  Blütenstaub  mit 
einem    Pinsel    oder    Watte    überträgt.     Wenn    es    sich    um    grössere    Mengen 


AbD.  c)5.     Citrus  chinensis  in   der  Gärtnerei  von  Spielberg  &  de  Coene. 


Pflanzen  handelt,  verwendet  man  vorteilhaft  Insekten  dazu.  Man  spannt  über 
die  Pflanzen  eine  Gazeleinewand  oder  dergleichen  und  setzt  dann  die  Tierchen, 
am  besten  sind  Bienen,  darunter.     Nach    Verlauf  von    drei  Wochen    sieht  man 


Der  Obstbau  in   den  Vereinigten  Staaten.  485 


bereits  eine  Menge  kleiner  Früchte  daran.  Diese  sind  jedoch  bis  auf  ein 
oder  zwei  an  jedem  Zweig  zu  entfernen,  damit  die  bleibenden  sich  kräftig 
entwickeln.  Jetzt  muss  man  sehr  vorsichtig  giessen,  ein  einmaliges  Aus- 
trocknen kann  veranlassen,  dass  sämtliche  Früchtchen  abfallen.  Sind  die 
Früchte  erst  soweit  gewachsen,  dass  der  Blütenring  nicht  mehr  zu  sehen  ist, 
dann  fallen  sie  nicht  mehr  so  leicht  ab.  Die  Ptlanzen  werden  hierauf  in  ein 
Haus  gebracht  und  bei  5— 7  OR.  gehalten,  worauf  die  Früchte  im  Januar-Februar 
schön  gelb  werden  und  sich  noch  gut  neun  Monate  halten. 

Will  man  grössere  Pflanzen  haben,  dann  pflanzt  man  die  jungen  Exemplare 
wie  obenstehend  aus  und  lässt  sie  kräftig  wachsen;  während  des  Wachsens 
pinciert  man  sie  einmal,  damit  sie  buschig  werden. 

Im  Herbst  werden  sie  eingepflanzt  und  anfangs  geschlossen  gehalten, 
damit  sie  anwurzeln,  und  bei  5~7*^  R-  überwintert.  Im  Frühjahr  schneidet 
man  sie  etwas  zurück,  verpflanzt  sie  in  angemessene  Töpfe  und  behandelt  sie 
weiter  wie  vorstehend;  sie  geben  dann  bis  zum  Herbst  schöne,  starke  Pflanzen 
mit  12  bis  20  Früchten. 

Um  zu  beweisen,  wie  schön  und  dankbar  solche  Pflanzen  sind,  sei  darauf 
hingewiesen,  dass  die  Früchte  ein  volles  Jahr  an  den  Pflanzen  hängen,  auch 
wenn  dieselben  im  Zimmer  stehen;  nur  ist  dann  dafür  zu  sorgen,  dass  die 
Pflanzen  regelmässig,  d.  h.  nicht  zu  wenig  und  nicht  zu  viel  gegossen  Averden. 
Wenn  der  Topf  ballen  einmal  ausgetrocknet  gewesen  ist,  verlieren  sie  leicht 
die  Blätter,  auch  M'enn  zu  warme  Temperatur  herrscht.  Im  Winter  gebe  man 
nicht  mehr  als  5—7*^  R-,  im  Frühjahr  und  Sommer  gewähre  man  ihnen  frische 
Luft  und  stelle  sie  halbschattig. 

Französisch  Buchholz  Victor    de    Coene, 

bei  Berlin  X.  in  Firma  Spielberg  &  de  Coene. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

\'on   Dr.  L.  W  1  1 1  m  a  c  k. 
Aus    dem    amtlichen  Bericht    des  Reichskommissars    für  die  Weltausstellung    in  Chicago  1893. 

Äpfel. 

Wie  in  Europa,  so  ist  auch  in  Amerika  der  wichtigste  und  verbreitetste 
Obstbaum  der  Apfelbaum.  Er  eignet  sich  sozusagen  für  jedes  Klima,  für  alle 
Lagen,  mit  Ausnahme  der  tropischen;  überall  hat  man  Sorten  gefunden,  welche 
in  der  betreffenden  Gegend  gut  gedeihen,  und  so  kommt  es  denn,  dass  die 
grossen  Städte  des  Ostens,  New-York  etc.,  im  Sommer  aus  dem  Süden  und  aus 
Kalifornien  mit  Frühäpfeln,  im  Flerbst  und  Winter  aus  ihrer  Nachbarschaft  und 
aus  dem  Norden  mit  Daueräpfeln  versehen  werden. 

Im  Jahre  1020  wurden  vom  Gouverneur  Winthrop'-')  auf  Governor 
Island  im  Hafen  von    Boston    einige    Kerne    von    Peppingäpfeln    gelegt    (wahr- 


*)  Fr.  Oetken,  ,,Die  Landwirtschaft  in  den  Vereinigten  Staaten"  S.  383,  daselbst  nach 
einem  Vortrage  von  Lathrop  in  Jowa  City.  —  Fr.  Oetken  spricht  sich  in  begeisterter  Weise 
für  Betrieb  des  Obstbaues  nach  amerikanischer  Art  in  Deutschland  aus.  Wir  können  uns  ihm 
nur  auf  das  Lebhafteste  anschliessen. 


aSG  Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

scheinlich  wohl  der  London  Pepping  L.  W.),  diese  brachten  1639,  also  nach 
19  Jahren,  die  ersten  Früchte,  zehn  an  der  Zahl;  das  gab  den  Anfang  zu  der 
jetzt  so  blühenden  Apfelkultur,  deren  Hauptsitz  noch  immer  die  Xeu-England- 
staaten.  d.  h.  Maine,  Vermont,  Massachusetts,  New-IIampshire,  Rhode-Island 
und  Connecticut  mit  bilden.  Überragt  werden  sie  aber  noch  vom  Staate  Xew- 
^'ork,  dessen  westliche  Teile,  in  der  Gegend  von  Geneva,  Rochester  und 
SyrakuS;  schon  Ratzel  i88o  ein  wahres  Apfelparadies  nennt.  Es  möchte  wohl 
die  Nähe  der  grossen  Seen,  des  Ontariosees  im  besonderen,  eine  so  feuchte 
Luft  erzeugen,  dass  gerade  der  Apfelbaum  hier  so  gut  gedeihen  kann,  liier 
und  in  den  Xeu-Englandstaaten.  sowie  in  Pennsylvanien  und  West-Maryland, 
sieht  man  auch  Hochstämme  nach  unserer  Art,  und  unwillkürlich  denkt  man 
an  die  >-Apfelhöfe«  in  Schleswig-Holstein  oder  Mecklenburg,  wenn  man  durch 
diese  Gegenden  fährt;  in  den  übrigen  Teilen  der  Union  hat  man  fast  nur  Halb- 
stämme und  zwar  für  alle  Übstarten.  seien  dies  nun  Äpfel  oder  Birnen,  Pfirsich 
oder  Orangen.  Freilich  sind  auch  die  erwähnten  Hochstämme  meist  niedriger 
als  bei  uns,  aber  sie  haben  doch  den  Charakter  des  Altehrwürdigen,  während 
an  vielen  anderen  Orten  man  es  den  Bäumen  ansieht,  dass  die  Kultur  noch 
iung  ist.  Die  LIalbstammform  wird  in  Amerika  einmal  gewählt,  weil  die 
niedrigen  Stämme  im  Sommer  von  der  Krone  besser  beschattet  werden  und 
nicht  so  leicht  bei  der  glühenden  Hitze  verbrennen,  zweitens  weil  im  Winter 
die  Kälte  nicht  so  einwirken  kann,  drittens  weil  bei  den  heftigen  Winden  ein 
Umbrechen  weniger  zu  befürchten  ist  und  endlich  vor  allem,  weil  man  die 
Ernte  viel  bequemer  und  schneller  vornehmen  kann.  Das  Alles  ist-  so  klar, 
dass  es  eigentlich  unbegreiflich  ist,  wie  noch  immer  nur  so  langsam  sich  bei 
uns  die  Halbstammform  einbürgert,  trotzdem  Werder  bei  Potsdam  das  glänzendste 
Beispiel  für  die  Zweckmässigkeit  liefert.  In  Werder  wurde  der  Weinbau  schon 
im  XI.  Jahrhundert  betrieben,  es  ist  wahrscheinlich,  dass  auch  bald  der  Obst- 
bau begann,  und  da  man  auch  die  LIalbstammform  schon  damals  als  nützlich 
erkannt  haben  wird,  so  ist  vielleicht  der  Ursprung  der  Halbstämme  auf  Werder 
zurückzuführen. 

Rochester  im  Staate  New-York  ist  der  Hauptsitz  der  Apfelkultur,  auch 
Sitz  der  grössten  Baumschule  Amerikas,  der  von  ElUvanger  c^  Barry;  hier  wird 
die  Hauptmasse  der  gedörrten  Ringäpfel  produziert,  welche  unseren  Markt  so 
überschwemmen,  und  zwar  beschränkt  sich,  wie  mir  Herr  Kelsey,  New-York, 
schreibt,  der  Hauptbetrieb  auf  den  engen  Raum  von  30  englischen  Meilen 
Radius  um  Rochester.  Aber  auch  am  Hudsonfluss  und  besonders  im  Tliale 
Mohawk  ist  der  Apfelbaum  stark  verbreitet.  Begünstigt  wird  hier  überall  die 
Kultur  durch  den  tiefen  Thonboden,  der  so  fruchtbar  ist,  dass  junge  Obst- 
bäume dort  viermal  so  schnell  wachsen  als  z.  B.  bei  Boston.  L3arum  sind 
auch  die  meisten  Obstbaumschulen  in  Rochester,  Syrakus  und  ganz  besonders 
in  Geneva.  Fast  alle  anderen  Baumschulen  in  den  Oststaaten  beziehen  ihre 
jungen  Obstbäume  von  dort  und  verkaufen  sie  entweder  unmittelbar  oder 
pflanzen  sie  erst  noch  ein  Jahr  auf. 

Wie  bei  allen  Obstarten,  so  gilt  auch  beim  Apfelbaum,  in  Amerika  die 
Regel,  nur  wenige  Sorten  im  Grossen  zu  bauen,  und  diesem  Umstände,  der 
leider  bei  uns  trotz  aller  Ermahnungen  noch  immer  nicht  genug  berücksichtigt 
wird,  verdankt  man  die  Leichtigkeit  der  Ernte,  die  Schnelligkeit  des  Absatzes, 
die  Gleichmässigkeit  des  Dörrprodukts.     Die  Hauptmasse  des  Obstes  wird  frisch 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  A!ßn 

verzehrt;  frisches  Obst  bringt  in  der  Regel  den  höchsten  Preis,  daher  ist  die 
erste  Frage  bei  einer  Sorte:  »Is  it  a  good  shipper?«  (Lässt  sie  sich  gut  ver- 
senden?) Bei  Äpfeln  kommt  als  zweite  Frage  die  Dauerhaftigkeit  hinzu,  die 
meist  mit  der  ersten  zusammenhängt.  In  dritter  Linie  wird  das  schöne  Aus- 
sehen und  oft  erst  in  vierter  Linie  der  Geschmack  in  Betracht  gezogen.  In 
jedem  Staate  hat  m.an  sorgfältig  die  geeignetsten  Sorten  ausgewählt,  wozu 
namentlich  das  Ministerium  für  Landwirtschaft  (Department  of  Agriculture), 
die  fast  in  jedem  Staate  bestehenden  Obstbaubehörden  und  die  sonstigen  Obst- 
bauvereine, besonders  auch  der  amerikanische  Pomologenverein  (American 
Pomological  Society)  viel  beitragen;  selbstverständlich  kommt  eine  und  die- 
selbe Sorte  oft  in  mehreren,  ja  in  vielen  Staaten  vor,  das  ist  dann  ein  Beweis 
dafür,  dass  sie  die  allergeeignetste  für  die  verschiedensten  Verhältnisse  ist. 

Sorten  im  Speziellen.  Gehen  wir  näher  auf  die  einzelnen  Sorten  ein, 
so  steht  der  Baldwin,  ein  schöner  roter  Apfel,  der  sich  zwei  bis  drei  Jahre 
hält,  obenan.  Er  ist  mitunter  zwar  nur  Tafelfrucht  zweiten  Ranges,  aber  als 
Handelsware  wegen  seiner  guten  Transportfähigkeit  sehr  gesucht,  auch  ist  der 
Baum  sehr  fruchtbar  und  gedeiht  besonders  in  den  nordöstlichsten  Staaten. 
Auf  der  Ausstellung  in  Chicago  war  er  aber  nicht  nur  aus  den  Xeu-England- 
staaten,  sondern  auch  aus  vielen  anderen,  selbst  aus  Idaho,  dem  gebirgigen 
nordwestlichen  Staat,  aus  Oregon  und  Kalifornien,  jenen  beiden  Haupt-Obst- 
ländern an  der  pacifischen  Küste,  vorhanden.  Nach  Downing*)  stammt  er  aus 
Massachusetts  und  ist  die  Hauptsorte  für  den  Bostoner  Markt.  In  England  schon 
erreicht  die  Frucht  nach  Hogg  nicht  gleiche  Güte. 

Noch  feiner  als  dieser,  eine  Tafelfrucht  ersten  Ranges  und  auch  zwei 
Jahre  dauernd,  ist  der  Rhode  Islan  d  Greening,  der  auch  nebst  dem  vorigen 
und  dem  folgenden  am  meisten  frisch  nach  Europa  verschifft  wird.  Er  gedeiht 
aber  in  Massachusetts  nicht  mehr  so  gut  als  weiter  südlich,  ist  im  übrigen 
fast  allenthalben  verbreitet. 

Als  dritte  Sorte  ist  der  Newton  Pippin  zu  nennen,  der  nach  Downing  an 
der  Spitze  aller  Apfel  steht,  sich  aber  nur  ein  Jahr  hält  und  in  l)ezug  auf 
Fruchtbarkeit  nach  Heyer**)  erst  dritten  Ranges  (wohl  irrtümlich)  ist.  Ihm 
sehr  nahe  steht  Yellow  Newton  Pippin,  der  sich  durch  die  hübsche  gelbe 
Farbe  auszeichnet,  auch  etwas  härter  ist  und  besser  in  den  östlichen  Staaten 
gedeiht.  Beide  verlangen  ziemlich  schweren,  warmen  Boden  und  darum 
werden  sie,  besonders  der  gewöhnliche  Newton  Pippin,  der  aus  Newton  auf 
Long  Island  stammt,  morgenweise  im  Staate  New-York  und  in  den  mittleren 
Staaten  gezogen.  Es  ist  der  Newton  Pippin  der  Hauptapfel  am  Hudson  und 
erreicht  hier  seine  vorzüglichsten  Eigenschaften,  und  es  ist  seltsam,  dass  dieser 
treffliche  Apfel  bei  uns  so  wenig  verbreitet  ist;  wir  haben  höchstens  den 
gelben  Newton  Pippin  unter  dem  Xamen  »Neustadts  gelber  Pepping«.***)  L'nd 
doch  gingen  schon  vor   1845  viele  Newton  Pippins    von    New-York    und    New- 


*)    A.    ,1.     Hownini;,    The    fruit      and    fruit-trees    of    America,     New-York     und    London 
1S45,   S.   r)8. 

**)  Dr.  F.  Heyer,  „Obstbau  und  Obstnutzung  in   den  Vereinigten  Staaten'',  Berlin,  Verlag 
von  Paul  Parey   i8.*:>6,  S.  20. 

***)  Jahn,  Lucas  &  Oberdieck,  „III.  Handbuch  der  Obstkunde"  IV.,  S.  gq.  —  Engelbrecht, 
,.,Deutschlands  Apfelsorten",  Braunschweig  1889  bei  Friedr.  Vieweg  u.  Sohn,  S.  35 1.  Engel- 
brecht erhielt  die  Früchte  von  Goethe,  Geisenheim. 


A^^  Die  III.  internationale  Gartenbau-Ausstellung  zu  St.  Petersburg. 

Jersey,  wie  Downing  1.  c.  Seite  iiS  berichtet,  nach  London,  wo  sie  die  höchsten 
Preise  auf  dem  Covent  Garden  Market  erzielten.  Auch  heute  noch  ist  es  einer 
der  Hauptexportäpfel. 

Sehr  verbreitet  ist  4.  der  Ben  Davis,  dessen  Ursprung  vielleicht 
in  Kentucky  zu  suchen  ist;  er  ist  rot  gestreift,  Stiel  lang  in  rostiger 
Höhle,  Kelch  geschlossen;  er  ist  aber  nur  Tafelfrucht  dritten  Ranges  und  nur 
ein  Jahr  dauernd  (Shakleford  ist  ein  Sämling  von  ihm);  ferner  5.  die  ver- 
schiedenen Spitzenburgh-  oder  Spitzenbergäpfel,  besonders  Spitzenburgh 
Esopus,  von  Esopus,  einem  berühmten,  von  den  Niederländern  angelegten 
apfelbautreibenden  Ort  am  Hudson,  ö.  der  mit  den  Spitzenburgh  verwandte 
Northern  Spy,  7.  der  ebenfalls  in  diese  Familie  gehörende  Jonathan,  von 
Philipp  Rick  in  Kingston,  New-York,  gezogen.  (Auch  der  Baldwin  gehört  zur 
Spitzenburgh-Familie.)  8.  Der  gelbe  Bellefleur  und  9.  Gloria  mundi.  Letzterer, 
bei  uns  weniger  als  Tafelfrucht  geschätzt,  imponiert  durch  seine  Grösse  und 
ist  »ein  guter  Schiffer«.  In  der  Ausstellung  von  Alissouri  lag  er,  wie  mir  mit- 
geteilt wurde,  seit  dem  15.  April  und  hatte  sich  den  ganzen  Sommer  bis  Ende 
Juli,  wo  ich  ihn  sah,  gut  gehalten.  Ihm  ähnlich  ist  ein  neuer  Apfel:  Wolfe 
River,  u.  a.  ausgestellt  von  Golorado. 


Die  III.  Internationale  Gartenbau-Ausstellung  zu  St.  Petersburg 

vom  5.17.  bis  15.27.  Mai  1899. 

f'^  nter  dem  Allerhöchsten  Protektorat  Seiner  Majestät  des  Kaisers  von  Russ- 
land findet  in  St.  Petersburg  vom  5-/i7-  bis  15-27.  Mai  1899  die 
III.  Internationale  Gartenbau-Ausstellung,  veranstaltet  von  der  Kaiserlich 
russischen  Gartenbau  -  Gesellschaft  gelegentlich  deren  40jährigen  Bestehens 
statt.  Das  Programm  in  deutscher  Sprache  ist  soeben  ausgegeben,  und  empfehlen 
wir  allen  Interessenten,  sich  dasselbe  kommen  zu  lassen  und  sich  auf  die  Aus- 
stellung vorzubereiten.  Eine  Anzahl  Programme  ist  auch  vom  General- 
Sekretär  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  zu  erhalten.  Das 
Programm  umfasst  210  Aufgaben,  an  Preisen  stehen  zur  Verfügung:  grosse, 
mittlere  und  kleine  goldene  Medaillen  sowie  desgleichen  silberne.  Über  die 
noch  hinzukommenden  Extrapreise  der  Regierung,  verschiedener  Institutionen 
und  Privatpersonen  wird  später  das  Aähere  bekannt  gemacht  werden. 

Das  Programm  unterscheidet  sich  im  wesentlichen  nicht  viel  von  den 
üblichen.  Erfreulich  ist,  dass  meistens  eine  bestimmte  Zahl  Pflanzen  gefordert 
wird.  Für  deutsche  Aussteller  haben  besonderes  Interesse  die  Aufgaben  über 
neue,  durch  künstliche  Befruchtung  erzogene  Spielarten,  die  getriebenen 
Sträucher,  die  Stauden,  die  Coniferen,  die  Orchideen,  Amaryllis,  Lilien, 
Hyacinthen,  Narzissen,  Maiblumen,  Cinerarien,  Primeln,  Cyclamen,  Azaleen, 
Rhododendron,  Begonien,  Nelken,  Pelargonien,  Rosen.  Es  fehlen  Aufgaben  für 
hochstämmige  Stachel-  und  Johannisbeeren  ohne  Früchte,  für  angetriebene 
Gehölze  ohne  Blüten,  z.  B.  buntblättrige  Gehölze.  Die  Preise  sind  für  manche 
Dinge  nach  unseren  Begriffen  niedrig,  z.  B.  für  Cyclamen  der  höchste  Preis 
eine  grosse  silberne  Medaille. 

Den  deutschen  Gärtnern  aber  empfehlen  wir  dringend  die  Beteiligung 
an  der  Ausstellung,  damit  man  in  Russland  die  deutschen  Artikel  noch  immer 
mehr  schätzen  lerne  und  unser  Export  sich  immer  mehr  hebe. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


_4§9 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Iris  sibirica  L.  als  Futterpflanze. 

Bezug  nehmend  auf  ihre  Aus- 
führungen in  Xo.  14  der  Gartenflora, 
S.  3()q,  betreffs  Iris  ensata  Thunb.  var. 
pabulariaXaudin,  erlaube  ich  mir,  Ihnen 
mitzuteilen,  dass  nach  meiner  Beob- 
achtung Iris  sibirica  Linn.  von  Pferden, 
Rindvieh,  Ziegen  und  Schafen  sehr  gern 
in  grünem  Zustand  gefressen  wird. 
In  meiner  alten  Heimat,  Kreis  Xeu- 
haldensleben  Prov.  Sachsen,  auf  dem 
Gute  Veitheimsburg,  Herrn  A.  von 
Veitheim  gehörig,  kommt  Iris  sibirica 
Linn.  in  einem  Ellern-  Bruch  häufig 
vor;  gelegentlich  eines  Besuches  dort, 
fand  ich  an  einer  Staude  reifen  Samen 
und  eine  kümmerliche  weisse  Blume, 
die  spät  nachblühte.  Der  ausgesäete 
Same  brachte  Pflanzen,  die  teils  die 
gewöhnliche  blaue  Färbung  hatten,  teils 
weisse  Blumen,  bei  letzteren  scheinen 
die  Pflanzen  schwächer  und  bleibt  das 
Kraut  10 — 30  cm  niedriger  als  das 
der  gewöhnlichen  Form.  In  Althaldens- 
ieben habe  ich  die  Pflanzen  im  Garten 
kultiviert;  bei  meiner  Übersiedelung 
hierher  bepflanzte  ich  den  Rand  eines 
Moorwassers  mit  einigen  Exemplaren, 
die  freudig  gedeihen,  aber  regelmässig 
von  dem  weidenden  Vieh  oder  Pferden 
abgefressen  sind.  1894  machte  ich  eine 
Aussaat  auf  Moor-Unland,  die  ich  für 
missraten  hielt:  Magnolien,  Azalea 
mollis  und  pontica  und  sogar  Xord- 
manns  Tannen  gingen  an  der  Stelle 
durch  scharfe  Winde  zurück.  In  diesem 
Frühjahr  erfreuten  mich  aber  einige  Iris 
sibirica.  Pflanzen,  die  Blumen  brachten, 
sie  sind  aber  nun  von  Hasen,  Reh- 
und  Damwild  stark  verbissen.  Viel- 
leicht dürfte  sich  Iris  sib.  zum  Ver- 
gleich mit  I.  ensata  als  Futterpflanze 
anbauen  lassen.  1897er  Samen  steht 
Ihnen  gern  zur  \'erfügung.  leider  kann 
ich  aber  mit  Bestimmtheit  die  Farbe 
nicht  angeben.  Sobald  der  Same  aus- 
gereift, kann  ich  Ihnen  1898er  senden, 
oder  Pflanzen,  wie  Sie  wünschen. 

Die  Blätter  von  I.  sibirica  sind  hier 
hier  jetzt  80 — 120  cm  lang,  Samen- 
Stengel  bis  135  cm.  Bei  Gartenkultur 
blühen  die  im  Herbst  ausgesäeten,  geich 
aufgegangenen  Pflanzen  der  Regel  nach 
im  zweiten  Jahr. 

Iris  Pseudacorus  Linn.  wächst  hier 
viel  Avild  auf  Wiesen  und  Gräben,  wird 


aber  nicht  gern  vom  Vieh  genommen; 
zu  Heu  verarbeitet,  fressen  es  sowohl 
Pferde  wie  Rindvieh. 

Samen  beider  Iris  in  halbreifem  Zu- 
stand wird  von  wilden  wie  zahmen 
Gänsen  gern  genommen. 

Ph.  von   Xathusius. 

Rittergutsbesitzer  zu  Ernsthausen  bei  Oldenburg 

in  Holstein. 

Stapelia  cupularis  N.  E.  Brown. 

Nach  dem  Autor  der  Art,  X.  E.  Brown, 
ist  dieselbe  bereits  seit  1877  in  Kultur. 
Im  allgemeinen  ähnelt  sie  der  St. 
variegata,  jedoch  der  gerade,  scharfe 
Rand  des  Annulus  unterscheidet  sie 
auf  den  ersten  Blick  von  allen  ver- 
wandten Arten.  Die  ganze  Pflanze  ist 
kahl,  ausgenommen  den  Rand  der 
Corolla.  Der  Stengel  ist  2 — 3  Zoll 
lang,  vierkantig,  an  den  Kanten  mit 
spitzen,  abstehenden  Zähnen  besetzt. 
Die  Blütenstände  sind  cymös,  sitzend, 
Blüten  i — 3,  welche  nach  einander 
aufblühen.  Kelchblätter  oval-lanzett- 
lich, zugespitzt,  Blumenkrone  3  Zoll 
im  Durchmesser,  mit  einem  näpfchen- 
förmigen  Discus,  oval,  mit  zurück- 
geschlagenen Lappen  und  am  Rande 
mit  sehr  kurzen  keulenförmigen  Haaren 
besetzt,  und  einem  ziemlich  kreisrunden 
tassenförmigen  Annulus.  der  im  Durch- 
messer 8'"  weit  und  3'"  hoch  ist.  Hinten 
ist  die  Blüte  blassgrün  mit  purpurnen 
Strichen,  besonders  an  den  Xerven, 
vorn  dagegen  leicht  runzelig,  blass 
zitronengelb,  dicht  bedeckt  mit  dunklen 
rotbraunen  Flecken,  die  öfters  zu  un- 
regelmässigen Linien  zusammenfliessen. 
Der  Farbenton  des  Annulus  ist  etwas 
heller  als  derjenige  der  übrigen  Blüte. 
Die  Lajjpen  der  äusseren  Corona  sind 
z^U  Zoll  lang,  tief  zweiteilig  an  der 
Spitze,  mit  etwas  divergierenden  Zähnen 
und  einem  kleinen  Zahn  an  der  Basis 
des  Schlundes,  blass  grünlich  gelb, 
auf  beiden  Seiten  an  der  Spitze  mit 
dunkelrotbraunen  Flecken  versehen, 
welche  an  der  inneren  Seite  nach  der 
Mitte  der  Blüte  hin  ausgezogen  sind, 
ferner  ein  Fleck  an  der  Basis;  zuweilen 
sind  die  Ränder  A^orn  an  der  Aussen- 
seite  punktiert.  Die  Lappen  der  inneren 
Corona  sind  zweihörnig,  beide  Hörner 
gleich,  das  innere  aufrecht,  das  äussere 
spreizend,    beide  keulenförmig,    blass- 


490 


Kleinere  Mitteilungen. 


gelbrot  punktiert.  Die  Staubblattröhre 
ist  gezeichnet  mit  zwei  dunkelroten 
Streifen,  die  mehr  oder  weniger  in 
einander  lliessen. 


Epilaelia  radico-purpurata. 
(Epidendrum  radicans  cf,  Laelia  purpurata  9.) 

Der  vorstehende  bemerkenswerte 
Bastard  wurde  von  Jas.  \'eitch 
&  Sons  in  Chelsea  bei  London 
gezüclitet.  Auch  bei  ihm  tritt  die 
Individualität  des  Epidendrum  stark 
hervor,  genau  wie  bei  dem  kürzlich 
beschriebenen  E.  radico  vitellinum. 
Obgleich  die  Pflanze  aus  Samen  der 
L.  purpurata  gezogen  ist,  so  zeigt 
sie  dennoch  den  schlanken,  rohrartigen, 
beblätterten,  wurzeltragenden  Stengel 
des  E.  radicans,  auch  die  Blüten 
stehen    auf    einem   dünnen   Stiel.     Das 


Exemplar,  welches  von  Veitch  &  Sons 
gezogen    ist,     zeigt    nur    eine    normal 
ausgebildete  und  zwei  anormale  Blüten, 
aller  Wahrscheinlichkeit  würden  aber 
auch  diese  bei  richtiger  Kultur  völlig 
normal    entwickelt  worden  sein.     Die 
Blütenfarbe    ist    reich    orangerot;    die 
Basis      und      die     Mitte       der     Lippe 
zitronengelb,  breit  berandet  mit  hellem 
Rot.     Die  Biüte   ist   2  Zoll   im   Durch- 
messer, Kelchblätter  lanzettlich,  Kronen- 
blätter oval,  Lippe  ebenso,  der  vordere 
Lappen   ist  von   den  beiden  seitlichen 
getrennt    durch    einen    Einschnitt    auf 
I   beiden  Seiten,    er  trägt  oben   drei   er- 
!   habene  gelbe  Wulste,    von   denen   der 
I  mittelste     der    längste    ist.      Im    Sep- 
I   tember  1892    wurden   die  Samen    aus- 
j   gesät,    und    im    Juli    1897    blühte    die 
Pflanze.   Abgebildet  ist  sie  in  Gardeners 
I   Chronicle   1S97  I  p.  83. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Artemisia  argeiUea. 

Der  alte  bekannte  Silber  -  Wermut 
ist  bis  jetzt  doch  noch  die  schönste 
silberweisseBlattpflanze  zum  Bepflanzen 
der  Gruppen,  zur  Einfassung  grösserer 
Blattpflanzenbeete,  oder  zur  Mittel- 
pflanzung auf  grossen  Teppichbeeten. 
Auch  als  Topfpflanze  zur  Dekoration 
möchte  ich  sie  nicht  missen,  denn  die 
silberglänzen  den,  tiefgeschlitzten  Blätter 
machen  die  Pflanze  so  recht  leicht  und 
zierlich;  auch  verlieren  die  Blätter  bei 
anhaltendem  Regen  ihre  weisse  Farbe 
nicht.  Für  den,  der  diese  Artemisia 
kennt,  ist  sie  eigentlich  unentbehrlich 
geworden.  Und  doch  scheint  sie  nicht 
überall  bekannt  zu  sein,  denn  man 
trifft  sie  nicht  allzu  häufig  an. 

Inbezug  auf  Kultur  ist  sie  sehr 
anspruchslos  und  nimmt  im  Winter 
mit  einem  luftigen  und  hellen  Kalt- 
haus fürlieb,  in  welchem  einige  den 
Sommer  über  im  Topf  kultivierte 
Pflanzen  zur  Vermehrung  zu  über- 
wintern sind.  Die  Pflanzen,  welche  im 
Sommer  in  Freilandgrund  gestanden 
haben,  vertragen  das  Eintopfen  im 
Herbst  nicht  gut  und  gehen  meist 
über  Winter  zu  Grunde. 

Es  genügen  einige  Topfpflanzen. 
Diese  geben,  im  Laufe  des  Frühjahrs 
etwas    wärmer     gestellt,     eine    masse 


Vermehrungsmaterial.  Die  Stecklinge 
dürfen  nicht  zu  feucht  gehalten 
werden,  indem  dieselben  leicht  ver- 
faulen oder  vom  Vermehrungspilz 
heimgesucht  werden.  Um  recht 
buschige  Pflanzen  zu  erziehen,  ist  ein 
öfteres  Stutzen  nicht  zu  unterlassen. 

Mir  bleibt  ein  Beet,  welches  ich 
1871  gesehen,  unvergesslich.  Das  Beet 
war  von  runder  Form,  in  der  Mitte 
lag  das  Eiserne  Kreuz,  gebildet  von 
Artemisia  argentea  und  Coleus  ,,Hera", 
dieses  Kreuz  war  von  Herniaria  glabra 
umgeben,  und  die  übrige  Füllung  be- 
stand aus  Alternanthera  amabilis.  — 
Da  kam  das  Silberweiss  der  Artemisia 
so  recht  zur  vollen  Geltung. 

Gr.-Tabarz.         J.  BiemüUer. 

Lonicera  brachypoda  fol.  aurec  reticulatis. 

Da  diese  hübsche  buntblätterige 
Schlingpflanze  nicht  überall  unseren 
Winter  aushält,  ist  es  zu  empfehlen, 
alljährlich  im  Juli  und  August 
Stecklinge  davon  zu  machen,  was  sehr 
leicht  geht.  Nur  ist  zu  beachten,  dass 
in  den  ersten  paar  Tagen  für  ge- 
schlossene Luft  zu  sorgen  ist  und  sind 
behufs  dieser  die  Stecklinge  in  einen 
kalten  Kasten  zu  stecken. 

Nach  der  Bewurzelung  können  die 
jungen  Loniceren  einzeln  in  Stecklings- 


Kleinere  Mitteilungen. 


491 


topfe  oder  in  flache  Kästen  gepflanzt 
werden  und  über  Winter  frostfrei,  bei 
möglicher  Zulassung  von  Luft  und 
Licht,  zu  halten.  Im  Frühling,  sobald 
kein  zu  starker  Frost  mehr  zu  be- 
fürchten, an  den  Bestimmungsort  ge- 
pflanzt, entwickeln  sie  sich  bis  zum 
Herbst  zu  recht  stattlichen  Pflanzen. 

Die  Verwendung  ist  eine  vielseitige. 
Die  Pflanze  eignet  sich  zur  Bekleidung 
von  niedrigen  Mauern,  wo  sie  aber 
fleissig  anzubinden  ist,  oder  zum  Ver- 
decken von  Baumstämmen  etc.,  auch  als 
Hängepflanze  in  einer  Ampel  oder 
grossen  Vase  eignet  sie  sich  recht  gut, 
und  die  gelbgenetzten  Blätter  wirken 
in    der  Nähe   gesehen  sehr  angenehm.   \ 

Als  Einfassung  und  zu  Teppich-  j 
beeten  niedergehakt  und  in  Schnitt  I 
gehalten,  ist  die  gelbe  Farbe  der 
Blätter  von  guter  Wirkung  und  viel 
schöner  als  die  von  Pyrethrum 
parthenifolium  aureum.  Auch  auf 
Felsengrotten  und  auf  künstlichen 
Grotten  ist  sie  sehr  zu  empfehlen. 

Da  wo  sie  im  Winter  im  Freien 
bleiben  soll,  empfiehlt  es  sich,  die 
Pflanze  gut  mit  trockenem  Laub  zu  be- 
decken, damit  der  Frost  den  Wurzel- 
stock nicht  zerstören  kann.  Um  so 
freudiger  wird  letzterer  dann  wieder 
austreiben  und  Ranken  von  2  m  Länge 
hervorbringen.  Auch  zur  Binderei 
sind  die  Ranken  mit  den  hübsch  ge- 
zeichneten Blättchen  mit  Vortheil  zu 
verwenden  und  halten  sie  sich,  in 
Wasser  gesteckt,  eine  ganze  Woche 
frisch,  selbstverständlich  ohne  die 
gelbe  Aderung  zu  verlieren. 

Gr.-Tabarz.         J.  Bi emulier. 


Sambucus  nigra  laciniata  hört., 

ein   hübscher  Zierstrauch. 

Von    Adam    Hey  dt,    Vorsteher    des    lierzog- 

lichen  Hofgartens  auf  Grünholz-Vogelsang. 

Auf  eine  hübsche  Varietät  des 
gewöhnlichen  Hollunders  Sambucus 
nigra  L.  möchte  ich  hinweisen: 
Sambucus  nigra  laciniata.  Dieselbe 
besitzt  ein  recht  zierliches,  auffallendes 
Laub  und  ist  sehr  gut  zur  dekorativen 
Gehölzpflanzung  zu  benutzen.  Der 
Strauch  wird  bis  4  m  hoch  und 
ziemlich  breit,  ist  stark  und  recht 
üppig  wachsend;  die  Blättchen  der  ge- 
fiederten Blätter  sind  zerschlitzt  und 
die  Blätter  einzeln  recht  gut  zu  Binde- 
zwecken verwendbar,  wie  auch  Zweig- 


teile zu  diesem  Behufe  wie  geschaffen 
sind.  Sehr  effektvoll  für  Vasensträusse 
machen  sich  auch  die  mit  creme- 
farbenen Blüten  besetzten  Zweige.  So 
alt  wie  die  Form  ist,  so  ist  sie  doch  noch 
nichtsehr  bekannt;  darum  möchte  ichsie 
jedem  Gartenbesitzer  empfehlen.  Wie 
gesagt,  der  Landschafter  kann  sie  für 
Gehölzpflanzung  benutzen,  der  Schnitt- 
blumengärtner die  Zweige  und  Blätter 
zur  Binderei;  letzteres  um  so  mehr,  als 
gewöhnlich  im  zeitigen  Frühjahr,  wenn 
das  Grün  dieses  Strauches  am  schönsten 
ist,  Mangel  an  gut  verwendbarem  Grün 
herrscht. 

Sambucus  nigra  laciniata  gedeiht  in 
jedem  Boden  und  ist  wie  jede  andere 
Hollunderart  wenig  anspruchsvoll.  In 
Ziergärten,  wo  etwas  Wert  auf  Sträucher 
gelegt  wird,  ist  diese  Art  ganz  am 
Platze. 

Etwas    über    Düngung    und    Bewässerung    der 
Chrysanthemum. 

Die  Zeit  rückt  wieder  näher,  wo  die 
Chrysanthemum  als  unbestrittener 
Herrscher  des  Blütenmarktes  angesehen 
werden  müssen.  Ihre  Kultur  hat  in 
dem  letzten  Jahrzehnt  einen  un- 
geheueren Aufschwung  genommen.  Es 
ist  dies  mit  Freuden  zu  begrüssen. 
Die  Chrysanthemum-Blume  ver- 
bindet mit  stolzer  Schönheit,  prächtiger 
Färbung  und  edler  Haltung  auch  hohen 
Wert  für  Dekoration  im  weitesten  Sinne 
und  Binderei.  Es  hiesse  indes  Eulen 
nach  Athen  tragen,  wollten  wir 
darüber  noch  viele  Worte  verlieren. 

Die  Engländer  sind  unbestrittene 
Meister  in  der  Kultur  und  Zucht  von 
Chrysanthemum.  Ihr  Klima  ist 
ihnen  so  ausserordentlich  günstig  in 
dieser  Hinsicht.  Wir  verfolgen  auf- 
merksam alle  Beobachtungen  und 
Erfahrungen,  welche  in  England  in 
unserer  Kultur  gesammelt  werden. 
Deshalb  dürften  auch  folgende  Zeilen 
wohl  von  Interesse  sein.  Als  Grund- 
lage unserer  Ausführungen  dienen  die 
Mitteilungen  des  Flerrn  W.  H.  Lees 
in  dem  letzten  Julihefte  der  Zeitschrift 
„The  Gardener's  Magazine". 

Die  Gelegenheit  —  so  schreibt  Herr 
Lees  etwa  —  sich  über  die  Unbilden 
des  Wetters  zu  ärgern,  scheint  ein 
ganz  besonderes  Vorrecht  der  Gärtner 
zu  sein,  und  insonderheit  derer,  welche 
sich      in      hohem      Masse      mit      der 


491 


Kleinere  Mitteilungen. 


Chrysanthemum  -  Zucht  befassen. 
Die  gegenwärtige  Jahreszeit  mit  ihren 
niedrigen  Temperaturen  und  dem 
Mangel  an  Sonnenschein  steht  in 
demselben  schlechten  Rufe  wie  ihre 
Vorgänger,  aber  trotzdem  lässt  sich 
mit  einiger  Bestimmtheit  behaupten, 
dass  der  November,  wie  alljährlich, 
eine  Fülle  von  prächtigen  Blumen  und 
Neuheiten  zeitigen  wird.  Es  ist  wie 
bei  jenem  Farmer,  welcher,  als  man 
ihn  seines  schönen  Weizens  wegen 
beglückwünschte,  klagte,  dass  dieser 
ein  Opfer  des  schrecklichen  „Brandes" 
sei ,  wenn  man  ihn  untersuche.  — 
Chrysanthemum  -  Brandpilze  sind 
verschieden  und  hartnäckig  in  ihren 
Angriffen  auf  Pflanzen,  doch  der  sorg- 
fältigen Pflege  des .  echten  Züchters  i 
können  sie  nicht  widerstehen. 

Einige  der  Uebel  in  der  Chrysan- 
themum-Kultur sind  das  Ergebnis 
unserer  eignen  ungenügenden  Kenntnis 
der  Pflanzen,  und  nichts  ist  geeigneter 
solche  hervorzurufen,  als  falsche  An- 
wendung von  Düngern.  Bei  Anfängern 
ist  es  ein  verzeihlicher  Irrtum,  wenn 
sie  allzu  freigebig  sind  mit  einzelnen 
Düngemitteln,  selbst  bis  zur  Zerstörung 
einiger  Wurzeln.  Sie  besitzen  noch 
keine  ausreichende  Erfahrung  und 
haben  oft  ihre  Freude  daran,  recht 
grosse  fleischige  Blätter  und  bambus- 
gleiche Stämme  hervorzurufen ,  was 
durch  zeitige  und  beständige  Gaben 
von  reizenden  Düngemittel  erreicht 
wird.  Mit  Züchtern  in  diesem  Stile  ist 
es  oft  interessant  sich  zu  unterhalten, 
denn  meist  geben  sie  sich  grosse 
Mühe,  einem  zu  versichern,  dass  sie  so 
gut  wie  gar  nicht  gedüngt  hätten,  dass 
sie  nur  eine  Hand  voll  Knochenmehl 
der  Erde  beigemengt  hätten  u.  s,  w.  — 
Es  sei  immer  und  immer  wieder 
daraufhingewiesen,  dass  die  schönsten 
Blumen  zwar  an  kräftigen,  festen  und 
gut  ausgereiften  Stengeln  zu  erwarten 
sind,  aber  nicht  an  fleischigen  Riesen- 
trieben, welche  im  Verhältnis  viel 
kleinere  und  unschönere  Blüten  hervor- 
bringen. 

Andere  Uebel  sind  die  Folge  zu 
starker  Bewässerung  oder  auch  der 
Verzärtelung  der  Pflanzen  in  zu  ge- 
schlossener Luft.  Es  ist  ganz  natürlich, 
dass  weiche,  verzärtelte,  saftige  Blätter 
dem  Welken  oder  dem  Blattrost 
günstigere  Angriffspunkte  darbieten, 
als  festes,  hartes  Laub  und  ausgereifte, 


abgehärtete  Stengel.  Ein  robuster  ge- 
sunder Wuchs  ist  sicherlich  notwendig, 
um  die  Pflanzen  zu  befähigen,  erst- 
klassige Blumen  zu  entwickeln,  und 
eine  nicht  unbeträchtliche  Dunggabe 
ist  dazu  erforderlich  —  aber  alles  mit 
Mass.  Wird  die  Düngung  übertrieben, 
ist  sie  schädlich.  Im  zeitigen  Juni 
eingetopfte  Pflanzen  werden  jetzt  (im 
Juli)  gut  durchwurzelt  sein  und  sind 
in  der  Lage,  schwache  regelmässige 
•Dunggaben  zu  erhalten.  Wenn  wir 
keinen  R  u  s  s  unter  die  Erde  mengen, 
so  wird  ein  schwaches  Bestreuen  der 
Topfoberfläche  von  Nutzen  sein,  oder 
wir  geben  ihn  in  Wasser  gelöst,  indem 
ein  Sack  mit  Russ  in  das  Wasser- 
gefäss,  aus  dem  wir  das  Giesswasser 
zu  schöpfen  pflegen,  hineingehängt 
wird.  Bei  regnerischem  Wetter  ist  die 
erstere  Art  und  Weise  praktischer. 
Eine  leichte  Düngung  mit  flüssigem 
Kuhdung  ist  gleichfalls  vorteilhaft. 
Je  mehr  die  Pflanzen  sich  entwickeln, 
desto  stärker  können  wir  düngen,  aber 
stets  allmählich  verstärken  und  im 
Masse,  wie  das  fortschreitende  Wachs- 
tum es  nötig  macht.  In  gleicher  Weise 
wie  Russ  kann  auch  Pferde-  oder 
Geflügel-Dung  verwendet  werden.  Es 
sei  auch  hier  daran  erinnert,  dass  von 
tierischen  Düngern  der  von  Kühen  der 
schwächste  und  der  von  Geflügel  der 
nährstoffreichste  ist,  so  dass  der 
letztere  also  mehr  Verdünnung  bedarf. 
Stalljauche  ist  auch  gut  geeignet. 

Wenn  man  den  Dünger  auf  die 
Topfoberfläche  streut,  so  bildet  sich 
immer  eine  Ablagerung,  diese  ver- 
meidet man  durch  Anwendung  der  im 
Wasser  angebrachten  Dungsäcke. 
Durch  Giessen  mit  reinem  Wasser 
muss  die  Erde  immer  rein  und  porös 
erhalten  werden.  Bei  regnerischem 
Wetter  verlangen  die  Pflanzen  weniger 
Dünger,  und  dies  muss  besonders 
später  im  Jahre  in  Rücksicht  gezogen 
werden. 

Zum  Schluss  noch  einige  Worte 
über  den  Chrysanthemum-Blattrost 
(Uredo  Chrysanthemi).  In  Deutsch- 
land hat  man  bisher  glücklicherweise 
noch  nicht  von  dem  Auftreten  dieses 
gefährlichen  Pilzes  gehört.  In  England 
und  Amerika  hat  er  indes  schon  be- 
deutende Schädigungen  verursacht. 
Es  gilt  aber  für  deutsche  Gärtner, 
ihre  Pflanzen  genau  zu  beobachten, 
um  dem  Auftreten  sofort  vorzubeugen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


49a 


Eingeschleppt  wurde  die  Krankheit 
aus  Amerika,  und  zwar  mit  der  Sorte 
Niveus.  Obwohl  nun  diese  bereits 
seit  1893  bei  uns  in  Kultur  ist,  zeigte 
sich  doch  erst  1S97  die  Krankheit. 
Wie  gesagt  bieten  zu  üppig  kultivierte, 
verzärtelte  Pfianzen  sehr  geeignete 
Unterlagen  für  diese  Parasiten,  Sorten 
wie:  Golden  Gem,  Souvenir  de 
petite  amie,  Viscountess  Ham- 
bledon  und  andere  mehr  sollen  nach 
den  bisherigen  Erfahrungen  der  Krank- 
heit besonders  ausgesetzt  sein.  Der 
Pilz  pllegt,  so  weit  man  beobachtet 
hat,  nur  an  der  Blattunterseite  auf- 
treten. K- 

Sämlingspflanzen   von  Theobroma  Cacao. 

\'on  E.  Schelle-Tübingen. 

Seite  522  des  Jahrganges  1894  dieser 
Fachschrift  machte  ich  die  kurze  Be- 
merkung, dass  ich  hoffe,  von  der  Kacao- 
ptlanzen  des  hiesigen  botanischen 
Gartens  noch  keimfähigen  Samen  zu 
erhalten.  Dies  ist  nun  vergangenes 
Jahr  eingetroffen,  und  vier  kräftige 
Pflanzen  sind  das  Ergebnis  hiervon. 
Die  Samen  am  18.  November  1897 
ausgesät,  keimten  sofort  und  wurden 
die  jungen  Pflänzchen  bereits  am 
3.  Dezember  eingetopft.  Dieselben 
zeigten  zuerst  ein  starkes  Längen- 
wachstum mit  wenigen  schmalen 
Blättern,  dann  folgten  rasch  eine  An- 
zahl breiterer  Blätter,  worauf  eine 
Ruheperiode  eintrat.  Nach  etwa  zwei 
Monaten  begann  das  Wachstum  von 
neuem  und  gegenwärtig,  nach  etwa 
einem  Jahre,  zeigen  die  vier  Exemplare 
eine  Höhe  von  60 — 95  cm. 

Wie  rasch  die  Keimkraft  verloren 
geht,  zeigte  eine  zweite  Frucht,  welche 
ich,  um  sicher  keimfähigen  Samen  zu 
erhalten,  etwa  drei  Wochen  länger 
am  Baume  hängen  liess.  Bei  derselben 
war  das  die  Samen  umgebende  Mark 
schon  in  Fäulnis  übergegangen,  hatte 
die  Samen  angegriffen  und  ihnen 
hierdurch  die  Keimkraft  genommen. 
Vielleicht  beruht  es  hierin,  dass  wir 
trotz  unserer  schnellsten  Dampfer  nur 
keimunfähige  Samen  erhalten.  Ebenso 
sind  die  der  Frucht,  entnommenen 
Samen  sehr  leicht  dem  Eintrocknen 
ausgesetzt  und  leiden  auch  sonst  durch 
die  Seefahrt.  Die  wenigen  in  deutschen 
und  auch  ausländischen  botanischen 
und     sonstigen    Gärten     zu     lindenden 


Kakaoptlanzen  sind  wohl  durchweg 
Stecklingsexemplare  von  jungen  durch 
Schiffstransport  aus  der  Heimat  zu 
uns  gebrachten  Ptlanzen. 

Die  hiesigen,  über  2  m  hohen  Pflan- 
zen zeitigen  trotz  reicher  Blüte  meist 
nur  je  zwei  Früchte,  womit  man  jedoch 
vollkommen  zufrieden  sein  muss,  denn 
in  der  Heimat  zeigt  sich  der  Kakao- 
baum trotz  0-8  m  Höhe  nie  »voll 
behangen<.  20 — 30  Früchte  geben  im 
Durchschnitt  die  Jahresernte. 

Leider  mussten  die  in  Kulturhäusern 
stehenden  hiesigen  Pflanzen  in  die 
hohen  Schauhäuser  verbracht  werden 
und  ob  hier  in  Zukunft  gleiche  Erfolge 
erzielt  werden,  ist  wohl  fraglich. 

Meiner  damaligen  Notiz  fügte  ich 
auch  noch  bei,  dass  die  Vermehrung  aus 
Stecklingen  ebenfalls  eine  schwierige 
sei.  Nun,  wie  es  so  manchmal  geht, 
man  versucht  oft  jahrelang  und  immer 
ist  der  Erfolg  schlecht  oder  mangelhaft, 
bis  irgend  ein  kleiner  Vorteil  alles 
gelingen  lässt.  So  auch  hier.  Nachdem 
die  Kakaostecklinge  am  vorjährigen 
Holz  kurz  vor  dem  Austrieb  geschnitten 
und  in  Sphagnum  gesteckt  wurden, 
wuchsen  dieselben  innerhalb  vier 
Wochen  immer  gut  an  und  zeigten 
schöne  Bewurzelung.  In  anderen 
Substraten,  Sand,  Torfmull  u.  s.  w. 
hatte  ich  fast  stets  Misserfolge.  In 
Sphagnum  gelingen  mir  überhaupt 
manche  ^'ermehrungen,  welche  sonst 
nie  gelangen. 

FJer  Natur  des  Baumes  bezw.  seines 
Wachtums  entsprechend,  muss  den 
Stecklingen  stets  hohe  Wärme  und  gute 
Feuchtigkeit  gegeben  v\'erden,  zwei 
Faktoren,  welche  auch  bei  älteren 
Pflanzen,  besonders  während  des 
Austriebs,  sehr  zu  beachten  sind. 

Im  ersten  und  zweiten  Jahre  ist  das 
Längenwachstum  der  Stecklinge  ein 
gemässigtes,  mit  60—80  cm  hohen 
zweijährigen  Pflanzen  muss  man  voll- 
ständig zufrieden  sein;  erst  im  dritten 
Jahre  legen  sie  kräftig  los  und  ver- 
zweigen sich  entsprechend. 


Äkklimatlsationsbericht      von      Kommerzienrat 
Hugo  Köhler,  S.-Altenburg, 

In  diestm  Jahre  kann  ich  mich  ganz 
besonders  kurz  fassen,  indem  infolge 
der  Milde  des  Winters  wenig  zu  be- 
richten ist. 

Die  herrliche  Vegetation  der  Gesamt- 
pflanzenwelt   zeigt    so    recht,    was    es 


494. 


Kleinere  Mitteilungen. 


trotz  des  kühlen  Sommers  bedeutet, 
wenn  ein  milder  Winter  stattgefunden 
hat. 

Laub-  und  Nadelhölzer  zeigen  allent- 
halben ein  kaum  je  dagewesenes 
Wachstum.  Immergrüne  Pflanzen 
bringen  ebenfalls  infolge  der  kühlen, 
aber  durchaus  nicht  zu  feuchten 
Witterung,  trotz  des  allerdings  für  dies 
oder  jenes  Gewächs  fehlenden  Sonnen- 
scheins einen  ganz  wunderbaren  Trieb. 
Sträucher  und  Stauden,  kurzum  alles, 
was  wächst,  zeigt  eine  Ueppigkeit  von 
seltener  Pracht,  sodass  der  Gärtner 
und  der  Gartenliebhaber  dieses  Jahr 
als  ein  besonders  gottbegnadetes  be- 
zeichnen muss. 

Die  von  mir  in  einer  ganzen  Anzahl 
ausgepflanzten  Chamaerops  excelsa 
(Tra  chycarpus  excelsa)  in  allen  Grössen 
zeigen  ohne  Ausnahme  die  herrlichste 
Entwicklung.  Mit  der  Bildung  der 
Blätter  sind  wir  in  der  Anzahl,  gegen 
das  A^orjahr  verglichen,  etwa  um  eins 
zurück,  indem  bis  jetzt  je  nach  der 
Pflanze  4  bis  5  neue  sich  gezeigt  haben. 

Diejenigen  Pflanzen,  welche  nur  in 
Schilf  eingepackt  wurden,  sind  am 
tadellosesten.  Stroh  hält  wohl  etwas 
wärmer,  aber  bleibt  nie  ganz  trocken. 
Schilf  hingegen,  in  etwas  grösserem 
Quantum  angewendet,  ist  bei  weitem 
vorzuziehen. 

I)ie  Pflanzen  sind  von  so  grosser 
Schönheit,  dass  mir  selbst  von  vielen 
Gärtnern  zugestanden  wurde,  dass  eine 
solche  Palme  im  Gewächshaus  niemals 
eine  derartige  Ueppigkeit  erreiche, 
und  hinzufügen  möchte  ich  noch,  dass 
selbst  mit  den  denkbar  künstlichsten 
Mitteln  die  Möglichkeit  ausgeschlossen 
ist.  bei  einer  etwa  i'Aj  Aleter  hohen 
Palme  mit  einem  '/^  Meter  hohen 
Stamm  8— q  Wedel  während  der 
Wachstumperiode  A^on  März  bis  Ende 
Oktober  zu  erreichen. 

Meine  grosse  Gruppe  Cycas  revoluta, 
welche  ich  schon  mehrere  Jahre  im 
Freien  überwinterte,  habe  ich  ent- 
fernt, und  zwar  teils  aus  ästhetischen, 
teils  aus  Sparsamkeitsgründen.  Die 
Unterfütterung  mit  Pferdedünger, 
welcher  natürlich  in  reichem  Masse 
verwendet  w^urde,  ist  kein  schönes 
Stiick  Arbeit  und  auch  ziemlich  kost- 
spielig. Im  ersten  Jahre  mag  dies 
gehen,  weil  der  Gesamtdünger  unter 
den  Pflanzen  verbleibt,  und  die  Ent- 
wicklung ist  eine  derartige,  dass  auch 


mit  Sicherheit  auf  ein  Treiben  im 
nächsten  Jahre  gerechnet  werden  kann, 
was  auch  thatsächlich  im  vorigen 
Jahre  der  Fall  war.  In  diesem  Jahre 
war  ich  jedoch  nicht  sicher,  denn 
selbst  Mitte  Mai  war  noch  die  Ent- 
wicklung der  Herzen  in  meinem  Vor- 
garten und  auch  im  Park  weit  zurück, 
und  ich  beschloss  in  Folge  des  ganz 
abnorm  kühlen  Wetters  die  Versuche 
auf  solche  Weise  aufzugeben.  Ich 
entnahm  sämtliche  Pflanzen  gegen 
Ende  Mai  dem  freien  Lande,  und  kann 
nur  sagen,  dass  ohne  Ausnahme  die- 
selben ein  geradezu  überraschendes 
Wurzelvermögen  gebildet  hatten.  Eins 
kann  ich  ferner  konstatieren,  dass 
Cycas  revoluta  bis  10  Grad  Celsius 
unter  o  aushält,  ohne  dass  Blätter  und 
Blüten  erfrieren;  gewiss  ein  Beweis 
von  der  ungeheueren  Härte  dieser 
Pflanzen.  Auf  meine  neueste  Anzuchts- 
resp.  Akklimatisationsmethode  werde 
ich  demnächst  zurückkommen. 

Uebrigens  habe  ich  schon  in  Arco 
den  Beweis  erbracht,  und  kann  sich 
Jeder  davon  überzeugen  ,  welches 
Wachstum  die  von  mir  aus  deutschen 
Gewächshäusern  bezogenen  Pflanzen, 
welche  sozusagen  als  ausrangierte 
galten,  im  Laufe  von  6  Jahren  gezeigt 
haben.  Von  Anfang  November  ab 
werde  ich  einige  Wochen  in  Arco 
weilen,  und  stehe  gern  Jedermann  zu 
Diensten. 

Vermittlungsstelle  für  Obstverkauf 
für    die    Provinz    Brandenburg    In    Berlin. 

Um  den  Obstzüchtern  der  Provinz 
Brandenburg  den  Absatz  ihrer  Ernten 
zu  erleichtern,  hat  der  Vorstand  der 
brandenburgischen  Landwirtschafts- 
kammer  auf  Antrag  ihres  Sonder- 
ausschusses für  Garten-  und  Obstl^au 
die  Einrichtung  einer  Vermittelungs- 
stelle  für  Obstverkauf  beschlossen,  und 
zwar  als  Abteilung  der  Ein-  und  Ver- 
kaufsstelle der  Landwirtschaftskammer. 

Die  Abwicklung  der  Geschäfte  ge- 
schieht in  folgender  Weise: 

Verkaufsangebote  werden  nur  von 
Obstzüchtern  angenommen.  (Obst- 
händlern steht  die  Einrichtung  nur  zu 
Einkäufen  zur  Verfügung. 

Die  Verkaufsangebote  sind  möglichst 
vor  der  Ernte  bei  der  Vermittlungs- 
stelle für  Obstverkauf  anzumelden. 

Dabei  ist  anzugeben:  der  Name  der 
Obstsorte,    die  abgebbare    Menge,    die 


Kleinere  Mitteilungen. 


495 


Bezeichnung  des  Wertes  (Tafel-,  Wirt- 
schafts-, Mostobst),  die  Lieferzeit,  der 
Versandort  und  der  Name  und  Wohn- 
ort des  \^erkäufers. 

Angebote  und  Nachfragen  unter  25  kg 
einer  Sorte    bleiben    unberücksichtigt. 

Für  Angebote  von  mehr  als  loZentner 
einer  Sorte  ist  es  ratsam,  der  Ver- 
mittlungsstelle Proben  von  etwa  5  kg 
einzusenden. 

Der  Verkäufer  ist  verpilichtet,  genau 
nach  Probe  zu  liefern. 

Das  Obst  muss  gut  geerntet  und  sorg- 
fältig verpackt  werden. 

Die  derVermittlungsstelle  zugehen  den 
Anmeldungen  werden  den  Nachfragen- 
den übermittelt,  die  sich  mit  den  Ver- 
käufern in  Verbindung  setzen  und  den 
Kaufpreis  vereinbaren.  Auf  besonderen 
Wunsch  steht  die  Vermittlungsstelle 
dem  Verkäufer  mit  Rat  zur  Seite. 

Die  Vermittlung  zwischen  Obst- 
züchtern und  Käufern  geschieht  für 
beide  Teile  unentgeltlich;  es  wird  den 
Verkäufern  nur  zur  Pflicht  gemacht, 
der  Vermittlungsstelle  die  Sorten  und 
die  Menge  des  verkauften  Obstes  an- 
zugeben, um  einen  Überblick  über  die 
Wirksamkeit  der  Einrichtung  zu  be- 
kommen. Die  Angabe  der  erzielten 
Preise  ist  erwünscht,  jedoch  ist  niemand 
dazu  verpflichtet. 

Formulare  für  Obstangebote  und 
Nachfrage  werden  kostenfrei  zugesandt. 

Anfragen  und  Postsendungen  sind  zu 
richten  an  die  Vermittlungsstelle  für 
Obstverkauf  der  Landwirtschafts- 
kammer für  die  Provinz  Brandenburg, 
Berlin  N.W.,  Werftstr.  9. 


Zentralstelle  für  Obstverwertung 
in  Frankfurt  a.  M. 

Aus  FT-ankfurt  a.  M.  wird  berichtet: 
»In  dem  Geschäftsbericht  der  Zentral- 
stelle für  Obstverwertung  und  die  Obst- 
märkte in  F^rankfurt  a.  M.  wird  nach- 
gewiesen, dass  seit  dem  Bestehen  der 
Zentralstelle,  also  seit  etwa  7  Jahren, 
die  Nachfrage  nach  Obst  noch  nie  das 
Angebot  in  solchem  Masse  wie  im 
Jahre  1897  überschritten  habe.  Das 
Angebot  betrug  3  170000  kg  der  ver- 
schiedenen Obst-  und  Beeren-Sorten, 
dem  eine  Nachfrage  von  12705600  kg 
gegenüberstand,  sodass  die  Nachfrage 
das  Angebot  um  das  Vierfache  über- 
stieg. Der  Umsatz  betrug  1612100  kg. 
Die  Zentralstelle  arbeitet  auf  Kosten 
des  Staates  und  der  Stadt  Frankfurt  a.M. 


Unkosten  erwachsen  weder  dem  Käufer 
noch    dem    Verkäufer    durch    die    Be- 
nutzung der  Zentralstelle.    Das  Angebot 
sinkt  von  fast  20  Millionen  kg  im  Jahre 
1893  stetig  auf  etwa  3  Millionen  kg  im 
Jahre  1897,  die  Nachfrage  dagegen  steigt 
von  öMillionen  kg  aut  fast  12^  jMillionen 
kg;    der  Umsatz  steigt    zunächst  stetig 
von  fast  3  Millionen  kg  auf  6,3  Millionen 
kg  und  sinkt  dann  stetig  auf  1, öMillionen 
kg.     Der  Verkauf   findet    nach  Muster 
statt.     Aus   den    Zahlen    geht    deutlich 
hervor,  dass,  da  die  Nachfrage  in  den 
letzten  Jahren  annähernd  auf  derselben 
Höhe    bleibt,     ja    sogar     stetig     etwas 
wächst,    das    angebotene    Obst    in    der 
Qualität  den  Ansprüchen  nicht  genügt. 
"^  Der  deutsche  Obstzüchter  ist  im  all- 
gemeinen zu  träge,  schon  frühzeitig  auf 
tadellose  Früchte    hinzuarbeiten.     Ihm 
kommt  es  nicht  auf  die  Qualität,  sondern 
auf    die  Quantität    an.     Gute    Qualität, 
d.  h.  gute    ausgesuchte,    gleichmässige 
Ware  liefert  uns  Amerika.     Aber  trotz- 
dem könnte  Deutschland  dem  amerika- 
nischen   Wettbewerb     getrost     in    die 
Augen  sehen,  weil  der  Geschmack  des 
deutschen   Obstes     den    des    amerika- 
nischen   bei    weitem    übertrifft.      Der 
Wettbewerb  des  amerikanischen  Obstes 
macht    sich    auch    in     den    eben    mit- 
geteilten   Zahlen  bemerkbar.     Wir  er- 
hielten grössereMengen  amerikanischen 
Obstes  erst  seit  1896.     In  diesem  Jahre 
war  der  Umsatz  in  Frankfurt  a.  M.  um 
mehr  als   4  Millionen  kg   geringer   als 
im  Jahre  1895.     Statt    nun  Nutzen  aus 
der  Konkurrenz    zu    ziehen,    statt   ein- 
zusehen, dass  nur  die  bessere  Sortierung 
dem    amerikanischen    Obste    zu    dem 
fabelhaften  Erfolge  verhalf  und  selbst 
gut  zu  sortieren,  suchte  man  nach  einem 
bequemeren  Auswege,  sich  den  lästigen 
Konkurrenten  vom  Halse  zu  halten. 

Das  einfachste  JSIittel  war  ein  Verbot 
der  Einfuhr  amerikanischen  Obstes. 
Da  das  aber  nicht  so  leicht  ging, 
musste  ein  Vorwand  gesucht  werden, 
und  der  bot  sich  endlich  in  der  San 
Jose-Schildlaus.  Diese  wurde  als 
Schreckgespenst  hingestellt  und  er- 
füllte die  ihr  zugedachte  Aufgabe  auf 
das  beste.  Den  Schaden  aber  haben 
die  Konsumenten.  Im  Interesse  unseres 
heimischen  Obstbaues  wäre  es,  wenn 
das  amerikanische  Obst  ganz  un- 
gehindert unsere  Grenzen  passieren 
könnte,  damit  unsere  Obstproduzenten 
gezwungen    würden,    gegen    die    Kon- 


496_ 


Litteratur. 


kurrcDz  mit  legalen  Mitteln,  d.  h.  durch 
sorgfältige  Auslese  anzukämpfen.  Nur 
dadurch  könnte  unserem  Obstbau  ge- 
holfen werden. 

Nachfrage  nach  gutem  (»bst  ist  so 
reichlich  vorhanden,  dass  wir  zur  Zeit 
noch  jährlich  für  etwa  20  Millionen 
Mark  vom  Auslande  beziehen.  Die  für 
gutes  deutsches  Obst  gezahlten  Preise 
sind  derartige,  dass  der  Obstbau  reich- 
lich lohnt.  Es  wurden  im  Jahre  1897 
in  Frankfurt  a.  M.  gezahlt  für  50  kg: 
für  weisse  Winterkalvill  60  bis  150  M., 
für  gelbe  Bellefleur  30  bis  35  M.,  für 
Gravensteiner  24  AI.,  für  -  Borsdorfer 
und  Reinette  von  Blenheim  22,50  M., 
für  Parkers  Pepping  21  M.,  für  Bau- 
manns Reinette,  Winter-Goldparmäne, 
Orleans-Reinette,  Kaiser  Alexander  usw. 
20  M.,  gemischte  Wirtschaftsäpfel  14  M. 
Das  sind  Preise,  bei  denen  jeder  Obst- 
züchter sehr  gut  bestehen  kann.« 

(Müllers  Deutsche  Gärtnerzeitungj 

Bemerkung:  W^ir  geben  vor- 
stehenden Artikel,  der  manches  Wahre 
enthält,  hier  wieder,  in  der  Hoffnung, 
dass  von  berufener  Seite  eine  Wider- 
legung der  falschen  Schlüsse,  an  denen 
es  darin  auch  nicht  fehlt,  erfolge. 
Was  die  San  Jose-Laus  betrifft,  so 
möchten  wir  wohl  wissen,  wie  über 
Lässigkeit,  unverantM^ortliche  Gleich-  i 
giltigkeit  u.  dgl.  geredet  worden  wäre,  1 
wenn    die  Regierung  nicht   sorgfältige   1 


Untersuchung       des       amerikanischen 
Obstes  angeordnet  hätte.  L.  W. 


Zentralstelle  für  Obstverwertung 
in  Oldenburg  i.  Gr. 

Um  der  obstbautreibenden  Bevölke- 
rung einen  besseren  Absatz  ihrer  Pro- 
dukte zu  ermöglichen  und  den  Kon- 
sumenten den  Einkauf  zu  erleichtern, 
hat  der  Obst-  und  Gartenbauverein  zu 
Oldenburg,  angeregt  durch  die  Ver- 
waltung des  Landes-Kulturfonds,  eine 
Zentralstelle  für  Obstverwertung  er- 
richtet. 

Die  Zentralstelle  ist  ein  uneigen- 
nütziges Unternehmen  des  genannten 
Vereins,  das  nur  zur  Hebung  des 
heimischen  Obstbaues  eingerichtet 
worden  ist. 

Vom  1.  September  bis  1.  Dezember 
eines  jeden  Jahres  vermittelt  dieZentral- 
stelle  den  Verkehr  zwischen  Obst- 
produzenten und  -Konsumenten  durch 
Mitteilung  von  Angebot  und  Nachfrage. 

Die  Angebot-  und  Nachfragelisten 
werden  allwöchentlich  an  die  Inter- 
essenten kostenfrei  versandt;  auch  die 
Aufnahme  von  Angebot  und  Nachfrage 
in  die  Listen  erfolgt  kostenlos. 

Verbindlichkeiten  werden  von  der 
Zentralstelle  nicht  übernommen. 

Der  Landes-Obstgärtner  H.  Immel 
übernimmt  die  Geschäftsführung.  (Ge- 
schäftszimmer: Oldenburg  i.  Gr.,  Hunte- 
strasse  12.) 


Litteratur. 


Jahresbericht  der  Landwirt- 
schaftlichen A' ersuch s Station  zu 
Bonn  1897,  herausgegeben  vom 
Direktor.  Professor  Stutzer. 


H.  R.  Jung.  Stadt  -  Obergärtner  zu 
Köln  a.Rh.,  und  W.  Schröder,  Garten- 
direktor der  Stadt  Mainz,  Rheinische 
Gärten.  Das  Heidelberger  Schloss 
und  seine  Gärten  in  alter  und  neuer  Zeit 
und  der  Schlossgarten  zu  Schwetzingen; 
mit  4  Lageplänen  und  35  Abbildungen 
im  Text..  Berlin  1898.  Verlag  von 
Gustav  Schmidt  (vormals  Robert 
Oppenheim). 

Die  A'erfasser  haben  es  sehr  ernst 
mit  ihrer  Arbeit  genommen  und  bieten 


namentlich  dem,  der  sich  für  die  Ge- 
schichte   der  Gartenkunst    interessiert, 
,   höchst    wichtige    Anhaltspunkte.      Zu- 
i   nächst    wird    der    alte    Lageplan     des 
I  Heidelberger  Schlossgartens  vom  Archi- 
I  tekten    Salomon    de   Gaus    1619   ge- 
j  geben  (wiederholt  aus  der  Beschreibung 
des    Gartens    von    J.  Metzger    1829), 
der  einen  regelmässigen,  steifen  Garten 
mit    Statuen,  Labyrinthen   u.  s.  w.    im 
italienischen   Stil    darstellt.     Die   Ver- 
fasser nehmen  hier  de  Gaus  in  Schutz 
gegen    den  Tadel,   den  J.  v.  Ealke  in 
»Der    Garten,    seine    Kunst    und    Ge- 
schichte« darüber  ausgesprochen,  und 
bringen    Abbildungen    all    der  Einzel- 
heiten.      Der    zweite     Lageplan     zeigt 


Unterrichtswesen, 


497 


den  1804  angelegten  Schlos.sgarten  nach 
der  Aufnahme  Metzgers  1826.  der 
dritte  die  Jetztzeit  (1898).  Beigegeben 
sind  u.  a.  die  Porträts  von  Johann 
Metzger,  grossherzoglich  badischem 
Gartendirektor  (f  1852),  Christian 
Lang  (f  1884)  und  des  jetzigen  Garten- 
inspektors Otto  Mas  Sias,  sowie  schöne 
Ansichten  des  Schlosses  und  herrlicher 
Coniferen   im  Garten.^ 

Schwetzingen  wird  kürzer,  aber  eben- 
falls eingehend  behandelt,  ein  Lageplan 


des  hinsichtlic^h  des  Hauptteils  im 
steifsten  französischen  Stil  angelegten 
Gartens  gegeben,  ferner  mehrere  An- 
sichten und  ein  Porträt  LudAvig 
V.  Schells,  der  die  französische  An- 
lage mit  einer  englischen  umgab.  Der 
heutigen  Generation  ist  es  kaumfasslich, 
dass  das  stille  Schwetzingen  in  der 
letzten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts 
eine  glanzvolle  Residenz,  ein  Sammel- 
platz der  hervorragendsten  Geister  war. 

L.  W. 


Unterrichtswesen. 


Stundenplan 

für  die  städtische  Fachschule  für  Gärtner  in  Berlin  im  Winterhalbjahr  1898  99. 

Schulgebäude:  Hinter  der  Garnisonkirche  2. 

Honorar  3  Mk.    Anmeldungen  täglich,  ausser  Mittwoch  und  Sonnabend,  abends 

7 — 8  ühr  und  Sonntag  vormittags  8 — 9  Uhr  bei  Herrn  Rektor  Drehmann  daselbst. 

Anfang  Dienstag,  den  IL  Oktober  d.  J.,  abends  6  Uhr. 


Tage: 

Sonntag. 

Dienstag. 

Freitag. 

Stunden: 

Vormittags 
V.9 — 12  Uhr. 

Abends 
V.  6 — yUIir. 

Abends 
V.  7— 8  Uhr. 

Abends 

V.  8— 9  Uhr. 

Abends           Abends            Abends 
V.  6 — 7  Uhr.    V.  7 — 8  Uhr.    v.  8 — qUhr. 

1 

l.  Ab- 
teilung: 

Zeichnen. 

C.  Hampel, 
Gartenbau- 
direktor. 

Buchführung. 

Hertel, 
Stadt. Lehrer. 

Pflanzenkulturen. 

F.  Bluth, 
Gärtnereibesitzer. 

Buchführung. 

Hertel, 
Städt.Lehrer. 

Bodenkunde       g^^^^j^ 

u. 
Düngerlehre. 

T^      r>             Dr.  F.  Krüger. 
Dr.  Berju.                      ° 

II.  Ab- 
teilung: 

Zeichnen. 

M.Hotl'manr), 
Hofgärtner. 

Obst-  u. 
Gemüsebau. 

H.  Mehl, 
Gärtnereibes. 

Deutsch. 

J.  Peuckert, 
Stadt. Lehrer. 

Rechnen. 

J.  Peuckert, 
Städt.Lehrer. 

Deutsch. 

J.  Peuckert, 
Städt.Lehrer. 

Rechnen. 

J.  Peuckert, 
Städt.Lehrer. 

Sommerhalbjahr  1899. 

An  12  Sonntagen  von  8 — 10  Uhr  Unterricht  im  Feldmessen  durch  Herrn 
Königl.  Gartenbau-Direktor  C.  Hampel.  Beginn  etwa  am  1.  Mai.  Honorar 
3  Mark.     Anmeldungen  bei  Herrn  Rektor  Drehmann  (siehe  oben)  und  vor  den 

Unterrichtsstunden  bei  Herrn  Königl.  Gartenbau-Direktor  Hampel. 

Wir  bitten  die  Herren  Prinzipale  dringend,  ihre  Gehülfen  und  Lehrlinge 
aut  diesen  Unterricht  aufmerksam  zu  machen  und  sie  zum  regelmässigen 
Besuch  anzuhalten. 

Dr.  Deite,  Dr.  Wittmack, 

Vorsitzender  des  Kuratoriums  der  Fachschule.  Dirigent  der  Fachschule. 


49i 


Aus  den  Vereinen.  —  Ausstellungen  und  Kongresse. 


Aus  den  Vereinen. 


Bericht  über  die  Versammlung 
der  Vereinigung    deutscher    Maiblumenzüciiter 
und  Händler  am  5.  September  1898  in  Berlin. 

An^\•ese^d  waren  Herr  CA.  Schultz- 
Lichtenberg-Berlin  als  Vorsitzender 
und  die  Herren  Otto  Mann-Leipzig. 
Aug.  Schmeisser-Burg.  C.  Olden- 
roth-Wriezen,  O.  Friedrich-Drossen, 
C.  Grobba-Gartz  a.  O.,  C.  van  der 
Smissen  -  Steglitz,  E.  Schwartz- 
Tempelhof  als  Mitglieder. 

Die  Diskussion  war  angeregt;  be- 
handelt wurden  folgende  Fragen:  i.  Das 
Zusammenwirken  von  Züchter  und 
Händler,  2.  Die  Möglichkeit  der  Ein- 
richtung einer  Art  Börse  für  Treib- 
keime, 3.  die  voraussichtlich  grosse  Ernte 
und  zu  befürchtende  Überproduktion, 
4.  das  kolossale  Angebot  von  Eis- 
keimen, 5.  Warnung  vor  übermässigem 
Anbau,  6.  Düngung  der  Maiblumen- 
kulturen mit  Kunstdünger,  7.  Gewerbe- 
steuerptlicht  der  Maiblumenzüchter 
(aus  Anlass  eines  zu  dieser  Steuer 
herangezogenen  Züchters).  8.  Ein- 
tragungen in  die  schwarze  Liste. 


Die  Vereinigung  nimmt  Interessenten 
gern  zu  Mitgliedern  auf,  jährlicher  Bei- 
trag 5  M.,  Statuten  postfrei  durch  den 
unterzeichneten  Schriftführer 

E.  Schwartz -Tempelhof. 


Jahresbericht 

über  die  Thätigkeit  des  Gartenbauvereins    für 

Neu-Pommern  und  Rügen  für  das  Vereinsjahr 

Oktober   i8g6  bis  Oktober   1897. 

Greifswald,    Druck    von    F.    W.    Kunike. 

Der  Verein,  welcher  im  Jahre  1845 
gegründet  wurde,  blickt  somit  auf  eine 
53jährige  Thätigkeit  zurück.  Die  Zahl 
der  Mitglieder,  welche  am  Schlüsse 
des  Vereinsjahres  119  betrug,  ist  jetzt 
auf  123  gestiegen.  Inklusive  der  Ge- 
neralversammlung fanden  8  Sitzungen 
statt,  die  zusammen  von  197  Mitgliedern 
besucht  wurden.  Beschlüsse  von  be- 
sonderem Interesse  wurden  folgende 
gefasst:  1.  Die  Verlegung  der  Vereins- 
bibliothek von  Eldena  in  das  Vereins- 
lokal nach  Greifswald  und  2.  die  Er- 
nennung des  Herrn  Kreistierarzt  Koch - 
Grimmen  zum  Ehrenmitgliede  des 
Vereins. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Grosse  allgemeine  Chrysanthemum-, 

Winterflor-  und  Binderei-Aussteilung  in  Hannover 

vom  6.  bis  13.  November   1898. 

Nachdem  schon  im  März  d.  J.  das 
vorläutige  Programm  für  diese  in 
grösserem  Massstabe  geplante  Aus- 
stellung in  einer  Autlage  von 
5000  Stück  versendet  worden  ist, 
haben  sich  die  in  dem  Vorwort  desselben 
ausgesprochenen  Erwartungen  vollauf 
erfüllt,  und  die  Vorarbeiten  sind  soweit 
gefördert,  dass  im  Laufe  der  nächsten 
14  Tage  das  endgültige  Programm 
herausgegeben  werden  wird. 

Private  und  Behörden  der  Provinz 
und  Stadt  Hannover  haben  durch 
Stiftung  von  Ehrenpreisen  und  durch 
Zeichnung  von  Beiträgen  zu  den  Kosten 
der  Ausstellung  und  zum  Garantiefonds 
ihr  lebhaftes  Interesse  für  das  Unter- 
nehmen erwiesen,  der  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  in  den 
Königlich  Preussischen  Staaten  und  der 
Verein  der  Chrysanthemum-Freunde  in 


Hamburg  haben  Medaillen  zur  Ver- 
fügung gestellt  und  vom  Ministerium 
für  Landwirtschaft ,  Domänen  und 
Forsten  sind  silberne  und  bronzene 
Staatsmedaillen  eingetroffen. 

Vor  allem  aber  ist  dem  Unter- 
nehmen die  hohe  Ehre  zu  Teil 
geworden,  dass  Seine  Majestät 
der  Kaiser  und  König  für  No.  1 
des  Programms  eine  goldene 
Medaille  zu  stiften  geruht  hat, 
eine  Auszeichnung,  welche  nur 
in  den  seltensten  Fällen  Spezial- 
ausstellungen  zu   Teil  wird. 

Ausser  diesen  Medaillen  sowie 
goldenen  und  silbernen  Medaillen  des 
Provinzial-Gartenbauvereins  Hannover 
stehen  den  Preisrichtern  rund  7000  M. 
Geldpreise  zur  V^erfügung. 

Die  Ausstellung  findet  in  den  weiten 
Räumen  des  Palmengartens  und  des 
Konzerthauses  statt,  welche  mit  ein- 
ander verbunden  sind  und  durch  einen 
Anbau  noch  bedeutend  erweitert  werden. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


A99 


Das  allt^emeinste  Inlerfsse  wird  dem 
Unternehmen  entgegengebracht. 

Mögen  nun  auch  die  Leistungen  der 
Aussteller  den  Erwartungen  ent- 
sprechen, welche  man  auf  sie  gesetzt 
hat,  und  der  deutsche  Gartenbau  zeigen, 
dass  er  die  Konkurrenz  mit  dem  Aus- 
lande wohl  zu  bestehen  vermag. 


Wriezen.  Die  von  dem  Gärtner- 
Verein  Flora  für  Wriezen  und  Um- 
gegend veranstaltete  Gartenbau-Aus- 
stellung wurde  am  Sonnabend,  den 
lo.  September,  durch  den  Landrat  des 
Ober  -  Barnimer  Kreises  Herrn  von 
Oppen  eröffnet. 

Unter  dem  \'orsitz  des  früheren 
GärtnerSjjetzigen  HotelbesitzersF.Eb  ert 
in  Wriezen  war  es  dem  sehr  rührigen 
Komitee  gelungen,  die  Ausstellung  zu 
einer  äusserst  reichhaltigen  zu  ge- 
stalten; abgesehen  von  einzelnen  kleinen 
Mängeln,  kann  die  Gesamt-Leistung 
als  eine  gelungene  bezeichnet  werden. 

Der  Herr  Minister  für  Landwirtschaft 
hatte  dem  Verein  drei  Staatsmedaillen 
verliehen  mit  der  Weisung,  die  silberne 
nur  für  gutes  Obst,  die  eine  bronzene  für 
Gemüse  und  Pflanzen  zuzuerkennen. 
Es  konnte  dieser  Weisung  Folge  ge- 
geben werden,  denn  Obst  und  Gemüse 
war  sehr  reichlich  von  den  umliegenden 
Besitzern  ausgestellt. 

Es  erhielten  Müller  in  I]ralitz- 
Oderberg  die  silberne  Staatsmedaille 
für  lo  Sorten  Apfel  und  Birnen,  welche 
ganz  besonders  geeignetzurßepflanzung 
von  Strassen  in  dortiger  Gegend  sind. 

Rittergut  Harnekopf  (Exzellenz  v. 
Häseler)  für  Obst  den  Ehrenpreis 
des  Bürger-Vereins  Wriezen. 

Die  bronzene  Staats-Medaille  für  best- 
kultivierte Gemüse  erhielt  Louis 
Pallmann,  llandelsgärtner  in  Wriezen. 

Die  bronzene  Staats-Medaille  für  best- 
kultivierte Pilanzen  in  dekorativen 
Ciruppen  erhielt  C.  Oldenroth, 
Handelsgärtner  in  Wriezen. 

Die  grosse  silberne  Medaille  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues erhielt  F.  Flülse,  Handels- 
gärtner  in  Wriezen  für  vorzüglich  kul- 
tivierte hochstämmige  Rosen  in  2S  und 
50  vSorten.  Derselbe  erwarb  sich  lür 
Binderei  und  Topfpflanzenkulturen  den 
Ehrenpreis  des  Bürger-VereinsWriezen 
und  noch  viele  andere  Preise. 


Herr  Hauptmann  K  reich  auf  Schul- 
zendorf (Obergärtner  Mielenz)  zeigte 
sehr  schöne  Obstsorten,  und  auch  die 
vorgeführten  Pflanzen  waren  tadellos; 
ihm  wurde  die  kh'ine  silberne  Medaille 
des\'ereins  zur  Belörderung  des  Garten- 
baues zu  Teil.  Aussteller  in  Obst  und 
Gemüsen  waren  noch:  Schlossgärtnerei 
Neuhardenberg,  Dominium  Gieshof, 
Hoffmann  Wriezen.  Dominium  Kersten- 
bruch  und  Andere.  Wir  wünschen  dem 
Gärtner-Verein  Flora  in  Wriezen  und 
Umgebung"  von  Herzen  ein  weiteres 
Gedeihen.  J.  F.  L. 


Budapest.  Ungarische  Landes- 
Obst-.  Cemüse-und  Blumen-Ausstellung 
in  Budapest,  9.  bis  i6.  Oktober  iSg<S. 
Der  ungarische  Landes  -  Gartenbau- 
Verein  veranstaltet  —  unter  der  Obhut 
des  Königl.  ungarischen  Ackerbau- 
ministeriums —  vom  9.  bis  16.  Oktober  1.  J. 
eine  Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung. 

In  den  jüngst  verflossenen  Jahren 
bestrebte  Ungarn  sich,  seine  Obst-,  Ge- 
müse- und  ßlumenkulturen  in  grösst- 
möglicher  Weise  zu  heben.  Dieses 
allgemeine  Bestreben  veranlasste  den 
ungarischen  Landes-Gartenbau-Verein, 
unter  Obhut  des  Königl.  ungarischen 
Ackerbauministeriums  eine  Landes- 
Obst-, Gemüse-  und  Blumen-Ausstellung 
sowie  einen  Obstmarkt  zu  arrangieren. 
Die  Ausstellung,  welche  in  allen  Hin- 
sichten sich  grossartig  zu  gestalten 
verspricht,  wird  am  9.  Oktober  er- 
öffnet und  bis  16.  desselben  Monats 
dauern  und  im  Staatswäldchen  in  dem 
Vajda  -  Hunyaderschloss  -  Gebäude  ab- 
gehalten. 

Der  Zweck  der  Ausstellung  ist,  ein 
reges  Interesse  für  den  Gartenbau 
allgemein  wachzurufen  und  zu  erhalten, 
und  insbesondere  die  Hebung  der 
Obstverwertung.  Infolge  dessen  er- 
sucht das  Ausstellungs-Komitee  alle 
einheimischen  Gärtner,  Obstprodu- 
zenten sowie  Garten-  und  Blumen- 
liebhaber um  eine  lebhafte  und 
intensive  Betheiligung  an  der  Aus- 
stellung, in  welcher  jegliches 
und  Gemüse  in  frischem  und 
arbeitetem  Zustande,  Blumen 
Ziergewächse,  Zier-  und  Obststräucher 
und  Bäume,  Schnittblumen,  Rosen, 
Blumenbindearbeiten  ,  Rebenverede- 
lungen und  Tafelobst  wie  Topfobst- 
kulluren  zur  Ausstellung  angenommea- 


Obst 
ver- 
und 


500 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


werden.  Mit  diesen  Gegenständen 
können  nur  ungarische  Bürger  teil- 
nehmen; da  aber  der  Zweck  der 
Ausstellung  besonders  die 

Hebung  der  Obstverwertung  ist, 
so  wurde  auch  eine  internatio- 
nale Abteilung  für  ausländische 
Maschinen  und  Geräte  zur  Obst- 
verarbeitung und  -Verwertung 
ein  gerichtet. in  w  eiche  rAbteilung 
auch  ausländische  Fabriken  teil- 
n  ehmen  können. 

In  dieser  Abteilung  kommen  zur 
Ausstellung  Dörröfen,  Obstkochkessel, 
Cider-  und  Obstmahlmühlen,  Obst- 
pressen, Obstschäl-  und  -Schneide- 
maschinen. 

Zur  Prämiierung  dieser  Maschinen 
und  Apparate  stehen  dem  Aus- 
stellungs- Komitee  vom  Königl.  unga- 
rischen Ackerbauministerium  gestiftete 
goldene,  silberne  und  bronzene  Staats- 
medaillen, ferner  silberne  und  bronzene 
Vereinsmedaillen  zur  Verfügung.  Es 
wird  keine  Platzmiete  gezahlt,  jedoch 
hat  der  Aussteller  die  Aufstellung  der 
Gegenstände  selbst  zu  besorgen. 

Anmeldungen  zur  Beteiligung  in 
dieser  Abtheilung  werden  schon  jetzt, 
spätestens  aber  bis  25.  September  1.  J. 
angenommen.  Mit  Ausstellungsbogen 
und  anderen  aul  die  Ausstellung  be- 
züglichen Weisungen  dient  das  unter  der 
Obhut  des  Königl.  ungarischen  Acker- 
bauministeriums stehende  Landes- 
Obst-,  Gemüse-  und  Blumen  -  Aus- 
stellungs  -  Komitee  im  ungarischen 
,,Landes- Gartenbau -Verein"',  Budapest 
{IV.  ker.  Korona-hcrczeguscza  lö),  wo 
auch  alle  die  Ausstellung  betreffenden 
mündlichen  Aufklärungen  bereitwilligst 
gegeben  werden. 

In  Gotha  fand  am  10.  Juli  die  Jahres- 
versammlung des  Vereins  deutscher 
Rosen  freunde  statt.  Wie  wir  L. 
Möllers  Gärtnerzeitung  entnehmen, 
mussten  alle  Vorträge  austallen, 
weil  sämtliche  Redner  verhindert 
waren.  Wie  ist  so  etwas  möglich? 
Im  Übrigen  zeigt  der  Verein  ein  gutes 
Gedeihen,  denn  die  Mitgliederzahl  ist 
auf  1840  gestiegen.  (Beitrag  4  M.,  wo- 
für die  Rosenzeitung  unentgeltlich.) 
—  Die  damit  verbundene  Aus- 
stellung war  trotz  des  ausserordent- 
lich schlechten  Wetters  sehr  gut  be- 
schickt. Grössere  Einsendungen  hatten 
die     Firmen     J.    C.     Schmidt-Erfurt, 


Mock-Trier,    Peter    Lambert-Trier 
und  andere. 


Darmstadt.  Die  Jahresversamm- 
lung der  Deutschen  Dendro- 
logischen  Gesellschaft  fand 
vom  ö.  bis  10.  August  unter  ausser- 
ordentlich starker  Beteiligung  (gegen 
80  Personen)  statt.  Die  Zahl  der  Mit- 
glieder beträgt  315,  Vorsitzender  ist 
Hofmarschall  von  St.  Paul  in  Fisch- 
bach. Anmeldungen  zur  Mitgliedschaft 
nimmt  derGeschältsführer,  Kgl.  Garten- 
nspektor  Beisner  -Poppendorf  bei 
Bonnentgegen.  (Jahresbeitrag  5  M.,  wo- 
für ein  Jahrbuch  mit  sehr  interessanten 
Abhandlungen.) 

Glücksburg.  Gartenbau -Aus- 
stellung des  Kreis  Steinburger  Garten- 
bau-^'ereins  vom  17.  bis  19.  September. 

Prag.  Allgemeine  Gartenbau- 
Ausstellung  vom  17.  September  bis 
2.  Oktober  zur  Feier  des  50 jährigen 
Regierungsjubiläums  des  Kaisers  Franz 
Joseph. 

Eckern  forde.  Obst-  und  Garten- 
bau -  Ausstellung  vom  iS.  bis 
21.  September. 


Bramstedt  (Holstein).  Gartenbau- 
Ausstellung  am  23.  und  24.  Sep- 
tember. 

Oeynhausen.  Obst- Ausstellung 
des  Obst-  und  Gartenbau-Vereins  vom 
24.  bis  28.  September.  Anmeldungen  an 
Rektor   Büttner    in    Bad    Oeynhausen. 


Trebnitz.  Obst- und  Gartenbau- 
Ausstellung  des  Gartenbauvereins 
vom  1.  bis  3.  Oktober. 


München.  Gartenbau -Ausstel- 
lung in  Verbindung  mit  der  Ausstellung 
von  Kraft-  und  Arbeitsmaschinen  vom 
11.  Juni  bis  10.  Oktober.  Anmeldungen 
an  die  Baierische  Gartenbau-Gesell- 
schaft in  München. 


Züllichau.  Obst-  und  Garten- 
bau-Ausstellung des  Märkischen 
Obstbau  -  Vereins,  des  Ostdeutschen 
Weinbau -Vereins  und  des  ZüUichauer 
Obst-  und  Weinbau  -  Vereins  nebst 
Obstmarkt  im  Hotel  zum  Kur- 
fürsten •     vom      30.      September      bis 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


501 


3.  Oktober.  Anmeldungen  an  Ingenieur 
Arthur  Brandrup  in  Züllichau.  Am 
30.  September,  Nachmittags,  Ver- 
sammlung des  Märkischen  Obstbau- 
Vereins. 

Schwerin.   17. — 26.  September  1898. 
Gartenbau- Ausstellung. 


Magdeburg.  17.  und  18.  September 
1898,  Erste  Ausstellung  der  Deutschen 
Dahlien-Gesellschaft.  Wir  empfehlen 
dringend  den  Besuch.  Programm  siehe 
Heft  1,5,  Seite  421. 


Harburg  a.  Elbe.  September  1898. 
Obstausstellung  für  dieProvinzHannover 
mit  Anschluss  der  hamburgischen  Ort- 
schaften Moorburg  und  Finkenwärder. 
Gartenbau-  und  Gemüse-Ausstellung 
nur  für  den  Kreis  Harburg  mit  An- 
schluss der  beiden  genannten  Orte. 


Aachen.  September  1898.  Garten- 
bau-Ausstellung des  Vereins  selb- 
ständiger Gärtner  für  Aachen  und 
Umgegend,  für  den  Umkreis  des 
Regierungsbezirks  Aachen. 


Godesberg  a.  Rh. 
Stellung  im  Herbst. 


zum    1.  September    an    Gartendirektor 
Goeschke  in  Koskau. 


Altona-Othmarschen. 21.— 25. Sep- 
tember 1898.  Ausstellung  des  Gärtner- 
vereins an  der  Elbe. 


Gartenbau-Aus- 


Stettin. 7. — 9.  Oktober  1898.  Garten- 
bau-Ausstellung des  Gartenbau-Vereins. 


Oppeln.  17.  bis  21.  September  1898. 
Ausstellung  des  Oberschlesischen 
Gartenbau-Vereins.     Anmeldungen  bis 


Wien.  8.  Mai  bis  15.  Oktober  1898. 
Jubiläums-Ausstellung  der  k.  k.  Garten- 
bau-Gesellschaft. Sonder- Ausstellungen 
vom  17.  bis  27.  September  und  1.  bis 
5.  Oktober.  Anmeldungen  an  die  Ge- 
sellschaftskanzlei in  Wien,  Parkring  12. 


Templin.     Obst-Ausstellung  des 
Obstbau-Vereins  am  8.  und  9.  Oktober. 


Hamburg.  Chrysanthemum- 
Ausstellung  des  Vereins  hamburger 
Chrysanthemum-Freunde  vom  15.  bis 
20.  November. 


Oldenburg    i.   Gr.     Landes-Aus- 
Stellung  im  November. 


Chemnitz.  Chrysanthemum- 
Ausstellung  des  Erzgebirgischen 
Gartenbau- Vereins  im  November.  Be- 
teiligung nur  für  \'ereinsmitglieder 
gestattet. 

Varel  (Oldenburg).  Obst -Aus- 
stellung des  Gartenbauvereins  am  2. 
und  3.  Oktober. 


Freystadt.  (Schlesien).  Obst- 
und  Gartenbau -Ausstellung  des 
Obst-  und  Gartenbau-Vereins  vom  8. 
bis  10.  Oktober. 


Hannover.  Obstmarkt  5.  bis 
8.  Oktober  in  der  Turnhalle  der  höheren 
Schule  am  Georgsplatz.  Anmeldungen 
an  die  Geschäftsführung  für  den 
Obstmarkt,  Leinestrasse  ii, 
Zimmer  9, 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


J.  C.  Schmidt- Erfurt.  Engros- 
Katalog  1898 — 99  von  Makart-Bouquets 
nebst  allem  dazugehörigen  Material 
zum  Selbstbinden,  sowie  von  ge- 
trockneten Blumen,  Gräsern,  Moosen 
und  Modeartikeln,  als:  Jardinieren, 
Manschetten,  Körben  aus  Draht,  Stroh. 
Rinde  etc.  und  diversem  Wandschmuck 
aus  künstlichen  Blumen.  —  Derselbe: 
Herbstpreisverzeichnis  von  Säme- 
reien mit  einem  reichhaltigen  Anhang 


über  Blumenzwiebeln,  Obstbäumen, 
Rosen  etc.  Ferner  liegt  von  demselben 
eine  ausführliche  Preisliste  von  Blumen- 
zwiebeln und  Ilyazinthengläsern  vor. 
—  E.  H.  Krelage  &  Sohn-Haarlem 
(Holland).  Katalog  No.  250 B.  Haar- 
lemer  Blumenzwiebeln  zur  Herbst- 
pflanzung 1898  nebst  einer  Beilage: 
Neuheiten  und  empfehlenswerte  Pflan- 
zen. Preisverzeichnis  über  Haarlemer 
Blumenzwiebeln,  Knollen-  und  Wurzel- 


502 


Personal-Nachrichten. 


gevvächse  nebst  Auszug  aus  dem  Haupt- 
verzeichnis über  Samen  zur  Herbst- 
aussaat, Beerenobst.  Obst-  und  Zier- 
bäume, Sträucher,  Rosen  etc.  — 
W.  Pfitz  er -Stuttgart.  Herbstpreis- 
verzeichnis 1898  über  Rosen  und 
holländische  Blumenzwiebeln,  nebst 
Auszug  des  Hauptkatalogs  über  Neu- 
heiten von  Topf-  und  Freilandptlanzen, 
Sträucher,  Beerenfrüchte  und  Samen 
zur  Herbstaussaat.  —  D.  A.  W.  C.  Berns 


Koniferenschule ,  Freiburg-Günthers- 
thal bei  Kyburg  (Baden).  Die  ange- 
botenen Koniferen  sind  nach  der  ein- 
heitlichen Benennung  der  Nadelhölzer 
in  Deutschland  von  L.  Beissner  (Kon- 
gress  von  Koniferenkennern  und  -Züch- 
tern 1887)  benannt.  —  AlexisDalliere. 
Faubourg  de  Bruxelles,Gand  (Belgique), 
otfres  speciales  pour  horticulteurs. 
Azaleas,  Camelias.  Rhododendrums. 


Personal-Nachrichten. 


Für  das  Sr.  Königl.  Hoheit  dem 
Herzog  Karl  Theodor,  Dr.  med. 
gewidmete  und  nach  fünfzehnjährigem 
Erscheinen  jetzt  komplet  vorliegende 
Werk  „Köhler's  Medizinalpflanzen"  ist 
dem  Verleger  Fr.  Eugen  Köhler  in 
Gera-Untermhaus,  Mitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  die 
Bayerische  Goldene  Maximilians- 
Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft 
verliehen  worden.  HerrKöhler  liefert 
auch  die  Farbentafeln  für  die  »Garten- 
flora« und  giebt  das  grosse  Prachtwerk 
Naumann.  Naturgeschichte  der  Vögel 
Deutschlands  in  neuer  Auflage  heraus 
(120  Lieferungen  a  1  M.). 


Prof.  Dr.  Goebel,  Direktor  des  In- 
stituts für  Pflanzenphysiologie  in 
München,  wird  im  Herbst  eine  Reise 
nach  Australien  und  Neuseeland  machen. 
Wir  erhoffen  mit  Sicherheit  ebenso 
glänzende  Resultate  wie  von  seinen 
früheren  Reise  nach  Asien  etc. 


Ein  bekanntes  Mitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  Herr 
Guido  Grünenthal,  langjähriger 
Vertreter  von  L.  Späths  Baumschule, 
gab  seine  bisherige  Stellung  auf,  um 
die  selbständige  Leitung  seiner 
120  Morgen  umfassenden  Märkischen 
Obstplantage  in  Werneuchen  bei  Berlin 
zu  übernehmen. 


Herm.  Freund,  Handelsgärtner  in 
Moys  bei  Görlitz,  Züchter  des  Moyser 
Veilchens,  f  13.  Juli. 


Prof.  Dr.W.  F.  R.  Suringar,  Direktor 
des  botanischen  Gartens  zu  Leiden 
(Holland),    den    wir    noch    in   Gent  als 


Preisrichter  sahen  und  der  dem  am 
1.  April  aus  dem  Amte  geschiedenen 
Garten-Inspektor  Witte  eine  so  warme 
Abschiedsrede  gehalten,  f  12.  Juli  im 
06.  Jahre. 

Philemon  Goch  et,  einer  der  be- 
kanntesten Rosenzüchtcr  zu  Grisny- 
Suisnes  (Marne),  f  8.  Juli  zu  Coubert 
(Seine  et  Marne)   im  77.  Lebensjahre. 


Karl  Masch,  der  bereits  seit 
2Y2jahrenVertreter  des  gest.  Gartenbau- 
direktor Hampel  in  Koppitz  war, 
wurde  an  dessen  Stelle  mit  der  Leitung 
der  Gräflich  Schaffgot sehen  Anlagen 
daselbst  betraut. 


H.  Koch  wurde  als  Anstaltsgärtner 
für  die  Baumschule  der  Königl.  Lehr- 
anstalt für  Obst-  und  Weinbau  zu 
Geisenheim  a.  Rh.  angestellt. 

A.  Gruschka,  Kunstgärtner  der 
A.  Borsigschen  Berg-  und  Hütten- 
verwaltung zu  Borsigwerk  (Ober- 
schlesien), wurde  zum  Obergärtner 
ernannt. 


P.  A'an  den  Geest,  Königl.  Garten- 
Inspektor  im  Park  von  Soestdyk 
(Holland),  f  am  27.  Juni  im  59.  Lebens- 
jahre. 

Karl  Aug.  Freundlich,  der  be- 
rühmte Rosenzüchter  in  Zarskoje-Selo 
bei  St.  Petersburg,  f  2.  Juni  im 
74.  Lebensjahre.  Er  war  der  Be- 
gründer der  russischen  Rosenzucht 
und  -Treiberei,  wie  in  L.  Möllers 
Gärtnerzeitung,  die  sein  Bildniss  bringt, 
mit  Recht  hervorgehoben  wird. 


Personal-Nachrichten. 


.503 


Unser  verehrter  Freund,  Geh.  Re- 
gierungsrat Prof.  Dr.  Oscar  Brefeld 
in  Münster,  ist  an  Stelle  des  Geheimrat 
F.  Cohn  in  Breslau  zum  ord.  Professor 
und  Direktor  des  botanischen  Instituts 
daselbst  ernannt. 


Der  Kunst-  und  Handelsgärtncr 
Ernst  Koch,  Stadtverordneter  in 
Grabow  a.  Oder,  feierte  am  7.  Juli 
seinen  70.  Geburtstag. 


Kunst-  und  Handelsgärtner  Paul 
Lantz,  Salzungen,  Inhaber  der  Firma 
A.  M inner,  f  3.  Juli  im  43. Lebensjahre. 


Anton  Bar  ton,  gräfl.  Raczinski- 
scher  Obergärtner  zu  Bregenz  am 
Bodensee,  f  2.  Juli  im  Alter  von 
f)ö  Jahren.  An  seine  Statt  trat  Jos. 
Stemplinger,  bisher  erster  Gehilfe 
daselbst. 

W.  Holtz  wurde  von  der  Landwirt- 
schaftskammer der  Provinz  Pommern 
als  Obstbautechniker  angestellt  und 
mit  der  Geschäftstührung  der  Zentral- 
stelle für  Obstverwertung  in  Stettin 
betraut. 

Dem  Architekten  Seh  äd  1er  und 
dem  städtischen  Gartendirektor  Trip 
in  Hannover,  die  beim  Einzug  des 
Kaiserpaares  am  2.  September  eine  so 
herrliche  Ausschmückung  der  Strassen 
etc.  veranstalteten,  ist  der  Kgl.  Kronen- 
orden 4.  Klasse  verliehen  worden. 

Der  1.  Stellvertreter  des  Direktors 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor 
Carl  Lackner-Steglitz,  feierte  am 
10.  September  zu  Wiesbaden  im  Kreise 
seiner  Kinder  und  Kindeskinder  seine 
silberne  Hochzeit.  Näheres  in  der 
folgenden  Nummer. 

Der  Kgl.  Obergärtner  Kurt  Nietner 
ist  an  Stelle  des  pensionierten  Flof- 
gärtners  Kindermann  zu  Babelsberg 
zum  Hofgärtner  daselbst  ernannt. 

Isidor  Busch,  Begründer  und  Leiter 
der  Baumschul  -  Firma  Busch,  Son 
and  Meissner  Grape  Growing  Co. 
in  Buschberg  Mo.  und  Präsident  der 
I  s  i  d  o  r  B  u  s  c  h  W  i  n  e  and  L  i  q  u  o  r  C  o. 
in  St.  Louis,  ist  dortselbst  am  5.  August 
im  77.  Lebensjahre  gestorben. 


Mit  Busch,  der  für  die  Entwicklung 
des  Weinbaues  in  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  viel  geleistet 
hat  und  dem  auch  der  Gartenbau  im 
allgemeinen  manche  Förderung  ver- 
dankt, ist  einer  von  den  wenigen  noch 
lebenden  deutschen  Achtundvierzigern 
dahingeschieden,  die  wegen  der  Teil- 
nahme an  den  Märzaufständen  sich 
genötigt  sahen,  den  heimatlichen  Boden 
zu  verlassen.  Er  wählte  Amerika  als 
seinen  Aufenthalt  und  begründete  dort 
sein  Glück.  Im  Jahre  1849  kam  er 
nach  St.  Louis,  wo  er  neben  dem  in 
Buschberg,  einem  nach  ihm  benannten 
Städtchen,  betriebenen  Weinbau  sich 
auch  noch  an  mancherlei  von  der 
Gärtnerei  unabhängigen  Industrien  be- 
teiligte, sodass  er  zu  grossem  Reich- 
tum gelangte  und,  da  er  diesen  für 
edle ,  der  Allgemeinheit  nützliche 
Zwecke  stets  bereitwilligst  zur  Ver- 
fügung stellte,  seinen  Namen  zu  hohem 
Ansehen  brachte. 

Der  Verstorbene  gehörte  zu  den 
ersten,  wenn  er  nicht  selbst  der  Erste 
gewesen,  der  beim  Auftreten  der  Reb- 
laus in  Europa  die  Gelegenheit, 
amerikanische  Reben  nach  hierher 
auszuführen,  mit  Erfolg  durchführte. 
Ein  von  ihm  über  Rebenkultur  ver- 
fasstes  Werk  ist  bis  jetzt  in  vierter 
Auflage  erschienen  und  sogar  in  fünf 
andere  Sprachen  übersetzt.  Von  der 
Firma  Busch  wurde  auch  die  Massen- 
anzucht von  Reben  aus  einzelnen 
Augen  unter  Glas  in  Amerika  zuerst 
ausgeführt.  (Möllers  D.  G.-Z.) 


Hofgarteninspektor  Ludwig  Eber- 
ling  auf  der  Insel  Mainau  im  Boden- 
see, der  Schöpfer  der  schönen  Anlagen, 
der  eifrige  Pfleger  dei"  herrlichen 
Coniferen  und  all  der  anderen 
Pflanzenschätze  auf  dieser  idyllischen 
Insel,  wo  er  seit  1858  thätig  war,  starb 
am  5.  August.  Er  war  geboren  zu 
Büdingen  in  Oberhessen  am  10.  März 
1833.  —  An  seine  Stelle  trat  V.  Nohl, 
bisher  grossherzogiicher  Badfonds- 
srärtner  in  Badenweiler. 


Ernst  Virchow,  Obstbau-Wander- 
lehrer in  Hannover,  Mitglied  des  Ver- 
eins zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
ist  als  Nachfolger  des  zum  Königlichen 
Hof-Gartendirektor  ernannten  Gustav 
Fintelmann  zum  Königl.  Hofgärtner 
in  Wilhelmshöhe  bei  Cassel  ernannt. 


bo4 


Tagesordnung.  —  Inhalt. 


H.  Rotten  heuser,  Leiter  der 
Kölner  „Flora",  tritt  im  Oktober  die 
Obergärtnerstelle  bei  der  Königlichen 
Eisenbahn-Direktion  in  Elberfeld  an. 
—  An  seine  Statt  trat  Herr  Berzdorf, 
bisher  bei  der  städt.  Gartendirektion 
in  Magdeburg. 


bisherige   ausserordentl.  Professor  Dr. 
W.  Schimper-Bonn  berufen. 


Der  Wanderlehrer  Theodor  Lange 
wurde  an  Stelle  des  Garteninspektors 
Paul  Möschke  an  der  Gärtner-Lehr- 
anstalt zu  Oranienburg  angestellt. 


E.  Gürtler  wurde  als  Kreis  Obst- 
bautechniker mit  dem  Wohnsitze  in 
Frankenthal  (Pfalz)  angestellt. 


Christoph  Menn ecke,  Herrschafts- 
gärtner in  Benkendorf,  wurde  das 
preussische  Allgemeine  Ehrenzeichen 
verliehen. 

Prof.  Dr.  Georg  Klebs,  Direktor 
des  botanischen  Instituts  in  Basel,  ist 
als  Nachfolger  des  nach  Würzburg  an 
die  Stelle  von  Julius  Sachs  getretenen 
Prof.  Dr.  Gregor  Kraus  zum  Direktor 
des  botanischen  Gartens  in  Halle  a.  S. 
ernannt.  —  An  seiner  Statt  wurde  der 


Die  Samenhandlung  und  Klenganstalt 
A^on  Heinrich  Keller  Sohn  in  Darm- 
stadt feierte  vor  kurzem  ihr  hundert- 
jähriges Bestehen.  Die  Angestellten 
der  Firma,  unter  denen  eine  ganze 
Anzahl  Arbeiter  und  Mitglieder  des 
Koniorpersonals  seit  lo,  20,  30  und 
noch  mehr  Jahren  ununterbrochen  in 
den  Diensten  des  Geschäfts  stehen, 
erhielten  von  dem  jetzigen  Inhaber, 
Herrn  Gustav  Hickler,  aus  diesem 
Anlass  reiche  Geldgeschenke.  Der 
Maschinist  G.  Bockhardt,  der  seinen 
Posten  seit  40  Jahren  versieht,  wurde 
ausserdem  vom  Grossherzog  von 
Hessen  durch  Verleihung  der  silbernen 
Medaille  für  treue  Arbeit  aus- 
gezeichnet. 

Ludwig  Küchler,  Handelsgärtner 
in  Hanau,  starb  am  2.  August  im  Alter 
von  69  Jahren.  Das  Geschäft  wird  von 
dem  Sohne  weitergeführt. 


W.  Metzinghaus,  Handelsgärtner  in 
Olfen  (Westfalen),  starb  Anfang  August. 


Tagesordnung 

für  die 

851.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  i  Gartenbaues  1.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  29.  September  1898,  6  Uhr, 

im  grossen  Hörsaal  der  Königl.  landw.  Hochschule,  Invalidenstrasse  42. 

Vorbemerkung:    Vom    September    bis     März     finden     die    Versammlungen     des    Vereins    im 
grossen  Hörsaale  der  königl.  landwirtschaftlichen  Hochschule,  Invalidenstrasse  42,  statt. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Beschlussfassung  über  den  Antrag  der  vereinigten  Ausschüsse,  die  Neuw^ahl  des 
Direktors  des  Vereins  an  Stelle  des  j  Herrn  Geh.  Ober-Finanzrat  von  Pommer  Esche 
bereits  in  der  Versammlung  am  27.  Oktober  vorzunehmen  und  damit  nicht  bis  zur 
statutenmässigen  Neuwahl  im  Juni   1899    zu  warten. 

?.  Vortrag  des  Herrn  Hofgärtner  Hoft'mann  über  belgische  Privatgärten. 
4.  Verschiedenes. 


Inhalt  des  18.  Heftes. 

L.  Späth,  Catalpa  hybrida  Hrt.  (Hierzu  Tafel  1454.)  S.  481.  —  83o.  Versammlung  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  S.  481.  —  H.  Weidlich,  Blumen-Ausstellung 
des  Berliner  Vereins  zur  Forderung  der  Blumenpfiege  bei  Schulkindern.  S.  482.  — 
Victor  de  Coene,  Citrus  chinensis.  (Hierzu  Abb.  q5.)  S.  483.  —  L.  Wittmack,  Der  Obstbau 
in  den  Vereinigten  Staaten.  S.  485.  —  Die  III.  "Internationale  Gartenbau-Ausstellung  zu 
St.  Petersburg."  S.  488.  —  Neue  und  empfelileiisiverte  Pflanzen  etc.  S.  489.  —  Kleinere 
Mitteilungen.  S.  490.  —  Litteratur.  S.  496.  —  Unterriclitswesen.  S.  497.  —  Aus  den 
Vereinen.  S.  498.  —  Ausstellungen  und  Kong'resse.  S.  498.  —  Eingesandte  Preis- 
rerzeichnisse.  S.  5oi.  —  Personal -Nachrichten.  S.  5o2.  —  Tagesordnung  für  die 
85 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.     S.  504. 


Tafeldekorationen  im  Königlichen  Schlosse  zu  Berlin."^) 

(Hierzu  Abb.  ()b — loo,  photograpliiert  von  L.  Wittmack.) 

•^u  den  Tafeldekorationen  im  Königlichen  Schlosse  zu  Berlin  dienen  ausser 
"*-"  den  grösseren  Blumenarrangements,  die  teils  mit  Benutzung  der  silbernen 
Tafelaufsätze,  teils  in  einfachen  Drahtkörben  aufgestellt  werden,  auch  kleine 
Blumenvasen  aus   mattgeschliffenem,  farblosem  Glase,  von  denen  nachstehende 


Abb.  cjG. 
Grosse  Zimmervase,        kleine  Zimmervase,       Schlangenvase  zur  Tafel,      Zweihenklige  Vase  zur  Tafel, 

die  gebräuchlichsten  Vasen  im  Königlichen  Schlosse  zu  Berlin. 

Abbildungen  die  gebräuchlichsten  Formen  darstellen.  Am  beliebtesten  und 
zweckmässigsten  sind  die  kleinen  zweihenkligen  Krüge,  die  eine  gefällige,  aber 
stabile  Form,  welche  ein  leichtes  Umfallen  verhindert,  mit  den  passendsten 
Dimensionen  —  sowohl  zur  Aufnahme  des  Wassers,  wie  der  Blumen  —  verbindet. 
Eine  Berliner  Firma  (P.  Raddatz  &  Co.)  lässt  sie,  da  alljährlich  eine 
grössere  Anzahl  als  Ersatz  neu  beschafft  werden  muss,  in  einer  Glashütte  nach 
Vorschrift  herstellen. 


*)  Vergl.  Der  Pflanzenschmuck  im  Kgl.  Schloss  am  Krönungs-  und  Ordensfest,  Garten- 
flora No.  3  S.  5S.  —  Die  Dekoration  am  Geburtstage  Sr.  Maj.  des  Kaisers  Gartenflora  No.  4 
S.  04.  —  Die  Dekoration  der  Festriiume  des  Kgl.  Schlosses  Gartenflora  No.  9  S.   2  38  m.  Abb. 


5o6 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


Alle  nicht  zu  grossen  Blumen  können  verwendet  werden:  Rosen,  Nelken, 
Maiblumen,  Alpenveilchen,  Anemonen,  Ranunkeln,  Marguerites  —  besonders 
Orchideen  jeder  Art  mit  feinem  Neuholländer-Grün,  Asparagus,  Farnen,  wie 
Pteris,  Adiantum,  Asplenium  u.  s.  w.  gemischt  —  sie  müssen  nur  genügend 
lange  Stiele  haben,  da  das  Andrahten  der  Blumen  sich  schon  wegen  des  ganzen 
leichten  Arrangements  von  selbst  verbietet.  Bei  grösseren  Tafeln  von  2 — 300 
Couverts  wird  für  zwei  Gedecke  eine  Vase  gerechnet;  bei  kleineren  Tafeln 
etwas  mehr. 

Nach  der  Farbenwirkung  der  Blumen  geordnet,  werden  die  Gläser,  wie  der 
Raum  es  gestattet  und  die  Symmetrie  vorschreibt,  hauptsächlich  zwischen  den 
Gedecken  und  den  die  Mittellinie  einnehmenden  grossen  Prunkstücken  aufgestellt. 
Sie  sollen  der  Tafel  ein  leichtes  graziöses  Aussehen  verleihen,  die  schwerer  und 
massiger    wirkenden    grossen    Blumen -Aufsätze    gefälliger    erscheinen    lassen. 

E.  N. 


Die  wertvollsten  in  Kultur 
befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 

^,  ^  Von  C.  Salomon. 

4|{S?)\ie  natürliche  Familie  der  Melastomaceen  weist  eine  grosse  Anzahl  von 
(ä^  Arten  auf,  die  sich  in  mancher  Beziehung  höchst  vorteilhaft  auszeichnen, 
entweder  durch  die  Schönheit  ihrer  Blätter  und  die  prächtige  Zeichnung  der- 
selben oder  durch  den  Reichtum  herrlicher  Blüten. 

Von  beiläulig  200  Arten,  welche  überhaupt  in  die  europäischen  Kulturen 
gelangt  sind,  und  von  denen  manche  schon  im  vorigen  Jahrhundert  kultiviert 
wurden,  dürfte  gegenwärtig  kaum  die  Hälfte  sich  noch  vorfinden;  die  übrigen 
sind  nach  und  nach  wieder  aus  den  Gärten  verschwunden. 

In  der  Zeit  von  1849  bis  1852  hat  der  Systematiker  Naudin  über 
1000  Arten  beschrieben,  20  Jahre  .später,  1871,  ist  die  Artenzahl  vqn  Triana 
auf  1800  erhöht  worden,  während  in  der  neuesten  Zeit,  1891,  der  belgische 
Botaniker  Alfred  Cogniaux  in  seiner  Monographie  der  Familie*)  über 
2700  Arten  aufführt,  von  denen  über  Vs  auf  Amerika  kommen  und  der  kleinere 
Teil,  684  Arten,  auf  Asien,  Afrika  und  Oceanien  entfällt;  die  Zahl  der  Ge- 
schlechter (Genera)  beträgt  138. 

Die  Familie  umfasst  meistens  Sträucher,  seltener  aufrechte  Bäume  oder 
Kräuter,  wenige  Arten  sind  Kletterpflanzen  und  Halbparasiten  oder  niederliegende 
und  kriechende  Pflanzen. 

Das  Verdienst,  die  schönsten  Arten  eingeführt  und  verbreitet  zu  haben, 
gebührt  vornehmlich  den  berühmten  Handelsgärtnereien  von  Linden  in  Gent 
und  Brüssel,  Louis  van  Houtte  in  Gent,  Gröne  wegen  in  Amsterdam,  Jakob 
Makoy  in  Lüttich,  Veitch  und  Bull  in  England  sowie  dem  Berliner  botanischen 
Garten. 

In  gärtnerischem  Interesse  kann  erwartet  werden,  dass  sich  für  die 
Melastomaceen,  wenn  auch  nur  annähernd,  ebenso  Liebhaber  und  Freunde 
finden  werden  wie  solche  für  Brom  eliaceen,  Araceen  und  Cacteen  u.a.m. 
auf  dem  Kontinente  und  in  England  vorhanden  sind. 


*)   In  „De  Candolle  Monogr.  phanerog."  vol.  VII,  Paris    1891. 


Abb.  97.     Grosse  Ziinmervase,  gefüllt  mit  Flieder,  Azalea  moUis,  Tulpen,   Hyacinthen, 
Pteris  serrulata  und  Aspidium  violascens  im  Kgl.  Schlosse  zu  Berlin. 


5o8_ 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


Bei  der  gewaltigen  Menge  neuer  Einführungen  seit  etwa  40  Jahren  wurden 
naturgemäss  ältere  Pflanzen,  welche  lange  Zeit  hindurch  mit  Vorliebe  kultiviert 
worden  waren,  wie  die  australischen  feineren  Holzgewächse  und  Kappflanzen, 
mehr  und  mehr  in  den  Hintergrund  gedrängt,  und  es  werden  dieselben  fast  nur 
noch  an  jenen  Pflegestätten  der  Wissenschaft  gefunden,  die  vom  Staate  mit 
ganz  bedeutenden  Kosten  unterhalten  werden,  wie  die  botanischen  Gärten 
von  Kew  bei  London.  Paris,  St.  Petersburg,  Kopenhagen,  Berlin  und 
wenige  andere  mehr. 

Die  Blütezeit  der  meisten  Melastomaceen  fällt  in  die  Zeit  vom  Herbst 
bis    zum    Frühjahr,    was    für    Gärtner    sehr    ins    Gewicht     fällt;    dazu    kommt 


Abb.  98.      \'erzierte  Vase  mit  Azalea  mollis,  Pteris  serrulata, 
Adiantum  rubeilum  im  Kgl.  Schlosse  zu  Berlin. 


noch  die  geringe  Schwierigkeit  der  Vermehrung  fast  aller  Arten  durch 
Stecklinge. 

Ein  grosser  Teil  bewohnt  die  Gebirge  der  Tropenländer,  und  diese  Arten 
beanspruchen  vom  Herbst  bis  Anfang  Sommer  im  temperierten  Gewächshause 
einen  lichten,  freien  Platz  und  viel  Luft,  sowie  bei  voller  Sonne  massige  Be- 
schattung; im  Sommer  verlangen  sie  einen  geschützten  Standort  im  Freien  oder 
im  luftigen  Kalthaus,  mit  Feuchthaltung  der  Wege. 

Die  Bewurzelung  der  Stecklinge  im  Warmbeete  der  Vermehrung  geht 
gewöhnlich  schnell  von  statten  und  frische  Samen  keimen  sehr  bald;  zu 
diesem  Zwecke  werden  flache  Töpfe  mit  sandiger  Moor-  und  Heideerde  gefüllt, 
darauf  die  Samen  dünn  ausgesäet,  mit  einer  Glasscheibe  bedeckt,  nach  vorher- 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


.509 


gegangenem  Überbrausen,  dann  in  ein  beschattetes  Warmbeet  gebracht.  Sind 
nun  die  jungen  Sämlinge  so  weit  gediehen,  dass  man  sie  verpflanzen  kann,  so 
werden  dieselben  in  Kistchen  oder  Schalen  verstopft,  aus  denen  sie  dann  später, 
Avenn  sie  mehr  erstarkt  sind,  einzeln  mit  Ballen  in  kleine  Töpfe  mit  sandiger 
Moor-  und  Heideerde  oder  in  gute  Lauberde,  untermischt  mit  gestossener  Holz- 
kohle, verpflanzt  werden;  bei  dem  späteren  Umpflanzen  in  grössere  Töpfe  ist 
es  sehr  vorteilhaft,  der  Erdmischung  eine  entsprechende  Menge  gereinigtes 
oder  gedämpftes  Flornmehl  beizugeben,  ebenso  ist  für  eine  Unterlage  von 
Holzkohlen  oder  Backsteinbrocken  zur  Beförderung  des  Wasserabzuges  zu 
sorgen;  beim  \'erpflanzen  darf  ferner  die  Erde   nicht    zu    fest    eingedrückt 


Abb.  99.     Zweihenklige  \"ase  oder  Kru^  —  jetzt  die  gebräuch- 
lichste und  zweckmässigste  Form  —  im  Kgl.  Schlosse  zu  Berlin, 
gefüllt  mit  Cyclamcn,  Pteris  serrulata,  Adiantum  rubellum. 

werden,  und  da  die  meisten  Melastomaceen  ihre  Wurzeln  mehr  auf  der  Ober- 
fläche ausbreiten  als  in  die  Tiefe  senden,  so  müssen  auch  die  Töpfe  mehr  flach 
als  tief  sein.  Der  Gipfeltrieb  muss  schon  bei  jungen  Pflanzen  ausgeschnitten 
werden,  ebenso  ist  später  auch  die  Spitze  der  sich  bildenden  Seitentriebe 
nochmals  auszukneifen,  damit  schon  im  ersten  Jahre  schön  geformte,  buschige 
Exemplare  gewonnen  werden. 

Die  zarten,  buntblättrigen  Arten,  wie  Gravesia,  Salpinga,  Sonerila, 
Triolena  u.dgl.,  welche  die  feuchten  Wälder  und  Schluchten  der  Malayischen 
Inseln,  von  Madagaskar,  Brasilien  etc.  bewohnen,  verhalten  sich  anders  in  der 
Kultur;  sie  werden  im  niedrigen  Warmhause  meist  unter  Glocken  oder  in 
Glaskästen  gehalten    bei  täglicher    Lüftung,    und    sind    im    Sommer    besonders 


510 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


gegen  die  heisse  Mittagssonne  zu  schützen.  Die  Anwendung  von  gereinigtem 
Hornmehl  beim  Umpflanzen  ist  vom  besten  Erfolge  begleitet,  ebenso  ist  eine 
spätere  Nachhilfe  mit  flüssigem  Rinderdung  von  sehr  guter  Wirkung. 

1.   Adelobotrys    seandens  DC.     syn.   Melastoma  seandens  Aubl. 

Heimat:  Guiana,  Brasilien. 

Eine  schönblättrige,  hochkletternde  Pflanze   mit  windenden  Stengeln;    die 

jüngeren  Triebe  sind  dicht  mitrostfarbigen  Haarenbekleidet;dieBlätter  sind4 — 7  cm 

lang,  2V2 — 4  cm  breit,  oval,  kurz    zugespitzt,    oberseits  behaart,  unterseits    mit 

rostfarbig  behaarten  Nerven,  Blattstiel  1/2 — 1  cm  lang.     Blüte  unscheinbar. 

2.  Amphiblemma  cymosum  Naud., 
abgebildet  Bot. Mag.Taf. 5473;  syn. Melastoma  corymbosum  Sims. Bot. Mag.Taf.5473. 

Heimat:  Sierra  Leone,  Gabon. 

Blütezeit:  Spätsommer  und  Herbst. 

Strauch  von  1  m  Höhe  mit  stumpf-vierkantigen  Ästen;    Blätter    7-nervig; 

6 — 12  cm  lang,  4—10  cm  breit,  kleingesägt  und  gewimpert,   auf  der  Oberseite 

borstig  behaart,  unten  weich  behaart;   Fetalen  rosa,  i\'2  cm  lang;    Trugdolden 

4 — 8  cm  lang,  reichblütig. 

Kultur  im  temperierten  Gewächshause,    im  Sommer  im  Freien    in    nahr- 
hafter, sandig-lehmiger  Lauberde;  eine  alte  bekannte  Art. 

3.    Blakea    amabilis    Cogn.,    syn.  Amaroboya  amabilis  L.  Linden 
in  lUustr.  hört.   1887  T.  9. 
Heimat:  vermutlich  Neugranada. 
Aufrechter    Strauch    mit    rundlichen    Ästen;    Blätter    fast    sitzend,    breit- 
eiförmig-elliptisch, zugespitzt,  5nervig,  oben  lebhaft  grün,   unten  grauweiss  mit 
braunen  Adern,  3  dm  lang,  2  dm  breit.     Blüten  endständig  in   Trugdolden  auf 
4 — 5  cm  langen,  starken  Blütenstielen,    die    Blumenblätter    sind    weisslich-rosa 
mit  rotem  Rand,  breiteiförmig,  3 — 3V2  cm  lang  und  oben  abgestutzt    oder  aus- 
gerandet,  Griffel  purpurn,  2  mm  dick. 

4.    Blakea    princeps    Cogn.,    syn.  Amaroboya  princeps  L.  Lind. 

in  lUustr.  hört.   1887  Taf.  4. 

Heimat:  Neugranada. 

Aufrechter  Strauch  mit  dicken,  scharf  4kantigen  Ästen;  Blätter  last  sitzend; 

länglich-eiförmig  zugespitzt,    dick    3 nervig;    oberseits    lebhaft    grün,   unterseits 

granatrot,    18 — 25    cm    lang,    8 — 12  cm  breit,    3—5  Blüten    in    Trugdolden   auf 

starken  Blütenstielen  von  3—5  cm  Länge;  Kelch  glockig;  Blumenblätter  prächtig 

granatrot,  ausgebreitet,  breiteiförmig,   oben  abgestutzt    oder  eingedrückt,    4  cm 

lang.     Staubgefässe    weiss,    Antheren    dick,    Griffel    weissgrau,    keulenförmig, 

5 — 6  mm  dick. 

Blakea  princeps  var.  splendida  Cogn.  (Amaroboya  splendida  L.  Lind.) 
Abart  mit  hellen  granatroten  Blumenblättern,   welche  in    der  Mitte  weiss 
oder  rosa  gefärbt  und  etwas  mehr  ausgebreitet  sind. 

5.  Brachyotum  confertum  Triana 

in  Bot.  Mag.  Taf.  6018;  syn.  Chaetogastra  conferta  DC.  in  Fl.  des  Serr.  Taf.  2099. 

Heimat:   die  höheren  Anden  von  Ecuador  und  Peru. 

Blütezeit  im  Spätherbst. 

Unregelmässig  verzweigter,  schöner  Strauch  von   1  m  Höhe;    Zweige  fast 

aufrecht,  rundlich  mit  rauhen,  abstehenden  Boisten  bedeckt.     Blätter    kurz  ge- 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arien  aus  der  Familie  der  Melastomaceen.      cji 


Stielt,  3 — 7  mm  lang,  2 — 3  mm  breit,  schmal-eiförmig,  dreinervig,  am  Rande 
zurückgerollt,  auf  beiden  Seiten  mit  angedrückten  Borsten.  Blüten  einzeln, 
endständig,  nickend,  mit  dachziegelförmig  geordneten,  aschgrauen  Deckblättern, 
die  beiden  oberen  rot  getuscht,  Korolle  röhrig,  dunkelviolett. 

Kultur  im  temperierten  Warmhaus,  im  Sommer  im  Freien. 
6.   Bredia  hirsuta  Blme.,    abgeb.  in  Rgl.  Gartenfl.  Taf.  655  (1870); 

Bot.  Mag.  Taf.  6647. 
Von  Japan  durch  Grönewegen  in  Kultur  gebracht. 
Blütezeit  im  September  und  Oktober. 
Ein    niedlicher,    verzweigter    Blütenstrauch    von    2 — 3    dm    Höhe.     Aste, 


Abb.    100.     Einfache  Vase  mit  Cyclamen,  Adiantum  rubuUum, 
u.  Pteris  serrulata   auf  der  Tafel  im  Kgl.  Schlosse  zu  Berlin. 

Blatt-  und  Blütenstiele  rot  und  mit  abstehenden,  borstigen  Haaren  besetzt. 
Blätter  gestielt,  gegenständig,  5 nervig,  ungleich  gross,  aus  herzförmig  ab- 
gerundeten Grunde  schmal-eiförmig,  zugespitzt,  am  Rande  gewimpert.  Blüten 
auf  den  Spitzen  der  Zweige  in  Trugdolden.  Blumenblätter  4,  oval,  7 — 8  mm 
lang,  schön  rosa,  Kelch  kreiseiförmig  in  4  abstehend  zurückgebogene  Zähne 
ausgehend;  die  4  grösseren  Staubfäden  zurückgebogen,  die  4  kleineren  auf- 
recht. 

Kultur  im  niedrigen  temperierten  Gewächshause  in  sandig-lehmiger  Laub- 
oder Fleideerde.  Vermehrung  durch  Stecklinge  im  Warmbeete  im  Frühjahr 
und  Sommer. 


512 


Die  wertvollsten  in  Kultur  beländlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


7.  Centradenia  floribunda  Planch.  in  Fl.  des  Serres  V,  Taf.  453  (1849). 
Heimat:  Guatemala,  Mexiko. 
Blütezeit  im  Winter. 
Aufrechte,  gabelästige  Pflanze  von  2 — 3  dm  Höhe.     Blätter  gestielt,  schmal- 
lanzettlich,    3nervig,    oben    grün    und  weich  behaart,    unterseits   weinrot,    die 
grösseren  4 — 6  cm  lang,  8 — 14  mm  breit,  die  kleineren  V2 — 1  cm  lang.     Blüten 
rosa,  zahlreich  in  Trugdolden. 

8.    Centradenia    grandifolia    Endl.    Bot.  Alag.  Taf.  5228. 
Heimat:  Guatemala,  Mexiko. 
Blütezeit  von  Xovember  bis  März. 
Buschiger  Halbstrauch  von  3 — 5  dm  Höhe  mit  geflügelten  Zweigen.    Blätter 
gestielt,  ungleich   gross,    fast  sichelförmig,    länglich-lanzettlich,    am    Rande  ge- 
wimpert,    oben    dunkelgrün,    unten    purpurn,    7 — 11   cm    lang,    2 — 3    cm    breit. 
Blumen  zart  rosa  in  reichblütigen,  gipfelständigen  Trugdolden. 
9.    Centradenia    inaequilateralis    G.  Don. 
syn.Rhexia  inaequilateralis  Cham.u.Schlchtdl.,  C.rosea  Lindl.inßot.Reg.  1843 T.20. 
Heimat:   Gebirge  von  Mexiko,  Nicaragua,   Costarica  etc. 
Blütezeit  im  Winter  und  Frühjahr. 
Buschiger,    zierlicher  Halbstrauch    von   2—^    dm  Flöhe    mit    vierkantigen, 
behaarten  Asten  von  purpurbrauner  Farbe;  Blätter  ungleich  gross,  dünn-papier- 
artig, fast  sichelförmig,   2 — 4  cm  lang,  3 — 7  mm  breit,  oben  dunkelgrün,  unten 
purpurn.     Blüten  zierlich,  rosa,  an   der  Spitze  der  Zweige. 

Kultur  im  temper.  Warmhaus  nahe  der  Glasfläche,  im  Sommer  im  Freien 
in  nahrhafter,  sandiger  Lauberde. 

C.  divaricata  Kl.  und  C.  ovata  Kl.  von  Zentralaraerika  sind  von  zweifel- 
hafter Stellung;  beide  Arten  wurden  früher  in  Berlin  bei  dem  Handelsgärtner 
Louis  Matthieu  kultiviert. 

10.  Centronia  haemantha  Triana  (syn.  Calyptraria  haemantha  Planch.  &  Lind. 

in  Fl.  d.  Serr.  IX,  Taf.  924). 
Heimat:  Xeugranada. 
Ein  prachtvoller,  niedriger  Strauch  für  das  temper.  Warmhaus.  Blätter  auf 
starken  1^ — 2  cm  langenBlattstielen,  brüchig,  eiförmig,  am  Grunde  ausgerandet,  herz- 
förmig abgerundet,  auf  der  Oberseite  kahl,  unten  braunrot  behaart  mit  dicken, 
rauhen  Punkten,  von  5  starken  Längsnerven  durchzogen,  welche  durch  starke  Quer- 
nerven verbunden  sind,  9—12  cm  lang,  6—8  cm  breit;  die  Blüten  erscheinen 
in  2  dm  langen,  verkürzten  Rispen;  Blütenstiele  V2— i  cm  lang,  dickfleischig. 
Blumenblätter  lebhaft  rotblau,  3  cm  lang;  Ovarium  5 rippig  und  5 fächerig,  an 
der  Spitze  5 zähnig,  Griffel   1V2  cm  lang. 

Clidemia    vittata    ist    Miconia    vittata. 

11.    Conostegia    speciosa   Xaud. 

(syn.  Melastoma  hirtum  Mill.,  Miconia  speciosa  Baill.). 

Heimat:  tropisches  Amerika. 

Schöner    Strauch    mit    schlanken,    stumpf-vierkantigen,    behaarten    Asten. 

Blattstiel    1  —  3    cm    lang,    dickfilzig,    Blätter    1—2    dm    lang.    4—11    cm    breit, 

länglich-oval,   zugespitzt,  mehr  oder  weniger  gezähnt,    selten  ganzrandig,   oben 

kurzborstig,  unten  filzig  mit  hervortretenden  Xerven.     Blütenrispe   reichblumig, 

gedrängt.  V2 — ^   dm  lang;  Blüten  fast  sitzend;  Blütenknospen  blau   oder  violett; 


Die  wertvollsten  in  Kultur  berindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastoinaceen. 


^a 


Blumenblätter  weiss  oder  rosa,  6—7  mm  lang,  4  mm  dick;    Antheren  2'/o  mm 

lang;  Griffel  noch  einmal  so  lang,  federförmig,  mit  fast  schildförmiger  Narbe. 

12.   Conostegia   superba  Don. 

(syn.  Melastoma  superbum  Bonpl..  C.  macrophylla  Naud.). 

Heimat:  Jamaika,  .Mexiko,  Nicaragua. 

Strauch    von    4—5    m    Höhe    mit    stumpf-vierkantigen    Asten.     Blattstiele 

3—5  cm  lang;    Blätter  oval,  kurz  zugespitzt,  am  Grunde  abgerundet,    klein  ge- 

zähnelt,  5nervig,  i'/o— 3  dm  lang,  1  — 1',2  dm  breit.    Rispe  reichblumig,  1  — i'/2dm 

lang.     Blütenknospen  0  -7  mm  lang,  zugespitzt,  3— 3V2  mm  dick;  Blumenblätter 

weiss,  abgestutzt,  5 — (>  mm  lang;  Ovarium  5fächerig.     Antheren   15—16,  3  mm 

lang,  Griffel  4  mm  lang,  federförmig,  Narbe  kleinköpfig. 

13.  Dissotis  grandiflora  Benth.  &  Hook. 

(syn.  Osbeckia  granditlora  Sm.,  Melastoma  elongatum  Don.). 

Heimat:  Sierra  Leone,  Senegambien. 

5— ö  dm    hohe    krautige    Ptlanze    mit    stumpf-vierkantigen    rauhbehaarten 

Zweigen;    Blätter    sehr    kurz    gestielt    mit    anliegenden    Borsten,  3 — 5  cm  lang, 

1  —  1 V2  cm  breit.     Blüten  sehr  kurz  gestielt,  in  lockern,  wenigblumigen  Trauben; 

Blumenblätter  2  — 2V-.'  cm    lang,  purpurn;  die  grösseren  Antheren  12  mm  lang; 

Griffel   1'  o  cm  lang. 

14.   Dissotis  princeps  Triana 

(syn.  Rhexia  princeps    Bpld.,    Osbeckia  princeps  DC.,    Osbeckia  eximia  Sond.). 

Heimat:    Tropisches    und    Süd-Afrika. 

Aufrechter  Halbstrauch  mit  stumpf- vierkantigen,  behaarten  Zweigen; 
Blattstiel  1—2  cm  lang;  Blätter  eiförmig-lanzettlich,  zugespitzt,  am  Grunde  fast 
herzförmig,  schwach  gesägt,  dünnhäutig,  oberhalb  borstig  behaart,  unten  dicht 
seidenhaarig,  8—12  cm  lang,  2V3— 3V2  cm  breit.  Blütenrispe  gedrängt,  viel- 
blumig; Blumenblätter  purpurviolett,  2  cm  lang,  verkehrteiförmig,  die  grösseren 
Antheren   1   cm  lang,  Griffel  3  cm  lang;  Kelch  behaart. 

Kultur  im  temper.  Warmhaus,  im  Sommer  im  Freien,  in  nahrhafter  sandig- 
lehmiger Lauberde. 

15.   Gravesia  guttata  Triana.     (syn.  Bertolonia  guttata  Hook., 
abgebildet  Bot.  Mag.  Taf.  5524,  Fl.  des  Serres  XVI,  Taf.  1696  u.  XXIII,  Tat.  2407). 

Heimat:  Madagaskar. 
Stengel  spannenhoch,  stumpf-vierkantig,  mit  sternförmigen  Haaren  besetzt; 
P,lattstiel  2  —  7  cm  lang,  weichbehaart.  Blätter  eiförmig,  5 nervig,  dünnhäutig, 
S— 18  cm  lang,  3—7  cm  breit,  fast  zugespitzt,  an  der  Basis  abgerundet,  wellen- 
lörmig-kleingekerbt.  auf  der  Oberseite  sammctgrün  mit  einer  doppelten  Reihe 
rötlich-weisser  Punkte  zwischen  den  starken  Blattnerven,  unterseits  rot.  Trug- 
dolde endständig,  5  — loblütig,  5  —  8  cm  lang;  Blütenstiele  2—5  mm  lang; 
PTumcnblätter  schön  rosa,  5  mm  lang. 

Diese  zarte,  buntblättrige  Art  variiert  in  Bezug  auf  die  Grösse  der  Blätter 
und  Blattzeichnung  sehr  manigfaltig.  Die  Formen  derselben,  hauptsächlich 
gezüchtet  von  Van  Iloutte,  Bull  und  Veitch,  als  Bertolonia  ausgegeben,. 
Averden  im  niedrigen  Warmhaus  unter  Glaskästen  oder  Glocken  gehalten;  im 
Sommer  sind  sie  gegen  die  Strahlen  der  Mittagssonne  zu  schützen;  sie  werden 
in  möglichst  kleine  Töpfe  gepflanzt,  in  eine  Mischung  von  lockerer  Pleide- 
oder  Moorerde,  sandigem  Lehm  und  zerkleinerter  Holzkohle. 


LIA     Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


Im  Terrarium  des  warmen  Zimmers  oder  an  einer  Fensterhank  unter 
Glocken  gedeihen  diese  schönen  und  zarten  Pflanzen  gleichfalls  gut;  die  Töpfchen 
werden  in  diesem  Falle  in  etwas  grössere  Schalen  in  Moos  oder  Sand  ein- 
gefüttert. 

Die  Glocken  sind  täglich  etwa  '/o  Stunde  abzunehmen  und  müssen  vor 
dem  Autdecken  stets  gereinigt  werden. 

16.   Heterocentron    roseum   AI.   Braun  &  Beuche, 

abgebildet    in    Lern.  Illustr.  hört.  lY,  Taf.  97   und   als    H.  mexicanum    Xaud. 

(nicht  Hook.  &  Arn.)  Bot.  Alag.  Taf.  5160  [syn.  Heerra*]  rosea  Triana). 

Heimat:  Mexiko. 
Reichblühender  Halbstrauch  von  '/2  m  Höhe  mit  zahlreichen  Wurzel- 
schösslingen.  Stengel  aufrecht,  scharf-vierkantig,  mit  Borstenhaaren  besetzt; 
Blattstiel  V._,—  iV-2  cm  lang;  Blätter  lebhaft  grün,  länglich,  etwas  zottig,  zugespitzt, 
2_5  cm  lang,  1 — 2  cm  breit.  Blüten  lebhaft  rosa  in  reichblühenden  Rispen; 
eine  weissblühende  Form  davon  ist  weniger  schön;  die  übrigen  in  Kultur 
befindlichen  Arten  sind  kaum  empfehlenswert. 

17.  Heterotrichum  macrodon  Planch. 

in  Bot.  Mag.  Taf.  4421;  Illustr.  hört.   i8üo  Taf.  25S. 

Fleimat:  Venezuela. 

Strauch  von    2— b'/.i  m    Höhe    mit    starken,    rostfarbigen    Blattstielen  von 

2  —  10  cm  Länge.     Blätter  1 'Z.,— 3  dm  lang,    1  —  2  dm    breit,    aus    herzförmigem 

Grunde    eiförmig,  kurz  zugespitzt,  ungleich  gezähnt,    oben  rauhbehaart,    unten 

dickfi.lzig.     Blüten    in  flach-radförmig  ausgebreiteten,    armblütigen  Trugdolden, 

weiss;    Kelchröhre  rötlich,    8—9  mm  lang;  Antheren  linear,  einwärts  gebogen, 

7  mm  lang;  Griffel  8—9  mm  lang  mit  kopfiger,  fast  schildförmiger  Narbe. 

18.  Heterotrichum   patens  DC.  (syn.  Melastoma  cymosum  L.  Wendl.). 

Heimat:  Westindien. 
Strauch  von  2  —  3  m  Höhe,  überall  behaart;  Blattstiel  2—5  cm  lang; 
Blätter  oval,  kleingezähnelt,  5— 7 nervig,  8— lö  cm  lang,  6—13  cm  breit,  unten 
graufilzig,  netzaderig.  Blütenrispe  gross  und  reichblümig;  Blumenblätter  weiss- 
lich-fleischfarbig,  abgerundet,  ii~i6  mm  lang;  Antheren  linear,  5  mm  lang; 
Griffel  fadenförmig,  oben  abgestumpft,  10—17  mm  lang;  die  runde,  schwarz- 
violette,  12 fächerige  Beere  ist  2  cm  dick  und  geniessbar. 

Beide  Arten  verlangen  viel  Nahrung  und  weite  Gefässe;  Warmhaus  und 
im  Sommer  einen  geschützten  Platz  im  F^reien. 

19.?  Lavoisiera  pulcherrima  DC.  (syn.  Rhexia  pulcherrima  Mart.  &  Schrank). 

Heimat:  Brasilien. 
Strauch  von  1—3  m  Höhe,  aufrecht.  Blätter  eiförmig  oder  länglich- 
lanzettlich,  zugespitzt,  halbstengelumfassend,  etwas  derb,  3 — 5  cm  lang,  1  —  2  cm 
breit.  Blüten  einzelnstehend,  selten  paarig;  Kelch  glatt,  Röhre  glockig,  7—8  mm 
lang;  Blumenblätter  rosenrot,  abgerundet,  2V2 — 3V-2  cm  lang,  Griffel  9 — 10  mm 
lang;  Kapsel  rund,  8 — 10  mm  dick. 


*)  In  der  Monographie  von  Cogniaux  werden  die  G  Arten  der  Gattung  Heterocentron 
unter  Heeria  Schlchtldl.  (iSSj)  aufgeführt;  der  Name  Heeria  wurde  jedoch  schon  ein  Jahr 
früher  (i836)  von  Meissner  an  eine  Anacardiaceen-Gattung  vergeben,  welche  zu  R.echt 
besteht;  es  muss  daher  der   von    Hooker  &  Arnott    1840    gegebene  Name  „Heterocentron" 

wieder  in  Anwendung  kommen.     (C.  S.) 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen, 


513 


20.  Medinilla  Cumingii  Vidal  (syn,  M.  speciosa  Hook,  in  Bot.  Mag.  Taf.  4321). 

Heimat:    Insel  Luzon. 

Strauch  mit  stumpf  vierkantigen,  knotigen  Asten,  an  den  Knoten  mit 
dicken  Haarbüscheln;  Blattstiel  kurz  und  dick.  Blätter  fast  lederig,  länglich- 
oval, kurz  zugespitzt,  am  Grunde  keilig,  11  — 16  cm  lang,  5 — ö'/.2  cm  breit. 
Blüten  4teilig  in  reichblühenden  Rispen  von  2 — 2V2  dm  Länge;  Blumenblätter 
länglich,   1   cm  lang. 

21.    Medinilla   Curtisii   Hook,  fil.,  abgebildet  Bot.  Mag.  Taf.  6730. 
Heimat:  West-Sumatra. 

Buschiger  Strauch  mit  stumpf  4kantigen  Asten,  die  schlanken  Zweige  etwas 
überhängend.  Blätter  sitzend,  dünnhäutig  und  bleich,  schmal-eiförmig,  zu- 
gespitzt, am  Grunde  herzförmig,  Mittelrippe  und  Rand  rot,  7 — 8  cm  lang,  4  cm 
breit;  Blütenrispe  pyramidenförmig.  V2 — 1  <3m  lang  mit  korallenroten  Blüten- 
stielen: Blumenblätter  weiss,  breiteiförmig,  abgerundet,  7  mm  lang,  Antheren 
purpurviolett. 

22.   Medinilla   eximia   Blme.  (syn.  Melastoma  eximium  Jack.). 
Heimat:    Sumatra. 

Grösserer  Strauch  mit  unregelmässig  4kantigen  Ästen,  an  den  Knoten  von 
kastanienbraunen  Borsten  umhüllt.  Blätter  kurzgestielt,  lederartig,  elliptisch- 
eiförmig, ganzrandig,  5  nervig,  3V2 — 4  dm  lang,  an  beiden  Enden  zugespitzt. 
Blütenrispe  gross  und  reichblütig,  rot,  Deckblätter  quirlförmig,  oval;  Blumen- 
blätter schön  fleischfarbig,  Antheren  purpurrot  mit  gelben  Anhängseln;  Beere 
purpurn. 

23.  Medinilla  magnitica  Lindl., 

abgeb.  in  Bot.  Mag.  Taf.  4533;  in  Fl.  des  Serr.   Taf.   572   u.  968;  Gartenfl.  1861 

Taf.  325  (syn.  M.  superba  Teysm.  &  Binn.;  M.  bracteata  hört.). 

Heimat:  Insel  Luzon. 

Ein  besonders  schöner,  aufrechter  Strauch  von  1  —  1V2  m  Höhe;  Aste 
4flügelig,  zusammengedrückt  und  an  den  Knoten  dickborstig;  Blätter  gegen- 
ständig, sitzend,  hellgrün,  lederartig,  länglich-eiförmig,  zugespitzt,  die  Nerven 
auf  der  Unterseite  stark  hervortretend,  2 — 3  dm  lang,  1  — 1"._,  dm  breit.  Die 
Avirtelig-verzweigte,  überhängende  Blütenrispe  ist  3 — 4  dm  lang  und  reich- 
blütig; die  grossen,  lebhaft  rosa  gefärbten  Deckblätter  von  ovaler  Form  1  dm 
lang  und  7  cm  breit,  vielnervig  und  abfallend;  Kelch  glockig,  5 — 6  mm  lang; 
Blumenblätter  rosa,  länglich  oval,  9 — 12  mm  lang. 

24.    Medinilla    vSieboldiana  Planch.    i.   Fl.  d.  Serr.  V,  Taf.  482 
und  Bot.  Mag.  Taf.  4650.  (syn.  Melastoma  eximium  Sieboldt  [nicht  Jack.]). 

Heimat:  Insel  Java. 
Niedriger  Strauch  mit  stielrunden,  schlanken  Asten,  welche  an  den 
Zwischenknoten  wergartig  gebartet  sind.  Blätter  etwas  dick,  fast  sitzend,  läng- 
lich, langzugespitzt,  am  Grunde  spitz,  lebhaft  grün,  12 — 20  cm  lang,  4 — 7  cm 
breit.  Blüten  in  reichblühenden,  verlängerten  Rispen;  Blüten  rosa-weiss,  läng- 
lich-lanzettlich, spitz,   1V2  cm  lang,  Antheren  violett. 

25.  Medinilla  speciosa  Blme.,  abgeb.  Bot.  Mag.  Taf.  4321 
(syn.    Melastoma    speciosum    Reinw. .    Melastoma    eximium  Blme.). 

Heimat:  Java,  Molukken,  Sumatra,  Malakka. 
Schöner  Strauch  von  1V2 — 2  m  Höhe  mit  starken,  3 — 4kantigen,  geflügelten 
Ästen,  welche  an  den  Knoten  mit  dicken  Haarbüscheln,  gleichsam  mähnenartig. 


5i6 


Die  Dekoration  zur  Trauerfeier. 


bekleidet  sind.  Blattstiel  dick,  '/,— i  cm  lang;  Blätter  lederartig,  länglich  oval, 
zugespitzt,  am  Grunde  keilig,  zu  3—4  quirlständig,  7— Qnervig  und  2—3  dm 
lang,  7—16  cm  breit.  Wirtelig  verzweigte,  reichblühende  Rispe  von  2—4  dm 
Länge;  Deckblätter  lanzettlich  V2— i'Ai  cm  lang;  Kelch  glockig,  5  mm  lang. 
Blumenblätter  zart  rosa,  von  ovaler  Gestalt,  1  cm  lang;  Beere  länglich  und 
5 — 6  mm  dick. 

26.   Medinilla   Teysmannii  Miqu., 

Bot.    Mag.    Taf.    6681    (syn.    M.    amabilis    Dyer.). 

Heimat:  Celebes,  Neuguinea. 

Aufrechter  Strauch  von  1  —  1'/..  m  Höhe;  Aste  stark  und  4tlügelig,  an  den 
Knoten  mit  dichten  Büscheln  von  Wurzeln;  Seitenzweige  wellig  gebogen.  Blätter 
länglich  oval,  am  Grunde  schmal-herzförmig,  lederartig,  hellgrün,  2V2— 3  dm 
lang,  1  —  1 V2  dm  breit.  Blütenrispe  aufrecht,  sehr  gross  und  reichblütig,  2—3  dm 
lang  und  ohne  Deckblätter,  wirtelig-verzweigt;  Kelch  breitglockig,  undeutlich 
gezähnelt,  5  mm  lang;  Blumenblätter  rosafarbig,  verkehrteiförmig-länglich, 
15—16  mm  lang;  Antheren  blasspurpurn. 

Sämtliche  Arten  von  Medinilla  sind  im.  niedrigen  Warmhaus  zu  kultivieren; 
sie  verlangen  reichlich  Wasser  und  Nahrung,  frische  Luft  und  Schutz  gegen 
heisse  Sonnenstrahlen,  im  Sommer  einen  geschützten  Platz  im  Freien  oder  im 
luftigen  Kalthaus  bei  Feuchthalten  der  Wege. 

Ausser  den  vorangehend  beschriebenen  Arten  werden  noch  die  nach- 
stehenden in  den  Gärten  kultiviert:  M.  crassifolia  Bl.  (nicht  Naud.),  hyalantha 
Naud.  (kult.  in  Paris),  javanensis  Blme.,  radicans  BL,  rubicunda  Bl.  (syn. 
erythrophylla  LindL),  venosa  Blme.  (farinosa  RgL). 

(Schluss  folgt.) 


Die  Dekoration  zur  Trauerfeier 

des    verstorbenen    Geheimen    Ober-Finanz-Rats   Herrn  R.  v.  Pommer-Esche 
dem  I.  Direktor  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

'T<T\\er  Verein  zur  Beförderung    des  Gartenbaues    Hess    es  sich  nicht  nehmen, 


Q^  seinem  hochverehrten  Vorsitzenden  die  letzte  Ehrenbezeugung  zu  erweisen, 
und  beschloss  in  einer  ausserordentlichen  Sitzung  der  Ausschüsse,  die  Käume, 
wo  der  Entschlafene  aufgebahrt,  durch  würdigen  Pflanzen-  und  Blumenschmuck 
auszustatten.  Mit  der  Ausführung  wurde  der  Landschaftsgärtner  F.  Maecker 
betraut,  welcher  schon  jahrelang  des  Heimgegangenen  Lieblingsaufenthalt 
»Seinen  Garten«,  pflegte.  Über  die  Ausführung  der  Dekoration  sei  an  diesem 
Platze  eine  kleine  Schilderung  gestattet. 

Vom  Vorflur  des  Treppenhauses  zogen  sich  zu  beiden  Seiten  entlang  volle 
Blattpflanzendekorationen,  deren  Mittelpunkt  grosse  Chamaerops  excelsa  bildeten, 
die  Gruppen  selbst  bestanden  aus  Lorbeer,  Cypressen  und  Blattpflanzen. 

Das  Treppenhaus  war  mit  starken  grünen  Tannengewinden  bis  zu  den 
oberen  Räumen  ausgelegt.  LJie  Aussenseiten  der  Galerien  schmückten  grosse 
Lorbeerkränze,  durchkreuzt  von   goldbronzenen  Palmenwedeln,  recht  wirkungs- 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten,  ^ir 

voll.  Die  Stufen  der  Treppen  bis  zu  den  Trauerräumen  waren  mit  rosa 
Hortensien,  eine  Lieblingsblume  des  Verstorbenen,  abwechselnd  mit  dunkel- 
grünen Blattpflanzen  bestellt,  abgedeckt  durch  Tannengewinde.  Auf  halber 
Treppenhöhe  sowie  auf  dem  Rundgang  gruppierten  sich  Lorbeer  und  Blatt- 
pflanzen. Der  Trauerraum,  wo  der  Sarg  des  Heimgegangenen  aufgebahrt, 
war  durch  Lorbeer  und  Cypressen  sowie  Palmen,  deren  Krönung  eine  hohe 
Alsophila  australis  bildete,  zu  einem  nischenartigen  Hintergrund  umgestaltet. 
Ein  diskreter  Blumenschmuck  war  auch  hier  angebracht  und  bestand  aus 
Mydrangea  paniculata  und  blühenden  Hortensien,  Zur  rechten  Seite  der  Auf- 
bahrung war  ein  Altar  gestellt,  im  Hintergrund  ein  grosser  Kupferstich,  die 
Kreuzigung  Christi,  zur  rechten  Seite  erblickten  wir  noch  einmal  das  wohl- 
getroffene Bild  des  \'erstorbenen,  umgeben  von  blühenden  Oleandern,  Hinter 
dem  Sarge  war  von  Alaecker  ein  ideal  schöner  Christus  (das  letzte  Werk  des 
genialen  Künstlers  Michelangelo)  AvirkungsvoU  verwendet.  Der  Verein  legte 
durch  den  Vorstand  einen  prachtvollen  Lorbeerkranz,  von  goldenen  Palmen 
durchflochten,  mit  schwarzer  Atlasschleife  und  der  Widmung:  »Der  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  seinem  Direktor«  am  Sarge  nieder.  Zahl- 
reiche Beweise  von  Liebe  und  Verehrung  zeigten  die  grossen  Mengen  von  Kränzen 
und  Palmenarrangements,  welche  neben  und  vor  dem  Sarge  niedergelegt  waren. 
Auf  dem  Sarge,  welcher  mit  Kränzen  behängt  war,  lagen  Mantel  und  Degen  des 
Verstorbenen,  welcher  neben  vielen  Ehren  auch  die  genoss,  Johanniter-Ritter  zu 
sein,  vor  dem  Sarge  auf  schwarzem  Kissen  die  zahlreichen  Orden.  Die  Abneigung 
des  Entschlafenen  gegen  das  düstere  Schwarz  bei  Trauerfeiern  Hess  die  An- 
gehörigen sich  entschliessen,  von  einer  schwarzen  Drapierung  des  Saales 
abzusehen. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Von  Dr.  L.   W  i  1 1  m  a  c  k. 
Aus    dem    amtlichen  Bericht    des  Reichskommissars   für  die  Weltausstellung    in  Chicago  1893. 

Äpfel.  [Schluss.J 

Selbstverständlich  fehlt  auch  in  Amerika  die  Wintergoldparmäne  nicht, 
doch  wird  mehr  die  rote  Winterparmäne  (in  Amerika  Winterpearmain  oder 
Herefordshire  Pearmain)  gebaut,  die  ebenfalls  »ein  guter  Schiffer<:  ist.  Auch 
der  Gravensteiner  erfreut  sich  drüben  grosser  Beliebtheit  und  hat  den  doppelten 
Preis  des  Baldwm. 

Ein  allgemein  beliebter,  auch  bei  uns  schon  eingeführter,  höchst  wohl- 
schmeckender Apfel  ist  der  unter  Nummer  6  schon  genannte  Northern  Spy. 
-welcher  um  das  Jahr  1840  im  Staat  New- York  auf  der  Farm  von  Oliver  Chapin 
zu  Bloomfield  bei  Rochester  entstand.  Aus  ihm  ist  von  Charles  Arnold  in 
Paris,  Ontario  (Canada),  durch  Bestäubung  mit  dem  »Wagnerapfel«  der  aus- 
gezeichnete, lange  haltbare  Ontarioapfel  entstanden.  Doch  es  würde  zu  weit 
führen,  hier  alle  wichtigeren  Sorten  näher  zu  besprechen.  Um  aber  zu  zeigen, 
wie  praktisch  die  Amerikaner  die  Sache  anfangen,  wie  sehr  sie  sich  auf  einige 
Sorten  beschränken,  sei  hier  die  Liste  der  empfohlenen  Apfelsorten  für  Illinois 
aufgeführt,  wie  sie  an  hervorragender  Stelle  in  den  Transactions  of  the  Illinois 
State  llorticultural  Society  for  1893  abgedruckt  ist. 


[:i8  Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Liste   aus  erwählter  Äpfel. 
Für  Nord-Illinois. 
Alarkt.     Sommer:  Gelber  Transparent,  Duchess    (Charlamowsky)   — 

Herbst:  Maidens  blush,  Wealthy  —  Winter:  Jonathan,  Mc.  Mahons 

White,  Willow  Twig,  Minkler. 
Für  Familiengebrauch  füge  hinzu: 

Sommer:    Benoni  —  Herbst:    Snow   —  Winter:    Grimes    Golden, 

Salome. 

Für   Central-IUinois. 
Markt.      Sommer:    Duchess,    roter    Astrachan    —    Herbst:    Maidens 

blush,  Wealthy,  Haas  —  Winter:  Jonathan,   Grimes  Golden.    Ben 

Davis,  Willow  Twig,  Minkler. 
Für  Familiengebrauch  füge  hinzu: 

Sommer:  Benoni,  Golden  Sweet,  Early  Jo.  —  Herbst:    Ramsdells 

Sweet,  Baileys  Sweet  —  Winter:  Roman  Stem. 

Für  Süd-Illinois. 
Markt.      Sommer:     Red    June,     roter    Astrachan,    Maidens    blush, 
Chenango-Strawberry    —    Herbst:    Grimes    Golden,    Jonathan   — 
Winter:  Ben  Davis,  Willow  Twig,  Winesap. 
Für  Familiengebrauch  füge  hinzu: 

Sommer:    Early    Harvest,    Benoni    —    Herbst:    Rome    Beauty   — 
Winter:  Minkler. 
Zu  Versuchen  empfohlen: 

Yellow  Transparent,  Duchess,  Huntsmann,  Mammoth,  Black 
Twig,  Akin. 
Man  würde  aber  sehr  irren,  wenn  man  annehmen  wollte,  dass  in  Amerika 
überhaupt  nicht  viele  Sorten  gepflanzt  werden;  im  Gegenteil,  es  giebt  dort 
eben  solche  und  vielleicht  noch  grössere  Liebhaber  von  Sortimenten  wie  bei 
uns,  und  es  finden  sich  auch  eine  ganze  Anzahl  Männer  mit  tüchtigen  pomo- 
logischen  Kenntnissen,  die  ebenso  strenge  wie  in  Europa  die  Namen  der  Sorten 
festzustellen  suchen,  neue  benennen,  prüfen  etc.;  auf  der  Ausstellung  hatte  ich 
in  der  Obstbaujury  Gelegenheit,  mehrere  der  tüchtigsten  kennen  zu  lernen. 
Der  Unterschied  ist  nur  der,  dass  die  meisten  dieser  Sorten  für  den  Gross- 
betrieb weniger  in  Betracht  kommen.  Indessen  auch  in  Amerika  warnt  man, 
wie  bei  uns,  mit  Recht  die  Züchter,  zu  viel  Sorten  zu  pflanzen.  Andererseits 
hat  man  wieder,  wie  mir  Herr  Hansen,  Professor  des  Gartenbaues  in  Ames, 
Jowa,  mitteilt,  gefunden,  dass  mitunter,  wenn  man  gewisse  Sorten  in  grossen 
Massen  jede  für  sich  baut,  sie  nicht  gut  ansetzen,  und  sucht  die  Ursache  darin, 
dass  sie  sich  nicht  selbst  bestäuben  können,  weil  ihre  Staubbeutel  nicht  gut 
ausgebildet  sind.  In  solchen  Fällen  muss  man  andere  Sorten,  die  besser 
Blütenstaub  liefern,  dazwischen  bauen.  Dies  gilt  auch  von  Birnen,  so  z.  B.  der 
Williams  Christbirne,  wenigstens  in  gewissen  Gegenden. 

Die  Ausstellung  des  Ackerbauministeriums,  im  Government  Building,  ent- 
hielt eine  gute  Sammlung  von  Obstmodellen,  darunter  auch  die  der  wichtigsten 
Apfel.  Ich  notierte  als  solche,  die  also  mehr  oder  weniger  für  die  ganzen 
Vereinigten  Staaten  empfehlenswert  sind: 

Ben  Davis,  Baldwin,  Bailey  sweet,  Blue  Pearmain,  Canada  Reinette, 
Coopers  early,  Fallawater,  Fourth  of  July,  Haas,  Hawley,  Jonathan, 


Der  Obstbau  in  den  \'ereinigten  Staaten.  tjo 

Jowa  blush,  Lansingburgh,  Lawyer,  Limbertwig,  London  (Pippin), 
Mcaffee,  Maidens  blush,  Minkler,  Missouri,  Newton,  Mc.  Mahon, 
Northern  Spy,  Peck  Pleasant. 

Dass  wirklich  viele  Sorten  im  kleinen  von  Spezialisten  und  Liebhabern 
gebaut  werden,  ersah  man  recht  deutlich  auf  der  Obstausstellung  in  Chicago. 
Während  in  der  ersten  Hälfte  naturgemäss  nur  Apfel  in  wenigen  Sorten  aus 
dem  Jahre  1892  und  selbst  ältere  vorgeführt  wurden,  nahm  die  Zahl  derselben 
später  immer  mehr  zu.     So  fand  ich  am  38.  August  folgende: 

Staat  New-York,  auf  eichenen,  geschnitzten  Stellagen:  Golden  sweet, 
Maidens  blush,  Greening,  etwas  gerippt,  grün  mit  weissen  Punkten,  Stiel  dick, 
lang,  Kelch  geschlossen,  Bentleys  sweet,  Fall  Pippin.  Gravensteiner,  sehr  schön, 
Primate  Jefferies,  Chenango  strawberry,  Alexander,  Smelling  apple,  Williams 
Favorite,  Fall  Strawberry,  Knickerbocker,  schön  gelb,  und  eine  ganze  Samm- 
lung Zieräpfel,  Grab  apples  (Malus  baccata).  Auch  viele  alte  Äpfel,  z.  B. 
Northern  Spy  von  H.  A.  Holmes  in  Middlehope»  N.-Y.,  waren  noch  vorhanden, 
ferner  verschiedene  Neuheiten  von  der  Versuchsstation  in  Geneva. 

New-Jersey:  Roter  Astrachan,  Orange  Pippin,  Sweet  bright,  Sternapfel. 

Kentucky:  Ben  Davis,  Grimes  Golden,  Fall  Orange,  ein  sehr  schöner 
goldgelber  Apfel  mit  kleinen  Punkten. 

Illinois,  auf  Terrassen  aus  Spiegeln,  prächtig  ausgestellt:  Duchess,  Mother, 
Swiths  Cider,  Willowtwig.  zwei  Jahre  dauernd,  Rowles  Janet,  Red  Bertigheimer 
(wohl  Bietigheimer)  und  überwinterte  Ben  Davis  noch  in  voller  Schönheit 
Auch  einen  Sämling  Whitney  No.  20. 

Arkansas:  Mammuth  Pippin,  Russet  golden,  Fallawater,  Newton  Pippin, 
Summer  Belle,  Pennsylvannia  Redstreak,  Whites  Pippin,  Porters  Choice,  schön 
rot  gestreift,  Northern  Spy,  der  dort  schlecht  trägt,  Durham  Sweet,  einer  der 
besten  Süssäpfel,  Raileys  Sweet,  sehr  gross,  rot  gestreift.  In  Arkansas  werden 
auch  viele  Sämlinge  gezogen.  Überhaupt  scheint  der  Süden  dazu  besser  ge- 
eignet. Arkansas  rühmt  sich*),  der  Welt  mehr  wertvolle  Sämlingsäpfel  und 
Sämlingspflrsiche  gegeben  zu  haben  als  irgend  ein  anderer  Staat  (der  Union) 
und  es  werden  Aussprüche  des  Professor  H.  E.  van  Dem  an,  United  States 
Governement  Pomologist,  Washington,  angeführt,  die  das  bestätigen. 

Jowa:  Red  June,  sehr  verbreitet,  Early  Pennock,  schön  rot  gestreift,  Coles 
Ouince,  sehr  guter  Sommerapfel,  Wealthy,  Chenango,  sehr  fein,  länglich, 
Duchess  of  Oldenburg,  kurzweg  auch  Oldenburg  oder  Duchess  (unser  Charla- 
mowsky),  überall,  reift  gleich  nach  dem  roten  Astrachan,  Benoni,  Tafelapfel, 
Pattens  Greening  (Sämling  von  Oldenburg),  Sap  of  wine,  richtiger  Winesap. 
Letzterer  ist  einer  der  besten  Cideräpfel,  auch  gute  Tafelfrucht,  und  da  der 
Baum  auf  leichtem  sandigem  Boden  gedeiht,  dabei  früh  trägt,  sollte  man  auch 
bei  uns  Versuche  damit  machen.  Auch  mehrere  russische  Äpfel,  mit  denen 
man  namentlich  in  den  Nordweststaaten  viele  \'ersuche  macht,  in  der  Hoffnung, 
dass  sie  dem  strengen  Winter  besser  widerstehen,  waren  hier  ausgestellt,  so 
der  oben  genannte  Oldenburg,  ferner  Longfield,  Warfield,  ganz  elfenbeinweiss, 
Vassal,  rot,  lang  gestielt,  Noble  Redstreak,  langstielig,  von  guter  Qualität; 
ferner  Crabäpfel,  Whitney  Grab,  etc. 


*)  Arkansas,  An  accurate  and  reliable  description  of  the  State.     S.   18. 


520  Her  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 


Die  besten  Winteräpfel  sind  (für  Südwest-Jowa):  Ben  Davis,  Jonathan, 
Grahams  Golden,  Willowtwig,  Ganett,  letzterer  hält  sich  bis  Juni.  Nach  münd- 
licher Mitteilung  des  Herrn  Professor  Hansen  aus  Arnes  sind  alle  diese 
Sorten  nur  im  Südwesten  hart,  wo  durch  die  Wasserscheide  ein  sehr  ge- 
schütztes Terrain  mit  leichtem  fruchtbaren  Boden,  wie  in  Missouri,  sich  be- 
findet. Im  Nordwesten  des  Staates  erfrieren  fast  alle  ausser  der  Duchess  of 
Oldenburg  und  einigen  anderen  russischen  Sorten.  —  John  Wystone,  Attorney 
General  of  Jowa,  Glenwood  bei  Omaha,  besitzt  looo  acres  Obstpflanzungen, 
darunter  200  acres  Wein. 

Minnesota,  das  seinen  grossen,  mit  Glas  verschlossenen  Schaukasten  mit 
einer  Eiskühlvorrichtung  versehen  und  deshalb  selbst  zartes  Obst  lange  vorführen 
konnte,  hatte  u.  a.  folgende  Sorten  ausgestellt:  Duchess,  Szetofsky,  Wealthy, 
Charlotte  Schaler,  gelber  Transparent,  Liebig,  gestreift,  ähnlich  dem  Duchess- 
Apfel,  Lon,  ein  Sämling  von  Peter  Giddin,  Walbridge,  gleichfalls  ein 
Sämling. 

Wisconsin:  Vassili,  rot  gestreift,  Lubsk  Queen,  ziemlich  klein,  mit  dunkel- 
roter  Backe,  Titowka,  ein  sehr  guter,  grosser,  russischer  Apfel,  rot,  mit  gelben 
Sternflecken,  Switzer,  mittelgross,  länglich,  langstielig,  schön  rot,  mit  weissen 
Sternflecken*),  Fourth  of  July,  länglich  und  auch  rund,  langgestielt,  White 
Russian,  Canada  Peach,  mittelgross,  rotbackig,  New  Hampshire,  schön  rot- 
backig, weiss  gefleckt,  länglich  rund,  etwas  zugespitzt,  Kelch  geschlossen. 

Michigan,  das  namentlich  bei  Michigan  City  viele  Äpfel  baut  und  ein 
Hauptgebiet  für  getrocknete  Äpfel  ist,  hatte  davon  weniger  ausgestellt. 

Missouri:  Nickajack.  schön  rot  gestreift,  Ky  Sweet,  "lellow-Newton,  Newton 
Pepping,  Early  Monday,  Gloria  mundi,  Winter  Pearmain,  Wine  sap,  ferner 
Äpfel  von  1891,  Ben  Davis,  alles  auf  Terrassen  aus  Spiegeln,  ähnlich  schön 
wie  Illinois;  ein  hübsches  Ölgemälde  stellte  die  Olden  fruit  farin  dar. 

Colorado,  dieser  gebirgige  Staat,  hatte  zum  Teil  aus  5000  Fuss  Höhe 
ausgestellt:  Htters  Red,  Flemish  Beauty,  Kaiser  Alexander,  Wolfe  river,  Isham 
Sweet. 

Idaho,  ebenfalls  gebirgig:  Newton  Pippin,  Yellow  Newton,  Gravensteiner. 
Bellefleur,  Baldwin.  Idaho  besitzt  100000  acres  Obstland  zu  10  bis  35  Dollar 
pro  acre. 

Maine:  American  Golden  Russett,  Famina  oder  Snowapple,  scheint  der 
rote  Eiserapfel  zu  sein. 

Oregon  und  Washington,  letzteres  der  »immergrüne  Staat«  genannt, 
treiben  auch  viel  Obstbau,  während  wir  uns  immer  diese  Länder  nur  voll  von 
schönen  Douglasfichten  und  anderen  herrlichen  Coniferen  denken.  Freilich 
fehlt  es  auch  daran  nicht,  aber  es  ist  eine  Freude,  zu  sehen,  wie  trefflich  in 
dem  gelichteten  Urwalde  das  Obst,  begünstigt  von  der  feuchten  Luft  des 
paciüschen  Oceans,  gedeiht.  Besonders  sind  es  Äpfel  und  Pflaumen,  im  öst- 
lichen Oregon  aber,  wo  das  Klima  kontinentaler,  weil  das  Küstengebirge  und 
das  Kaskadengebirge  dem  Westwind  die  Feuchtigkeit  genommen,  gedeihen 
ausser  Getreide  noch  mehr  Weintrauben  und  Pfirsiche.  Eine  interessante 
Schilderung  der  wilden  und  angebauten  Obstsorten  entwirft  Dr.  J.  R.  Card  well. 

*)  Switzer  ist  einer  der  russischen  Äpfel,  welcher  am  meisten  für  den  äussersten  NorJcn 
verspricht.  Beschrieben  und  farbig  abgebildet  in  Report  of  tiie  Secretary  of  Agriculture  lor 
i8qo.     S.  418,  Taf.  III. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  t2I 

President  of  the  State  Ilorticultural  Society,  Portland,  in  der  Schrift:  The 
Resources  of  the  State  ol  Oregon,  Salem,  Oregon  1892.  S.  81  ff.  Ich  hatte 
das  Glück,  seinen  eigenen  Obstgarten  in  Aldersprings,  unter  der  Führung  des 
Herrn  George  Sargent,  Sekretärs  des  Gartenbauvereins,  gleichwie  den  des 
Herrn  H.  E.  Dosh.  ebenda,  Commissioner  of  the  1.  District  of  Oregon  und 
Schatzmeister  des  \'ereins,  besuchen  zu  können  und  werde  bei  den  Pflaumen 
darauf  zurückkommen. 

In  Chicago  hatte  Oregon  ganz  vortrefflich  ausgestellt,  und  dem  Leiter 
dieser  Abteilung,  Herrn  Dr.  Lewis  in  Sparta,  Oregon,  verdanke  ich,  wie  auch 
vielen  anderen  Herren  in  den  übi'igen  Abteilungen,  wertvolle  Mitteilungen.  In 
grossen,  oft  iVg  m  hohen  Glasgefässen  standen  die  besten  Früchte  des  Vor- 
jahres konserviert,  während  die  neuen  auf  Tellern  geschmackvoll  arrangiert 
waren.     Gloria  mundi   massen   12  bis   15  cm  Durchmesser. 

Kalifornien.  Wenn  auch  Kalifornien,  wohl  das  reichste  Obstland  der 
Welt,  weniger  Apfel  als  anderes  Obst  zieht,  so  ist  der  Anbau  derselben  doch 
nicht  unbedeutend.  Einerseits  hat  man  dort  viel  frühe  Sorten,  die,  als  die 
ersten  mit,  einen  guten  Preis  in  den  mittleren  und  selbst  den  Oststaaten  er- 
halten, andererseits  hat  man  auch  Apfel  zum  Dörren,  wie  sie  z.  B.  von  der 
Penniman  Fruit  Co.  in  S.  Jose  getrocknet  ausgestellt  waren.  Dass  die  Äpfel 
in  Kalifornien  nicht  so  schön  gefärbt  sind  und  nicht  jenes  Aroma  erhalten 
wie  in  den  nördlichen  Staaten,  ist  wohl  allgemein  anerkannt,  gerade  wie  in 
Europa  die  längeren  Tage  im  Xorden,  also  die  längere  Einwirkung  des  Sonnen- 
lichtes, eine  schönere  Färbung  des  Obstes  als  im  Süden  veranlassen*).  Aus 
Nord-Kalifornien,  Shasta  County,  in  der  Nähe  also  des  berühmten  Schneeberges 
Shasta.  den  man  auf  der  hochinteressanten  Eisenbahnlinie  von  Portland  nach 
S.  Francisco  umfährt,  war  ein  grüner  Apfel  mit  ausserordentlich  dünnem  Stiel, 
Early  Harvest,  ferner  ein  kleiner  roter,  Early  June,  eingesandt. 

Eine  interessante  Schilderung  einer  Apfelbaumanlage,  vom  Handelsstand- 
punkt betrachtet,  findet  sich  in  den  Proceedings  der  American  Pomological 
Society  for  1891,  S.  72,  von  F.  VVellhouse  in  Fairmount,  Kansas.  Diese  Firma 
hat  im  östlichen  Kansas,  auf  390  nördl.  Breite  und  95O  westl.  Länge  von  Green- 
wich,  also  sehr  südlich  gelegen,  1000  Fuss  ü.  M.  auf  abschüssigem  Prairieboden. 
der  einen  guten  Weizen-  oder  Maisboden  abgeben  würde,  und  durchlässigen 
roten  Thon  mit  etwas  Sand  als  Untergrund  zeigt,  zuerst  1876  117  acres  Apfel 
gepflanzt,  1878  noch  löo,  1879  den  dritten  Block  von  160.  Ausserdem  sind  noch 
1887  bis   1890  800  acres  bepflanzt,  die  aber  1891   noch  nicht  trugen. 

Sehr  genau  wird  das  Pflücken  beschrieben.  Man  benutzt  den  gewöhn- 
lichen saumlosen  2  Bushel  (72  1)  -Sack  und  befestigt  eine  Ecke  des  Bodens 
an  eine  Ecke  des  oberen  Endes  mittelst  eines  Hakens  und  einer  Öse  und  bringt 
in  die  Mündung  einen  Reifen,  um  sie  offen  zu  halten.  Der  Sack  wird  über  die 
Schulter  geschwungen  wie  beim  Säen,  sodass  der  Pflücker  beide  Hände  frei 
hat.  Man  nimmt  auch  Leitern  mit,  12  bis  16  Fuss  lang,  an  der  Basis  24  Zoll 
breit  und  oben  in  eine  Spitze  auslaufend,  also  wie  z.  B.  die  Leitern  der 
Reinigungsinstitute  in  Berlin.     Weiter    wird    eine    Plattform    für    jeden    Wagen 


*)  Vergl.  E.  S.  Goff,  Madison,  Wisc.  Fruit  Districts  geographically  considered  in 
Proceedings  of  the  2  3.  Session  of  the  American  Pomological  Society  held  in  Washington, 
Sept.  22 — 24.    1891,  S.  59. 


3_22_ 


Der  Obstbau  in   den  Vereinigten  Staaten. 


nöti.fi^,   16  Fuss  lang,  40  Zoll  breit.     Auf  diese  kommen   lO  Kisten,  2  Fuss  lang, 
16  Zoll  breit,  und  nur  8  Zoll  tief. 

Dann  wird  mit  12  bis  15  Männern  und  einem  Vorarbeiter  zwischen  zwei 
Reihen  Obstbäume  gefahren  und  werden  diese  beiden  Reihen  gleichzeitig  ab- 
gepflückt. Jeder  Mann  pflückt  seinen  Sack  so  voll,  als  er  bequem  tragen  kann, 
etwa  V2  ßushel,  geht  dann  an  den  Wagen,  richtet  den  Sack  auf  und  setzt  ihn 
in  eine  der  Kisten;  er  hakt  dann  den  Sack  auf  und  zieht  den  Boden  in  die 
Höhe,  worauf  die  Äpfel  herausrollen.  Die  Wagen  bringen  das  Obst  nach  den 
Packhäusern,  von  denen  in  jedem  Blockraume  eins  vorhanden  ist.  Jedes  Haus 
ist  16X32  Fuss  gross,  mit  einer  Plattform  von  16  Fuss  an  jedem  Ende.  Selbst- 
verständlich ist  es  aus  Holz  gebaut. 

An  jeder  Seite  ist  30  Zoll  über  dem  Fussboden  ebenfalls  eine  Plattform, 
die  2  Fuss  breit  ist.  Auf  diese  Plattform  werden  die  Kisten  mit  Äpfeln  ge- 
stellt und  dann  sogleich  in  3  bis  4  »Grade«  sortiert.  Der  erste  Grad  umfasst 
alle  gesunden  Früchte  über  eine  gewisse  Grösse,  meist  7  Zoll  Umfang.  Der 
vierte  Grad  sind  nur  die  kleinen  und  die  verdorbenen,  die  im  Felde  belassen 
und  zuweilen  an  die  Schweine  verfüttert  werden.  Das  Obst  kommt  \n  der 
oben  beschriebenen  Weise  in  Fässer,  die  dann  in  einem  grossen  Speicher  nahe 
dem  Bahngeleise  bis  zum  Versand  aufbewahrt  werden.  Diese  Fässer  bezieht 
man  auseinandergenommen  und  zahlt  dafür  iS  bis  20  Cents,  für  das  Zusammen- 
setzen 5  bis  8  Cents,  für  Pflücken  und  Packen  30  Cents,  sodass  bis  zur  Über- 
gabe an  die  Bahn  1  Fass  60  bis  70  Cents  kostet. 

Die  437  acres  (175  ha)  Bäume  trugen  zuerst  1880  und  brachten  bis  1890 
23()  185  Busheis,  von  denen  129090  ersten  Grades  oder  shippers  waren,  107095 
zweiten  und  dritten  Grades. 

Allein  225  acres  tragbarer  Fläche  waren  mit  Ben  Davis  bepflanzt,  70  acres 
mit  Missouri  Pippin,  70  acres  mit  Wine  Sap,  40  acres  mit  Jonathan,  16  acres 
mit  Coopers  Early,  16  acres  mit  Maidens  Blush.  Die  Hauptmasse  ging  nach 
Denver,  Kansas  City,  Leavenworth,  zuletzt  nach  Chicago,  Lockport,  X.-V., 
Philadelphia  und  Cincinnati.  Nur  die  erste  Sorte  ward  in  Fässern  verschickt, 
diejenigen  zweiten  und  dritten  Grades  lose  im  Eisenbahnwagen.  Erstere  wurden 
frei  Eisenbahn  mit  zwei  bis  drei  Dollar  bezahlt,  letztere  nach  Gewicht.  50  Pfund 
auf  ein  Bushel  gerechnet,  verkauft.  Die  Gesamteinnahmen  in  den  11  Jahren, 
1880  bis  1890,  betrugen  125118.08  Dollar,  die  Ausgaben  44  737.30  Dollar,  Rein- 
gewinn in  den  11  Ernten  80380,78  Dollar  oder  im  Jahre  durchschnittlich 
7  307,34  Dollar,  was  auf  den  acre  20,84  Dollar  oder  pro  ha  208  Mark  aus- 
macht. Dabei  ist  aber  zu  bedenken,  dass  erst  1883  alle  Bäume  trugen.  Würde 
man  das  Jahr  1887  als  Mittelertrag  annehmen,  wo  33095  Bushel  Äpfel  geerntet 
Avurden  —  1890  waren  es  bei  sehr  reicher  Ernte  79  170  Bushel  — ,  so  würde 
sich  viel  mehr  ergeben.  Die  Kosten  der  Bäume  bis  zur  Zeit  des  Tragens,  aber 
ohne  Grund  und  Boden,  stellen  sich  pro  Exemplar  auf  35  Cents. 

Dass  die  Bäume  in  den  wärmeren  Teilen  Amerikas  nicht  so  lange  ertrag- 
reich bleiben,  geht  aus  den  Bemerkungen  von  Wellhouse  hervor.  Wine  Sap 
und  .Missouri  Pippin  zeigten  schon  Erschöpfung.  Der  Jonathan  wurde  am 
höchsten  bezahlt,  der  Ben  Davis  wird  aber  an  die  Spitze  treten.  Von  ihm 
sind  117  Reihen  vorhanden,  die  wie  alle  Reihen  jede  V2  engl.  Meile  (0,8  km) 
lang  sind. 


Schlesische  Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung  in  Oppeln.  l2^ 

Aber  nicht  nur  die  Vereinigten  Staaten,  sondern  auch  Canada  hatte  eine 
grossartige  Obstausstellung  veranstaltet  und  alles  aufgeboten,  um  durch  In- 
schriften die  Einwanderungslustigen  auf  dies  Land  aufmerksam  zu  machen. 
Grosse  Plakate  besagten:  »Xordwest-Canada,  freie  Farmen,  160  acres,  der  grösj-.te 
Weizen- und  Grasgürtel  der  Welt.  Auskunft  bei  James  Anderssou,  Suite  50Q, 
Stock  Exchange  Building,  Chicago,  Illinois«. 

Obst  wird  nun  freilich  in  Nordwest-Canada  noch  nicht  viel  gebaut.  Das 
hat  seinen  Hauptsitz  in  der  Südspitze  der  Provinz  Ontario,  die  darin  mit  New- 
York  wetteifert,  ferner  in  der  Provinz  Quebec  und  in  Nova  Scotia.  Die  Graven- 
steiner  Äpfel  der  letzteren  Provinz  haben  einen  grossen  Ruf  bei  den  englischen 
Käufern,  und  findet  überhaupt  ein  lebhafter  Export  canadischer  Äpfel  nach 
Europa  statt.  An  Aroma  und  schöner  Farbe  kommen  sie  denen  der  nördlichen 
Staaten  Europas  gleich  und  auf  der  I'hiladelphia  Ausstellung  1S76  war  die 
Obstsammlung  von  Ontario  die  schönste  von  allen.  Der  wie  eine  Halbinsel 
sich  zwischen  den  Ontario-  und  Eriesee  im  Osten,  den  Huronsee  im  Westen 
einkeilende  südliche  Teil  der  Provinz  Ontario  mit  der  Flauptstadt  Toronto  liegt 
auf  gleicher  Breite  mit  dem  Staate  Xew-York  und  hat,  begünstigt  durch  die 
grossen  Seen,  annähernd  ähnliches,  wenn  auch  noch  extremeres  Klima.  Als 
Ilauptobstfarmen,  die  zum  Teil  in  grossen  Photographien  dargestellt  waren, 
nennen  wir:  Laurentin  fruit  farm,  Loc.  15,  Concession  3,  Township  of  Saltfleet, 
County  of  Wentworth;  Wm.  M.  Orr,  Sloney  Creek,  Provinz  Ontaiio,  Station 
Winona,  M.  Petit,  Winona;  J.  H.  Bigger  (Schwager  von  Wm.  M.  Orr),  Winona, 
Pine  hurst  fruit  farm;  G.  W.  Cline,  Winona,  Loc.  23,  Concession  2,  Township 
of  Grimby,  County  of  Lincoln.  Die  wichtigsten  Stätten  sind  also  um  Winona 
und  ferner  um  Elgin  im  Elgincounty.  Als  beste  Sorte  nennt  die  »Fruit  Growers 
Association  of  Ontario«:  Sommerapfel:  Duchess  of  Oldenburg  (=Charlamowsky); 
Winteräpfel:  Ontario,  Gravensteiner,  Ribstons  Pepping,  Blenham  Pepping,  Cox 
Orange  Reinette  (siehe  Der  Obstmarkt  1894,  Seite  272). 

Von  ganz  besonderem  Interesse  waren  die  wohl  erhaltenen  frischen  Äpfel 
aus  Neu-Südwales,  Australien,  darunter  Magentin,  ein  kleiner  rotwangiger  Apfel 
von  W.  Eyler,  Greasy,  Winterpearmain  etc.  von  demselben. 

Auch  aus  Russland  waren  zu  Anfang  der  Ausstellung  gut  erhaltene  Apfel 
des  Jahres  1892  ausgestellt,  die  ich  aber  nicht  mehr  gesehen  habe. 

Das  Grossartigste  in  gut  erhaltenen  Äpfeln  aus  früheren  Jahren  leistete 
wohl  Jowa,  welches  solche  vom  23.  Oktober  1891,  die  von  da  bis  Juni  1893 
von  der  Western  Refrigerating  Com.pany  in  ihren  Eiswaggons  gefahren  wurden, 
ausstellte. 


Schlesische  Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung  in  Oppeln. 

^Ij^^ie  bis  zum  Abend  des  21.  September  dauernde  Ausstellung,  welche  der 
d^^  Oberschlesische  Gartenverein  anlässlich  der  am  18.  September  in  Oppeln 
zusammentretenden  Delegirtenversammlung  des  Provinzialverbandes  Schlesischer 
Gartenbauvereine  arrangiert  hat,  ist  weit  über  den  Rahmen  derartiger  Lokal- 
ausstellungen herausgewachsen  und  bietet  ein  Bild  gärtnerischer  Leistungen 
aus  allen  Teilen  der  Provinz.  Mit  vollem  Recht  konnte  Gartendirektor 
Göschke  aus  Proskau  in  seiner  Eröffnungsrede  daher  auf  die  Bedeutung  dieser 


r2  1  Schlesische  Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung  in  Oppeln. 

Ausstellung  hinweisen  und  der  Regierungspräsident  von  Moltke,  der  die  Aus- 
stellung mit  dem  Hoch  auf  den  Kaiser  eröffnete,  schloss  sich  den  Wünschen 
seines  Vorredners  an,  dass  das  gute  Beispiel  der  Ausstellung  segenbringend 
für  Oberschlesien  wirken  und  die  gegebenen  Anregungen  auf  guten  Boden 
fallen  mögen. 

Die  Reichhaltigkeit  des  Gebotenen  ist  leider  anderseits  ein  Unstern  für 
die  Ausstellung  geworden,  weil  sie  eine  Zerstückelung  derselben  auf  drei  ver- 
schiedene Terrains  nötig  gemacht  hat,  sodass  der  flüchtige  Beschauer  keine 
rechte  Vorstellung  über  die  Bedeutung  der  Gesamtausstellung  gewinnt,  von 
welcher  ein  Teil  sich  in  den  Sälen  von  Forms  Hotel,  der  zweite  im  Eiskeller- 
Etablissement,  das  durch  den  ^Mühlgraben  der  Oder  und  ein  paar  hundert 
Schritte  Strasse  von  ersterem  Lokal  entfernt  liegt,  und  der  dritte  abermals 
hundert  Schritt  weiter,  auf  der  Schlosswiese,  als  verlorener  Posten,  sich  be- 
findet. Die  Eröffnung  wurde  in  Forms  Hotel  vor  der  Kaisergruppe  vollzogen, 
und  von  dort  nahm  dann  der  von  Gartendirektor  Göschke  geführte  Rundgang 
seinen  Weg  in  der  vorerwähnten  Reihe  der  Lokale. 

Den  Eintritt  in  Forms  Saal  flankieren  zwei  Palmengruppen  des  Ritter- 
gutsbesitzers Dr.  Hei  mann  auf  Wiegschütz,  deren  Seaforthia's  der  ober- 
schlesische  Wind  grob  zerzaust  hat,  während  die  Dracaenen  und  Caladien  des 
L'nterbaues  recht  gut  gepflegte  Blätter  zeigen.  Dieselbe  Gärtnerei  hat  quer  vor 
dem  Eingang  ein  Ovalbeet  gestellt,  in  dem  sich  uns  eine  hübsche  Cycaspalme 
gute  Gloxinien,  Cyclamen  und  Primula  obconica  gruppieren.  Die  drei  Tafeln 
des  Saales  sind  ausschliesslich  mit  Obst  besetzt  und  zwar  fast  durchweg  in 
gut  gebauten  Früchten.  Die  Krone  des  Treibobstes  hat  die  gräflich  Henkeische 
Gärtnerei  Neudeck  geliefert,  ausser  Konkurrenz  vom  Gartendirektor  Fox  aus- 
gestellt: Trauben  bis  zu  acht  Pfund  und  in  tadelloser  Vollendung  ein  Pracht- 
stück von  Cayenne-Ananas  mit  mustergiltiger  Krone,  die  Riesenpfirsich  Ad- 
mirable  Yellow,  die  grösste  aller  Pfirsichsorten  und  RoUisons  Telegraph,  eine 
Treibgurke  von  milchzartem  Fleisch  von  riesiger  Länge.  Musterhaftes  Obst 
hat  das  königlich  pomologische  Institut  Proskau.  gleichfalls  ausser  Konkurrenz, 
in  der  Kaisergruppe  ausgestellt,  darunter  auch  ein  Korb  Weintrauben,  be- 
sonders die  duftige  Alexandria-Muskattraube.  In  dem  Hauptsaale  und  seinem 
Xebensaale  haben  mehr  als  loo  Einzelaussteller  ihre  Früchte  eng  aneinander 
gereiht  ausgestellt.  Diese  Obstfülle  enhält  ebenfalls  sehr  viele  wirkliche  Schön- 
heiten. Sehr  beachtenswert  sind:  die  Landwirtschaftsschule  Brieg  (Obergärtner 
Müller,  ausser  Konkurrenz),  Rittergut  Wiegschütz,  Obstbaumschule  Hertwigs- 
walde  bei  Camenz,  llandelsgärtner  Cichowski  in  Zabrze,  gräflich  Tschirsky- 
Renardsche  Gartenverwaltung  in  Gross-Strehlitz  (Obergärtner  Ullrich)  und 
Eichbornsche  Gärtnerei  in  Gräbschen  (Obergärtner  Stanke).  Aus  den  Massen 
guter  Früchte  der  Eichbornschen  Gärtnerei  nennen  wir  als  gegenwärtig  reife 
vorzügliche  Birnen:  William,  Claps  Liebling,  für  (Jktober  König  Karl  von 
Württemberg,  jetzt  tafelfertige  Äpfel  The  Queen,  ein  Seitenstück  zu  dem.  be- 
kannten Apfel  Kaiser  Alexander,  aber  viel  edler  in  Aroma  und  Fruchtgeschmack, 
die  kleine  Blutreinette,  von  Pflaumen  Kirkes  Blaue,  eine  eigrosse  Flucht  von 
feinstem  Geschmack,  die  rote  Althans-Reineclaude  und  köstliche  Reineclaude 
d'oree.  Das  Pfirsichsortiment  von  Stanke  zeigt  ein  Dutzend  feinster  Sorten 
vereinigt.  Als  Seltenheit  sind  die  reifen  Erdbeeren  von  Galle  in  Trebnitz  zu 
beachten.      Die    noch    wenig    verbreitete     Sanct    Joseph-Erdbeere    blüht    und 


Schlesische  Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung  in  Oppeln, 


.bf2 


fruchtet  im  Freien  bis  zum  Frosteintritt,  und  zwar  ist  Sanct  Joseph  keine 
.Monats-,  sondern  eine  feine  Ananas-Erdbeere. 

In  der  Gartenkolonnade  haben  Obst  und  Gartenpläne  Unterkunft  gefunden. 
Auf  letzterem  Gebiete  ist  in  Oppeln  manches  vertreten,  was  die  öffentlichkeit 
nicht  vertragen  kann.  Pläne  ersten  Ranges  hat  Garteningenieur  Menzel 
aus  Breslau  ausgestellt:  der  Plan  des  eben  von  Menzel  vollendeten  Stadtparkes 
von  Münsterberg  mit  Terrainhöhen  bis  zu  30  m.  der  Haselbach'sche  Garten  in 
Münsterberg,  der  Stadtpark  von  Düsseldorf,  dessen  Plan  die  Stadt  von  Menzel 
z.  Z.  gekauft  hat,  Anlagen  in  Simsdorf  bei  Hünern,  Obernigk  und  Rostock,  alles 
Pläne,  die  nicht  nur  durch  die  Technik  ihrer  Durchführung  bestechen,  sondern 
die  auch  wirkliche  Bilder  der  nach  ihnen  geschaffenen  Anlagen  geben.*)  Sonst 
ist  noch  Kurz  in  Cosel  O.-S.  mit  guten  Plänen  vertreten.  Der  beste  deutsche 
Kenner  der  Schadeninsekten  des  Waldes  und  des  Gartens,  Förster  Gericke  in 
Reinerz,  hat  in  dieser  Halle  eine  Insektenkollektion  ausgestellt,  die  an  Voll- 
endung und  Geschick  der  Zusammenstellung  das  Höchste  leistet,  was  auf  diesem 
Gebiet  möglich  ist.  Nicht  nur  jede  Fachschule,  sondern  auch  jede  Hochschule 
würde  diese  Kollektion  als  Stern  ihrer  Unterrichtsmittel  bezeichnen. 

F'nter  den  abgeschnittenen  Blüten  in  der  Kolonnade  des  Eiskeller- 
Etablissements  zeichnen  sich  die  Herbststaudenblüten  der  Baumschule  von 
Behnsch  (Robert  Stern)  in  Dürrgoy  besonders  aus.  Hervorragend  darunter 
sind  die  Fruchtzweige  von  Physalis  Francheti,  einer  Judenkirsche,  deren  blasige 
hochrote  Fruchtkelche  feuriger  gefärbt  und  mehr  als  doppelt  so  gross  wie  die 
alte  Judenkirsche  der  Gärten  sind;  eine  wahre  Prachtstaude  für  den  Herbst- 
schmuck  des  Gartens  und  dekorative  Arrangements.  In  der  Gemüse-Abteilung 
ist  viel  gute  Mittelware,  aber  nichts  darüber  Hinausragendes  geboten. 

Die  Koniferen  dieser  zweiten  Ausstellungsabteilung  sind  leider  nicht 
günstig  plaziert,  sodass  auch  wirklich  schöne  Stücke  nicht  recht  zur  Geltung 
kommen.  Dasselbe  gilt  für  die  im  gegenüberliegenden  kleinen  Saale  aus- 
gestellten Bindereien,  unter  denen  die  ganz  in  gelben  Blättern  gehaltene  Tafel 
des  Handelsgärtners  Kurpiers  in  Oppeln  volle  Beachtung  verdient,  wenn  man 
berücksichtigt,  dass  die  für  eine  grosse  Tafel  bestimmten  Dekorationen  dort 
in  drangvoller  Enge  zusammengerückt  werden  mussten;  auch  unter  den  anderen 
Nummern  dieses  strebsamen  Ilandelsgärtners  findet  sich  viel  Gutes,  neben 
manchen  allerdings  missglückten  Arrangements.  Unter  das  Gute  zählen  wir 
den  einfachen  Erika-  und  den  Herbstzeitlosenkranz.  Das  beste  Stück  der 
Bindereiausstellung  stammt  von  Schlieben  &  Frank  in  Ratibor,  ein  originell 
gebundener,  vorwiegend  in  Weiss  gehaltener  Trauerkranz,  zu  dessen  Geschmack 
die  Firma  ihre  Binderin  beglückwünschen  darf.  Den  schmalen,  halbdunklen 
Raum  schliesst  eine  niedliche  Spielerei  ab,  Tuffsteinbau  mit  Wasserfall;  den 
Eingang  in  diese  Sälchen  flankieren  zwei  mächtige  Enset-Bananen  aus  der 
herzogl.  Gärtnerei  in  Karlsruhe  O.-S. 

Unter  der  kleinen  Gruppe  vor  dem  Hause  verdienen  die  Nelken  des 
Handelsgärtners  Reimann  in  Oppeln  und  die  Myrten  von  Handelsgärtner 
Omonsky  in  Beuthen  Beachtung.  Auf  der  Schlosswiese,  einem  unglücklich 
gewählten  Ausstellungsplatze,  ist  besonders  Breslau  brillant  vertreten. 
W.  Guder  in  Carlowitz  hat  seine  überall  anerkannten  Nadelhölzer  am    Platze, 


*)  Herrn    Menzel  ist  dafür  die   grosse  silberne  Medaille    des  \'ereins    zur    Beförderung 
des  Gartenbaues  verliehen  worden.      L.  W. 


526 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


die  ZU  den  besten  Kulturen  von  ganz  Deutschland  zählen,  und  Reinhold 
Behnsch  (Robert  Stern)  als  eine  seiner  hervorragenden  Spezialitäten  eine 
umfangreiche  Zusammenstellung  schön  blühender  und  buntblättriger  Gehölze, 
von  denen  viele  durch  die  korrekte  Gelb-  oder  Weissfärbung  ihrer  Blätter 
allgemein  überraschen.  Schade,  dass  gerade  diese  Pflanzen  auf  einem  so  ver- 
lorenen Posten  untergebracht  sind.  Das  Allgemeinbild  der  Oppelner  Ausstellung 
aber  verdient  die  Bezeichnung:  vollständig  gelungen.        (Schlestsche  Zeitung.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc, 


Cattleya  Warscewiczii  gigantea. 

Obige  Varietät  ist  besonders  dadurch 
interessant,  dass  sie  die  grössten 
Blüten  entwickelt,  welche  bisher  bei 
der  Gattung  C.  bekannt  geworden  sind. 
Aber  nicht  die  Grösse  der  Blüten 
allein  macht  sie  bemerkenswert, 
sondern  auch  ihre  Form  und  besonders 
ihre  Farbenschönheit.  Die  Blüten  sind 
zart,  flach  ausgebreitet.  Die  Sepalen 
sind  breit,  fast  so  lang  als  die  Blumen- 
blätter, von  denen  jedes  über  sY^  Zoll 
lang  und  3Y4  Zoll  breit  ist.  Da  die 
schweren  Petalen  horizontal  liegen,  so 
ist  der  Durchmesser  der  Blüte  11  Zoll. 
Sowohl  Kelch  als  Blumenblätter  sind 
hellrosa ,  das  grosse  Labellum 
karmoisinrot.     mit    den    gewöhnlichen 


gelben  Flecken  im 
Pflanze     ist     nach 


mittleren  Teil. 
J.    O.     Brien 


Die 
die 


grösste  und  schönste  in  der  reich- 
haltigen Orchideenkollektion  von 
Joseph  Broome,  Saunny  Hill, 
Llandudno. 

Luddemannia  Sanderiana  Krzl. 

Eine  kräftige  I-*flanze  mit  eiförmigen 
gezackten  Bulben  und  3 — 4  lederigen 
lanzettlichen  Blättern  auf  jeder  der- 
selben. Auf  den  ersten  Blick  ähnelt 
sie  sehr  der  L.  Lehmanni.  jedoch 
unterscheidet  sie  sich  durch  die  creme- 
farbigen Blüten  und  durch  die  Lippe. 
In  letzterer  liegen  überhaupt  wichtige 
Charaktere  von  spezifischem  Wert. 
Die  Lippe  ist  weiss,  mit  dichten  roten 
Strichen  und  Flecken  besetzt.  Die 
Seitenlappen  sind  länglich,  der  Mittel- 
lappen rund.  Die  Blüfentrauben  hängen 
herab  und  tragen  20—25  Blüten  und 
gewähren  nach  F.  Kränzlin  einen 
hübschen  Anblick.  Die  Farbe  wechselt 
öfter  nach  zwei  Tagen  vom  Gelblich- 
weiss  ins  Gelblich-graue,  und  das  Rote 


wird  schwarz.  Von  F.  Sander, 
St.  Albans,  wurde  die  Pflanze  aus 
Columibien  importiert. 


Eriopsis  Helenae  Krzl. 

Auf  den  ersten  Blick  ähnelt  diese 
Art  sehr  der  E.  biloba  Ldl.,  aber  die 
Blütensindüber  zweimal  sogross  als  die 
Blüten  die  letztgenannten.  Ueberhaupt 
sind  diese  Blüten  die  grössten  aller  bis- 
her bekannten  der  Gattung  E.  Die  Form 
der  Lippe  zeigt,  dass  die  Pflanze  der 
E.  sceptrum  Reh.  f.  nähersteht,  aber 
ihre  Blüten  sind  nur  von  der  Grösse 
der  Blüten  von  E.  biloba  und  der 
mittelste  Zipfel  der  Lippe  ist  gänzlich 
abweichend.  Die  Pflanze  ist  unbestreit- 
bar die  schönste  Art  der  kleinen 
Gattung.  Sie  wurde  eingeführt  aus 
Peru  durch  F.  Sander-St.  Albans  bei 
London. 


Solanum  lasiophyllum  Dun. 

Diese  ist  eine  wollig  behaarte, 
stachelige  Art,  genau  wie  S.  m ar- 
gin atum,  aber  mit  roten  Blüten. 
Während  die  Früchte  kein  weiteres 
Interesse  beanspruchen,  so  ist  der 
Gegensatz  der  weisswoUigen  Blätter 
und  der  roten  Blüten  um  so  wirkungs- 
voller. Die  Art  stammt  aus  West- 
Australien.  Samen  wurden  von 
Spencer  Moore  im  Innern  Australiens 
gesammelt.  Die  Pflanzen  blühten  in 
der  zweiten  Woche  des  August.  Die 
Sämlinge  wurden  in  sandigen  Lehm 
ausgepflanzt.  An  ihren  heimatlichen 
Standorten,  Sandplätzen  mit  Granit- 
geröll, wächstsie  frei  und  ungezwungen; 
in  der  Wüste,  wo  sie  ebenfalls  gedeiht, 
wird  sie  jedoch  selten  \/>  Fuss  hoch, 
während  die  kultivierten  Exemplare 
zweimal  so  hoch  werden. 


Kleinere  Mitteilungen. 


327 


Laelio-Cattleya  Broomeana. 

Von  der  schönen  Gattung  Laelia  sind 
verschiedene  bemerkenswerte  Arten 
durch  J.Br  00m  e,SunnyHill,Llandudno, 
aus  Brasilien  eingeführt.  Der  Ursprung 
der  oben  genannten  Hybride  ist  jedoch 
fraglich.  Die  Frage,  ob  dieselbe  ein 
natürlicher  Bastard  ist  oder  aus  einem 
Ivulturhaus  hervorgegangen,  ist  nach 
O'Brienl  nicht  zu  entscheiden.  Sie  hat 
in  mancher  Beziehung  eine  grosse 
Aehnlichkeit  mit  den  schönsten  Formen 
von  L.-C.  elegans,  obgleich  sie  in 
der  Form  der  Fetalen  sehr  von  letzterer 
abweicht.  Die  Blüten  messen  ö  Zoll  in 
der  Breite  und  sind  leicht  gefärbt.  Die 
Sepalen  sind  1  Zoll  breit,  2-74  Zoll  lang, 
die  Kronenblätter  oval,  nicht  gefleckt 
wie  bei  anderen  Varietäten,  welche 
der  vorliegenden  nahe  stehen,  fast 
2  Zoll  breit  und  3  Zoll  lang.  Kelch 
urid  Kronenblätter  tragen  eine  zarte 
rosa  Färbung,  letztere  noch  mit  etwas 
dunklerenAdern  gezeichnet.  DieSeiten- 
lappen  der  Lippe  sind  schneeweiss, 
der  Mittellappen  von  reichem  kar- 
moisinrotem  Kolorit.  Von  seinem 
Rande  geht  zur  Basis  ein  dunkelrotes 
Band,  innen  zeigt  er  etwas  erhabene 
Äderung  von  dunkelroter  Farbe  mit 
einer  Schattierung  in  orange.  Die 
Blüte  ist  eine  der  schönsten  ihrer  Art, 
um  so  mehr  ist  zu  bedauern,  dass  ihr 
Ursprung  unbekannt  ist. 


Acalypha  Sanderiana. 

Von  der  durch  die  Genfer  Ausstellung 
so  berühmt  gewordenen  Neuheit  der 
Herren  F.  Sander  &  Co.,  St.  Albans 
(England)  und  Brügge,  Acalypha 
Sanderiana,  von  der  wir  in  Heft  10 
Seite  276  eine  schwarze  Abbildung 
brachten,  ist  jetzt  in  der  holländischen 
Tijdschrift  voor  Tuinbouwaia,  Band  I\'^ 
Tafel  II  eine  sehr  schöne  Farbentafel 
gegeben,  zu  der  Herr  B.  A.  Plemper 
van  Baien,  Lehrer  f.  Obstbau  an  der 
S.  461  der  Gartentlora  abgebildeten 
Reichsgartenbauschule  in  Wageningen, 
den  Text  geschrieben.  Wie  die  Revue 
horticole  mitteilt,  ist  übrigens  die 
Pflanze  gar  nicht  neu,  sondern 
synonym  mit  Acalypha  hispida 
Joseph  Hook*),  von  der  in  Kew  eine 
farbige  Abbildung  aus  dem  Jahre  1812 
existiert,  Burmann  beschrieb  sie  in 
seiner  Flora  indica  als  A.  Caturus 
(Katzenschwanz),  auch  Roxburgh  soll 
sie  in  seiner  Flora  indica  erwähnen. 
(Wir  finden  da  keine  Beschreibung,  die 
passt.  L.  W.)  Der  alte  Rumphius 
beschrieb  sie  zuerst  und  bildete  sie  ab 
als  Cauda  felis,  d.h.  Katzenschwanz. 


*)  Eine  Acalypha  hispida  Hooker  findet 
sich  im  Index  Kewensis  nicht,  wohl  aber  von 
drei  anderen  Autoren.  A.  Caturus  Blume 
ßijdrag  62g  wird  in  De  CandoUes  Prodromus 
XV  2  p.  806  mit  aufrechten  oder  aufrecht-ab- 
stehenden Aehren  (nicht  mit  hängenden)  be- 
schrieben. L.  W. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Italienische  Zwetsche  als  Wandspalier. 

Vor  8  Jahren  pflanzte  ich  eine  zwei- 
etagige  Palmette  von  einer  italienischen 
Zwetsche  an  einer  nach  Osten  ge- 
legenen Stallwand.  Durch  irgend  einen 
Zufall  wurden  die  Aeste  der  zweiten 
Etage  abgebrochen,  und  ich  schnitt 
infolge  dessen  den  ganzen  Leittrieb  fort; 
es  bildete  sich  nun  an  jedem  unteren 
Etagenast  ein  kräftiger  Trieb,  der  dann 
in  einem  Abstand  von  30  cm  senkrecht 
in  die  Höhe  geleitet  wurde,  so  dass  es 
eine  U-Form  wurde.  \'on  diesen  zwei 
senkrechten  Leittrieben  gehen  nun  nach 
links  und  rechts  im  Abstand  von  30 
bis  40  cm  Etagenäste,  die  jedes  Früh- 
jahr  an  dem  Leittriebe  auf   die  Hälfte 


bis  zwei  Drittel  ihrer  Länge  gekürzt 
wurden;  alle  übrigen  Xebenzweige 
wurden  im  Laufe  des  Sommers  öfter 
entspitzt  und  zu  Fruchtholz  umgebildet. 
Auf  diese  Weise  sind  sämtliche  Aeste 
mit  Fruchtholz  garniert.  Die  zwei 
unteren  Etagen  sind  jetzt  drei  Meter 
lang  und  sind  die  Spitzen  nun  schon 
am  Ende  der  Wand  ebenfalls  senkrecht 
in  die  Höhe  geleitet,  sodass  eigentlich 
zwei  U  entstehen.  Der  Baum  trägt 
schon  seit  6  Jahren  alle  Jahre  und 
erfreut  mich  mit  seinen  hübschen  und 
aromatischen  Früchten.  Aber  vor 
einigen  Jahren  fing  er  an  und  warf  im 
Sommer  bei  der  Steinbildung  den 
grössten  Teil  seiner  Früchte  ab,  trotz- 


,28 


Kleinere  Mitteilungen. 


dem  genügend  Feuchtigkeit  vorhanden 
war  und  auch  gedüngt  war.  Xach 
Untersuchung  des  Bodens  mit  Salzsäure 
stellte  es  sich  heraus,  dass  dem  Boden 
jeglicher  Kalk  fehlte.  Im  darauf- 
folgenden Herbst  wurde  nun  im  Halb- 
kreise ein  Graben  in  der  Entfernung 
von  vier  Meter  vom  Stamm  ab  vor- 
sichtig ausgehoben  und  die  Erde  mit 
Thomasphosphatmehl  reichlich  durch- 
mischt und  auch  noch  etwas  Kalk  von 
einer  alten  Wand  mit  untergebracht 
und  der  Graben  damit  zugefüllt.  Dann 
wurde  noch  ca.  dreiviertel  Centner 
Kalkstaub,  sogenannter  Düngekalk, 
oben  auf  der  ganzen  Fläche  aufgestreut 
und  untergehackt.  Der  Erfolg  war 
ein  geradezu  grossartiger:  es  blieben 
nicht  nur  alle  Früchte  hängen,  sondern 
dieselben  erreichten  eine  Grösse  wie 
grosse  Hühnereier,  waren  von  köst- 
lichem Geschmack  und  mit  einem 
hübschen  blauen  Duft  überzogen.  Auch 
im  Jahre  1897,  wo  es  hier  in  der  ganzen 
Umgegend  keine  Zwetschen  gegeben, 
hatte  ich  den  Baum  so  voller  Früchte, 
dass  die  Aeste  dicht  besetzt  waren. 
Dieser  Fruchtansatz  war  allerdings 
nur  durch  einen  Schutz  bei  kaltem, 
nassem  Wetter  durch  Ueberhängen  von 
alten  Gardinen  erzielt  worden,  derselbe 
hielt  den  Regen  und  auch  die  leichten 
Fröste  ab,  und  ich  möchte  diesen  Schutz 
recht  sehr  empfehlen.  Auch  die 
Spalierform  ist  sehr  praktisch,  indem 
der  Wind  die  grossen  Früchte  nicht 
so  leicht  abschütteln  kann  wie  am 
Hoch-  oder  Halbstamm.  Auch  die 
Düngung  mit  Kalk  dart  aber  nicht 
versäumt  werden,  wo  im  Boden  an 
und  für  sich  kein  Kalk  vorhanden  ist. 
Es  wird  wohl  mancher  sagen,  dass  es 
Unsinn  sei,  eine  Zwetsche  als  Spalier 
zu  ziehen,  aber  wo  hier  in  unseren 
Bergen  keine  Pfirsich  oder  Aprikose 
und  nur  noch  einige  harte  Birnen 
gedeihen,  und  in  einem  kleinen 
Gärtchen,  wo  nicht  über  viel  Platz 
zu  verfügen  ist,  da  möchte  ich  die 
erwähnte  italienische  Zwetsche  an 
einer  Wand  angepflanzt  wissen,  denn 
lohnen  thut  sie  es  immer.  Dazu  hat 
man  noch  eine  interessante  Be- 
schäftigung im  Sommer,  da  fast  alle 
paar  Tage  einige  Triebe  zu  entspitzen 
sind.  Denn  der  Sommerschnitt  ist 
immer  besser  bei  dem  Steinobst  als 
der    Winterschnitt;     dadurch     werden 


alle    Augen     gezwungen     auszutreiben 

und  sich   in  Fruchtholz  umzuwandeln. 

Gr.-Tabarz.  J.  Biemüller. 

Schenkung    eines    Palmenhauses    in    Liegnitz. 

Eine  hochherzige  Schenkung  des 
Fabrikbesitzers  Fedor  Beer  in 
Liegnitz,  ein  schönes  Palmenhaus, 
bereichert  dem  nächst  die  Stadt  und 
deren  umfangreiche  Park-  und  Garten- 
anlagen um  ein  gemeinnütziges  Werk. 
Das  auf  Kosten  des  genannten 
Wohlthäters  nunmehr  fertiggestellte 
Palmenhaus  ist  von  der  Firma 
Hönsch  &  Co.  in  Xieder-Sedlitz  bei 
Dresden  hergestellt.  Der  in  den 
Promenadenanlagen  errichtete  elegante 
Bau  ist  ganz  aus  Eisen  und  Glas  her- 
gestellt und  mit  Warmwasserheizung 
versehen.  Oberhalb  des  Einganges  ist 
das  Liegnitzer  Stadtwappen  in  bunter 
Glasmalerei  sichtbar.  Das  Palmenhaus 
ist  nach  den  Giebeln  zu  9  m,  in  der 
Mitte  15  m  hoch;  hat  eine  Länge  von 
30  m  und  eine  Tiefe  von  14  m,  bedeckt 
also  eine  Fläche  von  420  qm.  Es 
bietet  Raum  für  40  hohe  Palmen, 
welche  in  wahren  Prachtexemplaren 
meist  in  der  Riviera  erworben  wurden. 
Das  Palmenhaus  wird  auch  mit  einem 
i  Bassin  zur  Aufnahme  tropischer 
Wasserpflanzen  versehen.  Ebenso  ist 
die  Anlage  einer  Felsenpartie  und 
eines  Springbrunnens  geplant.  Die 
Ventilations-undHeizungseinrichtungen 
sind  mustergültig  angelegt  und  bereits 
erprobt.  Strauwald-Cosel, 


Wilhelm  Pfitzers  Wohnhaus. 

Das  Gardener  Chronicle  vom  24.  Sep- 
tember bringt  eine  sehr  hübsche  Helio- 
gravüre des  W^ohnhauses  des  Herrn 
Gärtnereibesitzers  Wilhelm  Pfitzer- 
Stuttgart,  nebst  dem  danebenliegenden 
Garten.  Das  Haus  ist  im  maurischen 
Stil  erbaut  und  hat  auf  dem  platten 
Dach  einen  hübschen  Pflanzenschmuck. 


Rosa  rugosa  Regeliana  und  Rosa  rubrifolia. 

Die  herrliche  Hagebutten-Rose  Rosa 
rugosa  mit  ihren  hübschen  bis  10  cm 
grossen  roten  und  auch  weissen,  den 
ganzen  Sommer  über  in  reicherFülle  er- 
scheinenden Blüten  mit  stark  genervten, 
tief  dunkelgrünen  u.  glänzenden  Blättern 
gereicht     jedem     Garten    zur    Zierde. 


Kleinere  Mitteilungen. 


319 


Dazu  kommen  noch  die  grossen, 
roten  Früchte,  die  dem  Strauch 
nicht  nur  im  Herbst  einen  prächtigen 
Schmuck  verleihen,  sondern  die  ebenso 
wie  die  »Rosa  pomifera«  zum  Ein- 
machen zu  verwenden  sind.  Da  diese 
Rosa  Regeliana  vollständig  winterhart 
ist,  so  eignet  sie  sich  infolge  dessen 
im  Verein  mit  ihren  grossen  einfachen 
Blumen  zum  Ausschmücken  eines 
jeden  Gartens,  in  welchem  zugleich 
das  Nützliche  mit  dem  Angenehmen 
verbunden  werden  soll,  indem  man, 
wie  gesagt,  die  reifen  Früchte  im  Herbst 
zum  Einmachen  verwendet,  während 
die  Blumen  zu  grösseren  Sträussen 
verarbeitet,  ganz  allerliebst  sich  in 
denselben  ausnehmen. 

Am  schönsten  macht  sich  die  Rosa 
Regeliana  jedoch  als  Einzelstrauch  oder 
auch  zur  Vorpllanzung  an  grösseren 
Gehölzgruppen,  wo  sie  sich  nach  allen 
Seiten  ausbreiten  kann.  Ich  kenne 
eine  Einzelpflanze  von  mehreren  Metern 
Durchmesser,  die  ihre  Aste  bis  auf 
den  Rasen  gelegt  hat  und  eine  grosse 
Halbkugel  darstellt,  die  über  und  über 
mit  Blumen  bedeckt  ist  und  vom 
Frühling  bis  in  den  Winter  dem 
Garten  zur  Zierde  gereicht. 

Da  die  Rosa  Regeliana  keine  grossen 
Ansprüche  in  Bezug  auf  den  Boden 
macht,  indem  sie  im  schweren  wie 
leichten  Boden  ganz  vorzüglich  gedeiht, 
kann  ihre  Verwendung  auch  eine  sehr 
vielseitige  sein.  Da  sie  schon  als 
2jähriger  Sämling  zu  blühen  anfängt, 
so  ist  diese  Vermehrungsart  die 
zu  empfehlendste,  zumal  fast  alle 
Samenhandlungen  Samen  von  »Rosa 
Regeliana«  führen. 

Hieran  anschliessend,  möchte  ich 
gleichzeitig  auf  eine  ältere  strauchartige 
Rose,  die  »Rosa  rubrifolia«,  auf- 
merksam machen:  es  ist  diese  auch 
einer  der  hübschesten  Ziersträucher, 
der  mit  seinen  roten,  etwas  ins  Blaue 
schimmernden  Blättern,  und  übersät 
mit  den  herrlichen,  rosafarbenen,  ein- 
fachen Blumen  sehr  reizend  istund eben- 
falls in  keiner  Anlage  fehlen  sollte.  Sie 
liefert  auch  einen  guten  Werkstoff  zur 
Binderei,  der  gar  nicht  zu  unterschätzen 
ist;  denn  die  dunklen  Blätter,  die  rosa 
Blüten  und  im  Herbst  oder  Nach- 
sommer noch  die  hübschen,  rothen 
Früchte,  lassen  sich  zu  Kränzen  und 
Sträussen,  mit  Vorteil  verwenden.  Da  die 
Vermehrung  leicht  durch  Samen  zu  be- 


werkstelligen ist  und  in  2 — 3  Jahren 
fertige  Verkaufspflanzen  zu  erzielen 
sind,  so  bedauere  ich  immer,  dass 
man  dieselbe  eigentlich  nicht  soviel 
verwendet  findet  wie  sie  es  verdient. 
Eine  Gruppe,  die  in  der  Mitte  Syringa 
vulgaris,  dann  Cytisus,  Deutzien, 
Spiraea  aeriaefolia,  Rosa  rubrifolia 
und  einige  Rosa  Regeliana  enthält, 
giebt  eine  gute  Wirkung. 

Gr.-Tabarz.  J.  Bi emulier. 

Rubus  odoratus. 

Dieser  alte,  fast  jedem  Gärtner  be- 
kannte Zierstrauch  besitzt  infolge  seiner 
Eigenschaft,  dass  er  noch  gut  im 
Schatten  und  unter  hohen  Bäumen  ge- 
deiht, für  jeden,  der  eine  derartige 
Ecke  zu  bepflanzen  hat,  einen  hohen 
Wert.  Denn  wo  sonst  kein  vStrauch 
mehr  fortkommt,  da  ist  diese  anspruchs- 
lose Himbeere  noch  ganz  gut.  Aller- 
dings ist  eine  genügende  Lockerung 
des  Bodens  nicht  zu  unterlassen,  wenn 
sie  zur  vollen  Entwicklung  kommen 
soll;  dann  aber  werden  die  vielen 
Ausläufer  sich  in  einigen  Jahren  in 
einen  wahren  Urwald  verwandeln, 
wobei  sie  sich  wegen  ihrer  grossen 
dunklen  Belaubung  und  ihrer  grossen 
roten  Blumen  recht  gut  ausnehmen. 
Die  Blumen  sind  sehr  gut  zu  grösseren 
Sträussen  zu  benutzen  und  halten  sich, 
in  Wasser  gestellt,  fast  eine  ganze 
Woche  frisch.  Die  Knospen  kommen 
dabei  allmählich  zum  Erblühen.  Aller- 
dings da,  wo  man  wegen  der  Aus- 
läufer den  Garten  nicht  verunreinigt 
sehen  möchte  oder  wo  zu  viel  Platz 
verloren  gehen  würde,  ist  Rubus  odo- 
ratus nicht  gut  zu  verwenden;  denn 
da  geht  es  wie  mit  Polygonum  Sie- 
boldi,  es  wird  in  einigen  Jahren  der 
halbe  Garten  voll.  Nun.  für  derartige 
Stellen  giebt  es  ja  dann  noch  schönere 
und  wertvollere  Ziersträucher.  Ich 
will  nur  mit  meiner  Empfehlung  die 
Anpflanzung  an  solchen  Stellen,  wo 
sonst  nicht  gut  etwas  gedeiht,  gemeint 
haben. 

Gr.-Tabarz.  J.  Bi  emulier. 


Im  Garten  des  Kammergerichtsgebäudes 

haben  zwei  Kirschbäumchen,  die,  nach- 
dem sie  jedes  Jahr  zweimal  geblüht, 
in  diesem  Jahre  nun  auch  zum  zweiten 
Male  zahlreiche  Früchte  angesetzt  und 
zur  Reife  gebracht. 


53^ 


Litteratur. 


Die  Lindenbäume. 

Während  die  Lindenbäume,  die  in 
Berlin  auf  öffentlichen  Strassen  und 
Plätzen  angepflanzt  sind,  schon  seit 
geraumer  Zeit  ihr  Laub  mehr  oder 
weniger  stark  werfen,  sieht  man  in 
den  Vororten  vielfach  die  Linden  noch 
so  frisch  sommerlich  grün  und  frei 
von  herbstlichem  Laube,  dass  der 
Laie  sicher  glaubt,  die  frische  Vorort- 
luft allein  sei  es,  die  diesen  Unter- 
schied bewirkt.  Wenn  nun  auch  nicht 
in  Abrede  zu  stellen  ist,  dass  die  Bäume 
in  Berlin,  namentlich  in  den  Strassen, 
unter  der  geschlossenenStadtlutt  leiden, 
so  ist  in  diesem  Falle  der  Grund  doch 
ein  anderer.  Genaue  Beobachtungen 
zeigen  nämlich,  dass  ältere  Linden- 
bäume in  den  Vororten  ebenfalls  schon 
stark  ihr  Laub  abwerfen  und  dass  es 
nur  jüngere  Bäume  sind,  die  so  frisch 
grün  bleiben.  Indessen  auch  nicht 
das  Alter  der  Bäume  ist  ausschlag- 
gebend. In  Berlin  wird  die  alte  klein- 
blättrige Linde,  Tilia  parvifolia  an- 
gepflanzt, in  den  Vororten  dagegen  in 
den  letzten  Jahren  nur  noch  eine  neuere 
Art,  Tilia  euchlora.  Man  sollte  meinen, 
dass  gerade  die  Stadtbewohner,  die 
oft  wochenlang  kein  anderes  Grün  zu 
sehen  bekommen  als  das  der  in  den 
Strassen  angepflanzten  Bäume,  ein  ganz 
besonderes  Interesse  daran  haben 
müssten,  Bäume,  die  recht  lange  grün 
bleiben,  zu  haben.  Es  wäre  deshalb 
für  unsere  städtische  Gartenverwaltung 
sehr  empfehlenswert,  wenn  sie  in 
Zukunft  statt  der  kleinblättrigen  die 
Tilia  euchlora  regelmässig  verwendete. 

Voss.  Ztg. 

Zu  unserer  Mitteilung  über  den  frühen 
Laubfall  der  Linden  in  Berlin  (No.  441) 
wird   uns   geschrieben:    Oft  wird  sehr 


früh,  schon  im  August,  das  Welken 
und  Abfallen  der  Lindenblätter  durch 
einen  kleinen,  wegen  seiner  sehr  ge- 
ringen Grösse  leicht  übersehenen 
Schädling  aus  der  Gruppe  der  Milben 
hervorgerufen.  Es  ist  dies  die  Spinn- 
milbe (Tetranychus  telarius),  sogenannt, 
weil  sie  die  Unterseite  der  Linden- 
blätter mit  feinen  Gespinnstfäden  über- 
zieht, zwischen  welchen  die  Tiere 
umherlaufen  und  auch  ihre  kleinen, 
kugeligen  Eier  befestigen.  Mittels  ihrer 
stilettförmigen  Kiefer  durchbohren  sie 
die  Oberhaut  der  Blätter  und  nähren 
sich  von  den  weicheren,  blattgrün- 
haltigen  Zellen.  Die  ungeheure  Ver- 
mehrung der  kleinen  Milben  bewirkt, 
dass  die  Blätter  bald  missfarbig  werden 
und  abfallen,  dass  die  Linden  zuweilen 
schon  früh  im  Herbst  völlig  kahl  sind. 
Auch  in  diesem  Jahr  war  diese  Er- 
scheinung sowohl  in  Berlin  als  auch 
in  den  Vororten  zu  beobachten.  Die 
geschädigten  Bäume  beginnen  dann  bei 
nicht  zu  vorgerückter  Jahreszeit  neue 
Blätter  auszutreiben,  die  mit  ihrem 
frischen  Grün  auffallend  von  der  älteren 
Belaubung  sich  abheben.  Eifriger  Ver- 
folger dieser  schädlichen  Tiere  —  die 
übrigens  auch  aufzahlreichen  anderen 
Bäumen,  sowie  auf  Bohnen,  Stock- 
malven  und  anderen  Pflanzen  sich 
finden  —  sind  u.  a.  die  Larfen  des 
Marienkäfers  und  ihrer  Verwandten, 
die  oft  geradezu  verheerend  unter  den 
Milben  hausen.  Auch  einige  grössere 
Milbenarten  stellen  ihren  kleineren 
Verwandten  nach.  (Voss.  Ztg.)  An- 
merkung der  Redaktion.  Im  vorigen 
Jahre  fiel  es  vielen  Besuchern  der 
Hamburger  Ausstellung  auf,  dass  dort 
die  Linden  früher  welk  waren  als  in 
Berlin.  Vielleicht  ist  der  Steinkoh^en- 
russ  mit  daran  Schuld.  L.  W. 


Litteratur. 


Im  Verlage  von  Paul  Parey,  Berlin, 
ist  jetzt  in  dritter  Auflage  der  von 
J.  G.  Meyer,  Handelsgärtner  in  Ulm, 
verfasste  Gartenkalender  in  schöner 
Ausstattung  erschienen  und  bildet  zu- 
gleich einen  Band  der  im  selben  Ver- 
lage   erscheinenden    Thaer-Bibliothek. 

Wenn  ein  Gartenkalender  die  dritte 
Auflage  erlebt,  so  ist  dies  ein  Zeichen, 


dass  derselbe  seinem  Inhalte  nach 
etwas  bietet,  was  dem  Gärtner  und 
Gartenfreund  von  Nutzen  sein  kann. 

Auf  circa  200  Seiten  bietet  das  Buch, 
wie  es  also  diesem  Umfange  nach 
nicht  anders  sein  kann,  in  gedrängter 
Kürze  aus  allen  Zweigen  des  Garten- 
baues, für  jeden  etwas,  mag  er  nun 
Handels- oder  Landschaftsgärtner,  Obst- 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


531 


oder  Gemüse-,  Wein-  oder  Hopfenbauer 
sein.  Wenn  es  hauptsächlich  die  Auf- 
gabe des  Buches  sein  soll,  dem  Gärtner 
und  Gartenfreunde  anzugeben,  wann 
und  zu  welcher  Zeit  diese  oder  jene 
Arbeit  im  Garten  oder  Treibhause 
gemacht  werden  soll,  wann  diese  oder 
jene  Pflanze  auszusäen  oder  zu  ver- 
mehren ist,  so  muss  man  sagen,  dass 
dem  für  jeden  Monat  Rechnung  getragen 
ist;  jedoch  hat  der  Verfasser  sehr  oft 
wenig  bekannte  und  auch  wenig  schöne 
Pflanzen  empfohlen,  dabei  aber  auch 
leider  viele  vergessen,  welche  uns  viel 
näher  liegen,  und  bei  denen  oft  auch 
noch  viele  Gärtner  im  Zweifel  sind  über 
die  beste  Zeit  des  Aussäens  und  Ver- 
mehrens.  Ich  erwähne  nur  Cyclamen 
und  Epheu,  welche  im  ganzen  Buche 
nicht  einmal  aufgeführt  sind. 

Wenn  einzelne  Angaben,  z.  B.  die 
über  Spargelkultur  und  manche  andere 
für  uns  nicht  ganz  zutreffend  sind, 
auch  vieles  unseren  Anschauungen 
über  Kulturen,  Erdmischungen  u.  s.  w. 
nicht  ganz  entspricht,  so  kommt  dies 
wohl  daher,  dass  das,  was  bei  den 
Kulturen  für  Süddeutschland,  dem 
Wohnsitze  des  verstorbenen  \>rfassers, 
zutrifft,  nicht  auch  für  den  Norden 
Deutschlands  passend  ist.  ebenso  um- 
gekehrt. Im  Einzelnen  ist  in  dem  Buche 
Vieles  verbessert  und  den  Fortschritten 
angepasst  und  Manches  aufgenommen. 


was  in  der  ersten  Auflage  (die  zweite 
ist  mir  nicht  bekannt)  nicht  enthalt  euAvar. 
Wer  also  noch  nicht  im  Besitze 
eines  solchen  immerwährenden  Garten- 
kalenders ist.  dem  möge  derselbe  zur 
Anschaffung  empfohlen  sein.     C.  C.  11 


Einzelne  Tafeln  aus  der  Reichen- 
bachia,  dem  grossen  von  F.  Sander 
&  Co.  herausgegebenen  Orchideen- 
prachtwerk,  sind  zum  ausserordentlich 
billigen  Preise  von  50  Pf.  bei  Friedr. 
Eugen  Köhler  in  Gera-Untermhaus 
zu  haben.  Die  Tafeln  sind  53V2  cm 
hoch  und  39V2  cm  breit  und  eignen 
sich  bei  ihrer  Grösse  und  Schönheit 
auch  zum  Schmuck  des  Ladens  oder 
Geschäftszimmers. 


Verzeichnis  der  Obstsorten 
welche  zur  allgemeinen  Anpflanzung 
für  die  Provinz  Hannover  empfohlen 
werden.  —  Herausgegeben  mit  Ge- 
nehmigung Seiner  Excellenz  des  Herrn 
Oberpräsidenten  Grafen  zuStollberg- 
Wernigerode  durch  die  Königl. 
Landwirtschafts-Gesellschaft.  —  Zweite 
Auflage.  Verlag  Göh  mann  sehe  Buch- 
druckerei (Fr.  Diers),  Hannover  1898. 


Revue  de  l'horticulture  beige  et 
etrangere  T.  XXIV  No.  4  v.  16.  April 
1898.  Die  ganze  Nummer  wird  von 
der  Ausstellung  in  Gent  eingenommen 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Schutzzoll. 

Das  »Elandelsblatt  für  den  deut- 
schen Gartenbau«  No.  36  vom 
3.  September  bringt  unter  dem  Titel 
»Was  erwarten  die  deutschen  Handels- 
gärtner von  den  neuen  Handelsver- 
trägen?« eine  sehr  lesenswerte  Denk- 
schrift über  den  Zollschutz,  von  der 
Hauptversammlung  des  Verbandes  der 
Handelsgärtner  Deutschlands  zu  Halle 
a.S.  am  8.  August  1898  angenommen  und 
für  den  Druck  bestimmt.  Die  Denk- 
schrift gliedert  sich  in  vier  Teile: 
I.Rückblick  auf  die  Schutzzollbewegung; 

2.  Zunahme  der  Einfuhr  und  unsere 
Ausfuhrv^rhältnisse  nach  den  Handels- 
verträgen (1892  und  1897  im  Vergleich); 

3.  Die  heutige  wirtschaftliche  Lage  der 


deutschen  Handelsgärtnerei:  4.  Was  ist 
bisher  und  was  muss  in  Zukunft  in  der 
Schutzzollangelegenheit  geschehen  ? 

Stellt  man  die  im  zweiten  Abschnitt 

gegebenen  Zahlen  zusammen,  so  ergiebt 

sich  1897  gegen   1892    eine    Zunahme 

der  Einfuhr  von  d. Ausfuhr 

Blumen,  Blättern 

etc.  um.     .'    .    1019000M.     52000M. 
lebend. Gewächs.. 

Knollen  etc.   .    4867000,,  1331000,, 
frisch. Gemüs. etc. 

excl. Kartoffeln  3590000  ,,  1593000  „ 

9  476  000  M.  2  976  000  M. 
Obst.frischeBee- 
ren    etc.   excl. 

Südfrüchte        19051000  „  6503000  ,, 
28527000M.9479000M. 


o32l 


Unterrichtswesen. 


Die  Zunahme  der  Einfuhr  ist  also 
etwa  dreimal  so  gross  als  die  der  Aus- 
fuhr; wenn  man  das  Obst  nicht  mit- 
rechnet, sogar  noch  mehr  als  dreimal 
so  gross.  Aus  dem  zweiten  Teil  ersieht 
man  ferner  dieZoUsätze  in  den  einzelnen 


Ländern  und  gewahrt,  dass  fast  alle 
Nachbarländer,  ausser  England  und 
Belgien,  sich  mehr  oder  weniger 
geschützt  haben.  Da  bleibt  für 
Deutschland  auch  nichts  anderes 
übrig. 


Unterrichtswesen. 


Abgeänderter 

Stundenplan 

für  die  städtische  Fachschule  für  Gärtner  in  Berlin  im  Winterhalbjahr  1898  99.*) 

Schulgebäude:  Hinter  der  Garnisonkirche  2. 

Honorar  3  Mk.    Anmeldungen  täglich,  ausser  Mittwoch  und  Sonnabend,  abends 

7 — 8  Uhr  und  Sonntag  vormittags  8 — 9  Uhr  bei  Herrn  Rektor  Drehmann  daselbst. 

Anfang  Dienstag,  den  11.  Oktober  d.  J.,  abends  7  Uhr. 


Tage: 

Sonntag. 

Dienstag. 

Freitag. 

Stunden: 

Vormittags 
V.  0 —  1 2  Uhr. 

Abends             Abends 
V.  6— 7  Uhr.    V.  7— 8  Uhr. 

Abends 

V.  8— 9  Uhr. 

Abends            Abends 
V.  6— 7Uhr.  1  V.  7— 8Uhr. 

Abends 

V.  8— 9  Uhr. 

I.  Ab- 
teilung: 

Zeichnen. 

C.  Hampel, 
Gartenbau- 
direktor. 

Buchführung. 

Hertel, 
Städt.Lehrer. 

Pflanzenkuituren. 

F.  Bluth, 
Gärtnereibesitzer. 

Buchführung. 

Hertel, 
Städt.Lehrer. 

Obst-  u. 
Gemüsebau. 

H.  Mehl, 
Gärtnereibes. 

Bodenkunde 

u. 
Düngerlehre. 

Dr.  Berju. 

II.  Ab- 
teilung: 

Zeichnen. 

M.Hoft'mann, 
Hofgärtner. 

Deutsch.        Rechnen. 

J.  Peuckert,  .  J.  Peuckert, 
Städt.Lehrer.  Städt.Lehrer. 

Botanik. 

Dr.  F.  Krüger. 

Deutsch. 

J.  Peuckert, 
Städt.Lehrer. 

Rechnen. 

.1.  Peuckert, 
Städt.Lehrer. 

Sommerhalbjahr  1899. 

An  12  Sonntagen  von  8 — lo  Uhr  Unterricht  im  Feldmessen  durch  Herrn 
Königl.  Gartenbau-Direktor  C.  Hampel.  Beginn  etwa  am  i.  Mai.  Honorar 
3  Mark.     Anmeldungen  bei  Herrn  Rektor  Drehmann  (siehe  oben)  und  vor  den 

Unterrichtsstunden  bei  H[errn  Königl.  Gartenbau-Direktor  Hampel. 

Wir  bitten  die  Herren  Prinzipale  dringend,  ihre  Gehülfen  und  Lehrlinge 
auf  diesen  Unterricht  aufmerksam  zu  machen  und  sie  zum  regelmässigen 
Besuch  anzuhalten.  Auch  die  verehrlichen  Vereinsvorstände  werden  gebeten, 
in  den  Vereinsversammlungen  den  Besuch  warm  zu  empfehlen. 

Dr.  Deite,  Dr.  Wittmack, 

Vorsitzender  des  Kuratoriums  der  Fachschule.  Dirigent  der  Fachschule. 


*)  Der  in  Gartenflora  No.  i8  S.  497  veröffentlichte  Stundenplan  musste  noch  einige 
Aenderungen  erleiden;  wir  geben  deshalb  den  berichtigten  Plan.  Der  Anfang  ist  am  Dienstag 
den   II.  Oktober  7  Uhr  (nicht  6  Uhr). 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


533 


Gartenbauschule  für  Damen. 

Am  23.  September  fand  in  dieser  von 
Fräulein  Dr.Elvira  Castner  geleiteten 
Anstalt  (Steglitz  bei  Berlin,  Fregestr.  41) 
das  dritte  Examen  statt.  Diesmal  waren 
es  nur  zwei  junge  Damen,  welche  nach 
Beendigung  des  zweijährigen  Kursus 
sich  der  Prüfung  unterzogen,  da  die 
meisten  zu  Ostern  eintreten.  Beide 
bewiesen  sehr  gute  Kenntnisse.  Der 
jetzige  Kursus  zählt  26  Schülerinnen 
und  schon  wieder  sind  so  viele  an- 
gemeldet bezw.  stehen  zu  Ostern  in 
Aussicht,  dass  eine  Verlegung  der 
Anstalt  nach  Marienfelde  in  Aussicht 
genommen  ist.  Dort  soll  dieselbe  so 
gross  eingerichtet  werden,  dass  25  In- 
terne   und    35    Externe    aufgenommen 


werden  können.  Die  Übersiedelung 
wird  wahrscheinlich  zum  Frühjahr  1900 
erfolgen.  —  Dem  Examen  wohnten 
Frau  Baurat  Wenzel-Heckmann  und 
Frl.  Räuber  als  Delegierte  des  Vereins 
zur  Hebung  des  Frauenerwerbs  durch 
Obst-  und  Gartenbau  bei;  ferner  die 
Flerren  Prof.  Dr.  Sorauer,  Gartenbau- 
direktor Carl  Mathieu.  Landschafts- 
gärtner Vogeler  und  L.  Wittmack. 
Dass  so  gute  Resultate  erzielt  werden, 
liegt  einmal  natürlich  an  den  tüchtigen 
Lehrern,  zweitens  daran,  dass  diejungen 
Damen  eine  gute  Vorbildung  haben 
und  drittens  daran,  dass  solchen,  die 
sich  nicht  für  den  Gartenbau  eignen, 
gar  bald  gesagt  wird,  sie  möchten 
lieber  davon  abstehen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Die  Ausstellung  in  Potsdam. 

Die  Ausstellung  des  Gartenbau- 
vereins zu  Potsdam,  welche  daselbst 
am  7.  und  8.  September  in  Cafe 
Sanssouci  gegen  freien  Eintritt  statt- 
fand, bot  ein  vielseitiges  Bild  bezügl. 
der  Leistungsfähigkeit  und  des  eifrigen 
Strebens  der  Mitglieder  des  genannten 
Vereins.  Aus  der  anfangs  be- 
absichtigten Monats -Ausstellung  war 
durch  kurz  zuvor  gefassten  Beschluss 
eine  kleinere  Herbst-Ausstellung  ge- 
worden, und  es  hatte  eine  lotägige 
Vorbereitung  hingereicht,  um  die  Fülle 
der  nachstehend  in  Kürze  bezeichneten 
Leistungen  herbeizazaubern.  Die  Aus- 
stellungsgegenstände, in  fünf  Haupt- 
gruppen geteilt,  enthielten:  1)  Deko- 
rationen, 2)  Handelspflanzen,  3)  Binde- 
reien,  4)  abgeschnittene  Blumen, 
5)  Gemüse,  Früchte,  Pläne  und  Werk- 
zeuge. In  Xo.  1  gefiel  unter  den  drei 
Konkurrenzen  namentlich  die  Leistung 
von  Thöns:  Palmen  und  Blattpflanzen- 
gruppen des  W^armhauses;  indessen 
auch  Ebert  sowie  andererseits 
Specht  boten  in  ihren  Leistungen 
Nennenswertes.  Unter  2  traten  die 
Kulturen  von  Vo  esc  h-Neuendorf,  bezüg- 
lich Neuheiten  die  Meyer 'sehe  Leistung 
in  den  Vordergrund.  Voesch  glänzte 
namentlich  mit  Cyclamen,  Nelken  und 
Lilien,  in  der  Meyer'schen  Gruppe  die 
Hybriden  der  Tritoma  Mac  Owani-Form 
in       verschiedenen       Farben,       sowie 


Gloxinia  grandiflora  in  den  beiden 
Sorten:  Cyklop,  rot  mit  weiss,  Goliath, 
blau  mit  weiss.  Besonders  müssen 
dann  aber  noch  die  Agave  americana 
fol.  var.  von  Karge -Neuendorf  sowie 
die  Lilium  auratum  (6  Blütenstengel 
aus  einer  Zwiebel)  des  Hofgärtners 
Rosenberg  hervorgehoben  werden. 
Die  Bindereien  fanden  in  den 
Leistungen  von  Hübner.  Thöns- 
Potsdam,  Schultz- Wildpark  (Schmer- 
witz Nchflg.)  gebührende  Vertretung, 
nicht  minder  war  aber  auch  die 
Abteilung  abgeschnittene  Blumen  sehr 
gut  vertreten.  Hering  -  Potsdam 
hatte  eine  reiche  Mustersammlung 
abgeschnittener  Rosen  ausgestellt, 
und  die  Königl.  Gärtnerlehranstalt 
eine  sehr  glänzende  Auswahl  schöner 
Staudenblumen  eingeliefert.  In  Ge- 
müsen zeigte  uns  Ebert  -  Potsdam 
eine  ganz  hervorragende  Leistung,  in 
Früchten  dagegen  die  Königl.  Gärtner- 
lehranstalt eine  reichhaltige  Zusammen- 
stellung in  guter  Ausbildung.  Die  vor- 
handenen Giesskannen  und  Gewächs- 
hausspritzen von  Hildebrandt- 
Lankwitz  haben  bereits  die  Feuerprobe 
bestanden  und  sind  daher  mit  Recht 
überall  im  Gebrauch.  —  Sowohl  die 
Einrichtung  des  freien  Eintrittes  seitens 
der  Ausstellungsleitung  sowie  die  am 
Schlüsse  stattfindende  Verteilung  ab- 
geschnittener Blumen  und  Bindereien 
an    das    anwesende    Publikum    fanden 


534 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


naturgemäss  verdienten  Beifall  bei  den 
Bewohnern  Potsdams.  Der  Besuch 
war  an  den  beiden  Tagen,  Mittwoch 
und  Donnerstag  als  ein  verhältniss- 
mässig  sehr  hoher  zu  bezeichnen.  Der 
Verein  bekundete  sowohl  in  seinen 
Mitgliedern  wie  in  dem  Vorstande 
durch  Vorführung  dieses  so  reich  aus- 
gestatteten, kurzerhand  entstandenen 
Ausstellungsbildes  nicht  nur  ein  ent- 
sprechendes Geschick,  sondern  gab 
auch  dabei  Zeugnis  von  der  ihm 
innewohnenden  Kraft,  Frische  und 
Opferfreudigkeit,  so  dass  man  an- 
gesichts dieses  Erfolges  dem  Potsdamer 
Gartenbauverein  nur  wünschen  kann, 
weiterhin  ähnlich  Erspriessliches  zu 
leisten.  Hoffmann. 


Hannover.  Grosse  allgemeine 
Chrysanthemum  -  Ausstellung,  ver- 
bunden mit  einer  Winterflor-  und 
Binderei  -  Ausstellung,  vom  6.  bis 
13.  November  im  Palmengarten.  — 
Das  endgültige  Programm  ist  vor 
kurzem  erschienen  und  zeichnet  sich 
sowohl  durch  einen  hübschen  Um- 
schlag wie  durch  gewählten  gut  ge- 
ordneten Inhalt  aus.  Ausser  zahl- 
reichen Medaillen,  unter  denen  die 
goldene  Medaille  Sr.  Maj.  des  Kaisers, 
stehen  7000  M.  Geldpreise  zur  Ver- 
fügung. —  Dass  zu  Medaillen  oft  noch 
Geldpreise  gesetzt  sind,  will  uns  nicht 
gefallen.  Entweder  das  eine  oder  das 
andere. 

Obst-  und  Gartenbau-Ausstel- 
lung der  Provinz  Brandenburg  zu  j 
Züllichau  vom  30.  September  bis 
3.  Oktober  1898.  Die  Anmeldungen 
sind  so  zahlreich  eingegangen,  dass 
Herr  Pfennig.  Besitzer  des  Aus- 
stellungslokals (Hotel  zum  Churfürsten) 
sich  entschlossen  hat,   auf  der  an  den 


Garten  grenzenden  Wiese  eine  grosse 
zeltartige  Halle  für  das  Obst  zu  er- 
richten; Saal  und  Garten  bleiben  für 
die  übrigen  Abteilungen  und  es  wird 
somit  eine  Zerstückelung  der  eigent- 
lichen Obstausstellung  vermieden, 
welche  mehrfach  auf  früheren  Aus- 
stellungen die  Uebersicht  erschwert 
und  dadurch  die  belehrende  Wirkung 
geschwächt  hat.  Auf  derselben  Wiese 
neben  der  Obsthalle  werden  die  Baum- 
schulen-Artikel eingepflanzt,  welche 
ebenfalls  zahlreich  angemeldet  sind, 
sodass  den  Besuchern  der  Ausstellung 
Gelegenheit  gegeben  wird,  aus  den 
bewährtesten  Baumschulen  der  Provinz 
und  unserer  Gegend  Proben  ihrer  Obst- 
bäume sowohl  als  auch  der  Wildbäume 
zu  sehen. 

Budapest.  Ungarische  Landes- 
Obst-,  Gemüse-und  Blumen-Ausstellung 
in    Budapest,    9,  bis  16.  Oktober  1898. 


Trebnitz.  Obst- und  Gartenbau- 
Ausstellung  des  Gartenbauvereins 
vom  1.  bis  3.  Oktober. 


Godesberg  a.  Rh.     Gartenbau-Aus- 
stellung im  Herbst. 


Stettin.  7.— 9.  Oktober  1898.  Garten- 
bau-Ausstellung  des  Gartenbau- Vereins. 


Hamburg.  Chrysanthemum- 

Ausstellung  des  Vereins  Hamburger 
Chrysanthemum-Freunde  vom  15.  bis 
20.  November. 

Hannover.  Obstmarkt  5.  bis 
8.  Oktober  in  der  Turnhalle  der  höheren 
Schule  am  Georgsplatz.  Anmeldungen 
an  die  Geschäftsführung  für  den 
Obstmarkt,  Leinestrasse  11, 
Zimmer  9. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Friedr.  Jak.  Dochnahl  sen.  in 
Neustadt  a.  Haardt.  Verzeichnis  über 
Obstwildlinge,  Beerensträucher,  Bind- 
und  Flechtweiden.  —  O.  Poscharsky, 
Laubegast  beiDresden.  Preisverzeichnis 
der  Baumschul-  undSpezialkultur  feiner 
Gehölze.     —     Tempelhofer      Baum- 


schulen (Oberg.  Gaude)  Tempelhof- 
Berlin.  —  Hauptkatalog  derMuskauer 
Baumschulen  in  Muskau  (Lausitz).  — 
L.  Späth,  Hauptkatalog  (Xo.  102)  der 
750  Morgen  grossen  Baumschule.  Beide 
letzteren  Kataloge  sind  sehr  inhalts- 
reich. 


Personal-Nachrichten. 


^35 


Personal-Nachrichten. 


Die  Silberhochzeit  des  Kgl.  Garten- 
baudirektors Lackner  in  Steglitz, 
1 .  Stellvertreter  des  Direktors  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  die, 
wir  in  Nr.  18  S.  503  mitteilten,  am 
10.  September  in  Wiesbaden  gefeiert 
wurde,  nahm  einen  sehr  schönen  Ver- 
lauf. Am  Morgen  ward  dem  Jubel- 
paare von  der  einzigen  Tochter,  F"rau 
Dr.  Meurer,  derselbe  Silberkranz 
überreicht,  den  schon  die  Eltern  des 
Herrn  Lackner  zu  ihrer  Silberhochzeit 
erhalten  hatten.  Alsdann  erschien  ein 
Enkel  als  Gärtner,  der  die  drei  Spezial- 
kulturen  des  Herrn  Lackner:  Orchi- 
deen, Flieder,  Maiblumen  (3  Enkelinnen 
in  Blumen-Kostümen)  und  ein  Rosen- 
knöspchen  (das  jüngste,  erst  6  Monat 
alte  Enkelchen  in  einem  mit  La  France- 
Rosen  herrlich  gezierten  Wägelchen) 
vorführte.  Eine  besondere  Aufmerk- 
samkeit wurde  dem  Paare  durch  den 
Verwaltungsdirektor  J.  M.  der  Kaiserin 
Friedrich  Herrn  Seeligmüller  in 
Kronberg  zu  teil,  der  mit  grosser 
Bereitwilligkeit  es  übernommen  hatte, 
die  Adresse  des  Vorstandes  und  der 
Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  zu  überreichen.  Ausser- 
dem Hessen  die  Vorstands-  und  Aus- 
schussmitglieder nach  der  Rückkehr 
eine  geschmackvolle  Vase  aus  der  Kgl. 
Porzellan-Manufaktur,  gefüllt  mit  herr- 
lichen Blumen,  übergeben.  Der  Steg- 
litzer Gartenbauverein ,  dessen  Vor- 
sitzender Herr  Lackner  seit  vielen 
Jahren  ist,  schenkte  eine  kostbare  2,8  m 
hohe  Standuhr. 


Dem  früheren  Amtsvorsteher  von 
Treptow,  Herrn  Hoff  mann,  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  ist  in  der  ersten  ötfent- 
lichen  Gemeindevertreter-Sitzung  unter 
Vorsitz  des  neuen  Gemeinde-  und 
Amtsvorstehers  Schmock,  früher  in 
Schöneberg,  von  den  Schöffen  und  Ver- 
ordneten in  Anerkennung  seiner  Ver- 
dienste um  die  Gemeinde  ein  Ehren- 
geschenk überreicht  worden,  eine 
Bronzefigur  der  Germania,  mit  einem 
Schwerte  den  Pflug  verteidigend. 
Dann  wurde  ihm  der  Dank  der  Ge- 
meinde öffentlich  ausgesprochen. 


Zum  Landrat  des  Niederbarnimer 
Kreises  ist  jetzt  der  bisherige  kommis- 
sarische \^erwalter  des  Landratsamts, 
Herr  Rittergutsbesitzer  v.  Tresckow 
zu  Friedrichsfelde,  Mitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
ernannt  worden. 


Der  Obergärtner  und  Leiter  des 
Obstbauinstituts  der  Schlesischen  Ge- 
sellschaft für  vaterländische  Kultur, 
Herr  Jettinger  in  Breslau,  ist  nach 
36jähr.  Dienstzeit  wegen  andauernder 
Krankheit  in  den  Ruhestand  getreten 
und  mit  vollem  Gehalt  pensioniert 
worden.  Sein  Nachfolger  ist  der  bis- 
herige Obergehilfe  des  Instituts,  Herr 
Haertel. 


Dr.  Giuseppe  Gibelli,  ord.  Prof. 
und  Direktor  des  bot.  Instituts  der 
k.  Universität  Turin  f  16.  Dezember. 


O.  Kurz  mann,  Hofgärtner  in 
Sibyllenort,  wurde  das  Kgl.  sächsische 
Albrechts-Kreuz    verliehen. 


Herm.  Maschmayer,  Obergärtner 
in  Quadrath,  wurde  das  preuss.  Allgem. 
Ehrenzeichen  verliehen. 


Gh.  F.  Hintze,  Kopenhagen,  be- 
kannter Züchter  von  Blumenkohisamen, 
f  im  August. 

Mit  dem  russischen  Stanislausorden 
3.  Klasse  wurde  H.  Gruhle,  Hof- 
gärtner in  Coburg,  ausgezeichnet. 


Stefens,  Stadtgärtner  in  Essen  an 
der  Ruhr,  erhielt  den  Titel  Städtischer 
Gartendirektor. 


Dem  Gärtnereibesitzer  Johannes 
Telkamp  zu  Hillegom  in  Holland  ist 
das  Prädikat  eines  Königl.  Preuss. 
Hoflieferanten  verliehen  worden. 


Goeller,  Ernst,  bisher  Obergärtner 
im  Grossherzogl.  bot.  Garten  in  Karls- 
ruhe, wurde  zum  Badfondsgärtner  in 
Badenweiler  ernannt. 


.36 


Sprechsaal. 


Eduard  Luja,  bisher  im  bot.  Garten 
zu  Kew,  wurde  von  der  Regierung  des 
Kongostaates  zum  bot.  Sammler  ernannt 
und  ist  bereits  im  August  dahin  ab- 
gereist. 

Rosenberg,  bisher  Königl.  Ober- 
gärtner zu  Potsdam,  wurde  zum 
Hofgärtner  auf  Babelsberg  ernannt. 


H.  J.  Klein-Kr anenburg,  bisher 
in  der  Gemeinde-Anpflanzung  inZütphen 
thätig,  wurde  nach  Wormerveer  (Hol- 
land) als  Obergärtner  des  daselbst  neu 
angelegten  Wilhelmina-Parl^es  berufen. 


Der  grossherzoglich  badische  Garten- 
inspektor J.W.Wagner  zu  Schwetzingen 
tritt  am  i.  Oktober  in  den  Ruhestand. 


j  Inspektor  der  städtischen  Anlagen  an- 
gestellt. 

H.  Davies,  bisher  Inspektor  des 
königlich  botanischen  Gartens  in  Kal- 
kutta, wurde  von  der  indischen  Regie- 
rung zur  Leitung  der  Regierungsgärten 
in  Allahabad  als  Nachfolger  des  nach 
dreissigjähriger  Thätigkeit  aus  seinem 
Amte  scheidenden  bisherigen  Leiters 
J.  Phillips  ernannt. 


Joshua  Brooks,  Sohn  von  Samuel 
Brooks,  des  ältesten  Schnittblumen- 
gärtners in  Chicago,  der  mit  seinem 
Vater  in  dieser  Stadt  die  ersten  Ge- 
wächshäuser baute,  starb  am  26,  Juli 
im  Alter  A-on  80  Jahren. 

E.  Jacques  wurde  von  der  Stadt- 
verwaltung   zu    Lüttich    (Belgien)    als 


A.C.Hartl  es  S.Leiter  derRegierungs- 
Cinchona-Pflanzung  in  Mungpoo,  wurde 
an  die  Stelle  des  ausscheidenden  H. 
Davies  nach  Kalkutta  berufen. 


E.  Alm qu ist,  der  bis  vor  kurzem 
im  botanischen  Garten  in  Berlin  thätig 
war,  erhielt  eine  Anstellung  als  Lehrer 
für  Gartenbau  und  Botanik  am 
Lehrerinnen  -  Seminar         in  Skare 

(Schweden). 

D.  B.  Morris,  bisher  Subdirektor 
des  botanischen  Gartens  in  Kew  bei 
London,  wurde  als  kaiserlicher  Kom- 
missar für  Landwirtschaft  für  West- 
indien mit  dem  Sitz  in  Barbados  er- 
nannt. 


Sprechsaai. 


Frage  4.  Kann  mir  jemand  eine 
deutsche,  englische,  französische  oder 
holländische  Zeitschrift  empfehlen, 
welche  sich  hauptsächlich  der  Kultur 
der  Zierbäume  und  Ziersträucher 
widmet?  Einige  Erkundigungen,  den 
Preis,  Weise  der  Herausgabe  und 
Namen  des  Herausgebers  betreffend, 
würden  mir  dabei  sehr  angenehm  sein. 


Antwort:  Leider  giebt  es  keine  be- 
sondere Zeitschritt  für  Gehölzkunde. 
Die  so  vorzüglich  redigierte  ameri- 
kanische >' Garden  &  Forest«  ist  ein- 
gegangen. Die  meisten  gärtnerischen 
Zeitschriften  behandeln  aber  auch  die 
Gehölze.  Eingehendes  bringt  das  Jahr- 
buch der  Deutschen  Dendrologischen 
Gesellschaft. 


Walilyersammluug- 


am  Donnerstag,  den  27.  Oktober  1898,  nachmittags  6  Uhr, 

in  der  Königl.  landwirtschaftlichen  Hochschule 

zvir*  "W^itil  eines  neuen  IDirelitor's. 

Den  geehrten  Mitgliedern  wird  ein    Stimmzettel  mit    der    nächsten  Gartenflora    zugehen. 
Wir  machen  aber  schon  jetzt  auf  diese  wichtige  Versammlung  aufmerksam. 


Gartenflora  1898. 


EXOCHORDAm   GRANDIFLORA  Lindl 


Exochorda  grandiflora  Lindi.  ) 

(Hierzu  Tafel  1455.) 
obgleich  schon  um  die  Mitte  dieses  Jahrhunderts  eingeführt,  hat  dieser 
-c:;^^  prächtige  nordchinesische  Blütenstrauch,  wohl  infolge  seiner  schwierigen 
Vermehrung,  doch  noch  lange  nicht  die  ihm  seiner  Schönheit  wegen  ge- 
bührende Verbreitung  in  den  Gärten  gefunden,  in  denen  er  vielmehr  immer 
noch  zu  den  selteneren  Erscheinungen  gehört. 

Er  erreicht  eine  Höhe  von  2'/2  bis  3  m;  sein  Bau  ist  leicht  und  zierlich, 
die  sperrig  aufstrebenden  Äste  sind  mit  graziös  überhängenden  Zweigen  besetzt. 
Zur  vollen  Geltung  kommt  deshalb  seine  Schönheit  auch  nur  an  einem  von 
allen  Seiten  freien  Standort;  hier  dürfte  ihm  aber  auch,  wenn  er  im  Monat 
Mai  in  der  Pracht  seiner  zahllosen,  grossen  schneeweissen  Blüten  steht,  zu 
denen  das  sich  entfaltende,  hellgrün  getönte  Laub  einen  harmonischen  Hinter- 
grund bildet,  kaum  ein  anderer,  gleichzeitig  blühender  Zierstrauch  an  die  Seite 
zu  stellen  sein. 

Die  Vervielfältigung  der  Art  ist,  wie  schon  gesagt,  mit  Schwierigkeiten 
verknüpft;  denn  allen  künstlichen  Vermehrungsarten  gegenüber  zeigt  sie  sich 
sehr  spröde,  und  keimfähige  Samen  werden,  wie  es  scheint,  nur  an  älteren 
Sträuchern  hervorgebracht,  obgleich  ein  williger  Blütenansatz  schon  an  kleinen 
Exemplaren  stattfindet. 

Ein  ferneres,  ihrer  schnellen  Verbreitung  entgegenstehendes  Hemmnis 
mag  auch  in  dem  Umstände  liegen,  dass  selbst  ältere  Sträucher,  aus  bisher 
unbekannten  Ursachen,  plötzlich  anfangen  zu  siechen,  trockene  Zweige  be- 
kommen und  dann  allmählich  absterben. 

Doch  alle  diese  Hindernisse  dürfen  nicht  davon  abhalten,  diesen  wirklich 
wertvollen  Blütenstrauch  überall  in  unseren  Gärten.  Park-  und  öffentlichen 
Anlagen,  für  die  er  einen  prächtigen    Frühjahrsschmuck    bildet,    einzubürgern. 

L.  Späth. 

*)  Familie  Rosacea  e.  i.  Unterfamilie  Spiraeeae,  Früchtchen  nach  innen  auf- 
springend.    2.  Tribus  Quil  lajoideae.     Blüten  gross,  Samen  mit  Flügelrand. 

Gattungscharakter;  Exochorda.  Blätter  ganzrandig  oder  an  Laubtrieben  vorn  kerbig 
gesägt.  Blüten  zwitterig  und  eingeschlechtig,  in  Trauben;  diese  auf  wenig  verlängerten,  be- 
blätterten Zweigen  endständig.  Blumenblätter  weiss.  Staubblätter  10 — 25,  Griffel  etwa 
Y4  so  lang  wie  der  Fruchtknoten. 

Artcharakter:  E.  grandiflora  Lindley.  Grossblütige  Blumenspiere.  Völlig  kahl, 
Blätter  aus  keilförmigem  Grunde  verkehrt-länglich,  die  der  Blütentriebe  zweimal  so  lang  wie 
breit.  Kelch  wimperig-gezähnelt,  Staubblätter  10 — 15  (voi  jedem  Blumenblatt  2  —  3),  Höhe 
3  m.  Blüht  Anfang  bis  Ende  Mai.  China.  —  Die  zweite  Art  E.  Alberti  Regel  aus  der  östl. 
Bucharni  (Blätter  der  Blütentriebe  dreimal  so  lang  wie  breit,  Staubblätter  17 — 25,  vor  jedem 
Blumenblatt  3 — 5)  ist  nach  Kochnes  Dendrologie  S.  223,  der  wir  vorstehende  Diagnose  ent- 
nehmen, schwerlich  von  E.  grandiflora  verschieden,  die  von  Regel  angegebenen  Unterschiede 
sind  alle  schwankend,  wie  Koehne  sagt.  L.  W. 


rog  85 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


851.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
am  29.  September  1898. 

Vorsitzender:  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner. 

I.  Vor  der  Tagesordnung  sprachen  mehrere  Vereinsmitglieder  in  herzlichen 
Worten  ihren  Dank  für  die  ihnen  erwiesenen  Ehrenbezeugungen  aus: 
Herr  Gartenbaudirektor  Lackner  dankte  den  Vorstands-  und  den  Aus- 
schussmitgliedern für  die  ihm  gelegentlich  seiner  silbernen  Hochzeit  dar- 
gebrachte Adresse  und  das  schöne  Ehrengeschenk,  eine  Porzellanvase, 
gefüllt  mit  Blumen  von  der  Firma  J.  C.  Schmidt-Berlin:  Herr  Geh.  Ober- 
Bergrat  Dr.  Hauchecorne  dem  Verein  für  die  Vermeilmedaille  und  für 
die  Adresse  an  seinem  70.  Geburtstage;  Herr  A.  Drawiel  für  die  Adresse 
an  seinem  80.  Geburtstage;  Herr  F.  Bluth  für  die  Vermeilmedaille. 

II.  Zu  Ehren  der  verstorbenen  Mitglieder:  Fritz  Schultze-Charlottenburg, 
H.  Wildensee  und  Frau  Banquier  Richter,  denen  der  Vorsitzende 
warme  Worte  der  Teilnahme  widmete,  erhoben  sich  die  zahlreichen  Ver- 
sammelten von  ihren  Sitzen. 

III.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Gärtnereibesitzer  Otto  Talacker,  Leipzig-Gohlis, 

durch  L.  Wittmack; 

2.  »      Kunst-  u.  Handelsgärtner  Henry  Jaebens,  Berlin,  Moritz-Platz, 

durch  L.  Wittmack; 

3.  »      Benno  Schultz,  botan.  Obergärtner  am  Humboldthain,  Berlin. 

durch  Herrn  städt.  Garteninspektor  Fintelmann  und  Herrn 
Hoflieferant  J.  Klar; 

4.  »      H.  Müller  in  Liebenberg  b.  Löwenberg  i.  d.  M.,  Schlossgärtner 

S.Ex'C.  desGrafen  von  Eulenburg,  deutscher  Botschafter  inWien, 
durch  Herrn  Gewächshausfabrikanten  G.  Wehner  in  Britz; 

5.  »      Gastwirt  H.  Pfuhl,  Berlin,  Invalidenstr.  38, 

durch  Herrn  Hoflieferant  Loock. 

6.  »      Kees  in  Gautzsch  bei  Leipzig, 

durch  Herrn  Hoflieferant  Loock; 

7.  »      H.  Froehlich,  Handelsgärtner  und  Kakteenzüchter  in  Birken- 

werder, Nordbahn. 

IV.  Ausgestellte  Gegenstände  waren  in  so  reicher  Fülle  vorhanden, 
dass  kaum  Raum  war,  dieselben  unterzubringen. 

1.  Herr  Gärtnereibesitzer  G.  Körper-Fürstenwalde  a.  Spree  lührte 

a)  verschiedene  Sempervivum  und  Saxifraga-  etc.  Arten  vor,  um  zu 
zeigen,  dass  man  selbst  auf  dem  gewöhnlichsten  Sandboden  recht 
gute  Resultate  erzielen  kann.  Es  waren:  Sempervivum  aculeatum, 
rupestre,Funkii,tomentosum, triste  etc., Saxifraga acanthifolia,  angustifolia, 
caespitosa  etc.,  Umbilius  spinosus,  Sedum  purpurescens  etc. 

b)  Verschiedene  Herbstastern  und  andere  Stauden.  Aster  formosissima, 
ericoides,  dumosa  compacta,  albiflos,  Solidago  stricta,  Veronica  prostata. 

c)  Eine  sehr  hohe  Tritoma  (Kniphofia)  Uvaria,  die  er  sehr  empfahl. 
Herr  K.  hat  im  heissen  Sommer  einen  Blütenstiel  vor  dem  Aufblühen 
abgeschnitten,  trotzdem  hat  er  sehr  schön  geblüht  und  sogar  Samen- 
kapseln angesetzt.  (Das  erinnert  an  die  Beobachtungen  des  Herrn 
G.-Insp.  Lindemuth,  dass  abgeschnittene,  allerdings  in  Wasser  stehende 


85 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  cog 


Lachenalien  besser  Früchte  ansetzten,  als  wenn  sie  an  die  Blütenstiele 
an  der  Pflanze  bleiben,  siehe  Gartenfl.   1897  S.  93  L.  W.). 

d)  Zwei  grosse  Schaupflanzen  von  Lavatera  arborea  fol.  var.,  einer 
2jährigen  Malvaceae  vom  Mittelmeer,  die  sich  zur  Solitärpflanze  sehr 
eignet.  Man  kann  sie  auch  aus  dem  Freien  nehmen  und  in  einen  Topf 
setzen,  worauf  sie  sich  gut  hält. 

e)  Einen  Eucalyptus  globulus. 

Er  empfahl,  mit  bei  uns  aushaltenden,  leicht  kultivierbaren  Pflanzen 
möglichst  tropische  Bilder  zu  schaffen,  das  sei  sehr  wohl  möglich, 
wenn  man  die  Bilder  beobachtet,  welche  die  Natur  selber  so 
harmonisch  hervorzaubert. 

2.  Eine  herrliche  Fülle  der  schönsten  Stauden  in  abgeschnittenen 
Exemplaren,  welche  die  allgemeinste  Bewunderung  fanden,  stellte  Herr 
Kühler  von  der  Firma  Köhler  &  Rudel  in  Windischleuba  bei  Alten- 
burg aus. 

Im  Anschluss  an  diese  Stauden  legte  Herr  Köhler  das  1.  Heft  des  sehr 
empfehlenswerten,  von  seiner  Firma  herausgegebenen  "Werkes:  »Die 
schönsten  Stauden  zur  Schnittblumen-Gewinnung  und  zur  Gartendekoration«, 
mit  im  feinsten  Farbendruck  ausgeführten  Abbildungen  vor.  Die  Tafeln, 
im  Format  von  31  zu  22,  sind  von  Herrn  Lithograph  Müller-Gera  sehr 
hübsch  hergestellt.  Der  Text  soll  nur  kurz  sein  und  keine  nähere  Be- 
schreibung geben,  sondern  mehr  praktische  Angaben  über  Boden,  Ver- 
mehrung u.  s.  w.  Dieser  Text  ist  in  drei  Sprachen:  deutsch,  französisch 
und  englisch  geschrieben.  (Leider  sind  mehrere  Druckfehler  stehen 
geblieben.)  Preis  pro  Heft  mit  2  Tafeln  75  Pf.  —  Die  beiden  ersten 
Hefte  enthalten  Varietäten  von  Primula  cortusoides,  Varietäten  von 
Pyrethrum  roseum,  Varietäten  von  Centaurea  montana  etc. 

Ausgestellt  hatte  Herr  Köhler:  A)  Neuheiten  oder  seltene  Pflanzen: 
i)Scabiosa  caucasica  rosea  und  2)  S.  c.  fimbriata,  3)  Coreopsis 
grandiflora  sulfurea,  viel  grösser  als  die  gewöhnliche  und  heller  gelb;, 
straffer  im  Wuchs  und  mit  stärkeren  Blütenstielen,  daher  zur  Binderei  besser. 
4)  Anemone  japonica,  Königin  Charlotte  von  Württemberg,  die  schönste 
unter  den  halbgefüllten  Sorten  dieser  Art,  5)  Incarvilleavariabilis,  die 
ersten  Blüten  dieser  Neuheit,  schön  rot,   aber  klein,  mehr  für  Liebhaber, 

6)  Diervilla  (Weigela)  hortensis,  ein  von  Herrn  Professor  Dr.  Ko eh ne 
bestimmter,  bisher  nicht  eingeführter  Strauch,  mit  langen  Trieben,  so 
glatt  und  im  Winter  so  rot  angehaucht  wie  ein  Cornus,  blüht  schön  rosa 
und  in  reicher  Fülle,  friert  aber  auf  dem  schweren  Boden  bei  Altenburg, 
wo    die    Gehölze    alle    so    lange    in   Vegetation    bleiben,    etwas    zurück. 

7)  Stephanandra  Tanakae  in  Herbstfärbung,  freilich  noch  nicht  so  schön 
wie  auf  der  Abbildung  Tafel  1431,  Gartenfl.  1897  S.  505.  Ist  fast  winter- 
hart, nur  die  Spitzen  frieren  zurück,  8)  Rudbeckia  triloba  (gelb),  eine 
fast  ganz  vergessene  Pflanze,  in  üppigster  Blütenpracht,  blüht  sich  so  zu 
sagen  fast  zuTode  und  ist  deswegen  nur  2jährig,  9)  Erigeron  speciosum 
var.  superbum,  sehr  schön,  rosa-lila,  10)  Heliopsis  scabra 
»B.  Ladhams«,  gelb,  eine  Schnittblume  ersten  Ranges.  11)  Coreopsis 
mutica,  eine  alte  Annuelle,  die  fast  in  keinem  Samenkatalog  zu  finden 
ist,  aber  um  so  mehr  Beachtung  verdient,  als  sie  ganz  im  Spätherbst, 
wenn    fast    alles    verblüht,     erst    anfängt    ihre    Blumen    zu    entwickeln. 


cjO  85  I.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


12)  Clematis    apiifolia,    Blumen    fast    wie    C.    vitalba,    sehr    wertvoll, 

13)  Rudbeckia  laciniata  »Goldball«,  14)  Spiraea  callosa  Froebeli, 
X  Bumalda  ruberrima,  von  der  Mutter  hat  diese  Züchtung  den  Wuchs, 
vom  Vater  »ruberrima«  das  Remontieren;  sie  blüht  fast  den  ganzen 
Sommer,  15)  zum  Vergleich  S.  Bumalda  ruberrima  Anthony  Waterer, 
die  schönste  dunkelrote.  16)  Senecio  pulcher,  herrliches  Rosa, 
17)  Cotononeaster  horizontalis  buxifolia,  einer  der  schönsten 
Felsensträucher,  halb  immergrün,  reich  besetzt  mit  zierlichen  kleinen 
roten  Beeren,  ganz  flach  anliegend,  i8j  C.  h.  microphylla,  etwas  allseits- 
wendiger, 19)  Ligustrum  Ibota  var.  myrtifolia.  immergrün,  20)  neue 
Formen  von  Gladiolus  Chieldsei,  darunter  eine  nach  Herrn  Köhler 
benannte,  rot  mit  bläulichem  Rand. 

B.  Ältere  Arten,  die  für  die  Gewinnung  von  Schnittblumen  sich  für 
gegenwärtige  Herbstzeit  besonders  empfehlen: 

Chrysanthemum  (Leucanthemum)  maximum  ,, Triumph",  bedeutend 
haltbarer  als  die  anderen  „Marguerites".  Gaillardia  maxima,  Sämling 
von  „Prinzess  Irene".  Aster  Datschil,  die  dankbarste  Herbstaster.  \'on 
jetzt  ab  kommt  sie  in  ein  ganz  kaltes  Haus,  und  so  erzielt  man  bis 
Weihnachten  langstielige  Blumen.  Pyrethrum  (Chrysanthemum)  uligi- 
nosum,  Rudbeckia  fulgens.  Delphinium  Belladonna,  hellblau, 
leider  keine  Lichtfarbe.  Wenn  sie  verblüht  ist,  schneidet  man  diese 
Pflanze  ab,  giesst  sie  häufig  und  erzielt  so  Ende  September  wieder  die 
schönsten  Blumen.  Helianthus  giganteus  blüht  erst  jetzt,  wo  die 
Blumen  wertvoll,  weil  er  im  Frühjahr  heruntergeschnitten  wurde,  Rud- 
beckia speciosa  (syn.  Xeumannij,  Lupinus  arboreus  etc. 

Einige  sehr  schöne  Herbstastern  sind:  Aster  cordifolius.  Aster 
horizontalis  färbt  sich  in  ihren  Blattspitzen  im  Herbst  wundervoll  rot 
und  hat  kleine  rote  Blüten.  Für  Topfkultur  ist  als  einzige  geeignet 
Aster  hybr.  Mme.  Sommier,  die  niedrig  bleibt. 

3.  Von  Herrn  Baumschulbesitzer  Hesse  in  Weener,  Ostfriesland,  waren 
riesige  Trugdolden  eines  Hollunders  übersandt,  welche  Herr  Hesse  unter 
dem  Namen  Sambucus  pubens  maxima  in  den  Handel  gegeben.  Sara- 
bucus  pubens  Michaux  soll  nur  eine  Varietät  von  S.  racemosa  sein,  welche 
Art  bekanntlich  längliche  Trugdolden  hat.  Die  vorliegenden  Fruchtstände, 
z.  Th.  noch  mit  Blüten,  sind  aber  ganz  horizontal  ausgebreitet,  so  dass 
es  aussieht,  als  wenn  nur  eine  Form  von  Sambucus  nigra,  des  schwarzen 
Hollunders,  mit  riesigen  Blütenständen  vorläge,  die  es  aber  nicht  ist. 
Der  Durchmesser  der  Blütenstände  beträgt  bis  zu  46  cm.  [K.  Koch  sieht 
S.  pubens  als  gute  Art  an,  sein  Herbar-Exemplar  in  der  landwirtschaftlichen 
Hochschule  stimmt  ziemlich  gut  mit  dem  des  Herrn  Hesse.  Herr  Hesse 
wird  in  nächster  Nummer  weiteres  berichten.     L.  W.] 

4.  Von  P'räulein  Blohm  war  ein  reizendes  weissblühendes  kleines 
selbsterzogenes  Zwiebelgewächs  überbracht;  Zephyranthes  Candida 
Herb.,  das  leider  bei  der  Fülle  der  Gegenstände  in  der  Sitzung  selbst 
vorzuzeigen  vergessen  wurde. 

5.  Herr  Friedhofsinspektor  Kierski,  Potsdam,  übergab  einen  fast 
armdicken  Wurzelast  von  Chamaecyparis  Lawsoniana  mit  einer 
mächtigen  ca.  13  cm  starken,  19  cm  langen  eiförmigen  Anschwellung, 
die  sich  etwa  -^  4  m  unter  dem  Boden  befunden  hatte,  ebenso  eine  kleine 


85 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  cAi 


Anschwellung  an  einem  oberirdischen  Triebe.  Die  Ursache  dieser  An- 
schwellungen dürfte  noch  unbekannt  sein.  L.  Wittmack  bemerkte,  dass 
man  ähnliche  Anschwellungen  bei  Birnbaumwurzeln  auf  Saftstockung 
zurückführt.  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  wies  darauf  hin,  dass  auch 
bei  Viburnum  Lantana  sich  häufig  Wurzelanschwellungen  finden,  namentlich 
sehe  man  das  in  den  Stadtgärten,  ebenso  wie  daselbst  bei  Birnbäumen ;  vielleicht 
möchte  der  harte  Lehmboden  unter  unserem  Sande  die  Ursache  der  Saft- 
stockung sein. 

0.  Herr  A.  Drawiel,  Lichtenberg,  legte  einen  grossen,  schön  gefärbten 
neuen  Apfel,  den  Berner  Rosenapfel,  vor,  der  vom  Dezember  bis  März 
genussfähig  sein  soll,  während  doch  sonst  die  Rosenäpfel  schon  im  Sommer 
reifen.  Die  fünfjährige  Pyramide,  von  welcher  dieser  Apfel  stammt,  trug 
fünf  Früchte,  die  Sorte  scheint  also  früh  tragbar.  Die  Pyramide  bildet 
sich  locker  wie  die  eines  Borsdorfers. 

7.  Herr  Kohlmannslehne r  von  der  Firma  Kohlmannslehne r  & 
Schwenke,  Schöneberg  bei  Berlin,  stellte  eine  ganze  Reihe  der  schönsten, 
neuen  Dahlien  für  1899  aus,  meist  englische  Sorten.  Unter  diesen  sind 
besonders  empfehlenswert:  Britannia,  Island  Queen,  die  vornehmste 
mauvefarbene,  mittelgross,  sehr  schön  gebaut  und  dankbar  blühend; 
Marie  Service,  eine  der  vornehmsten  in  der  F^orm,  Farbe  bernsteinartig 
mit  lleliotropschimmer;  von  1898er  besonders  Keyne's  White,  besser 
als  Mrs.  Peart,  weil  der  Stiel  länger  und  straffer  ist,  die  Farbe  ist  fast 
dasselbe  Elfenbeinweiss.  etwas  zarter  im  Ton. 

Von  eigenen  Einführungen  der  Firma  seien  hervorgehoben:  Op  ortoTait 
ganz  niedrig,  die  erste  für  Topfkultur  wertvolle,  orange-scharlach; 
Strahlenkrone,  Einführung  vom  vorigen  Jahr,  etwas  hängend,  aber 
dankbar  und  grossblumig;  Stern  von  Schöneberg,  violett,  eine 
der  besten.  (In  nächster  Nummer  folgt  eine  nähere  Beschreibung  der 
Haupt-Xeuheiten  der  Firma.) 

Die  Firma  stellte  ferner  einen  Kasten  mit  herrlicher  weissblühender 
Boretta  cantabria  aus,  von  welcher  schönen  Ericacee  die  Gartenfl.  Xo.  10 
S.  257,  t  1450  eine  farbige  Abbildung  brachte. 

8.  Herr  Eduard  Grass -Marienfelde  führte  gleichfalls  eine  Reihe 
neuer  Dahlien  vor,  alles  Sämlinge  eigener  Zucht,  meist  diesjährige, 
ausser  den  älteren:  Elsa,  Meteor,  Dorothea  und  der  weissen  »Juwel«. 
Viele  der  Sämlinge  fangen  jetzt  erst  an  schön  zu  werden;  bis  dahin  waren 
sie  meist  einfach,  aber  sehr  reichblühend  und  die  Blumen  sehr  gross. 

9.  Herr  städt.  Carteninspektor  Axel  Fintelmann  übergab  aus  den 
Gewächshäusern  des  Ilumboldthains  die  schönen  Blüten  der  Passiflora 
violacea.  Im  Winter  1896/97  wurden  die  Samen  im  Warmhause  aus- 
gesäet  und  im  Jahre  1897  nur  kleine  Pflanzen  erzielt.  In  diesem  FT-üh- 
jahre  aber  pflanzte  er  sie  im  Mai  in  den  freien  Grund  des  Hauses  in 
Mistbeeterde  und  da  erreichten  die  Pflanzen  bis  5  ni  Länge,  so  dass  sie 
nun  die  Sparren  des  Warmhauses  der  ganzen  Länge  nach  bekleiden  und 
mit  zahlreichen  herrlichen  Blumen  prangen.  Die  Farbe  der  Strahlen- 
krone dieser  Passionsblume  ist  ein  dunkles  Violett,  in  Weiss  übergehend. 

10.  Herr  Rentier  A.  Martiny- Wilmersdorf  bei  Berlin  wünschte  die 
Bestimmung  zweier  Äpfel,  die,  obwohl  sie  sehr  schön  rotbackig  waren, 
doch  für  weisse  Winler-Calvillen  angesprochen  wurden. 


Z.A2  85 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


11.  Aus  dem  Garten  des  Herrn  Geh.  Kommerzienral  \'eit-Steglitz 
legte  Herr  Obergärtner  H.  Schulz  ö  Sorten  Plirsich  und  3  Sorten  Tomaten 
vor.  Nur  einige  Sorten  Plirsich  haben  gut  angesetzt;  zu  diesen  gehören: 
1.  Präsident  Griepenkerl,  die  auch  im  vorigenJahre  üppig  trug  (an 
einem  Zweige  waren  diesmal  12—  14  Pfirsiche);  2.  Frühe  Silber,  be- 
schrieben und  farbig  abgebildet  Gartenflora  1S97.  S.  1.  t  1434),  sie  ist 
aber  entschieden  nicht  früh,  da  sie  erst  jetzt  reif  wird;  3.  Madeleine 
rouge,  grosse  schöne  Frucht:  noch  Hunderte  sitzen  an  dem  Baume, 
überhaupt  reifen  die  Pfirsiche  in  diesem  Jahre  viel  später  als  sonst,  wohl 
weil  zuerst  die  Wärme  fehlte;  4.  Malta,  sehr  gut  tragend,  spät,  jetzt  noch 
hart;  5.  Schöne  von  Baden,  neu,  sehr  dankbar,  auch  im  vorigen  Jahr, 
hübsch  gefärbt  und  von  gutem  Geschmack;  6.  König  der  Obstgärten, 
hübsche  Schaufrucht,  rosa  angehaucht  und  jetzt  reif. 

Merkwürdig  ist,  dass  die  frühen  amerikanischen  Sorten  Amsden, 
Alexander  etc.  in  diesem  Jahre  gar  nicht  angesetzt  haben;  dagegen  sieht 
man,  dass  auch  unsere  Sorten  reichlich  tragen,  wenn  nur  das  Holz  gut 
ausgereift  ist,  wie  das   1897  der  Fall  war. 

Die  Tomaten  pflanzt  Herr  Schulz  ziemlich  früh.  iMe  zuerst  reitende 
Sorte  war  König  Humbert,  mit  länglicher  Frucht,  dann  folgte  nach 
14  Tagen  bis  3  Wochen  die  kleine  runde  Zwergtomate,  die,  obwohl 
sie  südlichere  Lage  hat.  doch  später  reift;  3.  Präsident  Garfield,  be- 
kannte grosse  gerippte  Frucht,  die.  weil  sie  an  einer  Südmauer  stand. 
sehr  früh  reifte. 

12.  Geradezu  Bewunderung  erregten  die  von  Herrn  Rudolph  Mayer. 
München,  Xymphenburgerstr.  125, 127.  ausgestellten  Unterrichtsmittel.  Rep- 
tilien, Insekten  und  Ptlanzenkrankheiten  unter  gewölbten  Gläsern,  so  dass 
sie  vergrössert  erscheinen,  z.  T.  trocken,  z.  T.  in  Konservierungsmitteln. 
Dieselben  haben  bereits  auf  der  Naturforscher  -  Versammlung  zu 
Düsseldorf  im  September  d.  J.  allgemeine  Aufmerksamkeit  erregt  und 
ebenso  die  Beachtung  des  Kultusministeriums  gefunden.  In  der  >'Urania'< 
wird  voraussichtlich  bald  eine  grössere  Reihe  ausgestellt  werden. 

V.  Die  der  Eile  wegen  vom  Vorstande  vollzogene  Überweisung  von  je  einer 
grossen  silbernen,  einer  kleinen  silbernen  und  einer  bronzenen  Medaille 
zu  den  Ausstellungen  des  Märkischen  Obstbauvereins,  des  Oberschlesischen 
Gartenbauvereins  in  Oppeln  und  des  \'ereins  für  Obst-  und  Gartenbau  in 
Cosel,   sämtlich  Mitglieder,  wurde  nachträglich  genehmigt. 

VI.  Hierauf  beschloss  die  Versammlung  ohne  Debatte  einstimmig,  die  Wahl 
eines  neuen  Direktors  an  Stelle  des  leider  verstorbenen  Herrn  Wirkl. 
Geh.  Oberfinanzrat  von  Pommer  Esche  schon  in  der  Versammlung  am 
27.  Oktober*)  vorzunehmen  und  damit  nicht  bis  zur  statutenmässigen  Neu- 
wahl des  Vorstandes  im  Juni  1S99  zu  warten.  Der  für  das  laufende 
Vereinsjahr  zur  Vorbereitung  der  Vorstandswahlen  gewählte  Ausschuss 
wurde  mit  der  Vorbereitung  zu   dieser  Wahl  betraut. 

Auf  Vorschlag  der  Herren  Königl.  Garteninspektor  Perring  und  Hof- 
gärtner Hoffmann  wurde  diesem  Ausschuss  empfohlen,  die  sämtlichen 
Ausschüsse  zu  einer  Vorbesprechung  einzuladen. 


*)  Da  am  27.  Oktober  die  Landtagswahlen  stattfinden,   ist  die  Versammlung  auf  l'reitag, 
den  28.  Oktober  verlegt. 


Die  Champignonzucht  als  landwirtschaftlicher  Nebenbetrieb.  £,43 


VII.  Herr  Inspektor  Dressler  beantragte,  in  der  November-Versammlung 
eine  kleine  Obstausstellung  zu  veranstalten,  um  zu  sehen,  welche 
Sorten  sich  dies  Jahr  besonders  gut  entwickelt  haben,  es  genüge,  wenn 
Jeder  bis  zu  10  Sorten  und  von  jeder  bis  zu  ö  Stück  ausstelle.  Dies 
wurde  angenommen. 
VIII.  Hierauf  beschloss  die  Versammlung,  die  sehr  sachlich  gehaltene  eingehende 
Denkschrift  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands  über 
den  Schutzzoll  (Handelsblatt  f.  d.  deutschen  Gartenbau  No.  36)  auf  Kosten 
des  Vereins  abdrucken  zu  lassen  und  sie  den  Alitgliedern  mit  der  Garten- 
flora zuzustellen.  Ausdrücklich  wurde  vom  Vorsitzenden  hervorgehoben, 
dass  diese  Denkschrift  nur  zur  Information  der  Mitglieder  dienen  solle, 
da  später  die  Schutzzollfrage  doch  im  Verein  behandelt  werden  müsse. 
IX.  Einem  Unterstützungsgesuch  wurde  in  der  Weise  Folge  gegeben,  dass  der 
Schatzmeister  ermächtigt  wurde,  die  noch  aus  dem  Fonds  für  die  Über- 
schwemmten übrig  gebliebenen  62,00  M.  dazu  zu  verwenden. 
X.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  städtischen  Garteninspektor 
A.  Fintelmann,  Gärtnereibesitzer  Kretschmann  und  städtischen  Ober- 
gärtner Alende,  hatte  folgende  Preise  zuerkannt: 

1.  Herrn  Köhler  &  Rudel,  Windischleuba  bei  Altenburg,  für  Stauden 
eine  grosse  silberne  Medaille; 

2.  Herren  Kohlmannslehner  &  Schwenke,  Schöneberg  bei  Berlin, 
für  neue  Dahlien  eine  kleine  silberne  Medaille; 

3.  Herrn  Eduard  Grass,  Marienfelde,    für  neue  Dahlien    eine    kleine 
silberne  Medaille; 

4.  Herrn     G.    Körper,    Fürstenwalde   a.  Spree,     für    Fettpflanzen    etc. 
den  Monatspreis  von   15  Mark. 

XI.  Aufgenommen  wurde    als  wirkliches    Mitglied    Herr    Bruno    Lehmann. 
Agent  für  Pumpmaschinen.  Berlin. 

Carl  Lackner.  Wittmack. 


Die  Champignonzucht  als  landwirtschaftlicher  Nebenbetrieb. 

fnter  obigem  Titel  tritt  Herr  Carl  Schüler,  dem  man  es  seinen  Aus- 
führungen nach  anmerkt,  dass  er  selbst  bezüglich  der  Champignonzucht 
in  der  Praxis  steht,  mit  einem  über  50  Seiten  starken  Büchlein  im  ^'erläge  von 
Trowitzsch  &  Sohn  in  Frankfurt  a.  O.  an  die  Öffentlichkeit. 

Wenn  der  Verfasser  in  seinem  Vorwort  sagt,  dass  der  Grund,  weshalb 
die  Champignonzucht  in  Deutschland  noch  nicht  auf  der  Höhe  der  Zeit  steht, 
darin  zu  suchen  sei,  dass  die  Rentabilität  nicht  genügend  bekannt  sei,  so 
vermag  ich  ihm  darin  nicht  beizupflichten.  Meines  Erachtens  nach  liegt  der 
Grund  zunächst  darin,  dass  viele  Grosszüchter,  von  welchen  manche  ein 
hübsches  Sümmchen  dabei  verloren  haben,  zu  geringe  Erfahrung  in  der  Kultur 
besassen,  infolgedessen  sie  sich  bei  Fehlschlägen  nicht  zu  helfen  wussten. 
Ferner  mangelt  es  auch  an  gleichen  Kulturräumen  sowohl,  wie  an  gleichem 
Material  zur  Anlage;  besonders  fehlt  es  vielen  Züchtern  noch  an  einem  gewissen 
Scharfblick  in  der  Verwendung  einer  guten,  keimfähigen  Brut. 


r^M  Die  Champignonzucht  als  landwirtschaftlicher  Nebenbetrieb. 

Sehr  bin  ich  wiederum  mit  dem  ^^erfasser  einverstanden,  dass,  besonders 
in  der  Landwirtschaft,  vorteilhaft  Leute  mit  der  Champignonzucht  beschäftigt 
werden  können  zu  einer  Zeit,  wo  wenig  Arbeitsgelegenheit  vorhanden  ist. 

In  dem  Artikel  über  wildwachsende  Champignons  schildert  Verfasser 
sehr  eingehend,  unter  welchen  Verhältnissen  dieser  Edelpilz  im  Freien  vor- 
kommt, und  halte  ich  diese  Anregung  für  sehr  wertvoll,  denn  die  Natur  ist 
unsere  beste  Lehrmeisterin. 

Dass  der  Verfasser  eine  geschichtliche  Übersicht  über  die  künstliche 
Zucht  giebt  und  besonders  die  guten  Erfolge  hervorhebt,  welche  die  Franzosen 
und  Engländer  seit  langen  Jahren  damit  gehabt  haben,  trägt  viel  zur  Ver- 
vollständigung des  Werkes  bei,  doch  wäre  es  angebracht  gewesen,  wenn  er 
im  Vergleich  mit  den  bis  jetzt  in  Deutschland  erzielten  Resultaten  bemerkt 
hätte,  dass  wir  hier  klimatisch  im  Nachteile  sind;  gerade  weil  wir  uns  der 
künstlichen  Heizung  bedienen  müssen,  ist  unsere  Champignontreiberei  be- 
schwerlicher. Wenn  zur  Zeit  in  Russland  die  Champignonzucht  einen  gewissen 
Aufschwung  nimmt,  so  tragen  dort  die  sehr  billigen  Dünger-  und  Feuerungs- 
materialpreise viel  dazu  bei.  Was  der  ^'erfasser  über  Pflege,  Eigenschaften 
und  Wert  der  verschiedenen  Dünger,  die  sich  zur  Zucht  eignen,  sagt,  darin 
pflichte  ich  ihm  vollkommen  bei,  er  giebt  dem  Landwirt,  der  sich  mit  der 
Champignonzucht  befassen  will  und  für  den  ja  das  Buch  in  erster  Linie  be- 
stimmt ist,  manchen  beherzigenswerten  Wink.  Da  viele  Landwirte  aber  Dünger 
aus  den  Städten  beziehen,  so  wäre  es  wünschenswert  gewesen,  wenn  der  \'er- 
fasser  bemerkt  hätte,  dass  der  mit  Karbol  desinfizierte  Dünger  auf 
keinen  Fall  zur  Pilzzucht  zu  verwenden  ist. 

Erfreulich  ist  es,  dass  in  dem  Buche  auch  die  Feinde  und  Krankheiten 
des  Champignons  eingehend  behandelt  sind. 

Wenn  ich  dem  \'erfasser  in  ökonomischer  Hinsicht  nachfühlen  kann,  dass 
er  alle  kleinen  unbenutzten  Plätze  in  den  Gewächshäusern  der  Güter  zur 
Champignonzucht  verwendet  sehen  möchte,  so  kann  ich  doch  nicht  unerwähnt 
lassen,  dass  der  eine  oder  der  andere  Kulturzweig  in  den  Häusern  darunter 
leidet.  Soll  die  Champignonzucht  wirklich  rentabel  sein,  so  muss  man  schon 
besondere  Räume  dazu  nehmen.  Hierbei  will  ich  auch,  um  ganz  unparteiisch  zu 
sein,  bemerken,  dass  sich  die  von  mir  eingeführte  Methode,  Champignons  in  leeren 
Zementfässern  zu  züchten,  welche  auch  vom  \'erfasser  angeführt  und  empfohlen 
wird,  nicht  zur  Grosskultur  eignet;  sie  ist  mehr  für  den  Privatmann  bestimmt, 
und  zwar  hat  sie  sich  für  solche  Räume  bewährt,  wo  Beetanlagen  auf  dem 
Fussboden,   der    grossen    Feuchtigkeit  wegen,    nie  Resultate   gebracht  haben.*) 

Über  die  bei  der  Champignonzucht  zu  beobachtenden  Handgriffe  und 
über  die  Behandlung  der  Beete  drückt  sich  der  \'erfasser  in  klarer  und  leicht 
verständlicher  Weise  aus,  giebt  auch  Anleitung,  wie  der  Dünger  von  abgetragenen 
Beeten  vorteilhaft  zu  verwenden  ist.  Sehr  angenehm  werden  auch  dem  Inter- 
essenten die  vielen  Kochrezepte  für  Champignons  sein,  welche  dem  Buche 
als  Anhang  beigefügt  sind.  Unter  den  Abbildungen  interessiert  besonders  ein 
Trockenapparat,  womit  der  Pilzzücbter  imstande  ist,  etwaigen  Überfluss  an 
frischen  Pilzen  zu  guter  Verkaufsware  zu  konservieren. 


lieber    Amelungs    Champignonzucht    in    Cementfässern    siehe  Gartenti.    i8q5  S.    14  n:. 
Abb.  u.    1896  S.  504.     D.  Red. 


Ferdinand  Cohn 


545 


Ziehe  ich  noch  in  Betracht,  dass  das  Buch  trotz  der  Fülle  des  darin 
Gebotenen  nur  i  Alark  kostet,  so  kann  ich  es  mit  gutem  Gewissen  allen 
Interessenten  angelegentlichst  empfehlen,  denn  es  wird  dazu  beitragen,  unsere 
Champignonzucht,  die  seit  einigen  Jahren,  ähnlich  der  Obstkultur,  in  Deutschland 
imAufschwung  begritfen  ist,  zu  heben  und  zu  fördern. 

Berlin,  Joachimsthalsches  Gymnasium.  H.  Amelung. 


Ferdinand  Cohn  f. 

d  multus  annos!  riefen  wir  dem  Geheimrat,  Professor  Dr.  Ferdinand 
Cohn  am  24.  Januar  dieses  Jahres,  seinem  siebzigsten  Geburtstage  zu, 
den  er  in  voller  geistiger  Jugendfrische,  ein  Froher  unter  den  Fröhlichen, 
feierte.  Anders  aber  war  es  vom  Schicksal  beschlossen.  Freitag  den  24.  Juni 
hatte  Ferdinand  Cohn  noch  der  Witwe  seines  am  Gehirnschlag  am  Dienstag 
den  21.  Juni  plötzlich  verschiedenen  botanischen  Freundes  Kerner  von 
Marilaun  in  Wien  einen  herzlichen  ßeileidsbrief  geschrieben,  am  Sonnabend 
den  ^5.  Juni  Vormittags  hatte  er  im  pflanzenphysiologischen  Institut  des 
botanischen  Gartens  seine  Vorlesung  gehalten  und  bis  ein  Uhr  Mittags 
gearbeitet,  seine  gewöhnliche  Tageseinteilung  festhaltend.  Vor  zwei  Uhr 
traf  er  in  seiner  Wohnung  ein,  las  noch  etwas  und  griff  dann,  über 
einen  plötzlichen  Druck  klagend,  nach  seinem  Herzen.  Im  selben  Augen- 
blick aber  glitt  er  lautlos  vom  Stuhle  und  der  sofort  herbeigerufene 
Arzt  konnte  einige  Minuten  später  nur  noch  den  Tod  des  berühmten 
Forschers  feststellen.  Ein  glücklicher  Heimgang  für  den  Verschiedenen,  mitten 
aus  der  Welt  seines  Schatfens  ohne  Leiden  und  Schmerzen  abberufen  ins  un- 
erforschte Jenseits. 

Ferdinand  Cohn,  den  die  Stadt  Breslau  am  13.  November  1897  zu 
seinem  goldenen  Doktor-Jubiläum  zum  Ehrenbürger  ernannte,  war  geborener 
Breslau  er  und  hat  sein  erfolgreiches  Leben  in  Breslau  verbracht,  bis  auf  die 
kurze  Studienpause  1846/47,  die  er  in  Berlin  verlebte,  wo  damals  Professor 
Kunth  dem  Forschungseifer  des  jungen  Gelehrten  zu  Ehren  eine  formenschöne 
Dracaenen-Gattung  »Cohnia«  taufte.  Am  24.  Januar  1828  als  Sohn  des  späteren 
k.  k.  Österreich-ungarischen  Konsuls,  Geheimrat  Dr.  J.  Cohn  geboren,  besuchte 
er  das  Magdalenen-Gymnasium,  studierte  von  Ostern  1844  ab  in  Breslau  Botanik, 
vollendete  seine  Studien  in  Berlin,  wo  er  am  13.  November  1847  zum  Doktor 
promovierte  und  kehrte  dann  nach  Breslau  zurück,  um  sich  dem  Universitäts- 
Lehrfache  zu  widmen.  1850  habilitierte  er  sich  als  Privatdozent,  aber  in  jener 
Zeit  der  Reaktion  verging  mehr  als  ein  Jahr,  ehe  der  jüdische  Dozent  zum. 
Eide  als  Universitäts-Lehrer  zugelassen  wurde.  Man  erkannte  im  Ministerium 
Cohns  Bedeutung  schon  damals,  aber  man  sträubte  sich  auf  das  äusserste  ihn 
zu  vereidigen,  obgleich  die  Universität  Simultan-Charakter  besass.  Cohns 
Festigkeit  siegte  schliesslich  und  ebenso  errang  er  durch  zähe  Festigkeit,  als 
er  1859  zum  ausserordentlichen  Professor  ernannt  worden  war,  die  Gründung 
eines  pflanzenphysiologischen  Instituts,  allerdings  im  dritten  Stock  des  Hauses 
Schmiedebrücke  35  in  geradezu  unglaublich  schlechten  Räumen. 

Aber  er  wüste  mit  dem  ihm  angeborenen  köstlichen  Fluraor  sich  über  alle 
Widerwärtigkeiten  hinwegzuhelfen.  —  ;T)as  L'nzulängliche,  hier  wirds  Ereignis'<, 
begrüsste  er  einst  einen  Ministerialrat,  der  die  Räume  besichtigen  sollte  —  und 


546, 


Ferdinand  Cohn  f. 


schuf  in  diesen  Räumen  nicht  nur  seine  bahnbrechenden  Forschungen  über  die 
Welt  der  Bakterien,  sondern  gleichzeitig  eine  Schule  von  Bakteriologen,  die 
des  Meisters  Ruf  in  alle  Lande  trug  und  auf  seinen  Grundlagen  weiter  baute. 
Robert  Koch,  der  heut  so  gefeierte  Gelehrte,  begann  seine  Bakterien-Studien 
an  Cohns  Hand  und  der  verstorbene  Oberstabsarzt  Prof.  Dr.  Schröter  wurde  als 
Cohns  Schüler  sein  treuer  Mitarbeiter  auf  dem  Gebiete  dieser  kleinsten  Lebewesen, 
deren  früher  ungeahnte  Bedeutung  Cohn  und  seine  Schüler  der  Welt  erschlossen 
haben.  »Kennen  wir  den  Feind  erst  einmal,  dann  vermögen  wir  ihn  auch  zu 
bekämpfen«,  sagte  Geheimrat  Küstner  in  der  Begrüssungsrede  an  Cohn 
am  13.  November  1897.  »Sie  haben  uns  die  Bakterien  kennen  gelehrt  und 
Ihnen  verdankt  die  heutige  Medizin  den  Fortschritt  der  Bekämpfung.« 

Ein  gütiges  Geschick  hatte  Cohn  neben  der  scharfen  Beobachtungsgabe 
und  der  klaren  Erfassung  des  Wesens  der  von  ihm  beobachteten  Formen  und 
Vorgänge  ein  eminentes  Lehrtalent,  die  Gaben  der  allgemein  verständlichen 
^'■ortragsweise  und  der  glanzvollen  Diktion  in  Wort  und  Schrift  verliehen.  Wie 
Kerner  in  Wien  für  Österreich  war  Cohn  in  Breslau  für  Deutschland  der 
glänzendste  Vertreter  jener  von  Alexander  von  Humboldt  begonnenen  Popu- 
larisierung der  Wissenschaften. 

Wenige  akademische  Lehrer  besassen  die  Gabe,  den  Studierenden  ihre 
Spezialfächer  so  klar  darzustellen  wie  Ferdinand  Cohn,  der  das  Semester 
wiederholt  mit  dem  Scherze  eröffnete;  Die  vier  Grundstoffe  der  Pflanze  sind 
Kohlenstoff  =  C,  Sauerstoff  =  O,  Wasserstoff  =  H,  Stickstoff  =  N.  Dabei 
hatte  er,  scheinbar  absichtslos,  diese  vier  Buchstaben  an  die  Tafel  geschrieben 
und  setzte  lächelnd  hinzu,  »Sie  sehen,  dass  ich  was  von  den  Pflanzen  verstehen 
muss.«  Niemand  verliess  Cohns  Vorlesungen,  ohne  eine  wirkliche  Belehrung 
heimzutragen,  und  für  den  Wissbegierigen  war  Cohn  zu  jeder  Privataufklärung 
bereit.  Neben  dem  Meister  im  Lehrfach  aber  war  Ferdinand  Cohn  seinen 
Schülern  ein  sorgender  Vater  in  jeder  Not  des  Lebens  und  nie  wusste  seine 
Linke,  was  die  Rechte  gab.  Dabei  war  er  von  einer  echten,  vom  Herzen 
kommenden  Liebenswürdigkeit  und  anerkannte  jedes  ernsthafte  Streben  in 
vollstem  Masse  und  suchte  seinen  Schülern  die  Wege  zu  ebnen,  soweit  es  ihm 
irgend  möglich  war. 

Das  Jahr  1872  brachte  Ferdinand  Cohn  die  Ernennung  zum  ordent- 
lichen Professor,  und  als  1888  sein  Lebenswunsch  in  Erfüllung  ging  und 
er  als  Direktor  in  die  hohen  hellen  Räume  des  jetzigen  pflanzenphysiologischen 
Instituts  im  botanischen  Garten  einzog,  da  überreichte  ihm  der  Oberpräsident 
von  Seydewitz  die  von  Kaiser  Friedrich  vollzogene  Ernennung  zum  Geheimen 
Regierungsrate.  Es  war  ein  rührender  Augenblick,  als  der  joviale  Ober- 
präsident, scherzhaft  auf  die  Schwerhörigkeit  des  Gelehrten  anspielend, 
Ferdinand  Cohn  frug:  »Haben  Sie  mich  denn  auch  verstanden,  lieber  Herr 
Geheimrat?«  und  Cohn,  der  immer  Redegewandte,  einen  Moment  überrascht, 
nur  stillschweigend  die  Hand  des  Oberpräsidenten  schüttelte,  ;iber  mit  so 
leuchtenden  Augen,  wie  ein  Kind  am  Weihnachtstische.  Und  eine  kindlich 
gute  und  teilnehmende  Natur,  ein  Mann  voll  Jugendfrische  und  Idealismus  ist 
Ferdinand  Cohn  geblieben  bis  in  seine  letzte  Stunde.  Seine  wissenschaft- 
lichen Einzelleistungen  vermögen  wir  hier  nicht  aufzuzählen,  dem  deutschen 
Volke  aber  hinterliess  der  hochverdiente  Forscher  sein  populäres  Lebenswerk 
»Die   Pflanze«,    unter  welchem  Titel    er    das  heutige  Gesamtwissen   über  die 


Die  Dekoration  bei  der  Gedenkfeier  von  Theodor  Fontane. 


547 


Pflanzen    und    ihr  Leben    in    herrlichen,    meisterhaft    geschriebenen,  populären 
Einzeldarstellungen  zusammengefasst.' 

Mit  der  schwergetroffenen  Gattin  trauert  am  Sarge  von  Ferdinand  Cohn 
die  botanische  Wissenschaft  der  gesamten  Kulturwelt,  trauert  ein  alle  Länder 
umfassender  Kranz  von  Freunden  und  Schülern  um  den  heiragegangenen  Freund 
und  Meister,  der  so  unvermutet  abgerufen  worden  ist.  (Rreslauer  Ztg.) 


Die  Dekoration  bei  der  Gedenkfeier  für  Theodor  Fontane. 

^m  Sonntag  den  20.  September  veranstaltete  der  Verein  >Berliner  Presse« 
eine  ergreifende  Gedächtnisfeier  für  den  kürzlich  verstorbenen  märkischen 
Dichter  Theodor  Fontane  im  Festsaal  des  Berliner  Rathauses.  Herr 
Gärtnereibesitzer  Fasbender,  dessen  Taufdekoration  auf  der  Jubiläums-Aus- 
stellung des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  wir  in  Gartenflora  1897 
S.  407  abbildeten,  hatte  es  übernommen,  die  Räume  dazu  festlich  zu  schmücken, 
und  es  ist  ihm  das  in  vollem  Masse  gelungen.  Wer  die  Riesentreppe  im  Rat- 
hause, die  langen  Gänge  im  ersten  Stock,  die  zum  Festsaal  führen,  kennt,  der 
wird  ermessen,  welche  Unmenge  von  Pflanzen  dazu  gehören,  um  alles  anmutig 
zu  zieren.  Während  sonst  bei  Feiern,  welche  die  Stadt  selbst  veranstaltet,  dies 
von  der  grossen  städtischen  Gärtnerei  im  Humboldthain  geliefert  wird,  die 
natürlich  mit  ganz  anderen  Mitteln  arbeitet,  hatte  jetzt  eine  einzige  Handels- 
gärtnerei fast  ebenso  viel  Material  geliefert;  das  ist  nicht  hoch  genug  anzuerkennen 

Die  Seiten  der  riesigen  Festtreppe  waren  eingenommen  von  hoch- 
stämmigen Lorbeeren,  umgeben  von  niedrigen  Blatt-  und  Blütenpflanzen;  Lorbeer- 
Hochstämme,  garniert  mit  kleineren  Pflanzen,  zeigten  auch  in  geschickter  Weise 
den  Festteilnehmern  den  Weg  über  den  Korridor  und  durch  die  Bibliothek  in 
den  Festsaal  selbst.  Ueberall  hatte  Herr  Fasbender  an  den  Enden  eines 
Ganges  einen  hübschen  Abschluss  aus   einem  grösseren  Arrangement  gebildet 

Die  Hauptschwierigkeit  bot  der  mächtige  Festsaal.  Hier  wurde  Herrn 
Fasbender  nur  ein  Raum  von  einem  einzigen  Meter  Breite  bewilligt,  um  auf 
diesem  sozusagen  ein  hohes  Spalier  aus  Palmen,  Dracaenen  und  anderen  Blatt- 
pflanzen aufzubauen,  welches  den  Saal  in  seinem  hinteren  Teile  quer  durchschnitt: 
denn  bei  der  grossen  Zahl  der  Teilnehmer  musste  selbst  in  diesem  gewaltigen 
Saal  mit  dem  Raum  gegeizt  Averden.  Dabei  sollte  aber  doch  das  Ganze  nicht 
wie  ein  Spalier  aussehen,  sondern  wie  eine  Gruppe,  zumal  in  ihrer  Mitte  die 
Büste  Fontanes  Aufstellung  erhalten  musste.  Trotz  dieser  Schwierigkeiten  ist 
die  Sache  Herrn  Fasbender  wohl  gelungen.  Mächtige  Palmen  und  andere 
Blattpflanzen  waren  dazu  verwendet,  während  einige  hohe  Dracaenen  über  das 
Ganze  hinwegragten  und  ein  wohlthuendes  Verhältnis  der  Höhe  der  Gruppe 
zur  Riesenhöhe  des  Saales  herstellten.  Wir  würden  die  Gruppe  an  den  Seiten 
etwas  niedriger  gehalten  haben,  doch  verbot  sich  das  vielleicht,  weil  hinter 
derselben  die  zahlreichen  Sänger  und  Sängerinnen  des  Philharmonischen  Chors 
Platz  erhalten  und  nicht  gesehen  werden  sollten. 

Geradezu  meisterhaft  war  die  an  der  Fensterwand  des  Saales  aufgestellte 
Rednertribüne  von  Herrn  Fasbender  dekoriert.  An  der  Wand  selbst  ragte  die 
Büste  S.  M.  des  Kaisers    aus   einem  Ilain  von  Palmen  etc.  hervor,   während  zu 


CyAS     Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Meiastomaceen. 

den  Seiten  der  Tribüne  schöne  hohe  Dracaena  Massangeana  und  vor  ihr  eine 
herrliche  Araucaria  excelsa,  alles  umgeben  von  kleineren  Blattpflanzen,  Platz 
erhalten  hatten. 

Sicherlich  hat  die  ganze  Dekoration  ganz  ausserordentlich  mit  zur  feier- 
lichen Stimmung  der  Versammelten  beigetragen,  und  das  ist  ja  das  \'orrecht 
der  stummen  Pflanzen,  dass  sie,  geschickt  gruppiert,  so  tief  zum  Herzen  sprechen. 

L.  W. 


Die  wertvollsten  in  Kultur 
befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Meiastomaceen. 

Von  C.  Salomon.  [Fortsetzung.] 

27.  Melastoraa  candidum  Don  (syn.  macrocarpum  Don  (nicht  Xaud.). 
Heimat:  Südchina,  Formosa,  Hongkong. 
Strauch  mit  stumpf-4 kantigen,  weissgrauen  Asten,  die  jüngeren  Zweige 
und  Blattstiele  mit  kurzen,  dicht  anliegenden  Haaren  bekleidet.  Blattstiel 
V2 — 2  cm  lang;  Blätter  7 nervig,  härtlich,  eitörmig,  zugespitzt,  oben  borstig, 
unten  zottig  behaart,  Vs— i'/j  dm  lang;  Trugdolde  verkürzt,  3— 7blütig;  Kelch 
weissgrau;  Blumenblätter  rosa,  3 — 4  cm  lang. 

In  Kultur  befinden  sich  ferner  noch  M.  decemfidum  Roxb.  (syn.  san- 
guineum  Don,  macrocarpum  x\aud.,  nicht  Don),  denticulatum  Labill.. 
Houtteanum  Naud.,  Malabathricum  L.,  normale  Don  (nepalense  Lodd.), 
polyanthum  Blme.,  Teysmannii  Miqu.,  villosum  Sims  etc. 

28.  Meriania  longifolia  Cogn.  (syn.  Schwerinia  superba  Karst., 
M.  macrantha  Linden  Cat.,  M.  Karstenii  Xaud.,  in  Fl.  d.  Serr.  Taf.  707). 
Heimat:  Venezuela,  Neugranada. 
Strauch  von  iVo— 2  m  Höhe  mit  schwach  4kantigen,  glatten  Ästen;  Blatt- 
stiel 1  —  1 V2  cm  lang;  Blätter  länglich-lanzettlich,  an  der  Spitze  verschmälert, 
am  Grunde  abgerundet,  mit  entfernt  stehenden,  kleinen  Sägezähnen,  8 — 12  cm 
lang,  2'/2 — 4  cm  breit;  Blumenblätter  schön  purpurn,  rundlich  oder  abgestumpft, 
3 — 3V2  cm  lang,  Staubbeutel  zitronengelb. 

29.  Miconia  magnifica  Triana  (syn.  Cyanophyllum  magnilicum  Linden). 

Heimat:  Mexiko. 
Die  bräunlichen  Stengel  dieser  prachtvollen  Blattpflanze  sind  mit  flockiger 
Wolle  bedeckt.  Blätter  i  m  lang,  3—4  dm  breit,  von  drei  gleichlaufenden 
Nerven  durchzogen,  auf  der  Oberseite  schön  sammetgrün  mit  Metallschimmer 
und  lebhaft  hervortretenden  weissen  Mittelnerven  und  hellgrünen  Seitennerven, 
auf  der  Unterseite  tief  purpurviolett. 

30.  Miconia  metallica  Triana  (syn.  Cyanophyllum  metallicum  Xaud.). 

Heimat:  Venezuela. 
Zweige  stumpf-4kantig.  Blattstiel  dick,  1—2  cm  lang;  Blätter  2 '/.2— 3' 2  dm 
lang,  12  —  16  cm  breit,  länglichoval,  mit  abgestumpfter  kurzer  Spitze,  Oberseite 
lebhalt  grün,  5  nervig,  mit  querlaufenden,  verdickten  Seitennerven,  die  Unter- 
seite prachtvoll  blau  schimmernd.  Blüten  weiss,  in  rispig- verzweigten  Trugdolden. 
M.  spectanda  Lind.  (Cyanophyllum  spectandum  Lind.  Cat.)  von  Ost-Peru 
ist  von  M.  magnifica  durch  lang-zugespitzte,  nach  dem  Crunde  zu  mehr  ver- 
schmälerte, glänzend-sammetgrüne  Blätter  verschieden. 


Die  wertvollsten   in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


549 


31.  Miconia  staminea  DC.  (syn.  M.  Teysmanniana  Rgl.  Gartenfl.  1867  Taf.  537. 
Melastoma  discolor  Teysm.,  MelastomaLindenii  hört.,  Melastoma  reticulatumVelL); 

Heimat:  Brasilien,  Paraguay. 
Strauch  von   1 — 2' ^  m  Höhe;  Stengel  und  Aste  zusammengedrückt;  Blatt- 
stiel 1 — 2'/'o  cm  lang.     Blätter  1  —  2  dm  lang,  6 — 10  cm  breit,  länglichoval,  kurz- 
zugespitzt,   am   Grunde    abgerundet,    5  nervig,    oben    glänzend    dunkelgrün    mit 
Metallschimmer,    unten    hellgrün,  gegenständig.       Blütenrispe     1 — 2    dm    lang, 
pyramidenförmig,  reichblütig,  die  einzelnen  Blüten  fast   sitzend:    Blumenblätter 
S — 10  mm  lang,  weiss;  Griffel   12  — 13  mm  lang.     Beere  kugelig,  5  mm  dick. 
32.  Miconia  vittata  Cogn.  in  lUustr.  hört.  Taf.  219  (1876), 
unter    Clidemia    vittata    Lind.    &    Andre    abgebildet    und    beschrieben. 

Heimat:  Ost-Peru. 
Blätter  2  —  3  dm  lang,   12  — 16  cm  breit,  oben  glatt,  dunkelgrün  mit  einem 
breiten  weissen  Längsstreifen  durchzogen,  5  nervig,  unten  weich  behaart.     Blüten- 
rispe endständig.  5 — 6  cm  lang,  gedrungen. 

33.   Monochaetum   hirtum   Triana  (syn.  Grischowia  hirta  Karst.), 

Heimat:  Venezuela. 

Reichblühender,  gegen  1  m  hoher  Strauch;  Aste  stumpf-4kantig,  aschgrau, 
zottigbehaart;  Blattstiel  ^3 — 1  cm  lang  und  dichtbehaart.  Blätter  3 — 5  cm  lang, 
!'._, — 3  cm  breit,  schmal-eiförmig,  7 — 9nervig,  lebhaft  grün.  Blüten  gross, 
purpurrötlich,  langgestielt  in  Trugdolden;  die  grösseren  Antheren  16 — 18  mm 
lang,  die  kleineren   7 — 9  mm  lang. 

34.   Monochaetum  quadrangulare  Triana, 

als  Rözlia  granatensis  Rgl.  abgebildet  in  Gartenflora   1871  Taf.  706. 
Heimat:  Neugranada. 

Schöner,  aufrechter  Strauch  von  1  m  Höhe  und  darüber.  Aste  4kantig. 
behaart.  Blätter  breit-eiförmig,  3 — 6  cm  lang,  1V2 — s'/o  cm  breit,  oben  scharf 
zugespitzt,  am  Grunde  in  den  verkürzten  Blattstiel  übergehend:  die  karminroten 
Blüten  erscheinen  reichlich  im  Herbste  an  verkürzten  Blütenstielen  an  der 
Spitze  der  achselständigen  Trugdolden;  Staubfäden  4  gleichlang  und  aufrecht. 
Kelch  purpurn,  drüsigbehaart. 

Hübsche  Arten  von  Monochaetum  sind  noch:  alj^estre  Xaud.,  als 
M.  ensiferum  in  Bot.  Mag.  Taf.  5132  (nicht  Naud.)  abgebildet;  calcaratum 
Triana  aus  Mexiko,  von  Februar  bis  Ende  März  blühend,  syn.  ensiferum  Linden 
(nicht  Bot.  Mag.),  von  Karl  Koch  in  der  Berl.  Wochenschrift  1860  unter 
M.  CandoUeanum  Xaud.  beschrieben;  M.  Hartwegianum  Naud.  in  Bot.  Mag. 
Taf.  5506  unter  M.  dicranantherum  Triana  (nicht  Naud.)  abgebildet;  M.  Hum- 
boldtianum  Hook.,  in  Bot.  Mag.  Taf.  53O7  abgeb.,  sowie  in  Illustr.  hört.  Taf.  11 
als  umbellatum  Naud.,  pulchrum  Dcne.  von  Mexiko  und  tenellum  Naud. 
von  Guatemala. 

35.  Mo n ölen a  primulaeflora  Hook,  iil., 

abgeb.  Bot.  Mag.  Taf.  5818   (syn.  Bertolonia  primulaeflora  Bull.). 

Heimat:  schattige  Gebirgswälder  von  Peru  u.  Neugranada. 

Kleine  Pflanze  mit  etwas  fleischigen,  benarbten  Stengeln;  Blätter  leder- 
artig, glatt,  breitelliptisch  und  langgestielt,  3 — 5 nervig,  oben  glänzendgrün, 
unten  purpurn,  1— i'/o  dm  lang;  die  Unterseite  des  Blattstieles  gleichfalls 
purpurrot;  der  ganz  glatte,  schlanke    Schaft    trägt    an    der    Spitze    2—3  Blüten 


560 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 


von    2V2    cm    Breite,    kurzgestielt    und    lebhaft    rosenrot    mit    weisser    Mitte; 
Antheren  gelb. 

Kultur  nahe  am  Glas  im  temperierten  Gewächshaus.  • 

36.    Osbeckia  chinensis  L. 
Bot.    Reg.    Taf.   542    (syn.    O.    decora    Wall.    Bot.    Mag.    Tat.   4036). 

Heimat:  Trop.  Asien,  trop.  Australien,  Neuguinea,  China,  Japan. 
Krautartige  Pflanze  mit  5 — 6  dm    hohen,    scharf   vierkantigen,    behaarten 
Stengeln;    Blätter    kurzgestielt,     fast  sitzend,     3  —  5 nervig,    schmal    lanzettlich, 
3 — 6  cm  lang,  2  — 18  mm  breit;  Blüten  kopfig,  Blumenblätter   rotviolett,   10  bis 
16  mm  lang:  Antheren  4 — 6  mm  lang. 

37.   Osbeckia  nepalensis  Hook., 
abgebildet  Bot.  Reg.  Taf.   1475   (syn.  O.  speciosa  Don.  (nicht  hört.). 

Heimat:  östl.  Himalaya  und  Ostbengalen,  Nepal,  Assam. 
Halbstrauch  mit   stumpf-4kantigen,    borstig-behaarten    Asten;    Blätter  fast 
sitzend,  länglich  lanzettlich,  oben  filzig,  unten  zottig.  6 — 15  cm  lang,   1V2 — 5  cm 
breit,   7— Qnervig.     Blüten  in  fast  doldenförmiger  Rispe;  Blumenblätter  purpur- 
rötlich,  gewimpert,  2  cm  lang;  Griffel  kräftig,   1V2  cm  lang. 

38.  Osbeckia  stellata  Don.,  abgeb.  Bot.  Reg.  Taf.  674 
(syn.    O.    speciosa    hört.,    nicht  Don.,    Melastoma    crinitum    Roxb.). 

Heimat;  Nordindien,  Nepal,  China. 
Schlankverzweigter  Halbstrauch  von  1 — 2  m  Höhe  mit  undeutlich  vier- 
kantigen, kurzborstig-behaarten  Asten;  Blattstiel  Vo — 1  cm  lang;  Blätter  länglich- 
lanzettlich,  zugespitzt,  am  Grunde  abgerundet,  oben  kurzstriegelhaarig,  unten 
kleinborstig,  7 — 15  cm  lang,  2 — 5  cm  breit.  Doldenrispe  armblumig;  Blumen- 
blätter rosapurpurn,  gewimpert.  3I0 — 3  cm  lang,  Antheren   13 — 15  cm  lang. 

39.  Otanthera   rubro-limbata   Naud. 

(syn.  Melastoma  rubro-limbatum  I.k.  &  Otto,  abgeb.  in  Icon.  Taf.  41,  Otanthera 

bractecta  Korth.) 
Heimat:  Sumatra,  Neuguinea,  Australien.       > 
Schöner    Strauch    von    '2   m    Höhe    mit    runden,    rotbehaarten    Zweigen; 
Blätter  5  nervig,  herzförmig,  kurzgestielt  und  zugespitzt,  am  Rande    feingekerbt 
und  rotbehaart;   Blüten  in  Afterdolden,  Blumenblätter  Aveiss,  stumpf,    10  Staub- 
fäden von  gleicher  Tange;  Kelche  rot  umsäumt.  ' 
Kultur  gleich  der  von  Sonerila  und  Gravesia. 

40.  Phyllagathis  rotundifolia  Blme., 

abgeb.  Bot.  Mag.  Taf.  5282  (syn.  Melastoma  rotundifolium  Jack.). 
Heimat:  Sumatra,  Malakka  (feuchte  Wälder). 
Ein  schöner,  niedriger  Strauch  mit  rundlich-ovalen,  fast  herzförmigen 
Blättern,  1V2 — 3  dm  lang,  12 — 25  cm  breit,  oben  glänzend  metallschimmernd, 
unten  blasspurpurn;  Blattstiel  5  —  12  cm  lang,  auf  der  Oberseite  langbemähnt; 
Blüten  in  trugdoldenähnlichen  Köpfchen  von  purpurnfarbigen  Deckblättern 
umschlossen;  Blumenblätter  rosa,  unscheinbar,  oval. 

41.  Rhynchanthera  grandiflora  DC. 

Bot.  Mag.  Taf.  öoii   (syn.  Melastoma  grandiflorum  Aubl.  (nicht  Schrank). 
Heimat:  Guiana,  Brasilien,  Kolumbien  (sumpfige  Orte). 
Strauch  von   1  —  i'/g  m  Höhe  mit  zylindrischem  Stamm  und  Ästen:    Blatt- 
stiel 2 — 4  cm  lang;  Blätter  schmal-eiförmig,  kurz  zugespitzt,    am  Grunde   herz- 
förmig, 9rippig,  6 — 10  cm  lang,  3 — 6  cm  breit;    die  ganze    Ptlanze    mehr    oder 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


bbl 


weniger    behaart.      Die    aufrecht    verzweigte    Blütenrispe    entwickelt    sich    im 
Herbst;  Blumenblätter  sehr  schön  violett,    zugespitzt,    2 — 2','o    cm    lang;    Staub- 
fäden rot  mit  goldgelben  Antheren,  Griffel  18  mm  lang. 
42.  Salpinga  margaritacea  Triana 
(syn.  Bertolonia  margaritacea  Bull,  in  Fl.  d.  Serr.  Tat",   lögj). 
Heimat:  Südbrasilien. 
Krautartige  Pflanze  mit  aufwärtssteigenden  Stengeln,  4 — 8  cm  hoch;  Blatt- 
stiel 4—8  cm  lang;  Blätter  oval,  zugespitzt  oder  stumpf  lieh,   am  Grunde  herz- 
förmig,   15 — 18    cm    lang,    10 — 13   cm    breit,    seidenglänzend,    grün    bronziert, 
zwischen  den  Adern  mit  weissen  Flecken  und  periförmigen  Punkten  in  mehreren 
Reihen.     Blüten  gestielt  in  1  dm  langen  verzweigten  Trugdolden.     Blumenblätter 
weiss  mit  rötlichem  Anflug,  10 — 12  mm  lang:  Kelch   glockig,    fast  krugförmig. 
Kultur  gleich  der  von  Gravesia. 

43.  Sonerila  grandiflora  R.  Br.  Bot.  Mag.  Taf.  5354. 
Heimat:  Nilgherrigebirge  (an  Flussufern). 
Aufrechter  Halbstrauch  mit  glatten,  stielrunden  Ästen,  3 — 4  dm  hoch, 
verzweigt;  Blattstiel  1 — 2 1/2  cm  lang;  Blätter  elliptisch-lanzettlich,  zugespitzt, 
am  Rande  gesägt,  3 — 5  cm  lang,  14 — 22  mm  breit.  Die  Blüten  erscheinen  im 
Oktober  und  November  in  einer  starken,  einseitigen  Afterdolde  auf  3  —7  mm 
langen  Blütenstielen;  Blumenblätter  schmal-eiförmig,  zugespitzt,  2  cm  lang,  lila; 
Antheren  9  mm  lang. 

Sehr  schöne  Arten  sind  ferner: 

Sonerila  margaritacea  Lindl.,  Bot.  Mag.  Taf.  5104;  Fl.  d.  Serres 
1856,  Taf.  1126  (syn.  S.  Marnei  Lind.  Illustr.  hört.  23  Taf.  254; 
Hendersonii  I]ull  in  Illustr.  hört.  23  Taf.  230:  margaritacea  fi, 
Ilendersonii  Rgl.  Grtfl.  1877  Taf.  897;  S.  splendens  u.  superba 
hört.). 
S.  picta  Korth.,  speciosa  Zenk.  Bot.  ^lag.  Taf.  502Ö  (syn.  elegans 
Bot.  Mag.  Taf.  4978  (nicht  Wght.);  Bensonii  Hook.  Bot.  Mag.  Taf.  6049: 
orbiculata  Lindl.  u.  solanoides  Xaud.). 

Kultur  wie  bei  Gravesia  u.  Bertolonia.  [Schluss  folgt.] 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Die  neue  Theehybrid-Rose  „Balduin". 

Von  Adam  Hey  dt,  Kunstgärtner. 
Es  war  im  Juni  1898,  als  Peter 
Lambert  in  Trier  zum  erstenmale  die 
von  ihm  gezüchtete  Rosenneuheit 
»Balduin«  ankündigte,  und  ich  war  mit 
einer  der  Ersten,  die  diese  Rose 
erwarben.  Wenn  ich  auch  noch  nicht 
ein  endgültiges  Urteil  fällen  mag,  so 
möchte  ich  doch  einiges  schon  jetzt 
darüber  berichten.  Die  Ptlanzen,  die 
ich  erhielt,  waren  an  und  für  sich  gut 
zu  nennen,  wurden  gleich  in  sorg- 
fältige    Kultur     genommen     und     ent- 


wickelten sich  gut.  :vBalduin*  scheint 
eine  sehr  reichblühende  Sorte  zu  sein, 
die  für  die  Treiberei  als  frühe 
Sorte  wertvoll  Averden  wird,  denn  kaum 
zurückgeschnitten,  treibt  sie  eine  Un- 
menge Blütentdebe. 

Die  Form  der  Blumen  ist  mehr  schalen- 
förmig, fast  kamellienartig,  jedoch 
nicht  ganz  fest;  mir  scheint,  als  wäre 
sie  etwas  flatterig.  Die  Farbe  ist  ein 
Carmoisinrosenrot,  das  jedoch  nicht 
bläulich  wird,  selbst  im  Verblühen  sich 
gut  hält,  was  ich  ganz  besonders  her- 
vorheben will.     Der  Wuchs  ist  ziemlich 


552_ 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


kräftig,  als  Topfpflanze  gefällt  sie  mir 
sehr  gut.  Als  Gartenrose  niedrig 
erzogen  ist  sie  ganz  am  Platze,  weil 
in  dieser  Form  die  prachtvolle  Blume, 
die  ganz  nach  oben  steht,  zur  Geltung 
kommt.  Für  Hochstämme  dürfte  sie 
weniger  passen,  weil  man  dann  den 
Anblick  der  Blumen  nicht  geniesst. 
Von  etwa  zehn  neuen  Sorten,  darunter 
auch  »Baron  von  Kesselstadt«,  welche 
gleichzeitig  zurückgeschnitten  wurden 
und  gleiche  Pflege  erhielten,  war 
»Balduin'<  die  erste,  die  blühte  von 
Remontan  trosen  folgte  »CapitänChristy«. 
Hiernach  dürfte  >'Balduin«  die  früheste 
Treibrose  im  Winter  sein.  Dazu  kommt 
noch,  dass  sie  nicht  zu  hoch  wird, 
was  gerade  für  Topfkultur  wertvoll  ist. 
Als  hervorragendste  Eigenschaften  er- 
wähne ich  den  ununterbrochenen  Flor 
undWiderstandsfähigkeit  gegen  Sonnen- 
hitze. 

Neuheiten  von  Samen  eigener  Züchtung 

oder  Einführung  für  1899 
von    Haage   &   Schmidt    in    Erfurt. 

(Nach  den  Beschreibungen    der  Züchter). 

Chrysanthemum    carinatum    (tricolor)  Chamae- 

leon.  O 

(Hierzu  Abb.  ici.) 

Die    hiermit    zum    ersten    Male    an- 
gebotene   sehr    grossblumige    ^^arietät 


Abb.    10  1. 
Chrysanthemum  carinatum   Chamaeleon. 


Abb.  102.     Coleus,  grossbliltteriger  Zwerg-. 

dieser  zu  Schnittzwecken  so  beliebten 
Sommerblume  wird  mit  Recht  eine 
wohl  allgemein  beifällige  Aufnahme 
finden.  Wenn  die  Blume  im  Stadium 
des  ersten  Blühens  ist,  zeigt  die  Grund- 
farbe der  Strahlenblüten  ein  schönes 
Hellbronze  mit  leuchtend  purpurner 
Zone;  die  schwarzpurpurrote  Scheibe 
ist  von  einem  goldgelben  Kreise  um- 
geben. Nach  einigen  Tagen  verwandelt 
sich  das  Hellbronze  der  Grundfarbe 
in  em  prächtiges  Isabellgelb.  Die  vier 
distinkten  F"ärbungen  jeder  Blüte,  dazu 
die  verschiedenfarbenen  Blumen  einer 
Pflanze  ergeben  ein  reizendes  Farben- 
spiel und  eine  herrliche  Wirkung. 


Coleus,  neuer  grossblätteriger  Zwerg-.  O  Q| 

(Hierzu  Abb.   102.) 

Mit  dieser  Neuheit  bringen  wir  eine 
noch  nicht  bestehende  Rasse  Coleus 
in  den  Handel,  welche,  selbst  wenn 
ausgepflanzt,  nur  15 — 20  cm  Höhe  er- 
reicht. F^ür  Teppichbeete  wird  die 
neue  Rasse  besonders  wertvoll  er- 
scheinen, weil  an  ihr  das  lästige  Zurück- 
schneiden der  Pflanzen  wegfällt,  und 
man  nur  die  kleinen  Blütenstengel  zu 
entfernen  braucht.  Die  Blätter,  deren 
Grösse  der  der  Blätter  der  hoch- 
wachsenden Sorten  fast  gleichkommet, 
sind  meist  schwarzrot  und  rot  mar- 
moriert und  gefleckt.  Constant  aus 
Samen. 

Deiphinium  caucasicum.  üj. 

(Hierzu  Abb.  103.) 

Eine  harte  perennierende  Spezies  mit 
auffallend  schmalen,  wenig  verzweigten 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


553 


Abb.  io3.     Delphinium  caucasicum.     B).  blau. 

langen  Blutenständen  von  über  i  m 
Höhe ;  die  Blumen  variiren  von 
leuchtend  ultramarinblau  bis  blassblau. 

Delphinium  speciosum  trichocarpum.  % 

Reichblühende,  distinkte  Art,  welche 
sich  von  dem  im  vergangenen  Jahre 
von  uns  eingefühlten  D.  speciosum 
glabratum  durch  kräftigeres  Wachstum, 
gedrängtere  Blütenähren  und  eine  mehr 
in  helllila  übergehende  Färbung  der 
Blumen  unterscheidet. 


Eschscholtzia  Douglasii.  Q 

(Hierzu  Abb.  104 ) 

In  der  Grösse  der  Blumen  zwischen 
E.  californica  und  E.  tenuifolia  genau 
die  Mitte  haltend,  ist  diese  californische 


Abb     104.     Eschscholtzia  Douglasii.     ßl.  gelb. 


Abb. 


Gaillardia  graiidiflora  compacta. 


Spezies  hauptsächlich  wegen  ihres 
ausserordentlich  frühen  Blühens  zu 
empfehlen ;  denn  mit  den  anderen 
Sorten  zugleich  gesäet,  gelangt  sie  volle 
14  Tage  früher  als  diese  zur  Blüte. 
Die  Blumen  sind  von  rein  goldgelber 
Farbe  mit  etwas  dunklerer  Mitte,  die 
Belaubung  ist  graugrün  und  sehr  fein. 


Gaillardia  grandiflora  compacta.  D\ 

(Hierzu  Abb.   105.) 

Unter  den  Avinterharten  perennieren- 
den Pflanzen,  die  zur  Schnittblumen- 
gewinnung kultiviert  werden,  sind  wohl 
die  Gaillardien  besonders  zu  empfehlen. 
Die  neue  gedrangen  wachsende  und 
dabei  einen  runden  Busch  bildende 
Varietät,  die  wir  hiermit  anbieten,  wird 
30 — 40  cm  hoch  und  trägt  ihre  lang- 
gestielten   Blumen    ganz    aufrecht.     In 


Abb,   106.     Gerardia  hvbrida. 


554^ 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Fülle  des  Farbenspiels  steht  sie  den 
hochwachsenden  Sorten  nicht  nach, 
im  Blütenreichtum  ist  sie  ihnen  über- 
legen, denn  die  Pflanzen  blühen  un- 
unterlDrochen  vom  Juni  bis  zum  Spät- 
herbst. 

Geranium  grandiflorum.  Q|_ 

Auffallend  schöne  Spezies  mit  grossen 
tiefultramarinblauen  Blumen,  die  stets 
paarweise  im  Mai  und  Juni  erscheinen. 
Vollständig  winterhart. 

Gerardia  hybrida.   O  % 

(Hierzu  Abb.  106.) 

Aus  einer  Kreuzung  zwischen  G.  lini- 
folia  und  Pentstemon  pulchellus  erzielt, 
sind  diese  Hybriden  ebenso  leicht  als 
einjährige  Pflanzen  zu  kultivieren,  wie 
die  Pentstemon -Plybriden.  Sie  bilden 
40 — 60  cm  hohe  Büsche,  die  von  Juli 
bis  Herbst  mit  Pentstemon  ähnlichen, 
in  allen  Farben  von  hellrosa  bis  dunkel- 
violett variierenden  Blumen  reich  be- 
setzt sind. 

Helianthiis  cucumerifolius  „Orion".  O 

iHierzii  Abb.   107.) 

Es  gereicht  uns  zur  Befriedigung, 
unter  diesem  Xamen  eine  uns  weiterer 
Verbreitung  wert  scheinende  neue 
Varietät  des  von  uns  so  erfolgreich 
eingeführten  Helianthus  cucumerifolius 
., Stella'-  dem  Handel  übergeben  zu 
können.  Sie  hat  das  Merkmal  gedrehter 
Blumenblätter,  wie  sie  sich  an  den 
echten  Cactus  -  Dahlien  zeigen,  und 
eignet  sich  ganz  vorzüglich  fürBinderei- 
zwecke. 


Abb.  107.     Helianthus  cucumerifolius  „Orion". 


Abb.    !o8.     Mimulus  gracilipes.     Bl.   karminrot. 
Mimulus  gracilipes.  (^ 

I Hierzu  Abb.   loS.) 

Eine  sehr  distinkte,  15 — 20  cm  hohe 
Spezies  aus  Californien  mit  lanzett- 
förmigen hellgrünen  Blättern  und  2 '/2  cm 
im  Durchmesser  haltenden  Blumen. 
Die  letzteren  sind  von  reizender,  in 
der  Klasse  der  Mimulus  seltener 
Färbung,  nämlich  hellkarmin  mit 
dunkelkarmin  Flecken  auf  den  Ober- 
lippen und  weissem,  karmin  geädertem 
und  punktiertem  Schlund. 


Papaver  nudicaule  sulphureum.  O  21. 

(Hierzu  Abb.   ioq.) 

Mit  dieser  Neuheit  reihen  wir  eine 
hellschwefelgelb  blühende  \'arietät  des 
einen  fast  ununterbrochenen  Flor  ent- 
wickelnden niedrigen  Mohn  ein.  die 
als     Blütenpflanze     sowohl,      wie     zur 


Abb.  loq.    Papaver  nudicaule.    Bl.  schwefelgelb. 


Kleinere  Mitteilungen. 


555 


Abb.    110.     Viola  cornuta  Papilio.    Viol^tlila. 

Binderei     als     gleich     empfehlenswert 
sich  erweisen  wird. 


Viola  cornuta  Papilio.  O  % 

'  Hierzu  Abb.    i  lo.) 

In  der  Fonn  der  Blüte  der  Spezies 
V.  cornuta  ähnlich,  zeichnet  sich  diese 
neue  Varietät  durch  doppelt  so  grosse, 
locker  gebaute  Blumen  und  üiDpigeres 
Wachstum  aus.  Die  Farbe  ist  ein 
schönes  Violettlila  mit  kleinerem, 
dunklem  Auge  an  der  Basis.  Prächtige 
Frühlings  -  Teppichbeetpllanze  von 
grossem  Effekt.     Constant    aus  Samen. 


Neuheiten  von  Gemüse. 

Stangenbohne,  Korbfüller-Wachs-. 

(Hierzu  Abb.   1 1 1.) 

Entstanden    aus   der    bekannten  und 
mit     Recht     beliebten      orünschotisren 


Abb.    II 


1.  Stangenbohne,  Korb- 
füller-Wachs-. 


2.  Stangenbohne,    blau- 
schotige  Schlachtschwert- 


Slangenbohne,  besitzt  diese  neue  Sorte 
dieselben  guten  Eigenschaften  in  Bezug 
auf  Frühe  und  reichen  Ertrag.  Sie 
bringt  25 — 30  cm  lange,  sehr  fleischige, 
wachsgelbe  Schoten,  welche  ganz  ohne 
Fäden  und  von    feinster  Qualität  sind. 


Stangenbohne,    blauschotige   Schlachtschwert-. 

I  Hierzu  Abb.  1 1 1.) 

Eine  interessante  und  wertvolle  neue 
Sorte  mit  blauen,  dickfleischigen 
Schoten,  welche  in  Länge  und  Breite 
denen  der  besten  grünschotigen 
Schlachtschwertbohnen  nicht  nach- 
stehen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Kulturarbeiten  der  Regierung  in 
West-Usambara. 

Die  Kulturarbeiten  der  Regierung  in 
West-Usambara  verdienen  ein  gewisses 
Interesse,  da  hier  augenscheinlich  mit 
bedeutenden  Mitteln  und  in  fachkundiger 
Weise  vorgegangen  wird.  In  West- 
Usambara  im  Thalkessel  von  Rusotto 
ist  das  Städchen  des  Bezirksamtes 
West-Usambara  im  Entstehen  begriffen, 
das  vom  Gouverneur  den  Namen 
Wilhelmsthal  erhalten  hat.  Ein  Missionar 
schildert  den  Eindruck  folgendermassen: 


Der  Ort  selbst  ist  in  regelmässigem 
Viereck  mit  sauberen  breiten  Strassen 
und  sehr  netten  Fläusern  angelegt 
worden.  Am  Eingange  des  Orts  macht 
eine  Tafel  in  den  Reichsfarben  mit  den 
Worten:  »Kais.  Bezirksamt  W.-Usam- 
bara  -  Wilhelmsthal '<  gleich  deutsch 
anheimelnd  auf  die  Bedeutung  des 
Platzes  aufmerksam.  Ueberall  waren 
die  Spuren  deutschen  Fleisses  und 
deutscher  Arbeit  zu  merken.  Hier  ein 
weiter.geräumiger.schon  geebneter  Platz 
für    das    neue    Amisgebäude,    daneben 


56Ö_ 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


ein  mächtiger  Ziegelschuppen  und  ein 
Ziegelofen.  Alle  Gewässer  waren  in 
Gräben  abgeleitet  und  zu  ihren  Seiten 
sahen  wir  die  Schamben  der  Askaris 
sowie  einen  wohlgepflegten  Gemüse- 
garten mit  allerlei  schönen  Gemüsen 
und  Kartoffeln!  Wenn  man  bedenkt, 
dass  all  das  vor  wenigen  Monaten  noch 
undurchdringliches  Dickicht  war,  so 
muss  man  wirklich  staunen,  w^as  hier 
in  der  kurzen  Spanne  Zeit  von  dem 
Gründer  der  Station,  Premierleutnant 
Y.  Stuehmer,  und  seinem  Gehilfen 
geleistet  worden  ist. 

Ueber  die  landwirtschaftliche  Ver- 
suchsstation Kwai  schreibt  derselbe 
Beobachter: 

Das  war  aber  etwas  fürs  Auge  eines 
Landwirts:  Deutsche  Bauernhäuser, 
Scheunen  und  Ställe  grüssten  uns  schon 
von  weitem  mit  dem  Rot  ihrer  Ziegel 
und  Dächer,  Aehren  deutschen  Korns 
nickten  im  Winde  und  gar  der  Blumen- 
garten vor  dem  Hause  mit  all  den 
schönen  Rosen,  Stiefmütterchen,  Nelken 
u.  s.  w.  war  meiner  Frau  besondere 
Freude.  Es  muss  berufenen  Leuten 
vom  Fach  überlassen  werden,  den  Wert 
der  Station  Kwai  zu  beurteilen.  Ver- 
suche sind  nicht  nur  mit  allen  Ge- 
wächsen deutscher  Landwirtschaft  ge- 
macht worden,  sondern  auch  mit  allen 


Arten  tropischer  Kultur  und  Pllanzen. 
So  viel  wir  bei  unserem  Rundgange 
beurteilen  konnten,  sind  sie  ohne  Aus- 
nahme bestens  geglückt.  (V.  Z.) 

Preisgekrönte  Dekorationen. 

Das  am  2.  Oktober  tagende  Preis- 
gericht des  neu  ernannten  Dekorations- 
ausschusses, bestehend  aus  den  Herren 
Kgl.  Obergärtner  Habermann,  \'or- 
sitzender  des  Ausschusses,  Schrift- 
steller O.  Cordel,  städt.  Gartenbau- 
inspektor A.  Fintelmann  und  Hof- 
lieferant J.  F.  Loock,  hat  beschlossen 
zu  verleihen: 

1)  eine  grosse  silberne  Medaille  dem 
Herrn  FI.  Fasbender,  Schönhauser 
Allee  21,  für  seine  Dekoration  des 
Festsaales  im  Rathause  bei  Ge- 
legenheit des  Fontane-Feier; 

2)  desgl.  dem  Herrn  A.  Janicki, 
Grunewaldstrasse,  für  seine  Deko- 
ration der  Hedwigskirche  bei  der 
Totenfeier  für  Ihre  Majestät  die 
I\aiserin  Elisabeth  A^on  Oester- 
reich  und  für  frühere  vom  Aus- 
schuss  besichtigte  Dekorationen; 

3)  desgl.  dem  Herrn  W.  Wendt. 
Ilasenhaide,  für  seine  FJekorationen 
der  Innenhöfe  des  Hotels  Savoy 
und  des  Motels  Bristol. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Dalilien-Ausstellung  in  Magdeburg, 
6./7.  Sept.  1898. 

E)ie  Deutsche  Dahlien-Gesellschaft 
hielt  ihre  erste  Ausstellung  Anfang 
September  im  Fürstenhofe  zu  Magde- 
burg ab.  Von  den  hierbei  vertretenen 
hervorragendsten  Dahlien  -  Züchtern 
nennen  wir:  Goos  &  Köhnemann- 
Xieder-Walluf.  Halbentz  &  Engel- 
mann-Zerbst,  Daiker  &  Otto-Langen- 
weddingen,  Hey  neck- Cracau-Magde- 
burg,  S  ch  Avigl  e  w  s  k  i  -  Carow, 
Kohlmannslehne  r  &  Sch\\'enke- 
Schöneberg,  E.  Grass  -  Mariendorf, 
Bornemann-Blankenburg,  Köhler  & 
Rudel- Altenburg,  Gebhardt  &  Co.- 
Ouedlinburg,  Zimmermann- Roitzsch 
u.  a.  m.  Die  Einsendungen  (nur  in  ab- 
geschnittenem Zustande)  dieser  Firmen 
bedeckten  allein  viergrosseTafeln,indess 
auf  zwei  weiteren    noch  die  Dahlie  in 


Arrangements  und  Binderei -Artikeln 
Aufstellung  gefunden  hatte.  Weder  die 
Aussicht  auf  besondere  Belohnung, 
noch  die  Erwartung  auf  Preisrichter- 
Urteile  hatten  die  Aussteller  zusammen- 
gerufen, denn  es  gab  hier  weder  das 
Eine  noch  das  Andere.  Einzig  und 
allein  das  Interesse  zur  Sache  selbst, 
die  Vollkommenheit  der  Dahlie  dem 
Publikum  zu  zeigen,  bildete  den  An- 
trieb. Und  als  Hauptgegenstand  konnte 
man  sowohl  ausgedehnte  Sortimente 
wie  andererseits  grössere  oder  kleinere 
Sammlungen  von  Neuzüchtungen  hier 
kennen  lernen.  Um  letzteren  Punkt 
in  Kürze  zu  erledigen,  nennen  wir  als 
betr.  Züchter  nur:  W.  Tölkhaus- 
Broxten  b.  Venne,  Goos  cV:  Köhne- 
mann  -  Nieder  -  Walluf,  S chAv ig- 
le wski- Carow,  E.  Grass -Mariendorf, 
O.  Meyer-Tecklcnburg,  Bornemann- 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


bbl 


Blankenburg  u.  s.  w.,  unter  deren 
sonst  verschiedenartig  gestalteten  Er- 
rungenschatten ein  dunkler  Farbenton 
wie  eine  mittlere  Grösse  der  Blume 
(Cactusform)  vorherrschten.  Neben  den 
Neuheiten  für  1899,  wie  HohenzoUern 
(Goldkrone)  ,  dunkelnankinggelb  , 

Britania,  desgl.  Färbung  mit  violetter 
Unterseite  der  Fetalen,  Ruby,  Scharlach, 
Keynes  White,  strahlend  rein  weiss, 
The  Night,  dunkelbraunschwarz,  geben 
jene  Neuzüchtungen  den  Ton  der 
heutigen  Geschmacks-  bezw.  Zucht- 
richtung an.  Namentlich  haben  wir 
in  W.  Tölkhaus  einen  hervor- 
ragenden Züchter  kennen  gelernt 
und  diese  deutsche  Leistung  ist  mit 
doppelter  Freude  zu  begrüssen,  weil 
auch  noch  bei  der  jetzigen  freien 
Meinungsäusserung  seitens  des  Publi- 
kums den  englischen  Züchtungen  die 
meisten  Stimmen  zufielen.  Die  Ge- 
sammterscheinung  im  Zusammenhang 
mit  den  Interessenkreisen  berechtigten 
wohl  zu  der  Annahme,  dass  die  Dahlien- 
züchtung, heut  noch  in  der  Entwicklung 
begriffen,  für  unsere  Kultur  der  Mode- 
blumen von  ganz  besonderer  Bedeutung 
ist  und  vor  allem  auch  bei  uns  daheim 
noch  mehr  gepflegt  werden  muss. 
Durch  das  Eintreten  einer  Sonder- 
Gesellschaft  für  diese  Blumenart  steht 
zu  hoffen,  dass  deutsche  Kultur  in 
Spezialfächern  mehr  und  mehr  Ansehen 
und  Bedeutung  gewinne.  Nicht  immer 
und  in  jedem  Falle  lassen  die  Vor- 
nahmen bei  den  betr.  Betruchtungen 
klar  bewusste  Ziele  erkennen  —  der 
, .Zufall"  spielte  bisher  noch  eine  zu 
wesentliche  Rolle.  Es  würde  eine 
wenn  auch  keineswegs  leichte  und  ein- 
fache, so  doch  desto  dankbarere  Aufgabe 
für  die  Leitung  des  Dahlien-Vereins 
sein,  versuchte  sie  hierin  Wandel  zu 
schaffen,  d.  h.  in  klaren  Hinweisen  die 
Richtung  anzudeuten,  innerhalb  deren 
der  deutsche  Züchter  zunächst  seine 
Hauptbestrebungen  betrelTs  Vervoll- 
kommnung der  Dahlien-Blumen  auszu- 
führen habe.  Es  gehört  dahin  gleich- 
zeitig die  Präzisierung,  was  man  unter 
diesem  oder  jenem  Typus  zu  verstehen 
habe.  Andererseits  würde  man  in 
diesen  Bestrebungen  seitens  des  Publi- 
kums eine  wesentliche  Unterstützung 
erfahren,  wollte  man  demselbenbessere 
Gelegenheit  zurEinsicht  in  blumistische 
Schätze  (hier  der  Dahlie)  gewähren. 
Wie    auf  allen  Gebieten  menschlichen 


Strebens  da  nur  erst  von  einem  Fort- 
schritt gesprochen  werden  kann,  wo 
man  mit  Hilfe  eingehenden  Nach- 
denkens zu  bestimmten  Resultaten  ge- 
langt ist  und  das  Wesentliche  dieser 
Resultate  durch  allgemein  gehaltene 
Mitteilungen  dem  Publikum  ver- 
ständlich zu  machen  bemüht  bleibt, 
so  bieten  namentlich  auch  unsere 
Sonder  -  Ausstellungen  Gelegenheit, 
öffentlich  Zeugniss  abzulegen.  Das 
Interesse  des  Laien  setzt  erst  dann 
wirksam  ein,  sobald  derLaie  allgemein- 
verständlich gefasste  Erläuterungen  zu 
einer  solchen  Ausstellung  erhält.  An 
der  Hand  dieser  Erklärungen  vermag 
er  sich  das  W^ichtigste  wohl  einzu- 
prägen und  mit  dem  Schatz  des  Er- 
kennens  hält  das  Interesse  gleichen 
Schritt.  Jede  derartige  Ausführung 
seitens  einer  Ausstellungsleitung  trägt 
ihren  W^ert  in  sich,  trägt  damit  zum 
allgemeinen  Ansehen  des  betr.  Standes 
bei.  Unter  der  jetzigen  Leitung  des 
Vereins  ist  die  wohlberechtigte  Hoffnung 
vorhanden,  dass  man  nicht  ablasse, 
immer  Besseres  zu  erreichen,  und  da- 
her rufen  wir  ihm  ein  herzliches 
»Glück  auf«  zur  IL  Dahlien  -  Aus- 
stellung zu!  Hoff  mann. 


St.  Petersburg.  Internationale 
Gartenbau-Ausstellung  vom  17.  bis 
27.  Main.  St.  1899.  Die  Vorbereitungen 
sind  in  vollem  Gange.  Aus  Holland 
sind  bereits  Blumenzwiebeln  ein- 
getroffen, die  in  Petersburg  kultiviert 
werden  sollen.  Die  sächsischen  Handels- 
gärtner, allen  voran  T.  J.  Seidel- 
Dresden,  werden  sich  lebhaft  beteiligen, 
desgleichen  auch  die  Hamburger 
Gärtner.  Wegen  der  Ehrenpreise, 
Fracht-  und  Reisevergünstigungen 
werden  später  nähere  Mitteilungen  er- 
gehen. Von  dem  Programm,  das  ver- 
griffen war,  ist  jetzt  wieder  eine  grosse 
Zahl  eingegangen  und  stehen  diese 
unsern  Lesern  zur  Verfügung. 

Hannover,  Grosse  Chry- 
santhemum-Ausstellung. 6.  bis 
13.  November.  Anmeldungen  an  Herrn 
Stadt.  Gartendirektor  Trip,  Leinestr.  11. 


Chemnitz.  Chrysanthemum- 
Ausstellung  des  Erzgebirgischen 
Gartenbau- Vereins  im  November.  Be- 
teiligung nur  für  Vereinsmitglieder 
gestattet. 


55l 


Litteratur. 


Litteratur. 


Musterblätter  der  Rindekunst 
von  J.  Olbertz-Erfurt  1898.  Einem 
lange  gefühlten  Bedürfnis  hat  die 
ebenso  rührige  wie  kunstsinnige 
Verlagshandlung  J.  Olbertz  in  Erfurt 
durch  die  Herausgabe  dieser  Muster- 
blätter abgeholfen.  Sehr  vielen  Bindern 
werden  diese  Blätter  eine  willkommene 
Gelegenheit  bieten,  die  eigenen  Ideen 
zu  vervollständigen  und  zu  neuen  Zu- 
sammenstellungen anzuregen. 

Die  Blätter,  die  zum  grössten  Teil 
nach  wirklich  vorhandenen  uatürlichen 
Zusammenstellungen  reproduziert  zu 
sein  scheinen,  sind  in  geradezu  glänzen- 
der Technik  wiedergegeben,  sodass  es 
jedem  möglich  ist,  jede  einzelne  Blume, 
jedes  Blatt  genau  zu  erkennen.  Aber 
nicht  nur  die  Technik  ist's,  die  uns 
Beifall  abringt,  nein,  auch  die  natür- 
lichen Originale  zeugen  von  einem  feinen 
Geschmack,  den  die  Verlagshandlung 
bei  Auswahl  derselben  entwickelte. 

Die  Kollektion  ist  eine  umfangreiche 
und  berührt  fast  alle  Zweige  der  Binde- 
kunst, die  für  Freude  und  Leid  von  den 
Blumengeschäften    gewünscht   werden. 

Es  würde  überflüssig  sein,  eine  Serie 
besonders  herauszugreifen,  weitaus  der 
grösste  Teil  wird  jeden  Fachmann 
erfreuen. 

Vielleicht  bringt  die  Verlagshandlung 
bei  einer  nächsten  Gelegenheit  einmal 
das  zwar  umfangreiche,  aber  sehr  dank- 
bare Gebiet  der  Kotillons  zur  Dar- 
stellung, wir  glauben,  es  würde  vielen 
recht  willkommen  sein.      A.  Thiel. 


Albert  Maumene.  Des  styles  et 
des  genres  de  l'ornamentation  des 
jardins  et  leur  application  (Sonder- 
abdruck a.  d.  Journal  d.  1.  Soc.  nat. 
d'hort.  de  France.)  Der  Verfasser 
giebt  sehr  viele  interessante  An- 
regungen und  neue  Gesichtspunkte. 


A.  Engler,  Beiträge  zur  Kenntnis 
der  Araceae.  VIII.  15.  Revision  der 
Gattung  Anthurium  Schott.  Leipzig, 
Wilh.  Engelmann,  1898.  (Separat- 
abdruck aus  Engler,  Bot.  Jahrbücher, 
XXV.  Bd.,  3.  Heft,  p.  351—476.)  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.    Dr.   Engler,    Direktor 


des  Kgl.  Bot.  Gartens  Berlin,  der  beste 
Kenner  der  Araceae,  hat  die  ganze 
Familie  1879  io  de  Candolles  Suites 
au  Prodromus  Bd.  II  bearbeitet,  seitdem 
aber  zahlreiche  Nachträge  gegeben 
und  bietet  in  dem  vorliegenden  Heft 
seiner  Jahrbücher  eine  auch  dem 
Gärtner  höchst  willkommene  Arbeit, 
weil  sie  sich  auf  die  so  beliebte  Gattung 
Anthurium  bezieht.die  nebstPhiloden- 
dron  zu  den  artenreichsten  innerhalb 
der  Familie  gehört.  Er  hebt  hervor, 
dass  die  von  Schott  und  früher  auch 
von  ihm  selbst  befolgte  Begrenzung 
der  Sektionen  nach  der  Blattform  eine 
unnatürliche  ist,  da  das  Blatt  sehr 
variiert,  dass  dagegen  die  Form  der 
Frucht  innerhalb  einer  Sektion  sich 
wenig  ändert.  Es  empfiehlt  sich  daher, 
dass  die  Sammler  auch  Früchte  ein- 
legen, und  zwar  in  Alkohol  oder 
Formol  etc. 

Er  teilt  die  Gattung  in  17  Sektionen. 
Die  ersten  3  haben  fast  immer  zwei 
Samenanlagen  in  jedem  der  drei  Frucht- 
knotenfächer, die  übrigen  nur  eine. 
Viele  neue  Arten  sind  beschrieben 
und  am  Schluss  ist  eine  interessante 
Schilderung  der  ganzen  Verbreitung 
der  einzelnen  Sektionen  gegeben. 

Anthurium  Dechardi  Andre  ist  kein 
Anthurium.  sondern  Spatyphyllum 
cannaefolium  (Curt)  Schott,  A.  flori- 
bundum  Lind,  et  And.  ist  Spatyphyllum 
floribundum  (L.  et  A.)  X".  E.  Br. 

L.  W. 

H.  L  i  n  d  e  m  u  t  h  ,  Königl.  Garten- 
inspektor und  Lehrer  an  der  landwirt- 
schaftlichen Hochschule  in  Berlin. 
Bedeutung  des  Obstbaues  insbesondere 
auf  Landgütern  und  grossen  Flächen. 
Lebensweise  und  Bekämpfung  einiger 
der  schädlichsten  Obstbaumfeinde.  Die 
San  Jose-Schildlaus.  Sonderabdruck 
aus  den  Xr.  393,  395  und  397  der 
»Voss.  Ztg.«,  Berlin  1898.  Der  Ver- 
fasser regt  in  warmen  Worten  zur 
Massenproduktion  des  Obstes  an,  damit 
man  auch  Obst  zu  verfrachten,  zu  ver- 
handeln und  zu  verwerten  habe.  Be- 
züglich der  San  Jose-Schildlaus  teilt 
er  nicht  die  Befürchtungen,  die  von 
manchen  Seiten  ausgesprochen. 


Gewerbliche  Angelegenheiten.  —  Preisverzeichnisse.  —  Personal-Nachrichten.  ccn 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Schutzzoll. 

Eine  von  über  500  Gärtnern  besuchte 
Versammluno;  in  Köln   am    2.  Oktober 


nahm  mit  allen  gegen  26  Stimmen  eine 
Resolution  zu  Gunsten  eines  Schutz- 
zolles an. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Gebrüder  Ketten,  Luxemburg, 
Rosenkatalog,  Herbst  1898  bis  1899. 
Dieses  sehr  ausführliche  Ver- 
zeichnis giebt  auch  die  Beschrei- 
bungen der  Hauptgruppen  und  der 
Sorten  sehr  eingehend.  —  Fred'k 
W.  Kelsey.  150  Broadway  New- York 
N.  41.  Selected  hardy  trees,  shrubs 
bulbs  and  plants  lor  autumn  planting. 
Enthält  viele  interessante  Gehölze  etc. — 
Verkaufsverzeichnis  der  Obst-  und 
Gehölzbaumschulen  des  National- 
Arboretum  und  Alpengarten  Zöschen 
bei  Merseburg.  Wie  immer  sehr 
reich  an  Arten.  Haage  &  Schmidt, 
Erfurt,  Neuheiten  1899.  —  G.  Platz 
&  Sohn,  Erfurt,  desgl.  —  Martin  Gras- 
hoff, Quedlinburg,  desgl.  =  Auguste 
Chautin  (vormals  H.  Jamain)  83  rue 
de  TAmiral  Mouchez,  Paris,  La  Glaciere, 
Plantes  de  serre.  et  de  plein  air,  Lilas 
ä  forcer  cultives  en  pot.  (Treibflieder 
in  Töpfen  kultiviert.)  Auch  viele  Sorten 


Orangen.  —  Peter  Lambert,  gross- 
herzogl.  bad.  Hoflief..  Trier,  Rosen- 
und  Baumschulartikel,  das  Rosen- 
verzeichnis ist  sehr  ausführlich  und 
enthält  auch  die  allerneuesten.  — 
B.  Müllerklein,  Karlstadt  a.  iMain, 
1898/99.  Katalog  der  150  Morgen 
grossen  Baumschule,  gut  geordnet,  mit 
genauen  Beschreibungen  der  Obstsorten, 
Coniferen  etc.  —  Bernard  Vaude- 
velde  in  Wetteren,  Boschkant  bei 
Gent.  Catalogue  des  arbres  fruitiers, 
rosiers,  arbres  d'ornement,  Coniferes. 
Rhododendron  et  Azalees  de  pleinture. 
—  R.  Tanoi,  Gardener  in  Plordicho, 
Yokohama,  Japan.  General-Catalogue 
of  plants,  bulbs,  seeds  etc.,  ein  sehr 
interessanter  Katalog,  und  andere  viele 
Lilien,  Bambus  etc.  —  J.  Döppleb, 
Erfurt,  Meuheiten.  —  Pomologisches 
Institut  Reutlingen  (Besitzer  Fr. 
Lucas).  Kern- u.  Schalenobst,  Beeren- 
obst, Werkzeuo^e,  Bücher  u.  Sämereien. 


Personal-Nachrichten. 


Dem  Direktor  des  Botanischen  Gar- 
tens, Professor  Dr.  Zacharias,  Vor- 
sitzender des  Gartenbauvereins  für 
Hamburg,  Altena  und  Umgegend,  ist 
anlässlich  der  grossen  Gartenbau-Aus- 
stellung daselbst  1897  der  siamesische 
Kronenorden  4.  Klasse  und  das  Offizier- 
kreuz des  französischen  Ordens  pour 
merite  agricole  verliehen. 


Garten-Inspektor  Radike  f.  In 
einem  Eisenbahnwaggon  auf  der  Fahrt 
von  Oliva  nach  Zoppot  starb  am 
26,  Sept.  Nachmittags  plötzlich,  wahr- 
scheinlich am  Herzschlage,  der  königl. 
Garten-Inspektor  Herr  Julius  Radike, 
Verwalter  des  königl.  Schlossgartens 
zu    Oliva.       Herr    R.,    trotz   seiner  ca. 


70  Lebensjahre  ein  noch  sehr  rüstiger 
Mann,  hatte  in  voller  Frische  den  um 
4,19  Nachmittags  Oliva  passierenden 
Lokalzug  bestiegen  und  die  Fahrt  nach 
Zoppot  in  einem  offenen  Abteil  eines 
Vorortwagens ,  in  dem  sich  kein 
weiterer  Passagier  befand,  angetreten. 
Als  der  Zug  längst  in  Zoppot  hielt, 
fand  man  ihn  dort  als  Leiche  in  halb 
liegender  Stellung.  Er  schien  plötz- 
lich während  der  Fahrt  zusammen- 
gesunken zu  sein.  Der  Wagen  mit 
der  Leiche  wurde  nun  ausgesetzt  und 
blieb  bis  zu  der  ärztlichen  und 
polizeilichen  Leichenbesichtigung  am 
Güterboden  stehen.  —  Der  so  jäh 
Dahingeschiedene  hatte  seine  gärtne- 
rische Ausbildung  in  den  königl.  Hof- 


56o 


Berichtigung.  —  Tagesordnung. 


gärten  zu  Potsdam  erhalten  und,  nach- 
dem er  sich  dann  noch  etwas  in  der 
Welt  umgesehen  ,  zu  Anfang  der 
1850er  Jahre  in  Danzig  eine  Kunst-  und 
Handelsgärtnerei  auf  Neugarten  —  auf 
einem  der  jetzt  vom  Diakonissen- 
Krankenhause  eingenommenen  Grund- 
stücke —  etabliert.  Sofort  begann  er 
für  die  Hebung  und  Förderung  der 
Gartenkultur  in  unserer  Stadt  und 
Provinz  eifrig  zu  wirken,  und  wesent- 
lich seiner  Initiative  verdankt  der 
hiesige  Gartenbau-Verein  die  zu  jener 
Zeit  erfolgte  Begründung  sowie  manche 
erspriessliche  Anregung.  Zu  Anfang 
der  1860er  Jahre  errichtete  Radike 
in  dem  hinteren  Theile  seines  Gartens 
ein  Sommertheater  für  Schauspiel, 
Lustspiel  und  Posse,  das  er  einige 
Jahre  selbst  leitete,  dann  aber  wegen 
Ungunst  des  finanziellen  Erfolges  auf- 
gab. Nachdem  er  inzwischen  noch 
das  Stadttheater  zu  Elbing  und  ein 
anderes  Theater  geleitet,  wandte  er 
sich  wieder  seinem  ursprünglichen 
Berufe  zu  und  entfaltete  nun  namentlich 
als  Landschaftsgärtner  in  kunstvollen 
Entwürfen,  I^eitung  neuer  Anlagen  etc. 
eine  weitreichen  de  rühm!  icheThätigkeit, 
bis  um  die  Aditte  der  1880er  Jahre 
durch  Schondor f f s  Tod  die  Stelle  des 
königl.  Garten-Inspektors  zu  Oliva  zur 


Erledigung  kam  ,  auf  welche  nun 
Radike  berufen  wurde.  Was  die 
pflegende  Hand  des  kenntnisreichen 
Hortikulturisten  dem  Olivaer  Garten- 
paradiese gewesen,  weiss  jeder  der 
Tausende  von  regelmässigen  Besuchern 
desselben.  Radikes  Leben  und  eifriges 
Schaffen  haben  ihn  mit  den  weitesten 
Kreisen  in  Stadt  und  Provinz  in  nähere 
Verbindungen  gebracht,  aber  auch 
darüber  hinaus  ist  sein  Name  bekannt; 
wird  sein  Wirken  anerkennend  ge- 
schätzt. Ununterbrochen  gehörte  er 
als  thätiges  Mitglied  dem  Gartenbau- 
Verein  an,  war  er  in  Wort  und  Schrift, 
mit  Rat  und  That  für  die  Gartenpflege 
bemüht.  So  erteilte  er  auch  in  dieser 
Zeitung  den  Gartenbesitzern  allmonat- 
lich seine  praktischen  Ratschläge  und 
gab  ihnen  in  Vorträgen  und  Feuilleton- 
berichten über  seine  Studien  in  fernen 
Ländern  nützliche  Fingerzeige.  Ein 
rastloses,  nützliches  Leben  ist  plötzlich 
zur  Rüste  gegangen;  Auge,  Herz  und 
Gemüt  zu  erfreuen,  hat  er  ein  halbes 
Jahrhundert  lang  fast  ausschliesslich 
gestrebt.  An  seinem  Grabe  steht 
trauernd  der  Genius  des  Schönen,  sein 
Andenken  aber  schmückt  dauernd  die 
Natur  mit  veredelten  Erzeugnissen. 

(Danziger  Zeitung.) 


Berichtigung. 


In    der    Beschreibung     der    Trauer-  1  von   oben    soll    es    statt    Michelangelo 
dekoration    zu    Ehren    des    Herrn  von      heissen  Michel  Loock. 
Pommer  Esche   Heft  19    S.  517    ZI.   14  | 


Tagesordnung 


für  die 

852,  Versammlung  des  Vereins  z.  BeförJeruno  i  Gartenbaues  i.  i  pr.  Staaten. 

Wegen  der  Landtagswahlen   findet  die  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung    des  Garten- 
baues nicht  am  Donnerstag  den   27.  statt,  sondern  am 

OH^    Freitag,    den    28.    Oktober    1898,    6    Uhr,    "^KQ 

im  grossen  Hörsaal  der  Königl.  landw.  Hochschule,  Invalidenstrasse  42. 

I.  Wahl  eines  neuen  Direktors.  Der  Stimmzettel  mit  dem  Namen 
des  vom  Ausschuss  für  die  Vorbereitung  der  Wahl  vorgeschlagenen  Kandidaten  (Herr  Kgl, 
Gartenbaudirektor  Carl  Lackner,  bisher  i.  Stellvertreter  des  Direktors),  liegt  für  die  Mitglieder 
in  und  um  Berlin  diesem  Heft  der  Gartenflora  bei.  —  2.  Ausgestellte  Gegenstände.  — 
3.  Vortrag  des  Herrn  Hofgärtners  Hoffmann  über  belgische  Privatgärten.  —  4,  Die  inter- 
nationale Ausstellung  in  St.  Petersburg.  —  5.  Verschiedenes. 

Bei  der  Wichtigkeit  der  Neuwahl  wird  um  recht  regen  Besuch  gebeten. 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin 
im  Jahre  1897.*) 

(Aus  dem  Bericht  der  Altesten  der  Kaufmannschaft.) 
I.    Allgemeiner    Teil. 

Die  allgemeine  Lage  ist  im  wesentlichen  dieselbe  geblieben  wie  im  Vor- 
jahre; der  Wettbewerb  der  klimatisch  günstiger  gelegenen  Länder  ist  aber  noch 
stärker  geworden  und  namentlich  haben  die  Auktionen  auf  der  Post,  welche 
sich  zur  Deckung  des  Portos  auf  solche  Blumen  und  Blätter  erstrecken, 
die  bestellt,  aber  nicht  abgenommen  wurden,  ganz  bedeutend  zugenommen 
(besonders  im  Herbst).  Es  bilden  diese  Auktionen  einen  grossen  Krebsschaden 
für  das  reelle  Geschäft  (siehe  hierüber  auch  weiter  unten).  —  Die  Grundwert- 
steuer wird  als  eine  ausserordentlich  drückende,  nicht  zu  rechtfertigende  Last 
empfunden;  öfter  ist  die  Steuer  höher  als  der  Ertrag  des  Grundstückes. 

Die  Ausstellung  zur  Feier  des  75jährigen  Bestehens  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten  vom  28.  April  bis 
12.  Mai  1897  im  Treptower  Park  hat  gezeigt,  dass  das  Interesse  des  Publikums 
für  den  Gartenbau  rege  ist;  die  Ausstellung  ist  demnach  lür  die  Gärtnerei  im 
allgemeinen  nutzbringend  gewesen.  —  Bezüglich  des  Absatzes  zeigt  sich  immer 
mehr,  dass  nur  beste  Ware  unterzubringen  ist. 

Hervorgehoben  zu  werden  verdient,  dass  Deutschland  nebst  England  und 
Holland  fast  das  einzige  Land  Europas  ist,  welches  keine  Zölle  auf  Gartenbau- 
Gegenstände  erhebt,  dass  dagegen  sich  jetzt  in  Frankreich  das  Bestreben  geltend 
macht,  die  Zölle  sogar  noch  zu  erhöhen.  —  L)as  ganze  Geschäft  der  deutschen 
Gärtnerei  leidet  sehr  unter  der  zollfreien  Einfuhr  fremdländischer  Erzeugnisse 
und  auch  durch  die  verminderte  Ausfuhr  nach  den  Staaten,  welche  sich  durch 
Zölle  geschützt  haben.  Deutschland  vermag  den  Bedarf  an  Pflanzen  und 
Baumschulartikeln  u.  s.  w.  sehr  wohl  selbst  zu  decken,  und  wenn  einige 
Gegenden,  z.  B.  die  Rheinlande  und  Westfalen,  noch  zur  Zeit  aus  dem  Auslande 
beziehen,  so  geschieht  es  meist  nicht,  weil  sie  im  Auslande  billiger  kaufen, 
sondern  weil  sie  dicht  an  der  Grenze  liegen,  und  daher  die  Frachten  bei  Bezügen 
aus  dem  Auslande  billiger  sind  als  bei  solchen  aus  entfernten  Gegenden 
Deutschlands.  Wäre  es  möglich,  einen  Zoll  zu  erlangen,  so  würde  die  deutsche 
Gärtnerei  voraussichtlich  einen  grossen  Aufschwung  nehmen. 

IL    Spezieller    Teil. 

1.    Blumen    und    Blattpflanzen.     Das  Wintergeschäft  1896/97   und  das 

Frühlingsgeschäft  1897  können  im  ganzen  als  etwas  besser  bezeichnet  werden, 

denn    es    wurden  für  verschiedene    getriebene    Pflanzen    etwas    höhere    Preise 

erzielt.     Die    Ausschmückung    von    Balkons    und    Loggien    u.    s.  w.,  sowie    die 


*)  Bericht  des  \'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues    in  den    preussischen    Staaten. 


r^2  Di^  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1897. 

Bepflanzung  der  Gräber  haben  nicht  abgenommen :  dagegen  ist  der  Verbrauch 
von  Teppichpflanzen  infolge  des  veränderten  Geschmackes  geringer  geworden. 
Das  Sommergeschäft  war  wieder  als  ungünstig  zu  bezeichnen;  dies  hat  besonders 
seinen  Grund  darin,  dass  die  meisten  Berliner,  welche  sich  in  günstiger 
Vermögenslage  befinden,  einen  oder  mehrere  Monate  von  Berlin  abwesend  sind. 
—  Das  Geschäft  in  besseren  Blattpflanzen  ist  auf  gleicher  Höhe  geblieben; 
namentlich  wurden  feinere  Palmen,  wie  Cocos  Wedelliana  und  Ilowea  (Kentia)- 
Arten  gern  gekauft.  Farne  und  andere  Jardinieren-Pflanzen  w^aren  gesucht; 
Chrysanthemum,  besonders  bessere  Sorten,  haben  sich  auf  gleicher  Höhe 
erhalten;  Camellien  zum  Schnitt  wurden  weniger  begehrt,  fanden  aber  als 
pflanzen  leichteren  Absatz.  —  Gute  Maiblumen,  mit  Blättern  getrieben,  wurden 
weniger  gesucht,  minderwertige  waren  sogar  schwer  A'erkäuflich.  Das  Treiben 
A'on  Maiblumen,  welche  durch  kalte  Luft  im  Sommer  konserviert  werden,  hat 
sehr  zugenommen.  Der  Absatz  von  Maiblumenkeimen  nach  auswärts  ist  auf 
gleicher  Höhe  geblieben  wie  in  den  letzten  Jahren,  jedoch  mit  dem  Unterschiede, 
dass  nur  erste  Qualität  absetzbar  w'ar.  —  Die  Berliner  Blumenzwiebeln  haben 
ihren  alten  Vorzug,  dass  sie  sich  früher  treiben  lassen,  wieder  zur  Geltung 
gebracht,  so  dass  sie  von  vielen  Treibgärtnern  benutzt  werden,  um  eher  Ein- 
nahmen zu  erzielen.  Der  Verkauf  von  getriebenem  blühenden  Flieder  in  Töpfen 
war  zu  Weihnachten  in  einigen  Geschäften  flott. 

2.  Gemüse.  Das  Geschäft  gestaltete  sich  zu  Anfang  des  Jahres  1897 
insofern  günstig,  als  die  verhältnismässig  wenigen  konservierten  Gemüse  geräumt 
wurden.  Konserviert  wird  das  Gemüse  jetzt  nur  noch  in  den  dringendsten 
Fällen,  da  es  sich  in  Anbetracht  der  bedeutenden  Einfuhr  von  frischem  Gemüse 
aus  klimatisch  günstiger  gelegenen  Ländern  nicht  mehr  lohnt.  Nur  die  Menge, 
welche  während  des  Herbstes  am  hiesigen  Markt  nicht  zu  verkaufen  ist,  wird 
noch  anfbewahrt.  —  Die  getriebenen  Frühlingsgemüse,  namentlich  Salat  und 
Blumenkohl,  wurden  flott  verkauft  und  erzielten  gute  Preise,  da  bei  der 
andauernd  rauhen  Witterung  bis  in  den  Mai  hinein  die  Freiland-Gemüse  erst 
sehr  spät  zur  Entwicklung  gelangten,  Italien  und  Frankreich  aber  um  diese 
Zeit  nicht  mehr  viel  davon  nach  Berlin  senden.  —  Der  sehr  späte  Eintritt 
fruchtbarer  Witterung  hatte  dann  aber  zur  Folge,  dass  überall  die  Gemüse  fast 
zu  gleicher  Zeit  zur  Entwicklung  gelangten  und  die  Preise  sofort  herunter- 
gingen. Trotzdem  wurde  beinahe  alles  aufgebraucht,  ja  für  einige  Gemüse, 
z.  B.  Kohlrabi,  zogen  die  Preise  am  Schlüsse  der  Jahreszeit  wieder  an.  — 
Frühkartoffeln  wurden  so  lange  zu  zufriedenstellenden  Preisen  verkauft,  bis 
übermässige  Niederschläge  an  vielen  Stellen  die  Kartoffelfäule  hervorriefen. 
Um  diese  Zeit  wurde  der  Markt  dauernd  von  zweifelhafter  Ware  überschwemint 
und  fielen  die  Preise  auf  ein  solches  Minimum,  dass  sie  nicht  mehr  die 
Produktionskosten  deckten.  Genau  so  ungünstig  gestaltete  sich  das  Sommer- 
und  Herbstgeschäft  mit  den  übrigen  Gemüsen.  Es  gab  sehr  viel  schlechte 
Ware  am  Markte  und  noch  schlechtere  Preise;  aber  auch  gute  Ware  konnte 
häufig  während  der  langen  Reisesaison  nicht  zu  entsprechenden  Preisen 
verwertet  werden.  Am  ungünstigsten  aber  war  im  Herbst  1897  das  Selleric- 
geschäft.  Noch  nie  ist  so  viel  fehlerhafter  (angefaulter)  Sellerie  am  Markte 
gewesen,  noch  nie  aber  auch  sind  ähnlich  schlechte  Preise  dafür  gezahlt 
worden,  —  Im  allgemeinen  hat  die  Gemüsegärtnerei  durch  die  abnormen 
Niederschläge  des  Jahres   1897  sehr  zu  leiden    gehabt;    viel,    sehr    viel    ist  auf 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1897.  lö^ 

dem  Felde  umgekommen;   ila.s  Wenige  aber,  was  zur  Konservierung  eingebracht 
wurde,  ist  schon  Anfang  Januar  189*8  verfault. 

3.  Baumschulartikel.  In  diesem  Zweige  des  Gartenbaues  machte  sich 
eine  ausserordentlich  rege  Nachtrage  nach  pflanzbaren  hochstämmigen  Obst- 
bäumen bemerkbar,  so  dass  sowohl  gewöhnliche  Handelsware  als  auch  stärkere 
ziemlich  knapp  und  demgemäss  auch  teurer  wurde.  Grösstenteils  wurde  das 
Material  zur  Bepflanzung  von  Landstrassen  und  zur  Anlage  von  Obstplantagen 
benutzt.  Auch  für  Formobst  war  Interesse  zu  verzeichnen,  was  zum  Teil  auf 
die  Vorführung  mustergiltiger  Formobstbäume  auf  der  Berliner  Gewerbe- 
ausstellung i.  J.  1896  zurückzuführen  sein  dürfte.  —  Beerenobst  war  ebenfalls 
zur  Anlage  von  Pflanzungen,  zum  Zwecke  der  Erzeugung  von  Fruchtweinen 
besonders  in  jüngerer  Ware  verlangt.  Hochstämmig  gezogenes  Beerenobst  fand 
sowohl  für  Privatgärten  im  Inlande  als  auch  im  Auslande  guten  Absatz,  aller- 
dings zu  massigen  Preisen  bei  Massenabgaben.  —  Alleebäume,  besonders 
kräftigere,  blieben  gesucht  und  waren  zu  erhöhten  Preisen  verwertbar. 

Das  Geschäft  mit  laubabwerfenden  Ziergehölzen,  gewöhnlicheren  wie 
besseren  und  selteneren  Arten,  stockt  bereits  seit  mehreren  Jahren;  die 
Anzuchten  sind  grösser  als  der  gegenwärtige  und  auch  wohl  als  der  zu 
erwartende  Absatz.  Die  Gründe  für  die  mangelnde  Verwertung  scheinen  ausser 
in  dem  vielfach  unter  den  Erzeugungskosten  stehenden  billigen  Angebot  von 
ausserhalb  auch  in  den  hohen  Grundstückspreisen  der  Umgebung  Berlins  und 
den  damit  verbundenen  Lasten  zu  liegen.  Dies  giebt  Veranlassung,  die  Anlagen 
auf  möglichst  geringen  Raum  zu  beschränken,  so  dass  die  Verwendung  von 
Schmuckbäumen  und  -Sträuchern  nur  gering  sein  kann. 

Ähnliches  gilt  von  den  Nadelhölzern;  es  lag  grosses  Angebot  von  ausser- 
halb vor,  weshalb  hier,  ebenso  wie  bei  den  Ziergehölzen,  höhere  Preise  nicht 
zu  erzielen  waren,  sondern  eher  Ermässigungen  eintreten  mussten. 

Der  Flandel  mit  Rosen  blieb  gedrückt.  Trotzdem  infolge  der  unrentablen 
Preise  die  Produktion  ausserhalb  Berlins  und  seiner  Umgebung  stellenweise 
schon  eingeschränkt  wird,  übertrifft  das  Angebot  bei  weitem  den  Bedarf.  — 
Treibgehölze  begegnen  der  auswärtigen  Konkurrenz  durch  sorgfältige  Kultur 
und  gingen  ohne  nennenswerte  Restbestände  glatt  in  die  Plände  der  Treib- 
gärtner über.  —  Junge  Gehölze  für  Forstptlanzungen  mussten  wegen  der  billig(n 
Preise  der  auswärtigen  Massenzüchtereien  zu  eben  solchen  niedrigen  Preisen 
abgegeben  werden,  konnten  jedoch  grösstenteils,  mit  Ausnahme  einiger  Artikel, 
geräumt  werden.  —  Obstwildlinge,  namentlich  bessere,  verpflanzbare  Ware, 
blieben  gut  begehrt;  die  Preise  waren  angemessen. 

Die  Ausfuhr  nach  ausserdeutsclien  Ländern  bleibt  beschränkt  im  \'er- 
hältnis  zur  Produktion,  da  die  schon  in  früheren  Berichten  erwähnten  Zoll- 
massregeln dieser  Länder  hindernd  entgegentreten.  —  Die  Einfuhr  machte  sich 
nichc  in  besonders  empfindlicher  Weise  bemerkbar.  Sehr  viel  hat  dabei  das 
Verbot  des  llan-dels  mit  Obstbäumen  im  Umherziehen  in  einigen  Gegenden 
geholfen.  Ein  Gleiches  gilt  von  den  Pflanzenauktionen  der  Holländer  und 
Belgier,  welche  zu  unterdrücken  den  eifrigen  Bemühungen  des  Verbandes  der 
Flandelsgärtner  gelang.  Es  werden  jedoch  jetzt  andere  Manipulationen  versucht, 
über  deren  Gelingen  z.  Z.  noch  nicht  genügende  Nachrichten  vorliegen. 

4.  Samenhandel,  a)  Wintergeschäft  1890/97.  Das  Geschäft  war  nicht 
gerade  ungünstig  zu  nennen,  wenn  es  sich  zu  Anfang  des  Jahres  auch  so  anliess. 


c,64.  ^'^  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1897. 

da  die  Üeberproduktion  des  Jahres  1895  sich  noch  geltend  machte.  —  Die 
Missernte  von  Salatsamen  in  Deutschland  und  auch  in  anderen  Ländern  ver- 
anlasste ein  plötzliches  Steigen  des  Preises.  Diese  Steigerung  stand  indess  in 
keinem  Verhältnis  zur  Ernte;  es  mussten  wohl  alte  Bestände  ausheilen.  —  Die 
Preise  für  deutsche  Kohlsaaten  wurden,  wie  immer,  durch  die  Einfuhr 
holländischer  Ware  sehr  gedrückt.  Kohlrabi,  gute  Qualität,  war  sehr  gesucht. 
Die  niedrigen  Preise  für  Spinat-  und  Cichoriensamen  dürften  die  Züchter  wohl 
veranlassen,  die  Kultur  bis  auf  weiteres  aufzugeben,  da  sie  die  Unkosten  nicht 
decken  kann.  Indessen  ist  der  Bedarf  an  Spinatsamen  sehr  bedeutend,  und  es 
dürften  daher  für  den  Züchter  bald  bessere  Konjunkturen  eintreten.  —  Der 
Preis  für  Zwiebelsamen  war  gleichfalls  sehr  niedrig,  wohl  so  billig  wie  kaum 
jemals  früher;  auch  Futterrunkel-Samen  stand  niedrig  und  blieb  ohne  Ver- 
änderung. ■ —  Das  Geschäft  mit  Blumensamen  war  ziemlich  gut;  das  Lager 
wurde  zum  Teil  geleert.  —  Grassamen.  Der  Umsatz,  namentlich  in  Garten- 
gräsern, war  ziemlich  bedeutend.  Agrostis  stolonifera  (Fioringras)  und  Agrostis 
vulgaris  (gemeines  Straussgras)  waren  in  den  Produktionsländern  missraten 
und  setzten  deshalb  mit  sehr  hohen  Preisen  ein;  die  feinsten  Qualitäten  waren 
total  ausverkauft ,  ehe  die  Saison  geschlossen  wurde.  Cynosurus  cristatus 
(Kammgras)  begegnete  auch  starker  Nachfrage,  namentlich  hochfeine  gelbe 
Saat.  Dactylis  glomerata  (Knaulgras)  wird  seit  kurzer  Zeit  aus  Neuseeland 
geliefert;  die  dortige  gute  Ernte  brachte  die  Preise  auf  einen  sehr  tiefen  Stand. 
Festuca  ovina  (Schafschwingel)  behauptete  sich  wegen  wiederholter  Missernten 
im  hohen  Preise,  desgleichen  Festuca  duriuscula.  Festuca  ovina  wird  zum  Teil 
auch  in  der  Priegnitz  gebaut.  Festuca  pratensis  (Wiesenschwingel)  war  im 
Gegensatz  zu  den  anderen  Festuca- A.rten  gut  eingebracht,  die  amerikanische 
Saat  drückte  aber  sehr  auf  den  Markt,  so  dass  die  Züchter  wohl  nicht  auf  ihre 
Rechnung  gekommen  sind.  Phleum  pratense  (Thimotheegras)  war  begehrt  und 
stand  in  normalem  Preise.  Bei  Lolium  perenne,  dem  englischen  Raygras, 
machte  sich  die  ausnahmsweise  gute  Ernte,  deren  Qualität  ebenso  schwer  wie 
fein  war,  durch  noch  nie  dagewesene  niedrige  Preise  bemerkbar.  Am  Schlüsse 
der  Saison  fand  jedoch  eine  etwas  höhere  Preisnotierung  statt.  Dasselbe  gilt 
für  Lolium  italicum.  —  Poa  pratensis  (Wiesen-Rispengras),  Poa  nemoralis 
(Hain-Rispengras)  und  Poa  trivialis  (gemeines  Rispengras)  behaupteten  sich  im 
Preise;  es  ist  anzunehmen,  dass  die  Lager  von  1895  aushelfen  mussten.  —  Das 
Geschäft  in  Kleesamen  war  mittelmässig;  Weissklee  war  billig;  Luzerne  (Prima- 
Qualität)  fest  im  Preise;  der  Preis  für  bessere  Ware  von  Serradella  ging 
gleich  zu  Anfang  der  Saison  in  die  Höhe. 

b)  Sommer-  und  Herbstgeschäft  1897.  Wenn  schon  der  Winter  die 
Flerbstpflanzungen  und  Aussaaten  gut  durchkommen  liess,  so  berechtigte  erst 
recht  das  Frühjahr  mit  seinen  anfangs  günstigen  Witterungsverhältnissen  zu 
den  besten  Hoffnungen  für  eine  gute  Samenernte.  Reichliche  Regengüsse  mit 
abwechselnd  warmen  Tagen  förderten,  wenngleich  durch  eine  kürzere  Periode 
kalter  Niederschläge  unterbrochen,  das  Wachstum  der  meisten  Samenträger 
ungemein.  Jedoch  die  Ende  Mai  eintretende  Trockenheit  liess  den  erwarteten 
günstigen  Samenansatz  sich  nicht  ausbilden;  so  blieb  das  erhoffte  reiche  Ernte- 
ergebnis aus,  zumal  da,  wie  im  Vorjahre,  das  Wetter  fast  den  ganzen  Sommer 
trübe  und  regnerisch  blieb  und  Qualität  wie  Quantität  mehr  oder  minder 
beeinträchtigte. 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1897.  cßc, 

Eine  noch  verhältnismässig  gute  Ernte  brachten  die  meisten  Kohlarten, 
Kohlrabi,  die  frühreifenden  Erbsensorten,  Sellerie,  Zwiebeln  sowie  die  grosse 
Mehrzahl  von  Sommerblumen,  während  Gurken,  Salat,  Radies,  Runkeln  und 
verschiedene  Florblumen,  wie  Astern,  eine  durchschnittliche  Mittelernte  ergaben. 
Schlecht  hingegen  war  die  Ernte  der  spät  reifenden  Erbsen,  Krup-  und  Stangen- 
bohnen, Spinat. 

Yon  Grassaaten  wurde  namentlic^h  Agrostis  sowohl  in  Amerika  wie  im 
Inlande  recht  mittelmässig  eingebracht,  da  die  Trockenheit  im  Monat  August 
die  gehegten  Erwartungen  sehr  beeinträchtigte,  und  musste  man  bei  dem  gänz- 
lichen Mangel  alter  Vorräte  auf  hohe  Preise  wie  im  Vorjahre  rechnen.  —  Aira 
Jlexuosa,  Alopecurus  pratensis,  Cynosurus  cristatus  ergaben  zufriedenstellende 
Erträge,  während  Dactylis  glomerata,  Festuca-Arten  und  namentlich  Lolium 
perenne,  Lolium  italicum,  Phleum  pratense  und  diverse  Poa-Arten  durchschnitt- 
lich gute  Ernten  zu  verhältnismiässig  niedrigen  Preisen  ergaben.  —  Die  Klee- 
arten, Luzerne  etc.  wiesen  je  nach  den  Witterungsverhältnissen  in  den  Produktions- 
gebieten zum  Teil  bessere,  zum  Teil  minder  gute  Ernten  auf  und  sind  in 
Qualität  und  Preisen  daher  sehr  verschieden.  —  Die  verschiedenen  Wald- 
sämereien wurden  zum  grossen  Teile  schlecht  eingebracht;  sie  ergaben  fast 
durchschnittlich  geringe  Ernten  bei  verhältnismässig  hohen  Preisen.  Dies  gilt 
namentlich  für  Pinus  silvestris  (gemeine  Kiefer)  und  Abies  pectinata  (Edel- 
tanne). 

Im  grossen  und  ganzen  lassen  die  überall  verbreiteten  zahlreichen  Kulturen 
von  Gemüse-,  Feld- und  Grassamen,  wenn  auch,  wie  im  Jahre  1897,  die  einzelnen 
Produktionsgebiete  zum  Teil  geringere  Erträge  liefern,  einen  Mangel  irgend 
einer  Samensorte  (gänzliches  Alissraten  ausgeschlossen)  selten  mehr  aufkommen 
und  bewirken,  unterstützt  durch  die  Verkehrsmittel,  einen  fortwährenden  Aus- 
gleich sowohl  der  \"orräte  wie  der  Preise. 

5.  Abgeschnittene  Blumen.  Das  Geschäft  war,  gleich  den  Vorjahren, 
nur  mittelmässig,  zeitweise  sogar  sehr  gedrückt;  es  ist  auch  keine  Aussicht 
auf  Besserung  vorhanden.  In  den  Sommermonaten,  wo  der  Verbrauch  an 
abgeschnittenen  Blumen  bekanntlich  nicht  gross  ist,  kann  kein  Züchter  genügende 
Einnahmen  erzielen;  vielmehr  ist  jede  grössere  Gärtnerei  darauf  angewiesen, 
hauptsächlich  solche  Pllanzen  im  Sommer  zu  kultivieren,  die  im  Winter  blühen, 
um  von  diesen  Überschüsse  zu  erlangen.  Aber  auch  das  wird  dem  deutschen 
Züchter  immer  schwerer;  denn  kaum  hat  seine  Ernte  begonnen,  so  ist  die 
Zufuhr  aus  dem  südlichen  Frankreich  und  aus  Italien  so  gross,  die  Preise  der 
dort  im  Freien  mit  geringen  Unkosten  kultivierten  Blumen  so  niedrig,  dass  es 
ihm  unmöglich  ist,  damit  gleichen  Schritt  zu  halten.  Wenn  die  deutschen 
Gärtner  einen  Zoll  auf  die  importierten  abgeschnittenen  Blumen  fordern,  so  ist 
das  gewiss  gerechtfertigt;  denn  unter  solchem  Druck  können  viele  Gärtner 
Deutschlands  nicht  bestehen.  Infolge  der  schnellen  Postverbindung  überfluten 
in  der  Hauptsaison  täglich  tausende  von  Sendungen  lebender  Blumen  ganz 
Deutschland,  so  dass  deutsche  Ware  zeitweise  fast  ganz  entwertet  wird. 

Für  die  importierten  Blumen  war  die  Witterung  im  Januar,  Februar  und 
März  sehr  günstig;  die  Waren  kamen  gut  an,  die  Zufuhren  waren  sehr 
bedeutend  und  die  Prei.se  so  niedrig,  dass  deutsche  Blumen  ganz  vernachlässigt 
wurden.  Von  April  bis  Juni  war  das  Geschäft  recht  rege  und  für  die  deutschen 
Blumen  günstiger,  weil  im  Süden  bereits  grösstenteils  abgeerntet  war.     Jedoch 


lQQ  Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre    1897. 

war  nun  auch  von  deutscher  Waare  vieles  schon  verblüht;  es  konnte  das 
nicht  mehr  nachgeholt  werden,  was  in  den  drei  Hauptmonaten  verloren 
gegangen.  Vom  Juli  bis  September,  in  welchen  Monaten  das  Geschäft  still  ist, 
fanden  dennoch  langgeschnittene,  leichte  Blumen  Absatz;  im  Oktober  war  das 
Geschäft  sehr  rege;  bessere  Ware  erzielte  höhere  Preise.  Im  November  und 
Dezember  war  die  Zufuhr  aus  dem  Süden  wieder  so  gross,  dass  deutsche 
Ware  fast  unverkäuflich  war.  Die  Preise  waren  im  allgemeinen  während  des 
ganzen  Jahres  ähnlich  wie  in  den  letzten  Jahren. 

6.  Getrocknete  Blumen  und  Gräser.  Zu  Anfang  des  Jahres  1S97  war 
das  Geschäft  mit  Immortellen  und  Kapblumen  recht  lebhaft:  sowohl  Kapbluraen 
bester  Qualität  als  auch  Bromus  brizaeformis  wurden  bis  zum  Anfang  des 
Sommers  abgesetzt;  von  Statice  blieb  aber  ein  grösserer  Teil  unverkauft.  Die 
neue  Ernte  brachte  im  allgemeinen  nur  kleine  Erträge  und  diese  wurden  durch 
andauernde  Regengüsse  Ende  Juli  und  Anfang  August  noch  sehr  geschmälert, 
so  dass  bis  Ende  des  Jahres  Bromus  brizaeformis,  Statice  latarica.  Ammobium 
und  Rhodanthe  gänzlich  ausverkauft  waren  und  die  Lager  Raum  für  die  1898er 
Ernte  bieten.  Das  Geschäft  mit  französischen  Immortellen  war  bei  mittleren 
Preisen  nur  gering.  Kapblumen  erster  Qualität  waren  zu  Beginn  des  Herbstes 
stark  verlangt;  es  konnte  in  dieser  Qualität  der  Nachfrage  in  keiner  Weise 
genügt  werden;  Blumen  mittlerer  Grösse  mussten  die  Lücke  ausfüllen  und 
wurden  zu  guten  Preisen  begeben.  Kleine  Blumen,  selbst  von  tadelloser 
Qualität,  waren  dagegen  sehr  schwer,  nicht  einmal  zu  Importpreisen,  abzusetzen. 
In  Stipa  pennata  ist  der  Bedarf  sehr  zurückgegangen;  dagegen  war  Eulalia 
japonica  in  der  letzten  Hälfte  des  Jahres  zu  bedeutend  erhöhten  Preisen  sehr 
gesucht.  Es  werden  demgemäss  pro  1898  Kapblumen  erster  Qualität  und 
Eulalia  feste  Preise  zu  verzeichnen  haben.  Von  getrockneten  Palmblättern  aus 
Brasilien,  Japan  und  Italien  sind  grosse  Lager  vorhanden,  ebenso  von  Uva- 
Blüten  (Gynerium  saccharoides  H.  B.  K.)  und  von  Pampaswedeln  (Gynerium 
argenteum),  so  dass  ein  Steigen  des  Preises  kaum  zu  erwarten  ist.  obwohl 
bezüglich  der  Pampaswedel  aus  Kalifornien  nur  eine  schwache  Mittelernte 
gemeldet  wird.  Fabrikate  aus  Immortellen  und  Gräsern  werden  im  Engros- 
geschäft wenig  verlangt,  da  viele  künstliche  Blumen  und  Wachsrosen  verwendet 
werden.  Ausserdem  werden  zu  den  Hauptabsatztagen  (Allerseelentag  und 
Totenfest)  aus  Südfrankreich  und  Italien  sine  solche  Unmenge  von  dort  wild 
wachsenden  und  dort  kultivierten  Blumen  eingeführt,  dass  keine  Nachfrage  nach 
getrockneten  Artikeln  besteht.  Im  Jahre  1897  mussten  über  4000  Postsendungen 
am  Tage  nacli  dem  Totensonntage  von  der  Post  versteigert  werden,  um  wenigstens 
das  Porto  zu  erhalten,  weil  die  Adressaten  die  Annahme  verweigert  hatten. 
Dies  war  freilich  zum  Teil  geschehen,  weil  die  Ware  nicht  rechtzeitig  genug 
angekommen  war.  Wenn  das  so  weiter  geht,  wird  die  Schnittblumen-  und  Stroh- 
blumenproduktion der  deutschen  Gärtner  während  der  Monate  November  und 
Dezember  mindestens  ohne  Nutzen  bleiben. 

Handel  mit  Obst.*) 

Fast  noch  geringer  als  im  Vorjahre  gestaltete  sich  die  deutsche  Ernte 
des  Jahres  1897;  insbesondere  blieb  die  Äpfelernte  weit  hinter  den  Erwartungen 
zurück.     Da  Böhmen,  die  Steiermark  und  die  Schweiz  kaum  den  eigenen  Bedarf 


*)  Dieser   Bericht  ist  nicht  vom  Verein  zur  Beförderuns;  des  Gartenbaues. 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1897.  zJo-j 

zu  decken  vermochten,  so  sah  sich  Deutschland  auf  den  Import  von  Italien, 
Holland,  Belgien  und  Frankreich  angewiesen  in  (Qualitäten,  die  dem  durch  den 
vorjährigen  Massenimport  hochedler  amerikanischer  Sorten  verwöhnten 
Geschmack  nicht  genügten.  So  kam  es,  dass  Tirol  für  seine  verhältnismässig 
gute  Ernte  zu  hohen  Preisen  schlanken  Absatz  fand  und  auch  Amerika  trotz 
.seiner  um  reichlich  50  pCt,  höheren  Preise  wiederum  in  Rechnung  gezogen 
werden  musste.  Indess  blieb,  eben  der  hohen  Preise  wegen,  der  Import  aus 
diesem  letzten  Lande  weit  hinter  dem  des  Vorjahres  zurück.  Besonders  lebhaft 
war  der  Verkehr  mit  holländischen  Äpfeln,  die  uns  hauptsächlich  den  Ausfall 
an  Wirtschaftsäpfeln  und  geringeren  Tafeläpfeln  deckten.  Der  Preis  für  diese 
Sorten  bewegte  sich  zwischen  10  und  15  M.  per  Zentner.  Tiroler  Äpfel 
erzielten  15 — 60  M..  amerikanische  15 — 25  M.  per  Zentner.  Von  letzteren 
kamen  einige  neue  Sorten  an  den  Markt,  deren  Wohlgeschmack  zu 
rühmen  ist. 

Birnen  kamen  zur  Genüge  aus  Deutschland  und  Böhmen,  Frühbirnen  aus 
Tirol  und  Italien;  erstere  hatten  normale  Preise  von  8 — 15  M.,  letztere  wurden 
zu  verhältnismässig  hohen  Preisen  von  25 — 40  M.  gehandelt.  —  Pflaumen  waren 
in  Süddeutschland  reichlicher,  im  nördlichen  und  östlichen  Deutschland  knapp 
und  teuer.  Der  Preis  lag  um  50  pCt.  über  dem  normalen.  Für  den  Export 
nach  England  kam  nur  Süddeutschland  in  Frage,  während  der  Norden  sich 
trotz  der  vorübergehend  recht  hohen  Preise  auf  die  Versorgung  aus 
Böhmen  angewiesen  sah.  Die  Preise  schwankten  zwischen  5  und  15  M.  per 
Zentner. 

Fast  durchgängig  gut  war  die  Ernte  in  Erdbeeren,  Johannisbeeren  und 
Stachelbeeren,  weniger  gut  in  Himbeeren.  Die  Ernte  der  Kirschen  (mit  Aus- 
nahme derjenigen  der  Sauerkirschen)  konnte  m.an  im  allgemeinen  als  gut 
bezeichnen.  Der  Ertrag  an  Aprikosen  und  Pfirsichen  Hess  zu  wünschen 
übrig. 

Mit  Tafeltrauben  versorgte  sich  der  Markt  wie  schon  seit  Jahren  in 
umfangreichem  Masse  aus  Italien,  mit  dessen  Produkt  in  Qualität  und  Preis 
andere  Länder  nicht  zu  konkurrieren  vermögen.  Am  Berliner  Markt,  der  all- 
jährlich etwa  250  Waggons  italienischer  Trauben  konsumiert,  wurden  Früh- 
trauben zu  30 — 40,  Herbsttrauben  zu  18—25  M.  per  Zentner  gehandelt. 

Der  massige  Zoll*)  von  2  M.  per  Zentner  ist  erträglich,  dagegen  wäre  es 
im  Interesse  des  Handels  wie  des  Konsums  höchst  bedauerlich,  wenn  die  immer 
wieder  auftauchenden  Bestrebungen,  die  Obsteinfuhr  durch  Zollschranken  zu 
erschweren.  Gehör  fänden.  Denn  Obst  ist  ein  Volksnahrungsmittel  ersten 
Ranges,  dessen  Verbilligung  und  Verallgemeinerung,  einerseits  durch  rationellen 
Anbau,  andererseits  durch  Herbeiführung  von  Verkehrserleichterungen,  Aufgabe 
des  Volkswirts  sein  sollte.  Schnellere  Beförderung  durch  internationale  Ver- 
einbarungen, billige  Exporttarife,  Herabsetzung  des  Tarifs  für  neue  Emballage, 
diese  Wünsche  scheinen  auf  berufener  Seite  bisher  keine  Würdigung  gefunden 
zu  haben.  So  scheitern  die  vitalsten  Interessen  des  Handels  und  der  Volks- 
ernährung häufig  an  dem  Mangel  an  Beweglichkeit  in  den  massgebende 
Kreisen. 


*)  Auf  ^^'ei^trauben.     D.   R. 


568_ 


Die  Pflanzen-Dekoration  in  der  Kaiser  Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. 


Die  Pflanzen-Dekoration  in  der  Kaiser  Wilhelm-Gedächtnis-Kirche 

bei  Beerdigung  des  Oberbürgermeisters  Pritsche  zu  Charlottenburg  am 

19.  März  1898. 

<^  (Hierzu   Abbildung    112.) 

iMj'Inter  der  Voraussetzung,  dass  die  herrliche,  von  Schwechten  erbaute 
■^?  Kaiser  Wilhelm- Gedächtnis-Kirche  im  Osten  von  Charlottenburg  all- 
gemein bekannt  ist,  enthalte  ich  mich  jeder  äusseren  Beschreibung  auch 
des  Innern  mit  seiner  gewaltigen  Raumwirkung  und  bemerke  nur,  dass  es 
sich  darum  handelte,  ausser  dem  Haupt-  und  einem  Nebenportal  noch  die  schöne 
geräumige    \'orhalle    und    besonders    die    grosse    halbrunde    Apsis   mit  dem 


Abb.    112.     Prianzen-Dekoration  in  der  Kaiser  Wilhelm-lJedachtnis-Kn-che 
bei    der    Beerdigung    des    Oberbürgermeisters    Pritsche    zu    Charlottenburg. 


prächtigen  Mai-mor-Altar,  unter  dessen  Baldachin  der  segnende  Christus  von 
Schaper  einen  leuchtenden,  weihevollen  Mittelpunkt  bildete,  und  vor  welchem 
der  Sarg  des  allverehrten  Oberbürgermeisters  aufgebahrt  war  —  mit  Pflanzen 
in  würdiger  und  nicht  ganz  gewöhnlicher  Weise  zu  schmücken.. 

Die  letzte  Aufgabe,  welche  hier  allein  in  Betracht  kommt  und  von 
welcher  die  leider  etwas  zu  kleine  Abbildung  ohne  Farbe  und  Licht  nur  eine 
schwache  Vorstellung  giebt,  war  nicht  leicht,  wenn  sie  bei  den  grossen  Ver- 
hältnissen des  Innern  und  des  Altarraums  angemessen  wirken  und  sich  der 
schönen  Architektur  anpassen  sollte,  ohne  sie  zu  beeinträchtigen. 

Eine  bisher  in  solchen  Fällen  meist  übliche  Dekoration  von  steifen,  hecken- 
artig geschnittenen  Pflanze:i.  wie  Evonymus  und  Lorbeer,  ohne  Form  und  Farbe 
schien    von    vorn    herein    ausgeschlossen.     Die    Ausschmückung    musste    eine 


Neue  Fuchsie  „Frau  Marie  Kittel".  egg 


malerische,  reich  gruppierte,  sich  der  schönen  Umgebung  würdig  an- 
schliessende sein. 

Es  wurden  daher  im  Hintergründe  des  Altars  5  m  hohe  Dracaena  australis 
und  hinter  den  Kandelabern  ebenso  hohe  Chamaedoreen  aufgestellt.  Hieran 
schlössen  sich  4  m  hohe  Phoenix  canariensis,  vermischt  mit  Kentia  ßelmoreana, 
Dracaena  nutans.  Dr.  australis,  Dr.  indivisa,  Corypha  australis,  Chamacrops 
excelsa  und  humilis.  Zwischen  den  Palmen  standen  hohe  blühende  Viburnum 
Opulus,  welche  diese  um  weniges  mit  ihren  weissen  Blüten  überragten.  Die 
Kanten  bildeten  weisse  Azaleen  und  Deutzia  gracilis.  Oben  auf  dem  Altar 
schlössen  sich  an  die  Seiten-Dekorationen  einige  Dracaena  rubra,  weisse 
Azaleen  und  Deutzia  gracilis  an  und  vereinigten  sich  mit  den  vor  dem 
Altar  erhöht  aufgestellten  vSarge,  der  unter  einem  Berge  herrlicher  Kränze 
begraben  war,  zu  einem  prachtvollen  und  doch  feierlich  ernsten,  har- 
monischen Bilde. 

Die  Idee  und  Anordnung  der  I-)ekoration  ging  von  einer  Kommission  der 
städtischen  Parkverwaltung  aus,  welcher  ausser  dem  Unterzeichneten  noch  die 
Herren  Tiergarten-Direktor  Geitner  sowie  Stadtrat  und  Gartenbau-Direktor 
Brandt  angehörten.  Da  jedoch  die  Stadt  nicht  im  Besitz  der  nötigen  Pflanzen 
war,  so  wurde  die  Ausführung  dem  Landschafts-Gärtner  Herrn  Janicki  zu 
Schöneberg  übertragen,  der  seine  Aufgabe  in  vorzüglicher  Weise,  erstaunlich 
schnell  und  umsichtig  gelöst  hat.  G.  Töbelmann,  Stadtrat. 


Neue  Fuchsie  „Frau  Marie  Kittel". 

(Bastard  von  Fuchsia  triphyila  und  Fuchsia  hybrida  „Harlequin".) 

(Hierzu  Abb.    ii3   u.    ii-|.) 

er  unermüdliche  Erzeuger  von  Bastarden,  Herr  Georg  Kittel  inEckersdorf 
bei  Neurode.  Schlesien,  hat  eine  hübsche  Kreuzung  zwischen  Fuchsia 
triphyila  und  einer  gefüllten  gewöhnlichen  Fuchsie  „Harlequin"  gezogen,  die 
am  30.  September  1897  vom  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  mit 
einer  grossen  silbernen  Medaille  gekrönt  wurde. 

Die  Pflanze  hat  einen  ganz  niedrigen,  zwergigen  Wuchs  und  ist  nur  iS 
bis  24  cm  hoch.  Die  Blätter  ähneln  denen  der  Fuchsia  triphyila;  sie  sind 
lanzettlich,  fein  ausgerandet  gesägt,  gleich  den  rotbraunen  Stengeln  und  den 
kurzen  Blattstielen  fein  sammtig  behaart,  dunkelgrün,  ziemlich  stark  genervt, 
unterseits  aber  nicht  weinrot  wie  triphyila,  sondern  grün. 

Blüten  im  Winkel  der  Blätter  in  ungemein  grosser  Zahl  erscheinend. 
Stiel  so  lang  wie  bei  gewöhnlichen  Fuchsien,  feinbehaart.  F"ruchtknoten  aber 
klein,  zylindrisch,  gefurcht,  wie  bei  triphyila.  Kelchröhre  aus  enger  Basis 
schräg  aufwärts  erweitert,  dann  zylindrisch,  plötzlich  unter  dem  Saum  etwas 
eingeschnürt  und  mit  vier  Höckern  versehen,  die  dem  als  Kiel  vortretenden 
Mittelnerven  jedes  Kelchabschnittes  entsprechen.  Kelchabschnitte  aus  hori- 
zontaler Basis  ei-lanzettlich.  drei  Viertel  so  lang  als  die  Röhre  und  gleich 
dieser  schön  karminrot,  wie  bei  den  meisten  gewöhnlichen  Fuchsien,  nicht 
orangerot  wie  bei  triphyila.    Blumenblätter  kürzer  als  die  Kelchblätter,  lilarot. 


57^ 


Neue  Fuchsie  „Frau  Marie  Kittel". 


Staubfäden  und  Griffel 
etwas  kürzer  als  dieBlumen- 
blätter.  Staubbeutel  auf- 
gesprungen gelblich  braun, 
Griffel  rot,  Xarbe  gross, 
kopfförmig,  weiss. 

Maasse:  Blattstiel  Vs— 2 
cm,  untere  Blätter  bis  ^^lo  cm 
lang,  2V2  cm  breit,  obere 
4X1^2  cm,  Blütenstiel  2  cm, 
Fruchtknoten  5  mm  lang, 
Röhre  der  aufgeblühten 
Blumen  2,5  cm  lang,  unten 
7  mm  weit,  Kelchabschnitte 
1V2  cm  lang. 

Die     Pflanze     hat     von 
triphylla    die    Form,    Kon- 
sistenz  und    Nervatur    der  ^^,^_   ^^.^     ^^^^  Fuchsie  „Frau  Marie  Kittel-'. 
Blätter,     welche    meist    aber     Kt-lch  karminrot,  Blumenblätter  lilarot.  Photographiert  von  L.  \\ittmack. 

nur  zu  zwei,  selten  zu  drei 

stehen,  ferner  die  Behaarung  der  Stengel,  der  Blätter-  und  Blütenstiele  sowie  im 
wesentlichen  die  Form  der  Blätter;  von  der  gewöhnlichen  Fuchsie  aber  die  Farbe 
der  Blumen;  auch  sind  die  letzteren  über  doppelt  so  gross  als  bei  triphylla. 
Als  ein  eigener  Charakter  des  Bastardes  ist  aber  sein  zwergiger 
Wuchs  und  seine  Reichblü tigkeit  hervorzuheben.     Eine  nicht  zu  entkräftete 


Abb.    114.     Neue  Fuchsie  ,,Frau  Marie  Kittel". 

Fuchsia  tripliylla  X  Fucli-.ia  hybr.  „Harlequin",  erzogen  von  Georg  Kittel  in  Eckeridorf. 

Kelcli  karminrot,  Blumenblätter  lilarot.     Photographiert  von  1..  \\'ittmack. 


Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen.      er  i 

Pflanze,  nach  der  Blüte  zurückgeschnitten,  entwickelt  sofort  wieder  Triebe  und 
l)lüht  in  reicher  Weise  weiter,  was  bei  keiner  der  bekannten  Fuchsien  vorkommt. 
Es  hat  sich  gezeigt,  dass  dieser  Bastard  kühler  gehalten  werden  will  als 
triphylla  und  sich  am  besten  wie  die  gewöhnlichen  Fuchsien-Hybriden  —  kalt  — 
kultivieren  lässt,  da  er  sonst  leicht  vom  Thrips  (Blasenfuss,  sogenannte  schwarze 
Fliege)  befallen  wird.  Herr  Kittel  ist  bereit,  diese  interessante  Neuheit  zu 
verkaufen. 


Die  wertvollsten  in  Kultur 
befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 

Von   C.  Salomon.  [Scliluss.] 

44.  Tibouchina  elegans  Cogn. 
(syn.  Pleroma  elegans  Gardn.,  in  Bot.  Mag.  Taf.  4262  u.  Fl.  d.  Serres  Taf.  1202; 
Lasiandra  elegans  Naud.  u.  Lasiandra  Imperatoris  Wawra). 
Heimat:  Brasilien,  Bahia. 
Strauch    von    1  —  2    m    Höhe    mit    schwach    4kantigen,    behaarten    Asten; 
Blattstiel  1  —  1V2  cm  lang;  Blätter  starr    und    leicht    brüchig,    länglichoval,    zu- 
gespitzt, oben  mit  anliegenden  kurzen  Borsten,  unten  fast  kahl,  3 nervig,  5 — S  cm 
lang,    2 — 3Vi    cm    breit;    Deckblätter    1   cm    lang,    verkehrt-eiförmig.     Blumen- 
blätter 2 — 3  cm  lang,  erst  weiss,  dann  blau,   später  violett    und    zuletzt    schön 
purpurn;  Griffel  20 — 22  mm  lang. 

Empfehlenswerte  weitere  Arten  sind: 

T.  Benthamiana  Cogn.  (syn.  Pleroma  Benthamianum    Gardn.,    abgeb. 

in  Bot.  Mag.  Taf.  4007J  an  sumpfigen  Stellen  in  Brasilien; 
T.  Gaudichaudiana    Baill.    (syn.   Lasiandra    petiolata    Grah.    in    Bot. 
Mag.   Taf.   3766;    Pleroma    petiolatum    Paxt.)    von    Brasilien,    Blüten 
gross,  violett; 
T.  gracilis  Cogn.  (syn.  Chaetogastra  gracilis  DG.  Bot.  Mag.  Taf.  3481), 

Blüten  rosa  oder  violett; 
T.  granulosa  Cogn.  (syn.  Melastoma  granulosum    Desr.    in  Bot.  Mag. 
Taf.  214,  Lasiandra  Fontanesiana  Linden  in  Rgl.  Grtfl.  [865,  Taf.  466, 
Rhexia  formosissima  Rddi.),  rosa-purpurn  oder  purpurn-violett. 
T.  grossa  Cogn.  (syn.  Chaetogastra  Lindeniana  Planch.  in  Fl.  d.  Serr. 
Taf.  1011 — 1012),  die  prächtigen  schwarzpurpurnen  Blüten  erscheinen 
im  Herbst  aus  den  Achseln  der  obersten  Blätter; 
T.  heteromalla   Cogn.    (syn.  Melastoma  heteromallum  Don.  Bot.  Mag. 

Taf.  2337,  Pleroma  heteromallum  Don),  purpurn; 
T.  semidecandra  Cogn.  (syn.  Pleroma  Kunthianum  Hook.  fil.  Bot.  Mag. 
Taf.  4412,  Lasiandra  macrantha  Lind.  &  Seem.  111.  hört.  1869  Taf.  594, 
Pleroma  macranthum   Hook.  fil.  Bot.  Mag.  Taf.  5721).    eine  sehr  ab- 
ändernde Art  mit  rosa,  violett  od.  purpurnen  Blüten,  u.  a.  mehr. 
Fast  alle  Arten  erfordern  nach  der  Blütezeit  ein  Zurückschneiden  und  zur 
Zeit  des   Triebes    im    Sommer    ein    wiederholtes    Auskneifen    der    Spitzen,    um 
buschige  Pflanzen  zu  bekommen. 


c.'-2      Die  wertvollsten  in  Kultur  befindlichen  Arten  aus  der  Familie  der  Melastomaceen. 

45.  Tococa  platyphylla  Benth.  (syn.  Sphaerogyne  latifolia  Xaud.). 
Heimat:  Neugranada,  Venezuela,  Costarica. 

Eine  schöne  von  Linden  eingeführte  Art  mit  fleischigen,  fast  gewundenen 
Stengeln;  Blattstiel  7  —  12  cm  lang;  Blätter  breitoval,  fast  rund,  auf  der  Oberseite 
kahl,  bräunlich-gelbgrün  mit  samtartigem  Glanz,  geädert,  unterseits  leichtbehaart ; 
Blütenrispe    gedrungen    und   reichblühend;  1/., —  1    dm   lang;    Blütenrosa   farbig. 

Als  Sphaerogyne  cinnamomea  wurde  im  Jahre  1865  als  Neuheit  von 
Linden  eine  von  Tococa  cinnamomea  Triana  verschiedene  Art  zur  Aus- 
stellung gebracht,  welche  sehr  dekorative  Blätter  von  weicher  Beschaffenheit 
besitzt  und  deren  Stengel  und  Blattstiele  mit  einem  zimmtbraunen  Filz  über- 
zogen sind;  sie  ist  eine  Rivalin  von  Miconia  (Cyanophyllum)  magnifica. 

In  Illustr.  hört.  Taf.  284  ist  eine  schöne,  aber  ungenügend  beschriebene 
Pflanze  als  Sphaerogyne  imperialis  Lind,  abgebildet,  die  wahrscheinlich  zur 
Gattung  Tococa  gehört. 

Die  Kultur  ist  dieselbe  wie  von  Miconia. 

4Ö.  Triolena  scorpioides  Naud. 

in  Hort.  Linden.  Taf.  8  (syn.  Bertolonia  scorpioides  Baill.). 

Heimat:  Mexiko,  in  feuchten  Wäldern. 

Eine  liebliche,  kleine  Pflanze  mit  unscheinbarem,  halbholzigem  Stämmchen 
von  1 — 2  dm  Länge;  Blattstiel  schlank,  mit  schwachem  Flaum  überzogen, 
2 — 3  cm  lang;  Blätter  länglich-oval,  leicht  zugespitzt,  am  Grunde  etwas  atis- 
gerandet,  am  Rande  wellenförmig  und  kurz  gewimpert,  8— 13  cm  lang.  3 — 6  cm 
breit,  die  Oberseite  ist  glänzendgrün  mit  kupferfarbigem  Schimmer  und  kurz- 
borstig behaart,  unten  rot;  aus  der  Mitte  der  Rosette  erscheinen  mehrere  ein- 
wärts gekrümmte  Blütenähren,  überragt  von  den  kleinen,    rosafarbigen  Blüten. 

Von  gleicher  Kultur  wie  Gravesia.  Sonerila  und  ähnliche. 

Die  geniessbaren  Beerenfrüchte  einer  grösseren  Anzahl  von  Arten 
färben  den  Mund  schwarz,  ähnlich  wie  unsere  Heidelbeeren,  woher  der  Name 
»Melastoma«  (=  Schwarzmund). 

Viele  Arten  zeichnen  sich  durch  ihren  grossen  Gehalt  an  verschiedenen 
I-'arbstoffen  aus,  so  wird  beispielsweise  die  gerbstoffhaltige  Rinde  von  Tibouchina 
Langsdorff iana  Baill.,  holosericea  Baill.  und  von  Maximiliana  Baill.  zum 
Schwarz-  und  Violettfärben  verwendet;  purpurroten  Farbstoff  liefern  Melastoma 
malabathrium  L.  und  polyanthum  Blme.;  die  Rinde  von  Dissotis 
princeps  Triana  dient  zum  Schwarzfärben;  Miconia  media  Naud.  liefert  eine 
gelblärbende  Rinde. 

Geniessbare  und  wohlschmeckende  Beerenfrüchte  liefern  Bellucia 
grossularioides  Triana,  Miconia  acinodendrum  Triana,  Otanthera 
cyanoides  Triana,  Osbeckia  aspera  Blme.,  Clidemia  hirta  Don.  und 
rubra  Mart.,  Tococa  guianensis  Aubl.,  Loreya  arborescens  DC,  Maieta 
heterophylla  DC.  und  guianensis  Aubl.,  Marumia  muscosa  Blme.. 
Memecylon  edule  Roxb.  u.  a.  m. 

Die  Blätter  von  Miconia  theezans  Cogn.  ersetzen  in  Brasilien  den 
chinesischen  Thee;  zu  Thee-Aufgüssen  bei  Brustkrankheiten  dienen  die  angenehm- 
aromatischen  Blätter  von  Tibouchina  aspera  Aubl.  (syn.  Alelastoma  aromaticum 
Vahl);  von  Memecylon  capitellatum  L.  werden  Blätter  und  Beeren  statt 
Safran  zum  Gelbfärben  gebraucht.  Zum  Häuserbau  dient  das  harte  und  feste 
Holz  von  Kibessia  azurea  Bl.  und  Astronia  papetaria  Blme. 


Chrysanthemum  „Hairy  Wonder". 


_673 


Chrysanthemum  „Hairy  Wonder". 

\'on     G.    B  o  r  n  e  m  a  n  n  -  lilankcnburg     am     Harz. 
(Hierzu  Abb.    i  i3  ) 
^^Is  im  Jahre   1890    die   amerikanische  Firma    Pitcher  &  iManda    auf    der 
Chrysanthemum-Ausstellung     im    Royal-Aquarium     zu    London     Blumen 
eines  weissen  Chrysanthemum  zeigte,    die   so  dicht   mit  Haaren   besetzt  waren, 


Abb.    iKi.     Chrysanthemum   „Hairy  Wonder". 
Photographiert  von  L.  Wiitmack. 

dass  sie  ein  flaumiges  Aussehen  hatten,  Avar  das  Staunen  in  der  Chrysanthemum- 
Welt  gross.  Diese  Sorte,  die  ihren  Ursprung  in  Japan  hatte,  kam  dann  unter 
dem  Namen  Mrs.  Alphens  Ilardy  in  den  Handel,  doch  zeigte  es  sich  leider 
bald,  dass  sie  einen  schwächlichen  Wuchs  hatte,  grosse  Kulturansprüche 
machte  und  gute  Blumen  nur  schwer  zu  erzielen  waren.  Heute  sucht  man 
sie  in  den  meisten  Verzeichnissen  vergebens.  Es  folgten  bald  andere  behaarte 
Schönheiten,  von  denen  aber  nur  wenige,  wie  Louis  Boehmer,  Enfant  des  deux 


C)74       Grossblumige  Pelargonien  in  alter  Zeit  und  daran  sich  knüpfende  Erinnerungen. 

mondes,  Esau.  Vaucanson,  ihren  Platz  behaupten  konnten,  und  die  sämtlich 
in  den  Hintergrund  gedrängt  wurden,  als  1894  ebenfalls  von  Pitcher  &  Manda 
,,riairy  Wonder"  (das  haarige  Wunder)  eingeführt  wurde.  Wie  die  Abbildung 
zeigt,  sind  die  einwärtsgekrümmten  Blumenblätter  dieser  Sorte  dicht  mit 
flaumigen  Haaren  besetzt.  Die  Färbung  ist  ein  feines  Pjernsteinbraun , 
welches  am  Grunde  der  Blumenblätter  heller,  manchmal  gelblich,  abgetönt 
ist.  Niedrig  stehende  und  frühe  Blumen  haben  eine  mattere  Tönung,  die  häulig 
in  ein  feines  Aprikosenfarben  übergeht.  Die  Blumen  entwickeln  sich  leicht 
und  die  Pflanze  wächst  willig,  sodass  Hairy  Wonder  bis  jetzt  die  beste  Sorte 
in  der  Klasse  der  „behaarten"  Chrysanthemum  ist.  Voraussichtlich  wird  sie 
es  noch  auf  längere  Zeit  sein,  denn  wirklich  gute  behaarte  Sämlinge  und 
Sports  von  Sorten  mit  bräunlicher  Färbung  sind  sehr  selten.  So  ist  auch  die 
Angabe  falsch,  dass  Princess  Ena  ein  Sport  von  Hairy  Wonder  sei;  Princess 
Ena  ist  vielmehr  identisch  mit  Esau. 

Anmerkung  der  Redaktion.  Unsere  Abbildung  stellt  eine  Blume  in 
Vs — ^'3  natürlicher  Grösse  dar.  Gute  Schaublumen  erreichen  bis  20  cm  und 
darüber  im  Durchmesser. 


Grossblumige  Pelargonien 
in  alter  Zeit  und  daran  sich  knüpfende  Erinnerungen. 

,^^  Von  Peter  Hoser    in  Warschau. 

2Jlim  Heft  Xo.  12,  44.  Jahrgang,  Seite  319  der  Gartenflora  befindet  sich  ein 
(^  Artikel  über  grossblumige  Pelargonium  aus  der  Feder  eines  Praktikers, 
der  durch  seine  Gediegenheit  alte  Erinnerungen  in  mir  wachruft  und  so 
sympatisch  bei  mir  anklingt,  dass  sich  der  alte  Geist  regt  und  mich  verleitet, 
auch  ein  kleines  Streiflicht  auf  den  Gegenstand  zu  werfen;  ich  kann  aber 
dabei  nicht  vermeiden,  dass  sich  fast  der  Anklang  einer  Selbstbiographie  ein- 
mischt. 

Im  März  1838  führte  mich  das  Schicksal  in  Wien  zu  einem  Herrn  Klier, 
der  eine  ziemlich  bedeutende  Gärtnerei  besass;  derselbe  war  schon  bejahrt, 
ledig,  ohne  Familie  und  ohne  andere  Mittel  als  seine  Gage,  die  er  als  hoher 
Beamter  bezog,  und  ganz  auf  seine  Gärtnerei  verwandte,  die  aber  doch  mit 
der  grössten  Ökonomie  betrieben  werden  musste.  Sein  Gönner  und  Schützer, 
ein  Erzherzog,  der  von  der  gleichen  Liebe  zu  Pelargonium  begeistert  gewesen 
sein  soll,  war  längst  gestorben,  die  Glanzzeit  war  vorüber,  Ambition  und 
Neigung  gestatteten  jedoch  nicht,  das  grosse  Ziel  zu  ignorieren,  die  Heraus- 
gabe eines  kostspieligen  illustrierten  Werkes  unter  dem  Titel:  »Pelargonium 
deutschen  Ursprungs«,  aber  war  längst  sistiert,  die  Sammlung  wurde  jedoch 
pietätvoll  fort  erhalten,  sogar  durch  viele  Aussaaten  stetig  vergrössert,  jedoch 
künstliche  Befruchtung  wurde  nicht  angewandt,  sondern  diese  den  Insekten 
überlassen. 

Den  Reigen  mit  Pelargonien  hat  England  eröffnet,  wie  überhaupt,  durch 
die  vielen,  überseeischen  V^erbindungen  begünstigt,  England  mit  Pflanzen- 
einführungen vor  allen  anderen  Ländern  den  A'orrang  hatte;  die  künstliche 
Erzeugung  von  Hybriden  war  noch  unbekannt,  daher  wurde  die  Welt  nicht 
überschwemmt  mit  Neuheiten,  und  die  Menschen  hatten  noch  Zeit,  das   wenige 


Grossblumige  Pelargonien  in  alter  Zeit  und  daran  sich  knüpfende  Erinnerungen.      c'-  i 

Neue  zu  beachten  und  zu  geniessen,  der  langsame,  riskante  und  kostspielige 
Pflanzentransport  und  die  geringe  Vermehrungskunst  sicherten  auch  jeder 
glücklich  errungenen  neuen  Pflanze  lange  Zeit  eine  gewisse  Schätzung.  Die 
Summe,  die  England  allein  für  Pelargonium  eingenommen  haben  mag,  muss 
enorm  sein,  der  Kulminationspunkt  liegt  aber  wohl  schon  80  Jahre  zurück. 
Viel  später  fi.ngen  Frankreich  und  andere  Länder  damit  an,  die  Odierschen 
Züchtungen  spielten  sogar  eine  grosse  Rolle,  das    war    aber    erst    nach  Klier. 

Klier  hatte  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  allen  Ländern,  speziell  England 
Konkurrenz  zu  machen,  aber  auf  seine  hocharistokratische  Weise  war  das  ja 
nicht  möglich;  sein  Licht  wurde  unter  den  Scheffel  gestellt,  er  verkaufte  nichts 
und  doch  war  seine  Sammlung  auf  einer  solchen  Höhe,  dass  viele  Sorten  den 
heutigen  Anforderungen  nicht  nur  genügen,  ja  sie  überbieten  würden;  die 
Rassenunterschiede  waren  so  gross,  dass  man  heute  davon  keine  Ahnung  hat; 
Originalspezies  aber  waren  auch  soviel  vorhanden,  als  lebend  in  Europa 
existierten.  Von  P.  tricolor,  dort  auch  Campylia*)  genannt,  waren  auch  etliche 
^"arietäten  vorhanden,  diese  schöne  Pflanze  scheint  heute  ganz  verschwunden 
zu  sein,**)  wohl  weil  sie  in  der  Kultur  recht  zärtlich  ist,  und  darum  für  die 
heutigen  Schablonengärtner  sauere  Trauben  darstellt. 

Ausserdem  war  da  P.  bicolor  und  von  ihr  eine  vergrösserte  Varietät 
Endlicherianum  benannt,  um  die  es  wirklich  Schade  ist,  dass  sie  nicht  mehr 
existiert,  die  Form  der  Blumen  war  die  eines  grossblumigen  P.  zonale,  mit 
einem  dunklen  Bande  auf  heller  Grundfarbe,  ähnlich  dem  damals  noch  un- 
bekannten und  heute  vergessenen  Phlox  Drummondi  »Radetzki«.  x\usserdem 
gab  es  knollige,  die  im  Herbst  ihre  Blätter  verloren,  über  Winter  trocken 
standen,  wie  P.  lobatum,  triste  etc.,  auch  andere  Geraniaceen  gab  es,  wie  z.  B. 
Nonsonia  lobata.  Erodium  incarnatum  etc. 

Ich  besitze  noch  ein  Büchlein,  das  den  Titel  führt:  Anleitung  zur  Kultur 
der  Pelargonium,  ein  Beitrag  zur  Gewächshaus-  und  Zimmergärtnerei  von  Jakob 
Klier,  Wien   1826. 

Diese  Gärtnerei  war  ein  Unicum  in  der  Welt  und  der  Besitzer  für  mich 
ein  psychologisches  Rätsel;  gütig  und  gerecht,  wenn  er  durch  die  Gnade  des 
Kaisers  jeden  Sommer  4  Monate  Ferien  hatte,  wenn  er  mit  seinen  4  Gehilfen 
gemeinschaftlich  arbeitete,  unausstehlich,  wenn  er  wieder  in  sein  Bureau  gehen 
musste.  Früher  muss  Alles  bei  ihm  anders  gewesen  sein.  Umstände  verschiedener 
Art  hatten  ihn  zum  Misanthropen  gemacht;  er  hatte  es  durchgesetzt,  dass  kein 
profaner  Mensch  seine  Gärtnerei  betrat,  am  wenigsten  ein  Gärtner.  Von 
Letzteren  gab  es  nur  zwei  Ausnahmen.  Er  hatte  es  ferner  durchgesetzt,  dass 
seine  Gehilfen  hermetisch  von  Wien  abgeschlossen  waren;  der  Zugang  war 
durch  ein  Haus,  das  seinem  Freunde,  dem  Apotheker  Rochleder  gehörte, 
bei  dem  er  auch  jeden  Abend  zubrachte.  Der  Baumeister  dieses  Hauses  war 
sein  Cerberus,  sein  Kammerdiener  brachte  jeden  Tag  Punkt  12  Uhr  den 
Mittagstisch,  dessen  Tochter  besorgte  Frühstück  und  Abendbrot,  und  so  war 
man  ruhig  interniert:  Entlassung  bedrohte  jeden,  der  sich  dieser  Hausordnung 
nicht  hätte  fügen  wollen. 


*)    Ein    Pelargonium    Campylia     hndet    sich    im     Index    Kewensis  nicht,    wohl  aber  im 

P.  campylaeforme  Sweet  Ger.  t  25 1,  das  in  Index  Kewensis  mit  einem  >'  versehen,  also  ein 
Bastard  ist,  L-  W. 

**i  Im  botanischen  Garten  zu  Berlin  ist  sie   noch.  L.  W. 


z.nß     Grossblnmige  Pelargonien  in  alter  Zelt  und  daran  sich  knüpfende  Erinnerungen. 

Den  Engländern  Konkurrenz  zu  machen,  das  hatte  er  in  jener  Zeit  schon 
aufgegeben,  alleiniges  Ziel  waren  seine  Ausstellungen,  die  er  jedes  Jahr  im 
Alai  veranstaltete  und  die  einen  Monat  dauerten;  die  übrige  Zeit  des  Jahres 
war  es  gleichgiltig,  ob  etwas  blühte  oder  nicht.  Zwei  Gewächshäuser  durch 
einen  Mittelbau  verbunden,  wurden  zur  Zeit  der  Ausstellung  wohl  arrangiert  mit 
Blumen  gefüllt,  das  eine  lediglich  mit  Pelargonien,  das  andere  mit  mannig 
faltigen  anderen  Pflanzen.  Die  Fenster  der  Häuser  waren  fast  stehend,  sie 
blieben  hoch  gelüftet,  die  Offnungen  aber  wurden  mit  Gaze  überspannt.  In 
dieser  milden,  gleichmässigen.  von  Insekten  fast  absolut  freien  Luft  blühten  die 
Blumen  bei  sorgfältiger  Behandlung"  lange  und  standen  fast  wie  versteinert,  es 
war  wenig  Nachbesserung  nötig.  Das  waren  wirkliche  Glanzperioden,  aber 
sie  waren  nicht  für  das  grosse  Publikum;  wohl  kein  einziger  Gärtner  hat  sie 
gesehen,  sie  waren  nur  für  die  höchsten  Kreise  der  Gesellschaft,  wurden  jedes 
Jahr  vom  Kaiser  persönlich  eröffnet,  Entree  wurde  nicht  erhoben,  über  dem  Ein- 
gange wurde  jedes  Jahr  in  kalligraphischer  Schrift,  schön  eingerahmt,  ein  Motto 
aufgehängt,  das  wohl  verdient,  der  Vergessenheit  entrissen  zu  werden,  es  lautet: 

>Es  liegt  ein  tief  Geheimniss  in  den  Blumen, 

Des  Lebens  Urkraft  webt  in  ihrem  Stern: 

Der  ew'gen  Liebe  heiliger  Odem  spielt 

\'ernehmlich  um  die  goldnen  Purpurkronen 

Und  weht  mit  wunderbarem  Reiz  uns  an. 

Und  jedes  reine  kindliche  Gemüt 

Fühlt  zauberisch  sich  zu  ihnen  hingezogen 

Und  liebt  die  stummen  Kinder  der  Natur, 

Die  sie  zu  uns  aus  dem  Gebiet  der  Toten 

Ileraufgesendet  eines  höheren  Lebens  Boten.« 

Nach  Schluss  der  Ausstellung  wurden  die  Pflanzen  schnell  ins  Freie  ge- 
bracht und  ohne  grosse  Ordnung  unter  Gehölz  und  Baumgruppen  gestellt. 
Bald  darnach  begann  das  Zurückschneiden  der  Pelargonien,  das  er  selbst  aus- 
führte; was  nicht  zu  Stecklingen  nötig  war,  das  musste  in  seiner  Gegenwart 
mit  einen  eigens  dazu  vorhandenen  Stössel  zu  Brei  zermalmt  werden,  damit 
nicht  doch,  trotz  aller  Absperrung,  etwas  unter  die  Menschen  kommen  konnte. 
Es  Avurden  zwar  mitunter  Pelargonien  verpackt,  das  war  aber  für  Magnaten 
in  weiter  Ferne,  ich  glaube,  dass  er  dafür  keine  Bezahlung  beanspruchte  und 
auch  keine  erhalten  hat;  in  Wien  selbst  hat  von  ihm  absolut  kein  Mensch 
eine  Pflanze  erhalten;  er  hielt  die  Wiener  dafür  zu  unwürdig.  In  Wien 
zu  sein  und  doch  von  W^ien  nichts  zu  wissen,  ist  heute  unerklärlich,  aber  man 
kann  sich  an  ein  solches  Anachoretenleben  auch  gewöhnen,  sogar  haben  mir 
die  letzten  Jahre  viel  Annehmlichkeit  gewährt,  weil  ich  mir  eine  gewisse 
Selbständigkeit  erobert  hatte.  Ich  hatte  angefangen,  mit  Pelargonien  zu  experi- 
mentieren und  habe  eine  grosse  Zahl  Sämlinge  hinterlassen  mit  so  auffallender 
Blattbildung,  dass  sie  ganz  Ungewöhnliches  versprachen;  aber  ich  wollte  mich 
dort  doch  nicht  begraben  lassen  und  die  Sehnsucht  nach  etwas  Andern  wurde 
zu  stark.  Das  gewaltsame  Losreissen  hat  aber  allen  Kontakt  mit  meinem 
dortigen  Wirkungskreise  abgerissen,  so  zwar,  dass  ich  nie  erfahren  habe,  was 
weiter  aus  der  Gärtnerei  und*  meinen  Sämlingen  geworden  ist. 

Meine  sofort  erfolgte  Annahme  in  der  Handelsgärtnerei  von  Joseph 
Held  am  Rennwege,  von  der  heute  Niemand  mehr    die    Stelle    kennt,    wo    sie 


Die  neuesten  Entdeckungen  Buchners.  z^-jn 

existierte,  gestattete  die  Möglichkeit,  meine  Lieblingsbeschäftigung  zwar  in 
anderer  Richtung  tortzusetzen;  Epacrideen  und  Rhodoraceen  waren  da  haupt- 
sächlich für  mich  die  Objekte.  Von  Ersteren  ist  es  mir  gelungen,  den  Wiener 
Epacris  Hybriden  in  der  Welt  einen  Namen  zu  machen,  jetzt  sind  die  pracht- 
vollen Erzeugnisse  längst  allerwärts  wieder  verschwunden.  Von  Rhodoraceen 
habe  ich  die  Resultate  nicht  gesehen,  nach  dem  Tode  des  Besitzers  ist  die 
Gärtnerei  mit  Allem,  was  darauf  war.  bald  von  der  Erde  verschwunden  ;  ich 
siedelte  dann  nach  Ilietzing  in  die  damals  weltberühmte  Baron  Hügelsche 
Gärtnerei  über,  von  wo  aus  ich  ein  Engagement  für  den  sogenannten  sächsischen 
Garten  in  Warschau  annahm,  das  ich  nach  achtjähriger  Leitung  der  damals  zu 
geringen  Mittel  wegen  aufgab,  und  es  unternahm,  ein  eigenes  Geschäft  zu  be- 
gründen, das  ich  jetzt  meinen  Söhnen  übergeben  habe. 

Wäre  Held  länger  am  Leben  geblieben,  wäre  mein  Lebensweg  ein  himmel- 
weit verschiedener  geworden,  meine  Stellung  war  dort  so  angenehm,  dass  ich 
an  einen  Abgang  nicht  gedacht  hätte,  ich  hätte  mich  von  meinen  Pfleglingen 
mutwillig  nicht  getrennt. 


Die  neuesten  Entdeckungen  Buchners 

über  die  Gährung  ohne  Hefe  und  ihre  Consequenzen  für  die 

Praxis  der  Weinbereitung. 

^jU  eber  dieses  Thema  sprach  in  der  ersten  Sitzung  des  diesjährigen  deutschen 
^^~r  Weinbau-Kongresses  in  Trier  Herr  Professor  Dr.  Julius  Wortmann  aus 
Geisenheim  a.  Rhein.  Redner  gedachte  zunächst  der  hohen  Bedeutung  moderner, 
naturwissenschattlicher  Erkenntniss,  die  nicht  nur  von  der  Industrie,  sondern 
ebenso  von  der  Landwirtschaft  unmittelbar  praktisch  ausgenutzt  worden  ist. 
Darin  ist  zweifellos  der  grosse  Kulturfortschritt  begründet,  den  die  Menschheit 
in  unserem  Jahrhundert  gezeigt  hat.  Auch  auf  dem  Gebiete  der  Gährungs- 
erscheinungen  sind  durch  das  Eingreifen  der  Naturwissenschaft  grosse  Erfolge 
erzielt  worden,  wie  zunächst  die  Arbeiten  Pasteurs  in  den  sechziger  Jahren 
unseres  Jahrhunderts  deutlich  zeigen.  Denn  durch  und  von  Pasteur  weiss 
man,  dass  keine  Gährung,  keine  Fäulnis  oder  Verwesung  ohne  die  Gegenwart 
und  Wirkung  lebender  Wesen,  von  Mikroorganismen,  Verläuft.  Wenn  irgendwie 
und  irgendwo  ein  Most  oder  Wein  in  Gährung  geräth,  so  können  wir  ganz 
sicher  sein,  in  demselben  diejenigen  Mikroorganismen  zu  finden,  welche  die 
alkoholische  Gährung  —  sie  ist  ein  Lebensprozess  —  ausführen.  Diese  That- 
sache  ist  so  sicher  begründet,  dass  die  Mitteilung  von  Entdeckungen,  nach 
denen  eine  alkoholische  Gährung  ohne  Hefe  erfolgen  könne,  berechtigtes  Auf- 
sehen auch  in  den  weitesten  Kreisen  hervorrufen  musste.  Denkt  man  ferner 
an  die  grossartigen  Untersuchungen  über  die  Gährungsorganismen  von  Emil 
Christian  Hansen  in  Kopenhagen,  der  gezeigt  hat,  dass  es  eine  ganze  Reihe 
von  verschiedenen  Rassen  und  Arten  giebt,  von  denen  jede  eine  spezifische 
Wirkung  ausübt,  und  vergegenwärtigt  man  sich,  dass  infolge  dieser  Entdeckungen 
sich  in  den  Gährungsgewerben,  auf  den  Gebieten  der  Bierbrauerei  und  Brennerei 
und  seit  einigen  Jahren  auch  auf  dem  Gebiete  der  Weinbereitung,  ein  gewaltiger 
Fortschritt  durch  die  Anwendung  von   Reinhefe    bemerkbar    gemacht    hat,    ein 


^nS  Die  neuesten  Entdeckungen  Buchners. 

Fortschritt,  der  auf  der  Thatsache  basiert,  dass  keine  Gährung  ohne  lebende 
Hefe  geschieht,  so  erscheint  die  neue  Buchnersche  Entdeckung  plötzlich  wie 
alle  bisherigen  Erkenntnisse  über  Bord  werfend.  Die  alkoholische  Gährung 
ohne  Hefezellen! 

Um  sich  der  Bedeutung  dieser  Entdeckung  klar  zu  werden,  muss  man 
der  inneren  Bau  der  Hefe  näher  betrachten.  Die  Hefe  ist  ein  lebendes  Wesen, 
eine  Pflanze,  ein  Pilz  von  sehr  geringer  Grösse  und  der  Gestalt  eines  Hühner- 
oder Taubeneies.  Alan  nennt  ein  einzelnes  solches  Wesen  eine  Hefezellc. 
Diese  Zelle  ist.  wie  das  Ei,  von  einer  Schale,  von  einer  dünnen,  durchsichtigen 
Zellhaut  nach  aussen  hin  gleichmässig  abgeschlossen  und  enthält  im  Innern 
eine  weiche,  halb  feste,  halb  flüssige,  oft  schaumig  aussehende  Masse,  den 
wichtigsten  Bestandteil  der  Zelle,  insofern  er  lebendig  ist  und  alle  Eebens- 
prozesse  unterhält,  nämlich  das  Protoplasma.  Ganz  im  Innern  der  Hefezelle 
befinden  sich  aber  noch  Stellen,  die  nicht  lebendes  Protoplasma  enthalten, 
sondern  einen  wässerigen  Saft,  den  sogenannten  Zellsaft,  in  dem  eine  Reihe 
von  Salzen,  organischen  Säuren,  von  Zucker  und  auch  von  löslichen  Eiweiss- 
substanzen  gelöst  sind. 

Stellt  man  sich  nun  vor,  dass  eine  solche  lebende  Hefezelle  in  frischen 
Most  gebracht  wird,  so  entnimmt  dieselbe  dem  Moste  Stoffe,  um  sich  mit  Hilfe 
derselben  zu  ernähren,  d.  h.  sie  in  ihre  eigene  Körpersubstanz  zu  verwandeln. 
Bei  der  Aufnahme  der  Stoffe  müssen  diese  aber  gelöst  sein,  da  ja  feste  Stoffe 
die  geschlossene  Zellhaut  nicht  passieren  und  so  zum  Protoplasma  im  Innern 
der  Zellen  gelangen  können.  In  gelöster  Form  wird  auch  der  Zucker  auf- 
genommen, und  erst  in  Berührung  mit  dem  lebenden  Protoplasma  kann  seine 
Umwandlung  zum  Zwecke  der  Ernährung,  bezüglich  auch  seine  Zerlegung  in 
Alkohol  und  Kohlensäure,  d.  h.  die  Gährung,  erfolgen.  Alkohol  und  Kohlen- 
säure, die  Produkte  der  eigentlichen  Gährung,  werden  also  im  Protoplasma 
gebildet,  wandern  dann  durch  die  geschlossene  Zellhaut  hindurch  nach  aussen 
und  werden  hier  an  die  umgebende  Flüssigkeit  abgegeben. 

Diese  Auffassung  Pasteurs  von  der  Gährung  wird  noch  durch  die  That- 
sache erhärtet,  dass  frische  Moste,  welche  man  eine  halbe  Stunde  lang  auf 
70 — 72O  C.  in  festverschlossenen  Flaschen  erwärmt,  so  lange  nicht  in  Gährung 
geraten,  als  man  will,  weil  durch  das  Erhitzen  der  in  dem  Most  befindlichen 
Hefezellen  getötet  werden  und  von  aussen  keine  neuen,  lebenden  Hefezellen 
dazu  gelangen  können.  Ebenso  kann  man  durch  Abtötung  der  Gährungserreger, 
der  Hefezellen,  mittels  Erhitzen  bereits  in  Gährung  gekommenen  Most  sofort 
und  dauernd  in  seiner  Gährung  unterbrechen.  Bringt  man  dagegen  in  der- 
artigen Most  Hefe,  und  sei  es  auch  nur  eine  einzige  Hefezelle,  so  setzt  bestimmt 
nach  einer  gewissen  Zeit  die  Gährung  wieder  ein.  Aus  diesen  Betrachtungen 
des  Redners  geht  also  mit  aller  Sicherheit  hervor,  dass  die  alkoholische 
Gährung  an  die  lebende  Helezelle  gebunden  ist.  dass  sie  sich  innerhalb  der 
lebenden  Hefezelle  abspielt,  dass  sie  mithin  ein  physiologischer  Yor- 
gang  ist. 

Die  neueste  Entdeckung  Buchners  besagt  nun  aber,  wie  es  scheint, 
genau  das  Gegenteil!  Buchner  beweist,  und  an  der  Richtigkeit  seiner  An- 
gaben ist  gar  nicht  zu  zweifeln,  dass  die  alkoholische  Gährung  ohne  die 
lebende  Hefezelle  vor  sich  gehen  kann.     Wie  ist  das  zu  verstehen? 


Die  neuesten  Entdeckungen  Buchners.  c'}q 

Professor  Wortmann  giebt  zunächst  in  kurzen  Worten  den  Weg  an 
auf  welchem  Buchner  zu  seinen  Ergebnissen  gelangte,  er  schildert,  wie 
Buchner  durch  Zerreiben  frischer  untergähriger  Bierhefe  zwecks  Ofifnung  der 
Hefezellen  und  durch  Abkeltern  der  zu  einem  Teige  zerriebenen  Hefe  einen 
Presssaft  gewinnt,  der  nichts  anderes  vorstellt,  als  die  durch  einen  Druck  von 
500  Atmosphären  aus  den  zerrissenen  Zellen  herausgetretene  Flüssigkeit.  Diese 
Flüssigkeit  zeigt  nun  die  bemerkenswerte  Eigenschaft,  an  sich  in  Rohrzucker 
alkoholische  Gährung  zu  erregen,  bei  welchem  \'organge  Kohlensäure  und 
Alkohol  gebildet  wird.  Kein  Zweifel  also,  dass  dieser  keine  Organismen  ent- 
haltende Hefe-Presssaft  alkoholische  Gährung  unterhält. 

Um  den  Zuhörern  die  eigentliche  Bedeutung  dieser  Entdeckung  klar  zu 
machen,  erinnert  Professor  Wortmann  daran,  dass  die  lebende  Hefezelle  nicht 
nur  die  im  Moste  vorkommenden  Zuckerarten,  FYucht-  und  Traubenzucker,  zu 
vergähren  vermag,  sondern  auch  Rohrzucker,  wenn  auch  letzteren  nicht  direkt. 
Der  Rohrzucker  wird  zunächst  von  der  lebenden  Hefezelle  in  ein  Gemisch  von 
Frucht-  und  Traubenzucker  umgewandelt,  indem  sie  einen,  natürlich  von  und 
im  Protoplasma  gebildeten,  eiweissartigen,  eigentümlichen  Stoff  ausscheidet, 
der  nun  ausserhalb  der  Hefezelle  und  unabhängig  von  ihr  im  Moste  oder 
Weine  jene  Umwandlung  des  Rohrzuckers  vor  der  Vergährung  bewirkt.  Diesen 
eigentümlichen  Stoff  nennt  man  Invertin.  Derartige  Stoffe  nun,  welche  vom 
lebenden  Protoplasma  gebildet  werden,  um  für  das  Leben  der  Zelle  wichtige, 
bestimmte  Stoffumwandlungen,  sei  es  innerhalb,  sei  es  ausserhalb  der  Zelle, 
zu  vollführen,  kennt  man  bereits  eine  ganze  Reihe.  Man  bezeichnet  sie  jetzt 
allgemein  als  Enzym.  Aber  nur  ein  Lebewesen,  d.  h.  im  Grunde  genommen, 
nur  lebendiges  Protoplasma  vermag  solche  Enzyme  zu  erzeugen;  sie  entstehen 
nicht  durch  anderweitige  einfache  chemische  Vorgänge.  So  erzeugen  die 
Blätter  ein  Enzym,  die  Diastase,  welches  Stärkemehl  verzuckert.  Dieses  Enzym 
konnte,  wie  aus  Wortmanns  eigenen  Untersuchungen  hervorging,  aus  frischen 
Blättern  mit  unverletzten  Zellen  nicht  ausgezogen  werden.  Dagegen  gelang  es 
späteren  Bemühungen,  aus  trocken  gewordenen  und  zerriebenen  Blättern,  deren 
Zellen  somit  zertrümmert  undgeöffnet  wurden,  die  Diastase  im  Auszuge  zu  erhalten. 

Die  Buchnerschen  Befunde  haben  jetzt  ergeben,  dass  es  gelingt,  auch 
durch  Zertrümmerung  der  Hefezelle  einen  sonst  von  der  Zelle  zurückgehaltenen, 
zweifellos  in  ihr,  d.  h.  in  ihrem  lebenden  Protoplasma,  gebildeten  Körper  frei 
zu  machen,  welcher  nach  Art  der  bekannten  Enzyme,  Diastase,  Invertin  etc. 
im  Stande  ist,  spaltend,  zerlegend  auf  bestimmte  Körper  und  zwar  in  diesem 
Falle  auf  Traubenzucker  einzuwirken.  Die  durch  Buchner  aufgedeckte  That- 
sache  lässt  sich  also  nach  dem  Redner  kurz  dahin  zusammenfassen,  dass  in  der 
Hefezelle,  zweifellos  im  Protoplasma  gebildet,  ein  Enzym,  von  Buchner  Zymase 
genannt,  enthalten  ist,  welches  unfähig  ist,  durch  die  Mem.bran  nach  aussen  zu 
gelangen  und  deshalb  im  Innern  der  Hefezelle  die  Gährung  durch  Zerlegung 
des  eingedrungenen  Zuckers  in  Alkohol  und  Kohlensäure  unterhält.  Zerreisst 
man,  wie  es  in  den  Buchnerschen  Experimenten  geschah,  die  Flaut  der  Hefe- 
zelle, so  tritt  mit  anderen  Körpern  auch  die  Zymase  ins  Freie;  sie  ist  daher 
in  dem  abgepressten  Safte  enthalten  und  vermag  nun  auch  in  ihm  den  zu- 
gesetzten Zucker  zu  vergähren. 

In  theoretischer  Beziehung  ist  diese  Entdeckung  Buchners  keineswegs 
so   überraschend    oder    gar    alle    unsere    bisherigen    Anschauungen    über  den 


580 


Obst-Versandt-Fässer. 


Haufen  werfend,  wie  das  vielleicht  der  Fall  zu  sein  scheint.  Für  den  mit  der 
Sache  Vertrauten  liegt  durchaus  keine  sogenannte  »sensationelle«  Entdeckung 
vor.  sondern  es  handelt  sich  um  Ergebnisse,  die  für  bereits  ausgesprochene 
Theorien  nur  die,  allerdings  bis  dahin  noch  ausstehende  und  sehr  gewünschte, 
experimentelle  Bestätigung  liefern.  In  diesem  sicheren  Nachweis  des  bereits 
von  der  Theorie  Geforderten  liegt  die  grosse  Bedeutung  der  Buchnerschen 
Entdeckung,  und  nicht  etwa  darin  ist  sie  gegeben,  dass  Buch  n  er  eine  neue, 
vollständig  überraschende  Entdeckung  gemacht  habe.  Im  Gegenteil;  denn  auch 
die  neueren  physiologischen  Forschungen,  speziell  auf  dem  Gebiete  der  Wein- 
gährung,  haben  mehr  und  mehr  auf  einen  bestimmten  Teil  des  lebendigen 
Protoplasmas  als  den  Erreger  der  Gährung  gewiesen.  Denn  es  hat  sich  durch 
die  in  den  letzten  Jahren  angestellten  Versuche  und  Beobachtungen  heraus- 
gestellt, dass  die  eigentliche  Gährung,  d.  h.  die  Zerlegung  von  Zucker  inAlkohol 
und  Kohlensäure  ein  Prozess  für  sich  ist,  und  von  den  übrigen  während  der 
Gährthätigkeit  der  Hefe  im  Moste  gleichzeitig  vor  sich  gehenden  Prozessen, 
die  man  als  Stoff  Wechselprodukte  der  liefe  aufzufassen  hat,  scharf  getrennt 
werden  muss. 

Diese  Buchnersche  Entdeckung  besagt  aber  nicht,  dass  eine  alkoholische 
Gährung  ohne  jede  iVIitwirkung  lebender  Hefe  möglich  ist.  Der  Ausdruck 
»Gährung  ohne  Hefe«,  der  ja  leicht  missverstanden  werden  kann  und  leider 
auch  schon  missverstanden  worden  ist,  besagt  eben  nur,  dass  es  möglich  ist, 
das  die  Gährung  unterhaltende  Enzym  von  der  Hefezelle  zu  trennen  und 
ausserhalb  derselben  wirken  zu  lassen.  Aber  zur  Erzeugung  dieses  Enzyms 
war  doch  die  lebende  Hefezelle  unbedingt  notwendig.  Und  so  könne  man, 
hieran  denkend,  auch  heute  noch  mit  demselben  Recht  Avie  vorher  sagen  »ohne 
Hefe  keine  Gährung«;  denn  ohne  Hefe  kein  Gährungs-Enzym,  keine  Zymase. 
Der  Ausdruck  »Gährung  ohne  Hefe«  sei  eben  wie  ersichtlich  kein  glücklich 
gewählter,  und  besser  sei  es  und  vor  allen  Dingen  Missverständnissen  vorbeugend, 
von  »zellenfreier  Gährung«  zu  sprechen,  welch  letzteren  Ausdruck  Buchner 
übrigens  selber  in  seinen  letzten  Abhandlungen,  und  sicher  mit  gutem  Grunde, 
angewendet  hat.  (Schluss  folgt.) 


Obst-Versand-Fässer. 

,^->.  (Hierzu   Abb.    116.) 

■/\'l ^^  ^^^'  Casseler  pomologischen   Ausstellung  im  Jahre  1896  fiel  ein  Obst- 


■^vi^  Versand-Fass  allgemein  auf,  welches  leicht  und  dauerhaft  gearbeitet  ist, 
eine  luftige  Verpackung  zulässt  und  mit  recht  praktischem  Verschluss 
versehen  ist.  Ich  habe  seitdem  unseren  Kernobst-Versand  mit  diesen  Fässern 
bewerkstelligt,  und  sind  wir  wie  die  Käufer,  welche  des  leichten  Gewichts 
wegen  die  Fässer  sehr  gerne  auf  ihre  Kosten  zurücksenden,  vollkommen 
befriedigt. 

Die  Abbildung  zeigt  ein  Fass,  welches  ca.  8  Pfd.  leichte  Früchte  und 
II,  auch  12  Pfd.  schwere  Früchte  aufnimmt,  also  auch  zu  Postsendungen  Ver- 
wendung finden  kann.  Ausserdem,  werden  '/o  Zentner-  und  ganze  Zentner- 
Fässer  hergestellt,  welche,  in  ihrer  Mitte  durch  einen  festen  Boden  abgeteilt, 
von  beiden  Seiten  mit  je  ^/_^  bezw.  1/2  Zentner  Früchten  beladen  werden. 


Obst-Versand-Fässer. 


581 


Wir  schlafen  das  Innere  der  Fässer  mit  grobem  Packpapier  aus  und 
verpacken  ^im  übrigen  je  nach  Sorte  mit  Heu,  Moos  oder  die  Früchte  einzeln 
in  Papier  gewickelt.  Der  Deckel,  bequem  durch  einen  Ring  zu  heben,  mrc 
fest  auf  das  die  Früchte  bedeckende  Packmaterial  gelegt  und  durch  einen  auf 
der    Zeichnung    erkennbaren    inneren   Ring  des  Fassrandes  mittelst  2-4  Holz- 

schrauben   gehalten.  - 

Für    feineres    Tafelobst    möchte    das    V.    Zentner-Fass    das    empfehlen.- 

wertere  sein. 


^bb    II.-,.     Obst-Versand-Fass  der  Deutschen  ^^^^^f'%^;^  "•  ''^"■ 
(Euvas  nach  vorn  übergeneigt.)     Pl.otographiert  von  L.  W  ittmack. 

Den  Senduncren    creben    wir   eine  kurze  Beschreibung  des  Fasses  bei,  be- 

Fässer  stets  unversehrt  zurück;  b-io  lianspoue  me^ 
ohne  Schaden  genommen  zu  haben,  bestanden  ^^ben 

Die    Preise    der    Fässer    belaufen    sich    per    Zentnei-Fass    aut    3,20 
.er    5  Zentner-Fass    auf    3,15    M.    und    per    Post-Versandfass    ca.    1,40  M.    ab 


Deutsche  Fassfabrik  zu  Gittelde  a.  Harz. 


K.  Koopmann,  Wernigerode. 


,82 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Sambiicus  pubens  Michx.  var.  maxima  Hesse*). 

Es  freut  mich,  dass  die  ungeheuren 
Trugdolden  meiner  Sambucus  pubens 
maxima  auch  dort  Bewunderung 
erregt  haben.  Es  war  mir  leider  nicht 
möglich,  Ihnen  sogleich  durch  ein  Be- 
gleitschreiben dieEntstehungsgeschichte 
dieser  P'orm  mitzuteilen,  sie  folgt  hier: 
Vor  Jahren  erhielt  ich  aus  Carolina 
von  der  bekannten  Firma  Harland 
P,  Kelsey  in  Boston  eine  Sambucusart 
unter  dem  Xamen  >pubens«.  Ich  habe 
später  Samen  dieser  Sorte  ausgesäet, 
und  meine  pubens  maxima  ist  ein 
Zufallssämling,  den  ich  der  Ver- 
mehrung wert  hielt.  Bislang  habe  ich 
noch  keinen  Zweifel  gehabt,  dass  diese 
Form  zu  pubens  gehöre,  Avenngleich  ich 
aus  den  botanischen  Werken,  in  denen 
die  pubens  Michaux  angeführt  ist,  mich 
niemals  recht  auskennen  konnte.  Herr 
Gartenbau-Inspektor  Purpus  aus 
Darmstadt,  der  im  letzten  Jahre  hier 
war,  erklärte,  dass,  wenn  die  Form 
nicht  zu  glauca  gehöre,  sie  bestimmt 
die  echte  pubens  sei.  Die  glauca  hat 
aber  ganz  andere  Früchte. 

Ich  erlaube  mir,  Ihnen  einige  Blätter 
zur  Prüfung  zu  übersenden.  Blattunter- 
seite und  Blattnerven  sind  behaart, 
wie  Sie  sehen  werden,  wenngleich  die 
Behaarung  nicht  mehr  so  scharf  her- 
vortritt als  im  Sommer. 

Zu  nigra  kann  nach  meiner  Ansicht 
die  Form  nicht  gehören,  die  nigra 
blüht  sehr  früh  und  hat  jetzt  ganz 
reife  Früchte,  während  diese  erst  Ende 
des  Sommers  zu  blühen  beginnt. 

Anm.  d.  Red.  In  der  von  Sereno 
Watson  und  John  M.  Coulter  herausge- 
gebenen 6.  Auflage  von  Asa  Gray's 
Alan  LI  al  of  the  Botany  of  the  Northern 
United  States  (east  of  the  Mississippi 
and  north  of  North  Carolina  and 
Tennessee)  1889,  p.  217,  heisst  es  bei 
Sambucus  racemosa  L,  rotbeeriger 
IloUunder.  Stämme  holzig.  2  — 12  Fuss 
hoch.  Rinde  warzig.  Blättchen  5 — 7, 
eilanzettlich,  unterseits  flaumig.  Trug- 
dolden rispig,  convex  (also  gewölbt) 
oder  pyramidal,  Frucht  leuchtend  rot 
(selten  weiss)  Sambucus  pubens  .Michx. 
—  Felsige  Waldungen,    Neuschottland 


bis  Georgia  und  westwärts  durch  den 
Kontinent.  Blütezeit  Mai,  die  Frucht 
reift  im  Juni.  Mark  braun  (im  Gegen- 
satz zu  canadensis.  wo  es  weiss  ist). 
Beide  Spezies  (nämlich  S.  canadensis 
und  S.  racemosa)  kommen  vor  mit 
Fiederblättchen,  die  in  3 — 5  linear- 
lanzettliche  2 — 3  si:)altige  oder  zer- 
schlitzte Abschnitte  geteilt  sind. 

K.  Koch  sagt  in  seiner  Dendrologie 
II.  1.  S.  73.  So  nahe  auch  diese  Art 
(er  schreibt  pubescens  Alichx.)  der 
S.  racemosa  steht,  so  ist  sie  doch 
spezilisch  verschieden.  Sie  bleibt  in 
der  Regel  niedriger,  doch  soll  sie  in 
ihrem  Vaterlande  unter  Umständen 
auch  bis  18  Fuss  hoch  werden  können. 
Ihre  2 — 3  Zoll  langen  Blättchen  sind 
auf  den  Adern  der  Unterfläche  behaart, 
ebenso  amBlattstiel,  wasbeiS.  racemosa 
nicht  der  Fall  ist.  Auch  die  ganzen 
Zweigesindbehaart.  Endlicherscheinen 
die  gelblichen  Blüten  stets  einige 
Wochen  später  als  bei  genannter  Art 
und  bilden  in  der  Kontur  einen  ei- 
runden, nicht  länglichen  Blütenstand. 
Die  Früchte  besitzen  eine  korallenrote, 
sehr  selten  weisse  Farbe. 
Herm.  Hesse  in  Weener,  Ostfriesland. 


Vergl.  Heft   20  S.   540. 


Neueste  Cactus-Dahlien 

ausgestellt  von  Kohlmannslehner  &  Schwenke, 
Schöneberg-ßerlin. 

Ausser  den  besten  neuen  und 
neueren  Cactus-Dahlien  hatten  wir 
in  der  Versammlung  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  am 
29.  September  von  neuesten  1899er 
Einführungen  ausgestellt: 

Mary  Service,  eine  der  besten  bis 
heute,  bietet  feinpetalige  Blumen,  aurora- 
bernsteinfarben grundiert,  mit  wunder- 
vollem Heliotropschimmer,  prächtige 
Binde-  und  Lichtfarbe. 

Arachne,  Bl.  klein,  an  langen 
Stielen,  ganz  nadelpetalig.  Die  Blumen 
erscheinen  oft  reinfarbig,  orange- 
scharlach  (die  Farbe  ist  schwer  durch 
Worte  wiederzugeben),  oft  buntfarbig 
mit  gelblich  weiss  gebändert.  Sie  be- 
deutet das  Höchst  erreichte  in 
feiner   Form. 

Britann  ia,  die  an  fünfter  Stelle 
in  Magdeburg  vom  Publikum  prämiiert 
wurde,   erscheint  mir  minder  wertvoll 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


383 


wie  Mary  und  Service;  sie  ist  nicht 
so  effektvoll  in  Farbe  wie  diese,  wohl 
aber  grösser  in  der  Blume;  Farbe 
salmrosa  nach  der  Basis  dei-  Bl.  Rand- 
blüten bräunlich  aprikosenfarben,  sehr 
lanwpetalig.  elegant  gekräuselt,  eine 
hoch  vollkommene  Blume. 

Kingfisher.  purpurrosa,  fein  und 
unregelmässig  gekräuselt,  besser  in 
Form  wie  ..Fantasy",  sehr  frei  heraus 
blühend   und   eine  gute  Schnittblume. 

Alfred  Vasey,  rotgrundig  mit 
bernstein  und  rosa  abgetönt,  fein  ge- 
dreht und  aus  dem  Laube  blühend. 

Ruby,  (verbesserte  „Cycle").  rubin- 
rot, nach  den  Spitzen  zu  hellkarmin, 
schöne  Form  und  reichblühend. 

Primrosa  -  Dame  ist  die  lang- 
stielige „Lady  Penzance". 

Standard  Bearer,  feurig-scharlach, 
breit  an  der  Basis  der  Blätter  (Zungen- 
blüten) und  ganz  spitz  zulaufend,  ge- 
drungen wachsend  und  freiblühend. 

Stella,  leuchtend  karmoisin,  auf 
langem,  festem  Stiel. 

Falka,  prachtvolles,  tiefes  Magenta- 
rosa,  vollkommene,  edle  Form,  aussen 
spitz,  innen  breitpetalig,  reichblühend. 

The  Czar,  eine  grosse  Prachtblume, 
tief  sammetig dunkelpurpurn,  edler  I]au, 
gedrungener  Wuchs. 

Eilen  Palliser,  sattes  Kanariengelb, 
eine  der  wertvollsten  gelben,  ausser- 
ordentlich lang  und  starkstielig. 

Octopus,  vornehme,  grosse  Blume, 
breit  und  lang  in  den  Petalen,  erblüht 
langsam  und  wird  erst  zum  Herbst 
schön,  Blumen  milch  weiss,  ganz 
zart  violett  genervt.  (Herr  Kotte  hat 
diese  Sorte  erst  kürzlich  bew^undert 
und  für  sehr  wertvoll  hingestellt,  be- 
sonders als  vornehme  Bindeblume.) 

Island  Queen,  silbrig  -  lilarosa 
(rosa-mauve),  im  Ton  der  besonders  für 
die  Binderei  wertvollen  Hybride 
Countess  of  Pembroki  am  nächsten 
stehend.  Ganz  einzige  Farbe,  wenn 
auch  nicht  sehr  dankbar  im  Flor.  Ihr 
Wert  liegt  noch  in  der  mittelgrossen 
Blume,  die  sich  gut  trägt  und  fein  zu- 
gespitzt ist. 

Ethel,  ein  volles  Schwefelgelb,  ganz 
fein  und  langpetalig,  von  edelstem, 
strahlenförmigem  Bau,  Stiel  nicht  sehr 
lang;  erblüht  sehr  langsam  (braucht 
fast  drei  Wochen  dazu).  In  allem  eine 
aparte,  formvollendete  Blume. 


True  friend  ist  die  langstielige 
,.Duke  of  Clarence"',  ein  leuchtendes 
Braunrot,  beliebte  Bindefarbe. 

Norfolk  Hero,  ein  seidenartig  er- 
glänzendes, tief  dunkles  Kirschrot, 
ganz  neue  Form;  die  ziemlich  breiten 
Blumenblätter  sind  eingeschlitzt  und 
jede  einzelne  Spitze  elegant  und  ver- 
worren gedreht,  steht  auf  starkem 
Stiel  in  guter  Haltung. 

Mrs.  Moore,  ganz  dunkelpurpur, 
Mitte  Schwarzpurpur,  halb  ein-,  halb 
auswärts  gekrollt,  langstielig. 

Das  wären  die  besten  Nächstjährigen  ! 
Ausserdem  haben  wir  circa  fünf  neue, 
deutsche  Sämlinge  in  diversen  Pflanzen, 
die  wir  auch  im  nächsten  Jahre  ein- 
führen. Fr.  Kohlra  an  nsl  ebner. 

Neuheiten  eigener  Züchtung  für  1899 

von 

J.  Döppleb,  Samenl<uituren,  Erfurt. 

Petunia  hybrida  azaieaeflora  alba  fl.  p!. 

(Hier/.u  Abb.   1 17.) 

Eine  ganz  hervorragende  gefüllt- 
blühende  Liliput-Petunie,  die  aus  der 
kleinblumigen  Klasse  der  vor  einigen 
Jahren  eingeführten  Petunia  hybrida 
Schneeball  hervorgegangen  ist  und  in 
Hinsicht  der  eigenartigen  Form  der 
Blumen  unddesgraziösenBaus  derPtlan- 
zen  eine  neue  Klasse  unter  den  Petunien 
darstellt.  Die  Pflanzen  haben  eine 
ganz  gleichmässige  Höhe  von  ca.  25  cm, 
sind  reich  verzweigt  und  von  kräftig 
eedrunuenem    Habitus;     was    sie    be- 


.\bb.  117.     Petunia  hybrida   ti.   pl.  azaieaeflora. 


5^4_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


sonders  wertvoll  macht,  sind  die  in 
fjrosser  Menge  erscheinenden  lieb- 
lichen, gefüllten  schneeweissen  Blumen, 
die  den  feinsten  gefüllten  mittel- 
grossen Azaleenblumen  täuschend 
ähnlich  sind  und  auch  durch 
die  elegante  Haltung  zur  feineren 
Binderei  sehr  gern  Verwendung  fin- 
den; überall,  wo  bessere,  dabei  ver- 
hältnismäsig  billige  Topfpflanzen  zu 
Dekorations-  und  Präsentzwecken  her- 
angezogen werden  sollen,  wird  sich 
diese  Einführung  einer  besonders 
grossen  Beliebtheit  zu  erfreuen  haben. 
Mehrfache  Kulturversuche  haben 
ihre  völlig  Konstanz  ergeben;  sie 
bringen  einen  so  hohen  Prozentsatz 
gefüllter  Blumen,  wie  solcher  bei 
anderen  gefüllten  Petunien  noch  nicht 
hervorgegangen  ist. 


Astern  bekannt,  auch  durch  die  grossen, 
gut  gefüllten.  dachziegelförmigen 
Blumen,  und  in  Anbetracht  der  viel- 
seitigen Verwendungsart  sehr  beliebt; 
deshalb  wird  es  allen  Asterfreunden 
recht  willkommen  sein,  wenn  das 
Sortiment  durch  obige  Einführung 
nicht  nur  um  eine  leuchtende  Farbe 
vergrössert  wird,  sondern  auch  dazu 
beiträgt,  dasselbe  weit  lebhafter  und 
begehrenswerter  zu  gestalten. 


Petunia  hybrida  azaleaefiora  „Die  Braut", 

schneeweiss  mit  karmoisinroter 
Füllung.  Im  Charakter  und  Bau  der 
vorstehenden  alba  fl.  pl.  gänzlich  gleich. 
nur  hinsichtlich  der  Blumenfärbung 
etwas  abweichend;  während  nämlich 
alba  fl.  pl.  durchweg  schneeweisse 
Blumen  hervorbringt,  sind  dieselben 
bei  dieser  Varietät  in  der  Füllung  mit 
einem  ziemlich  gleichmässigen  roten 
Tupf  ausgeprägt,  welcher  mit  dem 
feinen  Schneeweiss  eine  ausser- 
ordentliche Wirkung  hervorbringt. 


Aster,  grossbl.  Zwerg-Königin,  zinnoberrot. 

Einleuchtendes  Zinnoberrot,  wie  es 
so  auffallend  nur  in  wenig  Asterklassen 
vertreten  ist,  wird  hiermit  dem  noch 
kleinen  Farbensortimente  der  Zwerg- 
Königin-Astern  zugeführt!  Diese  Klasse 
ist  an  und  für  sich  als  eine  der  früh- 
blühendsten   und    schönsten  niedrigen 


Neuheit  von  Haage  &  Schmidt  in  Erfurt. 

Adenophora  Potanini. 

(Hierzu  Abb.  ii8.i 

Q|  Reizende  strauchartige  Campanu- 
lace.  Die  im  Juli  und  August  er- 
scheinenden, 60  bis  7ocmhohen, elegant 


Abb.    I  18.     Adenophora  Potanini 


gebogenen  Blütenrispen  sind  reich  be- 
setzt mit  glockenförmigen,  hängenden, 
3  cm  grossen  Blumen  vom  schönsten 
Hellblau.      Prachtvolle    harte    Staude. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Ein  Wort  zu  den  Blumen-,, Arrangements". 

Bei  den  Sprachreinigungs  -  Bestre- 
bungen der  neueren  Zeit  hat  man  im 
Eifer  für  die  löbliche  Sache  mitunter 
des  Guten  zu  viel  gethan  und  sie 
dadurch  einer  zum  Teil  nicht  ganz 
unbegründeten  spöttischen  Kritik  aus- 
gesetzt. 


Das  soll  indessen  nicht  davon  ab- 
halten, eine  besonders  im  Bereiche 
gärtnerischer  Darstellungen  unserer 
Sprache  recht  oft  widerfahrene  un- 
verdiente Zurücksetzung  hier  zur  Be- 
handlung zu  bringen  und  deren  mög- 
lichste Abstellung  für  die  Folge  zu 
versuchen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


385 


In  der  Beschreibung  und  Schilderung 
gärtnerischer  Ausschmückungen  von 
Festräumen,  Wohnungen,  Gasttafeln 
u.  s.  M'.  macht  sich  nämlich  häufig 
ganz  unnötig  ein  Fremdwort  breit, 
welches  meinem  Empfinden  nach  in 
Schrift  wie  in  Aussprache  sich  gleich 
hässlich  ausnimmt,  während  in  unserem 
Sprachschatz  genügend  guter  Ersatz 
dafür  geboten  ist;  ich  meine  nämlich  die 
Bezeichnung  ,, Arrangement",  nament- 
lich auch  in  der  Verbindung:  Blumen- 
, .Arrangement".  Leider  ist  diese  so 
gebräuchlich  geworden,  dass  sie  zu- 
nächst kaum  entbehrlich  scheinen  mag. 
Es  wird  aber  nur  auf  etwas  Aufmerk- 
samkeit und  guten  Willen  ankommen, 
um  hier  Abhilfe  zu  schaffen. 

Wir  haben  zunächst  das  schöne  W^ort 
Strauss,  in  der  Zusammensetzung 
Blumenstrauss,  welches  gewiss  weit 
freundlicher  anklingt  und  eine  viel  an- 
mutigere Vorstellung  erweckt  als  das 
gespreizte  und  doch  so  hölzerne 
Fremdwort  „Arrangement",  selbst  in 
der  mildernden  Zusammenstellung: 
Blumen  etc. -„Arrangement".  Eben- 
sowohl lassen  sich  gebrauchen:  Ge- 
binde und  Gewinde  (Blumengewinde), 
Gruppen  (Palmengruppen),  und  wenn 
ein  Wort  nicht  genügt,  mehrere:  Kränze, 
Sträusse  und  Blumengewinde,  welche 
vielleicht  immer  noch  dem  ..Arran- 
gement" vorzuziehen  sein  würden.  Bei 
der  in  der  Herstellung  von  Ptlanzen- 
und  Blumenschmuck  sich  darbietenden 
grossen  Mannigfaltigkeit  ist  es  freilich 
misslich,  von  vornherein  und  allgemein 
eine  ausreichende  Reihe  von  Bezeich- 
nungen aufzustellen,  die  für  die  ver- 
schiedensten Formen  zutreffen.  Der- 
artiges war  auch  nicht  beabsichtigt. 
Hier  müssen  die  jedesmaligen  Umstände 
und  das  richtige  Gefühl  das  Rechte 
an  die  Hand  geben.  Jedenfalls  könnten 
Mitteilungen  und  Beschreibungen  von 
festlichen  Pflanzen-  und  Blumenaus- 
schmückungen nur  gewinnen,  wenn 
darauf  geachtet  würde,  sie  mit  Ver- 
meidung zwar  bequemer,  aber  meist 
kalt  lassender  Iremder  Ausdrücke 
in  guten  deutschen  Worten  anschaulich 
zu  machen.  Auch  auf  diese  Weise 
Sinn  und  Schönheitsgefühl  für  die  Ver- 
wendung von  Pflanzen-  und  Blumen- 
schmuck fördern  zu  können,  wäre 
gewiss  sehr  erfreulich  !  H.-Sch. 


Wettbewerb  staatlicher  Institute  in  Frankreich. 

Auf  dem  diesjährigen  Gartenbau- 
kongress  in  Paris  klagte  Herr  Buisson, 
dass  die  Regierung  den  Zoll  von  250  Fr. 
auf  getriebene  Früchte  nicht  konsequent 
erhebe,  und  dass  die  Gartenbauschule 
in  Versailles  den  Obstbaubetreibenden 
so  grosse  Konkurrenz  mache.  Sie  hätte 
für  8000  Frcs.  getriebene  Früchte,  (Melo- 
nen,Pfirsiche, Erdbeeren)  verkauft, das  sei 
der  zehnte  Teil  alles  in  Paris  verkauften 
getriebenen  Obstes.  (?  Red.)  Der  Kon- 
gress,  der  sich  eigentlich  nur  mit 
technischen  Fragen  beschäftigt,  nahm 
trotzdem  eine  von  Herrn  Salomon 
eingebrachte  Resolution  an,  in  der  die 
Regierung  gebeten  wird,  die  Kultur  der 
getriebenen  Früchte  in  der  Gartenbau- 
schule zu  Versailles  einzuschränken. 
Salomon  sagte  u.  a.,  es  sei  nicht  nötig, 
.soo  Kästen  Melonen  zu  haben. 


Glatteis  auf  Gehölzen. 

Bernau,  den  21.  Oktober  1898. 

Einen  sonderbaren  Anblick  boten 
gestern  und  auch  heute  die  Obstbäume 
im  Garten,  wie  auch  die  noch  voll- 
ständig belaubten  Bäume  des  hiesigen 
Stadtwalles. 

Nachdem  wir  am  19.  den  scharfen 
Ostwind  gehabt  und  in  der  Xacht  etwas 
Schnee  und  Regen  gefallen,  wurden  in 
Folge  der  Kälte,  —  iV2'^  Reaumur,  und 
des  fortdauernden  feinen  Nieder- 
schlages, halb  Schnee,  halb  Regen, 
sämtliche  Blätter  mit  Eis  vollständig 
überzogen. 

Unter  dieser  Last  bogen  sich  die 
Aeste  fast  bis  zum  Boden,  sodass  ich 
Brechen  befürchtete.  Heute  ist  das 
Wetter  umgeschlagen,  es  trieft  von 
allen  Bäumen,  und  die  Eisstückchen 
fallen  wie  Glasscherben  ab. 

R.  Wartenberg. 

Aehnliches  beobachteteman  inBerlin, 
auch  die  Sträucher  bogen  sich  ganz 
nieder.  Im  P"riedrichshain  hörte  man, 
wenn  beim  Winde  die  Zweige  anein- 
ander schlugen,  ein  Klirren  wie  von 
zerschlagenen  Fensterscheiben.  Höchst 
interessant  war,  dass  man  von  manchen 
Blättern  die  bis  2^2  mm  dicke  Eiskruste 
ganz  genau  in  Form  des  Blattes  mit 
dem  Abdruck  in  Händen  hatte,  sodass 
man  also  gläserne  Blätter  der  Nerven 
abheben  konnte.  Wir  dachten  unwill- 
kürlich an  das  Gedicht:  Vom  Bäumlein, 


386_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


das    andere    Blätter    hat    gewollt,    be- 
sonders an  die  Strophen : 

„Da   lagen    die    Blätter   von  Glase 
Zerbrochen  in  dem  Grase". 

Auffallenderweise  scheint  die  dicke 
Eiskruste  bei  manchen  Blättern,  z.  B. 
Cornus,  kein  Erfrieren  zur  Folge  gehabt 
zu  haben,  die  von  Philadelphus  waren 
dagegen  gekräuselt. 

Nach  den  kalten  Tagen  ist  j^lötzlich 
wieder  mit  Südwind  sehr  warmes 
Wetter  eingetreten,  am  24.  Oktober 
hatten  wir  Mittags  im  Schatten  iS^ 
Celsius  Wärme.  L.  W. 


Gedächtnisfeier  für  den  Fürsten  Bismarck. 

Der  Bund  Berliner  Grundbesitzer 
veranstaltete  am  11.  Oktober  eine  Ge- 
dächtnisfeier für  sein  verstorbenes 
Ehrenmitglied  den  Fürsten  Bismarck 
und  hat  das  Diplom  der  Ehrenmitglied- 
schaft und  den  Brief  des  Fürsten  mit 
eigenhändiger  Unterschrift,  mit  dem  er 
die  Ehrenmitgliedschaft  angenommen, 
nebst  seinem  Bilde  zu  einem  Gedenk- 
bilde vereinigt. 

Die  glückliche  Zusammenstellung 
wie  die  hervorragend  künstlerische 
Ausführung  des  ganzen  Bildes  ist  dem 
Sohne  des  verehrten  Mitgliedes  des 
Bundesvorstandes  Körner,  dem  Herrn 
Regierungs-Baumeister  Körner,  zu 
verdanken.  Aus  Liebe  zu  seinem  Vater 
und  in  Verehrung  für  den  verewigten 
Bismarck  hat  derKünstlerdieHerstellung 
des  herrlichen  Bildes  übernommen  und 
der  Vater  —  hat  das  Bild  dem  Bunde 
gestiftet,  auch  die  Ausschmückung  für 
die  heutige  Enthüllung  übernommen. 
Im  Namen  des  Bundes  richtete  der 
Redner  unter  dem  Beifall  der  Ver- 
sammlung herzliche  Dankesworte  an 
den  anwesenden  Herrn  Körner. 

In  feierlicher  Stimmung  wurde  das 
Bild  von  den  Bundesdelegierten  in 
Augenschein  genommen,  während  Herr 
Körner  die  Zusammensetzung  des  Bildes 
erklärte  und  besonders  auf  den  herr- 
lichen Kopf  Bismarcks  in  der  Mitte 
des  Bildes  aufmerksam  machte,  dann 
die  schönen  Embleme  schilderte  und 
seiner  Freude  darüber  Ausdruck  gab, 
dieses  Bismarck-Bild  dem  Bunde  zum 
Geschenk  machen  zu  können.  In  vor- 
trefflicher Handzeichnung  zeigen  sich 
um  das  Medaillonbild  Bismarcks  reiche 
allegorische  Verzierungen,  aus  welchen 
das     Brandenburger     Thor     mit      der 


Quadriga  und  das  Reichstagsgebäude 
höchst  gelungen  hervorragen.  DieUm- 
gebung  des  Bildes  bildeten  unter  Guir- 
landen  prachtvolle  Bismarck-Aepfel,  in 
Töpfen  gezogen,  und  grossartige 
Exemplare  der  Sonnenblume,  die  be- 
kanntlich mit  Genehmigung  des  Ver- 
storbenen den  Namen  führt:  Helianthus 
annus   Bismarckianus  (Kultur  Körner). 


Die  neuen  botanischen  Universitäts-Gärten 
in  Prag. 

Die  mit  der  Errichtung  der  neuen 
botanischen  Gärten,  welche  bekanntlich 
seitens  der  ünterrichtsverwaltung  für 
die  beiden  Prager  Universitäten  auf 
dem  Grundstücke  des  ehemaligen 
Vereinsgartens  in  der  Sluper  Gasse 
angelegt  werden,  verbundenen  Bau- 
und  gärtnerischen  Arbeiten  sind  nun- 
mehr ihrer  gänzlichen  \'ollendung  sehr 
nahe  gerückt  und  sollen  die  betreifen- 
den Universitäts-Institute  bereits  mit 
dem  Beginne  des  bevorstehenden 
Schuljahres  ihrem  Zwecke  zugeführt 
werden. 

Die  umfangreichen  Bauanlagen 
wurden  demnach  in  der  verhältnis- 
mässig sehr  kurzen  Zeit  von  14  Monaten 
bewirkt  und  erscheint  diese  Leistung 
um  so  bemerkenswerter,  als  die 
ursprüngliche  Terrain-Gestaltung  des 
Garten-Komplexes  .  infolge  der  Anlage 
von  neuen  Terrain -Stufen  (Garten- 
Terrassen)  und  sonstigen  Abgrabungen 
eine  wesentliche  Umänderung  erfahren 
hat,  wodurch  eine  bedeutende  Erd- 
bewegung zu  bewältigen  war.  In  dem 
oberen  Grundteile  wurde  der  botanische 
Garten  der  deutschen,  im  unteren 
Teile  jener  der  böhmischen  Universität 
untergebracht  und  wurde  zum  Zwecke 
der  räumlichen  Absonderung  der 
beiden  Gartenteile  an  deren  gemein- 
schaftlicher Grenze  ein  leichter  Draht- 
flechtzaun angebracht,  womit  zugleich 
der  Vorteil  erreicht  wurde,  dass  der 
freie  Ueberblick  über  den  ganzen,  ein 
Areal  von  mehr  als  10000  Quadrat- 
Klafter*)  bedeckenden  Gartenkomplex 
erhalten  bleibt.  Die  einzelnen,  in  den 
Gärten  für  die  Unterrichts-Bedürfnisse 
aufgeführten  Objekte  wurden  derart 
disponiert,  dass  für  die  beiden  Gärten 
ungefähr    gleiche    Benutzungs-Verhält- 


*)  I  Klafter  =  1,8967  m,  i  q-K!after  =-^ 
3,597  qm,  die  Fläche  beträgt  demnach  rund 
36  000  qm  oder  3,6  ha.     Die  Red. 


Litteratur. 


387 


nisse  resultieren.  Die  dem  Projekte 
gemäss  zur  Ausführung-  gebrachten 
Bauobjekte  umfassen:  zwei  vollkommen 
gleich  veranlagte  Institutsgebäude,  zwei 
ebenfalls  analog  konstruierte  Gärtner- 
Wohnhäuser,  ein  grosses  Gewächshaus, 
einen  Erweiterungsbau  für  das  be- 
standene Glashaus  der  Gartenbau- 
gesellschaft, ein  kleines  Glashaus  in 
dem  für  die  Lehrkanzel  der  Pflanzen- 
physiologie der  deutschen  Universität 
reservierten  Versuchsgärtchen,  weiters 
eine  Anzahl  von  kleinen  Wasser- 
Bassins  für  die  Garten-Bewässerungen, 
zwei  grosse,  mit  Unterabteilungen  ver- 
sehene Bassins  zur  Kultur  von  Wasser- 
und  Sumpfpflanzen  und  zwei  Gruppen 
von  Mistbeet-Anlagen. 

Die  Instituts-Gebäude,  bestehend  aus 
einem  zweistöckigen  Haupttrakte  mit 
kurzen  Flügeln  und  einem  ebenerdigen 
Wohntrakte,  sind  bestimmt  für  die 
Unterbringung  der  Lehrkanzeln  der 
Botanik  und  der  Pflanzen-Physiologie, 
während  in  dem  ebenerdigen  Trakte 
die  Wohnung  des  Vorstandes  des 
botanischen  Institutes  untergebracht 
ist.  —  Die  einstöckig  ausgeführten 
und  bei  den  Eingängen  in  die  bota- 
nischen Gärten  situierten  Gärtner- 
häuser dienen  für  die  Unterbringung 
der  Wohnungen  des  Garten-Inspektors 
und  der  Gärtner-Gehilfen;  nebstdem 
befinden  sich  in  diesen  Gebäuden 
Samen-Zimmer  und  Depots  für  Garten- 
Requisiten.  Das  neue  Glashaus  in  dem 
botanischen  Garten  der  deutschen 
Universität,  welches  hinter  der  Garten- 


mauer situirt  ist,  wurde  nach 
dem  Vorbilde  des  vor  kurzem  im 
Wiener  botanischen  Universitäts-Garten 
neu  erbauten  Gewächshauses  ganz  in 
Eisen-Konstruktion  und  unter  Bedacht- 
nahme  auf  die  speziellen  Erfordernisse 
des  botanischen  Unterrichtes  von  der 
Firma  Jg.  Grial  in  Wien  ausgeführt. 
Dieser  Firma  wurden  auch  die  übrigen 
Glashaus-Objekte  sowie  die  Ausführung 
des  Glaserkers  im  deutschen  pflanzen- 
physiologischen Institute  übertragen. 

Die  Gebäude-Anlagen  mit  allen  ein- 
schlägigen Bauarbeiten  sowie  die 
Arbeiten  zur  Umgestaltung  des  Garten- 
Terrains  wurden  von  der  Firma  Anton 
Dvorak  und  Karl  Fischer  in  den 
Kgl.  Weinbergen  ausgeführt,  während 
die  Anlage  der  Zentralheizung  in  den 
Instituts  -  Gebäuden  von  der  ersten 
böhmisch-mährischen  Maschinenfabrik 
in  Lieben,  die  Installierung  der  Gas- 
und  Wasserleitungen  von  Leopold 
Steffen  in  Prag  und  die  Lieferung  der 
Einrichtungs-Gegenstände  in  den  In- 
stituten von  den  Tischlern  Emanuel 
Meissner  in  Prag  und  Johann  Xavrätil 
in  Karolinenthal  besorgt  worden  sind. 
Die  umfangreichen  gärtnerischen  An- 
lagen und  Einrichtungen  in  den  neuen 
Gärten  wurden  nach  den  speziellen 
Anordnungen  der  Instituts-Vorstände 
Prof.  Dr.  Ritter  von  Wettstein  und  Prof. 
Dr.  Ladislaus  Celakovsky  zur  Aus- 
führung gebracht.  Die  Gesamt-Bau- 
leitung  besorgten  der  k.  k.  Ober- 
Ingenieur  J.  Leitzer  und  der  k.  k.  In- 
oenieur  E.  Ronbai. 


Litteratur. 


R.  Betten:  Erziehung,  Schnitt 
und  Pflege  des  Weinstocks  im 
kälteren  Klima.  (Trowitzschs 
Verlag  in  Frankfurt  a.  O.)  »Kurz  und 
sachlich!«  Das  hat  Herr  Betten  bei 
der  Abfassung  seines  Buches  sich  zur 
Devise  gewählt.  Verfasser  giebt  auf 
175  Seiten  seines  Buches  eine  gedrängte 
Darstellung  der  gesamten  Weinkultur, 
sowohl  der  im  Freien  wie  der  unter 
Glas.  Mir  ist  kein  Buch  bekannt,  das 
speziell  für  Norddeutschland  die  Wein- 
zucht so  eingehend  und  übersichtlich 
behandelt  wie  dieses,  so  dass  es  jedem 
Laien  an  der  Hand  desselben  leicht 
möglich  ist,  den  Wein  rationell  zu  be- 
handeln.     Aus    den    vielen,    dem   An- 


fänger in  der  Weinkultur  verwirrend 
wirkenden  Einzelheiten,  wie  sie  in 
grösseren  Büchern  eingehend  erwähnt 
sind,  hat  der  Verfasser  auf  Grund  seiner 
praktischenErfahrungen  die  wichtigsten 
und  notwendigsten  zusammengestellt, 
ohne  deren  Kenntnis  niemand  sich 
mit  der  Weinkultur  beschäftigen 
sollte' 

Geradezu  klassisch  kann  man  die 
Schilderung  der  Schnittmethoden 
nennen,  welche  so  klar  und  eingehend 
dargestellt  sind,  dass  auch  der  Un- 
erfahrenste dieses  nicht  ganz  einfache 
Kapitel  verstehen  muss.  Auch  die 
Düngungsmethoden,  die  Bekämpfung 
der    Schädlinge    des   Weinstocks,    die 


Aus  den  Vereinen. 


Versand-  und  Konservierungsmethoden 
und  manches  Andere  ist  mit  derselben 
Klarheit  geschrieben,  sodass  die  Lektüre 
des  Buches  wirklich  ein  Vergnügen  ist. 
Wenn  wir  dem  Verfasser  für  die 
hoffentlich  bald  zu  erwartende  weitere 
Auflage  seines  Buches  einen  Ratschlag 
erteilen  dürften,  so  würde  es  wohl 
angebracht  sein,  bei  der  Empfehlung 
der  einzelnen  Weinsorten  lieber  weniger 
und  nur  die  besten  Sorten  anzuführen; 
so  liefert  z.  B.  Madeleine  Angevine  fast 
nie  eine  ansehnliche  Traube,  ebenso 
auch  Diamant,  dagegen  vermissen  wir 
den  verbesserten  Früh-Leipziger, 
der  den  Vorzug  hat,  dass  er  nicht  so 
leicht  fault  und  viel  tragbarer  ist  wie 
der  gewöhnliche  Früh-Leipziger  (z.  B. 
Broodland  Sweetwater  oder  Reaumur). 

M.  Mehl. 

W.Hampel:  Frucht-  undGemüse- 
treiberei.  2.  Autlage.  (Verlagsbuch- 
handlung Paul  Parey,  Berlin,  Hedemann- 
str.   10.). 

Von  allen  Werken  über  dieses  Gebiet 
ist  das  Hampeische  wohl  das  wert- 
vollste, weil  der  Verfasser  in  jeder 
Beziehung  ein  praktischer  Gärtner  war 
und  seine  Aufmerksamkeit  besonders 
darauf  richtete,  wie  man  auch  ohne 
grosse  Mittel  gute  Resultate  in  der 
Frucht-  und  Gemüsetreiberei  erzielen 
kann.  Das  Buch  ist  deshalb  auch  be- 
sonders für  Handelsgärtner  sehr  zu 
empfehlen,  welche  gewiss  vieles  aus 
ihm  für  ihre  Zwecke  A'erwerten  können, 
wenn     es     auch    in    erster    Linie    für 


Herrschaftsgärtner  geschrieben  ist. 
An  den  vom  Verfasser  angegebenen 
Treib-Methoden  haben  wir  nur  weniges 
auszusetzen.  Bei  der  Erdbeertrei- 
berei empfiehlt  z.  B.  der  Verfasser 
die  Treiberei  von  einjährigen  Pflanzen, 
während  in  neuerer  Zeit  mit  gutem 
Erfolge  kaum  halbjährige  Pflanzen  zur 
Treiberei  genommen  werden.  Avodurch 
man  zwar  weniger,  aber  dafür  weit 
grössere  Beeren  erzielt,  welche  einen 
höheren  Wert  repräsentieren  als  die 
vielen  kleinen  Beeren,  welche  durch 
die  vom  Verfasser  angegebene  Me- 
thode gewonnen  werden.  Ausserdem 
ist  auch  die  Mühe  bei  ersterer  Methode 
kaum  halb  so  gross,  wie  bei  der  ge- 
schilderten. 

Beim  Wein  schnitt  hätie  ausser  dem 
Schnitt  nach  Thomery  und  Recht  auch 
wohl  der  sogenannte  Ersatzrebenschnitt 
angeführt  werden  können,  der  in 
neuerer  Zeit  mehr  und  mehr  Eingang 
findet  und  auch  die  besten  Resultate 
zeitigt.  Der  Schnitt  nach  Recht  ist 
wohl  nicht  ganz  richtig  abgebildet, 
denn  wäre  all  das  Holz  an  dem  Stock 
vorhanden,  so  würde  man  wohl  aus  der 
Wirrnis  nicht  herausfinden  können 
und  auch  kaum  so  viel  Platz  im  Wein- 
hause zur  Verfügung  sein,  wie  es  dann 
nötig  wäre.  Bei  den  empfohlenen 
Weinsorten  vermisse  ich  leider  Fos- 
ters  white  Seedling  und  Buckland 
Sweetwater,  die  doch  als  frühe  weisse 
Sorten  in  jedem  Sortiment  vertreten 
sein  sollten;  ebenso  fehlt  auch  Treb- 
bianer  und  Gros  dore.     H.  Mehl. 


Aus  den  Vereinen. 


Bildung  einer  Deutschen  Chrysanthemum- 
Gesellschaft. 

Es  wird  beabsichtigt,  gelegentlich 
der  Chrysanthemum  -  Ausstellung  in 
Hannover  eine  Deutsche  Chrysan- 
themum-Gesellschaft zu  gründen; 
die  konstituirende  Versammlung  ist  auf 
den  25.  November  5  Uhr  festgesetzt. 
Die  neue  Gesellschaft  wird  eineParallele 
zur  Deutschen  Dahlien  -  Gesellschaft 
bilden.  Es  soll  durch  sie  den  deutschen 
Züchtern  Gelegenheit  geboten  werden, 
mit  ihren  Züchtungen  vor  die  Oeffent- 
lichkeit  zu  treten.  Ferner  soll  nament- 
lich durch  Veranstaltung  von  Aus- 
stellungen   die    Liebhaberei    und    das 


Interesse  für  das  Chrysanthemum 
gestärkt  und  vermehrt  werden.  Ganz 
besonders  aber  soll  durch  Austausch 
von  Meinungen  und  Erfahrungen  die 
ungeheure  Zahl  von  minderwertigen 
Einführungen  beiseite  gesetzt  werden, 
und  gerade  in  dieser  Beziehung  wird 
sich  ein  gemeinsames  Wirken  sehr 
segensreich  erweisen;  gerade  deswegen 
ist  die  Gründung  einer  solchen  Gesell- 
schaft, die  eigentlich  schon  vor  zehn 
Jahren  hätte  erfolgen  sollen,  jetzt 
doppelt  nöthig. 

Der  Obstbauverein  für  das  Königreich  Böhmen 

hielt  den  2.  September  d.  J.  bei  Ge- 
legenheit    der     Jubiläums- Gartenbau- 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


589 


Ausstellung  aufderSophieninsel  in  Prag 
seine  General-\'ersammlung  ab, welcher 
in  Verhinderung  des  Präsidenten 
J.U.Dr.FürsienFriedrichvonSchwarzen- 
berg  der  Mcepräsident  des  ^>reins, 
Herr  Prof.  J.  R.  Demel,  präsidierte. 
Als  Regierungsvertreter  hatte  sich  der 
Herr  Landeskulturinspektor  Rudolf 
Brechler  Ritter  von  Troskovic, 
als  Vertreter  des  landwirtschaftlichen 
Central-Vereins  Herr  Landes-Schul- 
inspektor  Dr.  Sitensky,  als  Vertreter 
des  Landwirth.- Vereins  von  Smichov 
Herr  Guispächter  Franc  aus  Knezirka 
eingefunden,  den  landwirtschaftlichen 
Bezirksverein  in  Neuhaus  vertrat  Herr 
J.U.C.  Karl  Hert  und  der  Direktor  der 
landwirtschaftlichen  Schule  daselbst, 
Herr  Heinrich  Krivänek.  In  Er- 
ledigiing  des  Programms  wurde  das 
Protokoll  der  letzten  General-Versamm- 
lung genehmigt,  der  gedruckte  Ge- 
schäftsbericht zur  Kenntnis  genommen, 
desgl.  der  Rechenschaftsbericht.  Bei 
den Ergängungswahlen wurden  gewählt^: 
Se.  Durchl.    J.U.   Dr.    Friedrich    Fürst 


Schwarzenberg,  Flerr  J.U.C.  Jos.  Tomä- 
sek,  Bürgermeister  in  Hohenmauth, 
Herr  Prof.  J.  R.  Demel,  Herr 
Marth.  Tatar  und  Fleri  Wzl.  Marusk  a. 
Bei  den  freien  Anträgen  nahm  die 
Besprechung  über  die  Feststellung 
eines  Normal-Sortiments  der  Birnen 
und  Aepfel  eine  längere  Zeit  in  An- 
spruch. An  der  fachgemäss  statt- 
gehabten Debatte  beteiligten  sich  u.  a. 
die  Herren:  Obergärtner  Bläha  aus 
Troja,  Direktor  des  pomol.  Instit.  in 
Troja  J.  Nemec,  Direktor  der  land- 
wirtschaftlichen Obstbauschule  in 
Leitmeritz  Herr  Kollär,  Leiter  der 
Obstbauschulen  des  Hohenmauther 
Bezirkes  Freidil,  Bezirkssekretär  Mert 
aus  Neuhaus,  Baumschulenbesitzer  Päv 
aus  Lysa  a.  £.  —  Es  wurde  beschlossen, 
für  das  Königreich  Böhmen  ein  Sor- 
timent festzustellen,  in  welchem 
sowohl  das  Sommer-,  Flerbst-  und 
Winterobst,  als  auch  die  rauhen  und 
geschützten  Lagen  in  angemessener 
Weise  zum  Ausdruck  gelangen  würden. 
W.  Körb  er  in  Prag. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Hamburg.  Chrysanthemum- 
Ausstellung  des  Vereins  Hamburger 
Chrysanthemum-Freunde  vom  15.  bis 
20.  November.  Programm  bei  C.  G.  A. 
Schumacher. 

Hannover.  Verlegung  der  Chry- 
santhemum-Ausstellung. Da  wegen 
der  kalten  Witterung  die  Blumen  noch 
nicht  genügend  entwickelt  sind,  wird 
die  Ausstellung  auf  den  24,  November 
bis  1.  Dezember  verlegt.  Anmeldungen 
nunmehr  bis  6.  November.  Einlieferung 
der  Pflanzen  am  21.  November.  Schnitt- 
blumen und  Bindereien  können  noch 
bis  8  Uhr  Morgens  des  Eröffnungstages 
aufgestellt  werden.  Die  Anmeldungen 
für  die  Ausstellung  haben  bislang  schon 
die  Zahl  150  überschritten,  von  denen 
einige  auf  20  und  mehr  Nummern  des 
Wettbewerbes  lauten.  Es  ist  danach 
schon  jetzt  vorauszusehen,  dass  die 
Ausstellungslokale,  Palmengarten  und 
Konzerthaus,  nicht  genügen  werden, 
sondern,  wie  anfangs  schon  beab- 
sichtigt, ein  Teil  der  angrenzenden 
Strasse    am    Alarstalle     zu     Hilfe    ore- 


nommen  werden  muss,  welche  zu  dem 
Zwecke  in  geeigneter  Weise  überdacht 
werden  wird.  Es  wird  dadurch  ein 
weiterer  Ausstellungsraum  von  etwa 
400  qm  gewonnen. 


Antwerpen.  Internationale  Garten- 
bauausstellung vom  9. — 13.  April  1899, 
organisiert  von  der  Soc.  roy.  d'horti- 
culture  et  d'agriculture  d'Anvers.  An- 
meldungen b.  Sekretariat  215  Chaussee 
de  Malines. 


St.- Petersburg.  Unter  dem  Pro- 
tektorat Sr.  Majestät  des  Kaisers 
III.  Internationale  Gartenbau- 
Ausstellung  vom  5-/17-  Mai  bis 
15./27.  Mai  1899.  Anmeldungen  bis 
spätestens  zum  1./13.  März  an  Geheim- 
rat Excellenz  Fischer  von  Wald- 
heim, Kaiserl.  Bot.  Garten.  —  Die 
Vorbereitungen  sind  im  besten  Gange; 
es  wird  aber  ausdrücklich  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  nur  die 
Früh]  ah r Sausstellung  international 
ist,     die     Obstausstellung    im     Herbst 


590 


Gewerbliche  Angelegenheiten.  —  Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Berlin.  Kleine  Obst- Ausstellung 
am  Donnerstag  den  24.  Xovember.  Der 
Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues veranstaltet  Donnerstag,  den 
24.  November,  10—8  Uhr,  eine  kleine 
Obst-Ausstellung  im  Vereinslokal. 
Gefordert  werden:  Bis  zu  zehn  Sorten 
Aepfel  ä  6  Stück,  bis  zu  zehn  Sorten 
Birnen  a  6  Stück.  Es  ist  zulässig,  nur 
Birnen  oder  nur  Aepfel  auszustellen. 
Der  Ilauptwert  soll  auf  die  lehrreich  e 
Aufstellung  gelegt  wer  den, und  es  werden 


den  Teilnehmern,  die  sich  bis  zum 
17.  Xovember  zu  melden  haben,  Frage- 
zettel zugestellt  werden,  ähnlich  wie 
die  vom  Märkischen  Obstbauverein 
versandten.  Es  gilt  namentlich,  zu 
zeigen,  welche  Sorten  auf  trockenem, 
welche  auf  feuchtem  Boden  als  Hoch- 
stamm oder  Formbaum  in  der  Um- 
gegend von  Berlin  am  besten  gedeihen 
und  möglichst  regelmässige  Erträge 
geben.  Man  verlangt  keine  Schaufrüchte, 
sondern  Durchschnittsexemplare. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Gewicht  und  Wert  von  Blumenzwiebeln. 

Alljährlich  ersucht  das  Statistische 
Amt  des  Deutschen  Reichs  den  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  den 
Wert  für  die  ein-  und  ausgeführten 
Gegenstände  proDoppelzentner  schätzen 
zu  wollen.  ^vhnliche  Erhebungen 
werden  auch  an  anderen  Orten  gemacht 
und  aus  den  Angaben  von  verschiedenen 
Plätzen  im  Statistischen  Amt  der 
Durchschnitt  gezogen. 

Bei  dieser  Schätzung  empfand  der 
betr.  Ausschuss  des  Vereins  es  als 
einen  Cbelstand,  dass  so  viele  ver- 
schiedenartige Dinge  unter  einer 
Xummer  zusammengefasst  werden, 
namentlich  bei  der  Nummer  340: 
LebendeGewächse,Blumen  zwiebeln, 
Knollen  etc.  Trotz  aller  Bitten,  die 
Blumenzwiebeln  und  Knollen  von  den 
Pflanzen  zu  trennen,  da  sie  einen  weit 
höheren  Wert  besitzen,  hat  man  aber 
bisher  die  Trennung  abgelehnt,  um 
den  Zollbeamten  nicht  durch  zu  grosse 
Spezialisierung  noch  mehr  Arbeit  zu 
machen.  Da  aber  jetzt  ein  neues 
Warenverzeichnis  aufgestellt  wird,  so 
darf  man  vielleicht  hoffen,  nun  endlich 
die  Bitte  berücksichtigt  zu  sehen, 

Ueber  den  Wert  der  Blumenzwiebeln 
selbst  herrschen  übrigens  auch  in  Fach- 


I  kreisen  nicht  ganz  klare  \'orstellungen. 
Um  nun  den  Wert  eines  Doppelzentners, 
I  wenigstens  für  holländische  Blumen- 
I  zwiebeln,  genau  zu  ermitteln,  hat  Herr 
Kgl.  Gartenbaudirektor  Gust.  Ad. 
Schultz,  Lichtenberg,  Mitglied  des 
gewerbl.  Ausschusses  des  \'ereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  im 
Januar  1898  aus  den  in  voriger  Saison 
erhaltenen  12  Sendungen  3  willkürlich 
herausgegriffen  und  folgendes  gefunden  : 

13  Kisten  enth.  Hyazinthen,  Gewicht 
2428  kg,  Fakt. -Wert  2932  M.,  also 
p.  Doppelzentner  ca.   121  M. 

14  Kisten,  enth.  Hyazinthen  u.  Tulpen, 
Gewicht  2018  kg,  Fakt.-Wert  2067  M., 
also  p.  Doppelzentner  ca.   102  M. 

16  Kisten,  enth.    div.  Blumenzwiebeln. 
Gewicht  2453  kg,  Fakt.-Wert  1977  .\I., 
also  p.  Doppelzentner  ca.  80  M. 
Herr  Schultz    teilt    uns    weiter    mit. 
dass   in     1   Kiste  Blumenzwiebeln    ent- 
halten sind:  circa   1000  bis  1200  Hya- 
zinthen  1.  Qualität  oder    ca.  1500    bis 
2000     Hyazinthen     II.     Qualität     resp. 
ca.    3000  bis  4000    Tulpen    I.  Qualität 
ca.   4000  bis  6000  Tulpen   II.  Qualität. 
Demnach     wiegen      also      1000 — 2000 
Hyazinthenzwiebeln     rund      200      kg.. 
3000 — 6000        Tulpenzwiebeln        rund 
150  ks. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Gannell  &  Sons  in  Swanley,  Kent, 
Autumn  Catalogue.  —  F.  C.  Heine- 
mann in  Erfurt,  Neuheiten-Liste  für 
1898/99  mit  Abb.  —  Barbier  &  Co. 
in  Orleans,  bisher  Barbier  freres  et 
fils.  Diverses,  speziell  Gehölze  und 
Rosen.    —    J.   C.  Schmidt   in    Erfurt, 


Xeuheiten  für  1899  mit  Abb.  —  Francke 
&  Co.  in  Berlin,  Spitzenbergsche  Kultur- 
geräte. — ■  E.  Gauguin  in  Orleans. 
Baumschulartikel.  —  Kohlmanns- 
lehner  &  Schwenke  in  Schöneberg 
bei  Berlin,  Hauptverzeichnis.  —  Die- 
selben:   Engros-Angebot    von    Samen- 


Personal-Nachrichten. 


591 


Neuheiten.  —  Sattler  &  Bethge, 
A.-G.,  Quedlinburg  a.  Harz,  Neuheiten. 
—  S.  559  ist  zu  lesen  Auguste  Chantin 
in  Paris  statt  (."hautin,  Bernhard  \'ande- 


felde  zu  Wetteren,  statt  ^"audevelde. 
R.  Tanoi,  Gardener  in  Horaicho,  Yoko- 
hama, statt  Hordicho. 


Personal-Nachrichten. 


Sein  50jähriges  Jubiläum  in  der 
Gärtnerthätigkeit  feierte  am  2.  Oktober 
Herr  J.  F.  Liebl,  Fürstlich  Fürsten- 
bergischer  Direktor  in  Prag,  auf 
der  Kleinseite.  Der  Name  des 
Jubilars  wird  gewiss  auch  in  den 
breiteren  Kreisen  genug  bekannt  sein, 
denn  Herr  Liebl  hat  sich  sehr  oft  an 
verschiedenen  öffentlichen  Facharbeiten 
beteiligt  und  als  solcher  auch  einen 
weithin  klingenden  Namen  erworben. 
Als  Sohn  eines  ehemaligen  Ober- 
gärtners trat  er  im  Jahre  1846  in  die 
Lehre  seines  A^aters  bei  Baron  Aeren- 
thal  in  Doxan,  durchreiste  dann  den 
grössten  Teil  Europas,  wo  er  in  den 
bedeutendsten  Gärtnereien  stets  eine 
Zeit  lang  beschäftigt  war,  und  trat  nach 
dem  Tode  seines  Vaters  (auch  ein 
bekannter  Pomologe)  an  seine  Stelle. 
Hier  widmete  er  sich  ausschliesslich 
den  Kulturarbeiten,  hauptsächlich 
Schmarotzerptlanzen  züchtend.  Einen 
klingenden  Namen  erwarb  er  sich  auch 
später  als  glücklicher  Rosen-  und 
Erikenzüchter.  Auf  der  eben  ab- 
gehaltenen Gartenbau-Ausstellung  in 
Prag  beteiligte  sich  Herr  Liebl  mit 
seiner  neuen  Fuchsienzucht,  der  so- 
genannten »Düngungs-Kultur<,  womit 
er  die  Besucher  überraschte.  Er  führte 
dabei  jedem  vor,  wie  es  ihm  gelang, 
in  der  kurzen  Zeit  vom  Frühjahr  bis 
zum  Sommer  aus  Stecklingen  Pflanzen 
in  einer  Höhe  von  1,50  bis  2  m  zu 
züchten.  Für  diese  Kollektion  erhielt 
auch  der  Herr  Jubilar  einen  Ehrenpreis. 
Herr  F.  Liebl  ist  schon  seit  39  Jahren 
in  den  Diensten  desFürsten  Schwarz  en- 
berg.  Aus  diesem  Anlasse  gingen  dem 
Jubilar  von  allen  Seiten,  aus  nah  und 
lern,  Piuldigungs -Telegramme  und 
Glückwünsche  zu,  —  nur  von  seinem 
Chef  nicht.  Wzl.  Körb  er,  Prag. 


Frau  Geheime  Kommerzienrat 
Schwabach  hat  zum  Andenken  ihres 
dahingeschiedenen  Gatten  dem  Personal 
ihres  grossen  Geschäftes  (Bleichröder) 


eine  Stiftung  von  100000  AI.  gemacht. 
Frau  Schwab  ach  ist  Nachfolgerin 
ihres  Gatten  im  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  geworden. 

Die  gleiche  Summe  hat  Herr  Ernst 
Borsig  gelegentlich  seiner  Ver- 
heiratung für  die  Borsigsche  Fabrik 
gestiftet.  Herr  Borsig  ist  ebenfalls 
Mitglied  des  \'ereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues. 


Dem  Kgl.  Flofgärtner  a.  D.  Kinder- 
mann aut  Schloss  Babelsberg  ist  der 
Kgl.  Kronenorden  ':;.  Klasse  verliehen. 


Am  10.  Oktober  starb  zu  Cöthen 
sanft  infolge  eines  Schlaganfalles  der 
Kunst-  und  Handelsgärtner  Gottlieb 
Goeschke,  berühmter  Erdbeerzüchter. 
Vater  des  Kgl.  Gartenbaudirektors 
Franz  Croeschke  in  Proskau,  im 
Alter  von  beinahe  80  Jahren. 


Rudolf  Buttmann,  Sohn  des  f  Kgl. 
Hotgärtners  Buttmann,  bisher  Stadt- 
obergärtner in  Rendsburg,  wurde  zum 
Königl.  Gartenverwalter  in  Potsdam 
ernannt  und  ihm  die  Instandhaltung 
der  Königlichen  Plätze  übertragen. 


Der  Kgl.  Flofgärtner  Kurt  Nietner 
(nicht  Herr  Hofgärtner  Rosenberg, 
der  seine  Stelle  in  Sanssouci  behalten) 
ist  nach  Babelsberg  versetzt.  An  Stelle 
der  zwei  englischen  Gärtner  ist  Herr 
Poosch  mit  den  Weintreibereien  am 
Drachenberge  betraut  worden. 


C.  Lücke,  bisher  Institutsgärtner  an 
der  Gartenbauschule  zu  Wittstock, 
verliess  am  1.  Oktober  seine  Stellung. 


Karl  Tapp,  Garteningenieur  in 
Danzig,  wurde  zum  Stadtgärtner  da- 
selbst ernannt. 


Hermann     Engel,      Rosenschulbe- 
sitzer     in     Ludwigslust,     wurde     vom 


592 


Personal-Nachrichten, 


Herzog- Regenten     von     Mecklenburg- 
Schwerin  zum  Hoflieferanten   ernannt. 


Chr.  Jenssen,  früher  bei  der  Anlage 
des  Stadtwaldes  zu  Köln  beschäftigt, 
wurde  von  der  Friedhofskommission 
zu  Kiel  als  Obergärtner  bei  der  Neu- 
anlage eines  landschaftlichen  Fried- 
hofes   in    Eichhof    bei  Kiel    angestellt. 


C.  Ulrich,  Lehrer  für  Gartenbau 
und  Naturwissenschaften  am  Pomo- 
logischen  Institut  in  Reutlingen,  gab  seine 
Stellung  mit  dem  Ende  des  Sommer- 
semesters auf.     An  seine  Stelle  trat 

Herm.  Wolanke,  bisher  im  bota- 
nischen Garten  in  Breslau,  als  Garten- 
baulehrer in  Reutlingen  ein. 


Heinrich  Beth,  Stadtgärtner  in 
Worms,  ist  am  21.  September  nach 
kurzem  Krankenlager  im  73.  Lebens- 
jahre gestorben. 


Friedrich  Abel,  Sekretär  der  k.  k. 
Gartenbau-Gesellschaft  in  Wien,  führt 
jetzt  auf  Beschluss  des  Verwaltungs- 
rates die  bisher  von  dem  am  16.  Juni 
verstorbenen  Direktor  Karl  Schubert 
geleiteten  Geschäfte. 


Franz  Wendisch,  bisher  Fachlehrer 
für  Obst-  und  Weinbau  an  der  Landes- 
Obst-  und  Weinbauschule  in  Feldsberg 
(Nieder-Oesterr.),  wurde  als  Anstalts- 
leiter an  die  neu  errichtete  Landes- 
Winzerschule  in  Gumpoldskirchen 
(Nieder-Oesterr.)  berufen. 


Philipp  Pfeiffer,  aus  Darmstadt 
gebürtig,  der  einen  weit  reichenden 
Ruf  als  tüchtiger  Baumschulgärtner  in 
den  Vereinigten  Staaten  genoss,  ist  am 
28.  August  in  Sedalia,  Mo.,  im  Alter 
von  03  Jahren  gestorben. 


E.  Zier,  Obstbau-Wanderlehrer  für 
das  Grossherzogtum  Mecklenburg- 
Schwerin,  hat  am  1.  Oktober  seine 
Stellung  angetreten  und  seinen  Wohn- 
sitz   in   Güstrow  angewiesen    erhalten. 


Ernst  Hinderlich,  bisher  in  Grüna, 
wurde  mit  der  Leitung  der  Gärtnerei 
und  der  ausgedehnten  Parkanlagen  des 
Grafen  von  Tiele-Winckler  zu  Moschen 
(O. -Schlesien)  betraut. 


Kaspar  Hiller,  ein  amerikanischer 
Obstzüchter,  ist  in  Conesfoga,  Pa.,  im 
82.  Lebensjahre  gestorben. 


Brischke,  Karl,  früher  zweiter 
Obergärtner  der  Firma  J.  C.  Schmidt, 
Erfurt,  wurde  die  Leitung  des  Königl. 
botanischen  Gartens  zu  Thorn  über- 
tragen. 

Heiler,  Joh.,  Stadt.  Garteninspektor 
zu  München,  wurde  das  Verdienstkreuz 
vom  hl.  Michael  verliehen. 


K  o  Ib ,  M  a  X ,  Oberinspektor  des  Königl. 
botanischen  Gartens  in  München,  wurde 
der  Titel  eines  Wirklichen  Rats  ver- 
liehen. 

Alexander  Steffen,  Inspektor  der 
israelitischen  Erziehungsanstalt  in 
Ahlem,  gab  diese  Stelle  auf  und  liess 
sich  in  Niederlössnitz  als  Landschafts- 
gärtner nieder. 

H.  Zeininger.  bisher  in  Homburg 
V.  d.  H..  wurde  nach  Ahlem  an  die 
infolge  des  Wegganges  A.  Steffen's 
frei  gewordene  Stellung  berufen. 


Julius  Gähl,  bisher  in  Bielau  bei 
Neisse,  hat  die  Leitung  der  Schloss- 
gärtnerei Friedenthal  -  Giesmanndorf 
übernommen. 


A.  Friedrich,  bisher  Obstbau- 
Wanderlehrer  in  Homburg  v.  d.  H., 
wurde  in  eine  gleiche,  früher  von 
E.  Virchow  bekleidete  Stellung  bei 
der  königl.  Landwirtschafts  -  Gesell- 
schaft in  Hannover  berufen. 


E.  Heydecker,  bisher  in  Frankfurt 
a.  M.,  wurde  als  Garteninspektor  des 
Tiergartens  zu  Königsberg  i.  Pr.  an- 
gestellt. 


Kleine  Obstausstellung 

im  Vereinslokale,    Invalidenstrasse  42.    am  Donnerstag,    den    24.  November. 
Näheres  siehe  Seite  590. 


Garteiiliora  1898. 


Chromolith.  Fr.  Eugen  Köhler,  G,era-Untermhaus. 


Zaxtedeschia 

PeXTLANDII  R.  Whyt: 


Zantedeschia  Pentlandii  R.  Whyte  Mss. )  Watson. 

(Hierzu  Tafel  1456.) 
\'on  L.  W  i  1 1  m  a  c  k. 
jie  ersten  151ätter  eilanzettlich,  an  der  Basis  wenig  herzförmig,  die  späteren 
^^^:^  Ott  ei-herzförmig  mit  offener  Bucht  und  abgerundeten  Lappen,  alle  mit 
feiner  Spitze  und  ungefleckt.  Alittclrippe  dick,  Blütenscheide  goldgelb,  oft 
etwas  grünlich  am  Grunde,  innen  am  Grunde  dunkel  purpurn,  breit  trichterförmig, 
im  unteren  Drittel  locker  zusammengerollt,  innen  eben  oder  etwas  runzelig,  Saum 
ausgebreitet,  am  obersten  Ende  plötzlich  in  eine  meist  zurückgekrümmte  Spitze 
verschmälert,  Ränder  zurückgerollt. 

Vaterland:  Ostafrika,  Basutoland. 

Diese  von  R.  Whyte  Esq.  zu  Pentland  House,  Lee,  England,  als  Richardia 
Pentlandii  im  Juni  1892  in  London  ausgestellte,  von  Watson  in  Gard.  Chron. 
1892  II  S.  123  und  1894  I  S.  590  zuerst  beschriebene  gelbe  Calla  ist  farbig 
abgebildet  u.  a.  in  Bot.  Mag.  1895  t  7397.  Nach  der  dort  gegebenen  Tafel 
hegten  wir  Zweifel,  ob  die  von  uns  abgebildete  Pflanze  wirklich  dieselbe  Art 
sei,  Blätter  und  Blüten  sind  dort  viel  grösser,  die  Blätter  an  der  Basis  breit 
herzförmig  ausgebuchtet  und  vor  allem  die  Innenseite  der  Blütenscheide  sehr 
runzelig.  Herr  Geh.  Regierungsrat  Engler  bestätigte  unsere  Zweifel;  allein  die 
Herren  Krelage  &  Sohn  in  Haarlem,  die  viele  Exemplare  von  Z.  Pent- 
landii ziehen  und  denen  wir  unsere  Abbildung  zum  Vergleich  sandten,  erklärten 
sie  doch  für  Z.  Pentlandii,  die  sehr  veränderlich  sei.  Auch  in  The  Garden  1895  II 
S.  340  t  1038  ist  sie  der  unsiigen  ähnlich  dargestellt. 

Das  Verdienst,  diese  Art  aus  dem  Vaterlande  in  Deutschland  eingeführt 
zu  haben,  gebührt  Herrn  Hofraarschall  von  St.  Paul  lllaire  in  Fischbach, 
Ehrenmitglied  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  Derselbe  hielt 
sie  erst  im  Warmhause,  wo  sie  aber  nicht  zur  Blüte  kam.  Er  gab  dann  1896 
eine  Knolle  an  Herrn  Stadtrat  Gartenbaudirektor  Brandt-Charlottenburg. 
Dieser  beschreibt  die  Knolle  (Gartenflora  1897  S.  426)  als  etwa  von  Gestalt 
einer  Cyclamen-Knolle,  ca.  5  cm  im  Durchmesser  und  ca.  1,5  cm  hoch.  Die 
Knolle  trieb  nur  schwach  aus,  erst  Ende  April  1896  zeigte  sich  ein  Trieb  und 
dieser  brachte  nur  zwei  Blätter.  Herr  Brandt  liess  die  Pflanze  langsam  ein- 
ziehen und  im  Frühjahr  1897  trieb  sie  nur  ein  etwas  abnormes  Blatt.  Sie 
wurde  dann  aber  in  einen  grösseren  Topf  mit  Alistbeeterde  gesetzt  und  ins 
Freie  gebracht.  Hier  entwickelte  sie  sich  sehr  gut,  bildete  ein  zweites, 
normales  Blatt  von  lanzettlicher  Gestalt  und  bald  darauf  die  Blüte,  welche  Ende 
Juni  sich  entfaltete  und  anfangs  Juli  im  Charlottenburger  Gartenbauverein  sowie 
am  29.  Juli    im  Verein    zur    Beförderung    des    Gartenbaues    vorgezeigt    wurde. 

*)  Lies  R.  Whyte  Manuscript,  das  soll  hcissen,  Whyte  hat  den  Namen  ohne  botanische 
Beschreibung  veröffentlicht.  (In  diesem  Falle  auf  einer  Ausstellung  in  einem  Briefe.)  Watson 
hat  sie  zuerst  botanisch  beschrieben. 


igi  Zantedeschia  Pentlandii  R.  Whyie  Mss.  Watson. 

Herr  Brandt  bemerkte,  dass  die  Pflanze  ganz  kalt  gehalten  werden  muss  und 
Herr  Inspektor  Perring,  der  sie  vor  einigen  Jahren  bei  Krelage  &  Sohn- 
in Haarlem  im  Freien  gesehen,  bestätigte  das. 

Trotzdem  wir  von  der  Richtigkeit  der  Art  überzeugt  waren,  zögerten  wir 
mit  der  Verötfentlichung  der  Tafel,  in  der  Hoffnung,  dass  die  Pflanze  in  diesem 
Jahre  wieder  blühen  werde;  diese  Hoffnung  hat  sich  aber  leider  nicht  erfüllt, 
und  so  geben  wir  denn  das  Bild,  wie  es  im  Jahre  1897  von  Frl.  R.  du  Bois- 
Reymond  sehr  naturgetreu  gemalt  ist. 

Herr  Krelage  bittet  uns,  den  Xamen  Richardia  zu  wählen,  da  dieser 
Gattungsname  den  Gärtnern  schon  bekannt  sei  und  da  er  auch  in  England  gelte, 
Herr  Geh.  Rat  Engler  aber,  der  beste  Kenner  der  Araceen,  rät  uns  entschieden, 
den  richtigen  Gattungsnamen  Zantedeschia  zu  nehmen  und  ihm  wollen  wir 
folgen. 

Zur    Geschichte    der    Zantedeschien. 

Linne  kennt  von  den  tropischen  Calla-ähnlichen  Gewächsen  nur  eine 
Art:  Calla  aethiopica  L.,  welche  nach  W.  Watson  in  G.  Chron.  1892  II  S.  123 
und  1893  ^  S.  568,  1687  durch  die  Holländer  von  Südafrika  eingeführt  wurde 
Später  wurde  erkannt,  dass  sie  von  unserer  Calla  palustris  sich  wesentlich 
unterscheidet,  namentlich  dadurch,  dass  Calla  palustris  Zwitterblüten  und  keine 
pfeilförmigen  Blätter  besitzt.  Xach  Engler  gehören  die  tropischen  »Calla« 
sogar  zu  einer  ganz  anderen  Abteilung,  den  Philodendroideae,  die  Calla  palustris 
zu  den  Calloideae. 

Kunth  taufte  dann  1S15  die  Pflanze  um  und  nannte  sie  Richardia  africana; 
da  es  aber  schon  eine  Rubiaceen-Gattung  Richardia  Houston  gab,  die  Linne 
in  seinen  Genera  1737  veröffentlichte,  so  änderte  Kunth  letzteren  Xamen  in 
Richardsonia  um,  was  nicht  statthaft  ist.  Sprengel  nannte  1826  die  tropische 
Art  Zanteschia*)  aethiopica  und  dieser  Xame  ist  daher  beizubehalten.**) 

Erst  1859  wurden  zwei  weitere  Spezies  eingeführt,  alle  unter  dem  Xamen 
Richardia,  der  aber,  wie  gesagt,  besser  in  Zantedeschia  umzuändern  ist.  Es 
waren  Z.  albo-maculata  Hook  und  Z.  hastata  Hook.  Jetzt  haben  wir  ca.  10  Arten, 
zu  denen  noch  mehrere  gelbe  hinzukommen  dürften. 

J.  D.  Hooker  teilte  sie  1895  in  Bot.  Mag.  t  7397  in  zwei  Gruppen:  i.mit 
herzförmigen,  2.  mit  pfeilförmigen  Blättern. 

Zu  1  gehören:  Z.  aethiopica  und  Z.  Pentlandii,  zu  2:  albo-maculata,  hastata 
und  melanoleuca  (auch  die  unvollkommen  bekannte  Z.  angustiloba  Schott,  die 
noch  nicht  eingeführte  Z.  raacrocarpa  Engler  und  die  1893  beschriebene 
Z.  Lutwychei  X.  E.  Browne  in  G.  Chr.   1S93  I  568). 

Man  muss  jetzt  noch  eine  3.  Abteilung  mit  lanzettlichen  Blättern  auf- 
stellen, zu  denen  die  schwach  rosa-weisse  Z.  Rehmanni  Engl.  (Abb.  in  Gartfl. 
1894  S.  15)  gehört.  Aber  man  sieht,  dass  die  ßlattform,  wenigstens  bei  unserem 
Exemplar  von  Z.  Pentlandii,  auch  variieren  kann. 

Von  gelben' haben  wir  jetzt:  Z.  EUiotiana  mit  weissgefleckten  Blättern, 
Z.  Pentlandii  und  Z.  Lutwychei  Wats.,  welch  letztere  sich  durch  steife  Haare 
am  Blattstiel  unterscheidet. 


*)  Francesco  Zantedeschi  war  Professor  der  Physik  in  Padua,  geb.  zu  Dolce  (Verona) 
18.  August   1797.     Er  schrieb  über  den  Einfluss  farbigen  Lichtes  auf  die  Vegetation. 

•!=*)  Wollte  man  Otto  Kuntze  folgen,  so  müsste  man  statt  Zantedeschia  den  Xamen 
Arodes  Heister  in  Fabricius  enum,  pl.  hört.  Heimst.  1763  p.  42  wählen,  der  der  älteste, 
aber  nie  in  Gebrauch  gekommen  ist. 


852.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  cql 

Noch  nicht  eingefülirt  ist  Z.  macrocarpa  und  Watson  vermutet  wohl  mit 
Recht,  dass  noch  mehrere  Arten  folgen  werden. 

Chas.  Ayres,  Handelsgärtner  in  Capetown,  der  Knollen  der  Zantedeschia 
Pentlandii  in  England  eingeführt  hat,  berichtet  in  Gard.  Chron.  1895  I  S.  764 
über  das  A'orkommen  im  \'aterlande  Folgendes:  Diese  Art  wächst  nicht  M'ie 
Z.  aethiopica  in  grossen  Büscheln  auf  niedrigem,  sumpfigem  Lande,  sondern  nur 
in  felsigen  Berggegenden  in  einzelnen  Exemplaren  und  immer  dicht  bei  grossen 
Steinen  (boulders).  Die  Knollen  liegen  immer  9—18  Zoll  tief  in  der  Erde 
(meistens  18  Zoll)  und  wo  möglich  unter  den  Steinen.  Der  Boden  ist 
meistens  ein  guter  Lehm  mit  einer  Oberfläche  von  verwittertem  Lehm  (loammould) 
und  verwittertem  Ilolz.  Die  einzige  Stelle,  wo  ich  sie  fand,  ist  in  dem  sogen, 
niedrigen  oder  Fieberlande  mit  einem  sehr  heissen  regnerischen  Sommer 
und  einem  sehr  milden,  trockenen  Winter.  Diese  Knollen  verlieren  gleich 
denen  der  Caladien  jährlich  alle  ihre  Faserwurzeln. 


852.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
am  Freitag,  den  28.  Oktober  1898. 

I.  Der  1.  Stellvertreter  des  Direktors,  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl 
Lackner,  eröffnete  die  ganz  ausserordentlich  stark  besuchte  Versam.mlung 
mit  der  Anzeige,  dass  der  Landtagswahlen  wegen  die  Versammlung  von 
Donnerstag,  den  27.  Oktober  auf  Freitag,  den  28.  habe  verschoben  werden 
müssen  und  dass  ebenso  anstatt  des  grossen  Hörsaals  (Auditorium  I)  der 
landw.  Hochschule,  der  Freitag  Abends  besetzt  sei,  der  zur  ebenen  Erde 
belegene,  ebenfalls  recht  grosse  Hörsaal  VIT  vom  Rektor  der  landw, 
Llochschule,  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Delbrück,  bewilligt  sei.  Die 
Anwesenden  fanden  den  Hörsaal  VII  weit  bequemer,  weil  zur  ebenen 
Erde  liegend  und  auch  wegen  eines  daran  stossenden  Zimmers  geeigneter 
für  die  Aufstellung  von  Pflanzen  etc. 

II.  Vorgeschlagen  wurde  zum  wirklichen  JMitgliede: 

Herr  Rentier  Carl  Gericke  in  Tegel,  Schlossbezirk  7,  durch  Herrn 
Ingenieur  O.  Peschke. 
III.  1.  Gegenstand  der  Tagesordnung  war  die  Wahl  eines  neuen 
Vereinsdirektors  an  Stelle  des  verstorbenen  Wirkl.  Geh.  Ober-Finanz- 
rates und  Provinzial-Steuerdirektors  von  Pommer  Esche.  Der  Vor- 
sitzende ernannte  zur  Leitung  der  Wahl  und  zu  Stimmenzählern  die 
Herren  Geschäftsführer  Brettschneider,  Kgl.  Garteninspektor  Echter- 
meyer und  Architekt  L'rban.  Herr  Brettschneider  ersuchte  die 
Anwesenden,  sich  selbst  zu  zählen  und  ergab  der  Aufruf  125  Mitglieder 
(die  Gäste  hatten  während  der  Wahl  den  Sitzungssaal  verlassen).  Zwei 
Mitglieder  waren  zugleich  Vertreter  von  Vereinen  und  waren  ermächtigt, 
2  Stimmzettel  abzugeben.  Die  Zahl  der  abgegebenen  Stimmzettel  betrug 
denn  auch   127.     \'on  diesen  entfielen 

98  auf  den  Kgl.  Gartenbaudirektor    Carl    Lackner    zu  Steglitz  bei 
Berlin, 


596. 


852.  \'crsammlun^  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


27  auf  den  Kgl.  Hofgartendirektor  Gustav  Fintelmann  zu  Potsdam, 

1     »     Herrn  Architekt  Urban, 

1  war  ungültig. 
Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner  war  somit  gewählt.  Mit  lautem 
Beifall  begrüsst,  erklärte  er  sich  zur  Annahme  des  Amtes  bereit  und  wies 
darauf  hin,  dass  die  heutige  Wahl  um  so  bedeutungsvoller  sei.  als  durch 
sie  mit  der  alten  Tradition  des  Vereins,  einen  hochgestellten  Beamten  an 
der  Spitze  zu  sehen,  gebrochen  werde.  Er  wolle  sich  aber  Mühe  geben, 
den  Erwartungen  des  Vereins  zu  entsprechen  und  sowohl  die  Interessen 
der  Liebhaber  wie  die  der  Gärtner  nach  besten  Kräften  zu  fördern 
suchen. 
IV.  Der  neue  Vereinsdirektor  gab  alsdann  bekannt,  dass  der  Liebhaber- 
Aus  sc  hu  ss  beantragt  habe,  die  Wahl  des  2.  Vorsitzenden  erst  bei 
der  Jahresversammlung  im  Juni  1809  vorzunehmen.  Dieser 
Antrag  werde  nebst  einem  Antrag  des  Herrn  Dr.  Pflug,  der  sich  auf 
denselben  Gegenstand  bezieht,  dem  Gesamt-Ausschuss  zur  Vorberatung 
übergeben  werden. 
V.  Ausgestellte  Gegenstände.  Wohl  in  der  Voraussicht  des  starken 
Besuchs  war  auch  die  Zahl  der  ausgestellten  Gegenstände  eine  ausser- 
ordentlich grosse  und  darunter  ganz  auserlesene  Dinge. 

1.  \'on  Herrn  Georg  Reid  in  Beckenham  Hill  bei  Beckenham  nahe 
London  war  eine  überaus  reiche  Sammlung  von  Neuheiten  in 
Pelargonium  zonale  und  Cactu  s-Dahlien  in  abgeschnittenen 
Exemplaren  übersandt,  ferner  einige  frühblühende  Chrysanthemum  indicum 
und  eine  Topfpflanze.  Begonia  »Gloire  de  Lorraine«  in  grösster  Blütentülle. 
Über  diese  Ausstellung  wird  besonders  berichtet  werden,  hier  sei  nur 
hervorgehoben,  dass  die  Blumen  mit  Ausnahme  einiger  Pelargonien  infolge 
der  ausgezeichneten  Verpackung  vortreftTich  angekommen  waren  und 
den  allgemeinsten  Beifall  fanden.  Auch  eine  Photographie  eines  der 
drei  Pelargonienhäuser  der  Firma  war  ausgestellt.  Die  ausgestellten 
Varietäten  der  einfachen  Zonalepelargonien  werden  das  Dutzend  mit 
24  M.,  die  gefüllten  mit  12  M.,  die  Cactus-Dahlien  mit  24  M.,  die 
Chrysanthemum  mit  20  M.  verkauft. 

2.  Von  Herrn  Wilhelm  Pf  itze  r-Stuttgart  war  eine  sehr  vollständige 
Sammlung  einfacher  und  halbgefüllter  Georginen  übersandt;  während 
der  Sitzung  traf  noch  eine  Eilsendung  von  ihm  ein:  Salvia  splendens  »Ruhm 
von  Stuttgart«,  die  bei  den  Hunderten  von  scharlachroten  grossen  Blumen 
allgemeines  Erstaunen  erregten. 

3.  Geradezu  enthusiasmiert  war  die  Versammlung  über  eine  grosse 
Ausstellung  von  Topfrosen  des  Herrn  Schlegel  in  Reinickendorf. 
Wohl  noch  nie  ist,  wie  LIerr  O.  Neumann  bemerkte,  im  Monat  Oktober 
eine  derartige  Leistung  in  Rosen  gesehen  worden,  und  mit  lebhaftem 
Beifall  wurde  es  begrüsst,  als  am  vSchluss  der  Versammlung  das  Preis- 
gericht für  diese  ganz  ungewöhnliche  Leistung  auch  einen  ganz  ausser- 
ordentlichen Preis:  die  goldene  Medaille  (wozu  die  Genehmigung  der 
Versammlung  erforderlich  ist)  beantragte.  Herr  Schlegel  hat  diese  frühe 
Blütezeit  durch  wiederholtes  Pinzieren  im  Frühjahr  und  Vorsommer,  wo- 
durch die  Pflanzen  am  Blumenerzeugen  verhindert  wurden,  erreicht. 


852.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  cq-7 


Die  Sorten  waren  hauptsächlich  Theerosen:  Kaiserin  Auguste  Victoria 
und  Madame  Caroline  Testout,  Remontantrosen:  Louis  van  Houtte,  Marie 
Baumann,  Fisher  and  Holmes,  Alfred  Colomb,  die  sich  zum  Pinzieren  im 
Herbst  sehr  eignet.  General  Jacqueminot,  Noisetterosen:  Jules  Jamin,  von 
immerblühenden  Alonatsrosen:  Sanglante  und  Ilermosa.  Als  Hochstamm 
war  Mrs.  Bosanquet  vorhanden. 

Die  kleinen  Sträucher  hatten  im  Durchschnitt  12 — 15  Knospen  bezw. 
Blumen,  einzelne  Sorten,  die  in  Büscheln  blühen,  noch  viel  mehr.  lieber 
die  Kulturmethode  wird  Herr  Schlegel  später  einen  Vortrag  halten. 

4.  Ausserdem  hatte  Herr  Schlegel  noch  sehr  schöne  Cyclamen  etc. 
ausgestellt,  die  sich  zwischen  dem  dunkelgrünen  Laub  der  Rosen  sehr 
hübsch  ausnahmen. 

5.  Der  Obergärtner  des  Joachimsthalschen  Gymnasiums, Herr  Amelung, 
führte  ein  grosses  Stück  Pappe  vor,  auf  der  sehr  schön  der  Wuchs  des 
Champignon-Mycels  (Pilzgewebe)  zu  sehen  war.  Er  hatte  diese  Pappe 
vor  einem  Jahre  durch  Einlegen  in  heisses  Wasser  sterilisiert,  dann  mitPferde- 
harn  getränkt,  mit  den  Sporen  des  Champignons  besät,  in  den  zur 
Champignonzucht  bestimmten  Mist  gelegt  und  nun  nach  ca.  12  Monaten 
ein  überaus  reiches  Mycel  darauf  gefunden.  Herr  Amelung,  der  jetzt 
überhaupt  die  Champignons  aus  Sporen  zieht,  wird  näher  darüber  in  der 
Gartenflora  berichten. 

6.  Herr  Friedhofsinspektor  Kierski  in  Potsdam  übergab  einige  Zweige 
mit  reifen  Zapfen  von  Abies  Nordmanniana. 

7.  Herr  Schulz,  Obergärtner  des  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Veit 
in  Steglitz,  erfreute  die  Versammlung  durch  Vorführung  eines  Kastens, 
in  dem,  geschmackvoll  aufgehängt,  riesige  Trauben  aus  seinem  Wein- 
hause zu  schauen  waren.  Er  hob  hervor,  dass  zwar  die  Zucht  der  Wein- 
trauben unter  Glas  bei  uns  nicht  rentabel  sei,  aber  dem  Liebhaber  es 
doch  grosse  Freude  gewähre,  solch  edle  Trauben  auf  seiner  Tafel  zu 
sehen.  In  den  Läden  werden  derartige  Trauben  jetzt  mit  4 — 4,50  Mark 
an  das  Publikum  verkauft.  Die  belgischen  kosten  2  Mark,  die  Trauben 
aus  Italien  etc.  kosteten  bekanntlich  im  Herbst  nur  35  Pfg,,  jetzt  die 
besseren  1,25 — 1,50  Mark.  Die  Witterung  war  dies  Jahr  für  den  Wein 
sehr  ungünstig,  im  Freien  ist  er  im  Veitschen  Garten  gar  nicht  reif  ge- 
worden; um  so  erfreulicher  ist,  dass  der  Wein  im  Hause  doch  so  gut 
gediehen  ist,  umsomehr  als  erst  spät  mit  der  Treiberei  begonnen  wurde. 
Herr  Schulz  hat  am  20.  März  das  Weinhaus  geschlossen  und  die 
Temperatur  anfangs  auf  5 — lo*^  R  gehalten;  wegen  des  kalten  F'rühjahrs 
blühten  selbst  die  frühesten  Sorten  erst  am  16.  Mai,  vom  21. — 25.  Mai 
waren  alle  anderen  Sorten  in  Blüte.  Die  Blütezeit  dauerte  auffallend 
lange,  bis  4  Wochen,  besonders  bei  den  späten  Sorten,  z.  B.  Gros  Colman 
und  Muscat  of  Alexandria,  weil  während  dieser  Zeit  keine  Sonne  schien. 
Muscat  of  Alexandria  blühte  sozusagen  in  3  Stationen,  dabei  zeigte  sich 
später,  dass  die  ersten  Blütenstände  die  grössten  Trauben  brachten.  Im 
Freien  blüht  der  Wein  selbst  an  der  Südseite  erst  am  26.  Juli.  Die  aus- 
gestellten Sorten  waren  folgende;  Black  Alicante,  eine  der  besten, 
Mr.  Denbies  Trebbiano  (weiss),  Black  Hamburgh  (bekanntlich  eine  grosse 
Varietät    des    Frankenthaler),    Lady    Down's    Seedling,    Black    Morocco. 


TQg  852.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Mrs.  Pinces'  Black  Muscat,  Muscat  of  Alexandria,  Gros  Colman  oder 
blaues  Ochsenauge,  im  Gewicht  von  31/4  kg  und  mit  ungewöhnlich  grossen 
Beeren  von  9  cm  Umfang.  Die  übrigen  Trauben  waren  1 — 2V2  kg  schwer. 
Herr  Schulz  hob  hervor,  dass  im  Veitschen  Weinhause  der  Thomery- 
Schnitt  seit  langen  Jahren  eingeführt  ist,  bei  diesem  werde  die  Behandlung, 
je  älter  die  Reben  sind,  um  so  schwerer.  Alle  andern  Schnittmethoden, 
Wechselschnitt,  Kechtscher  Schnitt,  Bogenschnitt  wie  am  Rhein  oder 
Schnitt  auf  5 — 6  Augen  wie  bei  Bordeaux,  seien  viel  leichter  auszuführen, 
weil  man  dabei  immer  junges  Holz  habe,  aber  beim  Thomery-Schnitt 
werden  die  dicken  alten  Reben  sehr  verknorrt  und  daher  ist  die  Aufgabe, 
aus  einem  Auge  Trauben  zu  ziehen,  viel  schwerer. 

8.  Ausserdem  hatte  Herr  Schulz  schöne  Birnen  und  Aepfel  zur 
Ausstellung  gebracht,  von  Birnen:  Gellerts  Butterbirne,  Gute  Louise  von 
Avranches,  Napoleons  Bb.,  General  Tottieben,  eine  sehr  schöne  in  2 — 3 
Wochen  reife  Frucht,  Blumenbach's  Bb.,  in  8 — 14  Tagen  reif,  Pastoren- 
birne, die  sich  bis  nach  Weihnachten  hält,  doppelte  Philippsbirne  (?), 
Herzogin  von  Angonleme,  250  g  schwer,  eine  andere  hatte  fast  375  g 
gewogen,  neue  Poiteau,  die  nunmehr  3  Jahre  hintereinander  gut  getragen 
hat  und  sehr  zu  empfehlen  ist,  Six'  Butterbirne,  ähnlich  im  Aussehen 
wie  der  grosse  Katzenkopf  und  sich  bis  Februar  und  März  haltend,  Blumen- 
bachs Bb.,  Diels  Bb,,  etwas  verunstaltet  und  an  verschiedenen  Bäumen 
mit  verschiedenen  Früchten.  Die  Diel  kann  nicht  gut  Regen  vertragen, 
sie  eignet  sich  auch  nicht  zu  Pyramiden,  da  die  Früchte  dann  immer 
herunterhängen,  sondern  nur  zu  Spalieren  und  Cordons.  Von  Äpfeln: 
Garibaldi  Calvill,  kenntlich  an  der  roten  Backe,  Winter-Goldparmäne. 
Gravensteiner,  der  jetzt  in  Steglitz  mit  30—35  Mark  pro  Zentner  bezahlt 
wird,  Prinzenapfel,  Pariser  Rambour-  oder  Canada-Reinette,  Baumanns 
Reinette,  roter  Herbstkalvill,  königlicher  Kurzstiel,  Danziger  Kantapfel 
nach  Herrn  von  St.  Paul  der  schönste  Apfel  nach  Weihnachten,  während 
es  vor  Weihnachten  der  Gravensteiner  ist. 

9.  Die  Herren  Spielberg  &  de  Coene,  Französisch  Buchholz  bei 
Berlin  N,  stellten  ausser  Preisbewerb  eine  höchst  interessante  Seltenheit, 
ein  rein  gelbes  Odontoglossum  grande  aus,  welches  sich  unter  den 
Importen   des   gewöhnlichen  braun  und    gelb    gefleckten    gefunden    hatte. 

10.  Herr  C.  van  der  Smissen,  Steglitz  führte  eine  ganze  Anzahl  des 
neuen  cilicischen  Schneeglöckchens,  Galanthus  cilicicus  Baker  vor,  das 
von  unserm  Landsmann  Herrn  Carl  Siehe  in  Mersina  eingeführt  und 
unter  anderem  in  Gartenflora  1898  Heft  11  S.  298  abgebildet  ist.  Es  ist 
gewiss  etwas  Seltenes,  schon  im  Oktober  blühende  Schneeglöckchen  zu 
haben,  ja  bereits  zu  Anfang  Oktober,  wo  Herr  v.  d.  S.  sie  im  Steglitzer 
Gartenbauverein  vorzeigen  konnte.  Herr  Siehe  hat  diese  Zwiebeln  schon 
in  seinem  Versuchsgarten  in  Mersina  eingepflanzt  gehabt  und  sie  als 
kultivierte  herübergeschickt.  Sie  kamen  eigentlich  zu  spät,  erst  im  Juni 
an,  wurden  Ende  Juli  oder  Anfang  August  eingepflanzt  und  dann  ohne 
Pflege  gelassen.  Nicht  nur  die  in  Töpfen  befindlichen  Zwiebeln  blühen, 
sondern  auch  die  im  Lande,  wenngleich  erst  spärlich.  Es  ist  also  ein 
sehr  früher  Blüher.  Erst  schien  es,  als  wollten  die  Blumen  nicht  so 
gross    werden,    wie    sie    beschrieben,    aber    je  länger  sie  blühten,    desto 


852.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  tgo 


schöner  haben  sie  sich  entwickelt  und  wetteifern  mit  den  grösstblumigen 
Schneeglöckchen-Arten.  Man  darf  daher  bei  den  ersten  Blüten  nicht 
gleich  sagen,  sie  haben  sich  nicht  bewährt.  Ob  es  vorteilhaft  ist,  jetzt 
blühende  Schneeglöckchen  zu  haben,  lässt  sich  zur  Zeit  nicht  übersehen, 
blühende  Maiblumen  giebt  es  ja  genug,  aber  jedenfalls  ist  es  eine  hervor- 
ragende Art.  Galanthus  Elwesi  kann  man  aus  trockenen  Zwiebeln  zwar 
schon  zu  Weihnachten  haben,  aber  so  früh  wie  diese  Art  nicht.*) 

VI.  Hierauf  hielt  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  einen  mit  vielem  Beifall  auf- 
genommenen Vortrag  über  belgische  Privat-Gärten,  namentlich  über 
die  Orchideen  des  Herrn  Jules  Hye-Leysen  in  Gent,  den  Wintergarten  der 
Gräfin  Kerchhove  de  Denterghem  in  Gent  und  die  reichen  Samm- 
lungen von  Orchideen  in  33  Häusern  etc.  des,  Herrn  Madou  bei  Brüssel. 
Er  besprach  auch  die  grosse  Sortimentsgärtnerei  der  Firmen  Jacob 
Macoy  (Inhaber  Herr  Closson)  in  Lüttich,  den  Kgl.  Garten  in  Laeken 
und  das  Bois  de  la  Cambre,  beide  bei  Brüssel.  Der  Vortrag  wird 
besonders  abgedruckt  werden. 

In  der  Diskussion  bemerkte  Herr  de  Coene,  dass  Araucaria  in  allen 
belgischen  Gärten  kalt  kultiviert  werde;  wenn  man  sie  auch  unter  Glas 
bringe,  so  werde  doch  immer  gelüftet.  Bezüglich  der  Anthurium- 
Varietäten  sei  zu  bemerken,  dass  diese  sehr  leicht  entständen  und  leider 
von  jedem  Züchter  einen  eigenen  Namen  erhielten,  ohne  dass  er  sich 
vergewissere,  ob  nicht  schon  dieselbe  Varietät  existiere.  So  erhält  man 
oft  unter  zwei  Namen  von  verschiedenen  Züchtern  ganz  dasselbe.  —  Die 
Löhne  scheinen  in  Belgien  niedriger,  aber  da  das  ganze  Leben  in  Belgien 
billiger  ist  und  man  dort  mit  1  fr.  so  weit  kommt  wie  bei  uns  mit 
1  Mark,  so  gleicht  sich  das  wieder  aus;  man  kann  sogar  sagen,  die 
Belgier  zahlen  im  allgemeinen  ziemlich  gut,  denn  die  Lebensmittel  sind 
sehr  billig.  Die  terre  fibreuse,  sog.  Haideerde,  ist  nicht  so  billig  wie  es 
scheint,  denn  dieselbe  wiegt  schwer.  Es  ist  bekanntlich  gar  keine  Haide- 
erde, sondern  Eichenlaub-Erde,  die  oft  mit  etwas  Buchenerde  vermengt 
ist,  was  man  aber  nicht  gern  sieht. 

VII.  Herr  Dittmann-Ebersw^alde  beantragt,  dass  künftig  der  Verein,  wenn 
er  anderen  Vereinen  Medaillen  stifte,  bestimmte  Aufgaben 
für  die  Verleihung  stelle  und  sich  ausbedinge,  dass,  wenn  diese  nicht 
gelöst  werden,  die  Medaillen  zurückzugeben  seien.  In  Wriezen  sei  es  vor 
kurzem  vorgekommen,  dass  die  bronzene  Medaille  des  Vereins  für  Garten- 
üguren  aus  Thon,  Beeteinfassungen  und  andere  Thonwaaren  zuerkannt 
wurde.  Ausserdem  sei,  nachdem  die  auswärtigen  Preisrichter  abgereist, 
ein  Ehrenpreis  des  Kreises  Oberbarnim,  der  ursprünglich  für  Obst  zu- 
erkannt war,  auf  etwas  anderes  gegeben.  —  Die  Herren  Otto  Neumann 
und  der  Schatzmeister  J.  F.  Loock,  welche  beide  in  Wriezen  Preis- 
richter gewesen  sind,  erklärten,  dass  der  Preis  ganz  angemessen  verteilt 
sei,  der  betr.  Aussteller  dieser  Thonwaren  sei  nicht  Händler,  sondern 
selber  ein  grosser  Fabrikant  dieser  Artikel  in  Wriezen,  ausserdem  habe 
er   sich  um  das  Zustandekommen  der  Ausstellung  sehr  verdient  gemacht, 


*)  Am  nächsten  Tage  erschien  noch  Herr  Körper-l-'ürstenwalde  mit  verschiedenen 
Stauden;  Herr  ßornemann-Blankenhurg  a.  Harz,  der  neue  Begonienhlumen  vorzeigen  wollte, 
war  verhindert  worden. 


(5oo  ■^^^  ^'erlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem. 


und  die  Medaille  wurde  ihm  in  vollem  Sinne  als  ein  Ehrenpreis  erteilt. 
■ —  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  ist  der  Ansicht,  dass,  wenn  zwei  Vereins- 
mitglieder, darunter  der  Schatzmeister,  Preisrichter  gewesen,  man  die 
Gewissheit  haben  könne,  dass  die  betreffende  Leistung  eine  der  Medaille 
unseres  Vereins  w^ürdige  war;  ausserdem  sei  zu  bedenken,  dass  wir  selbst 
auf  unseren  Ausstellungen  doch  auch  Thonwaren  prämiieren. 
Xlll.  Aufmerksam  wurde  gemacht  auf  die  am  5. — 7.  November  in  Zossen 
stattfindende  Ausstellung  und  Herr  O.  Neumann,  empfahl,  am  Sonntag 
den  6.  November  2  Uhr  dahin  zu  fahren. 

IX.  Mitgeteilt  wurde  ein  Schreiben  des  Schulausschusses  der  Märkischen 
Vereinigung  des  Allgemeinen  deutschen  Gärtnervereins,  wonach  dieser 
eine  Winterschule  eröffnet,  an  der  Donnerstags  und  Freitags  abends  von 
9 — 1 1  Uhr  in  Buchhalten,  Obstbau-  und  Bodenkunde  unterrichtet  werden  soll. 
X.  Die  in  voriger  Sitzung  beschlossene  kleine  Obstausstellung  wird  am 
Donnerstag,  den  24.  November  von  10 — 8  Uhr  im  Vereinslokale  stattfinden 
und  werden  denen,  die  sich  bis  zum  17.  November  melden,  Fragekarten  zum 
Ausfüllen  übersandt    werden,    Vergl.  Heft  21  S.  590,    und  Heft  22  S.  616. 

XL  Vorgezeigt  wurde  das  höchst  geschmackvoll  ausgeführte  Dank-Diplom, 
welches  der  Vorstand  der  Hamburger  Gartenbau-Ausstellung  von  1897 
der  Vegetabilischen  Abteilung  der  landwirtschaftlichen  Hochschule  für 
die  Beteiligung  an  der  wissenschaftlichen  Abteilung  ausgestellt  hat. 
XIL  Das  Preisgericht,  bestehend  diesmal  aus  5  Personen,  den  Herren  Bacher. 
Eduard  Grass,  Georg  Lackner,  Mehl  und  Robert  Moncorps,  hatte 
folgende  Preise  zuerkannt: 

1.  Herrn  Friedrich  Schlegel-Reinickendorf  für  getriebene  Rosen 
eine  goldene  Aledaille. 

2.  Herrn  Georg  Reid  in  Beckeuham  Hill  bei  Beckenham,  England, 
für  neue  Pelargonium  zonale,  Kaktus-Dahlien,  Chrysan- 
themum etc.  eine  grosse  silberne  Medaille. 

3.  Herrn  Wilhelm  Pfitzer  in  Stuttgart  für  neue  selbstgezüchtete 
einfache  und  gefüllte  Dahlien  und  Salvia  splendens  »Ruhm  von 
Stuttgart«  die  kleine  silberne  Aledaille. 

4.  Herrn  C.  van  der  Smissen  in  Steglitz,  für  Galanthus  cilicicus  ein 
Ehrendiplom. 

5.  Herrn  Oberg.  Schulz  für  Wein  und  Obst  den  Alonatspreis 
von   15  Mark. 

XIII.  Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder    die    in    der    letzten  Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen  (siehe  Gartenflora  Heft  20  S.  538)- 
Carl  Lackner.  Wittmack. 


Zur  Verlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem. 

Die  Notwendigkeit  eines  Obst-Muttergartens. 
^::^elegentlich  der  Fahrt  zu  den  Obst-Ausstellungen  in  Züllichau  und  Templin, 
wo  die  Unterzeichneten  die  Ehre  hatten,  zur  Bestimmung  der  ausgestellten 
namenlosen  und  falschen  Sorten  aufgefordert  zu  werden,    hatten  wir  genügend 
Zeit,     uns    über    dies    und    jenes,     über    Obstzucht    und     Sortenkenntnis     und 


Zur  Verlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem.  5oi 


dergleichen  mehr  zu  unterhalten;  schliesslich  kam  auch  die  beabsichtigte  \'er- 
legung  der  Königlichen  Gärtner  -  Lehranstalt  von  Wildpark-Potsdam  nach 
Dahlem  oder  sonst^vohin  zur  Besprechung,  wie  dies  bereits  in  den  Ausschüssen 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  genügender  Breite  geschehen  ist. 

Bei  den  Erörterungen  in  unserm  Vereine  über  die  Neueinrichtung  der 
Königlichen  Gärtner  -  Lehranstalt  hatte  Herr  Junge  wiederholt  darauf  hin- 
gewiesen —  und  wir,  sowie  viele  Mitglieder  schlössen  sich  dieser  Ansicht  an  — , 
dass  im  Interesse  der  Förderung  des  Obstbaues  in  dem  nördlichen  Deutschland 
die  Anlage  eines  umfangreichen  Aluttergartens  sowie  von  Muster-Obstgärten 
und  Versuchsgärten  notwendig  sei,  und  dass  es  aus  vielen  Gründen  sich  empfehle, 
solche  Einrichtungen  an  die  neue  Gärtner-Lehranstalt  in  Dahlem  anzugliedern. 
Wir  glauben,  heute  die  Gründe,  welche  hierfür  ins  Gewicht  fallen,  nicht  näher 
bezeichnen  zu  müssen,  dieselben  sind  unseren  Mitgliedern  bekannt,  wir  zweifeln 
auch  nicht,  dass  man  in  den  Kreisen  der  Obstzüchter,  Pomologen,  Liebhaber  u.  s.w. 
bestrebt  sein  wird,  dass  an  massgebender  Stelle  dafür  gesorgt  werde,  was  für 
den  Unterricht  der  Besucher  der  neuen  Anstalt,  einerlei,  ob  es  dauernde  oder 
zeitweilige  Studierende  sind,    theoretisch   und  praktisch    nützlich  und  nötig  ist. 

Eine  Einrichtung,  welche  nicht  nur  für  die  Gärtner-Lehranstalt,  sondern 
für  den  nördlichen  Teil  Deutschlands  ein  unabweisbares  Bedürfnis  ist,  ist  die 
Anlage  eines  umfangreichen  Obst-Muttergartens.  Obgleich  wohl  die  meisten 
Leser  wissen  werden,  was  unter  einem  Obst-Muttergarten  verstanden  werden 
soll,  wollen  wir  zur  \'ermeidung  der  VerAvechselung  mit  ähnlichen  Einrichtungen, 
z.  B.  mit  Obst-Mustergärten,  doch  noch  kurz  erklären,  dass  -unter  einem  Obst- 
Muttergarten  die  Anpflanzung  einer  möglichst  vollständigen  Sammlung 
aller  vorhandenen  und  der  neu  zur  Einführung  kommenden  Obstsorten 
verstanden  wird,  welche  um  so  nützlicher  ist,  je  vollständiger  diese  Sammlung 
ist  und  je  sorgfältiger  auf  die  richtige  Bezeichnung  oder  Benennung  der  Sorten 
geachtet  wird.  Wir  möchten  deshalb  den  Obst-Muttergarten  in  mancher  Be- 
ziehung mit  einem  botanischen  Garten  vergleichen. 

Welchen  Zwecken  dient  nun  ein  Obst-Muttergarten?  Er  hat  in  erster 
Linie  die  Aufgabe,  den  Obstzüchtern  die  Möglichkeit  zu  geben,  die  richtige 
Bezeichnung  oder  Benennung  der  von  ihnen  angebauten  Sorten  kennen  zu 
lernen.  Wenn  man  heute  die  Ausstellungen  von  Obst  in  den  Provinzen  durch- 
sieht, so  findet  man  noch  vielfach  Sorten,  welche  gut  tragen,  aber  entweder 
gar  nicht  oder  vollständig  falsch  benannt  sind.  Die  richtige  Benennung-  dieser 
Früchte  auf  den  Ausstellungen  wird  zwar  oft  durch  besondere  Kommissionen, 
z.  B.  des  Deutschen  Pomologen-Vereins,  des  Märkischen  Obstbau-Vereins  etc., 
zu  erreichen  gesucht;  aber  das  ist  sehr  häufig  nicht  hinreichend  durchzuführen, 
zum  Teil,  weil  die  Kommissionen  mit  grosser  Schnelligkeit  arbeiten  müssen, 
zum  Teil,  weil  sie  nur  wenige  Früchte,  nicht  aber,  wie  es  oft  notwendig  ist, 
auch  den  W^uchs  des  Baumes  zur  Beurteilung  heranziehen  können,  zum.  Teil, 
weil  die  ausgestellten  Früchte  nicht  charakteristisch,  sondern  für  den  Aus- 
stellungszweck ausgesucht  sind.  Manche  der  ausgestellten  Sorten  gedeihen 
aber  in  dem  betreffenden  Bezirke  so  hervorragend  gut,  dass  ihre  Anpflanzung 
in  grossen  Massen  zu  empfehlen  wäre.  Dies  ist  aber  häufig  nicht  möglich, 
weil  ihre  Namen  den  Züchtern  nicht  bekannt  sind,  und  weil  deshalb  die  zur 
Pflanzung  nötigen  Bäume  in  den  Baumschulen  nicht  bestellt  werden  können. 
Bei  ruhigem  \'ergleichen  der  Früchte    in  einem  möglichst  vollständigen  Obst- 


6o2  Zur  Verlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem, 


Muttergarten  würde  man  stets  einen  ganz  besonderen  Erfolg    beim  Bestimmen, 
d.  h.  beim  Auffinden  des  Namens  einer  unbekannten  Frucht  haben. 

Der  Obst-Muttergarten  würde  weiter  die  Möglichkeit  bieten,  Sorten,  welche 
unter  verschiedenen  Namen  vorkommen,  festzustellen  und  öffentlich  als  solche 
zu  kennzeichnen.  Dies  ist  zwar  litterarisch  schon  lange  geschehen,  wir  haben 
die  vorzüglichen  Pomologien  von  Oberdieck,  Lucas,  Lauche,  Leroy,  Mas, 
Hogg,  Downing  etc.,  selbst  der  Nomenciator  Pomologicus  von  C.  Mathieu 
fehlt  nicht,  Werke,  in  denen  ein  jeder,  der  lernen  will,  hinreichend  Gelegenheit 
dazu  findet;  aber  man  frage  einmal,  wie  viele  Baumschulbesitzer  eines  dieser 
Werke,  ein  notwendiges  Stück  in  der  Wirtschaft,  in  ihrer  Bibliothek,  wenn  sie 
überhaupt  eine  haben,  besitzen.  Die  grossen  Baumschulen,  Institute,  Lehr- 
anstalten u.  dergl.  allerdings  richten  sich  darnach,  sie  besitzen  auch  Nach- 
bildungen der  Sorten,  aber  die  grosse  Menge  der  mittleren  und  kleinen  Obst- 
baumzüchter kennt  diese  Litteratur  zum  geringsten  Teil.  Sie  begnügen  sich 
meistens,  bekannte,  anbauwürdige  (oft  auch  nicht  zu  empfehlende)  Sorten 
unter  dem  Namen,  wie  sie  dieselben  einst  erhielten  oder  übernahmen,  weiter 
zu  züchten,  sie  nehmen  auch  Neuheiten  auf,  aber  ohne  sie  vorher  zu  prüfen, 
nur  um  mitzugehen  und  dem  Publikum  etwas  zu  bieten;  aber  gründliche 
pomologische  Kenntnisse  gehen  ihnen  oft  ab,  daher  die  interessante  Thatsache, 
dass  man  in  so  manchem  Verzeichnisse,  ganz  abgesehen  von  einer  klassischen 
Orthographie  als  Zugabe,  manche  ganz  bekannte  Sorte  unter  ihrem  Doppelnamen 
oder  Synonym  findet  oder,  was  noch  schöner  ist,  man  findet  dieselbe 
Sorte  zweimal  angeboten,  einmal  unter  dem  pomologischen  Namen  und 
sodann  unter  dem  Synonym,  so  z.  B.  der  bekannte  Geflammte  Weisse 
Cardinal  als  solcher  und  auf  der  folgenden  Seite  erscheint  der  Pleisner 
Rambour  nochmals;  eine  Doyenne  Grotte  wird  angeboten  und  Graue  Dechants- 
birne  folgt  weiter,  hochfeine  Butterbirne  steht  unter  den  Butterbirnen  und 
voran  geht  dieBeurreRobert;  in  einem Verzeichnissiindet  sich  di'eBeurreRance  und 
bald  darauf  die  Späte  Hardenpont,  und  so  geht  es  oft  weiter.  Was  erhält  man 
nun  unter  diesen  Namen  für  ein  Zeug,  und  was  für  eine  Ordnung  muss  indem 
Obst-Muttergarten  eines  solchen  Baumzüchters  und  in  seinem  Namensverzeichnis 
sein?  Ein  Anderer  sucht  ein  besonderes  Vergnügen  darin,  alle  möglichen 
Synonyme  bei  Sorten  anzubringen,  wohin  sie  gar  nicht  gehören  und  seine 
Orthographie  der  Namen  ist  haarsträubend;  von  wirklichen  Druckfehlern,  die 
wohl  durchschlüpfen  konnten,  sehen  wir  ab.  Ein  grosser  Übelstand  wegen 
Mangels  einer  Prüfung  im  Muttergarten  kommt  ferner  vor,  wenn  auch  ziemlich 
selten,  dass  im  Auslande,  z.  B.  Frankreich,  ein  Züchter  eine  alte  gute  Sorte,  die 
sich  empfiehlt  und  die  ziemlich  vergessen  ist,  aufstöbert,  sie  unter  musikalischer 
Begleitung  (Faire  la  music,  sagte  einst  ein  sehr  bekannter  und  tüchtiger 
Gärtnereibesitzer)  mit  einem  neuen  Namen  in  den  Handel  giebt,  wie  dies  z.  B. 
in  neuester  Zeit  mit  der  Beurre  Montecat  und  der  Sucree  de  Juillet  geschah. 
Wir  beeilten  uns,  die  beiden  Sorten  anzuschaffen,  pflanzten  sie  in  unsern  Probe- 
oder Muttergarten  und  siehe  da,  sie  entpuppten  sich  als  die  alte  Windsor 
(Be.  Montecat)  und  die  Rostietzer  (S.  d.  Juillet).  Bezüglich  der  Montecat 
schrieben  wir  dem  Verbreiter  derselben  unsere  Meinung;  er  gab  uns  Recht, 
meinte  aber,  die  Birne  heisst  nun  einmal  so  in  Frankreich  und  dabei  mag  es 
bleiben,  trotz  Hogg  und  Oberdieck.  Dasselbe  haben  wir  mit  der  Beurre  Dilly. 
die  unter  dem  Namen  Be.  Delannoy    gefälscht  in  den    Handel  gebracht  wurde, 


Zur  Verlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem.  603 

erlebt;  Verdientermassen  wurde  der  Fälscher  dafür  aus  der  belgischen 
Obstbau-Gesellschaft  gestrichen.  Ähnlich  ist  es  mit  Warners  King  Apfel 
(D.  T.  Fish)  und  der  Reinette  von  Montfort,  die  ein  schlauer  Holländer  unter 
dem  jetzt  allgemein  bekannten  Namen  »Schöner  von  Boskoop«  neu  aufwärmte. 
Das  letzte  Vergnügen  der  Art  bereitete  ein  Baumschulbesitzer  dem  kaufenden 
Publikum  mit  dem  Eve  Apple,  dem  alten  Manks  Küchenapfel  (Manks  Codlin)  Hoggs 
und  Oberdiecks;  2,50  M.  für  einen  Eve  Apple,  einjährig,  zieht  besser  als  50  Pf.  für 
einen  Manks  Küchen-Apfel.  Wenn  dabei  die  guten  Herren  doch  wenigstens  die 
Stammmutter  des  Menschengeschlechts  in  Deutschland  Eva  nennen  wollten; 
sie  nennen  sie  aber  immer  noch  Eve;  beiläufig  bemerkt,  besitzt  die  Litteratur 
11  Eve-Äpfel  (Eve  apple  und  Pomme  d'Eve)  und  einen  Evas  Calvill.  Bestellt 
nun  ein  Liebhaber  einen  Eve  A.  oder  P.  d'Eve,  so  kann  er  11  Sorten  Apfel 
erhalten. 

Nach  Aufzählung  dieser  Übelstände  sieht  man  wohl  ein,  dass  durch  die 
Errichtung  eines  Obst-Muttergartens  mit  tadelloser  Nomenklatur  die  Obstzüchter 
wie  das  interessiene  Publikum  häufig  vor  Schaden  bewahrt  würden,  und  eine 
Hauptaufgabe  des  Leiters  des  Obstmuttergartens,  der  natürlich  ein  tüchtiger 
Pomologe  und  in  praktischer  wie  theoretischer  Hinsicht  zuverlässig  sein  muss, 
würde  in  dieser  aufklärenden  Thätigkeit  bestehen.  Der  Obstmuttergarten  hat 
daher  die  Aufgabe,  die  neugezüchteten  oder  angepriesenen  Sorten  anzupflanzen 
und  mit  den  alten  bereits  angepflanzten  zu  vergleichen,  sie  zu  beobachten  und 
zu  prüfen,  ob  nicht  etwa  lediglich  eine  alte  Sorte,  wie  wir  vorher  schilderten, 
als  wertvolle  Neuheit  angepriesen  wird,  wie  der  Vorgang  mit  der  Windsor- 
Birne,  dem  Manks  Küchenapfel  u.  dergl.  es  beweisst. 

Grossen  Wert  hat  der  Muttergarten  auch  für  die  Baumschulbesitzer.  Es 
kommt  öfters  vor,  dass  Zweifel  entstehen,  ob  diese  oder  jene  Obstsorte,  welche 
eine  Baumschule  führt,  wirklich  richtig  ist.  In  solchen  Fällen  bietet  der 
Muttergarten  die  Möglichkeit,  entweder  diese  Zweifel  zu  heben  durch  Ver- 
gleichung  der  Bäume  und  Früchte,  oder  durch  Abgabe  einzelner  Reiser  der 
echten  Sorte  zu  veranlassen,  dass  die  zweifelhafte  Sorte  aus  der  Welt  geschafft 
und  dafür  die  echte  vermehrt  werde.  Ebenso  soll  der  Obst-Muttergarten  alte 
Sorten,  die  in  Vergessenheit  geraten,  die  nicht  mehr  gezüchtet  werden  oder 
die  vielleicht  ganz  verloren  gegangen  sind,  in  seinen  Reihen  für  pomologische 
Zwecke  u.  dergl.  erhalten  und  für  Sammler  und  Liebhaber  sowie  zur  Unter- 
stützung der  einschlägigen  Litteratur  für  Vergleichungen  etc.  aufbewahren. 
Es  ist  auch  die  Aufgabe  des  Obst-Muttergartens  dahin  zu  erweitern,  dass  der- 
selbe seine  Obstsortimente,  soweit  das  Material  reicht,  auf  die  Ausstellungen 
schickt,  um  dadurch  die  Möglichkeit  zu  bieten,  die  Benennung  der  von  andern 
Züchtern  ausgestellten  Früchte  hiermit  zu  vergleichen  und  richtig  zu  stellen. 
So  könnten  z.  B.  die  kleineren  für  den  Anbau  in  dem  Bezirke  der  betreffenden 
Ausstellung  empfohlenen  Sortimente  vom  Obst-Muttergarten  echt  ausgestellt 
werden  oder  auch  einzelne  andere  bestimmte,  von  der  Ausstellungsleitung 
vorher  genannte  Sorten.  Sehr  dankbar  wäre  auch  die  Ausstellung  neuer  Sorten 
durch  den  Muttergarten,  um  sie  den  Interessenten,  welche  die  Sorten  nicht 
kennen,  vor  Augen  zu  führen;  sie  mögen  sich  darnach  richten,  ob  sie  dieselben 
zu  Anbauversuchen  für  würdig  erachten,  oder  ob  sie  zu  verwerfen  sind;  wir 
werden  wenig  Besitzer  aufweisen  können,  die  Raum  und  Zeit  genügend  besitzen, 
um  dergleichen  notwendige  Prüfungen  ausführen  zu  können,  obgleich  dies  ein 


go4  ^^^  Verlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem. 


Ziel  jedes  grösseren  Baumschulbesitzers  sein  müsste,  der,  ehe  er  seine  erhaltenen 
Neuheiten  dem  Publikum  durch  die  bekannten  Trompetenstösse  bekannt  macht, 
erst  selbst  einmal  ergründen  sollte,  was  er  denn  wohl  »nach  Beschreibung  des 
Züchters«  seinen  Kunden  anpreist. 

Um  diese  Aufgaben  zu  erfüllen,  muss  schon  bei  der  Anlage  dieses  Probe- 
Prüfungs-  oder  Muttergartens  mit  der  grössten  Sorgfalt  verfahren  werden.  Wir 
halten  sogar  sehr  umfangreiche  A'or arbeiten  dafür  für  nötig,  deshalb  regen 
wir  die  Sache  schon  heute  an,  trotzdem  wohl  noch  ein  paar  Jahre  vergehen 
werden,  bis  mit  der  Anpflanzung  des  Obst-Muttergartens  begonnen  wird. 

Wir  sagten  schon  oben,  dass  der  Obst-Muttergarten  um  so  mehr  nützen 
würde,  je  vollständiger  die  darin  angepflanzte  Sammlung  und  je  zuverlässiger 
die  Benennung  der  Sorten  derselben  sein  wird.  Zu  den  Vorarbeiten  gehört  es 
deshalb,  festzustellen,  welche  Obstsorten  angepflanzt  werden  sollen  und  die 
geeigneten  Bezugsquellen  auszuwählen,  sowohl  im  Inlande  wie  im  Auslande, 
da  jedes  Land  seine  eigenen  Sorten  aufweist.  Beide  Arbeiten  sind  sehr 
schwierig  und  erfordern  viel  Zeit  und  Sachkenntnis.  Es  wird  deshalb  ein 
tüchtiger  oder  besser  mehrere,  sagen  wir  drei,  der  tüchtigsten  Pomologen, 
möglichst  bald  mit  den  Vorarbeiten  zu  beauftragen  sein  und  diese  Fragen  in 
Gemeinschaft  mit  einer  Kommission  ausgewählter  Obstzüchter  zu  beraten  haben. 
Die  Frage,  welche  Obstsorten  anzupflanzen  sind,  wird  sich  verhältnismässig 
leicht  beantworten  lassen;  schwieriger  wird  es  sein,  die  Bezugsquellen  der 
einzelnen  Sorten  festzustellen.  Richtige  Benennung  und  Echtheit  der  Sorten, 
welche  gepflanzt  werden  sollen,  ist  unbedingt  notwendig,  darauf  muss  rück- 
sichtslos hingestrebt  werden,  deshalb  muss  auch  der  spätere  Leiter  des  Obst- 
Muttergartens  mit  grösster  Sorgfalt,  sowie  die  Bäume  tragen,  jede  Sorte  prüfen, 
vermittelst  seiner  eigenen  Kenntnis  der  Sorten  und  vermittelst  der  inländischen 
wie  ausländischen  Litteratur  sowie  der  Nachbildungen,  soweit  sie  bestehen, 
die  wir  mit  zur  Litteratur  rechnen;  er  muss  sich  vergewissern,  ob  die  Be- 
nennung den  obigen  Anforderungen  entspricht,  er  muss  das  Resultat  der  vor- 
genommenen Prüfung  genau  aufzeichnen,  zweifelhafte  Sorten  bis  zur  endgiltigen 
Feststellung  ihrer  Namen  von  der  weiteren  Verbreitung  und  von  Ausstellungen 
ausschliessen  und  falsche  Sortennamen  durch  richtige  ersetzen.  Dazu  gehört 
nicht  nur  viele,  sondern  peinlichst  sorgfältige  Arbeit.  Zu  den  Vorarbeiten 
gehört  auch  die  Feststellung  der  Reihenfolge,  in  welcher  die  Obstsorten  an- 
gepflanzt werden  sollen.  Wir  halten  es  für  zweckmässig,  dass  die  im  Aussehen 
ähnlichen  Sorten  möglichst  neben  einander  zu  stehen  kommen,  dadurch  wird 
das  Vergleichen  der  einzelnen  Sorten  erleichtert  und  oft  auch  solchen  Personen 
möglich,  welche  weniger  Übung  im  Bestimmen  der  Sorten  haben.  Man  wähle 
also  irgend  ein  System,  das  Jedem  leicht  in  die  Augen  fällt,  für  Kernobst 
z.  B.  bei  den  Birnen,  das  System  der  Bergamotten-,  Dechants-,  Butter-,  Flaschen-, 
Russelet-Birnen  u.  s.  w.,  für  die  Äpfel  ähnlich  das  der  Reinetten,  einfarbige,  rote. 
Gold-  etc.)  Calville,  Rosenäpfel,  Ramboure,  Taubenäpfel  u.  s.  w.  ebenso  beim 
Steinobst,  wo  Reifezeit  (Kirschen),  Eigenschaften  etc.  (Pflaumen)  Merkmale  ab- 
geben. 

Obgleich  zur  Anpflanzung  der  Tausende  von  Obstsorten,  selbst  bei  enger 
Pflanzweite  von  ca.  5  m.  Entfernung,  viel  Land  gehört,  muss  es  vermieden 
werden,  mehr  als  eine  Obstsorte  auf  einem  Baume  zu  haben  oder  auf  einen 
Baum  zu  bringen.     Wenn  Privatleute  aus    Mangel    an    Platz    zu    dem  Aushilfs- 


Zur  Verlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem.  50Cy 


mittel  der  Sorten-  oder  Probebäume  greifen,  darf  dies  in  einem  Staatsinstitute 
nur  ausnahmsweise  der  Fall  sein,  damit  man  die  Entwickelung  des  Baumes 
besser  beobachten  und  vergleichen  kann.  Ist  die  Wahl  einiger  Sortenbäume 
nicht  zu  umgehen,  so  begnüge  man  sich  in  solcher  Anstalt  mit  der  Zahl  von 
fünf  Sorten  für  den  Baum,  je  eine  Sorte  für  den  Mittag,  für  Mitternacht,  für 
den  Morgen,  für  den  Abend  und  eine  für  die  Mitte  und  die  Spitze;  diese 
Sorten  müssen  sich  aber  so  unterscheiden,  dass  jeder  Laie  sofort  sich  sagen 
muss,  dass  die  Frucht  auf  der  Mittagsseite  ja  eine  ganz  andere  ist  als  wie  die 
der  Nordseite  u.  s.  w.  Nehmen  wir  also  z.  B.  eine  Ananas-Reinette,  eine 
Baumanns  Reinette,  eine  Englische  Spital-Reinette,  eine  Champagner-Reinette 
auf  den  vier  Seiten  und  eine  Reinette  von  Breda  in  die  Mitte,  so  wird  wohl 
der  Unwissendste  schwerlich  in  die  Lage  kommen,  diese  iünf  Sorten  zu  ver- 
mengen und  zu  verwechseln.  Bäume  von  derselben  Obstart  sollten  aus  dem- 
selben Grunde  durchweg  in  derselben  Form  angepflanzt  werden,  also  z.  B. 
Apfel  und  Birnen  entweder  sämtlich  als  Hochstämme  oder  Halbstämme  oder 
sämtlich  als  Pyramiden,  nicht  aber  die  eine  Sorte  als  Hoch-  oder  Halbstamm, 
die  andere  als  P3Tamide,  die  dritte  als  Spalierbaum  etc.  Pfirsiche  und  Aprikosen 
müssten  in  Buschform,  Kirschen  und  Pflaumen  wenn  möglich  als  Halbstämme, 
oder  in  Buschform  stehen.  Dass  sofort  bei  Anpflanzung  des  Aluttergartens  ein 
Standbuch  eingerichtet  werden  muss,  in  welches  die  angepflanzten  Sorten  mit 
Angabe  der  Bezugsquelle  so  eingetragen  werden,  dass  ihr  Standort  auch  ohne 
Etikettierung  genau  erkennbar  ist,  dass  das  Standbuch  sorgfältig  weitergeführt 
werden  muss  und  dass  die  Bäuine  sorgfältig  und  langdauernd  etikettiert  sein 
müssen,  bedarf  wohl  keiner  besonderen  Betonung. 

Was  nun  den  Leiter,  Vorsteher,  oder  wie  man  ihn  nennen  will,  des 
Obst-Muttergartens  in  der  Anstalt  betrifft,  so  muss  das  eine  Persönlichkeit  sein, 
die  nur  für  diesen  Teil  der  Anstalt  da  ist.  Der  Betreffende  hat  genug  zu  thnn, 
um  diesen  wichtigen  Zweig  in  Ordnung  zu  halten,  höchstens  kann  er  noch  als 
Lehrer  theoretisch  für  diesen  Zweig  an  der  Hochschule  thätig  sein  und  die 
praktischen  Handgriffe  darin  den  Zöglingen  ad  oculos  demonstrieren,  keineswegs 
darf  er  aber  noch  mit  anderen  Arbeiten  im  Gemüse-  oder  Blumengarten,  in  den 
Gewächshäusern,  in  den  landschaftlichen  Anlagen  u.  s.  w.  belastet  werden, 
denn  seine  Zeit  und  Kenntnisse  werden  vollauf  in  Anspruch  genommen  werden, 
um  die  nötigen  Gehülfen  und  Arbeiter  in  diesem  Muttergarten  in  Ordnung  zu 
halten  und  darauf  zu  achten,  dass  keine  Missgriffe  und  Irrtümer  in  der 
Behandlung  der  Bäume  und  in  der  Namenbezeichnung  unterlaufen.  Wenn  er 
Vergleiche  in  der  Litteratur  ausserdem  anstellen,  die  Fachzeitschriften  lesen, 
die  Neuheiten,  die  jährlich  erscheinen,  pflanzen,  registrieren,  beobachten  und 
prüfen  soll,  dazu  die  praktischen  Arbeiten  leiten,  so  hat  er  sein  gehöriges 
Päckchen,  das  nur  der  beurteilen  kann,  der  dergleichen  aus  Erfahrung,  wie 
wir,  kennen  gelernt  hat.  Selbstverständlich  muss  dieser  Vorsteher  eine  gewisse 
wissenschaftliche  Bildung  sein  eigen  nennen,  fremde  Sprachen,  wie  englisch 
und  französisch,  dürfen  ihm  keine  böhmischen  Dörfer  sein,  denn  er  wird  oft 
fremde  Litteratur  zu  Hilfe  nehmen  müssen,  wenn  die  einheimische  versagt  und 
wenn  er  die  fremde  Schreibweise  der  Namen  richtig  herstellen  will,  um  die 
so  oft  vorkommenden  Verdrehungen  der  fremden  Namen  zu  vermeiden. 

Schliesslich  können  wir  es  nicht  unterlassen,  auf  die  Einwände  Der- 
jenigen,   welche    die    Anlage    eines    staatlichen    Obst-Muttergartens    nicht    für 


ßoG  Gartenbau-Ausstellung  Othmarschen. 

unbedingt  notwendig  halten,  ein  paar  Worte  zu  erwidern.  Wir  sind  ja  allerdings 
in  der  glücklichen  Lage,  in  der  Xähe  von  Berlin  mehrere  grössere  Obst- 
sammlungen zu  haben,  deren  Besitzer  opferfreudig  nicht  nur  auf  grösseren;, 
sondern  auch  auf  kleineren  Ausstellungen  mehr  oder  weniger  grosse  Teile 
dieser  Sammlungen  zur  Belehrung  und  zum  Studium  vorführen,  aber  das 
Bestehen  dieser  Sortensammlungen  ist  doch  gar  zu  sehr  von  dem  Besitzer  und 
seinem  Landbesitz  abhängig  und  daran  gebunden;  über  kurz  oder  lang  ver- 
schwindet ein  derartiger  Besitz  von  der  Bildfläche,  sobald  das  wertvolle  Land 
verkauft  wird,  abgesehen  davon,  dass  mancher  Garten  auf  die  Dauer  für  diese 
Zwecke  viel  zu  klein  wird,  dass  Besitzer  sterben  und  die  Nachfolger  oft  weniger 
Interesse  und  weniger  Neigung  dafür  haben;  ja  es  ist  einst  vorgekommen,  dass  die 
prächtige  Sammlung  eines  sehr  bekannten  Pomologen,  als  er  gestorben,  sofort 
der  Axt  zum  Opfer  fiel,  weil  der  Sohn  und  Nachfolger  sich  stets  ärgerte,  dass  der 
Vater  für  diese  Wissenschaft  und  seine  Liebhaberei  ein  paar  Thaler  opferte,  die 
ihm  als  Nachfolger  abgingen.  Es  kann  auch  keinem  Privatmann  zugemutet 
werden,  dass  er  solche  ausgedehnte  Anlagen,  lediglich  aus  Interesse  für  die 
Sache  und  zum  Nutzen  für  das  öffentliche  Wohl  unterhält  und  weiterführt, 
deshalb  muss  nach  unserer  Meinung  und  Überzeugung  der  Staat  hier  eingreifen 
und  eine  Anlage  schaffen,  die  nicht  nur  für  die  Gegenwart,  sondern  auch  für 
unsere  Nachkommen  von  grösstem  Werte  ist. 

Wir  würden  in  den  Kreisen  unserer  Herren  Kollegen  und  Pomologen 
etwaige  Erwiderungen,  Ergänzungen  und  Beihilfe  in  der  Sache  sehr  freudig 
begrüssen  und  stellen  diese  Fragen  dem  Urteil  derselben  hierdurch  anheim; 
besonders  würde  es  uns  angenehm  sein,  wenn  der  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  bezw.  in  seinem  Ausschusse  für  Obstbau  sich  der  Sache  dem 
Staate  gegenüber  annehmen  und  sich  darüber  äussern  würde,  wie  er  dies 
bereits  s.  Z.  m  der  ganzen  Angelegenheit  that. 

Junge.  C.    M  a  t  h  i  e  u. 


Gartenbau-Ausstellung  Othmarschen. 

\/\  •  rn  23.  Septbr.  wurde  unter  dem  Protektorate  des  Herrn  Oberbürgermeisters 
7<^^  Giese-Altona  die  Gartenbau-Ausstellung  des  Gärtnervereins  »An  der 
Elbe«  zu  Othmarschen  bei  Flottbek  eröffnet,  an  der  sich  40  Aussteller  beteiligten. 
Die  Ausstellung  fand  in  Groths  Salon  (Elbchausse)  statt.  Gleich  am  Eingang 
fiel  eineGruppe  hochstämmiger  Fuchsien  auf,  ausgestellt  von  E.  F.  P.  C.  Petersen- 
Altona,  wie  farbenprächtige  Gladiolus  (Gandavensis  und  Lemoinei),  abgeschnitten, 
und  ein  schönes  Sortiment  Blumenzwiebeln,  von  C.  Kühne- Altena  ausgestellt. 
Von  den  Blumenbindereien  waren  die  Arrangements  von  Frau  Bartheis  geb. 
Seyderhelm  (Altona)  hervorragend,  auch  zeichneten  sich  E.  Ellergrün- 
Ottensen,  Gerret  v.  d.  Wees-Altona,  W.  Krüger-Bahrenfeld,  O.  Graaf- 
Nienstedten  aus.  Zwei  hübsche,  mit  Aufsätzen  und  Festons  geschmückte  Tische 
lieferten  Otto  Leimitz-Altona  und  Hr.  v.  Donner  (Oberg.  Milde);  bei 
letzterem  zierten  Tecomablumen  die  Weingläser.  Von  Topfpflanzengruppen 
sind  folgende  hervorzuheben:  Blühende  Chrysanthemum  und  Pelargonien  von 
E.  F.  P.  C.  Petersen,  der  auch  Araucarien,  Abutilon  (gelbblühend).  Adiantum, 


Gartenbau-Ausstellung  Othmarschen.  607 

Acalyphen  lieferte,  hochstämmige  Fuchsien  und  Nelken  (Hr.  Jacob  Nordheim, 
Obergärtner  Haberland),  Palmen,  Asparagus,  Canna  (Hr.  H.  Rosen -Flottbek, 
Oberg.  Willhöft);  ferner  blühende  Cyclamen  persicum,  buntblühende  Hibiscus 
Cooperi,  Pandanus  fol.  var.  (Ilr.  F.  Kirsten,  Oberg.  Seebeck),  welcher  sich 
auch  mit  Pelargonien  und  blühenden  Chrysanthemum  etc.  an  der  Kaisergruppe 
beteiligte.  Denen  gegenüber  zeigte  E.  F.  P.  C.  Petersen  Abutilon, 
umsäumt  von  Ophiopogon  Jaburan  fol,  var.,  mit  Hintergrund  von  Dracaenen 
(Hr.  J.  Nordheim,  Oberg.  Haberland).  An  der  Kaisergruppe  nahmen  ferner 
theil:  W.  Krüger -Bahrenfeld,  Hr.  Baron  v.  Mutzenbecher  (Oberg.  WuU- 
bieter)  mit  einer  Sammlung  buntblättriger  Coleus  und  Blattbegonien-Hybriden. 
Nun  kommt  ein  farbenprächtiges  Bild!  Abgeschnittene,  gefüllte  Kugeldahlien 
vom  dunkelsten  Rotbraun  bis  zum  zartesten  Chamois  von  H.  Lembcke-Altona, 
die  Chrysanthemum  ähnelnden  Cactus-Dahlien  von  Hr.  H.  Roosen;  die  sehr 
reiche  Anzahl  einfacher,  wie  Cactus-Dahlien,  von  Ansorge-Flottbek  vorgeführt, 
ist  speziell  zu  erwähnen.  Von  den  Sorten  des  letzteren  Ausstellers  sind 
Lancelot,  Leonore,  Harmonie,  Princess  Louise  Victoria,  Mary  Service,  Britannia 
am  bemerkenswertesten.  Auch  zeigte  derselbe  ein  schönes  Sortiment  wohl- 
riechender Erbsen,  besonders:  Rosa  Cramoisi,  zart,  einer  Rosenknospe 
gleichend,  Countess  of  Radnor  (hellblau),  Riche  purple  (dunkelblau)  u.  s.  w. 
Hr.  Hoh-Blankenese  hatte  eine  Gruppe  von  Farnen  in  Töpfen  untergebracht. 
Im  Freien  linden  wir  einige  hübsche  Topfreben  von  Lösch- Altena,  hoch- 
stämmige Rosen  (Johs.  v.  Fhren-Nienstedten),  und  neben  je  einer  Gruppe 
von  Metrosideros  und  Hortensien  (nicht  blühend)  von  E.  F.  P.  C.  Petersen 
hauptsächlich  Koniferen  und  Obstbäume.  Die  Obstbäume  hatten  hübsche 
Formen,  sie  waren  teils  von  J.v.  Ehren,  teils  von  Gebr.  Heinsohn-Wedeler 
Baumschulen  ausgestellt,  wogegen  sich  in  Koniferen  ausser  diesen  beiden  auch 
Ansorge-Flottbek  beteiligte.  Von  Ansorge  waren  prächtige  Exemplare  von 
Picea  glauca-Sämlingen,  Abies  concolor,  Tsuga  Sieboldi  etc.,  von  der  Wedeler 
Firma  Chamaecyparis  pisifera  plumosa  aurea  und  andere  dieser  Gattung  ver- 
treten, während  v.  Ehren  mit  Cupressus  Fraseri  und  ^^arietäten  von  C.  Lawsoniana 
in  hohen  Exemplaren,  mit  Sciadopitys  A'erticillata,  Abies  nobilis  argentea  mit 
Zapfen  etc.  paradierte.  Eine  kleine  Gruppe  von  Freilandfarnen  und  Chamaecyparis 
plumosa  argentea  var.  in  Töpfen  stellte  C.  Born-pthmarschen  aus;  zwischen 
den  grossen  Koniferen  von  v.  Ehren  standen  blühende  Hortensien  (rosa)  von 
Firn.  Barsdorf  (Oberg.  Warncke-Nienstedten).  Vom  Freien  durch  den  Saal 
nach  dem  Zelte  gehend,  fällt  dem  Besucher  eine  Gruppe  Hedera  madeirensis 
(buntblättrig)  in  die  Augen,  dahinter  dunkellaubige  Dioscorea,  wodurch  die 
Panachierung  der  Hedera  gehoben  wird;  Aussteller:  E.  F.  P.  C.  Petersen,  der 
auch  die  gemischte  Gruppe  blühender  Myrten  etc.  lieferte.  W.  Krüger  führte 
blühende  Ageratum  mexicanum  in  Töpfen  vor;  untermischt  mit  letzteren  hatte 
Hr.  F.  Schröder  (Oberg.  Kruse)  blühende  Begonia  Schmidtii  ausgestellt. 
Gegenüber  waren  blühende  Cyclamen  (Hr.  Nordheim,  Oberg.  Haberland). 
Blattbegonien  [Rex]  und  Papyrus  (FIr.  F.  H.  Ziegenbeck,  Oberg.  Scheidecker, 
und  Hr.  Roosen,  Oberg.  Willhöft)  untergebracht,  während  hübsche,  einfache 
Knollenbegonien  (blühend)  von  P.  Graaf  vis-ä-vis  den  Früchten  gezeigt  wurden, 
Von  gepflücktem  Obst  waren  Äpfel  und  Wein  am  meisten  vertreten.  Neben 
den  Farnen  von  J.  Mohr  hatte  Hr.  Assmann  (Oberg.  Kolbow)  Wein  ohne 
Heizung.  Pfirsiche,    einige    Sorten  Äpfel,    Himbeeren    und  Hagebutten  geliefert. 


6o8  Das  Übersommern  der  Maiblumen-Keime  und  deren  Rentabilität. 

Schöne  Äpfel  und  Birnen  waren  die  von  Frau  H.  L.  Newmann  (Obergärtner 
Langeloh).  Vor  allem  füllten  die  tragenden  Obstbäume  aus  Hrn.  Rob.  M.  Slomans 
Obstorangerie  (Oberg.  Lud  ecke)  den  Raum  aus.  Die  Glanznummer  der  kleinen 
Obstausstellung  lieferten  die  Weintrauben.  Drei  Aussteller  waren  es,  die  um  die 
Ehre  rangen:  Hr.  Rob.  M.  Sloman,  Hr.  Lösch  und  Hr.  Wesselhöft.  Ersterer 
zeigte  in  hervorragender  Güte  von  blauen  Trauben :  Black  Hambro,  Madresiield 
Court  (Muscat),  und  von  grünen:  White  Nice,  Fosters  White  Seedling. 
G.  Lösch  dagegen  mehrere  Sorten,  als:  Black  Hambro,  Fosters  White  Seed- 
ling, Victoria  Hambro  etc.;  beide  Aussteller  hatten  ihre  Trauben  in  Schau- 
kästen untergebracht.  Eine  wahre  Jordanstraube  in  Muscat  Hamburg  präsen- 
tierte offen  Hr.  Wesselhöft  (Oberg.  Dubbert),  der  neben  Hrn.  Rob.  M.  Sloman 
Topfobst  »Weisser  Winter-Calville«  vorführte.  Von  Gemüsen  war  ein  Sortiment 
Kartoffeln  ausgestellt,  darunter  die  Sorte  »SchwarzerSago«  vonWolters  &  Sohn- 
Bahrenfeld,  welche  auch  am  Eingange  des  Zeltes,  E.  F.  P.  C.  Petersen  gegenüber, 
ein  gemischtes  Arrangement  blühender  und  nicht  blühender  Handelspflanzen 
ausstellten.  Sonst  bot  die  Gemüse-Abteilung  neben  Kohlarten  und  Sonstigem, 
was  in  die   Küche  gehört,  zwar  gute  Exemplare,  aber  nichts  Bemerkenswertes. 


Das  Ubersommern  der  Maiblumen-Keime  und  deren  Rentabilität. 

for  ungefähr  zehn  Jahren  kam  zuerst  eine  Hamburger  Firma  auf  den  Ge- 
danken, einen  Teil  Maiblumen-Keime  zu  übersommern,  d.  h.  eine 
Partie  Keime  auf  Eis  zurückzuhalten,  um  dieselben  für  eine  spätere  Jahres- 
zeit, nachdem  die  Blüte  im  freien  Lande  vorüber,  zum  Blühen  zu  bringen 
Wenn  ich  nicht  irre,  hat  jedoch  diese  Methode  schon  früher  in  Amerika  be-. 
standen  und  es  haben  auch  zur  Zeit  dieserhalb  Prozesse  stattgefunden,  in  welchen 
die  Hamburger  Firma  für  sich  allein  das  Recht  zum  Übersommern  von  Mai- 
blumen in  Anspruch  nahm,  dabei  indessen  unterlag. 

Veranlasst  wurde  man  zu  diesem  Übersommern  hauptsächlich  durch  die 
Überproduktion  von  Maiblumen-Keimen  oder,  noch  besser  gesagt,  durch  das 
Ernten  von  zu  viel  Keimen  IL  Qualität,  welche  durch  den  Versand  gar  nicht 
abzusetzen  waren  und  für  die  eigene  Treiberei,  ohne  dabei  auch  I.  Qualität  zu 
treiben,  wegen  ihrer  grossen  Menge  nicht  abzutreiben  resp.  vorteilhaft  zu  ver- 
werten sind. 

Im  Anfange  erwies  sich  das  Geschäft  in  diesen  blühenden,  sogenannten 
Eis-Maiblumen  als  ein  ganz  lukratives,  da  man  dieselben  in  den  Sommer- 
monaten gern  kaufte  und  für  die  Binderei  etc.  verwertete.  Als  man  späterhin 
die  Sache  in  grösserem  Massstabe  betreiben  wollte,  zeigte  sich  sehr  bald,  dass 
man  sowohl  im  Übersommern  selbst  als  auch  in  der  Verwendung  der  Mai- 
blumen für  die  Sommermonate  andere  Massregeln  treffen  oder  etwas  Besseres 
heraussuchen  musste.  Der  Reiz  der  Neuheit,  zu  Jeder  Jahreszeit  blühende  Mai- 
blumen zu  haben,  war  vorüber.  Im  Sommer,  vom  Juni  bis  September,  ist  das 
Geschäft  im  allgemeinen,  mit  Ausnahme  in  den  Badeorten,  fast  gleich  null  und 
die  Blumen  sind  nicht  für  ein  gutes  Geld  abzusetzen,  während  sie  für  die 
Monate  Oktober  bis  Dezember  ein  gern  gekauftes  Material  liefern.  Ausserdem 
war  das  Übersommern  im  Eiskeller  oder  Eisschuppen   (wie  man  dies    bis    vor 


Das  Übersommern  der  Maiblumen-Keime  und  deren  Rentabilität. 


Sog 


einigen  Jahren  fast  ausschliesslich  machte)  bei  grösseren  Massen  verbesserungs- 
bedürftig, da  die  Keime  bei  der  in  diesen  Räumen  herrschenden  unbeständigen 
Temperatur  teilweise  zu  treiben  anfangen  und  sich  nur  auf  kurze  Zeit  zurück- 
halten lassen.  Schliesslich  waren  auch  zu  grosse  Verluste  an  Lebensfähigkeit 
beim  Treiben  mit  in  den  Kauf  zu  nehmen. 

Man  sah  ein,  dass  die  Übersommerung  im  Eiskeller  nicht  genügte  und 
musste  daher  bemüht  sein,  die  Übersommerungs-Einrichtungen  zu  verbessern, 
d.  h.  die  Keime  in  sogenannten  Kühl-Anlagen  bei  bestimmten  Kältegraden  zu 
übersommern.  Wollte  man  nun  nicht  selbst  eine  solche  praktische  Kühl-An- 
lage  bauen,  die  doch  immerhin  einen  Aufwand  von  ca.  60  000  M.  erfordert, 
so  war  man  gezwungen,  sich  mit  einer  grossen  Kühl-Anlage  zur  Fabrikation 
von  künstlichem  Eis  oder  für  andere  Zwecke  in  Verbindung  zu  setzen,  um  durch 
Pachten  von  Kühlräumen  die  Möglichkeit  zu  erlangen,  die  Keime  nach  Be- 
lieben Monate,  selbst  Jahre  lang,  in  ruhendem  Zustande  eingefroren  erhalten 
zu  können.  Solche  Räume,  die  sich  eigentlich  nur  in  grösseren  Städten  mit 
genügender  Nachfrage  nach  derartigen  Kühlräumen  belinden,  werden  meistens 
pro  Kubikmeter  und  Monat  vermietet. 

Das  Einbringen  der  Maiblumen  in  die  Gefrierhäuser  muss  so  früh  ge- 
schehen, dass  sich  die  Keime  noch  in  schlafendem  Zustande  befinden,  auch 
dürfen  sie  vorher  nicht  im  warmen  Raum  liegen,  damit  sie  nicht  schon  vorher 
anrücken.  Man  kann  die  Maiblumen  sowohl  in  Kisten  als  auch  in  Körben 
übersommern,  nimmt  aber  die  Behälter  nicht  gerne  zu  gross,  vielleicht  so, 
dass  2 — 5000  Keime  hineingehen;  die  Keime  werden  fest  wie  zum  Versand 
eingepackt  und  ringsherum  mit  Moos  oder  anderem  geeigneten  Material  ein- 
gefuttert. So  in  die  Kühlräume  hineingebracht,  frieren  die  Keime  förmlich  zu 
einem  Eisklumpen  zusammen.  Man  nimmt  dann  nach  Belieben,  wie  man  die 
Maiblumen  in  Blüte  haben  will,  heraus,  lässt  die  Körbe  oder  Kisten  in  einem 
Räume  mit  einer  Temperatur  von  3 — öO  allmählich  aufthauen  (wozu  3 — 5  Tage 
erforderlich  sind),  pflanzt  sie  in  Töpfe  oder  Kisten  und  behandelt  sie  gerade 
so  wie  bei  der  Wintertreiberei. 

Was  nun  die  Rentabilität  anbetrifft,  so  ist  Folgendes  in  Betracht  zu  ziehen: 

1.  Man  gewinnt  durch  die  Monate  Oktober,  November  und  Dezember 
drei  Monate  für  den  Absatz  von  Treibkeimen. 

2.  Die  geernteten  Keime  II.  Qualität,  die  für  den  Versand  gar  nicht 
verkäuflich  sind,  kann  man  nun  zum  grössten  Teil,  indem  man  für  die  Treiberei 
die  drei  genannten  Monate  hinzubekommt,  vereint  mit  Keimen  I.  Qualität  absetzen. 

3.  Die  übersommerten  Maiblumen  lassen  sich  leichter  treiben,  weil  sie 
ohne  besondere  Vorrichtung  in  jedem  Warmhause  zur  Blüte  gebracht  werden  können. 

4.  Die  Eiskeime  bringen  in  diesen  drei  Monaten  Blumen  gleichzeitig  mit 
Blättern,  wasbei  den  frischgeerntetenTreib-Maiblumen-Keimen  imMonatNovember 
und  Dezember  nur  bei  einer  geringen  Anzahl  der  Fall  ist.  Im  Monat  Oktober 
ist  die  Treiberei  mit  frisch  geernteten  Keimen  überhaupt  nicht  möglich  und 
im  November  auch  nur  mit  einem  Ausfall  von  mindestens  50  %. 

Dahingegen  stellen  sich  die  Kosten  bei  den  übersommerten  Keimen  aus 
nachstehenden  Gründen  erheblich  höher: 

1.  Das  Kapital  für  die  Treibkeime  bleibt  6— 8  Monate  zinslos  festliegen. 

2.  Es  ist  mit  den  Kosten  für  die  Übersommerung  selbst  zu  rechnen,  die 
nicht  unerheblich  sind. 


6lO  Gartenbau-Ausstellung  in  Zossen. 

3.  Es  kommt  auch  der  Ausfall,  den  man  auf  15—20  %  annehmen  kann, 
in  Betracht. 

4.  Kleinere  Züchter,  auch  diejenigen  grösseren,  welche  nicht  an  einem  Orte 
wohnen,  wo  Kühl-Anlagen  bestehen,  können  nur  unter  erschwerten  Umständen 
Maiblumen-Keime  übersommern,  sie  müssten  sich  denn  selbst  eine  derartige 
Kühl-Anlage  bauen. 


So  dürfte  meiner  Ansicht  nach  der  eigentliche  Hauptvorteil  bei  der 
Übersommerung  von  Maiblumen  darin  liegen,  dass  man  seine  IL  Qualität  besser 
verwertet. 

Ich  habe  mich  lange  gesträubt,  dieses  Übersommerungs-System  bei  mir 
einzuführen;  ich  wollte  eigentlich  nicht  dazu  beitragen,  dem  Publikum  das 
ganze  Jahr  hindurch  eine  Schnittblume  vorzuführen,  die  bei  ihrer  Beliebtheit 
im  Monat  Dezember  eine  grosse  Freude  über  die  ersten  getriebeneu  Maiblumen 
hervorrief.  Wie  die  Sachen  heute  liegen,  wird  man  nicht  mehr  den  sonst  oft 
gehörten  Ausruf:  »Ach,  schon  Maiblumen!«  vernehmen.  Andererseits  ist  die 
Maiblume  bei  jeder  Gelegenheit,  ob  Freude,  ob  Trauer,  sei  es  im  Kranz  oder 
im  Strauss,  zu  verwenden  und  wird  daher  stets  unentbehrlich  bleiben,  wenn 
auch  der  Preis  durch  die  Massenkulturen  heruntergedrückt  wird. 

Lichtenberg  bei  Berlin.  G.  A.  Schultz. 


^^  Gartenbau-Ausstellung  in  Zossen. 

4|^Mie  erst  im  Frühjahr  dieses  Jahres  begründete  Gärtner-Vereinigung  in 
(^ü;  Zossen  hielt  vom  5.  bis  7.  November  ihre  erste  Ausstellung  ab.  Es  war 
beschlossen,  keine  Preise  zu  erteilen,  sondern  nur  zu  zeigen,  was  Zossen  auf 
den  verschiedenen  Gebieten  leistet,  und  dieser  Zweck  ist  wohl  gelungen.  Zossen, 
in  der  feuchten,  moorigen  Notte-Kanal-Xiederung  gelegen,  ist  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  der  Sitz  vieler  Gärtnereien  geworden,  die  sich  bei  dem  fruchtbaren 
Boden  und  der  Xähe  von  Berlin  (der  Züge  sind  freilich  noch  immer  zu  wenige, 
auch  fahren  sie  meist  gar  zu  langsam)  eines  guten  Gedeihens  erfreuen.  Bereits 
in  Gartenflora  1895  S.  637  ist  von  Herrn  Hofgärtner  Hoffmann  eine  Schilderung 
der  damals  seitens  der  Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
besichtigten  Gärtnereien  gegeben.  Am  Sonntag  den  6.  November  konnte  ich 
in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Brettschneider,  dank  der  freundlichen  Fürsorge 
des  Herrn  H.  Keyssner,  der  uns  mit  seinem  Gespann  vom  Bahnhof  abholte, 
eine  neuere,  grosse  Baumschule,  die  der  Herren  Kochhann  &  Grunewald,  be- 
sichtigen, die  sehr  gut  kultivierte  Obstbäume,  Treibsträucher  etc.  aufwies.  Auch 
die  interessante,  grossartige  Champignonzucht  derselben  Firma  ward  in  Augen- 
schein genommen;  von  den  berühmten  Gurken  der  genannten  Herren  (Garten- 
flora 1897  S.  550)  war  natürlich  nichts  mehr  zu  sehen.  Dann  gings  zur  Aus- 
stellung und  nachher  führte  mich  noch  Herr  Marquardt  in  seine  Gärtnerei, 
um  mir  zu  zeigen,  dass  auch  er  durch  Pinzieren  im  Sommer,  ähnlich  wie  Herr 
Schlegel-Reinickendorf  (siehe  S.  596),  Rosen,  namentlich  Kaiserin  Auguste 
Victoria,  die  sehr  schön  langstielig,  jetzt  zur  Blüte  gebracht. 

Doch  nun  zur  Ausstellung.     Dieselbe    fand    im    Schützenhause    statt    und 
war  am  Sonntag  Nachmittag  so  stark  besucht,  dass  man  kaum  sich  alles  näher 


Gartenbau-Ausstellung  in  Zossen.  ßii 


ansehen  konnte.  Der  Eintrittspreis  betrug  nur  30  Pf.,  wobei  man  noch  ein  Los 
zu  einer  Lotterie  ohne  Nieten  erhielt.  Kein  Wunder,  dass  da  bei  dem  schönen 
Wetter  der  Andrang  so  gross  war.  dass  der  Kassenführer,  Herr  Ernst,  noch 
neue  Billets  holen  musste. 

Im  Vorgarten  des  Schützenhauses  hatten  die  Baumschulartikel  der  Firmen 
Kochhann  &  Grunewald,  E.  Welter,  Schmalfuss,  C.  Menger  (Inhaber 
H.  &  F.  Palmie)  etc.  Aufstellung  erhalten,  alles  gesunde,  gute  Ware.  Im' 
Saale  selbst  war  ein  Mittelbeet  errichtet,  auf  dem  C.  Ziemke  Chrysanthemum 
und  Cyclamen  ausstellte,  während  H.  Keyssner  prachtvolle  Sämlingsnelken 
und  auch  E.  Dobert  hübsche  Nelken  dort  vorführten.  Ringsum  an  den  Wänden 
des  Saales  hatten  auf  Tischen  die  übrigen  Ausstellungsgegenstände  Platz  er- 
halten, während  im  Hintergrunde,  von  den  verschiedenen  Firmen  gemeinsam 
errichtet,  die  Kaisergruppe  aufgestellt  war. 

Selbstverständlich  bildeten  bei  einer  Ausstellung  im  November  die 
Chrysanthemum  mit  ein  Haupt-Kontigent,  doch  konnten  bei  dem  so  lange  un- 
günstigen Wetter  meist  nur  die  frühen  Sorten  vorgeführt  werden.  Wir  heben 
zuerst  die  schöne  Gruppe  unseres  freundlichen  Führers  in  der  Ausstellung,  des 
Herrn  Käding  hervor,  in  der  sich  besonders  die  nadelartige,  rosagefärbte 
Charles  Joly  neben  der  bekannteren  La  Triomphante  (rosa),  Mad.  Gruson  (gelb)  etc. 
auszeichneten.  Herr  K.  zieht  seine  Chrysanthemum  von  anfang  an  im  Topf,, 
was  auch  Herr  Keyssner  thut.  Von  anderen  Ausstellern  nennen  wir  die  grossen 
Schaublumen  von  La  Triomphante  des  Herrn  Georg  Marquardt  sowie  dessen 
einfaches  Chrysanthemum  Mary  Anderson;  ferner  die  von  B.  Radke-Neuendorf 
bei  Zossen,  der  auch  noch  Nelken,  Mme.  Stepmann,  vorführte.  Orchideen, 
Cattleyen,  Odontoglossum  grande,  Cypripedien  etc.  führte  Herr  Keyssner  als 
Spezialist  auf  diesem  Gebiet  in  vorzüglichen  Exemplaren  vor,  ausserdem  aber 
auch  noch  Anthurium  Scherzerianum  sowie  abgeschnittene  Gladiolen  und 
Montbretien;  Gladiolen  und  daneben  Rosen  brachte  auch  B.  Radtke.  Herr 
Käding  zeigte  ferner  sehr  gesunde  Cyclamen,  Pteris  und  Asparagus  plumosus 
nanus. 

Die  berühmten  Zossener  Veilchen  waren  nur  durch  Flerrn  Georg 
Mart[uardt  vertreten,  die  meisten  Veilchen  sind  noch  zurück.  Besonders  schön 
waren  die  kalifornischen  Veilchen,  interessant  die  hochstämmig  gezogenen 
Zossener  Veilchen,  gleichwie  seine  hochstämmig  gezogenen  Isolepis  pygmaea. 
Treffliches  Obst  war  von  F.  Meyer- Meilen  bei  Zossen  eingesandt, 
besonders  gross  der  Königin-Apfel  und  der  Bismarckapfel;  C.  Menger  (Inhaber 
H.  &  F.  Palmie)  legte  Weintrauben  aus  dem  Freien  und  ein  Sortiment  Hasel- 
nüsse vor. 

Auch  Gartenpläne  fehlten  nicht,  namentlich  seien  die  des  Herrn  Emil 
Welt  er  hervorgehoben,  weil  unter  ihnen  sich  auch  der  Plan  seiner  neu 
angelegten,  bis  jetzt  24  Morgen  umfassenden  Obstplantage,  die  später  ev.  noch 
vergrössert  werden  soll,  befand. 

Wir  beglückwünschen  die  Herren  in  Zossen  zu  diesem  guten 
Anfange  und  hoffen,  dass  die  Flerren,  welche  die  mit  so  vielen  Mühen  ver- 
bundene Leitung  übernommen  haben,  durch  den  Erfolg  reichlich  belohnt 
werden.  Der  Hauptzweck:  der  Landbevölkerung  Interesse  am  Garten-  und 
Obstbau  einzutlössen,  ist  sicherlich  erreicht  worden.     Glück  zu!  L.  W. 


6l2 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neuheiten  für  1899  von  Blumen 
und    Gemüse   eigener  Züchtung    oder 

Einführung 

von    C.  Platz    &    Sohn    in  Erfurt. 

Myosotis  alpestris  ,, Liebesstern". 

(Hierzu  Abb.  i  ig.) 

Dieses,  in  vorstehendem  Bilde  wieder- 
gegebene neue  Vergissmeinnicht  ist 
eine  höchst  willkommene  Bereicherung 
des  bis  jetzt  existierenden  Myosotis- 
Sortiments.  Am  nächsten  stehend  dem 
Myosotis  alpestris  Victoria,  unter- 
scheidet es  sich  von  diesem  und  allen 
anderen  Sorten  wesentlich  und  zeigt 
allen  gegenüber  unverkennbare  Vor- 
züge, welche  in  der  Hauptsache  in  dem 
gedrungenen  Baue,  gleicher  Höhe  aller 
Pflanzen,  unerreichter  Reichblütigkeit 
und  langer  Blütendauer  bestehen. 

Die  Belaubung  des  Myosotis  al- 
pestris »Liebesstern«  gleicht  der  der 
Myosotis  palustris-Sorten,  ist  überaus 
üppig,  gedrungen  und  von  saftigem 
Grün.  Das  einzelne  Blatt  misst  ca. 
4V2  cm  in  der  Länge,  ist  ca.  22  mm  breit. 
Zu  Anfang  der  Blütezeit,  welche  um 
ca.  8  Tage  früher  eintritt  als  bei 
allen  Vergissmeinnichtsorten,  messen 
die  Pflanzen  gleichmässig  ca.  8  cm  in 
der  Höhe,  in  der  weiteren  Entwicklung 
der  Blütenrispen  erreichen  sie  eine 
Höhe  von  ca.  17  cm.  Die  stets  gleich- 
massige  Höhe  aller  Pflanzen  istbesonders 
hervorzuheben,  da  gerade  hierdurch 
die  Sorte  für  alle  mösflichen  Arrange- 


ments bedeutend  an  Wert  gewinnt  und 
der  Flor  während  der  ganzen  Ent- 
wickelungsperiode  ein  gleichmässiger 
und  deckender  ist.  Die  einzelne 
Blume  hat  einen  Durchmesser  von  ca. 
12  mm,  ist  fünf  blättrig,  von  eben- 
massigem  Bau  und  von  herrlicher, 
weitleuchtender,  rein  himmelblauer 
Farbe.  Die  oberen  Blütenbüschel  oder 
Dolden  messen  22  mm  im  Durchmesser. 
Der  Flor  ist  ein  ungemein  lange  an- 
haltender; obgleich,  wie  schon  er- 
wähnt, acht  Tage  früher  beginnend 
als  bei  allen  anderen  Myosotis-Sorten, 
zeigen  die  Beete  dieser  Neuheit  zu  einer 
Zeit,  in  der  die  Blüten  anderer  Ver- 
gissmeinnicht schon  recht  spärlich  er- 
scheinen, zufolge  ihrer  ungewöhnlichen 
Reichblütigkeit  ein  weithin  leuchtendes 
Blütenmeer.  Der  stets  gedrungene  Bau 
macht  diese  Neuzüchtung  für  Teppich- 
beete und  Einfassungen  besonders 
wertvoll. 

Die  Sorte  ist  schon  mehrere  Jahre 
in  Kultur  und  fällt  aus  Samen  voll- 
ständig echt.  Wir  sind  überzeugt,  mit 
dieser  Neuheit  eine  schätzenswerte 
Bereicherung  des  Vergissmeinnicht- 
Sortiments  gebracht  zu  haben,  welche 
ihren  Platz  behaupten  und  sich  bald 
allgemeiner  Beliebtheit  erfreuen  wird. 


Matricaria  eximia  corymbosa  fl.  pl. 
„Schneeball". 

Hervorgegangen  aus  der  Matricaria 
eximia  corymbosa  fl.  pl.,  zeigt  unsere 
Neuzüchtung  »Schneeball«  insofern  be- 
deutende Verbesserungen,  als  dieselbe 
im  Bau  der  Pflanzen  von  ganz  gleich- 
mässiger Höhe  und  von  noch  ge- 
drungenerem Wüchse  als  die  Stamm- 
form ist.  Die  Blüten  zeigen,  wenn 
voll  entwickelt,  ein  schönes,  reines 
Weiss,  wogegen  die  Blumen  der  alten 
corymbosa  fl.  pl.  stark  ins  Gelbliche 
spielen.  Die  20  cm  hoch  werdenden 
Pflanzen  eignen  sich  vorzüglich  für 
Teppichbeete,  zur  Bildung  kleiner 
Gruppen  mit  einer  Einfassung  von 
Lobelien  oder  dergl.  und  zur  Ein- 
fassung von  Rabatten,  Gruppenbeeten 
und  dergleichen. 


Abb.    119.     Myosotis  alpestris  „Liebesstern" 


Markerbse  „Nero". 

(Hierzu  Abb.  120.1 

Eine  ebenso  interessante  wie  schätzens- 
werte   Neuheit   ist  vorstehend  bildlich 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


l3 


dargestellte  Markerbse  »Nero«.  — 
Dieselbe  erreicht  eine  Höhe  von  1,75 
bis  1,90  m,  ist  in  der  Entwickelung 
ihrer  Schoten  mittelfrüh  und  von  ganz 
besonderer  Ertragsfähigkeit.  —  Die 
Blüten  sind  farbig  und  zwar  ist  die 
Fahne  dunkelpurpur-violet  und  die 
Flügel  blassrosa-violet.  Die  Schoten, 
welche  stets  paarweise  sitzen,  haben 
eine  Länge  von  ca.  10  cm,  sind  von 
auffallender     dunkelvioletter    Färbung 


Abb.    120.     Markerbse  ,,iNero".     Hülsen  violett. 

und  sind    mit   saftigen,    zuckerreichen 
Erbsen  dicht    besetzt. 

Als  besonders  gute  Eigenschaften 
dieser  neuen  Erbsensorte  sind  hervor- 
zuheben: Das  üppige,  gesunde  Wachs- 
tum, verbunden  mit  einer  staunens- 
werten Ergiebigkeit  gut  entwickelter 
Schoten,  welche  voll  besetzt  sind  von 
grossen  dabei  zarten  und  sehr  wohl- 
schmeckenden Erbsen.  Dadurch,  dass  die 
Blüten  farbigsind,  werden  dieselben  von 
eierlegenden  schädlichen  Insekten  fast 
gar  nicht  heimgesucht,  die  Schoten 
sind  daher  fast  völlig  frei  von  der 
Erbsenmade.  Besonders  bemerkens- 
wert ist  die  farbige  Aussenseite  der 
Schote,  welche  der  ganzen  Pflanze  ein 
eigenartiges     Gepräge     giebt ,      durch 


welches  jedem  Beschauer  ein  Ausruf 
der  Bewunderung  abgenötigt  wird. 
Ein  praktischer  Vorteil  in  der  Färbung 
der  Schoten  besteht  darin,  dass  die- 
selben beim  Pflücken  gut  sichtbar  sind 
und  ein  Uebersehen  ptlückreifer 
Schoten,  w^enn  auch  noch  so  versteckt 
sitzend,  kaum  möglich  ist. 

Die  Markerbse  »Xero«   ist  für  jeden 
Garten  eine  Zierde. 


Abb.    121.     Treibgurke  ,, Alabaster'-. 
Treibgurke  „Alabaster". 

(Hierzu  Abb.  121.) 

Wenngleich  in  neuerer  Zeit  die  Zahl 
der  Treibgurkensorten  um  ein  Nennens- 
wertes vermehrt  wurde,  können  wir 
doch  nicht  umhin,  ebenfalls  mit  einer 
neuen  Sorte  in  die  Oeffentlichkeit  zu 
treten,  da  dieselbe  unbedingt  verdient, 
w^eitere  Verbreitung  zu  linden  und  uns 
berufen  scheint,  manche  andere  Sorte 
aus  dem  Felde  zu  schlagen. 

Alabaster  ist  eine  Gurke  von  wirk- 
lichen Wert,  sowohl  für  den  Gemüse- 
und  Privatgärtner  wie  auch  für  den 
Laien,  welcher  sich  der  Treibgurken- 
Kultur  nur  mit  beschränkten  Hilfs- 
mitteln widmen  kann.  Alabaster  ist 
widerstandsfähig  wie  kaum  eine  andere 


0i4 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Abb.    122. 

Chrysanthemum  Hairy  Wonder  von  G.  Bornemann  in  Blankenburg  a.  H. 

Photographiert  von  L.  Wittmack,  November  1897. 


Litteratur.  —  Aus  den  Vereinen. 


Öl  5 


Treibgurke,  setzt  willi«;  Früclite  an, 
auch  wenn  kein  »Gurkenwetter«  ist 
und  zeichnet  sich  aus  durch  auffallende 
Fruchtbarkeit.  Die  Früchte  haben  eine 
ideale  Form,  sind  50  cm  lang,  5V2  bis 
6  cm  im  Durchmesser  haltend,  sind 
vollständig  glatt,  ohne  Rillen  und 
Stacheln  und  von  leichter  Krümmung. 
In  ihren  sonstigen  Eigenschaften 
zeichnen  sich  dieselben  aus  durch 
zarte  Schale  und  wenig  Kernbildung, 
wodurch  sie  sich  besonders  als  Salat-, 
Salz-  oder  Sauregurke  eignet.  Im 
reifen  Zustande  hat  sie  den  Vorzug, 
ganz    besonders    fest    und    sehr    dick- 


tleischig  zu  sein,  giebt  eine  Senfgurke, 
wie  sie  nicht  besser  gedacht  werden 
kann.  In  ihrer  äusseren  Erscheinung 
ist  sie  im  Jugendzustand  lichtgrün  und 
als  reife  Gurke  alabasterweiss.  Für 
Freiland-Kultur  ist  Alabaster  ebenso 
zu  empfehlen  wie  für  das  Frühbeet. 


Chrysanthemum  Hairy  Wonder. 

iHieizu  Abb.  122  ) 

Wir  geben  anbei  eine  bessere  Ab- 
bildung als  die  in  Heft  21  S.  573  ge- 
brachte und  verweisen  im  übrigen 
auf  die  daselbst  veröffentlichte  Be- 
schreibung. 


Litteratur. 


de  Terra's  Internationales 
Gartenbau  -  Adressbuch.  IV.  Autl. 
189S/99.  Theil  I.  Deutsches  Handels- 
gärtner  Adressbuch.  Berlin  1S98,  Verlag 
von  Wilhelm  Issleib. 

Ein  gutes  Adressbuch  ist  ein  wichtiges 
Hilfsmittel  für  den  gärtnerischen  Be- 
trieb der  heutigen  Zeit,  und  daher  freuen 
wir  uns,  dass  das  bereits  bewährte 
de  Terra'sche  Werk  hier  in  einer  neuen 
Aul  läge  vorliegt.  Nur  wenn  häufig 
neue  Auflagen  kommen,  kann  ein 
Adressbuch  nützen;  wir  bitten  deshalb 
aber  auch  die  Herren  Handelsgärtner, 
das  Buch  fleissigzukaufen,sonstkannso- 
bald  keine  neueAuflage  wieder  hervor- 
gerufen   werden.      Wünschenswert    ist 


terner,  dass  Jeder  etwaige  ihn  be- 
treffende oder  ihm  bekannt  gewordene 
Adressenveränderungen  gleich  der 
Verlagshandlung  mitteilt. 

Wir  finden  den  Obergärtner  des 
Joachimsthal'schen  Gymnasiums  Herrn 
Amelung  als  Handelsgärtner  ver- 
zeichnet, das  ist  wohl  ein  Irrtum. 


Joseph  Klar,  Königl.  Hotlieferant. 
Berlin.  Kurz  gehaltene  Kulturan  Weisung 
lür  Gemüse,  Blumen,  Feldfrüchte  etc., 
die  speziell  für  die  Kolonien  bestimmt 
sind.  Diese  nur  zwei  Seiten  umfassende 
Anleitung  wird  allen  in  unseren 
Schutzgebieten  sich  mit  der  Kultur 
Beschäftigenden  sehr  nützlich  sein. 


Aus  den  Yereineno 


Potsdam.  Der  Potsdamer  Garten- 
bauverein feierte  am  29.  Oktober  sein 
32,  Stiftungsfest,  zum  erstenmale  im 
Cafe  Sanssouci,  in  altgewohnter  Weise 
durch  Abendessen  und  Ball.  Herr 
Königl.  Hofgartendirektor  Gustav 
Fintelmann,  den  der  \'erein  kürzlich 
zu  seinem  Ehrenmitgliede  ernannt, 
nebst  Gemahlin  waren  erschienen;  von 
Berlin  Herr  Ilofgärtner  Floffmann  und 
L.  Wittmack,  beide  ebenfalls  Ehren- 
mitglieder. Den  Toast  auf  Se.  Majestät 
den  Kaiser  und  das  ganze  Kaiserliche 
Haus    brachte    der  Vorsitzende,    Herr 


Königlicher  Garteninspektor  Echter- 
meyer, aus.  Herr  Rudolph  Meyer- 
Wildpark  gab  dann,  wie  alljährlich, 
einen  Bericht  über  das  letzte  Vereins- 
jahr, das  sehr  befriedigend  verlaufen, 
und  dann  folgte  eine  ganze  Reihe  von 
Trinksprüchen,  von  denen  wir  nur  den 
des  Herrn  Hofgartendirektors  Fintel- 
mann auf  die  anwesenden  ältesten 
Vereinsmitglieder  hervorheben  wollen. 
Herr  Hering  hatte  in  gewohnter  Weise 
für  Tafellieder  gesorgt  und  Herr 
Schulz  erfreute  die  Gesellschaft  beim 
Nachtische  durch  ein  launiges  Couplet. 


5l(5         Ausstellungen.   —   Personal-Nachrichten.  —  Obsiausstellung.  —   Tagesordnung. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Hannover.  C  h  r }"  s  a  n  t  h  e  m  u  m  - 
Ausstellung  rom  24.  November  bis 
1.  Dezember.  Bildung  einer  deutschen 
C. -Gesellschaft  am  25.  Xovbr..  .s   Uhr. 


Hamburg.  Chrysanthemum- 
Ausstellung  des  Vereins  Hamburger 
Chrysanthemum -Freunde  vom  15.  bis 
20.  November.  Programm  bei  C.  G.  A. 
Schumacher. 

Frankfurt  a.  M.  Dauerwaren- 
Ausstellung.  Die  Deutsche  F.and- 
wirtschafts-Gesellschaft  erlässt  für  ihre 
vom  8.  bis  13.  Juni  1899  in  Frank- 
furt a.  Main  stattfindende  13.  Wander- 
ausstellung u.  a.  in  Gruppe  6,  Obst- 
und  Weinbau,  ein  Preisausschreiben 
für  Obstwaren  für  Schiffsbedarf  und 
Ausfuhr,  und  zwar  für  frisches  Obst 
1898  er  Ernte,  für  eingemachtes  Obst, 
getrocknetes  Obst,  Obstwein  und  Beeren- 
obst, alles  deutschen  Ursprungs.  Es 
sind  21  Preismünzen  ausgesetzt.  Die 
Anmeldungen  müssen  bis  zum 
1.  Dezember  1898  bei  der  Hauptstelle 
der  Deutschen  Landwirtschafts- Gesell- 
schaft, Berlin  SW.,  Kochstrasse  73 1, 
eingereicht  werden,  die  auch  nähere 
Mitteilungen  über  die  Bedingungen 
macht.     Die  zur  Prüfung  angemeldeten 


Gegenstände  müssen  in  seefester  \'er- 
packung  bis  zum  10.  Dezember  1898 
an  die  Firma  J.  H.  Bachmann-Biemen 
.frachtfrei  eingeliefert  sein  zu  einer 
Prüfungsreise  nach  Australien  und 
zurück,  um  dann  im  Juni  1899  der 
Beurteilung  der  Preisrichter  in  Berlin 
unterworfen  und  endlich  zur  Ausstellung 
in  Frankfurt  a.  M.  gebracht  werden. 


Petersburg.  Internationale 
Gartenbau- Ausstellung.  Der  erste 
Nachtrag  zum  Programm  ist  erschienen 
und  enthält  manche  neue  Aufgaben, 
bezw.  Erhöhungen  der  Preise  bei  den 
alten.  Das  Königreich  Bayern  hat 
Herrn  Wirklichen  Rat  Max  Kolb,  das 
Königreich  Sachsen  Herrn  Prof.  Dr. 
Drude,  das  Grossherzogtum  Hessen 
Herrn  Hoflieferant  Henke  1-Darmstadt, 
dieFreie  und  Hanse-Stadt  Hamburg  Herrn 
Prof.  Dr.  Zacharias  zu  Kommissaren 
ernannt.  Die  Beteiligung  aus  deutschen 
Kreisen  wird  in  Petersburg  sehr  ge- 
wünscht, je  grösser  sie  ist,  desto 
günstiger  werden  sich  die  Transport- 
bedingungen etc.  stellen.  Auch  für 
j  nicht  im  Programm  vorgesehene  Gegen- 
I  stände  stehen  zahlreiche  Medaillen  zur 
!  \'erfüs:ung:. 


Personal-Nachrichten^ 

Am  5.  November  f  an  den  Folgen  1  Steglitz,  im  72. Lebensjahr.  r)ie  Blüte  des 
eines  Schlagtlusses  der  Chef  der  grossen  Berliner  Samengeschäftes  ist  in  erster 
Samenhandlung  und  Baumschule  Metz  Linie  mit  seinen  langjährigen  Be- 
tt Co.,  Herr  Ludwig  Rudolf  Metz  in      mühungen  zu  danken. 


Kleine  Obstausstellung 

;am  IDonnei^st^g;  cl.    ^-t-.   IVoa  eiT^t>er*,   lO — S  Ulw^ 

im  Vereinslokale,  Invaildenstrasse  42. 

Gefordert  werden  bis  lu  Sorten  Aepfel  a  i'i  Stück  oder  bis  lo  Sorten  Birnen  a  (">  Stück, 
oder  beides.  Siehe  Seite  590  (Heft  21).  Meliliiiig'en  bis  zum  17.  Novembpr,  worauf  die 
Fragezettel  den  Ausstellern  zur  Ausfüllung  zugesandt  werden. 


Tagesordnung 

für  die 

853.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  d.  GartenMues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag  den  24-  November  1898,  6  Ubr, 

im  grossen  Hörsaal  der  Königl.  landw.  Hochschule,  Invaildenstrasse  42. 

I.  Ausgestellte  Gegenstände.  —  2.  Antrag  der  Vereinigten  Ausschüsse,  die  Wahl  des 
2.  Vorsitzenden  in  der  Versammlung  am  2g.  Dezember  vorzunehmen.  —  3.  Besprechung  der 
Obstausstellung.  —  4.  Der  Obstbau  im  Altenlande.  —  5.  Event.  Vortrag  des  Herrn  Landschafts- 
gärtners Brodersen  über  englische  Gärten. 


Zur  Bekämpfung  der  Monilia-Krankheit  der  Obstbäume. 

<;^;j_^>^  Von  Professor  Dr.  Frank. 

■jlS^I  ach  den  im  Jahre  1898  stattgefundenen  Erhebungen  ist  die  Monilia-Krank- 
f-)  IT  heit  nicht  nur  in  allen  bisher  bereits  als  stark  infiziert  erkannten  Kirschen- 
plantagen wiederum  aufgetreten,  sondern  hat  auch  ihren  Übergang  auf  andere 
Obstbäume  in  bedenklicher  Weise  fortgesetzt.  Auffallend  häufiger  als  früher 
hat  sie  sich  besonders  an  Aprikosen-  und  iVpfelbäumen,  demnächst  auch  an 
Pfirsich-,  Pflaumen-  und  Birnbäumen,  sowie  auf  Ziersträuchern  aus  der  Ver- 
wandtschaft des  Steinobstes,  nämlich  auf  Mandelbäumchen,  Prunus  triloba  etc. 
gezeigt,  w^obei  überall  Befall  durch  Monilia  fructigena  nachweisbar  war.  Ihre 
geographische  \'erbreitung  ist  noch  grösser,  als  bisher  angenommen  wurde;  sie 
kam  1898  zur  Kenntnis  aus  Westpreussen,  Posen,  Schlesien,  Brandenburg, 
Pommern,  Mecklenburg,  Schleswig-Holstein,  Prov.  Sachsen,  Thüringen,  Braun- 
schweig, Hannover,  Westfalen,  Hessen-Nassau,  Grossherzogtum  Hessen,  Bayern, 
bis  zur  Donau,  Hohenzollern;  immerhin  bilden  jedoch  die  ostelbischen  Länder 
das  Hauptinfektionsgebiet. 

Die  vom  königlich  preussischen  Ministerium  für  Landwirtschaft  im  vorigen 
Jahre  verfügten  Gegenmassregeln,  welche  im  vorigen  Jahrgang  der  Gartenflora 
S.  47  abgedruckt  sind,  sind  näher  geprüft  worden.  Was  sich  davon  als  ganz 
besonders  empfehlenswert  erwiesen  hat,  mag  hier  nochmals  hervorgehoben 
werden. 

1.  Das  Herausschneiden  und  Verbrennen  der  abgestorbenen 
Zweigpartien  ist  das  wichtigste  Gegenmittel,  weil  dadurch  der  Baum  von 
den  in  ihrem  Innern  verpilzten  Teilen  befreit  wird.  Darum  sind  auch  solche 
Zweigpartien,  welche  neben  vielen  noch  gesunden  Teilen  schon  einzelne 
abgestorbene  enthalten,  soweit  angängig,  ebenfalls  zu  beseitigen.  Auch  nach 
starkem  Zurückschneiden  tritt  bei  den  Kirschbäumen  wieder  Verjüngung  ein. 
Das  Ausschneiden  ist  auf  Grund  der  Entwicklungsweise  des  Pilzes  womöglich 
im  Vorwinter  auszuführen.  Das  Absammeln  und  Verbrennen  der  an  den 
Obstbäumen  aller  Art  hängengebliebenen  und  mit  Monilia  verschimmelten  alten 
Früchte  bleibt  daneben  empfehlenswert. 

2.  Das  Bespritzen  der  kranken  Obstbäume  mit  Bordelaiser 
Brühe,  als  ein  dem  Ausschneiden  nachfolgendes  Desinfektionsmittel,  hat  auf 
Grund  der  genauer  ermittelten  Lebensweise  des  Pilzes  und  der  praktischen 
Erfahrungen  die  beste  Wirkung,  wenn  es  unmittelbar  vor  dem  Aufbrechen  der 
Knospen  im  Frühlinge  oder  selbst  noch  während  des  Erscheinens  der  Blüten 
gemacht  wird. 

3.  Die  Desinfektion  des  Erdbodens  unter  den  kranken  Bäumen 
ist  durch  sorgfältiges  Beseitigen  und  Verbrennen  der  beim  Ausschneiden   oder 


(5j3  Die  neuesten  Entdeckungen  Buchners. 

von  selbst  abgefallenen  Teile,  womöglich  auch  durch  Umgraben  der  Baum- 
scheibe, etwa  auch  durch  Begiessen  derselben  mit  Bordelaiser  Brühe  oder  durch 
Aufstreuen  von  Ätzkalk  zu  erzielen. 

Berlin,  den  i.  November  1898. 
Institut    für    Pflanzenphysiologie    und    Pflanzenschutz    an    der    Kgl. 
landwirtschaftlichen  Hochschule. 


Die  neuesten  Entdeckungen  Buchners 
über  die  Gährung  ohne  Hefe  und  ihre  Consequenzen  für  die 
Praxis  der  Weinbereitung.  (schiussvonNo.^issyy.) 

In  dem  zweiten  Teile  seines  Vortrages  geht  Professor  Wortmann  auf 
die  Bedeutung  über,  welche  die  Buchnersche  Entdeckung  für  die  Praxis  der 
Weinbereitung  etwa  haben  könnte.  Die  Aussichten  wären  weittragende,  wenn 
man  sich  denkt,  dass  man  nur  nötig  hätte,  je  nach  den  Mengen  des  zu  ver- 
gährenden  Mostes  bestimmte  Mengen  Zymase  anzuwenden  oder  zu  stark  ge- 
zuckerte oder  schon  gering  essigstichige  Moste  oder  Weine  mit  Zymase  zu 
behandeln,  um  die  durch  die  geschwächte  Hefe  nicht  fortzubringenden  Zucker- 
mengen und  Zuckerreste  bald  zum  Verschwinden  zu  bringen.  Die  Verwendung 
von  Zymase  könnte  ausserordentlich  vorteilhaft  bei  der  Schaumweinbereitung 
erscheinen.  Denn  dort  ginge  die  Flaschengährung  ohne  Neubildung  von  Hefe- 
zellen und  ohne  entsprechende  Trübung  vor  sich,  es  käme  das  Rütteln  und 
Degorgieren  in  Wegfall,  wenn  man  Zymase  verwendete. 

Nach  der  Ansicht  Professor  Wortmanns  werden  sich  alle  diese  schönen 
Aussichten  wohl  nie  verwirklichen.  Und  zwar  aus  dem  Grunde  nicht,  weil 
die  Zymase  nur  ein  Gährungserreger  ist,  weil  sie  eben  nur  die  Zerlegung  von 
Zucker  in  Alkohol  und  Kohlensäure  unterhält.  Bei  der  Umwandlung  der  Moste 
in  Wein  wird  aber  keineswegs  nur  der  Zucker  in  Alkohol  und  Kohlensäure 
zerlegt,  sondern  es  linden  gleichzeitig  neben  diesem  Gährungsprozess  noch 
andere,  von  der  Hefe  unterhaltene  Lebensprozesse  statt,  durch  welche  die 
chemische  Zusammensetzung  des  Gährproduktes  und  damit  sein  ganzer 
Charakter  wesentlich  mitbestimmt  wird.  Wenn  man  sich  einen  Most  vorstellt, 
aus  welchem  nur  der  Zucker  verschwindet  und  statt  dessen  Alkohol  und 
Kohlensäure  auftritt,  in  welchem  aber  alle  sonstigen  Substanzen  ganz  unverändert 
bleiben,  so  würde  man  nach  dem  vollständigen  Verschwinden  des  Zuckers  ein 
Gährprodukt  haben,  welches  man  nach  der  Kostprobe  wohl  kaum  mit  der  Be- 
zeichnung »Wein«  beehren  würde.  Bei  einer  eventuellen  praktischen  Ver- 
wendung von  Gährungs-Zymase  würde  man  das  Auftreten  von  anderen,  aber 
den  Gesamtcharakter  des  Weines  in  hohem  Grade  mitbestimmenden 
Stoffen,  wie  Glycerin,  Bernsteinsäure,  besonders  aber  Bouquetstoffe,  ferner 
den  Einfluss  der  Hefe  auf  die  Säuren,  auf  die  Salze  und  auf  die  stickstoffhaltigen 
Stoffe  vollständig  unberücksichtigt  lassen. 

Bei  dem  Werden  des  Weines  kommen  eben  noch  ganz  andere  Prozesse 
in  Betracht  als  nur  die  Umwandlung  des  Zuckers  in  Alkohol  und  Kohlensäure. 


Rudolf  Metz  +.  —  Zonale  Pelargonien  und  Cactus-Dahlien.  6 IQ 

Es  ist  nicht  nur  die  Wirkung  der  Gährungs-Zymase,  sondern  auch 
noch  der  gesamte  Stoffwechsel  der  Hefe,  welcher  den  Wein  liefert. 
Die  hohe  Bedeutung  der  Buchnerschen  Entdeckung  liegt  weniger 
auf  praktischem  als  auf  theoretischem  Gebiete. 


Rudolf  Metz  f. 


tm  5.  November  starb  nach  kurzem  Krankenlager  das  langjährige  Mitglied 
des  »Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten« 
der  Baumschulbesitzer  und  Chef  des  allbekannten  Samen-  und  Getreidegeschäfts 
Metz  &  Co.  in  Steglitz,  Ludwig  Rud.  Metz  im  Alter  von  71  Jahren.  Der 
Verstorbene  gründete  die  Firma  im  Jahre  1854  ^^  Berlin,  Scharrnstrasse,  ver- 
legte dieselbe  aber  bald  nach  der  Neuen  Friedrichstrasse.  Bei  seiner  Umsicht 
und  Tüchtigkeit,  bei  seinem  eisernen  Fleiss  und  seiner  strengen  Reellität  blühte 
das  Geschäft  immer  mehr  auf  und  wurde  auch  im  Auslande  rühmlichst  bekannt. 
Die  Räumlichkeiten  genügten  bald  nicht  mehr,  in  neuen  grösseren  wurde  das 
Geschäft  in  der  Linienstrasse  132  mit  immer  steigendem  Erfolge  betrieben. 
Endlich  aber  wurde  auch  hier  das  Kleid  zu  eng  und  mit  kühnem  Sprunge  ver- 
legte Herr  Metz  sein  Geschäft  nach  dem  Vororte  Steglitz,  damals  ein  gewagter 
Gedanke.  Wie  konnte  in  Steglitz  ein  Samengeschäft  bestehen,  das  so  unmittel- 
bar auf  den  Verkehr  mit  den  Händlern  und  dem  Publikum  angewiesen  ist? 
Aber  es  ging  sehr  gut,  und  der  grosse  Vorteil  war,  dass  das  Geschäft  nunmehr 
unmittelbar  mit  den  Prüfungsfeldern  für  Gemüse  und  anderen  Saaten  sowie 
mit  den  grossen  Baumschulen  in  Verbindung  stand.  Herr  Metz  war  einige 
Jahre  Kreistagsabgeordneter  und  vertrat  als  Gemeindevertreter  die  Interessen 
seines  Wohnorts  aufs  wärmste.  Aber  auch  seiner  Familie  war  er  ein  liebe- 
voller, sorgender  Vater  und  seinem  Personal  ein  humaner  Chef  und  ein 
leuchtendes  Vorbild  des  Fleisses. 

Was  das  Geschäft   anbelangt,    wird    es    in    unveränderter,    streng    reeller 
W^eise  weitergeführt. 


Zonale  Pelargonien  und  Cactus-Dahlien. 

,_^^  Ausgestellt  von  Georg    Reid-  Beckenham. 

,X^u  der  reich    besuchten    Versammlung    des    Vereins    zur    Beförderung    des 

^^  Gartenbaues  am  28.  Oktober,  in  welcher  die  Wahl  eines  neuen  Direktors 
stattfand,  hatte  Herr  Georg  Reid-Beckenham  Hill  bei  Beckenham,  England 
(in  der  Nähe  von  London)  sechs  Kisten  abgeschnittener  Blumen  von  Pelargonium 
zonale,  Cactus-Dahlien  und  frühen  Chrysanthemum  indicum  etc.  eingesandt, 
unter  denen  fast  nur  Neuheiten  waren. 

Die  Blumen  waren  ausgezeichnet  verpackt;  sie  bildeten  kleine  Bunde 
von  unten  etwa  4  cm  Durchmesser  an  den  Stielenden,  die  daselbst  mit  feuchtem 
Moos  und  darüber  mit  Fliesspapier  umwickelt  waren,  das  mit  Bast  befestigt 
wurde.  Ein  kleines  Namensschild  war  mit  feinem  Draht  oben  an  den  Blumen  selbst 
befestigt.  Jedes  einzelne  Bund  war  dann  mit  starkem  Draht  auf  dem  Boden 
der  sechs  flachen  Klappkisten  befestigt  und    zwar    so,    dass    sie  sich  nicht  be- 


520  Zonale  Pelargonien  und  Cactus-Dahlien. 

rührten.  Selbstverständlich  musste  man  mit  einer  starken  Drahtzange  erst  die 
Drähte  auf  der  Aussenseite  des  Kistenbodens  durchschneiden,  ehe  man  an  das 
Herausnehmen  der  Blumen  denken  konnte.  Ähnliche  Verpackungen  werden 
ja  häufig  angewendet,  aber  selten  so  gut  wie  hier,  und  da  auf  eine  zweck- 
mässige Verpackung  ausserordentlich  viel  ankommt,  so  möchten  wir  das  ganz 
besonders  hervorheben.  Dankend  wollen  wir  auch  der  Kgl.  Eisenbahn- 
Verwaltung  gedenlien,  die  uns  von  der  Ankunft  der  Kisten  sogar  durch  Rohr- 
postkarte in  Kenntnis  setzte,  sodass  wir  sie  noch  abends  8Y2  Uhr  am  Tage  vor 
der  Versammlung  erhielten  und  auspacken  konnten. 

Die  Cactus-Dahlien  und  die  Chrysanthemum  waren  sehr  gut  angekommen, 
auch  eine  reichblühende  Topfpflanze,  Begonia  »Gloire  de  Lorraine«,  wenn  man 
davon  absieht,  dass  bei  letzterer  der  Topf  zerbrochen  war.  Von  den  Zonale  Pelar- 
gonien hatten  leider  einige  Sorten,  wie  Herr  Reid  schon  befürchtete,  ihre 
Blumenblätter  verloren,  aber  aus  der  Menge  der  abgefallenen  Blumen  und 
deren  Grösse  liess  sich  dennoch  ein  Schluss  auf  die  Blütenpracht  ziehen;  das 
um  so  mehr,  als  glücklicherweise  eine  ganze  Anzahl  von  Sorten  doch  ihre 
Blumen  behalten  hatte. 

Nachstehend  folgt  ein  Verzeichnis  derselben  nach  den  Beschreibungen 
des  Herrn  Reid. 

Zonale  Pelargonien. 
(Ausgestellt  von  Georg  Reid-Beckenham  Hill  bei  London  SE.) 
Covent    Garden    White,    gefüllt,    das  beste    gefüllte  weisse  Zonale  Pelar- 
gonium    für    den    Winterschnitt,    ausserordentlich    reichblühend.      (Eine 
herrliche    Sorte.     L.    Wittmack.)     Für    Schnitt-    und    Topfkultur,    gute 
Verkaufspflanze. 
Duke  of  Fife,  gefüllt.     Das  grösste  scharlach-orange  Zonale  Pelargonium, 
so    grosse    Dolden    wie  Raspail    improved,    nur    bedeutend    leuchtender, 
erhielt  die  silberne  Medaille  von  der  N.  Chrys.  S.    zu  London  November 
1897.     Schnitt-    und    Topfkultur.     (Ausserordentlich    leuchtend    und    sich 
lange  haltend.     L.  W.) 
Andrew    Laing.      Leuchtend    karminscharlach.     Die   beiden    oberen  Blumen- 
blätter sind  mit  je  einem  grossen  weissen  Fleck  versehen,   wie  z.  B.  das 
Zonale  Pel.  Olga  von  Württemberg.     Die  Blumen  bedeutend   grösser  und 
anstatt  rosa  leuchtend  karminscharlach,  reichblühend. 
Conan  Doyle.     Lachsrosa,  enorme  Dolde  und    die    einzelnen    Blumen    bis  zu 

3  Zoll  im  Durchmesser,  vorzüglicher  Wachser. 
Hall  Caine.     Leuchtend    kirsch-scharlach,    enorme    Blume,    3  Zoll  Durch- 
messer, eine  der  schönsten. 
Jan  Maclaren.     Lachsfarben,  orange  schattiert,  eine  der  grössten  Zonale 

Pelargonien,  grosse  Dolden. 
J.  M.  Barrie.  Leuchtend  kirschrosa,  wohl  das  grösste  Zonale  Pelargonium,  enorme 

Dolden,  reichblühend. 
Jerome  K.  Jerome.  Rotorange  mit  karmin  Flecken  auf  den  zwei  oberen 
Petalen.  Diese  Blume  ist  nicht  so  gross  wie  die  anderen  ausgestellten, 
aber  immer  doch  2'/4  Zoll  im  Durchmesser.  Die  Farbe  ist  aber  so  apart, 
dass  sie  wohl  wert  ist,  gezogen  zu  werden. 
Mary  E.  Wilkins,  heller  Grund  mit  rosa  Schattierung,  eine  sehr  schöne 
grossblumige  Sorte. 


Zonale  Pelargonien  und  Cactus-Dahlien.  52  I 


Mark  Twain.     Eine  herrliche  Neuheit,  hat  entschieden  eine  ganz  neue  Farbe: 

Krabbenrot  mit  weiss  gestreift  und  gefleckt;  grosse  Blumen  und  Dolden, 

reichblühend. 
Rudyard    Kipling.     Die   dunkelste    violett-purpurrote    Zonale  Pelargonie 

und  auch  sehr  grossblumig,  21/2  Zoll  Durchmesser,  etwas  sehr  feines. 
Herrick.     Leuchtend  scharlach-orange,  die  beste  und  grösste  dieser  Farbe. 
C  haue  er.     In  der  Farbe  und  Grösse  ähnlich   J.  M.  Barrie,   aber   etwas   heller, 

enorme  Blumen,  3  Zoll  Durchmesser. 
Couutess  of  Buckingham.     Grosse  Blumen,   lachsrosa  auf  weissem  Grunde, 

ansprechende  Farbe. 
Duchess  of  Marlborough.     Leuchtendes  Rosa  mit  zwei  weissen  Flecken  auf 

den  oberen    Fetalen,    die    grösste    Blume  dieser  Farbe,    stellt    Goetz    und 

Pearoon  und  die  sonstigen  ähnlichen  Neuheiten  weit  in  den  Schatten. 
Lilacina.     Fliederfarben-lila,  eine  sehr  feine  Farbe,    grossblumig,  reichblütig, 

niedrigwachsend,  das  Beste  in  dieser  Farbe. 
Miss  Ethel  Wilson.     Weiss  mit  dunkel  lachsrotem  Ring  um  die  Mitte,  besser 

als  Beauty  of  ßeckenham  Hill. 
Mrs.  Ewing,  zartlachsfarben,  sehr  grossblumig. 
Mrs.  Simpson.    Grosse  Blumen,  2 1/2  Zoll  Durchmesser,  im  Sommer  reinweiss, 

mit  leuchtend  scharlachrotem  Ring  um  die  Mitte  der  Blumen,  im  Winter 

verändert  sich  die  weisse  Farbe  in  hell  lachsrosa,  weiss  mit  rotem  Ring; 

auch  dann  sehr  reichblütig. 
Niagara.     Die  schönste  rein  weisse,  reichblütigste  und  grossblumigste  Varietät, 

eine  Marktsorte  ersten  Ranges. 
Royal    Purple.     Dunkelpurpurrot    mit    zwei  scharlachroten  Flecken    auf    den 

beiden  oberen  Petalen,  sehr  leuchtend  und  dunkel. 
Souvenir  de  Charles  Miller.     Die  letzte  Züchtung  des  berühmten,  im  vorigen 

Jahre  verstorbenen  Zonale  Pelargonien-Züchters.     Prachtvolles  Dunkelrot, 

gewissermassen  eine  2V2  Zoll  grosse  Henry  Jacoby,  die  Blumen  kreisrund, 

mit  einem  weissen  Auge. 

Neue  Cactus-Dahlien. 

(Ausgestellt  von  Georg  Reid-Beckenham  Hill,  London  SE.) 

Englische  Züchtungen  von  1898. 

(Werden  1899  in  Deutschland  in  den  Handel  gegeben.) 

Tillie,  echte  Cactus-Dahlie,  reichblumig,  lachsrosa-karmin. 

E.  L  Deal.     Echte  Sternblume,  leuchtend  Scharlach,  Blumenstiele  holzig,   zum 

Schnitt  und  zur  Binderei  die  beste  scharlachrote. 
Night.     Die    beste    schwarzrote    Cactus-Dahlie,    besser    als  Matchless  in  Form 

und  Farbe.     Blumenstiele  fester. 
Gipsy.     Dunkel  karminpurpur,  eine  schöne  sternförmige  Cactus-Dahlie,  reich- 
blühend. 
True  Friend,  dunkel  bordeauxrot,  vollständige  Form  eines  eingebogenen  jap. 

Chrysanthemum,    etwas    herrliches!      Blumenstiel    holzig.     Sehr    geeignet 

für  den  Schnitt. 
Mary  Service.     Orange  mit  violetter  Schattierung  an  den  Spitzen,  feste  holzige 

Blumenstiele.     Plerrliche    sternförmige   Cactus-Dahlie;    die    Blumenblätter 

sind  nach  vorwärtsgebogen  wie  bei  True  Frieud. 


^22  ^^^  botanische  Garten  in  Utrecht. 

Capstan.     Ähnlich  wie    Mary    Service    in    Form,    doch    ist    die    Farbe  mehr 

orange,  ohne  die  violette  Farbe. 
Alfred    Vasey.      Lachsorangerot     mit    zarter    violetter    Schattierung,     schön 

geformte  Cactus-Dahlie  mit  holzigen   Blumenstielen.     Rückseite   gelblich- 

"weiss;  eine  der  feinsten  Cactus-Dahlien. 
Arachne.     Weiss  mit  karminrotem   Bande   an  den    einzelnen    Blumenblättern; 

sehr  schöne  volle  Cactus-Dahlie;  hängt  leider. 
Island  Queen.     Die  erste  und  wirklich  schön  gefärbte  lila  Cactus-Dahlie  mit 

holzigen  langen  Stielen;  die  Blumen  halten  sich  sehr  lange. 
Violet  Star,  eigene  Züchtung,  dunkel  violette  sternförmige  Cactus-Dahlie. 
Mrs.  Dickson.     Leuchtend  rosa  mit  einem  ausgeprägten  gelben  Ring  um  die 

Mitte,  reichblühend,  vorzügliche  Cactusform. 
Starfisch.     Bekanntere    Neuheit    von  1897.     Scharlach-orange,  vorzüglich  zum 

Schnitt,  reichblühend. 
Princess  Ena.     Die  beste  orange-gelbe  Cactus-Dahlie. 
Aurora.    Hell-orangerot,   niedrig,    reichblühend,    mittelgrosse  Blumen,  gut  für 

den  Schnitt. 
Bridesmaid.     Matt-primelgelb    mit    rosa    und  smaragdgrüner  Schattierung  an 

den  Spitzen. 
Keynes  White.     Die  beste  weisse  Cactus-Dahlie. 
Beatrice.     Zartrosa  mit  zart  violetter  Schattierung. 
Domino.     Weiss,  bestimmt  scharf  terracottafarbig,  gerandet. 
Endymion.     Leuchtend  kirchrot. 
Leonora.     Eine    prachtvolle    leuchtend    rosa    Cactus-Dahlie,    ähnlich    einem 

japanischen  Chrysanthemum,  die  beste  dieser  Farbe. 
Mabel  Keith.     Zartgelb,  äussere  Blumenblätter  zart-orangerosa  schattiert;  kann 

als  gelbe  Dahlie  verwendet    werden  und    ist  die  einzige  in  dieser  Farbe, 

welche  lange    Stiele  hat.     Die    Blumenform    ist    die    der    echten    Cactus- 
Dahlie. 

Alle  hier  aufgeführten  Sorten  sind  echte  Cactus-Dahlien  und  die  besten, 
welche  existieren. 

Die  neusten  für  1899/1900  werden  in  einem  speziellen  Berichte  mitgeteilt 
werden.  Der  vorstehende  Bericht  ist  so  zusammengestellt,  dass  ich  fest  davon 
überzeugt  bin,  dass  er  unanfechtbar  ist.  Er  ist  nach  den  Notizen  geschrieben, 
welche  wir  auf  den  diesjährigen  Vereins- und  Dahlienausstellungen  systematisch 
gemacht  haben.  Noch  eine  Unmasse  Sorten  werden  wohl  im  nächsten  Früh- 
jahr angeboten,  die  aber  nichts  weiter  sind  als  Wiederholungen  der  schon 
existierenden  Sorten. 


Der  botanische  Garten  in  Utrecht. 

Von  L.  W  i  1 1  m  a  c  k. 
s  ist  eine  ganz  auffallende  Erscheinung,  dass  in  dem  durch  seine  Lieb- 
^,  haberei  für  Blumen  seit  alter  Zeit  berühmten  Holland  die  botanischen 
Gärten  so  klein  sind.  Eine  rühmliche  Ausnahme  macht  nur  der  Garten  in 
Leiden,  der  ziemlich  ausgedehnt  und  ausserordentlich  reichhaltig  ist.  Alle 
übrigen  sind  so  klein,  dass  sie  von  dem  kleinsten    Universitätsgarten  Deutsch- 


Der  botanische  Garten  in  Utrecht, 


623 


lands  bei  weitem  übertroffen  werden,  am  kleinsten  von  allen  ist  wohl  der  von 
Amsterdam,  während  dort  der    berühmte    zoologische  Garten   11  ha    einnimmt. 

Dass  trotzdem  ein  Bedürfnis  nach  botanischen  Gärten  vorhanden  ist,  geht 
daraus  hervor,  dass  sich  in  den  zoologischen  Gärten  teilweise  grosse  Gewächs- 
häuser finden,  die  mit  exotischen  Pflanzen  aller  Art  reich  geschmückt  sind  und 
vom  Publikum  eifrig  mit  besichtigt  werden.  Höchst  sehenswert  sind  in  der 
Beziehung  der  zoologische  Garten  im  Haag  (Garteninspektor  Kottmann)  wegen 
seiner  Orchideen,  speziell  Vanda- Arten,  und  der  in  Rotterdam  (Garteninspektor 
Wilke)  wegen  seiner  grossartigen  Gewächshäuser  mit  Schaupflanzen,  Cacteen, 
Victoria  regia  etc. 

Doch  zurück  zu  den  botanischen  Gärten  der  Universitätsstädte. 
Als  solche  haben  wir  vier:  Groningen,  Utrecht,  Amsterdain  und  Leiden,  den 
zu  Groningen  habe  ich  aber  nicht  gesehen. 

Der  botanische  Garten  der  alt  berühmten ,  schon  1636  gegründeten 
Universität  (700  Studenten)  zu  Utrecht  steht  unter  Direktion  des  Herrn  Prof. 
F.  A.  F.  C.  Went  und  wird  von  Plerrn  Inspektor  (Hortulanus  in  Holland 
genannt)  J.  K.  Budde  trefflich  gehalten.  Letzterer  hatte  die  Freundlichkeit, 
mir  selbst  am  1.  Osterfeiertage  nachmittags,  also  zu  einer  recht  unpassenden 
Stunde,  seine  Zeit  zu  widmen. 

Zunächst  besuchten  wir  ein  kleines  Orchideenhaus,  in  welchem  vor- 
trefflich kultivierte  Exemplare  standen;  ganz  besonders  fiel  ein  Cymbidium 
aloefolium  mit  2  Rispen  von  ca.  V2  ni  Länge  auf,  ferner  eine  Calanthe  veratrifolia 
mit  4  ßlütenstielen,  Sobralia  nana,  Coelogyne  speciosa,  fast  immer  in  Blüte, 
Dendrobium  Veitchianum,  die  seltene  Lockhardia  Oerstedtii  etc.  Die  Vanille 
blüht  jährlich  zweimal,  bringt  aber  nie  Frucht.  (Ob  sie  nicht  künstlich  bestäubt 
wurde?) 

In  einem  kleinen  Kasten  fanden  sich  schwierig  zu  kultivierende  Haut- 
Farne:  Trichomanes  radicans,  Todea  superba  etc.  alle  in  ausserordentlich 
guter  Kultur.  Im  Kalthause  stand  eine  sehr  schöne  Aralia  Scheffleri  (Schefflera 
digitata  Forst.),  eine  viel  zu  wenig  gezogene  Dekorationspflanze,  mit  fünfzähligen 
glänzend  grünen,  gezähnten  Blättern.  Im  Übrigen  notierten  wir  eine  hohe  Palme 
Trachycarpus  excelsa  (Chamaerops  excelsa),  Drimys  aromatica  F.  v.  M.,  Skimmia 
Laureola,  Acacia  armata,  Casuarina  stricta  etc. 

In  einem  kleinen  Warmhause,  dem  sogenannten  Vermehrungshause,  standen 
Saintpaulia  ionantha,  Jussiaea  angustifolia,  Cerbera  Odollam,  Calyptrostoma 
Swartzii  (eine  Palme)  etc.  Ganz  besonderes  Interesse  erregte  aber  eine  Schling- 
pflanze, Manettia  bicolor,  die  reich  mit  ihren  schönen  roten,  gelb  gesäumten 
Blüten  behangen  war.*)  Eine  weitere  schöne  Schlingpflanze  ist  Passiflora 
Raddiana,  die  während  9  Monaten,  von  April  bis  Dezember,  blüht.  Am  10.  April 
stand  sie  noch  in  Knospen.  Die  Blumen  sind  schön  karmoisinrot  und  so  reich- 
lich vorhanden,  dass  täglich  oft  50  bis  60  aufblühen.  Leider  sind  sie  nur 
einen  Tag  geöffnet.  Als  dritte  Schlingpflanze  nennen  wir  Aristolochia  elegans« 
Von  sonstigen  Pflanzen  seien  noch  hervorgehoben:  Elisena  longipetala,  eine 
Amaryllidacee  mit  weissen  Blüten  und  ein  Farn,  das  Herr  Budde  für  Handels- 
gärtner empfiehlt:  Aneimia  fraxinifolia. 


*)  Dass  sie  sich  auch  im  Sommer  fürs  Freie    zu    Festons  etc.  eignet,    hat    Herr    Stadt- 
gärtner   P.    Kirchner-Dessau    hervorgehoben.     (Siehe    Gartfl.   1898    No.  8    S.  2i5    mit  Abb.) 


^2A  ^^^  botanische  Garten  in  Utrecht. 

Im  Kalthause,  der  sogenannten  Orangerie,  stand  eine  Zwergpalme, 
Chamaerops  humilis,  bei  der  aus  dem  alten  Stamm  jetzt  Triebe  mit  Blättern 
hervorbrechen.     Ist  diese  Erscheinung  bekannt? 

Im  Warmhause  fand  sich  eine  sehr  schöne  Tradescantia  Reginae,  ein 
Aglaeonema  oblongifolium  (Araceae)  mit  schon  roten  Früchten  wie  Aucuba 
und  viele  tropische  Nutzpflanzen,  Arzneigewächse,  Palmen,  Bromeliaceen, 
Nepenthes  etc.,  so  Eriodendron  anfractuosum,  Averrhoa  Carambola,  Jambosa 
lanceolata,  mit  roten  Blumen,  Cola  floribunda  (cauliflora),  Pinanga  Kuhli,  die 
voriges  Jahr  Früchte  getragen.  Der  Liberia-Katfeebaum,  Coffea  liberica,  hatte 
Blätter  von  40  cm  Länge  und  18.5  cm  Breite. 

Unter  den  Bromeliaceen  fand  sich  eine  merkwürdige  Kreuzung  zwischen 
Billbergia  nutans  und  Tillandsia  Lindeni,  die  sehr  breite  Blätter  zeigte, 
während  die  Eltern  doch  beide  sehr  schmale  Blätter  haben.  Man  kann  ge- 
spannt sein  auf  die  Blüte. 

Ausserordentlich  gesund  sahen  die  Nepenthes  aus;  diese  werden 
über  einem  Wasserbassin  kultiviert,  was  offenbar  zu  ihrem  Wohlsein  sehr 
beiträgt.  Weiter  linden  sich  Medinilla  magnifica,  Spatyphyllum  cannaefolium 
(Anthurium  Dechardi)  befruchtet  mit  Anthurium  Scherzerianum,  Eucharis, 
Gardenia  florida.  Auch  noch  einige  Orchideen  waren  hier  vorhanden:  Oucidium 
Jonesianum*),  Phalaenopsis  amabilis,  befruchtet  mit  Oncidium  Papilio 
eine  fast  reife  Frucht  zeigend.  Geradezu  bewundernswert  sind  aber  die 
tropischen  Blattorchideen.  Noch  niemals  sahen  wir  so  prachtvolle  ganz 
dunkelbraune  Alacodes  Petola  wie  hier,  und  ähnlich  schön  waren  die 
übrigen:  M.  javanica,  die  zwar  an  sich  wenig  bunt,  mehr  grün  ist,  Anectochilus 
Dawsonianum,  Cystorchis  variegata;  ferner  sei  die  merkwürdige  blattlose 
Orchidee  Taeniophyllum  Zollingeri  hervorgehoben. 

Auch  die  seltenen  tropischen  Lycopodiaceen  waren  in  guter  Kultur: 
Lycopodium  Phlegmaria,  L.  llippuris,  L.  dichotomum,  Psilotum  triquetum  etc. 
Letzteres  wuchs  auch  sehr  gut  auf  den  Wurzeln  der  Asystasia  scandens  aus 
dem  tropischen  Afrika. 

Im  Palmenhause  fanden  sich  in  der  kälteren  Abteilung  eine  gut  verzweigte 
Dracaena  Draco,  eine  hübsche  Pritchardia  Martiana.  eine  sehr  grosse  Phoenix 
reclinata  sowie  von  Farnen  Alarattia  alata,  Gleichenia  rupestris  etc.  etc.,  eine 
3  Jahre   alte  Musa  Ensete,    sehr   dick,    und    die  Orchidee  Renanthera  coccinea. 

In  der  wärmeren  Abteilung  fanden  wir  eine  Cycas  glauca  mit  60  Blättern. 
Samen  tragend,  ferner  einen  Bastard  zwischen  Ceratozamia  brevifrons  und 
robusta,  verschiedene  Palmen,  Bananen  und  Orchideen  sowie  auch  die  Ameisen 
beherbergende  Thunbergia  Harrisi. 

Im  Freien  ist  das  sogenannte  System  neu  angelegt,  in  regelmässigen 
Linien,  die  Familienschilder  rot.  Höchst  sehenswert  ist  ein  grosser  Gingko 
biloba  (Salisburya  adiantifolia)  der  2,72  m  Umfang  hat;  es  ist  einer  von  den 
ersten,  die  aus  Japan  eingeführt  wurden,  ein  anderer  ist  in  Leiden,  ein  dritter 
in  Amsterdam.  Beachtenswert  sind  die  erst  neuerdings  aus  England  in  den 
Handel  gekommenen  blauen  Primeln,  Primula  acaulis  Jacq.  (P.  vulgaris  Huds) 
var.  coerulea,  ebenso  die  Triteleia  uniflora,  die  zwischen  niedrigen  Rosen 
gepflanzt  sind,  Chionodoxa  sardensis  (schöner  blau  als  C.  Luciliae)  und  andere 


*)  Farbig  abgebildet  Gartentl.    1888  t.    127: 


Der  Chrysanthemumrost.     Puccinia  Hieracii.  52  = 


Zwiebel-  und  Knollengewächse.  Auch  einige  schwierig  zu  kultivierende  Erd- 
orchideen, sowie  die  fast  noch  schwierigeren  Lycopodiaceen  waren  vorhanden, 
z.  ß.  L.  clavatum.  L.  lucidulum.  L.  Chamaecyparis,  letzterer  in  Holland  llexen- 
kranz  genannt. 

In  der  Wohnung  des  Herrn  Budde  schmückte  eine  von  uns  noch  nie  im 
getriebenen  Zustande  gesehene  Wiesenblume:  Caltha  palustris,  die  Sumpf- 
Dotterblume,  die  Fenster.  Es  ist  das  eine  Spezialkultur  des  Herrn  Budde  und 
bat  er  auch  über  die  einfache  Art,  sie  zu  treiben,  in  einer  populären  Zeitschrift 
»Eigen  Haard«  seine  iMethode  angegeben,  um  das  grosse  Publikum  zur  Nach- 
ahmung zu  veranlassen.  Auch  wir  möchten  das  Treiben  dieser  Blumen  in 
Deutschland  empfehlen.  Herr  Budde  hat  sie  schon  im  Januar  und  Februar  in 
Blüte.      (Siehe  S.  639  m.  Abb.) 

Dankbar  schieden  wir  von  Herrn  Budde,  denn  wir  hatten  gesehen,  dass 
hier  im  Kleinen  Grosses  geleistet  wird.  Dieselbe  Wahrnehmung  wiederholte 
sich  erfreulicherweise  auch  in  den  anderen  Gärten. 


Der  Chrysanthemumrost.     Puccinia  Hieracii. 

^  .^ty,  (Hierzu  Abb.    12?.) 

4l^)\as  Gardeners'  Chronicle  vom  8.  Oktober  d.  J.  brachte  S.  269  eine  Be- 
(^^^  Schreibung  dieses  in  den  letzten  Jahren  in  England  so  verderblich  auf- 
getretenen Rostes  aus  der  Feder  des  Professor  G.  Massee  nebst  Abbildung. 
Letztere  hat  das  Handelsblatt  in  seiner  Xo.  46  reproduziert  und  uns  freundlichst 
den  Stock  leihweise  überlassen,  wofür  wir  unsern  verbindlichsten  Dank  aus- 
sprechen. 

Der  Chrysanthemumrost  iindet  sich  meist  auf  der  Unterseite  der  Blätter 
und  bildet  dort  kleine  dunkelbraune  Häufchen.  Im  Sommer  erscheinen  zuerst 
braune  einzellige,  rundliche  oder  elliptische  Sommersporen,  sogenannte  Uredo- 
sporen,  später  treten  die  zweizeiligen  braunen  Wintersporen  oder  Teleutosporen 
auf,  welche  überwintern  und  erst  im  nächsten  Frühjahr  keimen,  während  die 
Sommersporen  sofort  keimfähig  sind  und  die  Krankheit  rasch  verbreiten. 

Puccinia  Hieracii  wird  meistens  nur  als  eine  Form  der  auf  sehr  vielen 
Kompositen,  jedoch  nur  auf  Cichoraceen  (mit  lauter  Zungenblüten)  und  Cynareen 
(Distelgewächsen)  vorkommenden  Puccinia  tlosculorum  Alb.  et  Schw. 
(P.  compositarum  Schlechtb.)  angesehen:  sie  unterscheidet  sich  nur  dadurch, 
dass  die  eine  Sporenform,  die  sogenannten  Bechersporen  (Aecidiumsporen)  wie  sie 
z.  B.  der  Grasrost  auf  der  Berberitze  bildet,  bisher  nicht  gefunden  sind.  Indes 
hat  Professor  Paul  Magnus  nachgewiesen,  dass  die  Sporen  des  Aecidiums  auf 
Taraxacum.  auf  Hieracium  ausgesät,  die  Puccinia  zur  Folge  hatten. 

Sei  dem,  wie  ihm  wolle,  jedenfalls  empfiehlt  sich,  die  Chrysanthemum- 
Bestände  jetzt  zu  mustern,  zumal  der  Pilz,  mit  englischen  Stecklingen  ein- 
geschleppt, sich  auch  schon  bei  uns  gezeigt  hat.  Alle  erkrankten  Blätter  sind 
zu  verbrennen,  besser  die  ganzen  Pflanzen,  nachdem  die  Blumen  abgeschnitten. 
Herr  Professor  Sorauer,  der  im  Handelsblatt  Xo.  46  über  den  Pilz  berichtet, 
rät  v\-eiter,  wertvolle  Sorten,  die  man  gern  erhalten  möchte,  falls  sie  befallen 
sind,  sorgfältig  von  allen  kranken  Teilen  zu  befreien,  isoliert  an  einem  möglichst 


026 


Englische  Cactus-Dahlien-.Xeuheiten   für   i8q(j,  1900. 


kühlen  Orte  aufzustellen  und  sie 
unter  einem  beständigen  Überzug  von 
Kupferkalkmischung  zu  halten,  bis 
die  Blätter  ausgewachsen   sind. 

Bis  jetzt  hat  Professor  Sorauer  nur 
Sommersporen  gefunden  und  es  lässt 
sich  daher  nicht  entscheiden,  ob  es 
wirklich  P.  Hieracii  ist.  Uns  scheint 
das  sogar  etwas  zweifelhaft,  da,  wie 
gesagt,  diese  Puccinia  nur  auf  Cichora- 
ceen,  wie  Cichorium.  Ilieracium. 
Crepis,  Taraxacum,  Leontodon,  Lac- 
tuca  etc.  sowie  auf  Cynareen:  Cen- 
taurea,  Cirsium.  Carduus,  Lappa  etc. 
vorkommt.  Das  Chrysanthemum  ge- 
hört aber  in  die  Abteilung  der 
Tubulilloren  (mit  Röhrenblüten, 
wenigstens  in  der  Mitte  mit  Röhren- 
blüten). Sorauer  macht  noch  darauf 
aufmerksam,  dass  man  den  Pilz  nicht 
mit  einem  anderen,  Septoria  Chry- 
santhemi,  verwechseln  darf,  der  in 
Nordamerika  viel  Schaden  veranlasst 
hat,  bei  uns  aber  keine  grosse  Be- 
deutung zu  besitzen  scheint.  Es 
zeigen  sich,  besonders  bei  sehr  inten- 
siven Kulturen,  dann  schwarzbraune 
runde  Flecke,  die  auf  der  Ober- 
seite beginnen  undbald  dieganzeBlatt- 
dicke  ergreifen,  flach  und  tiefbraun 
(schwarzbraun)  sind.  Sie  fliessen 
allmählich  zusammen  und  können 
das  Blatt  stellenweise  dürr  machen.  Die  Rosthäufchen  dagegen  bilden  kleine, 
isolierte,  rotbraune,  etwas  erhabene  Polster,  die  schliesslich  eine  staubige 
Oberfläche  durch  die  frei  hervortretenden  Sporen   erhalten.  L.  W. 


Abb.    123.     Der  Chrysanthemum  Rost. 

A.  ein  Blatt  mit  den  Roslhäufchen.     B.  Keimende 

Sommerspore.    C.  Winterspore,   mit  langem  Siiel. 

(Nach  Gardeners  Chronicle.) 


Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten  für  18991900 

in  Bezug  auf  ihren  wirl<lichen  Wert. 

\'on  E.  Georg  Reid  i.  V.  Reids  Xursery,   Beckenham  Hill,  London   3  b. 
|ie  Neuheiten    der  letzten  Jahre    haben    uns    schon    sehr    nahe    dem  Ideal 
-.^ji^    einer  Cactus-Dahlie  gebracht   und  die  diesjährigen  Ausstellungen  waren 
so  ausserordentlich  fruchtbar,  dass  etwa  70  neue  Sorten  von  den  verschiedenen 
englischen  Züchtern  dem  Handel  im  nächsten  Frühjahr  übergeben  werden. 

Es  ist  daher  leicht  verständlich,  wie  nötig  es  ist,  zu  wissen,  welche  Sorten 
wirkliche  Neuheiten  sind  und  welche  nur  Wiederholungen  der  schon  im  Handel 
befindlichen  Varietäten  darstellen. 


Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten  für   1899/1900.  627 


Nachdem  ich  mir  in  meinen  Gedanken  eine  mehr  oder  weniger  voll- 
kommene Form  dieser  Blumengattung  zurecht  gelegt  habe,  will  ich  nunmehr 
damit  anfangen,  jede  einzelne  Neuheit  zu  untersuchen.  Obgleich  mit  Recht 
gesagt  werden  kann,  dass  jede  hier  aufgeführte  Sorte  als  schön  bezeichnet 
werden  könnte,  so  treten  doch  einzelne  beim  Vergleich  so  hervor,  dass  sie 
sofort  als  wirkliche  Verbesserungen  in  die  Augen  fallen.  Und  diese  letzteren 
sind  es.  M'elche  Reids"  Nursery  ihren  Kunden  empfiehlt,  sich  anzuschaffen. 

Zugleich  wünsche  ich  die  Kollegen  zu  orientieren,  die  nicht  in  der  Lage 
sind,  die  grossen  englischen  Sonder-Ausstellungen  sich  anzusehen. 

Nehmen  wir  zuerst  die  Weissen.  Die  erste  war  Mrs.  Peart,  bald 
folgte  dieser  Mrs.  Francis  Fell;  keine  von  beiden  hat  allseitigen  Anklang 
gefunden.  Dann  kamen  The  Queen,  Mahala  Sheriff  und  Queen  Victoria; 
aber  diese  waren  keine  Cactus-,  sondern  dekorative  Dahlien.  Hierauf  folgte 
Miss  Webster,  welche  aber,  obgleich  sie  nicht  weniger  als  14  Wertzeugnisse 
erhielt,  nur  zu  nahe  dem  vorgenannten  Typus  stand.  Endlich  erhielten  Avir 
eine  weisse  Cactus  -  Dahlie :  Keynes  White,  Avelcher  allgemeiner  Beifall 
gespendet  worden  ist.  Dieses  Jahr  brachte  uns  eine  neue  weisse  Cactus-Dahlie: 
Innocence,  kleiner,  aber  mit  festen  Blumenstielen,  die  eine  wirkliche  Ver- 
besserung ist. 

Mustern  wir  nun  die  Farbe:  Weiss  mit  Lavendelblau  schattiert,  so 
weisen  wir  die  Neuheit  Octopus  ganz  entschieden  zurück  und  behalten  lieber 
die  älteren  Sorten:  Minnie  und  Atalanta. 

Nun  weiter  zu  den  orange  und  goldgelben  Tönen:  Da  halten  wir  die 
Neuheit  Amber  bedeutend  besser  als  die  Sorte  Princess  Eva,  obgleich 
sie  beide  etwas  verschieden  in  der  Farbe  sind.  Dagegen  sind  folgende  gern 
zu  entbehren:  The  Pet.  Maid  of  Honour  und  Tiny. 

Die  nächste  Farbe  ist  Gelb.  Plier  linden  wir  eine  Anzahl  von  Neu- 
heiten, welche  aber  nicht  die  nötigen  Bedingungen  erfüllen,  unser  Wohlwollen 
zu  erhalten.  Wir  haben  bis  jetzt  noch  keine  Sorte  gesehen,  welche  Airs. 
Charles   Turner    in    ihrer   speziellen    Farbenschattierung    und    Form    übertrifft. 

Daffoldi  ist  eine  schöne  Blume,  wird  aber  immer  noch  nicht  genügend 
über  dem  Laube  getragen.  Um  diese  Forderung  zu  erfüllen,  wollen  wir  uns 
die  Neuheit  Ethel,  schwefelgelb,  und  Primrose  Dame  in  diesem  Jahre 
sichern,  welche  langstielige  Blumen  aufweisen.  Und  mit  diesen  Sorten  zufrieden, 
können  wir  gern  folgende  entbehren:  Casilda,  Mrs.  R.  H.  Penberthy  und 
Nil  Desperandum,  welche  der  Lady  Penzance  zu  ähnlich  ist. 

Mit  den  lachsfarbenen  und  anderen  helleren  Farben  weiter  gehend, 
kommen  wir  zu  der  hervorragenden  Neuheit  Magnificent,  vielleicht  eine 
der  schönsten  Cactus-Dahlien.  lachstarben  und  terracotta.  Auch  Exquisite, 
salmrot,  ist  eine  wirklich  schöne  Blume.  Weiter  haben  wir  eine  neue 
Schattierung  in  der  Sorte  Countess  of  Lonsdale.  orange-lachsfarben  mit 
rosa  an  den  Spitzen;  auch  diese  ist  eine  vollkommene  Schönheit.  Die 
angeführten  Sorten  sind  so  schön,  dass  wir  die  Neuheiten:  Lona,  Mrs.  A.  Beck, 
Miss  Green  und  Mr.  Arnold  bei  Seite  lassen  können. 

Für  diejenigen,  welche  Freude  an  Farbenkombinationen  haben,  ist  die 
Sorte  Tillie  eine  Notwendigkeit,  da  hier  in  einer  Blume,  salm,  lachsfarbig, 
rosa  und  lila  in  schrmer  Weise  enthalten  sind. 


528  Englische  Cactus-Dahlien-Xeuheiten  für    1899  iqoo. 

Da  wir  gerade  diejenigen  Blumen  betrachten,  in  welchen  mehrere  Farben 
enthalten  sind,  so  will  ich  Domino  erwähnen,  weiss  und  terracotta  gerandet, 
leider  nicht  beständig.  Die  Neuheit  Arachne  ist  als  Blume  betrachtet 
grossartig,  weiss  mit  karminrotem  Saum  um  jedes  Blumenblatt;  leider  ist  der 
Blumenstiel  zu  weich.  Diese  Saison  bringt  uns  die  Neuheit  The  Clown, 
braun,  jedes  Blumenblatt  weiss  gespitzt,  und  J.  L.  Hudson,  karmin- 
scharlach,  grün  gespitzt. 

Bevor  wir  zu  einer  neuen  Farbe  übergehen,  muss  ich  noch  die  in  diesem 
Jahre  in  den  Handel  gegebenen  Neuheiten  Alf  red  \'asey,  orange  mit  rot  und  rosa 
schattiert,  sowie  Mary  Service,  braungelb  mit  Heliotrop  verwaschen,  als 
ganz  besonders  vorzügliche  Sorten  aufführen. 

Bei  rosa  ist  unsere  Arbeit  leicht;  wir  weisen  alle  Sorten  zurück,  welche 
in  dieser  speziellen  Schattierung  V^erbesserungen  von  Beatrice  und  Leonora 
zu  sein  behaupten.  Die  Neuheit  Island  Uueen,  hell  fliederfarben,  hat  eine 
wundervolle  Farbe;  lange,  feste  Stiele  machen  sie  zur  Bindeblume  ersten 
Ranges,  und  wir  können  daher  die  Sorten  Mrs.  Allhusen,  Miss  Finch,  John 
Arnold  übergehen,  welche  nicht  diese  guten  Eigenschaften  haben.  Noch  eine 
Sorte,  welche  besonders  hervorzuheben  ist,  ist  Mrs.  Dickson,  Farbe  ein 
weiches,  leuchtendes  Rosa,  in  der  Mitte  mit  goldenem  Ring,  Blumenblätter 
zugespitzt.  Es  ist  eine  prachtvolle  Neuheit,  welche  schon  mehrere  Zertifikate 
erhalten  hat. 

Wir  gehen  nun  auf  die  scharlachroten  Farben  über,  und  hier  haben 
wir  eine  ganz  besonders  grosse  Anzahl  Sorten,  welche  nur  Wiederholungen 
oder  gar  Verschlechterungen  der  schon  bekannten  sind,  ^'on  Gloriosa,  welche 
noch  unübertroffen  ist,  kommen  wir  auf  E.  J.  Deal  als  die  schönste  scharlach- 
rote Cactus-Dahlie.  Diese  Sorte  dürfte  den  Dekorateuren  viel  Freude  machen 
wegen  ihrer  langen  und  holzigen  Blumenstiele.  Die  Neuheiten  Ophelia, 
Jul.  Wilson  und  Nero  wollen  wir  gern  entbehren,  aber  die  vier  nachfolgenden 
sind  ohne  Zweifel  die  besten  in  ihrer  Farbennuance:  Antelope,  kleinblumig, 
karminscharlach  ;  Lucius,  orangerot,  ausgezeichnete  Form;  Mrs.  Finlay 
Campbell,  ziegelrot,  vorzügliche  Cactus-Form,  und  \'iscountess  Sherbrooke, 
leuchtend  orangerot;  diese  Sorte  ist  der  vorhergenannten  Lucius  sehr  ähnlich, 
aber  beide  sind  so  schön,  dass  es  schwer  ist,  eine  von  ihnen  beiden  fallen  zu 
lassen.  Vielleichi  dürfte  Mscountess  Sherbrooke  die  beste  sein.  Starfish  ist  stets 
gut  und  wird  nicht  übertroffen  von  den  sogenannten  Neuheiten:  Aegir,  Standard 
Bearer,  Miss  A.  Box. 

Captain  Broad,  eine  andere  Neuheit,  ähnlich  wie  Gloriosa,  aber  mehr 
verfeinert,  ohne  Zweifel  die  beste  in  der  Schattierung. 

Nun  kommen  wir  zu  einem  Pendant  der  Sorte  Mrs.  Dickson  in  J.  Wood- 
gate,  Scharlach  mit  orangegelbem  Ring  um  die  Mitte.  Diese  Sorte  steht 
einzig  da. 

Endymion  ist  bis  jetzt  noch  nicht  in  seiner  Farbe  (kirschrot)  über- 
troffen. In  Annie  Turner  haben  wir  eine  rosa  -  Scharlach  Schattierung, 
welche  einzig  dasteht;  die  getreue  Cactus-Form  und  die  schöne  Erscheinung 
machen  sie  begehrenswert.  In  den  ^'ioletpur pur- Schattierungen  ist  das 
Urteil  ein  leichteres.  Eastern  Uueen  und  \'iolet  Star  sind  zwei  gross- 
artige Neuheiten,  welche  in  dieser  Farbe  alle  anderen  übertreffen.  True 
Friend,  bordeauxrot-scharlach.    In  der  Sorte  haben  wir  eine  herrliche  Neuheit, 


Das  Treiben  der  Sumpfdotterhlunie,  Caltha  palustris  L.  ÖlQ 

welche  wegen  ihrer  cactusförmigen  Blumen  und  den  festen,  langen,  holzigen 
Blumenstielen  dem  Bindekünstler  sehr  willkommen  sein   wird. 

Valkyrie,  kardinalrot,  sehr  schön.  Ihr  guter  Ruf  ist  bis  jetzt  noch  nicht 
angetastet.  Die  Neulinge  Ruby,  Royal  Purple,  Kingsfisher,  Purple  King  und 
Royal  Robe  sind  A'oUständig  entbehrlich. 

Schwarzrot  ist  eine  Farbe,  welche  eine  sehr  grosse  Anzahl  Neuzüchtungen 
aufweist,  von  welchen  aber  die  meisten  das  schon  Erreichte  nicht  übertreffen. 

Night  ist  die  Königin  aller  schwarzen  Cactus-Dahlien;  sie  übertrifft 
-Matchless  sowohl  in  der  Feinheit  der  Farbe,  als  auch  in  der  Form.  r)ie 
Blumenstiele  sind  fest. 

Die  nächste  Farbe,  karminrot,  ist  durch  die  Sorte  Gipsy  vorzüglich 
vertreten.  Eine  etwas  mehr  scharlach-karminrote  Farbe  weist  die  unüber- 
troffene Sorte  Airs.  Montefiore  auf;  zum  Schnitt  ist  diese  Sorte  zur  Zeit 
unersetzlich.  Cycle  hält  alle  Neuzüchtungen  in  der  Rosakarminfarbe  in  Schach, 
w^ährend  wir  in  Airs.  John  Goddard  eine  karmin-scharlachrote  Varietät  haben, 
die  wohl  wert  ist,  sie  zu  besitzen.  Progenitor,  karmin-scharlach,  mit  ge- 
zähnten Blumenblättern,  ist  eine  neue  Sorte. 

Es  bleibt  uns  nun  noch  übrig,  diejenigen  Varietäten  zu  nennen,  welche 
wohl  entbehrt  werden  können:  Air.  Aloore,  Indian  Prince,  The  Czar,  The 
Negro,  The  Sirdar.  Porcupine,  Grimson  King,  Hercules,  Falker,  J.  C.  Pawle, 
The  Alayor,  Stella  und  \V.  J.  Frosh. 

Die  nachfolgenden  möchten  wir  jetzt  noch  nicht  ganz  zurückweisen  und 
behalten  unser  Urteil  für  spätere  Zeit  vor:  Acis,  Ayax,  xVubuin,  Esmeralda, 
Oberon,  Grace  Darling,  Lady  E.  Talbot,  Aladge  Wildlire,  Airs.  Birtser,  Alimosa 
Orient,  Presco,  Radiance,  Robin  Hood.  Sirius,  Sunshine,  Wallace,  W.  Cuthbertson, 
Zampa. 


Das  Treiben  der  Sumpfdotterblume,  Caltha  palustris  L. 

^)_  (Hierzu  Abb.    1 24.J 

jer  Inspektor  des  bot.  Gartens  in  Utrecht,  Herr  J.  K.  Budde,  veröffentlichte 
C^^  in  der  holländischen  illustr.  Zeitschrift  »Eigen  Ilaard«  (Eigener  Ileerd) 
1898  S.  334  einen  interessanten  Aufsatz  über  das  Treiben  der  Sumpfdotterblume, 
den  wir  in  kurzem  Auszuge  mitteilen  wollen,  um  so  m.ehr,  als  das  Treiben 
dieser  Blume  auch  hier  gar  nicht  bekannt  zu  sein  scheint.  Er  nahm  Pflanzen  aus 
dem  Freien,  setzte  sie  in  Töpfe  und  brachte  sie  in  ein  niedriges  Gewächshaus 
(kweekhus),  setzte  sie  dort  erst  auf  den  Fussboden,  als  sie  nach  etwa 
10  Tagen  angewachsen  waren,  auf  eine  Tablette  dicht  unter  dem  Glase. 
Es  dauerte  nicht  lange,  so  entlaltete  sich  die  erste  Blume.  Nachdem  diese 
erste  Probe  gelungen  war,  folgte  bald  eine  zweite. 

Am  6.  Februar  setzte  er  wieder  ein  halbes  Dutzend  Pflanzen  in  das  Haus 
und  am  24.  Februar  öffnete  sich  die  erste  Blume.  Dabei  war  es  interessant, 
zu  sehen,  wie  verschieden  diese  Pflanzen  unter  sich  aussahen,  sowohl  in 
Farbe  des  Blütenstiels,  in  Kraft  und  Haltung  und  nicht  zum  geringsten  in 
der  Blumenform  und  Farbe,  ein  Beitrag  zur  »Einheit  in  der  Veränderlichkeit«, 
die  Hugo   de   \'ries    in   einer   schönen  Rede  schilderte. 


630_ 


Das  Treiben  der  Sumpfdotterblume,  Caltha  palustris  L. 


Unter  dem  ersten  halben  Dutzend  war  eine,  die  sich  besonders  unterschied. 
Sie  brachte  nicht  weniger  als  13  kräftige,  reich  verzweigte  Blütenstiele  und  an 
einem  Morgen  zählte  man  daran  35  goldgelbe  Blumen. 

Herr  Budde  übersandte  uns  auch  die  Photographie  einer  anderen  Ptlanze. 
die  sogar  130  Blumen  trug.  Diese  war  aber  nicht  getrieben,  sondern,  wie  er 
in  »Eigen  Piaard«,  wo  sie  S.  335  abgebildet  ist.  anführt,  14  Tage  vor  der  Blüte 
aus  dem  freien  Grund  genommen  und  in  einen  Topf  gesetzt.  Wir  haben  nach 
der  Photographie  unsere  Abb.   124  machen  lassen. 


Abb.    124.     Caltha  palustris  L. 
Sumpfdotterblume  mit  30  gelben  Blüten,  aus  dem  Freien  entnommen  und  etwas  angetrieben, 

von  J.  Budde,  Utreciit. 


Wenn  der  Stengel  ca.  25  cm  hoch  ist,  verzweigt  er  sich  einige  Male 
und  jeder  Zweig  wird  durch  4 — 5  Blumen  abgeschlossen.  Auch  abgeschnitten 
in  einer  \'ase  machen  sich  die  Blumen  (es  sind  bekanntlich  eigentlich  die 
goldgelben  Kelchblätter)  sehr  schön  und  dürfte  sich  das  Treiben  sehr 
empfehlen.  Am  einfachsten  möchte  es  sein,  wildwachsende  Pflanzen  im  Herbst 
auszustechen. 

Budde  hat  auch  die  Staubgefäss-  und  Samenanlagen  gezählt.  Er  fand 
an  einer  Blume  127  Staubgefässe.  14  Fruchtblätter  mit  ca.  30  Samenanlagen  und 
berechnet,  dass  ein  Stock  mit  40  Blumen  ä  12  Früchten  ä  20  Samen  9600  Nach- 
kommen liefern  könne.  (Selbstverständlich  kommen  lange  nicht  alle  Frucht- 
blätter und  alle  Samenanlagen  zur  Ausbildung.)  L.  \\  . 


Neue  und  empfehlenswerte  FHanzen. 


631 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neuheiten  für  1899 

\  011 

J.  C.  Schmidt  in   Erfurt. 

Stangenbohnen,  allerfrüheste,  langschotige 
Zehnwochen. 

(Hierzu  Abb.  125.) 

Sie  ist  noch  einige  Tage  früher  als 
die  Juli-Stangenbohne,  ausserordentlich 
volltragend,  muss  an  hohen  Stangen 
gezogen  werden  und  ist  von  unten  bis 
oben  mit  Schoten  wie  übersäet.  Ihre 
Schoten  haben  die  Form  und  Länge 
der  Korbfüller-Stangenbohnen-Schoten, 
werden  also  bis  zu  25  cm  lang,  und  sind 
sehr  dickfleischig  und  zart.  Sie  eignen 
sich  daher  sehr  gut  zum  Grünkochen 
und  auch  zum  Einmachen  als  Schnitt- 
bohnen; die  Schoten  erscheinen  bis  zu 
0  und  mehr  an  einer  Ranke.  Der  Kern 
der  Bohne  ist  weiss,  daher  ist  sie  auch 
in  reifem  Zustande  eine  feine  Speise- 
bohne. Sie  ist  so  starkwüchsig,  dass 
es  genügt,  nur  5 — 6  Bohnen  an  eine 
Stange  zu  legen.  Man  pflanze  die  ein- 
zelnen Stangen  in  guten  Boden 
wenigstens  je  80  cm  von  einander,  um 
so  grösser  wird  der  Ertrag. 

Kartoffel  „Erfurter  Goldkind''. 

(Hierzu  Abb.  126.) 

Mit  der  vor  einigen  Jahren  ein- 
geführten Frühkartoffel  »Perle  von 
Erfurt«  kam  eine  Sorte  in  den  Flandel, 
welche  allen  Anforderungen  einer 
guten  Frühkartoffel  vollauf  entspricht. 
Dagegen  fehlte  es  noch  immer  an  einer 
guten  Herbst-  bezw.  Winterkartoffel. 
Die  meisten  bis  jetzt  bekannten  Spät- 
kartoffeln sind  weissfleischig  und  in  der 
Regel  nicht  wohlschmeckend,  die 
wenigen  gelbfleischigen  Spätsorten 
aber,  die  man  bis  jetzt  kennt  (Mühl- 
häuser, Blaublüter  etc.)  sind  wenig 
ertragreich  und  leiden  sehr  durch  die 
Kartoffelkrankheit,  so  dass  sie  in  man- 
chen Jahren  last  alle  faulten.  Erfurter 
Goldkind  ist  nun  eine  Kartoffel,  welche 
alle  Vorzüge  einer  guten  Speisekartotfel 
besitzt,  dagegen  von  genannten  Fehlern 
gänzlich  frei   ist. 

Erfurter  Goldkind  reift  mittelfrüh, 
man  kann  sie  zu  Anfang  September 
ernten,  und  hat  eine  prachtvolle  gleich- 
massige  Form,  wenige  Augen,  eine 
schöne    gelbe    Schale    und    tiefgelbes 


Fleisch.  Sie  ist  äusserst  wohl- 
schmeckend und  haltbar;  im  Mai-Juni 
des  nächsten  Jahres  hatten  im  Keller 
aufbewahrte  Knollen  dieser  Sorte  noch 
das  Aussehen  und  den  Geschmack 
frischer  Kartoffeln;  wurde  selbst  auf 
schwerem  Thonboden  sogar  in  dem 
nassen  Jahre  1897  nicht  krank,  sondern 
lieferte  auch  dort  nur  gesunde,  wohl- 
schmeckende Kartoffeln;  macht  wenig 
Ansprüche  an  den  Boden  und  saugt  ihn 
nicht  aus;  es  ist  dies  namentlich  für  den 
Landwirt  von  höchster  Bedeutung  für 
die  Nachfrucht;  lieferte  auf  mittlerem 
Boden  in  diesem  Jahre  einen  Ertrag 
von  150  Zentnern  auf  den  Morgen.  In 
kurzem:  Erfurter  Goldkind  ist  das  Ideal 
einer  guten  Herbst-  und  Winter-Speise- 
kartoffel: schön  geformt,  gelbfleischig, 
wohlschmeckend,  haltbar,  widerstands- 
fähig, anspruchslos. 

Radies  „Erste  Nummer". 

(Hierzu  Abb.   I27.) 

Die  Knollen  dieser  neuen  Sorte  sind 
von  prächtiger  ovaler  Form,  die  Farbe 
ist  ein  leuchtendes  Scharlach,  so  aus- 
geprägt, wie  bis  jetzt  noch  bei  keinem 
Radies  vorhanden,  die  Belaubung  ist 
kurz  und  entwickelt  in  der  Regel  nur 
drei  Blätter;  die  Knollen  ragen  ge- 
wöhnlich etwas  aus  der  Erde  hervor 
und  zeigen  daher  schon  von  weitem 
ihre  prächtige  Färbung,  dabei  ist  dies 
Radies  zugleich  mit  den  anderen 
frühesten  Sorten  ausgesäet,  viel  früher 
verbrauchsfertig.  Der  Geschmack  ist 
vorzüglich. 

Rytowsche  Zimmer  Gurke. 

(Hierzu  Abb.  128.) 

Die  Kultur  ist  sehr  leicht  und  einfach; 
am  besten  ist  es,  man  legt  anfangs  April 
in  Blumentöpfe  von  etwa  7  cm  lichter 
oberer  Weite  je  ein  Korn  des  Samens 
und  verpflanzt  nach  etwa  4  Wochen 
die  Pflanze  unter  Schonung  des  Ballens 
in  einen  grossen  Blumentopf  von  12 
bis  15  cm  oberer  Weite;  jedoch  kann 
man  auch  von  vornherein  in  einen 
grossen  Topf  aussäen ;  das  erstere  Ver- 
fahren ist  aber  vorzuziehen.  Für  diese 
Gurke  nimmt  man  kräftige,  etwas  san- 
dige Gartenerde:  die  Töpfe  stellt  man 
in  einen  Raum,  in  welchem  die  Tem- 
])eratur  nachts  nicht  unter  8"  sinkt; 
man  giesst  nach  Bedarf  und  vermeidet 


% 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Abb.    126.     Kartoffel  „Eiturier  GoMkind' 


Abb.    128.     Rytowsche  Zimmer-Gurke- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


\S3 


vor  allen  Dingen  zu  grosse  Feuchtig- 
keit. Wenn  die  Pflanze  zu  ranken  be- 
ginnt, bringt  man  aus  einigen  Holz- 
stäbchen ein  leichtes  Gitter  dahinter 
an,  wie  die  Abbildung  zeigt,  und  heftet 
die  Ranken  lose  an.  Hat  die  Pflanze 
8 — 9   Blätter    getrieben,    so    schneidet 


-'s  1 

n 


Abb.   i2().     Radies  „Eiszapfen'. 

man  die  Spitze  ab,  um  den  Frucht- 
ansatz zu  befördern;  auch  .kann  man 
in  Abständen  von  3 — 4  Wochen  mit 
ganz  kleinen  Gaben  Fertilin  oder  gutem 
Pflanzennährsalz  düngen,  aber  ja  nicht 
zu  viel  geben.  Ausgewachsen  erreichen 
die  Früchte  eine  Länge  bis  zu  40  cm; 
will  man  jedoch    besseren    Ertrag   er- 


Abb.   i3o.     Buschbohne 
„Verbesserte  Kaiser  Wilhelm  Riesen". 

zielen,  so  empfiehlt  es  sich,  die  ersten 
Früchte,  wenn  sie  eine  Länge  von 
20  cm  erreicht  haben,  abzunehinen. 

Radies  „Eiszapfen", 

(Hierzu  Abb.  12g.) 

Ihren  Namen  erhielt  diese  herrliche 
Neuzüchtung  von  der  fast  durchsichtig 
weissen  Farbe  der  Knollen,  die  in 
gleicher  Art  noch  bei    keinem  Radies 


Abb. 


i?i.     Campanula    persicifoHa    grandiflora 
BackhoLisei   H.   pl.  alba. 


634 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Abb.    i3?..     Rapunzel  (Feld-  oder  Kornsalat)   „Goldherz 

vorhanden  ist.  Die  Form  ist  lang,  nach 
unten  schön  abgestumpft,  die  Belaubung 
kurz,  der  Geschmack  ganz  vorzüglich. 
Man  könnte  diese  Neuheit  als  ein  Mittel- 
ding zwischen  Radies  und  Rettig  be- 
trachten, wenn  nicht  der  Um.stand, 
dass  sie  an  Frühzeitigkeit  mit  den 
frühesten  Frühradieschen  wetteifert, 
sie  als  zur  Gattung  der  Radiese  ge- 
hörigkennzeichnete. Bei  richtiger  Kultur 
entwikelte  ..Eiszapfen"  seine  lo — 12  cm 
langen,  zylinderförmigen  Knollen  schon 
in   22  Tagen  nach  der  Aussaat. 

Buschbohne,  verbesserte  Kaiser  Wilhelm-Riesen. 

(Hierzu  Abb.   130  ) 

Diese  Neuheit  scheint  berufen,  die 
alte  Kaiser  Wilhelm -Bohne  mit  der 
Zeit  ganz  zu  verdrängen;  ihre 
Schoten  erreichen  die  er- 
staunliche Länge  bis  zu  20  cm, 
dabei  ist  die  Sorte  ebenso 
früh  und  noch  volltragender 
als  ihre  Stammsorte. 

Campanula  persicifolia   grandiflora 

Backhousel   fl.  pl.,  blau   und   alba, 

weiss. 

(Hierzu  Abb.  131.) 

Die  neuen  grossblumigen 
Campanula  persicifolia-Sor- 
ten  haben  als  Schnittblumen 
fürdieBinderei  rasch  die  alten 
kleinblumigen  Sorten  ver- 
drängt; ebenso  werden  auch 
die  obigen  jetzt  in  den  Handel 
kommenden  gefüllten  gross- 
blumigen Arten  bald  sehr 
gesucht  sein  und  den  klein- 
blumigen überall  vorgezogen 
werden.  Vorstehende  Ab- 
bildung ist  nach  einer  Pho- 
tographie auf  die  Hälfte  ver- 
kleinert;  sie  zeigt  aber  doch 


die  gute  Füllung  der  Blu- 
men und  lässt  erkennen, 
dass  die  Blumenglocken 
bis  zu  4  cm  Durchmesser 
haben. 

Rapunzel  (Feld-  oder  Kornsalat) 
„Goldherz". 

Hierzu  Abb.   132.' 

DieseXeuheit  entwickelt 
sich  sehr  rasch  und  zeigt 
in  den  Aussenblättern  das 
saftige   Grün    der  Stamm- 
sorte,  während   die  ganze 
Mitte  derPflanze  einepräch- 
tige,    goldgelbe     Färbung 
besitzt,  die  diesem  Rapunzel  zu  seinem 
Namen  verholfen  hat.    Die  Blätter  sind 
äusserst  zart. 

1.  de   Langhe-Vervaene's    Cyclamen    „Papilio". 

Hierzu  Abb.   133.) 

Mit  den  bekannten  guten  Eigen- 
schaften der  besten  Cyclamen,  edlem 
Bau  der  Pflanze,  schöner  Zeichnung  der 
Blätter,  grosser  Blühwilligkeit,  edler 
Form  und  enormer  Grösse  der  Blumen, 
verbindet  diese  Neuheit  die  besondere 
Eigentümlichkeit,  dass  die  Ränder  der 
Blumenblätter  schön  gewellt  und  ge- 
kraust sind,  Avas  der  ganzen  Pflanze 
ein  besonders  anziehendes  Aussehen 
verleiht. 


Abb.    i33.     J.  de  Langhe-\'ervaene"s  C}xlamen  ,, Papilio". 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


63: 


Abb 


]^.     (".onvolvuk.s  tricolor    compactus. 


Convoivulus  tricolor  compactus. 

(Hierzu  Abb.  134.) 

Die  Pflanze  erinnert  in  etwas  an 
unsere  kompakten  Petuniensorten;  da- 
bei ist  sie  mit  Blüten  überdeckt;  in 
der  Mischung  sind  alle  Färbungen  von 
reinweiss  bis  dunkelviolett  vertreten. 
Diese  Neueinführung  ist  eine  der  besten 
neuen  Soramerblumen-Züchtungen.  die 
in  diesem  Jahre  in  den  Handel  kommen. 
Der  Samen  kann,  wie  auch  bei  den 
alten  Sorten,  gleich  ins  Freie  oder  aber 
für  Topfkultur  auch  in  Töpfe  oder  ins 
Mistbeet  gesäet  werden. 


Neuheiten  von  Samen  eigener  Züchiung 
und  Einführung  für  1899 

von 

Martin  Grashoff  in  Quedlinburg. 

Helianthus  cucumerifolius  ,, Strahlensonne". 

Aus  Hei.  cucum.  Stella  hervor- 
gegangen, besitzt  alle  guten  Eigen- 
schaften derselben. 

Bei  »Stella«  reihen  sich  die  Petalen 
glatt  und  flach  aneinander  um  die 
dunkelschwarzbraune  Mitte  herum. 
Bei  meiner  Neuheit  »Strahlensonne« 
dagegen  sind  die  Petalen  spitz,  gedreht, 
fast  röhrenförmig,  elegant  nach  ein- 
wärts   gebogen,    wodurch    die    Blume 


fast  die  volle  Form  einer  einfachen, 
echten  gelben  Kaktus-Dahlie  gewinnt. 
Der  elegante  pyramidenförmige  Wuchs 
der  ganzen  Pflanze,  sehr  reich  mit 
Blüten  bedeckt,  bildet  einen  be- 
sonderen Schmuck  eines  jeden  Gartens. 
Die  Farbe  der  Blume  ist  ein  leuchtendes 
goldgelb  mit  schwarzbrauner  Mitte. 
Die  Blütezeit  dauert  vom  Juni  bis  in 
den  späten  Herbst  hinein.  Für  Gruppen, 
Rabatten,  Solitairen  und  namentlich  für 
Schnitt-  und  Bindereizwecke  ist  diese 
Neuheit  ganz  vorzüglich. 

Cineraria  hybrida  foliis  variegatis. 

\\'eissbuntblättrige  Cinerarie. 
Der  Hauptvorzug  dieser  A'euheit  be- 
steht darin,  dass  durch  die  weiss- 
buntblättrige  Belaubung  das  den  Cine- 
rarien  eigene  prachtvolle  sehr  bunte 
Farbenspiel  nicht  beeinträchtigt, 
sondern  noch  vorteilhaft  erhöht  wird. 
Die  Pflanze  bildet  einen  kräftigen  30 
bis  40  cm  hohen  Busch,  von  unten 
herauf  besetzt  mit  teils  weissbunt  ge- 
streifter, teils  m.armorierter  Eelaubung. 
Als  Marktpflanze  sowie  als  Schmuck 
für  Zimmer  und  Blumentische  ist  diese 
Neuheit  sehr  zu  empfehlen. 

Modell-Aster,  weiss. 

Eine  neue  Farbe  zu  dieser  von  mir 
im  Jahre  1894  eingeführten  Astersorte. 
Die  Pflanze  erreicht  eine  Flöhe  von 
20 — 30  cm.  Der  Habitus  bildet  ein 
eng  geschlossenes,  von  unten  bis  oben 
besetztes  säulenförmiges  Bouquet.  Für 
Töpfe,  als  Marktpflanzen  und  für 
Gruppen   vorzüglich  geeignet. 

Kopfsalat,  Hampels  neuer  gelber  Winter.  W.  K. 

UeberirilTt  alle  bisher  bekannten 
Winter  -  Salatsorten.  Er  hält  den 
strengsten  Winter  auf  jedem  Boden 
ohne  Schutz  aus  und  entwickelt  im 
zeitigen  Frühjahr  Köpfe  von  erstaun- 
licher Grösse.  Die  fest  zusammen- 
geschlossenen Blätter  sind  äussert  zart 
und  von  dem  besten  Sommer-Kopf- 
salat weder  in  der  Kopfbildung  noch 
im  Geschmack  zu  unterscheiden.  Es 
ist  dies  der  erste  Wintersalat,  welcher 
diese  \'orzüge  besitzt.  Diese  Sorte 
sollte  in   keinem   Garten   fehlen. 

Kopfsalat, 
Hampels    verbesserter    gelber    Treib-W.  K. 

Die  allerbeste  Sorte  zur  Früh- 
Treiberei  im  Mistbeet. 


6<) 


Kleinere  Mitteilungen. 


Der  jetzt  verstorbene  Züchter  sagt 
wörtlich: 

>  Dieser  Salat  ist  einer  einzigen 
Pflanze  (TypeKaiser-Treib)  entsprossen, 
welche  sich  unter  looo  anderen  durch 


aussergewöhnlich  schnellen  Wuchs  aus- 
zeichnete. Ihre  Vorzüge  wurden  recht- 
zeitig bemerkt,  sie  wurde  in  ein  Ananas- 
baus gebracht,  wo  sie  blühte  und 
7  Korn  Samen  brachte.'; 


Kleinere  Mitteilungen. 


Raupenplage. 

Die  Altmark  wurde  im  September 
von  einer  grossen  Raupenplage  heim- 
gesucht. Grosse  Kohlfelder  waren 
völlig  abgefressen  und  der  Verlust  ist 
sehr  bedeutend.  Am  Montag  den 
26.  September  wurde  auf  der  Bahn- 
strecke Oebisfelde — Magdeburg  ein 
Eisenbahnzug  durch  wandernde  Raupen 
gefährdet.  In  der  Nähe  des  Zernitz- 
reviers  bei  Flechtingen  blieb  der 
Güterzug  beinahe  auf  der  Strecke 
stehen,  weil  die  Räder  infolge  Auf- 
hebung der  Reibung  auf  den  Schienen 
zu  rutschen  anfingen.  Millionen  von 
Raupen  hafteten  an  den  Schienen  und 
den   Wagenrädern. 

Weniger  als  ein  viertel  Zoll  Regen 

ist  im  Monat  September  im  grössten 
Teil  von  England  gefallen.  In  einzelnen 
Gegenden  von  Schottland  und  Irland 
betrug  der  Regenfall  2 — 4  Zoll.  In 
Cambridge  ist  nur  ein  zehntel  Zoll 
Regen  gefallen.  Das  ist  ein  Zwei- 
hundertstel der  normalen  Regenmenge 
im  September. 


Soll     der    Brüsseler    Sprossenkohl     entspitzt 
werden  oder  nicht? 

Nach  Le  Jardin  von  A.  Gouellain. 
Eine  Frage,  die  auch  uns  deutsche 
Gemüsezüchter  lebhaft  interessiert, 
wurde  letzthin  in  der  Sitzung  der 
»Kreis-Gartenbau-Gesellschaft  der  un- 
teren Seine«  (Societe  Centrale  d'Hor- 
tikulture  de  la  Seine -Interieure)  leb- 
haft erörtert.  Es  handelte  sich  um 
das  Entspitzen  der  Pflanzen,  d.  h.  das 
Ausbrechen  der  Endspitzen  beim 
Bi-üsseler  Sprossenkohl  (Rosenkohl). 
Manche  Praktiker  waren  Anhänger 
dieses  Verfahrens,  andere  behaupteten, 
die  Sache  hätte  wenig  Nutzen,  noch 
andere  sagten  selbst,  es  wäre  völlig 
nutzlos  und  ohne  jede  Wirkung.  In- 
dessen   da  Erklärungen    gegeben    und 


Erfahrungen  von  tüchtigen  Gärtnern 
gemacht  worden  sind,  so  erscheint  es  an- 
gemessen, beiden  Ansichten  ihre  Be- 
rechtigung zuzuerkennen  und  das  Ent- 
spitzen in  gewissen  Fällen  für  zweck- 
mässig zu  halten.  Meine  Meinung, 
sagt  Mr.  Gouellain,  ist  die,  dass  so- 
bald man  einerseits  die  Spitze  der 
Stauden  zu  gegebener  Zeit  ausbricht, 
also  wenn  die  Sprossen  der  kleinen 
Köpfe  eine  gewisse  Grösse  erlangt 
haben,  der  Saft  sicherlich  in  die  untern 
Teile,  also  die  Sprossen,  zurückge- 
trieben wird;  da  diese  nun  einen  reich- 
lichen Zufluss  an  Ernährung  erhalten, 
so  entwickeln  sie  sich  infolge  dessen 
schneller  und  ausserdem  fast  alle 
gleichmässig,  sodass  die  Ernte  zur 
selben  Zeit  stattfindet,  auch  werden 
wahrscheinlich  die  Sprossen  umfang- 
reicher. 

Dieses  Verfahren  kann  seine  Be- 
rechtigung in  den  grossen  Gärtnereien 
haben,  wo  der  Gärtner  grosse  Massen 
A'on  Gemüse  liefern  muss;  indessen 
ist  anderseits  die  Kultur  gerade  dieses 
Kohls  weniger  das  Ziel  des  Gross- 
züchters, sondern  mehr  das  des  Klein- 
betriebes. In  bürgerlichen  Häusern 
fordert  man  die  KöiDfe  so  klein  wie 
möglich  imd  von  untadelhafter  Festig- 
keit sowie  eine  lange  Pflückezeit. 
Wir  glauben  nun  dieses  Ergebnis  zu 
erlangen,  wenn  man  die  Stauden  sich 
nach  Gefallen  verlängern  lässt,  damit 
sie  nach  und  nach  die  seitlichen 
Sprossen  oder  Köpfchen  ausbilden 
können,  um  je  nach  Grösse  und  Ent- 
wickelung  sowie  nach  Bedarf  geerntet 
zu  werden.  Wir  glauben  also,  dass 
man  keine  dieser  beiden  Massnahmen 
als  Regel  aufstellen  kann.  Vielleicht 
befördert  das  Entspitzen,  wie  man  be- 
hauptet, um  einige  Tage  die  Ernte; 
in  Fällen  also,  wo  man  es  eilig  hat 
oder  verpflichtet  ist,  viel  Gemüse  zu 
einer  bestimmten  Zeit  zu  liefern,  dann 


Kleinere  Mitteilungen. 


637 


kann  man  dieses  Verfahren  bei  einer 
Anzahl  Stauden  ausüben.  Man  hat 
gleichfalls  die  Meinung  ausgesprochen, 
dass  es  gut  sei,  um  die  Bildung  der 
Sprossen  zu  beschleunigen,  einen  Teil 
der  Blätter  an  der  Staude  abzubrechen. 
Wir  haben  diese  Erfahrung  nicht  ge- 
macht, sehen  indessen  theoretisch 
nicht  ein,  was  lür  eine  Wirkung  dieses 
Abbrechen  auf  die  mehr  oder  weniger 
schnelle  Entwickelung  der  Sprossen 
haben  könnte,  glauben  im  Gegenteil, 
dass  dieses  Entfernen  nur  eine  Pause 
in  dem  Wachstum  dieses  Gemüses 
hervorruft.  Unter  den  Lesern  der 
Zeitschrift  sind  gewiss  manche, 
welche  die  Sache  interessiert,  wir 
hoffen,  dass  die,  welche  Erfahrungen 
darin  haben,  uns  dieselben  mitteilen.« 
—  (An  die  Leser  unserer  Zeitschrift, 
können  wir  dieselbe  Frage  stellen. 
Wir  haben  zu  unserer  Zeit  nie  aus- 
gebrochen, sondern  nur  daraufgesehen, 
stets  besten  Samen  und  gute  Sorte  zu 
haben,  das  übrige  macht  sich  dann 
von  selbst  in  gutem  Boden  und  bei 
guter  Kultur.)  C.  Mathieu. 


Deckschutzversuche. 

Im  Kgl.  Botanischen  Garten  zu 
Dresden  waren,  wie  Prof.  Drude  in 
»Zeitschrift  für  Obst-  und  Gartenbau,« 
Organ  des  Landes-Obstbauvereins  für 
das  Königreich  Sachsen  1S97,  S.  21 
berichtet,  Anfang  Dezember  1895  Mi- 
nimumthermometer in  verschiedene 
Laub-  und  Reisigdeckungen  eingelegt 
und  wurden  am  14.  März  bei  Oeffnung 
der  letzteren  abgelesen.  In  einer  Ilohl- 
deckung  von  dichtem  Fichtenreisig 
lag  unter  dünner  Laubstreu  unmittel- 
bar auf  der  Bodenfläche  ein  Minimum- 
thermometer, welches  als  tiefste  Winter- 
temperatur den  Nullpunkt  zeigte;  30  cm 
über  der  Erde,  aber  inmitten  des 
Schutzes  der  etwa  meterhoch  gebauten 
Fichtenreisigdeckung,  hatte  die  Tempe- 
ratur —  5"  C.  erreicht.  Unter  Laub- 
streu, welche  über  Pflanzen  australer 
Gebiete  ausgebreitet  und  mit  Holz- 
brettern abgedeckt  war.  war  die  Tem- 
peratur an  der  Bodenfläche  ebenfalls 
nur  auf  den  Nullpunkt  gesunken.  Da- 
gegen betrug  das  Minimum  unter  einer 
25  cm  hoch  um  eine  junge  Cypresse 
kreisförmig  zusammengehäuften  Laub- 
und Reisigdecke  gleichfalls  —  5O  C.; 
es  zeigt  sich  demnach,  dass  die  Einzel- 


deckungen an  den  Wurzeln  zarterer 
Pflanzen  viel  weniger  wirksam  sind 
als  in  grösseren  Flächen  zusammen- 
hängende   und    befestigte    Deckungen. 


Aphitoxin, 
ein  neues  Ungeziefer-Vertilgungsmittel. 

Wer  viel  mit  dem  I/ngeziefer  aller 
Art  in  den  Gewächshäusern  wie  an 
seinen  Kulturpflanzen  überhaupt  zu 
thun  hat,  der  weiss  ein  gutes  Ver- 
tilgungsmittel sehr  wohl  zu  schätzen. 
Es  sei  mir  deshalb  gestattet,  im  Inter- 
esse der  Fachwelt  hier  auf  ein  neues 
Mittel  dieser  Art  aufmerksam  zumachen, 
von  dessen  Nutzen  zu  überzeugen  ich 
kürzlich  Gelegenheit  hatte. 

Dieses  Mittel,  Aphitoxin  ist  der 
Name,  wird  von  Lassen  &  Wedel  in 
Veile  (Dänemark)  fabriziert  und  enthält 
vornehmlich  Nikotin,  den  einzigen 
Stoff,  der  den  Pflanzen  unschädlich  ist, 
während  er  für  Insekten  absolut  tödlich 
ist.  Aphitoxin  kommt  in  flüssiger 
Form  in  den  Handel  und  ist  bei 
richtiger  Anwendung  von  unfehlbarer 
Wirkung  bei  allem  Ungeziefer  der 
Gewächshäuser  und  der  Mistbeete. 

Ich  hatte  Gelegenheit,  einem  Ver- 
suche, der  mit  Aphitoxin  in  der 
Gärtnerei  von  Haage  &  Schmidt, 
Erfurt,  angestellt  wurde,  beizuwohnen. 
Es  war  ein  grosses  Nymphaeaceen- 
bassin,  welches  mit  Fenstern  bedeckt 
war.  Um  dasBassin  dicht  abzuschliessen 
und  so  ein  Entweichen  der  Aphitoxin- 
dämpfe  unmöglich  zu  machen,  war 
nasses  Schattierleinen  auf  den  Rand 
gelegt,  worauf  dann  die  Fenster  ruhten. 
Das  Aphitoxin  wird  verdampft.  Auf 
ein  paar  auf  dem  Wasser  schwimmende 
Samenkästen  wurde  je  eine  kleine 
Spirituslampe  gestellt  und  angezündet. 
Ueber  die  Lampe  kommt  ein  becher- 
förmiger Blechbehälter,  in  dessen  obere 
Höhlung  ein  wenig  Aphitoxin  gegossen 
wird.  Hiermit  ist  die  ganze  Arbeit, 
welche  die  Anwendung  dieses  neuen 
Mittels  verursacht,  geschehen;  Aphi- 
toxin wirkt  dann  vollständig  selbst- 
thätig.  Nur  ist  Obacht  zu  geben,  dass 
die  Dämpfe   nicht   entweichen  können. 

Die  Flüssigkeit  erhitzt  sich  sehr 
schnell  und  fängt  baldigst  an  zu  ver- 
dampfen. Das  in  diesem  Dampfe 
enthaltene  Nikotin  ist  es,  das  dem 
Ungeziefer  zu  Leibe  rückt  und  dieses 
unfehlbar  tötet,  während   die  Pflanzen 


638 


Kleinere  Mitteilungen. 


absolut  keinen  Schaden  erleiden.  Bei 
dem  erwähnten  Versuche  in  der 
Gärtnerei  von  Haage  &  Schmidt 
Avar  auch  nicht  ein  einziges  Individium 
der  zahlreich  vorhandenen  Läuse  mit 
dem  Leben  davongekommen. 

Die  Handhabung  dieses  Mittels  ist, 
wie  aus  Obigem  ersichtlich,  äusserst 
einfach;  dazu  tritt  der  LTmstand,  dass 
Icein  Verbrennen,  sondern  ein  Ver- 
dampfen stattfindet.  Bei  den  be- 
kannten Räuchermitteln  leiden  gerade 
durch  den  entstehenden  Rauch  die 
Pflanzen  sehr  häufig,  während  die 
Aphitoxindämpfe  selbst  auf  ganz 
junge  Adiantumpflanzen  ohne  schäd- 
liche Wirkung  bleiben.  Weiter  kann 
das  Aphitoxin  auch  überall  dort  in 
Anwendung  kommen,  wo  aus  irgend 
einem  Grunde  Tabak  oder  andere  be- 
kannte Mittel  nicht  in  Anwendung 
kommen  können. 

Der  Preis  für  Aphitoxin  ist  nicht 
höher  wie  der  für  Tabak,  dabei  ist 
jedoch  dieses  Xikotinpräparat  hin- 
sichtlich seiner  vorzüglichen  Eigen- 
schaften aber  viel  vorteilhafter  wie 
Tabak,  so  dass  dem  Aphitoxin  eine 
weite  Verbreitung  zu  wünschen  wäre. 

Hermann  llolra, 
Kunst-  u.  Landschafisgärtner,    Erfurt. 


Die  Gespinnstmotten. 

Die  Obstbäume  der  Wetterau  boten 
in  diesem  Sommer  wieder  einen  recht 
traurigen  Anblick  dar.  Abgesehen 
davon,  dass  infolge  der  andauernden 
Regenzeit  während  der  Blüte  die 
Früchte  nur  vereinzelt  hingen  oder 
ganz  fehlten,  sind  die  Blätter  allent- 
halben von  dem  schwarzen  Pilze, 
Fusicladium,  dicht  besetzt,  durch  Sturm 
und  Regen  oft  zerfetzt  —  aber  auch 
in  grossen  Massen  angefressen.  Es 
fehlt  den  Bäumen  infolge  von  all  diesen 
Erscheinungen  an  dem  freudigen  Grün, 
das  wir  sie  eben  nur  durch  eine 
sorgfältige  Pflege,  in  erster  Linie  durch 
ein  Bespritzen  mit  der  Kupferkalkbrühe 
erhalten  können. 

Das  Benagen,  Befressen  und  Skelet- 
tieren  von  vielen  Blättern  ist  zum 
grossen  Teil  den  Gespinnstmotten 
zuzuschreiben,  welche  in  den 
letzten  Jahren  bei  uns  bedeutend 
stärker  als  früher  auftreten  und  in 
diesem  Frühjahr  die  Apfel-  und 
Pflaumenbäume    ähnlich    wie    im  ver- 


gangenen Jahre  mit  ihren  grossen  Ge- 
spinnsten  schändeten.  Da  die  meisten 
Gespinnste  leer  sind,  so  meint  man 
gewöhnlich,  dass  der  Schaden  durch 
die  Räupchen  nicht  sehr  gross  sein 
kann.  Wenn  man  aber  bedenkt,  dass 
jede  Blattbeschädigung  eine  Störung 
der  Lebensthätigkeit  derselben  ist  und 
wenn  viele  Blätter  beschädigt  sind, 
der  ganze  Baum  notleiden  muss.  so 
kommt  man  doch  zu  der  Einsicht,  dass 
ein  gut  Teil  des  schlechten  Aussehens 
des  Blattapparates  durch  die  kleinen 
Raupen  der  Gespinnstmotten  verursacht 
wird,  welche  oft  in  unheimlicher 
Menge  —  Dahlbom  hat  1500  gezählt  — 
m  einem  Gespinnste  leben.  Sind 
diese  Raupen  genötigt,  des  P'utters 
wegen  einen  anderen  Ast  zu  besuchen, 
so  spinnen  sie  eine  glasglänzende 
Strasse  dahin,  dann  wird  ein  neues 
Gespinnst  angefertigt  und.  so  kommt 
eine  Gesellschaft  oft  zu  9  Nestern,  von 
denen  nur  eins  bewohnt  ist,  während 
die  braunen,  durch  Gespinnst  ver- 
bundenen Blätterbüschel  der  ver- 
lassenen Nester  die  Zeugen  der  ver- 
heerenden Thätigkeit  der  Raupen  sind. 
Anfang  bis  Mitte  Juni  verpuppen  sich 
die  Raupen  und  machen  zu  dem  Zweck 
kleine,  spindelförmige  Kokons,  welche 
meist  senkrecht  dicht  nebeneinander 
im  Gespinnste  hängen  und  aus  denen 
Ende  Juni,  anfangs  Juli  der  bekannte, 
bis  in  den  August  hinein  fliegende 
kleine,  niedliche,  weiss  und  schwarz 
punktierte  Schmetterling  erscheint, 
welcher  uns  massenhaft  in  den  Obst- 
baumanlagen begegnet  und,  da  er  dem 
Wasser  sehr  nachstrebt,  in  Brunnen- 
trögen, Zubern  etc.  häufig  gefunden 
wird.  Die  befruchteten  Weibchen 
legen  dann  die  Eier  an  die  Rinde 
eines  jungen  Zweiges  in  länglichen 
Haufen,  aus  welchen  in  etwa  vier 
Wochen  wieder  Räupchen  ausschlüpfen. 
Auf  diese  Räupchen  ist  das  Haupt- 
augenmerk des  Baumbesitzers  und 
Baumwartcs  zu  richten.  Gleich  nach 
ihrer  Geburt  machen  sich  dieselben 
nämlich  die  oben  schon  genannte 
silberweisse  Bahn  und  durch  häufiges 
Hin-  und  Herlaufen  kommt  dann  meist 
am  Ende  des  einjährigen  Triebes 
ein  kleines  dünnes  Gespinnst  zustande, 
in  welchem  die  Räupchen  überwintern. 
Da  nun  aber  beim  Spinnen  auch  der 
unterste  Teil  des  Blattstieles  häufig 
mit      eingesponnen     wird,      so     kann 


Kleinere  Mitteilungen. 


^39 


manches  Blatt  nicht  abfallen,  wird 
braun  und  zeigt  so  die  Anwesenheit 
der  Gespinnstmotteräupchen  an.  Es 
giebt  noch  andere  Schädlinge,  welche 
in  ähnlicher  Weise  überwintern  und 
deshalb  merke  man  sich  das  Grund- 
gesetz: 

1.  ein  Baum  besteht  im  Winter, 
etwa  nach  Weihnachten,  nur  aus 
holzigen  Stammteilen. 

2.  sind  an  diesen  noch  Blätter,  so 
ist  an  denselben  auch  irgend  ein 
Schädling,  sei  er  ein  Tier  oder 
ein  Pilz, 

3.  deshalb  müssen  alle  Zweige, 
welche  mit  solchen  braunen 
Blättern  noch  versehen  sind,  ab- 
geschnitten und  verbrannt  werden. 

Wenn  man  auf  diese  Weise  die 
Raupennester  zerstört  hat,  dann  braucht 
man  im  nächsten  Sommer  nicht  den 
wandernden  Nestern  nachzuklettern, 
deren  Abnahme  meistens  unmöglich 
ist.  Mittel  zur  Bekämpfung  haben  wir 
aber  vorläufig  noch  keine  anderen, 
da  alle,  seien  sie  fest  oder  flüssig,  an 
den  Gespinnstfäden  hängen  bleiben 
und  die  Raupen  gar  nicht  treffen.*) 
(Ratgeber  für  Obst-  und  Gartenbau, 
herausgegeben      vom      oberhessischen 

R. 


Obstbauverein 


Topf-Obstkultur. 

Herr  Kaufmann  Seldis-Steglilz,  der 
sich  sehr  mit  Topfobstzucht  beschäftigt, 
stellte  am  3.  Oktober  im  Gartenbau- 
verein für  Steglitz  und  Umgegend  einen 
als  Topfpflanze  gezogenen,  reich  mit 
Früchten  besetzten  Cellini-Apfelbaum, 
sowie  ein  Sortiment  Aepfel,  darunter 
ein  Exemplar  von  Grahams  Royal 
Jubilee  im  Gewicht  von  385  Gramm  aus. 
Es  entspann  sich  hierbei  eine  längere 
hochinteressante  Aussprache.  Aus- 
steller führte  aus,  dass  man  derartige 
Obstbäume  10  Jahre  lang  im  Topf 
halten  könne.  Man  müsse  sie  für  den 
Winter  mit  dem  Topf  eingegraben  im 
Freien  stehen  lassen  und  im  Februar 
herausnehmen  und  mit  neuer  Erde 
versehen.  Herr  Raschke  wies  darauf 
hin,  dass  in  Berlin  vielfach  Topfobst  auf 
Balkons  gezogen  würde. Herr  L  a  d  e  m  a  n  n 
führte  aus,  dass  er  dies  in  Berlin  jahrelang 
auf  einem  Zinkdache  gethan  habe; 
selbst    Mais    sei    dort    gediehen.     Zur 


*)    Die     Gespinnstmotte     ist     Hyponomeuta 
Malinella. 


Ueberwinterung  habe  ein  kaltes  Zimmer 
oder  ein  trockener  Keller  gedient;  nur 
müsse  man,  um  das  zu  frühe  Austreiben 
zu  verhindern,  darauf  bedacht  sein, 
die  Temperatur  der  Ueberwinterungs- 
stelle  mit  der  aussen  herrschenden 
möglichst  in  tlinklang  zu  bringen. 
Auch  er  könne  nur  wünschen,  dass 
das  Publikum  dieser  Ait  Obstkultur 
seine  Aufmerksamkeit  schenken  möge. 
Herr  Seldis  wies  auf  die  geringen 
Kosten  der  ersten  Anschaffung  hin. 
Für  ein  Exemplar  von  dreijähriger 
Veredlung  habe  er  1,25  M.  entrichtet. 
Die  für  Topfkultur  bestimmten  Apfel 
Sorten  würden  auf  Unterlagen  von 
»Paradies«  und  »Doucin«  veredelt. 
Herr  Lackner  führte  an,  dass  er  in 
den  Rotschildschen  Treibhäusern  schon 
im  April  reife  Kirschen  gesehen  habe. 
Die  blühenden  Bäumchen  in  solchen 
Häusern  hätten  im  Winter  einen  wunder- 
baren Eindruck  hervorgerufen. 

Noch  ein  neuer  Feind  der  Obstbäume. 

Wie  das  Gard.  Chron.  berichtet,  ist 
in  England  mit  im  Januar  1898  aus 
Japan  eingeführten  Ziersträuchern: 
Prunus  Pseudocerasus  eine  neue 
Schildlaus,  Diaspis  Amygdali,  ein- 
geführt, die  nur  durch  reines  Petroleum 
getötet  werden  konnte  und  die  sich  trotz 
desanderenKlimas  sehrgutgehalten  hat. 

amerikanische  Aepfel. 

Es  dürfte  für  unsere  Obstzüchter 
folgende,  der  »Leipziger  Zeitung«  ent- 
nommeneNotizüber  die  amerikanischen 
Aeptel  und  deren  Handel  von  Interesse 
sein: 

»Die  Reihenfolge  der  Tugenden, 
welche  amerikanische  Früchte  haben 
müssen,  wird  bezeichnet  mit  dem  Trio 
»Color,  Size  and  Flavor«,  Farbe,  Gestalt, 
Geschmack.  Dass  der  Geschmack  erst 
zuletzt  kommt,  ist  echt  amerikanisch; 
der  Schein  ist  König.  Was  nicht 
Farbe  hat,  ist  schwer  verkäuflich.  Das 
ist  eine  ausgemachte  Sache,  dass 
Aepfel  von  solch  unübertrefflicher 
Vollkommenheit  der  Modellierung  so- 
wohl als  der  Bemalung,  wie  man  sie 
hier  an  den  Bäumen  findet,  ausser  in 
den  Vereinigten  Staaten  nirgends  auf 
der  Welt  zu  finden  sind.  Die  ge- 
schmackvolle Verpack-  und  Aus- 
stellungskunst ist  einer  der  wichtigsten 
Faktoren  im  amerikanischen   Handels- 


640 


Aus  den   Vereinen, 


leben,  und  nirgends  in  der  Welt  findet 
man  so  allgemein,  wie  in  Amerika, 
den  für  gefällige,  feine  Präsentation 
der  Waren  empfänglichen,  bestech- 
lichen Sinn.  Jeder  Handelsmann  wäre 
verloren,  der  nicht  »nicely«  zu 
verpacken  >nicely«  zu  verkaufen 
verstände.  Ist  der  ausgemachteste 
Schund  »nice«,  so  findet  er  Käufer, 
Ist  die  Ware  besten  Gehaltes  und 
Stoffes  ungefällig,  so  findet  sie  nur 
schwer  Absatz.  Der  Fruchtmann 
könnte  nimmer  bestehen,  würde  er 
nicht  fortwährend  die  immer  an  ihn 
ergehende  Mahnung  seiner  Handels- 
freunde »nicelypacked!«  (hübsch  ver- 
packen!) vor  Augen  behalten.  —  Um 
eine  Vorstellung  von  der  Grösse  und 
Bedeutung  des  Obsthandels  in  Amerika 
zu  erhalten,  sei  nur  erwähnt,  dass  New- 
York  über  100  Obst  -  Kommissions- 
Häuser  besitzt,  die  ein  jedes  einen 
jährlichen  Verkauf  von  120000  bis 
200000  Dollars  aufzuweisen  vermögen. 
Bedenkt  man,  dass  es  ausser  New-York 
in  den  Vereinigten  Staaten  noch  viele 
Städte  von  annähernd  einer  halben 
Million  und  40  Städte  von  50000  bis 
300000  Einwohnern  giebt,  und  dass 
zahllose  viel  kleinere  Ortschaften  ihre 
Frucht- Kommissions -Häuser  besitzen, 
so  kommt  man  schon  bei  oberfläch- 
lichem Ueberschlag  auf  kaum  glaub- 
lich viele  Millionen  Dollars,  welche 
alljährlich  für  Obst  ausgegeben  werden, 
Angesichts  dieses  glänzenden  Bildes 
sollte  man  glauben,  müssten  die  ame- 
rikanischen Obstfarmer  auf  dem  besten 
Wege  zum  Reichtum  sein.  Ja,  sie 
wären  es,  wenn  in  manchen  Staaten 
nicht  manche  Fehljahre  einträten  und 
der  Löwenanteil  des  Gewinnes  nicht 
zumeist  den  Kommissions-Häusern  zu- 
fiele. Es  stehen  sich  deshalb  immer 
noch      diejenigen      Fruchtlarmer      am 


besten,  welche  ihr  Obst  direkt  an  die 
Konsumenten  absetzen  können.  Auch 
macht  sich  das  Prinzip  der  Selbsthilfe 
bei  den  amerikanischen  Obstzüchtern 
immer  mehr  geltend,  und  Genossen- 
schafts-Frucht-Präserven-  und  Dörr- 
obst-Fabrikanlagen, die  überall  errich- 
tet werden,  bezwecken  allenthalben, 
den  Obstfarmern  einen  reicheren  Ge- 
winn zu  sichern  und  den  betrügerischen 
Praktiken  gewissenloser  Kommissions- 
händler entgegenzutreten.« 

Die  hauptsächlich  zu  uns  herüber 
kommenden  amerikanischen  Aepfel- 
sorten  sind  die  Baldwins,  Greenings 
und  Xorthern  Spy.  Die  hauptsäch- 
lichsten Firmen,  welche  nach  hier  die 
amerikanischen  Aepfel  einführen,  sind: 
Herrn.  Aug.  Eckardt,  Hugo  Weigert 
und  Dominico  Fontanari  und  Harz  & 
Wölfert.  Der  Preis  für  Baldwins  und 
Grenings  war  pro  Zentner  in  der 
Hauptmarkthalle  11  —  14  Mark  und  für 
Northern  Spy  13 —  16  Mark,  und  soll 
dem  Vernehmen  nach  eine  einzige 
Firma  4379  Fass,  das  Fass  zu  120  Pfund 
netto,  hier  abgesetzt  haben.  Allzu 
grosse  Befürchtung  vor  dieser  Kon- 
kurrenz brauchen  unsere  Obstzüchter 
nicht  zu  hegen,  denn  einmal  kann  sich 
der  Geschmack  der  amerikanischen 
Aepfel  gegen  unsere  guten  aromatischen 
Reinetten  doch  nicht  messen.  Die 
Preise  sind,  wie  wir  aus  vorstehendem 
Berichte  ersehen  haben,  jetzt  schon  so 
gedrückt,  dass  die  Produzenten  keinen 
grossen  Gewinn  mehr  daran  haben, 
ein  weiteres  Heruntergehen  der  Preise 
demnach  kaum  mehr  zu  erwarten  steht. 
In  bei  uns  obstreichen  Jahren  wird  dem- 
nach der  Export  kaum  mehr  lohnend. 
Eine  Lehre  aber  sollten  unsere  Obst- 
züchter aus  dem  ^'orgehen  der  Ame- 
rikaner ziehen,  unseren  Obsthandel 
ebenfalls  zu  organisieren. 


Aus  den  Vereinen. 


Krankenkasse  für  deutsche  Gärtner, 

Auf  Grund  der  Bestimmungen  des 
§  75  des  Gesetzes  über  die  eingeschr, 
Hülfskassen  ist  der  Krankenkasse  für 
deutsche  Gärtner  (E,  H,  33)  zu  Hamburg, 
welche  Ende  August  d.  J,  auf  der  in 
Wiesbaden     staltgefundenen     General- 


versammlung das  Statut  geändert 
hatte,  die  Bestätigung  des  Herrn  Reichs- 
kanzlers von  neuem  erteilt  worden. 

Die  Kasse,  welcher  jeder  Gärtner 
beitreten  kann,  gewährt  jetzt  im  Er- 
krankungsfall bei  einem  monatlichen 
Beitrage vonM.  i,5oeine  wöchentliche 


Aus  den  Vereinen. 


641 


Unterstützung  von  M.  13,  bei  M.  1,30 
von  M.  10,20  und  bei  AI.  1  von  M.  7,80, 
ausserdem  ein  Sterbegeld  von  M.  100 
bezw.  AI.  75  bezw.  M.  50. 

Alitglieder  dieser  Kasse,  welche 
Aufnahme  in  einer  Heilanstalt  linden, 
erhalten  freie  Kur  und  Verpflegung 
daselbst,  ausserdem  noch  einen  Bar- 
zuschuss  von  AI.  1,50  für  unverheiratete 
und  für  verheiratete  M.  6  pro  Woche. 
Die  Kasse  besitzt  über  15000  Alit- 
glieder  in  265  Filialen. 


Der    Kongress    der   Gärtner    der   Länder    der 
böhmischen  Krone. 

Unter  dem  Protektorate  der  Garten- 
baugenossenschaft (Präses  Ed.  Fiala, 
Gartenbauingenieur)  in  Prag  wurde 
auf  der  Sophieninsel  bei  Gelegenheit 
der  Gartenbauausstellung  am  28.  Sep- 
tember der  Kongress  der  Gärtner  und 
Blumenhändler  der  Länder  der  böh- 
mischen Krone  in  die  unteren  Lokali- 
täten derZofien-Restauration  einberufen. 
Der  Herr  Präsident  eröffnete  mit  der 
Mitteilung  die  so  zahlreich  besuchte 
Versammlung,  an  der  sich  weit  über 
200  Gärtner  beteiligten:  es  handle  sich 
um  eine  eigene  Vereinigung  der  Gärtner 
von  Böhmen,  Alähren  und  Schlesien 
zum  Zwecke  des  Interessenschutzes 
der  Gärtner  und  der  Unterstützung 
ihrer  Bestrebungen.  Sodann  zum 
Vorsitzenden  der  Versammlung  ge- 
wählt, trug  Herr  In  genier  Fiala 
einen  Auszug  aus  den  Statuten  vor, 
der  den  Zweck  der  A'ereinigung  näher 
präcisierte.  An  der  hierauf  folgenden 
Debatte  beteiligten  sich  die  Herren 
Jedlicka,  Pisar,  Prcek,  Koch  aus 
Turnau,  Mazänek  aus  Soudnä,  Jan  da 
aus  Pilsen,  worauf  der  Antrag,  dass 
eine  Vereinigung  der  Gärtner  aus 
den  Ländern  der  böhmischen  Krone 
errichtet  werde,  einstimmig  an- 
genommen wurde.  Hierauf  wurden  in 
das  Gründungskomitee  je  3  Delegierte 
aus  der  (Gartenbau -Genossenschaft, 
aus  dem  Kunstgärtner-Verein  »Flora« 
und  aus  dem  Verein  »Roezl«  gewählt. 
Den  Fachvereinen  wurde  es  freigestellt, 
Delegierte  zu  entsenden.  Nachdem 
durch  Antrag  des  Herrn  Alazdnek  das 
bisherige  Vorbereitungskomitee  mit  der 
weiteren  Führung  der  Geschäfte  be- 
traut worden  war,  wurde  beschlossen, 
als  auswärtige  Geschäftsleiter  folgende 
Herren  zu  berufen,  und  zwar:  Konicek 
für  die  Gegend  von  Caslau,  Alazanek 


für  Jicin,  Durych  für  Horic,  Vales 
für  Königgrätz,  Koch  für  Trautenau, 
Cermdk  für  Böhm.-Budweis,  Vanicek 
für  Pilsen,  Cihäk  für  Dux,  Vlcek  für 
Kuttenberg,  Vysin  für  Komotau, 
Ziegler  für  Tabor,  Jedlicka  für 
Alelnik,  Aloravan  für  Pisek,  Krysl 
für  Schlan,  Seda  für  Austerlitz. 

Wzl.  Körb  er,  Prag. 


Gartenbau-Verein  Landsberg  a.  W. 

In  derletztenSitzungsprach  Gärtnerei- 
besitzer A.  Forch  über  den  Schaden, 
welcher  den  Obstbäumen  beim  Ein- 
ernten des  Obstes  durch  unrichtiges 
Pflücken  des  Obstes  zugefügt  wird, 
indem  vielfach  durch  unkundige  Leute 
beim  Pflücken  des  Obstes  die  kleinen 
Fruchtrosetten,  welche  meistens  die 
Blättertriebe  für  das  nächste  Jahr 
haben,  abgebrochen  werden,  was  zur 
F-olge  habe,  dass  der  Baum  im  nächsten 
Jahr  nicht  blühe  und  infolge  dessen 
keine  Frucht  ansetzen  könne.  Nicht 
nur  durch  viele  Pächter  von  Obst- 
anlagen, sondern  auch  A^on  vielen  Be- 
sitzern selbst  würde  dieser  grobe 
Verstoss  gemacht;  der  Pächter  habe 
selbst  keinen  Schaden,  denn  er  hätte 
die  betreffende  Obstanlage  ja  nur  für 
das  laufende  Jahr  gepachtet,  und  ob 
der  Baum  im  nächsten  Jahre  Frucht 
bringe  oder  nicht,  sei  ihm  ganz  gleich. 
Der  Vortragende  erklärte  den  An- 
wesenden mit  seinen  mitgebrachten 
Früchten,  wie  nicht  und  wie  gepflückt 
werden  solle;  auch  schilderte  er  die 
Einerntung  des  Obstes  im  Süden.  Dort 
wird  zum  grössten  Teil  nur  von  Steh- 
leitern aus  gepflückt,  damit  nicht  durch 
das  Einlegen  der  Leitern  in  den  Bäumen 
Zweige  abgebrochen  werden.  Bei  der 
sich  an  den  Vortrag  knüpfenden  Be- 
sprechung wurde  der  Vorschlag  ge- 
macht, ob  es  nicht  geeignet  sei,  bei 
Verpachtungen  von  Obstanlagen  die 
Pächter  zu  beauftragen,  nur  den  des 
Obstpflückens  kundigen  Leuten  das 
Obstpflücken  zu  überlassen,  das  Ein- 
legen der  Leitern  in  die  Bäumen  so 
viel  wie  möglich  zu  vermeiden  und 
die  Leute  möglichst  durch  Fachleute 
kontrollieren  zu  lassen.  —  Auszüge  aus 
der  Denkschrift,  die  Schutzzollfrage 
betreffend,  brachte  A.  Forch  zum 
Vortrag.  Hieraus  ging  hervor,  wie  sehr 
notwendig  ein  Schutzzoll  sei,  wenn 
nicht  die  deutsche  Gärtnerei  zu  Grunde 
gerichtet  werden  solle,  denn  alle  Staaten 


642 


Unterrichtswesen, 


haben  sich  mit  einem  Schutzzoll  für 
gärtnerische  Artikel,  welche  aus 
Deutschland  eingeführt  werden,  um- 
geben.    Nur  in  Deutschland  kann  aus 


allen  diesen  Staaten  zollfrei  eingeführt 
werden;  wie  gross  diese  Einfuhr  ist, 
wurde  durch  einige  statistisch  fest- 
gestellte Zahlen  vorgeführt. 


Unterrichtswesen. 


Bestimmungen 
über    die    Obergärtner- Prüfung  in   der  Königl. 
Gärtner  -  Lehranstalt     zu    Wildpark  -  Potsdam. 

§  1- 
Um  denjenigen  Gärtnern,  welche 
die  Königliche  Gärtner-Lehranstalt  zu 
Wildpark-Potsdam  mit  Erfolg  besucht 
und  die  Abgangs-Prüfung  bestanden 
haben,  Gelegenheit  zu  geben,  die  auf 
dieser  Grundlage  in  der  gärtnerischen 
Praxis  weiter  erworbenen  Fähigkeiten 
und  Erfahrungen  besonders  nachweisen 
zu  können,  ist  ein  zweites  Examen 
eingerichtet  worden,  das  den  Namen 
»Obergärtner-Prüfung«  führt. 

§  2. 
Die  Prüfung  wird  an  der  Königlichen 
Gärtner-Lehranstalt  am   Wildpark   bei 
Potsdam   abgehalten  und    erfolgt  nach 
Wahl  des  Examinanden 

entweder     in     der     eigentlichen 
Gartenkunst  (Landschafts- 

gärtnerei) oder 
in  der  Obstbau-  und  Gehölzkunde 
(incl.  Baumschulbetrieb  und 
Obsttreiberei)  oder 
in  der  gärtnerischen  Pllanzen- 
kultur  (Gemüsebau  incl.  Ge- 
müsetreiberei, Schmuck-  und 
Zierpflanzen  für  Freiland  und 
Gewächshäuser). 

§  3- 
Die  Prüfungskommission  besteht  aus 
dem  Kuratorium  der  Gärtner-Lehr- 
anstalt, welches  das  Examen  leitet, 
und  aus  den  von  diesem  zu  ernennenden 
Examinatoren. 

§  4. 
Für    die  Zulassung    zur  Prüfung    ist 
erforderlich : 

1.  dass  der  sich  Meldende  die  Ab- 
gangsprüfung an  der  Gärtner- 
Lehranstalt  bestanden  hat, 

2.  dass  derselbe  danach  4  Jahre  in 
der  Praxis  thätig  gewesen  ist. 


§  5. 


Die  Meldung  ist  schriftlich  vor  dem 
1.  September  jeden  Jahres  unter  An- 
gabe des  Prüfungsfaches  an  den 
Direktor  der  Gärtner-Lehranstalt  nach 
Sanssouci  bei  Potsdam  zu  richten. 
Derselben  sind  beizufügen: 

1.  das  Abgangs-Zeugnis  der  Gärtner- 
Lehranstalt, 

2.  sämtliche     Zeugnisse      aus     der 
praktischen    Thätigkeit    (§   4,    2), 

3.  Lebenslauf, 

4.  ein  Unbescholtenheits-Attest. 
Lieber    die    Zulassung    zur    Prüfuiig 

entscheidet       das       Kuratorium       der 
Gärtner-Lehranstalt. 


Die  Prüfung  besteht  in  der  Aus- 
arbeitung einer  häuslichen  Arbeit  und 
in  einer  mündlichen  Prüfung.  Die 
häusliche  Arbeit  wird  so  gewählt,  dass 
sie  möglichst  alle  Zweige  des  be- 
treffenden Prüfungsfaches  umfasst,  und 
dass  der  Examinand  neben  seiner 
praktischen  Befähigung  zur  Lösung 
selbstständiger  Aufgaben  auch  sein 
Vertrautsein  mit  den  wissenschaftlichen 
Grundlagen  einer  rationellen  Praxis 
nachweisen  kann. 

Ausnahmsweise  können  an  Stelle 
einer  umfassenden  Arbeit  auch  mehrere 
Einzelaufgaben  gegeben  werden. 

Die  mündliche  Prüfung  soll  im  An- 
schluss  an  die  häusliche  Arbeit  zur 
Ergänzungderselben  dienen  undspeziell 
dem  Examinanden  Gelegenheit  bieten, 
darzuthun,  dass  er  sich  der  Gründe 
für  die  von  ihm  in  seiner  häuslichen 
Arbeit  vorgeschlagenen  praktischen 
Massnahmen  wohl  bewusst   ist. 

Für  die  Anfertigung  der  schriftlichen 
Arbeit  werden  dem  Examinanden 
5  Monate  Frist  gegeben,  d.  i.  vom 
1.  Oktober  bis  1.  März  des  darauf 
folgenden  Jahres,  innerhalb  der  er  die 
gestellte  Aufgabe  zu  erledigen  hat. 
Wird     dieser     Zeitpunkt     nicht     inne 


Litteratur. 


643 


gehalten,  so  gilt  der  Examinand  als 
von  der  Prüfung  zurückgetreten. 

Die  mündliche  Prüfung  findet  im 
April  statt,  sofern  nicht  die  schrift- 
liche Arbeit  eine  solche  Unfähigkeit 
des  Examinanden  ergeben  hat,  dass 
derselbe  von  der  Prüfungskommission 
von  dem  weiteren  Examen  zurück- 
gewiesen werden   muss. 

Für  die  schriftliche  Prüfungsarbeit 
hat  der  Examinand  die  etwa  benutzten 
Hülfsmittel  vollständig  und  genau  an- 
zugeben und  die  eidesstattliche  Ver- 
sicherung hinzuzufügen,  dass  er  die 
Arbeiten  selbstständig  und  ohne  jede 
fremde  Beihülfe  angefertigt  hat. 

§  7. 

Die  schriftlichen  Arbeiten  sind  dem 
Kuratorium,  z.  H.  des  Direktors  der 
Gärtner  -  Lehranstalt ,  einzusenden, 
welcher  dieselben  in  der  Kommission 
zur  Abgabe  des  Urteils  zirkulieren  lässt. 

Die  mündliche  Prüfung  findet  in 
Gegenwart  der  gesamten  Kommission 
statt,  welche  auch  den  Wortlaut  des 
Prüfungsergebnisses  protokollarisch 
feststellt. 

§  8. 

Ueber  das  Ergebnis  der  Prüfung  ist 
eine  Bescheinigung  auszustellen.  Die- 
selbe muss  enthalten: 

Namen,  Alter  und  Geburtsort.  Die 
Prädikate  für  die  Aufgaben  werden 
mit  besonders  beigefügter  Motivierung 
gegeben  und  hieraus  das  Gesamt- 
prädikat festgestellt  und  zwar 

a)  die   Obergärtner-Prüfung    in   der 

Gartenkunst  mit 

.     .     .     .     bestanden, 

b)  die   Obergärtner-Prüfung    in    der 

Obstbaukunde  mit 

.     .     .     .     bestanden, 

c)  die  Obergärtner-Prüfung  in  der 
gärtnerischen  Pflanzenkultur  mit 
bestanden. 


Die  Prüfung  kann  zweimal  wieder- 
holt werden  und  muss  vor  dem 
30.  Lebensjahre  beendet  sein. 

§   10. 

Die  Gebühren  betragen  für  die 
Prüfung  50  M.,  von  welchen  35  M. 
zurückgegeben  werden,  wenn  der 
Examinand  von  der  mündlichen  Prüfung 
zurücktritt  oder  zur  mündlichen 
Prüfung  nicht  zugelassen  wird. 

Die  Prüfungsgebühren  sind  sofort 
nach  erfolgter  Mitteilung  der  Annahme 
der  Meldung  an  die  Kasse  der  König- 
lichen Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark 
bei  Potsdam  einzusenden.  Erst  nach 
dem  Eingange  der  Gebühren  erfolgt 
die  Uebersendung  der  Prüfungsaufgabc. 

Das  Kuratorium 
der   Königlichen   Gärtner- Lehranstalt. 

Dr.  H.  Thiel.         Fintelmann.         Hampel. 


Land-      und      forstwirtschaftlich      biologische 
Abteilung. 

Die  neu  begründete  „Land-  und 
forstwirtschaftlich  biologische 
Abteilung"  des  Kaiserlichen  Ge- 
sundheitsamtes zu  Berlin  hat  ihre 
Thätigkeit  begonnen.  Es  gehören  der- 
selben folgende  Personen  an:  1.  Re- 
gierungsrat Dr.  Moritz  für  Chemie 
und  Reblaus-Angelegenheiten;  2.  Prof. 
Dr.  Rörig,  bisher  in  Königsberg  (früher 
in  Berlin  an  der  landwirtschaftlichen 
Hochschule),  für  Zoologie;  3.  Professor 
Dr.  Behrens,  bisher  in  Karlsruhe,  für 
Pflanzenbakteriologie;  4.  Dr.  Freiherr 
von  Tubeuf  in  München  für  Pflanzen- 
krankheiten. Assistent  des  Professor 
Behrens  ist  Dr.  Scherpe,  Assistent 
des  Freiherrn  von  Tubeuf  Dr.  Buch- 
wald, bisher  Assistent  an  der  veget. 
Abteilung  der  landwirtschaftlichen 
Hochschule. 


Litteratur. 


Johannes  Boettners  praktisches 
Lehrbuch  des  Obstbaues.  Frank- 
furt a.O.  bei  Trowitzsch  &  Sohn.  Preis 
Mark  6. 

Wie  bei  jedem  Autor  seine  eigen- 
tümliche Schreibweise  und  Behandlung 
der    Sache     hervortritt,     so     auch     in 


Boettners  neuem  Werke,  welches  nach 
Art  des  praktischen  Ratgebers,  dessen 
i  einer  der  Schriftleiter  der  Verfasser 
ist,  volkstümlich  und  leicht  verständlich 
gehalten  ist.  Es  ist  wohl  kein  Punkt 
des  Obstbaues,  der  nicht  besprochen 
wurde,  und  ist  die  Fülle  der  einzelnen 


644 


Litteratur. 


Abhandlungen  in  den  12  Kapiteln,  von 
der  Einrichtung  des  Obstgartens,  der 
Herstellung  des  Fruchtbaumes,  des 
Pflanzens,  des  Veredeins,  des  Schnittes; 
der  Pflege  bis  zu  den  Feinden  und  Krank- 
heiten, sowie  schliesslich  die  Anleitung 
über  die  Formen  des  Baumes,  Sorten- 
kunde und  den  Obstbau  als  Erwerbs- 
quelle für  den  Liebhaber  und  Laien  eine 
ausserordentliche.  Der  Verfasser  gab 
seinen  Beschreibungen  etc.  557  Ab- 
bildungen bei,  welche  das  Verständnis 
für  so  manchen  Ausdruck,  für  gewisse 
Handhabungen  und  desgl.  für  den  Un- 
geübten und  Anfänger  im  Obstbau  er- 
leichtert und  welche  Beigabe  nicht  hoch 
genug  geschätzt  werden  kann.  Wir 
wünschen  dem  Werke  als  Lehrbuch  für 
den  Obstbau  einen  recht  grossen  Leser- 
kreis und  den  Herren  Obstzüchtern  und 
solchen,  die  es  werden  wollen,  sowie 
übrigens  auch  jedem  Gärtner,  der  sich 
für  Obstbau  interessiert,  durch  auf- 
merksame Befolgung  der  Vorschriften 
gutes  Gedeihen  in  ihren  Anlagen  und 
Pflanzungen.  C.  Mathieu. 


Die  Alpenpflanzen  in  der 
Gartenkultur  der  Tiefländer,  ein 
Leitfaden  für  Gärtner  und  Garten- 
freunde von  Erich  Wocke. 

Der  Herr  Verfasser  bemerkt  in  der 
Flinleitung  seines  Werkes  ganz  richtig, 
dass  es  den  Anschein  habe,  als  ob  man 
sich  bei  der  Ausgestaltung  von  Gärten 
heutzutage  mehr  und  mehr  der  Natur 
und  ihren  zwanglosen  Gruppierungen 
zukehre.  Diese  Wahrnehmung  wird 
jeden  Naturfreund  mit  grosser  Freude 
erfüllen;  ist  doch  nur  unter  dieser 
Bedingung  die  Möglichkeit  gegeben, 
jeder  Pflanze  im  Garten  nicht  nur  den 
richtigen  Platz  zu  verleihen,  sondern 
dieselbe  auch  natürlich,  d.  h.  wie  sie 
in  der  Natur  lebt,  zu  behandeln.  So 
allein  kann  sich  der  Erfolg  bei  der 
Kultur  der  Pflanzen  heben,  und  wäre 
dies  namentlich  bei  der  Kultur  der 
Alpenpflanzen,  für  die  sich  so  viele 
Liebhaber  gefunden  haben,  von  grossem 
Wert. 

So  lange  das  Interesse  für  Alpen- 
pflanzen und  deren  Kultur  nur  darin 
besteht,  dass  man  auf  seinen  Reisen 
in  den  Hochgebirgen  die  Pflanzen 
kennen  lernt,  sie  dem  Boden  daselbst 
entnimmt  und  dieselben,  zu  Hause  an- 
gelangt, in    beliebiger  Art   und  Weise 


dem  Garten  einverleibt,  kann  man  kaum 
grosse  Erfolge  erwarten. 

Die  Kultur  dieser  herrlichen  Ge- 
wächse wird  nur  derjenige  mit  Erfolg 
betreiben  können,  der  etwas  tiefer  in 
die  Verhältnisse  eindringt,  unter  denen 
eine  solche  Alpenpflanze  in  ihrer  Heimat 
wächst. 

Flerr  Wocke  schenkt  daher  mit 
Recht  gerade  diesem  Umstände  zuerst 
in  seinem  Werke  die  nötige  Berück- 
sichtigung und  geht  dann  erst  auf  die 
Grundgedanken  für  eine  erfolgreiche 
Kultur  ein,  welche  er,  wie  folgt,  zu- 
sammenstellt (S.  59): 

1.  Eine  Verkürzung  der  Vegetations- 
periode; 

2.  eine  reichliche  Durchfeuchtung 
des  Bodens,  zumal  im  Frühjahr, 
sowie  eine  stete  hohe  Luftfeuchtig- 
keit; 

3.  eine  Sonderung  der  zu  kulti- 
vierenden Pflanzen  je  nach  der 
physikalischen  Beschaffenheit  ihrer 
heimatlichen  Wohnplätze. 

4.  eine  intensive  Lichtzufuhr; 

5.  eine  Sicherung  und  Schutz  vor 
dem  Eindringen  ungebetener  Kon- 
kurrenten (Unkraut); 

ö.  Schutzdeckung  im  Winter  gegen 
tiefes  Eindringen  des  Frostes. 

Gerade  die  Teile  1,  3  und  4  sind  im 
Allgemeinen  noch  viel  zu  wenig  be- 
achtet worden,  und  ist  es  desto  dankens- 
werter, dass  der  Autor  hier  gründlich 
darauf  verweist. 

Nach  diesen  Ausführungen  wendet 
sich  der  Verfasser  der  Kultur  der 
Alpenpflanzen  in  Gefässen  zu  und 
schildert  die  Vorteile  dieser  Kultur 
und  die  Kulturweise. 

Im  Kapitel  VII  wird  die  Pflege  der 
Alpenpflanzen  auf  der  Felspartie  be- 
handelt. Dieser  Teil  wird  in  Kapitel  XII 
noch  wesentlich  vervollständigt;  hier 
beschäftigt  sich  der  Verfasser  auf  fast 
30  Seiten  mit  dem  Aufbau  von  Stein- 
gruppen und  erläutert  dies  durch  viele 
Abbildungen. 

Die  Kapitel  VIII — XI  behandeln  die 
Vermehrung  der  Alpenpflanzen,  ferner 
deren  Feinde  und  die  Zubereitung  der 
Erdarten  im  Erdmagazin,  sowie  die 
Bezugsquellen  und  das  Sammeln  der 
Alpinen  in  der  Natur. 

Den  Schluss  bilden  Abschnitte  über 
die  Bepflanzung  der  Alpenpartien  und 
über  die  Beobachtungen  über  das  Ver- 


Ausstellungen  und  Kongresse, 


645 


halten  der  Alpenpflanzen  in  der  Tief- 
landskultur, sowie  Verzeichnisse  von 
den  in  der  Gartenkultur  befindlichen 
schönsten  Alpinen  und  Subalpinen  mit 
Berücksichtigung  der  für  sie  ge- 
eignetesten Standorte. 

Wenn  diese  kurze  Uebersicht  bereits 
genügen  dürfte,  das  Wockesche  Werk 
allen  Interessenten  warm  zu  emptehlen, 
so  sind  doch  noch  einige  wichtige 
Punkte .  welche  besonders  hervor- 
gehoben werden  sollen. 

Das  W^erk  ist  in  einer  so  anregenden 
Form  geschrieben,  die  Jedem,  der  es 
liest,  es  herausfühlen  lässt,  dass  hier 
nur  das  warme  und  rege  Interesse  des 
Schreibers  für  seineLieblinge  dieTrieb- 
feder  zum  Schreiben  war. 

Sodann  bieten  die  langjährigen 
praktischen  Erfahrungen,  welche  Herr 


Wocke  auf  Reisen  und  im  Garten 
gemacht  hat,  eine  volle  Garantie  dafür, 
dass  derjenige,  welcher  die  in  diesem 
Werke  gegebenen  Winke  befolgt,  auch 
freudige  Resultate  auf  diesem  Gebiete 
erzielen  wird. 

Alöchte  das  Werk  recht  bald  die 
Verbreitung  finden,  die  es  verdient! 
Dies  wünsche  ich  von  Herzen  im 
Interesse  des  Verfassers,  aber  auch  im 
Interesse  dieser  schönen  Kultur,  sowie 
endlich  mit  Rücksicht  auf  dieFörderung 
des  Natursinnes  im  Allgemeinen.    S. 


Anatomische  Merkmale  bei 
Berberis- Arten.  Eine  uns  am 
23.  November  d.  J.  eingereichte,  höchst 
interessante  Arbeit  des  Herrn  Prof. 
Dr.  E.  Koehne,  anatomische  Merk- 
male bei  Berberis-Arten,  wird  in 
No.   1  von   i8qq  erscheinen 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Die  kleine  Obstausstellung 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues am  24.  November  war  von 
18  Ausstellern  beschickt.  Der  Zweck 
war,  wie  Heft  21  S.  590  gesagt,  für 
die  verschiedenen  Bodenarten  in  der 
Umgegend  von  Berlin  und  der  Mark 
überhaupt  die  10  besten  Aepfel  und 
die  10  besten  Birnen  kennen  zu  lernen. 
Die  Hoffnung  hat  sich  nicht  ganz 
erfüllt,  denn  fast  Jeder  brachte  andere 
Sorten.  Näheres  im  Protokoll  der 
Vereinsversammlung  in  nächster 
Nummer.  Wir  geben  heute  nur  die 
Liste  der  Preisgekrönten: 

Zuerkannte  Preise  auf  der  Obst- 
Ausstellung  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  am 
24.  November  1898  im  Vereinslokal, 
Invalidenstrasse  42.  Vorbemerkung: 
Alle  Aussteller,  welche  gegen  die 
Vorschrift  mehr  als  10  Sorten  von 
Aepfeln  oder  Birnen  eingesandt  hatten, 
wurden  von  der  Prämiirung  aus- 
geschlossen. 

1.  Die  grosse  silb.  Vereins- 
Medaille, 
a)  Herrn    Geh.   Kommerzienrat    Carl 
S p  i n  d  1  e r  (Garteninspektor Weber) 
Spindlersfeld. 


b)  Flerrn  Obergärtner  Driese,  Gr.- 
Kammin,  Pommern. 

c)  H.  Lorberg'sclie  Baumschulen, 
Berlin. 

d)  Herrn  Königl.  Gartenbaudirektor 
M.  Buntzel,  Nieder-Schöneweide. 

2.  Die  kleine  silb.  Vereins- 
Medaille. 

a)  Herrn  Prinzl.  Reuss'schen  Schloss- 
gärtner Zschäckel,  Trebschen  b. 
ZüUichau. 

b)  Herrn  Inspekt.Dr essler,  Dalldorf. 

c)  Flerrn  E.  B  o  c  h  n  i  k,  Charlottenburg. 

3.  Die  bronzene  Vereins-Medaille. 

a)  Herrn  Grubenbesitzer  Körner, 
Rixdorf. 

b)  Herrn  Fabrikbesitzer  J.  K.  Marg- 
graff,  Wolfswinkel  b.  Eberswalde. 

c)  Herrn  Stadtverordneten  Ger  icke, 
Dalldorf,  Wohnung  Alt-Moabit, 

d)  Herrn  Louis  Lendel,  Bornstedt 
b.  Potsdam. 

e)  Herrn  Carl  Puhlmann,  Werder 
a.  H. 

C.  Junge,    Mende,    Schultz,    Mehl. 


Hannover.  Die  am  24.  November 
eröffnete  Chrysanthemum -Ausstellung 
bot    ein  glänzendes  Bild    der  heutigen 


64^ 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Leistungen  auf  diesem  Gebiete.  Näheres 
in  der  folgenden  Nummer. 


Petersburg.  Internationale  Aus- 
stellung vom  17. — 27.  Mai  1899.  Herr 
Prof.  Dr.  Conwentz,  Direktor  des 
westpreussischen  Provinzial-Museums 
hielt  kürzlich  in  Danzig  einen  Vortrag 
über  die  Ausstellung  und  hob  hervor, 
wie  herrlich  der  Frühling  in  Petersburg 
sei.  Besonders  gedenken  sich  der  Baum- 
schulbesitzer Rathke  und  Gärtnerei- 
besitzer L.  Riess.  dessen  Gattin  be- 
l^anntlich  das  Lehrbuch  der  Bindekunst 


geschrieben,  zu  beteiligen.  Aus  Königs- 
berg wirdH.  Krantz  Araucarien  und 
Yucca  ausstellen .  CJ  el  in  e  k,VillaHügel, 
Rheinland,  wird  Pläne  übersenden.  — 
Wie  man  uns  aus  Petersburg  schreibt, 
kommen  die  meisten  Anfragen  aus 
Deutschland. 

Antwerpen.  9.  bis  13.  April  1899. 
Internationale  Gartenbau  -  Aus- 
stellung zur  Feier  der  300jährigen 
Wiederkehr  der  Geburt  von  Anton  van 
Dy  ck.  Anmeldungen  bis  10.  März  beim 
Sekretariat,    215   Chaussee  de  Malines. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Hauptverzeichnis  über  winterharte 
Stauden  und  Florblumen  von  Arends 
■Sa  Pfeiffer.  Stauden- u.  Schnittblumen- 
kulturen, Ronsdorf  (Rheinl.).  Herbst 
1898— Frühjahr  1899  (™it  Abbild.).  — 
Gebr.  van  Velsen,  Overveen  bei 
Haarlem  (Holland).  Preisverzeichnis 
1898  über  selbstgezogene  Haarlemer 
Blumenzwiebeln  und  div.  Knollen- 
gewächse. —  Sattler  &  Bethge,  A.-G., 
Kunst-  und  Handelsgärtnerei,  Quedlin- 
burg a.  Harz.  Neuheiten-Liste  für  1899 
(mit  Abbild.).  —  Baumschulen  von 
Simon-Louis  Freres  in  Plantieres 
bei  Metz  (Lothringen).  Preisverzeichnis 
pro  Herbst  1898  und  Frühjahr  1899 
Yon  Obstbäumen,  Erdbeeren,  Zier- 
bäumen und  Sträuchern,  Koniferen. 
Rosen,  jungen  Pflanzen.  Stauden  u.  s.  w. 
^Ein  sehr  reichhaltiger  Katalog.)  — 
Vilmorin-Andrieux  et  Cie.,  Paris. 
Prix-courant  pour  marchands  des 
ognons  ä  fleurs  et  fraisiers.  (Mit  Abb.) ; 
dieselben:  Semis  d'automne.  —  V.  Le- 
moine  et  fils,  horticulteurs,  rue  du 
Montet  134.  Nancy.  Catalogue  et  Prix- 
courant  1 898-99. —  Ch  a  r  1  e  s  Vu  y  1  s  t  e  k  e, 
nurseryman  at  Loochristi  near  Ghent 
(Belgien).  Trade  Catalogue  of  Azaleas. 
Camellias,  Rhododendrons,  Palms, 
Orchids  and  many  other  most  desirable 
plants.  —  Herb  &  WuUe,  Blumen- 
zwiebel- und  Samenzüchter.  Neapel, 
Via  Trivio  24 — 36.  Hauptverzeichnis 
No.  68  über  Blumenzwiebeln  (mit  Abb.). 
—  A  List  of  new,  rare  and  beautiful 
plants  and  orchids  offered  by  William 
Bull  536  King's  road,  Chelsea,  Lon- 
don   S.W.     (Mit  Abb.)    —    Harlan  P. 


Kelsey,  ii5oTremont  Building,  Boston, 
Mass.  Kelsey's  Hardy American  Plants 
and  Carolina  mountain  flowers.  — 
Louis  Leroy.  rue  de  Paris  74  ä  Angers. 
Prix-courant  pour  l'automne  1898  et 
le  printemps  1899.  Arbres  fruitiers 
et  f  orestiers,  Arbustes.  Coniferes,  Plantes 
ä  fleurs  ou  ä  feuillage  ornamental, 
jeunes  plants  pour  Pepinieres  et  Boise- 
ments,  Magnolias,  Rosiers,  Rhododen- 
drons, Camellias,  Azaleas  etc.  —  Ri- 
voire  pere  et  fils,  horticulteurs  et 
marchands-grainiers,  16  rue  d'Algerie, 
Lyon.  Catalogue  special  des  ognons 
ä  fleurs,  fraisiers,  arbres  fruitiers  etc. 
(iMit  Abb.)  —  Louis  Ga uthi er, Schloss- 
gärtner in  Grentheville,  parBourguebus, 
Calvados,  Frankreich.  (Spezialist  in 
Erdbeeren),  grossfrüchtige,  remon- 
tierende Erdbeere  Louis  Gauthier  und 
die  daraus  hervorgegangenen  alier- 
neuesten.  —  Pinehurst  Nurseries  in 
Pinehurst,  North  Carolina,  U.  S.  A. 
Immergrüne  Gehölze  einheimischer 
Gehölzarten  und  Stauden.  (Die  Baum- 
schule wird  regelmässig  von  Staats- 
Entomologen  untersucht  und  ist  frei 
von  schädlichen  Insekten.)  —  Fred. 
Burvenich  pere,  Gentbrugge-(Nord)- 
lez  Gand,  Obstbäume,  Gehölze  etc.  — 
Pinehurst  Nurseries  zu  Pinehurst 
North  Carolina  U.  S.  A.  Breitblättrige 
immergrüne  Gehölze  etc..  einheimische 
holzige  und  krautartige  Pflanzen  sowie 
Samen.  —  F  1  o  r  e  a  1 ,  Stabilimento 
e  magazzino  di  piante  e  fiori.  Palermo 
Via  Molo  1898.  Cataloge  general. 
Blumenzwiebeln  ,  Liliaceen ,  Suk- 
kulenten, Gehölze  und  Samen.  —  Herb 


Personal-Nachrichten. 


647 


&  Wulle,  Neapel.  Hauptverzeichnis 
über  Samen  No.  70.  —  Simirenko  in 
Goroditza  bei  Kiew.  Ausführliches 
Baumschulverzeichnis  Xo.  9  (russisch). 
—  G. Bornemann,  Blankenburg  a.Harz. 
Verzeichnis  von  Chrysanthemum, 
Dahlien  und  Begonienknollen,  Ama- 
ryllis,  Gloxinien.  —  Boettcher 
&  Voelcker,    Gross-Tabarz    in    Thü- 


ringen. Laub-  und  Nadelholz,  Gras- 
und  Ökonomie-Sämereien. — Dam  mann 
&  Co.,  San  Giovanni  a  Teduccio  bei 
Neapel.  Ausführliche  Preisliste  No.  107 
über  Gemüse-,  Blumen-,  landwirtsch.  Ge- 
hölz-, Koniferen-  und  Palmensamen, 
Blumenzwiebeln  etc.  (Der  Yersuchs- 
garten  ist  5  ha  gross). 


Personal-Nachrichten. 


Professor  Paul  Ascherson,  Dr. 
med.  et  phil.,  der  rühmlichst  bekannte 
Verfasser  der  Flora  der  Provinz  Branden- 
burg, die  jetzt  in  2.  Auflage  erscheint, 
und  der  grossen  im  Erscheinen  be- 
griffenen Synopsis  der  mitteleuropäi- 
schen Flora,  feierte  am  13.  November 
in  aller  Stille  sein  25  jähriges  Jubiläum 
als  Professor  an  der  Universität  Berlin. 


Karl  Buchholz,  Oberg.  beim 
Kommerzienrat  Schutt,  Steglitz  f 
20.  Oktober  im  Alter  von  38  Jahren 
infolge  eines  Lungenleidens. 


Dem  Kunstgärtner  J  ohannes  Pleuren 
in  Elberfeld  ist  das  allgemeine  Ehren- 
zeichen verliehen. 


Professor  Dr.  Robert  PI  artig, 
München,  ist  zum  Mitgliede  der  bayeri- 
schen Akademie  der  Wissenschaften 
ernannt. 


Das  Denkmal  für  Paul  Gräbner 
ist  am  8.  Juli  1898  an  seinem  51.  Ge- 
burtstage auf  dem  Friedhofe  zu  Schwetz 
an  der  Weichsel  enthüllt  worden. 
Paul  Gräbner  geb.  S.Juli  1847,  gest. 
28.  Februar  1897,  war  der  Begründer 
des  Allgemeinen  Deutschen  Gärtner- 
Verbandes. 

Eine  selten  schöne  ehrende  An- 
erkennung überreichte  derLandsberger 
Gartenbauverein  seinem  Mitbegründer 
und  ältesten  Mitgliede,  dem  Altmeister 
derGärtnerei  Herrn  Rudolf  Forch;  eine 
Deputation  des  Vereins,  bestehend  aus 
den  Herren  Fabrikbesitzer  C.  Jaehne, 
den  Gärtnereibesitzern  Schnitze  und 
Schattling,  dem  Lehrer  Zühlke, 
überbrachten  dem  alten  Herrn  ein  vom 
Maler    Hand  low    künstlerisch    ausge- 


führtes Ehrenmitgliedsdiplom;  dasselbe 
wurde  unter  einer  sehr  ergreifenden 
Ansprache  des  Lehrers  Zühlke  über- 
geben. Die  Inschrift  dieses  Diploms 
lautet:  Unserem  langjährigen  Mitgliede 
und  Gründer  des  Vereins  Herrn 
Rudolf  Forch  sei  dieses  Zeichen  der 
Anerkennung  für  seine  treuen  Dienste 
gewidmet.  Möge  es  ihm  noch  recht 
lange  vergönnt  sein,  in  demselben  in 
Rüstigkeit  zu  wirken  und  zu  weilen. 
Gegeben  Landsberg  a.  d.  Warthe,  im 
Oktober  1898.  Der  Gartenbauverein, 
gez.  C.  Jahne,  H.  Schultze.  —  Zwei- 
unddreissig  Jahre  hat  der  alte  Herr 
in  dem  Gartenbauverein  gewirkt,  die 
vielen  von  ihm  im  Verein  gehaltenen 
Vorträge  wurden  gern  gehört,  viele 
Jahre  hat  er  das  Amt  des  stell- 
vertretenden Vorsitzenden  bekleidet. 
58  Jahre  ist  er  bereits  Gärtner;  nicht 
bloss  in  der  Gärtnerei  und  dem  Garten- 
bau hat  er  seine  Kenntnisse  und  Er- 
fahrungen belehrend  wirken  lassen, 
sondern  auch  seine  Geburtsstadt 
Landsberg  hat  er  verschönern  helfen: 
die  Anlagen  der  Schanzen,  der  Linden- 
platz, die  Kladowparkanlagen,  viele 
Obstanlagen,  sowie  öffentliche  und 
Privatgärten  sind  unter  seiner  fach- 
kundigen Leitung  entstanden. 


A.    L.    Boelke,    Handelsgärtner    in 
Perleberg,  starb  am  6.  Oktober. 


Otto  lUing,  bisher  im  botanischen 
Garten  zu  Berlin  thätig,  wurde  bei  der 
städtischen  Verwaltung  in  Posen  als 
Gartentechniker  angestellt. 


Der  königlich  sächsische  Hofgärtner 
a.  D.  G.  A.  Wentzel,  früher  Leiter 
des     Hofgartens     in    Pillnitz,     ist     am 


648 


Sprechsaal. 


16,  Oktober    im  Alter    von    67   Jahren 
gestorben. 

Der  Kunstgärtner  Lüdde  in  Qued- 
linburg fand  nebst  Frau  und  Sohn  in 
der  Nacht  vom  23.  zum  24.  Oktober 
durch  Einatmen  des  einer  Koksgrude 
entströmenden  Kohlenoxydgases  seinen 
Tod.  

Dr,  Laubert  wurde  ebendaselbst 
in  eine  gleiche  Stellung  an  die  pflanzen- 
physiologische Versuchsstation  berufen. 


Johann  Kubski,  Gutsgärtner  in 
Grodtken,  wurde  dass  preussische 
Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 


Dr.  Hoeppner  wurde  an  der 
önochemischen  Versuchsstation  der 
kgl.  Lehranstalt  für  Obst-,  Wein-  und 
Gartenbau  in  Geisenheim  als  Assistent 
angestellt. 

Der  rühmlichst  bekannte  Pomologe 
Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Math ieu, 
Charlottenburg,  wird  an  seinem  70.  Ge- 
burtstage, den  I.Dezember,  vom  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  zum 
Ehrenmitgliede  ernannt  werden. 


Max  Ho  top,  bisher  Obergärtner 
und  Gartenbaulehrer  am  pomologischen 
Institut  zu  Reutlingen,  ist  an  Stelle  des 
nach  Hannover  versetzten  Obstbau- 
Wanderlehrers  Friedrich  als  solcher 
für  den  Obertaunuskreis  mit  dem 
Wohnsitze  in  Bad  Homburg  v.  d.  H. 
gewählt  worden. 


Heinrich  Kalmann,  Direktor  der 
steiermärkischen  Landes  -  Obst-  und 
Weinbauschule  in  Marburg,  starb  am 
24.  September  nach  längerem,  schwerem 
Leiden. 

An  der  königlich  ungarischen  Garten- 
bau-Lehranstalt zu  Budapest  wurden 
Stephan  ^'elich  als  Gärtner  und 
Rudolph  Homer  und  Karl  Traxler 
als  Untergärtner  angestellt.  Letztere 
beide  waren  vordem  Schüler  genannter 
Anstalt. 


Sprechsaal. 


Frage  5.  Welches  ist  der  botanische 
Name  der  japanischen  Pflaumen? 

Antwort:  Die  japanischen  Pflaumen 
sind  nach  Rein,  Japan  II,  101  (1886) 
ebenso  wie  die  unserigen  Prunus  insititia. 
Zwetschen  (P.  domestica)  fehlen,  wie 
auch  die  Kirschen.  Von  den  vielen 
Abarten  der  Pflaumen  begegnet  man, 
wie  Rein  schreibt,  hin  und  wieder 
einigen  mit  wohlaussehenden  Früchten, 
doch  von  fadem,  wässerigem  Ge- 
schmack.*) Offenbar  haben  sie,  gleich 
den  Aprikosen,  nie  eine  grosse  Beachtung 
gefundenund  sind  wahrscheinlich  früher 
durch  Portugiesen  oder  Holländer  ein- 
geführt worden.  Mit  dem  Namen 
Hadankiö  wird  eine  grosse  gelbe 
Eierpflaume  bezeichnet,  welche  an 
Dame  -  Aubert      (Duhamel)      erinnert. 


*)  Das  scheint  heute  anders  geworden.    L.W. 


Botankiö  heisst  eine  rote,  die  sich 
vielleicht  mit  Prunus  oxycarpa  (Bech- 
stein)  identifizieren  lässt.  Auch  eine 
An  Herrenpflaume  kommt  vor.  Ausser- 
dem führt  Rein  noch  Prunus  japo- 
nica  Thunb.  (jap.  Su-nu  und  Niwa- 
sakura)  auf  und  sagt:  ein  Strauch, 
welcher  in  Japan  seit  den  ältesten 
Zeiten,  doch  keineswegs  häufig  in 
Gärten  angebaut  wird.  Die  kleine 
rote,  pflaumenartige  Frucht  heisst 
Su-mo.**)  Sie  Avird  wie  die  vor- 
erwähnten roh  und  in  Salz  eingemacht 
gegessen. 

Die  berühmte  Prunus  Mume  mit 
ihren  herrlichen  rosa  Blüten  hat  sehr 
harte,  saure,  pfirsichähnliche  Früchte. 
Prunus  tomentosa  Thunb.,  P.  pseudo- 
cerasus  Lindl.  und  P.  incisa  Thunb. 
haben  nur  kirschengrosse  Früchte. 


**)  mo  ist  die  Mandel.     L.  W. 


Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Das  zweite  Winterfest  wird  in  ähnlicher  Weise  wie  das  erste  im  Hotel 
Imperial,  am  Donnerstag,  den  12.  Januar  abgehalten  werden. 


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Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Das  Winterfest  lindel  nicht,  wie  in  C.artentlora  Xr.  23  S.  041  ant;ezeigt 
war.  am  12.,  sondern  erst  am  Donnerstag  den  19.  Januar  8  Uhr  präc.  im 
IJotel  Imperial,  Unter  den  Linden  44,  statt  und  wird  durch  ein  Abendessen 
mit  Ball  gefeiert.  Preis  der  Eintrittskarte  3,50  M.  Anmeldungen  mit  Angabe, 
wieviel  Damen  und  wieviel  Herren,  sind  bis  zum  11.  Januar  an  den  Vor- 
sitzenden des  Festausschusses,  Herrn  Kgl.  Hoflieferanten  J.  F.  Loock,  Berlin  N., 
Chausseestr.  52a  zu  richten.  Gäste  willkommen.  Um  zahlreiche  Beteiligung 
bittet  Der  Festausschuss. 


Die  „Kleine  Margareten-Birne"  (Petite  Marguerlte  Leroy). 

(Hierzu  Tafel    1437.) 

TYTnter  den  frühen  Birnen,  die  Ende  August  bis  Anfang  September  reifen. 
1^'  ist  die  >^Kleine  Margareten-Birne«,  Petite  Marguerite,  Leroy  74Q,  eine  der 
empfehlenswertesten  in  Gemeinschaft  mit  der  Mangeots  Butter  -  Birne,  der 
Erzherzogs-Birne,  derFrühenvon  Trevouy.  der  grossen  langenSoramerAluskateller 
u.  dergl.  Sie  wurde  1862  von  Andre  Leroy  in  Angers  erzogen  und  nach  seiner 
Enkelin  Marguerite  Appert  «PetiteMarguerite«  genannt.  Leroy  sagt:  »Sie  ist  sicher- 
lich die  besteBirne  des  August  und  ist  in  der  Regel  i4Tage  früher  als  die  Williams». 

Blätter  oval,  zugespitzt,  kurz  gezähnt,  glänzend,  dunkelgrün,  Blattstiel 
lang.  Die  Frucht  ist  von  mittlerer  Grösse  und  von  Bergamottenform,  doch 
lindet  man  auf  demselben  Baum  auch  Früchte,  die  der  Dechantsform  nahe- 
kommen und  mehr  kegelförmige  Gestalt  haben.  I>eroy  beschreibt  sie  als 
unregelmässig  eirund,  beulig,  kurzstielig.  Derartige  Früchte  fand  ich  auch, 
aber  nur  ausnahmsweise,  an  meiner  Pyramide  und  meiner  Uform.  —  Haut 
grün,  grau  und  bräunlich  punktiert,  glatt,  glänzend,  Sonnenseite  ein  wenig  matt 
bräunlich  gestreift  und  geflammt,  Punkte  klein,  zahlreich,  Rosfiiguren  oft  um 
den  Stiel,  wenig  um  den  Kelch;  Rostflecke  oft  über  die  Frucht  hier  und  da 
vorhanden,  aber  selten;  Stiel  bei  meinen  Früchten  lang,  zuweilen,  wie  bei 
Leroy,  kurz,  etwas  gebogen,  holzig,  kräftig:  um  den  Stiel,  der  in  rippiger  oder 
beuliger,  ziemlich  flacher  Einsenkung  steht,  einige  beulige  Erhöhungen;  Kelch 
offen  bis  halboffen,  in  geringer  Einsenkung  stehend;  Kelchblättchen  in  der 
Regel  aufrecht,  fleischig,  hartschalig;  Fleisch  grünlich  weiss,  fein,  sehr 
schmelzend,  saftig,  wenig  Körnchen  enthaltend,  süss,  etwas  gewürzt,  wohl- 
schmeckend.    Reife:   August  bis  September. 

Der  Baum  Avächst  schön  pyramidenförmig,  kräftig,  ist  hart  und  zu  jeder 
Form  geeignet,  am  besten  zu  Hochstamm  und  Pyramiden,  in  welcher  Form  er 
ohne  Tadel  ist.  Die  Früchte  zeichnen  sich  dadurch  aus,  dass  sie  immer  in  Büscheln 
stehen;  um  Bruch  des  Fruchtträgers  und  um  gleichmässig  grosse  Früchte  zu  erzielen, 
ist  es  nötig,  alle  kleinen  Früchte  auszubrechen  und  nur  zwei  bis  drei  gut 
ausgebildete  schöne  Früchte  stehen  zu  lassen,  auch  darauf  zu  achten,  dass  diese 
gehäuften  Früchte    stets  ITnterstützung  gegen   den  Bruch  des  Zweiges  erhalten. 

Die  Frucht  ist  eine  der  besten  Ende  August,  Thomas  sagt:  Gründliche  Ver- 
suche mit  dieser  Züchtung  Leroys  werden  dieFrucht  sicherlich  zu  denSorten  erster 
Güte  sowohl  des  Liebhabers  wie  des  Obstzüchters  machen.  C.  Mathieu. 


6^0  853.  \'ersammlung  des  \'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

853.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
am  24.  November  1898. 

I.  Der  Vereinsdirektor,  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner.  machte  der 
Versammlung  Mitteilung  von  dem  Hinscheiden  des  langjährigen  Mitgliedes 
Herrn  Rudolph  Metz  und  die  Anwesenden  erhoben  sich  zu  I-'hren  des 
Verstorbenen  von  ihren  Sitzen. 
}].  Hierauf  beschloss  die  Versammlung,  Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl 
Mathieu-Charlottenburg.  anlässlich  seines  70.  Geburtstages  am  1.  I)ezember 
zum  Ehrenmitgliede  zu  ernennen. 

III.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Pfarrer    Behrend-Berlin  SW'..    C.neisenaustrasse     100,     durch 

L.  Wittmack; 

2.  ,.       Gärtnereibesitzer    Steffen -Dalldorf    durch     Herrn    F.  Üluth: 

3.  ,,      Fabrikbesitzer  Georg  Ilillman  n-Herlin  X..  Rheinsbergerstr.  13. 

durch  Herrn  Kretschman  n: 

4.  ,,      Buchdruckereibesitzer    Georg    W.    Büxenstei  n-Beiiin     SW.. 

Friedrichstr.  240,241.   durch  L.  Wittmack; 

5.  ,,      Prinzl.  Reussscher  Schlossgärtncr    G.  Zschäkel  in  Trebschen 

bei  Züllichau  durch  L.  Wittmack; 

6.  ,,      Gärtnereibesitzer  Fritsch-Bernau.   Kaiserstr.  74,  durch   Herrn 

Bacher: 

7.  Die     Gartenbau  -  Gesellschaft     zu     I-'rankfurt      a.     M.     durch 

L.  Wittmack; 

8.  Herr  Fabrikbesitzer  R.  Seidel-Berlin  W..  Thiergartenstr.  27.  durch 

Herrn  C.  Lackner; 

9.  „      Kgl.   Hoflieferant    A.   Käding-Schwiebus    und    Rixdorf   durch 

Herrn  Garteninspektor  Perring; 
10.      ,,      Gartenbauingenieur    York  Wilm.  Tempelhof   bei   Berlin  SW.. 
Stolbergerstr.   1.  durch  L.  W-ittmack. 

IV.  Ausgestellte  Gegenstände.  1.  Herr  Carl  Kuntze.  Mitinhaber  der 
Firma  J.  C.  .Schmidt-Berlin  und  Steglitz,  hatte  ein  ganz  rein  gelbes,  weiss- 
berandetes  Cypripedium  insigne  übersandi.  welches  sein  Obergärtner. 
Herr  Wetzel.  näher  erläuterte.  Das  Exemplar  ist  im  vorigen  Jahre  untrr 
einem  Import  von  gewöhnlichen  Cypripedium  insigne  gefunden  und  hat 
damals  mit  einer  Blume  geblüht,  jetzt  mit  zwei.  —  Herr  Gartenbau- 
direktor C.  Lackner  bemerkt,  dass  im  vorigen  Jahre  unter  einer  grossen 
Importation  von  F.  Sander  auch  eine  rein  gelbe  gefunden  sei,  die  mit 
dem  enorm  hohen  Preise  von   ca.   2000  M.  bezahlt  wurde. 

2.  Herr  Handelsgärtner  F.  Goedecke  in  Seehof-Gross-Lichterfelde 
erfreute  die  Versammlung  durch  eine  grosse  Zahl  abgeschnittener  Rosen 
in  herrlichster  Blüte,  um  zu  zeigen,  dass  auch  im  November  bei  uns 
Rosen  getrieben  werden  können.  Herr  Goedecke  schilderte  des  Näheren 
seine  Methode.  Er  pflanze  die  Rosen  nach  amerikanischer  Art  frei 
im  Hause  aus  *)  Streng  genommen  sind  es  Kästen,  die  überbaut  und 
geheizt  werden.     Es  wächst  und  blüht  bei  ihm  sozusagen  das  ganze  Jahr. 


*)    Siehe    über     amerikanische  Rosenkultur:    Gartenflora     i8g4    S.     5()8,     i8()5     S.     igG 
m.  Abb.,  S.   226  m.  Abb. 


853.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  ßc,  i 


besonders  aber  hat  er  während  des  ganzen  Winters  blühende  Rosen.  Die 
Hauptsorten  sind:  Kaiserin  Auguste  Victoria,  la  France,  Ferdinand  Jamin, 
Belle  Siebrecht,  Meteor  etc.  Die  beiden  zuerst  genannten  dürfen  nicht 
zu  warm  getrieben  werden,  bei  Tage  bei  14 — 16"  R.,  Nachts  12  —  14O. 
Herr  Schön fliess  sprach  seine  Freude  darüber  aus,  dass  es  der 
deutschen  Gärtnerei  möglich  sei,  solch  prachtvolle  Rosen  jetzt  zeigen  zu 
können,  und  wünschte  nur,  dass  auch  die  Preise  angemessen  werden 
möchten. 

3.  Herr  Obergärtner  MaxLöbener  an  der  Versuchsstation  zu  Wädens- 
weil  bei  Zürich  hatte  eine  Apfel-Neuheit  übersandt,  die,  wie  Herr 
Gartenbaudirektor  Carl  Alathieu  nachträglich  feststellte,  wohl  vom 
»Kleiner  Fleiner«  abstammen  möchte.  Es  ist  ein  nur  mittelgrosser, 
hochgebauter  Apfel,  fast  von  Gestalt  des  Prinzenapfels,  aber  kleiner  und 
nach  dem  Kelch  hin  etwas  kantig  gebaut,  dabei  von  einer  herrlichen 
Röthe.  Die  Früchte  stammen  von  einigen  alten  Bäumen  am  Bodensee. 
Der  Geschmack  ist  ausgezeichnet,  etwas  ananasartig. 

4.  Von  Herrn  Obergärtner  Driese  in  Gross-Kammin  war  sein 
»Hermannsapfel«  eingeschickt,  ein  grosser,  schön  rotwangiger  Apfel 
mit  etwas  gelblichweissem,  höchst  wohlschmeckendem  Fleisch.  Herr 
Junge,  Geschäftsführer  für  Obstbau  bei  der  Landwirtschaftskammer  der 
Provinz  Brandenburg,  gab  nähere  Erläuterungen  hierüber.  Fast  auf  allen 
Ausstellungen,  die  Herr  Driese  beschickt,  findet  sich  sein  Hermannsapfel, 
stets  ist  er  rein  von  Flecken,  stets  schön  geformt  und  schön  gefärbt.  Anfang 
der  fünfziger  Jahre  bezogHerrDrieseBäume  aus  verschiedenen  Baumschulen 
die  Etiketten  gingen  zum  Teil  verloren,  so  auch  bei  dieser  Sorte,  und 
trotz  aller  Bemühungen  der  tüchtigsten  Pomologen  war  es  nicht  möglich, 
dieselbe  zu  bestimmen.  Damit  der  schöne  Apfel  aber  doch  einen  Namen 
habe,  taufte  Herr  Driese  ihn  Hermannsapfel,  nach  dem  Grafen  Hermann 
von  Arnim-Boitzenburg.  Herr  Driese  lobt  die  Sorte  ausserordentlich; 
freilich  hat  Herr  D.  guten,  nahrhaften,  lehmigen  Boden,  mit  Lehm  im 
Untergrunde,  aber  da  er  ziemlich  feucht  in  der  Tiefe  ist.  so  ist  er  doch 
kalt.  Übrigens  gedeiht  der  Apfel  nicht  bloss  bei  Herrn  Driese  gut, 
sondern  auch  andere  Aussteller  haben  ihn  in  gleicher  Güte  auf  Aus- 
stellungen vorgeführt.  Nach  Herrn  Gartenbaudirektor  Carl  Alathieu 
möchte  es  vielleicht  der  Mecklenburger  Königsap  fei  sein,  doch  kennt 
Herr  M.  diesen  nur  aus  Beschreibungen. 

5.  Von  Herrn  Rittergutsbesitzer  Kr  eller  auf  Weischlitz  bei  Plauen 
(Königr,  Sachsen)  waren  neun  Sorten  Äpfel  zur  Bestimmung  üb**ersandt, 
die  sich  in  dem  dortigen  rauhen  Klima  des  sächsischen  Voigtlandes  noch 
gut  bewähren.  Da  von  jeder  Sorte  nur  ein  Stück,  meist  in  einem  kleinen 
Exemplar,  eingeschickt  war.  so  liess  sich  eine  Bestimmung  nicht  durch- 
führen und  wurde  auf  Empfehlung  des  Herrn  Junge  dem  Einsender 
geraten,  mehrere  Exemplare  von  jeder  Sorte  dem  Herrn  Direktor  Lucas  in 
Reutlingen  (Württemberg)  einzusenden.  Dort  ist  die  Auskunftsstelle  des 
Deutschen  Pomologenvereins,  nicht,  wie  Herr  Kreller  angenommen  hatte, 
in  Berlin. 

6.  Flerr  Tübbecke  -  Stralau  führte  eine  glänzende  Leistung  in  ab- 
geschnittenen, riesig  grossen  Chrysanthemumblumen  vor  und  bemerkte. 


ß- 2  853.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

dass  die  A^orgeführten  Sorten  sich  zum  Schnitt  sehr  empfehlen.  Alle 
waren  schon  vierzehn  Tage,  Viviand  Morel  tereits  vier  Wochen  in 
Blüte.  Bei  der  Kultur  ist  es  ein  grosser  Unterschied,  ob  man  kleine 
Blumen  oder  grosse  wie  die  vorliegenden  haben  will.  Die  Pflanzen,  von 
denen  diese  Blumen  stammen,  sind  gesteckt  am  7.  April,  dann  zweimal 
umgepflanzt,  verschiedene  Male  gejaucht  und  ausgekniffen,  zuerst  die 
Seitentriebe,  nachher  auch  die  Knospen.  Der  Vorsitzende  sprach  seine 
Freude  über  diese  Erfolge  aus. 

7.  Herr  Obergärtner  Lehmann  legte  aus  dem  Garten  des  Herrn 
Lieutenant  Wollanck  in  Dammsmühle  *)  einige  riesige,  schön  weisse 
Blüten  von  Datura  (Brugmannsia)  suaveolens  Humboldt  et  Bonpland 
(D.  arborea  Hort.,  nicht  L.)  vor,  die  bis  25  cm  lang  waren,  und  wies 
auf  die  seltsame  Erscheinung  hin,  dass  die  Pflanzen,  obwohl  sie  im 
Sommer  überreich  geblüht,  jetzt,  nachdem  sie  eingeräumt  sind  und  alle 
Blätter  abgeworfen  haben,  seit  Anfang  Oktober  wieder  ununterbrochen 
blühen.**) 

8.  Herr  Gärtnereibesitzer  Körper  in  Fürstenwalde  führte  eine  Anzahl 
Stauden  vor,  die  sich  zum  Teil  für  Winter-Teppichbeete  eignen,  so  z.  B. 
Sedum  cristatum,  Sedum  Middendorffianum,  letztere  schön  rötlich  gefärbt, 
Coreopsis,  deren  Blätter  ein  gutes  Bindematerial  geben,  etc. 

9.  Ausserdem  zeigte  Herr  Körper  sehr  schlank  gewachsene  Rosen- 
wildlinge vor,  die  er  nicht  aus  Samen,  sondern  durch  Absenken  erhalten 
hatte,  indem  er  die  Zweige  an  der  Basis  niederlegte  und  mit  Erde  be- 
schüttete. Die  beschüttete  Stelle,  die  selbstverständlich  mit  dem  fort- 
wachsenden Triebe  dann  ein  Knie  bildet,  bewurzelt  sich  sehr  bald  in 
reichem  Masse  und  man  kann  die  Wildlinge  sowohl  für  Töpfe  als  fürs 
freie  Land  gut  verwenden. 

10.  Ferner  erläuterte  Herr  Körper  eine  Methode  zum  Veredeln  von 
hochstämmigen  Stachelbeeren,  die  in  einer  Art  Ablaktieren  besteht. 

Des  Weiteren  empfahl  Herr  Körper,  statt  der  bunten  Seidenbänder 
zum  Verzieren  der  Blumenstöcke  das  Bindematerial  aus  dem  Pflanzenreich 
zu  nehmen,  so  z.  B.  Blätter  von  Arundo  Donax,  das  südeuropäische 
Rohr,  das  mächtige  Büsche  bildet  und  unter  Decke  bei  uns  aushält.  Ferner 
Lonicera  brachypoda  fol.  var.,  die  Triebe  von  1,5  bis  2  m  Länge 
macht  und  sich  auch  zu  Spalieren,  Hecken  etc.  eignet,  wie  man  u.  A. 
in  Frankfurt  a.  M.  sieht. 
V.  Der  Antrag  der  Vereinigten  Ausschüsse,  die  Wahl  des  I.Stellvertreters 
des  Vereinsdirektors  schon  am  29.  Dezember  vorzunehmen,  wurde 
nach  kurzer  Debatte  einstimmig  angenommen. 
VL  Herr  Geschäftsführer  Junge,  der  mit  Herrn  Brettschneider  als  Ordner 
thätig  gewesen  war,  besprach  hierauf  die  am  Sitzungstage  im  Vereins- 
lokale veranstaltete  kleine  Obstausstellung. 


*)  Siehe  die  Beschreibung  dieses  Gartens  in  Gartenflora  1898,  Heft  i5,  S.  400. 
**)  Es  wird  von  Dunal  in  De  Candolle,  Prodromus  XIII  i,  S.  548  angegeben,  dass  die 
gewöhnliche  D.  suaveolens  (D.  arborea  Hort.)  aus  Mexiko  sich  von  der  echten  D.  arborea 
I.inne  aus  Peru  nur  dadurch  unterscheide,  dass  die  Staubbeutel  verklebt  seien;  das  ist  aber 
bei  den  vorliegenden,  allerdings  zum  Teil  halbgefüllten  Exemplaren  nicht  der  Fall.  Ein 
Exemplar  hatte  übrigens  6  Staubgefasse.     L.  W. 


853.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  5^.^ 

Es  waren  gefordert  worden  und  auch  ausgestellt  die  zehn  besten 
Obstsorten,  welche  nach  den  Erfahrungen  des  Ausstellers  sich  seit  Jahren 
gut  bewährt  haben,  regelmässig  gut  getragen  und  vor  allem  dem  Besitzer 
Rente  gebracht  haben.  Die  stille  Hoffnung,  hier  möglichst  wenig  Sorten 
zu  sehen,  wurde  aber  nicht  erfüllt,  denn  die  etwa  16  in  Betracht  kommen- 
den Aussteller  hatten  61  Sorten  Äpfel  gesandt.  Darunter  waren  vertreten: 

Winter-Goldparmäne  neunmal,  Canada-Reinette  siebenmal,  Harberts  R., 
purpurroter  Cousinot  und  roter  Eiserapfel  je  fünfmal,  Baumanns  R.,  ge- 
flammter Kardinal  und  Landsberger  R.  je  viermal,  Schöner  von  Boskoop, 
Danziger  Kantapfel,  Muskat-R.,  Casseler  R.,  Königlicher  Kurzstiel, 
Werdersche  Wachs-R.,  Kaiser  Alexander-  und  Bismarck-Apfel  je  dreimal, 
viele  andere  nur  zwei-  oder  einmal. 

Man  kann  also  ein  allgemeines  Resultat  aus  der  Ausstellung  nicht 
ziehen,  wohl  aber  kann  jeder  Einzelne  für  seine  Verhältnisse  sich  be- 
herzigenswerte Lehren  entnehmen,  wenn  er  die  Bemerkungen  über  Ober- 
krume, Untergrund,  Grundwasserstand  etc.  auf  den  beigelegten  Zetteln 
beachtet.  Es  ist  namentlich  auch  nach  dem  Grundwasser  gefragt,  da 
seine  Höhe,  auch  etwa  eine  wechselnde  Höhe,  von  Wichtigkeit  ist. 
Einzelne  haben  geantwortet:  »Kein  Grundwasser«;  da  steht  es  also  sehr 
tief.  Andere  haben  gesagt:  »stehend«;  damit  ist  aber  nicht  gesagt,  ob 
stehend  hoch  oder  stehend  tief.  Dass  die  Ausstellnng  auf  diese  Weise 
Nutzen  gestiftet,  ergebe  sich  u.  a.  daraus,  dass  von  den  Studierenden  der 
landwirtschaftlichen  Hochschule  sich  einige  die  für  ihren  Boden  geeigneten 
Sorten  notiert  hätten. 

Die  Preisrichter  haben  besonders  geprüft:  1.  die  Richtigkeit  der 
Namen;  2.  die  Ausführlichkeit  der  Angaben  auf  dem  Fragezettel;  3.  das 
Aussehen  der  Früchte,  denn  fleckige,  wurmstichige  Exemplare  dürfen 
nicht  zugelassen  werden.  Es  muss  dahin  gestrebt  werden,  möglichst 
tadelloses  Obst  zu  ziehen  und  dasselbe  tadellos  zu  behandeln;  um  so 
höher  und  um  so  leichter  wird  es  verkauft, 

Herr  Junge  verliest  alsdann  die  Liste  der  Preisgekrönten.  (S.  Gartenfl. 
Heft  23  S.  645.) 

Herr  Inspektor  Dressler  gab  aus  seiner  Ausstellung  1.  den  Apfel 
Cox  Orange-Reinette  zum  Kosten  herum,  um  auf  diesen  schönen  Apfel 
aufmerksam  zu  machen.  Er  wetteifert  mit  dem  Gravensteiner,  gedeiht 
ganz  vorzüglich  auf  Sandboden,  der  in  der  Tiefe  feucht  ist,  und  trägt 
jedes  Jahr;  2.  legte  er  vor:  den  Bellefleur,  im  Geschmack  dem  Winter- 
Calvill  ähnlich;  3.  Winter-Calvill  vom  Hochstamm,  hält  sich  bis  nach 
Ostern,  schmeckt  freilich  vom  Hochstamm  nicht  ganz  so  fein,  wie  vom 
Formbaum;  4.  Harberts  Reinette;  5.  gelber  Edelapfel;  6.  Winter-Gold- 
parmäne, welch  letzterer  zwar  kein  feiner  Apfel  ist;  7.  Schielers  Tauben- 
apfel, schmeckt  sehr  gut,  trägt  aber  nicht  immer  reichlich.  —  Der  »Praktische 
Ratgeber«  hat  empfohlen,  grosse  Früchte  anzubauen;  das  ist  nach  Herrn 
Dressler  nicht  richtig;  Kaiser  Wilhelm,  Alexander,  Cox  Pomona  sind 
alles  grosse  Apfel,  aber  meist  nur  für  die  Küche  geeignet. 

Bezüglich  der  Preisverteilung  bemerkte  Herr  Dressler,  dass  er  keine 
vorschriftsmässigen,  guten  Früchte  ausgestellt  habe  und  deshalb  auf  die 
kleine  silberne  Medaille  verzichte. 


QcA  853.  Versammlung  des  \'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Herr  Obergärtner  Schultz- Villa  Veit-Steglitz  weist  darauf  hin,  dass 
seine  Bäume  auf  Lehm  stehen,  fast  alle  anderen,  von  denen  Obst  vor- 
liegt, auf  Sand.  Die  meisten  Birnen,  selbst  die  vorzüglichen  des  Gartenbau- 
direktors Buntzel,  seien  mit  Rost  bedeckt;  das  liege  an  dem  kalten 
Wetter  in  diesem  Sommer,  die  Birnen  wollen  mehr  Wärme  haben.  Im 
übrigen  habe  der  Verein  selbst  schuld,  wenn  nicht  alles  auserlesenes 
Obst  sei,  man  habe  ausdrücldich  Durchschnitts-Exemplare,  keine  Schau- 
früchte verlangt  (S.  590  d.  Gartenll.),  ausserdem  sei  vielen  nicht  bekannt 
gewesen,  dass  eine  Prämiierung  vorgenommen  werden  solle.  In  Gross- 
Lichterfelde  habe  man  es  vor  vier  Wochen  anders  gemacht.  Da  war 
keine  Prämiierung.  aber  wohl  fünfzigmal  so  viel  Obst.  Von  diesem  wurden 
die  am  besten  geeigneten  zehn  Sorten  Apfel  und  zehn  Sorten  Birnen  aus- 
gewählt, vorgezeigt,  von  Herrn  Buchdruckereibesitzer  Radetzki  in  einem 
interessanten  Vortrage  besprochen  und  beschlossen,  diese  künftig  an- 
zupflanzen, die  Bäume  aber  aus  der  Umgegend  von  Berlin  zu  beziehen. 
VII.  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Hampel  zeigte  an,  dass  das  Winterfest 
am  Donnerstag  den  12.  Januar  1899*)  im  Hotel  Imperial  stattfinden 
werde,  und  ladet  zu  reger  Beteiligung  ein.  Die  Behauptung  eines  Mit- 
gliedes, dass,  soweit  er  gehört,,  auf  dem  ersten  Winterfest  so  viele  Gäste 
da  gewesen,  dass  manche  Mitglieder  keinen  Platz  erhalten,  wurde  mit 
dem  Hinweis  darauf,  dass  noch  viel  Raum  gewesen,  widerlegt.  Gäste  sollen 
uns  auch  diesmal  herzlich  willkommen  sein. 
VIII.  Hierauf  hielt  Herr  Landschaftsgärtner  Brodersen  (in  Firma  F.Körner), 
Steglitz  einen  höchst  interessanten  Vortrag  über  englische  Gärten,  der 
besonders  abgedruckt  werden  wird.  Hier  sei  nur  der  Teil  kurz  angedeutet, 
der  sich  auf  einen  Vergleich  des  botanischen  Gartens  in  Kew  mit  dem 
jetzt  im  Entstehen  begriffen  neuen  Königl.  botanischen  Garten  in  Dahlem 
bei  Berlin  bezog,  weil  sich  an  diesen  eine  längere  Debatte  knüpfte. 

Wir  haben  in  Dahlem,  sagte  Herr  Brodersen,  ein  Terrain  von  so 
mannigfaltiger  Bodengestaltung  (während  Kew  fast  ganz  eben  ist),  dass 
Einem  das  Flerz  aufging,  als  man  hörte,  dahin  solle  der  botanische  Garten 
kommen ;  aber  man  zerstört  jetzt  dort  die  schönste  Thalmuldc  durch 
einen  Weg,  um  auf  einen  Berg  zu  kommen,  anstatt  den  Weg  nicht  viel 
weiter  um  in  der  Mulde  hinauf  zu  führen. 

Herr  Gartenbaudirektor  Hampel:  Auch  ich  bin  enttäuscht  von  der 
Anlage  und  hätte  gewünscht,  dass  der  Berliner  botanische  Garten  bei 
seiner  hohen  wissenschaftlichen  Bedeutung  auch  in  Bezug  auf  Boden- 
formation künstlerisch  durchgeführt  werde.  Die  Schlucht,  die  sich  von 
der  Potsdamer  Chaussee  nach  der  Höhe  hinaufzieht,  wo  die  Gebirgs- 
formationen  dargestellt  werden  sollen,  und  die  zu  einem  lieblichen  Thal 
hätte  umgewandelt  werden  können,  wird  von  einem  7  bis  9  m  hohen, 
dammartigen  Fahrweg  durchschnitten,  der  das  Thal  in  zwei  Gruben  teilt. 
Wer  jemals  in  einem  Gebirge  gewesen  ist  und  den  Aufbau  der  Gebirge 
kennt,  wird  zugeben,  dass  diese  gewaltsame  Zerstörung  des  Thaies  ein 
Fehler  ist,  wie  er  in  Berlin  nicht  hätte  gemacht  werden  sollen.**)     Hätte 

*)  Inzwischen  auf  den    iq.  Januar  verlegt. 
**)  Nach  Erkundigungen    an    den    massgebenden    Stellen  bleibt    die   Sache    gar  nicht  so, 
wie  sie  jetzt  ist.     Die  „Grube"  rechts  vom  Wege  wird  aufgehöht,  terrassiert  und  dient  zur  Aut- 


853.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  S^U. 

man  den  Weg  am  Rande  des  Thaies  entlang  geführt,  so  wäre  er  nicht 
viel  länger  geworden  und  man  hätte  eine  schöne  Scenerie  geschalTen. 
Gottlob  ist  es  noch  nicht  zu  spät,  um  den  Fehler  zu  beseitigen. 

Herr  Königl.  Garteninspektor  Perring:  Der  ganze  Plan  zum  neuen 
botanischen  Garten  ist  von  dem  Vorsitzenden  des  Vereins  deutscher 
Gartenkünstler,  Herrn  städt.  Garteninspektor  Axel  Fintelmann,  nach 
Rücksprache  mit  dem  Direktor  und  mir  entworfen  und  der  betr.  Weg 
von  ihm  gezeichnet.  Dabei  war  vorausgesetzt,  dass  ein  Tümpel  unmittelbar 
bei  der  kleinen  Kolonie  Neu-Lichterfelde  zugeschüttet  werden  könnte; 
nj'.chträglich  hat  sich  aber  herausgestellt,  dass  die  vier  Besitzer  von  Neu- 
Lichterfelde  ein  Mitbenutzungsrecht  auf  diesen  Tümpel  haben,  und  daher 
musste  der  Wirtschaftshof,  der  dorthin  kommen  sollte,  verlegt  werden, 
damit  aber  auch  der  in  Rede  stehende  Hauptweg.  Letzterer  ist,  während 
ich  in  Karlsbad  war,  ca.  30  m  weiter  nach  links  verschoben,  was  vielleicht 
etwas  zu  viel;  aber  das  Thal  wird  davon  gar  nicht  berührt.  Die  Mulde 
rechts  vom  Wege  sollte  sowieso  zugeschüttet  werden  und  zur  Aufnahme 
der  Kulturhäuser,  Mistbeete  etc.  dienen,  eine  schone  Aussicht  in  ein  Thal 
Aväre  hier  also  doch  nicht  möglich  gewesen;  links  vom  Wege  sollen  die 
pflanzengeographischen  Abteilungen  etc.  Platz  erhalten.  Der  Hauptweg, 
der  die  beiden  Eingänge  an  der  Fichtestrasse  und  an  der  Potsdamer 
Chaussee  verbindet,  durfte  doch  auch  nicht  gar  zu  gekrümmt  verlaufen, 
sondern  er  soll  eine  möglichst  direkte  ^'erbindung,  wenn  auch  keine 
schnurgerade,  herstellen,  was  zumal  für  die,  welche  die  Schauhäuser 
besichtigen  wollen,  besonders  im  Winter  wichtig  ist.  Im  übrigen  wird 
in  einem  botanischen  Garten  auch  auf  die  wissenschaftliche  Seite  Rück- 
sicht zu  nehmen  sein,  und  gerade  in  unserem  Garten  soll  das  »System« 
ganz  ausgedehnt  werden,  während  das  in   Kew  mehr  zurücktritt. 

Herr  Consul  Seifert  hob  noch  hervor,  dass  England  seine  Kolonieen 
in  allen  Zonen  habe  und  dass  die  Engländer  von  überall  her  für  ihr 
Mutterland,  namentlich  für  den  Garten  in  Kew,  sorgen. 

Herr  städt.  Obergärtner  Weiss:  Bei  der  Aufstellung  des  Projektes  hat 
man  den  Gartentechniker  zu  Rate  gezogen;  damit  war  seine  Thätigkeit 
aber  beendet.  Jetzt  wird  der  Landschaftsgärtner  nicht  mehr  gefragt;  hier 
ist  auch  Herr  Perring  nicht  gefragt.  Es  ist  notwendig,  das  öffentlich 
zu  rügen. 
IX.  Dem  Oberschlesischen  Gartenbauverein  in  Oppeln  wurde  nachträglich 
eine  zweite  grosse  silberne  Medaille  statt  einer  kleinen  überwiesen,  da 
die  Preisrichter  aus  Versehen  zwei  grosse  vergeben  hatten. 
X.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Bluth,  Herzberg, 
Marquardt-Zossen,  Schlegel  und  Garteninspektor  Silex-Tamsel  bei 
Küstrin,  hatte  folgende  Preise  zuerkannt: 

1.  Herrn  Ilandelsgärtner  Goedecke  -  Seehof   bei  Gr.-Lichterfelde    für 

abgeschnittene    blühende    Rosen    eine    grosse    silberne  Medaille; 

2.  Herrn    Gärtnereibesitzer     Tübbecke  -  Stralau     für     abgeschnittene 

Chrysanthemum   indicum  den  Monatspreis  von   15  Mark; 


nähme  der  Kulturhäuser  und  Mistbeete;  die  ,, Grube"  links  erhält  ganz  sanfte  Böschungen  und 
wird  zur  Anpflanzung  von  Sumpfgewächsen  benutzt  werden.  —  Man  bittet,  nicht  eher  ab- 
zuurteilen, als  bis  alles  fertig  ist.  Herr  Brodersen  ist  von  den  Beteiligten  gebeten,  sich  die 
Sache  an  der  Hand  der  Pläne  etc.  anzusehen.     L.  W. 


6_56_ 


Vertilgung  des  Apfelschorfes.   —  Tagesordnung. 


3.    Herrn  J.  C.  Schmidt- Berlin  (Inhaber  Kuntze)  für   ein  einfarbiges 
gelbes  Cypripedium  insigne  ein  Ehrendiplom. 
XL  Aufgenommen     wurde     als     wirkliches    Mitglied     Herr     Stadtverordneter 
Gericke-Berlin  und  Tegel. 

Carl  Lackner.  L.  Wittmack. 


Vertilgung  des  Apfelschorfes, 
Fusiciadium  dentriticum,  durch  Bordelaiser-Brühe. 


g^  (Hierzu  Abb.    i35.) 

TyTnsere  Abbildung  135  ist  eine  Photographie  von  Äpfeln  (Goldparmänen)_ 
1^  welche  unser  Mitglied,  Herr  Dr.  Krüger,  in  der  Sitzung  der  vereinigten 
Ausschüsse  am  1.  Dezember  vorzeigte.  Sie  lehrt,  welche  Wirkung  eine  richtig 
durchgeführte  Kupferbespritzung  auf  die  Obstbaumfrüchte  hat.  Die  Apfel  links 
stammen  von  solchen  Bäumen,  die  zwecks  Bekämpfung  des  Fusicladium-Pilzes 
bespritzt  waren,  w^ährend  die  Früchte  rechts  unbespritzten  Bäumen  entnommen 


bespritzt  Abb.    i35.     Aepfel   (Goldparmänen).  unbespritzt 

Pliotogiaphiert  von  Dr.  Friedrich  Krüger. 

sind.  Ausser  der  Bespritzung  war  die  Behandlung  der  Bäume  vollständig  die 
gleiche.  Das  Kupfer  verhinderte  also,  wie  die  Abbildung  zeigt,  nicht  nur  das 
Auftreten  des  Fusiciadium.  sondern  bewirkte  auch,  dass  die  Früchte  wesentlich 
grösser  und  ansehnlicher  wurden. 

Eine  diesbezügliche,  im  Druck  fertig  vorliegende  Abhandlung  des  Herrn 
Dr.  Krüger  musste  leider  aus  Mangel  an  Raum  zurückgesetzt  werden;  sie  wird 
in  einer  der  nächsten  Nummern  dieser  Zeitschrift  erscheinen.  D.Red. 


Tagesordnung- 


für  die 

854.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  1  Gartenliaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  29-  Dezember  1898,  6  übr, 

im  grossen  Hörsaal  der  Königl.  landw.  Hochschule,  Invalidenstrasse  42. 

I.  Ausgestellte  Gegenstände.  2.  Wahl  des  i.  Stellvertreters  des  Vereinsdirektors. 
3.  Vortrag  des  Herrn  Prof.  Dr.  Frank:  Neue  Mitteilungen  über  die  einheimischen  Obst- 
schildläuse  im  Vergleich  zur  San  Jose-Schildlaus,  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
Tiroler  Obstbaues.  4.  Vortrag  des  Herrn  Hofgärtner  Hoffmann  über  die  Chrysanthemum- 
Ausstellung  in  Hannover.     5.  Grosse  deutsche  Winter- Ausstellung  im  Februar   1900. 


Inhal-t. 


I.  Abbildungen. 


a)  Tafeln. 

(Die  Zahlen  bedeuten  die  Nummer  der  Tafel.) 

Aechmea  cylindrat"    i  147. 

Apfel  „Andenken  an  Palandt"   1453. 

Birne,      Margareten     145-,     „Triomphe   de 

Vienne"   1449. 
Rorettt  (Dabeocia)  cantabrica   1450. 
Catalpa  hvbrida   1454. 
Dabeocia  cantabrica   1450. 
Exochorda  grandifiora  Lindl.   1455. 
Iris  ensata  Tliunberg  var.  pabularia  Naudin 

1452. 
Ipomoea    Perringiana    Üammer    nov.    spec. 

1446. 
Margaretenbirne   i4-"^7. 
Pirus  floribunda  atrosanguinea   1448. 
Richardia  Pentlandii   1456. 
Rubus  deliciosus  Torrey   145 1. 
Zantedeschia,    (Richardia)    Pentlandii    1436. 

b)  Abbildungen  im  Text. 

(Die     Zahlen     bedeuten     die     Seite.) 

Acalypha  Sanderi   276. 

Acer     lasicum      124,     quinquelobum      i23, 

pseudolatanus  stenopterum   121. 
Adenophora  Potanini  584 
Aepfel,  bespritzt  und  unbespritzt  656. 
Amarantus   quadricolor  i32. 
Austernfürmige   Schildlaus  397. 
Aspidiotus  perniciosus  1 34, 395,  ostreaeformis 

154. 
Aster,  Mignon-   191,  Triumph-  191. 

Billbergia  Hoelscheriana  287. 

Bismarck  in  der  Spälh'schen  Baumschule 
169. 

Bohne,  Busch-,  Erfurter  markige  Fleisch- 
29,  gelbschotige  Flageolet -Wachs-  28, 
Stangen-,  allerfrüheste,  langschotige 
„Zehnwochen"  632,  hlauschotige  Schlacht- 
schwert- 535,   Korbfüller -Wachs-  555. 

Botanischer  Garten,  Plan  des  neuen  zu 
Berlin  44. 

Buschbohne,  ,, Verbesserte  Kaiser  Wilhelm 
Riesen"  633. 


Caltha  palustris  63o. 

Campanula      mirabilis       192,       persicifolia 

grandiflora  633. 
Gatasetum  tridentatum  109. 
Gitrus  chinensis  484. 
Ghrysanthemum      carinatum     Ghamaeleon 

5^2,    Hairy    Wonder    573,    614,    indicum 

in  der  Fortschrittsbude  20,  -Rost  626. 
Goleus,  grossblättriger  Zwerg-  552. 
Convolvulus  tricolor  compactus  635. 
Gvcadeenhaus       im       Friedrich- Wilhelm- 

'Garten  zu  Magdeburg  159. 
Gyclamen  „Papilio''  634. 
Gycnoches  ventricosum   109. 
Gypripedium  Parishi  25. 

Dekoration  an  der  Treppe  zum  Weissen 
Saal  im  Königlichen  Schloss  zu  Berlin 
240,  241,  in  der  Kaiser  Wilhelm  -  Ge- 
dächtniskirche 568 

Delphinium  caucasicum  553,  speciosum 
var.  glabratum   192. 

Drillingsheizkessel  ., Sonne"  325.  [76. 

Durchschnitt  des„TemperateHouse"  in  Kew 

Ehrenpforte    zum    Empfange  Sr.    Maj.  des 
Kaisers  am  Eingange  der  Königshüite  1 14. 
Erbse,  Markerbse  „Nero"  61 3. 
Erdbeer-Himbeere  27. 
Eschscholtzia  Douglasii  553. 
Ethulia  conyzoides  i33. 

Farn-Lianen,  zwei  rekonstruierte   119. 
Fensterkästen  329. 
Fortschrittsbude   19. 

Fuchsia  hybr.  „Harlequin"  570,  neue,  „Frau 
Marie  Kittel"  570,  triphylla  57O. 

Ciraillardia  grandiflora  compacta  55  3. 

Galanthus  cilicicus  Baker  298. 

Gaziana  hybr.  Bianca,  i34,  Blondine,  Nora, 

Diana  i32. 
Gent,  Ausstellung,  Haupsaal  264,  267. 
Genter-Ausstellung,    Kalthausptianzen    353, 

NeuhoUänder  352,  Sanders  Neuheiten  284. 
Gerardia  hybrida  553.  [Victoria"  79. 

Gloxinia       hybrida      crassifolia      „Königin 
Gurke,    Rytow'sche    Zimmer-    632,    Treib- 

,, Alabaster"  61 3. 


638_ 


Sachverzeichnis. 


Helianthus   cucumerifolius  „Orion"  554. 
Heliotrop,  Düngeversuche  261. 
Herlzog's  Erholungsgarten  408,  409. 

Icerya  Purchasii  404. 
Incarvillea  variabilis  Potanin  222. 
Ipomoea  imperialis  Prinzess  i33,   purpurea 
violacea  i33. 

Jagdschloss  in  Stützerbach  60. 

Kartoffel  „Erfurter  Goldkind"  632. 

Lapageria  rosea  101. 

Lathyrus    odoratus    .,Cupido'',      rosa      mit 

weiss   28. 
Lepidendron      und     Farnbaume     aus     der 

Steinkohlenflora  116. 
Linden,  Jean  Jules    173. 
Lobelia  erinus  pumila  splendens  28,  78. 

Manettia    bicolor  214,    bicolor   zu   Feslons 

214. 
Melone      Galata       i3o,      Buyukdere,      i3o, 

Therapia  i3o,  Türkische  Riesen   i3o. 
Mimulus  gracilipes  554. 
Myosotis     alpestris     stricta     coelestina     70, 

alpestris  „Liebesstern"  612. 

Xicotiana  noctiflora   i32,  sylvestris   i3o. 

Obst-Versand-Fass  58i. 
Oncidium  ornithocephalum   109. 
Orangenzweig    mit    der    Schildlaus    Icerya 

Purchasii  434. 
Ostheimer  Weichsel,  zurUckgeschnitten  107. 

Papaver  nudicaule  55^. 

Petunia  hybrida  fi.  pl.  azaleaeflora  583. 

Picea  Omorica   177. 

Pinus  JeflTreyi   5i. 


R.  V.  Pommer  Esche  f  449. 

Primula    capitata    (cashmeriana^    alba    221, 
chinensis    var.     stellata,     Suttons    Stern 
primel  25o,     floribunda     grandiflora   Isa 
bellina  221,  veris  elatior  coerulea  222. 

Pseudo-San  Jose'-Laus  396. 

Radies  „erste  Nummer"632, „Eiszapfen "633. 
Rapunzel  „Goldherz"  634. 
Renanthera  Lowii   108,  109. 
Riesen -Schneeglöckchen  298. 
Rudbeckia  bicolor  superba   220 

Salpiglossis  variabilis  superbissima  80. 
Salvia  splendens-Dünge-Versuche  211. 
San  Jose'-Schildlaus  i33,  3q5. 
Schildlaus,  rote  austernförmige.  397,  399. 
Sphenophyllum  cuneifolium,  Blattvvirtel  114. 
Steinkohlenflora    der    Orzescher  Schichten 
1 15. 

Thunia  alba  Rchb.  fil.  233. 

Vasen  im  Kgl.  Schlosse  zu  Berlin  3o5. 

Vase,  grosse  im  Kgl.  Schloss  zu  Berlin  Soy, 
verzierte  oder  Krug  im  Kgl.  Schloss  5o8, 
zweihenkelig  im  Kgl.  Schloss  509, 

Verbesina  virginica   i32. 

Verglasung  mit  Kupfer  77. 

Viola  tricolor  maxima  „Feenkönigin"  79, 
cornuta  Papilio  555. 

Wageningen,  holländische  Reichs -Garten- 
bauschule 46I. 

Walter,  Kgl.  Hofgartendirektor  f  334. 

Wasserfall  bei  Stützerbach  61. 

Weichselkirsche,  Ostheimer,  zurückge- 
schnitten 107. 

Zinnia  spectabilis  miniata  i33. 
Zwiebel,  weisse  Kartoff"el-  220. 


2.  Sachverzeichnis. 


Aachen,  Ausstellung  3ii,  5oi. 

Aarsberetning  fra  Dansk  Frökontrol  1895/97 
391. 

Abel,  Friedr.  592. 

Abies-Arten,  russische  162,  Abies  Nord- 
manniana  mit  weissem  Triebe  3o, 
Nordmanniana  mit  reifen  Zapfen 
Semenovii  Fedtschenko   162. 

Abraham,  Medaille  für  317. 

Acacia  hastulata  260,  279,  sinuata,  260, 

Acalypha    Sanderi  N.  E.  Brown    275, 

Acer  aureo  marginatum  120,  divergens 
C.  Koch  123,  lasicum  Schwerin  124, 
pennsylvanicum  121,  platanoides  122, 
pseudoplatanus  albo  -  variegatum  121, 
quinquelobum  C.  Koch  i23,  rotundilobum 
Schwerin   122. 

Acrotriche  ovalifolium  R.  Br.  279. 


^97, 


279. 

527. 


Adelobotrys  scandens  5io. 
Adenophora  Potanini  584. 
Adressbuch  der  Kunst-  und  HandelsgUrtner 

Deutschlands  479,    deutscher  Tierzüchter 

391. 
Aechmea  cylindrata  Lindman  57. 
Agave  Gilberi   259. 
Agaven,  Elühen  derselben  an  Seitentrieben 

21 5,   Blühen   derselben   an   Seitentrieben. 

Bemerkungen  dazu  21 5. 
Agavenpflanzen  auf  Kurazini  247. 
Agathosma    cerefolium    279,    Ventenatiana 

279,  419. 
Ageratum    Blue  Perfection   190. 
Akklim^tisationsbericht  493. 
Almquist  336. 
Alpenpflanzen     in     der    Gartenkultur     der 

Tiefländer  644. 


Sachverzeichnis. 


^59 


Altona-Othmarschen   Ausstellung  3ii,    5oo. 

Alvssum  roNtatrum    ii)0. 

Amarantus  hybridus  Brillant  mo,  qua- 
dricolor  i3i. 

Amaryllis  260. 

Amerikanische  Aepfel  Sorten  4S7. 

Amphiblemma  cymosum  5 10. 

Anatomie  der  Kapselfrüchte  480. 

Aneimia  fraxinifolia  Ö23. 

Angelonia  granditlora  alba   190. 

Annuaire  Gene'ral  Horticole   iö3. 

Anthurium  Veitchi  41S. 

Antirrhinum  majus  grandiflorum   190. 

Antwerpen,  Ausstellung  1899  86,  197,  58g, 
646. 

Aotus  gracillima  260. 

Aepfel,  amerikanische  639,  i"  ^^^^  Ver- 
einigten Staaten  483,  517,  „Adersleber 
Calville"  2o3,  „Andenken  an  Palandt''  427, 
Berner  Rosenapfel  541,  Dresslers  653, 
„Hermannsapfel"65i,  Neuervon Loebener 
65 1,  Apfelschorf  656. 

Apfelbaum,  chemische  Bestandteile  365. 

Apfelblütenstecher,  Bekämpfung  des,  473. 

Aphitoxin  637. 

Apparate  für  Garten-    und  Parkptiege  372. 

Araucaria  excelsa  92. 

Artemisia  argentea  490. 

Artischocke  von  Modica  52. 

Arum  cornutum  Hort.  =  Sauromatum 
venosum  Schott  147. 

Ascherson,  JubilVium  647. 

Asparagus  Sprengeri  34. 

Asphodeline  lutea  419. 

Aspidiotus  ostreaeformis3o9,  perniciosus  394, 
pyri  Lichtenstein  399. 

Astartea  fascicularis  419. 

Aster,  Komet-,  dunkelscharlach  190,  Herbst-, 
538,  Damen-  190,  Modell-  635,  früheste 
Markt-  190,  grossbl.  Zwerg  Köniym-  584, 
Johannistag-  19 [,  Juwel-  oder  Ball-  22, 
191,  Mignon-  191,  perennis  grandi- 
florus  74,  Prinzess-  191,  Riesen-Komet-, 
22,  Strahlen-,  weiss  und  leuchtend  rosa 
22,  Straussenteder-  191,  Triumph-  191, 
Vollendung  oder  Baum     weiss,  22. 

Atriplex  halimoides  74. 

Auktionen  in  der  Post  35. 

Aulacophyllum  Lindeni  159,  .  Roezli  i5q, 
Skinneri  i5g. 

Ausflug  mit  Damen  336,  der  Ausschüsse 
d.  V.  z.  B.  d.  G.  nach  Sanssouci  475. 

Ausstellungen  und  Kongresse  3i,  55,  86, 
99,  127,  142,  i56,  i65,  i83.  198,  224,  255, 
279,  3io,  364,  392,  420,  448,477,  498,  533, 
556,  589,  616,  645. 

Babeck,  C.,  Allg.  Ehrenzeichen   109. 
Babe'e,  H.,  Städtischer  Garteninspektor  200. 
Bailey,  Survival  of  the  unlike  iq5. 
Bakterien     in       ihren       Beziehungen     zur 

Gärtnerei   140. 
Balsamine,  verbesserte  Camellien-    191. 
Balsaminen,  gelullte  43 1. 
Baltet,  Charles,    Ritterkreuz   des  russischen 

Annenordens  168. 


Bardowicker  Gemüse-  und  Sümereikulturen 

407. 
Barrenstein  f  199. 
Barton,  A.  f  5o3. 
Basella  cordifolia  73. 
Baselt,  F.,  Jubiläum    199. 
Batemann,  James  f  32. 
Bauer,  C.,  verschwunden  3 12. 
Buerenobst  m  Amerika  23f). 
Begonia  hybrida  gigantea  ti.pl.  i9i,hybrida 
gigantea    „Mammuth"    80,    191,    semper- 
florens  atropurpurea    fol.    aur.    var.    191, 
semperflorens  „Zulukönig"   191. 
Begonien,  neue  winterblühende   129. 
Beissner,  Ehrung  87. 
Belgische  Gärtnereien  431. 
Belgische  Privatgärten,    Vortrag  über,    von 

Hofgärtner  Hoffmann  599. 
Bepflanzung  der  Gewächshausmauern  inner- 
halb der  Häuser  100. 
Berberis-Arten,  anatomische  Merkmale  645. 
Berge,  Ernst  1 12. 
Berichtigungen  448,  56o,  645.  656. 
Bergmann  fils,  E.,  Ehrung  368. 
Bericht  über  die   Verhandlungen    der  Ver- 
sammlung      deutscher       Pomologen      in 
Cassel  477. 
Berkling,  Obergärtner  in  Nürnberg  200. 
Berlins  Anlagen,  der  Kaiser  über  36i. 
Berlm  und  seine  Arbeit  478. 
Berlin,  kleine  Obstausstellung  590,  653 
Berliner  Privatgärten  (Hauchecorne's)    294. 
Berlin,    grosse    allgemeine    Gartenbau-Aus- 
stellung, Ueberschuss  209. 
Berliner     Winterausstellung    262,     Winter 

obstausstellung  99,  127,  i56,  i83. 
Beschneiden  der  vom  Pilz  befallenen  Kirsch- 
bäume 107. 
Bestäubung  der  Osterluzeiarten  420. 
Bestäubung     von     Blumen    durch    Fleder- 
mäuse 419. 
Bertz,  O.,  Hoflieferant  424. 
Berzdorf,  Leiter  der  Kölner  „Flora"  504. 
Beth  t  592. 

Bibliographical  difficulties    in    Botany  197. 
Bignonia  (Hexacentris)  mysorensis  90. 
Bitibergia  hybrida  Hoelscheriana  286,  359. 
Bindekunst,  Musterblätter  der  391,  558. 
Blumenzwiebeln,  Gewicht  und  Wert  590. 
Biologische  Station  am  kaiserl.  Gesundheits- 
amt 3o8,  648. 
Birnen  und  Aepfel,    vorzügliche,  für  Lieb- 
haber 26. 
Birne  „Triomphe   de  Vienne"    201,    Kleine 

Margarethen  649. 
Bismarck  in  der  Späthschen  Baumschule  169. 
Blakea  amabilis  5io,  princeps  5io. 
Blätterkohl,  Winter- Pflück-,  74. 
Blattorchideen  624. 

Bleichsellerie,  goldgelber  mit  rosa  Schein  74. 
Blumen-Arrangements,  ein  Wort  zu  den,  584. 
Blumenkästen  für  Balkons  145,  für  Doppel- 
fenster 229,  328. 
Blumenkorso  in  Stuttgart  36 1. 
Blumenpflege  in  den  Schulen  von  Quedlin- 
burg 304,  in  den  Schulen  3o4,  3o5. 


66o 


Sachverzeichnis. 


Blumenspenden  am  Sarge  des  Fürsten  von 
Bismarck  444. 

Blumenzwiebeln,  Gewicht    und    Wert    590. 

Blumenstrauss,  eingefrorener,   166. 

Bluth,  F.,  Vermeilmedaille  372. 

Boelke  f  647. 

Bohne,  Treibbohnen  204,  gelbschotige 
Flageolet- Wachs-Buschbohne  mit  weissen 
Bohnen  28. 

Bohne,  W.,  f  280. 

BollettinodelR.Ortobotanicodi  Palermo  196. 

Bonstedt,  H.,  f  3i2. 

Boretta  (Dabeocia)  cantabrica  O.  Kuntze  257. 

Boronia  elatiör  260,  419,  fastigiata  260,  279, 
heterophylla  260,  279. 

Borsig-Stittung  5g  1. 

Boston,  aus  339. 

Botanischer  Garten,  n.,  i.  Berlin  2,  29, 35,  655. 

Botanischer  Garten,  ausgestellte  "Pflanzen 
279,419. 

Botanisches  Museum  in  Berlin  3o5. 

Botanischer  Verein  für  die  Provinz  Branden- 
burg 389,  419. 

Botanische  Wandtafeln  von  Kohl  217. 

Bouche'^s  25  jähriges  Dienstjubiläum   170. 

Bouche,  Ordensauszeichnungen  280. 

Bougainvillaea  glabra  var.  Sanderiana  43o. 

Brachyotum  confertum  5 10. 

Bramstedt  (Holstein),  Gartenbau  -  Aus- 
stellung 5oo. 

Bredia  hirsuta  5i  i. 

Brefeld,  O.,  berufen  nach  Breslau  5o3. 

Bremen,  Ausstellung  3 10. 

Brendel,  Robert  f  112. 

Brischke,  Leiter  des  kgl.  botanischen  Gartens 
zu  Thorn  592. 

Brix,  Ehrenmitglied  des  Berliner  Gewerbe- 
vereins 112. 

Brodersens  Vortrag  G54. 

Brooks  t  536. 

Budapest,  ungarische  Landes-Ausstellung 
499,  534. 

Buchholz  t  647. 

Buchner,  Franz  f  32,  Berichtigung  87. 

Buchner,  Entdeckungen  über  die  Gährung 
ohne  Hefe  5jj,  618. 

Busch,  J.  t  5o3. 

Buschbohne,  verbesserte  Kaiser  Wilhelm- 
Riesen  634. 

Busse,  Obergärtner  in  Köstritz  367. 

Buttmann  f  591. 

Büxenstein,  Ordensauszeichnung  368. 

Cactus-Dahlien  582. 

Gactus-Dahlien-Neuheiten,  englische  626. 

Caltha  palustris.  Treiben  derselben  629. 

Gampanula  Bolckiniana  446,  mirabilis  102, 
persicifolia  grandiflora  634,  pyramidalis 
alba  192,  pyramidalis  compacta  192. 

Canada,  Einfuhrverbot  195. 

Canna  als  Topfpflanze  im  Zimmer  417. 

Gartuyvels,  J.,  Offizierskreuz  des  belgischen 
Leopold-Ordens  168. 

Catalogue  of  fruits  f.  d.  Ver.  Staaten   i65. 

Catalpa  hybrida  481 

Cattleya  Arten  3oi,  3o2. 


Cattleya  Mossiae-Abnrten  137,   i63,  219. 
Cattleya  Warscewiczii  gigantea  526. 
Centradenia  divaricata  5 12,  floribunda  5 12, 

grandifolia     5i2,      inaequilateralis      5 12, 

ovata  5 12. 
Centronia  haemantha  Triana5i2. 
Ceratozamia     fuscata     161,    longitolia     161, 

rnexicana   161,  robusta   161. 
Chämaecyparis  Lawsoniana  540. 
Champignons,  kranke  256. 
Champignonzucht    als    landwirtschaftlicher 

Nebenbetrieb  543. 
Chariottenburg,  Ausstellung  198,  255. 
Chemie,  Sur  les  applications   de  la  Chimie 

a  rhorticulture   197. 
Chemnitz  ,      Chrysanthemum  -  Ausstellung 

5oi,  557. 
Chrysanthemum,  -  Gesellschaft ,     Deutsche, 

Bildung     588,      Ausstellung      Lille     477, 

London  179,  Düngung  und  Bewässerung 

491,  Blattrost  492,  carinatum  Chamaeleon 

552,  carinatum  plenissimum  fol.  aureis  22, 

Hairy  Wonder  5/3,  61 5,  Kultur  indicum 

„Afsne'"   106,    indicum,  Liste    der    besten 

182,    Rost  (Puccinia    Hieracii)  625,    G.  J. 

Warren     78,     maximum     filiferum     193, 

maximum  Triumph   193. 
Cineraria    hybrida  foliis  variegatis  635,  hv- 

brida    plenissima    azurea     iq3,     hvbrida 

plenissima  kermesina   193. 
Citrus  chinensis  483. 
Clematis  coccinea  hybrida  193. 
Clerodendron  419. 
Cochet,  Ph.  t  5o2. 
Coelogyne  asperata  3o2. 
Cohn,    Ferd.,    Dankschreiben    110,    f    3Ö4, 

Nachruf  545. 
Colchicum  aus  Mersina  34. 
Coleus,  neuer  grossblättriger  Zwerg-  552. 
Conostegia  speciosa  5i2,  superba  5i3. 
Convolvulus  tricolor  compactus  635. 
Correa  speciosa  279. 
Coriaria  nepalensis  Wallich  53. 
Crataegus  coccinea  L.,    der    Scharlachdorn 

als  Wildfutter  29. 
Cioton  B.  Comte  44G. 
Cuphea  miniata  compacta   193. 
Cycadeen  im  Friedrich-Wilhelm-Garten  zu 

Magdeburg  07. 
Cycas  Bellefonti  160,  circinalis  160,    med'a 

160,     neocaledonica    160,     revoluta     160, 

siamensis  1 60,  tonkinensis  1 6o,Thouarsi  1 60. 
Cyclamen  „Papilio"  634,  "^'0'"^  Schleuel  597, 

de  Langhe-Vervaenes  „Papilio"  634. 
Cymbidium-Arten  3oi. 

Cypripediuminsignevar.65o,ParishiRchb.23. 
Czeh,  Landes-Oekonomierat  256. 

I>ahliavariabilismultiflora,,Etoiledefeu"i93 
Dahlien-Ausstellung,   Programm  421. 
Dahlien -Gesellschaft     142,     Bestimmungen 

über  die  Erteilung  des  Wertzeugnisses  420. 
Dahlien,       neue,      von     Kohlmannslehner 

&    Schwenke     541,     582,     Cactus-,     und 

Zonale  Pelargonien  6 ig,  neue  von  H.  Reid 

621,  neue  von  E.  Crass  541. 


Sachverzeichnis. 


66 1 


Dalitzsch-Pflanzenbuch   iii. 

Dammsmühle  400. 

Darmstadt,  Dendrologische  Ausstellung  198, 
423,  Versammlung  der  Deutschen  dendro  - 
logischen  Gesellschaft  5oo. 

Datura  suaveolens  652. 

Davies,  H.,  Leiter  der  RegierungsgUrten  in 
Allahabad  536. 

Deckschutzversuche  63-. 

Deegen,  Max  f  56. 

Degenhardt,  Jubiläum  224,  255. 

Deistel,  J..  Kamerun  255. 

Dekorationen,  8t,  im  Savoy-Hotel  u.  _  im 
Hotel  Bristol  33 1,  am  Geburtstage  seiner 
Majestät  des  Kaisers  94,  der  Festräume 
des  Königlichen  Schlosses  zu  Berlin  238, 
der  Kaiser  Wilhelm  Gedächtniskirche  bie 
der  Bismarck-Trauerfeier  474,  zurTrauer- 
feier  des  Herrn  v.  Pommer  Esche  5 16, 
bei  der  Gedenkfeier  für  Theodor  Fontane 
547,  preisgekrönte  556,  in  der  Kaiser 
Wilhelm  -  Gedächtniskirche  bei  der  | 
Fritschefeier  568,  der  Preussischen  Boden- 
kredit-Aktienbank zu  Berlin  277. 

Delbrück,  Geh.  Reg.-Rat  199. 

Delphinium  caucasicum  552,  speciosum 
var.  glabratum  192,  speciosum  tricho- 
carpum  553. 

Del  Tabacco,  von  Comes  _i79. 

Demmler,  Adolph,  89.  Geburtstag  144. 

Dendrobium  coeleste  Loher  357. 

Denkschrift  über  Hebung  des  Obstbaues  480, 
über  die  San  Jose'-Laus   iq5. 

Deutsche  dendrologische  Gesellschaft  363. 

Diaspis  Amygdali  639,  fallan  399. 

Dictionnaire  Iconographique  des-Orchide'es 
3qi. 

Diedler,  M  ,  Gartentechniker  in  Breslau  256. 

Diervilla  sessilifolia  Buckl  357. 

Dimorfismo  del  Ranunculus  Ficaria  479. 

Dioon  edule  161. 

Dissotis  grandiflora  5i3,  princeps  Triana  5i3. 

Doberaner  Borsdorfer  Reinette  34. 

Doebener,  H.  G.,  Direktor  des  Palmen- 
gartens in  Leipzig  368. 

Drawiel,  A.,  80.  Geburtstag  480. 

Dresden,  grosse  Ausstellung  der  deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft  422. 

Drillingsheizkessel  „Sonne"  324. 

Dünger,  komprimierter,  künstlicher  389. 

Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi  und 
Winterkohl  436,  bei  Topfpflanzen  mit 
Nährsalzlösung  210. 

Eberling,  L.  f  5o3. 

Eckernförde,  Obst-  und  Gartenbau-Aus- 
stellung 5oo. 

Eggerts  Geschäft  mit  Zwiebeln  und  Knollen- 
gewächsen in  Jaffa  223. 

Eibe,  die  479. 

Eisenacher  dritter  Lehrgang  tür  Wander- 
lehrer 278. 

Eleusine  coracana  52. 

Encke,  Garteninspektor  32. 

Engel,  Hoflieferant  591. 

Engler,  Syllabus  der  Pflanzenfamilien  390. 


Englische  Gärten  654. 

Entwicklung  und  Bau    der    Blutenknospen 

unsererObstbäume  undObststräucher  209. 
Epidendrum  cristatum  Lindl.  472,    miserri- 

mum    Lindl.    472,    radicans    490.    radico- 

vitellinum  357,  StanhopeanumKränzl  472. 
Epilaelia  radico-purpurata  490. 
Erbse,     Markerbse     Daisy     74,     ALirkerbse 
Erdbeer-Himbeere  27.      "  [„Nero''  612. 

Erdbeeren  in  Amerika  239. 
Erfrieren    der    Pflanzen,     Untersuchunge  r 

über  das  i65. 
Erfurter  markige  Fleisch-Buschbohne  29. 
Eriopsis  Helenae  526. 
Eriostemon  buxifolius  419,  scaber  279. 
Escallonia  Langleyensis  446. 
Eriostemum  myoporoides  260,  279. 
Eschscholtzia  Douglasii  553. 
Ethulia  canyzoides  134. 
Eucalyptus  globulus  539. 
Eucep'halartus-Arten  161. 
Eucharis,  het  Geslacht   141. 
Exochorda  Alberti  186,  grandiflora  186,537. 

Fachschule  für  Gärtner  in  Berlin  55,  3o8, 
Stundenplan  497,  abgeänderter  532. 

Farbige  Tafeln  zu  Kafjlogen  3o. 

Fasbenders  Dekoration  bei  der  Gedächtnis- 
feier für  Theodor  Fontane  547. 

Fensterkästen  229,  328. 

Fintelmann,  A.,  Jubiläum  317,  Medaille  327. 

Fmtelmann,  Gustav,  Kgl.  Hofgartendirektor 
368. 

Fleischer,  M.,  vortragender  Rat  im 
Ministerium  für  Landw.  etc.  224. 

Pleuren,  allg.  Ehrenzeichen  647. 

Flora  Chinas,  Dr.  Diels  91,  463. 

Florilegium  Harlemense  3o8. 

Forch,  Ehrung  647. 

Förstner,  Gustav,  Gartenbaumeister   112. 

Franke,  Theodor  112. 

Frankfurt  a.  Main,  Rosenausstellung  279. 
3i  I,  364,  423,  Dauerwaren-Ausstellung  616. 

Freund,  Herm.  t  5o2. 

Freundlich,  Karl  Aug.  f  5o2. 

Freystadt  (Schlesien/,  Obst-  u.  Gartenbau- 
Ausstellung  5oi. 

Friedrich,  Obstbauwanderlehrer  bei  der 
königl.  Landwirtschafts-Gesellschaft  in 
Hannover  592. 

Frühlingseinzug  des  Jahres  1895  in  Cur-, 
Liv-  und  Estland   141. 

Fuchsia  hybrida,  Düngeversuche  210,  „Graf 
Otto"  90,  „Marktsieg"  259,  neue  „Frau 
Marie  Kittel"  569,  „Trailirig  Queen''  3:5. 

Fusiciadium  dentriticum  656. 

Gähl,  Leiter  der  Schlossgärtnerei  Frieden- 
thal-Giesmanndorf  592. 

Gärtner  Lehransta  t  zu  Potsdam,  Jubiläum 
49,  Reorganisation  55,  337,  378,  Beschlüsse 
der  Ausschüsse  128,  des  Vereins  204,  209, 
Programm  zur  Reorganisation  3 18,  Kon- 
ferenz darüber  337,  Verlegung  nach 
Dahlem  7,  i3,  600. 


662 


Sachverzeichnis. 


Gaillardia  grandiflora  compacta  353. 

Galanthus  Cilicicus  Baker  io5,  2Q7,  598. 

Galax  aphylla  L.   147. 

Gartenbau- Abteilung  an  der  Reichs-Hoch- 
schule in  Wageningen,    Holland  71,  461. 

Gartenbaugesellschaft  zu  Frankfurt  a.  M., 
Bericht  363. 

Gartenbauschule  für  Damen  197,  533. 

Gartenbau-Verein  Landsberg-Warthe   166. 

Gartenbguschulen.  Soll  an  ihnen  die 
praktische  Arbeit  beibehalten  werden?  5. 

Gärtnerkalender,  allgemeiner  deutscher  iii. 

Gärtners  Schule  und  Praxis   in. 

Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark,  Beratung 
über  die  Reorganisation  204,  in  Potsdam, 
Notwendigkeit  eines  Muttergartens  600, 
Verlegung  der  Königlichen  7,  i3. 

Gärtnerei,  neue,  der  Stadt  Paris   io3. 

Gärtnerlehranstalt  zu  Köstritz  197. 

Gartenbau-Verein  zu  Lübeck,  Bericht  197, 
zu  Siolp,  Bericht  197. 

Gartenkalender,  deutscher  iii,  53o. 

Gartenwelt  254. 

G:izania  hybrida  Blondine  i3i,  Diana  i3i, 
Bianca  i34,  Nora  i3i. 

Gedächtnisfeier  für  Herrn  von  Pommer 
Esche  449,  für  den  Fürsten  Bismarck  586. 

Geest,  van  den  f  5o2. 

Geisenheimer  Lehranstalt,  Bericht  16)7, 
Festschrift  197. 

Gemüse-Neuheiten  555. 

Gent,  Ausstellung  3i,  86,  142,  166,  224,  225, 

261,  264,  265,  279,  281,  35o. 

Genter  Ausstellung,  Araceae  (Aro'deae)  281, 
Azaleen  35o,  Blattpflanzen  281,  Bromelia- 
ceen  282,  gemischte  Gruppen  283,  Kannen- 
pflanzen 283,  Kletter-  und  Ampelpflanzen 
283,  Neuheiten  265,  Neuholländer  35o, 
Orchideen  267,  Palmen,  Cycadeen  und 
Farne  282,  Sanders  Neuheiten  285. 

Gentiana  acaulis  307. 

Georginen,  neue  619. 

Geranium  grandiflorum  554. 

Gerardia  hybrida  553,  554. 

Gespinnstmotten  638. 

Gesundheitsamt,  land-  und  forstw.  biolog. 
Abteiig  3o8,  643. 

Getreiderost,  Ergebnisse  der  schwedischen 
Untersuchungen  über  1(17. 

Gewächshäuser  in  Kew  7:). 

Gewerbliche  Angelegenheiten  53 1,  559  ^90. 

Gewicht  und  Wert  von  Blumenzwiebeln  590. 

Gibelli  f  5o5. 

Glatteis  auf  Gehölzen  585. 

Gloxinia  hybrida  crassifolia  ,,Königin 
Victoria"'  80. 

Glücksburg,  Gartenbau-Ausstellung  5oo. 

Glückstadt, Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung 

262,  3 II. 

Glycine  chinensis  2o3. 

Gnidia  carinata  260,  279. 

Godesberg    a.    Rh.,    Ausstellung    3 11,    5oi, 

Gartenbau- Ausstellung  534. 
Godetia  gloriosa  43i. 
Göbel,  Fr.,  Hofgarteninspektor  32, Russischer 

Stanislausorden  IIL  Kl.  200. 


Göbel,  C.  E.,  Prof.,  Reise  nach  Australien 
5o2. 

Goeller,  Badfondsgärtner  in  Badenweiler 535. 

Göschke,  F.,  Gartenbaudirektor  424. 

Goeschke,  Gottlieb  f  591. 

Goethe,  Wertzeugnis  87. 

Goethe,  R.,  Landes-Oekonomierat  256. 

Götze,  Expedition  nach  dem  Nvassa-Ge- 
biet  480. 

Gotha,  Ausstellung  3i  1,  364.  Jahresversamm- 
lung d.\'ereins  deutscher  Rosen  freunde5oo 

Gräbner,  Denkmal  647. 

Grassamenbau,  Hebung  d.  deutschen  478. 

Gravesia  guttata  Triana  5i3. 

Greiss,  J.,  Allgemeines  Ehrenzeichen  424. 

Griechenland, Verbot  d.  Pflanzeneinfuhr  189. 

Griffan,  C.,  Ritterkreuz  des  belgischen 
Leopold-  Ordens  168. 

Gruhle,  OrJensauszeichnung  535. 

Grünenthal,  Obstplantagenbesitzer  5o2. 

Gruschka,  A.,  Obergärtner  5o2. 

Gürtler,  E.,  Obstbautechniker  504. 

Grussdorf,  Hei  mann,  Gartenbaudirektor  144. 

llaagström,  A.  f  424. 

Habermann,  Jubiläum  480. 

Haertel,    Leiter    des    Obsibauinstituts    der 

Schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur  535. 
Halle  a.  S.,  Hauptversammlung  d.  Verb.  d. 

Handelsgärmer  Deutschlands  423. 
Halm,  W.  f  200. 
Hamburg,  Chrvsanthemum-Ausstellung  foi, 

589,  616. 
Hampel,  W.  f  344. 
Hannover,  Ausstellung    142,    i65,    3ii,  432, 

498,  534,  55-j,   589,    616,    647,    Obstmarkt 

5oi,   534. 
Harburg  a.  E..  Ausstellung  3ii,  5oi. 
Hardenbergia  monophylla  4i(). 
Hartless,  A.  C.,  nach  Kalkutta  berufen  536. 
Harzer  Knorpelkirsche  430. 
Hauchecornes       Garten       294,       Vermeil- 

medaille  372,  70.  Geburtstag  480. 
Hauser,  J.  f  56. 
Hebung  des  Obstbaues  i25,    des  deutschen 

Grassamenbaues  478. 
Heizungen,  Wsrmw^asser,   143. 
Helenium  Bigelowii  221. 
Helflt,  E.,  Ordensauszeichnung  280. 
Helianthus    cucumerifolius     „Orion"     554, 

cucumerifolius       „Strahlensonne"       635, 

Maximiliana  23. 
Heliopsis  Pitcheriana  221. 
Heliotrop,  Düngeversuche  210. 
Herbarium  Siculum  420. 
Herrenhausen  345. 
Hertzog,  Erholungsgarten  407. 
Heterocentrum  roseum  514. 
Heterotrichum    macrodon   514,    patens  514. 
Heydecker,  Garteninspektor  des  Tiergartens 

zu  Königsberg  i.  Pr.  592. 
Himbeere,     rote     remontierende     ,. Immer- 
tragende vom  Feldbrunnen"   i65. 
Hinderlich,  Leiter  der  Gärtnerei  des  Grafen 

V.  Tiele-Winckler  592. 
Hintze,  Gh.  F.  f  535. 


Sachverzeichnis. 


66s 


Hochschulfrage  66. 

Hoeppner,    Assistent    nn   der  önologischen 

Versuchsstation  zu  Geiscnheim  648. 
Hoffmann,    J.    f     253,     M.,    Kronenorden 

IV.  Kl.  280,  Ehrengeschenk  535. 
Holtz,  Allgemeines  Ehrenzeichen  368,    W., 

Obstbautechniker  5o3. 
Hol/bildung      auf     Kosten     des     Rescrve- 

materials  der  Pflanzen  479. 
Holzkohlen,  sind  sie  Düngemittel?  3i. 
Hortus  Orientalis   129. 
Hotop,  Obstbauwanderlehrer  für  den  Ober 

taunuskreis  648. 
V.  Hügel,  Freiherr,  Denkmalerrichtung  424. 
van  Hülle,    Hubert,   Offizier  des  belgischen 

Leopold  Ordens  168. 
Humboldthain  in  Berlin  3cü. 
Hve-Levsen,     Ritterkreuz    des    belgischen 

Leopold-Ordens   168. 

Ibach,  C.  L.  f  3i2. 

Icerya  Purchasi  433,  456. 

Illing,  Gartentechniker  in  Posen  647. 

Illinois,  University  of,  Agricultural  Ex- 
periment Stallen  480. 

Incarvillea  variabilis  Potanin  222. 

Index  seminum  in  hortis  Musei  Parisiensis 
1897  collectorum  479. 

Internationales  Gartenbaubuch  6[5. 

Iris  ensata  Thunberg  var.  pabularia 
Naudin  369,  sibirica  als  Futterptianze  489. 

Ipomoea  imperialis  Prinzess  1 34,  Perringiana 
Dammer  nov.  spec.  i,  purpurea  ti.  violacca 
pl.   134. 

Irländische  Heide  2^7. 

Ixanthus  viscosus  41  q. 

Jacques,  C.,  Inspektor  der  städtischen 
Anlagen  in  Lütiich  536. 

Jänich  t  367. 

Jaenicke  j  112. 

Jagdschloss  zu  Stutzerbach  60. 

Jahresbeitrag  200. 

Jahresbericht  des  deutschen  Gärtnervereins 
in  London  85,  des  Gartenbauvereins  zu 
Potsdam  i-|2,  der  Landwirtschaftlichen 
Versuchsstation  zu  Bonn  406,  des 
Gartenbauvereins  für  Neuvorpommern- 
und  Rügen  408. 

Jap.inische  Pflaumen,  botanischer  Name?  648 

Jancke,  C.  f  200. 

Jawer,  Theodor,  Gartenbaudirektor  112. 

Jensen,  A.,  Stadtgärtner  in  Oberhausen  424. 

Jenssen,  Obergärtner  592. 

Jettinger,  pensionirt  535. 

Journal  de  la  societe'  nationale  d'horticulture 
de  France  141. 

KafFee-Kultur  290, 

Kägeler,  A.  f  424. 

Kaiser,  der,  und  Berlins  Anhgen  3'")i. 

Kaiserbowle,  EinAveihung  336. 

Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Stiftung  209. 

Kakao-Kultur  291. 

Kakteenfreunde,  Verein  der  85. 


Kammergerichtsgebäude.  Garten  529. 
Kappflanzen  aus    dem    botanischen  Garten 

260,  3i5. 
Karotte,  Amsterdamer  halblange  Treib-  74. 
Karsten,  Professor  368. 
KartofTel  ,, Erfurter  Goldkind'-  63 1. 
Kartoffclzwiebel,  weisse  220. 
Keiler,  Ordensauszeichnung  592. 
Keller    Sohn,    Darmstadt,    100 jähriges    F^e- 

stehen  504. 
Kerner  von  Marilaun,  A.  f  367. 
KeAV,  Royal  Garden   i65. 
Kieler  Gärten  lür  das  Volk  3o. 
Kilb,  P\,  Kreis  Obstgärtner  in  Wetzlar  3 12. 
Kindermann,  O.,    in    den    Ruhestand    368, 

Ordensauszeichnung  591. 
Kirchhoff,  70.  Geburtstag  3ii. 
Kittel  569. 
Klars       Diorama     von     Victoria ,       Bezirk 

Kamerun   iio. 
Klebs,  G.,  berufen  nach  Würzburg  504. 
Kleinere  Mitteilungen    29,  53,  81,  106,  04, 

i63,  193,  223,  25'i,  3o2,  336,389,  415,447, 

472,  490,  527,  555.,  584,  636. 
Klettergurke,  frühe  von  Formosa  52. 
Kluwe,  Allgemeines  Ehrenzeichen   168. 
Knaut  t  479. 
Koch.  H.,    Anstaltsg'irtner    zu    Geisenheim 

a.  Rh.  5o2. 
Koch,  E.,  yo.  Geburtstag  5o3. 
Koernicke,  Geh.  Reg.-Rat  224. 
Kühler,  Fr.  E.,  Medaille  5o2. 
Kohlrabi,  Düngeversuche  436. 
Kolb,  Max. 40)ähriges  Dienst jubililum  168,  u)Q. 
Kolb,  Wirklicher  Rat  592. 
Köln,    General-Versammlung    des    Vereins 

deutscher  Gartenkünstler  423. 
Kongress     der     Gärtner     der    Länder    der 

böhmischen  Krone  641. 
Kopfsalat,  Erstling  73,  Hampels  verbesserter 

gelber  Treib-  W.  K.  635. 
Körner,  F.,  Preis  deutsch. GartenkUnstler  279. 
Krankenkasse  für  deutsche  Gärtner  640. 
Kränze  für  Fürst  Bismarck,  Nachtrag  475. 
Kraus,  G.,  Direktor  des  botanischen  Gartens 

in  Halle  504. 
Krautinger,  Ernst,  jun  t  32. 
Krupbonne    Lima,    Wunder    von    St.    Gio- 
vanni  52. 
Kube,  Stadtgarteninspektor  in  Posen  256. 
Kubski,  allg.  Ehrenzeichen  648. 
Küchler,  L.  t  504. 

Kuhlmann,  F.,  Allgemeine  Ehrenzeichen  56. 
Kühn,  W.,  Stadtgärtner  in  Kulmbach  3 12. 
Kulturanweisung     für     Gemüse ,     Blumen, 

Feldfrüchte  61 5. 
Kulturarbeiten     der     Regierung    in    West 

Usambara  555. 
Kulturstation  Kwai  in  West-Usambara  248. 
Kulturversuche    in    Deutsch-Ostafrika    246, 

274,  3oo,   349,    auf  den    Rieselleldern  mi 

Jahre   1897  21,  52,  73,    mit  heteröcischen 

Rostpilzen  480. 
Künsthche  Düngung  auf  wissenschaftlicher 

Grundlage   142. 
Kuphaldt,  Stanislaus-Orden   112. 


664 


Sachverzeichnis. 


Kursus  über  Untersuchung  und  Behandlung 

der  Obstweine  84. 
Kurzmann,  Ordensauszeichnung  335. 

Ija  Mortola  479. 

Lgckner,  C,  silberne  Hochzeit  5o3.  533. 

LaeHa  purpurata  490,  Laelio  -  Cattleya 
Broomeana  527. 

Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in 
Berlin  im  Jahre   18Q7  36i. 

Land-  und  forstwirtschaftlich  biologische 
Abteilung  des  Kais.  Gesundheitsamtes  643. 

Landsberg  a.  W.,  Gartenbauverein  641. 

Landschaftsgärtner,  der  478. 

Lange,  Möschkes  Nachfolger  in  Oranien- 
burg 504. 

Länger  Reinhold,  Allg.  Ehrenzeichen  480. 

Lantz,   P.  t  5o3. 

Lapageria  rosea  33,  53,  100,  i38. 

Lathyrus  odoratus  ,,Cupido",  rosa  mit 
weiss  27,  221. 

Laubert,  Assistent  an  der  pflanzenphys. 
Versuchsstation  in  Geisenheim  648. 

Lavatera  arborea  339. 

Lavoisiera  pulcherrima  314. 

Leguminous  root  tubercles,  results  of  Ex- 
periments 3qi. 

Leipzig,  Gärtnertag  423. 

Lemke,  R.  f  i99- 

Levkoye,  grosbblumige  Pvramiden-Sommer- 
193,  Winter- 192,  Somimer  ,  weisse Perle2i. 

Liebl,  Jubiläum  591. 

Liegnitz,  Ausstellung  3i,  53,  98. 

Lille,  Chrysanthemum-Ausstellung  477. 

Linaria  reticulata  43 1. 

Linden,  Jean  Jules  f  87,  171,  Aufruf  zu 
einem  Denkmal  299. 

Lindenia  3oi. 

Lissochilus  Graefii  260. 

Litteratur  82,  iii,  i39,  164,  19^,  217,  254 
3o8,  3G5,  478,  496,  53o,  558,  587,615,643. 

Lobelia  erinus  pumila  splendens  78,  27. 

London,  Chrysanthemum  -  Ausstellungs- 
Bericht  179. 

Longe'vite'  des  Graines   i65. 

Louisville  K.,  First  Report  of  Park  and 
Outdoor  Gardening  Association  3o8. 

Lonicera  brachvpoda  fol.  aureoreticulatis4go. 

Luddemannia  Sanderiana  526. 

Luja  in  den  Kongostaat  gereist  536. 

Lücke  verliess  seine  Stehe  591. 

Llidde  t  648. 

Luke,  P.,  Verwalter  in  Sanssouci  200. 

Luisendenkmal  im  Thiergartenzu  Berlin  193. 

Lupinus  23. 

Lyon,  Kongress  französischer  Rosen- 
zLichter  423. 

Macrozamia  corallipes   161,  spiralis  161. 

Magdeburg,  Ausstellung  3ii,  392,   5oo,  556. 

Maiblumenzüchter,  Versammlung  der  Ver- 
einigung deutscher  4r)8. 

Maiblumen  Eis  -  Treibkeim- Prozess  195, 
Uebersommern  der  Maiblumenkeime  und 
deren  Rentabilität  608. 


Melianthus  major  252. 

Mon;lia,Ueberwinterungszustand  der  Kirsch 
baum-Monilia  06. 

Malcolmia  littorea  221. 

Manettia  bicolor  214,  623. 

Margarethen-Birne,  kleine  649. 

Masch,  K.,  Hampels  Nachfolger  in  Koppitz 
5o2. 

Maschmeyer,  allgem.  Ehrenzeichen  535. 

C.  Mathieu,  70.  Geburtstag  648. 

Matricaria  eximia  corymbosa  ti.  pL,  Schnee- 
ball 612. 

Mathson,  Albert  f  144. 

May,    E.,    Preis    deutscher    Gartenkünstler 

279-. 

MediniUa  Cummgii  Vidal  5i3,  Curtisii  5i:>, 
eximia  5i5,  magnihca  5i5,  Sieboldiana 
5i5,  speciosa  5i5,  Teyssmannii  5i6. 

Melastoma  candidum  548. 

Melastomaceen,  die  wertvollsten  in  Kultur 
befindlichen  Arten  5o6,  548,  571. 

Melica  ciliata  alba  222. 

Melone  Buyukdere  i3i,  Galata  129,  The- 
rapia  i3i,  türkische  Riesen   120. 

Meriana  longitolia  548. 

Mesch,  H.,  Leiter  der  Gräflich  Schaffgotsch- 
schen  Anlagen  in  Koppitz  424. 

Melternich,  H.,  Obstbautechniker  f.  d.  Kreis 
Büdingen  (Oberhessen)  3 12. 

Metz,  L.  R.  t  616,  Nachruf  619. 

Meyer,  Stadtrat  f  368. 

Metamorphose  der  Pflanzen  im  Lichte 
paläontologischer  Thatsachen  470. 

Metzinghaus,  W.  f  504. 

Miconia  magnifica  548,  metallica  548,  spec- 
tanda  54S,  staminea  549,  vittata  541). 

Miltonia-Kultur  25 1. 

Miltonia  vexillaria  var.  diversae  3oi,  3o2. 

Mimulus  gracilipes  554. 

Monilia-Krankheit  47,  217,430,  Bekämpfung 
617. 

Monochaetum  hirtum  :>^g,  quadrangulare  549. 

Monolena  primulaeflora  54(). 

Morris,  D.  B.,  Kommissar  für  Landwirt- 
schaft für  Westindien  536. 

Mühle,  W.,  Geschäftsnotiz  280. 

Mührer,  F.,  Schlossgärtner  zu  Roskow 
(Mark)  256. 

V.  Müller,  Ferd.,  Denkmal,  Aufruf  dazu  216, 
Grabdenkmal  209. 

Müller,  B.,  verzogen  nach  Heidenau  255. 

Müller,  H.,  Aufgabe  der  Stellung  als  Ge- 
schäftsführer des  Verbandes  der  Handels- 
gärtner 256. 

München,  Ausstellung  56,   166,  3ii,  5oo. 

Musterblätter  der  Bindekunst  558. 

Myosotis  alpestris  stricta  coelestina  79, 
var.  stricta  3i5,  ,, Liebesstern''  612. 

Xadelhölzer,  winterharte  Arten  82. 
Nepenthes  391,  -Kanne    mit    Maiglöckchen 

147,  -Kultur  624. 
Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  27,  53, 

78,  io5,  129,  162,   190,  219,  249,  275,  3oi, 

357,  41 -S    446,    472,    489,"  -^26,    35 1,  582, 

612,  63i. 


Sachverzeichnis. 


(565 


Neuheiten  von  Dammann  &  Co  ,  San 
Giovanni  a  Teduccio,  Neapel  129,  von 
J.  Döppleb,  Erfurt  583,  von  Martin 
Grashotl',  Quedlinburg  635,  von  Haage 
&  Schmidt,  Erfurt  iqo,  220,  552,  584, 
von  F.  C.  Heinemann,  Erfurt  78,  von 
Kohlmannslehnerc& Schwenke  541,  Köhler 
&  Rudel  53<i,  von  J.  C.  Schmidt,  Erfurt 
27,  63o,  von  C.  Platz  &  Sohn,  Erfurt  612, 
von  G.  Reid  596. 

Neuholliinder  aus  dem  botanischen  Garten 
260,  3!  5. 

Neumann,  Stadtglirtner  in  Bromherg  255. 

Nevermann.F.,  Geschäftsführer  d.  Verbandes 
d.  Handelsgärtner  256. 

Nicotiana  noctiflora  i3i,  sylvestris   i3i. 

Nietner,  Hofgärtner  zu  Babelsberg  5o3,  591. 

Nizza,  Gartenbauausstellung  3 10. 

Nohl,  Eberlings  Nachfolger  anf  Insel 
Mainau  5o3. 

Noll,  Professor  in  Bonn  280. 

Nose  trat  in  den  Ruhestand  256. 

Obergärtner-PrUfung  in  der  kgl.  Gärtner- 
Lehranstalt  zu  Wildpark  642. 

Obst,  Handel  mit  566. 

Obst-  und  Gartenbau  in  Monrepos  365. 

Obstbau,  Lehrgang  tür,  in  Fiiedberg  84, 
Lehrbuch  des  643,  Denkschrift  über 
Hebung  des  480,  in  den  Vereinigten 
Staaten  239,  485,  517,  Bedeutung  des  558, 
einträglicher  in  Verbindung  mit  ratio- 
nellem Grasbau   139,  Hebung  des   i25. 

Gbstverkauf,  Vermittlungsstelle  für  die 
Provinz  Brandenburg  494. 

Obstausstellunij,  kleine  543,  592,  616,  653, 
in  Wernigerode  35. 

Obstbaumpflege  304. 

Obstbauverein  f.  d.  Königreich  Böhmen  588. 

Obstgärten,  Anlage  von,  tür  Private   134. 

Obstgärtner  in  Magdeburg  54. 

Obstsorten-Verzeichnis  53 1. 

Obst-  und  Gemüse- Verwertungskurse  in 
Cassel  362. 

Obst-Versandfässer   58o. 

Obstvervvertung  in  Stettin,  Centralstelle  41  5. 

Odontoglossum- Arten  3oi,  3o2,  grande  33. 

Oeynhausen,  Obst-Ausstellung  5oo. 

Oldenburg  i.  Gr.,  Landesausstellung  5oi. 

Omorika-Fichte   176. 

Oncidium  sarcodes  var.  punctulatum  3oi. 

Oppeln,  Ausstellung  448,  5oo,  523. 

Orangen  Schildlaus  433. 

Oranienburg,  Gärtnerlehranstalt, Bericht223. 

Orchideen-Diebstahl  418. 

Orchideen  für  den  Schnitt  417,  447,  472. 

Osbeckia  chinensis  55o,  stellata  55o. 

Otanthera  rubro-limbata  55o. 

Oihmarschen,  Gartenbauausstellung  606. 

Palmenhaus,  Herrenhausen  b.  Hannover  34('). 
Palmenzucht  und  Palmenpflege  139. 
Papaver  nudicaule  sulphureum  55-|. 
Papageitulpen  359. 
Paris,  Kongress  86 


Pariser  Baumpflanzung  41 1  ,  .lardin  des 
Plantes  459.  Weltausstellung  93,  423. 

Passiflora  violacea  541,  Raddiana  623. 

Pelargonien,  Düngeversuche  210,  englische, 
kurze  Kulturanleitung 348,  englische,  Mon- 
corps  Methode  der  Vermehrung  340,  gross- 
blumige 319,  grössblumige  und  daran  sich 
knüpfende  Erinnerungen  574,  Zonale  610. 

Pelargonium    Bantam    260,    hybr.    grandi 
tlorum  nanum,  Vermehrung  durch  Steck- 
linge 32  3,  ovale  260,  27c),  41g. 

Pentstemongentianoides,  L)üngeversuche2io, 
Hartwe^i  (gentianoides)  i36. 

Personalien  32,  56,  87,  112,  144  168,  199, 
224,  255,  280,  3 II,  366,  392,  424,448,480, 
5o2,  534,  559,  591,  616,  647. 

Petersburg,  Ausstellung  27(),  365,  423,  488, 
5  DJ,  589,  616,  646. 

Petersilie,  Riesen  von  Eboli  53. 

Petition  betreflisnd  verschärften  Vogel- 
schutz 473. 

Petunia  hybrida  azaleaeflora  alba  583,  hv- 
brida  azaleaeflora  „die  Braut"  584,  hy- 
brida Schneeball  23,  hybrida  grandiflora 
superbissima  ,, Venus"  27. 

Pfeffer- Pflanzenphvsiologie  365. 

Pfeiffer,  Leiter  der  Gärtnerei  auf  Mallmitz 
367,  t  592.^ 

Pffrsich  ,,Jessie  Kerr'-  473,  -Sorten  aus  dem 
Garten  des  Geh.  Kommerzienrat  Veit  542. 

Pfirsiche  in  Amerika  386. 

Pfitzers  Georginen  596,  Wohnhaus  528. 

Pflanze,  die,  von  F.  Cohn   164. 

Pflanzenemfuhr  aus  Amerik-t,  Erleichte- 
rungen 235. 

Pflanzenbuch,  von  M.  Dalitzsch  iii. 

Pflanzenkrankheiten,  Verhütung  der  Ein- 
fchleppung  von,  in  Australien  423. 

Pflanzenkübel  mit  einer  Latteneinlage   145. 

Pflanzenschmuck  im  Königlich.  Schloss  am 

Krönungs-  und  Ordensfeste   1898  58. 

Pflanzenphysiologie  \on  W.  Pfeffer  365. 

Pflanzenschutzstation  in  Hamburg  416. 

Pflanzenuntersuchungen  253. 

Pflaume  Bonne  de  Brie  43 1. 

Phalaenopsis  amabilis,  befruchtet  mit  Onci 
dium  Papilio  624. 

Philipps  J.,  Ruhestand  536. 

Phyllagathis  rotundifolia  55o. 

Phyllocactus  Ackermanni  419. 

Physalis  Francheti  23. 

Phytoptus  vitis  416. 

Picea  Omorica  Panc.   176. 

Pinus  Jeff'reyi  Murr  5i.  89. 

Pimelea  Preissii  419,  rosa  41g. 

Pinus  monspeliensis   146. 

Pirus  floribunda  Voss  194. 

Pitcairnia  corallina  252. 

Plantz,  L.,  allgemeines  Ehrenzeichen  3 12. 

Polygonum  Baldschuanicum  29,  i38  capi- 
tatum  23. 

Polyporus  squamosus  429. 

v.  Pommer  Esche  f  425,  Trauerkund- 
gebung 480. 

Pontische  Ahorne,  zwei  120. 

Potonie',  Henry,  Bezirksgeologe  168. 


666 


Sachverzeichnis. 


Potsdam,  Ausstellung  533. 

Potsdamer  Gartenbauverein  55,  Stiftungs- 
fest 6i5. 

Prag,  Gartenbau- Ausstellung  5oo. 

Präger  botanische    Universitlits  Glirten  586. 

Preisausschreiben  betr.  schädliche  Insekten 
i63,  194. 

Preisverzeichnisse  86,  143,  167,  366,423,477, 
5oi,  535,  559,  590,  646. 

Primeln,  Frühlings-,  358. 

Primula  capitata  (cashmeriana)  alba  221, 
chinensis  var.  stellata,  Suttons  Stern- 
primel 249,  fioribunda  grandiflora  isabel- 
liana  221,  obconica  grandiflora  hybrida 
222,  officinalis  grandiflora  2o3,  veriselatior 
coerulea  222. 

Protestversqmmlung  der  deutschen  Gärtner- 
gehilfen 254. 

Prüfung  von  Obstweinen  in  Dresden  253. 

Pseudo-San  Jose'-Schildlaus  399. 

Puccinia  Hieracii  625. 

Pyrus  (Malus';  floribunda  Sieb.   145. 

Quercus  sessiiiflora  var.  laciniata  3o. 

Rad ies ,, Erste  Nummer" 63 1,,, Eiszapfen" 63 3. 

Radike  f  55q. 

Raoul  zurückgekommen  56. 

Rapunzel  ,,Goldherz"  634. 

Rathke  f  56. 

Raupenplage  636. 

Rebkrankheiten  3o8. 

Regenfall  636. 

Rehder,  A.,  nach  Nordamerika  gereist  256. 

Reimers,  Jubiläum  367. 

Reichenbachia,  Tafeln  53 1. 

Reinwardtia  (Linum)  trigyna  90. 

Reiseerlebnisse  und    sonstige  Eindrücke  in 

West- Afrika  von  Morris  288. 
Renanthera     Lowii,     verschiedene     Blüten 

davon   108. 
Report  of  the    State    Board  of   Agriculture 

on    the    work    of   Extermination    of   the 

Gipsy  Moth.     Boston.     141. 
Reseda  odorata  Flametta  22,  odorata  Rubin 

222,  odorata  Victoria  pumila  compicta  22. 
Restaurierte      vorweltliche      Pflanzen      als 

Dekorationsmittel  11 3. 
Revision  der  Gattung  Anthurium  Schott.  558. 
Revue  de  Thorticulture  beige  et  etrangere  53 1 . 
Rheinische  Gärten  496. 
Rhododendron  mucronulatum  Türe.  147. 
Rhynchanthera  grandiflora  55o. 
Riecherbsen,  niedrige   106.    „Cupido"    i38. 
Riss,  O.,  Jubiläum   199. 
Röhr,  Garteninspektor  368. 
Rosa  rubrifolia  528,    rugosa  Regeliana  528, 

turbinata  81. 
Rosenberg,  Hofgärtner  auf  Babelsberg  536, 

irrtümlich  gemeldet  siehe  591. 
Rose  Balduin,  neue  Theehybrid-  55i,neue 

von  Peter  Lambert  415.  ' 
Rosen,  deutsche  im  Auslande  36o,  Goedeckes 

Kulturmethode  65o,  Schlegels  Topf-  596, 

schwarze  418. 
Rosenkohl  „Herkules"  89. 


Rosenthal,   Lehrer  der  Gartenbauschule  in 

Wien  87,  entlassen  767. 
Rottenheuser,  Obergärtner  504. 
Rubus  deliciosus  Torrey  3i3,  odoratus  529, 

sorbifolius  222. 
Rudbeckia  bicolor  superba  220,  43 1, 
Rytowsche  Zimmer-Gurke  63 1. 

Saatgut,  Vorteil  grossen  Saatgutes  bei  der 
Kartoflel  Magnum  bonum   i38. 

Salat,  Düngungsversuche  436. 

Salicylsäure  416. 

Salpiglossis  variabilis  superbissima  80. 

Salpinga  margaritacea  55 1. 

Salvia  splendens  Düngeversuche  210. 

Sambucus  nigra  laciniata  hort.49 1 ,  puhens  582. 

Samen,  unentgeltlich  abzugebende  88. 

Samenbedecker  von  Francke  372. 

Samen,  vorgeschichtliche  253. 

San  Jose'-Laus,  Denkschrift  195. 

San  Jose'-Schildlaus  106,  148,  i5o,  i63,  104, 
195,  223,  235,  252,  391,  393,  416. 

Sanden,  C.,  Kommerzienrat  280. 

Säulen-Vergissmeinnicht  3i5. 

Saxifraga-Arten  538. 

Schädler,   Ordensauszeichnung  5o3. 

Schädlinge,  hauptsächlichste  im  Obst-  und 
Gartenbau   11 1. 

Schall,  Heinrich,  Ohergärtner  112. 

Schaubach,  A.,  Hofgärtner  in  Schloss 
Altenstein  .^24. 

Schauwecker,  Kreisobergärtnerin  Uelzen?  12. 

Schenkung  e.  Palmenhauses  in  Liegnitz  528. 

Schikllaus,  neue  639. 

Schimek,  A.,  Jubiläum  200. 

Schimper,  W.,  berufen  nach  Halle  504. 

SchmoUek,  W.,  Jubiläum  200. 

Schnittblumenkulturen,  moderne  18. 

Schwertlilie,  Futter-  369. 

SchmoUing,  N.W.,  Hoflieferant  des  Kaisers 
V.  Russland  3 12. 

Schnecken,  gegen  3o. 

Schomburgkia  tibicini?  Bateman  3i5. 

Schreber- Gärten  81. 

Schultz,  Gust.  Adolph,  Gartenbaudirektor  1 1 2. 

Schnitze,  F.  f  4S0. 

Schultz-Schultzenstein,  Ehrung  263,  392. 

Schumann,  Fr.,  Stadtgärtner  in  Ebers- 
walde 3 12. 

Schutzzoll-Versammlung  in  Dresden  285. 

Schutzzoll  53 1,  559,  Denkschrift  des  Verb, 
der  Handelsgärtner  Deutschlands  543. 

Schwabach,Julius  Leopold  1 144,  Stiftung  591. 

Schweizer  Matten  und  Weiden  479. 

Schwendener,  Ordensauszeichnung  366. 

Schwindel,  dreister,  in  Berliner  Blumen- 
geschäften 3o3. 

Schwerin,  Ausstellung  3ii,  364,  5oo. 

Seidenspinner,  Aufzucht  mit  den  Blättern 
der  Schwarzwurzel    141. 

Sempervivum-Arten  538. 

Sempervivum  Pittonianum   146. 

Septoria  Chrysanthemi  626. 

Shortia  galacifolia  221. 

Siegesallee,  gärtnerischer  Schmuck  194,. 
3o2, 


Sachverzeichnis. 


667 


Siesmaver,  (lebr.,    Preis  deutscher  Garten- 

kiuiSiler  279. 
Siesmaver,  M.  f  3 12. 
Sobrah'a  IJndeni  3oi. 
Socicte  fran(^'aise  des  Rosieristcs  477. 
Solanum  lasiophvllum  Dun.  526. 
Sonerila  grandiflora  55 1,  margaritacea  55 1. 
Sonnenschein  da  LI  er  3o'5. 
Sorghum  saccharatum,  Beitrag  zur  Kenntnis 

der  Wurzel  365. 
Sphaerostilbe  coccophila  458. 
Spargelbau, Anlcitungz. Braunschweiger  uju. 
Spiersträucher   i85. 
Spindiers  Gärten  358. 
Spindler,  C,  Geh.  Kommerzienrat  368. 
Spiraea  ariaefolia  1 88, Billardi  187, buUata  187, 
Bumalda   187,  432,  callosa    187,  188,   can- 
tonensis     flore     pleno     186,     cantonensis 
iReevesianal      186,      chamaedrifolia      186, 
corymbosa  18S,  crenata  186,  crispilblia  187, 
Douglas!   187,  eximia    187,    flexuosa    186, 
Froebeli  i87,hypericifolia  i86,laevigatai86, 
Lindleyana  188,    Margaritae    187,-  Nicou- 
dierti     186,      Nobleana     I87,      multiflora 
arguta  186,  oblongifolia  186,  opulifolia  186, 
pachystachys    187,    prunifolia     186,    revi- 
I  escens  187,  salicifolia  18«), Schinabecki  186, 
sorbitblia  186,  188,  Thurbergi  186,  tomen- 
tosa     187,    trilobata     1N6,    ulmifolia      186, 
Van  Houttei   i8(l 
Sprechsaal  32,   143,  25().  64S. 
Sprossenkohl,  entspitzen  oder  nicht  636, 
Stachelbeere  ohne  Stacheln  431. 
Stämmler,  F.,  (jartenbau-Direktor  2  56. 
Stanleva  pinnatiHda  222. 
Stangenbohne,  Lima  von  San  Giovanni  52. 
Zwerg,    türkische    Perl    52,    blauschotige 
S  jhlachtschwert  55  5, KorhfLiller-Wachs555, 
allerfr.,  langschotige,  Zehnwochen  63  t. 
Stangeria  paradoxa  u.  schizodon   161. 
Stanjeck,  F.,  allg.  Ehienzeichen  480. 
Stapelia  cupularis  N.  ¥1.  Brown  48(1. 
Stauden  539. 

Steffen,  Landschaftsgärtner  592. 
Steffens,    städtischer    Garten- Direktor    535. 
Steinobst    in    den  Vereinigten  Staaten    386, 

401. 
Stettin,  Ausstellung  2711,  3i 
Stipendienstiftung  209. 
Stiihr,  L.  t  255. 
Stell,  Oekonomie-Rat  256i. 
Streptocarpus  Wendlandi  ()i 
Stüeben,    F.    L.,     goldene 

Jubiläum  368. 
Strauss,  Jubiläum  648. 
Strunkkraut,  Egerländer  73. 
Studenten-Ausflug  der  Universität  Lausanne 

3o6. 
Des  styles  et  des  genres  de  Tornamentation 

des  jardin  et  leur  application   558. 
Stupandra  glauca  260,  279. 
Sumpfdotterbl.,  Caltha  palustris.  Treiben  629. 
Suringar,  W.  F.  R.  f  5o2. 
Survival    of  the    unlike   von   L.    H.    Bailey 

195. 
Syllabus  der  Pflanzenfamilien  v.  F.ngler  3 


.100,  .■^34. 


Hochzeit     und 


Tahakplanlage  in   Mohorra  247. 
Tafeldekoration      im      Kgl      Schlosse      zu 

Berlin  5o5. 
Tapp,  Stadtgärtner  in  Danzig  591. 
Taschenberg,  Ernst  f  168. 
Telkamp.  Hoflieferant  535. 
Templin,  Obst  Ausstellung  5oi. 
Theobroma  Cncao,    Sämlingspllan/en    493. 
Thiel,  Agathus,  Ehrenmitglied    144. 
Thomasia  purpurea  279. 
Thunia  alba  Rchb.  f.  23i,  Bensoniae  Rchb.  f. 

233,  Brymeriana  Rolfe  232,  Marshalliana 

Rchb.   f.    232,    Mastersiana    Kränzl.    234, 

Rchb.  f.  23i,  Veitchiana  Rchb.  f.  234. 
Tibouchina  elegans  571. 
Tiergarten  in  Berlin  253. 
Tillandsia  Lindeni  34,  macrop?tala  mo,  2o3. 
Tococa  platvphvlla  572. 
Tomate  All    the  year  round  74,    Maincrop 

74,  Prinz  Albert  Victor  74. 
Tomaten  Sorten  aus  dem  Garten  des  Geb. 

Kommerzienrat  Veit  542. 
Topf- Obstkultur  639. 
Trapa  natans   140. 
Treibgurke  „Alabastei"  61  3. 
Trebnitz,  Obst-  und  Gartenbau  Ausstellung 

5oo,  534 
Triolena  scorpioides  572. 
Trip,  Ordensauszeichnung  5o3. 
Tritoma  üvaria  538. 
Tropenpflanzer,  der47(). 
Turin,  Ausstellung  224    279. 
Tussilago  fragans  i)2. 

Ulrich  gab  seine  Stellung  auf  5()2. 

Unterricht  im  Feldmessen  280. 

Unterrichtswesen  ??,  84,  197,  223,  279,  3o8, 
362,  497,  532,  642. 

Unwetter  in   Berlin  358,  schweres  358. 

Urban,  G.,  botanischer  (lärtner  der  Uni- 
versität Prag  368. 

lotrecht,  botanischer  Garten  622. 

Vanda- Arten  3oi. 

Varel  (Oldenburg)  Obst-Ausstellung  5oi. 

Vase,  einfache  im  Kgl.  Schloss  5ii. 

Vedaha  cardinalis  als  Bekämpfer  der  Icerya 
Purchasii  456. 

Veits  Weintrauben  597. 

Verbesina  virginica   i3i. 

Verein  Deutscher  Gartenkiuistler  27().  309, 
476,  Antrag  betr.  ,, Gartenflora"  3 16. 

Verein  für  Gärtner  und  Gartenfreunde  in 
Anklam,  Bericht  309. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
Ausflüge  376,  Ausschuss  für  Dekorationen 
3 16,  317,  Ausschüsse  40,  Ausschüsse, 
Neuwahl  3i5,  Ausschusssitzungen  375, 
Bibliothek  377,  PItat  l'ür  1898  3i5,  372, 
Fachschule  für()ärtner377,  Jahresberichts- 
Verlesung  873,  Medaillen  für  andere  Ver- 
eine 376,  599,  ü5?,  MitgliederBeiträge  336, 
Mitgliederverzeichnis  56,  128,  200,  Mit 
glieder-Verzeichnis,  Berichtigungen  448, 
Liebhaber-Ausschuss  229,  Obstausstellung 
645,  653,   Samenverteilung  377,   -6. 


668 


Sachverzeichnis. 


Verein    zur  Beförderung    des   Gartenbaues, 

Stiftungsfest  355,  Tagesordnungen  56,  112, 
368,  224,  280,  336,  392,  44S,  504,  56o,  iJi6, 
656,  Vereinsorgan  377,  Vermeil-Medaille 
376,  Versammlungen  33,  Sm,  145,  202,  259, 
3i5,  37r,  429,  4S1,  338,  593,  Vortrüge  375, 
Wahl  des  2.  Vorsitzenden  bei  der  Jahres- 
versammlung 596,  Neuwahl  desselben  652, 
C>56,  Wahl  eines  neuen  Direktors  536, 
542,  595,  Wertzeugnis  87,  99,  3j6.  Wieder- 
wahl allerVorstandsmitglieder  373, Winter- 
ausstellung 656,  Winterfest  (148,  649,  654. 

Verein  zur  Förderung  der  Blumenpflege 
b.  Schulkindern.  Blumen-Ausstellung  482. 

Vereinswesen  55,  85,  142,  166,  254,  279,  3o8, 
363,  419,  47'5,  498,  588,  61 5,  6)40. 

Vergissmeinnicht,Viktoria-Vergissm  ein  nicht, 
gebllaubig  261. 

Verkehrswesen  423. 

Verlegung  der  Gärtner-Lehranstalt  nach 
Dahlem  600. 

Versailles.  L'e'cole  nationale  dMiorticulture 
de  142. 

Versuchsgarten  in  Daressalam  27-I. 

Vertilgung  des  Apfelschorfs  65ü. 

Vessely,  J.,  Siamesischer  Kronenorden 
IV.  kl.  200. 

Vieweg,  F.,  Verwalter  der  Meininger  und 
Held  burger  Hofgarinereien  424. 

Viola  cornuta  Papilio  555.  tricolor  maxima 
„Feenkünigin"  ~q. 

Virchow,C.,  Hofgärtnerin  Wilhelmshohe  5o3. 

Viscana  oculata  brunnea  80. 

Vogel,  Franz,  Ritterkreuz  des  Franz  Joseph- 
Vögel  im  Garten  612.  [Ordens   144. 

Voaier,  A.,  Hofgärtner  224. 

Vorweltliche  Pflanzen  als  Dekorations 
mittel  34. 

"Wageningen,  holländische  Reichs-Ciarten- 
bauschule  460. 

Wagner,  J.  Vv.,  Ruhestand  536. 

Walter,  Königl.  Hofgartendirektor  f  333 

von  Wambecke,  Gh.,  Ordensauszeichng.  168. 

Wanner,  G.,  Obergärtner  in  Altenessen  224. 

Warburg,  Otto,  Professor   199. 

Wege,  unknmt-  und  staubfreie  236. 

Wem-  und  Obstbauschule  in  Kreuznach  362. 

Weinstock,  Erziehung,  Schnitt  und  Pflege 
im  kälteren  Klima  587. 

Weisse,  W.,  Hoflieferant  224. 

Weisskraut,  Erfurter  runder  Zucker  73, 
Fünfkirchener  Kopf  73. 

Wendisch,  Anstaltsleiter  der  Landes- Winzer- 
schule in  Gumpoldskirchen  592. 


Wendts  Pflanzendekorationen  33 1. 

Wentzel  j  648. 

Wenzel-Stiftung  480. 

Wernich,  W.  f  367. 

Wertzeugnisse  87,  99,  376. 

Westphal,  G..  Hofgärtner  auf  Schloss  Raten 
bürg  a.  d. Fulda  256. 

Westringia  rosmariniformis  419. 

Wettbewerb  m  Dauerobst  3o,  für  Oimmit- 
schau  54,  staatlicher  Institute  in  Frank- 
reich 585. 

Wien,  Jubiklums-Ausstellung  3ii,  423,  477, 
5oi. 

Wiesner,  Rektor  der  Wiener  Universität  424. 

Wildensee,  H.  y  448. 

Wildpark,  von,  nach  Dahlem   i5. 

Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  32,  55,  69,  92,  649,  ('154 

Wmterkohl,  Diingcversuche  436. 

Wirsingkohl, gdld'gelber  Markt-  74,  Roblet  74. 

Wistaria  polystachya  202. 

Wittmack,  korrespondierendes  Mitglied  der 
Frankfurter  Gartenbau -Gesellschaft  56, 
korrespondierendes  Mitglied  des  deutsch. 
Seefischereivereins  32. 

Wistaria  polystachya  202. 

Wochenblatt  des   bad.   landw.  Vereins   3o8. 

Wolanke,  Lehrer  für  Gartenbau  und  Natur- 
wissenschaften am  pomologischen  Institut 
in  Reutlingen  592. 

Wriezen  a.  O.,  Ausstellung  3ii,  499. 

Wundel,  Wertzeugnis  99. 

Zacharias,  E.,  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Hamburg  32,  Ehrung  jhj, 
Ordensauszeichnung  559. 

Zantedeschia  (Richardia  oder  Calla)  aeihio- 
pica  3oi,  Pentlandii  R.  Whyte  593. 

Zeininger,  Inspektor  der  israelitischen  Er- 
ziehungs-  nst^lt  in  Ahlem  592. 

Zeitschrift  für  Kultur  der  Zierbäume  536. 

Zentralstelle  für  Obstverwertung  in  Frank- 
furt a.  M.  495,  Oldenburg  i.  Gr.  496. 

Zephyranthes  Candida  54o. 

Zerstäuber  von   F.  Muratori,  Paris   148. 

Zier,  E.,  Obstbau-Wanderlehrer  für 
Mecklenburg  Schwerin   592. 

Zimmerpalmen  34. 

Zinnia  elegans  fl.  pl.  Liliput,  goldgelb  22, 
spectabilis  miniata   r3i. 

Zossen,  Gartenbauaustellunij  610. 

Zwetsche,  italienische  als  Wandspalier  597. 

Zwiebel,  schwefelgelbe  runde  Zittauer 
Riesen-  74. 

Züllichau,  Ausstellung  448,  477,  5oo,  534- 


3.  Verzeichnis  der  Mitarbeiter  und  der  besprochenen  Schriftsteller. 


Aderhold,  Rud.   140. 

Allgemeiner    Deutscher  Gärtnerverein    111. 

Amelung,  H.  543. 

Aeltesten  der  Kaufmannschaft  56 1. 


Bailey,  L.  H.   195. 
Behrens,  J.  269. 
Beissner,  L.  82. 
Berndt,  H.  348. 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 


Bertram,  M..  7. 

Betten  587. 

BiemüUer  107.  123.   i3('.,  lyi,  400,  32S,  Siu. 

Boettner  <>43. 

i^ornemann   ^-3. 

Borzi,  A.   19Ö. 

Bouche,  I"".  7. 

Buchwald.  J.  '24(1.  274,  3o(),  34M. 

IVürger,  W.  3 19. 

Burmcster  io'5. 

C'ogniaux,  A.  3<)i. 
(>ohn,  Ferdinand   164, 
Comes,  O.  479. 
de  Coene,  Victor  483. 
Conwentz  47Q. 

l>alitzsch,  M.    1 1 1. 
Dammer,  l'.   i,   139,  141. 
Delpino  479. 
Dieis,  !..  4("i3. 
Dietze,   K.  324. 
Dinter,  K.  479. 
Dodson,  \V.  R.  391. 
Dressler,  E.   1 1 1. 
Droescher,  O.  391. 

JKibel   1 1 1. 
Engler  2,  390. 
Erisson,  Jakob   197. 
Ernst,  ().  478. 

Forch,  Ad.  236 

Frank  47,  (»(J,   148,  217,  256,  393,  617. 

Goethe,  R.  Tio,  149,  391 
Goossens,  A.  391. 
(}ötze,  H.  328,  424. 
Greene.  L.   197. 

Hampel,  Carl  7. 

Handelsblatt  für  den  Deutschen  (jartenbau 

33 1. 
Hannover,  Provinz  33 1. 
He'bert  et  TruM'aut   197. 
Heck,  Gustav  62. 
HesdÖrfer,  Max   iii,  234. 
Heydt,  A.  307,  358,  359,  A^7i  4 '8,  49 •,  53 1. 
Hot^mann  333,  35o,  431,  473,  333,  556. 
Holm  638. 
Hoser  574. 

tianicki,  A.  277. 
Jentzsch,  Alfred  141. 
Jung,  H.  R.  _iq6. 
Junge  600. 

Kaiserliches  (jesundheitsaml   195. 

Kierski.  B.  3o. 

Kirchner,  P.  214 

Kirsten,  Rudolph   137. 

Klar,  Joseph  21,  32,  73,  61 5. 


Klebahn,  H.  480. 

Klein,  O.  433.  436. 

Koerner  33. 

Kohl,  F.  C;.  217. 

Kühler,  H.  3i">(),  493. 

Kohlmannslehner,  C.   1^2.  383. 

Koopmann,  K.   i3,  237,  480,  38o. 

Körber  588.  591. 

Körper,  G.    100. 

Kotte,  C.   18. 

Kränzlin,  F.  2  3. 

Krelage,  Ernst    141. 

Krüger  96,  i5o,  217,  393,  <'5<>. 

Kuntze,  O.  21  5. 

liuckner,  Carl  449. 
Lackner,  (ieorg  2  3. 
V.  Lade,  C  365. 
Lesser,  E.  473. 
Lindemuth  558. 
Löbner,  Max  5. 
Lohse,  C.  358. 
Ludewig,  Max  75. 

Magnus,  P.  21 5. 

Mathieu,  A.  201. 

Mathieu,  C.  427,  600,  636,  649. 

Maumene'   558. 

Mehl  588. 

Mende,  Otto  21,  52,  73. 

Meyer,  J.  G.  53o. 

Mez,  Carl  57. 

Molisch  i65. 

Morgenstern,  Ernest   i()3,  411,  459. 

Morris,  O.  288. 

Müller,  Franz   09. 

Müller,  R.   i85. 

Nietner,  E.  i  3. 
V.  Nathusius  489. 

Olbcrtz,  J.  3qi,  55i<. 
Ort,  H.  344.  " 
Othmer,  B.  23 1. 
Otto,  R.  210,  436. 

l*erring  35. 
Peschke,  Otto  143. 
Pfeffer,  W.  365. 
Potonie   1 13,  479. 
Putensen,  H.  407. 

Kehder,  H.  339. 
Reid  619,  626. 
Reichelt,  H.  365. 
Ross,  H.  420. 
Rostrup,  O.  391. 
Rottenheusser,  H.  i.r,. 

l>«»ahut,  Felix   142. 
V.  St.  Paul  54,   100. 
Salomon,  C.  5o6,  548,  571. 
Schaefer  54. 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 


Schelle,  E.  4q3. 

Schröder.  W.  406. 

Schultz,  G.  A.  608. 

Schwärt/,  E.  498. 

Schwerin,    Graf  von,  Fritz    \i(). 

Siegismund,  R.   lor. 

Siehe,  W.   io5. 

Späth.  L.   i38,   145,  3i3,   iSi. 

Stehler,  F.  G.  470. 

Stein,  B.    176. 

Sirauwald-Cosel  328. 

Stu:zer  496. 


Terracciano  82,   19t). 

de  Terra  61 5. 

Töhelmann  2Ö,  5(>8. 

Trenkner    ifo. 

V.  Tubeuf,  Carl,   Freiherr   k 


Veitsch  391. 

Verein  deutscher  Düngerfabrikanten    142. 

Voss,  A.   104. 

ül'arburg,  O.  479. 

Wartenberg  585. 

VVeberbauer  480. 

Weidlich,  H.  482. 

Weisse,  Arthur  480. 

V.  Wettstein.  R.    140 

Wieler  479. 

Wissenbach  477. 

Wittmack  29,  58,  69,  71,  94,  i38,  171,  225, 
239,  257,  261,  264,  265,  281,  28G,  294,  3i3, 
345,  355,  369,  386,  400,  401,407,460,478, 
485,  517,  537,  547,  593,  610,  622. 

Wohltmann,  P.  497. 

Zawodny,  J.  365. 


DvücW  von  \V.  Biivcustc'iii,  Berlin  SW. 


Sonder-Abdrack  aus  dem  Handelsblatt  für  den  deutschen  Gartenbau  No.  36. 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den 
neuen  Handelsverträgen? 

Eine  Denkschrift  über  den  Zollschutz,    von   der  Hauptversammlung  des  Ver- 
bandes   der  Handelsgärtner  Deutschlands    zu  Halle  a.  S.    am  8.  August  1898 
angenommen  und  für  den  Druck  bestimmt. 

J. 
Rückblick  auf  die  Schutzzollbewegung. 

Wohl  in  keiner  der  bestehenden  Interessentengruppen  des  iJeutschen  Reiches  hat 
sich  innerhalb  einer  kurzen  Zeit  von  noch  nicht  20  Jahren  die  Frage  eines  Zollschutzes 
in  dem  Masse  entwickelt,  ist  vom  zuerst  eingenommenen  Standpunkte  der  Gleichgiltig- 
keit,  ja  der  Gegnerschaft,  der  Zollschutz  zu  einer  fast  allgemein  und  dringend  verlangten 
Massregel  geworden,  vi^ie  dies  bei  der  deutschen  Handelsgärtnerei  der  Fall  ist. 

Als  die  schutzzöllnerische  Bewegung  in  Deutschland  in  dem  Zolltarif  vom 
i5.  Juli  1879  ihren  vorläufigen  Abschluss  fand,  waren  bei  den  Vorberatungen  zu  dem- 
selben, trotzdem  auf  fast  alle  landwirtschaftlichen  Produkte  ein  Zoll  gelegt  wurde, 
keinerlei  Stimmen  laut  geworden,  auch  den  gärtnerischen  Produkten  einen  Schutz  zu 
gewähren.  Seine  Hauptgründe  hatte  dies  darin,  dass  einesteils  ein  allgemeiner  Zusammen- 
schluss  der  Gärtner,  der  es  ermöglicht  hätte,  die  verschiedenen  Ansichten  zu  klären» 
fehlte,  anderenteils  waren  die  mannigfachen  Zweige  der  Gärtnerei  mit  ihren  verschieden- 
artigsten Interessen  die  Ursache;  der  Hauptgrund  aber  war  der,  dass  der  Import  zu 
jener  Zeit  sich  noch  nicht  auf  einer  solchen  Stufe  befand,  um  Betürchtungen  für  die 
eigenen  Kulturen  wachzurufen. 

In  den  folgenden  Jahren  änderte  sich  das  Bild  jedoch  um  ein  Bedeutendes,  wozu 
namentlich,  soweit  die  Einfuhr  von  Gemüse  und  Blumen  in  Betracht  kam,  die  Eröffnung 
des  Gotthardtunnels  im  Jahre  1882  beitrug.  Die  Stimmen  aus  den  Berufskreisen  nach 
einem  Schutz  wurden  immer  zahlreicher  und  rührten  zunächst  dazu,  dass  die  Reichs- 
regierung Tmfragen  veranstaltete,  um  das  etwaige  Bedürfnis  der  Gärtnereibesitzer  nach 
einem  Schutze  festzustellen. 

Wie  diese  Umfragen  gehandhabt  wurden,  welches  die  Quellen  waren,  aus  denen 
die  Regierung  schöpfte,  ist  unseres  Wissens  im  allgemeinen  Umfange  nicht  bekannt 
geworden,  es  war  jedoch  auch  damals  noch  nicht  verwunderlich,  dass  fast  ausnahmslos 
die  Meinung  zu  Tage  trat,  dass  ein  Schutz  der  deutschen  Gärtnereiprodukte  zur  Zeit 
unnötig  sei  und  die  deutsche  Gärtnerei  sich  auch  ohne  solchen  Schutz  in  einem  Zustande 
hoher  Entwickelung  befände. 

Dies  war  auch  die  Ursache,  dass  im  Reichstage  i885  von  seiten  des  Bundesrats 
die  Erklärung  abgegeben  werden  konnte,  dass  den  einzelnen  Regierungen  Anregungen 
auf  Einführung  von  Schutzzöllen  aut  Gartenbauprodukte   nicht  zugegangen    seien,    eine 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von    den  neuen  Handelsverträgen? 


Erklärung,  die  in  der  Dresdener  SchutzzoUversammiung  vom  3o.  April  1898    durch  den 
Regierungsvertreter,  Herrn  Geheimrat  Röscher,  bestätigt  wurde. 

Die  Verhandlungen,  die  im  Reichstage  am  12.  Februar  i885  über  gärtnerische 
Schutzzölle  stattfanden,  betrafen  lediglich  das  feinere  Gemüse,  für  welches  von  verschiedenen 
Seiten  ein  Zoll  beantragt  war;  die  Anträge  wurden,  hauptsächlich  Avohl,  weil  man  sich 
über  eine  richtige  Fassung  nicht  einigen  konnte,  sämtlich  abgelehnt. 

In  demselben  Jahre  geschah  ein  weiterer  Schritt  in  der  Zollschutzangelegenheit. 
Auf  ursprüngliche  Anregung  des  Gärtnereibesitzers  Otto  C hone'- Berlin  beschäftigte 
sich  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten  mit  der 
Sache.  Durch  eine  hierzu  gewählte  Kommission  wurden  sechs  Fragen  ausgearbeitet, 
Avelche,  zu  einem  Fragebogen  vereinigt,  in  i5oo  Exemplaren  an  einzelne  Gärtner  sowie 
an  gärtnerische  Vereine  u.  s.  w.  im  ganzen  Reiche  versandt  wurden.  Dass  auch  damals 
die  Angelegenheit  in  dem  erforderlichen  Masse  das  Interesse  der  Gärtner  noch  nicht  zu 
wecken  vermochte,  ging  aus  der  geringen  Zahl  der  zurückgekommenen  ausgefüllten 
Fragebogen  hervor;  von  den  ausgesandten  lioo  waren  dies  114.  Da  jedoch  ein  grosser 
Teil  dieser  114  Fragebogen  Gutachten  ganzer  Vereinigungen  enthielt,  ergab  sich  trotzdem, 
dass  die  Zahl  der  Anhänger  eines  Schutzzolles  sich  ganz  bedeutend  vermehrt  hatte. 
Die  Ergebnisse  aus  den  Fragebogen  wurden  seitens  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  in  einer  umfangreichen  Denkschrift  zusammengestellt  und  Anfang  1807  dem 
preussischen  Minister  für  Landwirtschaff  u.  s.  w.  überreicht. 

Noch  in  demselben  Jahre  fand  sodann  die  erste  grössere  allgemeine  Kundgebung 
für  einen  Schutzzoll  statt.  Auf  Antrag  der  Vereinigung  handeltreibender  Gärtner  von 
Hamburg  und  Umgegend  wurde  der  Vorstand  des  Verbandes  der  Handelsgärtner 
Deutschlands  aufgefordert,  bei  Gelegenheit  der  1887  in  Hamburg  stattfindenden  Haupt 
Versammlung  des  Verbandes  eine  Aussprache  der  deutschen  Handelsgärtner  über  die 
Schutzzollfrage  herbeizuführen  und  überall  zur  Teilnahme  an  dieser  Versammlung  auf- 
zufordern. Die  auf  Grund  dieses  Antrages  einberufene  Versammlung  fand  am  10.  Sep- 
tember bei  einer  Teilnahme  von  353  Gärtnern  statt.  Die  Aufforderungen  zum  Besuch 
der  Versammlung  hatten  einen  günstigen  Boden  gefunden,  aus  fast  allen  Teilen  Deutsch- 
lands waren  Kollegen,  meistens  als  Vertreter  gärtnerischer  Vereinigungen,  erschienen. 
Nach  zahlreichen  Referaten,  die  teils  mündlich  vorgetragen,  teils  schrifthch  eingereicht 
waren,  ergab  eine  Abstimmung  die  Unterstützung  der  Schutzzollbestrebungen  mit  3ig 
gegen  34  Stimmen.  Die  weiteren  Schritte  in  der  Sache  wurden  dem  Verbandsvorstande 
überlassen  mit  der  Befugnis,  sich  durch  Kooptation  zu  einer  Schutzzoll-Kommission  zu  ver- 
stärken. Diese  Kommission,  welche  zuerst  im  Februar  1888  in  Leipzig  zusammentrat, 
arbeitete  eine  Eingabe  an  den  Bundesrat  und  Reichstag  aus,  welche  bei  diesen  Körperschaften 
im  Mai  1888  eingereicht  wurde.  Gleichzeitig  wurde  eine  allgemeine  Abstimmung  ver- 
anstaltet, an  welcher  sich  bis  zum  Schluss  derselben,  Juni  1888,  23oo  Handelsgärtner 
beteiligten.  Von  diesen  stimmten  für  Zölle  1900,  gegen  solche  390  Handelsgärtner. 
Die  Hauptversammlung  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  in  Kassel  im  September  1888 
beschloss  sodann,  die  Antwort  des  Bundesrates  und  des  Reichstages  auf  die  Eingabe 
abzuwarten  und  bis  dahin  von  weiteren  Schritten  und  Veröfl'entlichungen  in  der  Schutz- 
zollangelegenheit abzusehen. 

Dieser  Beschluss  bedeutete  für  die  Sache  des  Schutzzolles  einen  grossen  Fehler, 
dessen  sich  damals  selbst  die  besten  Zollfreunde  nicht  bewusst  wurden.  Wenn  man 
sich  auch  darauf  stützte,  dass  bis  zum  Abschluss  neuer  Handelsverträge  noch  3 — 4  Jahre 
Zeit  sei,  so  hat  die  Zukunft  gelehrt,  dass  man  gerade  diese  Zeit  zu  fortwährenden 
eifrigsten  Arbeilen  hätte  benutzen  sollen.  Inzwischen  hatte  am  11.  April  1889  der 
Bundesrat  die  Eingabe  kurzer  Hand  abgelehnt,  die  Antwort  der  Petitionskommission 
des  Reichstages  folgte  am  24.  Mai,  die  Eingabe  wurde  zur  Erörterung  im  Plenum  als 
nicht  geeignet  erklärt,- da  die  freie  Einfuhr  von  Gartengewächsen  durch  den  kürzlich 
mit  der  Schweiz  abgeschlossenen  Handelsvertrag  gewährleistet  sei. 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen?  o 

Auch  nach  diesen  Entscheidungen  ruhte  die  SchutzzolltVage  vorerst.  Bei  der 
zunehmenden  Verschlechterung  der  Lage  der  heimischen  (järtnerei,  bei  der  andererseits 
von  Jahr  zu  Jahr  in  das  Ungemessene  wachsenden  Einfuhr  war  es  vorauszusehen,  dass 
sich  bald  das  fortgesetzt  wachsende  Verlangen  nach  einem  Schutz  wieder  laut  machen 
werde.  Es  geschah  dies  im  Frühjahr  1890  in  Berlin.  Auf  Einladung  des  Gartenbau- 
Vereins  für  Pankow  und  Schönhausen  traten  am  9,  April  Vertreter  der  Gärtnervereine 
von  Berlin  und  Umgegend  zusammen,  um  sich  über  erneute  Schritte  in  der  Schutz- 
zollsache schlüssig  zu  werden.  Die  fürs  Erste  für  eine  kräftige  Agitation  erforderlichen 
Geldmittel  wurden  von  den  betr.  Vereinen  sofort  aufgebracht,  ferner  wurde  beschlossen, 
bei  dem  Vorstand  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  den  Antrag  zu  stellen,  auf  einer 
in  den  Tagen  der  Berliner  Gartenbau-Ausstellung  von  1890  abzuhaltenden  Wander- 
versammlung des  Verbandes  auch  die  Schutzzollfrage    in  erneute  Erörterung  zu  ziehen. 

Diese  Versammlung  fand  am  2C.  April  im  Kaiser  Wilhelm-Zelt  statt.  Die  stark 
besuchte  Versammlung  war  sich  in  ihrer  übergrossen  Mehrheit  vorerst  darin  einig,  mit 
allen  Kräften  für  einen  Schutzzoll  einzutreten;  die  auf  ein  im  Auftrage  der  Berliner 
Vereine  von  van  der  Smissen-Steglitz  erstattetes  Referat  folgende  allgemeine 
Diskussion  Hess  hieran  keinen  Zweifel.  Um  jedoch  zu  vermeiden,  dass  die  Sache  wieder 
mit  den  Angelegenheiten  des  damals  noch  viel  mehr  verschiedene  Strömungen  ent- 
haltenden Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands  verquickt  werde,  was  nicht  ver- 
fehlt hatte,  einen  ungünstigen  Einfluss  auf  die  Bewegung  von  1887  auszuüben,  wurde 
auf  Antrag  der  Vereinigung  handeltreibender  Gärtner  von  Hamburg  und  Umgegend  der 
weitere  Verfolg  der  Sache  einer  aus  den  Vertretern  der  Berliner  Vereine  zu  Avählenden 
Kommission  übertragen.  Diese  Kommission,  deren  Vorstand  die  Herren  L.  Späth- 
Rixdorf  und  C.  van  der  Smissen  bildeten,  entwickelte  sodann  ihre  Thätigkeit  dahin, 
für  eine  an  den  Reichstag  zu  richtende  Petition  um  Einführung  von  Schutzzöllen 
möglichst  viele  Unterschriften  aus  allen  Teilen  des  Reiches  zu  sammeln. 

Inzwischen  wurde  die  Eingabe,  welche  an  der  Hand  der  Statistik  und  einer  Preis- 
rückgangsliste die  Notwendigkeit  des  beantragten  Zollschutzes  überzeugend  nachwies, 
fertiggestellt,  und  am  17.  Januar  i8qi  in  400  Exemplaren  dem  Bureau  des  Reichstages 
eingereicht,  unterstützt  von  vorerst  4814  Unterschriften.  Weitere  800  Unterschriften 
trafen  nach  Fertigstellung  des  ersten  Bandes  ein.  Von  dem  Bureau  des  Reichstages 
kam  bald  die  Mitteilung,  dass  die  Eingabe  unter  die  Reichstagsabgeordneten  verteilt 
Avorden  sei. 

Da  begannen  im  Herbst  1891  die  Beratungen  über  die  mit  Italien,  der  Schweiz, 
Oesterreich -Ungarn  und  Belgien  neu  abzuschliessenden  Handelsverträge.  Die  Schutzzoll - 
freundliche  Politik  des  ersten  Reichskanzlers  war  durch  die  mehr  freihändlerische  seines 
Nachfolgers  abgelöst  worden.  Was  unter  dieser,  wie  bei  der  Hast,  mit  der  die  Verträge 
unter  Dach  gebracht  wurden,  vorauszusehen  war,  trat  ein:  die  Vorlage  der  Regierung 
wurde  im  Grossen  und  Ganzen  angenommen,  ohne  dass  der  Reichstag  sich  mit  den 
eingeheml  begründeten  Wünschen  der  deutschen  Handelsgärtner  auch  nur  beschäftigt 
hätte.  Durch  die  Annahme  der  Handelsverträge  waren  sämtliche  in  Bezug  auf  die- 
selben eingesandten  Petitionen  erledigt,  Avas  der  Berliner  Kommission  durch  den  Büreau- 
direktor  des  Reichstages  Ende  Januar  1892  mitgeteilt  wurde.  Damit  waren  die  auf 
Zollschutz  gegen  die  Einfuhr  gärtnerischer  Produkte  nach  Deutschland  gerichteten 
Bestrebungen  für  die  lange  Dauer  von   12  Jahren  lahmgelegt. 

Ob  diese  Entscheidung  zu  jener  Zeit  von  Vorteil  oder  von  Nachteil  für  die  Ent- 
wickelung  der  deutschen  Gärtnerei  und  der  für  sie  brennendsten  PYage  gewesen  ist, 
darauf  soll  nicht  näher  eingegangen  werden.  Das  eine  Gute  hat  sie  gehabt,  dass  seit- 
dem die  Entwickelung  des  Schutzzollgedankens  selbst  in  jene  gärtnerischen  Kreise  ein- 
gedrungen ist,  die  damals  noch  unsere  Gegner  waren,  und  dass  nach  einer  Pause  von 
nur  wenigen  Jahren  die  Bewegung  zu  Gunsten  eines  Zollschutzes  in  einer  Stärke  und 
Ausdehnung  wieder  aufgelebt  ist,  wie  sie  damals  auch  nicht  entfernt  vorhanden  war. 
Diese    jüngste    Bewegung    kam    anlässlich    der    Hauptversammlung    des    Verbandes    der 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen? 


HandelsgUrtner  Deutschlands  am  28.  August  1897  in  Hamburg  zum  Ausdruck.  Von 
Seiten  verschiedener  Gruppen  des  Verbandes  war  zu  dieser  Hauptversammlung  der 
Antrag  gestellt  worden,  der  Verband  möge  zu  der  Frage  gärtnerischer  Schutzzölle  dahin- 
gehend Stellung  nehmen,  dass  er  schon  jetzt  in  eine  Agitation  dafür  eintrete,  bei  Abschluss 
neuer  Handelsverträge  die  Interessen  der  deutschen  Handelsgärtnerei  besser  zu  ^vahren. 
als  dies  unter  den  jetzt  noch  gültigen  Verträgen  der  Fall  sei,  kurz,  bei  den  neuen  Ver 
trägen  einen  Schutz  der  heimischen  Produktion  bei  der  Einfuhr  ausländischer  gärtnerischer 
Erzeugnisse  anzustreben.  Die  sowohl  von  den  gewählten  Vertretern  der  Mitglieder  aus 
allen  Teilen  des  Reiches  als  auch  von  Aveiteren  Mitgliedern  des  Verbandes  wie  ferner 
von  Handelsgärtnern,  die  dem  Verbände  bis  dahin  nicht  angehörten,  sehr  zahlreich 
besuchte  Versammlung  nahm  nach  eingehender  Aussprache  folgende  Resolution  gegen 
s:eben  Stimmen  an: 

Die  Hauptversammlung  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands 
ersucht  den  Vorstand,  baldthunlichst  bei  dem  Bundesrat  dahin  vorstellig  zu 
werden,  dass  bei  Ablauf  der  bestehenden  Handelsverträge  die  heimische 
Gärtnerei  gegen  den  Import  gärtnerischer  Artikel  aus  günstiger  produzierenden 
Ländern  durch  einen  angemessenen  Zoll  in  ihrer  Existenz  wirksam  geschützt 
wird.  Der  Vorstand  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands  wird 
ermächtigt,  das  zur  Begründung  nötige  Material  in  ihm  geeignet  erscheinender 
Weise  zu  beschaffen. 

II. 

Die  Zunahme  der  Einfuhr  und  unsere  Ausfuhrverhältnisse  nach  den 

Handelsverträgen. 

Bei  den  mehrfachen  Verötientlichungen,  welche  im  Laufe  der  Jahre  in  ein- 
gehendster Weise  über  die  Zahlen  der  Ein-  und  Ausfuhr  gebracht  worden  sind,  können 
wir  uns  hier  auf  die  Wiedergabe  der  Hauptzahlen  für  einen  bestimmten  Zeitraum  von 
.lahren  beschränken.  Wir  wählen  zum  Vergleich  das  Jahr  des  Inkrafttretens  der  neuen 
HandelsvertnUe,   1892,  und  den  Abschluss  des  letzten  Jahres,   1897. 

Einfuhr  von  Blumen,  Blättern  u.  s    w. 


J892 

18974  Doppelzentner. 

1897 

28085 

Zunahme 

9  II I   dz. 

Einfuhr  von  lebende 

n  Gewächsen,  Knollen  u.  s.  w. 

1892 

61  867  dz. 

1897 

96808  dz. 

Zunahme 

33941    dz. 

Einfuhr  von  frischem 

Gemüse  u.  s.  w.  excl.  Kartofieln 

1892 

667854  dz. 

1897 

972  177  dz. 

Zunahme:     304  323  dz. 

Einfuhr  von  Obst,  frischen  Beeren  u.  s.  w.  excl.  Südfrüchte. 

1892:     961  779  dz. 

1897:   1413728  dz. 

Zunahme:     451  940  dz. 

ausfuhr  von  Blumen,  Blättern  u.  s.  w. 


1892 

1897 

Zunahme 


2  662  Doppelzentner. 

2  948 
286  dz. 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen: 


Ausfuhr  von  lebenden  Gewächsen,  Knollen  u.  s.  \v. 
T892:       29  58 1  dz. 
1897:       43  287  dz. 
Zunahme:       1370G  dz. 

Ausfuhr  von  frischem  Gemüse  u.  s.  \v.  excl.  Kartotieln. 
1892:     211  343  dz. 
1897:     366  857  dz. 
Zunahme:     i35  5i4  dz. 

Ausfuhr  von  Obst,  frischen  Beeren  u.  s.  \v.  excl.  Südfrüchte. 
1892:     103471   dz. 
1897:     21 1  341   dz. 
Zunahme:     108070  dz. 

Die  von  dem  Kaiserlichen  Statistischen  Amte  in  Berlin  festgestellten  Werte  für 
die  Ein-  und  Ausfuhr  der  genannten  gärtnerischen  Artikel  ergeben  für  die  gleichen 
Jahre   folgendes  Resultat: 

Einfuhr  von  Blumen,  Blättern  u.  s.  \v. 
1892:     3428000  M. 
1897:     4447  000  M. 
Zunahme:     i  019000  M. 

Einfuhr  von  lebenden  Gewächsen,  Knollen  u.  s.  w. 
1892:     4486000  M. 
1897:     9  353  000  M. 
Zunahme:     4867000  M. 

Einfuhr  von  frischem  Gemüse  u.  s.  w.  excl.  Kartofleln. 
1892:     9  442  000  M. 
1897:  i3  o32  000  M. 
Zunahme:     3590000  M. 

E]  in  fuhr  von  Obst,  frischen  Beeren  u.  s.  w.  excl.  Südfrüchte. 

1892:   17  3i7  000  M. 

1807:  36  368  000  M. 

Zunahme:   iqo5iooo  M. 

Ausfuhr  von  Blumen,  Blättern  u.  s.  w. 


1892 
1897 


760  000  M . 
812000  M. 


Zunahme:  52000  M. 

Ausfuhr  von  lebenden  Gewächsen,  Knollen  u.  s.  vv, 
1892:     2  375  000  M. 
1897:     3  706000  M. 
Zunahme:     i  33 1  000  M. 

Ausfuhr  von  frischem  Gemüse  u.  s.  w.  excl.  Kartofteln. 

1892:     2  1 13  000  M. 

1897:     6667000  iM. 

Zunahme.     4554000  M. 

Ausfuhr  von  Obst,  frischen  Beeren  u.  s.  w.  excl.  Südfrüchte. 

1892:     3  935  000  M. 

1897:  10438  000  M. 

Zunahme:     6  5o3  ooo  M. 


(5  Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen? 

Der  Vergleich  dieser  Zahlen  erübrigt  ein  weiteres  Eingehen  auf  dieselben,  wenn 
man  die  absolute  Leistungsfähigkeit  der  deutschen  Gärtnerei  sowohl  in  der  Blumen- 
und  Topfpflanzenkultur  wie  in  der  Gemüsezucht,  für  welche  die  früheren  Jahre  den 
Beweis  erbracht  haben,  in  Betracht  zieht.  Die  Zunahme  der  Ausfuhr,  die  in  natürlicher 
Folge  der  Einfuhr  selbst  unter  den  ungünstigsten  Bedingungen  und  zu  bedeutend  ver- 
mindertem Nutzen  Platz  greifen  musste,  steht  in  keinem  Verhältnis  zu  i.  der  Leistungs- 
fähigkeit der  deutschen  Gärtnerei  und  2.  der  so  viel  höheren  Einfuhr. 

Bei  den  1892  neu  abgeschlossenen  Handelsverträgen  war  der  deutschen  Gärtnerei 
der  gewünschte  Schutz  versagt  worden.  Die  Lage  der  deutschen  Gärtnerei  hätte  nun 
in  den  Jahren  bis  heute  nicht  eine  immer  schlechtere  werden  können,  wenn  der  freien 
ungehinderten  Einfuhr  aus  unseren  hauptsächlichsten  Konkurrenzländern  eine  ebenso 
freie  und  ungehinderte  Ausfuhr  unserer  Erzeugnisse  nach  unseren  Absatzgebieten 
gegenübergestanden  hätte;  für  die  ins  Ungemessene  steigende  Einfuhr  wäre  dies 
wenigstens  in  etwas  ein  Aequivalent  gewesen.  Dies  war  jedoch  nicht  der  Fall;  schon 
in  dem  Handelsvertrage  mit  Oesterreich-Ungarn  wurde  diesem  Land  die  Erhebung 
eines  Eingangszolles  auf  Pflanzen  und  Blumen  zugestanden.  Das  Gleiche  war  bei  dem 
1894  mit  Russland  abgeschlossenen  Handelsvertrag  der  Fall  und  heute  stehen  wir  vor 
der  Thatsache,  dass  die  sämtlichen  für  uns  hauptsächlich  in  Betracht  kommenden 
Absatzländer,  mit  Ausnahme  von  Grossbritannien,  Einfuhrzölle  auf  gärtnerische  Produkte 
gelegt  haben.  Und  auch  dieses  letzte  Land,  welches  seinen  Handelsvertrag  mit  dem 
Deutschen  Reiche  gekündigt  hat,  soll,  wie  es  allgemein  heisst,  beabsichtigen,  bei 
Abschluss  neuer  Handelsverträge  sich  mit  Schutzzöllen  zu  umgeben.  So  haben  wir 
also  auf  der  einen  Seite  eine  durch  die  freie  Einfuhr  begünstigte  masslose  Ueber- 
schwemmung  mit  gärtnerischen  Produkten  aus  Ländern,  in  die  wir  nicht  oder  wenigstens 
nicht  nennenswert  exportieren,  zu  verzeichnen,  während  die  der  deutschen  Handels- 
gärtnerei zur  Lebensbedingung  gewordenen  Absatzgebiete  die  Ausfuhr  dorthin  durch 
Zölle  erschweren  und  so  die  Gärtnerei  verhindern,  einen  w^enigstens  teilweisen  Ausgleich 
herbeizutühren.  In  den  verschiedenen  Ländern  gelten  nachstehende  Zollsätze  für 
gärtnerische  Artikel: 

Dänemark      (i   Reichsthaler         96  Schilling  (ß)  -    2,27  M.,    i   Tonne  =;-   i3q,12  Liter). 

Aepfel  und  Birnen  per  Tonne  24  ß. 

In  ganzen  Schiffsladungen  per  Kommerzlast  ?  Rthler. 

Frankreich  (i  Franc  —  0,81  M.).  p.  100  Kilo 

Generallarif  .Minimaltarif 

Bohnen  mit  dem  Blattwerk  oder  in  Schoten i,5o  Fr. 

Frische  Tafel-Aepfel  und  Birnen 3,—  „  2, —  Fr. 

Aepfel  und  Birnen  zur  Apfelwein-  und  Birnenmostbereitung  2, —  „  i,5o    ,, 

Andere  Aepfel  und  Birnen .'....  5, —  ,,  3, —    ,. 

Frische  Gemüse 8, —  „  6, —    ,, 

Kohl  zu  Sauerkraut 0,40  ,, 

Pflanzen    aus    Gewächshäusern:     Aroideen,    Amaryllideen, 

Araliaceen,     Aspidistra,      Azalea     indica,     Begonien, 

Bromeliaceen,     Camellien,      Cycadeen,      Cyclamen, 

Croton,  Dracaenen,  Treibhausfarne  und  Selaginellen, 

Maranten,    Ophiopogon,    Orchideen,     Palmen,    Pan- 

danus,  Phormium 5, —  „  3, —    ., 

Griechenland. 

Blumen  und  Blätter per  Oka         14  Kilo     i    Drachme  4  M.    3  Pf. 

Frische  Früchte „        „     ==  14     „        2    Lepta  9    „ 

Italien. 

Frische  Früchte per  100  Kilo  1   Lira         Si    Pf 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen?  n 

Niederlande. 

Früchte  und  Ohst,  alle  frischen  BaumtVlichte S  p(2t.  vom  Wert. 

Norwegen    ,I    Krone  i    M.    12   Pf.).         per  Kilo  Kronen 

Minimaltarif  Maximal  tarif 

Blumen,  frische,  abgeschnittene 3,on  ^,oo 

Abgeschnittenes  Laub 0,10  0,20 

Blumenzwiebeln,  brutto 0,23  o,3o 

Blumenpflanzen  und  Blattpflanzen,  lebende o.io  0,12 

Blumen,  getrocknete,  do.  Gevi^ächse  zum  Schmuck     .     .     .  3,oo  4,00 
Gartengewächse,    frische"      Kopfkohl,    Spitzkohl,    Kohlrabi, 

Karotten 0,02  <),o3 

Melonen 0,02  o,3o 

Spargel,  Tomaten  und  Artischocken 0,40  o,5o 

Zwiebeln c),o5  0,06 

Andere  Gemüse. 0,10  0,12 

Haselnüsse o,o5  0,20 

Wallnüsse  und  andere .  o,5o  0,60 

Aepfel,  Birnen,  andere  Früchte,  essbare  Beeren      ....  0,12  0,1 5 

Champignons,  Morcheln  u.  a.  essbare  Pilze 1,00  1,20 

Oesterreich-Ungarn  u  (dulden  —  i  M.  70  Pf.). 

per  100  Kilo 
Frische  Zierblumen  und  Blattwerk,  geschnitten  .     .     ,     .     .  3  Gulden 

Feine  Tafelgemüse,  frisch 3 

Nüsse  und  Haselnüsse 3         ,, 

Lebende  Gewächse i,3o    „ 

Portugal  (1000  Reis        4  M.  33  Pf).  per  Kilo 

Pflanzen  und  Säaiereien  zur  Kultur 3  Re"i's 

Gartenkräuter  und  frische  Gemüse -      u 

Frische  Früchte 60     ,, 

Rumänien  (1  Lei        80  Pf.) 

Bäume,  Sträucher,  Blumen  aller  Art,  frisch,  Blumenzwiebeln,  per  100  Kilo 

Wurzeln  von  Pflanzen brutto  4  Le'i 

Frisches  Gemüse  (inkl.  Pilze! „         '^  ■>■, 

Frische  F'rüchte  aller  Art .,         5  „ 

Russland  u  Rub.  Gold  =  3  M.  20  Pf. . 

Lebende    Pflanzen,    Blumen    aller   Art    lauch    in  Töpfen),  Aligem.  Tarif  Maximaiiarif 

r  7  Zuschlag  in  pCt. 

Blätter,  frische,  Zwiebelknollen  und  Wurzeln,  frische  per  Pud  =  16,4  Kilo 

Pilze brutto  o,3o  R.  20  pCt. 

Spargel,  Artischocken,  Blumenkohl,  Erbsen,  frisch      ...  ,,         0,40  R.  20      „ 

Frische  Früchte  und  Beeren ,,         1,20  R.  20      „ 

Wald     und  Gartennüsse  aller  Art „         1,00  R.  20      „ 

Schweden    U     Krone    —    1    M.    12    Pf.).       Zollsatz  tür  i   Kilo 

Elumen,  natürliche,  abgeschnittene,   frisch   oder  getrocknet  3, —  Kronen 

Zweige  und  Blätter o,3o  „ 

Frische  Früchte,  Beeren  und  Gemüse 0,10  „ 

Hasel-,  Wall-  und  andere  Nüsse o,23  ,, 

liebende  (ie wachse  aller  Arten brutto  0,10  „ 

(Bei  Gewächsen  von  mehr  als   10  kg  im  (Jewicht 

ist    für  das  Uebergewicht    der   Zoll    mit    nur  3  Oere 

per  Kilo  zu  berechnen.) 

Spargel  inkl.  Umhüllung o,3ü  ., 

Essbare  Schwämme o,3o  ,, 


g             Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen? 

Schweiz  (i  Franken  —  8i   Pf.).  für  loo  Kilo 

Blumenzwiebeln  und  Pflanzenknollen So  Frcs. 

Sträucher    und    andere    lebende    Pflanzen    in    Kübeln    und 

Töpfen  oder  nicht,  mit  oder  ohne  Wurzelballen .     .  i       v 

Serbien  d  Dinar  r-=  8i  Pf.). 

Obst,    Gemüse,    Grünzeug,    Sämereien,    Wurzeln,     Blüten,  f"''  'oo  Kilo 
Setzlinge  und    alle    anderen    lebenden  Pflanzen  und 

Gewächse,  frisch  und  getrocknet 3  Dinar 

Strohblumen  aller  Art öo       „ 

Spanien  (i   Peseta  --  Si   Pf.  .  für  loo  Kilo 

Gartengewächse 3  Pesetas 

Obst 4        55 

Türl<ei. 

Sämtliche  Waren  unterliegen  einem  Wertzoll  von  S  p(",t. 

Canada  (i  Dollar        4  M.  20  Pf.). 

Aepfel,  einschl.  des  Zolles  auf  das  Fass  pr.  Barrel  =;  164  Liter  40  Cents 

Gemüse,  frische 25  pCt.  vom  Wert 

Bäume,  Apfel-,    Kirschen-,    Pfirsich-,    Birnen-,    Pflaumen-, 

Quittenbäume  aller  Art Stück  3  Cents 

Weinstöcke,  Stachelbeer-,  Himbeer-,  Johannisbeersträucher, 
Rosen,  Fruchtpflanzen,    Zierbäume,    -Sträucher    und 

-Gewächse 20  pCt.  vom  Wert 

(Palmen,  Blumenzwiebeln,  Knollen,  Edelreiser  frei.) 

ColUmbien    (l    Peso   —  -|    M.    5    Pf.).  Zollsatz  für  i  Kilo 

Pflanzenwurzeln  und  Stecklinge,  lebende  Pflanzen      .     .     .  0,01 5  Peso 

Zwiebeln,  Gemüse,  Küchenkräuter,  frische  Früchte    .     .     .  0,01 5      „ 

Costa- Rica  (i  Dollar  —  4  M.  20  Pf.;. 

Gartengewächse    und    frische  Gemüse,  Obst,   Gemüse-  und  Zollsatz  für  i  Kilo 

Blumensamen 0,02  Doli. 

Ecuador   (i    Sucre  i=-  4  M.   20   Pf.).  Zollsatz  für  i  Kilo 

Frische  Gemüse      .     .   ' 0,01  Sucre 

Kränze  und  anderer  Begrähnisschmuck      .     .     .  '  .     .     .     .  2,00       „ 

Neufundland  (i  Dollar        4  M.  20  Pf.). 

Aepfel  pr.  Barrel         164  Liter 0,60  Doli. 

Gemüse  aller  Art  exkl.  besonders  aufgeführter 10  p(^t.  vom  Wert 

Kohlrüben,  Pastinaken,  Mohrrüben,  pr.  Bushel      -  36  Liter  0,10  Doli. 

Kohl,  pr.   100  Köpfe 2, —      ,, 

Nicaragua    i  Peso  =r^  4  M.  5  Pf.).  Zollsatz  für  1/.,  Kilo 

Frische  Früchte 0,02  Peso 

Frische  Gemüse 0,01       „ 

Trauerkränze o,3o       „ 

Peru. 

Zwiebeln  jeder  Art 10  pCt.  vom  Wert 

Frische  Früchte 10  pCt.      „         ,, 

Pilze  jeder  Art 40  pCt.      ,,         ,, 

Küchenkräuter,  frische 10  pCt.      „         „ 

Nüsse 40  pCt.      ,,         ,, 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen?  q 

Salvador  (i  Peso  —  4  M.  5  Pf.). 

Lebende  Pflanzen  p.   100  Kilo o,5o  I^eso 

Zwiebeln  und  sonstige  Gemüse  p.  Kilo 0.02       „ 

Uruguay  (i  Peso        4  M.  5  Pf.). 

Blumen-  und  Gemüsesamen S  pCt.  vom  Wert 

Frische  Früchte 20  p(lt.       „         ,, 

Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika. 

Kohl   tür  den  Kopf 3  Cents 

Zwiebeln  p.  Bushel         3G  Liter 40       ,. 

Orchideen,  Palmen,  Dracaenen,  Croton,  Azaleen,  Tulpen, 
Hyazinthen,  Jonquillen,  Narzissen,  Lilien,  Maiblumen 
und  alle  anderen  Blumenzwiebeln  und  Stauden,  die 
ihrer  Blüten  wegen  angebaut  werden,  natürliche 
Blumen  allerArt,  frisch,  zu  Dekorationszwecken  passend  25  pCt.  vom  Wert 

Stämme,  Ableger  oder  Setzlinge  der  Myrabolan  Pflaume 
sowie  der  Mahaleb-  oder  Mazzard  Kirsche,  3  Jfihre 
alt  oder  jünger,  1000  Stück 3o  Cents  u.  i5  pCt.  vom  Wert 

Stämme,  Ableger  oder  Setzlinge  von  Birnen-,  Apfel-,  Quitten- 
und  St.  Julien-Pflaumen-Bäumen,  3  Jahre  alt  oder 
jünger,  und  Immergrün -Setzlinge,   looo  Stück    .     .     .     i  Dollar  u.  i5  pCt.  vom  Wert 

Rosen,  okulirt,  gepfropft  oder  wurzelecht per  Stück  2 '  .,  Cents 

Stämme,  Ableger  und  Setzlinge  aller  Obst-  und  Zierbäume, 
mit  abfallendem  Laub  oder  immergrün,  Sträucher 
und  Reben,  Manetti -Rosen,  reichblütige  Rosen  und 
Hagebutten  sowie  alle  gewöhnlich  als  Baumschulen- 
oder Gevvächshauspflanzen  bezeichneten  Bäume, 
Sträucher,  Pflanzen  und  Reben,  nicht  besonders  vor- 
gesehen       25  pCt.  vom  Wert 

Aepfel,   Ptirsiche,  Quitten,  Kirschen,  Pflaumen  und  Birnen, 

grün  oder  reif.  p.  Bushel         36  Liter 25  Cents 

Vegetabilien  in  natürlichem  Zustande,  nicht  besonders  vor- 
gesehen       25  pCt.  vom  Wert 

Hasel-  und  Wallnüsse  in  der  Schale per  1000  Stück  3  Onis 

Essbare  Beeren  pr.  Quart         1,1   Liter i   Cent 

Natürliche  Blumen  aller  Art,  konservirt,  zu  Dekorations- 
zwecken passend 25  pCt.  vom  Wert 

Tasmanien  d  Schilling        i  M.). 

Bäume  und  Sträucher 10  pCt.  vom  Wert 

Blumenzwiebeln 10  pCt.      ,,         ,, 

Frische  PVüchte  p.  Bushel         36  Liter i  Schilling 

Gartensämereien 10  pCt.  vom  Wert 

Obstbäume,  p.  Stück 2  Pence 

Japan. 

.Alk-  zum  Gartenbau  gehörenden  Artikel  unterliegen  einem 

Wertzoll von  5  pCt.     , 

Philippinen  (i   Peso        4  M.  5  Pf.j. 

Gartengewächse  p.  Kilo 0,02  Peso 

Obst  p.  Kilo 0,04     „ 

Aegypten. 

Sämtliche  Gegenstände  unterliegen  einem  Wertzoll     .     .     .  von  8  pCt. 


3  0  Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen: 

III. 

Die  heutige  wirtschaftliche  Lage  der  deutschen  Handelsgärtnerei. 

Will  man  mit  kurzen  Sätzen  das  Resultat  dieser  Auseinandersetzungen  vorweg 
nehmen,  so  kommt  man  zu  dem  Schluss:  Dem  fortgesetzten  Anwachsen  der  Einfuhr 
steht  eine  immer  mehr  zurückgehende  Rentabilität  sämtlicher  Betriebe  gegenüber. 
Ferner  sind  ausser  einem  in  fast  allen  Verkaufsartikeln  fortlaufend  zu  beobachtenden 
Preisrückgang  noch  vermehrte  Betriebskosten  und  Lasten  zu  konstatieren. 

Mit  diesen  Thatsachen  steht  nicht  im  Widerspruch,  dass  in  den  letzten  zehn 
Jahren  trotzdem  in  manchen  Zweigen  der  Gärtnerei  ein  Aufschwung  zu  verzeichnen 
ist.  Als  Ursache  dieses  Aufschwunges  kann  indirekt  die  vermehrte  Einfuhr  mit  be- 
zeichnet Averden,  denn  diese  zwang  zur  Anspannung  aller  Kräfte,  um  überhaupt 
existenzfähig  zu  bleiben,  ausserdem  sprechen  hier  Fortschritte  in  der  internationalen 
Gärtnerei  überhaupt,  ferner  sehr  vervollkommnete  technische  Einrichtungen  sowie  eine 
unleugbar  stattgefundene  Vermehrung  an  Bildung  und  Kapitalkraft  innerhalb  der 
deutschen  Handelsgärtnerei  mit. 

Der  festgestellte  Aufschwung  ist  jedoch  weit  davon  entfernt,  Allgemeingut  ge- 
worden zu  sein,  er  bildet  innerhalb  der  Handelsgärtnerei  nicht  die  Regel,  sondern  die 
Ausnahme.  Ausserdem  ist  er  örtlich  nur  begrenzt.  Lebensfähig  und  von  Erfolg  be- 
gleitet ist  er  nur  dort,  wo  grosse  Mittelpunkte  bestehen  und  in  diesen  eine  kaufkräftige 
Bevölkerung  vorhanden  ist. 

Bei  dem  weitaus  grössten  Teile  der  deutschen  Handelsgärtner  ist  ein  Rückgang 
in  der  Rentabilität  im  allgemeinen,  ein  Sinken  der  Preise  bei  iAlen  Kulturen,  seien  es 
Topfpflanzen,  Schnittblumen,  Baumschulartikel  oder  Gemüse,  im  besonderen  zu  ver- 
zeichnen, und  namentlich  sind  hiervon  die  mittleren  und  kleinen  Produzenten  betroffen. 

In  den  allermeisten  Fällen  lässt  sich  als  Ursache  des  Preisrückganges  direkt  die 
ausserdeutsche  Konkurrenz  und  Einfuhr  nachweisen;  Ueberproduktion  im  Inland  lässt 
sich  höchstens  zeitweise  bei  einzelnen  Artikeln  anführen.  Dass  deutsche  Schnittblumen 
in  den  Herbst-,  Winter-  und  Frühjahrs-Monaten  vielfach  unverkäuflich  sind,  liegt  nicht 
an  etwaiger  Ueberproduktion,  sondern  einzig  an  der  Bevorzugung  und  Billigkeit  der 
fremden  Ware.  Dazu  kommt,  dass  die  vom  Selbstzüchter  gezüchtete  Ware  häufig  im 
eigenen  Geschäft  unverkäuflich  ist,  weil,  um  konkurrenzfähig  zu  bleiben  und  Absatz 
zu  finden,  er  die  billigeren  fremden  Rosen,  Levkoyen  u.  s.  w.  u.  s.  w.  in  erster  Linie 
dem  kaufenden  Publikum  darbieten  muss.  Es  sei  hier  eine  Einschaltung  in  Bezug  auf 
die  Ueberproduktion  gestattet.  Von  selten  der  Gegner  des  Schutzzolles  wird  häufig 
betont,  dass  dieser  in  kurzer  Zeit  eine  l'eberproduktion  im  eigenen  Lande  hervorrufen 
werde,  und  die  Verhältnisse  dann  die  gleichen  wie  vor  dem  Schutzzolle  sein  würden. 
Es  ist  dies  eine  Behauptung,  ebenso  beweislos  und  ohne  Grundlage  aufgestellt  wne  die, 
dass  die  Verhältnisse  der  deutschen  Handelsgärtnerei  sich  durch  einen  Schutz  nicht 
bessern  würden. 

Jede  UeberfüUung  des  Marktes,  die  durch  eigene  Kultur  und  nicht  durch  aus- 
ländische Einwirkung  entsteht,  gleicht  sich  naturgemäss  von  seihst  wieder  aus.  Aber 
selbst  für  den  Fall,  dass  in  einer  Saison  einmal  eine  Ueberproduktion  deutscher  Ware 
entstände,  bliebe  doch  das  für  diese  Ware  gezahlte  selbst  geringere  Geld  wenigstens 
im  Inlande  und  ginge  nicht,  wie  jetzt,  für  ausländische  Ueberproduktion  ins 
Ausland. 

Es  ist  schon  verschiedentlich  versucht  worden,  für  die  verschiedenen  gärtnerischen 
Kulturen  und  Artikel  den  Preisrückgang  für  eine  gewisse  Anzahl  von  Jahren  in 
Prozenten  anzugeben.  Eine  für  Deutschland  allgemein  geltende  derartige  Tabelle  ist 
wegen  der  Verschiedenheit  der  Marktverhältnisse  sehr  schwierig,  immerhin  wird  der 
Rückgang  durch  eine  Durchschnittsziffer  annähernd  richtig  bezeichnet  werden  können. 
Nicht  anfechtbare  Mindestzahlen  ergeben  für  den  Zeitraum  der  letzten  12  Jahre  einen 
Preisrückgang  bei  Topfpflanzen  um  So  pCt.,    bei  Baumschulenartikeln  von  40  pCt.,    bei 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen   Handelsvertragen:  ij 


Schnittblumen  und  Gemüse  jedoch  noch  einen  weit  höheren  Satz  als  5o  pCt.,  ja  bei 
vielen  Arten  sanken  die  Preise  bis  zu  90  pCt.  Bei  Topfpflanzen  mögen  einzelne  Arten 
einen  geringeren  Rückgang  als  5o  pCt.  gehabt  haben,  es  sind  dies  jedoch  Ausnahmen, 
die  für  die  allgemeine  Durchschnittsziffer  nicht  von  Belang  sind. 

Zu  diesem  Preissturz  in  allen  Zweigen  des  Gartenbaues,  der  überall  Minder- 
einnahmen zur  Folge  hatte,  kommt  eine  Vermehrung  der  Unkosten  und  Lasten  auf 
ebenfalls  fast  allen  Gebieten. 

Da  ist  auf  der  einen  Seite  das  allgemeine  Steigen  der  Preise  für  Lebensmittel 
und  Gebrauchsartikel,  auf  der  anderen  Seite  erhöhte  Steuern  und  Abgaben  auf  den 
verschiedensten  Gebieten  und  Verteuerung  des  Bodens  und  des  Kapitals.  Alle  Materialien, 
deren  der  HandelsgUrtner  für  seinen  Betrieb  bedarf,  sind  teurer  geworden,  ebenso 
sämtliche  Arbeitskräfte.  Dazu  kommen  noch  die  Benachteiligungen,  die  die  (iärtnerei 
auf  gesetzgeberischem  Gebiete  in  den  letzten  Jahren  erfahren  hat. 

Eine  zweckentsprechende  Vertretung  der  eigenen  Interessen  bei  den  leitenden 
Faktoren  der  Bundesstaaten  besitzt  die  Handelsgärtnerei  auch  heute  noch  nicht,  alle 
dahingehenden  Bemühungen  sind  erfolglos  gewesen.  Dass  aber  die  Handelsglirtnerei 
die  weitestgehende  Berücksichtigung  unter  den  heutigen  Verhältnissen  verlangen  kann, 
dass  die  massgebenden  Faktoren  des  Reiches  zu  dieser  Einsicht  gelangen,  das  zu  er- 
warten sind  die  deutschen  Handelsgärtner  voll  berechtigt. 

Eine  Nolwendigheit  für  die  Handelsgärtnerei  ist,  dass  diese  Einsicht  bald  kommt. 
Noch  fünf  Jahre  trennen  uns  von  dem  Abschluss  neuer  Handelsverträge,  noch  fünf 
Jahre  hat  die  Handelsgärtnerei  mit  den  jetzigen  Verhältnissen  zu  rechnen.  Diese  fünf 
Jahre  werden  ein  weiteres  starkes  Anwachsen  der  Einfuhr  bringen  und  am  Schlüsse 
dieses  Zeitabschnittes  werden  sich  die  \'erhältnisse  unseres  Berufes  noch  weiter  be- 
deutend verschlechtert  haben  und  eine  weitere  Anzahl  schwacher  Existenzen  Avird  bis 
dahin  zu  Grunde  gegangen  sein. 

Leber  die  allgemeine  Stellungnahme  der  deutschen  Handelsgärtnerei  zu  den 
Schutzzöllen  hier  noch  einige  Worte.  Es  ist  bereits  am  Anfang  dieser  Schrift  gesagt 
worden,  dass  sich  die  Schutzzollbestrebungen  der  deutschen  Handelsgärtner  aus  einer 
anfänglich  starken  Gegnerschaft  heraus  entwickelt  haben.  Eine  Gegnerschaft  besteht 
innerhalb  unserer  Berufsgenossen  noch  heute,  wenn  auch  nur  in  emem  verschwindend 
kleinen  Teil  derselben.  Dieser  Teil  betrachtet  zumeist  die  Schutzzollfrage  nicht  von 
dem  Interessen-Standpunkte  der  gesammten  deutschen  Gärtnerei,  sondern,  wie  dies 
wohl  erklärlich  ist,  von  dem  eigenen,  persönlich  geschäftlichen  Standpunkte  aus.  Ein 
Teil  der  deutschen  Gärtnereibesitzer  betreibt  einen  mehr  oder  weniger  bedeutenden 
Handel  mit  ausländischen  Erzeugnissen  neben  der  eigenen  Produktion,  und  je  nachdem 
nun  die  Selbstproduktion  oder  der  erwähnte  Handel  im  eigenen  Geschäfte  überwog, 
kennzeichnete  sich  auch  der  Standpunkt  der  Geschäftsinhaber  zur  Schutzzollfrage.  Dies 
mag  auf  eine  Anzahl  grösserer  Versand-  oder  Platzgeschäfte  zutreffen. 

Auch  die  Inhaber  von  Platz-  und  zugleich  Ladengeschäften  an  kleineren  Orten 
stehen  der  Schutzzollbewegung  zum  Teil  feindlich,  teils  gleichgültig  gegenüber.  In 
ihrem  konkurrenzlosen  Betriebe  kommt  ihnen  die  billige  Einfuhr  und  deren  Ver- 
arbeitung zu  gute.  Die  Einfuhr  dringt  jedoch  auch  immer  mehr  in  die  kleinsten  Orte, 
und  sowie  mit  dieser  die  Konkurrenz  eindringt,  wird  auch  hier  aus  dem  Zollgegnc-r 
bald  der  Zollfreund. 

Die  nur  produzierenden  Handelsgärtner  Deutschlands  dürfen  heute  wohl 
ausnahmslos  zu  Freunden  eines  Schutzzolles  gerechnet  werden.  In  der  Thatsache 
jedoch,  dass  in  den  letzten  Jahren  ein  grosser  Prozentsatz  der  vorerwähnten  Firmen  in 
das  Lager  der  .Schutzzöllner  übergetreten  ist,  w'ird  der  Beweis  geliefert,  dass  auch  in 
den  Kreisen  dieser  Berufsgenossen  die  heutige  Lage  als  unhaltbar  betrachtet  wird. 

lun  anderer  Teil  der  (iegner  eines  Schutzzolles  besteht  aus  den  Gärtnern  gCAvisser 
Grenzdistrikte,  namentlich  soweit  Gesterreich-Lngarn  in  Betracht  kommt.  Auch  diese 
Gärtner  vertreten  eingestandenermassen    und    erklärlicherweise    ihre   eigenen  Interessen, 


Was  erwarten  die  deutschen   Handelsgärtner  von   den  neuen  Handelsverträgen? 


die  in  dem  ungehinderten  Grenzverkehr  Avurzeln.  Aber  auch  diese  Interessentengruppe 
ist  unter  der  Voraussetzung  von  ihren  Grenz-Absatz  gewährleistenden  Bestimmungen 
einstimmig  bereit,  sich  den  allgemeinen  Bestrebungen  anzuschliessen.  Das  sind  die 
Ausnahmen  bei  dem  allgemein  laut  werdenden  Verlangen  nach  einem  Schutze  für  die 
nationale  Arbeit  der  deutschen  Handelsgärtner. 

Wenn  wir  ddher  die  Hauptfrage  wiederholen:  Was  erwarten  die  deutschen 
HandelsgUrtner  von  den  neuen  Handelsverträgen?  so  kann  die  Antwort  nur  die  sein: 
Nach  jeder  Richtung  hin  einen  Schutz  ihrer  gefährdeten  Produktion  und  ihrer  be- 
drohten Existenz.  Dieser  Schutz  ist  nur  wirksam  zu  gewähren,  indem  die  bei  Ab- 
schluss  neuer  Verträge  massgebenden  Faktoren  dem  Beispiel  folgen,  welches  unsere 
hauptsächlich  in  Betracht  kommenden  Absatzgebiete  in  Fürsorge  für  ihre  heimische 
Gärtnerei  längst  gegeben  haben:  durch  Einführung  von  zweckentsprechenden 
Schutzzöllen. 

IV. 

Was  ist  bisher  und  was  muss  in  Zul<unft  in  der  Schutzzoll-Angelegenheit 

geschehen  ? 

Soweit  die  Beantwortung  dieser  Frage  den  in  Hamburg  mit  der  Angelegenheit 
betrauten  Verbandsvorstand  betrifft,  ist  dazu  folgendes  auszuführen:  Die  erste  grössere 
Aussprache  über  die  zu  unternehmenden  Schritte  fand  am  Tage  nach  der  Ausschuss- 
Sitzung  des  Verbandes,  am  ii.  Dezember  1897,  in  Steglitz  statt.  Zu  dieser  Sitzung 
waren  Einladungen  an  verschiedene  Verbandsmitglieder  auch  ausserhalb  des  Ausschusses 
ergangen.  Im  Herbst  1897  war  durch  den  Reichskanzler  der  aus  3o  Mitgliedern  bestehende 
wirtschaftliche  Ausschuss  berufen  worden  mit  der  alleinigen  Aufgabe  der  Begutachtung 
und  Vorbereitung  handelspolitischer  Massnahmen  für  die  zukünftigen  Handelsverträge. 
Es  ist  wichtig,  zu  betonen,  dass  der  wirtschaftliche  Ausschuss  die  einzige  massgebende 
Stelle  ist,  die  vor  der  Hand  in  Bezug  auf  die  Handelsverträge  besteht,  und  dass  für 
alle  zu  machenden  offiziellen  Vorschläge  und  Gutachten  nur  diese  Stelle  kompetent  ist. 
Der  wirtschaftliche  Ausschuss  zerfällt  in  drei  Abteilungen,  in  die  für  Handel,  Industrie 
und  Landwirtschaft.  Es  liegt  nun  in  der  Absicht  des  wirtschaftlichen  Ausschusses,  Frage- 
bogen zur  Ermittelung  einer  Produktionsstatistik  und  anderer  Punkte  zu  versenden. 
In  welcher  Art  nun  etwaige  für  den  Bereich  der  Handelsgärtnerei  passende  Fragen  auf 
zustellen  seien,  welche  Gebiete  dieselben  umfassen  müssten,  darüber  fand  in  der 
Dezember-Versammlung  in  Steglitz  ein  allgemeiner  Austausch  der  Ansichten  statt.  Die 
Formulierung  der  Fragen  wurde  dem  Vorstande  überlassen.  Anfang  Januar,  als  bekannt 
wurde,  dass  in  der  landwirtschaftlichen  Abteilung  des  wirtschaftlichen  Ausschusses  die 
Bildung  einer  Unterabteilung  für  Gartenbau  beabsichtigt  sei,  wandte  sich  der  Vorstand 
des  Verbandes  mit  einem  Schreiben  an  den  geschäftlichen  Leiter  des  Ausschusses, 
Herrn  Geheimrat  Wermuth  im  Reichsamt  des  Innern,  der  den  Vorstandsmitgliedern 
anlässlich  der  Verhandlungen  über  die  iSgS  er  Weltausstellung  in  Chicago  bekannt  war. 
Es  wurde  in  der  Hauptsache  um  die  Gelegenheit  einer  Aussprache  gebeten  sowie 
darum,  für  die  geplante  Unterabteilung  für  Gaitenbau  Vorschläge  solcher  Personen 
machen  zu  dürfen,  die  bei  den  Vorberatungen  über  die  einzuschlagenden  Schritte  als 
Sachverständige  hmzuzuziehen  seien.  Beides  wurde  gewährt  und  es  fand  am  26.  Januar 
im  Reichsamt  des  Innern  eine  Konferenz  der  Herren  v.  d.  Smissen,  Bluth  und 
L  o  o  c  k  mit  dem  Vertreter  des  Geheimrats  W  e  r  m  u  t  h  statt,  in  welcher  seitens  des 
letzteren  besonders  eine  möglichste  Beschleunigung  bei  Nennung  der  Vorschläge,  Ein- 
sendung von  Material  u.  s.  w.  anempfohlen  wurde,  was  auch  seitens  des  Vorstandes 
geschah.  Die  Hoffnung,  eine  grössere  Anzahl  von  Handelsgärtnern  als  Sachverständige 
vorschlagen  zu  dürfen,  erfüllte  sich  nicht.  Von  dem^  Vorstände  war  eine  Liste  von 
i5  Handelsgärtnern  aus  allen  Zweigen  des  Berufes  aufgestellt  worden,  demgegenüber 
wurde  jedoch  erklärt,  dass  die  Unterabteilung,    analog  denen    der    anderen  Abteilungen. 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den   neuen  Handelsverträgen?  j  o 

nur  aus  höchstens  fünf  Herren  bestehen  dürfe.  Zu  seinem  ijrossen  Bedauern  musste 
der  Vorstand  demgemäss  die  Zahl  seiner  Vorschläge  einschränken  und  er  empfahl  nun- 
mehr folgende  Herren  als  hinzuzuziehende  Sachverständige:  C.  v.  d.  Smissen- 
Steglitz,  \V.  Runde-  Wandsbek  ,  O.  O  1  b  e  r  g  -  Dresden ,  A.  Bauer-  Danzig, 
P.  F  e  1 1  w  e  i  s  -  IJerdingen. 

Der  für  die  Handelsgärtnerei  von  dem  Verbandsvorstand  ausgearbeitete  und    dem 
wirtschaftlichen  Ausschuss  vorgeschlagene  Fragebogen  enthält  folgende  Fragen  : 
Fragen   für    den  Gartenbau. 
I.    Aus    welchen    (Jründen    wird    der    Wettbewerb    der    deutschen  Kulturen    mit 
den  Erzeugnissen    des  Auslandes    in    Deutschland    erschwert    oder    unmöglich 
gemacht  ' 
■2.    In  Avelcher  Weise  äussert  sich  der  Eintiuss  ausländischer  Konkurrenz    auf   die 
heimischen    gärtnerischen    Kulturen  ?      Welches    sind    die    Gründe     des    Fort- 
bestehens,     des      Anwachsens      und      des     l'eberwiegens      der      ausländischen 
Konkurrenz  ? 

3.  \\'ie  gestaltete  sich  die  Ausfuhr  deutscher  Erzeugnisse  nach  den  ausländischen 
Absatzgebieten  in  den  letzten  20  Jahren  ?  Welche  Verhältnisse  und  Bestim- 
mungen Avaren  von  EinHuss  auf  die  Ausfuhr  r  (Hierzu  Reblauskonvention  und 
Frachttarife,  Zölle  u.  s.  w.) 

4.  Welcher  Preisrückgang  oder  Preissteigerung  ist  bei  den  gezogenen  Haupt- 
artikeln in  den  letzten  20  Jahren  in  den  verschiedenen  Zweigen  der  Gärtnerei 
zu  verzeichnen?  (In  Prozenten.^  a.  Schnittblumen,  h.  Topfpflanzen,  c.  Baum- 
schulenartikel, d.  Gemüse. 

5.  Wie  hoch  stellen  sich  in  den  letzten  20  Jahren  die  Löhne  und  Gehälter  füi- 
Arbeitskräfte  in  den  verschiedenen  Zweigen  der  Gärtnerei  ?  (In  Prozenten.) 
a.  Topfpflanzengärtnerei,  b.  Baumschulenbetrieb,  c.  Landschaftsgärtnerei. 

C).  Ist  eine  Steigerung  oder  Rückgang  bei  den  Preisen  für  Feuerung  und  anderen 
Materialien  wie  auch  eine  Zunahme  oder  Verminderung  der  Geschäfts- 
unkosten im  allgemeinen  während  der  letzten  20  Jahre  zu  verzeichnen  ? 

Ausserdem  stellte  der  Verbandsvorstand  dem  Avirtschaftlichen  Ausschuss  für  die 
Versendung  der  Fragebogen  das  Adressenmaterial  für  den  Versand  des  redaktionellen 
und  Anzeigenteils  des  Handelsblattes  zur  Verfügung  und  übersandte  gleichfalls  den  Be- 
richt über  die  vorjährige  Versammlung  in  Hamburg  sowie  Protokolle  von  Gruppen- 
versammlungen, die  die  Schutzzollfrage  betreffen  u.  s.  w. 

Ueber  den  weiteren  Verlauf  der  Angelegenheit  giebt  am  besten  das  Schreiben 
Aufschluss,  welches  Ende  April  den  für  die  Kommission  vorgeschlagenen  fünf  Herren 
zugesandt  wurde.     Dasselbe  lautete: 

„Nachdem  nunmehr  ein  Vierteljahr  seit  den  an  den  wirtschaftlichen  Ausschuss 
gerichteten  Vorschlägen  des  Verbandes  fiir  eine  die  Gärtnerei  betreflende  Unter 
kommission  zur  Vorberatung  der  Handelsverträge  verflossen  ist,  fühlen  wir  uns  ver- 
pflichtet, Ihnen,  soweit  wir  dies  vermögen,  einen  Bericht  über  den  weiteren  Verlauf  der 
Angelegenheil  zu  geben.  Die  damals  gemachten  Bemühungen,  für  die  Unterkommission 
mehr  als  fünf  Herren  vorschlagen  zu  dürfen,  hatten  keinen  Erfolg,  es  blieb  also  bei 
den  Herren  v.  d.  S  m  i  s  s  e  n  ,  Runde,  01b  erg,  Bauer,  Fett  weis.  Da  wir 
erfahren  hatten,  dass  zuerst  die  die  Industrie  betreftenden  Fragen  von  dem  wirtschaft- 
lichen Ausschuss  erledigt  werden  sollten,  haben  wir  vorerst  weitere  Schritte  in  unserer 
Angelegenheit  nicht  thun  können.  In  den  ersten  Tagen  des  April  hatten  wir  jedoch 
eine  persönliche  Unterredung  mit  dem  die  Angelegenheit  bearbeitenden  Decernenten  im 
Reichsamt  des  Innern,  welcher  uns  mitteilte,  dass  die  landwirtschaftliche  Abteilung  des 
wirtschaftlichen  Ausschusses  voraussichtlich  gleich  nach  Ostern  die  Wahl  einer  Unter- 
kommission für  Gärtnerei  vornehmen  würde. 

Bei  dieser  Gelegenheit  erfuhren  wir,  dass  auch  von  anderen  Vereinen,  Gemüse- 
gärtnerverbänden,   Vereinigungen     von     Baumschulbesitzern  u.    s.    w.    Gesuche    an     den 


j_t  Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsvesträgen.' 

wirtschaftlichen  Ausschuss  gerichtet  worden  seien,  dahingehend,  in  einer  etwaigen 
Unterkommission  auch  einen  Vertreter  bewilligt  zu  erhalten.  Es  wurde  uns  mitgeteilt, 
dass  aus  diesem  Grunde  auch  wohl  nicht  sicher  sei,  ob  alle  von  uns  vorgeschlagenen 
Herren  in  die  Unterkommission  berufen  würden,  jedenfalls  dürften  wir  aber  darauf 
rechnen,  durch  mehrere  der  Vorgeschlagenen  vertreten  zu  sein.  Vor  ca.  8  Tagen  er- 
kundigten wir  uns  abermals  nach  dem  Verlauf  der  angekündigten  Sitzung  und  erfuhren 
nun,  dass  die  Wahl  der  Unterkommission  wieder  aufgeschoben  sei.  Es  hatten  sich 
Meinungsverschiedenheiten  darüber  ergeben,  ob  die  Handelsgärtnerei  für  sich  allein 
eine  Unterabteilung  oder  eine  solche  gemeinsam  mit  dem  Obst-  und  Weinbau  bilden 
solle.  Da  man  diese  Frage  nicht  entscheiden  wollte,  ohne  darüber  die  Ansichten  des 
preussischen  Landwirtschaftsministerium?  kennen  zu  lernen,  wurde  die  Angelegenheit 
vertagt  und  dem  Landwirtschaftsminister  zur  Begutachtung  unterbreitet.  Diese  Begut- 
achtung hofft  man  in  ca.  3 — 4  Wochen  zu  erhalten  und  es  wird  dann  eine  neue  Sitzung 
der  landwirtschaftlichen  Abteilung  anberaumt  werden.  (Bei  dieser  Gelegenheit  bemerken 
wir,  dass  wir  auch  den  Herrn  Landwirtschaftsminister  gebeten  haben,  dass  bei  etwa  von 
diesem  Ministerium  zu  veranlassenden  Erhebungen  und  N'orfragen  auch  Vertreter 
unseres  Verbandes  hinzugezogen  werden.)  Wir  haben  natürlich  in  der  letzten  Unter- 
redung darauf  hingewirkt,  dass  möglichst  die  Haridelsgärtnerei  eine  Abteilung  ganz  für 
sich  bilde,  und  wir  haben  ein  solches  Ersuchen  aucti  noch  schriftlich  dem  wirtschaft- 
lichen Ausschuss  zugehen  lassen.  Wir  werden  Sie  von  etwaigen  Aveiteren  Entscheidungen 
in  dieser  Sache  sofort  in  Kenntnis  setzen. 

Im  allgemeinen  haben  wir  aus  den  verschiedenen  in  letzter  Zeit  gehabten  Rück- 
sprachen den  Eindruck  gewonnen,  dass  der  wirtschaftliche  Ausschuss  nicht  die  Absicht 
hat,  die  ganze  Angelegenheit  und  die  aus  ihr  hervorgehenden  Beratungen  irgendwie  zu 
überstürzen.  Es  steht  dies  allerdings  in  Widerspruch  mit  der  uns  im  Januar  an- 
empfohlenen Eile  und  Beschleunigung  der  zu  treffenden  Massnahmen;  der  Ausschuss 
scheint  jedoch  zu  der  Ueberzeugung  gelangt  zu  sein,  dass  für  gründlichste  Beratung 
aller  in  Betracht  kommenden  Fragen  genügend  Zeit  vorhanden  sei  und  dass,  je  gründ- 
licher und  eingehender  das  seinerzeit  dem  Reichstage  zu  unterbreitende  Material  be- 
handelt ist,  desto  mehr  Aussicht  auf  Erfolg  für  die  einzelnen  Interessentengruppen 
vorhanden  sei.  Aus  diesem  Grunde  halten  wir  auch  jede  direkte  äussere  Einwirkung 
zur  Zeit  für  nicht  angebracht."  —  —  — 

Am  8.  Mai  erfolgte  die  Antwort  auf  die  im  obigen  Schreiben  erwähnte  Eingabe 
an  das  Ministerium  für  Landwirtschaft  u.  s.  w.  Der  Herr  Minister  schrieb:  „Sobald 
sich  Gelegenheit  bietet,  werde  ich  dahin  wirken,  dass  bei  den  Vorberatungen  und  Fest- 
stellungen über  die  Handelsverträge  Vertreter  des  Verbandes  der  Handelsgärtner 
Deutschlands  gehört  werden,  sofern  dies  nicht  der  Herr  Reichskanzler,  wie  zu  erwarten 
ist,  direkt  veranlassen  sollte." 

Nach  Lage  der  Sache  musste  nun  zunächst  eine  abwartende  Stellung  eingenommen 
Averden,  bis  die  diesjährige  Hauptversammlung  nahte.  Der  Vorstand  beabsichtigte,  der 
Versammlung  ein  möglichst  eingehendes  Bild  des  Geschehenen  und  Erreichten  zu  geben. 
Wir  richteten  ein  Schreiben  an  den  wirthschaftlichen  Ausschuss  mit  der  Bitte,  uns  in 
Rücksicht  auf  die  Jahresversammlung  über  den  Stand  der  Angelegenheit  möglichst 
etwas  mitteilen  zu  wollen. 

Wir  haben  daraufhin  erfahren,  dass  die  Bearbeitung  des  Fragebogens  für  die 
Landwirtschalt  eine  über  Erwarten  lange  Zeit  in  Anpruch  genommen  hat,  dass  aber 
diese  Arbeiten  nunmehr  vollendet  sind  und  der  Versand  in  den  nächsten  Tagen  beginnt. 
Damit  sind  die  Arbeiten  für  die  Landwirthschaft  vorläufig  abgeschlossen  und  wird  sich 
jetzt  die  Abteilung  für  Landwirtschaft  im  wirtschaftlichen  Ausschuss,  wenn  sie  wieder 
zusammentritt,  mit  dem  Gartenbau  beschäftigen.  In  diese  Arbeiten  kann  dann  ohne 
Aufenthalt  eingetreten  werden,  was  voraussichtlich  noch  im  Herbst  der  Fall  ist. 

Wenn  wir  uns  nach  diesen  Darlegungen  dessen,  was  in  der  Sache  geschehen  ist, 
der  aufgeworfenen  Frage    zuwenden:    „Was    gedenkt    der  Vorstand    in  Zukunft    in    der 


Was  erwarten  die  deutschen  Handelsgärtner  von  den  neuen  Handelsverträgen?  i^ 

Schutzzollangelegenheit  zu  thun?"  so  ist  der  Weg  eigentlich  schon  durch  Vorstehendes 
fest  bezeichnet.  In  dem  wirtschaftlichen  Ausschuss  sieht  der  Vorstand  vorerst  die 
einzig  massgebende  Stelle,  wo  und  bei  wem  für  ihn  die  Hebel  zu  allen  Arbeiten  in 
der  Schutzzollangelegenheit  anzusetzen  sind. 

Wir  sprechen  hier  die  Ueberzeugung  aus,  dass  vorzeitige  Erörterungen,  nament- 
lich solche  über  etwaige  Höhe  von  Schutzzöllen,  nur  geeignet  sind,  unsere  Sache  un- 
günstig zu  beeinflussen  und  zu  verwirren. 

Diese  Frage  ist  heute,  wo  uns  noch  fünf  Jahre  von  dem  Abschluss  neuer  Handels- 
verträge trennen,  noch  nicht  spruchreif  und  gerade  über  sie  wird  ja  erst  viel  später 
entschieden  werden.  Dieser  Standpunkt  schliesst  andere  wichtige  Arbeilen,  die  sofort  in 
Angriff  zu  nehmen  sind,  nicht  aus,  wenn  auch  bei  ihnen  der  Vorstand  direkt  nicht  be- 
teiligt sein  kann.  Der  Verlauf  der  am  3o.  April  in  Dresden  stattgefundenen  Schutzzoll- 
versammlung ist  noch  allen  bekannt.  Diese  Versammlung  muss  vorbildlich  für  dk- 
übrigen  ausserpreussischen  Bundesstaaten  werden. 

In  Dresden  war  Abgeordneten  aller  Vereine  des  Landes  Gelegenheit  gegeben, 
sich  über  die  Angelegenheit  auszusprechen,  in  I^resden  hatte  man  einen  Vertreter  der 
Regierung  zur  Teilnahme  veranlasst  und  so  diese  selbst  für  die  verfochtene  Sache  der 
Gärtner  interessiert.  Geschieht  ein  Gleiches  in  den  übrigen  Bundesstaaten,  und  wir 
wollen  die  hier  in  Halle  anwesenden  Vertreter  aus  denselben  hiermit  nachdrücklich 
dazu  auffordern  und  ermuntern,  so  ist  ein  weiterer  bedeutungsvoller  Schritt  vorwärts 
zu  unserem  uns  vorgesteckten  Ziele  gethan,  dessen  Resultate  in  bedeutsamer  Weise  alle 
unsere  späteren  Schritte  in  der  Schutzzollfrage  unterstützen  werden. 


Nachschrift.  Der  Verlauf  der  Jahresversammlung  in  Halle  a.  S.,  in  welcher  diese 
Schrift  zum  Vortrag  gelangte,  mit  grossem  Interesse  verfolgt  und  für  den  Druck  an- 
genommen wurde,  bestätigte  in  allen  Teilen  die  in  Vorstehendem  zum  Ausdruck  ge- 
langten Ansichten.  In  einer  nochmaligen  eingehenden  Aussprache  wurde  von  fast 
sämtlichen  \'ertretern  der  Mitglieder  aus  allen  Teilen  des  Reiches  die  unbedingte  Not- 
wendigkeit eines  Schutzes  der  heimischen  Gärtnerei  anerkannt  und  das  Verlangen  nach 
diesem  Schutze  mit  allen  gegen  drei  Stimmen  ausgesprochen.  Wenn  in  der  Aussprache 
auch  einer  Gegnerschaft  gegen  den  Schutzzoll,  wie  sie  z.  B.  in  jüngster  Zeit  bei  dem 
Verbände  der  Blumenhändler  Westdeutschlands  zum  Ausdruck  kam,  gedacht  wurde,  so 
geschah  dies  unter  der  Berücksichtigung,  dass  die  Interessen  jener  Blumenhändler,  die 
in  vielen  Fällen  Nichtgärtner  sind,  andere  Ziele  verfolgen  als  die  produzierende  Handels- 
gärtnerei, dass  ferner  der  genannte  Verband  eine  nur  räumlich  beschränkte  Bedeutung 
besitzt  und  seine  Ansichten  selbst  von  zahlreichen  Blumenhändlern  in  den  übrigen 
Teilen  des  Reiches  nicht  geteilt  und  unterstützt  werden. 

Weiter  kam  in  der  Versammlung  zu  Halle  der  Wille  zum  Ausdruck,  in  überall 
aufklärender  Weise  und  in  eifriger  Agitation  die  Berechtigung  unserer  Bestrebungen 
nachzuweisen;  nachzuweisen,  dass  eine  ausgleichende  Gerechtigkeit  uns  das  gewähren 
muss,  was  wir  im  Kampfe  um  unsere  weitere  Existenz  verlangen.  Keine  Ver- 
hinderung der  ausländischen  Einfuhr,  wie  von  freihändlerischer  Seite  uns 
oft  fälschlich  untergelegt  wird,  erstreben  wir,  wohl  aber  eine  Be- 
schränkung ihrer  uns  schädigenden  Auswüchse. 

Möge  diese  Schrift  dazu  beitragen,  uns  unserem  erstrebten  Ziele  näher  zu  führen. 

Steglit/c- Berlin,  den  8.  September  1898. 

Der  Vorstand  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands. 

C.  van  der  Smissen-Steglitz  b.  Berlin,  \'orsitzender. 


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