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ARTENFLORA
ZEITSCHRIFT
für
Garten- und Blum enk und e.
(I)ci;ründft von Eduard Regel.)
47. Jahrgang.
Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussisclien Staaten.
Herausgegehen von
Dr. L. Wittmack,
LIBRARY
NEW YORK
BOTANICAL
GARDBN.
(ielicinicr Rci;icruiigM-,il, l'roressor an der Uiiivcrsilüt und an der K'önii;!. laridw iitsclialti. Hoclischiile
in iJciiiP, Gencral-Sekretar dos \'ercins.
31 il li> Tiirclu und 1:J.> Tcxtabbil(luiis?oii.
Berlin 1898.
Selbstverlag des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussiscli, Staaten, N., Invalidenstr. 42.
Im Kommission bei Paul Parey, Verlagsliandlung: für Landwirtschaft, tiartenbau und Forstwesen
S\V., Hedemannstrasse lo.
Gartenflora 1898.
Taf. 1446.
IPOMOEA PERRINGII DAMMER.
LIBRARY
NEW YOfiK
Ipomoea Perringiana Dammer nov. spec. b<>tanical
^ GARD&N.
iHierzu Tatel 144O.J
i4s-aule volubili alte scandcnte sparsim stellato-piloso; foliis discoloribus
CSXj petiolatis late ovatis, 3 — 5-lobis, basi cuneatis, utrinque stellato-pilosis,
lobis apice obtusis, minute mucronulatis; inflorescentia pedunculata cymosa
pauciflora , pedunculo stellato-piloso; bracteis linearibus stellato-pilosis,
debilibus, pedicellis apice incrassatis demum glaberrimis nitidis; sepalis
paullo inaequalibus, interioribus paullo majoribus, omnibus obovatis, obtusis,
exterioribus sparsim stellato-pilosis; corolla roseo-violacea, hypocrateriformi
5-loba, lobis rotundis leviter crenulato-dentatis, tubo cylindraceo, basi contracto,
intus rubro; staminibus inaequilongis, uuo longissimo, tribus plus dimidio
brevioribus, uno bis dimidio longiore, filamentis albis tubo corollae 1 cm
supra basin hie incrassato insertis, basi pilosis ceterum glabris, antheris
extrorsis albidis sagittatis; disco brevi annulato leviter 5-dentato; ovario
conico, stylo filiformi inserto, stigmatibus duobus globosis confluentibus.
Der hochwindende Stengel ist 2 mm dick und trägt in Entternungen von
10 — 12 cm gestielte, breit eiförmige, 3 — 5-lappige Blätter, welche an der Basis
keilförmig sind und stumpfe, mit einer kleinen, aufgesetzten Spitze versehene
Lappen haben. Der Blattstiel ist etwa 6 cm, die Blattfläche 11 — 13 cm lang,
13,5 — 17 cm breit. Die 15 cm lang gestielten cymösen Blütenstände sind arm-
blütig; die linealen, hinfälligen Brakteen sind 3 mm lang, 0,5 — 1 mm breit, die
einzelnen Blütenstiele nur 1,2 — 1,6 cm lang, an der Spitze verdickt, schliesslich
glänzend. Sowohl die Stengel als auch die Blätter und der Stiel der Gesamt-
inflorescenz sind mit Sternhaaren besetzt. Von den verkehrt-eiförmigen,
stumpfen Kelchblättern sind die äusseren, nur 7.5 mm langen, allein etwas
sternhaarig, die inneren, 9 — 10 mm langen, 5 mm breiten dagegen kahl. Die
Violettrosa 8 cm lange Blumenkrone ist präsentiertellerförmig, ihre an der
Basis zusammengezogene innen rote Röhre 5 cm lang und 1,2 cm im Durch-
messer; der 5-lappige Saum hat 5,5 cm Durchmesser, die Lappen sind
rundlich, leicht kerbig-gezähnt. Die 5 ungleichlangen Staubblätter sind der
Blumenkronenröhre 1 cm über der Basis, die hier verdickt ist, eingefügt. Von
den weissen, an der Basis behaarten Staubfäden ist einer 25 mm, einer 14 mm
lang; die drei übrigen sind nur 9 — 10 mm lang. Die weissen, pfeilförmigen
5 mm langen Antheren sind auswärts gewendet. Der ringförmige, mit 5 kurzen
^hnchen versehene Diskus ist nur 0,5 mm hoch; das 2 mm lange Ovar ist
<5E?gelförmig, der 25 mm lange fadenförmige Griffel ragt nicht aus der Blumen-
^onenröhre heraus und trägt zwei kugelige, zusammenfliessende Narben.
^ Die Pflanze wurde von dem leider zu früh verstorbenen Johannes
Eraun aus Kamerun in den Kgl. Botanischen Garten zu Berlin eingeführt,
■^Qb sie im Viktoriahause während der Monate August bis Anfang Oktober 1S97
'%
Der neue botanische Garten in Dahlem.
sehr dankbar blühte. Die Blüten ähneln etwas denjenigen der I. camerunensis
Taubert, sind aber grösser und schlanker. Ausserdem ist die Art durch die
abweichende Blattform und vor allem durch die sternhaarige Bekleidung" gut
unterschieden. Ich habe sie zu Ehren des dritten Vorsitzenden unseres Vereins,
Herrn Kgl. Garteninspektor W. Perring, benannt. Die Pflanze verdient ihrer
schnellen Entwickelung und ihrer ausserordentlich reichen Blüten wegen in
warmen Gewächshäusern angepflanzt zu werden. Es mag bei dieser Gelegenheit
darauf hingewiesen werden, dass unsere Kolonieen in Afrika eine grosse Anzahl
sehr schöner Winden enthalten, welche wert sind, in unseren Gärten eingeführt
zu werden. Ein grosser Teil derselben ist, wie die vorliegende Art, aus-
dauernd. Die Blüten variieren sowohl in der Form wie in der Grösse und
Farbe. Besonders schön ist das Laub vieler Arten, zum Teil unterseits rein-
weiss, zum Teil auch oberseits mehr oder weniger silber- oder goldigseiden-
glänzend. Die schönste mir bisher aus Afrika bekannt gewordene Art mit
sehr grossen, fast glockigen Blüten und silberigen, atlasglänzenden Blättern ist
die von mir in der Pflanzenwelt von Deutsch-Ostafrika S. 333 beschriebene
Ipomoea Althoffiana, welche der für die Wissenschaft leider viel zu früh-
verstorbene Holst in Usambara im Kumbathale, 450 m über dem Meere, auf
fruchtbarem Boden in Grasfluren fand. U. Dammer.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
Vorträge der Herren Geh. Regierungsrat Prof. Dr. E n g 1 e r , Direktor des Kgl. botanischen
Gartens zu Berlin, Kgl. Bauinspektor K o e r n e r und Kgl. Garteninspektor W. P e r r i n g
im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 10. Juni iSqy.*)
v5>_^ I. Vortrag des Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Engler.
.^ nachdem der Absicht der hohen Staatsregierung, den botanischen Garten
zu verlegen, durch die Beschlüsse des Landtages Folge gegeben, bin ich in der
Lage, dem mehrfach an mich gestellten Ersuchen, Mitteilungen über die Art
der neuen Anlage zu machen, zu entsprechen. Die Zeit ist nicht ausreichend,
um auf die Details einzugehen, auch sind diese noch nicht genau festgestellt.
Es handelt sich daher hier nur um Mitteilung der allgemeinen Grundzüge,
damit Sie wissen, von welchen Gedanken wir bei den Plänen ausgegangen sind.
Das Terrain ist ca. 40 ha gross, liegt am Abhänge des Fichtenberges bei
Steglitz, ist etwas bewegt und vollständig baumlos, nach der Ansicht Einiger
daher recht ungeeignet, nach der Ansicht Anderer um so besser geeignet.
Was zunächst die Wahl des Terrains anbetrifft, so wurde dasselbe schon vor
längerer Zeit in Aussicht genommen. Ehe ich nach Berlin kam, waren schon
die Herren Prof. Dr. Urban und Garteninspektor Perring beauftragt,
nach einem geeigneten Terrain sich umzusehen und es war nach sorgfältiger
Überlegung die Wahl auf dieses Stück Land gefallen. Nachdem ich einige
Jahre mit der Umgestaltung einzelner Teile des jetzigen Gartens mich abgegeben,
trat die Verlegungsfrage auch an mich heran. Es wurde nochmals Umschau
gehalten und wir kamen wieder auf dies Terrain zurück. Die Vorzüge des-
* Wir haben mit der Veröffentlichung dieser Vorträge gewartet, in der HofJnung, dass
ein neuer etwas abgeänderter Plan erscheinen würde. Da das aber noch längere Zeit
dauern wird, geben wir (in nächster Nummer) den bisher veröifentlichten. D. Red.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
selben liegen darin, dass i. der Boden ein frischer, tiefgründiger Lehmboden ist,
dass 2. der Grundwasserstand auch in den niederen Teilen kein zu hoher ist, dass
3. das Terrain freiliegt, dass 4. vom Grunewald her frische Luft über dasselbe
weht und dass 5. eine Belästigung durch Fabrikanlagen nicht zu befürchten ist.
Gerade darauf musste man einen grossen Wert legen, dass man einen Platz erhielt,
der von fiskalischen Grundstücken umgeben ist, weil dadurch schädliche Anlagen
ferngehalten werden Was endlich den Umstand anbetrifft, dass jetzt diesesTerrain
vollständig baumlos ist, so habe ich oft hören müssen: »Wie lange wird es
dauern, bis Alles herangewachsen ist?'< Ja gewiss, aber man darf nicht ver-
gessen, dass man bei der Anlage eines botanischen Gartens auf einem schon
mit Bäumen bestandenen Terrain viele Schwierigkeiten zu überwinden hat*
namentlich kann man die Gruppen, welche den didaktischen Zwecken dienen,
nicht nach freiem Ermessen gestalten.
Was nun die botanischen Gärten im Allgemeinen anbetrifft, so haben
wir bekanntlich solche verschiedener Art. Welcher Garten soll als Muster dienen?
Im Publikum ist vielfach die Ansicht verbreitet, dass wir etwas Ähnliches
schaffen werden wie in Kew bei London. Dieser Vorstellung dürfen Sie sich
nicht hingeben. Der Garten in Kew umfasst 150 ha, und ist auch weit reicher
dotirt als der unsrige sein wird, selbst wenn der Etat sich erheblich steigern
sollte; dazu ist das Klima von Kew ein ganz anderes, als das hiesige, so dass
viele Anpflanzungen, die sich dort im Freien finden, hier sich auf die Dauer
nicht herstellen lassen würden. Es ist ferner vor Allem zu berücksichtigen,
dass der botanische Garten zu Kew einer Kategorie von botanischen
Gärten angehört, welcher der unsrige nicht ausschliesslich zuzurechnen ist.
Kew ist ein botanischer Landesgarten, und ist hervorgegangen aus einem
königlichen Garten. Wir haben mehrere solcher Gärten, welche ur-
sprünglich zu Sammelgärten bestimmt waren und sich teils weiter entwickelt
haben, teils zurückgegangen sind. Solche Sammelgärten sind Schönbrunn und
Herrenhausen. Wenn zufällig an solchen Gärten Direktoren wirken, welche sich
für Botanik interessieren, so schaffen derartige Gärten auch grossen Nutzen
für die Wissenschaft, dann dienen sie nicht nur den rein dekorativen
Zwecken, für welche sie sonst in erster Stelle ausgenutzt werden. Solche
grossen Sammelgärten können nur dann sich dauernd zu wirksamen
Stätten der Wissenschaft entwickeln, wenn sie verbunden sind mit einer grossen
Bibliothek und einem Museum. Das ist in Petersburg und Kew der Fall und
deshalb haben diese beiden Gärten, welche ursprünglich nicht die ihnen gegen-
wärtig zufallenden Aufgaben hatten, sich zu Stätten der Wissenschaft entwickelt,
an denen Hervorragendes geleistet wird. Bei Kew kommt nun noch hinzu, dass
dieser Garten eine grosse Bedeutung als Kolonialgarten hat. Bei der grossen
Ausdehnung der englischen Kolonieen und bei der Verteilung dieser Kolonieen
über die ganze Erde ist es natürlich, dass einerseits dem Garten umfangreiches
Material zuströmt und andererseits der Garten nach allen Richtungen solches
versenden kann; es ist somit Kew zu einem Landesgarten für Grossbritannien
und seine zahlreichen Kolonieen geworden. Der Berliner Garten ist auch ein
Sammelgarten, soweit es die jetzigen beschränkten Verhältnisse gestatten; zum
Landesgarten beginnt er sich seit einigen Jahren zu entwickeln, seitdem auch im
Berliner Garten Nutzpflanzen für die Kolonieen herangezogen und nach denselben
versendet werden.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
Die anderen botanischen Gärten, zu denen die meisten gehören, sind
die botanischen Universitätsgärten; auch der Berliner Garten ' ist
vorzugsweise ein solcher. Diese Gärten haben weniger den Zweck, Material
zu sammeln, als den, eine Auswahl unter den zu kultivierenden Pflanzen
zu treffen und dieselben in möglichst lehrreicher Weise den Studierenden
und dem grösseren Publikum vorzuführen. Bei der Einrichtung der botanischen
Gärten ist früher vielfach gesündigt worden; einerseits hat man bei geringen
Mitteln sich darauf beschränken müssen, das nötige Unterrichtsmaterial an-
zusammeln, andererseits hat man trotz der geringen Mittel zu viel gesammelt
und sehr häufig ein Material aufgehäuft, welches wissenschaftlich nicht zur
Benutzung kam. Erst allmählich hat man gelernt, eine Auswahl zu treffen und
erst allmählich ist man auch dazu gekommen, nicht bloss streng pedantisch
nach dem System zu ordnen, sondern Gruppen zu bilden nach der Verwendung
der Pflanzen, nach den Lebensbedingungen und nach den geographischen Ge-
bieten. Es ist das Verdienst von Göppert und von Kern er von Marilaun,
darin bahnbrechend gewirkt zu haben. Es haben diese beiden mit derartigen
Gruppen begonnen; in Breslau konnte ich in dieser Richtung weiter wirken
und schliesslich in unserem jetzigen Garten dieses Prinzip in ausgedehnter
Weise durchführen. Ich habe gefunden, dass derartige Gruppenbildungen mit
bestimmten didaktischen Zwecken vielfach Beifall geerntet haben, dass sie
nicht bloss nützlich für den speziellen Unterricht sind, sondern auch für das
grosse Publikum Interesse haben; und das ist doch schliesslich der Zweck eines
öffentlichen Gartens, dass er allgemein belehrend wirkt. Man hat mir
erfreulicherweise oft gesagt, dass in dieser Beziehung wenige Gärten mit dem.
jetzigen Berliner Garten rivalisieren können; nur in Wien, Breslau und Kopen-
hagen findet sich Ähnliches.
Es galt nun bei der Xeuanlage, dieser Doppelnatur unseres jetzigen Gartens:
Universitätsgarten und Landesgarten Rechnung zu tragen; es ist das
jetzt, nachdem wir 3V2nial mehr Raum haben als früher, besser möglich. Es
ist nun auch möglich, der Aufgabe des Sammeins von Pflanzenmaterial
mehr als früher gerecht zu werden. Sie werden allerdings aus den Zahlen,
die Ihnen Herr Bauinspektor Koerner und Herr Garteninspektor Perring
vortragen werden, entnehmen, dass trotz der erheblichen Verbesserung, der
wir entgegengehen, wir noch weit hinter Kew zurückbleiben.
Was nun die allgemeine Situation der Abteilungen des Gartens anbetrifft,
so sollen auf der Höhe am Südwestabhange des Fichtenberges die Gewächs-
häuser zu liegen kommen, weiter abwärts auf einem sehr bewegten Terrain
die übrigen Gartenanlagen. Es handelte sich darum, das vorhandene Terrain
möglichst auszunutzen und zwar für die vorhin erwähnten Zwecke.
Von vornherein war geboten, dass das grosse Schauhaus in halber Höhe
zu liegen komme, weil es da gegen Norden und Osten geschützt ist. Dann
handelte es sich darum, das vorhandene bewegte Terrain mit seinen Höhen
und Senkungen, mit seinen Tümpeln und kleinen Teichen für die pflanzen-
geographischen Anlagen zu verwerten, und so war es von vornherein gegeben,
dass das grosse Arboretum in den ebenen Teil des Gartens kommt. Das
eigentliche System hätte man mehr in die Nähe des botanischen Museums legen
können, welches in der Nordecke des Gartens Platz findet, aber verschiedene
Erwägungen führten dazu, es mehr gegen Südwest zu legen und so das Arboretum
Soll an Gartenbauschulen die praktische Arbeit beibehalten werden r
mit den pflanzengeographischen Anlagen zusammen eine einheitliche Park-
landschaft bilden zu lassen. So gross auch anfangs der verfügbare Raum
erschien, so stellte sich doch bei spezieller Ausarbeitung der Pläne heraus,
dass das Arboretum etwas gedrängt wird und noch etwas mehr Raum für den
Garten zu wünschen wäre. (Fortsetzung folgt.)
Soll an Gartenbauschulen die praktische Arbeit beibehalten
werden?
fei einem Meinungsaustausch, wie dem in den letzten Nummern von
Möllers Deutscher Gärtnerzeitung über Reorganisation der Gärtner-
Lehranstalt in Potsdam, kann sehr leicht die Anschauung einer engbegrenzten
Gruppe von Gärtnern, in diesem Falle der beamteten Landschaftsgärtner, in
den Vordergrund treten, einer Gruppe, die seit Jahr und Tag über die zu
verfolgenden Ziele bei Reorganisation der Gärtner-Lehranstalt sich in ihren
Ansichten und Wünschen geeinigt hat und nun diese ohne Berücksichtigung
anderer, ebenso berechtigter Interessen zu vertreten sucht. So wird dem
Leser jener Möllerschen Artikelserien auch ganz die Ansicht aufoktroyiert,
als sei die praktische Arbeit an Gartenbauschulen höchst überflüssig, ja
schädlich. Dass damit aber sehr viele Praktiker nicht einverstanden sind,
davon zeugt die von der Gartenflora 1897 S. 631 bereits erwähnte Broschüre
des früheren langjährigen Inspektors der Gärtner-Lehranstalt in Potsdam, des
jetzigen Gartenbaudirektors Karl Koopmann, die zum Besten gehört, das in
der schwebenden Frage geschrieben worden ist, und hinter Koopmann steht
die grosse Menge seiner einstigen Schüler, die es sich angelegen sein liess, vom
Besuche der Anstalt möglichst viel zu gewinnen. Ein Fehlgriff eminentester
Bedeutung wäre es, die praktische Arbeit an der Anstalt fallen lassen zu wollen!
Es ist ja ein sehr idealer Standpunkt, an der Potsdamer Lehranstalt nur
Landschaftsgärtner auszubilden, und wenn die kommenden Schüler bereits
mehrere Jahre als Gehilfen auf Landschaft thätig waren, einige Jahre im
Baumschulbetrieb Ausbildung fanden, für sonstige gärtnerische Dinge ein offenes
Auge haben und sie nach erfolgtem Anstaltsbesuche mit Sicherheit eine
Lebensstellung als Landschaftsgärtner erwarten dürfen, so wäre
eine Spezialisierung der Anstalt lebhaft zu begrüssen, vielleicht das praktische
Arbeiten auch entbehrlich. Aber wie ist es denn nun in der Wirklichkeit?
Die Wenigsten sind beim Eintritt in die Anstalt infolge ihrer Vermögens-
verhältnisse in der angenehmen Lage, sich ein sicheres Bild ihrer künftigen
Existenz zu machen. Mancher lernte nur in Topfpflanzenkultur und will an
der Anstalt ein Landschaftsgärtner werden; viele auch sind es, die sich die
Landschaltsgärtnerei von vornherein zum künftigen Arbeitsgebiete wählten,
das Ziel einer Lebensstellung aber doch nicht erreichten und schliesslich zu
einer anderen Branche übergingen. Die meisten Anstalter kommen auch frisch
aus der Lehre, und nicht die schlechtesten, und das kann für viele auch
gar nicht anders sein. Bis zum 19. Lebensjahre ist der angehende Lehranstalter
in der Lehre und mit Anfang der zwanziger Jahre hat er seiner einjährigen
Dienstpflicht zu genügen. Zwischen beide Zeitpunkte fällt zweckmässigerweise
der Anstaltsbesuch. Zur Dienstzeit kommen noch zwei Reserveübungen hinzu,
ß Soll an Gartenbauschulen die praktische Arbeit beibehalten werden?
die der Student während seiner Studienzeit, der die Gärtner-Lehranstalt be-
suchende junge Gärtner aber nicht zu derselben Zeit absolvieren kann. Also
die Dienstzeit nach dem Anstaltsbesuch!
Die Mehrzahl der Schüler weiss beim Austritt aus der Anstalt ebensowenig
als beim Eintritt in dieselbe, welcher Posten, welche Spezialität ihnen einmal
als Lebensstellung zufallen wird. Koopmann sagt richtig, die grössere Anzahl
der Anstalter ist nicht in der Lage, die Spezialität zu wählen, sie bildet ihre
Spezialität aus dem Posten, der ihr zufällt. Also müssen wir auch auf der
Anstalt in alle Gebiete gärtnerischen Wissens eindringen. Das ist aber
unmöglich ohne praktische Arbeit. Im Lehrzimmer allein kann man den Obst-
baumschnitt nicht lernen,und auch Demonstrationen vor dem Baume werden noch
nicht genügen; nur durch eigenhändiges, tagelanges Schneiden der Bäume unter
steter Aufsicht des Lehrers lernt der Schüler die im Lehrzimmer gehörte The-
orie in die Praxis übersetzen, er lernt richtig schneiden, er lernt auch die dazu
erforderlichen Handgriffe. Was man aber praktisch einmal gemacht hat, das
bleibt für die ganze Lebenszeit, und Theorien vergisst man bald wieder, wenn
man sie, in anderer Spezialität wirkend, nicht anwenden kann. Auch falsch
auffassen kann man sie. Man wirft den früheren »Potsdamern«, und mancher-
orts mit Recht, gerne vor, sie wüssten praktisch nicht zuzufassen, und wie
viele sonst tüchtige Landschaftsgärtner sind denn eigentlich in der Lage,
einen Obstbaum richtig schneiden zu können oder für alle Verhältnisse
richtig pflanzen zu lassen? Das sollte aber ein Landschaftsgärtner können.
Und neben dem Baumschnitt giebt es noch tausenderlei „Handgriffe" und
Kenntnisse, die nur in der Praxis erlernt werden können.
Möge man einen Stamm von Arbeitern einstellen, die das Anstaltsrevier
auch ohne die Schüler in der Hauptsache in Ordnung halten können. Die Schüler
sollten die gewöhnlichen Gartenarbeiten, wie Hacken, Jäten, Graben, Rigolen, An-
lage von Mistbeetkästen u. a. m. nur insofern machen, als sie dabei etwas lernen
können, soweit sie diese Arbeiten in ihrer bisherigen Praxis von falschen Gesichts-
punkten aus kennen lernten, auch um zu lernen, derartige Arbeiten überhaupt
zu beurteilen. Demnach wird auch ein tagelanges Graben oder Rigolen für
sie nur heilsam sein. Die praktische Arbeit ist vom Gesichtspunkte des
Unterrichts zu geben, und wenn der Schüler einen ganzen Tag verbringt beim
Schnitte einer einzigen 6jährigen Birnpyramide, wenn er sie nur richtig und
akkurat geschnitten hat, so ist der Zweck der praktischen Arbeit erfüllt. Das
gilt nicht nur für Potsdam, auch für andere Gärtnerlehranstalten. Anstalten,
die kaum drei Arbeiter halten und bei denen der die praktischen Arbeiten
Leitende nur immer bloss drängen muss, eine Arbeit fertig zu bekommen,
damit die laufenden Arbeiten nicht zurückbleiben, sind ein Unding !
Ich habe in Potsdam auch tagelang, wochenlang Arbeiten machen müssen,
bei denen nichts mehr zu lernen war; aber ich habe doch praktisch recht viel
dort gelernt und könnte mich im Interesse der künftigen Anstalter, denen
es trotz aller Tüchtigkeit nicht gelingen sollte, eine Stellung als Stadtgarten-
direktor zu erlangen, mit dem Gedanken, die praktische Arbeit fallen zu lassen,
nicht befreunden.
Wädensweil i. Schweiz. Obergärtner Max Löbner.
Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam.
Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam.
Carl Hampel, F. Bouche, M. Bertram.
Kcl. Gartenbau-Direktor, Berlin, Kgl. Ober-Gartcndirektor, Dresden, Kgl. Gartenbau-Direktor,
Mitglied des Kuratoriums der Mitglied des Kuraioriums der Blasewitz-Dresden, Direktor der
Kgl. Gäriner-Leiiranstalt in Gartenbau-Schule des Gartenbau-Ver- Gartenbau-Schule d. Gartenbau-
Potsdam, bunds für das Königreich Sachsen. Verbands f. d. Konigr. Sachsen.
Der Plan, die Königliche Gärtner-Lehranstalt von Wildpark bei Potsdam
nach Dahlem zu verlegen, hat die Frage nach einer Umgestaltung des Instituts
aufs neue angeregt und Grund zu den lebhaftesten Erörterungen und viel-
seitigem Meinungsaustausche gegeben. Nur wenige gehen indessen auf
dea Kern der Sache ein, zumeist bewegt man sich zwischen allgemeinen
Gesichtspunkten. Einige wünschen den Obstbau im Lehrplan noch mehr als
bisher berücksichtigt zu sehen.
Als ehemalige Schüler der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Sanssouci,
die sich dankbar der dort empfangenen Unterweisungen erinnern und nun auf
eine langjährige Berufsthätigkeit zurückblicken, während der sie auf den ver-
schiedensten Gartenbauschulen ausgebildete Gärtner beschäftigten, glauben die
Verfasser an dieser Stelle zu der schwebenden, hochwichtigen Frage das
Wort nehmen zu sollen.
Die Potsdamer Gärtner-Lehranstalt war zu dem Zwecke gegründet worden,
i^or allem auf eine Förderung der Gartenkunst hinzuwirken, indem man
Gelegenheit zur Heranbildung tüchtiger Landschaftsgärtner bot. Dieser ihrer
vornehmsten Aufgabe muss sie bei einer Umgestaltung zurückgegeben werden ;
ja, wir meinen, dass, nachdem sie innerhalb der zuletzt vergangenen 25 Jahre
sich allzuweit von ihrer ursprünglichen Bestimmung entfernt hat, bei dem
für nöthig erachteten neuen Aufbau auf breitester Grundlage zwar das jetzt
Bestehende teilweise mit Nutzen verwendet werden könnte, aber nun und
nimmermehr die Norm und das Gefüge die Neuschöpfung besonders be-
einflussen dürfe. Das Institut, welches die Ansprüche der Gartenkunst unserer
Tage und die Anforderungen, die man auf verwandten Gebieten an die Vor-
bildung eines Mannes stellt, nicht mehr zu befriedigen vermag, zu einer, den
Hochschulen anderer technischen Berufsarten ebenbürtigen Lehrstätte aus-
zugestalten, sollte das letzte, höchste Ziel der geplanten Reorganisation sein.
Seine Erreichung ist sehr wohl möglich.
Wir erinnern daran, dass die polytechnischen Schulen in unserem
Vaterlande, bei denen bis vor nicht allzu langer Zeit für die Aufnahme die
Befähigung zum Einjährig-Freiwilligendienste in gleicher Weise wie bei der
Potsdamer Gärtnerlehranstalt genügte, heute die Zulassung zum Studium von
dem Zeugnisse über das bestandene Maturitäts-Examen abhängig machen. Das
Hinaufgehen zu der jetzigen Höhe des Bildungsgrades hat sich auch dort nicht
plötzlich vollzogen; man würde im vorliegenden Falle fehlgreifen, wollte man
die Aufnahmebedingungen nicht erst allinählich nach einem vorher bestimmten
und weiten Kreisen bekannt zu gebenden Plane steigern; andernfalls würde es
der Lehranstalt zunächst an Besuchern fehlen.
Die Wahl des Ortes Dahlem zum Sitze einer Gärtner-Akademie kann
wohl gut geheissen werden; sie ist auch insofern zweckmässig, als der eben-
dort einzurichtende neue botanische Garten mit seinen Pflanzenschätzen, be-
sonders seiner dendrologischen Sammlung, reiches Anschauungsmaterial bieten
8 Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam.
wird und der Platz im Mittelpunkte hervorragender Schöpfungen der Garten-
kunst gelegen ist. Als solche nennen wir die umfangreichen Parks und
Schmuckplätze in Berlin, die mit vielen mustergültigen Gartenanlagen aus-
gestatteten Villenvororte und die Königlichen Gärten in der Umgebung Potsdams;
sie alle geben treffliche Gelegenheit zu gartenkünstlerischen Studien.
In Bezug auf die Heranziehung geeigneter Lehrkräfte dürften keine er-
heblichen Schwierigkeiten zu überwinden sein; alle Fächer könnten in vor-
züglicher Weise besetzt werden.
Die Forderung, das neue Institut in erster Linie zu einer Pflegstätte der
Gartenkunst zu machen und daher dieser im LTnterrichtsplane die bevor-
zugteste Stelle einzuräumen, entspricht, wie erwähnt, der historischen Aufgabe
der Gärtnerlehranstalt, ist aber vor allem in dem Bedürfnisse nach tüchtigen
Gartenkünstlern begründet, das sich besonders bei den Verwaltungen der
Städte fühlbar macht. Während nämlich in früheren Zeiten die Gartenkunst
fast ausschliesslich an den Höfen der Fürsten Heimatsrecht besass, wird sie
heute dort oftmals als Stiefkind betrachtet und nur auf das Notdürftigste er-
halten; in den Städten hat sie dagegen an Einfluss erheblich gewonnen und
innerhalb der letzten 20 Jahre einen nie geahnten Aufschwung genommen; man
erkannte hier, welchen wichtigen Faktor sie, vor allem in der Grossstadt, für
die Gesundheit und für das Behagen der Bevölkerung bietet, wie Gartenanlagen
und bepflanzte Strassen vornehmlich der heranwachsenden Jugend zu statten
kommen. Selbst kleinere Städte begnügen sich heute nicht mehr mit der ein-
fachen, handwerksmässigen Anlage ihrer Promenaden und Plätze, sie holen
dafür den Rat hervorragender Gartenkünstler ein oder schreiben Wett-
bewerbe aus.
Für die Ausführung und Unterhaltung sowie für den v/eiteren Ausbau
der Garten- und Parkanlagen werden künstlerisch und technisch gehörig ge-
schulte Kräfte in grosser Zahl begehrt.
In den Händen des Gartenkünstlers liegt ferner die Leitung von Gartenbau-
Ausstellungen; auch andere Ausstellungsunternehmungen können seinen Rat
und seine Hilfe nicht enbehren, wenn es sich um Entwurf und Durchführung
der gartenmässigen Ausschmückung des Platzes und des Gebäudeinnern
handelt.
Grossgrund- und \'illenbesitzer bedienen sich seiner in häufigen Fällen
und verlangen dann von ihm oft genug die Planung und die Bauleitung für
alle zum Garten gehörenden Teile, einschliesslich der Wasserleitungs- und
Entwässerungsarbeiten, Brücken-, Fontainen-, Pavillon-, Gewächshausanlagen u.s.f.
Neben der hygienischen Wichtigkeit der Gartenkunst für die Bewohner
der Städte fällt der Einfluss in die Wagschale, den sie auf die Bildung, den
Geschmack und die Erziehung des A^olks ausübt; wie sie schon durch das von
ihr verwendete Material die Liebe und das Verständnis für die so überaus
reichgestaltete Blumen- und Pflanzenwelt wachruft, zur Naturbetrachtung an-
regt und so erziehlich auch auf die breiten iMassen wirken soll und wirken
kann, so veredelt sie, wenn ihre Schöpfungen der Natur abgelauscht sind und
in vollendet schönem Masse vor die Öffentlichkeit treten, das Volksgemüt.
Die Gartenkunst verdient und empfängt auch in der That die weitestgehende
Beachtung; dem Staate aber liegt es ob, für eine Bildungsstätte zu sorgen, auf
der sich junge Männer für einen solchen Beruf in der besten, gründlichsten
Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam.
Weise ausbilden können, denn dass das dazu Erforderliche nicht so nebenher
gelernt werden kann, welcher Einsichtige möchte das bezweifeln?
Man erwäge nur, welches umfangreiche Wissen und Können dazu gehört,
um den Anforderungen zu genügen, die man an einen Privatgartenkünstler oder
auch an den Leiter ausgedehnter Gartenanlagen stellt; die Gartenkunst bedingt
eine Vielseitigkeit, die kaum von irgend einem anderen Berufe übertroffen wird.
Bereits vor mehr als 20 Jahren hat der Verein zur Beförderung des
Gartenbaues in den preussischen Staaten, wie wir noch heute in den damaligen
Berichten lesen können, die Notwendigkeit der Errichtung einer Flochschule
für Gartenkunst eingehend erörtert und auf Grund eines einhelligen, durch die
hervorragendsten Eachleute erstatteten Gutachtens von der Königlich Preussischen
Staatsregierung gefordert, (Monatsschrift d. Ver. 1876, S. 544- D. Red.)
Sind wir seitdem zurückgegangen? Auch wir betrachten es für unerläss-
lich, dass die Gärtnerlehranstalt bei ihrer Verlegung von Wildpark in ein
Staatsinstitut umgewandelt und zu einer Hochschule erhoben werde.
Nur eine vom Staate erhaltene Akademie vermag dauernd das Beste zu
leisten; für den immerhin erheblichen Aufwand genügen Privatmittel selbst
dann nicht, wenn der Staat eine gewisse Beihilfe dazu gewährt, wie sie jetzt
der bestehenden Schule zu teil wird.
Als Bedingung für die Aufnahme sollte der Besitz des Maturitätszeugnisses
eines Gymnasiums oder Realgymnasiums gelten. Schon im Jahre 1876 hat man
dies für unerlässlich gehalten, und zwar mit Recht, weil dann bei den Schülern
ein Verständnis für den reichen Unterrichtsstoff vorausgesetzt werden und
man viele Dinge vom Lehrplane ausschliessen kann, der dadurch wesentlich
zu Gunsten anderer Gegenstände entlastet wird. Was damals für richtig an-
erkannt wurde, trifft heute in erhöhtem Masse zu, wo das Reifezeugnis u. A.
zur Erlangung einer Staats- und städtischen Beamtenstellung von nur einiger
Wichtigkeit unbedingt gefordert wMrd.
Damit kommt überdies der Gartenkünstler in die Lage, in Stadtgemeinden
und anderen öffentlichen ^'erwaltungen den übrigen Technikern gleichgestellt
zu werden, was bisher leider in nur wenigen Fällen geschah; er wird dann
einen grösseren Einiluss für seine Sache gewinnen, den sich viele nur mit
grosser Mühe errungen haben und oft nur im beständigen Kampfe erhalten
können. Nicht zu unterschätzen ist auch der wesentliche Vorteil, den er für
seine gesellschaftliche Stellung und in Bezug auf das Besoldungsverhältnis zu
anderen gleichstehenden erlangen würde. Die Anforderung an eine höhere
Schulbildung bei dem Gärtner beginnt sich übrigens bereits zu regen, und es
ist dringend wünschenswert, dass man sie bei der bevorstehenden Veränderung
von vornherein berücksichtigt. Auf diese Höhe der Aufnahmebedingungen
muss das Institut, wie schon erwähnt wurde, innerhalb des Zeitraums einiger
Jahre überführt werden, wie es bei anderen Staatslehranstalten geschehen ist;
sie wird dann unbedingt von denen zu verlangen sein, die sich später einem
Staatsexamen unterwerfen wollen, während, wie bei andern Hochschulen, der
Besuch denen nicht verschlossen bleiben darf, die nur die Berechtigung zum
Freiwilligendienste, also das Zeugnis der Reife für Obersekunda, besitzen.
Anfangs werden sie vielleicht die Mehrheit der Hörer bilden.
Als weitere Vorbedingung für die Aufnahme hat die vorangegangene
zweijährige Lehrzeit in einer gut geleiteten Gärtnerei zu gelten; wir halten
IQ Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam.
eine dreijährige oder längere Thätigkeit in der Praxis nicht für geboten, >vie
sie manche fordern möchten; durch die allzugrosse Verzögerung des Eintritts
in das Institut wird die Gefahr nahegelegt, dass die Lust zum Studium sich
erheblich verringert und die Fähigkeit verloren geht, sich binnen Kurzem
wieder nach dahin zurecht zu finden, wo die bezüglichen Lehrfächer an den
genossenen Schulunterricht anschliesseu. Auch die pekuniäre Seite ist zu
erwägen; jemand, der mit 18 oder 19 Jahren die Schule verlassen hat, sollte
mit 25 — 26 Jahren seinen Lebensunterhalt wenigstens zum grössten Teil aus
eigener Kraft erwerben können.
Für den Beruf darf man in der erwähnten Steigerung der Aufnahme-
bedingungen auch insofern einen Nutzen erblicken, als Viele, die sich der
Gärtnerei widmen, weil sie nicht gerade mit besonderen Geistesgaben aus-
gestattet, für eine solche Thätigkeit noch ausserordentlich befähigt gehalten
werden, von dem Besuche der Lehranstalt ausgeschlossen sind; gerade sie
bilden jetzt vielfach den Hauptbestand in einer Gartenbauschule und halten,
da sie dem Lehrgange nicht gehörig zu folgen vermögen, ihre Mitschüler auf,
ohne selbst aus dem Unterricht wesentlichen Vorteil zu ziehen.
Der während seiner Lehrzeit mit den praktischen Grundlagen des Garten-
wesens vertraut gewordene junge Gärtner tritt in das Institut ein, um sich
nunmehr tür den Beruf theoretisch auszubilden. Die noch jetzt in beinahe
allen Gärtnerlehranstalten geübte praktische Arbeit muss aus dem Unterrichts-
plan vollständig ausgeschieden werden; es ist noch kein Beispiel bekannt, dass
der Wegfall der berufsgemässen Beschäftigung während der Gartenschulzeit den
dann wieder in die Praxis zurücktretenden Schülern zum Nachteil gereicht hätte.
Die jungen Leute sind nicht auf der Lehranstalt, um ihr für den Betrieb
der Gärtnerei billige Arbeitskräfte zu stellen, sodann aber lernen sie bei dieser
Art Praxis ausserordentlich wenig, wie fast sämtliche, in solcher Weise während
des Schulbesuchs verwendeten ehemaligen Zöglinge werden bezeugen müssen.
Bei der so grossen Mannigfaltigkeit der Pflanzenkultur kann kein Institut auch
nur in den Hauptzweigen des Garten- und Obstbaues Alustergiltiges leisten,
das nur annähernd mit dem in Vergleich gebracht werden dürfte, was in einer
Spezialzüchterei erzielt wird; ,dies erscheint schon deshalb ausgeschlossen,
weil dazu enorme Mittel gehörten, und weil sich wohl auch schwerlich jemand
finden wird, der auf allen Gebieten der Gärtnerei als Meister gelten will. Wenn
aber Vollkommenes dabei nicht zu erreichen ist, so verzichte man lieber aut
die Ausübung der Praxis. Die nötigen Handfertigkeiten muss ein Lehrling von
einiger Befähigung und Liebe zum Berufe sich in den der theoretischen Aus-
bildung voraufgegangenen zwei Jahren aneignen können. Zugegeben, dass die
Praxis nicht durch blosses Anschauen, d. h. durch Besichtigung von tüchtigen
Fachmännern geleiteter Gärtnereien erlernt werden kann, Kultivateure, die den
Anforderungen der heutigen Pflanzenzucht genügen, lassen sich auch nicht
dadurch heranbilden, dass man die jungen Leute stundenweise und in grosser
Zahl hier und da in einer Institutsgärtnerei mit Hand anlegen lässt; man wird
ihnen doch nur untergeordnete Arbeiten zuweisen müssen, weil sie sonst mehr
verderben, als helfen.
Vor allem spricht gegen die praktische Beschäftigung der Umstand, dass
den Schülern durch solche vom Standpunkte des unbefangenen Fachmannes
nutzlose, aber sehr teure Spielerei viel kostbare Zeit für die Hauptsache, die
Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam. j j
theoretische Ausbildung, verloren geht, dass sie den jungen Mann ermüdet und
Lust und Kraft zur wissenschaftlichen Thätigkeit raubt. Daher weg mit diesem,
seit langer Zeit von jedem strebsamen Schüler der Gärtnerlehranstalten als
eine höchst überflüssige Beigabe, ja, noch weit mehr, als schwere Fessel
empfundenen Zopf!
Die Zöglinge des neu zu schaffenden Instituts sollten vielmehr ihre volle
Arbeitskraft für die theoretische Ausbildung einsetzen können.
Freilich gehört auch dazu ['ebenso wie beim Studium fast aller Wissen-
schaften und der technischen Berufsarten eine gewisse Praxis; wir können
Feldraessen, Plan- und sonstiges Zeichnen nicht durch Vorträge über diese
Gegenstände lehren und lernen; aber die Arbeit im Garten und Gewächs-
hause wollen und können wir im Unterrichtsplane missen !
Das neue Institut in Dahlem soll, wie eingangs bereits gesagt, vornehmlich
der Gartenkunst dienen und zwar in dem Masse, dass sie ein junger Mann,
nach einem Studium von zwei vollen Jahren, bei seinem Austritt tlieoretisch
beherrscht, damit er, ähnlich wie ein Bauführer bei Gartenanlagen, in den
ßüreaux von Gartenkünstlern, bei Stadtverwaltungen etc. und in gärtnerischen
Betrieben, die sich mit gartenkünstlerischen Arbeiten beschäftigen, mit Nutzen
Verwendung finden kann, was unter den bisherigen Verhältnissen nicht
möglich war. Im weiteren sollte man in den Lehrplan auch solche Gegenstände
aufnehmen, die den technischen Leitern botanischer Gärten und grosser
industrieller Gärtnereien zu wissen nötig sind.
Dagegen halten wir ein allzu spezielles Eingehen auf die Pomologie, wie
wir unten darlegen werden, für überflüssig.
In eine genaue Besprechung des Lehrplanes einzutreten, wäre verfrüht;
nur Allgemeines sei hervorgehoben:
Neben der bereits erwähnten Theorie der Gartenkunst und dem dazu
gehörenden umfänglichen Zeichenunterricht bildet das Feldmessen und Nivellieren
ein Hauptfach, ohne das der Gartenkünstler nicht auskommen kann. Der Ein-
wand, dass es entbehrlich sei, weil hier ein Landmesser eintreten könnte, wie
vielseitig geurteilt wird, ist hinfällig und zeugt nur von Unkenntnis über die
Bedürfnisse der Gartenkunst. Wie wollte z. B. jemand, der diese Gegenstände
nicht ganz beherrscht, Verschönerungen am koupierten Terrain vornehmen
oder eine in anmutig wirkenden Linien gehaltene, ja selbst abgesehen hiervon,
die lediglich zweckmässige Ausgrabung eines Sees und Unterbringung des
Bodens entwerfen oder ausführen, wenn ihm das Feldmessen und Nivellieren
unbekannt ist? Schon die einfache Aufnahme eines Grundstückes darf
nicht mechanisch bewerkstelligt werden, sie muss vielmehr schon unter
Rücksichtnahme auf den beabsichtigten Entwurf geschehen; hier hat der
Gartenkünstler, nicht der Landmesser einzugreifen.
In der Baulehre soll sich der Unterricht auf die einzelnen Stilarten und
ihre charakteristischen Eigenschaften erstrecken, ferner auf die Herstellung von
Gewächshäusern, Parkbrücken, Pavillons, Laubengängen u. dergl.
Aus dem Ingenieurfach ist, wie sich aus dem praktischen Bedürfnis bisher
ergeben hat, die Kenntnis von Entwässerungsanlagen, Wasserleitungen, des
Wege- und Strassenbaues, sowie Materialienkunde erforderlich.
Von dem ausführenden Gartenkünstler wird namentlich auf dem Lande
verlangt, dass er auch im Bau- und Ingenieurwesen bewandert sei. Dasselbe
j2 Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Potsdam.
gilt von der Maschinenkunde und den Heizungsanlagen. Von hoher Bedeutung
für den Gartenkünstler sind Dendrologie und Pflanzengeographie. Neben den
Naturwissenschaften müssen insbesondere die verschiedenen Zweige des Garten-
baues in den Lehrplan einbezogen werden, soweit es die Wichtigkeit der
einzelnen Gegenstände erheischt. Den Unterricht im Obstbau auf diesem
Institut bis ins Einzelne auszudehnen, z. B. Sortenkenntnis u. s. w. zu treiben,
etwa um Obstzüchter heranzubilden, erscheint nicht rätlich; es werden damit
nur Kosten verursacht, die besser der Gartenkunst zugute kommen. Ein
Bedürfnis zu sehr speziellem Eingehen auf den Obstbau besteht hier schon
deshalb nicht, da ihn die Staatsinstitute Geisenheim und Proskau, sowie
viele Gartenbauschulen in vollständig genügendem Masse lehren, so dass die-
jenigen, welche sich besonders dafür interessieren, sich dorthin wenden können.
Der Pomologie im Lehrplane des neuen Instituts eine besonders weite
Berücksichtigung zu schenken, wäre auch deshalb falsch, weil Proskau und
Geisenheim an der Schülerzahl Einbusse erleiden dürften.
Die Fächer des Gartenbaues sind, wo es irgend angeht, durch Demon-
strationen zu beleben, und die verschiedenen Pflanzen-Kulturen zu ver-
anschaulichen; hierbei wird sich der kgl. Botanische Garten von hohem Werte
erweisen. Auch der Besuch von tüchtigen Baumschulen und Handelsgärtnereien
ist, soweit dies angeht, dringend zu empfehlen. Indessen müssen wir uns
entschieden gegen die Pachtung oder den Ankauf eines Stück Landes zum
Zwecke der Übung in der Ausführung von Gartenanlagen, wie solches schon
öfters verlangt wurde, aussprechen.
Es muss solches als eine Spielerei erscheinen, bei der nichts gelernt,
aber recht viel Geld unnütz vergeudet wird, auch müsste eine solche Mass-
nahme dazu führen, dass Einseitigkeit und geistlose Nachahmerei in der Be-
handlung der Entwürfe platzgreift, wogegen von mancher Seite mit Recht
energisch Front gemacht worden ist.
Nach beendigter Studienzeit, am Schlüsse des 4. Semesters müssten die
Schüler ein Examen vor einer Prüfungskommission ablegen, wodurch die Be-
fähigung in der Gartenkunst nachzuweisen ist.
Hiermitdarf die Ausbildung nicht abgeschlossen sein, es muss dem jungen
Mann vielmehr die Möglichkeit geboten werden, nach einigen Jahren ein zweites
Staatsexamen abzulegen, durch welches er den Beweis liefert, dass er Theorie
und Praxis bei Ausübung der Gartenkunst zu verbinden versteht.
Für den Privatgartenkünstler wird in der Regel das erste Examen ge-
nügen, dagegen werden Behörden, die Beamte für die Leitung ihrer Garten-
anlagen in ihren Dienst nehmen wollen, sicherlich fordern, dass, wie dies bei
Architekten und Ingenieuren schon längst geschieht, die Bewerber sich durch
eine zweite Prüfung über ihre künstlerische und praktische Befähigung aus-
gewiesen haben. Leider fehlt diese Möglichkeit heutzutage vollständig.
Es ist indessen nicht gleichgiltig, wie der junge Mann sich während der
Zeit zwischen beiden Prüfungen weiterbildet. Hierzu muss ihm ein ganz be-
stimmter Wegweiser gegeben werden.
Mit einer solchen Ausbildung wird der Gartenkünstler die führende Stelle
übernehmen und alle zum Gartenbau gehörenden Zweige werden sich nur
wohl dabei fühlen; in dem Masse, wie die Gartenkunst an Ansehen und Ein-
fluss zunimmt, werden auch sie gewinnen.
Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt von Potsdam nach Dahlem. jo
Zur Verlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt von Potsdam
nach Dahlem.
^]I^ci dem Austausch der Ansichten über die Neugestaltung der Königlichen
^^ Gärtner-Lehranstalt, denen »Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung« und darauf
auch die »Gartenflora« ihre Spalten geöffnet, sind noch einige Punkte unbeachtet
geblieben, die mir einer Erwähnung wohl wert erscheinen.
Als ehemaliger Zögling der Potsdamer Gärtner-Lehranstalt zu Lennes
Zeit, wo ein Meyer dort lehrte, und die Anstalt in engster Verbindung mit den
Königlichen Gärten stand, habe ich die grossen A'orzüge dieser Einrichtung,
die den Eleven auch für ihre praktische Ausbildung eine vortreffliche
Gelegenheit bot, schätzen gelernt.
Die von erfahrenen Praktikern geleiteten Gärtnereien, die bestimmte
praktische Ziele verfolgten und in lebhaftem Betriebe erhalten wurden, deren
\'orsteher grossenteils selbst als Lehrer der Anstalt thätig waren (ausser den
verstorbenen C. Fintelmann, E. Nietner, Legeier, Morsch, Kühne und
Gustav Äleyer nenne ich hier die, hoffentlich auf lange noch, in vollster
Wirksamkeit stehenden Reuter und Mächtig), boten den Zöglingen eine
ungleich bessere Gelegenheit, etwas Nützliches zu lernen, als ein kleiner
Versuchsgarten mit seinen kümmerlichen, halb abgestorbenen Demonstrations-
Objekten.
Es empfiehlt sich, in Dahlem auf einen solchen kleinen Versuchsgarten
lieber ganz zu verzichten, oder — was allerdings kaum zu erwarten ist — ihn
in grösstem Umfange (mindestens 50 Hektare enthaltend) einzurichten.
Auf einem solchen Terrain könnte allen Zweigen des Gartenbaues
Rechnung getragen, auch ein Übungsplatz für angehende Landschaftsgärtner
zur Ausführung von Gartenanlagen reserviert werden.
Zur Erzielung eines lebhaften, gesunden Betriebes müsste ein Absatz der
erzielten Produkte — gleichviel ob durch Verkauf oder auf anderem Wege —
herbeigeführt werden.
Bei einer solchen Einrichtung genügte es, wenn die jungen Leute, die in
der Schule die Berechtigung zum einjährigen Militärdienst erreicht haben
müssen, eine zweijährige praktische Lehrzeit in einer möglichst vielseitigen
Gärtnerei vor ihrem Eintritt in die Anstalt absolvieren.
Soll die Gärtner-Lehranstalt ohne Versuchsgarten eingerichtet werden, so
empfiehlt sich allerdings, dass die Zöglinge vor ihrem Eintritt ausserdem noch
ein oder zwei Jahre als Gehilfen in einer Baumschule oder anderen grösseren
Gärtnerei thätig waren.
Seit 26 Jahren habe ich Gelegenheit gehabt, das Schülermaterial der
Gärtner-Lehranstalten näher kennen zu lernen. Von den von mir in dieser
Zeit praktisch ausgebildeten Lehrlingen haben etwa vierzig die Anstalten von
Potsdam und Proskau besucht, fast ebensoviel frühere Zöglinge dieser Anstalten
haben als Gehilfen bei mir gearbeitet.
Nicht jeder, der den Anforderungen notdürftig entspricht, dürfte auf der
neuen Lehranstalt Aufnahme finden müssen. Junge Leute, die, schon in der
Schule stecken geblieben, wenig Intelligenz zeigten, die mit Not und Mühe im
19. oder 20. Lebensjahre erst die Reife für die Obersekunda erlangten, solche,
die ohne Lust und Liebe zum Fach nur aus Gesundheitsrücksichten — auf
14. Zur \'erlegung der Königlichen Gärtner-Lehranstalt von Potsdam nach Dahlem.
ärztlichen Rat (von diesen kommen jetzt viele) —oder welche, zu jedem anderen
Berufe nicht tauglich, notgedrungen Gärtner werden, solche mögen auch
ferner bei der Gärtnerei ihr Heil versuchen — aber die neue Lehranstalt
möge ihnen verschlossen bleiben.
Die Qualität des Schülermaterials auf Kosten der jetzt viel zu hohen
Anzahl zu heben, scheint mir gerade für die erste Lehranstalt unseres Faches
erwünscht.
Wenn für eine beschränkte Zahl tüchtiger und gebildeter junger Gärtner
sicher auch geeignete Lebensstellungen sich finden, so darf der Andrang zu
solchen Stellen nicht durch eine Überzahl ungeeigneter Kräfte noch vergrössert
werden.
Bei einem auf zwei Jahre zu bemessenden Unterrichtskursus sollten zu
dem zweiten Cötus nur die besten und geeignetsten Zöglinge, die nach dem
ersten Jahre ihr Examen gut bestanden und die sich besonders zum Landschafts-
gärtner eignen, zugelassen werden, auch sollte in diesem Kursus, hauptsächliclj
die bildende Gartenkunst mit ihren Hilfswissenschaften gelehrt werden.
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung erscheint mir die Frage: »Wann
sollen die Zöglinge der Anstalt ihr Militärjahr absolvieren?«
Mehrfach ist es vorgekommen, dass sie kaum die Beendigung ihrer Lehrzeit
hierzu abwarten konnten, dann noch weitere Übungen absolvierten und als
wohlbestallte Vizefeldwebel oder -Wachtmeister, angehende Reserveoffiziere
in die Anstalt traten, wo sie sich sehr unbehaglich auf der Schulbank fühlten.
Die spätere — bescheidene Stellung eines Gartengehilfen, in der sie ihre
noch recht geringen praktischen Erfahrungen erweitern sollen, sagte ihnen
dann durchaus nicht zu.
Mit Recht besteht bei vielen Prinzipalen eine Abneigung gegen solche
anspruchsvollen — wenig leistungsfähigen jungen Herren, die sich um Gehilfen-
stellen bewerben.
Das militärische Dienstjahr hat, wie ich glaube, für niemand einen
grösseren Nutzen als für den jungen Gärtner. — Die Erziehung zur Ordnung
und Pünktlichkeit nützt ihm fürs ganze Leben. — Gehorchen und Befehlen
lernt er nirgend besser! Es empfiehlt sich aber durchaus, das Dienstjahr
gewissermassen als Erholung nach langen, angestrengten Berufsarbeiten erst
nach dem Besuche der Anstalt zu absolvieren.
Den mehrfach -geäusserten Wunsch, die neue Lehranstalt in eine Hoch-
schule, eine Akademie der höheren Gartenkunst umzuwandeln, halte ich für
völlig unberechtigt und für unser Fach selbst, noch mehr für die aus der
Anstalt hervorgehenden jungen Gärtner durchaus nachteilig.
In anderen Kreisen wird das Bestreben der Gärtner, solche äusserliche
Rangerhöhung zu erlangen, zu der es an jeder Berechtigung fehlt, höchstens
ein leises Lächeln erregen. Dazu sollten die Gärtner doch zuviel Selbstgefühl
besitzen. Zur Hochschule gehört eben das Abiturium einer höheren Lehranstalt.
Solche Abiturienten, wenn sie überhaupt anders als etwa aus dringlichen
Gesundheitsrücksichten Gärtner werden, würden zum Gärtnerlehrling zu alt
und zu anspruchsvoll sein. Oder soll ihnen diese Staffel erspart bleiben?
Wenn solche Herren nach Absolvierung der Akademie und ihrer Militärpflicht
dann ins praktische Leben treten, vielleicht mit dem Titel, analog den Forst-
oder Bauakademikern: »Königlicher Gartenbau - Assessor und Lieutenant der
Von Wildpark nach Dahlem. -j c
Reserve« geschmückt (ich bitte das nicht als einen Scherz, sondern als die
Konsequenz derartiger Ansprüche aufzufassen), welche Stellung haben sie dann
auf Jahre hinaus den aus der Praxis hervorgegangenen gleichaltrigen Gehilfen
gegenüber, die, ohne eine höhere Schule und Lehranstalt besucht zu haben, ihnen
mit ihrer längeren Praxis an praktischem Wissen und Können weit überlegen, von
denen letzteres zu erlernen sie angewiesen sind. Eine Erhöhung des bisherigen
Niveaus der Königlichen Gärtnerlehranstalt halte ich darnach durchaus nicht
für erforderlich. Eher wäre es erwünscht, den jungen Leuten mehr als bisher
klar zu machen, dass die auf der Anstalt erworbenen Kenntnisse erst dann
ihnen nützen können, wenn sie dieselben an der Hand selbsterworbener,
praktischer Erfahrungen völlig verdaut haben werden. Der Gärtner ist in
erster Linie Empiriker und leistet zumeist als solcher etwas, ohne die Theorie
vernachlässigen zu brauchen. Das Niveau der Königlichen Kunstschule (die Kunst-
akademie kann zu einem Vergleich nicht herangezogen werden), eines Technikums,
einer Bau- und Gewerbeschule für Techniker und Ingenieure, deren Zöglinge
auf derselben Bildungsstufe stehen, darf auch bei der neuen Gärtner-Lehranstalt
nicht überschritten werden.
Obschon zu den »^bildenden Künsten« gezählt, hat die Gartenkunst Künstler
von gleicher Bedeutung wie die anderen Künste kaum und nur in sehr geringer
Zahl hervorgebracht. Die Gartenkünstler sind im wesentlichen Techniker, deren
künstlerischem Können vor allem ein tüchtiges technisches Wissen zur Seite stehen
muss. Um geniale Männer wie Lenne, Fürst Pückler, Gustav Meyer zu
Gartenkünstlern auszubilden, dazu brauchte es keiner besonderen Hochschule;
die fanden ihren Weg ohne eine solche.
Durch eine Hochschule für Gärtner wird nur die Zahl anspruchsvoller,
mit den bestehenden Verhältnissen unzufriedener Menschen vermehrt, die viel
versprechen und wenig halten, in ihrem Berufe keine Befriedigung, kaum ihre
Existenz finden.
Charlottenburg, Dezember 1897. E. Nietner, Königl. Hofgärtner.
Von Wildpark nach Dahlem.
lie Anregung zum Meinungsaustausch in der Hochschulfrage hat in kurzer
C^^::^ Zeit Wünsche und Ansprüche der verschiedensten Richtungen klar-
gelegt. Mancher Spezialist hätte am liebsten eine Hochschule für sich allein,
andere möchten das Institut in Dahlem so ausgestattet wissen, dass alles, was
Gartenbau und Gartenkunst berührt, vertreten ist. Solche Forderungen gehen
zu weit und entsprechen auch nicht dem Bedürfnis.
Das staatliche Interesse ist zunächst auf gärtnerische Landeskulturen, in
welche ich für diesen Fall die gartenkünstlerischen Anlagen grossen Stils (als
Bildungsmittel und in hygienischer Beziehung) mit einbegreifen möchte, und
andererseits auf Förderung des gärtnerischen Handelsstandes gerichtet. Wer
unter Gartentechnikern mitwirkt in einer der vorgenannten Richtungen, wird
Spezialist und hat das Recht, die Grundlage seines Wissens auf einer Fachschule
zu suchen; die Schule muss also nach Möglichkeit jedem Spezialisten das
Wichtigste aus seinem Fach in Lehre und Beispiel bieten. Die Schwierigkeit
der Anordnung — Organisation — liegt in der Beschränkung. In Würdigung
iQ Von Wildpark nach Dahlem.
dieser Thatsache habe ich zunächst die Ausbildung des beamteten Gärtners
als Norm für Ausgestaltung einer höheren Gartenbauschule angenommen. Wenn
das, was solche Gärtner als Schöpfer oder Leiter grosser und vielseitiger
Betriebe leisten müssen, als Grundlage des Unterrichts festgelegt wird, dann
kann das Institut auch den berechtigten Wünschen der Spezialisten im wesent-
lichen gerecht werden. Auch der berufenste Künstler verlangt von der Hoch-
schule nicht mehr als gründliche Anleitung in der Technik und in wissenschaft-
lichen bezw. künstlerischen Grundlehren. Sein Erfolg hängt von seiner
Persönlichkeit ab, von Auffassung, Begabung und Fleiss.
Im übrigen hat der Gesamt - Gartenbau ein Recht auf ein gärtnerisches
Institut, welches sich zur Hochschule entwickeln soll. Auch denke man an
die Gefahren der Zersplitterung; darin hat man es im Gartenbau so wie so
schon recht weit gebracht zum grossen Schaden der Gesamtihteressen der
Gärtnerei. Man mag kleine Spezialvereine gründen, je mehr desto besser, aber
in der Zentrale des Gartenbaues für Wissenschaft und Belehrung sollten alle
Fäden wieder einlaufen.
Auf die Ausgestaltung des Unterrichts im einzelnen kann man in Kürze
nicht eingehen; aber zu warnen ist vor dem »Zuviel«. Der B.erufsmaler
als Lehrer der Landschaftsmalerei hat sogar Anklang gefunden, und doch
halte ich gerade solchen Mann für diesen Zweck viel weniger geeignet als einen
im Zeichnen und Malen gut veranlagten Gartenkünstler. Unwillkürlich denkt
man an Eichlers Lehrthätigkeit zurück, der mit eisernem Fleisse und viel
Geschick bestrebt war, durch direkte Vermitteluug die Berufsmalerschatt auf
seine Schüler zu übertragen und dennoch bei der Konkurrenz um den Dönhoffs-
platz der schneidigen Kritik Gust. Meyers: »Das hat ja gar kein Gärtner
gemalt« unterliegen musste. Berufsmalerei wie Technik der Baukundc
und ähnlichen Gebieten sich zu widmen, muss dem freien Ermessen der
Schüler überlassen bleiben; es kann im Wintersemester etwa ein oder zwei
Nachmittage Zeit gegeben werden, um den älteren Schülern das Belegen daraut
bezüglicher Vorlesungen auf den Fachhochschulen in Charlottenburg und in
Berlin zu ermöglichen. Dem Gartentechniker können architektonische Bau-
werke in Bild und Vortrag und, wo es nötig ist, auch in der Konstruktion
im Zusammenhang mit kunstgeschichtlichen Erörterungen vorgeführt werden;
die Technik der Ausfühiung wird, als nicht zum Gartenbau gehörig, vom
Ilauptunterricht ausgeschlossen werden müssen.
Auch in der Obstkultur schiesst man über das praktische Ziel hinaus,
indem man die Einrichtung von Obstmuttergärten empfiehlt; solche Anlagen
gehören in die pomologischen Institute; dem Kultivateur thun Obstgärten und
freie Plantagen not, die nebenbei auch hinreichend Material zum Sorten-
Studium etc. geben. Auf wissenschaftlichem Gebiet kommt dann der Versuchs-
garten hinzu, dem aber ganz andere Aufgaben erwachsen als Sortensammlung.
Der unklarste Punkt der Verhandlungen scheint die praktische Arbeit
zu sein. Man führt stereotyp die Unzuträglichkeiten der bisherigen Handhabung
der praktischen Arbeiten auf den höheren Gartenbauschulen in den Vorder-
grund und will deshalb die praktischen Übungen ganz beseitigen; ein ganz aus-
sichtsloses Unternehmen, welches nur die nächste Reorganisation der Wildparker
Gärtner-Lehranstalt um ein bedenkliches näher rückt, wenn nicht inzwischen
Marasmus senilis eintritt. Man spricht als Ersatz von Demonstrationen! Sollen etwa
Von Wildpark nach Dahlem. 17
die Obergärtner, Inspektoren, Pflanzenphysiologen etc. Bäume schneiden, Ver-
pflanzen, Anpflanzungen, Düngungs- und Kulturversuche vornehmen, indem die
Schüler unthätig daneben stehen und die Xase rümpfen lernen über den Schmutz
der Arbeit? Dann können auch die Lehrer der Messkunst ihre Nivellements selbst
besorgen und Zeichnung und Manual dem Schüler zum Kopieren überlassen.
Dem jungen Manne, der sich einem Examen unterwerfen w^ill, um dadurch
eine Bescheinigung seiner Tüchtigkeit zu erhalten, muss der Lehr- oder
Studiengang vorgeschrieben werden, wie es auf der Universität auch der Fall
ist; und wer sich von Arbeit und Unterricht drückt, kann über Zuverlässigkeit
und Brauchbarkeit eine Bescheinigung nicht erhalten.
Den 2- oder 2 V2 jährigen Kursus auf der Schule in zwei Perioden zu
scheiden —Allgemeine und Spezial-Ausbildung — , noch dazu den Schluss des
ersten Jahres mit einem Examen zu belasten, halte ich für äusserst bedenklich;
da kommt der Schüler aus der Examen-Paukerei ja gar nicht heraus; da
giebt es nur ein Lernen ohne Einleben, das ist Dressur, aber nicht freie
EntWickelung, für die doch sonst so viel das Wort geredet wird.
Ein 2V2 jähriger Bildungsgang auf dem Institut wird kaum zu umgehen
sein; eine Vertiefung in die wissenschaftlichen Fächer der Fachschule
scheint mir einer weiteren Ausdehnung der Gymnasial-Vorbildung vorzuziehen
zu sein. Wenn dann nach Verlassen der Bildungsstätte eine 3— 3 jährige
Praxis noch zu einem abschliessenden Staatsexamen führt, dann würde das
überhaupt anzustrebende Ziel erreicht sein. Dieses Schlussexamen würde am
besten auch auf dem Institut in Verbindung mit einem halbjährigen Kursus
für Repetitorien und Vertiefung auf einzelnen Gebieten, unter Benutzung des
Lehrmaterials, der Bibliothek etc. auch für Herstellung der schriftlichen und
zeichnerischen Arbeiten abgelegt werden, meinetwegen unter Zuziehung be-
sonderer Kräfte als Examinatoren.
Die Ausbildung des Gartentechnikers würde dann an Zeit erfordern:
Für die Lehre im Durchschnitt 2V2 Jahre
Für die Schule 2V2 ;•
Für weitere praktische Thätigkeit 3V2
Für das Schluss-Examen • • • V2 v
Sa. 8 Jahre
Die Schule hat der junge Mann mit dem Zeugnis der Reife für Ober-
sekunda im Alter von 17 Jahren verlassen; er macht sein letztes Examen mit
24 Jahren, hat aber inzwischen 3 bis 3 Jahre bereits als Gehilfe bei be-
scheidenen Ansprüchen ohne Zuschuss sein Brot verdient.
Für den Spezialisten, dem das Ziel seiner Thätigkeit von vornherein
vorgezeichnet ist und der auf Zeugnis und Examen nicht reflektiert, dürfte eine
5jährige praktische Thätigkeit vor Besuch der Schule vorgeschrieben
werden; Söhnen von Landschafts- und Flandelsgärtnern müssten jedoch auf
Grund eines väterlichen Attestes 1 bis 2 Jahre dieser praktisehen Thätigkeit
erlassen werden.
Ob Hochschule oder höhere Gartenbauschule, das hängt ja weniger
von der Auswahl der Lehrfächer, auch nicht von der Bethätigung in praktischer
Arbeit, als vielmehr von der wissenschaftlichen Behandlung des Unterrichts-
stoffes ab; von der Bearbeitung gärtnerischer Kulturfragen durch exakte Ver-
suche, von der kunstwissenschaftlichen Behandlung der Lehre der scLünen
j§ Moderne Schnittblumenkulturen.
Gartenkunst, von der naturwissenschaftlichen Vertiefung in die Gebiete der
Pflanzen-Physiologie, -Geographie, -Geschichte, -Physiognomik etc.
Es ist auf wissenschaftlichem Gebiet bisher für Gartenbau und Garten-
kunst unendlich wenig gethan; man hat hier und da hospitiert und bescheiden
genippt von den Errungenschaften auf anderen Gebieten. Es wäre daher
die höchste Zeit, wenn der Gartenbau nicht von anderen Berufszweigen
weit in das Hintertreffen verwiesen werden soll. In diesem Schwerpunkt der
Hochschulfrage vereinigen sich die Interessen aller Berufsgenossen; ob Hoch-
schüler oder nicht, das ist für die Förderung des Gartenbaues durch eine
Zentrale für wissenschaftliche Forschung ganz gleichgiltig.
K. Koopmann-Wernigerode.
Moderne Schnittblumenkulturen.
Von C. Kette, Südcnde-Berlin.
(Hierzu Abb. i u. 2.)
ler unermüdlichen Thätigkeit des Herrn Geheimrat Wittma'ck verdanken
«5^::^ die Leser der »Gartenilora« die hier bildlich dargestellten modernen
gärtnerischen Einrichtungen. Dass ich nicht zu den Gärtnern gehöre, die
gern die Spalten der Fachzeitschriften füllen, weiss jeder, der mich kennt;
und wenn dies heute geschieht, so thue ich es nur, um ein gegebenes Ver-
sprechen einzulösen.
Es hiesse ein Stück »Geschichte des Gartenbaues vor den Thoren Berlins«
schreiben, wollte ich auf die Sache des Entstehens dieser Anlage von Anfang
an eingehen. Der rücksichtslose Kampf ums Dasein, der uns durch die be-
stehenden Verhältnisse aufgedrängt wird, treibt sonderbare Auswüchse, und
einen solchen Auswuchs zu beschreiben, darum handelt es sich hier. Ich
protestiere von vornherein dagegen, dass diese Anlage meinen Ansichten als
Pflanzenkultivateur entspricht, denn ich bin nie ein Freund von derartiger
Massenfabrikation gewesen. Mein Geschäftsbetrieb ist jetzt fast ausschliesslich
auf Schnittblumengewinnung zugeschnitten. Nebenbei bemerke ich, dass ich
früher Obst- und Weinbau, besonders -Treiberei betrieben habe. Der Absatz
von Schnittblumen ist jetzt für uns, die wir davon leben müssen, nur noch auf
die Frühjahrs- und Herbstmonate beschränkt. Einmal ist zur Sommerzeit das
blumenkaufende Publikum nicht hier, und zweitens wird dann von Blumen
so viel nach Berlin geschafft, dass die Hälfte vollauf genug wäre. Dieselbe
flaue Zeit ist jetzt, den ganzen Dezember hindurch, wenn man von den paar
Tagen vor Weihnachten oder Neujahr absieht. In welch unsinniger Weise
Berlin mit ausländischen Blumen überschwemmt wird, lässt sich gar nicht
beschreiben. Trotz Abbestellung und Annahmeverweigerung schicken die
ehrenwerten Herren Kollegen von der Riviera ruhig weiter, und die Kaiserlich
Deutsche Reichspostverwaltung glaubt ihre Pflicht den steuerzahlenden Gärtnern
gegenüber erfüllt zu haben, wenn sie die sämtlichen Sendungen, anstatt zu
vernichten, für die darauf ruhenden Portospesen verauktioniert. Schon wochen-
lang werden täglich in Berlin einige Hundert derartiger Kolli Blumen ver-
schenkt. Doch Deutschland ist gross ! Es giebt darin noch märchenhafte
Lande. So habe ich kürzlich gelesen, dass eine Versammlung von so-
Moderne Schnittblumenkulturen.
^9
genannten Gärtnern den Import der ausländischen Blumen als von grossem
Nutzen für die deutsche Gärtnerei hinstellte, und wie oft hört man nicht von
Leuten, welche man bis dahin nicht für Träumer gehalten hatte, von blumen-
armer Zeit sprechen. — Jedoch mit derartigen Abhandlungen komme ich
meinem Versprechen nicht nach, und nur um dies zu erfüllen handelt es sich für
mich hauptsächlich. Aus diesen hier nur flüchtig gestreiften Verhältnissen
heraus ist dieser als Auswuchs bezeichnete Bau entstanden. Und nun zur
Sache. Die Länge des Baues (Fig. i), welchen wir „Fortschrittsbude" nennen,
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Abb. I. Die „Fortschi ittsbude" des Herrn Carl Kotte, Südende b. Berlin,
aus Mistbeetfenstern erbaut, yS m lang, i3 m breit.
Photographie! t von L. W i 1 1 m a c k (bei nebeliger Luft aufgenommen).
beträgt 75 m, die Breite resp. die Tiefe 15 m, also Grundfläche 1125 qm, die
Höhe 1,75—2,25 m. Die gesamte Glasfläche (auch die Seitenwände sind alle aus
Glas) ist aus Mistbeetfenstern 3X5 Fuss gebildet. Das eiserne Trägerwerk
ist nur aus J-, U- und !_-Schienen gebildet. Während der Sommermonate
ist von dem ganzen Bau nichts als dieses Trägereisen vorhanden, denn das
Dach und alle Seitenwände, Thüren und Laufbretter werden abgehoben, so
dass die Pflanzen auf ganz freiem Lande stehen. Erwärmt wird der Bau durch
eine Dampfniederdruckheizung. Die Heizröhren hängen oben dicht unter dem
Glase, und zwar an Stellen, wo sie nicht das Licht abhalten; also entweder
unter den Laufbrettern oder den Trägerschienen entlang. Bewässert wird
mechanisch, d. h. direkt aus der Wasserleitung.
20
Moderne Schnittblumenkulturen.
Durch 45 Hydranten wird dies in allen Teilen sehr leicht möglich. Die
Leitungsrohren hängen ebenfalls, wie die Heizröhren, oben unter dem Glase
und liefern, solange geheizt wird, 30 ^ R. Avarmes Wasser, welches in einem
Reservoir am Heizkessel kostenlos angewärmt wird. Bei den Frühjahrskulturen
ist die Wirkung des warmen Wassers namentlich von grosser Bedeutung. Das
Regenwasser läuft, da die Fenster nicht übereinandergreifen, in den Bau
hinein und zwar immer in die Wege, so dass nie die Pflanzen davon betroffen
werden. Das Gefälle, welches der ganze Bau hat, ist so. wie der natürliche
Abb. 2. Chrysanthemum indicum, frei ausgepflanzt in der ,,Fürtschrittsbude" des Herrn
Carl Kotte, Südende b. Berlin.
HiiUorcr Teil des Glaskastens, mit nur 2 Heizungsröhren, einem Steige- nnd einem Riicklaufsrohr.
Photographiert von L. WittmacU.
Fall des Terrains es bedingt. Gedeckt wird der Bau nicht, die Heizung reicht
ijerade aus, um ihn stets frostfrei zu halten, und mehr wird nicht verlangt.
!m Frühjahr werden darin vornehmlich Myosotis oblongata kultiviert (jedoch nicht
perfecta), und wer mich um die Osterzeit besucht, erstaunt über die blauen
Wiesenflächen, welche er da sieht. Ferner werden gezogen vielerlei Stauden
zum Schnitt, auch Levkoyen. Centaureen, Lalhyrus etc. Ende Juni, wenn das
Geschäft zu Ende, werden sämtliche Pflanzen abgeräumt und fast die ganze
Fläche wird mit schnittwertigen Chrysanthemum bepflanzt. — Und nun zum
Schluss: Glück auf! Rücksichtslos vorwärts im neuen Jahre!
Nachschrift der Redaktion. Wir danken Herrn Kotte sehr, dass er trotz
seiner beschränkten Zeit sich der Mühe unterzogen hat, vorstehenden Artikel
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1897. 21
ZU schreiben. Es ist hier einem jeden gezeigt, -wie er mit einfachen Mistbeet-
fenstern sich ein grosses Haus bauen kann, in welchem alle Pflanzen, die
nicht zu grosse Wärme verlangen, sehr gut gezogen werden können.
Die auf der Abbildung vorderen Teile des Riesen-Glaskastens haben
übrigens mehr Heizungsröhren als die hinteren, und sahen wir im November
hier namentlich Nelken, während alle hinteren Teile Chrysanthemum in den
schönsten Sorten enthielten, zum Teil so hoch, dass sie fast an das Glas der
Decke stiessen (Fig. 2). Die beiden oberen, auf der Abbildung hinteren Teile
werden nach Aberntung der Chrysanthemum von Neujahr bis Mitte Februar
nicht mehr geheizt und erst wieder benutzt, wenn es an das Treiben von
Stauden etc. geht.
Herr Kotte besitzt ausserdem selbstverständlich noch Häuser gewöhn-
licher Art und auch ein grosses Weinhaus. Über seine ganze höchst interessante
Gärtnerei finden sich Berichte in Gartenflora 1896 S. 397 u. 466, die wir
dringend empfehlen nachzulesen.
Ferner aber möchten wir ganz besonders noch aufmerksam machen
auf den Weinberg unter Glas, den Herr Kgl. Gartenbaudirektor Haupt in
Brieg errichtet und der nebst seinen anderen Häusern in Gartenflora 1888
S. 303 abgebildet ist. Dieser Weinberg beruht auf einem ähnlichen Prinzip,
nur dass keine Mistbeetfenster benutzt sind. Schon in Gartenzeitung (nicht
Gartenflora) 1883 S. 476 hat Herr Haupt in seinem noch heute sehr beachtens-
werten Artikel »Die Gewächshausbauten der Neuzeit« auf diesen Weinberg
hingewiesen.
Bericht über die Kulturversuclie im Jahre 1897,
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen
Staaten auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar -Berlin, Hoflieferant Sr. Majestiit des Kaisers
und Otto Mende, Obergärtner der Stadt Berlin zu Blankenburg.
Alljährlich, sobald die ersten Fröste unserem Versuchsfelde einen Besuch
abstatten und dem Wachstum einen Halt gebieten im Freien, tritt an uns die
stillschweigende Forderung heran, Rechenschaft abzulegen über die daselbst
erreichten Resultate und auch dem Vereine zu zeigen, was für den von ihm aus-
geworfenen Etat erzielt wurde. Der letzere ist allerdings ein äusserst winziger
seit der Zeit, wo wir nur noch Neuheiten und gute ältere Sachen prüfen, was
auch bereits in einer der letzten Sitzungen im Gartenbauverein durch uns dar-
gelegt wurde. Die Neuheiten aber sind bekanntlich teuer und nur schwach
in den Portionen, dafür sind sie eben neu. In diesem Jahre hielt der Frost,
wie die verehrten Leser dieser Zeitschrift wissen werden, frühzeitig seinen
Einzug, während das Frühjahr zum Teil ein normales war. Der Sommeranfang
aber zeichnete sich durch übermässige Hitze und dann folgenden unaufhörlichen
Regen unvorteilhaft aus.
I. Blumen.
SoniDier-Levkoje weisse Perle Q. Das uns s. Z. vorgelegte Gliche dieser
Neuheit liess auf etwas ganz Besonderes schliessen, doch es entpuppten sich im
Sommer nur einfache grünlich-weissblühende Pflanzen, welche sich durch
22 Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1897.
einen straffen Wuchs einzig und allein kennzeichneten. Die Pflanzen wurden
ca. 20 cm hoch. Vielleicht versuchen wir nächstes Jahr nochmals diese Levkoje
mit besserem Erfolge. Wir werden jetzt doch nicht etwa auch einfache
Levkojen einführen, wie es unlängst mit den Astern geschehen ist?
Zimiia elegans ft. pl. Liliput, goldgelb. Ist eine in der That zu empfehlende
Gruppenpflanze und eine gute Bereicherung in dem kleinen Sortiment, das
jetzt aus drei Farben besteht. Die ziemlich niedrigen Pflanzen blühten ununter-
brochen während des Sommers, und eignen sich die Blumen selbst zur Bouquet-
fabrikation. Die Blumen sind goldgelb und waren konstant, wie es auch der
Wuchs war,
Chrijsaath.emiim carinatum plenisshnum fol. aureis. Die getülltblühende gelb-
blättrige Spielart der im verflossenen Jahre eingeführten einfachblühenden
Chrysanthemumsorte. Wenn auch die 20 cm hohen Pflanzen nicht sämtlich
gefüllt blühten, so existierten doch unter den vorhandenen solche, deren Füllung
ausserordentlich hervortrat. Die Farben bewegten sich in den verschiedensten
braunen Nuancen, purpurrot, gelb mit braun gestreift etc. Das leuchtend gelbe
Laub stempelte diese Neuheit zu einer eigentümlichen empfehlenswerten Gruppen-
pflanze, die selbst für Töpfe und für Binderei sich eignen dürfte,
Reseda odorata Victoria piwiila compada. Wir haben es hier genau mit
einer Zwerg-Victoria-Reseda zu thun, deren leuchtend braune Rispen (nicht
dunkelrot, wie viele diese Farbe bezeichnen) sich auf kleinen, gedrungenen
Pflanzen früher zeigen als auf der älteren bekannten Art. Für Topf- und Land-
kultur gleich empfehlenswert. Diese Pflanze war dabei rein und konstant.
Reseda odoraia FlameUa. Erinnert an die beliebte Machet-Reseda ist aber
niedriger, doch dürfte sie noch konstanter werden müssen.
Äster, Juwel- oder Ball-, reinweiss. Mit dieser Sorte ist nun auch die Haupt-
farbe: die weisse, dieser prächtigen mittelhohen Asterklasse, die besonders
wertvoll für die Binderei ist, eingeführt. Durch die einwärtsgekrümmten
Fetalen unterscheidet sich diese Klasse von den anderen wesentlich.
Äster, Juwel- oder Ball-, lasurblau. Geradezu herrliche Farbe, welcher wir
gleich der vorhergehenden gern einen Platz in unserem Katalog gewähren. Es
fanden sich auch purpurvioletfarbene unter den Pflanzen, die ebenfalls eine
neue Farbe darstellen.
Äster, Riesen- Comet-. In den Farben: rosa, karmoisin, hellblau, dunkel-
blau und weiss mit rosa. Die Farben dieser verbesserten Riesen-Comet-Aster
sind erst noch im Entstehen begriffen. Die Blumen gehören mehr der gewöhn-
lichen Comet-Aster an und sind noch nicht treu; die Farbe »weiss mit rosa
Schein« war noch am besten. Wegen ihres lockigen Blumenbaues ist sie in
der Binderei sehr beliebt, findet indess am meisten Anklang in England.
Strahlen- Äster, weiss und leuchtend rosa. Die nadelartigen Blumenblätter
dieser neuen Klasse von Astern geben auch ihr ein leichtes Ansehen, die
Blumen sind ca. 10 cm im Durchmesser und erscheinen auf langen starken
Stielen, während die Pflanze selbst ca. 50 cm hoch wird. So schön die Nadel-
aster auch sein mag, so erinnert sie indess an die alte Igelaster, die wir nie
recht liebten.
Äster, Vollendung oder Baum-, iveiss. Eine dankbar blühende, an Zwerg-
Chrysanthemum erinnernde, ebenfalls neue Aster. Die Farbe ist reinweiss; Höhe
der Pflanzen 40 cm.
Cypripedium Parishi Rchb. 2Q
Petunia hi/brida Sehneeball. Soll von der P. nana compacta multiflora ab-
stammen. Der Wuchs der Pflanze war allerdings gedrungen, doch können
wir ein Urteil über sie noch nicht fällen, da die wenigen uns verbliebenen
Pflanzen nicht recht zur Geltung kamen. Die Blume ist weiss und diese Farbe
wird bei Petunien nie recht in Autnahme kommen, während die bunten, ge-
streiften oder gefleckten beliebter sind und mehr prahlen.
Lupinus. Die einjährigen Lupinen, denen es im verflossenen Jahre infolge
anhaltenden Regens zu nass war, fühlten sich viel wohler bei der zeitweilig
eintretenden Hitze im Juni und blühten viel besser als zur erstgenannten Zeit.
Im allgemeinen hatte die Hitze übrigens recht böse gewirkt; gehört doch zum
Wachstum in erster Linie trübe, feuchte Luft und genügt das Giessen oder
Rieseln allein doch nicht.
Polygomtm capitation Qj. Eine hübsche Staude, die bereits im Juli kleine
rosa Blütenköpfe zeigte und während des Sommers anhaltend blühte. Dieser
kleine Knöterich kriecht an der Erde wie die Tradescantia zebrina, die Blätter
sind fast ebenso dunkelmarmoriert, 3 cm lang und zugespitzt. Wir haben
dieses fast rankenartige Gewächs sehr gern gehabt, es muss aber im Hause
überwintert werden, da die Spitzen sofort durch den Frost litten. Vielleicht
eignet sich dies Polygonum, das übrigens nicht neu, als rasenbildend im Schatten
unter Bäumen.
Physalis Francheti Q|. Eine neue Form der Ph. Alkekengi, die aus Japan
stammt. Die Fruchtkelche zeigten sich bereits im September, sind grösser
als die der alten Alkekengi und leuchtend orangerot. Selbst das Laub ist
heller, die Blätter sind herzförmig, die Früchte heben sich sehr vorteilhaft
daraus hervor und verleihen der Pflanze ein imposantes Aussehen. Die Früchte
sollen, wie die von Physalis Alkekengi, in Zucker eingemacht eine Delikatesse
sein. Die Binderei hat sich übrigens der Physalis Alkekengi bemächtigt, wo-
durch sie wieder der Vergessenheit entrissen wurde. Die neue Abart dient
ebenfalls obigem Zwecke. Selbst als Topfgewächs sind beide zu empfehlen
und haben namentlich viel Anziehendes im Herbst.
Helianthus Maximiliani Q üj. Diese ein-, auch zweijährige Sonnenrose
wurde 1 m hoch und stand sehr frühzeitig in Blüte. Die Blumen sind blass-
gelb und der Kelch mattschwarz. Dieser Helianthus erinnert an H. cucumeri-
folius und hat, da er lange, gestreckte Blütenstiele besitzt, grossen Wert für die
Binderei, falls man noch Bedarf an gelben Blumen hat.
(Fortsetzung folgt.)
Cypripedium Parishi Rchb.
Von F. Kränzlin und Georg Lackner.
(Hierzu Abb. 3.)
|ie Blätter sind fleischig, ziemlich fest und schön grün, aber ohne irgend
welche Zeichnung, die Länge schwankt zwischen 18 — 20 cm als geringster
und 35 cm als bedeutendster Länge. Die zweizeilig gestellten Deckblätter
haben nicht die Grösse wie bei manchen anderen Arten der Gruppe (was
Reichenbach treffend »heliconioid« nannte), sie sind aber immerhin ziemlich
ansehnlich und von hellgrüner Farbe. Die Hauptfarbe der Blüte ist gelbgrün.
Csi$ti^
nA Cypripedium Parishi Rchb.
Von diesem Grunde heben sich ab: erstens die grünen Adern der sogenannten
Fahne, d. h. des oberen Sepalums, das vordere Drittel der lo — 12 cm langen,
schraubenförmig gewundenen Fetalen, welche purpur-violett gefärbt sind, sodann
die dunklen gewimperten Warzen am Grunde der Fetalen und schliesslich der
fast weisse Rand des Staminodiums der Säule. Durch die ungemein ver-
längerten Fetalen gehört die Fflanze in die xVbteilung der ^Caudata«, und zwar
steht sie den gleichfalls ostasiatischen Arten Cyp. philippinense Rchb. F. und Cyp.
Roebeleni Rchb. F. sehr nahe. Beide von den Philippinen stammende Arten
haben stärker behaarte Blütenschäfte und kleinere Blüten mit purpurnen Adern
auf grünem Grunde der Sepalen und Fetalen sowie ein herzförmiges Schildchen
am oberen Ende der Säule.*) F. Kränzlin.
Cypripedium Farishi ist heimisch in Ostindien, und zwar in British (Upper-)
Burmah; es wächst, wie uns seiner Zeit der Herr, welcher in jenen Gegenden für
meinen Vater Orchideen sammeln lässt, schrieb, zusammen mit Vanda Farishi,
Vanda Marriottiana, Cypripedium bellatulum und anderen; sein Standort sind die
mittleren und niedrigen Zweige der Bäume, wo es in grossen Klumpen auftritt, oder^
zu ebener Erde auf felsigem Boden. Übereinstimmend hiermit ist auch der Um-
stand, dass die Fflanze in den Kulturen niemals einen grossen Reichtum an
Wurzeln aufweist.
Cypripedium Farishi hat viele sehr gute Eigenschaften, welche indessen
durch ebensoviele entgegengesetzte aufgewogen werden. Zu ihren Vorzügen
gehört zunächst, dass sie sich ausserordentlich gut importiert: sie reist sehr
gut und etabliert sich leicht; entsprechend ihrem geringen Wurzelreichtum
bedarf sie einer sehr geringen Menge Fflanzmaterial und man thut daher gut,
den Topf sehr hoch mit Scherben zu füllen; als Erde verwenden wir die
übliche Folypodiumfasern- und Sphagnum-Mischung, welche ihr gut bekommt.
Da die von Natur sehr fleischigen Blätter in der Regel infolge der langen Reise
viel von ihrem Safte eingebüsst haben, so bedarf die Fflanze — entgegen der
im übrigen mit Recht geübten Methode — in der ersten Zeit nach der
Importation einer reichlichen Wassermenge an den Wurzeln; die Blätter werden
dann überraschend schnell aufquellen und ihre natürliche saftig-fleischige Be-
.schaffenheit annehmen. Die Fflanze fängt bald an zu wachsen und blüht das
erste Mal nach der Importation bei regelrechter Behandlung sicher und reich.
Der Blütenstand ist imposant und die einzelnen Blumen von sehr vornehmen
Farben und edlen Formen; besonders interessant und schön sind die gedrehten
*) Cypripedium Parishi Rchb. Foliis oblonge -ligulatis obtusis biapiculatis laete-
viridibus loratis 20 — 25 cm longis ad 6 cm latis, scapo elato ad 40 cm aho leviter pubescente,
bracteis vaginantibus apice obtusis ovariorum dimidium aequantibus, floribus 5 — 7 distantibus
8 cm diam. a sepaio dorsali ad labellum. Sepalo dorsali oblongo-elliptico (si mavis subrhombeo)
utrinque obtusangulo lato supra paulum inflexo, sepalo inferiore simili, latiore breviore
bicarinato, petalis e basi latiore linearibus caudatis longissimis tortis margine undulatis distanter
verrucosis apice subincrassatis obtusis pendulis, labello pro flore parvo, lobis inflexis non
contiguis margine antico sinuato, auriculis utrinque minutis acutis, staminodio obovato oblongo
postice dentato antice sinuato dorso puberulo. — Sepal. dors. 5 cm long., 3,5 cm lat. pallide
luteoviride venis viridibus, inferius pallidius, petala 1 1 cm longa basi i cm lata, basi eodem
colore margine nigro-verrucosa et ciliata, antice purpurascentia margine pallidiora, labellum viridi-
uteum interdum purpureo-punctulatum.
Ex F. Kränzlin, Orchidacear, Gen. et Sp. I., 35.
Cypripedium Parishi Rchb.
25
seitlichen Fetalen mit den schwarzen Flecken. Die Blütedauer ist die bei
Cypripedien gewohnte sehr lange und dehnt sich über mehrere Monate aus.
Der langgestreckte bis zu acht Blumen tragende elegante Stiel eignet sich vor-
züglich zu Blumenbindezwecken, ebenso wie jedes gutblühende Exemplar als
Topfpflanze.
So wäre Cypripedium Parishi eine Pflanze ersten Ranges für Schnittblumen-
kulturen, wenn sie nicht — wie erwähnt — auch einige nichts weniger als
vorteilhafte Eigenschaften besässe. Zunächst ist sie ein äusserst unsicherer
Abb. 3. Cypripadiuin Parishi
in der Gärtnerei von Carl Lackner, Steglitz.
l'hotographiert von Georg LacUncr.
Blüher und täuscht bei längerer Kultur meist die Erwartungen, welche man.
nachdem sie im ersten Jahre nach der Importation reichlich geblüht, an sie
knüpft; auch die in unseren Kulturen befindlichen Pflanzen blühten nach dem
Import sehr reich, in den darauffolgenden Jahren sehr massig und dann zu
unserer Überraschung im Sommer 1897, wo die nebenstehende Aufnahme ent-
stand, wieder ausserordentlich reichlich. Alles in allem ist die Pflanze aber
als ein unsicherer Blüher zu bezeichnen. Was die Kultur anbelangt, so ist die-
selbe keineswegs eine leichte; es ist in vielen Sammlungen beobachtet worden,
26 Vorzügliche Birnen und Äpfel für Liebhaber.
dass die Pflanzen wehige Jahre nach dem Import aufhörten zu wachsen und
allmählich zu Grunde ging-en, ohne merkliche Veranlassung; jedenfalls wird
die Kultur erheblich erschwert durch die geringe Lust, welche die Pflanze zur
Wurzelbildung zeigt. Sowohl ausgewachseae, wie junge Triebe sind sehr
empfindlich gegen Wasser in den Triebspitzen; es tritt dann leicht Fäulnis ein
und die Pflanze geht schnell zurück; ihr Standort sei ein warmes oder tempe-
riertes Haus mit viel Luftfeuchtigkeit.
Es ist schade, dass man dieses sowohl im Wuchs wie in der Blüte schöne
Cypripedium wegen seiner schwierigen Eigenschaften Handelsgärtnern nicht
empfehlen kann; immerhin aber ist es eine Pflanze von so hervorragender
Schönheit, dass jeder Orchideenliebhaber einen guten Griff thut, wenn er
seiner Sammlung einige Exemplare einverleibt.
Georg Lackner.
'Ml
.e
Vorzügliche Birnen und Äpfel für Liebhaber.
Von Stadtrat Töbelmann- Charlottenburg.
achstehend übersende ich Ihnen für den Liebhaber-Ausschuss ein
)\^ Verzeichnis früh- und reichtragender Birnen und Äpfel für den Haus-
garten, ungefähr nach der Reifezeit geordnet.
1 . Birnen:
Grüne Magdalene, Giffards Butterbirne, zwar weniger reich tragend, aber
vorzüglich im Geschmack, Williams Christbirne, Dr. Jules Guyot, Marguerite
Marillat, Amanlis Butterbirne, Esperine, Gute Louise von Avranches, Capiau-
mont, für etwas feuchten Boden, Herbst-Colmar, holzfarbige Butterbirne, wird
in^zu nassem, kaltem Boden zuweilen fleckig, Esperens Herrenbirne, Gellerts
Butterbirne, trägt in leichtem Boden nur massig, Baronin Mello (Philippe Goes),
Napoleons Butterbirne, Six' Butterbirne, Clairgeaus Butterbirne, Herzogin von
Angouleme, für warme Lage und guten Boden, Zephirine Gregoire, Liegeis
Winter-Butterbirne, Diels Butterbirne, Winter-Nelis, Neue Fulvie, Präsident
Drouard, Regentin, etwas empfindlich. Josephine von Mecheln, trägt nur massig,
Hardenponts Winter-Butterbirne, ist in der Blüte empfindlich, verlangt guten
Boden, Charles Cognee.
Für ganz warme Lagen und guten Boden: Millets Butterbirne, Edel-
Crassanne, Winter-Dechantsbirne, Olivier de Serres, Esperens Bergamotte.
2 . Äpfel,
bei denen ich nicht nur Tafelfrüchte, sondern auch früh- und sehr reich
tragende Wirtschaftssorten berücksichtige: Virginischer Rosenapfel, Langtons
Sondergleichen, Cellini, Lord Grosvenor, Charlamowski, Cludius Herbstapfel,
Kaiser Alexander, Hawthorndon, Deans Codlin, beide überaus tragbar, Prinzen-
apfel, Gravensteiner, nur in gutem, feuchtem Boden tragbar, Winter-Goldparmäne,
Bismarckapfel, sehr massige Frucht und auch nur in der Jugend ausserordent-
lich tragbar, Nelsons Codlin, Cox' Orangenreinette, Muskatreinette, Wagener-
apfel, Gelber Bellefleur, Schöner von Boskoop, für grosse Formen, Braddicks
Nonpareil, kleiner, aber sehr feiner Apfel für Zwergkultur, Pariser Rambour-
reinette, besonders für Cordon und grosse Formen in gutem Boden, Ontario-
apfel, Baumanns Reinette, Parkers Pepping, Ananasreinette, nur für etwas
wärmere Lagen und guten Boden. Weisser Winterkalvill, desgleichen, verlangt
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
_27
aber noch mehr Wärme, Ribston Pepping, für guten, feuchten Hoden und
grosse Formen, Königlicher Kurzstiel, Champagnerreinette.
Die Anzahl ist natürlich zu gross und müsste für den Hausgarten, je nach
Geschmack und Bedarf, verringert werden; alle die angeführten Sorten haben
sich aber bei mir und anderswo, besonders in Norddeutschland, bewährt,
wachsen nicht zu stark und tragen mit wenigen Ausnahmen früh und reich,
was in der Nähe grosser Städte, wo Besitz- und andere Verhältnisse so schnell
wechseln, von Wichtigkeit ist.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten von J. C. Schmidt, Erfurt.
(Fortsetzung von Gartenflora 1897 S. 63g.)
Petunia hybrida grandiflora superbissima
„Venus".
Ein würdiges Seitenstück zu der
Torigen bildet diese Neuzüchtung.
Derselben Klasse angehörig wie
»Favorit« kommt sie an Schönheit und
Vollendung der Blumen dieser gleich.
Nur die Farbe ist wieder eine eigen-
tümliche andere, es ist ein ' ganz be-
sonderes Karmin mit Weiss, so zart und
schön, wie es gleichfalls bisher bei
Petunien nicht vorkommt.
»Venus« fand neben »Favorit« auf
der grossen Hamburger Ausstellung
den allgemeinen Beifall der Beschauer
und wurde durch Verleihung der
grossen silbernen Staatsmedaille mit
ausgezeichnet.
Lobelia erinus pumila splendens.
(Hierzu Abb. 5-)
Diese Neuheit ist eine der schönsten
Lobelien, die es giebt. Mit dem gleichen
grossen weissen Auge der Blumen
und demselben gedrungenen Wuchs
der Pflanze, wie die bekannte Sorte
„Schwabenmädcben" (die leider echt
nur durch Stecklinge vermehrt werden
kann) vereinigt sie eine einzig schöne
Farbe, ein den schönsten Märzveilchen
gleiches ,,Dunkelpurpurviolett". Ihre
Blühwilligkeit ist sehr gross.
Erdbeer-Himbeere.
(Hierzu Abb. 4.)
Die Erdbeer-Himbeere ist eine aus
Japan stammende Neuheit. Die Pflanze
wird etwa V2 bis ^/^ m hoch und ist
durch ihr schönes Blattwerk eine
Zierde für jeden Garten. Bedeckt sie
sich mit Blüten, so scheint sie aus der
Ferne gesehen wie eine Spiraea mit
\. ,-
Abb. 4. Erdbeer-Himbeere.
allerliebsten weissen Heckenröschen
übersäet. Die Frucht ähnelt einer
Erdbeere, im Geschmack ist sie ein
Mittelding zwischen Erdbeere und Him-
beere und äusserst erfrischend. Die
Pflanze stirbt jedes Jahr bis zur Erde
ab, um im nächsten Jahre desto kräf-
tiger wieder auszutreiben.
Lathyrus odoratus „Cupido", rosa mit weiss.
(Hierzu Abb. G.)
Als vor zwei Jahren der neue La-
thyrus ,, Cupido reinweiss" aus Amerika
als erster Vertreter einer niedrigen,
nicht rankenden Lathvrus - Klasse zu
28.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb s.
Lobelia erinus pumila splendens.
Abb. (>. Luhyrus odoratus ,,Cupido", rosa mit weiss.
uns kam,
täuschuno;,
Blüte kam
erregte er vielfach Ent -
da er nicht richtig zur
und meistens die Knospen
^schotige Flageolct-W'aclis
abwarf. Im letzten Jahre hat sich aber
gezeigt, dass diese schlechte Eigen-
schaft nur eine Folge der vielen
Regenfälle des Jahres 1896 war; wo
man im letzten Jahre „Cupido weiss"
anbaute. Avaren die Pflanzen über und
über mit Blumen bedeckt. In diesem
Jahre hat man nun diesen herrlichen
Zwerglathyrus in der reizenden Farbe
,,rosa, mit weiss", imd zwar ist die
Fahne der Blüten schön rosa, -die
Flügel rosa in weiss übergehend und
das Schiffchen weiss. Es ist eine ent-
zückende Färbung, und alle, die diese
herrliche Blume sahen, hatten nur eine
Stimme des Lobes. Zu Einfassungen,
als Gruppenptlanze, zur Kultur in
Töpfen ist ,, Cupido rosa mit weiss"
eine hervorragende Errungenschaft.
Er wird wie der weisse Cupido kaum
15 cm hoch.
Gelbschotige Flageolet-Wachs-Buschbohne
mit weissen Bohnen.
(Hierzu Abb. 7.1
Diese im vorigen Jahre eingeführte
Sorte hat alle Erwartungen weit über-
troffen. Sie liefert riesige Erträge —
man zählte fünfzig Schoten an einer
Ptlanze — und hat selbst den regne-
rischen August und September dieses
Jahres ohne Schaden überstanden, wohl
der beste Beweis für ihre Widerstands-
fähigkeit. Die Sorte ist trüh. die
Kleinere Mitteilungen.
_19
Schoten sind überraschend lang und
äusserst zart; die Eigentümlichkeit,
dass der Kern weiss ist, macht die
Schoten viel länger verwendbar für
die Küche. Aus dem nämlichen
Grunde eignet sich die reife Bohne
vorzüglich zum Trockenkochen.
Erfurter markige Fleisch-Buschbohne.
(Hierzu Abb. 8)
Von allen Buschbohnen-Sorten hat
diese vorzügliche Neuheit entschieden
die dicksten, fleischigsten und zartesten
Schoten; sie ist daher eine Bohne
ersten Ranges zum Grünkochen, welche
fast bis zur Reife zart und weich
bleibt. Die Schoten ähneln sehr denen
der berühmten Juli-Stangenbohne; die
Sorte ist dazu von enormer Fruchtbar-
keit und ausserordentlicher Frühzeitig-
keit.
Polygonum baldschuanicum Regl.
Diese Knöterich-Art, die jetzt von
V. Lemoine et fils-Nancy in den
Handel gegeben ist und mit Recht
allseitig empfohlen wird, ist in der
Gartenflora bereits 1888 t. 1278 sehr
schön farbig abgebildet und S. 410 von
H. Zabel, damals in Münden, be-
sprochen. Trotzem Zabel sie eine der
schönsten Einführungen Dr. A. Regeis
nannte, scheint kein deutscher Gärtner
sich ihrer recht angenommen zu haben.
Erst das Ausland muss uns jetzt zeigen,
was die Pflanze wert ist. L. W.
Abb. 8. Erfurter markige Fleisch-Buschboline.
Kleinere Mitteilungen.
Neuer Königl. Botanischer Garten in Berlin.
Auf dem Gelände des neuen Bo-
tanischen Gartens in Dahlem fanden,
wie uns der Kgl.Bauinspektor Koerner
freundlichst mitteilte, vom 1. bis
12. Dezember 1897 die Tiefrajolarbeiten
mit dem Dampfpflug statt und ist
hiermit die Bodenbearbeitung zur An-
lage des neuen Gartens in Angriff ge-
nommen. Leider erhielten wir die
Anzeige erst am 1. Dezember und
konnten sie daher in der Nummer
vom I.Dezember 1897 nicht bringen.
Crataegus coccinea L., der Scharlachdorn als
Wildfutter.
In der sehr empfehlenswerten Zeit-
schrift »Wild und Hund«*) wird von
Edmund Goes zu Milwaukee (Ver-
einigte Staaten) Crataegus coccinea der
deutschen Jägerwelt zum Anbau als
natürliche Wildäsung sehr angeraten.
Er kommt in Amerika massenhaft vor,
teils als Baum von 4 — 5 m Höhe, teils
als Strauch, und ist ungemein fruchtbar,
so dass im Herbst der Boden rings um
*) Verlag von Paul Parev, Berlin.
30
Kleinere Mitteilungen,
denselben dicht mit Früchten bedeckt
ist, die etwa die Grösse einer kleinen
Haselnuss und die Farbe wie Mehl-
beeren (Crataegus oxyacantha) haben.
Sie schmecken ähnlich wie Äpfel und
heissen drüben Thornapples (Dorn-
äpfel) und werden vom Wilde mit
Vorliebe gefressen, zumal sie sich den
ganzen Winter, unter Gras und Laub
versteckt, unverändert erhalten. Dies
Gehölz koinmt auf allen, selbst den
steinigsten Bodenarten, an Wege-
rändern, in Feldgehölzen etc. vor und
werden die Früchte eingemacht von
den Amerikanern gegessen.
Crataegus coccinea lässt sich leicht
aus Samen vermehren und ist schon
lange bei uns in Europa kultiviert; man
kann ihn hundertweise in jeder grösseren
Baumschule erhalten. L. W.
Quercus sessiliflora var. laciniata.
Unter dem 13. Oktober 1897 schrieb
uns Herr Friedhofs - Inspektor
R. Kierski- Potsdam : Am heutigen
Tage erlaubte ich mir, Ihnen einige
sehr schmale Eichenblätter zu senden
von einer jungen, ca. 3 — 4jährigen
Pflanze, die ich vor einigen Wochen
im Walde in der Nähe des kleinen
Ravensberges bei Potsdam fand. In der
Umgebung stehen tausende ca. 3- bis
8jährige Eichen, jedoch nur 1 Exemplar
mit derartigen Blättern. Meine er-
gebene Bitte geht dahin, diese Blätter
dem Gehölz-Ausschuss zu unterbreiten,
um festzustellen, ob es schon eine
derartige Abart giebt; das Exemplar
stelle ich sehr gern zur Verfügung.
(Herr Garteninspektor Fintelmann hat
es erhalten.) Herr Gartenbaudirektor
Hampel, welcher sich die Pflanze vor
einiger Zeit an Ort und Stelle ansah,
kannte die Abart auch noch nicht.
Herr Professor Dr. E. Koehne hat
inzwischen diese Eiche als Quercus
sessiliflora A^ar. laciniata bestimmt
(vergl. Koehne, Dendrologie, S. 130).
Er erhielt dieselbe Form früher aus
Muskau als laciniata crispa. Ob sie
irgendwo sonst schon beschrieben oder
erwähnt ist, weiss Herr K. nicht. In
Dippels Handbuch der Laubholzkunde
fehlt sie.
Abies Nordmanniana ein Exemplar,
welches in diesem Sommer einen ca.
16 — 18 cm langen weissen Trieb ge-
bildet hat; das Exemplar ist aber sehr
gesund. R. Kierski, Potsdam.
Gegen Schnecken.
In der Revue de l'horticulture beige
et ctrangere 1897 S. 273 empfiehlt
Herr Henrop ein einfaches Mittel
gegen Schnecken. Man schneide sich
Brettstücke von ungefähr, 20 X 20 cm
bestreiche eine .Seite mit Schweine-
schmalz und lege die Bretter mit dieser
Seite nach unten in 3—4 m Entfernung
auf den Boden und nehme morgens
und abends (um 6 Uhr etwa) die
Schnecken, welche darunter sitzen, ab.
Man kann diese dann in Petroleum
werfen. '*
Farbige Tafeln zu Katalogen.
Der Hoflieferant F. C. Heinemann-
Erfurt hat seiner Neuheitenliste eine
schöne Farbentafel beigegeben; darauf
sind dargestellt: Salpiglossis var. super-
bissima, Myosotis alpestris striata Pen-
see, Gloxinia hybr. crassifolia »Königin
Victoria«. Herr Heinemann giebt
seinen Katalog auch in englischer
Sprache heraus.
F. Späth legte seinem Baumschul-
katalog eine Farbentafel winterharter
Opuntien von Colorado bei und hat
dieser auch einen Text in englischer
Sprache hinzugefügt.
Abies Nordmanniana mit weissem Triebe.
In meiner Baumschule in Bornstedt
steht unter ca. 120 Stück 1 m hoher
Wettbewerb in Dauerobst.
Der Gartenbauverein für die Graf-
schaft Wernigerode hat beim Verein
zur Beförderung des Gartenbaues unter
dem 15. Dezember 1897 den Antrag
gestellt, in der Februar- oder März-
Versammlung 1898 einen Wettbewerb
für spätes Winterkernobst zu ver-
anstalten, um auf diese Weise bei dem
für viele Gegenden Nord- und Mittel-
deutschlands so ungünstigen Obstjahre
das am besten ausgebildete und halt-
barste Winterobst kennen zu lernen.
Der Verein zu Wernigerode hat eine
silberne und eine bronzene Medaille
zur Verfügung gestellt.
Kieler Gärten für das Volk.
Herr C o r d e 1 berichtete im Lieb-
haberausschuss des Vereins zur Be-
Ausstellungen und Kongresse.
3^
förderung des Gartenbaues über die
Kieler Gärten nach einem Aufsatz
in der Festschrift »Kiels Einrichtungen
für Gesundheitspflege und Unterricht«,
gewidmet der XXI. Versammlung des
deutschen Vereins für öffentliche Ge-
sundheitspflege Yon der Stadt Kiel.
Kiel 1896. Dort sind jetzt 380 Gärten
auf dem grossen städtischen Areal an-
gelegt. Die durchschnittliche Grösse
beträgt je 420 qm oder 20 D Ruten.
Einige Gärten sind schon 30 — 40 Jahre
in Pacht derselben Personen. Die
Gärten sind von Dornenhecken um-
geben, die Pacht beläuft sich auf
10—60, im Durchschnitt 20 M. Die
Gesamtpacht erreicht die Summe von
47000 M. Nach Herrn Dr. Damm er
sind auch in Leipzig solche Gärten,
die man nach Herrn Scheffler
»Scheffler-Gärten« nennt.
Herr Geh. R. Hauchecorne regte an,
dass in Berlin etwas Ahnliches wie in
Kiel geschaffen werde, namentlich,
das die Gärten länger verpachtet
werden, damit auch Obstbäume ge-
pllanzt werden könnten..
Sind Holzkohlen Düngemittel?
Die Firma D. Colin jr. & Co. -Berlin
fragte , ob sogenannte »Holzkohlen-
Lösche« als Düngemittel verwendet
werden könne. Sie wurde gebeten,
Proben zu schicken.*)
Herr Alteschmidt, Vorsteher des
Obstquartiers der Späth sehen Baum-
schule, teilte mit, dass in dieser Baum-
schule ca. alle sechs Wochen 60 bis
70 Zentner Holzkohlen zum Heizen der
Pfropfpfannen verbraucht werden.
*) Es ergab sich nach den Proben, dass
es nur Abfälle von Holzkohlen sind, die natür-
lich keinen Düngerwert haben, sondern nur
dazu dienen können , die Erde porös zu
machen.
Ausstellungen und Kongresse.
Liegnitz. IL Grosse Winter-Garten-
bauausstellung unter dem Protektorat
des Königl. Regierungs - Präsidenten
Dr. V. Hey er, veranstaltet vom
Liegnitzer Gartenbauverein vom 21. bis
25. Januar 189S im Schiesshause zu
Liegnitz. Es ist jetzt noch ein Nach-
trag zum Programm erschienen, in
welchem viele Aufgaben für Schnitt-
blumen sowie Bindegrün gestellt
werden. Am 22. und 23. Januar findet
daselbst eine allgemeine ostdeutsche
Gärtnerv er Sammlung statt. Es soll
behandelt werden: Gehölz- und Rosen-
zucht, Gehölz- und Blumentreiberei,
Obstbau, Landschaftsgärtnerei, gärtne-
risches Unterrichtswesen, Samenbau,
Pflanzenernährung. Gewächshausbau
und Ileizungsanlagen , Transport-
wesen etc. Fahrpreisermässigungen
stehen in Aussicht. Alle Anmeldungen
und Anfragen an städtischen Park-
inspektor Stämmler-Liegnitz. WMr
empfehlen dringend den Besuch! L. W.
Gent. Vom 18. bis 27. April 1898
findet in Gent die alle 5 Jahre wieder-
kehrende internationale Ausstelluns.-
der Societe Royale d'Agriculture et
de Botanique statt. Diese Ausstellung
bietet bekanntlich immer nur das
Beste vom Besten und wird daher von
Gärtnern und Liebhabern fast aller
Nationen besucht. Bisher waren die
deutschen Gärtner meist nur als
Besucher erschienen, Hofgartendirektor
Wendland- Herrenhausen stellte aller-
dings 1893 die schöne Saintpaulia zum
ersten Male aus, die dann von
E. Benary-Erfurt in den Handel
gegeben wurde, und auch einzelne
andere Deutsche waren vertreten. Wir
möchten aber den deutschen Gärtnern
raten, diesmal in grösserer Zahl als
Aussteller aufzutreten. Sie brauchen
ihr Licht nicht unter den Scheffel zu
stellen. Maiblumen. Cyclamen, ge-
triebene Stauden, getriebene Rosen
und noch manches andere werden in
Deutschland so schön gezogen, dass
man den Wettbewerb im Ausland
nicht zu scheuen hat. Also auf nach
Gent! Es braucht nicht viel zu sein,
denn der Raum des Casinos ist nicht
übermässig gross, es muss aber vor-
züglich sein. L. W.
32
Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. — Winterfest.
Personal-Nachrichten.
Professor Dr. Eduard Z a c h a r i a s ist
definitiv zum Direktor des botanischen
Gartens in Hamburg ernannt. Er hatte
schon mehrere Jahre die Leitung des-
selben. Z. wurde 1852 zu Hamburg
geboren und ist ein Schüler de Barys,
unter dem er auch in Strassburg
ausserordentlicher Professor wurde.
Speziell sich mit der schwierigen
Frage der Kernteilung in den Zellen
beschäftigend, hat Z. doch die syste-
matische Botanik nie vernachlässigt
und den Hamburger botanischen Garten,
wie wir im Sommer 1897 sahen, um
manche wissenschaftliche Anlagen be-
reichert. Z. ist zugleich Vorsitzender
des Gartenbauvereins für Hamburg,
Altona und Umgegend.
Bruder Michael Inhaber der Handels-
gärtnerei August Buchner, München,
Theresienstrasse 93.
Dem Obergärtner Fritz Encke an
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt beim
Wildpark (Potsdam) ist der Titel Kgl.
»Garten-Inspektor« verliehen.
Ernst Krautinger jun., Handels-
gärtner und Bürgermeister in Baden-
weiler, f am 28. November im Alter
von 43 V2 Jahren.
L. Wittmac k ist zum korre-
spondierenden Mitglied des Deutschen
Seefischereivereins ernannt.
Dem Chausseeaufseher Kniep zu
Duderstadt, einem um den Obstbau an
Landstrassen sehr verdienten Mann, ist
das Allgemeine Ehrenzeichen ver-
liehen.
Hofgärtner Fr. Göbel wurde unter
Beibehaltung der Hofgärtnerei Darm-
stadt zum Hofgarteninspektor ernannt.
Franz Buchner, München, ein
Gärtner von echtem Schrot und Korn,
f plötzlich an Gehirnschlag am
21. Dezember. Er war mit seinem
James Bateman, M. A., F. R. S.
Esquire of Knypersley Hall, Cheshire,
der daselbst einen grossen und ausser-
dem in Worlhing einen kleineren
Garten besass, einer der grössten
Orchideenliebhaber Englands , f in
seinem Wohnsitz Springbank, Victoria-
Road Worthing am 27. November im
Alter von 87 Jahren. Sein Hauptwerk
sind die Orchidaceae of Mexico und
Guatemala, in grösstem Folioformat,
ausserdem gab er heraus: A second
Century of orchidaceous plants etc.
Sprechsaal.
Frage 1. Im hiesigen Garten wächst
auf den zahlreichen Wegen so furcht-
bar viel Unkraut, dass es mir nicht
möglich ist, dieselben durch Jäten rein
zu erhalten, ohne dabei immer die
Wege bis zur Unpassierbarkeit auf-
zuwühlen. Giebt es vielleicht irgend
eine chemische Verbindung, die, in
Wasser gelöst und dann auf die W^ege
gegossen, diese von allem Pflanzen-
wucbs auf Jahre hinaus säubert? Ich
habe vor Jahren einmal in einer Zeit-
schrift hiervon etvvas gelesen, kann
aber nichts mehr davon finden. Sie
würden mich durch baldmöglichste
Aufklärung hierüber zu grossem Dank
verpflichten. F. N. in B.
*
A n t w o r t. Gaswasser oder Rhodan-
Ammonium ist das beste Mittel. O. C.
Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Donnerstag, den 13. Januar 1898, im Hotel Impenal, 7\., Uhr.
Preis für Abendtisch und Ball 3 Mark. Anmeldungen bis zum 6. Januar
an Herrn Kgl. Hoflieferanten J. F. Loock, Chausseestrasse 52a.
842. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 30. Dezember 1897.
Vorsitzender: der erste Stellvertreter des Direktors, Herr Kgi. Gartenbau-
Direktor Carl Lackner.
I. \"orgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Prof. Dr. Wedding-Berlin,
durch Herrn Stadtrat Marggraff;
2. Die Gärtnerlehranstalt zu Oranienburg.
durch L. Wittmack;
3. Herr Optiker Wilh. Niehls-Berlin, Schönhauser-AUee i68a,
4. » Kakteenzüchter Walter iVIundt- Pankow bei Berlin, Mühlen-
strasse 65,
5. » Kunst- und Handelsgärtner Paul Neu endorff-Berlin N.,
Schünhauser-Allee 155,
No. 3 — 5 durch Herrn Fasbender.
P. Ausgestellte Gegenstände: 1. Von Herrn Kgl. Hofmarschall a. D.
V. St. Paul-Illaire zu Fischbach im Riesengebirge waren mehrere
Zweige von Lapageria rosea*) übersandt, die wegen ihrer überreichen
Fülle von Blumen allgemeine Bewunderung hervorriefen. An einem
Zweige von ca. 50 cm Länge waren nicht weniger als 23 Blumen! Die
Briefe des Herrn v. St. Paul über diesen Gegenstand werden besonders
abgedruckt werden. (Siehe S. 53.)
2. Die Herren Spielberg & de Coene-Franzosisch-Buchholz hatten
zu einer ganz ungewöhnlichen Zeit prachtvolle Exemplare blühender
Odontoglossum grande ausgestellt, um zu zeigen, dass es auch bei
Orchideen möglich ist, die Blütezeit um einige Monate zu verschieben.
Bekanntlich blüht O. grande normaler Weise im August, September und
besonders Oktober. Schon seit zwei Jahren hat es die genannte Firma
aber dahin gebracht, dass es erst im Dezember und Januar blüht, also
um drei Monate verschoben und dabei ebenso reich. Das wird auch bei
anderen Orchideen möglich sein.
Auf eine Anfrage des Herrn Direktors Lackner, wie man es gemacht
hätte, bemerkte Herr de Coene, dass dies durch Trockenhalten geschehen
sei. Es genügt aber nicht, nur mit dem Giessen aufzuhören, man muss
die Pflanzen auch aus dem Topfe herausnehmen, sonst würden sie doch
treiben. Man muss sie gewissermassen im Topf von der Stelle rücken,
dann beginnen sie erst Ende Mai, Anfang Juni wieder zu treiben.
*) \'ergl. auch die Abb. von Lapageria rosea var. Ilsemanni in Gartfl. iSqy t 1445 izu
617). ^- ^'''^-
o^ 842. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
3. Nicht minder erfreulich wie diese Orchideen war ein anderer
Ausstellungsgegenstand der Herren Spielberg & de Coene: eine
grosse Schaupflanze von Asparagus Sprengeri. Diese Pflanze stand
auf einem etwa 2 m hohen Postamente in einem Kübel und trug eine
Unmasse 2 — 21/2 rn langer, in herrlicher Bogenform herabhängender
Zweige, die reich mit teils roten, teils noch grünen Früchten besetzt
waren. Sie wird, wie Herr de Coene bemerkte, noch schöner aussehen,
wenn erst alle Früchte rot sind. Die Pflanze wächst sehr leicht.
4. Dieselbe Firma führte endlich noch ein blühendes Exemplar einer
bekannten Bromeliacee: Tillandsia Lindeni vor, die man jetzt leider
wenig mehr sieht. Während sonst die zweizeilig stehenden Blüten sich
einzeln nach einander entfalten, sind an diesem Exemplar zwei
gegenüberstehende Blumen fast zu gleicher Zeit, d. h. mit einem Tag Unter-
schied, erschienen. Dabei war das Merkwürdigste, dass die erste, vor
14 Tagen erschienene Blüte gefüllt war und 9 Blumenblätter (statt 3)
hatte. Die eine jetzt blühende Blume ist einfach, Herr de Coene
glaubt aber, dass ihr vis-ä-vis wieder gefüllt blühen werde, da die be-
treffende Knospe sehr dick ist. Das herrliche Himmelblau der Blume ist
leider abends bei weitem nicht so schön als am Tage.
Herr Kgl. Garteninspektor Weidlich, Borsigs Garten, teilte mit, dass
er eine Tillandsia Lindeni mit 7 Infloreszenzen in Blüte habe.
5. Herr Weidlich übergab einen Topf blühender Colchicum, deren
Knollen er von Herrn Walter Siehe in Mersina*) bezogen hatte. Die
rosa Blumen sind nur klein, erscheinen aber dafür in grösserer Zahl
aus einer Scheide und nehmen sich im Wintergarten zwischen Selaginellen
auf dem Fussboden oder in Teppichgruppen sehr hübsch aus. Man kann
die Knollen sehr zurückhalten und so den ganzen Winter blühende
Pflanzen haben.
6. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Mathieu legte eine Anzahl
Exemplare der Apfelneuheit: Doberaner Borsdorfer Reinette von
Herrn Baumschulbesitzer Fink in Doberan vor. Es scheint ein Sämling
vom Borsdorfer zu sein, dürfte aber früher tragen als letzterer. Die
Frucht schmeckt sehr gut und hält sich lange.
7. L. Wittmack machte auf die soeben erschienene Schritt über
Zimmerpalmen von Dr. Udo Dammer aufmerksam, die eine gute
Anleitung zur Behandlung derselben und vortreffliche Abbildungen
weniger bekannter und doch empfehlenswerter Palmen enthält. (Verlag
von Trowitzsch & Sohn-Frankfurt a. Oder.)
III. Hierauf hielt Herr Dr. Potonie einen mit dem lebhaftesten Beifall auf-
genommenen Vortrag über: Vorweltliche Pflanzen als Dekorations-
mittel. Der Vortragende erläuterte seine Darstellungen durch grosse,
nach Angabe des Vortragenden angefertigter Nachbildungen vorweltlicher
Sigillarien, Lepidodendron und Farne, wie sie die Vereinigte Königs-
und Laurahütte in Oberschlesien beim Besuch S. M. des Kaisers am
*) Herr Verlagsbuchhändler Walter Siegismund-Berlin W., Mauerstrasse 68, nimmt
Bestellungen auf die von W. Siehe in Kleinasien gesammelten Pflanzen entgegen und empfehlen
wir, sich von demselben den reich illustrierten Katalog „Hortus orientalis" kommen zu lassen.
Vergl. auch Siebes Artikel: „Einige seltene Pflanzen aus dem cilicischen Taurus."
Gartrt. 1896, S. 171. D. Red.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
35
12. November 1897 benutzt hat. Der Vortrag wird mit Abbildungen in
der Gartenflora erscheinen.
In der Diskussion erinnerte Herr Prof. Dr. Sorauer daran, dass auch
bei unseren heutigen Pflanzen sich an einem und demselben Zweige eine
fortschreitende Entwicklung wie bei den Pflanzen der Vorzeit verfolgen
lasse, indem z. B. beim Maulbeerbaum die untersten Blätter am Zweige
gewöhnlich einfach, die oberen gelappt seien.
Zum Schluss gab Herr Dr. Potonie noch eine Übersicht über die
auf einander folgenden Schichten der Erdkruste.
IV. Der Antrag des Gartenbauvereins für die Gralschaft Wernigerode,
betreffend Veranstaltung einer kleinen Obstausstellung Ende Februar
oder März, um zu sehen, welche Obstsorten sich trotz des schlechten
Obstjahres gut gehalten hätten (Gartfl. 1898, S. 30), wurde dem Obst-
ausschuss zur Beratung" überwiesen.*)
V. Dem Gartenbauverein in Liegnitz wurden für seine grosse Winter-
ausstellung vom 21.— 25. Januar 1 grosse silberne, 1 kleine silberne und
1 bronzene Medaille bewilligt.
VI. Infolge eines Antrages der \'erbandsgruppe Berlin des Verbandes der
Ilandelsgärtner Deutschlands, den im Packetbureau der Reichspost,
Oranienburgerstrasse, täglich abends 772 Utir stattfindenden Auktionen
von solchen Blumen- und Blätter-Sendungen, deren Adressaten die An-
nahme verweigert haben, beizuwohnen, beschloss der Verein eine .Summe
von 50 M. auszusetzen und Jemand damit zu beauftragen.
VII. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Kgl. Garteninspektor Weber,
Kgl. Garteninspektor Weidlich und Kgl. Obergärtner Habermann hatte
folgende Preise zuerkannt:
1. Herren Spielberg & de Coene -Französisch - Buchholz für
Asparagus Sprengeri 1 kleine silberne Vereinsmedaille;
2. denselben für Odontoglossum grande den Monatspreis von 15 M.;
3. Herrn Plofmarschall v. St. Paul-Illaire-Fischbach für überaus
rcichblühende Zweige von Lapageria rosea 1 kleine silberne
Vereinsmedaille.
VIII. Aufgenommen wurde als wirkliches Mitglied Herr Fabrikant Budwig
in Waidmannslust.
Carl L a c k n e r. L. W i 1 1 m a c k.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
Vorträge der Herren Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Engler, Direktor des Kgl. botanischen
Gartens zu Berlin, Kgl. Bauinspektor Koerner und Kgl. Garteninspektor W. Per ring
im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 10. Juni 1897.
(Hierzu i Plan, Abb. q.) [Schluss.]
Nachdem diese allgemeine Situation testgestellt worden, handelte es sich
darum, einen Plan zu entwerfen, der bis zu einem gewissen Grade, soweit es
bei einem botanischen Garten möglich ist, auch einen landschaftlichen
*) Dieser empfiehlt, in der Vereinsversammlung am 24. Februar eine kleine Obst-
ausstellung zu veranstalten und bitten wir alle Diejenigen, welche zu jener Zeit gutes Obst
haben, Exemplare möglichst mit Namen dazu einzusenden. D. Red.
36.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
Eindruck macht. Es wurden darum im Verein mit Herrn Kgl. Garteninsp^ktor
Perring und Herrn städtischen Garteninspektor Fintelmann die Hauptwege
festgestellt und darauf geachtet, dass sich von einzelnen Punkten aus Ausblicke auf
die grösseren Gewächshausbauten bieten, da es der Wunsch der Architekten
war, dass sie von recht vielen Seiten gesehen werden. So hat man z. B. in
der Nähe der Potsdamer Chaussee einen hübschen Blick nach dem grossen
Schauhause und kann auch von diesem Punkte den See übersehen. Auch
westlich sind einige Stellen, von denen aus das grosse Schauhaus sichtbar ist.
Von den einzelnen Teilen des Gartens möchte ich zunächst denjenigen,
der am Abhang liegt, besprechen. Es ist angenommen, dass der grösste Teil
des Publikums später mittelst einer projektierten elektrischen Bahn, die vom
Bahnhof Savignyplatz nach der Dahlemer Chaussee und Gross-Lichterfelde
gehen dürfte, den botanischen Garten erreichen und am Nordwestende ihn be-
treten wird. Von dort aus ist ein Hauptweg längs durch den Garten bis zur
Potsdamer Chaussee gedacht, von wo man 12 Minuten bis zum Bahnhof Steglitz
hat, während man vom Nordwesteingange bis dahin 15 Minuten braucht. Da
der Haupteingang im Nordwesten liegt, so ist auch dort das botanische
Museum in Aussicht genommen. Es wird etwa dreimal so gross sein als das
jetzige, hat einen Mittelbau und zwei Flügel, die zum Mittelbau rechtwinklig
stehen. Im Mittelbau ist ein Vestibül, über diesem ein grosses Auditorium,
in welchem auch öffentliche Vorlesungen gehört werden können; in den beiden
Flügeln befinden sich Demonstrationssaal, Arbeitsräume, pharmaceutisch-
botanisches Institut und die Sammlungen, die viel besser ausgestellt werden
sollen, als es jetzt möglich ist. Namentlich werden in derselben Schausammlung
und Sammlungen von wissenschaftlichen Untersuchungsmaterialien getrennt sein.
In nächster Nachbarschaft des botanischen Museums ist ein phar-
mazeutisch-chemisches Institut geplant, weil man darauf Wert legt, dass
dieStudierenden, welche nach dem botanischen Garten kommen, nicht bloss wegen
des Gartens die grosse Entfernung zurücklegen, sondern auch Gelegenheit
haben, dort weitere Übungen zu machen: praktische Botanik und praktische
Chemie, Übungen, an denen sich namentlich die Pharmazeuten beteiligen
werden.
In der Nähe des botanischen Museums, z. T. von ihm umschlossen, sind
eine Anzahl Gartenanlagen, die speziell für den Gebrauch der Studierenden be-
stimmt sind und ein kleines System, welches die wichtigsten Pflanzen, die für den
Unterricht und die praktischen Übungen gebraucht Averden, enthält. Ebenso
soll sich an das botanische Museum ein kleines Gewächshaus anschliessen, in
welchem die Pflanzen für die Übungen Platz erhalten. Auch zu Versuchen,
welche speziell die Studierenden interessieren, wird Gelegenheit geboten
werden.
Unmittelbar an das Museum schliessen sich zwei grössere Plätze, welche
die morphologisch-biologischen Gruppen beherbergen, wie wir sie jetzt
schon haben; das sind Gruppen, welche besonders beim Unterricht benutzt
werden und deshalb dem Museum nahe liegen müssen. Auch die beiden Ab-
teilungen für Medizinal- und Giftpflanzen sowie für ökonomische
Pflanzen, welche man häufig nach den Vorlesungen demonstrieren muss, liegen
in der Nähe. Nahe dem Museum befindet sich ferner das Wohnhaus des
Direktors und das des Unterdirektors.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
_3_7
Gehen wir am Abhang des Berges entlang, so kommen wir zunächst nach
dem grossen Schauhause. Es ist angenommen, dass das Publikum an dem
einen Flügelende des Hauses hineingeht und dann alle Abteilungen durchwandert.
In diesem Schauhause werden die wichtigsten und schönsten Pflanzen aufgestellt
werden, und wird das Publikum sich auf ziemlich breiten Wegen vorbei-
bewegen können. In einzelnen Abteilungen sind geographische Gruppen
beabsichtigt, z. B. im grossen Mittelbau des Hauses eine für die tropisch-
asiatischen, eine für die tropisch-amerikanischen Pflanzen; auch kleine Vege-
tationsbilder und ferner Felspartien, wie sich letztere auch in einigen botanischen
Gärten und in dem schönen Palmengarten des Grafen Kerchhove de
Denterghem zu Gent finden. Rechts (von vorn gesehen) von dem Schau-
hause befindet sich noch eine Gruppe Häuser, es ist das grosse Winterhaus
lür Kalthauspflanzen und eine Gruppe von Kulturhäusern. Diese werden die
eigentlichen wissenschaftlichen Sammlungen enthalten und für das Publikum
im allgemeinen nicht zugänglich sein. Auch eine Abteilung für die Pflanzen,
welche für die Kolonien herangezogen werden, ist darunter. Dann folgen die
Erdhäuser und Mistbeete, ferner die Wirtschaftsgebäude und die Wohnungen
für die Gärtner, endlich noch ein Garten, welcher als Versuchs- und Reserve-
garten dienen soll und dann das Wohnhaus des Garteninspektors in der Nähe
der Potsdamer Chaussee.
Am Abhänge vor dem grossen Schauhause ist eine Terrasse, deren
Böschungen zu einer dekorativen Anlage dienen; in der Mitte der Terrasse
kommt wahrscheinlich das jetzige Viktoriahaus zu stehen, eines der wenigen
Häuser, welche mit herübergenommen werden dürften. Zu beiden Seiten der
Treppe werden schöne Araukarien, Palmen, Gruppen von Rhododendron und
Rosen ihren Platz erhalten, am rechten Teil des Abhanges dagegen interessante
Varietäten von Bäumen und Sträuchern in dekorativer Anordnung.
Die pflanzengeographischen Anlagen nehmen den mittleren Teil
des Gartens ein, wobei die bereits vorhandenen Terrainbewegungen mit benutzt
werden. Wo sich das Terrain bedeutend hebt, werden Felspartien angelegt,
auf denen die Hochgebirgsfloren dargestellt werden. Es wird ähnlich werden wie
im jetzigen Garten, nur wird, da man über einen grösseren Raum verfügt, dafür
gesorgt werden, dass die Felspartien weniger steil ausfallen; man wird sich mehr
ausbreiten und vieles natürlicher gestalten können. Diese ganze Abteilung
wird dreimal so gross als jetzt; die einzelnen Teile derselben schliessen so
aneinander, dass man die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Gebiete
demonstrieren kann. Es macht diese Anlage grosse Schwierigkeiten, da einmal
auf die vorhandenen Höhen Rücksicht genommen werden muss und anderer-
seits vermieden werden sollte, dass nicht Partien nebeneinander kommen, die
nicht zusammen gehören. Die Vertiefungen werden benutzt für die subalpine
Flora. Meist handelt es sich in der pflanzengeographischen Abteilung um
Pflanzen, die keine bedeutende Höhe erreichen, Stauden, Sträucher, kleinere
Koniferen etc., so dass man bequem über die Anlage hinwegsehen kann; nur
an einzelnen Stellen sind grössere Bäume nötig; diese Partien liegen aber so,
dass sie die ganze Anlage nicht stören.
Im Speziellen gliedert sich die pflanzengeographische Abteilung folgender-
massen: i. Beim Eintritt kommt man zunächst in den mitteleuropäischen Wald,
die Buchenwaldformation, die Kiefernwaldformation etc. und die Heideformation.
38.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
Hieran schliesst sich die Vorgebirgsvegetation: Vorgebirgswiesen, Buchen-
wälder und Fichtenwälder. Endlich steigt man auf zu der Flora der Alpen-
länder. An die Flora der Alpen schliessen sich die der Pyrenäen, dann die
der Sudeten und darnach die der skandinavischen Gebirge. In der Nähe der
letzteren wird ein grösseres Moorbeet angelegt, weil im Norden die Moore
mehr A^ertreten sind. Ähnlich wie im jetzigen Garten soll gegenüber den
Alpen die Mediterranflora ihren Platz erhalten, daran schliesst sich die Flora
der kanarischen Inseln und diejenige von Abyssinien.
Um den Übergang der pflanzengeographischen Abteilung zu den dekorativen
Gruppen vor dem Schauhause zu vermitteln, soll ein kleiner italienischer
Garten angelegt werden, in welchem immergrüne Gewächse zwischen einigen
Statuen Aufstellung erhalten.
Geht man weiter, so schliesst sich an die Alpen die Flora der Karpathen
und der Balkanländer an. In diesem Gebiete darf auch die pontische Wald-
formation nicht fehlen, welche sich durch eine so grosse Mannigfaltigkeit der
Gehölze auszeichnet. Dann folgt die Flora des Kaukasus mit ihren schönen
Rhododendren und Koniferen. Daran schliesst sich der Himalaja; hier ist
genügend Raum vorhanden, um die prächtige subalpine Flora desselben zur
Darstellung zu bringen. Allmählich geht sie über in die Flora von China,
während andererseits sich an den Himalaja die Flora des Altai, Sibiriens und
des Amurlandes schliesst. Ein sehr grosser Teil des Gartens ist bestimmt für
die Anlage einer japanischen Partie. Diese ist im jetzigen Garten auch schon
ziemlich ausgedehnt; aber wir können im neuen noch eine bei weitem grössere
Zahl von Arten und diese auch in mehhreren Exemplaren unterbringen. In
den tiefer gelegenen Teilen dieser japanischen Abteilung sollen die zahlreichen
Cupressineen, die den unteren Regionen der japanischen Gebirge eigen sind, ihren
Platz linden, dann kommt die reiche Laubwald- und Strauchflora der sub-
alpinen und montanen Region Japans, endlich die letzten subalpinen Koniferen,
die ja auch noch recht mannigfaltig sind.
So sind wir von Europa nach Ostasien gekommen, und daran soll sich
dann Nordamerika schliessen. Der hierfür bestimmte Raum nimmt das ganze
südliche Terrain der pflanzengeographischen Anlagen ein und wird noch
reicher ausgestattet sein als dies bereits im jetzigen Garten der Fall ist. Zunächst
gelangen wir nach dem Teil, welcher die Pflanzen Kaliforniens und des
Oregongebietes, die mancherlei Anklänge an die japanische Flora zeigen, zur
Darstellung bringt, dann folgt die Flora der Rockj Mountains mit ihren herr-
lichen Koniferen und am Fuss derselben die Prairien; weiter die Flora der
atlantischen Vereinigten Staaten mit den vielen dikotjlen Laubbäumen, endlich
die durch einförmigere Coniferen besonders ausgezeichnete Flora Kanadas; ein
nordamerikanisches Moor darf hier auch nicht fehlen.
Ein besonderer Platz ist reserviert, um diejenigen pflanzengeographischen
Gruppen aufzunehmen, welche nur durch Topfpflanzen dargestellt werden
können. So schiesst sich an die Flora der Vereinigten Staaten die von Central-
amerika, von Chile und von Argentinien an, an die japanische die des süd-
lichen Ostasiens und Australiens, an die Flora des Mittelmeergebiets die Kap-
flora. Nur durch diese Anordnung ist es möglich, die Beziehungen, welche
zwischen den einzelnen Florengebieten bestehen, darzulegen, so die zwischen
Abyssinien und dem Kap, zwischen der Mittelmeerflora und dem Kap, zwischen
Der neue botanische Garten in Dahlem. oq
der Flora des atlantischen Nordamerikas und der Zentralamerikas etc. Wenn
bei dieser Gruppierung für die einzelnen Gruppen nicht immer streng die ihrer
geographischen Lage entsprechende Himmelsrichtung innegehalten werden kann,
so wird sich wohl kein vernünftiger Mensch daran stossen. Die Situation der
einzelnen Gebiete ist etwa die, welche man erhalten würde, wenn man darauf
einen breiten Kragen von Ländern der nördlich gemässigten Zone eintragen
würde; dann kommen die nördlichen Länder alle an die äussere Peripherie
des Kragens, die südlicheren an die innere kleinere Peripherie und in die
Mitte die Floren der südlichen Hemisphäre.
Das Arboretum soll die Arten der Bäume und Sträucher möglichst voll-
ständig enthalten. Es beginnt mit den Juglandaceen (Wallnussgewächsen),
dann folgen die Weiden, die Buchen, die Kastanien und auf einem grossen
Platz die Eichen, ferner Birken und Verwandte, Ulmen, Maulbeerbäume
Magnolien, Berberitzen, Saxifragaceen (Deutzien), Hamamelideen und Platanen.
An diese schliessen sich die Rosaceen, mit ihren Unterabteilungen, endlich die
Leguminosen. Um den Teich stehen Paulownien, Catalpa, Styraceen und
andererseits Ericaceen und Caprifoliaceen; es folgen dann Oleaceen, Aceraceen
und Tiliaceen, die letzteren beiden an die Rosaceen anschliessend. Die
Familien mit besonders hoch werdenden Bäumen erhalten meist ihren Platz
in der Südostecke sowie im Nordwesten.
An das Arboretum schliesst sich das System. Dasselbe soll möglichst
vollständig werden, bei weitem grösser als jetzt, wird aber im allgemeinen
nur den speziellen Interessenten zugänglich sein. Es wird durch einen niedrigen
Zaun vom Arboretum abgeschlossen und nur an gewissen Tagen dem grösseren
Publikum geöffnet sein. Bei Anlage des Systems ist darauf Rücksicht ge-
nommen, dass auch die Familien, welche nur Bäume enthalten, durch einige
Repräsentanten vertreten sind; es stehen diese Gruppen des Systems in
Korrespondenz mit denen des Arboretums und wenn man auf dem Hauptwege
des Arboretums dahinwandelt, sieht man z. B. nicht nur die Fagaceen und
Betulaceen des Arboretums, sondern auch die des Systems. Wie schon im
jetzigen Garten, werden der Vollständigkeit halber die nur durch Topfpflanzen
zu repräsentierenden Gruppen auch vertreten sein.
Das System beginnt mit den Archegoniaten: Moosen, Farnen, Schachtel-
halmen etc., dann folgen die Gymnospermen, darauf die Monokotyledonen. Ein
grosses Beet ist hier für die Liliifloren bestimmt, besonders damit man in
gewissen Zeiträumen mit der Kultur der Zwiebelgewächse wechseln kann.
Der mittlere Teil des Beetes ist für diejenigen Monokotylen bestimmt, welche
keines Wechsels bedürfen.
Dem Hauptwege folgend kommt man an den einzelnen Familien vorüber,
wie sie im System aneinander gereiht sind, z. B. Juglandales, Salicales, Fagales,
Urticales, Proteales, Aristolochiales, Centrospermae, Ranales etc. etc. Weiter
schliessen sich die übrigen Reihen und Familien an, bis man zuletzt zu den
Sympetalen gelangt. Überall sollen neben den betr. krautartigen Pflanzen auch
die ihnen verwandten Sträucher Platz erhalten.
Das sind im allgemeinen die Grundzüge, welche bei Entwerfung der
Anlage massgebend waren; wie man sieht, ist den didaktischen Zwecken be-
sonders Rechnung getragen.
AQ Der neue botanische Garten in Dahlem.
II. Vortrag des Herrn Königl. Bauinspektor Koerner.
Die Baulichkeiten und Betriebsanlagen.
Eine so grosse Anlage Avie die von Herrn Geheimrat Engler eben ge-
schilderte des neuen botanischen Gartens erfordert eine Reihe von Betriebs-
einrichtungen und Baulichkeiten, welche ich an Hand der von mir bearbeiteten
Entwürfe jetzt näher besprechen möchte. Ehe ich in Details eingehe, will ich
vorausschicken, dass das Ganze nicht als ein für die Ausführung fertiger Ent-
wurf anzusehen ist, sondern als allgemeiner Vorentwurf, welcher noch weiter
auszuarbeiten sein wird.
Die geplanten Baulichkeiten lassen sich in vier Gruppen teilen: i. die,
welche der wissenschaftlichen Nutzung des Gartens dienen, 2. die Pflanzen-
häuser, 3. die Wohngebäude und 4. die Betriebsanlagen.
Die Mehrzahl der Gebäude liegt östlich von dem Hauptwege, am Ab-
hänge des Fichtenberges. Neben dem Haupteingange an der Dahlemer Strasse
soll das Museum mit dem botanischen Institute errichtet werden. In unmittel-
barer Nähe desselben ist Platz reserviert für ein neu zu begründendes pharma-
zeutisches Institut, welches, obwohl für sich abgeschlossen, doch in nächster
Verbindung mit dem Museum gedacht ist.
Nach dem Bauprogramm soll das Museum drei Bedingungen erfüllen: Es
soll 1. die Sammlungen aufnehmen, welche zum grossen Teil dem Publikum
zugänglich gemacht werden, 2. das Herbarium, 3. den Hörsaal und das
botanische Institut. Das Schaumuseum wird den einen Flügel, das Herbarium und
botanische Institut den anderen Flügel, der Hörsaal den Mittelbau einnehmen. Das
Schaumuseum erhält einen grossen Saal, der durch zwei Stockwerke hindurch
geht; im Erdgeschoss werden Räume für kleinere Sammlungen vorgesehen. Für
das Herbarium wird eine magazinartige Einrichtung geplant, die gestattet, circa
25 000 Mappen unterzubringen auf einem verhältnismässig kleinen Räume,
übersichtlich geordnet und bequem zur Benutzung, eine z. B. in den neueren
Bibliotheken und ähnlichen Sammlungen vielfach erprobte Einrichtung. Die
Arbeitszimmer der Botaniker liegen wegen der besseren Beleuchtung auf der
Nordseite des Gebäudes.
2. Die Pflanzenhäuser sind eingeteilt in die grosse Gruppe der
Schauhäuser und in die Gruppe der Kulturhäuser. Die erstere wird
voraussichtlich einen Hauptanziehungspunkt für das Publikum bilden, hat daher
auch den vornehmsten Platz, auf der Höhe, unmittelbar hinter dem Promenaden-
wege am Fichtenberge erhalten; ein grosser Glasbau, welcher weithin sichtbar
sich von dem dunklen Grün des Fichtenberges wirkungsvoll abheben wird.
Von der oberen Terrasse, welche sich 18 m über der Potsdamer Chaussee
erhebt, wird man einen Überblick über den ausgedehnten Garten haben und
darüber hinaus eines der reizvollsten Landschaftsbilder in der Umgegend von
Berlin geniessen. Die Schauhäuser bedecken 5720 qm und sind in 14 zu-
sammenhängenden Abteilungen der gegebenen Terraingestaltung folgend auf
zwei Terrassen angeordnet. Auf der unteren sollen die kleineren, auf der
oberen die grösseren Platz erhalten, innen wie aussen durch Treppen unter
einander verbunden. Unter den grösseren Häusern liegen Arbeitsräume,
Keller etc.
Südlich von dem grossen Schauhauskomplex liegt das grosse Winter-
haus, welches auch dem Publikum geöffnet sein wird. Da die Glasfenster im
Der neue botanische Garten in Dahlem. Ai
Sommer abgedeckt werden sollen und dann nur das Gerüst des Gebäudes stehen
bleibt, so wird es ein anderes Aussehen haben als die anderen Schauhäuser
und ist deshalb schon aus architektonischen Rücksichten von ihnen getrennt
angeordnet. Unmittelbar an das Winterhaus reihen sich die Kulturhäuser, zur
Anzucht und Vermehrung bestimmt, welche dem Publikum im allgemeinen
nicht geöffnet sein werden.
Die Kulturhäuser haben 1700 qm bedeckter Glasfläche; dazu die obigen
5720 für die Schauhäuser, macht zusammen 7420 qm (Kew hat 12 200, Peters-
burg 10000, Schönbrunn 8600, Herrenhausen 5300 qm).
An die Kulturhäuser schliessen sich auf dem terrassierten Südwestabhange
die Erdhäuser und Mistbeete an (die Zahl dieser Terrassen wird auf drei ver-
ringert werden. D. R.), und schliesslich gelangt man in der Tiefe auf den
Wirtschaftshof.
3. Die W^ohngebäude.
Die Wohnhäuser für den Direktor und für den Unterdirektor werden am
nördlichen Eingange in der Nähe des Museums, das Haus des Garteninspektors
dagegen am südlichen Eingange ihren Platz erhalten. Die Gärtnerwohnungen
liegen in der Nähe des Wirtschaftshofes.
4. Die Betriebsanlagen.
Eine zweckmässige Anlage und Einrichtung des Wirtschaftshofes ist für
den Betrieb der ganzen Anlage besonders wichtig. Er ist zugänglich auf einer
Seitenstrasse, von der Potsdamer Chaussee an der Kolonie Neu - Lichterfelde
vorbei'; der ganze Wirtschaftsverkehr kann daher getrennt gehalten werden
von dem Verkehr der Besucher; auch die Arbeiter werden auf dem Wirtschafts-
wege ein- und ausgehen, damit die Besucher in keiner Weise gestört werden.
Die Hauptanlage auf dem Wirtschaftshof ist die Zentralheizung. Es
wird beabsichtigt, für sämtliche Gewächshäuser nur eine einzige, in der Tiefe
liegende Feuerstelle mit nur einem Schornstein anzulegen. Die Anordnung
vieler einzelner Feuerstellen, wie im jetzigen botanischen Garten, hat den
Nachteil, dass die Bedienung zeitraubend ist und vor allem, dass sie viel
Rauch entwickeln, der, durch niedrige Schornsteine abgeleitet, die Pflanzungen
leicht schädigt. Diese Übelstände werden vermieden, wenn eine Feuerstelle
mit einem einzigen hohen Schornstein erbaut wird. Abgegrenzt Vom Kessel-
hause liegt der Kohlenhof. Der nötige Dampf wird in 5 bis 6 Dampfkesseln
erzeugt und in Rohrleitungen innerhalb eines begehbaren unterirdischen Kanals
in die Pflanzenhäuser geleitet, wo er zum Betriebe einer Wasserheizung ver-
wendet wird. Im Palmenhause wird man vielleicht zeitweise direkten Dampf
benutzen, aber im übrigen soll durchgehends Warmwasserheizung angewendet
werden. Der wirtschaftliche Vorteil dieser Gesamtanordnung liegt darin, dass
die Kohlen nicht den Berg hinauf transportiert werden müssen, sondern in
der Tiefe angefahren werden können; und dass das Kondensationswasser aus den
hochliegenden Häusern zu den Kesseln selbstthätig zurückfliesst und zur Speisung
der Kessel mit benutzt werden kann. Die in dem nicht völlig abgekühlten
Wasser enthaltene Wärme kommt dem Betriebe wieder zu gute.
Unmittelbar neben dem Kesselhause befinden sich die Werkstätten, die
Arbeitsräume für die Gärtner und die kleineren Betriebsanlagen. Auch diese
werden, soweit es erforderlich ist, an die Zentralheizung angeschlossen. Eiier
liegt auch das Kasino oder Ökonomiegebäude, ein Haus, in welchem ein Speise-
42 Der neue botanische Garten in Dahlem.
saal für die Gartenarbeiter sowie eine Speiseanstalt für unverheiratete Gehilfen
nebst Küche und Wohnung für die Kochfrau etc. sich finden.
Neben dem Ökonomiegebäude ist der Eingang zum Garten für das
Gartenpersonal. In zwei weiteren, in nächster Nähe des Hofes angeordneten Ge-
bäuden sind Dienstwohnungen für 4 verheiratete Obergärtner und in den
oberen Geschossen Wohnungen für 40 unverheiratete Gehilfen und Volontäre
vorgesehen.
Zwischen den beiden Wohnhäusern für die Gärtner liegt das Verwaltungs-
gebäude mit Samenstube, Materialien- und Vorratsräumen.
Aus dieser kurzen Schilderung der Baulichkeiten wird Ihnen der Vorteil
der gewählten Anordnung leicht ersichtlich werden. Zunächst sind alle Wohn-
gebäude gegen den Garten abgeschlossen und zur Bequemlichkeit der Bewohner
unmittelbar an den Strassen errichtet. Ebenso liegt der Wirtschaftshof ausser-
halb des eigentlichen Gartens an einer besonderen Zufahrt, damit der Wagen-
verkehr und andere Unzuträglichkeiten vom Garten möglichst ferngehalten
werden. Auch das Museumsgebäude, welches gelegentlich zu abendlichen
Vorlesungen benutzt werden soll, hat einen besonderen Zugang neben dem
nördlichen Haupteingange.
Infolge dieser Anordnung wird es möglich sein, den Garten für sich ab-
zuschliessen, ohne den A'erkehr in den Gebäuden zu beschränken. Zur Er-
leichterung des Betriebes mussten die Gewächshausanlagen nahe bei einander
in zusammenhängenden Gruppen und so geordnet Averden, dass die den Be-
suchern geöffneten Schauhäuser von den nicht allgemein zugänglichen Kultur-
häusern getrennt liegen. Die ersteren sind wieder in der Weise eingerichtet,
dass sie im Zusammenhange nach einander besichtigt, dass aber auch einzelne
Abteilungen ausgeschaltet werden können, wenn Arbeiten oder Instandsetzungen
darin vorzunehmen sind.
Selbstverständlich musste die Gruppe der Schauhäuser als bedeutsamster
Teil der Anlage auch architektonisch entsprechend hervorgehoben werden.
Zu erwähnen ist noch, dass im Garten Schutzhütten, Ruheplätze u. a. zur
Bequemlichkeit der Besucher vorhanden sein werden.
Wichtig ist die Wasserbeschaffung. Es ist die Möglichkeit gegeben,
Wasser von den Charlottenburger Wasserwerken zu erhalten; es fragt sich
aber, ob diese viel beanspruchten Werke sich bei dem Massenbedarf für den
Garten zu Preisermässigungen herbeilassen werden. Es ist deshalb erwogen, ob
nicht eine eigene Wasserhebungsanlage vorteilhafter sei. Die Vorbedingungen
hierzu sind gegeben; denn klares brauchbares Wasser ist in einer Tiefe von
50 m gefunden worden und die zur Zeit des grössten Wasserbedarfs wenig
genutzten Dampfkessel stehen für die Wasserhebung zur Verfügung. Es wird
notwendig sein, entweder ein Hochreservoir auf der Höhe des Geländes in
Gestalt eines Turmes aufzustellen oder ein Erdreservoir. Zum Sammeln und
Wiederverwenden des Regenwassers werden besondere Einrichtungen ge-
troffen.
Die Ableitung der Abwässer dürfte bei der grossen Fläche nicht schwierig
sein, auch ist die Möglichkeit vorhanden, an die Steglitzer Kanalisation an-
zuschliessen.
Die Grundwasserverhältnisse sind günstig. Das Grundwasser steht selbst
in der Niederung noch 6 bis 8 m unter der Oberfläche. Die vorhandenen
Der neue botanische Garten in Dahlem.
43
Teiche sind nicht Grundwasser, sondern Tagewässer, welche sich über un-
durchlässigen Lehmschichten in Bodenvertiefungen ansammeln und zu grösseren
Seen ausgedehnt werden sollen, die notwendig zum Landschaftsbilde gehören,
aber auch zur Kultur der Pflanzen, ganz abgesehen von den eigentlichen Wasser-
pflanzen, da sein müssen, um die nötige Feuchtigkeit der Luft durch Ver-
dunstung herbeizuführen. Die Anlage des Sees wird noch einige Schwierig-
keiten bereiten. Es ist nämlich der Wunsch der Landschaftsgärtner, den
Wasserspiegel zu heben, damit er mehr gesehen werde; das würde aber eine
Hebung des ganzen Terrains daselbst und eine Dichtung der Sohle bedingen.
Es wird in Erwägung zu ziehen sein, ob nicht doch der jetzige Wasserspiegel
beibehalten werden kann. Man wird erst Bohrungen anstellen müssen, um die
Untergrundverhältnisse kennen zu lernen.
Die Einfriedigung ist im wesentlichen als ein durchsichtiges, aber sicheres
Gitter gedacht, namentlich an dem Promenadenwege auf der Höhe des Fichten-
berges, damit der prächtige Blick nicht behindert werde, ebenso an der
Potsdamer Chaussee und an der neuen Strasse im Nordwesten. Die Kosten
der Gesamtanlage sind zu etwa 4 640 ooo M. veranschlagt. Hiervon ent-
fallen auf:
A. Die eigentlichen Gartenanlagen . . . 915 800 M.,
B. Die Gewächshausbauten 1 696 000 »
C. Wohngebäude 278 600 »
D. Betriebsanlagen 137 400 »
E. Kleinere Bauwerke 97 000 »
F. Museum 824 000 »
G. Einfriedigung 156 700 »
H. Nebenanlagen, Bewässerung etc. . . 534 500 »
III. Vortrag des Herrn Kgl. Garteninspektor W. Perring.
Die Gewächshäuser.
M. H.! Da die Zeit schon sehr weit vorgeschritten, vieles von dem, was
ich zu sagen habe, auch schon vorweg genommen ist, so will ich mich auf
das Wesentlichste beschränken. Eine Hauptsache bei den Gewächshäusern ist
bekanntlich die Konstruktion der Dächer. In neuerer Zeit ist man in England
und Belgien dazu übergegangen, die Gewächshäuser ausschliesslich aus Holz
und Glas in den Dächern zu konstruieren und dabei einfache Dächer zu
nehmen, die man auch während des Winters nicht deckt. Man will dadurch
den Pflanzen zu jeder Zeit möglichst viel Licht zuführen. Wir Deutschen sind
dem dortigen Vorgehen erst wenig gefolgt, und wir Gärtner der alten Schule
können uns nicht ganz freimachen von der Ansicht, dass es im Winter besser
sei, die Häuser mit Laden zu decken oder Doppelfenster aufzulegen. Aber
nachdem man sogar in Petersburg ein grosses Palmenhaus aus einfacher Holz-
konstruktion errichtet hat, das nicht gedeckt wird, nachdem auch Herr Eilers
in St. Petersburg eine grosse Anzahl Häuser nach englischem Muster erbaut
hat, so habe ich gesagt: Jedenfalls schadet eine derartige Konstruktion nicht,
wenn sie auch etwas mehr Heizung erfordert, namentlich bei der hohen
exponierten Lage unserer neuen Häuser. Allerdings ist ja für die meisten
Pflanzen Licht die erste Lebensbedingung. Eine Ausnahme machen u. A.. die
Orangen und Lorbeeren und andere Pflanzen mit harten Blättern, welche man
44
Der neue botanische Garten in Dahlem.
ebensogut in einem Hause ohne Oberlicht und in längerer Zeit gänzlich
dunklen Räumen überwintern kann. Für Orangen würde es sogar nachteilig sein,
wenn man sie in einem derartig hellen Hause kultivieren wollte; es kommt
bei ihnen darauf an, dass sie so lange in Ruhe bleiben, bis sie ' ausgeräumt
werden können. Das sind aber Spezialkulturen, die bei einem bota'kischen
Garten nicht in Betracht kommen, denn eine grosse Orangerie wie in Sanssouci
I4 Erdhäufer und Frü
beete.
Wohnhäuse
15 Direktor.
16 Unterdirektor.
17 Inspektor.
Wirthschaftshof.
iS Gürinerwohnungen
19 Schreib>tube.
20 Speiseanstalt.
21 Werkstatt.
22 Kessel- und Ma-
schinenhaus.
23 Kohlenschuppeu.
Kleinere Bauwerke im
Garten
24 Pförtner.
25 Schutzhütten und
.Sitzplatze.
26 .\borte.
27 Wasserbehälter.
Botanisches Museum und
Institut
28 Museum.
29 Herbarium.
3Ö Hörsaal.
Chemisch - pharmaceutl-
sches Institut.
31 Laboratorien-Ge-
bäude.
Hörsaal.
EIntheilung des Gartens.
I System.
t Baumicht (Arbo-
retum)
3 Pflanzcngeograph.
Abteilung.
4 Oekonomische Ab-
teilung
5 Medicinal- nnd Gift-
pflanzen.
6 Morphologisch - bio-
logische Abteilung.
7 Versuchsgarien für
Studirende.
8 Pomologische .\b-
teilunp.
9 l'aumscluile.
10 Topfpflanzen.
11 lirdmagazin und Ar-
beitsplätze.
Gewächshäuser.
12 Gruppe der Schau-
häuser.
13 VVinteihaus und
Kulturhäuser.
Abb. 0. Plan des neuen Kgl. botanischen Gartens in Dahlem
wollen wir nicht schaffen. Es ist nunmehr beabsichtigt, die Häuser nur mit
einfachen Holzdächern zu bedecken, und zwar mit eisernen Unterzügen
wie das u. a. Herr Gartenbaudirektor Haupt in Brieg ausgeführt hat. Ähnliche
Gewachshausanlagen sind bei den hiesigen Handelsgärtnern Herren Clas in
Zehlendort und Spielberg & de Coene in Französisch-Buchholz vorhanden
Das Holz soll auf Wunsch des Herrn Bauinspektors Koerner, wie er an aus-
ländischen Gewächshausbauten vielfach beobachtet hat, möglichst leicht
aber auf Eisen ruhend, die Scheiben möglichst gross, das Glas möglichst stark
genommen werden.
Der neue botanische Garten in Dahlem.
45
2. Ein zweiter wichtiger Umstand ist eine gute Lüftung. Diese wird
überall in reichstem Masse eingeführt werden, namentlich da die meisten
Häuser keine abnehmbaren Fenster haben. Abnehmbare Fenster dürften nur
beim grossen Winterhause nötig sein, weil dort viele Pflanzen im freien
Grunde stehen, also nicht wie die in den anderen Häusern ausgeräumt werden
können. In England liegen die "V^erhältnisse anders; im grossen temperierten
500™
J
bei Berlin W. Aus dem Centralblatt der Bauverwaltung 1897.
Hause in Kew werden die Pflanzen auch im Sommer unter Glas gehalten. In
England muss man auch die Azalea indica stets unter Glas kultivieren, weil
die Sommerwärme nicht genügt, um die Knospen auszubilden, ebenso muss
bekanntlich der Wein dort unter Glas gezogen werden. Dagegen halten
Lorbeeren und manche andere immergrüne Pflanzen in England über Winter
im Freien aus. Unser Winterhaus wird freilich in der Grösse sehr zurück-
stehen gegen das grosse Temperated House in Kew, welches ca. 5000 qm
Grundfläche hat, während das unsrige nur 800 bis 1000 qm haben wird.
3. Lage der Häuser. Was die Lage der Kulturhäuser anbetrifft, so ist es
aQ Der neue botanische Garten in Dahlem.
im allgemeinen ziemlich gleichgültig, wie sie liegen, wenn nur eins nicht das
andere beschattet und wenn man nur von einem Hause nach dem andern
kommen kann, ohne ins Freie zu müssen. Für letzteren Zweck ist ein Mittel-
gang, an den sich rechts und links die Häuser rechtwinklig anschliessen, am
zweckmässigsten.
Schauhäuser und Kulturhäuser sind durch einen unterirdischen Gang ver-
bunden, so dass man von der Heizung an durch alle Häuser gehen kann. Auf
diese Weise geht nicht so viel Wärme verloren und der Körper der Gärtner
wird geschont; denn es ist kein Vergnügen, bei vielleicht 20^ Kälte in der
Nacht 30 — 40 einzeln liegende Häuser durchgehen zu müssen und dabei einem
wiederholten Temperaturwechsel von 25 — 35 ^ R. ausgesetzt zu sein.
Gedeckt soll im Winter nicht werden, doch lässt sich eine Deckung bei
den kleinen Kulturhäusern, falls zu viel Kohlen verbraucht werden sollten,
leicht einrichten.
4. Heizung. Da bei dem einfachen Dach der Häuser der Wärmeverlust
ein grösserer sein wird, so war die Frage, wie man die Heizung am besten
einrichtet, eine sehr wichtige. Eine Zentral-Dampfheizung wird allen Er-
fordernissen am besten genügen; man kann, wenn die Wärmequelle vorhanden
ist, nötigenfalls dann noch mehr Röhren legen, und kann, wie bei Herrn
Lackner und Herrn Bluth, Wasseröfen aufstellen mit Spiralen, durch die der
Dampf geht.
Anordnung der Pflanzen in den Häusern. Die Kulturpflanzen
sollen auch in den Häusern möglichst nach pflanzengeographischen Gruppen
aufgestellt werden, also Mittelmeer-Gebiet, Nordafrika, Cap, Australien, Ost-
asien, Amerika etc. Bei den Warmhauspflanzen ist das nicht so gut durch-
führbar; diese sind mehr nach ihrer Familien-Verwandtschaft zu ordnen, indes
soll im Palmenhause der A'ersuch einer solchen geographischen Gruppierung
gemacht und dasselbe überhaupt landschaftlich gehalten werden. Die Form
des Daches ist dabei freilich etwas hinderlich, denn es ist nicht in der üblichen
Tonnenform, sondern aus Schönheitsrücksichten nach oben in eine elegante
Spitze auslaufend konstruiert, so dass die höchsten Pflanzen nur in der Mitte
aufgestellt werden können.
Auch das Araceen-Haus soll landschaftlich eingerichtet werden. Die
kletternden Arten sollen an künstlichen Baumstämmen, die aus Eisengerippen
bestehen, welche mit Korkrinde umkleidet sind, gezogen werden. Das hat sich
bei uns im kleinen schon gut bewährt; auch in Schönbrunn ist etwas Ähn-
liches; doch dort hängen vom Dach grosse mit Moos umwickelte Ketten herab,
an denen die Pflanzen emporklettern, was wegen der regelmässigen Säulenform
etwas merkwürdig aussieht. Die nichtkletternden und knolligen Arten müssen
natürlich anders kultiviert werden; sie werden ihren* Platz möglichst zwischen
den kletternden erhalten. Soweit angänglich, sollen einzelne Sachen ausgepflanzt
werden, aber überall lässt sich das aus verschiedenen Gründen, auch schon
des Raumes wegen, nicht durchführen.
Das im jetzigen botanischen Garten vorhandene, noch gut erhaltene
Victoria regia-Haus soll abgebrochen und im neuen Garten wieder aufgebaut
werden. Wegen seiner zehneckigen Kuppelform lässt es sich nicht gut direkt
an die Schauhäuser angliedern, sondern muss ■ isoliert gelegt werden. Es
wurde schon der Einwurf erhoben, dass dies Haus, welches in der Achse der
Massregeln gegen die Monilia-Krankheit der Obstbäume. An
Haupttreppe, die zu den Schauhäusern führt, liegt, die Hauptansicht stören
würde. Das ist aber nur in geringem Grade der Fall; es liegt tiefer und ist
ein niedriges, nach oben spitzes Haus, so dass es die Aussicht nicht wesentlich
beeinträchtigen wird. Es ist jedoch noch nicht definitiv entschieden, ob das
Haus an dieser oder an der für dasselbe noch in Aussicht genommmenen Stelle,
nördlich von den Schauhäusern, in der verlängerten Längsachse der hinteren
Schauhausreihe, errichtet wird. Die übrigen Häuser, welche vor dem grossen
Schauhause auf den Terrassen liegen, sind einseitig und kann man über sie
hinwegsehen. Im Sukkulententenhause sollen kleine Felspartien angelegt
werden, auf denen die betr. Exemplare zum Teil ausgepflanzt werden.
Die Mistbeete und Erdkästen haben vielleicht einen etwas ungünstigen
Platz insofern, als sie auf einem steilen Abhänge zu liegen kommen, der
terrassiert werden muss, wodurch das Hinauf- und Herunterkarren des Düngers
und der Erde etwas umständlich ist; aber wachsen wird es dort sehr gut und
die Lage ist sogar vorteilhafter, als wenn das Terrain eben wäre. Man kann
tiefe Erdkästen mit Leichtigkeit anlegen, auch leicht mit einem Dampfrohr
durchziehen und die Hinterfronten der Terrassen als Talutmauern einrichten.
Auch da ist wieder die Zentralheizung sehr nützlich. Ob letztere teurer wird,
ist zweifelhaft. Die Theoretiker sagen nein, -weil das Heizmaterial besser aus-
genutzt wird. Auch im Palmengarten zu Frankfurt a. M., wo jetzt das Wasser
durch Dampf erwärmt und das Kondensationswasser zurückgeleitet wird, wird
gegen früher an Kosten gespart.
* . *
••f.
Der Vorsitzende, Herr Gartenbaudirektor Lackner, dankte namens des
V^ereins den drei Rednern auf das verbindlichste und begab sich hierauf die
ansehnliche Gesellschaft nach dem Terrain selbst, wo die genannten drei
Herren noch weitere Auskünfte gaben. Abends wurde im Schlossrestaurant der
Gegenstand in zwangloser Unterhaltung noch weiter besprochen und der eine
der dabei geäusserten Wünsche: Verringerung der Zahl der Terrassen bei den
Erdhäusern und Mistbeeten, wird bestimmt, der andere bezüglich Vergrösserung
des Arboretums vielleicht Berücksichtigung finden.
Unsere Abbildung ist aus dem Centralblatt der Bauverwaltung, 1897 S. 230,
Verlag von W. Ernst & Sohn, Berlin, entnommen, der Kupferniederschlag aber
eigens für die Gartenflora angefertigt.
Massregeln gegen die Monilia-Krankheit der Kirschbäume.
Von Professor Dr. Frank,
ur Bekämpfung der Monilia-Krankheit der Kirschbäume, über welche im
vorigen Jahrgange der Gartenflora, S. 320 und 393 nähere Mitteilungen
gemacht worden sind, hat das königlich preussische Ministerium für Land-
wirtschaft die von mir vorgeschlagenen Gegenmassregeln verfügt. Dieselben lauten :
1. An den im Frühlinge an Monilia erkrankt gewesenen Sauer- und Süss-
kirschbäumen sind vor Beginn des nächsten Frühjahres die toten Zweige
nach Möglichkeit herauszuschneiden und zu verbrennen.
2. Wo tote Früchte an den Obstbäumen sitzen geblieben sind, müssen
dieselben noch während des Herbstes oder Winters abgelesen und verbrannt
A^ Massregeln gegen die Monilia-Krankheit der Kirschbäume.
werden. Das bezieht sich in erster Linie auf Kirschen, aber auch auf anderes Obst,
besonders dasjenige der in der Nähe von Kirschbäumen stehenden Obstbäume.
3. Die erkrankt gewesenen Kirschbäume sind im entlaubten Zustande
mindestens einmal, und zwar vor dem Aufbrechen der Knospen im Frühjahre,
womöglich auch noch vorher im Herbst oder Winter mit Bordelaiser-Brühe
(entweder Kupferzuckerkalk oder Kupferklebekalk oder Fostite -Brühe oder
selbstbereiteter Kupfervitriol-Kalk-Brühe, 2prozentig, die man mit Melasse oder
Zucker oder ähnlichen klebenden Zuckerstoffen versetzen kann)*) zu bespritzen,
wozu eine der gebräuchlichen Reb- und Obstspritzen zu verwenden ist.
Hierbei ist es mehr auf die Bespritzung der dünneren Zweige als auf die des
Stammes abgesehen.
Man braucht zur Bespritzung eines erwachsenen Kirschbaumes im un-
belaubten winterlichen Zustande etwa 13 Liter Bordelaiser-Brühe, mithin, da die
letztere zweiprozentig sein soll, etwa 260 Gramm Kupfervitriol und ebensoviel
Aetzkalk.**) Der Preis'des Kupfervitriols ist 55, — M. für 100 Kilo, 0,70 M. für i Kilo.
Die Kosten an Kupfervitriol belaufen sich also pro Baum auf ca. 18 Pfg. x
Allen Besitzern und Nutzniessern von Kirschenplantagen, bei denen die
Krankheit besteht, sei die Ergreifung dieser Massregeln noch besonders
empfohlen. Es handelt sich um die mögliche Gefahr eines fortschreitenden Ruins
unsererKirschenkultur. ZurBegründung dieserBefürchtung sei den in den früheren
Mitteilungen über den Gegenstand gemachten Angaben noch einiges hinzugefügt,
was sich inzwischen bei den angestellten Erhebungen weiter ergeben hat.
Mit grosser Uebereinstimmung wird aus den Provinzen, über welche die
Epidemie verbreitet ist, gemeldet, dass dieselbe bereits seit 3 bis 5 Jahren
besteht und dass sie seitdem bald stärker bald schwächer jedes Jahr auf-
getreten ist und also auch unabhängig von etwaiger Ungunst der Witterung,
wie namentlich im vergangenen Jahre ohne Dazwischentreten eines Frostes
zur Blütezeit, manchmal bei schönem, warmem, normalem Blütenwetter. Das
muss notwendig die Befürchtung erwecken, dass wir auch künftig jedes Jahr
mit der Krankheit zu thun haben werden und dass auch bei günstigem Wetter der
Pilz seine Zerstörungen bis zu einem gewissen Grade ausüben oder wohl gar
von Jahr zu Jahr an Herrschalt gewinnen wird.
Welchen Schaden die Kirschenproduktion durch die Krankheit erlitten
hat, mag daraus entnommen werden, dass die Angaben aus den verseuchten
Provinzen über den Ernteausfall der Kirschen im vorigen Jahre je nach
Gegenden auf folgende Zahlen lauten: 5, 10, 20, 25, 30, 50, 75, 90, 95, 100 pCt. ;
die letzten Zahlen werden am meisten angegeben. Die Kirschenpacht hat daher
vielfach sehr wenig eingetragen, und oft sind Pächter, die ihr Gebot bereits
abgegeben hatten, schwer geschädigt worden.
*) Herstellung der selbstbereiteten Bordelaiser-Brühe.
Man löse in einem hölzernen Gefäss 20 Kilo rohes Kupfervitriol (zu beziehen aus einer
Droguenhandlung) in 5oo Liter Wasser auf. Dies geschieht am besten in der Weise, dass das
in einem Säckchen liegende Kupfervitriol in den oberen Teil des Wassers gehängt und bis-
weilen hin und her bewegt wird.
Ferner lösche man in einem andern Gefäss 20 Kilo guten gebrannten Kalk und versetze
ihn allmählich mit 5oo Liter Wasser, sodass eine gleichmässige, milchige Flüssigkeit entsteht.
Darauf wird die obige Kupfervitriollösung in die Kalkmilch unter Umrühren gegossen.
Zur Bereitung der zuckerhaltigen Brühe versetze man den aus 20 Kilo Kalk erhaltenen
Kalkbrei mit 3 Kilo Kryslallzucker oder einer entsprechenden Menge Melasse.
**) Ausgeprobt von Herrn Dr. F. Krüger bei den im Auftrage des Instituts ausgeführten
Baumbespritzungen.
Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam. 4g
Die Verlagsbuchhandlung P. Parey wird demnächst eine Plakattafel mit
kolorierten Abbildungen und zugehörigem Text in den Handel bringen unter
dem Titel „Die Monilia -Krankheit der Kirschbäume, von Professor Dr.
Frank und Dr. Krüger, Kgl. Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin". Sie
soll dazu dienen, der Landbevölkerung und allen sonst beim Obstbau Inter-
essierten die Erkennung der gefährlichen Krankheit zu erleichtern.
Berlin, im Januar 1898.
Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz der
Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule.
Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt
^ am Wildpark bei Potsdam.
)TUn Jahre 1899 wird die Königliche Gärtner-Lehranstalt am Wildpark bei
c^ Potsdam als die älteste Bildungsstätte für Gärtner in der glücklichen Lage
sein, auf eine fünfundsiebenzigjährige erfolgreiche Thätigkeit zurückzublicken.
Seit ihrer Gründung infolge eines Antrags des Hofgarten-Direktors Lenne im
Frühjahr 1824 hat die Anstalt es verstanden, eingedenk ihres gesteckten Zieles,
sowohl nach der praktischen wie der idealen Seite hin ihre volle Wirksamkeit
zu entfalten, und darf bei ihrem fünfundsiebenzigj ährigen Jubiläum wohl mit
Befriedigung auf ihre bisherigen Leistungen zurückblicken. Eine stattliche Zahl
von Schülern ist aus der Königlichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark bezw.
Potsdam-Schöneberg hervorgegangen, welche sich zum grössten Teil in hervor-
ragenden Stellungen des In- und Auslandes befinden, und in Gemeinschaft
zahlreicher Freunde der Anstalt die Gelegenheit freudig begrüssen werden, den
Dank gegen die alte Bildungsstätte durch eine würdige Feier des fünfundsiebenzig-
jährigen Jubiläums zu bekunden.
Am 29. April v. Js. fand daher im grossen Saale des Hotel Imperial in
Berlin die erste Sitzung des Vorbereitungs-Comites für die geplante Feier statt,
In derselben haben die Mitglieder des Comites zunächst den Beschluss gefasst,
anlässlich dieser Jubelfeier und zum bleibenden Andenken an dieselbe einen
Fonds zu gründen, aus dessen Zinserträgen würdige und bedürftige Eleven
unterstützt werden können. Die sofort vorgenommenen Zeichnungen ergaben
bereits die Summe von rund 7000 Mark, so dass die berechtigte Hoffnung
vorliegt, dass bis zum Eintritt der Feier das gewünschte Kapital zusammen-
kommen wird.
Die Versammlung wählte folgende Herren in den Vorstand:
Ehrenpräsident: Königlicher Wirklicher Geheimer Ober-Regierungsrat
und Ministerial-Direktor Dr. Thiel-Berlin.
Vorsitzender: Königlicher Hofgarten-Direktor und Direktor der König-
lichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark Walter - Sanssouci bei
Potsdam.
Erster Stellvertreter des Vorsitzenden: Garten-Direktor der Haupt- und
Residenzstadt Berlin Mächtig-Berlin.
Zweiter Stellvertreter: Königlicher Gartenbau - Direktor Brandt-
Charlottenburg.
CQ Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam.
Der Beirat besteht aus:
1. dem Königlichen Ökonomierat und Baumschulenbesitzer F. Späth-
Baumschulenweg bei Berlin;
2. dem Königlichen Oekonomierat und Rittergutsbesitzer J. Hoff-
mann - Berlin;
3. dem Königlichen Gartenbau-Direktor M. Buntzel- Nieder-Schöne-
weide bei Berlin.
Geschäftsführer : Inspektor der Königlichen Gärtner - Lehranstalt
Th. Echtermeyer -Wildpark bei Potsdam.
Kassierer: Rendant R. Probst- Bornstedt (Mark).
Im weiteren Verfolg dieser Angelegenheit trat der Vorstand am 6. Januar
d. J. in Berlin zu einer engeren Sitzung zusammen. Es wurde in derselben be-
schlossen, zur Beschaffung des erforderlichen ünterstützungsfonds an die
früheren Schüler der Anstalt und an die Freunde der letzteren ein Rund-
schreiben ergehen zu lassen und dieselben um Zeichnung eines Beitrags zu
bitten, dessen Einsendung bis Ende Februar 1898 zu erfolgen hätte.
Indem wir den Beschluss des Vorstandes zur Ausführung bringen, bitten
wir sehr ergebenst, zu diesem gemeinnützigen Zweck nach Kräften beizutragen.
Die Einsendung der Beiträge wolle man gefälligst n u r an »die Kasse
der Königl. Gärtner - Lehranstalt am Wildpark b. Potsdam« richten.
Über die in Aussicht genommene dreitägige Jubiläumsfeier, welche im
August des Jahres 1899 stattfinden soll, behalten wir uns die Zusendung eines
Festprogramms vor. Für die Kungebung etwaiger Vorschläge und Wünsche
in betreff dieser Feier an den v Geschäftsführer« würden wir sehr dankbar sein.
Namens des Vorstandes des Comites für die Feier des 75jährigen Jubiläums
der Königlichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark:
Der Vorsitzende: Walter,
KgU Hofgarten-Direktor und Direktor der Kgl. Gärtner-Lehranstalt am Wildpark b. Potsdam.
Übersicht
der am 29, April v, Js, für den „Jubiläums-Fonds" der Königlichen Gärtner-Lehranstalt gezeichneten Beiträge.
A. Demmler, Friedrichsfelde b.
Berlin 20 M.
R. Brandt, Charlottenburg . . 3oo „
N, L. Chrestensen, Erfurt . . 5oo „
Karl Koopmann, Wernigerode . 3oo „
G. Schoeh, Magdeburg .... 5o „
Encke, Wildpark 3o „
Rieh. Koehler, Berlin .... 5o ,,
Otto Bertram, Stendal .... 3oo ,,
P. Lam.bert, Trier 5o „
Fritz Gude, Düsseldorf .... 3o „
W. Lauehe, Eisgrub 200 ,,
R. Eulefeld, Hannover .... 100 „
Stell, Proskau 100 „
Max Buntzel, Niederschönweide
b. Berlin 1000 ,,
Seeligmüller, Schloss Friedrichs-
berg 3o „
Janeke, Bellevue b. Berlin . . 3o „
Merle, Homburg v. d. H. 97, 98, 99 je
F. Ledien
G. Fintelmann, Wilhelmshöhe
Walter, Sanssouci
Th. Echtermeyer, Wildpark.
C. Junge, Steglitz
Rob. Meier, Potsdam . . .
Chone, Berlin-Grunewald . .
Otto Bertram, Stendal, jährl.
N. L. Chrestensen, Erfurt, jUhrl
Lindemuth, Berlin . . . .
Silex, Tamsel
Carl Laekner, Steglitz . . .
L. Wittmack, Berlin . . .
Otto Vogeler, Charlottenburg
York Wilm, Tempelhof b. Berlin
Julius Hoffmann, Berlin . .
L. Späth, Baumschulenweg bei
Berlin 1000
20
M.
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1000
Zapfen von Pinus Jeffreyi Murr.
51
Zapfen von Pinus Jeffrey! Murr.
(Hierzu Abb. 10.)
Am 35. September 1897 schrieb uns Herr Kgl. Hofmarschall v. St. Paul-
Illaire, Fischbach, Riesengebirge, Vorsitzender der Deutschen dendrol. Gesell-
schaft, folgendes:
Lieber Herr Geheimrat!
Mit gleicher Post sende ich Ihnen einen Zweig mit Zapfen von Pinus
Jeffreyi Murr., welche hier gereift sind, mit der Bitte, dieselben mit meinem
Grusse am Donnerstag Abend dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues
vorzuzeigen.
Abb. 10. Pinus .letlrevi. (Längste Nadeln 240 mm, Zapfen i i cm lang.)
1871 erhielt ich Samen aus Oregon durch Thorburn & Co., New- York.
Daraus erzog ich den Baum, welchen Sie in meinem Garten kennen.
Im Jahre 1893 blühte er zuerst mit männlichen Blüten. Diese mehrten
sich von Jahr zu Jahr, so dass ich, nach früheren Erfahrungen, hoffte, 1896
würden sich auch die weiblichen zeigen.
Ich hatte mich nicht getäuscht, sie erschienen zuerst 1895. Ich sammelte
im Mai 1896 Pollen ein, sobald er gut stäubte, musste ihn aber wohl 8— 10 Tage
aufheben, bis die weiblichen Blüten voll entwickelt waren.
Den Tag habe ich aber gut getroffen, denn von über 30 bestäubten Blüten
ist nur eine sitzen geblieben, alle anderen haben sich gut entwickelt. 1896
wurden die Zapfen so gross wie Lamberts Haselnüsse und entwickelten sich
1897 kräftig weiter. Am 30. September 1897 hatten sie ihre volle Reife erlangt
und begannen aufzuspringen.
Dies ist die dritte Koniferen-Art, bei welcher mir die Befruchtung durch
Menschenhand gelungen ist.
[12 Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1897.
Zuerst Abies nobilis, dann Abies Eichleri Lauche — wodurch be\Yiesen
wurde, dass diese Tanne mil Abies Veitchi Carr identisch ist — und jetzt
Pinus Jeffreyi.
Die längsten Nadeln, welche ich an diesem Baum gefunden, sind 240 mm
lang, während die Nadeln von Pinus Laricio bei mir 80 mm, die von P. Strobus
100 mm und die von P. Cembra 13,5 mm messen.
Der Baum hat in gutem Lehmboden, 30 cm über dem Wurzelhals, einen
Durchmesser von 38 cm erreicht. Höhe 10,20 m.
Besten Gruss Ihr ergebener v. St. Paul.
Der Zweig erregte wegen seiner langen Nadeln und der schön ausgebildeten
Zapfen allgemeine Aufmerksamkeit.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1897,
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen
Staaten auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden. ,
Erstattet von
Joseph Klar -Berlin, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers
und Otto Mende, Obergärtner der Stadt Berlin zu Blankenburg.
IL Gemüse.
Stangenhohne, Lima-, von San Giovanni (Phaseolns lunatns varj. Diese Bohne
verzweigte sich wie unsere Stangenbohne, setzte aber leider keine P'rüchte an
und ist nur für wärmere Klimate geeignet.
Dagegen zeigte die Kruphohne, Lima, Wunder von St. Giovanni, einen
grossen Hülsenbehang. Die Hülsen sind sichelförmig, 8 cm lang, 31/2 cm breit
und sehr flach. Die Blätter sind glänzend hellgrün, lederartig und fester als
bei unseren hiesigen Bohnen. Reif wurden die Bohnen hier auch nicht, und
somit wohl nur ein Tropengemüse. Der Geschmack dieser Bohnen war un-
angenehm.*)
Zwerg- Stangenbohne, türkische Perl-. Als Zuckerbohne dürfte vorstehende
vorzüglich sein. Die Pflanze ward nur etwa 2 m hoch, daher auch wohl der
Name Zwerg-Stangenbohne. Die Hülse ist 6 cm lang und 1 cm breit; die
Bohne selbst ist weiss und rund, fast wie eine Erbse. Eine Aliniaturbohne, die
reich behangen war.
Artischocke von Modica. Die Pflanze ist stachellos und sind die Blütenköpfe
fast violett zu nennen, Grünköpfige waren allerdings auch mit darunter. Die
Artischocken werden hier leider im Verhältnis wenig angebaut, im Süden und
in Frankreich sind sie bekanntlich ein gern genossenes Gericht.
Klettergurke, frühe con Formosa. Eine sehr zuträgliche Klettergurke, die
der früher eingeführten japanischen sehr ähnlich scheint. Mitte Oktober,
nachdem die Anlage bereits Frost bekommen hatte, hingen die Gurken noch
massenhaft an den Sträuchern.
Eleusine coracana var. Als Yokohama-Hirse uns übersandt. Eine Abart
der E, coracana, deren Samen in den Tropen zu Brot verbacken und auch
vom Federvieh gern genommen werden. Die gegabelten ährenförmigen Rispen
hatten zwar Samen angesetzt, doch wurde dieser nur zum Teil reif. Im Süden
soll dies-e Hirse immergrün sein und auch als Tropenrasen dienen. Eine
interessante Graminee.
*) Limabohnen werden in den Vereinigten Staaten viel gegessen, doch nur die reifen
Samen. L. W.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen.
53
Petersilie, Bicuoi-, von Eboli. »Sie irren sich wohl, das ist doch keine
Petersilie, sondern Sellerie«, hörte ich bei einem Rundgange durch unseren
Versuchsgarten hinter mir sprechen. Doch nein! Das Blatt dieser Pflück-
petersilie ist allerdings dem des Sellerie gleich, an Grösse und Gestalt ähnlich,
der Geruch aber verrät die Petersilie sofort. Die Blattstiele dieser robusten
Petersilie sollen analog dem Bleichsellerie als Nachtisch dienen. Ob's probatum
est? Wir können uns für Bleichsellerie' überhaupt nicht erwärmen. Das grobe
Blattwerk aber dürfte ein Hemmschuh zur Einführung der genannten Sorte sein,
da wir Petersilie nicht fein genug bekommen können. Die Pflanzen hatten
nicht übel Lust, zum Elerbst hin sämtlich durchzugehen, d. h. in Samen zu
schiessen. (Schluss folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Coriaria nepalensis Wallich.
Die vor kurzem erschienenen »Mit-
teilungen der deutschen dendro-
logischen Gesellschaft« 1897, welche
sehr interessante Berichte und Auf-
sätze enthalten, sind zum ersten Male
auch mit einer Farbentafel geschmückt.
Diese stellt Coriaria nepalensis mit
einer Traube der fünfeckigen, von
den vergrösserten, schön goldgelben
Blumenblättern umschlossenen, leider
giftigen Früchten dar; auch ist ein
Habitusbild Seite 62 beigegeben. Diese
Pflanze wurde von Herrn Hofmarschall
V. St. Paul-Fischbach aus einem Exem-
plar, das er von Herrn Max Leichtlin-
I5aden-Baden erhalten, erzogen. In
Baden-Baden ist sie winterhart. L. W.
Kleinere Mitteilungen.
Lapageria rosea.
Unter dem 17. Dezember schickte uns
Herr Hofmarschall a. D. v. St. Paul-
Illaire -Fischbach im Riesengebirge
drei dicht nebeneinander stehende
Blüten von Lapageria rosea, die nicht
weniger als 10 cm lang waren, und
schrieb dazu:
»Bitte, sagen Sie mir ehrlich, ob
Sanders Lapageria rosea var. ,,Ilse-
manni"*) wesentlich besser ist als diese
Blüte. Ich bin ein besonderer Lieb-
haber von Lapageria rosea und habe
Prachtstücke davon. Als Beweis sende
ich Ihnen eine Photographie, welche
sich Herr Ludwig Möller durch
meinen Gärtner hat machen lassen.
Die Reichblütigkeit hängt meiner
Ansicht nach weniger mit der Varietät
zusammen als mit der Kultur. Eine
ganz gewöhnliche, allerdings sehr
hübsche Form blüht bei mir stets in
Sträussen. 12 bis 15 Blüten sind nichts
besonderes. Ich habe aber heute 24
offene Blüten und gefärbte Knospen in
einem Klumpen gezählt; das war die
Gabelspitze einer Ranke und dicht
daneben, auf einer Länge von 50 cm —
*) Gartenfl. 1897 S. öiy u. t 144.5.
nein, ich habe eben nachgemessen,
auf nur 40 cm — sitzen an einer
Ranke dieselbe Zahl,
Nicht immer entwickeln sich die
Blüten in der Richtung nach der Spitze
zu; oft machen sie es umgekehrt. So
hatten die beifolgenden Blüten der
Chats worth Variety noch mehrere
dicke Knospen dicht hinter sich.
V. St. Paul.«
* * *
Wir sprachen Herrn Hofmarschall
V. St. Paul unsere aufrichtigste Freude
über seine Kultur aus und konnten
offen erklären, dass seine Blumen
grösser seien (10 cm lang), während
die der Sanderschen var. »Ilsemanni«
nur 8 cm lang wären. Dagegen
ständen bei »Ilsemanni« die Blumen
sehr dicht.
Kultur der Lapageria rosea.
Fischbach, den 28. Dezember 1897.
Ich denke, es wird unsere Vereins-
genossen interessieren, einige reich-
blütige Lapageria - Ranken zu sehen,
daher sende ich Ihnen eine kleine
Probe aus meinem Kalthause. Es
scheint mir, als hätten wir wohl die
richtige Kultur getroffen. Mein Haus
54
Kleinere Mitteilungen.
liegt von Norden nach Süden, diese
Pflanzen nehmen einen Teil der Ost-
fenster ein. Sie sind im freien Grunde
ausgepflanzt in reiche Moorbeeterde,
mehr Heideerde als Moorerde. Diese
Blütenranken sind sekundäre Triebe
der etwa 8 bis lomm dicken Haupt-
triebe. Nach der Blüte schneide ich
kräftig zurück und giesse im Sommer
öfter mit Düngewasser (Wagnerscher
Gartendünger i Gramm auf das Liter
Wasser). Weder die grossblütige Form,
welche ich Ihnen neulich sandte, noch
die weisse blühen ganz so reich wie
die heutige kleinere rosa Form; ich
habe sie aber gekreuzt und habe auch
schon Pflanzen dieser Kreuzung.
Hoffentlich erben sie die guten Eigen-
schaften beider Eltern.
500 Blüten gleichzeitig offen zu sehen,
habe ich jeden Herbst das Vergnügen.
Temperatur unter lo^. Jetzt nachts 3O.
V. St. Paul.
Obstgärtner in Magdeburg.
Die Anstellung eines praktisch er-
probten undtheoretisch gebildeten Obst-
gärtners in Magdeburg mit einem An-
fangsgehalte bis zu 3000 M.jährlich wurde
in der letzten Stadtverordneten -Ver-
sammlung des alten Jahres beschlossen.
So notwendig eine derartige Kraft auch
erschien, so stiess die Magistrats-Vor-
lage doch auf den hartnäckigsten und
zähesten Widerspruch und zwar von
einer Seite, von der man ihn am aller-
wenigsten hätte erwarten sollen. Unsere
fünf Landwirte nämlich kämpften mit
aller Entschiedenheit dagegen und
vertraten die Ansicht, dass ein Obst-
gärtner wohl einmal in fünf Jahren not-
wendig werden könnte, dass aber die
Neuanpflanzungen, die der Magistrat
plant, von jedem einigermassen ge-
bildeten Gärtner ausgeführt Averden
könnten. Also die Pflanzung selbst,
die Auswahl der Sorten — es handelt
sich zum Teil mit um Bepflanzung der
Wege auf den Rieselteldern — , der
Schnitt und die Pflege in den ersten
Jahren ist eine Sache, die man unter-
geordneten Kräften anvertrauen kann!
Dem energischen Eintreten unseres
Herrn Stadtrats Reimarus und des
Herrn Oberbürgermeisters Schneider
ist es hauptsächlich zu danken, dass
die Vorlage trotz des Widerspruches
dieser Sachverständigen mit grosser
Mehrheit angenommen wurde, . und
hängt nunmehr das Gelingen des von
vielen Seiten dankbar anerkannten
Vorgehens unseres Magistrats in erster
Linie mit von der Wahl eines tüchtigen
Fachmannes ab. Diesem Fachmanne
bietet sich eine überaus schwierige,
aber auch dankbare Aufgabe. Zunächst
handelt es sich um Bepflanzung der
Wege unserer Rieselfelder und Er-
weiterung der Herrenkrug - Obst-
plantage, die um circa 40 Morgen
vergrössert werden soll. Dann aber
soll dieThätigkeit auch eine belehrende
sein. Der Obstgärtner soll durch Vor-
träge anregen, soll Personen heran-
bilden, die den Schnitt und die Pflege
und sonstige gröbere Arbeiten aus-
führen, die Obstverwertung in (^ie
richtigen Wege leiten und was der-
gleichen mehr. Also ein Gebiet, wo
eine tüchtige Kraft vollauf zu thun hat
und sich für eine grosse Stadtgemeinde
bald unentbehrlich machen kann. —
Hoffen wir, dass dieser treffliche Plan
nicht nur der Stadt Magdeburg, sondern
dem gesamten deutschen Obstbau zum
Segen gereichen möge.
H. Schaefer.
Wettbewerb für Crimmitschau.
Dem Verein Deutscher Gartenkünstler
ist seitens des Stadtrathes zu Crimmit-
schau die Ausschreibung eines Wett-
bewerbes übertragen worden. Es
handelt sich um die Erlangung ge-
eigneter Entwürfe zur Umwandlung
des an der Leipziger- und Zeitzerstrasse
daselbst gelegenen, ungefähr 1 ha
grossen Gottesackers in eine öffentliche
Parkanlage (Bismarckhain). Gefordert
werden ausser einem Lageplan in far-
biger Ausführung nur ein Erläuterungs-
bericht und ein allgemeiner Kosten-
überschlag. Als Preise sind 300, 200
und 100 Mark ausgesetzt. Das Preis-
gericht besteht aus 4 Gartenkünstlern,
dem Bürgermeister von Crimmitschau
und zwei Mitgliedern des ßismarckhain-
ausschusses daselbst. Die Einreichung
der Entwürfe hat bis zum 15. März
d. J. an die Stadtverwaltung zu
Crimmitschau zu geschehen. Die Unter-
lagen sind für die A^ereinsmitglieder
von dem Schriftführer des ^'ereins,
dem Stadtobergärtner Weiss, Berlin
NW. 21, Bredowstrasse 42 zu beziehen.
Unterrichtswesen. — Aus den Vereinen. — Ausstellungen und Kongresse.
55
Unterrichtswesen.
Städtische Fachschule für Gärtner in Berlin.
Die städtische Fachschule tür Gärtner
in Berlin, die vom Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues mit unter-
halten wird, zählte im Sommerhalbjahr
12, in diesem Winterhalbjahr 1897/98
115 Schüler.
Reorganisation
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt Potsdam
In der Dezember-Versammlung des
»Gartenbau- Vereins für die Grafschaft
Wernigerode« wurde von einigen Mit-
gliedern der Antrag geteilt: Der Verein
möge zu der die Fachzeitschriften jetzt
vielfach beschäftigenden Frage »Die
Ausgestaltung der Gärtner-Lehranstalt
Potsdam« Stellung nehmen. Der Vor-
sitzende des Vereins, Herr Gartenbau-
direktor Koopmann, der selbst bereits
in einer Broschüre zu dieser Frage
Stellung genommen hat, erklärte sich
auch für diesen Antrag und schlug
vor, zu diesem Zwecke eine Kommission
von Mitgliedern des ^'ereins zu wählen,
der er nicht angehöre. Dieser Antrag
wurde angenommen; es wurde eine
Kommission gewählt und derselben auf-
getragen, endgiltigeBeschlüsse zu fassen.
Die Kommission trat am Donnerstag,
den 16. Dezember 1897 im Hotel
Monopol zusammen und fasste nach
eingehender Kenntnisnahme der bereits
in den Fachzeitschriften über diese
Frage erschienenen Artikel folgende
Beschlüsse:
1. Der Errichtung einer gärtnerischen
Hochschule in Verbindung mit dem
in Dahlem projektirten botanischen
Garten wird zugestimmt;
2. zum Besuch der Hochschule ist
das Zeugnis der Berechtigung zum
Einjährig-Freiwilligen Militärdienst
erforderlich;
3. der Eintretende hat mindestens
eine zweijährige Lehrzeit in einer
Gärtnerei nachzuweisen. Er muss
in mehreren Zweigen der Gärtnerei
praktisch gearbeitet haben;
4. die Benutzung des Botanischen
Gartens ist den Eleven in gleicher
Weise wie den Studierenden der
Universität zu gestatten;
5. dem Versuchswesen ist eine den
landwirtschaftlichen Hochschulen
entsprechende Bedeutung beizu-
messen;
6. der Unterricht ist nicht allein auf
die Theorie, sondern auch auf die
Praxis auszudehnen. Die Eleven
sind nur für Lehrzwecke zu prak-
tischen Arbeiten heranzuziehen.
Aus den Vereinen.
Winterfest
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Zum Winterfest des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues am 13. Jan.
hatten sich bis zum 6. Januar über
200 Personen gemeldet.
Der Potsdamer Gartenbau-Verein
wählte in der Generalversammlung
am 6. Januar d. J. den Inspektor der
Königl. Gärtner-Lehranstalt am Wild-
park Herrn Th. Echtermeyer zum
1. Vorsitzenden^
Ausstellungen und Kongresse.
Liegnitz. Wir machen nochmals
auf die II. grosse Winterausstellung in
Liegnitz vom 21. — 25. Jan. aufmerksam.
Die Räume des Schiesshauses mussten
wegen der vielen Anmeldungen noch
wesentlich erweitert werden und um-
fassen über 2000 qm. Ganz besonders
interessant werden auch die ver-
schiedenen in Thätigkeit vorgeführten
Heizungen werden; u. a. wird Otto
Peschke-Berlin sich daran reich betei-
ligen. Getriebene Pflanzen dürfen
nur vom Liegnitzer Verein, dem grössten
Schlesiens, ausgestellt werden. (Warum?
Fürchtet man, dass sonst Andere ihnen
die Preise wegschnappen würden?) In
Schnittblumen istdieKonkurrenz
für ganz Deutschland offen. Als
Transportart empfiehlt die Ausstellungs-
leitung Versendung per Post mit
56
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
grünen Zetteln und der Aufschrift:
,, Dringend, lebende Pflanzen", was zwar
1 M. Porto mehr kostet. Die Gärtner-
versammlung am 22. und 23. Januar
wird sehr interessant werden. — Das
Komitee hat zu Neujahr sehr hübsche
Reklamekarten als Glückwunschkarten
versandt. Anmeldungen an Herrn städt.
Parkinspektor Stamm ler-Liegnitz.
München. Am 13. November fand
auch in München eine grosse Chry-
santhemum-Ausstellung statt, um deren
Zustandekommen sich besonders Hof-
lieferant Roth der Kgl. Hofgärten, die
Stadtgärtnerei, die Gärtnereibesitzer
Aug. Buch ner & Co., Joseph Koch
und Weinmayr verdient machten.
Ganz besonders gefiel auch die Her-
stellung einer Art japanischen Gartens
durch die Gruppe Hochstämme der
gräflich Landberg-Hallberger'schen
Gärtnerei (Vorstand Burghard), in
welcher sich die polychrome Gestalt
einer Japanerin erhob, überschattet
von zartem Bambus aus dem Hall-
berger'schen Garten.
Personal-Nachrichten.
Der Gründer der Firma Rathke &
Sohn in Praust bei Danzig, Herr
Anton Rathke, welcher sich schon
seit einer langen Reihe von Jahren
vom Geschäft zurückgezogen hatte,
f am 21. Nov. 1897 zu Danzig im 85.
Lebensjahre.
L. Wittmack ist zum korrespon-
dierenden Mitgliede der Gartenbau-
Gesellschaft in Frankfurt a. M. ernannt.
Der Kunst- und Handelsgärtner Max
Deegen zu Köstritz f am 22. Dez. 1897
im 56. Lebensjahre. Das Geschäft
hatte derVerstorbene bereits vor Jahres-
frist seinem Sohne Adolf übergeben,
welcher dasselbe unter der alten Firma
Max Deegen (Christian Deegen Nach-
folger, gegründet I826) weiterführt.
Bekanntlich sind die Haupt-Spezialitäten
dieses alten Geschäftes die Georginen,
aber auch die Rosen.
Dem Obergärtner a. d. Friedrich
Kuhlmann zu Haus Kaldenhof im
Kreise Hamm ist das Allgemeine Ehren-
zeichen verliehen.
Johann N. Hauser, ein geborener
Bayer und einer der ältesten Schnitt-
blumenhändler in New-York, f daselbst
am 24. Oktober im Alter von 81 Jahren.
Raoul, Lehrer für Tropenkultur an
der französischen Kolonialschule in
Marseille , der in Begleitung von
Lehiedeux Ceylon, Java und Sumatra
bereiste, ist mit reichen Schätzen heim-
gekehrt.
Tagesordnung
für die
843. Versammlung des Vereins z. Beföräeruno il. Gartenliaues 1. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 20- Januar 1898, 6 Uhr
im grossen Hörsaal der landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42.
iJiP^ Des Gebiirtstagsfestes Sr. Maj. des Kaisers wegeu Ihidet die iiäcliste
g^" Tcrsamiiiluiig am Donnerstag, den 20. Januar statt.
I. Ausgestellte Gegenstände. — 2. Vortrag des Herrn Dr. Diels: Ueber die Flora
China's. — 3. Verschiedenes.
Dieser Nummer liegt für die Mitglieder des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues der neue 140 Seiten gr. 8^ umfassende Bibliotheks-
katalog bei. Nichtmitglieder können denselben gegen Einsendung von
50 Pf. an das General-Sekretariat, Berlin N., Invalidenstr. 42, erhalten.
Gartenflora 1898.
Taf. 1447.
AECHMEA CYLINDRATA LlNDM.
Aechmea cylindrata Lindman.
^Hierzu Tafel 1447.)
ÖTLn der Bromeliaceen-Sammlung des Kgl. Botanischen Gartens zu Breslau
^ wurde aus Samen, welche Herr Dr. Fritz Müller aus Blumenau (Brasilien)
mir gütigst übersandt hatte, die abgebildete Art erzogen und mehrere Exemplare
dieser neuen Einführung blühen bereits. Die Aufzucht aus Keimpflanzen
bis zur vollen Entwicklung hat etwas über drei Jahre in Anspruch genommen:
da alle Exemplare sich durch reichliche Ausbildung starker Nebenrosetten
auszeichnen, dürfte die Art von nun an jedes Jahr während einiger Wochen
die Warmhäuser mit ihren schönen Farben schmücken.
Aechmea cylindrata wurde zuerst von Alosen bei Santos (Prov. Sao
Paiilo) aufgefunden und in Alkoholexemplaren nach Europa gesandt; später
erkannte ich (Monographie der Bromeliaceen in DC. Monogr. phanerog. EX.,
p. 270), dass aus Sta. Catharina stammende Herbarexemplare derselben Art
angehören.
Die Gelegenheit, frische Pflanzen zu untersuchen, lässt die nach Lindmans
Abbildung (Svensk. Ak. Handl. XXIV, t 8, fig. 28-35) und nach Herbarmaterial
gegebene Diagnose mehrfach erweitern und ergänzen.
Die blühende Pflanze erreicht 0,5 m Höhe; ihre (15—20) elegant bogen-
förmig abwärts gekrümmten Blätter sind so düster grün, wie man dies bei
Bromeliaceen selten findet. An der jugendlichen Pflanze zeigen die Blätter
meist feine rote Längslinien, später ist diese Zeichnung nur noch den Blatt-
scheiden eigen, hier aber stets auffallend. Der Blütenschaft wird vollständig
von den innersten, zu einer steifen aufrechten Röhre zusammengerollten Blättern
verborgen; der Blütenstand taucht gerade aus der Rosette hervor. Die Bracteen
der Blumenauer Pflanze sind ansehnlich gross, aber doch viel kleiner, als dies
nach Lindmans Zeichnung anzunehmen war, wo auch die fast an der Spitze
des Blütenstandes befindlichen die Blüten noch überragen, während bei unserer
Pflanze nur die untersten etwas länger sind als die Blüten. Blütenstandsaxe,
Fruchtknoten und Kelch sind zart rosenrot, letzterer am Rande dunkler gefärbt
und in die starken, braunroten Stachelspitzen auslaufend. Blumenblätter unten
weiss, in der Schlundgegend tief violettblau, dann nach oben hellblau und
am Rande wieder dunkelblau. Filamente hellblau, Antheren und Narben
dunkelblau.
Die Verwandtschaft dieser schönen Art mit Ae. nudicaulis und Ae.
aureo-rosea ist ausserordentlich nahe, doch ist, auch abgesehen von Wuchs
und Blütenfärbung, die Wichtigkeit der Merkmale, durchweiche ich die Arten
unterschieden hatte, durch das Studium der lebenden Exemplare bestätigt
worden. Bemerkenswert erscheint, dass die blauen Blüten der Ae. cylindrata
(ganz ebenso wie die gelben von Ae. nudicaulis. Lindeni, calyculata etc.
- ^ Der Pflanzenschmuck, im Königlichen Schlosse.
und wie die tief violetten von Ae. aureo-rosea) sehr bald braun werden.
Das Aufblühen der Inflorescenz beginnt etwa in der Mitte und geht gleich-
massig nach oben wie unten hin fort.
Wie alle aus den südlichsten Provinzen Brasiliens eingeführten Broraeliaceen
ist Ae. cylindrata sehr leicht zn kultivieren und erträgt selbst niedere
Temperaturen vorzüglich. Sie sei Kennern und Liebhabern empfohlen.
Breslau, Prof. Dr. Carl Mez.
Der Pflanzenschmuck im Königlichen Schlosse am Krönungs-
und Ordensfeste, den 16. Januar 1898.
(it Genehmigung des Ober-Hofmarschalls Seiner Majestät des Kaisers und
Königs, Sr. Excellenz Graf August zu Eulenburg, besichtigte der
neu gebildete Ausschuss für Pflanzendekorationen unter der kundigen Führung
des Kgl. Hofgärtners Xietner-Charlottenburg, zu dessen Dienstobliegenheiten
die Pflanzen- und Blumendekorationen in den Königlichen Schlössern von
Berlin gehören, die Dekorationen im Kgl. Schlosse am Krönungs- und ( frdens-
feste. Es war dem Ausschuss vorher mitgeteilt worden, dass am Orden sfeste
eigentlich kein grosser Schmuck auf diesem Gebiete entfaltet werde, sondern
dass das erst am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers geschehe; trotzdem aber
gewährte das, was die Teilnehmer sahen, denselben einen hohen Genuss und
manche gute Anregung nahmen sie mit von dannen. Nachdem man die Pflanzen-
gruppen im Königinnen-Gemach, in der Bildergallerie und in der Neuen Gallerie
neben dem weissen Saal besichtigt, wurde der Blick ganz besonders gefesselt
durch die leichte und gefällige Dekoration der beiden Fontänen an der Treppe,
die vom weissen Saal nach der Kapelle führt. Diese beiden Fontänen springen
nur wenig aus der Wand heraus, ein mächtiger Adler jederseits, der in Haut-
relief dargestellt ist, speit das Wasser auf die beiden flachen Oberlichter der
Treppe, so dass diese Oberlichter etwas unter Wasser stehen oder wenigstens
davon überrieselt werden. So dienen die beiden Oberlichter gewissermassen
als Fontänenbecken, eine für die örtlichen Verhältnisse sehr sinnreiche Idee
des Herrn Kgl. Hofbaurat Geyer.*) Für den Dekorationsausschuss war die
Umrahmung dieser Oberlichter die Hauptsache und ganz besonders schön
nahmen sich diese von der Seite aus. Beide Oberlichter waren symmetrisch
von Phönix, die sich in eleganter Krümmung abwärts bogen, von Chamaedoreen,
Dracaenen, Caladien, Anthurium regale, Farnen und anderen Blattpflanzen,
unter denen Reineckia carnea mit ihren schmalen Blättern gewissermassen
das Gras vertrat, umrahmt. Von diesem verschiedenen Grün hoben sich
blühende Pflanzen, Tulpen, Azalea mollis und was wir noch nie gesehen: ge-
triebene Pirus spectabilis, malerisch ab. Es ist das Treiben von P. spectabilis,
wie uns Herr Hofgärtner Nietner mitteilte, ein erster Versuch, er ist aber
vollständig gelungen, nur sind die Blumen statt rosa fast weiss. — In der Kapelle
war links und rechts vom Altar eine Palmengruppe aufgestellt.
*) Es würde noch besser aussehen, wenn das Oberlicht aus einem Stück Glas wäre,
die Fenstersprossen also wegfielen; doch dazu sind die Flächen wohl zu gross.
Der Prianzenschmuck im Königlichen Schlosse.
59
Die Hauptsehenswürdigkeit bildete der weisse Saal, in welchem die
hervorragendsten Herrschaften ihren Tischplatz erhalten. Der Platz Sr. Majestät
des Kaisers war an der Fensterseite nach Westen (nach dem Denkmal Kaiser
Wilhelms I. hin); vor dem Platze des Kaisers befand sich das grösste Prunk-
stück aus dem »Städtesilber«, jenem Schatze, den die Städte dem Kaiserpaar
zur Hochzeit verehrt: ein Nachen mit einem Friedensengel, dem am Ordensfest
ein grüner Palmenzweig in die Hand gegeben wird. Schon zur Zeit der
Königin Louise sollen Palmenzweige auf dem Ordensfeste einen hervorragenden
Tafelschmuck gebildet haben. Die übrigen kostbaren Gefässe, Tafelaufsätze,
\'asen undSchalen diesesSilberschatzes warenmeistens zur Aufnahme von Blumen
bestimmt; ausserdem waren noch zahlreiche Drahtkörbe mit Grün bepflanzt
und mit Blumen besteckt. Oft hatte jeder Korb nur eine Sorte Blumen in nur
einer Farbe, so z. B. ein Korb mit rosa A^elken, ein Korb mit roten Alpen-
veilchen, einer mit lila Anemonen, weissen Levkoyen etc. Auch in den hohen
Silber-Aufsätzen war oft nur eine Sorte Blumen^ z. B. in mehreren gelbe
Narzissen oder Akazien, was sich sehr gut ausnahm.
Ganz besonderer Wert war auf das Grün in den Körben gelegt; man
sah namentlich die schöne Selaginella Emmeliana, Pteris serrulata crispa,
Adiantum etc., und nahmen sich der getriebene Flieder, die Anemonen etc.
dazwischen sehr schön aus.
Früher wurden diese Körbe bedeutend grösser und breiter als jetzt gemacht,
was die Tafel sehr beengte; das darf jetzt nicht mehr sein; alles soll möglichst
einfach gehalten sein. So sah man auch z. B. keine Ranken von Asparagus
medeoloides auf dem Tischtuche. Ebenso dürfen keine stark riechenden Blumen
auf der Tafel stehen, um durch den Geruch nicht zu betäuben. Dass nur
niedrige Körbe und Schalen, welche den Blick nicht stören, genommen werden
dürfen oder wieder ganz hohe Aufsätze, welche auch nicht stören, ist selbst-
verständlich.
Zwischen den Körben und Vasen standen noch kleinere Gläser und
Väschen für einzelne oder einige wenige Blumen, die schon allein durch ihre
einfache und geschmackvolle Form sehr gefielen.
Schliesslich besah man noch in dem Kellergeschoss die ^'orbereitungs-
und Aufbewahrungsräume und schied, dankbar für alles Gesehene, von dem
liebenswürdigen Führer, Herrn Kgl. Hofgärtner Nietner.
Wir aber wollen unseren Bericht nicht schliessen, ohne noch einer schönen
Anordnung bei der Tafel zu gedenken: Im weissen Saale erhalten wie gesagt
nur die allerhöchsten und höchsten Herrschaften etc. Platz und nur für diese
werden Plätze belegt. Alle anderen ca. 800 Eingeladenen am Ordensfeste
müssen in der Bildergallerie und in anderen Räumen speisen, wobei alle
Standesunterschiede aufhören.
Mitten in dem offenen Viereck, welches die beiden Tafeln des weissen
Saales bilden, gewahrt man aber eine schmälere Tafel, und hier erhalten, wie
teilweise auch an der Haupttafel, Vertreter aller Ordensklassen, darunter auch
Männer aus den Unterbeamtenkreisen, aus denen der Feldwebel, Wachtmeister etc.
Platz. So sitzen denn hier vielfach ganz einfache Leute umgeben von den
höchsten Würdenträgern! L, W,
(3q Das Jagdschloss zu Stützerbach.
Das Jagdschloss zu Stützerbach.
Von Ökonomierat R. Goethe-Geisenheim a. Rhein.
(Hierzu Abb. 1 1 u. 12.)
twa zwei Wegstunden von Ilmenau entfernt liegt in einem erweiterten
Hochthale des Thüringer Waldes nahe dem Rennsteige, dem Kamme des
Gebirges, das gewerkthätige Städtchen Stützerbach, zur einen Hälfte dem Gross-
herzogtume Sachsen Weimar angehörig, zur andern Hälfte preussisch. Hier
ist der Sitz einer überaus leistungsfähigen Glasindustrie, hier werden von den
Thermometern an bis zu den allerfeinsten Apparaten der Chemie und Physik
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Abb. II. Das Jagdschloss von Ernst August in Stützerbach lySo.
Geräte aus Glas hergestellt, die in alle Welt hinausgehen und sich überall eines
guten Rufes erfreuen.
»Blickt man von der höher am Waldeshange in weitem Bogen zum Renn-
steige hinaufziehenden Landstrasse über den betriebsamen Ort und seine Fabriken
hinweg, so trifft das Auge da, wo die Landesgrenze den Ort teilt, auf einen
scharf in das Bild hineinspringenden Hügel, den man den Schlossberg nennt
und an dessen Fusse sich ein grosser Weiher hinzieht. \on einem Schlosse
oder doch wenigstens von dessen Ruinen ist nichts zu sehen; der Hügel ist
kahl, nur dass man bei schärferem Betrachten eigentümliche Vertiefungen und
Erhöhungen bemerkt, die freilich ganz von Rasen überzogen sind, aber doch
in ihrer teilweisen Regelmässigkeit und Form den Eindrucl^ von Überbleibseln
einstiger menschlicher Thätigkeit hervorrufen.
Und das sie dies auch thatsächlich sind, lehrt eine im Forsthause Gabel-
bach unter den interessantesten Erinnerungen an die Dichterzeit Weimars auf-
gehängte farbige Skizze des Bergmeisters Mahr, welche das Jagdschloss Ernst
Augusts darstellt, wie es 1730 auf dem jetzigen Schlossberge in Stützerbach
Das Jagdschloss zu Stützerbach.
6\
et-baut wurde. Die beifolgende Kopie giebt das etw s ^--f ^^^^^^^^^^^^^^
genau nieder. Man sieht eine von den damaligen gärtnerischen Anscha^unen
der Zopfzeit beherrschte, sehr merkwürdige Anlage vor sich, die mit
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Äs-,
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Abb. 12. Wasserfall bei Stützerbach.
Gezeiclinet von R. Goethe.
schreckend langweilige,, Wegen und mit Wasserkünsten ausgestattet ist^ die
weit davon entfernt sind, einen grossartigen Eindruck zu macheu, der _\eptun
wenigstens am unteren Ende spielt in seiner Einsamkeit eine Mitleid erweckende
Rolle" Das gänzliche Fehlen der Bäume lässt sich vielleicht damit begründen,
dass man inmitten der ausgedehntesten Waldungen auch einen durchaus bäum-
02 Die Vögel im Garten.
freien Ort haben wollte, an welchem das übrigens recht einfache, mit eisem
roten Ziegeldache versehene Jagdschloss zur vollen Geltung käme. Und doch
haben gerade die prächtigsten Wälder der damaligen Zeit, die auch heute noch
das Herz eines jeden Naturfreundes entzücken, gewiss die haltlose Unnatur
dieser Anlage auf das schärfste hervortreten lassen ! Ebenso gewiss wurde sie aber
einstmals bewundert, und wer noch daran zweifeln sollte, dass die landläufigen
Begriffe des Schönen der Mode unterworfen sind, der überzeuge sich an diesem
Beispiele von der Richtigkeit des Gesagten. Immerhin verdient diese Anlage
als charakteristisches Zeichen des Gartengeschmackes jener Zeit volle Be-
achtung.
Mit ganz unzureichenden Mitteln sehr leicht gebaut, war, wie mir Herr
Geheimrat Schwan itz in Ilmenau freundlichst mitteilte, das Jagdschloss
schon 16 Jahre nach seinem Entstehen der Ausbesserung bedürftig und heute
erinnern nur noch die mit Gras überzogenen Stellen, an denen sich die Kaskaden
befanden, und ebenfalls übergrünte Einschnitte der oberen festungsartigen
Terrassen an die bessere Zeit, welche der Schlossberg zu Stützerbach ehemals
gesehen hat. »Sic transit gloria mundi«, darf man wohl auch hier mit einiger
Berechtigung ausrufen. —
Kaum zweihundert Schritte vom Schlossberge entfernt, trifft der Wanderer
auf ein anderes Bild, geschaffen von dem Gebirgsbache, der den oben er-
wähnten Weiher speist und sich unterhalb desselben in scharfen Windungen
und bei starkem Gefälle durch Felsen hindurchzwängen muss, wobei er eben-
falls Kaskaden bildet (Abb. 12). Hier eine Schöpfung der Natur und dort oben am
Berge eine solche der Kunst! Welche von beiden hat grösseren Anspruch darauf,
»schön« im wahren Sinne des Wortes genannt zu werden? Die Antwort auf
diese Frage fällt wohl nicht schwer. Hier tritt die Natur als Lehrmeisterin
auf, indem sie jedem, der Augen dafür hat, zeigt, was an solcher Stelle und
unter solchen Verhältnissen das Schönste ist.
Die Vögel im Garten.
Von Gustav Heick- Kerpen bei Köln,
iie Klagen über die Abnahme der Singvögel in unseren Landen mehren
Ok^ sich von Jahr zu Jahr und wir glauben, dass nur ein Arbeiten im grossen
Ganzen, eine verbesserte oder ausgedehntere Gesetzgebung über den Vogelschutz
und dergl. mehr dieser Vogelverminderung Einhalt zu thun vermöge; das
Mühen des Einzelnen, denkt man, verschwinde gegenüber den vielen Nach-
stellungen, die die Singvögel an allen Enden erdulden müssen und denen sie
schliesslich unterliegen werden; es sei vergeblich. Und doch vermag gerade
der Einzelne sich in seiner nächsten Nähe, in seinem Garten, in seinem Park,
auf seinem ganzen Bodenbesitz ein reiches Vogelleben zu verschaffen: wenn er
den lieblichen Sängern und unentbehrlichen Hilfskräften im ^'ernichtungskampfe
gegen das schädliche Ungeziefer diejenigen Lebensbedingungen verschafft, die
ihnen der Fortschritt der Kultur genommen.
Denn es sind nicht nur die Nachstellungen, die den Bestand an Sing-
vögeln vermindern, die Nachstellungen der Menschen und des Raubzeuges, das
Morden zur Wanderzeit an den italienischen Küsten und dergleichen mehr, das
Die Vögel im Garten. Qo
ist schliesslich auch früher so gewesen, manches vielleicht noch mehr als
heute; es ist das Fortschreiten der Kultur, wodurch den Vögeln nach und nach
Nistgelegenheit, Schlupfwinkel, Schutzplätze, Nahrung u. s. w. weggenommen
wird und dem Vermehren der Vögel Einhalt geschieht.
Und hier setzt der Gartenfreund ein und schafft seinen Lieblingen das
alles wieder: ein dichtes Gehölz, trauliche, sichere, dornige Plätzchen und
dabei Nahrung genug, Sommer und Winter Beeren, Früchte und Samen in
reicher Fülle und Mannigfaltigkeit an Baum und Strauch.
Bei der Neupflanzung oder Umänderung eines Gartens soll bei der Wahl
des Ziergehölzes darauf Bedacht genommen werden, dass dasselbe neben seinem
Schmuckwert auch das alles bietet, was den Vögeln nach Vorgesagtem mangelt.
Meist vereinigen die Gehölze alles das in sich, was wir von ihnen verlangen,
aber doch muss die Wahl richtig getroffen werden. In Hasel-, Hollunder-,
Syringengebüsch werden wir vergeblich nach Vogelnestern suchen, das giebt
keinen Halt zu sicherem Nestbau, aber dichte Pyramiden, wie Wachholder,
Pyramideneiche, Pyramiden-Feldrüster und dergleichen dichtlaubige Bäume,
das ist etwas, um ein Nestlein sicher und versteckt anlegen zu können.
Meist ist aber für ein dichtes Strauchwerk zu sorgen, und da ist nichts
Schöneres zu denken als ein Gebüsch von der Alpenjohannisbeere, Ribes
alpinum. Das Äussere des Strauches ist allerdings von nicht so grosser Schön-
heit und seine Blüten sind unscheinbar, darum wohl wird man ihn auch wenig
in den Verzeichnissen der Baumschulerzeugnisse finden, aber für unsere Zwecke
ist er unvergleichlich. Aus Wurzelausläufern treibt er immer wieder neue
Zweige hervor, dass bald ein fast undurchdringliches Dickicht gebildet wird — da
werden bald leichtbeschwingte Miether sich einfinden. Eine besonders wert-
volle Eigenschaft hat die Alpenjohannisbeere noch dadurch, dass sie im Schatten
gut gedeiht und sich als Unterholz gut verwenden lässt.
Diesen Vorzug hat auch der Pfeifenstrauch, wilder Jasmin, Philadelphus
coronarius; wenn er aber frei oder nicht zu schattig steht, dann wird's ein so
dichter Strauch, dass zum Nestbau ein besserer kaum gesucht zu werden
braucht. Und dann zur Blütezeit das duftende Hochzeitskleid und aus den
Blütenzweigen das Liebeslied der Nachtigall! — glücklicher Gartenfreund! —
Der Jasmin treibt ebenfalls leicht Wurzelsprossen; steht dann so ein Strauch
einzeln im Rasen, so bildet er bald eine Strauchgruppe für sich, die als Schutz
für die Vögel einer Gruppe aus gemischten Holzarten vorzuziehen ist.
Von dornigem Strauchwerk haben wir einige hübsche Arten, die, dem
Gehölzrand vorgepflanzt oder als Zwischenpflanzung benützt, von grosser
malerischer Wirkung sind. Im Walde finden wir manchmal undurchdringliche
Dickichte von der Brombeere, ihre dornbewehrten Ranken weithin sendend;
solches Urdickicht können wir im Park oder grösseren Garten recht gut schaffen,
die \'ögel werden diese Festung bald kennen und besonders im Winter, wenn
sie den Nachstellungen der Raubvögel mehr als sonst ausgesetzt sind, dort
sicheren Schutz finden.
Etwas Reizenderes für den Garten als die zartrankige Waldrose ist kaum
zu denken. Der Strauch mit seinen weissen, poetischen Röslein und den
duftenden Blättern wird bis ein Meter hoch; er wird von den am Boden
nistenden ^'ögeln gern aufgesucht. Von den Wildrosen sind alle Arten zu
verwenden, ein dichtes Dornicht lässt sich aber besonders aus der Heckenrose.
Qa Die Vögel im Garten.
Rosa canina, herstellen. Im Garten finden sich wohl hin und wieder \Vu.rzel-
stöcke von Hochstammrosen, von denen die Edelkronen aus irgend einem
Grunde abgestorben, der Wurzelhals aber gesund geblieben ist. Das ist das
rechte Material, eine "Wildrosenanlage zu machen. Sind die Pflanzen in nicht
zu grossen Abständen gepflanzt, so wird es bald kräftig aufspriessen, aber nach
drei Jahren werden die jungen Triebe wieder sämtlich abgeschnitten, bis auf
die kräftigen Schösslinge, wie wir sie uns wohl zur Rosenokulation wünschen.
Diese werden dann in verschiedener Höhe über einem Auge abgeschnitten, wo sich
dann eine dichte Krone bildet, die zum Xestbau besonders gern aufgesucht
wird. Dieses Dickicht mass mitunter wieder durch Abtrieb zu neuem Triebe
gebracht werden, damit kahle Stellen in demselben nicht vorkommen. Eine
solche Anlage lässt sich im Garten an wenig auffälligen Stellen recht gut an-
bringen.
Eine Weissdornhecke als Umzäunung des Gartens, das. ist etwas Rechtes
für die Vögel! Darin huscht es und baut es und fühlt sich sicher wie in
Mutters Schoss. Der Weissdorn kann aber auch, wie die Wildrosen, zur
Bildung eines Schlupfwinkels für Vögel an stiller Stelle hergerichtet werden,
es lassen sich auch in diesem Dornicht kleine Kronenstämmchen ziehen, wie
man sie häufig als Zierde in den Hecken sieht, wieder etwas für den Nestbau.
Die als Ziersträucher zu verwendenden Arten, Crataegus coccinea und C. Oxy-
acantha in den verschiedenen schönblühenden Sorten, geben ebenfalls gute dichte
Kronen, zumal wenn sie im Schnitt gehalten werden.
Es giebt noch eine grössere Zahl Dornarten, die zu unserem Zwecke gut
zu verwenden sind, aber auch andere Baum- und Straucharten, die durch richtig
angewendetes Köpfen dichte Kronen bilden, und wieder andere, die dadurch noch
besonders zu empfehlen sind, dass sie bis lange in den Winter hinein ihr Laub
behalten, hierdurch in der rauhen Jahreszeit noch einen besonderen Schutz
gewährend, z. B. Weissbuche, Liguster u. a. Dass, wo ein alter Baumstamm,
abgestorben oder im Absterben begriffen, im Garten steht, für dessen Erhaltung
Sorge getragen werden muss. ist wohl allbekannt; er giebt den Höhlenbewohnern,
den Meisen und anderen, Wohnung; wird der Stamm mit Schlinggewächs be-
pflanzt, so gewährt ein solch rankenumsponnener Baum oder Baumstumpf einen
malerischen Anblick.
Bei der Anpflanzung von Gehölzen haben wir weiter darauf zu achten,
dass diese den Vögeln reichlich Nahrung geben. Hier ist nun die Wahl sehr
gross, einige Sträucher verbinden beide Anforderungen, Nistgelegenheit und
Vogelfutter, wie die vorgenannten, Wachholder, Alpenjohannisbeere, Jasmin
Brombeeren, Wildrosen, Weissdorn, das alles trägt reichlich Früchte, die gern
gesucht werden.
Ligusterhecken sind jetzt weniger zu finden, wo aber ein solches Strauch-
werk ist, da ist es im Winter belebt von vielen Vögeln, denn Beeren giebts da
in grosser Alenge, und wenn die Hecke dicht gehalten wird, können auch
so hübsch die Nestlein hinein gebaut werden. Es lässt sich der Liguster, die
RainAveide, auch als Zierstrauch anpflanzen, es giebt recht schöne Sorten, z. B.
Ligustrum amurense, L. ovalifoliumi, dessen Blätter bei der strengsten Kälte
noch haften, L. aureo var., L. sinense; aber L. vulgare, die Heckenrain weide,
bringt die meisten Beeren. Wenn auch, wie vorhin gesagt, das Gehölz der
Syringen sich nicht zum Nestbau eignet, so möchte doch niemand diese herr-
Die Vögel im Garten.
liehen Blütensträucher entbehren, da sie aber in ihren Samenkapseln reichlich
und gern genommenes Futter bergen, so sind auch sie zum Wohle der Sing-
A'ögel in unseren Gärten notwendig.
Ein Gleiches ist mit dem Hollunder, Sambucus nigra und Abarten, der
Fall. Doch muss ich auch erwähnen, dass ein Vögiein, die Mönchgrasmücke
oder das Schwarzköpfchen gern ihr Nest in dem Hollunderbaum baut, also
dann, wenn sein Alter ihn schon zu einem Baum hat werden lassen. Die
HoUunderbeeren sind besonders beliebt, sie sind aber mehr Herbstfutter.
Die Berberitze, Sommerdorn, Berberis vulgaris und B. vul. atrop., geben
schöne dornreiche Sträucher und ihre schön roten Beeren reichlich Futter.
Desgleichen B. Aquifolium, die gemeine Mahonie, mit den schönen blauschwarzen
Beeren, die bis in den Winter hinein hängen bleiben.
Von den bekanntesten und schönblühenden Ziersträuchern liefern noch
Samen die Deutzien, Deutzia crenata, scabra u. s. w., Spierstauden, Spiraea
opuiifolia, salicitol., sorbifol. u. andere, die mehr oder weniger ihrer Früchte
und Samen wegen angepflanzt zu werden verdienen.
Unter den Baumarten sind die Linden, Birken, verschiedene Ahornarten,
Erlen, Akazien (Robinia Pseudacacia), Götterbaum (Alianthus glandulosa),
Sumach (Rhus Cotinus, R. typhina, R. glabra) aus der grossen Zahl der Futter-
spender zu nennen.
Unsere Schlingsträucher treten auch in den Reigen mit ein. Da ist der
wilde Wein, der ja wohl meist in einer Anlage zu finden ist; das herrlich
duftende Gaisblatt (Lonicera caprifolium); der Bocksdorn (Lycium) und nicht
zu vergessen unser Epheu, der im Alter seinen Blättern eine andere, lorbeer-
blätterartige Form giebt und dann im Spätherbst seine unscheinbaren gelblich-
grünen Blütchen entfaltet, die in dieser blütenarmen Zeit von tausenden von
Bienen und Bienchen besucht werden, und zum Winter kommen dann die
schwarzen oder dunkelgrünen Beeren. Diese Schlinggewächse sind so recht
geeignet, an passender Stelle angepflanzt, malerische Bilder zu geben.
Wichtig sind auch die Nadelhölzer, die Weiss- oder Edeltannen, die
Fichten oder Rottannen, die Lärchen und Kiefern, sie alle tragen reichlich ihren
Samenschmuck, die Tannenzapfen, und mit Geschick werden von vielen Vogel-
arten die unter den schützenden Schuppen wohlgeborgenen Samen herausgeholt.
Wir haben in unserem Garten eine Tannengruppe, in deren Nähe sich noch
ein Teil einer alten Ligusterhecke befindet, die an sämtlichen Trieben im
Herbst und Winter mit glänzend schwarzen Beeren geziert ist. Ist nun schon
im Sommer eine zufriedene und lustige ^"ogelschar dort, so kommen diese
fröhlichen Sänger gegen den Winter zu in ganzen Scharen aus dem nahen
Walde dorthin, sie finden den Tisch reichlich mit allerlei Leckerbissen ge-
deckt und in einem ausgelassenen Gezwitscher danken sie für das reiche
Mahl, das sie des Winters Frost und Kälte, Unbill und Graus leichter über-
stehen lässt.
Die Coniferen werden wohl meist in den Gartenanlagen nicht fehlen, es
sind von diesen die verschiedenen Thuyaarten, die Lebensbäume, T. occidentalis
in den verschiedensten Formen, die Lebensbaumcypresse, Chamaecyparis
Lawsoniana u. s. w. ; ausser dem bereits genannten Wachholder, Juniperus
communis, die verschiedenen Sadebaumarten, die Eiben, Taxus und die zier-
liche Hemlockstanne, Tsuga canadensis und manche mehr, welche reichlich
(3(5 Zur Hochschulfrage.
Samen tragen, wenn auch teils in nur kleinen Zäpfchen, aber in so grosser
Menge, dass die Vögel, zumal zur Winterszeit, sich reichlich gütlich dort thun
können.
Wie draussen in der freien Natur viele unserer einheimischen Stauden
und auch einjährige Pflanzen als Samenträger den Vögeln Nahrung bieten, so
dürften wir im Garten auch einige Stauden und einjährige Zierpflanzen zur
Samenbildung kommen lassen, um einige Leckerbissen den Vogelsängern bieten
zu können. Einige Salat-, Spinat- und Melde-Samenstauden sind stets besetzt
von der turnenden und pickenden bunten Schar, Königskerze und Sonnenblume
(Helianthus annuus) werden eifrig besucht, ja, wer einer besonders hübschen
Distelstaude an passender Stelle ein Plätzchen gönnen will, verschafft sich
eine rechte Zierde, eine solche Pflanze sieht nicht übel aus, und wenn zur Samen-
reite die Distelfinken daran herumklettcrn, so ist's, ein gar kurzweiliger Anblick.
Nun wird's gar bald in unserem Garten von Vogelgesang widerhallen, nun
wird erst recht der Garten unser liebster Aufenthaltsort werden. Und wenn
wir die Vogel- und Naturfreunde klagen hören über die \'erminderung der
Singvögel, so bedauern wir mit ihnen, dass es anderwärts so schlimm damit
bestellt ist. Bei uns aber, in unserem Garten, da huscht und flattert es, da
kost und zirpt es, da erklingen die süssen Liebes- und Jubellieder in Baum
und Strauch, vom frühen Morgen bis zum späten Abend.
Was ist das doch etwas Herrliches!
Zur Hochschulfrage.
Von H. Rotte nheusser- Köln a. Rh.
4L^)\ie iii Möllers Zeitung angeschnittene und ergiebig ventilierte Frage über
(^^^ eine zeitgemässe Fortbildung der Gärtner hat allenthalben einen un-
erwartet lebhaften Widerhall hervorgerufen.
Darin sind sich alle einig, dass ein Ausbau der gärtnerischen Unterrichts-
anstalten und namentlich der Potsdamer Lehranstalt von nöten ist, wie dies
aber zu geschehen habe, darüber gehen die Anschauungen recht weit aus-
einander.
An erster Stelle möchte ich vor allen Sonderbestrebungen warnen, und
es erscheint mir daher mindestens unpraktisch, wenn der Verein deutscher
Gartenkünstler nur eine Hochschule für die bildende Gartenkunst ersehnt; denn
erstens ist die gartenkünstlerische Thätigkeit so eng mit den anderen nicht
minder wichtigen Fächern des Gartenbaues verwebt, dass ohne deren Kenntnis
ein wirkliches Studium der Gartenkunst nicht gut denkbar ist, und zweitens ist
der Bedarf nach so einseitig gebildeten Fachleuten momentan und in ab-
sehbarer Zeit noch nicht so gross, als dass keine Überproduktion an solchen
entstände. Nach einer ungefähren Schätzung dürfte es in ganz Deutschland
nicht viel mehr als fünfzig Stadtgärtnerstellen geben, die mit mehr als 2000 M.
Anfangsgehalt dotiert sind, wovon jedoch ein guter Teil nicht über 3500 M.
hinauskommt; rechnen wir für die grösseren Städte noch ebensoviele tüchtige
Privatgartenkünstler mit akademischer Bildung, so wird deren Wirkungskreis
so ziemlich erschöpft sein, denn für die übrigen meist nicht einmal besonders
Zur Hochschulfrage. ßn
einträglichen Hof- und Privatgärtnerstellen sind ausschliessliche Gartenkünstler
nicht gut zu gebrauchen und für den übrigen Gartenbau erst recht nicht.
Angesichts dieser Thatsache wäre es gar nicht zu verwundern, wenn die
Regierung sich sagen würde: es ist geradezu ein Unding, bei dem derzeitigen
verhältnismässig geringen Bedarf an Gartenkünstlern den ganzen Apparat einer
Hochschule ins Leben zu rufen. Etwas anders klingt es aber, wenn es heisst,
dem gesamten Gartenbau, der heute im A^olkswirtschaftlichen Leben eine so
wichtige Rolle spielt, soll geholfen werden, eingedenk des alten, aber wahren
Satzes: »Die Kulturstufe eines Landes ist an der Intensität seiner Bodenbebauung
zu erkennen.«
Das Bedürfnis nach einer gründlichen, gediegenen theoretischen Bildung
ist auf allen Gebieten des Gartenbaues heute vorhanden, und bei dem innigen
Ineinandergreifen der einzelnen Fächer wäre es durchaus ungerechtfertigt, das
eine auf Kosten der anderen zu bevorzugen. Deshalb braucht die Gartenkunst
aber dabei nicht zu kurz zu kommen; man stelle auf diesem Gebiete ebenso
wie auf den anderen nur anerkannt hervorragende und erprobte Fachmänner
als Lehrer an und hole sich für die speziellen Fächer, wie Kunstgeschichte,
Ästhetik etc., Lehrkräfte von den anderen Berliner Hochschulen für einige
Stunden in der Woche heran.
Im übrigen ist die projektierte Lage in der Nähe des neuen botanischen
Gartens, der ja ein Musterinstitut auf dem Kontinent werden soll, für eine all-
gemeine Gartenbauschule derart günstig, dass man sich bei sachlicher
Erwägung jeder Agitation dagegen enthalten könnte.
Des weiteren möchte ich hier die Art der Vorbildung in Bezug auf
Schule und praktische Thätigkeit einer kurzen Besprechung unterziehen.
Fast von allen Seiten wird der Besitz des Maturitätszeugnisses verlangt.
Nach meinem Dafürhalten ist diese Forderung eine übertriebene, und zwar aus
folgenden Gründen: Unter normalen Umständen wird das Reifezeugnis zwischen
dem 18. und 20. Lebensjahre erlangt, dann soll eine zweijährige Lehrzeit folgen,
ausserdem kommt um diese Zeit das Militärdienstjahr heran, hierauf zwei Jahre
Hochschulbesuch und schliesslich noch mehrere Jahre praktischer Thätigkeit
vor dem Staatsexamen; der junge Mann wird also im günstigsten Fall 27 bis
28 Jahre alt, ehe er die Berechtigung erlangt, vielleicht als Assistent, auf die
X'akanz einer der oben genannten Stellen zu warten, oder er muss sich jetzt
einen Kundenkreis suchen, von dem er sich ernähren kann.
Zunächst bin ich der Ansicht, dass junge Leute, die bis zum 18. oder
20. Jahre die Schule besucht haben, für so ausgesprochen praktische Berufs-
arten, wie es der Gartenbau inkl. Gartenkunst ist, in der Regel überbildet sind,
d. h. die Eigenart des Unterrichts, wie sie z. B. an humanistischen Gymnasien
sich kundgiebt, drängt unbewusst zu einer mehr idealistischen Lebensauffassung,
die in der rauhen Wirklichkeit gar oft Schiffbruch leidet.
Gerade hierfür bin ich in der Lage ein praktisches Beispiel anführen zu
können: Im vorigen Frühjahr trat bei uns ein Primaner in die Lehre. Selbst-
verständlich musste er, wie das auch von vornherein ausbedungen war, alle
A'orkommenden Arbeiten mitmachen. Der junge Mann war fleissig, willig und
strebsam; als er aber nach zwei Monaten immer noch mitunter schmutzige
Arbeiten mit dem Gehilfen zusammen machen musste, da kam sein Vater und
meinte, für solche Arbeiten wäre sein Sohn vermöge seiner Vorbildung doch
Zur Hochschulfrage.
ZU gut, worauf er ihn, auf mein Zuraten und unter dem Hinweis, dass es* vom
Gärtnerlehrling bis zum Kgl. Gartendirektor doch ein weiter Schritt sei, wieder
mitnahm. Durch derart unnötig hochgeschraubte Anforderungen wird man dem
immer mehr hervortretenden sogenannten Künstler- und Gelehrtenproletariat
nur neuen Zufluss verschaffen, während andererseits eine heute schon vor-
handene Erscheinung, auf die ich hier hinweisen will, sich noch bemerkbarer
machen wird. Der Gartenbau gilt ja mit Recht als ein gesunder Beruf; er
wird daher für Kranke, vor allem aber auch für Minderbefähigte ein will-
kommener Lückenbüsser sein, denn der befähigte junge Mann wird sich vor
der Entscheidung doch einigermassen orientieren und gar bald zu der Über-
zeugung kommen, dass es für einen Abiturienten noch dankbarere Laufbahnen
giebt als die eines Gartenkünstlers. Dabei darf nicht vergessen werden, dass
durch diese Beschränkung die Führung im Gartenbau einer Kaste abgetreten
wird, die vermöge ihres Geldbeutels zu längerem Studium praedestiniert ist,
während den unbemittelten Talenten aus dem Volke, die doch immer und auf
allen Gebieten die Leistungsfähigsten waren, die Möglichkeit, sich durch-
zuarbeiten, benommen würde.
Allem dem gegenüber könnte man ja entgegenhalten, dass nur der Grad
der Leistungsfähigkeit, Energie und Thatkrafl bei der Besetzung von Stellen
bestimmend sein könne, aber gerade in unserem Berufe könnte man an der
Hand von lebenden Beispielen beweisen, dass es auch noch andere Machtmittel
als Fähigkeit und Intelligenz giebt.
Ich bin der Überzeugung, dass das Einjährig-Freiwilligenzeugnis, an einem
Realgymnasium oder einer Realschule erlangt, gerade deshalb, weil hier die
Lehrfächer mehr auf das praktische Leben zugeschnitten sind, dem Inhaber
— vorausgesetzt, dass er überhaupt für unseren Beruf talentiert ist — • vollauf
die Vorbedingung zu schöngeistigem, aber zweckmässigem Schaffen giebt.
Statt der weiteren drei Schuljahre halte ich aber eine mindestens vier-
jährige praktische Thätigkeit vor dem theoretischen Unterrichte für imbedingt
erforderlich; denn ebenso wie sich im allgemeinen die Theorie aus der Praxis
herausgebildet hat, so wird auch beim einzelnen Individuum das Verständnis
für erstere nur auf der breiten Basis der Praxis naturgemäss entwickelungs-
fähig sein. Dabei lernt man nicht nur ernstlich arbeiten und die Arbeit dadurch
selbst beurteilen, sondern auch der Geist wird reifer, aufnahmefähiger, er wird
gezwungen, logisch zu denken, indem er versucht, die gehörte Theorie mit den
gemachten praktischen Erfahrungen in Einklang zu bringen.
Die Konsequenz dieses Gedankenganges ergiebt aber von selbst die Be-
antwortung der weiteren, wichtigen Frage: soll die praktische Arbeit in Zukunft
beibehalten werden?
Ich sage, bei einer wie oben angedeuteten Vorbildung nur insoweit, als
es unbedingt für das Verständnis der Vorlesungen nötig ist, also in Form von
Demonstrationen in den Versuchsanstalten, in landschaftlichen und wissenschaft-
lichen Gärten u. s. w.
Die Schule selbst könnte vielleicht derart sein, dass der erste Jahrgang
gewissermassen einen Elementarkursus für sämtliche Schüler darstellt, während
im zweiten Jahre dem Talent und der Neigung des Schülers Rechnung getragen
würde, indem man ihm freie Hand in der Wahl der ihm zusagenden Fächer
liesse, so dass er sich dieselben zum speziellen Studium machen könnte, wobei
Das I. Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. (5q
in den schwierigen Fächern, wie Gartenkunst und Botanik, ein weiteres Semester
zur Vertiefung erwünscht wäre.
Doch das sind innere Fragen, die sich, sobald die Sache einmal greifbare
Gestalt annimmt, ohne grosse Schwierigkeiten erledigen lassen werden.
Für heute sei das Gesagte noch einmal kurz rekapituliert: Allgemeine
höhere Gartenbauschule, nur hervorragend tüchtige Spezialisten als Lehrer,
das Einjahrig-Freiwilligen-Zeugnis einer Realschule oder eines Realgymnasiums,
eine mindestens vierjährige praktische Thätigkeit, Beschränkung der praktischen
Arbeit an der Schule selbst und freie Wahl der Lehrfächer.
Bei einem derartigen Bildungsgange werden sich die Führer im Gartenbau
schon von selbst herausarbeiten, und Fähigkeit und Intelligenz kommen zu
ihrem guten Recht.
Das I. Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
^^ am 13. Januar.
M[^\\ie ausserordentlich reiche Beteiligung an dem i. Winterfeste des Vereins
'■^:^ bewies, wie glücklich der Gedanke gewesen war, einmal auch im Winter
den Familien der Mitglieder, besonders den Damen, etwas zu bieten, was aus
der alltäglichen Prosa hinausragt. Dem Festkomitee, bestehend aus den Herren
Stadtrat Brandt- Charlottenburg, Carl Hering-Potsdam, Hoflieferant J. F,
Loock, Otto Neumann-Schöneberg, gebührt der verbindlichste Dank für
das treffliche Arrangement.
Dass bei einem Gartenbaufeste ganz besonderer Wert auf den Pflanzen-
und Blumenschmuck gelegt wurde, ist selbstverständlich; die höchsten Er-
wartungen aber wurden übertroffen. Herr Janicki hatte unter der Oberleitung
des Herrn Habermann die Kaisergruppe in der Mitte der Rückwand sowie
den Schmuck der gegenüberliegenden Bühne, auf welcher die Musik Platz ge-
nommen, durch leichte Palmen und Dracaenen hergestellt, ebenso die Ecken
des Sales geschmückt, alles so, dass es nachher beim Tanz nicht störte. Die
Herren Fasbender und Henrichs hatten hübsche Tischsträusse für die Damen,
Herr Meermann und Herr Winkler-Schöneberg reizende Cotillonsträusse
geliefert, Herr Hüb euer und Gemahlin aber hatten den Tafelschmuck
übernommen. Alle Besucher der Jubiläumsausstellung in Treptow erinnern
sich der ideal schönen Tafel, die Herr Hüben er ausgestellt; kaum konnte
man glauben, dass das noch zu übertreffen sei und dennoch war es so.
Namentlich der Vorstandstisch zeigte einen Schmuck wie er wohl noch
nie dagewesen. Auf einer Spiegelplatte erhob sich ein hoher Aufsatz,
dessen Säule mit Veilchen geschmückt war, während oben Rosen, Lilium
auratum und Nepenthes-Kannen hervorragten. Der Tisch selbst war mit
Ranken von Asparagus medeoloides geziert. Das Neueste und Originellste
aber war der Gedanke, Nepenthes-Kannen als Vasen für Mai-
glöckchen etc. zu benutzen. Herr Hübener hatte unten an den Nepenthes-
Kannen einen Fuss aus drei Drähten angebracht, den Stiel der Kannen an-
mutig nach oben gebogen, so dass er wie der Griff einer Kanne aussah und
die Kannen auch sogar mit Wasser gefüllt. Noch nie ist wohl Jemand auf den
70
Das I. Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Gedanken gekommen, diese Nepentheskannen auch als Kannen zu verwerten
und doch lag der Gedanke so nahe. Auch Künstler scheinen diese reizenden
Formen noch nicht zum Vorbild ihrer Studien gemacht zu haben. Verdienter-
massen sprach die Vereinsversammlung vom 20, Januar Herrn Hübener
dafür eine goldene Medaille zu.
Ein besonderer Dank gebührt auch Herrn Förstemann, dem Inhaber
des Hotel Imperial, der für massige Preise vortrefflich zubereitete Speisen und
gute Weine lieferte. Bei Tische brachte Herr Wirkl. Geh. Ober Finanzrat
von Pommer Esche das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, Herr Gartenbau-
direktor Lackner das auf die Damen aus. Frl. Schmidt, Tochter des Herrn
Obergärtner Schmidt bei Herrn Kommerzienrat Otto Dellschau-Pankow,
sowie Frl. Hering erfreuten die Tischgesellschaft durch schönen Gesang,
Herr Finsterbusch durch Pistonsolo.
Grosse Heiterkeit erregte bei der Tafel der gemeinschaftliche Gesang
eines anonym eingegangenen Liedes, das, wie man erst vermutete, von einer
Dame, in Wirklichkeit aber vom Vereinssekretär, Herrn Braun, gedichtet war.
Wir lassen das launige Lied hier folgen.
Adventivwurzeln.
Melodie: Mein Lieb ist eine Alpnerin ii. s. w.
Die Gartenflora, unser Blatt,
Zeigt im Oktoberlieft:
Wie man es anzufangen hat
Beim Wurzelsctinitt Geschäft,
Wie man die grosse Schädliclikeit
Der Palmen-Adventivs
Mit Schnipp-Schnapp-Scheerengründlichkeit
Beseitigt mit Motivs.
Der Palmenwurzeln schwaches Chor,
Das faulte in der Erd';
Da trat das Adventiv hervor,
Herrn Vossens Steckenpferd.
Vom Wurzelhals nach oben hin
Treibt es als Parodie —
Zum Arger seiner Gegnerin —
Stoffwechselenergie.
,,\'on oben her verjüngen sich
Die Palmenwurzeln all".
So spricht Herr Damm er feierlich
Als Siessmeyers Vasall.
„Wenn wo der Bildsaft sich gestaut
Als plastische Substanz,
Schiebt sich durch noch so dicke Haut
Der neuen Wurzel Glanz."
„Und jeder, der dagegen spricht,
Und wer dagegen schreibt,
Wer etwas anderes verficht.
Nicht meiner Meinung bleibt:
Der stört, das sag' ich gradezu,
Mit seiner Wissenschaft
Des unvergessnen Regeis Ruh
Und Hinterlassenschaft."
Jetzt hebt Herr Perring sich vom Sitz
Der Garteninspekteur —
Und schafft mit oft belachtem Witz
Sich in dem Streit Gehör:
„Der Grosse von St. Petersburg
Kam einst in mein Revier;
Der schneid't die Palmen als Chirurg
Nach seiner Kunstmanier."
6.
„Der säbelt, wie's der Schlächter thut,
Den Wurzelschinken kahl.
Verfährt mit seinem Hab und Gut
Aus Notdurft liberal.
Was aber für den Russen geht,
Geht nicht für unser Land;
Die Palme dort im Thone steht,
Bei uns im märk'schen Sandl"
Herr Habermann von Monbijou,
Der nun das Wort ergreift,
Zwingt seine Wurzelhälse zu
Erneuter Thätigkeit;
Und mit Gemisch von Lehm und Schlick,
Von Kuhdung und so fort —
Treibt er in einem Augenblick
Sich Wurzeln wie zum Sport.
Hört nun von dieser Meinung Streit
Der Palmen feiner Sinn,
So rauschen sie in Lustigkeit
Durchs feuchte Treibhaus hin:
„Was scheert Euch unser Wohlergehn:
Macht Ihr uns etwa Pein?
Wenn wir nur erst in Dahlem stehn.
Dann wachsen wir allein."
Die Gartenbau-Abteilung an der Reiclis-Hochschule in W'ageningen, Holland.
Bei dem nachfolgenden Balle hatte auch die ältere Welt viel Augenweide,
denn das Festkomitee hatte sehr interessante Kottillontouren: die Pleimkehr
von der Eberjagd und die grosse internationale Völkerschau etc. veranstaltet.
Hochbefriedigt trennte sich erst in später Stunde die fröhliche Gesellschatt;
alle darin einig, dass ein solches Fest, wie Herr v. Pommer Esche in seiner
Rede hervorgehoben, den rechten Kitt zwischen den Familien der Mitglieder
bildet. L. W.
Die Gartenbau-Abteilung an der Reichs-Hochschule
in Wageningen, Holland.
|er Güte des Herrn Dr. J. Th. Cattie, Direktor der Abteilung Gartenbau
der Reichs-Landbauschule in Wageningen verdanken wir das Pro-
gramm der Abteilung Gartenbau sowie weitere schriftliche Mitteilungen. Zum
besseren Verständnis führen wir an, dass nach dem Programm die ganze
Reichs-Landbauschule (Rijkslandbouwschool) aus folgenden vier, jede für sich
ganz selbstständigen Abteilungen besteht:
I. Abteilung »Landbauschule« (Landbouwschool) mit zweijährigem Kursus.
Sie ist bestimmt, um Lehrlingen, welche später praktisch den Ackerbau aus-
üben sollen, die Kenntnis und Entwicklung beizubringen, die für eine richtige
Ausübung des Landbaubetriebes unabweislich sind.
Zu dieser Abteilung" gehören auch:
a. eine einjährige Vorbereitungsschule für diejenigen, welche keine ge-
nügende Vorbildung haben, und die auch als Vorbereitungsklasse für die Ab-
teilung »Gartenbauschule« dient.
b. eine einjährige Klasse für den indischen Landbau für solche, welche sich
ohne weitere Vorbildung für die indischen Kulturen ausbilden wollen, welche
Klasse sich hinsichtlich des Lehrplans anschliesst an die Abteilungen Land-
bauschule und Gartenbauschule.
II. Die Abteilung »Gartenbauschule« (Tuinbouwschool) mit zweijährigem
Kursus. Sie ist bestimmt für künftige Gärtner, welche für ihre Bildung eine
Übersicht über das ganze Fach und zugleich praktische Ausbildung zu erlangen
Avünschen.
Zu dieser Abteilung wird auch gerechnet ein zweijähriger Kursus, auf dem
ein mehr wissenschaftlicher Unterricht im Gartenbau gegeben wird und welcher
hinsichtlich des Lehrplans an die Gartenbauschule anschliesst.
in. Die Abteilung »Höhere Bürgerschule«. Diese hat einen vierjährigen
Kursus unter der Bedingung, dass in der Hauptsache der Lehrplan der höheren
Bürgerschulen [Artikel 17 des Gesetzes vom 2. Mai 1863 (Staatsblatt No. 50)]
befolgt wird,
IV. Die Abteilung »Höhere Land- und Forstbauschule« (Iloogere Land-
en Boschbouwschool). Diese umfasst einen zweijährigen Kursus für nieder-
ländischen und einen zweijährigen Kursus für indischen Landbau und ist be-
bestimmt für die Ausbildung von wissenschaftlich gebildeten Landbaukundigen.
Au den zweijährigen Kursus dieser Abteilung, welche für indischen
Landbau bestimmt ist, schliesst sich ein Kursus für technische Beamte bei
dem höheren Forstwesen in Niederländisch-Indien.
72 Die Gartenbau-Abteilung an der Reichs-Hochschule in Wageningen, Holland.
Die Cartenbauschule ist eine Art Lehrlings-Bildungsanstalt.
Herr Direktor Dr. Cattie schreibt uns: Aus dem Prospekt S. 44 werden
Sie finden, dass im Winter-Semester von 41 Stunden 14, also etwa ein Drittel,
auf die Praxis kommen. In der ersten Hälfte des Sommer-Semesters (Ostern
bis 1. Juli) ist die Zahl der praktischen Stunden 6 mehr, also 20, auf ein Total
von 48 Stunden. In der zweiten Hälfte des Sommers vom 1. Juli bis 15. August
(Anfang der Ferien) steigt die Zahl der praktischen Stunden auf 24, also die
Hälfte des Total-Unterrichts, der wieder 48 Stunden umfasst. In diesen 6 Wochen
fallen die fremden Sprachen, Physik, Chemie etc. weg.
Im Sommer-Semester sind die praktischen Arbeitsstunden von 6 — S Uhr
morgens und 2 — 4 oder 2 — 5 nachmittags, mit einigen Ausnahmen; so z. B. ist
der Montag Morgen 6 — 8 frei von praktischen Übungen.
Die Schüler müssen mindestens das 15. Lebensjahr vollendet haben und
die Tertiabildung einer höheren Bürgerschule (= Realschule erster Ordnung
oder Realgymnasium in Deutschland) besitzen oder ein besonderes Aufnahme-
Examen machen.
Auf der Schule erhalten sie auch Unterricht in latein, französisch, deutsch
und englisch, wobei die Praxis, d. h. Sprechen. Korrespondenz und Buch-
führung, die Hauptsache bilden.
Im Jahre 1890 erschien von mir (Dr. Cattie) eine Broschüre »Tuinbouw
onderwys en eene Rijkstuinbouwschool« (Gartenbauunterricht und eine
Reichs-Gartenbauschule), worin ich meinen Standpunkt betr. praktischer Arbeiten
niedergelegt habe.
Im grossen und ganzen kommt es hier darauf an, dass alle Arbeiten
in der Blum.engärtnerei, Obstbaumzucht, Gemüsebau, Treiberei etc. von den
Schülern selbst gemacht werden.
Es sind jetzt an der Schule zwei Lehrer für Gartenbau, der eine für
Blumenzucht und Freilandkulturen nebst Praxis, der andere für Obst- und
Gemüsebau nebst Praxis. Neben diesen zwei Lehrern giebt es zwei Obergärtner.
Sie leiten die Kulturen ihrer Abteilung unter Kontrole des betr. Lehrers und
sind mit diesem beauftragt, Unterricht in der Praxis zu geben.
Die Schule ist erst 1 Jahr 4 Monate alt. Viele Erfahrungen liegen noch
nicht vor; doch habe ich nach dem, was ich in Belgien und Frankreich
gesehen, die feste Überzeugung, dass eine gute, rationelle, auf tüchtiger Grund-
lage ruhende Praxis nur an der Schule, unter Leitung von praktisch er-
fahrenen und theoretisch gebildeten Lehrern gelernt werden kann. Die Schüler
werden hier unter die zwei Lehrer und die zwei Obergärtner in Kohorten
geteilt, von denen zwei und zwei jede Woche wechseln, so dass z. B. je zwei
Kohorten die eine Woche in Freilandkulturen und Blumengärtnerei, die andere
Woche in der Baumschule und im Gemüsegarten thätig sind.
Selbstverständlich sind die Jünglinge, wenn sie die Schule absolviert
haben, noch junge Männer, welche noch viel zu lernen haben, bevor sie ganz
in der Praxis ausgebildet sind. Sie müssen nachher in der Branche, für die
sie sich speziell ausbilden wollen, noch einige Jahre üben; aber das Ziel einer
jeden Gartenbauschule muss meiner Meinung nach sein: den Schülern für ihre
Berufsthätigkeit solche Kenntnis und wissenschaftliche Bildung mitzugeben, dass
sie den alten Schlendrian verlassen und mit kritischen Augen den Gartenbau
vorwärts bringen können.
Bericht über die Kuiturversuche im Jahre 1897. "y^
Im Oktober 1898 wird unserer Gartenbauschule ein neuer zweijähriger
Kursus mit dem Charakter einer Hochschule aufgesetzt werden. Xur Zöglinge,
welche den ersten zweijährigen Kursus durchgemacht haben, können eintreten,
wenn sie vorher ein oder zwei Jahre in Holland oder besser im Auslande
praktisch gearbeitet haben. Nach Absolvierung dieser Hochschule und nach
Ablegung eines Examens kann man ein Diplom erhalten als Gartenbaulehrer
an staatlichen Winter-Gartenbauschulen (Elementarunterricht im Gartenbau)
oder an Mittelschulen für Gartenbau — falls diese auch gegründet werden
sollten. Auch für Inspektoren an botanischen Gärten wird in Zukunft dieses
Diplom obligatorisch sein. Söhne von grossen Handelsgärtnern werden diesen
Kursus sicher auch mit Erfolg benutzen.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1897,
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen
Staaten auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar -Berlin, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers
und Otto Mcnde, Obergärtner der Stadt Berlin zu Blankenburg.
(Schluss.)
Kopfsalat, Ersfliu;/. \'or einigen Jahren eingeführt, bewährte derselbe sich
auch in diesem Jahre wieder als früher Landsalat. Da er aber braunköplig
ist, dürfte es schwer halten, auf dem hiesigen Markte Absatz hierfür zu finden.
BaseUa conlifo/ia. llerzblättriger indischer Salat. Für unseren Gaumen
nicht geeignet. Die wenigen uns verbliebenen Pflanzen verzweigten sich zu
ansehnlichen kleinen Büschen, welche nach dem ersten Froste zum grösseren
Teil heruntergefroren waren. Das Laub ist gross, dick, spinatartig und von
hellgrünei» Farbe. Durch das Abfrieren aber verliert der Spinat bei uns an
Wert, so dass er hier im Norden weniger in Betracht kommen kann. Wir
haben übrigens bereits ßasella alba, die als Spinat-Surrogat bekannt ist.
Weisskrcmt, Fiiufkirchener Kopf-. Die Köpfe dieses uns zu Versuchen aus
Fünfkirchen (Ungarn) eingesandten Samens waren mittelgross, äusserst fest und
hatten ein glänzendes Blatt. Es ist beim Salat wie bei fast allen Artikeln nicht
so leicht, Besseres in den Handel zu bringen, als bereits existiert. Sonst zu
empfehlen.
WeissknuiL Erfurfer riiiides Zucker-, heim Einii/arheii (johhjeW. Dem vorher-
gehenden in Grösse ähnlich, fest und gut. Was nun das »Goldgelbwerden«
beim Einmachen betrifft, so können wir uns kein Urteil erlauben, da wir den-
selben nicht einmachten. Nach Angabe eines hiesigen Sauerkohlfabrikanten
wünscht er diese Farbe gar nicht, also muss man ausserhalb auch hierüber
anderer Ansicht sein.
StrnnU-ra/d, Egerliinder. Die Strünke dieses Krautes (Kraut wird der Kopf-
kohl, sowohl weisser wie roter, in Mittel- und Süddeutschland genannt) sind
hoch und bilden unten grosse Futterkohlrüben ähnliche Kohlrabi, während die
Strünke nach oben in Kohlköpfe aus wachsen. Also doppelter Ertrag, könnte
man sagen. Die Köpfe waren in verschiedenen Formen, rund oder spitz, dabei
nicht fest, fast hohl, also wertlos. Wir möchten diese Spielart zu den Futter-
gewächsen zählen, da sie Blattwerk genügend erzeugt, und konnten uns für
dieses Strunkwerk nicht interessieren.
ni Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1897.
BläiferJiohl, Winier-Pflnr-k-. Dieser Blätterkohl wurde ziemlich hoch, 'ver-
zweigte sich während des Sommers strauchartig, war schön kraus und dunkel-
grün wie unser gewöhnlicher Grünkohl, soll aber mehrjährig sein. Hierüber
lässt sich erst im nächsten Jahre ein Urteil abgeben. Die Folge des hier
Gesagten ist, dass man nur die Blätter zum Verbrauch pflückt.
WirsinfjkoliL gohhjelher MarLf-. Goldgelb wie angekündigt ist diese Art
Savoyerkohl in der That. im Ansehen sogar äusserst schön und bestechend,
wie unter den Salaten »Rudolphs Liebling«. Bei näherer Untersuchung stellt
sich aber heraus, dass der Kohl sehr grobrippig und strünkig ist, wodurch er
sehr an Wert verliert.
Wirsinrjkohl Rohld. Krauser , graugrüner Kopf, ähnlich dem Victoria.
Sonst nichts Besonderes und nicht konstant.
Markerhse Daisy. Eine reichtragende, runzlige Markerbse, welche hier
nur 35—40 cm hoch wurde und ziemlich grosse Hülsen trug. Die grosse,
mehrere Tage andauernde Hitze hatte die Anlage sehr dezimiert, so dass es
scheint, als wenn diese Erbse im Gegensatz zu ihren Stammverwandten in
solcher Lage empündlicher ist. Aussergewöhnliches konnten wir sonst an
dieser JSIeuheit nicht wahrnehmen.
Karotte, Amsterdamer halblange Treib-. Wer diese Mohrrübe zu einer Treib-
karotte stempelte, ist uns unbekannt. Soviel steht fest, dass sie zu allem, nur
nicht hierzu sich eignet. Die Rübe ist lang wie die Braunschweig, etwas edler
in Form, rot und gelb vermischt. Im Wachstum allerdings zeitig, auch sonst
nicht schlecht. Wer aber treibt eine lange Mohrrübe?
Tomate all thc gear round. Rotfrüchtiger »pomme d'amour« , wie der
Franzose diese Frucht nennt, die in Form und Farbe dem »König Humbert«
glich. Die reichlich angesetzten Früchte hingen traubenartig an den Pflanzen.
Tomate Mainf-rop (d. h. Haupternte). Grosse runde, schön rote Liebes-
äpfel, mit denen wir uns befreunden konnten. Dieselben bildeten Ausstellungs-
früchte, etwa wie »Prinz von Neapel«, und waren die Pflanzen eher hoch als
niedrig zu nennen.
Tomate Prinz Albert Victor. War sehr gemischt, so dass sich die wirkliche
Sorte nicht feststellen Hess. Wir möchten an dieser Stelle darauf aufmerksam
machen, dass, wer sicher reife Früchte an den so beliebten Tomaten ziehen
will, Stecklinge von der Aussaat machen und diese nachher auspflanzen muss.
ein Verfahren, für welches der Kgl. Garteninspektor Perring die Priorität
beanspruchen darf.
Bleichsellerie, goldgelber mit rosa ^Schein, ist wie angegeben.
Ziviebel, schicefelgelbe runde Zittauer Biesen-. Neue Farbe dieser am meisten
begehrten, äusserst haltbaren Zwiebel. Hoffen wir, dass sie von eben solcher
Dauer ist wie die alte gelbe.
Atriplex hrdimoides Q. Eine einjährige Melde von kriechendem Flabitus,
ohne Wurzeln zu schlagen. Die Belaubung ist graugrün. Diese Pflanze soll
wie A. semibaccatum zur Besamung von Steppen sich gut eignen, also vielleicht
für Südwestafrika passend. Die in diesem Jahre ausgesäeten Stauden-
gewächse haben so gut wie gar nicht geblüht, während früher sämtliche
Perennen auf dem Versuchsfelde im ersten Jahre schon in Blüte kamen.
Zum Schluss können wir nicht umhin, nochmals der im Herbst im vollsten
f*lor befindlichen ^ister perennis grandiflorns zu gedenken. Es sind dies die vor
Gewächshäuser in Kew. y^
zwei Jahren ausgesäeten französischen Hybriden. Die Blumen variieren in
dem verschiedensten Blau, Purpurn und Karminrot und haben einen Durch-
messer von 4 cm. Das Beet bildete Ende Oktober eine Überfülle von Binde-
material.
Gewächshäuser in Kew.
Von Max L u d e \v i g , R. G. Windsor.
^,c:--> (Hierzu Abb. i3.)
^I^ei einer Wanderung durch die herrlichen Kew-Gardens bei London fallen dem
^=9 Beobachter alsbald die zahlreichen, in geschmackvollster Weise aus-
geführten Gewächshäuser ins Auge, die dem so ergiebigen und kostbaren
Pflanzenbestand nicht nur ein behagliches Heim bieten, sondern gleichzeitig
dem Garten zur \vahrhaften Zierde gereichen, stets die Bewunderung aller Be-
sucher auf sich ziehend. Von dem ansehnlichen Etat von 25 ooo £ (ca. V2Million
Mark), der alljährlich als Gesamt-Unterhaltung zur Verfügung steht, wird stets
eine beträchtliche Summe für Häuserreparaturen und kleinere Neubauten ver-
wandt, während Ausgaben für grössere einer besonderen Genehmigung von
Seiten der Regierung unterworfen sind. Gerade im verflossenen Jahr sind auf
diesem Gebiet, dank dem so regen Interesse des Staates und der bis in die
weitesten Volksschichten reichenden Begeisterung für den Gartenbau, namhafte
Neuerungen zu verzeichnen; so in erster Linie die Erweiterung des weithin be-
kannten Wintergartens (Temperate House). Im August 1895 wurde mit dem
Anbau eines südlichen Flügels begonnen, im März 1897 derselbe vollendet.
Sich anschliessend an einen achteckigen, kleineren Kuppelbau, bildet seine
Struktur zu dem bedeutend mächtigeren, rechteckigen, bereits 1863 errichteten
Hauptgebäude eine geschmackvolle Parallele, unterscheidet sich jedoch vorteil-
haft von demselben durch nicht so massige Steinpfeiler, weniger und schmälere
Fenstersprossen sowie grössere Scheiben von hellstem Glas. Das Skelet der
Überdachung ist von i-Eisen gebildet, auf denen abnehmbare Fenster be-
festigt sind, deren Rahmen, wie bei sämtlichen Gew^ächshäusern, aus Teakholz
(Tectonia grandis L.) bestehen. Obwohl sich die Kosten desselben auf
ungefähr das Doppelte als wie für Kiefer belaufen, ist es jedoch von einer
mindestens dreifachen Haltbarkeit. *
Die Länge unseres Prachtbaues beträgt 112 Fuss, die Breite ö2, seine
Höhe 38 Fuss, und ist er zur Aufnahme von Pflanzen bestimmt, die eine mittlere
Temperatur (Minimum im Winter 5o"F., lo^ C.) und vollen Sonnenschein verlangen.
Den Luftvorrichtungen ist als ein ebenfalls wichtiger Faktor gleiche Aufmerksam-
keit gewidmet.
Bei der Obeiiüftung haben wir es, wie bei den meisten Glashäusern, mit
einer sogenannten »Laternen- Ventilation« d. h. einem speziellen Aufsatz zu thun,
dessen senkrechte Fenster bei geringer Mühe vennittelst Kettenübertragung
beliebig w^eit geöffnet werden können, wobei die hereinströmende Luft die
Pflanzen nicht direkt trifft. Zur Regelung allzu hoher Temperatur sind noch
zwei kleinere, schrägliegende Klappen im »Laternen- Aufsatz« angebracht. Die
Unterlüftung geschieht durch Öffnen der Stehfenster. Durch die Mitte des
Hauses läuft eine mit gusseisernem Gitter überdeckte Vertiefung, in der eine
geringere Anzahl von Heizröhren untergebracht ist, während der grössere Teil
76
Gewächshäuser in Kew.
A. derselben sich an den Wänden entlang
^-^Ä^ zieht. Eine Trockenröhre, die gleich-
^;^ |> TL zeitig die hereinströmende Luft leicht
^^ ^\^^ erwärmt, ist im oberen Teil der Über-
y^ ^\^ dachung angebracht. An den äusserst
I schmalen Stützpfeilern ranken die herr-
lichsten Schlinggewächse empor. Das
- ' — • 1 . Gesamt-Innere ist in Mittel- und Seiten-
Ungefährer Durchschnitt des „Temperate House" mit bpptP a-^inf^ Cltpllao-^n^ f-inapfpilt
Andeutung der „Lantern-Vcntilation". Deete (keine bteiiagenj eingeteilt,
Zeichenerklärung: skr=schräg liegende Klappen, ZWischen denen breite Wege führen.
st == beliebi!^ zu öffnende Stehfenster.
Der Grund dieser Beete wurde mit einer
ca. 2 Fuss hohen Drainage bedeckt und mit einer Erdmischung von groben
Rasenstücken als Hauptbestandteil, Flusssand und. Kalkabfall, ca. 3 Fuss hoch
angefüllt. Saugpumpen dienen dazu, das in einem grossen Behälter gesammelte
Kegen- sowie erforderliche Themsewasser emporzubefördern.
Bereits Anfang April 1897 wurde unter der so umsichtigen Leitung von
Mr. W. Watson mit dem Auspflanzen begonnen und umfasst die ganze Samm-
lung ca. 500 Spezies, unter denen die Abteilung ökonomisch wichtiger Pflanzen
den Vorrang erhielt. Bald entwickelte sich ein üppiges Wachstum und konnte
diese neueste Errungenschaft dem so zahlreich herbeiströmenden Publikum am
25. Juli übergeben werden. Xoch vor Abschluss des Jahrhunderts soll dieser
Wintergarten in seiner Vollkommenheit und Pracht als ein wahres Musterwerk
erscheinen, denn bereits ist der noch erforderliche Nordflügel in Angriff ge-
nommen und seine Vollendung für das Frühjahr 1899 festgesetzt, so dass die
Gesamtlänge alsdann 582 Fuss beträgt mit einer Oberfläche von ca. 12/4 acres
(etwa 2-78 preussische Morgen oder 65 a). Die Ausführung dieser Baulichkeiten ist
der hier wohlbekannten Firma von Messrs. Mackenzie & Moncur-London N.W.
übertragen. Der Preis eines jeden der beiden Flügel beläult sich auf ca. 6000 jg,
sodass sich folgende Summen ergeben:
Hauptteil 30 000 ^,
Südl. Flügel .... 6 000 »
Nördl. Flügel .... 6 000 »
Sa. 42 000 <£ (ca. 840 000 M.).
Noch einen zweiten Neubau, ein kleineres Sattelhaus, hatte Kew in 1897
zu verzeichnen, das speziell der Kultur von Nepenthes gewidmet ist, da dieser
Pflanzengattung bisher nicht die gewünschten Wachstumsbedingungen zu teil
werden konnten. Die Heizröhren liegen auch hier in einer (mit gusseisernem
Gitter überdeckten) mittleren Vertiefung, deren Boden, stark zementiert, stets
mit Wasser angefüllt wird, welches die erste Röhrenschicht bedeckt und somit
eine konstante Feuchtigkeit erzeugt. Bei diesem Bau sowohl als bei dem
gänzlich nach neuesten Erfahrungen umgebauten grösseren Farnhause nimmt
eine neue A^erglasungsmethode mit Kupfer unser besonderes Interesse in An-
spruch. Dieselbe ist ein Patent der Firma W. E. Ren die & Co.-London S.W.
und bezweckt in der Hauptsache durch luft- und wasserdichten Abschluss einem
Faulen der Fenstersprossen vorzubeugen, sowie ein schnelleres und bequemeres
Reparieren der Scheiben zu erzielen, ist ausserdem von grösster Dauerhaftig-
keit und erübrigt jeglichen äusseren Farbenanstrich.
Gewächshäuser in Kew.
77
Wie untenstehende Abb. 13 uns lehrt, sind die einzelnen Sprossen in der
Mitte ausgehöhlt. Die Scheiben kommen wie gewöhnlich auf eine dünne Schicht
Kitt zu liegen, werden dann durch Einfügen einer gewölbten Kupferschiene,
deren Höhlungen ebenfalls mit Kitt ausgefüllt sind, verbunden und die Schiene
selbst durch eine Schraube mit den Holzsprossen befestigt. Hatte man noch
vor kurzem die Sprossen stufenförmig, der Länge der einzelnen Scheiben ent-
sprechend, ausgeschnitten, was aufs genauste geschehen musste, damit die
Scheiben dicht auf einander zu liegen kamen, so genügt nach neuesten Er-
fahrungen je eine schräg zulaufende Kittschicht, um das gleiche Resultat zu
erzielen. Dadurch ergiebt sich auch eine bedeutende Preisermässigung.
Abb. i3. Verglasung mit Kupfer, nach W. E. Ren die & Co., London.
Gezeichnet von Max Ludewig.
Zeichenerklärung: m = Messingschraube, g = Glasscheiben, ks = Kupferschiene,
k = Kittfüllung, ku = Kittunterlage, a = Aushöhlung, h = Holzsprosse.
so dass die Kosten sich kaum auf die Hälfte der ursprünglichen
Methode belaufen. Bereits an den verschiedensten Plätzen hat diese Kupfer-
verglasung Anwendung gefunden, so in den hiesigen Gärten auf einem Flächen-
raum von ca. 10 000 DFuss.
Bei einer allgemeinen Betrachtung der Gewächshäuser von Kew-Gardens
treten uns allerseits infolge jährlicher Verbesserungen recht vorteilhafte Ein-
richtungen entgegen.
An Stelle des noch kürzlich beim tropischen Farnhause angewandten
grünen Glases sind helle, 1 Fuss breite Scheiben getreten, die Kultur durchaus
begünstigend. In den heissen Sommertagen beschattet die Pflanzen nur äusserst
dünne Leinewand, die, nicht direkt auf der Glasfläche aufliegend, ver-
mittelst einer einfachen Rollenvorrichtung bequem gehandhabt wird. Die
Wege sind entweder mit Steinplatten oder eingekerbten Schlackenziegeln aus-
78
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
gelegt, welch letztere stets feucht gehalten Averden können, ohne für den Ver-
kehr hinderlich zu sein. Bassins, wenn nicht von Mauerwerk, sind durch
zusammengeschraubte Schieferplatten hergestellt, die oft auch zur Einfassung
von Beeten oder gar zur Anfertigung grösserer Pflanzenkübel dienen. Neben
den für das Publikum zugänglichen Schauhäusern gehören zu jeder Abteilung
noch kleinere Anzuchthäuser, die durch wohlgepflegte, immergrüne Hecken
abgeschlossen sind.
Bedeutende Geldausgaben nicht scheuend, ist alles der Neuzeit angepasst,
und wird ein jeder Züchter es stets mit lebhafter Freude begrüssen, wenn ihm
bei seiner Liebe zu seinen Pfleglingen als eine der ersten Bedingungen gute
Gewächshäuser zur Verfügung stehen.
Kew-Gardens ist der passendste Platz, wo nicht nur jedem Gärtner die
beste Gelegenheit für derartige Studien sich bietet,, sondern auch dem Laien die
Liebe für gärtnerische Erzeugnisse tagtäglich eingeimpft wird, und er voll Be-
wunderung ausruft: >Jmperial Kew!«
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Chrysanthemum 6. J. Warren.
Blankenburg am Harz. ii. Januar 1898.
Ich erlaube mir, Ihnen eine Blume
von Chrysanthemum >'G. J. Warren«,
einem kanariengelben Sport der
bekannten Sorte »Mad. Carnot« zu
übersenden. Die Sorte blüht spät und
die Blumen halten sich ungemein lange;
ich habe jetzt noch mehrere schöne
Blumen, und es giebt wohl wenige
Chrysanthemum, die gute Blumen bis
Mitte Januar liefern.
Ich würde mich sehr freuen, wenn
die Blume mit Xamensbezeichnung auf
dem Winterfeste des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues prangen
dürfte und bedaure nur, nicht selbst
erscheinen zu können. Leider wird
die zarte gelbe Färbung bei Lampen-
licht nicht recht zur Geltung kommen.
G. Bornemann.
Besten Dank. Die Blume war, als
sie am 12. Januar ankam, sehr
schön, leider aber infolge der
trockenen Luft in der landwirtschaft-
lichen Hochschule am 13. abends nicht
mehr, so dass wir sie nicht mit auf
das Winterfest zu nehmen wagten, um
ihrem Ruf nicht zu schaden. L. W.
Neuheiten für 1898
von F. C. Heinemann, Erfurt.
Lobelia erinus pumila splendens.
(Hierzu Abb. I4.1
Es ist schon immer das Bestreben
der Samenzüchter gewesen, eine Lobelie
Abb. 14. Lobelia erinus pumila splendens.
mit den Eigenschaften der allbekannten
Sorte »Schwabenmädchen«*) zu ziehen,
aber noch nie ist es auch nur an-
nähernd geglückt. Lobelia pumila
splendens dagegen übertrifft fast noch
dieses Ziel, denn ihre Blumen sind
— bei gleich leuchtend weissen
Augen — noch grösser und dunkeler
(dunkelpurpurviolett). Ihr Habitus ist
gleichmässig kompakt und ihre Blüh-
*) Schwabenmädchen ist eine Sorte, die sich
nur durch Stecklinge vermehren lässt und die
unter diesem Namen im Handel befindliche
samentragende \'arietät ist mit einem Wort
gesagt kein Schwabenmädchen.
Neue und empfehlenswerte PHanzen.
'/9
Abb. i5. Viola tricolor maxima „Feenkönigin".
Willigkeit unübertrefflich; in Teppich-
beeten ist sie deshalb von wunder-
barem Effekt.
Viola tricolor maxima „Feenkönigin".
(Hierzu Abb. is-)
Von allen o;rossblumigen Stief-
mütterchen zeichnet sich diese Sorte
durch ihre doppelte Verwendbarkeit
aus. Denn sowohl in Teppichbeeten,
wo sie wunderbar wirkt, als auch in
Einzelpflanzungen ist sie gleich schön.
Mit dem reizenden Himmelblau von
»Feenkönigin« lassen sich in Teppich-
beeten die effektvollsten Farben-
kontraste erzielen, anderseits aber ist
die mit einem feinen silberweissen
Rand gezeichnete Blume, in der Nähe
gesehen, eine- der lieblich-schönsten
des ganzen Sortiments.
Myosotis alpestris stricta coelestina.
iHierzii Abb. lö.i
Ein durch seinen ganz aparten Wuchs
auffallendes Vergissmeinnicht. Alle die
vielen Zweige, aus denen die Pflanze
besteht, gehen dicht nebeneinander ge-
stellt kerzengerade in die Höhe, ohne,
wie bei anderen Sorten, nach den
Seiten auszubiegen. Durch diesen ge-
drängten Stand der Zweige gleicht eine
jede Pflanze einer kleinen Säule, ein
Wuchs, der diese Sorte vornehmlich
passend macht zum Einpflanzen in
Töpfe für den Marktverkauf, zur Be-
nutzung als Einfassungsblume oder zu
anderen ähnlichen Zwecken.
Das wunderschöneHimmelblau dieses
blütenreichen Vergissmeinnicht macht
es besonders wertvoll.
Abb. i6.
Myosotis alpestris stricta coelestina.
Himmelblaues Säulenvergissmeinnicht.
Abb. 17.
Gloxinia hybrida crassifolia „Königin Victoria'
8o
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Gloxinia hybrida crassifolia „Königin Victoria".
(Hierzu Abb. 17.)
Diese Sorte repräsentiert die einzige
und beste weisse Gloxinie, die in jeder
Beziehung als eine Marktptlanze ersten
Ranges gelten kann, und keine andere
weisse Varietät kann ihr an die Seite
gestellt werden. Ihr Wuchs ist kräftig
und gedrungen, ihre Blätter klein und
stets gesund und ihre atlasweissen
Blumen erscheinen in üppiger Fülle
aufrechtstehend über der saftiggrünen
echten »crassifolia« -Belaubung. Von
allen Gloxinien meiner umfangreichen
Kulturen ist sie am leichtesten zu
kultivieren, ist stets gesund und gleich-
zeitig der willigste Blüher.
Salpiglossis variabilis superbissima.
(Hierzu Abb. 18.)
Die Salpiglossen gehören zu den
beliebtesten Sommergewächsen und
verdanken dies ihrer leichten Kultur,
ihren prachtvollen orchideenartig
schönen Blumen und ihrem, den ganzen
Sommer hindurch dauernden Flor.
Meine Neuheit unterscheidet sich ganz
wesentlich und auffallend, in der Nähe
als in der Ferne gesehen, von den
übrigen Sorten durch ihren Habitus
und ihre Blumen. Sie bildet nur einen
einzigen kräftigen Mittelstamm, oft bis
fingerdick werdend, der, so zu sagen,
auf seiner Spitze ein Bouquet wunder-
schöner Blumen trägt. Die Blüten sind
alle prachtvoll gezeichnet mit einer
goldigen Aderung, sind bei weitem
grossblumiger als die alte»grandiflora«-
Sorte und unterscheiden sich von
dieser in gleicher Weise, wie eine
>^superbissima« -Petunie von der ge-
wöhnlichen. Der Schlund ist weit
geöffnet und kurz, und die Ein-
buchtungen der Blumen sind nicht so
tief wie bei der alten Sorte, wodurch
sie abgerundeter wird.
Begonia liybrida gigantea „Mammutli",
Blüten, Blätter und der ganze Bau
der Pflanze überhaupt sind von so
riesigen Formen, wie sie im ganzen
Begonien-Sortiment bis jetzt nicht ge-
kannt waren. Namentlich aber si^nd
es die scharlachroten Blumen, die in
ihrer Grösse und dabei schön ab-
gerundeten Form als das Non plus
ultra einer Begonienblüte zu bezeichnen
sind. Durch ihren prachtvollen Wuchs
und ihren Blütenreichtum dazu ist diese
Abb. 18. Salpiglossis variabilis
superbissima.
leuchtende Varietät zur Freilandkultur
als ganz besonders geeignet zu be-
zeichnen.
Viscaria oculata brunnea.
Die Viscarien sind danlvbare, leicht
zu kultivierende Sommergewächse, die
sowohl bei Freilandaussaat, wie auch
bei Vorkultur mit darauffolgendem
Verpflanzen üppig gedeihen und freudig
blühen. Deshalb ist die Neueinführung
einer so originellen Farbe wie »blut-
braun« zu den bisher wenig vor-
handenen eine um so erwünschtere,
als man dadurch die Farbenmischung
dieses Sommergewächses bedeutend
heben und verbessern kann.
Kleinere Mitteilungen.
8i
Kleinere Mitteilungen.
Die Schreber-Gärten in Leipzig,
Auf Seite 31 der Gartenflora sind
die kleinen Volksgärten in Leipzig
»Scheffler-Gärten-< genannt worden.
Sie heissen jedoch »Schreber-Gärten«,
jedenfalls nach ihrem ersten Grijnder
>Schreber«. Dieselben ziehen sich
kolonieweise um ganz Leipzig und die
Vororte, ihre Zahl geht in die Tausende!
Diese Kolonieen bilden für sich wieder
\'ereine, »Schreber - Vereine«. Sie
arrangieren ihre Gartenbau - Aus-
stellungen, Volks- und Kinderfeste und
im Winter gesellige Abende mit Vor-
trägen über Gartenbau etc. Ich glaube,
dass es keine zweite Stadt in Deutsch-
land giebt, in welcher diese kleinen
Privat-Volksgärten so beliebt und im
Schwünge sind wie in Leipzig.
M 0 n k e m e y e r,
Die Dekorationen des Herrn Janicki
in der Hedwigs- und in der Petrikirche.
Am 2 8. Dezember hatte Herr Janicki
die Mitglieder des neu gebildeten
Dekorationsausschusses eingeladen, die
von ihm gestellte Trauerdekoration
bei der Gedächtnisfeier für die ver-
storbene Fürstin von Hohenlohe in
der katholischen Hedwigskirche an-
zusehen. Am 14. Januar hatte Herr
Janicki die Trauerdekoration in der
Petrikirche bei der Leichenfeier für
den verstorbenen Herrn Rudolph
Hertzog ausgeführt. Die letztere
Dekoration war eine bedeutend gross-
artigere und auch der Raum, über
welchen sich Herr Janicki ausdehnen
konnte, ein viel grösserer. Sie er-
streckte sich hauptsächlich auf den
hohen Chor, und bis hinauf an die drei
schönen Glastenster, welche die Geburt
Christi, die Auferstehung und die Aus-
giessung des Heiligen Geistes darstellen,
ragten die hohen Dracaena australis
und D. nutans wie die mächtigen
Palmen , dabei aber so geschickt
gestellt, dass die Gestalten Christi,
Petri und Johannis sich wirkungs-
voll aus der dunklen Um-
rahmung abhoben. Zu den Füssen
dieser Altardekoration seitlich standen
niedere Palmen, Kentien, Howea etc.,
auch Kirschlorbeer und anderes Grün,
untermischt mit blühenden Pflanzen:
Flieder, Azaleen etc. Der kostbare
Sarg hatte im Schiff der Kirche vor
dem Altar Platz erhalten und war fast
verdeckt von einer Fülle von schönen
Kränzen, unter denen namentlich ein
Kranz aus Cypripedium insigne uns
auffiel.
Doch dies war nur der kleinste Teil
der Kränze und Gewinde, nur die der
nächsten Verwandten, alle übrigen
300 Kränze nebst den 200 kostbaren
Palmenwedeln lagen auf langen Tischen
im Flofe des Hauses Hertzog, und ge-
währte es ein grosses Interesse, die
verschiedene Form der Gebilde aus
den verschiedenen Gegenden zu sehen.
Diese stammten meistens von den
Lieferanten des Hauses Hertzog und
war es geradezu charakteristisch, dass
fast alle Lieferanten aus dem König-
reich Sachsen riesige Wedel von
Livistona chinensis (Latania borbonica)
gesandt hatten. Es muss in Sachsen
eine grosse Menge alter Livistonen
geben, die nur für den Schnitt kultiviert
werden. In Sachsen sind's also wirk-
liche Palmenwedel, während man bei
uns bekanntlich mehr Cycaswedel ver-
i wendet. Orchideen, Rosen, Weiden-
kätzchen, die jetzt als Zeichen der
Auferstehung oder des kommenden
Frühlings gern genommen werden,
waren auch in den Bindereien ver-
treten. Herr Janicki selbst hatte
einen mächtigen Wedel von Ence-
phalartos villosus, gleichfalls, eine
Cycadee, geschmückt mit Flieder und
Marschall - Nielrosen, gestiftet. Sehr
schön war ein Livistona-Wedel mit
6 Cycas revoluta-Blättern, darauf Rosen
und Chrysanthemum. Ganz originell
war ein Arrangement aus 3 Cycas in
der Mitte und je 1 Livistona seitlich.
Der Verein ehemaliger Zieten-Husaren
spendete einen mächtigenLorbeerkranz,
der Verein ehemaliger Gardedragoner
einen modernen Kranz. Alleßindereien,
fast ohne Ausnahme, waren höchst
geschmackvoll.
Rosa turbinata.
Am 22. Juni 1897 schickte uns Herr
Hofgärtner Richter -Wörlitz Zweige
einer Rose, welche nach Plerrn
C. Mathieu Rosa turbinata sein dürfte.
82
Litteratur.
Dem kurzen Bericht in »Gartenflora«
1897 S. 369 lassen wir, um die Auf-
merksamkeit mehr auf diese Rose zu
lenken, jetzt das ganze Schreiben des
Herrn Richter folgen:
»Erlaube mir, Ihnen einige Zweige
einer guten Landrose zu schicken,
welche seit langen Jahren im hiesigen
Garten zu beiden Seiten eines breiten
P'ahrweges angepflanzt ist. In Säulen-
pyramidenform gezogen, 2,60 bis 2,70m
hoch, von unten bis oben mit Blüten
übersäet, gewähren die Exemplare
einen herrlichen Anblick, auch ver-
sagen sie in der Blüte in keinem Jahre.
denn die kältesten Winter und heissesten
Sommer thun ihnen keinen Schaden.
Auch bedürfen sie keiner weiteren
Pflege, als dass im Frühjahr die Triebe,
je nach Bedarf, zurückgeschnitten oder
ihnen ein neues Band oder ein neuer
Pfahl gegeben werden muss. Durch Aus-
läufer, die indessen nicht lästig fallen,
ist die Rose leicht zu vermehren; sie
ist im harten Fahrweg ebenso hoch
und schön wie auf der anderen Seite
im gegrabenen Beete, wo sie doch
noch den Vorteil der alljährlichen
Düngung geniesst. Ed. Richter,
Herzogl. Hofgärtner.t
Litteratur.
Die Nadelhölzer, mit besonderer
Berücksichtigung der in Mitteleuropa
winterharten Arten, von Dr. Carl
Freiherr v^on Tubeuf, Privatdozent
an der Universität München, mit 100
nach der Natur aufgenommenen
Originalbildern. Stuttgart, ^^erlag von
Eugen Ulmer. 1897.
Verfasser hat sein Buch geschrieben,
um dem Mangel an kleineren, als
Taschenbücher benutzbaren Werkchen
über Coniferen abzuhelfen.
In gedrängter Kürze giebt derselbe
alles Wissenswerte, indem er in um-
fassendster Weise die vorhandene
Litteratur benutzt. Beachtenswert sind
nähere Angaben über Samen und Keim-
pflanzen, mit deren Studium Verfasser
sich eingehend beschäftigt hat.
Die Gattungen werden unter Be-
nutzung der in Engler und Prantl's
natürlichen Pflanzenfamilien gegebenen
Übersicht zusammengestellt. Inbetreff
der Nomen clatur schliesst sich Ver-
fasser der allgemein eingebürgerten
»einheitlichen Coniferen - Be-
nennung« an und mit Rücksicht
darauf ist im allgemeinen auf die An-
gabe der Synonymen verzichtet worden.
Auf einige Abweichungen und kleine
Ungenauigkeiten mag hier hingewiesen
sein.
So schreibt Verfasser: Larix japonica
(Alaxim.) (syn. L. dahurica japonica
Maxim, und L. kurilensis Mayr.).
Indem derselbe die vom ursprüng-
lichen Autor Maximowicz als Varietät
der dahurischen Lärche, also als
dahurisch -japanische L. betrachtete,
von Mayr als Kurilenlärche, also als
besondere Art angesehene L., wiederum
als besondere Art L. japonica Tubeuf
aufführt, wird dieser Name zum dritten
Mal angewendet, denn L. leptolepis
Gord. ist Syn. L. japonica Carr. und
L. leptolepis ß Murrayana Maxim,
ist Syn. L. japonica Murr., die in allen
Teilen kleinere Gebirgsform der japa-
nischen Lärche L. leptolepis. vSolche
Benennung ist somit nicht gerechtfertigt,
giebt nur zu Verwechslungen Anlass
und darf daher keine Annahme
finden im Interesse der so mühsam
errungenen einheitlichen Be-
nennung. —
Von den Larix-Arten muss es
heissen: es entfallen zwei auf das
westliche Nordamerika, nämlich:
L. occidentalis und L. Lyalli; eine
auf das östliche Nordamerika näm-
lich: L. americana Mchx.; fünf auf
Asien, nämlich: L. Grilfi.thi, L. sibirica.
L. dahurica, L. leptolepis und die neu
entdeckte L. chinensis; betrachtet man
die dahurisch-japanische Lärche als
besondere Art (was nicht gerechtfertigt
erscheint), so wären es sechs. In
Europa giebt es nur eine Lärche
L. europaea. Als üppig wachsender,
auch für Deutschland Erfolg ver-
sprechender Waldbaum dürfte auch
L. sibirica Ledeb. hinzuzufügen sein.
Zu Pinus Laricio monspeiiensis
gehört nicht P. pyrenaica La^D. als
Litteratur.
13
Syn. feine stete Verwechslung), sondern
P. Lai'icio pyrenaica Gren. et Godi". ;
es ist dies wohl nur versehentlich ge-
schehen, da Verfasser die Pyrenäen-
kiefer, die nächste Verwandte der
Aleppokiefer, besonders beschreibt.
Die Bemerkung von den »Spalt-
öffnungen tragenden morpho-
logischen Xadeloberseiten« ge-
hört nicht zu Picea Alcockiana Carr.,
sondern zu den Fichten der Sektion
Omorica mit flachen, tannenähnlichen
Nadeln: Picea Omorica, P. ajanensis
mit hondoensis und P. sitchensis.
Picea Alcockiana Carr. ui>d P. Glehni
sind durch vierkantige Nadeln
durchaus von Genannten verschieden.
Auch die Abbildung 23 ist, der Be-
schreibung nach und soweit erkennbar,
nicht P. Alcockiana Carr., sondern
P. Alcockiana der meisten Gärten, also
P. ajanensis Fisch, resp. P. hondoensis
Mayr.
Picea rubra Lk. ist eine von
P. nigra Lk. grundverschiedene, viel
verkannte Art. wie Referent dies in
seinem Handbuch der Nadelholz-
kunde nachgewiesen und neuerdings
in den dendrologischen Mitteilungen
1896, Seite 60, wieder erwähnt hat. Bei
Abies brachyphylla Maxim. = Ab.
homolepis Sieb, ist zu erwähnen, dass
sie für alle Lagen Deutschlands
völlig winterhart, als herrliche
dekorative Tanne, gegenüber der zärt-
lichen Ab. lirma, zu empfehlen ist,
Abies Veitchi steht nicht A, homo-
lepis nahe, wie angegeben, sondern
wird oft in Kultur mit dieser ver-
wechselt. Sie schliesst sich mit der
sehr nahe verwandten Sachalintanne
am nächsten der Ab. sibirica Ledeb. an.
Ab. brachyphylla, A. umbilicata und
A. Mariesi sind dagegen sehr nahe
verwandt und in der Jugend sehr
schwer von einander zu unterscheiden.
Die Gattung Glyptostrobus Endl. be-
hält Verfasser bei, obgleich zahlreiche
Autoren sie nicht für berechtigt halten.
Jedenfalls ist die eine vom Ver-
fasser genannte Art: G. pendulus Endl.
längst als Taxodium distichum
pendulum (T. sinense oder sinense
pendulum) richtig gestellt worden
und in deutschen Gärten im freien
Lande viel vertreten. Auch G. hete-
rophyllus Endl. wird jedenfalls richtiger
als Taxodium heterophyllum
Brongn. bezeichnet.
Alles Material was Referent zu sehen
Gelegenheit hatte, lässt die Ver-
kümmerung aller Teile besonders
auch der Zapfen , mit zum grössten
Teil unfruchtbaren, daher flachen, lang-
gestreckten Schuppen, nicht verkennen
und trägt so recht den Charakter
einer chinesischen K u 1 1 u r - Z w e r g-
form. Die weiblichen Blüten sind ganz
wie bei einigen Varietäten von Taxodium
distichum und männliche Blüten sind
bisher nicht bekannt. Die Zapfen,
welche ich sah, waren gut erhalten
und bei der Reife nicht zerfallen,
welcher Umstand meist angegeben und
zur Begründung einer besonderen
Gattung verwertet wird. Auch diese
Art befindet sich selten echt, vielfach
mit Kulturformen von Taxodium
distichum verwechselt, in Kultur.
Was die Illustrationen im Werkchen
anbelangt, so treten manche recht scharf
hervor und geben den Charakter der
Arten gut wieder, tragen daher wesent-
lich zum besseren Erkennen derselben
bei. In manchen Fällen aber ist es
nicht möglich, danach mit Sicherheit
die Art zu bestimmen, das gilt zumal
von den verkleinert wiedergegebenen
Zweigen von Picea und Abies. So er-
scheinen z, B. die Zapfen von Picea
alba Lk. durch die Wiedergabe so un-
verhältnismässig lang, dass der Kenner
darunter P. excelsa Lk. vermuten
könnte.
Scharfe Unterschiede sind schon
bei natürlicher Grösse schwer wieder-
zugeben, geschweige denn bei Ver-
kleinerungen, zumal bei Zweigen ohne
Zapfen, wo es geradezu zur Unmöglich-
keit wird, trotz des grössten Fleisses,
welcher auf die Herstellung verwendet
wird.
So möge denn das vom Verleger
schön ausgestattete Werkchen, welches
im Auszuge das Wissenswerte kurz zu-
sammenfasst, Coniferenfreunden em-
pfohlen sein. Dieselben werden das-
selbe, durch die Abbildungen unter-
stützt, mit Nutzen gebrauchen, um sich
einen allgemeinen Überblick über die
schönen Coniferen zu verschaffen.
L. Beissner.
84
Unterrichtswesen.
Unterrichtswesen.
Kursus über Untersuchung und Behandlung der
Obstweine.
An der Königl. Lehranstalt für Obst-,
Wein- und Gartenbau zu Geisenheim
a. Rhein findet in der Zeit vom
16. Februar bis 5. März d. J. ein
Kursus über Untersuchung und Be-
handlung der Obstweine statt, welcher
speziell die chemischen Grundlagen
der Herstellung und Kellerbehandlung
derselben, sowie die Herstellung von
Obstschaumweinen behandeln wird.
Nähere Auskunft erteilt die Direktion
der genannten Anstalt.
I.
Lehrgang für Obstbau an der Grossherzoglichen
Obstbauschule und Landwirtschaftlichen Winter-
schule zu Friedberg in Hessen 1898.
Ordentlicher Lehrgang. Dauer
vom 20. März bis 1. Oktober. Im
Juni sind Ferien.
Die aufzunehmenden Schüler
müssen ein Alter von mindestens
16 Jahren haben.
Die Lehrfächer sind: 1. Agrikultur-
Chemie, Bodenkunde und Dünger-
lehre. 2. Botanik (Morphologie,
Anatomie und Physiologie des Obst-
baumes). 3. Zoologie (die tierischen
Schädlinge und Nützlinge des Obst-
baumes). 4. Obstbau und Obst-
verwertung. 5. Wirtschaftslehre.
6. Buchführung. 7. Deutsche Sprache.
S.Rechnen, g. Zeichnen. 10. Übungen
im chemischen und botanisch-physio-
logischen Laboratorium. 11. Übungen
im Obstbau.
Honorar für Flessen 30 M., für
Xichthessen 50 M.
A u s s e r o r d e n 1 1 i c h e r L e li r g a n g.
a. Kursus für Baum- und Strassen-
wärter. Beginn am 14. März. Dauer
10 Wochen, und zwar 7 Wochen
im Frühjahr, 2 Wochen im Sommer,
1 Woche im Herbste. Die Teil-
nehmer müssen ein Alter von
mindestens i6 Jahren haben. Theo-
retischer Unterricht von 10 — 12;
Übungen in Obstbau und prak-
tischem Arbeiten von 7 — 10 und
3 — 6 Uhr täglich.
Ilonorar 20 M. für Private und
Xichthessen ; Schüler aus Flessen,
welche sich zu berufsmässigen
;i
Baumwärtern ausbilden und von
Landwirtschaftlichen Bezirks-
vereinen, Gemeinden etc. geschickt
werden, sind honorarfrei.
b. Repetitionskursus für Baum- und
Strassenwärter. Dauer vom 18. bis
33. April. Für Baum- und Strassen-
wärter, welche schon einen Kursus
im Obstbau besucht oder längere
Praxis haben. 10 Teilnehmer aus
Oberhessen erhalten vom Ober-
hessisefeen Obstbauverein eine
Reisevergütung von 10 M. und
können nach bestandener Schluss-
prüfung den Titel »Vereinsbaum-
wart des Oberhessischen Obstbau-
vereins« erhalten. Für berufs-
mässige Baum- und Strassenwärter
ist der Kursus honorarfrei. Für
Private und Xichthessen beträgt
das Honorar 10 M.
c. Obstbaukursus für Geistliche,
Lehrer und sonstige Freunde des
Obstbaues. Dauer 14 Tage. I. Teil
vom 25. bis 30. April. IL Teil im
Sommer nach Übereinkunft mit
den Teilnehmern.
Honorar für Hessen 10 AI., für
Xichthessen 15 AI.
d. Kursus für die Kandidaten des
Prediger - Seminars und Freunde
des Obstbaues aus Friedberg und
Umgebung. Dauer vom 13. Mai
bis EndeAugust. Vorträge Freitag
von 5 — 7 abends; Übungen im
Obstbau Samstag Vormittag und
Alontag Nachrnittag. Honorar für
Hessen 10 M., für Xichthessen
15 M.
e. Obstverwertungskursus für Frauen.
Vom 12 — 15. September. Honorar
lo M. für Teilnehmerinnen aus
Hessen, sonst 15 M.
f. Obstverwertungskursus für Männer.
Vom 19. — 22. September.
Honorar für Hessen 10 M.. für
Xichthessen 15 M.
Der Unterrichtsplan und die näheren
Bestimmungen sind durch die Direktion
der Anstalt zu erhalten.
Grossherzogliche Direivtion
d. Obstbauschule u. Landwirtsch. Winterschule:
Dr. von Peter.
Aus den Vereinen.
Aus den Vereinen.
Verein der Kakteenfreunde.
Im Verein der Kakteenfreunde ist
leider ein Zwist ausgebrochen. Die
Herren Emil He ese - Gross-Lichter-
felde, H. Hildmann - Birkenwerder,
Rud. Meyer-Charlottenburg, Hofmaler
Reinke - Neu-Strelitz und Ludwig
Urban -Berlin versenden einen ge-
druckten Protest gegen die Kakteen-
Neubenennungeo des Herrn Professor
Dr. Karl Schumann, Kustos am
Königl. Botanischen Museum in Berlin,
Vorsitzenden des Vereins der Kakteen-
freunde, und Plerr E. Heese veröffent-
licht ausserdem noch eine Berichtigung,
dass er nicht, wie Herr Professor
Schumann im Novemberheft der
»Monatsschrift für Kakteenkunde« in
einer »Erklärung« gesagt, eineAgitation
gegen ihn geleitet habe, sondern dass
die oben Genannten nur einen Protest
gegen die Umbenennung alteingeführter
Namen veröffentlicht hätten. Sie ver-
langten nur, was für die Beamten des
Botanischen Museums Regel: dass auch
bei den Kakteen das Prinzip der
strengen Priorität falle; dass Namen,
welche seit 50 Jahren und mehr ge-
bräuchlich seien, beibehalten werden,
sowie Wiederherstellung des Salm-
D y c k sehen Systems. — Aber die
Wissenschaft lässt sich doch nicht auf-
halten.
Jahresbericht des Deutschen Gärtnervereins
in London.
Abgesehen von den grossenSchwierig-
keiten, mit denen unser Verein zu
kämpfen hat, kann das vergangene
Jahr immerhin als ziemlich zufrieden-
stellend bezeichnet werden.
Die 22 abgehaltenen Sitzungen, dar-
unter 2 ordentliche Generalversamm-
lungen, waren durchschnittlich von
12 Mitgliedern und 3 Gästen besucht;
letztere waren Berufsgenossen ver-
schiedener Nationen.
Die gesamte Mitgliederzahl belief
sich auf 25, von denen im Laufe des
Jahres 8 ausschieden, da sie England
verliessen.
Die Versammlungen gestalteten sich
im grossen Ganzen sehr mannigfaltig
und lehrreich. Ausser interessanten
Vorträgen, Referaten aus in- und aus-
ländischen Zeitschriften, Reise- und
Ausstellungsberichten, fanden die zahl-
reich ausgelegten, zum Teil sehr wert-
vollen und neuen Blumen ^eine
eingehende Besprechung, ebenso
wurden die im Fragekasten auf-
geworfenen 59 fachlichen Fragen
meistens zur Zufriedenheit der Herren
Fragesteller beantwortet.
An Zeitschriften wurden, bezw. wer-
den wieder gehalten: die Gartenflora,
Gartenwelt, MöUer's Deutsche Gärtner-
zeitung, Allgemeine Deutsche Gärtner-
zeitung, Revue Horticole undGardener's
Chronicle, während die Zeitschrift für
Gartenbau und Gartenkunst, der
Schweizerische Gartenbau und The
Garden von Mitgliedern ausgelegt
wurden. Ausserdem enthält auch die
Vereinsbibliothek bessere fachwissen-
schaftliche Werke, die den Mitgliedern
zur freien Verfügung stehen.
Der übliche Sommerausflug wurde
im Juni nach dem bekannten Epping
Forest unternommen und bot sehr viel
des Interessanten. Am 6. November
wurde das 20. Stiftungsfest unter zahl-
reicher Beteiligung durch ein Fest-
mahl gefeiert.
Der derzeitige Vorstand setzt sich
zusammen aus den Herren: G. Gensch
als 1. Vorsitzender, A. Sturm als
2. ^'orsitzender, E. Kapphan als
Schriftführer, A. Trebst als Stell-
vertreter, P. Schüller als Kassen-
verwalter, E. Elze als Stellvertreter.
P. Filisch als Bücherverwalter,
A. Funck als Stellvertreter.
Die Sitzungen linden am ersten und
dritten Sonnabend im Monat, noch wie
früher, in Wedde's Hotel, 12. Greek
Street, Soho, London, W.C., statt und
beliebe man Briefe etc. nach dorthin
zu adressieren.
Der Zweck des Vereins ist, für hier
beschäftigte deutsche Gärtner einen
Sammel- und Stützpunkt zu bilden
und denjenigen Collegen, die beabsich-
tigen, nach England zu kommen, Aus-
kunft über die hiesigen Verhältnisse
zu erteilen, sowie durch Angabe von
Adressen etc, beim Stellensuchen be-
hilflich zu sein.
86
Ausstellungen und Kongresse. — Preisverzeichnisse.
Ausstellungen und Kongresse.
Gent. 16. bis 24. April (nicht
18. bis 27. April). 14. internationale
Ausstellung der Societe royale d'agri-
culture et de botanique. Graf de
Germiny, der grosse französische
Orchideenliebhaber, hat einen Preis
von 500 Frcs. gestiftet lür 100 der
schönsten Orchideen. Graf Charles
deKerchove deDenterghem, ehe-
maliger Präsident der Gesellschaft, hat
gleichfalls einen Preis von 500 Frcs.
ausgesetzt und zwar für die beste
Sammlung von 100 ein- oder zwei-
jährigen Pflanzen des freien Landes
oder Kalthauses in Blüte. Wir freuen
uns über letztere Aufgabe ganz be-
sonders, da wir von Paris her wissen,
welch schönen Eindruck solche Ge-
wächse machen. L. W.
Paris. Gartenbau-Kongress, 20. und
21. Mai 1898, während der Ausstellung
der Societe nationale d'horticulture de
France. Gegenstände: 1. Treiberei der
Früchte in Frankreich vom industriellen
undkaufmännischen Standpunkt. 2. Über
Stile und Arten des Gartenschmuckes,
3. Welches sind die besten Treibrosen
für den Schnitt? 4. Beste Methoden
zur Aufbewahrung des Gemüses im
Winter. 5. Einteilung eines Privat-
Gemüsegartens, um regelmässige Folge
der Ernten zu sichern. 6. Feinde der
Rosaceen und Gegenmittel. 7. Ver-
gleich eiserner und hölzerner Ge-
wächshäuser. 8. Blumentöpfe und ihre
Wichtigkeit. 9. Einfluss der Unter-
lage auf das Edelweiss,und umgekehrt.
10. Blühende Ziergehölze des freien
Landes und ihr Schnitt. — Eingesandte
Manuskripte dürfen nicht mehr als
15 Druckseiten des Journals der Ge-
sellschaft umfassen. Sie sind in fran-
zösischer Sprache vor dem 15. März
einzureichen und können mit Medaillen
gekrönt werden. Adresse: Paris, rue
de Grenelle St. Germain 84.
Antwerpen. 167. Ausstellung der
Societe royale d'horticulture et d'agri-
culture d'Anvers. 3. bis 4. Juli 1898.
Rosen und abgeschnittene verschiedene
Blumen; diverse Pflanzen im Palais
des fetes. — Desgl. 168. Ausstellung.
12. bis 14. November. Chrysanthemum
und verschiedene Pflanzen.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Haage & Schmidt in Erfurt,
Samen und Pflanzen (mit Abb.) —
Gebr. Dittmar in Heilbronn (Württem-
berg) Messer, Scheeren etc. für Obst-
und Gartenbau. — Hilzheimer in
Stralsund, Haupt-Preisverzeichnis. —
Peter Smith & Co. in Hamburg,
Samen; derselbe Coniferen etc. —
Cannell & Sons' in Swanley-Kent,
Complete Seed Guide (mit Abb.) —
F. C. Heinemann in Erfurt, General-
Catalog Nr. 204/5 (mit Abb). —
F. Spittel, Arnstadt bei Erfurt, Haupt-
Catalog Nr. 87. — Kelway & Son in
Langport, Somerset (Engl.), Seeds,
Plauts und Bulbes. — W. Rückert in
Görlitz, Saatkartoffeln. — J. Lambert
Söhne in Trier, Haupt - Preis-
Verzeichnis.— H. H. Pein in Halstenbek
(Holstein) Baumschulartikel.
Otto Heyneck, Cracau bei Magde-
burg 1897. Freiland- und Gewächs-
hauskulturen. — van den Blink &
Aay in Brielle (Holland), Preisliste
für das Jahr 1898. — Engros-Preis-
Verzeichnis, Samen- und Pflanzen-
kulturen 1898. Sattler & Bethge,
A.-G., Quedlinburg. — James Veite h
& Sons, Chelsea, London, Catalogue
of seeds etc. 1898. — W. Atlee
Burpee & Co., Philadelphia, Samen-
Verzeichnis 1898.
Engros-Preisverzeichnis, Herbst 1897
— Frühling 1898. Heinr. Mette,
Quedlinburg. — Engros-Preisverzeich-
nis von A. Keilholz, Quedlinburg,
1897/98. — Samen-Engroskatalog von
J. C. Schmidt, Erfurt, für 1898. —
V. Lemoine & fils, Nancy, Katalog
1897/98. — Hardy Cacti vonL. Spaeth,
Baumschulenweg b. Berlin, General-
Katalog mit kolorierter Tafel von neuen
Opuntien aus Colorado. — Preisver-
zeichnis für Wiederverkäufer. Samen-
züchterei Martin G r a s h o f f in
Quedlinburg.
Personal-Nachrichten. — Wertzeugnis.
17
Personal-Nachrichten.
Franz Buchner, dessen am 21. De-
zember 1897 erfolgten Tod wir S. 32
anzeigten, war in der letzten Zeit
nicht mehr mit seinem Bruder Michael
vereinigt, wie Avir annahmen^, sondern
hatte schon vor mehreren Jahren eine
neue Gärtnerei eingerichtet und zwar
für seinen Sohn August und dessen
Compagnon J. O. Hammelbacher,
der bei Herrn Thiel-Berlin die hohe
Schule der Bindekunst erlernte, beide
bilden gemeinschaftlich die Firma
August Buchner & Cie., während
Herr Michael Buchner das alte
Geschäft seiner Eltern allein führt, mit
der Firma August Buchner wie
von jeher.
Der Kgl. Garteninspektor Beissner
in Poppeisdorf bei Bonn ist zum
korrespondierenden Mitgliede der
Gartenbau-Gesellschaft zu Frankfurt
a. M. ernannt.
Der Hofkunstgärtner A. C. Rosen -
th]al wurde an Stelle Hotzels zum
Lehrer für Obstbau in der Gartenbau-
schule der k. k. Gartenbaugesellschaft
in Wien ernannt.
Karl Götze, Handelsgärtner in
Hamburg verlegte sein Geschäft von
der Hermannstrasse nach dem Glocken-
giesserwall No. 25.
Der weltberühmte Reisende und
Gärtner Jean Jules Linden, geboren
zu Luxemburg am 3. Februar 1817,
f in Brüssel am 12. Januar. Selten
sind wohl einem Gärtner im Leben
wie im Tode so viele Ehren erwiesen
wie ihm. Die Gartenflora hat bereits
1874S. 196 aus der Feder des f Regel
eine Lebensbeschreibung Jean L i n d e n s
mit Porträt gegeben; wir werden in
nächster Nummer auf Linden zurück-
kommen.
—^'^ Wertzeugnis <•<—
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
für die Birne „Frau Louise Goethe".
Verhandelt Berlin, den 11. Januar 1898.
Die unterzeichneten Preisrichter haben die drei ihnen von dem Herrn
Ökonomierat Goethe, Geisenheim übersandten Früchte der neuen Birnensorte
»Frau Louise Goethe«, welche nach Angaben des Züchters in der Kgl. Lehr-
anstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim aus einem Kerne der Esperens
Bergamotte entstanden ist, eingehend geprüft und dieser Neuheit einstimmig
das Wertzeugnis zuerkannt.
Gründe: Die Frucht ist besonders schätzbar, \veil es im Januar nur
wenig gute Birnensorten giebt. Sie ist von überfliessendem Safte , ganz
schmelzend, süss, fein gewürzt und besitzt nur geringe Spuren von Steinen und
von Gerbsäure.
Die Frucht ist gross, von hochgebauter Bergamotteform, ähnlich der
Edel-Crassanne; die Grundfarbe ist grüngelb, überzogen mit netzförmigem Rost.
Diese Sorte ist den Pomologen zu Versuchen sehr zu empfehlen, da-
gegen vorläufig noch nicht zum allgemeinen Anbau, da noch nicht feststeht,
ob sie in rauheren Lagen als dem Rheingau ebenso gute Eigenschaften zeigen
wird und ob sie als genügend tragbar sich erweist.
C. Mathieu. G. Töbelmann. Späth. H. MehL Mende.
C. Kotte. Fr. Brettschneider.
88
Unentgeltlich abzugebende Samen.
Unentgeltlich abzugebende Samen.
Nur für die Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Meldungen bis zum 15. Februar an das General-Sekretariat in Berlin N., Invalidenstrasse 42.
(Nur die gewünschten Nummern aufschreiben; nur einige auswählen, nicht alle;
10- oder 20-Pfennig-Marke beifügen!)
Blumenkohl, Frankfurter Riesen-.
Weisskohl, Berl. früher mittelgr.
Rotkohl, Berl. später schwarzroter.
Rosenkohl, Non plus ultra.
Wirsing, Berliner grosser später.
Blätterkohl, niedr. grün. feingekraust.
Kohlrabi, englische frühe weisse.
» Riesen- von Modica.
Kohlrüben, gelbe Schmalz-.
Carotten, Guerande-.
Wurzelpetersilie, Berliner dicke.
Schwarzwurzeln, russische Riesen-.
Sellerie, Berliner Knollen-.
» Bleich-, de Candolle, neu.
Radies, Berliner scharlachrotes.
Rettig, Münchener Bier-.
Zwiebeln, Zittauer gelbe Riesen-.
Porree, Berliner dicker Winter-.
Salat, gelber Dickkopf.
» Pflück-, amerikanischer.
Spinat, Victoria-Riesen-.
Gurken, Schlangen-,lange grün everb.
Gurken, japanische Kletter-.
Kürbis, gelber Riesenmelonen-.
Basilicura, feinbl. grüner.
Bohnen- oder Pfefferkraut.
Dill.
Kerbel, gewöhnlicher.
Petersilie, gefüllte Schnitt-.
Salbei.
Thymian, deutscher Winter-.
Tomate, grosse rote.
Erbsen, Wunder von Amerika.
» Buxbaum-.
» Zucker-, Fürst Bismarck.
Stangenbohnen, rhein.Zuck.-Brech-.
Krupbohnen, Wachs-Flageolet-.
» Ilinrichs Riesen-.
Chrysanthemum-Aster, gemischt.
Victoria-Aster, gemischt.
Einfache Astern, gemischt.
Levkoyen, grossbl. Riesen-Bomben-,
gemischt.
Goldlack, gefl. dunkelbraun. Zwerg-.
44. Goldlack, einf. dunkelbr. Dresdner.
45. Balsaminen, Rosen-, gefl., gemischt.
Delphinium hyacinthiflorum, Ritter-
sporn, gemischt.
Dianthus semperflorens Margaritae.
Amaranthus, viele Sorten, gemischt.
49. Antirrhinum majus, Löwenmaul.
50. Artemisia grac, spec, v. St.Petersb.
51. Basella tuberosa, neue Schlingpfl.
52. Calendula oflic. fl. pl. »Meteor«.
1.
3.
3-
4-
5-
6.
9-
10.
ij.
12.
13-
14-
15-
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23-
24.
25-
26.
27.
28.
29.
31-
32-
33-
34-
35.
3Ö-
37-
38.
39-
40.
41-
42.
43
46
47
53. Calliopsis coronata.
54. Cardiospermum halicacabum.
Ballonpflanze.
55- Cannabis gigantea, Riesenhanf.
56. Celosia p^-ramidalis plumosa, gem.
57- Centaurea Cyanus var., Korn-
blumen, gemischt.
58. Centaurea suaveolens, grosse gelbe
Kornblume.
59. Chrysanthemum, einjährige, gem.
60. Convolvulus tricolor. Prachtmisch,
öl. Coreopsis grandiflora.
Ö2. Cosmea bipinnata hybr. , New
Californian.
63. Dahlien, einfache, Prachtmischung.
64. Dianthus chinensis imperialis fl. pl..
Kaisernelke.
Ö5. Eucalyptus globulus, Blaugummi-
66. Gaillardia Lorenziana. [bäum.
67. » grandiflora. Prachtmisch.
68. Helianthus cucumerifolius »Stella«.
69. Fleliotrop, riesenblumige.
70. Humulus japonicus fol. var.
71. Iberis coronaria »Empress«.
72. Ipomoeapurpurea, Prachtmischung.
73. Lantana hybr., Wandelröschen.
74- Lathyrus odoratus, Eckfords Hybr.
75. Leucanthemum grandiflorum.
76. Lobelia »Kaiser Wilhelm«.
77. Lupinus, Prachtmischung.
78. Mimosapudica, »Rührmichnichtan«.
79. Mimulus tigrinus grandiflorus.
80. Myosotis alpestris robusta grandi-
flora »Elise Fonrobert«.
81. Nemophila maculata.
82. Nicotiana macroph. gigant. fol. var.
83. Papaver Rhoeas, Shirley-Mohn.
84. Perilla nankinensis.
85. Petunia hybr., Prachtmischung.
86. Phlox Drum, grandiflora, Prachtm.
87. Polygonum Orientale fol. var.
88. Pyrethrum parthenifol., aureum
89. Reseda odorata »Gabriele«.
90. Ricinus, schön gemischt.
91. Salpiglossis var. grand., Prachtm.
92. Scirpus natalensis.
93. Sycios angulata, Haargurke.
94. Tropaeolum majus, gemischt.
95. Verbena hybrida, Prachtmischung.
96. Viola tricolor maxima, Prachtmisch.
97. Zinniaelegansfl.pl. .Prachtmischung.
98. Melica altissima, Ziergras.
99. Lagurus ovatus, Ziergras.
100. Chamaerops excelsa, Fächerpalme.
843. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 20. Januar 1898.
Vorsitzender: der 2. Stellvertreter des Direktors, Herr Kgl. Garteninspektor
W. Per ring.
I. Vorgeschlagen wurden 1. zum Ehrenmitgliede:
Herr Geh. Regierungsrat, Prof. Dr. Ferdinand Cohn-Breslau;
2. zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Kgl. Obergartendirektor Fr. Bouche-Dresden, Kgl. Grosser
Garten, durch Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Bertram-
Dresden-Blasewitz;
2. » Juwelier R. Walthcr-Berlin W., Potsdamerstr. 4, durch
Herrn Kgl. Garteninspektor Per ring;
3. » Gärtnereibesitzer Adolf Kühn jun. -Pankow bei Berlin,
Breitestr. 42, durch Herrn Obergärtner Schmidt;
4. Frau Bankier Richter-Berlin W., Taubenstr. 15, durch Herrn
Stadtrat R. Brandt;
5. Herr Baumschulbesitzer Carl Schnitze jun. - Charlottenburg,
Leibnitzstr. 74, durch Flerrn Kgl. Hoflieferanten J. F. Loock.
II. Ausgestellte Gegenstände. 1. Von Herrn F. C. Gramm-Malchin in
Mecklenburg waren 2 Stauden seines Rosenkohls »Herkules« über-
sandt, den er vor ca. 15 Jahren gezüchtet und seitdem verbessert hat. In
dieser ganzen Zeit sind Missernten nicht vorgekommen und alle Pflanzen
bis auf 5% den ausgestellten, sehr regelmässig säulenförmig gebauten
gleich. Die Aussaaten fanden in zwei verschiedenen Monaten statt: Mitte
Mai und Anfang Juni. Auf schwerem Boden werden die Pllanzen noch
20 cm höher als die vorgeführten, welche auf Sandboden erwachsen, der
Knospenansatz aber ist ebenso gleichmässig.
Herr Crass II: Wenn dieser Rosenkohl erst im Mai und Juni gleich
ins Freie gesäet ist, so ist das eine ganz vorzügliche Leistung. Wir säen
den Rosenkohl schon im März und April im Mistbeet aus. — Herr
Flaupt: Man kann auch noch im Mai im Mistbeet aussäen; wenn dieser
aber erst so spät im Freien ausgesäet ist, so wäre das eine sehr frühe
Sorte. Im übrigen ähnelt er sehr dem der Pariser Halle. — Herr Hof-
lieferant J. Klar vermutet, dass er auf Lehmboden erwachsen sei, das
Etikett aber besagte: auf Sandboden. — Herr Garteninspektor Perring
empfahl, diese Sorte auf dem Versuchsfelde zu prüfen.
2. \'on Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Carl Koopmann-Wernigerode
a. Harz war ein Zweig von Pinus Jeffreyi mit 2 grossen Zapien über-
sandt, welche ihm in der Gestalt von denen des Herrn Hofmarschall
V. St. Pauk die in Gartenflora 1S98 S. 51 abgebildet sind, abzuweichen
QO 843, Versammlung des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
schienen. Der Unterschied erklärt sich aber dadurch, dass die Zapfen
des Herrn v. St. Paul, als sie von L. Wittmack photographiert wurden,
noch geschlossen waren; heute, wo sie längst aufgesprungen sind, sehen
sie gerade so aus wie die Koupmannschen, nur sind diese etwas grösser
(13 cm lang, 26 cm Umfang, in offenem Zustande). Die Nadeln erreichen
auch in Wernigerode eine Länge von 24 cm, der Baum hat dieselbe
äussere Gestalt wie die Exemplare des Herrn Dr. Bolle auf Scharfenberg
(abgeb. in Beissner, Handbuch d. Nadelhölzer S. 264); letztere sollen, wenn
Herr Koopmann recht unterrichtet ist, vor einigen Jahren gelitten haben.
Befruchtet sind die Zapfen nicht, doch scheinen nach Herrn K. einige
Samen keimfähig zu sein, die meisten sind allerdings taub.
3. Ferner übersandte Herr C. Koopmann 2 bereits reich mit rosa-
roten, langröhrigen Blumen bedeckte Miniaturpflänzchen der Fuchsia-
hybr. »Graf Otto«, die der f Ökonomierat Gireoud in Sagan durch
Kreuzung von Fuchsia triphylla, welche er bekanntlich aus besonderer
Liebhaberei kultivierte, mit Fuchsia hybrida »superbissima« erhalten und
dem Grafen Otto zu Wernigerode gewidmet hatte. — , Herr Stadtrat
Brandt empfahl die Fuchsien einem Spezialisten zur Weiterkultur zu
übergeben, da es doch von Wert sein müsse, eine mitten im Winter
blühende Fuchsie recht zu verbreiten und ihren Wert für die Handcls-
gärtnerei zu prüfen.
4. Endlich hatte Herr Koopmann noch einige Zweige der als Ampel-
pflanze in Warmhäusern sehr zu empfehlenden Bignonia (Hexacentris)
mysorensis übersandt, welche durch ihre braungelben gefleckten Blumen
an Löwenmaul erinnern, aber diese an langgestielten herabhängenden
Trauben tragen. — Desgleichen einige Blüten von Reinwardtia (Linum)
trigyna. Diese sowie Bignonia mysorensis und die kleine Fuchsie sind
fast die einzigen jetzt bei ihm blühenden Pflanzen.
5. Von Herrn Johannes Nicolai, Importeur von Orchideen und
Cacteen, zu Coswig in Sachsen, war eine Bromeliaceae mit prächtiger
Blattrosette und mit 1,27 m hohem, wenig verzweigtem grünem Blüten-
stande übersandt. welche er in mehreren Exemplaren vor 6 — 7 Jahren
als ganz kleine Sämlinge unter Odontoglossum Rossi majus aus Orizaba,
Mexico, erhalten hatte. Diese Pflauze dürfte, wie L. Wittmack bemerkte,
allem Anschein nach, obwohl die Bluinen noch nicht sichtbar sind.
Tillandsia macropetala Wawra (Wiener illustr. Gartenztg. 1887 S. 227
m. Abb.) sein, die IVI e z in seiner Monographie der Bromeliaceen in de
Candolles Suites au Prodromus IX vS. 700 als Synonym von T. grandis
aufführt, während es vielleicht besser sein dürfte, sie getrennt zu halten.
Schon auf der internationalen Ausstellung in Dresden hatte Herr Nicolai
ein Exemplar derselben Art ausgestellt. Damals konnte er dem Wunsche
Wittmacks, ihm dasselbe zu senden, nicht entsprechen, weil dies eiste
Exemplar hybridisiert war. Die Bastarde sind als kleine Pflänzchen jetzt
vorhanden. Um so dankenswerter ist es, dass Herr N. nun dies statt-
liche Exemplar gesendet hat. Zugleich hatte Herr N. aber noch einen
anderen Zweck. Er wollte zeigen, dass man selbst ohne öfteres Ver-
pflanzen doch im stände ist, Pflanzen durch die ihnen gereichten Dünge-
mittel selbst in ganz flachen Schalen zu einer grossen Vollkommenheit
6^'i. Versammlung des Verein» zur Belörderunt; des Gartenbaues etc.
_9i
zu bringen. Die Pflanze steht nämlich in einem nur 4 cm hohen und nur
14 cm weiten Schälchen und hat von Anfang an in diesem Ideinen Gefäss
gestanden. Die Wurzeln sind zwar etwas über den Topfrand gegangen,
scheinen aber nicht durch das Abzugsloch gedrungen zu sein.
Viele epiphytische ßromeliaceen ernähren sich hauptsächlich mit den
scheiden- oder krugförmigen Basen der Blätter, welche mit schildförmigen,
gestielten, den Reissnägeln oder Zeichenstiften ähnlichen Haaren wie ge-
pflastert sind. Das Wasser, das sich in diesen Scheiden sammelt und
durch hineingefallenen Staub, Humus, Insekten etc. nahrungsreich wird,
dringt durch den Stift des Reissnagels in das Blatt ein. Da diese Pflanze
aber eine Felsbewohnerin sein dürfte, so müsste sie eigentlich mehr
Wurzeln haben.
Herr Garteninspektor Perring wies darauf hin, dass solche kleinen
Gefässe wohl bei manchen Bromeliaceen und Orchideen möglich seien,
bei vielen anderen Pflanzen aber nicht, namentlich nicht bei Rhodo-
dendron etc.
6. Herr Kgl. Garteninspektor Lindemuth legte ein Riesenexemplar
von Streptocarpus Wendlandi, Dammann & Co. vor, dessen einziges,
unterseits schön purpurrotes Blatt nicht weniger als 53 cm Länge und
43 cm Breite hatte. Er bemerkte, dass die Streptocarpusarten, die zu den
Cystandreen, einer Unterfamilie der Gesneriaceen, gehören, recht ver-
schiedenen Autbau zeigen; einige haben entwickelte, beblätterte Stengel,
andere besitzen dichte Blattrosetten, bei noch anderen — und dazu ge-
hört die vorliegende Art — besteht die ganze Pflanze so zu sagen aus
einem einzigen Blatt, aus dessen Winkel scheinbar der Blütenstiel hervor-
bricht. Die Samen sind staubtörmig, die Keimblätter anfangs sehr klein.
Das eine verkümmert bald, aber das andere entwickelt sich zu der
riesigen Grösse; das Blatt, das wir sehen, ist also ein Keimblatt. Zu
einer eigentlichen Wurzelbildung kommt es auch nicht; was man dafür
hält, ist das kurze Stengelchen unter den beiden Keimblättern, das so-
genannte hypokotyle Glied, das sich bewurzelt. — Die vorliegende Pflanze
ist im September 1897 ein Jahr alt gewesen; sie entwickelt sich im Mist-
beet sehr gut; im Herbst ist es nur schwer, sie in den Häusern unter-
zubringen, da ein Dutzend Pflanzen oft schon ein ganzes kleines Haus
einnehmen. Die Blüten sind nach Regel, Gartenflora 1892 S. 26, wo die
Pflanze, eine Einführung von Dammann & Co. in San Giovanni aTeduccio,
näher beschrieben, dunkellila und blaugestreift, im Schlünde blau, mit
weissem Fleck vor dem Schlünde auf der Lippe. Sie ist sehr nahe ver-
wandt mit St. Saundersi (Hook, Bot. Mag. t 5251, Gartfl. t 826, Flore des
serres t 1802), die nur nicht ein so grosses Blatt hat; auch besitzt das
Blatt nicht eine aufgesetzte, später abfallende Blattspitze wie Wendlandi.
Auch S. polyanthus ist nahe verwandt, hat aber eine grüne Blattunter-
seite und auch ein kleineres Blatt. Herr Lindemuth wies ferner auf
die schönen Bastarde von Streptocarpus hin, die namentlich in England
gezogen und in der Gartenflora mehrmals besprochen sind. (Garten-
flora 1892 S. 191, 1896 S. 277.)
7. Ausgestellt waren sechs von Herrn Obergehilfen Drescher im
Kgl. Schlossgarten zu Monbijou höchst geschmackvoll mit Sträussen ge-
92
84?. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
schmückte kleine Vasen. Es handelte sich hierbei aber eigentlich weniger
um das Arrangement, sondern um die Form der Vasen, denn es waren
dies Vasen aus irisierendem Glas, wie sie im Königlichen Schlosse
für die kleinen Tafelsträusse, die zwischen den Blumenkörben etc. Platz
erhalten, teils auch als Kelchgläser für Blumen im Zimmer benutzt werden.
(Siehe Gartenflora d. J. Heft 3 S. 59-)
8. Von Herrn Henrichs wurde ein Sträusschen eines wohlriechenden
Tussilago (Composite) übergeben, welches er von der Riviera erhalten.
Herr Garteninspektor Perring erkannte darin das alte T. fragrans oder
Winter-PIeliotrop, das nach Herrn C. Mathieu jetzt ganz ausser Kurs ist.
Nach Herrn Grass II werden dieselben im Herbst in Töpfe gepflanzt und
lassen sich dann sofort treiben.
9. Herr iMaecker übergab eine kranke Araucaria excelsa, deren
Untersuchung Herr Dr. Krüger übernahm. Herr de Goene vermutete,
dass wohl die sogenannte Araucarienspinne die Ursache sein möchte.
Um diese Spinne zu tödten, sei im ersten Stadium der Krankheit ein
Eintauchen der ganzen Pflanze in Nicotin oder Schwefelblüte zweckmässig,
im späteren Stadium nütze aber das nichts mehr. Herr' Maecker hat
keine Spinne bemerken können. Tierische oder pflanzliche Parasiten sind
nach Krügers Untersuchung, die übrigens noch nicht abgeschlossen,
vermutlich nicht die eigentliche primäre Ursache der Erscheinung.
10. Herr Eduard Mathieu in Kamerun hatte Knollen einer
Orchidee übersandt, die sich aber in dem eingetrockneten Zustande
nicht sofort bestimmen Hessen.
III. Herr Stadtrat und Gartenbaudirektor Brandt berichtete hierauf über das
1. Winterfest: Für die Kosten waren bis zu 500 iM. bewilligt, indess
sind noch 44,50 M. mehr ausgegeben und bittet er deswegen um Indemnität.
Desgleichen beantragte er, dem Herrn Hübener, welcher für nur 100 Mark
die so äusserst geschmackvolle und durch die Nepenthes-Kannen (siehe
Gartfl. Heft 3 S. 69) ganz neue und originelle Del^oration der 7 Festtafeln
ausgeführt, eine goldene Medaille zuzuerkennen, zumal ja doch die Ab-
sicht vorliege, hervorragende Dekorationen zu prämiiren. — Herr Kgl.
Garteninspektor Lindemuth erklärte sich dagegen; er habe zwar am
Feste nicht teilgenommen, aber goldene Medaillen sollten nur auf Aus-
stellungen bei einem Wettbewerb gegeben werden. — Herr Hab ermann
betonte, die Ausführung des Herrn Hübener sei so ausserordentlich
schön gewesen, dass man vielleicht, selbst wenn man zehn Ausstellungen
besuche, nicht ein einziges Mal eine derartige Dekoration wiedersehen
würde. — L. Wittmack bemerkte, dass eigentlich der neubegründete
Dekoration saus sc hu ss die Aufgabe gehabt haben würde, die Dekoration
zu beurteilen. Da er aber noch keine Machtbefugnisse habe, müsste die
anderweitig beantragt werden. — Herr Brandt: Wir wollten ursprünglich
einen Wettbewerb veranstalten, jede der 7 Tafeln von einem Anderen
dekorieren und die besten prämiiren lassen; der Einheitlichkeit wegen
sind wir aber davon zurückgetreten. — Herr Thiel schliesst sich Herrn
Lindemuth an; eine grosse Firma könne leicht einmal mehr thun als
eine kleinere; durch eine besondere Prämiirung zöge man den Gross -
betrieb noch mehr gross. — Herr II abermann: Der Grosse wird immer
843. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. g^>
den Kleinen in den Schatten stellen; dann dürfe man auch nicht
Dekorationen von gi'ossen Firmen in den Häusern reicher Privatleute
prämiiren, und doch wollen wir gerade durch solche Prämiirung den
Privatleuten sagen, dass die Dekoration ihres Lieferanten schön war. —
Herr Inspektor Drescher beantragt die Sache dem Dekorationsausschuss
zu überweisen; Herr Inspektor Perring bemerkt demgegenüber, dass
mehrere Mitglieder des Dekorationsausschusses das Winterfest nicht mit-
gemacht hätten, also kein Urteil haben könnten. Schliesslich wurde der
Antrag Brandt, dem Herrn Hübener eine goldene Medaille zu-
zuerkennen, mit 31 gegen 24 Stimmen angenommen.
IV. Hierauf hielt Herr Dr. Di eis, vom Kgl. bot. Museum einen sehr inter-
essanten Vortrag über die Flora Chinas, der mit lebhaften Beifall auf-
genommen wurde. Derselbe wird in der Gartentlora besonders ab-
gedruckt werden.
Y. Verlesen wurde ein Schreiben des Herrn Ministers für Landwirt-
schatt etc., in welchem derselbe sich gern bereiterklärt, dem Wunsche
des Vorstandes gemäss Vertreter des Gartenbaues bei den Vorberatungen
über die Handelsverträge zu hören.,— Es wird nun also auch Pflicht
des Vereins sein, eingehende Erkundigungen einzuziehen. Der gewerb-
liche Ausschuss wird ermächtigt, sich dieserhalb durch Zuwahl zu ver-
stärken. Der Generalsekretär bemerkte bei dieser Gelegenheit, dass es
noch nicht gelungen sei, eine geeignete Person zur Kontrole der Auktionen
auf der Post*) zu finden. Herr Kretschmann erklärte, er halte eine be-
zahlte Kraft dafür auch gar nicht geeignet, die Handelsgärtner, welche
Interesse an der Sache haben, würden das viel besser machen. Der
Verband der Handelsgärtner hat die Sache so organisiert, dass von den
Vorortvereinen je einer eine Woche lang die Kontrole übt. Herr
Amelung teilt mit, dass der Charlottenburger Verein sich auch bereit
erklärt habe, die Kontrole zu übernehmen. Es haben sich sechs Herren
gemeldet, von denen jeder nur einen Abend hinzugehen braucht.
VI. Der Generalsekretär regte auf Veranlassung des Reichskommissars die
Frage an, wie der Verein über die Beteiligung des deutschen Garten-
baues an der Pariser Weltausstellung denke. Er (Wittmack) halte
es nicht für richtig, dass die deutschen Gärtner fast immer nur als Be-
sucher auf Ausstellungen im Auslande erschienen, sie brauchten ihr Licht
nicht unter den Scheffel zu stellen und so gut wie englische, belgische
und holländische etc. Firmen in Deutschland ausstellen, könnten die
deutschen auch im April d. J. in Gent und 1900 in Paris ausstellen. Der
Verein deutscher Gartenkünstler hat bekanntlich beschlossen, in corpore
in Paris Pläne auszustellen und 200 qm angemeldet. Diese Angelegenheit
wurde den vereinigten Ausschüssen zur Berathung überwiesen.
Vn. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren KgL Hofgärtner Jancke,
Landschattsgärtner Maecker und Kgl. Obergärtner Peters hatte folgende
Preise zuerkannt:
1. Herrn F. C. Gramm-Malchin in Mecklenburg für Rosenkohl
»Hercules« eine kleine silberne Medaille;
*) Vergl. GanH. Heft 2 S. 35.
QA Die Dekorationen am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs.
2. Herrn Obergärtner GeorgKittel - Eckersdorf bei NeuFode.
Schlesien, für Bastarde von Xidularium princeps X Morreni-
anum eine bronzene Medaille;
3. Herr Gärtnereibesitzer Joliannes Nicolai-Coswig in Sachsen
für Tillandsia macropctala eine bronzene Medaille.
\'I1I. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung" Vorgeschlagenen. (Siehe S. 33.)
W. Perring. Wittmack.
Die Dekorationen am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers
und Königs am 27. Januar 1898.
4l^)\er Dekorations-Ausschuss des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
\^^ darf es sich zur besonderen Ehre rechnen, dass ihm seitens Sr. Excellenz
des Kgl. Ober-Hofmarschalls Grafen August zu Eulenburg die Erlaubnis
zur Besichtigung der Festtafeln im Königlichen Schlosse, von Sr. Excellenz
dem Herrn Reichsgrafen von Ilochberg die zur Besichtigung des Kgl. Opern-
hauses und von dem Vorsitzenden der Rathaus - Kommission Herrn Stadtrat
Seiberg die Erlaubnis zur Besichtigung des Rathauses am Geburtstage Seiner
Majestät des Kaisers erteilt wurde.
Wiederum war, wie am Ordensfeste, Herr Kgl. Ilofgärtner Ed. Xietner,
Charlottenburg, der liebenswürdige Führer. Zunächst wurde in der Bilder-
gallerie des Königlichen Schlosses die riesige Marschallstafel besichtigt, für
welche die gewaltige Länge der Gallerie aber noch nicht einmal ausreichte,
da noch in dem nebenliegenden Königinnen-Saale (nach den Bildern preussischer
Königinnen benannt) ein Teil des fürstlichen Gefolges etc. Platz erhielt. Im
letzteren vSaale, um das gleich vorweg zu nehmen, fiel uns unter den Prunk-
geräten, welche die Tafel zierten, der Ehrenpreis Ihrer Majestät der Königin
von England auf, welchen die Yacht Sr. Majestät des Kaisers »Meteor« 1897,
im Jubiläumsjahre der Königin, gewonnen hatte.
Die lange Tafel in der Bildergallerie war reich geschmückt mit silbernen
Gefässen neuester Form, dazwischen mit prächtigen Blumenschalen und Blumen-
körben, ähnlich wie wir sie in Heft 3 S. 59 bei Gelegenheit des Ordensfestes
beschrieben haben, also meistens nur eine Sorte und nur eine Farbe Blumen
in mit Farnen, Selaginella Emmeliana etc. gezierten Körben, auf deren
Arrangements sich die Kgl. Obergehilfen Drescher vom Schlossgarten Monbijou
und Jaeckel, der vom Neuen Palais zur Unterstützung hergerufen, so aus-
gezeichnet verstehen. Frei auf das Tischtuch gelegte Epheuranken, mit Blumen
verziert, was sich ganz besonders schön ausnahm, vervollständigten hier den
Tafelschmuck.
Die höchste Leistung aber war im Rittersaal vollführt, wo die Aller-
höchsten Herrschaften und deren hohe Gäste, das sächsische Königspaar, der
König von Württemberg mit der Flerzogin Pauline etc. etc. an der für etwa
40 Personen gedeckten Galatafel Platz nehmen sollten. Der ganze Rittersaal
an sich ist schon geeignet, einem in ihm abgehaltenen Mahle den Charakter
eines »Prunkmahles« zu geben. Befindet sich doch in ihm ein silbernes
Die Dekorationen am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs. gt.
Orchester, prangen doch an der einen Wand eine grosse Zahl kostbarer silberner
Humpen, die jede einzeln durch ein versteckt darunter angebrachtes elektrisches
Licht beleuchtet werden. Dazu die silbernen Teller, denen während der Tafel
bei einzelnen Gängen sogar goldene folgen, die künstlerischen silbernen Tafel-
aufsätze, wiederum aus dem Städtesilber ausgewählt; das alles macht bei der
prächtigen Beleuchtung einen grossartigen Eindruck. Die Tafel war in Iluf-
eisenform gedeckt, die Mitteltafel hatte nicht weniger als ca. 2 m Breite,
während die Seitentafeln etwa 1Y2 "^ breit waren; aber erstere musste daher
so breit sein, weil sie bestimmt war, vor dem Platze des Kaisers das grosse
herrliche Silbergeschenk der Provinz Westfalen zur Hochzeit des Kaiserpaares,
geharnischte Ritter, die aut einem erhobenen Schilde eine Art Pokal trugen,
aufzunehmen.
Jedoch all' die vielen Prunkgeräte, sie hätten kalt gelassen, wenn die
Blumen gefehlt hätten. Grosse Aufsätze mit roten und gelben Rosen standen
zu beiden Seiten auf der iMitteltafel, Schalen, Körbe und kleine Vasen auf den
Seitentafeln, überall auf den Tischen aberlagen malerisch duftige Handsträusse.
die der Obergehilfe Gl ob i seh in Charlottenburg mit grossem Geschick
angefertigt. Seine iMajestät hatte aber auch befohlen, dass ausser den aus der
Königlichen Ilofgärtnerei gelieferten Bindereien und Arrangements einige der
hervorragendsten Blumenspenden, die Ihm zu Seinem Geburtstage gesandt, auf
der Tafel Platz erhalten sollten.
So fand sich auf der Mitteltafel ein grosser Korb mit Veilchen, auf dessen
Bügel ein geradezu ideal schöner Strauss aus gelben Tulpen befestigt war.
Leider war der Künstler oder die Künstlerin, die diesen Strauss gebunden,
nicht zu ermitteln; vielleicht geben diese Zeilen Veranlassung, dass sich der
oder die Künstlerin meldet. — Ein nicht minder schönes Arrangement, eine
Art Jardiniere mit lebenden Palmen, Dendrobien, Cypripedien, Odontoglossum
Alexandrae etc., ein Geschenk der Gräfin Douglas, von J. C. Schmidt,
Inhaber K untze-Berlin gefertigt, stand auf der einen Seitentafel, während
iliesem gegenüber ein drittes Arrangement Platz erhalten hatte, ein Geschenk
des Bildhauers Professor Reinhold Begas, welches mit Flieder. Rosen, Nelken
und Veilchen ein 30—35 cm im Durchmesser haltendes Medaillon einrahmte,
die Reliefbilder Kaiser Wilhelms des Grossen und der Kaiserin Augusta in
Imnstlerisch vollendeter Ausführung zeigend. — Ranken von iMedeola asparagoides
waren hier, soweit es der Raum zuliess, mit Blumen durchwebt, an passenden
Stellen in gefälliger, ungezwungener Form auf der Tafel vertheilt; nichts war
überladen, sondern vornehm im edelsten Sinne des Wortes.
Die Dekoration im Opernhause erstreckte sich auf den Zuschauerraum
und auf den grossen Konzertsaal. Im ersteren hatte die Generalintendantur künst-
liche Blumengewinde in reicher Fülle anbringen lassen. Die Brüstungen aller
Ränge waren mit bogenförmigen Gewinden aus Rosenzweigen, aus denen gelbe
Marechal-x\iel-Rosen, eine Lieblingsblume Ihrer Majestät der Kaiserin, hervor-
schauten, garniert und an den Wandarmen mit breiten, hellblauen Schleifen
aus Seidenband aufgenommen, von denen Sträusse aus zartrosafarbigen Rosen
herabhingen. Sehr schön machten sich die zahlreichen radienartig, aber in
Bogenform vom Kronleuchter nach der Peripherie des Plafonds herabhängenden
Guirlanden, während der Kronleuchter selbst mit Blumen geschmückt war;
nur das unter ihm angebrachte Bluraenschiffchen, von welchem noch wieder
Qg Der Cberwinterungszustand der Kirschbaum-Monilia.
ein dichter Strauss Niel-Rosen herabhing, schien uns des Guten etwas* zu
viel zu sein.
Im Konzertsaale waren an der Westwand unter der kundigen Hand des
Kgl. Obergärtners Habermann vom Schlossgarten Monbijou fünt grosse.
geradezu musterhaft aufgebaute Clruppen von Palmen aufgestellt, darunter eine
Anzahl ganz besonders schöner Phönix, welche Herr Kgl. Ilofgärtner Jancke-
Bellevue geliefert hatte. Plerr Hab ermann hatte stets mehrere kleinere
Phönix so geschickt zusammengestellt, dass es aussah, als wäre das Ganze eine
einzige Pflanze.
Das Büffet war zur Zeit, wo wir den Saal sahen, noch nicht arrangiert:
es sollte noch reichen Blumenschmuck durch 4 grosse Jardinieren und 2 hohe
silberne Aufsätze, ferner an der Vorderseite durch am Tischtuch befestigte
Guirlanden und Bouquets erhalten. Auch sollten noch Tische aufgestellt werden,
ebenfalls mit Blumenkörben geschmückt.
Schliesslich begab man sich unter Führung des Herrn städt. Garten-
inspektors Fmtelmann nach dem Rathause, wo der Obergärtner Kluge
unter Leitung des Herrn städt. Gartendirektors Mächtig und des Herrn städt.
Garteninspektors Fintelmann den Flur und die grosse Haupttreppe malerisch
mit Blatt- und blühenden Pflanzen geschmückt hatte. Schon öfter haben wir
ähnlichen Schmuck im Rathause gesehen, nie erschien er uns so schön wie
diesmal, und das kam z. T. wohl mit daher, weil man auf dem Absätze in
halber Höhe der Treppe links und rechts je einen grossen Blumentisch auf-
gestellt hatte, der, reich mit Palmen und anderen Blattpflanzen geziert, die
gerade, schräg aufsteigende Linie der auf den einzelnen Stufen links und rechts
angebrachten Pflanzen angenehm unterbrach. Auf dem weiten Raum am Ende
der Treppe war in deren Mittelachse ein mächtiger Hain aus Blattpflanzen
aufgebaut, ähnlich wie links und rechts beim Eingang in das Rathaus. Unmög-
lich ist es, all die einzelnen Pflanzenarten zu nennen, wir wollen nur hervor-
heben die wegen ihrer Höhe geradezu einzigen stattlichen Exemplare von
Dracaena nutans unten links und rechts an der Treppe, die schönen Palmen
und Baumfarne, die zahlreichen Azalea indica und mollis, die vielen Blumen-
zwiebeln etc.
Die prächtigen Blumenaufsätze auf der Festtafel im Rathause hatte zum
grössten Teil Herr Fasbender, Schönhauser-AUee 21 geliefert.
Der Überwinterungszustand der Kirschbaum-Monilia.
Von Professor Dr. Frank und Dr. I"r. Krüger.
rl^l ^^^^ ^^° bisherigen Erfahrungen wusste man, dass der Fruchtschimmel.
e
Monilia fructigena, mit seinen sporentragenden Polstern auf mumificierten.
an den Zweigen sitzengebliebenen Obstfrücht-en den Winter über sich erhält.
Diese galten daher als Ausgangspunkt für die Weiterverbreitung des Pilzes und
speziell als Überträger der 'l'vrankheit auf die Kirschblüten. Die Folge des
Befalles der letzteren ist dann bekanntlich jene Erscheinung, dass an den im
Frühling durch den Pilz getöteten Blütenbüscheln und Fruchtansätzen die Monilia
sogleich wieder mit reichlichen Sporenpolstern hervorbricht, worauf wir in
unseren früheren Artikeln über diese Krankheit bereits hingewiesen haben, mit
Der Überwiritciungszustand der Kirschbautn-Monilia. qt
dem Bemerken, dass alle diese abgestorbenen Teile der Kirschbäume als ge-
fahrbringend für die nächstjährige Blütenbildung zu bezeichnen seien.
Wir machten nun bei unseren über diesen Pilz angestellten Untersuchungen
bereits im Laufe des vergangenen Sommers die interessante Beobachtung, dass
an diesen abgestorbenen Teilen die Sporen des Pilzes allmählich verschwinden
und auch durch keine neue Fruktifikation wieder ersetzt werden, so dass man
meist im Sommer kaum noch etwas von Moniliasporen daran findet und der
Pilz verschwunden zu sein scheint, zumal da sich die durch ihn getöteten
und vertrockneten Blüten- und Fruchtansätze im Laufe des Sommers äusserlich
mit anderen, saprophyten Pilzen, wie Cladosporium u. dergl., bedecken.
Aber wir konnten bereits in unseren Veröffentlichungen die Beobachtung
aus vorigem Sommer mitteilen, dass das ganze innere Gewebe der ab-
gestorbenen Blütenstielc und Knospen, sowie der erkrankenden Laubtriebe
reichlichst von dem Alycelium der Monilia durchwuchert ist und dass das
letztere sogar teilweise in die Tragzweige eindringt und, soweit dies geschieht,
auch diese bald zum Absterben und Vertrocknen bringt.
Der Umstand, dass der Pilz auf solche Weise grössere Partien des Holzes
durchwuchert und sich in diesem lebensfähig erhält, veranlasste uns, schon
früher auf die Bedeutung des Zurückschneidens der infizierten Zweige hinzu-
weisen, weil solche mehr oder weniger von der Monilia befallenen Teile sich
doch nicht normal weiter entwickeln und gesunde Früchte hervorbringen
können, andererseits aber lag nach unseren bisherigen Erfahrungen über die
Lebensbedingungen des Pilzes kein Grund vor, anzunehmen, dass er nicht auch
an den alten abgestorbenen Holzpartien gelegentlich fruktifizierend hervor-
brechen könnte.
Dieses fand nun in diesem Jahr, vermutlich infolge der ungewöhnlich
warmen Witterung bereits im Januar statt und zwar in der Weise, dass da, wo
die vorjährigen durch die Krankheit abgestorbenen Blütenstiele, Knospen,
Spitzenlangtriebe sowie seitlichen Kurztriebe noch an den Ästen sitzen, aus
diesen Teilen ein neuer Sporenausbruch in schön entwickelten grauen Monilia-
Polsterchen hervorgetreten ist, mit frischen, sogleich kräftig keimfähigen Sporen.
Besonders zwischen den Knospenschuppen der abgestorbenen Knospen, aber
auch an der Oberfläche der abgetrockneten Blättertriebe und der alten Blüten-
stiele und vertrockneten Fruchtansätze brechen diese neuen Fruktifikationen
hervor. Wir konnten uns überzeugen, dass sie einem Mycelium entspringen,
welches im Innern Gewebe jener Teile reichlichst sich findet und eben seit
dem vergangenen Sommer darin vorhanden geblieben ist.
Dies beweist, dass das Mycelium unseres Pilzes auf dem Kirschbaume
in den von ihm im Frühlinge getöteten Teilen bis zum nächsten Winter und
Frühlinge in einem Ruhezustande verbleibt, in den es mit Beginn der
wärmeren Sommerszeit eintritt; denn während des ganzen Sommers und
Herbstes lässt es keinerlei neue Fruktifikationsorgane hervortreten,
erwacht aber hierzu beim Herannahen des Frühlings.
So werden also auch die auf diesem Wege vom Pilze neu hervor-
geschickten Sporen im Frühlinge als frisches, kräftigst keimfähiges Infektions-
material auf die sich öffnenden Baumknospen geworfen, wo sie wieder sogleich
die beste Unterlage für ihre Weiterentwicklung und damit für die Wieder-
erzeugung der Blütenkrankheit finden.
Qg Die Liegnitzer Ausstellung vom 21. — 25. Januar.
Aus dem geschilderten eigentümlichen Verhalten des Pilzes geht weiter
hervor, dass die Frage der Dauer der Keimfähigkeit der Sporen an Bedeutung
A-erliert. Wir haben, ausgehend von der Thatsache, dass auf den absterbenden
Blütenbüscheln im Frühlinge der Pilz massenhaft Sporen erzeugt, dann aber
damit aufhört, uns gefragt, wie lange die im Frühlinge zur Zeit der Baum-
blüte gezeitigten Sporen ihre Keimfähigkeit behalten und dabei konstatiert, dass
bei dem im Zimmer aufgehobenen getrockneten Material eine solche sich etwa
6—7 Monate erhält.
Ob der Pilz vielleicht noch andere Fruktitikationsorgane besitzt als die
bekannten kettenförmigen Konidien, das ist eine Frage, die nach vorstehender
Schilderung für die Praxis mehr in den Hintergrund tritt.
Für letztere ist von der grössten Bedeutung, dass z. Z. der. Blütenbildung
bereits frische lebenskräftige Monilia-Sporen an dem Holz — sei es nun an
ganz totem oder an erst zum Teil abgestorbenem — vorhanden sein können
und daraus resultiert für den Praktiker, dem seine Kirschplantagen am Herzen
liegen, die unabweisbare Notwendigkeit, für rechtzeitige Entfernung der trockenen
Reiser in \'erbindung mit kräftiger Kupferbespritzung der dünneren Zweige,
sowie möglichst gründlicher Säuberung des Bodens von dem Reisig zu
sorgen.
Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz
der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin.
Die Liegnitzer Ausstellung vom 21. — 25. Januar.
|ie grosse Reklame, welche für diese Ausstellung gemacht war, ist derselben
:;^fc^ schädlich gewesen. Die meisten Besucher kamen mit zu grossen Erwartungen
und waren enttäuscht. Die Ausstellung war gut, hatte aber nur einen mitt-
leren Umfang. Dazu kam entsetzlich schlechtes Wetter, aufgeweichte
Wege, ungenügende Lokalitäten, z. T. zu gedrängte Aufstellung namentlich bei
den Schnittblumen.
Der milde Winter war dem Transport der Ausstellungsgegenstände sehr
günstig, aber die Leiter hätten gewiss lieber heiteres, selbst strenges Frost-
wetter gesehen, dann wäre der Triumph der gärtnerischen Kunst Aiel mehr
zur Geltung gekommen.
Die hervorragendsten Leistungen lagen, wie uns berichtet wird, auf dem
Gebiet der getriebenen Blütensträucher und auf dem der — Gemüse. Die schönste
Anordnung von Blütensträuchern brachte Herr Parkinspektor Stämmler,
Leiter der städtischen Gärtnerei, aber auch die Handelsgärtner E.Wende und
Georg Zobel-Liegnitz bewiesen, dass man in Liegnitz vortreffliches in der
Gehölztreiberei leistet. Ganz besonders gilt das bezüglich der Magnolien.
Die übrigen Blütenpilanzen der Handelsgärtner von Liegnitz und Umgegend:
Hyacinthen, Maiblumen, Cyclamen, Primeln etc., waren ebenfalls sehr an-
erkennenswert, überhaupt haben die Liegnitzer Gärtner grosse Opfer für die
Ausstellung gebracht.
Ausstellung von spätem Winterobst. — Wertzeugnis. qq
Die schönen Schnittblumen kamen nicht recht zur Geltung", da sie
meist in einem engen Gewächshause zusammengestellt waren. Sehr schön
waren die Nelken und Cyclamen von Class-Zehlendorf, die Nelken von
Thal acker-Gohlis bei Leipzig und Theodor Wiest-Freudenheim bei Mann-
heim, die Flieder von Fr. Ilarms-Hamburg, Sinai-Frankfurt a. M., Zimmer-
mann-Roitzsch, die späten Chrysanthemum »Winterkönigin« von O. Ilübner-
Wannsee bei Berlin etc.
Auch die Bindereien waren sehr gut, ebenso die meisten Baumschulartikel.
Allseitig wird angeregt, einmal in Berlin Mäeder eine grosse Winterblumen-
Ausstellung zu veranstalten, wo bekanntlieh 1880 in den Räumen der neu er-
richteten landwirtschaftlichen Hochschule bei 14 Gr. R. Kälte zum ersten
Male in Deutschland, vielleicht in der Welt, eine Winterblumen-Ausstellung ab-
gehalten wurde. Xoch heute erinnern wir uns des Ausspruches der Hoch-
seligen Kaiserin Augusta: »Feenhaft' Draussen der strenge Winter und hier
dies Paradies!«
Die damalige Hoffnung, dass durch die Vorführung so glänzender eigener
deutscher Kulturen der Import aus dem Süden gemindert werden würde, hat sich
aber nicht erfüllt und man wird wohl mit den Verhältnissen dauernd rechnen
müssen, selbst wenn ein Zoll darauf gelegt werden sollte.
Aussteilung von spätem Winterobst
zu Berlin am Donnerstag den 24. Februar 1898.
Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues beabsichtigt, auf Anregung
des Gartenbauvereins der Grafschaft Wernigerode gelegentlich der Versammlung
am Donnerstag, den 24. Februar, eine kleine Ausstellung von spätem Winter-
obst zu veranstalten, um zu ermitteln, welche Sorten sich trotz der schlechten
Obsternte in Norddeutschland doch gut gehalten haben.
Bedingungen.
1. Die Ausstellung findet am 24. Februar im Vereinslokale statt und
währt von mittags 12 Uhr bis 8 Uhr abends.
2. Von jeder Sorte sind mindestens 5 Stück einzusenden.
3. Die nötigen Pappteller liefert der Verein.
4. An Preisen sind eine silberne und eine bronzene Medaille von dem
Gartenbauverein Wernigerode gestiftet. Ferner stehen Vereins-Medaillen
nach Bedarf zur Verfügung.
Anmeldungen sind mit Angabe des Raumbedarfes bis zum 22. Februar
an das General-Sekretariat, Berlin, Invalidenstrasse 42, zu richten.
— >•> Wertzeugnis <•«—
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
für eine neue Varietät von „Cattleya Trianae'" von Max Wunde!, Oranienburg.
^'erhandelt Berlin, den 5. Februar 1898.
Die unterzeichneten Preisrichter haben einstimmig beschlossen, der neuen
Varietät von Cattleya Trianae des Herrn Max Wundel-Oranienburg das
Wertzeugnis zu erteilen.
IQO Lapageria rosea. — Über Bepflanzung der Gewächshausmauern.
Gründe: Die Blumen zeichnen sich durch aussergewöhnliche Grasse.
vollendet schöne Form, ausserordentlich breite Fetalen, sowie durch schöne
Farbe aus. Besonders hervorragend ist, dass über sämmtliche Sepalen und
Fetalen sich ein karminroter Mittelstreif zieht, der sich an der Spitze der
Fetalen in besonders schöner Weise verbreitert. Auch die Lippe zeichnet sich
durch einen bis zum ausser sten Rande gehenden prachtvoll karminroten
breiten Saum, der nach dem Schlünde hin scharf abgegrenzt ist, aus.
Die Pflanze hat sowohl für Liebhaber wie für Ilandclsgärtner einen
hervorragenden Wert.
Carl Lackner. W, Ferring. R. Brandt. Carl Kuntze. H. Weidlich.
Fr. Weber. F. Kränzlin.
Lapageria rosea und ihre Vermehrung.
^—. (Hierzu Abb. 19.) >
^'^(«^ir geben in Abb. 19 die Darstellung eines Zweiges der so reich
blühenden Lapageria rosea des Herrn Ilofmarschalls von St. Paul
(Gartenflora 1898 S. 33 und 53), und zugleich seine uns freundlichst übersandte
Anleitung zur Vermehrung:
>Die Vermehrung der Lapageria ist bis jetzt noch nicht sehr einfach. An
älteren Pflanzen bewurzeln sich die einzelnen Ranken, welche man dann als
fertige Pflanzen abnehmen kann. Ranken als Ableger einzulegen geht auch,
sie liegen aber zwei Jahre bis zur Bewurzelung.
Herrn T. J. Seidel in Laubegast verdanke ich die Belehrung, dass eine
abgeschnittene Ranke, mit eben ausgereiftem Holze (also etwa im Juni) in
Torfmull eingelegt, welcher auf gute Drainage zu betten ist, sich etwa in
10 — 11 Monaten an jedem Blatt bewurzelt und in viele Pflänzchen zerschnitten
werden kann. Ich habe diese Manier aber noch nicht erprobt. Gut ausgereifte
Samen keimen leicht in Heideerde. Es dauert aber vier Jahre bis man Blüten
sieht.
Ich habe meine reichblühende \'arietät mit der dunkelroten Chatsworth-
\'arietät mit 10 — 12 cm langen Glocken, gekreuzt und einige junge Pflanzen
erzogen, auf die ich grosse Hoffnung setze. In Allem besitze ich die abgebildete
reichblütige Form der gewöhnlichen Lapageria rosea, dann die Xash-Court-
Varietät, welche reicher gesprenkelt ist, die schon erwähnte Chatsworth-
Varietät und die weisse Form, welche für gewisse Dekorationszwecke unüber-
trefflich ist.
Es ist lebhaft zu bedauern; dass in Deutschland diese schöne Pflanze noch
so wenig verbreitet ist.« v. St. Paul.
Über Bepflanzung der Gewächshausmauern innerhalb der Häuser.
\'on G. K 6 r p c r - l""ürstenwalde a. Spree,
s dart wohl vorausgesetzt werden, dass es jedem Gärtner bekannt
1, ist, dass die ausgefallenen und an den Wänden sitzenbleibenden Sporen
verschiedener Farne aufgehen und daselbst, wenn auch zum Teil nur kümmer-
lich, weiterwachsen.
Über Bepflanzung d^ Gewächshausmauern innerhalb der Häuser.
lOI
Wie in so vielen Fällen giebt uns auch hier die Xalur einen Fingerzeig,
den unverputzten Wänden der Gewächshäuser nicht nur ein schönes Aussehen
durch diesen grünen Schmuck zu geben, sondern auch, wie man sagt, das
Angenehme mit dem J\'ützlichen zu verbinden, da der Verkauf der an diesen
Wänden wachsenden Pflanzen ja auch und manchmal sogar nicht unwesentliche
materielle ^'orteile bringt.
Wenn ich oben sagte, dass die Sporen verschiedener Farne zum Teil
kümmerlich weiterwachsen, so ist dies hauptsächlich nur an den Wänden der
Abb. Hj. Lapageria rosea.
Eine Ranke mit 22 l^lüten auf 40 cm Lange von Herrn Königl.
Hofmarschall v. St. Paul, Fischbach im Riesengebirge.
Fall, die mit Cement etc. verputzt sind, da hier die für die Pflanzen nötige
Feuchtigkeit nur sehr schwer oder überhaupt nicht eindringen kann, auch die
feinen W^urzeln derselben kaum imstande sind, festzuwachsen; unverfugte und
unverputzte Wände dagegen nehmen -die Feuchtigkeit leichter in sich auf,
dünsten daher auch mehr aus als die erstgenannten; es entsteht dadurch eine
gleichmässigere feuchte Luft, infolge dessen die Pflanzen auch besser wachsen
und gedeihen können.
Es sei mir nun gestattet, meine diesbezüglichen Erfahrungen mitteilen und
Vorschläge machen zu dürfen.
102 Über Bepflanzung der Gewächshausmauern innerhalb der Häuser.
Namentlich früher, aber auch jetzt noch, findet man in vielen Gewächs-
häusern noch rohe, d. h. unverfugte und unverputzte Wände und bin ich, wo
ich dies zu thun Gelegenheit hatte, behufs Ausschmückung und Bepflanzung
derselben folgendermassen verfahren. Die Farnwedel, deren Sporen reif sind,
nahm ich und rieb dieselben an den Mauern resp. Wänden ab oder drückte
Teile der Wedel in die Fugen. Von Farnen habe ich dazu namentlich mit
grossem Vorteil und gutem Erfoige verwandt: Platycerium Acrostichum
Alcicorne etc. (dieses jedoch erst mit einem Stückchen Baumrinde an die
Wand gedrückt), verschiedene Adiantum, verschiedene Blechnum, Gold- und
Silberfarne (diese allerdings, wenn irgend angängig, zu oberst der Wände),
Polypodium aureum (auch diese sind nicht zu niedrig anzubringen, damit die
schönen, goldgelben Tüpfel, welche mit die Zierde dieser Farne sind, zur
Geltung kommen), die verschiedensten Pterisarten, Scolopendrium und noch
mehrere andere Arten.
Als sehr schön und wie für solche Zwecke geschaffen, möchte ich
empfehlen: Lygodium microphyllum, Lomaria scandens, Nephrolepis tubero&a,
welche sich mit ihren oft recht langen Wedeln und teils kletternden, teils
hängenden Ranken, an denen sich eine Anzahl junger, selbständiger Pflanzen
entwickeln, wirklich graziös ausnehmen, und ist es erstaunlich, mit welcher
Schnelligkeit diese eine Wand beziehen.
Ferner habe ich die verschiedensten und schönsten Blattbegonien in einer
solchen Vollendung an den Wänden allein und auch inmitten der Farne ge-
zogen, dass ich hunderte von Blättern mit einem Male zum Verkauf schneiden
konnte. Ebenso konnte ich zum Eintopfen und Verkauf fertige Pflanzen von
den Wänden nehmen. Durch üppigen und gesunden Wuchs zeichneten sich
namentlich aus: Begonia heracleifolia, B. ricinifolia und B. argyrostigma. Weiter
gedieh Saxifraga sarmentosa (Judenbart) ausgezeichnet, deren bunte Blätter
und Aveiss und rosafarbene lockere Blütenrispen nicht nur in unglaublicher
Zahl erscheinen, sondern auch ein gutes und feines Bindematerial abgeben.
Alsdann sei noch erwähnt, dass alle diese Pflanzen sich, da die Wurzeln
ohne Erde sind, sehr gut zu Jardinieren verwenden lassen.
Dass auch Tradescantia zebrina etc. ausgezeichnet gedeihen, möchte ich
nicht unerwähnt lassen.
vSehr zu empfehlen ist ferner noch: Iloya carnosa (Asclepias), Wachs-
oder Honigblume genannt.*) Sie wächst nicht nur rasch wie Epheu, sondern
hat ausserdem gegen die vorerwähnten Pflanzen noch den Vorzug, selbst an
glatten Wänden zu gedeihen.
Bezüglich des, ich möchte beinahe sagen, üppigen Wachstums der ge-
nannten Pflanzen kann ich beispielsweise noch mitteilen, dass die Begonien,
Polypodium, Nephrolepis etc. mit ihren Stengeln, Rhizomen resp. Knollen sich
derart in den Fugen entwickeln und einklammern, dass es oft fast unmöglich
ist, die betreffenden Pflanzen unbeschädigt zu entfernen, indem die Rhizome
zerreissen resp. zerbrechen.
Da sich Hoya nicht direkt an resp. in die Wand pflanzen lassen, so
*) Ersterer Name, weil die Blumen das Aussehen haben, als seien sie aus Wachs künst-
lich hergestellt, und letzterer, weil sie einen honigsüssen Saft, welcher tropfenweise an den ge-
öffneten Blumen hängt, derart ausschwitzen, dass bei geöffneten Fenstern und günstigem
Wetter die Bienen in Mengen erscheinen, um sich diesen köstlichen Saft zu holen.
Die neue Gärtnerei der Stadt Paris. i 03
empfiehlt es sich, dieselben in Töpfen an die Wand zu stellen oder aber, was
noch besser und wo es thunlich ist, im freien Grunde auszupflanzen.
An den angeführten Beispielen wird der denkende Gärtner und Kenner
dieser und ähnlicher Pflanzen bald erl^ennen, welche derselben zu diesem
Zwecke verwendbar sind, nicht allein, um sich dadurch eine nicht zu ver-
achtende Einnahme zu verschaffen, sondern auch, was wohl namentlich für
herrschaftliche Häuser in Betracht kommt, um eine schöne, natürliche
Dekoration zu erzielen. Zum Schluss möchte ich nur noch kurz anführen, dass
namentlich Erdhäuser oder Gewächshäuser mit hohen Ilinterwänden am vorteil-
haftesten bepflanzt werden können, ausserdem befördert ein öfteres Bespritzen
der Pflanzen deren Wachstum ungemein, so dass selbst im Winter und bei
niedriger Temperatur die Begonien ihre Blätter nicht verloren haben.
Von Begonien habe ich Blattstückchen, wie man sie sonst zur Vermehrung
verwendet, in die Fugen der Wände gedrückt und hatte die Freude, zu sehen,
wie diese gleich denen, welche speziell zur Vermehrung gelegt waren, sich
üppig und in der geschilderten Weise entwickelten. Ganz besonders schön
sehen die Wände aus, wenn man nicht eine Sorte Pflanzen nimmt, sondern die
angeführten Arten in regellosem, doch gefälligem Durcheinander pflanzt.
Namentlich bei Anlage herrschaftlicher Gewächshäuser sollte man auf
eine derartige Dekoration Bedacht nehmen und nicht nur rauhe Steine ver-
wenden, sondern auch vereinzelte Steine mehr oder minder hervorspringen,
ganz bestimmt aber die Wände nicht verfugen lassen.
Unterlassen möchte ich auch nicht, darauf aufmerksam zu machen, da,
wo sich Kellerwürmer, auch Kellerasseln genannt, beflnden, die sonst zu dem
Zwecke sich vorzüglich eignenden und nicht genug zu empfehlenden schönen
Tuffsteine nicht zu verwenden, da diese das gesuchteste Heim dieser gefrässigen
und ungebetenen Gäste sind.
Es sollte mich freuen, wenn durch diese Zeilen Veranlassung zur Nach-
ahmung gegeben und manche Gewächshauswand, mehr wie bisher, bepflanzt
und nutzbar gemacht würde.*)
Die neue Gärtnerei der Stadt Paris.
Von Ernest Morgenstern.
'or kurzem wurde beim Bahnhofe von Auteuil auf dem Boulevard de
Boulogne das neue gartentechnische Etablissement der Pariser Munizipalität
eingeweiht. Die städtischen Anlagen von Paris gehören sicher, was die ge-
schmackvolle Anordnung und Gruppierung, die sorgfältige Pflege und Zucht
mustergültiger Varietäten und die Mannigfaltigkeit anlangt, zu den hervor-
ragendsten von allen Grossstädten. Die Franzosen schwärmen für ihre schöne
Hauptstadt, wenden daher auch Unsummen auf, um ihr neue Reize zu ver-
leihen, und nichts erhöht die Anmut einer Stadt mehr als öffentliche Parks und
Gärten. Um so hervorragendes zu leisten, gehört natürlich auch ein besonders
geschultes technisches- Personal und ein vorzügliches Arbeitsmaterial, und
gerade in dem neuen Etablissement hat man eine Anstalt geschaffen, in der alle
*) Wir sahen eine derartig gepflanzte Rückwand in einem herrschaftlichen Gewächs-
hause bei Frau Heil-Hamburg, Obergärtner Donath. D- R^'^
I04
Die neue Gärtnerei der Stadt Paris,
neuen Erfindungen der Technik, alle Erfahrungen der Praxis und wissenschaft-
lichen Fortschritte zur Anwendung gebracht sind. Im letzten Jahrhundert noch
waren die Engländer und Holländer die Lehrmeister der Franzosen, erst seit
der modernen Umgestaltung von Paris sind letztere mit riesigen Schritten vor-
wärtsmarschiert. Als es galt, die zahllosen neuen Squares und grünen Plätze
mit Blumen zu schmücken, da mussten zu Tausenden Zierpflanzen zu massigem
Preise geliefert werden. Die ungenügend vorbereitete und zu teure Handels-
gärtnerei konnte nicht in Betracht kommen, die Stadt musste dieselben in
eigener Regie beschaffen. Der frühere Pariser Stadtbaumeister Alphand, ein
Organisationsgenie ersten Ranges, schatfte bald Rat, er nutzte verlassene Stein-
brüche und Keller und öde Landstrecken um das Bois de Boulogne aus. In
ersteren bewahrte er die Blumenzwiebeln auf, brachte Heizvorrichtungen an
und bald war der weite, nördlich von dem dem Pianofortefabrikanten Erard
gehörigen Schlosse >La Muette« begrenzte Raum von Gewächshäusern und Treib-
beeten bedeckt.
Diese grosse Stadtgärtnerei umfasste 40 Warmhäuser, wo Fuchsien, Pelar-
gonien, Calceolarien, Cannen, Verbenen, Chrysanthemen etc. gezogen wurden,
welche bestimmt waren, die Squares zu schmücken und nach kurzem Glänze
durch den Staub und die schlechte Luft dahinzusiechen. Lange Zeit genügte
dieses Etablissement dem enormen Bedarfe der Stadt Paris. Es Avar übrigens,
wie so viele Wunder der Weltstadt, den Parisern selbst fast unbekannt.
Schliesslich reichte dasselbe aber doch für den allmählich auf 3 Millionen
Blumenstöcke gewachsenen Bedarf nicht mehr aus, und es wurde daher be-
schlossen, die städtische Gärtnerei nach einem, umfangreichen Platze beim Bois
de Boulogne zu verlegen und sie in jeder Hinsicht zu einer Musteranstalt zu
machen, welche neben einer Modellgärtnerei grössten Stils gleichzeitig ein
botanisches Institut und eine Gartenbauschule enthalten sollte, wie die be-
treffenden Etablissements in Leiden und Kew, welche von so überaus frucht-
bringender Wirkung sind. Die Pläne des Instituts sind vom Stadtbaumeister
F o r m i g e in Verbindung mit den hervorragendsten gartentechnischen
Autoritäten entworfen \vorden, und die Arbeiten haben nun zwei Jahre gedauert.
Während das alte Etablissement 18000 qm umfasste, bedeckt das neue
über 8 ha. Man hat das Avellige Terrain des Grundstücks sowie eine Anzahl
loojähriger Eichen belassen. Das Ganze stellt einen englischen Park mit seinen
Anhöhen und Thälern, Bächen, Strauch- und Baumgruppen und Rasenflächen
dar. Der Haupteingang mit monumentalem Gitter liegt gegenüber der gross-
artigen städtischen Baumschule für Conileren am Boulevard de Boulogne. Zu
beiden Seiten erheben sich zwei elegante Bauten im Rustikestil, welche die
Bureaux, die wissenschaftlichen Sammlungen und Hörsäle enthalten. Eine
Freitreppe führt zu einem Parterre in französischem Geschmacke, welches von
prächtigen Gewächshäusern eingefasst ist; dies ist das Interessanteste an der
ganzen Anlage; sie sind in der Zahl von 90 alle in der Bauart, der Form und
Wölbung verschieden und bieten doch zusammen einen harmonischen Eindruck
durch die geschickte und praktische Gruppierung. Bald zeigt das Dach eines
Gewächshauses einen Rundbogen, bald ist es oval oder spitzbogig. Diese
Formen wurden gewählt, um den verschiedenen Pflanzen die ihrer Natur und
ihrem Lebensbedürfnis entsprechend möglichst grosse Menge Wärme und Licht
zu geben. Jedesmal eine Serie von Häusern dient für eine ihrem Klima und
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 105
Wohnort nach zusammcniichörioc Pflanzcnoruppe. Das Palmcnhaus ist eines
der grössten existierenden; es besteht aus einer 25 m hohen Kuppel und zwei
12 m hohen Seitentlüoeln. Die Scheiben haben eine hellgrüne Färbung und
verbreiten ein mildes Licht über die hier befindlichen Cocos-, Dattel-, C)l-,
Fächerpalmen, Bananen, Bambusarten, Strelitzien, Pandanus, Plutocorna, die
Zuckerrohr-, Baumwollstauden, Manioks. Laurusarten, Feigenbäume, tropische
Aristolochien, Indigo, Kaffee-. Theesträucher etc. Gleich neben dem Palmarium
liegt das Orchideenhaus, wo z. T. eine tropische Hitze von ca. 30^ herrscht
und das Auge geblendet wird von der Farbenpracht und den seltsamen Blüten-
formen. Hinter den Gewächshäusern auf der Paris zugekehrten Seite sehen
wir zahllose Beete mit frischen Pflanzen und dahinter Glaskästen und Mistbeete,
auf denen die jungen Pflanzen angetrieben werden. Zu Plunderttausenden werden
hier die beliebtesten Gartenpflanzen gezogen, welche die Beete in den Champs-
Elysees, den Tuilerien, dem Palais Royal, Parc Monceau u. s. w. schmücken.
Eine Anzahl Gewächshäuser dient zum Propfen. Veredeln und dem Erzielen
von Stecklingen, wieder andere als Hospital, wo sich die Pflanzen, die mehrere
Ballnächte hindurch zum Ausschmücken der Salons und Festsäle dienten in
lauer Luft erholen und wieder Kraft und Gesundheit gewinnen sollen. Die
Erwärmung sämtlicher Glashäuser geschieht durch Heisswasserleitungen.
ein thermo-elektrischer Regulator gestattet, den Dampfdruck derselben zu
regulieren.
Geräumige und luftige Keller bergen während der Vegetationsruhe die
Zwiebeln und Knollen der Hyazinthen, Tulpen, Ranunculaceen, Begonien.
■Dahlien etc. Am Ende des Gartens, in welchem die gewöhnlichen Garten-
pflanzen kultiviert werden und der im französischen Stil gehalten ist, steht
das von den Warmhäusern gebildete Parallelogramm abschliessend, eine
prächtige hohe Fontaine von Dalow, die mit einem eine Schäferszene dar-
stellenden Medaillon geschmückt ist. Für sämtliche gärtnerischen Arbeiten
genügt bei der überaus praktischen Einrichtung des Ganzen ein Personal von
ca. loo Köpfen. Das Etablissement steht Freunden der Blumenzucht offen und
Fachleute können den wissenschaftlichen Vorlesungen über Botanik und
Gartenbau und interessanten Experimenten über Pflanzenphysiologie und
-biologie, u. a. auch über die Verwendung der Elektrizität zum schnellen
Treiben der Blumen beiwohnen, Künstler, Gewerbetreibende etc. ihre Studien
machen, um die reizenden Formen und Farben der Blüten in Gemälden kunst-
gewerblicher und Modeartikeln darzustellen und den Geschmack zn veredeln
und zu variieren.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Galanthus Cilicicus Bak. | ausdehnen. Unser neues, in Cilicien
ist dasgrössteundschönste allerSchnee- entdecktes Schneeglöckchen ist gleich
glöckchen und übertrifft G. Elvesii
bedeutend! Galanthus Cilicicus Bak.
blüht zeitig in Töpfe oder Kästen
gepflanzt im hellen Kalthause bei 6-8**
bereits im Monate November und
der Flor lässt sich leicht bisWeihnachten
vorzüglich als Topf- und Schnitt-
blume, es ist eine edle, für feine
Bindereien geeignete Pflanze, es ist
das Galanthus der Zukunft. Unter
Laubdecke überdauert es unseren
Winter und blüht im zeitigen Früh-
io6
Kleinere Mitteilungen.
ling. Handelsgärtnern empfehlen wir
dringend diese schöne Pflanze, von
der wir zum ersten Male kräftige
kultivierte Zwiebeln in den Handel
bringen.
W. Siehe, Mersina, Türkei. Kl. -Asien.
R. Siegismund, Berlin, Mauerstr. 09.
Neues Chrysanthemum indicum „Afsne".
Die Revue de l'horticulture beige
et etrangere giebt 1897 S. 265 eine
farbige Doppeltafel des schönen elfen-
beinweissen Chrysanthemum Afsne.
Sie gehört zur Abteilung der
»Japanischen«, blüht schon im Oktober
und ist von dem belg. Liebhaber Herrn
Fierens in seinem Sommersitze zu
Afsne in Flandern, an der Lys gelegen,
aus Samen gezogen, die er von Herrn
Foukouba, Direktor der kaiserlichen
Gärten in Tokio, erhielt. Die Pflanze
ist gedrungen, kräftig und trägt mehrere
grosse schöne Blumen von 25 cm
Durchmesser. Das feuchte Seeklima
von Flandern, die Nähe des Grenz-
flüsschens LyS; in welchem auch der
belgische und französische Flachs so
viel geröstet wird, die grossen Wiesen-
flächen geben eine feuchte reine Luft,
der Boden ist leicht, aber fruchtbar
und eignet sich Flandern daher vor-
züglich für die Kultur von Chry-
santhemum. Herr Fierens zieht
hunderte auserlesene Sorten. Im
Sommer stellt er sie im Freien in
1 m entfernten Reihen auf. Die Töpfe
stehen auf einer Unterlage von Eisen-
schlacken.
Niedrige Riecherbsen (Lathyrus odoratus L.)
von W. Atlee Burpee & Co., Philadelphia.
Die grosse Firma W. Atlee Burpee
& Co. -Philadelphia war es, der wir
die niedrigen Riecherbsen verdanken.
Ihre erste Sorte war eine weisse
»Cupid«. Jetzt haben sie auch eine
rosenrote Cupid gezogen, die sie pink
Cupid (d. h. rosen- oder fleischrot
Cupid) nennen. Henry E c k f o r d .
der berühmte Züchter von Riecherbsen
zu Wem , Shropshire . England,
lobt diese Soiie sehr, bemerkt zugleich,
dass 1897 die weisse besser war als
1896. Ebenso sprachen sich Hermann
G r o s d o r f f - Quedlinburg, Friedrich
Roemer - Quedlinburg, Vilmorin
Andrieux & Co., Paris, sehr günstig
aus. In Deutschland haben die Firmen
Gebr. Dippe, Martin Grashoff.
Fried r. Roemer, David Sachs,
alle zu Quedlinburg, sowie Haage &
Schmidt und J. C. Schmidt, beide
zu Erfurt, den Engros-Verkauf. —
j Ausserdem bieten Atlee Burpee &
! Co. noch viele solche Sorten an.
Von Eckfords neuesten (hohen)
Sorten sind zu nennen Coquette, Flügel
primelgelb, Fahne blass lawendelblau
auf gelbem Grunde. Lovely, rosa.
Mars, feurig karmin, Countess of
Shrewsbury, dunkelrosa, Primadonna,
rosa, Royal-Rose, Fahne dunkel, Flügel
hellrosa.
Kleinere IVSitteilungen.
San Jose-Schildlaus.===)
Im »Reichsanzeiger« vom 5. Februar
wird die Verordnung des Bundesrats,
betreffend das Verbot der Einfuhr
lebender Pflanzen und frischen Obstes
aus Amerika, veröffentlicht; sie lautet:
§ 1. Zur Verhütung der Einschleppung
der San Jose-Schildlaus (Aspidiotus
perniciosus) ist die Einfuhr lebender
*) Die San Jose-Schildlaus wurde am 29. Ja-
nuar von unserm Mitgliede, Herrn Dr. Friedrich
Krüger vom Institut für Pflanzenphysiologie
und Pflanzenschutz der Kgl. landwirtschaftlichen
Hochschule zu Berlin, der zu diesem Zweck
nach Hamburg geschickt war, auf californischen
Pflanzen und frischer Pflanzenabfälle
aus Amerika, ferner der Fässer, Kisten
und sonstiger Gegenstände, welche zur
Verpackung oder Verwahrung der-
artiger Waren oder Abfälle gedient
haben, bis auf weiteres verboten. Das
Gleiche gilt von Sendungen frischen
Obstes und frischer Obstabfälle aus
Amerika sowie von dem zugehörigen
Birnen aufgefunden und die Tiere von den
Herren Professor Frank-Berlin, Professor
Kräppelin - Hamburg, Regierungsrat Moritz-
Berlin und Dr. Schiemenz-Berlin als solche be
stätigt. Nachträglich wurden die Tiere auch
auf Aepfeln gefunden.
Kleinere Mitteilungen.
107
Verpackungsmaterial, sofern bei einer
an der Eingangsstelle vorgenommenen
Untersuchung das Vorhandensein der
San Jose - Schildlaus an den Waren
oder dem Verpackungsmaterial fest-
gestellt wird. Auf Waren und Gegen-
stände der vorbezeichneten Art, welche
zu Schiff eingehen und von dem
Schiffe nicht entfernt werden, findet
das Verbot keine Anwendung.
§ 2. Der Reichskanzler ist er-
mächtigt, Ausnahmen von diesem Ver-
bote zu gestatten und die erforder-
lichen Sicherheits-Massregeln anzu-
ordnen.
§3. Gegenwärti geVerordnung tritt mit
dem Tage ihrer Verkündigung in Kraft.
Das Beschneiden der vom Pilz befallenen
Kirschbäume, insb. der ,,Ostheimer Weichsel".
(Hierzu Abb. 20.)
Nachdem in dem vergangenen Früh-
jahr der böse Pilz Monilia fructigena
unsere Sauer-Kirschen und auch zum
teil die Süsskirschen so furchtbar
heimgesucht hatte, wurde Aiel über
die Vernichtung und Verhütung des
Pilzes geschrieben, aber ich kann
mich nicht erinnern, gelesen zu haben,
was man mit den so arg zugerichteten
Bäumen anfangen soll, um wieder ein
freudiges Wachstum und Fruchtholz
zu erzielen.*)
Meine Ostheimer Weichsel-Kirschen
sind bisher alle Jahre, einmal mehr
und einmal weniger, vom Pilz befallen
gewesen, aber immer nur die alten
Bäume. Dieses veranlasste mich, die
älteren Ostheimer alle 5 — 6 Jahr zu
verjüngen; dadurch habe ich immer
junges Holz und guten Fruchtansatz.
Die im a- ergangenen Frühjahr -/o ihres
Tragholzes beraubten Ostheimer sind
nun rechtzeitig, z. B. schon im Januar,
weit zurückzuschneiden, man braucht
dabei nicht ängstlich zu sein, denn es
treibt jeder Aststumpf wieder aus;
aber es muss recht früh geschehen,
damit, wenn die Saftbewegung beginnt,
die schlafenden Augen schon etwas
vorgebildet sind. Es bilden sich nach
diesem Rückschnitt eine Menge junger
Triebe, die im zweiten Jahr schon
Früchte bringen und auf mehrere
Jahre vom Pilz verschont bleiben.
*) Naclischr. d. Red.: Das Beschneiden
der an Monilia erkrankten Kirschbäume wurde
bereits von Frank und Krüger empfohlen.
Vergl. Gartendora 1897 pg. 32 1.
Zu beachten ist ferner noch, dass
gleichzeitig mit dem Beschneiden auch
eine Düngung verbunden sein muss,
die auf kalkarmen Boden durch eine
Verabreichung von Kalk zu unter-
stützen ist; denn ich habe gefunden,
dass die mit Kalk gedüngten Bäume
nicht so vom Pilz befallen waren. Auch
empfiehlt es sich, die beschnittenen
Bäume tüchtig mit einem Kalkanstrich
zu versehen, um eventuell an der
Ho^listiunm. Abb. 20. Biischform.
Zurückgeschnittene Ostheimer Weichsel.
Rinde sitzende Pilzsporen zu vertilgen.
Alles abgeschnittene Reisig wird auf
einen Haufen gebracht und verbrannt.
Süsskirschen haben hier nur ganz
w-enig vom Pilz gelitten, ein Rück-
schnitt befallener Bäume kann aber
auch hier nichts schaden, denn ich
hatte schon öfter Gelegenheit, ältere
Süsskirschen durch Veredeln zu ver-
jüngen, ohne Harzfluss oder sonst
übele Folgen dadurch herbeizuführen.
Aber ganz im zeitigen Frühjahr, ehe
der Saft eintritt muss beschnitten
werden. Soweit meine Erfahrung!
Villa Spindler, im Januar 1898.
J. BiemüUer.
io8
Rleinere Mitteilungen.
Verschiedene Blüten an Renanthera Lowii.
(Hierzu Abb. 21—25)
Im Schaufenster der Haupt sehen
Blumenhandlung, Breslau, Schweid-
nitzerstrasse 37, war im Oktober eine
sehr wertvolle und seltene, botanisch
interessante Orchidee. Renanthera
(Vanda) Lowii. in Blüte ausgestellt.
Die Pflanze stammt \on der Insel Borneo
Geruch verschieden: jene sind orange-
gelb, ganz fein rot getüpfelt und haben
einen starken, eigentümlichen Geruch,
während die anderen auf hellgelber
Grundfarbe mit blutroten, unregel-
mässigen Flecken überdeckt sind und
einen ganz leinen, kaum bemerkbaren
Duft besitzen. Es i.st das einer jener
merkwürdigen Fälle von »Dimorphis-
^SS^^i^rü
'-"^^fipu.
Abb. 2 1. Renanthera (Vandaj Lowii Rclib. hl. 17 2,3—:^ m lange Blütensticle mit 430 Blumen.
Im Gewächshaiise des Herrn Baron von Rotiischild zu l'crricrcs en Biif. .luli 1885.
im indischen Archipel und ist eine der
schönsten der Munderbaren Orchideen,
welche dort wachsen; sie kann in
Europa nur in einem sehr heissen
Warmhause bei hoher Luftfeuchtigkeit
kultiviert werden. In der Heimat
wächst diese Orchidee als Epiphyt an
den Ästen niedriger Bäume, so dass
die mehrere Meter langen Blütenähren,
deren Stengel dünnen Gummischläuchen
ähnlich sind, oft bis nahe an den Boden
herabhängen. Das botanische Interesse
konzentriert sich hauptsächlich auf die
Blütenstände. Die zwei an diesen zuerst
erscheinenden Blumen sind von den
übrigen 20 bis 80 in Form, Farbe und
mus« der Blüten, für welche dieWissen-
schaft noch keine sichere Erklärung
besass. Jetzt hat an den Blüten der
Hauptschen Pflanzen der Verfasser
des »Deutschen Orchideenbuches«,
königl. Garteninspektor a. D. B. Stein,
festgestellt, dass die beiden unschein-
bareren Vorblüten vorwiegend weiblich
(gynodynam) sind und nurverkümmertc,
die deutsche Wissenschaft sagt rudi-
mentäre Staubgefässe (Pollenmassen)
besitzen, während die grossen bunten
Blüten kräftigst ausgebildete Pollen-
massen zeigen. Es ist das ungefähr
dasselbe Gesetz, das z. B. an den
Primeln die vorwiegend weiblichen
Kleinere Mitteilungen.
109
lüüten viel kleiner erscheinen lässt
als die vorwiegend männlichen Staub-
gelassblüten. Jedenfalls steht die auf-
fällige Erscheinung, dass zwei Einzel-
blüten, die mehr als spannenweit von
den zahlreichen anderen Blüten des-
selben Triebes entfernt sind, eine ab-
weichende Färbung und abweichende
wochenlang trocken liegen, ohne sich zu
verändern. Das ausgestellte Exemplar
besitzt zwei lange Blütenähren mit voll-
kommen entwickelten, grossen Blumen
und ist ein Meisterstück Hauptschcr
Kultur. In den Ilauptschen Gewächs-
häusern in Pirieg blüht gleichzeitig eine
zweite, grossere Pflanze, deren fünf
Abb. 22.
Cycnoches ventricosum Lindl.
A rf- B 9 Blüte. C Säule der
letzleren mit der Lippe in nat.
Grösse.
Aus Eneler & Prantl.
Abb. 23.
Renanthera Lowii Rchb. f.
A Basis des Blütenstandes mit
dimorphen Blüten, ß Säule und
Lippe. C Pollinarium.
Alls Plngler &. Prantl. Natürl.
Pllanzenfamilieii.
Abb. 24.
Oncidium ornithocephalum
Dimorphe (zvveigestaltige)
Blüte.
Aus Eiiffler & Prantl.
Abb. 25.
Catasetum tridentatum Lindl.
A Die zwittrige oderMyanthus-
l'orm. ß Die weibliche oder
Monachanthusform.
Aus Engler & Prantl. Natürl.
Etlanzenfamilien.
Grössenverhältnisse von der grossen
Menge zeigen, mit der Befruchtung
dieser Orchidee im Zusammenhang.
Diese zM^'ei unscheinbaren, aber stark
riechenden Blüten sind zur Samen-
bildung bestimmt, während die anderen
leuchtend gefärbten, aber fast duftlosen
Blüten als Anlockungsmittel für die-
jenige Insektenart wirken, die zur
Übertragung des Pollens in die vor-
wiegend weiblichen Blüten notwendig
ist. Die Plaltbarkeit der Blumen ist
erstaunlich; sie können abgeschnitten
Blütenrispen zu einem für die Kaiserin
bestellten Arrangement Verwendung
fanden. In den Gewächshäusern des
Barons A. M. Rothschild blühte
vor einigen Jahren eine ^^anda
Lowii mit 11 Blütenstengeln und Baron
FIruby in Peckau bei Prag besitzt eine
Ptlanze, welche gleichzeitig 22 Blüten-
stengel mit mehr als öooBlumenbrachte
und deren Werth auf 15000 Gulden ge-
schätzt wurde. (Breslauer Zeitung.)
Nachschrift der Redaktion.
Dimorphismus (Zweigestaltigkeit) der
1 lO
Kleinere Mitteilunaen
Blumen findet sich bei Orchideen mehr-
fach. Pfitzer nennt in dem nicht
genug zu empfehlenden Werke Engler
& Prantl, »Natürl. Pflanzenfamilien«
Verlag von W. Engelmann, Leipzig II..
6. Abs. S. 71 zunächst die ganze Sektion
Heterantha (d. h. verschiedenblütige)
der Gattung Oncidium. wo in den
reichblütigen Rispen nur ganz wenige
Blumen sich vollständig ausbilden,
während die grosse Mehrzahl viel
kleinere Blütenblätter entwickelt und
völlig steril ist, insofern die ganze
Säule gar nicht oder nur andeutungs-
weise vorhanden ist (Fig. 71 da-
selbst, Oncidium ornithocephalum). Bei
Renanthcra Lowii Rchb. f. (Fig. 72
daselbst), sagt Pfitzer, sind die obersten
Blumen der sehr langen Blütenstände
gelb mit kleinen braunen Flecken, alle
übrigen fast ganz braun und von
anderer Gestalt; trotzdem konnte bis-
her kein Unterschied in den Be-
frucbitungsorganen beider Blütenformen
gefunden werden. — Es ist. also das
Verdienst Steins, diesen Unterschied
aufgedeckt zu haben. — Am meisten
verschieden ist die Pleiomorphie (Viel-
gestaltigkeit) der Blüten bei Catasetum,
wo eine und dieselbe Pflanze nach
Pfitzer bald in verschiedenen Jahren
Blumen verschiedener Gestalt hervor-
bringt, bald auch alle Blütenformen
in demselben Blütenstand neben
einander. Bei Catasetum selbstkommen
drei verschiedene Formen vor, die
man früher sogar als drei Gattungen
unterschied: Catasetum, die männ-
liche. Monochanthus, die weibliche,
Myanthus, die zwitterige Form. Bei
den verwandten Gattungen Cycnoches
kamen zwei Formen oder drei Formen
vor. Über die merkwürdige Be-
fruchtung bei Catasetum müssen wir
auf Darwin und Pfitzer verweisen.
Auch Cycnoches zeigt di- oder
trimorphe Blüten.
Wir geben noch eine Abbildung der
Renanthera Lowii aus dem Garten
des Herrn Barons v. Rothschild in
Ferrieres-en-Brie nach einer Photo-
graphie, die wir dem damaligen Ober-
gärtner, Herrn Ernest Bergmann
verdanken. Nachdem die Pflanze 1883
12 Blütenstiele getragen, brachte sie
1885 deren 17 hervor; diese trugen
ca. 450 Blumen an 2,5 — 3 m langen
ßlütenstielen. Die Laubblätter waren
ca. 70 cm lang und über 5 cm breit.
Wir geben auch die verschiedenen
Blütenformen der anderen oben
genannten Orchideen aus Englcr &
Prantl »Xatürl. Pflanzenfamilien-', die
wir der Güte der Verlagshandlung
W. Engelmann-Leipzig verdanken.
Dankschreiben.
Dem Verein zur Beförderung des
Gartenbaues in denpreussischen Staaten
sjjreche ich meinen wärmsten Dank
aus für die Auszeichnung, welche er
mir bei Gelegenheit meines siebzigsten
Geburtstages durch Verleihung der
Ehrenmitgliedschaft hat zuteil werden
lassen. Schon vor einem halben Jahr-
hundert hatte ich dem ^'erein durch
die A^on ihm im Englischen Hause ver-
anstalteten Ausstellungen den ersten
Anblick neuer, musterhaft kultivierter
Schaupflanzen aus fernen Ländern zu
verdanken, welche dazu beigetragen
haben, in mir die Liebe zur Pflanzen-
welt zu wecken und zu entwickeln;
die Verhandlungen des Vereins haben
schon früh in mir die Überzeugung
befestigt, dass Gartenbau und Botanik
sich zu einander verhalten, als die
Kunst und die Wissenschaft von den
Pflanzen, und dass sie deshalb Hand
in Hand zu gehen berufen sind. Darum
gereicht es mir zu besonderer Freude,
dass der Verein die Güte hatte, mich
durch Aufnahme unter seine Ehren-
mitglieder in eine noch engere Ver-
bindung zu seinen erfolg- und segens-
reichen Bestrebungen zu bringen.
Breslau, 26. Januar 1898.
Ferdinand C o h n .
Klar's Diorama von Victoria, Bezirk Kamerun.
Joseph Ivlar, Hoflieferant, Berlin,
hat den Haupt - Preiskourant seines
Saat - Etablissements 1898 mit dem
Bilde des Dioramas von Victoria,
Bezirk Kamerun, geschmückt, welches
derselbe auf der Jubiläums-Ausstellung
des Vereins 1897 vorgeführt hatte und
das zuerst in »Gaitenflora« 1897 S. 301
abgebildet wurde. Wir ergänzen unsere
damaligen Angaben dahin, dass das
Bild 9 m lang und 5 m hoch war bei
5 m Tiefe der mit Rasen belegten An-
lage vor dem Bilde. Im Vordergrunde
standen 300 Arten und Abarten der in
den Tropen gebauten Samen etc. Der
diesmalige Katalog ist bedeutend
reicher als sonst und enthält u. a. eine
ausführliche Liste kolonialer Sämereien.
Litteratur.
II i
Litteratur.
Deutscher Gartenkalender, 25.
Jahrgang, Herausgegeben von Max
Ilesdörffer, Berlin, Verlag von Paul
Parey. Der 35. Jahrgang dieses all-
gemein geschätzten Kalenders führt
sich in aller Stille, ohne jeden be-
sonderen Schmuck, ein. Er bietet
wieder viel Nützliches und ist bereichert
durch Notizen über Feldbahnen, Aus-
wahl wertvoller Rosenneuheiten, Winke
lür Anpflanzung hochstämmiger Rosen,
desgleichen für Vermessungen, prak-
tische Ausnutzung der Kalthäuser im
Sommer, Seerosenkultur für Schnitt-
blumengewinnung, Rankenpflanzen ,
Canna, Blattpflanzen für Sommer-
gruppen, neue Kaktusdahlien etc. L. W.
Des Gärtners Schule und Praxis
von Carl Graeber. Bei der Wichtigkeit
obigen Titels war es nicht zu ver-
wundern, wenn der Schreiber dieses
das Buch von C. Graeber mit grosser
Spannung auf seinen Inhalt prüfte und
am Schlüsse sagen musste, dass es
alles enthält, was über die Gärtnerei
gesagt werden kann. Es hat mich
selten ein Buch so interessiert wie das
vorliegende, und auch ich kann dasselbe
zur Anschaffung nur auf das wärmste
empfehlen', besonders allen den jungen
Leuten, welche sich dem Gärtnerstande
widmen wollen, und auch deren Eltern
etc. W^ie wahr und beherzigenswert ist
das, was der Verfasser über Berufs-
wahl und Lehi'zeit schreibt, ja, wenn
es nur recht viele lesen möchten.
Und wie nötig ist die Lust und Liebe
zur Sache, um mit seinen Gedanken
bei der Arbeit zu sein, dann wird auch
jede Arbeit gut und mit Geschick aus-
geführt werden. Sehr eingehend wird
auch die Frage: Wodurch kann der
Gärtnerstand gehoben werden, be-
handelt. Wenn sich auch die Ansicht,
dass die Ausbildung und Haltung von
Lehrlingen gesetzlich geregelt werden
müsste, zur Zeit nicht durchführen lässt,
wünschenswert wäre es jedenfalls,
damit die Elemente, welche dem
Gärtnerstand so sehr schaden, be-
seitigt würden. Die Führung des
Tagebuches und anderer Bücher, die
schriftliche Beantwortung der ver-
schiedenen Aufgaben, der Briefsteller
etc. sind so wichtig, dass sie den
jungen Leuten und auch den Lehrherren
nicht dringend genug empfohlen
werden können. Das vorliegende
Buch kann wohl nach seinem Inhalt
als ohne Konkurrenz dastehend be-
zeichnet und vor allen Dingen aus
der Praxis für die Praxis geschrieben
angesehen werden. E. Dressler.
A 1 1 g e m e i n e r d e u t s c h e r G ä r t n e r -
kalender 1898, herausgegeben vom
Hauptvorstand des »Allgemeinen
DeutschenGärtnervereins«.
4. Jahrgang. Ausser mit dem Jahres-
kalender und einem Notizbuch, das
etwa -/g des ganzen Bändchens umfasst,
ist der Gärtnerkalender mit einer Aus-
wahl allgemeinerNotizen und nützlicher
Tabellen ausgestattet: Gemüsesamen,
ihr Gewicht und ihre gewöhnlichen
Pflanzweiten. Sehr wichtig ist der
Abschnitt, der den Gesetzes-Auszügen
gewidmet ist; diese erstrecken sich auf
die Krankenversicherungspflicht, In-
validitäts- und Unfalls -Versicherung,
das preussische Gesinderecht. Zum
Schluss folgt noch eine Reihe von
Vereinsnotizen.
Pflanzenbuch mit farbigen Bildern,
ein Lehrbuch der Botanik von Prof.
Dr. M. Dalitzsch, Esslingen, 1897.
Vorliegendes Werk soll zum Selbst-
studium und zum Gebrauch in den
Schulen bestimmt sein. Die farbigen
Abbildungen, welche naturgetreu zu
nennen sind, dürften das Bestimmen
der Pflanzen erleichtern, sind aber leider
sehr klein. In dem Buche sind die
wichtigsten Vertreter der Pflanzenwelt
nicht nur beschrieben, sondern es
bringt noch Beziehungen der Pflanzen
zur Tierwelt, dem Menschen und der
übrigen Natur, alles Momente, welche
belebend in den LTnterricht der Botanik
einzugreifen imstande sind. Es folgt
dem Alexander Braunschen System.
Erwähnenswert ist, dass den Krypto-
gamen ein grösseres Interesse gewidmet
ist, als es in Schulbüchern der Fall zu
sein pflegt. Dr. J. B.
Fibel, Die hauptsächlichsten Schäd-
linge im Obst- und Gartenbau, mit
drei kolorierten Tafeln , enthaltend
33 Schädlinge nach der Natur gemalt.
Erschienen im Verlag von Emil Stock,
I 12
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Zwenkau bei Leipzig. 1897. Die vor-
liegende Probetafel zeigt eine vorzüg-
liche Ausführung; abgebildet sind auf
derselben u. a. die Nonne. Reblaus.
Maikäfer , Kupferglucke und einige
schädlichen Spanner. Der billige Preis
des 50 Seiten umfassenden Heftes be-
trägt 0.60 M.
Personal-Nachrichten.
Geheimrat Dr. Brix. Mitglied des
Liebhaber-Ausschusses des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues ist am
24. Januar d. J. zu seinem 50 jährigen
Jubiläum als Mitglied des Berliner Ge-
werbevereins zum Ehrenmitglied des-
selben ernannt worden; ausserdem er-
hielt er die grosse goldene Medaille
nebst Adresse.
Dem Stadt - Gartendirektor Herrn
Kuphaldt in Riga wurde der Stanis-
laus-Orden III. Kl. verliehen.
Dem Handelsgärtner, Königlichen
Hoflieferanten Gustav Adolf Schultz
zu Lichtenberg bei Berlin und dem
Baumschulenbesitzer Theodor Ja wer
zu Nieder-Schönhausen bei Berlin ist
der Titel »Gartenbaudirektor« verliehen
worden.
Der Landschaftsgärtner Jaenicke
zu Berlin-Moabit f am 6. Februar im
68. Lebensjahre. Er war nicht nur
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, sondern auch ein
eifriges Mitglied von Kriegervereinen,
und nicht weniger als 24 Deputationen
von Kriegervereinen mit ihren Fahnen
nahmen an der Beerdigung teil.
Gustav Förstner, Obergehilfe der
städt. Gartenverwaltung zu Hannover,
wurde zum Kgl. Gartenbaumeister
daselbst ernannt.
Heinrich Schall, bisher Ober-
gehilfe im Kgl. Englischen Garten zu
München, wurde als Kgl. Obergärtner
mit Verwendung in der Hofgarten-Ab-
teilung des Oberhotmarschallamtes an-
gestellt.
Das von dem kürzlich verstorbenen
Ernst Berge seit ca. 25 Jahren be-
triebene Orchideen-, Kakteen-, Blumen-
zwiebeln und vSämereien-Import- und
Export-Geschäft in Leipzig" ist an Herrn
Theodor Franke jr. in Magdeburg,
Kaiserstrasse 75 u. Frankefelde-Gross-
Ottersleben bei Magdeburg verkauft.
Der Rentier Robert Brendel f zu
Berlin am 22. Januar im 77. Lebens-
jahre. Er war der Begründer der
Fabrik botanischer Modelle, welche
die ganze Welt mit höchst anschau-
lichem Unterrichtsmaterial versorgt.
Das Geschäft führt seit mehreren
Jahren sein Sohn Reinhold Brendel,
Kolonie Grunewald, Bismarckstrasse 53
unter der Firma R. Brendel, ^'erlags-
anstalt für Lehrmittel.
Tagesordiumg
für die
844. Versammlung des Vereins z. Beförderuuö i GartenMues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 24. Februar 1898, 6 Uhr
im grossen Hörsaal der landwirtschaftlichen Hochs:hule, Invalidenstr. 42.
2J^* Mit dieser yersaiuuiluii? ist eine kleine .Vusstelliiug yon Winterobst
g^^ verbuiuleu, die von 12 bis S Ulir geöffnet ist. (Siehe S. 9(1.)
I. Ausgestellte Gegenstände. — 2. Vorirag des Herrn Prof. Dr. Frank: Die San Josii-
Schildlaus. — 3. Ergebnis der Beratungen des Gesamiausschusses über die Reorganisation
der Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark bei Potsdam.
Vorbemerkung: Von jetzt ab werden die
=^^^ farbigen Tafeln =^^^^^^
dem am 15*^" des Monats erscheinenden Heft beigegeben werden. 1). Ked.
Restaurierte vorweltliche Pflanzen als Dekorationsmittel.
Nach einem \'ortrag mit Demonstrationen, gehalten am 3o. Dezember i<S()7
vor dem \'erein zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten.
_, \'on H. P o t o n i e.
v&c eine Maiestät der Kaiser stattete am 12. November 1807 der der Aktien-
,1^ gesellschaft Vereinigte Königs- und Laurahütte gehörigen »Königshütte <
in der gleichnamigen oberschlesischen Stadt einen Besuch ab. In dem Bericht
über diesen Besuch in der Zeitschrift »Stahl und Eisen« (Düsseldorf 1897 Xo. 24)
heisst es: »Seitdem am 29. August 1853 ^^ Gegenwart des Königs Friedrich
Wilhelm IV. auf dem Redenberge bei Königshütte das von den oberschlesischen
Gewerkschaften errichtete Denkmal des genialen Begründers der oberschlesischen
Montanindustrie und insbesondere der Königshütte, des Grafen Reden, enthüllt
und bei dieser Gelegenheit auch die damals noch dem preussischen Staate
gehörige Hütte von dem Könige besichtigt wurde, hatte kein Preussenkönig
mehr auf der Hütte und in der Stadt geweilt.« Es galt also, einen möglichst
würdigen Empfang vorzubereiten.
Als der Generaldirektor der Königshütte, Flerr Bergrat Junghann, mich
aufforderte, mich in bestimmter Richtung an der geplanten Veranstaltung zu
beteiligen, ging ich mit Freuden auf den ehrenden Antrag ein.
Auf dem der Hütte gehörenden Gebiet waren nicht weniger als zehn
Ehrenpforten errichtet worden, unter diesen zeichnete sich aber die am Haupt-
eingang zur Hütte und vom Kaiser eingehender besichtigte, von Herrn Ge-
heimen Baurat E. Ihne entworfene Ehrenpforte ganz besonders aus.
Unsere Abbildung 26*) giebt eine Anschauung von der gewaltigen Grösse
und der schönen Gliederung dieser, einem römischen Triumphbogen nach-
gebildeten Pforte. »Im Bilde sollte sie verkörpern, wie das gesamte Unter-
nehmen der Vereinigten Königs- und Laurahütte der Steinkohle sein Entstehen
verdanke und auf ihr beruhe, wie die verschiedenen Erzeugnisse der Hütten
gleichsam aus der Steinkohle herauswachsen. Das Bauwerk erhob sich daher
in einer Höhe von nahezu 24 m, in einer Breite von 16 m und einer Tiefe von
lo m inmitten eines zu Tage tretenden Steinkohlenflötzes, welches durch natür-
liche, zu beiden Seiten aufgeschüttete Steinkohlenblöcke dargestellt war. Be-
*} Die Abbildungen 26, 28 und 29 sind zuerst in der Zeitschritt ,, Stahl und Eisen" erschienen
und die Cliches derselben uns durch Vermittelung des Kgl. Bezirksgeologen Herrn Dr. Potonie
von Herrn Generaldirektor Bergrat Junghann freundlichst zur Verfügung gestellt worden.
Abbildung 27 ist Herrn Potonie's , »Lehrbuch der Pflanzenpalaeontologie" entnommen und
Abbildung 3o eigens für den vorliegenden Aufsatz für die Gartenflora angefertigt worden. — ^^ .
114
Restaurierte vorweltliche Pflanzen als Dekorationsmittel.
hauene Steinkohlenquadern*) bildeten den Sockel, auf welchem die durch einen
6 m weit gespannten Rundbogen verbundenen Mauerpfeiler ruhten. Ihnen vor-
gelagert waren an Front- und Rückseite je vier aus 9 m langen Eisenbahn-
schienen gebildete dorische Säulen.« »Ein dreistufiger Aufbau auf der Attii:a
trug eine Trophäe, gebildet aus einem Eisenbahnräderpaar, verschiedenen
Emblemen des Maschinenbaues, Fahnen und einem Wappenschilde des Hauses
Ilohenzollern. überragt von der kaiserlichen Standarte und der deutschen
Abb. 26. Ehrenpforte zum Emp.'ange Sr. Majestät des
Kaisers am Eingange der Königshütie.
Kaiserkrone. Die zwischen den Säulen sichtbaren Flächen der Bogenpfeiler
zeigten in Reliefs Embleme des Grubenbaues und Hütten-
wesens in Verbindung mit Blattornamenten«, deren Vorbilder
Pflanzenreste der Steinkohlenflora waren. So hatten Spheno-
phyllum-Wirtel (Abb. 27) für Rosetten und fossile Farnwedel
für andere Reliefs als Vorlage gedient.
Hatten schon hier die pflanzlichen Bildner der Stein- ,,, a . b
^ Abb. 27. a = ein B att-
kohle dekorative Verwendung gefunden, so erschien doch winei vonSphenophyiium
'~ ' ■ cuneifolium, b = ein oin-
zeliies Hlatt etw i^ \er-
*) In diesem Falle künstlich zur Darstellung gebracht. — P. nrössert.
Restaurierte vorweliliche Pflanzen als Dekorationsmittel.
113
dieser mehr untergeordnete Hinweis auf die dem Ptlanzenreiche entstammende
Grundlage — wir dürfen getrost sagen — unserer gesamten Industrie bei
der gewaltigen Bedeutung der Steinkohle nicht genügend. Deshalb hatte
Herr Junghann die Idee, rechts und links innerhalb der Durchfahrt der
grossen Ehrenpforte zwischen den Pfeilern in 4 m breiten und 9 m hohen
Öffnungen, die Durchblicke in das Freie gewährten, malerische Gruppen
plastisch rekonstruierter SteinkohlenpÜanzen aufzustellen , von denen die
Abb. 28. Aus der Steinkohlentlora der Orzescher Schichten.
l"ine Sigillaria, um deren Stamm .Mariopteri^ muricata herumwindcr,
links Calamar cn, rechts Farnbäume.
Abb. 2S und 29 eine annähernde Vorstellung geben*). So erhob sich die
imposante Ehrenpforte gewissermassen als grossartiger Rahmen über den
Pflanzen, die vor Jahr- und Jahr-Millionen, wunderbare Waldmoore belebend,
die Steinkohle bildeten: die Industrie, welche dankbar ihrem Avichtigsten
und fernsten Urheber gleichsam ihren mächtigen Schutz leiht!
*) Ich schreibe ausdrücklich eine ,. annähernde" Vorstellung, weil die Bilder photo-
graphisch (in den Abbildungen 28 u. 2g) nicht von dem Standpunkt aus aufgenommen werden
konnten, von denen aus die Gruppen beim Eintritt in die Ehrenpforte gesehen wurden und
allein wirksam waren. — P.
ii6
Restaurierte vorweltliche Pflanzen als Dekorationsmittel.
Für die ia Abb. 28 zur Darstellung gebrachte Gruppe hat mir die Flora
eines etwas jüngeren Steinkohlenhorizontes (desjenigen, der bei Orzesche in
Oberschlesien abgebaut wird) vorgeschwebt als für die Gruppe Abb. 29, die
im wesentlichen Pflanzen veranschaulichen soll, welche für den bei Königshütte
abgebauten Horizont bemerkenswert sind.
Über die Herstellung und die Materialien, aus denen die Nachbildungen
hergerichtet wurden, das Folgende.
Abb. 29. Aus der Steinkohlenflora des Sattelflötz-Horizontes.
Ein Lepidodendron und Farnbäume.
Erklärung des Objektes rechts vergl. Abbildung 30.
Das Laub der mehrere Meter ausladenden Kronen der beiden Bäume war
aus dünngewalztem Eisenblech der Königshütte und der Laurahütte von der
wohlrenommierten Blumenfabrik »Christine Jauch« (Besitzer Herr Hantelmann)
in Breslau, die auch die übrigen feineren Arbeiten und das Montieren der
Stücke besorgt hat, mit Geschicklichkeit und Verständnis gebildet worden.
Die aus Holz gefertigten Stämme der Pflanzen zeigten an ihrer Oberfläche die
charakteristischen Skulpturen der Fossilien und waren mit der Hand der
Natur entsprechend als Reliefs herausgeschnitzt worden. Das Laub der Bäume
war in der prächtig schwarzglänzenden Farbe des Eisenblechs belassen worden,
Restaurierte vorwcliliche Pflanzen als Dikorationsmittel. nj
das Übrige jedoch in der Farbe wiedergegeben, die die Pflanzen wohl zu Leb-
zeiten gehabt haben konnten. Abgesehen von den feineren zur Blumen-
fabrikation gehörigen Arbeiten wurden die Modelle in den trefflichen Werk-
stätten der Königshütte ausgeführt.
So war denn ein möglichst getreues, durch seine uns ungewohnten Formen
wunderbar anmutendes Bild entstanden, das den sinnenden Beschauer in eine
menschenlose, fern weite Vergangenheit zurückversetzte: eine schwache An-
schauung der landschaftlichen Eigentümlichkeiten Oberschlesiens zur Stein-
kohlenzeit bietend, soweit sie die Wissenschaft auf Grund langer und mühsamer
Thätigkeit wieder hervorzuzaubern vermag.
Wenden wir uns nun zu den botanischen Eigentümlichkeiten der plastischen
Nachbildungen, soweit sie an denselben besonders hervortreten
Über den hohen belehrenden Wert solcher Modelle ist kein Wort zu
verlieren; wie viel Worte sind nicht nötig, um im Geiste eines Anderen auch
nur einigermassen den Eindruck der Tracht z, B. eines der beiden Bäume zu
erwecken, den die Modelle mit einem Schlage liefern, abgesehen davon, dass
unmittelbar gewonnene Anschauungen ja weit unauslöschlicher haften als
solche, die durch blosse Mitteilungen erreicht werden können.
Betrachten wir zunächst einmal den in Abb. 28 dargestellten »Siegelbaum«
(Sigillaria), so genannt wegen der, wie mit einem scharfen Petschaft sauber
eingedrückten, Blattnarben, welche die ganze Stammoberfläche bekleiden, so fällt
uns wohl am meisten die durchweg gabiige Verzweigung der Krone auf, eine
Verzweigungsart, welche die Pflanzen der ältesten geologischen Zeiten im Gegen-
satz zu der heute beliebten, vorwiegend rispigen Verzweigung auffallend bevor-
zugen, und die ich durch die von vielen Thatsachen unterstützte Annahme der
ursprünglichen Abstammung der ersten Landpflanzen von gegabelten tangartigen
Wasserpflanzen zu erklären versucht habe. Es ist in der That bemerkenswert,
wie gern auch die heutigen Wasserpflanzen zu Gabelungen neigen, und so wären
die Gabeln der Sigillarien Erinnerungen an ihre Herkunft aus dem Wasser,
eine Herkunft, die nach Ansicht der heutigen Wissenschaft alle Lebewesen ohne
Ausnahme mit der »Schaumgeborenen« teilen. Schon die so sinnige griechische
Mythologie weist durch diesen Beinamen der Aphrodite auf denselben Urquell
alles Lebens hin. An der Ansatzstelle der Krone am Stamm sehen wir
mächtige, zapfenförmige Gebilde, gestielte Blüten, herabhängen; diese sind also
hier »stammbürtig« wie bei so vielen Tropenpflanzen, bei denen der mächtige
Kampf ums Licht sich unter anderem auch darin ausspricht, dass die licht-
bedürftigenLaubblätter oft ganz ausschliesslich den Gipfel einnehmen, während die
Fortpflanzungsorgane an den Teilen der Pflanzen aultreten, die dem Licht weniger
zugänglich sind, wo sie jedenfalls die ausgiebige Lebensverrichtung der Laub-
blätter, die ja bekanntlich Ernährungsorgane sind, in keiner Weise behindern.
Spricht schon diese Erscheinung für die Tropennatur der Flora unserer Heimat
und der ganzen Erde überhaupt zur Steinkohlenzeit, so weisen eine ganze An-
zahl anderer Eigentümlichkeiten ebenfalls auf die Richtigkeit dieser Annahme
hin, wie z. B. das gänzliche Fehlen von Jahresringen, deren stetes Vorhanden-
sein bei den jetzigen Holzgewächsen unserer gemässigten und kalten Zone
gerade der Periodizität der Klimate dieser Zonen entspricht, im Gegensatz zu
dem mehr gleichmässigen Wachstum tropischer Pflanzen; dass aber, wie es
freilich selbstverständlich ist, länger dauernde Wechsel in den Witterung.^-
] 1 3 Restaurierte vorweltliche Pflanzen als Dekorationsmittel.
Verhältnissen zur Steinkohlenzeit vorgekommen sind, ähnlich wie in den
heutigen Tropen, ist an den uns überkommenen Resten zuweilen in interessanter
Weise noch wahrzunehmen. Wie nämlich unsere heutigen Pllanzen, wenn sie
ungenügend belichtet Averden, wohl in dem Bestreben, das fehlende Licht zu
suchen, gern lang aufschiessen und dadurch ihre Blätter weit auseinander
rücken, und wie die Ptlanzen in der Trockenheit oder aus anderen Gründen
leicht klein und kurz bleiben und dann umgekehrt ihre Blätter dichter ge-
drängt zeigen, so kann man auch auf dem Stamm der zur Darstellung gebrachten
Sigillaria einige Zonen enger stehender Blattnarben bemerken, die die fossilen
Reste zuweilen zeigen und die demjenigen, der ihre Sprache zu lesen versteht,
die wechselvolle Landschaft in der Phantasie bis in gewisse Einzelheiten hinein
wieder erstehen' lässt. Die unterirdischen Teile des Baumes sind von Pflanzen-
Vorwesen-Kundigen, bevor sie noch die Zusammengehörigkeit der einzelnen
Teile erkannt hatten, als Stigmaria beschrieben worden. Es sind gegabelte,
wurzelartige Gebilde, die natürlich auch die Funktion der Wurzel hatten, da-
durch besonders bemerkenswert, dass sie durchaus horizontal ausgebreitet sind,
genau ebenso wie die Wurzeln unserer jetzigen in den Mooren Avachsenden
Bäume, z. B. unserer »Moor-Kiefern« oder der Sumpfcypresse (Taxodium
distichum) in den mächtigen Waldmooren des südlichen Nordamerika, eine
Thatsache, die die Annahme der ursprünglichen Waldmoornatur der Steinkohlen-
flötze nicht wenig unterstützt. In Sümpfen wachsende Bäume brauchen das
schon hinreichend an der Oberfläche vorhandene Wasser nicht erst in der
Tiefe zu suchen und überdies wird der mechanische Halt einer grossen Pflanze,
die in schlüpfrigem Boden fusst, durch die erwähnte Ausbildung sehr viel be-
deutender: ein in einen Sumpf oder in Triebsand versinkender Mensch wird
zu seiner Rettung die Arme ausbreiten, wie die erwähnten jetzt lebenden Moor-
bäume es mit ihren Wurzeln, die Fossilien es mit den Stigmarien thun.
Auch die unterirdischen Organe des in der andereren Gruppe, in Abb. 29,
veranschaulichten Baumes, eines »Schuppenbaumes« (Lepidodendron) (so genannt,
weil die den Stamm bekleidenden, schön und regelmässig skulpturierten
Polster, welche die Blätter trugen, früher für Schuppen gehalten wurden) sind
»Stigmarien«. Dieser Baum zeigt ebenfalls die bemerkenswerte Gabelbildung der
ganzen Krone. Die Äste sind reicher verzweigt und enden in feinere Sprosse
als die der Sigillarien, ja Gabelzweige letzterer sind überhaupt erst später be-
kannt geworden und sind auch seltener als solche von Lepidodendron, so dass man
früher glaubte, die Sigillarien hätten durchweg etwa die Tracht einer Lampen-
zylinderbürste gehabt: einfache, unverzweigte Stämme mit einem Schopf Blätter
am Gipfel. So findet man denn auch die Sigillarien in den Abbildungen meist
rekonstruiert; aber schon der Gedanke, dass der Aufwand eines mächtigen
Baumstammes für eine ganz spärliche »Krone«, die nur wenigen Blättern Platz
gewährt, unerklärlich wäre, gebietet, solche Rekonstruktionen mit Vorsicht
aufzunehmen. Während die Sigillariablätter lang- und schmallineale Gestalt
besitzen, sind die Laubblätter von Lepidodendron meist kurzlineal-lanzettlich
und sitzen hier in derselben Weise an wie die Blätter unserer Bärlappe
(»Schlangenmoose«), mit denen unsere Bäume verwandt sind; auch die Blüten
sitzen bei der zur Darstellung gebrachten Art endständig wie bei den Bärlappen.
Als »Unterholz« der beiden Bäume haben Farne und jene \^erwandten und
vielleicht direkten Vorfahren unserer Schachtelhalme (Equisetcn), die bekannten
Restaurierte vorwcltliche Pflanzen als Dekorationsüiittcl
iiq
Calamarien der Steinkohlenzeit, \'er-
A\'endung .s^el'unden. von denen die
Abb. 28 links eine Gruppe ver-
anschaulicht. Abgesehen davon, dass
die Calamarien baumartig werden
konnten, fällt, äusserlich betrachtet,
noch auf. dass die wie bei den
Schachtelhalmen quirlig stehenden
Laubblätter nicht wie bei diesen
mit einander verwachsen, den Stengel
umfassende Manschetten oder Scheiden
bilden, sondern von einander getrennt,
höchstens noch am Grunde mit-
einander verbunden sind. Es ist mir
jedoch gelungen, nachzuweisen, dass
speziell die Calamarienslämme in der
Jugend ebenfalls zu Manschetten ver-
bundene lilätter besassen, dass diese
sich dann aber nach Massgabe des
Dickenwachstums der Stämm.e wie
ein zu eng gewordenes Kleid erst
nachträglich von einander trennten.
\'on den Farnen der Steinkohlen-
tormation sind zwei physiognomisch
auffallende Typen besonders be-
merkenswert: 1. Die Farn bäume,
äusserlich an diejenigen unserer
Tropen erinnernd, und 2. dünn- aber
dabei langstämmige Farne, die im
Steinkohlen-Urwalde dieRolle unserer
heutigen tropischen Phanerogamen-
Lianen gespielt haben und in unseren Gruppen in zwei Arten (1. Mariopteris typ.
muricata, namentlich den Sigillariastamm Abb. 28 hinaufrankend, und 2. Spheno-
pteris vom Typus der S. Hoeninghausi Abb. 29 rechts) auch als Liane rekonstruiert
worden sind. Es muss dabei freilich dahingestellt bleiben, ob es sich in
solchen lang- und dabei dünnstämmigen Arten wirklich um windende Ptlanzen
gehandelt hat, wie solche auch unter den heutigen tropischen Farnen, ohne jedoch
der Physiognomie der Landschaft einen Charakter aufzuprägen, gelegentlich
vorkommen; es sei diesbezüglich an Lygodium japonicum mit seiner windenden
Wedelspindel erinnert. So viel ist sicher, dass die in Rede stehenden dünnen
fossilen Farnstämme nicht in der Lage waren, ohne Stütze sich aufrecht zu er-
halten, so dass mindestens anzunehmen ist, dass solche Farne durch Anschmiegen
an Stämme, die in der Lage waren, sich selbst zu tragen, den Kampf zur Er-
reichung der Lichtquelle aufnahmen. Es muss auch der Charakter des Stein-
kohlen-Urwaldes nicht unwesentlich durch solche Farne beeinflusst gewesen sein,
so dass sie den tropischen Habitus desselben mitbedingen halfen. L^nsere Abb. 30
stellt zwei mächtige Calamarienschösslinge vor, die von Sphenopteris Hoening-
hausi — es ist das der von dem einen Schössling auf den anderen überspringende
Abb. 30. Zwei rekonstruioi te Farn-Lianen
(Sphenopteris Hoenighausi und Mariopteris muricata)
der Steinkohlenzeit, sich um mächtige Calamarien-
Schös-linge windend. Etwa 2.') mal verkleinert.
] 20 Zwei ponlische Ahorne.
Farn — und Mariopteris muricata — der kleinere, den grösseren Schössling hinauf-
windende Farn — als Stütze benutzt werden. In unseren Gruppen befindet sich
diese Rekonstruktion auf Abb. 29 rechts. Auf die gegabelten Wedel der beiden
genannten Farn-Lianen sei besonders aufmerksam gemacht. Unter den zur Dar-
stellunggebrachtenFarnbäumenbelindetsichauch einer(Abb.29links),der auf seinen
Wedelspindeln jene bekannten, eigentümlichen, in ihrer Gestalt von den
»normalen« Fiedern ganz abweichenden »Adventivfiedern« trägt, wie sie auch
heute noch bei tropischen Farnen vorkommen: wiederum ein Hinweis auf die
Tropennatur unserer Heimat zur Steinkohlenzeit. Wie die ersten, beim Keimen
auftretenden Blätter (die Cotyledonen) oft noch an Gestaltungsverhältnisse er-
innern, wie sie ferne Vorfahren aufweisen, so mögen die Adventivfiedern, die
in ihren Formen besonders an Wedelgestaltungen der ältesten Floren der Erde
erinnern, ebenfalls Erinnerungen an die Urvorfahren der Farne sein. Sehr
merkwürdig und noch auffälliger ist ein anderer zur Darstellung gebrachter
aufrechter grosser Farnbaum (Abb. 28 rechts), dessen Stamm nicht in Spiralen,
sondern nur in zwei Längszeilen vorhandene Blattnarben aufweist: eine Be-
sonderheit, die wir an unseren heutigen Baumstämmen nirgends mehr erblicken.
Wir haben so die allerwesentlichsten Eigentümlichkeiten unserer Fossilien
angedeutet, die durch diese Besonderheiten auf den Beschauer geheimnisvoll
wirken. Der Gedanke, dass es »heimatliche« Wesen sind, die uns so fremd
anmuten, drängt zum Vergleich der fernsten Vergangenheit und der Gegenwart,
damit aber unwiderstehlich zu der Frage führend: «Wie wird es einst werden?«
Der tiefe Eindruck, den der im Winde flüsternde Steinkohlenflor auf alle
machte, die ihn an Ort und Stelle zu sehen Gelegenheit hatten, beweist hin-
reichend, dass die Steinkohlenpflanzen genug des Anziehenden bieten, um auch
noch heute als Grundlage für ästhetische Wirkungen dienen zu können — —
trotz des Fehlens farbenprächtiger Insektenblüten: der Blumen.
Zwei politische Ahorne.
Beiträge zur Gattung Acer, IV.
Von Fritz Graf von Schwerin, Wendisch Wilmersdorf.
^Hierzu Abb. ?i — 33.)
lurch die Güte des Herrn Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Wittmack
(r^;:^ war es mir vor Kurzem vergönnt, drei in der Landwirtschaftlichen Hoch-
schule zu Berlin aufbewahrte Herbarien durchzusehen, nämlich das des
Professors C. Koch, des bekannten Verfassers der Dendrologie, die schon .so
vielen Forschern eine Schöpfquelle botanischen Wissens war und sein wird;
ferner die des Kreistierarztes Schwarzer aus Kuhnern bei Striegau in Schlesien
und des Kantors Schade zu Alt-Reetz im Oderbruch.
Für die von mir besonders bevorzugte Gattung Acer liefert die letztere
Sammlung die interessante Thatsache, dass schon 1S36 die schmal-schwefelgelb
gerandete Negundoform in Kultur zu finden war, die auch Dr. Dieck in
Zöschen in seinem Katalog 1885 unter dem Namen aureo-marginatum
offerierte. Die jetzt allgemein in den Baumschulen zu findende Form mit
breit dunkelgelb gerandeten Blättern^ die unter demselben Namen verkauft
wird, führt ihn daher zu Unrecht, selbst dann, wenn noch ein unterscheidendes
Zwei pontische Ahorne.
121
»robustum« angefügt ist; denn sie ist erst 1887 von Frankreich aus in den
Handel gegeben und zum erstenmal 1893, Gartenflora S. 200, als aureo-limbatum
beschrieben worden, hat also letzteren Namen zu führen.
Auch ein Pseudo-Platanus albo-variegatum ist schon aus dem
Jahre 1S45 in dem Schädeschen Herbarium zu linden.
Abb. ?i. Acer pseudoplatanus stenopterum Hayne.
Dem Acer pensylvanicum L. ist als Syn. fälschlich beibemerkt: Acer
hybridum Bosc, womit also Acer Boscii Spach gemeint ist, nicht etwa Acer
hybridum Spach. Dies demonstriert wieder deutlich die allgemein beobachtete
Ähnlichkeit der Blattform des Acer Boscii mit der des Acer pensylvanicum.
Auch Prof. Pax, in seiner Monographie der Gattung, mutmasst in Acer Boscii
einen Bastard tataricum >< pensylvanicum. Es ist mir übrigens trotz lang-
jähriger Bemühung nicht gelungen, ein lebendes Exemplar des Acer Boscii zu
Gesicht zu bekommen. Kultiviert wurde er früher in Wien, Karlsruhe Twickenham
und Paris. Vielleicht ist ein Leser dieser Zeilen in der Lage, mir einen
botanischen Garten anzugeben, in welchem die Pflanze noch zu finden ist.
J22 Zwei ponlische Ahorne.
Das Herbaiium Schwarzer weist als interessante Ahornform nur einen
äusserst schmalflügeligen Pseudo-Platanus auf. Eine sehr ähnliche Form
nannte Hayne (Dendr. Fl. 212) stenopterum, und wird dieser Xame auch auf
vorliegende Form mit anzuwenden sein. Die Fruchtflügel sind, abgesehen von
der nur ganz wenig verbreiterten äussersten Spitze, gleichmässig schmal, leisten-
förmig, kaum 5 mm breit (s. Abb.). Fundort dieser neuen l-"orm war der
Schlossgarten zu Damsdorf bei Striegau, doch konnte weder der jetzige Besitzer
noch der Schlossgärtner des Gutes bisher die Pflanze wieder aulfinden.
Die Ausbeute im Koch 'sehen Herbarium war schon durch den Umfang
desselben reicher und würde es wohl noch mehr gewesen sein, wenn nicht
der grössere Teil der Gattung Acer höchst bedauerlicherweise unauffindbar
wäre; nur vier Sektionen sind anscheinend noch vorhanden.
Bei Acer platanoides (nicht Plat. zu schreiben, wie Koch will) finden
sich die Blätter seiner, übrigens von dissectum sehr verschiedenen, Form
palmatum völlig identisch mit denen der neueren Form Lorbergi, die sich
von palmatum wahrscheinlich nur durch üppigeren Wuchs und noch ge-
wundener wachsende Äste unterscheidet.
Bei dem nur in Kultur befindlichen Acer barbatum hört, (non Michauxl),
der einen neuen Namen, Acer rotu n dilobum, erhalten musste, enthält der
Exsiccatenzettel folgende Notiz: »Acer barbatum Mx. Wir erhielten ihn als
Acer trilobatum von J. Booth & Söhne; mit den Beschreibungen in Wildenow
(Wilde Baumz. S. 9) und London (Arb. brit. I, 420) scheint diese Pflanze ül^er-
einzustimmen. Schon I^oudon bemerkt, dass diese Spezies in den englischen
Gärten zumeist als Acer trilobatum geführt werde.« Hierzu wolle man meine
Ausführungen in den »Mitt. d. Deutsch. Dendrol. Ges.« 1S94 S. 50 vergleichen.
Nebenbei sei bemerkt, dass Acer monsj^essulanum von Lamarck als Acer trilo-
batum beschrieben wurde und dass auch eine fossile Art diesen Namen führt:
Acer trilobatum (Sternb.) A. Braun (Neues Jahrb. 1S45. S. 172).
Bemerkenswert sind im Koch "sehen Herbarium ferner Acer campestre
fructu rubro (zur Var. hebecarpum gehörig), Fundort Kadschora, 4000' und ein
aus den catalonischen Pyrenäen stammender Zweig des Acer monspessulanum,
welcher neben normalen Blättern auch einige ungelappte, völlig integre, ovale
Blätter aufweist, ähnlich, wie es bei Acer creticum L. die Regel ist.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch eines anderen Vertreters der
Sektion der Campestria erwähnen, den mir Icürzlich der Kgl. Serbische Garten-
inspektor Herr Bierbach aus Belgrad sandte. Es ist dies ein Acer campestre
mit kahlen Fruchtknoten aber unterseits dicht behaarten Blättern, die auch auf
der Oberseite selbst alter und völlig ausgereifter Blätter noch Spuren schwacher
Behaarung besitzen. Die Blattlappen sind ganzrandig, die Pflanze gehört also
zur Var. austriacum Traft. Da beim kahlfrüchtigen austriacum bisher nur kahle
Blattunterseiten beobachtet wurden, haben wir in vorliegender Pflanze eine
neue Form, die ich zu Ehren ihres Finders Bierbachi nenne.
Nach diesen Notizen gehe ich nun zu der Beschreibung zweier Ahorn-
arten über, welche bisher lediglich von C. Koch und zwar in den pontischen
Gebirgen aufgefunden wurden. Wo jene Thäler schon allein von der Gattung
Acer zwei völlig neue und anderwärts bisher unbekannte Spezies bergen, kann
möglicher Weise der Botaniker auch in anderen Gattungen eine ungeahnte
Ausbeute finden: vielleicht wird schon eine genaue Durchsicht des Koch'schcn
Herbariums noch vieles Unerwartete zu Tage fördern.
Zwei. politische Ahorne.
123
Acer quinquelobum. C. Koch.
18Ö9. Dendrologie I, S. 540.
1886. Acer divergens Fax. Engl. bot. Jahrb. S. 234.
Es ist nicht meine Absicht, die vorzügliche und sehr genaue Pax'schc
Diagnose hier zu wiederholen. Koch selbst bemerkt über seine Pflanze: »In
demselben pontischen Gebirge, wo ich Acer Orientale fand, wächst noch eine
andere Art, welche zwischen dieser und Acer monspessulanum steht, vielleicht
Abb. 32. Acer quinquelobum C. Koch.
■auch nur eine Abart des letzteren darstellt. Ihre Blätter sind weit tiefer ein-
geschnitten und haben nicht drei, sondern fünf Abschnitte. Die Früchte sind
wenig bauchig, wesentlich unterscheiden sich aber die wagerecht abstehenden
Flügel mit oben breiteren und etwas aufwärts gebogenen Enden.«
Das Koch'sche Herbarium enthielt zwei Exemplare dieser Pflanze, von
denen das eine, bezeichnet mit Acer divergens C. Koch, Tschorukthal, in den
Besitz des kgl. Herbariums im botanischen Museum zu Berlin überging. Das
noch in der Koch'schen Sammlung befindliche Exemplar ist bezeichnet mit
Acer divergens C. Koch, Ardanutsch; das Wort divergens ist jedoch aus-
.gestrichen und mit Kochs Handschrift quinquelobum darüber geschrieben. Der
124
Zwei pontische Ahorne.
Tlmschlagbogen trägt aussen am oberen Rande mit Blaustift den Vermerk:
Acer quinquelobum, anscheinend ebenfalls von Kochs eigener Hand.
Ardanutsch ist ein Ort im russischen transkaukasischen Gouvernement
Kutais, nahe der türkischen Grenze, nicht weit von dem Thal des Tschoruq
entfernt, an einem Nebenflüsschen desselben.
Abb.
Acer lasicum Schwerin.
NB. Nach Fax bedeutet Acer quinquelobum Alasner (in exsicc.) den
normalblättrigen Acer campestre hebecarpum.
Acer lasicum. Schwerin (spec. nov.).
Im Tschoruqthale der Landschaft Lasistan (Lasia) vorkommender
buschiger Strauch mit abstehenden, unbehaarten, im ersten Jahre rotbraunen,
später graubraunen Zweigen und dunkelbraunen, unbehaarten Knospen. Blatt-
Zur Hebung des Obstbaues. 125
Stiele dünn und schon an den Jugendblättern sehr lang, nie kürzer als die
Blattlänge, aber oft das iY2fache der letzteren messend. (In der hier bei-
gegebenen Abbildung der Perspektive halber nicht genug ausgedrückt.) Blätter
lederartig, bis 3Y2 cm lang, meist länger als breit, am Grunde halbkreisförmig,
seltener schwach herzförmig, ganzrandig, dreilappig mit sehr kurzen aber meist
scharf spitzigen Seitenlappen, die erst etwa in der Mitte der Blattseite er-
scheinen; der Mittellappen breit, in eine kurze aber scharfe Spitze auslaufend.
Die Blätter sind schon in der Jugend absolut kahl, nicht einmal in den Achs-
winkeln gebartet, oberseits dunkelgrün, die Unterseite deutlich genetzt und
hellgrün, nicht graugrün oder weisslich. Blüten unbekannt. Früchte kahl,
spärlich, an sehr kurz (4 mm) gestielten, etwa 2^2 cm langen, kahlen Dolden-
trauben: Fruchttlügel etwa 3 cm lang, gerade, in stumpfem Winkel zu ein-
ander stehend.
Der Zettel des Koch'schen Exemplars enthält den Vermerk: No. 1246,
Ispir-Sagus, 4. 8. 43. An den oberen Rand des Umschlagbogens ist mit Blau-
stift notiert: Acer lasicum. Ispir ist eine Stadt im türkischen Teile des
Tschoru(.[thales: die Bedeutung von Sagus kenne ich nicht.
Zur Hebung des Obstbaues.
ur Hebung des Obstbaues möge folgendes Beispiel eine Anregung sein:
Es sind nun über 20 Jahre, dass ich als junger Gärtner nach hier kam.
und da ich in Franken zwischen dessen herrlichen Obstbäumen grossgeworden
war, so vermisste ich hier so recht die liebgewordenen Obstbäume, denn der
Obstbau lag hier noch sehr im argen.
Alte verhungerte, vermooste, überhaupt als Stiefkinder behandelte Obst-
bäume, die, weil sie immer noch einige Früchte brachten, nicht irgend einem
Waldbaum, dessen Holz später doch einen gewissen Wert hat, Platz machen
durften, standen in den Grasgärten und fristeten ein kümmerliches Dasein.
Als ich mich bei den Besitzern nach der Ursache dieser schlechten Pflege
ihrer Bäume erkundigte, sagten sie mir, dass sich die Gegend und der Boden
nicht zum Obstbau eignen und die darauf verwendete Mühe zwecklos sei.
Allerdings, Tabarz ist 400 m hoch und im Thüringer Wald gelegen, der Boden
ist im Untergrund meist schwerer Lehm, der teilweise mit Steinen und Kies
gemischt ist. Aber die obere Erdschicht, wenn auch nur 10 — 20 cm hoch, ist
zum Teil recht fruchtbar. Trotzdem gediehen in einigen Gärten die alten Bäume,
welche in der Nähe des sogenannten Grasgartens standen, recht freudig und
brachten auch hübsche Früchte. Darauf fasste ich den Vorsatz, mit Rat und
That den Obstbaumbesitzern beizustehen, und es fanden sich auch einige bereit,
die mich gewähren Hessen und meinen Ratschlägen Folge leisteten.
Zuerst wurden die alten Burschen hübsch vom Moos gereinigt, ausgeputzt,
mit Kalk bestrichen, die Baumscheiben aufgelockert und mit der Rodehaue
in der bekannten Entfernung vom Stamm Löcher in den Rasen gehauen, die
im Herbst und im Laufe des Winters öfter mit Mistjauche gefüllt wurden und
auch das Regen- und Schneewasser aufnahmen. Im Frühjahr wurden die Löcher
wieder zugefüllt und die Rasenstücke wieder darauf gelegt, wodurch der
j 2ß Zur Hebung des Obstbaues.
Bauer auch kein Gras einbüste, denn dieses spielt in einem landwirtschattlichen
Griasgarten eine wiclitige Rolle.
Der Erfolg obiger Pflege blieb nicht aus; es zeigten sich kräftige Triebe,
der Fruchtansatz war ein sehr guter und die jungen Früchte, die sonst einige
Wochen nach der Blüte abfielen, blieben infolge der Düngung zum grössten
Teil sitzen und bildeten sich bis zum Herbst zu hübschen, grossen Exemplaren
aus. Dies gab für den Nachbarn die ^^eranlassung. ebenfalls hinter das Ge-
heimnis seines Anwohners zu kommen. Einige Artikel über Obstbau und Be-
handeln älterer Obstbäume im Lokalblatt, von mir geschrieben, mit angeführten
Beispielen etc., gaben Anregung auch für die umliegenden Ortschaften; bei einigen
Ausflügen in die Umgebung zeigte sich die Pflege des Obstbaues durch Kalk-
anstrich, Reinigen und Düngen allerwärts, und jetzt ist es eine Freude, zu sehen,
was aus den alten Bäumen geworden ist und was von ihnen geerntet wurde
gegen die früheren Jahre. Der Erfolg mit den alten Bäumen gab nun An
regung zur Anpflanzung von jungen Obstbäumen, wobei die passendsten Sorten,
die geeigneten Pflanzstellen und gehörige Pflanzweite beobachtet wurden; jetzt
sind diese schon zu stattlichen Bäumen herangewachsen und haben die auf-
geAvandte Mühe und Unkosten längst gedeckt durch ihren Ertrag in den letzten
Obstjahren.
Es ist jetzt hier ein Obstbaumbestand geschaffen, der tausende von jungen
Obstbäumen aufzuweisen hat. Es ist jeder Platz, an dem ein Obstbaum gedeihen
kann, damit bepflanzt; da. wo früher Waldbäume im Garten oder am Wege
standen, sind dieselben entfernt und dafür Obstbäume gesetzt und Jedermann
freut sich über diese hübschen Bäume. Aber noch mehr Freude macht es
dem, der die Anregung dazu gegeben, der zu jeder Zeit mit Rat und That zur
Hand war, die Sorten ausgewählt, das Pflanzloch angegeben, die Bäume be-
schnitten und ausgeputzt hat, immer wieder in der Zeitung über Obstbau ge-
schrieben und auf die Fehler aufmerksam gemacht hat, der die Leute das \"er-
edeln und Beschneiden gelehrt und auch für die Gemeinden Obstbaumschulcn
eingerichtet und zum Teil noch gepflegt hat. Und das kann ein Jeder, der
sich für den Obstbau interessiert, auf dem Lande seinen Wirkungskreis hat und
die nötige Energie besitzt, das gesteckte Ziel zu verfolgen.
Nachdem das Zwergobst mehr in die Mode kam, fanden sich auch hier
Liebhaber dafür, und so ist denn auch dieser Obstbau in vielen Gärten im
Schwünge. Es bestehen Anlagen davon seit lo Jahren, die schon recht hübsche
Sümmchen ihrem Besitzer brachten und für viele nach der schweren Arbeit
eine an den Sonntagen und den Sommerabenden interessante Beschäftigung
abgeben. Gar mancher wird dadurch von dem früheren gewohnten Inswirtshaus-
gehen abgehalten und pflegt anstatt dessen seine Bäume.
Dass eine Überproduktion von Obst eintreten könnte, ist jetzt, wo aller-
wärts Obstmärkte abgehalten werden und viele Anfragen von Obsthändlern
kommen, ausgeschlossen, auch wird in den Ortschaften selbst jetzt viel mehr
C)bst im Haushalt verbraucht. Eine Anregung bezüglich des Überwinterns des
Obstes, des Trocknens sowie Einmachens hat auch auf diesem Felde Früchte
getragen. Es giebt hier wohl wenig Haushalte, die kein Obst oder keine
Beeren eingemacht haben, was man früher gar nicht kannte.
Auch die Obst- und Beerenweinfabrikation hat hier von Jahr zu Jahr mehr
zugenommen. So greift eins in das andere, und der Bauer, der noch vor
Ausstellung von spätem Winterobst zu Berlin. 127
20 Jahren so gut wie kein Obst baute, hat heute genug für seinen eigenen
Bedarf und kann auch noch etwas davon verkaufen.
Während dem Pjauer früher nur das Gras in seinem Grasgarten einen
Gewinn brachte, bringen jetzt ausser dem Grase auch die Obstbäume noch
recht Schemen Nutzen, ohne dass der Graswuchs darunter leidet. Gerade diese
Befürchtung war im Anfange immer und immer wieder die Ursache, dass nichts
an den 01)stbäumen geschehen durfte, weil der Bauer annahm, dass sein Gras
von dem Auflockern und Graben von Dunglöchern leiden würde, aber gerade
dadurch, dass gedüngt wurde, hat sich auch der Graswuchs gebessert und
liefert eine bessere Oualität Futter für sein \'ieh.
Mögen diese Zeilen meine Herren Kollegen, die sich auf dem Lande in
Stellung befinden, anregen, dass auch sie ihr Scherflein zur Hebung und
Förderung des Obstbaues lieitragen und dem Obstbau da Eingang verschaffen,
Avo er noch nicht entwickelt ist.
\'illa Spindler in Gross Tabarz. J. Biemüller.
Ausstellung von spätem Winterobst zu Berlin
^^ am 24. Februar 1898.
-iLSfjie auf \'eranlassung des Gartenbauvereins der Grafschaft Wernigerode
1^^^ vom \'erein zur Beförderung des Gartenbaues veranstaltete kleine
Obstausstellung Avar in Anbetracht des Umstandes, dass die Bekanntmachung
erst Ende Januar bis Mitte Februar erfolgte. Niemand sich also vorbereiten
konnte und das Tueiste Obst bekanntlich zu Weihnachten aufgegessen wird, recht
gut beschickt. Es waren zwölf Aussteller, z. T. aus weiter Ferne. Besonders
gut erhalten war das Obst aus der Grätlich zu Stolbergschen Gartenverwaltung,
Obergärtner Driese-Gr. Kammin, Xeumark, ferner das des Gartenbauvereins
zu Wernigerode, sowie das aus dem >Alten Lande«, Kreis Jork, Prov. Hannover,
der Obstkammer Hamburgs, Obstgärtner Huber; die bei weitem reichste
war die des Herrn Prof. Stötzer in Bützow . Die Liste der Preise folgt
nachstehend:
Es erhielten:
A. Die grosse silberne Preismünze des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues:
1. Obergärtner Driese-Gr. Kammin,
2. Gartenbauverein Wernigerode,
3. Das »Alte Land« (Kreis Jork) Obstgärtner Hub er;
B. Die silberne Preismünze des Gartenbauvereins Wernigerode:
1. Prof. Dr. Stötzer-Bützow.
C. Die kleine silberne Preismünze des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues:
1. Inspektor Dressler-Dalldorf,
2. Lorberg'sche Baumschulen, Berlin,
3. PL Fink, Baumschulen, Doberan,
4. C. Mathieu, Kgl. Gartenbaudirektor, Charlottenburg.
D. Die bronzene Preismünze des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues:
1. A. Landt-Kiel.
j2g Beschlüsse der Ausschüsse. — Mitglieder- Verzeichnis.
E. Die bronzene Preismünze des Gartenbauvereins Wernigerode:
1. Ph. von Nathusius-Ernsthausen bei (31denburg in Holstein.
Anerkennungsdiplom :
1. Frau Krell-Campehl bei Neustadt a. Dosse.
Beschlüsse der Ausschüsse
betreffs Reorganisation der Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam.
1. Der Herr Minister ist zu bitten:
die Königliche Gärtner-Lehranstalt in eine staatliche Hoch-
schule für Gartenbau umzuwandeln.
2. Als Vorbildung ist zu fordern die Reife für Obersekunda eines
humanistischen Gymnasiums oder eines Realgymnasiums.
3. Die Eintretenden müssen mindestens eine 4J;ihrige praktische Thätig-
keit durchgemacht haben. Ausnahmsweise kann auch eine 3jährige praktische
Thätigkeit als genügend angesehen werden, wenn der Aufzunehmende durch
eine Prüfung diese praktische Befähigung nachweist.
4. Der Unterricht dauert 2 Jahre und hat den gesamten Gartenbau zu
umfassen.
5. Der Unterricht soll obligatorisch sein, mit der Massgabe, dass im
ersten Jahre alle Gegenstände zu hören sind, im zweiten aber eine Trennung
nach Fächern eintritt, die aber auch obligatorisch gehört werden müssen.
6. Die praktischen Arbeiten kommen in Wegfall. Dabei ist aber voraus-
gesetzt, dass das Demonstrationsmaterial an der neuen Anstalt ein reicheres
werde, so dass die Studierenden gewissermassen in der Praxis leben.
7. Den Studierenden der Gartenbau-Hochschule ist der Besuch der
Universität und der anderen Hochschulen zu gestatten.
8. Um alle Zweige des Gartenbaues in genügender Weise lehren zu
können, ist ein hinreichend grosses, für die verschiedenen Zwecke auf die
Dauer ausreichendes Terrain in Aussicht zu nehmen.
Die Beschlusefassung über diese Punkte findet in der Vereinsversammlung
am 31. März statt.
Mitglieder-Verzeichnis
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Es wird beabsichtigt, eine neue Mitgliederliste anzufertigen. Wir bitten
daher, alle noch nicht mitgeteilten Adressenänderungen etc. uns schleunigst
bekannt zu geben. Zugleich aber bitten wir unsere Freunde, noch recht
fleissig Mitglieder zu werben, damit diese auch noch aufgenommen werden
können.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
\2g
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Hortus Orientalis,
vonW'alt er Siehe in Mersina, asiatische Türkei,
und Karl Sigismund, Berlin, Mauerstr. G8.
Beide genannte Herren haben es
sich zur Aufgabe gestellt, die so reiche
und interessante Flora des Orients,
welche eine Fülle von gärtnerischen
Neuheiten bietet, durch ausgedehnte
Sammelreisen dem gärtnerischen
Publikum zugänglich zu machen, und
bieten in einem reich illustiierten
Preisverzeichnis ,, Hortus orientalis",
von dem ein Teil der diesmaligen
Nummer der Gartenflora beiliegt,
folgende Neuheiten in lebenden
Ptlanzen an: Asphodeline imperialis,
isthmocarpa, taurica und Balansae*),
MichauxiaTschichatche\vi,Pelargonium
Endlicherianum, Sedum Sempervivum;
ferner lebende Alpenpflanzen des cili-
cischen Taurus.
Weiter bieten sie eine reiche Samm-
lung von Neuheiten in Samen an
und endlich eine grosse Zahl Zwiebel-
gewächse, besonders auch Zwiebeln
des grössten aller Schneeglöckchen,
Galanthus cilicicus-j-), sowie Colchicum
cilicicum, das Herr Garten-Inspektor
Weidlich bereits im Verein zur
Beförderung des Gartenbaues vorzeigte.
Wir empfehlen dringend, die Gelegenheit
zum Erwerb so vieler Neuheiten nicht
vorübergehen zu lassen.
In Vorbereitung ist ein ausführliches
Verzeichnis von Alpenpflanzen und
Sämereien. Es gilt, ein deutsches Unter-
nehmen zu unterstützen, darum em-
pfehlen wir allen, namentlich auch den
botanischen Gärten sowie den Stauden-
Liebhabern, diese Angelegenheit. Den
Generalvertrieb hat jetzt von
Handelsgärtnern Herr C. van der
Smissen-Steglitz übernommen; das
wird dem Ganzen nur zum \'orteil ge-
reichen.
Neue winterblühende Begonien.
Unter diesem Namen veröffentlicht
die weltbekannte Royal Exotic Nursery
von James Veitch & Sons, 544 Kings
RoadChelsea, London inihremPflanzen-
kataloge von 1S97 eine Anzahl im Spät-
herbst und Winter blühender Begonien,
welche in ihrem Hauptgeschäft in
Chelsea vor einigen Jahren durch
Kreuzung von Begoniasocotranamit
dem Blütenstaub von schön gefärbten
Knollenbegonien gewonnen wurden.
Die jetzt angebotenen neuesten Varie-
täten unterscheiden sich von den zuerst
erhaltenen durch ihren kräftigeren Bau
und besonders durch ihre grösseren
Blumen, welche sehr willig erscheinen.
Es sind drei Sorten:
1. Ensign, Blütenstiele aufrecht,
vier-, fünf- oder mehrblütig, Blumen
halb gefüllt und ungefähr 3V2 Zoll im
L)urchmesser, von schöner Form und
zart leuchtend rosa-scharlach.
2. Mrs. Heal, abgebildet in Garten-
flora 1897 S. 526 u. 528. Die schönste
von allen bis jetzt gezüchteten. Die
Blütensliele erheben sich schön über
dem Laub und tragen jeder fünf bis
sieben oder mehr Blumen, die über
3 Zoll Durchmesser haben und glänzend
rosa-karmin mit scharlach getönt sind.
Diese Sorte ist auch in Gardeners Chr.
16. November 1895 abgebildet und in
Gardeners Magazine 23. November 1896.
3. Myra, Blütenstiele ziemlich bogen-
förmig mit mehreren sich nach einander
entfaltenden Blumen. Männliche Blüten
2Y2 — 3 Zoll Durchmesser, leuchtend
rosa-karmin; weibliche etwas kleiner
und heller.
Wir empfehlen diese Pflanzen sowohl
als Schnittblumen, da die Blüten sehr
dauerhaft sein sollen, wie auch zur
Dekoration von wärmeren Kalthäusern
und Zimmern.
*) Siehe den Aufsatz über Asphodelinen vom
cilicischen Taurus in Gartenflora 1897 S. 320
mit Abbildung.
t) Gartenflora Heft 4 S. io5.
Neuheiten für 1897—1898
von Dammann &, Co., San Giovanni
a Teduccio bei Neapel.
Melone, türkische Riesen.
(Hierzu Abb. 34.)
Früchte gross, orangegelb, glatt,
ovalrund, bis 5 kg schwer. Fleisch
meergrün, fahl, sehr süss und saftig.
Melone Galata.
(Hierzu Abb. 35)
Grosse ovale, bis 40 cm lange Frucht,
gelb mit dunkelgrün marmoriert.
Fleisch grünlich weiss, sehr saltig
und süss.
\bb. 14 Melone furkisthe Riesen
Abb. 37. Melone Bu}ukdere.
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Abb. 35. Melone Galata.
Abb. 36. .Melone Therapia
Abb. 3<s. Nicotiana sylvestris.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
131
Melone Therapia.
(Hierzu Abb. 36.1
Grosse gelbgenetzte Frucht, sehr
dickes graugrünes Fleisch, nach der
Schale zu in chainois übergehend,
sehr vollsaftig und wohlschmeckend.
Melone Buyukdere.
iHieizu Abb. 37 1
Runde glatte Frucht, hellgelb, grün
gezeichnet. Fleisch schneeweiss, sehr
dick und saftreich, dabei äusserst
wohlschmeckend.
Nicotlana sylvestris, Spegaz. Q
iHier/ii Abb. 3S.1
Stamm über 1 m hoch, ver-
zweigt, Blätter gross, graugrün, läng-
lich stumpf, an der Basis breit, Blumen
sehr gross, kreisförmig herabhängend,
reinweiss, mit langer, etwas gebauchter
Rühre. Der Blüthensland erhebt sich
hoch üher dem Laubwerk und giebt
der Pflanze, die sich namentlich sehr
gut für Solitairzwecke eignet, ein
majestätisches Aussehen. In der
Heimat (Argentinien, Prov. Salta)
wurde sie 1600 m über dem
Meeresspiegel entdeckt, ein Umstand,
der für ihre Widerstandsfähigkeit am
besten spricht. Wir verdanken sie der
Güte des Herrn Prof. Comes in Portici.
Nicotiana noctiflora, Hook. var. albiflora,
Comes. O
(Hierzu Abb. 39.)
Diese neue Abart unterscheidet sich
von der typischen Spezies durch ihre
stark graugrüne, wenig behaarte Be-
laubung. Die aufrecht stehenden, sich
gegen Abend öffnenden Blumen sind
reinweiss, wohlriechend und erscheinen
in grosser Menge. Eine sehr früh
blühende Art, daher auch für Gruppen-
ptlanzungen, selbst in nördlichem
Klima von unschätzbarem Wert.
Amarantus qiiadricolor. Q
(Hierzu Abb. 40.)
Eine überaus wertvolle Bereicherung
des Sortiments. Die lanzettförmigen
Blätter der Endtriebe sind glänzend
dunkelcarmoisin, gelb, hell- und
dunkelgrün, fast schwarz gefleckt oder
gefärbt, so dass die Pflanze in diesem
prächtigen Farbenspiel einen hervor-
ragend schönen Anblick gewährt und
sich schon von Weitem dem Auge
bemerkbar macht. In Gruppen wird
sie sich aus anderen Pflanzen glänzend
hervorheben. Das Colorit prägt sich
am besten im Hochsommer aus und
die Pflaifze empfiehlt sich besonders
für sonnige Lagen.
Verbesina virginica. %
iHier/u Abb. .)i.)
Aus Nordamerika stammende, schein
ältere, aber inzwischen vergessene
hübsche Perenne. Sie wird circa 1 m
hoch, die stark holzigen Stengel sind
kantig geflügelt, die Blätter ziemlich
gross, breit lanzettlich. Die zahlreich
erscheinenden rein weissen Blüten
verbreiten des Morgens einen wenn
auch nicht starken, so doch sehr
angenehmen Wohlgeruch. Blütezeit
von Juni bis zum eintretenden Frost.
Gazania hybrida Blondine.
(Hierzu Abb. 42 Su. 1.1
Hellchamois, im Grunde dunkel-
orange; die bei den beiden folgenden
Sorten stark ins Auge fallenden Flecken
sind hier durch weisse oder mattgelbe
ersetzt, wodurch die vornehme Färbung
noch gehoben wird. Rückseite der
Blumenblätter w^eiss mit einem dunkel-
lila Mittelstreifen. Ganz prachtvoll.
Grösse der Blumen ungefähr 8 — 9 cm.
Gazania hybrida Nora.
(Hierzu Abb. 42 No -J.)
Rahmweiss mit lilarosa Spitzen, an
der Basis schwefelgelb, am Grunde
mit einem grossen schwarzen, scharf
abgegrenzten Flecken, worin sich ein
weisses Auge befindet. Durchmesser
der Blume 6 — 7 cm.
Gazania hybrida Diana.
(Hierzu Abb. 42 Xo. 3.1
Die obere Hälfte der Blumenblätter
gelblich weiss, die untere Hälfte nach
der Basis in Chromgelb übergehend.
An der Basis befinden sich die eben-
falls scharf abgegrenzten, aber etwas
kleineren Flecken. Öurchmesser der
Blume circa 6 — 7 cm.
Zinnia spectabllls miniata. Q
(Hierzu Abb. 43 1
Die Form der Blumenblätter ist von
denjenigen der bisher cultivierten
Arten abweichend, indem dieselben
an den Rändern stark nach aufwärts
gebogen, also rinnenförmig sind. Die
Farbe der Blumen ist ziegel- oder
mennigrot. Im übrigen sind die
Blumen sehr gross, schön kugelförmig
und elegant gebaut. Die Pflanze
wächst 70— (So cm hoch und ist über-
aus reichblühend.
Abb. 3f). Nicotiana noctitiora var. albiflora.
Abb. 41 \erbi-sina virginica
JKoS^^/;
Abb. 40. Amaranthus quadricolor.
Abb. 42. Gazania hybr.
No. 1 „Blondine". No. 2 „Nora". No. 3 „Diana"'.
Abb. 43. Zinnia spectabilis miniata.
Abb. 45. Ipomoea imperialis Prinzess.
^^-if^^S-^
5-
fe^:7
Abb. 44. Ethulia conyzoides
Abb. 4Ö. Ipomoea purpurea violacea M. pl.
134
Kleinere Mitteilungen.
Abb. 47. Gazania hybr. Bianca.
Gazania hybrida Bianca.
iHierzu Abb. 47 1
Blumen im Aufblühen schwefelgelb,
spater in weiss übergehend und im
Grunde mit schwachen violetten
Flecken auf den Fetalen. Blumen
ca. 5 — 6 cm Durchmesser, die Rück-
seite der Fetalen ist mit einem breiten
blauen Mittelstreifen versehen.
Ethulia conyzoides. O
(Hierzu Abb. 44.1
Wird circa 1V2 i^i hoch, stark ver-
zweigt, mit wechselständigen, langen,
schmalen gesägten Blättern undhimmel-
blauen, Eupatorium-ähnlichen Blüthen,
welche von Juli bis Spätherbst einen
ununterbrochenen reichlichen Flor ent-
wickeln. Eine vor langen Jahren ein-
geführte, aus Ostindien stammende,
aber leider noch fast gar nicht in
Kultur befindliche Fflanze.
Ipomea imperialis Prinzess. G
(Hierzu Abb. 45.)
Die Blätter sind weiss panachiert,
die weissgrundigen Blumen sind stark
carmoisin gesprenkelt oder am Rande
ganz in carmoisin übergehend, während
der Schlund schwach rot getüpfelt ist.
Im übrigen besitzt auch diese Art
alle die guten Eigenschaften ihrer Klasse.
Ipomea purpurea fl. violacea pl. O
(Hierzu Abb. 46.)
Blumen gross, dichtgefüllt, violett
mit lilacarmin Anflug, an der Basis
heller. Da die dunkle Farbe unter
den Trichterwinden stets von je her
beliebt war, so zweifeln wir nicht,
dass diese Art eine ganz besondere
Beachtung finden wird.
Kleinere Mitteilungen.
Anlage von Obstgärten für Private.
N'acli \'orträgen im Liebliaberausschuss des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Herr O. Cordel: Die Landschafts-
gärtner machen bei Anlage eines Obst-
gartens für Private oft viele Fehler,
sie kaufen oft beliebige, billige Sorten,
ohne den Zweck im Auge zu haben.
Zunächst- muss man sich in der
Xähe grosser Städte fragen:
1. Wird der Garten voraussichtlich
lange erhalten bleiben?
Kann er das nicht, so muss man
Zwergobst und frühe Sorten wählen,
auch enger pflanzen.
2. Beabsichtigt man eine kauf-
männische Verwertung des Obstes oder
soll es nur für den Privatgebrauch
dienen?
Im ersteren Falle muss man nur
w^enige gangbare Sorten nehmen, im
zweiten viele Sorten, damit man eine
rechte Auswahl hat und auch Aus-
stellungen beschicken kann.
Man muss ferner möglichst für alle
Jahreszeiten Obst haben, also Frühobst,
mittelspätes und spätes Obst.
Herr Alteschmidt, Leiter der
Obstquartiere bei Herrn Ökonomie-
Rat Späth bemerkte, dass man
immer mit dem Landschaftsgärtner
rechnen müsse. Leider kennen die
meisten nicht genug die Obstsorten.
Eine gute Baumschule sucht, wenn ihr
die Wahl überlassen wird, selber schon
Sommer-, Herbst- und Winterobst aus.
Durch sachgemässe Behandlung kann
man auch spättragendc (Obstsorten
namentlich durch den Schnitt zwingen,
früh zu tragen. Man darf aber nicht
die dünnen Triebe, welche Frucht-
spiesse bringen, wegschneiden. Auch
durch langen Schnitt, durch Brechen
und Niederbiegen kann man sie zum
Kleinere Mitteilungen.
.->D
Frühtragen bringen. Oft schneiden die
sogenannten »Baumschneider'-< alles
fort, um nur etwas zu verdienen.
Herr Geheim rat llauchecorne fragt,
wo man am besten Gärtner zum
Schneiden des Obstes erhalte. Herr
t »konomierat Späth übernimmt das,
da er jetzt auch Landschaltsgärtnerei
mitbetreibt. Es werden in seiner
Baumschule erfahrene Leute eigens
dazu ausgebildet.
Herr A 1 1 e s c h m i d t empfiehlt an
Sorten :
a) Äpfel.
1. Somraeräpfel: Charlamowsky
und Säfstaholm, ein schwedischer Apfel,
der sehr fruchtbar und im August-
September reif ist. Noch früher sind
Aveisser Astrachan und virginischer
Rosenapfel; roter Astrachan trägt nicht
so gut. Pfirsichroter Sommerapfel hält
sich gut.
2. Herbstäpfel: Cludius Herbst-
apfel, sehr delikat, Lord Suffield,
Cellini, etwas sauer, Manks Küchen-
apfel, nicht nur für die Küche, sondern
auch für die Tafel. Durchsichtiger
Sommerapfel, reichtragend, Nathusius'
Taubenapfel desgleichen, Bismarck-
apfel, nicht so stark tragend, ist eigent-
lich Winterapfel, hält sich bis in den
April. In Cassel wurde gesagt, dass
er gar nicht so sehr fruchtbar wäre;
Cellini ist eben so fruchtbar. Der
Bismarckapfel muss gut geschnitten.
Hawthornden sieht nur gut aus, eng-
lischer weisser Winterkalvill, vorzüg-
lich, für unser Klima dem echten Kalvill
vorzuziehen. Gegen Fusicadium bei
letzterem muss Bordelaiser Brühe an-
gewendet werden. Auch die Stämme
werden jetzt damit bepinselt; im
Sommer wird mit einer Spritze ge-
spritzt. Man nimmt etwa 2 kg Kalk
und 1 kg Kupfervitriol auf 50 1 Wasser.
Mehr Kalk schadet nicht.
Die Paradiesäpfel für schwach-
wachsende Zwergformen, die im Früh-
jahr gepflanzt wurden, bekamen in
der Späthschen Baumschule immer
Flecke und konnten im Sommer nicht
veredelt werden. Herr Alteschmidt
hat sie jetzt alle 14 Tage gespritzt und
sehr gute Erfolge gehabt.
Winteräpfel, frühtragend, d. h.
im Jahre nach der Pflanzung, wenn das
Fruchtholz gleich beschnitten wird :
1. Baumann Reinette, 2. steirischer
Winter-Borsdorfcr, wenn er gut ge-
schnitten oder auf L^oucin veredelt
wird. Der echte Borsdorfer trägt auch
früh, wenn er auf LJoucin veredelt wird.
Königlicher Kurzstiel muss lange am
Baum hängen, sonst wird er leicht
welk.
Ribston Pepping, Ananas - Reinette,
Goldreinette von lilenheim, Herberts
Reinette, Pariser Rambourreinette, (das
Fruchtholz muss gut geschnitten
w^erden; 3 — 4jährige Cordons bringen
schon Früchte).
Neuer Grahams Ivönigin-Jubiläums-
apfel; amerikanische Sorten: Baldwin,
Northern Spy, King of Tompkins County
(war auch meist Spy, grünlich mit
braunroten Streifen), echte King sind
wenig nach Berlin gekommen.
Herr Späth hat viele Fässer ameri-
kanischer Apfel gekauft und an seine
Leute der Wissenschaft wegen zu
Weihnachten 1896 verteilt.
Von einer Pyramide auf der Gewerbe-
Ausstellung hat Herr Späth Früchte
geerntet, die sich bis März 1897 hielten.
Sie waren besser als in der Baum-
schule, weil sie länger hängen bleiben
konnten.
Ontario , vorzüglich; Oklahoma, eben-
falls sehr gut, vor 3 Jahren in Breslau
von Mable & Töbelmann empfohlen.
Baldwin, Frogmores Prolific, Larces
Prinz Albert, noch fruchtbarer als
Bismarck, an zweijähriger Veredelung
schon Blütenknospen.
Der Bismarckapfel trägt als zwei-
bis dreijährige ^'eredelung besser denn
als fünfjährige.
b) Birnen.
Frühe: Grüne Sommer-Magdalene,
Sparbirne (Franzmadam), Sommer-
Muskateller, Juli-Dechantsbirne, nur für
Hochstamm, wächst nicht auf Quitte,
nur auf Wildling oder Zwischen-
Veredelung, Stuttgarter Gaishirtenbirne
für Hochstämme, Claps Liebling (frühe
Herbstbirne), französische Muskateller,
besonders für Pyramiden, Schwarz-
burger Muskateller, runde Mundnetz-
birne.
Frühe Herbstbirnen: Mme. Treyves.
Köstliche von Charneu, Williams
Christbirne, Gute Luise von Avranches,
Esperens Herrenbirne , Dr. Jules
Guyot, ausgezeichnet tragbar am
Cordon, Herzogin von Augouleme (ist
nicht die feinste, wurde einmal wie
i36_
Kleinere Mitteilungen.
eine Kohlrübe, so dass es zu einem
Prozess kam: gedeiht nicht überall;
an der Wand, wärmste Lage).
Noch Herbstbirnen: Neue Poiteau,
weisse Herbstbutterbirne, wird oft
fleckig, für Berlin oft nicht gut, bei
Geheimrat Hauchecorne ist sie stets
gut. Grumbkower, für die Mark
Brandenburg, sehr gut als Hochstamm,
Gellerts Butterbirne.
Neuere: Rihas kernlose Butterbirne,
Marguerite Alarillat, Premice de Marie
Lesueur, zwar nicht ansehnlich, aber
frühtragend. Triomphe von Vienne,
reichtragend, aber eigentlich nicht so
wohlschmeckend, erhielt in Cassel
bei der Ausstellung des Ratgebers
den ersten Preis.
Winterbirnen: Diels Butterbirne,
(eigentlich noch Herbstbirne, bis
Dezember) , \>reins - Dechantbirne
(eigentlich noch Herbstbirne , bis
Dezember), Winter-Nelis, klein, aber
delikat, für Hochstamm, wächst nicht
auf Quitte, Blumenbach (noch Herbst-
birne), trägt früh, Regentin. Napoleons
Butterbirne. Hardenponts Leckerbissen,
Josephine von Mecheln, klein, fein,
trühtragend, Liegel, wird oft tleckig,
Forellenbirne, will höhere Lage und
schwereren Boden.
In Breslau empfohlen: Charles Cogne,
Beurre Chaudy, Marie Guisse, Olivier
des Serres, President Drouard.Dubuisons
Butterbirne.
Das Pflanzen erfolgt besser im Herbst.
Man kann im Frühjahr aber noch
düngen, entweder flüssig oder durch
gutes Untergraben. Beim Ökonomierat
Späth wird im Herbst mit Kuhdung
bei Zwergbäumen gedüngt. Er wird
beigegraben und den ganzen Winter
Latrinendung gegeben. Weit um die
Bäume wird ein Va i"" breiter Graben
gemacht und dieser Dünger hinein-
gethan.
Herr Direktor Buntzel giebt ab-
wechselnd alle Jahre Kuhdung und
das nächste Jahr Kalk.
Von Kalkstaub giebt man für fünf-
bis sechsjährige Pyramiden 1/2 — 1 ™
vom Stamm 1 kg Kalk. Am besten
ist's, den Ätzkalk , an der Luft
vor Regen geschützt, zerfallen zu
lassen.
Penstemon Hartwegi (gentianoides).
Es ist schade, dass diese hübsche
Staude nicht überall im Freien aus-
hält; was würde man für einen Effekt
damit erzielen können, wenn so eine
Pflanze ungestört einige Jahre auf
einem und demselben Platz bleiben
könnte und sich zu einem grossen
Busch mit vielen ihrer schönen Blumen-
rispen ausbilden könnte. Aber so sind
wir leider darauf angewiesen, die
Penstemon immer wieder durch Steck-
linge für die nächstfolgende Blüte-
periode zu vermehren oder alte
Pflanzen im Herbst einzutopfen, was
sich aber nicht lohnt, ich wenigstens
habe damit noch kein günstiges
Resultat erzielt. Wenn man aber
die im Juli in einen kalten Kasten ge-
steckten Stecklinge im Laufe des Früh-
jahrs bis zum Auspflanzen in das Freie
einigemal in eine recht kräftige Erde
verpflanzt und entspitzt, kann man
auch Pflanzen mit 8 bis 10 Blüten-
rispen erreichen, die ihren Flor bis
in den Herbst ausdehnen.
Auch die Vermehrung aus Samen
ist recht lohnend; man kann im
ersten Jahre schon Pflanzen daraus
ziehen, die im Nachsommer mit ihrem
Flor beginnen und bis in den November,
bis starker Frost eintritt, anhalten.
Man kann mit einer Portion Samen eine
ganze Kollektion in allen Farben ge-
winnen.
Der Samen ist schon im Februar
auszusäen; nach dem Keimen ist mög-
lichst täglich für etwas frische Luft
zu sorgen, ein zeitiges Vertopfen der
jungen Pflänzchen in eine nicht zu
schwere Erde ist behufs guter FaM-
wicklung nicht zu versäumen.
Im April pflanzt man sie in einen
kalten Kasten, der bei günstiger Witte-
rung reichlich zu lüften ist, und sobald
kein Frost mehr zu befürchten, pflanzt
man sie an dem Bestimmungsort ein.
Im Laufe des Sommers wird fleissig
gegossen, und ab und zu ein Dungguss
gereicht, dann beginnt der Flor im
August. Sobald sich die Blütenstengel
ausgebildet haben, lassen sich die
Penstemon auch mit Vorsicht ver-
pflanzen und für die Topfkultur, sowie
zum Ausschmücken abgeblühter Beete
mit Vorteil verwenden.
Es ist nur zu bedauern, dass die
Blumen in abgeschnittenem Zustande
Kleinere Mitteilungen.
i37
so leicht welken; selbst in Wasser
gestellt hängen sie schon nach einigen
Stunden die Köpfe, um sich auch nicht
wieder zu erheben. Aber zur Aus-
schmückung des Gartens sind sie ein
Werkstoff von grossem Wert. Entweder
zur Bepflanzung ganzer Beete oder zur
Veipllanzung vor Gehölzgruppen in
mehrere Trupps zusammengestellt,
erinnern sie. aus der Ferne gesehen,
an Digitalis. Sie sind auch bei grösserer
Felsenanlage recht gut an Stelle von
Digitalis zu benutzen, wenn man ein
besonderes Beet einrichtet und nach
dem Pflanzen das Beet durch Zwischen-
pflanzen von Farn und Auflegen einiger
Steine verdeckt, damit die Natürlichkeit
nicht beeinträchtigt wird.
Gr.-Tabarz, im Januar 1898.
J. Bi emulier.
Cattleya Mossiae-Abarten und -Sorten.
Nachstehende Abarten und Sorten
sind die bemerkenswertesten und aus-
geprägtesten der von L'Horticulture
Internationale (vormals Linden),
Brüssel, angebotenen.
, .Ambassadeur".
Rosenrot mit lebhaft purpurner
Lippe, welche am Halse zwei nach
\orn verlängerte orangegelbe Flecke
trägt; Saum blassrosenrot, sehr wellig
und gefranst.
var. amethystina
Zart lilarosa; Lippe einen grossen
gleichförmig sammetig amethystfarben-
roten Fleck tragend, mit blassrosen-
rotem, sehr gekräuseltem und ge-
franstem Saume: Mündung des Halses
in der Mitte primelgelb, und diese
Färbung erstreckt sich nicht ganz bis
.auf die Seiten.
„Amiral".
Sepalen und die sehr grossen Fetalen
leuchtend rosenrot. Lippe sehr breit,
rundlich , dunkelkarmesinrot , im
vorderen Theile zweispaltig, breit blass-
rosenrot gerändert; die gelben Flecke
des Flalses sind nur wenig ausgedehnt.
var. ardens.
Sepalen und Fetalen sehr breit und
sehr abgesondert, sehr lebhaft rosen-
rot; Lippe von grossem Umfange, sehr
weilig, an der Mündung der Röhre
einen sehr grossen leuchtend gold-
gelben, braun gestreiften Fleck tragend;
in der Mitte befindet sich ein breiter.
purpurkarmesinroter, we issgeränderter
Fleck.
var. amplissima.
Sepalen und Fetalen sehr breit, hell-
rosenrot. Lippe von aussergewöhn-
licher Grösse, sehr wellig und gefranst,
rot, mit lebhafter gefärbtem Adernetz;
die Halsmündung trägt zwei kleine
gelbe Flecke.
var. aurantiaca.
Sepalen und Fetalen feurig lilarosen-
rot; obere Hälfte des Vorderlappens
der Lippe wird durch einen grossen
orangegelben, stark braun netzigen
Fleck eingenommen; vorn ist ein
breites, lebhaft rotes Band, welches
sich in einer Mittellinie gegen die
Röhre hin verlängert; Ränder der Lippe
lebhaft rosenrot.
var. aurantiaca lineata.
Blüten rosenrot, einschliesslich der
Lippe, welche von einem sehr schlaffen
(seichten) Netz purpurrosenroter Adern
durchzogen ist. Die beiden orange-
' gelben Flecke am Halse verlängern sich
sehr nach der Lippe hin und an den
Rändern der Röhre. Die Ränder sind
weiss und sehr wellig.
var. aurea.
Lebhalt rosenrot; die Lippe trägt
vorn einen lebhaft karmesinroten und
am Grunde einen grossen goldgelben
Fleck; Saum sehr breit blassrosenrot,
wellig und gefranst.
var. aurosa.
Sehr grosse lebhaft rosenrote Blume.
Lippe gross und verlängert, am Rande
gekräuselt, in der Mitte und an den
rosenroten Rändern einige lebhaft rote
Spuren; auf dem Polster (Scheibe) ein
grosser dunkelorangefarbener Fleck.
var. bella.
Sepalen und Fetalen zart rosenrot;
letztere bemerkenswert breit. Lippe
breit abgerundet, in der Mitte mit einem
lebhaft roten, von einem weissen Hofe
umigebenen Fleck und mit feinem
rosenroten Saume; die gelben Flecke
zu beiden Seiten des Halses sind
wenig hervortretend.
„Brillant^-.
Sepalen und Fetalen hell rosenrot.
Röhre der Lippe lebhaft rot; dervordere
Lappen derselben trägt einen sehr
dunkelroten, weissgeränderten Fleck;
ihr Saum ist sehr kraus; der Hals
trägt jederseits einen braungenetzten
gelben Fleck. (Fortsetzung folgt.)
sl
Kleinere Mitteilunaen.
Die Lapageria rosea im Vaterlande.
Bei dem grossen Interesse, welches
sich für Lapageria überall bekundet,
wiederholen wir die Schilderung-
Eduard Poeppigs (Reisen in Chile,
Peru und auf dem Amazonenstrom,
I. Leipzig 1835, S. 317) aus Garten-
Zeitung 1895, S. 54-
»Die Lapageria sendet ihre dünnen
und unzerreisslichen Ranken von einem
Busche zum anderen, und während ihre
grossen dunkelgrünen und glänzenden
Blätter keinem Wechsel der Jahres-
zeiten unterworfen sind, schmückt sie
gerade dann sich mit lilienähnlichen
hochroten Blumen, wenn die Vegetation
ringsumher durch die Nähe der Regen-
zeit zum Stocken gebracht wird. Diese
Eigenschaft und die Pracht ihrer
Blüten veranlassen den Eingeborenen,
aus ihr allein die herrlichen Guirlanden
zu flechten, mit denen er in der un-
freundlichen Zeit des chilenischen
Mai, der alten Sitte getreu, die Kreuze
der Strassen und Kapellen bekränzt.
Durch alle Winterstürme hindurch
ziert sie die ausruhenden Wälder, vom
Februar bis zum Juli, und mit Bedauern
hört man, dass die Versuche, sie nach
Europa zu verpflanzen, bis jetzt miss-
langen.«
So beschreibt Eduard Poeppig die
Lapageria in der Gegend von Talca-
huano, im südlichen Chile. Sein
Wunsch, Lapageria in Europa zu sehen,
ist Gottlob jetzt längst erfüllt, aber bei
uns leider immer noch nicht in
genügender Weise. L. W.
Riecherbse ,,Cupido".
Die wegen ihrer Riecherbsen etc.
rühmlichst bekannte Firma W. Atlee
Burpee A: Co., Philadelphia, hat uns
2 neue Farben ihrer niedrigen Riech-
erbse Cupido, die sie 1899 ^^ ^^^
Handel zu geben gedenkt, zur Prüfung
übersandt, nämlich: Eliza Eckford
Cupid Sweet Pea und Primrose (Primel)
Cupid Sweet Pea. — Ausserdem die
9 neuen Sorten, die sie dies Jahr in
den Handel gegeben hat, ferner ihr
neues Tropaeolum ,,Sunlight'' (Sonnen-
licht) und 3 neue Tomaten. — Wir
danken bestens und werden s. Z. über
das Ergebnis berichten.
Polygonum Baldschuanicum.
Geehrter Herr Geheimrat'.
W^arum in die Ferne schv/eifen,
sieh', das Gute liegt so nah' möchte
ich Ihnen zurufen im Hinblick auf
Ihre Bemerkung bei Besprechung des
Polygonum Baldschuanicum in No. 1 S. 29
der Gartenflora d. J.. wo Sie behaupten,
dass das Ausland uns jetzt erst zeigen
müsste, was diese Pllanze wert sei.
Sie finden dieselbe in meinem letzten
Kataloge auf Seite 99 angeboten, also
sogar noch einige Wochen eher, als
dies von Lemoine geschehen ist, da
mein Katalog bereits Alitte September
verteilt wird. Ich besitze die Art
bereits seit Jahren, konnte aber leider,
da die Vermehrung und Kultur ihre
Schwierigkeiten haben, nicht eher damit
hervortreten. Ein grosses Exemplar,
welches an einer sonnigen Wand an-
gepflanzt ist, werde ich mir erlauben,
Ihnen bei Ihrem nächsten Besuche
hier zu zeigen.
L. Späth.
Vorteil grossen Saatgutes bei der Kartoffel
Magnum bonum.
Xach Versuchen in gutem Garten-
boden von C. Seelhorst, die aus-
führlich mitgeteilt sind im Journal für
Landwirtschaft 1898 S. 43 ff., geben
wenigstens bei der Kartoffelsorte
Magnum bonum die grossen Knollen
viel höhere Erträge, besonders wenn
man diese aut Stärke umrechnet.
Netto-Ertr.ig an SlVirkepro ha
Saatgut
Pflanzweite gross mittel klein
pr. Knolle pr. Knülle pr. Knolle
c;i.(io— iiog ca. 50 g ca. 30 g
eng 5o 20 cm 4731 kg 3619 kg 276-1 kg
mittel 5o>^40 ., 41 3-1 „ 378? „ 3o52 „
weit 5o)\6o „ 4237 ,, 3341 „ 3oiti .,
Die Resultate dürfen, wie Seelhorst
betont, zwar nicht gleich verallgemeinert
werden, sprechen aber so sehr zu
gunsten der grossen Knollen, dass
allerorts ähnliche Versuche gemacht
werden sollten. Drechsler fand früher
schon (Journal f. L. 1878 S. 465 ff.),
dass grosse Knollen im Bruttoertrag
stets, im Nettoertrag dagegen nur bei
ertragreichen Sorten und bei hohem
Kulturzustand des Bodens überlegen
sind.
Litteratur.
m
Litteratur.
Dr. Udo Damm er, Kustos des
Kgl. botanischen Gartens zu Berlin:
Palmenzucht und Palmenpflege.
Anweisung zur Anzucht und Pflege der
Palmen. Mit 24 Vollbildern. Frank-
furt a. O. Verlag der Kgl. Hofbuch-
druckerei Trowitzsch & Sohn. 1897.
Der Verfasser hat den Zweck, den er
im Auge hatte, dem Liebhaber ein
Buch über die Behandlung der Palmen
in die Hand zu geben, voll erreicht.
Er beschränkt seine Angaben nicht auf
die gewöhnlichen Palmen , sondern
zieht eine ganze Anzahl weniger be-
kannter Arten mit heran, die von dem
Künstler Carl Leonhard Becker
meist nach Exemplaren des Kgl. bot.
Gartens sehr charakteristisch dargestellt
sind. Der Verfasser bespricht zunächst
die Vegetationsbedingungen der Palmen
und beginnt mit einer Darstellung der
geographischen Verbreitung. Bezüg-
lich der Aufstellung verlangt er viel
Licht, je heller der Platz, desto besser
gedeihen sie. Hier hätte wohl aber
auch vor greller Sonne gewarnt werden
können. Dann bespricht er die Keimung
und wir bedauern nur, dass die in-
struktiven Abbildungen, die der Ver-
fasser über diesen Gegenstand in der
Versammlung des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues vorzeigte
(Gartfl. 1897 S. 595), nicht beigegeben
sind. Sehr eingehend behandelt er die
nötige Erde. Palmen mit dicken, wenig
verzweigten Wurzeln, Z.B.Dattelpalmen,
wollen schweren, lehmigen Boden, der
durch Kieselsteinchen gelockert ist;
Palmen mit dem Keimungstypus von
Sabal, Kentia etc. verlangen schweren,
aber sandigeren Boden, dagegen Palmen
des Areca-Typus, welche dünne, reich-
licher verzweigte Wurzeln besitzen,
einen humusreichen, lockeren Boden.
Das, was über die Bewurzelung gesagt
ist, ist auch von ganz besonderer Be-
deutung für die Behandlung der Palmen.
Wir verweisen hier auch auf die inter-
essanten Verhandlungen über die Be-
handlung der Palmenwurzeln in Garten-
flora 1897 S. 41, 510, 595, 651, die
sogar zu einem Scherzgedicht Ver-
anlassung gegeben haben (Gartfl. 1898
Heft 3 S. 70). Im Anschluss an das
mit Recht sehr ausgedehnte Kapitel
über die Behandlung der Palmen wird
I die Düngung kurz und die Behandlung
I kranker Palmen sehr eingehend be-
sprochen. Leider wird mancher dies
Kapitel eingehend studieren müssen,
denn wem passiert es nicht, dass seine
Palmen krank werden. Freilich ist oft
keine Hilfe möglich.
Die zweite Hälfte des Buches bietet
eine Aufzählung der wichtigsten Palmen-
arten. Wünschenswerth wäre hier eine
kurze Charakteristik der einzelnen
Hauptgruppen gewesen, denn was soll
sich der Laie dabei denken, wenn er
aufS. 51 als Überschritt liest: 1. Cory-
phinae, auf S. 69 II. Borassinae u. s. w.?
Die Gattungen, deren übrigens fast
zu viele autgeführt sind , sind in
populärer Weise nach ihren Blatt-
formen gut und kenntlich geschildert.
Eine Beschreibung der einzelnen
Arten oder ein Schlüssel zur Unter-
scheidung derselben ist meist nicht ge-
geben; nur bei Phoenix findet sich ein
solcher, nach Beccari, auch bei Kentia
und Kentiopsis etc. sind die Unter-
schiede kurz dargelegt. Vielleicht giebt
\'erfasser in einer zweiten Auflage,
zu der es bei der heutigen grossen
Beliebtheit der Palmen wohl bald
kommen wird, einen solchen Schlüssel.
Wir möchten noch hervorheben, dass
das Gardeners' Chronicle das
Dammersche Werk sehr eingehend
bespricht und eine Übersetzung ins
Englische wünscht. Wir aber wünschen
dem sehr ansprechend geschriebenen
Werke zunächst in Deutschland weite
Verbreitung. L. W.
Einträglicher Obstbau in \''er-
bindung mit rationellem Gras-
bau. In Wort und Bild von Prof. Dr.
Franz Müller, Ehrenmitglied der k. k.
Gartenbau-Gesellschaft in Steiermark.
Mit 132 Abbildungen und vier farbigen
Tafeln. Herausgegeben vom steier-
märkischen Volksbildungsverein Graz
1897; Selbstverlag.
Zehn, zwanzig neue Bücher all-
jährlich über den Obstbau! Und doch
kann man die Mehrzahl derselben
schon nach einem oberflächlichen
Durchblättern achtlos bei Seite legen:
wir begegnen nur wenigen Büchern .
die wirklich eine Lücke in der Obsi-
litteratur ausfüllten und damit die Be-
l^O
Litteratur.
rechtigung ihrer Existenz haben. Im
»Einträglichen Obstbau« des Professor
Müller aber tritt uns ein solches Buch
entgegen. »Sortenkenntnis und Sorten-
beschränkung bei der Pflanzung, sowie
Sortieren der Früchte bei der Ernte
sind das ABC des einträglichen Obst-
baues«. Danach führt uns Müller seine
ö Elitesorten (für steierische Verhält-
nisse) in schönem Buntdruck vor, Ma-
schanzker, Ananas-, Kanada-, Carme-
liter-. Grosse Kasseler Reinette und
Wintergoldparmäne. Ganz so sollte
man in Deutschland auch vorgehen,
für jeden Obstbaubezirk die sechs besten
Sorten einer Obstart bestimmen und
dann aber auch diese anpflanzen und
sich nicht, nachdem die gewiss nicht
leichte Wahl der sechs besten wirklich
vollzogen ist, durch amerikanischen
Humbug zum Zweifel verleiten lassen,
ob innerhalb dieser sechs Sorten auch
bestimmt auf eine wechselseitige Be-
fruchtung zu rechnen sei. Wohin
sollten wir da mit dem Obstbau
kommen? — Das Buch greift praktisch
2u, und wie man zuzufassen hat, beim
Pflanzen, bei der Pflege des Baumes,
zeigen eine Menge von Photographien
und zum Teil gute Zeichnungen (132 Ab-
bildungen!). Dem Norddeutschen
wird das hochinteressante Kapitel über
Bekämpfung der Krankheiten, besonders
auch das ihm nur wenig bekannte Be-
spritzen mit Bordeauxbrühe, sehr inter-
essieren. Die Sprache des Buches ist
kurz und klar und giebt für alles
wissenschaftliche Erklärung. Und
wenn das Buch mit seinem Anhange
^Rationeller Grasbau in (Jbstgärten
und auf Baumwiesen« in erster Hin-
sicht nur für steierische \'erhältnisse
und für Alpenländer geschrieben ist,
so wird doch jeder Deutsche, der es
mit der Hebung des Obstbaues ernst
meint, das Buch nur mit vielem Nutzen
lesen. Jeder Gartenbauverein, jeder
Gärtner sollte dasselbe für seine Biblio-
thek anschaffen, zumal der Preis für
das Buch (1 Mark) ein geradezu fabel-
hatt niedriger genannt werden muss.
M. Löbner.
Über ein subfossiles Vorkommen
von Trapa natans in Böhmen, von
R. V. Wettstein (in Sitzungsberichten
<les deutschen naturw.-mediz. Vereins
lür Böhmen >Lotos« 1896 Xo. 8). Der
Fundort der Trapa -Früchte ist das
Becken des ehemaligen Kummerner
Sees nördlich von Bräi. In den
dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts
wurde der See entwässert und im ehe-
maligen Seebecken wird jetzt im
Tagebau Braunkohle gewonnen. Diese
Tagebaue haben zu mannigfachen
anthropologischen und botanischen
Funden geführt. Einer oberflächlichen
Humusschi cht von geringer Ausdehnung
folgt eine zum Teil sehr mächtige Ab-
lagerung des Sees, welche bis 5.5 m
Dicke erreicht. Sie enthält eine grosse
Menge organisch erReste, wie Diatomeen,
Pollenkörner, Phanerogamen- Samen,
Rhizomstengel- und Blattstücke. Dieser
Ablagerung folgt Sand und dann Braun-
kohle. Der unterste Teil der See-
ablagerung enthält oben erwähnte
anthropologische Funde wie Feuerstein-
werkzeuge, primitiv gearbeitete Boote,
Eisenwerkzeuge aus jüngerer Zeit,
Waffen u. s. w. Hier linden sich auch
insbesondere wohlerhaltene Früchte
von Trapa natans, der Wassernuss,
in grosser Menge. Dr. J. B.
Von »Der Schul- und Haus-
garten« von II. Tauscher und
A. Bode in Altenburg liegt die No. 1
des y. Jahrganges vor. Es kann dies
populär gehaltene kleine Blatt, das
jährlich nur 1 M. kostet, allen sich für
Blumenpflege, für Schul- und Haus-
garten Interessierenden sehr warm
empfohlen werden. L. W.
Über die Bakterien in ihren
Beziehungen zur Gärtnerei von
Dr. Rud. Aderhold.
Wenn der Laie das Wort »Bakterien«
oder »Bazillen« hört, so denkt er un-
willkürlich an die verschiedensten an-
steckenden Krankheiten, die durch
solche kleinen unholde erzeugt werden.
Und doch giebt es kaum irgend einen
Zweig der menschlichen Thätigkeit, in
dem die Bakterien nicht eine gewisse,
oft sehr nützliche Rolle spielen. In
vorliegender kleinen Abhandlung
werden, wie schon der Name sagt, die
Bakterien in ihren Beziehungen zur
Gärtnerei besprochen, wie sie einige
Pflanzenkrankheiten erregen können,
wie andererseits aber durch sie der
Mist erst recht nutzbar für den Gärtner
wird, wie sie die billigen Ammonsalze
Litteratur.
141
in die teureren und leichter von den
Pflanzen aufnehmbaren Nitrate um-
wandeln und wie sie die Leguminosen
durch ihre Anwesenheit in deren
WurzelknöUchen befähigen, den freien
Stickstoff aus der Luft aufzunehmen,
kurz, dass sie dem Menschen auch
Nutzen zu bringen vermögen. Dr. Kr.
Het Geslacht Eucharis von Ernst
II. Krelage. (In Tydschrilt voor
Tuinbouw I [1895 — 96] März 1896) mit
einer Tafel. \'erfasser giebt eine kurze
Beschreibung und Geschichte der ver-
schiedenen Arten und einiger Hybriden
und zählt am Schluss die Ptlanzen-
krankheiten auf, welche die Blätter
resp. Zwiebeln der Eucharis- Arten
befallen. Dr. J. B.
Über die Aufzucht der Raupe
des Seidenspinners (BombyxMori)
mit den Blättern der Schwarz-
wurzel (Scorzonera hispanica)
von Dr. Udo Dammer. Verlag von
Trowitzsch & Sohn in Frankfurt a. O.
— Dass die Blätter der Schwarzwurzel
als Futter für die Seidenraupen dienen
können, ist zuerst durch Prof. Dr.
Herz nachgewiesen, aber man wusste
nicht, dass die Raupen, um sich bei
solchem Futter normal entwickeln zu
können, eine gleichmässige Tempe-
ratur von 18 — 20OR. brauchen. Letzteres
bietet nun freilich noch gewisse
Schwierigkeiten und macht auch auf
die Dauer nicht unerhebliche Unkosten,
aber immerhin ist man doch durch
die Erkenntnis dieser Thatsache schon
um ein gutes Stück vorwärts gekommen,
und es wird nun die Aufgabe der
Züchter sein, allmählich eine akklima-
tisierte, gegen niedere Temperaturen
unempfindliche Rasse der Raupen
heranzuziehen. Dazu, sowie überhaupt
zur Seidenraupenzucht, giebt die kleine
empfehlenswerte Schrift treffliche An-
leitung. Möge auch sie zur Hebung
der Seidenraupenzucht in unserem
Heimatlande beitragen! Dr. Kr.
Der Frühlingseinzug des Jahres 1895
in Kur-, Liv- und Esthland von Prof.
Dr. Alfred Jentzsch in Königsberg
(in Baltische Wochenschrift für Land-
wirtschalt etc., Organ der kaiserl. biol.
gemeinnütz, und Ökonom. Sozietät, No. 4,
189Ö). Die Linie Sastama - Walk-
Marienburg-Korsowka verbindet Orte
von annähernd gleicher Blütezeit. Diese
Linie verläuft von N.W. nach S.O. Je
entfernter ein Ort von dieser Mittel-
linie nach N.O. liegt, um so später
zieht der Frühling ein, je entfernter
nach S.W. aber, um so früher blüht
alles.
Im Verhältnis zu Königsberg tritt
z. B. in Kurland der Vorlrühling mit
einer Verspätung von 12 Tagen ein,
der Halbfrühling 9 Tage, der Voll-
frühling 9 Tage, der Frühsommer vier
Tage und der Hochsommer mit einer
X'erfrühung von 7 Tagen. Ähnlich ist
es in Livlandundin Esthland. In üb-
licher Weise ist unter Vorfrühling die
Blütezeit des Haselstrauches bis zur
Anemone verstanden, die folgende
Blütezeit der Caltha palustris bis zum
Maiglöckchen ist der Halbfrühling,
Rosskastanie bis weisse Seerose der
Vollfrühling; die folgende Hundsrose
bis kleinblättrige Linde als Frühsommer
und die Blütezeit des Rainfarn bis zum
Sumpfherzblatt als Hochsommer an-
gesehen. Verfasser kommt zu dem
Schluss, dass die tägliche Geschwindig-
keit des Frühlingseinzuges von S.W.
nach N.O. ziemlich gleichmässig etwa
34 Kilometer beträgt. Dr. J. B.
Report of the State Board of
Agriculture on the work of lix-
termination of the Gipsy Moth.
Boston 1896. 8. 44 S. 1 Farben- und
2 schwarze Tafeln. Der Schwamm-
spinner, Bombyx dispar, Liparis dispar
oder Ocneria dispar, im Englischen
Gipsy Moth, ist in Amerika ausser
an Obstbäumen auch sehr an
Forstbäumen schädlich, welch letzteres
bei uns seltener der Fall ist. Im Staate
Massachusets allein hat man 1895 über
170000 Dollar für Zerstörung der Eier,
Sammeln der Raupen, Fällen der Bäume,
Verbrennen des Buschwaldes etc. aus-
gegeben. Der vorliegende Bericht giebt
darüber nähere Auskunft. Auf der
Farbentatel ist der Schmetterling in
allen Entwickelungsstadien meisterhaft
dargestellt. Man hat eine eigene Zucht-
anstalt errichtet, um die Lebensweise
des Insekts genau zu studieren.
L. W.
Journal de la societe nationale
d'horticulture de France. Paris,
142
Aus den N'ercinen.
Ausstellungen und Kongresse.
Juli 1897, Bd. XIX. enthält den Catalog
der Prämiirungen auf der Gartenbau-
ausstellung zu Paris im Garten der
Tuillerien vom 2.-7. Juni 1S97 und im
Anschluss daran einen sehr auslühr-
lichen Bericht über die Leistungen der
Aussteller, von D. Bois über Schau-
pflanzen, V. L. Duval über Orchideen,
von A. Nomblot über Baumschul-
erzeugnisse, von E. Chouvet über Ge-
müsebau von E. Declair über Garten-
architectur, von C.Marcel über Garten-
baulehre, vonHemar über gärtnerische
Industrie und von Libreck einen Be-
richt über die Orchideen-Ausstellung
vom 24. Juni 1897.
Dasselbe, August 1897, Bd. XIX. Am
23. u. 24. September 1897 fand eine
Konkurrenz-Ausstellung von Dahlien,
Gladiolen, Begonien, Blütenpflanzen der
Saison und Tafelobst im Hause der
Gesellschaft zu Paris statt. An
der Konkurrenz durften teilnehmen
Franzosen und Ausländer; Les Croton
et leur culture par Jules Rudolph
p. 755 — 768. Bericht über die Aus-
stellung der Societe d'horticulture
de Dieppe am 3. Juli 1897, der Aus-
stellung zu Chatou am 12. — 20. Juni,
derjenigen zu Rennes am 3. — 7. Juni.
L"ecole nationale d'horticulture
de Versailles par Felix Sahut.
Montpellier 1897. Seit der Gründung
der Schule, den 16. Dezember 1873.
haben dieselbe 791 Schüler besucht.
Die künstliche Düngung auf wissen-
schaftlicher Grundlage vom Verein
deutscher Düngerfabrikanten,
Hamburg 1897, allgemeine Gartenbau-
Ausstellung, enthält Kapitel über all-
gemeine Düngungsregeln, über die ge-
wöhnlichen natürlichen und künstlichen
Düngemittel, über die oft benutzten
Bodenarten und zum Schluss einige
Winke für die Praxis.
Aus den Vereinen.
Die Deutsche Dahlien-Gesellschaft
hält ihr e n ächste Hauptversammlung
Sonntag den 13. März, Nachmittags
3 Uhr im Neuen Saal der Central-
halle, an der Pleisse 4 in Leipzig ab.
Die Tagesordnung umlasst: 1. Neu-
aufnahme von Mitgliedern, 2. Beschluss-
fassung über den vorgelegten Statuten-
entwurf, 3. Wertzeugnisbestimmungen,
4. Besprechung über die erste deutsche
Dahlien-Ausstellungin Halle. 5. Nächster
Versammlungsort. 6. \'erschiedenes.
Alle Dahlienzüchter. Handelsgärtner
und Liebhaber werden zu dieser Ver-
sammlung eingeladen.
C. Kohlm annslehner.
Der Jahresbericht des Gartenbau-Vereins zu
Potsdam (I.Januar 1896 bis November 1897)
enthält ausser kurzen Nachrichten über
die Sitzungen des Vereins, die
Bibliothek, das Vermögen etc. zwei
Vorträge, von denen der eine »Eine
Wanderung durch süddeutsche Gärten«,
am 1. April 1896 von Herrn Enke-
Wildpark, der andere am 19. August
und 16. September von Herrn Ober-
gärtner Rosenberg gehalten wurde
und sich betitelt »Meme Betrachtungen,
gelegentlich einer Sommerreise über
Quedlinburg, Cassel, Kronberg, Wies-
baden, Hamburg. Schwetzingen, Stutt-
gart, München, Erfurt und Dresden.«
Ausstellungen und Kongresse.
Hannover. Vorläufiges Programm
für die Grosse Allgemeine Chrysan-
themum - Ausstellung, verbunden mit
einer Winterflor- und Binderei -Aus-
stellung. Anfang November 1898.
Protektor Se. Exe. der Minister für
Domänen, Landwirtschaft und Forsten
Freiherr v. Hamm erste in.
Gent. Grosse, höchst wichtige Aus-
stellung, 10 — 24. April.
Preisverzeichnisse. — Sprechsaal.
i43
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Herb c^ Wulle in Xeapel, Haupt-
verzeichnis über Samen. — Böttcher
& V o e 1 c k e r in Gross - Tabarz
(Thüringen). Engros - Preisliste über
Laub- und Nadelholz, Gras- und
Ökonomie-Sämereien. — Siehe in
Mersina und Sigismund in Berlin.
Hortus Orientalis (mit Abb. \'ergl.
Gartentlora i8q8 pag. 129). — J. C.
Schmidt in Erfurt, Kotillon - Ver-
zeichnis (m. Abb.); derselbe: letzte
Neuheiten; derselbe: Gegenstände zur
Verschönerung unseres Heims. Binde-
arbeiten aus lebenden Blumen und
Tafelschmuck, Gebrauchsgegenstände
für Garten und Feld. — Gebr. von
Velsen in Haarlem, Blumenzwiebeln
und Knollengewächse. — Otto Putz,
Ferdinand Jühlke Nachfolger, Erfurt
1898, Samen- und Pflanzenkatalog. —
Verzeichnis über Gemüse- und Blumen-
samen, in- und ausländische Holz-
sämereien von C. Platz & Sohn,
Erfurt. — X'ilmorin, Andrieux & Co.,
Engros-Preisverzeichnis über Gemüse-,
Feld- und Blumensämereien,. Paris
1897/98. — List of prizes offered
by the Massachusetts horticultural
Society for the year 1898. Boston 1898.
— Engros-Preisverzeichnis für Herbst
1 897, Frühjahr 1898, Gemüse-. (Jkonomie-.
Gras-. Holz- und Blumensämereien.
Blumenzwiel)eln und Pflanzen von Sam.
Lor. Ziemann, Quedlinburg. — Chr.
Bertram, Stendal, Haupt -Samen-
Katalog 1898. — Preisbuch über Rosen.
Obstbäume,Beerenobst- U.Ziersträucher,
J. C. Schmidt, Erfurt 1898. — IV.
Catalog de seminte, universitatei diu
Bucuresti 1897. Prof. M. Vladescu,
Bucaresci I898. — Metz & Co., Steglitz,
L Teil 1898. Sämereien etc. für die
grossen Kulturen der Landwirtschaft
und Forstwirtschaft. — IL Teil 1898,
j Haupt-Preisverzeichnis über Sämereien
aller Art. 44. Jahrgang. — Anatole
Cordonnier, Bailleul, les Chrysan-
themes ägrand.fleures 1 898. — Preisliste,
K o h 1 m a n n s 1 e h n e r & Schwenke,
Schöneberg b. Berlin, 1898. 1. Haupt-
verzeichnis. 2. für Handelsgärtner.
— Samenpreisliste, Heinrich Becker.
Heilbronn a. Neckar, 1898. — V.
Lemoine et Fils, Nancy, Januar 1898. —
Preisverzeichnis der Bromeliaceen,
Preisverzeichnis über landwirtschaft-
liche Sorten, Sämereien etc., Gustav
Scherwitz, Königsberg i. Pr., 1898.
XIIL Jahrgang. — Hauptkatalog f. 1898
von \\'ilh. Werner & Co., Berlin. —
Koch & Rohlfs, Gross-Lichterfelde.
— Thüringer Central-Saatstelle, N. L.
Chrestensen. Erfurt. 1898, Haupt-
Preisverzeichnis.
Sprechsaal.
Frage 2. Sind Warmwasser-
heizungen für Gewächshäuser mit Gas-
heizung in Betrieb? Wie bewähren
sich solche, und wie stellt sich der
Kostenpunkt einer Gaskoksfeuerung
gegenüber? F. A.
Antwort. Ob Warmwasserheizungen
für Gewächshäuser mit Gasheizungen
existieren, ist mir nicht bekannt.
Jedenfalls dürfte dies zu bezweifeln
sein, da der Betrieb, der an sich schon
das \'orhandensein einer Gasanstalt
und der Leitungen zur Vorbedingung
hat. viel zu teuer gegenüber solchen
mit anderen verwendbaren Brennstoffen
sich gestalten würde, wie folgende
Zahlen beweisen. 1 kg Schmelzkoks
ergiebt rot. 7000 Wärmeeinheiten
theoretischen Heizeffekt, 1 kg Gaskoks
ergiebt rot. 5400 Wärmeeinheiten
theoretischen Ileizeffekt. Bei einem
Preise von 3,50 M. für 100 kg Schmelz-
koks und bei einem Preise von
2,50 M. für 100 kg Gaskoks kosten
sonach 1000 Wärmeeinheiten bei
Verwendung von Schmelzkoks rot.
0,5 Pfennig, bei \'erwendung von
Gaskoks rot. 0,47 Pfennig. Leucht-
gas ergiebt je nach Zusammensetzung
10 bis 13 tausend Wärmeeinheiten pro
1 Kilogramm, also bei einem spezifischen
Gewicht = 0,38 bis 0,48 pro 1 Kubik-
meter 3800 bis 6240, im Mittel also
5000 Wärmeeinheiten. Bei einem Gas-
preise von nur 10 Pfennig pro Kubik-
meter kosten sonach 1000 Wärme-
einheiten 2 Pfennige. Heizung
mit Gas ist also 4mal so teuer als
solche mit Schmelz- oder Gas-Koks
Berlin. Utto Peschke.
144
Personal-Nachrichten.
Personal-Nachrichten.
Julius Leopold Schwabach,
Geh. Kom.-Rat und grossbritannischer
Generalkonsul, Seniorchef des Bank-
hauses S. Bleichröder. f am 23. Februar
d. J. an einem Herzschlag. Er war
gerade von seinem gewohnten Alorgen-
spaziergange nach dem Tiergarten an-
scheinend in bestem Befinden in seine
Wohnung zurückgekehrt, als er ohn-
mächtig zusammenbrach und unter den
Händen der Aerzte nach wenigen
Minuten verschied. Die deutsche Kauf-
mannswelt verliert in Julius Schwabach
einen ihrer vornehmsten Vertreter.
Er wurde in Breslau am 12. Mai 1831
geboren, trat mit 16 Jahren als Lehr-
ling in das Bankhaus S. Bleichröder,
an dessen Spitze er im April vorigen
Jahres sein 5ojähriges kaufmännisches
Jubiläum feierte. Bei dieser Gelegen-
heit zeigte es sich, in wie hohem
Masse, in wie weiten Kreisen die
Thätigkeit und die hohen Verdienste
dieses hervorragenden Finanzmannes
gewürdigt und anerkannt wurden.
Seinem feinen kaufmännischen Geiste
war nicht nur das. glänzende Aufblühen
des Welthauses Bleichröder mit zu ver-
danken, sondern seine umfassenden
Kenntnisse, das scharfe, klare Urteil
der grosse Schatz der Erfahrung und
eine unermüdliche Arbeitskraft dienten
ebenso der ausserordentlich schnellen
Entwickelung des gesammten Berliner
Handelsstandes, — er war lange Jahre
Aeltester der Kaufniannschaft — wie
sie im weiteren Umfange dem deutschen
Wirtschaftsleben zu gute kamen durch
die weitsichtigen Unternehmungen der
verschiedensten Art, denen der Ver-
storbene als Mitglied der Verwaltungen
einer sehr grossen Zahl von Aktien-
gesellschaften angehörte. Im öffent-
lichen Leben zeichnete sich Julius
Schwabach durch eine grossartige,
von wahrer Herzensgüte durchdrungene
Wohltätigkeit aus, und die Zahl derer,
die um ihn aufrichtig Leid tragen, weil
er ihr Leid linderte, ist sehr gross.
Aber auch die bildende Kunst verliert
in dem Heimgegangenen einen ver-
ständnisvollen Freund und thatkräftigen
Förderer. Von den drei Söhnen
Schwabachs ist der jüngste, Dr. Paul
Seh., jüngst als Teilhaber in die Firma
eingetreten, an deren Spitze nun als
ältester Chef Dr. Hans v. Bleichröder
steht. Julius Schwabach war ein lang-
jähriges Mitglied und ein warmer
Förderer des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues. Ihm verdankte der
Verein auch für seine Jubiläums-Aus-
stellung zwei kostbare Ehrenpreise:
zwei hohe japanische Vasen im Werte
von über 1000 M., und zwei silberne
Fruchtschalen. Die Beerdigung fand
am 26. unter grossartiger Beteiligung
statt.
Der Nestor der Berliner Gärtner,
Herr Adolph Demmler, feierte am
23. Februar in voller Frische seinen
89. Geburtstag.
Der Rentier Agathus Thiel, Char-
lottenburg, Ordner der Bindereien auf
der Jubiläumsausstellung des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, ist
am 6. Februar zum Ehrenmitgliede des
Vereins der Kunst- und Handelsgärtner
Berlins und Umgegend ernannt.
Albert Mathsson, welcher früher
im Auftrage des f Geh. Kom.-Rat
Gruson-Magdeburg in Mexiko Cacteen
sammelte, später bei ihm wieder als
Obergärtner eintrat und nach dessen
Tode die der Stadt Magdeburg ge-
schenkten Gruson'schen Pllanzen-
sammlungen, insbesondere die Cacteen
pflegte, f am 30. Januar.
Dem Gärtnereibesitzer Kunst- und
Handelsgärtner FI er mann Grussdorf
zu Quedlinburg ist derTitel »Gartenbau-
Direktor« verliehen. Herr Grussdorf ,
langjähriges Mitglied des V. z. B. d. G.,
ist jetzt alleiniger Inhaber der Firma
Martin Grashoff, Quedlinburg.
Franz Vogel, Ilofgarten-Inspektor
zu Schönbrunn bei Wien wurde das
Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens
verliehen.
Garteuflora 1898
Taf. 1448.
PIRUS FLORIBUNDA ATROSANGÜINEA.
Pyrus (Malus) floribunda Sieb., forma atrosangulnea Hort.
^T^ Hierzu Tafel 1448.
I^ls einer der beliebtesten und schöns'teirirnter den im Frühjahr durch ihre
Blütenpracht und im Herbst durch ihre schöngefärbten Früchte das Auge
erfreuenden Zieräpfeln ist wohl Pyrus floribunda zu nennen.
Von dieser schönen Art ist auf nebenstehender Farbcntafel eine dunkler
blühende Form abgebildet, die, soweit mir bekannt, gegen Mitte der achtziger
Jahre zuerst im Handel auftauchte. Ob hier übrigens eine reine Form der
P. floribunda vorliegt, ist noch zweifelhaft, gewisse Merkmale weisen vielmehr
auf einen bastardierenden Einfluss von Malus Halliana Koehne hin.
Wie dem auch sei, jedenfalls steht diese Form — und das ist ja vom
gärtnerischen Standpunkte aus das Wichtigste -— in Freudigkeit und graziöser
Form des Wuchses, sowie im Blütenreichtum der typischen in keiner Weise
nach und verdient des schönen, dunklen Farbentons ihrer Blüten wegen, neben
jener, einen Platz in jedem Garten. L. Späth.
844. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 24. Februar 1898.
I. Der \'orsitzende Kgl. Gartenbaudirektor C. Lackner begrüsste zunächst
das anwesende korrespondierende Mitglied, Herrn Kgl. ( )konomierat
Goethe, Direktor der Kgl. Lehranstalt zu Geisenheim a. Rhein'-'), und
widmete hierauf den verschiedenen langjährigen Mitgliedern Herrn 1-and-
schaftsgärtner Jaenicke und Herrn Geh. Kommerzienrat Schwabach
warme Worte der Erinnerung. Die zahlreich \'ersamimelten erhoben sich
zum Zeichen der Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Zu neuen Mitgliedern wurden vorgeschlagen:
1. Herr Königlicher Uber-Gartendirektor Bouchc-Dresden;
2. » Juwelier Walther-Berlin;
3- » Gärtnereibesitzer Ad. Kühn jr. -Pankow b. Berlin;
4. '> Carl Schultz-Charlottenburg;
5. Frau Bankier Rieht er- Berlin.
III. Ausgestellte Gegenstände; Herr Böttchermeister Woith führte
1. Pflanzenkübel mit einer Latteneinlage über dem Boden vor
welche verhindern soll , dass die Pflanzen durch das Begiessen
leiden: 2. zwei Blumenkästen für Balkons, einen mit Schieferplatten,
*) Im Laufe der \'ersammlung erscliien auch Herr Gcli. Hofrat Pri)f. I''r. N o b b e
Tharand, der Begründer der Sanienkontrollstationeii.
lAß 844. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
die auf Leisten am Boden ruhen, einen anderen mit Ziegelplatten des-
gleichen. Herr Hofgärtner Hoffmann hält die Latteneinlage für eine sehr
zweckmässige Verbesserung, namentlich für Orangen und andere an den
Wurzeln empfindliche Pflanzen. L. Wittmack bemerkt, die Blumen-
kästen seien auf \^eranlassung des Liebhaber-Ausschusses vorgeführt, der
Ausschuss beschäftige sich jetzt sehr mit der Auswahl der besten Pflanzen
für Zimmer und Balkons etc. sowie mit der besten Aufstellungsart für
dieselben. Herr Werner fügt hinzu, dass notwendig noch ein Zink-
untersatz hinzukommen müsse, um das Tropfen zu vermeiden. Herr
Garteninspektor Perring empfiehlt Herrn Woith , die viel leichteren
Bim Steinplatten zu versuchen, die im Handelsblatt sehr empfohlen
wurden, namentlich als Unterlage für Yermehrungsbeete. Schiefer ist
gar nicht durchlässig, Herr Mehl fügt hinzu, da,ss solche Bimstein-
platten von Roeder in \'ahrenwald bei Hannover gemacht werden.
Derselbe fertigt auch Cem entplatten für Gewächshäuser und Mistbeete
an und will Herr Mehl ein Haus damit versuchsweise erbauen. Die
Platten sind ca. 10 — 15 cm stark und mit einer Isolierschicht versehen.
3. Herr Inspektor Dressler legte ein Riesenexemplar des alten, aber
fast vergessenen Sempervivum Pittonianum (?) vor. das eine Rosette
von ca. Oo cm Durchmesser bildete und diese Grösse in der kurzen Zeit
vom vorigen Sommer bis jetzt erreicht hatte. Erst hat die Pflanze die
Gestalt eines Vogelnestes, dann tritt ein etwa 1 m hoher Blütenstiel mit
gelben Blümchen hervor und darauf geht die blühende Rosette ein. Die
Pflanze vermehrt sich aber reichlich durch Seitentriebe und diese wachsen
sehr leicht an. Überwinterung im frostfreien Zimmer oder im Keller.
4. Herr Inspektor Dressler zeigte lerner eine sehr grosse Knolle einer
6 — 8 Jahre alten Knollenbegonie vor. Es wurde einmal geschrieben,
man könne die Begonien durch Teilung der Knollen vermehren; das
ist Herrn Dressler aber noch nicht gelungen, dagegen kann man sehr
leicht Stecklinge machen, da die Knollen 15 bis 20 Triebe bringen.
5. Herr Dr. Carl Bolle legte Zapfen von Pinus monspeliensis
Salzm. (P.pyrenaica Lapeyr. pr. parte), die auf seiner Besitzung Scharfenberg
im Tegeler See an einem ca. 20 Jahre alten und etwa 6,6 m hohen Baum
zum erstenmale gereift sind, wenngleich sie noch keine keimfähigen
Samen bergen. Die richtige P. pyrenaica Lap., die Herr Dr. Bolle auch
besitzt und die bedeutend höher ist, hat noch keine Zapfen getragen und
ist eine südlichere Species, welche mit P. Bruttia Ten. oder noch mehr
mit penicillata identifiziert wird. Sie ist besonders in Spanien auf dem
innern Plateau von Castilien heimisch; die andere Art ist mehr pyrenäisch
und hat zwei Standorte im Süden von Frankreich, sie ist bei uns noch sehr
wenig verbreitet. Beide haben sehr schöne Nadeln, sind ziemlich wüchsig
und verdienen in jeder Sammlung recht gut ihre Stelle.
6. Von Herrn Gartenarchitekten Wichulla war an den Verein deutscher
Gartenkünstler das photographische Bild eines Teiles von einem Kupfer-
stich übersandt, der schlossartige Gebäude mit Parkanlagen erkennen
lässt. Dieser Kupferstich ist als Gewehrpfropfen benutzt worden und
neben der Leiche des königl. Försters Komm, der am 22. Oktober iSg;
auf einem Waldwege der Försterei Lieblacken erschossen ist, aufgefunden.
844- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 14^-^
Ks crait dies Schloss näher zu bestimmen, was aber in der Ver-
sammlunL;- nicht möglich war. Inzwischen ist, wie das Kgl. Polizei-
präsidium in Berlin bekannt macht, festgestellt, dass das Original dieses
Stiches sich in der Kupferstichsammlung der Berliner Königlichen Museen
bchndet und dass dasselbe das im Jahre 17H0 vom Landgrafen und Erb-
prinzen Wilhelm von Hessen erbaute Schloss »Wilhelmsbad« darstellt.
\un handelt es sich darum, festzustellen, wohin Abzüge' und Ver-
kleinerungen dieses Stiches gekommen sind.
7. Ausgestellt war eine Xepenthes-Kanne mit Maiglöckchen und
Adiantum, wie sie Herr Hüb n er, Prinzenstr. 29, auf dem Winter-
fest des Vereins zum Schmuck des Vorstandstisches verwendet hatte.
Herr Direktor Lackner meinte, so nahe die Idee liege, Xepenthes als
Kannen zu benutzen, so liegen leider meist die Xepenthes nicht nahe.
HerrOkonomierat Späth empfahl die Kgl. Porzellan-ALTuufaktur zu bitten,
solche Nepentheskannen in Porzellan nachzumachen.
8. Herr Kgl. Hoflieferant Loock legte Blüten von Galax aphylla L.*)
vor, die jetzt viel aus Amerika als Bindematerial eingeführt werden.
Kr hatte die Blätter zugleich so arrangiert , dass sie den natür-
lichen rosettigen Wuchs der Pflanze darstellten und einen künst-
lichen Blütenstand hinzugefügt. Sie wächst von \'irginien bis Ge-
orgia , die Blätter färben sich um den Herbst schön braun.
(Trotz des Einfuhrverbots amerikanischer Pflanzen und Pflanzenteile
werden Galax -Blätter auf Antrag doch eingelassen.) Herr Inspektor
Perring bemerkte, dass diese für die Binderei so wichtige Pflanze, deren
Blätter sich so aulfallend lange frisch halten, sich leider sehr schwer
kultivieren lässt. \'ielleicht ist die richtige Methode noch nicht gefunden.
Sie erlangt bei uns auch nicht die schöne Färbung der Blätter. Die
Pflanzen sind aus England zu erhalten. Vielleicht möchten sie im
Xiederungsboden, wie bei Herrn r)konomierat Späth oder da, wo viele
Xiederschläge sind, gedeihen.
9. \'orgelegt wurde eine ganz vorzüglich ausgeführte farbige Abbildung
eines blühenden Arum cornutum L. (Arisaema cornutum Schott, Sauro-
matum cornutum) von Herrn Architekten Stöckardt, der die Knollen
ohne Wasser und Erde in 4 W^ochen zur Blüte gebracht hat.**) Wir
werden s. Z. eine Abbildung davon geben.
10. Allgemeine Bewunderung riefen zwei im reichsten Blütenschmuck
stehende Rhododendron mucr onu latum Türe, des Herrn Kgl. Hof-
marschals v. St. Paul zu Fischbach im Riesengebirge hervor. Das
Treiben dieser zwei Pflanzen hatte Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl
Lackner bereitwilligst übernommen und sie auf Wunsch des Herrn
V. St. Paul einem Preisgericht behufs Erlangung eines Wertzeugnisses
*j Galax L. gehört zu der kleinen Familie der Diapensiaceae, die sich von den
Ericaceae nur dadurch unterscheidet, dass die Stauhgefässe am Schlünde der Blumenkrone
befestigt, nicht frei sind. Asa Gray Manual, of bot. 327, findet, dass der Name galax (Milch)
gar keine Beziehung zur PHanze habe; die Blumenblätter sind aber doch weiss.
_ **i Infolge dieser Anregung legte Herr Prof. Dr. Carl Müller am folgenden Tage, dem
2D. Februar, in der Deutschen botanischen Gesellschaft lebende Exemplare dieser Pflanze in
Blute vor, die in gleicher Weise behandelt waren. Die Spitze des Kolbens und der Scheide
hat einen unangenehmen Geruch nach Pferdemist, der sich aber nur in der Nähe bemerklich
macht. . ■ ■ - • - . j
j^S 844. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
vorgeführt. Dieses Preisgericht hatte eine Stunde vor der Hauptversamm-
lung getagt; es war gleichfalls hoch erfreut gewesen über die Schönheit,
allein es konnte leider kein Wertzeugnis erteilen und hat das in folgendem
Protokoll niedergelegt:
Die unterzeichneten Preisrichter, durchdrungen von dem hervor-
ragenden Wert des von Herrn Hofmarschall v. St. Paul ein-
gesandten Rhododendron mucronulatum Turcz., der sich sowohl
auf den Blütenreichtum wie auf das frühzeitige Erscheinen der
Blüten gründet, erklären ihr Bedauern darüber aussprechen zu
müssen, dass nach dem Wortlaut der Bestimmungen über Erteilung
des Wertzeugnisses die Bewilligung eines solchen aus einem
wesentlichen Grunde unmöglich ist.
Es stellt sich nämlich heraus, dass unbedingt dieselbe Spezies
bereits im Jahre 1881 aus der Umgebung von Peking bei uns
eingeführt ist.
Wir haben die L'eberzeugung gewonnen, dass Herr Gebbers-
Wiesenburg seit der angegebenen Zeit in den Besitz der Pflanze
gelangt war und dieselbe in einer ansehnlichen Menge von Exem-
plaren von 1881 — 1895 verbreitet, auch im Katalog geführt und
selbst im letzten Frühjahr noch einige verkauft hat.
Es befinden sich im Besitz desselben Herrn hervorragend schöne
Freilandpflanzen derselben Spezies.
Aus dem Vorhergehenden geht ohne Zweifel hervor, dass die
Pflanze in den Annalen unseres Gartenbaues bereits eine Geschichte
hat, obwohl wir das Verdienst, welches sich Herr v. St. Paul
durch eine zweite direkte Einführung aus dem Xachbarlande
Korea 1890 erworben hat, nicht hoch genug anschlagen können.
Berlin, den 24. Februar 1898.
C. Bolle, Vorsitzender, Späth. E. Koehne, Fr. Brettschneider,
Franz Bluth, C. Gebbers, Geitner.
Die Pflanze, die freilich ohne Blätter blüht, aber mit schönen rosa-
lila Blüten, die einer kleinen Azaleenblüte gleichen, und grösser als die
des nahe verwandten Rhododendron dahuricum L. sind, erhielt von den
Preisrichtern der Monatsversammlung eine grosse silberne \^ereins-
medaille.
11. Herr Kgl. Garteninspektor Echtermeyer führte einen sehr sauber
gearbeiteten Zerstäuber von F. Muratori - Paris, rue de la Folie
Mericourt 26, vor, den er bei W. Pfitzer in Stuttgart zuerst gesehen und
jetzt selbst als sehr praktisch befunden hat. Preis in Stahlblech 20 Fr.,
in Kupfer 35, in vernickeltem Kupfer 30 Fr.
IV. Hierauf hielt Herr Prof. Dr. Frank von der Kgl. Landwirtschaftlichen
Hochschule einen mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrag über die
San Jose-Schildlaus, der in der Gartenflora besonders abgedruckt
werden wird. Der Redner schilderte ihr Vorkommen, ihre Verwandten
und die Mittel zu ihrer Bekämpfung (Gartfl. 1897 S. 608), warnte auch
vor Verw^echselungen, hielt aber doch die Gefahr, dass dieser Feind bei
uns auftreten könne, für eine ziemlich grosse, zumal gerade jetzt die
Verhältnisse für die Entwickelung von Schildläusen sehr günstig zu sein
j4J^^^Versammlur^^ j^^ Gartenbaues etc.
140
scheinen, und wir eewissermpcicpn ^;r,Q c^i,-iii
, -,. \, , öcwjbbermassen eine »Schildlauszeit« haben- tritt r\nrh
auc d,e Sch,.dUu,s auf dem Weins.ock sei. einigen Jahren vier^Xe. :uf
ä.^Zr^lZ'7:^^°'''''' 'f: "'^'■'^ ^"^" "^■■--"^ '■"Appell
aesiieirn Piof. r-iank an die Herren Baumscliulbesilzer unterstützen
Ztucr: l ;-f "' "'' L-ntersuchung der Baumschulen soM a,
mogl.ch herbe.zuluhren. Nach den bestehenden Gesetzen ist es zur Zeit
noch n.cht möglich, ohne weiteres in eine Banmschule ein udri^": ' d
d.e Lntersuchung vorzunehmen. Die ganze Sache würde ihren Stachel
^erl,eren und das Vorgehen der Regierung, welche fa von be ,e„ Bewee
gründen geleitet wird, sowie die Entdeckung w sentlich e reich7ern"
wenn d.e Baumschulbesitzer alles thun, was die Untersuchuni ördetn
kann Ich mochte anregen, dass die Besitzer grosser Baumschuren sothe
.h. er Angestellten, die sich dazu besonders eignen, durch die Re4 „nes
beatnten ausbilden lassen in der Untersuchung, um so die l „zfirbe u
in sehr kuizei Zeit eine grosse Arbeit zu leisten, wie bei dem Umfange
der grossen Baumschulen, z.B. der des Herrn ökonomienath Späfh
eicht begreiflich ist. Gelingt es nicht jetzt, ehe sich das Laub en«al t
«enigstens in der Hauptsache die Baumschulen zu untersuchen sXl
lel Zeit verloren, denn während des Sommers lässt sich das'schwe
ausfuhren; man müsste dann warten bis zum Herbst
Mein Appell richtet sich aber auch an die Besitzer von Obstbaum-
pflanzungen und namentlich an solche, welche in den letzten Jahren
nar:,i::h"dret"; ^''^^■"""^'•' ^"°««" ^^^-^ « komm! dar/ut ;"
es Wäre dahe u ■ ""T^"'" '" ■'^"-^ -i^ "ögüch zu untersuchen, und
den mit der ri ,.""'"■ '^'^ '" """'''"' '" betreffenden Exemplare
den mit der Untersuchung betrauten Personen bezeichnen
wainTn' Wie'"'' ™!'"" "" ''"' ™'' ^^^"^^"'^"-g- vor einer Panik
ramemt'-c, "'"' ,""""■ ''"''" " "°<='> ""'^"""^ Schildläuse und
Au« r""'', "" "" San Jose-Laus sehr ähnlich sieht. Beim
Aullinden dieser konnte leicht falscher Lärm entstehen und darum ist es
doppelt nöthig, den Fall in aller Ruhe zu untersuchen
be,^c°h't'en"'r"' i'i"' r''"^"'" "'' Bespritzens mit Petroleum über Versuche
noch e t :""" '"' ™'' '"'" '^°'="™ ^"«^'='^'" =""" ""ä daher
be'örit; e„ 7 " !"' ^"""'''" '''" >'''' ^^'«" ^"= "" r'"'-'-™
ande TeHM, .' ""' ^^'" ™° Beschädigung an der Rinde;
anders veihalt es sich mit den Knospen. Zweilellos ist das Petroleum
rL "%"""? ""'"" Serichteten und auch schon an seitlichstehenden
Knospen durch die Knospenschuppen eingedrungen und hat eine mehr
Oder weniger geringe Bräunung der Kno.spenspitze verursacht Ob
diese Bräunung bewirken wird, dass die Knospen überhaupt nicht aus-
tteiben oder nur eine Verzögerung im Austreiben stattfindet, müssen die
nächsten M ochen ergeben. Im letzteren Falle verdient das .Mittel alle
-nllst. T« f '^"'' "'■"" ''"' P<^"oleum nur im Winter, zur Zeit der
>o listen Saftruhe angewendet werden und wird das Bespritzen am besten
mit einer leronosporaspritze vorgenommen. ^ Hoffen wir. dass wir durch
Würden .'ll f^'^;°f ""« ^''" Eindringen des Schädlings vorbeugen, sonst
w uiden all die Opfer an Zeit und Geld, welche in den letzten 30-30 Jahren
150
Weiteres zur San Jose-Fra2e.
zur Hebung des deutschen Obstbaues gebracht sind, mehr oder weniger
in Frage gestellt.
Herr Kotte richtet an Herrn Prof. Frank die Anfrage, ob die ausser-
deutschen Staaten Europas in ähnlicher Weise vorgehen, sonst schütze
uns nichts vor der Einschleppung. — Herrn Prof. Frank ist darüber noch
nichts bekannt. — Herr Kotte bemerkt weiter, dass Petroleum der Rinde
nicht schade, wohl aber allen Schnittflächen.
Herr Prof. Frank: Nur frische Schnittflächen werden leiden, ältere ver-
narben durch Verstopfen der Gcfässe mit Wundgummi, darauf bildet
sich dann eine Korkschicht, welche die Schnittfläche gerade so abschliesst
wie die natürliche Rinde.
Herr Hofgärtner Hoffmann teilt mit, dass er beim Anstreichen der
Bäume mit Kalk und Russ Petroleum zugesetzt und keinen wesentlich
nachteiligen Einfluss bemerkt habe.
Herr Inspektor Dressler empfiehlt, lieber die Bäume mit einem
weichen Lehmteige zu bestreichen, wie man es bei Topfpflanzen, die
mit Schildläusen behaftet sind, z. B. Viburnum, thut.
V. Hierauf wurden die Ergebnisse der Beratung der sämtlichen Ausschüsse
über die Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt mitgeteilt und nach
einer längeren Diskussion beschlossen, diese in der Gartenflora bekannt zu
machen und erst in der nächsten Versammlung darüber Beschluss zu fassen.
VI. Es folgte dann die Verlesung der bei der heutigen Obstausstellung zu-
erkannten Preise. Siehe Gartentlora Heft 5, S 127.
VII. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren E. Dietze, Paul Drawiel,
Kgl. Garteninspektor Echtermeyer. Hofgärtner Hoffmann und
R. Meyer- Wildpark, hatte folgende Preise zuerkannt:
1. Herr Kgl. Ilofmarschall a. D. von Saint Paul-Illaire für Rhodo-
dendron mucronulatum eine grosse silberne Vereinsmedaille.
2. Herr Böttchermeister Woith für verbesserte Pflanzenkübel eine
bronzene Vereinsmedaille.
3. Herr Inspektor Dressler für Sempervivum Pittonianum den Monats-
preis von 15 Mark.
VIII. Aufgenommen wurden die in der letzten Versammlung Vorgeschlagenen.
Carl Lackner. L. Wittmack.
Weiteres zur San Jose-Frage.
Mit Benutzung eines von Herrn Professor Dr. Frank im Verein zur Beförderung«- des Gartenbaues
am 24. Februar 1898 gelialtenen Vortrages.
X'on I3r. Friedrich I\rüger-Berlin.
vx-j^ {Uievzu Abb. 48 — 5o.)
ji^ ach dem durch den Schreiber dieses die San Jose-Laus in Hamburg an
amerikanischem Obst konstatiert war, und zwar auch in lebendem Zustande.
soM^ohl Männchen wie trächtige Weibchen, und nachdem dann weiter eine Reihe
anerkannter Autoritäten auf pflanzenpathologischem Gebiete (so z. B. Professor
Frank und Reg.-Rath iMoritz, Dr. Schiemenz, alle in Berlin) die aufgefundenen
Tiere thatsächlich als die echte San Jose-Schildlaus identifiziert hatten, schritt die
Weiteres zur San Jose-Frage. * j r j
Behörde zu den bekannten Massnahmen*), die die lebhafteste Erörterung und
Kritik in der politischen Presse erfuhren. Aber alle gemachten Einwände
werden am besten und sachgemässesten dadurch widerlegt, dass man ihnen
die Urteile der ersten wissenschaftlichen amerikanischen Autoritäten gegenüber-
stellt, aus denen nur zu klar hervorgeht, mit welch gefährlichem Tier wir es
zu thun haben, und was dasselbe für die Obstkultur eines Landes bedeutet.
Die Schädlichkeit des Einzelindividuums, die ungeheure Vermehrungsfähigkeit,
die Kleinheit der Tiere, die leichte Anpassungsfähigkeit an klimatische Ver-
hältnisse, die grosse Verschiedenheit der Nährpflanzen, die Leichtigkeit, mit der
die Tiere sich über weite Gebiete mit Hilfe anderer Lebewesen oder toter
Gegenstände auszubreiten im Stande sind, die Widerstandsfähigkeit der die Tiere
schützenden Schilde gegen Bekämpfungsmittel, alles dies sind Momente, welche
die Los Angeles Horticult. -Kommission bereits im Jahre 1890 erklären Hessen:
~>^^'. . Der ganze Obstbau Californiens und der Westküste der Union sind der
völligen Vernichtung preisgegeben, wenn es nicht gelingt, den Schädling zu
vernichten . . .«, ein Ausspruch, der nach den Erfahrungen der letzten Jahre
auch von den übrigen staatlichen Instituten Amerikas bestätigt wird.
Ueber die biologischen Verhältnisse etc. der San Jose-Laus ist bereits
auf Seite 608 u. s. w. der Gartenflora 1897 berichtet. LTnwillkürlich drängt sich
uns jetzt, nachdem durch das Einfuhrverbot die Gefahr der Einschleppung ab-
geschwächt ist, eine andere Frage auf, nämlich: Hat sich dieser Schädling etwa
schon bei uns angesiedelt, und wenn dies der Fall, was ist dann zu thun?
Was zunächst die Frage betrifft, ob Avir die San Jose-Schildlaus schon
hier haben, so ist jedenfalls bis jetzt über ihr Vorhandensein in Deutschland
nichts bekannt. Weder Herrn Oekonomierat Goethe, der sich mit ein-
heimischen Schildläusen beschäftigte, noch dem Institut für Pflanzenphysiologie
und Pflanzenschutz, das so reichlich Einsendungen und Anfragen bezüglich
kranker Pflanzen erhält, ist die San Jose-Schildlaus bis jetzt aufgestossen.
Damit ist nun freilich noch nicht viel gewonnen, denn die bisherigen Unter-
suchungen sind nur sehr sporadische. Nur eine allgemeine, systematische
Nachforschung wird uns über diese Frage orientieren können. Diese hätte
sich zunächst auf die Ilolzgewächse zu erstrecken, auf deren Rinde die Tiere
besonders leben und von der aus sie anscheinend erst bei Uebervölkerung auf die
Früchte übergehen. Von den Holzgewächsen kommen freilich die verschieden-
artigsten in Betracht, da die Tiere hinsichtlich ihrer Nährpflanzen nicht sehr
wählerisch sind. Auf Seite 610 der Gartenflora Jahrgang 1S97 findet sich bereits
eine Zusammenstellung derjenigen Pflanzen, auf denen die San Jose-Schildlaus in
Amerika bis jetzt schon beobachtet ist. Zu diesen kommen nach neueren
Mitteilungen u. A. noch Coniferen hinzu.
Wie könnte nun aber bei uns Aspidiotus perniciosus auf die erwähnten
Nährpflanzen gelangt, was der Ueberträger des Schädlings gewesen sein?
I^inmal von den Tieren befallenes amerikanisches Obst und Obstabfälle, die
von uns achtlos auf den Komposthaufen geworfen und nun gewissermassen
»zufällig« der Ausgangspunkt einer Infektion wurden, ferner ähnliche »gedörrte^
Obstabfälle, die zur Krautbereitung jetzt in grossen Mengen importirt werden,
oft aber nur so oberflächlich an der Luft getrocknet sind, dass die Pflanzen-
^j Vergleiche Gartenflora S. loi).
j r 2 • Weiteres zur San Jose-Frage.
Zellen, wie auch die an ihnen vorhandenen Tiere völlig lebend sind, ferner
alles mit frischen Pflanzen und Pflanzenteilen in Berührung gewesene Ver-
packungsmaterial und endlich importirte. von den Läusen befallene Holz-
gewcächse selbst. Letztere kommen jedenfalls in allererster Linie in Betracht,
während andere Dinge, wie Zwiebeln. Knollen, Blätter etc. kaum noch in
Frage kommen. Also die direkt aus Amerika zu uns im Laufe der letzten
Jahre gebrachten Gewächse und die Pflanzen in ihrer Umgebung sind es,
die zunächst bei der jetzt geplanten Untersuchung ganz besonders ins Auge
zu fassen wären.
Xaturgemäss würde es dabei von der grössten Bedeutung sein, wenn die
Baumschul- und Gartenbesitzer dadurch, dass sie sich selbst an den Unter-
suchungen und Nachforschungen beteiligen wollten, die Behörden unterstützten.
Dazu gehört freilich, dass man das Tier kennt. Farbige Tafeln und populär
gehaltene, im Auftrage der Regierung herausgegebene Druckschriften, die in
der nächsten Zeit erscheinen werden, sollen dazu dienen, weitere Kreise der
Bevölkerung mit dem Schädling bekannt zu machen. Um ganz bestimmt zu
entscheiden, ob man es mit Aspidiotus perniciosus oder mit anderen, nahe ver-
wandten Tieren zu thun hat, gehört freilich noch ein mindestens 30ofach ver-
grösserndes Mikroskop und ein mit solchen mikroskopischen Untersuchungen
geschultes Auge. Wie nämlich jeder Gärtner und Gartenfreund weiss, haben wir
auch bei uns verschiedene Arten von Schildläusen. Sie unterscheiden sich viel-
fach schon mit blossem Auge betrachtet durch Grösse und Gestalt von der
San Jose-Schildlaus, es giebt aber auch solche, und dahin gehört die in letzter
Zeit häufiger beobachtete und speziell von Herrn Oekonomierat Goethe-
Geisenheim näher studirte Aspidiotus ostreaeformis. die äusserlich und selbst
bei geringer mikroskopischer Vergrösserung der echten Aspidiotus perniciosus
ganz ausserordentlich gleicht. \'on beiden sind die weiblichen Tiere, die im
Gegensatz zu den fliegenartigen Männchen (vergl. Abb. 48a) bewegungsunfähig
an den Zweigen unter den Schilden festsitzen, ursprünglich oval, gelblich und
durchschnittlich bis zu 1,4 mm gross (vergl. Abb. 48b u. c) und auch die grauen,
runden, in der Mitte etwas erhabenen und heller gefärbten Schilde gleichen
einander sehr (vergl. Abb. 48c u. d). Der purpurne Fleck um das saugende
San Jose-Weibchen (vergl. Abb. 48 e), oder aber die Vertiefung an der Stelle
der Frucht, wo dasselbe sitzt, erleichtern zwar die Auffindung der echten
Laus, sind aber doch nur Reactionen der befallenen Pflanzenteile, die nicht
immer unbedingt die Anwesenheit von Aspidiotus perniciosus begleiten. Nur
eine direkte Untersuchung der Thiere selbst und zwar bei mindestens 3oofacher
mikroskopischer Vergrösserung setzt uns in den Stand, beide letztgenannten,
sowie auch einige andere, diesen ebenfalls sehr ähnliche Schildläuse von
einander zu unterscheiden. Es ist das letzte Hinterleibssegment, welches
bei den einzelnen Schildlausarten verschieden entwickelt ist. Abb. 48 stellt bei
57ofacher Vergrösserung dasjenige von Aspid. perniciosus dar. Abb. 49 dasjenige
von Aspid. ostreaeformis bei derselben Vergrösserung. Form und Anordnung
der einzelnen Lappen und Haare sind bei beiden so typisch verschieden, dass
ein mit solchen Untersuchungen vertrauter h'orscher nie im Zweifel sein wird,
mit welcher der beiden Formen er es zu thun hat. Wer freilich in solchen
Arbeiten nicht geübt ist. oder kein genügendes .Mikroskop besitzt, der wird die
Frage, ob es sich um die echte San Joselaus oder um ein verwandtes Tier
Weiteres zur San Jose-l'>age.
153
handelt, nicht mit Sicherheit entscheiden können. Da müssen dann die wissen-
schaftlichen, derartigen Zwecken dienenden Institute in Aktion treten und zu
solchen gehört auch das Institut lür Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz der
Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule, Berlin. Invalidenstrasse 42, das in
zM^eifelhaften Fällen allen Interessenten, ohne dass denselben Unkosten irgend
welcher Art entstehen, sachgemässe Auskunft erteilt.
Sollte nun, was freilich sehr zu bedauern, unter den obwaltenden Ver-
hältnissen aber mehr als wahrscheinlich ist, Aspidiotus perniciosus thatsächlich
bei dieser jetzt geplanten systematischen Besichtigung konstatiert werden, so
Abb. 48. Die San Jose-Schildiaus, Aspidiotus perniciosus Comstock.
a Männchen der San Jose-Laus 25 ; 1.
b Ausgewachsenes trächtiges Weibchen 25 : 1.
c Jün;4eres Weibchen 25 : 1 mit Schild in Ober- und Unteransicht.
d Stück eines befallenen und mit Schilden besetzten Zweiges l'/j : 1.
e Apfel, an 2 Stelk-n mit weibliclien San Jose-Schildläusen besetzt.
An diesen Stellen bildete sich ein glänzend roter Fleck. -/;, nat. Gr.
wird unter thunlichster Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen der
Beteiligten vorzugehen sein. Handelt es sich nur um einige mehr oder
weniger inticierte Pflanzen, so wäre es jedenfalls das einzig Richtige, diese
durch Feuer zu zerstören, um so die drohende Gefahr gleich im Keime zu er-
sticken. Sollten sich aber grössere Bestände als verseucht erweisen, so wäre
doch vielleicht zweckmässiger, von einem so radikalen Mittel abzusehen und
zunächst zu versuchen, auf andere Weise Hilfe zu schaffen. Da wäre dann
mit geeigneten Desinfektionsmitteln vorzugehen und zwar zunächst aut Grund-
lage der nach dieser Richtung hin in Amerika gemachten Erfahrungen.
154
Weiteres zur San Jose-Fiage.
Verseifungen von Fetten oder Harzen, besonders die schon in Amerika mit
gutem Erfolg angewendete Walfischthranseife (9 Pfund auf 4 bis 5 Liter
Wasser) wäre zu versuchen. Auch Petroleum-Emulsion, die gegen andere
Schildläuse mit gutem Erfolg benutzt ist,*) käme in Betracht. Neuerdings hat
man auch schon unverdünntes Petroleum zur Vertilgung der San Jose-Laus in
Amerika zur Anwendung gebracht. Dabei ist freilich notwendig, dass die zu
behandelnden Pllanzen sich in tiefster Winterruhe befinden, und selbst dann
scheint mehrmalige Behandlung Pfirsichen und zarteren Birnensorten ver-
hängnisvoll zu sein, während Apfelbäume einen solchen zur Winterszeit
ip
"^^^Ä
d ;
J, h
r^-
y
^^ ^ io^h^..SM^
/ 1
Abb. 4g. Aspidiotus perniciosus Comstock.
57of;icli vers'ö-irertes letztes Seement der erwachsenen weibliclien San Jose-Laus
I, 2 11. '^ die ..T.appen" bez. „Köiperfortsiitze".
p die f;e<äj^ten Haare, „phiids" {genannt,
M die ganzraiidigen Haare, Domen,
d die Uculenföimigen Chitinverdickiingen der Wandungen.
Gezeichnet von Dr. Schiemeiiz.
K
'/>f
v^/
Abb. 5o. Aspidiotus ostreaeformis.
570 fach vergrossertes letztes Segment der erwachsenen weiblichen Aspidiotus ostreaefornii-^
(Bedeutung der Zeichen wie bei Abb. 49.)
Gezeichnet von Dr. Scliiemenz.
gemachten Petroleumanstrich der Stämme und Bespritzung der Zweige besser
zu vertragen scheinen. Derartige Versuche stellt Herr Ükonomierat Goethe-
Geisenheim jetzt bereits an und wird über seine Erfolge später selbst berichten.
Zu bedenken ist bei all diesen Spritz- und Waschmitteln freilich, dass sie
nur dann Zweck und Aussicht auf Erfolg haben, wenn sie gründlich an-
*j Käuflich zu beziehen von Dr. Küsten mach er-Steglitz bei Berlin, Ahornstrasse 10.
Dies Präparat zeichnet sich vor ähnlichen dadurch aus, dass sich das Petroleum beim Ver-
dünnen mit Wasser nicht ausscheidet, dass es also auch zu einer Zeit, wenn die Pflanzen
belaubt sind, verwendet werden kann, ohne sie zu schädigen.
Weiteres zur San Jose Frage, ilc
gewendet werden; denn ein einziges der Behandlung entgangenes Tier wird
wieder von neuem der Überträger der Krankheit werden. Kräftiges Zurück-
schneiden der Pflanzen dürfte daher auch aus diesem Grunde schon zu
empfehlen sein.
Die Gefahr, dass einige kleine Teile der Bäume unbeabsichtigterweise
unbehandelt bleiben und infolgedessen die Ausgangsstellen neuer Infektionen
werden könnten, hat die praktischen und vor technischen Schwierigkeiten
nicht zurückschreckenden Amerikaner veranlasst, an Stelle der Anwendung
flüssiger Mittel gasförmiger Gifte treten zu lassen, eine Methode, die
man speziell in Californien viel und auch mit relativ sicherem Erfolg anwendet.
Sie besteht darin, dass man um die einzelnen Bäume an Ort und Stelle grosse,
aus gefirnisster Leinwand bestehende Zelte spannt und nun in dem
so abgeschlossenen Raum das gefährliche Blausäuregas entwickelt,
und zwar rechnet man pro 150 Kubikfuss etwa 28 Gramm (98 %)
Cyankali, welches iu eine Mischung von 28 Gramm Schwefelsäure
und 84 Gramm Wasser geschüttet wird. Diese Manipulation wird
gewöhnlich zur Nachtzeit von professionsmässigen »Räucherern« vorgenommen.
In Deutschland dürfte sie indessen, ganz abgesehen davon, dass sie wegen des
dichten Standes der Bäume vielfach unausführbar, nie zur Anwendung kommen,
weil das Blausäuregas eins unserer stärksten Gifte ist und schon ganz geringe
Quantitäten desselben genügen, einen Menschen sicher binnen weniger Sekunden
zu töten. Auch Baumschulartikel, Pfropfreiser etc. werden in ähnlicher Weise,
jedoch in massiven Buden, einer Gyangasbehandlung unterworfen. — Geeignete
Spritz- und Waschmittel würden demnach bei uns als Bekämpfungsmittel
event. zunächst in Betracht kommen.
Das beste und zuverlässigste Mittel ist freilich, dafür Sorge zu tragen,
dass das Tier überhaupt nicht erst in eine noch uninfizierte Gegend verschleppt
wird. Einer solchen Verschleppung beugen die Amerikaner, nachdem sie
durch Schaden klug geworden, dadurch vor, dass die Einzelstaaten der Union
einfach jede Einfuhr von lebenden Pflanzen und Früchten aus verseuchten
Staaten in noch nicht infizierte verboten haben, während andere weniger
rigoros sind und nur verlangen, dass jeder Sendung ein Attest von dem betr.
Staatsentomologen beiliegt, des Inhaltes, dass sie aus einer Baumschule oder
Obstanlage stamme, die weder jetzt noch früher von der Laus infiziert ge-
wesen sei; auch ist vor Kurzem in den gesetzgebenden Körperschaften der
Union zu Washington eine Reihe von Gesetzen zur Annahme gelangt, die gegen
die Verschleppung oder das Eindringen des Schädlings in Wirksamkeit treten
sollen.
Man hat somit weder hier in Deutschland noch drüben in Amerika
Ursache, über das zu klagen, was jetzt von unseren Behörden pflichtgemäss
geschehen ist.
Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz
der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule,
j - (5 Ausstellung von spätem Winterobst zu Berlin.
Aussteilung von spätem Winterobst am 24. Februar i898
^ zu Beriin.
i^ljjindem wir auf die Preisverteilung, Gartfl. Heft 5, S. 127. verweisen, möchten
(^ wir im Nachstehenden eine kurze Übersicht über die Sorten geben. Vor-
weg sei bemerkt, dass das Obst fast sämtlich gut erhalten war, am schönsten
das des Herrn Obergärtners Driese-Gross-Cammin (fürstl. grätl. Stolbergsche
Gartenverwaltung). Seine Sorten waren:
Alantapfel, Baumanns Reinette, Canada-Reinette, gelber Edelapfel, Gravcn-
steiner, grosse Casscler Reinette, sehr gross und sehr schön, Herman's Apfel,
Muskatreinette, Reinette d'Angleterre oder englischer Königsapfel, rheinischer
Bohnapfel, Ribston-Pepping, Winter-Goldparmäne.
Der Gartenbauverein für die Grafschaft Wernigerode, der
Urheber der ganzen Ausstellung, brachte eine grössere Sammlung Äpfel und
auch Birnen mit genauer Bezeichnung der Dauer der Sorten und mit Hinweis
auf das Handbuch von Jahn, Lucas und Oberdieck, alles gewiss vom Xor-
sitzenden, Gartenbaudirektor Koopmann, ausgefüllt.
a) Äpfel: Roter Winter-Calvill, Dezember; W^inter-Goldparmäne, Oktober
bis März;roter Stettiner; Zehendheber (Deedapfel), beste Lokalsorte, November
bis April, Handbuch 434; Champagner-Reinette, Januar bis Juli; Buchapfel.
November bis Ende April, sehr dankbare und viel verlangte Lokalsorte,
kugelig, etwas höher als breit, grün mit roter Wange, matt, Stiel lang, Kelch
mit Rippen; de Jonghes Posenapfel, Thom. 333; Danziger Kantapfel; roter
Winter-Taubenapfel; Albert Gerardt; Harberts Reinette, Dezember bis April;
weisser Winter-Calvill; grosser (rheinischer) Bohncnapfel; roter Eiserapfel.
b) Birnen: General Tottieben (?); grosser Katzenkopf; Duchesse d'hiver,
Späte von Toulouse, März bis April; Winter-Dechantsbirne; Wernigeroder Pfund-
birne, Februar bis Mai, gute Lokalsorte; Mme. Verte, Januar bis Februar.
Eine gleichfalls treffliche Leistung war die, welche >^das alte
Land« Provinz HannoA'er, die Obstkammer von Hamburg, durch den Obstbau-
lehrer Hub er in Jork eingesandt hatte. Diese Abteilung enthielt auch sehr viele
und z. T. sehr ansehnliche Lokalsorten, so z. B. 1. Olters grüner Winter-
apfel ff*), gern gekaufte Lokalsorte, Frucht gross mit schöner roter Wange und
5 Rippen, Kelch geschlossen, Stiel kurz; 2. Kluuster-Apfel (wohl besser
Klusterapfel, Kluster bedeutet Klumpen, gedrängte Anordnung) sehr gern gekaufte
Lokalsorte ff , klein, schön gelb mit roter Wange, kurzem Stiel und offenem
Kelch; 3. Pfannkuchenapfel, etwas abgeplattet, wird gern gekauft, bis zum
Sommer haltbar; 4. Glockenapf el ** ff, bis Mai, Form des Prinzenapfels aber
mehr zugespitzt, schön gelb, Stiel kurz in tiefer Höhle, Kelch geschlossen;
5. Wahlens-Apfel * ff, beliebte Lokalsorte, sehr schön rotbackig, Kelch halb
offen, Stiel mittellang; 6. Laderoper Glockenapfel * ff, bis Mai, wird viel
angepflanzt und ist eine sehr beliebte Marktware, Form des Prinzenapfels,
hellgelbgrün mit schwacher Rötung, Kelch geschlossen; 7. Rosenapfel * ff,
Stiel kurz, Kelch offen.
*) * bedeutet Tafelfrucht, ** sehr gute Tafel frucht, f Wirtschaftsfrucht, ff sehr gute
Wirtschaftsfrucht.
nie Cycadeen im Friedrich-Wilhelm-Garten zu Magdeburg. j 'Ln
Mehrere Lokalsorten waren ohne Xamen ausgestellt, weil sie keinen
haben, wurden aber als belieble Marktware bezeichnet, da sie alle ein schönes
Ansehen haben.
Statt diese Lokalsorten auszumerzen, wie manche wollen, möchten wir
raten, dieselljen. wenn sie wirklich wertvoll sind, pomologisch zu be-
schreiben, dann werden sie den »olliziellen« Sorten ebenbürtig, denn wir dürfen
doch nicht vergessen, dass diese letzteren einst auch nur Lokalsorten ge-
wesen sind.
\'on »offiziellen«, also allgemeiner bekannten Apfelsorten hatte »das alte
Land« ausgestellt: Prinzenapfel, sehr schön, sowie zwei Varietäten davon:
Winter-Prinzenapfel und holländischer Prinzenapfel, sehr schön, wird viel an-
gebaut, gelb mit roter Backe; Winter-Goldparmäne; roter Eiseraptel; grosser
P.ohnapfel; Boikenapfel (in Hamburg sehr beliebter Küchenapfel, wie ich
noch aus meiner Jugendzeit weiss. L. W.); Taubenapfel; Königlicher Kurzstiel;
Schöner von Boskoop*); Pariser Rambour-Reinette, letztere weniger gut erhalten.
(Schluss folgt.)
Die Cycadeen im Friedrich-Wilhelm-Garten zu Magdeburg.
Von Rudolph Kirsten-Hamburg.
(Hierzu Abb. 5i.)**)
^ er in früheren Jahren Gelegenheit hatte, die reichhaltigen und kostbaren
Pflanzenschätze zu bewundern, welche der verstorbene Geh. Kommerzien-
rat Gruson in seinen Gewächshäusern in Buckau aufgestellt hatte, der hat nach
dem Tode des Besitzers vielleicht Besorgnis für den Fortbestand und das
weitere Schicksal derselben gehegt. Lag doch die Befürchtung nahe, dass diese
schöne Sammlung zerstreut Averden möchte, wie so viele andere, deren Besitzer
ausser stände waren, ihre Freude und ihr Interesse an den von ihnen mit so
vielem Fleiss gesammelten Schätzen auf ihre Nachkommen zu vererben. Um
so ertreulicher war die hochherzige Bestimmung des genannten Besitzers, dass
seine Sammlung als solche erhalten bleiben und in das Eigentum der Stadt
Magdeburg übergehen solle. Haben ihr nun die städtischen Behörden ein ihrem
Wert und ihrer Bedeutung würdiges Unterkommen bereitet, und lässt die ihnen
zuteil gewordene Pflege die dauernde Erhaltung der Pflanzenschätze hoffen?
Diese Frage veranlasste mich auf der Reise zur Berliner Frühjahrsausstellung
zu einem Abstecher nach Magdeburg. Dort haben die Pflanzen in dem vor der
Stadt gelegenen herrlichen Park, dem Friedrich-Wilhelm-Garten, in eigens für
diesen Zweck erbauten Gewächshäusern eine Aufnahme gefunden, die jeden
Pflanzenfreund mit Freude und Bewunderung erfüllen muss. Die Gewächs-
häuser, sehr zweckmässig aus Glas und Eisen konstruiert, öffnen sich dem Be-
sucher zunächst in einer geräumigen Vorhalle, in welcher Blatt- und Blüten-
pflanzen in bunter Abwechslung ein malerisches Bild gewähren. Die Hallen
tragen durchweg den Charakter eines Wintergartens: um ein grosses Mittelbeet
führt ein sehr sauber gehaltener, kiesbestreuter Weg. während ringsum an den
*) Abgebildet in Garlendora 1888, S. 42?, t \'io^.
**) Wir verdanken die Photographie, nach weicher unsere .\bbildung hergestellt ist, der
(iüte des Herrn Stadt-Gartendirekior Schoch in Magdeburg. D. Red.
j - ^ Die Cycadecn im Friedrich-Wilhelm-Garten zu Magdeburg.
Wandungen auf Tabletten oder Erdbeeten von bald grösserer, bald geringerer
Breite die Pflanzen aufgestellt, resp. ausgepflanzt sind. Wandern wir weiter
durch die anstossenden Räume, so fi.nden wir besondere Hallen für Palmen,
Farne, Araceen, Orchideen und Cycadeen. Letztere imponierten mir besonders
um deswillen, weil namhafte Sammlungen dieser schönen und interessanten
Pflanzenfamilie heutzutage recht selten anzutreffen sind, auch die Gelegenheit,
sie durch neue Erwerbungen zu vermehren, eine sehr beschränkte ist. Diese
Pflanzen lassen sich ja nicht gärtnerisch vermehren, auch wird keimfähiger
Samen selten angeboten, so ist man fast ausschliesslich auf Importe aus den
fteimatländern angewiesen, wo viele von ihnen überdies noch zu den seltenen
Pflanzen gehören. Auch ist man bei der Kultur importierter Stämmchen viel-
fach Misscrfolgen und Täuschungen infolge unrichtiger Xamensbezeichnung
ausgesetzt. Die Cycadeen sind keine AJodepflanzen, die Nachfrage ist gering,
so kommt es, dass man sie — von wenigen bekannteren Arten abgesehen —
auch in den grössten Handelsgärtnereien nur selten antrifft und auch meistens
in ziemlich vernachlässigtem Zustande und unter wenig angemessenen Lebens-
bedingungen. Und doch zeigen sich die Cycadeen für gute, ihren Bedürfnissen
entsprechende Pflege ausserordentlich dankbar. Im Magdeburger Garten spielen
sie in der ihnen speziell zugewiesenen Halle die erste Rolle, wenn sie auch
um einiger Palmen, Araceen etc. willen, die ebenfalls dort untergebracht sind,
nicht so sonnig kultiviert werden, wie es von erfahrenen Züchtern empfohlen
wird. Die Cycadeenhalle hat eine Bodenfläche von i lo — 120 Quadratmetern,
bei etwa 7 Meter Höhe, bietet also für die aus etwa 30 Exemplaren bestehende
Sammlung reichlich Raum und gestattet eine freie Aufstellung jeder einzelnen
Pflanze. Letztere sind hier teils in Töpfen oder Kübeln aufgestellt, teils in den
freien, von unten nicht zu erwärmenden Grund des Hauses ausgepflanzt. Diese
letztere Kulturmethode erscheint auffällig, weil die Wurzeln weder stark in
die Breite noch in die Tiefe gehen und von erfahrenen Züchtern kleine Ge-
fässe für die Kultur empfohlen werden. Auch erlaubt diese Methode nicht,
den Pflanzen bei beginnendem Trieb die so wohlthätige Bodenwärme zu geben
und sie nach Ausbildung des Triebes trocken zu halten. Trotzdem sind die
Pflanzen durchweg in guter Kultur und zeugen von aufmerksamer Pflege, die
ihnen durch Herrn Obergärtner Mathsson,*) dem sie schon unter Gruson in
Buckau seit 1SS3 anvertraut waren, zuteil wird.
Überblicken wir zunächst die ganze Sammlung, so finden wir die Gattung
Cycas in Q Arten vertreten,
Encephalartus
Stangeria . .
Macrozamia
Dioon . . .
Zamia . . .
Aulacophyllum
Ceratozamia .
m 4
in 2
in 2
in 1
in 3
in 3
in 4
im ganzen 28 Arten, deren Zahl durch einige Doubletten sich auf 30 erhöht.
Obige Zusammenstellung zeigt, wie der erste Sammler bestrebt gewesen ist,
*) Albert Mathsson ist leider am 3o. Januar a. c. seinem Wirkungskreise durch den
Tod entrissen worden.
Die Cycadeen im Friedrich-Wilhelm-Garten zu Magdeburg.
159
durch Heranziehung fast aller bekannten Gattungen ein vollständiges Bild der
Cycadeenfamilie zu gewinnen. Es fehlen nur die australische Gattung Bowenia
(nur in einer Species: B. spectabilis Plook. bekannt) und die in europäischen
Kulturen anscheinend überhaupt nicht mehr vorhandene, auf der Insel Cuba
heimischeMicrocycascalocomaDC., die einzigeSpezies der gleichnamigen Gattung.
Fassen wir nun die einzelnen Pflanzen näher ins Auge, so werden wir
gleich am Eingange links überrascht durch ein prachtvoll entwickeltes Exemplar
des seltenen Aulacophyllum Roezli Reg. (früher Zamia Roezli Reg.), das als
Abb. 5i. Das Cycadeenhaus im l-^riedrich-Wühelm-Ciarten zu Magdeburg.
das schönste und wertvollste Stück der ganzen Sammlung bezeichnet werden
kann. Auf 90 cm. hohem, walzigem Stamme entwickeln sich etwa 20 Wedel
von 2Y2 m Länge, jeder etwa 50 Blattpaare von frischgrüner Farbe tragend.
Die Pflanze wurde von Roezl in Neu-Granada aufgefunden und durch Linden
in Brüssel in den Handel gebracht, ist aber jetzt in den Sammlungen sehr
selten geworden. Dieselbe Gattung ist noch in zwei anderen Arten vertreten:
A. Skinneri von Warscewicz in Panama aufgefunden und benannt, und
A. Lindeni Reg. von Roezl in Ecuador entdeckt, alle schon durch den statt-
lichen Habitus von den meist kleineren und unansehnlicheren Arten der ver-
wandten Gattung Zamia unterschieden. Der Umstand, dass die Blättchen der
oben genannten und einiger anderen Arten durch die stark hervortretenden
Nerven unterseits tief gefurcht sind und ihre Wedel in Büscheln entwickeln,
veranlasste Regel, die Gattung Aulacophyllum (Furchenblatt) von den eigent-
lichen Zamien, deren Wedel wie bei den Palmen einer nach dem andern her-
vortreten, abzuzweigen.
j(3o Die Cycadeen im Friedrich-W'ilhelm-Garten zu Magdeburg.
Von der Gattung Zamia befinden sich drei Arten in dieser Sammlung.
De Candolle (Prodr.). Miquel (Prodr. Cycad.) und Regel (Gartenflora 1878)
zählen noch über 20 Zamien-Species aul, aber heutzutage ist diese Gattung in
den Sammlungen mit Ausnahme der des Berliner Botanischen Gartens immer
nur in wenigen Arten vertreten. In Herrenhausen bei Hannover waren im
Jahre 1854 noch 10 Arten in Kultur, doch ist auch dort deren Zahl sehr zurück-
gegangen. Es scheint, dass dem Import der Zamien, deren Habitus allerdings
viel weniger imponierend ist als der der Cycas- und Encephalartusarten heut-
zutage von den Sammlern weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird, und dass
diese Pflanzen dadurch von Jahr zu Jahr seltener werden. Die Gärtnersprache
pflegt wohl häufig eine fremdartige Cycadee schlechtweg als Zamia zu be-
zeichnen, was aber unter dieser Etiquette läuft, gehört meistens zu anderen
Gattungen. Die erwähnten drei Spezies der Magdeburger Sammlung sind
Z. furfuracea, Loddigesi und integrifolia, letztere die einzige, von der
im Plandel keimfähiger Same angeboten Avird, und die deshalb häufiger an-
zutreffen ist.
Die Gattung Cycas finden wir hier in den Arten C. revolu ta, ci rcinaHs,
Thouarsi, siamensis, tonkinensis. media, neocaledonica, Bellefonti.
Letztere Species, deren Heimatland ich nicht ermitteln konnte, ist früher
einmal durch die L' Horticulture internationale Societe anonyme in Brüssel unter
diesem Namen eingelührt und dürfte zu den grössten Seltenheiten gehören. Sie
zeichnet sich durch einen auffallend glatten, dem der Zamien ähnlichen Stamm
vor den übrigen Cycas aus, deren Stamm durch die stehenbleibenden Blatt-
stielbasen rauh gepanzert zu sein pflegt. Die Wedel sind nur ca. 50 cm lang,
aber die Krone ist von eleganter I-'orm.
\'on C. media finden wir hier ein sehr schönes Exemplar mit meter-
hohem Stamm, der etwa 20 Wedel von 2 m Länge trägt. Die Pflanze hat vor
nicht langer Zeit eine weibliche Blüte gebracht und der Wedelkranz ist an
seiner Basis noch von den eingetrockneten Fruchtblättern umgeben.
Das grosse Mittelbeet der Halle zieren zwei prachtvolle Exemplare von
C. circinalis aus Ostindien resp. C. Thouarsi aus Madagascar. Letztere
brachte im Sommer i8c)7 eine weibliche Blüte, deren kohlkopfartig
zusammengeschlossene Fruchtblätter eine goldgelbe Farbe zeigten. Im
Oktober hatten die ausgewachsenen Fruchtblätter eine Länge von 0,4 m
erreicht; sie sind von derbfleischiger Beschaflfenheit und unter dem die
Oberfläche bedeckenden rostbraunen Filz von hellgelblich grüner Farbe. Der
etwa 0,2 m lange Stiel ist fingerdick und kantig, die an den Blatträndern
sitzenden Eichen sind mangels der Befruchtung zumeist verkümmert, einige
jedoch zur Grösse von Haselnusskernen entwickelt und von grasgrüner Farbe.
Die blattartig verbreiterte Spitze der Fruchtblätter ist am Rande kammartig
zerschlitzt und lässt deutlich die \'erwandtschaft der Fruchtblätter mit den
Laubblättern erkennen.
Ausser oben genannten Cycasarten fand ich hier noch eine als C. Therkesi
bezeichnete Species. Der Name kommt meines Wissens in der Litteratur
nirgends vor, auch der Index Kewensis kennt eine solche Art nicht und doch
begegnete mir der Name auch an anderen Orten, so im Schlossgarten zu
Wernigerode und im Katalog einer Münchener Handelsgärtnerei. Von letzterer
erfuhr ich weiter nichts, als dass die Pflanze aus Madagascar stammt, und des-
Die Cycadesn im Friedrich-Wiihehn-Garten zu Magdeburg. i5i
halb glaube ich nicht fehl zu gehen in der Annahme, dass ein Importeur die
Stämme als C. Thouarsi bezeichnet hat, dieser JSame aber vielleicht infolge
unleserlicher Schrift in Therkesi verdreht und mit den Stämmen versandt
^vorden ist. Bestätigt sich diese Vermutung, so wäre der Xame Therkesi zu
streichen.
Die nur in Mexiko vorkommende Gattung Ceratozamia finden wir hier
in den Arten longifolia, mexicana, robusta und fuscata vertreten. Die
Species C. fuscata finde ich in der Litteratur nirgends, häufiger dagegen in
den Sammlungen und den Katalogen grösserer Ilandelsgärtnereien. Die so
bezeichneten Pflanzen sind identisch mit der von David Moore 1878*) be-
schriebenen und als C. f usco-vi r idis benannten Art. mithin ist die Be-
zeichnung C. fuscata nicht haltbar.
Die ebenfalls in Mexiko heimische Gattung Dioon treffen wir hier in
zwei Exemplaren von Dioon edulc an. Gut entwickelte Pflanzen dieser Art
gehören mit zu den schönsten Cycadeen, und es ist erfreulich, dass diese Art
häufiger im Handel anzutreffen ist, auch zeigen die aus käuflichem Samen er-
zogenen Pflanzen ein rasches Wachstum.
Von den ausnahmslos in Australien heimischen Macrozamien weist
unsre Sammlung die Species M. spiralis und corallipes auf. Die erstere
ist dadurch interessant, dass sie von allen bekannten Cycadeen die einzige ist,
die in ihrer Heimat nicht nur gesellig angetroffen wird, sondern im Küsten-
gebiet von Xeu-Süd-Wales von St. Macquarie bis zum Cap Howe sogar grössere
Bestände bildet und auf weite Strecken in sterilem Boden fast die ausschliess-
liche Vegetation bildet. Die Bezeichnung spiralis, welche sich auf die um ihre
Achse gedrehte Blattspindel bezieht, trifft übrigens in viel höherem Grade auf
M. corallipes zu, deren Spindel man gewöhnlich mehrfach gedreht findet,
während M. spiralis nur eine schwache Tendenz zur Drehung zeigt.
Von den drei bekannten Arten der afrikanischen Gattung Stangeria be-
gegnen uns hier zwei: St. paradoxa und schizodon, beide in stattlichen
Exemplaren. Die Wedel, welche auf den ersten Blick von allen übrigen
Cycadeen völlig verschieden sind, und frappante Ähnlichkeit mit denen einiger
Maratliaarten haben, weichen auch dadurch von allen andern Cycadeen ab,
dass ihre Blättchen von einem starken Mittelnerv, von welchem rechtwinklig
zahlreiche feine Seitennerven ausgehen, durchzogen und im ersten Entwicklungs-
stadium der Länge nach zusammengefaltet sind. St. paradoxa ist neuerdings
durch Alb. Wagner in Leipzig-Gohlis wieder in grösserer Menge eingeführt
Avorden, St. schizodon dagegen ist mir nur noch in den Gewächshäusern zu
Herrenhausen begegnet.
Die letzte der zu erwähnenden Gattungen ist die des ebenfalls im afri-
kanischen Eestlande heimischen Eucephalartus, welcher Xame auf den mehl-
reichen, nahrhaften Inhalt der Stämme hinweist. \'on der artenreichen Gattung
findet man in den Gärten heute nur noch etwa zehn Arten an, die übrigen sind
sehr selten. In der Magdeburger Sammlung finden wir die bekannteren
E. cycadifolius, Lehmanni, Hildebrandti und ein mit E. niveo-lanu-
ginosus bezeichnetes Exemplar. Eine Art dieses Xamens existiert meines
Wissens nicht, aber auch E. lanuginosus Lehm, weicht von unserer Pflanze
*) Scientific proceedings ot the Royal Dublin Society.
102
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
durch breitere, am obern Rande ungezähnte Blättchen ab. Was wir hier vor
uns haben, erweist sich durch die linear-lanzettlichen, beiderseits gezähnten
Blättchen unzweifelhaft als E. villosus Lern. Üppig entwickelte Pflanzen
dieser Species, wie sie beispielsweise im April in Berlin von J. C. Schmidt,
im September in Hamburg von Jaworski ausgestellt waren, können in Bezug
auf dekorative Wirkung mit den schönsten Palmen konkurrieren.
Damit hätten wir unsern Rundgang durch die Magdeburger Cycadeenhalle
beendet und scheiden gewiss mit dem Wunsche, dass diese schöne und wert-
volle Sammlung, die so manches unersetzliche Stück enthält, fernerhin unter
guter Pflege ein freudiges Gedeihen zeigen möge. Pflanzenfreunde, welche
Magdeburg besuchen, mögen nicht versäumen, der herrlichen Parkanlage des
Friedrich-Wilhelm-Gartens und seinen Gewächshäusern einen nicht zu kurz
bemessenen Besuch abzustatten. Nicht minder reichhaltig als die Cycadeen-
halle sind die Räume für Palmen, Orchideen etc. ausgestattet und legen damit
ein beredtes Zeugnis ab von dem vielseitigen Interesse und dem Sammlerfleiss.
mit dem der verstorbene Geh. Kommerzienrat Gruson diese Pflanzenschätze
zusammengebracht hat.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc^
Abies Semenovii Fedtschenko.
Abies foliis usque 40 mm lungis,
dilute viridibus, subtus lineis duabus
})allidis. Sub epidermi ad basin folii
cellularum mechanicarum ordo con-
linuus; medio folio cellulae mechanicae
numerosae, ad summitatem folii paucae
solum constant. Stomata ordinibus
5 — 7 in folii pagina inferiori utrinque
dispositae. Coni ignoti.
Hab.: in angustiis Bisch-tasch jugi
Talas-Alatau moutium Tjan-schan
occidentalium (Alt. Cor. 42O 15'. long,
orienr. a Greenwich 72O 30').
Diese Tannenart erhielt ich während
meiner diesjährigen (1897) Reise nach
Central-Asien im Auftrage der Kaiser-
lichen Russischen Geographischen Ge-
sellschaft und verdanke sie der Liebens-
würdigkeit des Herrn Basilius Kallaur,
Kreisobersten von Auli-ata. Leider
Iconnte ich die Zapfen nicht erhalten,
da es in diesem Jahre keine Tannen-
und Fichtenzapfen gab. Allerdings
ergab es sich schon aus der Beschaffen-
heit und dem anatomischen Bau der
Nadeln, dass ich es mit einer neuen
Art zu thun hatte, was umsomehr
wahrscheinlich war. da die nächsten
Tannen (Abies Sibirica) im Altai, also
in einer Entfernung von 800 Kilometern,
wachsen. Eine Angabe über das Vor-
kommen von Abies Sibiiica im Dschun-
garischen Alalau (also 500 Kilometer
entfernt) ist bis jetzt noch nicht be-
stätigt worden.
Wir nennen diese Art zu Ehren des
Herrn Vice-Präsidenten der Kaiserl.
RussischenCeographischen Gesellschaft
P.P. Ssemenow, welcher bekanntlich
der erste wissenschaftliche Reisende
im Tjan-schan war — in den Jaliren
1850 und 1857 — und seitdem auch
viel zur Kenntnis von Centralasien und
von Russland überhaupt beitrug.
Unsere Tanne gehört dem Ver-
wandtschaftskreise von Abies Sibirica
an, steht aber in vielen Zügen der
japanischen Art Abies Veitchi, sowie
einigen nordamerikanischen Arten nahe.
Zum Schlüsse unserer Notiz möchten
wir ein X'erzeichnis der russischen
Abics-Arten geben:
A.
1. A. pectinata DC, Polen
2. A. Noidmanniana Ster
(End.).
B.
3. A. Sibirica Led. N
Russland. Sibirien
Alatau (?).
4. A. Semenovii mihi. Tjan-schan (End.).
5. A. Veitchi Sieb, et Zucc, Sacchalin
(Japan).
[Europa).
Kaukasus
O., europäisches
Dschungari scher
Kleinere Mitteilungen.
i63
C. I 8. A. holopbylla Max., Mandschurien
6. A. firma Sieb, et Zucc. Sacchalin | (End.).
(Japan). i
7. A. nephrolepis Max., Mandschurien 9. A.homolepis Sieb. et Zucc, Sacchalin.
(End.). I (Fedtschenko i. Bot. Centrbl.t
Kleinere Mitteilungen.
Preisausschreiben, betr. schädliche Insekten.
Angesichts der grossen Beunruhigung,
welche zur Zeit in allen gärtnerischen
Kreisen durch die mögliche Ein-
wanderung der amerikanischen Schild-
laus, auch San Jose -Schildlaus
(Aspidiotus perniciosus Comst.) genannt,
hervorgerufen ist, scheint es von grosser
Wichtigkeit zu sein, festzustellen, ob
und in welchem Umfange bisher bei
unserem intensiven Verkehr mit den
Vereinigten Staaten von Nordamerika
eine Einwanderung dortiger Insekten
nach Deutschland und umgekehrt eine
Auswanderung hiesiger Insekten nach
Nordamerika stattgefunden hat, wieweit
diese Wanderungen zur Akklimatisation
geführt haben, und welche Wirkung
davon auf dem wirtschaftlichen Ge-
biete eingetreten ist. Der \'orstand
des Stettiner Gartenbau -Vereins be-
schäftigte sich nun in seiner gestrigen
Sitzung mit einem Antrage des Herrn
Dr. Dohrn, welcher dem Verein die
Summe von 500 Mark zur Verfügung
stellt behufs Veranstaltung eines Preis-
ausschreibens, in welchem dieses Thema
eingehend behandelt und in welchem
klargestellt werden soll, welchen Ein-
fluss das Klima der beiden Länder,
deren Bodenbeschaffenheit und die Art
der kulturellen Entwicklung ausüben.
Da es sich um eine rein wissenschaft-
liche Arbeit handelt, die frei von jeder
Polemik sein soll und die für den
gesamten Gartenbau ein hervorragendes
Interesse hat, so hat der Vorstand be-
schlossen, in der am 14. d. M. statt-
findenden A'ersammlung den Antrag
des Herrn Dr. Dohrn zur Annahme
zu empfehlen. Die Preisaufgabe soll
in der betreffenden Sitzung noch genau
präzisiert werden. Die Beurteilung soll
von drei sachverständigen Preisrichtern
erfolgen, von denen einen der Antrag-
steller und den zweiten der Gartenbau-
Verein ernennen wird, während wegen
Ernennung des dritten Sachverständigen
der Gartenbau -Verein sich an das
Landwirtschaftliche Ministerium zu
wenden beabsichtigt. Als Endtermin
für die Einreichung der Arbeiten soll
der 1. Januar 1S99 festgesetzt Averden.
Cattleya Mossiae-Abarten und -Sorten.
(Fortsetzung.)
var. citrata.
Zart lilarosenrot, ebenso die Lippe,
welche in der Mitte von einem dunkel-
roten Adernetz überzogen ist und am
Halse einen grossen zitronengelben
Gürtel hat.
var. citrina.
SejDalen und Fetalen zart rosenrot.
Lippe sehr umfangreich, am Rande
sehr wellig und gekraust; an der Hals-
mündung weiss und mit grossem
zitronengelben Fleck; vorn einige
fächerartig angeordnete dunkel violett-
rote Streifen.
„Colonel".
Tief rosenrot. Lippe gross, in der
jNIitte einen lebhaft karmesinroten
Fleck tragend; Saum breit, blass rosen-
rot, sehr wellig und gefranst; zu beiden
Seiten des Halses grosse chamois-
braun gestreute gelbe Flecke.
,,Comte de Flandre".
Sepalen und Fetalen tiefrosenrot,
letztere sehr gross und sehr breit,
elegant einwärtsgebogen. Lippe sehr
gross , abgerundet , purpurrot mit
breitem blassrosenroten Saume und
auf der Scheibe mit einem lebhalt
gelben Ouerbande.
,,Comtesse".
Sepalen und Fetalen tief rosenrot, die
letzteren sehr umfangreich. Lippe
Aveiss, mit einem roten, durch dicke
purpurrote Adern stark genetzten
Fleck; der Fials trägt zwei grosse hell
orangegelbe Flecke; die Ränder sind
sehr wellig und gezähnelt.
104
Litteratur.
var. conspicua.
Lippe am Rande sehr gekräuselt und
gezähnelt, mit einem in der Mitte
wieder ziemlich zusammengezogenen
purpurnen Fleck, welcher nach
vorn durch fächerartige vStreifen ver-
längert ist.
var. delicatissima.
Blassrosenrot, mit breit abgerundeter,
stark gefranster weisser Lippe, welche
rosenrot gerändert und in der Mitte
blass rosenrot gefleckt ist; zu beiden
Seiten des Schlundes (Halses) ein
doppelter orangegelber, wenig aus-
gebreiteter Fleck.
var. deliciosa.
Tief rosenrot; die blass rosenrot ge-
ränderte Lippe hat vorn einen roten
purpurn punktierten Heck; die Hals-
mündung ist schlüsselblumengelb.
„Duc de Nassau".
Zart rosenrot wie die sehr ver-
längerte, sehr wellige Lippe, welche
in der Mitte einen grossen dunkel -
roten Fleck hat, Avährend der Diskus
(die Scheibe) einen grossen orange-
gelben Fleck trägt.
var. excelsior.
Tief rosenrot; Lippe sehr gross,
stark getraust, rotsammetig, weiss-
gerändert; die lebhaft gelben Flecke
zu beiden Seiten des Halses sind sehr
gross; Fetalen gleichfalls sehr gross.
var. eximia.
Zart rosenrot; Lippe sehr gross, an
den Rändern sehr gekräuselt, in der
Mitte mit einem M-eissgeränderten, sehr
dunkelpurpurroten, nach dem vorderen
Teile hin abnehmenden Fleck.
var. ignea.
Sepalen und Fetalen zart rosenrot.
Lippe zart rosenrot, nach vorn mit
feurigroter Befleckung; die beiden
Flecke an der Halsmündung sind sehr
gross und orangegelb mit braunen
Streifen.
Litteratur.
Die Fflanze. Wjrträge aus dem Ge-
biete der Botanik. Von Dr. Ferdinand
Cohn, Frofessor an der Universität
Breslau. 2 Bände. Breslau i8qO — 1S98.
8°. »Übrigens meine ich, dass den
Xaturwissenschaften in dem öffent-
lichen Unterricht die Stellung an-
gewiesen werde, die ihnen nach ihrer
Bedeutung für die materielle Ent-
wickelung und für die humane Bildung
unseres Zeitalters gebührt. '< Mit diesem
Ceterum censeo schliesst der Herr Ver-
lasser sein erstes Kapitel: »Botanische
Frobleme«. »Noch immer wird auf
unseren Schulen beim botanischen
Unterricht das Linnesche System
reglementsmässig zu Grunde gelegt
und dadurch der Jugend die Meinung
beigebracht, als bestände die liebens-
würdigste der Xaturwissenschaften im
Zählen von Staubfäden und im ge-
dächtnismässigen Erlernen von Klassen
und Ordnungen. Möchten doch die
Leiter des Jugendunterrichts, vor allem
unsere Gymnasialdirektoren , die
Rousseauschen Briefe studieren, um
daraus zu lernen, welch' wertvolles
Bildungselement bei richtiger Methode
die Wissenschaft von den Pflanzen dem
jugendlichen Geiste gewährt«. Diese
Zeilen charakterisieren das Werk. Die
Botanik verfügt leider heutzutage über
herzlich wenige Interpreten, welche
das, was sie bewegt, was ihr Herz
erfüllt, in so formvollendetem Gewände
vorzutragen verstehen, wie der Ver-
fasser. Die Fachgelehrten dünken sich
meist zu erhaben, um sich die Mühe
zu geben, zum Volke herabzusteigen,
und wenn sie es ja einmal thun, dann
blickt der Gelehrtenstolz an allen
Ecken und Enden durch. Vm so
freudiger ist es zu begrüssen, wenn
einmal ein Forscher von Ruf und ein
Meister der. Sprache sich entschliesst,
die Allgemeinheit teilnehmen zu lassen
an seinen Freuden, ihr die Ergebnisse
seiner Wissenschaft in verständlicher,
anziehender Sprache mitzuteilen. Wahr-
lich, wenn wir mehr solcher Werke
wie das vorliegende hätten, welche in
demselben Geiste, mit derselben Be-
geisterung geschrieben wären, die
Botanik wäre nicht, wie heute, die ver-
nachlässigste der Xaturwissenschaften,
unser Gartenbau stände anders da als
jetzt. Das Werk sollte als Lesebuch
in den mittleren und höheren Klassen
Ausstellungen und Kongresse.
lös
sämtlicher Schulen eingeführt werden.
Jedem Gärtner aber möchte Referent
empfehlen, das Werk zu lesen und
immer wieder zu lesen. Jeder Garten-
besitzer, jeder Ptlanzenfreund sollte
dieses Werk in seiner Bücherei haben.
Der erste Band enthält neun Kapitel:
Botanische Probleme, Lebensfragen.
Goethe als Botaniker, J. J. Rousseau
als Botaniker, Der Zellenstaat, Licht
und Leben, Der Pflanzenkalender, Yom
Pol zum Äquator und vom Meeres-
spiegel zum ewigen Schnee. Der zweite
Band beginnt damit, was sich der Wald
erzählt, dann folgen Kapitel über Wein-
stock und Wein, Die Rose, Die Orchideen.
Insektenfressende Pflanzen, Botanische
Studien am Meeresstrande, Die Welt
im Wassertropfen und die Bakterien.
In diesen Kapiteln wird alles das, was
aus der Botanik allgemeines Interesse
hat. in anschaulicher Weise geschildert,
und zahlreiche vorzüglicheAbbildungcn
tragen wesentlich zum Verständnis bei.
D r. V. Damme r.
Royal Garden, Kew, Bulletin of
miscellaneous Information, appendix II.
i8()S: Xew Garden plants ot the year
1S07. London 1898. Eine Aufzählung
neuer und bemerkenswerter Garten-
pflanzen, die nicht blos in England
neu betrieben resp. kultiviert wurden
im Jahre 1897, sondern auch in den
übrigen Ländern, und die aus den be-
deutendsten und bekanntesten Zeit-
schriften entnommen ist. Die Fülle
der Arten und Gattungen, letztere t 380,
ist bewundernswert und dürfte Züchtern
und Liebhabern von Gartenpflanzen
grosses Interesse bieten.
Molisch. Untersuchungen über
das Erfrieren der Pflanzen. Jena.
Verlag von Gustav Fischer. Zu den
Hauptzielen der vorliegenden Arbeit
gehörte, das Gefrieren der lebenden
Zelle direkt unter dem Mikroskop zu
verfolgen, dann aber auch die Frage
zu entscheiden, ob :die Pflanze beim
Gefrieren oder erst beim Auftauen ab-
stirbt. Verfasser kommt auf Grund
seiner Versuche zu dem Schluss, dass
die Pflanzen schon im gefrorenen Zu-
stande absterben, wovon jedoch das
Obst nach Müller-Thurgaus Beobach-
tungen eine Ausnahme zu machen
scheint. Das kleine Werk enthält
speziell für den Pflanzenphysiologen
viele sehr interessanten Momente.
Dr. Kr.
I Catalogue of fruits. zur Kultur
i empfohlen in den \'ereinigten Staaten
I durch die »American Pomological
I Society '<. Washington 1897. Von jeder
I Frucht linden sich in den Tabellen
Angaben über die Grösse, Form, Farbe,
Geschmack, Qualität, Zeit der Reife,
Verwendung und über das Ursprungs-
[ land: ferner sind die Gebiete der Ver-
j einigten Staaten bezeichnet, in welchen
I die betretTende Frucht gedeiht resp.
I sehr gut gedeiht oder nur vegetiert
i resp. gar nicht lebensfähig ist.
M. Gh. Xaudin. La longcvite
des Graines aus Revue horticole des
Bouches-du-Rhönc.
Trenkner. Die rote remontierende
Himbeere »Immertragende vom Feld-
brunnen«. S.-A. aus Möllers Deutsche
Gärtnerzeitung.
Annuaire General Horticole du
Syndicat Central des Horticulteurs de
France. Annee 1897. Paris, Librairie
horticole du »Jardin«. Ist gewisser-
massen ein Adressbuch der wichtigsten
französischen Flandelsgärtner. Auch
das Ausland ist kurz berücksichtigt,
wobei eine Menge von Fehlern leider
untergelaufen sind. Es dürfte sich
empfehlen, die Liste in Zukunft von
Ortskundigen revidieren zu lassen.
Ausstellungen und Kongresse.
Hannover. \orläuliges Programm
für die grosse allgemeine Chry-
santhemum-Ausstellung, verbunden mit
einer Winterflor- und Binderei-Aus-
stellung, Anfang November 1898 in
Hannover. Protektor der Ausstellung
Se. Exzellenz der Kgl. Staatsminister
und Minister für Landwirtschaft etc.
Frhr. von Hanimerstei n- Loxten.
Die Beschickung der Ausstellung ist den
IÖ6
Aus den Vereinen.
Ausländern gestattet. Der höchste Preis
wird die goldene Staatsmedaille sein.
München. Die bayerische Garten-
bau-Gesellschaft veranstaltet gelegent-
lich derll. Kraft- und Arbeitsmaschinen-
Ausstellung eine bayrische Gartenbau-
Ausstellung auf der Kohleninsel in
München vom lo. Juni bis 15. Okt. 1898.
Zur Ausstellung gelangen Epheu-,
Dekorations- und blühende Ptlanzen,
insbesondere Teppichbeetptlanzen.
Gent. 16. — 24. April. Grosse, nur
alle 5 Jahre wiederkehrende Aus-
stellung der Soc. Royale d'agriculture
et de botanique de Gand. Professor
van Hülle, der Nestor der belgischen
Gartenbau - Dozenten, welcher seit
40 Jahren sich mit der Einrichtung
der Genter Ausstellungen beschäftigt
und, trotzdem er bereits das 70. Eebens-
jahr überschritten, noch damit fortfährt,
giebt in der Revue de Thorticulture
beige vom 1. Februar d. J. und im
Bulletin d'arboriculture einen Plan, der
die A'ergrösserung des für die Genter
grossen Ausstellungen nötigen Raumes
veranschaulicht. Der 1. Saal des
»Casino«, 1835 — 36 erbaut, umfasst
nur 910 qm; 1867 wurde nach Auf-
nahme einer Anleihe von 150000 Fr.
ein mit Glas überdachter grosser Saal
von 2356 (|m Fläche von Carels pere
erbaut und 1868 eingeweiht. Die
Annexe, die van Hülle im An.s.chluss
an diese beiden Gebäude vorschlägt,
würden 3105 qm enthalten. Dazu
kommt ein ständiges Gewächshaus von
333 qm und ein Peristylvon 43 qm,
macht zusammen 6752 qm. Hohe
Preise sind vom Kgl. Hause und von
Privaten etc. gestiftet. Letzter An-
me Idetermin 19. März bei Herrn
Ernest Fierens, Sekretär der Gesell-
schaft, Gand, Coupure 135. Wir em-
pfehlen dringend den Besuch dieser
überaus wichtigen Ausstellung, wohl
der wichtigsten vor Schluss des Jahr-
hunderts.
Aus den Vereinen.
Gartenbau-Verein Landsberg-Warthg.
In der am 20. Januar 1898 statt-
gefundenen General-\'ersammlung be-
richtete der Schriftführer des Vereins,
Gärtnereibesitzer Ad. Forch, über die
San Jose - Schildlaus und wurde
hieran anschliessend über die in den
letzten Jahren sehr stark aufgetretenen
Schädlinge des Obstbaues sowie deren
Bekämpfung gesprochen- Um aber
die in letzter Zeit hier vielfach auf-
getretenen Schildläuse und die Blutlaus
mehr zu vertilgen und deren Ver-
breitung möglichst zu beschränken,
beschloss der Verein, bei der hiesigen
Polizeiverwaltung vorstellig zu werden
und zu beantragen, dass eine vom
Verein ernannte Kommission von drei
Sachverständigen die hiesigen Obst-
gärten und Anpflanzungen auf Vor-
handensein gefährlicher Obstbaum-
schädlinge untersuche, die geeigneten
Mittel zu deren Vertilgung angebe,
falls derartige Schädlinge angetroffen,
sich nach einer bestimmten Zeit von
(Ter Ausführung der Anordnungen über-
führe und, falls nach wiederholter
Aufforderung das nicht geschehen sei,
die Reinigung der Bäume auf Kosten
der Säumigen geschehe, event. Strafen
eintreten. Diese zu ernennende Kom-
mission solle durch behördliche Be-
kanntmachung berechtigt sein, jede
Obstbaumpflanzung zu betreten, ohne
dass sie der Besitzer daran hindern
darf. Die Untersuchungen sollen je
nach Bedürfnis öfter im Jahre vor-
genommen werden. Hieran an-
schliessend wurde ein vom okonomie-
rat Goethe- Geisenheim verfasster
Artikel über Obstbaumpflege verlesen
und diskutiert. \'iel Aufsehen erregte,
ein von Herrn Gärtnereibesitzer
Ad. Forch zur Schau ausgestellter
Eisblock mit einem eingefrorenen
Blumenstrauss. Man sah die Blumen
in ihren natürlichen Formen imd Farben
ebenso schön, als wenn man sie in
der Hand frisch geschnitten vor sich
habe. Herr Forch erklärte die Her-
stellung dieses Eisblocks. Man stellt
bei strenger Kälte ein Gefäss vcn Blech
oder Eisen im Freien auf. füllt :es mit-
Eingesandte l'reisverTreichnisse.
I()7
Wasser (abgekocht oder destilliert)
und hängt die betreffenden Blumen
hinein. Ein Schütteln oder Tragen
des Gefässes. ehe nicht alles Wasser
darin gefroren ist, ist zu vermeiden,
da sonst das Eis sehr leicht trübe wird
und auch Blasen erhält. Will man
nun den Eisblock aus dem Gefäss
heben, so stellt man es einige Minuten
in heisses Wasser. Hat man keine
natürliche Kälte, aber eine Eismaschine,
so ist das Verfahren auch nicht schwer;
ist man aber gezwungen, so wie der
Aussteller, sich künstlich durch Eis
und Salz Kälte zum Gefrieren des
Wassers zu erzeugen, so ist es schon
schwierig und kostspielig. Tauen die
Blumen allmälig in einem gelinde er-
wärmten Raum auf, so sind sie ebenso
schön und frisch wie A'or dem Ein-
frieren. — Die von dem Schriftführer
ausgearbeitete Statistik des Vereins
brachte er im Auszuge zum Vortrag:
darnach ist der Verein im Jahre iSoO
gegründet, die grösste JMitgliederzahl
sind einige 80 geA\'esen; sonst aber
betrug die Durchschnittsmitgliederzahl
immer ca. 50. Der Vorsitz hat
nur viermal gewechselt, der erste Vor-
sitzende des Vereins war Stadtrat
Dr. Augusti, dann HauptlehrerLaese,
dann Gärtnereibesitzer Rud. Forch
und dann Fabrikbesitzer Carl Jahne
seit 1877. Der Verein hat während dieser
Zeit viel für die Hebung des hiesigen
Garten- und Obstbaues gethan, indem
durch Vorträge und Vorführungen von
Erzeugnissen des Garten- und Obstbaues
die Interessen angeregt und rege ge-
halten wurden; es sind bis jetzt A'on
dem Verein 4 grössere Garten- und
Obstbauausstellungen veranstaltet, und
zwar 1869, 1874, 1883, 1891, und dann
zwei Obstausstellungen, 1878 und 1893.
Vom Verein aus w^ird die Beschaffung
von Neuheiten für den Garten- und
Obstbau sehr rege betrieben, und es sind
in dieser Hinsicht manch schöne
Resultate zu verzeichnen; die Anregung
zur Pllege der Blumen durch Schul-
kinder hat der Verein dadurch ge-
schaffen, dass auf Vereinskosten den
Kindern die Pflanzen übergeben wer-
den; das einzige treue Mitglied des
Vereins, das alle Wandlungen des
\'ereins mitgemacht, ist der Altmeister
der Landsberger Gärtner, Herr Rud.
Forch; dieser feierte schon am
1. Oktober 1891 sein 5ojähriges Gärtner-
jubiläum. Der Verein ernannte den-
selben in Anbetracht der vielen Ver-
dienste um den Verein zu seinem Ehren-
mitgliede (R. Forch ist auch Ehren-
mitglied des Gartenbau -Vereins Vietz,
sowie derVereinigungder selbständigen
Gärtner Landsberg-Warthe). Die nach
\'erlesung der Statistik erfolgte Vor-
standswahl ergab die Wahl folgender
Herren: Fabrikbesitzer Carl Jahne.
Vorsitzender, Gärtnereibesitzer H.
Schnitze, Stellvertreter, Gärtnerei-
besitzer Ad. Forch, Schriftführer,
Fabrikbesitzer G. Schröder, Kas.s~en-
führer und Gärtnereibesitzer C.Hempel,
Bibliothekar. Von verschiedenen Seiten
wurde der Wunsch ausgesprochen,
ob es nicht fördernd für den Obstbau
sei, wenn in dengrösserenZeitungen und
den Lokalblättern immer wieder auf
den Nutzen und den Ertrag des Obst-
baues hingewiesen und Mittel und Wege
zur Hebung empfohlen würden; es sei
deshalb sehr wünschenswert, wenn
von den grösseren Zeitungen Leute,
welche eine wirklich praktische Er-
fahrung besitzen und nicht blos Theorie
haben, gewonnen würden, die kurz
und klar die Behandlung und Pllege,
sowie alle nötigen Handgriffe den
Laien verständlich machen. Es wurde
von Herrn Jahne mitgeteilt, dass er
bei diesem milden Wetter die Be-
obachtung gemacht, dass der Frosi-
spanner noch jetzt des Abends lustig
umherfliege, auch seien noch lebende
Weibchen desselben gefunden worden.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
E. H. Krelage & vSohn, Neu-
heiten 1 8q8, Haarlem. — J. C. S c h m i d 1,
Erfurt. Abteilung für praktische Gegen-
stände für Garten und F"eld, Haus und
Hof, 1898. — CA. Dietrich, Clingen
bei Greussen i. Th.. Tuffsteine. Grotten-
steine, i8()8. — Reinhold Schröter,
(Tingen bei Greussen i. Th.. Naturholz-
i68
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Gartenmübelfabrik. — Seed x\nnual,
A. W. Livingston & Sons, Columbus,
Ohio, 1808. — Verzeichnis neuester und
bester Blutenpflanzen von G. Borne-
mann, Blankenburg i. Harz 1898. —
Georginen von A. Seh wigle wski.
Carow bei Berlin, 1898. — Samen- und
Pflanzen -Verzeichnis von Wilhelm
Pfitzer, Stuttgart 1S97.
Personal-Nachrichten.
Unser verehrter Mitarbeiter Dr.
Henri Poton i c-Cr. -Lichterfelde, ist
zum Kgl. Bezirksgeologen ernannt.
Der Professor der Zoologie Dr.
Ernst Taschenberg f zu Halle am
20. Januar. Er war geboren zu
Naumburg am 10. Januar 1S18 und
wurde weit bekannt durch seine
Arbeiten über nützliche und schädliche
Insekten für Gartenbau und Land-
wirtschaft. \'on seinen Schriften seien
genannt: Naturgeschichte der wirbel-
losen Tiere etc. (Preisschrift). Was da
kriecht und fliegt. Die Hymenopteren
Deutschlands. Entomologie für Gärtner
und Gartenfreunde. Schutz der Obst-
bäume und deren Früchte gegen
feindliche Tiere. Forstwiitschaftliche
Insektenkunde. Das Ungeziefer der
landwirtschaftlichen Kulturgewächse.
Praktische Insektenkunde. — Für
I'rehms Tierleben bearbeitete er in der
2 und 3. Auflage die Insekten.
Hubert van Hülle, Professor
honoraireanderStaats-Gartenbauschule
in Gent, ist zum Olfizier des Kgl.
belgischen Leopold-Ordens ernannt.
Diese Ehre teilen mit ihm nur wenig
Gärtner Belgiens, v. H. ist der Nestor
der belgischen Garten bausch riftsteller.
denn er schrieb sein erstes Werk, die
..Gemüsekultur'" 1S49, auch ist er so zu
sagen der Doyen der belgischen Garten-
baulehrer, denn er wurde bereits 1855
an die Gartenbauschule berufen.
Auch dem Herrn J. Cartuyvels,
Generalinspektor des Ackerbaues und
dem Herrn Ch. van Wambecke,
Präsident der Aufsichtskommission der
mittleren Clartcnbau- und Landwirt-
schaftsschule zu Vilvorde (bei Brüssel),
ist das Offizierskreuz des belgischen
Leopold-Ordens verliehen. — Das
Ritterkreuz desselben Ordens den
Herren: E. Griffen, Professor an der
Schule für Baumzucht in Tournai und
dem bekannten Orchideen-Liebhaber
Hye-Leysen in Gent.
Herrn Charles Bai t et in Troyes,
unserem korrespondierenden Alitgliede,
ist das Ritterkreuz des russischen
Annenordens verliehen.
Dem Obergärtner Klu \ve zu Wicken,
Kreis Friedland, ist das preussische
Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Der Kgl. Ober-Garten-Inspektor Max
Kolb. bot. Garten, München, feiert am
U). März sein 40Jähriges Dienstjubiläum.
Tagesordnung
für die
845. Versammlung des Vereins z. Beförderuno i Gartenbaues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 31. März 1898, 6 Uhr
im grossen Hörsaal der landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42.
I. Ausgestellte Gegenstände. — 2. Beschluss über die Vorschläge betr. Reorganisation der
Gärtner-Lehranstalt. — 3. Erste Beratung über den Etat für 1898.
Fürst Bismarck in der Späthschen Baumschule.
(Zum 83. Geburtstage des Fürsten Bismarck am I. April 1898.)
(Hierzu Abb. 52.)
m Mittwoch den 25. Juni 1884 besuchte, wie wir s. Z. in der Garten-
Zeitung 1884 S. 345 berichtet, Fürst Bismarck die Baumschule des
Herrn Ökonomierat Späth bei Berlin, bekanntlich die grösste der Welt, damals
Abb. 52. Fürst Bismarck in der Späthschen Baumschule am 23. Juni 1864
eine Linde pHanzend.
125, jetzt 175 ha gross, und verweilte in derselben über 2 V2 Stunden. Allent-
halben legte der Fürst grosse Sachkenntnis an den Tag, namentlich wo es sich
um forstwirtschaftliche Fragen handelte, und pflanzte im Arboretum auch ganz
kunstgerecht einen Baum, eine ungarische Silberlinde, Tilia tomentosa Moench,
zum Gedächtnis. Desgleichen trug er als Erster seinen Namen in das neue
Fremdenbuch ein.
Die feierliche Handlung des Pflanzens jener Silberlinde hat jetzt der
Maler H. Clementz-Berlin im Auftrage und nach den genauen Angaben des
Herrn Ökonomierat Späth mit grossem Geschick in einem Ölgemälde ver-
herrlicht, welches voraussichtlich auf der kommenden Kunstausstellung in
Berlin im Landesausstellungsgebäude ausgestellt werden wird.
ino Zum 25 jähr. Dienstjubiläum des Kgl. sächsischen Obergartendirektors Bouche.
Auf dem Bilde sieht man ausser dem Fürsten, welcher von seinem treuen
Hunde »Tyras« begleitet wird, rechts Herrn Ökonomierat Späth, ferner die
Herren Vandre, Scholz, Kästner, Grünenthal und Behrend, alles lang-
jährige Beamte der Baumschule.
Der damals junge Baum hat sich in Gemeinschaft mit einer gegenüber-
stehenden Tilia americana Moltkei, welche der General-Feldmarschall Graf
Moltke am 20. Juni 1888 pflanzte, sehr gut entwickelt.
Zum 25jährigen Dienstjubiläum
des Kgl. sächsischen Obergartendirektors Bouche.
/Iv/i it dem 1. April d. Js. schliesst ein Zeitraum von 25 Jahren ab, seitdem
^Ma=i: der nicht allein bis in die höchsten Dresdener Gesellschaftskreise,
sondern auch bei seinen Berufsfreunden hochgeehrte und geachtete Königliche
Obergartendirektor Bouche in Dresden im Staatsdienste steht. In Anbetracht
der grossen Beliebtheit, welcher sich der Herr Jubilar im engeren und weiteren
Vaterlande in Fachkreisen erfreut, sei es uns gestattet, nur einiges aus seinem
erspriesslichen Wirken hier mitzuteilen.
Geboren am 12. Juni 1850 zu Berlin als Sohn des Königlichen Garten-
inspektors im botanischen Garten, Bouche, besuchte er das Wilhelms-Gymnasium
zu Berlin und bezog nach abgelegtem Maturitätsexamen die Gärtnerlehranstalt
zu Potsdam. Nach weiterer der beruflichen Ausbildung gewidmeten Thätigkeit
wurde der Jubilar am 1. April 1873 an die Spitze der Königlichen Garten-
verwaltung in Dresden berufen. Ein reiches Feld für die Bethätigung des ihm
eigenen schöpferischen Geistes eröffnete sich ihm hier. Seine erste Thätigkeit
galt der Aufstellui:g des i874/75er Etats, in welchem unter anderem die Um-
änderung des Schmuckplatzes vor dem Palais im Königlichen Grossen Garten
mit vorgesehen wurde.
Aus den vielen nach seinen Entwürfen höheren Orts genehmigten und
unter seiner Leitung entstandenen Xeuanlagen und Veränderungen bez. \'er-
schönerungen wollen wir nur einige herausgreifen.
Die im Frühjahr 1878 erfolgte Herstellung von Parkanlagen auf dem
Anfang der siebziger Jahre angekauften, bei Strehlen gelegenen umfangreichen
Terrain. Die im darauffolgenden Jahre erfolgte gärtnerische Herstellung und
Bepflanzung der Uferböschung längs des Kaitszbaches mit Berücksichtigung
der Blicke auf die selten schönen Eichen dortselbst. In dasselbe Jahr fällt
auch die höheren Orts sehr beifällig aufgenommene Anregung des Jubilars,
die Kiesgruben auf dem östlich an den Grossen Garten angrenzenden Gelände
in einen See umzuwandeln. Diese Anlage, welche in den Jahren 1881/82 aus-
geführt wurde, ist durch gut gewählte Wegeverbindungen an den Grossen
Garten angegliedert worden. Bekanntlich ist dieser übrigens 1886 wesentlich
erweiterten und dadurch auf einen Flächeninhalt von 25 000 qm gebrachten An-
lage mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs zum ehrenden Gedenken an
Ihre Majestät die Königin der Name Carolasee beigelegt worden. Die Ver-
änderung der Anlagen an der Einfriedigung des zoologischen Gartens längs
der Tiergartenstrasse im Jahre 1884. In demselben Jahre wurde auch die
J. Linden +.
171
Neuanlage des Sommertheatergartens in Angriff genommen. Die vielfachen
Umgestaltungen und Verbesserungen des Grossen Gartens und der Wege-
anlagen in demselben, die für die Bewirtschaftung des Königlichen Grossen
Gartens und seiner weitverzweigten Anlagen höchst wichtige Wasserwerks-
anlage entstand auf seine Anregung hin imJahreiSga. Durch Verordnung vom
i8. März 1893 landen Plan und Voranschlag über die sogenannte Crunaer An-
lage, wozu das erforderliche Areal auf bereits im Frühjahr 1891 unter-
breitetem Vorschlag des Jubilars angekauft wurde, die Genehmigung des
Königlichen Finanzministeriums. Diese Anlagen, wozu die Vorarbeiten bereits
im Frühjahr 1891 in Angriff genommen wurden, sind im Vorjahre im all-
gemeinen vollendet worden, und damit ist auch der herrliche, ca. 10000 qm
grosse neue See entstanden.
Seit 1. Januar 1896 hat sich das Arbeitsfeld des Obergartendirektors um
ein Bedeutendes vergrössert, indem ihm auch die Leitung der Königlichen
Hofgärten in Pillnitz, Moritzburg, Grosssedlitz und Wermsdorf sowie des
Herzogingartens, des Menageriegartens und des Palais- und Wallgartens und
ferner auch der fiskalischen Anlagen, wozu der Zwänger und das Birken-
wäldchen in Neustadt, das Ostragehege und einige kleinere Schmuckplätze in
der Stadt gehören, übertragen worden ist.
Welch hervorragenden Anteil derselbe an dem Zustandekommen der
Gartenbau-Ausstellungen in den Jahren 1886 und 1896 in Dresden genommen
hat, darf man als allgemein bekannt annehmen.
Und so könnte man noch eine unendlich lange Reihe von der Initiative
unseres Jubilars entsprossener Schöpfungen aufzählen. Wir beschränken uns
indess auf das Gesagte und betrachten es als eine Pflicht, noch hervorzuheben,
wie auch von hohen und höchsten Stellen das verdienstvolle Wirken des
Jubilars wiederholt anerkannt worden ist. Neben dem Albrechtsorden 2. Klasse,
welcher bereits im Jahre 1887 ihm von Sr. Majestät dem Könige von Sachsen
verliehen worden ist, schmücken die Brust des Herrn Bouche der Preussische
Kronenorden 3. Klasse , die bronzene Carola-Medaille und der ihm von
Sr. Majestät dem Könige von Siam verliehene Elefanten-Orden, und, irren wir
nicht, so war es im August 1896, als ihm zufolge Allerhöchster Entschliessung
der Titel Obergartendirektor verliehen wurde.
Wir wissen uns einig mit den ihm nahestehenden Fachkreisen des engeren
und weiteren Vaterlandes, wenn wir den Wunsch aussprechen, dass die
Schaffenskraft dieses so ausserordentlich bewährten Beamten ihm noch eine
recht lange Reihe von Jahren bei stetem Wohlergehen und in ungetrübtem
Familienglück erhalten bleiben möge.
J. Linden '^.
f (Hierzu Abbildung 53.)
ean Jules Linden ist im Jahre 1817 am 3. Februar in Luxemburg geboren.
Schon in jungen Jahren entwickelte sich bei ihm die Vorliebe zur Pflanzen-
welt und der Trieb zu wissenschaftlichen Reisen. Im Grossherzogtum Luxemburg
sammelte derselbe schon in jungen Jahren unter Tinants Leitung die Schätze
der Flora. Kaum hatte er mit 18 Jahren seine Studien beendet, so erhielt er
I'72 J- Linden f.
von der Belgischen Regierung den Auftrag, an einer wissenschaftlichen Mission
nach Brasilien teilzunehmen. Am 2. Oktober 1835 schiffte er sich in Gesellschaft
von Funk (als Zeichner) und Ghiesbreght {als Zoolog) in Antwerpen ein
und kam am 24. Dezember in Rio de Janeiro an. Die drei Reisenden durch-
forschten die Provinzen Rio de Janeiro, Espirito-Santo, Minas-Geraes und St. Paulo
und kehrten mit reichen Sammlungen im März des Jahres 1837 nach Belgien zurück.
Durch den guten Erfolg ermutigt, erhielten die drei Reisenden sofort
einen neuen Auftrag von der Belgischen Regierung, gingen im Oktober 1837
von Havre ab und kamen im Dezember in Havannah an. Nachdem sie einige
Monate die nördlichen und östlichen Distrikte Cubas durchforscht, erhielten sie
die Weisung, sich einer diplomatischen Mission anzuschliessen, die von Belgien
nach Mexiko gesendet ward und so kamen sie im März 1838 in Vera-Cruz an,
um von dort aus weiter nach Mexiko und dann ungeachtet des Bürgerkrieges
auf eigenes Risiko in das Innere des Landes vorzudringen. Sie erforschten das
Plateau von Anahuao, die Vulkane von Popocatepetl, Iztaccihuatl, Cofre de
Perote, den Pic von Orizaba und die ganze östliche Kette der Cordilleren.
Nach zweijährigem Aufenthalt schifften sich die drei Reisenden in Vera-Cruz
nach Campeche ein, von wo sie ihre Untersuchungen auf die ganze Halbinsel
von Yucatan ausdehnten. Hier in der Laguna de Terminos ward J. Linden
von dem verheerenden »Gelben Fieber« befallen, welches selten ein ihm ver-
fallenes Individuum am Leben lässt. Lindens starke Constitution widerstand
zwar, aber drei Monate dauerte es, bis er wiederum genas. Nach seiner
Genesung begab er sich mit seinen Gefährten nach dem Staate Tabasco, von
wo aus sie die hohen Regionen des Nachbarstaates Chiapas ausbeuteten und
bis zu den nördlichen Teilen des damals in voller Revolution befindlichen
Staates »Guatemala« vordrangen. Zahlreiche Entdeckungen an Pflanzen und
Tieren in diesen damals noch gar nicht durchforschten Gegenden waren das
Resultat dieser letzteren Reise, ja die Reisenden entdeckten dabei auch die
Ruinen zweier alter Städte von grosser Ausdehnung, nämlich der von »Palenque«
in der Mitte dichter Waldungen am »Rio Usumasinto« und ferner von »Ocosingo«
in der kalten Region und umgeben von Tannenwaldungen.
Funk und Ghiesbreght schifften sich im August 1840 zur Rückreise
nach Europa ein, während Linden noch fieberkrank zurückblieb, um später
über Habana nach Belgien zurückzukehren (Februar 1841). Während seines
kurzen Aufenthalts in Europa machte er die Bekanntschaft A. von Humboldts,
der ihm Instruktion für seine grosse Reise gab, die er ebenfalls im Auftrage
der Belgischen Regierung, nach Columbien machte. Im November des gleichen
Jahres schiffte sich Linden, begleitet von Schlim, in Bordeaux ein und kam
am 27. Dezember 1841 nach La Guayra, wo er sofort die hohen direkt aus
dem Meere emporsteigenden Küstengebirge untersuchte. Von hier ging er nach
Caracas, wo er am 6. Januar 1842 ankam. Drei Monate widmete er hier der
Untersuchung der Provinz Caracas, bestieg die 8000' hohe Silla wiederholt
und verliess endlich Caracas am 5. Mai mit seiner kleinen Karavane, um durch
das schöne Thal »Aragua« über Victoria und San Mateo nach Valencia zu
gehen. Von hier aus zog er über die Gebirge nordwärts nach Puerto-Cabello
und über San-Felipe nach Barquisimeto.
Von dieser Stadt an beginnen die Steppen von Quibor, bedeckt mit
Opuntien, Capparis und stacheligen Mimosen. Die hohen Spitzen der Cordillere
J. Linden +.
173
von Trujillo begrenzen den Horizont nach Westen. Am Fusse der Vorberge
der Cordillere liegt die Stadt Tocuijo. Nicht weit von letzterer Stadt musste
der von Regen bedeutend angeschwollene Strom gleichen Namens überschritten
werden, wobei einige Maultiere, beladen mit den bis dahin gemachten Samm-
lungen, mit Instrumenten, Papier und aller Kleidung von der Gewalt des
Stromes fortgerissen, ertranken. Von hier aus begann das Uebersteigen der
Cordillere. In Aqua de Obispo, einem 2750 Meter hoch gelegenen Rancho,
ward Flalt gemacht. Hier war es schon so kühl, dass das Thermometer
Abb. 53, Jean Jules Linden f.
(Aus La Semaine horticolc.)
Morgens nur + 2° R zeigte. Die Flora war hier ausserordentlich reich. Ein
eigentümliches Farn »Jamesonia scalaris Knth.« bekleidete weite Strecken und
die Espeletia-Arten begannen sich zu zeigen. Acht Tage später überschritt
Linden den gefürchteten Paramo de Mucuchies (4012 Meter hoch) und langte
den andern Tag in Merida an. Hier wurden einige Monate der Erforschung
der Provinzen Merida und Trujillo gewidmet.
Die Expedition ging hierauf nach der Provinz Santander und hierauf
abermals die Cordillere übersteigend über Chinacota nach Pamplona und
zuletzt nach Bogota, wo Linden im Oktober 1842 eintraf. Nachdem hier die
Reisenden sich etwas erholt und neue Maultiere angeschafft waren, untersuchte
Linden die Provinz und stieg dann aus der kalten Region in das Gebiet des
174
J. Linden f.
Magdalenen-Stromes hinab. Schwimmend musste der 300 Fuss breite Strom
übersetzt werden und, nachdem die Ebene von Espinal passiert, langte man in
Ibague, der Hauptstadt der Provinz Mariquita, an. Diese Stadt liegt am Fusse
der mächtigen Gebirge von Quindiu mit dem majestätischen Pic Tolima, dessen
schneeiger Gipfel die ganze östliche Cordillere von Neu-Granada beherrscht.
Die Maultiere mussten nun mit Eingeborenen als Lastträger ersetzt werden
und nun begann die Besteigung des Tolima am i. Januar 1843. Erst am fünften
Tage erreichte Linden bei einer Höhe von 4930 Meter (12000 Fuss) die Grenze
des Schnees. Hier ward für einige Wochen ein Aufenthalt genommen, um jene
interessanten Regionen zu untersuchen. Nach Ibague zurückgekehrt, drang
Linden durch die mächtigen Wälder von Quindiu nach den verschiedensten
Richtungen vor und mehrere Hundert neuer Pflanzen wurden dabei entdeckt.
Weiter drang die Expedition nach dem Caucathal vor*), welches nur durch
weniger hohe Bergketten vom Stillen Ocean getrennt ist, und von hier aus
nach Cartago und Buga.
Von Buga ging es retour in teils veränderter Richtung über Bogota,
Pamplona, Merida nach Caracas, wo Linden am 17. August 1843 eintraf. Von
Caracas schiffte er sich über La Guayra nach Rio-Hacha ein, um die damals
noch ganz unbekannte Sierra Nevada de Santa-Marta, bewohnt von den Auruaco-
Indianern, zu untersuchen. Der nördliche Abhang dieses Gebirges war damals
selbst den Eingeborenen unbekannt. Alan erzählte so viel Schönes von diesem
Gebirge, dass der Gouverneur der Provinz und mehrere der angeseheneren
Einwohner sich entschlossen, diese Expedition mitzumachen. Im Januar 1844
verliess man Rio-Hacha, ging per Schiff bis Comarones und von da nach Dibulla
an den Ufern des gleichnamigen Flusses. Den folgenden Tag übernachtete die
Gesellschaft in dem Walde von St. Anna und am fünften Tag traf sie im Dorfe
Auruaco ein, welches auf einem Plateau 1400 Meter über dem Meere liegt.
J. Linden blieb hier einige Wochen, durchforschte das ganze Gebirge und
bestieg die Spitze des 4800 Fuss hohen Xevado. Vom Gipfel dieses Berges
hat man die Aussicht nach Xorden bis zum Meer der Antillen, nach Westen
auf den See von Maracaibo und die Halbinsel Guojira, nach Süden bis zum
Hochgebirge von Ocana und nach Osten auf das Flussgebiet des Magdalenen-
stroms, Carthagena und die dichten Wälder von Darien, während weiter hin
ein dunstiger Horizont den Stillen Ocean andeutet.**)
Nachdem Linden noch eine Expedition nach dem Innern von Goajira
gemacht, schiffte er sich am 4. März von Rio-Hacha nach Kingston in Jamaica
und von da nach Santiago in Cuba, wo derselbe die »Blauen Berge« besuchte
und überhaupt den östlichen gebirgigen Teil Cubas, der vor ihm wissenschaftlich
noch nicht erforscht worden war. Sechs Monate widmete Linden der Unter-
suchung dieser Teile Cubas und kehrte von hier aus im Februar 1845 über
Nordamerika nach Europa zurück.
Die Masse von Erfahrungen, welche Linden auf diesen seinen gefahr-
vollen und mit eiserner Konsequenz durchgeführten Reisen gesammelt hatte,
die Masse neuer Pflanzen, die er nicht blos entdeckt, sondern im Vaterlande
an Ort und Stelle beobachtet und zugleich die Bedingungen für deren erfolgreiche
Kultur studirt hatte, — befähigten J. Linden, mehr als jeden anderen vor
*) Dasselbe ist in den Berichten Roezls wiederholt erwähnt.
**) Die Himmelsgegenden scheinen nicht ganz zu stimmen. L. W.
J. Linden f. j -i
ihm, ein Etablissement zur Einführung neuer Pflanzen (das erste auf dem
Festlande) gleich nach seiner Rückkunft in Luxemburg einzurichten. Welche
Masse neuer schöner Pflanzen von jetzt an in die Gärten, durch ihn eingeführt,
einwanderte, das ist hinlänglich bekannt.
Wir müssten ein Buch schreiben, wollten wir aller der durch Linden
importierten Pflanzen gedenken. Da sind es einerseits die Masse der Orchideen,
Aroideen, Bromeliaceen, Araliaceen, Rhopaleen etc., da sind es andererseits
Pflanzen wie Begonia Rex, die Massen der schönen Blattpflanzen aus der Familie
der Marantaceen, Scitamineen, Melastomaceen, über welche jeder Jahrgang der
Gartenflora mehr oder weniger einlässlich berichtet hat. Im Jahre 1855 führte
Linden, der inzwischen die Übernahme der Professur und Direktion des
Botanischen Gartens in Brüssel ausgeschlagen, dagegen die Direktion des
Zoologischen Gartens daselbst später übernommen hatte, sein Etablissement
nach Brüssel über. Im Jahre 1870 übernahm Linden ausserdem das
Etablissement von Ambroise Verschaffelt in Gent käuflich und führte nun
mit seinem Schwiegersohn beide Etablissements fort. Im Jahre 1873 endlich
führte derselbe einen grossen Teil seiner Pflanzen von Brüssel nach Gent über,
veranstaltete eine öffentliche Auktion eines Teils seiner Pflanzen und kultivierte
in Brüssel nur noch Orchideen und neu eingeführte Pflanzen aus Privat-
liebhaberei, während das Etablissement in Gent den Handel einzig vermittelte.
Linden selbst gab 1861 die Direktion des Zoologischen Gartens in Brüssel
auf und repräsentiert die Vereinigten Staaten von Columbien und Luxemburg
als Consul, später als Generalkonsul. Nach Amerika kehrte er selbst, so vieliins be-
kannt, seitdem nicht zurück, dagegen veranlasste er auf seine Kosten eine Menge von
Expeditionen zur Einführung neuer Pflanzen. Die erste derselben war die von Funk
und Schi im nach den Staaten Columbiens und der Nachbarländer, welche 1845
begann und 10 Jahre dauerte. Diese beiden berühmten Reisenden kamen dabei
mit Hartweg, Warsczewicz, Triana, Moritz und anderen bekannten
Reisenden in nähere Verbindung". Später sammelte Wallis mehrere Jahre
ausschliesslich für Linden, dann machten Roezl und andere besondere Reisen
auf seinen Auftrag hin.*)
J. Linden wurde Direktor der ,.Compagnie continentale", weiche im
Jahre 1887 ihren Wohnsitz nach Brüssel verlegte, wo das Geschäft unter dem
neuen Namen ,.L'Horticulture internationale" unter der Leitung des Sohnes,
Lucien Linden, zu einem solchen Rufe gediehen ist, dass seine herrlichen
Gewächshäuser ein Wallfahrtsort vieler Tausende von Fachmännern und Laien
geworden sind.
Es würde fast unmöglich sein, alle die Pflanzen aufzuzählen, welche
Jean Linden eingeführt hat. Die No. 5^ von La Semaine horticole, Brüssel,
12. Februar 1898, welche einzig und allein dem Andenken Lindens gewidmet
ist, zählt die Orchideen, welche die Hauptmasse bilden, und die Palmen auf.
Wir sehen da allein ca. 120 Gattungen von Orchideen mit vielleicht 500 Arten,
ferner 53 Gattungen von Palmen mit vielleicht 150 Arten. Auf die Anführung
der zahlreichen Amaryllideen, Aroideen, Bromeliaceen, ferner Pandaneen,
Cycadeen, Gesneriaceen. Melastomaceen etc. verzichtet selbst die Semaine
horticole. Sie giebt aber die Abbildungen einiger der wichtigsten Pflanzen.
*) Die vorstehende Lebensbeschreibung ist ein .\bdruck der von E. Regel in Garten-
flora 1874 S. igö gegebenen. L. W.
r-g Die Omorika.
Zunächst die erste Einführung: Malpighia ilicifolia Bentham, ein sparriger,
niedriger Strauch, 1838 von Linden eingeführt und von ihm auf dem Felsen
der Mesa de Mariel auf der Insel Cuba gefunden. Dasselbe Exemplar wird
noch heute in der L' Horticulture internationale kultiviert und hat fast noch
dieselben Dimensionen, nämlich nur 35 cm Höhe und 40 cm Durchmesser.
Ferner Cyanophyllum magnificum, diese Pracht-Blattpflanze 1858 eingeführt;
die ersten buntblättrigen Begonien (Begonia Rex), die Lindenia rivalis Benth.
aus Tabasco, Mexico, Pteris tricolor 1859 eingeführt. Viele seiner Ein-
führungen sind beschrieben in Hortus Lindenianus, Pescatorea, L'IUustration
horticole und der Lindenia.
Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis und konnte seinen Reisenden
fast genau die Stellen angeben, an welchen er vor vielen Jahren eine betreffende
Pflanze gefunden. Ebenso hatte er einen sicheren Blick beim Bestimmen von
Neuheiten, was bis in die letzten Jahre seine Lieblingsbeschäftigung war.
Wir selbst sahen ihn so einmal bei neuen Begonien, wobei er unser Urteil
erbat.
Auf seinem Todtenbett ward er geschmückt mit einigen seiner schönsten
Einführungen: das Haupt mit Cattleya Trianae, die Brust mit Odontoglossum
crispum, sein Herz mit seiner ersten Entdeckung: Malpighia ilicifolia, und
neben vielen anderen Blumen prangte ein Wedel der edlen Howea Forsteriana, als
Sinnbild der L^nsterblichkeit. Bei seinem Begräbnis liess sich selbst der König
von Belgien vertreten. — Möge in Deutschland auch einmal ein Linden
erstehen! L. W.
Die Omorika, Picea Omorica Panc.
Von B. Stein, Kgl. Garteninspektor a. D.
(Hierzu Abb. 04.)
s war im September 1874, als ich, damals junger Obergärtner im Berliner
Botanischen Garten, einem fremden Botaniker unsere Staudenschätze
zeigte. Als ich ihm die Pancicia serbica, eine monotype Umbellifere, erläutern
wollte, die ich eben erst nach Berlin gebracht hatte, unterbrach er mich mit
den Worten: »Aber der Pancic bin ja ich.«
Natürlich interviewte ich ihn darnach über die Omorika und sprach den
Wunsch um Samen dieser merkwürdigen Tannenfichte aus. Es stellte sich
heraus, dass er selbst noch keine keimfähigen Samen gesehen hatte, dass er
aber Zapfen erwarte.
Zwei Monate später war ich wohlbestallter Inspektor des Botanischen
Gartens in Innsbruck, der unter Kerners Leitung damals verdienten Weltruf
besass. Im Januar 1875 erhielt ich durch meinen leider so früh verstorbenen
Freund Rudolf von Üchtritz einige Omorikasamen, die er aus den zer-
fallenden Zapfen eines Herbarexemplars, das er soeben von Pancic erhalten,
für mich »geerntet« hatte. Gleich darauf erhielt auch Kerner Omoriken-
Herbarzweige von Pancic und klopfte die Samen sorgfältig für unsere Kulturen
aus den Zapfen, denn Kerner zählt zu jenen Botanikern, die den Samen im
Garten für wichtiger halten als im Herbar. Wohl ein Dutzend Omoriken
keimten und gediehen im Laufe der Jahre in Innsbruck und als ich 1880 nach
Abb. 54. Picea Omorica Panc.
Die Omorika-Ficiite in den Wäldern von Zaovina und Rastischte im südl. Serbien.
Nach der Natur gezeiclinet von J. Bornmüller. 1S88.
178
Die Omorika.
Breslau übersiedelte, konnte ich fünf schöne Topfexemplare der merkwürdigen
Conifere in den Breslauer Botanischen Garten mitnehmen. Von diesen gedeihen
in Breslau heute noch zwei, je ein Exemplar erhielten Ilofmarscliall von St. Paul-
Illaire, Dr. Schuchardt in Görlitz und Baumschulenbesitzer Guder in
Carlowitz bei Breslau.
Nach mehrfachen kleinen Sendungen von Omorikensamen, die ich in den
nächsten Jahren durch Pancics Güte erhielt, bekam ich 1888 von Joseph
Bornmüller, der damals den Botanischen Garten in Belgrad leitete, nachdem
er vorher als Gehilfe in Breslau gearbeitet hatte, einige liundert Korn von ihm
selbst gesammelter Omorikensamen, die Korn für Korn keimten.
Joseph Bornmüller, durch sein liebenswürdiges Naturell, ausgedehnte
Kenntnisse und unermüdlichen Sammelfleiss bald der Liebling von Pancic,
ist der erste Westeuropäer gewesen, der die Omorika als Waldbestand in
ihrer Heimat in Süd-Serbien gesehen hat. Schon auf weite Entfernungen, er-
zählte er mir später, fällt die Omorika (übrigens nur der nationale Name für
Fichte im Allgemeinen in Serbien) durch ihren schlanken Wuchs, der an eine
italienische Pappel erinnert, auf. Meist wächst die Omorika auf Berghängen
zerstreut, ähnlich den Lärchen auf den herrlichen Lärchwiesen Tirols, nur
selten steht sie noch in dichterem Bestände.
Das vorstehende Bild ist von Bornmüller an Ort und Stelle, zwischen
Zaovina und Rastickte (Rastischte schreibt Ritter) in Südwest-Serbien,
skizziert worden, und ich bedauere lebhalt, dass nicht der geniale Reisende und
Sammler selbst den Text dazu geschrieben hat.
Nun, was die in deutscher Kultur befindlichen Omoriken betrifft, so
fehlt diese auch gärtnerisch schöne Tannenfichte (siehe Gartenflora 1887) heute
in keiner besseren Coniferengärtnerei. Die schönsten Kulturexemplare aber
dürfte Wilhelm Guder in Carlowitz bei Breslau besitzen, dessen Coniferen-
kulturen in Deutschland unübertroffen dastehen. Guders grösste- Omoriken
sind 2,5 m hoch. Aus einem kurz gedrungenen Kegel, den die Omorika in
den ersten Lebensjahren bildet, schiesst dann plötzlich der Leittrieb empor,
spargelartig möchte man sagen, denn ich sah wiederholt bei Guder Jahres-
triebe von mehr als Halbmeterlänge. Auch im Garten baut die Omorika sich
— ohne Schnitt — schlank säulentörmig und wird dadurch eine kostbare
Conifere für die bessere Landschaftsgärtnerei, um so m.ehr, als sie Grossstadt-
verhältnisse gut zu ertragen scheint.
Die allerliebste Färbung der Nadeln, die ihre weisse LTnterseite nach
oben drehen, ist nicht immer markant, da es Varianten giebt, deren Nadeln
nur mattgraugrüne, statt weisse Unterseitslinien zeigen.
In der Heimat hat ihr Wert als Mastbaum die Omorikabestände fast ver-
nichtet, hoffentlich hält die Kultur die schöne Pflanze nicht nur »in Evidenz«,
sondern bringt sie auch noch in den deutschen Wald. Da sie bei uns in der
offenen schlesischen Ebene, die den russischen Ostwinden völlig preisgegeben
ist, gänzlich winterhart und fröhlich wachsend ist, so wird sie überall in
Deutschland aushalten. Über den Forstweri des Holzes habe ich natürlich
kein Urteil, wohl aber könnte Bornmüller darüber entscheiden.
Anmerkung d. Red. Die Omorika-Fichte hat viel mehr Ähnlichkeit
mit Picea Glehni und Alcockiana aus Ostasien als mit unserer gemeinen Fichte.
Sie unterscheidet sich von letzterer durch die schmal kegelförmige Krone,
Ausstellungsbericht über die nationale Chrysanthemum-Ausstellung zu London. i^q
zwei weisse Spaltöffnungsstreifen auf der Oberseite der Nadeln, die nieder-
gedrückt 4kantig und doppelt so breit wie dick sind, sowie durch die
weit kleineren, nur 3 — 6 cm langen, 2 — 3^2 cm dicken Zapfen.
Es ist interessant, dass Dr. Weber, Botaniker an der Moorversuchs-
station in Bremen, kürzlich in einer dem älteren Quartär angehörenden Moor-
bildung aus Aue im sächsischen Ergebirge Nadeln, Zapfen, Pollen und
Samen einer Conifere gefunden hat, die sehr mit denen der in Serbien.
Bosnien, Montenegro und Westbulgarien einheimischen Picea Omorica Pancic
übereinstimmen. Er hat sie in Englers bot. Jahrb. XXIV p. 532 (1898) Picea
omorikoides Web. genannt. L. W.
Ausstellungsbericht über die nationale
Chrysanthemum-Ausstellung zu London, Royal Aquarium.
Von E. Geo. Reid. Beckenham Hill, London S. E.
WlSie alljährlich, so fand auch im Jahre 1897 am 9., 10. und 11. November
mm die grosse Chrysanthemum-Ausstellung des Nationalen Chrysanthemum-
■?^^ Vereins statt.
Alle Chrysanthemumfreunde warten mit grosser Begierde auf diese Aus-
stellungstage und darf es daher auch nicht Wunder nehmen, dass sämtliche
Chrysanthemumzüchter mit den herrlichsten Blumen auf dieser Ausstellung
stets vertreten sind.
Die enorme Konkurrenz zwingt sämtliche Kultivateure nur die besten
Varietäten, und zwar diejenigen Sorten auszustellen, welche in ihrer Klasse die
grössten, vollkommensten Blumen aufweisen. Seit einigen Jahren wird auch
auf die Feinheit der Form sowie Farbe gesehen, und so ist thatsächlich diese
Ausstellung der wahre Prüfstein für die vielen Neuheiten, welche alljährlich
mit grosser Keklame angeboten und niemals gesehen werden, da sie die Kon-
kurrenz älterer Sorten nicht aushalten können. Diejenige Neuheit, welche auf
dieser Ausstellung hervorragt, behält ihren Platz gewöhnlich für mehrere Jahre
hindurch.
Es ist daher auch der Besuch dieses Chrysanthemumfestes ein enormer.
Am ersten Tage waren 20 — 30000 Menschen anwesend, der zweite Tag dürfte
etwa 15 000 und der dritte dieselbe Anzahl Chrysanthemurafreunde nach dem
Royal Aquarium herangelockt haben.
Durch den trockenen und warmen Oktober waren die ausgestellten
Blumen ia einer Vollkommenheit, wie ich sie seit 10 Jahren noch nie gesehen
habe. Blumen von 25 — 27 cm mit einer Tiefe von 10 — 12 cm war die Durch-
schnittsgrösse der Konkurrenzblumen.
Es dürfte den deutschen Leser wohl kaum interessieren, wer die Aus-
steller waren, und gebe ich daher in Nachfolgendem die Sorten an, welche sich
besonders hervorgethan haben in den einzelnen Ausstellungsnummern.
Der grosse Wanderpreis und 200 M. fiel an die Bromeley Chrysan-
themum-Gesellschaft für die 48 besten japanischen Chrysanthemum und
48 eingebogene Varietäten. Es waren folgende Sorten die besten: Mrs. II.
Weeks, Mad. Carnot, Australia Phoebus, Duke of York, Simplicity, Matthew
igo Ausstellungsbericht über die nationale Chrysanthemum-Ausstellung zu London.
Hodgson, Graphic, Mutual Friend, Mrs Charles Blick, Edith Tabor, Etoile de
Lyon, G. C. Schwabe, Viviand Morel, Elsie Teichmann.
Von den 48 eingebogenen fielen besonders auf: Mrs. R. C. Kingston,
C. H. Curtis, Duchess of Fife, Empress of India, Mrs. J. Keans, Mm. Tunnington.
John Lambert, Ma Perfection, Major Bonaffon.
Der »Holmes« Erinnerungs-Preis. 36 Eingebogene Blumen. Die
Varietäten, welche die besten Blumen aufwiesen, waren folgende:
Lady Isabel, Ma Perfection, C. H. Curtis, Globe d'Or, Jeanne d'Arc, Lord
Roseberry, Major Bonaffon, J. Agate, Duchess of Fife.
Von den 48 japanischen Blumen waren Viviand Morel, Mrs. Charles
Blick, M. Chenon de Leche, A. Gold, IVlrs. J. Lewis, A. H. Wood, Miss Elsie
Teichman, Mme. Gustave Henry, N. C. S. Jubilee, Lady Ilauham, Robert
Owen, Simplicity, Australia, Lady Ridgway, Yellow Mad. Carnot, die besten.
Der Turner Erinnerungsbecher für die 3Ö besten Blumen in den
drei Farben weiss, gelb und dunkelrot. In dieser Konkurrenz waren es folgende
Sorten, welche den Sieg davontrugen:
Mme. Carnot, Mrs. H. Weeks, Western King, weiss.
Edith Tabor, A. H. Wood, Yellow Mad. Carnot, gelb.
John Neville, Master Tucker, Joseph Brookes, dunkelrot.
In der Konkurrenz bewies sich als die beste dunkelgelbe Varietät die
Neuheit »Phoebus«.
Als die schönste Blume in der Ausstellung wurde die Sorte »Yellow Mad.
Carnot«, var. Mrs. Mease bezeichnet. Diese Blume war enorm gross imd tief, dabei
herrlich hellgelb gefärbt, leider konnte ich die Blume nicht messen, ich glaube
mich nicht zu irren, wenn ich sie 30 cm schätze. G. J. Warren, ebenfalls ein
gelber Sport, war nicht so schön.
Neue Varietäten, welche sich als hervorragend bewiesen haben:
Mrs. W, Butters, weiss eingebogen, enorme Blume;
Mad. Ferlat, reinweiss, jap. ine;
Owers Memorial jap., purpurrot mit goldener Einfassung, herrliche
Farbenschattierung;
Mrs. F. A. Bevan, jap., prachtvolles hellrosa;
Belle of Castelwood, zartrosa;
Master W. Tucker, jap. ine, dunkelrot mit bronzener Rückseite;
Sunstone, schönes dunkelorange, jap.;
Mad. Edward Roger, grünlich weiss, jap. ine;
Royal Standard, jap., purpurrot;
William Wrighi, enorme Blume, rosa;
Mad. Laurence Zede, zartlila;
President Nonin, chamoisgelb, jap. ine;
John Neville, jap., dunkelrot;
Perle Dauphinoise, gelb chamois;
Mrs. J. Lewis, jap., weiss, creme;
Lady Hanham, jap., Lachsfarbe, enorm;
Mme. Lucie Faure;
Duke of Wellington, braunrot, jap. ine;
Oceana, jap. ine hellgelb;
Matthew Hodgson, leuchtend karminrot;
Ausstellungsbericht über die nationale Chrysanthemum-Ausstellung zu London. £^i
Mons. Gruyer, zartrosa;
Mr. Hume Long, karminrosa;
Mrs. Gen West, enorme Kugel, violett;
Queen of Portugal, cremegelb, jap. ine;
La Savoy, jap., enorme Blume, weiss.
Einfache Varietäten:
Mrs. H. C. Seely, weiss;
Mrs. A. C. Stubbs, weiss;
Beauty of Framfield. die beste dunkelrote Varietät;
Robert, hellgelb, herrliche sternförmige Varietät.
Folgende Neuheiten wurden noch auf den letzten Versammlungen der
X. C. S. und R. IL Society mit Wertzeugnissen ausgezeichnet und glänzten
durch Prachtblumen:
George Seward, jap., tief orange; Mrs. Charles Keyser, gelb mit Bronze
schattiert; Mrs. S. Beggs, zart hellrosa, enorme Blume; Pride of Madford,
Royal Sovereign jap., tiefgelb; Vicar of Exmouth, kirschpurpur, ganz entschieden
die beste dieser Farbe,. niedrig und kräftig wachsend; Pride of Exmouth, weiss
mit zartrosa, wird, wenn bekannt, jedenfalls enorm zu Bindezwecken verlangt
werden; Indiana, herrliches frisches rosa; Modesto, die beste dunkelgelbe
Schnittblume von enormer Grösse; Western King, enorme, weisse, gelockte
^"arietät; Janoma, eine reinweisse jap. Varietät, spätblühend.
Ausser Chrysanthemum waren noch sehr schöne Kollektionen von
Äpfeln und Gemüse vorhanden.
Besonders hervorzuheben ist noch die winterblühende Begonie »Gloire
de Lorraine«, welche in prachtvollen Exemplaren vorhanden war. Diese
Begonie ist so recht dazu angethan, eine Marktpflanze ersten Ranges zu
werden.
Auffallend schön waren die Zonale-Pelargonien und zeichneten sich
folgende Sorten besonders durch ihre schöne Färbung sowie Grösse der runden
Blumen aus:
Cassiope, lachsrosa;
Countesse of Buckingham;
Countesse de Morellor, scharlachrot mit grosser weisser Mitte;
Crabbe, rosenrot;
Duchesse of Marlborough;
Ilerrick, Scharlach ;
E. Geo Reid, orangegelb;
Gen. Wolseley, rosenrot;
Miss E. Wilson, lachsrotes Auge, sonst weiss;
Mrs. Pole Routh, Lachsfarbe;
Mrs. W. Partridge, orange Lachsfarbe;
Royal Purple, purpurrot;
Souvenir de W. B. Miller, herrlich karminscharlach, und andere.
Im Anschluss an diesen Bericht möchte ich den geehrten Lesern zur In-
formation diejenigen Chrysanthemum-Sorten aufführen, welche unübertroffen
sind und den ersten Rang unter den Tausenden von Sorten heute einnehmen.
Ich habe dieselben nach Farben geordnet; diejenigen, welche sich ganz
besonders für Ausstellungen eignen, sind mit *, Sorten, welche sich besonders
1^2 Ausstellungsbericht über de nationale Chrysanthemum-Aussteilung zu Londor
zum Schnitt eignen, mit **, die Sorten zum Topfpflanzenverkauf sind mit **■*' be-
zeichnet. Liste der besten Chrysanthemum indicum.
* Ausstellungsblume, ** Schnittblume, *** Topfpflanze.
W e i .s s.
'■' Mutual Friend **,
* Simplicily,
* Western King,
* Janoma **,
* Reine Natalie,
* Mme. Gustav Henry **,
* Mme. Philipp Rivoir '■'*,
■** Enfant des deux mondes,
'■' Mme. Paul Lacroix *'^,
*** Niveus *'•',
* Mrs. II. Weeks,
** Mlle. A. de Galbert,
* Mrs. W. II. Lees,
'■'*''■' Souvenir d'une petite amie.
** Mrs. Richard Jones,
W e i s s - C r e m e.
* La Savoie,
"■' Baroness Ad de Rothschild
Emily Silsbury *,
Mad. Bourbaki,
Mrs. C. E. Shea,
Weiss mit grüner S c h a 1 1 i e r u n jj;
** Florence Davis *.
* Mme. S. Bernard.
** .\Iad. Edmonde Roger
D u n k e 1 r o s a.
* William Tricker *'•'* und **.
Rosa mit weisser Schattierung nach der Mitte.
* Mrs. Hume Lony **,
* Pride of Exmouth **
Louise,
Rose Wvnne.
Rosa in der Mitte, we isse Schattierung nach aussen hin.
* Eda Prass **,
* Mrs. J. Beggs,
'■'■ Mr. E. G. Whittle,
•'* Mrs. Armistead.
* Indiana **,
* Mrs. Cotisword Bond
* Australia,
* Salene **,
"* M. Villeneuse Bütel *^
** Louis Boehmer ***,
I '■' Good Gracious **
Z a r t r o s a.
Belle des Gordes **,
Princess Ena '"'*,
Rachais **,
* Alad. Rozain *•■■,
* Lord Justice Lope.
Violett rosa hell.
I * Professor Lachmann **
* Reine d'Angleterre ***,
* C. Champon **,
Doctor Duviard *•'.
\'iolett rosa, dunkel.
'* Beauty of Truro ***,
* Deuil de Jules Ferry *'
* Pride of Madford ***,
* Mme Geo Birde *'■■,
''' Sir Charles Roissard ***, |
Violett p u r p u r.
* Vicair of Exmouth ***, | * John Xeville **.
Violett mit weissem Zentrum.
* Mme. Legris **.
Gelb.
* Calvats Australian Gold ***, i '■ Mr. W. P. Routh **
* Duchesse of York '''\ '■ Phoebus '•'*.
Ausstellung von spätem Winterobst zu Berlin.
183
Hellgelb.
* Yellow Alad, Carnot (Mrs. Mease) '''*,
* Sunstone '^'\
Yellow Mad. Blanche ■"•"'■*,
* Royal Severe ign **,
* Modeste **,
* Duke of Wellington '•
* Dorothy Seeward **,
* Mrs. John Shrimpton
George Seeward,
Joseph Break,
Mrs. Herman Kless,
Mrs. Charles Kaiser,
M. G. de Clerment,
Master H. Tucker.
General Jacqueminet,
G. W. Childs,
Cactus,
Mens. Johanny Melin,
D u n k e
Lachs
Terra
* Edith Tabor **,
■■'' Perle Dauphinoise ** und ***.
Igelb.
* C. W. Richardson ***,
* Directeur Tisserand **.
färbe.
* Miss Graham **.
c e 1 1 a,
* Ilairy Wender *** und **.
Orange.
Cap. L. Chaure,
Beule d"Or,
Mens. Charles Molin.
Gelb-Bronze.
Vte. Reger de Chezelles,
Mrs..Marling Grant.
Dunkel ret-Bronze.
Mr. A. G. Hubbuck.
Leuchtend rot.
Mme. J. Chaure.
Dunkel-Be
D u n k e 1 b
rdeauxret.
W. Seeward.
r a u n r o t.
* M. Demay Taillandier ** und ***,
eiber Rückseite.
** John Shrimpton ***.
in der Hoffnung, dass diese Zusammenstellung manchem Chrysanthemum-
freund sowie Fachmann willkommen sein wird, füge ich noch den Wunsch
hinzu, dass sie die Einführung der vielen wertlosen Neuheiten verhindern
möge, welche nur dazu dienen, Enttäuschung dem Liebhaber oder Fachmann
zu bereiten.
* The Egyptian **,
Bronze rot mit g
* Sarnian Gern **,
Ausstellung von spätem Winterobst am 24. Februar 1898
zu Berlin. (schiuss.)
Die an Sorten reichste Sammlung hatte Herr Prof. Dr. Stötzer in Bützow
in Mecklenburg, dem wir bekanntlich auch so viele Anregungen zum Obstbau
verdanken, geliefert. Herr Prof. Dr. Stötzer, kaum genesen von längerer
Krankheit, hatte die Güte, selbst selche Sorten zu schicken, welche nicht in
seinem Obstlagerraum aufbewahrt waren und daher nicht ganz so prall aus-
sahen. Dahin gehörten als Kuriosum auch einige Exemplare der Champagner-
Reinette von der Ernte 1896. Auch ein roter Herbst-Calvill hatte sich noch
gefunden; er war natürlich geschrumpft. Im Übrigen waren die Sorten folgende:
l^A. Ausstellung von spätem Winterobst zu Berlin.
Graue französische Herbstreinette, sehr schön; Orleans-Reinette, desgleichen;
Champagner-Reinette; Ananasreinette; Goldreinette von Blenheim; Muslvatreinette;
Schildberger weisser Winter- Calvill; Kaiser Alexander; Taubenapfel (Pigeon);
Goldzeugapfel; Calville rouge; Schöner von Boskoop; prachtvoll; gelber Belle-
lleur: Gravensteiner; Gloria mundi; Prinzen- oder Melonenapfe]; Parisers Pepping;
Coulons-Reinette; holländischer Taubenapfel; gelber Richard; deutscher Gold-
pepping; Alantapfel; Luxemburger Reinette; roter Eiserapfel; Schmidtberger
rote Reinette. Von der Wintergoldparmäne waren auch mehrere Varietäten
vorhanden, darunter eine sehr ansehnliche mit einem ganz weiten, offenen
Kelch. Von Birnen war nur die Späte von Toulouse eingesandt.
Von Ausstellern, welche eine kleinere Zahl von vSorten vorführten,
nennen wir:
Inspektor Dressler-Dalldorf mit den Sorten Edelreinette, gelber Belle-
fleur, weisser Winter-Calvill, vom Hochstamm (!) und doch sehr gut, Scharlach-
parmäne, Orleansreinette, sehr gut, roter Eiserapfel, desgleichen grüner Fürsten-
apfel, Goldzeugapfel.
Herr Wolff- Angermünde hatte einen unbenannten Apfel zur Bestimmung
eingesandt, der sich durch kalvillenähnlichen Bau und dicken Wulst am Stiel aus-
zeichnet.
Heinrich Ibenthal in Veckenstedt bei Wasserleben schickte eine gute
Lokalsorte, genannt »Tätzapfel«.
Gartenbaudirektor Carl Mathieu-Charlottenburg, von dem wir ein
grosses Sortiment erwartet hatten, brachte nur eine einzige Sorte, den Ontario-
Apfe], aber diesen in so vorzüglicher Schönheit, dass er allgemeine Bewunde-
rung erregte. Er war auf dem Lager meist prachtvoll gelb geworden, nicht so
bräunlichrot, wie in Gartenflora 1892 S. 504 t 1380 abgebildet.
Die H. Lorbergsche Baumschule Berlin, Geschäftsführer Fr. Brett-
schneider, stellte den »Apfel ausLunow«, eine neue Einführung des Geschäftes,
aus. Dieser Apfel dauert bis Mai und Juni, ist schön rotbackig, mit kurzem Stiel
und geschlossenem Kelch.
Herr Philipp von Nathusius zu Ernsthausen bei Oldenburg in Holstein,
Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, führte den Gelben
Bellefleur aus, der regelmässig trägt und 1897 auf mildem schönem Weizen-
boden mit Lehmmergel im Untergrund an 6 Ztr. brachte. Er ist in Holstein auf
feuchtem schwerem Boden den Winden exponiert; zum Massenanbau empfohlen..
Die Mecklenburgische Baumschule zu Doberan, H. Fink, hatte
30 Früchte der von ihr neuerdings in den Handel gegebenen und kürzlich in
Hesdörffers Gartenwelt reich behangen abgebildeten Sorte »Doberaner Bors-
dorfer Reinette« ausgestellt, die sehr Avohlschmeckend, nur etwas klein ist.
Ausserdem Schöner von Boskoop, Champagner-Reinette, graue französiche
Reinette, Hagenscher Winterapfel, roter Kurzstiel, Langtons Sondergleichen,
weisser Taubenapfel, Winter Goldparmäne, Kaiser Alexander.
Fräulein M. v. Küster, Stiftsoberin, hatte Eiseräpfel (auch Rostocker oder
Stettiner von ihr genannt) aus dem Klostergarten des Fräuleinstifts Marienfliess
in Pommern übersandt, wobei sie mit Recht bemerkte, dass dieser Apfel sich
hält bis die frischen reif sind; sie hätte sogar hinzufügen können: oft länger.
Die Firma F. Denckmann Nachfolger, Inhaber Landt & Christensen.
Kiel, führte vortreffliche Cox- Orangen, Pepping, Ribston Pepping, Kaiser
Unsere Spiersträucher. i^Cj
Alexander, Citronenapfel und Pastorenbirnen vor. Frau C. Kr eil zu Campehl
bei Neustadt a. Dosse übersandte gut erhaltene Citronenapfel, Eiseräpfel und
Danziger Kantäpfel, auch einen unbenannten, der wohl der Gelbe Bellefleur ist.
Ausserdem gedörrten Sellerie, Mohrrüben, Porree, Petersilie, auf der Geiscn-
heimer Ileerddörre, die sie lür den Haushalt sehr lobt, bereitet.
Zum Schluss sei allen Ausstellern recht herzlich gedankt. Waren ihrer
auch nicht viele, was bei der späten Benachrichtigung nicht zu verwundern,
so waren sie doch aus recht verschiedenen Gegenden Korddeutschlands und
die durch sie vorgeführten Früchte zeigen, wie viele Sorten es doch giebt, die
sich bis spät in den Winter halten. Eins aber wollen wir nicht verschweigen:
Manche Sorten, die recht gut aussahen, hatten, wie sich später herausstellte,
doch keinen besonderen Geschmack, oder sagen wir lieber keinen besonderen
Geschmack mehr. In Thüringen giebt es oder gab es wenigstens ein Sprich-
wort: »Wenn das Christkind ist geboren, so haben die Äpfel den Geschmack
verloren.« F)ieses Sprichwort hat z. T. Gottlob schon seine Bedeutung ver-
loren; es muss aber dahin gestrebt werden, dass es sie ganz verliere.
Unsere Spiersträucher.
\"on R. Mül ler-Praust bei Danzig.
jie Spiraeen gehören unstreitig' zu den Sträuchern, welche dem Land-
f^^::^ schaftsgärtner reichliches und dankbares Material zur Verwendung ver-
schiedenster Art sowohl für grosse Park- als auch kleine Gartenanlagen liefern.
Sie bieten im Wachstum, in Form der Blätter und Blüten sowie des Blüten-
standes, in der Farbe der Blüten und in bezug auf die Blütezeit so manig-
faltige Verschiedenheiten, dass sie die verschiedensten Verwendungen finden
können als Gruppen- und Einzelpflanzen, zu Verpflanzungen, Zierhecken und
Einfassungen.
Die Spiersträucher sind bei Gartenliebhabern und solchen, die es werden
wollen, noch lange nicht so bekannt, als sie es verdienen. Daher kommt es
wohl auch, dass öfters bei Bestellungen auf Ziersträucher nach Wahl der
Baumschule die Spiraeen ausgeschlossen sein sollen. Wenn man sich nun auch
sagen kann, dass die Besteller aber nur die in vielen Gärten verwilderte
Spiraea salicifolia kennen und meinen, so ist der Baumschulengärtner doch
genötigt, so leid es ihm im Interesse der Besteller auch thun mag, die vielen
schönen Spiraea-Arten und Spielarten fehlen zu lassen. Ich glaube daher im
allgemeinen Interesse zu handeln, wenn ich eine Zusammenstellung der wirk-
lich empfehlenswerten Spiersträucher gebe.
Dieselben können in zwei Gruppen, die Frühjahrsblüher und die Sommer-
blüher, eingeteilt werden.
Die Frülijahrsblühcr haben mit wenig Ausnahmen einen überhängenden
Wuchs und eignen sich daher sehr für Randpflanzungen. Die oft meterlangen,
rutenförmigen Zweige bedecken sich längs der oberen Hälfte dicht mit den
jungen kurzen Blütentrieben, die an ihrer Spitze meist in Doldentrauben stehende
Aveisse Blüten tragen. Eine Strauchgruppe, mit solchen Spiraeen am Rande,
bietet zur Zeit der Blüte der letzteren, besonders aus einiger Entfernung, einen
jgg unsere Spiersträucher.
reizenden Anblick. Die Sträucher dieser Gruppe dürfen im Frühjahre nicht
geschnitten werden, sondern erst nach der Blüte im Juni. Ein stärkeres
Zurückschneiden der ältesten Zweige darf nur alle zwei bis drei Jahre statt-
finden; für gewöhnlich genügt ein Ausschneiden zu dicht stehender und Ent-
fernen der abgeblühten Zweige, soweit an ihnen keine jungen Holztriebe er-
scheinen. Die bekanntesten und empfehlenswertesten sind:
Spiraea chamaedrifolia, flexuosa, ulmifolia, Nicoudierti, hype-
ricifolia, oblongifolia und Van Houttei, in neuerer Zeit ist Spiraea
Schinabecki noch dazugekommen. Spiraea crenata und Thunbergi
wachsen mehr aufrecht und werden kaum i m hoch. Die letztere blüht sehr
früh, bringt auch nur Blüten in geringerer Zahl, ist aber doch der zierlichen
Belaubung und des leichten Wuchses wegen für Vorpflanzungen sehr empfehlens-
wert. Zu demselben Zwecke ist S. trilobata zu verwenden; sie wird kaum
75 cm hoch mit horizontal ausgebreiteten Zweigen, an welchen im Mai rein-
weisse, in Doldentrauben stehende Blüten erscheinen. Zu den aufrechtwachsenden
ist in den letzten Jahren noch S. multiflora arguta hinzugekommen. Einige
sehr hübsche Spiers'träucher, aber leider im Norden nicht ganz winterhart sind:
S. cantonensis (Reevesiana), besonders aber die gefülltblühende S. canto-
nensis flore pleno, die S. prunifolia und die mehr verbreitete S. pruni-
folia flore pleno. Beide sind eines Schutzes im Winter wert, der am besten
mit Fichten- oder Tannenzweigen gegeben wird.
Die auch hierher gehörende Spiraea opulifolia wird 2 — 3 m hoch und
eignet sich daher weniger zu Randpflanzungen, sondern je nach der Zusammen-
stellung der Gruppe für die zweite oder dritte Reihe. Von dieser existiert
eine sehr gut wirkende Spielart S. opulifolia lutea mit gelber Belaubung.
Eine von den bekannten Spiraeen abweichende Art ist Sp. laevigata mit
bläulichgrüner Belaubung und weissen Blütenrispen, zu Vor- und Einzelpflanzen
geeignet.
Zu erwähnen und zu empfehlen sind hier noch die von der Gattung
Spiraea abgezweigten Arten Exochorda grandiflora und Alberti. Erstere ist
schon länger bekannt, hat sich aber trotzdem noch nicht sc recht eingebürgert.
Sie stammt aus dem Norden Chinas und ist im nördlichen Deutschland noch
winterhart. Der Strauch wird über 3 m hoch; die überaus reich erscheinenden
reinweissen Blüten stehen in seitenständigen rispenförmigen Trauben und geben
dem Strauche in der Blütezeit das Aussehen, als sei er mit Schnee bedeckt.
Leider habe ich diesen schönen Strauch nicht die Grösse erreichen sehen, wie
früher in der Schweiz, da er nach einigen Jahren starken Wachsens astweis
zurückgeht, sich durch Nachswuchs von unten wohl wieder ergänzt, aber
doch nach und nach ganz abstirbt. Exochorda Alberti blüht nicht ganz
so reich wie die vorige, hat sich aber schneller akklimatisiert und hält sich
sehr gut. Sie bringt auch hier reife Samen, welche leicht keimen, sodass die
Vermehrung eine leichte ist.
Unter den Somm erblühern haben wir eine grosse Zahl sehr schöner
Arten, aber auch diejenige, welche in alten Gärten viel gefunden wird und
sich keiner grossen Beliebtheit erfreut, nämlich Spiraea salicifolia. Diese
wird bis 2 m hoch und blüht mit in ährenförmigen Rispen stehenden blass-
roten Blumen vom Juni bis zum Herbst. Wenn man diesen Strauch nicht ver-
wildern lässt, sondern ihn von Zeit zu Zeit durch Entfernen der Wurzelschöss-
Unsere Spiersträucher. \^n
linge und Zurückschneiden verjüngt, kann er immerhin an geeigneter Stelle
noch zur Zierde eines Gartens beitragen.
Durch Kreuzung der Sp. salicifolia mit anderen Arten sind recht hübsche
Spielarten entstanden, von denen Spiraea Billardi die verbreitetste ist. Eine
schöne Art ist Spiraea Do u glas i. Strauch von i m Hohe, dessen dunkelgrüne
Blattoberiläche mit der weisslichfilzigen Unterseite angenehm kontrastiert.
Empfehlenswerte Spielarten derselben sind: Spiraea Nobleana, wohl mit
Sp. Regeliana identisch, und Sp. pachystach ys, ein kaum i m hoch
werdender Strauch, mit in breiten, doldentraubigen Rispen stehenden, rosen-
roten Blüten. An dieser Stelle ist auch Spiraea eximia zu nennen.
Dass Spiraea tomentosa, so hübseh und zierlich dieselbe auch ist, so
wenig Verbreitung gefunden hat, liegt wohl daran, dass sie in gewöhnlicher
schwerer Gartenerde nicht gedeiht, sondern Torf-. Moor- oder Ileideerde ver-
langt. — Hier hat sie sich ganz zulällig gelunden, wie wir annahmen, in der
Torferde. Demnach müsste sie hier heimisch sein, was aber doch nicht der
Fall sein kann, da als Vaterland dieser Art Nordamerika angegeben wird.
Ganz besonders wertvoll für den Garten ist Spiraea callosa, ein
Strauch aus China, der noch im nördlichen Deutschland gut aushält. Er wird
1 m hoch und schmückt sich im Juli mit schön roten, an den Spitzen der
Triebe in ziemlich grossen, flachen, zusammengesetzten üoldentrauben stehenden
Blumen. Einen weiteren Schmuck des Strauches bilden die schön roten jungen
Triebe, welche die rote Färbung 3 — 4 Wochen behalten und, besonders aus
einiger Entfernung gesehen, einen reizenden Anblick gewähren. Wir haben
von dieser Art sehr hübsche Spielarten, welche sich meist durch etwas ge-
drungenen Wuchs auszeichnen. Die besten derselben sind: Sp. callosa alba,
mit rein weissen Blumen, Sp. callosa superba, mit weisslich rosenroten Blüten
und Sp. Froebeli, düster dunkelrot blühend. Sp. Foxi ähnelt im Habitus
Sp. callosa, die Blumen sind aber hellrosa.
Unter dem Xamen Sp. Bumalda (Spiraea spec. e. Japan) ist ein reizender,
niedriger, viel Verwandtschaft mit callosa zeigender Strauch, aus Japan zu uns
gekommen, der sich durch die hübsche, im jungen Zustande oft bunte Be-
laubung, die reizenden rosenroten, in flachen Doldentrauben stehenden Blüten
und den gedrungenen Wuchs rasch Freunde erworben hat. Es sind auch bald
Spielarten von dieser Spiraea gezogen worden, welche sich durch etwas anderen
Habitus und andere Blütenfärbung unterscheiden, wie Sp. Bumalda elegans,
seidenartig rosa und Sp. Bumalda ruberrima, dunkelrot blühend. Die
schönste derselben ist noch ziemlich neu, sie führt den Namen Sp. Bumalda
Antony Water er, deren Blumen ein prächtiges, sehr lebhaftes dunkelrot zeigen.
In neuerer Zeit ist die Zahl der niedrigen Spiraeen durch die aus Japan ein-
geführte Zwergsorte Spiraea buUata oder crispifolia vermehrt worden.
Obgleich schon Anfang der achtziger Jahre in Gardeners Chronicle beschrieben,
hat es doch lange gedauert, bis sie recht in Aufnahme gekommen ist. Dies wird
nun wohl mehr der Fall sein, da sie in Hamburg auf der Ausstellung so gefallen
hat. Der kleine Strauch Avird wenig über 30 cm hoch, hat kleine zierliche
gekrauste Blätter und bringt vom Juli ab zahlreiche lebhaft rosafarbene Blüten-
dolden. Der Spiraea callosa können wir noch anschliessen Spiraea Margaritae,
mit schöner, roter Blüte und der niedrigen Spielart Spiraea revirescens,
hübsch weisslichrosa blühend.
j38 Unsere Spiersträucher.
Sämtliche zur Abteilung der Spiraea callosa zu rechnenden Arten und
Spielarten eignen sich zu ^'orpflanzungen, die höheren auch in die zweite Reihe,
die niedrigen zu hübschen Einfassungen, alle aber auch als Einzelpflanzen im
Rasen, besonders verstreut vor Coniferengruppen, ob allein oder mit Juniperus
Sabina oder Mahonia aquifolium vermischt. Man darf die Entfernung von ein-
ander nicht zu gering nehmen, denn ein Einzelstrauch von Spiraea callosa
superba oder Sp. Bumalda entwickelt sich in wenig Jahren zu einem dichten
■Busche von i m Breite und darüber und bringt an richtiger Stelle eine prächtige
Wirkung hervor. Sehr schöne Verwendung finden sie an kleinen Hügeln, be-
sonders vor Sitzplätzen, wo sie diese angenehm begrenzen, aber doch den Blick
frei und ungehindert über sich hinweggehen lassen. Die zu dieser Gruppe
gehörenden Spiraeen entwickeln nach der Hauptblüte einen zweiten Flor,
w^elcher noch besser zur Geltung kommt, wenn die verblühten Blumendolden
nach Beendigung der ersten Blüte entfernt werden. Ein jährliches Zurück-
schneiden der vorjährigen Zweige um 1/3 ihrer Länge, ein Jahr um das andere,
auch ein teilweises tieferes Ausschneiden des älteren Holzes erhält die Sträucher
bei gutem Wachstum, guter Form und reichem Blühen.
Flier sei nun noch eine schon vor mehr als 30 Jahren beschriebene
amerikanische Art genannt, welche aber erst in neuerer Zeit, soviel ich weiss,
durch die Baumschule von L. Späth in die Gärten eingeführt wurde, nämlich
Spiraea corymbosa (S. ceanothifolia). Diese bildet einen ca. 1 m hohen
Strauch und trägt auf den Spitzen der aufrechtstehenden, mit hübscher Be-
laubung versehenen Triebe breite, flache Dolden von rosaweissen Blumen.
Eine der schönsten der im Sommer blühenden Spiraeen ist Spiraea
ariaefolia, welche als der einzige Vertreter einer besonderen Unterabteilung
anzusehen ist. Dieselbe ist ganz besonders zur Einzelpflanzung auf den Rasen
zu empfehlen. Durch die nach allen Seiten hin sich im Bogen abwärts
neigenden, langen, rutenförmigen Zweige, welche sich im Juli bis August mit
leicht überhängenden grossen, gelblichweissen Blütenrispen schmücken, bringt
ein solches freistehendes Exemplar, besonders vor einem dunklen Hinter-
grunde, eine vortreffliche Wirkung hervor. Im höheren Norden bedarf diese
Art leider eines Winterschutzes durch Tannenzweige oder dergleichen.
Es wären nun noch die f i e d e r blättrigen Spiersträucher zu erwähnen.
Sie eignen sich zur Bepflanzung des äussersten Randes grösserer Strauchpartien
und bringen durch die grossen, an kräftigen aufrechten Zweigen sitzenden
Blätter und die an den Spitzen in grossen, straussförmigen Rispen stehenden
weissen Blüten eine hübsche Abwechselung hervor. Die hierher gehörenden
Sorten sind Spiraea sorbifolia und S. Lindleyana. Erstere stammt aus
Sibirien und ist vollständig winterhart; letzere, ein Kind vom Himalaja, ist
gegen unsere Winter leider etwas empfindlich und muss in nördlichen Gegenden
im Winter gedeckt werden.
Die Zahl der in den Baumschulen und Gärten befindlichen Spiraeen ist
mit den hier aufgeführten noch lange nicht erschöpft, ich glaube aber, dass
von den besten Arten und Spielarten wohl keine fehlen wird.
Die Spiersträucher machen im ganzen nicht gerade grosse Ansprüche
an den Boden, doch ziehen sie einen nicht allzuschweren und doch kräftigen
Boden vor. Es soll mich freuen, durch Vorstehendes dazu beizutragen, das
noch vielseitig herrschende Vorurteil gegen die_ Spiersträucher zu beseitigen.
Verbot der Pflanzeneinfuhr in Griechenland.
iSg
Verbot der Pflanzeneinfuhr in Griechenland.
Die Königlich Griechische Regierungszeitung vom 10./29. Januar 1898
veröffentlicht die nachstehende Verordnung vom 4./23. Januar. betrelTend das
Verbot der Einfuhr jeder Art von Pflanzen, Bäumen, Blättern u. s. w.
Artikel 1.
Verboten ist die Einfuhr in das Reich aus allen Ländern, mag in ihnen
die Reblaus vorkommen oder nicht, von:
1. Jeder Art Weinreben oder Teilen von Reben, in grünem oder trockenem
Zustande nämlich: Wurzeln. Stämmen, Ranken, Blättern und Trauben.
2. Jeglicher Pflanzen in grünem Zustande oder von Teilen davon, nämlich:
Wurzeln, ZAveigen, Blättern, Blüten, Früchten und Rinden.
3. bis 6. betrifft keine gärtnerischen Dinge.
Artikel 2.
Erlaubt ist die Einfuhr nur aus den nicht von der Reblaus heimgesuchten
Ländern: Belgien, Niederlanden, Dänemark und Schweden - Norwegen von
frischen Knollen, fleischigen Wurzeln, Wurzelstöcken, Zwiebeln und Pilzen,
wenn sie von einem Zeugnis begleitet sind, welches durch die städtische Be-
hörde der Stadt, in welcher sie gekauft, und auf Grund der Rechnung (Faktur)
der Pflanzenhandlung — in welcher die Arten und die Zahl der gekauften
Artikel spezifiziert sind — ausgestellt und durch die griechische Konsular-
behörde • — falls eine in der Stadt, wo der Kauf erging, existiert, sonst aber
durch die des Hafens der Ausfuhr — legalisiert werden muss.
Es ist ferner erforderlich, dass sie in einer Kiste mit oder ohne Moos
verpackt werden, welche Kiste mit Stoff umhüllt und mit dem Siegel der-
selben Pflanzenhandlung, bei welcher sie gekauft worden sind, versiegelt
werden muss.
Artikel 3.
Erlaubt ist die Einfuhr aus dem Auslande von:
A. Pfropfreisern und Ablegern von Pflanzen mit Ausnahme der Rebe auf
Antrag des Leiters der landwirtschaftlichen Stationen und des Leiters
der Schule in Aidin, mit vorgängiger Genehmigung des Ministers de.s^
Innern, nur über die Eläfen Piräus, Patras, Calamas, Corfu und Volo.
Diese Artikel werden unter den folgenden unabänderlichen For-
malitäten eingeführt:
« auf speziellen Befehl des Ministers des Innern an die Zoll- und
Sanitätsbehörden, ••
ß wenn dieselben in einer innen mit Wachstuch ausgeschlagenen
Kiste untergebracht sind, und
y nach vorgängiger Desinfektion, welche persönlich in Piräus,
Patras, Calamas und Corfu vom abnehmenden Leiter der be-
treffenden landwirtschaftlichen Station und in Volo ^'om Leiter
oder dem Unterdirektor der landwirtschaftlichen Schule Aidin.
immer im Beisein des Sanitätsbeamten und im Innern des Zoll-
gebäudes, vorgenommen wird, und nach Aufnahme eines be-
züglichen Protokolls, von welchem eine durch den amtierenden
Sanitätsbeamten und den abnehmenden Direktor der Station und
der praktischen landwirtschaftlichen Schule unterschriebene Ab-
igo
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Schrift sofort durch den Sanitätsbeamten, dem Ministerium des
Innern eingereicht wird.
B. Frischen Knollen, fleischigen Wurzeln, Wurzeln, Wurzelstöcken, Zwiebeln
und Pilzen unter denselben Formalitäten, in den vorgenannten Häfen
und vor denselben Personen.
Die Desinfektion der Pfropfreiser, Stecklinge und im obigen
Paragraphen bezeichneten Pflanzen erfolgt durch Eintauchen und
Waschung in einer Lösung von schwefelsaurem Kali (SeiavöQa/LUf^ov jua/iov)
in einem Verhältnis i : 200.
Artikel 4.
Gestattet ist die Einfuhr aus dem Auslande von trockenen Samen etc.
Artikel 5.
Verboten ist die Vermehrung durch Samen und die Kultur der ameri-
kanischen Rebe im Reiche ohne die Erlaubnis der landwirtschaftlichen Stationen
der betreffenden Provinz oder der landwirtschaftlichen Schule Aidin, deren
Aufsicht diese Pflanzungen unterstehen.
Artikel 6
Wenn in einem Bezirk (rofiog) keine landwirtschaftliche Station besteht, so
wird die landwirtschaftliche Aufsicht dieser Provinz der landwirtschaftlichen
Station einer anderen Provinz übertragen, welcher die Erteilung der Erlaubniss
zu pflanzen und die Aufsicht der Pflanzungen der amerikanischen Reben zusteht.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten für 1898
von Haage & Schmidt-Erfurt.
Ageratum Blue Perfection.
Ebenso niedrig im Wuchs wie A.
TTiexic. Imperial Dwarf, unterscheidet
sich diese neue Varietät wesentlich von
allen blaublühenden Sorten durch die
■dunklere Farbe ihrer grossen, schönen
amethystblauen Blumen.
Alyssum rostratum.
Schöne winterharte, im Frühjahr
blühende Staude aus der Krim. Die
Pflanze bildet einen ausgebreiteten
Busch mit aufrechtstehenden Blüten-
zweigen. Blumen goldgelb.
Amarantus hybridus Brillant.
Prächtige Hybride aus A, tricolor
entstanden. Von 1I/2 bis 2 m Höhe,
wächst die Pflanze fast unverzweigt,
ist aber von unten bis oben mit rot-
bunten Blättern dicht besetzt, während
die Spitze in herrlichem Farbenspiel
von carminrosa mit gelb und rot
erglänzt. Sehr schöne bunte Blatt- und
^Dekorationspflanze.
Angelonia grandiflora alba.
Neue \'arietät mit reinweissen
Blumen dieser durch grossen Wohl-
geruch sich auszeichnenden, reich-
blühenden Topfpflanze. Als Winter-
blüher und zur Kultur im Zimmer
sehr zu empfehlen.
Antirrhinum majus grandiflorutn.
1) album, 2) Delila, 3) luteum, se-
parat jede. Drei neue konstante
Varietäten des grösstblumigen Löwen-
maul.
Comet-Aster, dunkelscharlach.
Prachtvolle, in dieser Gattung ganz
neue Farbe.
Damen-Aster, rosa, desgl. weiss, später rosa.
Zwei neue Varietäten der vor einigen
Jahren eingeführten Aster »Weisse
Dame«, mit derselben schmalen,
lanzettförmigen Belaubung und mit
ebenso schön geformten Blumen.
Früheste Markt- (Pariser) Aster, blutrot.
Das noch kleine Sortiment dieser
allerfrühesten, schon im Juli blühenden
halbhohen Astergattung, die besonders
für die Schnittblumengewinnung wert-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
19'
voll ist, erhält durch Ilinzufügung der
»blutroten •< Varietät eine ■willkommene
Bereicherung".
Johannistag-Aster, schwarzblau.
Neue Farbe der frühestblühenden
Zwerg-Aster.
Juwel-Aster, leuchtendscharlach mit weiss.
Sehr leuchtende Farbe. Die Blumen
sind dichtgefüllt und von tadellosem
Bau.
Triumph-Aster, weiss. (Haage & Schmidt.)
(Hierzu Abb. 55 )'
Neue weissblühende Varietät dieser
prächtigen Zwerg-Klasse mit päonien-
formigen Blumen. Für niedrige
Gruppen und zur Topfkultur sehr
empfehlenswert.
Abb. 55. Triumph-Aster, weiss.
Prinzess- Aster, dunkelblau, desgl. dunkel-
carmoisin.
Konstante neue Farben dieser zu
Bindereizwecken sehr beliebten Aster-
gattung.
Straussenfeder-Aster, weiss.
Xeue Klasse von candelaberartigem
Bau, mit 13 cm grossen Blumen, die
sich von denen der Riesen-Comet-
Astern durch die längeren und be-
deutend lockerenPetalen unterscheiden.
Für moderne Binderei sehr empfehlens-
wert.
Mignon-Aster, hellscharlach. (Haage&Schmidt.)
(Hierzu Abb. 56.1
Weithin leuchtende neue Farbe, die
bis jetzt noch wenig unter den ver-
schiedenen Astergattungen vertreten ist.
Die Blumen sind dichtgefüllt und von
tadelloser Form.
Balsamine, verbesserte Camellien-, reinweiss
(alba perfecta).
Wohl die schönste der weiss-
blühenden Balsaminen. Blumen sehr
gross, reinweiss, dichtgefüllt und von
vollendetster Camellienform.
Begonia hybrida gigantea fl. pl.
Riesenblumige, gefülltblühende Be-
gonien von kräftigem Wuchs; Blumen
aufrecht.
Begonia hybrida gigantea Mammuth.
Blüten, Blätter und der ganze Bau
der Pflanze überhaupt sind von so
riesigen Formen, wie sie im Begonien-
Sortiment bis jetzt nicht gekannt
waren. Blumen leuchtend scharlach-
rot, von schön abgerundeter Form, das
Non plus ultra der einfachen Begonien.
Mignon-Aster, hellscharlach.
Begonia semperflorens atropurpurea fol. aureis
variegatis.
Gelbbuntblättrige Vernon - Begonia.
Sehr schöne Varietät, aus einer
Kreuzung der B. Vernon und der B.
seraperfl. fol. aureis entstanden. Blätter
goldgelb mit breitem, dunkelrotem
Rand, der sich von der Grundfarbe
sehr gut abhebt. Bumen leuchtend
rot.
Begonia semperflorens ,, Zulukönig".
Wertvolle und distincte Varietät der
B. semperflorens-Gruppe. Sie unter-
scheidet sich von B. Vernon durch den
gedrungenen Wuchs und die mehr
runden Blätter, welche sich dütenartig
an die Stengel anlegen. Wenn im
Sommer im Freien in voller Sonne
kultiviert, nimmt die Pflanze eine auf-
fallende, metallisch glänzende, schwarz-
L91_
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
rote Färbung an, von welcher die
leuchtendroten Blumen mit ihren gold-
gelben Staubfäden sich wirkungsvoll
abheben. Als Markt- und als Gruppen-
pflanze sehr zu empfehlen.
Campanula mirabilis. (Haage & Schmidt.)
Hierzu Abb. j7-j
Diese zweifellos schönste Species
aller Campanula ist von dem Botaniker
X. Alb off im Kaukasus aufgefunden
worden; ihre Einführung verdankt der
Gartenbau der Freigebigkeit des Herrn
William Barbey. Nach Form und
Grösse der Blumen und des Kelches
gehört sie zur Klasse der Campanula
Medium, ähnelt aber im übrigen keiner
der bis jetzt bekannten Campanula.
Abb. 5y, Campanula mirabilis.
Die von der Erdoberfläche an dicht
verzweigten Pflanzen bilden einen
pyramidenförmigen Busch von 50 bis
60 cm Höhe und Breite. Jeder Zweig
trägt an seiner Spitze eine reiche An-
zahl grosser, schön blassblauer oder
lilafarbener Blumen, die sich zu einer
prachtvollen Pyramide von mehr als
hundert Blüten vereinigen. Die sehr
eigentümlich lederartigen Blätter sind
am Rande mit dünnen scharfen Zähnen
versehen, xihnlich gezähnt erscheinen
die Kelchzipfel. Eine von den Stengel-
blättern stark abweichende Form haben
die in Gestalt einer Rosette sich ent-
wickelnden Wurzelblätter, insofern als
sie eiförmig zugespitzt sind, während
die Stengelblätter ungestielt, die unteren
länglichoval, die oberen herzförmig
rund sich zeigen. Der glückliche
Entdecker selbst giebt dem Gedanken
Ausdruck, dass es unmöglich sei, die
ausserordentliche Schönheit der Pflanze
mit Worten zu beschreiben.
Campanula pyramidalis compacta, desgl. alba.
i Von der alten wohlbekannten
prächtigen C. pyramidalis weichen
diese beiden neuen Varietäten durch
ihren niedrigeren Wuchs wesentlich
ab. Sie bilden reichverzweigte Büsche,
welche vom Grunde aus schön belaubt
und mit zahlreichen grossen dunkel-
blauen bezw. weissen Blumen dicht
besetzt sind.
Delphinium speciosum var. glabratum, Stapf.
(Hierzu Abb. 58.)
Eine neue winterharte Species vom
Himalaya-Gebirge. Zwischen frisrh-
fe
Abb. 58. Delphinium speciosum var. glabratum.
grünen, zackigeingeschnittenenBlättern,
welche einen 25 cm hohen Busch
bilden, erheben sich die 60 cm breiten
und bis 90 cm hohen Blütenrispen, die
mit 4 bis 5 cm grossen, dunkelblau
abgetönten Blumen besetzt sind. Im
Wuchs der Pflanze und in der
Form der Blumen ist dieser neue
perennierende Rittersporn dem be-
kannten Delphinium cashmerianum
ähnlich; doch ist der Unterschied in
der Form und Grösse des Blüten-
standes ein wesentlicher, ebenso unter-
scheiden sich die leicht behaarten
Blumen durch einen längeren Sporn
und eine mehr offene, sternförmige
Gestalt.
Winter-Levi<oye, Ruhm von Elberfeld, feurig-
carmoisin.
Sehr etfektvoUe Färbung dieser
empfehlenswerten W^inter-Levkoye, die
Kleinere Mitteilungen.
im
zufolge des prächtigen Baues der
Pflanzen und wegen der grossen, zu
Schnittblumenzwecken sehr geeigneten
Blütenrispen neuerdings sehr beliebt
geworden ist.
Grossbl. Pyramiden-Sommer-Levkoye, dunkel-
purpurviolett.
Prachtvolle, eigenartig schillernde,
dunkle Farbe dieser schönen gross-
blumigen Klasse.
Chrysanthemum maximum filiferum.
Eine neue Abart des winterharten
Chr. maximum. Die Blume, in der
Grösse der Stammform, ist aus fein
geschnittenen Blumenblättern von
klarer weisser Farbe zusammengesetzt,
die Scheibenblüten sind gelb; dabei
erweisen sich die auf äusserst straffen
Stielen stehenden Blumen von grosser
Plaltbarkeit und daher als ausgezeichnet
für den Blumenschnitt.
Dahlia variabilis multiflora „Etoile de feu".
Niedrige, nur 60 cm hohe einfach
blühende Georgine, welche sich nicht
nur durch sehr frühzeitiges Blühen
auszeichnet, sondern auch durch die
eigentümlich geformten Blumenblätter,
die am Grunde glatt, dann aber rinnen-
förmig werden und an den Spitzen
zurückgebogen sind. Die Farbe der
Blumen ist purpur-blutrot mit matt-
roter Rückseite.
Clematls coccinea hybrida.
Prächtige neue Hybriden der winter-
harten krautartigen Clematis, welche
durch Befruchtung der C. coccinea
und C. Pitcheri erzielt wurden. Die
Blumen variieren in allen Schattierungen
von weiss bis rosa und Scharlach und
von blau bis violett.
Cuphea miniata compacta.
Die Pflanzen dieser zur Topfkultur
sehr geeigneten neuen Varietät bilden
sehr hübsche Büsche von 20 cm Höhe
und 30 cm Durchmesser. Zwischen
und über der frischgrünen Belaubung
erscheinen zahlreiche Blumen in den
verschiedenen Schattierungen
carmin, Scharlach, carmoisin
purpur.
Chrysanthemum maximum Triumph
Die sehr grossen, bis 10 cm
mehr im Durchmesser haltenden
Blumen sind von tadelloser Form und
vom blendendsten »Weiss«. Treffliche
Schnittblume.
Cineraria hybrida plenissima azurea, desgl.
kermesina.
Obige zwei Farben der gefüllt-
blühenden Cinerarien fallen konstant
aus Samen.
von
und
und
Kleinere Mitteilungen.
Das Luisen-Denkmal im Thiergarten zu Berlin 1
war am Geburtstage der Königin Luise,
nach altem Brauch, wieder herrlich
mit Blumen und frischem Grün ge-
schmückt. Im Hintergrund des Denk-
mals waren in gleichen Abständen von
einander sechs säulenförmig gezogene
Lorbeerbäume aufgestellt, mit den
Koniferen, die den Denkmalplatz in
weitem Bogen umgeben, fünf Nischen
bildend, die mit Laubgewinden ab-
geschlossen waren. In jeder dieser
Nischen standen hohe Dracänen, deren
Wedel die Umgebung noch überragten,
und vor diesen Dracänen war je ein
reich blühender starker Fliederbusch
aufgestellt. Inmitten der beiden Beete
zu Seiten des Denkmals fesselten blüten-
übersäete Magnolien die Blicke. Ra-
batten von farbenreichen Hyazinthen
umsäumten diese Beete, Am Gitter
des Denkmals zogen sich Laubgewinde
entlang, in deren Bogen Kränze mit
vielgestaltigen Blumentuffs hingen, das
ganze Parterre aber, zwischen Gitter
und Sockel, füllte ein Flor pontischer
Azaleen, der mit einzelnen Deuzien und
Cinerarien durchsetzt war. Die Rund-
teile an den Stufenwangen waren mit
Flieder, Spiräen, gelbem Corchorus und
indischen Azaleen besetzt. Der weite
Platz vor dem Denkmal war ebenfalls
geschmückt. Die beiden Seiten des
Parterres prangten in einem Blütenflor,
der vom zarten Grünweiss der Schnee-
bälle im Hintergrund an nach vorn
zu immer kräftiger werdende Farben-
töne zeigte. An die Gruppen der
Schneebälle schlössen sich leicht ge-
haltene Gruppen von Flieder, dann
folgten Gruppen von weissem und
rotem Prunus, umgeben von zart-
194
Kleinere Mitteilungen,
farbigen Zwiebelgewächsen, nach vorn
zu endlich sah man Beete, in deren
Blumenpracht tiefrote hochstämmige
Rosen vorherrschten, während Mai-
blumen und dunkle Hyazinthen die
Rabatten bildeten Nach den beiden
Seiten des Vordergrundes hin bildeten
grell gelbe niedrige Goldregen die
Einrahmung des schönen Blumenbildes.
Voss. Z.
Gärtnerischer Schmuck der Standbilder in der
Siegesallee zu Berlin.
Am 22. März sind in Gegenwart des
Kaisers und der Kaiserin die ersten
drei der 22 für die Siegesallee be-
stimmten Marmorstandbilder der Fürs-
ten des Hohenzollernhauses enthüllt
worden: Otto L, Otto IL, Albrecht IL,
alles herrliche Gestalten, die aus den
halbkreisförmig von einer Marmorbank
abgeschlossenenNischen sich malerisch
abheben.
Nicht wenig trug zu dem festlichen
Anblick aber auch der prächtige
Blumenschmuck bei. den Herr Kgl.
Gartendirektor Geitner, der technische
Leiter des Tiergartens, zwischen den
Statuen, die nicht so eng stehen, wie
Einzelne früher befürchteten, auf regel-
mässigen Beeten angebracht hatte. Da
erhoben sich blühende Flieder ,
Deutzien, Azalea pontica und mollis
auf der Mitte der Beete, während Hya-
cinthen die Ränder einnahmen. Als
Rasenersatz hatte man mit Glück
Wachholderzweige verwendet.
Wie die »Voss. Ztg.« schreibt, hat
die Tiergartenverwaltung aber auch
umfangreiche Vorkehrungen getroffen,
um durch dauernden gärtnerischen
Schmuck die Wirkung der Standbilder
in der Siegesallee zu heben. Die
Rasenflächen zwischen den einzelnen
Gruppen sollen, soweit das Wetter
dies irgend gestattet, mit blühenden
Gewächsen besetzt werden, vor allem
aber will man auch dafür sorgen, dass
hinter den niedrigen Taxushecken, die
diese Rasenstreifen nach hinten zu
abschliessen, ein möglichst reicher
Blütenflor sich entfalten kann. Zu
diesem Zweck sind zwischen den
Gruppen der Markgrafen Otto L und
Otto II. Schneebälle und dahinter eine
Kette von Rotdorn und zwischen den
Gruppen der Markgrafen Otto II. und
Albrecht IL unmittelbar hinter der
Hecke Flieder und weiter nach hinten
zu Cornus und schönblühender Ahorn
angepflanzt worden.
San Jose-Schildlaus.
An der Landw. Hochschule zu Berlin,
sowie in Geisenheim und Proskau
haben Kurse für Obstbaulehrer etc. be-
hufs Erkennung der charakteristischen
Kennzeichen der San Jose-Schildlaus
stattgefunden. Auch der Baumschul-
besitzer Herr Oek.-Rat Späth hat mit
mehreren seiner Beamten einen Kursus
an der Landw. Hochschule durch-
gemacht.
Preis-Ausschreiben.
Der Stettiner Gartenbau-Verein er-
lässt folgendes Preis-Ausschieiben. Es
ist festzustellen: a. ob und in welchem
L'mfange bisher bei unserm intensiven
Verkehr mit den Vereinigten Staaten
von Nordamerika eine Einwanderung
dortiger Insekten nach Deutschland
und umgekehrt eine Auswanderung
hiesiger Insekten nach Nordamerika
stattgefunden hat; b. wieweit diese
Wanderungen zur Akklimatisation ge-
führt haben; c. welche Wirkung da-
von auf dem wirtschaftlichen Gebiete
eingetreten ist. Es ist klarzustellen,
welchen Einfluss das Klima der beiden
Länder, deren Bodenbeschaffenheit und
die Art der kulturellen Bewirtschaltung
dabei ausüben. Die Einlieferung der
Arbeiten hat in verschlossenem Um-
schlag bis zum 1. Januar 1899 an das
Sekretariat des Stettiner Gartenbau-
Vereins z. H. des Herrn Alb. Wiese,
Stettin zu erfolgen. Arbeit und Um-
schlag sind mit dem gleichen Kenn-
wort zu bezeichnen. Die Arbeiten
werden einer aus drei Sach-
verständigen gebildeten Kommission
zur Beurteilung vorgelegt; die beste
Arbeit erhält einen Preis von 500 M.
Die preisgekrönte Arbeit bleibt Eigen-
tum des Verfassers; indess legt der
Gartenbau-Verein Wert darauf, dass
dieselbe gedru'ckt und mittelst des
Buchhandels weiteren Kreisen zugäng-
lich gemacht wird. (Vergl. S. 163.)
Pirus floribunda Voss.
Vor der Annahme der Berliner
Namenklaturregeln hatte man hier und
da meine Bemühungen um mehr ein-
heitliche Namengebung nicht als Mittel
Litteratur.
195
zum Zweck, sondern — uagerechter-
weise — als Selbstzweck bezeichnet.
Jetzt, wo sich herausgestellt hat, dass
ich in Vilmorin's Blumengärtnerei nur
25 Gattungen zu ändern brauche (auch
in Engler-Prantl wurde ja nachträglich
viel geändert], bestehe ich umsomehr
auf Einhaltung des Grundsatzes »Suum
cuique« und berichtige, dass es in
»Gartenflora«, Heft 6, Pirus floribunda
Voss (Malus floribunda Sieb.) heissen
muss. — Beissner rühmt die Berliner
Regeln in den »Mitteilungen derD.D.G«,
kehrt sich aber nicht daran. A. Voss.
I Einfuhrverbot in Canada.
Ottawa, 16. März. Das Unterhaus
I nahm eine Bill an, wodurch die Ein-
fuhr von Obstbäumen und Weinstöcken
aus den Vereinigten Staaten infolge
der dort vorkommenden San Jose-
Schildlaus verboten wird.
Der Eis-Nlalblumen-Treiblceim-Prozess
in Hamburg ist auch vom Oberlandes-
gericht zu Ungunsten des Klägers, der
seinPatent verletzt glaubte, entschieden.
Litteratur.
Die San Jose-Schildlaus (Aspidi-
otus perniciosus Comstock). Denk-
schrift, herausgegeben vom Kaiserlichen
Gesundheitsamt. Mit Abbildungen im
Text und 2 Tafeln. Berlin, Verlag von
Julius Springer. Preis 50 Pf. (25 Ex.
10 Mark). 8«. 47 S.
Für einen im Interesse der weitesten
Verbreitung ausserordentlich niedrigen
Preis wird in dieser treftlichen Schrift
1) eine genaue Beschreibung der Ent-
wicklungsgeschichte der San Jose-
Schildlaus gegeben, 2) eine Charakte-
ristik der nächsten Verwandten, wobei
besonders die bei uns vorkommende
Aspidiotus ostreaeformis (austern-
förmige Schildlaus) berücksichtigt ist;
3) wird der Einfluss der San Jose-
Schildlaus auf die Pflanze geschildert,
die dadurch verursachten Beschädi-
gungen und die Mittel zur Bekämpfung
des Insekts, 4) die bisherige Ver-
breitung der San Jose-Schildlaus, 5) als
Anhang Anordnungen des Auslandes
gegen diese Schildlaus, namentlich in
Amerika, gegeben. Die Schrift ist von
den tüchtigsten Sachverständigen, den
Herren Prof. Frank von der Landw.
Hochschule zu Berlin, Oekonomierat
Goethe, Direktor der Kgl. Lehranstalt
für Obst- und Weinbau zu Geisenheim
a. Rh., Dr. Krüger, Assistent des
Prof. Frank, und Regierungsrat Dr.
Moritz, Mitglied des Kaiserlichen
Gesundheitsamtes, verfasst, während
die trefflichen Detailzeichnungen von
Herrn Dr. Schiemenz, Docent für
Entomologie an der Uandw. Hoch-
schule, vom 1. April ab Leiter der
biologischen Station am Müggelsee bei
Berlin, der leider nicht genannt ist,
nach Originalpräparaten gefertigt sind.
Die Schrift ist allen Gartenbesitzern,
besonders denLeitern vonBaumschulen,
aufs wärmste zu empfehlen. L, W.
L. H. Bailey, The Survival of
the unlike, a collection of evolution
essays suggested by the study of
domestic plants. New-York. Verlag
von The Macmillan Company. 1896.
80 515 S. mit Textabbildungen.
(Das Überleben des Ungleichen, eine
Sammlung von Entwickelungs -Vor-
trägen, veranlasst durch das Studium
der Kulturpflanzen.)
Dies Werk des auf dem Gebiete der
Züchtungslehre rühmlichst bekannten
uns aus der Seele
Im Gegensatz zu
der Züchtung nimmt
dass
Verfassers ist
geschrieben,
vielen Lehrern
Bailey an,
Gleiches nicht
Gleiches erzeugt, sondern dass
immer kleine Veränderungen statt-
haben. Jede kleine ^'eränderung in
der Umgebung erzeugt eine Verände-
rung in der Organisation, und wenn
die Veränderungen der Umgebung
bleiben, wird die Veränderung des
Organismus dauernd, d. h. erblich.
Erblichkeit ist nach Bailey ein er-
worbener Charakter. Allerdings wird
sie mehr und mehr befestigt, je mehr
Generationen aufeinander folgen, aber
die erste Ursache zur Verschied enhei
der verschiedenen heutigen Formen
Litteratur.
die wir doch aus wenigen Urformen
hervorgegangen uns zu denken haben,
lag zum grössten Teil in der ver-
schiedenen Umgebung. Während die
ständig aufsteigende Linie der pflanz-
lichen Schöpfung sich in die sich ver-
ändernden Formen der Aussenwelt
schickte, entwickelte sie zugleich eine
innere Kraft. Die Pflanzen wurden
beständig grösser und stärker oder
mehr spezialisiert. Die Anhäufung
der Lebensenergie ist ein erworbener
Charakter, so gut wie Besonderheiten der
Form oderStruktur es sind. DieLebens-
energie ist das angehäufte Resultat jedes
Umstandes, welcher zum Wohlbefinden
und zur Kraft des Organismus bei-
getragen hat. Der Gärtner weiss, dass
er die Pflanze veranlassen kann, Energie
im Samen aufzuspeichern, sodass die
Ernte grösser wird. Der Wuchs selbst
ist nur der Ausdruck oder das Resultat
dieser Energie, welche nebenher durch
ungezählte Zeitalter aufgenommen ist.
Nun aber ist blosses Wachstum
an sich schon Variation. Es resul-
tiert in Verschiedenheiten. Pflanzen
können nicht wachsen, ohne ungleich
zu sein. Je üppiger der Wuchs,
desto ausgesprochener die Variation.
Die meisten Pflanzen haben eine
ererbte oder erworbene »Mehr-
Wuchskraft« als sie fähig sind, zu ge-
brauchen , weil sie niedergehalten
werden in gewissen Grenzen durch die
Bedingungen, in welche sie notwendig
gebracht werden durch den Kampf
ums Dasein. Das gelegentliche Aus-
treiben von Sprossen an irgend einem
Teil des Pflanzenkörpers, die normale
Erzeugung von Adventivknospen auf
Stengel und Blättern einiger Begonien,
besonders Begonia phyllomaniaca, auf
Bryophyllum, auf einigen Farnen und
vielen anderen Pflanzen, auch vielleicht
die Fiederung mancher Blätter, das
Auftreten von Dornen, von Verdoppe-
lung der Blütenteile etc. sind alles
Ausdrücke der Wuchskraft , welche
eine mehr oder minder konstante
innere Kraft ist. Diese Wuchskraft
kann Anlass geben zu mehr ent-
schiedenen Variationen als die um-
gebendenReize es thun, aber die Wuchs-
kraft verläuft in bestimmten Richtungen,
weil sie wieder das Überlebende in
einem allgemeinen Prozess der Aus-
löschung (von anderen Eigenschaften)
ist.
Neben den äusseren Bedingungen
und neben der inneren erworbenen
Energie des Wuchses ist als dritte, die
Veränderlichkeit bedingende Kraft die
Kreuzung oder wie Eimer es nennt,
die geschlechtliche Vermischung. Der
Grund, warum verschiedene Ge-
schlechter existieren, ist der, dass durch
Vereinigung der beiden Eltern Ver-
schiedenheiten erzeugt werden. Bailey
verteidigt Darwin gegen die Be-
hauptung, dass D. nicht nach der Ur-
sache der Variabilität geforscht hätte
und erinnert daran, dass D. selbst die
veränderten Lebensbedingungen, Art
und Menge der Nahrung, Klima und
Kreuzung als die Hauptursachen der
Veränderlichkeit hingestellt habe.
Bailey geht nun näher auf seine
Theorie und anderer Theorien ein und
bespricht dann die Entwickelung
einiger Pflanzenarten, so z. B. der
Tomate, der Rosen, der Erdbeere, der
Nelken etc. Leider erlaubt uns der
Raum nicht, näher darauf einzugehen.
Wir möchten das Buch aber allen
warm empfehlen, welche sich für
Züchtung und die Philosophie der
Züchtung interessieren und würden es
gern sehen, wenn von diesem treff-
lichen Buch wie auch von seinem
früheren eine deutsche Übersetzung
gegeben würde. Gespannt sind wir
auch auf sein unter der Presse be-
findliches oder vielleicht schon er-
schienenes Werk: Die Entwickelung
unserer einheimischen Früchte.
L. W.
Burmester, Anleitung zum Braun-
schweiger Spargelbau. 2. Aufl. Braun-
schweig. Verlag von Hellmuth Woller-
mann. Zur rechten Stunde erscheint
für den billigen Preis von 80 Pf.
diese treffliche Anleitung, die uns
Kunde giebt von der Art, wie der be-
rühmte Braunschweiger Spargel ge-
zogen wird. Allen Spargelbauern ist
die Schrift sehr zu empfehlen. L. W.
Bollettino del R. Orto botanico
di Palermo, vol. I No. 1. (Januar bis
März 1897), Palermo 1897.- Dieser Be-
richt wird alle drei Monate erscheinen
in der Stärke von 3—5 Bogen mit
Abbildungen zwischen den Text gesetzt,
nebst Appendices. Abonnement auf
1 Jahr. Die Appendices zum Bolletino
erhalten die Abonnenten gratis.
Unterrichtswesen,
197
Abonnementspreis pro Jahr in Italien
8 Lire, im Ausland 10 Lire. Redigiert
von der Direktion des K. botanischen
Gartens in Palermo Prof. A. Borzi.
Das erste Heft enthält Diagnosen
neuer Pflanzen und phänologische
Beobachtungen aus dem Jahre 1897 von
A. Borzi und A. Terracciano nebst
zwei Appendices, 1. semina anni 1896
quae pro mutua commutatione offe-
runtur, 2. Biblioteca ed Erbarii.
Dr. J. B.
Verhandlungen des Gartenbauvereins
zu Lübeck, 23. Jahresbericht 1896.
Lübeck 1897, enthält den Bericht über
das Versuchsfeld 1896 und die Sitzungs-
berichte.
Bericht über die Thätigkeit des
Gartenbau-Vereins zu Stolp in Pommern
im Jahre 1896.
Die Nadelhölzer, mit besonderer
Berücksichtigung der in .Mitteleuropa
winterharten Arten von Dr. Carl
Freiherr von T u b e u f , Stuttgart
1897. Wir brachten bereits eine ein-
gehende Besprechung von Herrn Kgl.
Garteninspektor Beissner. Dr. J. B.
Festschrift zur Erinnerung an
die Jubiläumsfeier der Kgl. Lehr-
anstalt für Obst-. Wein- und
Gartenbau zu Geisenheim am
37. bis 29. August 1897, redigiert vom
Obergärtner Mertens- Geisenheim.
Bericht der Kgl. Lehranstalt
für Obst-, Wein- und Gartenbau
zu Geisenheim a. Rh. zur Erinne-
rung an das 25jährige Bestehen
derselben. Gleichzeitig Bericht für
das Etatsjahr 1896/97, erstattet vom
Direktor Goethe, Kgl. Ökonomierat.
Hebert et Truffaut. Sur les appli-
cations de la chimie ä Thortlculture.
S.-A. aus Annales Agronomiques.
Catalog der 166. Ausstellung vom
31. Juli bis 3. August 1897, veranstaltet
von der königlichen Gesellschaft für
Gartenbau und Landwirtschaft in
Antwerpen. Dr. J. B.
Eine allgemeine Übersicht der wich-
tigsten Ergebnisse der schwedischen
Getreiderostuntersuchung, Vortrag auf
dem 2. nordischen Landbaukongresse
in Stockholm am 20. Juli 1897. Von
Professor Jakob Erisson in Stock-
holm. Separatabdruck aus '»Bot.
Zentralbl. Bd. LXXII, 1897. Cassel 1897.
Bibliographical diiTiculties in Botany
by Edward L. Greene, Washington
1898.
Unterrichtswesen.
Gartenbauschule für Damen von Frl. Dr. Elwira
Castner in Friedenau.
Am 25. März fand von 10Y2 — 4 Uhr
in Gegenwart der Herrn Geh. Reg.-Rat
Dr. Traugott Müller, Dezernent für
Gartenbau im Ministerium für Land-
wirtschaft, Prof. Dr. Sorauer, Garten-
bau-Direktor C. Mathieu, Garten-
Inspektor Lindemuth, Landschafts-
gärtner Vogeler, L. Wittmack u. a.
das Examen für 3 abgehende Damen
statt, die den Kursus 2 bez. 2V2 Jahre
besucht haben. Dasselbe ergab sehr
befriedigende Leistungen. Der jüngere
Kursus zählt 20 Schülerinnen, zum
1. April werden es gegen 30 werden.
Zehn weitere mussten aus Mangel an
Raum abgewiesen werden.
Gärtnerlehranstalt
zu Köstritz, R. j. L., Thüringen.
Die'^ auf ein elfjähriges Bestehen zu-
rückblickende Gärtnerlehranstalt, eine
höhere Fachschule für Gärtner, welche
unter der Leitung des Direktor Dr.
H. Settegast steht, wurde im laufenden
Wintersemester von 93 Gärtnern be-
sucht, die sich der Nationalität nach
wie folgt verteilen: Provinz Branden-
burg 13, Pr. Sachsen 12, Pr. Schlesien 6,
Pr. Westfalen 3, Pr. Hannover 3, Rhein-
provinz 3, Pr. Posen 3, Pr. H.-Nassau 3,
die übrigen preuss. Provinzen 6, König-
reich Sachsen 11, Kgr. Bayern 3, Kgr.
Württemberg 2, Gr,-H. Baden 2, die
übrigen d. Staaten 14, Russland 2,
Österreich 2, Italien, Brasilien, Frank-
l^
Ausstellungen und Kongresse.
reich, Luxemburg, Guatemala je i.
Infolge der günstigen erzielten Resultate
hat sich die Frequenz von Jahr zu Jahr
gesteigert und darf die Anstalt gegen-
wärtig als die stärkstbesuchte Bildungs-
stätte für Gärtner bezeichnet werden.
Die Frequenzliste ergiebt:
1887 Sommer 8, Winter 9= 17,
1888 » 9, » 14= 23,
1889 » 10, » 15= 25,
1890 >' 17, » 26= 43,
1891 » 31, :- 32= 63,
1892 » 33. » 57= 90,
1893 » 49, V -62=111,
1894 » 51, » 77 =128,
1895 » 77, " 90 = 167,
1896 » 76, " 94 = 170,
1897 » 84, > 93=^177-
Mitte März fand die Schlussprüfung
statt, welcher Se. Durchlaucht Fürst
Heinrich XXIV. Reuss-Köstritz, die
! Mitglieder des Kuratoriums und zahl-
! reiche Väter der Besucher der Anstalt
[ beiwohnten. Es erhielten für hervor-
ragende Leistungen die ausgesetzten
Ehrenpreise die Gehilfen: Hugo
Schnaare, Grund, Rheinprovinz,
Herm. Denstedt, Gross - Vielist,
Mecklenburg, Paul Fricker, Heidel-
berg, Baden. Die Anstalt zerfällt in
Abt. I Gehilfenkursus mit einjähriger
Dauer. Abt. II Lehrlingskursus für
Söhne angesehener Eltern, die gleich-
zeitig auf wissenschaftliche und prak-
tische Ausbildung Wert legen. Abt. III
Kursus für angehende Gärtner, die
neben derFachbildung dieBerechtigung
zum einjährig freiwilligen Dienst er-
werben wollen. Köstritz liegt in dem
lieblichen Elsterthale und ist seit dem
Anfange des Jahrhunderts eine Pfleg-
stätte des Gartenbaues gewesen.
Aussteilungen und Kongresse.
Charlottenburg, Sonnabend den
2. April 9 Uhr wird in der »Flora«
eine Ausstellung von Hyacinthen,
Tulpen, Crocus, Narcissen, Tazetten
und Scilla im nördlichen Annex des
Palmenhauses eröffnet.
Dendrologische Ausstellung in Darmstadt,
August 1898.
Vom 6. bis 11. August wird in
Darmstadt die Jahresversammlung der
deutschen Dendrologischen Gesellschaft
tagen. Das unterzeichnete Ortskomitee
hat beschlossen, bei dieser Gelegen-
heit eine möglichst vollständige Aus-
stellung von Coniferenzweigen und
Zapfen zu veranstalten und hofft auf
diese Weise sowohl den Teilnehmern
an der Versammlung eine interessante
Übersicht über die mannigfaltigen
Formen der Nadelhölzer zu bieten, als
auch das Interesse an der Dendrologie
in weitere Kreise zu tragen.
Die Ausstellung soll streng syste-
matisch nach Gattungen und Arten
angeordnet werden und folgende Ob-
jekte, von jeder Art möglichst voll-
ständig, umfassen:
1. Abgeschnittene Zweige bis zu
etwa 1 Meter Länge, womöglich
mit Zapfen oder Blüten.
2. Einzelne Zapfen.
3. Holz- und Rindenproben, Quer-
scheiben älterer Stämme oder
zurecht geschnittene Stammstücke
in Quer-, Radial- und Tangential-
schnitt.
4. Varietäten , Abnormitäten . Be-
schädigungen durch Pilze etc.
5. Photographien , Abbildungen.
Publikationen.
Lebende Coniferen in Töpfen oder
Körben sind im allgemeinen nicht in
Aussicht genommen; nur besonders
interessante, seltene oder neue Formen
würden berücksichtigt werden können.
Ausser Coniferen, welche in erster
Linie erwünscht sind, l.önnenauch inter-
essantere Laubhölzer in die Ausstellung
aufgenommen werden.
Das unterzeichnete Komitee erlaubt
sich, an die Herren Inhaber von Baum-
schulen, von Gärtnereien, an die Vor-
stände der botanischen Gärten und
Museen, an die Forstbehörden, an die
Mitglieder des Vereins, welche über
geeignete Ausstellungsobjekte verfügen,
die ergebene Bitte zu richten, dieselben
für die geplante Ausstellung getälligst
einsenden zu wollen und zwar an die
Adresse des Grossherzoglichen bo-
Personal-Nachrichten.
im
tanischen Gartens zu Darmstadt. Es
wird gebeten, auf jeder Sendung die
Bezeichnung »Ausstellungs - Gegen-
stände« anbringen zu wollen, ferner
jedes einzelne Objekt mit deutlicher
Etikettte und dem Xamen des Aus-
stellers zu versehen, sowie auch mit
der Bemerkung, ob dasselbe zurück-
gesandt werden soll. Die nicht zurück-
verlangten Gegenstände werden, soweit
sie als Sammlungsobjekte dauernden
Wert haben , von seiten des Aus-
stellungskomitees an botanischeMuseen
verteilt.
Sonderausstellungen von Baum-
schulen oder Gärtnereien sollen im
allgemeinen , entsprechend dem
Rahmen der Ausstellung, nicht ac-
ceptiert werden.
I Alle Ausstellungsgegenstände bitten
wir gefälligst bis zum 15. Juli 1898 an-
melden und bis zum 3. August spätestens
portofrei einsenden zu wollen.
DieAusstellung findet statt imGartcn-
saal des Hotels »Darmstädter Hof«, in
dessen Räumen auch die Jahres-
versammlung der deutschen Dendro-
logischen Gesellschaft tagen wird und
wird am 6. August, vormittags 11 Uhr,
eröffnet.
Das Ortskomitee für die
diesjährige Jahresversammlung der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft zu Darmstadt.
Professor Dr. H. Schenck,
Direktor des Grossh. botanischen Gartens.
F. Göbel, H. Henkel,
Hofgarteninspektor. Hofbouquctlieferant.
A. Purpus,
Obergärtner des Grossh. botanischen Gartens.
Personal-Nachrichten.
Der Vorsteher des Instituts für
Gährungsgewerbe Prof. Delbrück ist
gelegentlich des Besuches dieser mit
der Ivgl. landw. Hochschule in Ver-
bindung stehenden Anstalt durch Se.
Maj. den Kaiser am 23. März zum
Geh. Reg. -Rat ernannt.
Dem Privatdozenten der Botanik Dr.
Otto Warburg, an der Universität
Berlin , Dozent am orientalischen
Seminar und Mitherausgeber der Zeit-
schrift »Der Tropenpflanzer« ist das
Prädikat »Professor« beigelegt.
Herr Ober - Garteninspektor Kolb
feiert, wie er uns schreibt, sein 40.
Dienstjubiläum erst 1899. In Garten-
flora 1888, S. 272, steht aber: »Der
Kgl. Garteninspektor Kolb ist nach
3ojähriger Dienstzeit zum Ober-Garten-
inspektor ernannt«; da wäre doch 1898
das 40. Dienstjahr gewesen.
Der Rentier P. Barrens fein- Char-
lottenburg, vormals Gärtnereibesitzer,
f 28. Februar im 73. Lebensjahre.
Barrenstein war seit 1860 iMitglied
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues und zeichnete sich durch
vorzügliche Kulturen aus. Bekannt ist
sein Veilchen Barrensteins Sämling.
Der Obergärtner F. Baselt feierte
am 22. März den Tag, an welchem er
vor 25 Jahren in die Gärtnerei des
Herrn Kgl. Gartenbau-Direktor Stadt-
rat Brandt - Charlottenburg eintrat.
Im Namen des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, dessen Mitglied Herr
Baselt ist, wurde ihm durch die
Herren Perring, C. Mathieu und
Wittmack, eine grosse silberne
Medaille mit seinem Xamen und der
Inschrift: »Für 25jährige treue Dienst-
zeit«, überreicht, nachdem Herr Königl.
Garteninspektor Perring eine warme
Ansprache gehalten hatte. — Vorher
schon hatte eine Deputation des
Charlottenburger Vereins dessen Glück-
wünsche ausgesprochen.
Rudolph Lemke, Königsberg i. Pr.,
Gärtnereibesitzer f plötzlich 22. Febr.
DemKunstgärtnerErdmannBabeck
zu Jagatschütz im Kreise Trebnitz ist
das Preuss Allgem. Ehrenzeichen ver-
liehen.
Otto Riss, Handelsgärtner in
Hermannshof bei Langfuhr - Danzig,
feierte am 2. März sein 25 jähriges
Geschäftsjubiläum. Seine Gattin Louise
200
Mitglieder-Verzeichnis.
Riss ist die kunstverständige Binderin,
welche selbt ein Werk: Die Binde-
kunst, Verlag von Paul Parey, heraus-
gegeben, wohl das Beste auf diesem
Gebiete.
Der Garten-Ingenieur Carl Jaucke
senior, langjähriges Mitglied des Ver-
eins zu Aachen, f am 12. März. Noch
bis in seine letzten Tage hatte er leb-
haftes Interesse für die den Verein
beschäftigenden Fragen und erkundigte
sich noch vor kurzem nach der Ver-
legung des botanischen Gartens und
der Gärtner-Lehranstalt, deren Mit-
arbeiter und Zögling er ja auch ge-
wesen ist. Seit November 1S89 war
er ans Zimmer gefesselt. Am 31. Ja-
nuar hatte er sein 80. Lebensjahr voll-
endet.
P. Luke, bisher grätlich Matuschka-
scher Schlossgärtner in Pitschen, wurde
in der Schlossgärtnerei zu Sanssouci,
Abteilung Melonerie, als Verwalter der
Annanas-Treiberei angestellt.
Wilhelm Halm, vordem Gärtner
und Lehrer für Obst- und Gemüsebau
an der landwirtschaftlichen Schule zu
Strickhof bei Zürich und in den letzten
Jahren Handelsgärtner in Aussersihl,
f Ende Januar.
Dem Hof-Garteninspektor Fr. Göbel
zu Darmstadt wurde vom Kaiser von
Russland der Stanislausorden III. Klasse
verliehen.
Dem Stadtgärtner H. Babee in Fürth
wurde durch Magistratsbeschluss der
Titel »Städtischer Garteninspektor«
verliehen.
B erkling, Kunstgärtner in Nürnberg,
wurde als Obergärtner in der städti-
schen Gartenverwaltung angestellt.
Wenzel Schmollek, pensionierter
Obergärtner der Stiftsgärtnerei in
Heiligenkreuz bei Baden, ein im
74. Lebensjahre stehender Fachmann,
feierte unlängst sein öojähr. Gärtner-
jubiläum.
Adolf Schimek, Obergärtner in
Mödling, der trotz seines hohen Alters
von 79 Jahren noch heute in vollster
Rüstigkeit seinen Dienstpflichten nach-
kommt, beging kürzlich unter Teil-
nahme österreichischer Gärtnervereine
sein ööjähriges Gärtnerjubiläum.
Josef Vesely, k. k. Hof garten- Ver-
walter in Wien, wurde durch Ver-
leihung des siamesischen Kronenordens
IV. Klasse ausgezeichnet.
Mitglieder -Verzeichnis
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Es wird beabsichtigt, eine neue Mitgliederliste anzufertigen. Wir bitten
daher, alle noch nicht mitgeteilten Adressenänderungen etc. uns schleunigst
bekannt zu geben. Zugleich aberbitten wir unsere Freunde, auch recht fleissig
Mitglieder zu werben, damit diese auch noch autgenommen werden können.
Die verehrlichen Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues,
welche ihren Jahresbeitrag für 1898 noch nicht eingeliefert haben, werden ge-
beten, denselben bis zum 1. Mai d. Js. an den Schatzmeister. Herrn Kgl. Flof-
lieferanten J. F. Loock, Berlin N., Chausseestrasse 52 a, einzusenden. Nachher
wird er sonst durch Nachnahme eingezogen werden. Der Beitrag beträgt für
Berlin und Umgegend 20 M., für das übrige Deutschland und Österreich-
Ungarn 13 M., für das Ausland 15 M. Dafür die » Garten tlora'< unentgeltlich,
ferner Benutzung der grossen Bibliothek (auch nach auswärts), gelegentlich
Sämereien etc.
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Die Birne „Triumphe de Vienne".
Von Alex Mathieu- Geisenheim - Monrepos.
(Hierzu Tafel 1449.)
jiese ausgezeichnete, sehr grosse Frucht, welche im Jahre 1896 zu Cassel
f^fe:^ in der Sonderausstellung des »Praktischen Ratgebers« den ersten Preis
(150 Mark) davontrug, ist ein Kind Südfrankreichs. Sie wurde von Jean
Colland dit Cöte, Gärtner in Vienne (Departement de Tlsere) in der Dauphine
erzogen und von Blanchet und Morel, Baumschulbesitzer in Vienne und
Vaise-Lyon 1S74 in den Handel gebracht; den Namen erhielt sie von Morel.
Sie war 1872 und 1873 i^ Lyon ausgestellt und preisgekrönt worden. »Vienne«
ist also nicht mit Wien zu verwechseln, wie man so ott hören und in manchen
Katalogen lesen kann.
Frucht gross bis sehr gross, stumpf birnförmig, stielbauchig, z. T. mittel-
bauchig, etwas beulig. Der halboffene, kleine und kurzblättrige Kelch sitzt in
kleiner, flacher Vertiefung. Der Stiel ist ziemlich lang, gerade, bisweilen etwas
gebogen, braun, nach der Frucht zu grünlich; sitzt in kleiner Vertiefung. Die
Schale ist grünlichgelb bis lichtgelb, auf der Sonnenseite zart karminrot, durch
zahlreiche Rostpunkte und Figuren sich rauh anfühlend. Fleisch weisslich;
unter der Schale gelblich, fein schmelzend, saftreich, angenehm süss und ge-
würzt, sehr wohlschmeckend. Das Kernhaus ist klein, von Steinchen umgeben,
schwärzliche, bisweilen unvollkommene Kerne enthaltend. Reifezeit hier Mitte
September; in weniger günstigen Lagen Ende September bis Anfang Oktober.
Der Baum wächst kräftig, pyramidal, gedeiht auf Wildling wie auf Quitte gleich
gut. Blätter sehr gross, dunkelgrün, glänzend, langgestielt, nicht flach, sondern
mehr kahnförmig, gekielt; Blattstiel sehr kräftig und lang. Der Baum eignet
sich zu jeder Form. Besonders am Spalier erzeugt er mitunter riesengrosse
Früchte. Als Hochstamm zu ziehen ist wegen der Grösse der Früchte nicht
ratsam. Auf Quitte veredelt hat der Baum den Nachteil, dass er sich bald er-
schöpft. Er ist sehr fruchtbar und früh tragend. Mehrere fünfjährige Exemplare
hatten hier durchschnittlich 15 Früchte, die z. T. grösser waren als unsere
Abbildung. Die Frucht ist eine , Zierde jeder Tafel sowie jeder Ausstellung
und vermöge ihrer Grösse und Schönheit für den Markt sehr empfehlenswert.
Die französische pomologische Gesellschaft, welche sehr streng in ihren Grund-
sätzen ist, hat die Frucht in die beschreibende Liste oder das Verzeichnis ihrer
angenommenen Früchte aufgenommen.
202 84^* Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
845. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 31. März 1898.
(Dies Protokoll enthält die Beratungen über die Reorganisation der Koni gl.
Gärtner -Lehranstalt zu Wildpark bei Potsdam.)
I. Der Vorsitzende, Herr Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat von Pommer-Esche,
teilte das Ableben des langjährigen Mitgliedes Herrn Gartenarchitekten
Jancke-Aachen, sowie das des Ehrenmitgliedes Herrn Rentier von Hövell-
Berlin mit, und die Anwesenden erheben sich zum Zeichen der Teil-
nahme von ihren Sitzen,
II. Durch ein Versehen der Druckerei sind die in der Januar-Versammlung
zu wirklichen Mitgliedern Vorgeschlagenen noch einmal in dem Protokoll
der Februar -Versammlung (Gartenfl. Heft 6 S. 145) als vorgeschlagen auf-
geführt, dafür leider die in der Februar -Versammlung Vorgeschlagenen
weggelassen. Es folgen die Xamen derselben deshalb hiermit nach:
1. Herr Gutsbesitzer C. Rudioff -Domnitz b. Gönnern, vorgeschlagen
durch Herrn Grashoff-Ouedlinburg;
2. » Garteninspektor Stobbe-Stettin, durch Herrn Geheimrat
Wittmack;
3. » J. H. van Xes-Boskoop in Holland, durch Flerrn Gartenbau-
Direktor Jawer-Nieder-Schönhausen;
4. » Sanitätsrat Dr. Wahlländer - Berlin, Ilallesche Strasse 5,
durch Herrn Geheimrat Wittmack;
5. » Obergärtner Gaude-Tempelhof, Vertreter der Tempelhofer
Baumschulen, durch Herrn Strenger- Steglitz;
6. >' Grunewald-Zossen, in Firma Kochhann & Grunewald,
durch Herrn Keyssner-Zossen;
7. » F. Fleiss-Schelecken b.Labiau, durch HerrnGarteninspektor
P e r r i n g ;
Ferner wurden in der März -\"ersammlung selbst vorgeschlagen zu
wirklichen Mitgliedern :
1. Herr Dr. Schiemenz-Friedrichshagen, Leiter der biologischen
Station am Müggelsee, durch Herrn Geheimrat Wittmack;
2. » Baumschulbesitzer E. Denizot-Posen, durch Herrn Köngl.
Hoflieferant Loock;
3. > Herzogl. Garteninspektor A. Degenhardt - Sagan, durch
Herrn Hoflieferant Loock;
4. » Kunst- und Handelsgärtner Zander - Berlin, durch Herrn
Neumann;
5. Gärtner-Verein »Flora« für Wriezen und Umgegend, durch Herrn
Geheimrat Wittmack;
6. Herr Direktor Wieck-Kolonie Grunewald, durch Herrn Geheimrat
Wittmack;
7. » Fabrikbesitzer E. Xaglo-Berlin, durch Herrn Geheimrat
Wittmack;
IIL Ausgestellte Gegenstände:
1. Herr Baumschulbesitzer Kiesewetter - Genthin führte mehrere
hochstämmige Wistoria polystachya Carl Koch, bekannter unter
845. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 203
in
dem Namen W. chinensis D. C. oder Glycinia chinensis Sims,
herrlicher Blüte vor, um die Aufmerksamkeit wieder auf diesen schönen
Treibstrauch zu richten. Er lässt sich sehr leicht treiben; aber man muss
mit wenigen (0 bis 8) Graden anfangen und nach 3 Wochen die Wärme
steigern, sonst erhält man viel Laub, aber wenig Blumen. Das Publikum
liebt die Pflanze sehr, und die Gärtner sollten sie doch mehr ziehen.
Herr von Pommer-Esche bemerkte, dass Herr Kiesewetter wohl
der Einzige sei, der eine Spezialität aus der Treiberei der Wistoria als
Hochstamm mache. Im Jahre 1890 habe er ein Exemplar von den durch
Herrn Kiese wetter auf der grossen Ausstellung gezeigten in seinen
Garten gesetzt, und habe sich dieses im Freien ausgezeichnet gehalten.
Zur Blütezeit gewähre die Krone einen geradezu prachtvollen Anblick.
Herr Lackner: Auch die Gärtnerei von J. C. Schmidt (Inhaber
Frau Kuntze & Söhne) in Steglitz hat sich jetzt darauf gelegt und in
diesem Winter sehr viel getrieben; sie hatte sie bereits im Januar in
prachtvollster Entwicklung, und man sah im Schaufenster, Unter den
Linden 16, fast den ganzen Winter blühende Glycinen.
Herr Kiesewetter bemerkte, dass an den Exemplaren, die er gesehen,
zu viel grüne Blätter gewesen seien. Im Übrigen ist die Anzucht zu
Kronen recht langwierig. Das Veredeln auf Wurzelhals dauert zu lange;
am besten ist es, die Wildlinge ganz herunterzuschneiden. Dann bilden
sie einen neuen Teil, den man als Hochstamm benutzt, und den man oben
in Kronenhöhe veredelt. Es dauert immerhin 5 bis 6 Jahre, ehe man
eine gute Krone erhält.
2. Herr Gartenbau-Direktor Carl Mathieu legte 3 Exemplare der
neueren Apfelsorte »Adersleber Calville« vor, die Herr Rechtsanwalt
Mohr-Rudolstadt ihm zugesandt. Die Äpfel waren schon ein wenig welk,
aber der Geruch noch sehr angenehm. Es ist eine der vorzüglichsten
Neuheiten und wert, überall in kleinen Formen, auch als Hochstamm,
angepflanzt zu werden. Bezüglich des Namens sind sich die Gelehrten
nicht einig. Manche schreiben: Aderslebener, andere: Aderleber
Calville. — Herr D. Deite bemerkt, dass man in der Umgegend von
Halberstadt sagt: Adersleber. Harsleber etc. — Auch nach Herrn Loock
sagt man Eisleber. — Herr Baumschulbesitzer Bertram - Stendal hatte
die Güte, mehrere Exemplare dieses Baumes dem Verein zum Geschenk
zu machen.
3. Herr Eduard Grass -Marienfelde b. Südende überbrachte ausser
Preisbewerb eine Anzahl Töpfe schön goldgelb blühender Primula
officinalis grandiflora, der sog. Plamburger Treib-Primel, die er
im Januar d. J. von der Firma Kohlmannslehner & Schwenke-
Schöneberg zum Treiben erhalten hatte. — Herr Kohlmannslehner
erläuterte dazu, dass es eine alte Lokalsorte aus den Vierlanden
bei Hamburg sei, auf welche Koll & Sonntag- Hilden b. Düsseldorf
im »Handelsblatt« weitere Kreise aufmerksam gemacht haben. Es ist in
der That ein anmutiger Frühjahrsblüher, der sehr reichblumig ist.
4. Herr L. Wittmac k führte das Exemplar der Tillandsia macropetala
Wawra von Herrn Johannes Nicolai zu Coswig in Sachsen, welches
er im Januar in Knospen vorgezeigt, noch einmal vor, jetzt mit fast ab-
204 ^45- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
geblühter Rispe. Die einzelnen Blumenblätter haben eine Länge von
9 cm und mehr, daher der Xame (macro =^ gross, petalon = Blumenblatt).
Sie ist sehr nahe verwandt mit T. grandis Schlachtd. Herr Prof. Alez,
dem W. einen blühenden Ast, Blätter und Photographien schickte, vermag
keinen Unterschied zu finden; indess bei grandis sind die Blätter nach
den Beschreibungen breitlineal, leicht verschmälert, stumpflich, mit
kräftiger, zurückgebogener Stachelspitze. Bei unserer Pflanze sind sie wie
bei T. macropetala allmählich in eine etwas zurückgekrümmte Spitze
auslaufend, nicht stumpflich. Auch die Äste sind bei grandis viel länger.
Allgemein wurde die üppige Kultur der jetzt ca. 1,35 m hohen Pflanze
in einem kleinen Gefäss, 4 cm hoch, 14 cm Durchmesser, bewundert.
(Vergl. Heft 4 S. 91).
5. Herr Obergärtner Beuster-Biesdorf übergab 5 .Sorten Treib-
bohnen, von denen »Osbornes Treibbohne« und »Xon plus ultra« sich am
meisten zur Frühtreiberei eignen. Die Bohnen sind am 20. Februar
gelegt, haben also in 6 Wochen ihre Früchte gebracht. Er empfahl die
Bohnentreiberei für Private sehr.
IV. Hierauf trat man in die wichtige Beratung über die Reorganisation
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark bei Potsdam und besprach
in eingehendster Weise die einzelnen, von den vereinigten Ausschüssen
gefassten, in Heft 5 S. 128 abgedruckten Beschlüsse. Hierzu ist vorweg
zu bemerken, dass der Punkt 8 in der Form, wie er gedruckt vorliegt,
ein hinreichend grosses, auf die Dauer ausreichendes Terrain zu
fordern, vom Vor stände verfasst ist; die vereinigten Ausschüsse hatten
125 ha (500 Morgen) vorgeschlagen.
Da die Debatte einen ausserordentlichen Umfang annahm, können hier
nur die Hauptpunkte hervorgehoben werden.
Nachdem Herr F. Bluth beantragt hatte Xo. 8 vorweg zu beraten, da
mancher nicht für Weglassen der praktischen Arbeiten (No^ 6) stimmen
würde, wenn kein grosses Terrain bewilligt werde, empfahl Herr Ilof-
gärtner Hoffmann X'o. 1 (Name der Anstalt) erst später zu beraten,
nachdem sich herausgestellt, wie der Unterricht gedacht sei.
Die Versammlung beschloss auf Empfehlung des Herrn Kgl. Garten-
inspektor Perring auf eine Generaldiskussion zu verzichten und gleich
in die Spezialdebatte der einzelnen Punkte, nach der Reihe, einzugehen.
Herrn Bluth gegenüber bemerkte Herr P., dass die Kompensation für
den Wegfall der praktischen Arbeit in der laut No. 3 verlangten vier-
jährigen praktischen Thätigkeit vor dem Eintritt in die Anstalt läge. —
Die Versammlung beschloss dem Antrag Perring gemäss.
X^o. 1. Der Bechluss lautet:
»Der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten ist zu bitten, die Kgl. Gärtner-Lehranstalt in eine
staatliche Hochschule für Gartenbau umzuwandeln«.
Herr Rudolph Meyer, Delegirter des Potsdamer Gartenbauvereins, hielt
es noch nicht für zeitgemäss, aus der Anstalt eine Hochschule zumachen;
er wolle nur, dass die Anstalt noch mehr leiste. — Die Versammlung
nahm aber Xo. i ohne weitere Debatte fast einstimmig an.
No. 2 lautet:
845. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 205
»Als ^'orbilclung ist zu fordern die Reife für Obersekunda eines
humanistischen Gymnasiums oder eines Realgymnasiums«.
Herr Prof. Dr. Carl Müller. Lehrer der Botanik an der Kgl. Gärtner-
Lehranstalt, beantragt, keine Unterschiede in den Schulen zu machen,
sondern allgemein das Zeugnis für den Einjährig-Freiwilligen
Militärdienst als Mindestmass der Vorbildung anzusehen. Schon Herr
Prof. Dr. Roden waldt habe in der letzten Versammlung hervorgehoben,
dass die Ober-Realschulen und die Realschulen (früher Bürgerschulen)
eine bessere Abrundung geben, als wenn ein junger Mann das Gymnasium
mit der Reife für Obersekunda verlässt. Dazu komme, bemerkt Prof.
Müller, dass den Abiturienten der Oberrealschulen das Recht gegeben
sei, an Universitäten Realstudien zu betreiben und ebenso an technischen
Hochschulen zu studieren. Die neueren Sprachen seien für einen
Gärtner heute viel wichtiger als Latein; das Wenige, was er von letzterem
brauche, lasse sich unschwer nachholen. Ebenso seien Mathematik und
Zeichnen, die auf den Gymnasien weniger getrieben werden, höchst
A^ichtig. — Herr Kgl. Garteninspektor Lindemuth ist auch für das Ein-
jährige-Zeugnis im allgemeinen, sonst wären auch, wie er schon früher
ausgeführt, die Landwirtschaftsschulen, die doch gerade ein sehr
günstiges Material liefern könnten, ausgeschlossen. — Herr Inspektor
Perring erklärt, er habe gegen die Fassung der No. 2 gestimmt; die
Majorität sei nur dadurch entstanden, weil die Vertreter der Potsdamer
Anstalt erklärt hätten, die Aufnahmebedingungen seien schon jetzt so,
Herr Kgl. Hofgärtner Glatt ist gleichfalls für das Einjährige-Zeugnis.
Die Landwirtschaftsschulen dürfen wir nicht ausschliessen; denn das
platte Land liefert für alle Berufsarten erfahrungsgemäss mit die tüchtigsten
Kräfte. Es giebt ferner kaum einen Beruf, der internationaler ist als die
Gärtnerei, darum ist die Kenntnis der lebenden fremden Sprachen
wichtiger als Latein. Sowenig wie der Gärtner ein vollkom.mener
Botaniker sein kann, kann er ein vollkommener Lateiner sein.
Nachdem Herr Kgl. Garteninspektor Echtermeyer, Inspektor der
Kgl. Gärtner-Lehranstalt, eine irrtümliche Auffassung seiner früheren
Mitteilungen über die heutige Vorbildung richtiggestellt, und nachdem
L. Wittmack erklärt, dass zuerst die Ausschüsse auch nur das Einjährige-
Zeugnis verlangt hätten, und erst auf Wunsch der Vertreter der Garten-
kunst dies abgeändert worden sei, beschliesst die Versammlung fast ein-
stimmig No. 2 folgendermassen zu fassen:
»Als Vorbildung ist die Berechtigung zum Einjahrig-Frei-
willigen-Militärdienst zu fordern«.
Hierauf beantragt Herr Garteninspektor Echte rmey er, No. 3, 4, 5
und 6 zusammen zu behandeln. Diese lauten:
3. »Die Eintretenden müssen mindestens eine 4 jährige praktische
Thätigkeit durchgemacht haben. Ausnahmsweise kann auch eine 3jährige
praktische Thätigkeit als genügend angesehen werden, wenn der Auf-
zunehmende durch eine Prüfung diese praktische Befähigung nachweist.«
4. »Der Unterricht dauert 2 Jahre und hat den gesamten Gartenbau zu
umfassen.«
2o6 84^' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
5. »Der Unterricht soll obligatorisch sein, mit der Massgabe, dass im
ersten Jahre alle Gegenstände zu hören sind, im zweiten aber eine
Trennung nach Fächern eintritt, die aber auch obligatorisch gehört
werden müssen.«
6. »Die praktischen Arbeiten Ivommen in Wegfall. Dabei ist aber
vorausgesetzt, dass das Demonstrationsmaterial an der neuen Anstalt ein
reicheres werde, so dass die Studierenden gewissermassen in der Praxis
leben.«
Herr Echtermeyer bringt die Wünsche der Lehrer der Gärtner-
Lehranstalt vor. Diese gehen dahin, in No. 3 statt einer 4jährigen
praktischen Thätigkeit nur eine 2jährige zu fordern, in No. 4 2 Jahre
obligatorischen Unterricht und dann noch fakultativ 1 jährigen Besuch
einer Selekta, in welch letzterer eine Trennung nach Fächern für
Spezialisten einzutreten habe. Ausserdem wünschen die Lehrer in No. 6
praktische Übungen mit aufgenommen zu sehen.
Herr Inspektoi Dressler ist gegen die gemeinsame Beratung der
Punkte 3 — 6.
Herr Garteninspektor Perring erklärt sich gegen ein 3Jähriges Studium,
denn dahin würde es kommen, weil heute jeder Gärtner ein Spezialfach
betreiben müsse, also auch die Selekta dann noch zu besuchen habe.
Es würde auch eine wesentliche Verteuerung des Studiums eintreten.
Herr Garteninspektor Echtermeyer bemerkt, der Besuch der Selekta
sei nicht absolut notwendig. Herr Hofgärtner Hoffmann, Professor
Dr. Karl Müller und R. Meyer erklären dasselbe. Herr Hofgärtner
Hoff mann bemerkt noch, dass für viele Stellungen der 2 jährige Besuch
vollkommen ausreiche. Man wünsche seitens der Lehrer namentlich aber
nur 2 jährige, nicht 4jährige praktische Thätigkeit vorher, weil sonst die
jungen Leute zu viel von dem auf der Schule Erlernten inzwischen w^ieder
vergessen.
Herr Rud. Meyer macht darauf aufmerksam, dass mancher Lehrling,
der in einer der vielen Spezialgärtnereien gelernt habe, durchaus noch
nicht alle praktischen Arbeiten kenne, darum dürfe auch auf der Anstalt
die praktische Arbeit nicht fehlen. Wenn Jemand Spezialgärtner werden
will, geht er nicht in die Anstalt; eine höhere Lehranstalt soll allgemein
gebildete Gärtner in die Welt setzen. In der Selekta soll auch für Landes-
kulturzwecke gesorgt werden, z. B. Obstbaumzucht, Landschaftsgärtnerei,
Kolonialwissenschaft etc.
Herr Kgl. Obergärtner Habermann: Herr Inspektor Perring meint,
ein junger Mann könne nach 2 Jahren, wenn er die Anstalt verlässt, schon
Spezialist sein; das ist aber nicht möglich, höchstens in Bezug auf Land-
schaftsgärtnerei.
Herr Inspektor Perring: Jeder Gärtner muss ein bestimmtes Fach
angreifen; ich habe keine Lehranstalt besucht, schätze die Praxis sehr
hoch, wünsche aber doch keine Praxis auf der Anstalt. Es giebt viele
Gärtner, selbst botanische, welche sagen: Einen »Anstalter« nehme ich
nicht. — Die sächsischen Gartenbauvereine haben bei Gründung der
Dresdener Schule die praktische Thätigkeit ausgeschlossen, weil man die
nur in der Praxis lernt. Wenn ein junger Mann in verschiedenen
845. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 207
Gärtnereien gelernt hat, hat er eine bessere Ausbildung, als wenn er
3 Jahre in der Anstalt ist.
Herr Bluth: Die jungen Gärtnerlernen jetzt in der Praxis nicht genug, weil
wir nicht Spezialisten sind; die allgemeine gärtnerische Bildung können sie
sich nur auf der Hochschule erwerben. Dass die Schüler der Anstalten
jetzt nicht gern genommen werden, ist eine Thatsache; ob es richtig, ist
aber eine andere Frage. Ich habemit »Anstaltern« und mit »Nicht-Anstaltern«
gute und weniger gute Erfahrungen gemacht. Wenn Jemand nicht Lust hat
zum Arbeiten, lernt er es nicht in der Lehre und nicht in der Anstalt.
Herr Garteninspelvtor Lindemuth: Auf eine sehr lange praktische
Thätigkeit vor Besuch der Anstalt lege ich keinen Wert, die Theorie
muss auf der Anstalt mit der Praxis verbunden sein, deshalb wollen wir auch
ein grosses Terrain; wir wollen nur nicht, dass die Zeit auf derAnstalt mit
ganz gewöhnlichen, sogenannten praktischen Arbeiten vertrödelt werde.
Ein Antrag auf Vertagung wird nicht genügend unterstützt.
L. Wittmack stellt hierauf einen Vermittelungsantrag und empfiehlt
die No. 3 einfach so zu fassen:
»Die Eintretenden müssen mindestens eine dreijährige
praktische Thätigkeit durchgemacht haben.«
Herr Echtermeyer zieht seinen Antrag auf 2jährige praktische Thätig-
keit zu Gunsten dieses Antrages zurück, und wird der Wittmack'sche
Antrag fast einstimmig angenommen.
No. 4 lautet in der Fassung der Ausschüsse:
»Der Unterricht dauert 2 Jahre und hat den gesamten
Gartenbau zu umfassen.«
No. 5, der sich daran anschliesst, lautet:
»Der Unterricht soll obligatorisch sein mit der Massgabe, dass
im ersten Jahre alle Gegenstände zu hören sind, im zweiten aber
eine Trennung nach Fächern eintritt, die aber auch obligatorisch
gehört werden müssen.
Herr Garteninspektor Echtermeyer empfiehlt, No. 5 ganz zu streichen,
und No. 4 folgendermassen zu formuliren.
No. 4. »Der Unterricht während der ersten 2 Jahre ist
obligatorisch. Daran schliesst sich für die Ausbildung
in Spezialfächern eine ijährige Selekta mit getrennten
Fächern und fakultativem Unterricht.«
Herr Garteninspektor Perring erklärt sich gegen Änderung der No. 4
und gegen die Hinzufügung einer Selekta.
Der Antrag Echtermeyer wird mit Majorität angenommen. No. 5
kommt somit in Wegfall.
L. Wittmack beantragt anstatt der früheren No. 6 zu sagen:
„Es ist darauf Bedacht zu nehmen, dass praktische Uebungen
und praktische Vorführungen an der neuen Anstalt in reichstem
Masse stattfinden, so dass die Studierenden in der Praxis leben.
Dies wird angenommen.
Die frühere No. 7: .,Den Studierenden der Gartenbau-Hochschule
ist der Besuch der Universität und der anderen Hochschulen
zu gestatten,'- wird ohne Debatte einstimmig angenommen
2o8 845. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Die frühere Ko. 8 lautet in der Fassung des Vorstandes, Avie oben
bereits gesagt: „Um alle Zweige des Gartenbaues in genügender Weise
lehren zu können, ist ein hinreichend grosses, für die verschiedenen
Zwecke auf die Dauer ausreichendes Terrain in Aussicht zu nehmen.'"
Die Ausschüsse hatten verlangt: 500 Morgen (125 ha.). Herr Kgl. Hof-
gartendirektor Walter hatte auf Ersuchen der Ausschüsse es übernommen,
diese Zahl zu motivieren und bittet, seine Zusammenstellung zu verlesen.
Dieselbe lautet, nach kleinen mit seiner Zustimmung gemachten Ab-
änderungen folgendermassen:
Für die neu einzurichtende Gärtner-Lehranstalt in Dahlem wird er-
beten ein Terrain von ca. 500 Morgen und zwar:
Für Gebäude (Anstalts-, Oekonomie- und Ausstellungs-Gebäude nebst
Kultur- undTreib-Häusern) 25000 qm = 250 ar = 10 Morgen
,, Arboretum (unter Heran-
ziehung des Arboretums
des Bot. Gartens) . . . 200 000 ,. ^^ 2 000 ,, ■= 80 ,,
,, Schmuck-Anlagen . . . 15000 ,. ^^ 150 ,, -= 6 ,,
,, Rosarium u. Staudengarten 7 500 ,, == 75 ,, == 3 „
,, Uebungsterrain für Land-
schaftsgärtnerei .... 100000 ,, == 1000 ,, = 40 ,,
„ Spaliergarten 10000 ,, = 100 ., = 4 .,
,, Obstpyramidengarten . . 17500 ,, = 175 .. = 7 ,,
„ Obstmuttergarten incl.
Beerenobstmuttergarten . 25 000 „ = 250 ,, = 10 „
,, Obst- und Gehölzbaum-
schule 62 500 „ =
.. Gemüseanlagen .... 25 000 „ =
,, Diverse Versuchsfelder . 50000 ,, = _
,, Obstplantagen zur \ox-
führung v. Musteranlagen
für Gärtner und Landwirte 700000 „ ^= 7000 ,. = 280 ,,
Sa. 1 250000 qm ^= 12 500 ar = 500 Morgen
Herr G.-L Per ring erklärt, dass der Vorstand auf seine Fassung kein
besonderes Gewicht mehr lege und stellt anheim, 500 Morgen zu setzen.
Herr R. Meyer empfiehlt zu sagen: bis 500 Morgen. Herr Bluth ist für
eine bestimmte Zahl und bittet zu sagen: Der Verein hält ein Terrain
von 500 Morgen für wünschenswert — Herr Hoflief. Loock ist gleich-
falls für die bestimmte Zahl von 500 Morgen.
Die 500 Morgen werden mit grosser Mehrheit angenommen und
lautet die frühere No. 8 demnach.
8. Um alle Zweige des Gartenbaues in genügender Weise
lehren zu können, ist ein Terrain von 125 ha. (500 Morgen) in Aus-
sicht zu nehmen.
Der Uebersicht wegen werden die Beschlüsse in einem besonderen
Artikel {siehe S. 2oq) zum Abdruck gebracht.
V. Alsdann erstattete Herr Geh. Rechnungsrat Schmidt im Xamen des
Revisions-Ausschusses Bericht über die Prüfung der Jahresrechnung
von 1896; er erklärte ferner, dass der Ausschuss sich von dem Vorhanden-
625 ,;
, =
25
250 ,.
, =
10
500 .
=
20
Beschlüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 209
sein des Vereinsvermögens überzeugt hätte und beantragte dem Schatz-
meister Decharge zu erteilen. Die Versammlung tritt dem bei, nach-
dem sie auf Antrag des Herrn Hofg. Hoffmann dem Schatzmeister Kgl.
Hoflieferanten I. F. Loock für seine aufopfernde, mühevolle und wenig
dankbare Tätigkeit durch Erheben von den Sitzen ihren Dank bezeugt
hatte. — Der Abschluss ist schon in Gartenflora 1S97 S. 370 veröffentlicht.
Die Einnahmen betrugen einschliesslich eines Kassenbestandes von
6013 M. 15 Pfg., 22 413 M. 64 Pfg., die Ausgaben 18 150 M. 55 Pfg.. so dass
ein Bestand von 4263 M. 9 Pfg. verbleibt.
Herr Geh.-Rat Schmidt bemerkte noch, dass nach Beschluss den-
jenigen Mitgliedern, welche bis zum 31. Dez. ihren Beitrag nicht
bezahlt haben, die „Gartenflora" nicht weiter verabfolgt werde, dass
wer 2 Jahre mit seinem Beitrage im Rückstande sei, statutenmässig vom
Vorstande aus der Mitgliederliste gestrichen werden könne.
VI. Verlesen wird ein Antrag des städt. Garleninspektors Herrn A. Fintel-
mann und Genossen von dem Ueberschuss der grossen allgemeinen
Gartenbau-Ausstellung von 1897 (ca. 16 000 M.) dem Vereinsvermögen
10000 M. zuzuführen, den Rest zu gleichen Teilen der Kaiser Wilhelm-
und Augusta-Stiftung für Gärtner, sowie der neu zu begründenden
Stipendienstiftung gelegentlich des 75jährigen Bestehens der Kgl.
Gärtner -Lehranstalt im Jahre 1899. — Da noch einige Ausgaben für die
Gartenbau -Ausstellung zu erwarten sind, so kann über den Antrag erst
später nach endgültiger Feststellung des Ueberschusses verhandelt werden.
VII. Das Preisgericht bestehend aus den Herren Hapt, Herzberg und
Kgl. Garteninspektor Weber hatte folgende Preise zuerkannt:
Flerrn Baumschulbesitzer Kiesewetter - Genthin für getriebene
Wistaria polystochya. K.Koch, (Glycina chinensis Sims) den Monats-
preis von 15 Mark.
Herrn Obergärtner Bens ter für getriebene Bohnen ein Anerkennungs-
diplom.
VIII. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der vorigen
Versammlung Vorgeschlagenen (siehe S. 145).
Die nächste Versammlung am 28. April, findet im Kgl. botanischen
Museum, Grunewaldstr. 6-7, (im Kgl. bot. Garten) statt; ebenso alle
folgenden Versammlungen bis einschliesslich der August -Versammlung,
von Pommer Esche. Wittmack.
Beschlüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in
seiner Versammlung vom 31. März 1898 betreffs Reorganisation
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam.
1. Der Herr Minister für Landwirschalt, Domänen und Forsten ist zu
bitten, die Königliche Gärtner-Lehranstalt in eine staatliche Hochschule für
Gartenbau umzuwandeln.
3. Als Vorbildung ist zu fordern, die Berechtigung für den Einjährig-Frei-
willigen Militärdienst.
2 I o Düngungsversuche bei Topfpflanzen durch Begiessen mit Nährsalzlösung.
3. Die Eintretenden müssen mindestens eine dreijälnige praktische Thätig-
keit durchgemacht haben.
4. Der Unterricht während der ersten zwei Jahre ist obligatorisch.
Daran schliesst sich eine einjährige Selekta mit getrennten Fächern für die
Ausbildung in Spezialfächern, in welcher der Unterricht fakultativ ist.
5. Es ist darauf Bedacht zu nehmen, dass praktische Übungen und prak-
tische Vorführungen an der neuen Anstalt im reichsten Masse stattfinden, so
dass die Studierenden in der Praxis leben.
6. Den Studierenden der Gartenbau-Hochschule ist der Besuch der
Universität und der andern Hochschulen zu gestatten.
7. Um alle Zweige des Gartenbaues in genügender Weise lehren zu
können, ist ein Terrain von 125 ha (500 Morgen) in Aussicht zu nehmen.
Düngungsversuche bei Topfpflanzen durch Begiessen mit
Nährsalzlösung.
\'on Dr. Richard Otto in Proskau O.-S.
,,_ (Hierzu Abb. 5q und 60.)
i^Um Sommer des Jahres 1897 wurde in der chemischen Abteilung der Ver-
(^ Suchsstation des König 1. pomologi sehen Instituts zu Proskau O.-S.
eine Reihe vergleichender Düngungsversuche bei Topfgewächsen durch Be-
giessen mit Nährsalzlösung durchgeführt, um den Erfolg einer zeitweise in sehr
verdünnter Form gegebenen, wässrigen Nährsalzdüngung (1 g Nährsalz gelöst
in 1 1 Wasser), mit welcher andere Forscher, insbesondere Professor Dr.
P. Wagner in Darmstadt, vorzügliche Resultate bei Topfpflanzen erhalten
hatten, aus eigener Anschauung kennen zu lernen.
Zu den Versuchen diente das von Professor Dr. P. Wagner-Darmstadt*)
empfohlene und nach dessen Vorschrift hergestellte Nährsalz WG (Garten- und
Blumendünger) , welches aus der landwirtschaftlich chemischen Fabrik
»Chemische Werke, vormals H. und E. Albert in Biebrich a. Rh.« bezogen,
ca. 13% Phosphorsäure (davon ca. 12% wasserlöslich), ca. 18% Stickstoff und
ca. 11% Kali enthält (Preis pro 1 kg = 34 Pf.). Das Nährsalz selbst ist ein
graues, etwas grobes und leicht Feuchtigkeit aufnehmendes Salzgemenge,
welches aus 30 Teilen phosphorsaurem Ammoniak, 25 Teilen salpetersaurem
Natron (Chilisalpeter), 25 Teilen salpetersaurem Kali und 20 Teilen schwefel-
saurem Ammoniak besteht und in Wasser sich zum grössten Teile leicht löst.
Dieses Nährsalz WG wurde für, die nachstehenden Versuche stets in
einer Lösung von 1 : 1000 verwendet, d. h. 1 g Nährsalz, ■ gelöst in 1 Liter
Wasser.
Die Versuche wurden durchgeführt bei Fuchsia hybrida, Salvia
splendens, Heliotrop, Pelargonien und Pentstemon gentianoides. Die
Versuchspflanzen stellten sowohl in den zu düngenden als auch in den nicht
*) Vergl. P. Wagner: Die Anwendung künstlicher Düngemittel im Obst- und Gemüse-
bau u. s. w, III. Auflage. Berlin. P. Parey. 1893. Ferner R. Otto: Die Düngung der
Gartengewächse mittelst künstlicher Düngemittel. Proskau. A. Kaiesse. 1897 p. 36 u. folg.
Düngungsversuche bei Topfpflanzen durch Begiessen mit Nährsalzlösung.
21 I
ZU behandelnden \'ersuchsreihen vor dem Beginn des Versuches am 12. Juli 1897
ganz gieichmässig weit entwickelte Exemplare dar, bez. dieselben waren alle
vor dem Beginn des Versuches ganz gieichmässig geschnitten.
Der \'ersuch wurde in der Weise durchgeführt, dass alle Versuchs-
bedingungen die gleichen waren, mit Ausnahme des zur Verfügung gestellten
Wassers, welches in der Reihe »ungedüngt« als gewöhnliches Giesswasser nach
Bedarf den Pflanzen verabreicht wurde, während die Pflanzen der anderen
Reihe »gedüngt« alle 5 — 8 Tage einmal mit der Nährsalzlösung 1 : 1000 (in der-
selben Weise wie man sonst gewöhnlich Topfpflanzen mit Wasser giesst) ge-
gossen wurden, in der Zwischenzeit aber sonst auch nur gewöhnliches Wasser
nach Bedarf erhielten.
Ohne Mit
Nüiirsalzlösung.
Abb. 59. Salvia splendens.
Ohne Mit
Niilirsalzlösiing.
Abb. 60. Heliotrop.
Von jeder einzelnen Pflanzenart waren bei den Versuchen mehrere
Exemplare in jeder Reihe vorhanden, und beziehen sich die im Nachstehenden
aufgeführten Unterschiede immer auf alle Pflanzen der betreffenden Versuchs-
reihe.
Die Pflanzen standen in Töpfen, welche in die Erde eingegraben waren,
im Garten, überdeckt von einem grossen Glasgehäuse, welches am Tage offen
war, des Nachts hingegen zum Schutz gegen Unbill der Witterung etc. ge-
schlossen wurde.
Es wurde während der Versuchsdauer folgendes beobachtet:
Die erste Düngung erfolgte am 12. Juli. Die Pflanzen der einen Reihe
wurden mit der Nährsalzlösung 1 : 1000 begossen, während die der anderen
Reihe nur gewöhnliches Giesswasser erhielten. Die Pflanzen waren alle gleich
weit. Die zweite Düngung wurde nach 5 Tagen, am 17. Juli, verabfolgt. In-
212 Düngungsversuche bei Topfpflanzen durch Begiessen mit Nährsalzlösung.
zwischen hatten alle Pflanzen, also auch die der Düngungsreihe, nach Bedarf
gewöhnliches Giesswasser erhalten. Schon jetzt nach 5 Tagen, als zum zweiten
Male die Nährsalzlösung gegeben wurde, zeigte sich ein wesentlicher Unter-
schied zu gunsten der gedüngten Pflanzen. Die mit Xährsalzlösung behandelten
Fuchsien waren schon bedeutend weiter und hatten grössere Blätter als die
bloss mit Wasser begossenen. Ebenso schien schon jetzt die Xährsalzlösung
günstig eingewirkt zu haben bei Heliotrop, Pentstemon und Pelargonien.
Am 22. Juli M'urde zum dritten IMale Nährsalzlösung verabreicht. Es
waren jetzt die Unterschiede noch weit markanter zwischen »gedüngt« und >'Un-
gedüngt«, wie dies sich am besten aus den (hier aus Mangel an Raum nicht
w^edergegebenen) photographischen Aufnahmen ersehen lässt, welche am
26. Juli angefertigt wurden, als die eine Reihe der Pflanzen dreimal mit
Nährsalzlösung begossen war.
Die vierte Düngung erfolgte am 26. Juli, die fünfte am 30. Juli. Die
Unterschiede zwischen »ungedüngt« und »gedüngt < waren um diese Zeit noch weit
hervortretender als am 26. Juli. Die unbehandelte Pelargonia sieht hellgrün
aus, während die mit Nährsalzlösung behandelte dunkelgrün ist, bedeutend
grössere Blätter hat und auch sonst üppiger steht als die »unbehandelte«. Ebenso
war das gedüngte Heliotrop von tief dunkelgrüner Farbe mit grossen Blättern,
im Gegensatz zu dem nicht gedüngten mit kleinen Blättern von mehr hellgrüner
Färbung. Dieselben Unterschiede wurden dann auch bei Salvia und Pentstemon
beobachtet. Am hervorragendsten war aber auch hier wieder der Unterschied
bei der mit Nährsalzlösung behandelten Fuchsia gegenüber der »unbehandelten«.
Die erstere M'ar in jeder Weise vollkommener, bedeutend grösser, zeigte eine
reichlichere Belaubung und eine tiefer dunkelgrüne Färbung.
Die sechste Düngung erfolgte am 4. August. Darauf wurden am 9. August,
nach vierwöchentlicher Versuchsdauer und sechsmaliger Düngung, die Pflanzen
zum zweiten Male photographiert. Die Unterschiede zu gunsten der Nährsalz-
lösung treten jetzt in allen Fällen sehr stark hervor.
Die mit Nährsalzlösung behandelte Fuchsia hat bedeutend mehr Triebe,
viel grössere und tiefer grüne Blätter, die Stengel haben eine durchschnittliche
Höhe von 21 cm gegenüber 13 cm in der anderen Reihe. Die gedüngte Salvia
hat auffallend grosse, tief dunkelgrüne Blätter, der Haupttrieb ist 26 cm hoch
gegenüber den unbehandelten Pflanzen mit 13 cm Höhe. Bei den ersteren
Pflanzen sind sehr kräftige Stengel vorhanden, die unbehandelten Pflanzen haben
nur sehr kleine und hellgrüne Blätter. Auch bei dem gedüngten Heliotrop
waren sehr grosse und tief grüne Blätter vorhanden; es zeigte in jeder Weise
einen üppigen Wuchs, die Höhe betrug 15 cm gegenüber 9 cm bei der un-
behandelten Pflanze mit kleinen hellgrünen Blättern. Die gleichen Unterschiede
wurden bei Pentstemon beobachtet, 14 cm Höhe gegenüber 10 cm bei »un-
behandelt«; die gedüngte Pflanze zeigte eine sehr üppige Belaubung und auf-
fallend grosse Blätter. Das nicht behandelte Pelargonium hatte sehr kleine
hellgrüne Blätter (der Durchmesser in der Breite durchschnittlich 4 cmj, das
gedüngte hingegen sehr grosse dunkelgrüne (der Durchmesser in der Breite
im Durchschnitt 6,5 cm).
Weitere Gaben von Nährsalzlösung fanden dann statt am 9. und 18. August,
ferner am 24. August. Um diese Zeit war die Entwicklung der gedüngten
Düngungsversuche bei Topfpflanzen durch Begiessen mit Nährsalzlösung. 21^
Pflanzen eine äusserst üppige; dieselben hatten zahlreiche Blüten angesetzt,
während dieses bei den ungedüngten nicht der Fall war.
Die 9. Düngung fand am 24. August statt. Am 30. August blühte die
gedüngte Salvia.
\^om 1. September bis 1. Oktober wurde wöchentlich einmal Nährsalz-
lüsung verabreicht. Um diese Zeit waren sehr erhebliche Unterschiede zwischen
»gedüngt« und »ungedüngt« zu konstatieren. So waren am 7. Oktober bei der
gedüngten Fuchsia 8 sehr starke Zweige bis zur Höhe von 32 cm vorhanden.
Die Pflanze hatte sehr reich geblüht, während die unbehandelte nur drei Zweige
bei 19 cm Höhe besass und bisher nicht geblüht, überhaupt keine Blüten-
knospen angesetzt hatte.
Die gedüngten Salvien hatten sich sehr üppig entwickelt, blühten um diese
Zeit noch sehr zahlreich, an jedem vStengel sehr viel Blüten (20). Die Höhe
der Stengel betrug 68 cm gegenüber ungedüngt mit 28 cm Höhe und überhaupt
nur 4 Blüten an einer Pflanze.
Das gedüngte Heliotrop war sehr üppig in seiner Entwicklung, 27 cm
hoch, hatte an 6 Stengeln sehr zahlreiche und schöne Blüten. Die unbehandelte
Pflanze hatte noch gar nicht geblüht, war nur 13 cm hoch und auch sonst im
Gegensatz zu der ersteren sehr kümmerlich.
Das gedüngte Pelargonium hatte zahlreiche und grosse Blätter. Die Höhe
der Pflanze war ig cm, mit vielfachen Blütenknospen, dagegen hatte die un
gedüngte viel kleinere Blätter, war nur 10 cm hoch und ohne jede Blüten-
knospe.
Auch bei Pentstemon gentianoides war ein auffallender Unterschied zu
gunsten der Düngung zu konstatieren. Diese Pflanzen waren 36 cm hoch,
gegenüber den ungedüngten von 24 cm Höhe. Auch sonst waren die gedüngten
Pflanzen in jeder Weise krättig entwickelt.
Die A'ersuchsdauer hatte im ganzen gerade ein ^'ierteljahr betragen, mit
12- bis i4maliger Verabreichung der Kährsalzlösung. Es sind also durchweg
sehr günstigeResultate mit der Nährsalzlösung WG 1 : 1000 erzielt, Unterschiede,
wie sie die am 12. Oktober aufgenommenen Photographien am besten be-
weisen. (Siehe Abb. 59 und 60.)
Vom 1. Oktober ab wurde die Düngung mit Nährsalzlösung eingestellt
und die Pflanzen werden von nun ab nur mit Wasser nach Bedarf begossen
und an einem massig warmen Orte überwintert.
Fassen wir kurz die erhaltenen Resultate zusammen, so müssen wir
sagen, dass gegenüber den nur mit Wasser begossenen Pflanzen (wie man also
gewöhnlich im Zimmer die Blumen giesst), hier durch eine zeitweise Gabe
der Nährsalzlösung WG (alle 5—8 Tage einmal) in der genannten
Verdünnung bei allen geprüften Pflanzen ausgezeichnete Resultate
erzielt sind. Dieselben geben sich im wesentlichen kund durch:
1. eine tiefgrünere Färbung der Pflanzen, 2. grössere Blätter, 3. zahl-
reichere Äste und Zweige, überhaupt ein üppigeres Wachstum,
4. frühzeitigeren Blütenansatz und 5. sehr reichliche Blüten und
Früchte.
Chemische Abteilung der Versuchsstation
des König 1. pomologischen Instituts zu Pros kau O.-S
214
Manettia bicolor Paxton.
Manettia bicolor Paxton.
^ ^t>- I Hierzu Abb. üi u. 62.)
4l(^\ie zweifarbige Manettie, zur Familie der Rubiaceen gehörig und am Orgel-
'^:^^ gebirge in Brasilien heimisch, verschwindet fast vollständig aus dem
Gesichtskreise. Der reizende Bau, die leichte Kultur und die so reiche Blüten-
entwickelung sollten doch dazu beitragen, diese schöne Schlingpflanze in den
Handel und durch ihn in die Fenster der blumenliebenden Bevölkerung zu
bringen.
Nebenstehende Abbildung zeigt aber keine Topfkultur, sondern im Freien
auf einem saftigen Rasen an einem geschützten Ort an Stäben und Bindfaden,
senkrecht und schräg gezogene Manettien, die durch ihren reichlichen Blüten-
flor jedermann erfreuen.
Abb. 61. Manettia bicolor zu Festons.
Abb. 62. Manettia bicolor.
Zwei Blumen in natürlicher Grösse.
Der Aufbau und die Kultur sind:
Kelch mit kreiseiförmiger Röhre und ebenso vielen oder auch doj^pelt
so vielen Randlappen, als die Korolle Einschnitte hat. Korolle trichterförmig,
im Schlünde behaart, am Rande 4- bis 5 lappig; Staubbeutel im Schlünde an-
sitzend. Kapsel eiförmig, zusammengedrückt, mit den Kelchlappen gekrönt,
zweiklappig. Samen kreisrund, am Rande häutig. Blumen zahlreich, sehr hübsch,
einzeln, winkelständig, fast zylindrisch, 10 — 11 mm lang, scharlachrot, an der
Spitze schön gelb. Blätter fast sitzend oder kurzgestielt, an beiden Enden zu-
gespitzt, unbehaart, matt hellgrün, gegenständig. Stengel rund, schlank, fein
behaart, in 10 — 12 cm Zwischenräumen die Blatt- und Blütenstände tragend. —
Sie wächst rasch in sandgemischter Laub- und Düngererde, zu gleichen Teilen,
mit gutem Erfolg. Obgleich man sie im Zimmer und temperierten Kalthaus
durchwintern kann, so gedeiht sie doch besser, wenn man sie während des
Winters und Frühlings im Warmhaus nahe unter Glas stellt. Die A'ermehrung
geschieht leicht durch Stecklinge im Vermehrungsbeet oder unter Glasglocken
im Zimmer. Junge Pflanzen blühen schon reichlich und gewähren eine grössere
Zierde als alte, die unten bald kahl werden.
Blühen der Agaven an Seitentrieben. 2 I 5
Mögen diese wenigen Worte dazu beitragen, einen unserer schönsten
windenden Halbsträucher wieder im Handel und auf geschützten Schmuck
platzen der Anlagen erscheinen zu lassen.
Dessau. P. Kirchner, Stadtgärtner.
Blühen der Agaven an Seitentrieben.
Von Dr. Otto Kuntze-San Remo, Italia, mit Bemerkungen von Prof. Dr. Paul Magnus- Berlin.
^jTrm Nachstehenden möchte ich Ihnen eine Beobachtung mitteilen, die vielleicht
auch weiteren Kreisen noch unbekannt ist.
Hier blühen die Agaven bekanntlich schon nach 15—25 Jahren (oder_
früher?), was sich schon daraus ergiebt, dass sie in den neuen Stadtteilen von
San Remo an manchen Strassen, die kaum so alt sind, angepflanzt schon geblüht
haben. Wenn nun ein solcher riesiger Blütenschaft beschädigt wird, so verstaut
sich der blütentreibende Saft und dringt in die meist zahlreichen ein- bis
zweijährigen kleinen Ausläufer, so dass diese nun 1 — 3 m hohe sogar frucht-
bildende Blütenstengel treiben. Zur Gewissheit ist mir dies geworden, als ich
letzhin in Monaco am Westausgang der Chaussee von Condamine einen solchen
Riesenschaft in junger Entwicklung abgesägt fand und um die alte Pflanze
ein halbes Dutzend oder mehr junge Ausläufer in Blüte sah.
Vielleicht wirft diese Leitung des Blütenbildungsaftes in falsche Bahnen
auch ein Licht auf die Entstehung der neuerdings mehrfach besprochenen
massig gehäuften Tannenzapfen, von denen ich selbst ein prächtiges Exemplar
erwarb. Wenn man sich vorstellt, dass der weibliche Blütenzapfen frühzeitig
durch Insekten, Käfer, Eichhörnchen oder sonstwie in seiner Entwicklung
unterbrochen wird, so kann der weibliche Blütenbildungssaft in die Bahn der
männlichen Inflorescenzen gelangen und diese abnorm verändern; da nun
letztere so massig gehäuft sind, so erkläre ich mir derart solche Massen-
anhäufung von kleineren Zapfen. Ob diese Erklärung neu ist, weiss ich nicht,
da ich mich nie mit Monstrositäten abgab. Vielleicht giebt Prof. Magnus Bescheid.
Bemerkungen zu den vorhergehenden Mitteilungen des Herrn Dr. Otto Kuntze.
Von P. Magnus.
Zu der interessanten Beobachtung des Herrn Dr. Otto Kuntze über das
Blühen der Ausläufer der Agave americana möchte ich bemerken, dass schon
öfter solche Blütenbildung an Ausläufern auch bei unbeschädigtem Mittelschafte
beobachtet worden ist. Eine der interessantesten ist die schon 1705 von
Sericius in seiner Arbeit: Historische, Physische und Medizinische Beschreibung
derer im Hochfürstlichen Gottorpischen prächtigen Garten, das neue Werck
genannt, Dreyen sehr rar blühenden Aloen (Schleswig 1705), wo es S. 39 heisst:
«Denn 14. August habe gleichfalls was sonderliches bey unserer grösseren
Aloe bemercket, da viele aus der Erde und Wurzel kommende Zweige die
Blüth zeigend, aus der Erden hervorgetrungen.« Viele solche Fälle teilt Dott,
Jacopo Danielli in seinen Studi suU'Agave Americana L. (Nuovo Giornale
botanico Italiano Vol. XVII No. 2, April 1885) [S. 54 des Separatabdruckes] mit.
2i6 Aufruf zu einem Denkmal für Ferdinand von Müller in Melbourne
Besonders interessant ist noch der in Gardeners Chronicle 1884 II p. 53 Fig. 15
abgebildete Fall eines solchen basalen Seitenzweiges mit nur zwei Blüten.
Öfter ist beobachtet worden, dass nach Verletzung des zur Blüte schreitenden
endständigen Blütenschaftes mehrere seitliche Blütenschäfte zur Entwickelung
kommen. Ein ausgezeichneter solcher Fall war vor längeren Jahren in
Sanssouci bei Potsdam zu sehen, wo nach Verletzung des Endschaftes fünf
seitliche Blütenschäfte auftraten. Hierauf möchte auch, wenigstens z. T., die
im Bulletin de la Societe botanique de France Vol. IX f. 146 mitgeteilte Er-
fahrung beruhen, dass, als die Franzosen im Kriege gegen die Araber in Algier
mehrere hundert Agaven mit ihren Säbeln abgehackt hatten, fast alle diese
Agaven im nächsten Jahre grosse schöne Blutenstände getrieben haben.
Herr Dr. Otto Kuntze hat die Kombination dieser beiden Erscheinungen,
der Neigung der Ausläufer blühreifer Pflanzen zur Blütenbildung und des Über-
gangs der Blütenbildung auf Seitenachsen nach Verletzung des Hauptschaftes
beobachtet.
Ein besonderes Interesse gewinnt die letztere Erscheinung dadurch, dass
man sie als Beleg für die von Julius Sachs in seinen beiden Aufsätzen »Stoff
und Form der Pflanzenorgane« (Arbeiten des Botanischen Instituts in Würzburg.
IL Band, 3. Heft 1880 S. 453 und 4. Heft 1882 S. 689) wohl anführen könnte.
Hier scheint der blütenbildende Stoff, nachdem er in der verletzten Hauptachse
nicht zur Blütenbildung verwendet werden konnte, in den Seitenachsen (Aus-
läufern oder seitlichen Blütenschäften) die Blüten zu bilden. Dass sich diese
Erscheinungen auch anders erklären lassen, braucht hier nicht noch besonders
ausgeführt zu werden.
Was die von Herrn Dr. Otto Kuntze aufgeworfene F'rage anbetrifft, ob
die A'Iassenanhäufung von Coniferenzapfen, die man zuweilen an einzelnen
Ästen antrifft, auf eine ähnliche Ursache zurückzuführen sei, so kann ich diese
nicht so sicher beantworten. In den mir bekannt gewordenen Fällen habe ich
eine Verletzung einer Hauptachse nicht bemerkt. In den ähnlichen Fällen der
gehäuften Kätzchen von Corylus Avellana und der gehäuften Blütenähren bei
Veronica speciosa und Veronica spicata, die ich kurz erwähnt habe im 42. Jahr-
gang dieser Zeitschrift (1893), »Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues« S. 58 und 59, war das Gipfelährchen stets wohl ausgebildet. Ohne
Zweifel tritt solche lokale Bildung zahlreicher Blütenstände auch ohne Ver-
letzung der normal stehenden Inflorescenz auf.
Aufruf zu einem Denkmal für Ferdinand von Müller in Melbourne.
Das Gedächtnis unseres im Vorjahre verstorbenen Landsmannes Baron
Ferdinand von Müller dauernd zu ehren, hat sich aus allen Kreisen seiner
Verehrer in Melbourne ein Komitee gebildet. Dasselbe beabsichtigt dem
verdienstvollen Erforscher der Flora Australiens an dem Orte seiner erfolg-
reichen Thätigkeit ein Denkmal zu errichten. Ausser diesem sichtbaren Zeichen
ölfentlicher Anerkennung sollen die Mittel zur Stiftung einer Medaille bezw.
Preises beschafft werden. Durch Zuerkennung dieser sollen von Zeit zu Zeit
Autoren ausgezeichnet werden, welche sich auf denjenigen Gebieten besonders
Litteratur.
217
verdient gemacht haben, die das reiche Arbeitsfeld Ferdinand von Müllers
bildeten.
Es ist der Wunsch lebhaft rege geworden, dass auch die deutschen
Forscher, insbesondere die deutschen Botaniker, an der Ehrung ihres im Aus-
lande so ungewöhnlich hochgeschätzten Landsmanns thätigen Anteil nehmen
möchten. Der Schatzmeister der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Herr
Dr. Otto Müller, Berlin W.. Köthenerstr. 44, hat sich bereit erklärt, zu dem
beabsichtigten Zwecke bestimmte Beiträge entgegen zu nehmen. Der aus der
Sammlung sich ergebende Gesamtbetrag soll spätestens am 10, Juli d. Js. an
das Komitee, an dessen Spitze der Bürgermeister von Melbourne steht, ab-
getühn werden.
Um rege Beteiligung an der Ehrenspende bitten die Unterzeichneten.
P. Ascherson. L. Diels. O. Drude. A. Engler. P. Falkenberg. G. Haberlandt.
A. Hansen. E. Heinricher. F. Hildebrand. L. Klein. L. Kny. Th. Loesener.
P. Magnus. Arth. Meyer. Carl Müller. Otto Müller. F. Pax. A. Peter.
L. Radlkofer. J. Reinke. M. Reess. R. Sadebeck. K. Schumann. E. Strasburger.
J. Urban. H. Vöchting. O. Warburg. L. Wittmack.
Da Ferdinand von Müller auch so ausserordentlich viel für den
Gartenbau gethan hat und stets bestrebt war, durch Übersendung von Samen und
Pflanzen die Flora der Gärten zu bereichern, so finden sich gewiss auch unter
Gärmern und Gartenfreunden Viele, die ein Scherflein zu seinem Denkmal bei-
tragen wollen. L. W.
Litteratur.
Farbige Wandtafeln aus dem
\' er läge von PaulParey: A^onilia-
Krankheit der Kirschbäume,
herausgegeben von Prof. Dr. B. Frank
und Dr. Fr. Krüger an der Kgl. landw.
Hochschule zu Berlin.
Die San Jose-Schildlaus, Aspi-
diotus perniciosus Comst. Im Auftrage
des Kgl. preussischen Ministeriums für
Landwirtschaft, Domänen und Forsten
bearbeitet von Dr. B. Frank, Professor
an der Kgl. landw. Hochschule.
Beide Tafeln, je 43 cm breit, 40 cm
hoch, schliessen sich würdig den
früheren aus demselben Verlage her-
vorgegangenen an, und beide bieten
augenblicklich ein besonderes Interesse,
als sie uns zwei wichtige Schädlinge
vorführen. Die Monilia-Krankheit ist
viel ernster als man gewöhnlich glaubt,
und die San Jose-Schildlaus kann für
uns sehr ernstwerden. Dievon Frl. Elise
Amberg gemalten trefflichen Abbil-
dungen stellen die charakteristischsten
Krankheitserscheinungen, bei der San
Jose-Laus auch die Thiere dar, und
nehmen die linke Hälfte jeder Tafel
ein, während die rechte den populär
gehaltenen Text enthält. Preis 50 Pf.
100 Exemplare 45 M. L. W.
Neues Tafel- Material für den
botanischen Unterricht. Bo-
tanische Wandtafeln von Dr. F. G.
Kohl, Professor der Botanik zu Mar-
burg a. d. S. Verlag von Gebrüder
Gotthelft-Cassel, Königl. Hof-Buch-
und Steindruckerei, 1898.
Die bis jetzt vorliegenden neuen
botanischen Wandtafeln des Verfassers
entsprechen wohl allen Anforderungen,
die man an ein gutes Tafelmaterial für
den botanischen Unterricht zu stellen
hat. Es muss wohl zugegeben werden,
dass das Tafelmaterial für den bo-
tanischen Unterricht im weitesten Sinne
des Wortes noch immer unzureichend
ist. Diesem Mangel soll das Kohlsche
Tafelwerk abhelfen. Dasselbe bringt
Abbildungen für die botanischen Vor-
lesungen an Universitäten, forst-
und landwirtschaftlichen Hoch-
schulen, Gartenbaubchulen etc.,
sowie für den botanischen Unterricht
2l8
Liiteratur.
an Gymnasien, Realschulen und
ähnlichen Lehranstalten.
Die Tafeln sind in folgende fünf
Serien geordnet: I. Physiologie, II. Ana-
tomie, III. Systematik, Entwicklungs-
geschichte , IV. Morphologie und V.
Pflanzenkrankheiten.
Die nach der Ausgabe numerierten
Tafeln erscheinen zwanglos und
werden, was Referent und wohl viele
mit grosser Freude begrüssen, sowohl
einzeln als auch in Gruppen ab-
gegeben, sodass sich jede Lehranstalt
nach Bedürfnis ihre Tafelsammlung
zusammenzustellen vermag.
Die Tafeln, welche streng wissen-
schaftlich gehalten sind, haben das
bisher von keinem Tafelwerk er-
reichte Format von 85X115 cm.
Die Figuren der später erscheinenden
Tafeln (Xo. 4 u. folg.) werden in so
grossem Massstabe und mit so
kräftigen Kontouren hergestellt, dass
man sie noch in beträchtlicher
Entfernung, wie sie nur für
die allergrössten Auditorien in be-
tracht kommen kann, mühelos und
mit vollkommener Deutlichkeit in
allen Einzelheiten erfassen kann. Die
Xaturtreue ist bei den meisten Figuren
dadurch im höchsten Masse erreicht,
dass dieselben durch besonderes Yer-
fahren direkt nach photographischen
Aufnahmen (makro- und mikro-
skopischen) des Autors hergestellt
wurden. Nur wo dies aus irgend
welchem Grunde nicht möglich war,
wurden den Figuren Originalzeich-
nungen des Verfassers oder solche
anderer Autoren zu Grunde gelegt;
in letzterem Falle sind die Quellen-
angaben im Text zu finden. Die Namen
der dargestellten Pflanzen sind auf
der Tafel genannt. Eine kurze, für den
Lehrer berechnete Erklärung der Tafeln
Avird dem Werke beigegeben. Der
Preis einer Tafel beträgt M. 5, auf-
gezogen mit Ringen und Stäben M. 7.
Bei der Auswahl der dargestellten
Objekte ist der Rat zahlreicher Fach-
genossen des Autors berücksichtigt
und die Tendenz verfolgt worden, die
Lücken bereits vorhandener Tafelwerke
(Kny, Frank und Tschirch etc.) aus-
zufüllen und Wiederholungen zu ver-
meiden.
Es werden u. a. folgende Tafeln er-
scheinen: Spaltöffnungen, Ranken,
Plasmolyse etc.; Gefässbündel, Holz-
gefässe, Siebröhren, Cambiumring etc.;
Muscineae (Hepaticae). Fungi (Sapro-
legnia, Empusa, Exobasidium, Crate-
rellus, Ilydnum, Lycoperdum, Tilletia.
Tuber, Peziza, Morchella etc.j.
Die bis jetzt erschienenen ersten drei
Tafeln, welche tadellos ausgeführt sind,
behandeln:
1. Serie III. Pilze. Gaste romy-
cetes. Geaster. Figur I stellt einen
reifen Fruchtkörper von Geaster
coliformis Fr. dar mit zurück-
geschlagener , sternförmig ausge-
arbeiteter, äusserer Peridie. Fig. II.
Jugendliche noch geschlossene Frucht-
körper von Geaster hygrometricus
Pers., Fig. III. Fünf ßasidien von
Geaster hygrometricus, drei mit
den kugeligen Basidiosporen. Fig. IV.
Capillitiumfasern und Sporen von
Geaster coliformis Fr. Fig. V.
Oberer Teil des Fruchtkörpers von
Geaster Bryantii Berg. Die einzelnen
Teile der Figuren sind auf den Tafeln
selbst durch lateinische Schrift kennt-
lich gemacht.
2. Serie ^'. Peronosporaceae.
Phytophthora in fest ans de By.
Die Figuren I bis IV veranschaulichen
sehr schön die einzelnen Teile und
deren Entwicklung von Phytophthora
infestans de By. Die Figuren \'
(a. b. c.) behandeln Peronospora alsi-
nearum Casp. Fig. VI. Perono-
spora calotheca de By.
3. Serie III. Muscineae. Musci.
Die Figuren stellen die einzelnen
Teile von Funaria hygrometrica,
Sphagnum oculifolium und Phascum
cuspidatum dar.
Was bisher von den Tafeln vorliegt
ist, wie gesagt, vorzüglich und es steht
zu erwarten, dass dasselbe auch bei
den folgenden Tafeln der Fall sein
wird.
Da die Herstellungskosten des Werkes
jedoch sehr beträchtliche sind, so wird
nur durch rege Beteiligung an der
Subskription der \'erleger imstande
sein, dieses kostspielige Unternehmen
so fortzusetzen, dass die Institute und
Schulen bald imstande sind, sich eine
gute Sammlung von Tafeln zur Illu-
stration der Vorlesungen und des
Unterrichtes zu beschaffen.
Wir können diese neuen botanischen
Wandtafeln zur Anschaffung nur em-
pfehlen.
Dr. R. O tto -Proskau.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
2iq
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Cattleya Mossiae-Abarten und -Sorten.
(Schluss.i
„Imperator".
Sepalen und Fetalen blass rosenrot,
am Rande lebhafter gefärbt. Lippe
sehr gross, wellig, von herrlicher Er-
scheinung, mit einem sehr grossen
Fleck; die Ilalsmündung trägt einen
grossen orangegelben, sich auf den
Rändern des roten Fleckens bräunenden
Streifen. Eine sehr schöne Form.
„Juno".
Sepalen und Fetalen zart rosenrot.
Lippe purpurrot, blass rosenrot ge-
rändert, mit einem breiten goldgelben,
die Röhrenmündung versperrenden und
die Ränder der Seitenlappen be-
deckenden Ouerstreifen.
,, Jupiter".
Sepalen und Fetalen hell rosenrot;
die Lippe trägt in der Mitte einen
grossen purpurroten, breit blassrosen-
rot geränderten Fleck; an beiden Seiten
des Halses ein gelber, braun gestreifter
Fleck.
var. juvenilis.
Sepalen und Fetalen zart rosenrot,
lebhafter rosa gerändert. Lippe mit
einem breiten, sehr lebhaft purpur-
roten, gegen die lebhaft rosenrote
Röhre hin in einen breiten Mittelstreifen
verlängerten Fleck; die gelben Flecke
am Halse breiten sich sehr wenig aus ;
die Ränder sind sehr wellig und ge-
franst. Blume sehr Irisch gefärbt.
var. Illacina.
Tief lilarosenrot; Lippe mit einem
grossen eiförmigen und lebhaft roten,
weiss geränderten Fleck geziert; der
Hals trägt zwei kurze und breite
orangegelbe Flecke.
„Magenta".
Sepalen und Fetalen sehr gross, zart
rosenrot, entlang der Mittelader mit
einer fast weissen Linie. Lippe schön
purpurmagentarot, mit einem breiten,
sehr stark gekrausten Saume um-
rändert und mit zwei kleinen bräunlich-
gelben Flecken an beiden Seiten des
Halses.
„Marechal".
Sepalen und die sehr grossen Fetalen
lebhaft rosenrot. Lippe sehr gross, in
der Mitte einen dunkelroten Fleck
tragend, am blassrosenroten Rande sehr
wellig und gefranst; die zu beiden
Seiten des Halses sehr ausgebreiteten
orangegelben Flecke lösen sich in
eine karmesinrote Funktierung auf.
var. micans.
Sepalen und Fetalen gleich der
Röhre sehr lebhaft rosenrot. Die vorn
rosenrot geränderte Lippe trägt auf
der Mitte einen dunkel purpurroten
Fleck; die Mitte des Halses ist lebhaft
orangefarben.
„Mireille".
Die ganze Blume ist sehr zart lila-
rosenrot. Die schön länglich geformte
Lippe hat an den Rändern mehrere
breite Wellen und an der Spitze feine
Fransen; sie trägt an den Seiten zwei
grosse weisse Flecke, von welchen
sich das lebhafte, leicht braun ge-
streifte Orangegelb der Scheibe ab-
hebt.
„Miss".
Sepalen und Fetalen blass lilarosen-
rot. Lippe weiss, in der Mitte des
vorderen Teiles mit einigen purpurnen
Streifen; jederseits des Halses ein
goldgelber, ziemlich schmaler Fleck.
„Pacha".
Tieflilarosenrot. Lippe sehr gross,
sehr lebhaft rot, mit einem feinen hell-
rosenroten, stark gekrausten und ge-
franzten Rande; die beiden Seiten des
Halses tragen zwei lebhaft gelbe, von
fächerförmig angeordneten braunen
Strichen bedeckte Flecke.
„VIvid".
Fetalen sehr verlängert und breit,
tief rosenrot. Lippe sehr gross, blass
rosenrot, in der Mitte mit einigen
dunkelroten Netzlinien; die Scheibe
trägt einen sehr breiten goldgelben,
fast die vordere Hälfte des Lappens
bedeckenden Fleck.
„Rose Diamond".
Sepalen und Fetalen gross, wellig,
lebhaft rosenrot. Lippe an den Rändern
sehr wellig, dunkel purpurrot, breit
blass rosenrot gesäumt; die Flecke der
Scheibe sind ziemlich gross und leb-
haft gelb.
var, roseola.
Sepalen und Fetalen blassrosenrot,
an den Rändern etwas lebhafter ge-
färbt. Lippe gleichfalls blassrosenrot,
auf derScheibe einen halbkreisförmigen
schlüsselblumengelben Gürtel tragend,
220
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
während alles übrige derselben von
einem Netze dicker purpurner Adern
bedeckt ist. Saum weiss und stark
gefranst.
var. rubens.
Sepalen und Fetalen hell lilarosen-
rot; letztere sehr gross und elegant
einwärtsgebogen. Lippe breit ab-
gerundet, am Rande stark gefranst und
gekraust, an den beiden Seiten des
Halses zwei grosse dunkelgelb getupfte
Flecke, am Grunde und in der Mitte
ein grosser sammetig dunkelroter
Streifen, welcher sich nach vorn hin
verbreitert.
var. spectabilis.
Sepalen und Fetalen tief rosenrot.
Lippe lebhaft rosenrot, purpurn ge-
ädert und hell rosenrot gerändert; an
der Halsmündung eine breite goldgelbe,
braun genetzte Binde.
var. tessellata.
Sepalen und Fetalen rosenrot, erstere
sind sehr breit. Lippe sehr gross,
verlängert, hellrot und mit gesägten,
lebhafter roten Adern, an den rosen-
roten Rändern wellig und gefranst.
var. Victoriae.
Sepalen und Fetalen zart rosenrot;
letztere von sehr grossem Umfange.
Lippe gänzlich hellrot, überdeckt von
einem Netz purpurner Adern, nur die
Ränder sehr wenig rosenrot scheinend;
an jeder Seite des Halses eine grosse,
an ihrem Grunde einen orangegelben,
nach vorn verlängerten Fleck tragende
Zone.
„Wiertz".
Sepalen und Fetalen sehr lebhaft
rosenrot. Die auch an den Rändern
blass rosenrote, stark gefranste und
wellige Lippe trägt einen grossen
purpurnen Querfleck und eine breite
lebhaft orangegelbe Binde.
Neuheilen für 1898
von Haage & Schmidt-Erturt.
Kartoffelzwiebel, weisse.
(Hierzu Abb. 63.)^^ "" '
(Haage & Schmidt.) Eine neue silber-
weisse Varietät von derselben Haltbar-
keit wie die bis jetzt existierenden
gelben und roten. Im Jahre der Aus-
saat teilen sich die Zwiebeln selten,
wohl aber, wenn man sie im darauf-
folgenden Jahre pflanzt; sie wachsen
dann in Klumpen, ähnlich den
Schalotten.
Abb. 63. Kartoffelzwiebel, weisse.
Rudbeckia bicolor superba.
(Hierzu Abb. (14.1
(Haage & Schmidt.) Mit Einführung
dieser Neuheit erfährt das Sortiment
der jetzt überall zu Schnittblumen-
zwecken mit Vorliebe kultivierten Rud-
beckien eine wertvolle Bereicherung.
Die Fflanzen werden 50 bis 60 cm
hoch und bilden einen regelmässig
verzweigten Busch von ausserordent-
lichem Blütenreichtum. Die 6-8 cm
im Durchmesser haltenden Blumen
sind langgestielt, sie haben dieselben
dunkelbraunen Scheibenblüten wie die
der Stammform; hingegen sind die
Strahlenblüten goldgelb und mit
grossen leuchtend braunen Flecken an
der Basis geziert, eine Färbung, die
am ehesten mit der des Tagetes patula
Ehrenkreuz oder der der Obeliscaria
pulcherrima verglichen werden kann.
Abb. 64. Rudbeckia bicolor superba.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
221
Sehr schöne und dankbare harte
Soramerblume.
Pritnula floribiinda grandiflora isabellina.
iHieizu Abb. 6y)
(Haage &. Schmidt.) Während die
Stammform dieser im Zimmer und
Gewächshaus einen so reichen Flor
entwickelnden Primel rein goldgelb
blüht, bringt unsere neue Abart zart-
blassgelbe Blumen hervor, welche sich
sehr vorteilhaft von der lebhaft grünen
Belaubung abheben. Im Januar oder
Februar halbwarm ausgesäet, beginnen
die Sämlinge schon im Juni ihre quirl-
ständigen Blütenstengel zu entwickeln,
und die Pflanzen stehen dann den ganzen
Sommer und Winter hindurch ununter-
brochen in vollem Flor.
herrschenden trockenen Witterung als
eine wunderschöne Annuelle erwiesen
und sich viele Freunde erworben. Die
Beete dieser Zwerg-Wicke Avaren buch-
stäblich mit Blüten bedeckt und glichen
wochenlang einem reinweissen Tuch.
Mit obiger Neuheit wird die zweite
Zwergsorte in den Handel gebracht,
die ebenso reich und willig blüht und
noch üppiger wächst, als die weisse
Cupido. Die Fahne der Blumen ist
schön rosa, Flügel und Schiffchen sind
reinweiss. Als Gruppenpflanze und
zur Topfkultur empfehlenswert.
Malcolmia littorea.
Neue zweijährige Pflanze, die aber
schon im ersten Jahre blüht. Sie bildet
Abb. ()T.
Primula floribunda grandiflora IsabeUina.
Helenium Bigelowii.
Schöne nordamerikanische Staude,
die zwar schon früher eingeführt, aber
seit einer Reihe von Jahren nicht mehr
angeboten wurde. Die 80 cm hohen
Büsche bringen eine Fülle lang-
gestielter Blumen von reingoldgelber
Farbe mit schwarzer Mitte. Vorzüglich
zum Blumenschnitt.
Heliopsis Pitcheriana.
Nordamerikanische Perenne, einen
75 cm hohen und ebenso breiten Busch
bildend. Blumen dunkelgoldgelb, 6 cm
im Durchmesser. Sehr reichblühend
und wertvoll für den Schnitt.
Lathyriis odoratus Cupido, rosa mit weiss.
Der vor 2 Jahren aus Amerika ein-
geführte reinweisse Zwerg - Lathyrus
hat sich in diesem Jahre bei der
Abb. 66. Primula capitata (cashmeriana) alba.
30 cm hohe, reichverzweigte Büsche
mit graugrüner Belaubung. Blumen
lebhaft lillarosa mit grossem, weissem
Auge.
Primula capitata (cashmeriana) alba.
(Hierzu Abb. 60.)
(Haage & Schmidt.) Constante weiss-
blühende Varietät dieser im zeitigsten
Frühjahr blühenden Primel. DieBlüten-
köpfe sind bedeutend grösser als die
der Primula deuticulata alba
Shortia galacifoiia.
(Haage & Schmidt.) Seltene nord-
amerikanische Perenne von niedrigem
Wuchs, in ihrer ganzen Erscheinung
der bekannten Pyrola rotundifolia
ähnlich. Die Blätter sind rund, im
Frühjahr glänzend grün, nach dem
Herbst zu in weinrot übergehend.
222
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Blumen weiss auf roten Blütenstengeln,
sehr empfehlensAvert.
Stanleya pinnatifida.
Sehr üppig wachsende, perennierende
Composite aus Colorado, i-iVü m hoch.
Blumen leuchtend gelb.
Abb. 67. Incarvillea variabilis Potanin.
Incarvillea variabilis Potanin.
(Hierzu Abb. 67.)
(Haage & Schmidt.) Sehr schöne
neue strauchartige Perenne, der
Incarvillea Olgae nahestehend. Sie
bildet einen sehr stark verzweigten
Busch mit feingeteilter Belaubung, der
von Mai bis Oktober ununterbrochen
mit ca. 3 cm grossen rosenroten Blumen
besetzt ist. Da die Sämlinge bei
zeitiger Aussaat schon im ersten Jahre
blühen, wird sich diese Neuheit gewiss
bald der Aveitesten Verbreitung erfreuen
und jedem Liebhaber perennierender
Pflanzen angenehm sein.
Reseda odorata Rubin.
Im kompakten Wuchs der R. Machet
gleichend, bringt diese neue Reseda
breite, ziemlich lange Blütenrispen
von leuchtend kupferroter Färbung
hervor.
Primula veris elatior coerulea.
(Hierzu Abb. b8.)
(Haage & Schmidt.) Es sind neue
blaüblühende Varietäten der Garten-
primel, w^elche wir hiermit anbieten:
sie sind von derselben prachtvollen
ultramarinblauen Färbung wie die vor
einigen Jahren eingeführten blauen
grossblumigen Primula veris acaulis.
Die Blumen der letzteren sitzen einzeln
an kurzen Stengeln imd werden häutig
durch die Blätter verdeckt, während
obige Xeuheit ihre Blüten in Dolden
Abb OS Primula \(.rii> elatioi coeiulea.
an längeren, über der Belaubung sich
tragenden Stengeln hervorbringt und
somit stets ihre Schönheit bewahrt.
Ein Beet dieser Pflanzen in voller Blüte
gewährt einen reizenden Anblick.
Meiica ciliata alba.
Neue Varietät dieses bekannten
perennierenden Ziergrases mit rein-
weissen Blütenrispen. Wertvolles
Bouquetgras.
Primula obconica grandiflora hybrida.
Neue grossblumige Varietäten dieser
vorzüglichen immerblühenden Primel;
die Färbung der schön geformten
Blumen variirt von weiss, helllila und
hellrosa bis zu dunkelrosa und violett.
Rubus sorbifolius.
Die aus Japan stammende Erdbeer-
Himbeere. Sie wird 50-75 cm hoch,
ist schön belaubt und bringt grosse
weisse Blumen hervor. Die Frucht
ähnelt im Aussehen einer Erdbeere,
im Geschmack ist sie ein Mittelding
zwischen Erdbeere und Himbeere und
eine Zierde für jede Tafel. Die Pflanzen
sterben jedes Jahr bis zur Erde ab,
um im nächsten desto kräftiger aus-
zutreiben.
Kleinere Mitteilungen. — ' Unterrichiswesen.
223
Kleinere Mitteilungen.
Ueber die San Jose-Schildlaus
veröffentlicht die Landwirtschafts-
kammer der Provinz Brandenburg nach-
stehende Auslassung: »Unter Hinweis
auf die im »Reichsanz.« vom 4. Februar
enthaltende Bekanntmachung über die
San Jose-Schildlaus sind wir von
Sr. Excellenz dem Herrn Minister lür
Landwirtschaft, Domänen und Forsten
ersucht worden, die beteiligten Kreise
auf die von dem Schädling dem
heimischen Obstbau drohende Gefahr
aufmerksam zu machen. Dies ist durch
entsprechende Veröffentlichungen im
»Landboten« geschehen. Inzwischen
sind nach einer weiteren Mitteilung des
Herrn Ministers bei der bisherigen
Untersuchung eingeführten Obstes in
vielen Fällen mit der San Jose-Schild-
laus befallene Früchte gefunden worden.
So z. B. wurde bei der Untersuchung
von drei Kisten amerikanischer ^pfel
die Schildlaus auf 50 — 60 Äpfeln fest-
gestellt, wobei sich in der Stielhöhle
eines Apfels 25 — 30 solche Insekten
verschiedenen Alters fanden. Es ist
hiernach die Befürchtung, dass in-
ländische Baumpflanzungen bereits ver-
seucht sind, nicht abzuweisen. Indem
wir die Besitzer von Baumschulen und
Obstpflanzungen auf die durch das
Insekt drohende sehr ernste Gefahr
hinweisen, fordern wir dieselben in
Folge einer Verfügung des LIerrn
Ministers für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten hierdurch dringend auf,
im eigenen Interesse die demnächst zur
Aufsuchung und Bekämpfung des In-
sektes zu treffenden Anordnungen
thunlichst zu fördern, insbesondere uns
sofort mitzuteilen, ob sie in den letzten
fünf Jahren Pflanzen, Stecklinge, Edel-
reiser oder dergl. aus Amerika bezogen
haben, und zwar auch dann, wenn nicht
Obstbäume, Obststräucher, Obstreiser
und dergl., sondern andere Pflanzen
bezogen sind, weil das Insekt auch auf
andern Ptlanzen, z. B. Ulmen, Linden,
Erlen, Weiden, Rosen vorkommt. Wir
ersuchen ferner, uns stets das Auftreten
verdächtiger Erscheinungen an den
Pflanzungen anzuzeigen«.
Seit Jahren betreibt ein deutscher
Landsmann, Georg Egger, in Jaffa
(Palästina) ein Geschäft mit schön
blühenden Zwiebeln und Knollen-
gewächsen, das sich rühmen darf, das
älteste derartige Geschäft im Orient
zu sein und sich aus kleinen Anfängen
zu der bedeutendsten Bezugsquelle für
Zwiebelgewächse Palästinas empor-
gehoben zu haben. Im Winter und
Frühjahr bildet der der Kultur von
Spezialitäten des Landes gewidmete
Garten eine Sehenswürdigkeit, und
schon jetzt wird ein beträchlicher Teil
der zu importierenden Pflanzen, be-
sonders die vielen herrlichen Iris- und
Arum-Arten in kultivierter Waare
versandt. Man hat da also die Sicher-
heit des guten Anwachsens. Die
Preisliste für 1898, deren Bestellung
wir allen Interessenten empfehlen, ent-
hält eine grosse Anzahl Neuheiten von
gärtnerischem und botanischem Wert
neben alt bewährten Pflanzen, welch'
letztere sich in den Katalogen erster
Gärtnerlirmen einen ständigen Platz
errungen haben.
Von neueren oder selteneren nennen
wir AUium Libani, A. Zebdanense,
Arum Eggeri, das Prachtarum, Fritil-
laria Hermonis, Iris Eggeri, I. Sorteti,
Iris nigricans, Iris Saari nazarenae
(Bismarckiana), Sloydia rubroviridis
etc. Wer sich für die Zauberwurzel
Mandragora officinarum interessiert,
(eine Solanacee) kann auch diese er-
halten, die aus Palästina sind ja am
berühmtesten. Sie haben nur ihre
Zauberkraft verloren, die heutigen
Menschen sind zu „helle".
Unterrichtswesen.
Die mit der landwirtschaftlichen
Lehranstalt in Oranienburg verbundene
Gärtner - Lehranstalt (Internat) wurde
im Winter - Semester 1897/98 von
18 Schülern, die landwirtschaftliche
Abteilung von 93 Schülern besucht.
Anmeldungen an den Direktor Albert
Ileymer.
224
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Ausstellungen und Kongresse.
Gent. Grosse, höchst wichtige Aus-
stelluDg der Societe royale d'agri-
culture de botanique de Gand vom
16. — 24. April. Wir machen aus-
drücklich darauf aufmerksam, dass die
Ausstellung vom 16. — 24. April, nicht
vom 18. — 27. stattfindet, und empfehlen
allen, die es irgend möglich machen
können, diese grosse, nur alle 5 Jahre
^viederkehrende Ausstellung zu be-
suchen. Man sieht da vom Besten das
Beste. — Tagesordnung: Freitag, den
15. April 9 Uhr Zusammentritt der
Preisrichter. 2 Uhr Frühstück für die-
selben, 7 Uhr Empfang und Fest
seitens der städtischen Behörden im
Rathause. vSonnabend, den 16. April,
1 1 Uhr Eröffnung der Ausstellung,
8 Uhr Abend Raul, gegeben den Preis-
richtern seitens der Chambre syndicale
des horticultures beiges. Sonntag, den
17. April, 12 Uhr Empfang beim
Grafen de Kerchhove de Denterghan,
Präsident der Gesellschaft; 5 Uhr Fest-
bankett für die Preisrichter in den
Sälen des grossen Theaters.
Turin. Gelegentlich der All-
gemeinen italienischen Ausstellung in
Turin, April — Oktober 1898 linden auch
drei temporäre Gartenbau -Aus-
stellungen im Königlichen Garten statt:
1. Frühjahrsausstellung, 14. — 26. Mai,
2. Herbstausstellung, 18. — 29. Septbr,
3. Chrysanthemum-Ausstellung, 22.
bis 29. Oktober.
Anfragen beim Commissaire General
P. Palestrino.
Personal-Nachrichten.
Der Professor an der Landwirt-
schaftlichen Hochschule in Berlin,
Dr. Aloritz Fleischer, Kurator der
Moorversuchsstation in Bremen, ist
zum Geh. Regierungsrat und vor-
tragenden Rat im Ministerium für
Landwirtschaft etc. ernannt.
Dem Professer der Botanik an der
Koni gl. Landw. Akademie in Poppels-
dorf bei Bonn Dr. Fried. Koer nicke
ist bei seinem Ausscheiden aus dem
Amt der Titel Geh. Regierungsrat ver-
liehen. Prof. Koernicke hat sich be-
sonders durch seine höchst sorg-
fältigen Arbeiten über Get]"eide- und
Hülsenfrüchte verdient gemacht. Er
schrieb den 1. Teil zu dem grossen
zweibändigen Werke Koernicke und
Werner »Handbuch des Getreidebaues«
Bonn 1885 (ietzt bei P. Parey, Berlin).
Degenhardt, Handelsgärtner in
Marienhöhe bei Hadersleben, feierte
am 22. März sein 4ojähriges Geschäfts-
jubiläum.
I Adolf Vooler wurde in Stolberg
am Harz von Sr. Durchlaucht dem
j Fürsten Alfred zu Stolberg - Stolberg
als Hofgärtner angestellt.
G. Wann er, bisher in den Krupp-
schen Anlagen zu Hügel bei Wehrden
a. d. Ruhr beschäftigt, wurde als Ober-
gärtner des Kaiser Wilhelm -Parkes
nach Altenessen berufen.
Wilhelm Weisse. Baumschulen-
j besitzer in Kamenz i. S., wurde vom
König von Sachsen zum Hoflieferanten
ernannt.
Tagesordimiig
für die
846. Versammlung des Vereins z. Beförderunö d. Gartenliaues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 28. April 1898, 6 Uhr.
H^^ Vom April bis August finden die Versammlungen im Königl. Botanischen Museum,
Grunewaldstr. 6—7 (im Botanischen Garten) statt, ^^g
I. Ausgestellte Gegenstände. — 2. Bericht über die Genter Ausstellung. — 3. \^erschiedenes
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent
vom 16. bis 24. April 1898.
I. Allgemeines.
Von L. Wittmack.
Gent, 17. April.
Die grosse, nur alle 5 Jahre wiederkehrende Gartenbau-Ausstellung, die
schon so lange ihre Schatten vorausgeworfen, strahlt jetzt im hellsten Glänze.
Es ist das vierzehnte Mal, dass die ehrwürdige »Königliche Gesellschaft für
Ackerbau und Botanik« (Societe Royale d'Agriculture et de Botanique), die in
ihrem Namen gar nicht viel vom Gartenbau verrät und doch soviel darin
leistet, ihre Ausstellung veranstaltet, und mit höchster Befriedigung kann sie
auch auf die diesmalige zurückblicken, denn allein an bedecktem Raum sind
()75ij qm dicht besetzt mit ca. 12000 (!) Pflanzen, darunter ausserordentlich viele
Schaupflanzen und selbst die gewöhnlichsten im vollsten Masse ausstellungs-
würdig. Das Gesamtarrangement ist auch verbessert, man hat mehr Gewicht
gelegt auf ein künstlerisches Arrangement und hat in der Beziehung wohl von
Deutschland gelernt. Dabei geht man aber nicht so weit, dass die einzelnen
Palmen so zusammengedrängt werden, wie oft bei uns, wo man sie mitunter
nicht genau von einander unterscheiden kann. — Diesmal hatte man auch einen
Anbau direkt an den grossen Saal des »Casinos« gemacht, nicht ein Zelt im Freien,
so dass man nicht erst ins Freie brauchte, um die Azalea moUis etc. zu sehen.
Das ganze Arrangement rührt von Herrn Ed. Pynaert van Geert her,
dem dafür volles Eob gezollt werden muss. Im Hauptsaale, zu dem eine zwei-
armige Treppe aus der ersten Etage hinabführt, ist besonders Rücksicht darauf
genommen, dass der Blick von dieser Treppe, die in der Mitte einer Längs-
seite des Saales liegt, ein schöner sei. Demzufolge hat Pynaert van Geert in
der Mitte des Saales einen kleinen Teich mit Fontaine und einer Brücke im
Rustikalstil geschaffen, während hinter dem Teiche durch Blattpflanzen etc.
getrennt sich Orchideen von A. A. Peeters-Brüssel und Gust. Vincke-Dujardin-
Brügge anschlössen. DieHinterwand desSaales,gegenüber der Treppe, warvon einer
grossen Erinnerungsgruppe an Jean Linden, dessen Büste die Mitte einnahm,
höchst stimmungsvoll abgeschlossen. Der Spiegel hinter dieser Gruppe an
der Wand hätte es wohl kaum bedurft, da die hohen Pflanzen sie doch ver-
deckten. Die Seiten und übrigen Teile des Saales waren von den schönsten
Blattpflanzen, Palmen, Cycadeen, Anthurien etc. eingenommen, währendunmittelbar
vor der Treppe sich die prachtvollen gemischten Gruppen der Societe anonyme
gantoise und S. anonyme Louis van Houtte pere ausdehnten, jede einzelne
Pflanze ein Edelstein in Bezug auf Formvollendung und Schönheit.
Die Neuheiten waren meistens im ersten Stock ausgestellt, wo sich auch
noch viele Orchideen befanden. Unter den Neuheiten ragte eine so ausser-
ordentlich hervor, dass alle anderen dagegen weniger ins Gewicht fielen. Es
220 Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent.
ist das eine Euphorbiaceae: Acalypha Sanderi aus Neu-Guinea, die von
weitem mit ihren karmoisinroten Y2 m langen hängenden Blütenkätzchen (das
ist der bezeichnendste Vergleich) unserem roten Fuchsschwanz, Amarantus
caudatus, ähnelt. Auf diese und die übrigen Neuheiten soll später näher ein-
gegangen werden.
Heute aber noch einige Worte über die so ausserordentlich liebenswürdige
Aufnahme: Am 15. April, am Tage vor der Eröffnung, versammelte sich die Jury,
die ZU9 Uhrfrühgebeten war,unterVorsitzdesGrafenK er chhove deDenterghem,
Präsident der Gesellschaft und des Ehrenpräsidenten, S. Ex. des Herrn Leon
de Bruyn, Ministers für Landwirtschaft in Belgien und unterstützt von dem un-
ermüdlichen Sekretär der Gesellschaft Herrn Fierens und Herrn Pynaert
van Geert, um 10 Uhr im runden Saal des Kasinos, wo ein jeder nach
Ländern aufgerufen wurde und seinen Namen in das goldene Buch, d. h. in
das Album der Gesellschaft eintragen musste. Herr Pynaert v. Geert
rief dann die Delegierten auf und der Graf Ker chhove wusste in seiner ge-
wohnten Weise für die Delegierten jedes Vereins höchst passende Worte der
Begrüssung zu finden.*) Alsdann wurde verkündet, dass der Präsident der
Gartenbau-Gesellschatt von Frankreich, der frühere Ackerbauminister Viger
zum Präsidenten der Jury ernannt sei, zu Vizepräsidenten: Dr. Maxwell
Masters, London, Ruys de Beerenbroeck, Kommissair I. M. der Königin-
Regentin von Holland, Fischer von Waldheim, Direktor des Kaiserlichen
botanischen Gartens St. Petersburg, v. St. Paul Illaire, Fischbach, und
L. Wittmack, Berlin. Zu General-Sekretären wurden bestimmt; Ed. Andre,
Paris, Herr Micheli Gent, H. L. de Vilmorin, Paris, Dr. Burgerstein, Wien,
(nicht erschienen).
Dieses alles waren aber nur Ehrenämter, denn gemeinsame Sitzungen
der Jury oder der Obmänner der einzelnen Gruppen finden gar nicht statt;
die Ehrenpreise werden gleich den einzelnen Gruppen überwiesen und
Reklamationen scheinen gar nicht vorzukommen. Alles war so ausgezeichnet
vorbereitet, dass am nächsten Morgen 12 Uhr der Katalog mit dem Verzeichniss
der Preise schon fertig war. Die Jury bestand aus ca. 200 Personen und
39 Abteilungen. Jede Abteilung hatte einen Führer, der einen Plan des Ge-
bäudes in Händen hatte, auf welchem die Standorte der betr. Pflanzen ver-
zeichnet waren, jede Abteilung hatte ferner einen Waisenknaben in hübscher
Uniform zur Seite (Graf Ker chhove ist Vorsitzender eines Waisenhauses), die
als >'Laufburschen« dienten. Der Führer hatte die betreffenden Nummern des
Programms, jede einzeln, auf einen Zettel geklebt mit Angabe der Nummern
der Bewerber (nicht deren Namen). Sobald nun die Jury eine Aufgabe erledigt
hatte, schrieb der Führer vor die Nummer des Ausstellers den Preis, z. B. :
No. 242. Sammlung von 30 Baumfarnen und krautigen Farnen. Aus-
steller drei. Die Jury verteilte folgende Preise:
No. 319. 1. Preis goldene Medaille von 100 Fr. Wert,
» 320. 3, » Vermeilmedaille,
» 321. 2. » goldene Medaille von 50 Fr. Wert.
*) Vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues waren delegiert: Kgl. Hofmarschall a.D.
V. St. Paul Illaire (in Vertretung des verhinderten Herrn v. Pommer Esche), Kgl. Garten-
baudirektor Lackner und L. Wittmack, vom Gartenbauverband für das Königreich Sachsen
Otto Olberg, R. Weissbach und Rud. Seidel.
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent. 227
Der Waisenknabe ging mit diesem Zettel nach dem Bureau. Dort wurden
statt der Nummern die Namen eingesetzt (hinter den Medaillen) und dies
wanderte zur Druckerei, die Alles schon gesetzt hatte bis auf den Namen.
Feierliche Protokolle werden garnicht angefertigt.
Vor Beginn der Arbeit hatten die einzelnen Gruppen sich noch einen
Präsidenten und einen Sekretär gewählt, auch deren Namen, sowie die Namen
der Mitglieder wanderten durch die Waisenknaben sofort nach dem Bureau.
Nachdem die Thätigkeit der Jury in kaum zwei Stunden beendigt war,
wurde ihr am 15. April 2 Uhr ein grosses Gabelfrühstück gegeben, bei
welchem es auch an vielen Toasten nicht fehlte. Herr Kerchhove
brachte die Gesundheit S. M. des Königs der Belgier aus, darauf die der Jury;
in ihrem Namen antwortete Exzellenz Viger und überreichte bei dieser Ge-
legenheit Herrn Eduard Pynaert van Geert im Namen des jetzigen fran-
zösischen Ackerbauministers den Orden »pour le merite agricole«. Der
belgische Landwirtschaftsminister de Bruyn sprach auf den Grafen Kerchhove,
Dr. Masters-London überreichte dem letzteren, sowie dem Herrn Professor
Ed. Andre-Paris, Redakteur der Revue horticole, die \'eitch Memorial-
Medaille, eine wahre Riesenmedaille in Silber. Die für E. Andre trug die
Inschrift: »Presented to Mr. Ed. Andre in recognition of his long and eminent
Services to horticulture 1898« (Überreicht Herrn Ed. Andre in Anerkennung
seiner langen und hervorragenden Verdienste um den Gartenbau). Die dritte
Medaille war für Herrn Latour-Marillac, den grossen Nymphaeenzüchter in
Frankreich, bestimmt, der aber nicht nach Gent gekommen war. Herr
Ceuterik bewillkommnete die P'orderer der Ausstellung, die Leiter von Zeit-
schriften unter den Preisrichtern und vor allen den Bürgermeister von Gent,
Herrn Braun, worauf dieser sowie Ed. Andre antworteten.
Am Freitag, den 15. April abends wurden die Preisrichter im altehr-
würdigen, wegen seiner alten schönen Gothik berühmten Rathause durch den
Bürgermeister und die Stadträte (Echevins, Schöffen) empfangen, wobei ein Glas
Schaumwein gereicht wurde. Alsdann begab man sich in die sogenannte Diele
(Vestibüle) des Rathauses, wo mit Hilfe eines Skioptikons das berühmte Ge-
mälde »die Anbetung des heiligen Lammes« der Gebrüder Hubert und Jan
van Eyck, der Schöpfer der flandrischen Malerkunst ca. 1428, in der Hauptkirche
von Gent, St. Bavon, in seinen einzelnen Teilen vorgeführt- wurde. Unter-
brochen wurden diese Vorführungen durch geistliche Lieder eines gemischten
Chores, durch Sologesang der Frau Raick und durch Vortrag einzelner Stellen
aus Dante, Corneille, Klopstock etc. Leider reichte die Stimme des Dekla-
mators und seiner Gemahlin für den weiten Raum nicht aus. Der Gedanke,
den Preisrichtern und den vielen sonst Geladenen die ältesten Gemälde und
die älteste Musik bez. die ältesten Gesänge Flanderns vorzuführen, war ein
sehr glücklicher und ist der Stadtverwaltung nicht genug dafür zu danken.
Nur war alles etwas zu ernst.
Am Sonnabend, den 10. April, bereits morgens 8 Uhr kamen I. M. der
König und die Königin der Belgier, die Prinzessin Clementine u. s. w. mit
grossem Gefolge mittelst Sonderzug von Brüssel nach Gent und besichtigten
eingehend die Ausstellung in Gegenwart eines geladenen I\iblikums, wobei der
Präsident, die Vizepräsidenten und die Generalsekretäre der Jury dem König
einzeln vorgestellt wurden, der für jeden einige freundliche Worte in des Be-
228 Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent.
treffenden Muttersprache hatte. Um lo Uhr ward die Ausstellung dem grossen
Publikum gegen 5 Fr. Eintrittsgeld geöifnet. Auch am zweiten und dritten
Tage nahm man 5 Fr., was man bei uns schwerlich wagen dürfte. In Berlin
nimmt man bei grossen Gartenbau-Ausstellungen am ersten Tage 3, am zweiten 2,
am dritten 2 oder 1 M.
Am Mittag hatte die verwittwete Grätin de Kerchhove de Dentcrghem,
die Mutter des Vorsitzenden zum Besuch ihres grossartigen Wintergartens ein-
geladen, wobei auch ein Imbiss gereicht wurde.
Abends gab die Chambre syndicale einen grossen Raout, bei dem
Herr Stadtrat Bruneel, Vorsitzender der Kammer, eine zündende Rede betreffs
Freihandels hielt, die auch gedruckt vorlag.
Zu Sonntag, den 17. April 2 Uhr, hatte S. M. der König das Diplomatische
Corps in Brüssel sowie sonstige hervorragende Personen nebst ihren Damen
und gleichzeitig auch die Preisrichter zu einer Gartenpartie nach Laeken ge-
beten zur Besichtigung der herrlichen Gewächshäuser und des Parkes, wobei
Erfrischungen gereicht Avurden. Am Abend gab das Komitee den Preis-
richtern etc. ein grosses Festdiner von ca. 250 Gedecken im Theatersaale, an
welchem die Spitzen der Civil- und Militärbehörden teilnahmen. Die zahl-
reichen Toaste begannen erst beim Dessert. Es sprachen Graf Kerchhove
auf S. M. den König der Belgier und bald hernach auf die Regierung, die
Provinz Ostflandern (der Gouverneur der Provinz, Graf de Kerchhove
d'Ousselgem, ist ein Vetter des Grafen Kerchhove de Denterghem) und
die Stadt Gent, der Minister für Landwirtschaft, de Bruyn (auch der Justiz-
minister Bergerem war anwesend), auf den Grafen Kerchhove, die Preis-
richter und die Aussteller, der Präsident der Jury, Ex. Viger-Paris, dankte
der Gesellschaft und lud zur Beteiligung an der Pariser Ausstellung ein. Herr
Ceuterick sprach auf die Delegierten, in deren Namen die Herren Dr, Masters,
London, Hofmarschall a. D. v. St. Paul Illaire-Fischbach für Deutschland,
Fischer V. Waldheim-Petersburg, Henri de Vilmorin-Paris, Baron de
Grancy-Holland, alle in französischer Sprache, dankten. Endlich erhob sich
der Bürgermeister Braun, dankte der Gesellschaft und hob hervor, dass, ob-
wohl er ein politischer Gegner der jetzigen Regierungspartei sei, er doch die
Fürsorge der Regierung für die Verbesserung der Stadt hoch anerkenne, und
rief: »Auf Wiedersehen!«
Hiermit war die Reihe der offiziellen Festlichkeiten abgeschlossen. Ausser-
dem hatte Graf KerchhoA^e noch am Sonnabend, den 16., und Montag, den
18. April, eine Anzahl von Personen bei sich zur Tafel geladen. Aus Allem
folgt, dass die Aufnahme der Gäste noch glänzender war, als sie es früher schon
gewesen und gebührt allen der wärmste Dank für ihre grosse Liebenswürdigkeit.
Das Wetter war kühl, der Himmel oft bedeckt, aber es blieb, gottlob, trocken
und der Besuch war daher äusserst rege, sodass der \'erein, der übrigens
Zuschüsse im Gesamtbetrage von 43 000 Fr. erhalten hat, sicherlich einen
guten Überschuss haben dürfte.
Xoch einer Meisterleistung der Presse müssen wir gedenken: Beim
Bankett am 17. April erhielt jeder Teilnehmer die No. 4 der »Revue de l'horti-
culture beige« mit einer eingehenden Beschreibung der Ausstellung nebst
Abbildungen und der Rede des Grafen Kerchhove beim Zusammentritt der
Jury. (Fortsetzung folgt).
Blumenkästen für Doppelfenster. 22Q
Blumenkästen für Doppelfenster.
(Aus der Verhandlung des Liebhaber-Ausschusses. Sitzung vom 3. Januar 1898.)
(Min der Grossstadt mit ihren von hohen Häuserreihen eingefassten lichtarmen
W' Strassen begegnen dem Pflanzen- und Blumenfreunde bei der Pflege seiöer
Lieblinge Schwierigkeiten und Enttäuschungen aller Art in ungeahnter Menge.
Es gehört schon viel Liebe und Ausdauer dazu, um sich durch die so häufig
vergeblich aufgewandten Mühen und erfolglosen Versuche nicht entmutigen
zu lassen und schliesslich an einem lohnenden Gelingen nicht gänzlich zu
verzagen.
Der Sommer freilich, wenn man seinen Topfpflanzen freie Luft, zuweilen
auch natürliche Besprengung und Abwaschung durch Regen gönnen kann, mag
bessere Erfolge bieten, zumal wo Loggien, Balkons oder im besten Falle auch
Gartenflecke die zweckmässigere Aufstellung und Behandlung der Pflanzen ge-
statten; es lassen sich dann leicht zur Entwicklung und Blüte zu bringende
einjährige Gewächse in grösserer Auswahl zur Ausschmückung der Wohnungen
verwenden, auch verschiedene genügsamere andere Pflanzen, wie Fuchsien.
Pelargonien, Geranien, Schlingpflanzen u. s. w., von welchen auch unter un-
günstigeren Wachstumsbedingungen ein Gedeihen und Blühen zu erwarten ist.
Der Winter aber bringt regelmässig dem Blumenliebhaber ohne Gewächs-
haus viel Sorge und wenig Freude. Noch viel weniger vermag dieser dann seinen
Pfleglingen zu gewähren, was er ihnen wünscht: Luft und Licht sind ihnen
noch mehr entzogen, die Aufstellung wird durch die beschränkten Raum-
verhältnisse noch weniger zweckmässig, bei der Regelung der Temperatur
sowie beim Begiessen kann noch leichter als sonst Schaden angerichtet werden.
Kurz, die Mühen und Sorgen, die glücklich durch den Sommer gebrachten und
vielleicht schon Jahre hindurch erhaltenen Pflanzen nun auch unbeschädigt in
die bessere Jahreszeit mit hinüber zu nehmen, finden kein Ende, ^'^on Freude
am Wachsen und Blühen ist kaum die Rede!
Wer jedoch auch in dieser Zeit nicht ohne Genuss und Vergnügen an
seinen Pflanzen bleiben und sich für die Entbehrung auf der einen Seite einen
Ersatz auf der anderen schaffen will, dem bieten die verschiedenen leicht
treibbaren Zwiebelgewächse dazu die schönste Gelegenheit. Es sind dies die
allbekannten Hyazinthen, Tulpen, Krokus, Tazetten, Narzissen, Jonquillen, Scilla,
Galanthus, Fritillarien, denen sich neuerdings auch noch einige Irisarten, z. B.
I. alata, I. reticulata, I. histrio angereiht haben. Alle diese Zwiebelarten, mit
Ausnahme vielleicht der letzteren weniger bekannten, lassen sich überall leicht
beschaffen, ohne grosse Mühe erfolgreich behandeln und lohnen fast regel-
mässig reichlich die ihnen gewidmete Pflege und Sorgfalt. Auffällig muss es
erscheinen, dass ungeachtet ihrer anziehenden Eigenschaften und Vorzüge die
Vorliebe und eingehende Beschäftigung mit diesen Zwiebelgewächsen ver-
hältnismässig wenig verbreitet ist.
Freilich, die unschöne Art und Weise, wie hier Hyazinthen, Tulpen,
Krokus etc. von den Gärtnern eingepflanzt werden, macht sie zur Verwendung
als Zimmerschmuck ziemlich ungeeignet und verkürzt sehr die Freude an
gekauften Blumen. Die unnötig grossen breiten Töpfe, in welche die Hyazinthen
zu 3—4 Stück, ebenso Tulpen etc. gepflanzt werden, nötigen zur Aufstellung
der Blumen im Zimmer selbst, wo Hyazinthen des starken Geruchs wegen
230
Blumenkästen für Doppelfenster.
lästig Averden, aber auch sehr schnell an Frische und Farbe verlieren und
bald verblühen; ebenso lassen Tulpen, Krokus u. s. w. sich im warmen Zimmer
kaum einige Tage halten, weil die Blumen auseinandergehen und schnell ver-
fallen.
Während nun bei den hier in den Wohnungen überall vorhandenen
Doppelfenstern zu beklagen ist, dass sie fast regelmässig zu eng aneinander
stehen, um mit Blumentöpfen bestellt werden zu können, eignen sich dieselben
doch vorzüglich zur Unterhaltung eines monatelagen Winterilors von Zwiebel-
gewächsen, wenn man nur nicht die kleine Mühe scheut, für passende Töpfe
oder Kästen zu sorgen. Letztere, aus Thon hergestellt, werden in den Massen
von 45 cm Länge und 8 cm Breite (oberer Rand) sowie 8—9 cm Höhe wohl
durchgängig in den Wohnungen passend sein. Die Töpfe sind als hohe,
schmale »Hyazinthentöpfe« schon bekannter und in etwas kleinerem Massstabe
auch sehr gut für Tulpen, Tazetten, Narzissen, Jonquillen verwendbar.
In solchen Kästen, am besten einheitlich dicht bepflanzt mit Krokus,
Scilla, Galanthus, Jonquillen sowie auch mit leicht treibbaren Tulpensorten
und ebenso in den Töpfen mit einzelnen Hyacinthen, Tulpen, Narzissen,
Tazetten etc. lässt sich zwischen den Doppelfenstern die Wintermonate hindurch
der herrlichste Schmuck der Wohnräume schaffen. Dazu bedarf es keineswegs
eines häufigen Wechsels, denn die gleichmässig kühle Temperatur zwischen
den Doppelfenstern verleiht den Blumen eine ausserordentliche Dauerfähigkeit.
Nicht selten halten sich Hyazinthen 6 Wochen und darüber in bestem Aus-
sehen und ebenso Tulpen, Krokus u. s. w. wochenlang. Wer so nur einige
Fenster seiner Wohnung auszustatten vermag, kann vom Dezember ab schon
stets den anmutigsten Anblick vor Augen haben, der sich zu einem förmlich
strahlenden gestaltet, wenn vorübergehend Sonnenschein die Fenster trifft und
die Blumenkronen an Tulpen und Krokus sich auseinanderbreiten. Der lästige
und starke Geruch der Hyazinthen im Zimmer wird durch die Doppelfenster
vermieden und in einen angenehmen Duft umgewandelt.
Über das Einpflanzen und Treiben sowie überhaupt über die Behandlung
der gedachten Zwiebeln ist es kaum nötig, weiteres auszuführen. Jeder Blumen-
katalog enthält darüber genügende Anweisungen, die leicht verständlich und
ausführbar sind, so dass sie bei einiger Sorgfalt auch ohne längere praktische
Erfahrung mit Erfolg benutzt werden können, und dieser Erfolg hat noch den
\'orzug, dass er schnell sichtbar wird und fast von Tag zu Tag beobachtet
werden und Freude machen kann.
Im Allgemeinen sei, was die Behandlung betrifft, nur darauf hingewiesen,
dass von den verschiedenen Arten derselben das Eingraben der bepflanzten
Töpfe in die Erde — mit Ausnahme vielleicht bei den Krokus, die leicht zu
lang werden — sich am meisten empfiehlt; wo die Gelegenheit dazu fehlt, thut
das Unterbringen der Töpfe im Keller, wo sie dann in Kästen auf einer dünnen
Unterlage von Sand aufgestellt und mit solchem etwa 10 cm hoch bedeckt
werden, dieselben Dienste. Bei dieser Behandlungsart kann man fast stets des
guten Erfolges sicher sein; wo dieser dennoch ausbleibt, trägt meist die Un-
geduld Schuld, welche die Zwiebeln treiben will, ohne ihnen Zeit gelassen zu
haben, sich gehörig zu bewurzeln.
Ein anderer Fehler, welcher leicht Misserfolge nach sich zieht, besteht
in der Verwendung neuer irdener Töpfe, gegen welche Hyazinthen wurzeln
Die Galtung Thunia Rchb. f. 23 I
erfahrungsmässig sehr empfindlich sind. Man kann sich dagegen schützen,
wenn man solche Töpfe vor dem Gebrauch 2 — 3 Tage unter Wasser legt oder
auch, wenn man sie zunächst für schnell wachsende Pflanzen wie Bohnen etc.
verwendet.
Mit der BeschalTung der oben erwähnten Kästen ist noch der Vorteil ver-
bunden, dass sie auch im Sommer ^ehr gut benutzt werden können. Auf den
Rat eines sachkundigen Freundes habe ich dieselben z. B. mit blühenden
Lobelien bepflanzt und mir damit eine lange ausdauernde und sehr zierliche
Auschmückung der \'orderseite meiner Blumenbretter geschaffen.
Es scheint mir hiernach eine lohnende Aufgabe, auf den besonderen Wert
der Zwiebelgewächse mit Rücksicht auf deren leichte Behandlungsart und
dankbaren Blütenflor für die Ausschmückung der Wohnräume hinzuweisen.
H. Seh.
Die Gattung Thunia Rchb. f.
(Hierzu Abb. 69.)
^[ie Gattung Thunia Rchb.f, (benannt zu Ehren des Grafen Thun-Tetschen,
^c) der in den sechziger Jahren Besitzer einer der bedeutendsten Orchideen-
sammlungen war) gehört zu den dankbarsten und gärtnerisch wertvollsten
Orchideen. Charakterisiert ist sie durch die hohen, schlanken Pseudobulben,
deren untere Scheiden in zweizeilig gestellte langzugespitzte Laubblätter über-
gehen. Die Blüten erscheinen zu 5 bis 8 oder mehreren büschelförmig an
der Spitze der Pseudobulben, jeder einzelne Blütenstiel wird von einem starken
häutigen Deckblatte halb umschlossen. Die Blumen sind gross, ausgebreitet
und je nach der Art zwischen 7 und 15 cm weit, zart, in der Grund-
farbe weiss oder rötlich violett. Kelchblätter und seitliche Blumenblätter
sind in Form und Farbe bei allen fast gleich, schlank zugespitzt und vor-
gestreckt, sodass die Blume nur halb geöffnet erscheint. Die grosse, stumpf
dreilappige, am Grunde in einen Sporn ausgesackte Lippe uraschliesst mit
ihren Seitenlappen die kurze Säule. Auf dem Mittellappen befinden sich fein
zersplissene Kämme.
Bentham und Hooker vereinigten in ihrer Gattung Phaius auch Thunia
mit jener, von welchem Standpunkte in neuerer Zeit Pfitzer mit Recht ab-
ging. Zwar zeigen die Blüten eine grosse Ähnlichkeit im äusseren und inneren
Bau, doch sind sie bei Thunia acranth, d. h. an der Spitze angeordnet, bei
Phaius im engeren Sinne dagegen pleuranth, d. h. an der Seite der Pseudo-
bulben sitzend; ausserdem ist der Habitus ein ganz anderer, sodass bei einer
»natürlichen^ Anordnung der Pflanzengattung wohl die neuere Einteilung den
Vorzug verdient. Vom gärtnerischen Standpunkte hat sie zudem die Berechtigung,
dass Thunia eine ganz andere Kultur verlangt als Phaius.
Die Zahl der Arten ist gering, man kennt deren fünf gut unterschiedene,
einige Varietäten und bis jetzt eine Hybride.
Die älteste und in den Gärten häufigste Art ist: Th.alba Rchb. f. (syn: Phaius
albus Lindl.) [Abb. 69]. Die Pseudobulben sind schlank, 50 cm und darüber hoch.
Aus den kurzen Blattscheiden entstehen am Stamm die langzugespitzten, etwa
3 cm breiten und 10 cm langen Laubblätter. Die Blüten stehen an der Spitze
2^2 Die Gattung Thunia Rchb. f.
der Bulben zu etwa 6 — lo in Büscheln. Die Blütenstiele sind länger als die
nicht zurückgeschlagenen, sie halbumschliessenden Deckblätter. Die Kelch- und
seitlichen Blumenblätter sind lanzettlich, reinweiss. Die nicht tiefgelappte,
ausgebreitet fast rhombische, kurz gespornte Lippe umschliesst mit den Seiten-
lappen die Säule, während der Mittellappen nach vorn gebogen und herab-
gezogen ist. Der Rand ist gewellt und fein gekräuselt. Die Grundfarbe ist
auch bei der Lippe ein Reinweiss; doch wird dies gedeckt durch wenige
karminpurpurne und goldiggelbe Streifen nach den Rändern zu; nach innen
gehen diese in 7 — 9 goldiggelbe, fein zersplissene Kämme über. Die Säule ist
nur kurz, weiss und mit wenig hervortretenden ungezähnten Flügeln besetzt.
Blüte, ausgebreitet, etwa 13 cm im Durchmesser. Blütezeit: Juni bis August.
Heimat: südliche Ilimalayazone bis Birma, wo die Pflanze in einer Höhe von
1000 — 1200 m ziemlich häufig und weit verbreitet ist.
— var. superba hört, zeichnet sich durch grössere Blumen und feiner
gezeichnete Lippe aus, die goldigen Kämme sind hier noch grösser und zahl-
reicher. Blütendurchmesser etwa 15 — 16 cm.
— var. Dodgsoni Will, (syn.: flavotincta hört.) Charakterisiert durch
aussen zitronengelbe und im Innern dunkler gelbe Lippe mit karminroter
Zeichnung. Blütengrösse wie bei der Stammform.
— var. nivalis hört. Kelch- und Blumenblätter wie die Lippe reinweiss,
ohne irgend welches Gelb. Blüten kleiner als bei der Stammform, etwa 10 cm
im Durchmesser.
Thunia alba am nächsten stehend, und besonders der Abart superba, ist
Thunia Marsh alli an a Rchb. f. (syn.: Phaius Marshalliae Nichols.) Pseudobulben
sind eher kräftiger als bei alba, Blätter denen der vorigen Art gleich. Die
Deckblätter der Blumen sind zugespitzt eiförmig und kürzer als die Blütenstiele.
Die Kelch- und Blumenblätter sind reinweiss wie bei voriger, lang zugespitzt.
Grundfarbe der Lippe gelblichweiss, im Zentrum mit fünf Kämmen von tiet
orangeroter Farbe, deren Spitzen heller gefärbt sind. Die Lippe ist aus-
gesprochen dreilappig und umhüllen die beiden Seitenlappen die Säule ganz.
Der grosse Mittellappen ist ausgebuchtet, gewellt und gekräuselt, nach dem
Rande sind die Farben matter. Sporn der Lippe nur kurz zurückgebogen. Die
kurze Säule trägt an der Spitze zwei etwas nach unten geneigte, gezähnte
Flügel, sich^hierdurch von Th. alba unterscheidend. Heimat Moulmein. Blüte-
zeit Juni bis August,
var. ionophlebia Rchb. f. Lippe im Zentrum gelb, nach dem Rande
mehr weiss.
Thunia Brymeriana Rolfe. Pseudobulben kürzer und stämmiger als bei
Thunia alba; Blätter schlank zugespitzt, 4 cm breit und 16 bis 17 cm lang.
Deckblätter kaum so lang als der Blütenstiel, diesem anliegend. Die Kelch-
und seitlichen Blumenblätter sind lanzettlich, kurz zugespitzt und reinweiss.
Die Lippe ist ausgebreitet fast quadratisch, der Mittellappen ist nur wenig vor-
gezogen. Der Rand der Lippe ist fein zerteilt und seitlich elegant ausgebogen,
wodurch die Form der Blume sehr gewinnt. Der Sporn ist etwa 11/2 cm lang,
zylindrisch. Die Zeichnung auf dem weissen Grunde der Lippe ist rötlich,
nach der Mitte hin treten jedoch wieder wie bei den beiden vorigen 5 bis
8 Reihen goldiggelbe Kämme auf. Kurze Säule mit ungezähnten Flügeln.
Heimat Burmah. Blütezeit Juli bis August.
Die Gattung Thunia Rchb. f. 2'i'X
Ganz abweichend in der Färbung ist:
Thunia Bensoniae Rchb. f. (syn.: Phaius Bensonae Benth.) Die Pseudo-
bulben sind schlank, etwa 60 cm hoch. Die Blätter sind verhältnismässig schmal
und langzugespitzt, etwa 4 cm breit und 12 bis 13 cm lang. Die Blumen sind an
wenig schlanlvem Stiele zu sechs bis acht vereinigt, die gelblichen, zurück-
geschlagenen Deckblätter sind etwas länger als der Fruchtknoten. Die Kelch-
und paarigen Blumenblätter gleichen in der Form und Stellung am meisten
Abb. 69. Thunia alba Rchb. hl.
Blumen weiss, Lippe mit gelben Kämmen.
Thunia alba, jedoch sind sie von schöner bläulich purpurner Farbe. Die
schwach dreilappige im Gegensatze zu Th. alba mehr dreieckige in einen
kurzen, schlank zugespitzten Sporn auslaufende Lippe ist etwas intensiver ge-
färbt, noch dunklere Adern ziehen sich dem Rande zu. Aus dem Schlünde
heraus treten auch hier 6 — 7 Reihen fein zerteilter goldiggelber Kämme. Der
äussere Rand ist fein gekräuselt. Die Säule ist kurz, schwach purpurn gefärbt,
kaum geflügelt. Diese Art ist wohl die schönste, doch ziemlich selten in den
Kulturen. Blütezeit Juli bis September. Heimat südlich Birma und Moulmein,
etwa 800 — 1000 m hoch.
234 ^'^ Gattung Thunia Rchb. f.
Thunia Mastersiana Kränzl. Eine interessante, neuere Art, erst im Jahre
1891 durch Sander eingeführt. Die Pseudobulben sind schlanlc, mehr denn
3/4 m hoch. Die Blätter sind massiger als bei allen vorigen Arten, kurz zu-
gespitzt, etwa 7 cm breit und 15—16 cm lang, wodurch die Pflanze schon im
blütenlosen Zustande zu einer schönen Erscheinung wird und habituell als
hervorragendste Thunia bezeichnet werden kann. Die Blüten sind zu 8-10 in
kurzem, traubigem Stande vereinigt. Die bräunlichen Brakteen sind kürzer als
der Blütenstiel und zurückgeschlagen. Die Blumen sind nur halb so gross als
die der vorigen Art, ausgebreitet 7—8 cm weit. Kelch- und paarige Blumen-
blätter sind kurz zugespitzt, die äussere Spitze leicht zurückgebogen, reinweiss.
Die Lippe ist ausgebreitet fast viereckig, wenig länger als breit, der Mittel-
lappen ist nur als Spitze angedeutet, die kurze, breit geflügelte Säule ganz ein-
hüllend. Die Grundfarbe der Lippe ist reinweiss, die zarten Längsstreifen sind
nach der Seite hin gelblich braun, nach der Mitte hin dunkelbraun. Der Rand
ein wenig zurückgeschlagen und fein gekräuselt. Sporn fehlt. Blütezeit Juli
bis August. Heimat Moulmein.
Zwischen Thunia Bensoniae und Marshalliana ist an mehreren Orten
Englands ein Bastard erzogen worden: Thunia Veitchiana Rchbf. (syn.: Th.
Wrigleyana hört. Toll.) Sie vereinigt die Merkmale ihrer Eltern; die Grund-
farbe der Blüten ist reinweiss, doch im Schlünde gelblich wie auch am Grunde
der Lippe, deren mittlerer Lappen purpurrosa erscheint, geziert mit orange-
gelben Linien und ebenso gefärbten und fein zerteilten Kämmen.
Die Kultur der Thunien ist sehr einfach und leicht, es sind dankbare
Pflanzen. Im Frühjahr, Ende Februar, Anfang März, wenn am Grunde der vor-
jährigen Pseudobulbe die neu angelegte sich zeigt und aus deren Grunde
schon die jungen Wurzeln als kleine glashelle Keile sich hervordrängen, ist es
Zeit, die Pflanzen in neuen Stoff zu setzen. Man verwendet mit Vorteil dazu
eine Mischung aus zwei Teilen Farnwurzelerde oder grobfaserigen Torf, dem
zur Hälfte Sphagnum hinzugesetzt ist, dann einen Teil milden Wiesenlehms oder
grobbrockiger Rasenerde nebst etwas Sand und zerschlagenen Ziegelsteinen.
Die Töpfe seien nicht gar zu gross und gut drainiert. Anfangs seien die
Wassergaben nur spärlich und mit Vorsicht gegeben, nach 4 — 6 Wochen, wenn
die jungen Wurzeln schon ziemlich entwickelt, kann man freigiebiger sein.
Sobald die Wurzeln den Topfrand erreicht haben, gebe man wöchentlich einen
Guss flüssigen Kuhdüngers; das Wachstum der Thunien ist rapid, sie sind
starke Fresser. Man setze das Düngen fort bis zur Beendigung der Blütezeit,
also etwa Mitte August, dann gebe man allmählich weniger Wasser, damit die
Pflanzen zur Ruhe kommen. Sie werden dann nach und nach die Blätter fallen
lassen und somit in blattlosem Zustande überwintern. In der Ruheperiode,
welche streng innegehalten werden muss, gebe man nur soviel Wasser, dass
die Bulben nicht schrumpfen. Nachdem sie ein Jahr als Reservestotfbehälter
gedient haben, sind sie erschöpft, dauern also nur zwei Jahre. Wie schnell
das Wachstum vor sich geht, möge man sich dadurch vorstellen, dass die um-
stehende Aufnahme der Pflanze 14 Wochen nach dem Verpflanzen stattfand.
Eine Temperatur von etwa 14O— 18O R. sagt den Thunien während der Vege-
tationszeit am meisten zu, ist die Luftfeuchtigkeit eine reichliche, so bleiben
die Pflanzen dann auch von Thrips und roter Spinne frei. Man schattiere
massig. Stehen die Pflanzen während der Trockenperiode an einem Orte, dem
Erleichterungen bei der Einfuhr von Pflanzen aus Amerika.
235
Luftfeuchtigkeit im hohen Grade mangelt, so siedeln sich an den Pseudobulben
wohl auch Schildläuse an; man achte im Frühjahre beim Verpflanzen sehr
darauf. Die Blumen halten sich, wenn sie nicht benetzt werden, immerhin
14 Tage frisch und sind, da sie doch gross und zudem zu mehreren vereint
sind, sehr zierend, dabei recht zart und fein. Zur Binderei sind sie sehr ge-
eignet, in grossen Arrangements kann man die Blumen mitsamt den Bulben
verwenden, was die Pflanzen wenig schwächt.
Die Thunien gehören zu den wenigen Orchideen, die sich rationell auf
ungeschlechtlichem Wege vermehren lassen. Man schneide die Pseudobulben
hinter jedem Auge ab, lege sie in feuchtes Moos oder Sand und alsbald werden
die Augen austreiben und Wurzeln bilden.
Poppeisdorf b. Bonn a. Rh., Kgl. bot. Garten. B. O t h m e r.
Erleichterungen bei der Einfuhr von Pflanzen aus Amerika.
Der Reichskanzler (Reichsamt des Innern I. 3085) hat folgendes Zirkular-
schreiben erlassen:
Berlin, den 9. April 1898.
Nach der Kaiserlichen Verordnung vom 5. Februar d. J. (Reichs-Gesetzblatt
Seite 5) ist der Reichskanzler ermächtigt, Ausnahmen von dem Verbote der
Einfuhr lebender Pflanzen und frischer Pflanzenabfälle aus Amerika zu gestatten.
Im Interesse der deutschen Gärtnerei erscheint es mir angezeigt, von
dieser Ermächtigung jeden mit der Durchführung des Zweckes der Verordnung
— der Verhütung der Einschleppung der San Jose-Schildlaus — vereinbaren
Gebrauch zu machen; ich habe demgemäss die Frage einer Prüfung durch
Sachverständige unterziehen lassen, ob gewisse Pflanzenkategorien, v.^elche als
Träger der San Jose-Schildlaus überhaupt nicht oder doch nicht in bedrohlicher
Weise in Betracht kommen, von dem Einfuhrverbot allgemein oder nach vor-
gängiger Untersuchung ausgenommen werden könnten.
Die Prüfung hat zu der Aufstellung des anliegenden Verzeichnisses geführt,
nach welchem drei Gruppen von Pflanzen zu unterscheiden sind, nämlich:
1. Pflanzen, welche von der Einfuhr unbedingt ausgeschlossen bleiben
müssen (A),
3. Pflanzen, deren Einfuhr unbedenklich ohne vorherige Untersuchung
gestattet werden kann (B),
3. Pflanzen, deren Einfuhr nach dem befriedigenden Ausfall einer Unter-
suchung auf San Jose-Schildlaus zulässig ist (G).
Auf Grund des § 2 a. a. O. will ich hiermit die Einfuhr der unter 2
bezeichneten Pflanzen vorbehaltlos, der unter 3 bezeichneten Pflanzen mit der
Massgabe allgemein gestatten, dass sie bei einer durch einen Sachverständigen
vorgenommenen Untersuchung von der San Jose-Schildlaus frei befunden werden.
Diese Ausnahmebewilligung bezieht sich jedoch nur auf solche Sendungen,
welche ausschliesslich aus Pflanzen einer der beiden Gruppen (B und C) bestehen.
Sendungen, welche Pflanzen verschiedener Gruppen enthalten, unterliegen ihrem
ganzen Umfange nach denjenigen Vorschriften, welche für die strenger zu
behandelnde Gruppe gelten. Mit den Untersuchungen dürfen nur Sach-
2q5 Unkraut- und staubfreie Wege.
verständige betraut werden, die eine gründliche Unterweisung in den mikros-
kopischen Merkmalen der San Jose-Schildlaus erhalten haben. Euer pp. beehre
ich mich anheimzugeben, hiernach die Grenzeingangsstellen mit Anweisung
gefälligst versehen zu wollen.
I. A.:
gez. Rothe.
An die Regierungen der Bundesgrenzstaaten (für Preussen an den Herrn
Finanzminister).
A. Von der Einfuhr unbedingt auszuschliessen sind lebende
Bäume und Sträucher aller Art, sowie Teile solcher (ab-
geschnittene Zweige und dergleichen), ferner Sämlinge, Ableger,
Setzlinge, Schnittlinge und dergleichen der genannten Pflanzen-
kategorien: Insbesondere kommen in Betracht Obstbäume und
-Strauch er aller Art, wie Aepfel, Birnen, Quitten, Kirschen, Pflaumen,
Aprikosen, Pfirsiche, Mandeln, Walnüsse, Pekan-Nüsse (Carpa olivaeformis),
Dattelpflaume (Diospyros virginiana), Kakipflaumen. Kakifeige oder
chinesische Quitte (Diospyros kaki), ferner Nutz- und Zierbäume und
-Sträucher aller Art, insbesondere Linden, Ulmen, Erlen, Weiden,
Akazien, Färber - Alaulbeerbaum (Maclura aurantiaca) und Nadelhölzer,
ferner Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und ver-
wandte Gewächse, Weinstöcke aller Art, Evonymus, Weissdorn, Hagedorn,
Rosen, Spiräen, Cotoneaster (Zwergmispel), Japanische Quitte (Cydonia
japonica).
B. Bedingungslos ist die Einfuhr zu gestatten von Wasserpflanzen
aller Art und von Teilen solcher; ferner von allen unterirdisch
wachsenden Pflanzenteilen, wie z. B. Knollenzwiebeln und unterirdisch
wachsenden Stengelteilen (Rhizomen), auch wenn dieselben entwickelte
Triebe besitzen, vorausgesetzt, dass sie nicht zu Pflanzen der zu A an-
geführten Arten gehören.
C. Die Einfuhr von lebenden Landpflanzen und Teilen solcher,
sowie von Sämlingen, Setzlingen und dergleichen, welche nicht
zu den unter A genannten gehören, ist zu gestatten, wenn eine fach-
männische Untersuchung befriedigend ausfällt.
Unkraut- und staubfreie Wege.
Von Ad. Forch -Landsberg a. d. Warthe.
^^Y/ährend meiner langjährigen Thä'tigkeit als Landschaftsgärtner habe ich
A^j sehr viele Versuche gemacht, um möglichst unkraut- und staubfreie
Wege in den Anlagen herzustellen; aber immer musste ich erfahren, dass die
Anlage, wie ich sie auch herrichtete, doch nicht den Anforderungen entsprach,
welche an sie gestellt wurden; entweder war die Herstellung zu teuer oder die
erwarteten Resultate trafen nicht ein. Vor ungefähr lo Jahren machte
ich in meiner Gärtnerei statt der Dungumschläge um meine Mistbeetkästen diese
von Sägespänen; von vielen der Kästen wurden die Sägespäne bei Eintritt der
wärmeren Witterung entfernt, bei einigen Kästen blieben sie liegen ■ und
Unkraut- und staubfreie Wege. 237
wurden über den ganzen Zwischenraum geebnet; im Laufe des Sommers
nun machte ich die Erfahrung, dass in den Gängen, wo die Sägespäne lagen,
kein Kraut wuchs, während ich die anderen Steige alle 8—14 Tage vom Kraut
reinigen musste und dass diese Steige mit Sägespänen auch bei eintretender
Trockenheit nicht staubten; im darauffolgenden Jahre liess ich sämtliche Säge-
spänumschläge breitwerfen und hatte den Erfolg, dass ich kein Unkraut in
den Steigen hatte; ich machte auch die Beobachtung, dass, wenn wirklich hier
und da sich dennoch ein Pllänzchen zeigte, dieses doch so kümmerlich vegetierte,
dass es bei eintretender Trockenheit bald abstarb.
Diese Beobachtung ermutigte mich, weitere Versuche anzustellen, und
zwar in einer grösseren hiesigen Gartenanlage, wo der Besitzer mit der
Reinigung der Steige viel Mühe hatte. Ich richtete auf Grund meiner Er-
fahrungen die Steige her und hatte die Freude, dass meine Arbeit sich als gut
erwies. Ich will nun im Nachstehenden kurz erwähnen, wie ich die Wege in
dieser ziemlich grossen Anlage herstellte.
Ich liess die Wege erst sauber von Unkraut reinigen, ihnen die
nötige Wölbung geben und sie leicht anwalzen; wo ich sandigen Boden und
Untergrund hatte, liess ich je nach Bedürfnis etwas Lehm und Kies, jedoch
nur kaum 1 cm hoch aufbringen. Diese Schicht wurde etwas angefeuchtet und
dann brachte ich ungefähr 1 cm Sägespäne darauf; diese wurden nun mit
einer Walze ordentlich fest gewalzt und dann wieder angefeuchtet, nach Ver-
lauf einiger Stunden wieder festgewalzt. Darnach brachte ich noch ca. 2 cm
Sägespäne darauf, diese wurden dann mit einer leichteren Walze erst leicht an-
gedrückt, dann angefeuchtet und recht fest gewalzt. Diese Wege erwiesen sich im
Sommer als wirklich den Anforderungen entsprechend. Wo in früheren Jahren
alle acht, höchstens vierzehn Tage gereinigt werden musste, war diese Reinigung
im ganzen Sommer nicht einmal nötig. Auch machte ich hier noch die Er-
fahrung, dass bei nasser Witterung die Steige stets trocken und sauber waren;
bei anhaltender Trockenheit und grosser Hitze wurden die Wege leicht an-
gesprengt und erzielte ich dadurch eine angenehme Kühle. Da nun Sägespäne
schlechte Wärmeleiter sind, so waren an heissen Abenden die Sitzplätze in den
Anlagen, nachdem die Sägespäne angefeuchtet waren, kühl und angenehm.
Einen Sitzplatz mit feuchtem, kühlem Untergrund stellte ich nach einer be-
sonderen Methode her und hatte den Erfolg , dass er trocken und an-
genehm war.
Alle von mir in ähnlicher Weise im Laufe der Jahre hergestellten Wege
haben sich gut bewährt; selbst im Winter oder bei Tauwetter blieben die Wege
stets trocken und gut passierbar. Alle Jahre im Frühjahr wurden die Wege
leicht aufgehackt und eine ganz schwache Schicht frischer Späne nachgeschüttet,
leicht übergewalzt und die Wege waren wieder in Ordnung. Selbst bei strengem
und lehmhaltigem Boden habe ich gute Erfolge gehabt, nur müssen hier andere
Herstellungsarten beobachtet werden. Auch habe ich gefunden, dass die Her-
richtung dieser Wege bedeutend billiger ist als jede andere Art. Inbetreff der
zu verwendenden Sägespäne habe ich auch meine Erfahrungen gemacht und
gefunden, dass die Späne von Laubhölzern weniger dazu geeignet sind, weil
selbige zu leicht schwarz und grau werden.
Schliesslich will ich noch bemerken, dass das Gehen auf den von mir
nach meiner Methode hergerichteten Wegen ein weit angenehmeres ist als auf
238_
Die Dekoration der Festräume des Königlichen Schlosses zu Berlin.
denen, welche durch Kies hergestellt sind, denn auf Wegen, welche ich her-
stelle, wird die Fussbekleidung gar nicht angegriffen, der knirschende Ton
beim Gehen verschwindet ganz; es ist gleichsam als seien die Wege mit
Teppichen belegt.*)
Die Dekoration der Festräume des Königlichen Schlosses
zu Berlin.**)
(Hierzu Abbildung 70.)
[enn zu den grossen Hoffestlichkeiten oder zu anderen Veranlassungen die
Festräume des Königlichen Schlosses ihrer Bestimmung entsprechend
vorbereitet werden, so wird auch dem gärtnerischen Schmuck derselben
Rechnung getragen.
Er ist einerseits durch die architektonischen Verhältnisse, andererseits
durch den jedesmaligen besonderen Zweck, dem er dienen soll, bedingt.
Die vornehmste Veranlassung für diese Dekorationen ist die Allerhöchste
Geburtstagsfeier Seiner Majestät des Kaisers und Königs.
Dieselben beginnen hierzu in der Kapelle des Königlichen Schlosses;
sie schmücken den Vorraum mit den Treppen-Aufgängen, wovon die vorliegende
Zeichnung ein durch die baulichen Verhältnisse beschränktes, daher nur un-
vollständiges Abbild giebt.
Hier wie bei den übrigen Dekorationen im weissen Saal, in der Xeuen
Galerie, in allen anderen Festräumen und auf den zu ihnen führenden Treppen
darf der Pflanzen- und Blumenschmuck sich nicht hervordrängen, nicht durch
sich allein wirken wollen, sondern er muss sich harmonisch der Umgebung
anpassen, nur vermitteln, den kalten, starren Marmor, den Glanz der Prunk-
räume beleben.
Nur vornehme Gewächse können solcher Umgebung entsprechend,
verwendet werden: Von Blattpflanzen hauptsächlich .Palmen: Chamaedorea,
Rhapis, Livistonia, Phönix, Cycas, Kentia, Areca, Caryota etc., ferner Musa,
Curculigo, Aletris, Anthurium, Reineckia. Selaginella, Pteris, Asplenium,
Adiantum und andere Farne. Von blühenden Pflanzen alles, was die Jahreszeit
bietet. Im Winter hauj)tsächlich die den nahenden Frühling verkündenden
Treibgehölze: Flieder, Schneeball, Prunus triloba und sinensis, Pyrus spectabilis,
Goldregen, Robinia hispida, Magnolien; ferner Azalea indica und mollis,
Camellia und Rhododendron; dann Cyclamen, Primeln, Maiblumen und von
Zwiebelgewächsen ausser Hyacinthen besonders Tulpen und Narcissen.
Bei der Verwendung dieses mannigfaltigen Materials wird besonders
darauf geachtet, dass in den einzelnen Gruppen nicht zu vielerlei verschieden-
artige und verschiedenfarbige Pflanzen vorkommen, nicht alles bunt durcheinander
gemischt wird, sondern eine Art, eine Farbe vorwiegt, nur hierzu Passendes
beigefügt wird. E. N.
*) Anmerkung. Die Herstellung solcher Wege wird vom Verfasser übernommen.
**) Vergleiche auch die Beschreibungen der Dekorationen in Gartenflora iSq8, Hett 3
S. 58 u. Heft 4 S. 94.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. 239
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
(Aus dem amtlichen Bericlit über die Weltausstellung in Chicago iSgS.)
Von L. Witt m a c k.
Beerenobst, a) Erdbeeren.
Die Hauptart des ßeerenobstes sind die Erdbeeren, von denen man in den
grossen Städten Amerikas eigentlich das ganze Jahr, mit Ausnahme des Dezember,
haben kann. Im Februar kommen sie aus Florida, Texas etc., später aus Georgia,
Alabama, Mississippi, Arkansas, im April aus Virginien und so immer weiter aus
nördlicheren Gegenden. Der Hauptlieferant für New-York und die anderen grossen
nahe gelegenen Städte bleibt aber New-Jersey und die Insel Long Island.
Auch Jowa, Kentucky, Süd-Illinois, Ost-Ohio, Pensylvanien etc. bringen viel;
ganz zuletzt, im Juli, folgt das östliche Maine. In Florida, wo an der Ostküste,
am India River, aber auch weiter westlich ein grosser Anbau von Frühgemüse
getrieben wird, baut man die Erdbeeren als Nachfrucht von Frühkartoffeln
meist für den Winterbedarf der vielen Hotels, denn Florida ist die Riviera der
Vereinigten Staaten ; an einigen Orten aber verschickt man sie nach New-
York etc. Dies ist nach W. A. Taylor •••) besonders der Fall in dem nördlichen
Teile, in den Counties Alachua und Bradford; Hauptversendungsplätze sind
Gainesville, Starke und Lawtey. Am letzeren Orte hat dieser Anbau sich erst
entwickelt, nachdem ein starker Frost im Jahre 1886 die Orangenkultur ver-
nichtet hatte. Der Boden ist dort ein schwerer Sand, 11/2 bis 2 Fuss tief, mit
vielen organischen Resten, lagernd auf dichtem Thon. Er liegt ca. 130 Fuss
über dem Meere, ist aber zur Regenzeit oft 1 bis 2 Zoll mit Wasser überdeckt;
darum wendet man Beetbau an, die Beete 8 bis 20 Fuss breit, mit tiefen
Furchen dazwischen. Der Boden wird gut gepflügt und mit künstlichem Dünger,
der reich an Kali und Phosphorsäure ist, gedüngt. Vor dem Pflanzen, das
Ende August und im September, gegen Ende der Sommerregen, erfolgt, wird
geeggt. Alan pflanzt Schösslinge oder Sämlinge von alten Beeten — leider
ohne Auswahl — mit der Hand in Reihen, die 2 Fuss entfernt sind oder in
Doppelreihen, die dicht neben einander liegen, die Pflanzen in der Reihe 1 Fuss
auseinander, sodass ca. 20000 auf 1 acre**) kommen. Ein Behacken mit Pferden
ist daher unmöglich, man nimmt Handhacken mit Rädern, um den Boden
häufig aufzulockern und jätet mit der Hand bis die Blüten erscheinen. Dann
wird eine Lage Gras oder Kiefernadeln auf den Boden gelegt, damit die Früchte
nicht sandig werden. Alle Ausläufer werden entfernt, die Stöcke werden sehr
stark und das Feld sieht aus, als ob es in engen Reihen bepflanzt wäre, ob-
wohl das Hügelsystem strenge innegehalten wird.
Wenn kein Frost eintritt, kann m.an vom 1. Februar ab 4 bis' 5 Monate
pflücken, die Hauptzeit des Versendens ist aber von Ende Februar bis April.
Die Früclüe werden abgenommen, sobald sie sich färben und in Lattenkisten
(crates), die 32 cjuart (ä 1,1 1 ) halten, anfangs als einfaches Packet (open ex-
press), später in Gefrierwagen (Refrigerator-cars) verschiedener Systeme bis
*) In Report of the Secretary of Agriculture for i8q2, Washington iSgS, S. 249, mit
schönen Darstellungen der Erdbeerkulturen nach Photographien. Da zur Zeit meiner An
Wesenheit in Amerika die Erdbeersaison vorüber, folge ich im wesentlichen Taylor, unter Be-
nutzung der mir sonst gemachten Mitteilungen bezw. eigenen Beobachtungen.
40 ar =^ ca. i,3 Morgen g-oss.
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Abb. 70. Dekoration der beiden Fontänen an der Treppe zum Weissen 1
am Geburtstage Seine;
Mit Gehnemigiing des Königl. Ober-Hofmarschallamts für i
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, beim Aufgange nach der Kapelle, irn Königlichen Schlosse zu Berlin
ajestät des Kaisers.
.Gartenilora" nach der Natur gezeichnet von A. Unger.
2A2 r)^'" Obstbau in den Vereinigten Staaten.
New-York, Boston und Chicago verschickt. Das Versenden in Gefrierwagen
ist aber teuer und stellt sich Fracht und Eis auf lo Cents (40 Pfennig) pro
quart, lohnt sich also nur, so lange die Preise hoch sind. Die ersten bringen
75 Cents bis 1 Dollar (3 bis 4 Mark) pro quart, die Hauptmasse 40 bis 50 Cents,
und wenn der Preis unter 25 Cents ist, ist der Versand nicht mehr lohnend.
Ein acre bringt 1500 bis 2000 quart zum Verschicken geeignete Früchte und
später noch 500 quart für den Hausgebrauch. Man baut nur eine Sorte im
Grossen: die »Xeuman Improved«, ein Sämling der lange im Süden verbreiteten
Keuman, eine kleine, ziemlich grobe, kegelförmige Beere von geringer
Qualität, wenn sie nicht völlig reif ist. Ausserdem hat man die »Hoffman«,
welche, obwohl sonst im Süden sehr verbreitet, für Florida nicht gewinn-
bringend ist. Für den Hausgebrauch baut man noch »Michel«. Die meisten
nördlichen Sorten gehen in Florida an der Fleckenkrankheit, Stigmatea
fragariae Tulasne, zu Grunde. Man entnimmt gewöhnlich zwei Ernten von
einer Pflanzung, die erste giebt grössere Beeren, die zweite mehr Masse. Dann
wird alles umgepflügt.
Oft nimmt man 500 Dollar (2000 Alark) von 1 acre ein, aber die Gefahr
der Fröste von Januar bis März ist gross und die Transportkosten sehr hoch,
oft bis 1000 Dollar für einen Eisenbahnwagen, so dass die Zahl der Pflanzungen
nicht zunimmt.
Ein Übelstand ist ferner, dass es mehr Garten- als Feldkultur ist, dass
man nicht mit Pferden arbeiten kann, und ferner, dass man für die neuen An-
lagen Pflanzen von alten erschöpften Beeten ohne Sortenreinheit nimmt, was
sicherlich zu einer Degeneration führen muss.
Auch in Georgia werden viele Erdbeeren gebaut und dort von einigen
Pflanzern, wie Maurice de Vilmorin mitteilt*), dieselben zur Zeit, wo Fröste in
Aussicht stehen, mit leichter Leinwand bedeckt. Man hat schliesslich ge-
funden, dass diese Leinwand, wenn man sie bei Tage belässt, die Wärme
konzentriert und die Reife begünstigt. Trotz der grossen Kosten und der
vielen Mühe wendet man sie deshalb bei den grossen Züchtern immer mehr
an, man erhält dadurch auch grössere Früchte.
Süd-Karolina folgt, wenn Florida und Georgia halb aufgehört. Hauptorte
sind in der Umgegend von Charleston. Der Boden ist hier sehr teuer, 100 bis
500 Dollar pro acre; es ist sandiger Lehm, kaum 30 Fuss über dem Meere,
nicht tief, aber durchlässig und in hoher Kultur, da man hier seit dem grossen
Kriege besonders Frühgemüse zieht und die Erdbeeren auch als zweite Frucht
baut. Meist folgen die Erdbeeren nach im Mai geernteten Frühkartoffeln.
Nachdem dies Land gut vorbereitet, werden die Erdbeeren im August mit
festen Ballen gepflanzt.
Die Reihen sind 2^2 bis 3 Fuss entfernt**), die Pflanzen in der Reihe 12
bis 15 Zoll. Alle Ausläufer werden entfernt und im übrigen die Pflanzen wie
in Florida behandelt. Zum Bedecken des Bodens nimmt man die 30 cm langen
Nadeln von der langnadeligen Kiefer, Pinus palustris Mill., der echten Yellow-
pine der Südstaaten, deren hartes Holz auch viel zu uns kommt. Dies Material
muss aber 20 engl. Meilen (ca. 4.- deutsche) weit herbeigeschafft werden und
*j Journ. de Tagriculture Paiis, 1804 I. S. 55, ein sehr lesenswerter Bericht über
Gemüsebau etc.
**) Abbildung in Report of the Secretary of Agriculture for 1892, t. I, Fig. 2.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. 2A'i
Stellt sich auf lo bis 12 Dollar per ton. Wenn die Erntezeit vorüber, wird es
abgeharkt und fürs nächste Jahr verwendet.
Die Versandzeit beginnt nach Taylor Ende März und dauert bis Ende
April. Man versendet gewöhnlich als Eilgut nach New-York, was alles in
allem 7V2 Cents per quart kostet. Das ist nur lohnend, so lange der Preis in
New-York nicht unter 20 Cents sinkt. Den Ertrag an Marktware schätzt man
auf 4000 quart per acre, also das Doppelte von Florida, und da das Feld nur
von August bis Mai besetzt bleibt, ist das Geschäft lohnend. Xach der Ernte
behält man einige Pflanzen zurück, die Ausläufer bilden sollen für die neuen
Beete und pflügt das Übrige unter; man erzielt also nur eine einmalige Ernte.
Die Verpackung wird in Charleston sehr sorgfältig vorgenommen. Die
vom Felde gebrachten Beeren werden erst sortiert und umgepackt, ehe sie in
die Versandkisten (crates) kommen. Um dabei die Früchte so wenig als
möglich zu beschädigen, hat man eine eigentümliche Vorrichtung: ein end-
loses, 12 bis 15 Zoll breites Band aus Segeltuch (canvas), welches durch
hölzerne Rollen an jedem Ende in Bewegung erhalten wird und auf dem Boden
eines flachen Holztroges von 8 bis 12 P^uss Länge dahinrollt. Die Beeren
werden darauf geschüttet und passieren nun langsam in breiter Oberfläche vor
den sortierenden Personen, welche dabei die nicht marktfähigen auslesen.
(Ähnlich sah ich es bei Pfirsichen in Edgemont, West-Maryland.) Am Ende
wird der Strom der Beeren durch einen glatten keilförmigen Holzblock geteilt
und geschickt mit den Fingern in zwei Körbe von je 1 quart Inhalt geleitet-
Dies Gerät wird im Hause selbst gemacht, ist billig und sichert den Charlestoner
Erdbeeren einen guten Preis wegen ihrer Reinheit, gleichmässigen Grösse und
guten Packung.
In Süd-Karolina baut man nur die »Hoffman«, welche von Herrn
H. EI off mann in Charleston 1877 aus Samen der Neuman gezüchtet wurde.
Sie ist früh, fest, gut gefärbt, auf kräftigen, aufrechten Stielen, aber gering in
Qualität und nur massig fruchtbar. Sie ist aber hier doch besser als bei
Norfolk in Virginien, zumal man mehr Sorgfalt auf die Erzielung grosser
Früchte legt. L^berhaupt steht die Erdbeerkultur bei Charleston wohl auf der
höchsten Stufe.
In Xord-Karolina hat man erst in neuerer Zeit angefangen Erdbeeren zu
bauen, namentlich um die Lücke auszufüllen zwischen den letzten von Charleston
und den ersten aus Norfolk in Virginien. Der Anbau erfolgt im östlichen
Teile des Staates, von Wilmington nordwärts nach Goldsboro, fast an jeder
Eisenbahnstation. Das Land ist hier billiger als bei Charleston, aber da es
weiter von der Küste liegt, den Frösten mehr ausgesetzt. Die Felder liegen
30 bis 150 Fuss ü. M., der Boden ist leichter, sandiger Lehm mit zähem Thon-
untergrund, der oft nur wenige Zoll unter der leicht welligen Oberfläche liegt.
Das Land ist drainagebedürftig, aber die meisten Farmer behelfen sich noch
mit Wasserfurchen.
Man pflanzt hier in engen Reihen, die drei Fuss entfernt auf schmalen
Stücken liegen, in der Reihe die Pflanzen 10 bis 12 Zoll von einander. Man
kultiviert das Land während des Restes des Winters, gräbt im Dezember 40
bis 50 Busheis (ä 36 1) Baumwollsamen pro acre dicht an den Reihen unter
und giebt im Januar oder Februar breitwürfig eine Kopfdüngung von künst-
lichem Dünger, der reich an Kali ist. Das Verschicken beginnt zwischen dem
244 ^^^ Obstbau in den Vereinigten Staaten.
15. Apri] und 1. Mai und dauert zwei bis sechs Wochen; meist wird kein
Refrigerator benutzt; Unkosten bis New-York ca. 5 1/2 Cents pro ([uart. Sortiert
wird nicht, im übrigen wie in Charleston. Ertrag ca. 2500 quart pro acre,
Preise 40 bis 10 Cents pro quart, aber nur bei 15 Cents kann der Züchter
noch bestehen, und dieser sucht deshalb nach Sorten, die ebenso früh wie die
Hoffman, aber weniger empfindlich gegen Frost zur Blütezeit sind als diese;
so sind eine Menge Lokalsorten gepflanzt, z. B. Westbrook und Murray, beide
aber mit unvollkommenen Blumen, Porter und Katie mit vollkommenen.
Interessant ist, wie sehr hier die Züchter die Voraussagungen des Wetter-
bureaus verfolgen. Sobald ein Frost angezeigt wird — sie erfahren das noch
vor Sonnenuntergang — , geht alles an die Arbeit, um die Kiefernstreu, die
zwischen den Reihen liegt, auf die Beete zu harken und so die Blüten zu
schützen.
Von ganz hervorragender Bedeutung ist die Erdbeerkultur im östlichen
Virginien, in der Umgegend von Norfolk, wo zugleich ein ausserordentlicher
Anbau von Frühgemüse stattfindet. Nach den Berichten der Handelskammer
von Norfolk wurden 1893 9465306 Kisten Erdbeeren ä 1,1 1 im Wert von
3 785 600 Mark versandt.*)
Die Methode beschreibt W. A. Taylor**) folgendermassen: Die Erdbeer-
pflanzen werden im April mitten zwischen die Reihen von Kartoffeln, Kohl
oder anderem Gemüse ausgesetzt. Die Reihen sind 4 bis 6 Fuss von einander,
die Pflanzen in der Reihe 18 bis 24 Zoll. Solange die Gemüse auf dem Felde
stehen, ist wenig Arbeit bei den Erdbeeren nötig; sobald aber diese entfernt
sind, was bei den Kartoffeln im Mai und Juni der Fall, beginnt das Behacken
und Kultivieren etc., das bis Mitte Sommer fortgesetzt wird. Allmählich werden
die Reihen immer breiter, da hier, im Gegensatz zu den vorherbesprochenen
Gegenden, die Ausläufer nicht abgenommen werden; zuletzt sind die Reihen
oft 4 bis 5 Fuss breit, schon darum wurde ihre Entfernung so weit gewählt.
Hört man mit dem Bearbeiten auf, so spriessen gar bald Gras und Unkräuter
hervor. Diese werden abgemäht und als Unterlage für die Erdbeeren benutzt.
Mitunter, wenn das Gras »crab-grass« (Panicum sanguinale) ist, wird es zu
Heu gemacht.
Die Ernte erfolgt bei Norfolk erst im folgenden Jahr. Im Beginn des
Frühjahres, ehe die Blüten sich öffnen, wird oft breitwürfig »Erdbeerguano«,
der vier Prozent Ammoniak und fünf bis sechs Prozent Kali enthält, aufgestreut,
aber das Land nicht mehr bearbeitet. Die Züchter behaupten, dass die mit
dem Gras etc. wie mit einer Matte bedeckten Reihen frühere und festere Früchte
bringen und letztere reiner bleiben von Sand etc. als die in engen Reihen
oder nach dem Hügelsystem gepflanzten, wenn man nicht dort auch für Unter-
lage grosse Sorge trägt.
Man entnimmt dem Felde gewöhnlich nur eine Ernte, pflügt dasselbe dann
sofort um, bestellt es mit Mais oder Hirse oder pflanzt im Herbst Meerkohl
oder gewöhnlichen Kohl.
Die fast ausschliesslich gebaute Sorte ist wieder die »Hoffman«, so be
Norfolk und bei Portsmouth. Auf einem Felde von 80 acres (120 Morgen) war
*) Maurice de Vilmorin im Journ. d. 1. soc. d'hort. de France i8q3 S. 727, und im
Journ. de l'agr. 1894 I. S. qi.
**) Report of the Secretary of Agric. for 1S91, S. 383.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. 245
nur diese, auf anderen waren 20, 40, 60 acres damit besetzt. Man hat ausser-
dem die Westbrook, Michel und Sharpless. aber sie sind nicht so gute »Schiffer«,
wenngleich im Geschmack zum Teil besser.
Zur Zeit der Erdbeerernte kommen von allen Seiten, selbst von Richmond
und Washington, Männer, Frauen und Kinder, meist Neger, herbei, um zu
pflücken. Sie erhalten 2 Cents pro quart (etwa 8 Pf. pro 1), so dass sie pro
Tag 2,40 Mark bis 6 Mark verdienen. Die Bezahlung erfolgt mittelst Marken,
die zu gewissen Zeiten eingelöst werden. Handkästen, die überall, auch oben
geschlossen, nur an der einen Längsseite offen sind, um die 1 quart haltenden
Körbe einzusetzen, dienen zum Transport der Beeren vom Felde nach dem
nahe belegenen Packschuppen. Der Kasten fasst sechs Körbe, ist leicht, aber
stark und schützt die Früchte gegen Sonne und Regen, ein Punkt, der oft von
den Pflanzern im Norden übersehen wird.
Die Versandzeit beginnt um den 1. Mai und dauert nur bis zum 15. oder
20. Mai. Man findet auch noch später Beeren an den Pflanzen, aber dann sind
die weiter nördlich gebauten frühen Sorten auch schon reif und der Transport
ist nicht mehr lohnend.
Man versendet gewöhnlich in »return-crates«, also in wieder zurück-
zuliefernden Lattenkisten, die einen aufklappbaren Deckel haben und 60 Ouart-
körbe fassen, die vier Lagen bilden. Diese Lagen werden getrennt durch
versteifte Fournierbretter, um eine Beschädigung der Früchte zu verhindern
und eine gute Ventilation zu ermöglichen. Neuerdings wendet man auch so-
genannte »gift crates« an, Zugabekisten, die nicht zurückgesandt werden und
nur 32 Körbe fassen.
Norfolk liegt' am Elisabetflusse, nur einige Meilen von der Chesapeake-
bucht, in welche der Fluss nordwärts mündet. Die ganze Gegend ist niedrig,
von zahlreichen, zur Flutzeit schiffbaren Flüsschen durchzogen und wird auch
die tide-water section (Flutdistrikt) von Ost-Virginien genannt; das Klima ist
im Sommer feucht (vom 21. März bis 21. September 80 mm Regen) und im
Winter warm, da der Golfstrom die Küste bestreicht, daher die ausserordent-
lichen Erfolge in der Gemüse- und Erdbeerkultur. Dazu kommt der leichte
Transport zu Schiff oder Bahn nach Washington, Baltimore, Philadelphia,
New- York und selbst Boston, sodass die Kultur auch gewinnbringend ist. Eis-
kühlung ist nicht nötig. Die Wasserfracht stellte sich für Erdbeeren nach
New- York 1891 nicht über 1 Cents pro quart (4 Pf. pro 1). Der Verkaufs-
preis betrug im grossen 6 bis 14 Cents pro quart (24 bis 56 Pf. pro 1) in
den nördlichen Städten für die Hauptmasse der Ernte und brachte zwei Drittel
davon als Reingewinn für die Züchter. Die Ernte schätzt man auf 2000 quarts
pro acre (5000 1 pro ha).
Die Kulturmethode der Norfolker truck- Gärtner (Gemüsegärtner), die
Erdbeeren zwischen Frühkartoffeln etc. zu bauen, ist, wie Taylor mit Recht
bemerkt , die sicherste und ertragreichste, da sie die Höhe des Kapitals,
das in einer unsicheren Ernte angelegt wird, vermindert und der frühen,
sauberen Frucht gute Preise sichert. Sie sollte mit Abänderungen auch in
anderen Gegenden angewendet werden, wo genügend Regen vorhanden ist, um
zwei Ernten während eines Teiles des Jahres zu erzielen.
In den nördlichen Staaten ist die Art der Erdbeerkultur mehr der
unsrigen ähnlich; man pflanzt auf gut gedüngtem, wenigstens 18 bis 20 Zoll
246
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
tief gepflügtem Boden in den Gärten auf Beeten, welche 1,20 m breit sind und
60 cm breite Wege zwischen sich haben. Auf jedes Beet kommen drei Reihen,
die Pflanzen 40 cm auseinander; alle Ausläufer werden entfernt. Bei der Feld-
kultur pflanzt man in 75 cm weiten Reihen auf 30 cm Entfernung in der Reihe,
lässt die Ausläufer aber wachsen, wenigstens soviel, dass die Reihe etwa
30 cm breit wird, und lockert den Zwischenraum mit Pferdehacken und
Kultivator. Einige lassen auch alle Ausläufer im ersten Jahre wachsen und
hacken im zweiten Jahre 45 cm breite Wege zwischen den Reihen, sodass
1,5 m breite Beete entstehen. Nachdem der Boden gefroren ist, werden in den
Staaten, wo strenge Winter zu befürchten sind, die Erdbeeren leicht mit Streu
und dergl. bedeckt. Mehr als zwei, höchstens drei Ernten werden von dem-
selben Stücke nie genommen.
Die besten Sorten für den Norden sind: Früh: Bidwell, Bubach, Haver-
land. Adittelfrüh: Belmont, Charles Downing, Crescent, Cumberland, Jessie,
Sharpless, Wilson, die bekannteste von allen. Spät: Golden Defiance, Gandy.
Die amerikanischen Züchter, so z. B. Ellwanger und Barry, Rochester,
geben in ihren Katalogen durch ein hinzugefügtes (P) an, ob die Pflanzen
Pistillblüten, also weibliche Blüten ohne entwickelte Staubgefässe bilden; solche
müssen neben andere gepflanzt werden, welche auch Staubgefässe tragen.
Zu solchen pistillblütigen (weiblichen) gehören Crescent, Golden Deliance,
Bubach, Haverland und die meisten der neuen Sorten, wie Daisy, Eureka, Great
Pacific, Mrs. Cleveland.
Sharpless wird gelobt, weil sie Hitze und Kälte (in Rochester) gut erträgt;
die neue Sorte Parker Earle aus Texas ist gegen Dürre sehr unempfindlich und
gedeiht auch im Staate New-York, sie soll in Texas bis 15000 quart pro acre
(37 500 1 pro ha) gebracht haben. In Nord-Jowa*) sind die Hauptsorten:
Crescent, Warfield, Bubach, Haverland, alles Pistillblumen. Davon ist allein
Warfield ein guter »Schiffer«. Die besten unter den Zwitterblütigen sind dort:
Parker Earle, die ausserordentlich gelobt wird, Beder Wood, früh, Captain
Jack und Louisa, spät, gross, sehr süss, guter »Schiffer«, aber blassrot.
In den Nordstaaten sind die Erträge höher als meist in den Südstaaten;
über 5 000 quart pro acre (ca. 12 500 1 pro ha) werden angegeben, in Ohio bis
3600 quart (175 Busheis). In Kalifornien erzielt man im Durchschnitt über
100 Dollar pro acre, mitunter bis O50 Dollar (1000 bis 6500 Mark pro ha).**)
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
Im Auszuge wiedergegeben von Dr. J. Buchwald.
n der No. 12 (Band II) vom 12. Februar d. J. des Notizblattes des Kgi.
*>s- botanischen Gartens und Museums zu Berlin befindet sich ein
Jahresbericht über die Kulturen, welche in der Zeit vom Juni 1896 bis Juli 1897
auf den verschiedenen Stationen sowohl an der Küste als im Inlande angestellt
sind, und welche recht erfreuliche Resultate aufweisen. Das Kgl. botanische
1
*) Transactions of Jowa State Hortic. Society for 1892. Des Meines 1893, S. 2G8
und 397.
**) Transactions of the American Horticultural Society for 1888, by W. H. Ragan,
Secretary, Indianapolis 1888, S. 79.
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
247
Museum verdankt diese Berichte der Vermittelung der Kolonialabteilung des
auswärtigen Amtes, und soweit dieselben die dem Kaiserl. Regierungsrat
Dr. F. Stuhlmann, dem Chef der Abteilung für Landeskultur und Landes-
vermessung in Deutsch-Ostafrika, unterstellten Gouvernements-Pflanzungen be-
treflfen, entstammen sie der Feder des genannten Abteilungs - Chefs, das
übrige stützt sich auf die Berichte der Militärstationen, einzelner Privat-
gesellschaften und Missionare.
A. Pflanzungen des Gouvernements.
1. Agavenpflanzung auf Kurazini.
Kurazini, in nächster Nähe von Daressalam. mit diesem durch eine lange
Brücke verbunden, auf der zungenförmigen Halbinsel gelegen, welche den
Hafen von Daressalam gegen das Meer hin abschliesst, ist nunmehr mit
110000 Pflanzen von Fourcroya gigantea bepflanzt, die eine Fläche von
ca. 100 ha einnehmen. Das Wachstum ist prächtig, jedoch ziemlich langsam.
Die jungen Pflanzen, welche auf den etwa 300 vorhandenen Saatbeeten ge-
zogen werden, werden in einem Alter von 5 — 6 Monaten in die Plantage aus-
gesetzt, im Abstände von 3X3 ni. Als beste Umpflanzzeiten haben sich die
Regenzeiten erwiesen. Die Anlage begann im Mai 1895 und jetzt dürften die
ältesten Pflanzen zur Ernte reif sein. Die Blattlänge reifer Pflanzen beträgt bis
1,85 m, ihre grösste Breite 22 cm, mit 6 cm Dicke an der Basis und etwa
2,2 kg Gewicht. Über die Höhe der Ernte und Rentabilität der Pflanzung lässt
sich zur Zeit noch nichts sagen.
Die Regenmenge in Daressalam hat 1145 — 1354 mm betragen, die mittlere
Durchschnittstemperatur 25,40 C.
Ausser der Fourcroya sind einige Exemplare der Sisal-Agave vor-
handen, welche ebenfalls recht gut gedeihen.
Zwischen den Agaven werden Kokospalmen gepflanzt, damit, wenn wirk-
lich der Versuch mit den Faserpflanzen resultatlos sein sollte, man aus den
ersteren einen Ertrag erzielen kann.
2. Tabakplantage in Mohorro.
Die Versuche erstrecken sich auf 35 Felder zu je 6000 qm. Das Präpa-
rieren des Tabaks wird von ca. 30 Chinesen besorgt, während alle andereren
Arbeiten, wie Roden. Pflanzen etc. von den Eingeborenen ausgeführt werden.
Vom November 1896 bis Februar 1897 Avurden ca. 350000 Pflanzen in die
Plantage ausgesetzt, die Ernte begann von Januar bis April 1897 und betrug
etwa 158000 Pflanzen, demnach fand ein Ausfall von ca. 200000 Pflanzen statt;
begründet wird dieser Ausfall mit der seltsamen Ursache, dass in der Haupt-
pflanzzeit der Leiter der Plantage nach Daressalam zum Gericht als Zeuge und
Dolmetscher musste, und ausserdem durch einen abnormen Regenfall des
Jahres, der um so schädlicher wirkte, als der Boden etwas undurchlässig ist.
Es hat sich ergeben, dass die geeignetste Pflanzzeit von Ende Oktober
bis Ende Dezember reicht, später in die Plantage kommende Pflanzen ver-
krüppeln. Die Regenmenge des Jahres betrug rund 1400 mm.
Als erster Versuch 1895 gelangte Tabaksaat von Lewa zur Aussaat, die jedoch
eine schlechte Qualität erzeugte. Der zweite Versuch 1896 geschah mit
Sumatra-Samen und gelang etwas besser, und es wird hoffentlich ein kon-
kurrenzfähiges Deckblatt erzielt. Die Ernte betrug nur 90,8 Ctr. und wurde
248
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
im November 1897 nach Bremen gesandt, wo jedoch die noch unfermentiert
eingesandte Probe ungünstig beurteilt wurde.
Für spätere Tabaksplanlagen im Rufigi Delta, woselbst auch Mohorro
liegt, kommen die höheren, mit lichtem Akazienwald bestandenen Alluvien in
Frage, unter denen die mit durchlässigem Boden die besseren sind und welche
nicht den regelmässigen Überschwemmungen unterworfen sind. Letztere Ge-
biete, die nur mit Gras bestanden sind, eignen sich besonders für Reis, Zucker-
rohr, vielleicht auch für Opium.
Für die nächste Pflanzperiode sind 100 Felder zu je 6000 qm in Aussicht
genommen.
3. Kulturstation Kwai in Westusambara.
Diese Station wurde im Juni 1896 östlich vom Fusse des Magamba
Massivs in rund 1600 m Meereshöhe angelegt. In dieser Höhenlage finden sich
sehr günstige Bedingungen für europäische Kulturen, da die Flora dort in ihrer
Zusammensetzung viel mehr an die gemässigte als an die heisse Zone erinnert.
Ausgedehnte Weidellächen. die sonst nirgends im Gebirge sich finden, sind
ausserdem der Viehzucht günstig, auch verdient der Reichtum der Gegend an
Juniperuswaldungen Beachtung.
Die Bodenbeschaffenheit in nächster Nähe der Station wechselt vom
schwersten Thonboden bis zum leichten Sand. Bisher sind 60 Morgen in
Kultur genommen. Allem Anschein nach ist das Hochland von Westusambara
ganz oder fast ganz malariafrei, und die klimatischen Verhältnisse sind derart,
dass ein Europäer sehr gut den grössten Teil des Tages im Freien körperlich
arbeiten kann.
Die Pflanzungen der Station sind eingeteilt:
1. Ein Versuchsgarten im Westen, der bestimmt ist, auf seinen einzelnen,
am Berge aufsteigenden Terrassen die gesandten Sämereien aufzunehmen, die
Bäume zu verschulen und die Kaffeepflänzchen vorzubereiten.
2. Eine europäische Feldwirtschaft im Osten und Süden, in der mit sämt-
lichen Kulturgewächsen des gemässigten und heissen Klimas Anbauversuche
gemacht werden.
3. Kaffee- und Tabakspflanzungen im Westen und dem Gemüsegarten hinter
dem Wirtschaftsgebäude mit dem sich anschliessenden Weinberge.
4. Aus Hamburg und Neapel bezogene Obstbäume haben ein besonderes
Quartier erhalten, in dem sie als Spalier- und Pyramidenbäume gezogen
werden.
Besonders verdienen die Gemüse Erwähnung, die in vorzüglicher
Qualität gedeihen. Schon auf der Interimsstation Muhafa, die, im zentralen Teil
von Westusambara gelegen, von November 1895 bis Mai 1896 bestand und
denkbar schlechsten Boden besass, war es gelungen, wenn auch nur mit der
grössten Sorgfalt, ausgezeichnete Resultate mit den Gemüsen zu erzielen. Alle
möglichen Sorten, wie Radieschen. Rettig, Zwiebeln, Kohlsorten, Tomaten,
Kartoffeln etc. wurden gepflanzt und z. B. Kohlköpfe von über 3V2 kg zeugen
von dem Erfolg. Alles gedeiht so gut wie in Deutschland und fast das ganze
Jahr hindurch.
Von den zahlreichen ausgesäten Baumsämereien zeigen verschiedene
Eucalyptus- und Akazienarten ein gutes Wachstum, ebenso eine Reihe von
Coniferen. Sehr interessant ist, dass die europäischen Obstbäume sowie die
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
249
Weinreben in den kalten Monaten Mai und Juni ihre Blätter abwerfen und im
Juli wieder neue Triebe ansetzen. Es sind im ganzen bisher mit 283 ver-
schiedenen Sämereien Versuche gemacht.
Für die europäischen Getreidearten ist ein Terrain von 60 Morgen sorg-
fältig gepflügt und geeggt. Weizen, Gerste, Hafer, Luzerne, Lupine, Kleearten,
Linsen etc. gedeihen vorzüglich. Mit Roggen sind die Versuche noch resultatlos.
Von Runkelrüben erreichten die grössten und schwersten ein Gewicht von
15 kg.
Besondere Ernteergebnisse sind folgende: Weizen 600 resp. 750 kg pro
Morgen, Erbsen 700 resp. 750 kg pro Morgen, Gerste 700 resp. 630 kg pro
Morgen, Probsteier Hafer 750 kg pro Morgen, Kartoffeln 3600 kg pro Morgen,
Buchweizen 500 kg pro Morgen.
Von anderen wichtigen Arbeiten führte die Station den Bau von Wohn-
häusern für die Europäer, von Wirtschaftsgebäuden, Stallungen, Hütten für die
eingeborenen Arbeiter und was besonders wichtig ist, einen etwa 35 km langen
Weg aus, der von Kwai ausgehend, den Mkusufluss überschreitet und über den
Kikulungepass durch das Russotothal zur Panganisteppe bei Mombo führt.
Hier erreicht er die Karawanenstrasse, die von Massinde nach Korogwe und
weiter nach Tanga an der Küste führt.
Mit den bisherigen Resultaten der Station ist der sichere Beweis geführt,
dass der deutsche Bauer in den Hochländern von Westusambara in der ihm
gewohnten Weise bauen kann, und dass er, ohne Schaden an seiner Gesundheit
zu nehmen, eigenhändig arbeiten und schaffen kann. Von europäischen Ge-
wächsen wird er nur soviel bauen müssen, wie er zum eigenen Gebrauch und
den Verkauf an der Küste bedarf, der ermöglicht ist, sobald die Eisenbahn von
Tanga bis Korogwe fertig gestellt ist, im übrigen aber wird er Kaffee, Thee,
Kakao, Wein etc. plantagenmässig bauen, welche allein ihm reiche Erträge
liefern werden.
Wenn irgendwo in Ostafrika, so muss hier die Ansiedelung deutscher
Bauern gelingen, und gelingt es hier, so ist zu hoffen, dass auch die anderen
Hochländer, welche nicht so dicht an der Küste liegen, wie üsambara, auch
besiedelungsfähig sind, weil sie in ihrer Formation und besonders Vegetation
grosse Ähnlichkeit mit letzterem haben. (Fortsetzung folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Primula chinensis var. stellata, Suttons
Sternprimel.
(Hierzu .'Vbb. 71. i
Die vor noch nicht allzu geraumer
Zeit von der weitbekannten Firma
Sutton & Sons, Reading, England,
eingeführten Primula stellata haben
unter dem Xamen »Suttons Star-
Primula« in den englischen Gärten die
weiteste Verbreitung gefunden.
Hauptsächlich dürfte es der in jeder
Hinsicht dekorative Charakter dieser
neueren Art sein, welcher ihr eine so
rasche Beliebtheit verschaffte.
In Massen auftretende Blütenstengel,
welche durchschnittlich eine Höhe von
] — 1V2 Fuss erreichen, verleihen der
Pflanze einen schön pyramidalen, sowie
äusserst lockeren Bau. Die 5- selten
6 teiligen, sternförmigen Blütchen,
2:nO
Neue und empfehlenswerte Pdanzen.
welche von einem straffen Hauptstiel
entspringen, bilden zierliche Büschel,
die in schönstem Weiss, von zartem
Karmosin getönt, weithin leuchten.
Neben dieser weissen Art treten
^'arietäten in verschiedenen Farben i
auf, die ebenfalls eine gute Wirkung i
Leicht in kleinen Töpfen kultivierbar,
bilden diese Primeln einen vornehmen
Schmuck im Glashaus und Zimmer
und dürften ebenfalls für Schnitt-
und Bindezwecke recht wertvoll er-
scheinen. Der lange und starke Blüten-
stengel erübrigt jegliches Andrahten,
Abb. 71. Primula chinensis var. stellata, Suttons Sternprimel.
erzielen, obwohl der ersteren immer-
hin der grösste Wert beizumessen
wäre, infolge ihres Kontrastes zu den
schön dunkelgetärbtenBlättern. vSpeziell
im jungen Stadium tritt eine rotbraune
Blattfärbung lebhaft hervor, während
diese späterhin eine grünliche Schat-
tierung annimmt.
und es behalten fernerhin die einzelnen
Blütenstände 2 — 3 Wochen ihre \'oll-
kommenheit bei.
Die Vermehrung geschieht durch
Samen, welcher in Paketen von ca. 75
Korn bester Qualität zu 5M. zu haben ist.
Primula stellata ist eine Varietät der
Primula chinensis, gewissermassen ein
Kleinere Mitteilungen.
251
Rückschlag auf die wilde Form.
Sutton & Sons besitzen sie schon
lange, aber erst seitdem die Besucher
Gefallen an der Zierlichkeit der Blumen
fanden, gaben sie dieselbe in den
Handel. Siehe The Garden 1896 I
p. 214 t 1058. Wir verdanken das
('liehe zu unserer Abbildung Ile;Tn
Sutton & Sons.
L.
Kleinere Mitteilungen.
Die Kultur von „Miltonia".
(Lindenia , Iconogrophie der Orchi-
deen, Brüssel, August 1897, Vol. 13,
p. 11.) Die meisten Arten der Gattung
Miltonia gedeihen ausgezeichnet im
massig warmen Gewächshaus , die
beste Temperatur für Maxillaria- und
Lycaste-Arten ist 10— 13O C.M.Roezlii
und die zentral - amerikanische M.
Endresii beanspruchen eine weit
höhere Temperatur , genau wie die
Gattung Cattleya. Die Hybride
M. Bleuana, welche von M. Roezlii
und M. vexillaria abstammt, be-
ansprucht natürlich die Temperatur
der letzteren. Manche Züchter ziehen
M. anceps, M. Clowesii, M. Regnelli
und M. flavescens in massig warmen
Häusern, wo sie ganz gut gedeihen,
was nicht zu verwundern ist, da diese
Arten ja aus Brasilien stammen,
eine höhere Temperatur scheint die
Schönheit derselben zu vermehren.
Der Boden, welcher den M. am
besten zusagt, ist ein Gemisch von
Torfmoos und faseriger Erde zu
gleichen Teilen. In kleinen Töpfen
mit einer guten Drainage zieht man
sie am besten. Sie beanspruchen viel
Licht, daher stellt man die Töpfe
gut so nahe wie möglich an den Glas-
scheiben auf. Obgleich das Licht eine
grosse Rolle in der Kultur spielt, muss
man dennoch während der 2 — 3 Mittags-
stunden die Arten mit dünnem grau-
grünem Laub, wie M. vexillaria, M.
Phalaenopsis, M.Roezli,M.Endresi
beschatten, denn die direkten Sonnen-
strahlen verbrennen die Blätter. Oft
sieht man bei M. vexillaria und anderen
dieser nahestehenden Arten Blätter,
die auf einer Seite rotbraun gefärbt
sind. Diese Färbung ist die Folge zu
heisser Sonnenstrahlen. Dies schadet
der Pflanze weiter nicht, aber kann im
Wiederholungsfalle dennoch dahin
führen, dass diese Blätter abfallen und
die Pflanzen eingehen. Auf die pünkt-
liche Beschattung ist demnach die
grosse Sorgfalt zu verwenden, sowohl
bei den M. als auch bei anderen
Orchideen, die in massig warmen
Häusern stehen. Ein erfahrener Züchter
erkennt leicht den Moment, in dem der
Schutz eintreten muss, bloss indem er
das Blatt befühlt, ob es bereits zu
warm ist oder nicht.
Während der Wachstumsperiode be-
anspruchen die M. eine sehr reichliche
Bewässerung, nach der Blütezeit ver-
ringert man dieselbe und im Winter
beschränkt man sie auf ein Minimum.
Die Behandlung der Pflanzen in der
Ruhezeit ist sehr schwierig. Sie dürfen
in derselben keine Blätter abwerfen,
aber sie auch nicht vermehren.
Obgleich die meisten M. in Töpfen
kultiviert werden, macht man mit
einigen eine Ausnahme, so mit M.
spectabilis und M. Bluntii. Beide
Arten besitzen lange kriechende Rhi-
zome, welche schwer in Töpfen unter-
zubringen sind. Die gelbliche Färbung
der Bulben beider Arten ist häufig
den Züchtern nicht angenehm, weil
sie dieselbe als ein Zeichen von Kränk-
lichkeit der Pflanze ansehen. Jedoch
mit Unrecht, denn im schlimmsten
Falle leidet darunter das prächtige
Kolorit der Blüten ein ganz klein wenig.
Man könnte die Gelbfärbung der grünen
Organe durch starkes Beschatten ver-
meiden, was aber nicht empfehlens-
wert ist, weil dadurch die Blüten
weniger zahlreich und weniger prächtig
erscheinen. Wen die blasse Farbe der
Bulben zur Blütezeit der Pflanzen stört,
der mag sie durch Adiantum oder
andere kleine zierliche grünblättrige
Pflanzen verdecken. In England rühmt
man folgendes Mittel gegen die Gelb-
färbung der Bulben: Man wässert die
Pflanzen mit Wasser, das mit Kienruss
gemischt ist. Ob es gut ist, ist kaum
2^2
Kleinere Mitteilungen.
erwiesen, am besten ist aber, die Bulben
ruhig gelblich werden zu lassen und
diise Farbe durch andere grüne
Pflanzen zu decken. Dr. J. B.
Eine empfehlenswerte Pflanze zur Garten-
ausstattung.
Melianthus major ist eine alte, aber
dabei immerschöne Blattpflanze von
hohem dekorativen Wert, sowohl als
Solitär zum Ausschmücken der Rasen-
plätze als wie auch zur Einfassung von
grossen Blattpflanzengruppen. Die 40
bis 50 cm langen, graugrünen, ge-
fiederten Blätter geben dieser Pflanze
ein ungemein leichtes und gefälliges
Aussehen, da der Melianthus im ersten
Jahr schon eine Hohe von 1Y2 m niit
reichlicher Verzweigung erreicht.
Nicht selten gelingt es in nicht
zu strengem Winter, Melianthus
bei guter Decke von Laub oder
ähnlichem trocknen Material, welches
noch durch Überdecken mit Brettern
vor Nässe geschützt werden muss, im
freien Grund zu überwintern. Eine
solche überwinterte Pflanze nimmt dann
eine ganz riesige Dimension an, wenn
recht fleissig mit flüssigem Dünger
nachgeholfen und im Sommer viel
Wasser verabreicht wird.
Will man aber die alten aus-
gepflanzten Melianthus sicher erhalten,
so empfiehlt es sich, dieselben im
Herbst einzutopfen und massig feucht
im Kalthaus zu überwintern. Im
Frühling etwas angetrieben und zeitig an
den Bestimmungsort gepflanzt, erhält
man auch recht grosse Pflanzen bis
zum Sommer.
Auf einem Rasenplatz, anschliessend
an eine grössere Koniferen - Gruppe,
lassen sie sich in loser, natürlicher
Anordnung im Verein mit Dimor-
phanthus, Aralia spinosa, Selinum deci-
piens und Melia Azedarach sehr gut
verwenden und erinnern an riesige
Farne, allerdings nur bei guter Kultur
und in einer nahrhaften Erde.
Was die Vermehrung aus Samen
anbelangt, so ist dieselbe ganz einfach
und erfordert nicht mehr Aufmerksam-
keit wie die eines Ricinus, nur ist die
geeignetste Zeit der Monat Februar.
Stecklinge wachsen nur aus den unten
an der Wurzelkrone hervorkommenden
Trieben, und zwar am besten, wenn
etwas vom alten Holz mit am Stecklinge
sitzen bleibt. Auch als Topfpflanze,
öfter verpflanzt, giebt der Melianthus
ein recht schönes Dekorationsmaterial
und macht die Gruppen leicht; die
graugrüne Farbe hebt sich trefflich
von dem übrigen Grün ab.
Gr.-Tabarz. J. Bi emulier.
Pitcairnia corallina.
Unter denBromeliaceen istw'ohl diese
Pitcairnia diejenige, die sich wegen
ihrer leuchtend roten, in einer einseits-
wendigen Traube stehenden, eigen-
tümlich gestalteten Blumen und ihrer
Haltbarkeit, ganz entschieden als
ein wertvoller Werkstoff zu feineren
Bindereien mit am besten eignet. Aber
auch als Marktpflanze ist sie nicht zu
unterschätzen, indem sie als junge
Pflanze schon dankbar und Avillig
blüht. Die Vermehrung ist eben-
falls eine sehr leichte, denn jedes
Kindel bewurzelt sich in grober Laub-
oder Ileideerde, die zur guten Kultur
unbedingt nötig ist, in einigen Wochen;
dann sind die jungen Pflanzen im Warm-
haus weiter zu kultivieren und werden
über Sommer in einem schattig ge-
haltenen Mistbeet, bei öfterem Be-
spritzen, ganz gut gedeihen. Am
schönsten sind allerdings die mehr-
jährigen Pflanzen, indem dieselben
sich sehr reichlich verzweigen und
infolge dessen 6 bis 8 Blütenstände
zugleich entwickeln, die sich von den
dunkelgrünen schmalen Blättern ganz
prächtig abheben. Um nun einen
reichlichen Blütenansatz zu erzielen,
ist es unbedingt nötig, dass all-
wöchentlich ein Dungguss verabreicht
wird. Ein öfteres Umpflanzen macht
sich nicht so leicht nötig; denn es ist
immer besser, den Topf nicht zu gross
zu wählen, lieber einmal öfter mit
flüssigem Dünger nachzuhelfen.
Die Blütezeit fällt meist in die
Frühlingsmonate, kann aber auch,
durch etwas kühleren Stand im Sommer,
schon imjanuar hervorgebrachtwerden.
Nebst der Billbergia nutans und
Aechmea fulgens ist Pitcairnea corallina
diejenige Bromeliacee, die auch mit
Erfolg im Zimmer zu kultivieren ist,
und uns alljährlich mit ihren hübschen
Blumen erfreut.
Gr. Tabarz. J. Bi emulier.
San Jose-Schildlaus.
Die »Wiener Ztg.« veröffentlicht eine
Ministerialverordnung, wonach zur\^er-
Kleinere Mitteilungen.
253
hütung" der Einschleppung der vSan
Jose-Schildhuis im Einvernehmen mit
der ungarischen Regierung die Einfuhr
von lebenden Pflanzen, Pflanzenabfällen
und Fässern , die zur Verpackung
solcher dienten, sowie die Einfuhr
von frischem Obst und Obstabfällen,
insofern die Untersuchung an der
Eingangsstelle das Vorhandensein der
San Jose - Schildlaus feststellt, aus
Amerika verboten wird. Der Ackerbau-
minister Avird bezüglich des Pflanzen-
einfuhrverbots ermächtigt, unter den
erforderlichen Vorsichtsmassregeln
Ausnahmen zu bewilligen.
Vom preussischen Minister für Land-
wirtschaft, Domänen und Forsten ist
angeordnet worden, dass sämtliche ein-
heimische Ilandelsbaumschulen, in
erster Linie aber diejenigen, die während
der letzten fünf Jahre Pflanzen aus
Amerika bezogen haben, auf das ^'or-
kommen der San Jose-Schildlaus unter-
sucht werden. Zu diesem Zwecke
werden von den \'erwaltungsbehörden
Sachverständige bestellt werden, denen
die Aufträge zur Untersuchung erteilt
und die mit der nötigen Befugnis aus-
gestattet werden sollen.
Pflanzenuntersuchungen.
Zur Ausführung der beim Haupt-
Zollamt in Pillau vorzunehmenden
Pflanzenuntersuchungen sind anderweit
der Gymnasial -Oberlehrer Schultz
und der Apotheker Fink ebenda zu
Sachverständigen ernannt.
Prüfung von Obstweinen in Dresden.
Die Deutsche Landwirtschafts-Ge-
sellschait beabsichtigt bei ihrer dies-
jährigen Hauptversammlung in Dresden
eine Prüfung von Obstweinen zu ver-
anstalten, um über den gegenwärtigen
Stand der Obst weinbereitung in Deutsch-
land ein möglichst zutreffendes Bild
zu gewinnen. Daneben soll die ab-
zuhaltende Kostprobe darthun, welche
Produkte eine vollendete Technik aus
den verschiedenen Obstarten zu er-
zielen vermag, und welche wirtschaft-
liche Bedeutung dieser Zweig der Obst-
verwertung speciell auch für den land-
wirtschaftlichen Betrieb besitzt. Inter-
essenten erfahren Näheres bei dem
Vorsitzenden der Obst- und Weinbau-
abteilung der Deutschen Landwirt-
schafts-Gesellschaft, Herrn Landes-
("tkonomierat Goethe in Geisenheim.
Vorgeschichtliche Samen.
Im Kreise Rinteln (Westfalen) sind
bei der im Auftrage des preussischen
Kultusministeriums unter Leitung des
Archäologen Dr. Plath seit 14. August
1S97 ausgegrabenen sogenannten Hünen-
burg bei Todemann ausser anderen
Gegenständen gut erhaltene vSamen,
als: Weizen, Roggen, Gerste, Rübsamen
und Kümmel gefunden. Man hält die
Burg, die auf hoher Bergesspitze liegt,
für den Überrest einer vor etwa
1000 Jahren angelegten Gaubefestigung.
(Mülheimer Zeitung. 17. Dezember 1897.
nach der Rh.-W. Ztg.)
Dem Tiergarten in Berlin,
dieser unvergleichlichen Erholungs-
stätte des Berliners, hat der Königl.
Gartendirektor Geitner in dem Pracht-
werk »Berlin und seine Bauten« eine
umfangreiche Skizze gewidmet. Aus
dem reichen Material dürften die
folgenden Daten tür die Tiergarten-
Wanderer nicht ohne Interesse sein:
Der Tiergarten vom Brandenburger
Thor bis Charlottenburg ist etwa
3800 m lang und 600 — 900 m breit; er
hat einen Flächeninhalt von 259,50 ha,
wovon 23,50 ha auf den Zoologischen
Garten kommen. Bis zum Jahre 1740
war der Tiergarten mit einem Planken-
zaun umgeben. Nachdem 1734 die
Leipzigerstrasse bis zum jetzigen
Leipziger Platz fortgeführt worden war,
wurde zum Anschluss an den Tier-
garten die Bellevuestrasse angelegt.
Im Jahre 1740 Hess dann Friedrich
der Grosse den Plankenzaun abbrechen
und den Tiergarten in einen Park um-
wandeln. Der Floraplatz mit seinen
Alleen, die Rousseau - Insel und der
Goldfischteich stammen aus jener Zeit.
Die Franzosen Dortu und Thomassin
erhielten die Erlaubnis, Leinwandzelte
in der Gegend des jetzigen Zeltenplatzes
aufzustellen und Erfrischungen zu ver-
kaufen. Aus diesen Leinwandzelten
entstanden die späteren massiven
Restaurationsgebäude »Zelte« , doch
wurde durch Vertrag der Finanz-
deputation 1811 bestimmt, dass diese
Gebäude ihren Charakter als ötfentliche
Vergnügungsorte stets behalten müssen.
Im Jahre 1810 wurde die Luiseninsel
angelegt. Im Jahre 1817 erhielt Lenne
254
Aus den Vereinen. — Litteratur.
von Friedrich Wilhelm TIT. den Auftrag,
Verschönerungspläne für den Tier-
garten zu entwerfen, doch erst im Jahre
1833 begannen die Umarbeitungen für
den Tiergarten, denen er seine jetzige
Gestalt verdankt. 1831 erhielt die
Tiergartenstrasse ihren Namen, 1836
wurde die Bendlerstrasse angelegt und
1839 der ehemalige Kanonenweg in
»Lennestrasse« umgetauft. 1839 — 1840
wurde die »symmetrische Anlage« nach
einem Entwürfe des damaligen Kron-
prinzen, späteren Königs Friedrich
Wilhelm IV., geschaffen und ein Jahr
später die »Fasanerie« nach Potsdam
verlegt und auf dem Terrain derselben
der jetzige Zoologische Garten be-
gründet, dessen Eröffnung 1844 statt-
fand. In den Jahren 184.3 — ^^■\^ ^^'~
standen auch die ersten Anlagen auf
demExercierplatz, dem jetzigen Königs-
platz. Das erste im Tiergarten auf-
gestellte Denkmal war das Standbild
des Königs Friedrich Wilhelm III. von
Drake. Neues, frisches Leben zog in
den Tiergarten ein, als der Königliche
Obergärtner Neide im Jahre 1867 auf
Veranlassung König Wilhelms I. mit
Entwürfen für die nötigen Ver-
besserungen des Tiergartens betraut
wurde. Zur Versorgung des Tier-
gartens mit reinem Wasser wurde in
den Jahren 1873 — 1877 das Wasserwerk
am Hippodrom nach den Plänen des
Baurats Hobrecht zur Ausführung
j gebracht. Unter Neide entstanden im
Tiergarten die zahlreichen breiten
Fusspromenaden, die schönen Reit-
und Fahrwege, die Kinderspielplätze,
1871 die Siegesallee, 1875 die Ver-
grösserung und Bepflanzung des
Brandenburger Thorplatzes, 1876 und
1877 die Gartenanlagen auf dem Königs-
platz, nachdem das Siegesdenkmal
daselbst schon 1873 enthüllt worden
war. Der Wrangelbrunnen auf dem
Kemperplatze wurde 1878 aufgestellt,
das Luisen- und das Goethe-Denkmal
folgten im Jahre 1880, das Lessing-
Denkmal im Jahre 1890. Die Unter-
haltungskosten des Tiergartens, die
hauptsächlich der Staat trägt, belaufen
sich jährlich auf 160000 Mark, von
denen etwa 125000 Mark durch Ver-
pachtungen etc. wieder einkommen
Die Stadt Berlin trägt seit 1870 zur
Verschönerung des Tiergartens jährlich
30 000 Mark bei; dieser Zuschuss wird
jetzt bis zum Jahre 1905 zur Kanalisierung
der Chausseen des Tiergartens Ver-
wendung hnden.
(Lok.-Anz.)
Aus den Vereinen.
Eine Protestversammlung der deutschen
Gärtnergehilfen
gegen den vom Verein zur Beförderung
des Gartenbaues und vielen anderen
befürworteten Plan der Umwandlung
der Potsdamer Gärtnerlehranstalt in
eine staatliche Hochschule für Garten-
bau hat am Freitag den 22. April
abends in Dräsels Festsälen, Neue
Friedrichstrasse, einen Beschlussantrag
genehmigt, der eine durchgreifende
Reform des gärtnerischen Unterrichts-
wesens für eine Notwendigkeit erklärt
und zugleich Einspruch erhebt gegen
die Umwandlung der Potsdamer Anstalt
in eine Hochschule. Die Versammlung
wünscht dagegen die Errichtung staat-
lich anerkannter gärtnerischer Mittel-
schulen und die Vermehrung der bis-
herigen niederen Gärtnerschulen.
(Voss. Ztg.)
Bemerkung der Redaktion. Der all-
gemeine deutsche Gärtnerverein resp.
Herr \'oss scheint zu glauben, dass
mit der Errichtung einer »Plochschule«
die Förderung der mittleren und
niederen Gärtnerschulen ausgeschlossen
sei. Das ist aber durchaus nicht der
Fall. Man soll das Eine thun und das
Andere nicht lassen.
Litteratur.
Die Gartenwelt, illustriertes
Wochenblatt für den gesamten Garten-
bau. Mit dem Erscheinen dieser Zeit-
schrift, welche von dem in Gärtner-
kreisen und von Blumenfreunden
rühmlichst bekannten Max Hesdörfer,
Berlin, redigiert wird, ist die Zahl der
guten Blätter über den Gartenbau
Ausstellungen und Kongresse. -^Personal-Nachrichten.
255
glücklich um eine vermehrt. Hoffentlich
gelingt es dem Blatt, sich die Liebe
seiner Leser fest zu sichern und sich
bei ihnen einzubürgern. Das Blatt ist
ausgestattet mit einer grossen Zahl
guter schwarzer Abbildungen im Text
und ausserdem mit einer kolorierten
Tafel. Es bringt Kulturberichte über
verschiedene Blumen, dann Aus-
stellungslDerichte. Ein grosser Raum ist
dem Kapitel „Neue Pflanzen" gewidmet,
die gleichzeitig in Bildern dargestellt
werden. Es l^olgen sodann Berichte
über Obst- und Gemüsebau. Dr. J. B.
Ausstellungen und Kongresse.
Die Blumenzwiebel -Ausstellung in der Flora
zu Charlottenburg.
Am 2. April wurde in der Flora zu
Charlottenburg eine Blumenzwiebel-
Ausstellung in einem der halbkreis-
förmigen Annexe eröffnet, die viel
Sehenswertes enthielt. Die Hauptmasse
bildeten die Hyazinthen, ausserdem aber
waren auch viel Tulpen und Narzissen,
weniger Crocus vorhanden. Die
Hyazinthen waren nach Farben ge-
ordnet auf hohen Terrassen aufgestellt,
und zwar derart, dass die Blumen jeder
Sorte ein Dreieck bildeten, das eine
Dreieck mit der Basis nach unten, das
danebenstehende mit der Basis nach
oben, was sich sehr hübsch ausnahm.
Die Zwiebeln waren alle einzeln in
hohen Töpfen, nicht zu dreien, sodass
sich die einzelnen Blütenstände gut
entwickeln konnten. Hauptsächlich
waren Berliner Marktsorten vertreten,
darunter z. ß. die jetzt sehr beliebte
Gertrude, rot, Norma, A^esta, Grande
Blanche, sehr grossglockig, weiss, Marie
Cornelia, fliederrot, Baron von Thuyl,
King of the blues, Charles Dickens,
Garibaldi, dunkelrot, Sarah Bernhard,
rosa, Leonidas, blau, sehr grossglockig,
Delicatissima, gleichfalls sehr gross-
glockig, zart rosa, Leopold IL, blau,
grossglockig etc. etc. V'iel Interesse
fanden die neueren fliederblauen oder
violett-roten Sorten, so z. B. Sir W.
Mansfield, Lord Balfour, etwas heller
als vorige, Jeschko. Von Tulpen
nennen wir: La Precieuse, Rose lui-
sante, Rosamunde, etwas blasser, Duc
de Scharlach, Prinz, gelb, Duchesse
de Parma, feurig orangerot, sehr hoch;
von Narzissen Chrysolora, kanarien-
gelb etc.
Personal-Nachrichten.
C. Neumann, Garteningenieur in
Düsseldorf, wurde zum Stadtgärtner
für Bromberg gewählt.
Johannes Deistel, bisher Revier-
gärtner im königl. botanischen Garten
zu Berlin, ging nach Kamerun, um
daselbst in die Dienste des kaiser-
lichen Gouvernements einzutreten.
Bernhardt Müller, seit 22 Jahren
Leiter der Rottwerndorfer Baumschulen
und Obstanlagen, gab diese Stellung
auf und übersiedelte nach Heidenau.
Laurenz Stöhr, fürstl. Schwarzen-
bergscher Obergärtner in Lobositz,
starb am 6. März im 68. Lebensjahre.
C. F. E. Degenhardt, Handels-
partner in Marienhöhe bei Hadersleben,
feierte am 22. März das 40jährige Be-
stehen seines Geschäftes.
Otto Olberg, Handelsgärtner in
Dresden-Striesen, feierte das 25jährige
Bestehen seines Geschäftes und stiftete
bei dieser Gelegenheit der Gartenbau-
schule des Gartenbau- Verbandes für
das Königreich Sachsen eine grössere
Summe.
Der frühere Gärtnereibesitzer,
Ökonomie-Rat und Rittergutsbesitzer
Julius Hoffmann, Berlin, geb. den
O.Mai 1813, der langjährige Förderer aller
Bestrebungen auf gärtnerischem und
landwirtschaftlichem Gebiete, Ehren-
mitglied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, f am 25, April.
C. Westphal, bisher in der Handels-
aärtnerei von C. Kuntze (in Firma
256
Sprechsaal.
J. C. Schmidt) in Steglitz thätig, wurde
als Hofgärtner des Prinzen Chlodwig
von Hessen-Philippsthal-Barchfeld auf
Schloss Rotenburg a. d. Fulda an-
gestellt.
Nose, von Kattescher Schlossgärtner
zu Roskow (Mark), trat nach sijähriger
Dienstzeit in den Ruhestand.
F. Mührer, bisher Anstaltsgärtner
an der Arbeiterkolonie in Magdeburg,
trat an dessen Stelle. •
Dem städtischen Parkinspektor
Ferdinand Stämmler in Liegnitz
wurde vom preussischen landwirt-
schaftlichen Ministerium auf Antrag
der Titel Gartenbau-Direktor verliehen.
Ökonomie-Rat R. Goethe, Direktor
der königlichen Lehranstalt für Obst-
und Weinbau in Geisenheim, wurde
der Charakter als Landes-Ökonomie-
Rat und
Prof. Dr. Stoll, Direktor des könig-
lichen pomologischen Instituts in
Proskau, der Titel als ( )konomie-Rat
verliehen.
Dem Weinbau-Inspektor, Domänen-
rat Czeh in Wiesbaden wurde der
Charakter als Landes-Okonomie-Rat
verliehen.
Max Di edler, bisher Reviergehilfe
im königlich botanischen Garten zu
Berlin, wurde vom Magistrat zu Breslau
bei der städtischen Gartendirektion als
Gartentechniker angestellt.
Alfred Rehder, seit 2V2 Jahren der
Redaktion von Möllers Deutscher
Gärtner-Zeitung angehörend und hier
besonders mit der Bearbeitung der
Abteilung »Ziergehölze« beschäftigt,
ging im Laufe des verflossenen Monats
nach England und von dort nach Nord-
amerika, wo er gegenwärtig im Arnold-
Arboretum bei Boston zu Studien -
zwecken tätig ist. Herr Rehder ver-
bleibt im Redaktionsverbande von
Möllers Deutscher Gärtner-Zeitung.
Kube, bisher in der Hofgärtnerei
zu Sanssouci bei Potsdam beschäftigt,
wurde als Stadt-Garteninspektor in
Posen angestellt.
E. Zier, Handelsgärtner in Kessln
bei Rostock, wurde zum Ubstbau-
Wauderlehrer des Verbandes mecklen-
burgischer Obstbau-Vereine gewählt.
Hermann Müller in Steglitz, seit
einem halben Jahre Geschäftsführer
des Handelsgärtner- Verbandes, verliess
seine Stellung am 1. April.
Ferdinand Nevermann, bisher
Inhaber einer Blumenhandlung in
Lübeck, trat am 1. April die Stellung
als Geschäftsführer des Handelsgärtner-
Verbandes mit dem Wohnsitz in
Steglitz an.
Sprechsaai.
Frage 3. Anbei erlaube mir eine
Probe kranker Champignons zu über-
senden mit der Bitte, festzustellen, was
denselben fehlt und wie sich dieses
vermeiden lässt. Die Champignons ,
stammen aus der Gärtnerei eines
Nachbars, und habe ich nach meinen
Erfahrungen gefunden, dass der Dung
unten zu trocken und die darauf be-
findliche Erde viel zu nass war. Es
ist aber auch möglich, dass diese Er-
scheinung einen anderen Grund hat,
und möchte ich daher um gefällige
Mitteilung bitten. P. N. in B.
Antwort: Die eingeschickten
Champignons mit weissem Anfluge sind
stark von Conidien*) -Zuständen eines
Pilzes Hypomyces (Mycogone) befallen.
Hut und Stiel sind völlig von Parasiten
durchdrungen. Wie Prof. Frank in
seinem Werk: Die Krankheiten der
Pflanzen, Tl., Breslau 1896, Seite 466,
mitteilt, hat Prof. Magnus (Natur-
forscher-Versammlung zu Wiesbaden
21. September 1889) den Pilz H. per-
niciosus genannt. Prof. Frank.
*) Conidien sind ungeschlechtlich erzeugte,
leicht keimende Sporen, die frei hervorragen.
Gartenflora 1898.
1450.
BORETTA (DAP^EOCIA) CANTABEICA O. KUNTZE.
Chromolith. Fr. Eugen Köhler, (X,era-Untermhau.s.
Boretta (Dabeocia) cantabrica 0. Kuntze.
Die irländische Heide.
(Hierzu Tafel 1450.)
\'on (^arl Koopmana und L. Wittmack.
Familie: Ericaceac. l'ntcrfamilie: Rhododendroideae (Blumen nach dem
Verblühen bald abfallend. Kapsel wandspaltig),
Gattunj^-: Boretta Nf^cker (1790), Blüten in endständigen, verlängerten
Trauben, Blätter vierzählig, wechselständig, spitz, länglich bis elliptisch, am
Rande zurückgerollt, Blumenkrone tonnenförmig; Staubblätter 8, die Beutel
mit je 2 kleinen Scheitelspalten,
Einzige Art: Boretta cantabrica O. Kuntze. Gemeine Kriechheide. Kleiner,
1/4 — V2 ^^ hoher Strauch mit nicderliegenden Trieben. Blätter gedrängt, unter-
seits weissfilzig, 6 — 10 mm lang, 1.5 — 3.5 mm breit, Gberseite kahl und dunkel-
grün, Unterseite weissfilzig, Rand drüsig behaart. Blumenkrone bläulichrot,
rosa, weiss oder weiss und rot. Irland und Nordspanien (Cantabrien).
Synonyma: Vaccinium cantabricum Huds. Flor. angl. 143 (1762). Erica
Dabeocia L. Sp. pl. 2. Ausg. I 509 (17O3). Dabeocia politolia D. Don. in Edinb.
n. philos. journ. XVH 160 (1834). Menziesia polifolia Foss in Ann. d. Mus. d"hist.
nat. I 55 (1S02). Dabeocia cantabrica C. Koch Dendrol. II 132 (1872).'^')
Diese Pflanze hat, wie die vorstehende Liste der wichtigsten Synonyma
zeigt, sehr viele Namen erhalten. Am meisten gebräuchlich ist wohl der Name
Dabeocia polifolia D. Don, den auch der Index Kewensis annimmt. Unser
Mitglied Dr. Otto Kuntze hat aber in seinem grossen Werk Revisio Generum
Plantarum 1S91 nachgewiesen, dass Necker elem. I 212 bereits 1790 diese
Gattung unter dem Namen Boretta von Andromeda wegen ihrer vierzähligen
Blüten abtrennte, und muss sie deshalb Boretta cantabrica O. Kuntze heissen.
Karl Koch schreibt Dabeocia und sagt, dass Dabeoc ein irischer Heiliger
gewesen sei. Man habe die irische Fleide deshalb als Sinnbild der Keuschheit
und Unschuld betrachtet und sei sie von irischen Jungfrauen zu Kränzen benutzt
und viel getragen. Sie kommt aber nicht blos in Irland, sondern besonders in
Cantabrien (Biskaya) und dem nordöstlichen Spanien vor. ITnsere Abbildung
wurde von Frl. du Bois-Reymond nach Exemplaren gemalt, welche Herr
Kgl. Gartendirektor Koopmann uns 1897 freundlichst sandte. L. Wittmack.
='■• * *
Boretta (Dabeocia) cantabrica O. Kuntze.
Der fürstl. Ilofgarten zu Wernigerode am Harz besitzt folgende Formen:
a. var. grandiflora. der Urform am nächsten stehend;
b. var. flore albo, reinweiss blühend;
c. var. bicolor hört. Wernig.. mit roten, weissen und gestreiften
Blumen.
*) Kühne, Deutsche Dendrologie S. 461. Statt Dabeocia wird oft auch Daboecia
geschrieben, was wohl weniger richtig ist. L. W .
2Z.S Boretta (Dabeocia) cantabrica O. Kuntze.
Eine Varietät rosea mit hellrosa gefärbten Blumen habe ic^h seit vorigem
Jahre erst in Vermehrung.
Die irländische Heide ist eine wahre Zierde für Heide- und Moor-
beete, wird aber, wie die Eriken des freien Landes überhaupt, in ganz auf-
fallender Weise von den Pilanzenliebhabern vernachlässigt; es giebt kaum
dankbarere Pflanzen, die mit einem sehr bescheidenen Plätzchen als Einfassung
von Azaleen- und Rhododendronbeeten vorlieb nehmen und den Flor dieser
Anlagen bis in den Herbst hinein ausdehnen. Die Herstellungskosten
dergleichen Beete — sogen. Moorbeete — sind durch den geringen Preis der
jetzt überall erhältlichen Torfstreu auf ein Minimum zurückgegangen; die Beete
werden für Boretta und Eriken 15 — 18 cm tief, für Azaleen etc. natürlich tiefer
ausgehoben und mit Torfstreu (nicht Torfmull) und ganz grober Lauberde, der
man auf schwerem Boden ebensoviel Sand, auf leichterem Boden etwas weniger
Sand zusetzt, ausgefüllt; die Sohle des Beetes wird mit etwa Vn des Füll-
materials durchgehackt, der Rest unvermischt aufgefüllt. Xicht selten findet
man zu tief angelegte Moorbeete, in welchen die Pflanzen bei anhaltender
Nässe oder feuchtem Untergrund durch Vcrsauerung des Bodens zu gründe
gehen; es ist daher notwendig, die Kulturbeete sehr hoch gewölbt anzulegen,
da die Erdmischung zwar nur ganz langsam, aber in etwa 2 — 3 Jahren sich
sehr stark setzt. Auch wird ein Nachfüllen der Beete nicht selten erforder-
lich, wenn beim Setzen des Bodens die Wurzelballen der Pflanzen zu Tage
treten; ein Festdrücken oder Festtreten der Erde zwischen den Pflanzen
fördert die unbedingt nötige Festigkeit ihres Standes.
Die irländische Heide Avird, wie andere Freiland-Erikcn. aus Stecklingen
Anfang August in Näpfen oder Holzkästen, welche mit sandigem Torfmull auf
gutem Scherbenabzug halbgefüllt sind und mit einer Glasscheibe gedeckt
werden, vermehrt; die Behälter werden im Kalthaus oder frostfreien Kasten
dicht unter Glas aufgestellt und gegen direkte Sonnenwirkung geschützt.
Massige Feuchtigkeit ohne einmaliges Abtrocknen sichert eine gute Bewurzelung.
Im ersten Frühjahr kommen die jungen Pflanzen in kleinste Töpfe und auf
einen kalten Kasten; Anfang Juni sind sie zum Auspflanzen auf ein Moorbeet
fertig und entwickeln sich hier unverpflanzt in zwei Jahren zu abgebbaren
Verkaufspflanzen. Ein Abtrocknen der Beete birgt allerdings während dieser
zwei Jahre für die noch sehr flachAvurzelnden Pflänzlinge Gefahren in sich;
man sollte bei jungen Pflanzen häufiger giessen und spritzen, während es bei
älteren, gut eingewurzelten Ericaceen mehr auf gründliches Einschlemmen der
Beete ankommt, sobald einmal längere Dürre eintritt. Das Hochheben der
Wurzelballen bei anhaltendem Regen und im Winter macht eine wiederholte
Kontrole nötig, um immer wieder die herausgehobenen Pflanzen mit festem
Handgriff einzudrücken. Wo Schwarzdrosseln hausen, hat man seine liebe Not
mit dem Scharren dieser Vögel; denn Moor- und Ileidebeete gefallen diesen
»Rackern« ganz besonders gut.
Ein Winterschutz ist für junge Versuchspflanzen unbedingt nötwendig;
müssen doch alle Heidepflanzen — auch Azaleen, Rhododendron, Rhodora,
Kalmien, Ledum, Clethra, Andromeda u. a. — ihrer flachen Bewurzelung und des
fatalen Hochhebens wegen, welches der Frost auch bei älteren Pflanzen ermög-
licht, auf der Wurzel gut eingedeckt werden, am besten mit Fichtenzweigen,
Kiefernnadeln. Farnkraut oder ähnlichem, keine Fäulnis erzeugenden Material,
846. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 259
p:in massiger Schnitt der Ptlanzen ist nur zum Zweck gleichförmiger
Gestaltung und Beschränkung auf den ihnen angewiesenen Platz und Raum
statthaft, aber mit recht gutem Erfolg anwendbar.
Iv a r 1 K o o p m a n n - Wernigerode.
Erklärung der Tafel 1450a, b, c. Die oben genannten 3 Formen in nat.
Grösse, d ein Blatt von der Unterseite, etwas zu weiss, e Blüten im Längs-
schnitt, f ein Staubgefäss, g Fruchtknoten, h Querschnitt durch den
Fruchtknoten; d — h vergrössert.
846. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 28. April 1898.
Die Versammlung wurde im Kgl. botanischen Museum, Grunewald-
strasse 6-7 (im botanischen Garten) abgehalten, wie alle Versammlungen vom
April bis August.
I. Der Direktor des Vereins, Wirkl. Geh. Oberlinanzrat von Pommer Esche
widmete zunächst den dahingeschiedenen iMitgliedern: Fondsmakler David
in Westend und Kgl. Ökonomierat Julius Hoffmann-Beiiin, zugleich
Ehrenmitglied des Vereins, der wenige Stunden vor der Wrsammlung
zu Grabe getragen, warme Worte der Teilnahme und erhoben sich die
Versammelten zu Ehren der Verstorbenen von ihren Sitzen.*)
11. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. der Gartenbauverein zu Blankenburg am Harz, durch L.Wittmack;
2. Herr Dr. Otto, Chemiker und Leiter der chemischen Abteilung
am Kgl. Pomologischen Institut in Proskau, durch L. Wittmack.
III. Ausgestellte Gegenstände: i. Herr Otto Heyneck zu Cracau bei
Magdeburg überbrachte drei Exemplare einer Agave, die er als
A. Ililbeyi vor 4 Jahren aus Alexico in ganz ausgetrocknetem Zustande
erhalten, die sich aber gut entwickelt haben. Die Pflanzen scheinen klein
zu bleiben und dürften sich deswegen, wie auch wegen ihrer schwarz-
braunen Dornen, die sich hübsch von dem stumpfen Grün der Blätter ab-
heben, vielleicht auch für die Teppichgärtnerei eignen. Herr Kgl. Garten-
inspektor Perring bemerkte, dass nach dem Index Kewensis die Pflanze
A. Gilbeyi Hort, heisst, aber dort als gleich mit A. horrida bezeichnet
Avird. Immerhin dürfte es gärtnerisch zulässig sein, sie mit einem be-
sonderen Xamen zu bezeichnen, weil sie sich durch etwas schmälere,
kleinere Zähne unterscheidet.
2. Herr Ileyneck führte weiter mehrere Exemplare der Fuchsia-
hybridc »Markt sieg« vor, nur um den üppigen Wuchs zu zeigen. Es
ist dies eine der wenigen Fuchsien mit gefüllten weissen Blüten. Es
waren Stecklinge vom Februar 1897, die z. T. zu Hochstämmen
*) Nachträglich wurde bekannt, dass auch Herr Konsul a. D. Prof. Krug in Gross-
Lichtcrfelde verstorben ist.
25o S46. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
herangezogen waren. Im Januar und Februar d. J. halten sie
reichlich Blumen, die sich sehr für den Schnitt eignen, getragen, daher
Avaren jetzt nur einige Blüten vorhanden.
3. Herr Gärtnereibesitzer G. Bornemann aus Blankcnburg a. Harz
lesselte die Aufmerksamkeit der Versammlung durch zwei blühende drei-
jährige äusserst kräftige Amaryllis, eine dunkelrote und eine heller
gestreifte, von denen die erstere wegen' ihrer Grösse, P^arbe und
vollendeter Form geradezu Bewunderung erregte. Herr von Pommer
Esche bemerkte, dass man schwerlich in England und Belgien schönere
sehen könnte. (Auch Herr Ilofmarschall von Saint Paul, der aut seiner
Rückreise von Belgien die Gärtnerei des Herrn Bornemann besuchte,
erklärte diesem, dass seine Amaryllis es mit den schönsten in Gent aus-
gestelltgewesenen, denen von P. W. Ker in Liverpool, aufnehmen könnten.)
Herr Bornemann bedauerte, nicht mehr haben vorführen zu können, da
sein Flor bereits vorüber ist, er habe Exernjolarc bis 25 cm Durchmesser
gehabt.
4. Herr Bornemann zeigte ferner ein neues Pelargonium :4]antam«
vor, eine Hybride von >^Black Vesuvius'<, das sich durch ganz niedrigen
Wuchs und ausserordentliche Reichblütigkeit auszeichnet.
5. Vom königlichen botanischen Garten war eine interessante
Sammlung blühender A'euholländer und Kapflanzcn ausgestellt,
unter denen folgende hervorgehoben werden mögen: Stypandra glauca
R. Br. eine eigentümliche Liliaceae mit blassblauen Blumen, die wegen
ihrer Radform an ein Solanum erinnern. Die Staubfäden sind wollig
behaart, daher der Name (stype^IIeede, Werg, andros=^Mann, Staub-
gefäss). Gnidia carinata Thunbg. Thymelaceen, mit kleinen gelben,
sehr wohlriechenden Blüten vom Cap, Acacia hast ul ata und sinuata,
Eriostemum (d. h. wolliger Staubfaden) myoporoides, Aotus gracil-
lima, gelbe Papilionaceae, Pelargonium ovale (^^tricolor) Boronia
heterophylla, dunkelrosa und B. fastigiata, hellrosa (Rutaceae). Herr
Garteninspektor Perring bedauerte, dass die schönen Bornonien leider
etwas empfindliche* Pflanzen seien. Herr de Coene, von der Firma
Spielberg & de Coene-Französisch-Buchholz bei Berlin, welche die so
viel bewunderten Boronia elatior auf der Jubiläumsausstellung des
Vereins 1897 vorgeführt, bemerkte, dass die ausgestellten Arten allerdings
empfindlich seien, Boronia elatior aber wachse sehr leicht wie man bei
ihr sehen könne und würde viel in Berlin verkauft.
Herr von Pommer Esche bedauerte, dass die Liebhaberei für Neu-
holländer und Kapflanzen bei uns^so sehr nachgelassen habe, in Gent
hätte er 1893 prächtige Pflanzen gesehen.
6. Herr Graef -Steglitz zeigte zwei Exemplare von Lissochilus
Graefii Kränzlin vor, einer höchst stattlichen Erdorchidee vom Congo,
mit 11/2 m hohen Blütenstielen. Die Kelchblätter sind braun, die Blumen-
blätter weisslich gelb, aussen goldgelb, die Lippe gelb, an der Basis mit
braunen Streifen. Herr Graef hat diese Pflanze bereits 1894 im Verein
vorgeführt, wo Herr Professor Kränzlin sie erläuterte (Gartenfl. 1894
S. 203), jetzt besitzt er drei Exemplare und will sie in den Handel geben.
Die Kultur ist ähnlich wie bei Phajus und allen Erdorchideen; eine gute
846. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 26 1
Scherbenunterlage, darüber Aloorerde, Lauberde, etwas Kalk und etwas
Lehm.
IV". Vor der Versammlung hatte ein Preisgericht getagt, um zahlreiche
Exemplare eines gelblaubigen Viktoria-\'ergissmeinnichts, mit
Avelchem Herr Gärtnereibesitzer PL E. Wendt-Nieder-Schönhausen sich
um ein Wertzeugnis bewarb, zu prüfen und das auch von der A'ersammlung
besichtigt wurde. Die Preisrichter hatten darüber folgendes Protokoll
aufgesetzt:
Verhandelt Berlin, den 28. April 1898. Die unterzeichneten Preis-
richter erklären hiermit, dass das denselben zur Ansicht gebrachte
und ausgestellte Viktoria-Vergissmeinnicht alle Aussicht hat, durch
weitere Vervollkommnung gelbblättrig zu werden. Einige Pflanzen,
welche angeblich aus Samen gezogen, zeigen bereits deutlich gelbe
Streifen und Tuschungen. Es wird dem betreffenden Aussteller, Herrn
Emil Wendt-Xieder-Schönhausen, Lindenstr. 27, anheimgegeben, im
nächsten Jahre aus Samen gezogene Pflanzen nochmals auszustellen.
Das Preisrichter-Kollegium.
Hampel. A. Janicki. Th. Hübner. Finte Im ann. H. Weidlich.
Joseph Klar. II. Amelung.
Herr Wendt berichtete über dies Vergissmeinnicht noch in der '\''er-
sammlung, dass er vor 5 Jahren unter den gewöhnlichen Viktoria-
Vergissmeinnicht eins mit gelben Blättern bemerkt habe. Dieses wurde
Ton ihm durch Samen vermehrt und haben die Pflanzen die Gelbblättrigkeit
beibehalten, im übrigen sind sie im Charakter ganz wie die Stammtorm
geblieben, sie haben auch, wie das Viktoria-Vergissmeinnicht, die Mittel-
blüte gefüllt; die Blumen sind so schön blau wie bei der Stammform und
eignen sich die gelben, selbst die gelbgestreiften Triebe sehr gut zur
Binderei, da das Blau sehr hübsch damit kontrastiert. Die rein gelb-
laubigen eignen sich besonders zu Winter- und Frühjahrsteppichbeeten,
da die Pflanze vollständig winterhart ist und sich von weitem als gelbes
Band zwischen den grünen Exemplaren sehr hübsch ausnimmt. Die
Pflanze ist aus Samen ganz konstant gelblaubig.
Herr Kohlmannslehner bemerkte, dass die gelbe Form der gewöhn-
lichen Myosotis alpestris ein schöneres Gelb in ihrem Laube zeige.
V. Hierauf erstattete L. Wittmack einen ausführlichen Bericht über die
grosse Ausstellung in Gent. (Ein Teil dieses Berichtes ist schon in
Gartenflora Xo. 9 S. 225 abgedruckt, das Weitere wird allmählich folgen
einige Spezialberichte wird Herr Hofgärtner Hoffmann bringen.)
Herr Geschäftsführer Junge fragte noch nach der Höhe der
Subventionen und der Höhe der Preise in Gent; auch sei es wünschens-
wert, später etwas über die Einnahmen und Ausgaben zu erfahren, da
man von solchen grossen Ausstellungen viel tür seine eigenen lernen
könne.
L. Wittmack bemerkte, dass die Staatsregierung 30000 Francs, die
Stadt Gent 10000? die Provinz 3000 Francs gegeben habe. Die Preise
für die einzelnen z. Teil grossartigen Leistungen seien durchaus nicht
so hoch wie bei uns; es sei mehr die Ehre. Preise von 1000 M. und
dergl. kämen gar nicht vor. Ein einziger Ehrenpreis, der des Grafen
2(32 846. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
de Germiny in St. Gouville, Frankreich, hatte einen Wert A'on 500 Francs
(für die Orchideen von A. Peeters, Brüssel). Geldpreise wurden nicht
gegeben, sondern nur Medaillen, als höchste die goldene Medaille Seiner
Majestät des Königs (für die Orchideen von H. Vincke-Duj ardin-
Brügge). Die anderen goldenen Medaillen hatten einen Wert von 200, 150,
100 und selbst 50 Francs. Ein englisches Komitee hatte Kunstgegenstände
von 300, 200 und 100 Francs gestiftet, Rudolph Seidel-Dresden einen
Kunstgegenstand, E. Benary-Erfurt desgleichen.
Herr Garten-Inspektor Per ring erklärte, wir könnten hohe Prämien
nicht entbehren, denn in Berlin sei vorzugsweise ein Platzgeschäft. Die
Gärtner brächten bei Ausstellungen grosse Opfer, die sie nicht ersetzt
erhielten durch vermehrten Export, wie das in Belgien der Fall sei.
Eine wesentliche Bedingung ist, dass eine Ausstellung bei uns Überschüsse
ergiebt, und da wir so hohe Unterstützung von Staat und Gemeinde nicht
erhoffen können, weil bei uns der Gartenbau nicht eine so hohe Stelle
im Staatsleben einnimmt wie in Belgien, so müssen wir durch niedrigeres
Eintrittsgeld hohe Einnahmen zu erzielen suchen. Die rechtzeitige Her-
stellung des Katalogs sei eine Plauptsache, die Nachzügler brauchten
nicht aufgenommen zu werden. Bezüglich der ausgestellten Pflanzen in
Gent habe Ludwig Möller in seiner Gärtnerzeitung geschrieben, sie
seien sehr schön gewesen, aber wenn man in den Gärtnereien nach
ähnlichen, nach Anzuchten derselben gesucht hätte, hätte man keine
gefunden; die grossen Xeuholländer seien fast alle in England gekauft,
u. a. auch das eine grosse Exemplar der Erica Cavendishi. — Das war
nach Plerrn Perrings Beobachtungen vor 25 Jahren auch schon so, da
konnte man auch keine grossen Xeuholländer in Belgien kaufen, aber
man hatte dort damals doch wenigstens junge Pflanzen. Er sei vor drei
Jahren sehr enttäuscht gewesen; der Gartenbau stehe in Belgien zwar auf
einer sehr hohen Stufe, aber nur noch für Handelspflanzen, seltenere
Sachen linde man nicht, vanHoutte hat noch versucht, eine Sortiments-
gärtnerei aufrecht zu erhalten, muss aber auch sich der allgemeinen
Richtung mehr fügen. In Belgien gilt es allgemein als zulässig, gekaufte
Pflanzen auszustellen; was würde man wohl in der Industrie sagen, wenn
ein Fabrikant fremde Gegenstände ausstellen wollte? — Das Eintrittsgeld, das
in den ersten drei Tagen in Gent je 5 Frs. betragen, liesse sich vielleicht
für den ersten Tag bei uns auch etwas erhöhen.
VI. Dem Gartenbau -Verein für den Kreis Steinburg zu Wüster in Holstein
wurde für seine Obst- und Gartenbau-Ausstellung in Glückstadt
vom 17. bis 19. September 1897 und dem Gärtner -Verein »Flora« in
Wriezen und Umgegend für seine Ausstellung Anfang September je
eine grosse silberne, eine kleine silberne und eine bronzene Medaille
bewilligt.
VII. Nachdem sämtliche Ausschüsse sich für eine grosse Winterausstellung
Mitte Februar ic^oo zu Berlin, möglichst im Landes-Ausstellungsgebäude
am Lehrter Bahnhof, ausgesprochen haben, ist der General-Sekretär mit
dem Dezernenten im Königl. Kultusministerium in \'erbindung getreten,,
um wegen einer Heizbarmachung des Gebäudes zu sprechen. Es ist ja
zu bedauern, dass dieses schöne Gebäude 0 Monate im Jahre unbenutzt
846. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 263
bleiben muss, weil es nicht heizbar sei, und würde sich der Verein
gewiss den Dank von ganz Berlin verdienen, wenn infolge seiner An-
regung eine Heizung eingerichtet werde. Der General-Sekretär berichtete,
CS sei ihm die wärmste Unterstützung zugesagt worden, aber es sei auch
auf die ausserordentlichen Schwierigkeiten namentlich wegen der Höhe
der Säle, des eisernen Gerippes am Dache, des Tropfenfalles etc. hingewiesen.
Es seien dem Verein aber jetzt Grundrisse und Aufrisse des Haupt-
gebäudes und der Maschinenhalle seitens des Königl. ßauinspektors Kern
zur Verfügung gestellt, und erbat er vom Verein die nötigen Mittel, um
diese zu vervielfältigen und sie grossen Heizungsfirmen zuzustellen. Der
\'er^in genehmigte diese iMittel. Herr Garten-Inspektor Perring be-
merkte, der Tropfenfall lasse sich beseitigen durch Röhren unter dem
Dach, wie das auch Herr Rotte in seiner »Fortschrittsbude«*) thut. Man
muss oben mehr heizen als unten. Das neue Palmenhaus im Taurischen
Garten zu St. Petersburg hat nur ein einfaches Dach; doch hat man dort
gar keinen Tropfenfall, auch stets trotz der grössten Kälte die nötige
Wärme. Was dort möglich ist, muss bei uns erst recht möglich sein. —
Herr Königl. Obergärtner Ilabermann meint, der Tropfenfall lasse sich
auf die Dauer viel billiger beseitigen, wenn man doppelte Verglasung
anwende. Man mache bei einfachem fUase meist den Fehler, dass man
die Scheiben auch an der Stelle, wo sie übereinander liegen, in Kitt lege.
VIII. Infolge einer Anregung beschloss der Verein, am 8. Juli, dem Tage, an
welchem vor 100 Jahren der verstorbene Professor Dr. Schultz-
Schultz en st ein, s. Z. langjähriger Vorsitzender der Gesellschaft der
Gartenfreunde, das Licht der Welt erblickte, einen Kranz auf seinem
Grabe auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhof in der Liesenstrasse
niederzulegen.
IX. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Kgl. Obergärtner Habermann,
Kgl. Garteninspektor Weidlich und Landschaftsgärtner W. Wendt, hatte
folgende Preise zuerkannt:
Herrn H. Bornemann in Blankenburg a. Harz für Amaryllis eine
grosse silberne Vereinsmedaille;
Herrn Graef, Steglitz für die Orchideen: Lissochilus Graetii Kränzlin
eine kleine silberne Vereinsmedaille.
Ausserdem bedauerten die Preisrichter lebhaft, Herrn O. FI ey neck
zu Cracau-Magdeburg keinen Preis für seine Agaven zusprechen zu können,
da er sie ausser W'cttbewerb ausgestellt hatte.
X. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen. (Siehe Gartenflora Xo. 8 S. 202.)
von Pommer Esche. Wittmack.
'=) Abgebildet Gartenti. 1898 S. lo u. 20.
264
Die grosse Ausstellung in Gent.
Die grosse Ausstellung in Gent.
(Hierzu Abbildung 72 u. 73.)
vV>r^/.ir ^eben anbei einige Ansichten dieser hochbedeutenden Ausstelluno' nach
unseren eigenen Photographien.
Zunächst die herrliche Gruppe vor der Treppe, die wie eine einheitliche
aussieht, während sie doch von zwei scharfen Konkurrenten, links von der
Socicte horticole Gantoise, Direktor M. E. Wartel, rechts von der Societe
anonyme horticole Louis van Houtte pcre, gebildet wurde.
Abb. 72. Die grosse Ausstellung in Gent.
Hokorative Gruppen der Societe liorticole Si'iitoise (links) und der Societe anonyme horticole
I-. \''an Houtte pere (rechts) im ijrossen Saale, an der Haupttreppe.
Pliotogi aphirt von L. Wiltmack.
Auf dem Bilde sieht man an der Treppe links Anthurium crystallinum,
davor Alocasia argyrea, rechts davon Dracaena Sanderiana sowie zwischen dieser
und dem im Vordergrunde hell leuchtenden Caladium Raymond Lemonier das
vogelnestähnliche Anthurium Hookeri. von welchem au einer anderen Stelle der
Ausstellung ein Exemplar von über 2 m Durchmesser ausgestellt war.
In der linken Gruppe, der der Socicte hört. Gantoise zeichneten sich aus
durch herrliche Entwicklung: Anthurium \'eitchianum, Maranta picturata,
Ph}"llotaenium Lindeni, Alocasia gigantea. Lcca amabilis (grün mit weissen
Adern) und ein Oncidium sarcodes mit hohem Blüthenstande und gelben Blumen.
In der van Houtte sehen Sammlung fesselten besonders die breitfächerige
Palme Phoenicophorium Seychellarum (hinten an der Treppe), ferner die fast so
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom ib. bis 24. April i8g8. 265
leicht wie eine C'ocos Weclelliana gebaute Phoenix Roebelini (rechts davon),
AnthuriumWarocc[ueanum (links von letzterer) ein geradezu grossartiges Exemplar
der gelb blühenden Erica Cavendishi von 2 m Durchmesser, wie erzählt wurde,
in England gekauft; auf dem Bilde vor dem Phönix), Alocasia Rodigasiana etc.
Das 3. Bild zeigt den Blick, den man von der im 1. Bilde dargestellten
Treppe aus hatte. Man übersah da den ganzen Haupt -Ausstellungsraum. Unser
Bild giebt nur den mittleren Teil mit dem S. 225 bereits erwähnten Teich,
der Brücke dahinter, rechts die Orchideen von A. A. Peeters-Brüssel, links
(weniger sichtbar) die von G. Vincke-Duj ardin -Brügge und im Hintergrund
die Erinnerungsgruppe an Jean Linden, dessen Büste in der Mitte erkennbar
ist. I'nter den zahlreichen Lindenschen Einführungen, die hier ausgestellt
waren, erregte historisch das grösste Interesse die zwergige, einer Stechpalme
ähnliche Malpighia ilicifolia, die erste- Pflanze, welche Jean Linden (1838) ein-
geführt. (Siehe Gartentlora i8qS S. 176.)
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent
vom 16. bis 24. April 1898.
II. Neuheiten.
^ _^^ \ov\ L. \V i t t m a c k.
^S\\ie hervorragendste Neuheit von F. Sander & Co. in St. Albans und Brügge
^^^^ haben wir bereits auf S. 225 erwähnt; wir bilden sie heute auf S. 276
noch besonders ab. Die übrigen Sanderschen Neuheiten werden wir nach
und nach auch abbilden; heute wollen wir sie nur kurz besprechen: 1) Pandanus
Sanderi Hort. Sand, ist schöner als P. Veitchi, weil nicht weiss- sondern gelb-
gestreift. Herr Sander hält dies für die beste Handelspflanze unter seinen
zwölf Neuheiten. 2) Fourcraea Watsoniana, gleichfalls gelb gestreift.
3) Anoectochilus Leopoldii Hort. Sand, mit grünen Mittelstreifen, von den
Philippinen. Diese Blattorchidee lag in einer Kiste, über welche ein Glaskasten
gestülpt w'ar und trug die Aufschritt:
>Tn dieser kleinen Kiste den 4. März mit dem Dampfer Chemnitz nach
einer Reise von 27 000 km, welche 4 Monate gedauert hat, gut angekommen«.
4) Dracaena Bromfieldi Hort. Sand., breite, grüne, silbern berandete Blätter,
r) Pinus Thunbergi variegata, eine mehr merkwürdige als schöne, gelbgebänderte
\'arietät der japanischen Kiefer. 6) Leca Roehrsiana, die sich aber als
L. sambucina Willd. erwies (siehe Gard. Chron. 189S, I. S. 242). 7. Kentia ?
Warteliana (Garden ers Chronicle schreibt Ptychosperma ? Warleti), eine
sehr schöne Palme mit keilförmigen, unterseits silberigen Fiedern.
5) xVcalypha Godseffiana Mast. (Gard. Chron. 1808 S. 241), eine sehr schöne,
weissrandige Blatt - Euphorbiacee, die sich zur Garnierung von Gruppen in
Warm- und Kalthäusern sehr eignen wird. Die Blätter sind gestielt, eiförmig
oder eilanzettlich herzförmig, an der Basis 3 nervig, oberseits und
am Rande mit sehr vielen ziemilich langen Borsten besetzt. 9) Acalypha
Sanderi (siehe S. 276). 10) Alocasia Wawrininiana Mast, (in Gard.
Chron. 1898 I. S. 241 j, höchst seltsame Aroidee mit ca. ^/'s m langen
und nur 15 cm breiten lanzettlichen, am Rande lappig gezähnten puipur-
266 ^'^ grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom i6. bis 24. April i{
bronzefarbigen Blättern. Aus Celebes, wie No. 8 und 9 von Micholitz gesammelt.
11) Eine Restio sp.: F. Moore aus Transvaal, sparrig wachsende, grasähnliche
Pflanze. 12) Panax Mastersiana Mast, (in Gard. Chron. 1898 S. 242) mit ge-
fiederten, herabhängenden, gesägten Blättern.
Ausserdem stellte F.Sander noch Aralia Balfouriana mit kleinen runden,
gelb gefleckten Blättern, mehrere Palmen, zwei neue Orchideen und neue
Azaleen aus, über die anden betreffenden Stellen gesprochen werden soll.
Da gegen F. Sander & Co. niemand in Konkurrenz trat, so fehlte dies-
mal die Spannung, welche sonst bei allen Besuchern betr. der Aufgabe 1 des
Programms > 12 blühende oder nichtblühende Pflanzen, neuerdings eingeführt
und noch nicht im Handel« herrschte.
Die 2. Aufgabe, 12 neue Pflanzen aus Samen gezogen, lösten zwei
Aussteller: L. De Smet-Duvivier, Mont St. Amand bei Gent, und Louis
Eeckhoute in St. Denis-Westrem bei Gent. Ersterer stellte aus: verschiedene
Anthurien, so »Czar Nicolas« triumphans, Alocasia gandavensis, wohl eine Form
von A. Sanderiana, A. Duvivieri, Begonia »Distinction«, Bertolonia gandavensis,
B. Rex, 3 Croton: Kerchhovei, Jeanne De Smet und Joseph De Smet, sowie ein
Cypripedium aus Samen.
E. H. Krelage & Sohn-Haarlem führten die in Gent noch nicht aus-
gestellte Zantedeschia (Richardia oder Calla) Rehmann i mit weisser, rosa
angehauchter Blütenscheide vor (diese rosafarbene Calla ist von Herrn Krelage
beschrieben und abgebildet in Gartenflora 1894 S. 12 u. 15), Herr Königlicher
Gartenbaudirektor C. Lackner-Steglitz ein Cypripedium villosum mit
gestreiften Blättern (silb. Med.). Erwähnt seien noch das buntblätterige Mielitzgras,
Glyceria spectabilis fol. var., von K. Wezelenburg in Hazerswoude bei
Leiden, Holland, das Clerodendron Balfouri aur. var. von A. Glym De
Vos & Co. in Utrecht, Holland, die buntblättrige Varietät von Saintpaulia
ionantha von H. De Coninck in St. Denis-Westrem bei Gent. Saintpaulia
wurde 1893 zuerst in Gent vom Kgl. Hofgartendirektor H. W^endland aus-
gestellt und von E. Benary dann in den Handel gegeben. Sie hat sich im
Sturmschritt die ganze Welt erobert. Wilhelm Pfitz er- Stuttgart führte einen
Sämling von Zantedeschia (Calla) aethiopica vor „Perle von Stuttgart", der
durch Kreuzung von Z. „Little Gem" mit Z. aeth. grandiflora entstanden ist und
sich durch buschigen Wuchs und zahlreiche grosse Blumen unterscheidet,
L. Eeckhoute in St. Denis-Westrem bei Gent eine Varietät von Azalea
linearifolia var. mit schönen rosa Blüten.
Für Aufgabe 11: Freilandpflanze, aus Samen gezogen, noch nicht auf den
Ausstellungen des Vereins ausgestellt, hatte der Graf Chandon de Briailles,
Vorsitzender des Gartenbauvereins zu Epernay (Mitbesitzer der berühmten
Champagnerfabrik Moet & Chandon), eine goldene Medaille im Werte von
100 Francs gestiftet. Diese wurde Herrn Pynaert van Geert für einen
Azaleodendron „Victoria", d. h. einen Bastard von Azalea und Rhododen-
dron, zu teil. V. Lemoine et fils-Nancy erhielten für ihre hybride Deutzia
eine silberne Medaille I. Klasse.
Eine nicht blühende Warmhauspflanze aus Samen brachten u. a. L. Duval-
V^rsailles in Form eines Farnbastardes: Doryopteris palmata X D. sagitti-
folia, die den Namen D. Duvali erhalten hat; eine Kalthauspflanze aus Samen
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom i6. bis 24. April i8g8.
267
J. C. Schlachter in Loos bei Lille, Frankreich, in Form eines Dracaenen-
Sämlings und eine neue Pflanze mit gefüllten Blüten L. De Smet - Duvivier
in Gestalt eines Anthurium pomponatum.
Wir übergehen die 20 bez. 10 Pflanzen, welche seit 1893 i" clen Handel
gegeben, die C. Petrick - Gent, A. Rigouts in Meirelbeke bei Gent
und L. De Smet Duvivier-Mont St. Amand sehr gut ausgestellt hatten, und
welche hauptsächlich aus Blattpflanzen bestanden, die sehr schön angeordnet
waren, und wenden uns zu den
III. Orcliideen.
Hier fehlte diesmal Herr Vuylsteke in Loochristi, welcher vielleicht
nicht ausgestellt hat, weil er einem neubegründeten Verein »Union« angehört,
Abb. 73. Die grosse Ausstellung in Gent.
Mitte des Hauptsaales, von der Treppe aus gesehen. — Im Hintergrande die Erinnerung
an J. Linden mit seiner lUiste.
Pliotographirt von L. W i 1 1 m a c 1(.
^ruppc
der sich jetzt gebildet hat, um die Interessen der Ilandelsgärtner in Gent mehr
zu vertreten. Dieser Verein will schon im nächsten Jahr eine grosse Aus-
stellung in Mont St. Amand bei Gent veranstalten. Wir bedauern aufrichtig
diese Abspaltung, die nur zur Zersplitterung der Kräfte führen kann, und so viel
wir die Verhältnisse beurteilen können, hat die alte Gesellschaft für die Ilandels-
gärtner ebenso gut gesorgt wie für die Liebhaber. Der beste Beweis ist wohl
der, dass diesmal doch sehr viele Handelsgärtner vertreten waren und viele
Anmeldungen wegen Mangels an Raum noch zurückgewiesen werden mussten.
Hoftentlich kehrt die neue Gesellschaft recht bald wieder in den Schoss der
Muttergesellschaft zurück und wartet nicht 49 Jahre, wie es bei der Gesellschaft
der Gartenfreunde Berlins geschehen, ehe ihre Mitglieder sich entschlossen,
wieder in den Verein zur Beförderung des Gartenbaues einzutreten. Es fehlte
auch der Liebhaber Herr Hye-Leysen u. Herr War ocque; aber die alten Getreuen
208 Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom iG. bis 24. April 1898.
A. Van Imschoot in Mont St. Amand, G. Vincke-Duj ardin in Brügge,
A. Peeters-Brüssel, A. De Smet-Duvivier, Pynaert van Geert und viele
andere waren wieder erschienen und als neu ein englischer Liebhaber, Herr
Thompson in Stone, sowie ein belgischer: Herr Metdepenningen in Gent,
hinzugekommen.
Den Preis S. M. des Königs, eine goldene Medaille lür 100 Orchideen,
erhielt G. Vincke-Duj ardin, den Preis des Grafen de Germiny zu Gouville
in Frankreich, ein Kunstgegenstand im Werte von 500 fr., für gleichfalls
loo Orchideen A. Peeters-Brüssel, die goldene Medaille im Werte von 150 Fr.
für die reichste Arten-Sammlung A. Van Imschoot, die grosse silberne
Medaille des Williams Memorial Fund: für 15 starke Exemplare Herr Met-
depenningen.
In der Sammlung von G. Vincke-Brügge zeichneten sich besonders aus
die verschiedenen Sorten von Odontoglossum crispum, Odontoglossum Scheeps-
dalensis, rosa mit chokoladebraunen Flecken, ein Mittelding zwischen O. crispum
undAndersonianum,Mesospinidiumvulcanicum,prachtvolles Exemplar, karminrot,
Lippe weiss, Cattleya intermedia Parthenia, ganz weiss, Oncidium lamelligerum,
viele Cypripedien etc. etc.; unter denen von A. Peeters-Brüssel, Odonto-
glossum Halli superbum, Miltonia cuneata, braun mit gelblich weisser Lippe,
Eulophiella Elisabethae, Miltonia Bleuana aurea, Phajus hybridus »Norman«,
bräunlich rosa, mit braunroter Lippe, Epiphronitis Veitchi, prächtige Exemplare,
schöne Zygopetalum Perrenoudi, mit hübscher violetter, grosser Lippe, Laelia X
Latona, orangegelb mit karminroter Lippe etc. etc.
Unter den Pflanzen von A. Peeters waren sehr viele Exemplare mit
leuchtenden Farben, so dass sie einen grossartigen Effekt machten.
Auch die Sammlung von William Thompson zu Waltham Orange bei
Stone England, der zum erstenmale in Gent ausstellte, war ganz vorzüglich, die
einzelnen Individuen sehr kräftig, besonders die Odontoglossum, darunter
O. crispum Thompsoniae, eine herrliche sehr grossblumige Varietät mit
2 — 3 Ähren, ferner eine andere Varietät mit 16 ganz dichtstehenden Blumen,
O. crispum Annie, O. Ruckerianum mit 2 Ähren, O. luteo-purpureum var.
hystrix mit 3 Ähren, O. sceptrum, O. Weltonense, O. Pescatorei, O. Halli mit
9 Ähren, O. Hunnemanni splendens, Kelchblätter braun, Blumen gelb, O.
Wilckeanum mit 1 m hoher Ähre!
Das schönste Odontoglossum al-^ Einzelpflanze war von dem grossen
Liebhaber Metdepenningen - Gent, der ein Odontoglossum Madame
Metdepenningen ausstellte, welches ein natürlicher Bastard ähnlich dem
O. Wilckeanum sein soll.
Auch in Odontoglossum überhaupt hatte sich Herr Metdepenningen
sehr hervorgethan, nicht minder in anderen Orchideen und wurde ihm, wie
gesagt, die Williams-Erinnerungs-Medaille zu teil.
Die grösste Sammlung von Arten, auch nur botanisch wichtigen, brachte
aber Herr van Imschoot in Mont-Saint-Amand. unter den ca. 90 Arten waren
hervorragend Dendrobium cymbioides mit 11 Ähren, Odontoglossum Hunne-
wellianum*), Dendrobium Kingianum etc.
*) Herr Hunnewell ist der grosse Gartenbesitzer bei Boston, Man, dessen italienischen
Garten wir Gartentlora 1894, S. 5y, besprachen und im Lichtdruck Tafel i3q9 abbildeten.
Entwickelung und Bau der Blütenknospen. 260
Herr Pauwels in Antwerpen, ein Liebhaber, gewann den 1. Preis für
50 Orchideen, darunter Odontoglossum Pauwelsianum, die, wie Rolfe bemerkt,
wegen seiner gefransten ovalen Lippe vielleichtvon ( ). Hunnewellianum abstammt.
In Cypripedien that sich ganz besonders Kd. Pynaert van Geert-Gent
hervor. Namentlich schön waren C. Mastersianum, C. bellatulum album,
schneeweiss, C. exul, C. villosum X insigne etc.
Auch ein französischer Gärtner, Charl. Maron in Brunoy bei Paris, hatte
gute Orchideen ausgestellt, ferner L. De Smet Duvivier-Gent, P. Lange-
Vervaene-Brüssel etc. etc.
F. Sander & Co.-St. Albans in Brügge stellten zwei Neuheiten aus:
Odontoglossum crispum, Roi Leopold, Blumen eigentümlich schüsseiförmig,
weisslich-rosa mit braunen Flecken, von dem Herr Sander ein Exemplar an
Baron von Schroeder in England für 7000 francs verkauft hat; ferner
Lycaste Skinneri Baroness Schroeder, ähnlich wie L. S. alba, etwas rötlich
angehaucht.
Im allgemeinen fehlte es an Caltleyen und man klagte sehr, dass sie
wie so manche andere Orchideen bei dem langen trüben Winter und Frühjahr
in den Knospen verfault wären.
Entwickelung und Bau
der Blütenknospen unserer Obstbäume und Obststräucher.
(t^,^ \'on Prot'. Dr. .1. Behrens.*)
^'
^) s ist eine längst und allgemein bekannte Thatsache, dass die Blüten unserer
Obstbäume und Obststräucher nicht erst im Jahre ihrer Entfaltung und
kurz vor derselben gebildet werden, sondern dass sie schon im Jahre vorher
angelegt sind und meist innerhalb der V.'interknospen, geschützt durch die
harten Knospenschuppen, die ungünstige Jahreszeit, den Winter, überdauern, um
beim Wiedereintritt günstigerer Witterung sich zu vergrössern, aus den Knospen
herauszutreten und aufzublühen. Jedem direkt sichtbar ist das bei den männ-
lichen Blüten, den sogenannten Kätzchen des Haselnussstrauches, die schon im
Herbst vollständig sichtbar sind und im Frühjahr sich nur etwas zu strecken
brauchen, um den gelben Blütenstaub zu entlassen.
Wenn wir im ersten Frühjahr das Wachstum eines Obstbaumzweiges,
z. B. bei einem Kirschbaum, näher verfolgen, so sehen wir, wie aus der Knospe
ein Spross mit zarten Blättern hervorbricht und sich rasch verlängert. Nachher,
im Sommer, sieht es aus, als wenn sein Wachstum aufhöre. Das ist aber
nicht der Fall. Die Spitze fährt nämlich fort in derselben Weise wie bisher
zu wachsen, Blätter zu bilden. Aber die einzelnen Abschnitte des Sprosses
zwischen den Blättern strecken sich jetzt nicht in die Länge wie im ersten
Frühjahr, sondern bleiben ausserordentlich kurz, und auch die Blätter bleiben
sehr klein. Auch nehmen einige Blätter, welche auf das im Frühjahr entfaltete
Laub zunächst folgen, mit der Zeit andere Eigenschaften an als dieses: sie
bleiben klein, schuppenförmig; ihre anfangs grüne Farbe verschwindet, sie
*) Aus dem „Wochenblatt des Landwirtschaftlichen N'ereins im Grossherzogtum Baden".
270 Entwickelung und Bau der Blütenknospen.
werden braun und hart und biegen sich zusammen über das langsam weiter-
wachsende und Blätter bildende Ende des Sprosses, mit einem Worte, sie werden
Knospenschuppen, welche den zarten Sprossscheitel mit den jungen Blättern
bedecken und gegen die Witterungseintlüsse zu schützen vermögen. So bildet
sich die Endknospe, welche im kommenden Jahre sich entfalten wird und nur
wenigen Obstgehölzen, darunter aber z. B. der Rebe, fehlt. An jedem Laub-
triebe beginnt im Jahre seiner Entfaltung auch die Bildung von Seitenzweigen,
von denen einer in jedem Blattwinkel entsteht. Aber in dem Jahre ihrer Ent-
stehung wachsen diese Seitentriebe, meistens wenigstens, nur sehr langsam und
nehmen ganz die Eigenschaften an, welche vorher für die Knospe am Ende
des Triebes beschrieben wurden. Von der Endknospe unterscheiden sich die
Seitenknospen nur durch ihre Stellung. Auch sie werden im nächsten Jahre
sich zu Seitenzweigen entwickeln, wenn auch nicht alle, so doch zum Teil.
Da der Rebe die Endknospe fehlt, so ist dieselbe hinsichtlich ihrer Verlängerung
allein auf die Seitenknospen angewiesen.
So bilden sich die Laubknospen, welche den Trieb für das nächste Jahr, aber
keine Blütenanlagen enthalten. Tragknospen oder Fruchtaugen, d. h. solche Winter-
knospen, welche auch Blütenanlagen enthalten, bilden sich erst von einem gewissen
Alter des Baumes oder Strauches an. Beim Kernobst (Äpfel und Birnen) bilden sich
in den Endknospen kürzerer Zweige, der sogenannten Fruchtzweige oder des
Fruchtholzes (Fruchtspiesse, Ringelspiesse, F^ruchtruten), Blütenanlagen aus.
Beim Steinobst (Kirschen, Pfirsiche, Pflaumen u. s. f.) dagegen ist die End-
knospe jedes Zweiges stets eine Laubknospe, und die Fruchtaugen entstehen
als Seitenknospen vorjähriger Zweige. Diese sind entweder gewöhnliche, lange
Laubtriebe oder aber kurze, schwachwüchsige Zweige, die sogenannten Bouquet-
zweige, an denen die Fruchtaugen sehr gehäuft um eine endständige Laub-
knospe stehen, die den Bouquetzweig zu verlängern bestimmt ist. Besonders
häufig sind die Bouquetzweige bei der Süsskirche, bei der ich vor einiger Zeit
einen Bouquetzweig fand, der nicht weniger als lo Jahre alt war, und also
neunmal Blüten und voraussichtlich auch Früchte getragen hatte. Nebenbei
bemerkt, liegt es selbstverständlich im eigenen Interesse des Obstzüchters,
solche Bouquetzweige beim Steinobst und das Fruchtholz des Kernobstes bei
der Ernte sorgfältig zu schonen. Auf ihnen beruht ja die Hoffnung für das
nächste Jahr, beim Steinobst wenigstens zu einem sehr wesentlich ins Gewicht
fallenden Teil. Leider geschieht das vielfach nicht. Beim Abnehmen des
Obstes werden Bouquetzweige und Fiuchtholz gar zu häufig aus Unverstand
abgerissen und abgeschlagen und der Baum so verwüstet.
Von den Laubknospen sind die Blütenknospen in vielen Fällen schon
äusserlich zu unterscheiden. Die ersteren haben eine schlankere, spitze Form,
die letzteren dagegen sind dicker und rundlich. E^as ist besonders beim Stein-
obst und speziell bei der Kirsche der Fall.
Die Fruchtaugen beim Kernobst sowohl wie beim Steinobst enthalten
nur die Anlage eines kurzen Triebes, der mit einer Blüte oder mit einem Blüten-
stande, einer Gruppe von Blüten, endigt. Anders ist es beim Beerenobst, bei
dem Stachel- und Johannisbeerstrauch sowie beim Weinstock. Bei diesen
treiben auch die Winterknospen, welche Blütenanlagen in ihrem Innern ent-
halten, einen gewöhnlichen Laubzweig, der sich mehr oder weniger stark ver-
längert, sehr stark bei der Rebe, nur schwach bei dem Stachelbeerstrauch, und
Entwickelung und Bau der Blütenknospen. 27 1
an dem nur seitlich eine oder einige Blüten oder Blütenstände (Trauben, Ge-
scheine) stehen, der aber nie in einer Blüte endet. Man bezeichnet diese Art
von Blütenanlagen enthaltenden Winterknospen wohl als gemischte Knospen.
Sie sehen den Augen, welche nur eine Zweiganlage im Innern enthalten, aber
keine Blüten, ganz gleich. Bei der Rebe sind z. B. die untersten, nahe dem
Altholzzapfen am Wulst und dicht gedrängt stehenden, kleinen Augen am
Jahrestriebe meist reine Laubknospen, darüber folgen bis zwanzig und mehr ge-
mischte Knospen und endlich unter Umständen auch wohl wieder reine Laub-
knospen.
Wir haben also gesehen, dass in den Winterknospen schon die Blüten
vorgebildet vorhanden sind, wenn der Obstbaum oder Obststrauch noch im
Winterschlafe ruht. Natürlich sind ihre Teile in diesem Zustande ausser-
ordentlich klein und mit blossem Auge meist gar nicht zu erkennen. Aber die
wesentlichsten Teile der Blüte sind doch schon fertig und brauchen sich beim
Eintritt wärmerer Witterung nur zu vergrössern und zu färben, damit die Blüte
sich öffnen kann. Es fragt sich nun, wann denn eigentlich die erste Anlage
der Blüten geschieht.
Von vornherein lässt sich leicht denken, dass das nicht im kalten Winter
der Fall ist. Der vorhergehende Sommer ist die Jahreszeit, wo die Blüten an-
gelegt werden, die uns im laufenden Jahre durch ihr Aufblühen die Hoffnung
auf eine reiche Ernte erwecken. Bei den einzelnen Obstarten ist natürlich der
Zeitpunkt, wo die ersten Blütenanlagen entstehen, verschieden, und es richtet
sich das ausserdem auch etwas nach der Witterung. Der Einfluss der letzteren
ist aber doch nicht sehr gross.
Für den Kirschbaum hat Askenasy die Bildung der Blütenknospen etwas
näher verfolgt. Er fand für die Süsskirsche in Heidelberg, dass die Blüten-
anlagen in den neuen W'interknospen im Laufe des Juli sichtbar werden. Die
junge Blüte hatte Ende Juli einen Durchmesser von nur etwa 74 mm; derselbe
vergrösserte sich allmählich, bis er am 1. Dezember 1 mm betrug, und blieb
dann der gleiche bis zum Adärz, wo die Vergrösserung sehr schnell vor sich
ging, sodass bald die normale Grösse der entfalteten Kirschenblüte erreicht
war. Die Kelchblätter, die Blumenkronenblätter, die Staubfäden und der Stempel
waren alle Anfang August schon gebildet, aber natürlich sehr klein. Ihr Wachstum
erfolgte entsprechend dem der ganzen Blüte.
Beim Birnbaum, dessen Blütenentwickelung Albert in Rostock unter-
suchte, wurden die ersten Anlagen der nächstjährigen Blüten am 11. August
gefunden. An ihnen waren nur teilweise die jungen Kelchblätter erkennbar.
Am 21. August w^aren aber überall die Kelchblätter sowohl wie die Kronen-
blätter angelegt. Im Laufe des September kamen dazu die Staubgefässe und
im Oktober der Stempel. Dann begann das Wachstum erst wieder im März.
Bei der Rebe fällt das Auftreten der ersten Gescheinsanlagen in den
Winterknospen zusammen mit dem ersten Anschwellen derselben. Da die
Augen an einem Rebentrieb zu verschiedener Zeit entstehen, so verteilt sich
auch die Anlage der Gescheine in ihnen auf längere Zeit. In den untersten,
ältesten Augen, die zuerst angelegt werden, fanden Müller-Thurgau und ich
übereinstimmend die ersten Gescheinsanlagen schon Mitte Juni; Anfang Juli war
auch ein zweites Geschein in der Knospe schon vielfach nachw^eisbar. Im
Laufe des Sommers bis zum Herbst bilden sich die Anlagen mehr und mehr
2-^2 Entwickelung und Bau der Blütenknospen.
aus; zunächst schreitet die Verzweigung weiter fort; schliesslich erscheinen an
den Enden der Zweige die Anlagen der eigentlichen Blüten. In den oberen
Winterknospen des Jahrestriebes schreitet die Ausbildung der Gescheinsanlagen
natür'lich nicht mehr so weit vor wie in den unteren. Aber das, was im Jahre
der Anlage nicht erreicht wurde, wird keineswegs im Jahre der Entfaltung
nachgeholt. Wo nur wenig Blütenanlagen am jungen Gescheine im Herbst ge-
bildet sind, da bilden sich keineswegs neue im Frühjahr, vielmehr tritt das
Geschein nun mit den wenigen vorgebildeten, jetzt sich vergrössernden Blüten
hervor; es entsteht ein Mittelding zwischen einer Ranke und einem Gescheine,
das hervortretende Gescheine vergabelt, wie man zu sagen pflegt. Es ist also
unrichtig, wenn man behauptet, dass im Frühjahr infolge herrschender un-
günstiger Witterung die Gescheine vergabein könnten. Die Gescheine treten
so blütenreich und so zahlreich auf, wie sie im Vorjahr in der Knospe aus-
gebildet sind. Das Jahr der Entfaltung kann wohl einen geringen Fruchtansatz
am Gescheine. das sogenannte Verrieseln durch ungünstige Witterungsverhältnisse
herbeiführen, aber nicht das Vergabein der Gescheine. Ob das letztere eintritt,
ist schon im Vorjahre, im Jahre der Anlage entschieden.
Wie aus dem Vorhergehenden hervorgeht, wissen wir leider recht wenig
über den Zeitpunkt, wann eigentlich die Blüten an unseren Obstbäumen und
Obststräuchern angelegt werden. Und doch könnte eine genauere Kenntnis
darüber vielleicht recht wertvoll sein, indem sie uns in den Stand setzen könnte,
den Baum oder Strauch durch geeignete Behandlung, Düngen, Begiessen,
Trockenhalten, Schnitt und dergleichen, zur Zeit des Entstehens der Anlagen
in der Bildung solcher zu unterstützen. Freilich müssten wir dazu andrerseits
auch mehr Kenntnisse davon haben, welche Umstände denn eigentlich auf die
Blütenbildung von Einfluss sind. Da hapert es aber gewaltig. Unser Wissen
davon ist mehr als lückenhaft und unvollständig. Der Nutzen, den eine
genauere Kenntnis der Entwickelung der Blüten unseres Obstes haben könnte,
ist also zunächst noch Zukunftsmusik. Was wir von den Umständen wissen,
die einen Einfluss auf die Blütenbildung haben, stellen wir hier kurz zusammen.
Von äusseren Verhältnissen kommt da, wie allgemein bekannt, zunächst
die Witterung des Jahres und der Zeit in Betracht, in welcher die Blütenanlage
geschieht. Es ist ja eine bekannte Thatsache, dass auf ein gutes Weinjahr
regelmässig auch ein gutes Obstjahr folgt, wenn nicht die Kälte oder der Regen
die Blüte stören und den Fruchtansatz hindern. Bei der Rebe ist es ähnlich.
Ich erinnere nur an den reichen Samenansatz in den Jahren 1894 und 1896,
die auf die guten Weinjahre 1893 und 1895 folgten. Wenn nicht immer auf ein
gutes Weinjahr auch ein Jahr mit reichem Samenansatz folgt, so liegt das
daran, dass natürlich bei etwas reichem Behang in einem guten Weinjahr auch
zur Ernährung der Trauben grosse Ansprüche an die Stöcke gestellt werden,
und dass dabei die Winterknospen leicht etwas in ihrer Ernährung zu kurz
kommen. Wie die günstigen Witterungsverhältnisse im einzelnen wirken, das
wissen wir nicht. In günstigen Jahren begünstigt nicht .nur der Sonnenschein
die Thätigkeit der Blätter und damit die Ernährung, sondern auch die grössere
Wärme und die Trockenheit spielen mit. Welchem dieser Einflüsse der Haupt-
anteil zufällt, wissen wir nicht.
Der Ernährungszustand beeinflusst sicher die Bildung von Blütenanlagen.
Gut gedüngte Reben und Obstbäume blühen und tragen bekanntlich auch reicher
Entwicklung und Bau der Blütenknospen. 273
als solche, die Mangel leiden. Versuche an der Deutsch-Schweizerischen
Versuchsstation und Schule für Obst- und Weinbau zu Wädensweil zeigten,
dass Reben, bei denen die Geize nicht vollständig ausgebrochen, sondern nur
eingekürzt wurden, um 20 pCt. Mehrertrag ergaben gegenüber jenen, wo die
Geize ganz entfernt wurden, zweifellos, weil die Augen der ersteren auch durch
die Geizenblätter mit ernährt wurden. So kann man also auch durch die
Laubbehandlung auf eine Förderung des Blütenansatzes hinarbeiten.
Sicher aber ist auch die Wärme sowohl wie die Trockenheit von günstigem
Einlluss, kaltes und feuchtes Wetter umgekehrt von ungünstigem. Die Trocken-
heit wirkt wohl wesentlich dadurch, dass sie das Längenwachstum der Triebe
herabsetzt. Es ist eine alte Erfahrung, dass unter einem gar zu kräftigen
Längenwachstum die Fruchtbarkeit der Augen leidet. Bei den Obstbäumen
linden wir die Tragknospen ausschliesslich oder wenigstens gehäuft und in
grosser Zahl auf recht schwachwüchsigen Seitenzweigen, den Fruchtspiessen
und Bouquetzweigen. Xach Versuchen, die in Geisenheim ausgeführt wurden,
begünstigt das Gipfeln die Anlage und Ausbildung der Gescheine in den
Augen. Der Ertrag, der im Jahre 1887 gegipfelten Reben war im Jahre 1888
um 78 pGt. höher als der der nicht gegipfelten, sonst aber ähnlich behandelten.
Dass die Fruchtbarkeit der Augen durch das Einkürzen der zugehörigen Geize
gefördert wird, haben wir vorher schon erwähnt. umgekehrt leidet die
Fruchtbarkeit der Augen, wenn die zugehörigen Geize zu kräftig treiben.
67 Augen, bei denen MüUer-Thurgau 1880 die Geizen hatte auswachsen lassen,
indem er den Haupttrieb zurückschnitt, brachten 1881 nur 9 vollkommene und
4 kleine Gescheine; dagegen brachten 78 Augen, deren zugehörige Geize sich
normal entwickelt hatten, nicht weniger als 22 grosse und 11 kleinere Gescheine.
Mancher erinnert sich wohl auch der Beobachtung, wie gerade augenscheinlich
kränkelnde und schwachwüchsige Obstbäume ganz überaus reichlich blühen.
Endlich ist es ja ein altbekanntes und bewährtes, allerdings nur unter Um-
ständen zu empfehlendes Hilfsmittel, unfruchtbare Bäume zum Blütenansatz und
zum Tragen zu zwingen, dadurch, dass man ihre Wurzeln blosslegt und zurück-
schneidot. Auch hier wirkt der Wurzelschnitt nur insofern, als er eine
Schwächung des Wachstums zur Folge hat.
Ausser den vorhin erwähnten, verhältnismässig durchsichtigen Umständen
wirken aber noch andere LTrsachen, die wir nicht so klar erkennen können,
und die in den Eigenschaften jedes Baumes, jedes Strauches liegen, sogenannte
innere Ursachen, auf die Fruchtbarkeit ein. So wissen wir den Grund nicht,
weshalb z. B. beim Frühburgunder schon die untersten Augen jedes Jahres-
triebes Gescheinsanlagen bilden, beim Trollinger aber nicht. Auf inneren
Eigenschaften der Art und Sorte beruht es auch, wenn jede Obstart und Obst-
sorte erst in einem gewissen Alter tragbar wird. Durch entsprechende Pflege
kann man die Zeit wohl abkürzen, welche vergeht, bis ein junger, eben ge-
pflanzter Obstbaum tragbar wird, aber das geht doch nicht beliebig, sondern
hat bestimmte Grenzen. Endlich zeigen auch unter ganz gleichen Umständen
verschiedene Exemplare derselben Obstsorte eine verschiedene Fruchtbarkeit.
Das fällt besonders auf bei den Reben, die in grösserer Zahl in einem Reb-
berg stehen. Schon die alten Instruktionen für die Rebleute, die in den Wein-
bergen des berühmten Klosters Eberbach sowie der ebenso berühmten Domäne
Johannisberg (beide im Rheingau) beschäftigt waren, schreiben vor, dass
274
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
nicht nur das zur Anlage junger Weinberge erforderliche Setzholz nur
von fruchtbaren Stöcken geschnitten werden soll, sondern dass auch die
unfruchtbaren Rebstöcke in älteren , im Ertrage stehenden Weinbergen
ausgeschnitten , dass die Weinberge zu diesem Zweck unter Aufsicht
des Aufsehers eigens begangen, und an Stelle der ausgehauenen Reben im
Herbst oder Frühjahr neue Stöcke gesetzt werden sollen. Neuerdings hat ein
französischer Weingutsbesitzer auf Grund mehrjähriger Beobachtungen und
Notizen interessante Angaben über das Verhalten verschiedener Stöcke im Laufe
mehrerer Jahre gemacht. Der betreffende Rebberg, eine Neuanlage, kam 1894
zum ersten Mal in Ertrag. Über die Rebstöcke einer kleinen Abteilung wurde
besonders Buch geführt, und zwar über 43 Reben, die 1894 nicht oder nur je
eine Traube getragen hatten, und über 45 fruchtbarere Stöcke. Das Ergebnis
war folgendes: Die 43 schlechttragenden, sowie die 45 guttragenden Stöcke
ergaben folgende Erträge:
Zahl der Trauben
^ für die schlechten für die guten
•^ zusammen für den Stock zusammen für den Stock
1894 41 1 292 6,5
1895 74 i>7 , 419 9,3
1896 155 3,6 748 16,6
1897 41 1 237 5
Die Ertragsunterschiede sind geradezu schlagend und beweisen klar, wie
nützlich und wichtig eine sorgfältige Auswahl der Stöcke, von denen die Blind-
hölzer geschnitten werden sollen, sein kann.
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
hn Auszuge wiedergegeben von Dr. J. Buchwald. [Fortsetzung.]
4. Versuchs garten in Daressalam.
Dieser Versuchsgarten soll kein botanischer Garten sein, sondern es
sollen hier Alleebäume und Zierpflanzen für die Anlage in Daressalam und in
anderen Küstenorten vermehrt bez. akklimatisiert werden. Eine grosse Zahl
von Alleebäumen werden angeschult, besonders Poinciana regia und Al-
bizzia Lebbeck. Erwähnenswert sind weiter.*)
a. Gewürze, Reizmittel etc.
Coffea arabica ist in zwei Exemplaren im Garten, die reichlich Fruch
tragen.
C. liberica. Einige der vor 3 Jahren angepflanzten Bäume sind jetzt
1,5 — 2 m hoch und haben gute Früchte angesetzt.
Vanille. Aus Mangel an Humus im Boden (letzterer besteht nämlich
fast nur aus Meeressand) stehen die Pflanzen schlecht. Jatropha Curcas hat
sich als Schattenpflanze nicht bewährt.
Pfeffer, von den Sechellen bezogene Pflänzchen stehen gut, jedoch ist
wenig Hoffnung auf weiteres Gedeihen vorhanden wegen des zu trockenen
Klimas.
*) Ich entnehme dem Bericht im Notizblatt nur die wichtigsten Arten.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 275
Erythroxylon Coca. Ein Busch entwickelt sich gut, aber eine Ver-
mehrung aus den Früchten ist bisher nicht gelungen.
Kakao. Das Klima ist zu trocken, die Pflanzen erreichen etwa 1/2 ^^i
Höhe und gehen dann ein.
Thee (assam, sinensis, hybrida). Junge Sämlinge stehen gut.
Ficus elastica und Manihot Glaziovii gedeihen sehr gut, letztere giebt
aber fast keinen Kautschuk, wahrscheinlich leider auch erstere.
Vahea sp. von Madagaskar kommen gut. Recht schön sind davon einige
Pflanzen in Tanga gediehen.
b. Fruchtbäume.
Spondias dulcis wächst sehr üppig, die Bäume sind 2— 4 m hoch.
Persea gratissima. Sämlinge entwickeln sich gut und sind z. Z.
1 m hoch.
Eriobotrya japonica. Einige Pflanzen entwickeln sich sehr kräftig.
Durio zibethinus. Die Anzucht der Samen, aus Zansibar bezogen,
gelang zweimal nicht, junge Pflanzen von ebendaher scheinen ebenfalls nicht
zu gedeihen.
Anona cherimolia. Sämlinge stehen gut.
A. muri c ata wächst überall halb wild. Die Bäume sind 3 — 4 m hoch,
noch ohne Blüten.
Tamarindus indica. Die Bäume im Garten leiden sehr unter einer
Blattkrankheit. Im Innern kommt der Baum wild vor und erreicht eine be-
deutende Grösse.
Ceratonia Siliqua wächst sehr langsam und bildet keinen Stamm.
Eugenia jambosa. Sämlinge stehen ausgezeichnet.
c. Faserpflanzen.
Nur Pandanus sp. von hier und P. utilis von Madagaskar kommen
gut vorwärts. Die 4 Sanseviera-Arten gedeihen alle sehr langsam, sodass an
eine Kultur der Pflanzen nicht gedacht werden kann, manche Agaven kommen
gut. Von Berlin wurden Samen von Corchorus capsularis gesandt, welche
zwar gut aufgingen, aber die Pflanzen wurden nur 50 cm hoch. Jedoch
werden die Versuche mit dieser Pflanze fortgesetzt. Phormium tenax, der
neuseeländische Flachs, will nicht recht gedeihen. (Forts, folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Acalypha Sanderi N. E. Brown. I der die Sonne liebt und seine schön
(Hierzu Abb. 74.1 } karmoisinroten, 1/2 i^i langen, herab-
Diese ganz hervorragende Neuheit hängenden Blütenähren sehr lange
von Sander & Co. zu St. Albans 1 behält.
(England) und Brügge (Belgien), welche N. E. Brown beschrieb diese Neuheit
auf der Genter Ausstellung, wie wir im :>Gardeners" Chronicle« 1S96 II S.393
schon S. 225 sagten, alle übrigen tast
in den Schatten stellte, ist von dem
Reisenden der Firma Sander <k Co.,
Herrn Micholitz, nahe dem Aleere
folgendermassen :
kräftiger Strauch, 10 bis 15 Fuss
hoch werdend. Blätter ausgebreitet,
mit weichhaarigen Blattstielen, die
im Bismarck-Archipel gefunden. Sie 2 bis 2 ',2 Zoll lang sind; Blattspreite
bildet einen stark wachsenden Strauch, j 5 bis 5',, Zoll lang, 3 bis 3V2 Zoll breit.
■276^
Neue und empfehlenswerte Pflanzen;
■eiförmig, spitz oder kurz zugespitzt,
an der Basis abgerundet und am Stiel-
ansatz etwas ausgerundet, Rand ver-
schieden gesägt, mit stumpfen, grossen
oder kleinen Zähnen, die zuweilen an
der Basalhälfte des Blattes ganz fehlen.
Blattoberseite glänzendgrün und spär-
8 Zoll lang*) und ^1^ Zoll im Durch-
messer. Deckblätter klein. kaum
^'■2 Linie lang, eiförmig - spitz; in
ihrer Achsel stehen Knäule von 3 bis 5
sitzenden Blüten, die sehr kleine Vor-
blätter tragen. Abschnitte des Perianths
oder Perigons (der einfachen, nicht in
Abb. 74. Acalypha Sanderi N. E. Brown (Euphorbiaccae) mit bis
1'., m langen karmoisinroten Ähren.
Ausgestellt von F. Sander & C o., St. Aibans und Brügge, in Gent.
Originalabbildung der Gartenflora nach einer Photographic von F. Sander & Co.
lieh behaart, Unterseite blasser grün
und fast glatt, ausgenommen die Mittel-
rippe und die Basis der Hauptnerven,
welche mehr oder weniger wxichhaarig
sind. Männliche Blüten nicht gesehen.
Weibliche Blüten achselständig, dicht
vielblütig, hängend, Blütenstiel ^U bis
1V2 Zoll lang, der blühende Teil 4 bis
Kelch und Krone geschiedenen Blüten-
hülle) ' ,. Linie lang, eiförmig - spitz,
grün bewimpert, mit weissen Haaren.
Fruchtknoten V-j Linie im Durchmesser,
*) Inzwischen hat sich, wie erwähnt, gezeigt,
dass die Blütenähren bis ' 2 n:, also 16 Zoll,
lang sind. L. W.
Kleinere Mitteilungen.
2.77
kugelig-dreieckig, grün, dicht bedeckt
mit steifen, weissen Haaren, Griffel 3,
bis zu ihrer Basis in zahlreiche lange,
fadenförmige Narben von leuchtend
rosa - krappartiger (wir würden
sagen karmoisinrotcr. L. W.), beim
Vertrocknen brauner Farbe.
DiePtlanzeistwahrschcinlichdiöcisch
und es scheinen nach Brown nur weib-
liche Blüten auf den importierten Stöcken
erzeugt zu werden.
F. Sander & Co. stellten diese
Pflanzen in Cent in vielen Exemplaren
aus, die i bis 2 m Höhe erreichten
und teils in Buschform, teils in Iloch-
stammform gezogen waren. Wie aus
der Beschreii3ung erhellt, sind es die
zahlreichen karmoisinroten Narben,
welche dem bis '/... m langen Blüten-
stande ein so schönes Ansehen geben.
L. W.
Kleinere Mitteilungen.
Die Dekoration in der
Preussischen Bodeiikredit-Aktienbank zu Berlin.
Ausgetühit \on A. J an i cki-- Schöneberg.
Mit Wehmut gehen wir an die Schilde-
rung einer ganz ausgezeichneten Deko-
ration, denn derjenige, dem zu Ehren
sie ausgeführt wurde, ist bereits wenige
Tage darauf verschieden. Herr Ceh.
Kommerzienrat Stephan feierte am
Sonntag den 1. Mai das 25jährige
Jubiläum als Vorsitzender der Direktion
"der Preussischen Bodenkredit-
Aktienbank Und hatten die übrigen
Direktionsmitglieder dem Herrn
Janicki Auftrag gegeben, die Re-
präsentationsräume der Bank (Voss-
strasse 6) festlich zu schmücken. Die
Mitglieder des Dekorationsausschusses
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues sahen sich das Werk des
Herrn Janicki, das hauptsächlich
während der Nacht hatte fertiggestellt
werden müssen, am Sonntag früh ein-
gehend an und erklärten voller Freude,
dass sie eine so geschmackvolle Privat-
dekoration noch nicht gesehen hätten.
Gleich beim Eintritt in das Haus
fiel der gefällige Schmuck des Treppen-
hauses in die Augen. Die Säulen
waren mit Guirlanden von Buchsbaum,
aus denen rote und gelbe Tulpen her-
vorragten, umwunden, während ähn-
liche Guirlanden bogenförmig das
Treppengeländer begrenzten. Die
Hauptsache aber bildeten die schönen
Palmen und Dracaenen im Hausflur
und auf den Treppenabsätzen.
Im ersten Stock angelangt, betrat
man einen Vorsaal, von dem aus der
Blick sich unwillkürlich auf ein reich und
doch leicht geschmücktes Oberlicht
richtete. Dies Oberlicht, Avelches die
darunter befindlichen Bureauräume er-
hellt, war an den hinteren Rändern
von Herrn Janicki mit Brettern be-
legt worden und hierauf hatte er zwei
schöne Cocos Bonctti, die wegen ihrer
herabhängenden Fiedern zur Situation
recht passten, sowie in der Mitte einen
Baumfarn, Cyathea meduUaris, und
weiterhin andere Palmen gestellt,
während die das Oberlicht abschliessen-
den Säulen mit Laub- und Blumen-
gewinden umschlungen waren , ein
hinter demselben liegender Platz aber
mit Palmen bestellt war.
Yov dem Oberlicht aber leuchtete
ein Beet roter Pelargonien, roter
und gelber Tulpen im grünen Rasen
dem Eintretenden entgegen. Ein
weiterer Durchgangsraum war mit
Palmen verschiedener Art sowie mit
einigen Exemplaren von Bambusa aurea
geschmückt. Letztere macht wegen
ihres zierlichen Laubes einen sehr ge-
fälligen Eindruck und alle erklärten,
dass diese Bambusart, die Herr Janicki
erst versuchsweise bezogen, wenn sie
sich im Winter in Töpfen gut halten
wird, ein tretfliches Dekorations-
material abgeben würde.
Im Hauptsaale endlich war die Haupt-
aufgabe der Schmuck um den Sessel,
auf welchem der Jubilar die Glück-
wünsche entgegennehmen sollte. Der
Sessel selbst Avar, wie üblich, mit
Blumengewinden geschmückt. Hinter
ihm erhob sich eine herrliche Ilowea
Belmoreana oder Kentia Belmoreana
Hort.*), deren edle, in Bogen über-
*) Man sollte nicht Kentia Belmoreana unJ
Forsteriana sagen, denn beides sind keine
Kentien. Siehe Drude in Gartentlora iMoj
S. 180, wo auch die Unterschiede zwischen
Howea Behiioreana und H. Forsteriana klar
auseinandergesetzt sind. H. Forsteriana hat
ein ganz flaches BiaU, bei H. Belmoreana
bilden die Fiedern mit ihren gegen einander
geneigten Oberseiten einen rechten Winkel.
278
Unlerrichtswesen.
hängenden Fiederblätter den Sitz ge-
wissermassen beschatteten. Um sie
herum standen Chamaedoreen und
andere kleinere Palmen, während die
Gruppe nach aussen sich durch
blühenden Flieder, Spiraeen etc. immer
mehr senkte und mit niedrigen blühen-
den Pelargonien abschloss. Das Ganze
war ein Meisterstück; mit verhältnis-
mässig wenig" Material war ein leichtes,
schönes Bild geschaffen.
An der Längswand gegenüber dem
Sitze des Jubilars hing sein mit Blumen
geschmücktes Ölbild, das ihm früher
verehrt worden, und unter demselben
stand das grosse Festgeschenk, welches
die Direktion ihm heute stiftete: ein
silberner Tafelaufsatz im Werte von
ca. iS 000 Mark.
Zu beiden Seiten zogen sich Gruppen
von Palmen, Flieder etc. an der Längs-
wand hin, während die Ecken des
Saales von mächtigen Dracaena nutans
eingenommen wurden.
Herr Janicki, der bisher schon ein
grosser Meister in der Dekorationskunst
war, hat, das sah man deutlich, sich
die von Herrn Kgl. Obergärtner
Habermann gegebenen Anregungen zu
Nutze gemacht. Steife Hecken aus
Evonymus japonicus waren nicht zu
sehen, ebenso wenig die steifen Kronen
der Lorbeeren, dagegen spielten die
zierlichen Fiederpalmen, namentlich
Phoenix canariensis, eine grosse Rolle.
Ob übrigens der Lorbeer so gänzlich
auszuschliessen, scheint uns fraglich.
Es giebt Verhältnisse, wo gerade Lor-
beeren im Anschluss an regelmässige
Linien sich sehr schön ausnehmen.
Wir erinnern z. B. an den Schmuck
des Daches am halbkreisförmigen ^'or-
bau der Berliner Gewerbe-Ausstellung
iS()8, wo Herr Maecker eine ausser-
ordentlich grosse Zahl Lorbeeren auf-
gestellt halte.
Die schönste Weihe erhielt der
»Bank-Feiertag« durch den Jubilar
selbst, der den Beamten der Bank eine
Stiftung widmete, Avelche unter dem
Xamen »Stephanhilfsfonds« Unter-
stützungen in ausserordentlichen Not-
fällen gewähren soll.
L. Wittmack.
Unterrichtswesen.
Dritter Lehrgang für Wander-
lehrer in Eisen ach. Wie bereits in
den letzten Jahren, so veranstaltete die
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft
auch in diesem wiederum unter der
Oberleitung des Ministerial-Direktors
im Kgl. preussischen Landwirtschafts-
ministerium Herrn Wirkt. Geh. Ober-
Regierungsrat Dr. Thiel in der Zeit
vom 18 — 23. April in Eisenach den
»Lehrgang für Wanderlehrer«, an
welchem im ganzen 305 W^anderlehrer
für Landwirtschaft und für Obst- und
Gartenbau, sowie Leiter von land-
wirtschaftlichen Winterschulen und
Versuchsstationen, ferner sonstige
Beamte der Landwirtschaftskammer
etc. etc. teilnahmen, um die Vorträge
unserer ersten deutschen Autoritäten
in ihren Spezialfächern zu hören. In
diesem Jahre wurde speziell Acker-
und Pflanzenbau behandelt und eine
reiche Fülle neuer wissenschaftlicher
Errungenschaften in populär-wissen-
schaftlicher Form den Ilürern geboten.
Freie Diskussionen, die sich au jeden
Vortrag anschlössen, erhöhten den
Wert derselben. Es sind diese Lehr-
gänge in Eisenach eine Einrichtung
der Deutschen Landwirtschafts-Gescll-
schaft, die ohne gleichen dasteht, denn
sie ermöglicht den gleichzeitig in der
Wissenschaft und Praxis Stehenden,
sich immer »auf dem Laufenden« zu
halten, Avährend die Diskussionen
sowohl dem Praktiker, wie auch ganz
speziell dem Theoretiker wieder neue
Anregungen bieten. Für Gärtner und
Gartenbauinstruktoren waren in diesem
Jahre von besonderem Interesse :
Landwirtschaftlicher Obstbau (Goethe-
Geisenheim), Bedeutung des Handels-
gewächsbaues in der modernen
Wirtschaft (Settegast-Jena), Pflanzen-
schutz (F rank- Berlin), Wirtschaftlicher
Mehrwert guter Kulturvarictäten und
auserlesenen Saatgutes (Rümk er-
Breslau). Dr. Kr.
Ausstellungen und Kongresse. — • Aus den Vereinen,
_179
Ausstellungen und Kongresse.
Frankfurt a. Main. Grosse Rosen-
Ausstellung, Juni bis September.
Anmeldungen an ('. !'. Spanheim,
Sachsenhausen-Franlvtuit a. .Main.
Stettin. 7. bis 9. Oktober. Der
Stettin er Gartenbau- Verein ver-
anstaltet am 7., 8. und g. Oktober 1898
in den Sälen des Konzert- und Vereins-
hauses eine Pflanzen-, liinderci- und
Obst-Ausstellung.
Turin. Gelegentlich der All-
gemeinen italienischen Ausstellung in
'J'urin, April — Oktober 1898, finden auch
drei t e m p o r ä r e Gartenbau - Aus-
stellungen im Königlichen Garten statt:
1. Frühjahrsausstellung, 14. — 26. Mai,
2. Herbstausstellung, 18. — 29. Septbr.,
3. Chrysanthemum - Ausstellung, 22.
bis 29. Oktober,
Anfragen beim Gommissaire General
P. Palest rino.
Petersburg. Im iMai 1899 Avird in
Petersburg eine grosse internationale
Gartenbau-Ausstellung eröffnet werden,
Näheres durch Exzellenz Professor
Dr. Fischer von W a 1 d h e i m ,
Direktor des Kaiserlich botanischen
Gartens.
Gent (Mont St. Amand bei Gent).
Grosse allgemeine Gartenbau-Aus-
stellung des neubegründeten Gartenbau-
vereins »l/nion< April — Mai 1899. Aus-
kunft beim genannten Verein.
Aus den Vereinen.
Der Königliche Botanische Garten
stellte in der Sitzung des \'ereins zur
Beförderung des Gartenbaues in den
Königlich Preussischen Staaten am
28, April 1898 folgende Pflanzen aus:
1 Acacia hastulata Sm,, S. W.
Australien. (Mimosac.)
2 Acacia sinuata A. Cunn, Australien.
(Mimosae.)
1 Acrotriche ovalifolia R. Dr., West-
Australien. (Epacrid.)
3 Agathosma Ventenatiana Ijartl. et
Wendl., Capland. (Rutaceae.)
1 Agathosma Cerefolium E. Meyer,
Capland, (Rutaceae.)
2 Boronia heterophylla F. Müll., West-
Australien. (Rutaceae.)
1 Boronia fastigiata Bartl., West-
Australien. (Rutaceae.)
1 Correa speciosa Ait. var. major,
Australien, (Rutaceae,)
1 Eriostemon scaber Paxt., S. O.
Australien, (Rutaceae.)
2 Eriostemon myoporoides DC. var.
linearifolius Hort., Australien.
(Rutaceae.)
1 Gnidia carinata Thunbg., Capland.
(Thymelaeae.)
1 Pelargonium ovale Burm. {l\ tricolor
Curt,), Capland,
2 Stypandra glauca R. ßr., Australien.
(Liliaccae.)
1 Thomasia purpurea J. Gay, West-
Australien, (Sterculiae.)
Verein Deutscher Gartenkünstler.
In dem durch den Verein Deutscher
Gartenkünstler erlassenen Wettbewerb,
betreffend die Umwandlung eines alten
Friedhofes zu Crimmitschau in eine
Parkanlage, ist der erste Preis dem
Obergärtner der Gebr. Siesmayer,
Herrn Victor Goebel zu Frank-
furt a. M., lür die Arbeit mit dem
Motto »Otto«, der zweite und dritte
Preis dem Gartentechniker Herrn
E. May, ebendaselbst, für die Arbeiten
»Phoenix« bezw. »Simplex« zugefallen.
Ausserdem erhielt die Firma F. Körner
in Steglitz bei Berlin eine ehrende
Anerkennung.
Stettiner Gartenbau-Verein.
Jahresbericht über die Verhand-
lungen des Stettiner Gartenbau-
Vereins im Jahre 1897. Stettin 1898.
Mit dem Jahre 1897 beschloss der Verein
das 35. Jahr seiner regen Thätigkeit,
28o
Personal-Nachrichten. — Unterricht im Feldmessen. — Tagesordnung.
Personal-Nachrichten.
Dem Amts- und Gemeindevorsteher
Martin Hoffmann, Sohn des am 25.
April verstorbenen Ukonomierats
Julius rioffmann ist der König]. Kronen-
orden 4. Klasse, dem herrschaftlichen
ÜbergärtnerKühnezuOber-Teutschen-
thal im Mansfelder Seekreise ist das
Alloemeine I^hrenzeichen verliehen.
i Baumschulartikeln ausserhalbTemesvar
für sich bei.
Im Anschluss an unsern Bericht über
die 25 jährige Thätigkeit des Herrn
Übergartendirektors Bouche in Dres-
den möchten wir nur noch nachträglieh'
hinzufügen, dass demselben ausser den
darin angegebenen Auszeichnungen
noch der Albrechtsorden I. Klasse
u n d d e r B a y e r i s c h e V e r d i e n s t o r d e n
vom Heiligen Michael verliehen
worden ist.
Herr Wilhelm Mühle, k. u. k. Hof-
lieferant in Temesvcir hat seine über
40000 Dm umfassende Pllanzenkultur-
Gärtnerei am 1. Mai d. Js. seinem
Sohne Arpad Mühle übergeben und
wird Herr Arpäd Mühle, welcher
ganz Europa und Amerika fachlich
bereiste, dieselbe nunmehr selbständig
führen und noch erweitern. Herr
Wilhelm Mühle behält nach wie vor
seine Samenhandlung im eigenen Ge-
schäftshause der inneren Stadt sowie
auch seine Groskulturen in Samen und
Dem Kgl. Kommerzienrat E. Hclfft,
Berlin, Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, ist der
Kronen-Urden vierter Klasse verliehen
worden.
Dem Gärtnereibesitzer Galeslot in
Amsterdam, dem Professor Pynaert
van Geert in Gent, dem Professor
Dr. Zacharias-Hamburg und Dr.
Herz-Hamburg ist der französische
Orden für landw. Verdienst (merite
agricolc) verliehen.
Der bisherige Privatdozent der
Botanik Prof. Dr. Noll in Bonn ist
zum etatsmässigen Professor der land-
wirtschaftlichen Akademie zu Bonn (als
Nachfolger des Geheimrat Körnicke)
und zum ausserordentlichen Professor
an der Universität Bonn ernannt.
Der Bankdirektor Eduard Sanden-
Potsdam, Mitglied des Vereins zur Be-
törderung des Gartenbaues, ist zum
Königl. Kommerzienrat ernannt.
Wilhelm Bohne scn.. Handels-
gärtner in Leipzig-Lindenau, ist am
30. März im Alter von 5O Jahren ge-
storben.
Unterricht im Feldmessen
an der Berliner Fachschute für Gärtner.
Vom Sonntag, den 22. Mai ab lindet von 8 — 10 Uhr an 12 Sonntagen
Unterricht im Feldmessen durch Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Ilampel in
der Städtischen Baumschule vor dem Schlesischen Thor statt. Wir bitten alle
Prinzipale dringend, ihre Gehilfen und Lehrlinge auf diesen wichtigen Unterricht
aufmerksam zu machen. Anmeldungen bei Herrn Hampel vor dem Unterricht.
Honorar 3 Mark. L. Wittmack, Dirigent der Fachschule.
Tagesordnung
für die
847. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. ßartenliaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 26. Ulai 1898, 6 Uhr,
im Kgl. botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6-7.
I. Ausgestellte Gegenstünde. — 2. Erste Lesung des Etats. — It. Neuwahl sänimtlicber
Ausschüsse, — 4. Pieiichte über Belgien und Holland \om Hot'gürtner Hoffmann,
A. Clotofskv und L. Wittmack.
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent
vom 16. bis 24. April 1898.
\'on L. W i 1 1 m a c k.
IV. Blattpflanzen.
Ausser den beiden grossen Blaltpllanzengruppen "vor der Haupttreppe-
(Abb. 72, S. 264) war noch eine dritte höchst sehenswerte zu schauen, die von
Albert Rjgouts in Meirelbeke bei Gent. Hier sah man eine schöne Cochliostema
Jacobiana, Commelinaceae, die heute wenig mehr gezogen zu werden scheint,
mit vier rosa Blütenständen, Pandanus pacificans. Blätter ganz grün, mit drei
parallelen Hauptnerven, Dracaena Godseffiana, Dieffenbachia Jenmanni, Heliconia
illustris, Dracaena Triomphe de l'Exposition, ähnlich wie D. Douceti, gelbbunt,
an der Basis unterseits rötlich.
.\uch H. iMillet-Richard, Ledeberg bei Gent, stellte eine grosse Gruppe
Blattpflanzen aus, Maurice Verdonck, Gentbrügge, prachtvolle Pandanus
Veitchii. Pandanus inermis und Baptisti, letzterer mit gelbem Mittelstreifen.
Von wem das Riesen-Exemplar des Anthurium Hookeri stammte, welches,
einem weiten Becher gleichend, lo zungenförmige Blätter von 1,35 m. Länge
und -,2 cm Breite ausstrahlte, erinnere ich mich nicht mehr. Ich meine der
Name war nicht angegeben.
V. Araceae (Aroideae).
Schon bei den Blattpflanzen sind viele herrliche Araceen genannt worden,
ebenso schöne fanden sich aber auch unter den blühenden Pflanzen, und
natürlich vor allen Anthurien. Deren Zucht ist geradezu eine Spezialität der
Genter Gärtner, und zwar beschränken sie sich meist auf Anthurium Scherze-
rianum. Nur Froebel in Zürich dürfte ihnen in Bezug auf Reichhaltigkeit des
Sortiments gleichkommen, und dabei ist hervorzuheben, dass A. Scherzerianum
fast nie mit anderen gekreuzt wird, sondern dass alle Varietäten aus Samen
der echten Spezies entstanden sind. Staunenswert ist die Grösse der roten
Blütenscheiden.
Schon in Gartenflora 1893, S. 3S8 haben wir ein Bild der grossartigen
Gruppe des Privatmannes Plerrn A. Warocque gegeben, aber auch Handels-
gärtner leisteten ähnliches. Heute war A. Warocque wieder der glückliche
Gewinner des 1. Preises für A. Scherzerianum, aber A. De Smet, Ledeberg
stand ihm wenig nach. Auch alle möglichen bizarren Formen, gefüllte etc.
wurden ausgestellt.
Herr de Smet-Duvivie r ist wohl unter den Genter Handelsgärtnern
der tüchtigste Züchter von Anthurium Scherzerianum. Er hatte eine merk-
würdige, wenn man will, gefüllte Form, welche er A. Scherz, poraponatum
nannte. Die Scheide ist weiss, der Kolben gelb, an letzterem, zeigen sich aber
Ideine Kapuzen, die aus den weiblichen Blüten hervorgegangen. Sehr schön
'282 Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom iG. bis 24. April 1898.
waren seine A. S. Senateur Montefiore Levi, mit weisser, rot punktierter, unter-
seits dunkelroter Scheide und gelbem, gedrehtem Kolben, ferner A. S. triumphans
mit rosa Scheide. An einer riesigen roten Scheide eines anderen Anth. .Seh.
sahen wir übrigens die Spitze ganz grün werden, wohl ein Zeichen, dass die
Scheiden auch nicht in den Himmel wachsen, und dass die Kraft nicht mehr
ausreicht, um so grosse Flächen rot zu färben.
VI. Bromeliaceen.
Wie immer waren auch Bromeliaceen in Gent reichlich vertreten, so von
L. De la Ruye-Cardon, in Ledeberg bei Gent. M. A. Rigouts in Meirelbeke,
L. Duval, Versailles, F. van Driesche-Leis, L. Eeckhoute, in St. Denis-
Westrem bei Gent, De Bruycker, Gentbrügge, C. Duprat, Bordeaux, Jacob
Makoy, Lüttich und vom grossen Liebhaber Moens.
Das interessanteste von allen war wohl ein buntes Nidularium amazonicum
Treyerani von C. Duprat, Bordeaux, der reine Papagei, so bunt, wie ich noch
keine Blatt-Bromeliacee gesehen, Unterseite der Blätter kupferig kirschrot, mit
schwarzgrünen Streifen, Oberseite mit grünem Mittelstreifen und gelben
Rändern oder fast ganz gelb, das Ganze wie lackiert, eine sehr schöne Pflanze,
ca. 50 cm im Durchmesser.
L. Duval, Versailles stellte eine blühende Vriesea Rex aus. die seit fünf
Monaten in Blüte stand, ferner unter seinen vielen Neuheiten: V. Rex superba,
heller rosa als die Stammform, Vrisea hybr. Ducreti (splendidaXMorreni). Aehre
scharlachrot, V. gloriosa (BarilletiX incurvata) rot, V. Henrici (splendensX
splendida), D. Elmireana (splendensXcardinalis), V. Petersiana (guttataX
Barilleti), abgebildet in Gartenflora 1895, S. 457, im Berliner Botanischen
Garten von Herrn Obergärtner Peters erzogen, V.Wiotiana (BarilletiiXpsittacina),
V. Poelmanni (gloriosaXsuperba) sehr schöne, dichte, dunkelrote Aehre,
V. Griesseniana (V. BarilletiXW corallina, syn. Encholirion corallinum), Aehre
mit ganz weitläuftig gestellten Blüten, Deckblätter rot, Blumen gelb.
Wunderschön gelb gestreift war die riesige Vriesea hybr. Moensii in der
Blattpflanzengruppe der Societe anonyme Gantoise. Riesig gross war auch eine
unbenannte weiss gestreifte Vriesea, deren Eigentümer nicht genannt war
Eine andere, schöne Pflanze Vriesea Memoria Moensii von A. Rigouts
ist ein Bastard, offenbar von V. incurvata und vielleicht Barilletii gefallen
mit schön orangeroten Deckblättern, die gelb punktiert und gelb gerandet sind.
Herr Moens, Lede, hatte Caraguata van Volxemi, C. Zahnii, Vriesea
Jonghei, V. Philippo-Coburgi, Echinostachys Pineliana etc. ausgestellt. Arthur
de Smet eine Vriesea magnifica, Rispe aus vielen kleinen braunen Aehren.
V. Lubbersi, Rispe aus mehreren grossen grünen Aehren und Aechmea
mexicana etc. Aechmea mexicana möchten wir als stattliche Pflanze mit
glänzend schneeweissen, beschuppten Beeren in grosser Rispe den Liebhabern
sehr empfehlen.
VII. Die Palmen, Cycadeen und Farne.
Von allen diesen waren grosse Sammlungen vorhanden, und es würde
zu weit führen, hier alle Aussteller aufzuzählen. Für 25 grosse Palmen erhielt
die Societe Gantoise den ersten Preis, einen Kunstgegenstand des Grafen
de Kerchove de Denterghem, den zweiten de Smet freres, für 15 grosse
von Liebhabern J. Moens in Leda, von Handelsgärtnern Emile de Cock,
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom i6. bis 24. April i8g8. 28^
Schatzmeister der Gesellschaft, den dritten A. Rigouts; 15 kleinere Palmen,
nicht über 1,50 m hoch, incl. Gefäss, waren von drei Seiten ausgestellt. Ferner
waren viele Aufgaben für einzelne Palmen, sowie für neuere, unter denen die
des Herrn C. Petrick-Gent den ersten Preis erhielten. Hierunter waren:
Areca Ilsemanni, Martinezia corallina, Linospadix Petrickiana, und als ganz neu
Licuala Leopoldi. A. Rigouts stellte eine Chamaerops humilis graminifolia aus.
Die schönsten Cycadeen waren wie immer von dem Liebhaber
de Ghellinck de Walle- Gent, aber auch de Smet fr eres brachten schöne
Exemplare. Die schönsten Baumfarne brachte die Gräfin de Kerchove
de Denterghem, die Besitzerin des herrlichen Wintergartens, Mutter des Präsi-
denten der Gesellschaft. Letzterer, sowie Pynaert Van Geert und Emile
de Cock stellten bäum- und krautartige Farne aus, de Smet schöne, durch-
sichtige Farne. Todea, Hymenophyllum etc.. sowie Platycerium. Pynaert
v^an Geert brachte noch eine schöne Gleichenia und ein desgl. Platycerium.
Nephrolepis waren von verschiedenen in sehr guter Kultur. Bei der Beurteilung
der Farne war es störend, dass die Aussteller zuweilen mitten in eine Gruppe eine
einzelne Schaupflanze stellten, so dass es aussah, als ob sie mit zur Gruppe
gehöre, während bei genauerer Betrachtung dieses Exemplar um einen be-
sonderen Preis als Schaupflanze konkurrierte.
\7III. Die gemischten Gruppen (Miscellanees).
Hierher gehören vor allem die bereits erwähnten grossen Gruppen von
40 Pflanzen vor der Treppe und im Hauptsaal überhaupt, für die ein englisches
Komitee im Andenken- an Louis van Houtte pere Preise gestiftet. Es war für
die Jury ein schwerer Entscheid, da alle 3 Bewerber Grossartiges geleistet hatten.
Den ersten Preis, Kunstgegenstand im Werte von 300 Frs., erhielt die Societe
horticoleGantoise; den zweiten, Kunstgegenstand imWerte von 2ooFrs.. A.Rigouts;
den dritten, goldene Medaille von 100 Frs., die Societe anonyme Louis van
Houtte pere. Ferner wurden aber auch zum Teil hierher die Kalthaus-
pflanzen, Xeuholländer etc., gerechnet, die in grosser Zahl im Annex ausgestellt
waren. Den Preis Ihrer Majestät der Königin der Belgier erhielt E. de Cock-
Gent. Auf seine Pflanzen und auf die schönen der Herren Bedinghaus (Lieb-
haber), F. van Driesche-Leys, G. van den Abeele in Columbien wird bei
den Kalthauspflanzen näher eingegangen werden.
IX. Kletter- und Ampelpflanzen.
Diese waren wenig vorhanden. Wir bedauerten namentlich, dass so
wenig Clematis da waren; diese sahen wir 1895 in Paris in so herrlicher
Kultur. — Hübsch war die Sammlung von Emile de Cock. die teils blühende,
teils nicht blühende enthielt. Aufmerksam zu machen ist auf Manettia bicolor,
die wir auch in Utrecht und im Haag sehr schön sahen. Hofgärtner Kirchner-
Dessau hat kürzlich mit Recht diese Pflanze wieder ans Licht gezogen (Gartenfl.
Heft 8 S. 314, mit Abb., sie baut sich aber viel zierlicher, als dort erscheint).
Rühmend verdient das grosse Sortiment Asparagus-Arten von L. & G. Duriez
freres in Wondelghem bei Gent hervorgehoben zu werden.
X. Kannenpflanzen.
Hier war nur James Veitch & Sons, London - Chelsea, vertreten, mit
herrlichen Exemplaren von Xepenthes, u. a. Veitchii. N. Curtisii superbum,
284
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom 16. bis 24. April i{
N. sanguinea, Sarracenia Chelsoni, ganz dunkelbraun, Sarr. Steveni in Blüte,
der seltenen Heliamphora nutans und vielen anderen.
Zum Beweise, dass die Handelsgärtner sich wirklich reichlich in Gent
beteiligten, nennen wir hier nur die Leistungen eines jüngeren Ausstellers,
L. Eeckhoute - St. Denis -Westrem bei Gent. Derselbe erhielt in Konkurrenz
No. 2: 12 neue Pflanzen aus Samen erzogen, den 3. Preis und führte vor: Dracaena
Eeckhoutei, mit langen, fontänenartig sich zurückschlagenden Blättern, D. Bruanti
Abb. 73. Ein Theil der neuen Pflanzen von F. Sander & (^o., St, Albans u. Brügge,
auf der Genter Ausstellung.
I Leea sambucina (Roehrsiana). 2 Areca Ilsemanni. 3 Keiitia W'arteliana, links von der Miite des
Bildes, die Palme mit einge? clinittenen Bliitteni. 4' Ceiatolobus Micholitzi (in der Mitte des
Bildes). 5 Calamus Caroli. 6 Drei Acalypha Sanderi. 7 Calamus Alberti. 8 Acalypha Godseffiana.
striata elegans, D. Deonysiana von dichtem, zierlichem Bau, alles Kalthaus-
pflanzen, eine Clivia Lindeni fol. var. mit hübschem gestreiftem Laub und schöner
Blüte, ferner Hybriden von Azalea moUis mit Blumen, wie A. indica, Hybriden
von Azalea linearifolia mit roten bezw. scharlachroten und rosa Blumen,
während die vStammform bläulich-rot ist. Ferner stellte er u. a. aus: Vriesea
tesselata, eine neue gefüllte Azalea, Mlle. Emma Eeckhoute, ein fixierter Sfjort-
zweig von Mme. Louis Eeckhoute, Blumen 12 cm Durchmesser, violett, lila
mit weissem Rand, die schönsten der ausgerandeten gefüllten, weiter 6 Azalea
balsaminaeflora Moor. (syn. A. Rollisoni und A. rosaeflora), leider eine fast
vergessene schöne Hybride, eine prachtvolle Sammlung Kamellien, Hochstämme
Sanders Neuheiten in Gent. — SchutzzoUversammlung in Dresden. 285
und Pyramiden, ein baumartiges Rhododendron (Mme. Wagner) mit 3 m Kronen-
durchmesser, endlich Cyperus alternifolius fol. var., Viburnum Tinus. Aucuba
und Yucca quadricolor.
Sanders Neuheiten in Gent.
•-fcj-i. (Hierzu Abb. yS.)
^^ ir geben heute die Abbildung einesTeiles der Neuheiten von F.Sander &Co.,
St. Albans und Brügge, auf der grossen Genter Ausstellung.
Ganz links oben (Xo. 1) ist Leea Roehrsiana Hort. Sand, oder nach
Masters Leea sambucina, sichtbar, eine wilde Weinart der Tropen, links in der
Mitte des Randes (No. 6) Acalypha Sanderi; im Schatten derselben links unten
(No. 2) die zierliche Palme Areca Ilsemanni, benannt nach Herrn Ilsemann,
Stadtgärtner in Budapest. Rechts von dieser ragt (No. 3) die Palme Kentia
Warteliana hervor, benannt nach Herrn Wartel, Direktor der Societe horticole
Gantoise, oben rechts (No. 5) die mit ihren Fiedern breit ausladende Palme
Calamus Caroli. Zwischen beiden, in dem Centrum des Bildes (No. 4), ist
eine vierte Palme, Ceratolobus Micholitzii Hort. Sand., benannt nach Sanders
Reisenden Micholitz, noch eben erkennbar. Die ganze rechte Seite des Bildes
wird eingenommen von einer Acalypha Sanderi (Xo, 6), die wir in Gartenflora
S. 270 grösser abgebildet haben. Den ganzen Vordergrund bilden zahlreiche
Exemplare der weissberandeten Blattpflanze Acalypha Godsefüana (nach dem
Obergärtner des Herrn Sander in St. Albans, Godseff, benannt) (No. 8). Endlich
erhebt sich oben links (No. 7) die feingefiederte Palme Calamus Alberti.
SchutzzoUversammlung in Dresden
am 30. April !897.
Ä^A^/^ie Ernst Kaiser-Leipzig-Lindenau im Handelsblatt No. 20 mitteilt,
Yc/ beschäftigt sich die Gartenbau-Gesellschaft Feronia in Dresden seit
länger als einem Jahre mit den Vorbereitungen zur Erlangung einesSchutzzolles auf
sämtliche gärtnerische Artikel und hofft gegenwärtig durch Stimmenzählung
im Königreich Sachsen festzustellen, dass alle sächsischen Handelsgärtner und
besseren ßlumenhandlungen, mit Ausnahme einiger Grenzbewohner, für
Schutzzoll stimmen werden.
Der Gartenbau-Verband für das Königreich Sachsen hatte dagegen auf
seiner diesjährigen Hauptversammlung beschlossen, nur für Schnittblumen
und Bindegrün einen Schutzzoll zu erbitten. Dies erregte natürlich bei der
Feronia und auch beim Leipziger Gärtnerverein lebhaften Widerspruch. Der
Gartenbau -Verband sah sich veranlasst, am 30. April eine neue Versammlung
einzuberufen, in welche auch dem Verbände nicht angehörige Vereine auf je
50 Mitglieder einen Vertreter entsenden konnten. Herr Traugott Jacob
Rudolph Seidel, der Vorsitzende des Verbandes, eröffnete die \'ersammlung
mit einem Hoch auf Seine Majestät den König von Sachsen.
Flervorzuheben ist, dass an dieser Versammlung auch ein Vertreter des
sächsischen Ministeriums, Herr Geh. Regierungsrat Röscher, teilnahm.
Dieser hob hervor.
285 Billbergia hybrida Hoelscheriana.
die Regierung habe erkannt, dass der Gartenbau in Bezug auf seine
Vertretung bei der Regierung nicht mehr als Nebenbetrieb der Land-
wirtschaft zu behandeln sei, sondern künftig eine eigene Position
erhalten müsse. Der bisherige vStandpunkt sei durch die gänzlich
veränderten Verhältnisse geschwunden.
Herr Geheimrat Röscher trug auch eine von ihm gemachte Zusammen-
stellung der schutzzollgesetzlichen Bestimmungen der übrigen Länder vor,
welche auch dem ^^erband der Handelsgärtner Deutschlands auf Bitte seines
mitanwesenden Vorsitzenden, Herrn van der Smissen-Steglitz, zur \"erfügung
gestellt werden soll.
Der einzige Redner, der gegen Schutzzoll sprach, war Herr Michel-
Zittau. Er bemerkte, dass nicht nur ausländische Ware, sondern auch deutsche
durch Auktionen zu Schundpreisen ins Publikum komme: ferner bezahlten die
Handelsgärtner ihre Gehilfen zu schlecht, deshalb machten sich diese bald
selbstständig, um ihre Kraft rentabler zu verwerten, Da sie aber meist ohne
Barmittel, so verkauften sie ihre Erzeugnisse oft. um nur leben zu können,
unter dem Kostenpreis -\ das sei der wesentlichste Faktor zum Ruin der
deutschen Gärtnerei. Die Blumenhändler seien der Ansicht, dass der deutsche
Gärtner nicht imstande sei. den Dedarf an Schnittblumen zu decken.
Trotzdem erkannte Herr Michel den durch ausländische Konkurrenz hervor-
gerutenen Notstand der deutschen Gärtnerei an: doch müsse er sich gegen
einen Schutzzoll erklären, weil er Repressalien von Österreich fürchte, die
insbesondere die Zittauer Gärtner, welche viel Gemüse nach den österreichischen
Grenzgebieten liefern, schwer treffen würden.
Herr van der Smissen bemerkte, dass nicht nur deutsche Schnittblumen-
häudler ihren Bedarf aus dem Auslande deckten, sondern auch hochgestellte
Personen direkt Blumen aus Italien kommen lassen. F ü r die Grenzgebiete
Hessen sich vielleicht Ausnahmebestimmungen treffen. Für Schutzzoll sprachen
die Herren Mietzsch, Olberg, Richter, Raue und viele andere.
ßiiibergia hybrida Hoelscheriana.
(B. nutans X Saundersi.j
Erzogen von G. Kittel. (Hierzu Abb. 7(3.)
'flanze mittelhoch, Blätter zungenförmig, ca. 40 — 45 cm lang. 3 — 4 cm breit,
" entfernt fein gezähnt, matt-grün, etwas kleiig, unterseits. namentlich an
den nicht sehr verbreiterten Scheiden, weinrot und mehr oder weniger mit
durchscheinenden Flecken versehen. Der untere Teil der Blätter bildet eine
lockere Röhre, der obere hängt zierlich im Bogen über.
Blütenstiel schön übergebogen, incl. der Traube 45 — 50 cm lang, rosarot,
von den schön karminroten Deckblättern im unteren Teile ganz umhüllt.
Deckblätter lanzettlich, ca. 10 cm lang, 2 cm breit, mit langer Spitze, ziemlich
flach, nach der Blüte aber zusammengerollt, meist steril, nur das oberste oder
die beiden obersten kleineren, 6—8 cm langen tragen eine Blüte in ihrer Achsel.
Die übrigen Blüten stehen ohne Deckblätter an der zickzackförmig gebogenen,
ca. 13 cm langen Achse der Traube. Die einzelnen Blüten mit sehr kleinem, drei-
Abb. yö. Billbergia hybrida Hoelscheriana Kittel.
Deckblätter und Kelche schön karminrot, Ijlumen grün mit blauem Saum.
^33 Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in West-Afrika.
eckig lanzettlichem, rötlichem Vorblatt. Blütenstiel sehr kurz, grün, unter-
ständiger Fruchtknoten grün, cylindrisch, aber nach oben etwas erweitert,
schwach gefurcht, i cm und darüber lang, Kelchblätter lineal-lanzettlich,
kaum spitz, zusammengeroUt-röhrig, karminrot, an der Spitze indigoblau,
2 cm lang. Blumenblätter noch einmal so lang wie die Kelchblätter, grün,
röhrig, an der Spitze zurückgebogen — abstehend, und hier mit schönem, indigo-
blauem Saum. Staubfäden mit schönen, goldgelben Staubbeuteln, anfangs
etwas kürzer als die Blumenblätter. Griffel mit den 3 spiralig zu einem länglichen
Köpfchen zusammengedrehten grünen Narben länger als die Staubgefässe, so
lang wie die Blumenblätter, protogynisch, d. h die Narben vor dem Aufspringen
der Staubbeutel befruchtungsfähig, also auf Fremd-Bestäubung angewiesen.
Dieser schöne, von Georg Kittel in Eckersdorf bei Neurode, Schlesien,
gezogene Bastard ist wohl der erste, der zwischen B. nutans und Saundersi
erzogen ist. Er hat von Saundersi (Grartentl. 1890 t 1316) die weinrote
Unterseite, die durchscheinenden Flecke und die Breite der Blätter, von B. nutans
den ganz überhängenden Blütenstand und den blauen Saum der Blumenblätter,
der aber hier schön indigoblau geworden ist, wie bei B. Saundersi. bei welcher
indess nicht bloss der Saum, sondern die ganze Spreite der Blumenblätter indigo-
blau ist.
Der Blütenstand sieht dem von B. Perringiana (Gartenfl. i8qo t 131 S)
sehr ähnlich (B. nutans X Liboniana), ist aber noch schöner, weil das Rot der
Deckblätter karminrot und das Blau der Blumenblätter lebhafter sind.
Billb. Hoelscheriana vereinigt in ihren Blüten nur reine zarte Farben,
welche in der Zusammenwirkung dem ganzen Blütenstand besonderen Reiz
verleihen. L. Wittmack.
Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in West-Afrika.
Vortrag, gehalten in den \'ereinigten Ausschüssen für Blumen- und Gemüsezucht des \'ereins
zur Beförderung des Gartenbaues am 5. Mai 1898.
-. \'on Otto Morris.
nim Anfang des Jahres 1896 wurde ich von einer Privatgesellschaft nach
s^ West-Afrika hin engagiert, um dort die Verwaltung einer Plantage im
französischen Guinea zu übernehmen resp. dieselbe an- und auszubauen. Bis
Konakry an der Sierra Leone-Küste führte mich ein Dampfer der Woermann-
Linie, von hier hatte ich bis zu meinem Bestimmungsort noch ungefähr zwei
Tagereisen mit einem Segelboote den Dubreka-Fluss hinauf zurückzulegen.
Dieser Teil von Franz. Guinea gehört derRepublikFrankreich erst ca.6— 7 Jahre an.
Der Haupt- und Handelsort dieser Kolonie ist Konakry, welches unmittelbar
am Meere liegt. Die Stadt an und für sich ist nicht gross, jedoch ganz schön
und sauber angelegt, die Strassen vor allem sind breit und möglichst schnur-
gerade durch alle Stadtteile gezogen, für Strassenbeleuchtung (Petroleumlaternen)
ist ebenfalls gesorgt und ist letztere Fürsorge in den dunlden Nächten, wo man
oft nicht die Hand vor Augen sehen kann, von grosser Wichtigkeit. Ausser-
dem besitzt Konakry seit neuerer Zeit ein Hotel und eine Markthalle. Die
Lebensbedürfnisse sind in diesem Hotel verhältnismässig den Tagespreisen
entsprechend und kann man monatlich daselbst schon für 120 — 180 Fr. seine
Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in West-Afrika. 28ü
volle Beköstigung inklusive Getränke haben. Für junge Europäer ist diese
Einrichtung von grossem Werte, denn sie gehen dadurch vielen Unannehmlich-
keiten, die sie sonst mit Koch und »Boy«*) zu überstehen haben, vollständig
aus dem Wege.
Die Stadt hat ca. 6—8000 Einwohner, darunter ca. 150 — 200 Europäer
verschiedener Nationen; die Gebäude der Europäer sowie die Geschäftsräume
derselben sind vollständig massiv aufgebaut, einige sind sogar im schönen
Villenstil gehalten und sind alle Häuser mit Wellblech abgedeckt; hat sich
doch letztere Bedachung für die Tropen bis jetzt am vorteilhaftesten bewährt.
Hierzu möchte ich noch erwähnen, dass ich vollständige Häuser aus Wellblech,
wie man sie verschiedentlich in den Tropen aufbaut, nicht empfehlenswert
linde, da der Aufenthalt in diesen Häusern während der heissen Jahreszeit kaum
zu ertragen ist.
Konakry liegt ziemlich tief und ist daher in der Regenzeit nicht der
gesündeste Ort der Gegend. Als höchster Verwaltungsbeamter herrscht hier
ein Gouverneur, welcher schon viel für die Kolonie geleistet hat; ausserdem
hat Konakry eine Schutztruppe, bestehend aus Senegalesen (aus dem Senegal)
unter Kommando einiger französischer Offiziere; diese Truppe ist den Ver-
hältnissen nach gut organisiert. Ferner ist ein tüchtiger Arzt, welcher bereits
eine 18jährige Tropenthätigkeit hinter sich hat, am Platze. Selbstredend fehlt
hierzu ein gut eingerichtetes Hospital nicht, wo jeder Kranke, gleichviel
welcher Nation er angehört, die aufopferndste Pflege erhält. Im übrigen lebt
es sich in Konakry ganz nett und habe ich bei meinem jeweiligen Aufenthalte
bei Aus- und Heimreise die liebenswürdigste Gastfreundschaft genossen.
Den zweiten Tag nach meiner Ankunft war mein Boot reisefertig und
fort ging es meinem Bestimmungsorte zu. Das Boot ist bemannt mit 5 bis
7 Ruderern und einem schwarzen Kapitän, der die eigentliche Fahrstrasse genau
kennen muss, denn der Dubreka-Fluss hat viele gefährliche Sandbänke und ist
ausserdem sehr felsenreich, und da man keinen Kompass benützt, heisst es
scharf aufpassen. In der heissen Zeit ist die Fahrt eine leidlich schöne zu
nennen, denn von beiden Seiten ist der Fluss von wuchernden, üppigen
Mangroven bewachsen, das Gegenteil kann man aber von einer Fahrt während
der Regenperiode berichten. Bei Ankunft in Korrerah wurde ich von meinem
Chef auf das liebenswürdigste empfangen und mit meinen zukünftigen Obliegen-
heiten zunächst vertraut gemacht.
Korrerah ist ein kleiner Handelsort, am Dubreka-Fluss gelegen und hat
daselbst mein Chef ein grösseres Handelshaus; ausserdem sind hier noch
ca. 10 — 12 andere Handelsfirmen vertreten. Als Haupthandelsartikel gilt hier
noch der Rubber (Kautschuk, Gummi elasticum) ; ferner werden noch exportiert
Palmenkerne, Palmenöl, Felle, Copal u. s. w. Die meisten Bezahlungen linden
in Naturalien statt, an Geld ist der Frank und Schilling massgebend.
An dem darauffolgenden Tage fuhr mein Chef mit mir zur Besichtigung
der Plantage nach Kally Kourry; die Plantage hat den Namen des gleichlautenden
Ortes angenommen. Kally Kourry liegt ungefähr 1 Stunde von Korrerah ent-
fernt und ist per Boot und auch zu Lande sehr leicht zu erreichen.
Wie fast alle grossen Unternehmungen bei ihrer Gründung viel Geld ver-
schlingen und enormes Lehrgeld bezahlen, so blieb auch unsere Plantage nicht
*) Boy, englisch, bedeutet wortlich Knabe, hier aber Diener.
2QO Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in ^^'est-Af^ika.
davon befreit. Einerseits haben die Gründer derselben vom Plantagenbau im
allgemeinen keine Ahnung gehabt, ausserdem den grössten Fehler dadurch
begangen, dass sie auch keine erfahrenen Leute aus der Praxis zu Rate zogen,
infolgedessen sind grosse, fast unentschuldbare Fehler bei der ganzen Ein-
richtung der Plantage gemacht worden. Sie sagten sich einfach: Der Kaffee,
der in den Bergen häufig wild vorkommt, gebraucht weder Pflege noch Auf-
wartung, also muss der kultivierte auch ohne Vorbereitung des Bodens etc.
fortkommen, wenn er nur in den Boden hineingepflanzt wird, und so stopften
sie eine Plantage von ca. 300 Morgen mit 300 000 Kaffeepflanzen in einem
Jahre voll. Die Folge der gänzlichen Sachunkenntnis Hess auch nicht lange
aut sich warten und im zweiten Jahre war soviel wie nichts mehr vom Kaffee
zu sehen, die Pflanzen waren fast alle zu Grunde gegangen, und nur ein kleiner
Bruchteil konnte noch von mir gerettet werden, indem ich diese in gut vor-
bereitete Pflanzlöcher umpflanzen Hess. Obwohl die Jahreszeit zur Aussaat
schon sehr vorgerückt war (die eigentliche Saatzeit ist bei uns der Monat
Januar), Hess ich doch sofort einige geschützte Plätze rajolen, legte Beete an
und säete Katfeesamen, welchen wir aus Freetown und Liberia bezogen hatten,
aus; die Beete wurden beschattet und gut bewässert. Um die Bewässerung
leichter herzustellen, Hess ich verschiedene Brunnen graben und gewann da-
durch das Wasser in nächster Nähe dieser Anlagen. Leider lässt sich das
Flusswasser, da es mit dem Meere in Verbindung steht und stark salzig ist,
nicht zum Giessen verwerten, und wir sind daher auf Grundwasser zur Bewässe-
rung angewiesen.
Schon nach 3 Wochen ging der Kaffee auf; sobald derselbe das dritte
Blatt entwickelt hatte, wurde er mit dem Pflanzholz pikiert, das heisst auf
vorher gut hergerichtete Beete, und so gewann ich schon im Herbst ein schönes,
selbstgezogenes Pflanzmaterial. Die stärksten Pflanzen, ca. 50 000, wurden in
der darauffolgenden Pflanzzeit ausgepflanzt und die übrigen nochmals mit dem
Spaten auf Beete pikiert.
Die Vorarbeiten zur Pflanzung sind folgende: Zunächst wird das zu be-
pflanzende Land gereinigt von Schilf, Gras und Gesträuch, welches im Wege
steht; dabei muss aber beobachtet werden, möglichst den natürlichen Schatten
resp. Windschutz, wie bessere Bäume etc. zu verschonen. Die Pflanzen werden
in Abständen von 10 Fuss im Verband gepflanzt; die Pflanzlöcher werden
1 Meter im Quadrat und i Meter tief ausgehoben. Diese Arbeiten werden in
der heissen Zeit vorgenommen und müssen kurz vor der Regenperiode beendet
sein; dann bleiben sämtliche Löcher offen liegen, um erst gehörig vom Regen
eingewässert zu werden, denn je tiefer der Regen eindringen kann, je lockerer
wird der Unterboden gemacht. Hierauf werden die Löcher vollgefüllt und nun,
sobald sich der Boden gesetzt hat, beginnt das eigentliche Pflanzen. Ich ver-
teile die Reihen dabei so, dass stets zwei Alann zusammenarbeiten. Natürlich
kann diese Pflanzung nur unter Beaufsichtigung geschehen; obwohl die Leute
sich ziemlich geschickt dabei anlassen; das heisst, wenn man sich selbst die
erdenklichste Mühe dabei giebt, den Leuten das richtige Hantieren immer
wieder zeigt, dann gelingt es, gute und tüchtige Arbeiter heranzubilden.
Die Pflanzzeit erstreckt sich bis Mitte September; später gepflanzte Kaffee-
bäumchen wurzeln schwer an und leiden zu sehr in der darauffolgenden
heissen Zeit.
Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in West-Afrika. 2Q I
Sobald die Pflanzarbeit beendet, geht es ans Schattieren, denn im ersten
Jahre nach der Pflanzung lasse ich die Pflanzen alle schattieren, und, wenn
diese Arbeiten zur richtigen Zeit gut und sicher ausgeführt wurden, dann
werden wenige Verluste zu verzeichnen sein. Als Schatten verwerte ich
meistens Palmenwedel der Olpalme und auch Schilf. Meine beiden Jahrgänge,
Kaffee sowohl wie Kakao, stehen vorzüglich und verspreche ich mir in einigen
Jahren eine gute Ernte, welche alle Mühen reichlich aufwiegen dürfte.
In der heissen Zeit werden die Kaffeebäumchen im Umkreise von ungefähr
einem Meter mit altem verrottetem Gras (Kompost) überlegt, damit die
glühenden Sonnenstrahlen den zarten Wurzeln nichts anhaben können und der
Boden nicht hart gedörrt werde. Später in der darauffolgenden Regenperiode,
lasse ich sämtliche Kaffeepflanzen mit Giessrändern, welche mit der Hacke
hergestellt werden, versehen, damit der strömende Regen den Pflanzen soviel
wie nur irgend möglich, auch wirklich zu gute kommt und nicht mit seiner
reissenden Gewalt einfach abläuft.
Auch einige Feinde hat der Kaffee. Zunächst kommt hier die gefährliche
Werre in Betracht; dieselbe nagt die jungen Wurzeln mit Vorliebe ab und
muss ihr daher sehr nachgestellt werden; ausserdem giebt es einen bunten
Kaffeespringer; derselbe, so reizend das Tierchen auch aussehen mag, ist der
ärgste Feind des Kaffees, denn er frisst das Laub der Kaffeebäume radikal ab;
obwohl das Däumchen nicht zu Grunde geht, leidet es doch in seiner Ent-
wicklung dadurch sehr. Um diese lästigen Tiere zu vertreiben, stelle ich
in den Zeiten ihres Auftretens einige Leute zur Unterdrückung dieser Plage
an, die speziell weiter nichts thun brauchen, als diese Feinde der Pflanzungen
zu vernichten.
Hier sei mir gleichzeitig noch gestattet, der höchst gefährlichen Wander-
heuschrecke zu erwähnen, dieselbe tritt mehrmals im Jahre in unglaublichen
Zügen auf, die Schwärme sind oft so enorm, dass buchstäblich auf mehrere
Stunden hindurch die Sonne verfinstert wird; jeder Grashalm fällt diesen
gefährlichen Fressern zum Opfer. In Zeiten der Reisernte sind die Heu-
schrecken dem Eingebornen die schwerste Strafe; denn wo dieselben auf-
treten, ist die Ernte vollständig vernichtet. Zu unserm Glück gehen die Tiere
weder an Kaffee noch an Kakao, das Laub muss ihnen doch wohl nicht
munden.
Die Behandlung des Kakao ist ähnlich wie die des Kaffees. Doch
möchte ich behaupten, dass er noch eine bessere Behandlung resp. Aufwartung
erfordert; vor allen Dingen ist er empfindlicher und beansprucht eine ge-
schütztere Lage, mehr Feuchtigkeit zum üppigen Gedeihen und vor allem eine
recht sorgfältige Pflanzung, denn Kakao macht als junge Pflanze eine längere
Pfahlwurzel und weniger Faserwurzeln, infolgedessen muss er subtiler be-
handelt werden, um gut anzuwachsen; er wächst sparriger als der Kaffee.
Letzteren erziehe ich möglichst in Pyramidenform oder auch Buschform, von
hochstämmigen Pflanzen will ich nichts wissen, da die Stämme leicht Brand-
flecke bekommen, und eine derartige Pflanze nur einige Jahre alt werden kann
um alsdann plötzlich abzusterben. Der Kaffee, auch der Kakao muss möglichst
so gezogen werden, dass er sich selbst mit seiner Belaubung beschattet. Eine
Kaffeepflanze, vollbesetzt mit Blüten, gewährt einen herrlichen Anblick, den
schönen weissen zarten Blumen entströmt ein herrlicher Wohlgeruch, auch.
291
Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in West-Afrika.
kurz vor der Reife, wenn die Pflanze mit ihren schönen kirschroten Beeren
das Auge erfreut, ist es eine herrliche Genugthuung für jeden Tropenpflanzer
und erst dann ist und wird er stolz auf seine Pfleglinge. Um die weiteren
Arbeiten einer Plantage aufzuzählen, würde für heute zu weitführen, daher
möchte ich jetzt einige andere Punkte noch erwähnen, welche jedenfalls mehr
Interesse für den Europäer haben.
Das Klima in unserer Kolonie ist ein ziemlich gutes zu nennen; obwohl
in der heissesten Zeit das Thermometer bis auf 30— 33O R. im Schatten steigt.
ist die Hitze doch zu ertragen, da ja dieselbe mit jedem Alonat allmählich
steigt, und da der Europäer in seinen Tropenkleidern nicht beengt einhergeht,
gewöhnt er sich bald an die so A-erpönte Hitze. In der heissen Zeit hat man
dazu weniger unter Fiebererscheinungen zu leiden und ist verhältnismässig in
dieser Zeit stets frisch und wohlauf; wenn auch mitunter etwas Schwäche nicht
ausbleibt, so ist sie doch nicht gleich ernst zu nehmen.
Die heisse Zeit währt von ^'ovember, Dezember bis März, April; dann
beginnt die Regenperiode, in dieser Zeit ist die Tagestemperatur 16 — 24*^' R.;
eine Temperatur, die in den Tropen sehr angenehm auf den Körper wirkt;
wäre es kühler, so wäre es für den Europäer empfindlicher. Die Nacht-
temperatur fällt allerdings oft bis auf 8— jo« R. und diese frische Kühle
empfinden wir namentlich morgens recht sehr, dabei heisst es dann, sich in
acht nehmen; man muss sich in dieser Zeit wärmere Kleidung anlegen und
vor allem nasse Kleider und Wäsche sofort wechseln, dies ist eine Haupt-
bedingung, um dem Fieber aus dem Wege zu gehen resp. ihm trotzen zu
können.
Ausserdem ist in den Tropen — und das kann garnicht oft genug hervor-
gehoben werden — vor allen Dingen im Essen und Trinken eine geregelte
Diät von grosser Wichtigkeit; zu viele Spirituosen sind das schädlichste Gift,
nicht nur für den Europäer, sondern es untergräbt auch die Gesundheit der
Eingeborenen.
Der Eingeborene unterliegt überhaupt sehr vielen Krankheiten und habe
ich täglich Krankheitsfälle unter meinen Arbeitern zu verzeichnen, allerdings
kann ich hierunter auch manchen Faulkranken rechnen. Der Susu-Neger ist im
grossen und ganzen ein gutmütiger Menschenschlag; er ist sehr genügsam und
leicht zur Arbeit zu gewöhnen. Die Leute essen täglich nur einmal eine
Ilauptspeise und zwar ist Reis ihre Nationalspeise, ab und an essen sie hierzu
ein Hühnchen; doch Früchte geniessen sie nebenbei fast den ganzen Tag und
sind ja auch letztere sehr gesund. Zu meinem eigenen Wohlbefinden bedarf
ich sehr der Früchte und möchte ich meinerseits behaupten, dass das fleissige
Geniessen von Früchten in den Tropen der Gesundheit sehr förderlich ist.
An Früchten giebt es die schönen Mango. Nebenbei bemerkt ist dieser
Baum der schönste Tropenschmuck, im Wuchs sowie in der Belaubung. und
einen schöneren Schattenspender wie den Mangobaum kann ich mir garnicht
denken. Ferner giebt es die verschiedensten Bananensorten, welche dort, reif
vom Stamm gepflückt, herrlich munden. Ich stelle diese Frucht der schönsten
Birne gleich und lasse von Bananen eine gute Obstsuppe herstellen; ebenfalls
werden sie viel gebraten in Butter von mir gegessen. Ausserdem möchte ich
die Ananas und die Apfelsinen nicht vergessen, welche uns täglich neu er-
frischen und bei steter Gesundheit erhalten, namentlich sind Apfelsinen bei
Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in West-Afrika. 293
Fieberanfällen sehr gesund und leicht verdaulich, daher hochgeschätzt bei allen
Tropenbewohnern.
Von den Eingeborenen wird auch Ackerbau und Viehzucht betrieben, sie
bauen vor allem Reis, Mais, Bataten, Yams und Tabak; doch ein jeder nur
eben soviel, wie er zu seinem eigenen Bedarf gebraucht. Diese Arbeit wird
auch fast ausnahmslos nur von Frauen und der herangewachsenen Jugend aus-
geführt.
An ^'ieh haben die Eingeborenen Kühe, Schafe und Ziegen, an Federvieh
Hühner und Enten, letztere ziehen sie viel heran, da sie gern den Europäern
davon verkaufen und sie dieselben ohne grosse Mühe aufziehen können, denn
das Futter müssen sich die Tierchen selbst suchen; es ist ja auch in Massen
zu finden.
Auch die Jagd ist reichhaltig, doch immer etwas mühsam und beschwerlich;
es giebt hier Rebhühner, Perlhühner, Trappen und in Unmengen wilde Tauben.
Andere Jagdtiere sind wenig mehr vorhanden, ausser einigen Antilopen.
Hamstern und Kaninchen sieht man selten etwas anderes; wilde Bestien kommen
sehr selten vor, doch sind vereinzelt einige Leoparden aufgetreten; einer
der Burschen wurde sogar so dreist und stattete mehrfach meinem Hühnerstall
einen Besuch ab; doch schliesslich gelang es mir, vereint mit meinen Leuten,
dem frechen Räuber das Handwerk zu legen. Die Wohngebäude der Ein-
geborenen sind grosse, geräumige Lehmbauten, deren Dach mit Gras abgedeckt
ist. Diese Häuser sind meist durch Lehmmauern in mehrere Abteilungen
getrennt und hausen oft 20—30 Personen unter einem Dache. Haus-
einrichtungen zur Bequemlichkeit kennen die Bewohner noch wenig; sie liegen
und schlafen meist auf einer selbstfabrizierten Bastmatte; das einzige bequeme
Möbel, wenn ich es so nennen darf, ist die Hängematte, welche nach und nach
mehr Freunde unter ihnen findet. Einige Leute haben in Flechtarbeiten aus
Bast und Rohr eine grosse Geschicklichkeit; ich habe Sachen, wie Hängematten,
Körbe, Schwingen, Tischmatten, Hüte und Mützen gesehen, deren Arbeit grosses
Lob verdiente. Auch in Lederarbeiten, wie Dolch- und Säbelscheiden, Pulver-
hörnern, Jagdtaschen und mannigfaltigen Amuletts zeigen sie eine hervorragende
Fertigkeit, wenn man bedenkt, mit wie primitivem Handwerkszeug sie derartige
Artikel herstellen.
Der Dubrekafluss ist ausserdem von vielen Fischarten bevölkert, sodass
das Fangen der Fische auch einen reichgezahlten Erwerbszweig ausmacht.
Der Geschmack der Fische ist ein guter zu nennen. Leider wird der Dubreka-
fluss auch von vielen Aligators heimgesucht und ein Baden ist daher voll-
ständig ausgeschlossen.
Mein Trinkwasser gewinne ich aus einem sehr reinen Quell und gilt das
Wasser weit und breit für das gesündeste und beste. Obwohl vollständig klar
und rein, lasse ich doch erst jeden Tropfen Wasser, den ich zum Trinken
benutze, der Sicherheit halber filtrieren, damit es vollständig von allen
eventuellen schädlichen Miasmen befreit werde.
Französisch Guinea liegt unter dem 10. Grad n. B., das Land ist leicht
gebirgig, es kommen selbst Berge von ca. 1500 Fuss Höhe vor, auf denen eine
üppige Vegetation herrscht. Der Boden ist in vielen Teilen sehr gut, ein
schöner, kräftiger, humusreicher Lehmboden; doch giebt es auch Strecken,
2Q4 Berliner Privatgärten.
deren Boden für jegliche Kultur unbrauchbar ist. Der Baum- und Ptlanzen-
wuchs ist während der Regenperiode ein üppiger zu nennen, doch in der
heissen Zeit leidet er einerseits durch die sengenden Sonnenstrahlen gewaltig,
andererseits durch die Steppenbrände, welche der Eingeborene des lästigen
Ungeziefers halber entfacht. Der Blumenflor ist ebenfalls ein reicher; leider
habe ich bis dahin noch nichts Aussergewöhnliches entdecken können, doch
hoffe ich später einmal ancb hierüber bessere Auskunft erteilen zu können.
Noch habe ich zu erwähnen, dass auch unsere Leute ihre Arbeit ver-
hältnissmässig gut bezahlt erhalten; wir geben den Leuten für ihre Arbeit
täglich ihre 1V2 Pfund Reis und ausserdem 4 Dollar = 16 Mark monatlich.
Diese Summe wird in Naturalien ganz nach Wunsch der Leute verabfolgt.
Im übrigen sind die Leute vollständig freie Arbeiter, sie sind bei uns nicht
gebunden und werden gut gehalten, denn bei einer gerechten Behandlung
erzielt man auch dort die besten Resultate; dies kann ich mit vollem Rechte
behaupten.
Hiermit schliesse ich meine Ausführungen. Ich erlaube mir. allen An-
wesenden mitzuteilen, dass ich in einigen Tagen wieder nach französisch
Guinea reisen werde und rufe allen ein herzliches Lebewohl zu.
Berlin, 5. Mai 1898. Otto Morris.
Berliner Privatgärten.' ^
2-i Der Garten des Herrn Geh. Ober-Bergrat Dr. Hauchecorne.
m Norden von Berlin, zwischen Lehrter und Stettiner Bahnhof, erheben
sich drei stattliche Gebäude: geologische Landesanstalt, Museum für Natur-
kunde und landwirtschaftliche Hochschule, alle in demselben italienischen
Renaissance-Stil von Baurat Prof. Tiede erbaut, alle mit hübschen Vorgärten
versehen, von denen der des Museums für Naturkunde der grösste ist, da
dies Gebäude als Mittelstück des Ganzen viel weiter zurückliegt. Es bietet
dieser Vorgarten, der von Herrn Haack angelegt ist und von dessen Nach-
folger, Herrn Koehler, höchst sauber unterhalten wird, so zu sagen das ganze
Jahr dem Auge die reichhaltigste Abwechselung. Im Winter sind es die
Mahonien, im Frühjahr die herrlichen Blütensträucher aller Art, Forsythien,
Prunus triloba, Prunus chinensis 11. pl.. P. fruticosa Schneeball, Spiraeen. dann
im Sommer die Rosen, die Deutzien, Weigelien und vor allem die herrlichen
Clematis, die als Guirlanden gezogen hier noch völlig gesund in üppigster
Blütenfülle prangen und die Bewunderung aller auf sich ziehen; endlich,
wenn alle Blumen vorüber, schmückt den Vorgarten noch immer das so ver-
schiedenfarbige Laub der buntblättrigen Gehölze.
Im Vorgarten der landwirtschaftlichen Hochschule, der unter Ober-
aufsicht des Königl. Garteninspektors Lindemuth von Herrn Landschafts-
gärtner Krahn in Haiensee unterhalten wird, sind es besonders die Rosen und
die zu Rabatten zusammengestellten blühenden oder buntblättrigen Ziersträucher
*) Vergl. Gartenfl. 1895 S. 5q5.
Berliner Privatgärten. 295
und im Vorgarten der Königl. geologischen Landesanstalt die grossen Flieder-
sträucher, welche das Auge fesseln.
Hinter den Häusern sieht es verschiedenartiger aus. Hinter der land-
wirtschaftlichen Hochschule sind Seitengebäude und die Versuchsgärten der
Herren Professoren Frank, Kny und Geheimrat Orth, hinter dem Museum
für Naturkunde ist ein anmutiger Garten mit einem kleinen Teich, der zur
Zucht von Wassertieren dient, sowie der Privatgarten des Herrn Geh. Regierungsrat
Schulze, Direktor des zoologischen Instituts; hinter der geologischen
Landesanstalt aber dehnt sich der grösste Garten von allen drei Instituten,
der Garten des Herrn Geh. Ober-Bergrats Dr. Hauchecorne, Direktor der
Königl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie aus. Dieser Garten
enthält eine Anzahl alter Bäume, namentlich Kastanien, aber auch viele Obst-
bäume und vor allem eine grosse Farnpartie und im Anschluss daran ein
höchst reichhaltiges Alpinum. Sowohl die Farne wie die Alpenpflanzen,
namentlich die Seltenheiten, sind meist von Herrn Hauchecorne selbst
gesammelt.
Am lO. Mai lud mich Herr Geheimrat Hauchecorne ein, seinen Garten,
der kürzlich auch vom Liebhaberausschuss besucht war, dessen Vorsitzender
Herr Hauchecorne ist, zu besichtigen und zwar vor allem die blühenden
Äpfelbäume.
Es war in der That ein ganz grossartiger Anblick und selten sind wohl
Bäume so dicht bedeckt mit Blüten gesehen. Sowohl Pyramiden. Spaliere,
wie Hochstämme waren gleich voll, ganz besonders ein Hochstamm einer
Canada-Reinette, bei dem sogar an den dicken Hauptästen noch wieder einzelne
Fruchtspiesse zur Ausbildung gekommen Avaren. Dabei waren die Blumen
von ausserordentlicher Grösse, bis ö cm im Durchmesser.
Und woher all diese Üppigkeit, diese enorme Grösse? Weil Flerr
Hauchecorne Wagnersches Düngersalz Marke A. G., d. h. Allgemeiner
Gartendünger, von H. & E. Albert in Biebrich in Verbindung mit flüssigem
Kuhdünger anwendet.*) Schon in der Dezembersitzung 1897 des Liebhaber-
ausschusses berichtete er über sehr günstige Erfolge bei Beeren- Stein- und
Kernobst; namentlich bei Birnen wurden die Früchte grösser und aromatischer.
Im Frühjahr 1897 erhielten die Pyramiden und Spaliere zuerst Kuhjauche,
später wurde auf die Baumscheibe von im im Durchmesser 25 g Wagnerscher
Dünger gestreut und dann eine bis zwei Giesskannen voll Wasser nachgegossen.
Die Hochstämme erhielten das Salz in zahlreichen Löchern, etwa in der Mitte
zwischen Stamm und Kronentraufe, die mittels eines amerikanischen Teller-
bohrers gemacht waren.
Voriges Jahr hatten aber die Apfelbäume noch keine Düngung erbalten.
Darum wurde ihnen im Herbst 1897 zunächst Wagnerscher Dünger, A.-G.,
gegeben, im ersten Frühjahr 1898 flüssiger Kuhdünger und jetzt, im Mai,
erhalten die Bäume noch salpetersaures Kali (gewöhnlicher Salpeter). Um
den Hochstamm der Cauada Reinette sahen wir n Löcher, in jedes sind 5 g Salz
(Wagnersches) gekommen und eine Giesskanne voll Wasser.
*) Wir wollen übrigens nicht unterlassen, zu bemerken, dass in diesem Jahre die Apfel-
bäume, die wir in Wannsee sahen, auch sehr voll Blüten waren. Ebenso ist es nach Mitteilung
des Herrn Garten-Inspektor Möschke in Oranienburg; kurz, es steht eine gute Apfelernte,
wenigstens bei Berlin, in Aussicht.
29_6_
Berliner Privatsärten.
Die Baumscheiben sind auf Rat des Herrn Landesökonomierat Goethe
auch mit Kalk gemischt, damit die Ernährung kräftiger werde und die Komma-
Schildlaus, die sich viel zeigt, vernichtet werde, denn sie lebt meist nur an
nicht ganz üppig wachsenden Bäumen.
Auch die Maiblumen erhalten Wagnerschen Dünger und erreichen die
Blätter eine riesige Breite. Von 2 Blättern eines Triebes zeigte das eine
eine Länge von 18 cm und eine Breite von lo cm, das andere eine Länge von
16 cm und eine Breite von 9V2 cm.
Von den jetzt blühenden Stauden etc. nennen wir: Alyssum saxatile.
schön gelb, vom Borschen, einem Basaltberge bei Bilin in Böhmen, Primula
cortusoides, mit sehr grossen rosafarbenen Blüten, Cortusa Mathioli, gleichfalls
eine Primulaceae, mit nickenden Ideinen rosafarbenen Blumen, Dodecatheon
Meadia, auch eine Primulaceae, rosa, einem Cyclamen ähnlich und diese Gattung
gewissermassen in Nordamerika vertretend, Geum coccineum, Adonis vernalis
und Anemone silvestris. Letztere ist an einigen Stellen ausgegangen, weil
der Kalkgehalt des Bodens erschöpft war; neuer Kalk ist jetzt beigemengt und
ausserdem sind neue Pflanzen aus Rüdersdorf beschafft. Wir können diese
Pflanze nicht genug für Gärtner empfehlen. Die reinweissen, leuchtenden
Blumen werden noch viel grösser als in wildem Zustande. In unglaublicher
Üppigkeit wuchern die gelben Veilchen, Viola lutea, Smith var. multicaulis
Koch (Viola calaminaria Lejeune), die Galmei-Veilchen, welche von auf Galmei-
(einem Zinkerz) -haltigem Boden bei Aachen stammen. Die Blumen sind viel
grösser geworden und durch die Insekten sind auch viele Bastarde mit Garten-
veilchen, besonders Stiefmütterchen, entstanden, von denen namentlich eine
Form, deren zwei obere Blumenblätter schön rotbraun - sammetartig sind,
sich als eine neue Rasse zur Vermehrung sehr empfehlen dürfte.
An anderen Stellen im Garten finden sich TroUius europaeus aus Teplitz.
sehr üppig, weil künstlich gedüngt, und ferner Scilla non scripta Hoffm. et Link
(Hyacinthus non scriptus L.) mit schönen blauen Blumen, einige Exemplare
aus Jülich, andere aus Hadersleben (an letzterem Orte wohl nur verwildert).
Geradezu grossartig ist die Farnanlage. Herr Geh. Rath Hauchecorne
ist selber ein grosser Farnkenner und Prof. Ascherson hat einen von ersterem
gefunden Farn nach ihm benannt. Die fontainenartigen Straussfarne, Struthio-
pteris germanica, wuchern mit ihren weithinkriechenden Wurzelstöcken so
üppig, dass sie oft ausgerissen werden müssen. Osmunda regalis, der Königs-
farn, schon über 1 m hoch, zeigt fast alle Wedel mit Sporen besetzt, jedenfalls
eine Folge des Düngers, denn auch die Farne werden gedüngt. Von Selten-
heiten nennen wir Woodsia ilvensis und Ceterach ofhcinarum etc. Im Schatten
der Farne stand der schöne deutsche Frauenschuh, Cypripedium Galceolus,
in üppigster Blüte, natürlich ist seinem Boden Kalk beigemengt.
Noch viel wäre zu berichten, doch wir müssen schliessen. Eine glückliche
Lage, d. h. viel Halbschatten und eine glückliche Hand, d. h. eine grosse
Sorgfalt in der Behandlung und in der Auswahl des Bodens für die einzelnen
Arten, im Verein mit natürlicher und künstlicher Düngung, haben so schöne
Resultate gezeitigt. L. W.
Galanthus cilicus Baker. 297
Galanthus cilicicus Baker.
fi^^^^ (Hierzu Abb. 77.)
JE)\iese neue, von Baker in Card. Chronicle 1S97 I p. 214 aufgestellte
'^^50^ Art, die grösstblumige von allen, wurde, wie Dr. Udo Dammer in
Gard. Chronicle 189S I S. 79 berichtet, von unserem Landsmann Walter
Siehe in Mersina, Kl. -Asien, auf dem cilicischen Taurus in den ersten Tagen
des März 1895 in ca. 560 m Hohe gefunden. Um zu sehen, wann die volle
Blütezeit wäre, ging er am 10. Dezember 1897 wieder hin und fand zwischen
den Felsen eine grosse Zahl in voller Blüte, aber viele auch, deren Blütezeit schon
vorüber war. Die äusseren Blumenblätter der wilden Pflanzen sind über 3 cm
lang und über 1 cm breit, nach Dr. Dammers Messungen an einer Photographie
(vergl. unsere Abbildung, die wir mit freundlicher Erlaubnis des Herrn
Dr. Masters dem Gard. Chronicle 1. c. entlehnten) sind sie sogar 3,9 cm
lang und 1,6 cm breit, die inneren 1,6 cm lang, 1,1 cm breit.
Siehe sagt, die beste Art, um die Pflanze schon zu Anfang November
in Blüte zu haben, ist, die Zwiebeln dicht bei einander zu Anfang September
in einen Topf zu legen. Je später sie in Töpfe kommen, desto spärlicher
werden die Blumen. Die Töpfe werden in ein kaltes Mistbeet gebracht und
leicht mit Erde bedeckt. Mitte Oktober, wenn die Zwiebeln gut angewurzelt
sind, wird die Erde über den Töpfen weggenommen, Fenster über das Beet ge-
legt und an sonnigen Tagen Luft gegeben. In den ersten Tagen des November
werden die Töpfe in ein kaltes oder gemässigtes Haus an eine sonnige Stelle
gebracht, wo sie viel frische Luft und reichlich Feuchtigkeit haben müssen.
Im südlichen England und in den wärmeren Teilen Deutschlands würde dieses
Schneeglöckchen vielleicht auch schon im November im Freien blühen. Siehe
kultiviert in seinem Ilortus orientalis zu Mersina gegen 50 000 Pflanzen des
Riesen-Schneeglöckchens und wird die Zwiebeln im Juli durch C. van der
Smissen-Steglitz-Berlin in den Handel geben. Jedenfalls verdient dies äusserst
frühe, schon im November blühende Schneeglöckchen, das auch schön blühende
Töpfe geben soll, die grösste Beachtung.
Baker beschreibt die Pflanze 1. c. folgendermassen:
Galanthus cilicicus: Zwiebel eiförmig, 1/2 Zoll Durchmesser, braun, Grund-
scheide lang (3 Zoll), Blätter 2 — 3, schmal lineal, flach, hellgrün, unterseits
waisslich, zur Blütezeit 5— ö Zoll lang, fast V^ Zoll breit, Fruchtknoten kreisei-
förmig, äussere Blütenblätter länglich, von mittlerer Grösse, konkav, innen
verkehrt ei-keilförmig, ausgerandet, an der Spitze etwas zurückgebogen und
etwas gekerbt, auf dem Rücken nur an der Spitze mit einem hufeisenförmigen
grünen Fleck. Staubbeutel zugespitzt.
Die Beschreibung wurde gemacht nach lebenden Exemplaren, welche
Thomas S. Ware am 7. Januar 1897 an Baker schickte. Sie wurden für
G. Fosteri gehalten (siehe in Gartenflora 189O S. 172), weichen aber durch ihren
weniger kräftigen Habitus, viel schmälere Blätter, die von der Mitte allmählich
sich in eine sehr schmale Basis verjüngen, und durch den Mangel des grossen
grünen Rückenflecks auf der unteren Hälfte der inneren Blütenblätter ab.
G. Fosteri und Elwesii haben diesen Fleck bis unten hinunter, G. cilicicus und
nivalis nur oben.
Abb. 77. Galanthus cilicicus Baker (nach Gardeners" Chronicle).
Das Riesen-Schneeglöckchen.
Aufruf zu einem Denkmal für Ferdinand von Müller und Jean Linden. 200
Aufruf zu einem Grabdenkmal für Ferdinand von Müller
in Melbourne.
/ährencl wir kürzlich, S. 216, einen Aufruf zur Errichtung eines Denkmals
für Ferdinand v. Müller im botanischen Garten zu Melbourne
und Stiftung einer Medaille ev. eines Preises veröffentlichten, erhalten wir jetzt
von einem zweiten Komitee einen Aufruf zur Errichtung eines 23 Fuss hohen
Granitdenkmals aut seinem Grabe, auf dem Friedhof von St. Kilda.
Wir empfehlen den beiden Komitees, sich zu einigen, sonst laufen sie
Gefahr, dass keins von beiden die nötigen Mittel erhält. Wir möchten wünschen,
dass ein grosses, würdiges Denkmal im botanischen Garten, der Stätte von
Müllers Wirksamkeit, errichtet werde und auf dem Friedhof ein einfacheres.
Der Aufruf wegen des Grabdenkmals geht von den Testamentsvollstreckern
aus: Reverend (d. h. Prediger) W. Potter, Alexander Büttner und Hermann
Büttner. Sendungen für das Grabmonument sind an Rev. W. Potter
»Vonmueller«ArnoldStreet,SouthYarra-Melbourne,Victoria,Australiazu richten.
Dem Aufruf ist ein schönes Porträt des Barons Ferd. v. Müller, geb. zu Rostock
den 30. Juni 1835, gestorben zu South Yarra-Melbourne, Victoria, 10. Oktober
1896, beigegeben, sowie eine Abbildung des projektierten Grabmonument'es
nebst einer Beschreibung der Leichenfeierlichkeit — alles in französischer
Sprache. Ferner wird darin die erfreuliche Mitteilung gemacht, dass der
Ergänzungsband z\^: Flora Australiensis, an welchem Müller in den letzten
Jahren arbeitete, noch veröffentlicht werden wird, ebenso zwei Bände über
seine Verwaltung als Direktor des botanischen Gartens, seine Biographie und
Bibliographie. Die Testamentsvollstrecker bitten alle, welche interessante, für
die Biographie Avichtige Briefe von Ferdinand v. Müller besitzen, dieselben
einsenden zu wollen. L. W.
Aufruf zu einem Denkmal für Jean Linden.
1^ m Morgen nach dem Ableben Jean Lindens, des berühmten Gärtners
und botanischen Reisenden, dessen Lebensbild wir in Gartenflora Fleft 7
S. 175 gaben, fassten einige Freunde den Beschluss, ihm ein Denkmal in Brüssel
zu errichten. Es bildete sich ein grosses Komitee, bestehend aus dem Grafen
0. Kerchhove de Denterghem als Vorsitzenden, Lubbers-Brüssel als
Schriftführer und Kegeljan-Namur als Schatzmeister, und fordert dieses jetzt
alle Gärtner, Gartenliebhaber und Botaniker, alle wissenschaftlichen Gesell-
schaften und öffentlichen Institute auf, sich fleissig mit Gaben zu beteiligen.
Bei den grossen Verdiensten, welche Linden sich um den internationalen
Gartenbau erworben hat, zweifeln wir nicht, dass auch viele Deutsche sich mit
Beiträgen beteiligen werden. Der Unterzeichnete ist gern bereit, diese zu sammeln
und an Herrn Kegeljan abzuführen. Auch die kleinste Gabe ist Avillkommen.
L. Wittmack, Berlin N., Invalidenstr. 42.
300
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
hn Auszuge wiedergegeben von Dr. J. Buchwald. [Fortsetzung.]
d. Alleebäume und Nutzhölzer.
Tectona grandis. Die Pflanzen entwickeln sich sehr rasch, etwa 0 m
in 1,5 Jahren. Sie haben sehr durch eine Blattlaus gelitten. Neuerdings wurden
mit neuer, leider sehr schlechter Saat weit über loo Saatbeete angelegt, auf
denen aber nur einige Hundert Pflänzchen aufgekommen sind.
Terminalia Catappa kommt überall verwildert vor. Im Garten ist
ihre Entwickelung recht ungleichmässig. Die jungen Blätter litten zeitweise
sehr durch eine Ameise. T. tomentosa ist in zwei Exemplaren vorhanden, die
etwa 2 1/2 ni hoch sind.
Poinciana regia ist ein vorzüglicher Alleebaum. In 2 — 3 Jahren wächst
er zu einem stattlichen Baum aus.
Ebenso gedeiht Albizzia Lebbeck vorzüglich und wächst sehr schnell.
Einige Strassen in Daressalam sind damit bereits bepflanzt. Junge Bäume sind
zu vielen Tausenden gezüchtet und an andere Küstenorte abgegeben. Im
August werfen die Bäume auf kurze Zeit die Blätter ab.
Acacia arabica wächst gut, ist jedoch als Alleebaum zu dünn belaubt,
ebensowenig ist Cassia florida zu Alleebäumen brauchbar. Pithecolobium
dulce eignet sich zu Hecken.
Auch von Sterculia alata und St. quadrifolia sind einige 3 — 4 m hohe
Bäume vorhanden.
Erythrina indica und E. tomentosa werden im Mai und Juni von
einem Käfer an der Vegetationsspitze angestochen und gehen infolgedessen ein.
Rhizolobium excelsum, Coccoloba uvifera, Meloleuca Leu-
cadendron kommen alle recht gut.
Eucalyptus ist in zahlreichen Arten angepflanzt, gut gedeihen bisher nur
E. occidentalis und E. citriodora. Grossartig aber wachsen die meisten
E.-Arten in Kwai, so ist E. globulus nach einem Jahr 5 m hoch und zwei
Finger dick geworden.
Acacia dealbata wächst leidlich, A. heterophylla auch. Die austra-
lischen Gerberakazien gedeihen hier schlecht, besser aber in Kwai.
Casuarina equisetifolia (hier wild), C. tenuissima von Bourbon und C.
quadrivalvis gedeihen gut. Albizzia moluccana ist eine sehr hübsche Pflanze
und bildet nach 12 Monaten 3 — 4 m hohe Bäume mit allerdings nicht dichtem
Laube.
e. Zierpflanzen, Palmen etc.
An Palmen gedeihen Elaeis guineensis sehr gut, (keimt oft erst nach
18 Monaten) ebenso Phoenix sylvestris; Washingtonia filifera, Latania
borbonica, Arenga saccharifera, Chamaerops excelsa, Caryota
urens und andere sind angepflanzt, erlauben aber noch kein definitives Urteil.
Encephalartos Hildebrandtii wächst hier wohl am Rande der
Mangrove und eignet sich als Zierpflanze gut, genau so eine Zamia spec.
Erwähnenswert als weitere Zierpflanzen sind mehrere Dracaena spec, Arau-
caria excelsa, A. Cunninghami, Ravenala madagascariensis, mehrere
javanische Bambus-Arten, Croton und andere buntblättrige Gewächse, aus-
gezeichnet gedeiht Melia Azedarach etc. (Schluss folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen,
_321
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Zantedeschia (Richardia oder Calla) aethiopica,
„Perle von Stuttgart".
Diese von dem als Züchter vieler
trefflicher Neuheiten bekannten Herrn
W. Pfitzer-Stuttgart auf der grossen
Ausstellungzu Gent vorgeführte hübsche
niedrige Calla entstammt einer Be-
fruchtung derZantedeschia »LittleGem«
mit dem Blütenstaub der Z. aethiopica
grandiflora. Ausser dem blendenden
Weiss der Blumen ist besonders ihre
Reichblütigkeit hervorzuheben, und
wurde Herr Pfitzer, wie er uns
schreibt, erst eigentlich auf sie auf-
merksam, als an der Sämlingspllanze
acht Blumen zu gleicherZeit entstanden.
Ein Hauptvorzug ist nach Herrn
Pfitzer noch der, dass das Verhältnis
zwischen der Stellung der Blumen und
des Laubes sehr harmonisch ist, dass
sich jede Pflanze vom Topfrande an
sozusagen selbst garniert , indem
kleinere Blätter schon unten erscheinen
und allmählich nach oben grössere
kommen, die alle von den zahlreichen
weissen Blüten gekrönt sind.
Herr Pfitzer ist überzeugt, dass
diese Neuheit ihren Rang bewahren
wird, wenn sie erst einmal in den
Handel gegeben ist. Er hat übrigens
schon wieder weitere gute Neuheiten
in Vorbereitung und wird diese auf
der Weltausstellung in Paris 1900 vor-
führen.
Lindenia, Iconographie des Orchi-
dees, Bruxelles 1S97. vol. XIII enthält
folgende Tafeln: Tab. 585. Sobralia
Lindeni Grign. Dieselbe blühte zum
erstenmal im August 1893 auf der
Gartenbau-Ausstellung zu Brüssel bei
M. C. J. Lucas. Den Cattleyen ähnelt
die Gattung sehr in der Form der
Blüte. — Tab. 580. Odontoglossum
X Del Tecto L. Lind. Ein neues
Odontoglossum von unvergleichlicher
Schönheit, erschien im Mai a'. J. zum
erstenmal in Blüte. Die Blüten sind
rosa, an allen Segmenten am Rande
dunkler bordiert und mit vielen
purpurnen Flecken besät. — Tab. 587.
Van da suavis Lindl. var. magni-
ficans L. Lind. Sie ist bemerkenswert
durch die Grösse der Blüten und die
Lebhaftigkeit des Kolorits. — Tab. 588.
Miltonia vexillaria Benth. var.
Kirsteiniae L. Lind. Im vorigen
Sommer blühte sie zuerst in den
Gewächshäusern zu Moortebeek. —
Tab. 589 Cattleya Mendeli hört,
var. Kegeljani L. Lind. Eine weiss-
blütige Form mit sehr grossen Blüten;
sie wurde in Namur zuerst kultiviert. —
Tab. 590. Odontoglossum X
Adrianne L. Lind. Ein Bastard
zwischen O. crispum und O. Hunne-
wellianum. Er blute im Frühjahr
V. J. zum erstenmal in Moortebeek. —
Tab. 591. Van da X amoena O'Brien
ist ein Bastard zwischen V. Rox-
bourghii und V. coerulea, was
durch die Kultur erwiesen ist. Früher
sah man dieselbe für eine eigene Art
an. — Tab. 592. Laelio Cattleya X
Hippolyta hört. Die Blüten sind
gelb, nur das Labellum ist in der
oberen Hälfte rot gefärbt. Sie blühte
zuerst in der Sammlung von M. A.
Wincqz in Mons. J. B.
Lindenia, Iconographie der Orchi-
deen, Bruxelles 1897, 13. Band (August-
September-Lieferung) enthält vor-
zügliche Darstellungen folgender
Arten: Tab. 577- Oncidium sar-
codes Lindl. var. punctulatum Lind.
Diese neue Varietät erschien vor
kurzem auf der internationalen Garten-
bau-Ausstellung in Brüssel. Nicht nur
durch ihre wundervolle Färbung,
sondern hauptsächlich durch die
Grösse der Blüte weicht sie von
der Stammart ab. Besonders üppig
sind ihre Kronenblätter und das
Labellum entwickelt. — Tab. 578.
Cymbidium eburneo Lowianum
hört. Vor etwa 8 Jahren wurde diese
schöne Hybride von Veitch & Sons
in London gezüchtet. Sie erregte damals
grosses Interesse und vereinigt in sich
deutlich dieEigenschaften beiderEltern.
Von C. eburneum hat sie das weisse
Kolorit, ausgenommen den roten Rand
am Labellum, den sie von C. Lo-
wianum geerbt hat. In Frankreich
wurde von M. Jacob im Schlosse
Armainvilliers des Baron von Rot-
schild derselbe Bastard gezüchtet; er
wurde C.Armainvillierense genannt
und 1894 der Societe nat. d'hortic. de
2P2l
Kleinere Mitteilungen.
France vorgelegt. Sie blüht im Februar
und März und entwickelt eine reich-
blütige Inlloreszenz. — Tab. 579/580.
Miltonia vexillaria Benth.varietates:
1. var. gloriosa; 2. var. lineata;
3. var. alba; 4. var. tricolor; 5- var.
bellatula. Die M. vexillaria kann
mit Recht von allen Orchideen den
ersten Rang beanspruchen, sowohl
wegen der Schönheit der Blüten, als
wegen ihrer Variabilität. Bisher galt
bei den Orchideenzüchtern der Satz,
dass die grossblütigen M. vexillaria-
Varietäten nur eine unbedeutende
Farbenschönheit besässen, dagegen die
lebhaft und wundervoll gefärbten Varie-
täten verhältnismässig kleine Blüten
entwickelten (? Red.; siehe M. Bleuana).
Dies ist heut nicht mehr der
Fall. Wie die Abbildungen zeigen,
haben genannte Varietäten die Schön-
heit der Farbe mit der Grösse der
Blüte in sich vereint. — Tab. 581.
Odontoglossum crispum Lindl. var.
Moortebeekiense Lind. Diese neue
Form des O. crispum entstammt der
Gärtnerei von Lucien Linden in
Aloortebeek bei Brüssel. Sie ist ganz
ausgezeichnet in Form und Farbe und
kann den schönsten bisher bekannten
Varietäten der Art an die Seite ge-
stellt werden. — Tab. 582. Coelo-
gyne asperata Lindl. Sie wurde
zuerst bekannt von dem nördlichen
Borneo, wo sie 1849 im Gebiet von
Sarawak entdeckt wurde. Im genannten
Jahre wurde sie von Low & Co.
eingeführt. Verbreitet ist sie über
den Malaiischen Archipel, von Sumatra
nach Neuguinea, und auf letzterer
Insel sehr häufig. Trotzdem wird sie
nur selten in Kultur angetroffen. Die
Blüten haben ein besonders reiches
und schönes Kolorit, welches sie von
den anderen Arten der Gattung unter-
scheidet. In der Infloreszenz hängen
8 bis 10 Blüten, jedoch sollen 1890
nach Äiglischen Berichten Stände mit
weit mehr Blüten vorgekommen sein.
C. asperata blüht im Laufe des
Sommers. — Tab. 583. Cattleya
Trianae Lind, varietates: 1. var.
Yvonne; 2. var. Rita; 3. var. prin-
ceps. Die C. Trianae ist eine der
j beliebtesten Arten wegen der Blüten-
schönheit, auch ist sie sehr variabel.
In den letzten 2 bis 3 Jahren sind von
Lucien Linden verschiedene neue
Formen der C. Trianae erzielt worden.
Die abgebildeten 3 sind die inter-
essantesten von ihnen. — Tab. 584.
Odontoglossum luteo purpureum
Lindl. var. cornutum Lind. EineEigen-
tümlichkeit einiger Varietäten von
O. luteo purpureum ist es, dass der
Rand der Segmente mehr oder weniger
gezähnt und gelappt ist, so z. B. bei
der var. hystrix, welche dieser Eigen-
schaft den Namen verdankt. Auch die
vorliegende neue Varietät hat diese
Eigentümlichkeitin so ausgesprochenem
Masse, dass man die Randzähne als
kleine Hörnchen ansehen kann. Sie
bietet daher einen ganz wunderbaren
Anblick. O. luteo purpureum wurde
1842 durch Jean Linden in den
Wäldern von Ouindiu in Neu-Granada
(ca. 2500 m ü. d. M.) entdeckt. Ihr Ver-
breitungsgebiet ist Kolumbien.
Dr. J. B.
Kleinere Mitteilungen.
Gärtnerischer Schmuck der Standbilder
in der Siegesallee zu Berlin.=^-)
In Gegenwart des Kaisers ist am
Freitag den 6. Mai früh 9 Uhr das
Denkmal Albrechts des Bären in der
Siegesallee ohne besondere Feier der
Öffentlichkeit übergeben worden. Die
Umgebung des Denkmals war von
der Tiergartenverwaltung schön ge-
schmückt worden. Kurz nach 1/^9 Uhr
*) Ver2l. Heft
194.
wurde die Hülle, die das Denkmal
bisher den Blicken des zahlreich an-
gesammelten Publikums entzogen hatte,
entfernt. Inzwischen hatten sich am
Denkmal versammelt der Chef des
Zivilkabinetts v. Lucanus, der Geh.
Regierungsrat Mi essner, der Polizei-
präsident V. Wind heim mit Polizei-
hauptmann Klein. Prof. Begas,, der
Schöpfer des Denkmals Walter
Schott, der Architekt der Denkmals-
anlagen, Geh. Baurat Prof. Spitta,
Kleinere Mitteilungen.
303
der Präsident der Ministerialbau-
kommission, Geh. Rat Kayser und
der Kgl. Gartendirektor Geitner mit
den bei der Anlage beteiligten Beamten.
Der Kaiser, der die Unitorm derGardes
du Corps angelegt hatte, kam zu Fuss
mit drei Söhnen, dem dienstthuenden
Flügeladjutanten von Scholl und dem
Gouverneur der jungen Prinzen von
den Zelten her die Zeltenallee entlang
heran und trat nach Begrüssung der
versammelten Herrschaften sofort mit
dem Bildhauer Schott auf das Denk-
mal zu.' In lebhafter Weise sprach er
seine Befriedigung über das Werk aus
und zog dann auch den ^Tiergarten-
direktor Geitner in eine längere
Unterhaltung, die der gärtnerischen
Ausschmückung der Anlagen galt. Er
ordnete selbst die Entfernung einer den
freien Überblick beeinträchtigenden
Eiche am Eingang zu dem nach dem
Floraplatz führenden Reitweg an und
sprach seine Zustimmung zur Ent-
fernung zweier weiterer Bäume aus,
die in der Front der Siegesallee selbst
mehr nach der Charlottenburger
Chaussee zu stehen. Nachdem der
Kaiser etwa 20 Minuten am Denkmal
verweilt und nachdem Herr v. Lucanus
im Auftrage des Kaisers dem Bild-
hauer Schott den Roten Adlerorden
4. Klasse überreicht hatte, schritt der
Kaiser mit den Prinzen der Siegesallee
nach der Charlottenburger Chaussee
zu, um die Gesamtanlage in ihrer bis-
herigen Vollendung nochmals zu be-
trachten. Er sprach dabei den Wunsch
aus, dass die gärtnerischen Anlagen
möglichst farbenreich gehalten würden,
und verwies vor allem auf die klein-
blütigen Primeln, die er persönlich
besonders gern habe. (Voss. Z.)
Ueber die Sonnenscheindauer
werden seit einigen Jahren an ver-
schiedenen meteorologischen Stationen
des preussischen Beobachtungsnetzes
an selbstregistrierenden Instrumenten
Beobachtungen angestellt, die sehr be-
achtenswerte Ergebnisse erzielen. Im
allgemeinen ist die Sonnenscheindauer
des ganzen Jahres in iMitteldeutschland
am geringsten, in Ostdeutschland und
in Nordwestdeutschland am grössten.
Im Jahre 1897 tritt die ProvinzHannover
sehr in den V^ordergrund. Emden in
Ostfriesland hatte den meisten Sonnen-
schein, nämlich 1844 Stunden oder
durchschnittlich jeden Tag 5,05 Stunden;
dann folgen Helgoland mit 1821
Stunden (4,99 durchschn.), Ellerrink
bei Ahaus in Hannover mit 1726 (4,70),
Meldorf in Hannover mit 1708 (4,68),
Dirschau mit 1691 (4,03), Kiel mit
1680 (4,60), Celle mit 1664 (4,56),
Poppeisdorf bei Bonn mit 1632 (4,47),
Leobschütz in Oberschlesien mit 1619
(4,43), Uslar mit 1607 (4,40), Samter
mit 1593 (4,36), Niesky mit 1587 (4.35),
Kolberg mit 1585 (4,34), Geisenheim
mit 1570 (4.30), Berlin mit 1557 (4,20),
Potsdam mit 1555 (4,26), Kassel mit
1541 (4,22), Breslau mit 1541 (4,22),
Harzgerode mit 1488 (4,08), Marburg
mit 1477 (4,05). Magdeburg mit 1440
(3,94), Erfurt mit 1437 (3,94), Jena
ebenfalls mit 1437 (3,94) und der Insels-
berg mit 1335 (3,66) Stunden. Der
Unterschied zwischen dem sonnigsten
und dem trübsten Orte betrug also
509 Stunden oder 1,49 Stunden täglich.
Im Jahre 1896 hatte Kolberg mit
1801 Stunden den meisten, der Insels-
berg mit 1250 Stunden den wenigsten
Sonnenschein gehabt; 1895 bildeten
Geisenheim mit 1979 und Kiel mit 1522
die Extreme. 1894 Marggrabowa mit
1841 und wieder der Inselsberg m.it
1309 Stunden. (Voss. Z.)
Ein überaus dreister Schwindel
wird seit einiger Zeit von zwei Männern
in den Berliner Blumengeschäften ver-
übt. Den Inhabern ist es nämlich ge-
stattet, auf Grund einer polizeilich ab-
gestempelten Erlaubniskarte, der so-
genannten »gelben Karte«, vor ihren
Läden Topfgewächse, Lorbeerbäume
und andere Blattpflanzen aufzustellen,
ohne dass sie für den auf diese Weise
benutzten Raum bisher irgend welche
Entschädigung zu zahlen hatten. Seit
kurzem erscheinen nun in den Blumen-
geschäften zwei Männer, zeigen
Quittungen vor , welche mit der
gedruckten Unterschrift des be-
kannten städtischen Stättegeldpächters
H. Krüger versehen sind und ver-
langen für die Benutzung des Platzes
vor dem Laden Bezahlung unter dem
Vorgeben, dass Flerr Krüger neuer-
dings vom Magistrat die Berechtigung
erhalten habe, auch für diese Plätze
»Stättegeld« zu erheben. Die ganze
Sache beruht auf Schwindel. Die
304
Kleinere Mitteilungen.
Unterschrift des Stättegeldpächters ist
gefälscht, da derselbe durchaus nicht
berechtigt ist, einen derartigen Betrag
zu erheben. Seitens der Polizei wird
eifrig auf die beiden Schwindler ge-
fahndet.
Obstbaumpflege.
Durch die Regierung in Potsdam ist
an die Volksschullehrer des Bezirks,
insbesondere die des platten Landes,
im Auftrage des Unterrichtsministers
die Anregung ergangen, der Obstbaum-
pflege ihre besondere Aufmerksamkeit
zu schenken. Namentlich soll die An-
pflanzung und sachgemässe Pflege
guter Obstbäume in den zu den Dienst-
wohnungen gehörigen Hausgärten und
auf den Dienstländereien betrieben
werden, um in der schulpflichtigen
Jugend und deren Angehörigen das
Interesse für diesen wichtigen Zweig
des Gartenbaues zu wecken und zu
fördern. Der Minister hat sich auch
bereit erklärt, einen angemessenen Be-
trag zur Beschaffung guter Obstbäume
und deren unentgeltliche Abgabe an
Volksschullehrer sowie zur Gewährung
von Beihilfen an solche für die An-
legung von Baumschulen zur Verfügung
zu stellen.
Blumenpflege in den Schulen von Quedlinburg.
Die Blumenpflege durch Schulkinder
der Volksschulen ist bekanntlich an
vielen Orten ihrer idealen Zwecke
wegen seit kürzerer oder längerer
Frist eingeführt. Sie geschieht in der
Weise, dass im Frühjahr einer Anzahl
von Schulkindern — Knaben wie
Mädchen — 2 oder 3 junge geeignete
Pflanzen in Töpfen als freies Eigen-
tum überwiesen werden mit der Ver-
pflichtung, dieselben nach Kräften zu
pflegen. Im Herbst werden dann die
Blumen an einem geeigneten Orte zu
einer kleinen Ausstellung, an der auch
die Eltern und das grosse Publikum
teilnehmen können, vereinigt und die
Pfleger der Blumen, welche am besten
gediehen sind und die sorgfältigste
Pflege erkennen lassen, mit kleinen
Preisen ausgezeichnet. Der Zweck
dieser Einrichtung ist ein idealer; es
soll nicht etwa der Schule eine neue
Last, ein neuer Unterrichtsstoff auf-
gebürdet werden, sondern der Lehrer
soll ein neues Mittel erhalten, die
Schüler zur Ordnungsliebe, Pflicht-
erfüllung, Geduld und zu häuslichem
Sinn zu erziehen. Daneben bietet die
Blumenpflege dem Unterricht in der
Naturkunde ein wertvolles Anschauungs-
mittel dar. Die Erfahrungen, die man
dort, wo diese Einrichtung Eingang
gefunden hat, gemacht hat, sind nach
den Berichten durchaus gute; nicht
nur auf die Schuljugend ist ein
günstiger Einfluss ausgeübt, sondern
durch sie wiederum auf die ganze
Familie und ihr häusliches Leben.
Schmückt doch ein schöner Blumen-
stock auch die ärmlichste Wohnung
und giebt • ihr einen Anstrich von
Behaglichkeit. Auch in unserer Stadt
sollen diese Bestrebungen nunmehr
Eingang finden. Auf Anregung des
Kgl. Gartenbaudirektors Grussdorf
trat in den letzten Tagen unter Vorsitz
des Bürgermeisters Bansi eine Anzahl
von Männern zusammen, um darüber
Beratung zu pflegen, ob sich die Ein-
führung der Blumenpflege auch unter
unsern Verhältnissen empfehle. Nach
ernstlichem Erwägen der dafür und
dagegen sprechenden Gründe entschloss
man sich, zunächst für dies Jahr einen
kleinen Versuch zu machen, indem
man den dazu willigen Schülern von
2 Volksschulklassen je 2 geeignete
Pflanzen zur Pflege überweist. Fallen
die \^ersuche günstig aus, will man im
nächsten Jahre weiter gehen. Man
hofft sowohl auf das freundliche Ent-
gegenkommen der betreffenden Herren
Lehrer, wie auch auf das Wohlwollen
hiesiger Gärtnereibesitzer, die um
möglichst billige Ueberiassung des
Pflanzenmaterials u. s. w. ersucht
werden sollen. Vor allem gilt es aber,
die für das Unternehmen nötigen Geld-
mittel zusammen zu bringen, und da
darf wohl die Hoffnung ausgesprochen
werden, dass die wohlhabenden Mit-
bürger, die niemals verlegen, wenn es
einen guten Zweck zu erreichen gilt,
auch für dies ideale L^nternehmen gern
ihr vScherflein beitragen werden.
(Ouedlinburger Kreisblatt.)
Biumenpflege in den Schulen.
I.
Der Berliner Verein zur Förderung
der Blumenpflege bei Schulkindern
tagte unter Vorsitz des Schulinspektors
Dr. Zwick in der Aula der 124.
Gemeindeschule in der Gartenstrasse.
Kleinere Mitteilungen.
305
Der Versammlung wohnten auch Dr.
Damm er, Prof. Dr. So r au er, Garten-
Inspektor Weidlich u. L. Wittmack
vom Verein zur Beförderung des Garten-
baues bei. Der Verein, der 600 ordent-
liche und 80 ausserordentliche Mit-
glieder zählt, hat im vorigen Jahre,
dem ersten seines Bestehens, in 37
Berliner Schulen 5895 Topfpllanzen
ausgegeben. Für dieses Jahr haben
sich bereits 42 Schulen dem Verein
angeschlossen, an deren Schüler über
_6ooo Topfpflanzen zur Verteilung
kommen werden, und zwar haupt-
sächlich Pelargonien und Fuchsien.
Für den nächsten Herbst beab-
sichtigt der Verein die von den
Schülern gepflegten Blumen zu einer
allgemeinen Ausstellung zu vereinigen,
um Gelegenheit zu geben, Kenntnis
von den Erfolgen der Blumenpflege in
den Schulen zu gewinnen. Zur Vor-
bereitung dieser Ausstellung wählte die
Versammlung einen Ausschuss. Preise
sollen nicht erteilt werden, da Ivein
Wettbewerb unterden einzelnenSchulen
stattlinden soll. Dagegen bleibt es
jeder Schule wie bisher unbenommen,
den besten Pflanzen ihrer Schüler
(nach der Ausstellung) Preise zu-
zusprechen. Die Pflanzen, welche auf
die Ausstellung kommen, müssen alle
aus plombierten Stecklingen erzogen
sein. Plombierzangen liefert Herr
Stach ow, Rosenthalerstrasse 52; der-
selbe besorgt auch das Plombieren auf
Wunsch in den Schulen selbst.
Blumenpflege In den Schulen.
Tl.
Bei der diesjährigen General -Ver-
sammlung der Gesellschaft für Ver-
breitung von Volksbildung am Sonn-
abend, 21., und Sonntag, 22. Mai, in
D a n z i g stand auf der Tagesordnung als
1. Gegenstand: Die Pflege des Natur-
sinnes bei der Jugend und im Volke
(Rektor Dr. Schmeil-Magdeburg). Im
Anschluss an diesen Vortrag fand eine
Ausstellung von Blumen statt, die von
Schulkindern gepflegt worden sind.
Kgl. botanisches Museum in Berlin.
Jeden Montag und Donnerstag nach-
mittag von 3 — 6 Uhr ist jetzt im
Sommer das kgl. botanische Museum
(im Botanischen Garten an der Grune-
waldstrasse gelegen) für das Publikum
geöffnet. Beim Betreten des Museums
fällt zunächst im Treppenhause eine
Separatausstellung auf, die eine Vor-
stellung von den Grössenverhältnissen
des kalifornischen Mammutbaumes
(Sequoia oder Wellingtonia gigantea)
zu geben bezweckt. Man sieht in der
Mitte des Raumes eine riesige Platte,
die einen '/n Sektor des Stammquer-
schnitts eines 1387 Jahre alten Baumes
darstellt. Der betreifende Mammut-
baum, der eine Höhe von 112 Metern
und am F'ussende einen Umfang von
28 Metern besass, war 1893 für die
Ausstellung in Chicago gefällt worden.
Bis zur Höhe von 50 Metern über dem
Boden war er vollständig ohne Zweige.
Sein Holzinhalt ist auf 12 320 Kubik-
meter berechnet worden. Auf der
Seite der Platte wurde eine Skala an-
gebracht, woran an einer Seite die
Anzahl der Jahresringe (nach Hunderten)
angegeben ist. Man erkennt daran,
wie auffallend der Unterschied in dem
jährlichen Wachstum der ersten und
der späteren Jahrhunderte ist. Um
ferner eine Vorstellung von dem un-
geheuren Alter eines solchen Riesen-
baumes zu geben, wurden auf der
Skala auch die wichtigsten geschicht-
lichen Ereignisse verzeichnet. Wir
ersehen daraus, dass zur Zeit der
Entdeckung Amerikas unser Baum
schon einen Umfang besass, wie ihn
kaum ein Baum Europas erreichen
dürfte, ja dass er schon zur Zeit Karls
des Grossen (800 n. Chr.) etwa zwei
Meter Durchmesser hatte. Flankiert
wird die soeben beschriebene Platte
von zwei Stämmen des Mammutbaums,
die im hiesigen Botanischen Garten
auferzogen wurden und eine Höhe von
etwa 15 Metern erreicht hatten, als sie
infolge einiger kalter Winter der letzten
Jahre zu kränkeln begannen und zuletzt
eingingen. An ihnen sind Schautafeln
angebracht mit Photographien, die ein
anschauliches Bild von der Riesen-
haftigkeit dieser Bäume an ihren
heimischen Standorten geben, ferner
auch Karten, die die Verbreitung des
Mammutbaumes in den früheren Flrd-
epochen und der jetzigen klarlegen.
Jetzt findet sich der Riesenbaum nur
noch an wenigen, eng umgrenzten, ja
sogar kleinen Gebieten Kaliforniens in
einer verhätnissmässig geringen Zahl
von Exemplaren, wird jedoch von der
amerikanischen Regierung sorgfältig
geschont und aufgeforstet, so dass ein
3o6
Kleinere Mitteilungen.
Aussterben des Baumes, der ja auch
in Süddeutschland und Oberitalien
häufig als Zierbaum angepfl;:nzt wird,
nicht zu befürchten ist. Von den
Schausälen des Museums enthält be-
sonders der vordere Gegenstände
allgemeineren Interesses. Vor ihm
findet sich die schöne und kostbare
Sammlung von Pflanzen und Pflanzen-
teilen, die der um dieFörderung unseres
Museums so hochverdiente Afrika-
reisende Professor Dr. Schweinfurth
aus den ägyptischen Mumiengräbern
entnommen hat. Viele der hier ver-
tretenen Blumenkränze lassen nicht
ahnen, dass sie schon ein Alter von
3000 — 4000 Jahren haben, denn die
Blüten zeigen teilweise noch ganz
frisch^ Farben und machen ganz den
Eindruck, als wären sie eben erst aus
Ägypten eingeführt Avorden, wo auch
jetztnochfastallediesePllanzen zufinden
sind. Von Professor Schweinfurth
stammen auch die zahlreichen schönen
Teppiche, welche die Nordafrikaner
aus den Bastteilen zahlreicher Pflanzen,
besonders von Palmen, herzustellen
verstehen. Im Vordersaale selbst
treffen wir fast ausnahmslos Pflanzen-
produkte unserer deutschen Kolonien,
besonders — meist in Alkohol kon-
serviert — eine sehr reiche Sammlung
tropischer Früchte, die bisher leider
immer erst zu einem geringen Bruch-
teil sich nach Europa ausführen lassen,
von denen wir aber fast in jedem
Bericht aus den Tropen lesen. Es
mag dann weiter hingewiesen werden
auf die prächtigen Zweige der ver-
schiedenen Kaffeearten, an welchen
dichtgedrängt unten die reifen Früchte,
oben die schönen Blüten stehen, ferner
auf einen dicken Stamm des Kakao-
baumes, an dem man sieht, wie unter-
halb der Blattkrone unmittelbar am
Stamm die reichlichen Büschel der
grossen gurkenförmigen Früchte stehen.
Auch die anderen Schausäle des
Museums sind sehr reich an beachtens-
werten und belehrenden Gegenständen,
die dem Laien dadurch nahegebracht
werden, dass sie überall durch aus-
führliche Tafeln und Aufschriften
erläutert sind. (Voss. Z.)
Der Humboldthain in Berlin.
Durch den noch viel zu wenig be-
suchten Humboldthain zieht sich von
der Hussiten- bis zur Brunnenstrasse
eine nach dem Meister der Landschafts-
gärtnerei Gustav Meyer (gest. 27. Mai
1877) benannte Allee, die wohl einzig
in ihrer Art sein dürfte. Den Mittel-
punkt dieser langen und breiten Allee
bildet ein grosses Rundbeet, das mit
japanischen, chinesischen und anderen
asiatischen Gewächsen besetzt ist. So
sieht man hier u. a. über ein Dutzend
stattlicher Kaiserbäume (Paulownia
imperialis), die jetzt erst ihren Blätter-
schmuck zu entfalten beginnen, während
mehrere Exemplare des vielblütigen
Apfelstrauches aus Japan im präch-
tigsten Frühlingskleide prangen. Dies-
und jenseits des Rundbeetes werden
rechteckige Rasenbahnen von je zwei
Doppelreihen. Promenaden vvege ein-
schliessenden und wechselständig
gepflanzten Maulbeer-, Nuss- und
Kastanienbäumen begleitet, sowie von
Grasstreifen und bogenförmig geord-
neten Reben echter Weinstöcke. An
der Südseite wird die Promenade in
ihrer ganzen Ausdehnung durch eine
mehrere Meter hohe dichte Buchen-
hecke begrenzt, an der Nordseite
zweigen sich die in den eigentlichen
Flain führenden Kiespfade ab. Die
sich nun eröffnenden Ausblicke und
Fernsichten, die durch kunstsinnige
Gruppierung vielgestaltiger Wiesen
flächen und nach »Zonen« zusammen-
gehaltener zahlreicher in- und fremd-
ländischer Gehölze geschaffen wurden,
dürften jeden Naturfreund zur Betrach-
tung anregen. Ueberaus malerisch ist
das Bild westwärts des Weihers
unterhalb der Felsengruppe. Nicht
unerwähnt mag bleiben, dass sich
neben den meisten Holzgewächsen
grüne Täfelchen befinden, die in
schwarzer Schrift den wissenschaft-
lichen und deutschen Namen, die
Heimat u. s. w. der betreffenden Bäume
und Sträucher angeben. (Voss. Z.)
Ausflug der Studenten der Universität Lausanne.
Die Studenten der L'^niversität Lau-
sanne, die Botanik studieren, unter-
nahmen am 15. Mai unter der Leitung
des Botanik-Professors Wilczek (Lau-
sanne) einen Ausflug auf den Dent du
Midi (3260 Meter), Das Wetter war
prächtig und die Exkursion in jeder
Beziehung gelungen. Die Studenten
hatten fleissig gearbeitet und viele
Pflanzen gefunden. Beim Abstieg er-
eignete sich ein Unglücksfall. Der
Kleinere Mitteilungen.
307
Student Cläre aus Sachsen war in
einen Schneeabhang geraten. Dabei
fiel er so unglücklich auf seinen Eis-
pickel, dass ihm der ganze Bauch auf-
geschnitten wurde. Eine Viertelstunde
darauf war er tot. die Besinnung hatte
er nicht mehr erlangt.
Gentiana acaulis.
Von Adam Hey dt, Kunstgilrtner, Vorsteher
des Herzoglichen Hofgartens Sr. Hoheit des
Herzogs Friedrich Ferdinand von Sclileswig-
Holsteia auf Grünholz-Vogelsang (Holstein).
Zu den schönsten Vertretern der
Gentianaceen des freien Landes ist ent-
schieden Gentiana acaulis zu zählen,
welche in den Alpen beheimatet ist.
In fast jeder Beziehung ist sie zu
verwenden; sie ist eine hübsche Topf-
blume, Zimmerpflanze, Treibpflanze,
Schnittstaude, sowie eine sehr schöne
und eftektvolle Gruppenpflanze. Kurz,
sie ist so A^orteilhaft zu verwerten,
dass man sie in jedem Garten linden
sollte.
Als Topf- und Zimmerpflanze hält sie
sich sehr gut und wurde als solche hier
sehr bewundert, dsgl. als Gruppen-
pflanze; kleinere Gruppen, ganz mit
Gentiana acaulis besetzt, wirkten sehr
effektvoll, noch schöner gefiel mir eine
Gruppe mit einer Zwischenpflanzung
von Narzissen. Die hübschen Blüten
der Narzissen und deren Laub harmo-
nierten gut mit den preussischblauen
Gentianen. Um einen guten Effekt
hervorzurufen, zieht man die Gentianen
im Reservegarten an und pflanzt sie
dann kurz vor der Blüte auf die be-
stimmten Gruppen.
Wer Gentiana als Topfpflanze be-
nutzen will, dem empfehle ich als das
einfachste, stark mit Knospen versehene
Pflanzen in Töpfe zu setzen und zum
Erblühen in das Zimmer zu stellen,
selbstverständlich muss man die
Exemplare mit Ballen ausheben und
die Pflanzen vor Trockenheit schützen.
Frisch cingetopfte Gentianen sind ganz
unempfindlich, wie ich es beobachtet
habe. Sind sie verblüht, so pflanzt
man sie am besten wieder im Garten
aus.
Als Treibpflanze ist Gentiana acaulis
sehr zu schätzen. Die Hauptsache ist
beim Treiben, dass starke Exemplare
benutzt werden, die im Herbst in Töpfe
gesetzt sind, und dass keine zu schnelle
Forcierung stattfindet. Ich halte es für
das praktischste, wenn man dieGentiana
acaulis im Kalthaus antreibt und später
ins temperierte Haus stellt, vor allem
genügend, ja nicht übermässig feucht
hält und ganz der Einwirkung des
Lichtes aussetzt. Beginn des Treibens:
Mitte Januar.
Im Zimmer kann man ebenfalls die
Gentiana schön treiben, hier ist das
Fenster des Wohnzimmers am besten;
dort sind sie keiner hohen Wärme aus-
gesetzt und haben das volle Licht, nur
begiesse man nicht zu viel und nicht
zu wenig.
Als Schnittstaude ist Gentiana auch
sehr vorzüglich, indem sich die Blumen
gut zur Binderei verwenden lassen und
von langer Dauer sind.
Gentiana acaulis zieht man teils aus
Samen heran, teils vermehrt man sie
durch Teilung, welch letzteres das ein-
fachste und lohnendste ist. Die An-
zucht aus Samen ist viel zu umständ-
lich und zeitraubend. Freilich wenn
man keine Pflanzen zum Teilen besitzt,
so ist die Samenanzucht schon am
Platze. Der Samen muss baldigst
nach der Reife gesäet und die auf-
gegangenen Samen, so klein sie auch
sein mögen, pikiert werden. Bis zum
Winter, sobald der Frost eintritt, bleiben
die Gentiana-Sämlinge im Freien, als-
dann müssen sie gedeckt oder im
Kalthaus überwintert werden. Im
kommenden Jahre pflanzt man dann
die Pflanzen auf ein recht sonnig
gelegenes Beet aus.
Die Vermehrung durch Teilung ist
bedeutend einfacher; im Juni-Juli teilt
man die Pflanzen und setzt sie auf ein
recht lockeres,, aus guter Erde be-
stehendes Beet, hier werden sie sich
baldigst zu starken Pflanzen entwickeln.
Die Hauptsache bei der ganzen
Kultur ist die, dass die Gentiana recht
sonnig gepflanzt werden und ist der
freieste und sonnigste Platz am vorteil-
haftesten. Die Erde ist weniger für
die Entwickelung von Bedeutung als
die Lage des Beetes, auf dem die
Pflanzen stehen. Die weitere Behand-
lung von Gentiana acaulis besteht
hauptsächlich im Lockern der Erde
und zeitweisen Düngen, aber auch
im Freihalten von Unkraut. Haben die
Gentiana die geeignete Stärke erreicht
und gut Knospen gebildet, resp. sind
solche zu erwarten, so benutzt man
3o8_
Unterrichtswesen. — Litteratur.
sie zu den angeführten Zwecken, zum
Treiben, Schneiden, als Zimmerpflanzen
und Gruppenpflanzen; in allen Fällen
ist sie dankbar und wertvoll. Mögen
der lieblichen Gentiana acaulis
neue Freunde gewonnen werden!
Unterrichtswesen.
Städtische Fachschule für Gärtner in Berlin.
\'on den 112 Teilnehmern der Gärtner-
fachschule pro Winterhalbjahr 1897/98
nahmen teil:
23 Schüler an nur einem Unterrichts-
fach, und zwar:
2 Schüler an Deutsch und Rechnen
(als 1 Kursus betrachtet),
14 Schüler am Zeichnen.
2 ,, an Buchführung,
5 ., an Pflanzenkulturen.
20 Schüler nahmen teil an 2 Unterrichts-
fächern,
23 Schüler nahmen teil an 3 Unterrichts-
fächern,
35 Schüler nahmen teil an 4 1 Unterrichts-
fächern,
17 Schüler nahmen teil an 5 Unterrichts-
fächern.
Von den Schülern haben den Unter-
richt unregelmässig besucht in
Frequenz Schüler
Deutsch u. Rechnen
Fachzeichnen i. Kursus
2- ,,
Buchführung
Obst- u. Gemüsebau
Bodenkunde
Botanik
Pflanzenkulturen
30
5
45
19
3^
10
53
25
Ö5
25
45
24-
19
9
Ö3
29
\'on den Schülern haben >'kaum ge-
nügend« oder »ungenügend« erhallen in
Deutsch ....
1
Schüler
Rechnen ....
0
.,
Fachzeichnen I. .
0
11. .
3
.,
Buchführung . .
1
.,
Obst- u. Gemüsebau
1
Bodenkunde . .
3
Botanik ....
0
Pflanzenkulturen .
ö
Der bisherige ausserordentliche Pro-
fessor der Landwirtschaft an der
Universität Königsberg i. P. ist als
Entomologe an die neu begründete
biologische Station des deutschen
Reichs, für welche der Reichstag
60 000 M. bewilligt hat, berufen.
Die biologische Station ressortiert
vom Kaiserlichen Gesundheitsamt und
wird vorerst in dessen Räumen unter-
gebracht.
An die Stelle von Prof. Rör ig wurde
Dr. Gisevius, bisher Direktor der
Landwirtschaftsschule in Dahme (Prov.
Brandenburg) zum ausserordentlichen
Professor in Königsberg ernannt.
Litteratur.
First Report of Park and Outdoor
Gardening-Association, Louisville, Ken-
tucky 1897.
Xo. ö und 7 des Wochenblattes des
Landwirtschaftlichen Vereins im Gross-
herzogtumBaden vom 9.und lö. Februar
1898: enthalten einen interessanten
Aufsatz von Dr. Beinling, Karlsruhe:
Über das Auftreten der Rebkrank-
heiten im Grossherzogtum Baden im
Jahre 1897.
Florilegium llarlemense. Ja-
nuar 1808, fasc. 5, enthält Tab. 13.
Einfache Hyacinthe Haydn, eine violett
blühende sehr schöne und populäre
Varietät, die aus dem Jahre 18O0
stammt. — Tab. 14. Drei einlache
frühe Tulpen. 1. Thomas Moore
von lachsrot-orangeartiger Farbe, die
vielleicht englischen Ursprungs ist.
2. Herzogin von Parma, eine braunrote
Varietät vom Jahre 1837. 3. Ophir
d'or, eine gelbe Varietät. — Tab. 15.
Drei gefüllte Narzissen. 1. Die wohl
Aus den Vereinen.
309
iDekannte van Sion ist eine doppelte
Form der gelben Narcissus Pseudo-
narrissus. 2. Orange Phoenix.
3. Sulphurkrone, beide Varietäten von
N. incomparabilis und aus dem vorigen
Jahrhundert stammend. J. B.
Aus den Vereinen.
Jahresbericht des Vereins für Gärtner und
Gartenfreunde zu Anklam.
Das vertlossene Vereinsjahr darf im
allgemeinen ein zufriedenstellendes ge-
nannt werden.
In den neun abgehaltenen Versamm-
lungen fanden lehrreiche Vorträge,
Vorzeigen und Besprechen von Topf-
pflanzen und abgeschnittenen Blumen
sowie sachliche Fragenbeantwortungen
statt.
Eine Blumenpflege durch Schul-
kinder wurde ins Werk gesetzt. Zur
A'erteilung gelangten Fuchsien und
Pelargonien. Die besten Leistungen
wurden prämiiert.
Zum Zwecke der Förderung des
Gartenbaues wurden dem Verein 50 M.
aus der Provinzial-Verwaltungskasse
zugewiesen und hierfür Obstbäume für
die Mitglieder angeschafft. An der
internationalen Obstausstellung in
Hamburg beteiligte sich der Verein
mit einem Sortiment Kernobst, das-
selbe wurde prämiiert. Der übliche
Sommerausflug wurde nach Carlsburg-
Wolgast unternommen. In Carlsburg
wurden die gräflich von Bismarck-
Bohlenschen Parkanlagen und Gärtnerei
besichtigt.
Zu den Verhandlungen der Zentral-
stelle für Obstverwertung in Stettin
wurde Herr Obstbautechniker Vogel
abgeordnet. — An Zeitschriften zirku-
lierten: »Möllers deutsche Gärtner-
zeitung«. »Gartenflora« und »Der
praktische Ratgeber für Obst- und
Gartenbau.
Der Stadtgartendirektor von Wien,
frühere kk. Hof-Kunstgärtner und Baum-
schulbesitzer A. C. Rosenthal hat
sein Amt als Präsident des öster-
reichischen Gärtnerverbandes nieder-
gelegt.
Der Verein Deutscher Gartenkünstler
macht am Montag den 13. Juni einen
Ausflug nach Schloss Dammsmühle
behufs Besichtigung der von Herrn
Ri ttergutsbesitzer W o 1 1 a n k daselbst ge-
schaffenen grossartigen Parkanlage. Die
Abfahrt findet Mittags 12^4 Uhr mittels
Kremser vom Schönhauser Thor aus
statt. Indem die Mitglieder des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues hier-
durch herzlichst eingeladen sind,
werden etwaige Anmeldungen bis zum
Mittwoch den 8. Juni an den Unter-
zeichneten erbeten.
Der Vorstand.
I. A. : Weiss, Schriftführer,
NW. 21, Bredowstr. 42.
„Verein deutscher Gartenkünstler".
Programm für die Hauptversammlung
zu Köln.
Sonnabend, den 30. Juli: Abends,
Empfang der Mitglieder im Gürzenich.
Sonntag, den 31. Juli: Versammlung
ebendaselbst mit darauf folgendem
gemeinschaftlichem Mittagessen mit
Damen. (Den wiederholt aus-
gesprochenen Wünschen entsprechend,
ist die Beteiligung der Damen berück-
sichtigt, und wird für die Unterhaltung
derselben während der Beratungen
Soige getragen werden.)
Montag, den 1. August: Wagenfahrt
durch die Rheinstrasse, Besichtigung
der Hafenlagen, des Stadtwaldes, des
Melatener Friedhofes und der Flora;
daselbst Mittagessen. Abends 8 Uhr
grosse Festsitzung im Saale des Volks-
gartens, elektrische Beleuchtung und
Feuerwerk.
Dienstag, den 2. August: Besichtigung
der Sehenswürdigkeiten Kölns nach
eigener Wahl unter freundlicher
Führung Einheimischer. Nachmittags
Ausflug nach Brühl.
Mittwoch, den 3. August: Fahrt nach
der Morrenburg, mittags nach Königs-
winter, eventl. auch nach Bonn (Lenne-
Haus).
310
Ausstellungen und Kongresse.
Ausstellungen und Kongresse.
Gartenbauausstellung in Xizza.
Am 31. März 2 Uhr wurde bei
strömendem , alle Zugänge über-
schwemmendem Regen in Nizza eine
grosse Gartenbauausstellung, mit der
auch Landwirtschaft verbunden war,
erötfnet. über die Herr Freiherr Dr.
Wilhelm von Landau, Mitglied des
Liebhaber-Ausschusses des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues uns
einen eingehenden Bericht erstattet hat.
Die Ausstellung bildete ein Rechteck,
dessen Mitte von einem mit Frucht
tragenden Orangen aller Arten be-
pflanzten Garten eingenommen w^ar.
Die meistenPflanzen waren inZelten aus-
gestellt, die aber viel zu dunkel waren.
In den Gallerien befanden sich Xelken,
Rosen und abgeschnittene Blumen
sowie grossartigeBlumen- und Frucht-
Arrangements, namentlich aus Erd-
beeren. Unter den Bindereien etc.
zeichnete sich ein dekorierter Thee-
tisch mit Guirlanden von Theerosen
aus, eine Chaise-longue mit weissem
Atlas bezogen und mit Nielrosen
garniert. Reich war die Ausstellung
an Hyazinthen, Tulpen, Maiblumen,
Azaleen, Rosen, Reseda und Cinerarien
(u. a. von Vilmorin), chinesischen
Primeln. Cyclamen, Nelken, Canna.
Mimulus, Tropaeolum tricolor und
azureum , prachtvolle Anthurium,
Digitalis, Calceolarien, Salvia etc.
Ferner waren vorhanden viele Palmen,
Dracaenen, Araceen, Marantaceen und
andere Blattpflanzen , Galadien, Pan-
danus, Bromeliaceen, Croton, Topf-
sträucher, Farne. Ganz besonders reich
in seltenen Sachen hatte der Garten
von Monte Carlo ausgestellt. Viel
Interesse erregte ferner die von
Lambert vorgeführte Methode des
Veredeins von verschiedenen Akazien
auf Acacia retinoides. Die ßaum-
schulartikel und das Gemüse sowie
die subtropischen Gewäehse waren
ebenfalls sehr reich vertreten. Wir
müssen uns leider des beschränkten
Raumes wegen auf diese kurze Über-
sicht beschränken. Den Ehrenpreis
des Präsidenten der französischen
Republik erhielt A. Lambert für Ge-
samtleistung.
Ausstellung in Bremen.
Die am Freitag den 15. April in der
F r e e s e sehen Reitbahn erölTnete
Gartenbau-Ausstellung hat nach mehr-
jähriger Pause uns ein Bild der
Leistungsfähigkeit der dortigen Handels-
gärtnereien sowie einzelner Privat-
gärten vorgeführt, wie wir es kaum
erwarten konnten. Nicht allein hin-
sichtlich der Quantität waren die An-
meldungen so zahlreich eingegangen,
dass das Comite sich veranlasst sah,
eine Reihe von Anmeldungen zu
streichen, sondern auch hinsichtlich
der Qualität lässt die Ausstellung in
keiner Weise zu wünschen übrig; wir
wagen sogar die Behauptung, dass die
jetzige Ausstellung einen Vergleich mit
den. besten ihrer Vorgänger nicht zu
scheuen hat. Eine Veranlassung für
manchen Aussteller möchte auch wohl
darin zu finden sein, dass durch die
unermüdliche Thätigkeit seines jetzigen
Präsidenten, des Ilerrn H. F. Ed. Meyer
eine Reihe von Ehrenpreisen ausgesetzt
wurde, die es wohl verlohnte, möglichst
zahlreich und gut auszustellen. Infolge
der über alle Erwartung zahlreich ein-
gegangenen Anmeldungen musste
wegen Platzmangel jeder Raum thun-
lichst ausgenutzt werden, wodurch das
Gesamtbild sehr beeinträchtigt wurde.
Für hervorragende Gesamtleistung
wurde der erste Preis Herrn
F. M. Bremermann, der 12 erste
und 23 zweite Preise errang, der zweite
Preis Herrn J. L. Fr. Tön nies, der
3 erste und 12 zweite Preise erhielt,
und der dritte Preis Herrn J. F. Bauer
in Schw'achhausen, der 7 erste und
3 zweite Preise erlangte, verliehen.
Unter den Dekorationsgruppen
(blühende und nichtblühende Pflanzen,
Blattpflanzen des Gewächshauses,
Palmen, Farne und Bromeliaceen)
führten die Herren Bremermann,
Karich und Asm. Müller ganz be-
sonders schöne Gruppen und Sortimente
vor, während die sogenannten Schau-
pflanzen in anerkennungswerther Weise
durch die Herren Bremermann.
Bor ch erdin g dt Sohn, J. L. Fr.
Tönnies und Asm. Müller vertreten
waren. Blühende Pflanzen waren in
grosser Menge und meistens in vor-
Personal-Nachrichten.
311
züglicher Kultur vorhanden, besonders
waren Orchideen, Azaleen, Rhodo-
dendron, Imantophylluni, hochstämmige
und niedrige Rosen. Flieder, Cyclamen,
Camellien, Cinerarien, Hyazinthen,
Tulpen, Aurikeln, Vergissmeinnicht,
Stiefmütterchen und Erica vorgeführt;
um Bindereien haben sich besonders
die Herren F. M. Bremermann,
E. Kiep und C. L. Karich verdient
gemacht. Die Abteilung Gemüse hätte
unseres Erachtens besser vertreten
sein müssen. Herr R. Bädecker
stellte vorzügliche Azalea indica, Herr
Richter Dr. S m i d t eine hübsche
Kollektion Alpinen und Herr H. F. Ed.
Meyer reiche Sortimente schöner
Rosen. Tulpen und blühender Obst-
bäume zur Schau, ausserdem dürfen
die hübschen Erica persulata alba und
die A'orzüglichen Koniferen des Herrn
Hellemann nicht unerwähnt bleiben.
(Weser-Zeitung, lO. April 1898.)
Glückstadt in Holstein. 17. bis
19. September 1898. Obst- und Garten-
bau-Ausstellung des Gartenbauvereins
für den Kreis Steinburg zu Wilster. .
München. 10. bis 15. Juni und 13.
bis 20. August 1898. Gartenbau-Aus-
stellung. Anmeldungen an die Garten-
bau-Gesellschaft in München.
Frankfurt a. Main. Grosse Rosen-
Ausstellung, Juni bis September.
Anmeldungen an C. P. Strassheim,
Sachsenhausen-Frankfurt a. Main.
Gotha. 10. bis 12. Juli 1898. Aus-
stellung des Vereins Deutscher Rosen-
freunde.
Schwerin. 17. bis 36. September
1898. Gartenbau-Ausstellung.
Magdeburg. September 1898. Aus-
stellung der Deutschen Dahlien-Gesell-
schaft.
Harburg a. Elbe.
Hannoversche Obst-
Ausstellung.
Wien. 8. Mai bis 15. Oktober 1898.
Jubiläums-Ausstellung der k. k. Garten-
bau-Gesellschaft. Sonder-Ausstellungen
vom 15. bis 22. Mai, 10. bis 15. Juni,
17. bis 27. September und 1. bis
5. Oktober. Anmeldungen an die Ge-
sellschaftskanzlei in Wien, Parkring 13.
September I898.
und Gartenbau-
Godesberg a. Rh.
Stellung im Herbst.
Gartenbau-Aus-
Stettin. 7. bis 9. Oktober. Der
Stettiner Gartenbau-Verein ver-
anstaltet am 7., 8. und 9. Oktober 1898
in den Sälen des Konzert- und Vereins-
hauses eine Pflanzen-, Binderei- und
Obst-Ausstellung.
Wriezen a. O. Anfang September |
1898. Ausstellung des Gärtnervereins '
»Flora«. (Vergl. Gartenflora Heft 10 !
S. 262.) i
Hannover. Anfang November 1898.
Ausstellung von Chrysanthemum ,
Binderei, Schnittblumen und Topf-
pflanzen. Das vorläufige Programm
ist erschienen. Anfragen sind zu richten
an Stadtgartendirektor Trip -Hannover,
Leinestrasse 11.
Aachen. September 1898. Garten-
bau-Ausstellung des Vereins selbst-
ständiger Gärtner für Aachen und
Umgegend , für den Umkreis des
Regierungsbezirks Aachen.
Alt on a - Othmar sehen. 21. bis
25. September 1898. Ausstellung des
Gärtnervereins an der Elbe.
Personal-Nachrichten.
Seinen 70. Geburtstag feierte am
6. Mai Herr Hofgärtner a. D. Kirch-
hoff, Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, in völliger
Körper- und Geistesfrische. Der Garten-
bauverein zu Freiburg i.B., dessen Präsi-
dent er ist, benutztedenamAbendvorher
in der Harmonie stattgefundenen Vor-
trag, dieses seltene Fest zu feiern.
Vom Vorstande wurden dem Ge-
312
Inhalt des ii. Heftes.
feierten vor versammeltem Publikum
die herzlichsten Glückwünsche nebst
einer silbernen Wein -Bowle dar-
gebracht. Auch wir schliessen uns
den Glückwünschen des Vereins an
und hoffen, dass Herr Kirchhoff
noch recht lange in rüstiger Gesund-
heit zum Wohle des Vereins weiter
wirken möge.
NikolausSiesmayer, Mitbegründer
der berühmten Landschattsgärtner-
Firma Gebrüder Siesmayer zu Bocken-
heim-Frankfurt a. J\I., starb am 6. Mai
im Alter von 82 Jahren. Nikolaus
Siesmayer ist dem grossen Publikum
weniger bekannt geworden als sein
noch lebender jüngerer Bruder
Heinrich; er war nicht Landschafts-
gärtner, sondern zog die Pflanzen heran
und hat einen hervorragenden Anteil
an dem Aufblühen des grossen Ge-
schäftes, welches sie einst als kleine
Handelsgärtnerei begründeten.
Fr. Schumann, bisher in Braun-
schweig, wurde als Stadtgärtner in
Eberswalde angestellt.
Ludwig Plautz, Gutsgärtner in
Wisbu, wurde das preussische all-
gemeine Ehrenzeichen verliehen.
Schau Wecker, bisher in der
Zinsserschen Baumschule in Uelzen,
wurde an Stelle des nach Magdeburg
berufenen H.Grau als Kreisobergärtner
in Uelzen angestellt.
Nikolas Wassilewitsch Schmöl-
ling, Baumschulbesitzer in St. Peters-
burg, wurde zum Hoflieferanten des
Kaisers von Russland ernannt.
Heinrich Bonstedt, Baumschul-
besitzer in Stralsund, f am 4. Mai im
64. Lebensjahre.
Carl Leonhard Ibach zu Frank-
furt a. M., Besitzer einer von ihm 1834
begründeten bedeutenden Gärtnerei,
langjähriger Präsident und Ehren-
mitglied der Frankfurter Gartenbau-
Gesellschaft f am 11. Mai im Alter von
74 Jahren.
Hermann Metternich wurde für
den Kreis Büdingen (Oberhessen) als
Obstbautechniker angestellt.
W. Kühn, Anstaltsgärtnerin Geisen-
heim wurde als Stadtgärtner in Kulm-
bach angestellt.
F. Kilb, bisher Kreis-Obstgärtner
in Altenburg wurde als solcher in
Wetzlar angestellt.
Seit dem 24. April ist der Garten-
techniker und Baumschulbesitzer
Edwin Bauer, Inhaber der Firma
Otto Bauer in Königsberg i. Pr., ver-
schwunden. Bauer lebte in geordneten
Verhältnissen, ist 26 Jahre alt, gross,
trägt dunkelblonden, spitzgeschnittenen
Vollbart und war bekleidet mit dunkel-
blauem Sommerüberzieher ohne äussere
Taschen, schwarzem Cbeviotanzug und
schwarzem weichen Filzhut. Er trägt
einen Klemmer und führt vermutlich
eine grössere Geldsumme sowie ein
auf seinen Namen lautendes Sparkassen-
buch von über 150 M. bei sich. Sollte
jemand über den Verbleib etwas mit-
teilen können, so wird gebeten, um-
gehend Nachricht an die Firma Otto
Bauer in Königsberg i. Pr . Hintertrag-
heim 15, gelangen zu lassen.
Inhalt des 11. Heftes.
L. Wittmack, Die grosse Gurtenbau-Ausstellung zu Gent. S. 281. — Sanders Neuheiten
in Gent. iHierzu Abb. -5.) S. 285. — Schutzzollversammlung in Dresden. S. 2S5, —
L. Wittmack, Billbergia hybrida Hoelscheriana. (Hierzu Abb. y6.) S. 286. — Otto Morris,
Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in West-Afrika. S. 288. — Berliner Privatgälten.
S. 294. — Galanthus cilicicus Baker. (Hierzu Abb. yj.) S. 2qj. — Aufruf zu einem
Grabdenkmal für Ferdinand von Müller in Melbourne. S. 2gq. — Aufruf zu einem
Denkmal für Jean Linden. S. 299. — Dr. J. Buchwald, Bericht über Kulturversuche in
Deutsch-Ostafrika. S. 3oö. — Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. S. 3oi. — Kleinere
Mitteilungen. S. 3o2. — Unterrichtswesen. S. 3o8. — Litteratur. S. 3o8. - Xm den
Vereinen. S. 309. — Aiisstellung-en und Kongresse. S. 3io — Personal-Nachrichten. S. 3i u
Gartenflora 1898.
RUßUS DELJCIOSUS TORR.
itni iK
H,Ji"
■7 '•
Rubus deliclosus Torrey.
Von F. Späth (in P'irma L. Späth) und L. Wittmack.
(Hierzu Tafel 145 1.)
|iese aus dem Westen Nordamerikas stammende Art ist ein Blütenstrauch
<^js^ von ganz hervorragender Schönheit und hohem gärtnerischen Werte,
der, wenn er erst weiter bekannt und in grösserer Anzahl herangezogen sein
wird, einen gern gesehenen Schmuck unserer Gärten und Anlagen bilden wird.
Seine bisherige geringe Verbreitung, — er wurde bereits in den siebziger
Jahren eingeführt — ist wohl besonders in der schwierigen und langsamen
Vermehrungsweise begründet. Es ist ein etwas sparrig aufrecht und ziemlich
langsam wachsender Strauch, der wohl eine Höhe von i'/s m und darüber
erreichen dürfte. Die Belaubung lässt beim ersten Anblick viel eher an eine
Johannisbeere als an eine Himbeere — eine solche ist die Art - denken.
Seine volle Schönheit entfaltet der Strauch in der zweiten Hälfte des Mai, wo
er seine grossen, rein weissen Blüten in reichlicher Anzahl, nach und nach
aufeinander folgend, öffnet. Sowohl in Gebüschpartieen verwandt wie als
Kinzelstrauch gepllanzt, ist er dann von ganz hervorragender Wirkung.
Die Frucht, eine kleine rothe Himbeere, scheint sich nur spärlich aus-
zubilden, sodass die sicherste Vermehrungsquelle, die Samenaussaat, leider
nicht sehr ergiebig ist. L. Späth.
Rubus deliciosus gehört zu den wehrlosen Arten der Himbeeren, welche
Pocke als Section Anoplobatus d. h. stachellose Himbeere oder Brombeere
bezeichnet. Sie umfasst aufrechte Sträucher mit einfachen und gelappten, selten
dreizähligen Blättern, grossen aufrechten Blumen und sehr zahlreichen, nicht
zusammen neigenden Staubgefässen. Zu ihr gehören von den bei uns
kultivierten Arten vier: R. deliciosus Torrey aus Kalifornien und Kolorado.
R. trifidus Thunberg aus Japan, R. nutkanus Mocino aus Alaska etc. und
R. odoratus L. aus Kanada. Von diesen zeichnet sich R. odoratus bekanntlich
durch seine schönen zahlreich beisammenstehenden roten Blumen aus,
während alle drei übrigen einzeln oder zu 1 — 7 stehende grosse weisse
Blumen haben. Von ihnen hat nach Koehne's Deutsche Dendrologie S. 267
Rubus deliciosus zweihäusige Blüten und nur bis 6 cm breite Blätter, während
die andern Zwitterblüten und 8 — 30 cm breite Blätter besitzen.
Koehne beschreibt unsern Strauch folgendermassen: »R. deliciosus Torrey,
köstliche Himbeere. Zweige weichhaarig mit zerstreuten kurzen Stieldrüsen.
Nebenblätter eilänglich, oft innerhalb des Blattstieles verwachsen; Blätter tief
herzförmig, rundlich, seicht 3 — 7 lappig und doppelt gesägt, zuletzt fast kahl.
Blüten meist einzeln, (selten bis zu 7), auf beblätterten Zweigen, bis 4,5 cm
■>[A Rubus deliciosus Torrey.
breit (unsere Abbildung zeigt sie bis ö cm breit. I.. W.) Kelchzipfel zugespitzt,
kürzer als die Blumenblätter. Höhe i m. Blüte in der ersten Hälfte des Mai.
Kalifornien, Kolorado. Syn. R. Roezli Regel.«
Regel hat seinen Rubus Roezli in Gartenflora 1875, S. 227, aufgestellt
und t. S34 Fig. 3 abgebildet. Die dortige Abbildung lässt aber kaum die
Schönheit des Strauches ahnen, auch sind die Blumenblätter dort vorne
grob gekerbt gezähnt.
In der Gartenflora 1S81, S. 269, stellt Zabel einen Rubus Roezli Rgl.
forma integripetala, also mit ganzrandigen Blumenblättern, auf, den er
unter dem Xamen Rubus deliciosus in Samen von Haage & Schmidt-Erfurt
bezogen, sagt aber schon, dass auch R. deliciosus solche ganzrandigen Blumen-
blätter besitze, und Rubus Roezli wohl zu dieser letzteren Art gehöre. Regel
freilich bemerkt in einer Fussnote zu diesem Artikel, R. Roezli habe ein-
blumige Blumenstiele und weisse Blumen, R. deliciosus mehrblumige Blüten-
stiele und rote Blumen. (Soll wohl heissen blassrosa, wie sie mitunter auch
bei R. deliciosus sind. L. W.)
Die hübsche Abbildung in Bot. Mag. t 6062 zeigt Rubus deliciosus auch
mit etwas gezähntenBlumenblättern. Dort teilt Hooker mit, dass sie vonDr. James
1822 auf den Rocky Mountains zwischen 39 — 45" n. Br. entdeckt, auch in
Colorado 1861 if. gefunden und 1S70 durch Isaac Anderson Henry im
Samen eingeführt sei. James lobte die Beere wegen ihrer köstlichen vSüsse
und beträchtlichen Grösse. Hook er fand das bei der von ihm abgebildeten
kugeligen braunroten Beere nicht so; wohl aber sind die Blüten köstlich zu nennen.
Die Abbildung von Rubus deliciosus in The Garden 1880 Oct. (>.,
vol. XVIII, p. 358, welche sehr schön sein soll, konnten wir leider nicht ein-
sehen, da der Verein zur Beförderung des Gartenbaues den Garden erst seit
1881 besitzt. In späteren Jahren ist wiederholt im Garden dem Strauch dasselbe
Lob gezollt, wie es Herr Okonomierat Späth ausspricht. In vol. XXXIV
1888 Sept. 8., p. 231 ist er noch einmal schwarz abgebildet, hier mit etwas
gezähnten Blumenblättern. Dort wird gesagt, er sei in den meisten englischen
Gärten, die leichten Boden haben, ganz hart; in kälteren Lokalitäten solle
man ihn an eine Mauer pflanzen, die er bald bedecken und sich dabei
reichlicher mit Blüten schmücken werde, als wenn er buschartig gezogen wird.
Ein Korrespondent T. giebt in Garden vol. XXI 1887, p. 404, 30. April,
an, dass er ziemlich gute Vermehrung erhielt, indem er die wachsenden Triebe
um Johannis unter ein »Handglas'< in sandigen Boden steckte. Auch Wurzel-
stecklinge gaben oft einige Pflanzen, und wenn sie einmal angewurzelt seien,
wüchsen sie schnell.
Ein anderer Korrespondent, B. S., berichtet im selben Bande S. 475, dass
der stratificierte (in Sand eingeschichtete) Samen erst nach 12 Monaten, der
überjährige erst nach 2 Jahren gekeimt habe.
Unsere Abbildung ist 1897 in der Baumschule des Herrn Ökonomierats
Franz Späth (in Firma L. Späth), Baumschulenweg bei Berlin, von Fräulein
Elise Amberg gemalt. L. Wittmack.
847- Versammlung des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. o j -
847. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 26. Mai 1898.
I. Der Direktor des Vereins, Wirkl. Geh. Oberfinanzrat von Pommer-Esche.
widmete den dahingeschiedenen Mitgliedern, dem Herrn v. Hövel.
welcher zugleich Ehrenmitglied war, und dem Prof. Krug, früher Konsul
in Portoriko, der sich um die Erforschung der dortigen Flora die grössten
Verdienste erworben und seine reichen Sammlungen dem hiesigen bot.
Museum zum Geschenk gemacht hat, warme Worte der Anerkennung.
und erhoben sich die Anwesenden zum Zeichen der Teilnahme von ihren
Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen jMitgliedern:
1. Die Firma Eugen Neumann & Co., Fruchtsaftkelterei, Berlin SW.,
Lindenstrasse 16/17, durch L. Wittmack.
2. Herr Gärtnereibesitzer Georg Fratzscher, Bützow in Mecklen-
burg, durch Herrn Gramm, Malchin in Mecklenburg.
III. Ausgestellte Gegenstände. 1. Vom Kgl. bot. Garten w^ar wiederum
eine interessante Sammlung blühender Xeuholländer und Kappflanzen
ausgestellt, deren Verzeichnis besonders abgedruckt wird. .
2. Herr Kgl. Hoflief. F. C. Heinemann, Erfurt, hatte das von ihm
in den Handel gegebene Säulen - Vergissmeinnicht, Myosotis
alpestris var. stricta, das er jetzt in drei schönen reinen Farben ge-
zogen hat. ausgestellt. Von den drei Farben: blau, weiss und rosa ist
namentlich die letztere ungemein zart und ansprechend. Die Pflanze
wächst in der That sehr hübsch säulenförmig, gedeiht willig und giebt
selbst in kleinen Töpfen sehr hübsche Marktpflanzen.
3. Herr Spielberg & de Coene, Französisch Buchholz, hatten zwei
Ampeln aufgehängt, die mit der Fuchsie »Trailing Queen«, d. h.
niederliegende Königin, bepflanzt waren. Diese so wenig angetroffene
Sorte ist, wie Herr de Coene ausführte, gerade für Ampeln sehr geeignet
und wenige der neueren haben dafür gleichen Wert. Dieselbe wächst
so üppig, dass eine Pflanze die ganze Ampel ausfüllt, während man sonst
gewöhnlich drei einsetzen muss. Die üppigen Exemplare waren erst
^U Jahre alt.
4. Herr H. Graef, Steglitz, führte eine schön blühende Orchidee
Schomburgkia tibicinis Bateman vor, die Kuhhorn - Orchidee aus
Honduras, so benannt wegen der Form ihrer hohlen Knollen, die Ameisen
beherbergen. Sie ist eine Warmhauspflanze, liebt aber keine Feuchtigkeit
und ist nicht schwer zu kultivieren. Seit drei Jahren hat sie jedes Jahr
geblüht. Die Blüten schliessen sich abends etwas.
IV. Der Etat für 1898, der sich nur unwesentlich von dem vorjährigen
unterscheidet und als einzige ausserordentliche Ausgabe die für den
Druck eines neuen Mitglieder-Verzeichnisses bringt, wurde in I. Lesung
ohne Debatte einstimmig genehmigt. Derselbe schliesst in Einnahme
mit 22 856 M. 50 Pf., in Ausgabe mit 18 395 M. ab, somit bleibt ein
Überschuss von 44Ö1 M. 50 Pf.
V. Hierauf erfolgte die Neuwahl sämtlicher Ausschüsse und wurden
die Herren FJr. Deite, Junge und Peschke vom Direktor zu Stimmen-
o 1 5 847. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Zählern ernannt. Vor der Wahl erhob sich auf Anregung des Herrn
Hofgärtner Hoff mann eine sehr lange Debatte über die Art der Wahl.
Herr Hofgärtner Hoffmann bat den \'orstand, ein Reglement zu ent-
werfen, in welchem festgesetzt werde, wie lange jemand einem Ausschusse
angehören dürfe, und wie die Eigenschaften eines Mitgliedes sein müssten.
um in einen Ausschuss gewählt werden zu können. Herr Gartenbau-
direktor Eackner bemerkte dem gegenüber, dass der Verein durch die
jährlichen W^ahlen es in der Hand habe, die Dauer zu bestimmen und
ebenso solche Mitglieder zu wählen, die ihm geeignet erscheinen. Herr
Dr. Damm er und L. Wittmack wiesen darauf hin, dass es Usus sei,
in die technischen Ausschüsse sämtliche in der Vorschlagliste aufgeführten
7 Personen zu wählen, während für den 1. Ausschuss zur Vorbereitung
der Neuwahl des Vorstandes und den 2. für Revision der Kasse die
statutenmässige Zahl von 5 aus den 7 vorgeschlagenen zu wählen sei,
und dass einem Wunsche früherer Jahre entsprechend auch die cooptierten
Mitglieder mit in der Wahlliste aufgeführt werden sollten, damit, wenn
jemand vielleicht eins der 7 wirklichen Ausschussmitglieder streichen
wolle, er gleich andere geeignete finde. Herr Dr. Damm er bemerkte
noch, im vorigen Jahre sei beschlossen, dass auch solche Wahllisten
gültig sein sollen, die statt 7 nur einen Namen enthalten; nur über 7
(oder bei den Ausschüssen 1 und 2, zur Vorbereitung der Vorstandswahl
und zur Revision der Kasse über 5) dürften es nicht sein.
Neu auf der Wahlliste befindet sich der erst ins Leben gerufene
Ausschuss für Dekorationen und ersuchte der Vorstand den Verein,
durch die Wahl zugleich diesen neuen Ausschuss zu bestätigen. Auf die
Frage, warum dieser denn 14 Mitglieder zähle, wurde bemerkt, dass die
14 Personen von den sämtlichen vereinigten Ausschüssen selbst vor-
geschlagen seien, dass es sich im Wesentlichen um Beurteilung wirklich
ausgeführter Dekorationen handele und immer nur ein Teil der Mitglieder
als Preisrichter thätig sein solle.
Herr Bluth wünschte, da die Statuten nur fünf Mitglieder in jedem
Ausschuss vorsehen, eine Änderung der Statuten, die doch revisions-
bedürftig seien. Der Direktor bat, davon abzusehen; der Vorstand habe
diese Frage vor längerer Zeit auf das eingehendste geprüft, sei aber
schliesslich zu der Ueberzeugung gekommen, dass es besser sei, es beim
alten zu belassen, denn kaum habe man neue Statuten, so müsse man
wieder ändern. Ausserdem mache es aber sehr viele Weitläufigkeiten,
da das Statut von Sr. Majestät dem Kaiser genehmigt werden müsse. Der
Vorstand und mit ihm der Verein habe bisher angenommen, dass es keine
Statutenverletzung sei, wenn in unwesentlichen Dingen, den veränderten
Zeitverhältnissen entsprechend, Abweichungen vorgenommen würden.
Bei der Stimmenzählung ergab sich, dass sämtliche Mitglieder der
technischen Ausschüsse wiedergewählt waren. Die Liste sämtlicher
Ausschüsse wird besonders abgedruckt.
VI. Hierauf wurde ein Antrag des Vereins deutscher Gartenkünstler, die
»Gartenflora« auch zum Organ dieses Vereins zu machen, zur Kenntnis
gebracht. Der Vorstand und die vereinigten Ausschüsse werden diese
wichtige Frage erst näher prüfen. (Ist inzwischen zurückgezogen.)
847- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. o j n
VII. Beschlossen wurde dem Stadt-Garteninspektor A. Fintelmann und dem
städtischen Obergärtner Abraham, die am i. Juni ihr 25jähriges Jubiläun
als Obergärtner feiern, eine grosse silberne Medaille mit entsprechender
Inschrift durch eine Deputation des \'orstandes überreichen zu lassen.
Der Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst, sowie der
damit gemeinsam tagende Ausschuss für Obstbau werden gleichfalls eine
Deputation entsenden. (Herr Obergärtner Abraham hat sich inzwischen
jede Beglückwünschung verbeten, da er bereits am i. Februar 1872 mit
den Funktionen eines städtischen Obergärtners betraut sei und sein
Jubiläum bereits im vorigen Jahre gefeiert habe, angestellt sei er aller-
dings erst am 1. Juni 1873.)
\l\\. Der neu gewählte Ausschuss für Dekorationen beantragte, ihm
behufs Prämiierung besonders schöner Dekorationen, die von Vereins-
mitgliedern ausgeführt werden, grosse silberne, kleine silberne und
bronzene Medaillen zur Verfügung zu stellen. Herr Kgl. Garteninspektor
Lindemuth erklärte sich dagegen, da dann jeder Ausschuss dasselbe
verlangen könne. Herr Hofgärtner Hoffmaun empfahl, dass der Aus-
schuss im gegebenen Fall beim Vorstande Medaillen beantragen möchte
und dieser also das Urteil genehmige. Herr Cordel bemerkte, das
würde nur zu Verzögerungen führen, nachprüfen könne der Vorstand die
Dekorationen doch nicht, denn sie seien dann längst wieder abgeräumt.
Herr Hoflieferant Loock empfahl den Antrag. Die Dekorationen könne
man nicht in die Monatsversammlungen mitbringen, wie das bei Blumen,
Obst U.S.W, möglich sei. Herr Cordel erklärte noch, es würde der
Verein gewiss bereit sein, auch andern Ausschüssen, z. B. zur Prämiirung
von Obstanlagen, Medaillen zur Verfügung zu stellen, sie möchten es nur
beantragen. Herr Kgl. Garteninspektor Perring hob hervor, dass das
Endziel der ganzen Marktgärtnerei die Dekoration sei; wenn wir also
den Endzweck fördern, fördern wir die gesamte Pflanzenkultur. Der
Dekorations-Ausschuss ist anzusehen als eine ständige Jury; dass es
eine Neuerung ist, ist richtig, das müssen wir aber mit Freuden begrüssen;
wenn wir immer die alten Bahnen wandeln, kommen wir nicht vorwärts.
Herr Bluth und L. Wittmack schliessen sich Herrn Perring an.
Letzterer wies noch darauf hin, dass das Preisgericht in den Monats-
versammlungen, abgesehen von goldenen Medaillen, auch freies \er-
fügungsrecht habe; ebenso die Jury für Erteilung von Wertzeugnissen;
diese beiden sind nur keine ständige Jury.
Hierauf wurde mit fast Stimmeneinheit dem Dekorationsausschuss
das Recht zur \'erleihung von Medaillen zuerkannt.
IX. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Gartenbaudirektor Stadtrat
Brandt, Wendt und Wienholz hatte folgende Preise zuerkannt: 1. Herrn
F. C. Heinemann -Erfurt für Säulen-Vergissmeinnicht in drei
Farben eine kleine silberne Medaille, 2. Herrn H. Graef-Steglitz für
Schomburgkia tibicinis eine kleine silberne Medaille. 3. Herrn
Spielberg & de Coene-Französisch Buchholz für die Ampel-Fuchsie
»Trailing Queen« den Monatspreis von 15 Mark.
X. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen. (Siehe Gartenflora S. 259.)
oiS Programm für die Konferenz über die Reorganisation der Gärtnerlehranstalt.
XI. Zur Vorbereitung des Ausfluges mit Damen am Stiftungsfeste wurde ein
Ausschuss erwählt, bestehend aus den Herren : Kgl. Gartenbaudirektor
Carl Hampel, Geschäftsführer Junge und Rentier Grass, zu denen
auf besondere Bitte noch Herr Hoflieferant Loock trat.
Y. Pommer Esche. L. Wittmack.
Programm
für die Konferenz über die Reorganisation der Gärtnerlehranstalt in Wildpark
am 10. Juni im Kgl. preuss. Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten.
Zur Diskussion sind folgende Fragen zu stellen:
1. Ist die Anstalt überhaupt reorganisationsbedürftig und eventl. aus
welchen Gründen?
Mängel der Ausstattung und des Lehrplans?
Unmöglichkeit der Abhülfe solcher Mängel unter den gegen-
wärtigen Verhältnissen der Anstalt?
2. Welche Aufgabe soll der zu reorganisierenden Anstalt gestattet
werden?
Gleichmässige Ausbildung in allen Zweigen der Gärtnerei
Beschränkung auf einen oder mehrere Zweige?
Verlegung des Schwerpunktes in einen Zweig unter gleichzeitigem
mehr nebensächlichem Betrieb der übrigen Zweige der Gärtnerei?
3. Welchen Charakter soll die Anstalt tragen?
Hochschule oder Akademie der Gärtnerei?
Fachschule mit gehobener Vorbildung?
Gewöhnliche Gärtnerlehranstalt?
4. Welche Vorbildung soll demgemäss verlangt werden?
a) an Schulkenntnissen?
b) an praktischen Fähigkeiten?
ö. Welche Fächer sollen betrieben werden?
Naturwissenschaftliche \
allgemein wirtschaftliche
allgemein bildende
gärtnerische 1
6. In welchem Umfange sollen diese Fächer betrieben werden?
also wieviel Jahreskurse und wieviel Stunden für jedes Fach und
jeden Kurs?
7. Soll nur theoretischer Unterricht stattfinden oder sollen auch
praktische Übungen nebenher gehen?
Bei Bejahung der letzteren Frage: in welchen Fächern und in
welchem Umfange, obligatorisch oder freiwillig?
8. Soll die Anstalt nur Lehranstalt oder auch Forschungs- und De-
monstrationsanstalt sein?
Wenn letzteres bejaht Averden sollte: für welche Zweige des
Garten- und Obstbaues?
Fächer?
Grossblumige Pelargonien. om
9. JMit welchen theoretischen und praktischen Unterrichts- und L)e-
monstrationsmitteln ist demgemäss die Anstalt auszustatten?
Anzahl und Stellung der Lehrer?
Anzahl und Art der Gebäude?
Grösse der erforderlichen gärtnerischen und sonstigen Anlagen?
Versuchs- und Übungsfelder?
10. Wie sind die Verhältnisse der Schüler zu gestalten?
Internat oder Privat-Wohnung?
Schulmässiger oder akademischer Unterrichtsbetrieb?
Allgemeiner Schulzwang oder Lernfreiheit?
Gemischtes System?
Möglichkeit der Auswahl bestimmter Fächer mit Zwang zur Ab-
solvierung derselben, wenn nicht im ersten, so doch im
zweiten oder dritten Kursus?
11. Empfiehlt sich eine Verlegung der Anstalt nach Dahlem?
Verhältnis zu den Königlichen Gärten?
Verhältnis zu dem Botanischen Garten?
Grossblumige Pelargonien.
Von Wilhelm Bürge r - Halberstadt, Kunst- und Handelsgärtnerei.
(Hierzu eine farbige Tafel als Beilage.)
las Pelargonium grandiflorum oder meist englisches genannt, ist stets
d^::^ vielmehr ein Liebling des Liebhabers als des Gärtners gewesen. In
meinen Kinderjahren habe ich diese Pflanze öfter an den Fenstern selbst kleiner
Leute schöner gesehen als in unseren heimischen Gewächshäusern. Gerade
deshalb war auch wohl jener Eindruck auf mich so gross, dass mir heute noch
jene Fenster in lebhafter Erinnerung sind, in denen jahrein jahraus diese
Pelargonien standen, die mich alljährlich um diese Zeit mit ihrer überaus
reichen Blütenpracht entzückten. Es wird behauptet, dass die Pelargonien
durch ihre feinen Drüsenhärchen so bedeutende Mengen Ammoniak aufzunehmen
imstande sein sollen, dass dadurch ein Düngen der Erde oder ein Verpflanzen
jahrelang unnötig wird. Als Beweis dafür gilt das überraschend üppige
Wachstum von Pelargonien in Bauernfenstern in der Nähe der Dungstätten und
in Fenstern von Stallungen, wo sie sonst weiter keine Pflege geniessen. Auch
ich habe gerade besonders üppige Pelargonien gefunden in Stuben, wo ich kaum
zu atmen wagte. Dagegen blieben in den Gärtnereien wirklich gute Pelargonien
lange Zeit hindurch eine Seltenheit.
Wohl wurden in manchen Gärtnereien grosse Sortimente geführt, die
während der Blütezeit durch ihre Farbenpracht und Abwechslung imponierten,
selten aber durch Schönheit der Pflanze selbst. Meistens waren es lange, dünne
Dinger, bei denen jeder einzelne Zweig durch einen Stab gehalten werden
musste, und nur ein aussergewöhnlicher Blütenreichtum oder die Eigenartigkeit
der Farben konnten solchen Pflanzen ein gewisses Ansehen geben und ein
Interesse für sie erwecken. Wenn nun auch als Grund dafür, dass sich die
englischen Pelargonien nicht so recht als allgemeine Handelspflanzen bei den
Gärtnern haben einführen wollen, angegeben wird, dass gerade diese Kultur
Q20 Grossblumige Pelargonien.
eine sehr anspruchsvolle ist, und sich die Pelargonien dem Klima ihrer Heimat
entsprechend Avohler in der trockenen Stubenluft als in den leuchten Gewächs-
häusern fühlen, so muss ich doch die Hauptschuld den früheren Züchtern zu-
schreiben, die es zwar verstanden haben, aus der unscheinbaren Stammform
mit ihrer weisslichen, oben rot gezeichneten Blüte so herrliche Farbentöne
hervorzubringen; die aber gar nichts thaten, die Pflanze auch sonst noch zu
A'erbessern und niemals versuchten, die allgemein bekannten und beklagten
Untugenden dieser Pflanze zu beseitigen.
Vor 30 Jahren schon führten die Spezialzüchter in Frankreich, England
und bei uns in Deutschland, besonders in Zittau, grosse Sortimente von einigen
hundert Sorten und jährlich erschienen weitere Neuheiten, die indes höchstens
andere Farben, aber keine nennenswerten Verbesserungen in dem Charakter
dieser Pflanze brachten. Erst die sogenannten Wiener Marktsorten »Perle von
Wien«, vMabel« etc. brachten eine merkliche Verbesserung und die Handels-
gärtner benutzten diese sofort, um aus ihnen eine gute Handelsware zu er-
ziehen, die nun endlich eine bis dahin sehr empfundene Lücke ausfüllte.
Es waren das aber immer nur Resultate von Kreuzungen des Pelarg.
grdfl. unter sich; dieses auch mit anderen Geraniaceen zu kreuzen, w^as ich von
vornherein als sicherstes Mittel ansah, den Charakter desselben zu verbessern,
geschah nicht und blieb mir überlassen, und diese Aufgabe kann ich nach
einer 15jährigen sorgfältigen, hingebenden Arbeit als vollkommen gelöst be-
trachten. Das Sortiment, welches ich mir gebildet habe und wovon ich bis
heute 45 Sorten dem Handel übergab, ist frei von den grössten und beklagens-
wertesten Fehlern der älteren Sorten. Zunächst bedürfen meine Sorten keines
Stabes, selbst die ältesten und vielverzweigtesten Pflanzen werden bei richtiger
Kultur sich immer selbst halten und stets einen dichten, geschlossenen Busch
bilden. Ferner haben sie ein grosses, saftiggrünes Blatt, eine reiche, dichte
Belaubung und auch einen straffen Blütenstiel, welcher eine grosse geschlossene
rhododendronähnliche Dolde trägt. Dabei sind die Formen der Blüten eben-
falls voller und edler geworden und die Farben wie Zeichnungen nicht minder
schön; ja, ich habe sogar manche bis jetzt unerreichte Färbung dabei, z. B.
»Andenken an Wildpark«, feuerrot mit schwarzen Flecken, und >'Frau Hof-
gartendirektor Walter«, modern lila mit schwarzen Flecken, welche dunkelrot
umrandet sind. Ich bin fest überzeugt, dass mein Sortiment schliesslich alle,
selbst die jetzt noch so beliebten älteren Sorten verdrängen wird.
Wohl fühle ich, dass diese Behauptung aus meinem Munde gefährlich ist,
und ich hätte sie noch vor einigen Jahren, obgleich ich damals schon ebenso
fest davon überzeugt war, nicht gethan, jedoch heute wage ich es. indem ich
nur wiederhole, was mir täglich immer wieder gesagt wird.
Habe ich in den ersten lo Jahren neben meiner angestrengten Arbeit
und meinen grossen Opfern noch viel Enttäuschungen und Arger durch neidische
Kollegen erfahren müssen, so entschädigt mich seit Jahren in reichlichster
Weise die allgemeine Anerkennung, die meine Züchtungen bei allen hervor-
ragendsten Pelargonienzüchtern und -Liebhabern des In- und Auslandes finden.
Und diese Anerkennungen, die mir jetzt freiwillig oft in der schmeichelhaftesten
Weise gezollt werden, verdanke ich grösstenteils meinem Grundsatze, den ich
mir durch böse Erfahrungen bei Anschaffung von anderen Neuheiten gebildet
habe: »Prüfe eine eigene Züchtung lieber ein Jahr länger und verbessere so
Grossblumige Pelargonien. 02 i
lange, als Du Fehler daran findest. Übergieb nichts der (jftentlichkeit und
lobe es nicht, bevor Du Dich nicht selbst ausgiebig von dessen Vollkommen-
heit überzeugt hast.«
Was habe ich z. B. von jährlich zugelegten 20 Chrysanthemum-Neuheiten
als besitzenswert behalten? Sehr wenig! Was ist von den vielen, vielen an-
gepriesenen neuen Dahlien-Sorten wirklich gut und entspricht unseren Wünschen?
Mit dem Herausgeben ihrer Neuheiten sind die Züchter leider immer viel zu
hastig und schaden sich dadurch am meisten selbst, denn die Käufer werden
nachgerade scheu und hüten sich, ungesehene Sachen zu kaufen.
Am meisten trift't dieser Vorwurf die Engländer und diese haben deshalb
auch zunächst die Folgen zu tragen. Es gab eine Zeit, wo jede aus England
angebotene Neuheit sofort bei uns Eingang fand und. wo grösste deutsche
I-'irmen förmlich Jagd auf englische Neuheiten machten. Das ist heute glück-
licherweise anders geworden!
Wenn die Vertreiber einer Neuheit solche in gutem Glauben und um ein
Geschäft damit zu machen, möglichst schnell und mit grosser Reklame zu
verbreiten suchen, so ist dies noch erklärlich; aber wenn ein Züchter solches
gewissenlos thut, so ist mir dies unverständlich. Denn eine wirklich gute
Neuheit kommt nie zu spät; aber eine zu früh herausgegebene minderwertige
bringt ihm den grössten Schaden.
Nun wird ja vielfach behauptet, dass der Züchtei seine eigenen Züchtungen,
namentlich, wenn sie ihm viel Arbeit, Zeit und Opfer verursacht haben, mit
den Augen einer nachsichtigen Mutter ansieht und nur für die besseren Eigen-
schaften ein Auge hat, aber die Fehler schonend übersieht. Doch möchte ich
gerade das Gegenteil behaupten! Hat man erst einmal glückliche Erfolge er-
zielt, so reizt dies ungemein zu weiteren Versuchen und mit dem Besitz von
etwas Schönem wächst auch die Begehrlichkeit nach noch Besserem.
Ich hatte mir z. B. vor ca. 15 Jahren zunächst nur die Aufgabe gestellt,
das Pelarg. grdfl. niedriger und buschiger zu gestalten, wenn möglich so-
zusagen aus dem Strauche eine Staude zu bilden. Als ich aber dies endlich
nach Jahren erreicht hatte, da erwachten in mir auch wieder neue Ansprüche,
denn die Tausende von Bastarden, die ich herangezogen, hatten mir manches
gezeigt, wovon ich vorher gar keine Ahnung hatte; die eine Kreuzung brachte
diese gute Eigenschaft, die andere jene, und das erweckte nun wieder den
Wunsch, alle diese in einer Pflanze zu vereinigen.
Gerade solche Züchtungen, bei denen man sich bestimmte Ziele vor-
gesteckt hat, sind äusserst interessant, sie nehmen die ganze Lust und Liebe
des Züchters, sein ganzes Dichten und Trachten in Anspruch und spannen
seine feinfühlige Beobachtung und Erwartung aufs höchste.
Leider lässt uns hier unsere gärtnerische Wissenschaft 'im Stiche; wir
finden z. B. nirgends Aufschluss, wodurch unbedingt Zwergformen gebildet
werden können, obgleich wir diese Bildung in der Natur so oft wahrnehmen
und kein Buch giebt uns Aufklärung, wodurch man Form und Farbe der Blüte
eigenwillig ändern kann. Es werden uns nur wenige ganz allgemeine Anhalts-
punkte an die Hand gegeben, aus denen man sich nun alle erdenklichen
Möglichkeiten zusammenstellen muss und keine von ihnen unversucht lassen
darf, aber jeder Versuch bedeutet ein Jahr Pflege und jede Unterlassung bringt
uns ein Jahr zurück.
322
Grossblumitje Pelargonien.
\'orhei" dünkt es einem so schwer, in diese Geheimnisse der Xatur ein-
zudringen, doch hat man sein Ziel erreicht und Ursache und Wirkung erkannt,
dann erzählt uns die Xatur diese täglich in jeder Pflanze. Ich muss bei den
Kreuzungsversuchen oft an den alten Alchemisten denken, an B. Schwarz, der
Gold machen wollte und das Pulver erfand. Der praktische Gärtner kennt
von Alters her durch seine Beobachtungen manches Naturgeheimnis, welches
ihm sogar sprichwörtlich geworden ist. nur ist öfter der Rede Sinn etwas
dunkel oder gar verkehrt. Man sagt z. B.: »Der Baum hat sich tot geblüht
resp. getragen« oder »Frischer Samen, viel Kraut, alter Samen, viel Früchte«!
Beides sagt eigentlich dasselbe, wenigstens beruht beides auf demselben Natur-
gesetze, welches ich folgendermassen aussprechen möchte: »Jedes im Absterben
begriffene vegetabilische Lebewesen sucht seine letzte ihm noch innewohnende
Kraft zur Fortpflanzung und Vermehrung zu verwenden.« Der Baum z. B., der
sich soll tot geblüht haben, hatte sicher schon im Jahre zuvor den Todeskeim
in sich und hat deshalb damals schon die ganze gebildete fertige Nahrung.
die er sonst auch noch zur Vergrösserung bez. Verstärkung seines ganzen
Baues benutzt, nur zur Bildung von Blütenknospen verwertet.« Man kann obigen
Spruch sogar anwenden, indem man noch weitergehend sagt: »Je jünger und
üppiger ein Baum, desto geringer der Blütenansatz, je älter und kümmerlicher,
desto reicher.« Auch das zweite Sprichwort: »Frischer Samen, viel Kraut,
alter Samen, viel Früchte«, erklärt sich aus demselben Grundsatze, denn mit
dem Alter verliert bekanntlicherweise der Samen seine Keimfähigkeit, er ist
deshalb auch ein Organismus, der im Absterben begriffen ist und wird also
wieder bemüht sein, seine Kräfte weniger zum Bau der Pflanze als zur schnellen
und reichen Bildung von Fortpflanzungsorganen zu verwerten. Noch viele Er-
scheinungen, die anfangs gar nichts Gemeinschaftliches zu haben scheinen-
lassen sich bei eingehender Untersuchung auf diesen Grundsatz zurückführen.
Um nun auch noch ein Wort über die Vervollkommnung der Blüten-
formen zu sagen, möchte ich hervorheben, dass es hierzu nicht gleichgültig ist
welche Blüte ich zur Befruchtung wähle und vor allem nicht gleichgültig,
von welchen Staubgefässen ich den Pollen entnehme. Die Staubgefässe sind
sogar in derselben Blüte verschieden, und noch verschiedener sind jedenfalls
die Pollenkörner, weshalb es vielleicht sehr wichtig wäre, diese unter einem
Mikroskop daraufhin zu untersuchen und dementsprechende Versuche damit
anzustellen. Am schwierigsten scheint es mir jedoch, eine bestimmte Änderung
der Farbe oder wohl gar eine neue Farbe, die der Gattung sonst nicht eigen
ist, zu erzielen. Das Pelargonium grdfl. hat in allen Farben eine lila oder
violette Tönung, deshalb fehlte auch immer ein reines Ziegel- oder Feuerrot,
wie es z. B. das P. zonale aufzuweisen hat, dem dagegen wieder das \'iolett
fehlt. Nach jahrelangen dementsprechenden Bemühungen erhielt ich auch
einige feurige Farben wie z. B. »Feuerball«, »Perle von Halberstadt« etc.,
aber immer noch blieb etwas violett darin, was sich namentlich beim Verblühen
und bei kränklichen Exemplaren zeigte, und erst in letzter Zeit bekam ich ein
reines Ziegelrot »Friedrich Engel«. Aber in dem Masse, wie das Feuerrot
reiner und freier von lila wurde, nahm im gleichen Masse die Zeichnung und
besonders das tiefe Schwarz der Flecken ab; letzteres wurde ein durchsichtiges,
schmutziges Grau. Es hat mir unendlich viel Mühe gemacht, auch in dem
Feuerrot die sammetig schwarze Zeichnung wieder hervorzubringen; die erste
Grossblumige Pelargonien, -^2^
Pflanze davon stellte ich auf der Jubiläums-Ausstellung vom 28. April bis
12. Mai 1897 in Berlin aus, wo sie den Namen »Andenken an Wildpark« erhielt.
Wenn ich nun auch stolz darauf bin, meine Ziele in dem Sortimente
meines Pelargonium hybridum granditlor. nanum erreicht zu haben, so werde ich
doch nie aufhören, weitere Verbesserungen zu versuchen und hoffe, mein
Sortiment alle Jahre durch Besseres noch zu vergrössern. Was mir noch nicht
ganz gelungen, ist, diese Art ganz widerstandsfähig gegen Blattläuse zu
machen, und doch schien das leicht erreichbar, da die nächst verwandte
Art, P. zonale, die ich öfter zur Kreuzung benutzte, fast ganz frei von Ungeziefer
bleibt. Auch noch eine andere sehr wünschenswerte Eigenschaft, die einige
Pelargonienarten, z. B. triste, daucifolium, atrura, besitzen: den Geruch möchte
ich gern noch auf meine Züchtungen übertragen. Leider konnte ich vorstehende
Spezies in letzer Zeit nirgends auftreiben und möchte deshalb hierdurch jeden,
der mir eine Quelle für diese Arten und für P. tricolor angeben kann, freund-
lichst bitten, dies zu thun. Wer sich aber für meine Pelargonienkultur inte-
ressiert, den lade ich zu einem Besuche im Juni, wenn die Samenträger in
Blüte stehen, freundlichst ein. Inzwischen aber möchte ich alle Pelargonien-
freunde wenigstens mit einer Abbildung meiner letzten Züchtungen erfreuen und
lege dieselbe diesem Hefte der Gartenflora bei.
Bemerkung der Redaktion. Auch in der Pelargonium-Nummer des
»Handelsblattes« (No. 10 d. J.) ist von Herrn Michel-Zittau, Herrn H. Weidner-
Braunschweig und Herrn J. Glünicke-Ouedlinburg der Bürgerschen Züchtungen
rühmlichst gedacht. Herr Bürger selbst beschreibt die Entstehung seiner
Neuzüchtungen in No. 16. des »Handelsblattes«. In No. 10 des »Handelsblattes«
schreibt Herr Brandt in Wandsbek über die Kultur der englischen und geben
^vir diese bei der Wichtigkeit der Sache in nächster Nummer wieder, ebenso
die etwas abweichende Vermehrungsmethode des Herrn Rob. Moncorps.
Die empfehlenswertesten Bürgerschen Pelargonien sind nach H. Weidner
für Handelsgärtner die Mittelformen, nicht die ganz niedrigen. Hauptsorten
für den Markt sind nach Herrn Bürger: Perle von Halberstadt, feuerrot, (Jber-
gärtner Wauer, dunkelrosa mit zwei oberen roten Flecken, Fürst ßismarck,
Käthe Bürger, weiss mit zwei oberen roten Flecken, Albert Klietz, chamois-
rosa und kastanienbraun gefleckt, Feuerball, leuchtendkarmin, Frieda und
Eugen Daicker, karminrosa, Hermann Michel, dunkelrosa mit weisser Mitte, zwei
oberen Blbl. dunkel, Maler Wilde, Onkel Pitt, Direktor Zirek, Fürst Bismarck,
Geheimrat Wittmack, Mama Revers. Dazu kommen noch als neueste: Frau
Inspektor Echtermeyer, Harz-Hey, G. A. Hoffmann, Carl Holzmann, Frau Hof-
gartendirektor Walter, Raph. Glünicke, Gertrud, Fritz Loose, Meta, Friedrich
Engel, Itza und Lina. Doch die Leser mögen sich selber aus der beiliegenden
Tafel auswählen und die Beschreibung auf der dazu gegebenen Liste nachlesen.
* *
Vermehrung des Pelargonium hybr. grandiflorum nanum durch Stecklinge.
Die beste Zeit zu dieser \'ermehrung ist von Juni bis September, und
um nun früh genug und auch möglichst viel Steckholz zu bekommen, müssen
die Mutterpflanzen schon früh, spätestens im Mai, blühen; nach einer kurzen
Blütezeit werden sie verpflanzt, wobei alle Blüten bezw. Knospentriebe ent-
fernt werden. Man behandelt nun die Pelargonien wie Warmhauspflanzen und
nach einigen Wochen wird sich das schönste Stecklingsholz gebildet haben.
"22 ± Drillingsheizkessel „Sonne",
Man hüte sich jetzt, zu früh, d. h. zu kurze Triebe, zu schneiden; auch soll
stets an der Pflanze ein Stumpf des Triebes mit einigen Augen und Blättern ver-
bleiben.
DieStecklinge stecke man gleich in kleineTöpte, verwende einerecht gesunde,
durchlassende Erde, z. B. sandige Heiderde, grobe, sandige Lauberde etc., und
stelle sie dann auf einen Kasten oder in ein flaches Flaus. Die beste Temperatur
ist jetzt 20 — 30O C, und zwar ist Luftwärme zusagender als Bodenwärme;
letztere lieben die Pelargonien nicht. In den ersten 8 Tagen halte man diese
Häuser geschlossen, spritze und schattiere nach Bedarf, aber nach dieser Zeit
immer weniger, spritze nur bei warmem sonnigen Wetter, und dann auch nur
morgens, und schattiere nur bei strengster Sonne: dagegen lüfte man immer
mehr, besonders abends. Nach weiteren 14 Tagen werden die meisten Stecklinge
bewurzelt sein und man säume nun nicht, diese sofort zu verpflanzen, wenn
auch die Wurzeln noch zart und schwach sind; denn diese werden sich in
frischer, gesunder Erde viel schneller kräftigen als in der alten des Stecklings-
topfes, welche durch die warme, feuchte Behandlung ungesund für die Pelar-
gonien geworden ist.
Die beste Erdmischung ist: ','5 gut verrottete Lauberde, Vs Heide-
erde, Vö Sand, Vö Rasen- oder Komposterde, '/s Düngererde von Rind
oder Pferd, etwas Lehm oder Bauschutt, auch etwas Dünger, z. B. Hornmehl,
Guano oder dergl. Von nun ab müssen die Pelargonien unbedingt in Häusern
kultiviert werden, denn ein Durchwurzeln der jungen Pflanzen, wie es auf
Kästen leicht geschieht, ist höchst verderblich. Die Temperatur soll im Winter
nicht unter loo C. fallen, dabei soll, wenn möglich, gelüftet werden; dann
werden die Pflanzen stetig weiterwachsen, wenn auch langsam. Im Januar
müssen die Pelargonien verpflanzt werden, gleich in grosse Töpfe, in welchen
sie zur Vervollkommnung kommen sollen, und nachdem sie diese in ca. 4 Wochen
durchwurzelt haben, während welcher Zeit vorsichtig gegossen werden muss,
werden sie schnell und üppig wachsen und schon im März die erste Knospen-
bildung zeigen. Wilhelm Bür ger-IIalberstadt.
c>^
Driilingsheizkessel „Sonne^'.
D. R.-P. No. 98473 für Warmwasser und Dampfheizung.
Von Emil Dietze, Gartnereibesitzer, Steglitz b. Berlin.
(Hierzu Abb. 78.)
he ich auf eine nähere Besprechung des Kessels selbst eingehe, sei mir
gestattet, über unsere jetzt im Gebrauch befindlichen Heizungen einiges
zu sagen.- Dass unsere Heizungen vieles zu wünschen übrig lassen, sieht man
am besten daran, dass mit so vielen verschiedenen Systemen in den Gärtnereien
geheizt wird. Man kann sogar selten eine Anlage finden, in welcher zwei
Kessel in Betrieb sind, die eine und dieselbe Konstruktion haben. Daraus
geht hervor, dass die Gärtnerwelt noch nicht weiss, was der beste und brauch-
barste Kessel ist. Sieht man sich dagegen in den einzelnen Industriezweigen
nach Maschinen um, so wird man meist immer von den einzelnen Industriellen
bestimmte Auskunft erhalten, welches die beste für den betreffenden Zweck
Diillingsheizkessel „Sonne".
325
ist. Da haben unsere Techniker Grosses geleistet; dagegen im Ileizfach ist
wenig geschehen; kommen doch noch Tausende von Kesseln aus England
lierüber. Auf die einzelnen Systeme kann ich nicht eingehen, da die Blumen-
lesc zu gross ist.
S^h^LJtt^jZ-ß
-ScfauttC^jr-
-^<JlFi/iin7{6/ü-G-J{
^cA*uitinJ{öA^£^F
—Mamääirf'iOO-'
I I I I I I I I
Abb. 78. Drillings-Heizkossel „Sonne",
konstruiert von Herrn Gärtnereibesitzer K. Dletzc in Steglitz.
Mein Bestreben ging dahin, einen Kessel zu bauen, bei dem die grösste
Heizfläche direkt im Feuer liegt. Ich sagte mir: was nützen uns die grossen
berechneten Heizflächen, wenn das wenigste davon im Feuer selbst liegt, und
nur dort zu finden ist, wo Russ und Asche abgelagert wird. Und dazu die
grossen Eisenklumpen, die beim Anheizen eine grosse Masse von Brennmaterial
026 Drillingsheizkessel „Sonne".
brauchen, ehe man eine Wärme an den Röhren wahrnehmen kann, so dass
nur langsam Erwärmung in den Häusern erzielt wird. Die Grund-Idee bei
meinem Kessel war die, einen Heizkörper zu konstruieren, bei dem der Flamme
Gelegenheit geboten wird, sich nach oben zu entwickeln, und dazu gehört ein
aufrechtstehender Kessel. Ich w^ählte als Mantel einen Glocken- oder Turmkessel
aus Schmiedeeisen geschweisst, ohne jeden Xietkopf, wie die Zeichnung zeigt.
Der Schnitt in Höhe G-H zeigt den Grundriss, in der Mitte der Rost mit
dem Mantelkranz, rechts und links die beiden kalten oder Rücklaufstutzen A-B.
An den kalten Stutzen sind rechts und links zwei Schlangen angeflanscht, die-
selben haben jede einen Stutzen, der als Kontrole gegen Schmutz und zugleich
zum Ablassen des Wassers aus der ganzen Heizung dient. Hier liegt der
tiefste Punkt der ganzen Anlage.
Die beiden Schlangen gehen rechts und links in dem Einschnitt am
Mantel über die Heizthüre, wie Schnitt A-B zeigt, und winden sich übereinander
im inneren Kesselraum nach oben, hier treten sie seitlich rechts und links
zwischen Mantel und Fülltopf aus dem Innenraume heraus und schliessen sich
an die heissen Stutzen an. Die Schlangenenden sind hier verlängert und soll
das bedeutend heissere Schlangenwasser das kältere Mantelwasser mitreissen,
um eine schnellere Zirkulation zu erzeugen. Jede Schlange hat unten, so wie
oben einen Abstellhahn. Sollte eine Schlange mit der Zeit schadhaft werden,
so stellt man den Hahn unten und oben ab und heizt mit der zweiten Schlange
und dem Mantel weiter. Sollte die zweite Schlange schadhalt werden, so
bleibt der Mantel übrig. Sollte jedoch der Mantel durchbrennen, so muss das
Wasser abgelassen werden, die kalten und warmen Stutzen abgeschraubt und
die Öffnungen mit einer Eisenplatte verschlossen werden, dann kann mit
den Schlangen allein weiter geheizt werden, bis gelinderes Wetter eine
Reparatur zulässt.
Die Aufstellung eines Reserve-Kessels ist mithin nicht mehr nötig.
Der durchbrochene Heiztopf dient dazu, das Brennmaterial nach dem
Innenraume des Kessels zu führen. Durch die seitlichen Schlitze im Heiztopf
gehen die Gase, sowie der Rauch nach aussen, teilen sich seitlich am Kessel-
manteL umspülen denselben und gehen von hier nach dem Schornstein.
Der Fülltopf ist ein Körper für sich und hat mit dem Heizkörper nichts
zu thun.
Der Schnitt E-F zeigt die obere Fläche des Mantels. In der Mitte ist
der Füllraum; rechts und links sind die beiden Schlangenröhren und die
beiden Öffnungen für die Ablaufstutzen fürs Mantelwasser. Der Mantel ist
85 cm hoch, 65 cm im Durchmesser. Die Schlangen liegen 1 cm vom Mantel
selbst und V2 cm von einander entfernt, um der Flamme Gelegenheit zu geben,
den ganzen Heizkörper zu umspülen.
Der Fülltopf reicht bis in die erste obere Schlangenwindung hinein,
damit keine kleinen Koaks- oder Kohlenteile zwischen Mantel und Schlange
fallen können. Die Schlange ist von 4 cm imi Durchmesser haltendem Kupfer-
rohr gebogen, mit 2 mm Wandstärke. Ob Kupier lür jedes Brennmaterial
das richtige ist, oder ob Perkinsrohr oder patentgeschweisstes Rohr zu ver-
werten ist, werden uns die Heiztechniker sagen. Der Kessel ist in meiner
Gärtnerei seit Februar in Betrieb, und wurde an Stelle eines sogenannten
Flammenrohrkessels gesetzt. In der Heizung betinden sich 2400 Ltr. Wasser,
Axel Fintelmanns 23 jähriges Amtsjubiläum. 027
und in diesem Sommer "wird die zweite Heizung mit angeschlossen, so
dass ich dann nur einen Kessel habe.
Alein Kessel kann in jeder Grösse gebaut werden. Das Brennmaterial
wird bei einer höheren Konstruktion noch besser ausgenutzt werden. Der
augenblicklich in Thätigkeit befindliche Kessel ist eingemauert; derselbe wird
aber auch mit Eisenmantel geliefert und kann auch ohne Mantel und IVIauerwerlc
gebaut werden; so ist er bei kleinem Betrieb zu verw^erten. Eine Empfehlung
brauche ich meiner Erfindung nicht selbst mit auf den Weg zu geben, lade
aber meine Herrn Kollegen freundlichst zum Besuche ein, wobei sich jeder
sein Urteil selbst bilden kann, wie schnell geheizt wird.
Axel Fintelmanns 25 jähriges Amtsjubiläum.
OT^er städtische Garteninspektor Axel Fintelmann zu Berlin ist am
(^ 27. September 1848 zu Elmhold bei Cimbrizham in Schonen, der südlichsten
Provinz Schwedens, geboren als Sohn des vom preussischen Staate damals
beurlaubten Forst - Kultivateurs, späteren Stadt - Forstrats und Ökonomierats
Dr. Louis Fintelmann zu Breslau. Er besuchte die Realschule zum heiligen
Geist bis Obersekunda, lernte 1865 — 1867 auf der Pfaueninsel bei seinem Onkel
Gustav Fintelmann, besuchte bis Ostern 1869 die Königl. Gärtner-Lehranstalt,
arbeitete als Gehülfe bei Lauche in der berühmten Augustinschen Privat-
gärtnerei bis Oktober 1870, kam dann zum Hofgärtner Brasch in Charlottenburg
bis zum 1. März 1871 und trat hierauf unter Stadtgartendirektor Meyer im
Friedrichshain zu Berlin als Gärtnergehülfe ein. Bald erhielt er die
kommissarische Verwaltung der Obergärtnerstelle im Südosten der Stadt an
Stelle des verstorbenen Obergärtners Seefisch und ward als solcher mit der
Ausführung der Anlagen im Treptower Park und besonders der im Plänterwald
hinter Treptow betraut. Im Frühjahr 1884 ward ihm die Leitung der Arbeiten
im Nordwesten der Stadt (im kleinen Tiergarten etc.) übertragen und im
Frühjahr 1891 kam er an Stelle des verstorbenen Rönnenkamp als Garten-
inspektor nach dem Humboldthain. Zeitig auf eigene Füsse gestellt, suchte der
junge Gartenkünstler sich durch den Besuch grösserer Städte und deren Anlagen
zu vervollkommnen; er gewann bei Konkurrenzen mehrere Preise, ward bei
Begründung des Vereins deutscher Gartenkünstler erster Schriftführer desselben,
hatte dieses Amt bis 1892 inne und wurde 1896 zum 1. Vorsitzenden erwählt.
Laut Schreiben des Magistrats vom 24. Mai 1S73 ist Fintelmann vom
1. Juni 1873 ab zum Obergärtner ernannt, somit war der 1. Juni der Tag seines
25jährigen Amtsjubiläums, vom selben Tage ab ward auch der städtische Ober-
gärtner Abraham ernannt.
Früh morgens erschienen die Gärtner und Gehülfen des Humboldthains
mit einem von Herrn Kluge arrangierten 1 m hohen Blumenstrausse in einem
Baumstamm und überreichten ein künstlerisch ausgeführtes Diplom, auf welchem
seine verschiedenen Wirkungsstätten dargestellt sind. Der botanische Gärtner
Benno Schultz überreichte einen Blumenschmuck als Tafelaufsatz. Später
erschienen als Mitglieder des Vorstandes des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues die Herren Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner, Garteninspektor
Perring und Hoflieferant Loock, zu denen sich später noch L. Wittmack
328_
Blumenkästen — Fensterkästen,
gesellte und überreichten ihm eine grosse silberne Medaille mit der Inschrift:
Herrn A. Fintelraann zum 25jährigen Amtsjubiläum, den 1. Juni 1898. Der
Verein deutscher Gartenkünstler entsandte die Herren Klaeber, Rholfs,
Vogeler, Weiss und Giemen zur Beglückwünschung, die vereinigten Aus-
schüsse für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst sowie für Obstbau die
Herren Gartenbaudirektor Carl Hampel und Carl Mathieu. Ein freundlichst
dargebotenes Frühstück beendete die schöne Feier.
Blumenkästen — Fensterkästen.
_, (Hierzu Abb. 79 und 80. ;
^5^ eite 229 in Ihrem geschätzten Blatte lese ich in dem Berichte des Lieb-
j!:^ haber-Ausschusses einige sehr beachtenswerte Winke über Blumenkästen
zwischen Doppelfenstern. Mich interessiert diese Sache um so lebhafter, als ich
speziell mich damit beschäftige, den Flilfsmitteln zur Blumenverschönerung
eine praktische Bedeutung zu geben und selbst schöpferisch auf diesem Gebiete
vorzugehen. In neuerer Zeit sind von mir bereits eine ganze Reihe solcher
Gegenstände in den Handel gebracht und die ungemein erfreuliche und dankbare
Aufnahme derselben sind mir Beweis, dass dieselben einem längst gefühlten
Bedürfnis entsprechen und daher wohl wert sein dürften, weiteren Kreisen
bekanntgegeben zu w-erden.
Ich weiss nicht, ob es auch bei Ihnen in Berlin so ist, aber in Hamburg
war es früher mehr als jetzt Gebrauch, an den Zimmerfenstern Blumen zu
pflegen und zu unterhalten. Selbstverständlich ist diese schöne Sitte auch
heute noch gebräuchlich, aber im Gegensatz zu früher namentlich in den
sogenannten besseren Häusern zurückgegangen. Die Ursache mag verschieden
sein, sehr viel ist der allgemeine Gebrauch, die Fenster mit .Stoff und Tüll
ganz zu verhängen, hinderlich gewiesen, diesen schönen Gebrauch von früher
in unveränderter Weise fortzusetzen, so dass es mit der Zeit nicht mehr zum
guten Ton gehörte, Fenster mit Blumen zu schmücken. Vielen mag diese Mode
recht bequem erschienen sein, denn den Hausfrauen erspart es Arbeit, wenn
keine Pflanzen zu unterhalten sind, und dann die »-viele Arbeit« mit dem »täg-
lichen« Giessen. Sei dem nun, wie ihm wolle, eine Hauptschuld schreibe ich der
Thatsache zu, dass wir über höchst mangelhafte praktische Hilfsmittel zur
Belebung und Förderung dieser Sitte verfügen und so gut als nichts gethan haben,
auf diesem Gebiete verständig zu wirken und es ist ausser allen Zweifeln,
dass, wenn wir erfolgreich auf diesem Gebiete der Wiederbelebung ' des
Pflanzenschmuckes unserer Zimmerfenster wirken wollen, uns in aller-
erster Linie praktischere Hilfsmittel zu Gebote stehen müssen, und hier
schöpferisch vorzugehen, ist die wichtigste Aufgabe.
Von diesem Gesichtspunkte aus habe ich die unter dem Namen Ham-
burger Fensterkästen eingeführten Blumen- oder Pflanzenkästen entworfen und
zusammengestellt und ich darf wohl sagen, die mir gestellte Aufgabe gut gelöst
zu haben. Der sehr wohlfeile Preis für die Kästen in Verbindung mit solider
Ausführung bürgt dafür, dass dieselben einen ausgedehnten Liebhaberkreis
finden werden; niemand sollte versäumen, einen Versuch damit zu machen.
»Die Hamburger Blumenkästen sind aus bestem Material und sehr solide ge-
Blumenkästen — Fensterkästen.
319
arbeitet und erfreuen sich ihrer bec[uemen Handhabung und guten, ruhigen
Wirkung wegen grosser Beliebtheit bei allen hiesigen Kunstfreunden, ja sie
linden die lebendste Anerkennung aller Gesellschaftsklassen. Die Kästen sind
18 cm breit und 46 cm lang und passen bequem paarweise auf jede Fenster-
bank. Nach den gemachten Erfahrungen sind diese Masse die handlichsten,
entgegen grösseren Längen. Sie entsprechen einem längst gefühlten Bedürfnis
Abb. 79. Hamburger Fensterkasten, gefüllt mit
2 Doronicum caucasicum.
Entworfen und ausgeführt von KarlGötze, Hamburg.
Abb. <So. Hamburger Fensterkasten, leer,
mit ganzem Blechein;atz.
P'ntvvorfen und ausgeführt von Karl Götze, Hamburg.
einer zweckmässigen, den Pflanzen wohlstehenden Vorrichtung zur Schmückung
der Zimmerfenster und' der sehr billige Preis derselben soll allen Blumen-
freunden zum Ankauf Gelegenheit geben. Selbstverständlich sind die Ham-
burger Fensterkästen auch für Veranden, Balkons u. s. w. verwendbar.« So
ungefähr würde die Empfehlung lauten, welche ich diesen Erzeugnissen mit
auf den Weg geben kann. Obgleich diese Fensterkästen in erster Linie nur
zur Aufnahme von Topfpflanzen bestimmt sind, so kann man sie auch bepflanzen,
33^
Blumenkästen — Fensterkästen.
da jedem Kasten ein entsprechend hoher, grün lackierter Blecheinsatz beigegeben
wird, der bequem ein- und auszuheben ist. Für letzteren Zweck kann man
mit Leichtigkeit einige Abzugslöcher in den Blechboden bohren, und da solche
im Blechkasten gut mit Scherbenunterlage vorgesehenen Auspflanzungen
höchstens alle acht Tage eine kräftige Bewässerung erfordern, so hebt man zu
diesem ZAvecke den Blechkasten mit der ganzen Pflanzung hoch und stellt den-
selben für die Zeit der Bewässerung über ein passendes Gefäss, bis das Wasser
unten abgezogen ist. Um allen Geschmacksrichtungen Rechnung zu tragen,
habe ich die Hamburger Fensterkästen in verschiedenen Holzarten ausgeführt,
in Föhrenholz, poliert oder auch einfarbig gemalt, in echt Eiche natur oder
antik gehalten, in echt Mahagoni und auch ebenholzfarbig. Die Wandungen
sind aus durchlochtem Eisenblech hergestellt, welches bei allen Kästen
grün lackiert ist, welche Farbe den verschiedenen Flolzeinfassungen sehr
wohl steht.
Dass die Hamburger Kästen wohlfeil sind, mag aus der nachstehenden
Preisliste, die ich zur Abrundung des Ganzen nachfolgen lasse, hervorgehen.
Preise:
Fenster-Kästen, weiss geölt, mit Blecheinsatz, Stück 4,50 M., Paar S M.
do. poliert oder gemalt, » »
do. echt Eiche, natur « »
do. » y antik » » ■■
do. echt Mahagoni » »
Post- und packfrei nach ausserhalb das Stück 1 M. Zuschlag.
Gelegentlich des Besuches Sr. Majesiät des Kaisers in Altona bei
Sr. Exzellenz Generaloberst Grat von Waldersee im November vorigen Jahres
hatte ich Gelegenheit, diese Hamburger Blumenkästen zum erstenmale in
grossem iMassstabe vorzuführen. Auch hier haben die Kästen sehr ausnehmend
gefallen und gaben Veranlassung zu zahlreichen Bestellungen. Se. Exzellenz
Generaloberst Graf von Waldersee liess sofort seine ganze Veranda damit
besetzen, wo sie sich miit einer nur aus chinesischen Primelpflanzen bestehenden
Füllung ausnehmend gut hervorhoben und allgemeine Aufmerksamkeit hervor-
riefen. Seitdem sind die Hamburger Fensterkästen schon in die weitesten
Schichten der hiesigen Bevölkerung verbreitet worden und fanden selbst in
den ersten Häusern Hamburgs und Umgebung eine dankbare und auch bleibende
Aufnahme.
Karl Götze,
Geschäftsstelle für Hamburger Blumenkultus,
Hamburg, Glockengiesserwall 25.
:■: '^
Nachschrift.
Sehr geehrter Herr Geheimrat!
Mit grossem Interesse entnehme ich aus Ihren Mitteilungen, dass die
Blumenpflege auf den Balkons bei Ihnen in Berlin eine sehr ausgedehnte ist.*)-
Meine vielfachen Besuche in Berlin fielen nie in die Sommerzeit, so dass ich darüber
5, — »
» 9
6,- >.
» 1 1
6,50 »
» 12
7,50 »
» 14
*) Ich hatte Herrn Götze mit dem Dank für seinen übersandten Artikel zugleich
ausgesprochen, dass die S. 229 besprochenen Kästen aus Thon seien, ferner, dass sein Artikel
sehr viel Interesse erregen werde, da man auch in Berlin auf Blumenpflege in den Zimmern
und auf Balkons viel Wert legt. Die schön geschmückten Berliner Balkons haben auch die
Aufmerksamkeit der französischen Kollegen erregt und bin ich von einem Redakteur einer
Die Pflanzendekorationen im Savoy-Hotel und im Hotel Bristol zu Berlin. c^^!
ein Urteil zu gewinnen keine Gelegenheit hatte. Meine Fensterkästen sind in
erster Linie für den Fensterschmuck im Zimmer berechnet und hauptsächlich
für die Aufnahme von Topfpflanzen bestimmt. Die Grössenverhältnisse sind
daher auch so eingerichtet, dass 2 — 3 Topfpflanzen mit normal grossen Ge-
fässen bequem darin Platz finden. Aus diesem Grunde habe ich auch Blech-
statt Thoneinsätze bevorzugt, da die Dicke der Thonwandungen den Raum-
inhalt der Kasten nicht unwesentlich beengt, zum Nachteil grösserer Topfpflanzen.
Man könnte diesen Cbelstand ja leicht durch ausgedehntere Grössenverhältnisse
abschwächen, doch die durchweg begrenzte Breite aller Fensterbänke in den
Wohnräumen gebietet, bei den Kästen ein bestimmtes Grössenverhältnis nicht
zu überschreiten. Beim Entwerfen dieser Fensterkästen lag daher der Haupt-
schwerpunkt darin, auf möglichst begrenztem Raum ein für Blumentöpfe doch
praktisches und zweckmässiges Grössenverhältnis zu schaffen, so dass die in
Frage kommenden Blumentöpfe bequem hineinpassen und sich auch nicht über
den Kasten hinausheben. Man wird mir recht geben, dass gerade von diesem
Gesichtspunkte aus alle bisher von Industriellen auf den Markt gebrachten
ähnlichen Gegenstände unpraktisch, unzweckmässig und dadurch geradezu un-
brauchbar sind, ganz abgesehen von den bedeutend höheren Preisen und der
in den allermeisten Fällen höchst geschmacklosen und widersinnigen sonstigen
Ausschmückung. Doch darüber ein anderes Mal!
Ich wollte nur noch hinzufügen, dass ich' für die Hamburger Fenster-
kästen statt der Blecheinsätze auch Einsätze aus Thon, die sich um eine Mark
teurer stellen, zur Verfügung habe, welche jedoch nur für das Bepflanzen
der Kästen in Betracht kämen; zum Hineinstellen von Topfpflanzen sind sie
aus oben besagten Gründen unzweckmässig.
Karl Götze.
Die Pflanzendekorationen im Savoy-Hotel und im Hotel Bristol
zu Berlin.
^ ^ Ausgeführt von W. W e n d t.
v^l^uf Einladung des Herrn Handels- und Landschaftsgärtners W. Wendt-
?^^ Berlin S., Hasenhaide 56. Sohn des verstorbenen »Rosen -Wendt«
besichtigten die sämtlichen technischen Ausschüsse des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues und die Mitglieder des Vereins deutscher Gartenkünstler die
inneren Höfe der neueren vornehmen Hotels: Hotel Savoy und Hotel Bristol.
Während man in anderen Städten, namentlich im Süden und in der
Schweiz grosses Gewicht auf den Schmuck der Hotelgärten, auch ihrer inneren
Höfe legt, war letzteres in Berlin bisher weniger der Fall. Das Centralhotel
französischen Gartenzeitschrift um nähere Details über die Art der Beptlanzung, über die Wahl
der Pflanzen etc. befragt worden. Es trift't sich zufällig, dass auch der Liebhaber-Ausschuss
sich seit einigen Monaten mit den besten Methoden zur Aufstellung der Pflanzen im Hause
und am Hause (Balkon, Veranda etc.) sowie mit den geeignetsten Arten beschäftigt. Die Liste
wird später veröftentlicht werden. Wir bitten alle, welche Photographien von dekorierten
Balkons etc. besitzen, uns freundlichst solche, wenn auch nur leihweise, zur Verfügung zu
stellen, und möchten ferner bitten, recht viele Balkons und Veranden im kommenden Sommer
photographieren zu lassen, damit wir sie dann abbilden können. L. W.
Q02 Die Pflanzendekorationen im Savoy-Hotel und im Hotel Bristol zu Berlin.
machte durch seinen Hof und durch seinen Winterg^arten, welch letzterer aber
eigentlich anderen Zwecken dient, eine Ausnahme.
Erst in neuerer Zeit ist das besser geworden. Der Architekt des Hotel
Bristol hat bei der Erbauung gleich darauf Rücksicht genommen, dass die
Fremden aus den Rauch-, Speise- und Lesezimmern sowie aus den nach dem
Hof belegenen Logierzimmern einen hübschen Blick auf Pflanzenarrangements
haben und bei dem neuen Anbau ist ein ähnlicher, etwas schmälerer Hof angelegt
worden.
Etwas günstiger inbezug auf die Breite liegen die Verhältnisse bei dem
noch neueren Hotel, dem Savoy-Hotel, und konnte hier auf eine breitere
Teppichanlage auf schräger Böschung, gegenüber den Speisesälen Bedacht ge-
nommen werden.
Von dem Gedanken ausgehend, dass ein grüner Rasen immer den wohl-
thuendsten Eindruck macht, ist auch in allen drei Höfen von Herrn Wen dt
ein dem Grundriss entsprechender meist rechteckiger Rasenplatz geschaffen,
der an den Enden oder, wie im Hotel Savoy, in der Mitte der einen Längsseite
mit Teppichbeeten bedeckt ist, während Palmen. Dracaenen und blühende Pflanzen
teils in Gruppen, teils einzeln eine anmutige Abwechselung bieten.
Der Schmuck erstreckt sich nicht nur auf die Sommerszeit, nein, auch
im Winter soll der Hof einen schönen Eindruck machen. Statt aus Palmen
wird dann der Hintergrund aus feineren Nadelhölzern gebildet und statt der
Blumen für die Teppichbeete werden verschiedenfarbige Flechten und Moose,
sowie buntfarbiges Glas und desgl. Steine verwendet.
Der Rasen wird dann durch mit Haarnadeln festgehakte Zweige der Edel-
tanne (Silbertanne) nachgeahmt, muss aber einmal im Winter erneuert werden.
Die Winter-Koniferen M^erden im Februar ersetzt durch Evonymus japonicus etc.
Im Frühjahr kommen in jedem der drei Gärten einige Tausend Scilla.
Crocus, Tulpen, Hyazinthen etc. zur Blüte, Ende Mai wird dann die Sommer-
Bepflanzung ausgeführt, welche in diesem Jahre zum erstenmale nur aus Pelar-
gonium zonale (Scarlet) und P. peltatum besteht. Die Form der Beete wechselt
jährlich, auch halbjährlich. Im Hotel Savoy sind ausserhalb der Fenster, nach
dem Hofe zu, noch 92 Blumenkästen angebracht, welche dreimal bepflanzt
werden, im Winter mit feineren Nadelhölzern, jetzt mit Pelargonien. Im Hotel
Bristol sind nur sieben solcher Kästen.
Gehen wir auf die drei Gärten näher ein, so müssen M'ir unbedingt dem
des Hotel Savoy den \'orzug geben, auch schon deshalb, weil ein Speisesaal
mit offener Veranda daran stösst. Das Teppichbeet auf schräger Böschung
liegt der offenen Veranda gegenüber, sodass den Freuden der Tafel auch die
Freude an schönen Blumenarrangements sich hinzu gesellt. Zu beiden Seiten
des Teppichbeetes sind Dracaenen als Solitärpflanzen aufgestellt, denen sich
Gruppen von Palmen anschliessen, auch Hex und Coniferen, noch von der
Winterdekoration, finden sich hier und da in der Nähe der Epheu-Spaliere an
den Wänden.
Das Teppichbeet muss 2- — 3mal erneuert werden, der Rasen besteht nur
aus englischem Raygras, I^olium perenne, und wird nach jedem Schnitt nach-
gesäet.
Die Wege sind mit rotem Kies beschüttet und zu beiden Seiten durch
einzelne Pelargonien und einzelne niedrige Palmen etc. eingefasst.
Herrn. Walter, Königl. Hofgartendirektor. ggS
Im Hotel Bristol sahen wir zuerst den neuesten Garten, welcher der ein-
fachere ist. Ein rechteckiger Rasen enthält vorn und hinten je ein Teppich-
beet und ist ringsum von .Streifen, die aus Renntierflechten und rotem Kies
gebildet sind, eingeschlossen. Ausserhalb dieser Streifen finden sich Dracaenen
in Kübeln, die durch Epheu-Guirlanden verbunden sind. Hier würde eine
höhere Solitärptlanze in der Mitte des Rasens sich gewiss sehr schön aus-
nehmen.
Der zweite Garten ist der ältere. Hier war es möglich, einen hübschen
Hintergrund aus Palmen und Dracaenen etc. zu schaffen, während vorn eine
Gruppe Pelargonien, umgeben von einem Kranze bunter Blattpflanzen durch ihre
leuchtenden Farben erfreut.
Einstimmig waren alle Anwesenden darin, dass Herr Wendt einen
feinen Geschmack bei seinen Arrangements entwickelt und namentlich durch
Verwendung von Palmen grosse Leichtigkeit in die Dekoration gebracht hat:
auch die Sorgfalt in der Ausführung der hübsch gezeichneten Teppichbeetc
war sehr zu loben. Desgleichen hat er es verstanden, in geschickter Weise
1^'ontänen, Nymphen und andere Bildwerke mit hineinzuziehen.
Wir aber freuen uns vor allem des Prinzips wegen, dass endlich dem
Gartenbau in Gebäuden mit reicher Architektur auch ein würdiger Platz ein-
geräumt ist, und wir danken den Erbauern, dass sie so die harmonische Ver-
bindung der Baukunst mit der Gartenkunst ermöglicht haben. Mögen immer
beide Künste Hand in Hand gehen!
Herrn. Walter, Königl. Hofgartendirektor,
t am 30. Mai 1898.
Hierzu Abbildung 8i (Porträt).
m zweiten Pfingstfeiertag verschied nach kurzem Krankenlager un-
erwartet schnell der Königliche Hofgartendirektor in Sanssouci, Herr
Hermann Walter. Den rastlos dahinstrebenden Fuss bannte die jähe Macht
des unerbittlichen Todes. Tief erschüttert stehen in erster Linie neben den
Allerhöchsten Herrschaften, neben den Angehörigen und Verwandten, gleicher-
weise die Fachgenossen und Untergebenen vor diesem so ernsten Ereignis.
Angesichts des so schnell aus dem Leben Abberufenen, in dem teuren Manne
einen treuen Freund betrauernd, erhebt sich die Frage bezüglich des Lebens
und Wirkens dieser rastlos schallenden Arbeitskralt in ganz natürlicher Be-
rechtigung. Geboren den 2. März 1837 zu Kauffungen, KreisHirschberg inSchlesien,
wuchs der junge Walter im väterlichen Hause auf, um im Banne der lieblichen
Blumen des Pfarrgartens jenen stillen Zauber kennen zu lernen, der ihn Zeit
seines Lebens begleiten sollte. Nach vollendetem 14. Jahre, unterrichtet unter
väterlicher Obhut, kam Walter auf das Gräfl. Magnis'sche Gut Strassnitz in
Böhmen, um im dortigen Garten seine Lehrzeit durchzumachen. Die günstigen
Leistungen in dieser Zeit machten ihn fähig, die damals schon bedeutenden
Pflanzenschätze in dem heut noch berühmten Garten Eisgrub in Mähren näher
kennen zu lernen, um von hier aus schon 1855 an Hofgärtner Herm. Sello
nach Sanssouci empfohlen zu werden. Bereits nach Jahresfrist fand sich für
Walter die Gelegenheit, die Königlichen Gärten in Kew, Frogmore und Windsor-
334
Herrn. Walter, Königl. Hofgartendirektor.
Castle näher zu studieren und zudem hier die Aufmerksamkeit Ihrer Majestäten
der Königin Victoria und des Prinz Gemahls Albert so auf sich zu lenken,
dass die Allerhöchsten Herrschaften persönlich sich für die Befreiung Walters
vom Militärdienste verwendeten, nur um dem jungen Gärtner Gelegenheit zu
ungestörter weiterer Arbeit gewähren zu können. Nach fünfjährigem Aufenthalt
daselbst wurde Walter zunächst als erster Gehilfe nach Sanssouci, speziell
zur Leitung für die am Neuen Palais liegenden Kindergärten zurückberufen.
In dieser Zeit knüpften sich auch die eigentlichen Verbindungsfäden zwischen
Abb. 8i. Hermann Walter,
Hofgartendirektor Sr. Maj. des Kaisers und Königs, Direktor
der Kgl. Gärtner- l,ehranstalt, geb. den 2. März 1837,
gest. den 30. Mai 1898.
des jetzt regierenden Kaisers Majestät und Walter, welche für seinen
späteren Lebensgang von so bedeutendem Einfluss sein sollten. Wechselsweise
ist dann Walter von 1870 bis 1872 auf der Pfaueninsel, dem Pfingstberg, Char-
lottenburg teils in Vertretung, teils in besonderem Auftrage thätig gewesen,
bis ihm in Charlottenhof eine eigene Verwaltung überwiesen und ihm hier
auch 1876 die Ernennung zum Hofgärtner zu teil wurde. Gleichzeitig brachte
ihn diese Stellung in allernächste Berührung mit den damals im A'euen Palais
vornehmlich lebenden Kronprinzlichen Herrschaften, welche durch besondere
Gnade des Königlichen Vaters hier eine gesonderte Thätigkeit ihres gärtnerischen
Kunstsinnes zu entfalten in der Lagre waren. Walter war die geeignete
Herrn. Walter, Königl. Hofgartendirektor. qoc
Persönlichkeit, um die Wünsche der Allerhöchsten Herrschaften in geeigneter
Weise durchzuführen, namentlich eine Durchlichtung der alten Bestände, \velche
für die gesamten Königlichen Anlagen zu Sanssouci schon längst als ein
Bedürfnis sich herausgestellt hatte.
Hier bewährten sich das landschaftsgärtnerische Können wie das Ver-
waltungstalent W.s auf das glänzendste, und von hier aus schreibt sich jene
Berechtigung, welche Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich im Jahre 1888
A'eranlasste, in W. den für ihre in Cronberg geplanten Anlagen geeigneten
Mann zu sehen. Angesichts der hier zuerst ins Auge gefassten Pläne für ein
verhältnismässig nicht zu grosses Besitztum schien diese Aiifgabe mit dem
Zeitraum von zwei Jahren beendet, als nach dieser Frist durch Aufschluss
neuer Flilfskräfte auch für den dortigen Park bedeutende Erweiterungen zur
Ausführung gelangen konnten. Dem vormaligen Besitztum der Familie Reiss
zu Frankfurt a. M. wurden durch allmählichen Ankauf über 60 einzelne Acker-
und Wiesenstücke hinzugefügt und so eine grossartige Anlage geschaffen.
W. blieb in den Jahren 1888 — 1896 rastlos beim Ausbau des Ganzen thätig
und die herrlichen Koniferen des Reiss'schen Gartens bildeten für den Land-
schafter ein höchst wertvolles Material für den zu schaffenden Park.
Wem je von Fachleuten wie Liebhabern Gelegenheit geboten wurde, dies so
herrlich gelegene Besitztum Ihrer Majestät besichtigen zu dürfen, der wird neben
der künstlerischen Hand des Landschafters in erster Linie jenen weitaus-
schauenden Blick der Allerhöchsten Besitzerin zu würdigen wissen, welche auf
diesem Stückchen Erde sich eine eigenartig reizvolle LTmgebung zu schaffen
verstanden. Von hier aus erhielt W. im Frühjahr 1896, unmittelbar nach
Vetters Tode, den höchst ehrenvollen Auftrag, die Leitung der Königlichen
Gärten zu Sanssouci zu übernehmen. In dem kurzen Zeitraum zweier Jahre
leitete W. einerseits die Freilegung der Partieen bei der Bildergallerie und
der Muschelgrotte, andrerseits bedeutende Veränderungen in der nächsten
Umgebung des Neuen Palais, sowie die nicht geringen Aufräumungsarbeiten,
um für bisher noch nicht in Angriff genommene Gruppen Platz zu schaffen.
Dabei fand er vor allem noch Zeit, sich eingehend mit der Idee der Ver-
breiterung der Orangerie-Terrassen zu beschäftigen, welche, in einem Relief-
Modell zur Darstellung gebracht, den Allerhöchsten Beifall Sr. Majestät fanden.
Fragt man angesichts aller dieser so wichtigen Ausführungen nach der
bewegenden Kraft, so ist zu betonen, dass W. bei einer ausserordentlichen
Energie für Verwirklichung seiner Gedanken in besonderer Weise eine Klarheit
einmal gefasster Ideen eigen war, die ihm die Zuneigung von Allerhöchster
Stelle her sichern musste. Und fügen wir aus persönlicher Beobachtung hinzu:
seine schöpferische Kraft wurzelte zum nicht geringen Teile in den heimischen
Penaten: Seine Gemahlin, Genossin seines Lebens durch beinahe 30 volle Jahre,
darf sich nicht nur rühmen, den Mann ihres Herzens voll und ganz verstanden zu
haben, sondern darf gleichzeitig für sich das Recht in Anspruch nehmen, die
Pläne und Absichten ihres Mannes gemeinschaftlich mitgenossen und durchlebt
zu haben. Hier wird uns so recht deutlich gezeigt, welch hoher Wert in
einer rechten Genossin des Lebens besteht, wie allezeit der beste Freund und
Berater des ^lannes eine echte, unverfälschte Frauenseele ist. So bis zum
letztem Atemzuge hielt diese gegenseitige Liebe stand, so kämpften sie zusammen
als echte Kameraden den Kampf des Lebens Hand in Hand. — Nicht als bahn-
336_
Kleinere Mitteilungen. — Mitglieder-Beittäge. — Ausflug. — Tagesordnung.
brechend für das Fach wollte der A'erewigte gelten, dazu war W. persönlich
eine viel zu bescheidene Natur, aber als ein Muster unerschütterlicher Treue
gegenüber seinem Allerhöchsten Herrn und der ihm vorgesetzten Behörde. So
steht sein Bild vor uns, lebendig und treu, ein echter Sohn seines bis zur
letzten Lebensstunde in der Gemeinde allseitig geliebten Seelsorgers und Vaters!
Hoffmann.
Kleinere Mitteilungen.
Einweihung der Kaiserbowle.
Der Kgl. Gartenbaudirektor Buntzel
veranstaltete am 4. Juni im engeren
Ivreise ein schönesFest: dieEinweihung
der Kaiserbowle,welche ihm als höchster
Preis der Jubiläums-Ausstellung des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues 1897 zu teil geworden. (Siehe
Abb. Gartenfl. 1897 S. 227.
Im Speisezimmer prangt die Bowle
auf einem eigens hierfür konstruierten
Ehrenschrank, dessen oberer Teil dreh-
bar ist, so dass man das herrliche
Erzeugnis der Kgl. Porzellan-Manufaktur
von allen Seiten betrachten kann.
Zur Seite derselben, aber tiefer, stehen
silberne Pokale, während unten im
Schaukasten des Schrankes die vielen
Medaillen etc., welche Herrn Direktor
Buntzel verliehen wurden, Platz er-
halten haben. Die Einweihung war
eine ideale, insofern als bei der Kost-
barkeit der Bowle (4000 Mark) sie nicht
wirklich gefüllt wurde, sondern ein
einfacheres Gefäss die köstliche Erd-
beerbowle aufnahm. Bei dem trefflichen
Mittagessen brachte der Vorsitzende
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, Herr Wirkl. Geh. Ober-Finanzr.it
von Pommer Esche, das Hoch auf
Herrn Direktor Buntzel und dessen
Familie aus. Anwesend waren u. a.
auch der Landrat des Kreises Teltow,
Herr Stubenrauch, der Gemeinde-
vorsteher von Niederschöneweide, Herr
Premierlieutenant a. D. Theidtke etc.
Zahlung der Mitglieder-Beiträge.
Die verehrten Mitglieder, welche den Mitglieds-Beitrag pro 1898 noch
nicht gezahlt haben, werden höflichst ersucht, solchen bis zum 20. Juni an den
Schatzmeister Kgl. Hoflieferanten J.F.Loock, Berlin N.,Chausseestr. 52 a gefälligst
einsenden zu wollen. Nach diesem Datum werden die restierenden Beiträge
auf Kosten der Herrn Mitglieder durch die Post per Nachnahme eingezogen
Averden. Der Beitrag beträgt füi Berlin und Umgegend 20 M., für das übrigi'
Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 13 M., für das Ausland 15 M.
Der Vorstand.
Ausflug mit Damen.
Am Donnerstag, den 23. Juni, findet zur Feier des Stittungsfestes ein
Ausflug mit Damen nach Erkner und Rüdersdorf statt. Abfahrt von Bahnhol
Friedrichstrasse 1 Uhr 7 Min. Näheres durch besonderes Circular.
Tagesordnuu
für die
Jahres- Versammlung des Vereins z. Beförderunö ö. Gartentiaues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 30. luni 1898, 6 Ubr,
im Kgl. botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6-7.
I. Ausgestellte Gegenstände. — 2. Zweite Lesung des Etats. — 3. Jahresbericht. —
4, Neuwahl des Vorstandes. — 5. Vortrag des Herrn Königl. Hofgärtner Hott'mann über
belgische Gärtnereien.
Die Konferenz über Reorganisation
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark-Potsdam
am 10. Juni iSSS"").
Nach eigenen stenographischen Aufzeichnungen im Auszuge von L. Wittmack.
n dieser am Freitag den lo. Juni im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten stattgehabten Konferenz nahmen folgende Personen teil:
A. als Vertreter des Ministeriums: Ministerialdirektor Dr. Thiel,
Geh. Regierungsrat Dr. Traugott Müller, Geh. Regierungsrat Prof. Dr.
Fleischer, Regierungs- und Landesökonomierat Groscurth als Protokollführer.
B. als Vertreter des Gartenbaues; Kommerzienrat Benary, Erfurt;
Landschaftsgärtner Brodersen, Berlin; Garteninspektor Echtermeyer,
Wildpark-Potsdam; Garteninspektor Encke, Wildpark; Geh. Regierungsrat
Engler, Direktor des Botanischen Gartens, Berlin; Landesökonomierat Goethe,
Geisenheim a. Rh.; Gartenbaudirektor Carl Hampel, Berlin; Gartenbaudirektor
Koopmann, Wernigerode; Gartenbaudirektor Lackner, Steglitz; städtischer
Gartendirektor Mächtig, Berlin; Ludwig Möller, Erfurt; Garteninspektor
Per ring, Inspektor des Botanischen Gartens, Berlin; Gartenbaudirektor Siebert,
Frankfurt a. M.; Oekonomierat Späth, Berlin; Oekonomierat Prof. Dr. Stoll,
Proskau, und L. Wittmack, Berlin. Entschuldigt: Kommerzienrat Carl Dipp e,
Quedlinburg.
Der Flerr Ministerialdirektor Thiel widmete zunächst dem vor wenigen
Tagen dahingeschiedenen Direktor der Kgl. Gärtner-Lehranstalt Hofgartendirektor
Walter, auf dessen Rat man nun verzichten müsse, warme Worte der Anerkennung
und bemerkte dann, dass, wie schon in der Einladung gesagt sei, es dem
Ministerium darauf ankomme, die Ansichten der Fachmänner zu hören, dass
aber Beschlüsse nicht gefasst und daher auch keine Abstimmungen vorgenommen
werden sollten.
Die 1. Frage: Ist die Anstalt überhaupt reorganisationsbedürftig?
wurde allgemein bejaht. In der Diskussion hob Herr Hampel hervor, dass die
Anstalt jetzt eigentlich Privatanstalt unter Beihilfe des Staates sei. Der Fonds
sei zu klein; man habe fortwährend Schwierigkeiten, auf die Dauer
Lehrer zu erhalten. Herr AI ächtig schilderte die Organisation der Anstalt
zur „alten Zeit", als er noch Eleve war. Es war damals gerade auch eine Re-
organisation vorgenommen worden, indem die Voranstalt in Schöneberg auf-
gegeben wurde und damit auch das Prinzip fiel, junge Leute aufzunehmen,
welche noch keine praktische Lehrzeit durchgemacht hatten. Es wurde von
da ab zweijährige Lehrzeit, möglichst in einer grösseren Handelsgärtnerei ver-
*) Vergl. Hett 12, S. 3 18, wo die Fragen im Zusammenhange mitgeteilt sind. Siehe
ferner Heft 5, S. 128, Heft 8, S. 2oq, wo die Beschlüsse der Ausschüsse und die des Vereins
veröffentlicht sind.
Qog Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt.
langt, ferner eine Bildung, die etwa der eines mittleren Tertianers entsprach.
Die praktische Arbeit wurde sehr betrieben, denn die jungen Leute wurden in
den einzelnen Revieren bei den Kgl. Hofgärtnern untergebracht. Die Anstalt
hatte 2 Abteilungen, ausserdem noch einen sog. Routinier-Kursus, in welchem
die jungen Männer nur praktisch ausgebildet wurden. Die untere Abteilung
der Lehranstalt war der Kursus der Kunstgärtner, die obere die der Garten-
künstler; anfangs wurde streng darauf gehalten, dass nicht junge Leute in den
höhern Kursus übertraten, die nicht den Unterricht genügend genossen hatten.
später bürgerte sich aber die Gewohnheit ein, dass alle übertraten. Die Be-
zeichnung Gartenkünstler wurde später ganz aufgegeben und damit fiel die
Berechtigung zum Einjährigen-Dienst, welche die Anstalt bis dahin ausgeben
konnte.*)
Nach einer Reihe von Jahren wurde das Zeugnis für den Einjährigen-
Dienst als Vorbildung gefordert und so ist es bis heute.
Der Hauptübelstand schien einem der Anwesenden, dass die jungen Leute
zu spät hinkommen, mit Ideen, die sich für die Gärtnerei nicht eignen; es
fehlt ihnen die Lust, sich an eine anstrengende Arbeit zu machen, darum muss
ihnen auf der Gärtner-Lehranstalt die Lust zur Arbeit beigebracht werden.
Die Arbeit an sich benimmt nicht die Lust zum Studium. Man gebe den Leuten
nur mehr Arbeitsgelegenheit, sonst werden sie blasiert oder unglücklich.
Herr Echtermeyer teilt, um nachzuweisen, dass nicht so viel Eleven später
ihren Beruf gewechselt haben, einige Beispiele mit.
Von 1824 — 38 traten in einen andern Beruf über 11 Eleven
„ 1839—43 „ „ „ „ „ „ 10
„ 1879 — 83 „ „ V „ » » 1*5
,, 1884 — 88 ,, ,, ,, ,, „ ,, 8 ,,
In Summa von 1824 — 90 13,6 pCt.
Dagegen wurden 1824 — 90:
Fürstliche Gartendirektoren 8,7 „
Städtische Gartendirektoren, Friedhofsgärtner etc. . 9,3 „
Direktoren und Lehrer an Gartenbau- und Landwirt-
schaftsschulen 2.3 ,,
Botanische Gärtner etc ^,1 „
Selbständige Landschaftsgärtner, Baumschulbesitzer
und Handelsgärtner 19,0 ,,
Obergärtner in Handelsgeschäften und auf herrschaft-
lichen Besitzungen 6,3 ,,
Gegenwärtig noch als Gehilfen thätig 11,8 „
Frühzeitig verstorben 6,6 „
Gänzlich unbekannt 19,3 „
Herr Hampel hat sehr gute Erfolge mit den Eleven der Gärtner-
Lehranstalt erzielt.
Herr Encke: In der neueren Zeit ist das Verhältnis der zu anderen
Berufsarten Übergegangenen noch viel günstiger, weil die Gesamtzahl höher
*) Das Aufgeben der Bezeichnung „Gartenkünstler" datirt erst seit etwa 5 Jahren; die
Entziehung der Berechtigung zum Einjährigen-Dienst etwa seit 1870 und hängt hiermit nicht
zusammen. Seit dieser Zeit datirt auch die Forderung der Vorbildung für Secunda.
Die Red.
Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt. qoq
ist. 1824 — 1838 war z. B. die Gesamtzahl 50, davon gingen ab: 11; dagegen
1879 — 1883 war die Gesamtzahl 91, davon gingen ab nur 10.
Von derselben Seite, welche meinte, die jungen Leute kämen zu spät hin,
wurde empfohlen, man solle abraten vom Gärtnerberufe und nicht den Eintritt
erleichtern: nur wenige junge Leute erreichten eine gesicherte Lebensstellung.
Herr Späth: Die Aussichten für junge, gut ausgebildete Gärtner sind
gerade jetzt sehr günstig; man verlangt aber von ihnen zunächst eine gute
Ausbildung in praktischen Arbeiten und dann den Besuch einer Gärtner-
Lehranstalt.
Frage 1 wird hierauf, wie schon eingangs erwähnt, allseitig bejaht. Herr
Ministerialdirektor Thiel Ivonstatiert, dass die landwirtschaftliche Verwaltung
derselben Ansicht ist, weil die ganze gegenwärtige Ausstattung der Anstalt
gegenüber den anderen verwandten Anstalten und gegenüber den anderen
Instituten für technischen Unterricht zu gering sei.
Frage 2. Welche Aufgabe soll der zu reorganisierenden Anstalt,
gestellt werden?
a. Gleichmässige Arbeit in allen Zweigen der Gärtnerei?
b. Beschränkung auf einen oder mehrere Zweige?
c. Verlegung des Schwerpunktes in einen Zweig unter
gleichzeitigem mehr nebensächlichem Betriebe der
übrigen Zweige der Gärtnerei.
Herr Koopmann: Die Landschaftsgärtnerei darf nicht ausschliesslich
betont werden; der Landschaftsgärtner rauss auch die Obstzucht gründlich
kennen. Die leichteren Kulturen, z. B. Marktgärtnerei, sind zu beschränken. Im
übrigen müssen alle Kulturen gleichmässig behandelt werden. Die Schwierigkeit
liegt in der Beschränkung der Einzelfächer.
L. Wittmack ist zwar für eine Ausbildung in allen Fächern, empfiehlt
aber doch Absatz 3 c, indess unter Streichung der Worte »mehr neben-
sächlichem«, also: »Verlegung des Schwerpunktes in einen Zweig, unter gleich-
zeitigem Betrieb der übrigen Zweige«. Man solle doch nicht mit der alten
Tradition, dass die Potsdamer Anstalt die hohe Schule der Gartenkunst sei
brechen; Geisenheim habe seine Spezialität im Obst- und Weinbau, Proskau
im Obstbau, eine Konkurrenz der Anstalten sei zu vermeiden; auch auf den
Universitäten werden nicht alle Fakultäten gleichmässig behandelt, sondern es
bilde sich auch da eine gewisse Spezialisierung heraus.
Herr Hampel: Die jungen Leute müssen das Recht haben, sich
Spezialitäten auswählen zu können; die Gartenkunst muss ein besonderes
Studium bilden.
Herr Broder sen: Der Landschaftsgärtner muss allseitig ausgebildet sein,
auch im Obstbau.
Herr Stoll ist wie Herr Späth für Absatz a. In Potsdam werden im
ersten Jahrgang 3 Stunden, im zweiten 5 Stunden, also im ganzen 8 Stunden
auf Landschaftsgärtnerei verwendet, während an anderen Anstalten, selbst in
Dresden, nur 4 Stunden wöchentlich dafür sind. Der Ckarakter der Anstalt
wird auch durch die Demonstrationsmittel bedingt. Da wird die Potsdamer
Gärtner-Lehranstalt inbezug auf Landschaftsgärtnerei immer in erster Linie
stehen können, weil sie das herrliche Material in Potsdam und Berlin hat;
das wird die Landschaftsgärtner immer nach Berlin ziehen.
940 D'^ Konferenz über Reorganisation der Kgl, Gärtner-Lehranstalt.
Herr Goethe: Die Anstalt soll alle Fächer lehren. Das Spezialisieren
kommt erst später. Potsdam wird aber die Hauptstätte der Landschafts-
gärtnerei bleiben, es muss eine Anstalt geben, in welcher Landschaftsgärtnerei
mit höherem Nachdruck gelehrt wird. — Im zweiten Jahre wird ein besonderer
Unterricht auf diesem Gebiete gegeben werden müssen.
Herr Perring: Die jungen Leute können sich nicht in allen Fächern
die höchste theoretische Ausbildung erwerben. Ein junger Mann muss Ge-
legenheit haben, im ersten Jahre eine Libersicht über alle Fächer zu erlangen,
im zweiten Jahre ist eine Spezialisierung nach Fächern notwendig. Der
Unterricht muss in der Beziehung im zweiten Jahre fakultativ sein. (So haben
auch die Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues beschlossen.)
Herr Benary hatte noch darauf hingewiesen, dass es für höhere Aus-
bildung in der Handelsgärtnerei bisher keine Anstalt giebt; früher war eine
solche die Schule von van Houtte in Gent.
Herr Ministerialdirektor Thiel resümiert: Die Anstalt soll obligatorisch
das lehren, was ein jeder wissen muss, also allgemeine Naturwissenschaften,
Überblick über die verschiedenen Zweige der Gärtnerei; dann soll eine
Trennung nach Fächern eintreten. Es fragt sich noch, wie lange der obli-
gatorische Kursus dauern soll, zweifelhaft ist auch geblieben, ob für alle
Fächer noch eine höhere Ausbildung geboten werden soll.
Frage 3. Welchen Charakter soll die Anstalt tragen?
a) Hochschule oder Akademie der Gärtnerei?
b) Fachschule mit gehobener Vorbildung?
c) Gewöhnliche Gärtnerlehranstalt?
Herr Ökonomierat Späth: Die Anstalt muss eine Hochschule für Garten-
bau mit obligatorischem Unterricht werden. Es ist dieselbe Schulbildung zu
fordern, wie auf der landwirtschaftlichen Hochschule und es sind halbjährliche
Examina einzuführen.
Herr Hampel empfiehlt für Gartenkünstler das Maturitätszeugnis, um
dadurch namentlich dem beamteten Gärtner eine bessere soziale Stellung zu
verschaffen, für Handelsgärtner das Einjährige-Zeugnis, wie es von dieser Seite
verlangt wird.
Die Herren Siebert und Wittmack sprechen sich für die Bezeichnung:
»Hochschule für Gartenbau« mit Einjährigen-Zeugnis aus.
Von einer Seite wird empfohlen zu sagen, »Höhere Gärtnerlehranstalt«;
wer das Abgangsexamen dort bestanden, müsse das Recht zum Besuche der
Universität haben.
Herr Goethe: »Hochschule« kann man die Anstalt nur nennen, wenn
Lernfreiheit eingeführt wird. Damit schraubt man aber die Sache zu hoch
und schadet mehr als man nützt. Die Aussichten, welche sich einem solchen
Hochschüler eröffnen, stehen doch zu einer so weit gehenden Vorbildung in
gar keinem Verhältnis; nur sehr wenigen Gärtnern gelingt es, eine solche
Stellung zu erringen, welche ein derartiges Studium lohnt. Junge Leute,
welche das Abiturium haben, werden sich meist wohl nur aus zwingenden
Gründen der Gärtnerei widmen, so z. B. aus Gesundheitsrücksichten, nicht
aus Liebe zum Fach, sie werden nur gezwungen, Gärtner zu werden. Architekten
aber rekrutieren sich aus jungen Leuten, die aus voller Neigung diesen
Beruf ergreifen.
Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt. qai
Die Hochschule ist verfrüht. Ehe man dazu schreitet, sollte man die ganze
Vorbildung bessern, namentlich das Lehrlingswesen; man sollte mehr die
technische Ausbildung betonen und nicht bloss die Vorbildung in der Schule,
damit jungen Leuten mit geringerer Vorbildung doch das höhere Studium nicht
verschlossen werde. Wir haben sehr angesehene Gärtner, welche aus Mangel
an Mitteln die nötige Vorbildung auf der Schule sich nicht verschaffen konnten
und doch sehr tüchtig geworden sind. — Eine Hochschule mit Lernfreiheit
würde Leute mit grossen Ansprüchen und mangelhafter technischer Ausbildung
zur Folge haben.
Herr Siebert weist daraufhin, dass der Herr Minister von Hammerstein
in seiner Rede bei Eröffnung der Jubiläumsausstellung des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues in Treptow 1897 (Gartenflora 1897, S. 262) und in
seinem Toast (1. c. S. 264) hervorgehoben habe, wie die Gartenlandkunst sich
würdig den übrigen Künsten anschliesse.
Herr Engler bestätigt, dass die Ausbildung der jungen Leute, welche
auf die Anstalt kommen, nicht massgebend ist für das, was sie später leisten.
Die tüchtigsten Leute sind unter denen, welche vorher eine gute praktische
A'orbildung hatten. Nicht selten haben diejenigen, welche anfangs z. B. eine
mangelhafte Kenntnis im Lateinischen hatten, durch eisernen Fleiss und durch
Benutzung der Gelegenheit, Vorlesungen zu hören, es dahin gebracht, dass sie
allen Anforderungen an einen botanischen Gärtner entsprachen. Auch sind
sogar aus botanischen Gärtnern angesehene Professoren hervorgegangen.
L. Wittmack spricht sich nochmals für den Namen ,, Hochschule" aus,
aber mit der Vorbildung des Einjährigen-Zeugnisses, wie es auch an der
landwirtschaftlichen Hochschule sei. Auch an den Hochschulen für Musik, für
Kunst werde höchstens das Einjährigen-Zeugniss gefordert.
Herr Ludwig Möller: Im Namen soll das Ziel der Schule festgelegt
werden. Der Name »Hochschule für Gartenbau« ist ja allerdings zunächst nur
eine Form, der der für eine Hochschule zugeschnittene Lehrplan erst den
Inhalt zu geben hat. So lange wir nur eine höhere Gärtnerlehranstalt haben,
kommt jedem der Gedanke, als ob noch eine Stufe in dem gärtnerischen
Bildungswesen fehle. Die Hochschule für Gartenbau kann nicht die gleiche
Vorbildung fordern wie die Universität, sondern, wie dies schon Wittmack
hervorgehoben hat, nur die, wie sie an den Hochschulen für Landwirtschaft,
Musik und Kunst verlangt wird. Die Herren, welche meinen, die Hochschule
werde nur ungeeignete Gärtner entlassen, sehen zu schwarz; es giebt ja auch
Juristen und Landwirte, die für ihr Fach ungeeignet sind; diese Klage hört
man allenthalben, ohne dass man deshalb die Hochschulen als schädlich
ansieht. Die Aussichten für Gärtner waren nie besser als heute. Wie gross
ist nicht die Zahl der Stellungen in städtischen Verwaltungen, und wie rege
ist der Bedarf an tüchtigen Obstbaugärtnern geworden. Es ist ja zuzugeben,
dass die soziale Stellung durch die Schulbildung mit bedingt wird; aber
meistens wird bei der Wahl eines Bewerbers um eine gute Stellung nicht bloss
die Schulbildung, sondern auch die fachliche Leistungsfähigkeit berücksichtigt.
Man solle doch die so ausserordentlich günstige Gelegenheit benutzen und
nunmehr dem Aufbau des gärtnerischen Bildungswesens den Schlussstein durch
die Hochschule für Gartenbau einfügen.
OA.2 Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt.
Von anderer Seite wurde befürchtet, dass die praktischen Prinzipale später
noch mehr kopfscheu würden vor den Hochschülern, dass die jungen Leute
falschen Dünkel bekommen und ihr Fortkommen erschwert werde.
Herr Ministerial-Direktor Thiel fasst zusammen:
Eine Einigkeit ist in der Frage 3 nicht erzielt. Es war übrigens mit
der Fragestellung nicht der Name gemeint, sondern das Wesentliche: die
innere Einrichtung. Es war gemeint, ob Lernfreiheit sein soll oder nicht.
Herr Späth hat Zwischen-Examina gewünscht. An den Universitäten will
man die Lernfreiheit einschränken und mehr seminaristischen Unterricht ein-
führen. An den Universitäten sind aber wenigstens noch die Examen, welche
die jungen Leute zwingen, fleissig zu sein, denn ohne Examen wird kein
Studierender der Universität etwas im Leben. Beim Gärtner und Landwirt ist
das ganz anders; wenn sie auch kein Examen gemacht haben, können sie doch
Anstellungen erhalten; auch bei den technischen Hochschulen findet der, der
kein Examen gemacht hat, doch noch Stellung in einer Fabrik oder dgl.
Unfleiss auf einer solchen Anstalt bestraft sich also nicht so wie auf einer
Universität. Ein gewisser schulmässiger Unterricht kann daher nicht entbehrt
werden.
Pause.
Frage 4. Welche Vorbildung soll demgemäss verlangt werden:
a) an Schulkenntnissen?
b) an praktischen Fähigkeiten?
Herr Hampel schlägt vor für a das Abiturium, weil grössere Ver-
waltungszweige später an den Gärtner höhere Anforderungen stellen werden,
für b zweijährige Lehrzeit in einer möglichst mannigfaltigen Gärtnerei oder
in zwei verschiedenen Gärtnereien; die grossen Gärtnereien sind meist zu sehr
auf Spezialkulturen angewiesen.
Herr Späth: Die praktische Lehre ist wichtiger als die wissenschaftliche
Vorbildung. Drei Jahre müssen die jungen Leute arbeiten lernen, Vermehren,
Veredeln, Samenanzucht etc., sonst können sie später die Arbeit ihrer Unter-
gebenen nicht beurteilen. Söhne von Gärtnern brauchten nur 1 — 2 Jahre Lehr-
zeit, wenn sie durch eine Prüfung nachweisen, dass ihnen die Kulturen be-
kannt sind.
Herr Goethe hält das Einjährigen-Zeugnis für genügend, für die praktische
Ausbildung mindestens zwei Jahre Lehrzelt, thunlichst in verschiedenen
Gärtnereien und dann eine zweijährige Gehilfenzeit, wenn auch das
Militärjahr dazwischen kommt. Die besten Schüler in Geisenheim waren vielfach
diejenigen, welche bereits zwei Jahre Gehilfen waren und schon ihre militärische
Dienstzeit durchgemacht hatten. Es ist kaum glaublich, mit welcher Leicht-
fertigkeit Lehrlingszeugnisse ausgestellt werden; es ist vorgekommen, dass
junge Leute, die drei Jahre gelernt, noch nicht einmal einen Spaten ordentlich
gebrauchen konnten. Die Fabrikation vonLehrlingen ist ein grosser Krebsschaden,
besonders für die Lehranstalten.
Herr Hampel findet in Herrn Späths Vorschlag eine Bevorzugung der
Söhne von Gärtnern; einzeln möge ja ein Gärtnersohn einmal mehr verstehen,
aber selten; ein praktisches Examen sei nicht gut durchführbar.
Herr F. Benary empfiehlt, statt des Einjährigen-Zeugnisses die Reife für
Prima eines Gvmnasiums oder einer Realschule 1. Ordnung zu verlangen. Es
Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt. ^43
werden dann diejenigen Elemente ausgeschlossen, welche sich das Einjährigen-
Zeugnis nur durch lange Jahre in der Schule oder auf einer Presse ersitzen.
Ferner verlangt er zweijährige Praxis.
Herr StoU ist, sobald es sich um eine Hochschule handelt, für Benarys
Vorschlag. Bei der Plochschule muss man auch betreffs der Praxis höhere An-
forderungen stellen. In Ilandelsgärtnereien lernt man ebenso gut wie in fürst-
lichen Hofgärten, grösseren Gutsgärten und dergleichen.
L. Wittmack bemerkt, der Verein zur Beförderung des Gartenbaues habe
empfohlen: Einjähriges Zeugnis und drei Jahre Lehrzeit. Es sei nicht gut
denkbar, dass ein junger Mann seine Lehrzeit in verschiedenen Gärtnereien
durchmache, denn kein Lehrherr werde darauf eingehen. Im ersten Jahre habe
er nur Mühe mit dem Lehrling, erst im zweiten und dritten Jahre nütze der
Lehrling ihm. Benarys Vorschlag, die Reife für Prima zu fordern, sei sehr
erwägungswert. Für die Landmesser an der Landwirtschaftlichen Hochschule
werde sie auch gefordert, ebenso an der Tierärztlichen Hochschule. Man hebe
dadurch das Niveau der Anstalt.
Herr Ministerialdirektor Thiel bemerkt bezüglich des Benary sehen
Vorschlages: Die Unterrichtsverwaltung will entweder einen sechg- oder einen
neunjährigen Kursus und zwar einen möglichst abgerundeten Kursus. Die
Reife für Prima würde einen siebenjährigen Kursus bedeuten; dann hat der
junge Mann verschiedene Sachen angefangen, aber keinen Abschluss erzielt.
Die Gefahr, dass unfähige Elemente hineinkommen, würde noch grösser, wenn
man Reife für Prima fordert, denn dann liegt es nahe, dass Gymnasiasten,
welche die Reife für Prima haben, aber einsehen, dass sie das Maturitäts-
zeugnis doch nicht erlangen, Gärtner werden. Die Absolvierung eines ab-
geschlossenen sechsjährigen Kursus wird besser sein.
Herr Benary teilt mit, dass in Erfurt der Direktor niemandem das
Zeugnis für Prima erteile, von dem er nicht wisse, dass er das Maturitäts-
Examen bestehen werde.
Herr Koopmann: Die Berechtigung zum einjährigen Dienst genügt.
Man muss nicht fordern, dass die Lehrzeit in verschiedenen Gärtnereien
durchgernacht werden muss; zu verlangen ist aber mindestens eine ajährige,
womöglich eine 2 1/2 jährige Lehrzeit. Die praktische Befähigung lässt sich
durch eine Prüfung nicht nachweisen.
Herr Brodersen ist für dreijährige Lehrzeit, weil die Handelsgärtner
lieber Lehrlinge auf drei Jahre nehmen. Sonst linden sich wieder Gärtnereien,
welche gegen hohes Lehrgeld die jungen Leute in kürzerer Zeit vorbereiten,
ohne dass diese etwas Tüchtiges lernen.
Herr Späth: Ein Lernen in verschiedenen Gärtnereien ist doch möglich:
Die ersten 1V2 Jahre zahlt der Lehrling, die zweiten 1 1/2 Jahre erhält er etwas
Geld zu. Das praktische Examen für Söhne von Gärtnern ist sehr leicht anzustellen.
Herr Benary hält 2 Jahre Lehrzeit für genügend; es giebt übrigens kein
Etablissement, in welchem alle Zweige des Gartenbaues betrieben werden.
Herr Siebert: In den fürstlichen oder herrschaftlichen Gärtnereien kann
man eine gute allseitige Lehre durchmachen. Am besten ist eine dreijährige
Lehrzeit oder zwei Jahre Lehrzeit und ein Gehilfenjahr.
Herr Ministerialdirektor Thiel resümiert: Die Mehrzahl hat sich für das
Einjährige Zeugnis ausgesprochen. Die landwirtschaftliche Verwaltung wird
oAA Wilhelm Hampel f.
eine höhere Vorbildung auch nicht durchsetzen können, solange für die Land-
wirtschaftliche Hochschule ebenfalls nur das Einjährige Zeugnis verlangt wird.
Dort müssen die Landmesser allerdings die Reife für Prima haben, weil sie
sehr viel Alathematik brauchen. Der Landmesserstand fordert sogar das
Abiturientenzeugnis, allein die Verwaltung hat sich dem widersetzt, weil sie
ein teureres Studium und höheres Gehalt befürchtet.
Ob zwei Jahre oder drei Jahre Lehrzeit vorher nötig sind, ist unentschieden
geblieben. Ich persönlich lege den grössten Wert auf die praktische Thätigkeit
vorher, weil nur durch sie der junge Mann erkennt, ob er sich zum Gärtner
eignet, ob das ganze Milieu ihm passt. Er muss tüchtig zur Arbeit heran-
gezogen und darf nicht geschont werden. (Forts, folgt.)
Wilhelm Hampel. f.
fnmittelbar vor Mitternacht verschied am lo. Juni in Koppitz nach kurzen,
.^^, schweren Leiden der Kgl. Gartenbaudirektor und langjährige Garten-
direktor des Grafen Hans Ullrich von Schaffgotsch auf Koppitz,
Wilhelm Flampel, einer der hervorragendsten Gärtner Schlesiens, ein seif
made man, den eiserner Fleiss und Ausdauer emporgetragen hatten.
Wilhelm Hampel wurde am 5. Oktober 1834 in Peterswaldau als
Sohn eines kleinen Bauerngutsbesitzers geboren und konnte nur die Dorfschule
absolviren, aus der er mit 14 Jahren auf eine der kleinen schlesischen Be-
sitzungen des Grafen Stollberg als Gärtner-Lehrling überging. Nach vier-
jähriger Lehrzeit führte ihn seine Gehilfenperiode fast durch ganz Deutschland
und brachte ihn schliesslich nach Paris, wo ihn 1S67 Geheimrat Göppert
kennen und schätzen lernte. In Paris hatte Hampel neben dem allgemeinen
Baumschulbetriebe sich hauptsächlich unter Leitung des alten Lepere mit der
Formbaum-Zucht beschäftigt und ausserdem mit der Teppichgärtnerei, deren
bedeutendster Vertreter in Deutschland er später wurde. Hampel versuchte
zunächst sich in Wien als Landschaftsgärtner eine selbständige Stellung zu
gründen, nahm aber dann ein Engagement in Posen an, wo er in Fräulein
Emma Herbaczowska eine Gattin fand, mit welcher er in glücklichster Ehe
bis zu seiner letzten Stunde verbunden blieb. In zartester Fürsorge für den
leicht kränklichen Gatten war sie nicht nur die treue Pflegerin desselben, die
gewissenhafte Mutter der am Sarge des Vaters trauernden beiden Kinder,
sondern wusste dem Gatten auch seine Arbeitslast durch thätiges Eingreifen zu
erleichtern. V'on Posen kam Hampel in die vorzügliche Gärtnerei des
Rittergutsbesitzers Guradze, Tost in Oberschlesien und 1875 nach Schloss
Koppitz, dem Stammsitz des Grafen Schaffgotsch. In dem Reichsgrafen Hans
Ullrich von Schaffgotsch und dessen Gemahlin fand der neue gräfliche
Gartendirektor in Koppitz künstlerisch veranlagte Naturen, welche den Fonds
von Wissen und Können, den Hampel besass, zu würdigen wussten und seinen
Ideen ungemessene Summen zur Verfügung stellten. Aus diesem Zusammen-
wirken eines vertrauensvollen Mäcenatenthums mit der vollen Leistungsfähigkeit
eines wirklichen Gartenkünstlers entstanden die herrlichen, immer weiter sich
ausdehnenden Parkanlagen um Schloss Koppitz, entstand der prächtige Schmuck-
garten am Schlosse, in dem Hampel seine Ideen der »plastischen« Teppich-
Herrenhausen.
345
gärtnerei so effektvoll verwirklichte, entstanden die grossen Treibereien, die
grössten in schlesischem Privatbesitz, und ein musterhaft gehaltener Obst- und
Gemüse-Garten. Hampel war niemals ein blinder Nachbeter und so übernahm
er zu dem Formobstbau zwar Lepere's Grundideen, wusste sie aber den
schlesischen Klima- und Bodenverhältnissen glücklich anzupassen.
Die feste Grundlage, die ihm von der Praxis gegeben war, wusste er in
erfolgreicher Arbeit schriftstellerisch zu verwerten, und zwar benutzte er mit
Vorliebe die Nachtstunden zum Niederschreiben seiner Gedanken. Diese Bücher
machten Schule und bewiesen durch das Erscheinen neuer Auflagen, dass sie
Anerkennung in weiten Kreisen fanden. »Die moderne Teppichgärtnerei<^ hat
in wenigen Jahren fünf Auflagen erlebt; »W. Hampels Gartenbuch für
Jedermann« steht in zwei Auflagen da und sein »Plandbuch der Frucht- und
Gemüse-Treiberei« wird auch in Fachkreisen hochgehalten. Im Manuskript
fast vollendet, hinterliess er ein »Staudenbuch«. Im Jahre 1896 wurde Hampel
die Auszeichnung zu Teil, zum Königlichen Gartenbaudirektor ernannt zu
werden. Er war damals schon schwer leidend, täuschte aber sich und die
Seinigen über den Ernst der Krankheit hinweg. Unter der aufopfernden Pflege
seiner Gattin und der sorgenden Tochter schien er sich auch in der That
völlig erholt zu haben. Er hatte noch die Freude, der Hochzeit der Tochter
mit dem praktischen Arzt Dr. Scholz beizuwohnen und seinen Sohn das
Staatsexamen als Pharmazeut glanzvoll ablegen zu sehen, dann aber trat der
Todesengel an ihn heran.
Am 10. Juni schlief Wilhelm Hampel friedlich im Arme seiner treuen
Gattin ein. Drei Tage später begrub die schlesische Gärtnerei einen ihrer
besten Jünger, ihren tüchtigsten Meister, einen Ehrenmann im schönsten Sinne
des Wortes. Am Sarge tröstete der Reichsgraf Hans Ullrich von Schaffgotsch
die schwergetroffene Witwe: »Sie haben viel verloren, aber auch mich traf ein
schwerer Verlust im Heimgange dieses treuen braven Mannes.« H. Ort.
Herrenhausen.
tVon L. Wittmack.
uf der Reise nach Holland und Belgien zur Genter Ausstellung im April
1898 besuchte ich zunächst Herrenhausen bei Hannover. Die herrliche
Herrenhäuser Allee, w^elche von Hannover dahin führt, ist, wie im Hannover-
schen Adressbuch vermerkt ist, 1995 m lang, 36,5 m breit und besteht aus
1312 Linden, welche 1726 gepflanzt sind und 3 Wege bilden, den mittleren
für Equipagen, den rechten für Reiter, den linken für Fussgänger. An der
rechten Seite liegt das unvollendete Welfenschloss (jetzt Technische Hochschule)
mit dem Weifengarten, an der linken der im englischen Stil gehaltene
Georgengarten, beide dem Publikum zugänglich. Dem Schlosse in Herren-
hausen gegenüber liegt im Berggarten das Mausoleum der Könige von Hannover,
das berühmte Palmenhaus etc.
Der Ilauptteil, der grosse Garten ist im altfranzösischen oder wohl
richtiger holländischen Stil angelegt und umtasst 47,7 ha, er ist an 3 Seiten
von Kanälen, deren Fläcbenraum 4,5 ha beträgt, an der 4. Seite vom Schlosse,
346
Herrenhausen.
der Orangerie und einer Mauer begrenzt. Sehenswert sind im grossen Garten
selbst ein Gartentheater mit Koulissen aus Bäumen und Hecken*), die Kolossal-
statue der Kurfürstin Sophie, der Freundin von Leibniz, 1878 errichtet an der
Stelle, wo sie am 8. Juni 1714 vom Schlage gerührt wurde, und viele andere
Statuen etc.
Die Hauptsehenswürdigkeit im grossen Garten ist für das Publikum aber
die grosse Fontäne, welche für gewöhnlich bis 44 m, in Ausnahmefällen bis
67 m hoch steigt. Die alte Wasserhebemaschine, 1718 — 22 erbaut, ist 1860 — 63
durch eine neue, von Baurat Hagen konstruierte ersetzt, ebenso die alte Röhren-
leitung durch eine neue.
Wir wenden uns jedoch zunächst nach dem Berggarten, und Herr Kgl.
Hofgartendirektor Hermann Wendland lässt es sich nicht nehmen, uns selbst
zu führen. Der erste Besuch gilt natürlich dem berühmten Palmenhause.**)
Hier linden wir alle die grossen und kleinen Palmen, an denen Wendland
und Drude ihre Studien gemacht. Unter anderen Pritchardia Martiana Wendl.,
ein Prachtexemplar, P. macrocarpa, P. Vuylstekeana, Ravenea Hildebrandti
Bouche, Archonthophoenix Cunninghami (bekannter als Seaforthia elegans), bis
ans Dach reichend, und A. Veitchi mit ganz schwarzem Stamm. Letztere stand
vor 20 Jahren noch im Kübel, ist dann aber ausgepflanzt und hat jetzt ebenfalls
das Dach erreicht. Die grösste Palme ist Livistona australis, aber auch Cocos
flexuosa geht bis ans Dach, Caryota obtusa desgleichen; diese nimmt mit ihrer
breiten Krone etwa Vö des ganzen Daches ein, Astrocaryum latisectum
stammt noch von W^arsczewicz. Areca paniculata (Ptychandra paniculata)
mit glattem grünen Stamm macht sich wegen ihrer breiten Fiedern sehr schön.
Aber auch viele andere Pflanzen verdienen Beachtung. — Ein Philodendron
Sellowianum, das 21 m über dem Fussboden angebracht ist, sendet seine Luft-
wurzeln bis auf die Erde herab. Colea floribunda Boj. (Commersoni D. C.),
eine Bignoniaceae, zeigt im Sommer den ganzen Stamm mit Blüten bedeckt.
Viele Billbergien sind zwischen den Palmen ausgepflanzt. Uebrigens ist nur
7a des Ganzen zum Auspflanzen von Palmen eingerichtet, die übrigen Palmen
stehen in Kübeln. Von Laubbäumen nennen wir noch Pachira macrocarpa,
Brownea Ariza {=^ princeps), etc.
Das Haus hat Doppelglas und an der Sonnenseite sind die inneren Scheiben
so zu sagen gestreift, indem ein matter Längsstreifen mit einem durchsichtigen
abwechselt.
Im kleinen Palmenhause findet sich die seltene Palme Gaussia Ghies-
brechtii H. Wendl. von Westindien, Euterpe speciosa mit fast ungeteilten Wedeln,
Carludovica utilis Oerstedt. In einem Kalthause finden wir u. a. schöne Rhodo-
*) Zum letzten Male wurde auf dieser Bühne am 27. Mai i863, dem Geburtstage des
verstorbenen Königs Georg, gespielt, und zwar wurde „Wallensteins Lager" aufgeführt, was
bei der glänzenden Dekoration und Beleuchtung, zumal auch wirkliche Soldaten mitwirkten,
nach Wendlands eigenem Zeugnis einen ganz grossartigen Etfekt machte. — Siehe auch
Jäger: „Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt.", Berlin, Verlag von Paul Parey, 1S88 S. 253.
Hier ist auch ein Plan des Gartens gegeben. Jäger sagt, der Garten sei im französischen
Stil von Carbonnier 1698 — 1700 angelegt, nach anderer Quelle 1698 vom kurfürstlichen
Oherbaudirektor Marquis Querini, vermuthlich handelte es sich hier aber nur um die Gebäude
und Gartenanlagen. — Wendland ist entschieden der Meinung, ein Holländer habe den
Garten angelegt (siehe unten).
**) Siehe Abbildung und Beschreibung des neuen Palmenhauses vom Hofbauinspektor
Auhagen in Garten-Zeitung (nicht Gartenflora) i8q2 S. 6 ff. Die Länge beträgt 33,6 m, die
Breite 28,3 m, die Höhe des kuppelartigen Mittelbaues 3o,2 m, die der Seitenbauten ca. 24 m.
Herrenhausen.
347
dendron, sog. Wilhelma-Hybriden (von der Wilhelma bei Cannstatt), so Rhodo-
dendron Prinzess Marie von Wüttemberg, Eduard Föhr, Sparmannia africana,
Ilaemanthus natalensis etc. Hübsch machen sich Lachenalia tricolor als
Ampelpflanzen, originell baumartig gezogene Veilchen.
Das Neuholländer Haus zeigt u. a. ein Riesen-Exemplar von Leptospermum
scoparium, das Orchideenhaus Sobralia macrantha in Blüte, Lycaste tricolor,
noch aus dem Nauenschen Garten in Berlin, aber auch eine merkwürdig flache
Form von Asplenium Xidus. IL Wendland wollte diese in Gent als Neuheit
ausstellen, wir bedauern, dass er das nicht gethan.
Die zahlreichen Cattleyen werden alle in flachen, durchlöcherten Tellern
aus Thon kultiviert. An Renanthera (Van da, Lowii) zeigten sich viele
Früchte. Dies war mir höchst auffallend, da doch behauptet wurde*) nur die
untersten beiden andersgeformten seien weiblich. Herr Wendland hat aber
durch künstliche Befruchtung an den oberen auch Früchte erzielt. Pfitzer frei-
lich sagte schon, es könne kein Unterschied in den Befruchtungsorganen beider
verschieden gestalteter (dimorpher) Blüten gefunden werden.
Von anderen Pflanzen sei erwähnt Tillandsia usneoides, das vegetabilische
Pferdehaar oder Louisiana -Moos, die sonst nur schwer gedeiht; ferner eine
schön blau blühende Kaempferia Saintpaulii, Psilotum madagascariense etc.
Höchst interessant war ein Besuch des grossen oder Schlossgartens in
Gesellschaft des Herrn Wendland. Er erklärt, der eigentliche Schöpfer
der Anlagen sei nicht bekannt, es müsse offenbar ein Holländer gewesen
sein. Die ursprüngliche Anlage ist im Anfang dieses Jahrhunderts zur Zeit
des französischen Krieges ganz vernachlässigt worden, und um nicht
viel Arbeit zu haben, ebnete man das ganze Parterre ein. Da ist es nun von
historischem Interesse, dass Wendland nach dem ältesten Plan von 1745 die
Anlage (zunächst nur probeweise den westlichen Teil) seit Kurzem wieder
hergestellt hat. Darnach liegen die Arabesken des Parterres im Rasen und
werden nicht durch Blumen, sondern durch Wege gebildet, die mit weissem
Kies bestreut sind. Die Statuen, die man im nicht restaurierten Teil alle im
Rasen findet, stehen nach dem ursprünglichen Plan im wiederhergestellten
Parterre am Rande desselben, so dass sie vorn mit der Rasenkante ab-
schliessen, die Statuen an den Ecken dagegen treten ganz aus dem Rasen
heraus. Zur Bepflanzung nahm man vor 2 Jahrhunderten Taxus und Wach-
holder, das ist auch jetzt möglichst wieder geschehen. Um die grössere Fontäne
ist die Anlage reicher gehalten.
Unter den vielen Bildwerken findet sich eine grosse Vase, welche Seiner
Majestät dem Kaiser so gut gefiel, dass er Auftrag gab, darnach eine Prunk-
bowle in der Kgl. Porzellan -Manufactur zu Berlin fertigen zu lassen und das
ist die Prunkbowle, welche S. M. als Ehrenpreis (im Werte von 4000 M.) für
die Jubiläums-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 1897
stiftete.**) Der glückliche Gewinner dieses Preises, Herr Kgl. Gartenbaudirektor
Buntzel wird gewiss mit um so grösserem Interesse sich seines Schatzes
erfreuen, wenn er erfährt, dass das Motiv aus dem Herrenhäuser Garten
stammt.
*) Siehe Gartentlora i.S()<S S. lO(') m. Abb.
**) Abgebildet in Gartenflora 1807 S. 227, auch in dem Prachtwerk Berlin und seine
Arbeit iHqS S. 97.
048 Kurze Kulturanleitung über englische Pelargonien.
Kurze Kulturanleitung über englische Pelargonien.
Von Herrn. Berndt in Wandsbek.
's ist leider eine Thatsache, dass man oft sogar von tüchtigen Gärtnern
hört: mir sind engl. Pelargonien zuwider, weil sie leicht Läuse bekommen,
fleckig und lang werden, sich schwer vermehren lassen u. s. w. Der Grund
dieser Klagen ist fast immer in der Unkenntnis der Kultur und der Behandlung
zu suchen.
Wenn man ein schönes Sortiment englischer Pelargonien in seiner Farben-
pracht und in schön kultivierten Pflanzen sieht und dabei bedenkt, dass es
obendrein eine ganz ausgezeichnete Zimmer- und Marktpflanze ist, lohnt es
sich wohl der Mühe, der Pflanze das zukommen zu lassen, was sie verdient,
eine gute, aufmerksame Kultur, die keineswegs so schwierig ist, wie vielfach
angenommen wird. Da ich seit ca. 20 Jahren als grosser Verehrer englischer
Pelargonien mich mit der Kultur derselben erfolgreich befasst habe, will ich
in Kürze meine eigenen Erfahrungen in folgender Kulturmethode zusammen-
fassen :
Die beste Zeit zur Vermehrung ist der Juli, weil dann das Holz der
englischen Pelargonien eine gewisse Reife erlangt hat. Man stecke die nicht
zu kurz geschnittenen Stecklinge frei in einen abgetragenen Mistbeetkasten in
eine Mischung von Torfmull und Sand zu gleichen Teilen, sodann schattiere
man ziemlich dicht und spritze bei heissem Wetter mehrere Male des Tages,
damit die Stecklinge durchaus nicht welken. Nach ca. 8 — 14 Tagen vollzieht
sich die Kallusbildung und nun kann etwas gelüftet werden. Nach weiteren
14 Tagen müssen dann fast alle Stecklinge bewurzelt sein.
Nach dem Einpflanzen in kleine Töpfe stellt man sie wieder in einen
Kasten, giesst sehr sorgfältig und lüftet reichlich. Bei Eintritt kühler Witterung,
gewöhnlich erst Oktober, räumt man die nun schon recht kräftigen Pflanzen
in ein möglichst helles, luftiges Haus ein, wo man sie im Winter bei 0 — 8^ R.
hält und wenn es irgend die Witterung erlaubt, so viel wie möglich lüftet.
Diese Temperatur und häufiges Lüften ist eine Hauptbedingung
für glückliche Überwinterung der englischen Pelargonien.
Man wird dann linden, dass sie nicht allein fast gar nicht stocken,
sondern im Gegenteil immer munter weiter wachsen, so dass man bereits im
Januar verpflanzen kann. Als Erdmischung nehme man 1 Teil Rasenerde,
möglichst durchsetzt mit Kuhfladen, 1 Teil Misterde und 1 Teil Ivomposterde,
sowie reichlich groben Sand. Es ist vorteilhaft, die Pelargonien mehrere Male
zu verpflanzen, denn ein zu frühes Verfilzen der Wurzeln ist sehr nachteilig,
auch ist es unbedingt notwendig, recht oft stark verdünnte Jauche von Horn-
spänen, Kuh- oder Abtrittsdüiiger zu verwenden, weil die englischen Pelargonien
ein sehr starkes Wachstum haben und ohne diese Nachhilfe geil und gelb
werden. Die sich immer einstellenden Läuse vertreibt man mit leichter Mühe
mittelst des billigen und bequemen Dresdener Räucherapparats von Haubold.
Laubegast bei Dresden.
Ein Haupterfordernis während der ganzen Kulturperiode bleibt immer
wieder reichliches Lüften bei nicht zu niedriger Temperatur des Hauses
(6 — 30 R.), weshalb es immer von Vorteil ist, wenn man dazu ein besonderes
Haus zur Verfügung hat. Das Fleckigwerden der Blätter entsteht vom Nieder-
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika. ^^g
schlag und den unmittelbar darauf fallenden intensiven Sonnenstrahlen, weshalb
auch im Frühjahr diese sehr unangenehme Kalamität am schärfsten hervortritt.
Bemerkt man des Morgens starken Niederschlag bei seinen Pelargonien, so
decke man nicht früher ab, bis man die Pflanzen durch Öffnen aller Luftklappen
abgetrocknet hat, es werden sich dann nie die verheerenden Sonnenflecke zeigen
Bei Beachtung dieser geAviss nicht schwer zu befolgenden vorstehenden
Anleitung wird man stets gesunde, üppige Pflanzen erzielen.
Diejenigen Herren Kollegen, welche Gelegenheit hatten, vom 28. Mai bis
5. Juni die erste Sonderausstellung von spez. englischen Pelargonien in
Hamburg 1897 zu besuchen, werden gewiss meine Kollossalgruppe von über
800 Schaupflanzen gesehen haben, bei welchen Exemplare von 2 m Umfang
vertreten waren. Die höchsten Auszeichnungen wurden mir für diese Leistung
trotz grosser Konkurrenz zu Teil. (Handelsblatt)
* * *
R. Moncorps' Methode der Vermehrung.
Herr Moncorps giebt Seite 86 des Handelsblattes folgende einfachere
Vermehrung an:
Die Vermehrung beginnt bei uns mit der Verkaufszeit (in Berlin April)
und endet mit Anfang September. Die Stecklinge werden gleich in kleine
Töpfe gesteckt. (Zweite Sorte 12er). Es hat dies zweierle^i Vorteile: 1. spart
man das Einpflanzen in die kleinen Töpfe und 2. können die jungen Pflanzen
nicht lange Wurzeln in die Erde treiben, wenn man durch andere un
aufschiebbare Arbeiten behindert ist. das Eintopfen rechtzeitig vorzunehmen.
Die bis im Juli gesteckten Stecklinge werden während des Sommers ein- resp.
zwei Mal in grössere Töpfe verpflanzt, die zuletzt vermehrten aber werden mit
den kleinen Töpfen zum Durchwintern in die Häuser gebracht und liefern im
Frühjahr die erste \'ermohrung, dann aber Ende Mai noch »als Rest der Saison«
billige \'erkaufspflanzen.
Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika.
Im Auszuge wiedergegeben von Dr. J. Buchwald. [Schluss.]
B. Pflanzungen der Bezirksämter, Militärstationen und einzelner Privater.
Über den Stand der Kulturen auf den Plantagen der grösseren Plantagen-
gesellschaften liegen keine Berichte vor, sondern ausser den Berichten der
verschiedenen Militärstationen des Gouvernements, ein Bericht über den Ver-
suchsgarten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Tanga und einiger
privater Anlagen in Lindi und Mikindani u. s. w.
Der Hauptraum der Einzelberichte umfasst Mitteilungen über den Gemüse-
bau, zumal eine Reihe von Stationen sich auf denselben beschränkt und ihn
nur zum Zweck der Eigenernährung treibt. Die Urteile über den Gemüsebau
sind ausserordentlich günstig, in den kühleren und regnerischeren Lagen aller
Gebirge, die mehr als 1000 m hoch sind, wächst alles ebenso gut und besser
als in Deutschland. Am günstigsten ist ca. 1500 m Meereshöhe. Von Feinden
der Gemüsekultur werden weisse Ameisen, Tausendfüssler, Raupen, Schnecken
und Käferlarven erwähnt, die die Wurzeln der Keimlinge zerstören. Ausser-
ordentlich günstig berichten Kwai und Iringa in Uhehe, in letzterer wurde
oco Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom i6. bis 24, April i8g8.
Rotkohl gezogen, dessen grösste, überaus feste Köpfe bei einem Gewicht von
15 Pfund englisch Durchmesser von 90 cm und 110 cm erreichten. Zwiebeln
von ebenda wogen 330 g und rote Beten 1200 g, alles wohl gärtnerische
Musterleistungen. Die Düngung der Gemüse ist notwendig.
Ausnahmslos weniger gut als in den Gebirgen gedeihen die Gemüse- und
Hülsenfrüchte auf den Stationen der Küste und des inneren flachen Landes.
Überall gut, weil sie auch vom Ungeziefer verschont bleiben, gedeihen die
Möhren, überall schlecht sind Sellerie, Schnittlauch, Spinat und Kohlrabi.
Ausgenommen in Tabora, wo sie vortrefflich wachsen, geben die Erbsen
nirgend die Aussaat wieder. Sie gehen an der Hitze zu Grunde, KAvai dagegen
hat im Gebirge 700 kg pro Morgen geerntet, in Iringa ist sogar ihr Anbau bei
den Eingeborenen verbreitet.
Mit verschiedenen Gurkenarten waren die Erfolge schlecht, da die jungen
Früchte durch die Maden eines fliegenartigen Insektes zerstört wurden. Er-
folge mit Spargel sind noch unentschieden, Kartoffelernten waren gut in Kwai
und Iringa, die Qualität aber noch etwas wässerig, schlechter dagegen sind
die Berichte anderer Stationen. Sehr gut gedeiht überall die sogenannte Cape-
gooseberry, Physalis peruviana, welche einen reichen Ertrag brachte.
Von Obstbäumen werden angepflanzt Apfelsinen, Citronen, Orangen in
Kwai, Sakare, Kikokwe, Kilossa, Kilimatinde und Iringa, ferner in einzelnen
der Stationen Feigen, Granatapfel etc. In Mwapwa gedeiht der Mangobaum
besonders gut, auch Sakare, Kisuani und Kilimatinde besitzen einige Bäumchen.
Ferner sind zu erwähnen Persea gratissima, Passiflora edulis, Anonen,
Aegle Marmelos, Psidium-Arten, Eugenia edulis, Spondias dulcis,
Durio zibethinus u. a., die mit Erfolg gepflanzt sind.
Von europäischen Obst- und Nussarten sind in Kwai und Iringa an-
gepflanzt Aprikosen, Pfirsiche, Mandeln, Apfel, Brombeeren, Walnüsse, Hasel-
nüsse u. a., der Erfolg mit demselben ist noch abzuwarten. Die Zahl der an-
gepflanzten Palmen ist gross, fremde Nutzhölzer und Schattenbäume sind bereit,-,
in grösserer Zahl vorhanden, besonders zu nennen sind davon in Kwai an-
gepflanzte Coniferen-Arten. Ausser Daressalam züchtet besonders der Garten
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Tanga Bäume, die sich als Allee-
und Schattenbäume eignen, z. B. Pterocarpus Indiens, Poinciana regia,
Adenanthera pavonina, Grevillea robusta und viele andere mehr.
Über Pflanzen, die Gewürze, Fasern , Öl, Kautschuk , Farbstoft'e und
andere Produkte liefern, sagen die Berichte sehr wenig. Dr. J. B.
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent
vom 16. bis 24. April 1898.
XI. Die Azaleen und die Neuholländer.
Von Hofgärtner Hoffmann. (Hierzu Abb. 82 u. 83.)
u der Preisaufgabe: »Handelsware in gangbaren Grössen, 60 Azaleen in
mindestens 30 Sorten, Kronenbreite nicht über 50 cm« fehlte es, wie
unser Bild zeigt, weder an Material noch an Kampfgenossen. Jener alte
Kampfesruf: »Hie Weif, hie Waiblinge«, tönte uns hierin der modernen Fassung
Die grosse Gartenbau- Ausstellung zu Gent vom 16. bis 24. Juni 1898. • a^j
entgegen: »Hie Gent, hie Brügge«, und zwar mit einer Lebhaftigkeit seitens der
Beteiligten, dass man die Meinung, wonach die Azaleenkultur bereits zu den
im Betriebe nicht mehr lohnenden Kulturen gehöre, in das Reich jener Märlein
zurückweisen muss, mit denen man Kinder und alte Leute sonst zu schrecken
pflegt. Woher gerade Brügge den Mut gewonnen, gegen die Azaleen-Hochburg
Gent zu konkurrieren? diesen Beweis zu führen, wird es s. Z. wohl nicht
schuldig bleiben. Im öffentlichen Leben giebt es gerade so wie im privaten
so manche Gesinnungstüchtigkeit, nur mit dem Unterschiede, dass im ersteren
Falle diese nicht direkt ausgesprochen zu sein braucht, trotz ihres Vorhanden-
seins. Vielleicht bringt schon der nächste Wettkampf ein anderes Ergebnis
wie der diesmalige und man wird dann dem Sieger ebenso zujauchzen wie man
ihn heuer noch übersieht! Genug, der Streit selbst kann für Zuschauer wie
Züchter als ein sehr interessanter bezeichnet werden. Waren doch lauter alte
Firmen, Namen von Rang und Klang der Züchter Gents erschienen: van
Houtte pere, E. Vercautheren, Jacq. de Cock - Meirelbeeke lez Gand.,
Leop. Botelberge-Melle lez Gand., Jos. Vervaene sowie Vervaene freres-
Ledeberg lez Gand., M. Chabot- Gendbrügge, Auguste van Ocker und
Horticulture des Flandres-Loochristi (Dir. O. Bracke), gegen welche Sander
& Co.- Brügge in dieser Aufgabe allein zu kämpfen gewagt hatte. LTnter
Berücksichtigung lebhaften Farben wechseis der Sorten musste man L. van
Houtte pere sowie E. Vercautheren den Vorzug geben, allein bezüglich
Kultur der einzelnen Pflanzen, Entwickelung und Fülle der Blumen war die
Leistung Sanders den vorgenannten vollauf ebenbürtig.
Sowohl im Interesse des reich ausgestatteten Bildes, wie desjenigen des
Züchters greife ich hier unter den vielen einige Namen heraus, welche in
bezug auf Farbe wie Grösse der Blumen, der Reichblütigkeit der betr. Sorte
sowie des seltenen Vorkommens in unserer hiesigen Handelsware, Beachtung
finden dürften. Ich beobachte dabei die Reihenfolge von dunkel zum hell-
farbigen. Da ist Apollo*) (Züchtung von Schulz) gef. dunkelpostrot, President
Adolphe d'Haene, einf., dunkelkarmin; Mlle. von Wassenhoven, einfach, rot mit
dunklem Schlund; \igricans und Othello, beide dunkelrot; Roi d'Hollande,
glänzend zinnober; Souvenir du Congo, mit besonders glänzend violetter
Färbung; Baron Nath. Rothschild sowie Therese Reimers, Temperence, drei
von violett ins lila spielende Farben; President Oswald, salmfarbig mit dunkler
Mitte; Frau Amalie Riechers, salmfarbig, Blumenblätter weiss gerandet; Gross-
herzog Ludwig von Hessen, gef., malvenfarbig-hellziegelrot, Blumenblätter am
Rande gekräuselt; Mr. Joseph Vervaene, gef., lachsfarbig-rosa, dunkelgefleckt,
runde undgutgebauteBlume; Mlle. L. van Houtte, einfach, rosa, am Schlünde dunkel-
gefleckt; Mlle. Romain de Suede und Paul Weber, gef., rosa; Silvie de Moon, einfach
rosa mit dunklen Flecken, grosse Blume; Arlequin, gef., rosa, weiss gerandetes
Blumenblatt. Königin der Weissen, sehr grosse Blume; Montblanc und Anna
Klein, rein weiss; Mad. Louise Cuvelier, gelblich weiss; Mlle. B. Frochet und
Sacuntala, Baron de Vriere, grünlich weiss; Souvenir de Frangois Vervaene.
weisse, gefranzte Blume; Eborina plena, gef., grünlich weiss; Mad. Herm. Seidel,
gef., weiss, sehr gut gebaute Blume; Mad. la Baronne Pugeraude, einfach, weiss
mit rot getupft.
*) Nicht zu verwechsein mit Apollon, lialbgef., weiss.
352
Die grosse Gartenbau- Ausstellung zu Gent vom i6. bis 24. April iJ
Ganz hervorragende Leistungen fanden wir sodann unter den grossen,
herrlich blühenden Kulturpflanzen mit 1I/2 —2 m Kronendurchmesser; Pflanzen,
wie man sie nur in Belgien und England zu sehen bekommt, die in dem
grossen Ausstellungsbilde eine ganz wesentliche Staffage bildeten. Hier seien
in erster Linie die betreffenden Kultivateure genannt: L. van Renterghem-
Rambout Mt. St. Amand, Vervaene freres, Joseph Vervaene, van Houtte
pere, Ad. d'Haene, Jacq. de Cock sowie als Private Gräfin de Kerchhove
und Ghellink de Walle-Wondelgem-Gand. In betr. Sorten wie: Souvenir du
Prince Albert, de Fr. Vervaene, de Maximilian, Margottin. Borsig, Louise
Pynaert, Philippe Ganze finden wir zumeist gute alte Bekannte wieder.
Abb. 82. Die grosse Ausstellung in Gent.
Neuholländer und Cappflanzen etc. als Schau-Exemplare von Emile de Cock in Gent.
In der Mitte vorn Azalea jineacifolia.
Photographiert von L. W i t t m a c k.
An Azaleen-Sämlingen zeigte mit die reichste Auswahl: Eeckhaute-
St. Denis Westrem lez Gand und zwar sechs verschiedene Nummern: a) gel,
hell Zinnober, b) halbgef., dunkelrosa, Blumenblattrand gekräuselt, sehr schöne
lebhafte Farbe, c) halbgef., postrot, d) gef., dunkelrosa, gleichfalls gute Farbe,
e) Sport von L. Eeckhaute: Louis Eeckhaute benannt, gef., rosa, weissgerandet,
f) halbgef., dunkelpostrot. Das Etablissement horticole-Destelbergen, Pia cid e
Schepens de Baets-Schaffelaere lez Gand, Eng. de Cock-Meirelbecke, van
der Cruysen-Gendbrügge, Joseph Vervaene-Ledeberg beteiligten sich in
mehreren oder einem Exemplar der Xeuzüchtungen, Van der Cruysen
namentlich mit: Präsident Imschoot, halbgef., dunkelziegelrot, Arthur de Smet, ge-
streift rosa mit hellen Flecken; J. Vervaene mit: Aule. Irene de Meulenmeester,
Die grosse Gartenbau-Ausstellung zu Gent vom 16. bis 24. Juni li
353
halbgef., rosa mit runden Blumenblättern, Souvenir du Congo, glänzend violett,
grossblumig.
Neben der alten Spezies A. amoena, welche z. Z. Tr. Seidel-Dresden zur
Verbesserung deutscher Azaleentypen wählte, sind neuerdings wiederum zwei
ältereSpezies hervorgesucht worden: A. dianthiflora und linearifolia. Dianthi-
flora ist durch J. de Cock-Ledeberg verbessert worden und die zahlreichen ge-
füllten, rosa erscheinenden Blumen versprechen für den aufmerksamen Züchter
von Bedeutung zu werden. Diese Spezies scheint jedoch noch die von
L. Eeckhaute vorgeführte, gleichfalls bereits verbesserte Form der linearifolia,
Abb. 83. Die grosse Ausstellung in Gent.
Blick in die Halle für KalthauspHanzen. Im Vordergrunde Azaleen, in der Mitte die Büste Sr. Maj. des
Königs der Belgier, im Hintergrunde 21/3 m breite Schaupflanzen von Azaleen. Links und rechts
Neuholländer, rechts auch Rosen.
Photographiert von L. Wittmack.
sowohl bez. Blütenreichtum wie grössere Ausbildung der Blüte, wesentlich
zu übertreffen.
Eine fernere sehr interessante Hybride, Kreuzung von mollis und
chinensis, mit einfach gelber, chamoisfarbener Blume, sowie die sogenannte
Spezies Az. rustica fl. pl. in rötlichrosa und gelben Farbentönen zeigten uns
B. Spae-Gent und A. Koster Söhne-Boskoop, Sorten, von denen wir uns
noch Aiel Gutes versprechen. Azalea mollis sowie pontica, auch in Hochstamm-
form fanden wir bei Ed. Spae, Arthur de Smet, van der Cruyssen-Gent-
Brügge, E. Pynaert van Geert sowie L. van Houtte, beide Arten in den
verschiedensten Farbennuancen, welche unter Berücksichtigung des Kolorites
wesentlich in den Vordergrund des Ausstellungsbildes traten; von de Smet
•2 CA D^ß grosse Gartenbau^Ausstellung zu Gent vom i6. bis 24, Juni 1898.
freres-Ledeberg speziell noch eine Xeuzüchtung in Az. raollis >'L. Böhmer«,
welche bisher im Handel noch nicht existierte. Pynaert van Geert hatte
ausserdem noch eine Azaleodendron-Hybride »Victoria« gezüchtet, eine Az..
pontica-Art mit weisser Rhododendronblüte, deren mittelste, zwei gegenüber-
stehende Fetalen grünlich punktiert, Rückseite der Petalnerven rötliche Färbung
zeigten. Der Wuchs der Hybride ist vorwiegend strauchartig und zeichnet sich
diese Sorte »Victoria« durch erhöhten Blütenreichtum aus.
Die Beteiligung in Rhododendron war bezüglich der Zahl der Aussteller
nicht so gross, bezüglich der hier in der That besonders gut kultivierten
Pflanzen in grösseren und kleineren Exemplaren seitens der nachstehenden
Firmen: Cuvelier, Spae van der Meulen, B. Fortie, Pynaert van Geert,
Em. de Cock, A. van der Hude, sämtlich in Gent; Kost er Söhne-Boskoop
jedoch als eine vorzügliche Leistung in der Ausstellung zu bezeichnen. Cuvelier
präsentierte u. a. eine Rh.-Hybride vom Himalaya, Sämlinge mit lilafarbigen
Blumen, welche gut aufsitzen; Spae van der Aleulen meist ältere gute Sorten
sowie einige neuere: the Queen, weiss; Comte de Kerchove, rosa, in den
mittleren Petalen schwarzgefleckt; Koster Söhne gleichfalls eine Xeuheit:
Thomas Davies, weiss mit ziegelrotem Saum, eine Blume von eigenartig
leuchtender Wirkung. Die von Em. de Cock vorgeführte weisse Sorte: Marie
van Houtte bildet grosse, weithin- leuchtende Dolden. Van Driesche-Leys-
Gent zeigte uns sehr gut kultivierte Rh. suavissimum und J. Baumann-Gent
besonders schöne Rh. Dalhousiae, namentlich in der ^'arietät »Victoria» mit
grösseren Blumen als die Stammform.
Mit Recht durfte erwartet werden, dass die Abteilung der Neuholländer
und Kappflanzen in der Ausstellung von so tüchtigen Kultivateuren in aus-
gedehnter Form vorgeführt werden würden. Und in der That, in kleinsten,
mittleren wie hervorragenden Grössen, d. h. sowohl als marktfähige wie als
Kulturexemplare, fanden wir hier diese Pflanzengattungen namentlich von den
Ausstellern: Bedinghaus, E. de Cock, Gräfin Kerchove de Denterghem,
De Smet Duvivier-Gent, van Driesche-Leys, CoUumbien-Meirelbecke
in reichster Fülle vertreten. Ein Blick auf die im vorstehenden Bilde {Abb. 83)
fixierte Gruppe von XeuhoUänder und Kappflanzen des Ausstellers E. de Cock-
Gent giebt uns eine Vorstellung von der Grösse betreffender Kulturpflanzen.
Begnügen wir uns zunächst hier angesichts des so reich vorhandenen Aus-
stellungsmaterials nur mit Anführung einiger wesentlich gut gezogener Pflanzen-
exemplare wäe: Chorizema Lowi, reicher blühend als ilicifolia; Clianthus magni-
ficus; Eriostemon floribundum und myoporoides; Zieria makrophylla; Lepto-
spermum bullatum mit hellem Blatt; Pultenia stricta: Boronia heterophylla.
reicher blühend, schon als kleine Pflanze, wie elatior; Pimelia ovalifolia, mit
grösserem Blütenschopf, breiterem Blatt als decussata; Grevillia alpestris, rot-
blühend. Acacia paradoxa und spiralis gleich Eurya latifolia in Pyramidenform
gezogen; Brachysema acuminata und hybrida; Tremandra verticillata; Litho-
spermum frutescens u. a. m. Angesichts solcher besonderen gärtnerischen
Leistungen fragt man wohl mit Recht: Weshalb wohl diese so reich gestaltete,
äusserst interessante Pflanzenabteilung z. Z. so sparsam auf unseren Märkten
und Ausstellungen vertreten ist, w^ährend wir in früheren Jahren wenigstens
hin und wieder auf Ausstellungen die Schönheit dieser Pflanzengruppe zu be-
wundern Gelegenheit fanden? Sind diese Pflanzen wirklich so teuer, d. h. deren
Die Feier des 76. Stiftungsfestes. 2C,ü,
Heranzuchl so kostspielig, dass mit ihnen kein Geschäft zu machen ist? Ist
andrerseits mit der Heranzucht der bereits seit Menschenalter marktgängigen
Ware das Interesse des Liebhabers geweckt, sein Respekt vor gärtnerischen
Leistungen damit mehr gewachsen, sein Bedürfnis nach seltenen und schönen
Pflanzen speziell bei uns gestillt?
Die Feier des 76. Stiftungsfestes
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
[^ei drohendem Regenwetter setzte sich der Zug der iio Teilnehmer am
Donnerstag den 23. Juni nach Erkner in Bewegung, um von dort per
Dampfboot zunächst nach Woltersdorfer Schleuse zu fahren. Hier wurde nicht,
wie gewöhnlich, umgestiegen, sondern der grosse Dampfer durchgeschleust
und in den fast 3 m höheren Kalksee gehoben. Es regnete in Strömen und
keiner glaubte, dass es noch gutes Wetter werden würde, aber siehe da, nach-
dem man sich in der »Traube« an Kaffee und Kuchen gestärkt, hörte der
Regen auf (schliesslich kam sogar die Sonne durch) und die zahlreiche Gesell-
schaft konnte nun unter Führung des Bergwerkdirektors Herrn Glaesenerund des
Herrn Obersteiger Dietrich die Wanderung nach dem »Tiefbau« beginnen.
Unter Vortritt der Bergkapelle, welche schon auf dem Dampfboot die Gesell-
schaft durch ihre treffliche Musik unterhalten, gings trockenen Fusses durch
den »Rhedentunnel«. Wir sagen absichtlich trockenen Fusses, denn da, wo man
noch vor zwei Jahren mittelst Kahnes hatte durchfahren können, ist jetzt alles zu-
geschüttet, weil das Wasser des Kanals, der durch den Rhedentunnel floss, in den
Tief bau drang. Ein neuer Kanal weiter westlich ist gegraben, auf dem die Kalk-
steine nach dem Kalksee und von da nach der Spree etc. transportiert werden. Die
frühere breite Wasserfläche vor dem Eingang zum Rhedentunnel aber ist in
einen anmutigen kleinen Park verwandelt, von dessen Musikpavillon aus die
Bergkapelle an Sonnabend Nachmittagen die Beamten des Werkes und ihre
Damen unterhält.
Am Tiefbau, der etwa 30 m unter der Thalsohle liegt, angelangt, gab
Herr Direktor Glaesener eine kurze Geschichte und Erklärung des ganzen
Kalkbruches, der geologisch zum oberen Muschelkalk gehört. Die Gewinnung
des Kalksteins erfolgt in Rüdersdorf wohl schon über 800 Jahre; das ganze
Terrain ist ca. 500 ha gross und gehört dem Staat und der Stadt Berlin. Die
Stadt Berlin hat Ve der Einnahmen, der Staat Ve- Die Zahl der Beamten be-
trägt ca. 30, die der Arbeiter ca. 800. Jährlich werden 300—400000 Kubik-
meter Kalkstein gefördert, der ganz besonders nach Berlin geht, da bekannt-
lich allein schon alle Grundmauern der Berliner Häuser aus Rüdersdorfer
Kalkstein bestehen. In der neuesten Zeit ist auch eine blaue Kalkmasse, die
früher wenig beachtet wurde, sehr begehrt, da man gefunden hat, dass sie
Kalk und Sand fast genau in der Mischung enthält, wie man sie zur Zement-
fabrikation braucht. Es werden jetzt jährlich schon 90 — 100000 Kubikmeter
hiervon gewonnen. Der ganze Berg ist allmählich von oben her abgetragen
worden, indem man die Kalksteine herausnahm, nur seine Ränder stehen noch
und werden immer höher durch den Abraum, den man dort aufhäuft. Dieser
org Die Feier des 76. Stiftungsfestes.
Abraum, der sehr viele Lehmteile neben Kalk enthält, giebt eine treffliche
Vegetation; die Bergwerksverwaltung hat die kahlen Halden seit Jahren be-
pflanzen lassen und herrliche Gehölzpartien mit prächtigen Ausblicken ge-
schaffen; der Verschönerungsverein hat dies unterstützt und an den schönsten
Punkten Ruhebänke anbringen lassen. (Sehr gut müssten auch Obstbäume
gedeihen!)
Ein grossartiges Schauspiel hatte Herr Direktor Glaesener für den
Verein vorbereitet: einen sogenannten Bruchsturz. Obwohl erst am 15. Juni
ein grosser Bruchsturz stattgefunden hatte und darum die Hoffnung, schon
wieder einen veranstaltet zu sehen, gleich Null war, hatte Herr Glaesener
es doch noch möglich gemacht. An der Südwestseite des Tiefbaues sah man
in der Tiefe die 30 m hohe Bergwand sozusagen unterkellert; in einer Breite
von etwa 20 m und einer Tiefe von 10 m war das Gestein an der Basis in der
Weise weggesprengt, dass wie bei einem Kreuzgewölbe nur die Pfeiler von
ca. 4 m Dicke stehen blieben. Diese waren jeder an mehreren Stellen etwa
1 m tief angebohrt, die Bohrlöcher mit Pulver erfüllt und auf ein gegebenes
Zeichen wurden die Zündschnüre von den Bergleuten angezündet. Alle Berg-
leute eilten sodann schnell ins Freie, der Obersteiger und die übrigen Beamten
zuletzt.
Xoch einige Alinuten — und da ertönte ein Donnerschlag nach dem
andern, wie bei einem furchtbaren Gewitter. Langsam neigte sich die Bergwand
nach vorn, kippte über und stürzte mit Donnergepolter in die Tiefe, wobei
die Felsmassen in die gewünschten grossen Stücke zerfielen. Weiter und
weiter hörte man die Schüsse aus dem Innern (im ganzen 120), und weiter und
weiter sah man die Erde bersten und in die Tiefe sinken, zuletzt auch die
grünen Rasenflächen und einen Weg weit landeinwärts von dem Abhänge.
Wahrlich, hier sah man >'Berge weichen und Hügel hinfallen« (Jesaias 54, 10.).
Ein grossartiges, unvergessliches Bild!
Von hier wandte man sich, an der Wasserhaltungsmaschine vorüber,
nach dem Förderhause, in welchem die durch eine i3opferdige Dampfmaschine
betriebenen Seiltrommeln liegen, welche auf einer schiefen Ebene mit sehr
starker Steigung (1 : 4,02) die Kalkwagen aus dem Tiefbau in die Höhe nach
der Eisenbahn, dem Kanal oder den Kalköfen bringen.
Ein herrlicher Spaziergang in der nach dem Regen so frischen, kühlen
Luft folgte. Ganz besonders erfreuten sich die Damen an den vielen wilden
Rosen, welche hier in zahlreichen Arten angepflanzt sind, und die gerade in
schönster Blüte standen. Den Fachmann aber fesselten ausserdem die vielen
Hippophae rhamnoides (Sanddorn), die Bergerle, Alnus incana, und die sonstigen
Gehölze, sowie die vielen schönen Blumen der wilden Flora.
Zuletzt gings auf den Aussichtsturm, und da die Sonne inzwischen durch-
gedrungen war, genoss man eine herrliche Fernsicht. Endlich, nach fast
2\'2Stündiger Wanderung, die aber keinem der Teilnehmer anstrengend geworden
zu sein schien, kehrte man nach dem Dampfboot zurück.
Xach einem herzlichen Dank an Herrn Direktor Glaesener und Herrn
Obersteiger Dietrich für die so reichen Genüsse, die sie dem Verein bereitet,
fuhr man nach Woltersdorfer Schleuse, wo im Restaurant von Herrn Sahm
»Am Kranichsberge« ein treffliches Abendessen eingenommen wurde. Herr
Gartenbaudirektor Lackner brachte als 1. Stellvertreter des leider am Er-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
357
scheinen verhinderten Direktors Herrn v. Pommer Esche in zündenden
Worten das Hoch auf Se. Maj. den Kaiser aus, wobei er besonders betonte,
wie Se. Majestät sich kürzlich, gelegentlich der Enthüllung der Standbilder in
der Siegesallee so lobend über den Zustand des Gartenbaues in Berlin aus-
gesprochen habe. — Die Gesellschaft sang sodann ein schönes, von Frau
Stadtrat Kgl, Gartenbaudirektor Brandt gedichtetes Kaiserlied. Herr van der
Smissen, der Vorsitzende des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands,
dessen Anwesenheit nach langer Krankheit lebhaft begrüsst wurde, brachte
»dem immer rüstig fortschreitenden« Vereins-Vorstande sein Glas. Im Namen
des Vorstandes erwiderte der 3. Stellvertreter des Direktors, Herr Kgl. Garten-
inspektor Perring und dankte dem Festausschuss: Herren Grass I, Hampel,
Junge und Loock, sowie der Kgl. Bergverwaltung und trank auf das Wohl
des Vereins. — Herr Junge brachte hierauf den so zahlreich erschienenen
Damen sein Glas und verkündete zu aller Freude, dass auch wieder ein Winter-
fest ins Auge gefasst sei. — Noch 2 F'estlieder standen auf dem Programm,
von denen ein humoristisches: »Was im letzten Vereinsjahr geschah», vom
Vereinssekretär Braun gedichtet, allgemeine Heiterkeit erregte. L. W.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
(Nach „The Gardeners Chronicie", vol. XXII.)
Dendrobium coeleste Loher.
Im Habitus ähnelt diese D.-Art sehr
dem D. Victoriae Reginae, obgleich
ihr Vaterland, die Philippinen, von dem
der letzteren viele hundert Meilen ent-
fernt ist. Sie gedeiht bis 2500m ü.M.
unter einer ganz europäischen Vege-
tation, umgeben von Eichen, Rhodo-
dendron, Azaleen und Myrten. Keine
einzige Pflanze zeugt hier von der
tropischen Lage des Landes. D. coe-
leste scheint sehr selten zu sein. Die
fleischigen Blüten sind ganz dunkel-
blau, ausgenommen das Ovarium und
der Sporn, welche purpurn sind. Die
Sepalen und Petalen sind oval und in
der Grösse fast gleich, die Lippe ist
oval und stumpf, die Säule blau-
violet.
Epidendrum radicovitellinum, neueGartenhybride.
(E. radicans
E. vitellinum maius Q .)
Bei dieser bemerkenswerten Hybride,
welche von James Veitch & Sons
gezüchtet ist, tritt die Individualität
des Vaters streng hervor. Von diesem
hat sie ihren schlanken Wuchs, ihren
wurzeltragenden Stengel und dichte,
alternierende Blätter. Die Individualität
der Mutter beschränkt sich auf die
sanftere Grünfärbun g mit einem leichten,
bläulichgrünen Hauch der Blätter und
Stengel; letzterer ist etwas verdickt
an den Knoten. Die Pflanze wird
6 Zoll hoch. Die Blüten stehen auf
dünnen, i'/2 Zoll langen Stielen, die
gelbgrün gefleckt sind. Das Perianth
ist 1V2 Zoll in seiner grössten Weite,
licht orange gefärbt mit scharlach-
roten Flecken. Jede Blüte besteht
aus 3 lanzettlichen, orange gefärbten
äusseren Blättern, die am Rücken mehr
oder weniger geteilt sind und aus einem
Labellum, welches in der Form sehr
variiert. Der Nagel der Lippe ist
orange-scharlachrot und trägt in der
Mitte zwei kurze und einen langen
Streifen von gelber Färbung. Die Samen
von E. radico-vitellinum wurden im
September 1894 gesät, die Pflanze blühte
Juni 1897.
Diervilla sessilifolia Buckl.
Die Gattung Diervilla enthält sehr
hübsche, harte Sträucher mit weissen,
roten, rosigen oder gelben Blüten in
axillaren oder endständigen Büscheln.
Die Blätter sind gegenständig, sitzend
oder gestielt und gesägt. Ihr Heimat-
land ist Japan, Sibirien, Canada und
die \'ereinigten Staaten. Obengenannte
Art findet sich in Nord-Carolina. Die
358_
Kleinere Mitteilungen.
Blüten sind gelb und stehen in grosser
Zahl in kurzen Cymen. (Trugdolden.)
Einige blühende Exemplare wurden von
Veitch & Sons-Chelsea in der Royal
horticultural Society ausgestellt. (Capri-
foliaceae, syn Weigela.)
Kleinere Mitteilungen.
Schweres Unwetter.
Am Donnerstag, den 9. v. M., gingen
schAvere Unwetter über der unteren
Sieggegend hin. Sehr gelitten hat das
herrlich gelegene Städtchen Eitorf.
Infolge eines oberhalb des Ortes nieder-
gegangenen Wolkenbruches wurde fast
der ganze Ort verwüstet. Das Wasser
raste in einer Höhe von ca. 1V2 ni über
die Strassen und durch die Häuser,
alles fortreissend, was sich ihm in den
Weg stellte. Ganz besonders mit-
genommen ist der Handelsgärtner
G. Tantz. Mit grosser Mühe und
Kosten hat derselbe sich erst seit
einigen Jahren dort eine Existenz ge-
gründet. Jahrelanger Fleiss und Arbeit
sind in einer halben Stunde vernichtet.
Gewächshäuser, Mistbeete, Gemüse im
freien Lande, alles ist verwüstet. Was
nicht fortgeschwemmt, ist total ver-
schlammt, sodass auf eine Einnahme
in diesem Jahre nicht zu rechnen ist.
Ausserdem riecht der ganze Boden, die
Mistbeeterde u. s. w. nach Petroleum,
welches durch das Wasser dorthin ge-
schwemmt ist, sodass auch die Erde
auf lange Zeit unbrauchbar sein wird.
Eine Unterstützung durch Pflanzen,
Stecklinge, Samen u. s. w. wäre dem
Kollegen Tantz wohl zu gönnen.
Kirchen-Sieg. C. Lohse.
(Handelsblau.)
Unwetter in Berlin.
Spät am Abend des 22. Juni brach
nach einem äusserst schwülen Tage
über Berlin und Umgegend ein starkes
Gewitter mit Sturm und Hagelschlag
herein, das grossen Schaden in Gärten
und Feldern, namentlich im Norden,
anrichtete.
Spindlers Gärten.
Der Handelsminister Brefeld be-
suchte kürzlich in Begleitung des Unter-
staatssekretärs Lohmann, nachdem
er die grossartigen Fabrik- und Wohl-
fahrtseinrichtungen des Geh. Kom-
merzienrats Spindler in Spindlersfeld
bei Koepenick besichtigt hatte, auch
die herrlichen Gewächshäuser da-
selbst.
Die Frühlings-Primeln.
Von Adam Hey dt, Vorsteher des Herzog!.
Hof-Gartens Sr. Hoheit des Herzogs Friedrich
Ferdinand von Schleswig-Holstein auf Grün-
holz-Vogelsang.
Von guten Frühlingsprimeln verlange
ich vor allem kräftigen Wuchs, frühes
und reichliches Blühen, grosse rein-
gefärbte leuchtende Blumen, die elegant
gebaut sind und von geraden festen
Stielen getragen werden. Ich ziehe die
dottergelben Blüten mehr den schwefel-
gelben oder cremefarbenen vor, auch
die feurigen braunroten Farben sind
hübsch.
Ein mit Primeln gepflanztes Beet,
wenn es frei und nicht zu schattig
liegt, ist eine Zierde für jeden Garten,
vorausgesetzt aber, dass die zur Be-
nutzung kommenden Pflanzen obige
Eigenschaften besitzen. Neben den
durch Schönheit ausgezeichneten
Blumen möchte ich noch den lieb-
lichen Duft hervorheben, da gerade
zu ihrer Blütezeit unsere Flora arm
ist an angenehm duftenden Pflanzen.
Nicht viel weniger möchte ich auch
auf die vorteilhafte Verwendung der
Blumen, besonders der recht lang-
stieligen, zu Arrangements hinweisen.
Es ist mir schon sehr oft gelungen,
gerade mit Primeln einen hübschen
Effekt zu erzielen. Die chrom- und
dottergelben Blüten harmonieren be-
sonders schön mit dem um diese Zeit
reichblühenden, himmelblauenVergiss-
meinnicht Myosotis dissitiflora. Eben-
so schön machen sich diese Primeln,
wenn sie als Topfpflanzen benutzt
werden.
Ein grosser Fehler, der bei den
Primeln gemacht wird, ist der, dass
zu wenig Wert auf die Anzucht
gelegt wird. Wir stehen jetzt in der
Kleinere Mitteilungen.
359
besten Zeit des Beginns der Kultur.
Nachdem die Pflanzen dem Verblühen
nahe, hebt man sie aus und teilt sie
in nicht zu kleine Büsche, jedoch nur
dann, wenn es die Verhältnisse er-
fordern; sonst pflanzt man sie auf
Reservebeete aus, auf t.utes Land. Hier
muss man die Erdoberfläche locker
halten, und Avenn es zu trocken wird,
durchdringend giessen, denn Primeln
verlangen viele Bodenfeuchtigkeit: wenn
sie zu trocken stehen, entwickeln sie
sich kümmerlich. Von Zeit zu Zeit
ein Dungguss trägt zum kräftigen
Wachstum viel bei. Wer der Pflege
der Primeln grosse Aufmerksamkeit
schenkt, der wird auch gute Erfolge
erringen, und die Zucht ist nicht schwer.
Aus Boston.
Seit vier Wochen befinde ich mich
hier am Arnold Arboretum bei Boston
und habe mich schon in die hiesigen
\'erhältnisse etwas eingelebt. Bis jetzt
gefällt es mir hier sehr gut und ich
habe schon in jeder Hinsicht viel des
Interessanten und Neuen gesehen.
Boston ist ja als eine der schönsten
Städte der Oststaaten bekannt: es ist
von einem Kranz von schönen Villen*)
und Gärten und von ausgedehnten
Parkanlagen umgeben, denen das sehr
bewegte Terrain und alte Baumbestände
sehr zu statten gekommen sind. Jedes
Jahr werden noch umfangreiche Neu-
anlagen gemacht. Auch das Arboretum
wird noch jedes Jahr erweitert, da
noch nicht die ganze dazu gehörige
Fläche bepflanzt ist. Ein Teil desselben
ist noch mit dem ursprünglichen Wald-
bestand bedeckt, dessen schönste Partie
der Hemlock Hill ist, wo die Schönheit
der Tsuga canadensis als Waldbestand
so recht zur Geltung kommt, zumal
auch noch die zu Tage tretenden
Felsen und Felsblöcke zur malerischen
Wirkung wesentlich beitragen und ein
Bach am Fusse des Hügels in starkem
Gefälle dahinrauscht.
In London hielt ich mich auf der
Reise hierher auch etwas auf und ver-
wandte besonders mehrere Tage auf
dem botanischen Garten in Kew. was
freilich nur hinreichte, um einen Über-
blick über die Schätze der Gewächs-
häuser, der Museen und des freien
Landes zu gewinnen. Glücklicherweise
wurde ich von prächtigem Frühlings-
wetter begünstigt. A. Reh der.
*) Diese sind besonders reich mit Ampelopsis
Veitchi berankt. L. W.
Bilbergia hybr. Hoelscheriana Kittel.
In Xo. 11 S. 286 ist leider übersehen
worden, anzugeben, dass Herr Kittel
diese hübsche Hybride nach Herrn
Kgl. Garteninspektor Hoels eher, dem
technischen Leiter des Kgl. botanischen
Gartens in Breslau, benannt hat.
Die Papageitulpen.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner, Vorsteher
des Herzoglichen Hofgartens Sr. Hoheit des
Herzogs Friedrich P'erdinand zu Schleswig-
Hülstein-Glücksburg auf Grünholz-Vogelsang.
Wir stehen in der Zeit, in welcher
die Blumenzwiebelverzeichnisse zur
Ausgabe gelangen und die Bestellungen
gemacht werden, darum ist es auch
logisch, von Tulpen zu sprechen. Ich
möchte hier einmal die Papageitulpen
erwähnen, jene Varietäten der Tulpen,
die einerseits vielfache Empfehlung
erhalten, andererseits Verurteilung er-
fahren. Der letzteren schliesse ich
mich an. An diesen Tulpen finde ich
gar nichts Schönes, sie blühen zu lang-
wierig, zu spät, zu einer Zeit, wo man
der Tulpen satt ist und gerne andere
Pflanzen auf den Beeten sieht. Dabei
besitzen sie ein Farbenspiel, welches
Phantasie- und geschmackvoll nicht
zu nennen ist. Von meinen Bekannten
konnte auch niemand diese Farben
schön nennen; es sind das zwar Ge-
sckmackssachen. doch hier dürfte es
wenige Blumenliebhaber geben, die an
derartigen Kolorierungen Gelallen
finden.
Ein Beet von den beliebten roten,
gelben und weissen Tulpen, ob einfach
oder gefüllt, wenngleich die einfachen
effektreicher sind, wirkt entschieden
besser als ein Beet mit Papageitulpen,
welches fast einer beklecksten Palette
gleicht.
Die gefüllte Tournesol ist ja auch
schön, doch wirkt sie nicht, weil das
Gelb mit dem Rot zu grell ist. Ja
beim Treiben, wenn die Blumen nicht
recht heraus wollen, ist die gefüllte
Tournesol — welche zwar keine
Papageitulpe ist -- recht hässlich.
Gefüllte Sorten berücksichtigt man
auch mit vollem Recht sehr wenig
bei der Treiberei.
36o_
Kleinere Mitteilungen.
Tulpenbeete sind ja recht schön,
man muss aber wohlgemerkt Sorten
von möglichst reiner Farbe und guter
Blumenform wählen, nicht aber solche,
wie die der Papageitulpen.
Deutsche Rosen im Auslande.
Seit nunmehr 5 Jahren betreibe ich
die Anzucht von Rosenblumen in Arco
und bin zu der Ueberzeugung gelangt,
dass Arco besonders in seinen höheren
Lagen, den nach Süden gelegenen,
mit Obstbäumen besetzten Abhängen
eine äusserst günstige Lage für die
Anzucht von Rosen bildet.
Für eine solche Anzucht ist die be-
sonders vorteilhafte geographische
Lage dieses Ortes von hohem Wert,
da Meran, Gries, Bozen, Innsbruck und
München in unmittelbarer Nähe liegen,
und die abends in Arco abgeschickten
Sendungen am andern Morgen an den
genannten Plätzen anlangen.
Ich habe neben französischen Rosen-
pflanzen in der Hauptsache deutsche
Rosen gepflanzt und ich kann nur
sagen, dass letztere mindestens ebenso
gut zu verwenden sind, und habe be-
sondersgefunden, dass unsere deutschen
Rosen nicht annähernd so viele wilde
Triebe machen, wie die französischen,
was wohl die Folge einer andren Art,
die Rosen zu veredeln, seinen Grund
haben wird. (In Frankreich werden
noch viele Stockausschläge und neben
canina ziemlich viel Manetti und indica
verbraucht. D. Red.)
Von deutschen Rosen habe ich in
der Hauptsache Kaiserin Auguste Vic-
toria angepflanzt; die Erfolge waren
geradezu frappanter Art. Von fran-
zösischen Rosen hat die besten Er-
folge Papa Gontier aufzuweisen, doch
verwende ich auch La France, Safrano,
Marie van Houtte und naturgemäss
auch Marechal Niel. Von letzterer
haben vor 5 Jahren an meine \^illa
gepflanzte Hochstämme eine ganz er-
staunliche Grösse erreicht, und ich
glaube, dass einer derselben einen
Flächenraum A'on 8 — 10 Quadratmetern
einnimmt und jährlich vielleicht schon
mehr als tausend Blumen bringt.
Die Blütezeit ist im Frühjahr an den
wärmsten Stellen etwa von Mitte März
ab, und die Herbstblüte entwickelt
sich etwa von Anfang Oktober bis
gegen Ende Dezember, wenigstens in
günstigen Jahren und bei günstiger Lage.
Ganz anders ist es im Thal, wo
schon Mitte November leichte Nacht-
fröste auftreten, und das Kälteminimum
stets des Nachts 2 — 3 Grad tiefer liegt
als auf der Höhe. Ich besitze bereits
ein ansehnliches Terrain in bester Lage,
zu welcher ich jedoch dasjenige meiner
Villa nicht rechne, trotzdem dort ganz
ausgezeichnet, ja meiner Ansicht nach
ganz vorzüglich allerhand Ghamaerops,
Phönix und Cocosspezies, selbst Brahea
Roezlii viel besser als an der Riviera
gedeihen. (Auch alle Cycadeen ge-
deihen meiner Ansicht nach hier weit
besser als an der Riviera.) Stämme
mit 30 — 40 Wedeln alljährlich sind
keine Seltenheit; in heissen Sommern
haben die meisten Stämme von Cycas
revoluta, von welchen ich etwa 90
Stück besitze, bei guter Pflege zwei-
mal getrieben.
Was andere Blumen als Rosen an-
belangt, so habe ich zu wenig Versuche
gemacht, um darüber ein endgiltiges
Urteil zu fällen. Nelken scheinen mir
nicht gut zu gedeihen. Die Blumen
sind weit kurzstieliger, während
Rosen bei weitem langstieliger als an
der Riviera sind. Acacia dealbata ge-
deiht nicht, während longifolia ein
enormes Wachstum zeigt. Agaven sind
in ihrer Farbenpracht ganz wunderbar,
wenn auch das Wachstum vielleicht
ein wenig dem an der Riviera nach-
steht. Kurzum der Gesamteindruck
der Vegetation in Arco ist über-
wältigend, und es ist schade, dass
dieses herrlich gelegene Stück Land
gärtnerisch nicht ausgenutzt wird.
\^or 2 Jahren pflanzte ich 100 Stück
Calville -Bäumchen (einjährige Ver-
edelungen) und hatte die Freude, schon
im vergangenen Herbst 300 Stück herr-
liche Früchte zu ernten. Da sich das
Klima von Riva und Limone besser
zur Anzucht von Aepfeln eignet, habe
ich dicht am See ca. 50 000 Quadrat-
meter Land gekauft, um dort diesen
herrlichsten aller Aepfel im grossen
zu ziehen.
In Arco pflanzte ich im vergangenen
Herbste 400 Stück Pfirsichbäumchen,
meist Amsden. Ich glaube, dass an
den heissesten Stellen in normalen
Jahren die Früchte schon Mitte bis
Ende Juni reifen. Aus allem wird mir
ersichtlich, dass dieses gottbegnadete
Stück Erde ein für gärtnerische Zwecke
Kleinere Mitteilungen.
3^
unvergleichliches Eldorado genannt
werden muss.
Im Herbste und Frühjahr weile ich
in Arco und stehe gern jedermann zu
Diensten. Mit der Anlage eines bo-
tanischen Gartens für subtropische
immergrüne Pflanzen habe ich bereits
begonnen, und ich hoffe mit diesen
den Beweis zu erbringen, dass unter
dem 46. Breitengrade bezüglich der
Anzucht A'on verschiedenen harten
Palmen, Rosen, sowie Früchten ein
grosser Erfolg zu erzielen ist, der in
Anbetracht des für die Gesundheit so
ausserordentlich günstigen Klimas für
den, welcher gärtnerisch gebildet und
gesundheitsbedürftig ist, eine herrliche
Stätte seiner Thätigkeit bilden wird.
Kommerzienrat H. Köhler-Altenburg.
(Rosenzeitung.)
Der Kaiser und Berlins Anlagen.
Nach dem Festakt im Schlosshof am
13. Juni aus Anlass des 50jährigen Be-
stehens der Berliner Schutzmannschaft
zog der Kaiser auch den Oberbürger-
meister Zelle, der sich unter den
Ehrengästen befand, in ein Gespräch.
Der Kaiser, der kurz zuvor mit dem
Minister des Innern Frhr. v. d. Recke
und dem Ministerialdirektor v. Bitter
gesprochen hatte, ritt an das Stadt-
oberhaupt, freundlich grüssend, heran
und äusserte, er habe in diesem Jahre
reichlicher als sonst Gelegenheit ge-
habt, sich Berlin während desFrühjahrs
anzusehen, da er in diesem Frühjahre
länger als sonst in den Mauern Berlins
geweilt habe. »Ich bin ganz überrascht
gewesen«, so waren die ungefähren
Worte des Kaisers, ȟber den er-
frischenden Frühlingsschmuck der
Stadt, die ein ganz anderes Bild ge-
währt, als in den übrigen Jahreszeiten.
Auch in der näheren Umgebung
Berlins verschönert die Natur dann
das Landschaftsgemälde. Geradezu
erquickt hat Mich das saftige Grün
des Tiergartens, und Ich kann A-lir
keinen passenderen und wirksameren
Hintergrund für die Standbilder in der
Siegesallee denken, als den üppigen
Baum wuchs dieser Promenade.« Auf
eine kurze Zwischenbemerkung des
Oberbürgermeisters über die städtischen
Schmuckanlagen erwiderte der Kaiser:
»Ja, die Stadt hat auch schöne Park-
anlagen. Es hat Mich übrigens gefreut
zu hören, dass die städtischen Behörden
den bevorzugtesten dieser Erholungs-
plätze, den Viktoriapark, mit den Denk-
mälern der Freiheitskämpfer zu
schmücken gedenkt: die Idee, die
Büsten dieser Helden an einer historisch
denkwürdigen Stätte, zu Füssen des
alten Nationaldenkmals, aufzustellen,
hat Mich sehr sympathisch berührt.«
Zum Schluss versprach der Kaiser,
den Viktoriapark nach Enthüllung der
Hermensäulen gelegentlich besuchen
zu wollen. Schliesslich bemerkte der
Kaiser unter Bezug auf die baulichen
Veränderungen der Stadt und die zur
Zeit in Ausführung begriffenen Monu-
mentalbauten: »Berlin wird doch noch
einmal die schönste Stadt der Welt!«
Blumenkorso in Stuttgart.
Ein freundlicher Stern hat am Pfingst-
sonntag über Stuttgart und seinem
Blumenfeste gewaltet. Nach den
wochenlangen Regentagen bescherte
ihm der Himmel ein Frühlingswetter,
wie man es sich wohl schöner, aber
schwerlich angenehmer wünschen kann.
Der ziemlich heftige Ostwind, welcher
am Vormittag noch geherrscht hatte,
war nachmittags einer leichtbewegten
milden Luft gewichen. In wunderbarer
Frühlingsfrische prangte der K. Schloss-
garten, der den Schauplatz des Blumen-
korsos bildete, und bot im Schmucke
seiner grünen Bäume und Wiesen,
seiner blühenden, duftenden Sträucher
und glitzernden Weiher ein Bild von
entzückender landschaftlicher Schön-
heit dar. L'nter solchen Vorzeichen
durfte man von dem Frühlingsfeste,
das auf Anregung des Vereins für
Fremdenverkehr zum erstenmal in
Stuttgart abgehalten werden sollte,
nur Schönes erwarten.
Der Wagen der Königin eröffnet den
Korso. Voraus berittene Lakaien und
die Equipagen der höchsten Hof-
beamten. Aller Augen sind auf den
Viererzug der hohen Frau gerichtet.
Ein wundervolles Bild! Der Wagen
ist über und über mit tiefroten Nelken
besät. Rote Nelken an den Seiten,
vorn und hinten. Ueber den Laternen
erheben sich Nelkenkronen, die Ge-
schirre der Pferde tragen die gleiche
Farbe. Die Königin selbst ist in matt-
gelbe Seide gekleidet, Prinzessin
Pauline in lichtes Rosa. Und nun der
König an der Seite des Prinzen Adolf
zu Schaumburg-Lippe in einem von
3(32_
Unterrichtswesen.
Alaiblumen und Heckenrosen um-
rankten Vierergespann. Auch hier
die Blütenkrone auf den Laternen und
Maiblumensträusschen am Geschirr
der Tiere. Prinzessin Friedrich er-
scheint in einem Wagen voll herrlicher
Glycinen, Herzog Albrecht und Frau
in einem solchen von Margareten-
blumen und hellgrünen Gräsern. In
kunstvollem Arrangement aus Enzian,
Maiblumen und schwarz-grün-gelben
Atlasbändern rollt der Wagen der
Weimarischen Herrschaften vorüber.
Die Equipage der Frau Herzogin W' era
zeigt wundervolle Heliotrop. Und
Wagen auf Wagen folgt. Hinter den
blumenumkränzten Gefährten der
Prinzen und Prinzessinnen des Königl.
Hauses werden immer neue sichtbar.
Welchem soll man den Preis erteilen?
Wo anfangen, um ein Bild von dem
Bilde zu geben, das sich hier in
kaleidoskopartigem Wechsel unter den
grünen Bäumen entrollt?
Dem goldenen Sonnenwagen, der im
Glänze seines Goldregens förmlich
funkelt, folgt da ein in tiefblauer
Färbung gehaltener, aus tausend und
abertausend Kornblumen ist sein
Schmuck zusammengewunden; Räder
und Geschirr, Wagen und Pferde, alles
leuchtet im tiefsten Blau. Von rotem
Mohn glänzt der zweite, aus weissen
Nelken scheint der dritte wie eine
einzige Wunderblume erblüht zu sein.
Schneebälle und Rotdorn zieren den
vierten, Hortensien und Päonien den
fünften und sechsten. Keine Blume
fehlt in dem Zuge — von der silbernen
Distel und dem bescheidenen Vergiss-
meinnicht unserer Wiesen bis zu der
köstlichen Marechal-Niel-Rose und der
duftenden La France sind sie alle ver-
treten. Und welcher Wechsel in den
Arrangements: Da bauen sich duftige
Blütenbogen über einem Ponnywagen
auf, zierliche Guirlanden und breite
Festons umspannen mit ihren Blumen-
ranken den schweren Sechserzug ä la
Daum.ont wie das leichte Break, dichte
Blütenbüschel wuchern aus einem
Zweiräder empor, über einem anderen
wölbt tielgrünes Schilf sich, mit Mohn-
blüten garniert, zur schattigen Laube.
Zweimal hat der Zug schon die
Runde gemacht. Nun lässt sich die
Menge nicht mehr halten. Die Blumen-
schlacht beginnt. Blüten und grüne
Zweige prasseln von allen Seiten auf
die Wagen herein, deren Insassen mit
einem Bombardement von Blumen
antworten. An dem fröhlichen Kampf
beteiligt sich jung und alt, die Fürst-
lichkeiten wie die Städter, die ländliche
Schöne wie die Dame in kostbarer
Seidenrobe. Bald ist der Weg von
Blumen überdeckt, mit Zweigen besät.
Das ganze Bild gewinnt nun erst an
Einheit, nachdem auch die braune
Erde in einen Blumenteppich ver-
wandelt worden ist. Noch zweimal
durchfahren die Wagen die unteren
Anlagen, diesmal im Trab, dann löst
sich der Zug allmählich auf.
Zu dem Korso waren den verkauften
Karten nach etwa 60 000 Personen als
Zuschauer anwesend.
(Fankfurter Gärtnerzeitung.)
Unterrichtswesen.
Errichtung einer Wein- und Obstbauschule
in Kreuznach.
In der am 3. Juni stattgefundenen
Sitzung des Stadtrates zu Kreuznach
wurde einstimmig die Errichtung einer
Obst- und Weinbauschule beschlossen,
und hierfür ein Zuschuss von 15000 M.
bewilligt, nachdem auch der Kreistag
dieselbe Summe in Aussicht gestellt,
sowie der Staat einen namhaften Zu-
schuss zugesichert hat. Es sollen ein
Direktor, zwei Fachlehrer und zwei
Eiementarlehrer angestellt und die
[ Schule für vorläufig 30 Schüler mit
einjährigem Lehrkursus hergerichtet
werden.
Obst- und Gemüseverwertungsl<urse.
In dem pomologischen Institut zu
Kassel finden unter der Leitung des
Vorstehers des pomologischen Gartens
Herrn Karl Hub er auch in diesem
Jahr wieder für Herren und Damen
getrennt abgehaltene viertägige (Jbst-
und Gemüseverwertungskurse statt.
Der der Verwertune" von Frühobst
Aus den Vereinen.
^3
und Frühgemüse dienende erste Ab-
schnitt dieser Kurse findet
f. Herren vom 12. bis incl. 15. Juli statt.
„ Damen „ 19. ,, „ 22. „
Der zweite Abschnitt, der Verar-
beitung von Spätobst und Spätgemüse
gewidmet, beginnt
f. Damen am 13. u. endigt am 16. Sept. [
,, Herren „ 27. ,, „ ., 30. „
dieses Jahres. — Bei der hohen volks-
wirtschaftlichen Bedeutung der Obst-
verwertung, welche dafür Sorge trägt,
dass der leicht vergängliche, reiche
Obstsegen eines Jahres für andere Zeit
in mancherlei Form, sei es Wein, Saft,
Gelee und Trockenware, aufgespeichert
wird, ist die Kenntnis dieser Ver-
wertung von höchster Bedeutung und
es ist allseitig zu wünschen, dass von
der hier gebotenen Gelegenheit reich-
lich Gebraucli gemacht wird. Es ist
dies um so leichter, als die Bedingungen
zum Besuche dieser Kurse — für Un-
bemittelte unentgeltlich — äusserst
massige sind. Auskunft hierüber er-
teilt auf Anfragen die Verwaltung des
pomologischen Gartens in Kassel.
Aus den Vereinen.
Jahresbericht der Gartenbau -Gesellschaft zu
Frankfurt a. M. über deren Thätigkeit im
Jahre 1897.
Nach vorliegendem Bericht hielt die
genannte Gartenbau-Gesellschaft im
Jahre 1897 ab: 2 Generalversammlungen,
11 Hauptversammlungen und 11 Fach-
ausschusssitzungen. Die Mitgliederzahl
betrug 1897 10 Ehrenmitglieder, zehn
korrespondierende Mitglieder, 1 lebens-
längliches und 335 aktive Mitglieder.
Wie ausdenBerichten über dieeinzelnen
Versammlungen hervorgeht , waren
dieselben lebhaft besucht. In ihnen
wurden ausserordentlich anregende
und instruktive Vorträge gehalten.
Dr. Kr.
Deutsche dendrologische Gesellschaft.
Die Jahresversammlung findet vom
6. — 9. August in Darmstadt verbunden
mit einer dendrologischen Ausstellung
(siehe Heft 7 S. 198) statt. Programm:
Sonnabend, den 6. August, um 11 Uhr
vormittags, Eröffnung der dendrologi-
schen Ausstellung im Beisein der Mit-
glieder des Ehren-Komitees, der Darm-
städter und etwa bereits eingetroffenen
auswärtigen Mitglieder und Gäste.
Abends um S Uhr Begrüssung im Ver-
sammlungslokale ,, Hotel Darmstädter
Hof.
1. Tag: Sonntag, den 7. August, vor-
mittags um 8 Uhr, Zusammenkunft im
Versammlungslokal,, .Hotel Darmstädter
Hof. Eröffnung der Versammlung und
Vorträge. Um 11 '/a Uhr Gemeinsames
Frühstück (a 2 Mk.) daselbst und Be-
sichtigung der Ausstellung. Um 2 Uhr
nachmittags Gang nach dem Gross-
herzoglichen Hofgarten und Besichti-
gung desselben unter Führung des
Herrn Hofgarteninspektors F. Göbel.
Hierauf Spazierfahrt nach dem Gross-
herzogi. Wildpark und dem botanischen
Garten. Besichtigung desselben unter
Führung der Herren Prof. Dr. Schenk
und Obergärtner Purpus. Diejenigen
Herren, welche sich nicht an der Fahrt
nach dem Wildpark beteiligen wollen,
fahren oder gehen direkt nach dem
botanischen Garten. Abends gemütliches
Zusammensein im städtischen Saalbau
bei Konzert. Abendessen nachBelieben.
2. Tag: Montag, den 8. August, vor-
mittags um 8 Uhr, Zusammenkunft im
Versammlungslokal. Fahrt nach der
„Tann" zur Besichtigung der Douglas-
tannen-Ptlanzung auf Sandboden und der
dendrologisch interessanten ,,Scheppen-
Allee" unter Führung des Flerrn Ober-
forstrats Dr. Walther. Dann Besuch des
Grossherzogl. Prinz-Emil-Gartens unter
Führung des Herrn Hofgarteninspektors
Rud. Noack. Blick in den Grossherzogl.
Orangerie-Garten unter Führung des
Herrn Hofgärtner Weigold und Besuch
der Fl. Flenkel'schen Gärtnerei, Heerd-
weg 53, Erfrischung daselbst und Rund-
gang durch die Gärtnerei. Um 1 Uhr
gemeinsames Mittagessen im Versamm-
lungslokal „Hotel Darmstädter Hof
(ä Couvert 2.50 Mk). Hierauf Ausflug
nach der Bergstrasse (Abfahrt 31^ Uhr)
und zunächstßesichtigung des an dendro-
logischen Sehenswürdigkeiten reichen
Fürstenlagers bei Auerbach , unter
Führung des Herrn Hofgarteninspektor
364
Ausstellungen und Kongresse.
F. Göbel. (Es sind ferner noch vor-
gesehen bei eventueller Beteiligung und
genügender Zeit: Besuch des Heiligen-
berges bei Jugenheim und Besichtigung
der dortigen dendrologischen Sehens-
würdigkeiten unter Führung des Herrn
Hofgärtner Gern et und Gang vom
Fürstenlager nach Schönberg (Führung:
Herr Hofgärtner Hein) durch dasSchön-
bergerthal nach Bensheim. Abends ge-
mütliches Zusammensein in Auerbach
bezw. Bensheim (Abendessen nach Be-
lieben) und Rückfahrt mit einem passen-
den Zuge nach Darmstadt. Diejenigen
Herren, welche nicht nach Darmstadt
zurückfahren wollen, können nach Wein-
heim weiterfahren, wo sich passende und
gute Gelegenheit zum Uebernachten
findet.
3. Tag: Dienstag, den 9. August, vor-
mittags, Zusammenkunft auf dem Main-
Neckar-Bahnhof in Darmstadt. Ausflug
nach Weinheim (Abfahrt von Darm-
stadt um S Uhr. Ankunft in Weinheim
um 9 Uhr) zur Besichtigung des Frei-
herrlich von Berckheimschen Parkes
und der Forsten exotischer Nadelhölzer.
Um 13 Uhr gemeinsames Mittagessen
in den „Vier Jahreszeiten." Um 2 Uhr
Abfahrt nach Heidelberg. Besichtigung
des botanischen Gartens und der Schloss-
anlagen unter Führung der Herren
Geh. Hofrat Professor Dr. Pfitzer
und Garten - Inspektor M a s s i a s.
Abends gemütliches Zusammensein in
der Schlossrestauration. Abendessen
nach Belieben. Diejenigen Herren,
welche in Heidelberg nicht bleiben
wollen, fahren mit einem passenden
Zuge nach Darmstadt zurück.
Bei entsprechender Beteiligung findet
Mittwoch, den 10. August, ein Ausflug
nach Frankfurt a. M. statt zur Besichti-
gung des Palmengartens und der Main-
anlagen, sowie der Anlagen Ihrer Maj.
der Kaiserin Friedrich in Schloss Frie-
drichshof bei Cronberg i. T. Herr Kgl.
Gartenbaudirektor Siebert, Herr Garten-
direktor Weber bezw. Herr Ver
waltungsdirektor E. Seeligmüller
werden die Führung übernehmen.
Für diejenigen Herren, welche noch
weitere dendrologisch interessante Aus-
flüge von Darmstadt aus unternehmen
wollen, empfiehlt das Ortskomitee : Mainz
und Wiesbaden, Fichtengarten b. Gross-
Bieberau, Mutter-Pyramiden-Eiche bei
Harreshausen, Forsthaus Eulbach, Wald-
leiningen , Ernstthal . Hainhaus bei
König i. O.
Es wird dringend gebeten, Vorträge
und kurze Mitteilungen recht reichlich
vorzubereiten und frühzeitig bei dem
Unterzeichneten anzumelden.
Der Vorsitzende.
von St. Paul,
Hofmarschall a. D., Fischbach i. Riesengebirge.
Ausstellungen und Kongresse.
Gotha. Jubiläums-Ausstellung
des Gewerbevereins zu Gotha vom
9. Juli bis 7. August 1898. Sonder-
Ausstellung von Rosen und Beerenobst,
abgeschnittenen Blumen und Bindereien
vom 9. — 12. Juli 189S im Schiesshaus-
Saale zu Gotha. Gelegentlich dieser
Ausstellung tagt der Kongress Deutscher
Rosenfreunde zu Gotha im Saale des
Gasthofs »Zum Schützen«.
9. Juli, abends 8 Uhr: Gemütliches
Zusammensein im »Hackerbräu«.
10. Juli, vormittags: Besuch der Aus-
stellung; 10 Uhr Kongress des Vereins
Deutscher Rosenfreunde im Gasthof
»Zum Schützen«; 2 Uhr: Gemeinschaft-
liches Mittagsessen daselbst, nachher
Fortsetzung der Besichtigung der Aus-
stellung; abends: Konzert in der Ge-
werbe-Ausstellung.
11. Juli: Besichtigung von Gotha:
Schloss, Orangeriegarten, Museum, Park,
Gärtnereien.
12. Juli: Ausflüge nach Friedrichs-
roda oder Ruhla, Eisenach, Erfurt.
Schwerin, vom 17. bis 26. September
d. J. II. Landesgartenbau -Ausstellung
des Handelsgärtner-Verbands Mecklen-
burg.
Frankfurt a. M. Juni — September.
Grosse Rosen-Ausstellung. Die feier-
liche Eröffnung fand am y. Juni unter
zahlreicher Beteiligung statt. Die
Rosen stehen nun bereits im 3. Jahre
Litteratur.
.365
und sind A^ortrefflich entwickelt; ganz
besonders reich ist das Sortiment der
Wildrosen.
St. Petersburg. Internationale
Gartenbau- Ausstellung vom 5/17. bis
15/27. Mai 1899. Wir sind in der Lage
jetzt Näheres über diese Ausstellung
mitteilen zu können. Vor allem ist
hervorzuheben, dass Se. Maj. der Kaiser
von Russland das Protektorat über die
Ausstellung übernommen hat. was der-
selben einen besonderen Glanz geben
wird. Sie wird nicht in der Michael-
Manege wie 1869 und 1884, sondern
im Palais des Kaiserlichen Taurischen
Gartens stattfinden und sind bereits
35 000 Rubel zur Ausbesserung etc.
des Taurischen Palais bewilligt. Das
Programm wird nächstens erscheinen.
Litteratur.
Eduard von Lade. Der Obst-
und Gartenbau in Monrepos.
Praktische Ratschläge für jeden Monat
des Jahres. Verlag von J. F. Berg-
mann in Wiesbaden. Preis elegant
gebunden 2 M.
Der durch seine in Monrepos bei
Geisenheim geschaffenen Anlagen in
weiten Kreisen rühmlichst bekannte
Verfasser giebt in diesem Büchlein in
knapper, klarer Form eine treffliche
Übersicht derwichtigsten gärtnerischen
Arbeiten in den verschiedenen Monaten
des Jahres. Ganz besondere Beachtung
ist hierbei der Behandlung und Pflege
des Formobstes, sowie des Weins und
der Rosenkultur geschenkt. In aller
Kürze sind die Grundregeln für den
Schnitt, das Pincieren, wie überhaupt
für die ganze Behandlung der ge-
nannten Obstarten, leichttasslich dar-
gelegt. Die Hauptarbeiten in den
einzelnen Monaten sind in einer Weise
behandelt, dass das Werk besonders
tür Herrschaftsgärtner und Leiter
grösserer gärtnerischer Etablissements
sehr geeignet erscheint, zumal am
Schluss noch sehr gut ausgearbeitete
Tabellen über die besten Birnen, Äpfel,
Pflaumen, Zwetschen, Tafeltrauben und
Kirschen sowie eine Zusammenstellung
der schönsten Rosenarien angefügt
sind.
Die Kürze und Klarheit der Schilde-
rung und die reiche Fülle des auf
kaum 100 Seiten Gebotenen machen
das Büchlein für Gärtner und Garten-
liebhaber gleich wertvoll.
Beitrag zur Kenntnis der Wurzel von
Sorghum saccharatum von Dr. J.
Zawodny. Sonderabdruck aus der
Zeitschrift tür Naturwissenschaften,
Bd. 70. Leipzig 1898. Verfasser zieht
aus seinen Untersuchungen den Schluss,
dass die Zahl der Nebenwurzeln eines
Wurzelastes keine gesetzlich be-
stimmte, sondern eine zufällige sei,
dass die einzelnen Aste eines Wurzel-
systems in ihrer Verzweigung unab-
hängig von einander vegetieren, und
dass die Bildung der Nebenwurzeln
von aussen her durch direkte chemische
Reize, wie die Pflanzennährstoffe sie
darstellen, örtlich beeinflusst ist.
K. Reichelt. Beiträge zur Kenntnis
der chemischen Bestandteile des Apfel-
baumes. Sonderabdruck aus ,.Pomo-
logische Monatshefte" 1898, II. Heft.
Dr. W. Pfeffer, o. ö. Professor an
der Universität Leipzig. Pflanzen-
physiologie. Ein Handbuch der
Lehre vom Stoffwechsel und Kraft-
wechsel in der Pflanze. Zweite, völlig
umgearbeitete Auflage. I. Band. Stoff-
wechsel, mit 70 Holzschnitten. Leipzig,
Verlag von Wilh. Engelmann. 1897.
gr. 80.
Seit dem Erscheinen der ersten Auf-
lage dieses klassischen, weltberühmten
Werkes sind 17 Jahre vergangen, und
man kann sich vorstellen, wie schwer
es dem Verfasser geworden ist, an eine
neue zu gehen; denn es galt, da so
vieles inzwischen erforscht, eine ganze
Umarbeitung des Buches zu schaffen.
Wir freuen uns, dass trotzdem die
leitenden Prinzipien geblieben sind
und können das Werk als den reichsten
und reinsten Born der Pflanzenphysio-
logie bezeichnen.
366^
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
Die Einteilung ist folgende: Kapitel I
Einleitung. II. (Reizvorgänge, Kausalität,
Variation.) Morphologisch - physio-
logische Vorbemerkungen (Bau des
Protoplasmas etc.). III. Ouellung und
Molekularstruktur. IV. Mechanik des
Stoffwechsels (Diosmose. Wanderung
etc., Stoffaufnahme durch die in die
Luft ragenden Organe, Eigenschaften
und Bedeutung des Bodens). Dies
Kapitel ist eines der wichtigsten für
den Gärtner und den Landwirt.
V. Mechanik des Gasaustausches.
VI. Wasserbewegung. Leider muss hier
p. 202 der Verf. sagen: Auf welche
Weise das Wasser so schnell und bis
in die Gipfel der höchsten Bäume be-
fördert wird, ist noch nicht befriedigend
aufgeklärt. VII. Die Nährstoffe der
Pflanze, selbstverständlich eins der
wichtigsten Kapitel, wobei auch die
Frage der Aufnahme des freien Stick-
stoffs behandelt wird. VIII. Bau und
Betriebsstoffwechsel. IX. Atmung und
Gärung. X. Stoff Wanderung.
Überall ist kritisch verfahren und
die Litteratur in reichstem Masse be-
rücksichtigt. Nitragin und Alinit sind
aber noch nicht erwähnt, vielleicht
weil das Manuskript schon abgeschlossen
war.
Der Abbildungen sind eigentlich
wenige; soweit sie Originale sind,
zeigen sie aber das Experimentiertalent
des Verfassers, dessen grossartiges
Laboratorium, welches wir unter seiner
eigenen Führung im vorigen Herbst
zu besichtigen Gelegenheit hatten, wohl
ohne Frage das beste Deutschlands,
wenn nicht der Welt ist.
Es soll jetzt eine englische Über-
setzung des Pfeffers chen Werkes
erscheinen und werden alle Autoren,
die ihre Arbeiten berücksichtigt wün-
schen, aufgefordert, dieselben ein-
zusenden an Dr. Alfred J. Ewart,
33. Barkley Street, Liverpool.
Schon der Umstand, dass nach
einem halben Jahre eine Übersetzung
erfolgt, spricht für die hohe Bedeutung
des Werkes, welches in keiner Biblio-
thek fehlen sollte. Es wird lange
Jahre das Standard-Buch der Pflanzen-
physiologie sein. L. W.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Georg Egg er, Jaffa in Palästina.
Export-Preisliste 1898 von Knollen
und Zwiebelgewächsen, auch Samen
syrischer Blumenzwiebeln, ferner Samen
von Clianthus Dampieri, »Deutsche
Flagge« etc. — Peter Lambert, Trier,
St.Marien. Neueste Rosen eigener Zucht
für 1898: Reichsgraf E. von Kessel-
stadt, Theerose Balduin, Theehybride,
Helene, Polyantha sarmentosa, Schling-
rose; andere neue und ältere Rosen. —
Soc. anonyme horticole Louis van
Houtte Pere, Gand, Belgique. Cat.
No. 74, Warm- u. Kalthauspflanzen. —
August Hartmann, Kranichfeld bei
Erfurt, Stauden- u. Knollengewächse,
Massenpflanzen, Erdorchideen. — P.
Michaelsen, Köln-Lindenthal a. Rhein,
„Cito-Rechen". — W. Neumann,
Leutersdorf (Ober-Lausitz, Königreich
Sachsen), Baumschulartikel und Saat-
kartoffeln.—Gar IS chli essmann, Hof-
lieferant, Kastell-Mainz, Spalierwerke,
Lauben etc. aus gerissenem Eichenholz,
Jalousien etc. — C. Petrick, Gent
(Belgien), Neuheiten in Dracaenen und
Palmen, ferner Handelspalmen, Arau-
carien, Aroideen, Bromeliaceen und
anderen Warm- und Kalthauspflanzen,
Azaleen, Camellien, Rhododendron etc.
— Jacob Jur rissen & Sohn in
Naarden (Holland), reichhaltiges Ver-
zeichnis von Baumschulartikeln.
Flieder etc.
Personal-Nachrichten.
Seine Majestät der König haben
Allergnädigst geruht: den ordentlichen
Professor der Botanik an der Universität
zu Berlin, Geheimen Regierungs-Rat
Dr. Seh wendener nach stattgehabter
Wahl zum stimmberechtigten Ritter des
Personal-Nachrichten.
367
Ordens pour le merite für Wissen-
schaften und Künste zuernennen. — Es
ist das die höchste Auszeichnung, die
einem Gelehrten zu teil werden kann.
Von Botanikern hat nur Link dieselbe
Ehre genossen. Geheimrat Seh wen-
den er ist Direktor des botanischen
Instituts der Universität Berlin und
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues.
Gustav Jänich, Handelsgärtner in
Leipzig-Gohlis, ist daselbst am 31. v. M.
nach längerem, schwerem Kranken-
lager verstorben. Die Gärtnerei wird
von der Witwe des Verstorbenen unter
der Firma Gustav Jänich Wwe. in der
bisherigen Weise weiter betrieben.
Theodor Reimers, Garteninspektor
der Frau Etatsrat Donner in Neu-
raühlen bei Altona, Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, feierte
am 8. Juni sein 4oiähriges Dienst-
jubiläum.
Otto Busse, früher Obergehülfe in
der Bertramschen Baumschule in
Stendal, wurde als Obergärtner an der
Gärtner -Lehranstalt in Köstritz an-
gestellt.
Karl Pfeiffer, Obergehülfe der
städtischen Friedhofsgärtnerei zu
Düsseldorf, übernimmt die Leitung der
Gärtnerei des königl. Kammerherrn
Burggrafen zu Dohna auf Mallmitz in
Schlesien,
A. C. Rosenthal, vordem Baum-
schulbesitzer und zuletzt städtischer
Baumschulgärtner in Wien, wurde aus
seiner Stellung entlassen.
W. Wernich, Samenhändler in
Milwaukee, starb Mitte Mai.
Am 11. Juni 1898 wurde dem Herrn
Professor E. Zacharias, Dr. phil.,
Direktor des LIamburger botanischen
Gartens, eine Dankadresse auf Perga-
ment in einer künstlerisch aus-
gestatteten Mappe aus gepunztem Leder
mit reichem Silberbeschlag von den
den Herren Caesar Riechers,
Woldemar Neubert, E. Nonne,
Herm. Seyderhelm und W. Runde
überreicht für seine rastlose, uneigen-
nützige Mühewaltung, die wesentlich
zu dem so glänzenden Gelingen der im
vorigen Jahre stattgefundenen Ham-
burger Gartenbauausstellung bei-
getragen hat und die von so grossem,
weittragendem Nutzen für die dortigen
Ilandelsgärtner war. Herr C. Riechers
hielt eine kurze, bündige Ansprache,
auf die Herr Professor Zacharias
sichtlich erfreut dankte und weiter die
Bitte ansprach , seinen Dank den
Handelsgärtnern Hamburgs und Um-
C.
In Wien starb am Dienstag, den
21. Juni Mitternachts Anton Kerner
von Marilaun, der ordentlicher
Professor der Botanik und Direktor des
botanischen Gartens an der Universität
Wien war. Kerners Arbeitsfeld war
die systematische Botanik und weiterhin
die Pllanzengeographie. Er hat Nam-
haftes für die Erforschung der Flora
des österreichisch-ungarischen Kaiser-
staates geleistet. Anton Kerner (den
Adelstitel v. Marilaun erhielt er 1876)
wurde 1831 zu Mautern in Nieder-
österreich geboren. Er studierte zu-
nächst die Heilkunde. Nachdem er die
ärztlichen Prüfungen abgelegt hatte,
war er zwei Jahre lang als Llilfsarzt
am Wiener allgemeinen Krankenhause
thätig. Erst dann folgte er ganz seiner
Neigung für das Studium der Pflanzen-
kunde. Er wurde Professor an der
Ofener Oberrealschule, 1858 Professor
der Botanik am Ofener Polytechnikum.
1860 wurde er zum Direktor des
botanischen Gartens in Innsbruck be-
rufen. Seit 1878 war er Professor der
Botanik und Direktor des botanischen
Gartens in Wien. Die dauernde Be-
schäftigung mit der österreichisch-
ungarischen Flora giebt der Lebens-
arbeit Kerners ihr Merkzeichen. Dieses
Studium führte ihn aber auch dazu,
sich mit Fragen aus der allgemeinen
Botanik zu beschäftigen. Von den
Kernerschen Veröffentlichungen dieser
Art sind hervorzuheben: >'Gute und
schlechte Ai'ten« (1866), »Abhängigkeit
der Pflanzengestalt von Klima und
Boden« (1869), »Die Schutzmittel der
Blüten gegen unberufene Gäste« (1879),
»Lieber die Bedeutung der Asyngamie
für die Entstehung der Arten«. An-
zuschliessen sind Studien über die
368_
Personal-Nachrichten.
botanische Xamenkunde. Von all-
gemeinerem Interesse ist Kerners Schrift
über die botanischen Gärten, ihre
Aufgaben in der Vergangenheit, Gegen-
wart und Zukunft. Kulturgeschichtlich
von Wert sind Kerners Untersuchungen
über die Flora der Bauerngärten in
Deutschland. An weitere Kreise wandte
sich Kerner mit seiner gemein-
verständlich gehaltenen »Pflanzen-
kunde«. Von den Schriften Kerners
zur österreichisch- ungarischen Pflanzen-
kunde sind hervorzuheben : »Das
Pflanzenleben der Donauländer« (1873),
»^'egetationsverhältnisse des mittleren
Ungarns und angrenzenden Sieben-
bürgens« (1875), »Flora von Nieder-
österreich und Ungarn«, »Herbarium
österreichischer Weiden«, »Die Wälder
des ungarischen Tieflandes«, »Alpen-
wirtschaft in Tirol«, »Schedae ad floram
exsiccatam austro-hungaricam«, »Flora
der Diluvialzeit des östlichen Ungarns«.
(V. Z.)
Der Privatdozent der Botanik in Kiel
Dr. Karsten, ist zum ausserordentlichen
Professor ernannt.
Dem Drucker unserer Zeitschrift
Flerrn Georg Büxenstein ist der
rote Adlerorden 4. Kl. verliehen.
Der Kommerzienrat Carl Spindler,
Alitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, ist zum Geheimen
Kommerzienrat ernannt.
Der Kgl. Hofgärtner Gustav Fintel-
mann zu Wilhelmshöhe bei Kassel, ist
zum Kgl. Hofgarten direktor, an Stelle
des verstorbenen Hermann Walter
ernannt. Gustav Fintelmann ist am
22. Juni 1846 als Sohn des Kgl. Hof-
gärtners Gustav Adolf Fintelmann
auf der Pfaueninsel geboren, wo die
Fintelmannsche Familie 105 Jahre
hindurch den Hofgärtnerposten be-
kleidete, bis im Jahre 1867 der Vater
des jetzigen Hofgartendirektors sich
pensionieren liess und durch Hofgärtner
Reuter ersetzt wurde.
Der kgl.HofgärtnerO. Kindermann-
Babelsberg bei Potsdam ist in den
Ruhestand getreten.
Dem Stadtgärtner Holtz zu Altona
ist aus Anlass der Enthüllung des
Kaiser Wilhelm-Denkmals das Allge-
meine Ehrenzeichen verliehen.
H. G. Doebener, früher fürstl.
Arenbergscher Hofgärtner in Blacking
bei Wien wurde zum Direktor des
Palmengartens in Leipzig erwählt.
G. Urban, bisher im k. k. Uni-
versitätsgarten in Wien thätig, wurde
zum botanischen Gärtner an der
deutschen Universität Prag ernannt.
Herr Ernst Bergmann fils in
Le Raincy (Seine et Gise), korrespon-
dierendes Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, erhielt bei
der Eröffnung der Gartenbauausstellung
in Paris die Insignien als Offizier
des Ordens für den öffentlichen
Unterricht aus den Händen des Präsi-
denten Faure in seiner Eigenschaft als
organisierender Schriftführer der seit
14 Jahren in Paris bestehenden
gärtnerischen Kongresse.
Dem Obergärtner der Kurfürsten-
damm-Gesellschaft Röhr zu Villen-
kolonie Grunewald ist der Titel,, Garten-
Inspektor" verliehen worden.
Der rühmlichst bekannte Handels-
gärtner F. L. Stüeben-Hamburg,
Uhlenhorst, der am 8. Januar d. J. sein
75. Lebensjahr vollendete, feierte am
11. Juni seine goldene Hochzeit und
zugleich sein sojähriges Jubiläum als
selbstsändiger Gärtner. Anfangs Land-
schaftsgärtner, gründete er später eine
eigene grosse Gärtnerei, welche 1887
sein bisheriger Obergärtner Carl
K r ü c k übernahm.
Der berühmte Botaniker, Geheimer
Regierungsrat Prof. Dr. Ferdinand
C o h n, Ehrenbürger der Stad Breslau,
Ehrenmitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, f plötzlich
am Herzschlage am 25. Juni im
71. Lebensjahre.
Der Stadtrat Meyer in Eberswalde,
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, ist am 26. Juni er.
gestorben.
Gartenflora 1898.
IRIS ENSATA Thunbg. var. PABULARIA Naudin.
ChromolUh. Fr. Eugen Köhler, G^era-Untermhi
Iris ensata Thunberg var. pabularia Naudin.
Die Futter-Schwertlilie.
f\'c)n L. \\'ittmack. (Hierzu Tafel 1452.)
eit einigen Jahren wird Iris j^abularia als Futterpflanze empfohlen und
auch der Verein zur Beförderung des Gartenbaues hat 1892 Samen von
Vilmorin, Andrieux & Co., Paris bezogen, um dieselben auf seinem Versuchs-
stück auf den städtischen Rieselfeldern in Blankenburg auszusäen. Dort findet
sich jetzt ein ganz dicht bestandenes Beet mit zum Teil über 1 m hohen
dunkelgraugrünen Pflanzen, die aber noch nicht in grösserem Umfange auf
ihren Futterwert geprüft sind. In Dresden sah man kürzlich auf der Ausstellung
der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft vom 30. Juni bis 5. Juli 1898 unter
den »neuen Futterpflanzen^', welche die Versuchsstation für Pflanzenkultur im
Kgl. Botanischen Garten zu Dresden ausstellte, ebenfalls die Iris pabularia,
aber lange nicht so hoch. — Ich möchte gleich von vornherein bemerken, dass
die Pflanze sehr starkrippige Blätter hat und daher vielleicht von unserin Vieh
nicht gern gefressen wird, dass sie ferner in den ersten Jahren sehr langsam
wächst; indess später steht sie sehr kräftig da, und ein endgiltiges Lirteil lässt
sich noch nicht fällen, zumal noch keine chemischen Analysen über den
Futterwert vorliegen.
Ausführlich habe ich über diese Pflanze in der Illustrierten landwirt-
schaftlichen Zeitung, Berlin 1807, S. 277 gesprochen und muss darauf hier
verweisen; heute aber bin ich in der glücklichen Lage, eine sehr gelungene
farbige Abbildung davon geben zu können.
Die erste Notiz über Iris pabularia, wie Naudin sie nennt, findet sich im
Bulletin de la Soc. nat. d'acclimasation de France 1888, S. 698 — 700, wo
berichtet wird, dass Herr Ermens, früher Obergärtner des Maharadjah von
Kaschmir (Revue hortic. 1888, S. 338) einen Topf mit Iris pabularia vorführte
und sie den Landwirten des südlichen Frankreichs und Algiers als Futterpflanze
empfahl, weil man sie in Kaschmir für höchst wertvoll hält.
Im Repertorium der neuen Pflanzen, welches die Gartenflora früher
brachte, bis man auf Wunsch mancher Leser diese höchst nützlichen aber
»langweiligen« alphabetischen Verzeichnisse aufgab, findet sie sich 1888, S. 598
und 648 als neue Futterpflanze aufgeführt. Im Jahre 1893 der Gartenflora S. 98
berichteten die Herren Jörns und Klar über die Sämlinge des Versuchsfeldes
im Jahre i8()2: »Die jungen Pflänzchen, die sich erst nach und nach zeigten,
entwickelten sich nicht allzu schnell, so dass sie bis zum Winter nur 30 cm
hoch wurden, ein Urteil liess sich natürlich noch nicht fällen«. — Im Jahre 181)4
sagte derVizepräsident der französischen Akklimatisations-GescllschaftChapellier:
in Revue des sciences appliquees (Fortsetzung des erwähnten Bulletin) Bd. I,
S. 517: Die Pflanze ist sehr kräftig, liefert aber wenig Ertrag und ist daher
als Futterpflanze nur von mittelmässigem Interesse«.
o»7o Iris ensata Thunberg var. pabularia Naudin.
Dass sie wenig Ertrag liefere, kann man nach dem üppigen Stande, den
sie auf unserm \'ersuchsfeld bat, nicht annehmen, sie erträgt dazu ganz gut
die Kälte und als ich am 3. Xovember 1895 die Pflanzung besah, fand ich die
Blätter 60 — 80 cm, ja bis im hoch; freilich waren sie nicht geschnitten worden.
Trotzdem wir schon einige Tage Reif gehabt, waren sie völlig grün und hatten
nicht gelitten. Zuletzt sah ich das Beet am 6. Juli d. J. und fand, dass es sich
wieder vergrössert hatte. Die Pflanzen waren 60 — 120 cm hoch und fielen
schon von weitem durch ihren hohen dichten dunkelgrünen Stand auf. Viele
hatten halbreife Kapseln, die Stiele scheinen aber z. T. zu schwach, um die
grossen schw^eren Kapseln zu tragen, und lagen manche auf der Erde.
So üppig haben sich die Exemplare, die Herr städt. Obergärtner AI ende
mir i8()7 ausstechen liess, im ökonomischen Garten der landwirtschaftlichen
Hochschule zwar noch nicht entwickelt; der Boden scheint ihnen zu trocken
zu sein, obwohl auch auf dem Versuchsfelde selten gerieselt wird. Immerhin
gedeihen sie auch ganz gut und einzelne ihrer Wurzeln gehen in dem lockeren
Sandboden bis 1 m tief. Die Pflanze wird also der Trockenheit gut wider-
stehen können.
Wo Naudin die Pflanze als eigene Art, Iris pabularia, bezeichnet hat, ist nicht
recht ersichtlich, eine Beschreibung ist jedenfalls nicht gegeben; es ist also ein
nackter Name, ein nomen nudum, das nicht beachtet zu werden braucht. Dazu
kommt, dass es auch keine neucArt, sondern die schonvon Thunbergbeschriebene
Iris ensata ist, die viele Synonyme hat und viele Formen aufweist. Im. Inhalts-
verzeichnis des Card. Chronicle 1888 II p. V (nicht im Text) ist bei Iris pabularia
hinzugefügt ,.(= L oxypetalaBunge)". Die spitzblättrigeSchwertlilie,lris oxypetala,
ist aber synonym mit I. ensata var. chinensis Fischer im Bot. Mag. 2331,
welche Regel in Gartenfl. 1880, S. lOi besprach und t. joii farbig abbildete.
Wer diese Abbildung mit unserer heutigen vergleicht, wird zunächst
finden, dass unsere Blumen viel schöner blau sind, während die auf t. 1011
schmutzig lila erscheinen, dass sie ferner nicht so spitze Blumenblätter haben
und nicht so gezähnte Xarbenkämme, es erscheint uns daher angebracht, die
Pflanze als neue Varietät zu führen und sie:
Iris ensata Thunberg var. pabularia Naudin (als Art) zu nennen.
Iris ensata ist beschrieben von Baker in seinem Ilandbook of Irideae,
aber noch genauer in seiner früheren Arbeit über Iris in Gard.-Chron. 1870,
2. Bd. S. 323. Er sagt: „Wurzelstock V-t— Vs Zoll dick, fest, kurz, kriechend,
die Überreste der alten Blätter sich etwas in Fasern auflösend. Blätter ungefähr 4
an einem Pflanzenbüschel, linear, zur Blütezeit 1 Fuss und mehr lang, ' t— ',3
Zoll breit, grau-grün, fest und starr, stark und dicht gerippt. Stengel 1 Fuss
oder weniger hoch, fest, stielrund mit 1—3 Blumen an der Spitze und mit 1
oder 2 verkümmerten Blättern von der Mitte ab. Scheide des Blütenstandes
aus 2 oder mehr linearen, grünen Blättern gebildet, welche eine Länge von 3
oder zuweilen von 4—5 Zoll erreichen, Blütenstiele 2—4 Zoll lang, innerhalb
der Scheide, Fruchtknoten schlank zylindrisch, 1 Zoll lang. Röhre der Blume
sehr kurz, Spreite (d. h. der obere Teil) 1V4 — 2 Zoll tief, lila oder pupurn.
Die Blumenblätter alle verkehrt lanzettlich, ungefähr gleich lang, die (3)
äusseren mit einer zurückgeschlagenen ''2 — ^/4 Zoll breiten, gelb gezeichneten
und am Schlünde geäderten Spreite, die (3) inneren Blumenblätter aufrecht
und einfarbig lila, '/-i Zoll breit. Narben (wie bei allen Iris blumenblattartig)
848. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 9-7 1
1 Zoll lang, ohne die aufgesetzten Kämme (eigentlich ein einziger, sspaltigcr
Kamm L. W.). Staubbeutel '/■_> Zoll lang, so lang ^vie die Staubtäden. Kapsel
länglich, i'.o — 2 Zoll lang. ''... Zoll dick, mit 6 starken Rippen und in einen
Schnabel verschmälert.
Vom Kaukasus bis Japan und dem nördlichen China verbreitet, kommt
auch in Kaschmir und anderen Gebirgszügen der gemässigten Region des
westlichen Himalayas vor.
Sie ist am meisten der Iris graminea L., der grasblättrigen Schwertlilie,
ähnlich, aber die Blätter sind viel stärker und steifer. Die Blütenstiele und
Scheiden sind länger, die Kapsel und die Blütenstiele verschieden. Während
die eine, Iris graminea, ausschliesslich europäisch ist, ist die andere aus-
schliesslich asiatisch.
Iris ensata ist am Anfang unseres Jahrhunderts (in den Gärten) in Kultur
gewesen, ist aber keineswegs gemein. — Sie ist sehr formenreich und hat
nicht weniger als 13 Synonyme«.
Wir geben nun die Beschreibung der Varietät var. pabularia: Pflanze
viel kräftiger, Blattbasen bläulichrot angelaufen, die der älteren Blätter in
Fasern aufgelöst, Blätter zu 4—6, öo— 120 cm hoch, i cm breit, graugrün,
meist 8 rippig, Blütenstiel kürzer als die Blätter, 50 cm, aufrecht, zur Fruchtzeit
oft am Boden liegend, Blüten zu 3, Blütenblätter massig zugespitzt, die äusseren
breiter, hellblau, schön dunkelblau geädert, an der Basis wenig gelblich, die
inneren dunkelblau, Narbenkämme wenig gezähnt. Kapseln halbreif zylindrisch,
bis 7 cm lang, mit 6 starken Rippen und kurzem Schnabel; ihr Stiel 8 — 9 cm
lang. Aus Kaschmir. Blüht bei uns Anfang Juni.
Erklärung der Abbildungen.
1. Nicht blühende Pflanze verkleinert. 2. Stück eines Blattes in
natürlicher Grösse. 3. Blütenstand in natürlicher Grösse, die inneren Blumen-
blätter noch nicht entwickelt. 4. Blume von oben gesehen. 5. Blume mit
Fruchtknoten im Längsschnitt. 6. Narbe und Staubfaden. 7. Querschnitt durch
die Basis einer Pflanze, um die zweizeilige Anordnung und Declcung der gerippten
Blätter zu zeigen. 8. Querschnitt durch ein Blatt, schwach vergrössert. 9. Ein
Teil von 8 stärker vergrössert, um die Luftlücken zu zeigen.
848. Versammlung und zugleich Jahresversammlung
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 30. Juni 1898.
I. Der Direktor des Vereins Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat von Pommcr
Esche gedachte zunächst des dahingeschiedenen Ehrenmitgliedes Geh.
Regierungsrats Prof. Dr. Ferdinand C oh n- Breslau sowie der verstorbenen
wirklichen Mitglieder Kgl. Ilofgartendirektor Walter-Potsdam und Stadtrat
iVIeyer-Eberswalde und erhoben sich die zahlreich Erschienenen zum
Zeichen der Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden
a. für die Vermeilmedaille, die am Jahresfest »für Förderung der Zwecke
des Vereins durch allgemeine Förderung des Gartenbaues« verliehen wird:
37i
i, Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
1 . als Liebhaber : Herr Geh. Oberbergrat Dr. h. c. 1 1 a u c h e c o r n c-Berlin,
2. als Gärtner: Herr Gärtnereibesitzer Franz Bluth, Gross-Lichter-
felde;
b. zum korrespondierenden Mitgliede:
Herr William Robinson, Besitzer des »Garden«, London;
c. zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Obergärtner Röschke, Villa Arnhold, Wannsee i. d. M.,
durch Herrn Hoflieferant Kropp;
2. » Städtischer Gärtner Kluge, Llumboldthain, Berlin,
durch Herrn Gartenbaudirektor Mathieu;
3. » LandratdesTeltowerKreises Stubenrauch, Viktoriastr. iSII,
4. » Kreis- und Sparkassen - Rendant des Teltower Kreises
Hannemann, Viktoriastr. 18 II,
5. » Gemeindevorsteher, Premier -Leutnant a. D. Theidtke,
Nieder-Schön weide ;
6. » Leutnant a. D. Richter, Falkenberg b. Grünau, Xo. 3—6
durch Herrn Gartenbaudirektor Buntzel;
7. » Rentier Wilhelm Riemer, Belle-Alliancestr. 17,
durch Herrn Garteninspektor Per ring;
8. » Herr Fabrikbesitzer Conrad Borsig,
durch Herrn Garteninspektor Weidlich;
9. » Eisenbahnbetriebs - Sekretär Dieckmann, Charlottenburg,
Knobelsdorferstr. 5,
durch Herrn Königl. Obergärtner Habermann.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Landschaftsgärtner Friedrich
jMaecker führte einen neuen Samenbedecker von der Firma Francke
& Co., Berlin W., Dessauerstr. 6, vor, der nach der Versammlung im
Garten probiert wairde. Dieser Samenbedecker ist eines der zahlreichen
Spitz enberg'schen Forst- und Gartenkultur-Geräthe, deren General-
vertrieb die Firma Francke & Co. hat. Die vollständige Sammlung ist
in der landwirtschaftlichen Hochschule ausgestellt.
2. Herr Kgl. Garteninspektor Weidlich stellte ausser Preisbewerb zur
Feier des Jahresfestes aus dem Borsigschen Garten eine Sammlung
herrlicher Orchideen, Odontoglossum crispum. aus und besprach deren
Kultur.
3. Herr Franz Pretzel & Co. -Berlin, führten verschiedene Apparate
für Garten- und Parkpflege vor.
4. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Lackner-Steglitz erfreute gleich Herrn
Garteninspektor Weidlich dieVersaramlung durch ausgezeichnetkultivierte
Orchideen: Cypripedium Victoria Mariae, C. leucorrhodum, C. Curtisi,
C. javanico-superbum, C. Lawrenceanum, C. barbatum, C. superciliare,
3 Vanda coerulea, 2 Odontoglossum vexillarium und ausserdem 1 Araceae:
Arisaema sp.
5. Herr Kgl. Hoflieferant Klar zeigte eine Kakaofrucht vor.
6. Herr Gu de -Britz führte verspätete Birnenblüten vor.
IV. Hierauf erfolgt die zweite Lesung des Etats, der einstimmig genehmigt
wurde.
Jahresbericht. o^o
Im Anschluss hieran brachte Herr Gartenbaudirektor Hampel den
lebhaft unterstützten Antrag ein, Titel MIT der Ausgaben: »Kosten des
Jahresfestes« auf üoo M. zu erhöhen, damit der Verein in diesem Winter
wieder ein Winterfest mit Damen feiern könne, das im vergangenen
Winter so grossen Beifall gefunden habe. Der Antrag wird mit grosser
Majorität angenommen.
\'. An Stelle des Generalsekretärs, der als Preisrichter auf der gleichzeitig
Stattlindenden Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in
Dresden thätig sein musste, verlas der Sekretär S. Braun den Jahres-
bericht, welcher besonders abgedruckt wird.
\'I. Der Schatzmeister, Kgl. Hoflieferant Loock, übergab eine Übersicht über
die Rechnung des Jahres 1897, die näher erläutert wurde. Die Über-
schreitung des Etats bei der Gartentlora um 508,74 AI. wurde nach näherer
Motivierung genehmigt.
\'II. Hierauf erfolgte die Neuwahl des Vorstandes, welche nach dem vom
Wahlleitungs-Ausschuss, den Herren Hofgärtner Hoffmann, Gartenbau-
direktor Hampel und Garteninspektor Echtermeyer, aufgesetzten
Protokoll die Wiederwahl aller Vorstandsmitglieder ergab, nämlich:
1. Direktor: Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat und Provinzial-Steuer-
direktor von Pommer Esche,
2. 1. Stellvertreter: Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner,
3. 2. Stellvertreter: Kgl. Garteninspektor W. Perring,
4. Schatzmeister: Kgl. Hoflieferant J. F. Loock,
5. General-Sekretär: Geh. Regierungsrat Prof. Dr. L. Wittmack.
Der vorgerückten Zeit wegen wurde der Vortrag des Herrn Hofgärtner
Hoffmann über belgische Gärtnereien auf die nächste Sitzung vertagt.
Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Giemen, Junge und
J. Kahler, hatte der Firma Francke & Co. für den Spitzen bergerschen
Samenbedecker ein Anerkennungsdiplom zuerkannt.
Als wirkliche Mitglieder wurden aufgenommen:
1. Herr Eugen Xeumann & Co. -Berlin;
2. » Gärtnereibesiter G. Fratscher-Bützow. Mecklbg.
V. Pommer Esche.
Jahresbericht
über die Thätigkeit des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten im Geschäftsjahre vom 30. Juni 1897 bis 30. Juni 1898.
t.^e-^ Erstattet vom Vorstande.
KllZ^^^ast die ganze erste Hälfte des \'ereinsjahres stand noch unter dem Eindruck
,-TJ^ der Jubiläums-Ausstellung. Wenn es auch durchaus zutreffend ist, dass
zum Gelingen einer grossen Ausstellung die Vorarbeiten entscheidend
sind so darf doch nicht vergessen werden, dass, nachdem sich die Pforten einer
Ausstellung geschlossen haben, dann eine andere, nicht minder bedeutsame
Arbeit einsetzt: Die endgültige Erledigung der schwebenden Angelegenheiten,
die Anfertigung und \>rsendung der Diplome und Preise, und der zahlen-
•0-7,1 Jahresbericht.
massige Kassenabschluss. Erst wenn sich in stetiger und saurer Nacharbeit
die Wogen eines Ausstellungsjahres langsam geglättet haben und aus dem
trügerischen Xebel der Hoffnungen und Vermutungen das greifbare Resultat
eines geglückten Unternehmens besonders in Gestalt eines wohlbefriedigenden
Kassenabschlusses hervortritt — erst dann wird eine Ausstellung bei allen
Beteiligten in dankbarer Erinnerung bleiben.
So war denn die erste Hälfte des abgelaufenen Geschäftsjahres noch der
mühseligen Erledigung von Ausstellungs-Arbeiten gewidmet. Es ist alles zum
guten Ende gediehen, sodass der pekuniäre Gewinn des \>reins sich auf
ca. 16 000 AI. beläuft. Viel wichtiger ist natürlich der ideale Erfolg, der sich
hoffentlich noch auf Jahre hinaus bemerkbar machen wird.
Den offiziellen Abschuss fand das Ausstellungsjahr in dem Winterfest
mit Damen, welches der Verein am 13. Januar er. unter grösster Beteiligung
in den Räumen des Hotels Imperial unter den Linden feierte. Das \'ereins-
leben in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres war äusserst rege, indem
wichtige Tagesfragen zur Diskussion standen; unter ihnen in erster Reihe die
Verlegung der Königl. Gärtner-Lehranstalt von Wildpark nach Dahlem.
Ein kurzer Überblick über das \'ereinswesen in dem abgelaufenen Jahre
stellt sich wie folgt:
I. Mitglieder. Die Zahl der wirklichen Mitglieder ist bedauerlicher
Weise von 733 auf 715 zurückgegangen, woran einmal die ausserordentlich
reichliche Ernte schuld ist, die der Tod gehalten hat, dann aber auch die
Streichung von vielen Mitgliedern, von denen trotz aller Nachsicht und Geduld
schlechterdings kein Beitrag zu erhalten war. Die Zahl der Ehrenmitglieder
ist von 17 auf 19, die der korrespondierenden von 39 auf 43 gestiegen.
Das Spezielle über die Mitglieder-Bewegung ergiebt sich aus Nachstehendem:
Bestand am 30. Juni 1897 733 wirkliche Mitglieder,
Abgang durch Tod 14
» > freiwilliges Ausscheiden oder
Streichung ■ ■ 4.^
Zusammen 56 wirkliche Mitglieder,
bleiben 077 wirkliche Mitglieder.
Zugang durch Aufnahme . . . 38 ^ ^
Ist-P>estand 715 wirkliche Mitglieder.
Ehrenmitglieder zählte der Verein 17
Abgang: G. Stoll, Königl. Ökonomierat-Proskau,
von Hövel, Rittergutsbesitzer-Berlin.
J. Hoff mann, Königl. Ökonomierat und
Rittergutsbesitzer-Berlin ..... 3
bleiben 14
Zugang: von Saint-Paul Illaire, Hofmarschall
a. D. -Fischbach, Schlesien,
A.Marggraff, Stadtrat-Gr. Lichterfelde,
F. Gu de- Britz.
Dr. Brix, Geh. Regierungsrat - Char-
lottenburg,
Jahresbericht.
375
Übertrag 14
Prof. Dr. Ferd. Cohn. Ceh. Regierungs-
rat, Ehrenbürger der Stadt Breslau*) 5
Ist-Bestand iq.
Korrespondierende Mitglieder waren ... 39.
Zugang: Prof. Dr. Con wentz-Danzig,
Leichtlin, Stadtrat-Baden-Baden,
A. Wagner. Gärtnereibesitzer-Leipzig-
Gohlis,
Neu vorgeschlagen wird
M. W. Robinson- London 4
Ist-Bestand 43.
\'on den wirklichen Mitgliedern sind hiesige . . 436,
auswrärlige . 27Q
Zusammen 715.
Liebhaber sind . . 296 gegen 301 im Vorjahre,
Berufsgärtner sind . 353 >' 370 » »
Vereine sind ... 67 » 62 ;' »
Zusammen 715 gegen 733 im \'orjahre.
r)ie Zahl der Vereine, Gesellschaften, Redaktionen etc., m.it denen der
\'erein im Tausch-\'erhältnis steht, beträgt 71.
II. Die MonatsA'ersammlungen waren stets sehr gut besucht, auch
mehrfach von Damen, und boten durch die vielen interessanten \'orträge und
Diskussionen, sowie durch die oft in reicher Fülle vorgeführten Pflanzen und
sonstigen Gegenstände viel Anregung.
III. Vorträge wurden gehalten:
Am 29. Juli 1897: Herr Prof. Dr. Frank-Berlin: Die Monilia-Epidemie
der Sauerkirschbäume;
am 30. September 1897: Herr Dr. P. Graebner-Berlin: Die Entstehung
der norddeutschen Heide;
am 28. Oktober 1897: Herr Königl. Obergärtner Habermann-Schloss
Monbijou : Pflanzendekorationen ;
am 25. November 1897: L. Wittmack - Berlin : Geschichte des
Stiefmütterchens, nach Wittrock;
am 30. Dezember 1897: Herr Bezirksgeologe Dr. H. Potonie-Berlin:
\'orweltliche Pflanzen als Dekorationsmittel:
am 20. Januar 1898: Herr Dr. Di eis- Berlin: Die Flora Chinas;
am 24. Februar 1898: Herr Prof. Dr. Frank-Berlin: Die San Jose'-
Schildlaus;
am 28. April 1898: L. Wittmack-Berlin: Die Ausstellung in Gent.
IV. In den Ausschusssitzungen der technischen Ausschüsse, sowie in
den Sitzungen der vereinigten Ausschüsse standen zumeist wichtige Tagesfragen
zur Erörterung: So vor allem die bereits erwähnten Beratungen über die
*} Ist inzwischen am 24. Juni verstorben.
376_
Jahresbericht.
Reorganisation der Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark bei Potsdam, die
Schutzzollfrage, die \'orbesprechungen über die für Alitte Februar 1900 geplante
Grosse Winter-Rlumen-Ausstellung, lür die das Landes- Ausstellungs-Gebäude
am Lehrter Bahnhof in Aussicht genommen ist, falls es sich heizbar machen
lässt, und die Xeugründung eines Ausschusses zur Beurteilung und Prämiierung
von Pflanzendekorationen. Auf Antrag des Vorstandes bestätigte die Vereins-
Versammlung vom 26. Mai er. den Dekorations-Ausschuss und erkannte ihm das
Recht zur Erteilung von Medaillen zu. Es steht zu hoffen, dass hierdurch der
gute Geschmack bei Ptlanzendekorationen immer mehr gehoben werde.
V. Ausflüge aller Ausschüsse wurden gemacht am 22. Juli 1897 nach der
neuenGärtnerei desKönigl.HoflieferantenGartenbau-Direktor Herrn G.A.Schultz
in Lichtenberg bei Berlin: am 2. September 1897 nach dem \'ersuchsfeld auf den
städtischen Rieselfeldern in Blankenburg und nach der Gärtnerei der Herren
Spielberg & de Coene in Franz. Buchholz. Am 2. Juni 1898 fand eine Be-
sichtigung der Ptlanzendekorationen des Herrn Handels- und Landschaftsgärtners
\V. Wendt-Berlin im Savoy-Hotel und Hotel Bristol statt.
VI. Das nachgesuchte Wertzeugnis konnte fünfmal erteilt werden:
1. u. 2. Herrn Gärtnereibesitzer Ed. Grass in Mariendorf- Südende bei Berlin
je einmal für die im Jahre 1896 aus Samen gezogenen Cactus-Dahlien
»Dorothea« und »Meteor«.
3. Herrn Ernst Westenius Xachf.-Hildesheim für den neuen Apfel
>^Andenken an Palandt«.
4. Herrn Landes-Oekonomierat Goethe-Geisenheim a. R. für Früchte der
neuen Birnensorte »Frau Louise Goethe«.
5. Herrn Max Wundel-Oranienburg für eine neue Varietät von «Cattleya
Trianae«.
VIT. An Medaillen für andere \'e reine wurden je
1 grosse silberne,
1 kleine silberne,
1 bronzene Vereinsmedaille verliehen:
1. An den Gartenbau-\'erein zu Steglitz für seine Chrysanthemum-Aus-
stellung vom 17. — 21. November 1897.
2. An den Gartenbau-Verein zu Altenburg für seine Landes-Gartenbau-
Ausstellung vom 24. — 30. September 1897.
3. An den Gartenbau-Verein zu Angermünde für seine Obst-Ausstellung
vom 2. — 3. Oktober 1897.
4. An den Gartenbau-\'erein für den Kreis Steinberg zu Wilster für die
Ausstellung vom 17. — 29. September 1898 in Glückstadt.
5. An den Gartenbau-\'erein für Wriezen und 17mgegend »Flora'< für seine
Ausstellung im Anfang September 1898.
6. An den Gartenbau-Verein Liegnitz für seine Grosse Winter-Ausstellung
vom 21. — 25. Januar 189S.
VIII. Die Vermeil-Medaille wurde in der heutigen Versammlung Herrn
Geheimen Ober-Bergrat Dr. Hauchecorne-Berlin als Liebhaber und Herrn
Gärtnereibesitzer F. Bluth-Gr. Lichterfelde als Gärtner zuerkannt.
IX. Zweien seiner Mitglieder konnte der Verein für langjährige treue
Dienste die grosse silberne Medaille als Auszeichnung verleihen, Herrn
F. Baselt. Obergärtner bei Herrn Königl. Gartenbau -Direktor Stadtrat Brandt-
Jahresbericht. 377
Charlottenburg, mit der Inschrift: >Für 25jährige treue Dienstzeit'< und Herrn
Stadt. Garteninspektor A. Fintelmann-Humboldthain mit der Inschrift: >Zum
25jährigen Aratsjubiläum.«
X. Das Vereinsorgan, die »Gartenlloras ist in unveränderter Weise
Aveiter erschienen. Reichen Stoff bot ihm die Jubiläums-Ausstellung, und die
Redaktion glaubte durch bildliche Wiedergabe vieler der schönen Ausstellungs-
gegenstände den Ausstellern wie den Besuchern ein dauerndes Erinnerungsbild
an die hervorragende Ausstellung geben zu sollen. — Wünschenswert wäre
eine lleissigere Benutzung des Annoncenteils seitens der Mitglieder; die grossen
Mehr-Ausgaben für vermehrte Abbildungen lassen sich nicht bestreiten, wenn
nicht auch Mehr-Einnahmen durch Annoncen eintreten. Die Leser der Garten-
flora stellen ein kauflustiges Publikum dar und ist auf ein Erfolg der Anzeigen
gewiss zu hoffen. Auch der Sprechsaal könnte mehr benutzt werden.
XI. Die Bibliothek hatte sich eines steigenden Besuches zu erfreuen,
was vornehmlich der Fertigstellung des neuen Kataloges zuzuschreiben ist.
Es wurden 204 Werke an 81 Leser verliehen. Ausserdem wurden in den
Ausschusssitzungen viele Werke und Zeitschriften eingesehen bezw. ausgegeben.
Besonders zu erwähnen ist, dass auch ein vom russischen Ackerbau-Ministerium
zum Studium des deutschen Gartenbaues abkommandierter Herr die reichen
Schätze der Bibliothek entdeckt hat und sich solche eifrig zu nutze macht.
XII. Versuchswesen. Am 21. Oktober führte der Ausschuss für Topf-
düngungsversuche in den Räumen des Klubs der Landwirte den sämtlichen
Ausschüssen die vorjährigen Kulturen (Georgine »Jubelbraut«) vor. Die
Erläuterungen, welche die Herren Gärtnereibesitzer Bluth, Hofgärtner
li offmann und Prof. Sorauer gaben, erregten das allseitigste Interesse.
Ueber die Kulturversuche, die auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in
Blankenburg ausgeführt wurden, haben die Herren Hoflieferant J. Klar und
Obergärtner Mende-Blankenburg in den Heften 1, 2 und 3 der Gartenflora
von 1898 ausführlichen Bericht erstattet.
Allen Herren, die sich um das Versuchswesen so verdient gemacht haben,
sei auch an dieser Stelle der herzlichste Dank des Vereins ausgesprochen.
XIII. Samen Verteilung. Von den unentgeltlich nur an Mitglieder des
Vereins abzugebenden Samen wurden 2235 Proben an 88 Empfänger versandt,
gegen 2364 Proben und 96 Empfänger im Vorjahr.
XIV. Der Besuch der Fachschule für Gärtner hat sich fast auf der-
selben Höhe gehalten wie im Vorjahre. Es nahmen 112 junge Gärtner daran
teil. Leider muss auch in diesem Jahre wieder darüber Klage geführt werden,
dass so viele junge Leute den Unterricht nicht regelmässig besuchten, wodurch
die Erfolge stark beeinträchtigt wurden.
XV. Über die Kassenverhältnisse wird der Herr Schatzmeister be-
richten.
XVI. In erfreulicher Weise unterstützten die Vereinsmitglieder die durch
Überschwemmung geschädigten Gärtner, es gingen ein 1 107.05 M.. dazukamen
noch aus der Vereinskasse 1000 M., in Summa 2107,05 M.
XVII. Auf Antrag des Vorstandes wurden die Herren Gärtnereibesitzer Kgl.
Hoflieferant Gustav Adolph Schultz-Lichtenberg bei Berlin und Baumschul-
besitzer Theodor Jawer-Xieder-Schönhausen vom Kgl. Ministerium für Land-
oyg Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt.
Wirtschaft. Domänen und Forsten zu Cartenbaudirektoren, Herr ( )bergärtner
Weidlich am Borsigschen Garten zum Garteninspektor ernannt.
XVIII. Die Hauptaufgabe muss es nun sein, wieder mehr Mitglieder zu
werben, denn der Verein kann seine segensreiche Thätigkeit in vollem Masse
nur ausüben, wenn ihm die nötigen Mittel zur Verfügung stehen.
XIX. Dass der Verein aber eine segensreiche Thätigkeit entfaltet, die
Überzeugung haben wohl alle, namentlich diejenigen, die in treuer Arbeit mit
geholfen haben, insbesondere die Männer, welche bei der Ausstellung beteiligt
waren und die Mitglieder der Ausschüsse, welche so manche Stunde dafür ge-
opfert haben. Wenn aber kürzlich aus Allerhöchstem Munde den Berliner
Garten- und Parkanlagen ein warmes Lob gespendet wurde, so darf sich der
Verein in stiller Freude sagen, dass es vorwiegend seine Mitglieder waren,
welche eine so schöne Gestaltung herbeigeführt. Strebe der Gartenbau weiter,
um immer mehr sich des Lobes Sr. Majestät des Kaisers würdig zu erweisen.
Xach \'erlesung des Jahresberichtes erhoben sich die \'ersammelten und
stimmten begeistert in den Ruf des Direktors ein: Unser Allergnädigster Pro-
tektor S. M. der Kaiser und König Wilhelm II. er lebe hoch, hoch, hoch!
Die Konferenz über Reorganisation
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark-Potsdam
am 10. Juni \S9S*).
Nach eigenen stenographischen Aufzeichnungen im Auszuge von L Wittmack.
Frage 5. Welche Fächer sollen betrieben werden?
a) naturwissenschaftliche,
b) allgemein wirtschaftliche,
c) allgemein bildende,
d) gärtnerische.
Allseitig war man dafür, dass eine gute naturwissenschaftliche Vor-
bildung gegeben werden müsse. Herr Encke empfahl von allgemein wirt-
schaftlichen: Betriebslehre, Buchführung, Arbeiterschutzgesetzgebung etc. Bei
den allgemein bildenden Fächern wurde die Frage angeregt, ob auch neuere
Sprachen gelehrt werden sollen. Herr Encke erklärt sich dagegen, da die
Zeit nicht ausreiche; dagegen wünscht er unter gärtnerischen Fächern im letzten
Kursus für die Landschaftsgärtner Aquarellieren bei einem Berufsmaler. Er
hält 5 Semester l'nterricht für nötig.
Herr Mächtig ist für neuere Sprachen.
Herr StoU giebt eine interessante Übersicht über die \'erteilung des
Stoffes auf den verschiedenen Anstalten. Rechnet man die Stunden im 1. und
2. Jahrgange zusammen, so ergiebt sich:
Potsdam. Proskau. Geisenheim.
Obstbau 0 Stunden. 17 Stunden, iS Stunden.
Landw. Pflanzenbau — v 2 » — >'
Gartenbau 19 » 12 ^ 9 »
Landschaftsgärtnerei S « 4 » 3 *
Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt. -^^q
Potsdam. Proskau. Geisenheim.
l'bertrag 33 Stunden. 35 Stunden, 30 Stunden.
Zeichnen 23 > 17 > li >
Feldmcssen 6 >> 9 » 0 »
Botanik 10 " ly " lO »
Chemie und Physik S * 15 » 17 »
Zoologie — '> 4 ^ 5 *
(in Proskau noch Bienenzucht.)
Betriebslehre 2 » 3 » 2 »
Deutscher Geschäftsaufsatz — >> — >> 2 »
Stenographie — « 3 » — »
Mathematik 10 « 6 >' 9 »
Rechtskunde — » 2 > — »
Kunstgeschichte . . 2 » — >■> — »
94 Stunden, 114 Stunden, 99 Stunden.
Auf eine Anfrage, ob nicht die höhere xMathemalik etwas zu viel getrieben
werde, ob man nicht besser thue, schwierigere \'ermessungen durch einen
Landmesser ausführen zu lassen, wird von den Herren Mächtig, Encke,
Brodersen und Hampel bemerkt, dass nicht zu viel gefordert werde, der
Landschaftsgärtner müsse oft schnell teilweise Aufnahmen machen, und wer
nicht praktisch gelernt hat, Terrains aufzunehmen, kann auch nichts entwerfen.
Der Künstler muss seinen Entwurf dann wieder selber ins Freie übertragen
und kann dazu keinen Landmesser zur Hilfe nehmen. Die Cbungsstunden im
Feldmessen müssten aber vermehrt werden.
Herr Ministerialdirektor Thiel resümiert: Gründliche naturwissenschaft-
liche Bildung wird als notwendig erklärt, von den wirtschaftlichen Flichern
Betriebslehre und Buchführung sowie Arbeiter-Gesetzgebung. Die modernen
Sprachen sind dem Privatfleiss zu überlassen. Ein gewisses Mass von Geodäsie
ist wenigstens für Landschaftsgärtner notwendig.
Frage ö. In welchem LTmfange sollen diese Fächer betrieben werden?
also wie viel Jahreskurse und wie viel Stunden für jedes Fach und
jeden Kurs?
Diese Frage wird nicht näher diskutiert, da das mehr Details sind.
Frage 7. Soll nur theoretischer Unterricht stattfinden oder sollen auch
praktische Übungen nebenher gehen?
Bei Bejahung der letzteren Frage: in welchen Fächern und in welchem
L'mfange, obligatorisch oder freiwillig?
Herr Koopmann: 4 Semester reichen nicht aus; die praktische Arbeit
kann zwar beschränkt werden, unter allen Umständen ist aber ein Kursus von
2'/2 Jahren nötig, aus besonderen Gründen im Oktober beginnend und im
März endigend, wozu vorher 2'-.. Jahre Lehrzeit kommen würden. In
ersten 4 Semestern empfiehlt sich an 4 Tagen rein theoretischer Unterricht,
an 2 Tagen (nicht 3, wie bisher) praktische Arbeiten und Übungen. In dem
5. Semester, der Selecta, fallen die praktischen Übungen weg ; es würden in
der Selecta täglich vormittags 4 Stunden gegeben werden können, die Nach-
mittage müssten freibleiben zu eigenen Arbeiten oder Repetitionen, ebenso schon
die Nachmittage der praktischen Arbeitstage im 3. Semester (Winter) zum
38o
Jahres-Rechnung 1897 des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Verein zur Beförderung des Gartenb
.lalireüi-H«'
Der Etat
setzt aus
J 291 DO
2 940J —
12 830
3 00
2 QOO
3o
3i./i2. 1896
101 5G801
Einnahmen
Titel und Gegenstand der Einnahmen
An Kassenbestand am 3i/i2 iSqö
Titel I Zinsen von belegten Kapitalien . .
II An Zuschüssen
„ ?II „ Mitglieder-Beiträgen
„ IV Aus Vermächtnissen
., V ., dem Vereins-Organ
,, \l ., unvorhergesehenen Einnahmen .
Zu „ III An Resten aus 1896
Summa
Vermögensbestand 3i./i2. 180,7
An Barbestand
An Effekten:
,, 3'/„% Landschaftl.-Zentral-Pfandbriefe . . .
V 3 V2 7ü . Pi'suss. konsolidiert. Staatsanleihe . .
„ 4 % Berliner Pfandbriefe
„ 4'o% Berliner Pfandbriefe
Ein Sparkassenbuch No. 21 368
,1 ,, No. 21 3ÖQ
Summa
Nachträglich nachgewiesene Zinsen von 4000 M.
3V2% '"^onsols laut Anweisung. . . .
Summa
.//.
10 281 24
0 Ooo —
^2 400 —
1 800 —
I 200 —
235 35
39 97
3 266 20
2040! —
.2478-
3oo —
2 896 3>)
2040
7'J —
2 1 979 Qt)
I 2 808 20
Ol 20 T J2
104 10;
107 .-^o
I 1 04 .--c I 02
J. F. L
Hören von Vorlesungen an anderen Hochschulen, zum Blumenmalen, Unterricht
in Sprachen etc.
Herr Alinisterialdirektor Thiel: Es sind auch die Kosten zu berücksichtigen.
Die praktische Thätigkeit auf der Schule kostet dem jungen Mann Geld; als
Gehilfe dagegen verdient er sich Geld durch praktische Thätigkeit.
Herr Hampel ist für 5 Semester ohne jede praktische Arbeit in ihrem
bisherigen Sinne. Die 5 Semester sind nötig, um den Zeichenunterricht und
das Feldmessen in erhöhtem Masse lehren zu können. Durch die praktische
Arbeit werden die jungen Leute müde und können dann in dem theoretischen
Unterricht nicht folgen. Das Übertragen der Feldmess-Aufnahmen auf Papier
sollte im Unterricht selbst geschehen.
Herr Ükonomierat Späth ist für 4 Semester. Die praktische Arbeit ist
ganz fallen zu lassen, 30 junge Leute auf einem kleinen Terrain zu beschäftigen,
ist nicht möglich; das führt zum Bummeln.
Herr Koopmann: Wenn genügend Material und genügend Terrain da
ist, können die jungen Leute wohl durch praktische Arbeit etwas lernen,
Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt.
3S in den
mg 18»7.
Preuss. Staaten
Der Ktst
setzt aus
3 823
I ooo
800
9 Soo
I 2 5o
420
3oo
5 00
200
800
A u s g a h L- n
Titel und (jegenstand der Ausgaben
Titel I Besoldungen
„ II Amtliche und ökonomische F]edürfnisse .
„ III Zu den Sammlungen des Vereins . . .
„ IV Kosten des Vereins-Organs
,, V Zu gärtnerischen Versuchen
„ VI Zum gärtnerischen Fortbildungs Unterricht
„ VII Zu Prämien hei Ausstellungen ....
,, VIII Zu den Kosten des Jahresfestes ....
„ IX Fuhikosten und unvorgese..ene Ausgabe .
5. Bibliotheks-Katalog
Laut Beschluss des Vereins
für die Ueberschwemmren bewilligt
Kaiser Wilhelm- und Auyusta-Stiftung.
An Barbestand
., Sparkassenbuch ,
„ EtTekten
c//.
3716;
I 070'
3i i'
10 3oS
987
420
237
3o
883
I 000
19 jOj
ÜQ4.-.
244 S2
ü 200 —
Ü .■'Ö4 23
381
imoister":
z. B. in der Treiberei. Kein Dozent kann vorwärts kommen, wenn er nicht in
der Praxis zeigen und einüben lassen kann, was er in der Theorie gelehrt.
Das ist gerade wie beim Feldmessen.
Herr Goethe: Arzte. Tierärzte, Künstler, Musiker müssen auch praktisch
arbeiten. Vierzehn Tage dauert es, ehe Einer ein geschickter Okulierer wird,
ebenso braucht man eine gewisse Zeit, ehe man die Vermehrung, die Blumen-
zucht, die Teppichgärtnerei, die Treiberei, den Gemüsebau etc. eingehender
kennen gelernt hat. Und nun gar die Obstbaumpflege! Man muss selber auf
dem Baum gesessen haben, um zu wissen, wie man einen Baum schneiden
muss. Dem Wanderlehrer glaubt der Bauer kein Wort, wenn er sieht, dass er
es selber nicht versteht. Manche jungen Leute haben auch nicht die geistige
und körperliche Kraft, um ununterbrochen geistige Arbeit zu verrichten. Die
praktische Arbeit darf aber keine Tagelöhnerarbeit sein, sondern muss immer
mit Geist betrieben werden. In neuerer Zeit sind noch die vielen praktischen
Arbeiten zur Bekämpfung der Schädlinge hinzugekommen. Die Zahl der
Demonstrationen muss vermehrt werden, die Zahl der Arbeiter für die gewöhn-
lichen groben Arbeiten aber auch.
Q^2 Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt.
Herr Ministerialdirektor Thiel: Ein tüchtiger Gärtner soll praktisch
tüchtig sein. Ist es nun die Aufgabe der Gärtnerlehranstalt, dem Gärtner alles
zu lehren, was er noch nicht kann, sowohl nach der theoretischen wie nach
der praktischen Seite hin, um einen in allen Zweigen festen Gärtner zu erlangen
dann muss man auf die praktische Ausübung manueller Fertigkeiten ein be-
deutendes Gewicht legen. Ich stehe aber auf einem anderen Standpunkt. Ich
verpflichte mich gar nicht, den Gärtner als einen in allen Zweigen sattelfesten
zu entlassen, sondern erwarte, dass er die Praxis vorher gelernt hat oder
nachher lernt.
Herr Hampel stimmt Herrn Thiel bei. Die Praxis rauss .in der Praxis
erlernt M'erden, der junge Mann zahlt nicht teures Geld für die Lehranstalt,
um weiter als Lehrling zu arbeiten.
L. Wittmack betrachtet es als einen glücklichen Ausweg, dass in dem
Fragebogen nicht von praktischen Arbeiten, sondern von praktischen Übungen
die Rede ist. Praktische Übungen seien gar nicht zu entbehren, ebensowenig
wie in der Medizin, der Malerei, der Musik. Zu den praktischen Übungen ge-
hören natürlich auch die Arbeiten im Laboratorium und im Mikroskopieren etc.
Selbstverständlich dürfen einfache Tagelöhnerarbeiten nicht von den Studierenden
ausgeführt werden, wohl aber müssen sie mit Überlegung die schwierigeren
gärtnerischen Arbeiten ausführen. Wie soll ein Gärtner später z. B. Obstbaum-
schnitt nach wissenschaftlichen Grundsätzen ausfuhren, wenn er nicht selber
fleissig unter Aufsicht des Lehrers es geübt hat. Ahnlich ist es mit dem
Hybridisieren etc.
Herr Echtermeyer vertritt denselben Standpunkt wie Herr Wittmack.
Herr Siebert ist gegen regelmässige praktische Arbeit, aber für praktische
Übungen und Demonstrationen, soweit sie zum ^'erständnis notwendig sind.
Es müsste Gelegenheit geboten sein, dass der Schüler die Praxis lernt, welche
er in seiner Lehrzeit nicht kennen gelernt hat.
Herr Benary: Ich bin für praktische Thätigkeit, wenn auch in be-
schränkter Weise. Alle Pllanzenkenntnis. alle Sortenkenntnis, welche der
Schüler sich in seiner Lehre angeeignet hat, würde sonst verloren gehen, wenn
Sie einen wirklich passionierten Gärtner 2 — 2'A, Jahre verhindern, die Praxis
zu treiben und benehmen Sie ihm dadurch die Lust zur Sache.
Herr Späth: Es ist merkwürdig, dass im allgemeinen die Theoretiker
und die Lehrer an den Schulen für die praktische Arbeit sind, die Praktiker
gegen die praktischen Arbeiten auf der Hochschule. Der verstorbene Baum-
schulbesitzer Lorberg hat zuerst den Fortfall der praktischen Arbeit vor-
geschlagen, weil die jungen Leute sich die Übung in derselben viel billiger
und leichter in der Praxis aneignen. Wenn Herr Benary furchtet, dass die
jungen Leute zu viel vergessen, so ist darauf hinzuweisen, dass ja das Arboretum
und der botanische Garten in der Nähe sind. Bei Dubreuil und Lepere in
Paris, auf der Garteabauschule in Gent u. s. w. wurde nur vom Lehrer ge-
schnitten, die Schüler erlernten den ßaumschnitt nur durch die Demonstrationen,
nicht durch eigene Ausübung desselben während des Unterrichts. Auch in
der neuen Gärtnerlehranstalt dürfte nie von den jungen Leuten im Mustergarten
geschnitten werden, sonst würden sie die Bäume bald verderben.
Wenn Herr Goethe gesagt hat, das Okulieren sei den meisten Schülern
nicht bekannt, so ist diese Unkenntnis allerdings bedauernswert: es genügt
Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt. o^o
aber, wenn die jungen Leute auf der Anstalt bei i4tägiger Übung lernen, wie
man das Auge behandelt, denn Veredler werden sie noch lange nicht. Wie
lernen es die Leute in den Baumschulen? Die Jungen sinds, die immer
die \'eredlungen binden müssen, die üben sich im Okulieren in der Hecke,
und wenn sie zur \'eredlung zugelassen werden, können sie schon vom ersten
Tage an gut okulieren. Man überlasse die praktische Lehre der Lehrzeit
und der Gehültenzeit; auf der Gärtnerlehranstalt soll nur die Theorie gelehrt
werden.
Herr StoU: Ich möchte die praktischen Arbeiten in Proskau nicht missen,
obwohl wir es ja viel leichter hätten, wenn sie nicht wären. Wenn aber die neue
Anstalt Ilochschulcharakter haben und kein Internat sein soll, da würde die
Durchführung praktischer Arbeiten sehr grosse Schwierigkeiten haben. Nur
aus diesem Grunde wäre ich dafür, die praktischen Arbeiten fallen zu lassen.
Der grösste Teil derselben müsste dann durch Demonstrationen ersetzt werden;
das ist für den Schüler angenehm, für den Lehrer aber schwer; viele Sachen
lassen sich aber auch nicht durch Demonstrationen allein lehren und
lernen.
Herr Perring erklärt sich gegen praktische Arbeiten und möchte aus-
schliesslich Theorie und praktische Übungen nur, soweit sie unerlässlich sind. Für
Topfpflanzenkultur verspreche ich mir von praktischen Arbeiten gar nichts.
Für Formobstzucht gebe ich zu, dass ein grösseres Anschauungsmaterial nötig
ist, ebenso für Fruchttreiberei. Marktpflanzenkulturen aber sind ganz über-
flüssig. Bei der Dresdener Schule ist jede praktische Thätigkeit ausgeschlossen,
Topfptlanzenkulturen können die Schüler der Potsdamer Anstalt bei Handels-
gärtnern, im botanischen Garten oder in grossen Privatgärten sehen. Wie Herr
Goethe schon gesagt hat, lernen ältere Leute viel mehr, ich könnte ein Bei-
spiel nennen, wo der jetzige Inspektor eines botanischen Gartens noch in
reiferen Jahren das Pomologische Institut in Proskau besuchte und ausser-
ordentlichen Nutzen davon gehabt hat.
Herr Mächtig: Dass jemand, der schon praktisch fertig ist, am meisten
lernt, ist richtig. Wenn aber die jungen Leute zwei Jahre ohne praktische
Arbeit sind, dürfte das nicht zweckmässig sein. Der Gärtner muss Ausdauer
lernen.
Herr Brodersen ist gegen jeden praktischen L'nterricht, nur für praktische
l'bungen und Demonstrationen. Es sollen keine Arbeiten ausgeführt werden,
die eigentlich einem Arbeiter zukommen. Gerade die Antipathie gegen das
praktische Arbeiten kam aber daher, weil die Eleven gerade zu solchen Be-
schäftigungen herangezogen wurden. In einer Anstalt wurden wichtige Arbeiten
nicht vom Gros der Schüler gemacht, sondern von 4 — 5 Eleven, welche 4 bis
0 Wochen lang sämtliche Quartiere veredelten.
Frage 8. Soll die Anstalt eine Lehranstalt oder auch Forschungs- und
Demonstrationsanstalt sein?
Wenn letzteres bejaht werden sollte, für welche Zweige des Garten-
und Obstbaues?
Allgemein wird anerkannt , dass die Anstalt auch Forschungs- und
Demonstrationsanstalt sowie Auskunftsstation sein müsse. Herr Goethe
wünscht, dass die Versuchsstation unabhängig von der Schule sei, Herr Späth
ist dagegen, weil sonst leicht unnütze \'ersuche gemacht werden könnten.
•}Sa Dis Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt.
Frage 9. Mit welchen theoretischen und praktischen Unterrichts- und
Demonstrationsmitteln ist demgemäss die Anstalt auszustatten?
Anzahl und Stellung der Lehrer?
Anzahl und Art der Gebäude?
Grösse der erforderlichen gärtnerischen und sonstigen Anlagen?
Versuchs- und Übungsfelder?
Auf Wunsch des Herrn Engler wird die Frage 11 hiermit verknüplt.
Frage 11. Empfiehlt sich eine Verlegung der Anstalt nach Dahlem?
Verhältnis zu dem Kgl. Garten?
Verhältnis zu dem Botanischen Garten?
Herr Ministerialdirektor Thiel: Dahlem kann ein grosses wissenschaft-
liches Zentrum werden. Ausser dem Botanischen Garten mit seinem grossen
Arboretum und der Cärtnerlehranstalt wird das Versuchsfeld der landwirtschaft-
lichen Hochschule dort Platz erhalten, dann die biologische Station, an die sich
vielleicht eine grössere agrikulturchemische Versuchsstation knüpft. Die Vor-
teile, welche diese Lage der Gärtnerlehranstalt bietet, würden aber vielleicht
zu teuer erkauft werden, wenn die Verbindung mit den Königlichen Hofgärten
aufgegeben werden müsste; das ist Gottlob nicht der Fall, für einen Selecta-
kursus in Landschaftsgärtnerei wird sich das \"erhältnis sogar wahrscheinlich
noch günstiger gestalten. Andererseits liegt Dahlem den Berliner Gärten näher,
was auch seine Vorteile hat.
Vv^ir hoffen die Anstalt zu einer staatlichen machen, die Lehrer fest
anstellen, für die Hauptlächer ständige Lehrer und ausserdem Hilfslehrer
anstellen zu können.
Es soll der Unterricht mehr spezialisiert werden und mehr Spezialisten
für einzelne Fächer berufen werden.
Eine Frage ist noch die, ob es nötig ist. noch grosse Gewächshäuser zu
haben, da in dem nahe gelegenen botanischen Garten für etwa 1Y2 Millionen
Gewächshäuser erbaut werden.
Herr Engler: Zunächst werden im botanischen Garten die Kulturhäuser
errichtet werden, daneben ein grosses Kalthaus; erst später werden die Schau-
häuser an' die Reihe kommen, welche von allem das Sehenswerteste enthalten
werden. Die Kulturen sollen ganz spezialisiert werden, wie sie übrigens jetzt
schon sind, also besondere Häuser für Orchideen, Araceen, Bromeliaceen,
Kakteen, Neuholländer, Kappflanzen u. s. w. Die \'ergrösserung darin ist nicht
so erheblich, etwa 1/4 des jetzigen Raumes wird mehr gebraucht werden.
Herr Späth: Es sind unter diesen Umständen nur Häuser für Wein-.
Obst- und Gemüsetreiberei nötig. Für den Formobstgarten würden 1Y2 — 2 ha
erforderlich sein. Ausserdem ist nötig ein grosser Obstgarten tür den land-
wirtschaftlichen Obstbau. Man muss die Arten des Obstbaues, wie er in
den verschiedenen Gegenden z. T. schon seit Jahrhunderten und mit Erfolg
betrieben wird, vorführen; endlich muss ein Gemüsegarten namentlich auch
zur Kultur feinerer Gemüse, wie z. B. Bleichsellerie, Artischocken etc. vor-
handen sem.
Herr Echtermeyer: Ilauptlehrer müssten eingestellt werden für:
1) Obstzucht. 2) Landschaftsgärtnerei, 3) Botanik, 4) Chemie und Physik, 5) Be-
triebslehre und Buchführung; Hilfslehrer für, ö) Mathematik, 7) Pflanzen-
Die Konferenz über Reorganisation der Kgl. Gärtner-Lehranstalt. ^Sc,
kultur, 8) Gemüsebau. 9) Architektur und Kunstgeschichte, 10) Obst- und Ge-
müsetreiberei, 11) Zeichnen und Malen, 12) ev. für fremde Sprachen.
An Gebäuden wären erforderlich: 1) Ein Anstalcsgebäude mit Wohnräumen
für den Leiter, 2) ein Oekonomiegebäude, 3) ein Laboratorium, 4) ein Wohn-
gebäude für die Reviergärtner, 5) Ausstellungsgebäude, Räume für Obstverwertung,
6) Stallgebäude. 7) Konservatorium, 8) mehrere Gewächshäuser für Spezial-
kulturen z. B. für buntblättrige Gehölze, zur Anzucht von Teppichptlanzen für kleine
Schmuckanlagcn. • )bst- und Gemüsetreibereien etc.. — Auch ein Coniferen-
Arboretum, in welchem die verschiedenen Varietäten vorgeführt werden, welche
doch in einem botanischen Garten nicht so ausführlich zur Darstellung gelangen
können, wäre erwünscht.
L. Wittmack fragt, ob über die Lage des Platzes für die Gärtner-Lehr-
anstalt schon Näheres entschieden sei; so viel ihm bekannt, werde sie nicht
in die unmittelbare Nähe des bot. Gartens kommen können, weil dort das
Terrain zu wertvoll sei. Im übrigen empfiehlt er, dass mehrere Gewächshäuser
für Treibereien, aber auch zur Anzucht von Blumen errichtet werden, sonst
nehme man dem Gärtner jede Freudigkeit.
Herr Hampel wünscht ein nicht zu grosses Terrain, Treibereien können
die jungen Leute in Potsdam sehen, auch in und um Berlin sind viel Treibereien.
Der Unterricht leidet durch ein zu grosses Terrain. — Die landwirtschaftlichen
Obstkulturen werden besser ganz von der Anstalt getrennt, denn es wird sonst die
Aufmerksamkeit von der Lehranstalt abgelenkt.
Auf eine Anfrage betreffs Versuchs- und Uebungsfelder bemerkt Herr
Encke: Ein Terrain zum Abstecken von entworfenen Plänen ist sehr empfehlens-
wert; ich benutzte bisher die Stoppelfelder oder wirkliche Neuanlagen zu der-
artigen Übungen. Wenn solche im Semester nicht hinreichend ausgeführt
wurden, so fehlte es mehr an der Zeit, als an Gelegenheit. Auf dem Uebungs-
felde aber Terrainbewegungen vornehmen zu wollen, empfiehlt sich nicht, die
Eleven haben dazu keine Zeit und durch Arbeiter ausgeführt, wird es sehr kost-
spielig. Auch geben derartige Neuanlagen zu wiederholten Malen auf dem-
selben Gelände ausgeführt ein ganz falsches Bild von den einschlägigen Ver-
hältnissen.
Herr Möller: Mehrere Häuser zum Anziehen von Schmuckpflanzen, sowie
ein Vermehrungs- und \'eredelungshaus sind notwendig, ferner ist nötig eine ge-
nügend grosse Fläche, um Anpflanzungen von Gehölzen zu machen in der Form,
wie sie der Landschaftsgärtner braucht. Der bot. Garten wird seine Gehölze
nach ganz anderen Grundsätzen anpflanzen und mehr die reinen Arten bevorzugen;
eine Reihe von Formverschiedenheiten wird der Landschaftsgärtner nicht ent-
behren können. Man sollte ferner nicht allzuviel Gewicht darauf legen, dass
die Treibereien in den Kgl. Hofgärten besucht werden dürfen; es ist besser
eigene Fruchttreibhäuser zu haben.
Herr Hampel will keine Häuser zum Erziehen von Pflanzen, aber ein
Uebungsfeld für Absteckerarbeiten und eine möglichst grosse Zahl von Lehr-
kräften, weil diese für die Ausbildung der Schüler das Allerwertvollste sind.
Herr Engler: Die Anpflanzung von Gehölz- Varietäten ist auch im
botanischen Garten in ziemlich ausgedehntem Masse vorgesehen. Wir Botaniker
legen gegenwärtig viel mehr Wert darauf als früher, weil sie uns ein äusserst
wertvolles Lehrmittel sind für die Demonstration der Variabilität der Pflanzen.
o85 Das Steinobst in den Vereinigten Staaten.
Es sind auch im jetzigen bot. Garten schon solche Gruppen angelegt. Aller-
dings pflanzen wir sie im allgemeinen nicht nach dekorativen Prinzipien, aber
am Abhänge des grossen Schauhauses sollen dekorative Varietäten der Coniferen
Platz erhalten.
L. Wittmack spricht über die Form der Versuchsstation. Man könne
diese als ein eigenes Institut schaffen, man könne aber auch wie an der land-
wirtschaftlichen Hochschule jedem Lehrer als Forscher ein bestimmtes Gebiet
überweisen. Er hält ein eigenes Institut für die Gärtner-Eehranstalt, zumal
dies auch Auskunftstation sein könnte, für besser. Im übrigen regt er. um
mehr Spezialisten als Lehrer zu haben, die Zulassung von Privatdozenten an.
Herr Stoll empfiehlt die gärtnerischen Fächer alle durch Haupt-
lehrer, nicht einige durch Hilfslehrer vortragen zu lassen. Die wissenschaft-
lichen Lehrer an den Instituten sind bis jetzt im Range bedeutend höher als
die gärtnerischen; an der neuen Anstalt müssten beide gleich gestellt werden.
Etwaiger Mangel an geschulten Lehrkräften für eine Hochschule würde bald
aufgehoben werden, wenn die Bezahlung dieser Lehrkräfte der akademischen
Ausbildung entsprechen würde.
lo. Wie sind die Verhältnisse der Schüler zu gestalten? a) Internat
oder Privatwohnung? b) Schulmässiger oder akademischer L^nterrichtsbetrieb?
c) Allgemeiner Schulzwang oder Lernfreiheit? d) Gemischtes System? e) Möglich-
keit der Auswahl bestimmter Fächer mit Zwang zur Absolvierung derselben,
wenn nicht im ersten, so doch im zweiten oder dritten Kursus.
Im allgemeinen sprach man sich betreffs a) gegen ein Internat aus, lieber
sollte der Staat, um die weniger Bemittelten zu unterstützen, mehr Stipendien
aussetzen. Die übrigen Teile der Frage waren mehr oder weniger schon bei
den früheren Punkten diskutiert; nur wurde von mehreren ein halbjährliches
Examen gewünscht ev. Repetitorien.
Frage ii ist schon bei Frage y mit behandelt.
Hierauf schloss Flerr Ministerialdirektor Dr. Thiel die Konferenz, welche
einschliesslich einer einstündigen Pause von ii bis 6'., Uhr gedauert hatte,
mit einem Dank an die Anwesenden für ihre Ausdauer und ihre Mithilfe. Die
Ratschläge, bemerkte er, werden reiflichst erwogen werden. Ich kann aller-
dings nur wiederholen, dass in dieser schlechten Welt zwischen dem Idealen
und der Realisation gewöhnlich einige grosse Differenzen liegen, und wenn
vielleicht die Sache dereinst nicht überall Ihren Wünschen entsprechen sollte,
so bitte ich dies der Zeit und den Umständen zu gute zu halten.
Das Steinobst in den Vereinigten Staaten.
(Aus dem amtlichen Bericht über die Weltausstellung In Chicago 1893.)
Von Dr. L. Wittmack.
fa) Pfirsich,
on geradezu staunenswerter Bedeutung ist in den Vereinigten Staaten
der Anbau der Pfirsiche. Nach dem ii. Zensus von 1890 war die Anbau-
fläche noch weit grösser als die des Weinstockes, nämlich 507 736 acres gegen
401 261 acres Wein*), also rund 205000 ha, der Wert des Ertrages wurde auf
*) Deutsches Reich 120000 ha Wem ■=r ?oü 000 acres.
Das Steinobst in den Vereinigten Staaten. «^(^■y
76 160400 Dollars, rund 305 Millionen Mark, geschätzt, die Zahl der dabei be-
schäftigten Personen auf 226 000; das Anlagekapital betrug 1890 über 90 Millionen
Dollars oder 300 Millionen Mark. Leider fehlen noch die Zahlen für den
Apfelbaum, so viel ist aber sicher, dass der Pfirsichbaum nächst dem Apfel-
baum für die Vereinigten Staaten der wichtigste Obstbaum ist. Dank dem
späten Frühjahr kann er selbst in den nördlicheren Staaten gebaut werden,
da selten die Blüten erfrieren, und dank der grossen Sommerwärme und dem
langen schönen Herbst ist fast mit Sicherheit auf ein gutes Reifen der Früchte
zu rechnen. Während wir gewohnt sind, den Pfirsichbaum als einen weich-
lichen, wenig winterharten Obstbaum anzusehen, erträgt er in den Vereinigten
Staaten meist die grösste Kälte ohne Schaden, da sein Holz im Herbst gut aus-
reift. Indess nördlich einer Linie, die vom Mohawkfluss nach Boston geht,
muss er im Winter geschützt werden. Dass er im Süden, so weit nicht gar
zu subtropisches Klima herrscht, und ebenso in Kalifornien gut gedeiht, ist
selbstverständlich. Aber auch in den Prairiestaaten, selbst in Utah und im
südlichen Oregon giebt es Pfirsiche.
Trotzdem würde man aber irren, wenn man annähme, der Pfirsichbaum
würde überall mit gleichem Erfolge kultiviert. Nein, es giebt gewisse Gegenden,
die ganz besonders dafür geeignet sind. Das §ind im Osten namentlich die
sandigen Böden in den Staaten Delaware, Maryland und Xew-Jersey, wo Tausende
von Hektaren damit bedeckt sind, andererseits sind es die sandigen Flöhen am
Ostufer des Michigansees, besonders von Grand Haven südlich bis St. Joseph*),
welche für die mittleren Städte das Hauptprodukt liefern. Dazu kommen noch
einige Gegenden in den südlichen Staaten, Missouri etc. Wie E. S. Goff,
Madison, Wisc.**), bemerkt, ist es eine auffallende Erscheinung, dass am West-
ufer des Michigansees der Pfirsichbaum kaum den Winter überlebt und selten
Früchte bringt, ja einige Meilen noch weiter westlich gänzlich fehlschlägt und
nur die härteren Sorten Äptel mit Erfolg gebaut werden können. Die Ursache
muss nach Prof. Winchell darin gesucht werden, dass die vorherrschend Kälte
bringenden Winde dort die westlichen sind (es bläst übrigens oft genug, auch
selbst im Sommer, ein eisiger Nordwind über den Michigansee). Diese Winde
sind aber im Sommer sehr heiss, sie geben die Wärme beim Hinüberstreichen
über den etwa 160 km breiten und sehr tiefen See ab, nehmen dieselbe aber
im Herbst und Winter wieder auf, so dass sie dann am Ostgestade nicht mehr
so kalt sind. Wir sehen hier also wieder einen schlagenden Beweis dafür,
wie mildernd grosse Wasserflächen auf das Klima einwirken. Dazu kommt
am Michigansee aber noch ein zweiter LTmstand. Es läuft in dem See eine
warme Strömung von Süd nach Nord, nahe dem Ostufer, unzweifelhaft ver-
anlasst durch den Einfluss vorherrschend südwestlicher Winde auf das Wasser
nahe seinem Ufer, und umgekehrt geht eine kalte Strömung von Nord nach
Süd am Westufer hin, im kleinen also dasselbe wie beim Golfstrom im grossen,
nur dass dieser mit seinem wärmsten Wasser westlich verläuft.
Die Gegend bei St. Joseph am Michigansee erinnert einerseits an ein
kleines Seebad, andererseits an den blühenden Obstgarten von Werder bei
*) Die Counties Berrien, van Buren, Allegan, Ottawa und Muskegon sind die Haupt-
obstgegenden von Michigan. Eighth Annual Report of the State Pomological Society of
Michigan 1878. Lansing 1870, S. 4.
**) Fruit Districts geographically considered, in Proceed. Amer. Pomological Society,
Session i8qi, S. 5q.
ogg Das Steinobst in den Vereinigten Staaten.
Potsdam. Am Ufer tiefer Dünensand, in dem noch einige Häuser, Villen aus
Holz, auch aus Stein, stehen, dann erhebt sich das Terrain steil, erweist sich
aber als weiter nichts als eine festgelegte Düne. Die Obstanlagen finden sich
im Süden des Ortes und bestehen hauptsächlich aus Pfirsich- und Weinanlagen
Die Pfirsichbäume sind alles Halbstämme, wie überhaupt in Amerika; das und
der sandige Boden dazu machen eben die Ähnlichkeit mit Werder aus. Im Gegen-
satz zu Werder stehen aber die Pfirsiche nicht auf hügeligem Terrain, sondern
auf flachen Feldern, die oft gar nicht eingezäunt sind. Die Bäume haben nur
eine Stammhöhe von 1,20 m. die Krone zeigt etwa die doppelte Höhe, ein Kind
kann also an die Krone reichen. Die Entfernung der Bäume beträgt nur etwa 4m
im Quadrat. Jeder Stamm hat vier bis fünf Hauptäste, ursprünglich nur zwei.
Die meisten Bäume erschienen sehr glatt und gesund und trugen, obwohl noch
klein und jung, ziemlich reichliche Früchte (am 13. August, ein Teil war schon
abgeerntet). Die Früchte waren aber nur klein. Einige zeigten trockene
Zweige und waren gar nicht ausgeschnitten. Der Boden zwischen den Baum-
reihen wird meist unbestellt gelassen, aber fleissig gepflügt oder gegrubbert
und geeggt. Alles dies geschieht mit 1 oder 2 Pferden. In einer Anlage fanden
sich sehr schön aufrecht gewaciisene Brombeeren zwischen den Reihen.
Die berühmteste Pfirsichkultur befindet sich in Delaware, auf der Halb-
insel zwischen der Delaware- und Cheasapeake-Bay, sie ist aber immer weiter
nach Süden gerückt, da die so sehr gefürchtete Gelbkrankheit, »Peach yellow«,
die Bäume tötete und man vorzog, neues Land zu nehmen. Man findet heute
zwar noch Pfirsichanlagen, bei Middletown, doch ist jetzt das Zentrum zwischen
Clayton und Dover. Trotz der Krankheit war aber die Ernte im Jahre 1893
eine ganz aussergewöhnlich grosse.
Nach einer mir von Herren Rölcker Sa Sons, Xew-York, freundlichst
übergebenen Zeitungsnotiz wurde aus Wilmington in Delaware unter dem
10. September 1893 berichtet, dass in Delaware über 6 Millionen Körbe ge-
erntet seien, nicht alle freilich in Delaware allein. "\'on letzterem Staate waren
es die Grafschaften (counties) Kent und Sussex, von Maryland die Grafschaften
Kent, Queen Annes und Talbot. Das Versendungsgebiet erstreckte sich von
Richmond in Virginien bis Toronto in Canada, westlich bis Chicago. Neun
Städte zusammen haben über 1 V2 Millionen Körbe erhalten, davon New-
York 600000, Philadelphia 430000, Boston 210000, Wilmington (Del.)
120000. Pittsburg 43000, (Teveland (Ohio) 36000, ehester (Penn.) 36000, Buffalo
30000 und Providence (R. I.) 30000, macht in Summa 1 öoo 000.
Mit der Bahn wurden bis zum 5. September 5773 Waagen zu je 600 Körben,
im Ganzen also 3 463 800 Körbe, versandt. Man schätzt, dass i Million Körbe
zu Wasser oder mit Gespann verschickt wurden, eine weitere Million zum Ein-
machen in Blechbüchsen und zum Dörren sowie für das Einmachen der Privaten
benutzt wurden und endlich ] Million durch Sturm, Eisenbahnunfälle oder
Zugverspätungen wegen Verkehrsstörungen zu Grunde gingen, so dass im
Ganzen die Ernte über 6 Millionen Körbe betrug. Der Wert dieser grossen
Ernte ist ungefähr 2 Millionen Dollars oder, wenn man 35 Cents für einen Korb
rechnet, 2 100000 Dollars. Die Züchter haben von diesen 35 Cents aber nur
6inen durchschnittlichen Xutzen von 10 Cents gehabt. (Fortsetzung folgt.)
Kleinere Mitleiluns'en.
389
Kleinere Mitteilungen,
Komprimierter künstlicher Dünger
in Metallkapseln.
Die Firma Georges T r u ff a u t & Co.,
Versailles, bringt für Topfpflanzen be-
stimmte Düngerkapseln in den Handel
und hatte auch damitkultiviertePflanzen
in Gent ausgestellt, wo sie. wie auch
in Paris, eine goldene Medaille dafür
erhielt. Man gräbt zwei oder mehr
Schachteln in die Topferde und hat
dann z — 3 Monate eine stetige Dünger-
wirkung. Die Firma fertigt ver-
schiedene Gruppen von Dünger-
kapseln und man muss angeben, für
welche Pflanzen man sie verwenden
will. Eine Schachtel mit 20 Kapseln
kostet 1,50 Fr. Wir empfehlen nament-
lich Liebhabern einen Versuch.
L. W.
Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg.
In der Aprilsitzung schilderte Prof.
Schumann, der die Versammlung
leitete, den Lebenslauf des am 5. April
in Lichterfelde dahingeschiedenen Kon-
suls Leopold Krug und verweilte
insbesondere bei der verdienstlichen
botanischen Thätigkeit, durch die der
\'erstorbene die Kenntnis der west-
indischen Pflanzenwelt in hohem Grade
gefördert hat. Nachdem Krug in jahre-
langem Aufenthalte aufPortorico dessen
naturwissenschaftliche und archäo-
logische Schätze kennen gelernt und
reichhaltige Sammlungen nach Berlin
gebracht hatte, entwarf er hier mit
Prof. L^rban den Plan zur Veröffent-
lichung einer Flora der Insel. Der
Botaniker Sintenis durchstreifte (1883
bis 1887) in seinem Auftrage Portorico
nach allen Richtungen und brachte
eine Sammlung von nicht weniger als
looooo Pflanzen heim. Später wurde
auch der sprachkundige Baron Eggers
für die Durchforschung der anderen
westindischen Inseln gewonnen. So
kam eine gewaltige botanische Samm-
lung nach Berlin; Krug und Urban
überwiesen sie dem Botanischen Mu-
seum. Krug verfasste einen 20 Bände
umfassenden Katalog westindischer
Pflanzen und bearbeitete auch die
Farnflora der Inseln. Die preussische
Regierung zeichnete ihn für seine Ver-
dienste durch die Verleihung des
Professortitels aus. Dem Botanischen
Verein der Provinz Brandenburg hat
er als Ehrenmitglied angehört. Kustos
Hennings legte eine riesige Alorchel
(Morchella data) vor, die Dr. Alfred
Möller im Garten der alten Forst-
akademie in Eberswalde gefunden hatte.
Sie besitzt eine Höhe von 35 cm und
einen Durchmesser von 17 cm und
zeichnet sich ausserdem durch ihren
eigentümlich wabigen Stiel aus. Als
Gegenstück zeigte Herr Flennings
eine andere Morchelart (Helvella Eng-
leriana), die nur etwa 2 — 3 cm hoch
wird; diese kleinste aller Morcheln
ist von,Dr. Lauterbach aus Auckland
mitgebracht worden. Ausserdem wurden
die in Deutschland sehr seltene Sar-
coscypha coccinea, eine schöne Pezizee
mit prächtig roten Fruchtkörpern, und
ein häutig mit Ilausschwamm ver-
wechselter Pilz, der Kellerschwamm.
Coriophora carabella. der in feuchten
Kellern, Gruben sowie auch im Freien
auf Holz und Erde auftritt, von Herrn
Hennings vorgelegt und besprochen.
Hierauf sprach Dr. F. Jahn über die
merkwürdige Gruppe der Myxo-
bakterien, die zuerst im Jahre 1892
von dem amerikanischen Pilzforscher
Thaxter beschrieben w^orden ist. Es
sind in Kolonien lebende, zum Teil
sogar eine gewisse Arbeitsteilung be-
sitzende Bakterien. In ihrem Lebens-
lauf sind ein vegetativer und ein
fruktifikativer Abschnitt zu unter-
scheiden. Ersterer lässt sich voll-
kommen mit der Zoogloeabildung
mancher Bakterien vergleichen, ein
Zustand, der dadurch ausgezeichnet
ist, dass viele Bakterien in einer
Gallertmasse vereinigt sind. Bei
den Myxobakterien wächst aber die
Zoogloea, wenn sie sich einige Zeit
durch Teilung der Bakterien vergrössert
hat, aus der Unterlage heraus und
kapselt sich in verschiedener Weise
ein. Bei der höchststehenden Gattung
Chondromyces werden verzweigte
Träger gebildet, die an ihrer Spitze
die kleinen, sternartig angeordneten
Gallertkapseln oder Cysten tragen.
Die Cysten fallen bald ab, werden
vom Winde verweht und keimen bei
günstiger Gelegenheit, indem der
schleimige Inhalt mit den darin ein-
39A
Litteratur.
gebetteten Bakterien heraustritt. Bei
einer andern Gattung bilden die Bak-
terien vor oder während der Ein-
kapselung Sporen. Einige auifallende
Arten der Myxobakterien sind schon
vor Jahrzehnten beschrieben und in
älteren mykologisehen Werken ab-
gebildet, aber immer ganz falsch ge-
deutet worden. Herr Kotz de legte
eine Brennessel (Urtica diöica) vor,
die am Beetzsee bei Brandenburg
während des Frühjahrs in iV-j m tiefem
Wasser wächst und dann lange, blatt-
lose Stengel bildet. Prof. Thomas
zeigte die Lichtabbildung einer von
ihm früher beschriebenen, jetzt ab-
geschlagenen vielgipfeligen Fichte von
Luisenthal i. Th., und Prof. Schu-
mann teilte Beobachtungen über die
epiphytischen (aufBäumen wachsenden)
Cacteen mit. Liebhaber machen sich
nicht gern an die Kultur dieser Ge-
wächse, Aveil sie glauben, ihnen die
gleichen Lebensbedingungen bieten zu
müssen, unter denen sie in den dunst-
gesättigten Urwäldern wachsen. Dass
aber diese Annahme nicht immer zu-
trifft, zeigt schon das Beispiel des als
Toptpflanze so häufig gezogenen so-
genannten Schustercactus,*) der ein Epi-
phyt ist, aber niemals als solcher
kultiviert Avird und doch vortrefflich
*,' Phvllocactus Altensteini
gedeiht (wie man sagt, um so besser,
je schlechter er behandelt wird). Eine
Untersuchung der epiphytischen Cac-
teen zeigt, dass- sie wie die anderen
in Steppen und Wüsten lebenden Cac-
teen xerophytisch gebaut, d. h. mit
besonderen Schutzeinrichtungen gegen
zu starke \'erdunstung geschützt sind.
Die auf den Bäumen der Urwälder
wachsenden Pflanzen stehen eben unter
ganz anderen Lebensbedingungen als
die Erdgewächse, denen fortwährend
reichlich Wasser aus dem Boden zu-
strömt. Sie müssen mit ihrem Wasser-
vorrat sehr sparsam umgehen und be-
sitzen daher samt und sonders eine
xerophytische Ausbildung, um die Ver-
dunstung einzuschränken. Ausserdem
aber sind die epiphytischen Cacteen
gegen die Austrocknung keineswegs
besonders empfindlich; Rhipsalis Cas-
sytha z. B. kann unter Umständen bis
auf die Hälfte ihrer Grösse ein-
schrumpfen, ohne an ihrer Lebens-
fähigkeit Schaden zu leiden. Auch
Prof. Sorauer führte einige an Cac-
teen gemachte Beobachtungen an,
welche zeigen, dass solchen Pflanzen
oft kein grösserer Schade zugefügt
werden kann, als wenn sie in eine
feuchte, warme Atmosphäre gebracht
werden, während sie, unter gewöhn-
lichen Verhältnissen kultiviert, gut
gedeihen. (Voss. Ztg.)
Litteratur.
Engler, Dr. A. Sy Ilabus der
Pflanzenfamilien. Berlin, Gebr.
Bornträger, 2. umgearbeitete Auflage
189S. Preis 3,80 M.
Das imposante Sammelwerk ^Die
natürlichen Pflanzenfamilien« liegt
nahezu vollendet vor; es ist deshalb
mit Freuden zu begrüssen, dass Ver-
fasser sich entschlossen hat, den
Syllabus in zweiter Auflage erscheinen
zu lassen und dabei die Resultate der
neuesten Forschungen, soweit sie sich
auf die verwandtschaftlichen Verhält-
nisse der Gattungen und Familien unter-
einander beziehen, bei der Anordnung
der Pflanzen in der gänzlich um-
gearbeiteten neuenAuflage zu benutzen.
Besondere Berücksichtigung haben die
Kultur- und Nutzpflanzen erfahren, von
denen die wichtigsten durch fetten
Druck hervorgehoben sind. Dadurch
erhält das Werk auch für Gärtnerkreise
eine hohe Bedeutung, denn die Er-
fahrung und ein eingehendes Studium
der Kataloge grosser Handelsgärtnereien
lehrt zur Genüge, dass selbst in den-
jenigen grossen Gärtnereien, deien
Chefs als tonangebend an der Spitze
ihrer Fachgenossen marschieren, über
die Nomenklatur und die Heimat der
kultivierten Pflanzenarten oft die denk-
bar grösste Unsicherheit herrscht.
Nicht selten findet man in den An-
preisungen grosser Baumschulen-,
Stauden- und Samenhandlungen, ganz
abgesehen von den häufig (manchmal
Litteratur.
391
fast bis zur Unkenntlichkeit) entstellten
oder falsch geschriebenen Namen, in
den kurzen beigefügten Beschreibungen
irrtümliche Angaben über die Familien-
zugehörigkeit und die geographische
Verbreitung der betr. Arten. So trifft
man nicht selten Schreibweisen wie
Gypsophylla statt Gypsophila und sehr
häufig Gingko statt Ginkgo, oder An-
gaben, dass z. B. Hacquetia eine schön
gelbblühende Ranunculacee sei, oder
dass Asclepias Cornuti aus Syrien oder
Castanea vesca aus Nordamerika
stamme, dem einzigen Erdteil der
nördlichen Hemisphäre, in dem sie
nicht vorkommt.
Derartige grosse Irrtümer werden
von einem Katalog in den anderen,
von einem Garten in den anderen über-
nommen und finden sich sogar öfter
in den Tauschangeboten angesehener
botanischer Gärten wieder. Es ist
deshalb ein dringendes Bedürfnis ge-
worden, dass denjenigen Gärtnern, die
auf Exaktheit ihrer Angaben, auf Zu-
verlässigkeit ihrer Kataloge Gewicht
legen, ein billiges wenig umfangreiches
Buch an dieHand gegeben wird, welches
ihnen zuverlässige Auskunft über
die angedeuteten Fragen giebt. Ein
ausführliches Register, in dem die
Namen sämtlicher im Syllabus ge-
nannten Gattungen und der wichtigsten
Synonyma aufgeführt sind, erleichtert
die Benutzung des Buches ganz un-
gemein. Dr. P. Graebner.
Musterblätter der Bindekunst.
Anfang nächsten Monats erscheint im
Verlage der »Bindekunst«, J. Olbertz,
Erfurt, ein Album, welches auf soKunst-
blättern von starkem Chromokarton
eine Anzahl von Musterwerken der.
Bindekunst enthalten wird. Dieses
Album ist bestimmt, der Kundschaft
vorgelegt zu werden und bietet gleich-
zeitig dem Blumenbinder eine stattliche
Reihe mustergiltiger Vorlagen für die
Ausführung von Blumen-Arrangements.
Ein Inhaltsverzeichnis wird dem Werke
in deutscher, französischer, englischer,
russischer und ungarischer Sprache
beigegeben. Entsprechend seinem
Zwecke wird dieAusstattungdesWerkes
sein. Ganz besonders wird darauf
Wert gelegt, dass das Album durch
die in einem Blumengeschäft unver-
meidliche Feuchtigkeit nicht be-
schädigt wird. Wenngleich somit die
Haltbarkeit des Werkes in erster Linie
massgebend bei der Ausstattung ist,
so wird trotzdem auch auf äusserste
Eleganz gehalten, sodass selbiges jedem
Blumensalon zu einer Zierde ersten
Ranges gereichen wird.
Die Grösse der einzelnen Kunst-
blätter beträgt 21 zu 27 cm. Dieses
Werk erscheint sowohl in losen Blättern,
welche in einer vornehmen Mappe in
Buntprägung zusammengefasst werden,
als auch in einem hocheleganten Pracht-
einband. Der Subskriptionspreis be-
trägt für die losen Blätter in Mappe
M. 6, gebunden M. 8. Bestellungen
sind an den Bindekunst-Verlag, J. Olbertz,
Erfurt, zu richten. Nach Erscheinen
des Werkes beträgt der Ladenpreis
M. 8 resp. M. 10.
R. Goethe. Ein sehr gefährlicher
Schädling für den deutschen Obstbau,
in Mitteilungen über Obst und Garten-
bau, No. 2 und 3. 1898. Organ des
nassauischen Landes-Obst- und Garten-
bau-Vereins. (San Jose-Schildlaus.)
Aarsberetning fra Dansk Frökontrol
for 1895 — 1896 af 0. Rostrup, Köben-
havn 1897. — Dasselbe für 1896 — 1897,
Köbenhavn 1898.
Adressbuch deutscher Tierzüchter,
-Liebhaber und Händler, von Otto
Droescher. Berlin 1898, Preis 5 M.,
enthält ein Verzeichnis von Ac[uarien-
und Terrarien-Liebhabern, Geflügel-
züchtern, Hundezüchtern und -Lieb-
habern, Vogelzüchtern, Kanarien- und
Kaninchenzüchtern etc. Dem alpha-
betischen Personenverzeichnis folgt ein
\'erzeichnis von Tierzuchtvereinen,
geordnet nach den einzelnen Spezies
der Zucht.
Dictionnaire Iconographii[ue des
Orchidees par A. Cogniaux et
A. Goossens, Decembre 1897.
Xepenthes v. Harry James A^ehict
Separatabdruck aus Journal of the
royal hortic. soc. London 1898. Die
Abhandlung giebt eine sehr interessante
Geschichte der Gattung Nepenthes vom
gärtnerischen Standpunkte aus.
W. R. Dodson. Leguminous root
tubercles, results of Experiments. New
Orleans 1S97.
OQ2 Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten, — Tagesordnung,
Ausstellungen und Kongresse.
Magdeburg, 16. u. 17. September.
xVusstellung der Deutschen Dahlien-
Gesellschaft. Die Deutsche Dahlien-
Gesellschaft hielt am 12. Juni in
Magdeburg, dem Orte der ersten
diesjährigen Dahlien - Ausstellun g,
eine Vorstands - Ausschusssitzung ab,
in welcher endgültig der 16. u. 17. Sep-
tember als Ausstellungstag festgesetzt
wurde. Eine Preisverteilung soll nicht
stattfinden, und das Programm schreibt
freie Konkurrenz vor. (Was heisst
das?'^') Red.) Bindereien, vornehmlich
aus Dahlien gearbeitet, erhalten einen
bevorzugten Raum angewiesen. Es
trat der Wunsch zu Tage, da.ss alle
Blumen lang geschnitten, in Gläsern
stehend, zur Ausstellung kämen, und
wurde das Lokal-Komitee beauftragt
grössere Mengen einheitlicher Gefässe
zu beschaffen, welche den Ausstellern
gegen massigen Preis leihweise über-
lassen werden. Von einem zur Schau-
*) Soll, wie wir nachtraglich ersehen, heissen :
keine bestimmten Aufsahen. D. Red.
bringen in Kästen soll m.öglichst Ab-
stand genommen werden, weil dabei
der Stiel und die Haltung der Blumen
nicht erkennbar sind. Der grosse
Prunksaal des Fürstenhofes, welcher
anschliessend an die Sitzung besichtigt
Avurde, ist als ein vorzügliches Aus-
stellungslokal zu bezeichnen , Ca. 500 qm
Raum stehen in demselben den Aus-
stellern zur Verfügung und bei Alehr-
erforderniss können geräumige Neben-
säle noch zu Hülfe genommen werden.
Ausserhalb der Binderei-Abtheilung
dürfen nur Alitglieder ausstellen.
Freikarten für die Angehörigen und
Angestellten der Aussteller und Mit-
glieder werden vom Komitee an der
Kasse verabfolgt.
Weitere Auskunft, wie auch das
Programm sowie die Gesellschafts-
satzungen können vom Geschäftsführer
der Deutschen Dahlien-Gesellschaft,
II ein r. Kohlmannslehner. Schöne-
berg-Berlin, Hauptstrasse 130, be-
zogen werden.
Personal-Nachrichten.
Zum Gedächtnis des 100jährigen Ge-
burtstages des am 22. März 1871 ver-
storbenen Professors der Botanik an
der Universität Berlin, Dr. Carl
Heinrich Schultz-Schultzenstein,
der lange Jahre das Amt des ersten
Vorsitzenden der Gesellschaft der
Gartenfreunde Berlins bekleidet hatte,
begab sich am 8, Juli er, eine Depu-
tation des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, bestehend aus den
Herren Bluth, Loock und Wittmack
nach dem auf dem alten Dorotheen-
städtischen Kirchhof in der Liesen-
strasse befindlichen Grabe und legte'
daselbst einen schönen Lorbeerkranz
nieder. Sie fand das Grab von lieber
Hand reich geschmückt. Zu beiden
Seiten der Nische, welche die Marmor-
büste des Entschlafenen birgt, waren
Blattpflanzen, Evonymus japonicus,
Prunus Laurocerasus etc. aufgestellt,
während Hortensien, I-'uchsien und
andere Blütenpflanzen die Seiten des
Grabes zierten.
Tagesordnung
für die
849, Versammlung des Vereins z. Beförderuno d. Gartenliaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 28. Juli 1898, 6 Uhr.
im Kgl. botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6-7,
1. Ausgestellte Gegenstände, — 2. Vortrag des Herrn Hofgartner Hoffmann über
belgische Gärtnereien. — 3, Verschiedenes,
Die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus.
Von Prof. Dr. Frank und Dr. Frdr. Krüger.
(Hierzu Abb. 84 — 90.)
^^'on der San Jose-Schildlaus ist in dieser Zeitschrift schon mehrfach die
Rede gewesen. In einem kurzen Artikel*) wurde s. Z., als aus Amerika
die beunruhigenden Berichte über diesen Schädling erschienen waren, auf die
Bedeutung dieser Schildlaus für unsern deutschen Obstbau hingewiesen. In
einem weiteren Aufsatz**) wurde dann, nachdem dieser gefährliche Parasit
lebend auf importiertem amerikanischen Obst aufgefunden war, die Frage er-
örtert, was nun in Deutschland zu thun, und ob dieser neue Feind der Obst-
kulturen vielleicht schon vorhanden sei; denn wenn auch durch die von der
Regierung getroffenen Massnahmen***) die Gefahren einer Einschleppung jetzt
wesentlich herabgemindert sind, so ist doch immerhin nicht ausgeschlossen,
dass eine solche Verschleppung schon früher stattgefunden hat.
Im Hinblick auf diese Möglichkeit hat der Herr Lanwirtschaftsminister
die Durchforschung der inländischen Obstplantagen und Baumschulen auf das
etwaige Vorhandensein der San Jose-Schildlaus angeordnet. Zu diesem Zweck
sind wir sowie die Leiter einiger anderer staatlichen Institute beauftragt worden,
die von den Landwirtschaftskammern etc. zu Revisoren ausgewählten Herren
zu Sachverständigen für diese Untersuchungen auszubilden. Dieselben haben
innerhalb der letzten Monate ihre Arbeit begonnen.
Durch unsere eigenen inzwischen fortgesetzten Untersuchungen und durch
die vielen Beziehungen, die jene Sachverständigen mit uns unterhalten haben,
sind wir in der Lage, zu erklären, dass bis jetzt die echte San Jose-Schildlaus
nirgends konstatiert worden ist. Alle anders lautenden Gerüchte in den
politischen Zeitungen haben sich glücklicherweise nicht bestätigt. Freilich ist
damit noch keine absolute Gewissheit gegeben, dass dieser Schädling noch
nicht eingeschleppt sei, da die Anfangsstadien einer Verseuchung nur zu leicht
übersehen werden können. Nachdem jedoch die allgemeine Aufmerksamkeit
einmal auf diese gefährliche Schildlaus gelenkt ist, würde man, sollten sich
wirklich vereinzelte Herde finden, dieselben gleich im Keim ersticken können.
Und gegen die weitere Einschleppung ist das oben schon erwähnte, von der
deutschen Regierung getroffene Einfuhrverbot gerichtet. Demselben haben sich
inzwischen auch Österreich-Ungarn, Holland, Belgien und die Schweiz an-
geschlossen, deren Regierungen damit bewiesen haben, wie wenig Wert auch
sie auf die von gewissen Seiten gegen die deutsche Regierung erhobenen An-
griffe hinsichtlich des Einfuhrverbotes legen.
*) Gartenflora 1897 pag. 608 u. tF.
**) ,, 1898 pag. i5o u. If.
^■'**) „ 1898 pag. 106 u. f.
•2QA. D'6 europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus.
Aber ausser diesem hinsichtlich der San Jose-Schildlaus negativen Resultat
haben die erwähnten Nachforschungen noch ein anderes interessantes Ergebnis
gehabt. Es wurde durch sie nämlich festgestellt, dass eine Schildlausart,
welche in Deutschland bisher kaum beachtet oder aber mit der gleich noch
näher zu erörternden Diaspis ostreaeformis zusammengeworfen worden war,
eine allgemein verbreitete und die Bäume ebenfalls recht schädigende sei. Es
ist dies die in der Denkschrift*) als »auf tyroler Äpfeln« vorkommende Schild-
laus bezeichnete, die jedenfalls weit grössere Ähnlichkeit mit der echten San
Jose-Schildlaus hat als die in der genannten Schrift als »Aspidiotus ostreae-
formis« bezeichnete rote Schildlaus. Wir haben dem erstgenannten Tiere daher
auch den Namen »Europäische Pseudo-San Jose-Laus«**) gegeben, um
einerseits an die Ähnlichkeit, andererseits auch an bestimmte organische Unter-
schiede zu gemahnen, welche zwischen den Weibchen dieses und des bösartigeren
amerikanischen Tieres bestehen.
Die Weibchen dieser beiden Tiere, also der echten San Jose-Laus und
der Europäischen Pseudo-San Jose-Laus sind gelb und im Gegensatz zu ihnen
ist das der bisher als Diaspis ostreaeformis bezeichnete Schildlaus rot. Die
Hinterleibsstruktur dieses Tieres ist wesentlich anders als diejenige der beiden
vorher erwähnten Tiere, gerade die Struktur des Hinterleibes gehört aber nach
den jetzigen Anschauungen zu den wichtigsten Erkennungsmerkmalen der
Arten.
Es kommen demnach für unsere Obstbäume von den mit rundlichen,
abhebbaren Schilden ^'ersehenen Arten***) drei in Betracht, nämlich i. die echte
San Jose-Schildlaus, Aspidiotus perniciosus, 2. die ihr sehr ähnliche Europäische
Pseudo-San Jose-Schildlaus und 3. die rote austerschalenförmige, bisher kurz
als Diaspis (bez. Aspidiotus) ostreaeformis bezeichnete. Sie lassen sich durch
folgende Kennzeichen unterscheidenf):
L San Jose-Schildlaus, Aspidiotus perniciosus (Abb. 84 u. 85).
Schild: 1 — 2 mm im Durchmesser, schwarzgrau, in der Mitte mit wenig
hellerem Buckel.
Farbe der Weibchen: gelb.
Anus der Weibchen: auf der Rückenseite; seine Entfernung von der
Insertion der JNIittellappen des Hinterleibsrandes beträgt ca. die 1Y2 — 2 fache
Länge der Mittellappen.
Vaginalöffnung der Weibchen: auf der Bauchseite, in der Mitte des
letzten Segments, daher vom Anus um die 4- bis 6 fache Länge der Mittellappen
entfernt.
*) Die San Jose-Schildlaus. Denkschrift. Herausgegeben vom Kaiserlichen Gesundheitsamt.
'^*) Nicht ,, europäische San Jose-Schildlaus", wie einige politische Zeitungen
berichten.
***) Ausgeschlossen sind also hier die Mytilaspis-Arten mit den kommaförmigen und die
Lecanium-Arten mit den auf dem Rücken der Tiere festsitzenden Schilden.
t) Vergl. unsern diesbezüglichen Artikel in No. 3c) der Deutchen Landwirtschaftlichen
Presse 1898, der zunächst den Zweck hatte, möglichst schnell und von vornherein bei den
obenerwähnten Nachforschungen vor etwaigen Verwechslungen zu schützen. Die Stöcke zu den
dort gegebenen Abbildungen hat die Verlagshandlung von Paul Parey gütigst auch für den
heutigen Aufsatz zur Verfügung gestellt, wofür wir ihr unseren besonderen Dank aussprechen.
Die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus.
393
Spinnerets (Filieren, Bauchdrüsen): stets fehlend, trotz \'orhandenseins
der Vaginalöffnung.
Struktur des Hinterleibsrandes (vergl. Abb. S5): In der Mitte zwei
schwach konvergierende Lappen aa. Durch einen sehr schmalen Einschnitt
davon getrennt folgen zwei kleinere Seitenlappen bb, hinter denen ein zweiter
Einschnitt liegt. Unter dem ersten Einschnitt hat der Leibesrand zwei lange
schinkenförmige Chitinverdickuugen, und aus dem Einschnitt ragen zwei
schwach sägeartig gezähnte Haarbildungen hervor. Der zweite Einschnitt
bei cc hat eine kleinere Chitinverdick ungunter sich und trägt drei gefranzte
Abb. 84. Hinterleibsteil der weiblichen San Jose-Schildlaus (Aspidiotus perniciosus).
^U-,
Abb. 85. Rand des Hinterleibes der weiblichen San Jose-Schildlaus.
Haarbildungen. Dann folgen bei dd drei zweispitzige Haarbildungen, von
denen, wie unsere Abbildung zeigt, oft eine oder die andere stärker ausgebildet
oder auch bis fast zum Verschwinden abgeschwächt ist. Ausserdem zeigt der
Hinterleibsrand spitz dolchförmige Dornen, von denen je einer am Mitel- und
Seitenlappen, sowie vor und hinter den drei zweispitzigen Haarbildungen
steht.
Fortpflanzung: die Weibchen gebären lebende Junge*); diese haben 'im
Mutterleibe spiralig aufgerollte Saugborsten.
*j Vergl. die Bemerkung zu der Pseudo San Jose-Laus.
396.
Die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus.
Abb. 80. Hinterleibsteil der weiblichen Europäischen Pseudo San Jose-Schildlaus
vor der letzten Häutung.
ß^ku.
\ . .dp tyiTyn^uMC
Abb. 87. Hinterleibsteil der weiblichen Europäischen Pseudo San Jose-Schildlaus
nach der letzten Häutung.
Abb. 88. Rand des Hinterleibes der weiblichen Europäischen
Pseudo San Jose-Schildlaus.
Die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus.
397
IL Europäische Pseudo-San Jose-Schildlaus (Abb. S6 bis 88).
Schild: i — 2 m im Durchmesser, schwarzgrau, in der JMitle mit wenig
hellerem Buckel.
Farbe der Weibchen: gelb.
Anus der Weibchen: auf der Rückenseite; seine Entfernung von der
Insertion der Mittellappen des Hinterleibes beträgt die 2- bis 4fache Länge der
Mittellappen.
ty>^yrxCA£AyT
Abb. 89. Hinterleibsteil der roten austernförmigen Schildlaus.
Abb. 90. Rand des Hinterleibes der roten austernförmigen Schildlaus.
Vaginalöffnung der Weibchen: auf der Bauchseite in der Mitte des
letzten Segments, daher vom Anus um die 4- bis 6 fache Länge der Mittel-
lappen entfernt. Die Vaginalöffnung fehlt aber anfangs den Weibchen und ist
erst nach der letzten Häutung vorhanden.
Spinnerets (Filieren. Bauchdrüsen): so lange fehlend, als die \'aginal-
öffnung fehlt (Abb. 86), aber regelmässig mit dieser nach der letzten Häutung
erscheinend (Abb. 87), in vier länglichen Gruppen um die Vaginalöffnung; die
mittlere fünfte Filierengruppe fehlt oder ist nur durch einige einzeln stehende
Filieren angedeutet.
qq3 Die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus.
Struktur des Hinterleibsrandes (vergl. Abb. 88): mit der San
Jose-Schildlaus bis auf folgende Unterschiede übereinstimmend: Die Mittel-
lappen schwach divergierend. Der ganze Hinterleibsrand ist gleichmässiger
stark chitinisiert, sodass keine gesonderten langen schinkenförmigen Ver-
dickungen hervortreten. Im zweiten Einschnitt stehen oft nur zwei kräftig
gefranzte Haarbildungen. Die zweispitzigen Haarbildungen sind an Zahl und
auch an Ausbildung meist vermindert,
Fortpflanzung: die Weibchen gebären lebende Junge;*) diese haben im
Mutterleibe spiralig aufgerollte Saugborsten.
III. Rote Austernförmige Schildlaus (Abb. 89 u. 90).
Schild: 1 — 1Y2 nim im Durchmesser, hellgrau bis schwärzlichgrau, in
der Alitte mit braunem Buckel.
Farbe der Weibchen: rosenrot, mit gelbem Hinterleib.
Anus der Weibchen: auf der Rückenseite; seine Entfernung von der
Insertion der Mittellappen des Hinterleibsrandes beträgt ca. die 4- bis 6 fache
Länge der Alittellappen.
Vaginalöffnung der Weibchen: auf der Bauchseite, in der Mitte des
letzten Segments, daher vom Anus nur um die einmalige Länge der Mittel-
lappen entfernt.
Spinnerets (Filieren, Bauchdrüsen): stets vorhanden mit der \'aginal-
öffnung, in fünf runden Gruppen um dieselbe.
Struktur des Hinterleibsrandes (vergl. Abb. 90): Zwischen den
Mittellappen aa und den sehr kleinen Seitenlappen bb befindet sich nur ein
kleiner Einschnitt mit kleiner länglicher Chitinverdickung. Die gefranzten und
zweispitzigen Haarbildungen fehlen gänzlich. Der Rand zeigt von cc an nur
lauter gleichförmige krallenähnlich gekrümmte starke Fortsätze.
Fortpflanzung. ?
Für die in Vorstehendem angegebenen Kennzeichen sind allein die fertig
ausgebildeten weiblichen Tiere benutzt worden; nur sie allein dürfen hierzu
benutzt werden. Die Larvenzustände bieten diese Merkmale noch nicht dar.
Auch hüte man sich, die jüngeren Entwickelungsstadien der Männchen, die
auch unter Schilden leben und die eine mehr ovale Gestalt und oft mehr
grünliche Farbe haben, für eine besondere Spezies oder Varietät zu halten.
Bei der mikroskopischen Untersuchung lege man die Weibchen auf den Rücken,
sodass die Vaginalöffnung auf der dem Auge des Beobachters zugekehrten Seite,
der Anus auf der abgekehrten Seite liegt.
Es sind in Vorstehendem für die beiden einheimischen Arten absichtlich
deutsche Namen gewählt, weil sich hinsichtlich des zoologischen Namens im
Laufe der Zeit eine arge Verwirrung eingeschlichen hat, wie aus folgender
kurzer Geschichte der wissenschaftlichen Nomenklatur der beiden einheimischen
'*) Wir haben absichtlich in diesen für das grosse Publikum bestimmten Artikeln den
von den Amerikanern bezüglich der San Jose-Schildlaus gewählten Ausdruck ,, lebende Junge
produzierend'' beibehalten. In den bis jetzt von uns verfolgten Fällen hat sich die Pseudo-
San Jose-Schildlaus als „ovovivipar" erwiesen, d. h. sie legt den fertig entwickelten und im
Mutterleib schon deutlich sichtbaren Embryo von einer Haut umgeben ab. Ob
diese letztere Bezeichnung auch für die echte San Jose-Laus die richtigere ist, können wir
z. Z. noch nicht mit Bestimmtheit entscheiden.
Die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus. oqq
hier in Frage kommenden Schildläuse hervorgeht.*) Im Jahre 1843 beschrieb
Curtis**) in England eine »austernförmige« Schildlaus, der er den Namen
Aspidiotus ostreaeformis gab. Männchen und Weibchen derselben waren gelb.
1868 nahm Signoret in seine grosse Arbeit***) über Schildläuse ein Tier als
Diaspis ostreaeformis auf, zu dem er die Beschreibung des Männchens fast
wörtlich der eben erwähnten Curtis'schen Abhandlung entlehnte, als dazu gehörig
jedoch ein rotes Weibchen mit fünf Filierengruppen am Hinterleib beschrieb.
Er hatte somit irrtümlich zwei A'erschiedene Tiere unter demselben Namen
Diaspis ostreaeformis vereinigt.
Dieser Irrtum hat sich seitdem weiterfortgepflanzt und findet sich auch
in der Goetheschen Bearbeitung der Schildläuse vom Jahre 1883.!) Wohl aber
hat dieser letzgenannte Forscher das Verdienst, zum ersten Mal in Deutschland auch
die gelbe Schildlaus gesehen zu haben, wenngleich er sie noch mit der roten als
ein und dieselbe Spezies zusammenwirft, denn er berichtet ausdrücklich, dass
seine rote Laus auf Apfelbäumen gelb aussehe. Im Jahre 1881 klärte Lichten-
stein tt) diesen Irrtum bereits auf, anstatt jedoch für die gelbe Curtissche
Schildlaus den Namen »Diasp. ostreaef. Curtis« beizubehalten, bezeichnete er
hiermit das rote Weibchen mit den 5 Filierengruppen, das nun vorläufig diese
Bezeichnung beibehielt und als solches auch in der Denkschrift aufgeführt ist,
während er dem gelben Weibchen mit den 4 Filierengruppen den Namen
»Aspidiotus pyri Lichtenstein« gab. Horwath hat nun im Jahre 1897 bereits
diese Verwechselungen klargestelltftt) und hat, um weitere Verwechselungen
zu vermeiden, folgende Bezeichnungen eingeführt:
1. Diaspis fallax n. nom (= Diaspis ostreaeformis Sign. 1868, nee Curtis).
Die ist also die rote Schildlaus, die infolge des Signoretschen Irrtums bis vor
kurzem als ostreaeformis bezeichnet wurde, während
2. Aspidiotus ostreaeformis Curtis 1843 (= Aspidiotus pyri Lichtenstein)
mit unserer gelben Pseudo-San Jose-Laus identisch ist.
Da die wissenschaftlichen Namen demnach mehrfach geändert sind, so
möchten wir. um Irrtümer zu vermeiden, speziell den Praktikern empfehlen,
an den deutschen Bezeichnungen, nämlich die »gelbe Europäische Pseudo-San
Jose-Schildlaus« und »rote austernförmige Schildlaus« festzuhalten. Während die
erstere ein in Deutschland allgemein verbreitetes Tier zu sein scheint, kommt
letztere relativ selten vor. Wir haben sie bis jetzt nur vom Rhein her erhalten.
Die gelbe Pseudo-San Jose-Schildlaus findet sich dagegen überall in Deutschland
verbreitet und ferner, soweit uns bekannt und wie aus dem hier gegebenen
historischen Nachweise hervorgeht, auch in England, Frankreich, Tirol und, wie
*) Vergl. Genaueres in unserem Aufsatz in No. 5o der D. Landw. Pr. 1898. Wir möchten
nicht unterlassen, auch an dieser Stelle hervorzuheben, dass Herr Direktor Jahlonowski von
dem k. k. Entomologischen Staatsmstitut zu Budapest, der sich in unserm Institut mit der
Untersuchung von Schildläusen beschäftigte, sich mit bei diesen Studien beteiligte.
**') Gardeners Chron. 1843 pag. 8ö5.
***) Essai sur les cochenilles in Annales de La Socicte Entomologique de France 1868.
t) Beobachtungen über Schildläuse und deren Feinde, angestellt an Obstbäumen und
Reben im Rheingau. In Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrgang
37, 1884.
tt) Annales de la Societe d'Entomologie de France. 1881.
ttt) Description d'Hemipt^res nouveaux et notes diverses in Revue d'Entomologie, Caen
1897 pag. 81 — q5.
AQQ Dammsmühle.
uns Herr Direktor Jablonowski berichtet, in Ungarn. Sie ist, wie gleichfalls
aus jener Geschichte sich ergiebt, schon 1843 i^^ Europa gewesen, dürfte somit
wohl bei uns einheimisch und nicht etwa eingeschleppt sein,
Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz
an der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin.
Dammsmühle.
^\^/eit hinaus im Norden von Berlin liegt ein idyllischer Ort: Dammsmühle
bei Schönwalde, einst der Sommeraufenthalt der Gräfin Lichtenau,
jetzt der Wohnsitz des Herrn Lieutenant WoUank, Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues. Ihm galt am Donnerstag den 14. Juli der Besuch
der vereinigten Ausschüsse, und nach gewohnter alter Berliner Art wurde das
gemütlichste Beförderungsmittel: der Kremser gewählt. In zwei Kremsern
fuhren 28 Personen, unter denen auch drei Damen, um i' 2Uhr vom Schönhauser
Thor über Pankow, Nieder-Schönhausen, Nordend, Blankenfelde, Schildow,
Mühlenbeck und Buchhorst in der Richtung nach Schönwalde, um zuletzt,
von der gepflasterten Strasse nach 2Y2 Stunden Fahrt abbiegend, noch 10 Minuten
zu Fuss zu gehen, da vollbesetzte Kremser Sandwege nicht befahren können.
Empfangen von Herrn Obergärtner Lehmann wurden die Teilnehmer
sofort nach dem Schlosse zu LIerrn Lieutenant Wollank geführt, der, in der
sicheren Voraussicht, dass die lange Fahrt Appetit erregt haben würde, den
Vorschlag machte, sich zunächst durch ein einfaches Mittagsmahl auf einer
Terrasse zu stärken und dann erst den Rundgang zu beginnen. Bei Tisch
berichtete uns der liebenswürdige Besitzer kurz über die Geschichte des Ortes.
Über die ältere Geschichte ist wenig bekannt; man weiss nur, dass es
ein königliches Jagdhaus war und wahrscheinlich unter dem Kurfürsten
Friedrich III., späteren König Friedrich L, der 1694 den berühmten, zu Hamburg
1664 geborenen Bildhauer Andreas Schlüter an seinen Hof zog, erbaut oder
wenigstens renoviert ist; denn ein Zimmer im Schlosse zeigt noch die schönen
von Schlüter herrührenden Ornamente an Wänden und Spiegeln.
Unter Friedrich dem Grossen kam das Schloss in den Privatbesitz eines
gewissen Damm, welcher die Lieferungen an Bekleidungsgegenständen,
Getreide etc. für die Armee des grossen Königs hatte und dabei sieben
Millionen Thaler verdient haben soll. Damm schrieb dem Könige, er habe
nur eine Stelle in der Mark, an welcher er Leder walken lassen könne, das
sei eben hier. Der König genehmigte sein Gesuch und so wurde Damm 1752
Besitzer, der 1768 begann das Schloss auszubauen.
Allein gross ist das Schloss nie gewesen und eigentlich wohl immer
ein „Haus" geblieben. vSpäter wurde es sogar ein einfaches Wirtshaus und
Herr Brettschneider, der den Ausflug mitmachte, erzählte uns, dass er selbst
früher dort eingekehrt sei.
Jahre kamen, Jahre gingen, Dammsmühle wechselte seine Besitzer wiederholt,
bis endlich vor vier Jahren Herr Lieutenant Wollank das Gebäude nebst zu-
gehörigem Land und Wasser, im ganzen 30 ha erwarb.
Sein Erstes war, das Schloss zu erweitern und dies war um so schwieriger,
als dies nur durch Anbau im rechten Winkel zum Hauptgebäude geschehen
Dammsmühle.
401
konnte. Die -Firma Erdmann & Spindler, Berlin, welcher Herr Wo Hank
seine Ideen vortrug, hat die Aufgabe in geschickter Weise gelöst, und nun
steht ein stattliches Schloss da, im Schlüterschen Barockstil mit zierlichem
47 m hohen Turm, schöner Pergola und einer sich daran schliessenden, den
rechten Winkel des Gebäudes verdeckenden architektonischen Halle, die als
Kegelbahn dient. Die innere Einrichtung der Räume entspricht ganz dem
feinen Geschmack des Bauherrn, der selber einst Maler war und auch mit
mehreren eigenen schönen Gemälden seine kostbaren Zimmer geschmückt hat.
Doch wir wollen von dem Park reden, der uns näher angeht.
Wie schon der Name , »Dammsmühle« fast vermuten lässt, ist daselbst
Wasser vorhanden; dass dies Wasser indess etwa V4 des ganzen Terrains,
also ca. 8 ha ausmacht, hätte wohl niemand erwartet. Aber noch mehr: der
Park grenzt unmittelbar an den ca. 40 ha grossen Mühlenbecker See, und da
das Terrain hügelig ist, hat man die schönsten Blicke bald auf die eigenen
Teiche, bald auf den eben genannten Mühlenbecker See. Geradezu bezaubernd
ist ein Blick aus einem Gartenhause auf einen der von Wald und Wiesen um-
rahmten Teiche!
Der eine der dem Schloss zunächst gelegenen Teiche liegt 6 m höher
als der andere; der Bach, welcher den Abtluss des oberen bildet (das alte
Mühlengerinne), tliesst jetzt unter dem Schlosse durch, was zwar beim Entwurf
des Bauplanes grosse Schwierigkeiten bereitete, jetzt aber den Vorteil gewährt,
dass die bedeutende Wasserkraft zum Betriebe einer Turbine benutzt werden
kann, welche für das ganze Schloss elektrisches Licht liefert, und bei der
Heimfahrt am Abend sah man noch in weiter Ferne die hell erleuchtete
Laterne in der Spitze des zierlichen Schlossturmes.
Nun aber zur Terrainbeschreibung. Die ganze Anlage wird von einer
öffentlichen Fahrstrasse durchschnitten; anstatt aber etwa die Seiten der Fahr-
strasse einfriedigen zu lassen, was wieder die Einheitlichkeit des Ganzen
gestört hätte, hat Herr Wollank, der selbst ein begeisterter Jünger der
Landschaftsgärtnerei ist, die P^ahrstrasse in einen Parkweg verwandelt und die
Ränder mit niedrigen Bordschwellen aus Granit einfassen lassen. Er steht
jedoch mit dem Forsttiskus, dessen Wald unmittelbar das Terrain begrenzt, in
Unterhandlung, um ev. später die öffentliche Strasse um das Grundstück
herumzuführen. Dass dies für das Gedeihen der Anlagen von grossem
^'orteil sein dürfte, und namentlich ihnen die friedliche Ruhe gewähren würde,
wird man um so mehr begreifen, wenn man erfährt, dass der scheinbar ab-
gelegene Ort doch sehr von Berlinern und den »\'orortlern« des Nordens
besucht wird. Zählte man doch am Ostertage d. J. gegen 5000 Passanten!
Vor dem Schlosse befindet sich ein vom Obergärtner Lehmann im feinsten
Geschmack angelegtes grosses Teppichbeet, weiterhin folgt ein grosser
Rosengarten mit ca. 1000 Hochstämmen und vielen niedrigen Rosen, links
und rechts eingefasst von Rasenflächen, die mit selteneren Koniferen bepflanzt
sind, vorn aber von zwei grossen eisernen Lauben, die mit Schlingrosen be-
wachsen sind, während endlich hinten auf einer Böschung sich ein kleiner
Tempel im dorischen Stil erhebt. Der ganze Rosengarten ist erst in diesem
Frühjahr bepflanzt und in Anbetracht dessen sind die Sträucher ausserordentlich
gut gediehen; geradezu erstaunlich war der Blütenreichtum der neuen Schling-
rose »Crimson Rambler«.
402
Dammsmühle.
Weiter folgt eine grosse im Halbkreis oder genauer gesagt in Form einer
Parabel angelegte Terrasse, mit Wein, Plirsich, Aprikosen, Erdbeeren u. s. w.
bestanden, früher ein elender kiesiger Abhang, nur dürftige Akazien (Robinien)
tragend.
Durch die Terrasse ist ein schmaler Tunnel gegraben, unter dessen
Sohle das Wasser aus einem oberen Teich abfliesst und sich weiter unterhalb
in drei terrassenartig sich abstufende Forellen- und Karpfenteiche ergiesst.
Wenn je das Wort, dass das Wasser das Auge der Landschaft ist, zur
Wahrheit geworden, so ist es in Dammsmühle der Fall. Man würde aber
irren, wenn man annähme, dass immer so viel Wasser A'orhanden gewesen
sei. Nein, vor zwei Jahren waren mehrere der heutigen Teiche noch Wiesen;
durch Dämme, oder sagen wir moderner: durch >Thalsperren-< sind diese
Wiesen jetzt unter Wasser gesetzt und gerade diese A'ermehrung der Wasser-
flächen und ihre Umrahmung durch Gehölze muss als eine der grössten und
gelungensten Verschönerungen der ganzen Anlage bezeichnet werden. Auch
die Veränderung einer viereckigen Pferdekoppel in einen anmutigen Wiesen-
plan, mit Gehölz eingefasst, ist sehr zu loben.
Nicht minder aber verdient die Terrainbewegung im Park rühmend
hervorgehoben zu werden. Bald gehts hinauf, bald gehts hinab, durch schönes
Gehölz, namentlich Buchenbestände. Die Buchen gedeihen auffallenderweise,
trotzdem der Boden scheinbar reiner Sand, doch sehr gut, wie auch in der
Kolonie »Buchhorst«, die wir auf der Hinfahrt passierten. Selbst grosse Eichen
linden sich in der benachbarten Alühlenbecker Forst..
In Dammsmühle sind es aber besonders einige Nadelhölzer, die zu ganz
ausserordentlicher Grösse gelangt sind und die darauf schliessen lassen dass
einst mit sorglicher Hand hier gepflanzt wurde. Einer der sehenswertesten
Bäume ist eine alte schöne Weisstanne (Abies pectinata) mit 2,90 m Umfang
in 1 m Höhe; nicht minder schön ist eine ganze Allee von Rottannen (Picea
excelsa), unter denen gleichfalls herrliche Exemplare; eins hat einen Umfang
von 3,90 m und eine Höhe von ca. 50 m!
Dazu gesellen sich nun noch gegen 400 fremdländische Koniferen-Arten
und Varietäten, viele Laubhölzer, besonders immergrüne, sodann Ziergräser u.s.w.,.
kurz es ist beabsichtigt, im Park zugleich ein Arboretum zu haben. V^on den
Koniferen nennen wir Picea Alcockiana, P. ajaneüsis, Pinus ponderosa, Picea
pungens in verschiedenen Varietäten, Abies nobilis glauca, Ab. mucronata,
A. polita, A. magnilica, Chamaecyparis-Arten, Pseudo-Tsuga Hookeriana, sehr
schön blaugrün u. s. w., von den Laub - Gehölzen Robinia neo - mexicana
(abgebildet in Gartenflora 1892 S. 649 t 1385), Laurus Sassafras, Juglans regia
laciniata,Liquidambar styraciflua, Ligustrum lucidum, PhillyreaVilmorinianau. s.w.
Auch 25 Sorten von Hibiscus syriacus sind angepflanzt, die hoffentlich bei den
grossen Wasserflächen die strengen Winter überdauern werden.
Ganz besonders reich sind auch die Rhododendron und ihre A'erwandtea
vertreten, das schöne Rh. punctatum stand noch in Blüte. Wohl an 50 Arten
immergrüner Moor-Pflanzen u. s. w. sind vorhanden.
Doch nicht nur dem A^ergnügen dient das Grundstück, auch Ertrag soll
es bringen. Dazu dienen einerseits die zahlreichen Teiche, welche mit Forelleü,
Karpfen, Schleien u. s. w. besetzt sind und in diesem Jahre schon einen Ertrag
von ca. 6 Zentnern Forellen und 20 Zentnern Karpfen geben dürften, anderer-
Das Steinobst in den Vereiniaten Staaten.
_423
seits die ausgedehnten Obstanlagen. An mehreren Stellen, besonders in der
Nähe der Wirtschaftsgebäude, sind grosse Obstgärten geschaffen, die im ganzen
ca. 8 ha einnehmen. In dem ältesten, drei Jahre bestehenden Obstgarten
ist das ganze Terrain i m tief rigolt und dann in jedes ßaumloch Teichschlamm,
Bauschutt sowie lo Ivg Thomasschlacke gethan. Der Wuchs war ausser-
ordentlich üppig; wir wollen hoffen nicht zu üppig, so dass auch einst Frucht
angesetzt werden kann, wie das teilweise schon der Fall. Hauptsächlich sind
Pyramiden gepflanzt, doch auch andere Formbäume. In einem anderen Garten
haben die älteren Hochstämme Platz erhalten und die Pflaumen und Kirschen u.s.w.
haben das Verpflanzen sehr gut ertragen.
Zu den vorhandenen Gewächshäusern, welche der Blumenzucht dienen,
soll noch ein 200 m langes Haus für Wein- und Pfirsichtreiberei kommen und ■
an dieses sich ein Überwinterungshaus schliessen, so dass dann ca. 2000 qm
mit Glas bedeckt sein w^erden.
Leider erlaubte die Zeit nicht, alles noch eingehender in Augenschein
zu nehmen. Nur noch eine Tasse Kaffee schlug man nicht aus und dann gings
unter herzlichstem Dank an den freundlichen Wirt und seinen ihm so treu
zur Seite stehenden Obergärtner heimwärts. Unterwegs wurde es so kalt, dass
die meisten sich in Nieder - Schönhausen durch ein Glas Grog erwärmen
mussten. Und das war am 14. Juli!
Auch den Störchen scheints zu kalt zu sein, denn bei der Hinfahrt sahen
wir auf den Wiesen der städtischen Rieselfelder zu Blankenfelde, dicht an der
Chaussee, sie schon in grossen Scharen (gegen 70) vereinigt, offenbar an die
Abreise denkend.*) L. Wittmack.
Das Steinobst in den Vereinigten Staaten.
(Aus dem amtlichen Bericht über die Weltausstellung in Chicago 1893.)
\"on Dr. L. ^^'ittmack. [Schluss]
Diese riesige Ernte kam um so unerwarteter, als im Jahre 1892 man den
Rückgang der Bäume wegen der Gelbkrankheit beklagte und tausende von
Bäumen niedergehauen wurden. Obwohl der Preis niedrig war, war doch der
Ertrag ein grosser, und das gerade in einer Zeit der grössten Finanzkrisis.
Auch die Erdbeerernte war reich gewesen und beide Ernten haben vielen
Tausenden direkt und indirekt Beschäftigung gegeben.
Wie gefährlich übrigens die Gelbkrankheit ist, geht daraus hervor, dass im
Jahre 1891 satt der erhofften 800 000 Busheis im Norden der Halbinsel kaum
400 000 Bushel ä 36 1 gepflückt werden konnten, die übrigen am Baume hängen
blieben. Das Eigentümliche der Krankheit ist, dass, abgesehen davon, dass die
Blätter gelb werden, 1. die Früchte vorzeitig reifen und rotfleckig werden,
2. die Winterknospen oder auch schlafende Augen vorzeitig (oft schon im
Herbst) austreiben. In den berühmten Pfirsichregionen Michigans dagegen,
besonders in Berrien, Van Buren, Allegan, Oceana und Benzie County, that die
*) Inzwischen ist es gottlob wieder wärmer geworden. Die Zeitschrift für Niederbarnim
aber meldet aus Oranienburg, 21. Juli: Die Folgen der \\'itterung der letzten Zeit machen
sich überall in Garten und Feld bemerkbar. Während von einzelnen Stellen über die zweite
Baumblüte (Birnen unn Äpfel) berichtet wird, ist an anderen Stellen (z. B. in der Mühlenstrasse)
in der iNacht vom 18. zum 19. der Wein erfroren.
A.OA. l^^s Steinobst in den Vereinigten Staaten.
Krankheit 1891 wenig Schaden, da ein weises Staatsgesetz dort das Verbrennen
aller kranken Bäume vorschreibt.
Die Ursache der schon seit 100 Jahren bekannten Krankheit ist noch
nicht sicher ergründet. Wirksame Gegenmittel sind bis jetzt trotz aller Ver-
suche, die namentlich das Dep. of Agric. anstellen lässt, nicht gefunden. Audi
gegen eine noch neuere, etwas ähnliche Krankheit in Georgia, Peach Rosette.
Rosettenkrankheit, bei der die Früchte nicht vorzeitig reif werden, hat man
nichts zu thun vermocht, wohl aber bei beiden nachgewiesen, dass durch
Impfung (Okulieren) die Krankheiten übertragbar sind.*) Dies würde vielleicht
Aleehans Behauptung" bestätigen**), dass der honiggelbe Blätterschwamm oder
Hallimasch, Agaricus melleus, welcher bei uns das Harzsticken der Kiefer
veranlasst und viele andere Bäume durch seine Rizomorphastränge angreift,
die Ursache ist. Er hat durch Mycel von Agaricus melleus, das er an die
Wurzeln der Pfirsichbäume brachte, direkt die Krankheit erzeugt. In Kalifornien
und Florida scheint dieser Pilz nicht zu gedeihen, daher tritt dort die Krank-
heit nicht auf. Vielleicht mit infolge des so verderblichen Auftretens der
Krankheit hat sich seit etwa 20 Jahren in einer anderen Gegend, in West-
Maryland, an den Abhängen der Blue ridge oder Blue Mountains, einer Vor-
kette von den Alleghanies, nebenbei bemerkt einem schönen waldigen und
gebirgigen Terrain mit vielen Sommerorten, eine blühende Plirsichkultur ent-
Avickelt und die »Blue Montain Peaches« spielen als Spätfrüchte auf den
Märkten von Baltimore, Philadelphia und New-York eine grosse Rolle. Streng
genommen ist es nicht West-Maryland allein, sondern auch der westliche Teil
von Pennsylvanien, besonders um Waynesboro, Penn., während das nicht fern
davon gelegene Edgemont schon in West-Md. liegt. An beiden Orten sah ich
am 3. und 4. Oktober noch viele Pfirsiche auf den Bäumen und man sagte mir,
dass selbst ein leichter Frost ihnen nicht schade. Den Herren J. Mitchell
Stover und John A. Nicodemus gebührt der Ruhm, in Edgemont zuerst,
vor ca. 15 Jahren, die Pfirsichkultur eingeführt zu haben, in Waynesboro
besteht sie erst seit 8 bis 10 Jahren, wie mir Herr Engle in Waynesboro,
Sekretär der Pennsylvania State Horticultural Society, dem ich viele wertvolle
Auskunft verdanke, mitteilte. Die Besitzungen von Nicodemus und von
Stover geben einen grossartigen Einblick in rationelle Pfirsichzucht und Ver-
wertung. Herrn Nicodemus traf ich nicht zu Hause, dafür aber seine Ge-
mahlin, nicht etwa in der stattlichen Villa, neben welcher die hohen Schächte
ZM^eier William sschen Evaporators (Dörren) hervorragten, sondern in einem
grossen Schuppen, wo sie fleissig mithalf, Pfirsiche für Baltimore zu expedieren
und andere zu schälen, die dann mittels eines kleinen Drahtseiles nach den
Dörrapparaten an der Villa geschafft wurden. Auch zahlreiche Weinreben
wurden dort kultiviert und dicht daneben war schöner Wald, so zu sagen
Urwald. Bei Herrn J, Mitchell Stover war ich glücklicher, er zeigte mir
seine Pfirsich- und Weinanlagen selbst sowie seine beiden Williamsschen
Dörraparate, die übrigens nicht in Thätigkeit waren, da er es vorzieht, die
nicht frisch verkäuflichen Pfirsiche in Blechbüchsen einzumachen. Flerr Stover
*) Report of the Secretary of Agriculiure for 1891, S. Syo, 400, 470, for 1892, S. 2?5.
— U. S. Dep, of Agriculture, Division of Vegetable Pathology Bulletin N. i, Bull. N. 4.
■**) Thomas Meehan in Meehans Monthly 1894.. Prof. Meehan ist Besitzer einer grossen
Baumschule, ein wissenschaftlich hochgebildeter Mann und tüchtiger Botaniker.
Das Steinobst in den Vereinigten Staaten. 40 >
ist mit seinem Bruder Besitzer der »Blue Mountain Peach Company« in Edge-
mont, Md., und bebaut auf zwei Farmen zusammen nicht weniger als 295 acres
(etwa 118 lia) Land mit Plirsich, das übrige ihrer 340 acres ist Wein, Forst,
Weide und wüstes, steiniges Land. Gras und Getreide wird gar nicht kultiviert,
sondern alles nötige Futter für die 9 Kühe und 14 Pferde gekauft. Das Obst-
land wird alle Jahre mit 400 bis 600 Pfund künstlichem Dünger pro acre
(40 a) im Frühjahr gedüngt, der hauptsächlich aus Knochenmehl und Kali-
salzen besteht. Im Winter werden die Bäume zurückgeschnitten und mitunter
im Sommer, um ein übermässiges Tragen zu verhindern, pinciert.
Ähnlich wie hier, wie in St. Joseph und in Delaware, ist die Pfirsich-
kultur auch in Kalifornien, ja überall.
In West-Pennsylvanien und West-Maryland werden besonders folgende
Sorten gezogen (nach mündlicher Mitteilung von Herrn Engle):
Als früheste 1. Amsden und 2. Early Alexander. Beide sind half cling?
d. h. das Fleisch haftet etwas an dem Stein. Amsden ist aber nicht sehr be-
liebt (so wenig wie bei uns), zumal sie auch leicht fault.
Dann folgen 3. Mountain Rose, eine Pfirsich mit freiem Stein (freestone),
4. Troths early red oder Early S. John, gelbfleischig, 5. Flonest John, so in
New-York, in den Blue mountains aber Early Rareripe genannt, 6. Foster,
7. Crawford Early (unsere Willermoz), 8. Elberta, eine der besten, sehr ertrag-
reich, haltbar und sicher tragend, gelblleischig. 9. Stump the world (gleich
Peche de Xew-jersey) und 10. Oldmixon, eine der besten, weissfleischig. Es
giebt übrigens eine Oldmixon Clingstone und eine Oldmixon Freestone.
Weiter kommen: n. Susquehanna, 12. Reeves' Favorite, 13. Crawfords
Late, 14. Chaires choice, eine dort sehr bekannte Frucht, 15. Smock Freestone
(auch Smoke genannt), 16. Salwey (drüben Salway geschrieben), endlich
17. Heaths Cling (Heaths Ilärtling) und 18. Bilyeu.
Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass die Herren Gebr. Halle zu South-
Glastonbury, Connecticut, etwa 1000 acres in Georgia mit Pfirsichbäumen be-
pflanzt haben, die bei dem dortigen warmen Klima sehr früh auf den Markt
kommen. Von dem Vertreter des Staates Georgia auf der Obstausstellung in
Chicago wurde mir mitgeteilt, dass man schon am 20. iMai mit dem Versenden
von Pfirsichen aus diesem Staat beginne; gebaut wird dort besonders die
Elberta, die daselbst auch entstanden ist.
Auch im südlichen Missouri sind neuerdings grosse Pfirsichanlagen ge-
schaffen, so auf der Olden fruit farm in Ilowell County, avo, ausser 500 acres
Apfelbäumen, einiger Birnen und viel Beerenobst, 400 acres tragbarer Pfirsich-
bäume vorhanden sind, die ca. 50 000 Bushel Ertrag gaben. Besonders gerühmt
wird der Elberta-Pfirsich, von dem im Report of the Commissioner of Agri-
culture für 1S91 S. 382 Tafel I ein sechs Jahre alter Baum abgebildet ist.
Auf der Ausstellung in Chicago waren Pfirsiche aus Kalifornien, Missouri,
Canada etc. konserviert in wahren Prachtexemplaren zu schauen. In Kali-
fornien wird besonders die Orange Cling Peach gebaut; B. P. Allen in Butte,
Chico County, hatte solche, in Salicylsäure oder dergleichen konserviert, von
10 bis n cm Durchmesser ausgestellt (genau Hess es sich durch das Glas
nicht messen), mit prachtvoller roter Backe, die mir angemalt erschien. Ich
sage das nicht, um zu tadeln, sondern um andere bei Vorführung konservierter
Früchte zu ähnlichem Vorgehen zu veranlassen, und gestehe ganz olfen, dass
Ajoß Das Steinobst in den Vereinigten Staaten.
ich die Blumen der Moorpflanzen, die in der landwirtschaftlichen Hochschule
unter Glas und Rahmen ausgestellt sind, auch zum Teil angemalt habe, da sie
sich so viel besser ausnehmen als im gewöhnlichen gepressten Zustande.
Dass der Pfirsichbaum auch Berieselung gut verträgt, sah man in der
Ausstellung von Kern County, »the greatest irrigated farm of the world«, in
Südkalifornien, wo mit einem Kostenaufwande von 10V2 Millionen Dollars
1 700 englische Meilen Kanäle angelegt sind und kleine Farmen von 20 bis
40 acres ausgeboten werden. Der Regenfall beträgt nur 4V2 Zoll, wie mir
Herr Wm. H. Holabird, Superintendent of Kern County Agencies, Bakerfield,
Ca., sagte. Auch hier war die Orange Cling mehrfach ausgestellt, sie wiegt
oft 12 Unzen (= ca. 340 g), einzelne bis 22 Unzen (= ca. 620 g), giebt ein
Drittel mehr Ertrag als alle anderen, eignet sich gut zum Versand und ebenso
zurrt Trocknen. Eine andere Sorte aus Kern County war Georges late Cling,
die selbst in jenem südlichen Landstriche erst im November reift und von
dem Hauptort Bakersfield, östlich von Los Angeles in Süd-Kalifornien, bis nach
New-York 3000 engl. Meilen (4800 km) frisch versandt wird.
Aus Missouri waren konserviert sogenannte Chinese Cling, ferner St. John
und Susquehanna vorhanden, später frisch: Buguets Freestone, gross, mit
warzenförmiger Spitze, Elberta, tief goldgelb, mit kurzer Spitze, Elmira Cling,
Stump, sehr gross, Fester, klein, aus Canada, in einem Gemisch aus Salicyl-
und Borsäure, Crawfords late (drüben schreibt man Late Crawford) und
schwarze tatarische Pfirsiche; aus Illinois, frisch: Early Crawford, gelb mit
dunkelroter Backe, Oldmixon, Red rareripe, Thurber, klein, Ede, länglich, gelb,
Yellow globe. Magnum bonum, Alountain Rose, Slump Mountain Rose, Stump
Madison County, eine wundervolle grosse Frucht ; auch Jowa brachte Early
Crawford, die mir als beste geschildert wurde, ferner Illinois Mountain Rose,
ziemlich gross, und als grösste Reeves' Favorite, die 20 cm Umfang hatte! Die
Pfirsiche lagen schon 10 Tage und waren noch wohlerhalten. — In Ahawahnee.
auf dem Wege von Raymond nach dem Yosemite-Thal, Kalifornien, lag am
16. September im Wirtshause ein Pfirsich zur Schau, der nach meiner Messung
28,2 cm Breiten- und 25 cm Längsumfang hatte, man gab sein Gewicht auf ein
Pfund an, ein anderer sollte ^/^ Pfund gewogen haben. Und diese waren in
einer schon gebirgigen Gegend, den Vorbergen der Sierra Nevada, geerntet.
Die Pfirsiche werden vor dem Verkauf gradiert, d. h. durch ein Rüttel-
werk mit Leisten sortiert, durch welches die kleineren durchfallen. Die nicht
frisch zu verkaufenden werden in Blechbüchsen eingemacht oder getrocknet,
die geringeren, fleckigen pflegt man vor dem Trocknen nicht zu schälen, sie
dienen zur Bereitung der peach-pies, einem wie alle pies sehr beliebten Back-
werk. Da die Pfirsiche, die in solches Backwerk kommen, nach dem Kochen
doch durch ein Sieb gerührt werden, so hindert die Schale nicht.
Auffällig war mir in Los Angeles, dass man die zum Einmachen in
Blechbüchsen bestimmten Pfirsiche in einer grossen Fabrik mit der Hand
schälen liess; man sagte mir, sie bleiben dabei glatter und haben ein besseres
Ansehen. Auffallend ist ferner, dass man so viele Clingstone Peaches, d. h.
solche mit an dem Stein anhaftenden Fleisch, benutzt; man behauptet, ihr
Fleisch sei feiner.
Am Spalier sieht man Pfirsiche (auch anderes Obst) fast nie, nur in
Maine, New -Hampshire und Massachusetts, soweit Halbstämme nicht mehr
genügend reifes Obst liefern.
Der Erholungsgarten bei Rudolph Hertzog. ^07
Nektarinen (giattschalige Pfirsiche) werden in den \'ereinigten Staaten
im Grossen weniger gebaut, da sie nicht so sicher im Tragen sind. Wie bei
allen glattschaligen Steinobstarten in Amerika ist es ein Rüsselkäfer, der auf
sandigem Boden die PTucht zerstört. Es ist Rhynchaenus Nenuphar, der auch
den Pflaumen und Aprikosen sehr schädlich ist, indem er kurz nach der Blüte-
zeit die jungen Früchte anbohrt und ein Ei hineinlegt.
Aprikosen.
Aprikosen gedeihen in den ^'ereinigten Staaten weniger gut als Pfirsiche,
sie leiden öfter in der Blüte durch Frost, andererseits durch Insekten und
Pilze. In Kalifornien werden noch die meisten gebaut, aus Kern County waren
konservierte Aprikosen ausgestellt, von denen angeblich vier i Pfund wogen.
N. B. Smith, Ventura Co., brachte Smiths Alammouth-Aprikosen. Vielfach
werden dort Aprikosen auch getrocknet.
In einer kalifornischen Zeitung las ich auf meiner Reise im Yosemitethal
»Die Obstzüchter in Kalifornien sind ärgerlich, dass sie nur 7 Cents =
ca. 30 Pfennig für das Pfund getrockneter Aprikosen erhalten. Das ist genug;
denn 20 acres Obstgarten würden ihnen genügend Verdienst bringen. Es kostet
nur 2 Cents, die Aprikosen zu pflücken, zu trocknen und nach der Bahn zu
bringen. Ein Aprikosenbaum von sechs bis sieben Jahren und mehr wird
250 bis 300 Pfund Aprikosen und mehr bringen, die beim Trocknen auf V.5 ein-
schrumpfen, also 50 bis 60 (in der Zeitung stand 50 bis 100 Pfund) getrocknete
Früchte geben. Auf einem acre stehen 100 Bäume, eigentlich 108, macht bei
7 Cents ( — 2 Cents) per Pfund 250 bis 300 (in der Zeitung stand 250 bis 500)
Dollars.« So in Bakersfield.
Der Erholungsgarten bei Rudolph Hertzog.
(Hierzu Abb. (ji.)
las 1S39 begründete weltberühmte Kaufhaus Rudolph Hertzog, Berlin,
(c^^ Breite Strasse 12 — 13 und (durchgehend bis zur) Brüderstrasse 24 — 33,
bringt in seiner »Agenda« für 1898 ausser dem Bilde I. M. der Kaiserin,
welches das Titelblatt schmückt, auch das farbige Bild der Königin Luise,
dann schwarze Abbildungen anderer berühmter Frauen und endlich folgen
sehr gelungene Ansichten aus dem neuerdings bekanntlich bedeutend ver-
grösserten Geschäftshause selbst. Unter diesen interessiert uns ganz besonders
die Abbildung des Erholungsgartens (S. 141), welche Avir mit Erlaubnis
der Firma hier wiedergeben.
Der Ausdruck »Erholungsgarten« ist gut gewählt, er lässt sofort den Zweck
erkennen. Der Name »Wintergarten« würde nicht passend sein, denn er wird
auch im Sommer benutzt. Dann wird der grösste Teil des Daches abgenommen
und nur der hinterste Teil bleibt erhalten, wie es die treffliche, im Sommer
von dem bewährten Künstler 0. Günther-Xaumburg gezeichnete Ansicht zeigt.
Kurz gestreift haben wir den Erholungsgarten schon, als wir in Gartenfl.
1897, S. 055, die schöne von Herrn Janicki hergerichtete Weihnachts-
dekoration im Hause Rudolph Hertzog besprachen. Heute wollen wir nun
näher auf den Garten eingehen, zugleich aber erwähnen, dass jetzt Herr Härder
(^
d
Abb. qi. Der Erholungsgarte
(T
V'
J>
'Ci Rudolph Hertzog, Berlin.
"~^
4".
A^Q Der Erholungsgarten bei Rudolph Hertzog.
die Dekoration übernommen hat, die selbstverständlich nach den Jahreszeiten
wechselt.
Der Garten hat eine Länge von 23,7 m, eine Breite von 6,0 m, in den
5 quer verlaufenden sattelförmigen Glasdächern eine Firsthöhe von 6,8 m und
an den Seiten eine Höhe von 4,15 m. Die Konstruktion des Daches ist nach
dem System Schutt, eine Kombination von Eisen und Glas. Die Heizung im
Winter erfolgt durch Elektrizität vermittelst emaillierter, an den Seiten-
wänden angebrachter Heizplatten, durch welche der Strom geht. Diese Platten
können an beliebigen Stellen angebracht werden.
Der Fussboden, soweit er nicht für die Pflanzen bestimmit ist, ist mit
schönen Mettlacher Fliesen belegt. In der Mitte erhebt sich eine reich orna-
mentierte Schale mit Springbrunnen, deren Wasser mit Goldfischen belebt ist.
Im Hintergrunde sieht man eine herrliche Bronzegruppe: einen Centauren, der
einen Amor auf seinem Pferderücken trägt, ein preisgekröntes Werk von
Lacarriere freres Delatour & Co., Paris. Flinten, nicht mehr auf dem Bilde
sichtbar, finden sich zwei andere schöne Bionzewerke: zwei Bacchantinnen, ein-
ander zu gewendet, in den Händen Weintrauben tragend, die abends elektrisch
erleuchtet werden.
Auch ein Flamingo, von rankenden Zweigen und farbenreichen Blüten
umgeben, strahlt abends im bunten elektrischen Licht dieser Blumen, des-
gleichen die Statue der Sonne, eine von Prof. C. Rutz modellierte Frauen-
gestalt, welche in den erhobenen Armen einen elektrisch beleuchteten farbigen
Ball trägt.
Endlich ist als wohl kostbarster Schmuck eine 3 m hohe japanische Vase
zu verzeichnen, von origineller Form und meisterhafter Ziselierung, mit Kranichen,
Drachen, Elefanten etc., jetzt oben gekrönt von einer buntblättrigen Agave
americana.
Ruhebänke aus Granit im antiken Stil an den Seiten laden zum \'er-
weilen ein.
Betreten wir den Garten von der Brüderstrasse aus, so finden wir an der
Schmalwand (auf der Abbildung nicht sichtbar, weil im Rücken des Beschauers)
schöne Palmen in Korkkübeln, Phoenix canariensis etc., Livistona chinensis
Howea etc., ferner Pandanus Veitchii und Farne, davor Kästen mit Pelargonien etc.
An der Längswand rechts finden sich Rhododendron und eine grosse
Chamaerops excelsa, umgeben von Plectogynen (Aspidistra elatior). Dann folgt
die erwähnte Statue der Sonne und darauf bunter neuseeländischer Flachs.
Phormiura tenax, weiter rechts Evonymus japonicus, blühende Chrysanthemum
frutescens, eine niedrige Gruppe Spiraea astilboides, Eriken und Fuchsien, schöne
Dracaena indivisa etc.
So setzt es sich fort bis hinten der Centaur das Bild abschliesst.
Die linke Seite ist mit Lorbeeren, Palmen, Pelargonien^ Petunien,
Kapuzinerkresse, Fuchsien geschmückt. In der Mitte etwa folgt ein breiteres
Beet mit zwei hochstämmigen Dracaenen, zu beiden Seiten des von Vergissmein-
nicht umgebenen Kranichs. Ein kleiner Hügel ist mit einer bunten Agave, um-
geben von Farnen, Funkien etc., Edelweiss, Glockenblumen etc., alles auf
Tuffstein, bepflanzt.
Die (auf der Abbildung nicht sichtbaren) Querbalken, welche die fünf
Satteldächer tragen, sind mit Pelargonien, Petunien, Tropaeolum und Epheu
Die Pariser Baumpflanzungen. ^ i i
berankt, die Firste mit Epheu bekleidet. A'on den Firsten und von den unteren
Balken hängen Ampeln herab, die mit Pelargonien und Epheu etc. geschmückt
sind. Auf diese Weise sind die Balken, die an sich nicht schön erscheinen
würden, anmutig garniert. Auch alle freien Stellen der Seitenwände sind mit
Epheu gedeckt.
Und dieses frische Grün des Wintergartens, es ist schon sichtbar, wenn
man den Haupteingang zum Geschäft, in der Breiten Strasse, wählt und die
grossartige Eingangshalle betritt. Durch Wegnahme einer Wand ist die letztere
so weit verlängert, dass sie direkt auf den Erholungsgarten schaut. So schliesst
sich denn an das Gewoge in den Verkaufsräumen, die übrigens an passenden
Stellen, namentlich auf den Treppenabsätzen, ebenfalls mit Blumen in Körben.
Jardinieren etc. geschmückt sind, eine Stätte der Ruhe, wo der Mensch wieder
»Mensch« wird. Und diese Aufgabe hat aufs schönste die gärtnerische Kunst
irelöst! L. W.
Die Pariser ßaumpflanzungen.
\'on Ernest Morgenstern, Paris,
ie Pariser Anlagen bilden einen der Hauptreize der französischen Haupt-
-^^i:^ Stadt und tragen dazu bei, ihr einen heiteren und anmutigen Charakter
zu verleihen. Ihre Sorge und Pflege verursacht indessen viel Mühe und Kosten.
da die Lebensbedingungen für die Pflanzen in einer Grossstadt durchaus
anormale sind. So brach vor etwa vier Jahren eine Seuche aus. der eine grosse
Zahl zum Opfer fiel. Eine Untersuchung des Elolzes ergab das Vorhandensein
eines kleinen roten Pilzes, Tubercularia, der sich nur auf absterbenden Pflanzen
niederlässt und deren Zugrundegehen beschleunigt. Das Dahinsiechen der
städtischen Anlagen, welches dieser Zerstörung A'orangeht, hat seine Ursache
an der verdorbenen, unreinen Luft, dem Staub und Rauch und der Ver-
seuchung des Erdreichs durch faulende Stoffe, stagnierendes Wasser, ein-
dringende Gase und der Thätigkeit der in diesem für sie günstigen Boden
massenhaft vorhandenen Würmer, Insekten, Mikroben und — den riesigen, aus
dem Kaukasus stammenden Wanderratten, die in den Schleusen leben und
ganze Tunnels unter dem Pflaster und durch die Baumwurzeln hindurch graben.
Manche neue Erfindungen, wie das Holz- und Asphaltpflaster, sind für die
Pflanzen insofern nachteilig, als das Wasser nicht mehr wie bisher zwischen
den Ritzen der Pflastersteine durchsickert und von den W^urzeln aufgefangen
werden kann. Was muss nun nicht Alles beobachtet werden, um diesen viel-
fachen Gefahren, welche ein Pflanzenleben nahezu unmöglich machen, zu be-
gegnen und der Metropole ihren grünen Schmuck zu erhalten, der das ein-
förmige Grau des Häusermeers unterbricht und dem \'olke zur Freude und
Erholung dient. Es ist keine leichte Aufgabe, die sich auf 257 Kilometer hin-
ziehenden 110000 Bäume zu pflegen und vor den Miasmen der Grossstadt zu
behüten. Nur der vierte Teil derselben, der in Squares und öffentlichen Parks
steht, wo der Boden mehr Ruhe hat, wo es wenig Staub giebt und keine Gas-
rohre liegen, befindet sich in einigermasscn normalen Lebensbedingungen.
Trotz der besten Absichten bietet aber auch die Leitung des städtischen Garten-
bauwesens manche Missstände. Dasselbe steht unter Leitung von Ingenieuren,
^J2 Die Pariser ßaumpflanzungen.
die aus der Polytechnischen Schule hervorgegangen, und es macht sich inner-
halb eines so umfangreichen Verwaltungszweiges zuviel Routine und Schablonen-
haftes bemerkbar, während gerade eine individuelle Behandlung in der Gärtnerei
not thut. So bildet eine Regel, von der nie abgewichen wird, dass die Bäume,
welcher Gattung sie auch angehören, in 5 Meter Abstand gepflanzt werden;
wahrscheinlich liegt dem das Bestreben zu Grunde, dass die Alleen möglichst
bald beschattet werden sollen. Dieser Zweck wird indessen dadurch nicht
erreicht. Der Boden wird rasch erschöpft, die Bäume finden nicht genug
IS'ahrung, die Aste können sich nicht ausbreiten und müssen dann gekappt
werden. Würden die Stämme 10 Meter auseinander gepflanzt, so könnten sie
sich freier entwickeln, ausreichend Schatten spenden, und würden auch weniger
kosten.
Der frühere Stadtbaumeister Alphand berechnete die Kosten für jeden
Baum auf 180 Fr. Auf dem Boulevard St. Germain stehen 1000 Stämme,
die somit 180000 Fr. kosten. Wären diese nun in Abständen von 10 m ge-
pflanzt, so würden grosse Ersparnisse erzielt werden, ohne dass die dekorative
Wirkung darunter litte. Die Kosten für das Schneiden, Bewässern etc. würden
sich auch verringern. Die Bäume werden täglich nach dem Reglement eine
bestimmte Zahl Minuten mit der Spritze begossen; von dem Staub und der
Ansammlung von Unrat bildet sich aber bald unter dem den Stamm um-
gebenden Eisengitter eine dicke Schicht, welche Wasser und Luft kaum durch-
lässt. Eine kürzlich angestellte wissenschaftliche und technische Untersuchung
hat indessen alle Nachteile für die Entwickelung der Bäume aufgedeckt und
auch Mittel zur Verbesserung ihrer hygienischen Lage aufgefunden, und es
wird daher nun auch Alles geschehen, um die Bäume künftig zu bewahren.
Eine grosse Hauptsache für den Gartentechniker unter den ungünstigen
Verhältnissen der Grossstädte, an denen sich kaum viel ändern lässt, ist es,
vor Allem Bäume auszuwählen, die ein möglichst zähes Leben besitzen und
unter den schlechten Einflüssen möglichst wenig zu leiden haben. Die besten
Arten sind in dieser Hinsicht unbedingt die Kastanien und Platanen, beide
bieten indessen mancherlei Ungelegenheiten. Erstere verlieren zu früh ihre
Blätter und das Fallen der harten, stachligen Früchte ist für die darunter
Wandelnden nicht angenehm. Die Platanen wuchern in dem Masse, dass sie
alle 10 Jahre vollständig beschnitten werden müssen.
Der rauhfrüchtige Ahorn, Acer dasycarpum, in Paris, »Sykomore« ge-
nannt, die Linde, der Xussbaum und die Sophora schmücken die Pariser An-
lagen erst seit kurzem, über ihre Widerstandsfähigkeit besitzt man daher noch
nicht genügende Ertahrung. Die Akazie ist dagegen ganz von den städtischen
Alleen verschwunden und findet sich nur noch in den Parks; sie hat zu kleine
Blätter und spendet nicht genug Schatten. Der japanische Firnissbaum (? wohl
Ailanthus. L. W.), für den man vor einigen Jahren eine grosse Vorliebe hatte,
ist jetzt ganz in Misskredit geraten; er ist zu empfindlich, bekommt zu spät
Blätter und verbreitet während der Blüte einen unangenehmen Geruch. Infolge
dieser Cbelstände hat man alle Stämme dieser Art, welche die Rue Royale
zierten, wieder entfernt. Die Ulme, die früher der Verbreiteteste Zierbaum war
und den Schmuck aller alten königlichen Landstrassen bildete, ist jetzt völlig
verschwunden, was sehr zu bedauern, denn sie besitzt Festigkeit, Dauerhaftigkeit,
ein langes Leben — 200 Jahre — und ein hübsches feines Laubwerk, aber
Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 41 S
leider wächst sie verzweifelt langsam. In den Champs Elysees stehen noch
einige prächtige Exemplare, die 1723 vom Herzog von Antin geptlanzt wurden.
Die prächtigste Ulme findet sich indessen im Garten der Taubstummenanstalt
in der Rue St. Jacques, ein Baum, welcher am Fasse 6 m Umfang und eine Höhe
von 48 m hat: die umstehenden fünfstöckigen Häuser erscheinen dagegen
niedrig. Der Stamm ist noch völlig kräftig und lebensfähig. Sie heisst die
»Sully-Ulme«, stammt aber aus einer 100 Jahre früheren Zeit als der Minister
Heinrichs IV., sie wurde von den Mönchen des Klosters St. Magloire gepflanzt.
Im Bois de Boulogne steht vor dem Restaurant von Madrid die alte Eiche
Franz 1. Sie soll nach der Rückkehr des galanten Königs aus der Gefangen-
schalt in Madrid von dessen Schwester Margarethe, Königin von Navarra, ge-
ptlanzt worden sein. In Bougival steht in der Nähe der Maschine, welche die
Wasserkünste von Versailles speist, eine Freiheitspappel, die 1792 beim Ab-
marsch der Freiwilligen nach der Grenze gepflanzt wurde.
Der berühmteste Pariser Baum ist unstreitig die Kastanie des 20. März,
die ihrer Rolle als >'Frühlingsbote«, wie man sie früher nannte, allerdings oft
untreu wird. Man hat sie, um diese frühe Blüte zu erklären, mit einem wahren
Sagenkreis umgeben. Die Royalisten schreiben sie den an seinem Fusse be-
erdigten Schweizergarden zu, während die Bonapartisten sie mit dem Geburts-
tage des Königs von Rom in Beziehung brachten. Sie ist übrigens allein in
der Varietät des Baumes, den man Aesculus hippocastanum Brioti benannt
hat, die frühreifer ist als die gewöhnliche Kastanie, begründet. ■■•*)
Das Interessanteste in der Pariser Flora bildet jedenfalls der Urwald in
den Ruinen des 1870 zerschossenen Rechnungshofes, der jetzt abgebrochen wird,
um dem neuen Orleansbahnhofe Platz zu machen. Ein Botaniker Jules Vallot
hatte vor einigen Jahren einen Katalog von dieser Flora angefertigt, der
152 Arten umfasste. Auf dem Mauerwerk wucherten Vergissmeinnicht, Nelken.
Mohn, Veilchen, auf den Treppen, den Kapitalen der Säulen und den Fronti-
spizen sah man die blauen Blüten des Bittersüss. Senf, Kohl, Kresse, Linsen,
Salat, Spargel, Zichorien blühten überall in den Höfen, die rote Tomate reifte
im Schatten des Ahorn; Pappeln, Weiden, Kirschbäume, ITollunder, Flieder
erfüllten die Amtsräuine des ehemaligen Finanzministeriums des Kaiserreichs.
Unter ihnen blühen Malven, Wolfsmilch und Doldenblüier, an den Mauern
ranken Epheu und Winde in die Höhe, die Erdbeere reift und das Getreide
wiegt seine Ähren im Winde. Alle ihre Früchte und Samen dienen den
zahllosen \'ögeln, die in dem alten Mauerwerk nisten, zur Nahrung.
Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
C'.ewählt am 20. Mai 1S98.
I. Ausschuss zur Vorbereitung der Neuwahl des Vorstandes.
i. Herr LandschaftsgUrtner A. Brodersen. 4. Herr Gärtnereihesitzer Rob. Nloncorps.
2. „ Gartenbaudirektor M. Buntze!. 3. ,, Architekt L. Urban.
3. „ Rentier C. Crass I.
*) Sie ist, wie wir hören, inzwischen abgestorben. L. ^^'.
*•'■•) Uns ist der Name Brioti unbekannt; wir finden ihn nirgends. L. W.
4>4
Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
2. Ausschuss für Revision der Kasse und der Bibliothel< etc.
Herr Stadt. Garteninspekior A. Fintelmar.«!. 4. Herr Geh. Rechnungsrat Schmidt.
„ Kaufmann R. Hientzsch. 5. „ Architekt L Urban.
,, Garteninspektor H. Lindemuth.
3. Ausschuss für Erziehung von Blumen und für Treiberei.
Herr Gartenbaudirektor R. Brandt. 7. Herr Garteninspektor H. Weidlich.
„ Gärtnereibesitzer C. Crass li. coopiiert: Herr Bacher.
„ Gartenbaudirektor C. Lackner. „ Dietze.
„ Garteninspektor W. Perring. „ Habermann.
,, GUrtnereibesitzer A. Schwarzburg. ,, Kretschmann.
„ Garteninspektor F. Weber.
4. Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst.
Herr Gescliäftsführer F. Brettschneider. 6. Herr Landschattsgärtner Klaeber.
,, Stadt. Obergärtner E. Giemen. 7. „ Ober- u.Landschaftsgärtn.O. Vogeler.
„ Siädt. Garteninspektor A.Fintelmann. cooptiert: Herr Kirchh.-Insp. Kiersky.
„ Gartenbaudirektor C. Hampel. „ Prof. Dr. Koehne.
„ Hofgärtner M. Hoffmann. „ Stadt. Oberg. Weiss.
5. Ausschuss für Obstbau.
Herr Gärtnereibesitzer C. Kotte. 6. Herr Lehrer und Hausvater R. Schulze.
„ Garteninspektor H. Lindemuth. 7. „ Stadtrat H. Töbelmann.
„ Gartenbaudirektor C Mathieu. cooptiert: Herr Dr. Freiherr v.Canstein.
„ Gärtnereibesitzer H. Mehl. „ Inspekt. Echtermeyer.
„ Stadt. Objrgärtner 0. Mende. „ GeschäftsführerC.Junge.
6. Ausschuss für Gemüsezucht.
Herr Obergärtner Amelung. 3. Herr Kaufmann R. Hientzsch.
„ Rentier C. Crass I. 6. „ Hoflieferant Josef Klar.
„ Inspektor E. Dressler. 7. „ Gärtnereibesitzer R. Moncorps.
Gärtnereibesitzer E. Hapt.
7. Ausschuss für gewerbliche Angelegenheiten.
1. Herr Gärtnereibesitzer F. Bluth. cooptiert: Herr Brettschneider
2 ., Landschaftsgärtner A. Brodersen.
3. „ Gescliäftsführer C. Junge.
4.. „ Hofheferant F. W. Kropp.
„ Gärtnereibesitzer 0. Neumann.
„ Gartenbaudirektor G. A. Schultz.
Gärtnereibesitzer J. Tübbecke.
Kotte.
Kretschmann.
Hofheferant J.F. Loock
Moncorps.
van Thiel.
Herr
8. Ausschuss für die Interessen der Liebhaber
Schriftsteller 0. Cordel. cooptiert: Herr Obergärtner E. Braune.
„ Kustos Dr. Udo Dammer.
„ Kaufmann Demharter.
„ Geh. Ober- Bergrat Dr. Hauchecorne.
„ Dr. Freiherr von Landau.
„ Geh. Rechnungsrat Schmidt.
„ Architekt L. Urban.
cooptiert: Frl. M. Blohm.
Herr Fabrikbesitzer E. Borsig.
Geh. Reg.-Rat Dr. Brix.
Hofgärtner Hoffmann.
Ingenieur 0. Peschke.
Dr. Maren.
A. Martini-Wilmersdorf.
Prof Rodenwald.
Kommerzienrat Schutt.
Schriftsteller J. Trojan.
Geh. Kommerzienrat Veit.
9. Ausschuss für Redaktions-Angelegenheiten.
5. Herr Hofgärtner M. Hoffmann.
6. „ Gartenbaudirektor C. Mathieu.
7. „ Gärtnereibesitzer R. Moncorps.
Herr Geschäftsführer F. Brettschneider.
„ Schriftsteller 0. Cordel.
„ Inspektor E. Dressler.
„ Gartenbaudirektor C. Hampel.
10. Ausschuss für Versuche.
Herr Geschäftsführer F. Brettschneider. 4. Herr Gartenbaudirektor C. Mathieu.
„ Gärtnereibesitzer E. Dietze. 3. „ Stadt. Obergärtner 0. Mende.
„ Hoflieferant J. Klar. 6. „ Gärtnereibesitzer A. Schwarzburg.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen.
415
II. Mitglieder des Vereins im Kuratorium der Fachschule für Gärtner.
Vorsitzender Herr Dr. Deite, ernannt von der städtischen Gewerbedeputation.
1. Herr Stlidt. Übergärtner E. Giemen. 3. Herr Ober- u.Landschaftsgärtn.O. Vogeler.
2. „ Gärtnereibesitzer C. Grass II. 6. ,, Obergärtner H. Weidlich.
3. „ Stadt. Garteninspektor A.Fintelmann. 7. „ Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. L. Wittmack
4. „ Geschäftsführer C. Junge. (Dirigent der Fachschule).
12. Mitglied des Kuratoriums der Kgl. Gärtner-Lehr-Anstalt pro 1897—99.
Herr ( iartcnbau-Dircktor G. Hampel.
13. Ausschuss für Düngungsversuche.
1. Herr Geh.Reg.-RatProf.Dr.Märcker.Halle. 4. Herr Hofgärtner M. Hoffmann, Berlin.
2. „ Prof. Dr. Sorauer, Berlin. 3. ., Garteninspekt. Weber, Spindlersfeld.
3. „ Gärtnereibesitzer F. Blutli, Steglitz. 6. „ Garteninspekt. H. Weidlich, Berlin.
14. Ausschuss für Dekorationen.*»
Herr Schriftsteller 0. Gordel. 9. Herr Landschaftsgärtner Köhler (Haack
„ Gärtnereibesitzer Fasbender. Nachf.)
„ Stadt. Garteninspektor Fintelmann. 10. „ Gärtnereibesitzer Kuntze.
4. ,, KÖnigl. Gartendirektor Geitner.
Königl. Obergärtner Habermann.
Kunst- u. Handelsgärtner Janicki
Gartenbaudirektor Jawer.
iS. ,, Hoflieferant Klings.
Wer ausserdem den Sitzungen eines technischen Ausschusses regelmässig"
beizuwohnen wünscht, wolle das dem General-Sekretär anzeigen und wird dann
der betr. Ausschuss das Weitere veranlassen.
Hoflieferant J. F. Loock.
Landschaftsgärtner Maecker.
Garteninspektor Weber.
Kunst- und Landschaftsgärtner
W. Wendt.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neue Rose.
Herr Hoflieferant Peter Lambert,
Rosen- und Formobstschule, Trier,
sandte uns am 23. Juli sechs ab-
geschnittene Rosen eines selbst-
gezüchteten Sämlings , einer Thee-
hybride, die wegen ihrer stattlichen,
schön rosagefärbten Blumen von köst-
lichem Wohlgeruch allgemeine Auf-
merksamkeit verdient. Die Blumen
haben aufgeblüht einen Durchmesser
von 7 — 8, selbst bis 9V2 cm und sind
dabei ausserordentlich hoch gebaut, bis
6 oder gar 7 cm, dabei dicht gefüllt,
oft mit 2 Centren. Der Wuchs ist nach
den Mitteilungen des Züchters kräftig,
gedrungen und gleichmässig, so dass
sich diese noch nicht benannte und
noch nicht im Handel befindliche
Rose besonders auch sehr für Gruppen
eicnet. L. W.
Kleinere Mitteilungen.
Die Zentralstelle für Obstverwertung in Stettin
vermittelt vom 1. Juli bis 31. Oktober
jeden Jahres den Verkehr zwischen
bbstproduzent und Konsument durch
die Mitteilung von Obstangebot und
Nachfrage an die Produzenten und
Konsumenten, für welche sie den Aus-
tausch von Adressen besorgt.
Der Ankauf und Verkauf bleibt
Sache der Käufer und Verkäufer, ohne
jede Einmischung und Verbindlichkeit
der Zentralstelle, welche keinerlei
Geschäfte betreibt.
Der Austausch der Adressen zwischen
Käufern und Verkäufern erfolgt durch
portofreie Uebersendung der Angebots-
*i Dieser neue Ausschuss hat im wesentlichen die Aufgabe, von Mitgliedern ausgeführte
Dekorationen zu beurteilen und ev. zu prämiieren.
4i6
Kleinere Mitteilungen.
und Xachfragelisten, welche nach
Mass^nbe eingelaufener Anmeklunsen
wöchentlich einmal (Freitajs:) oder öfter
li erausgegeben und an die Interessenten
vrrsandt werden.
Die Zentralstelle lässt es sich an-
gelegen sein, durch sachgemässe Ver-
bi-eitung der Angebotslisten in den
Kreisen der Tafelobsthändler. Deli-
]<atessengeschäfte. Obstverwertungs-
C.enossenschaften, Obstweinfabriken
und Konservierungsanstalten den Ab-
satz von Obst zu erleichtern und weist
durch zeitgemässe Inserate im
..Nahrungsmittel- Anzeiger'' und den
jeweiligen obstai'men Gegenden
Deutschlands auf die in der Provinz
Pommern vorhandenen Angebote der
Zentralstelle hin.
Die Zentralstelle für Obstverwertung
ist ein uneigennütziges Unternehmen,
welches von der Landwirtschafts-
kammer für die Provmz Pommern an-
geregt ist und unterstützt wird.
Die Aufnahme von Angebot und
Nachfrage in den Listen erfolgt, wie
deren Zusendung, kostenlos. Als
Gegenleistung wird vondenlnanspruch-
nehmern der Zentralstelle Mitteilung
über die durch dieselbe erfolgten
Kaufabschlüsse erbeten, und ist genaue
l\inhaltung der für Angebot und Nach-
frage vorgeschriebenen Bedingungen
bei den Kaufabschlü.-sen vorge-
schrieben.
Das Geschäftsreglement wird auf
\'erlangen an Interessenten kostenlos
und portofrei von der Zentralstelle für
Obstverwertung in Stettin, Frauen-
strasse 34, versandt.
Station für Pflanzenschutz in Hamburg.
Der Hamburgische Staat hat im Frei-
hafen eine Station für Pflanzen-
schutz geschaffen. Die Leitung der-
selben ist Herrn Dr. C. Brick vom
Botanischen Museum zu Hamburg über-
tragen, als Zoologe ist Herr Dr. L. Reh
berufen worden.
Anlass zur Errichtung der Station
gab die Untersuchung des über Ham-
burg eingeführten amerikanischen
Obstes auf San Jose-Schildlaus (Aspi-
diotus perniciosus Comst.); ausser-
dem soll die Station auch die Sendungen
lebender Pflanzen aus dem Auslande
hinsichtlich der Einschleppung von
Reblaus, San Jose-Schildlaus etc. über-
wachen. Ihr fallen als weitere Auf-
gaben die Bekämpfung auftretender
Pflanzenkrankheiten, die Revision der
Rebschulen und der mit Reben be-
pflanzten Gelände, die Ueberwachung
der mit Obstbäumen bestandenen
Kulturllächen im Hamburgischen Ge-
biete, sowie die Beschäftigung mit
den einschlägigen Fragen zu.
Phytoptus vitis.
Beifolgende Weinblätter fand ich
bei einem Freunde. Die Weinwand
ist nach Südwest gerichtet und Blatt
für Blatt ist mit Filzpusteln bedeckt,
die auch schon die Früchte angegriffen
haben. Haben Sie doch die Güte, mir
umgehend mitzuteilen, was ich dagegen
thun kann und wodurch der Filz ent-
standen ist. Eine andere Wand, die
in demselben Garten ist, ist vollständig
gesund. Johannes Bacher.
Antwort. Die mit Filz bekleideten
Pusteln werden erzeugt durch mikro-
skopisch kleine Milben (Phytoptus
vitis). Früher sah man sie für einen
Pilz an, den man Erineum nannte.
Die einzigen Gegenmittel sind: ge-
legentliches Abschneiden der Blätter,
doch nicht alle auf einmal, und Zurück-
schneiden der Triebe, da die Milben
in den Knospen überwintern.
Sallcylsäure.
Die am 20. Mai 1S98 zu Berlin im
,, Weihenstephan" stattgehabte grosse
Versammlung deutscher Fruchtsaft-
presser beschloss als Ergebnis ein-
gehend und unter Beteiligung wissen-
schaftlicher Autoritäten geführter Be-
ratungen, den massgebenden Behörden
die folgende Kundgebungzu unterbreiten
und dieselbe durch die Presse zu ver-
öffentlichen: ,,Da es bis heute andere
brauchbare Mittel als Zusatz von Sprit
und Salicylsäure zu der im Gross-
verkehr erforderlichen Konservierung
roher Fruchtsäfte nicht giebt und die
Verarbeitung gespriteter Säfte er-
fahrungsgemäss das Aroma der Fabri-
kate benachteiligt, so sollte (Pharma-
kopoe-Waaren ausgenommen), soweit
nur anerjvannt gesundheitlichunbedenk-
liche Mengen von Salicyl-Säure in Frage
kommen, Salicylieren als erlaubt er-
achtet werden und Anklagen dieserhalb
fernerhin unterbleiben.''
Kleinere Mitteilungen.
417
Die Canna als Topflanze im Zimmer.
Von A d a m H e y d t , Kunstgärtner, Vorsteher des
Herzoglichen Hofgartens Sr. Hoheit des Herzogs
Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein
auf Grünholz-Vogelsang.
Die Zucht der Canna als Topflanzen
im Zimmer ist noch neu und doch
bieten sie eine grosse Abwechse-
lung im Zimmerflor. Am besten eignen
sich die neueren grossblumigen Hy-
briden, die unter dem Namen Crozy
Canna im Handel sind, besonders die
die von dem deutschen Gärtner Adolf
Ernst in Stuttgart gezüchtete Canna
Königin Charlotte. Erst seit diese
dem Handel übergeben, ist man mehr
auf die Idee gekommen, die Canna als
Tofpflanzenzu benutzen und die mannig-
fachen Versuche haben erwiesen, dass
sie sich gerne dazu verwenden lassen.
Mir selbst stehen inbezug der Canna-
topfkultur reichliche Erfahrungen zur
Seite und möchte ich in nachstehendem
eine kurze Anweisung zur Pflege der
Canna im Zimmer geben.
Hat man ein angetriebenes Exem-
plar aus einer guten Gärtnerei erhalten,
so ist dasselbe in einen passenden
Topf zu pflanzen, der aber zum Zweck
des Wasserabzuges gut mit Topf-
scherben, Drainage, zu versehen ist.
weil gerade Canna guten Wasserabzug
verlangen, wie ich durch Parallelkul-
turen beobachtet habe.
Als Erde ist Torf mit Laub und
Mistbeeterde mit der üblichen Menge
Sand vermischt zu benutzen; ich fand
den Torf besonders für Canna taug-
lich, so suchten die Wurzeln z. B. in
•der Erde jene Stellen auf, wo der Torf
infolge schlechter Mischung reichlicher
vorhanden war. Beim Verpflanzen
drüke man die Erde nicht zu fest an,
da Canna nicht fest gepflanzt sein
Avollen.
Die Aufstellung erfolge am halb-
schattigen Fenster, wenigstens während
stürmischer Tage und kühler Nächte
im Wohnzimmer. Begiessen wird fast
alle Tage nötig sein; man muss das
volle Austrocknen des Ballens ver-
hüten, denn Trockenheit wirkt sehr
nachträglich. Auch vermeide man
Zugluft.
Sehr empfehlen möchte ich. die
Canna öfters mit Wagner'schem Nähr-
salz zu düngen, die Entwicklung der
Pflanzen ist dann einfach grossartig;
doch möchte ich wieder vor über-
mässiger Fütterung warnen, da sonst
leicht die Pflanze an Übersättigung zu
Grunde geht.
Während der Blütezeit achte man
besonders auf genügende Bewässerung,
da sonst leicht die Blumen innerhalb
weniger Stunden vertrocknen. Pflegt
man seine Canna gut, so kann man
bis November blühende Pflanzen haben,
alsdann lässt man mit dem Begiessen
nach und sucht durch Trockenhalten
die Pflanze zur Ruhe zu bringen. Die
eingezogenen Rhizome bewahrt man,
ohne sie aus dem Topf zu schütteln,
in ungeheiztem, doch ganz frostfreiem
Zimmer auf. Im Februar, März be-
ginnt man wieder mit dem Antreiben,
worauf dann die Canna wieder ver-
pflanzt und wie im Jahre zuvor be-
handelt werden.
Orchideen für den Schnitt.
Die Zahl der Orchideen in unseren
Kulturen ist in den letzten Jahren sehr
gewachsen. Die Orchideen sind eben
Modeblumen. Und wer wollte das
tadeln? Keine Pflanzenfamilie weist
so viele abenteuerliche, einander oft
ganz unähnliche Gewächse auf. Keine
bietet dem Schnittblumenzüchter so
viele prächtige, wertvolle Arten dar.
Infolge der stets zunehmenden Lieb-
haberei für Orchideen sind aber eine
grosse Anzahl Arten in unsere Kulturen
übergegangen, die nur für den Lieb-
haber von Wert sind. In unseren
botanischen Gärten, noch mehr wohl
in den vSammlungen »reicher« Lieb-
haber finden wir eine unerschöpfliche
Fülle von Formen und Farben, von
gewaltigen Blütenständen, imposanten
Einzelblüten und winzigen, darum aber
nicht weniger interessanten Pflänzchen.
Haben nun alle diese für den speziellen
Orchideensammler, ja auch für den
wirklichen Naturfreund, ihre nicht zu
verkennende Bedeutung; der praktische,
auf Geldgewinn bedachte Kultivateur
betrachtet geringschätzig die meisten
Arten als »botanisches Zeug« und hält
nur wenige für auserwählt und für
seine Zwecke geeignet.
Wir möchten heute eine Gattung,
ja wir können fast sagen eine Art,
herausgreifen aus der Orchideenfamilie,
die sicherlich jeder Schnittblumen-
züchter als die Perle seiner Sammlung
schätzen wird, wir meinen die Gattung
Cattleya und in erster Linie
4i8
Kleinere Mitteilungen.
C. labiata Ldl. mit ihren zahllosen
Formen. Die amerikanische Gartenbau-
zeitschrift »The American Florist«
brachte vor einiger Zeit eine Notiz
über diese Cattleya- Gruppe. Wir
haben einige der in diesem Artikel
enthaltenen Ausführungen in den Kreis
unserer heutigen Betrachtungen ge-
zogen. Sicherlich haben die Be-
merkungen eines »praktischen« Ameri-
kaners auch für unsere Verhältnisse
Wert. Es ist auch keineswegs unsere
Absicht, uns auf weitschweifige,
botanische Beschreibungen der zu
nennenden Orchideen - Arten ein-
zulassen, wir wollen nur einige Punkte
berühren, die für den Praktiker von
Bedeutung sein könnten.
Die Gattung Cattleya ist in ihrem
Heimatgebiet auf Amerika beschränkt.
Mexiko und Brasilien bergen
diese Edelsteine. Vom gärtnerischen
Standpunkte aus könnte man die
Gattung Laelia noch mit den Cattleyen
vereinen , da ja der wesentliche
botanische Unterschied — er gründet
sich auf das Vorhandensein von A^er
(Cattleya) resp. acht (Laelia) Pollen-
staubmassen — für den Gärtner nicht
in Betracht kommt. Wenn wir beide
Genera in Rücksicht ziehen, so bieten
sie uns für die Dauer des ganzen Jahres
wertvolle blühende Arten. Halten wir
uns nur an die Cattleyengattung, so
ist es unstreitig die labiata-Gruppe,
die in erster Linie das Interesse des
Schnittblumenzüchters erregt und am
meisten Gewinn zu liefern verspricht.
(Schluss folgt.)
Orchideen -Diebstahl.
Auf der vom 25. — 27. Mai in London
abgehaltenen grossen Temple Show
wurde am letzten Tage, einige Stunden
nach Schluss der Ausstellung, in einem
unbeaufsichtigten Augenblick eine
grössere Anzahl wertvoller Orchideen
gestohlen. Dieselben gehörten dem
bekannten Genter Liebhaber Jules
Leysen; es befanden sich unter ihnen
das sehr seltene Odontoglossum luteo-
Vuylstekeanum und drei andere seltene
Odontoglossum, ferner Laelia Latona,
Laelio-Cattleya hybrida (C. Lawren-
ceanum X L. cinnabarina) und Mil-
toniopsis Bleuana rosea. Trotz der
sofort angestellten Untersuchungen und
telegraphischen Anfragen bei den
anderen Ausstellern, die ihre Pflanzen
schon abgeräumt hatten, ist keine Spur
der abhanden gekommenen Pflanzen
entdeckt worden. Auch bis heute ist,
wie die letzte Nummer von »Card.
Chron.« mitteilt, über den Verbleib
der Pflanzen nichts ermittelt. Der Ver-
treter des Ausstellers hatte das Zelt,
in welchem die Pflanzen standen, auf
ca. 1 Stunde verlassen, während dieser
Zeit ist die gesamte wertvolle Samm-
lung verschwunden. (Handelsblatt.)
Schwarze Rosen.
Die Petersburger Zeitung »Nowosti«
teilt mit, dass es einem russischen
Liebhaber in Woronesch , Fetisoff,
nach zehnjährigen beharrlichen Ver-
suchen gelungen ist, Rosen von reiner
schwarzer Farbe zu züchten. Wie
»Card. Chron.« mitteilt, sollen die
Rosen demnächst in London ausgestellt
werden.
Anthurium Veitchi.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner, Vorsteher
des Herzoglichen Hofgartens Sr. Hoheit des
Herzogs Friedrich Ferdinand zu Schleswig-
Holstein-Glücksburg auf Grünholz-Vogelsang.
Wenn auch Anthurium Veitchii sich
schon eines langen Daseins in den
Kulturen erfreut, so habe ich es doch
verhältnismässig sehr wenig ange-
troffen, obwohl es doch eine Blatt-
und Dekorationspflanze I. Ranges ist
und sich vorteilhaft zur effektvollen
Ausschmückung der Glashäuser eignet.
In den Privatgärten gilt es doch immer,
ein schönes dekoratives Bild zu
schaffen, und wenige Blattpflanzen sind
geeignet, so harmonisch und gleich-
zeitig fesselnd zu wirken wie eben
dieses Anthurium. Wo dieses An-
thurium Verwendung fand, wurde es
stets seiner gigantischen Grösse
wegen bewundert; ja es fällt auch
auf, denn die Blätter werden bis über
einen Meter lang und etwa 35 — 40 cm
breit; dabei ist die Blattfarbe gleich-
falls angenehm, fast ähnlich der von
Begonia mellatica, die Rippen und
feineren Blattnerven sind jedoch heller
koloriert.
Es eignet sich dieses Anthurium
freilich weniger für die handels-
gärtnerischen Betriebe, desto mehr
aber sollte man in den bemittelten
Privatgärten dasselbe berücksichtigen.
Auch die Pflege der Pflanze ist
gar nicht so schwierig; eine leichte
Aus den Vereinen.
419
Erde ist hier am Platze. Ein Ge-
misch aus Heide- und Lauberde, Sand
und gehacktem Sphagnum halte ich
für das beste. Selbstverständlich bedarf
auch diese Pflanze, wie alle Gewächse,
die in Gefässen gepflegt werden, eines
guten Wasserabzuges.
Im allgemeinen lieben Anthurien das
Warmhaus, doch vegetieren sie auch
noch im temperierten Hause, selbst-
verständlich hier nicht so lebhaft wie
in jenem.
Einen unumgänglichen Lebensfaktor
bildet reine feuchte Luft; selbst ein
teilweises Düngen erregt kein so starkes
Wachstum, wie fachgemässe Lult-
beschaffung.
In der bekannten Handelsgärtnerei
des Herrn Hoflieferanten J. C. Hanisch
in Leipzig, wo ich vor einigen Jahren
thätig war, hat mir dieses Anthurium
neben anderen verschiedenen Anthurien-
arten ausserordentlich gefallen, ebenso
fand ich im Hofgarten zu Wilhelms-
höhe bei Cassel ein Prachtexemplar,
wie überhaupt dort ein höchst wert-
volles Pflanzenmaterial zu 'sehen ist.
Schustercactus durchaus nicht ge-
bräuchlich sei.
Phyllocactus Ackermann!.
Herr L. Urban-ßerlin macht uns mit
Recht darauf aufmerksam, dass der
Heft 14 S. 390 erwähnte sogenannte
Schustercactus nicht Phyllocactus Alten-
steiniist, sondernder bekannte P.Acker-
manni. Es war nur ein Schreib-
fehler unsererseits. Übrigens bemerkt
Herr Urban weiter, dass der Name
Ausgestellte Pflanzen des Königl. Botanischen
Gartens bei der Versammlung
der Mitglieder des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues
in den Königlich Preussischen Staaten
am 26. Mai 1898.
Der Königl. botanische Garten stellte
folgende Pflanzen aus:
1 Agathosma Ventenatiana Barth und
Wendl. Süd-Afrika (Rutaceae).
2 Astartea fascicularis DC. var. rosea
Hort. West- Australien (Myrtaceae).
1 Asphodeline lutea (L.) Rchb. Mittel-
meergebiet. Klein-Asien. (Liliaceae).
1 Boronia elatior Barth West- Australien
(Rutaceae).
1 Clerodendron Thomsonae Balf. hl.
Insel Sokotra. (Verbenaceae).
1 Eriostemon buxifolius Sm. Südost-
Australien. (Rutaceae).
2 Hardenbergia monophylla Benth.
Australien. (Papil.).
1 Ixanthus viscosus Griseb. Canarische
Inseln. (Gentianae).
1 Pelargonium ovale Burm. Capland.
(Geraniac). (Pelarg. tricolor Gurt.).
2 Pimelea Preissii Meissn. West-
Australien. (Thymelaeac).
1 Pimelea rosa R. Br. var. Hendersonii
(Grah.) Meissn. West-Australien.
(Thymelaeac).
1 Westringia rosmariniformis Sm.
Australien. (Labiate).
Sa. 15 Pflanzen
Aus den Vereinen.
Botanischer Verein der Provinz Brandenburg.
Maisitzung. Der Vorsitzende, Prof.
Volkens, teilte die Ordnung für die
am Sonntag nach Pfingsten in Rathenow
stattfindende Frühlingshauptversamm-
lung mit. Dr. Kolkwitz sprach
über die zuerst von Burck im
botanischen Garten zu Buitenzorg auf
Java beobachtete Bestäubung von
Blumen durch Fledermäuse. Mach
Burck übertragen fliegende Hunde
(Pteropus edulis) beim Verzehren der
grossen fleischigen Brakteen der zwei-
häusigen Freycinetia mit ihren Köpfen
den Blütenstaub von Blume zu Blume.
Xach einer Mitteilung von Prof. Knuth
in Kiel hat der Leiter des botanischen
Gartens zu Trinidad, J. H. Hart, neuer-
dings Blütenbesuch durch PTedermäuse
an Bauhinia megalandra und Eperua
falcata beobachtet. An den Blüten
der letztgenannten Pflanze wurde
Glossonycteris GeoffroyiGray gefangen,
eine kleine Fledermaus, deren pinsel-
förmige Zunge derjenigen eines Kolibris
ähnlich ist. Eine ganz ähnliche Art,
Lonchoglossa caudifer Geoffr., die
Herr Geheimrat Moebius freund-
lichst aus dem Zoologischen Museum
hergeliehen hatte, wurde von Herrn
Kolkwitz vorgezeigt. Matschie hält
es für unwahrscheinlich, dass die
420
Aus den Vereinen.
Blüten auf die Bestäubung durch die
Fledermäuse angewiesen sind, wenn
diese auch gelegentlich als Bestäuber
thätig sein mögen. Die lange Zunge
ist keine Besonderheit; auch wird be-
zweifelt, dass die Fledermäuse Honig
saugen, vielmehr neigen die Zoologen
zu der Ansicht, dass die lange Zunge
zum Herausholen von Insel^ten aus
den Blüten benutzt wird. Auch Hart
nimmt übrigens an, dass die honiglose
Bauhinia von den Fledermäusen der
Insekten wegen besucht wird. Prof.
Ascherson teilte mit, dass Dr.
Hermann Ross, Kustos am königl.
botanischen Garten zu München, ein
„Herbarium Siculum" herausgeben
wird. Dr. Ross ist länger als lo Jahre
am botanischen Garten in Palermo
thätig gewesen und hat aufzahlreichen
Reisen alle Teile Siciliens sowie die
umliegenden kleineren Inseln lloristisch
durchforscht. Die Pflanzen sollen in
Centurien ausgegeben werden, von
denen jährlich i bis 2 zum Preise von
je 30 Mk. erscheinen sollen. Das
Inhaltsverzeichnis der ersten Centurie,
das eine grosse Zahl sonst im Mittel-
meergebiet wenig verbreiteter Arten
aufweist, lässt erkennen, mit wie
grosser Sorgfalt die Auswahl der
Pflanzen vorgenommen worden ist.
Prof. Volke ns legte eine Anzahl vor-
trefflich ausgeführter Photographien
verschiedener Tropengewäche, wie
Palmen, Bananen, Pandanus, Ravenala
madagascariensis, Riesenbambus. Baum-
farne, Ficusarten, Affenbrotbäume
u. s. w., zumeist aus dem botanischen
Garten in Peradenyia, vor und knüpfte
daran einige Bemerkungen über die
Würgerfeigen (Ficus) und über das
Zerfallen der Bananenblätter in einzelne
Streifen, eine in den Tropen allgemein
auftretende Erscheinung, durch die die
Pflanzen ein hässliches Aussehen er-
halten. Indem Prof. Volkens darauf
hinwies, dass die wilden Bananen
an ihren ursprünglichen Standorten
das Zerreissen nicht zeigen, sprach er
seine Ueberzeugung dahin aus, dass
wir es bei den kultivierten Bananen
mit verweichlichten Formen zu thun
haben, die die bezüglichen anato-
mischen Schutzeinrichtungen der
Blätter verloren haben. Die Vor-
legung der Photographie einer Opuntia
begleitete Prof. Schumann mit einigen
Erörterungen über die Fruchtbilduns:
der Cactusgewächse, in deren Verlauf
er das häufige Vorkommen äusserlich
vollkommen normal ausgebildeter, aber
tauber Früchte bei diesen Pflanzen
hervorhob. Endlich sprach Professor
Volkens über die Bestäubung der
Osterluzeiarten, indem er einige der
gewaltigen Blüten von Aristolochia
gigas A'orlegte. Eine frisch aufge-
sprungene Blüte mass 30 cm in der
Breite und 36 cm in der Länge ohne
den 55 cm langen, von der zungen-
förmigen Blütenhülle herabhängenden
Schwanz, der die Aufgabe einer
,, Träufelspitze'' hat, d. h. dazu dient,
das Regenwasser möglichst schnell
abzuleiten. Sobald die Blüte aufge-
sprungen ist, entwickelt sie einen
starken Aasgeruch. Dieser Geruch
und eine eigentümliche bräunliche oder
schwärzliche Färbung sind charakte-
ristisch für die Blüten, die von Aas-
fliegen besucht und bestäubt werden.
Die eigentümliche Einrichtung der
Aristolochiablüten, die die hinein-
gekrochenen Fliegen längere Zeit in
ihrem ,, Kessel" gefangen halten, wird
seit Hildebrand als Anpassung an
Fremdbestäubung angesehen. Neuer-
dings hat aber Burck die „Kessel-
fallen" von Aristolochia für eine Ein-
richtung zur Erzielung von Selbst-
bestäubung erklärt, und obwohl Rosen
und Correns dieser Ansicht entgegen-
getreten sind, fallen doch einige der
Burckschen A^ersuche sehr zu Gunsten
seiner Anschauung ins Gewicht. — s.
A'oss. Ztg.
Bestimmungen über die Erteilung des Wert-
zeugnisses der Deutschen Dalilien-Gesellschaft.
Die D. D.-G. erteilt auf \'erlangen
Wertzeugnisse für im deutschen Besitz
und noch nicht im Handel befindliche
Züchtungen von Dahlien.
§ 1-
a. Um das W^ertzeugnis kann sich
jeder deutsche Fachmann oder
Liebhaber bewerben.
b. Die Anmeldung hat möglichst 14
Tage vor der Prüfung zu erfolgen.
§ 2.
Das Wertzeugnis darf nur verliehen
werden:
a. für Dahlien, welche eine neue Form
oder Farbe darstellen;
b. für Blumen schon vorhandener
Formen und Farben, welche eine
verbesserte oder besonders be-
Ausstellungen und Kongresse.
421
vorzugte Haltung resp. Blüten-
entwickelung aufweisen;
c. für Pflanzen mit einem erstrebens-
werten Habitus, als da sind:
fester, sich freitragender Bau, sehr
gedrungener, niedriger Wuchs und
dekorative Belaubung.
§ 3-
Die jeweilige Moderichtung darf bei
der Bewertung nicht als alleiniger Faktor
massgebend sein; es müssen besonders
neue Formen der Blumen eingehend
geprüft und berücksichtigt werden.
§ 4-
Zur Zeit der Beurteilung müssen die
Pflanzen resp. Blumen sich in voll-
endetster Entwickelung befinden. Die
Beurteilung kann nur am Standorte
ertolgen.
Auf Standort, Witterungsverhältnisse
etc. darf nicht Rücksicht genommen
werden.
§ 5.
Die Beurteilung wird von 3 oder 5
Mitgliedern der D. D.-G. vorgenommen,
welche vom Vorstande ernannt werden.
Lehnt der Bewerber einzelne Kom-
missionsmitglieder ab, so bleibt es
dem Vorstande überlassen, die be-
gründete Ablehnung anzunehmen und
event. neue Beurteiler zu bestimmen.
§ 6.
Für die Mitglieder der D. D -G. er-
folgt die Beurteilung kostenlos, aus-
genommen etwaige Reisespesen.
Für Nichtmitglieder kommen ausser
den Reisespesen noch M. 10,— Ver-
säumniskosten für jeden Beurteiler in
Anrechnung, welche vorher einzusenden
sind. Dieselben werden auch bei Ab-
lehnung des Wertzeugnisses nicht
zurückerstattet.
§ 7.
Bei Bewerbung ist der Name der
Neuheit, die Abstammung resp. Her-
kunft derselben wenn möglich genau
anzugeben und im Protokoll aufzuführen;
auch sind darin ausdrücklich die Eigen-
schaften der Neuheit hervorzuheben,
für welche die Bewertung erfolgt ist.
§ 8.
Abschrift des Protokolls wird vom
Vorstande dem Bewerber zugestellt und
kann von demselben bei Reklamen als
»höchste Auszeichnung« besonders er-
wähnt werden, doch muss die An-
preisung entweder den Wortlaut oder
den vom Prüfungsausschuss genehmig-
ten Auszug des Protokolls wieder-
geben.
§ 9-
Widerspruch gegen die erfolgte Be-
urteilung ist mit genauer Angabe der
Gründe binnen 8 Tagen nach Protokoll-
zustellung beim Vorstande schriftlich
einzureichen. Nochmalige Prüfung
oder Ernennung einer anderen Kom-
mission ist, falls dies gewünscht und
vom Vorstande genehmigt wird, aus-
drücklich zu beantragen.
Ausstellungen und Kongresse.
Programm
der ersten deutschen Dahlien-Ausstellung,
veranstaltet von der Deutschen Dahlien-Gesell-
schatt in den Räumen des Fürstenhofes zu Magde-
burg am 17. und 18. September 1898.
Wenn sich die erst im vorigen Winter
begründete Deutsche Dahlien -Gesell-
schaft schon im ersten Jahre die Auf-
gabe einer Spezial-Ausstellung gestellt
hat, so soll diese Ausstellung in erster
Hinsicht beimässiger Ausdehnung einen
rein belehrenden Charakter besitzen.
Sie soll dem Nichteingeweihten zeigen,
welche Entwicklung diese Blume in
wenigen Jahrzehnten durchgemacht hat,
und der Vorstand behält es sich vor,
einen Prüfungs-Ausschuss zu ernennen.
welcher sich mit einer Klassifikation
besonders der Cactus- oder Edel-
Dahlien befasst, um eine Normalliste
der wirklich echten Formen ver-
öffentlichen zu können.
Entgegen der bei allen Fach-
ausstellungen geltenden Sitte soll eine
Prämiierung der Blumen nicht statt-
finden, damit die Aussteller sich mit
ihren Leistungen in eigener freier
Bahn, Anregung gebend für folgende
Veranstaltungen, bewegen können.
Bindereien, vornehmlich aus
Dahlien zusammengestellt, sollen die
hauptsächlichsteVerwendungsart dieser
Blumen dem Besucher vorführen, und
wird solchen Arrangements ein bevor-
422
Ausstellungen und Kongresse.
zugter Aufstellungsraum angewiesen.
Um unseren deutschen Blumenkünst-
lern das Beschicken der Ausstellung
zu erleichtern, sind die Mitglieder der
Deutschen Dahlien -Gesellschaft gern
erbötig, allen Anfragen bezüglich
Blumenlieferungen weitmöglichst ent-
gegenzukommen.
Damit der belehrende Grundzug, den
die Ausstellung tragen soll, aufrecht-
erhalten bleibt, werden Ausstellungs-
konkurrenzen nicht ausgeschrieben;
es soll vielmehr dem deutschen Züchter
Gelegenheit gegeben werden, Sorti-
mente nach Jahrgängen, Farben-
zusammenstellungen, Anordnungen, das
»Sonst und Jetzt« der Formen im
Dahliengebiete verkörpernd, typische
Klassifizierung aller Gattungen u. s. w.,
erläuternd vorzuführen.
Noch nicht im Handel befind-
liche Neuheiten werden möglichst
an bevorzugter Stelle zur Aufstellung
gelangen. Der Ausstellungsausschuss
hat dieWertzeugnisanmeldungen bei be-
sonders hervorragenden Neuzüchtungen
zu sichten, die Prüfung der Pflanzen
an Ort und Stelle beim Vorstande zu
beantragen und die ausgestellten
Blumen solchem Antrage gemäss aus-
zuzeichnen.
Da es für die Züchter von grossem
Interesse ist, des Publikums Urteil zu
hören, welche Dahlien für die schönsten
gehalten werden, so ist eine Schön-
heits-Konkurrenz über die aus-
gestellten 5 besten Dahliensorten ein-
zurichten beschlossen worden.
Nur Mitgliedern ist das Ausstellen
von Blumen und Pflanzen (letztere in
Töpfen oder Kübeln, welche an
günstiger Stelle plaziert werden) ge-
stattet.
In der Binderei-Abteilung können
auch Nichtmitglieder konkurrieren.
Binderäume sind reichlich vorhanden.
Platzmiete wird nicht erhoben,
ausgenommen eventuelle Benutzungs-
gebühren für die vom Ausschusse be-
schafften einheitlichen Ausstellungs-
gläser.
Der Ausstellungsflächenraum für ab-
geschnittene Blumen ist ca. 500 qm
gross, doch können Nebensäle im Be-
darfsfalle hinzugenommen werden.
Der Fürstenhof, in dessen Prunksaale
die Ausstellung stattfindet, liegt in
nächster Nähe des Bahnhofes, in bester
Gegend der Stadt Magdeburg, sodass
alle Aussichten für ein gutes Gelingen
und einen guten Besuch vorhanden sind.
An einem der Ausstellungstage findet
eine Sitzung der Deutschen Dahlien-
Gesellschaft statt. Zeit und Ort wird
noch veröffentlicht.
Die Aufstellung der Ausstellungs-
gegenstände kann schon vom
lö. September abends an erfolgen,
muss aber am folgenden Eröffnungs-
tage bis vormittags 9'A2 Uhr beendet
sein. Sonnabend den 24. September,
um 10V2 Uhr, wird die Ausstellung
eröffnet.
Gefällige Anmeldungen mit möglichst
genauer Angabe des beanspruchten
Raumes (in Quadratmetern angegeben)
nimmt bis 1. September der Geschäfts-
führer der Deutschen Dahlien-Gesell-
schaft, Heinr. Kohlmannslehner,
Schöneberg -Berlin, Hauptstrasse 130,
entgegen, wohin auch Mitglieder-An-
meldungsgesuche sowie sonstige An-
fragen zu richten sind.
Dresden. Auf der Grossen Aus-
stellung derDeutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft in FJresden waren wieder
2 Kosthallen, eine für Naturweine, eine
für Obstweine errichtet, die beide sehr
besucht waren. In der grossartigen
Sammelausstellung des Landeskultur-
rates für das Königreich Sachsen hatte
Geh. Hofrat Nobbe u. a. 80 grosse
Cylinder mit den Wurzelknöllchen ver-
schiedenerLeguminosen und Impfungen
mit den aus diesem Knöllchen ge-
zogenen Bakteroiden (Nitragin) vor-
geführt, die Versuchsstation am bot.
Garten zu Dresden (Dr. Steglich)
viele Keimpflanzen von ünlvräutern.
die neuesten Futterpflanzen, Versuche
zur Vertilgung des Hederichs durch
Eisenvitriol. Versuche mit Alinit (Bak-
terien, welche bei Gräsern Stickstoff
sammeln sollen) etc., das landwirtschaft-
liche Institut der Universität Leipzig
(Prof. Dr. Fischer) Pflanzen aus grün-
und gelbkörnigem Roggen. Kartoffel-
stauden aus glatten und länglich-runden
Kartoffeln, erstere sind stärkereicher,
letztere wüchsiger) , der Dresdener
Gärtnerverein eine grosse Sammlung
Gemüse. Auch Angelica Archangelica
war in Riesenexemplaren ausgestellt,
sowie die landwirtschaftlichen Produkte
aus ganz Sachsen. Die Gartenbau-
schule des sächsischen Gartenbau-
verbandes zu Dresden (Gartenbau-
Verkehrswesen. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
423
direkter Bertram) hatte im grossen
Stile sehr schöne Pläne (Schüler arbeiten)
und Lehrmittel etc. ausgestellt.
Halle a. S. 9. u. 10. August Haupt-
versammlung des Verbandes der Han-
delsgärtner Deutschlands.
Darmstadt. 6, bis 9. August Jahres-
versammlung der Deutschen dendro-
logischen Gesellschaft.
Leipzig. II. Allemeiner deutscher
Gärtnertag in Leipzig am 5. August
im Gasthaus »Zum weissen Hirsch«,
Windmühlenstrasse 40. Der Haupt-
vorstand des Allgemeinen deutschen
Gärtnervereins (Berlin), Vertreter der
arbeitnehmenden Gärtnerschaft, ladet
zu. diesem Gärtnertage, auf welchem
das gärtnerische Vereinswesen und die
wichtigsten Tagesfragen besprochen
werden sollen, ein. Am 6. und 7. August
ist in Leipzig die IV'. Generalversamm-
lung des Vereins.
Köln. 31. Juli bis 3.
General - Versammlung des
deutscher Gartenkünstler.
August.
Vereins
St. Petersburg. Internationale
Gartenbauausstellung vom 5/17. bis
15/27. Mai 1899. Für Exporteure sehr
wichtig.
Frankfurt a. M. Grosse Rosen-
ausstellung bis September. Der reich-
haltige Katalog enthält u. a. auch eine
sehr nützliche Anleitung zurBehandlung
der Rosen.
Wien. 17. bis 27. September. Dritte
temporäre Gartenbau-Ausstellung der
Wiener Jubiläums-Ausstellung im Jahre
1898. (Ist die 100. Ausstellung der
Wiener Gartenbau-Gesellschaft.)
Pariser Weltausstellung 1900.
Die hervorragendsten Saatgutzüchter
Deutschlands haben gelegentlich der
Ausstellung der Deutschen Landwirt-
schaftlichen Gesellschaft in Dresden
einstimmig beschlossen, die Ausstellung
gemeinsam zu beschicken. Auch Samen-
händler können sich anschliessen, so-
fern sie zugleich Züchter sind. Der
Gartenbauverband für das Königreich
Sachsen, allen voran T. J. Seidel,
werden auf der Ausstellung glänzend
vertreten sein, auch in Hamburg ist
Neigung zur Beschickung; aus Stuttgart
werden Gau eher und W. Pfitzer
ausstellen, vielleicht noch andere, der
unterfränkische Gartenbauverein in
Würzburg wird sich voraussichtlich
auch beteiligen.
Lyon. 2. bis 3. September. Kongress
der französischen Rosenzüchter.
Verkehrswesen.
Verhütung der Einschleppung von Pflanzen-
krankheiten in Australien.
Nach einer unterm 1. Februar d. Js.
erlassenen Bekanntmachung hat der
Gouverneur von Neu-Süd-Wales auf
Grund der ihm durch Gesetz erteilten
Ermächtigung die Einfuhr von Pflanzen
(Bäume, Sträucher, Reben, Blumen und
sonstige Vegetabilien) sowie von Obst
verboten, sofern diese Gegenstände von
der Obstmade (Carpacopsa pomonella),
der Queensland-Obstfliege (Tephritis),
der Blatttwepse Seiandria cerasi, be-
ziehungsweise von Schildläusen, ein-
schliesslich der San Jose-Schildlaus,
oder von solchen anderen Krankheiten
befallen sind, welche in dem Re-
gierungsblatte von Zeit zu Zeit nam-
haft gemacht werden.
Ferner hat der Gouverneur von
Neu-Seeland mittelst Erlasses vom
7. Dezember 1S97 die Einfuhr von
durch die Oueensland-Obstfliege be-
fallenem Obst untersagt.
(Ministerium für Landwirtschaft etc.)
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Gebrüder van V eisen, Overveen
bei Haarlem, Blumenzwiebeln und
Knollengewächse. — R. van der
Schoot & Sohn in Hillegom bei
Haarlem, Blumenzwiebeln etc. — D.
A.Koster, Boskoop bei Gonda (Holland),
424
Personal-Nachrichten.
Hauptkatalog von Rhododendron, Azalea,
Aucuba, Coniferen, Flieder in Töpfen,
Rosen, Gehölzen, Allee- und Obst-
bäumen. ■ — L. Späth, Baumschule,
Baumschulenweg bei Berlin, Blumen-
zwiebeln, Stauden, Paeonien, Erdbeeren,
Rosen, Maiblumen, Kakteen, Koniferen
etc. etc. — Franke & Co., Berlin,
Dessauerstr. 6, Katalog und Preis-
verzeichnis derSpitzenbergschenKultur-
geräte. — Wilhelm Werner & Co.,
Berlin. Chausseestr. 3, Saatgetreide.
Personal-Nachrichten.
Dem berühmten Naturforscher und
Gartenfreunde Carl Alexander
Anselm Freiherrn von Hügel
soll im Park des Hietzinger Cottage
ein Denkmal errichtet werden, v. Hügel
brachte von seinen Weltreisen (1830
bis 1837) sehr viele Pflanzen, namentlich
aus Neuholland, heim und veranstaltete
in den 40er Jahren berühmte Blumen-
Ausstellungen in Wien.
Dem ersten Obergärtner der Königl.
pomologischen Anstalt zu Proskau,
Garteninspektor Franz Göschke, ist
der Titel ,, Gartenbaudirektor" ver-
liehen worden.
O. Bertz in Offenbach a. M., Baum-
schulenbesitzer, ist zum Hoflieferanten
der Landoräfin von Hessen ernannt.
Dem Gärtner Johann Greiss zu
Hitdorf im Landkreise Solingen ist das
Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Der frühere Gärtnereibesitzer, jetzige
Rentier A. Kägeler, Berlin, Mitglied
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, starb plötzlich am Herz-
schlage am 12. Juli.
Jensen, Adolf, Gartentechniker
bei der Firma Rosorius, Landschafts-
gärtner in Düsseldorf a. R., wurde als
Stadtgärtner in Oberhausen (Rheinl.)
angestellt.
Vieweg, Franz, M., Oberhofgärtner
zu Schloss Altenstein, ist die Ver-
waltung der Meininger und Heldburger
Hofgärtnereien mit dem Sitz in
Meiningen übertragen worden.
Hofrat W i e s n e r -Wien, Verwaltungs-
rat der k. k. Gartenbau -Gesellschaft,
ist zum Rektor magnificus der Wiener
Universität für 1898/99 gewählt.
Schaubach, Adolf. Landschafts-
gärtner, wurde zum Hofgärtner in
Schloss Altenstein ernannt.
Mesch, Karl, wurde mit der Leitung
der Gräflich Schaffgotschen Anlagen
zu Koppitz betraut.
Nach kaum i4tägiger Krankheit
starb unerwartet am 15. Juli an Gehirn-
hautentzündimg der durch seinemuster-
giltigen Pilanzenkulturen weit über
die Grenzen Hamburgs bekannte
Handelsgärtner Axel Haagström im
40. Lebensjahre. Haagström, von Ge-
burt Schwede, kam als Gehilfe nach
Wandsbeiv und war mehrere Jahre in
der bekannten Handelsgärtnerei von
Emil N"eubert thätig. Im Jahre 18S6
gründete er ein eigenes Geschäft. So-
wohl als Mensch wie auch als Fach-
mann errang er sich bald grosses An-
sehen. Seine Kulturen waren muster-
giltig, er leistete auf dem Gebiete der
Dracaenen, Imantophyllum, Croton,
Caladien, Pandanus und anderen Haus-
kulturen geradezu Hervorragendes und
verschalfte sich auf diesem Gebiete
einen grossen, weit verbreiteten Ruf.
Hamburg, um allgemein zu sprechen,
verliert in ihm einen seiner tüchtigsten
Gärtner, und mit Wehmut sehen wir
ihn aus unserer Mitte scheiden. Viel
zu früh ist er uns genommen, viel zu
früh für sich und die Seinen, um die
Früchte seiner meisterhaften Arbeiten
auch nur annähernd geniessen zu
können. Unter den wenigen Gärtnern
der jetzigen zahlreichen jungen Gene-
ration Hamburgs, welche berufen sind,
den ehemaligen traditionellen Ham-
burger Gärtnerruhm neu zu beleben
und auf spätere Geschlechter fortzu-
pflanzen, war Haagström einer der
befähigsten, und um so schmerzlicher
ist sein Verlust zu beklagen.
Hamburg. Karl Götze.
tei
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Der Apfel „Andenken an Palandt".
(Hierzu Tafel i433.)
eubeiten alle Jahre in jedem Zweige der Gärtnerei, sei es Blumenzucht,
Gemüse- oder Obstzucht. Geholzkunde etc.! Die Gartenkunst steht nicht
still, will fortschreiten, in ihren Erzeugnissen das Alte übertreffen, neue Formen
erzeugen und zu grösster Vollkommenheit bringen. Obgleich diese Kunst es in
der Regel fast immer nur auf Gleichwertiges bringt, das einige Zeit lebt und
beachtet wird, um schliesslich in das Aleer der Vergessenheit zu geraten und
Besserem Platz zu machen, drängt aber, wie in diesem Falle, in jedem
dieser Zweige sich zuweilen eine Xeuheit hervor, die als vorzüglich anerkannt
wird, sich allgemeinen Anbaues erfreut und ein bleibendes Dasein besitzt, im
Gegensatze zu den Eintagsfliegen, besonders in der Blumenzucht, welche
erscheinen und verschwinden, ohne ein bleibendes Andenken zu hinterlassen:
man sehe sich darin nur die Rosenneuheiten an, von den krautartigen Pflanzen
gar nicht zu reden.
Unter den vielen Neuheiten in Früchten, die jährlich Frankreich, England,
Amerika ganz besonders, Deutschland etc. liefert, die versucht werden und sich
vielfach als nicht geeignet für unseren Himmelsstrich, Lage, Boden etc. er-
weisen, lieferte uns diesmal eine deutsche Firma Westenius Nachfolger
Ilildesheim (Gebr. Palandt Besitzer), einen Apfel, den die Söhne zu Ehren
des verstorbenen Vaters , des allen Obstzüchtern bekannten Pomologen
und Waisenhaus - Inspektors Palandt, als von ihm gezüchtet, ., Andenken
an Palandt"' benannten , einen Apfel , den der Verstorbene bei Lebzeiten
hochschätzte und den Söhnen zur Verbreitung dringend empfahl. Wir
erhielten prächtig gefärbte Exemplare dieser Neuheit übersandt , damit die-
selben der Kommission für Erteilung des Wertzeugnisses des ^^ereins zur Be-
förderung des Gartenbaues vorgelegt, geprüft und des Zeugnisses würdig be-
funden würden (25. November v. J.)
Dieser Apfel ist in seinem schönen Äussern und Färbung derartig, dass
beim ersten Anblick jedermann glaubt, es mit einem der Tyroler Apfel zu
thun zu haben, wie dies auch uns gegenüber von einigen Kollegen behauptet
wurde, die erst nach Erklärung der Sache ihr Urteil zurückzogen und auf die
Eigenschaften des Apfels neugierig wurden.
Der Apfel ist im Durchschnitt mittelgross, ca. 70 mm hoch und ebenso
breit, rundlich, der Bauch sitzt ziemlich in der Mitte und flacht sich sodann
die Frucht gleichmässig zum Kelche und Stiele ab; Schale sehr fein, glatt,
glänzend, hier und da mit rötlichen und rostfarbigen Punkten bedeckt; auch
kommen geringe Rostfiguren vor, besonders traten auf der prächtig gefärbten
Sonnenseite die Punkte in derselben schrolf hervor, welches den Früchten den
so anziehenden Anblick gewährt. Die Grundfarbe ist weissgelb oder wachsgelb,
an der Sonnenseite prächtig rot gefärbt, wie bei den bekannten Tyroler Sorten,
wodurch geriebene Geschäftsleute sich veranlasst fühlen könnten, diesen Hildes-
428 ^49- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
heimer als Bozener, Meraner etc. zu verkaufen, denn zwei solche zarte Farben
in weisslich und leuchtend rot besitzen sehr wenige unserer norddeutschen
Äpfel; Stiel ziemlich lang, dünn, holzig, in einer flachen, wenig vertieften Ein-
senkung stehend; Kelch halb offen bis geschlossen in ganz flacher, gerippter
Einsenkung, die so flach ist. dass der Kelch mit den einwärts eingeschlagenen
Kelchblättchen mit der Oberfläche der Frucht abschneidet und der Apfel auf
dem Kelche und seinen Rändern steht; Fleisch weiss, mürbe, saftig, weinsäuerlich,
fein gewürzt, sehr wohlschmeckend und fein; Ivernhaus herzfr-rmig. Kammern
ziemlich gross, einen auch zwei vollkommene, braune, herzförmige, zugespitzte
Kerne enthaltend; Reife der Frucht November, bis in den März, selbst bis in
den April sich haltend.
Der Baum bildet sich ähnlich einer Baumanns Reinette, gedrungen und
aufrecht, trägt früh und setzt reichlich Fruchtholz an, die Früchte hängen wie
bei der Landsberger Reinette vielfach unter den Blättern versteckt, sie sitzen
fest am Baum, werden nicht leicht vom Winde herabgeworfen. Die Sorte ist
als Hochstamm sehr geeignet für Obstfelder und Obstgärten, selbst für Land-
strassen und Wege, trotzdem die Früchte durch ihr Äusseres die Aufmerksam-
keit des Wanderers auf sich ziehen könnten, was ja am Ende auch kein
Unglück ist, denn wozu sind Pächter, Wärter, Feldhüter u. s. w. für die Wege
und Felder? F^ür Zwergformen erscheint der Baum seines gedrungenen Wuchses
und seiner Tragbarkeit sowie seiner einladenden I-'rüchte wegen ganz besonders
geeignet. FJie Blüte findet spät statt, daher ist jährlich auf eine mehr oder
weniger günstige Ernte zu rechnen und ist die Blüte nicht den Folgen des
Frostes so ausgesetzt, wie die der frühzeitig blühenden Sorten, wo oft die ganze
Ernte in Frage gestellt wird. Der Baum ist hart gegen den Winter und Krank-
heiten wenig unterworfen, trotzdem der Alutterstamm und die Baumschule der
Besitzer frei und offen den Ost- und Nordwinden ausgesetzt sind.
Da der Apfel in Hildesheim von so guter Beschaffenheit und Schönheit
ist, so ist nicht zu zweifeln, dass in anderen Gegenden die Sorte auch gut
gedeihen und den Erwartungen, wie in dem guten Boden Hildesheims, ent-
sprechen wird und fordern wir die Züchter auf, sich mit diesem Apfel ein-
gehend zu beschäftigen und Anbauversuche zu machen, um so mehr, als es
eine deutsche, vaterländische Züchtung ist, die uns eine grössere Bürgschaft
bietet als ausländische Sorten, die erst unserem Himmelsstrich sich anpassen
müssen und infolge dessen nicht so den Erwartungen entsprechen werden wie
in ihrem Geburtslande.
Im Herbst 1898 wird von der Firma die Sorte in den Handel gebracht
werden und wünschen wir dem guten Apfel reichliche A'erbreitung und den
Besitzern gute Einnahmen. C. Mathieu.
849. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 28. Juli 1898.
I. iJer Direktor des Vereins, Wirkl. Geh. Oberfinanzrat von Pommer Esche,
machte Anzeige von dem Hinscheiden des langjährigen Mitgliedes Rentier
Kaegeler, und erhoben sich die Versammelten zum Zeichen der Teil-
nahme von ihren Sitzen.
849- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 420
II. Vorgeschlagen wurde zum wirklichen Mitgliede:
Herr Bruno Lehmann, Agent für Pumpmaschinen,
durch Herrn Albert Ilerzberg,
III. Ausgestellte Gegenstände: i. Herr Kgl. Garteninspektor Li ndemuth
legte mehrere Schnitte von dem Stamm eines durch den Baumschwamm
Polyporus squamosus*) im Kgl. Universitätsgarten zerstörten Ahorns,
Acer dasycarpum, vor, der kürzlich bei dem grossen Sturm am 22. Juni
d. J. abgebrochen ist. Der ganze Baum war innen vollkommen morsch,
während er äusserlich gesund erschien. Nur in diesem Jahre war der
Baum blattarm und sollte zum Herbst umgehauen werden. In der
Litteratur wird angegeben, das Mycel (Pilzgewebe) durchziehe die Rinde,
das Cambium und den jugendlichen Splint, was aber nicht richtig,
denn er durchzieht hauptsächlich das Holz und das ist für den Pilz
zweckmässig, er sucht sich seine Nährpflanze so lange als möglich zu er-
halten. Wie lange das Mycel schon im Stamme gewuchert hat, lässt sich
nicht sagen, Herr L. beobachtete aber die Fruchtkörper aussen am
Stamm seit 12 Jahren in etwa 1V2 "^ Höhe, und zwar im Monat Juni;
in diesem Jahre sind sie etwas weiter unterhalb erschienen. Sobald sich
an einem Baume die Fruchtkörper zeigen, ist es Zeit, ihn umzuhauen.
Herr Prof. Sorauer: Ich kann nur bestätigen, dass P. squamosus sehr
gefährlich ist; vor 14 Tagen sah ich ihn in Upsala in Schweden, wo er eine
grosse Ulme morsch macht. Ich würde den Pilz zur Gruppe der Wund-
parasiten rechnen, d. h. es liegt kein Beweis vor, dass die Sporen in
unverletzte Bäume eindringen können, sondern wie bei vielen Hutpilzen
an Wundstellen, abgebrochenen Ästen etc. Es ist deshalb notwendig,
die Wundstellen zu theeren.
Herr Kgl. Obergärtner Habermann hat das Auftreten von Baum-
schwämmen im Schlossgarten von Monbijou besonders beobachtet, seit-
dem durch Regulierung der Spree ihr Wasserspiegel um 2 m gesenkt
und damit auch der Grundwasserstand tiefer geworden ist; die alte Pfahl-
wurzel kann nicht folgen und die Bäume kränkeln, trotzdem alle Wunden
verschmiert werden. Die Pilze zeigen sich besonders an Platanen und
Rüstern, wohl an 20—30 Bäume sind bei dem letzten Sturme umgebrochen,
alle waren äusserlich gesund, inwendig morsch.
Herr Hofgärtner Hoffmann hat dieselbe Beobachtung gemacht, denn
die Senkung des Grundwasserstandes können ältere Bäume nicht ertragen,
starke Platanen, die 1V2 rn Durchmesser hatten, wurden umgebrochen
und zeigten sich innen hohl wie Geschützrohre.
2. Herr Gärtnereibesitzer Körper aus Fürstenwalde a. Spree über-
brachte herrliche Gladiolen sowie buntblätterige und blühende Stauden,
die seine Spezialität bilden. Bereits auf der Berliner Gewerbeausstellung
*) Polyporus squamosus (Huds.) Fries. Schuppiger Löcherschwamm, Hut halbkreis-
oder nierenförmig, fleischig, zähe, 10 bis 3o cm breit, gelblich, ockertarbig-braunlich, mit
braunen, angedrückten, strahlig verbreiterten Schuppen. Stiel axcentrisch 3 — 8 cm lang,
3—5 cm dick, fast gleichfarbige durch die herablaufenden Röhren mit dunkleren netzförmigen
Bändern. Röhren 2 cm lang, ihre Mündungen (Poren) anfangs fein, später gross, ungleich
eckig, blass, später gelbbräunlich. Geruch schwach fenchelartig. Einzeln oder zu einigen
dicht beisammen an alten faulenden Stä'nmen von Laubhölzern, besonders von Erlen, fast
überallgemein, April bis Oktober. Nach Rabenhorst Kryptogamenflora 1844 S. 433 u. Wünsche
Schulflora 1. S. i8q.
AQO ^4^^ Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
1896 haben seine Gladiolen, die am neuen See ausgepflanzt waren, die
allgemeine Aufmerksamkeit erregt, und unablässig ist er seit 40 Jahren
bemüht, sie zu verbessern.*)
3. Allgemeine Bewunderung erregte ein etwa 1 m hoher und ca. 70 cm
breiter Ast der Bougainvillaea glabra Choisy var. Sanderiana
»Nyctaginaceae)**) den Herr Obergärtner Kittel aus dem Gräfl. Magnis-
schen Garten zu Eckersdorf bei Glatz (Xeurode) Schlesien eingesandt
hatte. Derselbe war geradezu übersäet mit den herrlichen rosa-roten
Hochblättern, die zu drei um die unscheinbaren Blüten stehend, eine kelch-
artige Hülle bilden. Wir zählten ca. 250 Blüten auf "-/'s Qm Fläche! —
Vergl. Gartfl. 1895 S. 345. Schön farbig abgebildet ist B. glabra in Rev.
hört. 1889 S. 276. Dort sagt Carriere, dass sie im Gegensatz zu
B. spectabilis schon im ersten Jahre blühe und durch Stecklinge vom
halbreifen Holze, die in Heideerde, in Töpfen unter Glocken, im Ver-
mehrungshause gehalten werden, leicht zu vermehren, auch als Schnitt-
blume für den Winter zu empfehlen sei. Es ist bei uns eine Kalthauspflanze.
Herr Kgl. Gartenbaudirektor C. Lackner bemerkte: Die andere Art
Bougainvillea spectabilis blüht nicht als so kleine Pflanze, hat aber
grössere Deckblätter. B. spectabilis wird in Italien ausserordentlich viel
gezogen und bietet im Januar und Februar an den Wänden einen be-
zaubernden Anblick. Bei uns lässt sie sich nicht gut kultivieren. Die
allergrossartigste Leistung sieht man im botanischen Garten in Palermo,
wo mehrere Varietäten gezogen werden: violett, rosa und gelblich, alle
drei gleich reichblühend.
Herr Cordel fügte hinzu, dass er B. spectabilis in Genua im botanischen
Garten nur unter Glas gesehen habe, erst an der eigentlichen Riviera
im Freien.
4. Herr Obergärtner G. Hering in Steinsee bei Walkenried a. Harz
hatte einen Korb »Harzer Knorpelkirschen« übersandt, die sich für
kalten Boden sehr eignen, sehr reich tragen, sich leicht verschicken
lassen und nicht aufplatzen. Ihr Stein ist freilich gross und das Fleisch
dünne. Aus diesem Grunde hielt die Versammlung sie trotz des reichen
Fruchtansatzes nicht für verbreitungswürdig. Herr Obergärtner Hab er-
mann hielt sie für eine Art Vogelkirsche, wie sie z. B. bei Greifs wald
vorkommt, Herr Garteninspektor Lindemuth für eine veredelte Vogel-
kirsche, da sie grösser ist, ihr Geschmack sei aber etwas bitter.
Herr Gartenbaudirektor Lackner-Steglitz sprach im Anschluss hieran
über die Monilia-Krankheit der Kirschbäume. In seinem Garten seien
die Bäume alle krank und zeigten die Symptome der Monilia-Krankheit.
(Siehe Frank Sz Krüger, Gartfl. 1897 S. 320, 393,428. 1898 S. 47 u. 96, ferner
Aderhold 1897 S. 429.) Manche üppig wachsenden Zweige sterben in derMitte
ab oder ganze Bäume gehen zu Grunde, nur einige sind gut geblieben,
aber ihre Früchte sind schlecht. Wenn das so weitergehe, habe er Sorge
wegen unserer Kirschkulturen.
*) Siehe seinen Aufsatz über gefüllte Gladiolen Gartenflora 1897 S. 28, ferner über
seine Ziergräser und Stauden ebenda S. 538.
**) Bougainvillea vom Commerson nach dem berühmten französischen Seefahrer
Louis Antoine de Bougainville 11. 11. 1729 bis 3i. 8. 181 1. Leider wird der Name oft
falsch geschrieben.
?. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 40 j
Herr Professor Sorauer: Die Monilia ist eine sehr alte Krankheit ich
habe schon vor 10 Jahren in der Gartenflora mitgeteilt, dass sie in
Holstein aufgetreten sei. Sie kommt nicht nur bei Kirschen, sondern
auch bei Pflaumen, Aprikosen etc. vor, und ich habe sie auch auf Wein
geimpft. In der Häufigkeit des Erscheinens ist der Pilz von der Witterung
abhängig, bei sehr feuchtem Wetter verbreitet er sich schnell. x\ament-
hch die Eierpllaumen sieht man dann schnell auf dem Baum zu Grunde
gehen. Sie bedecken sich mit grauen Pusteln und sehen wie kandiert
aus. Es ist ein Pilz, der immer vorhanden ist, von Zeit zu Zeit
epidemisch auftritt, aber nachher, soweit ich Erfahrung habe (in Holstein
und in Schlesien) wieder zurückgeht. Wir müssen aber natürlich die
empfohlenen Mittel zu seiner Bekämpfung anwenden.
Herr Kgl. Garteninspektor Lindemuth: Im vorigen Jahre war die
Monilia-Krankheit in der Xeumark sehr stark und habe ich Herrn Prof
Frank Material von dort gegeben. Da waren nicht nur die Blätter,
sondern auch die Zweige dürr. In diesem Frühjahr habe ich nach dem
Austreiben der Bäume gesehen, dass das trockene Holz noch vorhanden
war und wie im Vorjahre keine Blätter trug. Deshalb ist meines Er-
achtens die Krankheit doch sehr gefährlich, denn wenn ein Kirschbaum
Vs seiner Aste und Zweige verliert, dann ist es um ihn geschehen. Es
wäre wichtig, zu hören, ob an anderen Orten die im ersten Jahre trockenes
Holz zeigenden Kirschbäume doch im nächsten Jahr wieder frisches
Holz treiben.
Herr Rulemann-Hientzsch: An meinen Sauerkirschen trat im vorigen
Jahre die Monilia auf und wurden die Bäume von Herrn Dr. Krüger
besichtigt. Ich konnte leider damals die Mittel, die mir dieser riet, nicht
anwenden, aber glücklicherweise haben die Bäume dies Jahr wieder gut
getrieben. Ich habe die kranken Äste nicht abgepflückt, vielleicht hat
der Wind sie abgebrochen. Es sind ca. 300 Bäume, die alle zusammen-
stehen.*)
Herr Professor Sorauer: Solche Erfahrungen liegen auch in Holstein
und in Schlesien vor. Die Klagen waren anfangs sehr gross, besonders
in Holstein, wo es sich namentlich um Schattenmorellen (grosse lange
Lothkirsche) handelte. Es wurde damals meinerseits geraten, was jetzt
auch geraten wird und es hat sich dort der erste Entdecker der Krank-
heit, Herr von Draken besonders verdient gemacht, indem er in den
holsteinischen Tageszeitungen die Gegenmittel empfahl. Nachträgliche
Erkundigungen haben ergeben, dass die Krankheit dort zurückgegangen
ist, ebenso in Schlesien. Ich glaube, man sieht etwas zu schwarz, wenn
man so grosse Befürchtungen hegt. Der Pilz wird, wenn man ihn nicht
in der angegebenen Weise bekämpft, von Zeit zu Zeit immer wieder auf-
treten, aber dass er den Obstbau zu Grunde richte, glaube ich nicht.
Herr Cordel-Halensee berichtet, dass bei ihm die Sperlinge zwei
Sorten Kirschen ganz abgefressen hätten, eine schwarze Knorpelkirsche
und eine unbenannte, die Frühe von Frogmoe aber nicht.
*) Herr Dr. Krüger teilt uns mit, dass die Krankheit bei Herrn Hientzsch ü
hältnismässig nur sehr unbedeutend war.
A'22 849. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
5. Plerr Inspektor Dressler-Dalldorf^ legte verschiedene Neuheiten
von Sommerblumen vor: a) Rudbeckia bicolor süperb a. Die
Entwickelung der Pflanzen war sehr üppig, aber die Knospen blühen nur
langsam auf; da jetzt gelbe Blumen beliebt sind, ßndet sie vielleicht auch
Beifall, im allgemeinen dürfte der steife schwarze Klump im Zentrum
stören.
b) Godetia gloriosa, eine von den anderen Sorten; ganz abweichende
dunkle Farbe.
c) Linaria reticulata aureo-purpurea, weniger für den Schnitt als
für Gruppen, wo sie einen hübschen Eindruck macht. Sie wird ziemlich hoch.
d) Gefüllte Balsaminen. Seit langen Jahren habe er. wie er mit-
teilte, einmal wieder schöne gefüllte Blumen und sei der Samen von
W. Pfitzer in Stuttgart bezogen.
6. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Mathieu-Charlottenburg legte
mehrere Pflanzen vor, die der Verein zu Versuchszwecken bezogen hat.
a) vSpiraea Bumalda Anthony Waterei, die aber nicht so niedrig und
nicht so schön dunkelrot war, wie sie sonst ist; vielleicht liegt das daran,
dass sie im Schatten von Obstbäumen gezogen ist. oder die Sorte war
nicht echt.
b) Die Stachelbeere ohne Stacheln, die aber doch Stacheln hat, wenn
auch kürzere, wie Herr Inspektor Dressler, der auch vier Stück besitzt,
bemerkte. Letzterer findet die Früchte geringer als die der gewöhnlichen.
d) Die Pflaume Bonne de Brie, erst in acht Tagen ganz reif; sie
wird grösser als Rivers Early.
IV. Hierauf hielt Herr Hofgärtner Hoffmann einen mit grossem Beifall auf-
genommenen Vortrag über belgische Gärtnereien. Der Vortrag wird
später abgedruckt werden. Hier sei nur kurz hervorgehoben, dass, nachdem
Redner die hohe Blüte der belgischen Gärtnerei, die hohe soziale Stellung,
deren sie sich erfreut, nicht so sehr dem Klima und den zahlreichen
Liebhabern zu verdanken sei; denn das Klima sei nicht so sehr abweichend
und die Liebhaber hätten sich die Gärtner erst herangezogen. Die
Hauptursache liege darin, dass der Gartenbau lange Jahre in den Händen
einer und derselben Familie bleibe; dass nicht, wenn der Gärtner sein
Grundstück verkaufe, er Rentier werde, sondern sich ein neues kaufe,
um dort das Geschält fortzusetzen. Der belgische Gärtner sei ein scharfer
Beobachter seiner Pflanzen, sowohl nach deren vegetativen Erscheinung wie
nach ihrem geschäftlichen Wert. Auch seien sie ausgezeichnete Kreuzer.
Herr Cordel bemerkt, es sei gesagt worden, die besten Sachen der
Belgier, die sie auf Ausstellungen vorführen, seien in England gekauft. —
Herr Hofgärtner Hoffmann erwidert, dass einzelne Schaustücke gekauft
werden, sei richtig, aber damit sei doch nicht gesagt, dass die belgischen
Gärtner nichts leisten.
V. Dem Gartenbau -Verein zu Hannover wurden nach kurzer Diskussion für
seine Chrysanthemum-Ausstellung in Berücksichtigung ihres grossen
Umfanges zwei grosse silberne, zwei kleine silberne und zwei bronzene
Medaillen bewilligt.
Herr Obergärtner Lehmann regt hierbei an, dass, wenn Vereine sich
Staatsmedaillen und Medaillen vom Verein zur Beförderung des Garten-
Icerva Purchasi.
43J
baues erbitten, sie doch allgemeine Konkurrenz zulassen müssten, und
nicht, wie in Wriezen, nur die Vereinsmitglieder zulassen.
\'I. Für das Denkmal unseres Landsmannes Ferdinand v. Müller im botanischen
Garten zu Melbourne (nicht für das auf dem Friedhofe) wurden loo M.
aus der Vereinskasse bewilligt.
\'n. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Paul Drawiel, Carl Mathieu
und Hoflieferant Klar hatte folgende Preise zuerkannt:
1. Herrn Gärtnereibesitzer Körper - Fürstenwalde a. d. Spree für
Gladiolen und Stauden den Monatspreis von 15 Mark;
2. Herrn Obergärtner R. Kittel-Eckersdorf bei Neurode, Schlesien,
für einen Zweig von BougainAÜlea glabra var. Sanderiana die
kleine silberne Medaille.
VI. Aufgenommen wurden als Mitglieder die in der letzten Versammlung
Vorgeschlagenen (siehe S. 372).
Carl Lackner. Wittmack.
m
Icerya Purchasi,
eine neue Schildlaus auf Orangen.
(Hierzu Abb. 92.)
ieses in Australien heimische Insekt greift vor allem die Acacia- und
(^ Mimosa- Arten an. Von Australien kam es im Jahre 1868 nach Californien
und gelangte von dort in einer Pflanzensenduug nach dem Caplande. In
Portugal zeigte sich dieser Parasit zuerst im Jahre 1892 in einer Orangen-
plantage in der Nähe von Lissabon. Seit diesem Zeitpunkte hat sich das
Insekt den Tejo abwärts weiter verbreitet und ihn sogar überschritten, so dass
heute von ihm ein Areal von ungefähr 500 qkm infiziert ist.
Bei der Verbreitung hat wohl der Mensch hauptsächlich als Transport-
mittel dienen müssen, wenigstens ist dies für die Übertragung nach der anderen
Seite des Flusses sehr wahrscheinlich, und zwar haben sich hier die Beamten
der königlichen Besitzungen unbewusst als Vehikel hergeliehen. Isolierte An-
steckungsherde im Innern des Landes haben sich bisher nicht feststellen lassen.
Nur in einem Falle fand man das Insekt bei Arruda in einer Besitzung und
es war nachzuweisen, dass es dorthin durch Rosenstöcke gebracht worden war,
welche einer Lissaboner Gärtnerei entstammten. Seitdem sind die hiesigen
Handelsgärtnereien unter Kontrole gestellt worden und dürfen Pflanzen in die
Provinz nur nach gehöriger Desinfektion abgehen lassen.
Wie bereits bemerkt, greift das Insekt hauptsächlich Acacia-, Mimosa-
arten und Aurantiaceae an. Neben diesen immergrünen Pflanzen befällt es
auch solche mit fallendem Laub, wie z. B. die Rosen. Doch ist dies nur ein
Notbehelf, was deutlich daraus hervorgeht, dass auf diesen Pflanzen die Ver-
mehrung des Insekts nie so stark ist, wie auf den erstgenannten. Ganz von
dem Parasiten werden die Feigenbäume gemieden, was wohl dem Milchsafte
zuzuschreiben ist, den sie enthalten. Die von dem Insekt angegriffenen Bäume
lassen die Früchte fallen, verlieren die Blätter und die nackten, geschwärzten
Zweige sehen wie verbrannt aus. Wird jetzt nicht die Krankheit in geeigneter
Weise bekämpft, so geht der Baum in kurzer Zeit zu Grunde.
434_
Icerya Purchasi,
Die Icerya gehört zu den Coccidae und ist für den europäischen Kontinent
ein neues Genus. Ihren Namen erhielt sie in ihrer Heimat, Australien. In
Californien wurden von Comstock ihre Entwicklung und die Mittel zu ihrer
Vertilgung studiert. Hier in Portugal sind bisher nur die Weibchen beobachtet
worden. Im erwachsenen Zustande ist das weibliche Insekt 4 — 5 mm lang,
hat zwei einfache Augen und 3 schwarze Antennen von je 11 Gliedern, deren
letztes keulenförmig angeschwollen ist. Das Rostrum ist kurz und trägt 4 Stech-
borsten, welche zum Anbohren der pflanzlichen Gewebe und zur Befestigung
des Körpers an der Unterlage dienen. Die drei Beinpaare sind schwarz wie
die Antennen, während der Körper orange gefärbt ist. Der Körperumriss ist
elliptisch. Der Rücken ist warzig und mit vereinzelten schwarzen Haarbüscheln
bedeckt. Zwischen diesen Büscheln befinden sich Drüsen, welche einen weissen,
wachsähnlichen Staub absondern, der den Rücken bedeckt und sich leicht in
Äther und Terpentin löst. An der Peripherie des Hinterleibes belinden sich
hyaline Röhrchen von verschiedener Länge, welche mit Büscheln von schwarzen
Haaren abwechseln. Aus den Röhren tritt eine weisse, an der Luft erhärtende,
baumwollähnliche Substanz aus. Die einzelnen Fäden vereinigen sich zu einem
fransenförmigen, geriffelten Gewebe, das den Eiersack bildet. Dieser ist mit
losen Fäden ausgefüttert und in dieses wollige Gewebe werden die zahlreichen
Eier wohlgeschützt gegen äussere Einflüsse abgelegt. Schon kurze Zeit nach
der Eiablage beginnen die Jungen auszuschlüpfen. Zunächst haben sie die
grünliche Farbe des Eies und nehmen erst nach und nach die Farbe des er-
wachsenen Tieres an. Bald nach dem Ausschlüpfen beginnt die Sekretion des
weissen Puders, der den Rücken des jungen Insekts bedeckt. Am Hinterende
des Abdomens oberhalb der Sekretionsröhrchen für das Eisackgewebe entspringt
eine feine, durchsichtige Röhre, aus welcher eine farblose, wahrscheinlich
zuckerhaltige Flüssigkeit abgeschieden wird. Bei trockenem Wetter sieht man
diese Tröpfchen von den 1 — 1,5 mm langen Röhrchen von der mit
den Tieren bedeckten Blattseite herabhängen. War das Tier bisher
frei, so befestigt es sich jetzt mit Hilfe des Stiletts an der zarten
Rinde junger Zweige und fabriziert den Eisack, welchen es mit
1000 — 1200 Eiern füllt.
In seiner Heimat, Australien, soll das Insekt nie grösseren
Schaden angerichtet haben, und zwar wohl aus dem Grunde,
weil seine natürlichen Feinde eine übermässige Vermehrung ver-
hinderten. Zu diesen gehört die Vedalia cardinalis, eine Coccinellide^
die man denn auch nach Californien, Ägypten und dem Kaplande
eingeführt hat. Auch die hiesige Regierung hat eine Sendung
dieses Käfers kommen lassen. Dieser kleine Stamm ist in der
landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in geeigneter Weise gezüchtet
worden. Innerhalb 6 Monaten hat er sich auf etwa 10000 erwachsene
Käfer vermehrt, während die Zahl der Larven unbestimmbar ist.
Um das kleine, einem Marienkäferchen ähnliche Insekt in noch
grösserem Massstabe züchten zu können, ist ein zerlegbares Häuschen
ausDrahtgaze konstruiert worden, das über einen miticerya bedeckten
Abb. 92. Ein Orangebaum aufgebaut und mit einer gewissen Anzahl Vedalia be-
Orangenzweig ° ° , ^ ,, .,
bedeckt mit der völkcrt wordcn ist. Diese Art der Aufzucht hat noch den \ orteil,
Schildlaus (ceria . ^. _. , , .-.. ... . -, -r^- „„
Purchasii. dass die Tieie besser an das Klima gewohnt werden. Die ge-
Icerya Purchasi. 45^
züchteten Vedalia sollen dann regelmässig an die Plantagen verteilt werden.
Schon jetzt ist eine geringe Zahl an einzelne Besitzer abgegeben worden.
Wenn auch zu hoffen ist, dass die Vedalia einem Überhandnehmen der Icerya
entgegengetreten wird, so sind doch direkte Mittel zur Bekämpfung des Para-
siten nicht zu entraten. In Californien hat man hauptsächlich Petroleum-Seifen-
Emulsionen und Blau^säuredämpfe angewandt. Auch wir haben hier die
Petroleum-Emulsionen versucht, doch ohne einen durchschlagenden Erfolg.
Es machten sich im Gegenteil unangenehme Nebenwirkungen geltend, indem
die behandelten Pllanzen litten. Im Anfange dieses Jahres wurden von der
Lissaboner Versuchsstation auf Veranlassung der Regierung eine Reihe von
Versuchen unternommen, um ein wirksames Bekämpfungsmittel ausfindig zu
machen. Von allen Mitteln war zu fordern, dass sie auf den glatten Blättern
der Orangebäume hafteten und lösend auf die wachsartigen Substanzen des
Eisacks der Icerya wirkten. Ich nenne hier nur die wenigen Mittel, die wirk-
lich brauchbare Resultate gegeben haben.
Eine 2%tige Lysollösung war sehr wirksam, doch verbietet sich die An-
wendung dieses Mittels im grossen aus ökonomischen Gründen.
Eine Seifenemulsion mit 2% Terpentin war ebenso wirksam und erheb-
lich billiger. Die ökonomische Seite der Frage war vollkommen gelöst, als
Verfasser das Terpentin durch Schwefelkohlenstoff ersetzte. Die Regierung ist
infolge ihrer Verträge mit Schwefelkohlenstofffabriken imstande, das Kilo dieses
ausgezeichneten Insektenvertilgers mit 48 Reis*) abzugeben. Zur Bereitung der
Emulsion werden 1.5 kg Seife in heissem Wasser gelöst und der erkalteten
Lösung 2 kg Schwefelkohlenstoff zugegeben und mittels eines Besens gut
durchgemischt und dann zu 100 Liter mit Wasser aufgefüllt. Die Emulsion
wird mit einer kräftig wirkenden Pumpe aufgespritzt. Nach 8 Tagen werden
die Bäume mit reinem Wasser abgespritzt, um die Wirkungen der ersten Be-
handlung, die erforderlichenfalls wiederholt werden muss, übersehen zu können.
Den Stamm der Bäume umgiebt man mit einem Gürtel aus Klebstoff, um das
Aufkrierhen der herabgefallenen Insekten zu verhüten.
Die \ersuchsstation hat ein gut geschultes Personal zur Verfügung, welches
auf Antrag den Besitzern überlassen wird, um sie in der Anwendung der Mittel
zu unterrichten.
Nachdem die Icerya ihren Einzug in Europa gehalten hat, wirft sich die
Frage auf, welche Bedeutung sie für die deutsche Landwirtschaft bezw. Gärtnerei
hat. Herr Dr. Hoffmann hat in der Nummer 22 der »Deutschen Landwirt-
schaftlichen Presse« 1898**) allerlei Befürchtungen ausgesprochen, denen ich mich
durchaus nicht anzuschliessen vermag. Denn zunächst fehlen in Deutschland
die immergrünen Bäume, wie Akazien, Mimosen und Orangen, wenn man von den
wenigen Exemplaren absieht, die sich in botanischen Gärten und Orangerien be-
finden. Dann ist das Insekt an ein subtropisches Klima gebunden, wie aus seiner
bisherigen Verbreitung in Australien, Capland, Ägypten, Californien und Portugal
hervorgeht. Es würde sich daher wohl kaum an unser kälteres Klima gewöhnen
und vor allem nicht unserm Winter widerstehen. Ausserdem würde bei unsern
Bäumen mit fallendem Laub eine wirksame Behandlung im Herbst oder Früh-
*) Das Briefporto für das Ausland beträgt 5o Reis.
**) Unsere Abbildung ist diesem Artikel entnommen, und sagen wir der Verlagshandlung von
Paul Parey, die uns den Stock freundlichst zur Verfügung stellte, dafür unsern besten Dank.
A'iß Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi und Winterkohl.
jähr eine sehr leichte sein, sodass alle Befürchtungen unbegründet oder doch
stark übertrieben sind, zumal auch die natürlichen Feinde des neuen Parasiten,
nachdem sie einmal in Europa eingeführt sind, ihm folgen und ihn bekämpfen
würden.
Anders gestaltet sich diese Angelegenheit für unsere Kolonien. In Süd-
westafrika sind nach Berichten der »Deutschen Kolonialzeitung« bereits Akazien
und Orangen angepflanzt und dazu kommt noch die unmittelbare Nachbarschaft
des Caplandes, wo schon seit Jahren die Icerya heimisch ist. Hier wäre eine
genaue Untersuchung und Überwachung der neuen Pflanzungen geboten und
bei Vorhandensein des in Rede stehenden Insekts eine energische Bekämpfung
desselben angezeigt. Andrerseits sollte man in Zukunft nur Pflanzen aus nicht
infizierten Ländern in die Kolonien einführen oder doch nur nach entsprechender
Behandlung mit insektentötenden Mitteln.*)
Dr. Otto Klein-Lissabon, Estagao Chimico Agricola.
Die Schwefelkohlenstoff-Emulsion, von der in dem Artikel die Rede ist,
haben wir auch bei anderen Insekten wie z. B. bei Schizoneura mit Erfolg
angewendet, nur ist zu bemerken, dass bei zarten Pflanzen die Dosis Schwetel-
kohlenstoff auf die Hälfte der genannten ermässigt werden muss. O. K.
Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi
und Winterkohl.
Von Dr. R. O 1 1 o in Proskau.
jjj-jiie nachfolgenden Düngungsversuche bei Gemüsearten, welche ich im
(^^^ Sommer 1896 ausführte, und die noch weiter fortgesetzt werden, be-
zwecken, festzustellen die Wirkung der einzelnen Düngemittel:
1. auf den Ertrag,
2. auf die bei der Kultur in Betracht kommenden \'arietäteneigentümlich-
keiten (Marktwert, Grösse und Ausbildung der Köpfe, Blätter etc.),
3. aut den Nährgehalt der zum Verbrauch kommenden Pflanzenteile,
insbesondere des Eiweissgehaltes in verdaulicher Form,
4. auf die Unverdaulichkeit der einzelnen Bestandteile,
5. aut die Abweichungen (hervorgerufen durch die Düngung) von der
normalen chemischen Zusammensetzung der betreffenden Gemüse-
arten.
Naturgemäss konnten in dem ersten Versuchsjahre nur einige der obigen
Fragen annähernd erledigt werden, doch dürfte eine Mitteilung der Versuchs-
anstellung und der bis jetzt erhaltenen Versuchsergebnisse nicht ganz un-
interessant sein.
Die Versuche wurden im Berichtjahre a) bei Salat (Kopfsalat Bellegarde),
b) Kohlrabi, englischer früher, und c) Winterkühl, niedriger brauner, durch-
geführt.
*) Denjenigen Lesern, welche sich über diese Frage näher zu informieren wünschen,
empfehle ich die Artikel der portugiesischen Journale Portugal Agricola, Agricultura Con-
temporanea, Archivo Rutal und Vinha PoriUi;ueza, denen auch Herr Dr. Hoümann seine
Angaben entnommen iiat.
Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi und Winterkohl. Aon
Die VersuchsanstcUung war folgende: Der Boden war Sandboden in der
III. Baumschule des Königl. pomologischen Instituts, war zwei Jahre vorher
rigolt, es standen bis Frühjahr 1896 Bäume darauf, von da ab lag er brach bis
20. Juni. Dann erhielt er als Grunddüngung eine schwache Stallmistdüngung
und wurde umgegraben. Das ganze Quartier war 19,5 m lang und 4 m breit.
Am 22. Juni wurden die Beete abgeteilt, im ganzen 30 Beete je 1 m breit und
1.5 m lang. Zwischen jedem Beete befanden sich Wege. Es entstanden so im
ganzen 3 Versuchsreihen ä 10 Beete.
Es wurden gegeben sehr starke*) Düngungen mit einem, zwei und mit drei
Pllanzennährstoffen, in Form künstlicher Dünger als auch in Form von Stall-
m;ist und Kompost. Nachdem also vorher eine Grunddüngung in Form von
Stallmist schon am 31. Juni gegeben war. wurde die Hauptdüngung am
34. Juni untergebracht (die betreffenden künstlichen Düngemittel wurden mit
Erde gemischt, gleichmässig ausgestreut und oberflächlich eingegraben, mit
Ausnahme der Stallmist- und Kompostreihe, welche erst am 25. Juni aufgebracht
und untergegraben wurden.)
Die Reihe 1 (je 1 Beet mit Salat, 1 Beet mit Kohlrabi und i Beet mit
Winterkohl) blieb un gedüngt.
Die Reihe 2 erhielt eine starke Stallmistdüngung.
Die Reihe 3 erhielt eine starke Kompostdüngung.
Die Reihe 4 erhielt eine einseitige Stickstoffdüngung in Form von Chili-
salpeter pro 1 nm 200 g Chilisalpeter, also auf 1,5 [Um 300 g Chilisalpeter,
enthaltend im ganzen 46,5 g Stickstoff. (Diese Düngung war augenscheinlich
zu stark, wie sich an dem Wachstume der Pflanzen zeigte).
Die Reihe 5 erhielt eine einseitige Phosphorsäuredüngung in Form von
Doppelsuperphosphat, pro 1 Dm 100 g Doppelsuperphosphat (DS 40% wasser-
löslich), also auf 1,5 Dm 150 g Doppelsuperphosphat mit im ganzen ca. 00 g
wasserlöslicher Phosphorsäure.
Die Reihe 6 erhielt eine einseitige Kalidüngung in Form von 107 g
schwefelsaurem Kali (27 0 0 K2O) pro Dm, also auf 1 5 Üm 250 g schwefel-
saures Kali, enthaltend im ganzen 67,5 g Kali (K-jO).
Die Reihe 7 erhielt eine Phosphorsäure- und Stickstoffdüngung in Form
von phosphorsaurem Ammoniak, pro 1 Dm 100 g, also auf 1,5 Dm 150 g
phosphorsaures Ammoniak mit circa 64,5 g wasserlöslicher Phosphorsäure und
10,5 g Stickstoff.
Die Reihe 8 erhielt eine Kali- und Stickstoffdüngung in Form von Kali-
salpeter, und zwar pro 1 Dm 100 g Kalisalpeter, also auf 1,5 Dm 150 g Kali-
salpeter, enthaltend 66 g Kali und 20 g Stickstoff,
Die Reihe 9 erhielt eine Phosporsäure- und Kalidüngung in Form von
phosphorsaurem Kali, und zwar pro Dm 100 g, auf 1,5 Dm also 150 g phosphor-
saures Kali mit 51 g wasserlöslicher Phosphorsäure und 42 g Kali.
Die Reihe 10 erhielt eine Stickstofi-, Phosphorsäure- und Kalidüngung in
Form des Wagner'schen Nährsalzes WG**), und zwar pr 01 Dm 200 g WG, auf
*j Diese starken Düngungen sind absichtlich und kurz vor dem Auspflanzen gegeben,
I. um zu sehen, ob die Pflanzen dieselben vertragen, 2. damit die Resultate bezüglich der
Zusammensetzung, des Nährwertes der betreffenden Pflanzen etc. deutlich hervortretem
**) Das Nährsalz WG besteht aus 3o Teilen phosphorsaurem Ammoniak, 2 5 Teilen
saipetersaurem Natron (Chilisalpeter), 20 Teilen salpetersaurem Kali und 20 Teilen schwefel-
saurem Ammoniak.
A'iS Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi und Winterkohl.
1,5 Dm also 300 g W, enthaltend 39 g wasserlösliche Phosphorsäure, 33 g Kali
und 39 g Stickstoff.
Die Pflanzen haben hier also durch diese Düngungsgaben bei weitem mehr
Nährstoffe in einer leicht aufnehmbaren Form erhalten, als sie zu einer normalen
Entwickelung gebrauchen.
Am 25. luni ertolgte nach vorherigem tüchtigen Angiessen der Versuchs-
parzellen die Auspflanzung möglichst gleichmässig entwickelter Pflanzen von
Kopfsalat (Bellegarde) pro Beet in 4 Reihen ä 5 Pflanzen, also pro Beet
20 Pflanzen verbandartig gestellt. Am 26. Juni nach einer regnerischen Xacht die
Aussaat von Kohlrabi (englischer, früher, weisser) in 4 Reihen ä 0 Pflanzen,
also pro Beet 24 Pflanzen, verbandartig gestellt; sowie von Winterkohl (niedriger
brauner) 3 Reihen ä 5 Pflanzen, also pro Beet 15 Pflanzen, auch verbandartig
gestellt. Natürlich war in allen Fällen das Auspflanzungsmaterial möglichst
gleichmässig gewählt. Die Pflänzchen entstammten den Freiland-Samenbeeten
des Instituts.
Die Behandlung (Behacken, Giessen etc.) der einzelnen Parzellen war
während der Versuchsdauer selbstredend in allen Fällen die gleiche. Die bisher
erhaltenen Beobachtungs- und sonstigen Ergebnisse sind folgende:
A. Salat.
Am 1. Juli, ö Tage nach dem Auspflanzen, waren auf den einzelnen, ver-
schieden gedüngten Parzellen noch keine erheblichen Unterschiede zu kon-
statieren. Dasselbe war im wesentlichen am 4. Juli der Fall, obwohl um diese
Zeit die Pflanzen auf den Parzellen 2 — 5 schon besser im Wüchse erschienen
als auf Parzelle 1.
Am 8. Juli standen die Pflanzen auf Parzelle 2 und 3 besser als auf 1,
Die auf Parzelle 4 waren nicht besonders gut (wahrscheinlich infolge zu starker
Düngung mit Chilisalpeter). Die auf Parzelle 5 waren besser, auf 0 nicht gut.
Die auf den Parzellen 7 — 10 waren am weitesten von allen, diese einzelnen
Parzellen unter sich scheinbar gleich.
Am 11. Juli waren Parzelle 4 und 6 erheblich zurück hinter 1. Auch 8
war nicht besonders. Am w^eitesten in der Entwickelung war Parzelle 10,
danach unter einander ziemlich gleich Parzellen 9, 7, 5, 2 und 3.
Am 17. JuM waren am weitesten vor den anderen voraus die Pflanzen
auf den Parzellen 7, 9 und 10. Xo. 2, 3 und 5 standen auch noch gut. No. 1
war etwas besser noch als 6 und 8, Xo. 4 am schlechtesten (zu starke Salpeter-
düngung!). Es stand also hiernach der Salat am besten bei der Phosphorsäure-
und Stickstoff-Düngung (7), Phosphorsäure- und Kali-Düngung (9) und Phosphor-
säure-, Kali- und Stickstoff-Düngung (10). Jedenfalls braucht er viel Phosphor-
säure, wie sich auch aus dem verhältnismässig guten Stande bei 5 ergiebt, wo
nur Phosphorsäure verabreicht war.
Am 22. Juli. Vorzüglich standen und auffallend weit voraus waren g und
7, dann 10 und 5. Im allgemeinen gut standen 2 und 3. Wenig gut waren
1 und 8, schlecht 6, sehr schlecht 4.
Am 29. Juli. Vorzüglich standen 7, 9 und auch 10, welche schon Köpfe
bildeten, gut stand 5, dann 2 und 3. Wenig gut, aber wohl normal waren
1 und 8. Zurück war 6, sehr schlecht 4.
Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi und Winterkohl. aoq
Am 9. August waren am besten die Parzellen 2, 5, 7, 9, dann auch gut
10 und 3. Alle diese Pflanzen waren erntelähig. Weniger gut waren 1, 0. 8,
noch schlechter 4.
I. Der Marktwert.
Am 13. August, kurz vor der Ernte des Salates, wurde der Marktwert der
Pflanzen auf den einzelnen Düngungsparzellen festgestellt:
Sehr gut waren als Marktware die Pflanzen mit Stallmistdüngung;
auch noch gut die mit Kompost, Doppelsuperphosphat, phosphorsaurem
Kali, dem Nährsalze WG und mit phosphorsaurem Ammoniak gedüngten.
Weniger wert als Marktware die ungedüngten, die mit Chilisalpeter,
schwefelsaurem Kali und Kalisalpeter gedüngten.
Die Ernte des Salates erfolgte am 17. August. Es wurden nur normale
Köpfe, d. h. gebrauchsfähige Ware, nachdem gröbere Unreinlichkeiten etc.
entfernt waren, in lufttrockenem Zustande gewogen.
II. Der Ertrag*)
war folgender:
No. I (ungedüngt) 11 normale Köpfe (natürlich darunter grössere und
kleinere) im Gesamtgewicht von 580 g, d. i. pro i Kopf =52, 7 g,
» II (Stallmist) 20 normale Köpfe im
Gesamt-Gewicht 1720 g, » » » =86 g,
» III (Kompost) 15 normale Köpfe im
Gesamt-Gewicht 1140 g, » » » =76 g,
» IV (Chilisalpeter) 2 normale Köpfe
im Gesamt-Gewicht 180 g, » » » =90 g**),
» V (Doppelsuperphosphat) 15 Köpfe
im Gesamt-Gewicht 1420 g. » » » = 94,6 g,
» VI (schwefelsaures Kali) 6 kleine
Köpfe im Gesamt-Gewicht . . 150g, > >' » =^25 g.
» VII (Phosphorsaures Ammoniak) 14
normale Köpfe im Gesamt-Gew. . 890 g, » » » :=63,5g,
» VIII (Kalisalpeter) 5 normale Köpfe
im Gesamt-Gewicht 333 g, » » » = 66.6 g,
» IX (Phosphorsaures Kali) 17 normale
(sehr grosse) Köpfe im Ges. -Gew. 1530 g, » » » =90 g,
» X (Nährsalz WG) 14 normale (sehr
grosse) Köpfe im Ges. -Gewicht 1130 g, » » » =80,7 g.
Hiernach hatte also den höchsten Ertrag (dem Gewichte nach) geliefert
No. 5 (Doppelsuperphosphat), es folgen No. 4 (Chilisalpeter), No. 9 (Phosphor-
saures Kali); sodann No. 2 (Stallmist), No. 10 (Nährsalz), dann No. 3 (Kompost).
Weniger gut im Ertrage waren No. 8 (Kalisalpeter), No. 7 (Phosphorsaures
Ammoniak) und No. 1 (ungedüngt), am schlechtesten No. 6 (schwefelsaures
Kali).
*) Der Ertrag kann bei den Versuchen von i8q6 leider nicht ganz genau angegeben
werden, weil die Versuchsptlanzen, insbesondere Kohlrabi und W'inteikohl, im Anfange zu
sehr durch Hasenfrass etc. geschädigt waren und so in ihrer Entwickelung zurückgehalten
wurden.
**) Wenn bei No. 1\' die Düngung nicht zu stark gewesen wäre, hätte dieselbe sichei'
einen sehr hohen Ernteertrag gehabt.
AAO \'ergleichende Düngungsversuche bei Salar, Kohlrabi und Winterkohl.
III. Die chemische Untersuchung.
Zur chemischen Untersuchung wurden nur die gebrauchsfähigen inneren
Blätter der Köpfe im luftrockenen Zustande verw^endet.
Bestimmung des Gesamtstickstotf es (nach Kieldahl) in
den lufttrockenen Substanzen.
No. I (ungedüngtj 1,6065 g Subst. ergaben = 0,0023 §' ^^^ "== 3^88 % Stickstoff,
» II (Stallmist) .... 2.2575 g Subst. ergaben =^= 0,1204g N= 5j33°/oN,
.» III (Kompost) .... 1,4195 g » » == 0,07028 gN= 4,95 % N,
.» IV (Chilisalpeter) . . . 1,081g » » =^ 0,04935 g X = 4,59°/oN,
» V (Doppelsuperphosph.) 1.430 g » v .= 0,0574 g N = 4.01 1 °/oN,
» VI (Schwefelsaures Kali) 1,427 g » » = 0,05180 gX= 3.03 7ü N,
» VII (Phosphors. Ammon.) 1,0095 g » » = 0,070 gN= 4,35 % N,
» VIII (Kalisalpeter) . . . 1,5225 g » » = 0.07165 gN= 4,67 % N,
» IX (PhosphorsauresKali) 1.535 g » » = 0.0515 gX= 3,40 "/oN,
» X (Nährsalz WG) . . 1,844g » » = 0.09625 gX= 5,22 °/oN,
Der höchste Stickstoffgehalt ist demnach gefunden bei derDüngung mitStall-
mist zu 5,33 7o N. Es folgt dann die Düngung mit Nährsalz WG (X + K 2O + P oO^)
zu 5,22 %X", darauf die Kompostdüngung mit 4,95 % X, dann die Kalisalpeter-
düngung {N -\- K2O) mit 4.67 % X, dann die Chilisalpeterdüngung(N) mit 4,49 % N,
darauf Phosphorsaures Ammoniak (N + P2O5) mit 4,35 % X. Es folgt Doppel-
superphosphat (P2O5) mit 4,01170 N, dann ungedüngt mit 3,88 % X. Den
niedrigsten StickstolTgehalt ergaben die Düngungen mit schwefelsaurem Kali
(KsO-fSOa) mit 3,03% X und dann phosphorsaures Kali (KaO + PjO^) mit
3,40 % N.
Die Gesamt- Stickstoff-Substanz (hauptsächlich Eiweiss) in den
lufttrockenen Salatblättern (berechnet aus dem gefundenen X"-Gehalt durch
Multiplikation mit 6,25 unter der Annahme von 16% X" in den Proteinstoffen)
würde sich also wie folgt stellen:
Xo. I 3,88 "/o N. 6,25 = 24,25 % Gesamt-Stickstoff-Substanz,
II 5-33 7ü N. 6,25 = 33,30 o/ü
III 4.95 0/0 A. 6,25 = 30,94 7o
» IV 4,59 7o N. 6,25 = 28,70 7ü
» V 4,01 7ü N. 6,25 = 25,06 7o * * "
VI 3,63% X. 6,25 = 2 2,68 7ü
. VII 4.35% X. 6,25-^27,18 7ü » » * .
» VIII 4,07 % X. 6,25 = 29,30 7o
IX 3,40% X. 0,25 = 21.25 "/o
» X 5,2 2 7u X. 6.25 = 32,02 7o
Der höchste Stickstoffgehalt und damit imZusammenhang stehend der höchste
Gehalt an Gesamt-Stickstoff-Substanz (hauptsächlichEiweiss) ist somitgefunden bei
der Volldüngung mit Stallmist, nächst dem bei einer Düngung mit K.,0 + X
+ P2O5 (Xährsalz WG), dann folgt Kompostdüngung, sodann Kalisalpeter, Chili-
salpeter und phosphorsaures Ammoniak. Also alle bisher vorwiegend durch
ihren Stickstoffgehalt wirkende Düngemittel, während die anderen Düngungen
(Doppelsuperphosphat, schwefelsaures Kali, phosphorsaures Kali und ungedüngt)
hierzu im Gegensatz ziemlich weit zurückstehen.
Vergleichende Düngungsversuehe bei Salat, Kohlrabi und Winterkohl. aa t
B. Kohlrabi, englischer früher.
Die Versuchsanstellung, war die gleiche wie beim Salat.
Die Pflanzen (4 Reihen ä 0 Pflanzen, verbandartig gestellt) wurden am
2ö. Juni auf die einzelnen Düngungsparzellen ausgeptlanzi. Die Beobachtungen
und Ergebnisse sind folgende:
Bis zum 4. Juli waren noch keine wesentlichen Unterschiede zu kon-
statieren, doch schienen die Parzellen ^. 3 und 4 besser zu stehen als 1; 5, 6
und 7 waren gleich. 8. c, und 10 schienen weit besser.
Am 8. Juli waren bei 1 mehrere Pflanzen gut, 2 und 3 wiesen durchweg
sehr kräftige Pflanzen auf, 4 war sehr schlecht (zum Teil mit wohl bedingt
durch die zu starke Düngung); 5, 6, 7,8 und g waren leidlich, Parzelle 10 am
besten.
Ähnlich waren die Verhältnisse am 11. Juli. Am 17. Juli waren deutliche
Unterschiede in allen Düngungsreihen zu konstatieren. Am weitesten waren
die Pflanzen der Parzelle 3. dann 2; fast gleich standen die auf 5, 7, 8 und 9,
etwas weniger weit die auf 10, 1 und 6. Die auf 4 waren noch immer die
schlechtesten. Hiernach scheint der Kohlrabi sehr dankbar für eine Kompost-
und Mistdüngung zu sein.
Am 22. Juli standen vorzüglich und hatten schon Köpfe angesetzt die
Pflanzen auf 2 und 3. Fast ebenso gut die auf 5, 7, 8, 9 und 10. Weniger gut
die auf 1 und 6, schlecht die auf 4.
Am 29. Juli standen die Pflanzen vorzüglich und hatten schon ziemlich
grosse Köpfe bei 2 und 3. Fast gleich weit und auch gut bei 5, 7, 8, 9 und 10.
Weniger gut, doch auch teilweise Kopfausbildung bei 1, 4 und 6.
I. Der Marktwert.
Der Marktwert wurde an den stehenden Pflanzen am 13. August fest-
gestellt. Danach waren:
Am besten als Marktware die Pflanzen der Düngung mit Stallmist,
phosphorsaurem Ammoniak und phosphorsaurem Kali.
In zweiter Linie die der Düngung mit Kompost, Doppelsuperphosphat,
Kalisalpeter und ^vährsalz WG.
Weniger wert die Pflanzen von ungedüngt und schwefelsaurem Kali.
Sehr gering die von Chilisalpeter. (Wie schon öfters erwähnt, haupt-
sächlich wegen zu konzentrierter Düngung.)
II. Der Ertrag.
Die Ernte der Kohlrabipflanzen erfolgte am 17. August. Nachdem die
Wurzeln und Blätter sorgfältig entfernt waren, wurden die Köpfe im luft-
trockenen Zustande gewogen. Es ergaben:
Xo. I (ungedüngt) 18 Köpfe im Ge-
samt-Gewicht von .... 1000 g, d. i. pro 1 Kopf = 55,5 g,
» II (Stallmist) 22 Köpfe im Gc-
samt-Gewicht von .... 2220 g, » » » = 100,9 g'
» III (Kompost) 17 Köpfe im Ge-
samt-Gewicht von .... 2080 g, » » » = 122,3 S,
» IV (Chilisalpeter) 8 Köpfe im
Gesamt-Gewicht von . . . 250 g, » » » == 31,2 g,
» V Doppelsuperphosphat) 2 iKöpfe
im Gesamt-Gewicht von • i545 g> * " " = 73.5 g,
442 Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi und Winterkohl.
Xo. VI (schwefeis. Kali) 20 Köpfe im
Gesamt-Gewicht von . . . 820 g, d. i. pro 1 Kopf = 41 g,
» VII (Phosphors. Amm.) 21 Köpfe
Gesamt-Gewicht von . . . 1450 g, » » * = 69 g,
» VIII (Kalisalpeter) 15 Köpfe im
Gesamt-Gewicht von . . . 1205 g, » » » = 80.3 g,
» IX (Phosphors. Kali) 24 Köpfe
im Gesamt-Gewicht von . . 1450 g, » » » = 60.4 g,
» X (Xährsalz WG) 15 Köpfe im
Gesamt-Gewicht von . . . 1040 g, » » » = 69,3 g.
Dem Ertrage nach geordnet würde demnach die Reihenfolge der einzelnen
Düngungen sein: 1, Kompost, 2. Stallmist, 3. Kalisalpeter, 4. Doppelsuper-
phosphat, 5. Xährsalz WG, 6. Phosphorsaures Ammoniak, 7. Phosphorsaures
Kali, — 8. ungedüngt, 9. schwefelsaures Kali, 10. Chilisalpeter.
Von besonderen Beobachtungen hinsichtlich des Gewichtes und
Umfanges der Köpfe bei den einzelnen Düngungen sei noch folgendes
erwähnt:
ad Xo. I. Unter den 18 Köpfen waren ö Stück im Gewicht von ca. 70 g (Umfang
17,5 cm) und 3 Stück im Gewicht von ca. 138 g (Umfang 22,5 cm).
ad Xo. IL Unter den 22 Köpfen waren 4 von mittlerer Grösse von 84 g
(Umfang 19 cm) bis 143 g (Umfang 24 cm) und 6 sehr grosse
Köpfe von 163 g (Umfang 23,5 cm) bis 230 g (Umfang 27 cm).
-ad Xo. III Unter den 17 Köpfen befanden sich 4 mittlerer Grösse von 102 g
(Umfang 19,5 cm) bis 129 g (Umfang 21,5 cm), 4 sehr grosse
Köpfe von ca. 219 g (Umfang 24, .5 cm), ausserdem 1 Kopf im
Gewicht von 340 g (Umfang 30,5 cm).
ad XTo. IV. Unter 8 Köpfen war nur 1 Kopf mittlerer Grösse von 91 g (Um-
fang 18 cm).
ad Xo. V. Unter 21 Köpfen waren 12 mittlerer Grösse ä 70 g (Umfang
16,8 cm), 4 grosse Köpfe von 142 g (Umfang 22,5 cm) bis 214 g
(Umfang 25,2 cm).
ad Xo. VI. Hierunter befanden sich 1 sehr grosser Kopf 270 g (Umfang
28 cm), 4 Köpfe mittlerer Grösse von 65 g (Umfang 17 cm) bis
100 g (Umfang 19.5 cm).
ad Ko. VII. Es wurden konstatiert 10 mittlere Köpfe von 68 g (Umfang
16,5 cm) bis 131 g (22,3 cm), ferner 2 grosse Köpfe ä 199 g (Um-
fang 24,5 cm).
ad X'^o. VIII. Hierunter befanden sich 6 Köpfe mittlerer Grösse von 75 g (Um-
fang 17,2 cm) bis 128 g (Umfang 20,0 cm) und 2 grosse Köpfe
ä 184 g (Umfang 25 cm).
ad X^o. IX. Es wurden konstatiert 9 Köpfe von mittlerer Grösse von 67 g
(Umfang 17 cm) bis 101 g (Umfang 19,5 cm), ferner 3 grosse von
121 g (Umfang 21,5 cm) bis 188 g (Umfang 25 cm).
ad No. X. Hierunter befanden sich 3 mittlere Köpfe von 57 g (Umfang
i6,5 cm) bis 119 g (Umfang 20,5 cm), ferner 3 grosse von 174 g
(Umfang 24,5 cm) bis 198 g (Umfang 24,5 cm).
Die chemische Untersuchung der Kohlrabiköpfe konnte aus Mangel an
Zeit nicht durchgeführt werden.
Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi und Winterkohl. aa"!
C. Winterkolil, niedriger brauner.
Die Versuchsanstellung war auch hier die gleiche wie beim Salat.
Die Pflanzen waren pro Beet in 3 Reihen ä 5 Pflanzen verbandartig am
26. Juni ausgepflanzt. Die Beobachtungen und Ergebnisse sind bisher folgende:
Am I.Juli waren noch keine erheblichen Unterschiede bei den einzelnen
Düngungen zu erkennen. Am 4. Juli standen die Pflanzen durchschnittlich
gut, mit Ausnahme von Parzelle 5, wo von 8 Pflanzen die Blätter abgestorben
waren; Parzellen 2,3 und 4 standen besser als 1, Parzelies sehr schlecht, die
übrigen Parzellen gut.
Am 8. Juli war infolge der Ungunst der Witterung sowie auch infolge
Beschädigungen durch Tierfrass der Stand der Pflanzen auf 1 leidlich, 2 sehr
gut, 3 und 4 leidlich, 5 nicht besonders, 6, 7 und 8 leidlich, 9 schlecht, 10 am
schlechtesten.
Am 11. Juli im allgemeinen dasselbe Bild, wenngleich sich die ge-
schädigten Pflanzen auf allen Parzellen schon etwas erholt hatten.
Am 17. Juli waren am weitesten 2, 3, 4, dann 7 und 9. Weniger weit
aber gleichmässig im Stande waren 1, 6, 8, 10 und 5. Für den Winterkohl
scheint sich am besten Kompost und Mist zu eignen, daneben aber auch Stick-
stoffdüngung in Form von Chilisalpeter.
Am 29. Juli waren sehr kräftige Pflanzen vorhanden bei 2 und 3, nicht
ganz soweit waren die auf 1. 4. 5, 6, 7, 8, 9 und 10. Im Allgemeinen aber
haben sich die Pflanzen sehr erholt.
Am 9. August waren am besten die Parzellen 2. 3 und 6; dann standen
gut 1, 4, 8 und 9. Am wenigsten gut waren 7, 5 und 10.
Am 13. August waren sehr gut die Pflanzen auf 3 und 2; fast ebenso die
auf 8, 7, 1 und 4, weniger gut die auf 5, 6, 9 und 10.
Am 29. August standen vorzüglich die Pflanzen auf 2 und 3; sehr gut auf
4, 8 und 10; gut auf 1, 6 und 7. Weniger gut, doch aber auch nicht schlecht
auf 5 und 9. Im ganzen war ein sehr guter Stand des Winterkohls zu ver-
zeichnen.
Am 4. September zeichneten sich besonders No. 4, desgleichen 10 und 8
durch eine tief dunkelgrüne Färbung aus.
I. Der Marktwert.
Der Wert der Pflanzen als Marktware wurde am 15. Oktober wie
folgt festgestellt:
Vorzüglich als Marktware konnten gelten die der Düngung mit
Kompost (3) und Chilisalpeter (4).
Sehr gut als Marktware die mit Stallmist {2), Kalisalpeter (8) und
Nährsalz WC (10) gedüngten.
Auch noch gut die von ungedüngt (1), phosphorsaurem Ammoniak (7)
und phosphorsaurem Kali (9).
Geringer, aber doch nicht schlecht waren die Düngungen mit
Doppelsuperphosphat (5) und schwefelsaurem Kali (6).
II. Der Ertrag.
Die Ernte des Winterkohls erfolgte am 9. November. Die Pflanzen wurden
quartierweise im lufttrockenen Zustande gewogen. Es ergab der oberirdische
Teil der ganzen Pflanze, nachdem dieselbe bei der Ansatzstelle des ersten
Blattes von Stiel und Wurzeln getrennt war:
AAA Die Blumenspenden am Sarge des Fürsten O. v. Bismarck.
No. 1 (ungedüngt) 15 Pflanzen im
Gesamt-Gewicht 5850 g, d. i. pro 1 Pll. = 390
» 2 (Stallmist) 15 Pflanzen im Ge-
samt-Gewicht 7280 g, » » » = 485,3 g
» 3 (Kompost) 12 Pflanzen im Ge-
samt-Gewicht 8570 g, » » » = 714 g
» 4 (Chilisalpeter) 12 Pflanzen im
Gesamt-Gewicht 8520 g. >- » » = 710 g
» 5 (Doppelsuperph.) 14 Pflanzen
im Gesamt-Gewicht .... 5260 g, » » » = 375,8 g
» 6 (Schwefels. Kali) 15 Pflanzen
im Gesamt-Gewicht .... 5110 g, » » » = 340,6 g
» 7 (Phosphors. Amm.) 15 Pflanzen
im Gesamt-Gewicht .... 5050 g, » » » = 33^-5 g
» 8 (Kalisalpeter) 11 Pflanzen im
Gesamt-Gewicht • . . . . 6790 g, » » » ^617 g
» 9 (Phosphors. Kali) 14 Pflanzen
im Gesamt-Gewicht .... 4310 g, » » » = 308 g
» 10 (Nährsalz WG) 12 Pflanzen im
im Gesamt-Gewicht .... 5580 g, » » » = 365 g.
Dem Ertrage nach geordnet hat hier also am besten gewirkt: 1. die
Kompostdüngung, 2. Chilisalpeter, 3. Kalisalpeter. Ziemlich weit zurück steht
dagegen schon der Stallmist. Noch weiter zurück, aber unter sich ziemlich
gleich sind: 5. Ungedüngt, 6. Doppelsuperphosphat, 7. Nährsalz WG, 8. Schwefel-
saures Kali, 9. Phosphorsaures Ammoniak und 10. Phosphorsaures Kali. Es
stehen also oben an wie beim Salat vorwiegend durch ihren Stickstoffgehalt
wirkende Düngemittel.
Chemische Abteilung der Versuchsstation
des Königl. pomologischen Instituts zu Proskau O.-S.
Die Blumenspenden am Sarge des Fürsten 0. v. Bismarck.
Is wir am i. April d. J. beim 81. Geburtstage des Fürsten Bismarck den-
selben darstellten, wie er am 25. Juni 1884 eine Linde in der Späthschen
Baumschule pflanzte (S. 169), beschlichen schon bange Ahnungen unser Herz.
Jetzt ist er am 30. Juli dahingegangen, der grosse Staatsmann, er, der einen
Baum hat mitpflanzen helfen, herrlicher als alle anderen deutschen Bäume:
die deutsche Einheit, das Deutsche Reich! Fast unendlich gross ist die
Zahl der Kränze und Blumenspenden gewesen, die zu seiner Beerdigung am
4. August eingingen. Wir entnehmen darüber der Vossischen Zeitung Folgendes:
Überaus zahlreich sind die Kranzspenden, die in den hiesigen grossen
Blumengeschäften für den Fürsten Bismarck hergestellt sind und noch werden.
Für den Kaiser und die Kaiserin sind zwei kostbare Lorberkränze mit schwarzen
Atlasschleifen, die in Golddruck die Anfangsbuchstaben des Kaiserpaares
zeigen, angefertigt worden. Die Kaiserin Friedrich hat einen grossen Lorber-
kranz mit Palmenwedeln. Lilien und weissen Rosen, sowie mit einer breiten
Die Blumenspenden am Sarge des Fürsten O. v, Bismarck. aac
schwarzen Aloireeschleife nach Fricdrichsruh 14'csandt. Prinz Georg ein sehr
schönes Gewinde von Lorber. weissen Rosen, Lilien und Palmen. Der Kranz,
den der Reichskanzler lüirst Hohenlohe im Auftrag" des Staatsministeriums
niedergelegt hat, ist ein erlesenes Kunstwerk der Blumenbinderei. Die pracht-
vollsten Orchideen der Tropen weit, herrliche Odontoglossenblüten sind mit
Dahlien, Passifloren und anderen weissen Blumen zu dichten Tuffs vereinigt,
durch die sich meterlange Asparagusranken ziehen; aus der Mitte des Kranzes
steigen mächtige Cycaswedel auf. Auch der Bundesrat hat einen grossen Kranz
gewidmet, dessen Zweige von einem Blumentuff zusammengehalten werden.
Das Reichspostamt hat einen mächtigen Lorbeerkranz mit rosa Rosen gespendet.
Die Schleifen dieses Kranzes in den deutschen Farben waren mit Flor um-
hüllt. Auch die LJeutschen Genuas haben einen Kranz mit den deutschen
F^arben geschickt. Aus Eichenlaub ist der Kranz, den die freikonservative
Fraktion des preussischen Abgeordnetenhauses dem Kanzler gewidmet hat.
Für den Kreis Rummelsburg, wozu der Gutsbezirk Varzin gehört, sandte Landrat
Samt einen Kranz mit schwarzer Schleife. Die Stadt Lippehne, in deren Nähe
Otto V. Bismarck als Landwehroflizier seinen Bedienten FJildebrand vom Tode
des Ertrinkens rettete, ehrte das Andenken ihres Ehrenbürgers durch t'eber-
sendung eines Lorbeerkranzes mit weisser Schleife. F)ie Stadt Remscheid
widmete ihrem »unvergesslichen Ehrenbürger« einen Riesenkranz von zwei
Meter Durchmesser. Für die im A. D. C. vereinigten Deutschen Burschenschaften
legte die Königsberger Burschenschaft »Germania« einen mit weissen und rosa
Blumen durchflochtenen Kranz nieder, dessen breite Schleife die schwarz-rot-
goldenen Farben zeigte. Der grosse Kranz der Südafrikanischen Repubbk war
durchweg grün gehalten. Ein grosses Palmenarrangement trug die Widmung
der Berliner Handelsgesellschaft. Weitere prächtige Kränze sandten Prinz und
Prinzessin Friedrich Karl von Hohenlohe-Oehringen und Grälin Menckel
v. Don nersm arck. Aus blauen Centaurien geflochten ist der Kranz, den die
Freundin Bismarcks, Gräfin Eichstedt-Peters walde, persönlich niedergelegt
hat. Graf Hugo Lerchenfeld sandte einen kostbaren Palmen wedel. Ein
grosses Palmenarrangement mit mächtigen Circinensis-Wedeln ist vom General-
konsul Dr. Paul Schwab ach hier eingegangen. Die national-liberale Partei
hat einen Riesenkranz von drei Meter Durchmesser bestellt, der im Schau-
fenster der Winklerschen Blumenhalle in der Königgrätzerstrasse No. 29b all-
seitige Aufmerksamkeit erregte. Eine reizende Spende widmeten die sieben
Kinder des Generalsekretärs der nationalliberalen Partei, des Herrn Patzig.
r)er Kranz des Seeoffizierkorps der kaiserlichen Marine zeigt Schwertlilien und
japanische Lilien und mattrosa Dahlien. Der Alldeutsche Verband, Ortsgruppe
Berlin, vv'idmete dem Andenken des Kanzlers zwei mit goldenen Eicheln durch-
wirkte Kränze, von denen einer nach Fricdrichsruh geschickt wurde,
während der andere in der Kunstausstellung am Bismarck- Standbild nieder-
gelegt wurde. Der Lorbeerkranz der Stadt Charlottenburg Avar mit Orchideen
und Palmen geschmückt. Orchideen, Lilien und Palmen zierten den Riesen-
kranz der Deutschen Kolonialgesellschaft. I)er l)und der Landwirte hatte
Worte Bismarcks auf die Schleife seines Kranzes drucken lassen. Der Verein
zur Förderung des Deutschtums in den Ostmarken widmete einen grossen
Lorberkranz, der Verein Berliner Künstler einen Lorberkranz mit Palmen.
Bemerkenswert ist der Kranz der Frau Buchhändler Logier, Friedrich-
44Ö
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Strasse 161, bei der Bismarck vor 60 Jahren geAvohnt hat, und die stets Be-
ziehungen zu dem Hause Bismarck unterhalten hat. Prächtige Kränze widmen
auch die Offizierkorps der hiesigen Garderegimenter.
Im Schaufenster der Firma Gebrüder Friedländer, Unter den Linden,
sind augenblicklich zahlreiche Ehrengeschenke für den Fürsten Bismarck aus-
gelegt, darunter auch die Feder, womit er den Frankfurter Frieden unter-
zeichnet hat, und ein Goldklumpen, das Geschenk der Deutschen Melbournes.
In anderen Schaufenstern der Friedrichstrasse. Leipziger, Markgrafen- und
Potsdamer-Strasse sind die Büsten, Bilder und Statuen des Fürsten ausgestellt,
umgeben von brennenden Kerzen und Trauerdekorationen. Der Kranz des
Reichskanzlers — weisse Orchideen und Palmenzweige — trug die Widmung:
»Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst«, ein anderer mit schwarzer Atlasschleife
war vom preussischen Staatsministerium.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen eta
Escallonia Langleyensis X.
Diese hübsche Gartenvarietät zeigten
zuerst J. Veitch & Sons. Sie ist
eine Kreuzung von E. macrantha und
E.Philippiana mit seh wachen, blassen.
rosa gefärbten Blüten. In der Blüten-
farbe und der Grösse der Blätter hält
sie dieAlitte derEltern. In geschützteren,
wärmeren Gegenden kann man den
Strauch ohne Gefahr im Freien jjllanzen.
(Saxifragaceae.)
Campanula Boickiniana X-
Eine schöne, kriechende Pflanze, die
kaum einer C. ähnlich sieht. Die
Stengel sind schlank, über den Boden
hingestreckt und wie die bunten Blätter
dicht behaart mit langen, steifen, weiss-
lichen Haaren. In der Jugend sind die
Blätter blassviolett gefärbt. Einzel-
blüten auf langen, dünnen Stielen; der
Fruchtknoten, der bei C. gewöhnlich
unterständig ist, gekrönt von den Kelch-
und Blumenkronblättern, ist bei diesem
Bastard völlig oberständig und in der
Blüte eingeschlossen. Die Kelchblätter
sind durch 5 kurze, schmale Blätter
angedeutet, die Krone ist regelmässig,
wie beiC. i soph ylla,mit einem kurzen,
offenen Tubus. Es folgen 5 Staubfäden
mit unvollkommenen Antheren und der
Griffel. Gezüchtet wurde die Form
von dem Botaniker W. Mitten, welcher
dieselbe aus einer Kreuzung von
C. fragilis und C. isophylla alba
erzielte.
Croton B. Comte.
Das Etablissement dTIorticulture von
B. Comte in Lyon-Vaise, Rue de Bour-
gogne 47, bringt seit kurzem einen
neuen Croton in den Handel, welcher
nach der dem Prospekt beiliegenden
kolorierten Tafel in der That von ganz
hervorragender Schönheit sein muss.
Die Blätter sind auf der Oberseite
dunkelsmaragdgrün mit schwarz-
violetten Adern. Ein grosser, unregel-
mässig geformter Fleck nimmt einen
grossen Teil des Blattes ein. indem er
sich zu beiden Seiten der Mittelrippe
hinzieht und sich vielfach auch noch
über die Nebenrippen erstreckt. Er
ist in der Hauptfarbe granatrot, variiert
ausserdem von mattgelb bis blutrot.
Auf der Unterseite sind die Blätter
kastanien- bis dunkelbraun und grün-
lich geädert. Die Blattstiele sind der
Hauptsache nach rot.
Während die Crotonarten im all-
gemeinen bekanntlich sehr empfindlich
sind und sich namentlich im Zimmer
schlecht halten, soll dieser neue, der
den Namen Croton B. Comte führt,
mit seiner Schönheit zugleich eine
grosse Widerstandsfähigkeit verbinden.
Seine intensiven Farben, die sym-
metrische Stellung der Blätter, sein
eleganter Gesamthabitus, die leichte
Kultur erwarben ihm im Februar d. J.
das Certificat de Merite I. Klasse und
eine goldene Medaille von der Garten-
bau-Gesellschaft in Lyon. Dr. Kr.
Kleinere Mitteilungen.
447
Kleinere Mitteilungen.
Orchideen für den Schnitt.
(Fortsetzung).
Stellen wir also C. lab lata Ldl. in
ihrer typischen Form in den Mittel-
punkt unserer Ausführungen. Ihre
Blüte beginnt zu einer sehr passenden
Zeit — Anfang des Winters. Die
Sommermonate, in denen die Menschen
aus ihren Wohnungen flüchteten und
in der Xatur Erholung suchten, sind
vorüber. Ein jeder kehrt in sein Heim
zurück und will sich nun behaglich
für den Winter einrichten. Der Blumen-
freund sucht sich, während draussen
die rauhen Herbststürme brausen, das
Wohnzimmer soviel als möglich mit
blühenden Gewächsen auszustatten.
Die Auswahl ist jetzt nicht gross. Wer
aber Mittel dazu hat, dem kommen die
herrlichen Orchideenblüten gerade
recht, zumal sie jetzt auch schon wesent-
lich niedriger im Preise stehen. Noch
vor 5 Jahran konnte man C. labiata-
Pflanzen fast in Gold aufwiegen. Seit-
dem die Stammform jedoch an einem
von ihrem ürsprungsstandort hunderte
A^on Meilen entfernten Orte wieder neu
entdeckt wurde, ist sie in höherem
Masse eingeführt und in den Kulturen
verbreitet worden. Sie ist ja auch
eine der am leichtesten wachsenden
Cattleyen und verlangt keine besonders
aufmerksame Pflege. Es sei aber hier
immer wieder daraufhingewiesen, dass
es notwendig ist, beim Blumenschnitt
die Blütentriebe dicht über den Bulben
abzuschneiden. Denn wenn ein Stück
Stiel stehen bleibt, tritt leicht infolge
der feuchten Luft Fäulnis ein und bei
unaufmerksamer Pflege leidet die ganze
Pflanze. Wir hatten öfter Gelegenheit,
dies bei der Form Trianae zu beob-
achten, welche mitten im Winter
blüht. Infolge der zu dieser Zeit oft
ungenügenden Zirkulation von frischer
Luft trockneten die Pflanzen nach dem
Spritzen nicht genügend ab, sodass die
nicht dicht über den Ursprungsstellen
abgeschnittenen Blütenstiele der Fäulnis
zum Opfer fielen.
In rascher Folge auf die Stammform
blüht C. labiata Percivaliana. Was
ihren Blumen an Grösse gegenüber
denen jener abgeht, ersetzen dieprächtig
karmingoldenen Farbentöne. Perci-
valiana ist wohl diejenige Varietät
der labiata-Gruppe, welche häufig die
meisten Schwierigkeiten in der Kultur
darbietet. Hinwiederum aber besitzt
man oft Pflanzen, die ohne jede Mühe
unsererseits so vorzüglich gedeihen,
dass man sagen kann, sie könnten in
der Heimat nicht besser sich entfalten.
Sicherlich sind diejenigen Exemplare
von Percivaliana die besten für die
Kultur, die in der Heimat die stärksten
und breitesten Bulben ausgebildet haben.
Importierte Pflanzen mit schwachen
Bulben w'erden trotz der sorgsamsten
Pflege niemals gute Kulturpflanzen
geben. Dies gilt übrigens auch noch
von zahlreichen anderen Arten.
C. lab. Percivaliana blüht gew^öhn-
lich bis W'eihnachten und wohl auch
noch länger. Sie stammt aus Venezuela,
w^o sie etwas weniger hoch über dem
Meeresspiegel vorkommt als die co-
lumbischen Varietäten und deshalb
etwas mehr Wärme beansprucht. Man
stelle sie an die wärmste Stelle im
Cattleyenhause.
Wenn Liebhaber eine Orchideen-
blume sehen, so ist es sicherlich eine
der ersten Fragen, die sie an den
Kultivateur richten: »Wie lange halten
sich diese Blumen?« Die Antwort wird
meist lauten: »Unter günstigen Um-
ständen drei Wochen, oft aber auch
nur eine Woche.« Als C. labiata
eingeführt wurde, glaubten alle Züchter
dass sie, da sie aus einem »warmen'<
Lande stammt, in dem wärmsten
Hause kultiviert werden müsse. W'as
war die Folge? Die Blumen waren so
zarter Natur, dass sie nach einer Woche
welkten , und gross war die Ent-
täuschung. Und weiter, die Pflanzen
begannen alsbald einen zweiten Trieb
zu machen, da es zu warm war. Jetzt
betrachten wir die Cattleya labiata-
Blumen mit als die dauerhaftesten und
widerstandsfähigsten und finden sie bei
Sonnenschein sehr wohlriechend. In
zu kühler Temperatur kommt es leicht
vor, dass die Blumen durch die sich
auf dieselben niederschlagende
Feuchtigkeit sehr leiden. Will man
also Cattleya-Blumen längere Zeit gut
erhalten, so wähle man einen etwas
luftigen, massig warmen Standort. Wir
finden oft, dass sie sich im Wohnzimmer
besser halten als in dem Hause, wo
sie gewachsen sind. (Schluss folgt.)
aaS Ausstellungen. — Personal-Nachrichten. — Berichtigunc;en. — Tagesordnung.
Ausstellungen und Kongresse.
ZüUichau. Obst- und Gartenbau-
Ausstelluno' vom 30. September bis
3. Oktober 1898. Das Programm,
welchem dasjenige der bisherigen
grossen Ausstellungen des Märkischen
Obstbauvereins zu Grunde gelegt ist,
enthält folgende Abteilungen: 1. Obst-
anlagen, 2. Obstbäume, 3. Obstfrüchte,
4. Obsterzeugnisse, 5. Gartenbau. Die
Beschickung ist jedem Interessenten
gestattet; indessen findet um die Preise
für die Abteilungen 1 bis 3 und 5 eine
Bewerbung nur für Bewohner der
Provinz Brandenburg und sämtliche
Mitglieder des Ostdeutschen Weinbau-
vereins statt. Den Preisrichtern stehen
jedoch für gute Leistungen auswärtiger
Züchter besondere Preise zur Ver-
fügung. Die Anmeldung hat spätestens
bis zum 15. September bei dem Ge-
schäftsführer der Ausstellung Herrn
Arthur Brandrup in Züllichau zu
geschehen, von welchem auch das
ausführliche Programm zu erhalten ist.
Oppeln, 17. — 21. Sept. Schlesische
Obst- und Gartenbau-Ausstellung, ver-
anstaltet vom Oberschlesischen Garten-
bau -Verein zu Oppeln, in Form's
Hotel.
Personal-Nachrichten.
Am 31. Juli, morgens 3 L'hr. im
Seebad Misdroy, starb plötzlich durch
Lungenschlag das langjährige Mitglied
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, der Rentier, früherer Gärtnerei-
besitzer Hermann Wildensee im
68. Lebensjahre.
Berichtigungen.
In dem der No. 15 d. Z. beigelegten \erzeichniss der Mitglieder des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues haben sich leider mehrere bedauerliche
Irrtümer eingeschlichen.
A) Bei den Inhabern der Vermeilmedaille (S. 1) sind hinzuzufügen: 1. Herr
Gärtnereibesilzer A. Drawiel, Lichtenberg. 2. Herr Lehier und Haus-
vater R. Schulze, Pankow, Pestalozzistift.
B) Bei den wirklichen Mitgliedern ist folgendes zu bemerken: S. 11 N. 293.
Die Fussnote, dass Herr Kgl. Obergärtner Kurt Nietner. Potsdam, als
Hofgärtner nach Wilhelmshöhe versetzt sei. ist zu streichen.
S. 17 X. 85 muss heisscn Grashoff, Martin (nicht Grasshoff, M.),
Samenkulturen en gros (Inhaber Herrmann Grussdorfj, Quedlinburg.
Xepenthes von Harry James Veitch. Durch eine Verstellung der
Buchstaben beim Druck (nach der Korrektur) ist in Heft 14 S. 391 als Verfasser
einer interessanten Abhandlung über Xepenthes Harry James \'ehict genannt,
es ist aber der berühmte Xepenthes-Züchter Harry James Veitch gemeint.
Tagesordnung
für die
850. Versammlung des Vereins z. Beförderuno i Gartenbaues i. d. pr. Staaten
im Kgl. botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6-7.
Am Donnerstag, den 25. August 1898, 6 Uhr versanmielt sich der \ercin zu cuier
Trauerfeier für seinen verstorbenen Direktor. Die Gedächtnisrede hält Herr (^arl Lackner.
Der Vorstand hat beschlossen, nach Beendigung derselben den Schluss ■ der \'ersanimiung
eintreten zu lassen.
Rede zur Gedächtnisfeier
für den verstorbenen Direktor des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
Herrn von Pommer Esche in der Versammlung vom 25. August 1898,
Gehalten von Carl Lackner.
Hochverehrte \^ er Sammlung!
Zum ersten Male seit seiner vor nunmehr 76 Jahren erfolgten Gründung
unseres Vereins versammelt sich derselbe heute zu einer Trauerfeier zum
Abb. 93.
Gedächtnis seines durch den Tod abgerufenen ersten Direktors. Es ist das
erste Mal, dass der Verein in der schmerzlichen Lage ist, den Tod eines Vorsitzenden
während der Dauer seiner Amtsperiode beklagen zu müssen, dass er sich ver-
sammelt, seinem Schmerze über diesen schweren Verlust Ausdruck zu geben!
Gerade vier Wochen sind heute verflossen, als unser hochverehrter Direktor
hier, an derselben Stelle, noch in voller geistiger und körperlicher Frische den
Vorsitz in der Versammlung führte. Niemand von uns konnte ahnen, dass er
450
Gedächtnisrede für Herrn von Pommer Esche.
wenige Tage darnach schon aus diesem Leben abgerufen werden sollte, dass es
das letzte Mal sein sollte, wo er hier seines Amtes waltete, eines Amtes, dem
er mit ganzer Liebe und Begeisterung seine Kräfte geweiht.
Nachdem Herr v. Pommer Esche in der Nacht vom 30. zum 31. Juli
plötzlich von einem schweren Schlaganfall getroffen, ging unserem Verein zu
meinen Händen am Freitag, 5. August, morgens, ein Telegramm zu mit dem
lakonischen Inhalt: »Geheimrat tot!« und am folgenden Tage, am 6. August,
brachte der Königl. preussische Staatsanzeiger folgende Nachricht:
»Am 5. d. M. ist der Provinzial-Steuer-Direktor für Berlin und die
Provinz Brandenburg, Wirkliche Geheime Ober-Finanz-Rat von Pommer
Esche gestorben.
Robert von Pommer Esche, Sohn des im Jahre 1870 gestorbenen
General-Steuer-Direktors, Wirklichen Geheimen Rats von Pommer
Esche, wurde im Jahre 1833 zu Breslau geboren. Im Jahre 1860 zum
Gerichts-Assessor ernannt, trat er aus dem Justizdienst in die Verwaltung
der indirekten Steuern über, in welcher er im Jahre 1869 zum
Regierungsrat befördert wurde. Nachdem er als solcher bei den
Provinzial-Steuer-Direktionen in Cassel und Köln thätig gewesen war,
berief ihn der Finanzminister, um seine besondere Leistungsfähigkeit
zu verwerten, im Jahre 1870 als Hilfsarbeiter in die Abteilung des
Finanzministeriums für die Verwaltung der indirekten Steuern. Durch
Allerhöchste Bestallung vom 18. Dezember 1871 wurde er zum Ge-
heimen Finanzrat und vortragenden Rat in diesem Ministerium ernannt.
Im Jahre 1875 zum Geheimen Ober-Finanz-Rat befördert, wurde er
vom 1. Januar 1889 ab in die Stelle des Provinzial-Steuer-Direktors
für Berlin und die Provinz Brandenburg berufen, die er seitdem be-
kleidet hat. Durch Allerhöchste Ordre vom 24. Dezember 1890 er-
folgte seine Ernennung zum Wirklichen Geheimen Ober-Finanzrat mit
dem Range der Räte erster Klasse. Seit dem Jahre 1885 ist
von Pommer Esche nebenamtlich als Mitglied des Disziplinarhofes
für die Dienstvergehen der nichtrichterlichen Beamten thätig gewesen.
In allen Stellungen, welche ihm anvertraut waren, insbesondere in
dem von ihm zuletzt verwalteten, hohe Ansprüche an seinen Inhaber
stellenden Amte hat von Pommer Esche mit grosser Berufsfreudig-
keit und Umsicht, mit praktischem Geschick und unter Bethätigung
vornehmer Gesinnung gewirkt. Seine erfolgreiche Amtsführung hat
die volle Anerkennung seiner Vorgesetzten gefunden. Die gerechte
und dabei leutselige und wohlwollende Behandlung der seiner Leitung
unterstellten zahlreichen Beamten hat ihm ihre Verehrung in reichem
Masse erworben. Sein Andenken wird in hohen Ehren bleiben.«
So der preussische Staatsanzeiger. Hatte der Preussische Staat in dem
Verstorbenen einen Beamten von hoher Bedeutung verloren, so traf auch unsern
Verein der Verlust dieses Mannes auf das schmerzlichste, so hat auch der Verein
zur Beförderung des Gartenbaues nicht minder schwer diesen Tod zu beklagen.
Es war in dem Jahre schwerer vaterländischer Trauer, in dem Jahre 1888,
in welchem der Himmel dem irdischen, mit beispiellosen Erfolgen gekrönten
rühm- und segensreichen Leben Kaiser Wilhelms L. des Grossen, wie ihn die
Geschichte bereits nennt, ein Ziel setzte und in dem wenige Monate später
auch sein edler Sohn, Kaiser Friedrich, einer tückischen Krankheit erlag, als
Gedächtnisrede für Herrn von Pommer Esche. j^r j
mitten in diesen Trauertagen unser damaliger erster Direktor des Vereins, Herr
Geheimrat Singelmann aus Gesundheitsrücksichten sein Amt niederlegen
musste. Damals lenkte der Verein seine Blicke auf einen Mann, der durch
seine ganze Vergangenheit, sowie durch eine Reihe von Eigenschaften, welche ihn
als ganz besonders geeignet für das erledigte Amt erscheinen Hessen. Dieser
Mann war unser Herr Robert von Pommer Esche!
Bereits als junger Referendar und Assessor hatte er sein Interesse für
den Verein zur Beförderung" des Gartenbaues bekundet, indem er Mitglied
desselben wurde, eine Mitgliedschaft, welche unterbrochen wurde durch seine
dienstliche Versetzung nach ausserhalb; sein Interesse für den Verein blieb
aber indessen ungeschmälert, was er auch bekundete, indem er, zurück-
gekehrt nach Berlin, seine Mitgliedschaft in unserem Verein erneuerte, auch
seinen damaligen Chef, den Herrn Finanzminister von Scholz, dem Verein
als Mitglied zuführte.
In der Vereinsversammlung vom 28. Juni 1888, dem Tage der statuten-
mässigen Neuwahl des Vorstandes, nachdem Herr Geheimrat Singelmann
wiederholt erklärt hatte, aus den schon genannten Gründen eine Wiederwahl nicht
annehmen zu können, wurde Herr von Pommer Esche, der damalige Geheime,
spätere Wirkliche Geheime Ober-Finanzrat und Provinzial-Steuerdirektor, von
dem Verein zum ersten Direktor gewählt und nahm zur grossen Freude des
Vereins diese Wahl gern an, indem er erklärte: »Er danke für das in ihn ge-
setzte Vertrauen. Er habe den Herren, die ihn vor der Wahl befragt, die Be-
denken nicht verhehlt, die in ihm aufgetaucht seien und die hauptsächlich in
seinen Dienstgeschäften beruhen. Er habe aber von seinen Bedenken abgesehen,
nachdem ihm sein hoher Chef, der Herr Finanzminister Dr. von Scholz, Excellenz,
welcher dem Verein über 20 Jahre als Mitglied angehöre und auch bei dieser
Gelegenheit sein besonderes Interesse, namentlich für die praktischen Auf-
gaben des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues ausgesprochen, die Ge-
nehmigung zur Annahme der Wahl bereitwilligst erteilt habe. Getreu den
Traditionen des Vereins: Das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden, werde
er sich bemühen, den Verein zu leiten und erbitte er sich dazu die Unter-
stützung der Mitglieder des Vorstandes sowie des ganzen Vereins.« Wurde
Herrn von Pommer Esche diese erbetene Unterstützung gern und allseitig
im Verein gewährt, so dürfen wir heute von ihm sagen: was er damals dem
Verein versprochen, das hat er gehalten. Soweit seine amtliche Thätigkeit und
seine Amtspflichten es gestatteten, trat er auf das Lebhafteste und unentwegt
für die Interessen des Vereins ein, suchte er dieselben mit voller Kraft und
Energie zu fördern. Davon legt seine ganze Amtsführung als Direktor des
Vereins das deutlichste Zeugnis ab, das ist bewiesen durch sein Interesse
welches er bei den verschiedenen Vereins-Ausstellungen bethätigte; das bewies
er durch seine rege Thätigkeit, die er bald nach seiner Wahl zeigte bei Ver-
anlassung der Ausstellung, welche der Verein in dem Flora-Etablissement zu
Charlottenburg in den Tagen vom 14. bis 17. September 1888 veranstaltete, eine
allgemeine Kulturen umfassende Ausstellung, ferner bei der daselbst ein Jahr
später, vom 15. bis 17. November 1889 stattgehabten Chrysanthemum-Ausstellung.
Hatte er bereits bei diesen Ausstellungen mittleren Umfanges Opfer-
freudigkeit und Sachverständnis gezeigt, so traten bei der vom Verein im Jahre
1890 im Landesausstellungspark Moabit veranstalteten grossen Allgemeinen
Gartenbau-Ausstellung seine glänzenden Eigenschaften in besonders grelles Licht.
462
Gedächtnisrede für Herrn von Pommer Esche.
Diese Ausstellung, auf breitester, im Verein bis dahin noch nicht dagewesener
Grundlage, mit ganz neuen Prinzipien geplant, hatte sich eines Erfolges zu er-
freuen, der die kühnsten Erwartungen weit übertraf. Ein erheblicher Teil
dieses Erfolges ist auf die Umsicht und Intelligenz unseres Herrn von
Pommer Esche zurückzuführen. Die Eröffnungsfeierlichkeit zeigte einen Glanz,
wie er in der Geschichte des A^ereins bis dahin nicht verzeichnet werden
konnte. Ihre Majestät die Kaiserin an der Spitze eines Hofstaates, wie er in
seiner Pracht an glänzende Hoffeste erinnert, ein Gefolge, zusammengesetzt
aus den höchsten Staatsmännern, Generälen, Ministern und Staatsbeamten,
welche dem Verein die hohe Auszeichnung zu teil werden Hessen, bei dieser
Eröffnungs-Zeremonie im Festgewande zu erscheinen. Ich kann es mir nicht
versagen, wenigstens einige Namen zu nennen und bei dieser Gelegenheit uns
ins Gedächtnis zu rufen, welche der Vorstand begrüssen zu dürfen die hohe
Ehre hatte. Neben Ihrer Majestät der Kaiserin waren erschienen: Se. Kgl.
Hoheit Prinz Friedrich Leopold als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers, Ihre
Kgl. Hoheit die Erbprinzessin von Meiningen, ferner der damalige Reichs-
kanzler Graf Caprivi, Feldmarschall Graf Moltke und viele Minister und Spitzen
der Behörden. Darf der Verein mit hoher Befriedigung und Freude auf die
nach jeder Richtung hin grossartigen Erfolge blicken, die er bei dieser Aus-
stellung erzielte, und dürfen wir diese Erfolge naturgemäss zurückführen auf
die Thätigkeit des Vereins selbst und seiner Mitglieder, auf die Opferfreudigkeit
der Aussteller, die auf dieser Ausstellung ein grossartiges herrliches Bild gärt-
nerischer Leistungsfähigkeit vorführten, auf alle diejenigen^ die sonst bei diesem
grossen Werke freudig gearbeitet haben, so ist doch auch hervorzuheben, dass eine
so glänzende Anerkennung, wie sie durch diese Eröffnungsfeier ihren lebhaften
Ausdruck fand, in wirksamer Weise dazu beigetragen hat, diese Erfolge zu
erringen. Hier hat der Verein es dankbar anzuerkennen, dass dies erreicht
worden ist durch das eifrige Bemühen, durch eine grosse, wenn auch in aller
Stille geübte Thätigkeit und durch die Intelligenz, wie sie unser verewigter
Vorsitzender bei dieser Veranlassung gezeigt hat. Gleicher Erfolge haben die
anderen Ausstellungen des Vereins durch die Mithilfe von Pommer Esches
sich zu erfreuen gehabt. In lebhafter, frischer Erinnerung steht aber unserem
Verein noch die andere grosse Ausstellung im Frühjahr 1897, durch welche
der Verein sein 75jähriges Jubiläum feierte und welche im Treptower Park
stattfand. Wiederum hatte auch diesmal der Verewigte es zu erreichen gewusst,
durch eine imposante Eröffnungsfeier der Ausstellung ihre verdiente Anerkennung
zu verschaffen; auch diesmal, wie 1890, war Ihre Majestät die Kaiserin mit
Gefolge erschienen, wiederum erfolgte die Eröffnung der Ausstellung auf ihren
Allerhöchsten Befehl und im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers, unseres erhabenen
Allerhöchsten Protektors, der leider am Erscheinen verhindert war. Gleich wie
1890 aber erfreute sich die Ausstellung wiederum eines überraschenden Er-
folges : Allgemeine Anerkennung ist der Lohn, den der Verein auch diesmal
gefunden hat.
Aber auch in dem täglichen Vereinsleben bekundete von Pommer Esche
sein stets unvermindertes Interesse. Lagen in den Ausschüssen wichtige Fragen
vor, so erschien er in ihren Sitzungen, soweit es seine Zeit gestattete; dann nahm
er lebhaften Anteil an den Verhandlungen; ebenso war er häufiger Gast bei den
Exkursionen der technischen Ausschüsse. Zwar Liebhaber, hatte er ein umfassendes
Verständnis vieler rein technisch-gärtnerischer Fragen, ein Verständnis, das dem
Gedächtnisrede für Herrn von Pommer Esche. 4^0
Berufsgärtner oft lebhafte Bewunderung abnötigte. In richtiger Erkenntnis der
Dinge legte er besonderen Wert darauf, das Interesse der Liebhaber zu erwecken
und zu pflegen; die Schaffung des Liebhaber- Ausschusses, welche im Jahre 1889
erfolgte, hat er wesentlich unterstützt und gefördert.
Wie gross aber seine Liebe und seine Kenntnis in der Pflanzenwelt war,
davon legen seine Kulturen, die er von seiner Jugend an bis ins Alter betrieb,
Zeugnis ab. Schon als Knabe und Schüler beschäftigte er sich mit der Pflanzen-
kunde, und zwar nicht nur als angenehme Beschäftigung benutzte er seine
freie Zeit hierfür, sondern als tüchtiger Lateiner betrieb er ernst und gründlich
das Studium der Botanik. Die trockene Wissenschaft versuchte er mit der
Anmut, welche die Pflanzen- und Blumenwelt gewähren, zu durchsetzen. Der
Garten hinter dem alten Packhof, an der eisernen Brücke, wo sein Vater, der
verstorbene Generalsteuerdirektor, zweiundzwanzig Jahre waltete, wurde durch
die Thätigkeit und Intelligenz seines Sohnes Robert in Gemeinschaft mit dem
befreundeten Lenne zu einem idealen Garten umgeschaffen und so schön
angelegt, dass er oft als ein Juwel gärtnerischen Reizes bezeichnet wurde.
Mit Lenne machte er gemeinsam gärtnerische und botanische Studien. Beide
wetteiferten in eingehender Kenntnis der Pflanzenwelt. War aber schon jener
Museumsgarten ein Zeichen seiner Lieblingsneigungen, so ist es in noch erhöhtem
Masse sein jetziges, nunmehr verwaistes, drei Viertel Morgen grosses Gärtchen,
in welchem seine eigenen Kulturen unsere gärtnerische Anerkennung gebieterisch
fordern. Neben den verschiedenen Kern-, Stein- und Beerenobstarten — hervor-
ragend die Laxtons Noble-Erdbeere — enthält der Garten grosse Sortimente der
besten Alpinen und Moorpflanzen, zahllose Arten nnd Sorten Freilandpflanzen,
Sträucher, Bäume, Koniferen, herrliche Rhododendronspecies, Azalea mollis,
Stauden, Rosen, unter denen besonders Kaiserin Augusta Victoria und La France
auffallen, Lilien in ausgewählten Sorten und Arten, alles in sachverständiger
Kultur, sodass die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, vom frühesten Frühling
bis in den Spätherbst eine kontinuierliche Blütenfülle zu schaffen, eine voll-
endete Lösung gefunden hat und der Garten durch diese Pflanzenschätze, welche
in reizend ästhetischer Anordnung prangen, geradezu als eine Seltenheit, viel-
leicht als ein Unicum gelten muss. Als diese Pflanzenschätze des eifrigen
Sammlers sich von Jahr zu Jahr mehrten, da stellte sich die Notwendigkeit einer
umfassenden Neuanordnung heraus; eine Umänderung der Anlage, die er im
vorigen Herbste persönlich ausführte, die aber nach ihrer Fertigstellung eine
solche Verschönerung darstellte, dass er selbst beim Überblick über das Ganze
überrascht war und dass er vor Freude darüber und in seiner Begeisterung
sagte: »Nun bleibt mir zu wünschen nichts mehr übrig.«
L'nd wenn die Pflanzenschätze des Gärtchens während unseres nordischen
Winters unter der schützenden Schneedecke ruhen, wenn die — wärmeren
Klimaten entstammenden — F'reilandpflanzen, die zarteren Primeln, Aurikeln,
Helleborus, Rosen, Paeonia arborea, Ruscus aculeatus, Cryptomeria japonica,
Araucaria imbricata, der Pinus maritima, welchen die gleichgesinnte Schwester
aus dem Süden Europas mitgebracht hatte, wenn alle diese empfindlicheren
Pflanzen mit Tannenzweigen gegen die Einflüsse des Winters geschützt waren,
dann ruhte aber keineswegs unser gärtnerischer Liebhaber, dann traten die
Zimmerkulturen in den Vordergrund, für die er sich in origineller Weise die
sinnreichsten Einrichtungen geschaffen hatte. Hier sind es verschiedene Palmen-
arten, Phönix Canariensis, Kentia Balmoreana, Chamaerops, ferner Dracaena
A^A. Gedächtnisrede für Herrn von Pommer Esche.
Rothiana, in einem herrlichen dekorativen Exemplar, Anthurium Scherzerianum,
Imantophyllum, welche alle in tadelloser Entwickelung prächtige Zierden der
mit zahllosen Kunstschätzen ausgestatteten Wohnräume bilden. Ganz besonders
aber sind hier seine mit hervorragendster Vorliebe durchgeführten Zwiebel-
kulturen und Treibereien, die einen Glanzpunkt auch in den Augen des
strengeren Kritikers und Sachkenners darstellen. Hyacinthen, Tulpen, Narcissen,
Tazetten, Jonquillen etc. schmücken während des Winters sein mit dem für
diesen Zweck eigens konstruierten Fenstern versehenes Zimmer. Unsere Garten-
ilora hat seiner Zeit in Heft 19 des Jahres 1891 eine farbige Abbildung dieses
Fensters mit seiner Blütenpracht gebracht und die eigenhändig von ihm dazu
geschriebene Beschreibung daselbst S. 505—508 beweist, dass er seine Kulturen
wie ein wohlüberlegender, denkender Gärtner betrieben hat. Dies wurde
anerkannt im Inlande, wie im Auslande: Zwei Male, 1893 ^^^ 1898, wurde er
als Preisrichter zu den grossen Ouinquennal- Ausstellungen in Gent geladen,
und Lenne, der seiner Zeit in dem Hause von Pommer Esches freund-
schaftlich verkehrte, war oft überrascht von den Fortschritten seiner
gärtnerischen Kenntnisse, so dass er einmal scherzend zu ihm sagte: »Ich
fange an zu glauben, dass Sie mehr als ich von der Gärtnerei ver-
stehen.« — In richtiger Würdigung dieser Verdienste hatte der Verein zur
Beförderung des Gartenbaues die Freude, von Pommer Esche die höchste
ihm zur Verfügung stehende Anerkennung zu Teil werden zu lassen. In der
Sitzung vom 28. Juni 1894 hatte ich die Ehre, namens unseres Vereins und
infolge einstimmigen Beschlusses desselben, ihm in seiner Eigenschaft als
Liebhaber hier an dieser Stelle die Vermeil-Medaille zu überreichen, welche
verliehen wird für „Förderung der Zwecke des Vereins durch allgemeine
Förderung des Gartenbaues". Er war sichtlich und unverkennbar ergriffen
und überrascht durch diese Anerkennung, als er seinen Dank dafür der Ver-
sammlung aussprach und in rückhaltloser Weise brachte er dies zum Ausdruck,
Wiederholt hat er versichert, bei keiner seiner vielen Ordensauszeichnungen,
die ihm für seine amtlichen Verdienste zu Teil wurden, sei er von dem Gefühl
der Freude mehr durchdrungen gewesen, als in diesem Falle.
In dem Siegel der Familie von Pommer Esche sind auf einem Bande
die Worte zu lesen: »Semper idem«. — Auf Niemanden trifft dieses Wort,
diese Devise, besser zu, als auf unseren Verstorbenen. Auf den verschiedensten
Gebieten seiner Thätigkeit, »semper idem«, immer dieselbe Humanität, immer
dieselbe Liebenswürdigkeit, immer dasselbe Pflichtgefühl waren es, die in den
wechselnden Lebenslagen sein Wesen gleichmässig auszeichneten. Unser
Verein weiss die Liebe zur Gartenkunst an ihm zu schätzen, aber diese Liebe
war doch nur ein Teil seiner Liebe zur allgemeinen Natur und ihren
Schönheiten; auch auf den anderen Gebieten der Wissenschaften und der schönen
Künste — »Semper idem«, »immer derselbe«. Die Liebe zu den schönen
Künsten zeichnet seine ganze Umgebung aus: Pflanzen, Blumen und Kunstwerke
in harmonischer, ästhetischer Anordnung schmücken die Stätten seines Wirkens,
sein Heim. Als im Jahre 1883 eine Reihe gleichgesinnter und kunstliebender
Männer in Berlin zusammentrat, um durch eine kunsthistorische Ausstellung das
silberne Hochzeitsfest unseres damaligen kronprinzlichen Paares in einer, den
hohen Herrschaften so überaus sympathischen Weise zu feiern, da war Robert
von Pommer Esche ein wesentlicher Förderer bei der Ausführung dieses
Gedankens, und als aus dieser Veranlassung heraus 2 Jahre später dieselben
Gedächtnissrede für Herrn von Pommer Esche. ^t^
Kunstfreunde, Kunsthistoriker und Sammler zu einem Verein »Die kunstgeschicht-
liche Gesellschaft« zusammentraten, da fehlte auch er nicht, einer Vereinigung
seine Sympatieen, seine Kräfte zuzuwenden, welche sich die Pflege der histo-
rischen Kunst und die Verbreitung ihrer Kenntnis zur Aufgabe gestellt hat.
So wirkte unser Verklärter auf den verschiedensten Gebieten im Interesse
alles Guten und Schönen, immer mit gleicher Liebe, mit gleichem Interesse —
»semper idem«. Die Fahnen, mit den Farben Preussens und Deutschlands,
welche so oft von unseren Dächern als Zeichen freudiger Ereignisse, die sich
im deutschen Vaterlande zugetragen, wehten, diese Fahnen waren auf Halbmast
gehisst, Deutschland war in tiefe Trauer versetzt um den Tod des grössten
Staatsmannes, den die Geschichte kennt, des Mannes, dem Deutschland seine
jetzige machtgebietende Stellung im Staaten- und Völkerleben dankt, da wurde
in denselben Tagen die greise Mutter und Schwester, weite Kreise der Gesell-
schaft, da wurde unser Verein in eine doppelte Trauer versetzt durch die
Nachricht von dem Tode Robert von Pommer Esches, und am Montag,
den 8. August in den Vormittagsstunden erschien in dem grossen Saale des
Steuerdirektions-Gebäudes an der Moltkebrücke eine imposante, aus den ver-
schiedensten Lebensstellungen zusammengesetzte Trauerversammlung, um ihm
an seinem Sarge die letzte Ehre zu erweisen, um von der sterblichen Hülle
Abschied zu nehmen. Wohl legte das ganze Wesen und der Charakter dieser
Versammlung' Zeugnis davon ab, welcher Liebe 'und Verehrung sich der Ver-
blichene in seinem Leben erfreute, welche Flochachtung er genoss, und wie
er in engeren und weiteren Kreisen, denen er angehört hatte, gewürdigt und
geschätzt worden ist. Wohl war der furchtbare Schmerz zu verstehen, der sich
in den Zügen der Mutter des Verstorbenen, ihrer Exzellenz Frau Flora von
Pommer Esche, ausdrückte, der Mutter und der Schwester, mit denen gemeinsam
ein wahrhaft ideales Leben zu führen ihm von der ^'orsehung beschieden war,
reich an Liebe, reich an Freude! Ein Leben, das der Geistliche an seinem Sarge
in herrlichen erhebenden Worten zu schildern verstanden hat, Worte, welche die
Empfindungen der Versammlung in treffendster Weise wiedergaben.
Zahllose Kränze und Blumenarrangements in prächtigster Ausführung,
würdig den Lieblingsneigungen des Heimgegangenen, schmückten den kostbaren
Sarg des Verewigten. Der Bitte des Vereins, zu gestatten, die Pflanzen-
dekoration bei dieser Trauerfeier als ein Ausdruck des Dankes und der
Verehrung stellen zu dürfen, wurde in bereitwilliger Weise seitens der Mutter
des Entschlafenen entsprochen.
Ich glaube meine Ausführungen nicht besser schliessen zu können, als
durch Verlesung eines Schreibens Ihrer Exzellenz der Frau von Pommer Esche
und deren Fräulein Tochter, welches dieselben unter dem ii. August 1898
an unsern Verein zu meinen Händen gerichtet haben. Das Schreiben lautet:
An den Verein zur Beförderung des Gartenbaues
in den königl. Preussischen Staaten.
Zu Händen des Herrn Carl Lackner.
Nach Gottes unerforschlichem Ratschlüsse ward unerwartet — aus
heiterem Himmel — ein seltenes Lebensglück zertrümmert durch den
Heimgang des geliebtesten Sohnes und Bruders, des Provinzialsteuer-
direktors und Wirklichen Geheimen Ober-Finanzrates
Herrn Robert von Pommer Esche.
In unserem unermesslichen Schmerz ward uns in rührendster Weise
Arß Vedalia cardinalis als Bekämpfer der Icerya Purchasi.
Trost gespendet in der Teilnahme vieler, aus weitesten Kreisen. Ein
wohlthuender Balsam für die blutenden Herzen der armen verlassenen
Mutter und der liebenden Schwester sind uns die schönen Liebeszeichen
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in der Ehrung des teuren
Entschlafenen, in der würdigen, ja grossartigen Schmückung des Trauer-
hauses und hervorragend edlen des Trauersaales.*)
Wie der geliebte Entschlafene, trotz arbeitsvollen Lebens, mit voller
Hingabe und wärmstem Interesse dem Wirken des Vereins sich widmete, um
höhere Ziele zu erreichen, wie befriedigt er heimkehrte aus mancher Sitzung,
wenn es ihm gelungen war, mit Erfolg auch Meinungsverschiedenheiten
auszugleichen, im Hinblick auf das Erreichen höherer Ziele zu allgemeiner
Förderung, so war es seiner Blumen- und Pflanzenliebe eine reine kindliche
Freude, wenn liebenswürdige Aufmerksamkeit der verschiedenen Mitglieder,
des schönen Vereins durch ihre Güte seinen Garten verschönten oder in
sonstigen Aufmerksamkeiten in Blumen und Produkten ihm Freudebereiteten.
Es ist sicher im Sinne des zu früh dem Erdenwallen Entrissenen, wenn
die trauernde Mutter und die schwer gebeugte Schwester ihren warmen
Dankesgefühlen Ausdruck geben möchten in diesen Worten. Unsere
Herzen werden auch Liebe und Interesse dem Verein stets bewahren,
dem der Teure mit Liebe angehörte.
Berlin, den ii. August 1898.
Frau von Pommer Esche und Tochter.
Ich bitte die Versammlung, sich von Ihren Plätzen zu erheben. Das
Andenken an Robert von Pommer Esche wird fortleben in unserem Verein
bis in die fernsten Zeiten.
Vedalia cardinalis als Bekämpfer der Icerya Purchasi.
achdem wir in einem früheren Artikel**) das Auftreten der Icerya Purchasi
^j^: ^ und ihre Bekämpfung durch insektentötende Mittel und durch ihre natür-
lichen Feinde, besonders die Vedalia cardinalis, geschildert haben, würde
vielleicht eine nähere Beschreibung des letzteren Insekts sowie seine Aufzucht
erwünscht sein. Dies um so mehr, als unsere afrikanischen Kolonien durch
ihre engen Beziehungen zum Kaplande nicht frei von der Gefahr sind, früher
oder später die Bekanntschaft der Icerya zu machen.
Die Vedalia cardinalis gehört zur Familie der Coccinellidae, die in den
Marienkäferchen zahlreiche Vertreter in Deutschland hat, welche sich durch
ihre Vertilgung von Blatt- und Schildläusen der Landwirtschaft nützlich machen.
Beim Auskriechen aus dem Ei haben die Larven die Länge von 0,4 mm. Sie
sind von graugrünlicher Farbe und haben die spitzovale Form der Coccinellen-
larven. Der Leib ist mit schwarzen Warzen und Dornen besetzt, die in Reihen
angeordnet sind. Mit den sechs schwarzen Beinen bewegen sie sich mit ziem-
licher Behendigkeit, wobei sie das Ende des Hinterleibes als Nachschieber be-
nutzen. Gleich nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei entwickeln sie ihre Thätig-
keit mit einem bewundernswerten Eifer und Appetit, welcher sie befähigt,
*) Näheres darüber in einer der nächsten Nummern dieser Zeitschrift. D. Red.
**) Vergl. Gartenflora, Heft 16, S. 433.
Vedalia cardinalis als Bekämpfer der Icerya Purchasi. A:.n
innerhalb 3 Tagen die Grösse von 5,5 — 6 mm zu erreichen. Dann befestigen
sie sich mit dem Leibesende an der Unterlage und machen eigentümliche
pumpende Bewegungen, um die Puppenhaut zu sprengen. Nach 4 Tagen er-
reichen sie diesen Zweck. Die Puppe bleibt in der in der Rückenlinie ge-
öffneten Larvenhaut liegen. Nach 8 Tagen kriecht das vollkommene Insekt aus.
Männchen wie Weibchen haben die gleiche ovale Form. Die Flügeldecken
sind braunrot und haben 4 kommaähnliche schwarze Flecke. Auch in der
Mittellinie befindet sich eine szepterähnliche schwarze Zeichnung. Das Hals-
schild ist schwarz. Die Männchen sind 3 mm lang und 2 mm breit, während
die Weibchen 4 zu 2.5 mm messen. Das Weibchen lebt ungefähr 40 Tage und
beginnt bereits 5 — 6 Tage nach dem Ausschlüpfen aus der Puppenhülle mit der
Ablage der Eier, deren Zahl 150 — 200 beträgt. Das Männchen lebt nur 25 Tage
und befruchtet während dieser Zeit 4 — 5 Weibchen.
Nach dem Auftreten der Icerya in Portugal war man zunächst bemüht,
das schädliche Insekt durch insektenvernichtende Mittel zu vertilgen. Dann
aber richtete man das Augenmerk auch auf die natürlichen Feinde der Icerya
und beschloss, deren Einführung und Akklimatisation zu versuchen. Die erste
Sendung von Vedalia cardinalis kam hier im November 1897 an, aber von
200 Exemplaren waren nur noch 6 lebend. In den ersten Monaten wurde die
Aufzucht des Insekts in grossen Glaszylindern von 40 cm Höhe und 20 cm
Breite vorgenommen. In das Glas, das mit Gaze verschlossen wird, setzt man
einen flachen Pappkarton, der eine Schicht befruchteter Icerya enthält. Die
Vedalia legen ihre Eier inmitten der Icerya ab und die ausschlüpfenden
Larven finden reiche Nahrung. Nach 8 Tagen wird ein zweiter mit Icerya
beschickter Karton, der mit 4 etwa 2 — 3 cm hohen Füssen versehen ist, in den
ersten gesetzt. Man fährt so fort, bis der Crlaszylinder gefüllt ist. Die Kartons
bilden im Zylinder eine etagerenartige Säule.
Die jungen Icerya wandern aus den Kartons aus und bedecken die dem
Licht zugewandte Seite des Glases. In kurzer Zeit bevölkern Hunderte von
Larven der \^edalia sowohl die Kästchen als auch die dem Licht zugewandte
Seite des Glaszylinders, wo man am besten ihren Heisshunger beobachten kann.
Will man, nachdem ein Zylinder gefüllt ist, weitere Kulturen anlegen,
so entnimmt man dem ersten Glase 2 — 3 Kartons und setzt sie als Grundstock
in die zu bevölkernden Zylinder. Der Sicherheit des Erfolges wegen giebt man
noch einige geflügelte Insekten hinzu. Wir hatten hier in kurzer Zeit 15 Gläser,
die reich besetzt waren. Um aber die Vedalia cardinalis in noch grösserem
Massstabe züchten zu können, wurde ein zerlegbares Häuschen aus Drahtgaze
von 0,25 qm Grundfläche konstruiert, das über einem mit Icerya beladenen
Orangenbaum aufgebaut wurde. Zwei der oben erwähnten und mit X'edalia
besetzten Glaszylinder dienten als Stamm der Kolonie. Schon in wenigen
Tagen zeigte sich, dass die auf dem Baum befindlichen Icerya bei weitem
nicht zur Ernährung der jungen Kolonie ausreichten. Es wurden daher auf
einem Lattengestell flache Pappkästen mit den zur Fütterung dienenden In-
sekten aufgestellt und in regelmässigen Zwischenräumen neue hinzugefügt.
Das Häuschen besteht jetzt zwei Monate und beherbergt eine Unzahl
Vedalia. Durch die Ritzen und Spalten ihres Heimes sind die kleinen Larven
in den umgebenden Orangenhain ausgewandert und haben sämtliche Bäume in
Besitz genommen und sie in der kurzen Zeit von ü Wochen von der Icerya be-
A- g Vedalia cardinaüs als Bekämpfer der Icerya Purchasi.
freit, sodass man nur noch deren leeren Bälge auf den Blattuntersciten an-
trifft. Die Tiere leiden jetzt Mangel und ziehen in Scharen an den Stämmen
nach abwärts, um nun auch die Pflanzen der Zwischenkulturen zu säubern.
Das Häuschen ist abgebrochen und nach einer sehr stark von der Icerya
befallenen Besitzung transportiert worden.
Durch diesen ersten Zuchtversuch im Freien ist die Akklimatisaiions-
fähigkeit der \'edalia cardinalis sowie ihre Wirksamkeit in der Bekämipfung
der Icerya auf das Schlagendste bewiesen.
Gleich nachdem in der hiesigen Landwirtschaftlichen Station ein ge-
nügender Vorrat von Vedalia vorhanden war, stellte ihn die Regierung den
Besitzern zur Verfügung. Bis heute, Mitte Juli, sind 1 18 Muster verteilt worden.
Jedes Muster besteht in einem der oben erwähnten mit Eiern, Larven und
Puppen der Vedalia reich bevölkerten Kartons, der dann frei in der Plantage
ausgesetzt wird. Ausser dieser Verteilung an Private sind, von den Beamten
der hiesigen Station in verschiedenen geeigneten Punkten des invadierten Ge-
bietes kleinere oder grössere Pflanzstätten der Vedalia angelegt worden.
An allen diesen Punkten haben sich diese Insekten in reichlichster Weise
zur hohen Befriedigung der Besitzer vermehrt. Die Xachirage nach dem In-
sekt hat sich angesichts des Erfolges stetig gesteigert und sich in den letzten
Tagen derm.assen vermehrt, dass unser Personal kaum noch ausreicht, um
allen Ansprüchen gerecht zu werden.
L'nter diesen Umständen ist zu hoffen, dass mit dem Ende dieses Jahres
bei der ausserordentlichen A'ermehrungsfähigkeit der \'edalia das ganze von
der Icerya invadierte Gebiet von ihrem grössten Feinde besetzt und damit die
Gefahr beseitigt ist. die die Rentabilität und das Bestehen der Orangen-
plantagen in Portugal zu bedrohen schien.
In Amerika hat man nicht nur die tierischen Feinde der Icerya, sondern
auch die vegetabilischen derselben zu züchten versucht und mit Erfolg ange-
wendet, wie eine Veröffentlichung von P. H. Rolfs*) beweist. Genannter Autor
fand, dass SjJhaerostilbe coccophila, ein dem Genus Nectria nahestehender
Pyrenomycet, sowohl verschiedene Aspidiotus, wie A. perniciosus, obscurus und
articulatus, als auch die Icerya angreift und tötet. Er schreibt diesem Pilz die
fast vollkommene A'ernichtung letzteren Insekts in Florida zu. Sphaerostilbe
coccophila wächst auf den Zweigen verschiedener Bäume und lässt sich leicht
auf geeigneten schwach sauren Medien in grosser Menge züchten. Das inlicierte
Medium wird in Wasser verteilt und bei feuchter Witterung den von oben
genannten Insekten befallenen Bäumen aufgespritzt.
Zweck dieser Zeilen ist es, die Befürchtungen zu zerstreuen, die man in
Deutschland vor einer Invasion der Icerya Purchasi hegt, und zu zeigen, wie
in geeigneter Weise parasitäre Insekten durch ihre tierischen und pflanzlichen
Feinde zu bekämpfen sind. Ohne Zweifel würde es eine dankbare Aufgabe
sein, ähnliche Versuche in Deutschland zu machen, um epidemisch auftretende
Insektenplagen einzuschränken. Ich will hier nur an die Xonne und den
Prozessionsspinner erinnern, die in gewissen Jahren ausgedehnte Bestände ver-
nichten und das Nationalvermögen in empfindlicher Weise schädigen.
Dr. Otto Klein.
Landwirtschaft!. \'ersuchs-Station. Lissabon.
*) Florida Sta. Bul. 41.
Der Pariser Jardin des Plantes.
_459
Der Pariser Jardin des Plantes.
^^ _^ \'on Ernest Morgenstern, Paris.
4w)^er unter Ludwig XIV. gegründete »Jardin des Plantes« in Paris bildet
v^^ noch heute ein in seiner Art einzig dastehendes Etablissement. Einzelne
Teile, wie z. B. die Menagerie, sind ja durch die zoologischen Gärten in London,
Berlin etc. weit übertroffcn ; dagegen sind die paläontologischen und anthro-
pologischen Sammlungen ganz hervorragend und jetzt in einem neuen prächtigen
Museum untergebracht.
Der wichtigste Zweig des Etablissements bleibt indessen der Pflanzen-
garten und die botanischen Sammlungen. Der erstere umfasst zunächst einen
kleineren, für das grössere Publikum bestimmten Teil, und dann den eigent-
lichen botanischen Garten, der überaus praktisch nach den Familien, Klassen
und Arten des natürlichen Systems angeordnet ist, endlich Warmhäuser und
besonders den Gärtner interessierende Teile, wo alle Varietäten der Zierpflanzen,
Gemüse, Obstbäume etc. gezogen werden.
An derSpitze desGartens steht Prof. Dr. Cornu und der Obergärtner Henry.
Das Etablissement zerfällt in sechs Abteilungen: die botanische Schule, die Ge-
wächshäuser, die Baumschule, die Parterres, die Sämerei- und Blumenzucht. Der
Gemüse- und Obstgarten ist durch das neugebaute, im Juli zu eröffnende paläonto-
logische und anthropologische Museum sehr beschränkt. Die hier geernteten
Früchte werden den Kranken der in der Nähe liegenden Salpetriere unentgeltlich
überlassen. Im Pflanzengarten werden 3610 krautartige und 4543 holzartige Ge-
wächse kultiviert. In Kalthäusern werden 2018, in Warmhäusern 3384 Arten
gezogen. Von allen diesen Gewächsen werden die Samen sorgfältig gesammelt.
Diejenigen, die für die Unterhaltung und Erneuerung der Sammlungen nicht
nötig sind, werden in Tausch gegen andere Arten an die botanischen Gärten
rT'ankreichs und des Auslandes geliefert; was dann noch verbleibt, erhalten die
höheren Lehranstalten, die Normalschulen (Seminare), Landwirtschaftsschulen.
Eine eigene Sektion beschäftigt sich mit dem Sammeln und der Versendung
der Pflanzen. Es werden darüber zwei Kataloge vom Direktor herausgegeben,
deren einer in lateinischer Sprache seit 50 Jahren alljährlich im Dezember
erscheint und an sämtliche Schulen Frankreichs, in- und ausländische botanische
Gärten etc. verschickt wird. Alle Bitten um Lieferung von Samen und frischen
Pflanzen müssen vor Ende Januar einlaufen, um Berücksichtigung zu finden.
Der zweite Katalog, in französischer »Sprache, wird seit 18S7 publiziert und ist
speziell für die französischen Schulen bestinimt und umfasst nur die Nutz- und
Kulturpflanzen.
Ausser der \'erteilung von Samen, Pflanzen, Stecklingen und Pfropf-
reisern liefert der Jardin des Plantes noch das Unterrichtsmaterial für die
botanischen Vorträge an diesem Institut selbst, für diejenigen an der Sorbonne,
der Ecole normale superieure, dem Institut national Agronomique, der Ecole
de Pharmacie und an Botaniker und Studenten, die ein diesbezügliches Gesuch
einreichen. Er liefert den Malern, Zeichnern, Bildhauern, Graveuren sowie
den Fabrikanten künstlicher Blumen, den Stickereien und allen anderen Ge-
werben, w^elche Modelle aus dem Pflanzenreich benötigen, Muster. Die Künstler
können auch im Garten selbst oder in dem daselbst befindlichen Zeichensaale
arbeiten.
AÖO D'ß holländische Reichs-Gartenbauschule in Wageningen.
Von Interesse dürfte sein, in welchem Umfange der Jardin des Plantes
Samen und Pflanzen liefert. Es empfingen:
Samen lebende Pflanzen Bäume und Stecklinge,
Arten Gewächsh. perennierende. Sträucher. Pfropfreiser etc.
ÖÖ2
I. Frankreich.
V. Arte:
2 2 botanische Gärten .
2418
8 höhere Lehranstalten
913
öo Mittelschulen . . .
5260
54 Land-, Forst-, Garten-
bauschulen ....
4168
9 landwirtschaftl. \'er-
suchsstationen . . .
713
12 Landw. u. 12 Garten-
bau-\'ereine, die Ver-
suchsgärtcu besitzen .
45 S
IL Wohlthät.- u. öffentl.
Anstalten
747
65 Korrespondenten in
Frankreich ....
786
II. Franz. Kolonien.
47 botan. Sationen und
Korrespondenten . .
750
IIL Ausland.
148 botan. Gärten u. Kor-
respondent, (i. Tausch)
6972
2 3 ^
12
löio
99
401
182
882
690
46
39
98 882 690 344.
—46 39 —
38 252 288 —
1 1817 110 54.
11 1004 582 132.
46 37 151 —
ri4 _A2 12
23:83 1579 'J017 2105 1053.
Ausser dem Garten und den Gewächshäusern besitzt der Jardin des
Plantes noch Sammlungen zum Studium: 11 000 Herbarium-Mappen, eine Samm-
lung von 21 000 Pilzen, 49 000 Algen und Moosen, 30 000 Holzproben, ^j^ 000 ver-
steinerte Pflanzen, 8221 Früchte und 10523 sonstige vegetabilische Produkte.
Die holländische Reichs-Gartenbauschule in Wageningen.
\'on L. \\'ittmack.
^^-^ (Hierzu Abbildung ci^.j
d^ereits im Heft 3 dieses Jahrganges S. 71 habe ich eine Darstellung der
(^=y Gartenbau- Abteilung an der Reichs-Landbauschule in Wageningen nach
den freundlichen Mitteilungen des Herrn Dr. Cattie, Direktors der Gartenbau-
schule, gegeben. Am 9. und 10. April hatte ich die Freude, diese Anstalt
sehen zu können und das um so eingehender, als Herr Dr. Cattie und seine
verehrte Frau Gemahlin mich freundlichst eingeladen hatten, bei ihnen selbst
in der Gartenbauschule, Wohnung zu nehmen.
Wageningen ist, wie schon S. 71 gesagt wurde, Sitz von vier verschiedenen
Schulen, einer höheren Bürgerschule oder Realschule, mit ungefähr gleichen,
wenn nicht höheren Zielen wie unsere Realschulen, einer mittleren landwirt-
schaftlichen Schule mit praktischen Arbeiten für Lehrlinge, einer höheren Land-
und Forstbauschule (auch für den indischen Dienst) und einer Gartenbauschule für
Lehrlinge, mit praktischer Arbeit. Alle diese Schulen, ausser selbstverständlich
Die holländische Reichs-Gartenbauschule in Wageningen.
461
der Realschule, haben einen zweijährigen Kursus. Jede Schule ist unter
ihrem Direktor ganz selbständig; die vier Direktoren bilden zusammen
den Vorstand sämtlicher Anstalten (Direktoren-Kollegium). Sie beraten über
die allgemeinen Anordnungen: ihr \'orsitzender ist Herr L. Broekema, der
in dieser Eigenschalt den Titel Hauptdirektor führt. Die älteste dieser Anstalten
ist die Realschule, an diese wurde alsdann eine zweijährige Ackerbau-Abteilung
gefügt, welche später sich ausdehnte zu einer mittleren und höheren Abteilung.
1896 wurde die ganze Schule auf die Initiative des Ministers des Innern
Dr. jur. S. van Houten gründlich reorganisiert und erhielt ihren jetzigen Zustand.
Die vier Gebäude liegen getrennt, doch unterrichten mehrere Lehrer an den
verschiedenen Anstalten. Die beiden Landbauschulen zählen zusammen circa
.\bb. 04. Uie Reichs-Gartenbauschule in Wageningen, Holland.
180 Schüler, die Realschule go, die Gartenbauschule 26, welche aut zwei
Klassen verteilt sind. Letztere Anstalt ist ganz neu, sie ist auf langjährige
Vorstellungen des holländischen Gartenbauvereins von der Regierung 1896
errichtet und zwar in einem ganz neuen Gebäude auf einem Terrain von 5 ha.
Eine eventuelle \'ergrösserung des letzteren ist vorgesehen. Als \'orbildung
wird die Tertiabildung einer höheren Bürgerschule (Realschule erster Ordnung
in unserem Sinne) gefordert. Leider hat man das Terrain ausgesucht, ehe der
Direktor der Gartenbauschule, Herr Dr. Cattie, Irüher Oberlehrer für
Botanik in dem nahe gelegenen Arnheim und Mitglied des Obervorstandes
des Niederländischen \>reins für Gartenbau und Botanik, berufen war. und
wenn man sich schon an und für sich fragen muss. warum alle diese Schuler,
seitwärts von der grossen Heerstrasse errichtet sind (Wageningen liegt nicht
an der Hauptbahn, sondern ist mit einer Dampfstrassenbahn von der Station
aG2 Die holländische Reichs-Gartinbauschule in Wageningeii.
Ede an der grossen Eisenbahnlinie Arnheim — Utrecht — Amsterdam etc. in circa
einer halben Stunde zu erreichen), so muss man um so mehr fragen, wie man
ein so unfruchtbares Stück Land auswählen konnte. Wageningen liegt nämlich
teils niedrig, am rechten Ufer des Niederrheins, teils auf einem kiesigen Höhen-
zuge, w^elcher den Lauf des Rheins begrenzt. Dieser diluviale Höhenzug heisst
die »Veluwe« d. h. schlechtes Land, im Gegensatz zu der fruchtbaren Fluss-
niederung, dem Alluvium, das sich jenseits des Rheins bis zur Waal hinzieht,
der »Betuwe«, d. h. gutes Land.
Das Terrain der Gartenbauschule liegt am Ende einer alten Moräne oder
in einem Moränenkessel; man gewinnt aus diesem zwar schönen Kies, aber
auch grosse Steine und Geröll; fruchtbare Erde ist wenig vorhanden und diese
musste teilweise mit grossen Kosten erst aufgefahren Averden, so in der Baum-
schule -/sm hoch. Das ganze Terrain ist im regelmässigen Stil angelegt und
der Plan von dem bekannten Landschaftsgärtner Leonard Springer, welcher
auch Lehrer an der Anstalt ist, entworfen. Vor dem stattlichen Hause findet
sich ein geschmackvoller Vorgarten, hinter dem Hause liegt das »System« in
Form eines Fächers, dessen Mitte von schönen Rhododendron eingenommen
wird, links ein Rosarium. Ein breiter Weg, der zu beiden Seiten von Rabatten
mit Koniferen begrenzt wird, geht senkrecht vom Hause, jenseits des Systems,
bis zur Grenze, woselbst zur Erinnerung an die Übernahme der Regierung
durch die Königin Wilhelmina in diesem Jahre eine Linde gepflanzt ist.
Dieser Weg teilt das ganze Terrain in zwei Teile. Links liegt haupt-
sächlich der Formobstgarten, rechts die Baumschule und der Obstmuttergarten
mit Hochstämmen und Pyramiden. An Gewächshäusern sind bis jetzt drei
vorhanden. Das grösste Haus ist, wie man das vielfach in Holland findet,
sehr breit; es hat bei 20 m Länge eine Breite von 8 m und eine Höhe von
4.5 m im First des Satteldaches. Es besteht aus einer kalten und einer warmen
Abteilung und ist aus Holz, mit eisernen Trägern. Das zweite Haus ist ein
Vermehrungshaus, das dritte ein Weinhaus ohne Heizung.
Die Kulturen werden alle von den Schülern selbst ausgeführt, unter
Leitung des Obergärtners Moyen, für Obst- und Gemüsezucht, "und des Ober-
gärtners Pieper, für Blumenzucht. Was ich sah, zeugte von guter Arbeit, und
die wenigen Schüler, die ich in Thätigkeit fand (es waren Osterferien), machten
einen sehr intelligenten Eindruck.
Der F""ormobstgarten liegt 1 m vertieft; seine Böschungen sind in viele
kleine Beete geteilt, die zur Anzucht der Gemüse und Küchenkräuter dienen.
Um ihn zieht sich so zu sagen ein gothischer Gang von 70 cm Breite für die
Doppelspaliere. Es sind nämlich hohe eiserne Spitzbögen errichtet, an denen
die Drähte für die Spaliere befesiigt werden.
Die Hochstämme werden mit Kupfervitriol und Kalk angestrichen.
Die Fltiketten im Garten sind aus Eisenblech und zeigen die Schrift in
weisser Ölfarbe auf schwarzem Grunde. Die Anstalt hat eine eigene, durch
Dampf getriebene Wasserleitung, deren Maschinen sich am Ostende des Gartens
befinden.
Das Gebäude selbst ist sehr zweckmässig eingerichtet, namentlich das
kleine Laboratorium, und der Zeichensaal, in welchem sich eine eigentümliche
Vorrichtung zum Verstellen der Zeichenbretter findet. Die Sammlungen sind
selbstverständlich noch nicht bedeutend, da ja die Schule kaum 1 — 2 Jahre alt ist,
Die Flora von China. ^ßo
aber sie bieten manches Interessante. \Vohnun!j;en für die Schüler sind nicht
vorhanden, denn die Anstalt ist ein Externat. Die Anstalt hat ausser dem
Direktor, der Botanik und Pflanzengeographie liest, lo Lehrer für Blumenzucht
und Betriebslehre, Obstbaum- und Gemüsezucht, Freihandzeichnen, Architektur-
zeichnen, französische, englische und deutsche Sprache, Chemie und Dünger-
lehre, Phj-sik, nützliche und schädliche Insekten und Pflanzenkrankheiten.
Bei der Jugend der Schule lässt sich natürlich noch kein Urteil fällen, wir
zweifeln aber nicht, dass 'sie sich unter der thatkräftigen Leitung des Herrn
Direktor Cattie ebenso gut entwickeln wird, wie die Landbauschulen daselbst
Auf letztere näher einzugehen, erlaubt uns das Ziel unserer Zeilschrift nicht,
sonst könnten wir viel Interessantes über die Getreide- und Rapskreuzungen etc.
des Herrn Broekema und des Botanikers Herrn Dr. Giltay berichten.
Herr Direktor Cattie führte mich auch auf den Wageninger Berg,
einen der höchsten Punkte jenes bewaldeten Höhenzuges, der »Veluwe«. Der
Wageninger Berg gehört einer Aktiengesellschaft, welche dort ein Sommer-
hotel errichtet hat. Man hat von da eine schöne Aussicht auf den Rhein (der
allerdings hier sehr schmal ist) und auf die ihn umsäumenden grünen Wiesen.
Zurück gings am Ufer des Rheins, am Abhänge des >A'elu\ve-Zoom« (\'eluwe-
Saum) durch die schön bewaldete Besitzung »Belmonte« des Herrn Baron
Constant de Rebecque. Überhaupt bietet die ganze Gegend bei Arnheim
viele hübsche Punkte und ist daher sehr mit \'illen besetzt.
Erwähnt sei noch, dass auch einige kleinere Privat-Gartenbauschulen in
Holland existieren, so die zu Fredericksort bei Steenwyk, ein Internat unter
Leitung des Herrn van Swieten,und eine von Jongkindt-Kon ing in Bussum
bei Xaarden, einem Vorort von Amsterdam. Dieser hat die Anstalt mit dem
Baumschulbesitzer Richard zusammen und finden sich in ihr 5— 6 junge Leute,
auch einige junge Damen.
Die Flora von China.
Von L. Diel s.*)
/renige Gebiete der Erde dürfen sich rühmen, für alle Zweige des Garten-
baues so bedeutungsvoll gewesen zu sein als Ostasien. Und wer die
vielen chinesischen Bäume und Sträucher unserer Parks betrachtet, wer in
unseren Gärten so manche Stauden und Blumen bewundert, die dem fernsten
Osten entstammen, den könnte ihre stattliche Anzahl zu schliessen geneigt
machen, die Heimat all dieser Fremdlinge müsse dem Botaniker so gut bekannt
sein, als Nordamerika oder die Länder ums Mittelmeer, die in der Menge
gärtnerisch wertvoller Produkte allenfalls mit ihr wetteifern könnten. Trotzdem
stellt China in Wahrheit für die Pflanzenkunde auch heute noch ein Stück Neu-
land vor. wie man es sonst auf der Erde kaum mehr linden mag. Denn
wenige Jahrzehnte erst liegt der Anfang wissenschaftlicher Erforschung seiner
Flora in der \'ergangenheit, wenigstens soweit man von einer Forschung
grösseren Stiles reden will. Wohl reichen einige Sammlungen bis ins vorige
Jahrhundert zurück. L'^nter den Jesuiten-Missionären, die um die Geographie
*i Nach einem Vortrage, gehalten im \'erein zur Beförderung des Gartenbaues.
464
Die Flora von China,
des himmlischen Reiches sich damals so unvergänglich verdient machten, fehlte
es ja nicht ganz an Liebhabern der Pflanzenwelt, die dort drüben ihnen aus
Trautem und Fremdem so reizvoll gemischt entgegentrat. Aus den Parks im
Weichbild der Hauptstadt, aus der Umgebung der wenigen für sie zugänglichen
Hafenplätze sandten sie nach Europa, was von Pflanzen ihnen wertvoll dünkte;
und vor allen Incarville, der um 1750 in Peking wirkte, hat unseren Garten-
bau um manche seiner dekorativsten Zierden bereichert. Dicentra specta-
bilis, Ailanthus glandulosa waren vor ihm unseren Gärten fremd, und
auch Eriobotrya dankt man seinem Eifer. Es ist bekannt, dass zu jener Zeit
die Jesuiten fast allmächtig schalteten am Hofe von Peking, dass sie die Er-
öffnung Chinas schon durchzusetzen im Begriffe standen, als ihre Macht dann
sank, die Abschliessung des Riesenreiches fester wurde wie je zuvor und fast
hundert Jahre verstrichen, ohne wesentlich neue Kunde von ihm nach Westen
zu bringen.
Es blieben die östlichsten Landschaften allein, von denen man Glaub-
haftes wusste: die weiten, so undenklich lange kultivierten Niederungen und
Hügeldistrikte, deren einst gewiss üppige Urvegetation aus dürftigen Resten
kaum noch geahnt werden kann. Niemand weiss, was ihr eigen ist, was die
Kultur des Menschen von ferne hinzugebracht hat. Kleine Parkbestände bei
den Städten, die dem Kultus geheiligten Haine um die Tempel sind noch die
zuverlässigsten Zeugen der Vergangenheit. Xur bei Peking selbst schmücken
noch dichtere Urwälder den Bergkranz, der am westlichen Horizont der Residenz
in ernster Erhabenheit aufragt. Manche Laubhölzer unseres deutschen Waldes,
manche Coniferen der Heimat grüssen auch dort von den Hängen, aber dicht
daneben sehen wir fremdartig eine Paulownia, Catalpa, Gleditschia ihre
stolzeren Häupter tragen. Es ist ein Bild seltsamer Tönung, dessen eigen-
artigem Reize man selten sich zu entziehen vermag, wo immer es jetzt in unseren
Anlagen reproduziert sich darstellt.
^'on Peking südwärts folgen längs der Küste die Mündungsebenen der
beiden Riesenströme Ostasiens mit ihrem weitgedehnten _ Schwemmlande und
seiner beispiellosen Kultur. Dann von neuem wird es bergiger. Aber auch
dann nur immer der Mensch mit seinen Feldern, dem kaum unterbrochenen
Bereiche intensivsten Ackerbaues. Soweit einzelne halbspontane Erscheinungen
leiten, mehren sich nach und nach tropische Anklänge. Es erscheint im
Kampherbaum aus der Lorbeerfamilie ein vornehmer Vertreter, die Palmen
stellen sich ein in der hochwipfligen Trachycarpus excelsa, ab und zu er-
zählt eine verwilderte Araliacee von dem, was früher war. Aber nirgends
hat die Axt den Wald geschont. Wohl giebt es kulturlose Flecken, die der
Landbau veiiiess: da hat sich denn des einstigen Waldbodens ein niederes
Buschdickicht bemächtigt, jahraus, jahrein belaubt, sein Blattwerk oft von
dunklem Grün oder fahl in trübem Grau wie das Gestrüpp an Mittelmeer-
gestaden. Vorherrschend im Bestände walten die Abkömmlinge von Familien,
welche erst in den hinterindischen Tropen sich recht eigentlich entfalten, in
Sonderheit die Theaceen, von denen ein Dutzend Camellien und manche
Eurya mit leuchtenden Blumen jene Gebüsche Südchinas beleben.
Aber all die Pracht entbehrt doch rechter Ursprünglichkeit. Lange Fahrten
erst, tief hinein in das riesige Land, dringen zu den Stätten, wo noch unberührt
liegt, was aus eigener Kraft selbstschaffend die Natur hervorgebracht. Noch
Die Flora von China. ^ß:
ist wenig gehoben von diesen Schätzen, aber genug, das Interesse daran zu
wecken und die Erwartung zu beleben für die Zukunft.
Fast aus der Mitte des Reiches, in der näheren und ferneren Umgebung
von Ttschang am Yangtse (Provinz Hupe), hat Dr. Henry eine Sammlung zu-
sammengebracht, die auf eine sehr merkwürdige Vegetation dieses meist wenig
über 1500 m erhobenen Mittelberglands schliessen lässt. Sie ist überreich an
holzigen Gewächsen aller Art, manche davon so eigentümlich, dass der
Systematiker verlegen nach ihrer Verwandtschaft Ausschau hält. Im Ganzen
fühlt man sich vielfältig an Japan erinnert und an den temperierten Himalaya.
Wie dort haben sich Vertreter sonst tropischer Gruppen dem kühleren Klima
gemässigter Breiten angepasst, und das gerade ist es, was jenen Gebieten ihre
Bedeutung für unsere Kulturen verleiht. Wohlbekannte Gestalten, wie Pappel,
Carpinus, Buche leben dort mit zahlreichen neuen Eichen- und Ahorn-Arten
beisammen und unter demselben Himmel auch eigenartig geprägte, sonst un-
erkannte Typen von Sapindaceen, Rubiaceen, Gesneraceen neben anderen
tropischen Wahrzeichen. Es sind kraftvolle Gestalten unter diesen Neuheiten,
fast alle in der Belaubung mit den besten Amerikanern wetteifernd, manche
von erlesener Schönheit. Ich erwähne die Idesia verwandten Bäume mit
schmuck belaubter Krone; eine davon brachte diesen Sommer im Berliner
Botanischen Garten nach massiger Winterdeckung ihre graziös gestielten Trauben
gelber Blüten zur Entfaltung. Weit mehr noch freilich hat bisher niemand
lebend in Europa gesehen, so Davidia involucrata Bail. nicht, vielleicht
den schönsten unter den Bäumen Mittelchinas. Erst zwei Sammler haben ihn
getroffen, und nur in wenigen Exemplaren; von dem Zauber seiner Erscheinung
bekennen Beide sich gleich gefesselt: das Laubwerk, an Linden erinnernd,
dicht und üppig, sein sattes Grün zur Blütezeit durchwirkt vom reinsten Weiss
grosser Hochblätter, die paarweis die Blütenköpfchen umkränzen, das Ganze
von einzig harmonischer Wirkung. Im Schatten seines Blütendaches, wie allent-
halben dort, eine für unseren Alassstab überraschende Fülle von Unterholz gross
und klein, von hochwüchsigen Stauden und zartesten Kräutern. Ribes, Ber-
beris, Viburnum, Lonicera, Corydalis, Dicentra, Lysimachia z. B.
sind m mehreren, oft vielen Arten vertretene Gattungen, und alle haben bereits
jetzt mehr Neuheiten geliefert, als man erwarten mochte. Im tierzen des
Reiches heimisch, könnte diese Flora vielleicht recht eigentlich »chinesisch« zu
heissen beanspruchen. Aber noch wissen wir nicht, wie weit sie gleichen
Charakters sich in die Nachbarschaft ausdehnt; noch kann niemand vermuten,
wann ihr Reichtum erschöpft sein wird. Denn es scheint, dass sie auch an
dem riesenhaften Bergwalle emporsteigt, der im Westen Chinas sich auftürmt,
dass sie seine Thäler besetzt hält und an den Hängen bunt und wech^elvoU
überleitet zur Hochgebirgsflora der eisgekrönten Zinnen.
Bis zu diesem Tage noch fühlt sich durch die \'erschlossenheit jener
Gegenden die Ungeduld gefesselt, mit der alle Zweige der Länderkunde und
verwandter Forschung die Aufschliessung dieses grossartigsten Gebirgslabyrinthes
der Erde erwarten. Hier war es, wo aus einem entlegenen Hochthal schon um
die Mitte des Jahrhunderts Armand David eine Zahl von neuen Säugetieren
dem Pariser Museum sandte, die man nicht mehr für möglich gehalten hatte.
Dazu ein würdiges Seitenstück bilden die botanischen Entdeckungen, die die
letzten Jahre dort gebracht. Ebenfalls französischen Missionären vor allen
400
Die Flora von China.
haben wir diese Resultate zu danken, namentlich dem Abbe Delavay, dessen
Sammlerthätigkeit auf botanischem Felde zu der ertolgreichsten jüngerer Zeiten
zählt. Er hat über 1500 völlig neue Arten bekannt gemacht, aus einem
Forschungsrevier, das kaum die Hälfte eines unserer Regierungsbezirke er-
reicht. An den Hängen der letzten nach Süden vorgeschobenen Hochgipfel
Yunnans lag das Feld seiner Arbeit. Hier fand er diesen staunenswerten
Reichtum angehäuft, der auch an wissenschaftlicher Bedeutung seines Gleichen
sucht.
Der Grundstock jener fernen Alpenflora entspricht dem des Ilimalaya und
dem unserer Alpen, aber in seiner Entfaltung lässt er beide hinter sich: Die
Sammlungen brachten Gentiana und Pedicularis in je 50 Arten; in gleicher
Fülle trafen Primeln ein und Rhododendron von verschiedenstem ßlütenbau
und wundersamem Farbenspiel. Die ersten lebenden Vertreter, deren Samen
Delavay einst nach Europa sandte, beginnen von Paris aus langsam nun in
Umlauf zu kommen und sie erst lassen ahnen, was hier die Praxis erwarten
darf. Denn von der dekorativen Wirkung dieser Ptlanzen nach den Mumien
des Herbars sich eine Vorstellung zu machen, fällt um so schwerer, je an-
sehnlicher sie im Leben sich entfalten. So mag es denn gewagt sein, aus der
chinesischen Bergflora schon heute von wertvollen Gartenpflanzen zu sprechen.
Aber man widersteht nicht der Versuchung angesichts der herrlichen Lilium-
und Fritillar ia-Arten, die getrocknet uns vorliegen, und der Menge anderer
wohl konservierter Gewächse, die unsere Phantasie ins Leben zurückruft. Wie
wird eine Saxifraga wirken mit Sempervivum-Laub und blutroter Blüte
(S. sanguinea Franch.), wie die Unzahl neuer Primeln so mannigfach und
bunt gezeichnet? Sollten die stolzen Lysimachien, oft meterhoch und mit
1V2 ciTi haltenden, rotvioletten Kronen (Lysimachia violascens Franch.).
nicht dem schönsten Phlox die Stirne bieten? Und um andere zu nennen,
brauchen sich die als Cineraria uns so wohl vertrauten Kompositen ihrer in
China heimischen Verwandtschaft zu schämen? Senecio begoniaefoliu s
Franch., im Laube allein mit der Rex-Begonie zu vergleichen oder Senecio
cyclaminifolius Franch., dessen cyklamenartiges Blattwerk mit einem einzigen,
stattlichen Blütenkopfe sich krönt: beides nur Beispiele einer Schar ornamentaler
Stauden, die mit neuen Astern (A. Vilmorini Franch., A. Delavayi Franch..
A. yunnanensis Franch.) um die Palme ringen in der Grösse und dem Kolorit
ihrer Blumen. Enthusiastisch preist sie Delavay als die Zierden aller Alpen-
matten, die er auf Yunnans Bergen sah. Ob sie auch fern in unsere Ebenen
verpflanzt einst zu neuen Ehren gelangen könnten?
Es wird langer Zeit noch bedürfen, bis der Wert dieser Neuheiten für
die Hortikultur zu beurteilen möglich sein kann. Aber aus der Analogie mit
verwandten Gebieten dürfte der Schluss erlaubt sein, dass auch unter den so
mannigfach ausgestatteten, so vielseitig entwickelten Yunnanarten nicht ganz
wenige sich als veredelbar und fortbildungsfähig erweisen werden. Ja, es
darf nicht vergessen werden, dass für die Akklimatisierung und Verwertbarkeit
der \'egetationselemente Chinas in unserem Klima sich theoretisch noch weit
günstigere Aussichten erwarten lassen als es von der Flora Sikkims sich
herausgestellt hat, selbst noch für die anscheinend subtropischen Elemente.
Denn breiter als irgendwo sonst auf der Erde können sich in China mit den
Produkten höherer Breiten die Schätze der Tropen berühren. Ihr Daseins-
Die Gemüse- und Sämereikulturen in Bardowick.
_407
Clement, stete Feuchtigkeit, wird vom Monsun getragen bis an die innersten
Grenzen des Reiches. Kein Ouerriegel legt sich hier vor die Leben tragenden
Luttströme, wie in Indien der Himalaya; nicht ein schmaler Saum der Gehänge,
wie dort, erfreut sich allein der Bedingungen geförderten Gedeihens, sondern
in zahllosen Strömen ergiesst sich der vom Ozean kommende Hauch in die
nach Süden geöffneten Thäler, um weithinein das Gebirge zu bespülen. Eine
feine Abtönung des Klimas mit verwickelter Gliederung des Geländes und
wechselvollen Eigenschaften der Böden vereint, schafft jene Vegetation von
seltener Mannigfaltigkeit: sie besitzt nach allen Richtungen hin s^Deziell aus-
gerüstete Daseinskärapfer. Jeder Typus seilt sich dar in einer Fülle ver-
schiedener Gestalten, wie die Bedingungen des Lebens sich bieten, in Fülle
und so verschieden, von den feuchtheissen Gründen durch die kühlen Wälder
voll ewigen Nebels zu den trockeneren Kämmen mit ihrem fast polaren Klima.
Die unseren Breiten am besten entsijrechenden Glieder dieser bunten, ott kaum
übersehbaren Reihen zu wählen, das wird für den Gartenbau der Zukunft eine
Aufgabe sein, nicht ohne Mühe, aber reich an ^'erheissung, sobald nur erst
näherer Einblick den Umfang des zu richtenden Materiales wird ermessen
lassen.
Die Gemüse- und Sämereikulturen in Bardowick.
^ „^^ \'on Direktor H. Putensen in Lünebur;^.
|er Jahrhunderte alte Betrieb des Gartenbaues und des stets damit ver-
bundenen Handels mit Grünwaren und Sämereien in Bardowick bildet
ein so interessantes volkswirtschaftliches Kulturbild, dass es den Lesern gewiss
angenehm sein wird, etwas Xäheres über Bardowick, seine Bevölkerung und
deren Thätigkeit zu hören. Wer kennt in Xordwestdeutschland die »Bardowicker«
oder gar die »Bardowickerinnen« nicht, die monatelang weit umherreisen, um
ihre meistens selbst geernteten Sämereien in kleinen Mengen zu verkaufen,
die »Bardowickerinnen« in ihren eigenartigen, sauberen, däftigen dunkeln
Röcken und Jacken, mit Kopftüchern von ähnlicher Farbe, die an den Rändern
mit andersfarbigen Linien verziert sind: wer hat sie noch nicht gesehen mit
dem Gemüse, Blumen oder Sämereien enthaltenden, länglichen, selbstgeflochtenen
Korbe auf dem Kopfe, unter dem ein buntes, rundes Kissen »Waasen« genannt,
den Druck zu mildern sucht? Wer kennt die schöne gerade Haltung der
»Bardowickerinnen« nicht und welche Hausfrau in Hamburg, Lüneburg u. s. w.,
die sich um den täglichen Bedarf an Gemüse in ihrer Küche kümmert, kennt
nicht das vorzügliche Handelstalent und das schcme saftige Gemüse dieser
Händlerinnen? Die eigenartige Sprache der Bardowicker trägt ebenfalls nicht
wenig dazu bei, ihre Originalität zu erhöhen.
Bardowick, jetzt ein sogenannter Marktflecken von 240 durch Garten-
ländereien getrennten Wohnhäusern und 1920 Einwohnern, war zu Zeiten
Herzog Heinrich des Löwen bekanntlich eine bedeutende Handelsstadt, die
durch ihn wegen ihrer Unbotmässigkeit am 28. Oktober 1189 von Grund aus
zerstört wurde. Sage und Romantik haben sich mit dieser Geschichte wieder-
holt beschäftigt.
Karl der Grosse lagerte auf seinen Heereszügen daselbst 795 und 79S und
bestimmte es 805 als einen der Grenzhandelsorte zwischen Deutschen und
468
Die Gemüse- und Sämereikulturen in Bardowick.
Wenden. Vorher schon hatte er eins der für die bekehrten Sachsen bestimmten
Bistümer dort errichtet, es nach wenigen Jahren indes nach \'erden an der
Aller verlegt. In Bardowick aber verblieb der Dom des Bischofs und das
Domkapitel, als weltliches Stift wurde dieses erst 1851 aufgehoben. Mit
Gütern und Einkünften ausgestattet wurde die Stiftung seinerzeit von dem be-
kehrten Wittekind. Um 1380 soll der jetzige Dom auf den alten Grundmauern
neu von Backstein im gotischen Stil erbaut sein (Führer von Lüneburg.). Zur
Zeit seines Glanzes soll Bardowick im Ganzen 9 Kirchen mit allem Zubehör
gehabt haben, von den meisten sind noch Reste vorhanden, bezw. man weiss,
wo sie gestanden haben. — Für ihren Handel in Hamburg haben die Bardowicker
von altersher besondere Rechte, z. B. auf dem Hopfenmarkt Grünwaren feil-
halten und verkaufen zu dürfen. Bis zum Jahre 1887 stand den Bardowickern
das sogenannte »Zippelhaus« in Hamburg zur Lagerung ihrer Sachen zur Ver-
fügung, welches von Hamburg unterhalten wurde. Beim Anschluss Hamburgs
an den deutschen Zollverband konnte das Zippelhaus wegen der erforderlichen
Neueinrichtungen nicht fortbestehen bleiben, es wurde von Hamburg über-
nommen, Bardowick bekam eine entsprechende Entschädigung dafür und kaufte
sich als Ersatz einen Speicher, Deichstrasse 27.
Bardowick ist nach Art eines Dorfes gebaut, es liegt langgestreckt am
linken Ufer der Ilmenau, 5 Kilometer nördlich von Lüneburg. Der Bahnhof
der Hannover-Hamburger Eisenbahn liegt westlich 1V2 Kilometer von Bardowick
entfernt. Bei der Anlage der Bahn im Jahre 1S47 sträubten sich auch die
»Bardowicker« mit Händen und Füssen, den Bahnhof in der Nähe des Fleckens
zu bekommen. Der Transport der Waren und Personen vom Flecken nach
dem Bahnhofe kostet alljährlich viel Geld und jetzt ist gewiss schon oft die
weite Entfernung des Bahnhofes vom Flecken ernstlich bedauert worden.
Der Güterverkehr zwischen Bardowick, Hamburg und Lüneburg wird auch
auf der Ilmenau in grossen Kähnen oder Segelschiffen ausgeführt; wöchentlich
viermal gehen u. a. Schiffsladungen mit Grünwaren, Kartoffeln etc. von
Bardowick nach Hamburg.
Zur Feldmark Bardowick gehören im ganzen 2040 Hektar 54 Ar 69 Quadrat-
meter mit einem Grundsteuer-Reinertrag von 20940 Mark. Der Boden gehört
zum älteren Alluvium (Schwemmsandboden), einem Strich Landes, der in der
Breite die Marsch von der Geest trennt, sich vom südwestlichen Ufer der Xeetze
bis etwas südlich von Bardowick erstreckt, und der Länge nach etwa von
Bleckede a. d. Elbe bis oberhalb Stelle, Kreis Winsen a. d. Luhe, reicht. Es
ist humoser Sand-, sogenannter anmooriger Sand- und teils reiner Sandboden.
Der Grundwasserstand ist im allgemeinen ein normaler, dennoch kommen
stellenweise Versumpfungen und auf den höher gelegenen Flächen Örtstein-
bildungen vor, wie auch das Land, wegen seiner geringen wasserfassenden
und wasserhaltenden Kraft, in trockenen Zeiten sehr von der Dürre leidet.
Von der ganzen Fläche gehören nur 1V2 Hektar zur IL, wenig zur III. und
IV. Klasse und der ganze Rest Ackerland gehört zur V.. M. und VII. Klasse.
Ein' ganzer Teil der Feldmark ist Heide mit einzelnen Kiefern und Birken be-
standen zur VIII. Bodenklasse gehörend. Etwa 125 Hektar werden abwechselnd
zum Anbau von Grünwaren und Gartensämereien benutzt. Wiesen sind nur im
geringen Umfange vorhanden, es wird ihnen leider keine besondere Auf-
merksamkeit und Pflege geschenkt; hin und wieder werden sie mit Kainit und
Die Gemüse- und Sämereikulturen in ßardowick. 46Q
Thomasphosphatmehl gedüngt, es könnte mit Vorteil jedoch viel mehr geschehen.
Eine Gabe von 4 Zentner Kainit und etwa 1 V4 Zentner Thomasphosphatmehl
pro V4 Hektar würde voraussichtlich einen guten Erfolg haben. Mit dieser
Düngung müsste allerdings eine bessere Pflege der Wiesen, ein sorgfältiges
Eggen, wo nötig auch eine massige Entwässerung, Hand in Hand gehen. Auch
der Viehhaltung wird kein besonderes Interesse gewidmet. Kühe werden auf
den einzelnen Stellen nur in geringer Zahl gehalten, sie gehören dem ver-
besserten Landschlage an, Schweine werden in jedem Betriebe, auch dem
kleinsten, gehalten, um die Abfälle aus dem Hause und Garten verwerten zu
können. Die Schweine werden grösstenteils zum eigenen Bedarf, teils jedoch
auch zum Verkauf gemästet. Das wenige Vieh wird im allgemeinen gut ge-
füttert. Die Hauptthätigkeit der Bardowicker konzentriert sich auf den Anbau
von Grünwaren und Sämereien, sowie auf den Handel mit diesen Sachen.
Die Ackerbau treibende Bevölkerung Bardowicks besteht aus:
2 Leussmeier . . mit je einem Besitz von 30 — 40 Hektar,
9 Baumänner . . » » » » » 25 — 30 »
22 Grosskätner . . » » » » » 15 — 18 »
35 Kleinkätner . . » » » » » 6 — 12 >'
38 Brinksitzer . . » » » » ''3 — 6 >•>
102 An- u. Abbauer » » » » >■> \U — 1 >-•
185 Häuslingen, jeder mit etwa V4 — iVi Hektar gepachtetem Lande.
Je kleiner der Betrieb ist, desto ausschliesslicher wird der Anbau von
Grünwaren und der Handel mit denselben betrieben; je grösser der Betrieb,
desto mehr dehnt sich der Anbau von gewöhnlichen Feldfrüchten, Kartoffeln,
Roggen, Buchweizen. Erbsen etc. aus.
Der Wert des Grund und Bodens ist im Flecken selber ein recht hoher,
werden doch einzeln bis 3000 und 4000 Mark für 1/4 Hektar gezahlt. Die Pacht
für W Hektar des besten Gartenlandes beträgt 120 Mark jährlich, freilich wird
nicht morgen-, sondern rutenweise verpachtet. Sandige Aussenländereien. die
nur zum gewöhnlichen Anbau von Feldfrüchten geeignet sind, bringen nur eine
Pacht von 3 bis 15 Mark ä V4 Hektar pro Jahr. Die Nachfrage nach solchen
Ländereien ist nicht gross. Es gehört ein ausserordentlicher, anstrengender
Fleiss und ein vorzügliches Handelstalent dazu, um so hohe Pacht, wie zuerst
angegeben, und einen massigen Arbeitslohn aus dem Lande herauszuwirtschaften.
Diese schwierige Aufgabe vermögen nur »Bardowicker« zu lösen.
Wie intensiv der Gartenbau in Bardowick betrieben wird, geht aus den
jährlich durch Kauf eingeführten Düngermengen und den für die Grünwaren
nach Hamburg bezahlten Frachten, zu Schiff und auf der Eisenbahn, annähernd
hervor. Aus Hamburg werden ca. 400 Waggon Dünger ä 200 Ztr. bezogen, aus
der Marsch etwa öo Waggon, dazu kommt der Dünger aus den Kasernen von
Lüneburg mit 300 Fudern ä 25 Ztr. Der Pferdedünger wird wegen seiner er-
wärmenden und treibenden Kraft bevorzugt: für manche Zwecke muss er vor
der Verwendung mit Abortdünger kompostiert und verbessert werden. Die
jährliche Gesamteinfuhr an Dünger in Bardowick wird sich annähernd auf
100000 Zentner belaufen. Je nach der Jahreszeit, in welcher der Dünger nötig
ist und je nach seiner Beschaffenheit, müssen für 200 Zentner 40 bis 70 Mk.
bezahlt werden, daraus ergiebt sich eine Gesamtausgabe von jährlich mindestens
27500 Mark. — Der Verbrauch so grosser Stalldüngermassen erklärt sich auch
470_
Die Gemüse- und Sämereikuliuren in Bardowick.
daraus, dass zu besonderen Kulturen zweimal im Jahre gedüngt werden muss.
Im Verhältnis zum Stalldünger wird wenig künstlicher Dünger angewendet,
obgleich Thomasphosphatmehl. Kainit und in etwas geringerer Menge auch
Chilisalpeter von intelligenten Landwirten gegeben wird. Durch den hundeite
von Jahren dauernden Gemüsebau ist der Vorrat an Kali und in geringerer
Weise auch an Phosphorsäure trotz der fortwährenden grossen Gaben von
Stallmist in dem an und für sich armen Boden jedenfalls erheblich erschöpft
worden, so dass eine starke Düngung mit Kainit aller Wahrscheinlichkeit nach
nur gute Erfolge haben, bezw. eine genügende Rente geben muss.
Den hohen Aufwendungen an Pacht oder Grundrente, Dünger und Arbeits-
kraft muss eine genügende Ernte entsprechen, welche durch den mühsamen
Betrieb im Kleinen direkt an die Konsumenten verwertet werden muss. Ist
dieses nicht der Fall, ist der Bardowicker Garten- und Landwirt mit allen
seinen Familienangehörigen von Jugend auf dabei nicht bescheiden in allen
Lebensansprüchen und von morgens früh bis abends spät stets thätig, so kann
er nicht bestehen. P's genügt nicht, dem Boden im Jahre eine Ernte ab-
zugewinnen, sondern zwxi oder gar drei müssen mühsam erzielt werden. Zu
den Hauptgemüsekulturen in Bardowick gehören junge Gartenerbsen, Speise-
Möhren (Karotten oder Wurzeln), Frühkartoffeln, Garten- und Viets-Bohnen,
Spargel, alle Kohlarten, vom schönsten Braun- bis zum zartesten Blumen-
kohl, Sellerie, Petersilienwurzeln und Porree, Zwiebeln, Knoblauch, Schalotten,
Salate, Gurken, Kürbis, Tomaten, sämtliche Aal- und Wurstkräuter, Spinat,
Endivien, Rhabarber, Steckrübe, Mairübe, Radieschen, Sommer- und Winter-
rettiche, Rotebeete, Schwarzwurzel u. s. w.
Von den genannten Gemüsearten und sonstigen Gartenfrüchten sind die
verschiedenen wertvollsten Sorten, von der frühesten bis zur spätesten, in
Bardowick vertreten, sodass hierin eine grosse Auswahl vorhanden ist. Auf-
tauchende neue Sorten werden teils gemeinschaftlich, teils von einzelnen
Gartenwirten angeschafft und auf ihren Anbauwert sorgfältig geprüft: nicht
Bewährtes wird ausgeschieden. In dieser Beziehung wirkt der im Jahre 1S91
gegründete Garten- und Landwirtschaftliche Verein in Bardowick in vorzüglich
fördernder Weise, wie er auch die xVnwendung von Kainit, Thomasphosphat-
mehl und Chilisalpeter möglichst zu verbreiten sucht.
Zu den Spezialkulturen, durch welchen Bardowick zur Zeit berühmt ist,
gehören Petersilienwurzeln und Karotten, die wohl nirgend besser gefunden
werden als dort.
Die Erziehung und der Handel mit allen möglichen Pflanzen der ge-
nannten Gemüsearten, Suppenkräutern etc., die im jugendlichen Zustande ver-
hältnismässig Aveit hin verkauft werden, bilden eine wesentliche Einnahme-
quelle; dazu gehört auch die Kultur und der Verkauf von Runkel- und Steck-
rübenpflanzen.
Auf dem Wasserwege werden alljährlich ca. 1138700 kg Grünwaren und
542 000 kg Kartoffeln, in Summa 1680 700 kg nach Hamburg verladen. Auf
der Bahn werden ca. 3700000 kg Grünwaren und Frühkartofffeln etc. nach
Hamburg befördert; es bildet dieser Absatz also eine Gesamtsumme von
4 380 700 kg. Dazu kommen die erheblichen Mengen von Grünwaren, die von
den Personen in Körben mitgenommen werden, und die Verkäufe auf den
Wochenmärkten in Lüneburg, Harburg und Uelzen.
Die Gemüse- und Sämereikulturen in BarJowick.
47 J
Die Ernte, das Zurechtmachen und die Verpackung der Sachen erfordern
gleichfalls eine Menge Arbeit.
In der Zucht, Ernte und Auswahl der Sämereien geht der »Bardowicker«
sorgfältig zu Werke. Er beobachtet die reifenden Sämereien täglich und versäumt
niemals die rechte Zeit der Ernte. Es ist dies ein wichtiger Vorteil der Klein-
kultur, der mit dem Anbau auf grossen Flächen nur schwerer zu verbinden ist.
Sind die Herbstarbeiten vollendet und die Sämereien gereinigt, sortiert
und verpackt, so kommt für die Männer die Zeit des Wanderns, um die selbst-
gewonnenen Sachen im einzelnen zu verkaufen. Das Hausieren der Frauen
ist immer mehr abgekommen, so dass zur Zeit nur noch wenig weibliche
Personen längere Reisen antreten. Die Männer bleiben oft monatelang fort
und lassen sich neue Waren nachschicken, wenn sie die mitgenommenen
Packen verkauft haben. Die Reisezeit dauert mit einigen Pausen bis zum Be-
ginn der Frühjahrsarbeiten, Die meisten Familien haben ihre bestimmte
Gegend, ihren besonderen »Strich«, ihre feste Kundschaft, die sie alljährlich
bereisen und mit den nötigen Sämereien versehen. Der »Bardowicker« weiss
oft besser als der Landmann, den er besucht, was dieser an Sämereien bedarf.
Es giebt Familien in Bardowick, die urkundlich nachweisen können, dass sie
seit der Reformationszeit in einer Gegend dem Handel mit Sämereien nach-
gehen. Wie das Haus und das Land vom Vater auf den Sohn, von Generation
zu Generation vererbt wird, so wird auch die Kundschaft für den Absatz der
Sämereien mit vererbt. Es ist dieses die beste Bürgschaft für die strenge
Reellität des Bardowicker Samenhandels. Der Vater pflegt seinen 16- bis
17 jährigen Sohn mit in »seinen« Distrikt zu nehmen, um ihn rechtzeitig einzuführen
und um ihn in die Kunst des Handels immer mehr einzuweihen. Während
der Reisezeit wird sehr sparsam gelebt, oft werden die Kosten für das Nacht-
quartier mit benötigten Sämereien ausgeglichen. Der Kleinhandel ist seit Jahr-
hunderten der fleissigen Bardowicker Bevölkerung zur Notwendigkeit geworden.
Als eine einträgliche Nebenbeschäftigung wird die Korbflechterei seit
langer Zeit in Bardowick ausgeübt. Es ist erklärlich, dass zum Versand der
grossen Massen von Grünwaren und Sämereien sehr viele Körbe gebraucht
werden, aber alle diese Körbe werden von den Bardowickern aus geschälten
und ungeschälten Weiden im Winter selbst angefertigt, um auch hierfür die
baren Auslagen zu ersparen. So bildet Bardowick und seine fleissige Be-
völkerung ein interessantes Bild der Leistungsfähigkeit und der grossen volks-
wirtschaftlichen Bedeutung des Garten und Landwirtschaft treibenden Klein-
besitzes. Von dem Fleisse der »Bardowicker« zeugen auch deren saubere
Gartenländereien, die meistens durch sorgfältig gezogene, schmale W'eissdorn-
heckcn von den Strassen und Holen getrennt sind und in denen das Unkraut
keinen Platz findet, wohl aber jeder Fussbreit Landes gehörig ausgenutzt wird.
Es giebt noch viele alte ehrwürdige, mit Stroh gedeckte Bauernhäuser, ohne
den modern gewordenen Schornstein, die den Reiz des landschaftlichen Bildes
neben den historischen Altertümern und den vielen neuen, villenartig gebauten,
mit Ziegeldach etc. versehenen Häusern wesentlich erhöhen. Alle diese Häuser
pflegen sich mehr oder weniger durch sorgfältige bauliche Erhaltung aus-
zuzeichnen, wie auch die vorhandene Ordnung und vSauberkeit auf den Höfen
einen angenehmen Eindruck auf den sachverständigen Besucher zu machen pflegt.
(„Hannoversches Land- u. Forstwirtschaftliches X'ereir.sblati'", No. 21 v. 27. Mai iScjj.i
AT
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen eta
Epidendrum Stanhopeanum Kränzl.
Seine Heimat sind die Anden A'on
Kolumbien. Der Stengel ist kurz, nur
'S bis 10 cm hoch, die Blätter stehen
zweizeilig, sind oval, grün mit langen,
transversalen Streifen oder Flecken
von schmutzig-roter Farbe. An der
Basis der kurzen, wenigblütigen Blüten-
traube befindet sich eine sehr eigen-
artige, zarte Blattscheide. Die drei
bis vier Blüten haben einen Durch-
Tnesser von 2.5 cm, ihre Lippe ist herz-
förmig oder nierenförmig oder in ihrem
Umfang fast halbkreisrund mit sehr
kleinen Zähnchen am Rande; die
Kronenblätter sind linear, die seitlichen
Kelchblätter schmal, oblong oder fast
lanzettlich. Die Blütenfarbe ist hell-
grün mit einem rosa Flauch und einigen
•dunkleren Flecken auf der Lippe,
Obengenannte Blattscheide hat die
Farbe der Blüten. Zu erwähnen ist
noch, dass die Blätter dicht an der
Spitze scharf gezähnt sind. O. Stan-
hope samtnelte diese weniger hübsche,
als interessante Art in den fernen
Gegenden von Ocaiia und sandte an
den Autor Prof. Kränzlin eine gut
kolorierte Abbildung der Ptlanzen und
einige getrocknete Exemplare. Hoffent-
lich können wir dieselbe bald zu den
lebenden Pflanzen in unseren Gewächs-
häusern zählen.
Die Pflanze gehört in die Verwandt-
schaft von E. cristatum LindL und
E. miserrimum LindL, welche Gruppe
kleine, wenig ins Auge fallende Pflanzen ,
die nur ein botanisches Interesse haben,
umfasst. Unter diesen ist sie aber die
schönste.
Kleinere Mitteilungen.
Orchideen für den Schnitt.
(Schluss. j
C. lab. var. Trianae kann man die
Königin unter den Winterblühern der
labiata-Gruppe nennen, sie spielt
auch für den Handel die wichtigste
Rolle. Das \'ariationsvermögen der
Pflanzen ist unbegrenzt. Unter Tausend
C. Trianae sind nicht zwei, die sich
gleichen. Es ist sehr interessant, zu
beobachten, dass bei neu importierten
Pflanzen während der ersten Blütezeit
neben grossen, tadellos entwickelten
Blumen oft kleine verkümmerte mit
auftreten. Trianae ist leicht zu
kultivieren, sowohl aufgehängt als
auch in Töpfen auf Stellagen. Das
Erdreich ist im allgemeinen für Catt-
leyen weniger von Bedeutung als die
Temperatur- und Feuchtigkeits-
verhältnisse. C. Trianae ist wohl
diejenige, die unter wenig zusagenden
\'erhältnissen noch am längsten aus-
hält. Ihre Blütezeit währt etwa zwei
Monate. Man kann dadurch, dass man
diejenigen Exemplare, deren Blüten sich
zuerst zu entwickeln versprechen, ein
wenig wärmer stellt, sie zu etwas
schnellerem Aufblühen veranlassen
und so die Blütezeit noch verlängern.
Hiermit erreicht man oft. dass solche
Pflanzen dann alljährlich etwa einen
ganzen Monat früher blühen, und das
bedeutet doch für den Kultivateur einen
hohen Gewinn. Keineswegs darf man
aber denken, dass man Orchideen
»treiben« kann. Hierdurch würde man
die Pflanzen so stark schwächen, dass
es Jahre lang dauerte, ehe sie sich
wieder erholten. Der \'erfasser des
oben erwähnten Artikels schreibt: »Ein
Nachbar von mir hatte einst alle seine
Catileyen (Trianae) zur Weihnachts-
zeit zur Blüte gebracht. Es waren
frisch importierte Pflanzen, und diese
Thatsache wurde allgemein bewundert.
Allein die Pflanzen haben sich bis jetzt
noch nicht völlig wieder erholt.«
Wohl mit C. Trianae identisch ist
C. chocoensis. Die genanntenFormen
sind die schönsten Winterblüher der
G. labiata-Gruppe. Für die Sommer
sind es hauptsächlich C. lab. Moss iae.
gaskelliana, gigas, Mendelii und
einige andere. Es würde zu ^veit
führen, wollten wir auf alle diese
wertvollen Varietäten näher eingehen.
C.
Kleinere Mitteilungen.
_413
Petition betreffend verschärften Vogelschutz.
Der Landtag des Herzogtums Mei-
ningen überwies eine Reihe von
Petitionen von Gartenbau-, Geflügel-
zucht- und Vogelschutzvereinen, die
einen verschärften Vogelschutz ver-
langten, der Regierung zur Berück-
sichtigung und beschloss, die Staats-
regierung möge im Bundesrat dafür
eintreten, dass das Zustandekommen
eines internationalen Uebereinkommens
zum Zwecke des Vogelschutzes nach
Kräften gefördert werde. Ein weiterer
Antrag, den gewerbsmässigen Handel
mit Singvögeln bei Strafe zu verbieten,
wurde gegen die Stimmen der Sozial-
demokraten angenommen.
Die Pfirsich Jessie Kerr.
Herr Hofbuchdruckereibesitzer
Radetzki-Berlin schickte uns freund-
lichst am 2. August lachende Pfirsiche
»Jessie Kerr« aus seinem Garten, in
welchem 22 Sorten dieser köstlichen
Frucht kultiviert werden und schrieb
dazu u. a.:
Leider ist die Güte der Frucht in-
folge des kalten nassen Wetters er-
heblich minderwertig gegen andere
Jahre, vielleicht bessert sich das noch
etwas, wenn warmes Wetter kommt.
Die Sorte ist Jessie Kerr , eine
Amerikanerin, stets 8 Tage früher als
Amsden- und rote Mai -Pfirsich, im
Geschmack sonst mindestens Amsden
gleich. Der Baum ist sehr hart, steht
frei als Strauch, wird nie geschützt
und — obwohl rechts und links mit
den Ästen sich berührend ein japanischer
Plattpfirsich und ein Belgier (Leopold)
stehen, die trotz Bordelaiser Brühe und
Schwefel alljährlich von der Kräusel-
krankheit vollkommen besetzt sind —
hat Jessie Kerr niemals ein ungesundes
Blatt. Dabei ist sie äusserst fruchtbar.
1894 als einjährigeVeredelung gepflanzt,
trug der Strauch 1895 etwa 1 Dutzend
Früchte, Im Jahre 1896 brachte er
203 Früchte, 1897 deren 183 und in
diesem Jahre Frucht an Frucht, jeden-
falls mehr als 450 Stück, wiederholte
Zählungen ergaben um 470—480, genau
ist's leider nicht festzustellen. Obwohl
von 21 Pfirsichbäumen nur 4 gut tragen,
die anderen setzten sehr schlecht an
trotz voller Blüte, wird die Ernte doch
noch 1000 bis 1100 Früchte geben,
allerdings gegenüber 2000 voriges Jahr.
Auch die Sorten Amsden und Rother
Maipfirsich hatten wir Gelegenheit zu
kosten; sie waren wirklich hervor-
ragend schön, sowohl hinsichtlich ihres
Geschmackes, sowie in ihrer sonstigen
Ausbildung.
Zur Bekämpfung des Apfelblütenstechers.
In Stück 12 der Mitteilungen der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft
finden wir unter »Pflanzenschutzliche
Nachrichten« einen interessanten Auf-
satz über Versuche zur Bekämpfung
obigen Schädlings von Herrn Held,
dessen Inhalt ob seiner grossen Wichtig-
keit für unsere Obstzüchter ich in
Kürze wiedergebe:
»Herr Held, Königl. württem-
bergischer Garteninspektor in Hohen-
heim , hat mit Genehmigung des
Direktors der Königl. landwirtschaft-
lichen Akademie in Hohenheim,
Professor Strebel, und unter Begut-
achtung des Professors Dr. O.Kirchner
auf den dortigen sehr ausgedehnten
Obstpflanzungen seit ^/^ Jahren Ver-
suche zur Bekämpfung des so überaus
gefährlichen Apfelblütenstechers aus-
geführt.
Die Versuche erstreckten sich
zwecks Vernichtung der kleinen Rüssel-
käfer auf Abfangen am Stamm durch
Leimgürtel, durch Aptelblütenstecher-
fallen aus Papier und Holzwolle, Gürtel
aus Wellenpappe, Heugürtel und Heu-
seile, und auf Wegfangen der Käfer im
Frühjahre durch Abschütteln und Ab-
klopfen u. s. f. Auch das Bestäuben
der Knospen mit feingemahlenem
Schwefel, Kalk, Tabaksstaub, Kupfer-
schwefelkalkpulver, ferner das Be-
spritzen der Knospen mit Parisergrün,
Bordelaiser Brühe u. s. w. wurde ver-
suchsweise angewendet.
Von all diesen Versuchen waren die,
bei welchen man kein Geld für Raupen-
leim, Gürtel aus Wellenpappe, Schwefel,
Tabaksstaub u. s. w. ausgegeben hatte,
die billigsten. Es waren dies für das
Wegfangen derjenigen Käfer, die im
Winter auf dem Stamme verblieben,
die Versuche mit Heuseilen, und bei
den Käfern, welche im Frühjahr auf
die Bäume flogen, das Abklopfen der
Äste, Auflegen und Vernichten der auf die
untergelegten Tücher gefallenen Käfer.
Heuseile wurden im Oktober und
November 1897 um die Bäume gelegt
474
Kleinere Mitteilungen.
und über diese ein 4— öfach zu-
sammengefaltetes Pack- oder Zeitungs-
papier mittelst Bindfaden befestigt. —
Am 1. und 18. Februar 1898 wurden
die Heuseile abgenommen und fanden
sich 22000 Rüsselkäferchen darin. Es
ist das von 2100 Bäumen immer noch
keine grosse Zahl, aber Held sagt
sehr richtig: »Rechnen wir 10 Käfer
aufden Baum, darunter etwa 7 Weibchen,
von denen jedes in der Zeit von Ende
März bis Ende April 20 Eier legt, so
macht das auf den Baum 140 gerettete
.Apfel oder Birnen, das sind ungefähr
10 — 12 kg Früchte. Doch nimmt man
auch nur die Hallte, also 5 kg für den
Baum an, so sind das 5X2100=105
Doppelzentner, und würde auch nur
der vierte Teil hiervon, ungefähr
25 Doppelzentner mehr erzielt, so hätte
sich doch diese Winterarbeit nicht nur
mit Zinseszinsen gelohnt, sondern auch
die allzustarke Vermehrung der Käfer
beschränkt.«
Die weitaus am besten fruchtende
Vertilgungsmethode ist das Abklopfen
der Bäume, und damit sind die
glänzendsten Resultate erzielt. Der
daraufhin angestellte Versuch in diesem
Frühjahre wurde an 3000 Obstbäumen
ausgeführt.
Der Versuch dauerte vom 28. März
bis 2. Mai und ergab, dass nur das
Abklopfen und Autlesen der Schäd-
linge von durchschlagendem Erfolge
ist. — Bei all den anderen Versuchen,
die teils sehr kostspielig, teils auch sehr
zeitraubend waren, hatten nur die
Fabrikanten den Nutzen, sie setzten
ihre Fabrikate ab, aber die Vertilgung
der Blütenstecher dadurch war sehr
gering.
Bei dem Abklopfen der Bäume legte
man unter die Bäume ein Wagenlaken,
oder Abklopftücher, wie solche in
Tyrol verwendet werden. Zum Ab-
klopfen wurden Stangen benutzt, an
deren Spitze sich ein Stück Eisenröhre
befindet, die mit Gummi oder Lappen
überzogen ist. Es hat sich dies Ab-
klopfen besser bewährt als das Ab-
schütteln der Bäume.
Das Abklopfen der Bäume nach 8 Uhr
morgens, wenigstens bei Sonnenwetter,
hatte nur wenig Erfolg, da die Käferchen
dann flogen, am sichersten und besten
war der Erfolg von morgens 5 bis
7 Uhr, wenn die Käfer durch "^ Tau
und Kälte noch ungelenk und steif
waren.«
Auch bei uns ist in recht vielen
Gegenden der Apfelblütenstecher zu
einer so schlimmen Plage geworden,
dass wir ihn mehr zu fürchten und zu
bekämpfen haben, als wie die San
Jose-Laus, von der wir gar nicht wissen,
ob ihr unser Klima überhaupt zusagt.
Es wäre im Interesse unseres Obst-
baues von sehr grosserBedeutung, wenn
unsere Obstbauvereine resp. Obst-
züchter einmal energisch gegen diesen
kleinen aber sehr gefährlichen Schädiger
vorgehen wollten, ehe es zu spät ist,
und durch staatliche Massnahmen erst
erzwungen werden muss, was leichter
freiwillig geht. Zum Abklopfen der
Bäume ist die geeignete Zeit das Früh-
jahr. Die auf untergelegten Laken ge-
fundenen Käfer . werden zusammen-
gefegt und in einem Behälter, in dem
sich Kalkmilch mit etwas Petroleum
gemischt befindet, geschüttet, worin sie
sofort getötet werden. Weiter empfiehlt
sich nach meinen Erfahrungen im
November eines jeden Jahres das Aus-
streuen von pulverisiertem Kalk rings
dicht um den Stamm herum ca. 1 m
im Durchmesser und Untergraben des-
selben. Es wird dadurch ein grosser
Prozentsatz der im Winter im Boden
überwinternden Käfer getötet.
E. L e s s e r.
Dekoration der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche
bei der Bismarok Trauerfeier.
Für die Trauerfeier, die am Donners-
tag den 4. August, Vormittag 10 Uhr
zu Ehren des Fürsten Bismarck
in der Kaiser Wilhelm - Gedächtnis-
kirche in Gegenwart des Kaisers
und der Kaiserin abgehalten wurde,
waren die Vorbereitungen von dem
Kabinett der Kaiserin unter per-
sönlicher Leitung des Oberhof-
meisters der Kaiserin, Freiherrn von
Mirbach, getroffen worden. Die Aus-
schmückung der Kirche hatte die Kgl.
Tiergarten-Verwaltung unter Leitung
von Gartendirektor Geitner und Ober-
gärtner Freudemann übernommen.
Vor dem Hauptportal, durch welches
der Kaiser und die Kaiserin, sowie
die Ehrengäste in die Kirche traten,
waren zu beiden Seiten grosse Lorbeer-
bäume aufgestellt. Im Innern der
Kirche war rechts und links vom
Aus den Vereinen.
_475
Altar ein prächtiger Aufbau von
Palmen, Kentien, Latanien, Phönix
und Areca hergestellt. Auf dem Altar
hatte eine Gruppe von Palmen und
Blumen, Lilien, Azaleen etc., Platz
gefunden. Hinter dem Altar erhoben
sich Dracaenen. Das Ganze wurde
durch eine Guirlande um den Altar
abgeschlossen. (Voss. Ztg.)
Nachtrag zu den Kränzen für Fürst Bismarck.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft
von Berlin haben an dem Sarge
des Fürsten Bismarck einen Kranz
niederlegen lassen. — Der Vor-
stand des Vereins Berliner Kaufleute
und Industrieller und des Zentral-
ausschusses hiesiger kaufmännischer,
gewerblicher und industrieller Vereine
haben am Grabe einen Kranz mit der
Aufschrift niedergelegt: ,,Dem Schilde
Deutschlands, dem Hort des Friedens,
dem Beschützer von Handel und In-
dustrie, dem Fürsten Otto v. Bismarck
in dankbarer Verehrung gewidmet." —
Die Gemeinde Friedenau hat einen
mit in den Friedenauer Farben (weiss
und blau) gehaltener Schleife ge-
schmückten Kranz nach Friedrichsruh
gesendet. Die Schleife trug die Auf-
schrift: „Ihrem Ehrenbürger, dem
Fürsten Otto v. Bismarck, die dank-
bare Gemeinde Friedenau." — ■ Die
von dem Verbände der deutschen
Berufsgenossenschaften nach Frie-
drichsruh gesandte Kranzspende
I schmückte ein Palmen- und Blumen-
gewinde. Die Schleife trug die Auf-
schrift: ,,Dem Fürsten Otto v. Bismarck,
demBegründerderArbeiterversicherung
in Deutschland." (Voss. Ztg.)
Aus den Vereinen.
Ausflug der Ausschüsse des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues nach Sanssouci.
Die Ausschüsse nahmen Donners-
tag den 4. August Gelegenheit, sich
die Pfirsich- und Weintreibereien der
Königlichen Gärten zu Sanssouci, unter
persönlicher Begleitung des diese Ab-
teilung vorstehenden Herrn Hofgärtner
Kuhn er t näher anzusehen. Betreffende
Anlagen zerfallen in alte und neue;
alte, die s. Zt. vom Hofgärtner Wund el,
neuere, die unter Aegide von Direktor
Vetter und Walter eingerichtet
worden sind. Um das hier gleich zu
erwähnen, berührte die Mitteilung sehr
angenehm, dass sowohl Hausbau wie
Heizanlage von hiesigen Geschäftsleuten
besorgt worden sind. Die alten An-
lagen, im wesentlichen vom Hofgärtner
Wundel hergestellt, tragen den
neuesten Ansprüchen bezw. Durch-
lüftung und Heizung vollauf Rechnung.
Diese, unter der persönlichen Leitung
des Herrn Hofgärtner Kuhnert
stehende älteren Anlagen, inmitten der
Abteilung Blumentreiberei gelegen,
zeigtuns indenSorten: BlackHamburgh,
ForstersWhiteseedling, RoyalMuskadin,
Black Alicante sehr schöne zweijährige
Reben mit kräftigem Holzwuchs und
starkem Früchteansatz. Die Einrichtung
zu den hier im Ganzen vier grössere
Häuser enthaltenen Treibereien ist
derartig, dass ein Haus für sich nur die
betr. Sorte enthält, welche gerade die
wünschenswerte ist, z. Z. blauer Mal-
vasier, der auf der Tafel mehr begehrt
wird als irgend eine Muskat-Traube.
Die hier von Knappstein angelegte
Heizung hat sich bisher gut bewährt.
Die neue, am Drachenberge errichtete
Wein- und Pfirsich -Treibanlage be-
steht z. Z. aus zwei je 40 m langen
eisernen Häusern, deren horizontal
laufende Konstruktionsteile aus Eisen,
alle vertical laufenden dagegen aus
Pitch-Pine-Holz, von Wehmer-Rixdorf
erbaut sind. Die Heizung zu der
gesamten Einrichtung, welche noch
weiterer Ergänzung harrt, bilden vier
Klimax-Kessel, in einer Anlage ver-
einigt, gleichfalls von Knappstein
gebaut. Die Lüftungs-Vorrichtungen
sind die denkbar einfachsten; ver-
mittelst feststehender Schrauben-
gewinde werden LInter- wie Oberfenster
gleichmässig gehoben bezw. geschlossen.
Bei den Eisenteilen im Innern ist der
neuerdings an Schiffen in Anwendung
gekommene Korkanstrich zur Aus-
führung gebracht, für das Feuchthalten
des Innern jedenfalls vorteilhaft, aber
bezüglich Verbreitung des Ungeziefers
eine doch zu überlegende Einrichtung.
47^
Aus den Vereinen.
Die erste dieser Abteilungen legte
bereits Hofgarten-Direktor Vetter an,
die zweite, neueste, Hofgarten-Direktor
Walter und ist die innere Anlage der
Heizröhren etc. nach Angaben der
diese ganze Abteilung beaufsichtigenden
zwei englischen Gehilfen (Mr. Gilbert)
gemacht worden.
Die hier ausgepflanzten Weine, drei-
jährige Pflanzung, in gleichen Sorten wie
vorher, zeigen weder im Schnitt noch
in dem Traubenansatz eine sogenannte
Musterkultur. Die Schnittmethode ist i
hier gar nicht zu erkennen, während
in den unteren alten Abteilungen Herr
Hofgärtner Kuhnert die Stöcke im
Schnitt ä la Thomery behandelt.
Dass vor wie nachher unsere Mit-
glieder noch manches Interessante,
namentlich die Kgl. Gärtner-Lehranstalt,
zu sehen Gelegenheit hatten, soll nicht
verschwiegen werden, ist aber hier zu
übergehen, da alles Genossene nur im
Fluge an uns vorüber zog. Der König-
lichen Gartendirektion aber für den
genussreichen Nachmittag, ebenso
unseren liebenswürdigen Führern, Hof-
gärtner Kuhnert, Garteninspektor
Echtermeyer, Obergärtner Rosen-
berg, unseren herzlichsten Dank!
Hoffmann.
Verein Deutscher Gartenkünstler.
Der »Verein Deutscher Garten-
künstler« hielt seine XI. Hauptver-
sammlung im Gürzenich zu Köln ab
unter dem Vorsitze des städtischen
Garteninspektors Fintelmann. Der
Vorstand war mit Ausnahme des
städtischen Gartendirektors Trip
vollzählig vertreten. Nach Eröffnung
der Versammlung begrüsste der zweite
Bürgermeister im Namen der Stadt
den Verein, desgleichen der Garten-
direktor Ko walle k namens der Kölner
Gartenbaugesellschaft. Die Ver-
sammlung ernannte hierauf einmütig
den Oberbürgermeister Becker zu
Köln zum Ehrenmitgliede des Vereins.
Der nächste Punkt der Tagesordnung:
„Erhöhung des Beitrages statt von lo
auf 15 M. gleich auf 20 M." wird
nach längerer Debatte zurückgestellt
und der Antrag Jung: „Lieferungs-
vertrag mit der Gartenwelt" ver-
handelt. Im Zusammenhange mit
der Frage der Gründung eines eigenen
Vereinsorganes entspinnt sich ein
längerer Meinungsaustausch, der zu
dem Ergebnisse führte, den Antrag
Jung abzulehnen und den vom Vor-
stande gemachten Vorschlägen inbetreff
Gründung eines eigenen Organs zu-
zustimmen. Nach Verlesung des für
die neue Zeitschrift vorgelegten Ver-
trages wird beschlossen, demselben
zuzustimmen und hinsichtlich der
Einzelheiten die Feststellung dem Vor-
stande in Verbindung mit dem Press-
ausschuss und einer aus fünf Herren
bestehenden Kommission zu überlassen.
Alsdann wird seitens des Vorstandes
der Bericht über die Hochschulfrage
und über die Teilnahme des Vereins an
der Pariser Weltausstellung gegeben.
Bei der Neuwahl des Vorstandes
werden die Herren per Akklamation
wiedergewählt, nur für Herrn Garten-
direktor Trip, der eine Wiederwahl
abgelehnt hat, ward Herr Gartendirektor
Kowallek als zweiter Stellvertreter
des Vorsitzenden mit überwiegender
Mehrheit gew'ählt.
Nach Genehmigung des Haushaltungs-
planes für das laufende Jahr wird als
nächstjähriger Vorort Mannheim vor-
geschlagen, nachdem die Einladung
von seifen Münchens zurückgezogen
worden war.
Der Gartendirektor Kowallek er-
läutert nunmehr den von ihm ein-
gebrachten Antrag: , .Aufstellung von
allgemeinen Regeln für die Bepflanzung
der verschiedenartigsten Strassentypen
in grösseren Städten unter Berück-
sichtigung möglichst aller vor-
kommenden Umstände". Nach dem
Antragsteller nimmt Herr Hille-
brecht-Düsseldorf zur längeren und
eingehenden Begründung dieses Gegen-
standes das Wort; desgleichen spricht
Herr He icke- Aachen für die Wichtig-
keit der Sache. Die Herren Bouche-
Bonn, Jung - Köln und Olbrich-
Schweiz geben Beispiele an, wo die
Anpflanzung falscher Baumarten zu
erheblichen Unzuträglichkeiten führte;
letzterer berührt die einzelnen in Be-
tracht zu ziehenden Bodenverhältnisse.
Der Vorstand wird beauftragt, die
weiteren Schritte in dieser An-
gelegenheit zu veranlassen.
Zum Schlüsse hielt Herr Stadt-
obergärtner Jung einen interessanten
Vortrag über die öffentlichen Anlagen
der Stadt Köln. Redner giebt ein an-
schauliches Bild der Entstehung der
verschiedenen Anpflanzungen und er-
Ausstellungen und Kongresse. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
477
läutert an der Iland von zahlreich im
Saale aushängenden Plänen die
einzelnen Schöpfungen.
Herr Stadtobergärtner Giemen wird
einstimmig als Redakteur des Vereins-
organs wiedergewählt und das Er-
gebnis der Ausschusswahlen bekannt
gegeben.
Bericht über die Verhandlungen der XIV. all-
gemeinen Versammlung Deutscher Pomologen
und Obstzüchter und des Deutschen Pomologen-
Vereins in Cassel vom 1. bis 3. Oktober 1896,
auf Grund des stenographischen
Berichtes erstattet von K.Wissenbach,
Friedhofsinspektor und I. Schriftführer
der Obstausstellung.
Er bietet allen Obstbau-Interessenten
viel Anregung und Belehrung und wird
trotz des verspäteten Erscheinens den-
selben willkommen sein. Dr. Kr.
Ausstellungen und Kongresse.
Internationale Ghrysanthemu m-
Ausstellung, verbunden mit einem
Kongress, findet vom lo. — 15. November
in Lille statt. An der Spitze des
Komitees steht Jules Lefebore.
Die Societe frangaise des
Rosieristes veranstaltet in Lyon am
2. und 3. September ihren 2. Kongress,
verbunden mit einer Ausstellung. Der
Generalsekretär M. Octave Meyran,
Lyon, Grande-Rue de la Croix-Rousse,
erteilt Interessenten weitere Auskunft.
Züllichau. Brandenburgische Obst-
und Gartenbau- Ausstellung vom 30. Sep-
tember bis 3. Oktober 1898. Das
soeben durch den Geschäftsführer der
Ausstellung Herrn Brandrup in
Züllichau versandte und auf Wunsch
von demselben kostenfrei zu erhaltende
Programm enthält unter No. 10 eine
Neuerung als besondere Aufgabe für
Vereine und Gemeinden: »Diejenigen
Aepfel und Birnen, welche sich in dem
betreffenden Gebiete am besten be-
währt haben, und zwar sowohl hin-
sichtlich guten Gedeihens und Wider-
standsfähigkeit des Baumes als auch in
Bezug auf gute und regelmässige
Tragbarkeit und gute Verwertbarkeit
der Früchte.« Die näheren Angaben
über den Boden, in welchem die
Sorten sich am besten bewährt haben,
sowie über die beste Art der Ver-
wertung nach den gemachten Er-
fahrungen sind auf einem besonderen
Zettel beizufügen. Es ist zu empfehlen,
die Auswahl möglichst streng zu
treffen und nur wenige, aber wirklich
gute vielseitig erprobte Sorten auszu-
stellen. Diese Aufgabe soll zur Auf-
stellung guter Lokalsortimente anregen.
Nach Lage der Sache ist ein Wett-
bewerb in dieser Nummer nicht
möglich. Im Interesse des Obstbaues
sei aber die Aufmerksamkeit von
Vereinen und Gemeinden ganz be-
sonders auf diese Aufgabe hin-
gelenkt.
Wien. 17. bis 27. September. Dritte
temporäre Gartenbau-Ausstellung der
Wiener Jubiläums-Ausstellung im Jahre
1898. (Ist die 100. Ausstellung der
Wiener Gartenbau-Gesellschaft.)
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Franz Pretzei & Co., Berlin, Gr.
Hamburgerstr. 32. Schläuche und
sonstige Apparate für Garten- und
Parkpflege (mit Abb.). — Gustav
A. Schultz, Lichtenberg- Berlin O.,
Blumenzwiebeln, Topfgewächse, Warm-,
Kalthausptlanzen, Dekorationspflanzen
etc. — A. Metz & Co., Berlin, Bülow-
strasse 57, Original-Saatgetreide, Grün-
futter- und Gründüngungs-Sämereien,
Blumenzwiebeln , Knollengewächse,
Düngemittel etc. (mit Abb.).
471.
Litteratur.
Friedrich Spittel in Arnstadt bei
Erfurt. Harlemer Blumenzwiebeln,
Knollen- und Wurzelgewächse, Zier-
und Fruchtsträucher, Zier- und Obst-
bäume, Rosen, Stauden. (Mit Abb.) —
F. C. Heinemann in Erfurt (Thür.).
Herbst-Katalog 1898. Blumenzwiebeln,
Sämereien, Getreide, Erdbeeren, Obst,
Requisiten. (Mit Abb.) — Ad. de
Clercq van Gyseghem in Ledeberg-
Gand (Belgien), Chaussee de Gontrode.
— Metz & Co. in Steglitz bei Berlin.
Saatgetreide und andere Sämereien
landwirtschaftlicher sowie gärtne-
rischer Kulturen für die Herbstsaat,
Blumenzwiebeln, Düngemittel etc.
Litteratur.
Berlin und seine Arbeit. Amt-
licherBericht der Berliner Gewerbe-
Ausstellung 1896, zugleich eine Dar-
stellung des gegenwärtigen Standes
unserer gewerblichen Entwicklung.
Herausgegeben vom Arbeitsausschuss
Fritz Kühnemann, H. Feilsch,
L. M. Goldberger, Mit einem Plane
der Ausstellung und 357 Abbildungen
nach Originalzeichnungen von Otto
Eckmann, Otto Günther-Naumburg,
Wilhelm Kuhnert, W. Weimar
und nach photographischen Aufnahmen.
Berlin 1898. Verlag von Dietrich
Reimer (Ernst Vohsen). Gross-
quart, 891 Seiten.
Dieses Prachtwerk enthält auch
vieles den Gartenbau Betreffende.
Herr Kgl. Gartenbaudirektor Hampel
schildert S. 92 bis 98 den Treptower
Park, mit Plänen der schönen Garten-
bau-Anlagen vor dem Hauptgebäude,
und giebt als Schlussvignette die Ab-
bildung der Prunkbowle, welche
Se. Maj. der Kaiser für die Jubiläums-
Ausstellung des Vereins zurBeförderung
des Gartenbaues stiftete. L. Witt-
mack behandelt von Seite 843 bis 857
die eigentliche Gartenbau - Abteilung
(Gruppe XVII) und giebt zunächst eine
Terrainbeschreibung, dann Geschicht-
liches über den Gartenbau in Berlin
und bespricht hierauf die einzelnen
Unterabteilungen: Landschaftsgärtnerei,
Baumschulenerzeugnisse und Obstbau,
Rosen, Topf- und Freilandpflanzen,
Binderei, Gemüse, wissenschaftliche
Abteilung und Gewerbliches. Die Ab-
bildungen zu diesem Teil finden sich
an anderen Stellen zerstreut.
und Verlag von L. Obermann-Ham-
burg. Preis jährlich 6 M. Wiederum
eine neue gärtnerische Zeitschrift, und
zwar eine, die ganz speziell dem oben
genannten Spezialfach dienen soll. Ob
ein Bedürfnis dafür vorhanden, möchten
wir aber fast bezweifeln, da bereits
das Organ des Vereins deutscher
Gartenkünstler existiert. Indes wir
wollen abwarten, wie sich die Zeit-
schrift entwickelt.
Der Landschaftsgärtner.
Illustrierte Zeitschrift für Landschafts-
gärtnerei. Herausgegeben von
Gustav Feder in Hamburg. Druck
Hebung des deutschen Gras-
samenbaues. 2 Vorträge, gehalten
von L. Wittmack und Otto Ernst.
S. A. a. d. Jahrb. der D. L. G. 1897.
Bd. 12. Die in Deutschland Heu liefern-
den Wiesenflächen haben fast dieselbe
Grösse wie die mit Roggen bestellten
Felder. Während nun jeder Landmann
bestrebt ist , sich möglichst gute
Roggensaat zu verschaffen oder gar
selbst zu züchten, beschäftigen sich mit
dem Saatenbedarf für unsere heimischen
Wiesen nur wenige. Auf manchen
Wiesen, so namentlich auf den an
Flüssen liegenden, sorgt allerdings die
Natur selbst für den nötigen Nachwuchs.
Aber es bleiben doch noch grosse
Flächen, so z. B. Moorwiesen, Klee-
grasschlägs etc., für die eine Menge
Saat verlangt wird. Erst in neuester
Zeit sucht man den Grasamenbau zu ver-
bessern, aber trotz der mannigfachen
Anregungen, die dieser Sache von
berufener Seite entgegengebracht
werden, trotz diverser recht beträcht-
licher Preisausschreiben für Anleitungen
sowie für praktisch durchgeführte
Anbauversuche — kaum fanden sich
Bewerber für dieselben — liegt der
Grassamenbau noch sehr im Argen. Es
fehlt eben den meisten Landwirten die
Erfahrung vom Grassamenanbau und
auch das Interesse. Letzteres soll
Litteratur.
479
durch diese Vorträge angeregt werden,
in welchen die Vortragenden die für
die Praktiker wichtigsten Punkte kurz
darlegen. Die Abhandlung kann Allen,
die sich für den Grassamenbau, mit
dem noch Geld zu verdienen ist, in-
teressieren, nur empfohlen werden.
Dr. Kr.
Der Tropenpflanzer. Zeitschrift
für die tropische Landwirtschaft;
herausgegeben von O. War bürg und
P. Wohltmann-Bonn-Poppelsdorf.
Preis jährlich 8M. »Der Tropen-
pflanzer« bezweckt, die landwirt-
schaftlichen Interessen Deutschlands
in den Tropen und Subtropen zu
sammeln, zu fördern und zu vertreten
und ferner die landwirtschaftliche
Entwickelung unserer Kolonien that-
kräftig zu unterstützen. Die soeben er-
schienene Nummer enthält wiederum
eine ganze Reihe sehr lehrreicher Auf-
sätze. Bei dem sich immer mehr
steigernden Interesse für unsere
kolonialen Unternehmungen wird diese
unter einer so vorzüglichen Redaktion
stehende Zeitschrift sich zweifellos von
Jahr zu Jahr einen immer grösseren
Leserkreis erwerben. Dr. Kr.
Index seminum in hortis Musei
Parisiensisannoi897Collectorum.
Eine nach Familien geordnete Auf-
zählung der gewonnenen Samen. Es
wird von denselben auf Wunsch
abgegeben.
K. Dinter, Alphabetical Catalogue
of Plauts grownig in the open air in
the garden of Tomas Hanbury Palazzo
Orenga, La Mortola near Ventimiglia,
Italy. Diese Zusammenstellung dürfte
manchem unserer Leser im Anschluss
an unsere s. Zt. gebrachte Abhandlung
über die Gärten in La Mortola sehr
willkommen sein.
Wieler, Holzbildung auf Kosten des
Reservematerials der Pflanzen. S.-A.
a. Tharander forstl. Jahrb. Bd. 47.
H. Ross, Doryanthes Palmeri. S.-A.
a. Neuberts Gartenmagazin, Jahrg. 50.
Ein im Nymphenburger Hofgarten zur
Blüte gekommenes Exemplar gab dem
Verfasser die Veranlassung, die Auf-
merksamkeit der Gärtner auf diese
schöne Amarvllidee zu lenken.
Delpino, Dimorfisma del Ranun-
culus Ficaria. S.-A. a. Memorie della
R, Academia delle Scienze deir
Instituto di Bologna, ser. V. tomo VI.
Conwentz, die Eibe in der Vor-
zeit der skandinavischen Länder. Vor-
trag in der Xaturforschenden Gesell-
schaft. S.-A. a. Danzig. Ztg.
H. Potonie. Die Metamorphose der
Pflanzen im Lichte paläontologischer
Thatsachen. Vortrag.
F. G. Stebler. Beiträge zur Kenntnis
der Matten und Weiden der Schweiz.
S.-A. a. Landwirtschftl. Jahrb. der
Schweiz 1897.
Adressbuch der Kunst- und
Handelsgärtner Deutschlands
1898. Verlag v. Neubauer & Co.,
Leipzig.
Del Tabacco, Storia, geografia.
statistica,speciografia,agrologia e pato-
logia pel Dr. Prof. O. Com es.
Im Jahre 1897 erschien der erste
Teil dieses vorzüglichen Werkes, der
sich mit der Entdeckung, Verbreitung
und dem Gebrauch des Tabaks in
Amerika, der Heimat des beliebten
Krautes und mit seiner Einführung in
Europa befasst. Ein Jahr später schon
folgte dieser wichtigen Abteilung der
zweite Teil des klassischen Werkes
und der berühmte Verfasser, der in
alter Rüstigkeit in Neapel lebt und
schafft, verspricht das glänzende
statistische Buch, aus dem man Be-
lehrung in schöner, angenehmer Form
schöpfen kann, noch weiter fortzusetzen.
Niemand wird das herrliche Werk un-
befriedigt aus den Händen legen. Es
bietet in klassisch reiner und anmutiger
Sprache so ungeheuer viele neue und
hochinteressante Mitteilungen und
Beobachtungen, eine solche Fülle von
Gelehrsamkeit in anmutiger Form, dass
nicht nur Gelehrte und Landwirte,
sondern auch passionierte Raucher und
selbst Nichtraucher dasselbe mitGenug-
thuung begrüssen werden. Der Um-
stand, dass die Regierung der Yer-
einigten Staaten das schätzbare Buch
auf ihre Kosten ins Englische über-
setzen lässt, beweist dessen ausser-
ordentlichen kulturhistorischen Wert,
und es wäre zu wünschen, dass das-
48o
Personal-Nachrichten.
selbe auch recht bald einen Übersetzer
in die deutsche Sprache finden möchte.
C. Sprenger.
Karl Koopmann, Kgl. Gartenbau-
direktor und Vorstand der fürstlichen
Gartenverwaltung zu Wernigerode.
Denkschrift über Hebung des
Obstbaus, als Protokoll der Verhand-
lungen der Garten- und Obstbauvereine
zu Blankenburg, Gernrode, Halberstadt
und Wernigerode. Juni 1898. Ein
Grundgedanke dieser sehr empfehlens-
werten Schrift ist: Ein wirtschaftlich
rentabler Obstbau lässt sich nicht als
Nebensache betreiben. So ist es in
Amerika auch. Der Farmer ist ent-
weder Landwirt oder Obstzüchter, nicht
beides. Die Denkschrift verlangt:
Schaffung grösserer wirtschaftlich und
kulturell musterhaft gehaltener Gross-
kulturen und gründliche Reorganisation
des Ausbildungswesens. L. W.
Arthur Weisse. Die neueren
Untersuchungen über die Be-
wegung der Bacillariaceen (Dia-
tomeen). S.-A. aus Naturwissenschaftl.
Rundschau 1898. XIII. No. 10.
H. Klebahn-Hamburg. Kultur-
versuche mit heteröcischen Rost-
pilzen. S.-A. aus »Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten«.
Weberbauer. Beiträge zur Ana-
tomie der Kapselfrüchte. S.-A.
aus »Bot. Centralbl.« Bd. LXXIII 1898.
University of Illinois, Agri-
cultural Experiment Station 1898,
Bull. 49: The Sugar Beet in Illinois.
Personal-Nachrichten.
Dem Förster und Gärtner Reinhold
Länger zu Schmarse im Kreise
Züllichau-Schwiebus, sowie dem Kunst-
gärtner Franz Stanjek zu Dominium
Tscheidt, Kreis Kosel. ist das Allgemeine
Ehrenzeichen verliehen.
Das Kuratorium der Hermann und
Elise, geb. Heckmann, Wenzel-Stiftung
hat eine Summe von 26700 M. zur
Durchführung einer zoologisch-bota-
nischen Forschungsexpedition nach
dem Nyassa-Gebiet gewährt. Der mit
den botanischen Angelegenheiten der
Expedition betraute Botaniker Götze,
der demnächst seine Reise nach Ost-
afrika antritt, ist ein junger Gärtner,
der vor einigen Jahren sein Examen
ausgezeichnet bestand und auf
der Berliner Gewerbeausstellung" 1896
ein schönes Koniferen-Herbar aus-
stellte.
Der Gärtnereibesitzer Friedrich
Schnitze zu Charlottenburg, lang-
jähriges Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, entschlief
sanft nach langen und schweren Leiden
am 14. August im 56. Lebensjahre. Er
gehörte zu denjenigen Gärtnern, weiche
ihre Produkte selbst ziehen und unter-
hielt einen bedeutenden Export.
Der Geheime Oberbergrat Hauche-
corne, Inhaber der Vermail-Medaille
des Vereins, feierte am 13. August
seinen 70. Geburtstag. Es wurde ihm
an diesem Tage eine Glückwunsch-
adresse des Vereins übersandt.
Der Gärtnereibesitzer A. Drawiel,
Lichtenberg bei Berlin, Ehrenmitglied
und Inhaber der Vermeilmedaille des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, feierte am 9. August seinen
80. Geburtstag und wurde ihm zu
diesem Tage eine Glückwunsch- Adresse
durch den \^orstand überreicht.
Der Kgl. Obergärtner Hab ermann,
Schloss Monbijou, Berlin, begeht am
1. September sein 25Jähriges Jubiläum
im Dienste der Kgl. Gartenverwaltung.
Ihm wird durch den Vorstand des
Vereins eine grosse silberne Medaille
mit entsprechender Inschrift überreicht
werden. Herr Habermann ist Vor-
sitzender des Dekorations-Ausschusses
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues.
Gartenflora 1898.
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1454.
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CATALPA HYBRIDA i«^
(0 VATAx BIGNONIOIDES).
1«
Catalpa hybrida Hrt.
(Hierzu Tafel 1454.)
ine unter diesem Namen erhaltene Pflanze brachte in meinem Arborct
Ende Juli vorigen Jahres eine Anzahl Blütenstände, von denen auf neben-
stehender Farbentafel eine naturgetreue Nachbildung gegeben ist.
Allem Anschein nach liegt hier ein Bastard zwischen C. ovata G. Don
(Kaempferi S. et Z.) und C. bignonioides Walt, (syringifolia Sims.) vor, bei
welchem jedoch der Charakter der erstgenannten Art vorherrscht. Das un-
gefähr 3 m hohe Exemplar mit ziemlich aufstrebenden Asten weist den bräun-
lichen Austrieb der C. ovata. doch sehr unregelmässige Blattformen auf. Bald
sind die Blätter am Grunde mehr oder weniger tief herzförmig, bald nur ab-
gestutzt; zum Teil sind sie ebenmässig breit eiförmig mit langausgezogener
Spitze, zum andern Teil wird diese Form an einer, weniger häulig auf beiden
Seiten, durch einen kurzen, stumpfen oder zahnartigen, spitzen Lappen ver-
dorben. Die Blattunterseite trägt in den Nervenwinkeln die Drüsenpunkte der
C. ovata, gleicht aber in der Art der allerdings bedeutend spärlicheren Be-
haarung mehr der C. bignonioides, bei der die Haare länger sind als bei
C. ovata.
Die Form und die Zeichnung der Blüte sind von denen der letzteren Art
nicht wesentlich verschieden, während die ansehnlichere Grösse und die weisse
Grundfarbe derselben Erbteile der B. bignonioides sind. Da dieser Bastard
von der japanischen C. ovata die grössere Winterhärte ererbt hat, so dürfte er
für rauhere Gegenden vor der empfindlicheren C. bignonioides der südlichen
Vereinigten Staaten, welche dort leicht leidet und selten zur Entfaltung ihrer
schönen Blüten kommt, den ^'orzug verdienen. L. Späth.
850. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 25. August 1898.
jiese Sitzung gestaltete sich zu einer imposanten Trauerkundgebung für
dfe:^ den verstorbenen I. Direktor des \'ereins, Herrn Wirklichen Geheimen
Ober-Finanzrat Robert von Pommer Esche. Die Gedächtnisrede hielt Herr
482 Blumen-Ausstellung des Berliner Vereins zur Förderung der Blumenpflege.
Gartenbaudirektor C. Lackner-Steglitz. Dieselbe ist in Heft 17 der Garten-
flora S. 449 abgedruckt.
Zufolge eines Vorstandsbeschlusses trat nach Beendigung derselben der
Schluss der Versammlung ein.
Blumen-Ausstellung des Berliner Vereins zur Förderung der
Blumenpflege bei Schulkindern.
m 27. und 28. August veranstaltete obiger Verein eine Ausstellung von
Blumen, welche von Kindern einer Anzahl Berliner Gemeindeschulen
gezogen waren, in der festlich geschmückten Turnhalle der Gemeindeschule
in der Gypsstrasse. Von 6000 Pflanzen, welche als Stecklinge in kleinen
Töpfen an 40 Berliner Gemeindeschulen verteilt waren, waren 3000 Pflanzen
aus 30 Schulen ausgestellt. Die Pflanzen übertrafen alle Erwartungen, was
Schönheit an Blumen und Kultur anbelangt. Es waren Fuchsien, Pelargonien,
verschiedene Begonien, Bouvardien und Myrten. Wenn man bedenkt,
in welch' ärmlichen Verhältnissen manche Pflanze aufgezogen worden
ist, so kann man mit dem Resultat dieser ersten Ausstellung recht zufrieden
sein. Es war auch ein unvergessliches Bild, wenn man sah, mit welchem Stolz,
mit welcher Freude die Kinder ihre Pfleglinge anbrachten, jede Schule für sich,
in musterhafter Reihenfolge, und ist hier an dieser Stelle der aufopfernden
Hingabe des Herrn Lehrer Schmidt zu gedenken, der mit besonderem Geschick,
mit Fleiss und Ausdauer die ganze Sache leitete. Nachdem die Halle durch
die Liebenswürdigkeit des städtischen Garten-Direktors Herrn Mächtig von
Herrn Obergärtner Kluge durch hohe Dekorationspflanzen, sovvie durch einen
anderen Spender mit Guirlanden, Fahnen und Emblemen würdig und geschmack-
voll dekoriert war, wurden die Pflanzen terrassenförmig aufgestellt. Dem Eingang
gegenüber in prächtigen Blumen stand die Büste Sr. Majestät des Kaisers, an
die sich der Aufbau der Pflanzen würdig anschloss.
Zur Eröffnung der Ausstellung hatten sich circa 100 Personen eingefunden;
wir bemerkten u. a. Frau Gräfin Posadowsky, ferner den ersten Vorsitzenden
des Vereins Stadt-Schulinspektor Dr. Zwick, welcher ein ganz besonderes
Interesse an der ganzen Sache hat und in geschickter Weise den Verein leitet,
sowie auch Herrn Schulinspektor Dr. Fischer und Dr. Pohle. Ebenso war
der Verein zur Beförderung des Gartenbaues durch mehrere Herren vertreten
sowie der Vorstand des Berliner Lehrervereins und Heimatvereins sowie
mehrere Rektoren der Gemeindeschulen etc. — Die Feier wurde durch
verschiedene Lieder sowie eine Motette von Grell, »Lobe den Herrn
meine Seele«, und andere, vorgetragen von 80 weissgekleideten Mädchen
der 03. Gemeindeschule unter Leitung des Lehrers Herrn Rebsch,
eingeleitet. Hierauf erfolgte die Deklamation eines Gedichtes von Trojan,
»Hausblumen«, von einem lieblichen Mädchen aus der 154 Gemeindeschule
vorgetragen.
Der erste Vorsitzende, Herr Schulinspektor Dr. Zwick, hielt alsdann die
Eröffnungsrede und wies auf die Bedeutung der Ausstellung hin; er hob mit
Citrus chinensis.
J83
Recht hervor, wie die Blume und die Pflege der Blumen das Gemüt der
Kinder veredle. — Diesem Gedanken kann der \'erfasser dieses, der selbst viel
Interesse an der .Sache hat und so viel Gelegenheit gehabt hat, die Verhältnisse
zu beobachten, nur beipflichten, und mit Freuden würde es zu begrüssen sein,
wenn alle Berliner Schulen sich an dieser herrlichen Aufgabe beteiligen
möchten. — Nach der Rede eröffnete Herr Dr. Zwick die Ausstellung und
hierauf erfolgte ein Rundgang zur Besichtigung der Blumen. Alle waren hoch-
erfreut über das schöne Gelingen der Ausstellung. — Auch der Berliner Presse
sei an dieser Stelle besonderer Dank gesagt, das sie sich der Sache so warm
annahm. Die Ausstellung, welche unentgeltlich zu besichtigen war, wurde von
über 10000 Personen besucht und Hessen sich viele Besucher als Mitglieder
einschreiben. Eine Sammelbüchse, welche aufgestellt war, ergab einen Inhalt
von 109 M. — j\iöge der Verein fortfahren in seinem edlen Bestreben! Der
Dank vieler Tausender wird nicht ausbleiben. H. Weidlich.
Citrus chinensis.
(Hierzu .\bb. c)5.)
las ebenso schöne als interessante chinesische Orangenbäumchen wird.
(c^::; obwohl schon längst bekannt und verbreitet, viel zu wenig zur Dekoration
der Wintergärten und Wohnzimmer geschäzt, als wie es verdient. Es mag
daran zum grössten Teil das schnelle Verlieren der Blätter und Früchte schuld
sein, was jedoch lediglich auf unrichtige Behandlung zurückzuführen ist.
Es dürfte vielleicht deshalb interessieren, einiges über die Kultur und
Behandlung zu erfahren, nach welcher sich die Pflanzen stets dankbar gezeigt
und jeden Beschauer erfreut haben. Die Vermehrung ist ebenso leicht aus
Stecklingen als durch Pfropfen auf gewöhnliche Orangen, welche aus Samen zu
Stämmchen herangezogen werden; letzteres erfordert jedoch ziemlich dreifache
Zeit, bevor man schöne Bäumchen mit Früchten erzielt, während man an Steck-
lingen im zweiten, ja sogar im ersten Jahr schon Früchte gewinnen kann. Zu
dem Zweck nimmt man im Februar — März gut ausgewachsene Triebe, welche
auf 4 — 5 Augen geschnitten und in ein Beet oder in Schalen in reinen Sand
gesteckt werden. Bei einer Temperatur von 22 — 25O R. und guter Feuchtigkeit
werden sie in 4 Wochen gut anwurzeln; dann werden sie in Töpfe in eine Mischung
von Lauberde. Mistbeeterde und Sand gepflanzt. Darauf bringt man sie in
ein warmes Beet, wo sie schnell durchwurzeln, um sie dann wieder in eine
Mischung aus Laub-, Mistbeet- und Moorerde und etwas Sand, welche man
ca. 20 cm hoch in einen lauwarmen Kasten bringt, auszupflanzen.
Will man jedoch im ersten Jahr bereits Früchte an den kleinen Pflanzen
erzielen, dann verpflanzt man sie in angemessene Töpfe, in vorstehende Erd-
mischung und giebt ihnen anfangs eine Bodenwärme von 20- 25O R., dann
durchwurzeln sie schnell und treiben je nach ihrer Stärke 5 — 6 Triebe, welche
ungefähr Mitte Juli ausgewachsen sind. Während dieser Zeit ist natürlich
sorgfältig zu lüften und zu giessen; dann kann man die Fenster abnehmen, um
die Pflanzen abzuhärten.
Nach einiger Zeit werden an den neuen Trieben die Knospen erscheinen,
welche schnell aufblühen. Jetzt ist darauf zu achten, dass die Blüten vor
484
Citrus chinensis.
Nässe geschützt werden, damit die Befruchtung besser stattfindet. Hinsichtlich
letzterer muss man jedoch mithelfen, dadurch, dass man den Blütenstaub mit
einem Pinsel oder Watte überträgt. Wenn es sich um grössere Mengen
AbD. c)5. Citrus chinensis in der Gärtnerei von Spielberg & de Coene.
Pflanzen handelt, verwendet man vorteilhaft Insekten dazu. Man spannt über
die Pflanzen eine Gazeleinewand oder dergleichen und setzt dann die Tierchen,
am besten sind Bienen, darunter. Nach Verlauf von drei Wochen sieht man
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. 485
bereits eine Menge kleiner Früchte daran. Diese sind jedoch bis auf ein
oder zwei an jedem Zweig zu entfernen, damit die bleibenden sich kräftig
entwickeln. Jetzt muss man sehr vorsichtig giessen, ein einmaliges Aus-
trocknen kann veranlassen, dass sämtliche Früchtchen abfallen. Sind die
Früchte erst soweit gewachsen, dass der Blütenring nicht mehr zu sehen ist,
dann fallen sie nicht mehr so leicht ab. Die Ptlanzen werden hierauf in ein
Haus gebracht und bei 5— 7 OR. gehalten, worauf die Früchte im Januar-Februar
schön gelb werden und sich noch gut neun Monate halten.
Will man grössere Pflanzen haben, dann pflanzt man die jungen Exemplare
wie obenstehend aus und lässt sie kräftig wachsen; während des Wachsens
pinciert man sie einmal, damit sie buschig werden.
Im Herbst werden sie eingepflanzt und anfangs geschlossen gehalten,
damit sie anwurzeln, und bei 5~7*^ R- überwintert. Im Frühjahr schneidet
man sie etwas zurück, verpflanzt sie in angemessene Töpfe und behandelt sie
weiter wie vorstehend; sie geben dann bis zum Herbst schöne, starke Pflanzen
mit 12 bis 20 Früchten.
Um zu beweisen, wie schön und dankbar solche Pflanzen sind, sei darauf
hingewiesen, dass die Früchte ein volles Jahr an den Pflanzen hängen, auch
wenn dieselben im Zimmer stehen; nur ist dann dafür zu sorgen, dass die
Pflanzen regelmässig, d. h. nicht zu wenig und nicht zu viel gegossen Averden.
Wenn der Topf ballen einmal ausgetrocknet gewesen ist, verlieren sie leicht
die Blätter, auch M'enn zu warme Temperatur herrscht. Im Winter gebe man
nicht mehr als 5—7*^ R-, im Frühjahr und Sommer gewähre man ihnen frische
Luft und stelle sie halbschattig.
Französisch Buchholz Victor de Coene,
bei Berlin X. in Firma Spielberg & de Coene.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
\'on Dr. L. W 1 1 1 m a c k.
Aus dem amtlichen Bericht des Reichskommissars für die Weltausstellung in Chicago 1893.
Äpfel.
Wie in Europa, so ist auch in Amerika der wichtigste und verbreitetste
Obstbaum der Apfelbaum. Er eignet sich sozusagen für jedes Klima, für alle
Lagen, mit Ausnahme der tropischen; überall hat man Sorten gefunden, welche
in der betreffenden Gegend gut gedeihen, und so kommt es denn, dass die
grossen Städte des Ostens, New-York etc., im Sommer aus dem Süden und aus
Kalifornien mit Frühäpfeln, im Flerbst und Winter aus ihrer Nachbarschaft und
aus dem Norden mit Daueräpfeln versehen werden.
Im Jahre 1020 wurden vom Gouverneur Winthrop'-') auf Governor
Island im Hafen von Boston einige Kerne von Peppingäpfeln gelegt (wahr-
*) Fr. Oetken, ,,Die Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten" S. 383, daselbst nach
einem Vortrage von Lathrop in Jowa City. — Fr. Oetken spricht sich in begeisterter Weise
für Betrieb des Obstbaues nach amerikanischer Art in Deutschland aus. Wir können uns ihm
nur auf das Lebhafteste anschliessen.
aSG Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
scheinlich wohl der London Pepping L. W.), diese brachten 1639, also nach
19 Jahren, die ersten Früchte, zehn an der Zahl; das gab den Anfang zu der
jetzt so blühenden Apfelkultur, deren Hauptsitz noch immer die Xeu-England-
staaten. d. h. Maine, Vermont, Massachusetts, New-IIampshire, Rhode-Island
und Connecticut mit bilden. Überragt werden sie aber noch vom Staate Xew-
^'ork, dessen westliche Teile, in der Gegend von Geneva, Rochester und
SyrakuS; schon Ratzel i88o ein wahres Apfelparadies nennt. Es möchte wohl
die Nähe der grossen Seen, des Ontariosees im besonderen, eine so feuchte
Luft erzeugen, dass gerade der Apfelbaum hier so gut gedeihen kann, liier
und in den Xeu-Englandstaaten. sowie in Pennsylvanien und West-Maryland,
sieht man auch Hochstämme nach unserer Art, und unwillkürlich denkt man
an die >-Apfelhöfe« in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg, wenn man durch
diese Gegenden fährt; in den übrigen Teilen der Union hat man fast nur Halb-
stämme und zwar für alle Übstarten. seien dies nun Äpfel oder Birnen, Pfirsich
oder Orangen. Freilich sind auch die erwähnten Hochstämme meist niedriger
als bei uns, aber sie haben doch den Charakter des Altehrwürdigen, während
an vielen anderen Orten man es den Bäumen ansieht, dass die Kultur noch
iung ist. Die LIalbstammform wird in Amerika einmal gewählt, weil die
niedrigen Stämme im Sommer von der Krone besser beschattet werden und
nicht so leicht bei der glühenden Hitze verbrennen, zweitens weil im Winter
die Kälte nicht so einwirken kann, drittens weil bei den heftigen Winden ein
Umbrechen weniger zu befürchten ist und endlich vor allem, weil man die
Ernte viel bequemer und schneller vornehmen kann. Das Alles ist- so klar,
dass es eigentlich unbegreiflich ist, wie noch immer nur so langsam sich bei
uns die Halbstammform einbürgert, trotzdem Werder bei Potsdam das glänzendste
Beispiel für die Zweckmässigkeit liefert. In Werder wurde der Weinbau schon
im XI. Jahrhundert betrieben, es ist wahrscheinlich, dass auch bald der Obst-
bau begann, und da man auch die LIalbstammform schon damals als nützlich
erkannt haben wird, so ist vielleicht der Ursprung der Halbstämme auf Werder
zurückzuführen.
Rochester im Staate New-York ist der Hauptsitz der Apfelkultur, auch
Sitz der grössten Baumschule Amerikas, der von ElUvanger c^ Barry; hier wird
die Hauptmasse der gedörrten Ringäpfel produziert, welche unseren Markt so
überschwemmen, und zwar beschränkt sich, wie mir Herr Kelsey, New-York,
schreibt, der Hauptbetrieb auf den engen Raum von 30 englischen Meilen
Radius um Rochester. Aber auch am Hudsonfluss und besonders im Tliale
Mohawk ist der Apfelbaum stark verbreitet. Begünstigt wird hier überall die
Kultur durch den tiefen Thonboden, der so fruchtbar ist, dass junge Obst-
bäume dort viermal so schnell wachsen als z. B. bei Boston. L3arum sind
auch die meisten Obstbaumschulen in Rochester, Syrakus und ganz besonders
in Geneva. Fast alle anderen Baumschulen in den Oststaaten beziehen ihre
jungen Obstbäume von dort und verkaufen sie entweder unmittelbar oder
pflanzen sie erst noch ein Jahr auf.
Wie bei allen Obstarten, so gilt auch beim Apfelbaum, in Amerika die
Regel, nur wenige Sorten im Grossen zu bauen, und diesem Umstände, der
leider bei uns trotz aller Ermahnungen noch immer nicht genug berücksichtigt
wird, verdankt man die Leichtigkeit der Ernte, die Schnelligkeit des Absatzes,
die Gleichmässigkeit des Dörrprodukts. Die Hauptmasse des Obstes wird frisch
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. A!ßn
verzehrt; frisches Obst bringt in der Regel den höchsten Preis, daher ist die
erste Frage bei einer Sorte: »Is it a good shipper?« (Lässt sie sich gut ver-
senden?) Bei Äpfeln kommt als zweite Frage die Dauerhaftigkeit hinzu, die
meist mit der ersten zusammenhängt. In dritter Linie wird das schöne Aus-
sehen und oft erst in vierter Linie der Geschmack in Betracht gezogen. In
jedem Staate hat m.an sorgfältig die geeignetsten Sorten ausgewählt, wozu
namentlich das Ministerium für Landwirtschaft (Department of Agriculture),
die fast in jedem Staate bestehenden Obstbaubehörden und die sonstigen Obst-
bauvereine, besonders auch der amerikanische Pomologenverein (American
Pomological Society) viel beitragen; selbstverständlich kommt eine und die-
selbe Sorte oft in mehreren, ja in vielen Staaten vor, das ist dann ein Beweis
dafür, dass sie die allergeeignetste für die verschiedensten Verhältnisse ist.
Sorten im Speziellen. Gehen wir näher auf die einzelnen Sorten ein,
so steht der Baldwin, ein schöner roter Apfel, der sich zwei bis drei Jahre
hält, obenan. Er ist mitunter zwar nur Tafelfrucht zweiten Ranges, aber als
Handelsware wegen seiner guten Transportfähigkeit sehr gesucht, auch ist der
Baum sehr fruchtbar und gedeiht besonders in den nordöstlichsten Staaten.
Auf der Ausstellung in Chicago war er aber nicht nur aus den Xeu-England-
staaten, sondern auch aus vielen anderen, selbst aus Idaho, dem gebirgigen
nordwestlichen Staat, aus Oregon und Kalifornien, jenen beiden Haupt-Obst-
ländern an der pacifischen Küste, vorhanden. Nach Downing*) stammt er aus
Massachusetts und ist die Hauptsorte für den Bostoner Markt. In England schon
erreicht die Frucht nach Hogg nicht gleiche Güte.
Noch feiner als dieser, eine Tafelfrucht ersten Ranges und auch zwei
Jahre dauernd, ist der Rhode Islan d Greening, der auch nebst dem vorigen
und dem folgenden am meisten frisch nach Europa verschifft wird. Er gedeiht
aber in Massachusetts nicht mehr so gut als weiter südlich, ist im übrigen
fast allenthalben verbreitet.
Als dritte Sorte ist der Newton Pippin zu nennen, der nach Downing an
der Spitze aller Apfel steht, sich aber nur ein Jahr hält und in l)ezug auf
Fruchtbarkeit nach Heyer**) erst dritten Ranges (wohl irrtümlich) ist. Ihm
sehr nahe steht Yellow Newton Pippin, der sich durch die hübsche gelbe
Farbe auszeichnet, auch etwas härter ist und besser in den östlichen Staaten
gedeiht. Beide verlangen ziemlich schweren, warmen Boden und darum
werden sie, besonders der gewöhnliche Newton Pippin, der aus Newton auf
Long Island stammt, morgenweise im Staate New-York und in den mittleren
Staaten gezogen. Es ist der Newton Pippin der Hauptapfel am Hudson und
erreicht hier seine vorzüglichsten Eigenschaften, und es ist seltsam, dass dieser
treffliche Apfel bei uns so wenig verbreitet ist; wir haben höchstens den
gelben Newton Pippin unter dem Xamen »Neustadts gelber Pepping«.***) L'nd
doch gingen schon vor 1845 viele Newton Pippins von New-York und New-
*) A. ,1. Hownini;, The fruit and fruit-trees of America, New-York und London
1S45, S. r)8.
**) Dr. F. Heyer, „Obstbau und Obstnutzung in den Vereinigten Staaten'', Berlin, Verlag
von Paul Parey i8.*:>6, S. 20.
***) Jahn, Lucas & Oberdieck, „III. Handbuch der Obstkunde" IV., S. gq. — Engelbrecht,
,.,Deutschlands Apfelsorten", Braunschweig 1889 bei Friedr. Vieweg u. Sohn, S. 35 1. Engel-
brecht erhielt die Früchte von Goethe, Geisenheim.
A^^ Die III. internationale Gartenbau-Ausstellung zu St. Petersburg.
Jersey, wie Downing 1. c. Seite iiS berichtet, nach London, wo sie die höchsten
Preise auf dem Covent Garden Market erzielten. Auch heute noch ist es einer
der Hauptexportäpfel.
Sehr verbreitet ist 4. der Ben Davis, dessen Ursprung vielleicht
in Kentucky zu suchen ist; er ist rot gestreift, Stiel lang in rostiger
Höhle, Kelch geschlossen; er ist aber nur Tafelfrucht dritten Ranges und nur
ein Jahr dauernd (Shakleford ist ein Sämling von ihm); ferner 5. die ver-
schiedenen Spitzenburgh- oder Spitzenbergäpfel, besonders Spitzenburgh
Esopus, von Esopus, einem berühmten, von den Niederländern angelegten
apfelbautreibenden Ort am Hudson, ö. der mit den Spitzenburgh verwandte
Northern Spy, 7. der ebenfalls in diese Familie gehörende Jonathan, von
Philipp Rick in Kingston, New-York, gezogen. (Auch der Baldwin gehört zur
Spitzenburgh-Familie.) 8. Der gelbe Bellefleur und 9. Gloria mundi. Letzterer,
bei uns weniger als Tafelfrucht geschätzt, imponiert durch seine Grösse und
ist »ein guter Schiffer«. In der Ausstellung von Alissouri lag er, wie mir mit-
geteilt wurde, seit dem 15. April und hatte sich den ganzen Sommer bis Ende
Juli, wo ich ihn sah, gut gehalten. Ihm ähnlich ist ein neuer Apfel: Wolfe
River, u. a. ausgestellt von Golorado.
Die III. Internationale Gartenbau-Ausstellung zu St. Petersburg
vom 5.17. bis 15.27. Mai 1899.
f'^ nter dem Allerhöchsten Protektorat Seiner Majestät des Kaisers von Russ-
land findet in St. Petersburg vom 5-/i7- bis 15-27. Mai 1899 die
III. Internationale Gartenbau-Ausstellung, veranstaltet von der Kaiserlich
russischen Gartenbau - Gesellschaft gelegentlich deren 40jährigen Bestehens
statt. Das Programm in deutscher Sprache ist soeben ausgegeben, und empfehlen
wir allen Interessenten, sich dasselbe kommen zu lassen und sich auf die Aus-
stellung vorzubereiten. Eine Anzahl Programme ist auch vom General-
Sekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues zu erhalten. Das
Programm umfasst 210 Aufgaben, an Preisen stehen zur Verfügung: grosse,
mittlere und kleine goldene Medaillen sowie desgleichen silberne. Über die
noch hinzukommenden Extrapreise der Regierung, verschiedener Institutionen
und Privatpersonen wird später das Aähere bekannt gemacht werden.
Das Programm unterscheidet sich im wesentlichen nicht viel von den
üblichen. Erfreulich ist, dass meistens eine bestimmte Zahl Pflanzen gefordert
wird. Für deutsche Aussteller haben besonderes Interesse die Aufgaben über
neue, durch künstliche Befruchtung erzogene Spielarten, die getriebenen
Sträucher, die Stauden, die Coniferen, die Orchideen, Amaryllis, Lilien,
Hyacinthen, Narzissen, Maiblumen, Cinerarien, Primeln, Cyclamen, Azaleen,
Rhododendron, Begonien, Nelken, Pelargonien, Rosen. Es fehlen Aufgaben für
hochstämmige Stachel- und Johannisbeeren ohne Früchte, für angetriebene
Gehölze ohne Blüten, z. B. buntblättrige Gehölze. Die Preise sind für manche
Dinge nach unseren Begriffen niedrig, z. B. für Cyclamen der höchste Preis
eine grosse silberne Medaille.
Den deutschen Gärtnern aber empfehlen wir dringend die Beteiligung
an der Ausstellung, damit man in Russland die deutschen Artikel noch immer
mehr schätzen lerne und unser Export sich immer mehr hebe.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
_4§9
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Iris sibirica L. als Futterpflanze.
Bezug nehmend auf ihre Aus-
führungen in Xo. 14 der Gartenflora,
S. 3()q, betreffs Iris ensata Thunb. var.
pabulariaXaudin, erlaube ich mir, Ihnen
mitzuteilen, dass nach meiner Beob-
achtung Iris sibirica Linn. von Pferden,
Rindvieh, Ziegen und Schafen sehr gern
in grünem Zustand gefressen wird.
In meiner alten Heimat, Kreis Xeu-
haldensleben Prov. Sachsen, auf dem
Gute Veitheimsburg, Herrn A. von
Veitheim gehörig, kommt Iris sibirica
Linn. in einem Ellern- Bruch häufig
vor; gelegentlich eines Besuches dort,
fand ich an einer Staude reifen Samen
und eine kümmerliche weisse Blume,
die spät nachblühte. Der ausgesäete
Same brachte Pflanzen, die teils die
gewöhnliche blaue Färbung hatten, teils
weisse Blumen, bei letzteren scheinen
die Pflanzen schwächer und bleibt das
Kraut 10 — 30 cm niedriger als das
der gewöhnlichen Form. In Althaldens-
ieben habe ich die Pflanzen im Garten
kultiviert; bei meiner Übersiedelung
hierher bepflanzte ich den Rand eines
Moorwassers mit einigen Exemplaren,
die freudig gedeihen, aber regelmässig
von dem weidenden Vieh oder Pferden
abgefressen sind. 1894 machte ich eine
Aussaat auf Moor-Unland, die ich für
missraten hielt: Magnolien, Azalea
mollis und pontica und sogar Xord-
manns Tannen gingen an der Stelle
durch scharfe Winde zurück. In diesem
Frühjahr erfreuten mich aber einige Iris
sibirica. Pflanzen, die Blumen brachten,
sie sind aber nun von Hasen, Reh-
und Damwild stark verbissen. Viel-
leicht dürfte sich Iris sib. zum Ver-
gleich mit I. ensata als Futterpflanze
anbauen lassen. 1897er Samen steht
Ihnen gern zur \'erfügung. leider kann
ich aber mit Bestimmtheit die Farbe
nicht angeben. Sobald der Same aus-
gereift, kann ich Ihnen 1898er senden,
oder Pflanzen, wie Sie wünschen.
Die Blätter von I. sibirica sind hier
hier jetzt 80 — 120 cm lang, Samen-
Stengel bis 135 cm. Bei Gartenkultur
blühen die im Herbst ausgesäeten, geich
aufgegangenen Pflanzen der Regel nach
im zweiten Jahr.
Iris Pseudacorus Linn. wächst hier
viel Avild auf Wiesen und Gräben, wird
aber nicht gern vom Vieh genommen;
zu Heu verarbeitet, fressen es sowohl
Pferde wie Rindvieh.
Samen beider Iris in halbreifem Zu-
stand wird von wilden wie zahmen
Gänsen gern genommen.
Ph. von Xathusius.
Rittergutsbesitzer zu Ernsthausen bei Oldenburg
in Holstein.
Stapelia cupularis N. E. Brown.
Nach dem Autor der Art, X. E. Brown,
ist dieselbe bereits seit 1877 in Kultur.
Im allgemeinen ähnelt sie der St.
variegata, jedoch der gerade, scharfe
Rand des Annulus unterscheidet sie
auf den ersten Blick von allen ver-
wandten Arten. Die ganze Pflanze ist
kahl, ausgenommen den Rand der
Corolla. Der Stengel ist 2 — 3 Zoll
lang, vierkantig, an den Kanten mit
spitzen, abstehenden Zähnen besetzt.
Die Blütenstände sind cymös, sitzend,
Blüten i — 3, welche nach einander
aufblühen. Kelchblätter oval-lanzett-
lich, zugespitzt, Blumenkrone 3 Zoll
im Durchmesser, mit einem näpfchen-
förmigen Discus, oval, mit zurück-
geschlagenen Lappen und am Rande
mit sehr kurzen keulenförmigen Haaren
besetzt, und einem ziemlich kreisrunden
tassenförmigen Annulus. der im Durch-
messer 8'" weit und 3'" hoch ist. Hinten
ist die Blüte blassgrün mit purpurnen
Strichen, besonders an den Xerven,
vorn dagegen leicht runzelig, blass
zitronengelb, dicht bedeckt mit dunklen
rotbraunen Flecken, die öfters zu un-
regelmässigen Linien zusammenfliessen.
Der Farbenton des Annulus ist etwas
heller als derjenige der übrigen Blüte.
Die Lajjpen der äusseren Corona sind
z^U Zoll lang, tief zweiteilig an der
Spitze, mit etwas divergierenden Zähnen
und einem kleinen Zahn an der Basis
des Schlundes, blass grünlich gelb,
auf beiden Seiten an der Spitze mit
dunkelrotbraunen Flecken versehen,
welche an der inneren Seite nach der
Mitte der Blüte hin ausgezogen sind,
ferner ein Fleck an der Basis; zuweilen
sind die Ränder A^orn an der Aussen-
seite punktiert. Die Lappen der inneren
Corona sind zweihörnig, beide Hörner
gleich, das innere aufrecht, das äussere
spreizend, beide keulenförmig, blass-
490
Kleinere Mitteilungen.
gelbrot punktiert. Die Staubblattröhre
ist gezeichnet mit zwei dunkelroten
Streifen, die mehr oder weniger in
einander lliessen.
Epilaelia radico-purpurata.
(Epidendrum radicans cf, Laelia purpurata 9.)
Der vorstehende bemerkenswerte
Bastard wurde von Jas. \'eitch
& Sons in Chelsea bei London
gezüclitet. Auch bei ihm tritt die
Individualität des Epidendrum stark
hervor, genau wie bei dem kürzlich
beschriebenen E. radico vitellinum.
Obgleich die Pflanze aus Samen der
L. purpurata gezogen ist, so zeigt
sie dennoch den schlanken, rohrartigen,
beblätterten, wurzeltragenden Stengel
des E. radicans, auch die Blüten
stehen auf einem dünnen Stiel. Das
Exemplar, welches von Veitch & Sons
gezogen ist, zeigt nur eine normal
ausgebildete und zwei anormale Blüten,
aller Wahrscheinlichkeit würden aber
auch diese bei richtiger Kultur völlig
normal entwickelt worden sein. Die
Blütenfarbe ist reich orangerot; die
Basis und die Mitte der Lippe
zitronengelb, breit berandet mit hellem
Rot. Die Biüte ist 2 Zoll im Durch-
messer, Kelchblätter lanzettlich, Kronen-
blätter oval, Lippe ebenso, der vordere
Lappen ist von den beiden seitlichen
getrennt durch einen Einschnitt auf
I beiden Seiten, er trägt oben drei er-
! habene gelbe Wulste, von denen der
I mittelste der längste ist. Im Sep-
I tember 1892 wurden die Samen aus-
j gesät, und im Juli 1897 blühte die
Pflanze. Abgebildet ist sie in Gardeners
I Chronicle 1S97 I p. 83.
Kleinere Mitteilungen.
Artemisia argeiUea.
Der alte bekannte Silber - Wermut
ist bis jetzt doch noch die schönste
silberweisseBlattpflanze zum Bepflanzen
der Gruppen, zur Einfassung grösserer
Blattpflanzenbeete, oder zur Mittel-
pflanzung auf grossen Teppichbeeten.
Auch als Topfpflanze zur Dekoration
möchte ich sie nicht missen, denn die
silberglänzen den, tiefgeschlitzten Blätter
machen die Pflanze so recht leicht und
zierlich; auch verlieren die Blätter bei
anhaltendem Regen ihre weisse Farbe
nicht. Für den, der diese Artemisia
kennt, ist sie eigentlich unentbehrlich
geworden. Und doch scheint sie nicht
überall bekannt zu sein, denn man
trifft sie nicht allzu häufig an.
Inbezug auf Kultur ist sie sehr
anspruchslos und nimmt im Winter
mit einem luftigen und hellen Kalt-
haus fürlieb, in welchem einige den
Sommer über im Topf kultivierte
Pflanzen zur Vermehrung zu über-
wintern sind. Die Pflanzen, welche im
Sommer in Freilandgrund gestanden
haben, vertragen das Eintopfen im
Herbst nicht gut und gehen meist
über Winter zu Grunde.
Es genügen einige Topfpflanzen.
Diese geben, im Laufe des Frühjahrs
etwas wärmer gestellt, eine masse
Vermehrungsmaterial. Die Stecklinge
dürfen nicht zu feucht gehalten
werden, indem dieselben leicht ver-
faulen oder vom Vermehrungspilz
heimgesucht werden. Um recht
buschige Pflanzen zu erziehen, ist ein
öfteres Stutzen nicht zu unterlassen.
Mir bleibt ein Beet, welches ich
1871 gesehen, unvergesslich. Das Beet
war von runder Form, in der Mitte
lag das Eiserne Kreuz, gebildet von
Artemisia argentea und Coleus ,,Hera",
dieses Kreuz war von Herniaria glabra
umgeben, und die übrige Füllung be-
stand aus Alternanthera amabilis. —
Da kam das Silberweiss der Artemisia
so recht zur vollen Geltung.
Gr.-Tabarz. J. BiemüUer.
Lonicera brachypoda fol. aurec reticulatis.
Da diese hübsche buntblätterige
Schlingpflanze nicht überall unseren
Winter aushält, ist es zu empfehlen,
alljährlich im Juli und August
Stecklinge davon zu machen, was sehr
leicht geht. Nur ist zu beachten, dass
in den ersten paar Tagen für ge-
schlossene Luft zu sorgen ist und sind
behufs dieser die Stecklinge in einen
kalten Kasten zu stecken.
Nach der Bewurzelung können die
jungen Loniceren einzeln in Stecklings-
Kleinere Mitteilungen.
491
topfe oder in flache Kästen gepflanzt
werden und über Winter frostfrei, bei
möglicher Zulassung von Luft und
Licht, zu halten. Im Frühling, sobald
kein zu starker Frost mehr zu be-
fürchten, an den Bestimmungsort ge-
pflanzt, entwickeln sie sich bis zum
Herbst zu recht stattlichen Pflanzen.
Die Verwendung ist eine vielseitige.
Die Pflanze eignet sich zur Bekleidung
von niedrigen Mauern, wo sie aber
fleissig anzubinden ist, oder zum Ver-
decken von Baumstämmen etc., auch als
Hängepflanze in einer Ampel oder
grossen Vase eignet sie sich recht gut,
und die gelbgenetzten Blätter wirken
in der Nähe gesehen sehr angenehm. \
Als Einfassung und zu Teppich- j
beeten niedergehakt und in Schnitt I
gehalten, ist die gelbe Farbe der
Blätter von guter Wirkung und viel
schöner als die von Pyrethrum
parthenifolium aureum. Auch auf
Felsengrotten und auf künstlichen
Grotten ist sie sehr zu empfehlen.
Da wo sie im Winter im Freien
bleiben soll, empfiehlt es sich, die
Pflanze gut mit trockenem Laub zu be-
decken, damit der Frost den Wurzel-
stock nicht zerstören kann. Um so
freudiger wird letzterer dann wieder
austreiben und Ranken von 2 m Länge
hervorbringen. Auch zur Binderei
sind die Ranken mit den hübsch ge-
zeichneten Blättchen mit Vortheil zu
verwenden und halten sie sich, in
Wasser gesteckt, eine ganze Woche
frisch, selbstverständlich ohne die
gelbe Aderung zu verlieren.
Gr.-Tabarz. J. Bi emulier.
Sambucus nigra laciniata hört.,
ein hübscher Zierstrauch.
Von Adam Hey dt, Vorsteher des lierzog-
lichen Hofgartens auf Grünholz-Vogelsang.
Auf eine hübsche Varietät des
gewöhnlichen Hollunders Sambucus
nigra L. möchte ich hinweisen:
Sambucus nigra laciniata. Dieselbe
besitzt ein recht zierliches, auffallendes
Laub und ist sehr gut zur dekorativen
Gehölzpflanzung zu benutzen. Der
Strauch wird bis 4 m hoch und
ziemlich breit, ist stark und recht
üppig wachsend; die Blättchen der ge-
fiederten Blätter sind zerschlitzt und
die Blätter einzeln recht gut zu Binde-
zwecken verwendbar, wie auch Zweig-
teile zu diesem Behufe wie geschaffen
sind. Sehr effektvoll für Vasensträusse
machen sich auch die mit creme-
farbenen Blüten besetzten Zweige. So
alt wie die Form ist, so ist sie doch noch
nichtsehr bekannt; darum möchte ichsie
jedem Gartenbesitzer empfehlen. Wie
gesagt, der Landschafter kann sie für
Gehölzpflanzung benutzen, der Schnitt-
blumengärtner die Zweige und Blätter
zur Binderei; letzteres um so mehr, als
gewöhnlich im zeitigen Frühjahr, wenn
das Grün dieses Strauches am schönsten
ist, Mangel an gut verwendbarem Grün
herrscht.
Sambucus nigra laciniata gedeiht in
jedem Boden und ist wie jede andere
Hollunderart wenig anspruchsvoll. In
Ziergärten, wo etwas Wert auf Sträucher
gelegt wird, ist diese Art ganz am
Platze.
Etwas über Düngung und Bewässerung der
Chrysanthemum.
Die Zeit rückt wieder näher, wo die
Chrysanthemum als unbestrittener
Herrscher des Blütenmarktes angesehen
werden müssen. Ihre Kultur hat in
dem letzten Jahrzehnt einen un-
geheueren Aufschwung genommen. Es
ist dies mit Freuden zu begrüssen.
Die Chrysanthemum-Blume ver-
bindet mit stolzer Schönheit, prächtiger
Färbung und edler Haltung auch hohen
Wert für Dekoration im weitesten Sinne
und Binderei. Es hiesse indes Eulen
nach Athen tragen, wollten wir
darüber noch viele Worte verlieren.
Die Engländer sind unbestrittene
Meister in der Kultur und Zucht von
Chrysanthemum. Ihr Klima ist
ihnen so ausserordentlich günstig in
dieser Hinsicht. Wir verfolgen auf-
merksam alle Beobachtungen und
Erfahrungen, welche in England in
unserer Kultur gesammelt werden.
Deshalb dürften auch folgende Zeilen
wohl von Interesse sein. Als Grund-
lage unserer Ausführungen dienen die
Mitteilungen des Flerrn W. H. Lees
in dem letzten Julihefte der Zeitschrift
„The Gardener's Magazine".
Die Gelegenheit — so schreibt Herr
Lees etwa — sich über die Unbilden
des Wetters zu ärgern, scheint ein
ganz besonderes Vorrecht der Gärtner
zu sein, und insonderheit derer, welche
sich in hohem Masse mit der
491
Kleinere Mitteilungen.
Chrysanthemum - Zucht befassen.
Die gegenwärtige Jahreszeit mit ihren
niedrigen Temperaturen und dem
Mangel an Sonnenschein steht in
demselben schlechten Rufe wie ihre
Vorgänger, aber trotzdem lässt sich
mit einiger Bestimmtheit behaupten,
dass der November, wie alljährlich,
eine Fülle von prächtigen Blumen und
Neuheiten zeitigen wird. Es ist wie
bei jenem Farmer, welcher, als man
ihn seines schönen Weizens wegen
beglückwünschte, klagte, dass dieser
ein Opfer des schrecklichen „Brandes"
sei , wenn man ihn untersuche. —
Chrysanthemum - Brandpilze sind
verschieden und hartnäckig in ihren
Angriffen auf Pflanzen, doch der sorg-
fältigen Pflege des . echten Züchters i
können sie nicht widerstehen.
Einige der Uebel in der Chrysan-
themum-Kultur sind das Ergebnis
unserer eignen ungenügenden Kenntnis
der Pflanzen, und nichts ist geeigneter
solche hervorzurufen, als falsche An-
wendung von Düngern. Bei Anfängern
ist es ein verzeihlicher Irrtum, wenn
sie allzu freigebig sind mit einzelnen
Düngemitteln, selbst bis zur Zerstörung
einiger Wurzeln. Sie besitzen noch
keine ausreichende Erfahrung und
haben oft ihre Freude daran, recht
grosse fleischige Blätter und bambus-
gleiche Stämme hervorzurufen , was
durch zeitige und beständige Gaben
von reizenden Düngemittel erreicht
wird. Mit Züchtern in diesem Stile ist
es oft interessant sich zu unterhalten,
denn meist geben sie sich grosse
Mühe, einem zu versichern, dass sie so
gut wie gar nicht gedüngt hätten, dass
sie nur eine Hand voll Knochenmehl
der Erde beigemengt hätten u. s, w. —
Es sei immer und immer wieder
daraufhingewiesen, dass die schönsten
Blumen zwar an kräftigen, festen und
gut ausgereiften Stengeln zu erwarten
sind, aber nicht an fleischigen Riesen-
trieben, welche im Verhältnis viel
kleinere und unschönere Blüten hervor-
bringen.
Andere Uebel sind die Folge zu
starker Bewässerung oder auch der
Verzärtelung der Pflanzen in zu ge-
schlossener Luft. Es ist ganz natürlich,
dass weiche, verzärtelte, saftige Blätter
dem Welken oder dem Blattrost
günstigere Angriffspunkte darbieten,
als festes, hartes Laub und ausgereifte,
abgehärtete Stengel. Ein robuster ge-
sunder Wuchs ist sicherlich notwendig,
um die Pflanzen zu befähigen, erst-
klassige Blumen zu entwickeln, und
eine nicht unbeträchtliche Dunggabe
ist dazu erforderlich — aber alles mit
Mass. Wird die Düngung übertrieben,
ist sie schädlich. Im zeitigen Juni
eingetopfte Pflanzen werden jetzt (im
Juli) gut durchwurzelt sein und sind
in der Lage, schwache regelmässige
•Dunggaben zu erhalten. Wenn wir
keinen R u s s unter die Erde mengen,
so wird ein schwaches Bestreuen der
Topfoberfläche von Nutzen sein, oder
wir geben ihn in Wasser gelöst, indem
ein Sack mit Russ in das Wasser-
gefäss, aus dem wir das Giesswasser
zu schöpfen pflegen, hineingehängt
wird. Bei regnerischem Wetter ist die
erstere Art und Weise praktischer.
Eine leichte Düngung mit flüssigem
Kuhdung ist gleichfalls vorteilhaft.
Je mehr die Pflanzen sich entwickeln,
desto stärker können wir düngen, aber
stets allmählich verstärken und im
Masse, wie das fortschreitende Wachs-
tum es nötig macht. In gleicher Weise
wie Russ kann auch Pferde- oder
Geflügel-Dung verwendet werden. Es
sei auch hier daran erinnert, dass von
tierischen Düngern der von Kühen der
schwächste und der von Geflügel der
nährstoffreichste ist, so dass der
letztere also mehr Verdünnung bedarf.
Stalljauche ist auch gut geeignet.
Wenn man den Dünger auf die
Topfoberfläche streut, so bildet sich
immer eine Ablagerung, diese ver-
meidet man durch Anwendung der im
Wasser angebrachten Dungsäcke.
Durch Giessen mit reinem Wasser
muss die Erde immer rein und porös
erhalten werden. Bei regnerischem
Wetter verlangen die Pflanzen weniger
Dünger, und dies muss besonders
später im Jahre in Rücksicht gezogen
werden.
Zum Schluss noch einige Worte
über den Chrysanthemum-Blattrost
(Uredo Chrysanthemi). In Deutsch-
land hat man bisher glücklicherweise
noch nicht von dem Auftreten dieses
gefährlichen Pilzes gehört. In England
und Amerika hat er indes schon be-
deutende Schädigungen verursacht.
Es gilt aber für deutsche Gärtner,
ihre Pflanzen genau zu beobachten,
um dem Auftreten sofort vorzubeugen.
Kleinere Mitteilungen.
49a
Eingeschleppt wurde die Krankheit
aus Amerika, und zwar mit der Sorte
Niveus. Obwohl nun diese bereits
seit 1893 bei uns in Kultur ist, zeigte
sich doch erst 1S97 die Krankheit.
Wie gesagt bieten zu üppig kultivierte,
verzärtelte Pfianzen sehr geeignete
Unterlagen für diese Parasiten, Sorten
wie: Golden Gem, Souvenir de
petite amie, Viscountess Ham-
bledon und andere mehr sollen nach
den bisherigen Erfahrungen der Krank-
heit besonders ausgesetzt sein. Der
Pilz pllegt, so weit man beobachtet
hat, nur an der Blattunterseite auf-
treten. K-
Sämlingspflanzen von Theobroma Cacao.
\'on E. Schelle-Tübingen.
Seite 522 des Jahrganges 1894 dieser
Fachschrift machte ich die kurze Be-
merkung, dass ich hoffe, von der Kacao-
ptlanzen des hiesigen botanischen
Gartens noch keimfähigen Samen zu
erhalten. Dies ist nun vergangenes
Jahr eingetroffen, und vier kräftige
Pflanzen sind das Ergebnis hiervon.
Die Samen am 18. November 1897
ausgesät, keimten sofort und wurden
die jungen Pflänzchen bereits am
3. Dezember eingetopft. Dieselben
zeigten zuerst ein starkes Längen-
wachstum mit wenigen schmalen
Blättern, dann folgten rasch eine An-
zahl breiterer Blätter, worauf eine
Ruheperiode eintrat. Nach etwa zwei
Monaten begann das Wachstum von
neuem und gegenwärtig, nach etwa
einem Jahre, zeigen die vier Exemplare
eine Höhe von 60 — 95 cm.
Wie rasch die Keimkraft verloren
geht, zeigte eine zweite Frucht, welche
ich, um sicher keimfähigen Samen zu
erhalten, etwa drei Wochen länger
am Baume hängen liess. Bei derselben
war das die Samen umgebende Mark
schon in Fäulnis übergegangen, hatte
die Samen angegriffen und ihnen
hierdurch die Keimkraft genommen.
Vielleicht beruht es hierin, dass wir
trotz unserer schnellsten Dampfer nur
keimunfähige Samen erhalten. Ebenso
sind die der Frucht, entnommenen
Samen sehr leicht dem Eintrocknen
ausgesetzt und leiden auch sonst durch
die Seefahrt. Die wenigen in deutschen
und auch ausländischen botanischen
und sonstigen Gärten zu lindenden
Kakaoptlanzen sind wohl durchweg
Stecklingsexemplare von jungen durch
Schiffstransport aus der Heimat zu
uns gebrachten Ptlanzen.
Die hiesigen, über 2 m hohen Pflan-
zen zeitigen trotz reicher Blüte meist
nur je zwei Früchte, womit man jedoch
vollkommen zufrieden sein muss, denn
in der Heimat zeigt sich der Kakao-
baum trotz 0-8 m Höhe nie »voll
behangen<. 20 — 30 Früchte geben im
Durchschnitt die Jahresernte.
Leider mussten die in Kulturhäusern
stehenden hiesigen Pflanzen in die
hohen Schauhäuser verbracht werden
und ob hier in Zukunft gleiche Erfolge
erzielt werden, ist wohl fraglich.
Meiner damaligen Notiz fügte ich
auch noch bei, dass die Vermehrung aus
Stecklingen ebenfalls eine schwierige
sei. Nun, wie es so manchmal geht,
man versucht oft jahrelang und immer
ist der Erfolg schlecht oder mangelhaft,
bis irgend ein kleiner Vorteil alles
gelingen lässt. So auch hier. Nachdem
die Kakaostecklinge am vorjährigen
Holz kurz vor dem Austrieb geschnitten
und in Sphagnum gesteckt wurden,
wuchsen dieselben innerhalb vier
Wochen immer gut an und zeigten
schöne Bewurzelung. In anderen
Substraten, Sand, Torfmull u. s. w.
hatte ich fast stets Misserfolge. In
Sphagnum gelingen mir überhaupt
manche ^'ermehrungen, welche sonst
nie gelangen.
FJer Natur des Baumes bezw. seines
Wachtums entsprechend, muss den
Stecklingen stets hohe Wärme und gute
Feuchtigkeit gegeben v\'erden, zwei
Faktoren, welche auch bei älteren
Pflanzen, besonders während des
Austriebs, sehr zu beachten sind.
Im ersten und zweiten Jahre ist das
Längenwachstum der Stecklinge ein
gemässigtes, mit 60—80 cm hohen
zweijährigen Pflanzen muss man voll-
ständig zufrieden sein; erst im dritten
Jahre legen sie kräftig los und ver-
zweigen sich entsprechend.
Äkklimatlsationsbericht von Kommerzienrat
Hugo Köhler, S.-Altenburg,
In diestm Jahre kann ich mich ganz
besonders kurz fassen, indem infolge
der Milde des Winters wenig zu be-
richten ist.
Die herrliche Vegetation der Gesamt-
pflanzenwelt zeigt so recht, was es
494.
Kleinere Mitteilungen.
trotz des kühlen Sommers bedeutet,
wenn ein milder Winter stattgefunden
hat.
Laub- und Nadelhölzer zeigen allent-
halben ein kaum je dagewesenes
Wachstum. Immergrüne Pflanzen
bringen ebenfalls infolge der kühlen,
aber durchaus nicht zu feuchten
Witterung, trotz des allerdings für dies
oder jenes Gewächs fehlenden Sonnen-
scheins einen ganz wunderbaren Trieb.
Sträucher und Stauden, kurzum alles,
was wächst, zeigt eine Ueppigkeit von
seltener Pracht, sodass der Gärtner
und der Gartenliebhaber dieses Jahr
als ein besonders gottbegnadetes be-
zeichnen muss.
Die von mir in einer ganzen Anzahl
ausgepflanzten Chamaerops excelsa
(Tra chycarpus excelsa) in allen Grössen
zeigen ohne Ausnahme die herrlichste
Entwicklung. Mit der Bildung der
Blätter sind wir in der Anzahl, gegen
das A^orjahr verglichen, etwa um eins
zurück, indem bis jetzt je nach der
Pflanze 4 bis 5 neue sich gezeigt haben.
Diejenigen Pflanzen, welche nur in
Schilf eingepackt wurden, sind am
tadellosesten. Stroh hält wohl etwas
wärmer, aber bleibt nie ganz trocken.
Schilf hingegen, in etwas grösserem
Quantum angewendet, ist bei weitem
vorzuziehen.
I)ie Pflanzen sind von so grosser
Schönheit, dass mir selbst von vielen
Gärtnern zugestanden wurde, dass eine
solche Palme im Gewächshaus niemals
eine derartige Ueppigkeit erreiche,
und hinzufügen möchte ich noch, dass
selbst mit den denkbar künstlichsten
Mitteln die Möglichkeit ausgeschlossen
ist. bei einer etwa i'Aj Aleter hohen
Palme mit einem '/^ Meter hohen
Stamm 8— q Wedel während der
Wachstumperiode A^on März bis Ende
Oktober zu erreichen.
Meine grosse Gruppe Cycas revoluta,
welche ich schon mehrere Jahre im
Freien überwinterte, habe ich ent-
fernt, und zwar teils aus ästhetischen,
teils aus Sparsamkeitsgründen. Die
Unterfütterung mit Pferdedünger,
welcher natürlich in reichem Masse
verwendet w^urde, ist kein schönes
Stiick Arbeit und auch ziemlich kost-
spielig. Im ersten Jahre mag dies
gehen, weil der Gesamtdünger unter
den Pflanzen verbleibt, und die Ent-
wicklung ist eine derartige, dass auch
mit Sicherheit auf ein Treiben im
nächsten Jahre gerechnet werden kann,
was auch thatsächlich im vorigen
Jahre der Fall war. In diesem Jahre
war ich jedoch nicht sicher, denn
selbst Mitte Mai war noch die Ent-
wicklung der Herzen in meinem Vor-
garten und auch im Park weit zurück,
und ich beschloss in Folge des ganz
abnorm kühlen Wetters die Versuche
auf solche Weise aufzugeben. Ich
entnahm sämtliche Pflanzen gegen
Ende Mai dem freien Lande, und kann
nur sagen, dass ohne Ausnahme die-
selben ein geradezu überraschendes
Wurzelvermögen gebildet hatten. Eins
kann ich ferner konstatieren, dass
Cycas revoluta bis 10 Grad Celsius
unter o aushält, ohne dass Blätter und
Blüten erfrieren; gewiss ein Beweis
von der ungeheueren Härte dieser
Pflanzen. Auf meine neueste Anzuchts-
resp. Akklimatisationsmethode werde
ich demnächst zurückkommen.
Uebrigens habe ich schon in Arco
den Beweis erbracht, und kann sich
Jeder davon überzeugen , welches
Wachstum die von mir aus deutschen
Gewächshäusern bezogenen Pflanzen,
welche sozusagen als ausrangierte
galten, im Laufe von 6 Jahren gezeigt
haben. Von Anfang November ab
werde ich einige Wochen in Arco
weilen, und stehe gern Jedermann zu
Diensten.
Vermittlungsstelle für Obstverkauf
für die Provinz Brandenburg In Berlin.
Um den Obstzüchtern der Provinz
Brandenburg den Absatz ihrer Ernten
zu erleichtern, hat der Vorstand der
brandenburgischen Landwirtschafts-
kammer auf Antrag ihres Sonder-
ausschusses für Garten- und Obstl^au
die Einrichtung einer Vermittelungs-
stelle für Obstverkauf beschlossen, und
zwar als Abteilung der Ein- und Ver-
kaufsstelle der Landwirtschaftskammer.
Die Abwicklung der Geschäfte ge-
schieht in folgender Weise:
Verkaufsangebote werden nur von
Obstzüchtern angenommen. (Obst-
händlern steht die Einrichtung nur zu
Einkäufen zur Verfügung.
Die Verkaufsangebote sind möglichst
vor der Ernte bei der Vermittlungs-
stelle für Obstverkauf anzumelden.
Dabei ist anzugeben: der Name der
Obstsorte, die abgebbare Menge, die
Kleinere Mitteilungen.
495
Bezeichnung des Wertes (Tafel-, Wirt-
schafts-, Mostobst), die Lieferzeit, der
Versandort und der Name und Wohn-
ort des \^erkäufers.
Angebote und Nachfragen unter 25 kg
einer Sorte bleiben unberücksichtigt.
Für Angebote von mehr als loZentner
einer Sorte ist es ratsam, der Ver-
mittlungsstelle Proben von etwa 5 kg
einzusenden.
Der Verkäufer ist verpilichtet, genau
nach Probe zu liefern.
Das Obst muss gut geerntet und sorg-
fältig verpackt werden.
Die derVermittlungsstelle zugehen den
Anmeldungen werden den Nachfragen-
den übermittelt, die sich mit den Ver-
käufern in Verbindung setzen und den
Kaufpreis vereinbaren. Auf besonderen
Wunsch steht die Vermittlungsstelle
dem Verkäufer mit Rat zur Seite.
Die Vermittlung zwischen Obst-
züchtern und Käufern geschieht für
beide Teile unentgeltlich; es wird den
Verkäufern nur zur Pflicht gemacht,
der Vermittlungsstelle die Sorten und
die Menge des verkauften Obstes an-
zugeben, um einen Überblick über die
Wirksamkeit der Einrichtung zu be-
kommen. Die Angabe der erzielten
Preise ist erwünscht, jedoch ist niemand
dazu verpflichtet.
Formulare für Obstangebote und
Nachfrage werden kostenfrei zugesandt.
Anfragen und Postsendungen sind zu
richten an die Vermittlungsstelle für
Obstverkauf der Landwirtschafts-
kammer für die Provinz Brandenburg,
Berlin N.W., Werftstr. 9.
Zentralstelle für Obstverwertung
in Frankfurt a. M.
Aus FT-ankfurt a. M. wird berichtet:
»In dem Geschäftsbericht der Zentral-
stelle für Obstverwertung und die Obst-
märkte in F^rankfurt a. M. wird nach-
gewiesen, dass seit dem Bestehen der
Zentralstelle, also seit etwa 7 Jahren,
die Nachfrage nach Obst noch nie das
Angebot in solchem Masse wie im
Jahre 1897 überschritten habe. Das
Angebot betrug 3 170000 kg der ver-
schiedenen Obst- und Beeren-Sorten,
dem eine Nachfrage von 12705600 kg
gegenüberstand, sodass die Nachfrage
das Angebot um das Vierfache über-
stieg. Der Umsatz betrug 1612100 kg.
Die Zentralstelle arbeitet auf Kosten
des Staates und der Stadt Frankfurt a.M.
Unkosten erwachsen weder dem Käufer
noch dem Verkäufer durch die Be-
nutzung der Zentralstelle. Das Angebot
sinkt von fast 20 Millionen kg im Jahre
1893 stetig auf etwa 3 Millionen kg im
Jahre 1897, die Nachfrage dagegen steigt
von öMillionen kg aut fast 12^ jMillionen
kg; der Umsatz steigt zunächst stetig
von fast 3 Millionen kg auf 6,3 Millionen
kg und sinkt dann stetig auf 1, öMillionen
kg. Der Verkauf findet nach Muster
statt. Aus den Zahlen geht deutlich
hervor, dass, da die Nachfrage in den
letzten Jahren annähernd auf derselben
Höhe bleibt, ja sogar stetig etwas
wächst, das angebotene Obst in der
Qualität den Ansprüchen nicht genügt.
"^ Der deutsche Obstzüchter ist im all-
gemeinen zu träge, schon frühzeitig auf
tadellose Früchte hinzuarbeiten. Ihm
kommt es nicht auf die Qualität, sondern
auf die Quantität an. Gute Qualität,
d. h. gute ausgesuchte, gleichmässige
Ware liefert uns Amerika. Aber trotz-
dem könnte Deutschland dem amerika-
nischen Wettbewerb getrost in die
Augen sehen, weil der Geschmack des
deutschen Obstes den des amerika-
nischen bei weitem übertrifft. Der
Wettbewerb des amerikanischen Obstes
macht sich auch in den eben mit-
geteilten Zahlen bemerkbar. Wir er-
hielten grössereMengen amerikanischen
Obstes erst seit 1896. In diesem Jahre
war der Umsatz in Frankfurt a. M. um
mehr als 4 Millionen kg geringer als
im Jahre 1895. Statt nun Nutzen aus
der Konkurrenz zu ziehen, statt ein-
zusehen, dass nur die bessere Sortierung
dem amerikanischen Obste zu dem
fabelhaften Erfolge verhalf und selbst
gut zu sortieren, suchte man nach einem
bequemeren Auswege, sich den lästigen
Konkurrenten vom Halse zu halten.
Das einfachste JSIittel war ein Verbot
der Einfuhr amerikanischen Obstes.
Da das aber nicht so leicht ging,
musste ein Vorwand gesucht werden,
und der bot sich endlich in der San
Jose-Schildlaus. Diese wurde als
Schreckgespenst hingestellt und er-
füllte die ihr zugedachte Aufgabe auf
das beste. Den Schaden aber haben
die Konsumenten. Im Interesse unseres
heimischen Obstbaues wäre es, wenn
das amerikanische Obst ganz un-
gehindert unsere Grenzen passieren
könnte, damit unsere Obstproduzenten
gezwungen würden, gegen die Kon-
496_
Litteratur.
kurrcDz mit legalen Mitteln, d. h. durch
sorgfältige Auslese anzukämpfen. Nur
dadurch könnte unserem Obstbau ge-
holfen werden.
Nachfrage nach gutem (»bst ist so
reichlich vorhanden, dass wir zur Zeit
noch jährlich für etwa 20 Millionen
Mark vom Auslande beziehen. Die für
gutes deutsches Obst gezahlten Preise
sind derartige, dass der Obstbau reich-
lich lohnt. Es wurden im Jahre 1897
in Frankfurt a. M. gezahlt für 50 kg:
für weisse Winterkalvill 60 bis 150 M.,
für gelbe Bellefleur 30 bis 35 M., für
Gravensteiner 24 AI., für - Borsdorfer
und Reinette von Blenheim 22,50 M.,
für Parkers Pepping 21 M., für Bau-
manns Reinette, Winter-Goldparmäne,
Orleans-Reinette, Kaiser Alexander usw.
20 M., gemischte Wirtschaftsäpfel 14 M.
Das sind Preise, bei denen jeder Obst-
züchter sehr gut bestehen kann.«
(Müllers Deutsche Gärtnerzeitungj
Bemerkung: W^ir geben vor-
stehenden Artikel, der manches Wahre
enthält, hier wieder, in der Hoffnung,
dass von berufener Seite eine Wider-
legung der falschen Schlüsse, an denen
es darin auch nicht fehlt, erfolge.
Was die San Jose-Laus betrifft, so
möchten wir wohl wissen, wie über
Lässigkeit, unverantM^ortliche Gleich- i
giltigkeit u. dgl. geredet worden wäre, 1
wenn die Regierung nicht sorgfältige 1
Untersuchung des amerikanischen
Obstes angeordnet hätte. L. W.
Zentralstelle für Obstverwertung
in Oldenburg i. Gr.
Um der obstbautreibenden Bevölke-
rung einen besseren Absatz ihrer Pro-
dukte zu ermöglichen und den Kon-
sumenten den Einkauf zu erleichtern,
hat der Obst- und Gartenbauverein zu
Oldenburg, angeregt durch die Ver-
waltung des Landes-Kulturfonds, eine
Zentralstelle für Obstverwertung er-
richtet.
Die Zentralstelle ist ein uneigen-
nütziges Unternehmen des genannten
Vereins, das nur zur Hebung des
heimischen Obstbaues eingerichtet
worden ist.
Vom 1. September bis 1. Dezember
eines jeden Jahres vermittelt dieZentral-
stelle den Verkehr zwischen Obst-
produzenten und -Konsumenten durch
Mitteilung von Angebot und Nachfrage.
Die Angebot- und Nachfragelisten
werden allwöchentlich an die Inter-
essenten kostenfrei versandt; auch die
Aufnahme von Angebot und Nachfrage
in die Listen erfolgt kostenlos.
Verbindlichkeiten werden von der
Zentralstelle nicht übernommen.
Der Landes-Obstgärtner H. Immel
übernimmt die Geschäftsführung. (Ge-
schäftszimmer: Oldenburg i. Gr., Hunte-
strasse 12.)
Litteratur.
Jahresbericht der Landwirt-
schaftlichen A' ersuch s Station zu
Bonn 1897, herausgegeben vom
Direktor. Professor Stutzer.
H. R. Jung. Stadt - Obergärtner zu
Köln a.Rh., und W. Schröder, Garten-
direktor der Stadt Mainz, Rheinische
Gärten. Das Heidelberger Schloss
und seine Gärten in alter und neuer Zeit
und der Schlossgarten zu Schwetzingen;
mit 4 Lageplänen und 35 Abbildungen
im Text.. Berlin 1898. Verlag von
Gustav Schmidt (vormals Robert
Oppenheim).
Die A'erfasser haben es sehr ernst
mit ihrer Arbeit genommen und bieten
namentlich dem, der sich für die Ge-
schichte der Gartenkunst interessiert,
, höchst wichtige Anhaltspunkte. Zu-
i nächst wird der alte Lageplan des
I Heidelberger Schlossgartens vom Archi-
I tekten Salomon de Gaus 1619 ge-
j geben (wiederholt aus der Beschreibung
des Gartens von J. Metzger 1829),
der einen regelmässigen, steifen Garten
mit Statuen, Labyrinthen u. s. w. im
italienischen Stil darstellt. Die Ver-
fasser nehmen hier de Gaus in Schutz
gegen den Tadel, den J. v. Ealke in
»Der Garten, seine Kunst und Ge-
schichte« darüber ausgesprochen, und
bringen Abbildungen all der Einzel-
heiten. Der zweite Lageplan zeigt
Unterrichtswesen,
497
den 1804 angelegten Schlos.sgarten nach
der Aufnahme Metzgers 1826. der
dritte die Jetztzeit (1898). Beigegeben
sind u. a. die Porträts von Johann
Metzger, grossherzoglich badischem
Gartendirektor (f 1852), Christian
Lang (f 1884) und des jetzigen Garten-
inspektors Otto Mas Sias, sowie schöne
Ansichten des Schlosses und herrlicher
Coniferen im Garten.^
Schwetzingen wird kürzer, aber eben-
falls eingehend behandelt, ein Lageplan
des hinsichtlic^h des Hauptteils im
steifsten französischen Stil angelegten
Gartens gegeben, ferner mehrere An-
sichten und ein Porträt LudAvig
V. Schells, der die französische An-
lage mit einer englischen umgab. Der
heutigen Generation ist es kaumfasslich,
dass das stille Schwetzingen in der
letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
eine glanzvolle Residenz, ein Sammel-
platz der hervorragendsten Geister war.
L. W.
Unterrichtswesen.
Stundenplan
für die städtische Fachschule für Gärtner in Berlin im Winterhalbjahr 1898 99.
Schulgebäude: Hinter der Garnisonkirche 2.
Honorar 3 Mk. Anmeldungen täglich, ausser Mittwoch und Sonnabend, abends
7 — 8 ühr und Sonntag vormittags 8 — 9 Uhr bei Herrn Rektor Drehmann daselbst.
Anfang Dienstag, den IL Oktober d. J., abends 6 Uhr.
Tage:
Sonntag.
Dienstag.
Freitag.
Stunden:
Vormittags
V.9 — 12 Uhr.
Abends
V. 6 — yUIir.
Abends
V. 7— 8 Uhr.
Abends
V. 8— 9 Uhr.
Abends Abends Abends
V. 6 — 7 Uhr. V. 7 — 8 Uhr. v. 8 — qUhr.
1
l. Ab-
teilung:
Zeichnen.
C. Hampel,
Gartenbau-
direktor.
Buchführung.
Hertel,
Stadt. Lehrer.
Pflanzenkulturen.
F. Bluth,
Gärtnereibesitzer.
Buchführung.
Hertel,
Städt.Lehrer.
Bodenkunde g^^^^j^
u.
Düngerlehre.
T^ r> Dr. F. Krüger.
Dr. Berju. °
II. Ab-
teilung:
Zeichnen.
M.Hotl'manr),
Hofgärtner.
Obst- u.
Gemüsebau.
H. Mehl,
Gärtnereibes.
Deutsch.
J. Peuckert,
Stadt. Lehrer.
Rechnen.
J. Peuckert,
Städt.Lehrer.
Deutsch.
J. Peuckert,
Städt.Lehrer.
Rechnen.
J. Peuckert,
Städt.Lehrer.
Sommerhalbjahr 1899.
An 12 Sonntagen von 8 — 10 Uhr Unterricht im Feldmessen durch Herrn
Königl. Gartenbau-Direktor C. Hampel. Beginn etwa am 1. Mai. Honorar
3 Mark. Anmeldungen bei Herrn Rektor Drehmann (siehe oben) und vor den
Unterrichtsstunden bei Herrn Königl. Gartenbau-Direktor Hampel.
Wir bitten die Herren Prinzipale dringend, ihre Gehülfen und Lehrlinge
aut diesen Unterricht aufmerksam zu machen und sie zum regelmässigen
Besuch anzuhalten.
Dr. Deite, Dr. Wittmack,
Vorsitzender des Kuratoriums der Fachschule. Dirigent der Fachschule.
49i
Aus den Vereinen. — Ausstellungen und Kongresse.
Aus den Vereinen.
Bericht über die Versammlung
der Vereinigung deutscher Maiblumenzüciiter
und Händler am 5. September 1898 in Berlin.
An^\•ese^d waren Herr CA. Schultz-
Lichtenberg-Berlin als Vorsitzender
und die Herren Otto Mann-Leipzig.
Aug. Schmeisser-Burg. C. Olden-
roth-Wriezen, O. Friedrich-Drossen,
C. Grobba-Gartz a. O., C. van der
Smissen - Steglitz, E. Schwartz-
Tempelhof als Mitglieder.
Die Diskussion war angeregt; be-
handelt wurden folgende Fragen: i. Das
Zusammenwirken von Züchter und
Händler, 2. Die Möglichkeit der Ein-
richtung einer Art Börse für Treib-
keime, 3. die voraussichtlich grosse Ernte
und zu befürchtende Überproduktion,
4. das kolossale Angebot von Eis-
keimen, 5. Warnung vor übermässigem
Anbau, 6. Düngung der Maiblumen-
kulturen mit Kunstdünger, 7. Gewerbe-
steuerptlicht der Maiblumenzüchter
(aus Anlass eines zu dieser Steuer
herangezogenen Züchters). 8. Ein-
tragungen in die schwarze Liste.
Die Vereinigung nimmt Interessenten
gern zu Mitgliedern auf, jährlicher Bei-
trag 5 M., Statuten postfrei durch den
unterzeichneten Schriftführer
E. Schwartz -Tempelhof.
Jahresbericht
über die Thätigkeit des Gartenbauvereins für
Neu-Pommern und Rügen für das Vereinsjahr
Oktober i8g6 bis Oktober 1897.
Greifswald, Druck von F. W. Kunike.
Der Verein, welcher im Jahre 1845
gegründet wurde, blickt somit auf eine
53jährige Thätigkeit zurück. Die Zahl
der Mitglieder, welche am Schlüsse
des Vereinsjahres 119 betrug, ist jetzt
auf 123 gestiegen. Inklusive der Ge-
neralversammlung fanden 8 Sitzungen
statt, die zusammen von 197 Mitgliedern
besucht wurden. Beschlüsse von be-
sonderem Interesse wurden folgende
gefasst: 1. Die Verlegung der Vereins-
bibliothek von Eldena in das Vereins-
lokal nach Greifswald und 2. die Er-
nennung des Herrn Kreistierarzt Koch -
Grimmen zum Ehrenmitgliede des
Vereins.
Ausstellungen und Kongresse.
Grosse allgemeine Chrysanthemum-,
Winterflor- und Binderei-Aussteilung in Hannover
vom 6. bis 13. November 1898.
Nachdem schon im März d. J. das
vorläutige Programm für diese in
grösserem Massstabe geplante Aus-
stellung in einer Autlage von
5000 Stück versendet worden ist,
haben sich die in dem Vorwort desselben
ausgesprochenen Erwartungen vollauf
erfüllt, und die Vorarbeiten sind soweit
gefördert, dass im Laufe der nächsten
14 Tage das endgültige Programm
herausgegeben werden wird.
Private und Behörden der Provinz
und Stadt Hannover haben durch
Stiftung von Ehrenpreisen und durch
Zeichnung von Beiträgen zu den Kosten
der Ausstellung und zum Garantiefonds
ihr lebhaftes Interesse für das Unter-
nehmen erwiesen, der Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues in den
Königlich Preussischen Staaten und der
Verein der Chrysanthemum-Freunde in
Hamburg haben Medaillen zur Ver-
fügung gestellt und vom Ministerium
für Landwirtschaft , Domänen und
Forsten sind silberne und bronzene
Staatsmedaillen eingetroffen.
Vor allem aber ist dem Unter-
nehmen die hohe Ehre zu Teil
geworden, dass Seine Majestät
der Kaiser und König für No. 1
des Programms eine goldene
Medaille zu stiften geruht hat,
eine Auszeichnung, welche nur
in den seltensten Fällen Spezial-
ausstellungen zu Teil wird.
Ausser diesen Medaillen sowie
goldenen und silbernen Medaillen des
Provinzial-Gartenbauvereins Hannover
stehen den Preisrichtern rund 7000 M.
Geldpreise zur V^erfügung.
Die Ausstellung findet in den weiten
Räumen des Palmengartens und des
Konzerthauses statt, welche mit ein-
ander verbunden sind und durch einen
Anbau noch bedeutend erweitert werden.
Ausstellungen und Kongresse.
A99
Das allt^emeinste Inlerfsse wird dem
Unternehmen entgegengebracht.
Mögen nun auch die Leistungen der
Aussteller den Erwartungen ent-
sprechen, welche man auf sie gesetzt
hat, und der deutsche Gartenbau zeigen,
dass er die Konkurrenz mit dem Aus-
lande wohl zu bestehen vermag.
Wriezen. Die von dem Gärtner-
Verein Flora für Wriezen und Um-
gegend veranstaltete Gartenbau-Aus-
stellung wurde am Sonnabend, den
lo. September, durch den Landrat des
Ober - Barnimer Kreises Herrn von
Oppen eröffnet.
Unter dem \'orsitz des früheren
GärtnerSjjetzigen HotelbesitzersF.Eb ert
in Wriezen war es dem sehr rührigen
Komitee gelungen, die Ausstellung zu
einer äusserst reichhaltigen zu ge-
stalten; abgesehen von einzelnen kleinen
Mängeln, kann die Gesamt-Leistung
als eine gelungene bezeichnet werden.
Der Herr Minister für Landwirtschaft
hatte dem Verein drei Staatsmedaillen
verliehen mit der Weisung, die silberne
nur für gutes Obst, die eine bronzene für
Gemüse und Pflanzen zuzuerkennen.
Es konnte dieser Weisung Folge ge-
geben werden, denn Obst und Gemüse
war sehr reichlich von den umliegenden
Besitzern ausgestellt.
Es erhielten Müller in I]ralitz-
Oderberg die silberne Staatsmedaille
für lo Sorten Apfel und Birnen, welche
ganz besonders geeignetzurßepflanzung
von Strassen in dortiger Gegend sind.
Rittergut Harnekopf (Exzellenz v.
Häseler) für Obst den Ehrenpreis
des Bürger-Vereins Wriezen.
Die bronzene Staats-Medaille für best-
kultivierte Gemüse erhielt Louis
Pallmann, llandelsgärtner in Wriezen.
Die bronzene Staats-Medaille für best-
kultivierte Pilanzen in dekorativen
Ciruppen erhielt C. Oldenroth,
Handelsgärtner in Wriezen.
Die grosse silberne Medaille des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues erhielt F. Flülse, Handels-
gärtner in Wriezen für vorzüglich kul-
tivierte hochstämmige Rosen in 2S und
50 vSorten. Derselbe erwarb sich lür
Binderei und Topfpflanzenkulturen den
Ehrenpreis des Bürger-VereinsWriezen
und noch viele andere Preise.
Herr Hauptmann K reich auf Schul-
zendorf (Obergärtner Mielenz) zeigte
sehr schöne Obstsorten, und auch die
vorgeführten Pflanzen waren tadellos;
ihm wurde die kh'ine silberne Medaille
des\'ereins zur Belörderung des Garten-
baues zu Teil. Aussteller in Obst und
Gemüsen waren noch: Schlossgärtnerei
Neuhardenberg, Dominium Gieshof,
Hoffmann Wriezen. Dominium Kersten-
bruch und Andere. Wir wünschen dem
Gärtner-Verein Flora in Wriezen und
Umgebung" von Herzen ein weiteres
Gedeihen. J. F. L.
Budapest. Ungarische Landes-
Obst-. Cemüse-und Blumen-Ausstellung
in Budapest, 9. bis i6. Oktober iSg<S.
Der ungarische Landes - Gartenbau-
Verein veranstaltet — unter der Obhut
des Königl. ungarischen Ackerbau-
ministeriums — vom 9. bis 16. Oktober 1. J.
eine Obst- und Gartenbau-Ausstellung.
In den jüngst verflossenen Jahren
bestrebte Ungarn sich, seine Obst-, Ge-
müse- und ßlumenkulturen in grösst-
möglicher Weise zu heben. Dieses
allgemeine Bestreben veranlasste den
ungarischen Landes-Gartenbau-Verein,
unter Obhut des Königl. ungarischen
Ackerbauministeriums eine Landes-
Obst-, Gemüse- und Blumen-Ausstellung
sowie einen Obstmarkt zu arrangieren.
Die Ausstellung, welche in allen Hin-
sichten sich grossartig zu gestalten
verspricht, wird am 9. Oktober er-
öffnet und bis 16. desselben Monats
dauern und im Staatswäldchen in dem
Vajda - Hunyaderschloss - Gebäude ab-
gehalten.
Der Zweck der Ausstellung ist, ein
reges Interesse für den Gartenbau
allgemein wachzurufen und zu erhalten,
und insbesondere die Hebung der
Obstverwertung. Infolge dessen er-
sucht das Ausstellungs-Komitee alle
einheimischen Gärtner, Obstprodu-
zenten sowie Garten- und Blumen-
liebhaber um eine lebhafte und
intensive Betheiligung an der Aus-
stellung, in welcher jegliches
und Gemüse in frischem und
arbeitetem Zustande, Blumen
Ziergewächse, Zier- und Obststräucher
und Bäume, Schnittblumen, Rosen,
Blumenbindearbeiten , Rebenverede-
lungen und Tafelobst wie Topfobst-
kulluren zur Ausstellung angenommea-
Obst
ver-
und
500
Ausstellungen und Kongresse.
werden. Mit diesen Gegenständen
können nur ungarische Bürger teil-
nehmen; da aber der Zweck der
Ausstellung besonders die
Hebung der Obstverwertung ist,
so wurde auch eine internatio-
nale Abteilung für ausländische
Maschinen und Geräte zur Obst-
verarbeitung und -Verwertung
ein gerichtet. in w eiche rAbteilung
auch ausländische Fabriken teil-
n ehmen können.
In dieser Abteilung kommen zur
Ausstellung Dörröfen, Obstkochkessel,
Cider- und Obstmahlmühlen, Obst-
pressen, Obstschäl- und -Schneide-
maschinen.
Zur Prämiierung dieser Maschinen
und Apparate stehen dem Aus-
stellungs- Komitee vom Königl. unga-
rischen Ackerbauministerium gestiftete
goldene, silberne und bronzene Staats-
medaillen, ferner silberne und bronzene
Vereinsmedaillen zur Verfügung. Es
wird keine Platzmiete gezahlt, jedoch
hat der Aussteller die Aufstellung der
Gegenstände selbst zu besorgen.
Anmeldungen zur Beteiligung in
dieser Abtheilung werden schon jetzt,
spätestens aber bis 25. September 1. J.
angenommen. Mit Ausstellungsbogen
und anderen aul die Ausstellung be-
züglichen Weisungen dient das unter der
Obhut des Königl. ungarischen Acker-
bauministeriums stehende Landes-
Obst-, Gemüse- und Blumen - Aus-
stellungs - Komitee im ungarischen
,,Landes- Gartenbau -Verein"', Budapest
{IV. ker. Korona-hcrczeguscza lö), wo
auch alle die Ausstellung betreffenden
mündlichen Aufklärungen bereitwilligst
gegeben werden.
In Gotha fand am 10. Juli die Jahres-
versammlung des Vereins deutscher
Rosen freunde statt. Wie wir L.
Möllers Gärtnerzeitung entnehmen,
mussten alle Vorträge austallen,
weil sämtliche Redner verhindert
waren. Wie ist so etwas möglich?
Im Übrigen zeigt der Verein ein gutes
Gedeihen, denn die Mitgliederzahl ist
auf 1840 gestiegen. (Beitrag 4 M., wo-
für die Rosenzeitung unentgeltlich.)
— Die damit verbundene Aus-
stellung war trotz des ausserordent-
lich schlechten Wetters sehr gut be-
schickt. Grössere Einsendungen hatten
die Firmen J. C. Schmidt-Erfurt,
Mock-Trier, Peter Lambert-Trier
und andere.
Darmstadt. Die Jahresversamm-
lung der Deutschen Dendro-
logischen Gesellschaft fand
vom ö. bis 10. August unter ausser-
ordentlich starker Beteiligung (gegen
80 Personen) statt. Die Zahl der Mit-
glieder beträgt 315, Vorsitzender ist
Hofmarschall von St. Paul in Fisch-
bach. Anmeldungen zur Mitgliedschaft
nimmt derGeschältsführer, Kgl. Garten-
nspektor Beisner -Poppendorf bei
Bonnentgegen. (Jahresbeitrag 5 M., wo-
für ein Jahrbuch mit sehr interessanten
Abhandlungen.)
Glücksburg. Gartenbau -Aus-
stellung des Kreis Steinburger Garten-
bau-^'ereins vom 17. bis 19. September.
Prag. Allgemeine Gartenbau-
Ausstellung vom 17. September bis
2. Oktober zur Feier des 50 jährigen
Regierungsjubiläums des Kaisers Franz
Joseph.
Eckern forde. Obst- und Garten-
bau - Ausstellung vom iS. bis
21. September.
Bramstedt (Holstein). Gartenbau-
Ausstellung am 23. und 24. Sep-
tember.
Oeynhausen. Obst- Ausstellung
des Obst- und Gartenbau-Vereins vom
24. bis 28. September. Anmeldungen an
Rektor Büttner in Bad Oeynhausen.
Trebnitz. Obst- und Gartenbau-
Ausstellung des Gartenbauvereins
vom 1. bis 3. Oktober.
München. Gartenbau -Ausstel-
lung in Verbindung mit der Ausstellung
von Kraft- und Arbeitsmaschinen vom
11. Juni bis 10. Oktober. Anmeldungen
an die Baierische Gartenbau-Gesell-
schaft in München.
Züllichau. Obst- und Garten-
bau-Ausstellung des Märkischen
Obstbau - Vereins, des Ostdeutschen
Weinbau -Vereins und des ZüUichauer
Obst- und Weinbau - Vereins nebst
Obstmarkt im Hotel zum Kur-
fürsten • vom 30. September bis
Eingesandte Preisverzeichnisse.
501
3. Oktober. Anmeldungen an Ingenieur
Arthur Brandrup in Züllichau. Am
30. September, Nachmittags, Ver-
sammlung des Märkischen Obstbau-
Vereins.
Schwerin. 17. — 26. September 1898.
Gartenbau- Ausstellung.
Magdeburg. 17. und 18. September
1898, Erste Ausstellung der Deutschen
Dahlien-Gesellschaft. Wir empfehlen
dringend den Besuch. Programm siehe
Heft 1,5, Seite 421.
Harburg a. Elbe. September 1898.
Obstausstellung für dieProvinzHannover
mit Anschluss der hamburgischen Ort-
schaften Moorburg und Finkenwärder.
Gartenbau- und Gemüse-Ausstellung
nur für den Kreis Harburg mit An-
schluss der beiden genannten Orte.
Aachen. September 1898. Garten-
bau-Ausstellung des Vereins selb-
ständiger Gärtner für Aachen und
Umgegend, für den Umkreis des
Regierungsbezirks Aachen.
Godesberg a. Rh.
Stellung im Herbst.
zum 1. September an Gartendirektor
Goeschke in Koskau.
Altona-Othmarschen. 21.— 25. Sep-
tember 1898. Ausstellung des Gärtner-
vereins an der Elbe.
Gartenbau-Aus-
Stettin. 7. — 9. Oktober 1898. Garten-
bau-Ausstellung des Gartenbau-Vereins.
Oppeln. 17. bis 21. September 1898.
Ausstellung des Oberschlesischen
Gartenbau-Vereins. Anmeldungen bis
Wien. 8. Mai bis 15. Oktober 1898.
Jubiläums-Ausstellung der k. k. Garten-
bau-Gesellschaft. Sonder- Ausstellungen
vom 17. bis 27. September und 1. bis
5. Oktober. Anmeldungen an die Ge-
sellschaftskanzlei in Wien, Parkring 12.
Templin. Obst-Ausstellung des
Obstbau-Vereins am 8. und 9. Oktober.
Hamburg. Chrysanthemum-
Ausstellung des Vereins hamburger
Chrysanthemum-Freunde vom 15. bis
20. November.
Oldenburg i. Gr. Landes-Aus-
Stellung im November.
Chemnitz. Chrysanthemum-
Ausstellung des Erzgebirgischen
Gartenbau- Vereins im November. Be-
teiligung nur für \'ereinsmitglieder
gestattet.
Varel (Oldenburg). Obst -Aus-
stellung des Gartenbauvereins am 2.
und 3. Oktober.
Freystadt. (Schlesien). Obst-
und Gartenbau -Ausstellung des
Obst- und Gartenbau-Vereins vom 8.
bis 10. Oktober.
Hannover. Obstmarkt 5. bis
8. Oktober in der Turnhalle der höheren
Schule am Georgsplatz. Anmeldungen
an die Geschäftsführung für den
Obstmarkt, Leinestrasse ii,
Zimmer 9,
Eingesandte Preisverzeichnisse.
J. C. Schmidt- Erfurt. Engros-
Katalog 1898 — 99 von Makart-Bouquets
nebst allem dazugehörigen Material
zum Selbstbinden, sowie von ge-
trockneten Blumen, Gräsern, Moosen
und Modeartikeln, als: Jardinieren,
Manschetten, Körben aus Draht, Stroh.
Rinde etc. und diversem Wandschmuck
aus künstlichen Blumen. — Derselbe:
Herbstpreisverzeichnis von Säme-
reien mit einem reichhaltigen Anhang
über Blumenzwiebeln, Obstbäumen,
Rosen etc. Ferner liegt von demselben
eine ausführliche Preisliste von Blumen-
zwiebeln und Ilyazinthengläsern vor.
— E. H. Krelage & Sohn-Haarlem
(Holland). Katalog No. 250 B. Haar-
lemer Blumenzwiebeln zur Herbst-
pflanzung 1898 nebst einer Beilage:
Neuheiten und empfehlenswerte Pflan-
zen. Preisverzeichnis über Haarlemer
Blumenzwiebeln, Knollen- und Wurzel-
502
Personal-Nachrichten.
gevvächse nebst Auszug aus dem Haupt-
verzeichnis über Samen zur Herbst-
aussaat, Beerenobst. Obst- und Zier-
bäume, Sträucher, Rosen etc. —
W. Pfitz er -Stuttgart. Herbstpreis-
verzeichnis 1898 über Rosen und
holländische Blumenzwiebeln, nebst
Auszug des Hauptkatalogs über Neu-
heiten von Topf- und Freilandptlanzen,
Sträucher, Beerenfrüchte und Samen
zur Herbstaussaat. — D. A. W. C. Berns
Koniferenschule , Freiburg-Günthers-
thal bei Kyburg (Baden). Die ange-
botenen Koniferen sind nach der ein-
heitlichen Benennung der Nadelhölzer
in Deutschland von L. Beissner (Kon-
gress von Koniferenkennern und -Züch-
tern 1887) benannt. — AlexisDalliere.
Faubourg de Bruxelles,Gand (Belgique),
otfres speciales pour horticulteurs.
Azaleas, Camelias. Rhododendrums.
Personal-Nachrichten.
Für das Sr. Königl. Hoheit dem
Herzog Karl Theodor, Dr. med.
gewidmete und nach fünfzehnjährigem
Erscheinen jetzt komplet vorliegende
Werk „Köhler's Medizinalpflanzen" ist
dem Verleger Fr. Eugen Köhler in
Gera-Untermhaus, Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, die
Bayerische Goldene Maximilians-
Medaille für Kunst und Wissenschaft
verliehen worden. HerrKöhler liefert
auch die Farbentafeln für die »Garten-
flora« und giebt das grosse Prachtwerk
Naumann. Naturgeschichte der Vögel
Deutschlands in neuer Auflage heraus
(120 Lieferungen a 1 M.).
Prof. Dr. Goebel, Direktor des In-
stituts für Pflanzenphysiologie in
München, wird im Herbst eine Reise
nach Australien und Neuseeland machen.
Wir erhoffen mit Sicherheit ebenso
glänzende Resultate wie von seinen
früheren Reise nach Asien etc.
Ein bekanntes Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, Herr
Guido Grünenthal, langjähriger
Vertreter von L. Späths Baumschule,
gab seine bisherige Stellung auf, um
die selbständige Leitung seiner
120 Morgen umfassenden Märkischen
Obstplantage in Werneuchen bei Berlin
zu übernehmen.
Herm. Freund, Handelsgärtner in
Moys bei Görlitz, Züchter des Moyser
Veilchens, f 13. Juli.
Prof. Dr.W. F. R. Suringar, Direktor
des botanischen Gartens zu Leiden
(Holland), den wir noch in Gent als
Preisrichter sahen und der dem am
1. April aus dem Amte geschiedenen
Garten-Inspektor Witte eine so warme
Abschiedsrede gehalten, f 12. Juli im
06. Jahre.
Philemon Goch et, einer der be-
kanntesten Rosenzüchtcr zu Grisny-
Suisnes (Marne), f 8. Juli zu Coubert
(Seine et Marne) im 77. Lebensjahre.
Karl Masch, der bereits seit
2Y2jahrenVertreter des gest. Gartenbau-
direktor Hampel in Koppitz war,
wurde an dessen Stelle mit der Leitung
der Gräflich Schaffgot sehen Anlagen
daselbst betraut.
H. Koch wurde als Anstaltsgärtner
für die Baumschule der Königl. Lehr-
anstalt für Obst- und Weinbau zu
Geisenheim a. Rh. angestellt.
A. Gruschka, Kunstgärtner der
A. Borsigschen Berg- und Hütten-
verwaltung zu Borsigwerk (Ober-
schlesien), wurde zum Obergärtner
ernannt.
P. A'an den Geest, Königl. Garten-
Inspektor im Park von Soestdyk
(Holland), f am 27. Juni im 59. Lebens-
jahre.
Karl Aug. Freundlich, der be-
rühmte Rosenzüchter in Zarskoje-Selo
bei St. Petersburg, f 2. Juni im
74. Lebensjahre. Er war der Be-
gründer der russischen Rosenzucht
und -Treiberei, wie in L. Möllers
Gärtnerzeitung, die sein Bildniss bringt,
mit Recht hervorgehoben wird.
Personal-Nachrichten.
.503
Unser verehrter Freund, Geh. Re-
gierungsrat Prof. Dr. Oscar Brefeld
in Münster, ist an Stelle des Geheimrat
F. Cohn in Breslau zum ord. Professor
und Direktor des botanischen Instituts
daselbst ernannt.
Der Kunst- und Handelsgärtncr
Ernst Koch, Stadtverordneter in
Grabow a. Oder, feierte am 7. Juli
seinen 70. Geburtstag.
Kunst- und Handelsgärtner Paul
Lantz, Salzungen, Inhaber der Firma
A. M inner, f 3. Juli im 43. Lebensjahre.
Anton Bar ton, gräfl. Raczinski-
scher Obergärtner zu Bregenz am
Bodensee, f 2. Juli im Alter von
f)ö Jahren. An seine Statt trat Jos.
Stemplinger, bisher erster Gehilfe
daselbst.
W. Holtz wurde von der Landwirt-
schaftskammer der Provinz Pommern
als Obstbautechniker angestellt und
mit der Geschäftstührung der Zentral-
stelle für Obstverwertung in Stettin
betraut.
Dem Architekten Seh äd 1er und
dem städtischen Gartendirektor Trip
in Hannover, die beim Einzug des
Kaiserpaares am 2. September eine so
herrliche Ausschmückung der Strassen
etc. veranstalteten, ist der Kgl. Kronen-
orden 4. Klasse verliehen worden.
Der 1. Stellvertreter des Direktors
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, Herr Kgl. Gartenbaudirektor
Carl Lackner-Steglitz, feierte am
10. September zu Wiesbaden im Kreise
seiner Kinder und Kindeskinder seine
silberne Hochzeit. Näheres in der
folgenden Nummer.
Der Kgl. Obergärtner Kurt Nietner
ist an Stelle des pensionierten Flof-
gärtners Kindermann zu Babelsberg
zum Hofgärtner daselbst ernannt.
Isidor Busch, Begründer und Leiter
der Baumschul - Firma Busch, Son
and Meissner Grape Growing Co.
in Buschberg Mo. und Präsident der
I s i d o r B u s c h W i n e and L i q u o r C o.
in St. Louis, ist dortselbst am 5. August
im 77. Lebensjahre gestorben.
Mit Busch, der für die Entwicklung
des Weinbaues in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika viel geleistet
hat und dem auch der Gartenbau im
allgemeinen manche Förderung ver-
dankt, ist einer von den wenigen noch
lebenden deutschen Achtundvierzigern
dahingeschieden, die wegen der Teil-
nahme an den Märzaufständen sich
genötigt sahen, den heimatlichen Boden
zu verlassen. Er wählte Amerika als
seinen Aufenthalt und begründete dort
sein Glück. Im Jahre 1849 kam er
nach St. Louis, wo er neben dem in
Buschberg, einem nach ihm benannten
Städtchen, betriebenen Weinbau sich
auch noch an mancherlei von der
Gärtnerei unabhängigen Industrien be-
teiligte, sodass er zu grossem Reich-
tum gelangte und, da er diesen für
edle , der Allgemeinheit nützliche
Zwecke stets bereitwilligst zur Ver-
fügung stellte, seinen Namen zu hohem
Ansehen brachte.
Der Verstorbene gehörte zu den
ersten, wenn er nicht selbst der Erste
gewesen, der beim Auftreten der Reb-
laus in Europa die Gelegenheit,
amerikanische Reben nach hierher
auszuführen, mit Erfolg durchführte.
Ein von ihm über Rebenkultur ver-
fasstes Werk ist bis jetzt in vierter
Auflage erschienen und sogar in fünf
andere Sprachen übersetzt. Von der
Firma Busch wurde auch die Massen-
anzucht von Reben aus einzelnen
Augen unter Glas in Amerika zuerst
ausgeführt. (Möllers D. G.-Z.)
Hofgarteninspektor Ludwig Eber-
ling auf der Insel Mainau im Boden-
see, der Schöpfer der schönen Anlagen,
der eifrige Pfleger dei" herrlichen
Coniferen und all der anderen
Pflanzenschätze auf dieser idyllischen
Insel, wo er seit 1858 thätig war, starb
am 5. August. Er war geboren zu
Büdingen in Oberhessen am 10. März
1833. — An seine Stelle trat V. Nohl,
bisher grossherzogiicher Badfonds-
srärtner in Badenweiler.
Ernst Virchow, Obstbau-Wander-
lehrer in Hannover, Mitglied des Ver-
eins zur Beförderung des Gartenbaues,
ist als Nachfolger des zum Königlichen
Hof-Gartendirektor ernannten Gustav
Fintelmann zum Königl. Hofgärtner
in Wilhelmshöhe bei Cassel ernannt.
bo4
Tagesordnung. — Inhalt.
H. Rotten heuser, Leiter der
Kölner „Flora", tritt im Oktober die
Obergärtnerstelle bei der Königlichen
Eisenbahn-Direktion in Elberfeld an.
— An seine Statt trat Herr Berzdorf,
bisher bei der städt. Gartendirektion
in Magdeburg.
bisherige ausserordentl. Professor Dr.
W. Schimper-Bonn berufen.
Der Wanderlehrer Theodor Lange
wurde an Stelle des Garteninspektors
Paul Möschke an der Gärtner-Lehr-
anstalt zu Oranienburg angestellt.
E. Gürtler wurde als Kreis Obst-
bautechniker mit dem Wohnsitze in
Frankenthal (Pfalz) angestellt.
Christoph Menn ecke, Herrschafts-
gärtner in Benkendorf, wurde das
preussische Allgemeine Ehrenzeichen
verliehen.
Prof. Dr. Georg Klebs, Direktor
des botanischen Instituts in Basel, ist
als Nachfolger des nach Würzburg an
die Stelle von Julius Sachs getretenen
Prof. Dr. Gregor Kraus zum Direktor
des botanischen Gartens in Halle a. S.
ernannt. — An seiner Statt wurde der
Die Samenhandlung und Klenganstalt
A^on Heinrich Keller Sohn in Darm-
stadt feierte vor kurzem ihr hundert-
jähriges Bestehen. Die Angestellten
der Firma, unter denen eine ganze
Anzahl Arbeiter und Mitglieder des
Koniorpersonals seit lo, 20, 30 und
noch mehr Jahren ununterbrochen in
den Diensten des Geschäfts stehen,
erhielten von dem jetzigen Inhaber,
Herrn Gustav Hickler, aus diesem
Anlass reiche Geldgeschenke. Der
Maschinist G. Bockhardt, der seinen
Posten seit 40 Jahren versieht, wurde
ausserdem vom Grossherzog von
Hessen durch Verleihung der silbernen
Medaille für treue Arbeit aus-
gezeichnet.
Ludwig Küchler, Handelsgärtner
in Hanau, starb am 2. August im Alter
von 69 Jahren. Das Geschäft wird von
dem Sohne weitergeführt.
W. Metzinghaus, Handelsgärtner in
Olfen (Westfalen), starb Anfang August.
Tagesordnung
für die
851. Versammlung des Vereins z. Beförderuno i Gartenbaues 1. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 29. September 1898, 6 Uhr,
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
Vorbemerkung: Vom September bis März finden die Versammlungen des Vereins im
grossen Hörsaale der königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42, statt.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Beschlussfassung über den Antrag der vereinigten Ausschüsse, die Neuw^ahl des
Direktors des Vereins an Stelle des j Herrn Geh. Ober-Finanzrat von Pommer Esche
bereits in der Versammlung am 27. Oktober vorzunehmen und damit nicht bis zur
statutenmässigen Neuwahl im Juni 1899 zu warten.
?. Vortrag des Herrn Hofgärtner Hoft'mann über belgische Privatgärten.
4. Verschiedenes.
Inhalt des 18. Heftes.
L. Späth, Catalpa hybrida Hrt. (Hierzu Tafel 1454.) S. 481. — 83o. Versammlung des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. S. 481. — H. Weidlich, Blumen-Ausstellung
des Berliner Vereins zur Forderung der Blumenpfiege bei Schulkindern. S. 482. —
Victor de Coene, Citrus chinensis. (Hierzu Abb. q5.) S. 483. — L. Wittmack, Der Obstbau
in den Vereinigten Staaten. S. 485. — Die III. "Internationale Gartenbau-Ausstellung zu
St. Petersburg." S. 488. — Neue und empfelileiisiverte Pflanzen etc. S. 489. — Kleinere
Mitteilungen. S. 490. — Litteratur. S. 496. — Unterriclitswesen. S. 497. — Aus den
Vereinen. S. 498. — Ausstellungen und Kong'resse. S. 498. — Eingesandte Preis-
rerzeichnisse. S. 5oi. — Personal -Nachrichten. S. 5o2. — Tagesordnung für die
85 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. S. 504.
Tafeldekorationen im Königlichen Schlosse zu Berlin."^)
(Hierzu Abb. ()b — loo, photograpliiert von L. Wittmack.)
•^u den Tafeldekorationen im Königlichen Schlosse zu Berlin dienen ausser
"*-" den grösseren Blumenarrangements, die teils mit Benutzung der silbernen
Tafelaufsätze, teils in einfachen Drahtkörben aufgestellt werden, auch kleine
Blumenvasen aus mattgeschliffenem, farblosem Glase, von denen nachstehende
Abb. cjG.
Grosse Zimmervase, kleine Zimmervase, Schlangenvase zur Tafel, Zweihenklige Vase zur Tafel,
die gebräuchlichsten Vasen im Königlichen Schlosse zu Berlin.
Abbildungen die gebräuchlichsten Formen darstellen. Am beliebtesten und
zweckmässigsten sind die kleinen zweihenkligen Krüge, die eine gefällige, aber
stabile Form, welche ein leichtes Umfallen verhindert, mit den passendsten
Dimensionen — sowohl zur Aufnahme des Wassers, wie der Blumen — verbindet.
Eine Berliner Firma (P. Raddatz & Co.) lässt sie, da alljährlich eine
grössere Anzahl als Ersatz neu beschafft werden muss, in einer Glashütte nach
Vorschrift herstellen.
*) Vergl. Der Pflanzenschmuck im Kgl. Schloss am Krönungs- und Ordensfest, Garten-
flora No. 3 S. 5S. — Die Dekoration am Geburtstage Sr. Maj. des Kaisers Gartenflora No. 4
S. 04. — Die Dekoration der Festriiume des Kgl. Schlosses Gartenflora No. 9 S. 2 38 m. Abb.
5o6
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
Alle nicht zu grossen Blumen können verwendet werden: Rosen, Nelken,
Maiblumen, Alpenveilchen, Anemonen, Ranunkeln, Marguerites — besonders
Orchideen jeder Art mit feinem Neuholländer-Grün, Asparagus, Farnen, wie
Pteris, Adiantum, Asplenium u. s. w. gemischt — sie müssen nur genügend
lange Stiele haben, da das Andrahten der Blumen sich schon wegen des ganzen
leichten Arrangements von selbst verbietet. Bei grösseren Tafeln von 2 — 300
Couverts wird für zwei Gedecke eine Vase gerechnet; bei kleineren Tafeln
etwas mehr.
Nach der Farbenwirkung der Blumen geordnet, werden die Gläser, wie der
Raum es gestattet und die Symmetrie vorschreibt, hauptsächlich zwischen den
Gedecken und den die Mittellinie einnehmenden grossen Prunkstücken aufgestellt.
Sie sollen der Tafel ein leichtes graziöses Aussehen verleihen, die schwerer und
massiger wirkenden grossen Blumen -Aufsätze gefälliger erscheinen lassen.
E. N.
Die wertvollsten in Kultur
befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
^, ^ Von C. Salomon.
4|{S?)\ie natürliche Familie der Melastomaceen weist eine grosse Anzahl von
(ä^ Arten auf, die sich in mancher Beziehung höchst vorteilhaft auszeichnen,
entweder durch die Schönheit ihrer Blätter und die prächtige Zeichnung der-
selben oder durch den Reichtum herrlicher Blüten.
Von beiläulig 200 Arten, welche überhaupt in die europäischen Kulturen
gelangt sind, und von denen manche schon im vorigen Jahrhundert kultiviert
wurden, dürfte gegenwärtig kaum die Hälfte sich noch vorfinden; die übrigen
sind nach und nach wieder aus den Gärten verschwunden.
In der Zeit von 1849 bis 1852 hat der Systematiker Naudin über
1000 Arten beschrieben, 20 Jahre .später, 1871, ist die Artenzahl vqn Triana
auf 1800 erhöht worden, während in der neuesten Zeit, 1891, der belgische
Botaniker Alfred Cogniaux in seiner Monographie der Familie*) über
2700 Arten aufführt, von denen über Vs auf Amerika kommen und der kleinere
Teil, 684 Arten, auf Asien, Afrika und Oceanien entfällt; die Zahl der Ge-
schlechter (Genera) beträgt 138.
Die Familie umfasst meistens Sträucher, seltener aufrechte Bäume oder
Kräuter, wenige Arten sind Kletterpflanzen und Halbparasiten oder niederliegende
und kriechende Pflanzen.
Das Verdienst, die schönsten Arten eingeführt und verbreitet zu haben,
gebührt vornehmlich den berühmten Handelsgärtnereien von Linden in Gent
und Brüssel, Louis van Houtte in Gent, Gröne wegen in Amsterdam, Jakob
Makoy in Lüttich, Veitch und Bull in England sowie dem Berliner botanischen
Garten.
In gärtnerischem Interesse kann erwartet werden, dass sich für die
Melastomaceen, wenn auch nur annähernd, ebenso Liebhaber und Freunde
finden werden wie solche für Brom eliaceen, Araceen und Cacteen u.a.m.
auf dem Kontinente und in England vorhanden sind.
*) In „De Candolle Monogr. phanerog." vol. VII, Paris 1891.
Abb. 97. Grosse Ziinmervase, gefüllt mit Flieder, Azalea moUis, Tulpen, Hyacinthen,
Pteris serrulata und Aspidium violascens im Kgl. Schlosse zu Berlin.
5o8_
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
Bei der gewaltigen Menge neuer Einführungen seit etwa 40 Jahren wurden
naturgemäss ältere Pflanzen, welche lange Zeit hindurch mit Vorliebe kultiviert
worden waren, wie die australischen feineren Holzgewächse und Kappflanzen,
mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt, und es werden dieselben fast nur
noch an jenen Pflegestätten der Wissenschaft gefunden, die vom Staate mit
ganz bedeutenden Kosten unterhalten werden, wie die botanischen Gärten
von Kew bei London. Paris, St. Petersburg, Kopenhagen, Berlin und
wenige andere mehr.
Die Blütezeit der meisten Melastomaceen fällt in die Zeit vom Herbst
bis zum Frühjahr, was für Gärtner sehr ins Gewicht fällt; dazu kommt
Abb. 98. \'erzierte Vase mit Azalea mollis, Pteris serrulata,
Adiantum rubeilum im Kgl. Schlosse zu Berlin.
noch die geringe Schwierigkeit der Vermehrung fast aller Arten durch
Stecklinge.
Ein grosser Teil bewohnt die Gebirge der Tropenländer, und diese Arten
beanspruchen vom Herbst bis Anfang Sommer im temperierten Gewächshause
einen lichten, freien Platz und viel Luft, sowie bei voller Sonne massige Be-
schattung; im Sommer verlangen sie einen geschützten Standort im Freien oder
im luftigen Kalthaus, mit Feuchthaltung der Wege.
Die Bewurzelung der Stecklinge im Warmbeete der Vermehrung geht
gewöhnlich schnell von statten und frische Samen keimen sehr bald; zu
diesem Zwecke werden flache Töpfe mit sandiger Moor- und Heideerde gefüllt,
darauf die Samen dünn ausgesäet, mit einer Glasscheibe bedeckt, nach vorher-
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
.509
gegangenem Überbrausen, dann in ein beschattetes Warmbeet gebracht. Sind
nun die jungen Sämlinge so weit gediehen, dass man sie verpflanzen kann, so
werden dieselben in Kistchen oder Schalen verstopft, aus denen sie dann später,
Avenn sie mehr erstarkt sind, einzeln mit Ballen in kleine Töpfe mit sandiger
Moor- und Heideerde oder in gute Lauberde, untermischt mit gestossener Holz-
kohle, verpflanzt werden; bei dem späteren Umpflanzen in grössere Töpfe ist
es sehr vorteilhaft, der Erdmischung eine entsprechende Menge gereinigtes
oder gedämpftes Flornmehl beizugeben, ebenso ist für eine Unterlage von
Holzkohlen oder Backsteinbrocken zur Beförderung des Wasserabzuges zu
sorgen; beim \'erpflanzen darf ferner die Erde nicht zu fest eingedrückt
Abb. 99. Zweihenklige \"ase oder Kru^ — jetzt die gebräuch-
lichste und zweckmässigste Form — im Kgl. Schlosse zu Berlin,
gefüllt mit Cyclamcn, Pteris serrulata, Adiantum rubellum.
werden, und da die meisten Melastomaceen ihre Wurzeln mehr auf der Ober-
fläche ausbreiten als in die Tiefe senden, so müssen auch die Töpfe mehr flach
als tief sein. Der Gipfeltrieb muss schon bei jungen Pflanzen ausgeschnitten
werden, ebenso ist später auch die Spitze der sich bildenden Seitentriebe
nochmals auszukneifen, damit schon im ersten Jahre schön geformte, buschige
Exemplare gewonnen werden.
Die zarten, buntblättrigen Arten, wie Gravesia, Salpinga, Sonerila,
Triolena u.dgl., welche die feuchten Wälder und Schluchten der Malayischen
Inseln, von Madagaskar, Brasilien etc. bewohnen, verhalten sich anders in der
Kultur; sie werden im niedrigen Warmhause meist unter Glocken oder in
Glaskästen gehalten bei täglicher Lüftung, und sind im Sommer besonders
510
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
gegen die heisse Mittagssonne zu schützen. Die Anwendung von gereinigtem
Hornmehl beim Umpflanzen ist vom besten Erfolge begleitet, ebenso ist eine
spätere Nachhilfe mit flüssigem Rinderdung von sehr guter Wirkung.
1. Adelobotrys seandens DC. syn. Melastoma seandens Aubl.
Heimat: Guiana, Brasilien.
Eine schönblättrige, hochkletternde Pflanze mit windenden Stengeln; die
jüngeren Triebe sind dicht mitrostfarbigen Haarenbekleidet;dieBlätter sind4 — 7 cm
lang, 2V2 — 4 cm breit, oval, kurz zugespitzt, oberseits behaart, unterseits mit
rostfarbig behaarten Nerven, Blattstiel 1/2 — 1 cm lang. Blüte unscheinbar.
2. Amphiblemma cymosum Naud.,
abgebildet Bot. Mag.Taf. 5473; syn. Melastoma corymbosum Sims. Bot. Mag.Taf.5473.
Heimat: Sierra Leone, Gabon.
Blütezeit: Spätsommer und Herbst.
Strauch von 1 m Höhe mit stumpf-vierkantigen Ästen; Blätter 7-nervig;
6 — 12 cm lang, 4—10 cm breit, kleingesägt und gewimpert, auf der Oberseite
borstig behaart, unten weich behaart; Fetalen rosa, i\'2 cm lang; Trugdolden
4 — 8 cm lang, reichblütig.
Kultur im temperierten Gewächshause, im Sommer im Freien in nahr-
hafter, sandig-lehmiger Lauberde; eine alte bekannte Art.
3. Blakea amabilis Cogn., syn. Amaroboya amabilis L. Linden
in lUustr. hört. 1887 T. 9.
Heimat: vermutlich Neugranada.
Aufrechter Strauch mit rundlichen Ästen; Blätter fast sitzend, breit-
eiförmig-elliptisch, zugespitzt, 5nervig, oben lebhaft grün, unten grauweiss mit
braunen Adern, 3 dm lang, 2 dm breit. Blüten endständig in Trugdolden auf
4 — 5 cm langen, starken Blütenstielen, die Blumenblätter sind weisslich-rosa
mit rotem Rand, breiteiförmig, 3 — 3V2 cm lang und oben abgestutzt oder aus-
gerandet, Griffel purpurn, 2 mm dick.
4. Blakea princeps Cogn., syn. Amaroboya princeps L. Lind.
in lUustr. hört. 1887 Taf. 4.
Heimat: Neugranada.
Aufrechter Strauch mit dicken, scharf 4kantigen Ästen; Blätter last sitzend;
länglich-eiförmig zugespitzt, dick 3 nervig; oberseits lebhaft grün, unterseits
granatrot, 18 — 25 cm lang, 8 — 12 cm breit, 3—5 Blüten in Trugdolden auf
starken Blütenstielen von 3—5 cm Länge; Kelch glockig; Blumenblätter prächtig
granatrot, ausgebreitet, breiteiförmig, oben abgestutzt oder eingedrückt, 4 cm
lang. Staubgefässe weiss, Antheren dick, Griffel weissgrau, keulenförmig,
5 — 6 mm dick.
Blakea princeps var. splendida Cogn. (Amaroboya splendida L. Lind.)
Abart mit hellen granatroten Blumenblättern, welche in der Mitte weiss
oder rosa gefärbt und etwas mehr ausgebreitet sind.
5. Brachyotum confertum Triana
in Bot. Mag. Taf. 6018; syn. Chaetogastra conferta DC. in Fl. des Serr. Taf. 2099.
Heimat: die höheren Anden von Ecuador und Peru.
Blütezeit im Spätherbst.
Unregelmässig verzweigter, schöner Strauch von 1 m Höhe; Zweige fast
aufrecht, rundlich mit rauhen, abstehenden Boisten bedeckt. Blätter kurz ge-
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arien aus der Familie der Melastomaceen. cji
Stielt, 3 — 7 mm lang, 2 — 3 mm breit, schmal-eiförmig, dreinervig, am Rande
zurückgerollt, auf beiden Seiten mit angedrückten Borsten. Blüten einzeln,
endständig, nickend, mit dachziegelförmig geordneten, aschgrauen Deckblättern,
die beiden oberen rot getuscht, Korolle röhrig, dunkelviolett.
Kultur im temperierten Warmhaus, im Sommer im Freien.
6. Bredia hirsuta Blme., abgeb. in Rgl. Gartenfl. Taf. 655 (1870);
Bot. Mag. Taf. 6647.
Von Japan durch Grönewegen in Kultur gebracht.
Blütezeit im September und Oktober.
Ein niedlicher, verzweigter Blütenstrauch von 2 — 3 dm Höhe. Aste,
Abb. 100. Einfache Vase mit Cyclamen, Adiantum rubuUum,
u. Pteris serrulata auf der Tafel im Kgl. Schlosse zu Berlin.
Blatt- und Blütenstiele rot und mit abstehenden, borstigen Haaren besetzt.
Blätter gestielt, gegenständig, 5 nervig, ungleich gross, aus herzförmig ab-
gerundeten Grunde schmal-eiförmig, zugespitzt, am Rande gewimpert. Blüten
auf den Spitzen der Zweige in Trugdolden. Blumenblätter 4, oval, 7 — 8 mm
lang, schön rosa, Kelch kreiseiförmig in 4 abstehend zurückgebogene Zähne
ausgehend; die 4 grösseren Staubfäden zurückgebogen, die 4 kleineren auf-
recht.
Kultur im niedrigen temperierten Gewächshause in sandig-lehmiger Laub-
oder Fleideerde. Vermehrung durch Stecklinge im Warmbeete im Frühjahr
und Sommer.
512
Die wertvollsten in Kultur beländlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
7. Centradenia floribunda Planch. in Fl. des Serres V, Taf. 453 (1849).
Heimat: Guatemala, Mexiko.
Blütezeit im Winter.
Aufrechte, gabelästige Pflanze von 2 — 3 dm Höhe. Blätter gestielt, schmal-
lanzettlich, 3nervig, oben grün und weich behaart, unterseits weinrot, die
grösseren 4 — 6 cm lang, 8 — 14 mm breit, die kleineren V2 — 1 cm lang. Blüten
rosa, zahlreich in Trugdolden.
8. Centradenia grandifolia Endl. Bot. Alag. Taf. 5228.
Heimat: Guatemala, Mexiko.
Blütezeit von Xovember bis März.
Buschiger Halbstrauch von 3 — 5 dm Höhe mit geflügelten Zweigen. Blätter
gestielt, ungleich gross, fast sichelförmig, länglich-lanzettlich, am Rande ge-
wimpert, oben dunkelgrün, unten purpurn, 7 — 11 cm lang, 2 — 3 cm breit.
Blumen zart rosa in reichblütigen, gipfelständigen Trugdolden.
9. Centradenia inaequilateralis G. Don.
syn.Rhexia inaequilateralis Cham.u.Schlchtdl., C.rosea Lindl.inßot.Reg. 1843 T.20.
Heimat: Gebirge von Mexiko, Nicaragua, Costarica etc.
Blütezeit im Winter und Frühjahr.
Buschiger, zierlicher Halbstrauch von 2—^ dm Flöhe mit vierkantigen,
behaarten Asten von purpurbrauner Farbe; Blätter ungleich gross, dünn-papier-
artig, fast sichelförmig, 2 — 4 cm lang, 3 — 7 mm breit, oben dunkelgrün, unten
purpurn. Blüten zierlich, rosa, an der Spitze der Zweige.
Kultur im temper. Warmhaus nahe der Glasfläche, im Sommer im Freien
in nahrhafter, sandiger Lauberde.
C. divaricata Kl. und C. ovata Kl. von Zentralaraerika sind von zweifel-
hafter Stellung; beide Arten wurden früher in Berlin bei dem Handelsgärtner
Louis Matthieu kultiviert.
10. Centronia haemantha Triana (syn. Calyptraria haemantha Planch. & Lind.
in Fl. d. Serr. IX, Taf. 924).
Heimat: Xeugranada.
Ein prachtvoller, niedriger Strauch für das temper. Warmhaus. Blätter auf
starken 1^ — 2 cm langenBlattstielen, brüchig, eiförmig, am Grunde ausgerandet, herz-
förmig abgerundet, auf der Oberseite kahl, unten braunrot behaart mit dicken,
rauhen Punkten, von 5 starken Längsnerven durchzogen, welche durch starke Quer-
nerven verbunden sind, 9—12 cm lang, 6—8 cm breit; die Blüten erscheinen
in 2 dm langen, verkürzten Rispen; Blütenstiele V2— i cm lang, dickfleischig.
Blumenblätter lebhaft rotblau, 3 cm lang; Ovarium 5 rippig und 5 fächerig, an
der Spitze 5 zähnig, Griffel 1V2 cm lang.
Clidemia vittata ist Miconia vittata.
11. Conostegia speciosa Xaud.
(syn. Melastoma hirtum Mill., Miconia speciosa Baill.).
Heimat: tropisches Amerika.
Schöner Strauch mit schlanken, stumpf-vierkantigen, behaarten Asten.
Blattstiel 1 — 3 cm lang, dickfilzig, Blätter 1—2 dm lang. 4—11 cm breit,
länglich-oval, zugespitzt, mehr oder weniger gezähnt, selten ganzrandig, oben
kurzborstig, unten filzig mit hervortretenden Xerven. Blütenrispe reichblumig,
gedrängt. V2 — ^ dm lang; Blüten fast sitzend; Blütenknospen blau oder violett;
Die wertvollsten in Kultur berindlichen Arten aus der Familie der Melastoinaceen.
^a
Blumenblätter weiss oder rosa, 6—7 mm lang, 4 mm dick; Antheren 2'/o mm
lang; Griffel noch einmal so lang, federförmig, mit fast schildförmiger Narbe.
12. Conostegia superba Don.
(syn. Melastoma superbum Bonpl.. C. macrophylla Naud.).
Heimat: Jamaika, .Mexiko, Nicaragua.
Strauch von 4—5 m Höhe mit stumpf-vierkantigen Asten. Blattstiele
3—5 cm lang; Blätter oval, kurz zugespitzt, am Grunde abgerundet, klein ge-
zähnelt, 5nervig, i'/o— 3 dm lang, 1 — 1',2 dm breit. Rispe reichblumig, 1 — i'/2dm
lang. Blütenknospen 0 -7 mm lang, zugespitzt, 3— 3V2 mm dick; Blumenblätter
weiss, abgestutzt, 5 — (> mm lang; Ovarium 5fächerig. Antheren 15—16, 3 mm
lang, Griffel 4 mm lang, federförmig, Narbe kleinköpfig.
13. Dissotis grandiflora Benth. & Hook.
(syn. Osbeckia granditlora Sm., Melastoma elongatum Don.).
Heimat: Sierra Leone, Senegambien.
5— ö dm hohe krautige Ptlanze mit stumpf-vierkantigen rauhbehaarten
Zweigen; Blätter sehr kurz gestielt mit anliegenden Borsten, 3 — 5 cm lang,
1 — 1 V2 cm breit. Blüten sehr kurz gestielt, in lockern, wenigblumigen Trauben;
Blumenblätter 2 — 2V-.' cm lang, purpurn; die grösseren Antheren 12 mm lang;
Griffel 1' o cm lang.
14. Dissotis princeps Triana
(syn. Rhexia princeps Bpld., Osbeckia princeps DC., Osbeckia eximia Sond.).
Heimat: Tropisches und Süd-Afrika.
Aufrechter Halbstrauch mit stumpf- vierkantigen, behaarten Zweigen;
Blattstiel 1—2 cm lang; Blätter eiförmig-lanzettlich, zugespitzt, am Grunde fast
herzförmig, schwach gesägt, dünnhäutig, oberhalb borstig behaart, unten dicht
seidenhaarig, 8—12 cm lang, 2V3— 3V2 cm breit. Blütenrispe gedrängt, viel-
blumig; Blumenblätter purpurviolett, 2 cm lang, verkehrteiförmig, die grösseren
Antheren 1 cm lang, Griffel 3 cm lang; Kelch behaart.
Kultur im temper. Warmhaus, im Sommer im Freien, in nahrhafter sandig-
lehmiger Lauberde.
15. Gravesia guttata Triana. (syn. Bertolonia guttata Hook.,
abgebildet Bot. Mag. Taf. 5524, Fl. des Serres XVI, Taf. 1696 u. XXIII, Tat. 2407).
Heimat: Madagaskar.
Stengel spannenhoch, stumpf-vierkantig, mit sternförmigen Haaren besetzt;
P,lattstiel 2 — 7 cm lang, weichbehaart. Blätter eiförmig, 5 nervig, dünnhäutig,
S— 18 cm lang, 3—7 cm breit, fast zugespitzt, an der Basis abgerundet, wellen-
lörmig-kleingekerbt. auf der Oberseite sammctgrün mit einer doppelten Reihe
rötlich-weisser Punkte zwischen den starken Blattnerven, unterseits rot. Trug-
dolde endständig, 5 — loblütig, 5 — 8 cm lang; Blütenstiele 2—5 mm lang;
PTumcnblätter schön rosa, 5 mm lang.
Diese zarte, buntblättrige Art variiert in Bezug auf die Grösse der Blätter
und Blattzeichnung sehr manigfaltig. Die Formen derselben, hauptsächlich
gezüchtet von Van Iloutte, Bull und Veitch, als Bertolonia ausgegeben,.
Averden im niedrigen Warmhaus unter Glaskästen oder Glocken gehalten; im
Sommer sind sie gegen die Strahlen der Mittagssonne zu schützen; sie werden
in möglichst kleine Töpfe gepflanzt, in eine Mischung von lockerer Pleide-
oder Moorerde, sandigem Lehm und zerkleinerter Holzkohle.
LIA Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
Im Terrarium des warmen Zimmers oder an einer Fensterhank unter
Glocken gedeihen diese schönen und zarten Pflanzen gleichfalls gut; die Töpfchen
werden in diesem Falle in etwas grössere Schalen in Moos oder Sand ein-
gefüttert.
Die Glocken sind täglich etwa '/o Stunde abzunehmen und müssen vor
dem Autdecken stets gereinigt werden.
16. Heterocentron roseum AI. Braun & Beuche,
abgebildet in Lern. Illustr. hört. lY, Taf. 97 und als H. mexicanum Xaud.
(nicht Hook. & Arn.) Bot. Alag. Taf. 5160 [syn. Heerra*] rosea Triana).
Heimat: Mexiko.
Reichblühender Halbstrauch von '/2 m Höhe mit zahlreichen Wurzel-
schösslingen. Stengel aufrecht, scharf-vierkantig, mit Borstenhaaren besetzt;
Blattstiel V._,— iV-2 cm lang; Blätter lebhaft grün, länglich, etwas zottig, zugespitzt,
2_5 cm lang, 1 — 2 cm breit. Blüten lebhaft rosa in reichblühenden Rispen;
eine weissblühende Form davon ist weniger schön; die übrigen in Kultur
befindlichen Arten sind kaum empfehlenswert.
17. Heterotrichum macrodon Planch.
in Bot. Mag. Taf. 4421; Illustr. hört. i8üo Taf. 25S.
Fleimat: Venezuela.
Strauch von 2— b'/.i m Höhe mit starken, rostfarbigen Blattstielen von
2 — 10 cm Länge. Blätter 1 'Z.,— 3 dm lang, 1 — 2 dm breit, aus herzförmigem
Grunde eiförmig, kurz zugespitzt, ungleich gezähnt, oben rauhbehaart, unten
dickfi.lzig. Blüten in flach-radförmig ausgebreiteten, armblütigen Trugdolden,
weiss; Kelchröhre rötlich, 8—9 mm lang; Antheren linear, einwärts gebogen,
7 mm lang; Griffel 8—9 mm lang mit kopfiger, fast schildförmiger Narbe.
18. Heterotrichum patens DC. (syn. Melastoma cymosum L. Wendl.).
Heimat: Westindien.
Strauch von 2 — 3 m Höhe, überall behaart; Blattstiel 2—5 cm lang;
Blätter oval, kleingezähnelt, 5— 7 nervig, 8— lö cm lang, 6—13 cm breit, unten
graufilzig, netzaderig. Blütenrispe gross und reichblümig; Blumenblätter weiss-
lich-fleischfarbig, abgerundet, ii~i6 mm lang; Antheren linear, 5 mm lang;
Griffel fadenförmig, oben abgestumpft, 10—17 mm lang; die runde, schwarz-
violette, 12 fächerige Beere ist 2 cm dick und geniessbar.
Beide Arten verlangen viel Nahrung und weite Gefässe; Warmhaus und
im Sommer einen geschützten Platz im F^reien.
19.? Lavoisiera pulcherrima DC. (syn. Rhexia pulcherrima Mart. & Schrank).
Heimat: Brasilien.
Strauch von 1—3 m Höhe, aufrecht. Blätter eiförmig oder länglich-
lanzettlich, zugespitzt, halbstengelumfassend, etwas derb, 3 — 5 cm lang, 1 — 2 cm
breit. Blüten einzelnstehend, selten paarig; Kelch glatt, Röhre glockig, 7—8 mm
lang; Blumenblätter rosenrot, abgerundet, 2V2 — 3V-2 cm lang, Griffel 9 — 10 mm
lang; Kapsel rund, 8 — 10 mm dick.
*) In der Monographie von Cogniaux werden die G Arten der Gattung Heterocentron
unter Heeria Schlchtldl. (iSSj) aufgeführt; der Name Heeria wurde jedoch schon ein Jahr
früher (i836) von Meissner an eine Anacardiaceen-Gattung vergeben, welche zu R.echt
besteht; es muss daher der von Hooker & Arnott 1840 gegebene Name „Heterocentron"
wieder in Anwendung kommen. (C. S.)
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen,
513
20. Medinilla Cumingii Vidal (syn, M. speciosa Hook, in Bot. Mag. Taf. 4321).
Heimat: Insel Luzon.
Strauch mit stumpf vierkantigen, knotigen Asten, an den Knoten mit
dicken Haarbüscheln; Blattstiel kurz und dick. Blätter fast lederig, länglich-
oval, kurz zugespitzt, am Grunde keilig, 11 — 16 cm lang, 5 — ö'/.2 cm breit.
Blüten 4teilig in reichblühenden Rispen von 2 — 2V2 dm Länge; Blumenblätter
länglich, 1 cm lang.
21. Medinilla Curtisii Hook, fil., abgebildet Bot. Mag. Taf. 6730.
Heimat: West-Sumatra.
Buschiger Strauch mit stumpf 4kantigen Asten, die schlanken Zweige etwas
überhängend. Blätter sitzend, dünnhäutig und bleich, schmal-eiförmig, zu-
gespitzt, am Grunde herzförmig, Mittelrippe und Rand rot, 7 — 8 cm lang, 4 cm
breit; Blütenrispe pyramidenförmig. V2 — 1 <3m lang mit korallenroten Blüten-
stielen: Blumenblätter weiss, breiteiförmig, abgerundet, 7 mm lang, Antheren
purpurviolett.
22. Medinilla eximia Blme. (syn. Melastoma eximium Jack.).
Heimat: Sumatra.
Grösserer Strauch mit unregelmässig 4kantigen Ästen, an den Knoten von
kastanienbraunen Borsten umhüllt. Blätter kurzgestielt, lederartig, elliptisch-
eiförmig, ganzrandig, 5 nervig, 3V2 — 4 dm lang, an beiden Enden zugespitzt.
Blütenrispe gross und reichblütig, rot, Deckblätter quirlförmig, oval; Blumen-
blätter schön fleischfarbig, Antheren purpurrot mit gelben Anhängseln; Beere
purpurn.
23. Medinilla magnitica Lindl.,
abgeb. in Bot. Mag. Taf. 4533; in Fl. des Serr. Taf. 572 u. 968; Gartenfl. 1861
Taf. 325 (syn. M. superba Teysm. & Binn.; M. bracteata hört.).
Heimat: Insel Luzon.
Ein besonders schöner, aufrechter Strauch von 1 — 1V2 m Höhe; Aste
4flügelig, zusammengedrückt und an den Knoten dickborstig; Blätter gegen-
ständig, sitzend, hellgrün, lederartig, länglich-eiförmig, zugespitzt, die Nerven
auf der Unterseite stark hervortretend, 2 — 3 dm lang, 1 — 1"._, dm breit. Die
Avirtelig-verzweigte, überhängende Blütenrispe ist 3 — 4 dm lang und reich-
blütig; die grossen, lebhaft rosa gefärbten Deckblätter von ovaler Form 1 dm
lang und 7 cm breit, vielnervig und abfallend; Kelch glockig, 5 — 6 mm lang;
Blumenblätter rosa, länglich oval, 9 — 12 mm lang.
24. Medinilla vSieboldiana Planch. i. Fl. d. Serr. V, Taf. 482
und Bot. Mag. Taf. 4650. (syn. Melastoma eximium Sieboldt [nicht Jack.]).
Heimat: Insel Java.
Niedriger Strauch mit stielrunden, schlanken Asten, welche an den
Zwischenknoten wergartig gebartet sind. Blätter etwas dick, fast sitzend, läng-
lich, langzugespitzt, am Grunde spitz, lebhaft grün, 12 — 20 cm lang, 4 — 7 cm
breit. Blüten in reichblühenden, verlängerten Rispen; Blüten rosa-weiss, läng-
lich-lanzettlich, spitz, 1V2 cm lang, Antheren violett.
25. Medinilla speciosa Blme., abgeb. Bot. Mag. Taf. 4321
(syn. Melastoma speciosum Reinw. . Melastoma eximium Blme.).
Heimat: Java, Molukken, Sumatra, Malakka.
Schöner Strauch von 1V2 — 2 m Höhe mit starken, 3 — 4kantigen, geflügelten
Ästen, welche an den Knoten mit dicken Haarbüscheln, gleichsam mähnenartig.
5i6
Die Dekoration zur Trauerfeier.
bekleidet sind. Blattstiel dick, '/,— i cm lang; Blätter lederartig, länglich oval,
zugespitzt, am Grunde keilig, zu 3—4 quirlständig, 7— Qnervig und 2—3 dm
lang, 7—16 cm breit. Wirtelig verzweigte, reichblühende Rispe von 2—4 dm
Länge; Deckblätter lanzettlich V2— i'Ai cm lang; Kelch glockig, 5 mm lang.
Blumenblätter zart rosa, von ovaler Gestalt, 1 cm lang; Beere länglich und
5 — 6 mm dick.
26. Medinilla Teysmannii Miqu.,
Bot. Mag. Taf. 6681 (syn. M. amabilis Dyer.).
Heimat: Celebes, Neuguinea.
Aufrechter Strauch von 1 — 1'/.. m Höhe; Aste stark und 4tlügelig, an den
Knoten mit dichten Büscheln von Wurzeln; Seitenzweige wellig gebogen. Blätter
länglich oval, am Grunde schmal-herzförmig, lederartig, hellgrün, 2V2— 3 dm
lang, 1 — 1 V2 dm breit. Blütenrispe aufrecht, sehr gross und reichblütig, 2—3 dm
lang und ohne Deckblätter, wirtelig-verzweigt; Kelch breitglockig, undeutlich
gezähnelt, 5 mm lang; Blumenblätter rosafarbig, verkehrteiförmig-länglich,
15—16 mm lang; Antheren blasspurpurn.
Sämtliche Arten von Medinilla sind im. niedrigen Warmhaus zu kultivieren;
sie verlangen reichlich Wasser und Nahrung, frische Luft und Schutz gegen
heisse Sonnenstrahlen, im Sommer einen geschützten Platz im Freien oder im
luftigen Kalthaus bei Feuchthalten der Wege.
Ausser den vorangehend beschriebenen Arten werden noch die nach-
stehenden in den Gärten kultiviert: M. crassifolia Bl. (nicht Naud.), hyalantha
Naud. (kult. in Paris), javanensis Blme., radicans BL, rubicunda Bl. (syn.
erythrophylla LindL), venosa Blme. (farinosa RgL).
(Schluss folgt.)
Die Dekoration zur Trauerfeier
des verstorbenen Geheimen Ober-Finanz-Rats Herrn R. v. Pommer-Esche
dem I. Direktor des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
'T<T\\er Verein zur Beförderung des Gartenbaues Hess es sich nicht nehmen,
Q^ seinem hochverehrten Vorsitzenden die letzte Ehrenbezeugung zu erweisen,
und beschloss in einer ausserordentlichen Sitzung der Ausschüsse, die Käume,
wo der Entschlafene aufgebahrt, durch würdigen Pflanzen- und Blumenschmuck
auszustatten. Mit der Ausführung wurde der Landschaftsgärtner F. Maecker
betraut, welcher schon jahrelang des Heimgegangenen Lieblingsaufenthalt
»Seinen Garten«, pflegte. Über die Ausführung der Dekoration sei an diesem
Platze eine kleine Schilderung gestattet.
Vom Vorflur des Treppenhauses zogen sich zu beiden Seiten entlang volle
Blattpflanzendekorationen, deren Mittelpunkt grosse Chamaerops excelsa bildeten,
die Gruppen selbst bestanden aus Lorbeer, Cypressen und Blattpflanzen.
Das Treppenhaus war mit starken grünen Tannengewinden bis zu den
oberen Räumen ausgelegt. LJie Aussenseiten der Galerien schmückten grosse
Lorbeerkränze, durchkreuzt von goldbronzenen Palmenwedeln, recht wirkungs-
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten, ^ir
voll. Die Stufen der Treppen bis zu den Trauerräumen waren mit rosa
Hortensien, eine Lieblingsblume des Verstorbenen, abwechselnd mit dunkel-
grünen Blattpflanzen bestellt, abgedeckt durch Tannengewinde. Auf halber
Treppenhöhe sowie auf dem Rundgang gruppierten sich Lorbeer und Blatt-
pflanzen. Der Trauerraum, wo der Sarg des Heimgegangenen aufgebahrt,
war durch Lorbeer und Cypressen sowie Palmen, deren Krönung eine hohe
Alsophila australis bildete, zu einem nischenartigen Hintergrund umgestaltet.
Ein diskreter Blumenschmuck war auch hier angebracht und bestand aus
Mydrangea paniculata und blühenden Hortensien, Zur rechten Seite der Auf-
bahrung war ein Altar gestellt, im Hintergrund ein grosser Kupferstich, die
Kreuzigung Christi, zur rechten Seite erblickten wir noch einmal das wohl-
getroffene Bild des \'erstorbenen, umgeben von blühenden Oleandern, Hinter
dem Sarge war von Alaecker ein ideal schöner Christus (das letzte Werk des
genialen Künstlers Michelangelo) AvirkungsvoU verwendet. Der Verein legte
durch den Vorstand einen prachtvollen Lorbeerkranz, von goldenen Palmen
durchflochten, mit schwarzer Atlasschleife und der Widmung: »Der Verein
zur Beförderung des Gartenbaues seinem Direktor« am Sarge nieder. Zahl-
reiche Beweise von Liebe und Verehrung zeigten die grossen Mengen von Kränzen
und Palmenarrangements, welche neben und vor dem Sarge niedergelegt waren.
Auf dem Sarge, welcher mit Kränzen behängt war, lagen Mantel und Degen des
Verstorbenen, welcher neben vielen Ehren auch die genoss, Johanniter-Ritter zu
sein, vor dem Sarge auf schwarzem Kissen die zahlreichen Orden. Die Abneigung
des Entschlafenen gegen das düstere Schwarz bei Trauerfeiern Hess die An-
gehörigen sich entschliessen, von einer schwarzen Drapierung des Saales
abzusehen.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
Von Dr. L. W i 1 1 m a c k.
Aus dem amtlichen Bericht des Reichskommissars für die Weltausstellung in Chicago 1893.
Äpfel. [Schluss.J
Selbstverständlich fehlt auch in Amerika die Wintergoldparmäne nicht,
doch wird mehr die rote Winterparmäne (in Amerika Winterpearmain oder
Herefordshire Pearmain) gebaut, die ebenfalls »ein guter Schiffer<: ist. Auch
der Gravensteiner erfreut sich drüben grosser Beliebtheit und hat den doppelten
Preis des Baldwm.
Ein allgemein beliebter, auch bei uns schon eingeführter, höchst wohl-
schmeckender Apfel ist der unter Nummer 6 schon genannte Northern Spy.
-welcher um das Jahr 1840 im Staat New- York auf der Farm von Oliver Chapin
zu Bloomfield bei Rochester entstand. Aus ihm ist von Charles Arnold in
Paris, Ontario (Canada), durch Bestäubung mit dem »Wagnerapfel« der aus-
gezeichnete, lange haltbare Ontarioapfel entstanden. Doch es würde zu weit
führen, hier alle wichtigeren Sorten näher zu besprechen. Um aber zu zeigen,
wie praktisch die Amerikaner die Sache anfangen, wie sehr sie sich auf einige
Sorten beschränken, sei hier die Liste der empfohlenen Apfelsorten für Illinois
aufgeführt, wie sie an hervorragender Stelle in den Transactions of the Illinois
State llorticultural Society for 1893 abgedruckt ist.
[:i8 Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
Liste aus erwählter Äpfel.
Für Nord-Illinois.
Alarkt. Sommer: Gelber Transparent, Duchess (Charlamowsky) —
Herbst: Maidens blush, Wealthy — Winter: Jonathan, Mc. Mahons
White, Willow Twig, Minkler.
Für Familiengebrauch füge hinzu:
Sommer: Benoni — Herbst: Snow — Winter: Grimes Golden,
Salome.
Für Central-IUinois.
Markt. Sommer: Duchess, roter Astrachan — Herbst: Maidens
blush, Wealthy, Haas — Winter: Jonathan, Grimes Golden. Ben
Davis, Willow Twig, Minkler.
Für Familiengebrauch füge hinzu:
Sommer: Benoni, Golden Sweet, Early Jo. — Herbst: Ramsdells
Sweet, Baileys Sweet — Winter: Roman Stem.
Für Süd-Illinois.
Markt. Sommer: Red June, roter Astrachan, Maidens blush,
Chenango-Strawberry — Herbst: Grimes Golden, Jonathan —
Winter: Ben Davis, Willow Twig, Winesap.
Für Familiengebrauch füge hinzu:
Sommer: Early Harvest, Benoni — Herbst: Rome Beauty —
Winter: Minkler.
Zu Versuchen empfohlen:
Yellow Transparent, Duchess, Huntsmann, Mammoth, Black
Twig, Akin.
Man würde aber sehr irren, wenn man annehmen wollte, dass in Amerika
überhaupt nicht viele Sorten gepflanzt werden; im Gegenteil, es giebt dort
eben solche und vielleicht noch grössere Liebhaber von Sortimenten wie bei
uns, und es finden sich auch eine ganze Anzahl Männer mit tüchtigen pomo-
logischen Kenntnissen, die ebenso strenge wie in Europa die Namen der Sorten
festzustellen suchen, neue benennen, prüfen etc.; auf der Ausstellung hatte ich
in der Obstbaujury Gelegenheit, mehrere der tüchtigsten kennen zu lernen.
Der Unterschied ist nur der, dass die meisten dieser Sorten für den Gross-
betrieb weniger in Betracht kommen. Indessen auch in Amerika warnt man,
wie bei uns, mit Recht die Züchter, zu viel Sorten zu pflanzen. Andererseits
hat man wieder, wie mir Herr Hansen, Professor des Gartenbaues in Ames,
Jowa, mitteilt, gefunden, dass mitunter, wenn man gewisse Sorten in grossen
Massen jede für sich baut, sie nicht gut ansetzen, und sucht die Ursache darin,
dass sie sich nicht selbst bestäuben können, weil ihre Staubbeutel nicht gut
ausgebildet sind. In solchen Fällen muss man andere Sorten, die besser
Blütenstaub liefern, dazwischen bauen. Dies gilt auch von Birnen, so z. B. der
Williams Christbirne, wenigstens in gewissen Gegenden.
Die Ausstellung des Ackerbauministeriums, im Government Building, ent-
hielt eine gute Sammlung von Obstmodellen, darunter auch die der wichtigsten
Apfel. Ich notierte als solche, die also mehr oder weniger für die ganzen
Vereinigten Staaten empfehlenswert sind:
Ben Davis, Baldwin, Bailey sweet, Blue Pearmain, Canada Reinette,
Coopers early, Fallawater, Fourth of July, Haas, Hawley, Jonathan,
Der Obstbau in den \'ereinigten Staaten. tjo
Jowa blush, Lansingburgh, Lawyer, Limbertwig, London (Pippin),
Mcaffee, Maidens blush, Minkler, Missouri, Newton, Mc. Mahon,
Northern Spy, Peck Pleasant.
Dass wirklich viele Sorten im kleinen von Spezialisten und Liebhabern
gebaut werden, ersah man recht deutlich auf der Obstausstellung in Chicago.
Während in der ersten Hälfte naturgemäss nur Apfel in wenigen Sorten aus
dem Jahre 1892 und selbst ältere vorgeführt wurden, nahm die Zahl derselben
später immer mehr zu. So fand ich am 38. August folgende:
Staat New-York, auf eichenen, geschnitzten Stellagen: Golden sweet,
Maidens blush, Greening, etwas gerippt, grün mit weissen Punkten, Stiel dick,
lang, Kelch geschlossen, Bentleys sweet, Fall Pippin. Gravensteiner, sehr schön,
Primate Jefferies, Chenango strawberry, Alexander, Smelling apple, Williams
Favorite, Fall Strawberry, Knickerbocker, schön gelb, und eine ganze Samm-
lung Zieräpfel, Grab apples (Malus baccata). Auch viele alte Äpfel, z. B.
Northern Spy von H. A. Holmes in Middlehope» N.-Y., waren noch vorhanden,
ferner verschiedene Neuheiten von der Versuchsstation in Geneva.
New-Jersey: Roter Astrachan, Orange Pippin, Sweet bright, Sternapfel.
Kentucky: Ben Davis, Grimes Golden, Fall Orange, ein sehr schöner
goldgelber Apfel mit kleinen Punkten.
Illinois, auf Terrassen aus Spiegeln, prächtig ausgestellt: Duchess, Mother,
Swiths Cider, Willowtwig. zwei Jahre dauernd, Rowles Janet, Red Bertigheimer
(wohl Bietigheimer) und überwinterte Ben Davis noch in voller Schönheit
Auch einen Sämling Whitney No. 20.
Arkansas: Mammuth Pippin, Russet golden, Fallawater, Newton Pippin,
Summer Belle, Pennsylvannia Redstreak, Whites Pippin, Porters Choice, schön
rot gestreift, Northern Spy, der dort schlecht trägt, Durham Sweet, einer der
besten Süssäpfel, Raileys Sweet, sehr gross, rot gestreift. In Arkansas werden
auch viele Sämlinge gezogen. Überhaupt scheint der Süden dazu besser ge-
eignet. Arkansas rühmt sich*), der Welt mehr wertvolle Sämlingsäpfel und
Sämlingspflrsiche gegeben zu haben als irgend ein anderer Staat (der Union)
und es werden Aussprüche des Professor H. E. van Dem an, United States
Governement Pomologist, Washington, angeführt, die das bestätigen.
Jowa: Red June, sehr verbreitet, Early Pennock, schön rot gestreift, Coles
Ouince, sehr guter Sommerapfel, Wealthy, Chenango, sehr fein, länglich,
Duchess of Oldenburg, kurzweg auch Oldenburg oder Duchess (unser Charla-
mowsky), überall, reift gleich nach dem roten Astrachan, Benoni, Tafelapfel,
Pattens Greening (Sämling von Oldenburg), Sap of wine, richtiger Winesap.
Letzterer ist einer der besten Cideräpfel, auch gute Tafelfrucht, und da der
Baum auf leichtem sandigem Boden gedeiht, dabei früh trägt, sollte man auch
bei uns Versuche damit machen. Auch mehrere russische Äpfel, mit denen
man namentlich in den Nordweststaaten viele \'ersuche macht, in der Hoffnung,
dass sie dem strengen Winter besser widerstehen, waren hier ausgestellt, so
der oben genannte Oldenburg, ferner Longfield, Warfield, ganz elfenbeinweiss,
Vassal, rot, lang gestielt, Noble Redstreak, langstielig, von guter Qualität;
ferner Crabäpfel, Whitney Grab, etc.
*) Arkansas, An accurate and reliable description of the State. S. 18.
520 Her Obstbau in den Vereinigten Staaten.
Die besten Winteräpfel sind (für Südwest-Jowa): Ben Davis, Jonathan,
Grahams Golden, Willowtwig, Ganett, letzterer hält sich bis Juni. Nach münd-
licher Mitteilung des Herrn Professor Hansen aus Arnes sind alle diese
Sorten nur im Südwesten hart, wo durch die Wasserscheide ein sehr ge-
schütztes Terrain mit leichtem fruchtbaren Boden, wie in Missouri, sich be-
findet. Im Nordwesten des Staates erfrieren fast alle ausser der Duchess of
Oldenburg und einigen anderen russischen Sorten. — John Wystone, Attorney
General of Jowa, Glenwood bei Omaha, besitzt looo acres Obstpflanzungen,
darunter 200 acres Wein.
Minnesota, das seinen grossen, mit Glas verschlossenen Schaukasten mit
einer Eiskühlvorrichtung versehen und deshalb selbst zartes Obst lange vorführen
konnte, hatte u. a. folgende Sorten ausgestellt: Duchess, Szetofsky, Wealthy,
Charlotte Schaler, gelber Transparent, Liebig, gestreift, ähnlich dem Duchess-
Apfel, Lon, ein Sämling von Peter Giddin, Walbridge, gleichfalls ein
Sämling.
Wisconsin: Vassili, rot gestreift, Lubsk Queen, ziemlich klein, mit dunkel-
roter Backe, Titowka, ein sehr guter, grosser, russischer Apfel, rot, mit gelben
Sternflecken, Switzer, mittelgross, länglich, langstielig, schön rot, mit weissen
Sternflecken*), Fourth of July, länglich und auch rund, langgestielt, White
Russian, Canada Peach, mittelgross, rotbackig, New Hampshire, schön rot-
backig, weiss gefleckt, länglich rund, etwas zugespitzt, Kelch geschlossen.
Michigan, das namentlich bei Michigan City viele Äpfel baut und ein
Hauptgebiet für getrocknete Äpfel ist, hatte davon weniger ausgestellt.
Missouri: Nickajack. schön rot gestreift, Ky Sweet, "lellow-Newton, Newton
Pepping, Early Monday, Gloria mundi, Winter Pearmain, Wine sap, ferner
Äpfel von 1891, Ben Davis, alles auf Terrassen aus Spiegeln, ähnlich schön
wie Illinois; ein hübsches Ölgemälde stellte die Olden fruit farin dar.
Colorado, dieser gebirgige Staat, hatte zum Teil aus 5000 Fuss Höhe
ausgestellt: Htters Red, Flemish Beauty, Kaiser Alexander, Wolfe river, Isham
Sweet.
Idaho, ebenfalls gebirgig: Newton Pippin, Yellow Newton, Gravensteiner.
Bellefleur, Baldwin. Idaho besitzt 100000 acres Obstland zu 10 bis 35 Dollar
pro acre.
Maine: American Golden Russett, Famina oder Snowapple, scheint der
rote Eiserapfel zu sein.
Oregon und Washington, letzteres der »immergrüne Staat« genannt,
treiben auch viel Obstbau, während wir uns immer diese Länder nur voll von
schönen Douglasfichten und anderen herrlichen Coniferen denken. Freilich
fehlt es auch daran nicht, aber es ist eine Freude, zu sehen, wie trefflich in
dem gelichteten Urwalde das Obst, begünstigt von der feuchten Luft des
paciüschen Oceans, gedeiht. Besonders sind es Äpfel und Pflaumen, im öst-
lichen Oregon aber, wo das Klima kontinentaler, weil das Küstengebirge und
das Kaskadengebirge dem Westwind die Feuchtigkeit genommen, gedeihen
ausser Getreide noch mehr Weintrauben und Pfirsiche. Eine interessante
Schilderung der wilden und angebauten Obstsorten entwirft Dr. J. R. Card well.
*) Switzer ist einer der russischen Äpfel, welcher am meisten für den äussersten NorJcn
verspricht. Beschrieben und farbig abgebildet in Report of tiie Secretary of Agriculture lor
i8qo. S. 418, Taf. III.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. t2I
President of the State Ilorticultural Society, Portland, in der Schrift: The
Resources of the State ol Oregon, Salem, Oregon 1892. S. 81 ff. Ich hatte
das Glück, seinen eigenen Obstgarten in Aldersprings, unter der Führung des
Herrn George Sargent, Sekretärs des Gartenbauvereins, gleichwie den des
Herrn H. E. Dosh. ebenda, Commissioner of the 1. District of Oregon und
Schatzmeister des \'ereins, besuchen zu können und werde bei den Pflaumen
darauf zurückkommen.
In Chicago hatte Oregon ganz vortrefflich ausgestellt, und dem Leiter
dieser Abteilung, Herrn Dr. Lewis in Sparta, Oregon, verdanke ich, wie auch
vielen anderen Herren in den übi'igen Abteilungen, wertvolle Mitteilungen. In
grossen, oft iVg m hohen Glasgefässen standen die besten Früchte des Vor-
jahres konserviert, während die neuen auf Tellern geschmackvoll arrangiert
waren. Gloria mundi massen 12 bis 15 cm Durchmesser.
Kalifornien. Wenn auch Kalifornien, wohl das reichste Obstland der
Welt, weniger Apfel als anderes Obst zieht, so ist der Anbau derselben doch
nicht unbedeutend. Einerseits hat man dort viel frühe Sorten, die, als die
ersten mit, einen guten Preis in den mittleren und selbst den Oststaaten er-
halten, andererseits hat man auch Apfel zum Dörren, wie sie z. B. von der
Penniman Fruit Co. in S. Jose getrocknet ausgestellt waren. Dass die Äpfel
in Kalifornien nicht so schön gefärbt sind und nicht jenes Aroma erhalten
wie in den nördlichen Staaten, ist wohl allgemein anerkannt, gerade wie in
Europa die längeren Tage im Xorden, also die längere Einwirkung des Sonnen-
lichtes, eine schönere Färbung des Obstes als im Süden veranlassen*). Aus
Nord-Kalifornien, Shasta County, in der Nähe also des berühmten Schneeberges
Shasta. den man auf der hochinteressanten Eisenbahnlinie von Portland nach
S. Francisco umfährt, war ein grüner Apfel mit ausserordentlich dünnem Stiel,
Early Harvest, ferner ein kleiner roter, Early June, eingesandt.
Eine interessante Schilderung einer Apfelbaumanlage, vom Handelsstand-
punkt betrachtet, findet sich in den Proceedings der American Pomological
Society for 1891, S. 72, von F. VVellhouse in Fairmount, Kansas. Diese Firma
hat im östlichen Kansas, auf 390 nördl. Breite und 95O westl. Länge von Green-
wich, also sehr südlich gelegen, 1000 Fuss ü. M. auf abschüssigem Prairieboden.
der einen guten Weizen- oder Maisboden abgeben würde, und durchlässigen
roten Thon mit etwas Sand als Untergrund zeigt, zuerst 1876 117 acres Apfel
gepflanzt, 1878 noch löo, 1879 den dritten Block von 160. Ausserdem sind noch
1887 bis 1890 800 acres bepflanzt, die aber 1891 noch nicht trugen.
Sehr genau wird das Pflücken beschrieben. Man benutzt den gewöhn-
lichen saumlosen 2 Bushel (72 1) -Sack und befestigt eine Ecke des Bodens
an eine Ecke des oberen Endes mittelst eines Hakens und einer Öse und bringt
in die Mündung einen Reifen, um sie offen zu halten. Der Sack wird über die
Schulter geschwungen wie beim Säen, sodass der Pflücker beide Hände frei
hat. Man nimmt auch Leitern mit, 12 bis 16 Fuss lang, an der Basis 24 Zoll
breit und oben in eine Spitze auslaufend, also wie z. B. die Leitern der
Reinigungsinstitute in Berlin. Weiter wird eine Plattform für jeden Wagen
*) Vergl. E. S. Goff, Madison, Wisc. Fruit Districts geographically considered in
Proceedings of the 2 3. Session of the American Pomological Society held in Washington,
Sept. 22 — 24. 1891, S. 59.
3_22_
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
nöti.fi^, 16 Fuss lang, 40 Zoll breit. Auf diese kommen lO Kisten, 2 Fuss lang,
16 Zoll breit, und nur 8 Zoll tief.
Dann wird mit 12 bis 15 Männern und einem Vorarbeiter zwischen zwei
Reihen Obstbäume gefahren und werden diese beiden Reihen gleichzeitig ab-
gepflückt. Jeder Mann pflückt seinen Sack so voll, als er bequem tragen kann,
etwa V2 ßushel, geht dann an den Wagen, richtet den Sack auf und setzt ihn
in eine der Kisten; er hakt dann den Sack auf und zieht den Boden in die
Höhe, worauf die Äpfel herausrollen. Die Wagen bringen das Obst nach den
Packhäusern, von denen in jedem Blockraume eins vorhanden ist. Jedes Haus
ist 16X32 Fuss gross, mit einer Plattform von 16 Fuss an jedem Ende. Selbst-
verständlich ist es aus Holz gebaut.
An jeder Seite ist 30 Zoll über dem Fussboden ebenfalls eine Plattform,
die 2 Fuss breit ist. Auf diese Plattform werden die Kisten mit Äpfeln ge-
stellt und dann sogleich in 3 bis 4 »Grade« sortiert. Der erste Grad umfasst
alle gesunden Früchte über eine gewisse Grösse, meist 7 Zoll Umfang. Der
vierte Grad sind nur die kleinen und die verdorbenen, die im Felde belassen
und zuweilen an die Schweine verfüttert werden. Das Obst kommt \n der
oben beschriebenen Weise in Fässer, die dann in einem grossen Speicher nahe
dem Bahngeleise bis zum Versand aufbewahrt werden. Diese Fässer bezieht
man auseinandergenommen und zahlt dafür iS bis 20 Cents, für das Zusammen-
setzen 5 bis 8 Cents, für Pflücken und Packen 30 Cents, sodass bis zur Über-
gabe an die Bahn 1 Fass 60 bis 70 Cents kostet.
Die 437 acres (175 ha) Bäume trugen zuerst 1880 und brachten bis 1890
23() 185 Busheis, von denen 129090 ersten Grades oder shippers waren, 107095
zweiten und dritten Grades.
Allein 225 acres tragbarer Fläche waren mit Ben Davis bepflanzt, 70 acres
mit Missouri Pippin, 70 acres mit Wine Sap, 40 acres mit Jonathan, 16 acres
mit Coopers Early, 16 acres mit Maidens Blush. Die Hauptmasse ging nach
Denver, Kansas City, Leavenworth, zuletzt nach Chicago, Lockport, X.-V.,
Philadelphia und Cincinnati. Nur die erste Sorte ward in Fässern verschickt,
diejenigen zweiten und dritten Grades lose im Eisenbahnwagen. Erstere wurden
frei Eisenbahn mit zwei bis drei Dollar bezahlt, letztere nach Gewicht. 50 Pfund
auf ein Bushel gerechnet, verkauft. Die Gesamteinnahmen in den 11 Jahren,
1880 bis 1890, betrugen 125118.08 Dollar, die Ausgaben 44 737.30 Dollar, Rein-
gewinn in den 11 Ernten 80380,78 Dollar oder im Jahre durchschnittlich
7 307,34 Dollar, was auf den acre 20,84 Dollar oder pro ha 208 Mark aus-
macht. Dabei ist aber zu bedenken, dass erst 1883 alle Bäume trugen. Würde
man das Jahr 1887 als Mittelertrag annehmen, wo 33095 Bushel Äpfel geerntet
Avurden — 1890 waren es bei sehr reicher Ernte 79 170 Bushel — , so würde
sich viel mehr ergeben. Die Kosten der Bäume bis zur Zeit des Tragens, aber
ohne Grund und Boden, stellen sich pro Exemplar auf 35 Cents.
Dass die Bäume in den wärmeren Teilen Amerikas nicht so lange ertrag-
reich bleiben, geht aus den Bemerkungen von Wellhouse hervor. Wine Sap
und .Missouri Pippin zeigten schon Erschöpfung. Der Jonathan wurde am
höchsten bezahlt, der Ben Davis wird aber an die Spitze treten. Von ihm
sind 117 Reihen vorhanden, die wie alle Reihen jede V2 engl. Meile (0,8 km)
lang sind.
Schlesische Obst- und Gartenbau-Ausstellung in Oppeln. l2^
Aber nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern auch Canada hatte eine
grossartige Obstausstellung veranstaltet und alles aufgeboten, um durch In-
schriften die Einwanderungslustigen auf dies Land aufmerksam zu machen.
Grosse Plakate besagten: »Xordwest-Canada, freie Farmen, 160 acres, der grösj-.te
Weizen- und Grasgürtel der Welt. Auskunft bei James Anderssou, Suite 50Q,
Stock Exchange Building, Chicago, Illinois«.
Obst wird nun freilich in Nordwest-Canada noch nicht viel gebaut. Das
hat seinen Hauptsitz in der Südspitze der Provinz Ontario, die darin mit New-
York wetteifert, ferner in der Provinz Quebec und in Nova Scotia. Die Graven-
steiner Äpfel der letzteren Provinz haben einen grossen Ruf bei den englischen
Käufern, und findet überhaupt ein lebhafter Export canadischer Äpfel nach
Europa statt. An Aroma und schöner Farbe kommen sie denen der nördlichen
Staaten Europas gleich und auf der I'hiladelphia Ausstellung 1S76 war die
Obstsammlung von Ontario die schönste von allen. Der wie eine Halbinsel
sich zwischen den Ontario- und Eriesee im Osten, den Huronsee im Westen
einkeilende südliche Teil der Provinz Ontario mit der Flauptstadt Toronto liegt
auf gleicher Breite mit dem Staate Xew-York und hat, begünstigt durch die
grossen Seen, annähernd ähnliches, wenn auch noch extremeres Klima. Als
Ilauptobstfarmen, die zum Teil in grossen Photographien dargestellt waren,
nennen wir: Laurentin fruit farm, Loc. 15, Concession 3, Township of Saltfleet,
County of Wentworth; Wm. M. Orr, Sloney Creek, Provinz Ontaiio, Station
Winona, M. Petit, Winona; J. H. Bigger (Schwager von Wm. M. Orr), Winona,
Pine hurst fruit farm; G. W. Cline, Winona, Loc. 23, Concession 2, Township
of Grimby, County of Lincoln. Die wichtigsten Stätten sind also um Winona
und ferner um Elgin im Elgincounty. Als beste Sorte nennt die »Fruit Growers
Association of Ontario«: Sommerapfel: Duchess of Oldenburg (=Charlamowsky);
Winteräpfel: Ontario, Gravensteiner, Ribstons Pepping, Blenham Pepping, Cox
Orange Reinette (siehe Der Obstmarkt 1894, Seite 272).
Von ganz besonderem Interesse waren die wohl erhaltenen frischen Äpfel
aus Neu-Südwales, Australien, darunter Magentin, ein kleiner rotwangiger Apfel
von W. Eyler, Greasy, Winterpearmain etc. von demselben.
Auch aus Russland waren zu Anfang der Ausstellung gut erhaltene Apfel
des Jahres 1892 ausgestellt, die ich aber nicht mehr gesehen habe.
Das Grossartigste in gut erhaltenen Äpfeln aus früheren Jahren leistete
wohl Jowa, welches solche vom 23. Oktober 1891, die von da bis Juni 1893
von der Western Refrigerating Com.pany in ihren Eiswaggons gefahren wurden,
ausstellte.
Schlesische Obst- und Gartenbau-Ausstellung in Oppeln.
^Ij^^ie bis zum Abend des 21. September dauernde Ausstellung, welche der
d^^ Oberschlesische Gartenverein anlässlich der am 18. September in Oppeln
zusammentretenden Delegirtenversammlung des Provinzialverbandes Schlesischer
Gartenbauvereine arrangiert hat, ist weit über den Rahmen derartiger Lokal-
ausstellungen herausgewachsen und bietet ein Bild gärtnerischer Leistungen
aus allen Teilen der Provinz. Mit vollem Recht konnte Gartendirektor
Göschke aus Proskau in seiner Eröffnungsrede daher auf die Bedeutung dieser
r2 1 Schlesische Obst- und Gartenbau-Ausstellung in Oppeln.
Ausstellung hinweisen und der Regierungspräsident von Moltke, der die Aus-
stellung mit dem Hoch auf den Kaiser eröffnete, schloss sich den Wünschen
seines Vorredners an, dass das gute Beispiel der Ausstellung segenbringend
für Oberschlesien wirken und die gegebenen Anregungen auf guten Boden
fallen mögen.
Die Reichhaltigkeit des Gebotenen ist leider anderseits ein Unstern für
die Ausstellung geworden, weil sie eine Zerstückelung derselben auf drei ver-
schiedene Terrains nötig gemacht hat, sodass der flüchtige Beschauer keine
rechte Vorstellung über die Bedeutung der Gesamtausstellung gewinnt, von
welcher ein Teil sich in den Sälen von Forms Hotel, der zweite im Eiskeller-
Etablissement, das durch den ^Mühlgraben der Oder und ein paar hundert
Schritte Strasse von ersterem Lokal entfernt liegt, und der dritte abermals
hundert Schritt weiter, auf der Schlosswiese, als verlorener Posten, sich be-
findet. Die Eröffnung wurde in Forms Hotel vor der Kaisergruppe vollzogen,
und von dort nahm dann der von Gartendirektor Göschke geführte Rundgang
seinen Weg in der vorerwähnten Reihe der Lokale.
Den Eintritt in Forms Saal flankieren zwei Palmengruppen des Ritter-
gutsbesitzers Dr. Hei mann auf Wiegschütz, deren Seaforthia's der ober-
schlesische Wind grob zerzaust hat, während die Dracaenen und Caladien des
L'nterbaues recht gut gepflegte Blätter zeigen. Dieselbe Gärtnerei hat quer vor
dem Eingang ein Ovalbeet gestellt, in dem sich uns eine hübsche Cycaspalme
gute Gloxinien, Cyclamen und Primula obconica gruppieren. Die drei Tafeln
des Saales sind ausschliesslich mit Obst besetzt und zwar fast durchweg in
gut gebauten Früchten. Die Krone des Treibobstes hat die gräflich Henkeische
Gärtnerei Neudeck geliefert, ausser Konkurrenz vom Gartendirektor Fox aus-
gestellt: Trauben bis zu acht Pfund und in tadelloser Vollendung ein Pracht-
stück von Cayenne-Ananas mit mustergiltiger Krone, die Riesenpfirsich Ad-
mirable Yellow, die grösste aller Pfirsichsorten und RoUisons Telegraph, eine
Treibgurke von milchzartem Fleisch von riesiger Länge. Musterhaftes Obst
hat das königlich pomologische Institut Proskau. gleichfalls ausser Konkurrenz,
in der Kaisergruppe ausgestellt, darunter auch ein Korb Weintrauben, be-
sonders die duftige Alexandria-Muskattraube. In dem Hauptsaale und seinem
Xebensaale haben mehr als loo Einzelaussteller ihre Früchte eng aneinander
gereiht ausgestellt. Diese Obstfülle enhält ebenfalls sehr viele wirkliche Schön-
heiten. Sehr beachtenswert sind: die Landwirtschaftsschule Brieg (Obergärtner
Müller, ausser Konkurrenz), Rittergut Wiegschütz, Obstbaumschule Hertwigs-
walde bei Camenz, llandelsgärtner Cichowski in Zabrze, gräflich Tschirsky-
Renardsche Gartenverwaltung in Gross-Strehlitz (Obergärtner Ullrich) und
Eichbornsche Gärtnerei in Gräbschen (Obergärtner Stanke). Aus den Massen
guter Früchte der Eichbornschen Gärtnerei nennen wir als gegenwärtig reife
vorzügliche Birnen: William, Claps Liebling, für (Jktober König Karl von
Württemberg, jetzt tafelfertige Äpfel The Queen, ein Seitenstück zu dem. be-
kannten Apfel Kaiser Alexander, aber viel edler in Aroma und Fruchtgeschmack,
die kleine Blutreinette, von Pflaumen Kirkes Blaue, eine eigrosse Flucht von
feinstem Geschmack, die rote Althans-Reineclaude und köstliche Reineclaude
d'oree. Das Pfirsichsortiment von Stanke zeigt ein Dutzend feinster Sorten
vereinigt. Als Seltenheit sind die reifen Erdbeeren von Galle in Trebnitz zu
beachten. Die noch wenig verbreitete Sanct Joseph-Erdbeere blüht und
Schlesische Obst- und Gartenbau-Ausstellung in Oppeln,
.bf2
fruchtet im Freien bis zum Frosteintritt, und zwar ist Sanct Joseph keine
.Monats-, sondern eine feine Ananas-Erdbeere.
In der Gartenkolonnade haben Obst und Gartenpläne Unterkunft gefunden.
Auf letzterem Gebiete ist in Oppeln manches vertreten, was die öffentlichkeit
nicht vertragen kann. Pläne ersten Ranges hat Garteningenieur Menzel
aus Breslau ausgestellt: der Plan des eben von Menzel vollendeten Stadtparkes
von Münsterberg mit Terrainhöhen bis zu 30 m. der Haselbach'sche Garten in
Münsterberg, der Stadtpark von Düsseldorf, dessen Plan die Stadt von Menzel
z. Z. gekauft hat, Anlagen in Simsdorf bei Hünern, Obernigk und Rostock, alles
Pläne, die nicht nur durch die Technik ihrer Durchführung bestechen, sondern
die auch wirkliche Bilder der nach ihnen geschaffenen Anlagen geben.*) Sonst
ist noch Kurz in Cosel O.-S. mit guten Plänen vertreten. Der beste deutsche
Kenner der Schadeninsekten des Waldes und des Gartens, Förster Gericke in
Reinerz, hat in dieser Halle eine Insektenkollektion ausgestellt, die an Voll-
endung und Geschick der Zusammenstellung das Höchste leistet, was auf diesem
Gebiet möglich ist. Nicht nur jede Fachschule, sondern auch jede Hochschule
würde diese Kollektion als Stern ihrer Unterrichtsmittel bezeichnen.
F'nter den abgeschnittenen Blüten in der Kolonnade des Eiskeller-
Etablissements zeichnen sich die Herbststaudenblüten der Baumschule von
Behnsch (Robert Stern) in Dürrgoy besonders aus. Hervorragend darunter
sind die Fruchtzweige von Physalis Francheti, einer Judenkirsche, deren blasige
hochrote Fruchtkelche feuriger gefärbt und mehr als doppelt so gross wie die
alte Judenkirsche der Gärten sind; eine wahre Prachtstaude für den Herbst-
schmuck des Gartens und dekorative Arrangements. In der Gemüse-Abteilung
ist viel gute Mittelware, aber nichts darüber Hinausragendes geboten.
Die Koniferen dieser zweiten Ausstellungsabteilung sind leider nicht
günstig plaziert, sodass auch wirklich schöne Stücke nicht recht zur Geltung
kommen. Dasselbe gilt für die im gegenüberliegenden kleinen Saale aus-
gestellten Bindereien, unter denen die ganz in gelben Blättern gehaltene Tafel
des Handelsgärtners Kurpiers in Oppeln volle Beachtung verdient, wenn man
berücksichtigt, dass die für eine grosse Tafel bestimmten Dekorationen dort
in drangvoller Enge zusammengerückt werden mussten; auch unter den anderen
Nummern dieses strebsamen Ilandelsgärtners findet sich viel Gutes, neben
manchen allerdings missglückten Arrangements. Unter das Gute zählen wir
den einfachen Erika- und den Herbstzeitlosenkranz. Das beste Stück der
Bindereiausstellung stammt von Schlieben & Frank in Ratibor, ein originell
gebundener, vorwiegend in Weiss gehaltener Trauerkranz, zu dessen Geschmack
die Firma ihre Binderin beglückwünschen darf. Den schmalen, halbdunklen
Raum schliesst eine niedliche Spielerei ab, Tuffsteinbau mit Wasserfall; den
Eingang in diese Sälchen flankieren zwei mächtige Enset-Bananen aus der
herzogl. Gärtnerei in Karlsruhe O.-S.
Unter der kleinen Gruppe vor dem Hause verdienen die Nelken des
Handelsgärtners Reimann in Oppeln und die Myrten von Handelsgärtner
Omonsky in Beuthen Beachtung. Auf der Schlosswiese, einem unglücklich
gewählten Ausstellungsplatze, ist besonders Breslau brillant vertreten.
W. Guder in Carlowitz hat seine überall anerkannten Nadelhölzer am Platze,
*) Herrn Menzel ist dafür die grosse silberne Medaille des \'ereins zur Beförderung
des Gartenbaues verliehen worden. L. W.
526
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
die ZU den besten Kulturen von ganz Deutschland zählen, und Reinhold
Behnsch (Robert Stern) als eine seiner hervorragenden Spezialitäten eine
umfangreiche Zusammenstellung schön blühender und buntblättriger Gehölze,
von denen viele durch die korrekte Gelb- oder Weissfärbung ihrer Blätter
allgemein überraschen. Schade, dass gerade diese Pflanzen auf einem so ver-
lorenen Posten untergebracht sind. Das Allgemeinbild der Oppelner Ausstellung
aber verdient die Bezeichnung: vollständig gelungen. (Schlestsche Zeitung.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc,
Cattleya Warscewiczii gigantea.
Obige Varietät ist besonders dadurch
interessant, dass sie die grössten
Blüten entwickelt, welche bisher bei
der Gattung C. bekannt geworden sind.
Aber nicht die Grösse der Blüten
allein macht sie bemerkenswert,
sondern auch ihre Form und besonders
ihre Farbenschönheit. Die Blüten sind
zart, flach ausgebreitet. Die Sepalen
sind breit, fast so lang als die Blumen-
blätter, von denen jedes über sY^ Zoll
lang und 3Y4 Zoll breit ist. Da die
schweren Petalen horizontal liegen, so
ist der Durchmesser der Blüte 11 Zoll.
Sowohl Kelch als Blumenblätter sind
hellrosa , das grosse Labellum
karmoisinrot. mit den gewöhnlichen
gelben Flecken im
Pflanze ist nach
mittleren Teil.
J. O. Brien
Die
die
grösste und schönste in der reich-
haltigen Orchideenkollektion von
Joseph Broome, Saunny Hill,
Llandudno.
Luddemannia Sanderiana Krzl.
Eine kräftige I-*flanze mit eiförmigen
gezackten Bulben und 3 — 4 lederigen
lanzettlichen Blättern auf jeder der-
selben. Auf den ersten Blick ähnelt
sie sehr der L. Lehmanni. jedoch
unterscheidet sie sich durch die creme-
farbigen Blüten und durch die Lippe.
In letzterer liegen überhaupt wichtige
Charaktere von spezifischem Wert.
Die Lippe ist weiss, mit dichten roten
Strichen und Flecken besetzt. Die
Seitenlappen sind länglich, der Mittel-
lappen rund. Die Blüfentrauben hängen
herab und tragen 20—25 Blüten und
gewähren nach F. Kränzlin einen
hübschen Anblick. Die Farbe wechselt
öfter nach zwei Tagen vom Gelblich-
weiss ins Gelblich-graue, und das Rote
wird schwarz. Von F. Sander,
St. Albans, wurde die Pflanze aus
Columibien importiert.
Eriopsis Helenae Krzl.
Auf den ersten Blick ähnelt diese
Art sehr der E. biloba Ldl., aber die
Blütensindüber zweimal sogross als die
Blüten die letztgenannten. Ueberhaupt
sind diese Blüten die grössten aller bis-
her bekannten der Gattung E. Die Form
der Lippe zeigt, dass die Pflanze der
E. sceptrum Reh. f. nähersteht, aber
ihre Blüten sind nur von der Grösse
der Blüten von E. biloba und der
mittelste Zipfel der Lippe ist gänzlich
abweichend. Die Pflanze ist unbestreit-
bar die schönste Art der kleinen
Gattung. Sie wurde eingeführt aus
Peru durch F. Sander-St. Albans bei
London.
Solanum lasiophyllum Dun.
Diese ist eine wollig behaarte,
stachelige Art, genau wie S. m ar-
gin atum, aber mit roten Blüten.
Während die Früchte kein weiteres
Interesse beanspruchen, so ist der
Gegensatz der weisswoUigen Blätter
und der roten Blüten um so wirkungs-
voller. Die Art stammt aus West-
Australien. Samen wurden von
Spencer Moore im Innern Australiens
gesammelt. Die Pflanzen blühten in
der zweiten Woche des August. Die
Sämlinge wurden in sandigen Lehm
ausgepflanzt. An ihren heimatlichen
Standorten, Sandplätzen mit Granit-
geröll, wächstsie frei und ungezwungen;
in der Wüste, wo sie ebenfalls gedeiht,
wird sie jedoch selten \/> Fuss hoch,
während die kultivierten Exemplare
zweimal so hoch werden.
Kleinere Mitteilungen.
327
Laelio-Cattleya Broomeana.
Von der schönen Gattung Laelia sind
verschiedene bemerkenswerte Arten
durch J.Br 00m e,SunnyHill,Llandudno,
aus Brasilien eingeführt. Der Ursprung
der oben genannten Hybride ist jedoch
fraglich. Die Frage, ob dieselbe ein
natürlicher Bastard ist oder aus einem
Ivulturhaus hervorgegangen, ist nach
O'Brienl nicht zu entscheiden. Sie hat
in mancher Beziehung eine grosse
Aehnlichkeit mit den schönsten Formen
von L.-C. elegans, obgleich sie in
der Form der Fetalen sehr von letzterer
abweicht. Die Blüten messen ö Zoll in
der Breite und sind leicht gefärbt. Die
Sepalen sind 1 Zoll breit, 2-74 Zoll lang,
die Kronenblätter oval, nicht gefleckt
wie bei anderen Varietäten, welche
der vorliegenden nahe stehen, fast
2 Zoll breit und 3 Zoll lang. Kelch
urid Kronenblätter tragen eine zarte
rosa Färbung, letztere noch mit etwas
dunklerenAdern gezeichnet. DieSeiten-
lappen der Lippe sind schneeweiss,
der Mittellappen von reichem kar-
moisinrotem Kolorit. Von seinem
Rande geht zur Basis ein dunkelrotes
Band, innen zeigt er etwas erhabene
Äderung von dunkelroter Farbe mit
einer Schattierung in orange. Die
Blüte ist eine der schönsten ihrer Art,
um so mehr ist zu bedauern, dass ihr
Ursprung unbekannt ist.
Acalypha Sanderiana.
Von der durch die Genfer Ausstellung
so berühmt gewordenen Neuheit der
Herren F. Sander & Co., St. Albans
(England) und Brügge, Acalypha
Sanderiana, von der wir in Heft 10
Seite 276 eine schwarze Abbildung
brachten, ist jetzt in der holländischen
Tijdschrift voor Tuinbouwaia, Band I\'^
Tafel II eine sehr schöne Farbentafel
gegeben, zu der Herr B. A. Plemper
van Baien, Lehrer f. Obstbau an der
S. 461 der Gartentlora abgebildeten
Reichsgartenbauschule in Wageningen,
den Text geschrieben. Wie die Revue
horticole mitteilt, ist übrigens die
Pflanze gar nicht neu, sondern
synonym mit Acalypha hispida
Joseph Hook*), von der in Kew eine
farbige Abbildung aus dem Jahre 1812
existiert, Burmann beschrieb sie in
seiner Flora indica als A. Caturus
(Katzenschwanz), auch Roxburgh soll
sie in seiner Flora indica erwähnen.
(Wir finden da keine Beschreibung, die
passt. L. W.) Der alte Rumphius
beschrieb sie zuerst und bildete sie ab
als Cauda felis, d.h. Katzenschwanz.
*) Eine Acalypha hispida Hooker findet
sich im Index Kewensis nicht, wohl aber von
drei anderen Autoren. A. Caturus Blume
ßijdrag 62g wird in De CandoUes Prodromus
XV 2 p. 806 mit aufrechten oder aufrecht-ab-
stehenden Aehren (nicht mit hängenden) be-
schrieben. L. W.
Kleinere Mitteilungen.
Die Italienische Zwetsche als Wandspalier.
Vor 8 Jahren pflanzte ich eine zwei-
etagige Palmette von einer italienischen
Zwetsche an einer nach Osten ge-
legenen Stallwand. Durch irgend einen
Zufall wurden die Aeste der zweiten
Etage abgebrochen, und ich schnitt
infolge dessen den ganzen Leittrieb fort;
es bildete sich nun an jedem unteren
Etagenast ein kräftiger Trieb, der dann
in einem Abstand von 30 cm senkrecht
in die Höhe geleitet wurde, so dass es
eine U-Form wurde. \'on diesen zwei
senkrechten Leittrieben gehen nun nach
links und rechts im Abstand von 30
bis 40 cm Etagenäste, die jedes Früh-
jahr an dem Leittriebe auf die Hälfte
bis zwei Drittel ihrer Länge gekürzt
wurden; alle übrigen Xebenzweige
wurden im Laufe des Sommers öfter
entspitzt und zu Fruchtholz umgebildet.
Auf diese Weise sind sämtliche Aeste
mit Fruchtholz garniert. Die zwei
unteren Etagen sind jetzt drei Meter
lang und sind die Spitzen nun schon
am Ende der Wand ebenfalls senkrecht
in die Höhe geleitet, sodass eigentlich
zwei U entstehen. Der Baum trägt
schon seit 6 Jahren alle Jahre und
erfreut mich mit seinen hübschen und
aromatischen Früchten. Aber vor
einigen Jahren fing er an und warf im
Sommer bei der Steinbildung den
grössten Teil seiner Früchte ab, trotz-
,28
Kleinere Mitteilungen.
dem genügend Feuchtigkeit vorhanden
war und auch gedüngt war. Xach
Untersuchung des Bodens mit Salzsäure
stellte es sich heraus, dass dem Boden
jeglicher Kalk fehlte. Im darauf-
folgenden Herbst wurde nun im Halb-
kreise ein Graben in der Entfernung
von vier Meter vom Stamm ab vor-
sichtig ausgehoben und die Erde mit
Thomasphosphatmehl reichlich durch-
mischt und auch noch etwas Kalk von
einer alten Wand mit untergebracht
und der Graben damit zugefüllt. Dann
wurde noch ca. dreiviertel Centner
Kalkstaub, sogenannter Düngekalk,
oben auf der ganzen Fläche aufgestreut
und untergehackt. Der Erfolg war
ein geradezu grossartiger: es blieben
nicht nur alle Früchte hängen, sondern
dieselben erreichten eine Grösse wie
grosse Hühnereier, waren von köst-
lichem Geschmack und mit einem
hübschen blauen Duft überzogen. Auch
im Jahre 1897, wo es hier in der ganzen
Umgegend keine Zwetschen gegeben,
hatte ich den Baum so voller Früchte,
dass die Aeste dicht besetzt waren.
Dieser Fruchtansatz war allerdings
nur durch einen Schutz bei kaltem,
nassem Wetter durch Ueberhängen von
alten Gardinen erzielt worden, derselbe
hielt den Regen und auch die leichten
Fröste ab, und ich möchte diesen Schutz
recht sehr empfehlen. Auch die
Spalierform ist sehr praktisch, indem
der Wind die grossen Früchte nicht
so leicht abschütteln kann wie am
Hoch- oder Halbstamm. Auch die
Düngung mit Kalk dart aber nicht
versäumt werden, wo im Boden an
und für sich kein Kalk vorhanden ist.
Es wird wohl mancher sagen, dass es
Unsinn sei, eine Zwetsche als Spalier
zu ziehen, aber wo hier in unseren
Bergen keine Pfirsich oder Aprikose
und nur noch einige harte Birnen
gedeihen, und in einem kleinen
Gärtchen, wo nicht über viel Platz
zu verfügen ist, da möchte ich die
erwähnte italienische Zwetsche an
einer Wand angepflanzt wissen, denn
lohnen thut sie es immer. Dazu hat
man noch eine interessante Be-
schäftigung im Sommer, da fast alle
paar Tage einige Triebe zu entspitzen
sind. Denn der Sommerschnitt ist
immer besser bei dem Steinobst als
der Winterschnitt; dadurch werden
alle Augen gezwungen auszutreiben
und sich in Fruchtholz umzuwandeln.
Gr.-Tabarz. J. Biemüller.
Schenkung eines Palmenhauses in Liegnitz.
Eine hochherzige Schenkung des
Fabrikbesitzers Fedor Beer in
Liegnitz, ein schönes Palmenhaus,
bereichert dem nächst die Stadt und
deren umfangreiche Park- und Garten-
anlagen um ein gemeinnütziges Werk.
Das auf Kosten des genannten
Wohlthäters nunmehr fertiggestellte
Palmenhaus ist von der Firma
Hönsch & Co. in Xieder-Sedlitz bei
Dresden hergestellt. Der in den
Promenadenanlagen errichtete elegante
Bau ist ganz aus Eisen und Glas her-
gestellt und mit Warmwasserheizung
versehen. Oberhalb des Einganges ist
das Liegnitzer Stadtwappen in bunter
Glasmalerei sichtbar. Das Palmenhaus
ist nach den Giebeln zu 9 m, in der
Mitte 15 m hoch; hat eine Länge von
30 m und eine Tiefe von 14 m, bedeckt
also eine Fläche von 420 qm. Es
bietet Raum für 40 hohe Palmen,
welche in wahren Prachtexemplaren
meist in der Riviera erworben wurden.
Das Palmenhaus wird auch mit einem
i Bassin zur Aufnahme tropischer
Wasserpflanzen versehen. Ebenso ist
die Anlage einer Felsenpartie und
eines Springbrunnens geplant. Die
Ventilations-undHeizungseinrichtungen
sind mustergültig angelegt und bereits
erprobt. Strauwald-Cosel,
Wilhelm Pfitzers Wohnhaus.
Das Gardener Chronicle vom 24. Sep-
tember bringt eine sehr hübsche Helio-
gravüre des W^ohnhauses des Herrn
Gärtnereibesitzers Wilhelm Pfitzer-
Stuttgart, nebst dem danebenliegenden
Garten. Das Haus ist im maurischen
Stil erbaut und hat auf dem platten
Dach einen hübschen Pflanzenschmuck.
Rosa rugosa Regeliana und Rosa rubrifolia.
Die herrliche Hagebutten-Rose Rosa
rugosa mit ihren hübschen bis 10 cm
grossen roten und auch weissen, den
ganzen Sommer über in reicherFülle er-
scheinenden Blüten mit stark genervten,
tief dunkelgrünen u. glänzenden Blättern
gereicht jedem Garten zur Zierde.
Kleinere Mitteilungen.
319
Dazu kommen noch die grossen,
roten Früchte, die dem Strauch
nicht nur im Herbst einen prächtigen
Schmuck verleihen, sondern die ebenso
wie die »Rosa pomifera« zum Ein-
machen zu verwenden sind. Da diese
Rosa Regeliana vollständig winterhart
ist, so eignet sie sich infolge dessen
im Verein mit ihren grossen einfachen
Blumen zum Ausschmücken eines
jeden Gartens, in welchem zugleich
das Nützliche mit dem Angenehmen
verbunden werden soll, indem man,
wie gesagt, die reifen Früchte im Herbst
zum Einmachen verwendet, während
die Blumen zu grösseren Sträussen
verarbeitet, ganz allerliebst sich in
denselben ausnehmen.
Am schönsten macht sich die Rosa
Regeliana jedoch als Einzelstrauch oder
auch zur Vorpllanzung an grösseren
Gehölzgruppen, wo sie sich nach allen
Seiten ausbreiten kann. Ich kenne
eine Einzelpflanze von mehreren Metern
Durchmesser, die ihre Aste bis auf
den Rasen gelegt hat und eine grosse
Halbkugel darstellt, die über und über
mit Blumen bedeckt ist und vom
Frühling bis in den Winter dem
Garten zur Zierde gereicht.
Da die Rosa Regeliana keine grossen
Ansprüche in Bezug auf den Boden
macht, indem sie im schweren wie
leichten Boden ganz vorzüglich gedeiht,
kann ihre Verwendung auch eine sehr
vielseitige sein. Da sie schon als
2jähriger Sämling zu blühen anfängt,
so ist diese Vermehrungsart die
zu empfehlendste, zumal fast alle
Samenhandlungen Samen von »Rosa
Regeliana« führen.
Hieran anschliessend, möchte ich
gleichzeitig auf eine ältere strauchartige
Rose, die »Rosa rubrifolia«, auf-
merksam machen: es ist diese auch
einer der hübschesten Ziersträucher,
der mit seinen roten, etwas ins Blaue
schimmernden Blättern, und übersät
mit den herrlichen, rosafarbenen, ein-
fachen Blumen sehr reizend istund eben-
falls in keiner Anlage fehlen sollte. Sie
liefert auch einen guten Werkstoff zur
Binderei, der gar nicht zu unterschätzen
ist; denn die dunklen Blätter, die rosa
Blüten und im Herbst oder Nach-
sommer noch die hübschen, rothen
Früchte, lassen sich zu Kränzen und
Sträussen, mit Vorteil verwenden. Da die
Vermehrung leicht durch Samen zu be-
werkstelligen ist und in 2 — 3 Jahren
fertige Verkaufspflanzen zu erzielen
sind, so bedauere ich immer, dass
man dieselbe eigentlich nicht soviel
verwendet findet wie sie es verdient.
Eine Gruppe, die in der Mitte Syringa
vulgaris, dann Cytisus, Deutzien,
Spiraea aeriaefolia, Rosa rubrifolia
und einige Rosa Regeliana enthält,
giebt eine gute Wirkung.
Gr.-Tabarz. J. Bi emulier.
Rubus odoratus.
Dieser alte, fast jedem Gärtner be-
kannte Zierstrauch besitzt infolge seiner
Eigenschaft, dass er noch gut im
Schatten und unter hohen Bäumen ge-
deiht, für jeden, der eine derartige
Ecke zu bepflanzen hat, einen hohen
Wert. Denn wo sonst kein vStrauch
mehr fortkommt, da ist diese anspruchs-
lose Himbeere noch ganz gut. Aller-
dings ist eine genügende Lockerung
des Bodens nicht zu unterlassen, wenn
sie zur vollen Entwicklung kommen
soll; dann aber werden die vielen
Ausläufer sich in einigen Jahren in
einen wahren Urwald verwandeln,
wobei sie sich wegen ihrer grossen
dunklen Belaubung und ihrer grossen
roten Blumen recht gut ausnehmen.
Die Blumen sind sehr gut zu grösseren
Sträussen zu benutzen und halten sich,
in Wasser gestellt, fast eine ganze
Woche frisch. Die Knospen kommen
dabei allmählich zum Erblühen. Aller-
dings da, wo man wegen der Aus-
läufer den Garten nicht verunreinigt
sehen möchte oder wo zu viel Platz
verloren gehen würde, ist Rubus odo-
ratus nicht gut zu verwenden; denn
da geht es wie mit Polygonum Sie-
boldi, es wird in einigen Jahren der
halbe Garten voll. Nun. für derartige
Stellen giebt es ja dann noch schönere
und wertvollere Ziersträucher. Ich
will nur mit meiner Empfehlung die
Anpflanzung an solchen Stellen, wo
sonst nicht gut etwas gedeiht, gemeint
haben.
Gr.-Tabarz. J. Bi emulier.
Im Garten des Kammergerichtsgebäudes
haben zwei Kirschbäumchen, die, nach-
dem sie jedes Jahr zweimal geblüht,
in diesem Jahre nun auch zum zweiten
Male zahlreiche Früchte angesetzt und
zur Reife gebracht.
53^
Litteratur.
Die Lindenbäume.
Während die Lindenbäume, die in
Berlin auf öffentlichen Strassen und
Plätzen angepflanzt sind, schon seit
geraumer Zeit ihr Laub mehr oder
weniger stark werfen, sieht man in
den Vororten vielfach die Linden noch
so frisch sommerlich grün und frei
von herbstlichem Laube, dass der
Laie sicher glaubt, die frische Vorort-
luft allein sei es, die diesen Unter-
schied bewirkt. Wenn nun auch nicht
in Abrede zu stellen ist, dass die Bäume
in Berlin, namentlich in den Strassen,
unter der geschlossenenStadtlutt leiden,
so ist in diesem Falle der Grund doch
ein anderer. Genaue Beobachtungen
zeigen nämlich, dass ältere Linden-
bäume in den Vororten ebenfalls schon
stark ihr Laub abwerfen und dass es
nur jüngere Bäume sind, die so frisch
grün bleiben. Indessen auch nicht
das Alter der Bäume ist ausschlag-
gebend. In Berlin wird die alte klein-
blättrige Linde, Tilia parvifolia an-
gepflanzt, in den Vororten dagegen in
den letzten Jahren nur noch eine neuere
Art, Tilia euchlora. Man sollte meinen,
dass gerade die Stadtbewohner, die
oft wochenlang kein anderes Grün zu
sehen bekommen als das der in den
Strassen angepflanzten Bäume, ein ganz
besonderes Interesse daran haben
müssten, Bäume, die recht lange grün
bleiben, zu haben. Es wäre deshalb
für unsere städtische Gartenverwaltung
sehr empfehlenswert, wenn sie in
Zukunft statt der kleinblättrigen die
Tilia euchlora regelmässig verwendete.
Voss. Ztg.
Zu unserer Mitteilung über den frühen
Laubfall der Linden in Berlin (No. 441)
wird uns geschrieben: Oft wird sehr
früh, schon im August, das Welken
und Abfallen der Lindenblätter durch
einen kleinen, wegen seiner sehr ge-
ringen Grösse leicht übersehenen
Schädling aus der Gruppe der Milben
hervorgerufen. Es ist dies die Spinn-
milbe (Tetranychus telarius), sogenannt,
weil sie die Unterseite der Linden-
blätter mit feinen Gespinnstfäden über-
zieht, zwischen welchen die Tiere
umherlaufen und auch ihre kleinen,
kugeligen Eier befestigen. Mittels ihrer
stilettförmigen Kiefer durchbohren sie
die Oberhaut der Blätter und nähren
sich von den weicheren, blattgrün-
haltigen Zellen. Die ungeheure Ver-
mehrung der kleinen Milben bewirkt,
dass die Blätter bald missfarbig werden
und abfallen, dass die Linden zuweilen
schon früh im Herbst völlig kahl sind.
Auch in diesem Jahr war diese Er-
scheinung sowohl in Berlin als auch
in den Vororten zu beobachten. Die
geschädigten Bäume beginnen dann bei
nicht zu vorgerückter Jahreszeit neue
Blätter auszutreiben, die mit ihrem
frischen Grün auffallend von der älteren
Belaubung sich abheben. Eifriger Ver-
folger dieser schädlichen Tiere — die
übrigens auch aufzahlreichen anderen
Bäumen, sowie auf Bohnen, Stock-
malven und anderen Pflanzen sich
finden — sind u. a. die Larfen des
Marienkäfers und ihrer Verwandten,
die oft geradezu verheerend unter den
Milben hausen. Auch einige grössere
Milbenarten stellen ihren kleineren
Verwandten nach. (Voss. Ztg.) An-
merkung der Redaktion. Im vorigen
Jahre fiel es vielen Besuchern der
Hamburger Ausstellung auf, dass dort
die Linden früher welk waren als in
Berlin. Vielleicht ist der Steinkoh^en-
russ mit daran Schuld. L. W.
Litteratur.
Im Verlage von Paul Parey, Berlin,
ist jetzt in dritter Auflage der von
J. G. Meyer, Handelsgärtner in Ulm,
verfasste Gartenkalender in schöner
Ausstattung erschienen und bildet zu-
gleich einen Band der im selben Ver-
lage erscheinenden Thaer-Bibliothek.
Wenn ein Gartenkalender die dritte
Auflage erlebt, so ist dies ein Zeichen,
dass derselbe seinem Inhalte nach
etwas bietet, was dem Gärtner und
Gartenfreund von Nutzen sein kann.
Auf circa 200 Seiten bietet das Buch,
wie es also diesem Umfange nach
nicht anders sein kann, in gedrängter
Kürze aus allen Zweigen des Garten-
baues, für jeden etwas, mag er nun
Handels- oder Landschaftsgärtner, Obst-
Gewerbliche Angelegenheiten.
531
oder Gemüse-, Wein- oder Hopfenbauer
sein. Wenn es hauptsächlich die Auf-
gabe des Buches sein soll, dem Gärtner
und Gartenfreunde anzugeben, wann
und zu welcher Zeit diese oder jene
Arbeit im Garten oder Treibhause
gemacht werden soll, wann diese oder
jene Pflanze auszusäen oder zu ver-
mehren ist, so muss man sagen, dass
dem für jeden Monat Rechnung getragen
ist; jedoch hat der Verfasser sehr oft
wenig bekannte und auch wenig schöne
Pflanzen empfohlen, dabei aber auch
leider viele vergessen, welche uns viel
näher liegen, und bei denen oft auch
noch viele Gärtner im Zweifel sind über
die beste Zeit des Aussäens und Ver-
mehrens. Ich erwähne nur Cyclamen
und Epheu, welche im ganzen Buche
nicht einmal aufgeführt sind.
Wenn einzelne Angaben, z. B. die
über Spargelkultur und manche andere
für uns nicht ganz zutreffend sind,
auch vieles unseren Anschauungen
über Kulturen, Erdmischungen u. s. w.
nicht ganz entspricht, so kommt dies
wohl daher, dass das, was bei den
Kulturen für Süddeutschland, dem
Wohnsitze des verstorbenen \>rfassers,
zutrifft, nicht auch für den Norden
Deutschlands passend ist. ebenso um-
gekehrt. Im Einzelnen ist in dem Buche
Vieles verbessert und den Fortschritten
angepasst und Manches aufgenommen.
was in der ersten Auflage (die zweite
ist mir nicht bekannt) nicht enthalt euAvar.
Wer also noch nicht im Besitze
eines solchen immerwährenden Garten-
kalenders ist. dem möge derselbe zur
Anschaffung empfohlen sein. C. C. 11
Einzelne Tafeln aus der Reichen-
bachia, dem grossen von F. Sander
& Co. herausgegebenen Orchideen-
prachtwerk, sind zum ausserordentlich
billigen Preise von 50 Pf. bei Friedr.
Eugen Köhler in Gera-Untermhaus
zu haben. Die Tafeln sind 53V2 cm
hoch und 39V2 cm breit und eignen
sich bei ihrer Grösse und Schönheit
auch zum Schmuck des Ladens oder
Geschäftszimmers.
Verzeichnis der Obstsorten
welche zur allgemeinen Anpflanzung
für die Provinz Hannover empfohlen
werden. — Herausgegeben mit Ge-
nehmigung Seiner Excellenz des Herrn
Oberpräsidenten Grafen zuStollberg-
Wernigerode durch die Königl.
Landwirtschafts-Gesellschaft. — Zweite
Auflage. Verlag Göh mann sehe Buch-
druckerei (Fr. Diers), Hannover 1898.
Revue de l'horticulture beige et
etrangere T. XXIV No. 4 v. 16. April
1898. Die ganze Nummer wird von
der Ausstellung in Gent eingenommen
Gewerbliche Angelegenheiten.
Schutzzoll.
Das »Elandelsblatt für den deut-
schen Gartenbau« No. 36 vom
3. September bringt unter dem Titel
»Was erwarten die deutschen Handels-
gärtner von den neuen Handelsver-
trägen?« eine sehr lesenswerte Denk-
schrift über den Zollschutz, von der
Hauptversammlung des Verbandes der
Handelsgärtner Deutschlands zu Halle
a.S. am 8. August 1898 angenommen und
für den Druck bestimmt. Die Denk-
schrift gliedert sich in vier Teile:
I.Rückblick auf die Schutzzollbewegung;
2. Zunahme der Einfuhr und unsere
Ausfuhrv^rhältnisse nach den Handels-
verträgen (1892 und 1897 im Vergleich);
3. Die heutige wirtschaftliche Lage der
deutschen Handelsgärtnerei: 4. Was ist
bisher und was muss in Zukunft in der
Schutzzollangelegenheit geschehen ?
Stellt man die im zweiten Abschnitt
gegebenen Zahlen zusammen, so ergiebt
sich 1897 gegen 1892 eine Zunahme
der Einfuhr von d. Ausfuhr
Blumen, Blättern
etc. um. .' . 1019000M. 52000M.
lebend. Gewächs..
Knollen etc. . 4867000,, 1331000,,
frisch. Gemüs. etc.
excl. Kartoffeln 3590000 ,, 1593000 „
9 476 000 M. 2 976 000 M.
Obst.frischeBee-
ren etc. excl.
Südfrüchte 19051000 „ 6503000 ,,
28527000M.9479000M.
o32l
Unterrichtswesen.
Die Zunahme der Einfuhr ist also
etwa dreimal so gross als die der Aus-
fuhr; wenn man das Obst nicht mit-
rechnet, sogar noch mehr als dreimal
so gross. Aus dem zweiten Teil ersieht
man ferner dieZoUsätze in den einzelnen
Ländern und gewahrt, dass fast alle
Nachbarländer, ausser England und
Belgien, sich mehr oder weniger
geschützt haben. Da bleibt für
Deutschland auch nichts anderes
übrig.
Unterrichtswesen.
Abgeänderter
Stundenplan
für die städtische Fachschule für Gärtner in Berlin im Winterhalbjahr 1898 99.*)
Schulgebäude: Hinter der Garnisonkirche 2.
Honorar 3 Mk. Anmeldungen täglich, ausser Mittwoch und Sonnabend, abends
7 — 8 Uhr und Sonntag vormittags 8 — 9 Uhr bei Herrn Rektor Drehmann daselbst.
Anfang Dienstag, den 11. Oktober d. J., abends 7 Uhr.
Tage:
Sonntag.
Dienstag.
Freitag.
Stunden:
Vormittags
V. 0 — 1 2 Uhr.
Abends Abends
V. 6— 7 Uhr. V. 7— 8 Uhr.
Abends
V. 8— 9 Uhr.
Abends Abends
V. 6— 7Uhr. 1 V. 7— 8Uhr.
Abends
V. 8— 9 Uhr.
I. Ab-
teilung:
Zeichnen.
C. Hampel,
Gartenbau-
direktor.
Buchführung.
Hertel,
Städt.Lehrer.
Pflanzenkuituren.
F. Bluth,
Gärtnereibesitzer.
Buchführung.
Hertel,
Städt.Lehrer.
Obst- u.
Gemüsebau.
H. Mehl,
Gärtnereibes.
Bodenkunde
u.
Düngerlehre.
Dr. Berju.
II. Ab-
teilung:
Zeichnen.
M.Hoft'mann,
Hofgärtner.
Deutsch. Rechnen.
J. Peuckert, . J. Peuckert,
Städt.Lehrer. Städt.Lehrer.
Botanik.
Dr. F. Krüger.
Deutsch.
J. Peuckert,
Städt.Lehrer.
Rechnen.
.1. Peuckert,
Städt.Lehrer.
Sommerhalbjahr 1899.
An 12 Sonntagen von 8 — lo Uhr Unterricht im Feldmessen durch Herrn
Königl. Gartenbau-Direktor C. Hampel. Beginn etwa am i. Mai. Honorar
3 Mark. Anmeldungen bei Herrn Rektor Drehmann (siehe oben) und vor den
Unterrichtsstunden bei H[errn Königl. Gartenbau-Direktor Hampel.
Wir bitten die Herren Prinzipale dringend, ihre Gehülfen und Lehrlinge
auf diesen Unterricht aufmerksam zu machen und sie zum regelmässigen
Besuch anzuhalten. Auch die verehrlichen Vereinsvorstände werden gebeten,
in den Vereinsversammlungen den Besuch warm zu empfehlen.
Dr. Deite, Dr. Wittmack,
Vorsitzender des Kuratoriums der Fachschule. Dirigent der Fachschule.
*) Der in Gartenflora No. i8 S. 497 veröffentlichte Stundenplan musste noch einige
Aenderungen erleiden; wir geben deshalb den berichtigten Plan. Der Anfang ist am Dienstag
den II. Oktober 7 Uhr (nicht 6 Uhr).
Ausstellungen und Kongresse.
533
Gartenbauschule für Damen.
Am 23. September fand in dieser von
Fräulein Dr.Elvira Castner geleiteten
Anstalt (Steglitz bei Berlin, Fregestr. 41)
das dritte Examen statt. Diesmal waren
es nur zwei junge Damen, welche nach
Beendigung des zweijährigen Kursus
sich der Prüfung unterzogen, da die
meisten zu Ostern eintreten. Beide
bewiesen sehr gute Kenntnisse. Der
jetzige Kursus zählt 26 Schülerinnen
und schon wieder sind so viele an-
gemeldet bezw. stehen zu Ostern in
Aussicht, dass eine Verlegung der
Anstalt nach Marienfelde in Aussicht
genommen ist. Dort soll dieselbe so
gross eingerichtet werden, dass 25 In-
terne und 35 Externe aufgenommen
werden können. Die Übersiedelung
wird wahrscheinlich zum Frühjahr 1900
erfolgen. — Dem Examen wohnten
Frau Baurat Wenzel-Heckmann und
Frl. Räuber als Delegierte des Vereins
zur Hebung des Frauenerwerbs durch
Obst- und Gartenbau bei; ferner die
Flerren Prof. Dr. Sorauer, Gartenbau-
direktor Carl Mathieu. Landschafts-
gärtner Vogeler und L. Wittmack.
Dass so gute Resultate erzielt werden,
liegt einmal natürlich an den tüchtigen
Lehrern, zweitens daran, dass diejungen
Damen eine gute Vorbildung haben
und drittens daran, dass solchen, die
sich nicht für den Gartenbau eignen,
gar bald gesagt wird, sie möchten
lieber davon abstehen.
Ausstellungen und Kongresse.
Die Ausstellung in Potsdam.
Die Ausstellung des Gartenbau-
vereins zu Potsdam, welche daselbst
am 7. und 8. September in Cafe
Sanssouci gegen freien Eintritt statt-
fand, bot ein vielseitiges Bild bezügl.
der Leistungsfähigkeit und des eifrigen
Strebens der Mitglieder des genannten
Vereins. Aus der anfangs be-
absichtigten Monats -Ausstellung war
durch kurz zuvor gefassten Beschluss
eine kleinere Herbst-Ausstellung ge-
worden, und es hatte eine lotägige
Vorbereitung hingereicht, um die Fülle
der nachstehend in Kürze bezeichneten
Leistungen herbeizazaubern. Die Aus-
stellungsgegenstände, in fünf Haupt-
gruppen geteilt, enthielten: 1) Deko-
rationen, 2) Handelspflanzen, 3) Binde-
reien, 4) abgeschnittene Blumen,
5) Gemüse, Früchte, Pläne und Werk-
zeuge. In Xo. 1 gefiel unter den drei
Konkurrenzen namentlich die Leistung
von Thöns: Palmen und Blattpflanzen-
gruppen des W^armhauses; indessen
auch Ebert sowie andererseits
Specht boten in ihren Leistungen
Nennenswertes. Unter 2 traten die
Kulturen von Vo esc h-Neuendorf, bezüg-
lich Neuheiten die Meyer 'sehe Leistung
in den Vordergrund. Voesch glänzte
namentlich mit Cyclamen, Nelken und
Lilien, in der Meyer'schen Gruppe die
Hybriden der Tritoma Mac Owani-Form
in verschiedenen Farben, sowie
Gloxinia grandiflora in den beiden
Sorten: Cyklop, rot mit weiss, Goliath,
blau mit weiss. Besonders müssen
dann aber noch die Agave americana
fol. var. von Karge -Neuendorf sowie
die Lilium auratum (6 Blütenstengel
aus einer Zwiebel) des Hofgärtners
Rosenberg hervorgehoben werden.
Die Bindereien fanden in den
Leistungen von Hübner. Thöns-
Potsdam, Schultz- Wildpark (Schmer-
witz Nchflg.) gebührende Vertretung,
nicht minder war aber auch die
Abteilung abgeschnittene Blumen sehr
gut vertreten. Hering - Potsdam
hatte eine reiche Mustersammlung
abgeschnittener Rosen ausgestellt,
und die Königl. Gärtnerlehranstalt
eine sehr glänzende Auswahl schöner
Staudenblumen eingeliefert. In Ge-
müsen zeigte uns Ebert - Potsdam
eine ganz hervorragende Leistung, in
Früchten dagegen die Königl. Gärtner-
lehranstalt eine reichhaltige Zusammen-
stellung in guter Ausbildung. Die vor-
handenen Giesskannen und Gewächs-
hausspritzen von Hildebrandt-
Lankwitz haben bereits die Feuerprobe
bestanden und sind daher mit Recht
überall im Gebrauch. — Sowohl die
Einrichtung des freien Eintrittes seitens
der Ausstellungsleitung sowie die am
Schlüsse stattfindende Verteilung ab-
geschnittener Blumen und Bindereien
an das anwesende Publikum fanden
534
Eingesandte Preisverzeichnisse.
naturgemäss verdienten Beifall bei den
Bewohnern Potsdams. Der Besuch
war an den beiden Tagen, Mittwoch
und Donnerstag als ein verhältniss-
mässig sehr hoher zu bezeichnen. Der
Verein bekundete sowohl in seinen
Mitgliedern wie in dem Vorstande
durch Vorführung dieses so reich aus-
gestatteten, kurzerhand entstandenen
Ausstellungsbildes nicht nur ein ent-
sprechendes Geschick, sondern gab
auch dabei Zeugnis von der ihm
innewohnenden Kraft, Frische und
Opferfreudigkeit, so dass man an-
gesichts dieses Erfolges dem Potsdamer
Gartenbauverein nur wünschen kann,
weiterhin ähnlich Erspriessliches zu
leisten. Hoffmann.
Hannover. Grosse allgemeine
Chrysanthemum - Ausstellung, ver-
bunden mit einer Winterflor- und
Binderei - Ausstellung, vom 6. bis
13. November im Palmengarten. —
Das endgültige Programm ist vor
kurzem erschienen und zeichnet sich
sowohl durch einen hübschen Um-
schlag wie durch gewählten gut ge-
ordneten Inhalt aus. Ausser zahl-
reichen Medaillen, unter denen die
goldene Medaille Sr. Maj. des Kaisers,
stehen 7000 M. Geldpreise zur Ver-
fügung. — Dass zu Medaillen oft noch
Geldpreise gesetzt sind, will uns nicht
gefallen. Entweder das eine oder das
andere.
Obst- und Gartenbau-Ausstel-
lung der Provinz Brandenburg zu j
Züllichau vom 30. September bis
3. Oktober 1898. Die Anmeldungen
sind so zahlreich eingegangen, dass
Herr Pfennig. Besitzer des Aus-
stellungslokals (Hotel zum Churfürsten)
sich entschlossen hat, auf der an den
Garten grenzenden Wiese eine grosse
zeltartige Halle für das Obst zu er-
richten; Saal und Garten bleiben für
die übrigen Abteilungen und es wird
somit eine Zerstückelung der eigent-
lichen Obstausstellung vermieden,
welche mehrfach auf früheren Aus-
stellungen die Uebersicht erschwert
und dadurch die belehrende Wirkung
geschwächt hat. Auf derselben Wiese
neben der Obsthalle werden die Baum-
schulen-Artikel eingepflanzt, welche
ebenfalls zahlreich angemeldet sind,
sodass den Besuchern der Ausstellung
Gelegenheit gegeben wird, aus den
bewährtesten Baumschulen der Provinz
und unserer Gegend Proben ihrer Obst-
bäume sowohl als auch der Wildbäume
zu sehen.
Budapest. Ungarische Landes-
Obst-, Gemüse-und Blumen-Ausstellung
in Budapest, 9, bis 16. Oktober 1898.
Trebnitz. Obst- und Gartenbau-
Ausstellung des Gartenbauvereins
vom 1. bis 3. Oktober.
Godesberg a. Rh. Gartenbau-Aus-
stellung im Herbst.
Stettin. 7.— 9. Oktober 1898. Garten-
bau-Ausstellung des Gartenbau- Vereins.
Hamburg. Chrysanthemum-
Ausstellung des Vereins Hamburger
Chrysanthemum-Freunde vom 15. bis
20. November.
Hannover. Obstmarkt 5. bis
8. Oktober in der Turnhalle der höheren
Schule am Georgsplatz. Anmeldungen
an die Geschäftsführung für den
Obstmarkt, Leinestrasse 11,
Zimmer 9.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Friedr. Jak. Dochnahl sen. in
Neustadt a. Haardt. Verzeichnis über
Obstwildlinge, Beerensträucher, Bind-
und Flechtweiden. — O. Poscharsky,
Laubegast beiDresden. Preisverzeichnis
der Baumschul- undSpezialkultur feiner
Gehölze. — Tempelhofer Baum-
schulen (Oberg. Gaude) Tempelhof-
Berlin. — Hauptkatalog derMuskauer
Baumschulen in Muskau (Lausitz). —
L. Späth, Hauptkatalog (Xo. 102) der
750 Morgen grossen Baumschule. Beide
letzteren Kataloge sind sehr inhalts-
reich.
Personal-Nachrichten.
^35
Personal-Nachrichten.
Die Silberhochzeit des Kgl. Garten-
baudirektors Lackner in Steglitz,
1 . Stellvertreter des Direktors des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, die,
wir in Nr. 18 S. 503 mitteilten, am
10. September in Wiesbaden gefeiert
wurde, nahm einen sehr schönen Ver-
lauf. Am Morgen ward dem Jubel-
paare von der einzigen Tochter, F"rau
Dr. Meurer, derselbe Silberkranz
überreicht, den schon die Eltern des
Herrn Lackner zu ihrer Silberhochzeit
erhalten hatten. Alsdann erschien ein
Enkel als Gärtner, der die drei Spezial-
kulturen des Herrn Lackner: Orchi-
deen, Flieder, Maiblumen (3 Enkelinnen
in Blumen-Kostümen) und ein Rosen-
knöspchen (das jüngste, erst 6 Monat
alte Enkelchen in einem mit La France-
Rosen herrlich gezierten Wägelchen)
vorführte. Eine besondere Aufmerk-
samkeit wurde dem Paare durch den
Verwaltungsdirektor J. M. der Kaiserin
Friedrich Herrn Seeligmüller in
Kronberg zu teil, der mit grosser
Bereitwilligkeit es übernommen hatte,
die Adresse des Vorstandes und der
Ausschüsse des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues zu überreichen. Ausser-
dem Hessen die Vorstands- und Aus-
schussmitglieder nach der Rückkehr
eine geschmackvolle Vase aus der Kgl.
Porzellan-Manufaktur, gefüllt mit herr-
lichen Blumen, übergeben. Der Steg-
litzer Gartenbauverein , dessen Vor-
sitzender Herr Lackner seit vielen
Jahren ist, schenkte eine kostbare 2,8 m
hohe Standuhr.
Dem früheren Amtsvorsteher von
Treptow, Herrn Hoff mann, Mitglied
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, ist in der ersten ötfent-
lichen Gemeindevertreter-Sitzung unter
Vorsitz des neuen Gemeinde- und
Amtsvorstehers Schmock, früher in
Schöneberg, von den Schöffen und Ver-
ordneten in Anerkennung seiner Ver-
dienste um die Gemeinde ein Ehren-
geschenk überreicht worden, eine
Bronzefigur der Germania, mit einem
Schwerte den Pflug verteidigend.
Dann wurde ihm der Dank der Ge-
meinde öffentlich ausgesprochen.
Zum Landrat des Niederbarnimer
Kreises ist jetzt der bisherige kommis-
sarische \^erwalter des Landratsamts,
Herr Rittergutsbesitzer v. Tresckow
zu Friedrichsfelde, Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues,
ernannt worden.
Der Obergärtner und Leiter des
Obstbauinstituts der Schlesischen Ge-
sellschaft für vaterländische Kultur,
Herr Jettinger in Breslau, ist nach
36jähr. Dienstzeit wegen andauernder
Krankheit in den Ruhestand getreten
und mit vollem Gehalt pensioniert
worden. Sein Nachfolger ist der bis-
herige Obergehilfe des Instituts, Herr
Haertel.
Dr. Giuseppe Gibelli, ord. Prof.
und Direktor des bot. Instituts der
k. Universität Turin f 16. Dezember.
O. Kurz mann, Hofgärtner in
Sibyllenort, wurde das Kgl. sächsische
Albrechts-Kreuz verliehen.
Herm. Maschmayer, Obergärtner
in Quadrath, wurde das preuss. Allgem.
Ehrenzeichen verliehen.
Gh. F. Hintze, Kopenhagen, be-
kannter Züchter von Blumenkohisamen,
f im August.
Mit dem russischen Stanislausorden
3. Klasse wurde H. Gruhle, Hof-
gärtner in Coburg, ausgezeichnet.
Stefens, Stadtgärtner in Essen an
der Ruhr, erhielt den Titel Städtischer
Gartendirektor.
Dem Gärtnereibesitzer Johannes
Telkamp zu Hillegom in Holland ist
das Prädikat eines Königl. Preuss.
Hoflieferanten verliehen worden.
Goeller, Ernst, bisher Obergärtner
im Grossherzogl. bot. Garten in Karls-
ruhe, wurde zum Badfondsgärtner in
Badenweiler ernannt.
.36
Sprechsaal.
Eduard Luja, bisher im bot. Garten
zu Kew, wurde von der Regierung des
Kongostaates zum bot. Sammler ernannt
und ist bereits im August dahin ab-
gereist.
Rosenberg, bisher Königl. Ober-
gärtner zu Potsdam, wurde zum
Hofgärtner auf Babelsberg ernannt.
H. J. Klein-Kr anenburg, bisher
in der Gemeinde-Anpflanzung inZütphen
thätig, wurde nach Wormerveer (Hol-
land) als Obergärtner des daselbst neu
angelegten Wilhelmina-Parl^es berufen.
Der grossherzoglich badische Garten-
inspektor J.W.Wagner zu Schwetzingen
tritt am i. Oktober in den Ruhestand.
j Inspektor der städtischen Anlagen an-
gestellt.
H. Davies, bisher Inspektor des
königlich botanischen Gartens in Kal-
kutta, wurde von der indischen Regie-
rung zur Leitung der Regierungsgärten
in Allahabad als Nachfolger des nach
dreissigjähriger Thätigkeit aus seinem
Amte scheidenden bisherigen Leiters
J. Phillips ernannt.
Joshua Brooks, Sohn von Samuel
Brooks, des ältesten Schnittblumen-
gärtners in Chicago, der mit seinem
Vater in dieser Stadt die ersten Ge-
wächshäuser baute, starb am 26, Juli
im Alter A-on 80 Jahren.
E. Jacques wurde von der Stadt-
verwaltung zu Lüttich (Belgien) als
A.C.Hartl es S.Leiter derRegierungs-
Cinchona-Pflanzung in Mungpoo, wurde
an die Stelle des ausscheidenden H.
Davies nach Kalkutta berufen.
E. Alm qu ist, der bis vor kurzem
im botanischen Garten in Berlin thätig
war, erhielt eine Anstellung als Lehrer
für Gartenbau und Botanik am
Lehrerinnen - Seminar in Skare
(Schweden).
D. B. Morris, bisher Subdirektor
des botanischen Gartens in Kew bei
London, wurde als kaiserlicher Kom-
missar für Landwirtschaft für West-
indien mit dem Sitz in Barbados er-
nannt.
Sprechsaai.
Frage 4. Kann mir jemand eine
deutsche, englische, französische oder
holländische Zeitschrift empfehlen,
welche sich hauptsächlich der Kultur
der Zierbäume und Ziersträucher
widmet? Einige Erkundigungen, den
Preis, Weise der Herausgabe und
Namen des Herausgebers betreffend,
würden mir dabei sehr angenehm sein.
Antwort: Leider giebt es keine be-
sondere Zeitschritt für Gehölzkunde.
Die so vorzüglich redigierte ameri-
kanische >' Garden & Forest« ist ein-
gegangen. Die meisten gärtnerischen
Zeitschriften behandeln aber auch die
Gehölze. Eingehendes bringt das Jahr-
buch der Deutschen Dendrologischen
Gesellschaft.
Walilyersammluug-
am Donnerstag, den 27. Oktober 1898, nachmittags 6 Uhr,
in der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule
zvir* "W^itil eines neuen IDirelitor's.
Den geehrten Mitgliedern wird ein Stimmzettel mit der nächsten Gartenflora zugehen.
Wir machen aber schon jetzt auf diese wichtige Versammlung aufmerksam.
Gartenflora 1898.
EXOCHORDAm GRANDIFLORA Lindl
Exochorda grandiflora Lindi. )
(Hierzu Tafel 1455.)
obgleich schon um die Mitte dieses Jahrhunderts eingeführt, hat dieser
-c:;^^ prächtige nordchinesische Blütenstrauch, wohl infolge seiner schwierigen
Vermehrung, doch noch lange nicht die ihm seiner Schönheit wegen ge-
bührende Verbreitung in den Gärten gefunden, in denen er vielmehr immer
noch zu den selteneren Erscheinungen gehört.
Er erreicht eine Höhe von 2'/2 bis 3 m; sein Bau ist leicht und zierlich,
die sperrig aufstrebenden Äste sind mit graziös überhängenden Zweigen besetzt.
Zur vollen Geltung kommt deshalb seine Schönheit auch nur an einem von
allen Seiten freien Standort; hier dürfte ihm aber auch, wenn er im Monat
Mai in der Pracht seiner zahllosen, grossen schneeweissen Blüten steht, zu
denen das sich entfaltende, hellgrün getönte Laub einen harmonischen Hinter-
grund bildet, kaum ein anderer, gleichzeitig blühender Zierstrauch an die Seite
zu stellen sein.
Die Vervielfältigung der Art ist, wie schon gesagt, mit Schwierigkeiten
verknüpft; denn allen künstlichen Vermehrungsarten gegenüber zeigt sie sich
sehr spröde, und keimfähige Samen werden, wie es scheint, nur an älteren
Sträuchern hervorgebracht, obgleich ein williger Blütenansatz schon an kleinen
Exemplaren stattfindet.
Ein ferneres, ihrer schnellen Verbreitung entgegenstehendes Hemmnis
mag auch in dem Umstände liegen, dass selbst ältere Sträucher, aus bisher
unbekannten Ursachen, plötzlich anfangen zu siechen, trockene Zweige be-
kommen und dann allmählich absterben.
Doch alle diese Hindernisse dürfen nicht davon abhalten, diesen wirklich
wertvollen Blütenstrauch überall in unseren Gärten. Park- und öffentlichen
Anlagen, für die er einen prächtigen Frühjahrsschmuck bildet, einzubürgern.
L. Späth.
*) Familie Rosacea e. i. Unterfamilie Spiraeeae, Früchtchen nach innen auf-
springend. 2. Tribus Quil lajoideae. Blüten gross, Samen mit Flügelrand.
Gattungscharakter; Exochorda. Blätter ganzrandig oder an Laubtrieben vorn kerbig
gesägt. Blüten zwitterig und eingeschlechtig, in Trauben; diese auf wenig verlängerten, be-
blätterten Zweigen endständig. Blumenblätter weiss. Staubblätter 10 — 25, Griffel etwa
Y4 so lang wie der Fruchtknoten.
Artcharakter: E. grandiflora Lindley. Grossblütige Blumenspiere. Völlig kahl,
Blätter aus keilförmigem Grunde verkehrt-länglich, die der Blütentriebe zweimal so lang wie
breit. Kelch wimperig-gezähnelt, Staubblätter 10 — 15 (voi jedem Blumenblatt 2 — 3), Höhe
3 m. Blüht Anfang bis Ende Mai. China. — Die zweite Art E. Alberti Regel aus der östl.
Bucharni (Blätter der Blütentriebe dreimal so lang wie breit, Staubblätter 17 — 25, vor jedem
Blumenblatt 3 — 5) ist nach Kochnes Dendrologie S. 223, der wir vorstehende Diagnose ent-
nehmen, schwerlich von E. grandiflora verschieden, die von Regel angegebenen Unterschiede
sind alle schwankend, wie Koehne sagt. L. W.
rog 85 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
851. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 29. September 1898.
Vorsitzender: Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner.
I. Vor der Tagesordnung sprachen mehrere Vereinsmitglieder in herzlichen
Worten ihren Dank für die ihnen erwiesenen Ehrenbezeugungen aus:
Herr Gartenbaudirektor Lackner dankte den Vorstands- und den Aus-
schussmitgliedern für die ihm gelegentlich seiner silbernen Hochzeit dar-
gebrachte Adresse und das schöne Ehrengeschenk, eine Porzellanvase,
gefüllt mit Blumen von der Firma J. C. Schmidt-Berlin: Herr Geh. Ober-
Bergrat Dr. Hauchecorne dem Verein für die Vermeilmedaille und für
die Adresse an seinem 70. Geburtstage; Herr A. Drawiel für die Adresse
an seinem 80. Geburtstage; Herr F. Bluth für die Vermeilmedaille.
II. Zu Ehren der verstorbenen Mitglieder: Fritz Schultze-Charlottenburg,
H. Wildensee und Frau Banquier Richter, denen der Vorsitzende
warme Worte der Teilnahme widmete, erhoben sich die zahlreichen Ver-
sammelten von ihren Sitzen.
III. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Gärtnereibesitzer Otto Talacker, Leipzig-Gohlis,
durch L. Wittmack;
2. » Kunst- u. Handelsgärtner Henry Jaebens, Berlin, Moritz-Platz,
durch L. Wittmack;
3. » Benno Schultz, botan. Obergärtner am Humboldthain, Berlin.
durch Herrn städt. Garteninspektor Fintelmann und Herrn
Hoflieferant J. Klar;
4. » H. Müller in Liebenberg b. Löwenberg i. d. M., Schlossgärtner
S.Ex'C. desGrafen von Eulenburg, deutscher Botschafter inWien,
durch Herrn Gewächshausfabrikanten G. Wehner in Britz;
5. » Gastwirt H. Pfuhl, Berlin, Invalidenstr. 38,
durch Herrn Hoflieferant Loock.
6. » Kees in Gautzsch bei Leipzig,
durch Herrn Hoflieferant Loock;
7. » H. Froehlich, Handelsgärtner und Kakteenzüchter in Birken-
werder, Nordbahn.
IV. Ausgestellte Gegenstände waren in so reicher Fülle vorhanden,
dass kaum Raum war, dieselben unterzubringen.
1. Herr Gärtnereibesitzer G. Körper-Fürstenwalde a. Spree lührte
a) verschiedene Sempervivum und Saxifraga- etc. Arten vor, um zu
zeigen, dass man selbst auf dem gewöhnlichsten Sandboden recht
gute Resultate erzielen kann. Es waren: Sempervivum aculeatum,
rupestre,Funkii,tomentosum, triste etc., Saxifraga acanthifolia, angustifolia,
caespitosa etc., Umbilius spinosus, Sedum purpurescens etc.
b) Verschiedene Herbstastern und andere Stauden. Aster formosissima,
ericoides, dumosa compacta, albiflos, Solidago stricta, Veronica prostata.
c) Eine sehr hohe Tritoma (Kniphofia) Uvaria, die er sehr empfahl.
Herr K. hat im heissen Sommer einen Blütenstiel vor dem Aufblühen
abgeschnitten, trotzdem hat er sehr schön geblüht und sogar Samen-
kapseln angesetzt. (Das erinnert an die Beobachtungen des Herrn
G.-Insp. Lindemuth, dass abgeschnittene, allerdings in Wasser stehende
85 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. cog
Lachenalien besser Früchte ansetzten, als wenn sie an die Blütenstiele
an der Pflanze bleiben, siehe Gartenfl. 1897 S. 93 L. W.).
d) Zwei grosse Schaupflanzen von Lavatera arborea fol. var., einer
2jährigen Malvaceae vom Mittelmeer, die sich zur Solitärpflanze sehr
eignet. Man kann sie auch aus dem Freien nehmen und in einen Topf
setzen, worauf sie sich gut hält.
e) Einen Eucalyptus globulus.
Er empfahl, mit bei uns aushaltenden, leicht kultivierbaren Pflanzen
möglichst tropische Bilder zu schaffen, das sei sehr wohl möglich,
wenn man die Bilder beobachtet, welche die Natur selber so
harmonisch hervorzaubert.
2. Eine herrliche Fülle der schönsten Stauden in abgeschnittenen
Exemplaren, welche die allgemeinste Bewunderung fanden, stellte Herr
Kühler von der Firma Köhler & Rudel in Windischleuba bei Alten-
burg aus.
Im Anschluss an diese Stauden legte Herr Köhler das 1. Heft des sehr
empfehlenswerten, von seiner Firma herausgegebenen "Werkes: »Die
schönsten Stauden zur Schnittblumen-Gewinnung und zur Gartendekoration«,
mit im feinsten Farbendruck ausgeführten Abbildungen vor. Die Tafeln,
im Format von 31 zu 22, sind von Herrn Lithograph Müller-Gera sehr
hübsch hergestellt. Der Text soll nur kurz sein und keine nähere Be-
schreibung geben, sondern mehr praktische Angaben über Boden, Ver-
mehrung u. s. w. Dieser Text ist in drei Sprachen: deutsch, französisch
und englisch geschrieben. (Leider sind mehrere Druckfehler stehen
geblieben.) Preis pro Heft mit 2 Tafeln 75 Pf. — Die beiden ersten
Hefte enthalten Varietäten von Primula cortusoides, Varietäten von
Pyrethrum roseum, Varietäten von Centaurea montana etc.
Ausgestellt hatte Herr Köhler: A) Neuheiten oder seltene Pflanzen:
i)Scabiosa caucasica rosea und 2) S. c. fimbriata, 3) Coreopsis
grandiflora sulfurea, viel grösser als die gewöhnliche und heller gelb;,
straffer im Wuchs und mit stärkeren Blütenstielen, daher zur Binderei besser.
4) Anemone japonica, Königin Charlotte von Württemberg, die schönste
unter den halbgefüllten Sorten dieser Art, 5) Incarvilleavariabilis, die
ersten Blüten dieser Neuheit, schön rot, aber klein, mehr für Liebhaber,
6) Diervilla (Weigela) hortensis, ein von Herrn Professor Dr. Ko eh ne
bestimmter, bisher nicht eingeführter Strauch, mit langen Trieben, so
glatt und im Winter so rot angehaucht wie ein Cornus, blüht schön rosa
und in reicher Fülle, friert aber auf dem schweren Boden bei Altenburg,
wo die Gehölze alle so lange in Vegetation bleiben, etwas zurück.
7) Stephanandra Tanakae in Herbstfärbung, freilich noch nicht so schön
wie auf der Abbildung Tafel 1431, Gartenfl. 1897 S. 505. Ist fast winter-
hart, nur die Spitzen frieren zurück, 8) Rudbeckia triloba (gelb), eine
fast ganz vergessene Pflanze, in üppigster Blütenpracht, blüht sich so zu
sagen fast zuTode und ist deswegen nur 2jährig, 9) Erigeron speciosum
var. superbum, sehr schön, rosa-lila, 10) Heliopsis scabra
»B. Ladhams«, gelb, eine Schnittblume ersten Ranges. 11) Coreopsis
mutica, eine alte Annuelle, die fast in keinem Samenkatalog zu finden
ist, aber um so mehr Beachtung verdient, als sie ganz im Spätherbst,
wenn fast alles verblüht, erst anfängt ihre Blumen zu entwickeln.
cjO 85 I. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
12) Clematis apiifolia, Blumen fast wie C. vitalba, sehr wertvoll,
13) Rudbeckia laciniata »Goldball«, 14) Spiraea callosa Froebeli,
X Bumalda ruberrima, von der Mutter hat diese Züchtung den Wuchs,
vom Vater »ruberrima« das Remontieren; sie blüht fast den ganzen
Sommer, 15) zum Vergleich S. Bumalda ruberrima Anthony Waterer,
die schönste dunkelrote. 16) Senecio pulcher, herrliches Rosa,
17) Cotononeaster horizontalis buxifolia, einer der schönsten
Felsensträucher, halb immergrün, reich besetzt mit zierlichen kleinen
roten Beeren, ganz flach anliegend, i8j C. h. microphylla, etwas allseits-
wendiger, 19) Ligustrum Ibota var. myrtifolia. immergrün, 20) neue
Formen von Gladiolus Chieldsei, darunter eine nach Herrn Köhler
benannte, rot mit bläulichem Rand.
B. Ältere Arten, die für die Gewinnung von Schnittblumen sich für
gegenwärtige Herbstzeit besonders empfehlen:
Chrysanthemum (Leucanthemum) maximum ,, Triumph", bedeutend
haltbarer als die anderen „Marguerites". Gaillardia maxima, Sämling
von „Prinzess Irene". Aster Datschil, die dankbarste Herbstaster. \'on
jetzt ab kommt sie in ein ganz kaltes Haus, und so erzielt man bis
Weihnachten langstielige Blumen. Pyrethrum (Chrysanthemum) uligi-
nosum, Rudbeckia fulgens. Delphinium Belladonna, hellblau,
leider keine Lichtfarbe. Wenn sie verblüht ist, schneidet man diese
Pflanze ab, giesst sie häufig und erzielt so Ende September wieder die
schönsten Blumen. Helianthus giganteus blüht erst jetzt, wo die
Blumen wertvoll, weil er im Frühjahr heruntergeschnitten wurde, Rud-
beckia speciosa (syn. Xeumannij, Lupinus arboreus etc.
Einige sehr schöne Herbstastern sind: Aster cordifolius. Aster
horizontalis färbt sich in ihren Blattspitzen im Herbst wundervoll rot
und hat kleine rote Blüten. Für Topfkultur ist als einzige geeignet
Aster hybr. Mme. Sommier, die niedrig bleibt.
3. Von Herrn Baumschulbesitzer Hesse in Weener, Ostfriesland, waren
riesige Trugdolden eines Hollunders übersandt, welche Herr Hesse unter
dem Namen Sambucus pubens maxima in den Handel gegeben. Sara-
bucus pubens Michaux soll nur eine Varietät von S. racemosa sein, welche
Art bekanntlich längliche Trugdolden hat. Die vorliegenden Fruchtstände,
z. Th. noch mit Blüten, sind aber ganz horizontal ausgebreitet, so dass
es aussieht, als wenn nur eine Form von Sambucus nigra, des schwarzen
Hollunders, mit riesigen Blütenständen vorläge, die es aber nicht ist.
Der Durchmesser der Blütenstände beträgt bis zu 46 cm. [K. Koch sieht
S. pubens als gute Art an, sein Herbar-Exemplar in der landwirtschaftlichen
Hochschule stimmt ziemlich gut mit dem des Herrn Hesse. Herr Hesse
wird in nächster Nummer weiteres berichten. L. W.]
4. Von P'räulein Blohm war ein reizendes weissblühendes kleines
selbsterzogenes Zwiebelgewächs überbracht; Zephyranthes Candida
Herb., das leider bei der Fülle der Gegenstände in der Sitzung selbst
vorzuzeigen vergessen wurde.
5. Herr Friedhofsinspektor Kierski, Potsdam, übergab einen fast
armdicken Wurzelast von Chamaecyparis Lawsoniana mit einer
mächtigen ca. 13 cm starken, 19 cm langen eiförmigen Anschwellung,
die sich etwa -^ 4 m unter dem Boden befunden hatte, ebenso eine kleine
85 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. cAi
Anschwellung an einem oberirdischen Triebe. Die Ursache dieser An-
schwellungen dürfte noch unbekannt sein. L. Wittmack bemerkte, dass
man ähnliche Anschwellungen bei Birnbaumwurzeln auf Saftstockung
zurückführt. Herr Hofgärtner Hoffmann wies darauf hin, dass auch
bei Viburnum Lantana sich häufig Wurzelanschwellungen finden, namentlich
sehe man das in den Stadtgärten, ebenso wie daselbst bei Birnbäumen ; vielleicht
möchte der harte Lehmboden unter unserem Sande die Ursache der Saft-
stockung sein.
0. Herr A. Drawiel, Lichtenberg, legte einen grossen, schön gefärbten
neuen Apfel, den Berner Rosenapfel, vor, der vom Dezember bis März
genussfähig sein soll, während doch sonst die Rosenäpfel schon im Sommer
reifen. Die fünfjährige Pyramide, von welcher dieser Apfel stammt, trug
fünf Früchte, die Sorte scheint also früh tragbar. Die Pyramide bildet
sich locker wie die eines Borsdorfers.
7. Herr Kohlmannslehne r von der Firma Kohlmannslehne r &
Schwenke, Schöneberg bei Berlin, stellte eine ganze Reihe der schönsten,
neuen Dahlien für 1899 aus, meist englische Sorten. Unter diesen sind
besonders empfehlenswert: Britannia, Island Queen, die vornehmste
mauvefarbene, mittelgross, sehr schön gebaut und dankbar blühend;
Marie Service, eine der vornehmsten in der F^orm, Farbe bernsteinartig
mit lleliotropschimmer; von 1898er besonders Keyne's White, besser
als Mrs. Peart, weil der Stiel länger und straffer ist, die Farbe ist fast
dasselbe Elfenbeinweiss. etwas zarter im Ton.
Von eigenen Einführungen der Firma seien hervorgehoben: Op ortoTait
ganz niedrig, die erste für Topfkultur wertvolle, orange-scharlach;
Strahlenkrone, Einführung vom vorigen Jahr, etwas hängend, aber
dankbar und grossblumig; Stern von Schöneberg, violett, eine
der besten. (In nächster Nummer folgt eine nähere Beschreibung der
Haupt-Xeuheiten der Firma.)
Die Firma stellte ferner einen Kasten mit herrlicher weissblühender
Boretta cantabria aus, von welcher schönen Ericacee die Gartenfl. Xo. 10
S. 257, t 1450 eine farbige Abbildung brachte.
8. Herr Eduard Grass -Marienfelde führte gleichfalls eine Reihe
neuer Dahlien vor, alles Sämlinge eigener Zucht, meist diesjährige,
ausser den älteren: Elsa, Meteor, Dorothea und der weissen »Juwel«.
Viele der Sämlinge fangen jetzt erst an schön zu werden; bis dahin waren
sie meist einfach, aber sehr reichblühend und die Blumen sehr gross.
9. Herr städt. Carteninspektor Axel Fintelmann übergab aus den
Gewächshäusern des Ilumboldthains die schönen Blüten der Passiflora
violacea. Im Winter 1896/97 wurden die Samen im Warmhause aus-
gesäet und im Jahre 1897 nur kleine Pflanzen erzielt. In diesem FT-üh-
jahre aber pflanzte er sie im Mai in den freien Grund des Hauses in
Mistbeeterde und da erreichten die Pflanzen bis 5 ni Länge, so dass sie
nun die Sparren des Warmhauses der ganzen Länge nach bekleiden und
mit zahlreichen herrlichen Blumen prangen. Die Farbe der Strahlen-
krone dieser Passionsblume ist ein dunkles Violett, in Weiss übergehend.
10. Herr Rentier A. Martiny- Wilmersdorf bei Berlin wünschte die
Bestimmung zweier Äpfel, die, obwohl sie sehr schön rotbackig waren,
doch für weisse Winler-Calvillen angesprochen wurden.
Z.A2 85 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
11. Aus dem Garten des Herrn Geh. Kommerzienral \'eit-Steglitz
legte Herr Obergärtner H. Schulz ö Sorten Plirsich und 3 Sorten Tomaten
vor. Nur einige Sorten Plirsich haben gut angesetzt; zu diesen gehören:
1. Präsident Griepenkerl, die auch im vorigenJahre üppig trug (an
einem Zweige waren diesmal 12— 14 Pfirsiche); 2. Frühe Silber, be-
schrieben und farbig abgebildet Gartenflora 1S97. S. 1. t 1434), sie ist
aber entschieden nicht früh, da sie erst jetzt reif wird; 3. Madeleine
rouge, grosse schöne Frucht: noch Hunderte sitzen an dem Baume,
überhaupt reifen die Pfirsiche in diesem Jahre viel später als sonst, wohl
weil zuerst die Wärme fehlte; 4. Malta, sehr gut tragend, spät, jetzt noch
hart; 5. Schöne von Baden, neu, sehr dankbar, auch im vorigen Jahr,
hübsch gefärbt und von gutem Geschmack; 6. König der Obstgärten,
hübsche Schaufrucht, rosa angehaucht und jetzt reif.
Merkwürdig ist, dass die frühen amerikanischen Sorten Amsden,
Alexander etc. in diesem Jahre gar nicht angesetzt haben; dagegen sieht
man, dass auch unsere Sorten reichlich tragen, wenn nur das Holz gut
ausgereift ist, wie das 1897 der Fall war.
Die Tomaten pflanzt Herr Schulz ziemlich früh. iMe zuerst reitende
Sorte war König Humbert, mit länglicher Frucht, dann folgte nach
14 Tagen bis 3 Wochen die kleine runde Zwergtomate, die, obwohl
sie südlichere Lage hat. doch später reift; 3. Präsident Garfield, be-
kannte grosse gerippte Frucht, die. weil sie an einer Südmauer stand.
sehr früh reifte.
12. Geradezu Bewunderung erregten die von Herrn Rudolph Mayer.
München, Xymphenburgerstr. 125, 127. ausgestellten Unterrichtsmittel. Rep-
tilien, Insekten und Ptlanzenkrankheiten unter gewölbten Gläsern, so dass
sie vergrössert erscheinen, z. T. trocken, z. T. in Konservierungsmitteln.
Dieselben haben bereits auf der Naturforscher - Versammlung zu
Düsseldorf im September d. J. allgemeine Aufmerksamkeit erregt und
ebenso die Beachtung des Kultusministeriums gefunden. In der >'Urania'<
wird voraussichtlich bald eine grössere Reihe ausgestellt werden.
V. Die der Eile wegen vom Vorstande vollzogene Überweisung von je einer
grossen silbernen, einer kleinen silbernen und einer bronzenen Medaille
zu den Ausstellungen des Märkischen Obstbauvereins, des Oberschlesischen
Gartenbauvereins in Oppeln und des \'ereins für Obst- und Gartenbau in
Cosel, sämtlich Mitglieder, wurde nachträglich genehmigt.
VI. Hierauf beschloss die Versammlung ohne Debatte einstimmig, die Wahl
eines neuen Direktors an Stelle des leider verstorbenen Herrn Wirkl.
Geh. Oberfinanzrat von Pommer Esche schon in der Versammlung am
27. Oktober*) vorzunehmen und damit nicht bis zur statutenmässigen Neu-
wahl des Vorstandes im Juni 1S99 zu warten. Der für das laufende
Vereinsjahr zur Vorbereitung der Vorstandswahlen gewählte Ausschuss
wurde mit der Vorbereitung zu dieser Wahl betraut.
Auf Vorschlag der Herren Königl. Garteninspektor Perring und Hof-
gärtner Hoffmann wurde diesem Ausschuss empfohlen, die sämtlichen
Ausschüsse zu einer Vorbesprechung einzuladen.
*) Da am 27. Oktober die Landtagswahlen stattfinden, ist die Versammlung auf l'reitag,
den 28. Oktober verlegt.
Die Champignonzucht als landwirtschaftlicher Nebenbetrieb. £,43
VII. Herr Inspektor Dressler beantragte, in der November-Versammlung
eine kleine Obstausstellung zu veranstalten, um zu sehen, welche
Sorten sich dies Jahr besonders gut entwickelt haben, es genüge, wenn
Jeder bis zu 10 Sorten und von jeder bis zu ö Stück ausstelle. Dies
wurde angenommen.
VIII. Hierauf beschloss die Versammlung, die sehr sachlich gehaltene eingehende
Denkschrift des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands über
den Schutzzoll (Handelsblatt f. d. deutschen Gartenbau No. 36) auf Kosten
des Vereins abdrucken zu lassen und sie den Alitgliedern mit der Garten-
flora zuzustellen. Ausdrücklich wurde vom Vorsitzenden hervorgehoben,
dass diese Denkschrift nur zur Information der Mitglieder dienen solle,
da später die Schutzzollfrage doch im Verein behandelt werden müsse.
IX. Einem Unterstützungsgesuch wurde in der Weise Folge gegeben, dass der
Schatzmeister ermächtigt wurde, die noch aus dem Fonds für die Über-
schwemmten übrig gebliebenen 62,00 M. dazu zu verwenden.
X. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren städtischen Garteninspektor
A. Fintelmann, Gärtnereibesitzer Kretschmann und städtischen Ober-
gärtner Alende, hatte folgende Preise zuerkannt:
1. Herrn Köhler & Rudel, Windischleuba bei Altenburg, für Stauden
eine grosse silberne Medaille;
2. Herren Kohlmannslehner & Schwenke, Schöneberg bei Berlin,
für neue Dahlien eine kleine silberne Medaille;
3. Herrn Eduard Grass, Marienfelde, für neue Dahlien eine kleine
silberne Medaille;
4. Herrn G. Körper, Fürstenwalde a. Spree, für Fettpflanzen etc.
den Monatspreis von 15 Mark.
XI. Aufgenommen wurde als wirkliches Mitglied Herr Bruno Lehmann.
Agent für Pumpmaschinen. Berlin.
Carl Lackner. Wittmack.
Die Champignonzucht als landwirtschaftlicher Nebenbetrieb.
fnter obigem Titel tritt Herr Carl Schüler, dem man es seinen Aus-
führungen nach anmerkt, dass er selbst bezüglich der Champignonzucht
in der Praxis steht, mit einem über 50 Seiten starken Büchlein im ^'erläge von
Trowitzsch & Sohn in Frankfurt a. O. an die Öffentlichkeit.
Wenn der Verfasser in seinem Vorwort sagt, dass der Grund, weshalb
die Champignonzucht in Deutschland noch nicht auf der Höhe der Zeit steht,
darin zu suchen sei, dass die Rentabilität nicht genügend bekannt sei, so
vermag ich ihm darin nicht beizupflichten. Meines Erachtens nach liegt der
Grund zunächst darin, dass viele Grosszüchter, von welchen manche ein
hübsches Sümmchen dabei verloren haben, zu geringe Erfahrung in der Kultur
besassen, infolgedessen sie sich bei Fehlschlägen nicht zu helfen wussten.
Ferner mangelt es auch an gleichen Kulturräumen sowohl, wie an gleichem
Material zur Anlage; besonders fehlt es vielen Züchtern noch an einem gewissen
Scharfblick in der Verwendung einer guten, keimfähigen Brut.
r^M Die Champignonzucht als landwirtschaftlicher Nebenbetrieb.
Sehr bin ich wiederum mit dem ^^erfasser einverstanden, dass, besonders
in der Landwirtschaft, vorteilhaft Leute mit der Champignonzucht beschäftigt
werden können zu einer Zeit, wo wenig Arbeitsgelegenheit vorhanden ist.
In dem Artikel über wildwachsende Champignons schildert Verfasser
sehr eingehend, unter welchen Verhältnissen dieser Edelpilz im Freien vor-
kommt, und halte ich diese Anregung für sehr wertvoll, denn die Natur ist
unsere beste Lehrmeisterin.
Dass der Verfasser eine geschichtliche Übersicht über die künstliche
Zucht giebt und besonders die guten Erfolge hervorhebt, welche die Franzosen
und Engländer seit langen Jahren damit gehabt haben, trägt viel zur Ver-
vollständigung des Werkes bei, doch wäre es angebracht gewesen, wenn er
im Vergleich mit den bis jetzt in Deutschland erzielten Resultaten bemerkt
hätte, dass wir hier klimatisch im Nachteile sind; gerade weil wir uns der
künstlichen Heizung bedienen müssen, ist unsere Champignontreiberei be-
schwerlicher. Wenn zur Zeit in Russland die Champignonzucht einen gewissen
Aufschwung nimmt, so tragen dort die sehr billigen Dünger- und Feuerungs-
materialpreise viel dazu bei. Was der ^'erfasser über Pflege, Eigenschaften
und Wert der verschiedenen Dünger, die sich zur Zucht eignen, sagt, darin
pflichte ich ihm vollkommen bei, er giebt dem Landwirt, der sich mit der
Champignonzucht befassen will und für den ja das Buch in erster Linie be-
stimmt ist, manchen beherzigenswerten Wink. Da viele Landwirte aber Dünger
aus den Städten beziehen, so wäre es wünschenswert gewesen, wenn der \'er-
fasser bemerkt hätte, dass der mit Karbol desinfizierte Dünger auf
keinen Fall zur Pilzzucht zu verwenden ist.
Erfreulich ist es, dass in dem Buche auch die Feinde und Krankheiten
des Champignons eingehend behandelt sind.
Wenn ich dem \'erfasser in ökonomischer Hinsicht nachfühlen kann, dass
er alle kleinen unbenutzten Plätze in den Gewächshäusern der Güter zur
Champignonzucht verwendet sehen möchte, so kann ich doch nicht unerwähnt
lassen, dass der eine oder der andere Kulturzweig in den Häusern darunter
leidet. Soll die Champignonzucht wirklich rentabel sein, so muss man schon
besondere Räume dazu nehmen. Hierbei will ich auch, um ganz unparteiisch zu
sein, bemerken, dass sich die von mir eingeführte Methode, Champignons in leeren
Zementfässern zu züchten, welche auch vom \'erfasser angeführt und empfohlen
wird, nicht zur Grosskultur eignet; sie ist mehr für den Privatmann bestimmt,
und zwar hat sie sich für solche Räume bewährt, wo Beetanlagen auf dem
Fussboden, der grossen Feuchtigkeit wegen, nie Resultate gebracht haben.*)
Über die bei der Champignonzucht zu beobachtenden Handgriffe und
über die Behandlung der Beete drückt sich der \'erfasser in klarer und leicht
verständlicher Weise aus, giebt auch Anleitung, wie der Dünger von abgetragenen
Beeten vorteilhaft zu verwenden ist. Sehr angenehm werden auch dem Inter-
essenten die vielen Kochrezepte für Champignons sein, welche dem Buche
als Anhang beigefügt sind. Unter den Abbildungen interessiert besonders ein
Trockenapparat, womit der Pilzzücbter imstande ist, etwaigen Überfluss an
frischen Pilzen zu guter Verkaufsware zu konservieren.
lieber Amelungs Champignonzucht in Cementfässern siehe Gartenti. i8q5 S. 14 n:.
Abb. u. 1896 S. 504. D. Red.
Ferdinand Cohn
545
Ziehe ich noch in Betracht, dass das Buch trotz der Fülle des darin
Gebotenen nur i Alark kostet, so kann ich es mit gutem Gewissen allen
Interessenten angelegentlichst empfehlen, denn es wird dazu beitragen, unsere
Champignonzucht, die seit einigen Jahren, ähnlich der Obstkultur, in Deutschland
imAufschwung begritfen ist, zu heben und zu fördern.
Berlin, Joachimsthalsches Gymnasium. H. Amelung.
Ferdinand Cohn f.
d multus annos! riefen wir dem Geheimrat, Professor Dr. Ferdinand
Cohn am 24. Januar dieses Jahres, seinem siebzigsten Geburtstage zu,
den er in voller geistiger Jugendfrische, ein Froher unter den Fröhlichen,
feierte. Anders aber war es vom Schicksal beschlossen. Freitag den 24. Juni
hatte Ferdinand Cohn noch der Witwe seines am Gehirnschlag am Dienstag
den 21. Juni plötzlich verschiedenen botanischen Freundes Kerner von
Marilaun in Wien einen herzlichen ßeileidsbrief geschrieben, am Sonnabend
den ^5. Juni Vormittags hatte er im pflanzenphysiologischen Institut des
botanischen Gartens seine Vorlesung gehalten und bis ein Uhr Mittags
gearbeitet, seine gewöhnliche Tageseinteilung festhaltend. Vor zwei Uhr
traf er in seiner Wohnung ein, las noch etwas und griff dann, über
einen plötzlichen Druck klagend, nach seinem Herzen. Im selben Augen-
blick aber glitt er lautlos vom Stuhle und der sofort herbeigerufene
Arzt konnte einige Minuten später nur noch den Tod des berühmten
Forschers feststellen. Ein glücklicher Heimgang für den Verschiedenen, mitten
aus der Welt seines Schatfens ohne Leiden und Schmerzen abberufen ins un-
erforschte Jenseits.
Ferdinand Cohn, den die Stadt Breslau am 13. November 1897 zu
seinem goldenen Doktor-Jubiläum zum Ehrenbürger ernannte, war geborener
Breslau er und hat sein erfolgreiches Leben in Breslau verbracht, bis auf die
kurze Studienpause 1846/47, die er in Berlin verlebte, wo damals Professor
Kunth dem Forschungseifer des jungen Gelehrten zu Ehren eine formenschöne
Dracaenen-Gattung »Cohnia« taufte. Am 24. Januar 1828 als Sohn des späteren
k. k. Österreich-ungarischen Konsuls, Geheimrat Dr. J. Cohn geboren, besuchte
er das Magdalenen-Gymnasium, studierte von Ostern 1844 ab in Breslau Botanik,
vollendete seine Studien in Berlin, wo er am 13. November 1847 zum Doktor
promovierte und kehrte dann nach Breslau zurück, um sich dem Universitäts-
Lehrfache zu widmen. 1850 habilitierte er sich als Privatdozent, aber in jener
Zeit der Reaktion verging mehr als ein Jahr, ehe der jüdische Dozent zum.
Eide als Universitäts-Lehrer zugelassen wurde. Man erkannte im Ministerium
Cohns Bedeutung schon damals, aber man sträubte sich auf das äusserste ihn
zu vereidigen, obgleich die Universität Simultan-Charakter besass. Cohns
Festigkeit siegte schliesslich und ebenso errang er durch zähe Festigkeit, als
er 1859 zum ausserordentlichen Professor ernannt worden war, die Gründung
eines pflanzenphysiologischen Instituts, allerdings im dritten Stock des Hauses
Schmiedebrücke 35 in geradezu unglaublich schlechten Räumen.
Aber er wüste mit dem ihm angeborenen köstlichen Fluraor sich über alle
Widerwärtigkeiten hinwegzuhelfen. — ;T)as L'nzulängliche, hier wirds Ereignis'<,
begrüsste er einst einen Ministerialrat, der die Räume besichtigen sollte — und
546,
Ferdinand Cohn f.
schuf in diesen Räumen nicht nur seine bahnbrechenden Forschungen über die
Welt der Bakterien, sondern gleichzeitig eine Schule von Bakteriologen, die
des Meisters Ruf in alle Lande trug und auf seinen Grundlagen weiter baute.
Robert Koch, der heut so gefeierte Gelehrte, begann seine Bakterien-Studien
an Cohns Hand und der verstorbene Oberstabsarzt Prof. Dr. Schröter wurde als
Cohns Schüler sein treuer Mitarbeiter auf dem Gebiete dieser kleinsten Lebewesen,
deren früher ungeahnte Bedeutung Cohn und seine Schüler der Welt erschlossen
haben. »Kennen wir den Feind erst einmal, dann vermögen wir ihn auch zu
bekämpfen«, sagte Geheimrat Küstner in der Begrüssungsrede an Cohn
am 13. November 1897. »Sie haben uns die Bakterien kennen gelehrt und
Ihnen verdankt die heutige Medizin den Fortschritt der Bekämpfung.«
Ein gütiges Geschick hatte Cohn neben der scharfen Beobachtungsgabe
und der klaren Erfassung des Wesens der von ihm beobachteten Formen und
Vorgänge ein eminentes Lehrtalent, die Gaben der allgemein verständlichen
^'■ortragsweise und der glanzvollen Diktion in Wort und Schrift verliehen. Wie
Kerner in Wien für Österreich war Cohn in Breslau für Deutschland der
glänzendste Vertreter jener von Alexander von Humboldt begonnenen Popu-
larisierung der Wissenschaften.
Wenige akademische Lehrer besassen die Gabe, den Studierenden ihre
Spezialfächer so klar darzustellen wie Ferdinand Cohn, der das Semester
wiederholt mit dem Scherze eröffnete; Die vier Grundstoffe der Pflanze sind
Kohlenstoff = C, Sauerstoff = O, Wasserstoff = H, Stickstoff = N. Dabei
hatte er, scheinbar absichtslos, diese vier Buchstaben an die Tafel geschrieben
und setzte lächelnd hinzu, »Sie sehen, dass ich was von den Pflanzen verstehen
muss.« Niemand verliess Cohns Vorlesungen, ohne eine wirkliche Belehrung
heimzutragen, und für den Wissbegierigen war Cohn zu jeder Privataufklärung
bereit. Neben dem Meister im Lehrfach aber war Ferdinand Cohn seinen
Schülern ein sorgender Vater in jeder Not des Lebens und nie wusste seine
Linke, was die Rechte gab. Dabei war er von einer echten, vom Herzen
kommenden Liebenswürdigkeit und anerkannte jedes ernsthafte Streben in
vollstem Masse und suchte seinen Schülern die Wege zu ebnen, soweit es ihm
irgend möglich war.
Das Jahr 1872 brachte Ferdinand Cohn die Ernennung zum ordent-
lichen Professor, und als 1888 sein Lebenswunsch in Erfüllung ging und
er als Direktor in die hohen hellen Räume des jetzigen pflanzenphysiologischen
Instituts im botanischen Garten einzog, da überreichte ihm der Oberpräsident
von Seydewitz die von Kaiser Friedrich vollzogene Ernennung zum Geheimen
Regierungsrate. Es war ein rührender Augenblick, als der joviale Ober-
präsident, scherzhaft auf die Schwerhörigkeit des Gelehrten anspielend,
Ferdinand Cohn frug: »Haben Sie mich denn auch verstanden, lieber Herr
Geheimrat?« und Cohn, der immer Redegewandte, einen Moment überrascht,
nur stillschweigend die Hand des Oberpräsidenten schüttelte, ;iber mit so
leuchtenden Augen, wie ein Kind am Weihnachtstische. Und eine kindlich
gute und teilnehmende Natur, ein Mann voll Jugendfrische und Idealismus ist
Ferdinand Cohn geblieben bis in seine letzte Stunde. Seine wissenschaft-
lichen Einzelleistungen vermögen wir hier nicht aufzuzählen, dem deutschen
Volke aber hinterliess der hochverdiente Forscher sein populäres Lebenswerk
»Die Pflanze«, unter welchem Titel er das heutige Gesamtwissen über die
Die Dekoration bei der Gedenkfeier von Theodor Fontane.
547
Pflanzen und ihr Leben in herrlichen, meisterhaft geschriebenen, populären
Einzeldarstellungen zusammengefasst.'
Mit der schwergetroffenen Gattin trauert am Sarge von Ferdinand Cohn
die botanische Wissenschaft der gesamten Kulturwelt, trauert ein alle Länder
umfassender Kranz von Freunden und Schülern um den heiragegangenen Freund
und Meister, der so unvermutet abgerufen worden ist. (Rreslauer Ztg.)
Die Dekoration bei der Gedenkfeier für Theodor Fontane.
^m Sonntag den 20. September veranstaltete der Verein >Berliner Presse«
eine ergreifende Gedächtnisfeier für den kürzlich verstorbenen märkischen
Dichter Theodor Fontane im Festsaal des Berliner Rathauses. Herr
Gärtnereibesitzer Fasbender, dessen Taufdekoration auf der Jubiläums-Aus-
stellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues wir in Gartenflora 1897
S. 407 abbildeten, hatte es übernommen, die Räume dazu festlich zu schmücken,
und es ist ihm das in vollem Masse gelungen. Wer die Riesentreppe im Rat-
hause, die langen Gänge im ersten Stock, die zum Festsaal führen, kennt, der
wird ermessen, welche Unmenge von Pflanzen dazu gehören, um alles anmutig
zu zieren. Während sonst bei Feiern, welche die Stadt selbst veranstaltet, dies
von der grossen städtischen Gärtnerei im Humboldthain geliefert wird, die
natürlich mit ganz anderen Mitteln arbeitet, hatte jetzt eine einzige Handels-
gärtnerei fast ebenso viel Material geliefert; das ist nicht hoch genug anzuerkennen
Die Seiten der riesigen Festtreppe waren eingenommen von hoch-
stämmigen Lorbeeren, umgeben von niedrigen Blatt- und Blütenpflanzen; Lorbeer-
Hochstämme, garniert mit kleineren Pflanzen, zeigten auch in geschickter Weise
den Festteilnehmern den Weg über den Korridor und durch die Bibliothek in
den Festsaal selbst. Ueberall hatte Herr Fasbender an den Enden eines
Ganges einen hübschen Abschluss aus einem grösseren Arrangement gebildet
Die Hauptschwierigkeit bot der mächtige Festsaal. Hier wurde Herrn
Fasbender nur ein Raum von einem einzigen Meter Breite bewilligt, um auf
diesem sozusagen ein hohes Spalier aus Palmen, Dracaenen und anderen Blatt-
pflanzen aufzubauen, welches den Saal in seinem hinteren Teile quer durchschnitt:
denn bei der grossen Zahl der Teilnehmer musste selbst in diesem gewaltigen
Saal mit dem Raum gegeizt Averden. Dabei sollte aber doch das Ganze nicht
wie ein Spalier aussehen, sondern wie eine Gruppe, zumal in ihrer Mitte die
Büste Fontanes Aufstellung erhalten musste. Trotz dieser Schwierigkeiten ist
die Sache Herrn Fasbender wohl gelungen. Mächtige Palmen und andere
Blattpflanzen waren dazu verwendet, während einige hohe Dracaenen über das
Ganze hinwegragten und ein wohlthuendes Verhältnis der Höhe der Gruppe
zur Riesenhöhe des Saales herstellten. Wir würden die Gruppe an den Seiten
etwas niedriger gehalten haben, doch verbot sich das vielleicht, weil hinter
derselben die zahlreichen Sänger und Sängerinnen des Philharmonischen Chors
Platz erhalten und nicht gesehen werden sollten.
Geradezu meisterhaft war die an der Fensterwand des Saales aufgestellte
Rednertribüne von Herrn Fasbender dekoriert. An der Wand selbst ragte die
Büste S. M. des Kaisers aus einem Ilain von Palmen etc. hervor, während zu
CyAS Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Meiastomaceen.
den Seiten der Tribüne schöne hohe Dracaena Massangeana und vor ihr eine
herrliche Araucaria excelsa, alles umgeben von kleineren Blattpflanzen, Platz
erhalten hatten.
Sicherlich hat die ganze Dekoration ganz ausserordentlich mit zur feier-
lichen Stimmung der Versammelten beigetragen, und das ist ja das \'orrecht
der stummen Pflanzen, dass sie, geschickt gruppiert, so tief zum Herzen sprechen.
L. W.
Die wertvollsten in Kultur
befindlichen Arten aus der Familie der Meiastomaceen.
Von C. Salomon. [Fortsetzung.]
27. Melastoraa candidum Don (syn. macrocarpum Don (nicht Xaud.).
Heimat: Südchina, Formosa, Hongkong.
Strauch mit stumpf-4 kantigen, weissgrauen Asten, die jüngeren Zweige
und Blattstiele mit kurzen, dicht anliegenden Haaren bekleidet. Blattstiel
V2 — 2 cm lang; Blätter 7 nervig, härtlich, eitörmig, zugespitzt, oben borstig,
unten zottig behaart, Vs— i'/j dm lang; Trugdolde verkürzt, 3— 7blütig; Kelch
weissgrau; Blumenblätter rosa, 3 — 4 cm lang.
In Kultur befinden sich ferner noch M. decemfidum Roxb. (syn. san-
guineum Don, macrocarpum x\aud., nicht Don), denticulatum Labill..
Houtteanum Naud., Malabathricum L., normale Don (nepalense Lodd.),
polyanthum Blme., Teysmannii Miqu., villosum Sims etc.
28. Meriania longifolia Cogn. (syn. Schwerinia superba Karst.,
M. macrantha Linden Cat., M. Karstenii Xaud., in Fl. d. Serr. Taf. 707).
Heimat: Venezuela, Neugranada.
Strauch von iVo— 2 m Höhe mit schwach 4kantigen, glatten Ästen; Blatt-
stiel 1 — 1 V2 cm lang; Blätter länglich-lanzettlich, an der Spitze verschmälert,
am Grunde abgerundet, mit entfernt stehenden, kleinen Sägezähnen, 8 — 12 cm
lang, 2'/2 — 4 cm breit; Blumenblätter schön purpurn, rundlich oder abgestumpft,
3 — 3V2 cm lang, Staubbeutel zitronengelb.
29. Miconia magnifica Triana (syn. Cyanophyllum magnilicum Linden).
Heimat: Mexiko.
Die bräunlichen Stengel dieser prachtvollen Blattpflanze sind mit flockiger
Wolle bedeckt. Blätter i m lang, 3—4 dm breit, von drei gleichlaufenden
Nerven durchzogen, auf der Oberseite schön sammetgrün mit Metallschimmer
und lebhaft hervortretenden weissen Mittelnerven und hellgrünen Seitennerven,
auf der Unterseite tief purpurviolett.
30. Miconia metallica Triana (syn. Cyanophyllum metallicum Xaud.).
Heimat: Venezuela.
Zweige stumpf-4kantig. Blattstiel dick, 1—2 cm lang; Blätter 2 '/.2— 3' 2 dm
lang, 12 — 16 cm breit, länglichoval, mit abgestumpfter kurzer Spitze, Oberseite
lebhalt grün, 5 nervig, mit querlaufenden, verdickten Seitennerven, die Unter-
seite prachtvoll blau schimmernd. Blüten weiss, in rispig- verzweigten Trugdolden.
M. spectanda Lind. (Cyanophyllum spectandum Lind. Cat.) von Ost-Peru
ist von M. magnifica durch lang-zugespitzte, nach dem Crunde zu mehr ver-
schmälerte, glänzend-sammetgrüne Blätter verschieden.
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
549
31. Miconia staminea DC. (syn. M. Teysmanniana Rgl. Gartenfl. 1867 Taf. 537.
Melastoma discolor Teysm., MelastomaLindenii hört., Melastoma reticulatumVelL);
Heimat: Brasilien, Paraguay.
Strauch von 1 — 2' ^ m Höhe; Stengel und Aste zusammengedrückt; Blatt-
stiel 1 — 2'/'o cm lang. Blätter 1 — 2 dm lang, 6 — 10 cm breit, länglichoval, kurz-
zugespitzt, am Grunde abgerundet, 5 nervig, oben glänzend dunkelgrün mit
Metallschimmer, unten hellgrün, gegenständig. Blütenrispe 1 — 2 dm lang,
pyramidenförmig, reichblütig, die einzelnen Blüten fast sitzend: Blumenblätter
S — 10 mm lang, weiss; Griffel 12 — 13 mm lang. Beere kugelig, 5 mm dick.
32. Miconia vittata Cogn. in lUustr. hört. Taf. 219 (1876),
unter Clidemia vittata Lind. & Andre abgebildet und beschrieben.
Heimat: Ost-Peru.
Blätter 2 — 3 dm lang, 12 — 16 cm breit, oben glatt, dunkelgrün mit einem
breiten weissen Längsstreifen durchzogen, 5 nervig, unten weich behaart. Blüten-
rispe endständig. 5 — 6 cm lang, gedrungen.
33. Monochaetum hirtum Triana (syn. Grischowia hirta Karst.),
Heimat: Venezuela.
Reichblühender, gegen 1 m hoher Strauch; Aste stumpf-4kantig, aschgrau,
zottigbehaart; Blattstiel ^3 — 1 cm lang und dichtbehaart. Blätter 3 — 5 cm lang,
!'._, — 3 cm breit, schmal-eiförmig, 7 — 9nervig, lebhaft grün. Blüten gross,
purpurrötlich, langgestielt in Trugdolden; die grösseren Antheren 16 — 18 mm
lang, die kleineren 7 — 9 mm lang.
34. Monochaetum quadrangulare Triana,
als Rözlia granatensis Rgl. abgebildet in Gartenflora 1871 Taf. 706.
Heimat: Neugranada.
Schöner, aufrechter Strauch von 1 m Höhe und darüber. Aste 4kantig.
behaart. Blätter breit-eiförmig, 3 — 6 cm lang, 1V2 — s'/o cm breit, oben scharf
zugespitzt, am Grunde in den verkürzten Blattstiel übergehend: die karminroten
Blüten erscheinen reichlich im Herbste an verkürzten Blütenstielen an der
Spitze der achselständigen Trugdolden; Staubfäden 4 gleichlang und aufrecht.
Kelch purpurn, drüsigbehaart.
Hübsche Arten von Monochaetum sind noch: alj^estre Xaud., als
M. ensiferum in Bot. Mag. Taf. 5132 (nicht Naud.) abgebildet; calcaratum
Triana aus Mexiko, von Februar bis Ende März blühend, syn. ensiferum Linden
(nicht Bot. Mag.), von Karl Koch in der Berl. Wochenschrift 1860 unter
M. CandoUeanum Xaud. beschrieben; M. Hartwegianum Naud. in Bot. Mag.
Taf. 5506 unter M. dicranantherum Triana (nicht Naud.) abgebildet; M. Hum-
boldtianum Hook., in Bot. Mag. Taf. 53O7 abgeb., sowie in Illustr. hört. Taf. 11
als umbellatum Naud., pulchrum Dcne. von Mexiko und tenellum Naud.
von Guatemala.
35. Mo n ölen a primulaeflora Hook, iil.,
abgeb. Bot. Mag. Taf. 5818 (syn. Bertolonia primulaeflora Bull.).
Heimat: schattige Gebirgswälder von Peru u. Neugranada.
Kleine Pflanze mit etwas fleischigen, benarbten Stengeln; Blätter leder-
artig, glatt, breitelliptisch und langgestielt, 3 — 5 nervig, oben glänzendgrün,
unten purpurn, 1— i'/o dm lang; die Unterseite des Blattstieles gleichfalls
purpurrot; der ganz glatte, schlanke Schaft trägt an der Spitze 2—3 Blüten
560
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
von 2V2 cm Breite, kurzgestielt und lebhaft rosenrot mit weisser Mitte;
Antheren gelb.
Kultur nahe am Glas im temperierten Gewächshaus. •
36. Osbeckia chinensis L.
Bot. Reg. Taf. 542 (syn. O. decora Wall. Bot. Mag. Tat. 4036).
Heimat: Trop. Asien, trop. Australien, Neuguinea, China, Japan.
Krautartige Pflanze mit 5 — 6 dm hohen, scharf vierkantigen, behaarten
Stengeln; Blätter kurzgestielt, fast sitzend, 3 — 5 nervig, schmal lanzettlich,
3 — 6 cm lang, 2 — 18 mm breit; Blüten kopfig, Blumenblätter rotviolett, 10 bis
16 mm lang: Antheren 4 — 6 mm lang.
37. Osbeckia nepalensis Hook.,
abgebildet Bot. Reg. Taf. 1475 (syn. O. speciosa Don. (nicht hört.).
Heimat: östl. Himalaya und Ostbengalen, Nepal, Assam.
Halbstrauch mit stumpf-4kantigen, borstig-behaarten Asten; Blätter fast
sitzend, länglich lanzettlich, oben filzig, unten zottig. 6 — 15 cm lang, 1V2 — 5 cm
breit, 7— Qnervig. Blüten in fast doldenförmiger Rispe; Blumenblätter purpur-
rötlich, gewimpert, 2 cm lang; Griffel kräftig, 1V2 cm lang.
38. Osbeckia stellata Don., abgeb. Bot. Reg. Taf. 674
(syn. O. speciosa hört., nicht Don., Melastoma crinitum Roxb.).
Heimat; Nordindien, Nepal, China.
Schlankverzweigter Halbstrauch von 1 — 2 m Höhe mit undeutlich vier-
kantigen, kurzborstig-behaarten Asten; Blattstiel Vo — 1 cm lang; Blätter länglich-
lanzettlich, zugespitzt, am Grunde abgerundet, oben kurzstriegelhaarig, unten
kleinborstig, 7 — 15 cm lang, 2 — 5 cm breit. Doldenrispe armblumig; Blumen-
blätter rosapurpurn, gewimpert. 3I0 — 3 cm lang, Antheren 13 — 15 cm lang.
39. Otanthera rubro-limbata Naud.
(syn. Melastoma rubro-limbatum I.k. & Otto, abgeb. in Icon. Taf. 41, Otanthera
bractecta Korth.)
Heimat: Sumatra, Neuguinea, Australien. >
Schöner Strauch von '2 m Höhe mit runden, rotbehaarten Zweigen;
Blätter 5 nervig, herzförmig, kurzgestielt und zugespitzt, am Rande feingekerbt
und rotbehaart; Blüten in Afterdolden, Blumenblätter Aveiss, stumpf, 10 Staub-
fäden von gleicher Tange; Kelche rot umsäumt. '
Kultur gleich der von Sonerila und Gravesia.
40. Phyllagathis rotundifolia Blme.,
abgeb. Bot. Mag. Taf. 5282 (syn. Melastoma rotundifolium Jack.).
Heimat: Sumatra, Malakka (feuchte Wälder).
Ein schöner, niedriger Strauch mit rundlich-ovalen, fast herzförmigen
Blättern, 1V2 — 3 dm lang, 12 — 25 cm breit, oben glänzend metallschimmernd,
unten blasspurpurn; Blattstiel 5 — 12 cm lang, auf der Oberseite langbemähnt;
Blüten in trugdoldenähnlichen Köpfchen von purpurnfarbigen Deckblättern
umschlossen; Blumenblätter rosa, unscheinbar, oval.
41. Rhynchanthera grandiflora DC.
Bot. Mag. Taf. öoii (syn. Melastoma grandiflorum Aubl. (nicht Schrank).
Heimat: Guiana, Brasilien, Kolumbien (sumpfige Orte).
Strauch von 1 — i'/g m Höhe mit zylindrischem Stamm und Ästen: Blatt-
stiel 2 — 4 cm lang; Blätter schmal-eiförmig, kurz zugespitzt, am Grunde herz-
förmig, 9rippig, 6 — 10 cm lang, 3 — 6 cm breit; die ganze Ptlanze mehr oder
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
bbl
weniger behaart. Die aufrecht verzweigte Blütenrispe entwickelt sich im
Herbst; Blumenblätter sehr schön violett, zugespitzt, 2 — 2','o cm lang; Staub-
fäden rot mit goldgelben Antheren, Griffel 18 mm lang.
42. Salpinga margaritacea Triana
(syn. Bertolonia margaritacea Bull, in Fl. d. Serr. Tat", lögj).
Heimat: Südbrasilien.
Krautartige Pflanze mit aufwärtssteigenden Stengeln, 4 — 8 cm hoch; Blatt-
stiel 4—8 cm lang; Blätter oval, zugespitzt oder stumpf lieh, am Grunde herz-
förmig, 15 — 18 cm lang, 10 — 13 cm breit, seidenglänzend, grün bronziert,
zwischen den Adern mit weissen Flecken und periförmigen Punkten in mehreren
Reihen. Blüten gestielt in 1 dm langen verzweigten Trugdolden. Blumenblätter
weiss mit rötlichem Anflug, 10 — 12 mm lang: Kelch glockig, fast krugförmig.
Kultur gleich der von Gravesia.
43. Sonerila grandiflora R. Br. Bot. Mag. Taf. 5354.
Heimat: Nilgherrigebirge (an Flussufern).
Aufrechter Halbstrauch mit glatten, stielrunden Ästen, 3 — 4 dm hoch,
verzweigt; Blattstiel 1 — 2 1/2 cm lang; Blätter elliptisch-lanzettlich, zugespitzt,
am Rande gesägt, 3 — 5 cm lang, 14 — 22 mm breit. Die Blüten erscheinen im
Oktober und November in einer starken, einseitigen Afterdolde auf 3 —7 mm
langen Blütenstielen; Blumenblätter schmal-eiförmig, zugespitzt, 2 cm lang, lila;
Antheren 9 mm lang.
Sehr schöne Arten sind ferner:
Sonerila margaritacea Lindl., Bot. Mag. Taf. 5104; Fl. d. Serres
1856, Taf. 1126 (syn. S. Marnei Lind. Illustr. hört. 23 Taf. 254;
Hendersonii I]ull in Illustr. hört. 23 Taf. 230: margaritacea fi,
Ilendersonii Rgl. Grtfl. 1877 Taf. 897; S. splendens u. superba
hört.).
S. picta Korth., speciosa Zenk. Bot. ^lag. Taf. 502Ö (syn. elegans
Bot. Mag. Taf. 4978 (nicht Wght.); Bensonii Hook. Bot. Mag. Taf. 6049:
orbiculata Lindl. u. solanoides Xaud.).
Kultur wie bei Gravesia u. Bertolonia. [Schluss folgt.]
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Die neue Theehybrid-Rose „Balduin".
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Es war im Juni 1898, als Peter
Lambert in Trier zum erstenmale die
von ihm gezüchtete Rosenneuheit
»Balduin« ankündigte, und ich war mit
einer der Ersten, die diese Rose
erwarben. Wenn ich auch noch nicht
ein endgültiges Urteil fällen mag, so
möchte ich doch einiges schon jetzt
darüber berichten. Die Ptlanzen, die
ich erhielt, waren an und für sich gut
zu nennen, wurden gleich in sorg-
fältige Kultur genommen und ent-
wickelten sich gut. :vBalduin* scheint
eine sehr reichblühende Sorte zu sein,
die für die Treiberei als frühe
Sorte wertvoll Averden wird, denn kaum
zurückgeschnitten, treibt sie eine Un-
menge Blütentdebe.
Die Form der Blumen ist mehr schalen-
förmig, fast kamellienartig, jedoch
nicht ganz fest; mir scheint, als wäre
sie etwas flatterig. Die Farbe ist ein
Carmoisinrosenrot, das jedoch nicht
bläulich wird, selbst im Verblühen sich
gut hält, was ich ganz besonders her-
vorheben will. Der Wuchs ist ziemlich
552_
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
kräftig, als Topfpflanze gefällt sie mir
sehr gut. Als Gartenrose niedrig
erzogen ist sie ganz am Platze, weil
in dieser Form die prachtvolle Blume,
die ganz nach oben steht, zur Geltung
kommt. Für Hochstämme dürfte sie
weniger passen, weil man dann den
Anblick der Blumen nicht geniesst.
Von etwa zehn neuen Sorten, darunter
auch »Baron von Kesselstadt«, welche
gleichzeitig zurückgeschnitten wurden
und gleiche Pflege erhielten, war
»Balduin'< die erste, die blühte von
Remontan trosen folgte »CapitänChristy«.
Hiernach dürfte >'Balduin« die früheste
Treibrose im Winter sein. Dazu kommt
noch, dass sie nicht zu hoch wird,
was gerade für Topfkultur wertvoll ist.
Als hervorragendste Eigenschaften er-
wähne ich den ununterbrochenen Flor
undWiderstandsfähigkeit gegen Sonnen-
hitze.
Neuheiten von Samen eigener Züchtung
oder Einführung für 1899
von Haage & Schmidt in Erfurt.
(Nach den Beschreibungen der Züchter).
Chrysanthemum carinatum (tricolor) Chamae-
leon. O
(Hierzu Abb. ici.)
Die hiermit zum ersten Male an-
gebotene sehr grossblumige ^^arietät
Abb. 10 1.
Chrysanthemum carinatum Chamaeleon.
Abb. 102. Coleus, grossbliltteriger Zwerg-.
dieser zu Schnittzwecken so beliebten
Sommerblume wird mit Recht eine
wohl allgemein beifällige Aufnahme
finden. Wenn die Blume im Stadium
des ersten Blühens ist, zeigt die Grund-
farbe der Strahlenblüten ein schönes
Hellbronze mit leuchtend purpurner
Zone; die schwarzpurpurrote Scheibe
ist von einem goldgelben Kreise um-
geben. Nach einigen Tagen verwandelt
sich das Hellbronze der Grundfarbe
in em prächtiges Isabellgelb. Die vier
distinkten F"ärbungen jeder Blüte, dazu
die verschiedenfarbenen Blumen einer
Pflanze ergeben ein reizendes Farben-
spiel und eine herrliche Wirkung.
Coleus, neuer grossblätteriger Zwerg-. O Q|
(Hierzu Abb. 102.)
Mit dieser Neuheit bringen wir eine
noch nicht bestehende Rasse Coleus
in den Handel, welche, selbst wenn
ausgepflanzt, nur 15 — 20 cm Höhe er-
reicht. F^ür Teppichbeete wird die
neue Rasse besonders wertvoll er-
scheinen, weil an ihr das lästige Zurück-
schneiden der Pflanzen wegfällt, und
man nur die kleinen Blütenstengel zu
entfernen braucht. Die Blätter, deren
Grösse der der Blätter der hoch-
wachsenden Sorten fast gleichkommet,
sind meist schwarzrot und rot mar-
moriert und gefleckt. Constant aus
Samen.
Deiphinium caucasicum. üj.
(Hierzu Abb. 103.)
Eine harte perennierende Spezies mit
auffallend schmalen, wenig verzweigten
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
553
Abb. io3. Delphinium caucasicum. B). blau.
langen Blutenständen von über i m
Höhe ; die Blumen variiren von
leuchtend ultramarinblau bis blassblau.
Delphinium speciosum trichocarpum. %
Reichblühende, distinkte Art, welche
sich von dem im vergangenen Jahre
von uns eingefühlten D. speciosum
glabratum durch kräftigeres Wachstum,
gedrängtere Blütenähren und eine mehr
in helllila übergehende Färbung der
Blumen unterscheidet.
Eschscholtzia Douglasii. Q
(Hierzu Abb. 104 )
In der Grösse der Blumen zwischen
E. californica und E. tenuifolia genau
die Mitte haltend, ist diese californische
Abb 104. Eschscholtzia Douglasii. ßl. gelb.
Abb.
Gaillardia graiidiflora compacta.
Spezies hauptsächlich wegen ihres
ausserordentlich frühen Blühens zu
empfehlen ; denn mit den anderen
Sorten zugleich gesäet, gelangt sie volle
14 Tage früher als diese zur Blüte.
Die Blumen sind von rein goldgelber
Farbe mit etwas dunklerer Mitte, die
Belaubung ist graugrün und sehr fein.
Gaillardia grandiflora compacta. D\
(Hierzu Abb. 105.)
Unter den Avinterharten perennieren-
den Pflanzen, die zur Schnittblumen-
gewinnung kultiviert werden, sind wohl
die Gaillardien besonders zu empfehlen.
Die neue gedrangen wachsende und
dabei einen runden Busch bildende
Varietät, die wir hiermit anbieten, wird
30 — 40 cm hoch und trägt ihre lang-
gestielten Blumen ganz aufrecht. In
Abb, 106. Gerardia hvbrida.
554^
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Fülle des Farbenspiels steht sie den
hochwachsenden Sorten nicht nach,
im Blütenreichtum ist sie ihnen über-
legen, denn die Pflanzen blühen un-
unterlDrochen vom Juni bis zum Spät-
herbst.
Geranium grandiflorum. Q|_
Auffallend schöne Spezies mit grossen
tiefultramarinblauen Blumen, die stets
paarweise im Mai und Juni erscheinen.
Vollständig winterhart.
Gerardia hybrida. O %
(Hierzu Abb. 106.)
Aus einer Kreuzung zwischen G. lini-
folia und Pentstemon pulchellus erzielt,
sind diese Hybriden ebenso leicht als
einjährige Pflanzen zu kultivieren, wie
die Pentstemon -Plybriden. Sie bilden
40 — 60 cm hohe Büsche, die von Juli
bis Herbst mit Pentstemon ähnlichen,
in allen Farben von hellrosa bis dunkel-
violett variierenden Blumen reich be-
setzt sind.
Helianthiis cucumerifolius „Orion". O
iHierzii Abb. 107.)
Es gereicht uns zur Befriedigung,
unter diesem Xamen eine uns weiterer
Verbreitung wert scheinende neue
Varietät des von uns so erfolgreich
eingeführten Helianthus cucumerifolius
., Stella'- dem Handel übergeben zu
können. Sie hat das Merkmal gedrehter
Blumenblätter, wie sie sich an den
echten Cactus - Dahlien zeigen, und
eignet sich ganz vorzüglich fürBinderei-
zwecke.
Abb. 107. Helianthus cucumerifolius „Orion".
Abb. !o8. Mimulus gracilipes. Bl. karminrot.
Mimulus gracilipes. (^
I Hierzu Abb. loS.)
Eine sehr distinkte, 15 — 20 cm hohe
Spezies aus Californien mit lanzett-
förmigen hellgrünen Blättern und 2 '/2 cm
im Durchmesser haltenden Blumen.
Die letzteren sind von reizender, in
der Klasse der Mimulus seltener
Färbung, nämlich hellkarmin mit
dunkelkarmin Flecken auf den Ober-
lippen und weissem, karmin geädertem
und punktiertem Schlund.
Papaver nudicaule sulphureum. O 21.
(Hierzu Abb. ioq.)
Mit dieser Neuheit reihen wir eine
hellschwefelgelb blühende \'arietät des
einen fast ununterbrochenen Flor ent-
wickelnden niedrigen Mohn ein. die
als Blütenpflanze sowohl, wie zur
Abb. loq. Papaver nudicaule. Bl. schwefelgelb.
Kleinere Mitteilungen.
555
Abb. 110. Viola cornuta Papilio. Viol^tlila.
Binderei als gleich empfehlenswert
sich erweisen wird.
Viola cornuta Papilio. O %
' Hierzu Abb. i lo.)
In der Fonn der Blüte der Spezies
V. cornuta ähnlich, zeichnet sich diese
neue Varietät durch doppelt so grosse,
locker gebaute Blumen und üiDpigeres
Wachstum aus. Die Farbe ist ein
schönes Violettlila mit kleinerem,
dunklem Auge an der Basis. Prächtige
Frühlings - Teppichbeetpllanze von
grossem Effekt. Constant aus Samen.
Neuheiten von Gemüse.
Stangenbohne, Korbfüller-Wachs-.
(Hierzu Abb. 1 1 1.)
Entstanden aus der bekannten und
mit Recht beliebten orünschotisren
Abb. II
1. Stangenbohne, Korb-
füller-Wachs-.
2. Stangenbohne, blau-
schotige Schlachtschwert-
Slangenbohne, besitzt diese neue Sorte
dieselben guten Eigenschaften in Bezug
auf Frühe und reichen Ertrag. Sie
bringt 25 — 30 cm lange, sehr fleischige,
wachsgelbe Schoten, welche ganz ohne
Fäden und von feinster Qualität sind.
Stangenbohne, blauschotige Schlachtschwert-.
I Hierzu Abb. 1 1 1.)
Eine interessante und wertvolle neue
Sorte mit blauen, dickfleischigen
Schoten, welche in Länge und Breite
denen der besten grünschotigen
Schlachtschwertbohnen nicht nach-
stehen.
Kleinere Mitteilungen.
Die Kulturarbeiten der Regierung in
West-Usambara.
Die Kulturarbeiten der Regierung in
West-Usambara verdienen ein gewisses
Interesse, da hier augenscheinlich mit
bedeutenden Mitteln und in fachkundiger
Weise vorgegangen wird. In West-
Usambara im Thalkessel von Rusotto
ist das Städchen des Bezirksamtes
West-Usambara im Entstehen begriffen,
das vom Gouverneur den Namen
Wilhelmsthal erhalten hat. Ein Missionar
schildert den Eindruck folgendermassen:
Der Ort selbst ist in regelmässigem
Viereck mit sauberen breiten Strassen
und sehr netten Fläusern angelegt
worden. Am Eingange des Orts macht
eine Tafel in den Reichsfarben mit den
Worten: »Kais. Bezirksamt W.-Usam-
bara - Wilhelmsthal '< gleich deutsch
anheimelnd auf die Bedeutung des
Platzes aufmerksam. Ueberall waren
die Spuren deutschen Fleisses und
deutscher Arbeit zu merken. Hier ein
weiter.geräumiger.schon geebneter Platz
für das neue Amisgebäude, daneben
56Ö_
Ausstellungen und Kongresse.
ein mächtiger Ziegelschuppen und ein
Ziegelofen. Alle Gewässer waren in
Gräben abgeleitet und zu ihren Seiten
sahen wir die Schamben der Askaris
sowie einen wohlgepflegten Gemüse-
garten mit allerlei schönen Gemüsen
und Kartoffeln! Wenn man bedenkt,
dass all das vor wenigen Monaten noch
undurchdringliches Dickicht war, so
muss man wirklich staunen, w^as hier
in der kurzen Spanne Zeit von dem
Gründer der Station, Premierleutnant
Y. Stuehmer, und seinem Gehilfen
geleistet worden ist.
Ueber die landwirtschaftliche Ver-
suchsstation Kwai schreibt derselbe
Beobachter:
Das war aber etwas fürs Auge eines
Landwirts: Deutsche Bauernhäuser,
Scheunen und Ställe grüssten uns schon
von weitem mit dem Rot ihrer Ziegel
und Dächer, Aehren deutschen Korns
nickten im Winde und gar der Blumen-
garten vor dem Hause mit all den
schönen Rosen, Stiefmütterchen, Nelken
u. s. w. war meiner Frau besondere
Freude. Es muss berufenen Leuten
vom Fach überlassen werden, den Wert
der Station Kwai zu beurteilen. Ver-
suche sind nicht nur mit allen Ge-
wächsen deutscher Landwirtschaft ge-
macht worden, sondern auch mit allen
Arten tropischer Kultur und Pllanzen.
So viel wir bei unserem Rundgange
beurteilen konnten, sind sie ohne Aus-
nahme bestens geglückt. (V. Z.)
Preisgekrönte Dekorationen.
Das am 2. Oktober tagende Preis-
gericht des neu ernannten Dekorations-
ausschusses, bestehend aus den Herren
Kgl. Obergärtner Habermann, \'or-
sitzender des Ausschusses, Schrift-
steller O. Cordel, städt. Gartenbau-
inspektor A. Fintelmann und Hof-
lieferant J. F. Loock, hat beschlossen
zu verleihen:
1) eine grosse silberne Medaille dem
Herrn FI. Fasbender, Schönhauser
Allee 21, für seine Dekoration des
Festsaales im Rathause bei Ge-
legenheit des Fontane-Feier;
2) desgl. dem Herrn A. Janicki,
Grunewaldstrasse, für seine Deko-
ration der Hedwigskirche bei der
Totenfeier für Ihre Majestät die
I\aiserin Elisabeth A^on Oester-
reich und für frühere vom Aus-
schuss besichtigte Dekorationen;
3) desgl. dem Herrn W. Wendt.
Ilasenhaide, für seine FJekorationen
der Innenhöfe des Hotels Savoy
und des Motels Bristol.
Ausstellungen und Kongresse.
Dalilien-Ausstellung in Magdeburg,
6./7. Sept. 1898.
E)ie Deutsche Dahlien-Gesellschaft
hielt ihre erste Ausstellung Anfang
September im Fürstenhofe zu Magde-
burg ab. Von den hierbei vertretenen
hervorragendsten Dahlien - Züchtern
nennen wir: Goos & Köhnemann-
Xieder-Walluf. Halbentz & Engel-
mann-Zerbst, Daiker & Otto-Langen-
weddingen, Hey neck- Cracau-Magde-
burg, S ch Avigl e w s k i - Carow,
Kohlmannslehne r & Sch\\'enke-
Schöneberg, E. Grass - Mariendorf,
Bornemann-Blankenburg, Köhler &
Rudel- Altenburg, Gebhardt & Co.-
Ouedlinburg, Zimmermann- Roitzsch
u. a. m. Die Einsendungen (nur in ab-
geschnittenem Zustande) dieser Firmen
bedeckten allein viergrosseTafeln,indess
auf zwei weiteren noch die Dahlie in
Arrangements und Binderei -Artikeln
Aufstellung gefunden hatte. Weder die
Aussicht auf besondere Belohnung,
noch die Erwartung auf Preisrichter-
Urteile hatten die Aussteller zusammen-
gerufen, denn es gab hier weder das
Eine noch das Andere. Einzig und
allein das Interesse zur Sache selbst,
die Vollkommenheit der Dahlie dem
Publikum zu zeigen, bildete den An-
trieb. Und als Hauptgegenstand konnte
man sowohl ausgedehnte Sortimente
wie andererseits grössere oder kleinere
Sammlungen von Neuzüchtungen hier
kennen lernen. Um letzteren Punkt
in Kürze zu erledigen, nennen wir als
betr. Züchter nur: W. Tölkhaus-
Broxten b. Venne, Goos cV: Köhne-
mann - Nieder - Walluf, S chAv ig-
le wski- Carow, E. Grass -Mariendorf,
O. Meyer-Tecklcnburg, Bornemann-
Ausstellungen und Kongresse.
bbl
Blankenburg u. s. w., unter deren
sonst verschiedenartig gestalteten Er-
rungenschatten ein dunkler Farbenton
wie eine mittlere Grösse der Blume
(Cactusform) vorherrschten. Neben den
Neuheiten für 1899, wie HohenzoUern
(Goldkrone) , dunkelnankinggelb ,
Britania, desgl. Färbung mit violetter
Unterseite der Fetalen, Ruby, Scharlach,
Keynes White, strahlend rein weiss,
The Night, dunkelbraunschwarz, geben
jene Neuzüchtungen den Ton der
heutigen Geschmacks- bezw. Zucht-
richtung an. Namentlich haben wir
in W. Tölkhaus einen hervor-
ragenden Züchter kennen gelernt
und diese deutsche Leistung ist mit
doppelter Freude zu begrüssen, weil
auch noch bei der jetzigen freien
Meinungsäusserung seitens des Publi-
kums den englischen Züchtungen die
meisten Stimmen zufielen. Die Ge-
sammterscheinung im Zusammenhang
mit den Interessenkreisen berechtigten
wohl zu der Annahme, dass die Dahlien-
züchtung, heut noch in der Entwicklung
begriffen, für unsere Kultur der Mode-
blumen von ganz besonderer Bedeutung
ist und vor allem auch bei uns daheim
noch mehr gepflegt werden muss.
Durch das Eintreten einer Sonder-
Gesellschaft für diese Blumenart steht
zu hoffen, dass deutsche Kultur in
Spezialfächern mehr und mehr Ansehen
und Bedeutung gewinne. Nicht immer
und in jedem Falle lassen die Vor-
nahmen bei den betr. Betruchtungen
klar bewusste Ziele erkennen — der
, .Zufall" spielte bisher noch eine zu
wesentliche Rolle. Es würde eine
wenn auch keineswegs leichte und ein-
fache, so doch desto dankbarere Aufgabe
für die Leitung des Dahlien-Vereins
sein, versuchte sie hierin Wandel zu
schaffen, d. h. in klaren Hinweisen die
Richtung anzudeuten, innerhalb deren
der deutsche Züchter zunächst seine
Hauptbestrebungen betrelTs Vervoll-
kommnung der Dahlien-Blumen auszu-
führen habe. Es gehört dahin gleich-
zeitig die Präzisierung, was man unter
diesem oder jenem Typus zu verstehen
habe. Andererseits würde man in
diesen Bestrebungen seitens des Publi-
kums eine wesentliche Unterstützung
erfahren, wollte man demselbenbessere
Gelegenheit zurEinsicht in blumistische
Schätze (hier der Dahlie) gewähren.
Wie auf allen Gebieten menschlichen
Strebens da nur erst von einem Fort-
schritt gesprochen werden kann, wo
man mit Hilfe eingehenden Nach-
denkens zu bestimmten Resultaten ge-
langt ist und das Wesentliche dieser
Resultate durch allgemein gehaltene
Mitteilungen dem Publikum ver-
ständlich zu machen bemüht bleibt,
so bieten namentlich auch unsere
Sonder - Ausstellungen Gelegenheit,
öffentlich Zeugniss abzulegen. Das
Interesse des Laien setzt erst dann
wirksam ein, sobald derLaie allgemein-
verständlich gefasste Erläuterungen zu
einer solchen Ausstellung erhält. An
der Hand dieser Erklärungen vermag
er sich das W^ichtigste wohl einzu-
prägen und mit dem Schatz des Er-
kennens hält das Interesse gleichen
Schritt. Jede derartige Ausführung
seitens einer Ausstellungsleitung trägt
ihren W^ert in sich, trägt damit zum
allgemeinen Ansehen des betr. Standes
bei. Unter der jetzigen Leitung des
Vereins ist die wohlberechtigte Hoffnung
vorhanden, dass man nicht ablasse,
immer Besseres zu erreichen, und da-
her rufen wir ihm ein herzliches
»Glück auf« zur IL Dahlien - Aus-
stellung zu! Hoff mann.
St. Petersburg. Internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 17. bis
27. Main. St. 1899. Die Vorbereitungen
sind in vollem Gange. Aus Holland
sind bereits Blumenzwiebeln ein-
getroffen, die in Petersburg kultiviert
werden sollen. Die sächsischen Handels-
gärtner, allen voran T. J. Seidel-
Dresden, werden sich lebhaft beteiligen,
desgleichen auch die Hamburger
Gärtner. Wegen der Ehrenpreise,
Fracht- und Reisevergünstigungen
werden später nähere Mitteilungen er-
gehen. Von dem Programm, das ver-
griffen war, ist jetzt wieder eine grosse
Zahl eingegangen und stehen diese
unsern Lesern zur Verfügung.
Hannover, Grosse Chry-
santhemum-Ausstellung. 6. bis
13. November. Anmeldungen an Herrn
Stadt. Gartendirektor Trip, Leinestr. 11.
Chemnitz. Chrysanthemum-
Ausstellung des Erzgebirgischen
Gartenbau- Vereins im November. Be-
teiligung nur für Vereinsmitglieder
gestattet.
55l
Litteratur.
Litteratur.
Musterblätter der Rindekunst
von J. Olbertz-Erfurt 1898. Einem
lange gefühlten Bedürfnis hat die
ebenso rührige wie kunstsinnige
Verlagshandlung J. Olbertz in Erfurt
durch die Herausgabe dieser Muster-
blätter abgeholfen. Sehr vielen Bindern
werden diese Blätter eine willkommene
Gelegenheit bieten, die eigenen Ideen
zu vervollständigen und zu neuen Zu-
sammenstellungen anzuregen.
Die Blätter, die zum grössten Teil
nach wirklich vorhandenen uatürlichen
Zusammenstellungen reproduziert zu
sein scheinen, sind in geradezu glänzen-
der Technik wiedergegeben, sodass es
jedem möglich ist, jede einzelne Blume,
jedes Blatt genau zu erkennen. Aber
nicht nur die Technik ist's, die uns
Beifall abringt, nein, auch die natür-
lichen Originale zeugen von einem feinen
Geschmack, den die Verlagshandlung
bei Auswahl derselben entwickelte.
Die Kollektion ist eine umfangreiche
und berührt fast alle Zweige der Binde-
kunst, die für Freude und Leid von den
Blumengeschäften gewünscht werden.
Es würde überflüssig sein, eine Serie
besonders herauszugreifen, weitaus der
grösste Teil wird jeden Fachmann
erfreuen.
Vielleicht bringt die Verlagshandlung
bei einer nächsten Gelegenheit einmal
das zwar umfangreiche, aber sehr dank-
bare Gebiet der Kotillons zur Dar-
stellung, wir glauben, es würde vielen
recht willkommen sein. A. Thiel.
Albert Maumene. Des styles et
des genres de l'ornamentation des
jardins et leur application (Sonder-
abdruck a. d. Journal d. 1. Soc. nat.
d'hort. de France.) Der Verfasser
giebt sehr viele interessante An-
regungen und neue Gesichtspunkte.
A. Engler, Beiträge zur Kenntnis
der Araceae. VIII. 15. Revision der
Gattung Anthurium Schott. Leipzig,
Wilh. Engelmann, 1898. (Separat-
abdruck aus Engler, Bot. Jahrbücher,
XXV. Bd., 3. Heft, p. 351—476.) Geh.
Reg.-Rat Prof. Dr. Engler, Direktor
des Kgl. Bot. Gartens Berlin, der beste
Kenner der Araceae, hat die ganze
Familie 1879 io de Candolles Suites
au Prodromus Bd. II bearbeitet, seitdem
aber zahlreiche Nachträge gegeben
und bietet in dem vorliegenden Heft
seiner Jahrbücher eine auch dem
Gärtner höchst willkommene Arbeit,
weil sie sich auf die so beliebte Gattung
Anthurium bezieht.die nebstPhiloden-
dron zu den artenreichsten innerhalb
der Familie gehört. Er hebt hervor,
dass die von Schott und früher auch
von ihm selbst befolgte Begrenzung
der Sektionen nach der Blattform eine
unnatürliche ist, da das Blatt sehr
variiert, dass dagegen die Form der
Frucht innerhalb einer Sektion sich
wenig ändert. Es empfiehlt sich daher,
dass die Sammler auch Früchte ein-
legen, und zwar in Alkohol oder
Formol etc.
Er teilt die Gattung in 17 Sektionen.
Die ersten 3 haben fast immer zwei
Samenanlagen in jedem der drei Frucht-
knotenfächer, die übrigen nur eine.
Viele neue Arten sind beschrieben
und am Schluss ist eine interessante
Schilderung der ganzen Verbreitung
der einzelnen Sektionen gegeben.
Anthurium Dechardi Andre ist kein
Anthurium. sondern Spatyphyllum
cannaefolium (Curt) Schott, A. flori-
bundum Lind, et And. ist Spatyphyllum
floribundum (L. et A.) X". E. Br.
L. W.
H. L i n d e m u t h , Königl. Garten-
inspektor und Lehrer an der landwirt-
schaftlichen Hochschule in Berlin.
Bedeutung des Obstbaues insbesondere
auf Landgütern und grossen Flächen.
Lebensweise und Bekämpfung einiger
der schädlichsten Obstbaumfeinde. Die
San Jose-Schildlaus. Sonderabdruck
aus den Xr. 393, 395 und 397 der
»Voss. Ztg.«, Berlin 1898. Der Ver-
fasser regt in warmen Worten zur
Massenproduktion des Obstes an, damit
man auch Obst zu verfrachten, zu ver-
handeln und zu verwerten habe. Be-
züglich der San Jose-Schildlaus teilt
er nicht die Befürchtungen, die von
manchen Seiten ausgesprochen.
Gewerbliche Angelegenheiten. — Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten. ccn
Gewerbliche Angelegenheiten.
Schutzzoll.
Eine von über 500 Gärtnern besuchte
Versammluno; in Köln am 2. Oktober
nahm mit allen gegen 26 Stimmen eine
Resolution zu Gunsten eines Schutz-
zolles an.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Gebrüder Ketten, Luxemburg,
Rosenkatalog, Herbst 1898 bis 1899.
Dieses sehr ausführliche Ver-
zeichnis giebt auch die Beschrei-
bungen der Hauptgruppen und der
Sorten sehr eingehend. — Fred'k
W. Kelsey. 150 Broadway New- York
N. 41. Selected hardy trees, shrubs
bulbs and plants lor autumn planting.
Enthält viele interessante Gehölze etc. —
Verkaufsverzeichnis der Obst- und
Gehölzbaumschulen des National-
Arboretum und Alpengarten Zöschen
bei Merseburg. Wie immer sehr
reich an Arten. Haage & Schmidt,
Erfurt, Neuheiten 1899. — G. Platz
& Sohn, Erfurt, desgl. — Martin Gras-
hoff, Quedlinburg, desgl. = Auguste
Chautin (vormals H. Jamain) 83 rue
de TAmiral Mouchez, Paris, La Glaciere,
Plantes de serre. et de plein air, Lilas
ä forcer cultives en pot. (Treibflieder
in Töpfen kultiviert.) Auch viele Sorten
Orangen. — Peter Lambert, gross-
herzogl. bad. Hoflief.. Trier, Rosen-
und Baumschulartikel, das Rosen-
verzeichnis ist sehr ausführlich und
enthält auch die allerneuesten. —
B. Müllerklein, Karlstadt a. iMain,
1898/99. Katalog der 150 Morgen
grossen Baumschule, gut geordnet, mit
genauen Beschreibungen der Obstsorten,
Coniferen etc. — Bernard Vaude-
velde in Wetteren, Boschkant bei
Gent. Catalogue des arbres fruitiers,
rosiers, arbres d'ornement, Coniferes.
Rhododendron et Azalees de pleinture.
— R. Tanoi, Gardener in Plordicho,
Yokohama, Japan. General-Catalogue
of plants, bulbs, seeds etc., ein sehr
interessanter Katalog, und andere viele
Lilien, Bambus etc. — J. Döppleb,
Erfurt, Meuheiten. — Pomologisches
Institut Reutlingen (Besitzer Fr.
Lucas). Kern- u. Schalenobst, Beeren-
obst, Werkzeuo^e, Bücher u. Sämereien.
Personal-Nachrichten.
Dem Direktor des Botanischen Gar-
tens, Professor Dr. Zacharias, Vor-
sitzender des Gartenbauvereins für
Hamburg, Altena und Umgegend, ist
anlässlich der grossen Gartenbau-Aus-
stellung daselbst 1897 der siamesische
Kronenorden 4. Klasse und das Offizier-
kreuz des französischen Ordens pour
merite agricole verliehen.
Garten-Inspektor Radike f. In
einem Eisenbahnwaggon auf der Fahrt
von Oliva nach Zoppot starb am
26, Sept. Nachmittags plötzlich, wahr-
scheinlich am Herzschlage, der königl.
Garten-Inspektor Herr Julius Radike,
Verwalter des königl. Schlossgartens
zu Oliva. Herr R., trotz seiner ca.
70 Lebensjahre ein noch sehr rüstiger
Mann, hatte in voller Frische den um
4,19 Nachmittags Oliva passierenden
Lokalzug bestiegen und die Fahrt nach
Zoppot in einem offenen Abteil eines
Vorortwagens , in dem sich kein
weiterer Passagier befand, angetreten.
Als der Zug längst in Zoppot hielt,
fand man ihn dort als Leiche in halb
liegender Stellung. Er schien plötz-
lich während der Fahrt zusammen-
gesunken zu sein. Der Wagen mit
der Leiche wurde nun ausgesetzt und
blieb bis zu der ärztlichen und
polizeilichen Leichenbesichtigung am
Güterboden stehen. — Der so jäh
Dahingeschiedene hatte seine gärtne-
rische Ausbildung in den königl. Hof-
56o
Berichtigung. — Tagesordnung.
gärten zu Potsdam erhalten und, nach-
dem er sich dann noch etwas in der
Welt umgesehen , zu Anfang der
1850er Jahre in Danzig eine Kunst- und
Handelsgärtnerei auf Neugarten — auf
einem der jetzt vom Diakonissen-
Krankenhause eingenommenen Grund-
stücke — etabliert. Sofort begann er
für die Hebung und Förderung der
Gartenkultur in unserer Stadt und
Provinz eifrig zu wirken, und wesent-
lich seiner Initiative verdankt der
hiesige Gartenbau-Verein die zu jener
Zeit erfolgte Begründung sowie manche
erspriessliche Anregung. Zu Anfang
der 1860er Jahre errichtete Radike
in dem hinteren Theile seines Gartens
ein Sommertheater für Schauspiel,
Lustspiel und Posse, das er einige
Jahre selbst leitete, dann aber wegen
Ungunst des finanziellen Erfolges auf-
gab. Nachdem er inzwischen noch
das Stadttheater zu Elbing und ein
anderes Theater geleitet, wandte er
sich wieder seinem ursprünglichen
Berufe zu und entfaltete nun namentlich
als Landschaftsgärtner in kunstvollen
Entwürfen, I^eitung neuer Anlagen etc.
eine weitreichen de rühm! icheThätigkeit,
bis um die Aditte der 1880er Jahre
durch Schondor f f s Tod die Stelle des
königl. Garten-Inspektors zu Oliva zur
Erledigung kam , auf welche nun
Radike berufen wurde. Was die
pflegende Hand des kenntnisreichen
Hortikulturisten dem Olivaer Garten-
paradiese gewesen, weiss jeder der
Tausende von regelmässigen Besuchern
desselben. Radikes Leben und eifriges
Schaffen haben ihn mit den weitesten
Kreisen in Stadt und Provinz in nähere
Verbindungen gebracht, aber auch
darüber hinaus ist sein Name bekannt;
wird sein Wirken anerkennend ge-
schätzt. Ununterbrochen gehörte er
als thätiges Mitglied dem Gartenbau-
Verein an, war er in Wort und Schrift,
mit Rat und That für die Gartenpflege
bemüht. So erteilte er auch in dieser
Zeitung den Gartenbesitzern allmonat-
lich seine praktischen Ratschläge und
gab ihnen in Vorträgen und Feuilleton-
berichten über seine Studien in fernen
Ländern nützliche Fingerzeige. Ein
rastloses, nützliches Leben ist plötzlich
zur Rüste gegangen; Auge, Herz und
Gemüt zu erfreuen, hat er ein halbes
Jahrhundert lang fast ausschliesslich
gestrebt. An seinem Grabe steht
trauernd der Genius des Schönen, sein
Andenken aber schmückt dauernd die
Natur mit veredelten Erzeugnissen.
(Danziger Zeitung.)
Berichtigung.
In der Beschreibung der Trauer- 1 von oben soll es statt Michelangelo
dekoration zu Ehren des Herrn von heissen Michel Loock.
Pommer Esche Heft 19 S. 517 ZI. 14 |
Tagesordnung
für die
852, Versammlung des Vereins z. BeförJeruno i Gartenbaues i. i pr. Staaten.
Wegen der Landtagswahlen findet die Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues nicht am Donnerstag den 27. statt, sondern am
OH^ Freitag, den 28. Oktober 1898, 6 Uhr, "^KQ
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
I. Wahl eines neuen Direktors. Der Stimmzettel mit dem Namen
des vom Ausschuss für die Vorbereitung der Wahl vorgeschlagenen Kandidaten (Herr Kgl,
Gartenbaudirektor Carl Lackner, bisher i. Stellvertreter des Direktors), liegt für die Mitglieder
in und um Berlin diesem Heft der Gartenflora bei. — 2. Ausgestellte Gegenstände. —
3. Vortrag des Herrn Hofgärtners Hoffmann über belgische Privatgärten. — 4, Die inter-
nationale Ausstellung in St. Petersburg. — 5. Verschiedenes.
Bei der Wichtigkeit der Neuwahl wird um recht regen Besuch gebeten.
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin
im Jahre 1897.*)
(Aus dem Bericht der Altesten der Kaufmannschaft.)
I. Allgemeiner Teil.
Die allgemeine Lage ist im wesentlichen dieselbe geblieben wie im Vor-
jahre; der Wettbewerb der klimatisch günstiger gelegenen Länder ist aber noch
stärker geworden und namentlich haben die Auktionen auf der Post, welche
sich zur Deckung des Portos auf solche Blumen und Blätter erstrecken,
die bestellt, aber nicht abgenommen wurden, ganz bedeutend zugenommen
(besonders im Herbst). Es bilden diese Auktionen einen grossen Krebsschaden
für das reelle Geschäft (siehe hierüber auch weiter unten). — Die Grundwert-
steuer wird als eine ausserordentlich drückende, nicht zu rechtfertigende Last
empfunden; öfter ist die Steuer höher als der Ertrag des Grundstückes.
Die Ausstellung zur Feier des 75jährigen Bestehens des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten vom 28. April bis
12. Mai 1897 im Treptower Park hat gezeigt, dass das Interesse des Publikums
für den Gartenbau rege ist; die Ausstellung ist demnach lür die Gärtnerei im
allgemeinen nutzbringend gewesen. — Bezüglich des Absatzes zeigt sich immer
mehr, dass nur beste Ware unterzubringen ist.
Hervorgehoben zu werden verdient, dass Deutschland nebst England und
Holland fast das einzige Land Europas ist, welches keine Zölle auf Gartenbau-
Gegenstände erhebt, dass dagegen sich jetzt in Frankreich das Bestreben geltend
macht, die Zölle sogar noch zu erhöhen. — L)as ganze Geschäft der deutschen
Gärtnerei leidet sehr unter der zollfreien Einfuhr fremdländischer Erzeugnisse
und auch durch die verminderte Ausfuhr nach den Staaten, welche sich durch
Zölle geschützt haben. Deutschland vermag den Bedarf an Pflanzen und
Baumschulartikeln u. s. w. sehr wohl selbst zu decken, und wenn einige
Gegenden, z. B. die Rheinlande und Westfalen, noch zur Zeit aus dem Auslande
beziehen, so geschieht es meist nicht, weil sie im Auslande billiger kaufen,
sondern weil sie dicht an der Grenze liegen, und daher die Frachten bei Bezügen
aus dem Auslande billiger sind als bei solchen aus entfernten Gegenden
Deutschlands. Wäre es möglich, einen Zoll zu erlangen, so würde die deutsche
Gärtnerei voraussichtlich einen grossen Aufschwung nehmen.
IL Spezieller Teil.
1. Blumen und Blattpflanzen. Das Wintergeschäft 1896/97 und das
Frühlingsgeschäft 1897 können im ganzen als etwas besser bezeichnet werden,
denn es wurden für verschiedene getriebene Pflanzen etwas höhere Preise
erzielt. Die Ausschmückung von Balkons und Loggien u. s. w., sowie die
*) Bericht des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten.
r^2 Di^ Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1897.
Bepflanzung der Gräber haben nicht abgenommen : dagegen ist der Verbrauch
von Teppichpflanzen infolge des veränderten Geschmackes geringer geworden.
Das Sommergeschäft war wieder als ungünstig zu bezeichnen; dies hat besonders
seinen Grund darin, dass die meisten Berliner, welche sich in günstiger
Vermögenslage befinden, einen oder mehrere Monate von Berlin abwesend sind.
— Das Geschäft in besseren Blattpflanzen ist auf gleicher Höhe geblieben;
namentlich wurden feinere Palmen, wie Cocos Wedelliana und Ilowea (Kentia)-
Arten gern gekauft. Farne und andere Jardinieren-Pflanzen w^aren gesucht;
Chrysanthemum, besonders bessere Sorten, haben sich auf gleicher Höhe
erhalten; Camellien zum Schnitt wurden weniger begehrt, fanden aber als
pflanzen leichteren Absatz. — Gute Maiblumen, mit Blättern getrieben, wurden
weniger gesucht, minderwertige waren sogar schwer A'erkäuflich. Das Treiben
A'on Maiblumen, welche durch kalte Luft im Sommer konserviert werden, hat
sehr zugenommen. Der Absatz von Maiblumenkeimen nach auswärts ist auf
gleicher Höhe geblieben wie in den letzten Jahren, jedoch mit dem Unterschiede,
dass nur erste Qualität absetzbar w'ar. — Die Berliner Blumenzwiebeln haben
ihren alten Vorzug, dass sie sich früher treiben lassen, wieder zur Geltung
gebracht, so dass sie von vielen Treibgärtnern benutzt werden, um eher Ein-
nahmen zu erzielen. Der Verkauf von getriebenem blühenden Flieder in Töpfen
war zu Weihnachten in einigen Geschäften flott.
2. Gemüse. Das Geschäft gestaltete sich zu Anfang des Jahres 1897
insofern günstig, als die verhältnismässig wenigen konservierten Gemüse geräumt
wurden. Konserviert wird das Gemüse jetzt nur noch in den dringendsten
Fällen, da es sich in Anbetracht der bedeutenden Einfuhr von frischem Gemüse
aus klimatisch günstiger gelegenen Ländern nicht mehr lohnt. Nur die Menge,
welche während des Herbstes am hiesigen Markt nicht zu verkaufen ist, wird
noch anfbewahrt. — Die getriebenen Frühlingsgemüse, namentlich Salat und
Blumenkohl, wurden flott verkauft und erzielten gute Preise, da bei der
andauernd rauhen Witterung bis in den Mai hinein die Freiland-Gemüse erst
sehr spät zur Entwicklung gelangten, Italien und Frankreich aber um diese
Zeit nicht mehr viel davon nach Berlin senden. — Der sehr späte Eintritt
fruchtbarer Witterung hatte dann aber zur Folge, dass überall die Gemüse fast
zu gleicher Zeit zur Entwicklung gelangten und die Preise sofort herunter-
gingen. Trotzdem wurde beinahe alles aufgebraucht, ja für einige Gemüse,
z. B. Kohlrabi, zogen die Preise am Schlüsse der Jahreszeit wieder an. —
Frühkartoffeln wurden so lange zu zufriedenstellenden Preisen verkauft, bis
übermässige Niederschläge an vielen Stellen die Kartoffelfäule hervorriefen.
Um diese Zeit wurde der Markt dauernd von zweifelhafter Ware überschwemint
und fielen die Preise auf ein solches Minimum, dass sie nicht mehr die
Produktionskosten deckten. Genau so ungünstig gestaltete sich das Sommer-
und Herbstgeschäft mit den übrigen Gemüsen. Es gab sehr viel schlechte
Ware am Markte und noch schlechtere Preise; aber auch gute Ware konnte
häufig während der langen Reisesaison nicht zu entsprechenden Preisen
verwertet werden. Am ungünstigsten aber war im Herbst 1897 das Selleric-
geschäft. Noch nie ist so viel fehlerhafter (angefaulter) Sellerie am Markte
gewesen, noch nie aber auch sind ähnlich schlechte Preise dafür gezahlt
worden, — Im allgemeinen hat die Gemüsegärtnerei durch die abnormen
Niederschläge des Jahres 1897 sehr zu leiden gehabt; viel, sehr viel ist auf
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1897. lö^
dem Felde umgekommen; ila.s Wenige aber, was zur Konservierung eingebracht
wurde, ist schon Anfang Januar 189*8 verfault.
3. Baumschulartikel. In diesem Zweige des Gartenbaues machte sich
eine ausserordentlich rege Nachtrage nach pflanzbaren hochstämmigen Obst-
bäumen bemerkbar, so dass sowohl gewöhnliche Handelsware als auch stärkere
ziemlich knapp und demgemäss auch teurer wurde. Grösstenteils wurde das
Material zur Bepflanzung von Landstrassen und zur Anlage von Obstplantagen
benutzt. Auch für Formobst war Interesse zu verzeichnen, was zum Teil auf
die Vorführung mustergiltiger Formobstbäume auf der Berliner Gewerbe-
ausstellung i. J. 1896 zurückzuführen sein dürfte. — Beerenobst war ebenfalls
zur Anlage von Pflanzungen, zum Zwecke der Erzeugung von Fruchtweinen
besonders in jüngerer Ware verlangt. Hochstämmig gezogenes Beerenobst fand
sowohl für Privatgärten im Inlande als auch im Auslande guten Absatz, aller-
dings zu massigen Preisen bei Massenabgaben. — Alleebäume, besonders
kräftigere, blieben gesucht und waren zu erhöhten Preisen verwertbar.
Das Geschäft mit laubabwerfenden Ziergehölzen, gewöhnlicheren wie
besseren und selteneren Arten, stockt bereits seit mehreren Jahren; die
Anzuchten sind grösser als der gegenwärtige und auch wohl als der zu
erwartende Absatz. Die Gründe für die mangelnde Verwertung scheinen ausser
in dem vielfach unter den Erzeugungskosten stehenden billigen Angebot von
ausserhalb auch in den hohen Grundstückspreisen der Umgebung Berlins und
den damit verbundenen Lasten zu liegen. Dies giebt Veranlassung, die Anlagen
auf möglichst geringen Raum zu beschränken, so dass die Verwendung von
Schmuckbäumen und -Sträuchern nur gering sein kann.
Ähnliches gilt von den Nadelhölzern; es lag grosses Angebot von ausser-
halb vor, weshalb hier, ebenso wie bei den Ziergehölzen, höhere Preise nicht
zu erzielen waren, sondern eher Ermässigungen eintreten mussten.
Der Flandel mit Rosen blieb gedrückt. Trotzdem infolge der unrentablen
Preise die Produktion ausserhalb Berlins und seiner Umgebung stellenweise
schon eingeschränkt wird, übertrifft das Angebot bei weitem den Bedarf. —
Treibgehölze begegnen der auswärtigen Konkurrenz durch sorgfältige Kultur
und gingen ohne nennenswerte Restbestände glatt in die Plände der Treib-
gärtner über. — Junge Gehölze für Forstptlanzungen mussten wegen der billig(n
Preise der auswärtigen Massenzüchtereien zu eben solchen niedrigen Preisen
abgegeben werden, konnten jedoch grösstenteils, mit Ausnahme einiger Artikel,
geräumt werden. — Obstwildlinge, namentlich bessere, verpflanzbare Ware,
blieben gut begehrt; die Preise waren angemessen.
Die Ausfuhr nach ausserdeutsclien Ländern bleibt beschränkt im \'er-
hältnis zur Produktion, da die schon in früheren Berichten erwähnten Zoll-
massregeln dieser Länder hindernd entgegentreten. — Die Einfuhr machte sich
nichc in besonders empfindlicher Weise bemerkbar. Sehr viel hat dabei das
Verbot des llan-dels mit Obstbäumen im Umherziehen in einigen Gegenden
geholfen. Ein Gleiches gilt von den Pflanzenauktionen der Holländer und
Belgier, welche zu unterdrücken den eifrigen Bemühungen des Verbandes der
Flandelsgärtner gelang. Es werden jedoch jetzt andere Manipulationen versucht,
über deren Gelingen z. Z. noch nicht genügende Nachrichten vorliegen.
4. Samenhandel, a) Wintergeschäft 1890/97. Das Geschäft war nicht
gerade ungünstig zu nennen, wenn es sich zu Anfang des Jahres auch so anliess.
c,64. ^'^ Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1897.
da die Üeberproduktion des Jahres 1895 sich noch geltend machte. — Die
Missernte von Salatsamen in Deutschland und auch in anderen Ländern ver-
anlasste ein plötzliches Steigen des Preises. Diese Steigerung stand indess in
keinem Verhältnis zur Ernte; es mussten wohl alte Bestände ausheilen. — Die
Preise für deutsche Kohlsaaten wurden, wie immer, durch die Einfuhr
holländischer Ware sehr gedrückt. Kohlrabi, gute Qualität, war sehr gesucht.
Die niedrigen Preise für Spinat- und Cichoriensamen dürften die Züchter wohl
veranlassen, die Kultur bis auf weiteres aufzugeben, da sie die Unkosten nicht
decken kann. Indessen ist der Bedarf an Spinatsamen sehr bedeutend, und es
dürften daher für den Züchter bald bessere Konjunkturen eintreten. — Der
Preis für Zwiebelsamen war gleichfalls sehr niedrig, wohl so billig wie kaum
jemals früher; auch Futterrunkel-Samen stand niedrig und blieb ohne Ver-
änderung. ■ — Das Geschäft mit Blumensamen war ziemlich gut; das Lager
wurde zum Teil geleert. — Grassamen. Der Umsatz, namentlich in Garten-
gräsern, war ziemlich bedeutend. Agrostis stolonifera (Fioringras) und Agrostis
vulgaris (gemeines Straussgras) waren in den Produktionsländern missraten
und setzten deshalb mit sehr hohen Preisen ein; die feinsten Qualitäten waren
total ausverkauft , ehe die Saison geschlossen wurde. Cynosurus cristatus
(Kammgras) begegnete auch starker Nachfrage, namentlich hochfeine gelbe
Saat. Dactylis glomerata (Knaulgras) wird seit kurzer Zeit aus Neuseeland
geliefert; die dortige gute Ernte brachte die Preise auf einen sehr tiefen Stand.
Festuca ovina (Schafschwingel) behauptete sich wegen wiederholter Missernten
im hohen Preise, desgleichen Festuca duriuscula. Festuca ovina wird zum Teil
auch in der Priegnitz gebaut. Festuca pratensis (Wiesenschwingel) war im
Gegensatz zu den anderen Festuca- A.rten gut eingebracht, die amerikanische
Saat drückte aber sehr auf den Markt, so dass die Züchter wohl nicht auf ihre
Rechnung gekommen sind. Phleum pratense (Thimotheegras) war begehrt und
stand in normalem Preise. Bei Lolium perenne, dem englischen Raygras,
machte sich die ausnahmsweise gute Ernte, deren Qualität ebenso schwer wie
fein war, durch noch nie dagewesene niedrige Preise bemerkbar. Am Schlüsse
der Saison fand jedoch eine etwas höhere Preisnotierung statt. Dasselbe gilt
für Lolium italicum. — Poa pratensis (Wiesen-Rispengras), Poa nemoralis
(Hain-Rispengras) und Poa trivialis (gemeines Rispengras) behaupteten sich im
Preise; es ist anzunehmen, dass die Lager von 1895 aushelfen mussten. — Das
Geschäft in Kleesamen war mittelmässig; Weissklee war billig; Luzerne (Prima-
Qualität) fest im Preise; der Preis für bessere Ware von Serradella ging
gleich zu Anfang der Saison in die Höhe.
b) Sommer- und Herbstgeschäft 1897. Wenn schon der Winter die
Flerbstpflanzungen und Aussaaten gut durchkommen liess, so berechtigte erst
recht das Frühjahr mit seinen anfangs günstigen Witterungsverhältnissen zu
den besten Hoffnungen für eine gute Samenernte. Reichliche Regengüsse mit
abwechselnd warmen Tagen förderten, wenngleich durch eine kürzere Periode
kalter Niederschläge unterbrochen, das Wachstum der meisten Samenträger
ungemein. Jedoch die Ende Mai eintretende Trockenheit liess den erwarteten
günstigen Samenansatz sich nicht ausbilden; so blieb das erhoffte reiche Ernte-
ergebnis aus, zumal da, wie im Vorjahre, das Wetter fast den ganzen Sommer
trübe und regnerisch blieb und Qualität wie Quantität mehr oder minder
beeinträchtigte.
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1897. cßc,
Eine noch verhältnismässig gute Ernte brachten die meisten Kohlarten,
Kohlrabi, die frühreifenden Erbsensorten, Sellerie, Zwiebeln sowie die grosse
Mehrzahl von Sommerblumen, während Gurken, Salat, Radies, Runkeln und
verschiedene Florblumen, wie Astern, eine durchschnittliche Mittelernte ergaben.
Schlecht hingegen war die Ernte der spät reifenden Erbsen, Krup- und Stangen-
bohnen, Spinat.
Yon Grassaaten wurde namentlic^h Agrostis sowohl in Amerika wie im
Inlande recht mittelmässig eingebracht, da die Trockenheit im Monat August
die gehegten Erwartungen sehr beeinträchtigte, und musste man bei dem gänz-
lichen Mangel alter Vorräte auf hohe Preise wie im Vorjahre rechnen. — Aira
Jlexuosa, Alopecurus pratensis, Cynosurus cristatus ergaben zufriedenstellende
Erträge, während Dactylis glomerata, Festuca-Arten und namentlich Lolium
perenne, Lolium italicum, Phleum pratense und diverse Poa-Arten durchschnitt-
lich gute Ernten zu verhältnismiässig niedrigen Preisen ergaben. — Die Klee-
arten, Luzerne etc. wiesen je nach den Witterungsverhältnissen in den Produktions-
gebieten zum Teil bessere, zum Teil minder gute Ernten auf und sind in
Qualität und Preisen daher sehr verschieden. — Die verschiedenen Wald-
sämereien wurden zum grossen Teile schlecht eingebracht; sie ergaben fast
durchschnittlich geringe Ernten bei verhältnismässig hohen Preisen. Dies gilt
namentlich für Pinus silvestris (gemeine Kiefer) und Abies pectinata (Edel-
tanne).
Im grossen und ganzen lassen die überall verbreiteten zahlreichen Kulturen
von Gemüse-, Feld- und Grassamen, wenn auch, wie im Jahre 1897, die einzelnen
Produktionsgebiete zum Teil geringere Erträge liefern, einen Mangel irgend
einer Samensorte (gänzliches Alissraten ausgeschlossen) selten mehr aufkommen
und bewirken, unterstützt durch die Verkehrsmittel, einen fortwährenden Aus-
gleich sowohl der \"orräte wie der Preise.
5. Abgeschnittene Blumen. Das Geschäft war, gleich den Vorjahren,
nur mittelmässig, zeitweise sogar sehr gedrückt; es ist auch keine Aussicht
auf Besserung vorhanden. In den Sommermonaten, wo der Verbrauch an
abgeschnittenen Blumen bekanntlich nicht gross ist, kann kein Züchter genügende
Einnahmen erzielen; vielmehr ist jede grössere Gärtnerei darauf angewiesen,
hauptsächlich solche Pllanzen im Sommer zu kultivieren, die im Winter blühen,
um von diesen Überschüsse zu erlangen. Aber auch das wird dem deutschen
Züchter immer schwerer; denn kaum hat seine Ernte begonnen, so ist die
Zufuhr aus dem südlichen Frankreich und aus Italien so gross, die Preise der
dort im Freien mit geringen Unkosten kultivierten Blumen so niedrig, dass es
ihm unmöglich ist, damit gleichen Schritt zu halten. Wenn die deutschen
Gärtner einen Zoll auf die importierten abgeschnittenen Blumen fordern, so ist
das gewiss gerechtfertigt; denn unter solchem Druck können viele Gärtner
Deutschlands nicht bestehen. Infolge der schnellen Postverbindung überfluten
in der Hauptsaison täglich tausende von Sendungen lebender Blumen ganz
Deutschland, so dass deutsche Ware zeitweise fast ganz entwertet wird.
Für die importierten Blumen war die Witterung im Januar, Februar und
März sehr günstig; die Waren kamen gut an, die Zufuhren waren sehr
bedeutend und die Prei.se so niedrig, dass deutsche Blumen ganz vernachlässigt
wurden. Von April bis Juni war das Geschäft recht rege und für die deutschen
Blumen günstiger, weil im Süden bereits grösstenteils abgeerntet war. Jedoch
lQQ Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1897.
war nun auch von deutscher Waare vieles schon verblüht; es konnte das
nicht mehr nachgeholt werden, was in den drei Hauptmonaten verloren
gegangen. Vom Juli bis September, in welchen Monaten das Geschäft still ist,
fanden dennoch langgeschnittene, leichte Blumen Absatz; im Oktober war das
Geschäft sehr rege; bessere Ware erzielte höhere Preise. Im November und
Dezember war die Zufuhr aus dem Süden wieder so gross, dass deutsche
Ware fast unverkäuflich war. Die Preise waren im allgemeinen während des
ganzen Jahres ähnlich wie in den letzten Jahren.
6. Getrocknete Blumen und Gräser. Zu Anfang des Jahres 1S97 war
das Geschäft mit Immortellen und Kapblumen recht lebhaft: sowohl Kapbluraen
bester Qualität als auch Bromus brizaeformis wurden bis zum Anfang des
Sommers abgesetzt; von Statice blieb aber ein grösserer Teil unverkauft. Die
neue Ernte brachte im allgemeinen nur kleine Erträge und diese wurden durch
andauernde Regengüsse Ende Juli und Anfang August noch sehr geschmälert,
so dass bis Ende des Jahres Bromus brizaeformis, Statice latarica. Ammobium
und Rhodanthe gänzlich ausverkauft waren und die Lager Raum für die 1898er
Ernte bieten. Das Geschäft mit französischen Immortellen war bei mittleren
Preisen nur gering. Kapblumen erster Qualität waren zu Beginn des Herbstes
stark verlangt; es konnte in dieser Qualität der Nachfrage in keiner Weise
genügt werden; Blumen mittlerer Grösse mussten die Lücke ausfüllen und
wurden zu guten Preisen begeben. Kleine Blumen, selbst von tadelloser
Qualität, waren dagegen sehr schwer, nicht einmal zu Importpreisen, abzusetzen.
In Stipa pennata ist der Bedarf sehr zurückgegangen; dagegen war Eulalia
japonica in der letzten Hälfte des Jahres zu bedeutend erhöhten Preisen sehr
gesucht. Es werden demgemäss pro 1898 Kapblumen erster Qualität und
Eulalia feste Preise zu verzeichnen haben. Von getrockneten Palmblättern aus
Brasilien, Japan und Italien sind grosse Lager vorhanden, ebenso von Uva-
Blüten (Gynerium saccharoides H. B. K.) und von Pampaswedeln (Gynerium
argenteum), so dass ein Steigen des Preises kaum zu erwarten ist. obwohl
bezüglich der Pampaswedel aus Kalifornien nur eine schwache Mittelernte
gemeldet wird. Fabrikate aus Immortellen und Gräsern werden im Engros-
geschäft wenig verlangt, da viele künstliche Blumen und Wachsrosen verwendet
werden. Ausserdem werden zu den Hauptabsatztagen (Allerseelentag und
Totenfest) aus Südfrankreich und Italien sine solche Unmenge von dort wild
wachsenden und dort kultivierten Blumen eingeführt, dass keine Nachfrage nach
getrockneten Artikeln besteht. Im Jahre 1897 mussten über 4000 Postsendungen
am Tage nacli dem Totensonntage von der Post versteigert werden, um wenigstens
das Porto zu erhalten, weil die Adressaten die Annahme verweigert hatten.
Dies war freilich zum Teil geschehen, weil die Ware nicht rechtzeitig genug
angekommen war. Wenn das so weiter geht, wird die Schnittblumen- und Stroh-
blumenproduktion der deutschen Gärtner während der Monate November und
Dezember mindestens ohne Nutzen bleiben.
Handel mit Obst.*)
Fast noch geringer als im Vorjahre gestaltete sich die deutsche Ernte
des Jahres 1897; insbesondere blieb die Äpfelernte weit hinter den Erwartungen
zurück. Da Böhmen, die Steiermark und die Schweiz kaum den eigenen Bedarf
*) Dieser Bericht ist nicht vom Verein zur Beförderuns; des Gartenbaues.
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1897. zJo-j
zu decken vermochten, so sah sich Deutschland auf den Import von Italien,
Holland, Belgien und Frankreich angewiesen in (Qualitäten, die dem durch den
vorjährigen Massenimport hochedler amerikanischer Sorten verwöhnten
Geschmack nicht genügten. So kam es, dass Tirol für seine verhältnismässig
gute Ernte zu hohen Preisen schlanken Absatz fand und auch Amerika trotz
.seiner um reichlich 50 pCt, höheren Preise wiederum in Rechnung gezogen
werden musste. Indess blieb, eben der hohen Preise wegen, der Import aus
diesem letzten Lande weit hinter dem des Vorjahres zurück. Besonders lebhaft
war der Verkehr mit holländischen Äpfeln, die uns hauptsächlich den Ausfall
an Wirtschaftsäpfeln und geringeren Tafeläpfeln deckten. Der Preis für diese
Sorten bewegte sich zwischen 10 und 15 M. per Zentner. Tiroler Äpfel
erzielten 15 — 60 M.. amerikanische 15 — 25 M. per Zentner. Von letzteren
kamen einige neue Sorten an den Markt, deren Wohlgeschmack zu
rühmen ist.
Birnen kamen zur Genüge aus Deutschland und Böhmen, Frühbirnen aus
Tirol und Italien; erstere hatten normale Preise von 8 — 15 M., letztere wurden
zu verhältnismässig hohen Preisen von 25 — 40 M. gehandelt. — Pflaumen waren
in Süddeutschland reichlicher, im nördlichen und östlichen Deutschland knapp
und teuer. Der Preis lag um 50 pCt. über dem normalen. Für den Export
nach England kam nur Süddeutschland in Frage, während der Norden sich
trotz der vorübergehend recht hohen Preise auf die Versorgung aus
Böhmen angewiesen sah. Die Preise schwankten zwischen 5 und 15 M. per
Zentner.
Fast durchgängig gut war die Ernte in Erdbeeren, Johannisbeeren und
Stachelbeeren, weniger gut in Himbeeren. Die Ernte der Kirschen (mit Aus-
nahme derjenigen der Sauerkirschen) konnte m.an im allgemeinen als gut
bezeichnen. Der Ertrag an Aprikosen und Pfirsichen Hess zu wünschen
übrig.
Mit Tafeltrauben versorgte sich der Markt wie schon seit Jahren in
umfangreichem Masse aus Italien, mit dessen Produkt in Qualität und Preis
andere Länder nicht zu konkurrieren vermögen. Am Berliner Markt, der all-
jährlich etwa 250 Waggons italienischer Trauben konsumiert, wurden Früh-
trauben zu 30 — 40, Herbsttrauben zu 18—25 M. per Zentner gehandelt.
Der massige Zoll*) von 2 M. per Zentner ist erträglich, dagegen wäre es
im Interesse des Handels wie des Konsums höchst bedauerlich, wenn die immer
wieder auftauchenden Bestrebungen, die Obsteinfuhr durch Zollschranken zu
erschweren. Gehör fänden. Denn Obst ist ein Volksnahrungsmittel ersten
Ranges, dessen Verbilligung und Verallgemeinerung, einerseits durch rationellen
Anbau, andererseits durch Herbeiführung von Verkehrserleichterungen, Aufgabe
des Volkswirts sein sollte. Schnellere Beförderung durch internationale Ver-
einbarungen, billige Exporttarife, Herabsetzung des Tarifs für neue Emballage,
diese Wünsche scheinen auf berufener Seite bisher keine Würdigung gefunden
zu haben. So scheitern die vitalsten Interessen des Handels und der Volks-
ernährung häufig an dem Mangel an Beweglichkeit in den massgebende
Kreisen.
*) Auf ^^'ei^trauben. D. R.
568_
Die Pflanzen-Dekoration in der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis-Kirche.
Die Pflanzen-Dekoration in der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
bei Beerdigung des Oberbürgermeisters Pritsche zu Charlottenburg am
19. März 1898.
<^ (Hierzu Abbildung 112.)
iMj'Inter der Voraussetzung, dass die herrliche, von Schwechten erbaute
■^? Kaiser Wilhelm- Gedächtnis-Kirche im Osten von Charlottenburg all-
gemein bekannt ist, enthalte ich mich jeder äusseren Beschreibung auch
des Innern mit seiner gewaltigen Raumwirkung und bemerke nur, dass es
sich darum handelte, ausser dem Haupt- und einem Nebenportal noch die schöne
geräumige \'orhalle und besonders die grosse halbrunde Apsis mit dem
Abb. 112. Prianzen-Dekoration in der Kaiser Wilhelm-lJedachtnis-Kn-che
bei der Beerdigung des Oberbürgermeisters Pritsche zu Charlottenburg.
prächtigen Mai-mor-Altar, unter dessen Baldachin der segnende Christus von
Schaper einen leuchtenden, weihevollen Mittelpunkt bildete, und vor welchem
der Sarg des allverehrten Oberbürgermeisters aufgebahrt war — mit Pflanzen
in würdiger und nicht ganz gewöhnlicher Weise zu schmücken..
Die letzte Aufgabe, welche hier allein in Betracht kommt und von
welcher die leider etwas zu kleine Abbildung ohne Farbe und Licht nur eine
schwache Vorstellung giebt, war nicht leicht, wenn sie bei den grossen Ver-
hältnissen des Innern und des Altarraums angemessen wirken und sich der
schönen Architektur anpassen sollte, ohne sie zu beeinträchtigen.
Eine bisher in solchen Fällen meist übliche Dekoration von steifen, hecken-
artig geschnittenen Pflanze:i. wie Evonymus und Lorbeer, ohne Form und Farbe
schien von vorn herein ausgeschlossen. Die Ausschmückung musste eine
Neue Fuchsie „Frau Marie Kittel". egg
malerische, reich gruppierte, sich der schönen Umgebung würdig an-
schliessende sein.
Es wurden daher im Hintergründe des Altars 5 m hohe Dracaena australis
und hinter den Kandelabern ebenso hohe Chamaedoreen aufgestellt. Hieran
schlössen sich 4 m hohe Phoenix canariensis, vermischt mit Kentia ßelmoreana,
Dracaena nutans. Dr. australis, Dr. indivisa, Corypha australis, Chamacrops
excelsa und humilis. Zwischen den Palmen standen hohe blühende Viburnum
Opulus, welche diese um weniges mit ihren weissen Blüten überragten. Die
Kanten bildeten weisse Azaleen und Deutzia gracilis. Oben auf dem Altar
schlössen sich an die Seiten-Dekorationen einige Dracaena rubra, weisse
Azaleen und Deutzia gracilis an und vereinigten sich mit den vor dem
Altar erhöht aufgestellten vSarge, der unter einem Berge herrlicher Kränze
begraben war, zu einem prachtvollen und doch feierlich ernsten, har-
monischen Bilde.
Die Idee und Anordnung der I-)ekoration ging von einer Kommission der
städtischen Parkverwaltung aus, welcher ausser dem Unterzeichneten noch die
Herren Tiergarten-Direktor Geitner sowie Stadtrat und Gartenbau-Direktor
Brandt angehörten. Da jedoch die Stadt nicht im Besitz der nötigen Pflanzen
war, so wurde die Ausführung dem Landschafts-Gärtner Herrn Janicki zu
Schöneberg übertragen, der seine Aufgabe in vorzüglicher Weise, erstaunlich
schnell und umsichtig gelöst hat. G. Töbelmann, Stadtrat.
Neue Fuchsie „Frau Marie Kittel".
(Bastard von Fuchsia triphyila und Fuchsia hybrida „Harlequin".)
(Hierzu Abb. ii3 u. ii-|.)
er unermüdliche Erzeuger von Bastarden, Herr Georg Kittel inEckersdorf
bei Neurode. Schlesien, hat eine hübsche Kreuzung zwischen Fuchsia
triphyila und einer gefüllten gewöhnlichen Fuchsie „Harlequin" gezogen, die
am 30. September 1897 vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues mit
einer grossen silbernen Medaille gekrönt wurde.
Die Pflanze hat einen ganz niedrigen, zwergigen Wuchs und ist nur iS
bis 24 cm hoch. Die Blätter ähneln denen der Fuchsia triphyila; sie sind
lanzettlich, fein ausgerandet gesägt, gleich den rotbraunen Stengeln und den
kurzen Blattstielen fein sammtig behaart, dunkelgrün, ziemlich stark genervt,
unterseits aber nicht weinrot wie triphyila, sondern grün.
Blüten im Winkel der Blätter in ungemein grosser Zahl erscheinend.
Stiel so lang wie bei gewöhnlichen Fuchsien, feinbehaart. F"ruchtknoten aber
klein, zylindrisch, gefurcht, wie bei triphyila. Kelchröhre aus enger Basis
schräg aufwärts erweitert, dann zylindrisch, plötzlich unter dem Saum etwas
eingeschnürt und mit vier Höckern versehen, die dem als Kiel vortretenden
Mittelnerven jedes Kelchabschnittes entsprechen. Kelchabschnitte aus hori-
zontaler Basis ei-lanzettlich. drei Viertel so lang als die Röhre und gleich
dieser schön karminrot, wie bei den meisten gewöhnlichen Fuchsien, nicht
orangerot wie bei triphyila. Blumenblätter kürzer als die Kelchblätter, lilarot.
57^
Neue Fuchsie „Frau Marie Kittel".
Staubfäden und Griffel
etwas kürzer als dieBlumen-
blätter. Staubbeutel auf-
gesprungen gelblich braun,
Griffel rot, Xarbe gross,
kopfförmig, weiss.
Maasse: Blattstiel Vs— 2
cm, untere Blätter bis ^^lo cm
lang, 2V2 cm breit, obere
4X1^2 cm, Blütenstiel 2 cm,
Fruchtknoten 5 mm lang,
Röhre der aufgeblühten
Blumen 2,5 cm lang, unten
7 mm weit, Kelchabschnitte
1V2 cm lang.
Die Pflanze hat von
triphylla die Form, Kon-
sistenz und Nervatur der ^^,^_ ^^.^ ^^^^ Fuchsie „Frau Marie Kittel-'.
Blätter, welche meist aber Kt-lch karminrot, Blumenblätter lilarot. Photographiert von L. \\ittmack.
nur zu zwei, selten zu drei
stehen, ferner die Behaarung der Stengel, der Blätter- und Blütenstiele sowie im
wesentlichen die Form der Blätter; von der gewöhnlichen Fuchsie aber die Farbe
der Blumen; auch sind die letzteren über doppelt so gross als bei triphylla.
Als ein eigener Charakter des Bastardes ist aber sein zwergiger
Wuchs und seine Reichblü tigkeit hervorzuheben. Eine nicht zu entkräftete
Abb. 114. Neue Fuchsie ,,Frau Marie Kittel".
Fuchsia tripliylla X Fucli-.ia hybr. „Harlequin", erzogen von Georg Kittel in Eckeridorf.
Kelcli karminrot, Blumenblätter lilarot. Photographiert von 1.. \\'ittmack.
Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen. er i
Pflanze, nach der Blüte zurückgeschnitten, entwickelt sofort wieder Triebe und
l)lüht in reicher Weise weiter, was bei keiner der bekannten Fuchsien vorkommt.
Es hat sich gezeigt, dass dieser Bastard kühler gehalten werden will als
triphylla und sich am besten wie die gewöhnlichen Fuchsien-Hybriden — kalt —
kultivieren lässt, da er sonst leicht vom Thrips (Blasenfuss, sogenannte schwarze
Fliege) befallen wird. Herr Kittel ist bereit, diese interessante Neuheit zu
verkaufen.
Die wertvollsten in Kultur
befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
Von C. Salomon. [Scliluss.]
44. Tibouchina elegans Cogn.
(syn. Pleroma elegans Gardn., in Bot. Mag. Taf. 4262 u. Fl. d. Serres Taf. 1202;
Lasiandra elegans Naud. u. Lasiandra Imperatoris Wawra).
Heimat: Brasilien, Bahia.
Strauch von 1 — 2 m Höhe mit schwach 4kantigen, behaarten Asten;
Blattstiel 1 — 1V2 cm lang; Blätter starr und leicht brüchig, länglichoval, zu-
gespitzt, oben mit anliegenden kurzen Borsten, unten fast kahl, 3 nervig, 5 — S cm
lang, 2 — 3Vi cm breit; Deckblätter 1 cm lang, verkehrt-eiförmig. Blumen-
blätter 2 — 3 cm lang, erst weiss, dann blau, später violett und zuletzt schön
purpurn; Griffel 20 — 22 mm lang.
Empfehlenswerte weitere Arten sind:
T. Benthamiana Cogn. (syn. Pleroma Benthamianum Gardn., abgeb.
in Bot. Mag. Taf. 4007J an sumpfigen Stellen in Brasilien;
T. Gaudichaudiana Baill. (syn. Lasiandra petiolata Grah. in Bot.
Mag. Taf. 3766; Pleroma petiolatum Paxt.) von Brasilien, Blüten
gross, violett;
T. gracilis Cogn. (syn. Chaetogastra gracilis DG. Bot. Mag. Taf. 3481),
Blüten rosa oder violett;
T. granulosa Cogn. (syn. Melastoma granulosum Desr. in Bot. Mag.
Taf. 214, Lasiandra Fontanesiana Linden in Rgl. Grtfl. [865, Taf. 466,
Rhexia formosissima Rddi.), rosa-purpurn oder purpurn-violett.
T. grossa Cogn. (syn. Chaetogastra Lindeniana Planch. in Fl. d. Serr.
Taf. 1011 — 1012), die prächtigen schwarzpurpurnen Blüten erscheinen
im Herbst aus den Achseln der obersten Blätter;
T. heteromalla Cogn. (syn. Melastoma heteromallum Don. Bot. Mag.
Taf. 2337, Pleroma heteromallum Don), purpurn;
T. semidecandra Cogn. (syn. Pleroma Kunthianum Hook. fil. Bot. Mag.
Taf. 4412, Lasiandra macrantha Lind. & Seem. 111. hört. 1869 Taf. 594,
Pleroma macranthum Hook. fil. Bot. Mag. Taf. 5721). eine sehr ab-
ändernde Art mit rosa, violett od. purpurnen Blüten, u. a. mehr.
Fast alle Arten erfordern nach der Blütezeit ein Zurückschneiden und zur
Zeit des Triebes im Sommer ein wiederholtes Auskneifen der Spitzen, um
buschige Pflanzen zu bekommen.
c.'-2 Die wertvollsten in Kultur befindlichen Arten aus der Familie der Melastomaceen.
45. Tococa platyphylla Benth. (syn. Sphaerogyne latifolia Xaud.).
Heimat: Neugranada, Venezuela, Costarica.
Eine schöne von Linden eingeführte Art mit fleischigen, fast gewundenen
Stengeln; Blattstiel 7 — 12 cm lang; Blätter breitoval, fast rund, auf der Oberseite
kahl, bräunlich-gelbgrün mit samtartigem Glanz, geädert, unterseits leichtbehaart ;
Blütenrispe gedrungen und reichblühend; 1/., — 1 dm lang; Blütenrosa farbig.
Als Sphaerogyne cinnamomea wurde im Jahre 1865 als Neuheit von
Linden eine von Tococa cinnamomea Triana verschiedene Art zur Aus-
stellung gebracht, welche sehr dekorative Blätter von weicher Beschaffenheit
besitzt und deren Stengel und Blattstiele mit einem zimmtbraunen Filz über-
zogen sind; sie ist eine Rivalin von Miconia (Cyanophyllum) magnifica.
In Illustr. hört. Taf. 284 ist eine schöne, aber ungenügend beschriebene
Pflanze als Sphaerogyne imperialis Lind, abgebildet, die wahrscheinlich zur
Gattung Tococa gehört.
Die Kultur ist dieselbe wie von Miconia.
4Ö. Triolena scorpioides Naud.
in Hort. Linden. Taf. 8 (syn. Bertolonia scorpioides Baill.).
Heimat: Mexiko, in feuchten Wäldern.
Eine liebliche, kleine Pflanze mit unscheinbarem, halbholzigem Stämmchen
von 1 — 2 dm Länge; Blattstiel schlank, mit schwachem Flaum überzogen,
2 — 3 cm lang; Blätter länglich-oval, leicht zugespitzt, am Grunde etwas atis-
gerandet, am Rande wellenförmig und kurz gewimpert, 8— 13 cm lang. 3 — 6 cm
breit, die Oberseite ist glänzendgrün mit kupferfarbigem Schimmer und kurz-
borstig behaart, unten rot; aus der Mitte der Rosette erscheinen mehrere ein-
wärts gekrümmte Blütenähren, überragt von den kleinen, rosafarbigen Blüten.
Von gleicher Kultur wie Gravesia. Sonerila und ähnliche.
Die geniessbaren Beerenfrüchte einer grösseren Anzahl von Arten
färben den Mund schwarz, ähnlich wie unsere Heidelbeeren, woher der Name
»Melastoma« (= Schwarzmund).
Viele Arten zeichnen sich durch ihren grossen Gehalt an verschiedenen
I-'arbstoffen aus, so wird beispielsweise die gerbstoffhaltige Rinde von Tibouchina
Langsdorff iana Baill., holosericea Baill. und von Maximiliana Baill. zum
Schwarz- und Violettfärben verwendet; purpurroten Farbstoff liefern Melastoma
malabathrium L. und polyanthum Blme.; die Rinde von Dissotis
princeps Triana dient zum Schwarzfärben; Miconia media Naud. liefert eine
gelblärbende Rinde.
Geniessbare und wohlschmeckende Beerenfrüchte liefern Bellucia
grossularioides Triana, Miconia acinodendrum Triana, Otanthera
cyanoides Triana, Osbeckia aspera Blme., Clidemia hirta Don. und
rubra Mart., Tococa guianensis Aubl., Loreya arborescens DC, Maieta
heterophylla DC. und guianensis Aubl., Marumia muscosa Blme..
Memecylon edule Roxb. u. a. m.
Die Blätter von Miconia theezans Cogn. ersetzen in Brasilien den
chinesischen Thee; zu Thee-Aufgüssen bei Brustkrankheiten dienen die angenehm-
aromatischen Blätter von Tibouchina aspera Aubl. (syn. Alelastoma aromaticum
Vahl); von Memecylon capitellatum L. werden Blätter und Beeren statt
Safran zum Gelbfärben gebraucht. Zum Häuserbau dient das harte und feste
Holz von Kibessia azurea Bl. und Astronia papetaria Blme.
Chrysanthemum „Hairy Wonder".
_673
Chrysanthemum „Hairy Wonder".
\'on G. B o r n e m a n n - lilankcnburg am Harz.
(Hierzu Abb. i i3 )
^^Is im Jahre 1890 die amerikanische Firma Pitcher & iManda auf der
Chrysanthemum-Ausstellung im Royal-Aquarium zu London Blumen
eines weissen Chrysanthemum zeigte, die so dicht mit Haaren besetzt waren,
Abb. iKi. Chrysanthemum „Hairy Wonder".
Photographiert von L. Wiitmack.
dass sie ein flaumiges Aussehen hatten, Avar das Staunen in der Chrysanthemum-
Welt gross. Diese Sorte, die ihren Ursprung in Japan hatte, kam dann unter
dem Namen Mrs. Alphens Ilardy in den Handel, doch zeigte es sich leider
bald, dass sie einen schwächlichen Wuchs hatte, grosse Kulturansprüche
machte und gute Blumen nur schwer zu erzielen waren. Heute sucht man
sie in den meisten Verzeichnissen vergebens. Es folgten bald andere behaarte
Schönheiten, von denen aber nur wenige, wie Louis Boehmer, Enfant des deux
C)74 Grossblumige Pelargonien in alter Zeit und daran sich knüpfende Erinnerungen.
mondes, Esau. Vaucanson, ihren Platz behaupten konnten, und die sämtlich
in den Hintergrund gedrängt wurden, als 1894 ebenfalls von Pitcher & Manda
,,riairy Wonder" (das haarige Wunder) eingeführt wurde. Wie die Abbildung
zeigt, sind die einwärtsgekrümmten Blumenblätter dieser Sorte dicht mit
flaumigen Haaren besetzt. Die Färbung ist ein feines Pjernsteinbraun ,
welches am Grunde der Blumenblätter heller, manchmal gelblich, abgetönt
ist. Niedrig stehende und frühe Blumen haben eine mattere Tönung, die häulig
in ein feines Aprikosenfarben übergeht. Die Blumen entwickeln sich leicht
und die Pflanze wächst willig, sodass Hairy Wonder bis jetzt die beste Sorte
in der Klasse der „behaarten" Chrysanthemum ist. Voraussichtlich wird sie
es noch auf längere Zeit sein, denn wirklich gute behaarte Sämlinge und
Sports von Sorten mit bräunlicher Färbung sind sehr selten. So ist auch die
Angabe falsch, dass Princess Ena ein Sport von Hairy Wonder sei; Princess
Ena ist vielmehr identisch mit Esau.
Anmerkung der Redaktion. Unsere Abbildung stellt eine Blume in
Vs — ^'3 natürlicher Grösse dar. Gute Schaublumen erreichen bis 20 cm und
darüber im Durchmesser.
Grossblumige Pelargonien
in alter Zeit und daran sich knüpfende Erinnerungen.
,^^ Von Peter Hoser in Warschau.
2Jlim Heft Xo. 12, 44. Jahrgang, Seite 319 der Gartenflora befindet sich ein
(^ Artikel über grossblumige Pelargonium aus der Feder eines Praktikers,
der durch seine Gediegenheit alte Erinnerungen in mir wachruft und so
sympatisch bei mir anklingt, dass sich der alte Geist regt und mich verleitet,
auch ein kleines Streiflicht auf den Gegenstand zu werfen; ich kann aber
dabei nicht vermeiden, dass sich fast der Anklang einer Selbstbiographie ein-
mischt.
Im März 1838 führte mich das Schicksal in Wien zu einem Herrn Klier,
der eine ziemlich bedeutende Gärtnerei besass; derselbe war schon bejahrt,
ledig, ohne Familie und ohne andere Mittel als seine Gage, die er als hoher
Beamter bezog, und ganz auf seine Gärtnerei verwandte, die aber doch mit
der grössten Ökonomie betrieben werden musste. Sein Gönner und Schützer,
ein Erzherzog, der von der gleichen Liebe zu Pelargonium begeistert gewesen
sein soll, war längst gestorben, die Glanzzeit war vorüber, Ambition und
Neigung gestatteten jedoch nicht, das grosse Ziel zu ignorieren, die Heraus-
gabe eines kostspieligen illustrierten Werkes unter dem Titel: »Pelargonium
deutschen Ursprungs«, aber war längst sistiert, die Sammlung wurde jedoch
pietätvoll fort erhalten, sogar durch viele Aussaaten stetig vergrössert, jedoch
künstliche Befruchtung wurde nicht angewandt, sondern diese den Insekten
überlassen.
Den Reigen mit Pelargonien hat England eröffnet, wie überhaupt, durch
die vielen, überseeischen V^erbindungen begünstigt, England mit Pflanzen-
einführungen vor allen anderen Ländern den A'orrang hatte; die künstliche
Erzeugung von Hybriden war noch unbekannt, daher wurde die Welt nicht
überschwemmt mit Neuheiten, und die Menschen hatten noch Zeit, das wenige
Grossblumige Pelargonien in alter Zeit und daran sich knüpfende Erinnerungen. c'- i
Neue zu beachten und zu geniessen, der langsame, riskante und kostspielige
Pflanzentransport und die geringe Vermehrungskunst sicherten auch jeder
glücklich errungenen neuen Pflanze lange Zeit eine gewisse Schätzung. Die
Summe, die England allein für Pelargonium eingenommen haben mag, muss
enorm sein, der Kulminationspunkt liegt aber wohl schon 80 Jahre zurück.
Viel später fi.ngen Frankreich und andere Länder damit an, die Odierschen
Züchtungen spielten sogar eine grosse Rolle, das war aber erst nach Klier.
Klier hatte es sich zur Aufgabe gestellt, allen Ländern, speziell England
Konkurrenz zu machen, aber auf seine hocharistokratische Weise war das ja
nicht möglich; sein Licht wurde unter den Scheffel gestellt, er verkaufte nichts
und doch war seine Sammlung auf einer solchen Höhe, dass viele Sorten den
heutigen Anforderungen nicht nur genügen, ja sie überbieten würden; die
Rassenunterschiede waren so gross, dass man heute davon keine Ahnung hat;
Originalspezies aber waren auch soviel vorhanden, als lebend in Europa
existierten. Von P. tricolor, dort auch Campylia*) genannt, waren auch etliche
^"arietäten vorhanden, diese schöne Pflanze scheint heute ganz verschwunden
zu sein,**) wohl weil sie in der Kultur recht zärtlich ist, und darum für die
heutigen Schablonengärtner sauere Trauben darstellt.
Ausserdem war da P. bicolor und von ihr eine vergrösserte Varietät
Endlicherianum benannt, um die es wirklich Schade ist, dass sie nicht mehr
existiert, die Form der Blumen war die eines grossblumigen P. zonale, mit
einem dunklen Bande auf heller Grundfarbe, ähnlich dem damals noch un-
bekannten und heute vergessenen Phlox Drummondi »Radetzki«. x\usserdem
gab es knollige, die im Herbst ihre Blätter verloren, über Winter trocken
standen, wie P. lobatum, triste etc., auch andere Geraniaceen gab es, wie z. B.
Nonsonia lobata. Erodium incarnatum etc.
Ich besitze noch ein Büchlein, das den Titel führt: Anleitung zur Kultur
der Pelargonium, ein Beitrag zur Gewächshaus- und Zimmergärtnerei von Jakob
Klier, Wien 1826.
Diese Gärtnerei war ein Unicum in der Welt und der Besitzer für mich
ein psychologisches Rätsel; gütig und gerecht, wenn er durch die Gnade des
Kaisers jeden Sommer 4 Monate Ferien hatte, wenn er mit seinen 4 Gehilfen
gemeinschaftlich arbeitete, unausstehlich, wenn er wieder in sein Bureau gehen
musste. Früher muss Alles bei ihm anders gewesen sein. Umstände verschiedener
Art hatten ihn zum Misanthropen gemacht; er hatte es durchgesetzt, dass kein
profaner Mensch seine Gärtnerei betrat, am wenigsten ein Gärtner. Von
Letzteren gab es nur zwei Ausnahmen. Er hatte es ferner durchgesetzt, dass
seine Gehilfen hermetisch von Wien abgeschlossen waren; der Zugang war
durch ein Haus, das seinem Freunde, dem Apotheker Rochleder gehörte,
bei dem er auch jeden Abend zubrachte. Der Baumeister dieses Hauses war
sein Cerberus, sein Kammerdiener brachte jeden Tag Punkt 12 Uhr den
Mittagstisch, dessen Tochter besorgte Frühstück und Abendbrot, und so war
man ruhig interniert: Entlassung bedrohte jeden, der sich dieser Hausordnung
nicht hätte fügen wollen.
*) Ein Pelargonium Campylia hndet sich im Index Kewensis nicht, wohl aber im
P. campylaeforme Sweet Ger. t 25 1, das in Index Kewensis mit einem >' versehen, also ein
Bastard ist, L- W.
**i Im botanischen Garten zu Berlin ist sie noch. L. W.
z.nß Grossblnmige Pelargonien in alter Zelt und daran sich knüpfende Erinnerungen.
Den Engländern Konkurrenz zu machen, das hatte er in jener Zeit schon
aufgegeben, alleiniges Ziel waren seine Ausstellungen, die er jedes Jahr im
Alai veranstaltete und die einen Monat dauerten; die übrige Zeit des Jahres
war es gleichgiltig, ob etwas blühte oder nicht. Zwei Gewächshäuser durch
einen Mittelbau verbunden, wurden zur Zeit der Ausstellung wohl arrangiert mit
Blumen gefüllt, das eine lediglich mit Pelargonien, das andere mit mannig
faltigen anderen Pflanzen. Die Fenster der Häuser waren fast stehend, sie
blieben hoch gelüftet, die Offnungen aber wurden mit Gaze überspannt. In
dieser milden, gleichmässigen. von Insekten fast absolut freien Luft blühten die
Blumen bei sorgfältiger Behandlung" lange und standen fast wie versteinert, es
war wenig Nachbesserung nötig. Das waren wirkliche Glanzperioden, aber
sie waren nicht für das grosse Publikum; wohl kein einziger Gärtner hat sie
gesehen, sie waren nur für die höchsten Kreise der Gesellschaft, wurden jedes
Jahr vom Kaiser persönlich eröffnet, Entree wurde nicht erhoben, über dem Ein-
gange wurde jedes Jahr in kalligraphischer Schrift, schön eingerahmt, ein Motto
aufgehängt, das wohl verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden, es lautet:
>Es liegt ein tief Geheimniss in den Blumen,
Des Lebens Urkraft webt in ihrem Stern:
Der ew'gen Liebe heiliger Odem spielt
\'ernehmlich um die goldnen Purpurkronen
Und weht mit wunderbarem Reiz uns an.
Und jedes reine kindliche Gemüt
Fühlt zauberisch sich zu ihnen hingezogen
Und liebt die stummen Kinder der Natur,
Die sie zu uns aus dem Gebiet der Toten
Ileraufgesendet eines höheren Lebens Boten.«
Nach Schluss der Ausstellung wurden die Pflanzen schnell ins Freie ge-
bracht und ohne grosse Ordnung unter Gehölz und Baumgruppen gestellt.
Bald darnach begann das Zurückschneiden der Pelargonien, das er selbst aus-
führte; was nicht zu Stecklingen nötig war, das musste in seiner Gegenwart
mit einen eigens dazu vorhandenen Stössel zu Brei zermalmt werden, damit
nicht doch, trotz aller Absperrung, etwas unter die Menschen kommen konnte.
Es Avurden zwar mitunter Pelargonien verpackt, das war aber für Magnaten
in weiter Ferne, ich glaube, dass er dafür keine Bezahlung beanspruchte und
auch keine erhalten hat; in Wien selbst hat von ihm absolut kein Mensch
eine Pflanze erhalten; er hielt die Wiener dafür zu unwürdig. In Wien
zu sein und doch von W^ien nichts zu wissen, ist heute unerklärlich, aber man
kann sich an ein solches Anachoretenleben auch gewöhnen, sogar haben mir
die letzten Jahre viel Annehmlichkeit gewährt, weil ich mir eine gewisse
Selbständigkeit erobert hatte. Ich hatte angefangen, mit Pelargonien zu experi-
mentieren und habe eine grosse Zahl Sämlinge hinterlassen mit so auffallender
Blattbildung, dass sie ganz Ungewöhnliches versprachen; aber ich wollte mich
dort doch nicht begraben lassen und die Sehnsucht nach etwas Andern wurde
zu stark. Das gewaltsame Losreissen hat aber allen Kontakt mit meinem
dortigen Wirkungskreise abgerissen, so zwar, dass ich nie erfahren habe, was
weiter aus der Gärtnerei und* meinen Sämlingen geworden ist.
Meine sofort erfolgte Annahme in der Handelsgärtnerei von Joseph
Held am Rennwege, von der heute Niemand mehr die Stelle kennt, wo sie
Die neuesten Entdeckungen Buchners. z^-jn
existierte, gestattete die Möglichkeit, meine Lieblingsbeschäftigung zwar in
anderer Richtung tortzusetzen; Epacrideen und Rhodoraceen waren da haupt-
sächlich für mich die Objekte. Von Ersteren ist es mir gelungen, den Wiener
Epacris Hybriden in der Welt einen Namen zu machen, jetzt sind die pracht-
vollen Erzeugnisse längst allerwärts wieder verschwunden. Von Rhodoraceen
habe ich die Resultate nicht gesehen, nach dem Tode des Besitzers ist die
Gärtnerei mit Allem, was darauf war. bald von der Erde verschwunden ; ich
siedelte dann nach Ilietzing in die damals weltberühmte Baron Hügelsche
Gärtnerei über, von wo aus ich ein Engagement für den sogenannten sächsischen
Garten in Warschau annahm, das ich nach achtjähriger Leitung der damals zu
geringen Mittel wegen aufgab, und es unternahm, ein eigenes Geschäft zu be-
gründen, das ich jetzt meinen Söhnen übergeben habe.
Wäre Held länger am Leben geblieben, wäre mein Lebensweg ein himmel-
weit verschiedener geworden, meine Stellung war dort so angenehm, dass ich
an einen Abgang nicht gedacht hätte, ich hätte mich von meinen Pfleglingen
mutwillig nicht getrennt.
Die neuesten Entdeckungen Buchners
über die Gährung ohne Hefe und ihre Consequenzen für die
Praxis der Weinbereitung.
^jU eber dieses Thema sprach in der ersten Sitzung des diesjährigen deutschen
^^~r Weinbau-Kongresses in Trier Herr Professor Dr. Julius Wortmann aus
Geisenheim a. Rhein. Redner gedachte zunächst der hohen Bedeutung moderner,
naturwissenschattlicher Erkenntniss, die nicht nur von der Industrie, sondern
ebenso von der Landwirtschaft unmittelbar praktisch ausgenutzt worden ist.
Darin ist zweifellos der grosse Kulturfortschritt begründet, den die Menschheit
in unserem Jahrhundert gezeigt hat. Auch auf dem Gebiete der Gährungs-
erscheinungen sind durch das Eingreifen der Naturwissenschaft grosse Erfolge
erzielt worden, wie zunächst die Arbeiten Pasteurs in den sechziger Jahren
unseres Jahrhunderts deutlich zeigen. Denn durch und von Pasteur weiss
man, dass keine Gährung, keine Fäulnis oder Verwesung ohne die Gegenwart
und Wirkung lebender Wesen, von Mikroorganismen, Verläuft. Wenn irgendwie
und irgendwo ein Most oder Wein in Gährung geräth, so können wir ganz
sicher sein, in demselben diejenigen Mikroorganismen zu finden, welche die
alkoholische Gährung — sie ist ein Lebensprozess — ausführen. Diese That-
sache ist so sicher begründet, dass die Mitteilung von Entdeckungen, nach
denen eine alkoholische Gährung ohne Hefe erfolgen könne, berechtigtes Auf-
sehen auch in den weitesten Kreisen hervorrufen musste. Denkt man ferner
an die grossartigen Untersuchungen über die Gährungsorganismen von Emil
Christian Hansen in Kopenhagen, der gezeigt hat, dass es eine ganze Reihe
von verschiedenen Rassen und Arten giebt, von denen jede eine spezifische
Wirkung ausübt, und vergegenwärtigt man sich, dass infolge dieser Entdeckungen
sich in den Gährungsgewerben, auf den Gebieten der Bierbrauerei und Brennerei
und seit einigen Jahren auch auf dem Gebiete der Weinbereitung, ein gewaltiger
Fortschritt durch die Anwendung von Reinhefe bemerkbar gemacht hat, ein
^nS Die neuesten Entdeckungen Buchners.
Fortschritt, der auf der Thatsache basiert, dass keine Gährung ohne lebende
Hefe geschieht, so erscheint die neue Buchnersche Entdeckung plötzlich wie
alle bisherigen Erkenntnisse über Bord werfend. Die alkoholische Gährung
ohne Hefezellen!
Um sich der Bedeutung dieser Entdeckung klar zu werden, muss man
der inneren Bau der Hefe näher betrachten. Die Hefe ist ein lebendes Wesen,
eine Pflanze, ein Pilz von sehr geringer Grösse und der Gestalt eines Hühner-
oder Taubeneies. Alan nennt ein einzelnes solches Wesen eine Hefezellc.
Diese Zelle ist. wie das Ei, von einer Schale, von einer dünnen, durchsichtigen
Zellhaut nach aussen hin gleichmässig abgeschlossen und enthält im Innern
eine weiche, halb feste, halb flüssige, oft schaumig aussehende Masse, den
wichtigsten Bestandteil der Zelle, insofern er lebendig ist und alle Eebens-
prozesse unterhält, nämlich das Protoplasma. Ganz im Innern der Hefezelle
befinden sich aber noch Stellen, die nicht lebendes Protoplasma enthalten,
sondern einen wässerigen Saft, den sogenannten Zellsaft, in dem eine Reihe
von Salzen, organischen Säuren, von Zucker und auch von löslichen Eiweiss-
substanzen gelöst sind.
Stellt man sich nun vor, dass eine solche lebende Hefezelle in frischen
Most gebracht wird, so entnimmt dieselbe dem Moste Stoffe, um sich mit Hilfe
derselben zu ernähren, d. h. sie in ihre eigene Körpersubstanz zu verwandeln.
Bei der Aufnahme der Stoffe müssen diese aber gelöst sein, da ja feste Stoffe
die geschlossene Zellhaut nicht passieren und so zum Protoplasma im Innern
der Zellen gelangen können. In gelöster Form wird auch der Zucker auf-
genommen, und erst in Berührung mit dem lebenden Protoplasma kann seine
Umwandlung zum Zwecke der Ernährung, bezüglich auch seine Zerlegung in
Alkohol und Kohlensäure, d. h. die Gährung, erfolgen. Alkohol und Kohlen-
säure, die Produkte der eigentlichen Gährung, werden also im Protoplasma
gebildet, wandern dann durch die geschlossene Zellhaut hindurch nach aussen
und werden hier an die umgebende Flüssigkeit abgegeben.
Diese Auffassung Pasteurs von der Gährung wird noch durch die That-
sache erhärtet, dass frische Moste, welche man eine halbe Stunde lang auf
70 — 72O C. in festverschlossenen Flaschen erwärmt, so lange nicht in Gährung
geraten, als man will, weil durch das Erhitzen der in dem Most befindlichen
Hefezellen getötet werden und von aussen keine neuen, lebenden Hefezellen
dazu gelangen können. Ebenso kann man durch Abtötung der Gährungserreger,
der Hefezellen, mittels Erhitzen bereits in Gährung gekommenen Most sofort
und dauernd in seiner Gährung unterbrechen. Bringt man dagegen in der-
artigen Most Hefe, und sei es auch nur eine einzige Hefezelle, so setzt bestimmt
nach einer gewissen Zeit die Gährung wieder ein. Aus diesen Betrachtungen
des Redners geht also mit aller Sicherheit hervor, dass die alkoholische
Gährung an die lebende Helezelle gebunden ist. dass sie sich innerhalb der
lebenden Hefezelle abspielt, dass sie mithin ein physiologischer Yor-
gang ist.
Die neueste Entdeckung Buchners besagt nun aber, wie es scheint,
genau das Gegenteil! Buchner beweist, und an der Richtigkeit seiner An-
gaben ist gar nicht zu zweifeln, dass die alkoholische Gährung ohne die
lebende Hefezelle vor sich gehen kann. Wie ist das zu verstehen?
Die neuesten Entdeckungen Buchners. c'}q
Professor Wortmann giebt zunächst in kurzen Worten den Weg an
auf welchem Buchner zu seinen Ergebnissen gelangte, er schildert, wie
Buchner durch Zerreiben frischer untergähriger Bierhefe zwecks Ofifnung der
Hefezellen und durch Abkeltern der zu einem Teige zerriebenen Hefe einen
Presssaft gewinnt, der nichts anderes vorstellt, als die durch einen Druck von
500 Atmosphären aus den zerrissenen Zellen herausgetretene Flüssigkeit. Diese
Flüssigkeit zeigt nun die bemerkenswerte Eigenschaft, an sich in Rohrzucker
alkoholische Gährung zu erregen, bei welchem \'organge Kohlensäure und
Alkohol gebildet wird. Kein Zweifel also, dass dieser keine Organismen ent-
haltende Hefe-Presssaft alkoholische Gährung unterhält.
Um den Zuhörern die eigentliche Bedeutung dieser Entdeckung klar zu
machen, erinnert Professor Wortmann daran, dass die lebende Hefezelle nicht
nur die im Moste vorkommenden Zuckerarten, FYucht- und Traubenzucker, zu
vergähren vermag, sondern auch Rohrzucker, wenn auch letzteren nicht direkt.
Der Rohrzucker wird zunächst von der lebenden Hefezelle in ein Gemisch von
Frucht- und Traubenzucker umgewandelt, indem sie einen, natürlich von und
im Protoplasma gebildeten, eiweissartigen, eigentümlichen Stoff ausscheidet,
der nun ausserhalb der Hefezelle und unabhängig von ihr im Moste oder
Weine jene Umwandlung des Rohrzuckers vor der Vergährung bewirkt. Diesen
eigentümlichen Stoff nennt man Invertin. Derartige Stoffe nun, welche vom
lebenden Protoplasma gebildet werden, um für das Leben der Zelle wichtige,
bestimmte Stoffumwandlungen, sei es innerhalb, sei es ausserhalb der Zelle,
zu vollführen, kennt man bereits eine ganze Reihe. Man bezeichnet sie jetzt
allgemein als Enzym. Aber nur ein Lebewesen, d. h. im Grunde genommen,
nur lebendiges Protoplasma vermag solche Enzyme zu erzeugen; sie entstehen
nicht durch anderweitige einfache chemische Vorgänge. So erzeugen die
Blätter ein Enzym, die Diastase, welches Stärkemehl verzuckert. Dieses Enzym
konnte, wie aus Wortmanns eigenen Untersuchungen hervorging, aus frischen
Blättern mit unverletzten Zellen nicht ausgezogen werden. Dagegen gelang es
späteren Bemühungen, aus trocken gewordenen und zerriebenen Blättern, deren
Zellen somit zertrümmert undgeöffnet wurden, die Diastase im Auszuge zu erhalten.
Die Buchnerschen Befunde haben jetzt ergeben, dass es gelingt, auch
durch Zertrümmerung der Hefezelle einen sonst von der Zelle zurückgehaltenen,
zweifellos in ihr, d. h. in ihrem lebenden Protoplasma, gebildeten Körper frei
zu machen, welcher nach Art der bekannten Enzyme, Diastase, Invertin etc.
im Stande ist, spaltend, zerlegend auf bestimmte Körper und zwar in diesem
Falle auf Traubenzucker einzuwirken. Die durch Buchner aufgedeckte That-
sache lässt sich also nach dem Redner kurz dahin zusammenfassen, dass in der
Hefezelle, zweifellos im Protoplasma gebildet, ein Enzym, von Buchner Zymase
genannt, enthalten ist, welches unfähig ist, durch die Mem.bran nach aussen zu
gelangen und deshalb im Innern der Hefezelle die Gährung durch Zerlegung
des eingedrungenen Zuckers in Alkohol und Kohlensäure unterhält. Zerreisst
man, wie es in den Buchnerschen Experimenten geschah, die Flaut der Hefe-
zelle, so tritt mit anderen Körpern auch die Zymase ins Freie; sie ist daher
in dem abgepressten Safte enthalten und vermag nun auch in ihm den zu-
gesetzten Zucker zu vergähren.
In theoretischer Beziehung ist diese Entdeckung Buchners keineswegs
so überraschend oder gar alle unsere bisherigen Anschauungen über den
580
Obst-Versandt-Fässer.
Haufen werfend, wie das vielleicht der Fall zu sein scheint. Für den mit der
Sache Vertrauten liegt durchaus keine sogenannte »sensationelle« Entdeckung
vor. sondern es handelt sich um Ergebnisse, die für bereits ausgesprochene
Theorien nur die, allerdings bis dahin noch ausstehende und sehr gewünschte,
experimentelle Bestätigung liefern. In diesem sicheren Nachweis des bereits
von der Theorie Geforderten liegt die grosse Bedeutung der Buchnerschen
Entdeckung, und nicht etwa darin ist sie gegeben, dass Buch n er eine neue,
vollständig überraschende Entdeckung gemacht habe. Im Gegenteil; denn auch
die neueren physiologischen Forschungen, speziell auf dem Gebiete der Wein-
gährung, haben mehr und mehr auf einen bestimmten Teil des lebendigen
Protoplasmas als den Erreger der Gährung gewiesen. Denn es hat sich durch
die in den letzten Jahren angestellten Versuche und Beobachtungen heraus-
gestellt, dass die eigentliche Gährung, d. h. die Zerlegung von Zucker inAlkohol
und Kohlensäure ein Prozess für sich ist, und von den übrigen während der
Gährthätigkeit der Hefe im Moste gleichzeitig vor sich gehenden Prozessen,
die man als Stoff Wechselprodukte der liefe aufzufassen hat, scharf getrennt
werden muss.
Diese Buchnersche Entdeckung besagt aber nicht, dass eine alkoholische
Gährung ohne jede iVIitwirkung lebender Hefe möglich ist. Der Ausdruck
»Gährung ohne Hefe«, der ja leicht missverstanden werden kann und leider
auch schon missverstanden worden ist, besagt eben nur, dass es möglich ist,
das die Gährung unterhaltende Enzym von der Hefezelle zu trennen und
ausserhalb derselben wirken zu lassen. Aber zur Erzeugung dieses Enzyms
war doch die lebende Hefezelle unbedingt notwendig. Und so könne man,
hieran denkend, auch heute noch mit demselben Recht Avie vorher sagen »ohne
Hefe keine Gährung«; denn ohne Hefe kein Gährungs-Enzym, keine Zymase.
Der Ausdruck »Gährung ohne Hefe« sei eben wie ersichtlich kein glücklich
gewählter, und besser sei es und vor allen Dingen Missverständnissen vorbeugend,
von »zellenfreier Gährung« zu sprechen, welch letzteren Ausdruck Buchner
übrigens selber in seinen letzten Abhandlungen, und sicher mit gutem Grunde,
angewendet hat. (Schluss folgt.)
Obst-Versand-Fässer.
,^->. (Hierzu Abb. 116.)
■/\'l ^^ ^^^' Casseler pomologischen Ausstellung im Jahre 1896 fiel ein Obst-
■^vi^ Versand-Fass allgemein auf, welches leicht und dauerhaft gearbeitet ist,
eine luftige Verpackung zulässt und mit recht praktischem Verschluss
versehen ist. Ich habe seitdem unseren Kernobst-Versand mit diesen Fässern
bewerkstelligt, und sind wir wie die Käufer, welche des leichten Gewichts
wegen die Fässer sehr gerne auf ihre Kosten zurücksenden, vollkommen
befriedigt.
Die Abbildung zeigt ein Fass, welches ca. 8 Pfd. leichte Früchte und
II, auch 12 Pfd. schwere Früchte aufnimmt, also auch zu Postsendungen Ver-
wendung finden kann. Ausserdem, werden '/o Zentner- und ganze Zentner-
Fässer hergestellt, welche, in ihrer Mitte durch einen festen Boden abgeteilt,
von beiden Seiten mit je ^/_^ bezw. 1/2 Zentner Früchten beladen werden.
Obst-Versand-Fässer.
581
Wir schlafen das Innere der Fässer mit grobem Packpapier aus und
verpacken ^im übrigen je nach Sorte mit Heu, Moos oder die Früchte einzeln
in Papier gewickelt. Der Deckel, bequem durch einen Ring zu heben, mrc
fest auf das die Früchte bedeckende Packmaterial gelegt und durch einen auf
der Zeichnung erkennbaren inneren Ring des Fassrandes mittelst 2-4 Holz-
schrauben gehalten. -
Für feineres Tafelobst möchte das V. Zentner-Fass das empfehlen.-
wertere sein.
^bb II.-,. Obst-Versand-Fass der Deutschen ^^^^^f'%^;^ "• ''^"■
(Euvas nach vorn übergeneigt.) Pl.otographiert von L. W ittmack.
Den Senduncren creben wir eine kurze Beschreibung des Fasses bei, be-
Fässer stets unversehrt zurück; b-io lianspoue me^
ohne Schaden genommen zu haben, bestanden ^^ben
Die Preise der Fässer belaufen sich per Zentnei-Fass aut 3,20
.er 5 Zentner-Fass auf 3,15 M. und per Post-Versandfass ca. 1,40 M. ab
Deutsche Fassfabrik zu Gittelde a. Harz.
K. Koopmann, Wernigerode.
,82
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Sambiicus pubens Michx. var. maxima Hesse*).
Es freut mich, dass die ungeheuren
Trugdolden meiner Sambucus pubens
maxima auch dort Bewunderung
erregt haben. Es war mir leider nicht
möglich, Ihnen sogleich durch ein Be-
gleitschreiben dieEntstehungsgeschichte
dieser P'orm mitzuteilen, sie folgt hier:
Vor Jahren erhielt ich aus Carolina
von der bekannten Firma Harland
P, Kelsey in Boston eine Sambucusart
unter dem Xamen >pubens«. Ich habe
später Samen dieser Sorte ausgesäet,
und meine pubens maxima ist ein
Zufallssämling, den ich der Ver-
mehrung wert hielt. Bislang habe ich
noch keinen Zweifel gehabt, dass diese
Form zu pubens gehöre, Avenngleich ich
aus den botanischen Werken, in denen
die pubens Michaux angeführt ist, mich
niemals recht auskennen konnte. Herr
Gartenbau-Inspektor Purpus aus
Darmstadt, der im letzten Jahre hier
war, erklärte, dass, wenn die Form
nicht zu glauca gehöre, sie bestimmt
die echte pubens sei. Die glauca hat
aber ganz andere Früchte.
Ich erlaube mir, Ihnen einige Blätter
zur Prüfung zu übersenden. Blattunter-
seite und Blattnerven sind behaart,
wie Sie sehen werden, wenngleich die
Behaarung nicht mehr so scharf her-
vortritt als im Sommer.
Zu nigra kann nach meiner Ansicht
die Form nicht gehören, die nigra
blüht sehr früh und hat jetzt ganz
reife Früchte, während diese erst Ende
des Sommers zu blühen beginnt.
Anm. d. Red. In der von Sereno
Watson und John M. Coulter herausge-
gebenen 6. Auflage von Asa Gray's
Alan LI al of the Botany of the Northern
United States (east of the Mississippi
and north of North Carolina and
Tennessee) 1889, p. 217, heisst es bei
Sambucus racemosa L, rotbeeriger
IloUunder. Stämme holzig. 2 — 12 Fuss
hoch. Rinde warzig. Blättchen 5 — 7,
eilanzettlich, unterseits flaumig. Trug-
dolden rispig, convex (also gewölbt)
oder pyramidal, Frucht leuchtend rot
(selten weiss) Sambucus pubens .Michx.
— Felsige Waldungen, Neuschottland
bis Georgia und westwärts durch den
Kontinent. Blütezeit Mai, die Frucht
reift im Juni. Mark braun (im Gegen-
satz zu canadensis. wo es weiss ist).
Beide Spezies (nämlich S. canadensis
und S. racemosa) kommen vor mit
Fiederblättchen, die in 3 — 5 linear-
lanzettliche 2 — 3 si:)altige oder zer-
schlitzte Abschnitte geteilt sind.
K. Koch sagt in seiner Dendrologie
II. 1. S. 73. So nahe auch diese Art
(er schreibt pubescens Alichx.) der
S. racemosa steht, so ist sie doch
spezilisch verschieden. Sie bleibt in
der Regel niedriger, doch soll sie in
ihrem Vaterlande unter Umständen
auch bis 18 Fuss hoch werden können.
Ihre 2 — 3 Zoll langen Blättchen sind
auf den Adern der Unterfläche behaart,
ebenso amBlattstiel, wasbeiS. racemosa
nicht der Fall ist. Auch die ganzen
Zweigesindbehaart. Endlicherscheinen
die gelblichen Blüten stets einige
Wochen später als bei genannter Art
und bilden in der Kontur einen ei-
runden, nicht länglichen Blütenstand.
Die Früchte besitzen eine korallenrote,
sehr selten weisse Farbe.
Herm. Hesse in Weener, Ostfriesland.
Vergl. Heft 20 S. 540.
Neueste Cactus-Dahlien
ausgestellt von Kohlmannslehner & Schwenke,
Schöneberg-ßerlin.
Ausser den besten neuen und
neueren Cactus-Dahlien hatten wir
in der Versammlung des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues am
29. September von neuesten 1899er
Einführungen ausgestellt:
Mary Service, eine der besten bis
heute, bietet feinpetalige Blumen, aurora-
bernsteinfarben grundiert, mit wunder-
vollem Heliotropschimmer, prächtige
Binde- und Lichtfarbe.
Arachne, Bl. klein, an langen
Stielen, ganz nadelpetalig. Die Blumen
erscheinen oft reinfarbig, orange-
scharlach (die Farbe ist schwer durch
Worte wiederzugeben), oft buntfarbig
mit gelblich weiss gebändert. Sie be-
deutet das Höchst erreichte in
feiner Form.
Britann ia, die an fünfter Stelle
in Magdeburg vom Publikum prämiiert
wurde, erscheint mir minder wertvoll
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
383
wie Mary und Service; sie ist nicht
so effektvoll in Farbe wie diese, wohl
aber grösser in der Blume; Farbe
salmrosa nach der Basis dei- Bl. Rand-
blüten bräunlich aprikosenfarben, sehr
lanwpetalig. elegant gekräuselt, eine
hoch vollkommene Blume.
Kingfisher. purpurrosa, fein und
unregelmässig gekräuselt, besser in
Form wie ..Fantasy", sehr frei heraus
blühend und eine gute Schnittblume.
Alfred Vasey, rotgrundig mit
bernstein und rosa abgetönt, fein ge-
dreht und aus dem Laube blühend.
Ruby, (verbesserte „Cycle"). rubin-
rot, nach den Spitzen zu hellkarmin,
schöne Form und reichblühend.
Primrosa - Dame ist die lang-
stielige „Lady Penzance".
Standard Bearer, feurig-scharlach,
breit an der Basis der Blätter (Zungen-
blüten) und ganz spitz zulaufend, ge-
drungen wachsend und freiblühend.
Stella, leuchtend karmoisin, auf
langem, festem Stiel.
Falka, prachtvolles, tiefes Magenta-
rosa, vollkommene, edle Form, aussen
spitz, innen breitpetalig, reichblühend.
The Czar, eine grosse Prachtblume,
tief sammetig dunkelpurpurn, edler I]au,
gedrungener Wuchs.
Eilen Palliser, sattes Kanariengelb,
eine der wertvollsten gelben, ausser-
ordentlich lang und starkstielig.
Octopus, vornehme, grosse Blume,
breit und lang in den Petalen, erblüht
langsam und wird erst zum Herbst
schön, Blumen milch weiss, ganz
zart violett genervt. (Herr Kotte hat
diese Sorte erst kürzlich bew^undert
und für sehr wertvoll hingestellt, be-
sonders als vornehme Bindeblume.)
Island Queen, silbrig - lilarosa
(rosa-mauve), im Ton der besonders für
die Binderei wertvollen Hybride
Countess of Pembroki am nächsten
stehend. Ganz einzige Farbe, wenn
auch nicht sehr dankbar im Flor. Ihr
Wert liegt noch in der mittelgrossen
Blume, die sich gut trägt und fein zu-
gespitzt ist.
Ethel, ein volles Schwefelgelb, ganz
fein und langpetalig, von edelstem,
strahlenförmigem Bau, Stiel nicht sehr
lang; erblüht sehr langsam (braucht
fast drei Wochen dazu). In allem eine
aparte, formvollendete Blume.
True friend ist die langstielige
,.Duke of Clarence"', ein leuchtendes
Braunrot, beliebte Bindefarbe.
Norfolk Hero, ein seidenartig er-
glänzendes, tief dunkles Kirschrot,
ganz neue Form; die ziemlich breiten
Blumenblätter sind eingeschlitzt und
jede einzelne Spitze elegant und ver-
worren gedreht, steht auf starkem
Stiel in guter Haltung.
Mrs. Moore, ganz dunkelpurpur,
Mitte Schwarzpurpur, halb ein-, halb
auswärts gekrollt, langstielig.
Das wären die besten Nächstjährigen !
Ausserdem haben wir circa fünf neue,
deutsche Sämlinge in diversen Pflanzen,
die wir auch im nächsten Jahre ein-
führen. Fr. Kohlra an nsl ebner.
Neuheiten eigener Züchtung für 1899
von
J. Döppleb, Samenl<uituren, Erfurt.
Petunia hybrida azaieaeflora alba fl. p!.
(Hier/.u Abb. 1 17.)
Eine ganz hervorragende gefüllt-
blühende Liliput-Petunie, die aus der
kleinblumigen Klasse der vor einigen
Jahren eingeführten Petunia hybrida
Schneeball hervorgegangen ist und in
Hinsicht der eigenartigen Form der
Blumen unddesgraziösenBaus derPtlan-
zen eine neue Klasse unter den Petunien
darstellt. Die Pflanzen haben eine
ganz gleichmässige Höhe von ca. 25 cm,
sind reich verzweigt und von kräftig
eedrunuenem Habitus; was sie be-
.\bb. 117. Petunia hybrida ti. pl. azaieaeflora.
5^4_
Kleinere Mitteilungen.
sonders wertvoll macht, sind die in
fjrosser Menge erscheinenden lieb-
lichen, gefüllten schneeweissen Blumen,
die den feinsten gefüllten mittel-
grossen Azaleenblumen täuschend
ähnlich sind und auch durch
die elegante Haltung zur feineren
Binderei sehr gern Verwendung fin-
den; überall, wo bessere, dabei ver-
hältnismäsig billige Topfpflanzen zu
Dekorations- und Präsentzwecken her-
angezogen werden sollen, wird sich
diese Einführung einer besonders
grossen Beliebtheit zu erfreuen haben.
Mehrfache Kulturversuche haben
ihre völlig Konstanz ergeben; sie
bringen einen so hohen Prozentsatz
gefüllter Blumen, wie solcher bei
anderen gefüllten Petunien noch nicht
hervorgegangen ist.
Astern bekannt, auch durch die grossen,
gut gefüllten. dachziegelförmigen
Blumen, und in Anbetracht der viel-
seitigen Verwendungsart sehr beliebt;
deshalb wird es allen Asterfreunden
recht willkommen sein, wenn das
Sortiment durch obige Einführung
nicht nur um eine leuchtende Farbe
vergrössert wird, sondern auch dazu
beiträgt, dasselbe weit lebhafter und
begehrenswerter zu gestalten.
Petunia hybrida azaleaefiora „Die Braut",
schneeweiss mit karmoisinroter
Füllung. Im Charakter und Bau der
vorstehenden alba fl. pl. gänzlich gleich.
nur hinsichtlich der Blumenfärbung
etwas abweichend; während nämlich
alba fl. pl. durchweg schneeweisse
Blumen hervorbringt, sind dieselben
bei dieser Varietät in der Füllung mit
einem ziemlich gleichmässigen roten
Tupf ausgeprägt, welcher mit dem
feinen Schneeweiss eine ausser-
ordentliche Wirkung hervorbringt.
Aster, grossbl. Zwerg-Königin, zinnoberrot.
Einleuchtendes Zinnoberrot, wie es
so auffallend nur in wenig Asterklassen
vertreten ist, wird hiermit dem noch
kleinen Farbensortimente der Zwerg-
Königin-Astern zugeführt! Diese Klasse
ist an und für sich als eine der früh-
blühendsten und schönsten niedrigen
Neuheit von Haage & Schmidt in Erfurt.
Adenophora Potanini.
(Hierzu Abb. ii8.i
Q| Reizende strauchartige Campanu-
lace. Die im Juli und August er-
scheinenden, 60 bis 7ocmhohen, elegant
Abb. I 18. Adenophora Potanini
gebogenen Blütenrispen sind reich be-
setzt mit glockenförmigen, hängenden,
3 cm grossen Blumen vom schönsten
Hellblau. Prachtvolle harte Staude.
Kleinere Mitteilungen.
Ein Wort zu den Blumen-,, Arrangements".
Bei den Sprachreinigungs - Bestre-
bungen der neueren Zeit hat man im
Eifer für die löbliche Sache mitunter
des Guten zu viel gethan und sie
dadurch einer zum Teil nicht ganz
unbegründeten spöttischen Kritik aus-
gesetzt.
Das soll indessen nicht davon ab-
halten, eine besonders im Bereiche
gärtnerischer Darstellungen unserer
Sprache recht oft widerfahrene un-
verdiente Zurücksetzung hier zur Be-
handlung zu bringen und deren mög-
lichste Abstellung für die Folge zu
versuchen.
Kleinere Mitteilungen.
385
In der Beschreibung und Schilderung
gärtnerischer Ausschmückungen von
Festräumen, Wohnungen, Gasttafeln
u. s. M'. macht sich nämlich häufig
ganz unnötig ein Fremdwort breit,
welches meinem Empfinden nach in
Schrift wie in Aussprache sich gleich
hässlich ausnimmt, während in unserem
Sprachschatz genügend guter Ersatz
dafür geboten ist; ich meine nämlich die
Bezeichnung ,, Arrangement", nament-
lich auch in der Verbindung: Blumen-
, .Arrangement". Leider ist diese so
gebräuchlich geworden, dass sie zu-
nächst kaum entbehrlich scheinen mag.
Es wird aber nur auf etwas Aufmerk-
samkeit und guten Willen ankommen,
um hier Abhilfe zu schaffen.
Wir haben zunächst das schöne W^ort
Strauss, in der Zusammensetzung
Blumenstrauss, welches gewiss weit
freundlicher anklingt und eine viel an-
mutigere Vorstellung erweckt als das
gespreizte und doch so hölzerne
Fremdwort „Arrangement", selbst in
der mildernden Zusammenstellung:
Blumen etc. -„Arrangement". Eben-
sowohl lassen sich gebrauchen: Ge-
binde und Gewinde (Blumengewinde),
Gruppen (Palmengruppen), und wenn
ein Wort nicht genügt, mehrere: Kränze,
Sträusse und Blumengewinde, welche
vielleicht immer noch dem ..Arran-
gement" vorzuziehen sein würden. Bei
der in der Herstellung von Ptlanzen-
und Blumenschmuck sich darbietenden
grossen Mannigfaltigkeit ist es freilich
misslich, von vornherein und allgemein
eine ausreichende Reihe von Bezeich-
nungen aufzustellen, die für die ver-
schiedensten Formen zutreffen. Der-
artiges war auch nicht beabsichtigt.
Hier müssen die jedesmaligen Umstände
und das richtige Gefühl das Rechte
an die Hand geben. Jedenfalls könnten
Mitteilungen und Beschreibungen von
festlichen Pflanzen- und Blumenaus-
schmückungen nur gewinnen, wenn
darauf geachtet würde, sie mit Ver-
meidung zwar bequemer, aber meist
kalt lassender Iremder Ausdrücke
in guten deutschen Worten anschaulich
zu machen. Auch auf diese Weise
Sinn und Schönheitsgefühl für die Ver-
wendung von Pflanzen- und Blumen-
schmuck fördern zu können, wäre
gewiss sehr erfreulich ! H.-Sch.
Wettbewerb staatlicher Institute in Frankreich.
Auf dem diesjährigen Gartenbau-
kongress in Paris klagte Herr Buisson,
dass die Regierung den Zoll von 250 Fr.
auf getriebene Früchte nicht konsequent
erhebe, und dass die Gartenbauschule
in Versailles den Obstbaubetreibenden
so grosse Konkurrenz mache. Sie hätte
für 8000 Frcs. getriebene Früchte, (Melo-
nen,Pfirsiche, Erdbeeren) verkauft, das sei
der zehnte Teil alles in Paris verkauften
getriebenen Obstes. (? Red.) Der Kon-
gress, der sich eigentlich nur mit
technischen Fragen beschäftigt, nahm
trotzdem eine von Herrn Salomon
eingebrachte Resolution an, in der die
Regierung gebeten wird, die Kultur der
getriebenen Früchte in der Gartenbau-
schule zu Versailles einzuschränken.
Salomon sagte u. a., es sei nicht nötig,
.soo Kästen Melonen zu haben.
Glatteis auf Gehölzen.
Bernau, den 21. Oktober 1898.
Einen sonderbaren Anblick boten
gestern und auch heute die Obstbäume
im Garten, wie auch die noch voll-
ständig belaubten Bäume des hiesigen
Stadtwalles.
Nachdem wir am 19. den scharfen
Ostwind gehabt und in der Xacht etwas
Schnee und Regen gefallen, wurden in
Folge der Kälte, — iV2'^ Reaumur, und
des fortdauernden feinen Nieder-
schlages, halb Schnee, halb Regen,
sämtliche Blätter mit Eis vollständig
überzogen.
Unter dieser Last bogen sich die
Aeste fast bis zum Boden, sodass ich
Brechen befürchtete. Heute ist das
Wetter umgeschlagen, es trieft von
allen Bäumen, und die Eisstückchen
fallen wie Glasscherben ab.
R. Wartenberg.
Aehnliches beobachteteman inBerlin,
auch die Sträucher bogen sich ganz
nieder. Im P"riedrichshain hörte man,
wenn beim Winde die Zweige anein-
ander schlugen, ein Klirren wie von
zerschlagenen Fensterscheiben. Höchst
interessant war, dass man von manchen
Blättern die bis 2^2 mm dicke Eiskruste
ganz genau in Form des Blattes mit
dem Abdruck in Händen hatte, sodass
man also gläserne Blätter der Nerven
abheben konnte. Wir dachten unwill-
kürlich an das Gedicht: Vom Bäumlein,
386_
Kleinere Mitteilungen.
das andere Blätter hat gewollt, be-
sonders an die Strophen :
„Da lagen die Blätter von Glase
Zerbrochen in dem Grase".
Auffallenderweise scheint die dicke
Eiskruste bei manchen Blättern, z. B.
Cornus, kein Erfrieren zur Folge gehabt
zu haben, die von Philadelphus waren
dagegen gekräuselt.
Nach den kalten Tagen ist j^lötzlich
wieder mit Südwind sehr warmes
Wetter eingetreten, am 24. Oktober
hatten wir Mittags im Schatten iS^
Celsius Wärme. L. W.
Gedächtnisfeier für den Fürsten Bismarck.
Der Bund Berliner Grundbesitzer
veranstaltete am 11. Oktober eine Ge-
dächtnisfeier für sein verstorbenes
Ehrenmitglied den Fürsten Bismarck
und hat das Diplom der Ehrenmitglied-
schaft und den Brief des Fürsten mit
eigenhändiger Unterschrift, mit dem er
die Ehrenmitgliedschaft angenommen,
nebst seinem Bilde zu einem Gedenk-
bilde vereinigt.
Die glückliche Zusammenstellung
wie die hervorragend künstlerische
Ausführung des ganzen Bildes ist dem
Sohne des verehrten Mitgliedes des
Bundesvorstandes Körner, dem Herrn
Regierungs-Baumeister Körner, zu
verdanken. Aus Liebe zu seinem Vater
und in Verehrung für den verewigten
Bismarck hat derKünstlerdieHerstellung
des herrlichen Bildes übernommen und
der Vater — hat das Bild dem Bunde
gestiftet, auch die Ausschmückung für
die heutige Enthüllung übernommen.
Im Namen des Bundes richtete der
Redner unter dem Beifall der Ver-
sammlung herzliche Dankesworte an
den anwesenden Herrn Körner.
In feierlicher Stimmung wurde das
Bild von den Bundesdelegierten in
Augenschein genommen, während Herr
Körner die Zusammensetzung des Bildes
erklärte und besonders auf den herr-
lichen Kopf Bismarcks in der Mitte
des Bildes aufmerksam machte, dann
die schönen Embleme schilderte und
seiner Freude darüber Ausdruck gab,
dieses Bismarck-Bild dem Bunde zum
Geschenk machen zu können. In vor-
trefflicher Handzeichnung zeigen sich
um das Medaillonbild Bismarcks reiche
allegorische Verzierungen, aus welchen
das Brandenburger Thor mit der
Quadriga und das Reichstagsgebäude
höchst gelungen hervorragen. DieUm-
gebung des Bildes bildeten unter Guir-
landen prachtvolle Bismarck-Aepfel, in
Töpfen gezogen, und grossartige
Exemplare der Sonnenblume, die be-
kanntlich mit Genehmigung des Ver-
storbenen den Namen führt: Helianthus
annus Bismarckianus (Kultur Körner).
Die neuen botanischen Universitäts-Gärten
in Prag.
Die mit der Errichtung der neuen
botanischen Gärten, welche bekanntlich
seitens der ünterrichtsverwaltung für
die beiden Prager Universitäten auf
dem Grundstücke des ehemaligen
Vereinsgartens in der Sluper Gasse
angelegt werden, verbundenen Bau-
und gärtnerischen Arbeiten sind nun-
mehr ihrer gänzlichen \'ollendung sehr
nahe gerückt und sollen die betreifen-
den Universitäts-Institute bereits mit
dem Beginne des bevorstehenden
Schuljahres ihrem Zwecke zugeführt
werden.
Die umfangreichen Bauanlagen
wurden demnach in der verhältnis-
mässig sehr kurzen Zeit von 14 Monaten
bewirkt und erscheint diese Leistung
um so bemerkenswerter, als die
ursprüngliche Terrain-Gestaltung des
Garten-Komplexes . infolge der Anlage
von neuen Terrain -Stufen (Garten-
Terrassen) und sonstigen Abgrabungen
eine wesentliche Umänderung erfahren
hat, wodurch eine bedeutende Erd-
bewegung zu bewältigen war. In dem
oberen Grundteile wurde der botanische
Garten der deutschen, im unteren
Teile jener der böhmischen Universität
untergebracht und wurde zum Zwecke
der räumlichen Absonderung der
beiden Gartenteile an deren gemein-
schaftlicher Grenze ein leichter Draht-
flechtzaun angebracht, womit zugleich
der Vorteil erreicht wurde, dass der
freie Ueberblick über den ganzen, ein
Areal von mehr als 10000 Quadrat-
Klafter*) bedeckenden Gartenkomplex
erhalten bleibt. Die einzelnen, in den
Gärten für die Unterrichts-Bedürfnisse
aufgeführten Objekte wurden derart
disponiert, dass für die beiden Gärten
ungefähr gleiche Benutzungs-Verhält-
*) I Klafter = 1,8967 m, i q-K!after =-^
3,597 qm, die Fläche beträgt demnach rund
36 000 qm oder 3,6 ha. Die Red.
Litteratur.
387
nisse resultieren. Die dem Projekte
gemäss zur Ausführung- gebrachten
Bauobjekte umfassen: zwei vollkommen
gleich veranlagte Institutsgebäude, zwei
ebenfalls analog konstruierte Gärtner-
Wohnhäuser, ein grosses Gewächshaus,
einen Erweiterungsbau für das be-
standene Glashaus der Gartenbau-
gesellschaft, ein kleines Glashaus in
dem für die Lehrkanzel der Pflanzen-
physiologie der deutschen Universität
reservierten Versuchsgärtchen, weiters
eine Anzahl von kleinen Wasser-
Bassins für die Garten-Bewässerungen,
zwei grosse, mit Unterabteilungen ver-
sehene Bassins zur Kultur von Wasser-
und Sumpfpflanzen und zwei Gruppen
von Mistbeet-Anlagen.
Die Instituts-Gebäude, bestehend aus
einem zweistöckigen Haupttrakte mit
kurzen Flügeln und einem ebenerdigen
Wohntrakte, sind bestimmt für die
Unterbringung der Lehrkanzeln der
Botanik und der Pflanzen-Physiologie,
während in dem ebenerdigen Trakte
die Wohnung des Vorstandes des
botanischen Institutes untergebracht
ist. — Die einstöckig ausgeführten
und bei den Eingängen in die bota-
nischen Gärten situierten Gärtner-
häuser dienen für die Unterbringung
der Wohnungen des Garten-Inspektors
und der Gärtner-Gehilfen; nebstdem
befinden sich in diesen Gebäuden
Samen-Zimmer und Depots für Garten-
Requisiten. Das neue Glashaus in dem
botanischen Garten der deutschen
Universität, welches hinter der Garten-
mauer situirt ist, wurde nach
dem Vorbilde des vor kurzem im
Wiener botanischen Universitäts-Garten
neu erbauten Gewächshauses ganz in
Eisen-Konstruktion und unter Bedacht-
nahme auf die speziellen Erfordernisse
des botanischen Unterrichtes von der
Firma Jg. Grial in Wien ausgeführt.
Dieser Firma wurden auch die übrigen
Glashaus-Objekte sowie die Ausführung
des Glaserkers im deutschen pflanzen-
physiologischen Institute übertragen.
Die Gebäude-Anlagen mit allen ein-
schlägigen Bauarbeiten sowie die
Arbeiten zur Umgestaltung des Garten-
Terrains wurden von der Firma Anton
Dvorak und Karl Fischer in den
Kgl. Weinbergen ausgeführt, während
die Anlage der Zentralheizung in den
Instituts - Gebäuden von der ersten
böhmisch-mährischen Maschinenfabrik
in Lieben, die Installierung der Gas-
und Wasserleitungen von Leopold
Steffen in Prag und die Lieferung der
Einrichtungs-Gegenstände in den In-
stituten von den Tischlern Emanuel
Meissner in Prag und Johann Xavrätil
in Karolinenthal besorgt worden sind.
Die umfangreichen gärtnerischen An-
lagen und Einrichtungen in den neuen
Gärten wurden nach den speziellen
Anordnungen der Instituts-Vorstände
Prof. Dr. Ritter von Wettstein und Prof.
Dr. Ladislaus Celakovsky zur Aus-
führung gebracht. Die Gesamt-Bau-
leitung besorgten der k. k. Ober-
Ingenieur J. Leitzer und der k. k. In-
oenieur E. Ronbai.
Litteratur.
R. Betten: Erziehung, Schnitt
und Pflege des Weinstocks im
kälteren Klima. (Trowitzschs
Verlag in Frankfurt a. O.) »Kurz und
sachlich!« Das hat Herr Betten bei
der Abfassung seines Buches sich zur
Devise gewählt. Verfasser giebt auf
175 Seiten seines Buches eine gedrängte
Darstellung der gesamten Weinkultur,
sowohl der im Freien wie der unter
Glas. Mir ist kein Buch bekannt, das
speziell für Norddeutschland die Wein-
zucht so eingehend und übersichtlich
behandelt wie dieses, so dass es jedem
Laien an der Hand desselben leicht
möglich ist, den Wein rationell zu be-
handeln. Aus den vielen, dem An-
fänger in der Weinkultur verwirrend
wirkenden Einzelheiten, wie sie in
grösseren Büchern eingehend erwähnt
sind, hat der Verfasser auf Grund seiner
praktischenErfahrungen die wichtigsten
und notwendigsten zusammengestellt,
ohne deren Kenntnis niemand sich
mit der Weinkultur beschäftigen
sollte'
Geradezu klassisch kann man die
Schilderung der Schnittmethoden
nennen, welche so klar und eingehend
dargestellt sind, dass auch der Un-
erfahrenste dieses nicht ganz einfache
Kapitel verstehen muss. Auch die
Düngungsmethoden, die Bekämpfung
der Schädlinge des Weinstocks, die
Aus den Vereinen.
Versand- und Konservierungsmethoden
und manches Andere ist mit derselben
Klarheit geschrieben, sodass die Lektüre
des Buches wirklich ein Vergnügen ist.
Wenn wir dem Verfasser für die
hoffentlich bald zu erwartende weitere
Auflage seines Buches einen Ratschlag
erteilen dürften, so würde es wohl
angebracht sein, bei der Empfehlung
der einzelnen Weinsorten lieber weniger
und nur die besten Sorten anzuführen;
so liefert z. B. Madeleine Angevine fast
nie eine ansehnliche Traube, ebenso
auch Diamant, dagegen vermissen wir
den verbesserten Früh-Leipziger,
der den Vorzug hat, dass er nicht so
leicht fault und viel tragbarer ist wie
der gewöhnliche Früh-Leipziger (z. B.
Broodland Sweetwater oder Reaumur).
M. Mehl.
W.Hampel: Frucht- undGemüse-
treiberei. 2. Autlage. (Verlagsbuch-
handlung Paul Parey, Berlin, Hedemann-
str. 10.).
Von allen Werken über dieses Gebiet
ist das Hampeische wohl das wert-
vollste, weil der Verfasser in jeder
Beziehung ein praktischer Gärtner war
und seine Aufmerksamkeit besonders
darauf richtete, wie man auch ohne
grosse Mittel gute Resultate in der
Frucht- und Gemüsetreiberei erzielen
kann. Das Buch ist deshalb auch be-
sonders für Handelsgärtner sehr zu
empfehlen, welche gewiss vieles aus
ihm für ihre Zwecke A'erwerten können,
wenn es auch in erster Linie für
Herrschaftsgärtner geschrieben ist.
An den vom Verfasser angegebenen
Treib-Methoden haben wir nur weniges
auszusetzen. Bei der Erdbeertrei-
berei empfiehlt z. B. der Verfasser
die Treiberei von einjährigen Pflanzen,
während in neuerer Zeit mit gutem
Erfolge kaum halbjährige Pflanzen zur
Treiberei genommen werden. Avodurch
man zwar weniger, aber dafür weit
grössere Beeren erzielt, welche einen
höheren Wert repräsentieren als die
vielen kleinen Beeren, welche durch
die vom Verfasser angegebene Me-
thode gewonnen werden. Ausserdem
ist auch die Mühe bei ersterer Methode
kaum halb so gross, wie bei der ge-
schilderten.
Beim Wein schnitt hätie ausser dem
Schnitt nach Thomery und Recht auch
wohl der sogenannte Ersatzrebenschnitt
angeführt werden können, der in
neuerer Zeit mehr und mehr Eingang
findet und auch die besten Resultate
zeitigt. Der Schnitt nach Recht ist
wohl nicht ganz richtig abgebildet,
denn wäre all das Holz an dem Stock
vorhanden, so würde man wohl aus der
Wirrnis nicht herausfinden können
und auch kaum so viel Platz im Wein-
hause zur Verfügung sein, wie es dann
nötig wäre. Bei den empfohlenen
Weinsorten vermisse ich leider Fos-
ters white Seedling und Buckland
Sweetwater, die doch als frühe weisse
Sorten in jedem Sortiment vertreten
sein sollten; ebenso fehlt auch Treb-
bianer und Gros dore. H. Mehl.
Aus den Vereinen.
Bildung einer Deutschen Chrysanthemum-
Gesellschaft.
Es wird beabsichtigt, gelegentlich
der Chrysanthemum - Ausstellung in
Hannover eine Deutsche Chrysan-
themum-Gesellschaft zu gründen;
die konstituirende Versammlung ist auf
den 25. November 5 Uhr festgesetzt.
Die neue Gesellschaft wird eineParallele
zur Deutschen Dahlien - Gesellschaft
bilden. Es soll durch sie den deutschen
Züchtern Gelegenheit geboten werden,
mit ihren Züchtungen vor die Oeffent-
lichkeit zu treten. Ferner soll nament-
lich durch Veranstaltung von Aus-
stellungen die Liebhaberei und das
Interesse für das Chrysanthemum
gestärkt und vermehrt werden. Ganz
besonders aber soll durch Austausch
von Meinungen und Erfahrungen die
ungeheure Zahl von minderwertigen
Einführungen beiseite gesetzt werden,
und gerade in dieser Beziehung wird
sich ein gemeinsames Wirken sehr
segensreich erweisen; gerade deswegen
ist die Gründung einer solchen Gesell-
schaft, die eigentlich schon vor zehn
Jahren hätte erfolgen sollen, jetzt
doppelt nöthig.
Der Obstbauverein für das Königreich Böhmen
hielt den 2. September d. J. bei Ge-
legenheit der Jubiläums- Gartenbau-
Ausstellungen und Kongresse.
589
Ausstellung aufderSophieninsel in Prag
seine General-\'ersammlung ab, welcher
in Verhinderung des Präsidenten
J.U.Dr.FürsienFriedrichvonSchwarzen-
berg der Mcepräsident des ^>reins,
Herr Prof. J. R. Demel, präsidierte.
Als Regierungsvertreter hatte sich der
Herr Landeskulturinspektor Rudolf
Brechler Ritter von Troskovic,
als Vertreter des landwirtschaftlichen
Central-Vereins Herr Landes-Schul-
inspektor Dr. Sitensky, als Vertreter
des Landwirth.- Vereins von Smichov
Herr Guispächter Franc aus Knezirka
eingefunden, den landwirtschaftlichen
Bezirksverein in Neuhaus vertrat Herr
J.U.C. Karl Hert und der Direktor der
landwirtschaftlichen Schule daselbst,
Herr Heinrich Krivänek. In Er-
ledigiing des Programms wurde das
Protokoll der letzten General-Versamm-
lung genehmigt, der gedruckte Ge-
schäftsbericht zur Kenntnis genommen,
desgl. der Rechenschaftsbericht. Bei
den Ergängungswahlen wurden gewählt^:
Se. Durchl. J.U. Dr. Friedrich Fürst
Schwarzenberg, Flerr J.U.C. Jos. Tomä-
sek, Bürgermeister in Hohenmauth,
Herr Prof. J. R. Demel, Herr
Marth. Tatar und Fleri Wzl. Marusk a.
Bei den freien Anträgen nahm die
Besprechung über die Feststellung
eines Normal-Sortiments der Birnen
und Aepfel eine längere Zeit in An-
spruch. An der fachgemäss statt-
gehabten Debatte beteiligten sich u. a.
die Herren: Obergärtner Bläha aus
Troja, Direktor des pomol. Instit. in
Troja J. Nemec, Direktor der land-
wirtschaftlichen Obstbauschule in
Leitmeritz Herr Kollär, Leiter der
Obstbauschulen des Hohenmauther
Bezirkes Freidil, Bezirkssekretär Mert
aus Neuhaus, Baumschulenbesitzer Päv
aus Lysa a. £. — Es wurde beschlossen,
für das Königreich Böhmen ein Sor-
timent festzustellen, in welchem
sowohl das Sommer-, Flerbst- und
Winterobst, als auch die rauhen und
geschützten Lagen in angemessener
Weise zum Ausdruck gelangen würden.
W. Körb er in Prag.
Ausstellungen und Kongresse.
Hamburg. Chrysanthemum-
Ausstellung des Vereins Hamburger
Chrysanthemum-Freunde vom 15. bis
20. November. Programm bei C. G. A.
Schumacher.
Hannover. Verlegung der Chry-
santhemum-Ausstellung. Da wegen
der kalten Witterung die Blumen noch
nicht genügend entwickelt sind, wird
die Ausstellung auf den 24, November
bis 1. Dezember verlegt. Anmeldungen
nunmehr bis 6. November. Einlieferung
der Pflanzen am 21. November. Schnitt-
blumen und Bindereien können noch
bis 8 Uhr Morgens des Eröffnungstages
aufgestellt werden. Die Anmeldungen
für die Ausstellung haben bislang schon
die Zahl 150 überschritten, von denen
einige auf 20 und mehr Nummern des
Wettbewerbes lauten. Es ist danach
schon jetzt vorauszusehen, dass die
Ausstellungslokale, Palmengarten und
Konzerthaus, nicht genügen werden,
sondern, wie anfangs schon beab-
sichtigt, ein Teil der angrenzenden
Strasse am Alarstalle zu Hilfe ore-
nommen werden muss, welche zu dem
Zwecke in geeigneter Weise überdacht
werden wird. Es wird dadurch ein
weiterer Ausstellungsraum von etwa
400 qm gewonnen.
Antwerpen. Internationale Garten-
bauausstellung vom 9. — 13. April 1899,
organisiert von der Soc. roy. d'horti-
culture et d'agriculture d'Anvers. An-
meldungen b. Sekretariat 215 Chaussee
de Malines.
St.- Petersburg. Unter dem Pro-
tektorat Sr. Majestät des Kaisers
III. Internationale Gartenbau-
Ausstellung vom 5-/17- Mai bis
15./27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1./13. März an Geheim-
rat Excellenz Fischer von Wald-
heim, Kaiserl. Bot. Garten. — Die
Vorbereitungen sind im besten Gange;
es wird aber ausdrücklich darauf auf-
merksam gemacht, dass nur die
Früh] ah r Sausstellung international
ist, die Obstausstellung im Herbst
590
Gewerbliche Angelegenheiten. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
Berlin. Kleine Obst- Ausstellung
am Donnerstag den 24. Xovember. Der
Verein zur Beförderung des Garten-
baues veranstaltet Donnerstag, den
24. November, 10—8 Uhr, eine kleine
Obst-Ausstellung im Vereinslokal.
Gefordert werden: Bis zu zehn Sorten
Aepfel ä 6 Stück, bis zu zehn Sorten
Birnen a 6 Stück. Es ist zulässig, nur
Birnen oder nur Aepfel auszustellen.
Der Ilauptwert soll auf die lehrreich e
Aufstellung gelegt wer den, und es werden
den Teilnehmern, die sich bis zum
17. Xovember zu melden haben, Frage-
zettel zugestellt werden, ähnlich wie
die vom Märkischen Obstbauverein
versandten. Es gilt namentlich, zu
zeigen, welche Sorten auf trockenem,
welche auf feuchtem Boden als Hoch-
stamm oder Formbaum in der Um-
gegend von Berlin am besten gedeihen
und möglichst regelmässige Erträge
geben. Man verlangt keine Schaufrüchte,
sondern Durchschnittsexemplare.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Gewicht und Wert von Blumenzwiebeln.
Alljährlich ersucht das Statistische
Amt des Deutschen Reichs den Verein
zur Beförderung des Gartenbaues, den
Wert für die ein- und ausgeführten
Gegenstände proDoppelzentner schätzen
zu wollen. ^vhnliche Erhebungen
werden auch an anderen Orten gemacht
und aus den Angaben von verschiedenen
Plätzen im Statistischen Amt der
Durchschnitt gezogen.
Bei dieser Schätzung empfand der
betr. Ausschuss des Vereins es als
einen Cbelstand, dass so viele ver-
schiedenartige Dinge unter einer
Xummer zusammengefasst werden,
namentlich bei der Nummer 340:
LebendeGewächse,Blumen zwiebeln,
Knollen etc. Trotz aller Bitten, die
Blumenzwiebeln und Knollen von den
Pflanzen zu trennen, da sie einen weit
höheren Wert besitzen, hat man aber
bisher die Trennung abgelehnt, um
den Zollbeamten nicht durch zu grosse
Spezialisierung noch mehr Arbeit zu
machen. Da aber jetzt ein neues
Warenverzeichnis aufgestellt wird, so
darf man vielleicht hoffen, nun endlich
die Bitte berücksichtigt zu sehen,
Ueber den Wert der Blumenzwiebeln
selbst herrschen übrigens auch in Fach-
I kreisen nicht ganz klare \'orstellungen.
Um nun den Wert eines Doppelzentners,
I wenigstens für holländische Blumen-
I zwiebeln, genau zu ermitteln, hat Herr
Kgl. Gartenbaudirektor Gust. Ad.
Schultz, Lichtenberg, Mitglied des
gewerbl. Ausschusses des \'ereins zur
Beförderung des Gartenbaues, im
Januar 1898 aus den in voriger Saison
erhaltenen 12 Sendungen 3 willkürlich
herausgegriffen und folgendes gefunden :
13 Kisten enth. Hyazinthen, Gewicht
2428 kg, Fakt. -Wert 2932 M., also
p. Doppelzentner ca. 121 M.
14 Kisten, enth. Hyazinthen u. Tulpen,
Gewicht 2018 kg, Fakt.-Wert 2067 M.,
also p. Doppelzentner ca. 102 M.
16 Kisten, enth. div. Blumenzwiebeln.
Gewicht 2453 kg, Fakt.-Wert 1977 .\I.,
also p. Doppelzentner ca. 80 M.
Herr Schultz teilt uns weiter mit.
dass in 1 Kiste Blumenzwiebeln ent-
halten sind: circa 1000 bis 1200 Hya-
zinthen 1. Qualität oder ca. 1500 bis
2000 Hyazinthen II. Qualität resp.
ca. 3000 bis 4000 Tulpen I. Qualität
ca. 4000 bis 6000 Tulpen II. Qualität.
Demnach wiegen also 1000 — 2000
Hyazinthenzwiebeln rund 200 kg..
3000 — 6000 Tulpenzwiebeln rund
150 ks.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Gannell & Sons in Swanley, Kent,
Autumn Catalogue. — F. C. Heine-
mann in Erfurt, Neuheiten-Liste für
1898/99 mit Abb. — Barbier & Co.
in Orleans, bisher Barbier freres et
fils. Diverses, speziell Gehölze und
Rosen. — J. C. Schmidt in Erfurt,
Xeuheiten für 1899 mit Abb. — Francke
& Co. in Berlin, Spitzenbergsche Kultur-
geräte. — ■ E. Gauguin in Orleans.
Baumschulartikel. — Kohlmanns-
lehner & Schwenke in Schöneberg
bei Berlin, Hauptverzeichnis. — Die-
selben: Engros-Angebot von Samen-
Personal-Nachrichten.
591
Neuheiten. — Sattler & Bethge,
A.-G., Quedlinburg a. Harz, Neuheiten.
— S. 559 ist zu lesen Auguste Chantin
in Paris statt (."hautin, Bernhard \'ande-
felde zu Wetteren, statt ^"audevelde.
R. Tanoi, Gardener in Horaicho, Yoko-
hama, statt Hordicho.
Personal-Nachrichten.
Sein 50jähriges Jubiläum in der
Gärtnerthätigkeit feierte am 2. Oktober
Herr J. F. Liebl, Fürstlich Fürsten-
bergischer Direktor in Prag, auf
der Kleinseite. Der Name des
Jubilars wird gewiss auch in den
breiteren Kreisen genug bekannt sein,
denn Herr Liebl hat sich sehr oft an
verschiedenen öffentlichen Facharbeiten
beteiligt und als solcher auch einen
weithin klingenden Namen erworben.
Als Sohn eines ehemaligen Ober-
gärtners trat er im Jahre 1846 in die
Lehre seines A^aters bei Baron Aeren-
thal in Doxan, durchreiste dann den
grössten Teil Europas, wo er in den
bedeutendsten Gärtnereien stets eine
Zeit lang beschäftigt war, und trat nach
dem Tode seines Vaters (auch ein
bekannter Pomologe) an seine Stelle.
Hier widmete er sich ausschliesslich
den Kulturarbeiten, hauptsächlich
Schmarotzerptlanzen züchtend. Einen
klingenden Namen erwarb er sich auch
später als glücklicher Rosen- und
Erikenzüchter. Auf der eben ab-
gehaltenen Gartenbau-Ausstellung in
Prag beteiligte sich Herr Liebl mit
seiner neuen Fuchsienzucht, der so-
genannten »Düngungs-Kultur<, womit
er die Besucher überraschte. Er führte
dabei jedem vor, wie es ihm gelang,
in der kurzen Zeit vom Frühjahr bis
zum Sommer aus Stecklingen Pflanzen
in einer Höhe von 1,50 bis 2 m zu
züchten. Für diese Kollektion erhielt
auch der Herr Jubilar einen Ehrenpreis.
Herr F. Liebl ist schon seit 39 Jahren
in den Diensten desFürsten Schwarz en-
berg. Aus diesem Anlasse gingen dem
Jubilar von allen Seiten, aus nah und
lern, Piuldigungs -Telegramme und
Glückwünsche zu, — nur von seinem
Chef nicht. Wzl. Körb er, Prag.
Frau Geheime Kommerzienrat
Schwabach hat zum Andenken ihres
dahingeschiedenen Gatten dem Personal
ihres grossen Geschäftes (Bleichröder)
eine Stiftung von 100000 AI. gemacht.
Frau Schwab ach ist Nachfolgerin
ihres Gatten im Verein zur Beförderung
des Gartenbaues geworden.
Die gleiche Summe hat Herr Ernst
Borsig gelegentlich seiner Ver-
heiratung für die Borsigsche Fabrik
gestiftet. Herr Borsig ist ebenfalls
Mitglied des \'ereins zur Beförderung
des Gartenbaues.
Dem Kgl. Flofgärtner a. D. Kinder-
mann aut Schloss Babelsberg ist der
Kgl. Kronenorden ':;. Klasse verliehen.
Am 10. Oktober starb zu Cöthen
sanft infolge eines Schlaganfalles der
Kunst- und Handelsgärtner Gottlieb
Goeschke, berühmter Erdbeerzüchter.
Vater des Kgl. Gartenbaudirektors
Franz Croeschke in Proskau, im
Alter von beinahe 80 Jahren.
Rudolf Buttmann, Sohn des f Kgl.
Hotgärtners Buttmann, bisher Stadt-
obergärtner in Rendsburg, wurde zum
Königl. Gartenverwalter in Potsdam
ernannt und ihm die Instandhaltung
der Königlichen Plätze übertragen.
Der Kgl. Flofgärtner Kurt Nietner
(nicht Herr Hofgärtner Rosenberg,
der seine Stelle in Sanssouci behalten)
ist nach Babelsberg versetzt. An Stelle
der zwei englischen Gärtner ist Herr
Poosch mit den Weintreibereien am
Drachenberge betraut worden.
C. Lücke, bisher Institutsgärtner an
der Gartenbauschule zu Wittstock,
verliess am 1. Oktober seine Stellung.
Karl Tapp, Garteningenieur in
Danzig, wurde zum Stadtgärtner da-
selbst ernannt.
Hermann Engel, Rosenschulbe-
sitzer in Ludwigslust, wurde vom
592
Personal-Nachrichten,
Herzog- Regenten von Mecklenburg-
Schwerin zum Hoflieferanten ernannt.
Chr. Jenssen, früher bei der Anlage
des Stadtwaldes zu Köln beschäftigt,
wurde von der Friedhofskommission
zu Kiel als Obergärtner bei der Neu-
anlage eines landschaftlichen Fried-
hofes in Eichhof bei Kiel angestellt.
C. Ulrich, Lehrer für Gartenbau
und Naturwissenschaften am Pomo-
logischen Institut in Reutlingen, gab seine
Stellung mit dem Ende des Sommer-
semesters auf. An seine Stelle trat
Herm. Wolanke, bisher im bota-
nischen Garten in Breslau, als Garten-
baulehrer in Reutlingen ein.
Heinrich Beth, Stadtgärtner in
Worms, ist am 21. September nach
kurzem Krankenlager im 73. Lebens-
jahre gestorben.
Friedrich Abel, Sekretär der k. k.
Gartenbau-Gesellschaft in Wien, führt
jetzt auf Beschluss des Verwaltungs-
rates die bisher von dem am 16. Juni
verstorbenen Direktor Karl Schubert
geleiteten Geschäfte.
Franz Wendisch, bisher Fachlehrer
für Obst- und Weinbau an der Landes-
Obst- und Weinbauschule in Feldsberg
(Nieder-Oesterr.), wurde als Anstalts-
leiter an die neu errichtete Landes-
Winzerschule in Gumpoldskirchen
(Nieder-Oesterr.) berufen.
Philipp Pfeiffer, aus Darmstadt
gebürtig, der einen weit reichenden
Ruf als tüchtiger Baumschulgärtner in
den Vereinigten Staaten genoss, ist am
28. August in Sedalia, Mo., im Alter
von 03 Jahren gestorben.
E. Zier, Obstbau-Wanderlehrer für
das Grossherzogtum Mecklenburg-
Schwerin, hat am 1. Oktober seine
Stellung angetreten und seinen Wohn-
sitz in Güstrow angewiesen erhalten.
Ernst Hinderlich, bisher in Grüna,
wurde mit der Leitung der Gärtnerei
und der ausgedehnten Parkanlagen des
Grafen von Tiele-Winckler zu Moschen
(O. -Schlesien) betraut.
Kaspar Hiller, ein amerikanischer
Obstzüchter, ist in Conesfoga, Pa., im
82. Lebensjahre gestorben.
Brischke, Karl, früher zweiter
Obergärtner der Firma J. C. Schmidt,
Erfurt, wurde die Leitung des Königl.
botanischen Gartens zu Thorn über-
tragen.
Heiler, Joh., Stadt. Garteninspektor
zu München, wurde das Verdienstkreuz
vom hl. Michael verliehen.
K o Ib , M a X , Oberinspektor des Königl.
botanischen Gartens in München, wurde
der Titel eines Wirklichen Rats ver-
liehen.
Alexander Steffen, Inspektor der
israelitischen Erziehungsanstalt in
Ahlem, gab diese Stelle auf und liess
sich in Niederlössnitz als Landschafts-
gärtner nieder.
H. Zeininger. bisher in Homburg
V. d. H.. wurde nach Ahlem an die
infolge des Wegganges A. Steffen's
frei gewordene Stellung berufen.
Julius Gähl, bisher in Bielau bei
Neisse, hat die Leitung der Schloss-
gärtnerei Friedenthal - Giesmanndorf
übernommen.
A. Friedrich, bisher Obstbau-
Wanderlehrer in Homburg v. d. H.,
wurde in eine gleiche, früher von
E. Virchow bekleidete Stellung bei
der königl. Landwirtschafts - Gesell-
schaft in Hannover berufen.
E. Heydecker, bisher in Frankfurt
a. M., wurde als Garteninspektor des
Tiergartens zu Königsberg i. Pr. an-
gestellt.
Kleine Obstausstellung
im Vereinslokale, Invalidenstrasse 42. am Donnerstag, den 24. November.
Näheres siehe Seite 590.
Garteiiliora 1898.
Chromolith. Fr. Eugen Köhler, G,era-Untermhaus.
Zaxtedeschia
PeXTLANDII R. Whyt:
Zantedeschia Pentlandii R. Whyte Mss. ) Watson.
(Hierzu Tafel 1456.)
\'on L. W i 1 1 m a c k.
jie ersten 151ätter eilanzettlich, an der Basis wenig herzförmig, die späteren
^^^:^ Ott ei-herzförmig mit offener Bucht und abgerundeten Lappen, alle mit
feiner Spitze und ungefleckt. Alittclrippe dick, Blütenscheide goldgelb, oft
etwas grünlich am Grunde, innen am Grunde dunkel purpurn, breit trichterförmig,
im unteren Drittel locker zusammengerollt, innen eben oder etwas runzelig, Saum
ausgebreitet, am obersten Ende plötzlich in eine meist zurückgekrümmte Spitze
verschmälert, Ränder zurückgerollt.
Vaterland: Ostafrika, Basutoland.
Diese von R. Whyte Esq. zu Pentland House, Lee, England, als Richardia
Pentlandii im Juni 1892 in London ausgestellte, von Watson in Gard. Chron.
1892 II S. 123 und 1894 I S. 590 zuerst beschriebene gelbe Calla ist farbig
abgebildet u. a. in Bot. Mag. 1895 t 7397. Nach der dort gegebenen Tafel
hegten wir Zweifel, ob die von uns abgebildete Pflanze wirklich dieselbe Art
sei, Blätter und Blüten sind dort viel grösser, die Blätter an der Basis breit
herzförmig ausgebuchtet und vor allem die Innenseite der Blütenscheide sehr
runzelig. Herr Geh. Regierungsrat Engler bestätigte unsere Zweifel; allein die
Herren Krelage & Sohn in Haarlem, die viele Exemplare von Z. Pent-
landii ziehen und denen wir unsere Abbildung zum Vergleich sandten, erklärten
sie doch für Z. Pentlandii, die sehr veränderlich sei. Auch in The Garden 1895 II
S. 340 t 1038 ist sie der unsiigen ähnlich dargestellt.
Das Verdienst, diese Art aus dem Vaterlande in Deutschland eingeführt
zu haben, gebührt Herrn Hofraarschall von St. Paul lllaire in Fischbach,
Ehrenmitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Derselbe hielt
sie erst im Warmhause, wo sie aber nicht zur Blüte kam. Er gab dann 1896
eine Knolle an Herrn Stadtrat Gartenbaudirektor Brandt-Charlottenburg.
Dieser beschreibt die Knolle (Gartenflora 1897 S. 426) als etwa von Gestalt
einer Cyclamen-Knolle, ca. 5 cm im Durchmesser und ca. 1,5 cm hoch. Die
Knolle trieb nur schwach aus, erst Ende April 1896 zeigte sich ein Trieb und
dieser brachte nur zwei Blätter. Herr Brandt liess die Pflanze langsam ein-
ziehen und im Frühjahr 1897 trieb sie nur ein etwas abnormes Blatt. Sie
wurde dann aber in einen grösseren Topf mit Alistbeeterde gesetzt und ins
Freie gebracht. Hier entwickelte sie sich sehr gut, bildete ein zweites,
normales Blatt von lanzettlicher Gestalt und bald darauf die Blüte, welche Ende
Juni sich entfaltete und anfangs Juli im Charlottenburger Gartenbauverein sowie
am 29. Juli im Verein zur Beförderung des Gartenbaues vorgezeigt wurde.
*) Lies R. Whyte Manuscript, das soll hcissen, Whyte hat den Namen ohne botanische
Beschreibung veröffentlicht. (In diesem Falle auf einer Ausstellung in einem Briefe.) Watson
hat sie zuerst botanisch beschrieben.
igi Zantedeschia Pentlandii R. Whyie Mss. Watson.
Herr Brandt bemerkte, dass die Pflanze ganz kalt gehalten werden muss und
Herr Inspektor Perring, der sie vor einigen Jahren bei Krelage & Sohn-
in Haarlem im Freien gesehen, bestätigte das.
Trotzdem wir von der Richtigkeit der Art überzeugt waren, zögerten wir
mit der Verötfentlichung der Tafel, in der Hoffnung, dass die Pflanze in diesem
Jahre wieder blühen werde; diese Hoffnung hat sich aber leider nicht erfüllt,
und so geben wir denn das Bild, wie es im Jahre 1897 von Frl. R. du Bois-
Reymond sehr naturgetreu gemalt ist.
Herr Krelage bittet uns, den Xamen Richardia zu wählen, da dieser
Gattungsname den Gärtnern schon bekannt sei und da er auch in England gelte,
Herr Geh. Rat Engler aber, der beste Kenner der Araceen, rät uns entschieden,
den richtigen Gattungsnamen Zantedeschia zu nehmen und ihm wollen wir
folgen.
Zur Geschichte der Zantedeschien.
Linne kennt von den tropischen Calla-ähnlichen Gewächsen nur eine
Art: Calla aethiopica L., welche nach W. Watson in G. Chron. 1892 II S. 123
und 1893 ^ S. 568, 1687 durch die Holländer von Südafrika eingeführt wurde
Später wurde erkannt, dass sie von unserer Calla palustris sich wesentlich
unterscheidet, namentlich dadurch, dass Calla palustris Zwitterblüten und keine
pfeilförmigen Blätter besitzt. Xach Engler gehören die tropischen »Calla«
sogar zu einer ganz anderen Abteilung, den Philodendroideae, die Calla palustris
zu den Calloideae.
Kunth taufte dann 1S15 die Pflanze um und nannte sie Richardia africana;
da es aber schon eine Rubiaceen-Gattung Richardia Houston gab, die Linne
in seinen Genera 1737 veröffentlichte, so änderte Kunth letzteren Xamen in
Richardsonia um, was nicht statthaft ist. Sprengel nannte 1826 die tropische
Art Zanteschia*) aethiopica und dieser Xame ist daher beizubehalten.**)
Erst 1859 wurden zwei weitere Spezies eingeführt, alle unter dem Xamen
Richardia, der aber, wie gesagt, besser in Zantedeschia umzuändern ist. Es
waren Z. albo-maculata Hook und Z. hastata Hook. Jetzt haben wir ca. 10 Arten,
zu denen noch mehrere gelbe hinzukommen dürften.
J. D. Hooker teilte sie 1895 in Bot. Mag. t 7397 in zwei Gruppen: i.mit
herzförmigen, 2. mit pfeilförmigen Blättern.
Zu 1 gehören: Z. aethiopica und Z. Pentlandii, zu 2: albo-maculata, hastata
und melanoleuca (auch die unvollkommen bekannte Z. angustiloba Schott, die
noch nicht eingeführte Z. raacrocarpa Engler und die 1893 beschriebene
Z. Lutwychei X. E. Browne in G. Chr. 1S93 I 568).
Man muss jetzt noch eine 3. Abteilung mit lanzettlichen Blättern auf-
stellen, zu denen die schwach rosa-weisse Z. Rehmanni Engl. (Abb. in Gartfl.
1894 S. 15) gehört. Aber man sieht, dass die ßlattform, wenigstens bei unserem
Exemplar von Z. Pentlandii, auch variieren kann.
Von gelben' haben wir jetzt: Z. EUiotiana mit weissgefleckten Blättern,
Z. Pentlandii und Z. Lutwychei Wats., welch letztere sich durch steife Haare
am Blattstiel unterscheidet.
*) Francesco Zantedeschi war Professor der Physik in Padua, geb. zu Dolce (Verona)
18. August 1797. Er schrieb über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Vegetation.
•!=*) Wollte man Otto Kuntze folgen, so müsste man statt Zantedeschia den Xamen
Arodes Heister in Fabricius enum, pl. hört. Heimst. 1763 p. 42 wählen, der der älteste,
aber nie in Gebrauch gekommen ist.
852. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. cql
Noch nicht eingefülirt ist Z. macrocarpa und Watson vermutet wohl mit
Recht, dass noch mehrere Arten folgen werden.
Chas. Ayres, Handelsgärtner in Capetown, der Knollen der Zantedeschia
Pentlandii in England eingeführt hat, berichtet in Gard. Chron. 1895 I S. 764
über das A'orkommen im \'aterlande Folgendes: Diese Art wächst nicht M'ie
Z. aethiopica in grossen Büscheln auf niedrigem, sumpfigem Lande, sondern nur
in felsigen Berggegenden in einzelnen Exemplaren und immer dicht bei grossen
Steinen (boulders). Die Knollen liegen immer 9—18 Zoll tief in der Erde
(meistens 18 Zoll) und wo möglich unter den Steinen. Der Boden ist
meistens ein guter Lehm mit einer Oberfläche von verwittertem Lehm (loammould)
und verwittertem Ilolz. Die einzige Stelle, wo ich sie fand, ist in dem sogen,
niedrigen oder Fieberlande mit einem sehr heissen regnerischen Sommer
und einem sehr milden, trockenen Winter. Diese Knollen verlieren gleich
denen der Caladien jährlich alle ihre Faserwurzeln.
852. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am Freitag, den 28. Oktober 1898.
I. Der 1. Stellvertreter des Direktors, Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl
Lackner, eröffnete die ganz ausserordentlich stark besuchte Versam.mlung
mit der Anzeige, dass der Landtagswahlen wegen die Versammlung von
Donnerstag, den 27. Oktober auf Freitag, den 28. habe verschoben werden
müssen und dass ebenso anstatt des grossen Hörsaals (Auditorium I) der
landw. Hochschule, der Freitag Abends besetzt sei, der zur ebenen Erde
belegene, ebenfalls recht grosse Hörsaal VIT vom Rektor der landw,
Llochschule, Herrn Geh. Regierungsrat Delbrück, bewilligt sei. Die
Anwesenden fanden den Hörsaal VII weit bequemer, weil zur ebenen
Erde liegend und auch wegen eines daran stossenden Zimmers geeigneter
für die Aufstellung von Pflanzen etc.
II. Vorgeschlagen wurde zum wirklichen JMitgliede:
Herr Rentier Carl Gericke in Tegel, Schlossbezirk 7, durch Herrn
Ingenieur O. Peschke.
III. 1. Gegenstand der Tagesordnung war die Wahl eines neuen
Vereinsdirektors an Stelle des verstorbenen Wirkl. Geh. Ober-Finanz-
rates und Provinzial-Steuerdirektors von Pommer Esche. Der Vor-
sitzende ernannte zur Leitung der Wahl und zu Stimmenzählern die
Herren Geschäftsführer Brettschneider, Kgl. Garteninspektor Echter-
meyer und Architekt L'rban. Herr Brettschneider ersuchte die
Anwesenden, sich selbst zu zählen und ergab der Aufruf 125 Mitglieder
(die Gäste hatten während der Wahl den Sitzungssaal verlassen). Zwei
Mitglieder waren zugleich Vertreter von Vereinen und waren ermächtigt,
2 Stimmzettel abzugeben. Die Zahl der abgegebenen Stimmzettel betrug
denn auch 127. \'on diesen entfielen
98 auf den Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner zu Steglitz bei
Berlin,
596.
852. \'crsammlun^ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
27 auf den Kgl. Hofgartendirektor Gustav Fintelmann zu Potsdam,
1 » Herrn Architekt Urban,
1 war ungültig.
Herr Kgl. Gartenbaudirektor Lackner war somit gewählt. Mit lautem
Beifall begrüsst, erklärte er sich zur Annahme des Amtes bereit und wies
darauf hin, dass die heutige Wahl um so bedeutungsvoller sei. als durch
sie mit der alten Tradition des Vereins, einen hochgestellten Beamten an
der Spitze zu sehen, gebrochen werde. Er wolle sich aber Mühe geben,
den Erwartungen des Vereins zu entsprechen und sowohl die Interessen
der Liebhaber wie die der Gärtner nach besten Kräften zu fördern
suchen.
IV. Der neue Vereinsdirektor gab alsdann bekannt, dass der Liebhaber-
Aus sc hu ss beantragt habe, die Wahl des 2. Vorsitzenden erst bei
der Jahresversammlung im Juni 1809 vorzunehmen. Dieser
Antrag werde nebst einem Antrag des Herrn Dr. Pflug, der sich auf
denselben Gegenstand bezieht, dem Gesamt-Ausschuss zur Vorberatung
übergeben werden.
V. Ausgestellte Gegenstände. Wohl in der Voraussicht des starken
Besuchs war auch die Zahl der ausgestellten Gegenstände eine ausser-
ordentlich grosse und darunter ganz auserlesene Dinge.
1. \'on Herrn Georg Reid in Beckenham Hill bei Beckenham nahe
London war eine überaus reiche Sammlung von Neuheiten in
Pelargonium zonale und Cactu s-Dahlien in abgeschnittenen
Exemplaren übersandt, ferner einige frühblühende Chrysanthemum indicum
und eine Topfpflanze. Begonia »Gloire de Lorraine« in grösster Blütentülle.
Über diese Ausstellung wird besonders berichtet werden, hier sei nur
hervorgehoben, dass die Blumen mit Ausnahme einiger Pelargonien infolge
der ausgezeichneten Verpackung vortreftTich angekommen waren und
den allgemeinsten Beifall fanden. Auch eine Photographie eines der
drei Pelargonienhäuser der Firma war ausgestellt. Die ausgestellten
Varietäten der einfachen Zonalepelargonien werden das Dutzend mit
24 M., die gefüllten mit 12 M., die Cactus-Dahlien mit 24 M., die
Chrysanthemum mit 20 M. verkauft.
2. Von Herrn Wilhelm Pf itze r-Stuttgart war eine sehr vollständige
Sammlung einfacher und halbgefüllter Georginen übersandt; während
der Sitzung traf noch eine Eilsendung von ihm ein: Salvia splendens »Ruhm
von Stuttgart«, die bei den Hunderten von scharlachroten grossen Blumen
allgemeines Erstaunen erregten.
3. Geradezu enthusiasmiert war die Versammlung über eine grosse
Ausstellung von Topfrosen des Herrn Schlegel in Reinickendorf.
Wohl noch nie ist, wie LIerr O. Neumann bemerkte, im Monat Oktober
eine derartige Leistung in Rosen gesehen worden, und mit lebhaftem
Beifall wurde es begrüsst, als am vSchluss der Versammlung das Preis-
gericht für diese ganz ungewöhnliche Leistung auch einen ganz ausser-
ordentlichen Preis: die goldene Medaille (wozu die Genehmigung der
Versammlung erforderlich ist) beantragte. Herr Schlegel hat diese frühe
Blütezeit durch wiederholtes Pinzieren im Frühjahr und Vorsommer, wo-
durch die Pflanzen am Blumenerzeugen verhindert wurden, erreicht.
852. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. cq-7
Die Sorten waren hauptsächlich Theerosen: Kaiserin Auguste Victoria
und Madame Caroline Testout, Remontantrosen: Louis van Houtte, Marie
Baumann, Fisher and Holmes, Alfred Colomb, die sich zum Pinzieren im
Herbst sehr eignet. General Jacqueminot, Noisetterosen: Jules Jamin, von
immerblühenden Alonatsrosen: Sanglante und Ilermosa. Als Hochstamm
war Mrs. Bosanquet vorhanden.
Die kleinen Sträucher hatten im Durchschnitt 12 — 15 Knospen bezw.
Blumen, einzelne Sorten, die in Büscheln blühen, noch viel mehr. lieber
die Kulturmethode wird Herr Schlegel später einen Vortrag halten.
4. Ausserdem hatte Herr Schlegel noch sehr schöne Cyclamen etc.
ausgestellt, die sich zwischen dem dunkelgrünen Laub der Rosen sehr
hübsch ausnahmen.
5. Der Obergärtner des Joachimsthalschen Gymnasiums, Herr Amelung,
führte ein grosses Stück Pappe vor, auf der sehr schön der Wuchs des
Champignon-Mycels (Pilzgewebe) zu sehen war. Er hatte diese Pappe
vor einem Jahre durch Einlegen in heisses Wasser sterilisiert, dann mitPferde-
harn getränkt, mit den Sporen des Champignons besät, in den zur
Champignonzucht bestimmten Mist gelegt und nun nach ca. 12 Monaten
ein überaus reiches Mycel darauf gefunden. Herr Amelung, der jetzt
überhaupt die Champignons aus Sporen zieht, wird näher darüber in der
Gartenflora berichten.
6. Herr Friedhofsinspektor Kierski in Potsdam übergab einige Zweige
mit reifen Zapfen von Abies Nordmanniana.
7. Herr Schulz, Obergärtner des Herrn Geh. Kommerzienrat Veit
in Steglitz, erfreute die Versammlung durch Vorführung eines Kastens,
in dem, geschmackvoll aufgehängt, riesige Trauben aus seinem Wein-
hause zu schauen waren. Er hob hervor, dass zwar die Zucht der Wein-
trauben unter Glas bei uns nicht rentabel sei, aber dem Liebhaber es
doch grosse Freude gewähre, solch edle Trauben auf seiner Tafel zu
sehen. In den Läden werden derartige Trauben jetzt mit 4 — 4,50 Mark
an das Publikum verkauft. Die belgischen kosten 2 Mark, die Trauben
aus Italien etc. kosteten bekanntlich im Herbst nur 35 Pfg,, jetzt die
besseren 1,25 — 1,50 Mark. Die Witterung war dies Jahr für den Wein
sehr ungünstig, im Freien ist er im Veitschen Garten gar nicht reif ge-
worden; um so erfreulicher ist, dass der Wein im Hause doch so gut
gediehen ist, umsomehr als erst spät mit der Treiberei begonnen wurde.
Herr Schulz hat am 20. März das Weinhaus geschlossen und die
Temperatur anfangs auf 5 — lo*^ R gehalten; wegen des kalten F'rühjahrs
blühten selbst die frühesten Sorten erst am 16. Mai, vom 21. — 25. Mai
waren alle anderen Sorten in Blüte. Die Blütezeit dauerte auffallend
lange, bis 4 Wochen, besonders bei den späten Sorten, z. B. Gros Colman
und Muscat of Alexandria, weil während dieser Zeit keine Sonne schien.
Muscat of Alexandria blühte sozusagen in 3 Stationen, dabei zeigte sich
später, dass die ersten Blütenstände die grössten Trauben brachten. Im
Freien blüht der Wein selbst an der Südseite erst am 26. Juli. Die aus-
gestellten Sorten waren folgende; Black Alicante, eine der besten,
Mr. Denbies Trebbiano (weiss), Black Hamburgh (bekanntlich eine grosse
Varietät des Frankenthaler), Lady Down's Seedling, Black Morocco.
TQg 852. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Mrs. Pinces' Black Muscat, Muscat of Alexandria, Gros Colman oder
blaues Ochsenauge, im Gewicht von 31/4 kg und mit ungewöhnlich grossen
Beeren von 9 cm Umfang. Die übrigen Trauben waren 1 — 2V2 kg schwer.
Herr Schulz hob hervor, dass im Veitschen Weinhause der Thomery-
Schnitt seit langen Jahren eingeführt ist, bei diesem werde die Behandlung,
je älter die Reben sind, um so schwerer. Alle andern Schnittmethoden,
Wechselschnitt, Kechtscher Schnitt, Bogenschnitt wie am Rhein oder
Schnitt auf 5 — 6 Augen wie bei Bordeaux, seien viel leichter auszuführen,
weil man dabei immer junges Holz habe, aber beim Thomery-Schnitt
werden die dicken alten Reben sehr verknorrt und daher ist die Aufgabe,
aus einem Auge Trauben zu ziehen, viel schwerer.
8. Ausserdem hatte Herr Schulz schöne Birnen und Aepfel zur
Ausstellung gebracht, von Birnen: Gellerts Butterbirne, Gute Louise von
Avranches, Napoleons Bb., General Tottieben, eine sehr schöne in 2 — 3
Wochen reife Frucht, Blumenbach's Bb., in 8 — 14 Tagen reif, Pastoren-
birne, die sich bis nach Weihnachten hält, doppelte Philippsbirne (?),
Herzogin von Angonleme, 250 g schwer, eine andere hatte fast 375 g
gewogen, neue Poiteau, die nunmehr 3 Jahre hintereinander gut getragen
hat und sehr zu empfehlen ist, Six' Butterbirne, ähnlich im Aussehen
wie der grosse Katzenkopf und sich bis Februar und März haltend, Blumen-
bachs Bb., Diels Bb,, etwas verunstaltet und an verschiedenen Bäumen
mit verschiedenen Früchten. Die Diel kann nicht gut Regen vertragen,
sie eignet sich auch nicht zu Pyramiden, da die Früchte dann immer
herunterhängen, sondern nur zu Spalieren und Cordons. Von Äpfeln:
Garibaldi Calvill, kenntlich an der roten Backe, Winter-Goldparmäne.
Gravensteiner, der jetzt in Steglitz mit 30—35 Mark pro Zentner bezahlt
wird, Prinzenapfel, Pariser Rambour- oder Canada-Reinette, Baumanns
Reinette, roter Herbstkalvill, königlicher Kurzstiel, Danziger Kantapfel
nach Herrn von St. Paul der schönste Apfel nach Weihnachten, während
es vor Weihnachten der Gravensteiner ist.
9. Die Herren Spielberg & de Coene, Französisch Buchholz bei
Berlin N, stellten ausser Preisbewerb eine höchst interessante Seltenheit,
ein rein gelbes Odontoglossum grande aus, welches sich unter den
Importen des gewöhnlichen braun und gelb gefleckten gefunden hatte.
10. Herr C. van der Smissen, Steglitz führte eine ganze Anzahl des
neuen cilicischen Schneeglöckchens, Galanthus cilicicus Baker vor, das
von unserm Landsmann Herrn Carl Siehe in Mersina eingeführt und
unter anderem in Gartenflora 1898 Heft 11 S. 298 abgebildet ist. Es ist
gewiss etwas Seltenes, schon im Oktober blühende Schneeglöckchen zu
haben, ja bereits zu Anfang Oktober, wo Herr v. d. S. sie im Steglitzer
Gartenbauverein vorzeigen konnte. Herr Siehe hat diese Zwiebeln schon
in seinem Versuchsgarten in Mersina eingepflanzt gehabt und sie als
kultivierte herübergeschickt. Sie kamen eigentlich zu spät, erst im Juni
an, wurden Ende Juli oder Anfang August eingepflanzt und dann ohne
Pflege gelassen. Nicht nur die in Töpfen befindlichen Zwiebeln blühen,
sondern auch die im Lande, wenngleich erst spärlich. Es ist also ein
sehr früher Blüher. Erst schien es, als wollten die Blumen nicht so
gross werden, wie sie beschrieben, aber je länger sie blühten, desto
852. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. tgo
schöner haben sie sich entwickelt und wetteifern mit den grösstblumigen
Schneeglöckchen-Arten. Man darf daher bei den ersten Blüten nicht
gleich sagen, sie haben sich nicht bewährt. Ob es vorteilhaft ist, jetzt
blühende Schneeglöckchen zu haben, lässt sich zur Zeit nicht übersehen,
blühende Maiblumen giebt es ja genug, aber jedenfalls ist es eine hervor-
ragende Art. Galanthus Elwesi kann man aus trockenen Zwiebeln zwar
schon zu Weihnachten haben, aber so früh wie diese Art nicht.*)
VI. Hierauf hielt Herr Hofgärtner Hoffmann einen mit vielem Beifall auf-
genommenen Vortrag über belgische Privat-Gärten, namentlich über
die Orchideen des Herrn Jules Hye-Leysen in Gent, den Wintergarten der
Gräfin Kerchhove de Denterghem in Gent und die reichen Samm-
lungen von Orchideen in 33 Häusern etc. des, Herrn Madou bei Brüssel.
Er besprach auch die grosse Sortimentsgärtnerei der Firmen Jacob
Macoy (Inhaber Herr Closson) in Lüttich, den Kgl. Garten in Laeken
und das Bois de la Cambre, beide bei Brüssel. Der Vortrag wird
besonders abgedruckt werden.
In der Diskussion bemerkte Herr de Coene, dass Araucaria in allen
belgischen Gärten kalt kultiviert werde; wenn man sie auch unter Glas
bringe, so werde doch immer gelüftet. Bezüglich der Anthurium-
Varietäten sei zu bemerken, dass diese sehr leicht entständen und leider
von jedem Züchter einen eigenen Namen erhielten, ohne dass er sich
vergewissere, ob nicht schon dieselbe Varietät existiere. So erhält man
oft unter zwei Namen von verschiedenen Züchtern ganz dasselbe. — Die
Löhne scheinen in Belgien niedriger, aber da das ganze Leben in Belgien
billiger ist und man dort mit 1 fr. so weit kommt wie bei uns mit
1 Mark, so gleicht sich das wieder aus; man kann sogar sagen, die
Belgier zahlen im allgemeinen ziemlich gut, denn die Lebensmittel sind
sehr billig. Die terre fibreuse, sog. Haideerde, ist nicht so billig wie es
scheint, denn dieselbe wiegt schwer. Es ist bekanntlich gar keine Haide-
erde, sondern Eichenlaub-Erde, die oft mit etwas Buchenerde vermengt
ist, was man aber nicht gern sieht.
VII. Herr Dittmann-Ebersw^alde beantragt, dass künftig der Verein, wenn
er anderen Vereinen Medaillen stifte, bestimmte Aufgaben
für die Verleihung stelle und sich ausbedinge, dass, wenn diese nicht
gelöst werden, die Medaillen zurückzugeben seien. In Wriezen sei es vor
kurzem vorgekommen, dass die bronzene Medaille des Vereins für Garten-
üguren aus Thon, Beeteinfassungen und andere Thonwaaren zuerkannt
wurde. Ausserdem sei, nachdem die auswärtigen Preisrichter abgereist,
ein Ehrenpreis des Kreises Oberbarnim, der ursprünglich für Obst zu-
erkannt war, auf etwas anderes gegeben. — Die Herren Otto Neumann
und der Schatzmeister J. F. Loock, welche beide in Wriezen Preis-
richter gewesen sind, erklärten, dass der Preis ganz angemessen verteilt
sei, der betr. Aussteller dieser Thonwaren sei nicht Händler, sondern
selber ein grosser Fabrikant dieser Artikel in Wriezen, ausserdem habe
er sich um das Zustandekommen der Ausstellung sehr verdient gemacht,
*) Am nächsten Tage erschien noch Herr Körper-l-'ürstenwalde mit verschiedenen
Stauden; Herr ßornemann-Blankenhurg a. Harz, der neue Begonienhlumen vorzeigen wollte,
war verhindert worden.
(5oo ■^^^ ^'erlegung der Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem.
und die Medaille wurde ihm in vollem Sinne als ein Ehrenpreis erteilt.
■ — Herr Hofgärtner Hoffmann ist der Ansicht, dass, wenn zwei Vereins-
mitglieder, darunter der Schatzmeister, Preisrichter gewesen, man die
Gewissheit haben könne, dass die betreffende Leistung eine der Medaille
unseres Vereins w^ürdige war; ausserdem sei zu bedenken, dass wir selbst
auf unseren Ausstellungen doch auch Thonwaren prämiieren.
Xlll. Aufmerksam wurde gemacht auf die am 5. — 7. November in Zossen
stattfindende Ausstellung und Herr O. Neumann, empfahl, am Sonntag
den 6. November 2 Uhr dahin zu fahren.
IX. Mitgeteilt wurde ein Schreiben des Schulausschusses der Märkischen
Vereinigung des Allgemeinen deutschen Gärtnervereins, wonach dieser
eine Winterschule eröffnet, an der Donnerstags und Freitags abends von
9 — 1 1 Uhr in Buchhalten, Obstbau- und Bodenkunde unterrichtet werden soll.
X. Die in voriger Sitzung beschlossene kleine Obstausstellung wird am
Donnerstag, den 24. November von 10 — 8 Uhr im Vereinslokale stattfinden
und werden denen, die sich bis zum 17. November melden, Fragekarten zum
Ausfüllen übersandt werden, Vergl. Heft 21 S. 590, und Heft 22 S. 616.
XL Vorgezeigt wurde das höchst geschmackvoll ausgeführte Dank-Diplom,
welches der Vorstand der Hamburger Gartenbau-Ausstellung von 1897
der Vegetabilischen Abteilung der landwirtschaftlichen Hochschule für
die Beteiligung an der wissenschaftlichen Abteilung ausgestellt hat.
XIL Das Preisgericht, bestehend diesmal aus 5 Personen, den Herren Bacher.
Eduard Grass, Georg Lackner, Mehl und Robert Moncorps, hatte
folgende Preise zuerkannt:
1. Herrn Friedrich Schlegel-Reinickendorf für getriebene Rosen
eine goldene Aledaille.
2. Herrn Georg Reid in Beckeuham Hill bei Beckenham, England,
für neue Pelargonium zonale, Kaktus-Dahlien, Chrysan-
themum etc. eine grosse silberne Medaille.
3. Herrn Wilhelm Pfitzer in Stuttgart für neue selbstgezüchtete
einfache und gefüllte Dahlien und Salvia splendens »Ruhm von
Stuttgart« die kleine silberne Aledaille.
4. Herrn C. van der Smissen in Steglitz, für Galanthus cilicicus ein
Ehrendiplom.
5. Herrn Oberg. Schulz für Wein und Obst den Alonatspreis
von 15 Mark.
XIII. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen (siehe Gartenflora Heft 20 S. 538)-
Carl Lackner. Wittmack.
Zur Verlegung der Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem.
Die Notwendigkeit eines Obst-Muttergartens.
^::^elegentlich der Fahrt zu den Obst-Ausstellungen in Züllichau und Templin,
wo die Unterzeichneten die Ehre hatten, zur Bestimmung der ausgestellten
namenlosen und falschen Sorten aufgefordert zu werden, hatten wir genügend
Zeit, uns über dies und jenes, über Obstzucht und Sortenkenntnis und
Zur Verlegung der Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem. 5oi
dergleichen mehr zu unterhalten; schliesslich kam auch die beabsichtigte \'er-
legung der Königlichen Gärtner - Lehranstalt von Wildpark-Potsdam nach
Dahlem oder sonst^vohin zur Besprechung, wie dies bereits in den Ausschüssen
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in genügender Breite geschehen ist.
Bei den Erörterungen in unserm Vereine über die Neueinrichtung der
Königlichen Gärtner - Lehranstalt hatte Herr Junge wiederholt darauf hin-
gewiesen — und wir, sowie viele Mitglieder schlössen sich dieser Ansicht an — ,
dass im Interesse der Förderung des Obstbaues in dem nördlichen Deutschland
die Anlage eines umfangreichen Aluttergartens sowie von Muster-Obstgärten
und Versuchsgärten notwendig sei, und dass es aus vielen Gründen sich empfehle,
solche Einrichtungen an die neue Gärtner-Lehranstalt in Dahlem anzugliedern.
Wir glauben, heute die Gründe, welche hierfür ins Gewicht fallen, nicht näher
bezeichnen zu müssen, dieselben sind unseren Mitgliedern bekannt, wir zweifeln
auch nicht, dass man in den Kreisen der Obstzüchter, Pomologen, Liebhaber u. s.w.
bestrebt sein wird, dass an massgebender Stelle dafür gesorgt werde, was für
den Unterricht der Besucher der neuen Anstalt, einerlei, ob es dauernde oder
zeitweilige Studierende sind, theoretisch und praktisch nützlich und nötig ist.
Eine Einrichtung, welche nicht nur für die Gärtner-Lehranstalt, sondern
für den nördlichen Teil Deutschlands ein unabweisbares Bedürfnis ist, ist die
Anlage eines umfangreichen Obst-Muttergartens. Obgleich wohl die meisten
Leser wissen werden, was unter einem Obst-Muttergarten verstanden werden
soll, wollen wir zur \'ermeidung der VerAvechselung mit ähnlichen Einrichtungen,
z. B. mit Obst-Mustergärten, doch noch kurz erklären, dass -unter einem Obst-
Muttergarten die Anpflanzung einer möglichst vollständigen Sammlung
aller vorhandenen und der neu zur Einführung kommenden Obstsorten
verstanden wird, welche um so nützlicher ist, je vollständiger diese Sammlung
ist und je sorgfältiger auf die richtige Bezeichnung oder Benennung der Sorten
geachtet wird. Wir möchten deshalb den Obst-Muttergarten in mancher Be-
ziehung mit einem botanischen Garten vergleichen.
Welchen Zwecken dient nun ein Obst-Muttergarten? Er hat in erster
Linie die Aufgabe, den Obstzüchtern die Möglichkeit zu geben, die richtige
Bezeichnung oder Benennung der von ihnen angebauten Sorten kennen zu
lernen. Wenn man heute die Ausstellungen von Obst in den Provinzen durch-
sieht, so findet man noch vielfach Sorten, welche gut tragen, aber entweder
gar nicht oder vollständig falsch benannt sind. Die richtige Benennung- dieser
Früchte auf den Ausstellungen wird zwar oft durch besondere Kommissionen,
z. B. des Deutschen Pomologen-Vereins, des Märkischen Obstbau-Vereins etc.,
zu erreichen gesucht; aber das ist sehr häufig nicht hinreichend durchzuführen,
zum Teil, weil die Kommissionen mit grosser Schnelligkeit arbeiten müssen,
zum Teil, weil sie nur wenige Früchte, nicht aber, wie es oft notwendig ist,
auch den W^uchs des Baumes zur Beurteilung heranziehen können, zum. Teil,
weil die ausgestellten Früchte nicht charakteristisch, sondern für den Aus-
stellungszweck ausgesucht sind. Manche der ausgestellten Sorten gedeihen
aber in dem betreffenden Bezirke so hervorragend gut, dass ihre Anpflanzung
in grossen Massen zu empfehlen wäre. Dies ist aber häufig nicht möglich,
weil ihre Namen den Züchtern nicht bekannt sind, und weil deshalb die zur
Pflanzung nötigen Bäume in den Baumschulen nicht bestellt werden können.
Bei ruhigem \'ergleichen der Früchte in einem möglichst vollständigen Obst-
6o2 Zur Verlegung der Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem,
Muttergarten würde man stets einen ganz besonderen Erfolg beim Bestimmen,
d. h. beim Auffinden des Namens einer unbekannten Frucht haben.
Der Obst-Muttergarten würde weiter die Möglichkeit bieten, Sorten, welche
unter verschiedenen Namen vorkommen, festzustellen und öffentlich als solche
zu kennzeichnen. Dies ist zwar litterarisch schon lange geschehen, wir haben
die vorzüglichen Pomologien von Oberdieck, Lucas, Lauche, Leroy, Mas,
Hogg, Downing etc., selbst der Nomenciator Pomologicus von C. Mathieu
fehlt nicht, Werke, in denen ein jeder, der lernen will, hinreichend Gelegenheit
dazu findet; aber man frage einmal, wie viele Baumschulbesitzer eines dieser
Werke, ein notwendiges Stück in der Wirtschaft, in ihrer Bibliothek, wenn sie
überhaupt eine haben, besitzen. Die grossen Baumschulen, Institute, Lehr-
anstalten u. dergl. allerdings richten sich darnach, sie besitzen auch Nach-
bildungen der Sorten, aber die grosse Menge der mittleren und kleinen Obst-
baumzüchter kennt diese Litteratur zum geringsten Teil. Sie begnügen sich
meistens, bekannte, anbauwürdige (oft auch nicht zu empfehlende) Sorten
unter dem Namen, wie sie dieselben einst erhielten oder übernahmen, weiter
zu züchten, sie nehmen auch Neuheiten auf, aber ohne sie vorher zu prüfen,
nur um mitzugehen und dem Publikum etwas zu bieten; aber gründliche
pomologische Kenntnisse gehen ihnen oft ab, daher die interessante Thatsache,
dass man in so manchem Verzeichnisse, ganz abgesehen von einer klassischen
Orthographie als Zugabe, manche ganz bekannte Sorte unter ihrem Doppelnamen
oder Synonym findet oder, was noch schöner ist, man findet dieselbe
Sorte zweimal angeboten, einmal unter dem pomologischen Namen und
sodann unter dem Synonym, so z. B. der bekannte Geflammte Weisse
Cardinal als solcher und auf der folgenden Seite erscheint der Pleisner
Rambour nochmals; eine Doyenne Grotte wird angeboten und Graue Dechants-
birne folgt weiter, hochfeine Butterbirne steht unter den Butterbirnen und
voran geht dieBeurreRobert; in einem Verzeichnissiindet sich di'eBeurreRance und
bald darauf die Späte Hardenpont, und so geht es oft weiter. Was erhält man
nun unter diesen Namen für ein Zeug, und was für eine Ordnung muss indem
Obst-Muttergarten eines solchen Baumzüchters und in seinem Namensverzeichnis
sein? Ein Anderer sucht ein besonderes Vergnügen darin, alle möglichen
Synonyme bei Sorten anzubringen, wohin sie gar nicht gehören und seine
Orthographie der Namen ist haarsträubend; von wirklichen Druckfehlern, die
wohl durchschlüpfen konnten, sehen wir ab. Ein grosser Übelstand wegen
Mangels einer Prüfung im Muttergarten kommt ferner vor, wenn auch ziemlich
selten, dass im Auslande, z. B. Frankreich, ein Züchter eine alte gute Sorte, die
sich empfiehlt und die ziemlich vergessen ist, aufstöbert, sie unter musikalischer
Begleitung (Faire la music, sagte einst ein sehr bekannter und tüchtiger
Gärtnereibesitzer) mit einem neuen Namen in den Handel giebt, wie dies z. B.
in neuester Zeit mit der Beurre Montecat und der Sucree de Juillet geschah.
Wir beeilten uns, die beiden Sorten anzuschaffen, pflanzten sie in unsern Probe-
oder Muttergarten und siehe da, sie entpuppten sich als die alte Windsor
(Be. Montecat) und die Rostietzer (S. d. Juillet). Bezüglich der Montecat
schrieben wir dem Verbreiter derselben unsere Meinung; er gab uns Recht,
meinte aber, die Birne heisst nun einmal so in Frankreich und dabei mag es
bleiben, trotz Hogg und Oberdieck. Dasselbe haben wir mit der Beurre Dilly.
die unter dem Namen Be. Delannoy gefälscht in den Handel gebracht wurde,
Zur Verlegung der Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem. 603
erlebt; Verdientermassen wurde der Fälscher dafür aus der belgischen
Obstbau-Gesellschaft gestrichen. Ähnlich ist es mit Warners King Apfel
(D. T. Fish) und der Reinette von Montfort, die ein schlauer Holländer unter
dem jetzt allgemein bekannten Namen »Schöner von Boskoop« neu aufwärmte.
Das letzte Vergnügen der Art bereitete ein Baumschulbesitzer dem kaufenden
Publikum mit dem Eve Apple, dem alten Manks Küchenapfel (Manks Codlin) Hoggs
und Oberdiecks; 2,50 M. für einen Eve Apple, einjährig, zieht besser als 50 Pf. für
einen Manks Küchen-Apfel. Wenn dabei die guten Herren doch wenigstens die
Stammmutter des Menschengeschlechts in Deutschland Eva nennen wollten;
sie nennen sie aber immer noch Eve; beiläufig bemerkt, besitzt die Litteratur
11 Eve-Äpfel (Eve apple und Pomme d'Eve) und einen Evas Calvill. Bestellt
nun ein Liebhaber einen Eve A. oder P. d'Eve, so kann er 11 Sorten Apfel
erhalten.
Nach Aufzählung dieser Übelstände sieht man wohl ein, dass durch die
Errichtung eines Obst-Muttergartens mit tadelloser Nomenklatur die Obstzüchter
wie das interessiene Publikum häufig vor Schaden bewahrt würden, und eine
Hauptaufgabe des Leiters des Obstmuttergartens, der natürlich ein tüchtiger
Pomologe und in praktischer wie theoretischer Hinsicht zuverlässig sein muss,
würde in dieser aufklärenden Thätigkeit bestehen. Der Obstmuttergarten hat
daher die Aufgabe, die neugezüchteten oder angepriesenen Sorten anzupflanzen
und mit den alten bereits angepflanzten zu vergleichen, sie zu beobachten und
zu prüfen, ob nicht etwa lediglich eine alte Sorte, wie wir vorher schilderten,
als wertvolle Neuheit angepriesen wird, wie der Vorgang mit der Windsor-
Birne, dem Manks Küchenapfel u. dergl. es beweisst.
Grossen Wert hat der Muttergarten auch für die Baumschulbesitzer. Es
kommt öfters vor, dass Zweifel entstehen, ob diese oder jene Obstsorte, welche
eine Baumschule führt, wirklich richtig ist. In solchen Fällen bietet der
Muttergarten die Möglichkeit, entweder diese Zweifel zu heben durch Ver-
gleichung der Bäume und Früchte, oder durch Abgabe einzelner Reiser der
echten Sorte zu veranlassen, dass die zweifelhafte Sorte aus der Welt geschafft
und dafür die echte vermehrt werde. Ebenso soll der Obst-Muttergarten alte
Sorten, die in Vergessenheit geraten, die nicht mehr gezüchtet werden oder
die vielleicht ganz verloren gegangen sind, in seinen Reihen für pomologische
Zwecke u. dergl. erhalten und für Sammler und Liebhaber sowie zur Unter-
stützung der einschlägigen Litteratur für Vergleichungen etc. aufbewahren.
Es ist auch die Aufgabe des Obst-Muttergartens dahin zu erweitern, dass der-
selbe seine Obstsortimente, soweit das Material reicht, auf die Ausstellungen
schickt, um dadurch die Möglichkeit zu bieten, die Benennung der von andern
Züchtern ausgestellten Früchte hiermit zu vergleichen und richtig zu stellen.
So könnten z. B. die kleineren für den Anbau in dem Bezirke der betreffenden
Ausstellung empfohlenen Sortimente vom Obst-Muttergarten echt ausgestellt
werden oder auch einzelne andere bestimmte, von der Ausstellungsleitung
vorher genannte Sorten. Sehr dankbar wäre auch die Ausstellung neuer Sorten
durch den Muttergarten, um sie den Interessenten, welche die Sorten nicht
kennen, vor Augen zu führen; sie mögen sich darnach richten, ob sie dieselben
zu Anbauversuchen für würdig erachten, oder ob sie zu verwerfen sind; wir
werden wenig Besitzer aufweisen können, die Raum und Zeit genügend besitzen,
um dergleichen notwendige Prüfungen ausführen zu können, obgleich dies ein
go4 ^^^ Verlegung der Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem.
Ziel jedes grösseren Baumschulbesitzers sein müsste, der, ehe er seine erhaltenen
Neuheiten dem Publikum durch die bekannten Trompetenstösse bekannt macht,
erst selbst einmal ergründen sollte, was er denn wohl »nach Beschreibung des
Züchters« seinen Kunden anpreist.
Um diese Aufgaben zu erfüllen, muss schon bei der Anlage dieses Probe-
Prüfungs- oder Muttergartens mit der grössten Sorgfalt verfahren werden. Wir
halten sogar sehr umfangreiche A'or arbeiten dafür für nötig, deshalb regen
wir die Sache schon heute an, trotzdem wohl noch ein paar Jahre vergehen
werden, bis mit der Anpflanzung des Obst-Muttergartens begonnen wird.
Wir sagten schon oben, dass der Obst-Muttergarten um so mehr nützen
würde, je vollständiger die darin angepflanzte Sammlung und je zuverlässiger
die Benennung der Sorten derselben sein wird. Zu den Vorarbeiten gehört es
deshalb, festzustellen, welche Obstsorten angepflanzt werden sollen und die
geeigneten Bezugsquellen auszuwählen, sowohl im Inlande wie im Auslande,
da jedes Land seine eigenen Sorten aufweist. Beide Arbeiten sind sehr
schwierig und erfordern viel Zeit und Sachkenntnis. Es wird deshalb ein
tüchtiger oder besser mehrere, sagen wir drei, der tüchtigsten Pomologen,
möglichst bald mit den Vorarbeiten zu beauftragen sein und diese Fragen in
Gemeinschaft mit einer Kommission ausgewählter Obstzüchter zu beraten haben.
Die Frage, welche Obstsorten anzupflanzen sind, wird sich verhältnismässig
leicht beantworten lassen; schwieriger wird es sein, die Bezugsquellen der
einzelnen Sorten festzustellen. Richtige Benennung und Echtheit der Sorten,
welche gepflanzt werden sollen, ist unbedingt notwendig, darauf muss rück-
sichtslos hingestrebt werden, deshalb muss auch der spätere Leiter des Obst-
Muttergartens mit grösster Sorgfalt, sowie die Bäume tragen, jede Sorte prüfen,
vermittelst seiner eigenen Kenntnis der Sorten und vermittelst der inländischen
wie ausländischen Litteratur sowie der Nachbildungen, soweit sie bestehen,
die wir mit zur Litteratur rechnen; er muss sich vergewissern, ob die Be-
nennung den obigen Anforderungen entspricht, er muss das Resultat der vor-
genommenen Prüfung genau aufzeichnen, zweifelhafte Sorten bis zur endgiltigen
Feststellung ihrer Namen von der weiteren Verbreitung und von Ausstellungen
ausschliessen und falsche Sortennamen durch richtige ersetzen. Dazu gehört
nicht nur viele, sondern peinlichst sorgfältige Arbeit. Zu den Vorarbeiten
gehört auch die Feststellung der Reihenfolge, in welcher die Obstsorten an-
gepflanzt werden sollen. Wir halten es für zweckmässig, dass die im Aussehen
ähnlichen Sorten möglichst neben einander zu stehen kommen, dadurch wird
das Vergleichen der einzelnen Sorten erleichtert und oft auch solchen Personen
möglich, welche weniger Übung im Bestimmen der Sorten haben. Man wähle
also irgend ein System, das Jedem leicht in die Augen fällt, für Kernobst
z. B. bei den Birnen, das System der Bergamotten-, Dechants-, Butter-, Flaschen-,
Russelet-Birnen u. s. w., für die Äpfel ähnlich das der Reinetten, einfarbige, rote.
Gold- etc.) Calville, Rosenäpfel, Ramboure, Taubenäpfel u. s. w. ebenso beim
Steinobst, wo Reifezeit (Kirschen), Eigenschaften etc. (Pflaumen) Merkmale ab-
geben.
Obgleich zur Anpflanzung der Tausende von Obstsorten, selbst bei enger
Pflanzweite von ca. 5 m. Entfernung, viel Land gehört, muss es vermieden
werden, mehr als eine Obstsorte auf einem Baume zu haben oder auf einen
Baum zu bringen. Wenn Privatleute aus Mangel an Platz zu dem Aushilfs-
Zur Verlegung der Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem. 50Cy
mittel der Sorten- oder Probebäume greifen, darf dies in einem Staatsinstitute
nur ausnahmsweise der Fall sein, damit man die Entwickelung des Baumes
besser beobachten und vergleichen kann. Ist die Wahl einiger Sortenbäume
nicht zu umgehen, so begnüge man sich in solcher Anstalt mit der Zahl von
fünf Sorten für den Baum, je eine Sorte für den Mittag, für Mitternacht, für
den Morgen, für den Abend und eine für die Mitte und die Spitze; diese
Sorten müssen sich aber so unterscheiden, dass jeder Laie sofort sich sagen
muss, dass die Frucht auf der Mittagsseite ja eine ganz andere ist als wie die
der Nordseite u. s. w. Nehmen wir also z. B. eine Ananas-Reinette, eine
Baumanns Reinette, eine Englische Spital-Reinette, eine Champagner-Reinette
auf den vier Seiten und eine Reinette von Breda in die Mitte, so wird wohl
der Unwissendste schwerlich in die Lage kommen, diese iünf Sorten zu ver-
mengen und zu verwechseln. Bäume von derselben Obstart sollten aus dem-
selben Grunde durchweg in derselben Form angepflanzt werden, also z. B.
Apfel und Birnen entweder sämtlich als Hochstämme oder Halbstämme oder
sämtlich als Pyramiden, nicht aber die eine Sorte als Hoch- oder Halbstamm,
die andere als P3Tamide, die dritte als Spalierbaum etc. Pfirsiche und Aprikosen
müssten in Buschform, Kirschen und Pflaumen wenn möglich als Halbstämme,
oder in Buschform stehen. Dass sofort bei Anpflanzung des Aluttergartens ein
Standbuch eingerichtet werden muss, in welches die angepflanzten Sorten mit
Angabe der Bezugsquelle so eingetragen werden, dass ihr Standort auch ohne
Etikettierung genau erkennbar ist, dass das Standbuch sorgfältig weitergeführt
werden muss und dass die Bäuine sorgfältig und langdauernd etikettiert sein
müssen, bedarf wohl keiner besonderen Betonung.
Was nun den Leiter, Vorsteher, oder wie man ihn nennen will, des
Obst-Muttergartens in der Anstalt betrifft, so muss das eine Persönlichkeit sein,
die nur für diesen Teil der Anstalt da ist. Der Betreffende hat genug zu thnn,
um diesen wichtigen Zweig in Ordnung zu halten, höchstens kann er noch als
Lehrer theoretisch für diesen Zweig an der Hochschule thätig sein und die
praktischen Handgriffe darin den Zöglingen ad oculos demonstrieren, keineswegs
darf er aber noch mit anderen Arbeiten im Gemüse- oder Blumengarten, in den
Gewächshäusern, in den landschaftlichen Anlagen u. s. w. belastet werden,
denn seine Zeit und Kenntnisse werden vollauf in Anspruch genommen werden,
um die nötigen Gehülfen und Arbeiter in diesem Muttergarten in Ordnung zu
halten und darauf zu achten, dass keine Missgriffe und Irrtümer in der
Behandlung der Bäume und in der Namenbezeichnung unterlaufen. Wenn er
Vergleiche in der Litteratur ausserdem anstellen, die Fachzeitschriften lesen,
die Neuheiten, die jährlich erscheinen, pflanzen, registrieren, beobachten und
prüfen soll, dazu die praktischen Arbeiten leiten, so hat er sein gehöriges
Päckchen, das nur der beurteilen kann, der dergleichen aus Erfahrung, wie
wir, kennen gelernt hat. Selbstverständlich muss dieser Vorsteher eine gewisse
wissenschaftliche Bildung sein eigen nennen, fremde Sprachen, wie englisch
und französisch, dürfen ihm keine böhmischen Dörfer sein, denn er wird oft
fremde Litteratur zu Hilfe nehmen müssen, wenn die einheimische versagt und
wenn er die fremde Schreibweise der Namen richtig herstellen will, um die
so oft vorkommenden Verdrehungen der fremden Namen zu vermeiden.
Schliesslich können wir es nicht unterlassen, auf die Einwände Der-
jenigen, welche die Anlage eines staatlichen Obst-Muttergartens nicht für
ßoG Gartenbau-Ausstellung Othmarschen.
unbedingt notwendig halten, ein paar Worte zu erwidern. Wir sind ja allerdings
in der glücklichen Lage, in der Xähe von Berlin mehrere grössere Obst-
sammlungen zu haben, deren Besitzer opferfreudig nicht nur auf grösseren;,
sondern auch auf kleineren Ausstellungen mehr oder weniger grosse Teile
dieser Sammlungen zur Belehrung und zum Studium vorführen, aber das
Bestehen dieser Sortensammlungen ist doch gar zu sehr von dem Besitzer und
seinem Landbesitz abhängig und daran gebunden; über kurz oder lang ver-
schwindet ein derartiger Besitz von der Bildfläche, sobald das wertvolle Land
verkauft wird, abgesehen davon, dass mancher Garten auf die Dauer für diese
Zwecke viel zu klein wird, dass Besitzer sterben und die Nachfolger oft weniger
Interesse und weniger Neigung dafür haben; ja es ist einst vorgekommen, dass die
prächtige Sammlung eines sehr bekannten Pomologen, als er gestorben, sofort
der Axt zum Opfer fiel, weil der Sohn und Nachfolger sich stets ärgerte, dass der
Vater für diese Wissenschaft und seine Liebhaberei ein paar Thaler opferte, die
ihm als Nachfolger abgingen. Es kann auch keinem Privatmann zugemutet
werden, dass er solche ausgedehnte Anlagen, lediglich aus Interesse für die
Sache und zum Nutzen für das öffentliche Wohl unterhält und weiterführt,
deshalb muss nach unserer Meinung und Überzeugung der Staat hier eingreifen
und eine Anlage schaffen, die nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für
unsere Nachkommen von grösstem Werte ist.
Wir würden in den Kreisen unserer Herren Kollegen und Pomologen
etwaige Erwiderungen, Ergänzungen und Beihilfe in der Sache sehr freudig
begrüssen und stellen diese Fragen dem Urteil derselben hierdurch anheim;
besonders würde es uns angenehm sein, wenn der Verein zur Beförderung des
Gartenbaues bezw. in seinem Ausschusse für Obstbau sich der Sache dem
Staate gegenüber annehmen und sich darüber äussern würde, wie er dies
bereits s. Z. m der ganzen Angelegenheit that.
Junge. C. M a t h i e u.
Gartenbau-Ausstellung Othmarschen.
\/\ • rn 23. Septbr. wurde unter dem Protektorate des Herrn Oberbürgermeisters
7<^^ Giese-Altona die Gartenbau-Ausstellung des Gärtnervereins »An der
Elbe« zu Othmarschen bei Flottbek eröffnet, an der sich 40 Aussteller beteiligten.
Die Ausstellung fand in Groths Salon (Elbchausse) statt. Gleich am Eingang
fiel eineGruppe hochstämmiger Fuchsien auf, ausgestellt von E. F. P. C. Petersen-
Altona, wie farbenprächtige Gladiolus (Gandavensis und Lemoinei), abgeschnitten,
und ein schönes Sortiment Blumenzwiebeln, von C. Kühne- Altena ausgestellt.
Von den Blumenbindereien waren die Arrangements von Frau Bartheis geb.
Seyderhelm (Altona) hervorragend, auch zeichneten sich E. Ellergrün-
Ottensen, Gerret v. d. Wees-Altona, W. Krüger-Bahrenfeld, O. Graaf-
Nienstedten aus. Zwei hübsche, mit Aufsätzen und Festons geschmückte Tische
lieferten Otto Leimitz-Altona und Hr. v. Donner (Oberg. Milde); bei
letzterem zierten Tecomablumen die Weingläser. Von Topfpflanzengruppen
sind folgende hervorzuheben: Blühende Chrysanthemum und Pelargonien von
E. F. P. C. Petersen, der auch Araucarien, Abutilon (gelbblühend). Adiantum,
Gartenbau-Ausstellung Othmarschen. 607
Acalyphen lieferte, hochstämmige Fuchsien und Nelken (Hr. Jacob Nordheim,
Obergärtner Haberland), Palmen, Asparagus, Canna (Hr. H. Rosen -Flottbek,
Oberg. Willhöft); ferner blühende Cyclamen persicum, buntblühende Hibiscus
Cooperi, Pandanus fol. var. (Ilr. F. Kirsten, Oberg. Seebeck), welcher sich
auch mit Pelargonien und blühenden Chrysanthemum etc. an der Kaisergruppe
beteiligte. Denen gegenüber zeigte E. F. P. C. Petersen Abutilon,
umsäumt von Ophiopogon Jaburan fol, var., mit Hintergrund von Dracaenen
(Hr. J. Nordheim, Oberg. Haberland). An der Kaisergruppe nahmen ferner
theil: W. Krüger -Bahrenfeld, Hr. Baron v. Mutzenbecher (Oberg. WuU-
bieter) mit einer Sammlung buntblättriger Coleus und Blattbegonien-Hybriden.
Nun kommt ein farbenprächtiges Bild! Abgeschnittene, gefüllte Kugeldahlien
vom dunkelsten Rotbraun bis zum zartesten Chamois von H. Lembcke-Altona,
die Chrysanthemum ähnelnden Cactus-Dahlien von Hr. H. Roosen; die sehr
reiche Anzahl einfacher, wie Cactus-Dahlien, von Ansorge-Flottbek vorgeführt,
ist speziell zu erwähnen. Von den Sorten des letzteren Ausstellers sind
Lancelot, Leonore, Harmonie, Princess Louise Victoria, Mary Service, Britannia
am bemerkenswertesten. Auch zeigte derselbe ein schönes Sortiment wohl-
riechender Erbsen, besonders: Rosa Cramoisi, zart, einer Rosenknospe
gleichend, Countess of Radnor (hellblau), Riche purple (dunkelblau) u. s. w.
Hr. Hoh-Blankenese hatte eine Gruppe von Farnen in Töpfen untergebracht.
Im Freien linden wir einige hübsche Topfreben von Lösch- Altena, hoch-
stämmige Rosen (Johs. v. Fhren-Nienstedten), und neben je einer Gruppe
von Metrosideros und Hortensien (nicht blühend) von E. F. P. C. Petersen
hauptsächlich Koniferen und Obstbäume. Die Obstbäume hatten hübsche
Formen, sie waren teils von J.v. Ehren, teils von Gebr. Heinsohn-Wedeler
Baumschulen ausgestellt, wogegen sich in Koniferen ausser diesen beiden auch
Ansorge-Flottbek beteiligte. Von Ansorge waren prächtige Exemplare von
Picea glauca-Sämlingen, Abies concolor, Tsuga Sieboldi etc., von der Wedeler
Firma Chamaecyparis pisifera plumosa aurea und andere dieser Gattung ver-
treten, während v. Ehren mit Cupressus Fraseri und ^^arietäten von C. Lawsoniana
in hohen Exemplaren, mit Sciadopitys A'erticillata, Abies nobilis argentea mit
Zapfen etc. paradierte. Eine kleine Gruppe von Freilandfarnen und Chamaecyparis
plumosa argentea var. in Töpfen stellte C. Born-pthmarschen aus; zwischen
den grossen Koniferen von v. Ehren standen blühende Hortensien (rosa) von
Firn. Barsdorf (Oberg. Warncke-Nienstedten). Vom Freien durch den Saal
nach dem Zelte gehend, fällt dem Besucher eine Gruppe Hedera madeirensis
(buntblättrig) in die Augen, dahinter dunkellaubige Dioscorea, wodurch die
Panachierung der Hedera gehoben wird; Aussteller: E. F. P. C. Petersen, der
auch die gemischte Gruppe blühender Myrten etc. lieferte. W. Krüger führte
blühende Ageratum mexicanum in Töpfen vor; untermischt mit letzteren hatte
Hr. F. Schröder (Oberg. Kruse) blühende Begonia Schmidtii ausgestellt.
Gegenüber waren blühende Cyclamen (Hr. Nordheim, Oberg. Haberland).
Blattbegonien [Rex] und Papyrus (FIr. F. H. Ziegenbeck, Oberg. Scheidecker,
und Hr. Roosen, Oberg. Willhöft) untergebracht, während hübsche, einfache
Knollenbegonien (blühend) von P. Graaf vis-ä-vis den Früchten gezeigt wurden,
Von gepflücktem Obst waren Äpfel und Wein am meisten vertreten. Neben
den Farnen von J. Mohr hatte Hr. Assmann (Oberg. Kolbow) Wein ohne
Heizung. Pfirsiche, einige Sorten Äpfel, Himbeeren und Hagebutten geliefert.
6o8 Das Übersommern der Maiblumen-Keime und deren Rentabilität.
Schöne Äpfel und Birnen waren die von Frau H. L. Newmann (Obergärtner
Langeloh). Vor allem füllten die tragenden Obstbäume aus Hrn. Rob. M. Slomans
Obstorangerie (Oberg. Lud ecke) den Raum aus. Die Glanznummer der kleinen
Obstausstellung lieferten die Weintrauben. Drei Aussteller waren es, die um die
Ehre rangen: Hr. Rob. M. Sloman, Hr. Lösch und Hr. Wesselhöft. Ersterer
zeigte in hervorragender Güte von blauen Trauben : Black Hambro, Madresiield
Court (Muscat), und von grünen: White Nice, Fosters White Seedling.
G. Lösch dagegen mehrere Sorten, als: Black Hambro, Fosters White Seed-
ling, Victoria Hambro etc.; beide Aussteller hatten ihre Trauben in Schau-
kästen untergebracht. Eine wahre Jordanstraube in Muscat Hamburg präsen-
tierte offen Hr. Wesselhöft (Oberg. Dubbert), der neben Hrn. Rob. M. Sloman
Topfobst »Weisser Winter-Calville« vorführte. Von Gemüsen war ein Sortiment
Kartoffeln ausgestellt, darunter die Sorte »SchwarzerSago« vonWolters & Sohn-
Bahrenfeld, welche auch am Eingange des Zeltes, E. F. P. C. Petersen gegenüber,
ein gemischtes Arrangement blühender und nicht blühender Handelspflanzen
ausstellten. Sonst bot die Gemüse-Abteilung neben Kohlarten und Sonstigem,
was in die Küche gehört, zwar gute Exemplare, aber nichts Bemerkenswertes.
Das Ubersommern der Maiblumen-Keime und deren Rentabilität.
for ungefähr zehn Jahren kam zuerst eine Hamburger Firma auf den Ge-
danken, einen Teil Maiblumen-Keime zu übersommern, d. h. eine
Partie Keime auf Eis zurückzuhalten, um dieselben für eine spätere Jahres-
zeit, nachdem die Blüte im freien Lande vorüber, zum Blühen zu bringen
Wenn ich nicht irre, hat jedoch diese Methode schon früher in Amerika be-.
standen und es haben auch zur Zeit dieserhalb Prozesse stattgefunden, in welchen
die Hamburger Firma für sich allein das Recht zum Übersommern von Mai-
blumen in Anspruch nahm, dabei indessen unterlag.
Veranlasst wurde man zu diesem Übersommern hauptsächlich durch die
Überproduktion von Maiblumen-Keimen oder, noch besser gesagt, durch das
Ernten von zu viel Keimen IL Qualität, welche durch den Versand gar nicht
abzusetzen waren und für die eigene Treiberei, ohne dabei auch I. Qualität zu
treiben, wegen ihrer grossen Menge nicht abzutreiben resp. vorteilhaft zu ver-
werten sind.
Im Anfange erwies sich das Geschäft in diesen blühenden, sogenannten
Eis-Maiblumen als ein ganz lukratives, da man dieselben in den Sommer-
monaten gern kaufte und für die Binderei etc. verwertete. Als man späterhin
die Sache in grösserem Massstabe betreiben wollte, zeigte sich sehr bald, dass
man sowohl im Übersommern selbst als auch in der Verwendung der Mai-
blumen für die Sommermonate andere Massregeln treffen oder etwas Besseres
heraussuchen musste. Der Reiz der Neuheit, zu Jeder Jahreszeit blühende Mai-
blumen zu haben, war vorüber. Im Sommer, vom Juni bis September, ist das
Geschäft im allgemeinen, mit Ausnahme in den Badeorten, fast gleich null und
die Blumen sind nicht für ein gutes Geld abzusetzen, während sie für die
Monate Oktober bis Dezember ein gern gekauftes Material liefern. Ausserdem
war das Übersommern im Eiskeller oder Eisschuppen (wie man dies bis vor
Das Übersommern der Maiblumen-Keime und deren Rentabilität.
Sog
einigen Jahren fast ausschliesslich machte) bei grösseren Massen verbesserungs-
bedürftig, da die Keime bei der in diesen Räumen herrschenden unbeständigen
Temperatur teilweise zu treiben anfangen und sich nur auf kurze Zeit zurück-
halten lassen. Schliesslich waren auch zu grosse Verluste an Lebensfähigkeit
beim Treiben mit in den Kauf zu nehmen.
Man sah ein, dass die Übersommerung im Eiskeller nicht genügte und
musste daher bemüht sein, die Übersommerungs-Einrichtungen zu verbessern,
d. h. die Keime in sogenannten Kühl-Anlagen bei bestimmten Kältegraden zu
übersommern. Wollte man nun nicht selbst eine solche praktische Kühl-An-
lage bauen, die doch immerhin einen Aufwand von ca. 60 000 M. erfordert,
so war man gezwungen, sich mit einer grossen Kühl-Anlage zur Fabrikation
von künstlichem Eis oder für andere Zwecke in Verbindung zu setzen, um durch
Pachten von Kühlräumen die Möglichkeit zu erlangen, die Keime nach Be-
lieben Monate, selbst Jahre lang, in ruhendem Zustande eingefroren erhalten
zu können. Solche Räume, die sich eigentlich nur in grösseren Städten mit
genügender Nachfrage nach derartigen Kühlräumen belinden, werden meistens
pro Kubikmeter und Monat vermietet.
Das Einbringen der Maiblumen in die Gefrierhäuser muss so früh ge-
schehen, dass sich die Keime noch in schlafendem Zustande befinden, auch
dürfen sie vorher nicht im warmen Raum liegen, damit sie nicht schon vorher
anrücken. Man kann die Maiblumen sowohl in Kisten als auch in Körben
übersommern, nimmt aber die Behälter nicht gerne zu gross, vielleicht so,
dass 2 — 5000 Keime hineingehen; die Keime werden fest wie zum Versand
eingepackt und ringsherum mit Moos oder anderem geeigneten Material ein-
gefuttert. So in die Kühlräume hineingebracht, frieren die Keime förmlich zu
einem Eisklumpen zusammen. Man nimmt dann nach Belieben, wie man die
Maiblumen in Blüte haben will, heraus, lässt die Körbe oder Kisten in einem
Räume mit einer Temperatur von 3 — öO allmählich aufthauen (wozu 3 — 5 Tage
erforderlich sind), pflanzt sie in Töpfe oder Kisten und behandelt sie gerade
so wie bei der Wintertreiberei.
Was nun die Rentabilität anbetrifft, so ist Folgendes in Betracht zu ziehen:
1. Man gewinnt durch die Monate Oktober, November und Dezember
drei Monate für den Absatz von Treibkeimen.
2. Die geernteten Keime II. Qualität, die für den Versand gar nicht
verkäuflich sind, kann man nun zum grössten Teil, indem man für die Treiberei
die drei genannten Monate hinzubekommt, vereint mit Keimen I. Qualität absetzen.
3. Die übersommerten Maiblumen lassen sich leichter treiben, weil sie
ohne besondere Vorrichtung in jedem Warmhause zur Blüte gebracht werden können.
4. Die Eiskeime bringen in diesen drei Monaten Blumen gleichzeitig mit
Blättern, wasbei den frischgeerntetenTreib-Maiblumen-Keimen imMonatNovember
und Dezember nur bei einer geringen Anzahl der Fall ist. Im Monat Oktober
ist die Treiberei mit frisch geernteten Keimen überhaupt nicht möglich und
im November auch nur mit einem Ausfall von mindestens 50 %.
Dahingegen stellen sich die Kosten bei den übersommerten Keimen aus
nachstehenden Gründen erheblich höher:
1. Das Kapital für die Treibkeime bleibt 6— 8 Monate zinslos festliegen.
2. Es ist mit den Kosten für die Übersommerung selbst zu rechnen, die
nicht unerheblich sind.
6lO Gartenbau-Ausstellung in Zossen.
3. Es kommt auch der Ausfall, den man auf 15—20 % annehmen kann,
in Betracht.
4. Kleinere Züchter, auch diejenigen grösseren, welche nicht an einem Orte
wohnen, wo Kühl-Anlagen bestehen, können nur unter erschwerten Umständen
Maiblumen-Keime übersommern, sie müssten sich denn selbst eine derartige
Kühl-Anlage bauen.
So dürfte meiner Ansicht nach der eigentliche Hauptvorteil bei der
Übersommerung von Maiblumen darin liegen, dass man seine IL Qualität besser
verwertet.
Ich habe mich lange gesträubt, dieses Übersommerungs-System bei mir
einzuführen; ich wollte eigentlich nicht dazu beitragen, dem Publikum das
ganze Jahr hindurch eine Schnittblume vorzuführen, die bei ihrer Beliebtheit
im Monat Dezember eine grosse Freude über die ersten getriebeneu Maiblumen
hervorrief. Wie die Sachen heute liegen, wird man nicht mehr den sonst oft
gehörten Ausruf: »Ach, schon Maiblumen!« vernehmen. Andererseits ist die
Maiblume bei jeder Gelegenheit, ob Freude, ob Trauer, sei es im Kranz oder
im Strauss, zu verwenden und wird daher stets unentbehrlich bleiben, wenn
auch der Preis durch die Massenkulturen heruntergedrückt wird.
Lichtenberg bei Berlin. G. A. Schultz.
^^ Gartenbau-Ausstellung in Zossen.
4|^Mie erst im Frühjahr dieses Jahres begründete Gärtner-Vereinigung in
(^ü; Zossen hielt vom 5. bis 7. November ihre erste Ausstellung ab. Es war
beschlossen, keine Preise zu erteilen, sondern nur zu zeigen, was Zossen auf
den verschiedenen Gebieten leistet, und dieser Zweck ist wohl gelungen. Zossen,
in der feuchten, moorigen Notte-Kanal-Xiederung gelegen, ist seit einer Reihe von
Jahren der Sitz vieler Gärtnereien geworden, die sich bei dem fruchtbaren
Boden und der Xähe von Berlin (der Züge sind freilich noch immer zu wenige,
auch fahren sie meist gar zu langsam) eines guten Gedeihens erfreuen. Bereits
in Gartenflora 1895 S. 637 ist von Herrn Hofgärtner Hoffmann eine Schilderung
der damals seitens der Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
besichtigten Gärtnereien gegeben. Am Sonntag den 6. November konnte ich
in Gemeinschaft mit Herrn Brettschneider, dank der freundlichen Fürsorge
des Herrn H. Keyssner, der uns mit seinem Gespann vom Bahnhof abholte,
eine neuere, grosse Baumschule, die der Herren Kochhann & Grunewald, be-
sichtigen, die sehr gut kultivierte Obstbäume, Treibsträucher etc. aufwies. Auch
die interessante, grossartige Champignonzucht derselben Firma ward in Augen-
schein genommen; von den berühmten Gurken der genannten Herren (Garten-
flora 1897 S. 550) war natürlich nichts mehr zu sehen. Dann gings zur Aus-
stellung und nachher führte mich noch Herr Marquardt in seine Gärtnerei,
um mir zu zeigen, dass auch er durch Pinzieren im Sommer, ähnlich wie Herr
Schlegel-Reinickendorf (siehe S. 596), Rosen, namentlich Kaiserin Auguste
Victoria, die sehr schön langstielig, jetzt zur Blüte gebracht.
Doch nun zur Ausstellung. Dieselbe fand im Schützenhause statt und
war am Sonntag Nachmittag so stark besucht, dass man kaum sich alles näher
Gartenbau-Ausstellung in Zossen. ßii
ansehen konnte. Der Eintrittspreis betrug nur 30 Pf., wobei man noch ein Los
zu einer Lotterie ohne Nieten erhielt. Kein Wunder, dass da bei dem schönen
Wetter der Andrang so gross war. dass der Kassenführer, Herr Ernst, noch
neue Billets holen musste.
Im Vorgarten des Schützenhauses hatten die Baumschulartikel der Firmen
Kochhann & Grunewald, E. Welter, Schmalfuss, C. Menger (Inhaber
H. & F. Palmie) etc. Aufstellung erhalten, alles gesunde, gute Ware. Im'
Saale selbst war ein Mittelbeet errichtet, auf dem C. Ziemke Chrysanthemum
und Cyclamen ausstellte, während H. Keyssner prachtvolle Sämlingsnelken
und auch E. Dobert hübsche Nelken dort vorführten. Ringsum an den Wänden
des Saales hatten auf Tischen die übrigen Ausstellungsgegenstände Platz er-
halten, während im Hintergrunde, von den verschiedenen Firmen gemeinsam
errichtet, die Kaisergruppe aufgestellt war.
Selbstverständlich bildeten bei einer Ausstellung im November die
Chrysanthemum mit ein Haupt-Kontigent, doch konnten bei dem so lange un-
günstigen Wetter meist nur die frühen Sorten vorgeführt werden. Wir heben
zuerst die schöne Gruppe unseres freundlichen Führers in der Ausstellung, des
Herrn Käding hervor, in der sich besonders die nadelartige, rosagefärbte
Charles Joly neben der bekannteren La Triomphante (rosa), Mad. Gruson (gelb) etc.
auszeichneten. Herr K. zieht seine Chrysanthemum von anfang an im Topf,,
was auch Herr Keyssner thut. Von anderen Ausstellern nennen wir die grossen
Schaublumen von La Triomphante des Herrn Georg Marquardt sowie dessen
einfaches Chrysanthemum Mary Anderson; ferner die von B. Radke-Neuendorf
bei Zossen, der auch noch Nelken, Mme. Stepmann, vorführte. Orchideen,
Cattleyen, Odontoglossum grande, Cypripedien etc. führte Herr Keyssner als
Spezialist auf diesem Gebiet in vorzüglichen Exemplaren vor, ausserdem aber
auch noch Anthurium Scherzerianum sowie abgeschnittene Gladiolen und
Montbretien; Gladiolen und daneben Rosen brachte auch B. Radtke. Herr
Käding zeigte ferner sehr gesunde Cyclamen, Pteris und Asparagus plumosus
nanus.
Die berühmten Zossener Veilchen waren nur durch Flerrn Georg
Mart[uardt vertreten, die meisten Veilchen sind noch zurück. Besonders schön
waren die kalifornischen Veilchen, interessant die hochstämmig gezogenen
Zossener Veilchen, gleichwie seine hochstämmig gezogenen Isolepis pygmaea.
Treffliches Obst war von F. Meyer- Meilen bei Zossen eingesandt,
besonders gross der Königin-Apfel und der Bismarckapfel; C. Menger (Inhaber
H. & F. Palmie) legte Weintrauben aus dem Freien und ein Sortiment Hasel-
nüsse vor.
Auch Gartenpläne fehlten nicht, namentlich seien die des Herrn Emil
Welt er hervorgehoben, weil unter ihnen sich auch der Plan seiner neu
angelegten, bis jetzt 24 Morgen umfassenden Obstplantage, die später ev. noch
vergrössert werden soll, befand.
Wir beglückwünschen die Herren in Zossen zu diesem guten
Anfange und hoffen, dass die Flerren, welche die mit so vielen Mühen ver-
bundene Leitung übernommen haben, durch den Erfolg reichlich belohnt
werden. Der Hauptzweck: der Landbevölkerung Interesse am Garten- und
Obstbau einzutlössen, ist sicherlich erreicht worden. Glück zu! L. W.
6l2
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten für 1899 von Blumen
und Gemüse eigener Züchtung oder
Einführung
von C. Platz & Sohn in Erfurt.
Myosotis alpestris ,, Liebesstern".
(Hierzu Abb. i ig.)
Dieses, in vorstehendem Bilde wieder-
gegebene neue Vergissmeinnicht ist
eine höchst willkommene Bereicherung
des bis jetzt existierenden Myosotis-
Sortiments. Am nächsten stehend dem
Myosotis alpestris Victoria, unter-
scheidet es sich von diesem und allen
anderen Sorten wesentlich und zeigt
allen gegenüber unverkennbare Vor-
züge, welche in der Hauptsache in dem
gedrungenen Baue, gleicher Höhe aller
Pflanzen, unerreichter Reichblütigkeit
und langer Blütendauer bestehen.
Die Belaubung des Myosotis al-
pestris »Liebesstern« gleicht der der
Myosotis palustris-Sorten, ist überaus
üppig, gedrungen und von saftigem
Grün. Das einzelne Blatt misst ca.
4V2 cm in der Länge, ist ca. 22 mm breit.
Zu Anfang der Blütezeit, welche um
ca. 8 Tage früher eintritt als bei
allen Vergissmeinnichtsorten, messen
die Pflanzen gleichmässig ca. 8 cm in
der Höhe, in der weiteren Entwicklung
der Blütenrispen erreichen sie eine
Höhe von ca. 17 cm. Die stets gleich-
massige Höhe aller Pflanzen istbesonders
hervorzuheben, da gerade hierdurch
die Sorte für alle mösflichen Arrange-
ments bedeutend an Wert gewinnt und
der Flor während der ganzen Ent-
wickelungsperiode ein gleichmässiger
und deckender ist. Die einzelne
Blume hat einen Durchmesser von ca.
12 mm, ist fünf blättrig, von eben-
massigem Bau und von herrlicher,
weitleuchtender, rein himmelblauer
Farbe. Die oberen Blütenbüschel oder
Dolden messen 22 mm im Durchmesser.
Der Flor ist ein ungemein lange an-
haltender; obgleich, wie schon er-
wähnt, acht Tage früher beginnend
als bei allen anderen Myosotis-Sorten,
zeigen die Beete dieser Neuheit zu einer
Zeit, in der die Blüten anderer Ver-
gissmeinnicht schon recht spärlich er-
scheinen, zufolge ihrer ungewöhnlichen
Reichblütigkeit ein weithin leuchtendes
Blütenmeer. Der stets gedrungene Bau
macht diese Neuzüchtung für Teppich-
beete und Einfassungen besonders
wertvoll.
Die Sorte ist schon mehrere Jahre
in Kultur und fällt aus Samen voll-
ständig echt. Wir sind überzeugt, mit
dieser Neuheit eine schätzenswerte
Bereicherung des Vergissmeinnicht-
Sortiments gebracht zu haben, welche
ihren Platz behaupten und sich bald
allgemeiner Beliebtheit erfreuen wird.
Matricaria eximia corymbosa fl. pl.
„Schneeball".
Hervorgegangen aus der Matricaria
eximia corymbosa fl. pl., zeigt unsere
Neuzüchtung »Schneeball« insofern be-
deutende Verbesserungen, als dieselbe
im Bau der Pflanzen von ganz gleich-
mässiger Höhe und von noch ge-
drungenerem Wüchse als die Stamm-
form ist. Die Blüten zeigen, wenn
voll entwickelt, ein schönes, reines
Weiss, wogegen die Blumen der alten
corymbosa fl. pl. stark ins Gelbliche
spielen. Die 20 cm hoch werdenden
Pflanzen eignen sich vorzüglich für
Teppichbeete, zur Bildung kleiner
Gruppen mit einer Einfassung von
Lobelien oder dergl. und zur Ein-
fassung von Rabatten, Gruppenbeeten
und dergleichen.
Abb. 119. Myosotis alpestris „Liebesstern"
Markerbse „Nero".
(Hierzu Abb. 120.1
Eine ebenso interessante wie schätzens-
werte Neuheit ist vorstehend bildlich
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
l3
dargestellte Markerbse »Nero«. —
Dieselbe erreicht eine Höhe von 1,75
bis 1,90 m, ist in der Entwickelung
ihrer Schoten mittelfrüh und von ganz
besonderer Ertragsfähigkeit. — Die
Blüten sind farbig und zwar ist die
Fahne dunkelpurpur-violet und die
Flügel blassrosa-violet. Die Schoten,
welche stets paarweise sitzen, haben
eine Länge von ca. 10 cm, sind von
auffallender dunkelvioletter Färbung
Abb. 120. Markerbse ,,iNero". Hülsen violett.
und sind mit saftigen, zuckerreichen
Erbsen dicht besetzt.
Als besonders gute Eigenschaften
dieser neuen Erbsensorte sind hervor-
zuheben: Das üppige, gesunde Wachs-
tum, verbunden mit einer staunens-
werten Ergiebigkeit gut entwickelter
Schoten, welche voll besetzt sind von
grossen dabei zarten und sehr wohl-
schmeckenden Erbsen. Dadurch, dass die
Blüten farbigsind, werden dieselben von
eierlegenden schädlichen Insekten fast
gar nicht heimgesucht, die Schoten
sind daher fast völlig frei von der
Erbsenmade. Besonders bemerkens-
wert ist die farbige Aussenseite der
Schote, welche der ganzen Pflanze ein
eigenartiges Gepräge giebt , durch
welches jedem Beschauer ein Ausruf
der Bewunderung abgenötigt wird.
Ein praktischer Vorteil in der Färbung
der Schoten besteht darin, dass die-
selben beim Pflücken gut sichtbar sind
und ein Uebersehen ptlückreifer
Schoten, w^enn auch noch so versteckt
sitzend, kaum möglich ist.
Die Markerbse »Xero« ist für jeden
Garten eine Zierde.
Abb. 121. Treibgurke ,, Alabaster'-.
Treibgurke „Alabaster".
(Hierzu Abb. 121.)
Wenngleich in neuerer Zeit die Zahl
der Treibgurkensorten um ein Nennens-
wertes vermehrt wurde, können wir
doch nicht umhin, ebenfalls mit einer
neuen Sorte in die Oeffentlichkeit zu
treten, da dieselbe unbedingt verdient,
w^eitere Verbreitung zu linden und uns
berufen scheint, manche andere Sorte
aus dem Felde zu schlagen.
Alabaster ist eine Gurke von wirk-
lichen Wert, sowohl für den Gemüse-
und Privatgärtner wie auch für den
Laien, welcher sich der Treibgurken-
Kultur nur mit beschränkten Hilfs-
mitteln widmen kann. Alabaster ist
widerstandsfähig wie kaum eine andere
0i4
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb. 122.
Chrysanthemum Hairy Wonder von G. Bornemann in Blankenburg a. H.
Photographiert von L. Wittmack, November 1897.
Litteratur. — Aus den Vereinen.
Öl 5
Treibgurke, setzt willi«; Früclite an,
auch wenn kein »Gurkenwetter« ist
und zeichnet sich aus durch auffallende
Fruchtbarkeit. Die Früchte haben eine
ideale Form, sind 50 cm lang, 5V2 bis
6 cm im Durchmesser haltend, sind
vollständig glatt, ohne Rillen und
Stacheln und von leichter Krümmung.
In ihren sonstigen Eigenschaften
zeichnen sich dieselben aus durch
zarte Schale und wenig Kernbildung,
wodurch sie sich besonders als Salat-,
Salz- oder Sauregurke eignet. Im
reifen Zustande hat sie den Vorzug,
ganz besonders fest und sehr dick-
tleischig zu sein, giebt eine Senfgurke,
wie sie nicht besser gedacht werden
kann. In ihrer äusseren Erscheinung
ist sie im Jugendzustand lichtgrün und
als reife Gurke alabasterweiss. Für
Freiland-Kultur ist Alabaster ebenso
zu empfehlen wie für das Frühbeet.
Chrysanthemum Hairy Wonder.
iHieizu Abb. 122 )
Wir geben anbei eine bessere Ab-
bildung als die in Heft 21 S. 573 ge-
brachte und verweisen im übrigen
auf die daselbst veröffentlichte Be-
schreibung.
Litteratur.
de Terra's Internationales
Gartenbau - Adressbuch. IV. Autl.
189S/99. Theil I. Deutsches Handels-
gärtner Adressbuch. Berlin 1S98, Verlag
von Wilhelm Issleib.
Ein gutes Adressbuch ist ein wichtiges
Hilfsmittel für den gärtnerischen Be-
trieb der heutigen Zeit, und daher freuen
wir uns, dass das bereits bewährte
de Terra'sche Werk hier in einer neuen
Aul läge vorliegt. Nur wenn häufig
neue Auflagen kommen, kann ein
Adressbuch nützen; wir bitten deshalb
aber auch die Herren Handelsgärtner,
das Buch fleissigzukaufen,sonstkannso-
bald keine neueAuflage wieder hervor-
gerufen werden. Wünschenswert ist
terner, dass Jeder etwaige ihn be-
treffende oder ihm bekannt gewordene
Adressenveränderungen gleich der
Verlagshandlung mitteilt.
Wir finden den Obergärtner des
Joachimsthal'schen Gymnasiums Herrn
Amelung als Handelsgärtner ver-
zeichnet, das ist wohl ein Irrtum.
Joseph Klar, Königl. Hotlieferant.
Berlin. Kurz gehaltene Kulturan Weisung
lür Gemüse, Blumen, Feldfrüchte etc.,
die speziell für die Kolonien bestimmt
sind. Diese nur zwei Seiten umfassende
Anleitung wird allen in unseren
Schutzgebieten sich mit der Kultur
Beschäftigenden sehr nützlich sein.
Aus den Yereineno
Potsdam. Der Potsdamer Garten-
bauverein feierte am 29. Oktober sein
32, Stiftungsfest, zum erstenmale im
Cafe Sanssouci, in altgewohnter Weise
durch Abendessen und Ball. Herr
Königl. Hofgartendirektor Gustav
Fintelmann, den der \'erein kürzlich
zu seinem Ehrenmitgliede ernannt,
nebst Gemahlin waren erschienen; von
Berlin Herr Ilofgärtner Floffmann und
L. Wittmack, beide ebenfalls Ehren-
mitglieder. Den Toast auf Se. Majestät
den Kaiser und das ganze Kaiserliche
Haus brachte der Vorsitzende, Herr
Königlicher Garteninspektor Echter-
meyer, aus. Herr Rudolph Meyer-
Wildpark gab dann, wie alljährlich,
einen Bericht über das letzte Vereins-
jahr, das sehr befriedigend verlaufen,
und dann folgte eine ganze Reihe von
Trinksprüchen, von denen wir nur den
des Herrn Hofgartendirektors Fintel-
mann auf die anwesenden ältesten
Vereinsmitglieder hervorheben wollen.
Herr Hering hatte in gewohnter Weise
für Tafellieder gesorgt und Herr
Schulz erfreute die Gesellschaft beim
Nachtische durch ein launiges Couplet.
5l(5 Ausstellungen. — Personal-Nachrichten. — Obsiausstellung. — Tagesordnung.
Ausstellungen und Kongresse.
Hannover. C h r }" s a n t h e m u m -
Ausstellung rom 24. November bis
1. Dezember. Bildung einer deutschen
C. -Gesellschaft am 25. Xovbr.. .s Uhr.
Hamburg. Chrysanthemum-
Ausstellung des Vereins Hamburger
Chrysanthemum -Freunde vom 15. bis
20. November. Programm bei C. G. A.
Schumacher.
Frankfurt a. M. Dauerwaren-
Ausstellung. Die Deutsche F.and-
wirtschafts-Gesellschaft erlässt für ihre
vom 8. bis 13. Juni 1899 in Frank-
furt a. Main stattfindende 13. Wander-
ausstellung u. a. in Gruppe 6, Obst-
und Weinbau, ein Preisausschreiben
für Obstwaren für Schiffsbedarf und
Ausfuhr, und zwar für frisches Obst
1898 er Ernte, für eingemachtes Obst,
getrocknetes Obst, Obstwein und Beeren-
obst, alles deutschen Ursprungs. Es
sind 21 Preismünzen ausgesetzt. Die
Anmeldungen müssen bis zum
1. Dezember 1898 bei der Hauptstelle
der Deutschen Landwirtschafts- Gesell-
schaft, Berlin SW., Kochstrasse 73 1,
eingereicht werden, die auch nähere
Mitteilungen über die Bedingungen
macht. Die zur Prüfung angemeldeten
Gegenstände müssen in seefester \'er-
packung bis zum 10. Dezember 1898
an die Firma J. H. Bachmann-Biemen
.frachtfrei eingeliefert sein zu einer
Prüfungsreise nach Australien und
zurück, um dann im Juni 1899 der
Beurteilung der Preisrichter in Berlin
unterworfen und endlich zur Ausstellung
in Frankfurt a. M. gebracht werden.
Petersburg. Internationale
Gartenbau- Ausstellung. Der erste
Nachtrag zum Programm ist erschienen
und enthält manche neue Aufgaben,
bezw. Erhöhungen der Preise bei den
alten. Das Königreich Bayern hat
Herrn Wirklichen Rat Max Kolb, das
Königreich Sachsen Herrn Prof. Dr.
Drude, das Grossherzogtum Hessen
Herrn Hoflieferant Henke 1-Darmstadt,
dieFreie und Hanse-Stadt Hamburg Herrn
Prof. Dr. Zacharias zu Kommissaren
ernannt. Die Beteiligung aus deutschen
Kreisen wird in Petersburg sehr ge-
wünscht, je grösser sie ist, desto
günstiger werden sich die Transport-
bedingungen etc. stellen. Auch für
j nicht im Programm vorgesehene Gegen-
I stände stehen zahlreiche Medaillen zur
! \'erfüs:ung:.
Personal-Nachrichten^
Am 5. November f an den Folgen 1 Steglitz, im 72. Lebensjahr. r)ie Blüte des
eines Schlagtlusses der Chef der grossen Berliner Samengeschäftes ist in erster
Samenhandlung und Baumschule Metz Linie mit seinen langjährigen Be-
tt Co., Herr Ludwig Rudolf Metz in mühungen zu danken.
Kleine Obstausstellung
;am IDonnei^st^g; cl. ^-t-. IVoa eiT^t>er*, lO — S Ulw^
im Vereinslokale, Invaildenstrasse 42.
Gefordert werden bis lu Sorten Aepfel a i'i Stück oder bis lo Sorten Birnen a ("> Stück,
oder beides. Siehe Seite 590 (Heft 21). Meliliiiig'en bis zum 17. Novembpr, worauf die
Fragezettel den Ausstellern zur Ausfüllung zugesandt werden.
Tagesordnung
für die
853. Versammlung des Vereins z. Beförderuno d. GartenMues i. i pr. Staaten
am Donnerstag den 24- November 1898, 6 Ubr,
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invaildenstrasse 42.
I. Ausgestellte Gegenstände. — 2. Antrag der Vereinigten Ausschüsse, die Wahl des
2. Vorsitzenden in der Versammlung am 2g. Dezember vorzunehmen. — 3. Besprechung der
Obstausstellung. — 4. Der Obstbau im Altenlande. — 5. Event. Vortrag des Herrn Landschafts-
gärtners Brodersen über englische Gärten.
Zur Bekämpfung der Monilia-Krankheit der Obstbäume.
<;^;j_^>^ Von Professor Dr. Frank.
■jlS^I ach den im Jahre 1898 stattgefundenen Erhebungen ist die Monilia-Krank-
f-) IT heit nicht nur in allen bisher bereits als stark infiziert erkannten Kirschen-
plantagen wiederum aufgetreten, sondern hat auch ihren Übergang auf andere
Obstbäume in bedenklicher Weise fortgesetzt. Auffallend häufiger als früher
hat sie sich besonders an Aprikosen- und iVpfelbäumen, demnächst auch an
Pfirsich-, Pflaumen- und Birnbäumen, sowie auf Ziersträuchern aus der Ver-
wandtschaft des Steinobstes, nämlich auf Mandelbäumchen, Prunus triloba etc.
gezeigt, w^obei überall Befall durch Monilia fructigena nachweisbar war. Ihre
geographische \'erbreitung ist noch grösser, als bisher angenommen wurde; sie
kam 1898 zur Kenntnis aus Westpreussen, Posen, Schlesien, Brandenburg,
Pommern, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Prov. Sachsen, Thüringen, Braun-
schweig, Hannover, Westfalen, Hessen-Nassau, Grossherzogtum Hessen, Bayern,
bis zur Donau, Hohenzollern; immerhin bilden jedoch die ostelbischen Länder
das Hauptinfektionsgebiet.
Die vom königlich preussischen Ministerium für Landwirtschaft im vorigen
Jahre verfügten Gegenmassregeln, welche im vorigen Jahrgang der Gartenflora
S. 47 abgedruckt sind, sind näher geprüft worden. Was sich davon als ganz
besonders empfehlenswert erwiesen hat, mag hier nochmals hervorgehoben
werden.
1. Das Herausschneiden und Verbrennen der abgestorbenen
Zweigpartien ist das wichtigste Gegenmittel, weil dadurch der Baum von
den in ihrem Innern verpilzten Teilen befreit wird. Darum sind auch solche
Zweigpartien, welche neben vielen noch gesunden Teilen schon einzelne
abgestorbene enthalten, soweit angängig, ebenfalls zu beseitigen. Auch nach
starkem Zurückschneiden tritt bei den Kirschbäumen wieder Verjüngung ein.
Das Ausschneiden ist auf Grund der Entwicklungsweise des Pilzes womöglich
im Vorwinter auszuführen. Das Absammeln und Verbrennen der an den
Obstbäumen aller Art hängengebliebenen und mit Monilia verschimmelten alten
Früchte bleibt daneben empfehlenswert.
2. Das Bespritzen der kranken Obstbäume mit Bordelaiser
Brühe, als ein dem Ausschneiden nachfolgendes Desinfektionsmittel, hat auf
Grund der genauer ermittelten Lebensweise des Pilzes und der praktischen
Erfahrungen die beste Wirkung, wenn es unmittelbar vor dem Aufbrechen der
Knospen im Frühlinge oder selbst noch während des Erscheinens der Blüten
gemacht wird.
3. Die Desinfektion des Erdbodens unter den kranken Bäumen
ist durch sorgfältiges Beseitigen und Verbrennen der beim Ausschneiden oder
(5j3 Die neuesten Entdeckungen Buchners.
von selbst abgefallenen Teile, womöglich auch durch Umgraben der Baum-
scheibe, etwa auch durch Begiessen derselben mit Bordelaiser Brühe oder durch
Aufstreuen von Ätzkalk zu erzielen.
Berlin, den i. November 1898.
Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz an der Kgl.
landwirtschaftlichen Hochschule.
Die neuesten Entdeckungen Buchners
über die Gährung ohne Hefe und ihre Consequenzen für die
Praxis der Weinbereitung. (schiussvonNo.^issyy.)
In dem zweiten Teile seines Vortrages geht Professor Wortmann auf
die Bedeutung über, welche die Buchnersche Entdeckung für die Praxis der
Weinbereitung etwa haben könnte. Die Aussichten wären weittragende, wenn
man sich denkt, dass man nur nötig hätte, je nach den Mengen des zu ver-
gährenden Mostes bestimmte Mengen Zymase anzuwenden oder zu stark ge-
zuckerte oder schon gering essigstichige Moste oder Weine mit Zymase zu
behandeln, um die durch die geschwächte Hefe nicht fortzubringenden Zucker-
mengen und Zuckerreste bald zum Verschwinden zu bringen. Die Verwendung
von Zymase könnte ausserordentlich vorteilhaft bei der Schaumweinbereitung
erscheinen. Denn dort ginge die Flaschengährung ohne Neubildung von Hefe-
zellen und ohne entsprechende Trübung vor sich, es käme das Rütteln und
Degorgieren in Wegfall, wenn man Zymase verwendete.
Nach der Ansicht Professor Wortmanns werden sich alle diese schönen
Aussichten wohl nie verwirklichen. Und zwar aus dem Grunde nicht, weil
die Zymase nur ein Gährungserreger ist, weil sie eben nur die Zerlegung von
Zucker in Alkohol und Kohlensäure unterhält. Bei der Umwandlung der Moste
in Wein wird aber keineswegs nur der Zucker in Alkohol und Kohlensäure
zerlegt, sondern es linden gleichzeitig neben diesem Gährungsprozess noch
andere, von der Hefe unterhaltene Lebensprozesse statt, durch welche die
chemische Zusammensetzung des Gährproduktes und damit sein ganzer
Charakter wesentlich mitbestimmt wird. Wenn man sich einen Most vorstellt,
aus welchem nur der Zucker verschwindet und statt dessen Alkohol und
Kohlensäure auftritt, in welchem aber alle sonstigen Substanzen ganz unverändert
bleiben, so würde man nach dem vollständigen Verschwinden des Zuckers ein
Gährprodukt haben, welches man nach der Kostprobe wohl kaum mit der Be-
zeichnung »Wein« beehren würde. Bei einer eventuellen praktischen Ver-
wendung von Gährungs-Zymase würde man das Auftreten von anderen, aber
den Gesamtcharakter des Weines in hohem Grade mitbestimmenden
Stoffen, wie Glycerin, Bernsteinsäure, besonders aber Bouquetstoffe, ferner
den Einfluss der Hefe auf die Säuren, auf die Salze und auf die stickstoffhaltigen
Stoffe vollständig unberücksichtigt lassen.
Bei dem Werden des Weines kommen eben noch ganz andere Prozesse
in Betracht als nur die Umwandlung des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure.
Rudolf Metz +. — Zonale Pelargonien und Cactus-Dahlien. 6 IQ
Es ist nicht nur die Wirkung der Gährungs-Zymase, sondern auch
noch der gesamte Stoffwechsel der Hefe, welcher den Wein liefert.
Die hohe Bedeutung der Buchnerschen Entdeckung liegt weniger
auf praktischem als auf theoretischem Gebiete.
Rudolf Metz f.
tm 5. November starb nach kurzem Krankenlager das langjährige Mitglied
des »Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten«
der Baumschulbesitzer und Chef des allbekannten Samen- und Getreidegeschäfts
Metz & Co. in Steglitz, Ludwig Rud. Metz im Alter von 71 Jahren. Der
Verstorbene gründete die Firma im Jahre 1854 ^^ Berlin, Scharrnstrasse, ver-
legte dieselbe aber bald nach der Neuen Friedrichstrasse. Bei seiner Umsicht
und Tüchtigkeit, bei seinem eisernen Fleiss und seiner strengen Reellität blühte
das Geschäft immer mehr auf und wurde auch im Auslande rühmlichst bekannt.
Die Räumlichkeiten genügten bald nicht mehr, in neuen grösseren wurde das
Geschäft in der Linienstrasse 132 mit immer steigendem Erfolge betrieben.
Endlich aber wurde auch hier das Kleid zu eng und mit kühnem Sprunge ver-
legte Herr Metz sein Geschäft nach dem Vororte Steglitz, damals ein gewagter
Gedanke. Wie konnte in Steglitz ein Samengeschäft bestehen, das so unmittel-
bar auf den Verkehr mit den Händlern und dem Publikum angewiesen ist?
Aber es ging sehr gut, und der grosse Vorteil war, dass das Geschäft nunmehr
unmittelbar mit den Prüfungsfeldern für Gemüse und anderen Saaten sowie
mit den grossen Baumschulen in Verbindung stand. Herr Metz war einige
Jahre Kreistagsabgeordneter und vertrat als Gemeindevertreter die Interessen
seines Wohnorts aufs wärmste. Aber auch seiner Familie war er ein liebe-
voller, sorgender Vater und seinem Personal ein humaner Chef und ein
leuchtendes Vorbild des Fleisses.
Was das Geschäft anbelangt, wird es in unveränderter, streng reeller
W^eise weitergeführt.
Zonale Pelargonien und Cactus-Dahlien.
,_^^ Ausgestellt von Georg Reid- Beckenham.
,X^u der reich besuchten Versammlung des Vereins zur Beförderung des
^^ Gartenbaues am 28. Oktober, in welcher die Wahl eines neuen Direktors
stattfand, hatte Herr Georg Reid-Beckenham Hill bei Beckenham, England
(in der Nähe von London) sechs Kisten abgeschnittener Blumen von Pelargonium
zonale, Cactus-Dahlien und frühen Chrysanthemum indicum etc. eingesandt,
unter denen fast nur Neuheiten waren.
Die Blumen waren ausgezeichnet verpackt; sie bildeten kleine Bunde
von unten etwa 4 cm Durchmesser an den Stielenden, die daselbst mit feuchtem
Moos und darüber mit Fliesspapier umwickelt waren, das mit Bast befestigt
wurde. Ein kleines Namensschild war mit feinem Draht oben an den Blumen selbst
befestigt. Jedes einzelne Bund war dann mit starkem Draht auf dem Boden
der sechs flachen Klappkisten befestigt und zwar so, dass sie sich nicht be-
520 Zonale Pelargonien und Cactus-Dahlien.
rührten. Selbstverständlich musste man mit einer starken Drahtzange erst die
Drähte auf der Aussenseite des Kistenbodens durchschneiden, ehe man an das
Herausnehmen der Blumen denken konnte. Ähnliche Verpackungen werden
ja häufig angewendet, aber selten so gut wie hier, und da auf eine zweck-
mässige Verpackung ausserordentlich viel ankommt, so möchten wir das ganz
besonders hervorheben. Dankend wollen wir auch der Kgl. Eisenbahn-
Verwaltung gedenlien, die uns von der Ankunft der Kisten sogar durch Rohr-
postkarte in Kenntnis setzte, sodass wir sie noch abends 8Y2 Uhr am Tage vor
der Versammlung erhielten und auspacken konnten.
Die Cactus-Dahlien und die Chrysanthemum waren sehr gut angekommen,
auch eine reichblühende Topfpflanze, Begonia »Gloire de Lorraine«, wenn man
davon absieht, dass bei letzterer der Topf zerbrochen war. Von den Zonale Pelar-
gonien hatten leider einige Sorten, wie Herr Reid schon befürchtete, ihre
Blumenblätter verloren, aber aus der Menge der abgefallenen Blumen und
deren Grösse liess sich dennoch ein Schluss auf die Blütenpracht ziehen; das
um so mehr, als glücklicherweise eine ganze Anzahl von Sorten doch ihre
Blumen behalten hatte.
Nachstehend folgt ein Verzeichnis derselben nach den Beschreibungen
des Herrn Reid.
Zonale Pelargonien.
(Ausgestellt von Georg Reid-Beckenham Hill bei London SE.)
Covent Garden White, gefüllt, das beste gefüllte weisse Zonale Pelar-
gonium für den Winterschnitt, ausserordentlich reichblühend. (Eine
herrliche Sorte. L. Wittmack.) Für Schnitt- und Topfkultur, gute
Verkaufspflanze.
Duke of Fife, gefüllt. Das grösste scharlach-orange Zonale Pelargonium,
so grosse Dolden wie Raspail improved, nur bedeutend leuchtender,
erhielt die silberne Medaille von der N. Chrys. S. zu London November
1897. Schnitt- und Topfkultur. (Ausserordentlich leuchtend und sich
lange haltend. L. W.)
Andrew Laing. Leuchtend karminscharlach. Die beiden oberen Blumen-
blätter sind mit je einem grossen weissen Fleck versehen, wie z. B. das
Zonale Pel. Olga von Württemberg. Die Blumen bedeutend grösser und
anstatt rosa leuchtend karminscharlach, reichblühend.
Conan Doyle. Lachsrosa, enorme Dolde und die einzelnen Blumen bis zu
3 Zoll im Durchmesser, vorzüglicher Wachser.
Hall Caine. Leuchtend kirsch-scharlach, enorme Blume, 3 Zoll Durch-
messer, eine der schönsten.
Jan Maclaren. Lachsfarben, orange schattiert, eine der grössten Zonale
Pelargonien, grosse Dolden.
J. M. Barrie. Leuchtend kirschrosa, wohl das grösste Zonale Pelargonium, enorme
Dolden, reichblühend.
Jerome K. Jerome. Rotorange mit karmin Flecken auf den zwei oberen
Petalen. Diese Blume ist nicht so gross wie die anderen ausgestellten,
aber immer doch 2'/4 Zoll im Durchmesser. Die Farbe ist aber so apart,
dass sie wohl wert ist, gezogen zu werden.
Mary E. Wilkins, heller Grund mit rosa Schattierung, eine sehr schöne
grossblumige Sorte.
Zonale Pelargonien und Cactus-Dahlien. 52 I
Mark Twain. Eine herrliche Neuheit, hat entschieden eine ganz neue Farbe:
Krabbenrot mit weiss gestreift und gefleckt; grosse Blumen und Dolden,
reichblühend.
Rudyard Kipling. Die dunkelste violett-purpurrote Zonale Pelargonie
und auch sehr grossblumig, 21/2 Zoll Durchmesser, etwas sehr feines.
Herrick. Leuchtend scharlach-orange, die beste und grösste dieser Farbe.
C haue er. In der Farbe und Grösse ähnlich J. M. Barrie, aber etwas heller,
enorme Blumen, 3 Zoll Durchmesser.
Couutess of Buckingham. Grosse Blumen, lachsrosa auf weissem Grunde,
ansprechende Farbe.
Duchess of Marlborough. Leuchtendes Rosa mit zwei weissen Flecken auf
den oberen Fetalen, die grösste Blume dieser Farbe, stellt Goetz und
Pearoon und die sonstigen ähnlichen Neuheiten weit in den Schatten.
Lilacina. Fliederfarben-lila, eine sehr feine Farbe, grossblumig, reichblütig,
niedrigwachsend, das Beste in dieser Farbe.
Miss Ethel Wilson. Weiss mit dunkel lachsrotem Ring um die Mitte, besser
als Beauty of ßeckenham Hill.
Mrs. Ewing, zartlachsfarben, sehr grossblumig.
Mrs. Simpson. Grosse Blumen, 2 1/2 Zoll Durchmesser, im Sommer reinweiss,
mit leuchtend scharlachrotem Ring um die Mitte der Blumen, im Winter
verändert sich die weisse Farbe in hell lachsrosa, weiss mit rotem Ring;
auch dann sehr reichblütig.
Niagara. Die schönste rein weisse, reichblütigste und grossblumigste Varietät,
eine Marktsorte ersten Ranges.
Royal Purple. Dunkelpurpurrot mit zwei scharlachroten Flecken auf den
beiden oberen Petalen, sehr leuchtend und dunkel.
Souvenir de Charles Miller. Die letzte Züchtung des berühmten, im vorigen
Jahre verstorbenen Zonale Pelargonien-Züchters. Prachtvolles Dunkelrot,
gewissermassen eine 2V2 Zoll grosse Henry Jacoby, die Blumen kreisrund,
mit einem weissen Auge.
Neue Cactus-Dahlien.
(Ausgestellt von Georg Reid-Beckenham Hill, London SE.)
Englische Züchtungen von 1898.
(Werden 1899 in Deutschland in den Handel gegeben.)
Tillie, echte Cactus-Dahlie, reichblumig, lachsrosa-karmin.
E. L Deal. Echte Sternblume, leuchtend Scharlach, Blumenstiele holzig, zum
Schnitt und zur Binderei die beste scharlachrote.
Night. Die beste schwarzrote Cactus-Dahlie, besser als Matchless in Form
und Farbe. Blumenstiele fester.
Gipsy. Dunkel karminpurpur, eine schöne sternförmige Cactus-Dahlie, reich-
blühend.
True Friend, dunkel bordeauxrot, vollständige Form eines eingebogenen jap.
Chrysanthemum, etwas herrliches! Blumenstiel holzig. Sehr geeignet
für den Schnitt.
Mary Service. Orange mit violetter Schattierung an den Spitzen, feste holzige
Blumenstiele. Plerrliche sternförmige Cactus-Dahlie; die Blumenblätter
sind nach vorwärtsgebogen wie bei True Frieud.
^22 ^^^ botanische Garten in Utrecht.
Capstan. Ähnlich wie Mary Service in Form, doch ist die Farbe mehr
orange, ohne die violette Farbe.
Alfred Vasey. Lachsorangerot mit zarter violetter Schattierung, schön
geformte Cactus-Dahlie mit holzigen Blumenstielen. Rückseite gelblich-
"weiss; eine der feinsten Cactus-Dahlien.
Arachne. Weiss mit karminrotem Bande an den einzelnen Blumenblättern;
sehr schöne volle Cactus-Dahlie; hängt leider.
Island Queen. Die erste und wirklich schön gefärbte lila Cactus-Dahlie mit
holzigen langen Stielen; die Blumen halten sich sehr lange.
Violet Star, eigene Züchtung, dunkel violette sternförmige Cactus-Dahlie.
Mrs. Dickson. Leuchtend rosa mit einem ausgeprägten gelben Ring um die
Mitte, reichblühend, vorzügliche Cactusform.
Starfisch. Bekanntere Neuheit von 1897. Scharlach-orange, vorzüglich zum
Schnitt, reichblühend.
Princess Ena. Die beste orange-gelbe Cactus-Dahlie.
Aurora. Hell-orangerot, niedrig, reichblühend, mittelgrosse Blumen, gut für
den Schnitt.
Bridesmaid. Matt-primelgelb mit rosa und smaragdgrüner Schattierung an
den Spitzen.
Keynes White. Die beste weisse Cactus-Dahlie.
Beatrice. Zartrosa mit zart violetter Schattierung.
Domino. Weiss, bestimmt scharf terracottafarbig, gerandet.
Endymion. Leuchtend kirchrot.
Leonora. Eine prachtvolle leuchtend rosa Cactus-Dahlie, ähnlich einem
japanischen Chrysanthemum, die beste dieser Farbe.
Mabel Keith. Zartgelb, äussere Blumenblätter zart-orangerosa schattiert; kann
als gelbe Dahlie verwendet werden und ist die einzige in dieser Farbe,
welche lange Stiele hat. Die Blumenform ist die der echten Cactus-
Dahlie.
Alle hier aufgeführten Sorten sind echte Cactus-Dahlien und die besten,
welche existieren.
Die neusten für 1899/1900 werden in einem speziellen Berichte mitgeteilt
werden. Der vorstehende Bericht ist so zusammengestellt, dass ich fest davon
überzeugt bin, dass er unanfechtbar ist. Er ist nach den Notizen geschrieben,
welche wir auf den diesjährigen Vereins- und Dahlienausstellungen systematisch
gemacht haben. Noch eine Unmasse Sorten werden wohl im nächsten Früh-
jahr angeboten, die aber nichts weiter sind als Wiederholungen der schon
existierenden Sorten.
Der botanische Garten in Utrecht.
Von L. W i 1 1 m a c k.
s ist eine ganz auffallende Erscheinung, dass in dem durch seine Lieb-
^, haberei für Blumen seit alter Zeit berühmten Holland die botanischen
Gärten so klein sind. Eine rühmliche Ausnahme macht nur der Garten in
Leiden, der ziemlich ausgedehnt und ausserordentlich reichhaltig ist. Alle
übrigen sind so klein, dass sie von dem kleinsten Universitätsgarten Deutsch-
Der botanische Garten in Utrecht,
623
lands bei weitem übertroffen werden, am kleinsten von allen ist wohl der von
Amsterdam, während dort der berühmte zoologische Garten 11 ha einnimmt.
Dass trotzdem ein Bedürfnis nach botanischen Gärten vorhanden ist, geht
daraus hervor, dass sich in den zoologischen Gärten teilweise grosse Gewächs-
häuser finden, die mit exotischen Pflanzen aller Art reich geschmückt sind und
vom Publikum eifrig mit besichtigt werden. Höchst sehenswert sind in der
Beziehung der zoologische Garten im Haag (Garteninspektor Kottmann) wegen
seiner Orchideen, speziell Vanda- Arten, und der in Rotterdam (Garteninspektor
Wilke) wegen seiner grossartigen Gewächshäuser mit Schaupflanzen, Cacteen,
Victoria regia etc.
Doch zurück zu den botanischen Gärten der Universitätsstädte.
Als solche haben wir vier: Groningen, Utrecht, Amsterdain und Leiden, den
zu Groningen habe ich aber nicht gesehen.
Der botanische Garten der alt berühmten , schon 1636 gegründeten
Universität (700 Studenten) zu Utrecht steht unter Direktion des Herrn Prof.
F. A. F. C. Went und wird von Plerrn Inspektor (Hortulanus in Holland
genannt) J. K. Budde trefflich gehalten. Letzterer hatte die Freundlichkeit,
mir selbst am 1. Osterfeiertage nachmittags, also zu einer recht unpassenden
Stunde, seine Zeit zu widmen.
Zunächst besuchten wir ein kleines Orchideenhaus, in welchem vor-
trefflich kultivierte Exemplare standen; ganz besonders fiel ein Cymbidium
aloefolium mit 2 Rispen von ca. V2 ni Länge auf, ferner eine Calanthe veratrifolia
mit 4 ßlütenstielen, Sobralia nana, Coelogyne speciosa, fast immer in Blüte,
Dendrobium Veitchianum, die seltene Lockhardia Oerstedtii etc. Die Vanille
blüht jährlich zweimal, bringt aber nie Frucht. (Ob sie nicht künstlich bestäubt
wurde?)
In einem kleinen Kasten fanden sich schwierig zu kultivierende Haut-
Farne: Trichomanes radicans, Todea superba etc. alle in ausserordentlich
guter Kultur. Im Kalthause stand eine sehr schöne Aralia Scheffleri (Schefflera
digitata Forst.), eine viel zu wenig gezogene Dekorationspflanze, mit fünfzähligen
glänzend grünen, gezähnten Blättern. Im Übrigen notierten wir eine hohe Palme
Trachycarpus excelsa (Chamaerops excelsa), Drimys aromatica F. v. M., Skimmia
Laureola, Acacia armata, Casuarina stricta etc.
In einem kleinen Warmhause, dem sogenannten Vermehrungshause, standen
Saintpaulia ionantha, Jussiaea angustifolia, Cerbera Odollam, Calyptrostoma
Swartzii (eine Palme) etc. Ganz besonderes Interesse erregte aber eine Schling-
pflanze, Manettia bicolor, die reich mit ihren schönen roten, gelb gesäumten
Blüten behangen war.*) Eine weitere schöne Schlingpflanze ist Passiflora
Raddiana, die während 9 Monaten, von April bis Dezember, blüht. Am 10. April
stand sie noch in Knospen. Die Blumen sind schön karmoisinrot und so reich-
lich vorhanden, dass täglich oft 50 bis 60 aufblühen. Leider sind sie nur
einen Tag geöffnet. Als dritte Schlingpflanze nennen wir Aristolochia elegans«
Von sonstigen Pflanzen seien noch hervorgehoben: Elisena longipetala, eine
Amaryllidacee mit weissen Blüten und ein Farn, das Herr Budde für Handels-
gärtner empfiehlt: Aneimia fraxinifolia.
*) Dass sie sich auch im Sommer fürs Freie zu Festons etc. eignet, hat Herr Stadt-
gärtner P. Kirchner-Dessau hervorgehoben. (Siehe Gartfl. 1898 No. 8 S. 2i5 mit Abb.)
^2A ^^^ botanische Garten in Utrecht.
Im Kalthause, der sogenannten Orangerie, stand eine Zwergpalme,
Chamaerops humilis, bei der aus dem alten Stamm jetzt Triebe mit Blättern
hervorbrechen. Ist diese Erscheinung bekannt?
Im Warmhause fand sich eine sehr schöne Tradescantia Reginae, ein
Aglaeonema oblongifolium (Araceae) mit schon roten Früchten wie Aucuba
und viele tropische Nutzpflanzen, Arzneigewächse, Palmen, Bromeliaceen,
Nepenthes etc., so Eriodendron anfractuosum, Averrhoa Carambola, Jambosa
lanceolata, mit roten Blumen, Cola floribunda (cauliflora), Pinanga Kuhli, die
voriges Jahr Früchte getragen. Der Liberia-Katfeebaum, Coffea liberica, hatte
Blätter von 40 cm Länge und 18.5 cm Breite.
Unter den Bromeliaceen fand sich eine merkwürdige Kreuzung zwischen
Billbergia nutans und Tillandsia Lindeni, die sehr breite Blätter zeigte,
während die Eltern doch beide sehr schmale Blätter haben. Man kann ge-
spannt sein auf die Blüte.
Ausserordentlich gesund sahen die Nepenthes aus; diese werden
über einem Wasserbassin kultiviert, was offenbar zu ihrem Wohlsein sehr
beiträgt. Weiter linden sich Medinilla magnifica, Spatyphyllum cannaefolium
(Anthurium Dechardi) befruchtet mit Anthurium Scherzerianum, Eucharis,
Gardenia florida. Auch noch einige Orchideen waren hier vorhanden: Oucidium
Jonesianum*), Phalaenopsis amabilis, befruchtet mit Oncidium Papilio
eine fast reife Frucht zeigend. Geradezu bewundernswert sind aber die
tropischen Blattorchideen. Noch niemals sahen wir so prachtvolle ganz
dunkelbraune Alacodes Petola wie hier, und ähnlich schön waren die
übrigen: M. javanica, die zwar an sich wenig bunt, mehr grün ist, Anectochilus
Dawsonianum, Cystorchis variegata; ferner sei die merkwürdige blattlose
Orchidee Taeniophyllum Zollingeri hervorgehoben.
Auch die seltenen tropischen Lycopodiaceen waren in guter Kultur:
Lycopodium Phlegmaria, L. llippuris, L. dichotomum, Psilotum triquetum etc.
Letzteres wuchs auch sehr gut auf den Wurzeln der Asystasia scandens aus
dem tropischen Afrika.
Im Palmenhause fanden sich in der kälteren Abteilung eine gut verzweigte
Dracaena Draco, eine hübsche Pritchardia Martiana. eine sehr grosse Phoenix
reclinata sowie von Farnen Alarattia alata, Gleichenia rupestris etc. etc., eine
3 Jahre alte Musa Ensete, sehr dick, und die Orchidee Renanthera coccinea.
In der wärmeren Abteilung fanden wir eine Cycas glauca mit 60 Blättern.
Samen tragend, ferner einen Bastard zwischen Ceratozamia brevifrons und
robusta, verschiedene Palmen, Bananen und Orchideen sowie auch die Ameisen
beherbergende Thunbergia Harrisi.
Im Freien ist das sogenannte System neu angelegt, in regelmässigen
Linien, die Familienschilder rot. Höchst sehenswert ist ein grosser Gingko
biloba (Salisburya adiantifolia) der 2,72 m Umfang hat; es ist einer von den
ersten, die aus Japan eingeführt wurden, ein anderer ist in Leiden, ein dritter
in Amsterdam. Beachtenswert sind die erst neuerdings aus England in den
Handel gekommenen blauen Primeln, Primula acaulis Jacq. (P. vulgaris Huds)
var. coerulea, ebenso die Triteleia uniflora, die zwischen niedrigen Rosen
gepflanzt sind, Chionodoxa sardensis (schöner blau als C. Luciliae) und andere
*) Farbig abgebildet Gartentl. 1888 t. 127:
Der Chrysanthemumrost. Puccinia Hieracii. 52 =
Zwiebel- und Knollengewächse. Auch einige schwierig zu kultivierende Erd-
orchideen, sowie die fast noch schwierigeren Lycopodiaceen waren vorhanden,
z. ß. L. clavatum. L. lucidulum. L. Chamaecyparis, letzterer in Holland llexen-
kranz genannt.
In der Wohnung des Herrn Budde schmückte eine von uns noch nie im
getriebenen Zustande gesehene Wiesenblume: Caltha palustris, die Sumpf-
Dotterblume, die Fenster. Es ist das eine Spezialkultur des Herrn Budde und
bat er auch über die einfache Art, sie zu treiben, in einer populären Zeitschrift
»Eigen Haard« seine iMethode angegeben, um das grosse Publikum zur Nach-
ahmung zu veranlassen. Auch wir möchten das Treiben dieser Blumen in
Deutschland empfehlen. Herr Budde hat sie schon im Januar und Februar in
Blüte. (Siehe S. 639 m. Abb.)
Dankbar schieden wir von Herrn Budde, denn wir hatten gesehen, dass
hier im Kleinen Grosses geleistet wird. Dieselbe Wahrnehmung wiederholte
sich erfreulicherweise auch in den anderen Gärten.
Der Chrysanthemumrost. Puccinia Hieracii.
^ .^ty, (Hierzu Abb. 12?.)
4l^)\as Gardeners' Chronicle vom 8. Oktober d. J. brachte S. 269 eine Be-
(^^^ Schreibung dieses in den letzten Jahren in England so verderblich auf-
getretenen Rostes aus der Feder des Professor G. Massee nebst Abbildung.
Letztere hat das Handelsblatt in seiner Xo. 46 reproduziert und uns freundlichst
den Stock leihweise überlassen, wofür wir unsern verbindlichsten Dank aus-
sprechen.
Der Chrysanthemumrost iindet sich meist auf der Unterseite der Blätter
und bildet dort kleine dunkelbraune Häufchen. Im Sommer erscheinen zuerst
braune einzellige, rundliche oder elliptische Sommersporen, sogenannte Uredo-
sporen, später treten die zweizeiligen braunen Wintersporen oder Teleutosporen
auf, welche überwintern und erst im nächsten Frühjahr keimen, während die
Sommersporen sofort keimfähig sind und die Krankheit rasch verbreiten.
Puccinia Hieracii wird meistens nur als eine Form der auf sehr vielen
Kompositen, jedoch nur auf Cichoraceen (mit lauter Zungenblüten) und Cynareen
(Distelgewächsen) vorkommenden Puccinia tlosculorum Alb. et Schw.
(P. compositarum Schlechtb.) angesehen: sie unterscheidet sich nur dadurch,
dass die eine Sporenform, die sogenannten Bechersporen (Aecidiumsporen) wie sie
z. B. der Grasrost auf der Berberitze bildet, bisher nicht gefunden sind. Indes
hat Professor Paul Magnus nachgewiesen, dass die Sporen des Aecidiums auf
Taraxacum. auf Hieracium ausgesät, die Puccinia zur Folge hatten.
Sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls empfiehlt sich, die Chrysanthemum-
Bestände jetzt zu mustern, zumal der Pilz, mit englischen Stecklingen ein-
geschleppt, sich auch schon bei uns gezeigt hat. Alle erkrankten Blätter sind
zu verbrennen, besser die ganzen Pflanzen, nachdem die Blumen abgeschnitten.
Herr Professor Sorauer, der im Handelsblatt Xo. 46 über den Pilz berichtet,
rät v\-eiter, wertvolle Sorten, die man gern erhalten möchte, falls sie befallen
sind, sorgfältig von allen kranken Teilen zu befreien, isoliert an einem möglichst
026
Englische Cactus-Dahlien-.Xeuheiten für i8q(j, 1900.
kühlen Orte aufzustellen und sie
unter einem beständigen Überzug von
Kupferkalkmischung zu halten, bis
die Blätter ausgewachsen sind.
Bis jetzt hat Professor Sorauer nur
Sommersporen gefunden und es lässt
sich daher nicht entscheiden, ob es
wirklich P. Hieracii ist. Uns scheint
das sogar etwas zweifelhaft, da, wie
gesagt, diese Puccinia nur auf Cichora-
ceen, wie Cichorium. Ilieracium.
Crepis, Taraxacum, Leontodon, Lac-
tuca etc. sowie auf Cynareen: Cen-
taurea, Cirsium. Carduus, Lappa etc.
vorkommt. Das Chrysanthemum ge-
hört aber in die Abteilung der
Tubulilloren (mit Röhrenblüten,
wenigstens in der Mitte mit Röhren-
blüten). Sorauer macht noch darauf
aufmerksam, dass man den Pilz nicht
mit einem anderen, Septoria Chry-
santhemi, verwechseln darf, der in
Nordamerika viel Schaden veranlasst
hat, bei uns aber keine grosse Be-
deutung zu besitzen scheint. Es
zeigen sich, besonders bei sehr inten-
siven Kulturen, dann schwarzbraune
runde Flecke, die auf der Ober-
seite beginnen undbald dieganzeBlatt-
dicke ergreifen, flach und tiefbraun
(schwarzbraun) sind. Sie fliessen
allmählich zusammen und können
das Blatt stellenweise dürr machen. Die Rosthäufchen dagegen bilden kleine,
isolierte, rotbraune, etwas erhabene Polster, die schliesslich eine staubige
Oberfläche durch die frei hervortretenden Sporen erhalten. L. W.
Abb. 123. Der Chrysanthemum Rost.
A. ein Blatt mit den Roslhäufchen. B. Keimende
Sommerspore. C. Winterspore, mit langem Siiel.
(Nach Gardeners Chronicle.)
Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten für 18991900
in Bezug auf ihren wirl<lichen Wert.
\'on E. Georg Reid i. V. Reids Xursery, Beckenham Hill, London 3 b.
|ie Neuheiten der letzten Jahre haben uns schon sehr nahe dem Ideal
-.^ji^ einer Cactus-Dahlie gebracht und die diesjährigen Ausstellungen waren
so ausserordentlich fruchtbar, dass etwa 70 neue Sorten von den verschiedenen
englischen Züchtern dem Handel im nächsten Frühjahr übergeben werden.
Es ist daher leicht verständlich, wie nötig es ist, zu wissen, welche Sorten
wirkliche Neuheiten sind und welche nur Wiederholungen der schon im Handel
befindlichen Varietäten darstellen.
Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten für 1899/1900. 627
Nachdem ich mir in meinen Gedanken eine mehr oder weniger voll-
kommene Form dieser Blumengattung zurecht gelegt habe, will ich nunmehr
damit anfangen, jede einzelne Neuheit zu untersuchen. Obgleich mit Recht
gesagt werden kann, dass jede hier aufgeführte Sorte als schön bezeichnet
werden könnte, so treten doch einzelne beim Vergleich so hervor, dass sie
sofort als wirkliche Verbesserungen in die Augen fallen. Und diese letzteren
sind es. M'elche Reids" Nursery ihren Kunden empfiehlt, sich anzuschaffen.
Zugleich wünsche ich die Kollegen zu orientieren, die nicht in der Lage
sind, die grossen englischen Sonder-Ausstellungen sich anzusehen.
Nehmen wir zuerst die Weissen. Die erste war Mrs. Peart, bald
folgte dieser Mrs. Francis Fell; keine von beiden hat allseitigen Anklang
gefunden. Dann kamen The Queen, Mahala Sheriff und Queen Victoria;
aber diese waren keine Cactus-, sondern dekorative Dahlien. Hierauf folgte
Miss Webster, welche aber, obgleich sie nicht weniger als 14 Wertzeugnisse
erhielt, nur zu nahe dem vorgenannten Typus stand. Endlich erhielten Avir
eine weisse Cactus - Dahlie : Keynes White, Avelcher allgemeiner Beifall
gespendet worden ist. Dieses Jahr brachte uns eine neue weisse Cactus-Dahlie:
Innocence, kleiner, aber mit festen Blumenstielen, die eine wirkliche Ver-
besserung ist.
Mustern wir nun die Farbe: Weiss mit Lavendelblau schattiert, so
weisen wir die Neuheit Octopus ganz entschieden zurück und behalten lieber
die älteren Sorten: Minnie und Atalanta.
Nun weiter zu den orange und goldgelben Tönen: Da halten wir die
Neuheit Amber bedeutend besser als die Sorte Princess Eva, obgleich
sie beide etwas verschieden in der Farbe sind. Dagegen sind folgende gern
zu entbehren: The Pet. Maid of Honour und Tiny.
Die nächste Farbe ist Gelb. Plier linden wir eine Anzahl von Neu-
heiten, welche aber nicht die nötigen Bedingungen erfüllen, unser Wohlwollen
zu erhalten. Wir haben bis jetzt noch keine Sorte gesehen, welche Airs.
Charles Turner in ihrer speziellen Farbenschattierung und Form übertrifft.
Daffoldi ist eine schöne Blume, wird aber immer noch nicht genügend
über dem Laube getragen. Um diese Forderung zu erfüllen, wollen wir uns
die Neuheit Ethel, schwefelgelb, und Primrose Dame in diesem Jahre
sichern, welche langstielige Blumen aufweisen. Und mit diesen Sorten zufrieden,
können wir gern folgende entbehren: Casilda, Mrs. R. H. Penberthy und
Nil Desperandum, welche der Lady Penzance zu ähnlich ist.
Mit den lachsfarbenen und anderen helleren Farben weiter gehend,
kommen wir zu der hervorragenden Neuheit Magnificent, vielleicht eine
der schönsten Cactus-Dahlien. lachstarben und terracotta. Auch Exquisite,
salmrot, ist eine wirklich schöne Blume. Weiter haben wir eine neue
Schattierung in der Sorte Countess of Lonsdale. orange-lachsfarben mit
rosa an den Spitzen; auch diese ist eine vollkommene Schönheit. Die
angeführten Sorten sind so schön, dass wir die Neuheiten: Lona, Mrs. A. Beck,
Miss Green und Mr. Arnold bei Seite lassen können.
Für diejenigen, welche Freude an Farbenkombinationen haben, ist die
Sorte Tillie eine Notwendigkeit, da hier in einer Blume, salm, lachsfarbig,
rosa und lila in schrmer Weise enthalten sind.
528 Englische Cactus-Dahlien-Xeuheiten für 1899 iqoo.
Da wir gerade diejenigen Blumen betrachten, in welchen mehrere Farben
enthalten sind, so will ich Domino erwähnen, weiss und terracotta gerandet,
leider nicht beständig. Die Neuheit Arachne ist als Blume betrachtet
grossartig, weiss mit karminrotem Saum um jedes Blumenblatt; leider ist der
Blumenstiel zu weich. Diese Saison bringt uns die Neuheit The Clown,
braun, jedes Blumenblatt weiss gespitzt, und J. L. Hudson, karmin-
scharlach, grün gespitzt.
Bevor wir zu einer neuen Farbe übergehen, muss ich noch die in diesem
Jahre in den Handel gegebenen Neuheiten Alf red \'asey, orange mit rot und rosa
schattiert, sowie Mary Service, braungelb mit Heliotrop verwaschen, als
ganz besonders vorzügliche Sorten aufführen.
Bei rosa ist unsere Arbeit leicht; wir weisen alle Sorten zurück, welche
in dieser speziellen Schattierung V^erbesserungen von Beatrice und Leonora
zu sein behaupten. Die Neuheit Island Uueen, hell fliederfarben, hat eine
wundervolle Farbe; lange, feste Stiele machen sie zur Bindeblume ersten
Ranges, und wir können daher die Sorten Mrs. Allhusen, Miss Finch, John
Arnold übergehen, welche nicht diese guten Eigenschaften haben. Noch eine
Sorte, welche besonders hervorzuheben ist, ist Mrs. Dickson, Farbe ein
weiches, leuchtendes Rosa, in der Mitte mit goldenem Ring, Blumenblätter
zugespitzt. Es ist eine prachtvolle Neuheit, welche schon mehrere Zertifikate
erhalten hat.
Wir gehen nun auf die scharlachroten Farben über, und hier haben
wir eine ganz besonders grosse Anzahl Sorten, welche nur Wiederholungen
oder gar Verschlechterungen der schon bekannten sind, ^'on Gloriosa, welche
noch unübertroffen ist, kommen wir auf E. J. Deal als die schönste scharlach-
rote Cactus-Dahlie. Diese Sorte dürfte den Dekorateuren viel Freude machen
wegen ihrer langen und holzigen Blumenstiele. Die Neuheiten Ophelia,
Jul. Wilson und Nero wollen wir gern entbehren, aber die vier nachfolgenden
sind ohne Zweifel die besten in ihrer Farbennuance: Antelope, kleinblumig,
karminscharlach ; Lucius, orangerot, ausgezeichnete Form; Mrs. Finlay
Campbell, ziegelrot, vorzügliche Cactus-Form, und \'iscountess Sherbrooke,
leuchtend orangerot; diese Sorte ist der vorhergenannten Lucius sehr ähnlich,
aber beide sind so schön, dass es schwer ist, eine von ihnen beiden fallen zu
lassen. Vielleichi dürfte Mscountess Sherbrooke die beste sein. Starfish ist stets
gut und wird nicht übertroffen von den sogenannten Neuheiten: Aegir, Standard
Bearer, Miss A. Box.
Captain Broad, eine andere Neuheit, ähnlich wie Gloriosa, aber mehr
verfeinert, ohne Zweifel die beste in der Schattierung.
Nun kommen wir zu einem Pendant der Sorte Mrs. Dickson in J. Wood-
gate, Scharlach mit orangegelbem Ring um die Mitte. Diese Sorte steht
einzig da.
Endymion ist bis jetzt noch nicht in seiner Farbe (kirschrot) über-
troffen. In Annie Turner haben wir eine rosa - Scharlach Schattierung,
welche einzig dasteht; die getreue Cactus-Form und die schöne Erscheinung
machen sie begehrenswert. In den ^'ioletpur pur- Schattierungen ist das
Urteil ein leichteres. Eastern Uueen und \'iolet Star sind zwei gross-
artige Neuheiten, welche in dieser Farbe alle anderen übertreffen. True
Friend, bordeauxrot-scharlach. In der Sorte haben wir eine herrliche Neuheit,
Das Treiben der Sumpfdotterhlunie, Caltha palustris L. ÖlQ
welche wegen ihrer cactusförmigen Blumen und den festen, langen, holzigen
Blumenstielen dem Bindekünstler sehr willkommen sein wird.
Valkyrie, kardinalrot, sehr schön. Ihr guter Ruf ist bis jetzt noch nicht
angetastet. Die Neulinge Ruby, Royal Purple, Kingsfisher, Purple King und
Royal Robe sind A'oUständig entbehrlich.
Schwarzrot ist eine Farbe, welche eine sehr grosse Anzahl Neuzüchtungen
aufweist, von welchen aber die meisten das schon Erreichte nicht übertreffen.
Night ist die Königin aller schwarzen Cactus-Dahlien; sie übertrifft
-Matchless sowohl in der Feinheit der Farbe, als auch in der Form. r)ie
Blumenstiele sind fest.
Die nächste Farbe, karminrot, ist durch die Sorte Gipsy vorzüglich
vertreten. Eine etwas mehr scharlach-karminrote Farbe weist die unüber-
troffene Sorte Airs. Montefiore auf; zum Schnitt ist diese Sorte zur Zeit
unersetzlich. Cycle hält alle Neuzüchtungen in der Rosakarminfarbe in Schach,
w^ährend wir in Airs. John Goddard eine karmin-scharlachrote Varietät haben,
die wohl wert ist, sie zu besitzen. Progenitor, karmin-scharlach, mit ge-
zähnten Blumenblättern, ist eine neue Sorte.
Es bleibt uns nun noch übrig, diejenigen Varietäten zu nennen, welche
wohl entbehrt werden können: Air. Aloore, Indian Prince, The Czar, The
Negro, The Sirdar. Porcupine, Grimson King, Hercules, Falker, J. C. Pawle,
The Alayor, Stella und \V. J. Frosh.
Die nachfolgenden möchten wir jetzt noch nicht ganz zurückweisen und
behalten unser Urteil für spätere Zeit vor: Acis, Ayax, xVubuin, Esmeralda,
Oberon, Grace Darling, Lady E. Talbot, Aladge Wildlire, Airs. Birtser, Alimosa
Orient, Presco, Radiance, Robin Hood. Sirius, Sunshine, Wallace, W. Cuthbertson,
Zampa.
Das Treiben der Sumpfdotterblume, Caltha palustris L.
^)_ (Hierzu Abb. 1 24.J
jer Inspektor des bot. Gartens in Utrecht, Herr J. K. Budde, veröffentlichte
C^^ in der holländischen illustr. Zeitschrift »Eigen Ilaard« (Eigener Ileerd)
1898 S. 334 einen interessanten Aufsatz über das Treiben der Sumpfdotterblume,
den wir in kurzem Auszuge mitteilen wollen, um so m.ehr, als das Treiben
dieser Blume auch hier gar nicht bekannt zu sein scheint. Er nahm Pflanzen aus
dem Freien, setzte sie in Töpfe und brachte sie in ein niedriges Gewächshaus
(kweekhus), setzte sie dort erst auf den Fussboden, als sie nach etwa
10 Tagen angewachsen waren, auf eine Tablette dicht unter dem Glase.
Es dauerte nicht lange, so entlaltete sich die erste Blume. Nachdem diese
erste Probe gelungen war, folgte bald eine zweite.
Am 6. Februar setzte er wieder ein halbes Dutzend Pflanzen in das Haus
und am 24. Februar öffnete sich die erste Blume. Dabei war es interessant,
zu sehen, wie verschieden diese Pflanzen unter sich aussahen, sowohl in
Farbe des Blütenstiels, in Kraft und Haltung und nicht zum geringsten in
der Blumenform und Farbe, ein Beitrag zur »Einheit in der Veränderlichkeit«,
die Hugo de \'ries in einer schönen Rede schilderte.
630_
Das Treiben der Sumpfdotterblume, Caltha palustris L.
Unter dem ersten halben Dutzend war eine, die sich besonders unterschied.
Sie brachte nicht weniger als 13 kräftige, reich verzweigte Blütenstiele und an
einem Morgen zählte man daran 35 goldgelbe Blumen.
Herr Budde übersandte uns auch die Photographie einer anderen Ptlanze.
die sogar 130 Blumen trug. Diese war aber nicht getrieben, sondern, wie er
in »Eigen Piaard«, wo sie S. 335 abgebildet ist. anführt, 14 Tage vor der Blüte
aus dem freien Grund genommen und in einen Topf gesetzt. Wir haben nach
der Photographie unsere Abb. 124 machen lassen.
Abb. 124. Caltha palustris L.
Sumpfdotterblume mit 30 gelben Blüten, aus dem Freien entnommen und etwas angetrieben,
von J. Budde, Utreciit.
Wenn der Stengel ca. 25 cm hoch ist, verzweigt er sich einige Male
und jeder Zweig wird durch 4 — 5 Blumen abgeschlossen. Auch abgeschnitten
in einer \'ase machen sich die Blumen (es sind bekanntlich eigentlich die
goldgelben Kelchblätter) sehr schön und dürfte sich das Treiben sehr
empfehlen. Am einfachsten möchte es sein, wildwachsende Pflanzen im Herbst
auszustechen.
Budde hat auch die Staubgefäss- und Samenanlagen gezählt. Er fand
an einer Blume 127 Staubgefässe. 14 Fruchtblätter mit ca. 30 Samenanlagen und
berechnet, dass ein Stock mit 40 Blumen ä 12 Früchten ä 20 Samen 9600 Nach-
kommen liefern könne. (Selbstverständlich kommen lange nicht alle Frucht-
blätter und alle Samenanlagen zur Ausbildung.) L. \\ .
Neue und empfehlenswerte FHanzen.
631
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten für 1899
\ 011
J. C. Schmidt in Erfurt.
Stangenbohnen, allerfrüheste, langschotige
Zehnwochen.
(Hierzu Abb. 125.)
Sie ist noch einige Tage früher als
die Juli-Stangenbohne, ausserordentlich
volltragend, muss an hohen Stangen
gezogen werden und ist von unten bis
oben mit Schoten wie übersäet. Ihre
Schoten haben die Form und Länge
der Korbfüller-Stangenbohnen-Schoten,
werden also bis zu 25 cm lang, und sind
sehr dickfleischig und zart. Sie eignen
sich daher sehr gut zum Grünkochen
und auch zum Einmachen als Schnitt-
bohnen; die Schoten erscheinen bis zu
0 und mehr an einer Ranke. Der Kern
der Bohne ist weiss, daher ist sie auch
in reifem Zustande eine feine Speise-
bohne. Sie ist so starkwüchsig, dass
es genügt, nur 5 — 6 Bohnen an eine
Stange zu legen. Man pflanze die ein-
zelnen Stangen in guten Boden
wenigstens je 80 cm von einander, um
so grösser wird der Ertrag.
Kartoffel „Erfurter Goldkind''.
(Hierzu Abb. 126.)
Mit der vor einigen Jahren ein-
geführten Frühkartoffel »Perle von
Erfurt« kam eine Sorte in den Flandel,
welche allen Anforderungen einer
guten Frühkartoffel vollauf entspricht.
Dagegen fehlte es noch immer an einer
guten Herbst- bezw. Winterkartoffel.
Die meisten bis jetzt bekannten Spät-
kartoffeln sind weissfleischig und in der
Regel nicht wohlschmeckend, die
wenigen gelbfleischigen Spätsorten
aber, die man bis jetzt kennt (Mühl-
häuser, Blaublüter etc.) sind wenig
ertragreich und leiden sehr durch die
Kartoffelkrankheit, so dass sie in man-
chen Jahren last alle faulten. Erfurter
Goldkind ist nun eine Kartoffel, welche
alle Vorzüge einer guten Speisekartotfel
besitzt, dagegen von genannten Fehlern
gänzlich frei ist.
Erfurter Goldkind reift mittelfrüh,
man kann sie zu Anfang September
ernten, und hat eine prachtvolle gleich-
massige Form, wenige Augen, eine
schöne gelbe Schale und tiefgelbes
Fleisch. Sie ist äusserst wohl-
schmeckend und haltbar; im Mai-Juni
des nächsten Jahres hatten im Keller
aufbewahrte Knollen dieser Sorte noch
das Aussehen und den Geschmack
frischer Kartoffeln; wurde selbst auf
schwerem Thonboden sogar in dem
nassen Jahre 1897 nicht krank, sondern
lieferte auch dort nur gesunde, wohl-
schmeckende Kartoffeln; macht wenig
Ansprüche an den Boden und saugt ihn
nicht aus; es ist dies namentlich für den
Landwirt von höchster Bedeutung für
die Nachfrucht; lieferte auf mittlerem
Boden in diesem Jahre einen Ertrag
von 150 Zentnern auf den Morgen. In
kurzem: Erfurter Goldkind ist das Ideal
einer guten Herbst- und Winter-Speise-
kartoffel: schön geformt, gelbfleischig,
wohlschmeckend, haltbar, widerstands-
fähig, anspruchslos.
Radies „Erste Nummer".
(Hierzu Abb. I27.)
Die Knollen dieser neuen Sorte sind
von prächtiger ovaler Form, die Farbe
ist ein leuchtendes Scharlach, so aus-
geprägt, wie bis jetzt noch bei keinem
Radies vorhanden, die Belaubung ist
kurz und entwickelt in der Regel nur
drei Blätter; die Knollen ragen ge-
wöhnlich etwas aus der Erde hervor
und zeigen daher schon von weitem
ihre prächtige Färbung, dabei ist dies
Radies zugleich mit den anderen
frühesten Sorten ausgesäet, viel früher
verbrauchsfertig. Der Geschmack ist
vorzüglich.
Rytowsche Zimmer Gurke.
(Hierzu Abb. 128.)
Die Kultur ist sehr leicht und einfach;
am besten ist es, man legt anfangs April
in Blumentöpfe von etwa 7 cm lichter
oberer Weite je ein Korn des Samens
und verpflanzt nach etwa 4 Wochen
die Pflanze unter Schonung des Ballens
in einen grossen Blumentopf von 12
bis 15 cm oberer Weite; jedoch kann
man auch von vornherein in einen
grossen Topf aussäen ; das erstere Ver-
fahren ist aber vorzuziehen. Für diese
Gurke nimmt man kräftige, etwas san-
dige Gartenerde: die Töpfe stellt man
in einen Raum, in welchem die Tem-
])eratur nachts nicht unter 8" sinkt;
man giesst nach Bedarf und vermeidet
%
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb. 126. Kartoffel „Eiturier GoMkind'
Abb. 128. Rytowsche Zimmer-Gurke-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
\S3
vor allen Dingen zu grosse Feuchtig-
keit. Wenn die Pflanze zu ranken be-
ginnt, bringt man aus einigen Holz-
stäbchen ein leichtes Gitter dahinter
an, wie die Abbildung zeigt, und heftet
die Ranken lose an. Hat die Pflanze
8 — 9 Blätter getrieben, so schneidet
-'s 1
n
Abb. i2(). Radies „Eiszapfen'.
man die Spitze ab, um den Frucht-
ansatz zu befördern; auch .kann man
in Abständen von 3 — 4 Wochen mit
ganz kleinen Gaben Fertilin oder gutem
Pflanzennährsalz düngen, aber ja nicht
zu viel geben. Ausgewachsen erreichen
die Früchte eine Länge bis zu 40 cm;
will man jedoch besseren Ertrag er-
Abb. i3o. Buschbohne
„Verbesserte Kaiser Wilhelm Riesen".
zielen, so empfiehlt es sich, die ersten
Früchte, wenn sie eine Länge von
20 cm erreicht haben, abzunehinen.
Radies „Eiszapfen",
(Hierzu Abb. 12g.)
Ihren Namen erhielt diese herrliche
Neuzüchtung von der fast durchsichtig
weissen Farbe der Knollen, die in
gleicher Art noch bei keinem Radies
Abb.
i?i. Campanula persicifoHa grandiflora
BackhoLisei H. pl. alba.
634
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb. i3?.. Rapunzel (Feld- oder Kornsalat) „Goldherz
vorhanden ist. Die Form ist lang, nach
unten schön abgestumpft, die Belaubung
kurz, der Geschmack ganz vorzüglich.
Man könnte diese Neuheit als ein Mittel-
ding zwischen Radies und Rettig be-
trachten, wenn nicht der Um.stand,
dass sie an Frühzeitigkeit mit den
frühesten Frühradieschen wetteifert,
sie als zur Gattung der Radiese ge-
hörigkennzeichnete. Bei richtiger Kultur
entwikelte ..Eiszapfen" seine lo — 12 cm
langen, zylinderförmigen Knollen schon
in 22 Tagen nach der Aussaat.
Buschbohne, verbesserte Kaiser Wilhelm-Riesen.
(Hierzu Abb. 130 )
Diese Neuheit scheint berufen, die
alte Kaiser Wilhelm -Bohne mit der
Zeit ganz zu verdrängen; ihre
Schoten erreichen die er-
staunliche Länge bis zu 20 cm,
dabei ist die Sorte ebenso
früh und noch volltragender
als ihre Stammsorte.
Campanula persicifolia grandiflora
Backhousel fl. pl., blau und alba,
weiss.
(Hierzu Abb. 131.)
Die neuen grossblumigen
Campanula persicifolia-Sor-
ten haben als Schnittblumen
fürdieBinderei rasch die alten
kleinblumigen Sorten ver-
drängt; ebenso werden auch
die obigen jetzt in den Handel
kommenden gefüllten gross-
blumigen Arten bald sehr
gesucht sein und den klein-
blumigen überall vorgezogen
werden. Vorstehende Ab-
bildung ist nach einer Pho-
tographie auf die Hälfte ver-
kleinert; sie zeigt aber doch
die gute Füllung der Blu-
men und lässt erkennen,
dass die Blumenglocken
bis zu 4 cm Durchmesser
haben.
Rapunzel (Feld- oder Kornsalat)
„Goldherz".
Hierzu Abb. 132.'
DieseXeuheit entwickelt
sich sehr rasch und zeigt
in den Aussenblättern das
saftige Grün der Stamm-
sorte, während die ganze
Mitte derPflanze einepräch-
tige, goldgelbe Färbung
besitzt, die diesem Rapunzel zu seinem
Namen verholfen hat. Die Blätter sind
äusserst zart.
1. de Langhe-Vervaene's Cyclamen „Papilio".
Hierzu Abb. 133.)
Mit den bekannten guten Eigen-
schaften der besten Cyclamen, edlem
Bau der Pflanze, schöner Zeichnung der
Blätter, grosser Blühwilligkeit, edler
Form und enormer Grösse der Blumen,
verbindet diese Neuheit die besondere
Eigentümlichkeit, dass die Ränder der
Blumenblätter schön gewellt und ge-
kraust sind, Avas der ganzen Pflanze
ein besonders anziehendes Aussehen
verleiht.
Abb. i33. J. de Langhe-\'ervaene"s C}xlamen ,, Papilio".
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
63:
Abb
]^. (".onvolvuk.s tricolor compactus.
Convoivulus tricolor compactus.
(Hierzu Abb. 134.)
Die Pflanze erinnert in etwas an
unsere kompakten Petuniensorten; da-
bei ist sie mit Blüten überdeckt; in
der Mischung sind alle Färbungen von
reinweiss bis dunkelviolett vertreten.
Diese Neueinführung ist eine der besten
neuen Soramerblumen-Züchtungen. die
in diesem Jahre in den Handel kommen.
Der Samen kann, wie auch bei den
alten Sorten, gleich ins Freie oder aber
für Topfkultur auch in Töpfe oder ins
Mistbeet gesäet werden.
Neuheiten von Samen eigener Züchiung
und Einführung für 1899
von
Martin Grashoff in Quedlinburg.
Helianthus cucumerifolius ,, Strahlensonne".
Aus Hei. cucum. Stella hervor-
gegangen, besitzt alle guten Eigen-
schaften derselben.
Bei »Stella« reihen sich die Petalen
glatt und flach aneinander um die
dunkelschwarzbraune Mitte herum.
Bei meiner Neuheit »Strahlensonne«
dagegen sind die Petalen spitz, gedreht,
fast röhrenförmig, elegant nach ein-
wärts gebogen, wodurch die Blume
fast die volle Form einer einfachen,
echten gelben Kaktus-Dahlie gewinnt.
Der elegante pyramidenförmige Wuchs
der ganzen Pflanze, sehr reich mit
Blüten bedeckt, bildet einen be-
sonderen Schmuck eines jeden Gartens.
Die Farbe der Blume ist ein leuchtendes
goldgelb mit schwarzbrauner Mitte.
Die Blütezeit dauert vom Juni bis in
den späten Herbst hinein. Für Gruppen,
Rabatten, Solitairen und namentlich für
Schnitt- und Bindereizwecke ist diese
Neuheit ganz vorzüglich.
Cineraria hybrida foliis variegatis.
\\'eissbuntblättrige Cinerarie.
Der Hauptvorzug dieser A'euheit be-
steht darin, dass durch die weiss-
buntblättrige Belaubung das den Cine-
rarien eigene prachtvolle sehr bunte
Farbenspiel nicht beeinträchtigt,
sondern noch vorteilhaft erhöht wird.
Die Pflanze bildet einen kräftigen 30
bis 40 cm hohen Busch, von unten
herauf besetzt mit teils weissbunt ge-
streifter, teils m.armorierter Eelaubung.
Als Marktpflanze sowie als Schmuck
für Zimmer und Blumentische ist diese
Neuheit sehr zu empfehlen.
Modell-Aster, weiss.
Eine neue Farbe zu dieser von mir
im Jahre 1894 eingeführten Astersorte.
Die Pflanze erreicht eine Flöhe von
20 — 30 cm. Der Habitus bildet ein
eng geschlossenes, von unten bis oben
besetztes säulenförmiges Bouquet. Für
Töpfe, als Marktpflanzen und für
Gruppen vorzüglich geeignet.
Kopfsalat, Hampels neuer gelber Winter. W. K.
UeberirilTt alle bisher bekannten
Winter - Salatsorten. Er hält den
strengsten Winter auf jedem Boden
ohne Schutz aus und entwickelt im
zeitigen Frühjahr Köpfe von erstaun-
licher Grösse. Die fest zusammen-
geschlossenen Blätter sind äussert zart
und von dem besten Sommer-Kopf-
salat weder in der Kopfbildung noch
im Geschmack zu unterscheiden. Es
ist dies der erste Wintersalat, welcher
diese \'orzüge besitzt. Diese Sorte
sollte in keinem Garten fehlen.
Kopfsalat,
Hampels verbesserter gelber Treib-W. K.
Die allerbeste Sorte zur Früh-
Treiberei im Mistbeet.
6<)
Kleinere Mitteilungen.
Der jetzt verstorbene Züchter sagt
wörtlich:
> Dieser Salat ist einer einzigen
Pflanze (TypeKaiser-Treib) entsprossen,
welche sich unter looo anderen durch
aussergewöhnlich schnellen Wuchs aus-
zeichnete. Ihre Vorzüge wurden recht-
zeitig bemerkt, sie wurde in ein Ananas-
baus gebracht, wo sie blühte und
7 Korn Samen brachte.';
Kleinere Mitteilungen.
Raupenplage.
Die Altmark wurde im September
von einer grossen Raupenplage heim-
gesucht. Grosse Kohlfelder waren
völlig abgefressen und der Verlust ist
sehr bedeutend. Am Montag den
26. September wurde auf der Bahn-
strecke Oebisfelde — Magdeburg ein
Eisenbahnzug durch wandernde Raupen
gefährdet. In der Nähe des Zernitz-
reviers bei Flechtingen blieb der
Güterzug beinahe auf der Strecke
stehen, weil die Räder infolge Auf-
hebung der Reibung auf den Schienen
zu rutschen anfingen. Millionen von
Raupen hafteten an den Schienen und
den Wagenrädern.
Weniger als ein viertel Zoll Regen
ist im Monat September im grössten
Teil von England gefallen. In einzelnen
Gegenden von Schottland und Irland
betrug der Regenfall 2 — 4 Zoll. In
Cambridge ist nur ein zehntel Zoll
Regen gefallen. Das ist ein Zwei-
hundertstel der normalen Regenmenge
im September.
Soll der Brüsseler Sprossenkohl entspitzt
werden oder nicht?
Nach Le Jardin von A. Gouellain.
Eine Frage, die auch uns deutsche
Gemüsezüchter lebhaft interessiert,
wurde letzthin in der Sitzung der
»Kreis-Gartenbau-Gesellschaft der un-
teren Seine« (Societe Centrale d'Hor-
tikulture de la Seine -Interieure) leb-
haft erörtert. Es handelte sich um
das Entspitzen der Pflanzen, d. h. das
Ausbrechen der Endspitzen beim
Bi-üsseler Sprossenkohl (Rosenkohl).
Manche Praktiker waren Anhänger
dieses Verfahrens, andere behaupteten,
die Sache hätte wenig Nutzen, noch
andere sagten selbst, es wäre völlig
nutzlos und ohne jede Wirkung. In-
dessen da Erklärungen gegeben und
Erfahrungen von tüchtigen Gärtnern
gemacht worden sind, so erscheint es an-
gemessen, beiden Ansichten ihre Be-
rechtigung zuzuerkennen und das Ent-
spitzen in gewissen Fällen für zweck-
mässig zu halten. Meine Meinung,
sagt Mr. Gouellain, ist die, dass so-
bald man einerseits die Spitze der
Stauden zu gegebener Zeit ausbricht,
also wenn die Sprossen der kleinen
Köpfe eine gewisse Grösse erlangt
haben, der Saft sicherlich in die untern
Teile, also die Sprossen, zurückge-
trieben wird; da diese nun einen reich-
lichen Zufluss an Ernährung erhalten,
so entwickeln sie sich infolge dessen
schneller und ausserdem fast alle
gleichmässig, sodass die Ernte zur
selben Zeit stattfindet, auch werden
wahrscheinlich die Sprossen umfang-
reicher.
Dieses Verfahren kann seine Be-
rechtigung in den grossen Gärtnereien
haben, wo der Gärtner grosse Massen
A'on Gemüse liefern muss; indessen
ist anderseits die Kultur gerade dieses
Kohls weniger das Ziel des Gross-
züchters, sondern mehr das des Klein-
betriebes. In bürgerlichen Häusern
fordert man die KöiDfe so klein wie
möglich imd von untadelhafter Festig-
keit sowie eine lange Pflückezeit.
Wir glauben nun dieses Ergebnis zu
erlangen, wenn man die Stauden sich
nach Gefallen verlängern lässt, damit
sie nach und nach die seitlichen
Sprossen oder Köpfchen ausbilden
können, um je nach Grösse und Ent-
wickelung sowie nach Bedarf geerntet
zu werden. Wir glauben also, dass
man keine dieser beiden Massnahmen
als Regel aufstellen kann. Vielleicht
befördert das Entspitzen, wie man be-
hauptet, um einige Tage die Ernte;
in Fällen also, wo man es eilig hat
oder verpflichtet ist, viel Gemüse zu
einer bestimmten Zeit zu liefern, dann
Kleinere Mitteilungen.
637
kann man dieses Verfahren bei einer
Anzahl Stauden ausüben. Man hat
gleichfalls die Meinung ausgesprochen,
dass es gut sei, um die Bildung der
Sprossen zu beschleunigen, einen Teil
der Blätter an der Staude abzubrechen.
Wir haben diese Erfahrung nicht ge-
macht, sehen indessen theoretisch
nicht ein, was lür eine Wirkung dieses
Abbrechen auf die mehr oder weniger
schnelle Entwickelung der Sprossen
haben könnte, glauben im Gegenteil,
dass dieses Entfernen nur eine Pause
in dem Wachstum dieses Gemüses
hervorruft. Unter den Lesern der
Zeitschrift sind gewiss manche,
welche die Sache interessiert, wir
hoffen, dass die, welche Erfahrungen
darin haben, uns dieselben mitteilen.«
— (An die Leser unserer Zeitschrift,
können wir dieselbe Frage stellen.
Wir haben zu unserer Zeit nie aus-
gebrochen, sondern nur daraufgesehen,
stets besten Samen und gute Sorte zu
haben, das übrige macht sich dann
von selbst in gutem Boden und bei
guter Kultur.) C. Mathieu.
Deckschutzversuche.
Im Kgl. Botanischen Garten zu
Dresden waren, wie Prof. Drude in
»Zeitschrift für Obst- und Gartenbau,«
Organ des Landes-Obstbauvereins für
das Königreich Sachsen 1S97, S. 21
berichtet, Anfang Dezember 1895 Mi-
nimumthermometer in verschiedene
Laub- und Reisigdeckungen eingelegt
und wurden am 14. März bei Oeffnung
der letzteren abgelesen. In einer Ilohl-
deckung von dichtem Fichtenreisig
lag unter dünner Laubstreu unmittel-
bar auf der Bodenfläche ein Minimum-
thermometer, welches als tiefste Winter-
temperatur den Nullpunkt zeigte; 30 cm
über der Erde, aber inmitten des
Schutzes der etwa meterhoch gebauten
Fichtenreisigdeckung, hatte die Tempe-
ratur — 5" C. erreicht. Unter Laub-
streu, welche über Pflanzen australer
Gebiete ausgebreitet und mit Holz-
brettern abgedeckt war. war die Tem-
peratur an der Bodenfläche ebenfalls
nur auf den Nullpunkt gesunken. Da-
gegen betrug das Minimum unter einer
25 cm hoch um eine junge Cypresse
kreisförmig zusammengehäuften Laub-
und Reisigdecke gleichfalls — 5O C.;
es zeigt sich demnach, dass die Einzel-
deckungen an den Wurzeln zarterer
Pflanzen viel weniger wirksam sind
als in grösseren Flächen zusammen-
hängende und befestigte Deckungen.
Aphitoxin,
ein neues Ungeziefer-Vertilgungsmittel.
Wer viel mit dem I/ngeziefer aller
Art in den Gewächshäusern wie an
seinen Kulturpflanzen überhaupt zu
thun hat, der weiss ein gutes Ver-
tilgungsmittel sehr wohl zu schätzen.
Es sei mir deshalb gestattet, im Inter-
esse der Fachwelt hier auf ein neues
Mittel dieser Art aufmerksam zumachen,
von dessen Nutzen zu überzeugen ich
kürzlich Gelegenheit hatte.
Dieses Mittel, Aphitoxin ist der
Name, wird von Lassen & Wedel in
Veile (Dänemark) fabriziert und enthält
vornehmlich Nikotin, den einzigen
Stoff, der den Pflanzen unschädlich ist,
während er für Insekten absolut tödlich
ist. Aphitoxin kommt in flüssiger
Form in den Handel und ist bei
richtiger Anwendung von unfehlbarer
Wirkung bei allem Ungeziefer der
Gewächshäuser und der Mistbeete.
Ich hatte Gelegenheit, einem Ver-
suche, der mit Aphitoxin in der
Gärtnerei von Haage & Schmidt,
Erfurt, angestellt wurde, beizuwohnen.
Es war ein grosses Nymphaeaceen-
bassin, welches mit Fenstern bedeckt
war. Um dasBassin dicht abzuschliessen
und so ein Entweichen der Aphitoxin-
dämpfe unmöglich zu machen, war
nasses Schattierleinen auf den Rand
gelegt, worauf dann die Fenster ruhten.
Das Aphitoxin wird verdampft. Auf
ein paar auf dem Wasser schwimmende
Samenkästen wurde je eine kleine
Spirituslampe gestellt und angezündet.
Ueber die Lampe kommt ein becher-
förmiger Blechbehälter, in dessen obere
Höhlung ein wenig Aphitoxin gegossen
wird. Hiermit ist die ganze Arbeit,
welche die Anwendung dieses neuen
Mittels verursacht, geschehen; Aphi-
toxin wirkt dann vollständig selbst-
thätig. Nur ist Obacht zu geben, dass
die Dämpfe nicht entweichen können.
Die Flüssigkeit erhitzt sich sehr
schnell und fängt baldigst an zu ver-
dampfen. Das in diesem Dampfe
enthaltene Nikotin ist es, das dem
Ungeziefer zu Leibe rückt und dieses
unfehlbar tötet, während die Pflanzen
638
Kleinere Mitteilungen.
absolut keinen Schaden erleiden. Bei
dem erwähnten Versuche in der
Gärtnerei von Haage & Schmidt
Avar auch nicht ein einziges Individium
der zahlreich vorhandenen Läuse mit
dem Leben davongekommen.
Die Handhabung dieses Mittels ist,
wie aus Obigem ersichtlich, äusserst
einfach; dazu tritt der LTmstand, dass
Icein Verbrennen, sondern ein Ver-
dampfen stattfindet. Bei den be-
kannten Räuchermitteln leiden gerade
durch den entstehenden Rauch die
Pflanzen sehr häufig, während die
Aphitoxindämpfe selbst auf ganz
junge Adiantumpflanzen ohne schäd-
liche Wirkung bleiben. Weiter kann
das Aphitoxin auch überall dort in
Anwendung kommen, wo aus irgend
einem Grunde Tabak oder andere be-
kannte Mittel nicht in Anwendung
kommen können.
Der Preis für Aphitoxin ist nicht
höher wie der für Tabak, dabei ist
jedoch dieses Xikotinpräparat hin-
sichtlich seiner vorzüglichen Eigen-
schaften aber viel vorteilhafter wie
Tabak, so dass dem Aphitoxin eine
weite Verbreitung zu wünschen wäre.
Hermann llolra,
Kunst- u. Landschafisgärtner, Erfurt.
Die Gespinnstmotten.
Die Obstbäume der Wetterau boten
in diesem Sommer wieder einen recht
traurigen Anblick dar. Abgesehen
davon, dass infolge der andauernden
Regenzeit während der Blüte die
Früchte nur vereinzelt hingen oder
ganz fehlten, sind die Blätter allent-
halben von dem schwarzen Pilze,
Fusicladium, dicht besetzt, durch Sturm
und Regen oft zerfetzt — aber auch
in grossen Massen angefressen. Es
fehlt den Bäumen infolge von all diesen
Erscheinungen an dem freudigen Grün,
das wir sie eben nur durch eine
sorgfältige Pflege, in erster Linie durch
ein Bespritzen mit der Kupferkalkbrühe
erhalten können.
Das Benagen, Befressen und Skelet-
tieren von vielen Blättern ist zum
grossen Teil den Gespinnstmotten
zuzuschreiben, welche in den
letzten Jahren bei uns bedeutend
stärker als früher auftreten und in
diesem Frühjahr die Apfel- und
Pflaumenbäume ähnlich wie im ver-
gangenen Jahre mit ihren grossen Ge-
spinnsten schändeten. Da die meisten
Gespinnste leer sind, so meint man
gewöhnlich, dass der Schaden durch
die Räupchen nicht sehr gross sein
kann. Wenn man aber bedenkt, dass
jede Blattbeschädigung eine Störung
der Lebensthätigkeit derselben ist und
wenn viele Blätter beschädigt sind,
der ganze Baum notleiden muss. so
kommt man doch zu der Einsicht, dass
ein gut Teil des schlechten Aussehens
des Blattapparates durch die kleinen
Raupen der Gespinnstmotten verursacht
wird, welche oft in unheimlicher
Menge — Dahlbom hat 1500 gezählt —
m einem Gespinnste leben. Sind
diese Raupen genötigt, des P'utters
wegen einen anderen Ast zu besuchen,
so spinnen sie eine glasglänzende
Strasse dahin, dann wird ein neues
Gespinnst angefertigt und. so kommt
eine Gesellschaft oft zu 9 Nestern, von
denen nur eins bewohnt ist, während
die braunen, durch Gespinnst ver-
bundenen Blätterbüschel der ver-
lassenen Nester die Zeugen der ver-
heerenden Thätigkeit der Raupen sind.
Anfang bis Mitte Juni verpuppen sich
die Raupen und machen zu dem Zweck
kleine, spindelförmige Kokons, welche
meist senkrecht dicht nebeneinander
im Gespinnste hängen und aus denen
Ende Juni, anfangs Juli der bekannte,
bis in den August hinein fliegende
kleine, niedliche, weiss und schwarz
punktierte Schmetterling erscheint,
welcher uns massenhaft in den Obst-
baumanlagen begegnet und, da er dem
Wasser sehr nachstrebt, in Brunnen-
trögen, Zubern etc. häufig gefunden
wird. Die befruchteten Weibchen
legen dann die Eier an die Rinde
eines jungen Zweiges in länglichen
Haufen, aus welchen in etwa vier
Wochen wieder Räupchen ausschlüpfen.
Auf diese Räupchen ist das Haupt-
augenmerk des Baumbesitzers und
Baumwartcs zu richten. Gleich nach
ihrer Geburt machen sich dieselben
nämlich die oben schon genannte
silberweisse Bahn und durch häufiges
Hin- und Herlaufen kommt dann meist
am Ende des einjährigen Triebes
ein kleines dünnes Gespinnst zustande,
in welchem die Räupchen überwintern.
Da nun aber beim Spinnen auch der
unterste Teil des Blattstieles häufig
mit eingesponnen wird, so kann
Kleinere Mitteilungen.
^39
manches Blatt nicht abfallen, wird
braun und zeigt so die Anwesenheit
der Gespinnstmotteräupchen an. Es
giebt noch andere Schädlinge, welche
in ähnlicher Weise überwintern und
deshalb merke man sich das Grund-
gesetz:
1. ein Baum besteht im Winter,
etwa nach Weihnachten, nur aus
holzigen Stammteilen.
2. sind an diesen noch Blätter, so
ist an denselben auch irgend ein
Schädling, sei er ein Tier oder
ein Pilz,
3. deshalb müssen alle Zweige,
welche mit solchen braunen
Blättern noch versehen sind, ab-
geschnitten und verbrannt werden.
Wenn man auf diese Weise die
Raupennester zerstört hat, dann braucht
man im nächsten Sommer nicht den
wandernden Nestern nachzuklettern,
deren Abnahme meistens unmöglich
ist. Mittel zur Bekämpfung haben wir
aber vorläufig noch keine anderen,
da alle, seien sie fest oder flüssig, an
den Gespinnstfäden hängen bleiben
und die Raupen gar nicht treffen.*)
(Ratgeber für Obst- und Gartenbau,
herausgegeben vom oberhessischen
R.
Obstbauverein
Topf-Obstkultur.
Herr Kaufmann Seldis-Steglilz, der
sich sehr mit Topfobstzucht beschäftigt,
stellte am 3. Oktober im Gartenbau-
verein für Steglitz und Umgegend einen
als Topfpflanze gezogenen, reich mit
Früchten besetzten Cellini-Apfelbaum,
sowie ein Sortiment Aepfel, darunter
ein Exemplar von Grahams Royal
Jubilee im Gewicht von 385 Gramm aus.
Es entspann sich hierbei eine längere
hochinteressante Aussprache. Aus-
steller führte aus, dass man derartige
Obstbäume 10 Jahre lang im Topf
halten könne. Man müsse sie für den
Winter mit dem Topf eingegraben im
Freien stehen lassen und im Februar
herausnehmen und mit neuer Erde
versehen. Herr Raschke wies darauf
hin, dass in Berlin vielfach Topfobst auf
Balkons gezogen würde. Herr L a d e m a n n
führte aus, dass er dies in Berlin jahrelang
auf einem Zinkdache gethan habe;
selbst Mais sei dort gediehen. Zur
*) Die Gespinnstmotte ist Hyponomeuta
Malinella.
Ueberwinterung habe ein kaltes Zimmer
oder ein trockener Keller gedient; nur
müsse man, um das zu frühe Austreiben
zu verhindern, darauf bedacht sein,
die Temperatur der Ueberwinterungs-
stelle mit der aussen herrschenden
möglichst in tlinklang zu bringen.
Auch er könne nur wünschen, dass
das Publikum dieser Ait Obstkultur
seine Aufmerksamkeit schenken möge.
Herr Seldis wies auf die geringen
Kosten der ersten Anschaffung hin.
Für ein Exemplar von dreijähriger
Veredlung habe er 1,25 M. entrichtet.
Die für Topfkultur bestimmten Apfel
Sorten würden auf Unterlagen von
»Paradies« und »Doucin« veredelt.
Herr Lackner führte an, dass er in
den Rotschildschen Treibhäusern schon
im April reife Kirschen gesehen habe.
Die blühenden Bäumchen in solchen
Häusern hätten im Winter einen wunder-
baren Eindruck hervorgerufen.
Noch ein neuer Feind der Obstbäume.
Wie das Gard. Chron. berichtet, ist
in England mit im Januar 1898 aus
Japan eingeführten Ziersträuchern:
Prunus Pseudocerasus eine neue
Schildlaus, Diaspis Amygdali, ein-
geführt, die nur durch reines Petroleum
getötet werden konnte und die sich trotz
desanderenKlimas sehrgutgehalten hat.
amerikanische Aepfel.
Es dürfte für unsere Obstzüchter
folgende, der »Leipziger Zeitung« ent-
nommeneNotizüber die amerikanischen
Aeptel und deren Handel von Interesse
sein:
»Die Reihenfolge der Tugenden,
welche amerikanische Früchte haben
müssen, wird bezeichnet mit dem Trio
»Color, Size and Flavor«, Farbe, Gestalt,
Geschmack. Dass der Geschmack erst
zuletzt kommt, ist echt amerikanisch;
der Schein ist König. Was nicht
Farbe hat, ist schwer verkäuflich. Das
ist eine ausgemachte Sache, dass
Aepfel von solch unübertrefflicher
Vollkommenheit der Modellierung so-
wohl als der Bemalung, wie man sie
hier an den Bäumen findet, ausser in
den Vereinigten Staaten nirgends auf
der Welt zu finden sind. Die ge-
schmackvolle Verpack- und Aus-
stellungskunst ist einer der wichtigsten
Faktoren im amerikanischen Handels-
640
Aus den Vereinen,
leben, und nirgends in der Welt findet
man so allgemein, wie in Amerika,
den für gefällige, feine Präsentation
der Waren empfänglichen, bestech-
lichen Sinn. Jeder Handelsmann wäre
verloren, der nicht »nicely« zu
verpacken >nicely« zu verkaufen
verstände. Ist der ausgemachteste
Schund »nice«, so findet er Käufer,
Ist die Ware besten Gehaltes und
Stoffes ungefällig, so findet sie nur
schwer Absatz. Der Fruchtmann
könnte nimmer bestehen, würde er
nicht fortwährend die immer an ihn
ergehende Mahnung seiner Handels-
freunde »nicelypacked!« (hübsch ver-
packen!) vor Augen behalten. — Um
eine Vorstellung von der Grösse und
Bedeutung des Obsthandels in Amerika
zu erhalten, sei nur erwähnt, dass New-
York über 100 Obst - Kommissions-
Häuser besitzt, die ein jedes einen
jährlichen Verkauf von 120000 bis
200000 Dollars aufzuweisen vermögen.
Bedenkt man, dass es ausser New-York
in den Vereinigten Staaten noch viele
Städte von annähernd einer halben
Million und 40 Städte von 50000 bis
300000 Einwohnern giebt, und dass
zahllose viel kleinere Ortschaften ihre
Frucht- Kommissions -Häuser besitzen,
so kommt man schon bei oberfläch-
lichem Ueberschlag auf kaum glaub-
lich viele Millionen Dollars, welche
alljährlich für Obst ausgegeben werden,
Angesichts dieses glänzenden Bildes
sollte man glauben, müssten die ame-
rikanischen Obstfarmer auf dem besten
Wege zum Reichtum sein. Ja, sie
wären es, wenn in manchen Staaten
nicht manche Fehljahre einträten und
der Löwenanteil des Gewinnes nicht
zumeist den Kommissions-Häusern zu-
fiele. Es stehen sich deshalb immer
noch diejenigen Fruchtlarmer am
besten, welche ihr Obst direkt an die
Konsumenten absetzen können. Auch
macht sich das Prinzip der Selbsthilfe
bei den amerikanischen Obstzüchtern
immer mehr geltend, und Genossen-
schafts-Frucht-Präserven- und Dörr-
obst-Fabrikanlagen, die überall errich-
tet werden, bezwecken allenthalben,
den Obstfarmern einen reicheren Ge-
winn zu sichern und den betrügerischen
Praktiken gewissenloser Kommissions-
händler entgegenzutreten.«
Die hauptsächlich zu uns herüber
kommenden amerikanischen Aepfel-
sorten sind die Baldwins, Greenings
und Xorthern Spy. Die hauptsäch-
lichsten Firmen, welche nach hier die
amerikanischen Aepfel einführen, sind:
Herrn. Aug. Eckardt, Hugo Weigert
und Dominico Fontanari und Harz &
Wölfert. Der Preis für Baldwins und
Grenings war pro Zentner in der
Hauptmarkthalle 11 — 14 Mark und für
Northern Spy 13 — 16 Mark, und soll
dem Vernehmen nach eine einzige
Firma 4379 Fass, das Fass zu 120 Pfund
netto, hier abgesetzt haben. Allzu
grosse Befürchtung vor dieser Kon-
kurrenz brauchen unsere Obstzüchter
nicht zu hegen, denn einmal kann sich
der Geschmack der amerikanischen
Aepfel gegen unsere guten aromatischen
Reinetten doch nicht messen. Die
Preise sind, wie wir aus vorstehendem
Berichte ersehen haben, jetzt schon so
gedrückt, dass die Produzenten keinen
grossen Gewinn mehr daran haben,
ein weiteres Heruntergehen der Preise
demnach kaum mehr zu erwarten steht.
In bei uns obstreichen Jahren wird dem-
nach der Export kaum mehr lohnend.
Eine Lehre aber sollten unsere Obst-
züchter aus dem ^'orgehen der Ame-
rikaner ziehen, unseren Obsthandel
ebenfalls zu organisieren.
Aus den Vereinen.
Krankenkasse für deutsche Gärtner,
Auf Grund der Bestimmungen des
§ 75 des Gesetzes über die eingeschr,
Hülfskassen ist der Krankenkasse für
deutsche Gärtner (E, H, 33) zu Hamburg,
welche Ende August d. J, auf der in
Wiesbaden staltgefundenen General-
versammlung das Statut geändert
hatte, die Bestätigung des Herrn Reichs-
kanzlers von neuem erteilt worden.
Die Kasse, welcher jeder Gärtner
beitreten kann, gewährt jetzt im Er-
krankungsfall bei einem monatlichen
Beitrage vonM. i,5oeine wöchentliche
Aus den Vereinen.
641
Unterstützung von M. 13, bei M. 1,30
von M. 10,20 und bei AI. 1 von M. 7,80,
ausserdem ein Sterbegeld von M. 100
bezw. AI. 75 bezw. M. 50.
Alitglieder dieser Kasse, welche
Aufnahme in einer Heilanstalt linden,
erhalten freie Kur und Verpflegung
daselbst, ausserdem noch einen Bar-
zuschuss von AI. 1,50 für unverheiratete
und für verheiratete M. 6 pro Woche.
Die Kasse besitzt über 15000 Alit-
glieder in 265 Filialen.
Der Kongress der Gärtner der Länder der
böhmischen Krone.
Unter dem Protektorate der Garten-
baugenossenschaft (Präses Ed. Fiala,
Gartenbauingenieur) in Prag wurde
auf der Sophieninsel bei Gelegenheit
der Gartenbauausstellung am 28. Sep-
tember der Kongress der Gärtner und
Blumenhändler der Länder der böh-
mischen Krone in die unteren Lokali-
täten derZofien-Restauration einberufen.
Der Herr Präsident eröffnete mit der
Mitteilung die so zahlreich besuchte
Versammlung, an der sich weit über
200 Gärtner beteiligten: es handle sich
um eine eigene Vereinigung der Gärtner
von Böhmen, Alähren und Schlesien
zum Zwecke des Interessenschutzes
der Gärtner und der Unterstützung
ihrer Bestrebungen. Sodann zum
Vorsitzenden der Versammlung ge-
wählt, trug Herr In genier Fiala
einen Auszug aus den Statuten vor,
der den Zweck der A'ereinigung näher
präcisierte. An der hierauf folgenden
Debatte beteiligten sich die Herren
Jedlicka, Pisar, Prcek, Koch aus
Turnau, Mazänek aus Soudnä, Jan da
aus Pilsen, worauf der Antrag, dass
eine Vereinigung der Gärtner aus
den Ländern der böhmischen Krone
errichtet werde, einstimmig an-
genommen wurde. Hierauf wurden in
das Gründungskomitee je 3 Delegierte
aus der (Gartenbau -Genossenschaft,
aus dem Kunstgärtner-Verein »Flora«
und aus dem Verein »Roezl« gewählt.
Den Fachvereinen wurde es freigestellt,
Delegierte zu entsenden. Nachdem
durch Antrag des Herrn Alazdnek das
bisherige Vorbereitungskomitee mit der
weiteren Führung der Geschäfte be-
traut worden war, wurde beschlossen,
als auswärtige Geschäftsleiter folgende
Herren zu berufen, und zwar: Konicek
für die Gegend von Caslau, Alazanek
für Jicin, Durych für Horic, Vales
für Königgrätz, Koch für Trautenau,
Cermdk für Böhm.-Budweis, Vanicek
für Pilsen, Cihäk für Dux, Vlcek für
Kuttenberg, Vysin für Komotau,
Ziegler für Tabor, Jedlicka für
Alelnik, Aloravan für Pisek, Krysl
für Schlan, Seda für Austerlitz.
Wzl. Körb er, Prag.
Gartenbau-Verein Landsberg a. W.
In derletztenSitzungsprach Gärtnerei-
besitzer A. Forch über den Schaden,
welcher den Obstbäumen beim Ein-
ernten des Obstes durch unrichtiges
Pflücken des Obstes zugefügt wird,
indem vielfach durch unkundige Leute
beim Pflücken des Obstes die kleinen
Fruchtrosetten, welche meistens die
Blättertriebe für das nächste Jahr
haben, abgebrochen werden, was zur
F-olge habe, dass der Baum im nächsten
Jahr nicht blühe und infolge dessen
keine Frucht ansetzen könne. Nicht
nur durch viele Pächter von Obst-
anlagen, sondern auch A^on vielen Be-
sitzern selbst würde dieser grobe
Verstoss gemacht; der Pächter habe
selbst keinen Schaden, denn er hätte
die betreffende Obstanlage ja nur für
das laufende Jahr gepachtet, und ob
der Baum im nächsten Jahre Frucht
bringe oder nicht, sei ihm ganz gleich.
Der Vortragende erklärte den An-
wesenden mit seinen mitgebrachten
Früchten, wie nicht und wie gepflückt
werden solle; auch schilderte er die
Einerntung des Obstes im Süden. Dort
wird zum grössten Teil nur von Steh-
leitern aus gepflückt, damit nicht durch
das Einlegen der Leitern in den Bäumen
Zweige abgebrochen werden. Bei der
sich an den Vortrag knüpfenden Be-
sprechung wurde der Vorschlag ge-
macht, ob es nicht geeignet sei, bei
Verpachtungen von Obstanlagen die
Pächter zu beauftragen, nur den des
Obstpflückens kundigen Leuten das
Obstpflücken zu überlassen, das Ein-
legen der Leitern in die Bäumen so
viel wie möglich zu vermeiden und
die Leute möglichst durch Fachleute
kontrollieren zu lassen. — Auszüge aus
der Denkschrift, die Schutzzollfrage
betreffend, brachte A. Forch zum
Vortrag. Hieraus ging hervor, wie sehr
notwendig ein Schutzzoll sei, wenn
nicht die deutsche Gärtnerei zu Grunde
gerichtet werden solle, denn alle Staaten
642
Unterrichtswesen,
haben sich mit einem Schutzzoll für
gärtnerische Artikel, welche aus
Deutschland eingeführt werden, um-
geben. Nur in Deutschland kann aus
allen diesen Staaten zollfrei eingeführt
werden; wie gross diese Einfuhr ist,
wurde durch einige statistisch fest-
gestellte Zahlen vorgeführt.
Unterrichtswesen.
Bestimmungen
über die Obergärtner- Prüfung in der Königl.
Gärtner - Lehranstalt zu Wildpark - Potsdam.
§ 1-
Um denjenigen Gärtnern, welche
die Königliche Gärtner-Lehranstalt zu
Wildpark-Potsdam mit Erfolg besucht
und die Abgangs-Prüfung bestanden
haben, Gelegenheit zu geben, die auf
dieser Grundlage in der gärtnerischen
Praxis weiter erworbenen Fähigkeiten
und Erfahrungen besonders nachweisen
zu können, ist ein zweites Examen
eingerichtet worden, das den Namen
»Obergärtner-Prüfung« führt.
§ 2.
Die Prüfung wird an der Königlichen
Gärtner-Lehranstalt am Wildpark bei
Potsdam abgehalten und erfolgt nach
Wahl des Examinanden
entweder in der eigentlichen
Gartenkunst (Landschafts-
gärtnerei) oder
in der Obstbau- und Gehölzkunde
(incl. Baumschulbetrieb und
Obsttreiberei) oder
in der gärtnerischen Pllanzen-
kultur (Gemüsebau incl. Ge-
müsetreiberei, Schmuck- und
Zierpflanzen für Freiland und
Gewächshäuser).
§ 3-
Die Prüfungskommission besteht aus
dem Kuratorium der Gärtner-Lehr-
anstalt, welches das Examen leitet,
und aus den von diesem zu ernennenden
Examinatoren.
§ 4.
Für die Zulassung zur Prüfung ist
erforderlich :
1. dass der sich Meldende die Ab-
gangsprüfung an der Gärtner-
Lehranstalt bestanden hat,
2. dass derselbe danach 4 Jahre in
der Praxis thätig gewesen ist.
§ 5.
Die Meldung ist schriftlich vor dem
1. September jeden Jahres unter An-
gabe des Prüfungsfaches an den
Direktor der Gärtner-Lehranstalt nach
Sanssouci bei Potsdam zu richten.
Derselben sind beizufügen:
1. das Abgangs-Zeugnis der Gärtner-
Lehranstalt,
2. sämtliche Zeugnisse aus der
praktischen Thätigkeit (§ 4, 2),
3. Lebenslauf,
4. ein Unbescholtenheits-Attest.
Lieber die Zulassung zur Prüfuiig
entscheidet das Kuratorium der
Gärtner-Lehranstalt.
Die Prüfung besteht in der Aus-
arbeitung einer häuslichen Arbeit und
in einer mündlichen Prüfung. Die
häusliche Arbeit wird so gewählt, dass
sie möglichst alle Zweige des be-
treffenden Prüfungsfaches umfasst, und
dass der Examinand neben seiner
praktischen Befähigung zur Lösung
selbstständiger Aufgaben auch sein
Vertrautsein mit den wissenschaftlichen
Grundlagen einer rationellen Praxis
nachweisen kann.
Ausnahmsweise können an Stelle
einer umfassenden Arbeit auch mehrere
Einzelaufgaben gegeben werden.
Die mündliche Prüfung soll im An-
schluss an die häusliche Arbeit zur
Ergänzungderselben dienen undspeziell
dem Examinanden Gelegenheit bieten,
darzuthun, dass er sich der Gründe
für die von ihm in seiner häuslichen
Arbeit vorgeschlagenen praktischen
Massnahmen wohl bewusst ist.
Für die Anfertigung der schriftlichen
Arbeit werden dem Examinanden
5 Monate Frist gegeben, d. i. vom
1. Oktober bis 1. März des darauf
folgenden Jahres, innerhalb der er die
gestellte Aufgabe zu erledigen hat.
Wird dieser Zeitpunkt nicht inne
Litteratur.
643
gehalten, so gilt der Examinand als
von der Prüfung zurückgetreten.
Die mündliche Prüfung findet im
April statt, sofern nicht die schrift-
liche Arbeit eine solche Unfähigkeit
des Examinanden ergeben hat, dass
derselbe von der Prüfungskommission
von dem weiteren Examen zurück-
gewiesen werden muss.
Für die schriftliche Prüfungsarbeit
hat der Examinand die etwa benutzten
Hülfsmittel vollständig und genau an-
zugeben und die eidesstattliche Ver-
sicherung hinzuzufügen, dass er die
Arbeiten selbstständig und ohne jede
fremde Beihülfe angefertigt hat.
§ 7.
Die schriftlichen Arbeiten sind dem
Kuratorium, z. H. des Direktors der
Gärtner - Lehranstalt , einzusenden,
welcher dieselben in der Kommission
zur Abgabe des Urteils zirkulieren lässt.
Die mündliche Prüfung findet in
Gegenwart der gesamten Kommission
statt, welche auch den Wortlaut des
Prüfungsergebnisses protokollarisch
feststellt.
§ 8.
Ueber das Ergebnis der Prüfung ist
eine Bescheinigung auszustellen. Die-
selbe muss enthalten:
Namen, Alter und Geburtsort. Die
Prädikate für die Aufgaben werden
mit besonders beigefügter Motivierung
gegeben und hieraus das Gesamt-
prädikat festgestellt und zwar
a) die Obergärtner-Prüfung in der
Gartenkunst mit
. . . . bestanden,
b) die Obergärtner-Prüfung in der
Obstbaukunde mit
. . . . bestanden,
c) die Obergärtner-Prüfung in der
gärtnerischen Pflanzenkultur mit
bestanden.
Die Prüfung kann zweimal wieder-
holt werden und muss vor dem
30. Lebensjahre beendet sein.
§ 10.
Die Gebühren betragen für die
Prüfung 50 M., von welchen 35 M.
zurückgegeben werden, wenn der
Examinand von der mündlichen Prüfung
zurücktritt oder zur mündlichen
Prüfung nicht zugelassen wird.
Die Prüfungsgebühren sind sofort
nach erfolgter Mitteilung der Annahme
der Meldung an die Kasse der König-
lichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark
bei Potsdam einzusenden. Erst nach
dem Eingange der Gebühren erfolgt
die Uebersendung der Prüfungsaufgabc.
Das Kuratorium
der Königlichen Gärtner- Lehranstalt.
Dr. H. Thiel. Fintelmann. Hampel.
Land- und forstwirtschaftlich biologische
Abteilung.
Die neu begründete „Land- und
forstwirtschaftlich biologische
Abteilung" des Kaiserlichen Ge-
sundheitsamtes zu Berlin hat ihre
Thätigkeit begonnen. Es gehören der-
selben folgende Personen an: 1. Re-
gierungsrat Dr. Moritz für Chemie
und Reblaus-Angelegenheiten; 2. Prof.
Dr. Rörig, bisher in Königsberg (früher
in Berlin an der landwirtschaftlichen
Hochschule), für Zoologie; 3. Professor
Dr. Behrens, bisher in Karlsruhe, für
Pflanzenbakteriologie; 4. Dr. Freiherr
von Tubeuf in München für Pflanzen-
krankheiten. Assistent des Professor
Behrens ist Dr. Scherpe, Assistent
des Freiherrn von Tubeuf Dr. Buch-
wald, bisher Assistent an der veget.
Abteilung der landwirtschaftlichen
Hochschule.
Litteratur.
Johannes Boettners praktisches
Lehrbuch des Obstbaues. Frank-
furt a.O. bei Trowitzsch & Sohn. Preis
Mark 6.
Wie bei jedem Autor seine eigen-
tümliche Schreibweise und Behandlung
der Sache hervortritt, so auch in
Boettners neuem Werke, welches nach
Art des praktischen Ratgebers, dessen
i einer der Schriftleiter der Verfasser
ist, volkstümlich und leicht verständlich
gehalten ist. Es ist wohl kein Punkt
des Obstbaues, der nicht besprochen
wurde, und ist die Fülle der einzelnen
644
Litteratur.
Abhandlungen in den 12 Kapiteln, von
der Einrichtung des Obstgartens, der
Herstellung des Fruchtbaumes, des
Pflanzens, des Veredeins, des Schnittes;
der Pflege bis zu den Feinden und Krank-
heiten, sowie schliesslich die Anleitung
über die Formen des Baumes, Sorten-
kunde und den Obstbau als Erwerbs-
quelle für den Liebhaber und Laien eine
ausserordentliche. Der Verfasser gab
seinen Beschreibungen etc. 557 Ab-
bildungen bei, welche das Verständnis
für so manchen Ausdruck, für gewisse
Handhabungen und desgl. für den Un-
geübten und Anfänger im Obstbau er-
leichtert und welche Beigabe nicht hoch
genug geschätzt werden kann. Wir
wünschen dem Werke als Lehrbuch für
den Obstbau einen recht grossen Leser-
kreis und den Herren Obstzüchtern und
solchen, die es werden wollen, sowie
übrigens auch jedem Gärtner, der sich
für Obstbau interessiert, durch auf-
merksame Befolgung der Vorschriften
gutes Gedeihen in ihren Anlagen und
Pflanzungen. C. Mathieu.
Die Alpenpflanzen in der
Gartenkultur der Tiefländer, ein
Leitfaden für Gärtner und Garten-
freunde von Erich Wocke.
Der Herr Verfasser bemerkt in der
Flinleitung seines Werkes ganz richtig,
dass es den Anschein habe, als ob man
sich bei der Ausgestaltung von Gärten
heutzutage mehr und mehr der Natur
und ihren zwanglosen Gruppierungen
zukehre. Diese Wahrnehmung wird
jeden Naturfreund mit grosser Freude
erfüllen; ist doch nur unter dieser
Bedingung die Möglichkeit gegeben,
jeder Pflanze im Garten nicht nur den
richtigen Platz zu verleihen, sondern
dieselbe auch natürlich, d. h. wie sie
in der Natur lebt, zu behandeln. So
allein kann sich der Erfolg bei der
Kultur der Pflanzen heben, und wäre
dies namentlich bei der Kultur der
Alpenpflanzen, für die sich so viele
Liebhaber gefunden haben, von grossem
Wert.
So lange das Interesse für Alpen-
pflanzen und deren Kultur nur darin
besteht, dass man auf seinen Reisen
in den Hochgebirgen die Pflanzen
kennen lernt, sie dem Boden daselbst
entnimmt und dieselben, zu Hause an-
gelangt, in beliebiger Art und Weise
dem Garten einverleibt, kann man kaum
grosse Erfolge erwarten.
Die Kultur dieser herrlichen Ge-
wächse wird nur derjenige mit Erfolg
betreiben können, der etwas tiefer in
die Verhältnisse eindringt, unter denen
eine solche Alpenpflanze in ihrer Heimat
wächst.
Flerr Wocke schenkt daher mit
Recht gerade diesem Umstände zuerst
in seinem Werke die nötige Berück-
sichtigung und geht dann erst auf die
Grundgedanken für eine erfolgreiche
Kultur ein, welche er, wie folgt, zu-
sammenstellt (S. 59):
1. Eine Verkürzung der Vegetations-
periode;
2. eine reichliche Durchfeuchtung
des Bodens, zumal im Frühjahr,
sowie eine stete hohe Luftfeuchtig-
keit;
3. eine Sonderung der zu kulti-
vierenden Pflanzen je nach der
physikalischen Beschaffenheit ihrer
heimatlichen Wohnplätze.
4. eine intensive Lichtzufuhr;
5. eine Sicherung und Schutz vor
dem Eindringen ungebetener Kon-
kurrenten (Unkraut);
ö. Schutzdeckung im Winter gegen
tiefes Eindringen des Frostes.
Gerade die Teile 1, 3 und 4 sind im
Allgemeinen noch viel zu wenig be-
achtet worden, und ist es desto dankens-
werter, dass der Autor hier gründlich
darauf verweist.
Nach diesen Ausführungen wendet
sich der Verfasser der Kultur der
Alpenpflanzen in Gefässen zu und
schildert die Vorteile dieser Kultur
und die Kulturweise.
Im Kapitel VII wird die Pflege der
Alpenpflanzen auf der Felspartie be-
handelt. Dieser Teil wird in Kapitel XII
noch wesentlich vervollständigt; hier
beschäftigt sich der Verfasser auf fast
30 Seiten mit dem Aufbau von Stein-
gruppen und erläutert dies durch viele
Abbildungen.
Die Kapitel VIII — XI behandeln die
Vermehrung der Alpenpflanzen, ferner
deren Feinde und die Zubereitung der
Erdarten im Erdmagazin, sowie die
Bezugsquellen und das Sammeln der
Alpinen in der Natur.
Den Schluss bilden Abschnitte über
die Bepflanzung der Alpenpartien und
über die Beobachtungen über das Ver-
Ausstellungen und Kongresse,
645
halten der Alpenpflanzen in der Tief-
landskultur, sowie Verzeichnisse von
den in der Gartenkultur befindlichen
schönsten Alpinen und Subalpinen mit
Berücksichtigung der für sie ge-
eignetesten Standorte.
Wenn diese kurze Uebersicht bereits
genügen dürfte, das Wockesche Werk
allen Interessenten warm zu emptehlen,
so sind doch noch einige wichtige
Punkte . welche besonders hervor-
gehoben werden sollen.
Das W^erk ist in einer so anregenden
Form geschrieben, die Jedem, der es
liest, es herausfühlen lässt, dass hier
nur das warme und rege Interesse des
Schreibers für seineLieblinge dieTrieb-
feder zum Schreiben war.
Sodann bieten die langjährigen
praktischen Erfahrungen, welche Herr
Wocke auf Reisen und im Garten
gemacht hat, eine volle Garantie dafür,
dass derjenige, welcher die in diesem
Werke gegebenen Winke befolgt, auch
freudige Resultate auf diesem Gebiete
erzielen wird.
Alöchte das Werk recht bald die
Verbreitung finden, die es verdient!
Dies wünsche ich von Herzen im
Interesse des Verfassers, aber auch im
Interesse dieser schönen Kultur, sowie
endlich mit Rücksicht auf dieFörderung
des Natursinnes im Allgemeinen. S.
Anatomische Merkmale bei
Berberis- Arten. Eine uns am
23. November d. J. eingereichte, höchst
interessante Arbeit des Herrn Prof.
Dr. E. Koehne, anatomische Merk-
male bei Berberis-Arten, wird in
No. 1 von i8qq erscheinen
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Die kleine Obstausstellung
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues am 24. November war von
18 Ausstellern beschickt. Der Zweck
war, wie Heft 21 S. 590 gesagt, für
die verschiedenen Bodenarten in der
Umgegend von Berlin und der Mark
überhaupt die 10 besten Aepfel und
die 10 besten Birnen kennen zu lernen.
Die Hoffnung hat sich nicht ganz
erfüllt, denn fast Jeder brachte andere
Sorten. Näheres im Protokoll der
Vereinsversammlung in nächster
Nummer. Wir geben heute nur die
Liste der Preisgekrönten:
Zuerkannte Preise auf der Obst-
Ausstellung des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues am
24. November 1898 im Vereinslokal,
Invalidenstrasse 42. Vorbemerkung:
Alle Aussteller, welche gegen die
Vorschrift mehr als 10 Sorten von
Aepfeln oder Birnen eingesandt hatten,
wurden von der Prämiirung aus-
geschlossen.
1. Die grosse silb. Vereins-
Medaille,
a) Herrn Geh. Kommerzienrat Carl
S p i n d 1 e r (Garteninspektor Weber)
Spindlersfeld.
b) Flerrn Obergärtner Driese, Gr.-
Kammin, Pommern.
c) H. Lorberg'sclie Baumschulen,
Berlin.
d) Herrn Königl. Gartenbaudirektor
M. Buntzel, Nieder-Schöneweide.
2. Die kleine silb. Vereins-
Medaille.
a) Herrn Prinzl. Reuss'schen Schloss-
gärtner Zschäckel, Trebschen b.
ZüUichau.
b) Herrn Inspekt.Dr essler, Dalldorf.
c) Flerrn E. B o c h n i k, Charlottenburg.
3. Die bronzene Vereins-Medaille.
a) Herrn Grubenbesitzer Körner,
Rixdorf.
b) Herrn Fabrikbesitzer J. K. Marg-
graff, Wolfswinkel b. Eberswalde.
c) Herrn Stadtverordneten Ger icke,
Dalldorf, Wohnung Alt-Moabit,
d) Herrn Louis Lendel, Bornstedt
b. Potsdam.
e) Herrn Carl Puhlmann, Werder
a. H.
C. Junge, Mende, Schultz, Mehl.
Hannover. Die am 24. November
eröffnete Chrysanthemum -Ausstellung
bot ein glänzendes Bild der heutigen
64^
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Leistungen auf diesem Gebiete. Näheres
in der folgenden Nummer.
Petersburg. Internationale Aus-
stellung vom 17. — 27. Mai 1899. Herr
Prof. Dr. Conwentz, Direktor des
westpreussischen Provinzial-Museums
hielt kürzlich in Danzig einen Vortrag
über die Ausstellung und hob hervor,
wie herrlich der Frühling in Petersburg
sei. Besonders gedenken sich der Baum-
schulbesitzer Rathke und Gärtnerei-
besitzer L. Riess. dessen Gattin be-
l^anntlich das Lehrbuch der Bindekunst
geschrieben, zu beteiligen. Aus Königs-
berg wirdH. Krantz Araucarien und
Yucca ausstellen . CJ el in e k,VillaHügel,
Rheinland, wird Pläne übersenden. —
Wie man uns aus Petersburg schreibt,
kommen die meisten Anfragen aus
Deutschland.
Antwerpen. 9. bis 13. April 1899.
Internationale Gartenbau - Aus-
stellung zur Feier der 300jährigen
Wiederkehr der Geburt von Anton van
Dy ck. Anmeldungen bis 10. März beim
Sekretariat, 215 Chaussee de Malines.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Hauptverzeichnis über winterharte
Stauden und Florblumen von Arends
■Sa Pfeiffer. Stauden- u. Schnittblumen-
kulturen, Ronsdorf (Rheinl.). Herbst
1898— Frühjahr 1899 (™it Abbild.). —
Gebr. van Velsen, Overveen bei
Haarlem (Holland). Preisverzeichnis
1898 über selbstgezogene Haarlemer
Blumenzwiebeln und div. Knollen-
gewächse. — Sattler & Bethge, A.-G.,
Kunst- und Handelsgärtnerei, Quedlin-
burg a. Harz. Neuheiten-Liste für 1899
(mit Abbild.). — Baumschulen von
Simon-Louis Freres in Plantieres
bei Metz (Lothringen). Preisverzeichnis
pro Herbst 1898 und Frühjahr 1899
Yon Obstbäumen, Erdbeeren, Zier-
bäumen und Sträuchern, Koniferen.
Rosen, jungen Pflanzen. Stauden u. s. w.
^Ein sehr reichhaltiger Katalog.) —
Vilmorin-Andrieux et Cie., Paris.
Prix-courant pour marchands des
ognons ä fleurs et fraisiers. (Mit Abb.) ;
dieselben: Semis d'automne. — V. Le-
moine et fils, horticulteurs, rue du
Montet 134. Nancy. Catalogue et Prix-
courant 1 898-99. — Ch a r 1 e s Vu y 1 s t e k e,
nurseryman at Loochristi near Ghent
(Belgien). Trade Catalogue of Azaleas.
Camellias, Rhododendrons, Palms,
Orchids and many other most desirable
plants. — Herb & WuUe, Blumen-
zwiebel- und Samenzüchter. Neapel,
Via Trivio 24 — 36. Hauptverzeichnis
No. 68 über Blumenzwiebeln (mit Abb.).
— A List of new, rare and beautiful
plants and orchids offered by William
Bull 536 King's road, Chelsea, Lon-
don S.W. (Mit Abb.) — Harlan P.
Kelsey, ii5oTremont Building, Boston,
Mass. Kelsey's Hardy American Plants
and Carolina mountain flowers. —
Louis Leroy. rue de Paris 74 ä Angers.
Prix-courant pour l'automne 1898 et
le printemps 1899. Arbres fruitiers
et f orestiers, Arbustes. Coniferes, Plantes
ä fleurs ou ä feuillage ornamental,
jeunes plants pour Pepinieres et Boise-
ments, Magnolias, Rosiers, Rhododen-
drons, Camellias, Azaleas etc. — Ri-
voire pere et fils, horticulteurs et
marchands-grainiers, 16 rue d'Algerie,
Lyon. Catalogue special des ognons
ä fleurs, fraisiers, arbres fruitiers etc.
(iMit Abb.) — Louis Ga uthi er, Schloss-
gärtner in Grentheville, parBourguebus,
Calvados, Frankreich. (Spezialist in
Erdbeeren), grossfrüchtige, remon-
tierende Erdbeere Louis Gauthier und
die daraus hervorgegangenen alier-
neuesten. — Pinehurst Nurseries in
Pinehurst, North Carolina, U. S. A.
Immergrüne Gehölze einheimischer
Gehölzarten und Stauden. (Die Baum-
schule wird regelmässig von Staats-
Entomologen untersucht und ist frei
von schädlichen Insekten.) — Fred.
Burvenich pere, Gentbrugge-(Nord)-
lez Gand, Obstbäume, Gehölze etc. —
Pinehurst Nurseries zu Pinehurst
North Carolina U. S. A. Breitblättrige
immergrüne Gehölze etc.. einheimische
holzige und krautartige Pflanzen sowie
Samen. — F 1 o r e a 1 , Stabilimento
e magazzino di piante e fiori. Palermo
Via Molo 1898. Cataloge general.
Blumenzwiebeln , Liliaceen , Suk-
kulenten, Gehölze und Samen. — Herb
Personal-Nachrichten.
647
& Wulle, Neapel. Hauptverzeichnis
über Samen No. 70. — Simirenko in
Goroditza bei Kiew. Ausführliches
Baumschulverzeichnis Xo. 9 (russisch).
— G. Bornemann, Blankenburg a.Harz.
Verzeichnis von Chrysanthemum,
Dahlien und Begonienknollen, Ama-
ryllis, Gloxinien. — Boettcher
& Voelcker, Gross-Tabarz in Thü-
ringen. Laub- und Nadelholz, Gras-
und Ökonomie-Sämereien. — Dam mann
& Co., San Giovanni a Teduccio bei
Neapel. Ausführliche Preisliste No. 107
über Gemüse-, Blumen-, landwirtsch. Ge-
hölz-, Koniferen- und Palmensamen,
Blumenzwiebeln etc. (Der Yersuchs-
garten ist 5 ha gross).
Personal-Nachrichten.
Professor Paul Ascherson, Dr.
med. et phil., der rühmlichst bekannte
Verfasser der Flora der Provinz Branden-
burg, die jetzt in 2. Auflage erscheint,
und der grossen im Erscheinen be-
griffenen Synopsis der mitteleuropäi-
schen Flora, feierte am 13. November
in aller Stille sein 25 jähriges Jubiläum
als Professor an der Universität Berlin.
Karl Buchholz, Oberg. beim
Kommerzienrat Schutt, Steglitz f
20. Oktober im Alter von 38 Jahren
infolge eines Lungenleidens.
Dem Kunstgärtner J ohannes Pleuren
in Elberfeld ist das allgemeine Ehren-
zeichen verliehen.
Professor Dr. Robert PI artig,
München, ist zum Mitgliede der bayeri-
schen Akademie der Wissenschaften
ernannt.
Das Denkmal für Paul Gräbner
ist am 8. Juli 1898 an seinem 51. Ge-
burtstage auf dem Friedhofe zu Schwetz
an der Weichsel enthüllt worden.
Paul Gräbner geb. S.Juli 1847, gest.
28. Februar 1897, war der Begründer
des Allgemeinen Deutschen Gärtner-
Verbandes.
Eine selten schöne ehrende An-
erkennung überreichte derLandsberger
Gartenbauverein seinem Mitbegründer
und ältesten Mitgliede, dem Altmeister
derGärtnerei Herrn Rudolf Forch; eine
Deputation des Vereins, bestehend aus
den Herren Fabrikbesitzer C. Jaehne,
den Gärtnereibesitzern Schnitze und
Schattling, dem Lehrer Zühlke,
überbrachten dem alten Herrn ein vom
Maler Hand low künstlerisch ausge-
führtes Ehrenmitgliedsdiplom; dasselbe
wurde unter einer sehr ergreifenden
Ansprache des Lehrers Zühlke über-
geben. Die Inschrift dieses Diploms
lautet: Unserem langjährigen Mitgliede
und Gründer des Vereins Herrn
Rudolf Forch sei dieses Zeichen der
Anerkennung für seine treuen Dienste
gewidmet. Möge es ihm noch recht
lange vergönnt sein, in demselben in
Rüstigkeit zu wirken und zu weilen.
Gegeben Landsberg a. d. Warthe, im
Oktober 1898. Der Gartenbauverein,
gez. C. Jahne, H. Schultze. — Zwei-
unddreissig Jahre hat der alte Herr
in dem Gartenbauverein gewirkt, die
vielen von ihm im Verein gehaltenen
Vorträge wurden gern gehört, viele
Jahre hat er das Amt des stell-
vertretenden Vorsitzenden bekleidet.
58 Jahre ist er bereits Gärtner; nicht
bloss in der Gärtnerei und dem Garten-
bau hat er seine Kenntnisse und Er-
fahrungen belehrend wirken lassen,
sondern auch seine Geburtsstadt
Landsberg hat er verschönern helfen:
die Anlagen der Schanzen, der Linden-
platz, die Kladowparkanlagen, viele
Obstanlagen, sowie öffentliche und
Privatgärten sind unter seiner fach-
kundigen Leitung entstanden.
A. L. Boelke, Handelsgärtner in
Perleberg, starb am 6. Oktober.
Otto lUing, bisher im botanischen
Garten zu Berlin thätig, wurde bei der
städtischen Verwaltung in Posen als
Gartentechniker angestellt.
Der königlich sächsische Hofgärtner
a. D. G. A. Wentzel, früher Leiter
des Hofgartens in Pillnitz, ist am
648
Sprechsaal.
16, Oktober im Alter von 67 Jahren
gestorben.
Der Kunstgärtner Lüdde in Qued-
linburg fand nebst Frau und Sohn in
der Nacht vom 23. zum 24. Oktober
durch Einatmen des einer Koksgrude
entströmenden Kohlenoxydgases seinen
Tod.
Dr, Laubert wurde ebendaselbst
in eine gleiche Stellung an die pflanzen-
physiologische Versuchsstation berufen.
Johann Kubski, Gutsgärtner in
Grodtken, wurde dass preussische
Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Dr. Hoeppner wurde an der
önochemischen Versuchsstation der
kgl. Lehranstalt für Obst-, Wein- und
Gartenbau in Geisenheim als Assistent
angestellt.
Der rühmlichst bekannte Pomologe
Kgl. Gartenbaudirektor Carl Math ieu,
Charlottenburg, wird an seinem 70. Ge-
burtstage, den I.Dezember, vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues zum
Ehrenmitgliede ernannt werden.
Max Ho top, bisher Obergärtner
und Gartenbaulehrer am pomologischen
Institut zu Reutlingen, ist an Stelle des
nach Hannover versetzten Obstbau-
Wanderlehrers Friedrich als solcher
für den Obertaunuskreis mit dem
Wohnsitze in Bad Homburg v. d. H.
gewählt worden.
Heinrich Kalmann, Direktor der
steiermärkischen Landes - Obst- und
Weinbauschule in Marburg, starb am
24. September nach längerem, schwerem
Leiden.
An der königlich ungarischen Garten-
bau-Lehranstalt zu Budapest wurden
Stephan ^'elich als Gärtner und
Rudolph Homer und Karl Traxler
als Untergärtner angestellt. Letztere
beide waren vordem Schüler genannter
Anstalt.
Sprechsaal.
Frage 5. Welches ist der botanische
Name der japanischen Pflaumen?
Antwort: Die japanischen Pflaumen
sind nach Rein, Japan II, 101 (1886)
ebenso wie die unserigen Prunus insititia.
Zwetschen (P. domestica) fehlen, wie
auch die Kirschen. Von den vielen
Abarten der Pflaumen begegnet man,
wie Rein schreibt, hin und wieder
einigen mit wohlaussehenden Früchten,
doch von fadem, wässerigem Ge-
schmack.*) Offenbar haben sie, gleich
den Aprikosen, nie eine grosse Beachtung
gefundenund sind wahrscheinlich früher
durch Portugiesen oder Holländer ein-
geführt worden. Mit dem Namen
Hadankiö wird eine grosse gelbe
Eierpflaume bezeichnet, welche an
Dame - Aubert (Duhamel) erinnert.
*) Das scheint heute anders geworden. L.W.
Botankiö heisst eine rote, die sich
vielleicht mit Prunus oxycarpa (Bech-
stein) identifizieren lässt. Auch eine
An Herrenpflaume kommt vor. Ausser-
dem führt Rein noch Prunus japo-
nica Thunb. (jap. Su-nu und Niwa-
sakura) auf und sagt: ein Strauch,
welcher in Japan seit den ältesten
Zeiten, doch keineswegs häufig in
Gärten angebaut wird. Die kleine
rote, pflaumenartige Frucht heisst
Su-mo.**) Sie Avird wie die vor-
erwähnten roh und in Salz eingemacht
gegessen.
Die berühmte Prunus Mume mit
ihren herrlichen rosa Blüten hat sehr
harte, saure, pfirsichähnliche Früchte.
Prunus tomentosa Thunb., P. pseudo-
cerasus Lindl. und P. incisa Thunb.
haben nur kirschengrosse Früchte.
**) mo ist die Mandel. L. W.
Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Das zweite Winterfest wird in ähnlicher Weise wie das erste im Hotel
Imperial, am Donnerstag, den 12. Januar abgehalten werden.
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Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Das Winterfest lindel nicht, wie in C.artentlora Xr. 23 S. 041 ant;ezeigt
war. am 12., sondern erst am Donnerstag den 19. Januar 8 Uhr präc. im
IJotel Imperial, Unter den Linden 44, statt und wird durch ein Abendessen
mit Ball gefeiert. Preis der Eintrittskarte 3,50 M. Anmeldungen mit Angabe,
wieviel Damen und wieviel Herren, sind bis zum 11. Januar an den Vor-
sitzenden des Festausschusses, Herrn Kgl. Hoflieferanten J. F. Loock, Berlin N.,
Chausseestr. 52a zu richten. Gäste willkommen. Um zahlreiche Beteiligung
bittet Der Festausschuss.
Die „Kleine Margareten-Birne" (Petite Marguerlte Leroy).
(Hierzu Tafel 1437.)
TYTnter den frühen Birnen, die Ende August bis Anfang September reifen.
1^' ist die >^Kleine Margareten-Birne«, Petite Marguerite, Leroy 74Q, eine der
empfehlenswertesten in Gemeinschaft mit der Mangeots Butter - Birne, der
Erzherzogs-Birne, derFrühenvon Trevouy. der grossen langenSoramerAluskateller
u. dergl. Sie wurde 1862 von Andre Leroy in Angers erzogen und nach seiner
Enkelin Marguerite Appert «PetiteMarguerite« genannt. Leroy sagt: »Sie ist sicher-
lich die besteBirne des August und ist in der Regel i4Tage früher als die Williams».
Blätter oval, zugespitzt, kurz gezähnt, glänzend, dunkelgrün, Blattstiel
lang. Die Frucht ist von mittlerer Grösse und von Bergamottenform, doch
lindet man auf demselben Baum auch Früchte, die der Dechantsform nahe-
kommen und mehr kegelförmige Gestalt haben. I>eroy beschreibt sie als
unregelmässig eirund, beulig, kurzstielig. Derartige Früchte fand ich auch,
aber nur ausnahmsweise, an meiner Pyramide und meiner Uform. — Haut
grün, grau und bräunlich punktiert, glatt, glänzend, Sonnenseite ein wenig matt
bräunlich gestreift und geflammt, Punkte klein, zahlreich, Rosfiiguren oft um
den Stiel, wenig um den Kelch; Rostflecke oft über die Frucht hier und da
vorhanden, aber selten; Stiel bei meinen Früchten lang, zuweilen, wie bei
Leroy, kurz, etwas gebogen, holzig, kräftig: um den Stiel, der in rippiger oder
beuliger, ziemlich flacher Einsenkung steht, einige beulige Erhöhungen; Kelch
offen bis halboffen, in geringer Einsenkung stehend; Kelchblättchen in der
Regel aufrecht, fleischig, hartschalig; Fleisch grünlich weiss, fein, sehr
schmelzend, saftig, wenig Körnchen enthaltend, süss, etwas gewürzt, wohl-
schmeckend. Reife: August bis September.
Der Baum Avächst schön pyramidenförmig, kräftig, ist hart und zu jeder
Form geeignet, am besten zu Hochstamm und Pyramiden, in welcher Form er
ohne Tadel ist. Die Früchte zeichnen sich dadurch aus, dass sie immer in Büscheln
stehen; um Bruch des Fruchtträgers und um gleichmässig grosse Früchte zu erzielen,
ist es nötig, alle kleinen Früchte auszubrechen und nur zwei bis drei gut
ausgebildete schöne Früchte stehen zu lassen, auch darauf zu achten, dass diese
gehäuften Früchte stets ITnterstützung gegen den Bruch des Zweiges erhalten.
Die Frucht ist eine der besten Ende August, Thomas sagt: Gründliche Ver-
suche mit dieser Züchtung Leroys werden dieFrucht sicherlich zu denSorten erster
Güte sowohl des Liebhabers wie des Obstzüchters machen. C. Mathieu.
6^0 853. \'ersammlung des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
853. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 24. November 1898.
I. Der Vereinsdirektor, Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner. machte der
Versammlung Mitteilung von dem Hinscheiden des langjährigen Mitgliedes
Herrn Rudolph Metz und die Anwesenden erhoben sich zu I-'hren des
Verstorbenen von ihren Sitzen.
}]. Hierauf beschloss die Versammlung, Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Carl
Mathieu-Charlottenburg. anlässlich seines 70. Geburtstages am 1. I)ezember
zum Ehrenmitgliede zu ernennen.
III. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Pfarrer Behrend-Berlin SW'.. C.neisenaustrasse 100, durch
L. Wittmack;
2. ,. Gärtnereibesitzer Steffen -Dalldorf durch Herrn F. Üluth:
3. ,, Fabrikbesitzer Georg Ilillman n-Herlin X.. Rheinsbergerstr. 13.
durch Herrn Kretschman n:
4. ,, Buchdruckereibesitzer Georg W. Büxenstei n-Beiiin SW..
Friedrichstr. 240,241. durch L. Wittmack;
5. ,, Prinzl. Reussscher Schlossgärtncr G. Zschäkel in Trebschen
bei Züllichau durch L. Wittmack;
6. ,, Gärtnereibesitzer Fritsch-Bernau. Kaiserstr. 74, durch Herrn
Bacher:
7. Die Gartenbau - Gesellschaft zu I-'rankfurt a. M. durch
L. Wittmack;
8. Herr Fabrikbesitzer R. Seidel-Berlin W.. Thiergartenstr. 27. durch
Herrn C. Lackner;
9. „ Kgl. Hoflieferant A. Käding-Schwiebus und Rixdorf durch
Herrn Garteninspektor Perring;
10. ,, Gartenbauingenieur York Wilm. Tempelhof bei Berlin SW..
Stolbergerstr. 1. durch L. W-ittmack.
IV. Ausgestellte Gegenstände. 1. Herr Carl Kuntze. Mitinhaber der
Firma J. C. .Schmidt-Berlin und Steglitz, hatte ein ganz rein gelbes, weiss-
berandetes Cypripedium insigne übersandi. welches sein Obergärtner.
Herr Wetzel. näher erläuterte. Das Exemplar ist im vorigen Jahre untrr
einem Import von gewöhnlichen Cypripedium insigne gefunden und hat
damals mit einer Blume geblüht, jetzt mit zwei. — Herr Gartenbau-
direktor C. Lackner bemerkt, dass im vorigen Jahre unter einer grossen
Importation von F. Sander auch eine rein gelbe gefunden sei, die mit
dem enorm hohen Preise von ca. 2000 M. bezahlt wurde.
2. Herr Handelsgärtner F. Goedecke in Seehof-Gross-Lichterfelde
erfreute die Versammlung durch eine grosse Zahl abgeschnittener Rosen
in herrlichster Blüte, um zu zeigen, dass auch im November bei uns
Rosen getrieben werden können. Herr Goedecke schilderte des Näheren
seine Methode. Er pflanze die Rosen nach amerikanischer Art frei
im Hause aus *) Streng genommen sind es Kästen, die überbaut und
geheizt werden. Es wächst und blüht bei ihm sozusagen das ganze Jahr.
*) Siehe über amerikanische Rosenkultur: Gartenflora i8g4 S. 5()8, i8()5 S. igG
m. Abb., S. 226 m. Abb.
853. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ßc, i
besonders aber hat er während des ganzen Winters blühende Rosen. Die
Hauptsorten sind: Kaiserin Auguste Victoria, la France, Ferdinand Jamin,
Belle Siebrecht, Meteor etc. Die beiden zuerst genannten dürfen nicht
zu warm getrieben werden, bei Tage bei 14 — 16" R., Nachts 12 — 14O.
Herr Schön fliess sprach seine Freude darüber aus, dass es der
deutschen Gärtnerei möglich sei, solch prachtvolle Rosen jetzt zeigen zu
können, und wünschte nur, dass auch die Preise angemessen werden
möchten.
3. Herr Obergärtner MaxLöbener an der Versuchsstation zu Wädens-
weil bei Zürich hatte eine Apfel-Neuheit übersandt, die, wie Herr
Gartenbaudirektor Carl Alathieu nachträglich feststellte, wohl vom
»Kleiner Fleiner« abstammen möchte. Es ist ein nur mittelgrosser,
hochgebauter Apfel, fast von Gestalt des Prinzenapfels, aber kleiner und
nach dem Kelch hin etwas kantig gebaut, dabei von einer herrlichen
Röthe. Die Früchte stammen von einigen alten Bäumen am Bodensee.
Der Geschmack ist ausgezeichnet, etwas ananasartig.
4. Von Herrn Obergärtner Driese in Gross-Kammin war sein
»Hermannsapfel« eingeschickt, ein grosser, schön rotwangiger Apfel
mit etwas gelblichweissem, höchst wohlschmeckendem Fleisch. Herr
Junge, Geschäftsführer für Obstbau bei der Landwirtschaftskammer der
Provinz Brandenburg, gab nähere Erläuterungen hierüber. Fast auf allen
Ausstellungen, die Herr Driese beschickt, findet sich sein Hermannsapfel,
stets ist er rein von Flecken, stets schön geformt und schön gefärbt. Anfang
der fünfziger Jahre bezogHerrDrieseBäume aus verschiedenen Baumschulen
die Etiketten gingen zum Teil verloren, so auch bei dieser Sorte, und
trotz aller Bemühungen der tüchtigsten Pomologen war es nicht möglich,
dieselbe zu bestimmen. Damit der schöne Apfel aber doch einen Namen
habe, taufte Herr Driese ihn Hermannsapfel, nach dem Grafen Hermann
von Arnim-Boitzenburg. Herr Driese lobt die Sorte ausserordentlich;
freilich hat Herr D. guten, nahrhaften, lehmigen Boden, mit Lehm im
Untergrunde, aber da er ziemlich feucht in der Tiefe ist. so ist er doch
kalt. Übrigens gedeiht der Apfel nicht bloss bei Herrn Driese gut,
sondern auch andere Aussteller haben ihn in gleicher Güte auf Aus-
stellungen vorgeführt. Nach Herrn Gartenbaudirektor Carl Alathieu
möchte es vielleicht der Mecklenburger Königsap fei sein, doch kennt
Herr M. diesen nur aus Beschreibungen.
5. Von Herrn Rittergutsbesitzer Kr eller auf Weischlitz bei Plauen
(Königr, Sachsen) waren neun Sorten Äpfel zur Bestimmung üb**ersandt,
die sich in dem dortigen rauhen Klima des sächsischen Voigtlandes noch
gut bewähren. Da von jeder Sorte nur ein Stück, meist in einem kleinen
Exemplar, eingeschickt war. so liess sich eine Bestimmung nicht durch-
führen und wurde auf Empfehlung des Herrn Junge dem Einsender
geraten, mehrere Exemplare von jeder Sorte dem Herrn Direktor Lucas in
Reutlingen (Württemberg) einzusenden. Dort ist die Auskunftsstelle des
Deutschen Pomologenvereins, nicht, wie Herr Kreller angenommen hatte,
in Berlin.
6. Flerr Tübbecke - Stralau führte eine glänzende Leistung in ab-
geschnittenen, riesig grossen Chrysanthemumblumen vor und bemerkte.
ß- 2 853. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
dass die A^orgeführten Sorten sich zum Schnitt sehr empfehlen. Alle
waren schon vierzehn Tage, Viviand Morel tereits vier Wochen in
Blüte. Bei der Kultur ist es ein grosser Unterschied, ob man kleine
Blumen oder grosse wie die vorliegenden haben will. Die Pflanzen, von
denen diese Blumen stammen, sind gesteckt am 7. April, dann zweimal
umgepflanzt, verschiedene Male gejaucht und ausgekniffen, zuerst die
Seitentriebe, nachher auch die Knospen. Der Vorsitzende sprach seine
Freude über diese Erfolge aus.
7. Herr Obergärtner Lehmann legte aus dem Garten des Herrn
Lieutenant Wollanck in Dammsmühle *) einige riesige, schön weisse
Blüten von Datura (Brugmannsia) suaveolens Humboldt et Bonpland
(D. arborea Hort., nicht L.) vor, die bis 25 cm lang waren, und wies
auf die seltsame Erscheinung hin, dass die Pflanzen, obwohl sie im
Sommer überreich geblüht, jetzt, nachdem sie eingeräumt sind und alle
Blätter abgeworfen haben, seit Anfang Oktober wieder ununterbrochen
blühen.**)
8. Herr Gärtnereibesitzer Körper in Fürstenwalde führte eine Anzahl
Stauden vor, die sich zum Teil für Winter-Teppichbeete eignen, so z. B.
Sedum cristatum, Sedum Middendorffianum, letztere schön rötlich gefärbt,
Coreopsis, deren Blätter ein gutes Bindematerial geben, etc.
9. Ausserdem zeigte Herr Körper sehr schlank gewachsene Rosen-
wildlinge vor, die er nicht aus Samen, sondern durch Absenken erhalten
hatte, indem er die Zweige an der Basis niederlegte und mit Erde be-
schüttete. Die beschüttete Stelle, die selbstverständlich mit dem fort-
wachsenden Triebe dann ein Knie bildet, bewurzelt sich sehr bald in
reichem Masse und man kann die Wildlinge sowohl für Töpfe als fürs
freie Land gut verwenden.
10. Ferner erläuterte Herr Körper eine Methode zum Veredeln von
hochstämmigen Stachelbeeren, die in einer Art Ablaktieren besteht.
Des Weiteren empfahl Herr Körper, statt der bunten Seidenbänder
zum Verzieren der Blumenstöcke das Bindematerial aus dem Pflanzenreich
zu nehmen, so z. B. Blätter von Arundo Donax, das südeuropäische
Rohr, das mächtige Büsche bildet und unter Decke bei uns aushält. Ferner
Lonicera brachypoda fol. var., die Triebe von 1,5 bis 2 m Länge
macht und sich auch zu Spalieren, Hecken etc. eignet, wie man u. A.
in Frankfurt a. M. sieht.
V. Der Antrag der Vereinigten Ausschüsse, die Wahl des I.Stellvertreters
des Vereinsdirektors schon am 29. Dezember vorzunehmen, wurde
nach kurzer Debatte einstimmig angenommen.
VL Herr Geschäftsführer Junge, der mit Herrn Brettschneider als Ordner
thätig gewesen war, besprach hierauf die am Sitzungstage im Vereins-
lokale veranstaltete kleine Obstausstellung.
*) Siehe die Beschreibung dieses Gartens in Gartenflora 1898, Heft i5, S. 400.
**) Es wird von Dunal in De Candolle, Prodromus XIII i, S. 548 angegeben, dass die
gewöhnliche D. suaveolens (D. arborea Hort.) aus Mexiko sich von der echten D. arborea
I.inne aus Peru nur dadurch unterscheide, dass die Staubbeutel verklebt seien; das ist aber
bei den vorliegenden, allerdings zum Teil halbgefüllten Exemplaren nicht der Fall. Ein
Exemplar hatte übrigens 6 Staubgefasse. L. W.
853. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 5^.^
Es waren gefordert worden und auch ausgestellt die zehn besten
Obstsorten, welche nach den Erfahrungen des Ausstellers sich seit Jahren
gut bewährt haben, regelmässig gut getragen und vor allem dem Besitzer
Rente gebracht haben. Die stille Hoffnung, hier möglichst wenig Sorten
zu sehen, wurde aber nicht erfüllt, denn die etwa 16 in Betracht kommen-
den Aussteller hatten 61 Sorten Äpfel gesandt. Darunter waren vertreten:
Winter-Goldparmäne neunmal, Canada-Reinette siebenmal, Harberts R.,
purpurroter Cousinot und roter Eiserapfel je fünfmal, Baumanns R., ge-
flammter Kardinal und Landsberger R. je viermal, Schöner von Boskoop,
Danziger Kantapfel, Muskat-R., Casseler R., Königlicher Kurzstiel,
Werdersche Wachs-R., Kaiser Alexander- und Bismarck-Apfel je dreimal,
viele andere nur zwei- oder einmal.
Man kann also ein allgemeines Resultat aus der Ausstellung nicht
ziehen, wohl aber kann jeder Einzelne für seine Verhältnisse sich be-
herzigenswerte Lehren entnehmen, wenn er die Bemerkungen über Ober-
krume, Untergrund, Grundwasserstand etc. auf den beigelegten Zetteln
beachtet. Es ist namentlich auch nach dem Grundwasser gefragt, da
seine Höhe, auch etwa eine wechselnde Höhe, von Wichtigkeit ist.
Einzelne haben geantwortet: »Kein Grundwasser«; da steht es also sehr
tief. Andere haben gesagt: »stehend«; damit ist aber nicht gesagt, ob
stehend hoch oder stehend tief. Dass die Ausstellnng auf diese Weise
Nutzen gestiftet, ergebe sich u. a. daraus, dass von den Studierenden der
landwirtschaftlichen Hochschule sich einige die für ihren Boden geeigneten
Sorten notiert hätten.
Die Preisrichter haben besonders geprüft: 1. die Richtigkeit der
Namen; 2. die Ausführlichkeit der Angaben auf dem Fragezettel; 3. das
Aussehen der Früchte, denn fleckige, wurmstichige Exemplare dürfen
nicht zugelassen werden. Es muss dahin gestrebt werden, möglichst
tadelloses Obst zu ziehen und dasselbe tadellos zu behandeln; um so
höher und um so leichter wird es verkauft,
Herr Junge verliest alsdann die Liste der Preisgekrönten. (S. Gartenfl.
Heft 23 S. 645.)
Herr Inspektor Dressler gab aus seiner Ausstellung 1. den Apfel
Cox Orange-Reinette zum Kosten herum, um auf diesen schönen Apfel
aufmerksam zu machen. Er wetteifert mit dem Gravensteiner, gedeiht
ganz vorzüglich auf Sandboden, der in der Tiefe feucht ist, und trägt
jedes Jahr; 2. legte er vor: den Bellefleur, im Geschmack dem Winter-
Calvill ähnlich; 3. Winter-Calvill vom Hochstamm, hält sich bis nach
Ostern, schmeckt freilich vom Hochstamm nicht ganz so fein, wie vom
Formbaum; 4. Harberts Reinette; 5. gelber Edelapfel; 6. Winter-Gold-
parmäne, welch letzterer zwar kein feiner Apfel ist; 7. Schielers Tauben-
apfel, schmeckt sehr gut, trägt aber nicht immer reichlich. — Der »Praktische
Ratgeber« hat empfohlen, grosse Früchte anzubauen; das ist nach Herrn
Dressler nicht richtig; Kaiser Wilhelm, Alexander, Cox Pomona sind
alles grosse Apfel, aber meist nur für die Küche geeignet.
Bezüglich der Preisverteilung bemerkte Herr Dressler, dass er keine
vorschriftsmässigen, guten Früchte ausgestellt habe und deshalb auf die
kleine silberne Medaille verzichte.
QcA 853. Versammlung des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Obergärtner Schultz- Villa Veit-Steglitz weist darauf hin, dass
seine Bäume auf Lehm stehen, fast alle anderen, von denen Obst vor-
liegt, auf Sand. Die meisten Birnen, selbst die vorzüglichen des Gartenbau-
direktors Buntzel, seien mit Rost bedeckt; das liege an dem kalten
Wetter in diesem Sommer, die Birnen wollen mehr Wärme haben. Im
übrigen habe der Verein selbst schuld, wenn nicht alles auserlesenes
Obst sei, man habe ausdrücldich Durchschnitts-Exemplare, keine Schau-
früchte verlangt (S. 590 d. Gartenll.), ausserdem sei vielen nicht bekannt
gewesen, dass eine Prämiierung vorgenommen werden solle. In Gross-
Lichterfelde habe man es vor vier Wochen anders gemacht. Da war
keine Prämiierung. aber wohl fünfzigmal so viel Obst. Von diesem wurden
die am besten geeigneten zehn Sorten Apfel und zehn Sorten Birnen aus-
gewählt, vorgezeigt, von Herrn Buchdruckereibesitzer Radetzki in einem
interessanten Vortrage besprochen und beschlossen, diese künftig an-
zupflanzen, die Bäume aber aus der Umgegend von Berlin zu beziehen.
VII. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Hampel zeigte an, dass das Winterfest
am Donnerstag den 12. Januar 1899*) im Hotel Imperial stattfinden
werde, und ladet zu reger Beteiligung ein. Die Behauptung eines Mit-
gliedes, dass, soweit er gehört,, auf dem ersten Winterfest so viele Gäste
da gewesen, dass manche Mitglieder keinen Platz erhalten, wurde mit
dem Hinweis darauf, dass noch viel Raum gewesen, widerlegt. Gäste sollen
uns auch diesmal herzlich willkommen sein.
VIII. Hierauf hielt Herr Landschaftsgärtner Brodersen (in Firma F.Körner),
Steglitz einen höchst interessanten Vortrag über englische Gärten, der
besonders abgedruckt werden wird. Hier sei nur der Teil kurz angedeutet,
der sich auf einen Vergleich des botanischen Gartens in Kew mit dem
jetzt im Entstehen begriffen neuen Königl. botanischen Garten in Dahlem
bei Berlin bezog, weil sich an diesen eine längere Debatte knüpfte.
Wir haben in Dahlem, sagte Herr Brodersen, ein Terrain von so
mannigfaltiger Bodengestaltung (während Kew fast ganz eben ist), dass
Einem das Flerz aufging, als man hörte, dahin solle der botanische Garten
kommen ; aber man zerstört jetzt dort die schönste Thalmuldc durch
einen Weg, um auf einen Berg zu kommen, anstatt den Weg nicht viel
weiter um in der Mulde hinauf zu führen.
Herr Gartenbaudirektor Hampel: Auch ich bin enttäuscht von der
Anlage und hätte gewünscht, dass der Berliner botanische Garten bei
seiner hohen wissenschaftlichen Bedeutung auch in Bezug auf Boden-
formation künstlerisch durchgeführt werde. Die Schlucht, die sich von
der Potsdamer Chaussee nach der Höhe hinaufzieht, wo die Gebirgs-
formationen dargestellt werden sollen, und die zu einem lieblichen Thal
hätte umgewandelt werden können, wird von einem 7 bis 9 m hohen,
dammartigen Fahrweg durchschnitten, der das Thal in zwei Gruben teilt.
Wer jemals in einem Gebirge gewesen ist und den Aufbau der Gebirge
kennt, wird zugeben, dass diese gewaltsame Zerstörung des Thaies ein
Fehler ist, wie er in Berlin nicht hätte gemacht werden sollen.**) Hätte
*) Inzwischen auf den iq. Januar verlegt.
**) Nach Erkundigungen an den massgebenden Stellen bleibt die Sache gar nicht so,
wie sie jetzt ist. Die „Grube" rechts vom Wege wird aufgehöht, terrassiert und dient zur Aut-
853. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. S^U.
man den Weg am Rande des Thaies entlang geführt, so wäre er nicht
viel länger geworden und man hätte eine schöne Scenerie geschalTen.
Gottlob ist es noch nicht zu spät, um den Fehler zu beseitigen.
Herr Königl. Garteninspektor Perring: Der ganze Plan zum neuen
botanischen Garten ist von dem Vorsitzenden des Vereins deutscher
Gartenkünstler, Herrn städt. Garteninspektor Axel Fintelmann, nach
Rücksprache mit dem Direktor und mir entworfen und der betr. Weg
von ihm gezeichnet. Dabei war vorausgesetzt, dass ein Tümpel unmittelbar
bei der kleinen Kolonie Neu-Lichterfelde zugeschüttet werden könnte;
nj'.chträglich hat sich aber herausgestellt, dass die vier Besitzer von Neu-
Lichterfelde ein Mitbenutzungsrecht auf diesen Tümpel haben, und daher
musste der Wirtschaftshof, der dorthin kommen sollte, verlegt werden,
damit aber auch der in Rede stehende Hauptweg. Letzterer ist, während
ich in Karlsbad war, ca. 30 m weiter nach links verschoben, was vielleicht
etwas zu viel; aber das Thal wird davon gar nicht berührt. Die Mulde
rechts vom Wege sollte sowieso zugeschüttet werden und zur Aufnahme
der Kulturhäuser, Mistbeete etc. dienen, eine schone Aussicht in ein Thal
Aväre hier also doch nicht möglich gewesen; links vom Wege sollen die
pflanzengeographischen Abteilungen etc. Platz erhalten. Der Hauptweg,
der die beiden Eingänge an der Fichtestrasse und an der Potsdamer
Chaussee verbindet, durfte doch auch nicht gar zu gekrümmt verlaufen,
sondern er soll eine möglichst direkte ^'erbindung, wenn auch keine
schnurgerade, herstellen, was zumal für die, welche die Schauhäuser
besichtigen wollen, besonders im Winter wichtig ist. Im übrigen wird
in einem botanischen Garten auch auf die wissenschaftliche Seite Rück-
sicht zu nehmen sein, und gerade in unserem Garten soll das »System«
ganz ausgedehnt werden, während das in Kew mehr zurücktritt.
Herr Consul Seifert hob noch hervor, dass England seine Kolonieen
in allen Zonen habe und dass die Engländer von überall her für ihr
Mutterland, namentlich für den Garten in Kew, sorgen.
Herr städt. Obergärtner Weiss: Bei der Aufstellung des Projektes hat
man den Gartentechniker zu Rate gezogen; damit war seine Thätigkeit
aber beendet. Jetzt wird der Landschaftsgärtner nicht mehr gefragt; hier
ist auch Herr Perring nicht gefragt. Es ist notwendig, das öffentlich
zu rügen.
IX. Dem Oberschlesischen Gartenbauverein in Oppeln wurde nachträglich
eine zweite grosse silberne Medaille statt einer kleinen überwiesen, da
die Preisrichter aus Versehen zwei grosse vergeben hatten.
X. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Bluth, Herzberg,
Marquardt-Zossen, Schlegel und Garteninspektor Silex-Tamsel bei
Küstrin, hatte folgende Preise zuerkannt:
1. Herrn Ilandelsgärtner Goedecke - Seehof bei Gr.-Lichterfelde für
abgeschnittene blühende Rosen eine grosse silberne Medaille;
2. Herrn Gärtnereibesitzer Tübbecke - Stralau für abgeschnittene
Chrysanthemum indicum den Monatspreis von 15 Mark;
nähme der Kulturhäuser und Mistbeete; die ,, Grube" links erhält ganz sanfte Böschungen und
wird zur Anpflanzung von Sumpfgewächsen benutzt werden. — Man bittet, nicht eher ab-
zuurteilen, als bis alles fertig ist. Herr Brodersen ist von den Beteiligten gebeten, sich die
Sache an der Hand der Pläne etc. anzusehen. L. W.
6_56_
Vertilgung des Apfelschorfes. — Tagesordnung.
3. Herrn J. C. Schmidt- Berlin (Inhaber Kuntze) für ein einfarbiges
gelbes Cypripedium insigne ein Ehrendiplom.
XL Aufgenommen wurde als wirkliches Mitglied Herr Stadtverordneter
Gericke-Berlin und Tegel.
Carl Lackner. L. Wittmack.
Vertilgung des Apfelschorfes,
Fusiciadium dentriticum, durch Bordelaiser-Brühe.
g^ (Hierzu Abb. i35.)
TyTnsere Abbildung 135 ist eine Photographie von Äpfeln (Goldparmänen)_
1^ welche unser Mitglied, Herr Dr. Krüger, in der Sitzung der vereinigten
Ausschüsse am 1. Dezember vorzeigte. Sie lehrt, welche Wirkung eine richtig
durchgeführte Kupferbespritzung auf die Obstbaumfrüchte hat. Die Apfel links
stammen von solchen Bäumen, die zwecks Bekämpfung des Fusicladium-Pilzes
bespritzt waren, w^ährend die Früchte rechts unbespritzten Bäumen entnommen
bespritzt Abb. i35. Aepfel (Goldparmänen). unbespritzt
Pliotogiaphiert von Dr. Friedrich Krüger.
sind. Ausser der Bespritzung war die Behandlung der Bäume vollständig die
gleiche. Das Kupfer verhinderte also, wie die Abbildung zeigt, nicht nur das
Auftreten des Fusiciadium. sondern bewirkte auch, dass die Früchte wesentlich
grösser und ansehnlicher wurden.
Eine diesbezügliche, im Druck fertig vorliegende Abhandlung des Herrn
Dr. Krüger musste leider aus Mangel an Raum zurückgesetzt werden; sie wird
in einer der nächsten Nummern dieser Zeitschrift erscheinen. D.Red.
Tagesordnung-
für die
854. Versammlung des Vereins z. Beförderuno 1 Gartenliaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 29- Dezember 1898, 6 übr,
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
I. Ausgestellte Gegenstände. 2. Wahl des i. Stellvertreters des Vereinsdirektors.
3. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Frank: Neue Mitteilungen über die einheimischen Obst-
schildläuse im Vergleich zur San Jose-Schildlaus, mit besonderer Berücksichtigung des
Tiroler Obstbaues. 4. Vortrag des Herrn Hofgärtner Hoffmann über die Chrysanthemum-
Ausstellung in Hannover. 5. Grosse deutsche Winter- Ausstellung im Februar 1900.
Inhal-t.
I. Abbildungen.
a) Tafeln.
(Die Zahlen bedeuten die Nummer der Tafel.)
Aechmea cylindrat" i 147.
Apfel „Andenken an Palandt" 1453.
Birne, Margareten 145-, „Triomphe de
Vienne" 1449.
Rorettt (Dabeocia) cantabrica 1450.
Catalpa hvbrida 1454.
Dabeocia cantabrica 1450.
Exochorda grandifiora Lindl. 1455.
Iris ensata Tliunberg var. pabularia Naudin
1452.
Ipomoea Perringiana Üammer nov. spec.
1446.
Margaretenbirne i4-"^7.
Pirus floribunda atrosanguinea 1448.
Richardia Pentlandii 1456.
Rubus deliciosus Torrey 145 1.
Zantedeschia, (Richardia) Pentlandii 1436.
b) Abbildungen im Text.
(Die Zahlen bedeuten die Seite.)
Acalypha Sanderi 276.
Acer lasicum 124, quinquelobum i23,
pseudolatanus stenopterum 121.
Adenophora Potanini 584
Aepfel, bespritzt und unbespritzt 656.
Amarantus quadricolor i32.
Austernfürmige Schildlaus 397.
Aspidiotus perniciosus 1 34, 395, ostreaeformis
154.
Aster, Mignon- 191, Triumph- 191.
Billbergia Hoelscheriana 287.
Bismarck in der Spälh'schen Baumschule
169.
Bohne, Busch-, Erfurter markige Fleisch-
29, gelbschotige Flageolet -Wachs- 28,
Stangen-, allerfrüheste, langschotige
„Zehnwochen" 632, hlauschotige Schlacht-
schwert- 535, Korbfüller -Wachs- 555.
Botanischer Garten, Plan des neuen zu
Berlin 44.
Buschbohne, ,, Verbesserte Kaiser Wilhelm
Riesen" 633.
Caltha palustris 63o.
Campanula mirabilis 192, persicifolia
grandiflora 633.
Gatasetum tridentatum 109.
Gitrus chinensis 484.
Ghrysanthemum carinatum Ghamaeleon
5^2, Hairy Wonder 573, 614, indicum
in der Fortschrittsbude 20, -Rost 626.
Goleus, grossblättriger Zwerg- 552.
Convolvulus tricolor compactus 635.
Gvcadeenhaus im Friedrich- Wilhelm-
'Garten zu Magdeburg 159.
Gyclamen „Papilio'' 634.
Gycnoches ventricosum 109.
Gypripedium Parishi 25.
Dekoration an der Treppe zum Weissen
Saal im Königlichen Schloss zu Berlin
240, 241, in der Kaiser Wilhelm - Ge-
dächtniskirche 568
Delphinium caucasicum 553, speciosum
var. glabratum 192.
Drillingsheizkessel ., Sonne" 325. [76.
Durchschnitt des„TemperateHouse" in Kew
Ehrenpforte zum Empfange Sr. Maj. des
Kaisers am Eingange der Königshüite 1 14.
Erbse, Markerbse „Nero" 61 3.
Erdbeer-Himbeere 27.
Eschscholtzia Douglasii 553.
Ethulia conyzoides i33.
Farn-Lianen, zwei rekonstruierte 119.
Fensterkästen 329.
Fortschrittsbude 19.
Fuchsia hybr. „Harlequin" 570, neue, „Frau
Marie Kittel" 570, triphylla 57O.
Ciraillardia grandiflora compacta 55 3.
Galanthus cilicicus Baker 298.
Gaziana hybr. Bianca, i34, Blondine, Nora,
Diana i32.
Gent, Ausstellung, Haupsaal 264, 267.
Genter-Ausstellung, Kalthausptianzen 353,
NeuhoUänder 352, Sanders Neuheiten 284.
Gerardia hybrida 553. [Victoria" 79.
Gloxinia hybrida crassifolia „Königin
Gurke, Rytow'sche Zimmer- 632, Treib-
,, Alabaster" 61 3.
638_
Sachverzeichnis.
Helianthus cucumerifolius „Orion" 554.
Heliotrop, Düngeversuche 261.
Herlzog's Erholungsgarten 408, 409.
Icerya Purchasii 404.
Incarvillea variabilis Potanin 222.
Ipomoea imperialis Prinzess i33, purpurea
violacea i33.
Jagdschloss in Stützerbach 60.
Kartoffel „Erfurter Goldkind" 632.
Lapageria rosea 101.
Lathyrus odoratus .,Cupido'', rosa mit
weiss 28.
Lepidendron und Farnbaume aus der
Steinkohlenflora 116.
Linden, Jean Jules 173.
Lobelia erinus pumila splendens 28, 78.
Manettia bicolor 214, bicolor zu Feslons
214.
Melone Galata i3o, Buyukdere, i3o,
Therapia i3o, Türkische Riesen i3o.
Mimulus gracilipes 554.
Myosotis alpestris stricta coelestina 70,
alpestris „Liebesstern" 612.
Xicotiana noctiflora i32, sylvestris i3o.
Obst-Versand-Fass 58i.
Oncidium ornithocephalum 109.
Orangenzweig mit der Schildlaus Icerya
Purchasii 434.
Ostheimer Weichsel, zurUckgeschnitten 107.
Papaver nudicaule 55^.
Petunia hybrida fi. pl. azaleaeflora 583.
Picea Omorica 177.
Pinus JeflTreyi 5i.
R. V. Pommer Esche f 449.
Primula capitata (cashmeriana^ alba 221,
chinensis var. stellata, Suttons Stern
primel 25o, floribunda grandiflora Isa
bellina 221, veris elatior coerulea 222.
Pseudo-San Jose'-Laus 396.
Radies „erste Nummer"632, „Eiszapfen "633.
Rapunzel „Goldherz" 634.
Renanthera Lowii 108, 109.
Riesen -Schneeglöckchen 298.
Rudbeckia bicolor superba 220
Salpiglossis variabilis superbissima 80.
Salvia splendens-Dünge-Versuche 211.
San Jose'-Schildlaus i33, 3q5.
Schildlaus, rote austernförmige. 397, 399.
Sphenophyllum cuneifolium, Blattvvirtel 114.
Steinkohlenflora der Orzescher Schichten
1 15.
Thunia alba Rchb. fil. 233.
Vasen im Kgl. Schlosse zu Berlin 3o5.
Vase, grosse im Kgl. Schloss zu Berlin Soy,
verzierte oder Krug im Kgl. Schloss 5o8,
zweihenkelig im Kgl. Schloss 509,
Verbesina virginica i32.
Verglasung mit Kupfer 77.
Viola tricolor maxima „Feenkönigin" 79,
cornuta Papilio 555.
Wageningen, holländische Reichs -Garten-
bauschule 46I.
Walter, Kgl. Hofgartendirektor f 334.
Wasserfall bei Stützerbach 61.
Weichselkirsche, Ostheimer, zurückge-
schnitten 107.
Zinnia spectabilis miniata i33.
Zwiebel, weisse Kartoff"el- 220.
2. Sachverzeichnis.
Aachen, Ausstellung 3ii, 5oi.
Aarsberetning fra Dansk Frökontrol 1895/97
391.
Abel, Friedr. 592.
Abies-Arten, russische 162, Abies Nord-
manniana mit weissem Triebe 3o,
Nordmanniana mit reifen Zapfen
Semenovii Fedtschenko 162.
Abraham, Medaille für 317.
Acacia hastulata 260, 279, sinuata, 260,
Acalypha Sanderi N. E. Brown 275,
Acer aureo marginatum 120, divergens
C. Koch 123, lasicum Schwerin 124,
pennsylvanicum 121, platanoides 122,
pseudoplatanus albo - variegatum 121,
quinquelobum C. Koch i23, rotundilobum
Schwerin 122.
Acrotriche ovalifolium R. Br. 279.
^97,
279.
527.
Adelobotrys scandens 5io.
Adenophora Potanini 584.
Adressbuch der Kunst- und HandelsgUrtner
Deutschlands 479, deutscher Tierzüchter
391.
Aechmea cylindrata Lindman 57.
Agave Gilberi 259.
Agaven, Elühen derselben an Seitentrieben
21 5, Blühen derselben an Seitentrieben.
Bemerkungen dazu 21 5.
Agavenpflanzen auf Kurazini 247.
Agathosma cerefolium 279, Ventenatiana
279, 419.
Ageratum Blue Perfection 190.
Akklim^tisationsbericht 493.
Almquist 336.
Alpenpflanzen in der Gartenkultur der
Tiefländer 644.
Sachverzeichnis.
^59
Altona-Othmarschen Ausstellung 3ii, 5oo.
Alvssum roNtatrum ii)0.
Amarantus hybridus Brillant mo, qua-
dricolor i3i.
Amaryllis 260.
Amerikanische Aepfel Sorten 4S7.
Amphiblemma cymosum 5 10.
Anatomie der Kapselfrüchte 480.
Aneimia fraxinifolia Ö23.
Angelonia granditlora alba 190.
Annuaire Gene'ral Horticole iö3.
Anthurium Veitchi 41S.
Antirrhinum majus grandiflorum 190.
Antwerpen, Ausstellung 1899 86, 197, 58g,
646.
Aotus gracillima 260.
Aepfel, amerikanische 639, i" ^^^^ Ver-
einigten Staaten 483, 517, „Adersleber
Calville" 2o3, „Andenken an Palandt'' 427,
Berner Rosenapfel 541, Dresslers 653,
„Hermannsapfel"65i, Neuervon Loebener
65 1, Apfelschorf 656.
Apfelbaum, chemische Bestandteile 365.
Apfelblütenstecher, Bekämpfung des, 473.
Aphitoxin 637.
Apparate für Garten- und Parkptiege 372.
Araucaria excelsa 92.
Artemisia argentea 490.
Artischocke von Modica 52.
Arum cornutum Hort. = Sauromatum
venosum Schott 147.
Ascherson, JubilVium 647.
Asparagus Sprengeri 34.
Asphodeline lutea 419.
Aspidiotus ostreaeformis3o9, perniciosus 394,
pyri Lichtenstein 399.
Astartea fascicularis 419.
Aster, Komet-, dunkelscharlach 190, Herbst-,
538, Damen- 190, Modell- 635, früheste
Markt- 190, grossbl. Zwerg Köniym- 584,
Johannistag- 19 [, Juwel- oder Ball- 22,
191, Mignon- 191, perennis grandi-
florus 74, Prinzess- 191, Riesen-Komet-,
22, Strahlen-, weiss und leuchtend rosa
22, Straussenteder- 191, Triumph- 191,
Vollendung oder Baum weiss, 22.
Atriplex halimoides 74.
Auktionen in der Post 35.
Aulacophyllum Lindeni 159, . Roezli i5q,
Skinneri i5g.
Ausflug mit Damen 336, der Ausschüsse
d. V. z. B. d. G. nach Sanssouci 475.
Ausstellungen und Kongresse 3i, 55, 86,
99, 127, 142, i56, i65, i83. 198, 224, 255,
279, 3io, 364, 392, 420, 448,477, 498, 533,
556, 589, 616, 645.
Babeck, C., Allg. Ehrenzeichen 109.
Babe'e, H., Städtischer Garteninspektor 200.
Bailey, Survival of the unlike iq5.
Bakterien in ihren Beziehungen zur
Gärtnerei 140.
Balsamine, verbesserte Camellien- 191.
Balsaminen, gelullte 43 1.
Baltet, Charles, Ritterkreuz des russischen
Annenordens 168.
Bardowicker Gemüse- und Sümereikulturen
407.
Barrenstein f 199.
Barton, A. f 5o3.
Basella cordifolia 73.
Baselt, F., Jubiläum 199.
Batemann, James f 32.
Bauer, C., verschwunden 3 12.
Buerenobst m Amerika 23f).
Begonia hybrida gigantea ti.pl. i9i,hybrida
gigantea „Mammuth" 80, 191, semper-
florens atropurpurea fol. aur. var. 191,
semperflorens „Zulukönig" 191.
Begonien, neue winterblühende 129.
Beissner, Ehrung 87.
Belgische Gärtnereien 431.
Belgische Privatgärten, Vortrag über, von
Hofgärtner Hoffmann 599.
Bepflanzung der Gewächshausmauern inner-
halb der Häuser 100.
Berberis-Arten, anatomische Merkmale 645.
Berge, Ernst 1 12.
Berichtigungen 448, 56o, 645. 656.
Bergmann fils, E., Ehrung 368.
Bericht über die Verhandlungen der Ver-
sammlung deutscher Pomologen in
Cassel 477.
Berkling, Obergärtner in Nürnberg 200.
Berlins Anlagen, der Kaiser über 36i.
Berlm und seine Arbeit 478.
Berlin, kleine Obstausstellung 590, 653
Berliner Privatgärten (Hauchecorne's) 294.
Berlin, grosse allgemeine Gartenbau-Aus-
stellung, Ueberschuss 209.
Berliner Winterausstellung 262, Winter
obstausstellung 99, 127, i56, i83.
Beschneiden der vom Pilz befallenen Kirsch-
bäume 107.
Bestäubung der Osterluzeiarten 420.
Bestäubung von Blumen durch Fleder-
mäuse 419.
Bertz, O., Hoflieferant 424.
Berzdorf, Leiter der Kölner „Flora" 504.
Beth t 592.
Bibliographical difficulties in Botany 197.
Bignonia (Hexacentris) mysorensis 90.
Bitibergia hybrida Hoelscheriana 286, 359.
Bindekunst, Musterblätter der 391, 558.
Blumenzwiebeln, Gewicht und Wert 590.
Biologische Station am kaiserl. Gesundheits-
amt 3o8, 648.
Birnen und Aepfel, vorzügliche, für Lieb-
haber 26.
Birne „Triomphe de Vienne" 201, Kleine
Margarethen 649.
Bismarck in der Späthschen Baumschule 169.
Blakea amabilis 5io, princeps 5io.
Blätterkohl, Winter- Pflück-, 74.
Blattorchideen 624.
Bleichsellerie, goldgelber mit rosa Schein 74.
Blumen-Arrangements, ein Wort zu den, 584.
Blumenkästen für Balkons 145, für Doppel-
fenster 229, 328.
Blumenkorso in Stuttgart 36 1.
Blumenpflege in den Schulen von Quedlin-
burg 304, in den Schulen 3o4, 3o5.
66o
Sachverzeichnis.
Blumenspenden am Sarge des Fürsten von
Bismarck 444.
Blumenzwiebeln, Gewicht und Wert 590.
Blumenstrauss, eingefrorener, 166.
Bluth, F., Vermeilmedaille 372.
Boelke f 647.
Bohne, Treibbohnen 204, gelbschotige
Flageolet- Wachs-Buschbohne mit weissen
Bohnen 28.
Bohne, W., f 280.
BollettinodelR.Ortobotanicodi Palermo 196.
Bonstedt, H., f 3i2.
Boretta (Dabeocia) cantabrica O. Kuntze 257.
Boronia elatiör 260, 419, fastigiata 260, 279,
heterophylla 260, 279.
Borsig-Stittung 5g 1.
Boston, aus 339.
Botanischer Garten, n., i. Berlin 2, 29, 35, 655.
Botanischer Garten, ausgestellte "Pflanzen
279,419.
Botanisches Museum in Berlin 3o5.
Botanischer Verein für die Provinz Branden-
burg 389, 419.
Botanische Wandtafeln von Kohl 217.
Bouche'^s 25 jähriges Dienstjubiläum 170.
Bouche, Ordensauszeichnungen 280.
Bougainvillaea glabra var. Sanderiana 43o.
Brachyotum confertum 5 10.
Bramstedt (Holstein), Gartenbau - Aus-
stellung 5oo.
Bredia hirsuta 5i i.
Brefeld, O., berufen nach Breslau 5o3.
Bremen, Ausstellung 3 10.
Brendel, Robert f 112.
Brischke, Leiter des kgl. botanischen Gartens
zu Thorn 592.
Brix, Ehrenmitglied des Berliner Gewerbe-
vereins 112.
Brodersens Vortrag G54.
Brooks t 536.
Budapest, ungarische Landes-Ausstellung
499, 534.
Buchholz t 647.
Buchner, Franz f 32, Berichtigung 87.
Buchner, Entdeckungen über die Gährung
ohne Hefe 5jj, 618.
Busch, J. t 5o3.
Buschbohne, verbesserte Kaiser Wilhelm-
Riesen 634.
Busse, Obergärtner in Köstritz 367.
Buttmann f 591.
Büxenstein, Ordensauszeichnung 368.
Cactus-Dahlien 582.
Gactus-Dahlien-Neuheiten, englische 626.
Caltha palustris. Treiben derselben 629.
Gampanula Bolckiniana 446, mirabilis 102,
persicifolia grandiflora 634, pyramidalis
alba 192, pyramidalis compacta 192.
Canada, Einfuhrverbot 195.
Canna als Topfpflanze im Zimmer 417.
Gartuyvels, J., Offizierskreuz des belgischen
Leopold-Ordens 168.
Catalogue of fruits f. d. Ver. Staaten i65.
Catalpa hybrida 481
Cattleya Arten 3oi, 3o2.
Cattleya Mossiae-Abnrten 137, i63, 219.
Cattleya Warscewiczii gigantea 526.
Centradenia divaricata 5 12, floribunda 5 12,
grandifolia 5i2, inaequilateralis 5 12,
ovata 5 12.
Centronia haemantha Triana5i2.
Ceratozamia fuscata 161, longitolia 161,
rnexicana 161, robusta 161.
Chämaecyparis Lawsoniana 540.
Champignons, kranke 256.
Champignonzucht als landwirtschaftlicher
Nebenbetrieb 543.
Chariottenburg, Ausstellung 198, 255.
Chemie, Sur les applications de la Chimie
a rhorticulture 197.
Chemnitz , Chrysanthemum - Ausstellung
5oi, 557.
Chrysanthemum, - Gesellschaft , Deutsche,
Bildung 588, Ausstellung Lille 477,
London 179, Düngung und Bewässerung
491, Blattrost 492, carinatum Chamaeleon
552, carinatum plenissimum fol. aureis 22,
Hairy Wonder 5/3, 61 5, Kultur indicum
„Afsne'" 106, indicum, Liste der besten
182, Rost (Puccinia Hieracii) 625, G. J.
Warren 78, maximum filiferum 193,
maximum Triumph 193.
Cineraria hybrida foliis variegatis 635, hv-
brida plenissima azurea iq3, hvbrida
plenissima kermesina 193.
Citrus chinensis 483.
Clematis coccinea hybrida 193.
Clerodendron 419.
Cochet, Ph. t 5o2.
Coelogyne asperata 3o2.
Cohn, Ferd., Dankschreiben 110, f 3Ö4,
Nachruf 545.
Colchicum aus Mersina 34.
Coleus, neuer grossblättriger Zwerg- 552.
Conostegia speciosa 5i2, superba 5i3.
Convolvulus tricolor compactus 635.
Correa speciosa 279.
Coriaria nepalensis Wallich 53.
Crataegus coccinea L., der Scharlachdorn
als Wildfutter 29.
Cioton B. Comte 44G.
Cuphea miniata compacta 193.
Cycadeen im Friedrich-Wilhelm-Garten zu
Magdeburg 07.
Cycas Bellefonti 160, circinalis 160, med'a
160, neocaledonica 160, revoluta 160,
siamensis 1 60, tonkinensis 1 6o,Thouarsi 1 60.
Cyclamen „Papilio" 634, "^'0'"^ Schleuel 597,
de Langhe-Vervaenes „Papilio" 634.
Cymbidium-Arten 3oi.
Cypripediuminsignevar.65o,ParishiRchb.23.
Czeh, Landes-Oekonomierat 256.
I>ahliavariabilismultiflora,,Etoiledefeu"i93
Dahlien-Ausstellung, Programm 421.
Dahlien -Gesellschaft 142, Bestimmungen
über die Erteilung des Wertzeugnisses 420.
Dahlien, neue, von Kohlmannslehner
& Schwenke 541, 582, Cactus-, und
Zonale Pelargonien 6 ig, neue von H. Reid
621, neue von E. Crass 541.
Sachverzeichnis.
66 1
Dalitzsch-Pflanzenbuch iii.
Dammsmühle 400.
Darmstadt, Dendrologische Ausstellung 198,
423, Versammlung der Deutschen dendro -
logischen Gesellschaft 5oo.
Datura suaveolens 652.
Davies, H., Leiter der RegierungsgUrten in
Allahabad 536.
Deckschutzversuche 63-.
Deegen, Max f 56.
Degenhardt, Jubiläum 224, 255.
Deistel, J.. Kamerun 255.
Dekorationen, 8t, im Savoy-Hotel u. _ im
Hotel Bristol 33 1, am Geburtstage seiner
Majestät des Kaisers 94, der Festräume
des Königlichen Schlosses zu Berlin 238,
der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche bie
der Bismarck-Trauerfeier 474, zurTrauer-
feier des Herrn v. Pommer Esche 5 16,
bei der Gedenkfeier für Theodor Fontane
547, preisgekrönte 556, in der Kaiser
Wilhelm - Gedächtniskirche bei der |
Fritschefeier 568, der Preussischen Boden-
kredit-Aktienbank zu Berlin 277.
Delbrück, Geh. Reg.-Rat 199.
Delphinium caucasicum 552, speciosum
var. glabratum 192, speciosum tricho-
carpum 553.
Del Tabacco, von Comes _i79.
Demmler, Adolph, 89. Geburtstag 144.
Dendrobium coeleste Loher 357.
Denkschrift über Hebung des Obstbaues 480,
über die San Jose'-Laus iq5.
Deutsche dendrologische Gesellschaft 363.
Diaspis Amygdali 639, fallan 399.
Dictionnaire Iconographique des-Orchide'es
3qi.
Diedler, M , Gartentechniker in Breslau 256.
Diervilla sessilifolia Buckl 357.
Dimorfismo del Ranunculus Ficaria 479.
Dioon edule 161.
Dissotis grandiflora 5i3, princeps Triana 5i3.
Doberaner Borsdorfer Reinette 34.
Doebener, H. G., Direktor des Palmen-
gartens in Leipzig 368.
Drawiel, A., 80. Geburtstag 480.
Dresden, grosse Ausstellung der deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft 422.
Drillingsheizkessel „Sonne" 324.
Dünger, komprimierter, künstlicher 389.
Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi und
Winterkohl 436, bei Topfpflanzen mit
Nährsalzlösung 210.
Eberling, L. f 5o3.
Eckernförde, Obst- und Gartenbau-Aus-
stellung 5oo.
Eggerts Geschäft mit Zwiebeln und Knollen-
gewächsen in Jaffa 223.
Eibe, die 479.
Eisenacher dritter Lehrgang tür Wander-
lehrer 278.
Eleusine coracana 52.
Encke, Garteninspektor 32.
Engel, Hoflieferant 591.
Engler, Syllabus der Pflanzenfamilien 390.
Englische Gärten 654.
Entwicklung und Bau der Blutenknospen
unsererObstbäume undObststräucher 209.
Epidendrum cristatum Lindl. 472, miserri-
mum Lindl. 472, radicans 490. radico-
vitellinum 357, StanhopeanumKränzl 472.
Epilaelia radico-purpurata 490.
Erbse, Markerbse Daisy 74, ALirkerbse
Erdbeer-Himbeere 27. " [„Nero'' 612.
Erdbeeren in Amerika 239.
Erfrieren der Pflanzen, Untersuchunge r
über das i65.
Erfurter markige Fleisch-Buschbohne 29.
Eriopsis Helenae 526.
Eriostemon buxifolius 419, scaber 279.
Escallonia Langleyensis 446.
Eriostemum myoporoides 260, 279.
Eschscholtzia Douglasii 553.
Ethulia canyzoides 134.
Eucalyptus globulus 539.
Eucep'halartus-Arten 161.
Eucharis, het Geslacht 141.
Exochorda Alberti 186, grandiflora 186,537.
Fachschule für Gärtner in Berlin 55, 3o8,
Stundenplan 497, abgeänderter 532.
Farbige Tafeln zu Kafjlogen 3o.
Fasbenders Dekoration bei der Gedächtnis-
feier für Theodor Fontane 547.
Fensterkästen 229, 328.
Fintelmann, A., Jubiläum 317, Medaille 327.
Fmtelmann, Gustav, Kgl. Hofgartendirektor
368.
Fleischer, M., vortragender Rat im
Ministerium für Landw. etc. 224.
Pleuren, allg. Ehrenzeichen 647.
Flora Chinas, Dr. Diels 91, 463.
Florilegium Harlemense 3o8.
Forch, Ehrung 647.
Förstner, Gustav, Gartenbaumeister 112.
Franke, Theodor 112.
Frankfurt a. Main, Rosenausstellung 279.
3i I, 364, 423, Dauerwaren-Ausstellung 616.
Freund, Herm. t 5o2.
Freundlich, Karl Aug. f 5o2.
Freystadt (Schlesien/, Obst- u. Gartenbau-
Ausstellung 5oi.
Friedrich, Obstbauwanderlehrer bei der
königl. Landwirtschafts-Gesellschaft in
Hannover 592.
Frühlingseinzug des Jahres 1895 in Cur-,
Liv- und Estland 141.
Fuchsia hybrida, Düngeversuche 210, „Graf
Otto" 90, „Marktsieg" 259, neue „Frau
Marie Kittel" 569, „Trailirig Queen'' 3:5.
Fusiciadium dentriticum 656.
Gähl, Leiter der Schlossgärtnerei Frieden-
thal-Giesmanndorf 592.
Gärtner Lehransta t zu Potsdam, Jubiläum
49, Reorganisation 55, 337, 378, Beschlüsse
der Ausschüsse 128, des Vereins 204, 209,
Programm zur Reorganisation 3 18, Kon-
ferenz darüber 337, Verlegung nach
Dahlem 7, i3, 600.
662
Sachverzeichnis.
Gaillardia grandiflora compacta 353.
Galanthus Cilicicus Baker io5, 2Q7, 598.
Galax aphylla L. 147.
Gartenbau- Abteilung an der Reichs-Hoch-
schule in Wageningen, Holland 71, 461.
Gartenbaugesellschaft zu Frankfurt a. M.,
Bericht 363.
Gartenbauschule für Damen 197, 533.
Gartenbau-Verein Landsberg-Warthe 166.
Gartenbguschulen. Soll an ihnen die
praktische Arbeit beibehalten werden? 5.
Gärtnerkalender, allgemeiner deutscher iii.
Gärtners Schule und Praxis in.
Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark, Beratung
über die Reorganisation 204, in Potsdam,
Notwendigkeit eines Muttergartens 600,
Verlegung der Königlichen 7, i3.
Gärtnerei, neue, der Stadt Paris io3.
Gärtnerlehranstalt zu Köstritz 197.
Gartenbau-Verein zu Lübeck, Bericht 197,
zu Siolp, Bericht 197.
Gartenkalender, deutscher iii, 53o.
Gartenwelt 254.
G:izania hybrida Blondine i3i, Diana i3i,
Bianca i34, Nora i3i.
Gedächtnisfeier für Herrn von Pommer
Esche 449, für den Fürsten Bismarck 586.
Geest, van den f 5o2.
Geisenheimer Lehranstalt, Bericht 16)7,
Festschrift 197.
Gemüse-Neuheiten 555.
Gent, Ausstellung 3i, 86, 142, 166, 224, 225,
261, 264, 265, 279, 281, 35o.
Genter Ausstellung, Araceae (Aro'deae) 281,
Azaleen 35o, Blattpflanzen 281, Bromelia-
ceen 282, gemischte Gruppen 283, Kannen-
pflanzen 283, Kletter- und Ampelpflanzen
283, Neuheiten 265, Neuholländer 35o,
Orchideen 267, Palmen, Cycadeen und
Farne 282, Sanders Neuheiten 285.
Gentiana acaulis 307.
Georginen, neue 619.
Geranium grandiflorum 554.
Gerardia hybrida 553, 554.
Gespinnstmotten 638.
Gesundheitsamt, land- und forstw. biolog.
Abteiig 3o8, 643.
Getreiderost, Ergebnisse der schwedischen
Untersuchungen über 1(17.
Gewächshäuser in Kew 7:).
Gewerbliche Angelegenheiten 53 1, 559 ^90.
Gewicht und Wert von Blumenzwiebeln 590.
Gibelli f 5o5.
Glatteis auf Gehölzen 585.
Gloxinia hybrida crassifolia ,,Königin
Victoria"' 80.
Glücksburg, Gartenbau-Ausstellung 5oo.
Glückstadt, Obst- und Gartenbau-Ausstellung
262, 3 II.
Glycine chinensis 2o3.
Gnidia carinata 260, 279.
Godesberg a. Rh., Ausstellung 3 11, 5oi,
Gartenbau- Ausstellung 534.
Godetia gloriosa 43i.
Göbel, Fr., Hofgarteninspektor 32, Russischer
Stanislausorden IIL Kl. 200.
Göbel, C. E., Prof., Reise nach Australien
5o2.
Goeller, Badfondsgärtner in Badenweiler 535.
Göschke, F., Gartenbaudirektor 424.
Goeschke, Gottlieb f 591.
Goethe, Wertzeugnis 87.
Goethe, R., Landes-Oekonomierat 256.
Götze, Expedition nach dem Nvassa-Ge-
biet 480.
Gotha, Ausstellung 3i 1, 364. Jahresversamm-
lung d.\'ereins deutscher Rosen freunde5oo
Gräbner, Denkmal 647.
Grassamenbau, Hebung d. deutschen 478.
Gravesia guttata Triana 5i3.
Greiss, J., Allgemeines Ehrenzeichen 424.
Griechenland, Verbot d. Pflanzeneinfuhr 189.
Griffan, C., Ritterkreuz des belgischen
Leopold- Ordens 168.
Gruhle, OrJensauszeichnung 535.
Grünenthal, Obstplantagenbesitzer 5o2.
Gruschka, A., Obergärtner 5o2.
Gürtler, E., Obstbautechniker 504.
Grussdorf, Hei mann, Gartenbaudirektor 144.
llaagström, A. f 424.
Habermann, Jubiläum 480.
Haertel, Leiter des Obsibauinstituts der
Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur 535.
Halle a. S., Hauptversammlung d. Verb. d.
Handelsgärmer Deutschlands 423.
Halm, W. f 200.
Hamburg, Chrvsanthemum-Ausstellung foi,
589, 616.
Hampel, W. f 344.
Hannover, Ausstellung 142, i65, 3ii, 432,
498, 534, 55-j, 589, 616, 647, Obstmarkt
5oi, 534.
Harburg a. E.. Ausstellung 3ii, 5oi.
Hardenbergia monophylla 4i().
Hartless, A. C., nach Kalkutta berufen 536.
Harzer Knorpelkirsche 430.
Hauchecornes Garten 294, Vermeil-
medaille 372, 70. Geburtstag 480.
Hauser, J. f 56.
Hebung des Obstbaues i25, des deutschen
Grassamenbaues 478.
Heizungen, Wsrmw^asser, 143.
Helenium Bigelowii 221.
Helflt, E., Ordensauszeichnung 280.
Helianthus cucumerifolius „Orion" 554,
cucumerifolius „Strahlensonne" 635,
Maximiliana 23.
Heliopsis Pitcheriana 221.
Heliotrop, Düngeversuche 210.
Herbarium Siculum 420.
Herrenhausen 345.
Hertzog, Erholungsgarten 407.
Heterocentrum roseum 514.
Heterotrichum macrodon 514, patens 514.
Heydecker, Garteninspektor des Tiergartens
zu Königsberg i. Pr. 592.
Himbeere, rote remontierende ,. Immer-
tragende vom Feldbrunnen" i65.
Hinderlich, Leiter der Gärtnerei des Grafen
V. Tiele-Winckler 592.
Hintze, Gh. F. f 535.
Sachverzeichnis.
66s
Hochschulfrage 66.
Hoeppner, Assistent nn der önologischen
Versuchsstation zu Geiscnheim 648.
Hoffmann, J. f 253, M., Kronenorden
IV. Kl. 280, Ehrengeschenk 535.
Holtz, Allgemeines Ehrenzeichen 368, W.,
Obstbautechniker 5o3.
Hol/bildung auf Kosten des Rescrve-
materials der Pflanzen 479.
Holzkohlen, sind sie Düngemittel? 3i.
Hortus Orientalis 129.
Hotop, Obstbauwanderlehrer für den Ober
taunuskreis 648.
V. Hügel, Freiherr, Denkmalerrichtung 424.
van Hülle, Hubert, Offizier des belgischen
Leopold Ordens 168.
Humboldthain in Berlin 3cü.
Hve-Levsen, Ritterkreuz des belgischen
Leopold-Ordens 168.
Ibach, C. L. f 3i2.
Icerya Purchasi 433, 456.
Illing, Gartentechniker in Posen 647.
Illinois, University of, Agricultural Ex-
periment Stallen 480.
Incarvillea variabilis Potanin 222.
Index seminum in hortis Musei Parisiensis
1897 collectorum 479.
Internationales Gartenbaubuch 6[5.
Iris ensata Thunberg var. pabularia
Naudin 369, sibirica als Futterptianze 489.
Ipomoea imperialis Prinzess 1 34, Perringiana
Dammer nov. spec. i, purpurea ti. violacca
pl. 134.
Irländische Heide 2^7.
Ixanthus viscosus 41 q.
Jacques, C., Inspektor der städtischen
Anlagen in Lütiich 536.
Jänich t 367.
Jaenicke j 112.
Jagdschloss zu Stutzerbach 60.
Jahresbeitrag 200.
Jahresbericht des deutschen Gärtnervereins
in London 85, des Gartenbauvereins zu
Potsdam i-|2, der Landwirtschaftlichen
Versuchsstation zu Bonn 406, des
Gartenbauvereins für Neuvorpommern-
und Rügen 408.
Jap.inische Pflaumen, botanischer Name? 648
Jancke, C. f 200.
Jawer, Theodor, Gartenbaudirektor 112.
Jensen, A., Stadtgärtner in Oberhausen 424.
Jenssen, Obergärtner 592.
Jettinger, pensionirt 535.
Journal de la societe' nationale d'horticulture
de France 141.
KafFee-Kultur 290,
Kägeler, A. f 424.
Kaiser, der, und Berlins Anhgen 3'")i.
Kaiserbowle, EinAveihung 336.
Kaiser Wilhelm- und Augusta-Stiftung 209.
Kakao-Kultur 291.
Kakteenfreunde, Verein der 85.
Kammergerichtsgebäude. Garten 529.
Kappflanzen aus dem botanischen Garten
260, 3i5.
Karotte, Amsterdamer halblange Treib- 74.
Karsten, Professor 368.
KartofTel ,, Erfurter Goldkind'- 63 1.
Kartoffclzwiebel, weisse 220.
Keiler, Ordensauszeichnung 592.
Keller Sohn, Darmstadt, 100 jähriges F^e-
stehen 504.
Kerner von Marilaun, A. f 367.
KeAV, Royal Garden i65.
Kieler Gärten lür das Volk 3o.
Kilb, P\, Kreis Obstgärtner in Wetzlar 3 12.
Kindermann, O., in den Ruhestand 368,
Ordensauszeichnung 591.
Kirchhoff, 70. Geburtstag 3ii.
Kittel 569.
Klars Diorama von Victoria , Bezirk
Kamerun iio.
Klebs, G., berufen nach Würzburg 504.
Kleinere Mitteilungen 29, 53, 81, 106, 04,
i63, 193, 223, 25'i, 3o2, 336,389, 415,447,
472, 490, 527, 555., 584, 636.
Klettergurke, frühe von Formosa 52.
Kluwe, Allgemeines Ehrenzeichen 168.
Knaut t 479.
Koch. H., Anstaltsg'irtner zu Geisenheim
a. Rh. 5o2.
Koch, E., yo. Geburtstag 5o3.
Koernicke, Geh. Reg.-Rat 224.
Kühler, Fr. E., Medaille 5o2.
Kohlrabi, Düngeversuche 436.
Kolb, Max. 40)ähriges Dienst jubililum 168, u)Q.
Kolb, Wirklicher Rat 592.
Köln, General-Versammlung des Vereins
deutscher Gartenkünstler 423.
Kongress der Gärtner der Länder der
böhmischen Krone 641.
Kopfsalat, Erstling 73, Hampels verbesserter
gelber Treib- W. K. 635.
Körner, F., Preis deutsch. GartenkUnstler 279.
Krankenkasse für deutsche Gärtner 640.
Kränze für Fürst Bismarck, Nachtrag 475.
Kraus, G., Direktor des botanischen Gartens
in Halle 504.
Krautinger, Ernst, jun t 32.
Krupbonne Lima, Wunder von St. Gio-
vanni 52.
Kube, Stadtgarteninspektor in Posen 256.
Kubski, allg. Ehrenzeichen 648.
Küchler, L. t 504.
Kuhlmann, F., Allgemeine Ehrenzeichen 56.
Kühn, W., Stadtgärtner in Kulmbach 3 12.
Kulturanweisung für Gemüse , Blumen,
Feldfrüchte 61 5.
Kulturarbeiten der Regierung in West
Usambara 555.
Kulturstation Kwai in West-Usambara 248.
Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika 246,
274, 3oo, 349, auf den Rieselleldern mi
Jahre 1897 21, 52, 73, mit heteröcischen
Rostpilzen 480.
Künsthche Düngung auf wissenschaftlicher
Grundlage 142.
Kuphaldt, Stanislaus-Orden 112.
664
Sachverzeichnis.
Kursus über Untersuchung und Behandlung
der Obstweine 84.
Kurzmann, Ordensauszeichnung 335.
Ija Mortola 479.
Lgckner, C, silberne Hochzeit 5o3. 533.
LaeHa purpurata 490, Laelio - Cattleya
Broomeana 527.
Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in
Berlin im Jahre 18Q7 36i.
Land- und forstwirtschaftlich biologische
Abteilung des Kais. Gesundheitsamtes 643.
Landsberg a. W., Gartenbauverein 641.
Landschaftsgärtner, der 478.
Lange, Möschkes Nachfolger in Oranien-
burg 504.
Länger Reinhold, Allg. Ehrenzeichen 480.
Lantz, P. t 5o3.
Lapageria rosea 33, 53, 100, i38.
Lathyrus odoratus ,,Cupido", rosa mit
weiss 27, 221.
Laubert, Assistent an der pflanzenphys.
Versuchsstation in Geisenheim 648.
Lavatera arborea 339.
Lavoisiera pulcherrima 314.
Leguminous root tubercles, results of Ex-
periments 3qi.
Leipzig, Gärtnertag 423.
Lemke, R. f i99-
Levkoye, grosbblumige Pvramiden-Sommer-
193, Winter- 192, Somimer , weisse Perle2i.
Liebl, Jubiläum 591.
Liegnitz, Ausstellung 3i, 53, 98.
Lille, Chrysanthemum-Ausstellung 477.
Linaria reticulata 43 1.
Linden, Jean Jules f 87, 171, Aufruf zu
einem Denkmal 299.
Lindenia 3oi.
Lissochilus Graefii 260.
Litteratur 82, iii, i39, 164, 19^, 217, 254
3o8, 3G5, 478, 496, 53o, 558, 587,615,643.
Lobelia erinus pumila splendens 78, 27.
London, Chrysanthemum - Ausstellungs-
Bericht 179.
Longe'vite' des Graines i65.
Louisville K., First Report of Park and
Outdoor Gardening Association 3o8.
Lonicera brachvpoda fol. aureoreticulatis4go.
Luddemannia Sanderiana 526.
Luja in den Kongostaat gereist 536.
Lücke verliess seine Stehe 591.
Llidde t 648.
Luke, P., Verwalter in Sanssouci 200.
Luisendenkmal im Thiergartenzu Berlin 193.
Lupinus 23.
Lyon, Kongress französischer Rosen-
zLichter 423.
Macrozamia corallipes 161, spiralis 161.
Magdeburg, Ausstellung 3ii, 392, 5oo, 556.
Maiblumenzüchter, Versammlung der Ver-
einigung deutscher 4r)8.
Maiblumen Eis - Treibkeim- Prozess 195,
Uebersommern der Maiblumenkeime und
deren Rentabilität 608.
Melianthus major 252.
Mon;lia,Ueberwinterungszustand der Kirsch
baum-Monilia 06.
Malcolmia littorea 221.
Manettia bicolor 214, 623.
Margarethen-Birne, kleine 649.
Masch, K., Hampels Nachfolger in Koppitz
5o2.
Maschmeyer, allgem. Ehrenzeichen 535.
C. Mathieu, 70. Geburtstag 648.
Matricaria eximia corymbosa ti. pL, Schnee-
ball 612.
Mathson, Albert f 144.
May, E., Preis deutscher Gartenkünstler
279-.
MediniUa Cummgii Vidal 5i3, Curtisii 5i:>,
eximia 5i5, magnihca 5i5, Sieboldiana
5i5, speciosa 5i5, Teyssmannii 5i6.
Melastoma candidum 548.
Melastomaceen, die wertvollsten in Kultur
befindlichen Arten 5o6, 548, 571.
Melica ciliata alba 222.
Melone Buyukdere i3i, Galata 129, The-
rapia i3i, türkische Riesen 120.
Meriana longitolia 548.
Mesch, H., Leiter der Gräflich Schaffgotsch-
schen Anlagen in Koppitz 424.
Melternich, H., Obstbautechniker f. d. Kreis
Büdingen (Oberhessen) 3 12.
Metz, L. R. t 616, Nachruf 619.
Meyer, Stadtrat f 368.
Metamorphose der Pflanzen im Lichte
paläontologischer Thatsachen 470.
Metzinghaus, W. f 504.
Miconia magnifica 548, metallica 548, spec-
tanda 54S, staminea 549, vittata 541).
Miltonia-Kultur 25 1.
Miltonia vexillaria var. diversae 3oi, 3o2.
Mimulus gracilipes 554.
Monilia-Krankheit 47, 217,430, Bekämpfung
617.
Monochaetum hirtum :>^g, quadrangulare 549.
Monolena primulaeflora 54().
Morris, D. B., Kommissar für Landwirt-
schaft für Westindien 536.
Mühle, W., Geschäftsnotiz 280.
Mührer, F., Schlossgärtner zu Roskow
(Mark) 256.
V. Müller, Ferd., Denkmal, Aufruf dazu 216,
Grabdenkmal 209.
Müller, B., verzogen nach Heidenau 255.
Müller, H., Aufgabe der Stellung als Ge-
schäftsführer des Verbandes der Handels-
gärtner 256.
München, Ausstellung 56, 166, 3ii, 5oo.
Musterblätter der Bindekunst 558.
Myosotis alpestris stricta coelestina 79,
var. stricta 3i5, ,, Liebesstern'' 612.
Xadelhölzer, winterharte Arten 82.
Nepenthes 391, -Kanne mit Maiglöckchen
147, -Kultur 624.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen 27, 53,
78, io5, 129, 162, 190, 219, 249, 275, 3oi,
357, 41 -S 446, 472, 489," -^26, 35 1, 582,
612, 63i.
Sachverzeichnis.
(565
Neuheiten von Dammann & Co , San
Giovanni a Teduccio, Neapel 129, von
J. Döppleb, Erfurt 583, von Martin
Grashotl', Quedlinburg 635, von Haage
& Schmidt, Erfurt iqo, 220, 552, 584,
von F. C. Heinemann, Erfurt 78, von
Kohlmannslehnerc& Schwenke 541, Köhler
& Rudel 53<i, von J. C. Schmidt, Erfurt
27, 63o, von C. Platz & Sohn, Erfurt 612,
von G. Reid 596.
Neuholliinder aus dem botanischen Garten
260, 3! 5.
Neumann, Stadtglirtner in Bromherg 255.
Nevermann.F., Geschäftsführer d. Verbandes
d. Handelsgärtner 256.
Nicotiana noctiflora i3i, sylvestris i3i.
Nietner, Hofgärtner zu Babelsberg 5o3, 591.
Nizza, Gartenbauausstellung 3 10.
Nohl, Eberlings Nachfolger anf Insel
Mainau 5o3.
Noll, Professor in Bonn 280.
Nose trat in den Ruhestand 256.
Obergärtner-PrUfung in der kgl. Gärtner-
Lehranstalt zu Wildpark 642.
Obst, Handel mit 566.
Obst- und Gartenbau in Monrepos 365.
Obstbau, Lehrgang tür, in Fiiedberg 84,
Lehrbuch des 643, Denkschrift über
Hebung des 480, in den Vereinigten
Staaten 239, 485, 517, Bedeutung des 558,
einträglicher in Verbindung mit ratio-
nellem Grasbau 139, Hebung des i25.
Gbstverkauf, Vermittlungsstelle für die
Provinz Brandenburg 494.
Obstausstellunij, kleine 543, 592, 616, 653,
in Wernigerode 35.
Obstbaumpflege 304.
Obstbauverein f. d. Königreich Böhmen 588.
Obstgärten, Anlage von, tür Private 134.
Obstgärtner in Magdeburg 54.
Obstsorten-Verzeichnis 53 1.
Obst- und Gemüse- Verwertungskurse in
Cassel 362.
Obst-Versandfässer 58o.
Obstvervvertung in Stettin, Centralstelle 41 5.
Odontoglossum- Arten 3oi, 3o2, grande 33.
Oeynhausen, Obst-Ausstellung 5oo.
Oldenburg i. Gr., Landesausstellung 5oi.
Omorika-Fichte 176.
Oncidium sarcodes var. punctulatum 3oi.
Oppeln, Ausstellung 448, 5oo, 523.
Orangen Schildlaus 433.
Oranienburg, Gärtnerlehranstalt, Bericht223.
Orchideen-Diebstahl 418.
Orchideen für den Schnitt 417, 447, 472.
Osbeckia chinensis 55o, stellata 55o.
Otanthera rubro-limbata 55o.
Oihmarschen, Gartenbauausstellung 606.
Palmenhaus, Herrenhausen b. Hannover 34(').
Palmenzucht und Palmenpflege 139.
Papaver nudicaule sulphureum 55-|.
Papageitulpen 359.
Paris, Kongress 86
Pariser Baumpflanzung 41 1 , .lardin des
Plantes 459. Weltausstellung 93, 423.
Passiflora violacea 541, Raddiana 623.
Pelargonien, Düngeversuche 210, englische,
kurze Kulturanleitung 348, englische, Mon-
corps Methode der Vermehrung 340, gross-
blumige 319, grössblumige und daran sich
knüpfende Erinnerungen 574, Zonale 610.
Pelargonium Bantam 260, hybr. grandi
tlorum nanum, Vermehrung durch Steck-
linge 32 3, ovale 260, 27c), 41g.
Pentstemongentianoides, L)üngeversuche2io,
Hartwe^i (gentianoides) i36.
Personalien 32, 56, 87, 112, 144 168, 199,
224, 255, 280, 3 II, 366, 392, 424,448,480,
5o2, 534, 559, 591, 616, 647.
Petersburg, Ausstellung 27(), 365, 423, 488,
5 DJ, 589, 616, 646.
Petersilie, Riesen von Eboli 53.
Petition betreflisnd verschärften Vogel-
schutz 473.
Petunia hybrida azaleaeflora alba 583, hv-
brida azaleaeflora „die Braut" 584, hy-
brida Schneeball 23, hybrida grandiflora
superbissima ,, Venus" 27.
Pfeffer- Pflanzenphvsiologie 365.
Pfeiffer, Leiter der Gärtnerei auf Mallmitz
367, t 592.^
Pffrsich ,,Jessie Kerr'- 473, -Sorten aus dem
Garten des Geh. Kommerzienrat Veit 542.
Pfirsiche in Amerika 386.
Pfitzers Georginen 596, Wohnhaus 528.
Pflanze, die, von F. Cohn 164.
Pflanzenemfuhr aus Amerik-t, Erleichte-
rungen 235.
Pflanzenbuch, von M. Dalitzsch iii.
Pflanzenkrankheiten, Verhütung der Ein-
fchleppung von, in Australien 423.
Pflanzenkübel mit einer Latteneinlage 145.
Pflanzenschmuck im Königlich. Schloss am
Krönungs- und Ordensfeste 1898 58.
Pflanzenphysiologie \on W. Pfeffer 365.
Pflanzenschutzstation in Hamburg 416.
Pflanzenuntersuchungen 253.
Pflaume Bonne de Brie 43 1.
Phalaenopsis amabilis, befruchtet mit Onci
dium Papilio 624.
Philipps J., Ruhestand 536.
Phyllagathis rotundifolia 55o.
Phyllocactus Ackermanni 419.
Physalis Francheti 23.
Phytoptus vitis 416.
Picea Omorica Panc. 176.
Pinus Jeff'reyi Murr 5i. 89.
Pimelea Preissii 419, rosa 41g.
Pinus monspeliensis 146.
Pirus floribunda Voss 194.
Pitcairnia corallina 252.
Plantz, L., allgemeines Ehrenzeichen 3 12.
Polygonum Baldschuanicum 29, i38 capi-
tatum 23.
Polyporus squamosus 429.
v. Pommer Esche f 425, Trauerkund-
gebung 480.
Pontische Ahorne, zwei 120.
Potonie', Henry, Bezirksgeologe 168.
666
Sachverzeichnis.
Potsdam, Ausstellung 533.
Potsdamer Gartenbauverein 55, Stiftungs-
fest 6i5.
Prag, Gartenbau- Ausstellung 5oo.
Präger botanische Universitlits Glirten 586.
Preisausschreiben betr. schädliche Insekten
i63, 194.
Preisverzeichnisse 86, 143, 167, 366,423,477,
5oi, 535, 559, 590, 646.
Primeln, Frühlings-, 358.
Primula capitata (cashmeriana) alba 221,
chinensis var. stellata, Suttons Stern-
primel 249, fioribunda grandiflora isabel-
liana 221, obconica grandiflora hybrida
222, officinalis grandiflora 2o3, veriselatior
coerulea 222.
Protestversqmmlung der deutschen Gärtner-
gehilfen 254.
Prüfung von Obstweinen in Dresden 253.
Pseudo-San Jose'-Schildlaus 399.
Puccinia Hieracii 625.
Pyrus (Malus'; floribunda Sieb. 145.
Quercus sessiiiflora var. laciniata 3o.
Rad ies ,, Erste Nummer" 63 1,,, Eiszapfen" 63 3.
Radike f 55q.
Raoul zurückgekommen 56.
Rapunzel ,,Goldherz" 634.
Rathke f 56.
Raupenplage 636.
Rebkrankheiten 3o8.
Regenfall 636.
Rehder, A., nach Nordamerika gereist 256.
Reimers, Jubiläum 367.
Reichenbachia, Tafeln 53 1.
Reinwardtia (Linum) trigyna 90.
Reiseerlebnisse und sonstige Eindrücke in
West- Afrika von Morris 288.
Renanthera Lowii, verschiedene Blüten
davon 108.
Report of the State Board of Agriculture
on the work of Extermination of the
Gipsy Moth. Boston. 141.
Reseda odorata Flametta 22, odorata Rubin
222, odorata Victoria pumila compicta 22.
Restaurierte vorweltliche Pflanzen als
Dekorationsmittel 11 3.
Revision der Gattung Anthurium Schott. 558.
Revue de Thorticulture beige et etrangere 53 1 .
Rheinische Gärten 496.
Rhododendron mucronulatum Türe. 147.
Rhynchanthera grandiflora 55o.
Riecherbsen, niedrige 106. „Cupido" i38.
Riss, O., Jubiläum 199.
Röhr, Garteninspektor 368.
Rosa rubrifolia 528, rugosa Regeliana 528,
turbinata 81.
Rosenberg, Hofgärtner auf Babelsberg 536,
irrtümlich gemeldet siehe 591.
Rose Balduin, neue Theehybrid- 55i,neue
von Peter Lambert 415. '
Rosen, deutsche im Auslande 36o, Goedeckes
Kulturmethode 65o, Schlegels Topf- 596,
schwarze 418.
Rosenkohl „Herkules" 89.
Rosenthal, Lehrer der Gartenbauschule in
Wien 87, entlassen 767.
Rottenheuser, Obergärtner 504.
Rubus deliciosus Torrey 3i3, odoratus 529,
sorbifolius 222.
Rudbeckia bicolor superba 220, 43 1,
Rytowsche Zimmer-Gurke 63 1.
Saatgut, Vorteil grossen Saatgutes bei der
Kartoflel Magnum bonum i38.
Salat, Düngungsversuche 436.
Salicylsäure 416.
Salpiglossis variabilis superbissima 80.
Salpinga margaritacea 55 1.
Salvia splendens Düngeversuche 210.
Sambucus nigra laciniata hort.49 1 , puhens 582.
Samen, unentgeltlich abzugebende 88.
Samenbedecker von Francke 372.
Samen, vorgeschichtliche 253.
San Jose'-Laus, Denkschrift 195.
San Jose'-Schildlaus 106, 148, i5o, i63, 104,
195, 223, 235, 252, 391, 393, 416.
Sanden, C., Kommerzienrat 280.
Säulen-Vergissmeinnicht 3i5.
Saxifraga-Arten 538.
Schädler, Ordensauszeichnung 5o3.
Schädlinge, hauptsächlichste im Obst- und
Gartenbau 11 1.
Schall, Heinrich, Ohergärtner 112.
Schaubach, A., Hofgärtner in Schloss
Altenstein .^24.
Schauwecker, Kreisobergärtnerin Uelzen? 12.
Schenkung e. Palmenhauses in Liegnitz 528.
Schikllaus, neue 639.
Schimek, A., Jubiläum 200.
Schimper, W., berufen nach Halle 504.
SchmoUek, W., Jubiläum 200.
Schnittblumenkulturen, moderne 18.
Schwertlilie, Futter- 369.
SchmoUing, N.W., Hoflieferant des Kaisers
V. Russland 3 12.
Schnecken, gegen 3o.
Schomburgkia tibicini? Bateman 3i5.
Schreber- Gärten 81.
Schultz, Gust. Adolph, Gartenbaudirektor 1 1 2.
Schnitze, F. f 4S0.
Schultz-Schultzenstein, Ehrung 263, 392.
Schumann, Fr., Stadtgärtner in Ebers-
walde 3 12.
Schutzzoll-Versammlung in Dresden 285.
Schutzzoll 53 1, 559, Denkschrift des Verb,
der Handelsgärtner Deutschlands 543.
Schwabach,Julius Leopold 1 144, Stiftung 591.
Schweizer Matten und Weiden 479.
Schwendener, Ordensauszeichnung 366.
Schwindel, dreister, in Berliner Blumen-
geschäften 3o3.
Schwerin, Ausstellung 3ii, 364, 5oo.
Seidenspinner, Aufzucht mit den Blättern
der Schwarzwurzel 141.
Sempervivum-Arten 538.
Sempervivum Pittonianum 146.
Septoria Chrysanthemi 626.
Shortia galacifolia 221.
Siegesallee, gärtnerischer Schmuck 194,.
3o2,
Sachverzeichnis.
667
Siesmaver, (lebr., Preis deutscher Garten-
kiuiSiler 279.
Siesmaver, M. f 3 12.
Sobrah'a IJndeni 3oi.
Socicte fran(^'aise des Rosieristcs 477.
Solanum lasiophvllum Dun. 526.
Sonerila grandiflora 55 1, margaritacea 55 1.
Sonnenschein da LI er 3o'5.
Sorghum saccharatum, Beitrag zur Kenntnis
der Wurzel 365.
Sphaerostilbe coccophila 458.
Spargelbau, Anlcitungz. Braunschweiger uju.
Spiersträucher i85.
Spindiers Gärten 358.
Spindler, C, Geh. Kommerzienrat 368.
Spiraea ariaefolia 1 88, Billardi 187, buUata 187,
Bumalda 187, 432, callosa 187, 188, can-
tonensis flore pleno 186, cantonensis
iReevesianal 186, chamaedrifolia 186,
corymbosa 18S, crenata 186, crispilblia 187,
Douglas! 187, eximia 187, flexuosa 186,
Froebeli i87,hypericifolia i86,laevigatai86,
Lindleyana 188, Margaritae 187,- Nicou-
dierti 186, Nobleana I87, multiflora
arguta 186, oblongifolia 186, opulifolia 186,
pachystachys 187, prunifolia 186, revi-
I escens 187, salicifolia 18«), Schinabecki 186,
sorbitblia 186, 188, Thurbergi 186, tomen-
tosa 187, trilobata 1N6, ulmifolia 186,
Van Houttei i8(l
Sprechsaal 32, 143, 25(). 64S.
Sprossenkohl, entspitzen oder nicht 636,
Stachelbeere ohne Stacheln 431.
Stämmler, F., (jartenbau-Direktor 2 56.
Stanleva pinnatiHda 222.
Stangenbohne, Lima von San Giovanni 52.
Zwerg, türkische Perl 52, blauschotige
S jhlachtschwert 55 5, KorhfLiller-Wachs555,
allerfr., langschotige, Zehnwochen 63 t.
Stangeria paradoxa u. schizodon 161.
Stanjeck, F., allg. Ehienzeichen 480.
Stapelia cupularis N. ¥1. Brown 48(1.
Stauden 539.
Steffen, Landschaftsgärtner 592.
Steffens, städtischer Garten- Direktor 535.
Steinobst in den Vereinigten Staaten 386,
401.
Stettin, Ausstellung 2711, 3i
Stipendienstiftung 209.
Stiihr, L. t 255.
Stell, Oekonomie-Rat 256i.
Streptocarpus Wendlandi ()i
Stüeben, F. L., goldene
Jubiläum 368.
Strauss, Jubiläum 648.
Strunkkraut, Egerländer 73.
Studenten-Ausflug der Universität Lausanne
3o6.
Des styles et des genres de Tornamentation
des jardin et leur application 558.
Stupandra glauca 260, 279.
Sumpfdotterbl., Caltha palustris. Treiben 629.
Suringar, W. F. R. f 5o2.
Survival of the unlike von L. H. Bailey
195.
Syllabus der Pflanzenfamilien v. F.ngler 3
.100, .■^34.
Hochzeit und
Tahakplanlage in Mohorra 247.
Tafeldekoration im Kgl Schlosse zu
Berlin 5o5.
Tapp, Stadtgärtner in Danzig 591.
Taschenberg, Ernst f 168.
Telkamp. Hoflieferant 535.
Templin, Obst Ausstellung 5oi.
Theobroma Cncao, Sämlingspllan/en 493.
Thiel, Agathus, Ehrenmitglied 144.
Thomasia purpurea 279.
Thunia alba Rchb. f. 23i, Bensoniae Rchb. f.
233, Brymeriana Rolfe 232, Marshalliana
Rchb. f. 232, Mastersiana Kränzl. 234,
Rchb. f. 23i, Veitchiana Rchb. f. 234.
Tibouchina elegans 571.
Tiergarten in Berlin 253.
Tillandsia Lindeni 34, macrop?tala mo, 2o3.
Tococa platvphvlla 572.
Tomate All the year round 74, Maincrop
74, Prinz Albert Victor 74.
Tomaten Sorten aus dem Garten des Geb.
Kommerzienrat Veit 542.
Topf- Obstkultur 639.
Trapa natans 140.
Treibgurke „Alabastei" 61 3.
Trebnitz, Obst- und Gartenbau Ausstellung
5oo, 534
Triolena scorpioides 572.
Trip, Ordensauszeichnung 5o3.
Tritoma üvaria 538.
Tropenpflanzer, der47().
Turin, Ausstellung 224 279.
Tussilago fragans i)2.
Ulrich gab seine Stellung auf 5()2.
Unterricht im Feldmessen 280.
Unterrichtswesen ??, 84, 197, 223, 279, 3o8,
362, 497, 532, 642.
Unwetter in Berlin 358, schweres 358.
Urban, G., botanischer (lärtner der Uni-
versität Prag 368.
lotrecht, botanischer Garten 622.
Vanda- Arten 3oi.
Varel (Oldenburg) Obst-Ausstellung 5oi.
Vase, einfache im Kgl. Schloss 5ii.
Vedaha cardinalis als Bekämpfer der Icerya
Purchasii 456.
Veits Weintrauben 597.
Verbesina virginica i3i.
Verein Deutscher Gartenkiuistler 27(). 309,
476, Antrag betr. ,, Gartenflora" 3 16.
Verein für Gärtner und Gartenfreunde in
Anklam, Bericht 309.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues,
Ausflüge 376, Ausschuss für Dekorationen
3 16, 317, Ausschüsse 40, Ausschüsse,
Neuwahl 3i5, Ausschusssitzungen 375,
Bibliothek 377, PItat l'ür 1898 3i5, 372,
Fachschule für()ärtner377, Jahresberichts-
Verlesung 873, Medaillen für andere Ver-
eine 376, 599, ü5?, MitgliederBeiträge 336,
Mitgliederverzeichnis 56, 128, 200, Mit
glieder-Verzeichnis, Berichtigungen 448,
Liebhaber-Ausschuss 229, Obstausstellung
645, 653, Samenverteilung 377, -6.
668
Sachverzeichnis.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues,
Stiftungsfest 355, Tagesordnungen 56, 112,
368, 224, 280, 336, 392, 44S, 504, 56o, iJi6,
656, Vereinsorgan 377, Vermeil-Medaille
376, Versammlungen 33, Sm, 145, 202, 259,
3i5, 37r, 429, 4S1, 338, 593, Vortrüge 375,
Wahl des 2. Vorsitzenden bei der Jahres-
versammlung 596, Neuwahl desselben 652,
C>56, Wahl eines neuen Direktors 536,
542, 595, Wertzeugnis 87, 99, 3j6. Wieder-
wahl allerVorstandsmitglieder 373, Winter-
ausstellung 656, Winterfest (148, 649, 654.
Verein zur Förderung der Blumenpflege
b. Schulkindern. Blumen-Ausstellung 482.
Vereinswesen 55, 85, 142, 166, 254, 279, 3o8,
363, 419, 47'5, 498, 588, 61 5, 6)40.
Vergissmeinnicht,Viktoria-Vergissm ein nicht,
gebllaubig 261.
Verkehrswesen 423.
Verlegung der Gärtner-Lehranstalt nach
Dahlem 600.
Versailles. L'e'cole nationale dMiorticulture
de 142.
Versuchsgarten in Daressalam 27-I.
Vertilgung des Apfelschorfs 65ü.
Vessely, J., Siamesischer Kronenorden
IV. kl. 200.
Vieweg, F., Verwalter der Meininger und
Held burger Hofgarinereien 424.
Viola cornuta Papilio 555. tricolor maxima
„Feenkünigin" ~q.
Virchow,C., Hofgärtnerin Wilhelmshohe 5o3.
Viscana oculata brunnea 80.
Vogel, Franz, Ritterkreuz des Franz Joseph-
Vögel im Garten 612. [Ordens 144.
Voaier, A., Hofgärtner 224.
Vorweltliche Pflanzen als Dekorations
mittel 34.
"Wageningen, holländische Reichs-Ciarten-
bauschule 460.
Wagner, J. Vv., Ruhestand 536.
Walter, Königl. Hofgartendirektor f 333
von Wambecke, Gh., Ordensauszeichng. 168.
Wanner, G., Obergärtner in Altenessen 224.
Warburg, Otto, Professor 199.
Wege, unknmt- und staubfreie 236.
Wem- und Obstbauschule in Kreuznach 362.
Weinstock, Erziehung, Schnitt und Pflege
im kälteren Klima 587.
Weisse, W., Hoflieferant 224.
Weisskraut, Erfurter runder Zucker 73,
Fünfkirchener Kopf 73.
Wendisch, Anstaltsleiter der Landes- Winzer-
schule in Gumpoldskirchen 592.
Wendts Pflanzendekorationen 33 1.
Wentzel j 648.
Wenzel-Stiftung 480.
Wernich, W. f 367.
Wertzeugnisse 87, 99, 376.
Westphal, G.. Hofgärtner auf Schloss Raten
bürg a. d. Fulda 256.
Westringia rosmariniformis 419.
Wettbewerb m Dauerobst 3o, für Oimmit-
schau 54, staatlicher Institute in Frank-
reich 585.
Wien, Jubiklums-Ausstellung 3ii, 423, 477,
5oi.
Wiesner, Rektor der Wiener Universität 424.
Wildensee, H. y 448.
Wildpark, von, nach Dahlem i5.
Winterfest des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues 32, 55, 69, 92, 649, ('154
Wmterkohl, Diingcversuche 436.
Wirsingkohl, gdld'gelber Markt- 74, Roblet 74.
Wistaria polystachya 202.
Wittmack, korrespondierendes Mitglied der
Frankfurter Gartenbau -Gesellschaft 56,
korrespondierendes Mitglied des deutsch.
Seefischereivereins 32.
Wistaria polystachya 202.
Wochenblatt des bad. landw. Vereins 3o8.
Wolanke, Lehrer für Gartenbau und Natur-
wissenschaften am pomologischen Institut
in Reutlingen 592.
Wriezen a. O., Ausstellung 3ii, 499.
Wundel, Wertzeugnis 99.
Zacharias, E., Direktor des botanischen
Gartens in Hamburg 32, Ehrung jhj,
Ordensauszeichnung 559.
Zantedeschia (Richardia oder Calla) aeihio-
pica 3oi, Pentlandii R. Whyte 593.
Zeininger, Inspektor der israelitischen Er-
ziehungs- nst^lt in Ahlem 592.
Zeitschrift für Kultur der Zierbäume 536.
Zentralstelle für Obstverwertung in Frank-
furt a. M. 495, Oldenburg i. Gr. 496.
Zephyranthes Candida 54o.
Zerstäuber von F. Muratori, Paris 148.
Zier, E., Obstbau-Wanderlehrer für
Mecklenburg Schwerin 592.
Zimmerpalmen 34.
Zinnia elegans fl. pl. Liliput, goldgelb 22,
spectabilis miniata r3i.
Zossen, Gartenbauaustellunij 610.
Zwetsche, italienische als Wandspalier 597.
Zwiebel, schwefelgelbe runde Zittauer
Riesen- 74.
Züllichau, Ausstellung 448, 477, 5oo, 534-
3. Verzeichnis der Mitarbeiter und der besprochenen Schriftsteller.
Aderhold, Rud. 140.
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein 111.
Amelung, H. 543.
Aeltesten der Kaufmannschaft 56 1.
Bailey, L. H. 195.
Behrens, J. 269.
Beissner, L. 82.
Berndt, H. 348.
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Bertram, M.. 7.
Betten 587.
BiemüUer 107. 123. i3('., lyi, 400, 32S, Siu.
Boettner <>43.
i^ornemann ^-3.
Borzi, A. 19Ö.
Bouche, I"". 7.
Buchwald. J. '24(1. 274, 3o(), 34M.
IVürger, W. 3 19.
Burmcster io'5.
C'ogniaux, A. 3<)i.
(>ohn, Ferdinand 164,
Comes, O. 479.
de Coene, Victor 483.
Conwentz 47Q.
l>alitzsch, M. 1 1 1.
Dammer, l'. i, 139, 141.
Delpino 479.
Dieis, !.. 4("i3.
Dietze, K. 324.
Dinter, K. 479.
Dodson, \V. R. 391.
Dressler, E. 1 1 1.
Droescher, O. 391.
JKibel 1 1 1.
Engler 2, 390.
Erisson, Jakob 197.
Ernst, (). 478.
Forch, Ad. 236
Frank 47, (»(J, 148, 217, 256, 393, 617.
Goethe, R. Tio, 149, 391
Goossens, A. 391.
(}ötze, H. 328, 424.
Greene. L. 197.
Hampel, Carl 7.
Handelsblatt für den Deutschen (jartenbau
33 1.
Hannover, Provinz 33 1.
He'bert et TruM'aut 197.
Heck, Gustav 62.
HesdÖrfer, Max iii, 234.
Heydt, A. 307, 358, 359, A^7i 4 '8, 49 •, 53 1.
Hot^mann 333, 35o, 431, 473, 333, 556.
Holm 638.
Hoser 574.
tianicki, A. 277.
Jentzsch, Alfred 141.
Jung, H. R. _iq6.
Junge 600.
Kaiserliches (jesundheitsaml 195.
Kierski. B. 3o.
Kirchner, P. 214
Kirsten, Rudolph 137.
Klar, Joseph 21, 32, 73, 61 5.
Klebahn, H. 480.
Klein, O. 433. 436.
Koerner 33.
Kohl, F. C;. 217.
Kühler, H. 3i">(), 493.
Kohlmannslehner, C. 1^2. 383.
Koopmann, K. i3, 237, 480, 38o.
Körber 588. 591.
Körper, G. 100.
Kotte, C. 18.
Kränzlin, F. 2 3.
Krelage, Ernst 141.
Krüger 96, i5o, 217, 393, <'5<>.
Kuntze, O. 21 5.
liuckner, Carl 449.
Lackner, (ieorg 2 3.
V. Lade, C 365.
Lesser, E. 473.
Lindemuth 558.
Löbner, Max 5.
Lohse, C. 358.
Ludewig, Max 75.
Magnus, P. 21 5.
Mathieu, A. 201.
Mathieu, C. 427, 600, 636, 649.
Maumene' 558.
Mehl 588.
Mende, Otto 21, 52, 73.
Meyer, J. G. 53o.
Mez, Carl 57.
Molisch i65.
Morgenstern, Ernest i()3, 411, 459.
Morris, O. 288.
Müller, Franz 09.
Müller, R. i85.
Nietner, E. i 3.
V. Nathusius 489.
Olbcrtz, J. 3qi, 55i<.
Ort, H. 344. "
Othmer, B. 23 1.
Otto, R. 210, 436.
l*erring 35.
Peschke, Otto 143.
Pfeffer, W. 365.
Potonie 1 13, 479.
Putensen, H. 407.
Kehder, H. 339.
Reid 619, 626.
Reichelt, H. 365.
Ross, H. 420.
Rostrup, O. 391.
Rottenheusser, H. i.r,.
l>«»ahut, Felix 142.
V. St. Paul 54, 100.
Salomon, C. 5o6, 548, 571.
Schaefer 54.
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Schelle, E. 4q3.
Schröder. W. 406.
Schultz, G. A. 608.
Schwärt/, E. 498.
Schwerin, Graf von, Fritz \i().
Siegismund, R. lor.
Siehe, W. io5.
Späth. L. i38, 145, 3i3, iSi.
Stehler, F. G. 470.
Stein, B. 176.
Sirauwald-Cosel 328.
Stu:zer 496.
Terracciano 82, 19t).
de Terra 61 5.
Töhelmann 2Ö, 5(>8.
Trenkner ifo.
V. Tubeuf, Carl, Freiherr k
Veitsch 391.
Verein deutscher Düngerfabrikanten 142.
Voss, A. 104.
ül'arburg, O. 479.
Wartenberg 585.
VVeberbauer 480.
Weidlich, H. 482.
Weisse, Arthur 480.
V. Wettstein. R. 140
Wieler 479.
Wissenbach 477.
Wittmack 29, 58, 69, 71, 94, i38, 171, 225,
239, 257, 261, 264, 265, 281, 28G, 294, 3i3,
345, 355, 369, 386, 400, 401,407,460,478,
485, 517, 537, 547, 593, 610, 622.
Wohltmann, P. 497.
Zawodny, J. 365.
DvücW von \V. Biivcustc'iii, Berlin SW.
Sonder-Abdrack aus dem Handelsblatt für den deutschen Gartenbau No. 36.
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den
neuen Handelsverträgen?
Eine Denkschrift über den Zollschutz, von der Hauptversammlung des Ver-
bandes der Handelsgärtner Deutschlands zu Halle a. S. am 8. August 1898
angenommen und für den Druck bestimmt.
J.
Rückblick auf die Schutzzollbewegung.
Wohl in keiner der bestehenden Interessentengruppen des iJeutschen Reiches hat
sich innerhalb einer kurzen Zeit von noch nicht 20 Jahren die Frage eines Zollschutzes
in dem Masse entwickelt, ist vom zuerst eingenommenen Standpunkte der Gleichgiltig-
keit, ja der Gegnerschaft, der Zollschutz zu einer fast allgemein und dringend verlangten
Massregel geworden, vi^ie dies bei der deutschen Handelsgärtnerei der Fall ist.
Als die schutzzöllnerische Bewegung in Deutschland in dem Zolltarif vom
i5. Juli 1879 ihren vorläufigen Abschluss fand, waren bei den Vorberatungen zu dem-
selben, trotzdem auf fast alle landwirtschaftlichen Produkte ein Zoll gelegt wurde,
keinerlei Stimmen laut geworden, auch den gärtnerischen Produkten einen Schutz zu
gewähren. Seine Hauptgründe hatte dies darin, dass einesteils ein allgemeiner Zusammen-
schluss der Gärtner, der es ermöglicht hätte, die verschiedenen Ansichten zu klären»
fehlte, anderenteils waren die mannigfachen Zweige der Gärtnerei mit ihren verschieden-
artigsten Interessen die Ursache; der Hauptgrund aber war der, dass der Import zu
jener Zeit sich noch nicht auf einer solchen Stufe befand, um Betürchtungen für die
eigenen Kulturen wachzurufen.
In den folgenden Jahren änderte sich das Bild jedoch um ein Bedeutendes, wozu
namentlich, soweit die Einfuhr von Gemüse und Blumen in Betracht kam, die Eröffnung
des Gotthardtunnels im Jahre 1882 beitrug. Die Stimmen aus den Berufskreisen nach
einem Schutz wurden immer zahlreicher und rührten zunächst dazu, dass die Reichs-
regierung Tmfragen veranstaltete, um das etwaige Bedürfnis der Gärtnereibesitzer nach
einem Schutze festzustellen.
Wie diese Umfragen gehandhabt wurden, welches die Quellen waren, aus denen
die Regierung schöpfte, ist unseres Wissens im allgemeinen Umfange nicht bekannt
geworden, es war jedoch auch damals noch nicht verwunderlich, dass fast ausnahmslos
die Meinung zu Tage trat, dass ein Schutz der deutschen Gärtnereiprodukte zur Zeit
unnötig sei und die deutsche Gärtnerei sich auch ohne solchen Schutz in einem Zustande
hoher Entwickelung befände.
Dies war auch die Ursache, dass im Reichstage i885 von seiten des Bundesrats
die Erklärung abgegeben werden konnte, dass den einzelnen Regierungen Anregungen
auf Einführung von Schutzzöllen aut Gartenbauprodukte nicht zugegangen seien, eine
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen?
Erklärung, die in der Dresdener SchutzzoUversammiung vom 3o. April 1898 durch den
Regierungsvertreter, Herrn Geheimrat Röscher, bestätigt wurde.
Die Verhandlungen, die im Reichstage am 12. Februar i885 über gärtnerische
Schutzzölle stattfanden, betrafen lediglich das feinere Gemüse, für welches von verschiedenen
Seiten ein Zoll beantragt war; die Anträge wurden, hauptsächlich Avohl, weil man sich
über eine richtige Fassung nicht einigen konnte, sämtlich abgelehnt.
In demselben Jahre geschah ein weiterer Schritt in der Zollschutzangelegenheit.
Auf ursprüngliche Anregung des Gärtnereibesitzers Otto C hone'- Berlin beschäftigte
sich der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten mit der
Sache. Durch eine hierzu gewählte Kommission wurden sechs Fragen ausgearbeitet,
Avelche, zu einem Fragebogen vereinigt, in i5oo Exemplaren an einzelne Gärtner sowie
an gärtnerische Vereine u. s. w. im ganzen Reiche versandt wurden. Dass auch damals
die Angelegenheit in dem erforderlichen Masse das Interesse der Gärtner noch nicht zu
wecken vermochte, ging aus der geringen Zahl der zurückgekommenen ausgefüllten
Fragebogen hervor; von den ausgesandten lioo waren dies 114. Da jedoch ein grosser
Teil dieser 114 Fragebogen Gutachten ganzer Vereinigungen enthielt, ergab sich trotzdem,
dass die Zahl der Anhänger eines Schutzzolles sich ganz bedeutend vermehrt hatte.
Die Ergebnisse aus den Fragebogen wurden seitens des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues in einer umfangreichen Denkschrift zusammengestellt und Anfang 1807 dem
preussischen Minister für Landwirtschaff u. s. w. überreicht.
Noch in demselben Jahre fand sodann die erste grössere allgemeine Kundgebung
für einen Schutzzoll statt. Auf Antrag der Vereinigung handeltreibender Gärtner von
Hamburg und Umgegend wurde der Vorstand des Verbandes der Handelsgärtner
Deutschlands aufgefordert, bei Gelegenheit der 1887 in Hamburg stattfindenden Haupt
Versammlung des Verbandes eine Aussprache der deutschen Handelsgärtner über die
Schutzzollfrage herbeizuführen und überall zur Teilnahme an dieser Versammlung auf-
zufordern. Die auf Grund dieses Antrages einberufene Versammlung fand am 10. Sep-
tember bei einer Teilnahme von 353 Gärtnern statt. Die Aufforderungen zum Besuch
der Versammlung hatten einen günstigen Boden gefunden, aus fast allen Teilen Deutsch-
lands waren Kollegen, meistens als Vertreter gärtnerischer Vereinigungen, erschienen.
Nach zahlreichen Referaten, die teils mündlich vorgetragen, teils schrifthch eingereicht
waren, ergab eine Abstimmung die Unterstützung der Schutzzollbestrebungen mit 3ig
gegen 34 Stimmen. Die weiteren Schritte in der Sache wurden dem Verbandsvorstande
überlassen mit der Befugnis, sich durch Kooptation zu einer Schutzzoll-Kommission zu ver-
stärken. Diese Kommission, welche zuerst im Februar 1888 in Leipzig zusammentrat,
arbeitete eine Eingabe an den Bundesrat und Reichstag aus, welche bei diesen Körperschaften
im Mai 1888 eingereicht wurde. Gleichzeitig wurde eine allgemeine Abstimmung ver-
anstaltet, an welcher sich bis zum Schluss derselben, Juni 1888, 23oo Handelsgärtner
beteiligten. Von diesen stimmten für Zölle 1900, gegen solche 390 Handelsgärtner.
Die Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner in Kassel im September 1888
beschloss sodann, die Antwort des Bundesrates und des Reichstages auf die Eingabe
abzuwarten und bis dahin von weiteren Schritten und Veröfl'entlichungen in der Schutz-
zollangelegenheit abzusehen.
Dieser Beschluss bedeutete für die Sache des Schutzzolles einen grossen Fehler,
dessen sich damals selbst die besten Zollfreunde nicht bewusst wurden. Wenn man
sich auch darauf stützte, dass bis zum Abschluss neuer Handelsverträge noch 3 — 4 Jahre
Zeit sei, so hat die Zukunft gelehrt, dass man gerade diese Zeit zu fortwährenden
eifrigsten Arbeilen hätte benutzen sollen. Inzwischen hatte am 11. April 1889 der
Bundesrat die Eingabe kurzer Hand abgelehnt, die Antwort der Petitionskommission
des Reichstages folgte am 24. Mai, die Eingabe wurde zur Erörterung im Plenum als
nicht geeignet erklärt,- da die freie Einfuhr von Gartengewächsen durch den kürzlich
mit der Schweiz abgeschlossenen Handelsvertrag gewährleistet sei.
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen? o
Auch nach diesen Entscheidungen ruhte die SchutzzolltVage vorerst. Bei der
zunehmenden Verschlechterung der Lage der heimischen (järtnerei, bei der andererseits
von Jahr zu Jahr in das Ungemessene wachsenden Einfuhr war es vorauszusehen, dass
sich bald das fortgesetzt wachsende Verlangen nach einem Schutz wieder laut machen
werde. Es geschah dies im Frühjahr 1890 in Berlin. Auf Einladung des Gartenbau-
Vereins für Pankow und Schönhausen traten am 9, April Vertreter der Gärtnervereine
von Berlin und Umgegend zusammen, um sich über erneute Schritte in der Schutz-
zollsache schlüssig zu werden. Die fürs Erste für eine kräftige Agitation erforderlichen
Geldmittel wurden von den betr. Vereinen sofort aufgebracht, ferner wurde beschlossen,
bei dem Vorstand des Verbandes der Handelsgärtner den Antrag zu stellen, auf einer
in den Tagen der Berliner Gartenbau-Ausstellung von 1890 abzuhaltenden Wander-
versammlung des Verbandes auch die Schutzzollfrage in erneute Erörterung zu ziehen.
Diese Versammlung fand am 2C. April im Kaiser Wilhelm-Zelt statt. Die stark
besuchte Versammlung war sich in ihrer übergrossen Mehrheit vorerst darin einig, mit
allen Kräften für einen Schutzzoll einzutreten; die auf ein im Auftrage der Berliner
Vereine von van der Smissen-Steglitz erstattetes Referat folgende allgemeine
Diskussion Hess hieran keinen Zweifel. Um jedoch zu vermeiden, dass die Sache wieder
mit den Angelegenheiten des damals noch viel mehr verschiedene Strömungen ent-
haltenden Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands verquickt werde, was nicht ver-
fehlt hatte, einen ungünstigen Einfluss auf die Bewegung von 1887 auszuüben, wurde
auf Antrag der Vereinigung handeltreibender Gärtner von Hamburg und Umgegend der
weitere Verfolg der Sache einer aus den Vertretern der Berliner Vereine zu Avählenden
Kommission übertragen. Diese Kommission, deren Vorstand die Herren L. Späth-
Rixdorf und C. van der Smissen bildeten, entwickelte sodann ihre Thätigkeit dahin,
für eine an den Reichstag zu richtende Petition um Einführung von Schutzzöllen
möglichst viele Unterschriften aus allen Teilen des Reiches zu sammeln.
Inzwischen wurde die Eingabe, welche an der Hand der Statistik und einer Preis-
rückgangsliste die Notwendigkeit des beantragten Zollschutzes überzeugend nachwies,
fertiggestellt, und am 17. Januar i8qi in 400 Exemplaren dem Bureau des Reichstages
eingereicht, unterstützt von vorerst 4814 Unterschriften. Weitere 800 Unterschriften
trafen nach Fertigstellung des ersten Bandes ein. Von dem Bureau des Reichstages
kam bald die Mitteilung, dass die Eingabe unter die Reichstagsabgeordneten verteilt
Avorden sei.
Da begannen im Herbst 1891 die Beratungen über die mit Italien, der Schweiz,
Oesterreich -Ungarn und Belgien neu abzuschliessenden Handelsverträge. Die Schutzzoll -
freundliche Politik des ersten Reichskanzlers war durch die mehr freihändlerische seines
Nachfolgers abgelöst worden. Was unter dieser, wie bei der Hast, mit der die Verträge
unter Dach gebracht wurden, vorauszusehen war, trat ein: die Vorlage der Regierung
wurde im Grossen und Ganzen angenommen, ohne dass der Reichstag sich mit den
eingeheml begründeten Wünschen der deutschen Handelsgärtner auch nur beschäftigt
hätte. Durch die Annahme der Handelsverträge waren sämtliche in Bezug auf die-
selben eingesandten Petitionen erledigt, Avas der Berliner Kommission durch den Büreau-
direktor des Reichstages Ende Januar 1892 mitgeteilt wurde. Damit waren die auf
Zollschutz gegen die Einfuhr gärtnerischer Produkte nach Deutschland gerichteten
Bestrebungen für die lange Dauer von 12 Jahren lahmgelegt.
Ob diese Entscheidung zu jener Zeit von Vorteil oder von Nachteil für die Ent-
wickelung der deutschen Gärtnerei und der für sie brennendsten PYage gewesen ist,
darauf soll nicht näher eingegangen werden. Das eine Gute hat sie gehabt, dass seit-
dem die Entwickelung des Schutzzollgedankens selbst in jene gärtnerischen Kreise ein-
gedrungen ist, die damals noch unsere Gegner waren, und dass nach einer Pause von
nur wenigen Jahren die Bewegung zu Gunsten eines Zollschutzes in einer Stärke und
Ausdehnung wieder aufgelebt ist, wie sie damals auch nicht entfernt vorhanden war.
Diese jüngste Bewegung kam anlässlich der Hauptversammlung des Verbandes der
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen?
HandelsgUrtner Deutschlands am 28. August 1897 in Hamburg zum Ausdruck. Von
Seiten verschiedener Gruppen des Verbandes war zu dieser Hauptversammlung der
Antrag gestellt worden, der Verband möge zu der Frage gärtnerischer Schutzzölle dahin-
gehend Stellung nehmen, dass er schon jetzt in eine Agitation dafür eintrete, bei Abschluss
neuer Handelsverträge die Interessen der deutschen Handelsgärtnerei besser zu ^vahren.
als dies unter den jetzt noch gültigen Verträgen der Fall sei, kurz, bei den neuen Ver
trägen einen Schutz der heimischen Produktion bei der Einfuhr ausländischer gärtnerischer
Erzeugnisse anzustreben. Die sowohl von den gewählten Vertretern der Mitglieder aus
allen Teilen des Reiches als auch von Aveiteren Mitgliedern des Verbandes wie ferner
von Handelsgärtnern, die dem Verbände bis dahin nicht angehörten, sehr zahlreich
besuchte Versammlung nahm nach eingehender Aussprache folgende Resolution gegen
s:eben Stimmen an:
Die Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands
ersucht den Vorstand, baldthunlichst bei dem Bundesrat dahin vorstellig zu
werden, dass bei Ablauf der bestehenden Handelsverträge die heimische
Gärtnerei gegen den Import gärtnerischer Artikel aus günstiger produzierenden
Ländern durch einen angemessenen Zoll in ihrer Existenz wirksam geschützt
wird. Der Vorstand des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands wird
ermächtigt, das zur Begründung nötige Material in ihm geeignet erscheinender
Weise zu beschaffen.
II.
Die Zunahme der Einfuhr und unsere Ausfuhrverhältnisse nach den
Handelsverträgen.
Bei den mehrfachen Verötientlichungen, welche im Laufe der Jahre in ein-
gehendster Weise über die Zahlen der Ein- und Ausfuhr gebracht worden sind, können
wir uns hier auf die Wiedergabe der Hauptzahlen für einen bestimmten Zeitraum von
.lahren beschränken. Wir wählen zum Vergleich das Jahr des Inkrafttretens der neuen
HandelsvertnUe, 1892, und den Abschluss des letzten Jahres, 1897.
Einfuhr von Blumen, Blättern u. s w.
J892
18974 Doppelzentner.
1897
28085
Zunahme
9 II I dz.
Einfuhr von lebende
n Gewächsen, Knollen u. s. w.
1892
61 867 dz.
1897
96808 dz.
Zunahme
33941 dz.
Einfuhr von frischem
Gemüse u. s. w. excl. Kartofieln
1892
667854 dz.
1897
972 177 dz.
Zunahme: 304 323 dz.
Einfuhr von Obst, frischen Beeren u. s. w. excl. Südfrüchte.
1892: 961 779 dz.
1897: 1413728 dz.
Zunahme: 451 940 dz.
ausfuhr von Blumen, Blättern u. s. w.
1892
1897
Zunahme
2 662 Doppelzentner.
2 948
286 dz.
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen:
Ausfuhr von lebenden Gewächsen, Knollen u. s. \v.
T892: 29 58 1 dz.
1897: 43 287 dz.
Zunahme: 1370G dz.
Ausfuhr von frischem Gemüse u. s. \v. excl. Kartotieln.
1892: 211 343 dz.
1897: 366 857 dz.
Zunahme: i35 5i4 dz.
Ausfuhr von Obst, frischen Beeren u. s. \v. excl. Südfrüchte.
1892: 103471 dz.
1897: 21 1 341 dz.
Zunahme: 108070 dz.
Die von dem Kaiserlichen Statistischen Amte in Berlin festgestellten Werte für
die Ein- und Ausfuhr der genannten gärtnerischen Artikel ergeben für die gleichen
Jahre folgendes Resultat:
Einfuhr von Blumen, Blättern u. s. \v.
1892: 3428000 M.
1897: 4447 000 M.
Zunahme: i 019000 M.
Einfuhr von lebenden Gewächsen, Knollen u. s. w.
1892: 4486000 M.
1897: 9 353 000 M.
Zunahme: 4867000 M.
Einfuhr von frischem Gemüse u. s. w. excl. Kartofleln.
1892: 9 442 000 M.
1897: i3 o32 000 M.
Zunahme: 3590000 M.
E] in fuhr von Obst, frischen Beeren u. s. w. excl. Südfrüchte.
1892: 17 3i7 000 M.
1807: 36 368 000 M.
Zunahme: iqo5iooo M.
Ausfuhr von Blumen, Blättern u. s. w.
1892
1897
760 000 M .
812000 M.
Zunahme: 52000 M.
Ausfuhr von lebenden Gewächsen, Knollen u. s. vv,
1892: 2 375 000 M.
1897: 3 706000 M.
Zunahme: i 33 1 000 M.
Ausfuhr von frischem Gemüse u. s. w. excl. Kartofteln.
1892: 2 1 13 000 M.
1897: 6667000 iM.
Zunahme. 4554000 M.
Ausfuhr von Obst, frischen Beeren u. s. w. excl. Südfrüchte.
1892: 3 935 000 M.
1897: 10438 000 M.
Zunahme: 6 5o3 ooo M.
(5 Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen?
Der Vergleich dieser Zahlen erübrigt ein weiteres Eingehen auf dieselben, wenn
man die absolute Leistungsfähigkeit der deutschen Gärtnerei sowohl in der Blumen-
und Topfpflanzenkultur wie in der Gemüsezucht, für welche die früheren Jahre den
Beweis erbracht haben, in Betracht zieht. Die Zunahme der Ausfuhr, die in natürlicher
Folge der Einfuhr selbst unter den ungünstigsten Bedingungen und zu bedeutend ver-
mindertem Nutzen Platz greifen musste, steht in keinem Verhältnis zu i. der Leistungs-
fähigkeit der deutschen Gärtnerei und 2. der so viel höheren Einfuhr.
Bei den 1892 neu abgeschlossenen Handelsverträgen war der deutschen Gärtnerei
der gewünschte Schutz versagt worden. Die Lage der deutschen Gärtnerei hätte nun
in den Jahren bis heute nicht eine immer schlechtere werden können, wenn der freien
ungehinderten Einfuhr aus unseren hauptsächlichsten Konkurrenzländern eine ebenso
freie und ungehinderte Ausfuhr unserer Erzeugnisse nach unseren Absatzgebieten
gegenübergestanden hätte; für die ins Ungemessene steigende Einfuhr wäre dies
wenigstens in etwas ein Aequivalent gewesen. Dies war jedoch nicht der Fall; schon
in dem Handelsvertrage mit Oesterreich-Ungarn wurde diesem Land die Erhebung
eines Eingangszolles auf Pflanzen und Blumen zugestanden. Das Gleiche war bei dem
1894 mit Russland abgeschlossenen Handelsvertrag der Fall und heute stehen wir vor
der Thatsache, dass die sämtlichen für uns hauptsächlich in Betracht kommenden
Absatzländer, mit Ausnahme von Grossbritannien, Einfuhrzölle auf gärtnerische Produkte
gelegt haben. Und auch dieses letzte Land, welches seinen Handelsvertrag mit dem
Deutschen Reiche gekündigt hat, soll, wie es allgemein heisst, beabsichtigen, bei
Abschluss neuer Handelsverträge sich mit Schutzzöllen zu umgeben. So haben wir
also auf der einen Seite eine durch die freie Einfuhr begünstigte masslose Ueber-
schwemmung mit gärtnerischen Produkten aus Ländern, in die wir nicht oder wenigstens
nicht nennenswert exportieren, zu verzeichnen, während die der deutschen Handels-
gärtnerei zur Lebensbedingung gewordenen Absatzgebiete die Ausfuhr dorthin durch
Zölle erschweren und so die Gärtnerei verhindern, einen w^enigstens teilweisen Ausgleich
herbeizutühren. In den verschiedenen Ländern gelten nachstehende Zollsätze für
gärtnerische Artikel:
Dänemark (i Reichsthaler 96 Schilling (ß) - 2,27 M., i Tonne =;- i3q,12 Liter).
Aepfel und Birnen per Tonne 24 ß.
In ganzen Schiffsladungen per Kommerzlast ? Rthler.
Frankreich (i Franc — 0,81 M.). p. 100 Kilo
Generallarif .Minimaltarif
Bohnen mit dem Blattwerk oder in Schoten i,5o Fr.
Frische Tafel-Aepfel und Birnen 3,— „ 2, — Fr.
Aepfel und Birnen zur Apfelwein- und Birnenmostbereitung 2, — „ i,5o ,,
Andere Aepfel und Birnen .'.... 5, — ,, 3, — ,.
Frische Gemüse 8, — „ 6, — ,,
Kohl zu Sauerkraut 0,40 ,,
Pflanzen aus Gewächshäusern: Aroideen, Amaryllideen,
Araliaceen, Aspidistra, Azalea indica, Begonien,
Bromeliaceen, Camellien, Cycadeen, Cyclamen,
Croton, Dracaenen, Treibhausfarne und Selaginellen,
Maranten, Ophiopogon, Orchideen, Palmen, Pan-
danus, Phormium 5, — „ 3, — .,
Griechenland.
Blumen und Blätter per Oka 14 Kilo i Drachme 4 M. 3 Pf.
Frische Früchte „ „ == 14 „ 2 Lepta 9 „
Italien.
Frische Früchte per 100 Kilo 1 Lira Si Pf
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen? n
Niederlande.
Früchte und Ohst, alle frischen BaumtVlichte S p(2t. vom Wert.
Norwegen ,I Krone i M. 12 Pf.). per Kilo Kronen
Minimaltarif Maximal tarif
Blumen, frische, abgeschnittene 3,on ^,oo
Abgeschnittenes Laub 0,10 0,20
Blumenzwiebeln, brutto 0,23 o,3o
Blumenpflanzen und Blattpflanzen, lebende o.io 0,12
Blumen, getrocknete, do. Gevi^ächse zum Schmuck . . . 3,oo 4,00
Gartengewächse, frische" Kopfkohl, Spitzkohl, Kohlrabi,
Karotten 0,02 <),o3
Melonen 0,02 o,3o
Spargel, Tomaten und Artischocken 0,40 o,5o
Zwiebeln c),o5 0,06
Andere Gemüse. 0,10 0,12
Haselnüsse o,o5 0,20
Wallnüsse und andere . o,5o 0,60
Aepfel, Birnen, andere Früchte, essbare Beeren .... 0,12 0,1 5
Champignons, Morcheln u. a. essbare Pilze 1,00 1,20
Oesterreich-Ungarn u (dulden — i M. 70 Pf.).
per 100 Kilo
Frische Zierblumen und Blattwerk, geschnitten . . , . . 3 Gulden
Feine Tafelgemüse, frisch 3
Nüsse und Haselnüsse 3 ,,
Lebende Gewächse i,3o „
Portugal (1000 Reis 4 M. 33 Pf). per Kilo
Pflanzen und Säaiereien zur Kultur 3 Re"i's
Gartenkräuter und frische Gemüse - u
Frische Früchte 60 ,,
Rumänien (1 Lei 80 Pf.)
Bäume, Sträucher, Blumen aller Art, frisch, Blumenzwiebeln, per 100 Kilo
Wurzeln von Pflanzen brutto 4 Le'i
Frisches Gemüse (inkl. Pilze! „ '^ ■>■,
Frische F'rüchte aller Art ., 5 „
Russland u Rub. Gold = 3 M. 20 Pf. .
Lebende Pflanzen, Blumen aller Art lauch in Töpfen), Aligem. Tarif Maximaiiarif
r 7 Zuschlag in pCt.
Blätter, frische, Zwiebelknollen und Wurzeln, frische per Pud = 16,4 Kilo
Pilze brutto o,3o R. 20 pCt.
Spargel, Artischocken, Blumenkohl, Erbsen, frisch ... ,, 0,40 R. 20 „
Frische Früchte und Beeren ,, 1,20 R. 20 „
Wald und Gartennüsse aller Art „ 1,00 R. 20 „
Schweden U Krone — 1 M. 12 Pf.). Zollsatz tür i Kilo
Elumen, natürliche, abgeschnittene, frisch oder getrocknet 3, — Kronen
Zweige und Blätter o,3o „
Frische Früchte, Beeren und Gemüse 0,10 „
Hasel-, Wall- und andere Nüsse o,23 ,,
liebende (ie wachse aller Arten brutto 0,10 „
(Bei Gewächsen von mehr als 10 kg im (Jewicht
ist für das Uebergewicht der Zoll mit nur 3 Oere
per Kilo zu berechnen.)
Spargel inkl. Umhüllung o,3ü .,
Essbare Schwämme o,3o ,,
g Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen?
Schweiz (i Franken — 8i Pf.). für loo Kilo
Blumenzwiebeln und Pflanzenknollen So Frcs.
Sträucher und andere lebende Pflanzen in Kübeln und
Töpfen oder nicht, mit oder ohne Wurzelballen . . i v
Serbien d Dinar r-= 8i Pf.).
Obst, Gemüse, Grünzeug, Sämereien, Wurzeln, Blüten, f"'' 'oo Kilo
Setzlinge und alle anderen lebenden Pflanzen und
Gewächse, frisch und getrocknet 3 Dinar
Strohblumen aller Art öo „
Spanien (i Peseta -- Si Pf. . für loo Kilo
Gartengewächse 3 Pesetas
Obst 4 55
Türl<ei.
Sämtliche Waren unterliegen einem Wertzoll von S p(",t.
Canada (i Dollar 4 M. 20 Pf.).
Aepfel, einschl. des Zolles auf das Fass pr. Barrel =; 164 Liter 40 Cents
Gemüse, frische 25 pCt. vom Wert
Bäume, Apfel-, Kirschen-, Pfirsich-, Birnen-, Pflaumen-,
Quittenbäume aller Art Stück 3 Cents
Weinstöcke, Stachelbeer-, Himbeer-, Johannisbeersträucher,
Rosen, Fruchtpflanzen, Zierbäume, -Sträucher und
-Gewächse 20 pCt. vom Wert
(Palmen, Blumenzwiebeln, Knollen, Edelreiser frei.)
ColUmbien (l Peso — -| M. 5 Pf.). Zollsatz für i Kilo
Pflanzenwurzeln und Stecklinge, lebende Pflanzen . . . 0,01 5 Peso
Zwiebeln, Gemüse, Küchenkräuter, frische Früchte . . . 0,01 5 „
Costa- Rica (i Dollar — 4 M. 20 Pf.;.
Gartengewächse und frische Gemüse, Obst, Gemüse- und Zollsatz für i Kilo
Blumensamen 0,02 Doli.
Ecuador (i Sucre i=- 4 M. 20 Pf.). Zollsatz für i Kilo
Frische Gemüse . . ' 0,01 Sucre
Kränze und anderer Begrähnisschmuck . . . ' . . . . 2,00 „
Neufundland (i Dollar 4 M. 20 Pf.).
Aepfel pr. Barrel 164 Liter 0,60 Doli.
Gemüse aller Art exkl. besonders aufgeführter 10 p(^t. vom Wert
Kohlrüben, Pastinaken, Mohrrüben, pr. Bushel - 36 Liter 0,10 Doli.
Kohl, pr. 100 Köpfe 2, — ,,
Nicaragua i Peso =r^ 4 M. 5 Pf.). Zollsatz für 1/., Kilo
Frische Früchte 0,02 Peso
Frische Gemüse 0,01 „
Trauerkränze o,3o „
Peru.
Zwiebeln jeder Art 10 pCt. vom Wert
Frische Früchte 10 pCt. „ ,,
Pilze jeder Art 40 pCt. ,, ,,
Küchenkräuter, frische 10 pCt. „ „
Nüsse 40 pCt. ,, ,,
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen? q
Salvador (i Peso — 4 M. 5 Pf.).
Lebende Pflanzen p. 100 Kilo o,5o I^eso
Zwiebeln und sonstige Gemüse p. Kilo 0.02 „
Uruguay (i Peso 4 M. 5 Pf.).
Blumen- und Gemüsesamen S pCt. vom Wert
Frische Früchte 20 p(lt. „ ,,
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Kohl tür den Kopf 3 Cents
Zwiebeln p. Bushel 3G Liter 40 ,.
Orchideen, Palmen, Dracaenen, Croton, Azaleen, Tulpen,
Hyazinthen, Jonquillen, Narzissen, Lilien, Maiblumen
und alle anderen Blumenzwiebeln und Stauden, die
ihrer Blüten wegen angebaut werden, natürliche
Blumen allerArt, frisch, zu Dekorationszwecken passend 25 pCt. vom Wert
Stämme, Ableger oder Setzlinge der Myrabolan Pflaume
sowie der Mahaleb- oder Mazzard Kirsche, 3 Jfihre
alt oder jünger, 1000 Stück 3o Cents u. i5 pCt. vom Wert
Stämme, Ableger oder Setzlinge von Birnen-, Apfel-, Quitten-
und St. Julien-Pflaumen-Bäumen, 3 Jahre alt oder
jünger, und Immergrün -Setzlinge, looo Stück . . . i Dollar u. i5 pCt. vom Wert
Rosen, okulirt, gepfropft oder wurzelecht per Stück 2 ' ., Cents
Stämme, Ableger und Setzlinge aller Obst- und Zierbäume,
mit abfallendem Laub oder immergrün, Sträucher
und Reben, Manetti -Rosen, reichblütige Rosen und
Hagebutten sowie alle gewöhnlich als Baumschulen-
oder Gevvächshauspflanzen bezeichneten Bäume,
Sträucher, Pflanzen und Reben, nicht besonders vor-
gesehen 25 pCt. vom Wert
Aepfel, Ptirsiche, Quitten, Kirschen, Pflaumen und Birnen,
grün oder reif. p. Bushel 36 Liter 25 Cents
Vegetabilien in natürlichem Zustande, nicht besonders vor-
gesehen 25 pCt. vom Wert
Hasel- und Wallnüsse in der Schale per 1000 Stück 3 Onis
Essbare Beeren pr. Quart 1,1 Liter i Cent
Natürliche Blumen aller Art, konservirt, zu Dekorations-
zwecken passend 25 pCt. vom Wert
Tasmanien d Schilling i M.).
Bäume und Sträucher 10 pCt. vom Wert
Blumenzwiebeln 10 pCt. ,, ,,
Frische PVüchte p. Bushel 36 Liter i Schilling
Gartensämereien 10 pCt. vom Wert
Obstbäume, p. Stück 2 Pence
Japan.
.Alk- zum Gartenbau gehörenden Artikel unterliegen einem
Wertzoll von 5 pCt. ,
Philippinen (i Peso 4 M. 5 Pf.j.
Gartengewächse p. Kilo 0,02 Peso
Obst p. Kilo 0,04 „
Aegypten.
Sämtliche Gegenstände unterliegen einem Wertzoll . . . von 8 pCt.
3 0 Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen:
III.
Die heutige wirtschaftliche Lage der deutschen Handelsgärtnerei.
Will man mit kurzen Sätzen das Resultat dieser Auseinandersetzungen vorweg
nehmen, so kommt man zu dem Schluss: Dem fortgesetzten Anwachsen der Einfuhr
steht eine immer mehr zurückgehende Rentabilität sämtlicher Betriebe gegenüber.
Ferner sind ausser einem in fast allen Verkaufsartikeln fortlaufend zu beobachtenden
Preisrückgang noch vermehrte Betriebskosten und Lasten zu konstatieren.
Mit diesen Thatsachen steht nicht im Widerspruch, dass in den letzten zehn
Jahren trotzdem in manchen Zweigen der Gärtnerei ein Aufschwung zu verzeichnen
ist. Als Ursache dieses Aufschwunges kann indirekt die vermehrte Einfuhr mit be-
zeichnet Averden, denn diese zwang zur Anspannung aller Kräfte, um überhaupt
existenzfähig zu bleiben, ausserdem sprechen hier Fortschritte in der internationalen
Gärtnerei überhaupt, ferner sehr vervollkommnete technische Einrichtungen sowie eine
unleugbar stattgefundene Vermehrung an Bildung und Kapitalkraft innerhalb der
deutschen Handelsgärtnerei mit.
Der festgestellte Aufschwung ist jedoch weit davon entfernt, Allgemeingut ge-
worden zu sein, er bildet innerhalb der Handelsgärtnerei nicht die Regel, sondern die
Ausnahme. Ausserdem ist er örtlich nur begrenzt. Lebensfähig und von Erfolg be-
gleitet ist er nur dort, wo grosse Mittelpunkte bestehen und in diesen eine kaufkräftige
Bevölkerung vorhanden ist.
Bei dem weitaus grössten Teile der deutschen Handelsgärtner ist ein Rückgang
in der Rentabilität im allgemeinen, ein Sinken der Preise bei iAlen Kulturen, seien es
Topfpflanzen, Schnittblumen, Baumschulartikel oder Gemüse, im besonderen zu ver-
zeichnen, und namentlich sind hiervon die mittleren und kleinen Produzenten betroffen.
In den allermeisten Fällen lässt sich als Ursache des Preisrückganges direkt die
ausserdeutsche Konkurrenz und Einfuhr nachweisen; Ueberproduktion im Inland lässt
sich höchstens zeitweise bei einzelnen Artikeln anführen. Dass deutsche Schnittblumen
in den Herbst-, Winter- und Frühjahrs-Monaten vielfach unverkäuflich sind, liegt nicht
an etwaiger Ueberproduktion, sondern einzig an der Bevorzugung und Billigkeit der
fremden Ware. Dazu kommt, dass die vom Selbstzüchter gezüchtete Ware häufig im
eigenen Geschäft unverkäuflich ist, weil, um konkurrenzfähig zu bleiben und Absatz
zu finden, er die billigeren fremden Rosen, Levkoyen u. s. w. u. s. w. in erster Linie
dem kaufenden Publikum darbieten muss. Es sei hier eine Einschaltung in Bezug auf
die Ueberproduktion gestattet. Von selten der Gegner des Schutzzolles wird häufig
betont, dass dieser in kurzer Zeit eine l'eberproduktion im eigenen Lande hervorrufen
werde, und die Verhältnisse dann die gleichen wie vor dem Schutzzolle sein würden.
Es ist dies eine Behauptung, ebenso beweislos und ohne Grundlage aufgestellt wne die,
dass die Verhältnisse der deutschen Handelsgärtnerei sich durch einen Schutz nicht
bessern würden.
Jede UeberfüUung des Marktes, die durch eigene Kultur und nicht durch aus-
ländische Einwirkung entsteht, gleicht sich naturgemäss von seihst wieder aus. Aber
selbst für den Fall, dass in einer Saison einmal eine Ueberproduktion deutscher Ware
entstände, bliebe doch das für diese Ware gezahlte selbst geringere Geld wenigstens
im Inlande und ginge nicht, wie jetzt, für ausländische Ueberproduktion ins
Ausland.
Es ist schon verschiedentlich versucht worden, für die verschiedenen gärtnerischen
Kulturen und Artikel den Preisrückgang für eine gewisse Anzahl von Jahren in
Prozenten anzugeben. Eine für Deutschland allgemein geltende derartige Tabelle ist
wegen der Verschiedenheit der Marktverhältnisse sehr schwierig, immerhin wird der
Rückgang durch eine Durchschnittsziffer annähernd richtig bezeichnet werden können.
Nicht anfechtbare Mindestzahlen ergeben für den Zeitraum der letzten 12 Jahre einen
Preisrückgang bei Topfpflanzen um So pCt., bei Baumschulenartikeln von 40 pCt., bei
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsvertragen: ij
Schnittblumen und Gemüse jedoch noch einen weit höheren Satz als 5o pCt., ja bei
vielen Arten sanken die Preise bis zu 90 pCt. Bei Topfpflanzen mögen einzelne Arten
einen geringeren Rückgang als 5o pCt. gehabt haben, es sind dies jedoch Ausnahmen,
die für die allgemeine Durchschnittsziffer nicht von Belang sind.
Zu diesem Preissturz in allen Zweigen des Gartenbaues, der überall Minder-
einnahmen zur Folge hatte, kommt eine Vermehrung der Unkosten und Lasten auf
ebenfalls fast allen Gebieten.
Da ist auf der einen Seite das allgemeine Steigen der Preise für Lebensmittel
und Gebrauchsartikel, auf der anderen Seite erhöhte Steuern und Abgaben auf den
verschiedensten Gebieten und Verteuerung des Bodens und des Kapitals. Alle Materialien,
deren der HandelsgUrtner für seinen Betrieb bedarf, sind teurer geworden, ebenso
sämtliche Arbeitskräfte. Dazu kommen noch die Benachteiligungen, die die (iärtnerei
auf gesetzgeberischem Gebiete in den letzten Jahren erfahren hat.
Eine zweckentsprechende Vertretung der eigenen Interessen bei den leitenden
Faktoren der Bundesstaaten besitzt die Handelsgärtnerei auch heute noch nicht, alle
dahingehenden Bemühungen sind erfolglos gewesen. Dass aber die Handelsglirtnerei
die weitestgehende Berücksichtigung unter den heutigen Verhältnissen verlangen kann,
dass die massgebenden Faktoren des Reiches zu dieser Einsicht gelangen, das zu er-
warten sind die deutschen Handelsgärtner voll berechtigt.
Eine Nolwendigheit für die Handelsgärtnerei ist, dass diese Einsicht bald kommt.
Noch fünf Jahre trennen uns von dem Abschluss neuer Handelsverträge, noch fünf
Jahre hat die Handelsgärtnerei mit den jetzigen Verhältnissen zu rechnen. Diese fünf
Jahre werden ein weiteres starkes Anwachsen der Einfuhr bringen und am Schlüsse
dieses Zeitabschnittes werden sich die \'erhältnisse unseres Berufes noch weiter be-
deutend verschlechtert haben und eine weitere Anzahl schwacher Existenzen Avird bis
dahin zu Grunde gegangen sein.
Leber die allgemeine Stellungnahme der deutschen Handelsgärtnerei zu den
Schutzzöllen hier noch einige Worte. Es ist bereits am Anfang dieser Schrift gesagt
worden, dass sich die Schutzzollbestrebungen der deutschen Handelsgärtner aus einer
anfänglich starken Gegnerschaft heraus entwickelt haben. Eine Gegnerschaft besteht
innerhalb unserer Berufsgenossen noch heute, wenn auch nur in emem verschwindend
kleinen Teil derselben. Dieser Teil betrachtet zumeist die Schutzzollfrage nicht von
dem Interessen-Standpunkte der gesammten deutschen Gärtnerei, sondern, wie dies
wohl erklärlich ist, von dem eigenen, persönlich geschäftlichen Standpunkte aus. Ein
Teil der deutschen Gärtnereibesitzer betreibt einen mehr oder weniger bedeutenden
Handel mit ausländischen Erzeugnissen neben der eigenen Produktion, und je nachdem
nun die Selbstproduktion oder der erwähnte Handel im eigenen Geschäfte überwog,
kennzeichnete sich auch der Standpunkt der Geschäftsinhaber zur Schutzzollfrage. Dies
mag auf eine Anzahl grösserer Versand- oder Platzgeschäfte zutreffen.
Auch die Inhaber von Platz- und zugleich Ladengeschäften an kleineren Orten
stehen der Schutzzollbewegung zum Teil feindlich, teils gleichgültig gegenüber. In
ihrem konkurrenzlosen Betriebe kommt ihnen die billige Einfuhr und deren Ver-
arbeitung zu gute. Die Einfuhr dringt jedoch auch immer mehr in die kleinsten Orte,
und sowie mit dieser die Konkurrenz eindringt, wird auch hier aus dem Zollgegnc-r
bald der Zollfreund.
Die nur produzierenden Handelsgärtner Deutschlands dürfen heute wohl
ausnahmslos zu Freunden eines Schutzzolles gerechnet werden. In der Thatsache
jedoch, dass in den letzten Jahren ein grosser Prozentsatz der vorerwähnten Firmen in
das Lager der .Schutzzöllner übergetreten ist, w'ird der Beweis geliefert, dass auch in
den Kreisen dieser Berufsgenossen die heutige Lage als unhaltbar betrachtet wird.
lun anderer Teil der (iegner eines Schutzzolles besteht aus den Gärtnern gCAvisser
Grenzdistrikte, namentlich soweit Gesterreich-Lngarn in Betracht kommt. Auch diese
Gärtner vertreten eingestandenermassen und erklärlicherweise ihre eigenen Interessen,
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen?
die in dem ungehinderten Grenzverkehr Avurzeln. Aber auch diese Interessentengruppe
ist unter der Voraussetzung von ihren Grenz-Absatz gewährleistenden Bestimmungen
einstimmig bereit, sich den allgemeinen Bestrebungen anzuschliessen. Das sind die
Ausnahmen bei dem allgemein laut werdenden Verlangen nach einem Schutze für die
nationale Arbeit der deutschen Handelsgärtner.
Wenn wir ddher die Hauptfrage wiederholen: Was erwarten die deutschen
HandelsgUrtner von den neuen Handelsverträgen? so kann die Antwort nur die sein:
Nach jeder Richtung hin einen Schutz ihrer gefährdeten Produktion und ihrer be-
drohten Existenz. Dieser Schutz ist nur wirksam zu gewähren, indem die bei Ab-
schluss neuer Verträge massgebenden Faktoren dem Beispiel folgen, welches unsere
hauptsächlich in Betracht kommenden Absatzgebiete in Fürsorge für ihre heimische
Gärtnerei längst gegeben haben: durch Einführung von zweckentsprechenden
Schutzzöllen.
IV.
Was ist bisher und was muss in Zul<unft in der Schutzzoll-Angelegenheit
geschehen ?
Soweit die Beantwortung dieser Frage den in Hamburg mit der Angelegenheit
betrauten Verbandsvorstand betrifft, ist dazu folgendes auszuführen: Die erste grössere
Aussprache über die zu unternehmenden Schritte fand am Tage nach der Ausschuss-
Sitzung des Verbandes, am ii. Dezember 1897, in Steglitz statt. Zu dieser Sitzung
waren Einladungen an verschiedene Verbandsmitglieder auch ausserhalb des Ausschusses
ergangen. Im Herbst 1897 war durch den Reichskanzler der aus 3o Mitgliedern bestehende
wirtschaftliche Ausschuss berufen worden mit der alleinigen Aufgabe der Begutachtung
und Vorbereitung handelspolitischer Massnahmen für die zukünftigen Handelsverträge.
Es ist wichtig, zu betonen, dass der wirtschaftliche Ausschuss die einzige massgebende
Stelle ist, die vor der Hand in Bezug auf die Handelsverträge besteht, und dass für
alle zu machenden offiziellen Vorschläge und Gutachten nur diese Stelle kompetent ist.
Der wirtschaftliche Ausschuss zerfällt in drei Abteilungen, in die für Handel, Industrie
und Landwirtschaft. Es liegt nun in der Absicht des wirtschaftlichen Ausschusses, Frage-
bogen zur Ermittelung einer Produktionsstatistik und anderer Punkte zu versenden.
In welcher Art nun etwaige für den Bereich der Handelsgärtnerei passende Fragen auf
zustellen seien, welche Gebiete dieselben umfassen müssten, darüber fand in der
Dezember-Versammlung in Steglitz ein allgemeiner Austausch der Ansichten statt. Die
Formulierung der Fragen wurde dem Vorstande überlassen. Anfang Januar, als bekannt
wurde, dass in der landwirtschaftlichen Abteilung des wirtschaftlichen Ausschusses die
Bildung einer Unterabteilung für Gartenbau beabsichtigt sei, wandte sich der Vorstand
des Verbandes mit einem Schreiben an den geschäftlichen Leiter des Ausschusses,
Herrn Geheimrat Wermuth im Reichsamt des Innern, der den Vorstandsmitgliedern
anlässlich der Verhandlungen über die iSgS er Weltausstellung in Chicago bekannt war.
Es wurde in der Hauptsache um die Gelegenheit einer Aussprache gebeten sowie
darum, für die geplante Unterabteilung für Gaitenbau Vorschläge solcher Personen
machen zu dürfen, die bei den Vorberatungen über die einzuschlagenden Schritte als
Sachverständige hmzuzuziehen seien. Beides wurde gewährt und es fand am 26. Januar
im Reichsamt des Innern eine Konferenz der Herren v. d. Smissen, Bluth und
L o o c k mit dem Vertreter des Geheimrats W e r m u t h statt, in welcher seitens des
letzteren besonders eine möglichste Beschleunigung bei Nennung der Vorschläge, Ein-
sendung von Material u. s. w. anempfohlen wurde, was auch seitens des Vorstandes
geschah. Die Hoffnung, eine grössere Anzahl von Handelsgärtnern als Sachverständige
vorschlagen zu dürfen, erfüllte sich nicht. Von dem^ Vorstände war eine Liste von
i5 Handelsgärtnern aus allen Zweigen des Berufes aufgestellt worden, demgegenüber
wurde jedoch erklärt, dass die Unterabteilung, analog denen der anderen Abteilungen.
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen? j o
nur aus höchstens fünf Herren bestehen dürfe. Zu seinem ijrossen Bedauern musste
der Vorstand demgemäss die Zahl seiner Vorschläge einschränken und er empfahl nun-
mehr folgende Herren als hinzuzuziehende Sachverständige: C. v. d. Smissen-
Steglitz, \V. Runde- Wandsbek , O. O 1 b e r g - Dresden , A. Bauer- Danzig,
P. F e 1 1 w e i s - IJerdingen.
Der für die Handelsgärtnerei von dem Verbandsvorstand ausgearbeitete und dem
wirtschaftlichen Ausschuss vorgeschlagene Fragebogen enthält folgende Fragen :
Fragen für den Gartenbau.
I. Aus welchen (Jründen wird der Wettbewerb der deutschen Kulturen mit
den Erzeugnissen des Auslandes in Deutschland erschwert oder unmöglich
gemacht '
■2. In Avelcher Weise äussert sich der Eintiuss ausländischer Konkurrenz auf die
heimischen gärtnerischen Kulturen ? Welches sind die Gründe des Fort-
bestehens, des Anwachsens und des l'eberwiegens der ausländischen
Konkurrenz ?
3. \\'ie gestaltete sich die Ausfuhr deutscher Erzeugnisse nach den ausländischen
Absatzgebieten in den letzten 20 Jahren ? Welche Verhältnisse und Bestim-
mungen Avaren von EinHuss auf die Ausfuhr r (Hierzu Reblauskonvention und
Frachttarife, Zölle u. s. w.)
4. Welcher Preisrückgang oder Preissteigerung ist bei den gezogenen Haupt-
artikeln in den letzten 20 Jahren in den verschiedenen Zweigen der Gärtnerei
zu verzeichnen? (In Prozenten.^ a. Schnittblumen, h. Topfpflanzen, c. Baum-
schulenartikel, d. Gemüse.
5. Wie hoch stellen sich in den letzten 20 Jahren die Löhne und Gehälter füi-
Arbeitskräfte in den verschiedenen Zweigen der Gärtnerei ? (In Prozenten.)
a. Topfpflanzengärtnerei, b. Baumschulenbetrieb, c. Landschaftsgärtnerei.
C). Ist eine Steigerung oder Rückgang bei den Preisen für Feuerung und anderen
Materialien wie auch eine Zunahme oder Verminderung der Geschäfts-
unkosten im allgemeinen während der letzten 20 Jahre zu verzeichnen ?
Ausserdem stellte der Verbandsvorstand dem Avirtschaftlichen Ausschuss für die
Versendung der Fragebogen das Adressenmaterial für den Versand des redaktionellen
und Anzeigenteils des Handelsblattes zur Verfügung und übersandte gleichfalls den Be-
richt über die vorjährige Versammlung in Hamburg sowie Protokolle von Gruppen-
versammlungen, die die Schutzzollfrage betreffen u. s. w.
Ueber den weiteren Verlauf der Angelegenheit giebt am besten das Schreiben
Aufschluss, welches Ende April den für die Kommission vorgeschlagenen fünf Herren
zugesandt wurde. Dasselbe lautete:
„Nachdem nunmehr ein Vierteljahr seit den an den wirtschaftlichen Ausschuss
gerichteten Vorschlägen des Verbandes fiir eine die Gärtnerei betreflende Unter
kommission zur Vorberatung der Handelsverträge verflossen ist, fühlen wir uns ver-
pflichtet, Ihnen, soweit wir dies vermögen, einen Bericht über den weiteren Verlauf der
Angelegenheil zu geben. Die damals gemachten Bemühungen, für die Unterkommission
mehr als fünf Herren vorschlagen zu dürfen, hatten keinen Erfolg, es blieb also bei
den Herren v. d. S m i s s e n , Runde, 01b erg, Bauer, Fett weis. Da wir
erfahren hatten, dass zuerst die die Industrie betreftenden Fragen von dem wirtschaft-
lichen Ausschuss erledigt werden sollten, haben wir vorerst weitere Schritte in unserer
Angelegenheit nicht thun können. In den ersten Tagen des April hatten wir jedoch
eine persönliche Unterredung mit dem die Angelegenheit bearbeitenden Decernenten im
Reichsamt des Innern, welcher uns mitteilte, dass die landwirtschaftliche Abteilung des
wirtschaftlichen Ausschusses voraussichtlich gleich nach Ostern die Wahl einer Unter-
kommission für Gärtnerei vornehmen würde.
Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir, dass auch von anderen Vereinen, Gemüse-
gärtnerverbänden, Vereinigungen von Baumschulbesitzern u. s. w. Gesuche an den
j_t Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsvesträgen.'
wirtschaftlichen Ausschuss gerichtet worden seien, dahingehend, in einer etwaigen
Unterkommission auch einen Vertreter bewilligt zu erhalten. Es wurde uns mitgeteilt,
dass aus diesem Grunde auch wohl nicht sicher sei, ob alle von uns vorgeschlagenen
Herren in die Unterkommission berufen würden, jedenfalls dürften wir aber darauf
rechnen, durch mehrere der Vorgeschlagenen vertreten zu sein. Vor ca. 8 Tagen er-
kundigten wir uns abermals nach dem Verlauf der angekündigten Sitzung und erfuhren
nun, dass die Wahl der Unterkommission wieder aufgeschoben sei. Es hatten sich
Meinungsverschiedenheiten darüber ergeben, ob die Handelsgärtnerei für sich allein
eine Unterabteilung oder eine solche gemeinsam mit dem Obst- und Weinbau bilden
solle. Da man diese Frage nicht entscheiden wollte, ohne darüber die Ansichten des
preussischen Landwirtschaftsministerium? kennen zu lernen, wurde die Angelegenheit
vertagt und dem Landwirtschaftsminister zur Begutachtung unterbreitet. Diese Begut-
achtung hofft man in ca. 3 — 4 Wochen zu erhalten und es wird dann eine neue Sitzung
der landwirtschaftlichen Abteilung anberaumt werden. (Bei dieser Gelegenheit bemerken
wir, dass wir auch den Herrn Landwirtschaftsminister gebeten haben, dass bei etwa von
diesem Ministerium zu veranlassenden Erhebungen und N'orfragen auch Vertreter
unseres Verbandes hinzugezogen werden.) Wir haben natürlich in der letzten Unter-
redung darauf hingewirkt, dass möglichst die Haridelsgärtnerei eine Abteilung ganz für
sich bilde, und wir haben ein solches Ersuchen aucti noch schriftlich dem wirtschaft-
lichen Ausschuss zugehen lassen. Wir werden Sie von etwaigen Aveiteren Entscheidungen
in dieser Sache sofort in Kenntnis setzen.
Im allgemeinen haben wir aus den verschiedenen in letzter Zeit gehabten Rück-
sprachen den Eindruck gewonnen, dass der wirtschaftliche Ausschuss nicht die Absicht
hat, die ganze Angelegenheit und die aus ihr hervorgehenden Beratungen irgendwie zu
überstürzen. Es steht dies allerdings in Widerspruch mit der uns im Januar an-
empfohlenen Eile und Beschleunigung der zu treffenden Massnahmen; der Ausschuss
scheint jedoch zu der Ueberzeugung gelangt zu sein, dass für gründlichste Beratung
aller in Betracht kommenden Fragen genügend Zeit vorhanden sei und dass, je gründ-
licher und eingehender das seinerzeit dem Reichstage zu unterbreitende Material be-
handelt ist, desto mehr Aussicht auf Erfolg für die einzelnen Interessentengruppen
vorhanden sei. Aus diesem Grunde halten wir auch jede direkte äussere Einwirkung
zur Zeit für nicht angebracht." — — —
Am 8. Mai erfolgte die Antwort auf die im obigen Schreiben erwähnte Eingabe
an das Ministerium für Landwirtschaft u. s. w. Der Herr Minister schrieb: „Sobald
sich Gelegenheit bietet, werde ich dahin wirken, dass bei den Vorberatungen und Fest-
stellungen über die Handelsverträge Vertreter des Verbandes der Handelsgärtner
Deutschlands gehört werden, sofern dies nicht der Herr Reichskanzler, wie zu erwarten
ist, direkt veranlassen sollte."
Nach Lage der Sache musste nun zunächst eine abwartende Stellung eingenommen
Averden, bis die diesjährige Hauptversammlung nahte. Der Vorstand beabsichtigte, der
Versammlung ein möglichst eingehendes Bild des Geschehenen und Erreichten zu geben.
Wir richteten ein Schreiben an den wirthschaftlichen Ausschuss mit der Bitte, uns in
Rücksicht auf die Jahresversammlung über den Stand der Angelegenheit möglichst
etwas mitteilen zu wollen.
Wir haben daraufhin erfahren, dass die Bearbeitung des Fragebogens für die
Landwirtschalt eine über Erwarten lange Zeit in Anpruch genommen hat, dass aber
diese Arbeiten nunmehr vollendet sind und der Versand in den nächsten Tagen beginnt.
Damit sind die Arbeiten für die Landwirthschaft vorläufig abgeschlossen und wird sich
jetzt die Abteilung für Landwirtschaft im wirtschaftlichen Ausschuss, wenn sie wieder
zusammentritt, mit dem Gartenbau beschäftigen. In diese Arbeiten kann dann ohne
Aufenthalt eingetreten werden, was voraussichtlich noch im Herbst der Fall ist.
Wenn wir uns nach diesen Darlegungen dessen, was in der Sache geschehen ist,
der aufgeworfenen Frage zuwenden: „Was gedenkt der Vorstand in Zukunft in der
Was erwarten die deutschen Handelsgärtner von den neuen Handelsverträgen? i^
Schutzzollangelegenheit zu thun?" so ist der Weg eigentlich schon durch Vorstehendes
fest bezeichnet. In dem wirtschaftlichen Ausschuss sieht der Vorstand vorerst die
einzig massgebende Stelle, wo und bei wem für ihn die Hebel zu allen Arbeiten in
der Schutzzollangelegenheit anzusetzen sind.
Wir sprechen hier die Ueberzeugung aus, dass vorzeitige Erörterungen, nament-
lich solche über etwaige Höhe von Schutzzöllen, nur geeignet sind, unsere Sache un-
günstig zu beeinflussen und zu verwirren.
Diese Frage ist heute, wo uns noch fünf Jahre von dem Abschluss neuer Handels-
verträge trennen, noch nicht spruchreif und gerade über sie wird ja erst viel später
entschieden werden. Dieser Standpunkt schliesst andere wichtige Arbeilen, die sofort in
Angriff zu nehmen sind, nicht aus, wenn auch bei ihnen der Vorstand direkt nicht be-
teiligt sein kann. Der Verlauf der am 3o. April in Dresden stattgefundenen Schutzzoll-
versammlung ist noch allen bekannt. Diese Versammlung muss vorbildlich für dk-
übrigen ausserpreussischen Bundesstaaten werden.
In Dresden war Abgeordneten aller Vereine des Landes Gelegenheit gegeben,
sich über die Angelegenheit auszusprechen, in I^resden hatte man einen Vertreter der
Regierung zur Teilnahme veranlasst und so diese selbst für die verfochtene Sache der
Gärtner interessiert. Geschieht ein Gleiches in den übrigen Bundesstaaten, und wir
wollen die hier in Halle anwesenden Vertreter aus denselben hiermit nachdrücklich
dazu auffordern und ermuntern, so ist ein weiterer bedeutungsvoller Schritt vorwärts
zu unserem uns vorgesteckten Ziele gethan, dessen Resultate in bedeutsamer Weise alle
unsere späteren Schritte in der Schutzzollfrage unterstützen werden.
Nachschrift. Der Verlauf der Jahresversammlung in Halle a. S., in welcher diese
Schrift zum Vortrag gelangte, mit grossem Interesse verfolgt und für den Druck an-
genommen wurde, bestätigte in allen Teilen die in Vorstehendem zum Ausdruck ge-
langten Ansichten. In einer nochmaligen eingehenden Aussprache wurde von fast
sämtlichen \'ertretern der Mitglieder aus allen Teilen des Reiches die unbedingte Not-
wendigkeit eines Schutzes der heimischen Gärtnerei anerkannt und das Verlangen nach
diesem Schutze mit allen gegen drei Stimmen ausgesprochen. Wenn in der Aussprache
auch einer Gegnerschaft gegen den Schutzzoll, wie sie z. B. in jüngster Zeit bei dem
Verbände der Blumenhändler Westdeutschlands zum Ausdruck kam, gedacht wurde, so
geschah dies unter der Berücksichtigung, dass die Interessen jener Blumenhändler, die
in vielen Fällen Nichtgärtner sind, andere Ziele verfolgen als die produzierende Handels-
gärtnerei, dass ferner der genannte Verband eine nur räumlich beschränkte Bedeutung
besitzt und seine Ansichten selbst von zahlreichen Blumenhändlern in den übrigen
Teilen des Reiches nicht geteilt und unterstützt werden.
Weiter kam in der Versammlung zu Halle der Wille zum Ausdruck, in überall
aufklärender Weise und in eifriger Agitation die Berechtigung unserer Bestrebungen
nachzuweisen; nachzuweisen, dass eine ausgleichende Gerechtigkeit uns das gewähren
muss, was wir im Kampfe um unsere weitere Existenz verlangen. Keine Ver-
hinderung der ausländischen Einfuhr, wie von freihändlerischer Seite uns
oft fälschlich untergelegt wird, erstreben wir, wohl aber eine Be-
schränkung ihrer uns schädigenden Auswüchse.
Möge diese Schrift dazu beitragen, uns unserem erstrebten Ziele näher zu führen.
Steglit/c- Berlin, den 8. September 1898.
Der Vorstand des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands.
C. van der Smissen-Steglitz b. Berlin, \'orsitzender.
New York Botanical Garden Librar
3 5185 00254 0571
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